Handschriftlicher Nachlass: Band V 1777–1787 [Reprint 2018 ed.] 9783110896152, 9783110160734

This first german edition of Mühlenberg's correspondence is of fundamental importance not only for church history i

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German Pages 925 [928] Year 2002

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Briefe des Jahres 1777
Die Briefe des Jahres 1778
Die Briefe des Jahres 1779
Die Briefe des Jahres 1780
Die Briefe des Jahres 1781
Die Briefe des Jahres 1782
Die Briefe des Jahres 1783
Die Briefe des Jahres 1784
Die Briefe des Jahres 1785
Die Briefe des Jahres 1786
Die Briefe des Jahres 1787
Verzeichnis der Abkürzungen
Briefregister
Personen- und Ortsregister
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Handschriftlicher Nachlass: Band V 1777–1787 [Reprint 2018 ed.]
 9783110896152, 9783110160734

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TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS ABT. III, BAND 6

TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS IM AUFTRAG DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG DES PIETISMUS HERAUSGEGEBEN VON

K. ALAND f • E. PESCHKE f • G. SCHÄFER

ABT. III

AUGUST HERMANN FRANCKE HANDSCHRIFTLICHER NACHLASS HERAUSGEGEBEN VON KURT ALAND f

BAND 6

w DE

G_ WALTER D E GRUYTER • BERLIN • N E W YORK 2002

DIE KORRESPONDENZ HEINRICH MELCHIOR MÜHLENBERGS AUS DER ANFANGSZEIT DES DEUTSCHEN LUTHERTUMS IN NORDAMERIKA BAND V: 1777-1787 Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen Halle von KURT ALAND f und HERMANN WELLENREUTHER in Verbindung mit BEATE KÖSTER, KARL-OTTO STROHMIDEL und VOLKER DEPKAT

W DE

G_

WALTER DE GRUYTER • BERLIN • N E W YORK 2002

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Muhlenberg, Henry Melchior: Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika / hrsg. in Verbindung mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universität- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Archiv der Franckeschen Stiftungen von Kurt Aland . . . . - Berlin ; New York : de Gruyter Bd. 5. 1777-1787 / hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen Halle von Kurt Aland . . . . - 2002 (Texte zur Geschichte des Pietismus : Abt. 3, Handschriftlicher Nachlass ; Bd. 6) ISBN 3-11-016073-0

© Copyright 2002 by Walter de Gruyter G m b H Sc Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Gerike, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin

To the Memory of Anna Maria Weiser June 24, 1727 - August 23, 1802 Married to Heinrich Melchior Muhlenberg April 19, 1745 and Her Children

Johann Peter Gabriel (October 1, 1746 - October 1, 1807), Pastor in Virginia, Brigadier General of the Continental Armee, Member of the United States House of Representatives and the United States Senate Eva Elisabeth (January 29, 1748 - March 9, 1808), married to Christoph Emanuel Schultze, Pastor in Philadelphia and Tulpehocken Friedrich August Conrad (January 2, 1750 - June 4, 1801), Pastor in New York, Member and Speaker of the Assembly of Pennsylvania and the United States Congress Margretha Henrietta (September 17, 1751 - October 23, 1831), married to Johann Christoph Kunze, Pastor in Philadelphia and New York, Founder of the Seminarium in Philadelphia, Professor at the University of Pennsylvania, Organizer of the New York Ministerium, Professor at Columbia College Gotthilf Heinrich Ernst (November 17, 1753 - May 23, 1815), Pastor in Philadelphia and Lancaster, „American Linnaeus," First President of Franklin College Maria Catharina (November 4, 1755 - October 15, 1812), married to Francis Swaine Johann Enoch Samuel (August 21, 1758 - February 16, 1764) Johann Carl (November 18, 1760 - November 24, 1760)

Catharina Salome (April 18, 1764 - August 19, 1765) Maria Salome (July 13, 1766 - March 13, 1827), married to Matthias Richards, Justice of the Peace, Member of the United States Congress Emanuel Samuel (July 11, 1769 - December 24, 1769) The Weiser Family Association

Vorwort Der fünfte und letzte Band der Mühlenberg-Briefausgabe erscheint zwar mit großem zeitlichen Abstand zu Band 4 (1993), aber wir sind dennoch erleichtert und dankbar, den Band nach vielen Schwierigkeiten nun doch vorlegen zu können. Eine erste Bearbeitung und Kommentierung der Briefe lag bereits vor, als Kurt Aland am 13. April 1994 überraschend verstarb. Er hatte an der Bearbeitung noch mitwirken und kurz vor seinem Tod auch die Einleitung schreiben können. Sie ist zwar erheblich gekürzt (insbesondere wurden die vielen Zitate, die den in diesem Band edierten Briefen entnommen waren, gestrichen), aber inhaltlich im wesentlichen unverändert übernommen worden. Nach Alands Tod führte Hermann Wellenreuther die Ausgabe zusammen mit Dr. Volker Depkat in Göttingen und Greifswald zum Abschluß. Dabei wurde der Text der Transkription unverändert übernommen, doch entschlossen sich die neuen Bearbeiter, die vielen von Mühlenberg verwendeten Kürzel und Abkürzungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit aufzulösen. Auch wurde die orthographische Abgleichung von Personen- und Ortsnamen vom Anmerkungsapparat in den Haupttext verlagert, wo jetzt abweichende Schreibweisen in eckigen Klammern vereinheitlicht sind. Hauptsächlich konzentrierte sich die Nachbearbeitung jedoch darauf, den Anmerkungsapparat inhaltlich zu überarbeiten und ihn formal zu vereinheitlichen. Dabei wurden Lücken gefüllt und ergänzende Anmerkungen zum historischen Hintergrund eingefügt. Vor allem aber wurden alle erwähnten Personen und Orte mit Hilfe der Mühlenbergschen Tagebücher und sonstiger allgemein zugänglicher Hilfsmittel systematisch identifiziert. Dabei wurden aus Gründen der Einheitlichkeit auch solche Orte und Personen bei der jeweils ersten Erwähnung im Haupttext identifiziert, die in den ersten vier Bänden schon vorkamen. Das späte Erscheinen des 5. Bandes hat seine Ursache vor allem darin, daß seit vielen Jahren keine hauptamtliche Kraft mehr zur Verfügung stand. Daß die erste Bearbeitung in Münster überhaupt zu Ende geführt werden konnte, ist nur dem Einsatz von Dr. Karl-Otto Strohmidel zu verdanken, der die Arbeit an diesem Band auch dann fortsetzte, als jegliche finanzielle Unterstützung aufgehört hatte. Ihm gilt unser ganz besonderer Dank. Nachdem die Arbeit in Göttingen und Greifswald weitergeführt wurde, hat sich vor allem Dr. Volker Depkat um die Edition verdient gemacht. Er hat den Anmerkungsapparat bearbeitet, das noch mit Schreibmaschine erstellte Manuskript für die Drucklegung vorbereitet und die mühsame Last der Korrektur getragen. Auch ihm sei dafür aufrichtig gedankt. Herrn Prof. Dr. Martin Brecht D.D. danken wir herzlich, daß er nicht nur in seiner Eigenschaft als Mitherausgeber der Reihe „Texte zur Geschichte des

VIII

Vorwort

Pietismus" die Fertigstellung dieses Bandes begleitet und gefördert hat, sondern auch aus seiner Verbundenheit mit Kurt Aland und seiner Arbeit heraus ganz besonderen, persönlichen Anteil am Abschluß des Bandes genommen hat. Auch dieser Band hat von verschiedenen Seiten finanzielle Unterstützung erfahren. Nachdem die Deutsche Forschungsgemeinschaft keine Mittel mehr zur Verfügung stellen konnte, weil alle in Betracht kommenden Förderfristen überschritten waren, halfen Freunde aus den USA, besonders die Familie Weiser (vgl. die Widmung zu diesem Band), die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Landeskirche in Württemberg sowie die Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus. Ihnen allen danken wir sehr herzlich. Münster/Göttingen, im Juli 2 0 0 2

Beate Köster Hermann Wellenreuther

Inhaltsverzeichnis Vorwort

VII

Einleitung

1 Die Briefe des Jahres 1777

680. An Johann Christoph Kunze und die Korporation der Michaelisund Zionskirche in Philadelphia, Providence 11.2.1777 681. Anna Barbara Rabenhorst an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 2 0 . 2 . 1 7 7 7 682. Die Ältesten und Vorsteher von Ebenezer an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 2 2 . 2 . 1 7 7 7 683. An Christoph Emanuel Schultze und Familie, Providence 7.3.1777 684. An Gottlob Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze, Philadelphia 2 4 . 3 . 1 7 7 7 685. Adolph Nüssmann an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Mecklenburg County/North Carolina 4.4.1777] 686. An [Christoph Emanuel Schultze], Providence 15.4.1777 687. Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg an [Anna Barbara Rabenhorst], Providence 7.6.1777 688. An [Friedrich Wilhelm Pasche], Providence 12.6.1777 689. An [Johann Nicolaus Kurz, Providence 18.7.1777] 690. An [Christoph Emanuel Schultze und Familie, Providence] 30.7. 1777 691. Anna Barbara Rabenhorst an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Ebenezer] 2 6 . 9 . 1 7 7 7 692. Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Philadelphia] 29.9.[1777] 693. „Ein guter Freund" an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 3 0 . 9 . 1 7 7 7 694. Christian Friedrich Triebner an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 4 . 1 0 . 1 7 7 7 695. An Johann Adam Treutlen, Providence 1 4 . 1 0 . 1 7 7 7 696. Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg an Christian Streit, Providence 2 3 . 1 0 . 1 7 7 7 697. An [Margretha Henrietta Kunze, Providence] 2 6 . 1 0 . 1 7 7 7 698. Margretha Henrietta und Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Philadelphia] 5 . 1 1 . 1 7 7 7

13 16 19 22 28 29 32 36 40 43 52 55 59 59 60 63 66 67 69

X

Inhaltsverzeichnis

699

Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Philadelphia 20.11.1777] 700, An [Friedrich Wilhelm Pasche, Gottlob Anastasius Freylinghausen und Johann August Urlsperger, Providence] 9.12.1777 701, Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Philadelphia] 14.12.[1777] 702, Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg, [Philadelphia] 29.12.1777

71 72 73 74

Die Briefe des Jahres 1778 703. An [David Grim], Providence 14.1.1778 704. [Margretha Henrietta Kunze] an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 2.5.[1778] 705, An [Johann Peter Gabriel Mühlenberg, Providence] 14.5.[1778] . . 706, Älteste und Gemeindeglieder von [Oley] an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Oley] 14.6.1778 707. An einen unbekannten Empfänger, [Providence 17.6.1778] 708. An die Ältesten und Gemeindeglieder in Oley, Providence 18.6.1778 709. Johann Christoph und Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 19.6.1778] 710. An die Gemeinde in Manheim, [Providence 16.7.1778] 711. An [Benedict Arnold], Philadelphia 29.7.1778 712. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 5.8.1778 713. Gottlob Anastasius Freylinghausen, Johann August Urlsperger und Friedrich Wilhelm Pasche an Heinrich Melchior Mühlenberg, Halle 29.8.1778/Kensington 7.10.1778 714. An John Dunlap, [Providence 16.10.1778] 715. An [Sebastian Andreas Fabricius], Providence 24.10.1778 716. An [Gottlob Anastasius Freylinghausen], Providence 31.10.1778 717. An [Johann Peter Gabriel Mühlenberg, Providence, 23.11.1778] 718. An Johann Christoph Kunze, Providence 24.11.[1778] 719. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 30.11.1778 720. An [Johann Christoph Kunze], Providence 12.12.1778 721. An [Johann Christoph Kunze], Providence 17.12.1778

79 89 90 91 92 93 94 95 96 97

98 105 107 113 127 129 131 134 145

Die Briefe des Jahres 1779 [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 7.1.1779] 723. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], Providence 9.1.1779 . . 724. An [John Henry Miller, Providence 15.1.1779] 725. An [Johann Christoph Kunze, Providence 1.2.1779] 722.

151 152 154 156

Inhaltsverzeichnis

726. 727. 728. 729. 730. 731. 732. 733. 734. 735. 736. 737. 738. 739. 740. 741. 742.

743. 744. 745. 746. 747. 748. 749. 750. 751. 752. 753. 754.

An Michael Schubart, [Providence 1.2.1779] An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 2.2.1779] . . An Friedrich Wilhelm Pasche, Providence 12.2.1779 An [Anna Barbara Rabenhorst], Providence 25.2.1779 An die Vorsteher und Ältesten der Gemeinde von Ebenezer, Providence 25.2.1779 An Christian Streit, Providence 26.2.1779 An John Kirlin und Mounce Jones, Providence 16.3.1779 An den Magistrat in Robeson Township, Robeson Township 20.3.1779 An die Ältesten und Vorsteher in Reading, Providence 22.3.1779 Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 23.[3.] 1779 Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 23.3.1779 Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 26.3.1779 An [Christoph Emanuel Schultze], Providence 26.3.1779 An [Johann Christoph Kunze], Providence 27.3.1779 Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 27.3.1779 Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 31.3.1779 An Johann Christoph Kunze, Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg und die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia, Providence 2.4.1779 Die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 5.4.1779 An Gottlob Anastasius Freylinghausen, Philadelphia 11.4.1779 . . An Friedrich Wilhelm Pasche, Providence 22.4.1779 Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 27.4.1779] An die Michaelis- und Zionsgemeinde in Philadelphia, Providence 1.5.1779 Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 5.5.1779 Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 1.6.1779 An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Philadelphia 3.6.1779 . . An die Ältesten und Vorsteher der Gemeinden von Pikestown, Pikesland, Pottsgrove und Providence, Providence 14.6.1779 . . . An die Gemeinde von Perkiomen, Providence 6.8.1779 Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 6.8.1779 An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 12.8.1779 . .

XI

157 159 161 163 165 166 169 170 172 173 174 175 177 179 181 182

184 191 192 194 198 200 201 206 207 209 212 214 216

XII

Inhaltsverzeichnis

755. An Jacob Wirth, Michael H o o f m a n u.a. in Robeson Township, Providence 20.8.1779 756. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 25.8.1779 757. An Johann Christoph Kunze und die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia, Providence 28.8.1779 758. An John Kirlin und Mounce Jones, Providence 6.9.1779 759. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 6.9.1779] 760. Christian Streit an Heinrich Melchior Mühlenberg, Charleston 27.9.1779 761. Anders Göranson an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 29.9.1779 762. Johann Ludwig Voigt an Heinrich Melchior Mühlenberg, Vincent Township 30.9.1779 763. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [New Hanover] 6.10.1779 764. An [Johann Ludwig Voigt], Providence 9.10.1779 765. An [Anders Göranson], Providence 15.10.1779 766. An den Erzbischof Karl Friedrich Mennander und das Konsistorium in Uppsala, Providence 16.10.1779 767. An [Gottlob Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze], Providence 21.10.1779 768. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, [Providence 25.10.1779] 769. An [Johann Christoph Kunze], Providence 1.11.1779 770. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [New Hanover] 8.11.1779 771. An die Michaelis- und Zionskorporation und Gemeinde in Philadelphia, Providence 25.11.1779 772. An [Johann Christoph Kunze, Providence 26.11.1779] 773. An [Gottlob Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze], Providence 27.11./25.12.1779 774. An [William Shep], Providence 25.12.1779 775. An Benjamin Franklin, [Providence] 25.12.1779

223 225 227 234 235 237 239 241 242 244 248 250 251 258 261 263 264 265 267 278 278

Die Briefe des Jahres 1780 776. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 5.1.1780 777. An [David Schäffer] u.a. in Philadelphia, Providence 9.1.1780 . . 778. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg, Providence 12.1.1780] 779. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 21.1.1780 780. An Anna Eva Weiser, [Providence 24.1.1780] 781. An [Johann Heinrich Keppele, Providence 9.2.1780]

283 284 285 288 290 293

Inhaltsverzeichnis

782. [Friedrich August Conrad Mühlenberg] an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 10./]12.2.[1780] 783. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg, Providence 14.2.1780] 784. An [Johann Christoph Kunze, Providence] 26.2.1780 785. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [New Hanover] 3.3.1780 786. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 27.3.1780 787. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], Providence 3.4.1780 . . 788. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg, Providence] 3.4.1780 789. An Mathias Keblen, [Providence 11.4.1780] 790. An [Christoph Hänsle, Providence 24.4.1780] 791. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg, Providence 7.5.1780] 792. An [Gottlob Anastasius Freylinghausen], Philadelphia 29.5.1780 793. An die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia, Philadelphia 5.6.1780 794. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 6.7.1780 795. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, [Providence] 11.7.1780 796. An Francis und Maria Catharina Swaine, Providence 24.7.1780 . . 797. An [Johann Christoph Kunze, Providence 1.9.1780] 798. An Gottlob Anastasius Freylinghausen, Providence 6.9.1780 . . . 799. An Sebastian Andreas Fabricius, Providence 6.9.1780 800. [Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 23.9.1780] 801. An Johann Nicolaus Kurz und die Teilnehmer der Synodalversammlung, New Hannover 24.9.1780 802. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, New Hanover 24.9.1780 803. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 27.9.1780 804. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, [Providence] 29.9.1780 805. Heinrich Melchior Mühlenberg u.a. an die Ältesten und Vorsteher von Easton, Dryland, Greenwich und Moore Township, Providence 4.10.1780 806. [Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg], Tulpehocken 5.10.1780 807. An Christoph Emanuel Schultze, [Providence] 7.10.1780 808. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 18.10.1780 809. Älteste, Vorsteher und Glieder der Gemeinde von Upper Saueon an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Upper Saueon] 29.10.1780 . . . 810. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 30.10.1780 811. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg, Providence 27.11.1780] 812. An Christoph Emanuel Schultze, [Providence 8.12.1780]

XIII

297 298 300 305 306 308 311 313 315 316 318 323 324 325 329 332 334 340 344 346 348 350 351

354 354 355 359 360 362 369 370

XIV

Inhaltsverzeichnis

Die Briefe des Jahres 1781 813. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 3.1.1781] . . 814. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence nach dem 11.1.1781] 815. [Gottlob Anastasius Freylinghausen] an Heinrich Melchior Mühlenberg, Halle 19.1.1781 816. Georg Gilbert, Christoph Schöner und Johannes Schöner an Heinrich Melchior Mühlenberg, Pottstown 21.1.1781 817. An Georg Gilbert, Christoph Schöner und Johannes Schöner, [Providence 14.1.1781] 818. An Balthasar Beil, Providence 6.2.1781 819. Vorsteher und Älteste von Molatton [Amity Township, Berks County, heute: Douglasville] an Heinrich Melchior Mühlenberg, Molatton 25.2.1781 820. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 17.3.1781 . . 821. An John Wade, [Providence 22.3.1781] 822. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia] 29.3.[1781] 823. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 2.4.1781 824. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 27.4.1781 . . 825. An John Wade, [Providence] 8.6.1781 826. Die Ältesten und Vorsteher von Upper Saueon an Heinrich Melchior Mühlenberg, Upper Saueon 17.6.1781 827. Johannes Beil an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lower Saueon 17.6.1781 828. An Johannes Beil, [Providence 26.6.1781] 829. An die Vorsteher und Ältesten von Molatton, Providence 20.7.1781 830. Gemeindeglieder von Upper Saueon an Heinrich Melchior Mühlenberg, Upper Saueon 1.8.1781 831. Älteste von Culpepper County an Heinrich Melchior Mühlenberg, Culpeper County 8.8.1781 832. An Friedrich August Conrad Mühlenberg, [Providence 13.8.1781] 833. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 2.10.1781 834. An Justus Heinrich Christian und Barbara Helmuth, [Providence 5.10.1781] 835. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Tulpehocken 8.10.1781 836. An die Ältesten aus Culpepper County, [Providence] 16.10.1781 837. An Friedrich August Conrad Mühlenberg, [Providence] 19.10. 1781 838. Die Vorsteher von Allentown an Heinrich Melchior Mühlenberg, Allentown 22.10.1781

377 379 381 383 384 385 389 390 394 395 396 398 402 403 404 405 408 410 411 412 417 418 420 423 425 426

Inhaltsverzeichnis

XV

839. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 24.10.1781] 427 840. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 31.10.1781 428 841. An Heinrich Hahn, Providence 4.11.1781 430 842. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 12.11.1781 430 843. An [Francis Swaine, Providence 14.11.1781] 431 844. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 14.11.1781 433 845. An Johann Christoph Kunze, Providence 19.11.1781 434 846. Francis Swaine an Heinrich Melchior Mühlenberg, [New Hanover 19.11.1781] 435 847. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 30.11.1781 437 848. Francis Swaine an Heinrich Melchior Mühlenberg, New Hanover 8.12.1781 438 849. Vorsteher, Älteste u.a. von Upper Saueon an Heinrich Melchior Mühlenberg und das Ministerium, Upper Saueon 8.[12.]1781 . . 439 Die Briefe des Jahres 1782 850. Johannes Jäger, Andreas Carpenter, Nicolaus Krügler an Heinrich Melchior Mühlenberg, Culpepper County 12.1.1782 445 851. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 19.1.1782 446 852. Johannes Beil an Christoph Emanuel Schultze und Heinrich Melchior Mühlenberg, Lower Saueon 21.1.1782 449 853. An Lemuel Potts und Thomas Ruther, Providence 7.3.1782 . . . . 451 854. An Johannes Beil, Providence 9.3.1782 452 855. An [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg, Providence 27.3.1782 455 856. Gottlob Anastasius Freylinghausen an Heinrich Melchior Mühlenberg 456 857. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Tulpehocken 16.4.1782 460 858. Francis Swaine an Heinrich Melchior Mühlenberg, Douglassville 3.5.1782 462 859. An [Christian Streit, Providence 16.6.1782] 464 860. An [Francis Swaine, Providence 22.6.1782] 466 861. An [Christian Streit, Providence 3.7.1782] 468 862. Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg an [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg, Providence 15.7.1782 469 863. An Johann Daniel Lehmann, Providence 17.7.1782 473 864. An [Christian Streit], Providence 25.7.1782 474

XVI

Inhaltsverzeichnis

865. An [die Gemeinde in Forest, Robeson Township, Providence] 25.7.1782 866. An den Präsidenten [Johann Christoph Kunze] der St. Michaelisund Zionskorporation in Philadelphia, Providence 6.9.1782 . . . . 867. Daniel Clymer an Heinrich Melchior Mühlenberg, Reading 14.11. 1782 868. An [Jacob van Buskirk, Providence 6.12.1782] 869. An Gottlob Anastasius Freylinghausen, Providence 6.12.1782 . . 870. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 14.12.1782 871. An [William Smith], Providence 30.12.1782

476 478 479 481 483 488 489

Die Briefe des Jahres 1783 872. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, [Providence] 7.1.1783 . . 873. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 9.1.1783 874. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 24.1.1783 875. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 27.1.1783 876. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 30.1.1783 877. Wilhelm Anton Graaf an Heinrich Melchior Mühlenberg, New Germantown 12.2.1783 878. An die Gemeinde in Ebenezer, Providence 13.2.1783 879. An Christian Stier, Providence 15.2.1783 880. An Wilhelm Anton Graaf, Providence 20.2.1783 881. An [Christoph Emanuel Schultze, Providence] 26.2.[1783] 882. An [Johann Christoph Kunze], Providence 14.3.1783 883. Jenkin Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, Savannah 18.3. 1783 884. An die Gemeinden in Pikestown and Pikeland, [Providence 23.3. 1783] 885. An Johann Ludwig Voigt und die Gemeinden in Chester County, Providence 25.3.1783 886. Wilhelm Anton Graaf an Heinrich Melchior Mühlenberg, [New Germantown] 27.3.1783 887. An Christoph Emanuel und Eva Elisabeth Schultze, [Providence 1.4.1783] 888. An John Swaine, Providence 19.4.1783 889. An Heinrich Land, [Providence 26.4.1783] 890. Johannes Hangleiter u.a. an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 5.5.1783

495 497 499 502 502 503 507 510 512 513 517 519 519 519 522 523 527 529 530

Inhaltsverzeichnis

891. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 9.5.1783] 892. An [Johann Christoph Kunze, Providence 10.5.1783] 893. Jacob C. Waldhauer an Heinrich Melchior Mühlenberg, Savannah 10.5.1783 894. W. P. an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Providence] 13.5.1783 895. An [W. P., Providence] 13.5.1783 896. An Sebastian Andreas Fabricius, Providence 22.5.1783 897. An [Christoph Emanuel Schultze und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 11.6.1783] 898. Nicolaus Brosius an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Reading 16.6.1783] 899. An George Campell, Providence 19.6.1783 900. Gottlob Anastasius Freylinghausen an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Halle] 23.6.1783 901. An Jacob C. Waldhauer, Providence 24.6.1783 902. An Johann August Urlsperger, Gottlob Anastasius Freylinghausen und Friedrich Wilhelm Pasche, [Providence l./]4.7.1783 903. An Christian Friedrich Triebner, Providence [12.7.1783] 904. An Friedrich Wilhelm Pasche, Providence 14.7.1783 905. An [Christoph Emanuel Schultze, Providence] 24.7.1783 906. An [James Trimble], Providence 2.8.1783 907. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 9.8.1783 908. Jacob C. Waldhauer an Heinrich Melchior Mühlenberg, Savannah 22.8.1783 909. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 13.9.[1783] 910. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 15.9.1783 911. Zacheus Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Earltown vor dem 26.9.1783] 912. An [Jenkin Davis], Providence 30.9.1783 913. An [Johann Christoph Kunze Providence 7.10.1783] 914. Johann Gottfried Enax an Johann Christoph Kunze und Heinrich Melchior Mühlenberg, Albany 18.10.1783 915. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 21.10.1783] 916. An [Johann Gottfried Enax], Providence 5.11.1783 917. An Wilhelm Halenbeck, Providence 5.11.1783 918. Simon Harr an Heinrich Melchior Mühlenberg, Strasburg 14.11. 1783 919. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 18.11.1783

XVII

535 536 537 540 541 541 553 554 555 555 557 562 566 568 571 572 573 577 580 581 582 582 585 586 589 590 592 594 595

XVIII

Inhaltsverzeichnis

920. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 24.11.1783 921. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 5.12.1783 922. An [Johann Christoph Kunze], Providence 9.12.1783

597 598 601

Die Briefe des Jahres 1784 923. An [Johann Christoph Kunze Providence 1.1.1784] 924. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 2.1.1784 925. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 2.1.1784 ' 926. An [Johann Christoph Kunze], Providence 6.1.1784 927. An Jacob C. Waldhauer, Providence 12.1.1784 928. Societas Svecana pro Fide et Christianismo an Heinrich Melchior Mühlenberg, Stockholm 13.1.1784 929. An Johannes Hangleiter u.a., [Providence] 20.1.1784 930. Johannes Hangleiter u.a. an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 28.1.1784 931. An Johann August Urlsperger und Gottlob Anastasius Freylinghausen, Providence 2.2.1784 932. An [Friedrich Kühl], Providence 24.2.1784 933. Jenkin Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, Savannah 2.3.1784 934. An [Johann Christoph Kunze], Providence 4.3.1784 935. Johann Peter Gabriel Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Fort Pitt 16.3.1784 936. An Israel Israel, Providence 31.3.1784 937. Jacob Miller an Heinrich Melchior Mühlenberg, Alsace 12.4.1784 938. An Johann Wilhelm Kurz, Providence 20.4.1784 939. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Tulpehocken 20.4.1784 940. Johannes Hangleiter u.a. an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 20.4.1784 941. Jenkin Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 21.4. 1784 942. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 22.4.1784 943. Gotthilf Heinrich Ernst an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 24.4.1784 944. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 29.4.1784 945. Jacob C. Waldhauer an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Savannah 30.4.1784] 946. An [Johann Christoph Kunze], Providence 1.5.1784

607 608 613 614 617 625 628 630 633 634 635 636 639 641 642 644 648 648 650 651 652 654 656 658

Inhaltsverzeichnis

947. Johann Andreas Neidhard an Heinrich Melchior Mühlenberg, Wertheim 8.5.1784 948. An Johann Jacob Carl, Providence 28.5.1784 949. An [Sebastian Andreas Fabricius], Providence 29.5.1784 950. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 11.6.1784] 951. An [Johann Christoph Kunze], Providence 14.6.1784 952. Carolus Magnus von Wrangel an Heinrich Melchior Mühlenberg, Sala 15.6.1784 953. An [Christoph Emanuel Schultze], Providence 18.6.1784 954. An [Jenkin Davis], Providence 24.6.1784 955. An die Ältesten und Vorsteher der Gemeinde in Ebenezer, Providence 25.6.1784 956. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 26.6.[1784] 957. Jacob Miller an Heinrich Melchior Mühlenberg, Alsace 12.7.1784 958. An Jacob Miller, [Providence, 14.7.1784] 959. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Tulpehocken 23.7.1784] 960. An Herrn von Krafft, Providence 27.7.1784 961. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], Providence 29.7.1784 962. An Jacob C. Waldhauer, [Providence 30.7.1784] 963. Wilhelm Anton Graaf an Heinrich Melchior Mühlenberg, New Germantown 30.7.1784 964. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 11.8.1784 965. [Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg], Philadelphia 13.8.1784 966. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], [Providence 4.9.1784] . . 967. An [Johann Peter Gabriel Mühlenberg], [Providence 20.10.1784] 968. An Carolus Magnus von Wrangel, Providence 25.10.1784 969. An Carolus Magnus von Wrangel, [Providence 3.11.1784] 970. Johann August Urlsperger an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Augsburg 5.11.1784] 971. Jacob C. Waldhauer an Heinrich Melchior Mühlenberg, Savannah 10.12.1784 972. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Tulpehocken] 12.12.[1784] 973. An Christoph Emanuel Schultze, [Providence] 15.12.1784 974. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 27.12.1784

XIX

661 662 663 666 669 671 673 675 678 681 683 684 687 688 689 691 694 695 696 697 700 702 711 715 721 723 725 727

XX

Inhaltsverzeichnis

Die Briefe des Jahres 1785 975. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 1./2.1.1785 733 976. Jenkin Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Ebenezer 17.1. 1785] 734 977. An Johann Andreas Krug, [Providence] 18.1.1785 735 978. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, New York 27.1.1785 737 979. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 4.2.1785 . . 739 980. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 7.2.1785 741 981. An [Sebastian Andreas Fabricius], [Providence] 10.2.1785 746 982. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 15.2.[1785] 751 983. Christoph Emanuel Schultze an [Heinrich Melchior Mühlenberg und Justus Heinrich Christian Helmuth], Tulpehocken 21.2.1785 752 984. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, New York, 24.2.1785 753 985. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 26.2.1785 . . 755 986. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior Mühlenberg, Frederick 8.3 1785 756 987. An [Johann Andreas Krug], [Providence 14.3.1785] 758 988. Sebastian Andreas Fabricius an Heinrich Melchior Mühlenberg, Halle 19.3.1785 759 989. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], Providence 23.3.1785 762 990. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 2.4.1785 764 991. An [Jenkin Davis], Providence 19.4.1785 767 992. An [Johann August Urlsperger], [Providence 21.4.1785] 769 993. An William Smith, Providence 7.5.1785 771 994. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 9.5.1785 . . 772 995. An die Synodalversammlung in Philadelphia, Providence 12.5.1785 774 996. Johann Wilhelm Kurz an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lebanon 19.5.1785 776 997. An Sebastian Andreas Fabricius, Providence 28.5./7.7.1785 . . . . 777 998. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 22.6.1785 . . 783 999. Benedict Gärber an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Providence] 2.7.1785 785 1000. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, [Providence] 22.7.1785 786 1001. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 15.8./6.9.1785 789 1002. Jenkin Davis an Heinrich Melchior Mühlenberg, Ebenezer 1.9.1785 792 1003. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 3.9.1785] 793 1004. An Johann Friedrich Eicke und Georg Alexander Westphal, Providence 6.9.1785 794 1005. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 9.9.1785 . . . 800

Inhaltsverzeichnis

1006. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 29.9.1785 . . 1007. Johann August Urlsperger an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Halle 1.10.1785] 1008. An die Ältesten und Vorsteher der Gemeinde in Ebenezer, Providence 15.10.1785 1009. An Jacob C. Waldhauer, Providence 17.10.1785 1010. An [Jenkin Davis], Providence 1.11.1785 1011. An Sebastian Andreas Fabricius, Providence 28.11.1785

XXI 802 803 804 809 811 812

Die Briefe des Jahres 1786 1012. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], Providence 10.1.1786 1013. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 10./13.1.1786 1014. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 7.2.1786 1015. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 15.2.1786 . . 1016. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 11.3.1786 . . 1017. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 25./27.3.1786 1018. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Tulpehocken 27.3.1786] 1019. An Melchior Steiner, [Providence 1.4.1786] 1020. An Johann Andreas Krug, [Providence 6./8.4.1786] 1021. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 10.4.1786 . . 1022. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 19.6.1786 1023. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 20.6.1786 . . 1024. An [Christoph Emanuel Schultze], Providence 28.6.1786 1025. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Tulpehocken 4.8.1786] 1026. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg, Philadelphia 11.8.1786 1027. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 19.8.1786 . . 1028. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 18.9.1786 . . 1029. An Justus Heinrich Christian Helmuth, Providence 26.10.1786 . . 1030. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 27.10.1786 1031. An Johannes Hangleiter u.a., Providence 31.10.1786

817 818 821 823 824 826 828 829 830 832 833 834 835 837 838 839 841 842 843 844

Die Briefe des Jahres 1787 1032. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, Lancaster 8.1.1787 1033. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg, New York 10.1.1787 1034. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 31.1.1787 . . 1035. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Providence 31.1./1.2.1787

849 850 852 854

XXII

Inhaltsverzeichnis

1036. [Johann Peter Gabriel Mühlenberg] an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Philadelphia 17.2.1787] 1037. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Lancaster 19.2.1787] 1038. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg, [Tulpehocken 21.2.1787] 1039. Johann Andreas Krug an [Johann Nicholaus Kurz], Heinrich Melchior Mühlenberg u.a., Frederick 22.3.1787 1040. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 23.5.1787 . . 1041. An [Sebastian Andreas Fabricius], Providence 12.6.1787 1042. An [Justus Heinrich Christian Helmuth], Providence 27.7.1787 . . 1043. An [Johann Christoph Kunze], Providence 30./31.7.1787

860 864 866 870 872

Abkürzungsverzeichnis

877

Briefregister

880

Personen- und Ortsregister

883

857 858 859

Einleitung In der Einleitung zu Band IV dieser Ausgabe (S. 1) war festgestellt worden, daß mit den Briefen des Bandes eine neue Epoche beginne, die der Verselbständigung der amerikanischen lutherischen Kirche. Sie wird in den Briefen von Band V zunehmend deutlicher, aus der „Freiwilligkeitskirche" wird eine „Selbständigkeitskirche". Natürlich treffen beide Bezeichnungen den Tatbestand nur ungefähr. Denn eine „Freiwilligkeitskirche" bleiben die deutschen Lutheraner Amerikas noch für lange Zeit: man schließt sich ihrer Gemeinschaft aus freien Entschlüssen an, zur Fortsetzung der in der deutschen Heimat gewohnten Kirchen- und Glaubensgemeinschaft, aber auch deshalb, weil diese Kirche in der neuen fremden Welt mit ihrer fremden Sprache, Denk- und Lebensweise zur eigentlichen Heimat wird. Die Bezeichnung als „Freikirche" liegt nahe, trifft die Sache aber nicht, denn auch eine Freikirche hat eine feste Organisation, in Amerika müssen die Lutheraner sie sich aber erst erarbeiten, was lange Zeit dauert und viele Schwierigkeiten bereitet, wie die Mühlenberg-Korrespondenz zeigt. In Nordamerika steht am Anfang die Einzelgemeinde, die völlig selbständig ist. Sie finanziert sich aus den Spenden und Kollekten ihrer Mitglieder sowohl was die Bauten von Kirchen, Schulen, Pfarrhäusern usw. angeht als auch was die Besoldung ihrer Pfarrer und Lehrer betrifft. Sie beruft (und entläßt) sie aufgrund eigener Entscheidung, und zwar nicht nur in den Anfängen, sondern auch später. Selbst nach dem fortgeschrittenen Zusammenschluß und der Entwicklung von ersten Organisationsformen kann das Gesamtministerium, das alljährlich zu einer Synode zusammentrifft, über die Annahme neuer Pastoren erst dann beraten und beschließen, wenn ein durch die Gemeinde erklärter „Beruf" (Berufung) vorgelegt worden ist. Alle anderen nichtkatholischen Kirchen haben eine feste europäische Zentrale: die Anglikaner, die schwedischen Lutheraner, die Reformierten. Die jeweiligen Kirchenleitungen entsenden die für ihre Gemeinden notwendigen Pastoren (und berufen sie nach ihrem Ermessen zurück, vgl. in Bd. IV, S. l f . den Bericht über Propst Wrangel), kommen für ihre finanziellen Bedürfnisse auf und betrachteten sie als Außenposten. Eine einzige Ausnahme gibt es auf lutherischer Seite: das Hamburger Konsistorium, das den Pastor Berckenmeyer zu den deutschen Lutheranern nach New York entsandt hatte. Aber hier handelt es sich um eine Episode. Zwar besaß auch das nordamerikanische Luthertum eine Zentrale, aber erst seit Mühlenberg, der zwei Fixpunkte hatte: das Bekenntnis zur „ungeänderten Augsburgischen Konfession" und die entscheidende Autorität der „Väter in London und Halle". Beide setzte er mit Erfolg durch, aber Friedrich Michael Ziegenhagen wie Gotthilf August Francke waren doch nur geistlich-moralische Instanzen. Zwar hat Halle zunächst Amerika durch die

2

Einleitung

Entsendung von Pastoren unterstützt, aber 1770 hört das auf (vgl. Bd. IV, S. 7f.), außerdem waren es nur drei, wenn auch ungewöhnlich tüchtige (Justus Heinrich Christian Helmuth, Johann Friedrich Schmidt, Johann Christoph Kunze). Halle hat sich nach Kräften um finanzielle Unterstützung bemüht, aber im allgemeinen waren das kleinere Beträge mit Ausnahme der Solms-Rödelheimschen (13.000 Gulden) und der Streitschen Legate (10.000 Taler). Im Vergleich mit den von den amerikanischen Gemeinden für ihre Bedürfnisse aufgebrachten Beträgen haben sie nur Zuschußcharakter. Die wichtigste Unterstützung (die nicht selten in auswärtige Spenden mündete) bedeuteten die regelmäßigen gedruckten Berichte aus Halle mit den „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America" (wobei, am Rande bemerkt, auch das Eigeninteresse Halles eine Rolle spielte). Und was London angeht, so war (trotz aller sonstigen Verdienste) wenigstens für die Anfangszeit die wichtigste Leistung, daß Ziegenhagen „Herr Hofprediger" war und damit Autorität auch für Nordamerika, damals großenteils englische Kolonien, besaß. Die größte Leistung für das Wachsen und Zusammenwachsen der verstreuten lutherischen Gemeinden in Nordamerika zur „United Congregation" war das Zusammentreten einer Konferenz bzw. Synode der Pastoren, zu der auch als Abgesandte der Gemeinde Repräsentanten der Ältesten und Diakone gehörten. Bereits 1744 (also zwei Jahre nach der Ankunft Mühlenbergs) hatte man einen ersten Anlauf dazu genommen. Aber er blieb ohne Resultate. 1748 wurde er erneuert. Schon in der ersten Sitzung ist weithin die Form erreicht, in der die Synoden zu Lebzeiten Mühlenbergs abliefen. Jede Sitzung beginnt und schließt mit einem Gottesdienst, Gebet und Gesang sind deren fester Bestandteil. Zunächst kommen die Delegationen der Gemeinden zu Wort, die Bericht über ihren äußeren und inneren Zustand erstatten (insbesondere über das Verhältnis von Pastor und Gemeinde). Eine Aussprache darüber schließt sich jeweils an, die sich durchaus ins Allgemeine ausdehnen kann. Bewerber um das Pfarramt werden öffentlich geprüft (z.T. in lateinischer Sprache), der Übersetzung von alt- und neutestamentlichen Texten aus dem Urtext schließt sich ihre Auslegung an sowie die Beantwortung von Fragen aus der Systematischen Theologie, die von allen Pastoren gestellt werden können. Selbstverständliche Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist dogmatische Reinheit der Lehre und vorbildliches Verhalten. Bei Zweifeln daran ist die Ablehnung sicher, selbst wenn eine Gemeinde nachdrücklich die Zulassung eines Bewerbers beantragt hat. Die von Mühlenberg vorgeschlagene jährliche Tagungsweise wird allgemein anerkannt, ebenso wie das Schwergewicht der „Gründungsgemeinden". Zwar hat die Festlegung auf Philadelphia und Lancaster keine Dauer gehabt, aber aus unseren Berichtszeiträumen bis 1787 haben Tagungen in Gemeinden, die nicht zu ihnen gehörten, nur in Reading (1770) und in York (1776, 1783) stattgefunden. Sie stehen unter dem Vorzeichen von 1748, wenn auch Personal-, Finanzund Organisationsfragen einen zunehmenden Raum einnehmen, angesichts der zunehmenden Zahl der Gemeinden verständlich.

Einleitung

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Es braucht auf die Synoden nach 1748 nicht ausführlich eingegangen zu werden, weil sie mit ihren hauptsächlichen Themen in den in dieser Ausgabe wiedergegebenen Briefen eingehender behandelt sind, als das in den Synodalprotokollen verständlicherweise geschieht. Immer wiederkehrende Themen sind die Klage über den Mangel an Pastoren und an Geld für die Bedürfnisse der Gemeinden sowie über die Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinden (wobei der auslösende Faktor in der Regel von den Pastoren dargestellt wird). Überraschend ist die Häufigkeit der Klage über die „Vagabonds", also umherziehende selbsternannte „Prediger", die den Mangel an ordentlich ordinierten lutherischen Pastoren dazu benutzen, sich den allein gelassenen Gemeinden ohne Ausbildung und eigentliche Legitimation aufzudrängen, und das manchmal durchaus mit Erfolg, so daß man sich an die Anfangszeiten der Wirksamkeit Mühlenbergs erinnert fühlt. Das Ministerium bemüht sich, die Lücken zu füllen. 1769 faßt die Synode schließlich den Beschluß, ein Seminar für die Theologenausbildung einzurichten, ein Thema, das offensichtlich seit längerem diskutiert wird, aber es bleibt bei der Aufforderung an die Mitglieder, ihre Gedanken über die beste Methode dafür schriftlich mitzuteilen. Bezeichnend für die Entwicklung ist, daß die alljährliche Synode nicht ausreicht und man daran geht, Regionalsynoden einzurichten, auf denen in der Zwischenzeit dringend gewordene Fragen von den Geistlichen der betroffenen Gebiete beraten und beschlossen werden. Selbstverständlich ist auf allen Synoden, wahrscheinlich im Zusammenhang der Gemeindeberichte, auch die Frage der Amtshandlungen behandelt worden, denn das Wachsen der Gemeinden ist von der Zahl der Taufen bestimmt, die innere Lebendigkeit spiegelt sich in der Zahl der Konfirmationen und der Abendmahlsbesuche, aber es dauert eine ganze Zeit, bis sich das zu einer im Synodalprotokoll wiedergegebenen Statistik nach festen Regeln verdichtet. 1784 wurde auf der Synode zu Lancaster festgelegt, daß jeder Geistliche auf der Synode eine statistische Übersicht über die Zahl seiner Amtshandlungen vorlegen solle. 1 Diese Übersichten lesen sich wie eine Vorstufe zu modernen Kirchenstatistiken. Hier spiegelt sich die „Kirchenordnung" des amerikanischen Luthertums, äußerlich gesehen. In drei Etappen hat sich das vollzogen: von der Kirchenordnung für Philadelphia von 1762 (vgl. die Einleitung zu Band II) zur staatlichen Anerkennung dieser Gemeinde in der Charter von 1765 (vgl. die Einleitung zu Band III). Beide hatten natürlich zunächst lokale Bedeutung, aber strahlten weit über Philadelphia hinaus. In unserem Zeitraum vollzieht sich der nächste Schritt, die Einführung der „Constitution of the Ministerium of the Evangelical Lutheran Church of Northamerica", die auf der Synode von Philadelphia am 12.6.1781 von allen Mitgliedern des „Vereinigten Lutherischen Ministeriums" einstimmig beschlossen wurde. Der Verfassung von 1781 haftet eine gewisse Strenge und Enge an sowie das - typisch deutsche - Bemühen um die Regelung aller Einzelheiten. In Kapitel I werden Stellung wie Rechte und Pflichten des Präsidenten ebenso ausführ1

Vgl. Documentary History II, S. 196, 202 (nicht in den „Halleschen Nachrichten").

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lieh definiert wie in Kapitel II die des Sekretärs der Synode. Besonders ausführlich ist Kapitel IV, in dem die Aufnahme in das Ministerium (und der Ausschluß aus ihm) behandelt werden. Die Teilnahme an den Synoden ist Pflicht. Die Synode von 1781 bedeutet einen Einschnitt in die Geschichte des deutschen Luthertums in Nordamerika. Was es bisher an Verbindungen zwischen den Gemeinden gab, beruhte auf freiwilligen oder durch den Zwang der äußeren Umstände sich ergebenden Voraussetzungen, jetzt wird in der Synode ein Einheitsband und sozusagen eine zentrale Einrichtung geschaffen, die alle Fragen der äußeren und inneren Existenz der nun Gestalt gewinnenden Kirche entscheidet. Wenn diese Kirche ein neues Gesangbuch 2 , eine neue Agende3 sowie den Katechismus 4 neu herausgibt, so geschieht das parallel dazu. Selbstverständlich ist das Erscheinen des Gesangbuchs und der Agende erst fünf Jahre nach der Synode von 1781 rein technisch bedingt, das Vorwort zum Gesangbuch (von der Synode einstimmig verabschiedet) stammt bezeichnenderweise von Mühlenberg. Gesangbuch wie Agende enthalten die volle Liste der geistlichen Mitglieder der Synode. Mit 1781 und in den Jahren danach wächst das deutsche Luthertum in Nordamerika zu einer Kirche zusammen. Das steigende Selbstbewußtsein dürfte zum Verlangen nach öffentlicher Anerkennung, d.h. einer Charter geführt haben. Daß wir in den Briefen dieses Bandes keine Berichte über die Ausarbeitung der Constitution und die verschiedenen Meinungen über ihre Einzelheiten finden, liegt offensichtlich daran, daß sie entweder „intern" erarbeitet wurde, d. h. daß alles von Mühlenberg, Kunze und Helmuth so vorbereitet wurde, daß die der Synode von Philadelphia 1781 vorgelegten Texte von vornherein der Zustimmung sicher sein konnten, oder aber die Einzeldiskussionen planmäßig aus dem Synodalprotokoll ausgeschlossen wurden (was wahrscheinlicher ist). Beim Gesangbuch ist das anders (vgl. Mühlenbergs Brief an Helmuth nach Eingang der Seiten 1 - 3 , 3 5 2 , Nr. 1017 vom 25./27.3.1786, S. 826 unter b). Zur grundsätzlichen Ablehnung durch die Gemeinde von Philadelphia und selbst durch Mühlenbergs Sohn Heinrich (damals Pastor in Lancaster, so daß sein Brief wahrscheinlich die Argumentation der Gemeinde zusammenfaßt) vgl. Nr. 919. Diese Ereignisse führen bis in das Jahr 1786, d.h. in die Zeit bis kurz vor dem Lebensende Mühlenbergs. Als er am 7 . 1 0 . 1 7 8 7 starb, ging mit ihm die erste große Epoche der Geschichte der lutherischen Kirche in Nordamerika zu Ende. Sie hatte sich zum ersten Mal ein zentrales Organ geschaffen, alljährlich nahm die Synode die Rechenschaftsberichte der Gemeinden entgegen, diskutierte ih2

Erbauliche Lieder-Sammlung zum Gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch Lutherischen Gemeinen in Nord-America, gesamelt, eingerichtet und zum Druck befördert durch die gesamten Glieder des hiesigen Vereinigten Evangelisch Lutherischen Ministeriums, Germantown 1 7 8 6 , mit 7 0 4 Liedern.

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Kirchen-Agenda der Evangelisch-Lutherischen Vereinigten Gemeinen in Nord-America, Philadelphia 1 7 8 6 .

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Der kleine Catechismus des sei. D. Martin Luthers, Nebst den gewöhnlichen Morgen- Tisch und Abend-Gebetern. Welchem Eine weitere Anweisung zur christlichen Lehre, für die Weitergekommenen und Confirmanden, beygefüget ist. Z u m Gebrauch der Jungen und Alten. Philadelphia, gedruckt bey Steiner und Cist, in der Zweyten-Strasse, 1 7 8 1 .

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ren inneren und äußeren Zustand und beriet darüber, wie den Personal- und Sachproblemen zu helfen sei. Neue Pastoren wurden hier öffentlich examiniert und ordiniert, nur sie durften in den Gemeinden tätig sein. Dem Gottesdienst lag überall die gleiche Agende zugrunde, der Unterricht erfolgte nach dem gleichen Katechismus, ein neues Gesangbuch war eingeführt. Sogar die nächste Stufe der Entwicklung war durch die Einrichtung von Regionalsynoden bereits vorbereitet. Trotz aller engen und strengen Bestimmungen der Constitution war allerdings vieles nur eine Absichtserklärung, bis zu ihrer Realisierung konnte nicht selten eine nicht kurze Zeit vergehen. Denn das Selbstbewußtsein der Gemeinden (insbesondere der großen unter ihnen) war ungebrochen. Charakteristisch ist der Widerstand der Gemeinde zu Philadelphia gegen das neue Gesangbuch, der sein Erscheinen um Jahre verzögerte. Obwohl in Philadelphia durch die Kirchenordnung und Charter alle Dinge wohlgeordnet schienen, zeigt die mit März 1779 einsetzende und sich über ein Jahr erstreckende Korrespondenz, daß die Wirklichkeit anders aussah. Mit einem Brief vom 2 3 . 3 . 1 7 7 9 (Nr. 735) wurde Mühlenberg davon unterrichtet, daß der Kirchenrat ihn als Rektor der Kirche von Philadelphia abgesetzt habe und Pastor Kunze an seine Stelle getreten sei. Ein Antrag, daß man die Verhandlung aufschieben solle, bis Mühlenberg daran teilnehmen könne, war mit 8 zu 3 Stimmen verworfen worden. Kunze war der Schwiegersohn Mühlenbergs (er hatte dessen Tochter Margretha Henrietta geheiratet) und befand sich dementsprechend in einer schwierigen Lage; aus ihr suchte er dadurch einen Ausweg zu finden, daß er zur Reise Mühlenbergs von Providence nach Philadelphia riet, dann werde sich alles klären (vgl. die Briefe Kunzes, Nr. 736, 737, 741, 748 u.a.; erstaunlich sind die Antwortbriefe Mühlenbergs, vgl. Nr. 739, 742). Hellsichtig hatte Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg bei der ersten Mitteilung an seinen Vater geurteilt: „Es sind Tiefen des Ehrgeizes, da man niemand neben sich auch nicht über sich leiden kann" (Nr. 735, S. 173). Denn daß die Argumente, die der Kirchenrat aus der Charter für seine Beschlüsse anführte, an den Haaren herbeigezogen waren, ergibt sich aus Mühlenbergs ausführlicher Stellungnahme (Nr. 742, vgl. auch Nr. 738), das gewählte Eilverfahren kommt dazu (vgl. Nr. 737). Hier ist ein Aufstand der jüngeren Generation gegen die ältere erfolgt, ja eigentlich der Versuch einer Machtergreifung der 10 Kirchenratsmitglieder, der nur daran scheitert, daß die Mehrheit der Gemeinde dem widerstrebt (zu den Vorgängen nach der Beschlußfassung vgl. bes. Nr. 741 und 743). Mühlenberg ging schließlich nach Philadelphia und legte, was er nach seinen Briefen schon lange geplant hatte, sein Rektor-Amt „wegen Alter Schwachheit und Mangel des Gehörs" offiziell nieder, woraufhin Kunze, „der schon etliche Jahre her ein Verlangen darnach zu haben geschienen", offiziell zu seinem Nachfolger gewählt werden konnte (S. 195). Immerhin (man hatte inzwischen offensichtlich bemerkt, daß erhebliche Teile der Gemeinde die Beschlüsse des Kirchenrats und seines Verfahrens dabei mißbilligte) mußte Mühlenberg noch einen zusätzlichen Gottesdienst halten, um „mit Behutsamkeit" (S. 195) die Vorgänge zu erklären und die Gemeinde zur Ruhe zu bringen (vgl. auch Nr.

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747). Dieses Bemühen wurde jedoch dadurch vereitelt, daß sein Sohn Gotthilf Heinrich Ernst fast gleichzeitig sein Ausscheiden aus dem Pfarramt in Philadelphia bekanntgab und dies im Gottesdienst mit einer Erklärung begründete, von der er seinem Vater am 27.4.1779 berichtet (Nr. 746). „Der Aufrur, der darüber entstand, war allgemein". In die Sitzung des Kirchenrates drangen 30 Männer ein. In der Gemeindeversammlung kam es beinahe zu Schlägereien, berichtet Kunze in seinem Brief an Mühlenberg (Nr. 748, S. 201), der der Selbstverteidigung dient und in seiner Argumentation einen zwiespältigen Eindruck hinterläßt (wie mehrere andere seiner Briefe auch, vgl. das Brief-Register). Das war im Mai 1779. Am 6.8.1779 (Nr. 753) schreibt J. H. Ch. Helmuth, der als Nachfolger für Heinrich Mühlenberg jun. nach Philadelphia gekommen war: „Die Corporation ist Willens den Charter erneuern zu laßen" (S. 215). Das ist die erste Information, die Mühlenberg erhielt, Kunze meldete sich erst am 25.8.1775 (Nr. 756). Immer noch geht es ihm um den Rektor-Titel, wieder einmal ist der Eindruck zwiespältig. Immerhin teilt er etwas von den Schwierigkeiten mit, die der Plan des Kirchenrates macht: „Hierüber ist erneuete Unruhe, weil Mr: Schaefer diese Erneuerung nicht wünscht und die andern meisten Glieder nicht nachgeben wollen ... Das ganze System der Gegenpartei ist, auf der nächsten Wahl die gantze Corporation auszustoßen, neue Glieder zu wälen, Sie aufs neue zum Rector zu machen und dann den Charter bestätigen zu laßen. Wolte Gott, die Partei, die die unverständigen die Meinige heißen, liese sich dis alles nur gefallen" (S. 226). Bereits am 28.8.1775, also sozusagen postwendend, bezieht Mühlenberg ausführlich Stellung (Nr. 757). Zunächst stellt er die Frage, weshalb die Charter neu formuliert werden sollte. Die fadenscheinige Begründung der Gegenseite, die gegenwärtige Charter sei ungültig, weil während der englischen Besetzung die Wahlen der Ältesten usw. unterblieben seien, war leicht zu widerlegen. Wenn der Rektortitel und die anderen Amtsbezeichnungen ein Stein des Anstoßes seien, so müsse an ihre Einführung erinnert werden. Sie geschah auf den Rat des englischen Sachverständigen, außerdem seien alle Besitzurkunden für die Gemeinde unter diesen Amtsbezeichnungen geschehen, so könnte es höchst unangenehme Folgen haben, wenn hier geändert würde. Die anderen Gemeinden, die gleichzeitig mit den Lutheranern ihre Charter erhielten, hätten bisher keine Anstalten gemacht, diese zu ändern. Vor allen Dingen müsse dies unter ausdrücklicher Zustimmung aller Glieder der Gemeinde und nicht im kleinen Kreise geschehen, weil andernfalls verhängnisvolle Auseinandersetzungen zu erwarten seien. Über die Sitzung der Assembly, d.h. des Parlaments von Pennsylvania, in der die Charter dann mit wenigen formalen Änderungen angenommen wurde, berichtet der Brief von Friedrich August Conrad Mühlenberg (der damals Mitglied der Convention war und in der Beratung heftig mit den anwesenden Mitgliedern des Kirchenrates zusammenstieß) an seinen Vater vom 21.1.1780 (Nr. 779). Eine erstaunliche Rolle spielte dabei die Nennung des Namens von Mühlenberg in der Charter (vgl. Friedrich Mühlenberg, Brief Nr. 782 vom 12.2.1780, insbesondere zu Kunzes Haltung).

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Welche Kräfte stehen nun hinter diesen Auseinandersetzungen und welche Motive haben sie hervorgerufen? Die Antwort muß wohl heißen: Ein unter den Bedingungen der Amerikanischen Revolution stattfindender Generationskonflikt, der Ehrgeiz und, damit verbunden, das Streben nach Macht. Eindeutig ist der Ehrgeiz auf der Seite Kunzes feststellbar (in der Gemeinde hieß es: „ H . Kuntze sey Gottlob wieder gantz gesund und munter seit dem er Rector worden", Nr. 773, S. 275), bei den anderen Mitgliedern, wenn auch schwieriger, die beiden anderen Faktoren. Seit Jahrzehnten dominierte Mühlenberg die Gemeinde, und dies um so mehr, als sein Sohn Heinrich gleichzeitig hier Pfarrer war. Alles Entscheidende ging durch seine Hand. Insbesondere von den Finanzaffären erfuhr man nur, was Mühlenberg mitteilte. D a s Mißtrauen deswegen war Mühlenberg durchaus bekannt, vgl. seinen Bericht nach Halle vom 2 7 . 1 1 . 1 7 7 9 (Nr. 773). Die Gegenpartei scheute vor Personalintrigen nicht zurück, ebensowenig wie vor Unrechtmäßigkeiten (beispielsweise die Absetzung Mühlenbergs als Rektor), einer höchst zweifelhaften Auslegung der Charter und der Umgehung Mühlenbergs wie der Gemeinde bei deren Vorbereitung usw. Es ist eine neue Generation am Werke, die sich von der Last der Vergangenheit befreien und selbst das Heft in die H a n d nehmen will. Sie erreichte ihr Ziel nicht, dafür war das Ansehen Mühlenbergs und der Einfluß der älteren Generation, die den Aufbau der Gemeinde und deren Probleme miterlebt hatte, zu groß. Aber trotzdem sind die Intrigen für den inneren Zustand der Gemeinden - wenige Jahre vor der Constitution von 1781 - charakteristisch. Diese Auseinandersetzungen haben über ein Jahr gedauert, über 50 Briefe (wenn die in den Anmerkungen erfaßten mitgezählt werden) sind in ihrem Zusammenhang gewechselt worden. Der zweite große Briefkomplex in diesem Band bezieht sich auf die Ereignisse in Ebenezer. In Band IV (vgl. auch die Einleitung, S. 16ff.) ist bereits über die Vorgänge in Ebenezer bis 1775 berichtet worden. Am 6.2.1775 war Mühlenberg nach mehrmonatigem Bemühen aus Ebenezer abgereist, und zwar erfolgreich, wie er (trotz leiser Zweifel in Bezug auf Triebner, vgl. Bd. IV, S. 19) meinen konnte. Denn ihm war die Einführung einer von allen Beteiligten anerkannten Kirchenordnung geglückt, die Vorkommnisse wie die bisherigen eigentlich ausschließen mußte. Außerdem hatte am 3 1 . 1 . 1 7 7 5 eine Sitzung des Kirchenvorstandes stattgefunden, in der alle Streitfragen noch einmal abschließend besprochen und beigelegt worden waren. Aber der bestürzende Bericht der Gemeindevorsteher vom 16.6.1775 (Nr. 657) über den Fortgang der Dinge, der in der Suspendierung Triebners von seinem Amt kulminierte, belehrte Mühlenberg eines anderen. Er gab ihn sogleich am 2 1 . 7 . 1 7 7 5 mit Kommentar an Urlsperger und Ziegenhagen weiter (Nr. 658). Die nächsten Briefe - und damit kommen wir zum 5. Band - stammen aus dem Februar 1777. Da meldet Frau Rabenhorst den T o d ihres Mannes (Nr. 681, 20.2.1777) und die Gemeindevorsteher und Ältesten tragen einen erneuten Hilferuf vor (Nr. 6 8 2 , 2 2 . 2 . 1 7 7 7 ) . Er bezieht sich jetzt auch auf die durch Rabenhorsts Tod aufgeworfenen finanziellen Probleme. Sie beherrschen von jetzt ab weithin

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die Korrespondenz. Das gilt auch in einem erstaunlichen Umfang bereits für die erste offizielle Reaktion aus Halle/Kensington. Am 29.8.1778 hatte man sich der Gemeinde gegenüber im wesentlichen auf die Mitteilung beschränkt, daß Mühlenberg erneut damit bevollmächtigt sei, sich der Angelegenheiten Ebenezers anzunehmen. Die Vollmachtserklärung von Freylinghausen und Urlsperger vom 29.8./7.10. 1778 (Nr. 713) ist weithin geschäftsmäßig. Pasche bringt in einer besonderen Niederschrift seine „vollständige Beystimung" (S. 104) zu diesem Schreiben, das man in mancher Hinsicht nur mit Verwunderung lesen kann (selbst eine moderne Kirchenbehörde würde wohl etwas anders formulieren). Nur zwei bezeichnende Änderungsvorschläge bringt er vor: wenn Triebner von seinem Amt zurückträte, solle er das der Society mitteilen, „und zwar ohne im geringsten der schweren Beschuldigung zu erwähnen". Und wenn er das nicht täte, sollten alle Maßnahmen und Entscheidungen von Augsburg und Halle getroffen werden „und die Decision von Denenselben an die Societaet in generalen Ausdrücken zu ihrer Nachricht und Concurrence gemeldet" werden (S. 104). Auch diese Ausweichmanöver sind ganz charakteristisch. Mühlenberg, der diese bemerkenswerte Urkunde am 9.2.1779 erhielt, unterzog sich den in ihr enthaltenen Weisungen jedenfalls klaglos, obwohl sie erst eintraf, „da die Tür schon verschloßen war", wie Mühlenberg schreibt (Nr. 792, S. 320), und zwar infolge der Kriegshandlungen. Als die Engländer kamen, hatte Triebner sich ihnen angeschlossen. Er verband sich die Eroberer dadurch, daß er die Einwohner („die meisten", berichtet Pfarrer Streit, vgl. Nr. 773, S. 273), die sich bis dahin den Aufständischen angeschlossen hatten, von ihren Verpflichtungserklärungen absolvierte und sie zum britischen Kommando führte, wo sie dem britischen König den Treueid schwören mußten. Als einziger Pfarrer herrschte Triebner in der Gemeinde sozusagen unumschränkt und hatte so alle Dokumente und Unterlagen für den Gemeindebesitz (bis hin zu den Kollektengeldern) an sich bringen können, sowie nach dem Tod von Frau Rabenhorst (am 30.6.1779) auch die für den Nachlaß Rabenhorst. Als die Engländer endgültig 1781 aus Ebenezer abzogen, ging Triebner mit ihnen und nahm die Originale mit sich. Als Mühlenberg erst am 13.2.1783 (Nr. 878) nach langer Unterbrechung der Korrespondenz wieder an die Ältesten in Ebenezer schreibt, ist das verständlicherweise ein Brief voller Fragen. Die Antworten waren deprimierend genug (vgl. Brief Nr 890, 893). Am 1./4.7. und 14.7.1783 berichtet Mühlenberg an Urlsperger, Freylinghausen und Pasche (Nr. 902 und 904) und wendet sich am 12.7.1783 sogar an Triebner (Nr. 903). Hier geht es, wie in der anschließenden Korrespondenz um die komplizierten juristischen - und vor allem finanziellen - Aspekte. Das braucht uns nicht zu beschäftigen, wenn man auch nicht übersehen darf, daß es um die Existenz der Gemeinde Ebenezer geht. Es muß jedoch kurz, weil dafür noch wichtiger, darüber berichtet werden, wie der Gemeinde zu einem neuen Pastor verholfen wurde (zu Triebners Angebot vgl. Nr. 930, 28.1.1784). In ihrer Erneuerung der Vollmacht für Mühlenberg durch die „Ehrwürdigen Väter" war von diesen kurzerhand erklärt worden, Mühlenbergs Sohn Friedrich August Conrad käme für die Nachfolge Triebners in Betracht, da er nach seinem

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Weggang aus New York in Pennsylvanien wohl keine ordentliche Gemeinde übernehmen könne. Mühlenberg nahm diesen „Vorschlag" willig auf, wie der Sohn das tat, können wir nur vermuten (wahrscheinlich angesichts seiner fünf Kinder und der Gemeindesituation sowie vor allem der Tatsache, daß eine mit Sklaven betriebene Plantage die Existenzvoraussetzung seines Vorgängers war, mit geringer Begeisterung). Aber die Tatsache, daß er 1 7 7 9 zum Mitglied des Nationalkongresses und anschließend 1 7 8 0 - 1 7 8 3 zum Miglied der Assembly von Pennsylvania und deren Sprecher gewählt und daran anschließend zum Präsidenten des Pennsylvania Council of Censors bestimmt wurde (1784), läßt Mühlenberg schließen, „daß mein Vorschlag mit meinem Sohn nicht Gottes Wille gewesen sey" ( 1 2 . 1 . 1 7 8 4 , Nr. 9 2 7 , S. 6 1 8 ) Die Enttäuschung darüber in Ebenezer war verständlicherweise groß (vgl. den Brief der Ältesten vom 2 0 . 4 . 1 7 8 4 , Nr. 9 4 0 , eingegangen bei Mühlenberg am 2 . 3 . 1 7 8 5 ) . Es hat bis zum Herbst 1 7 8 6 gedauert, bis ein Nachfolger gewonnen werden konnte. Die entscheidende Rolle spielte dabei J. A. Urlsperger, der mit seinem Brief vom 5 . 1 1 . 1 7 8 4 (Nr. 9 7 0 ) , der bezeichnenderweise zwar an Mühlenberg gerichtet war, gleichzeitig aber der Gemeinde Ebenezer und Freylinghausen zuging, die Initiative ergriff. Er hatte inzwischen Kontakt zu Triebner gewonnen. Auch er resigniert jetzt in bezug auf die weitere Wirksamkeit Triebners in Ebenezer, obwohl er, wie schon in den Anfängen der Auseinandersetzungen, auf Seiten Triebners steht. Mühlenbergs Mission ist mit Urlspergers Brief faktisch beendet, wenn das auch nicht ausdrücklich gesagt ist. Vielmehr wird er beauftragt, sich weiter um Ebenezer zu kümmern, um die Ältesten anzuleiten und, „wo es nöthig ist mit Ihrem gründlichen Gutachten solches an mich wiederum gelangen zulassen" (S. 717). Das gilt aber nur bis zum Eintreffen des neuen Pfarrers, um den Urlsperger sich bemühen werde. Dieser, Johann Ernst Bergmann, traf im Dezember 1 7 8 6 in Ebenezer ein, wo er beinahe 4 0 Jahre lang ( f 2 5 . 8 . 1 8 2 4 ) wirkte. Der ihn begleitende Johann Gotthilf Propst, der die Schule in Ebenezer aufbauen sollte, streckte jedoch angesichts der elenden Zustände am Ort bald die Waffen und ging nach Pennsylvania (vgl. Nr. 1 0 4 3 , Punkt 4). Mühlenbergs Antwort an Urlsperger vom 2 1 . 4 . 1 7 8 5 (Nr. 9 9 2 ) ist mit einer erstaunlichen Unterwürfigkeit geschrieben - das Gegenstück zu dem wahrhaft kirchenfürstlichen Selbstbewußtsein im Briefe Urlspergers. O b die Rückantwort Urlspergers vom 1 . 1 0 . 1 7 8 5 (Nr. 1007) im Hinblick darauf so milde ausfiel? Mühlenberg macht sich auch sogleich daran, seine Verpflichtungen in Ebenezer abzuwickeln (vgl. die Briefe Nr. 1 0 0 8 - 1 0 1 0 ) . Am 3 1 . 1 0 . 1 7 8 6 (Nr. 1 0 3 1 ) schreibt er ein letztes Mal an die Ältesten, mit der Mitteilung, daß er ihre letzte Anfrage wegen ihrer Wichtigkeit in Kopie an Urlsperger weitergegeben habe und vor allem, um der Gemeinde seine Teilnahme wegen der Indianereinfälle zum Ausdruck zu bringen. „Mit diesem Wenigen muß ich schließen, weil Ohnmacht nicht mehr zulaßen will." (S. 844) Noch kurz vor seinem Tod gedenkt er der Gemeinde in seinem Brief an Kunze vom 3 0 . / 3 1 . 7 . 1 7 8 7 (Nr. 1043). In diesem letzten uns erhaltenen Brief heißt es:

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„Mir ist es gantz unmöglich die Correspondence zwischen Ebenezer und Europa fort zu setzen, weil ich mit Ach und Kummer nur wenige Zeilen in etlichen Tagen kritzeln kan." (S. 873) Auch die Tagebucheintragungen Mühlenbergs werden immer seltener und kürzer und bestehen in den letzten Wochen oft nur aus zwei Zeilen. Immerhin berichtet die letzte vom 29.9. noch davon, daß er ein fünfzehn Monate altes Mädchen getauft habe. Wenige Tage darauf, am 7.10.1787, ist Heinrich Melchior Mühlenberg gestorben. Kurt Aland

Die Briefe des Jahres 1777

680. An Johann Christoph Kunze1 und die Korporation der Michaelis- und Zionskirche in Philadelphia Providence, 11.2.1777 S[alvo] T[itulo] Werthgeschätzter H[err] Collega P[astor] Ktz. [Kunze] Ehr= und achtbare Glieder der St: Michaelis und Zions Corporation in Philadelphia, Es wäre meine Schuldigkeit gewesen Dero Kirchenraths=Versamlung und Rechnung mit bei zu wonen, 2 bedaure aber, daß dismal das Vergnügen nicht haben kan, weil ich mit einem Catarrhal oder Brustfieber so hart beschweret bin, daß fast keinen Laut von mir geben oder vernemlich sprechen kan. Bitte dahero inständig, mein Werther Herr Collega wollen dismal meine Stelle als Rector vertreten und das Beste der Gemeine helfen rathen und befördern, was durch die meisten Stimmen oder einmütig beschloßen wird. Die Bezalung des neuen Kirchen Grundes wird erst fällig in der Mitte des nächsten April Monats 3 und sich noch Gelegenheit finden darüber zu conferiren. Was ich dismal meinentwegen gern erinnert haben mögte, wenn gegenwärtig seyn können ist folgendes 1) die Achtbaren Glieder der Corporation waren so gütig und beschloßen vor bei nahe 2 Jaren einmüthiglich, daß ich järlich hundert Pfund aus der Gemein Cassa als Zuschuß zu meinem leiblichen Unterhalt genießen solte wenn ich in der Stadt wonete. 4 2) von dem ersten Jare 1775 habe ich 2 mal 50 £ richtig empfangen, wie meine Quitung von den letzten 50 £ in der Kirchen=Rechnung im Monat Januar: 1776 zeigen wird. 3) von dem 2ten Jare, welches nächsten 6 Mertz zu ende gehet, habe ich von dem H[errn] Treasurer [Schatzmeister Friedrich] Kühl 5 empfangen laut meiner Quitungen einmal 25 £ und zu letzt 30 £ nemlich 55 £. Mehr wolte ich von dem 2ten Jare nicht nemen, weil ich die letztern Monate im Lande gewonet 6 und weniger Hausrente nötig und wolfeiler Brennholz gehabt. Nun mögte gern folgende Fragen in Liebe und Güte von denen Ehr= und achtbaren Gliedern der Corporation entschieden haben 1. ist es nothwendig, daß auch meine krancke Familie 7 in der Stadt bei den unruhigen und theuren Zeiten 8 wonen muß? Wenn das seyn müste, so könte ich nicht anders als mit den 100 £ Zuschuß auskommen. 2, Wenn die Ehrsame Corporation aber erlaubte, daß meine krancke Familie hier in Providence [Montgomery County, Pennsylvania] wonen dürffte, so könte ich 50 £ weniger Zuschuß nemen, und der Gemeine in Philadelphia ebenso wol dienen, so offt es die Noth erfoderte als Rector den Kirchen=Raths=Versandungen bei zu wonen, oder auch als Vicarius auf den hohen Festen bei zu stehen, und auch eines oder andern Predigers Stelle vertreten, wenn ein oder ander krank seyn solte und sich etwa ein wenig frischer Landlufft bedienen wolte, so viel oder wenig mein Alter und Schwachheit noch erlauben mögte 9 , und daß wir nicht etwa durch die betrübten Krieges Umstände noch zerstreuet und auf gerieben werden, welches der Herr

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Die Briefe des Jahres 1777

Zebaoth in Gnaden verhüten wolle! Die Interessen [Zinsen] von dem Hochgr[ä]fl[ichen Solms-Rödelheimischen] Vermächtniß 1 0 sind mir seit 2 Jaren her von den Hh. [Herren] Directors und Trustees [Treuhänder] in Halle und London zur Beihülfe meiner Unterhaltung erlaubt worden. Und da die Achtbare Corporation so gütig gewesen und mir ihre Unterstützung auch angedeihen laßen, so habe bis hieher meine Nothdurfft damit bestritten, wofür ich Gott dem Höchsten und allen liebreichen Freunden nicht danckbar genug seyn kan! Bis hieher hat der allmächtige Beherrscher des Himmels und der Erden seine Gnadenhand noch wunderbar über Philadelphia gehalten, und wird uns hoffentlich auch noch erfaren laßen was der 46ste Psalm [Vers 2 - 1 2 ] enthält. Er will uns erst demütigen und denn groß machen. 1 1 Nebst herzl. Empfelung verbleibe Dero allerseits wolwünschender Providence d[en] 11 Febr[uar] 1 7 7 7 . 1 2

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io] r

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 82f. und in AFrSt IV H 23b S. 239-241 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 93f.). Englische Übersetzung in Tappert III S. 14. 1

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Johann Christoph Kunze ( 1 7 4 4 - 1 8 0 7 ) ; seit 1770 zweiter Prediger in Philadelphia und Schwiegersohn von Mühlenberg; wurde im März 1779 nach dem Weggang Mühlenbergs zum Rektor der Gemeinde in Philadelphia gewählt (vgl. Nr. 737, 738, 745); blieb auch während der britischen Besetzung 1 7 7 7 / 7 8 in der Stadt; 1 7 7 9 - 1 7 8 0 Treuhänder der University of Pennsylvania; 1 7 8 0 1784 Professor für klassische Philologie an der Universität; in dieser Zeit auch Herausgeber der Gemeinnuetzigen Philadelphischen Correspondenz; 1780 Aufnahme in die American Philosophical Society; 1783 Verleihung der Ehrendoktorwürde der University of Pennsylvania; 1 7 8 4 - 1 8 0 7 Pastor der beiden wiedervereinigten deutschen Gemeinden in New York; 1 7 8 4 - 1 7 8 7 und 1 7 9 2 1799 Professor am Columbia College. Vgl. Bd. IV Nr. 4 9 6 Anm. 1. Die Sitzung war für den 12.2.1777 anberaumt, mußte aber wegen Beschlußunfähigkeit zweimal verschoben werden und fand schließlich am 3.3.1777 statt; vgl. Protokollbuch S. 3 3 1 - 3 3 5 . Zum Erwerb vgl. Bd. IV Nr. 671. Beschluß vom 4.4.1775; vgl. Protokollbuch S. 311. Friedrich Kühl; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1765, 1766 Gemeindevorsteher; 1766 Mitglied in dem Kommittee, das den Bau der neuen Zionskirche überwachen und anleiten sollte; 1 7 7 7 Schatzmeister der Korporation der Michaelis- und Zionsgemeinde; 1783 Gemeindeältester; 1 7 8 4 - 1 7 8 5 Präsident der Michaelis- und Zionsgemeinde. Am 11.7.1776 war Mühlenberg von Philadelphia nach Providence gezogen; vgl. Bd. IV Nr. 6 7 9 rtiit Anm. 10 und Nr. 666. Gemeint sind Mühlenbergs Frau Anna Maria, die unter epileptischen Anfällen litt (vgl. Bd. IV Nr. 4 7 9 S. 9 0 und Nr. 4 8 0 Anm. 12), und die jüngste Tochter Maria Salome. Auch Friedrich August Conrad Mühlenberg hatte seine Familie nach Providence in Sicherheit gebracht; vgl. Bd. IV Nr. 675 Anm. 12 und 14(12). Mühlenberg verfolgte das politische und kriegerische Geschehen aufmerksam, wenn er in seinen Briefen auch selten darauf eingeht; die wachsende Bedrohung für Philadelphia im Dezember 1776 nahm er mit Sorge zur Kenntnis; vgl. Bd. IV Nr. 678 Anm. 45(12; 19) und Nr. 6 7 9 Anm. 11(1 — 3; 9). Dieser Vorschlag Mühlenbergs wurde angenommen (vgl. Protokollbuch S. 333f.). Sein Sohn Gotthilf Heinrich Ernst war der Meinung, er habe sich damit einen schlechten Dienst erwiesen, und bedauerte die „unhöfliche" Entscheidung der Korporation. Vgl. die Tagebucheintragungen

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zum 6. und 7.3.1777 in PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 88f.; AFrSt IV H 23b S. 2 5 0 - 2 5 2 ; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 100; Tappert III S. 18f. Wilhelm Carl Ludwig Graf v. Solms-Rödelheim (1699-1778); seit 1728 regierender Graf des Hauses Solms-Rödelheim, der der lutherischen Gemeinde in Philadelphia ein Vermögen von 13.000 Gulden hinterließ; von dem Geld kaufte die Gemeinde Land, aus dessen Pachterträgen u.a. auch Mühlenberg seinen Unterhalt erhielt. Vgl. Bd. IV Nr. 482 mit Anm 3; Nr. 488; Nr. 489; Nr. 500; Nr. 522 S. 217 und Nr. 553. Die Akten über die Verwaltung der Solms-Rödelheimischen Stiftung sind erhalten in AFrSt IV F 8 (Auszüge in HD S. 8 1 1 - 8 1 4 , 2 8 3 3 - 2 8 3 9 ) , auf amerikanischer Seite in PM 9 5 - Z 6 . Vgl. 1 Petr 5,6. Vom Anfang des Jahres bis zum 20.2.1777 (= Nr. 681) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[enj 6 Januar: ... Abends kam M[a]st[e]r Rahn [wohl Conrad Rahn, Weber aus Providence] mit dem Stage Wagen [Reisewagen] zurück und brachte ... c) einen Brief von der Margretha [Henrietta] Kuntzin [vgl. Nr. 686] datirt d[en] 5 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] worin sie berichtete, daß sie den H[errn] Obrist-Lieutenant Saltzmann reformierter] Relig[ion] und den H[errn] Lieutenant von Drach Luth[erischer] Relig[ion] in Quartier und zu beköstigen hätten, nemlich Hessische Officiers, auf Parole gefangen." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 70; vgl. Tappert III S. 3). (2) „Dienstag d[en] 7 Januar: ... Heute empfieng durch M[aste]r Lauers [vgl. Nr. 835] Fuhrmann einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze [vgl. Nr. 683], datirt im Neuen Jare ohne den Tag zu melden, vermutlich Sontags d[en] 5 Januar: a[nni]c[urrentis] Ich hatte auch Gelegenheit meinen geschriebenen Brief vom 20 Dec[ember] a[nni] pr[aeteriti; vgl. Bd. IV Nr. 679 Anm. 11 (5)] und 6 Januar a[nni]c[urrentis] datirt an H[errn] P[astor] Schultze durch M[aste]r Holderbaum von Libanon mitzusenden. Bin aber nun noch die Antwort auf den heute empfangnen Brief schuldig." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 71; vgl. Tappert III S. 3f.). (3) „Mitwoch d[en] 8 Januar-, habe Antwort geschrieben auf H[errn] P[astor] Schultzens Brief, ein Hallisch Gesangbuch an die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin [vgl. Nr. 683] beigelegt, wie auch die Evening Post vom 7 Jan[uar] a[nni]c[urrentis] . . . " . (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 71; vgl. Tappert III S. 4). (4) „Donnerstag d[en] 9 Januar: ... Nachmittags brachte M[aste]r Lauers Fuhrman einen Brief von [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun: r [vgl. Nr. 683] aus Philadelphia] berichtet folgende Mutmaßung wegen seines Schwiegervaters [Philipp Hall, vgl. Nr. 698] ,aegrotus ante pugnam principolitanam in Silva relictus est, et fortasse in manus H[assi]corum venit.' Er wüste den Weg wol vorne und hinten. Entweder ist er wieder zur Armee, oder ist einige Meilen zurück nach Springfield [Bucks County, Pennsylvania] gegangen wo er wol bekant ist." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 22; vgl. AFrSt IV H 23b S. 216f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 80; Tappert III S. 4f.). (5) „Sambstag d[en] 1 Februar: Bekam 2 Briefe von H[errn] Dr: [David] Zubly [vgl. Nr. 681] aus Savanna[h, Georgia]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 80; vgl. AFrSt IV H 23b S. 235; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 91; Tappert III S. 12). (6) „Sambstags d[en] 15 Februar: ... Empfieng auch einen Brief von H[errn] P[astor] Schultze aus Tulpehocken [Berks County, Pennsylvania] durch Philip[p] Marsteller Esq[uire vgl. Nr. 683] datirt: Tulpeh[ocken] d[en] 7 Febr[uar] 1777. in Antwort auf meine 2 letztern vom 6 und 8,en Januar: a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 84; vgl. AFrSt IV H 23b S. 243; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 96; Tappert III S. 15). (7) „Montag d[en] 17 Februar: ... schrieb die Briefgen an die Fr[au] Kuntzin ..." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 85; vgl. AFrSt IV H 23b S. 243; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 96; Tappert III S. 15).

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

681. Anna Barbara Rabenhorst1

an Heinrich Melchior

Mühlenberg Ebenezer, 20.2.1777

a) Copie von der Frau Rabenhorstin Ihrem eigenhändigen Briefe Tit[ulus] In Christo hertzlich geliebter Vater: Wie hertzlich froh wolte ich seyn, wenn dieses mein geringes Schreiben Sie, meinen theuresten Vater und meine allerliebste Schwester in Christo nebst allen Ihren lieben Angehörigen in guter Gesundheit, äuserlicher und innerlicher Ruhe und Friede auch in Ihren 4 Pfälen [= Haus oder Hof] antreffen solte. Ich bin schon lange in Sorgen gewesen, wo ich Sie suchen oder finden möchte, bis mir eine kleine Hofnung aufgieng, da ich hörte Philadelphia ist frei und die Krieger sind abgezogen.2 Und da eben eine gute Gelegenheit sich zeiget, so nehme ich mir die Freiheit auch an Sie zu schreiben. Mein theurester Vater, Ihre thätliche Liebe,3 und unverdiente hertzliche Teilnehmung an allen unsern Begegnißen, und da Sie uns offt getröstet und aufgerichtet haben,4 dringet mich auch jetzo um so viel mehr, da ich Ihre Werthe Person kenne, daß ich auch mein jetziges Anliegen Ihnen klage und Sie berichte, daß es dem lieben Gott gefallen, mir meinen lieben und treuen Ehe=Gatten [Christian Rabenhorst],5 meinen Lehrer und Haus=Wirth zu entziehen, und mich dadurch zur betrübten Witwe zu machen! Mein lieber Hertzens=Mann ist den 30 December 1776 von aller Arbeit, Mühe und Leiden abgeruffen worden, und nach einem seligen Tod in die Freude seines Herrn eingegangen6 und darauf den 2 ten Januar: von dem Ehrwürdigen H[errn] Doctfor] Zubly [Johann Joachim Zübly]7 mit einer trostreichen und erbaulichen Leich Predigt über Jesaia 57,1. aber der Gerechte etc. etc. unter vielen tausend Thränen, Seufzen und Wehklagen seiner lieben Zuhörer und Schafe in sein Ruhe=Kämmerlein begleitet worden. Lazarus unser Freund schiäfft nun,8 und ich hätte lieber geglaubt als die Martha, der Herr Jesus könte ihn wieder aufwecken.9 Sie wißen ja mein theurester Vater beßer als ich, wenn Glaube und Unglaube mit einander kämpfet, wie es durcheinander gehet. Wenn wir beten, so glauben wir, Gott will hören wie Ers verheißen hat. 10 Nun hat es Ihm nicht gefallen uns die Bitte zu geben und uns denselben noch länger zu laßen; so glaube ich doch, es ist uns aufgehoben. Faße meine Thränen in deinen Sack etc. etc. 11 Um seiner zerrütteten Gemeine willen, und denn auch um deinet willen, sagte er zu mir, wolte ich wol noch leben, wenn es Gott gefiele, und mein Herr mich brauchen wolte; will Ers aber nicht, so sterbe ich gerne, denn ich habe eine gute Wahl. Von seiner Kindschafft redete er mit großer Gewißheit und Freudigkeit und ließ sich das 8te Cap[itel] an die Römer vom 28 bis 30 Vers insonderheit, und hernach bis zu Ende des 39 vorlesen. Bey aller Schwachheit war er immer lebhafft und blieb auch so bis an sein Ende, und ist mit gefalteten Händen und völligem Verstände nach 2mali[ger] Absingung des Liedes: Die Seele Christi heilige mich etc. 12 sanfft und selig verschieden. Der Durchfall, den er schon hatte da Sie hier waren, hat starck zugenommen, und er hat im vergangenen Jare mehr über, als nach Vermögen gearbeitet, bis 3 Monathe vor seinem Ende,

Nr. 681

20.2.1777

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er keinen öffentlichen Vortrag mehr thun konte. Etwa 3 Wochen vorher hat er den H[err]n [Christian Friedrich] Triebner 1 3 ermahnen laßen, er möchte sich verantworten, 1 4 daß er wieder sein Amt thun könte. Er ließ aber zurücksagen, die Briefe, die man wieder ihn hinaus geschickt hätte, 15 müsten vorher heraus. Die Frau Lemkin [Catharina Lemke] 16 und Timotheus der Sohn, 17 sind beide gestorben. Mein Theurester Vater, wie ist nun unserm armen Eben Ezer [Ebenzer, St. Mathew County, Georgia] zu rathen? mein lieber seliger Mann prediget uns zwar wol mit seinem Tode, was wir mit unsern Sünden verdienet haben, aber er thut seinen Mund nicht mehr auf uns zu trösten, wie er offt gethan hat. O wie betrübt sieht es unter uns aus! Die Gemeine bleibt noch ziemlich beisamen, wir singen und beten mit einander und der M[aste]r [Johann Ulrich] Neidlinger 18 lieset eine Predigt vor, doch ist immer das aber da, daß es heißt: unser lieber H[err] Rabenhorst mangelt uns, und ich ermangele ihn vielfach, mein Haus ist leer, und meine Haushaltung ist schwer, und bin gantz allein mit meinem schwartzen Gesinde. Doch dencke ich dis Jahr mit Gottes Hülfe so fort zu hausen mit ihnen, wenn ich lebe, bis mir Gott der Herr zeigt, was ich weiter thun soll. Niemand räth mir sie zu verkauffen zur gegenwärtigen Zeit, und sie, die Neg[r]oes sind froh, daß ich sie behalte, und versprechen, sie wollen fleißig seyn. Mein Gott, hilf mir hindurch. Offtmals will mirs zu schwer fallen. Ich finde hier über alle nichts denn Galle, nichts kan mir tröstlich seyn, nichts ist das mir gefalle; Du aber bist die rechte Ruh, in Dir ist Fried und Freude etc. etc. 19 Wir beide haben im vorigen Jahre noch das Vergnügen gehabt Ihre 2 Anverwandten 2 0 in Savanna[h] zu sehen und zu sprechen. Die Vorsteher der hiesigen Gemeine werden auch an Sie schreiben 21 und Sie bitten um unser Land für ihr Capital, das ich zu bezahlen habe 2 2 und ich wünsche auch, daß ichs richtig machen möchte. Ich schließe nun und empfehle Sie, mein theurester Vater und zärtlich geliebte Schwester in Christo, der treuen Liebe und Gnade unsers Heilandes Jesu Christi, Er sey Ihr Schutz, Schirm und Schild 23 für und für amen! Ich verharre nebst hertzlichem Gruß, an alle Ihre lieben Kinder und Angehörige Lebenslang Eben Ezer d[en] 20 sten Ihre ergebenste Februar: 1777. Anna Barbara Rabenhorst

Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV H 23b S. 307-311 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 121f. [auch als Typoskript]). Englische Übersetzung in Lewis S. 427f. - Mühlenberg erhielt den Brief am 15.5.1777; vgl. Tappert III S. 40. 1

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Anna Barbara Rabenhorst (gest. 1779), geb. Brant, verwitwete Kraft; hatte nach 1751 den deutschstämmigen Kaufmann David Kraft geheiratet; im Februar 1753 heiratete die begüterte Witwe den eben erst angekommenen Pastor Christian Rabenhorst. Z u ihm siehe unten Anm. 5. Z u r wachsenden Bedrohung Philadelphias durch britische Truppen zum Jahresende 1775 vgl. Bd. IV Nr. 678 Anm. 45(12; 19) und Nr. 679 Anm. 11(1-3; 9). Vgl. Gal 5,6. Von Anfang November 1774 bis Anfang Februar 1775 hatte sich Mühlenberg in Ebenezer aufgehalten, um den Streit zwischen den beiden Predigern Christian Rabenhorst und Christian

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

Friedrich Triebner [siehe unten Anm. 13] zu schlichten; zu Anlaß und Erfolg seiner Reise vgl. Bd. IV Nr. 6 0 1 , Nr. 6 4 1 - 6 5 3 , Nr. 6 5 7 - 6 5 8 . Christian Rabenhorst ( 1 7 2 8 - 1 7 7 6 ) ; lutherischer Prediger in Ebenzer; geboren in Pagenköpp, Hinterpommern; ab 1744 Schulausbildung im Halleschen Waisenhaus; 1 7 4 9 / 5 0 Hauslehrer in Schlesien; seit 1 7 5 0 Studium der Theologie in Halle; 1 7 5 2 Ordination und Berufung durch Urlsperger zum dritten Prediger der Gemeinde von Ebenezer; seine Versorgung wurde durch die Anlage einer dritten Predigerplantage sichergestellt; war durch die Heirat mit der begüterten Witwe Kraft insgesamt wohl sehr wohlhabend. Vgl. Bd. II Nr. 1 4 0 Anm. 21; Bd. IV Nr. 6 0 1 mit Anm. 4, sowie zum Ganzen Nr. 6 4 1 - 6 5 3 ; Nr. 6 5 7 ; Nr. 6 5 8 . Vgl. M t 2 5 , 2 1 . 2 3 . Johann Joachim Zübly ( 1 7 2 4 - 1 7 8 1 ) ; reformierter Pastor und Loyalist in Georgia; geboren in St. Gallen, Schweiz; 1 7 4 4 Ordination in der Deutschen Kirche in London; folgte noch im gleichen Jahr seinem Vater nach Purrysburg, South Carolina; 1 7 6 0 nahm er einen Ruf der Unabhängigen Presbyterianischen Kirche Georgias an und wurde Pastor in Savannah; Juli 1 7 7 5 Delegierter Savannahs zum Provincial Congress in Georgia; danach Repräsentant Georgias auf dem Continental Congress in Philadelphia; war dort nach anfänglichem revolutionärem Eifer ein entschiedener Gegner der Unabhängigkeit von England; wurde im Oktober 1 7 7 5 von Samuel Chase ( 1 7 4 1 - 1 8 1 1 ) öffentlich der Disloyalität bezichtigt und tauchte für kurze Zeit unter; 1 7 7 7 vom Council of Safety in Georgia des Landes verwiesen, sein umfangreicher Besitz wurde konfisziert; lebte 1 7 7 7 - 1 7 7 9 in South Carolina, kehrte jedoch, als das königlich britische Regiment in Georgia vorübergehend wiederhergestellt war, nach Savannah zurück und nahm seine pastorale Tätigkeit wieder auf. Vgl. auch Bd. III Nr. 3 6 4 Anm. 10 S. 3 8 7 .

Vgl. Joh 11,11. Vgl. Joh 1 1 , 2 1 - 2 7 . 10 Vgl. etwa M t 7,7; Lk 11,9; Joh 15,16. " Vgl. Ps 56,9. 12 Passionslied von Johann Scheffler (Angelus Silesius) ( 1 6 2 4 - 1 6 7 7 ) . 13 Christian Friedrich Triebner ( 1 7 4 0 - 1 8 1 8 ) , lutherischer Pastor; seit 1 7 6 9 Nachfolger Hermann Heinrich Lemkes in der Gemeinde von Ebenezer. Vgl. Bd. IV Nr. 4 8 4 Anm. 5 sowie zum Ganzen Nr. 6 0 1 ; Nr. 6 4 1 - 6 5 3 . 14 Zu den neuen Vorwürfen, die nach Mühlenbergs Vermittlung gegen Triebner erhoben wurden, vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 und Nr. 6 5 8 . 15 Vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 und Nr. 6 5 8 . 16 Catharina Lemke, verwitwete Gronau, geb. Kraher (ca. 1 7 1 6 - 1 7 7 6 ) ; kam im 1. Salzburger Transport mit ihrer Mutter nach Ebenezer, Georgia; heiratete 1 7 3 4 den evangelischen Pastor von Ebenezer, Israel Christian Gronau, der jedoch schon 1 7 4 5 starb; wohl noch 1746 Heirat mit dessen Amtsnachfolger Hermann Heinrich Lemke; seit 1768 zum zweiten Mal verwitwet. Vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 Anm. 5. 17 Timotheus Lemke ( 1 7 4 9 / 5 0 - 1 7 7 7 ) ; Lehrer und Arzt in Ebenezer; er hatte in der Schule von Ebenezer gearbeitet und sich medizinische Kenntnisse angeeignet. 18 Johann Ulrich Neidlinger (gest. vor 1783); Gerber in Ebenezer; Mitglied der lutherischen Gemeinde; 1 7 7 4 bei der Spaltung der Gemeinde Kirchenältester in dem von Pastor Rabenhorst eingesetzten Gemeindevorstand; 1 7 5 9 - 1 7 6 3 und 1 7 7 5 Lehrer der Gemeindeschule; 1 7 7 7 Mitglied des Gemeindevorstandes; offenbar Schuldner der Gemeinde. 19 Vgl. die 10. und 11. Strophe des Kirchenliedes „O Jesu Christ, mein schönstes Licht" von Paul Gerhardt ( 1 6 0 7 - 1 6 7 6 ) . 2 0 Mühlenbergs Frau Anna Maria und seine Tochter Maria Catharina. 21 Vgl. Nr. 6 8 2 . 22 Vgl. das Postskriptum zu Nr. 6 8 2 . - Bei Mühlenbergs Schlichtung in Ebenezer ging es nicht zuletzt um den materiellen Nutzen aus der sogenannten Predigerplantage und der Verpachtung der Mühlen. Zu den Hintergründen vgl. Bd. IV Nr. 6 4 9 Anm. 3; zum weiteren Fortgang Nr. 6 8 7 ; Nr. 6 9 4 ; Nr. 6 9 5 , Nr. 7 1 3 und Nr. 893. 23 Vgl. Ps 1 1 9 , 1 1 4 . 8

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Nr. 6 8 1 / 6 8 2

20.2./22.2.1777

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682. Die Ältesten und Vorsteher von Ebenezer an Heinrich Melchior Mühlenberg Ebenezer, 22.2.1777 In Christo theuer und Werthgeschätzter Herr Sennio[r] Müllenberg Unter andern Wohlthaten, die uns der gnädige und barmhertzige Gott geniesen läßet, haben wir sonderlich Ihn dafür zu loben und zu preisen, daß Er uns bisher vor einem feindlichen Überfall verschonet hat; 1 doch aber nicht gantz ohne Furcht läßet dahin gehen. Indem wir immer in Sorgen stehen, es werden uns die Indianer und einige Weiße Unruhe machen, wie sie denn würcklich schon Boßheiten aus üben gegen Süden zu; da sie das Vieh weg treiben, und wo es ihnen möglich, die Leute auf ihren Plantationen beunruhigen. Gott erbarme sich über dieses gantze Land, und wende die wohl verdienten Strafen in Gnaden ab! Der heilige und gerechte Gott hat dieser Gemeine zwar ein hartes erzeiget, da Er ihr den 30sten December 1776 ihren theuren und rechtschafenen Seelsorger, den Herrn Christian Rabenhorst aus dieser Jammer vollen Welt, nach vielen Leiden, in die ewige Ruhe versetzet hat. So ruhe denn nun wohl und schlaf' in Deiner Grufft, bis Gottes Sohn, wenn alles wachen soll, Dir seinen Diener rufft. Indeßen bleibe Deinen Schafen Dein Treu und Segen unentschlafen. Nun ruhe wohl. Wir aber als eine arme und verlaßene Gemeine sind nun als wie Schafe, die keinen Hirten haben. 2 Wißen also keinen andern Weg, daß uns wieder geholfen werde, als den, den uns unser Hochgelobter Heiland in seinem Worte zeiget, da Er zu seinen lieben Jüngern sagt: Die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeiter, darum bittet den Herrn der Ernte, daß Er treue Arbeiter aus sende in seine Ernte. 3 Empfelen uns anbey unserm theuren Herrn Sennior Müllenberg, daß Sie in Ihrem Gebet vor Gott unserer eingedenck seyn wollen und uns mit Rath und That zu Hülfe kommen, da wir zu dieser kümmerlichen und gefährlichen Zeit zu Waßer keine Gelegenheit haben können an unsere theuresten Väter und Wohlthäter in Teutschland zu schreiben. Wie es unter unserer Gemeine in Ansehung des Herrn [Christian Friedrich] Triebners stehet, 4 melden wir unserm theuren Hferrn] Sennior mit wenigen Worten, daß er sich schon mehr als ein Jahr von der Gemeine abgesondert hat; da er in einen bösen Verdacht und Argwohn gerathen wegen der Tochter 5 des seligen Herrn Lemkens [Hermann Heinrich Lemke]. 6 Der Gemein=Rath ließ ihn, den H[errn] Triebner, durch einen Vorsteher in einem Brief melden, er solte vor dem Gemein=Rath erscheinen wegen dieser Sache, ob er etwa den Verdacht und Argwohn von sich ablehnen könte. Er weigerte sich aber deßen. Wurde also von dem Gemein=Rath nebst einiger verständigen Gemein=Glieder laut unserer Kirchen=Ordnung Suspendirt bis Nachricht von unsern theuresten Vätern käme. Herr Triebner empfieng 1775 kurtz vor dem heilfigen] Weyhnachts=Fest einen Brief vom Herrn Hofprediger [Friedrich Michael] Ziegenhagen, 7 welchen der Meister [Johann Caspar] Wertsch 8 an dem Weyhnachts=Fest vor der Gemeine in der Kirche vorlas, darinnen gemeldet wurde, Herr Triebner solte seine Sache gerichtlich mit der Gemeine ausmachen, er that es aber nicht, und damit bewiese er aufs neue, daß er derjenige wäre, wofür ihn die Gemeine ansiehet und hält.

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

1 7 7 6 empfieng er wieder um die jenige Zeit, einen Brief, welchen er aber so geheim hielt, daß man nichts gewißes davon melden kan. Nun theurer Herr Sennior Müllenberg, diese betrübte Nachrichten sind Folgen wegen unserm Ungehorsam gegen Gott und sein W o r t , da wir es wol erkennen, und uns deswegen vor Gott zu demüthigen Ursache haben, daß Er uns doch um Christi unsers Heilandes willen gnädig seyn wolle, und uns sein W o r t und heilige Sacramenta, nach seinem Willen, durch einen andern treuen und rechtschafnen Lehrer wiederum bey uns verwalten laßen wolle! Schließen mit dem hertzlichen Segens=Wunsch, daß Gott der Allmächtige seinen alten bewährten Knecht, unsern theuren Herr Sennior Müllenberg noch eine Zeitlang bey Leben erhalten wolle, zur Beförderung seines Reichs, zum Trost Ihrer lieben Familie, zum wahren Besten Ihrer Gemeinen, wie auch zum Rath und Hülfe für uns arme verlaßene Schafe. 9 M i t freundlicher Begrüßung an unsern theuren H[errn] Sennior und die Frau Sinniorin: J o h n Ulrich Neidlinger Joseph Schubtrein 1 1 Johannes Müchler 1 2 Johannes Gugel 1 3

Nicolas Schubtrein 1 0 Johannes Hainle Johannes Remshardt J a c o b C. Waldhauer 1 4

P. S. Wir ersuchen unsern theuren H[errn] Sennior um einen Rath, indem die verwitwete Frau Pfarrerin [Anna Barbara] Rabenhorstin das Capital abzutragen willens ist, 1 5 und der sel[ige] H[err] Rabenhorst ein Land davon gegeben hat, welches wir nicht in unsern Händen haben. Wißen also nicht, ob wir das Capital zu uns nehmen sollen? wolten hierin gern Ihrem Rath folgen. Eben Ezer den 2 2 Februar: 1 7 7 7 . 1 6

Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV H 23b S. 311-315 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 122-124 [auch als Typoskript]). Englische Übersetzung in Lewis S. 428-430. - Mühlenberg erhielt den Brief am 15.5.1777; vgl. Tappert III S. 41. 1

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Ebenezer selbst wurde erst zum Jahreswechsel 1 7 7 8 / 1 7 7 9 als Folge der Eroberung Savannahs durch britische Truppen in das Kriegsgeschehen einbezogen; vgl. Winde S. 6 6 - 7 1 und Jones S. 1 2 1 - 1 3 0 sowie Nr. 8 9 3 . Vgl. Mk 6 , 3 4 ; M t 9 , 3 6 . M t 9,37f.; Lk 1 0 , 2 . Vgl. Nr. 6 8 1 mit Anm. 14. Johanne Lemke, Schwägerin Triebners; er stand im Verdacht, der Vater ihres unehelich geborenen Sohnes zu sein; vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 und Nr. 6 5 8 . Hermann Heinrich Lemke ( 1 7 2 0 - 1 7 6 8 ) , von 1 7 4 6 bis zu seinem Tod 1 7 6 8 Prediger in Ebenezer; vgl. Bd. I Nr. 1 0 7 Anm. 2 8 . Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 Anm. 5. Friedrich Michael Ziegenhagen ( 1 6 9 4 - 1 7 7 6 ) , lutherischer Pastor; seit 1 7 2 3 Hofprediger an der deutschen Hofkapelle in London; Förderer und wichtiger Mittelsmann des Halleschen Missionswerks in Indien und der lutherischen Gemeinden in Nordamerika; der Brief an Triebner ist wohl die Antwort auf die Schreiben der Gemeinde und Mühlenbergs; vgl. Bd. IV Nr. 6 5 7 und Nr. 6 5 8 .

Nr. 682

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Johann Caspar Wertsch (gest. 1779); wohlhabender Kaufmann in Ebenzer und angesehenes Mitglied der dortigen lutherischen Gemeinde; Freund Mühlenbergs; kam 1749 nach Georgia; war zunächst Indentured Servant von Johannes Flörl, stieg dann aber zu Wohlstand und Ansehen auf; Schwager von Triebner, den er während dessen Streit mit Rabenhorst unterstützte; lieh den Herren Clement Martin, Lewis Johnson und George Baillie im Januar 1775 500 £ Sterling und vermachte deren Schuldverschreibung der Gemeinde von Ebenezer; setzte sich selbst, Johannes Flörl und Christopher Cramer als Treuhänder dieses Vermögens ein; stand während des Unabhängigkeitskrieges offenbar auf Seiten der Loyalisten; wurde 1777 von den amerikanischen Truppen wegen angeblicher Kollaboration mit England verhaftet; nach dem Tode von Wertsch verwaltete Triebner seinen Nachlaß. Vgl. auch Bd. IV Nr. 645 Anm. 1. Vgl. Mk 6,34; M t 9,36. Johann Nicolas Schubtrein; Zimmermann in Ebenezer; Mitglied der lutherischen Gemeinde; 1777 und 1 7 8 3 - 1 7 8 6 Mitglied des Kirchenrates. Joseph Schubtrein Senior (gest. 1780); Mitglied der lutherischen Gemeinde in Ebenezer; seit 1771 einer der Treuhänder des Gemeindevermögens; 1 7 7 4 - 7 5 Mitglied des Kirchenrates; stand im Streit zwischen Triebner und Rabenhorst auf Seiten des letzteren. Johannes Müchler (gest. nach 1786); Mitglied der lutherischen Gemeinde von Ebenezer; nach 1783 als Ältester Mitglied des Gemeindevorstands. Johanes Gugel; Schumacher in Ebenezer; Mitglied der lutherischen Gemeinde; 1777 als Ältester nachweisbar; wohnte nach der Kriegszerstörung Ebenezers 1783 in Savannah. Jacob Caspar Waldhauer; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Ebenezer; 1 7 7 4 - 1 7 7 7 Mitglied des Kirchenvorstands; einer der entschiedensten Parteigänger Rabenhorsts im Streit mit Triebner; später enger Vertrauter der Witwe Rabenhorst, deren Testamentsvollstrecker er war; 1774 zusammen mit Johann Adam Treutlen der für Ebenezer zuständige Friedensrichter; zog nach der Verwüstung Ebenezers nach Savannah; dort 1783 als Kaufmann nachweisbar; nach 1783 benutzte Mühlenberg in Zeiten der Unsicherheit die ,sichere' Adresse Waldhauers in Savannah, um der Gemeinde in Ebenezer Post zukommen zu lassen. Vgl. Nr. 681 Anm. 22. Für die Zeit bis zum 7.3.1777 (= Nr. 683) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag dien] 22 Febr[uar]: ... Friedlich August Conrad] M[ühlen]b[erg; vgl. Nr. 683] ... brachte ... ein Schreiben von Herrn Herbizer aus Straßburg d[urc]h H[errn Christoph] Lochner [Buchhändler in Philadelphia mit Handelsverbindungen nach London], worin er sich auf 2 vorhergehende Schreiben berufft, die ich aber nicht empfangen habe: Schreibt auch von Kisten mit Predigt Büchern die in London bei H[errn] P[astor Johann Gustav] Burgmann [vgl. Nr. 685] etc. gewesen seyn sollen, davon ich auch nichts weiß. Ferner brachte er einen Brief von Dom: [Johann Christian] Leps [vgl. Nr. 716] aus Loneburg [Loonenburg, heute Athens] im Neuyorkischen an mich mit." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 85; vgl. AFrSt IV H 23b S. 244; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 96; Tappert III S. 16). (2) „Dienstag d[en] 4 Mertz: Vormittags kam M[aste]r [Francis] Swaine [vgl. Nr. 683] aus Virginia ... brachte einen Brief an mich von [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg; vgl. Nr. 683] datirt d[en] 2 3 Febr[uar] a[nni] c[urrentis], einen von der Mary [Maria Catharina Swaine; vgl. Nr. 683] an die Mama [Anna Maria Mühlenberg], und noch mehrere an [Gotthilf] He[i]n[rich Ernst] M[ühlen]b[erg], Fr[au] Meyerin [Esther Meyer, vgl. Nr. 683], Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin ... Ich gab ihm [Pastor Heinrich Müller aus Reading, vgl. Nr. 683] die Virg[inischen] Briefe mit nach Philadelphia] und auch ein Brieflein an M[aste]r [Christoph] Sauer [junior; vgl. Bd. I Nr. 17 Anm. 21] in Germant[own]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 87; vgl. AFrSt IV H 23b S. 248; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 98; Tappert III S. 18).

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An Christoph

Emanuel

Schultze1 und Familie

Providence,

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Hertzlich geliebte Kinder, insonders Wertgeschätzter Herr Collega! Ihr vollständiges auf meine 2 letztern zur Antwort, wurde durch H[err]n [Philipp] Marsteller 2 richtig abgegeben. Ich dancke hertzlich für Dero Liebes Bemühung. Was den Jac[ob] F[ischer] 3 den treuhertzigen Knauser betrifft, so wolte ich ihm keinen Pentz [Pence] an der vollen Jars Interesse [engl, für Zinsen] nach laßen. Ein Mann der zweifachen Profit an dem Lande gemacht, solte wol nicht so ängstlich seyn um sein Geld los zu werden ehe das Jar aus ist. Doch transeat [er ist vergänglich], aus einem Filtz kan man keinen Lebkuchen machen. 4 Indeß würde ich ihm nichts an der vollen Int[eresse] nachlaßen. Wir haben die sichere Verheißung: Gott wolle uns nicht verlaßen noch versäumen.5 Die Mama [Anna Maria Mühlenberg] hat auch schon 100 £ cont[inental currency = Währung] heim bekommen von M[aste]r: Jacob Gräf, 6 dem Mauer Meister, und wird nach und nach mehr heim kriegen. [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst Mühlenberg] 7 meldete vom letztern Dienstage d[en] 4 Mertz folgende Punckte: 1, der [Continental] Congr[ess] ist wieder hier in Philadelphia]. 8 2, Thom s : Wharton jun[io] r9 ist erwält President dieses Staats i[d] e[st] Gouv[erneur] und [George] Bryan 10 Vice-President; der Council of Safety ist extinct [erloschen]. 11 3, die Militia Act ist zum 3ten mal durch gelesen und wird bald gedruckt. 12 Ich habe sie gesehen: Members of the executive Council, Ministers, School=Masters, Servants excepted [Mitglieder des Regierungsausschusses, Pfarrer, Lehrer, Dienstknechte ausgenommen], sonst niemand - es heißt: gehet oder stellet euren Mann, oder wir stellen einen, den müßet ihr bezalen - nie darf mehr als die Hälffte gehen. 4, das letzte Engagement bei Spancktown [Rahway, Middle Essex County, New Jersey] 13 war hefftig - 1000 Man von unsern Troups [Truppen] wurden von 4 0 0 0 regulairen aus Rhode Island, angegriffen, aber die Americaner schlugen sie nach langem Gefechte zurück. Sie die Regul[ären] verloren 500 Man wie die 2te Nachricht sagt. In der ersten Nachricht heißt es, die Regul[ären] hätten 50 Todte 100 Verwundete gehabt und 9 verloren, die gefangen genommen-. Am 4ten Mertz kam M[aste]r [Francis] Swaine 14 hier bei uns an auf seiner Reise nach dem Camp bei Morristown, brachte uns Briefe von [Johann] Peter [Gabriel Mühlenberg] 15 und der Polly [Maria Catharina Swaine], 16 und einen Gruß von Ihnen, unsern lieben Angehörigen in Tolpehaken [Tulpehocken, Berks County, Pennsylvania],17 und der Großmutter [Anna Eva Weiser] 18 aus Reading [Berks County, Pennsylvania]. Peter ist nebst 8 andern, wie die Zeitung meldet zum Brig[ade] Genferal] ernant. 19 Je höher hinauf geklettert, desto gefärlicher der Fall. Wie Swaine erzält, so sey das Congr[essional] Geld sehr angenem in Virg[inia] und schöne Landplätze mit Wiesen, Holtz und Waßer für billige Preise zu kriegen: Die Früchte wolfeil, wie auch Fleisch etc. Nun kommen Fragen, worüber ich Dero guten Rath Sub rosa [im Vertrauen] ausbitte. Denn Sie sind glücklich, mit wenigen Vieles zu beantworten. Wenn ich gantze Bogen voll schmiere, so können Sie unter Ihren weitläufftigen und vielen ermüdenden Amts=Geschäfften mit einer quart Seite hinreichende Antworten

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erteilen. Die 1 Frage: solte es wol rathsam seyn, wenn wir unsere 2 - 3 - 4 oder mehrere Lasten der Erden in Qongressional] G[eldes] auf den Kauf einer Guten Plant[age] verwenden? nemlich in Virgfinia]? weil in den Gegenden es vielleicht noch am sichersten bleiben mögte. 2, Aber wer könte einen Besuch dahin thun? Solche Geschaffte kan man fast niemanden sicher anvertrauen, weil jederman gerne sein eigen Interesse sucht, und es auch nicht jederman genügsam verstehet. Es ist mir offt so gegangen, wenn ich einem vermeinten guten Freunde Commission gab mir ein Pferd oder Land zu kaufen; so kam es insgemein theurer, als wenn ers sich gekaufft hätte, und so auch mit verkaufen. Selber ist der Mann, wenn mans verstehet. M[aste]r Swaine sagte mir Herr Pastor [Christoph Emanuel] Schultze hätte sich verlauten laßen, als ob Sie selber Lust hätten einen Besuch nach Virgin[ia] zu thun. Vielleicht ist es nicht im Ernst gewesen, sonst könten mit einem Stein 2 Vögel geworfen, 20 nemlich die Gemeine mit Gottes Wort ermuntert und auch nach Land gesehen werden. 3, schwere Frage: Peter und Sw[aine] halten sehr an, ich solte mit der Mama und Selly [Maria Salome Mühlenberg] 21 zu der Hanna [Anna Barbara Mühlenberg] 22 und Polly kommen, weil beide Mansieute mit zur Armee müßen. Wo nicht, so wolte Swaine seine Frau gern zu uns bringen, und dann wird die Hanna auch nicht allein zurück bleiben wollen; und was können die 2 Weibs=Leute bei uns für Aufname und Sicherheit erwarten? Pensylvania wird ohne Zweifel dismal der Tummelplatz des Krieges werden und unerhörte Grausamkeiten erfaren. Ich bin schwach und elend und weiß mir ja selber nicht zu rathen mit der krancken Mama. Was rathen mein theurester Hertzens=Freund, kan ich mit guten Gewißen von Philadelphia] weg nach Virg[inia] gehen, wenn die Noth hier am grösten wird? Würde es nicht heißen: der Miethling siehet den Wolf kommen und fleucht? 23 Ich bin zwar nur ein Supernumerarius, kan und vermag nichts mehr, und was das schwereste, so darf ich die Mama fast nie allein laßen wegen ihrer Kranckheit, und kan sie auch nicht füglich damit hinnemen, wo Gefar ist, oder auch nur Unruhe und Lerm. Es mag denn auch hier heißen: Befiel dem Herrn deine Wege 24 etc. oder wie es H[err Johann David] Michaelis übersetzt: wirf die Last deines Lebens auf Jehova und vertraue Ihm kindlich: Er wird es schon ausrichten. 25 Am 19 Januar: a[nni] c[urrentis] kamen 2 Vorsteher von Neuhannover [New Hanover, Montgomery County] Abends spät zu mir und sagten, daß Morgen die Gemein Versamlung bestimmet wäre, um der Kirchen Rechnung bei zu wonen. Sie als Vorsteher hätten seit etlichen Wochen her das Prediger Salarium eingefodert, da denn alle Gemein=Glieder ausgenommen 3 versichert, dis solte das letzte mal seyn, daß sie zu H[errn Johann Ludwig] Voigts 26 Salario was gäben. Wenn keine Veränderung geschähe, so wolten sie nichts mehr thun. Bemeldte Vorsteher waren sonst noch starcke Freunde von H[errn] Voigt, und baten um Gottes willen, ich solte und müste Morgen hinauf kommen und mit beiwonen, sonst würde es nicht gut ergehen etc. Am 20 Jan[uar] wonete mit bei, 27 steuerte so viel möglich Streit und Wortwechsel und sagte endlich im Beiseyn des H[err]n Voigts, daß der Rath des Rev[erendi] Ministerii wäre, er solte die Schwamber Gemeine [Falkner Swamp = New Hanover] aufgeben, und

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wir wolten einen Versuch machen, ob man die Gemeine wieder sammeln und einiger maßen in Ordnung bringen könte? Er mögte indeßen die übrigen Gemeinen bedienen. Sie stimmeten alle, daß sie den Rath des Rev[erendi] Ministerii genem hielten und ihm folgen wolten. H[err] V[oigt] ward misvergnügt und gieng weg nach Hause: Von der Zeit an hat Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] 28 die Schwamber Gemein bedienet. Ich wurde nachher wieder heimgesucht von meiner alten Kranckheit dem Catharr oder Brustfieber und zwar so hefftig als ichs in vielen Jaren nicht mehr gehabt mit hectischem Husten, daß bis hieher fast keinen Laut von mir geben konte: bin aber nun etwas wieder beßer Gottlob! Sölten geliebter Herr Collega, ohne das geringste meiner Maßgebung, schlüßig werden einen Besuch nach Virg[inia] zu wagen, so wäre wol die Frage, wer ad interim [in der Zwischenzeit] in Dero Gemeinen vicariren solte? bei mir heißt es, der Geist ist willig aber das Fleisch schwach. 29 Doch fände sich vielleicht wol Rath. Wenn das Übergewicht in der Wagschale auf die Seite der Indep[endents] ausschlagen solte, so hätten wir keinen Verlust mit unserm Pfündgen und brauchten es nicht im Schweißtuche zu vergraben; 30 solte es aber auf die andere Seite nieder wiegen, so mögte es doch vielleicht beßer seyn etwas Erde als brennbares Papier zu haben für die Kinder. Wir setzen allemal voraus, daß wir den Herrn vertrauen müßen, doch ist es auch unsere Pflicht die verliehene Vernunfft mit zu gebrauchen. Der Mensch denckts und Gott lenckts. 31 Vor Kurzem soll ein schöner Platz mit Wiesen etc. 2 0 0 Acker [acres] 32 für 300 £ virgfinia] curr[ency = Währung] nicht weit von Peters Wonung verkaufft worden seyn. Es ist wol nicht rathsam, daß wir dem Peter dergleichen Commission auftragen, denn er versteht die Sache nicht, kennet den Werth des Geldes nicht, wie es so sauer zu erwerben ist, und hat auch den Kopf voll von andern Grillen, von Krieg und Krieges=Geschrei, oder mögte es machen wie in Jersey, wenn er sein Salarium bekam, so gab er das Paquetbuch mit dem Gelde seinem verschmitzten Hausknecht Holstein zur Verwahrung, welcher die Algebra verstund und es zum Radice zu reduciren wüste. Ich bin verlegen, Peter erwartet bei der Zurückkunfft des Sw[aine] positive Antwort, ob wir alte gewiß nach Virg[inia] kommen wollen, weil er alsdenn einen Wagen mit bringen will. Swfaine] erwartet auch Antwort, ob wir hinein wollen? 33 Wo nicht, so mögte er gern die Polly mit heraus bringen und sie bei den Ihrigen laßen during his stay with the Army [solange er beim Militär ist]. Geht die Polly weg, so wird die Hanna auch weg wollen mit ihrem Kinde [Henry Myers Muhlenberg], 34 und wo bleiben? Bei ihrer Mutter kan sie nicht hafften, und in der jetzigen Crisi könte es seyn, daß sie aus den Tropfen in den Schlagregen movirten wenn sie ihr Nest in Virg[inia] wo sie Speck und Butter braten verließen und ihren Aufenthalt hier in Arabia petraea [Stone Arabia, Fulton County, New York] suchten. Wenns bisher noch nicht petraea gewesen, so kan es der Krieg eben wie Nova Caesarea [New Jersey] bald dazu machen. Vielleicht resolvirt sich die Frau M[utter Esther] Meyerin zu ihrer Tochter Hanna zu reisen, so hätte sie Geselschafft, und wenn denn Polly einen Besuch bei den Ihrigen thun wolte, so würde sie wol auf ein Zeitlang Aufenthalt finden, weil sie wie es heißt noch kein Kleines zu gewarten habe, und ihr Brod verdienen kan. Nun muß ich schließen, weil das

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weiße zum Ende gehet und ich meine confuse Ideen so ausgeschüttet reif und unreif durch ein ander. Belieben Sie zu excusiren, daß mit hertzlichem Gruß und Kuß von uns allen, an unsere Kinder und Kindes=Kinder verharre, Dero in Liebe und Leid verbundener H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] P. S. H[err Heinrich] Müller 3 5 will nach Ostern mit seiner Frau und Schwieger Mutter von Reading weg nach Philadelphia] ziehen, cui bono? ignoro [Wem nützt es? Ich weiß es nicht]. Providence d[en] 7 Mertz 1 7 7 7 . 3 6

Reinschrift in PM 95-D 1

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Christoph Emanuel Schultze ( 1 7 4 0 - 1 8 0 9 ) ; lutherischer Pastor; Schwiegersohn von Heinrich Melchior Mühlenberg; seit 1766 mit dessen Tochter Eva Elisabeth verheiratet; 1 7 6 5 Ordination in Wernigerode und Ankunft in Philadelphia; 1 7 6 5 - 1 7 7 1 als Nachfolger von Friedrich Handschuh Pastor in Philadelphia; 1 7 7 1 - 1 8 0 9 Pastor der Gemeinden von Tulpehocken; lehnte 1 7 8 4 den Ruf nach Philadelphia ab; 1 7 8 1 - 1 7 8 5 und 1 7 9 3 - 1 7 9 5 Präsident des Ministeriums; 1 7 9 8 1 8 0 0 Sekretär des Ministeriums; vgl. auch Bd. III Nr. 3 3 5 , Anm. 2. Philipp Marsteller ( 1 7 4 2 - c a . 1809); Sohn von Friedrich Ludwig Marsteller aus Providence; Mitglied der lutherischen Gemeinde; lebte zu Beginn der Amerikanischen Revolution in Lebanon; warb 1 7 7 5 / 7 6 Truppen für die Aufständischen an; 1 7 7 6 Mitglied der Constitutional Convention Pennsylvanias; 1 7 7 6 / 7 7 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Pennsylvania; 1 7 7 7 Zahlmeister der Miliz; schied als Major aus amerikanischen Diensten; zog 1 8 0 3 nach Virginia und starb dort. Vgl. auch Nr. 6 8 0 Anm. 12(6). J a c o b Fischer; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde in Tulpehocken; ein Jacob Fischer stiftete im Jahre 1 7 4 3 fünf Acres Land für den Bau der dortigen Kirche. Abgewandeltes Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 818: „Aus Steinen Brot machen." Vgl. Hebr 13,5. Jacob Graf Senior (gest. 1780); Maurermeister in Philadelphia; überaus angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde und enger Freund Mühlenbergs; taucht seit 1 7 5 9 in Mühlenbergs Tagebüchern in verschiedenen Funktionen als Mitglied des Gemeinderates auf: 1762 Kirchenältester; 1 7 6 3 / 6 4 Treuhänder; 1766 Mitglied des Kontrollausschusses, der den Bau der Zionskirche anleitete und beaufsichtigte; 1 7 7 9 Präsident der Gemeinderversammlung. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg ( 1 7 5 3 - 1 8 1 5 ) ; jüngster Sohn Mühlenbergs; lutherischer Pastor; 1 7 6 3 - 1 7 7 0 Ausbildung und Studium in Halle; 1 7 7 0 Ordination in Pennsylvania; 1 7 7 1 1 7 7 4 Pastor in New Jersey, und zwar in German Valley, New Germantown und Pluckemin; 1 7 7 4 - 1 7 7 7 / 7 8 dritter Pastor in Philadelphia; seit 1 7 7 4 verheiratet mit Mary Catherine Hall; 1 7 7 9 / 8 0 Pastor in New Hanover, 1 7 7 9 auch an der Kirche von Hill oder Oley; 1 7 8 0 - 1 8 1 5 Pastor der Lancaster Gemeinden; seit 1770 Mitglied des Ministeriums bzw. der Synode; 1 7 8 8 1 7 9 0 , 1 7 9 8 - 1 8 0 0 , 1 8 0 8 - 1 8 1 0 und 1 8 1 3 Präsident dieser Institution; 1 7 8 5 Aufnahme in die American Philosophical Society; 1 7 8 7 Mitbegründer und erster Präsident des Franklin College; profilierte sich auch als Mediziner und Botaniker. Angesichts der Bedrohung Philadelphias durch britische Truppen Ende 1776 war der Kontinentalkongreß nach Baltimore ausgewichen. Thomas Wharton Junior ( 1 7 3 5 - 1 7 7 8 ) ; Kaufmann und Politiker; seit 1 7 6 3 einer der Anführer des gegen die britische Zollpolitik gerichteten Protests; 1775 Mitglied des Committee of Safety; Juli 1 7 7 6 Präsident des Council of Safety; März 1 7 7 7 Präsident des Supreme Executive Council; zog mit seiner Regierung im Herbst 1 7 7 7 nach Lancaster um, als die britischen Truppen Philadelphia besetzt hatten; starb dort überraschend.

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George Bryan ( 1 7 3 1 - 1 7 9 1 ) ; Jurist und Politiker; geboren in Irland; kam 1 7 5 2 nach Philadelphia; 1 7 6 4 als Vertreter Philadelphias in das Abgeordnetenhaus von Pennsylvania gewählt; 1 7 6 5 Abgeordneter Pennsylvanias beim Stamp-Act-Kongreß; nach der Einführung der neuen Verfassung in Pennsylvania von 1 7 7 7 bis 1 7 7 9 Vize-Präsident und Präsident des neugebildeten Supreme Executive Council; 1 7 8 0 - 1 7 9 1 Richter am Supreme Court von Pennsylvania.

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Als Nachfolger des Committee of Safety war das Council of Safety das Exekutivorgan des Verfassungskonvents von Pennsylvania und in dieser Eigenschaft mit den Kriegsvorbereitungen befaßt. In Deutsch wurde das Gesetz unter folgendem Titel gedruckt: Eine Acte zur Anordnung der Militz der Republik Pennsylvanien. Aus dem Englischen übersetzt, Philadelphia: Gedruckt bey Steiner und Cist, 1777. Vgl. Germanica-Americana I S. 2 1 9 Nr. 5 0 8 . Im Tagebuch berichtet Mühlenberg von einem heftigen Gefecht bei New Brunswick, N. J.; vgl. Tappert III S. 15 und 17 zum 13.2 und 3.3. 1777. Francis Swaine (gest. 1820); Schwiegersohn Mühlenbergs; seit 1 7 7 5 verheiratet mit dessen dritter Tochter Maria Catharina genannt Polly; eingewanderter protestantischer Ire aus Cork, Irland; 1 7 7 6 Brigade Major der Kontinentalarmee und Adjutant von Johann Peter Gabriel Mühlenberg in Virginia; am 22. August 1 7 7 7 wegen unzureichender Erfüllung seiner Pflichten unehrenhaft entlassen; 1 7 7 9 - 1 7 8 0 State Clothier von Pennsylvania, aber auch hier aus den gleichen Gründen entlassen; war zuvor bereits zweimal als Geschäftsmann gescheitert; versuchte sich nach seiner Entlassung aus dem öffentlichen Amt ein weiteres Mal als Kaufmann in New Hanover; diesmal offenbar mit mehr Erfolg; 1798 Hauptmann der Miliz von Pennsylvania; 1 8 0 1 Brigadegeneral des First Pennsylvania Regiment; seit 1 8 0 0 Prothonotary des Court of Common Pleas in Montgomery County und Schreiber verschiedener Gerichte. .

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Johann Peter Gabriel Mühlenberg ( 1 7 4 6 - 1 8 0 7 ) ; ältestes Kind von Mühlenberg; lutherischer Pastor, General und Politiker; Studium am College of Philadelphia; 1 7 6 3 - 1 7 6 7 Studium in Halle und Kaufmannslehre in Lübeck; kehrte mit einem britischen Regiment nach Philadelphia zurück; wurde dort entlassen und von Carolus Magnus von Wrangel auf das Pastorenamt vorbereitet; 1 7 6 9 als Prediger lizensiert; seit 1 7 7 0 verheiratet mit Anna Barbara Meyer; 1 7 7 2 Ordination in London durch die Church of England; 1 7 7 2 - 1 7 7 5 Pastor in verschiedenen Gemeinden des Shenandoah Valley, Virginia; 1 7 7 4 Mitglied des House of Burgesses und Vorsitzender des Dunmore County Committee of Safety; 1 7 7 6 - 1 7 8 3 Offizier, zuletzt General der Kontinentalarmee; zog bei Kriegsende nach Pennsylvania; 1 7 8 5 - 1 7 8 8 Mitglied des Supreme Executive Council von Montgomery County; 1 7 8 9 - 1 7 9 1 , 1 7 9 3 - 1 7 9 5 , 1 7 9 9 - 1 8 0 1 Mitglied des Repräsentantenhauses im Bundeskongreß; 1 8 0 1 US-Senator; 1 8 0 1 - 1 8 0 7 in verschiedenen Abteilungen der Finanzbehörden Pennsylvanias tätig. Zu den Briefen vgl. Nr. 6 8 2 Anm. 16(2).

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Maria Catharina Swaine, genannt Polly, geb. Mühlenberg ( 1 7 5 5 - 1 8 1 2 ) ; Tochter Mühlenbergs; heiratete unter dubiosen Umständen zwischen 1 7 7 2 und 1 7 7 5 den der Mühlenbergfamilie nicht genehmen Francis Swaine. Christoph Emanuel Schultze und seine Frau Eva Elisabeth, geb. Mühlenberg. Anna Eva Weiser, geb. Fleck (ca. 1 7 0 5 - 1 7 8 1 ) ; Mutter von Anna Maria, Mühlenbergs Frau; 1 7 2 0 - 1 7 6 0 verheiratet mit Johann Conrad Weiser, mit dem sie fünfzehn Kinder hatte; seit 1 7 6 0 verwitwet; wohnte in Reading; war in den letzten Lebensjahren verarmt und sehr krank; sie lebte seit etwa 1 7 8 0 bei ihrem Sohn Peter Weiser in Tulpehocken. Am 2 1 . 2 . 1 7 7 7 wurden außer Johann Pater Gabriel Mühlenberg Enoch Poor, John Glover, John Paterson, Anthony Wayne, James M . Varnum, John P. De Haas, William Woodford und George Weedon in den Rang eines Brigadegenerals der Kontinentalarmee erhoben. Vgl. die Übersicht bei Heitman S. 10. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 822. Maria Salome Mühlenberg, genannt Sally oder Selly ( 1 7 6 6 - 1 8 2 7 ) ; jüngste Tochter von Mühlenberg; heiratete am 8. Mai 1 7 8 2 den Revolutionssoldaten und späteren Kongressabgeordneten Matthias Reichard (Matthias Richards) aus New Hanover. Anna Barbara Mühlenberg, genannt Hanna, geb. Meyer ( 1 7 5 1 - 1 8 0 6 ) ; Tochter eines wohlhabenden Töpfers aus Philadelphia; seit 1 7 7 0 verheiratet mit Johann Peter Gabriel Mühlenberg. Vgl. Joh 10,12. Vgl. Ps 3 7 , 5 und das Kirchenlied von Paul Gerhardt.

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7.3.1777

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Übersetzung von Ps. 37,5; vgl. Johann David Michaelis, Übersetzung des AT und NT mit Anmerkungen für Ungelehrte, 13 Teile, 1 7 6 9 - 8 3 (AT), 6 Teile, 1 7 9 0 - 9 2 (NT). Zu Michaelis vgl. Bd. II Nr. 214 Anm. 16. 26 Johann Ludwig Voigt (1731-1800); lutherischer Pastor; geboren in Katharinenrieth, Sachsen; Ausbildung in Halle; meldete sich 1763 freiwillig zum Dienst in Pennsylvania und wurde in Wernigerode ordiniert; kam 1764 in Philadelphia an; 1 7 6 4 - 1 7 6 5 Pastor in Germantown; 1 7 6 5 1777 Pastor in New Hanover, Providence (1765-1790), Pikestown (1765-1800), Pikeland (etwa 1772-1800), Pottstown (etwa 1769-1800) und Amity; 1 7 6 4 - 1 7 9 1 Mitglied des Ministeriums. 27 Vgl. Bd. IV Nr. 668 Anm. 6. 28 Friedrich August Conrad Mühlenberg (1750-1801); zweiter Sohn von Mühlenberg; lutherischer Pastor, Politiker; geboren in Trappe, Pennsylvania; 1 7 6 3 - 1 7 7 0 Ausbildung und Studium in Halle; 1770 Ordination; 1771 Heirat mit Catharina Schäffer; 1 7 7 0 - 1 7 7 3 Pastor in Heidelbergtown oder Schaefferstown, Manheim, Warwick und White Oaks; 1 7 7 1 - 1 7 7 3 auch in einem Teil der Lebanon Gemeinden; 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Pastor der deutschsprachigen Gemeinde an der Christ Church, New York; floh vor den britischen Truppen nach New Hanover, Pennsylvania; verdingte sich 1779 als Kaufmann; 1 7 7 9 - 1 7 8 0 Mitglied des Continental Congress; 1 7 8 0 - 1 7 8 3 Sprecher des Abgeodnetenhauses von Pennsylvania; 1 7 8 3 - 1 7 8 4 Präsident des Council of Censors in Pennsylvania; 1 7 8 4 - 1 7 8 9 Friedensrichter in Montgomery County; 1787 Präsident der verfassungsgebenden Versammlung; 1 7 8 9 - 1 7 9 7 Mitglied des Bundeskongress; 1 7 8 9 - 1 7 9 1 und 1 7 9 3 1795 Sprecher des Repräsentantenhauses; 1 8 0 0 - 1 8 0 1 Receiver General des Pennsylvania Land Office. " Mk 14,38; Mt 26,24. 30 Mit Independents meint Mühlenberg jene, die für die Unabhängigkeit der Kolonien kämpften. Das Folgende Anspielung auf Lk 19,20. 31 Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Spr 16,9 und Wander Bd. 3 Sp. 593. 32 Flächenmaß: 1 acre = 4046, 8m 2 . 33 Die Antwort fiel negativ aus. Zum 15.3.1777 notiert Mühlenberg im Tagebuch: „Meine Kinder etc. in Philadelphia] sehen nicht für gut an, daß ich in dieser critiquen Zeit eine Reise nach Virginia] thun solté." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 92; vgl. Tappert III S. 23). Am 31.3.1777 hatte Mühlenberg Gelegenheit, dies mit seinem Sohn Johann Peter Gabriel persönlich zu besprechen. Vgl. PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 95; vgl. Tappert III S. 27. 34 Henry Myers Muhlenberg (geb. 9.10.1775); ältester Sohn von Johann Peter Gabriel und Anna Barbara Mühlenberg; 1794 Leutnant im Artilleriekorps; 1799 stationiert in West Point; 1800 Hauptmann der Artillerie; 1804 aus dem Militärdienst ausgeschieden. 35 Heinrich Müller (etwa 1750-1829); lutherischer Pastor; geboren in Deutschland; kam Anfang der 1760er Jahre nach Amerika; wurde von Heinrich Melchior Mühlenberg auf das Pastorenamt vorbereitet; 1782 Hochzeit mit Juliana Zettwitz; 1 7 8 4 - 1 7 9 0 Pastor in Loonenburg [heute Athens, New York] und Albany, New York; 1 7 9 0 - 1 7 9 5 wieder in Pennsylvania; versorgte mit Sitz in New Holland mehrere Gemeinden; 1 7 9 5 - 1 8 0 2 erster residierender lutherischer Pastor in Harrisburg; 1 8 0 2 - 1 8 0 8 wieder Pastor in Albany, New York; 1 8 0 8 - etwa 1823 Pastor in Sharon und New Rhinebeck, Schoharie County, New York; war Mitglied des Minsteriums bzw. der Synode bis 1802; 1786 Gründungsmitglied des Ministeriums von New York; vgl. auch Bd. IV Nr. 661 Anm. 3. 36 Für die Zeit bis zum 24.3.1777 (= Nr. 684) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[enj 8 Mertz frühe sprach H[err Pastor] Müller aus Reading vor und brachte Briefe mit a) von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin vom 2 Mertz mit der Evening Post und Halls Gazette, b) von H[errn] Christoph Sauer dat: d[en] 6 Mertz a[nni] c[urrentis] mit seiner deutschen Zeitung [Pennsylvanischer Staatsbote]. Ich gab dem H[errn] Müller einen Brief mit an meine Frau Schwieger=Mutter Witwe Weiserin in Reading." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 90; vgl. AFrSt IV H 23b S. 253; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 101; Tappert III S. 21). (2) „Freitags d[en] 14 Mertz ... Gegen Abend kam mein Sohn Fried[rich] und M[aste]r Swaine von Philadelphia zurück und brachten mit a) einen Brief von [Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun' datirt von heute b) einen Brief von H[errn] Jacob Franck [vgl. Nr. 689] aus Culpepper in Virginia, datirt d[en] 8 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] ... H[err] H[einrich] M[üh25

28

Die Briefe ejes Jahres 1 7 7 7

len]b[erg] Jun r meldete in seinem Briefe folgendes: .unsere hiesigen Umstände verschlimmern sich - die Gefar von außen wird immer größer - die Zeit theuer, und wir genießen nicht Nothdurfft und Nahrung, wenn wir sonst nichts zu zu setzen haben - Solte Gott mein Kind zu sich nemen, das an Jetzo an den Purpein [Kindblattern oder Fleckfieber] danieder liegt, so müste ich vielleicht eine Reise zu recognosc[ierung] vornemen. W ä r e weniger Arbeit und mein H[err] Schwager [Johann Christoph Kunze] volkommen gesund, so würde ich auch vielleicht den Vorschlag thun, mich auf eine Zeitlang zu dimittiren bis auf beßere Zeiten. Die Kirchen=Schuld war, den neuen Kirchhof mit gerechnet ohngefer 2 6 0 0 Pfund und es blieb in Cassa 4 8 5 £ , so kan es also der Gemeine nicht mehr so schwer fallen als sonsten.'" ( P M 9 5 A N r . 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 9 1 f . ; vgl. AFrSt IV H 2 3 b S. 2 5 6 ; P M 9 5 A N r . 1 7 1 7 7 5 - 7 7 S. 1 0 3 ; Tappert III S. 2 2 f . ) . (3) „Sambstag dien] 15 Mertz hatte wieder Zuspruch von einem M a n n aus Virginia [Swaine], welcher auf seiner Rückreise begriffen und meine geschriebene Briefe mit n a m . " (AFrSt IV H 2 3 b S. 2 5 6 ; vgl. P M 9 5 A N r . 1 7 1 7 7 5 - 7 7 S. 1 0 3 ; Tappert III S. 2 3 ) . (4) „Montag d[en] 17 Mertz ... Ich schrieb ein Brieflein an H[errn] P[astor] Schultze welchen H[err] Kucher [Mitglied der Kucher-Familie aus Lebanon, die über Catharina Schäffer mit Friedrich August C o n r a d Mühlenberg verwandt war] mit n a m . " ( P M 9 5 A N r . 1 8 1 7 7 6 - 7 7 S. 9 3 ; Tappert III S. 2 3 ) . (5) „Dienstag d[en] 18 Mertz ... und just so viel Zeit übrig, daß einen Brief an H[err]n Pastor Schultze schreiben k o n t e . " (AFrSt IV H 2 3 b S. 2 5 7 ; vgl. P M 9 5 A N r . 1 7 1 7 7 5 - 7 7 S. 1 0 3 ; Tappert III S. 2 4 ) .

684.

An Gottlieb

Anastasius

Freylinghausen1

und Jobann Ludwig Philadelphia,

Schulze2 24.3.1777

Lfectori] Bfenevolo] Sfalutem] Kund und zu wißen sey hiermit allen und jeden, wes Standes, Würden und Ehren gethan, daß weiland S[eine]r Hoch würden Herr Friedrich Michael Ziegenhagen, Sr: Groß Brittfannischen] Majestaet gewesener Ober Hofpr[ediger] an der deutschen Hof Capelle zu S: James's in London von Sr: Hochgräfl[ichen] Excellence Solms Roedelheims gnädigstem Vermächtniß in den 1771 s t und folgenden Jaren, an mich Heinrich Melchior Mühlenberg sen: als p[ro] t[empore] dero verordneten Agenten zu Philadelphia in Nord America durch Wechsel übermachet haben, 3 als A) für drei tausend Fl[orins] oder Gülden, zwei hundert vier und achtzig Pfund und zehn Schillinge Sterling. Welche bemeldte Summe von Sr: Hochgräflichen Excellence als hohen Donatore im Document allergütigst verordnet und bestimmet war, daß ich mich, mein Weib und Kinder damit von der Bürgschafft und Schuldenlast wegen des Kirchen=Baues im Amte Whitemarsh, in der Grafschafft Philadelphia frei und loß machen solte, wie auch würklich geschehen ist. B) Ferner empfangen die zehn tausend Flörins oder Gulden, nach dem Englischen Gelde neun hundert und neun und vierzig Pfund Sterling, welche bemeldte Summe im hochgedachten Document zu einem Fundo auf immer gnädigst vermacht und gestifftet worden. Dem zu folge bescheinige und bekräfftige ich hiedurch mit eigener Hand und Siegel, daß von Sr: Hochw[ürden] Herrn Hofprediger Ziegenhagen, vermittelst Sr: Hoch Ehrw[ürden] Herrn Friedrich Wilhelm Pasche4 die gantze Summe des Hochgräfl: Vermächtnißes, bestehend in dreizehn tausend Gulden und nach Englischem Werth in zwölf hundert, drei und dreißig Pfund und zehn Schilling Sterling im

Nr. 6 8 3 / 6 8 4 / 6 8 5

29

7.3./24.3./4.4.1777

Voll und richtig empfangen habe. Für welche ungemein liebreiche Bemühungen der höchsterhabene Heiland seine getreuen Knechte in der Zeit und Ewigkeit reichlich erquiken wolle, um seines großen und herrlichen Namens willen! 5 Heinrich Melchior Mühlenberg p[ro] t[empore] der Hochwürden Herren Directorum und Trustees des Hochgr[ä]fl[ichen] Legats Mandat[arius] Philadelphia d 24 Mertz 1777.

[Locus Sigilli]

Reinschrift in AFrSt IV C 19:5 S. 13; LC Abt H IV Fach F Nr. 5 S. 13. Auf den Seiten 14-20 folgt eine „Generale Berechnung und Beschreibung, wie das gantze Capital hieher übermachet und ausgelegt worden" (datiert: 2.11.1778). Die Anschrift auf der letzten Seite des Schriftstückes lautet: „An die Hochwürdigen und Hochgelehrten Herren, Herren Anastasius Freylinghausen und Ludwig Schulze, Lehrer der Gottes Gelarheit und Directores der Waisen'Anstalten und Missionen, auf S[eine]r Königlich] Preusischen Majestaet Friedrichs Universitaet zu Halle in Sachsen". - Mühlenberg folgt mit diesem Schreiben einer Bitte Pasches bei Übernahme der Amtsgeschäfte Ziegenhagens (gest. 24.1.1776); vgl. Bd. IV Nr. 674. 1

2

3 4

5

Gottlieb Anastasius Freylinghausen ( 1 7 1 9 - 1 7 8 5 ) , seit 1 7 7 1 Ordinarius und Direktor der Francke'schen Stiftungen; vgl. Bd. I Nr. 6 Anm. 2 9 . Johann Ludwig Schulze ( 1 7 3 4 - 1 7 9 9 ) ; seit 1 7 6 9 ordentlicher Professor der Theologie in Halle; 1 7 7 1 berief Freylinghausen ihn zum Kondirektor der Halleschen Anstalten; nach Freylinghausens Tod am 1 8 . 2 . 1 7 8 5 folgte Schulze ihm in der Direktion des Waisenhauses nach; 1 7 7 7 / 7 8 und 1 7 8 3 - 1 7 8 5 auch Prorektor der Universität. Zu diesen Vorgängen vgl. Bd. IV Nr. 4 8 8 , Nr. 4 8 9 , Nr. 5 0 0 , Nr. 5 2 2 S. 2 1 7 - 2 1 9 . Friedrich Wilhelm Pasche ( 1 7 2 8 - 1 7 9 2 ) ; lutherischer Prediger; erzogen im Halleschen Waisenhaus; seit 1 7 5 2 Gehilfe des Hofpredigers Ziegenhagen in London; als solcher Verbindungsmann für die Ost- und Westindische Mission; 1 7 6 2 Ordination als Prediger an der deutsch-lutherischen Hofkapelle in London. Vgl. Ps 1 4 3 , 1 1 .

685.

Adolph

Nüssmann1

an Heinrich Melchior Mühlenberg [Mecklenburg County/North Carolina,

4.4.1777]

Tit[ulus] Mich hat eine geraume Zeit sehr verlanget Ew[er] persönlich kennen zu lernen und mündlich zu sprechen, aber die Fürsehung hat mich bis dahin in Umstände gesetzet, welche es nie erlauben wolten. Von Charlestown [Charleston, South Carolina] konte ich keine zuverläßige Nachricht von Ihrer Zurückkunfft aus Georgien [Georgia] erhalten, und an einer Reise nach Pensilvanien, welche ich schon zweymal vorhatte, bin ich allemal gehindert worden. Entweder der Herr Consistorialrath [Gabriel Wilhelm] Götte[n] 2 , oder der H[err] Hofprediger [Friedrich Michael] Ziegenhagen 3 , oder der H[err] Pastor [Johann Gustav] Burgmann 4 werden Ihnen einige Nachricht von meiner Sen-

30

Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

dung nach Nord Carolina geschrieben haben, wo ich nun ins vierte Jar unter vielen Trübsalen, aber auch Tröstungen der Gnade das Evangelium von Jesu verkündige. Nie kan ich meinem Gotte gnug dancken, daß seine aufrecht haltende Gnade mich nicht hat erliegen laßen. Möchte nur der heilige Saame mehr Früchte bringen! 5 Das, das ist es, was mich quälet! Aus verschiedenen Ursachen nun hätte ich Ew[er] zu sehen gewünschet. Das Königliche Consistorium in Hannover ist so weit von mir entfernet, und der Weg dahin so besetzt, daß in langer Zeit an einen Briefwechsel dorthin nicht wird zu dencken seyn: allerhand Wiedrigkeiten aber in den Gemeinen, die der Feind des Guten stifftet; Zweifel, die offt martern und von Folgen sind; Zuflucht bey manchen Vorfällen unter verwilderten Christen und gebrandmarckten Unchristen; und selbst die Beruhigung meines eigenen Gewißens reitzen mich eine Gesellschaft zu suchen, von der ich Ansehen, Aufmunterung, Rath und Trost erwarten darf. Mir ist von der einträchtigen und recht christlichen Gemeinschafft unter den Ehrwürdigen Predigern Pensilvaniens einiges mündlich, aber wenig schrifftlich bekant geworden, außer einigen abgebrochenen Stücken von ihren Nachrichten. 6 Das, was ich davon weiß, hat mir große Gedancken von dem Ehrwürdigen Coetu beigebracht, und von dem Glücke der christlichen Gemeinen, welche mit demselben in Vereinigung 7 stehen: Daher hat mich offt ein stiller Wunsch ergötzet mit demselben genauer vereiniget zu seyn, und ich glaube fest, es würde zur Ausbreitung des Reiches Jesu und zur willigen Annahme des Evangelii in diesen Wüsteneyen von Nord Carolina ein ungemeines beytragen, wenn die hiesige Gemeinen unter dem Ehrw[ürdigen] Coetu stünden und genau mit demselben in Gemeinschafft wären. Mich däucht, der Herr würde einen ernsthafften Versuch zum Heile vieler tausend Seelen gnädiglich segnen: ich wenigstens, so viel mir der Herr Kräffte verleihen wird, wenn ich der Genehmigung des Ehrwürdigen Coetus versichert wäre, würde dahin arbeiten, die Christen weit herum auf das nachdrücklichste dazu anzuhalten. Sölten Ew[er] diesen Vorschlag entweder wegen zu großer Entfernung, oder aus andern Ihnen freylich bekannten Ursachen für unthunlich ansehen, so bitte ich, es einem Menschen zu Gute zu halten, der nichts unversucht laßen will, was so viele verstreueten Schaafe sammeln 8 könte; solten Sie aber ihn für möglich und für das Christenthum zuträglich ansehen, so bitte ich, Ew[er] wollen entweder selbst, wenn ich so vertraulich flehen darf, oder wenn Gesundheit und Umstände es nicht erlauben, durch jemand sonst von der eigentlichen Einrichtung, Beschaffenheit und Bedingungen des Ehrwürdigen Coetus zu benachrichtigen belieben: 9 ich werde allen guten Rath mit Dancke annehmen, getreu befolgen, und so schwach ich bin, mit Ernste trachten ein thätiger Diener meines Herrn und Erlösers zu seyn. Ich bin mit vieler Hochachtung Ew[er] ergebenster Diener A[dolph] Nues[s]mann. 10

Nr. 685 Abschrift S. 119 f . 1

2

3 4

5 6

7 8

'

10

von Mühlenbergs

31

4.4.1777

Hand in AFrSt IV H 23b S. 299-302;

vgl. PM 95 A Nr. 17

1775-77

Adolph Nüssmann (1739-1794); lutherischer Pastor und Senior in North Carolina; geboren in Münster als Sohn katholischer Eltern, die ihn für die Klosterlaufbahn vorgesehen hatten; bis Anfang der 1770er Jahre Franziskaner, dann Übertritt zur evangelischen Konfession; Studium der Theologie in Göttingen; 1772 mit dem Schulmeister Johann Gottfried Arends vom Konsistorium in Hannover für die bis dahin predigerlosen deutschen Lutheraner in North Carolina berufen; seither Pastor in Buffalloe Creek, Mecklenburg County. Gabriel Wilhelm Götten (1708-1781), lutherischer Pastor; Studium der Theologie in Halle und Helmstedt unter Lorenz von Mosheim; 1741 Superintendent in Lüneburg; 1762 Generalsuperintendent von Calenberg; Gründer des Lehrerseminars in Hannover; er hatte Nüssmann auf seine Aufgabe in Amerika vorbereitet; vgl. Eberhard Pellens, „Die Beziehungen der ev. luth. Kirchen von Hannover und Braunschweig zur ev. luth. Kirche in North Carolina in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Hilfe und Einfluß)", Diss., Hamburg 1961 S. 1 0 - 1 3 . Er war bereits am 24.1.1776 gestorben; vgl. Bd. IV Nr. 674. Johann Gustav Burgmann (1744-1795), von 1768 bis 1774 Prediger an der Marienkirche (in der Savoy) in London; vgl. Bd. IV Nr. 463 Anm. 40. Vgl. M k 4 , 1 - 9 par. Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in H N 1 (sowie H N 2) gesammelt veröffentlichten: Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch=Lutherischen Gemeinden in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Halle (Saale) 1787. „Vereinigung" ist unterstrichen, darüber steht: „Verknüpfung" Vgl. M t 10,6. Im Anschluß an den Brief schreibt Mühlenberg im Tagebuch: „Ich hatte just Gelegenheit obigen Brief mit ein paar Zeilen zu agnosciren und zu melden, daß ich S[eine]r H[och] Ehrw[ürden] wichtig Schreiben auf unserer nächst zu haltenden Ministerialversammlung vorlegen und g[eliebts] G[ott] bei künfftig vorfallender Gelegenheit umständlich schreiben wolte." (AFrSt IV H 23b S. 2 9 9 - 3 0 2 ; vgl. PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 120). - Weder im Synodalprotokoll von 1777 noch in den folgenden kommt die Angelegenheit zur Sprache. In North Carolina wurde 1791 eine eigene Predigerversammlung ins Leben gerufen; vgl. Pellens (Anm. 2) S. 70. Für die Zeit bis zum 15.4.1777 (= Nr. 686) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 6 Apr[il] ... Weil unser S[alvo]T[itulo] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz [vgl. Nr. 689] an H[errn] Pf[a]rr[er] Kuntze [Johann Christoph Kunze] geschrieben und Gelegenheit war einen Brief an ihn mit zu geben, so schrieb ich die Nacht noch 1 Vi Bogen voll an ihn, von dem was nötig zu seyn mir beifiel." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 97; vgl. AFrSt IV H 23b S. 274; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 109; T a p p e n III S. 29). (2) „Donnerstag d[en] 10 April: während meiner Abwesenheit ist ein Expresser mit einen Briefe von den Vorstehern etc. der Evangelischen] Gemeine in Reading [Berks Couny, Pennsylvania] unterschrieben, gekommen, worin sie berichten, daß ihr Pf[a]rr[er Heinrich] Müller Abschied von ihnen genommen, und bitten, daß wir uns ihrer annemen und sie balde besuchen und des fals conferiren mögten." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 101). Vgl. AFrSt IV H 23b S. 276 (PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 110; Tappert III S. 30) mit dem Zusatz: „beantwortete Briefe". (3) „Freitags den 11 April ... Während meiner Abwesenheit war auch ein Brief von S[alvo]T[itulo] H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze angekommen d[e] d[ato] 25 Mertz a[nni] c[urrentis] zur Antwort auf meine 2 Briefe von 7 [= Nr. 683] und 17ten Mertz ac." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 77 S. 101; vgl. Tappert III S. 30).

32 686.

Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

An [Christoph Emanuel Schnitze]

Providence,

15.4.1777

Providence Dienstag Abends d[en] 15 Apr[il] 1777 S[alvo] T[itulo] Liebwertester Herr Collega und Bruder in Christo! ich war vom 21 Mertz bis 8 April a[nni] c[urrentis] zum Besuch in Philadelphia und feierte daselbst den Palm=Sontag, die Martyr Woche, das Osterfest, den Bußtag und Sontag quasimod[o] gen[iti]. Als am 2 0 Mertz hinunter kam übergab mir mein Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] einen Brief von S[alvo] T[itulo] H[errn Friedrich Wilhelm] Pasche datirt den 6 Maii 1776 1 , also bei 10 Monate auf der Reise, in Neuyork angekommen, auf gebrochen, wieder zu gemacht und aufs Couvert geschrieben: examin'd by Governor Tryon's [i.e. Tyron's]-Ordre 2 . In dem Briefe berichtet H[err] Pasche, daß unser lieber alter Vater [Friedrich Michael] Ziegenhagen am 2 4 January 1776 der Seelen nach zur ewigen Ruhe gegangen, und ihn zum alleinigen Executor verordnet, daß Er /:H[err] P[asche]:/ nur Lector an der Capelle verbleibe, und die Correspondfence] mit der Ost= und westindischen Mission, wie zuvor, fortfüren wolle etc. fodert auch eine generale Quitance [engl, für Quittung] von dem hieher gesandten Hochgräfl[ichen] S[olms] R[ödelheimischen] Legat, und agnoscirt die von mir 1775 empfangene Briefe etc. und schließet mit den Worten: „Der Herr verleihe doch auch bald einen dauerhafften und gesegneten Frieden, daß der Bruch gründlich geheilet werde! 3 Nebst dem er alle rechtschafne Mitarbeiter von Hertzen und ergebenst grüße." Als ich am 8 April heim kam, fand Dero liebwerte Antwort auf meine 2 letztern Briefe vor; 4 für welche Mühe, unter Dero mir wolbekanten schweren Amts=Bürde und wenigen Zeit, hertzlich dancke, und bitte ohne Compliment, nur bei der vorigen Methode und der von Gott verliehenen Gabe liebreich fort zu faren, wie es Zeit, Umstände und Kräffte erlauben unter Hertzens=Freunden. Nun muß ich auch was unangenemes berichten nemlich: M[aste]r W[ilhel] m Engelfried 5 kam zu mir in Philadelphia] und kündigte an, daß er mir und Ihnen die bewusten kleinen Capitale restituiren wolte. Ich sagte, das wäre nicht freundschafftlich, weil man jetziger Zeit, es nicht sicher anbringen oder auslegen könte etc. Er erwiederte, er mögte gern ein ehrlicher Mann bleiben, und da er in Gefar stünde, seine Häuser und alles Übrige zu verlieren, so wäre es ihm unmöglich seine Schuld zu bezalen. In dem er aber jetzt sich im Stande befände seine Schulden ab zu tragen, so wäre es seine Pflicht so zu thun. Ich antwortete, daß es an Herrn P[astor] Schultze so berichten, und deßen Antwort erwarten wolte. Was soll, oder kan man thun in der jetzigen Crisi? Vorgestern am Sontag Abend kam [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] nebst M[aste]r J a c o b ] Kiemle 6 einen Vorsteher von Philadelphia] bei uns an. Er /:M[ühlen]b[erg]:/ hatte Gottes=Dienst auf Barrenhill [Whitemarsh Township, Montgomery County, Pennsylvania] gehalten. Sie brachten Nachricht,

Nr. 686

15.4.1777

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daß gestern ein Express von Delaware Cape 7 arrivirt mit der Botschafft, daß Krieges* und Transport Schiffe nahe beim Eingange der Delaw[are] zu sehen, welche schon ein und andere von der Staaten Schiffe weg genommen, ferner, daß vorgestern, Sontag vormittags die Alarm Canonen gefeuert worden. He[i]nr[ich] und Kiemle hätten gern gleich ein paar Fracht Wagen hinunter gehabt, wir konten aber aller Mühe ungeachtet, nur einen finden, weil die meisten Wagen schon weg und in contine[ntalen] Diensten sind. Montag d[en] 14 April eilten He[i]nr[ich] etc. wieder hinunter zu. Am Sontage Nachmittags bis Abends um 10 Uhr war ungemein günstiger Südwest Wind um die Krieges=Schiffe herauf gegen die Stadt zu jagen, um 10 Uhr Abends fieng ein starcker Nordwest an zu blasen, welcher den Schiffen contrair ist die herauf wolten. Wie es nun seit dem Sontage ergangen, davon haben wir noch keine Nachricht. Vermutlich muß die Flotte nicht näher zur Stadt gekommen seyn, sonst würde man mehr Faren und Gelauffe auf der Straße gesehen und Nachricht gehöret haben. 8 Unsrer Seits scheinen die Gegenanstalten noch sehr schwach etc. Wenn der Herr nicht die Stadt bewacht 9 etc. Solte der Herr etwas außerordentliches thun, so müsten es die blinden Menschen mit Händen greiffen, wie es heißt: mit unsrer Macht ist nichts gethan etc.10 Will uns aber der Herr in die Hände der Menschen übergeben und uns züchtigen und strafen laßen, so heißt es: Die Straf wir wohl verdienet han, das muß bekennen jederman etc. 11 Was Gott thut das ist wohl gethan etc. 1 2 He[i]nr[ich] M[ühlen]b[erg] gedenckt nicht zu bleiben in Philadelphia] wenn ein Überfall geschehen solte. H[err] Ktz [Johann Christoph Kunze] will bleiben und seine Margr[etha Henrietta Kunze] 13 auch. Einer solte wol bei der Hand bleiben, wenns nicht gar zu grausam hergehet. Ich habe mich erboten der eine zu seyn, denn sie können mir zum äusersten nicht mehr thun als den Leib tödten, wenns die göttliche Vorsehung zuläßt, und dann ists kein Verlust, weil ich ohne dem Candidatus Mortis [Todeskandidat] bin. Heute Nachts um 12 Uhr kam der Fracht Wagen mit H[einrich] M[ühlen]b[ergs] Sachen herauf, nebst einer schweren Kiste von M[aste]r [Francis] Swaine aus Virgin[ia], vermutlich der Polly [Maria Catharina Swaine] ihren Sachen, mit Nachricht, daß sie auch kommen würde: i[d] e[st] aus den Tropfen in den Schlag Regen. Es scheinet wol noch nicht rathsam in jetziger Crisi 500 r[eichs]th[aler] ad certum locum zu lehnen 14 weil man noch nicht weiß wie es aus schlägt, und also schwer zu rathen oder zu mißrathen ist. Gestern war noch kein Krieges=Schif bei der Stadt. Neun Krieges=Schiffe und Transports sind bei dem Capes 15 und noch mehrere werden erwartet. Mit Gruß und Kuß verharre Dero unnützer H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 16 Reinschrift in PM 95 D 7. - Im Tagebuch zum 15.4.1777 schreibt Mühlenberg: „Heute beantwortete des H[err]n P[astor] Schultzes Brief vom 25 Mertz a[nni]c[urrentis] mit einem halben Bogen voll: dat[iert] d{en] 15 April." (PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 103; vgl. AFrSt IV H 23b S. 278; PM 95 ANr. 17 177577 S. 111; Tappert III S. 31).

Die Briefe des Jahres 1777 = Bd. IV Nr. 674. William Tyron (1729-1788), Mitglied der kolonialen Administration; 1 7 6 5 - 1 7 7 1 Gouverneur von North Carolina; 1 7 7 1 - 1 7 7 5 Gouverneur von New York; im Revolutionskrieg Kommandant britischer Truppen. Vgl. Ps 60,4. Vgl. Nr. 685 Anm. 10(3). Wilhelm Engelfried; seine Verbindlichkeit gegenüber Mühlenberg und Schultze wird zuerst am 14.9.1776 erwähnt (vgl. Tappert II S. 740), bis zu seinem Tod 1781 zahlte er regelmäßig Zinsen. Vgl. Tappert III S. 4 6 3 - 4 6 5 und passim. Jacob Kiemle; Vorsteher der Gemeinde in Philadelphia. Cape May und Cape Henlopen an der M ü n d u n g des Delaware in den Atlantik. Die Strategie der britischen Armee bestand darin, Philadelphia von der See aus anzugreifen, während zur gleichen Zeit eine weitere britische Armee von Kanada über Land gegen Albany vorgehen sollte. Franklin und Mary Wickwire, Cornwallis and the War of Independence, London 1971, S. 9 9 - 1 0 0 . Vgl. Ps 127,1. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg" von Martin Luther. Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Ach lieben Christen seid getrost" von Johann Gigas (1514-1581). Kirchenlied von Samuel Rodigast (1649-1708). Margretha Henrietta Kunze (1751-1831); zweite Tochter Mühlenbergs, genannt „Peggy"; seit 1771 mit Johann Christoph Kunze verheiratet. ad certum locum = sicherer Ort. Gemeint ist hier der Ort und die an ihm gültigen Wechselkurse, auf die der Wechsel gezogen wird. Siehe Anm. 7. Für die Zeit bis zum 7.6.1777 (= Nr. 687) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 19 April. Bekam einen Brief von He[i]n[rich] M[ühlen]b[erg] aus Philadelphia] schrieb eine Antwort auf denselben." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 103; vgl. AFrSt IV H 23b S. 279f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 111; Tappert III S. 31). (2) „Dienstags d[en] 6 Maii: ... Heute habe einen Brief an die Fr[au] Kuntzin mitgegeben." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 106; vgl. AFrSt IV H 23b S. 298; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 118; Tappert III S. 38). (3) „Sontag Exaudi djen] 11 Maii... Ferner empfieng ich auch heute am l l , e n Maii ein Schreiben von H[err]n P[astor] Kuntze. Gegen Abend kamen mehrere Briefe mit M[aste]r [Andreas] Burghardt [vgl. Nr. 722] a) von[Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] datirt d[en] 29 Apr[il] b) vom H[errn] Catechet [Jacob] Franck [vgl. Nr. 689] aus Culpepper in Virginia mit einem Extract aus seinem Journal von 1 7 7 5 - 7 6 . " (AFrSt IV H 23b S. 303; vgl. PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 120; PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 108; Tappert III S. 38). (4) „Dienstag d[en] 13 Maii ... Nachmittags und Abends schrieb ich folgende Briefe 1) an die Frau Hanna [Anna Barbara] M[ühlen]b[erg] in Virg[inia] und berichtete ihr unter andern a) daß meine Frau [Anna Maria Mühlenberg] dem Peter das von H[errn Christian] Streit [vgl. Nr. 695] empfangene und in Verwarung gehabte Geld wieder überliefert b) daß Peter das bemeldte Geld mit einem Mann aus Virginia M[aste]r H o f m a n n genant, an sie die Frau Hanna gesandt, um damit die rückständige Schuld für ihre Negers zu bezalen, und das übrige zum Nothpfennig zu gebrauchen c) daß P[eter] M[ühlen]b[erg] an seinen Bruder Heinrich M[ühlen]b[erg] 82 £ 8 S[hilling] laut Bond [engl, für Schuldschein] schuldig gewesen, und wir Alten es so mit Peter verabredet, daß er seine Schwester Polly [Maria Catharina Swaine] zum nötigen Hausrath vorschießen mögte, welches wir hier an seiner Schuld bei Heinrich abtragen wolten. d) daß wie wir vernommen, der Pet[er] seiner Schwester Polly zwischen 20 und 30 Pfund vorgeschoßen, welches hier an seiner Schuld bei Heinr[ich] vergütet worden, e) daß die Polly wieder meinen Rath allein zu uns heraus gekommen, und unweißlich damit gethan nach der jetzigen Beschaffenheit der gefärl[ichen] Krieges=Umstände, welches nicht anders wäre, als aus den Tropfen in den Schlagregen, aus Gosen in die Sandwüste, aus der Sicherheit in die Gefar, aus dem Überfluß in den Mangel zu fliehen, und wie ein Esel dem zu wohl, aufs Eiß gienge und die Beine bräche etc.

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f) gebeten, wenn die Fr[au] Hanna könte und wolte, so raögte sie die Schulden, welche die Polly zurück gelaßen abtragen, welches ich hier an der Schuld bei Heinr[ich] vergüten wolte, nemlich a) an die Miss Sara Heyd 17 Shillings] 6 d[ = pence] ß) an S[alvo]T[itulo] Colonel Keller für Wolle y) an Hieronymus Becker [aus Strasburg, Virginia] 15 Shilling] 8) an M[aste]r Baumann für 5 ~tt> versprochne Wolle E) an den Sattler Pew für ihren Sattel 2 £ 6 Shilling] 2) schrieb einen Brief für die Polly an Madam Heyd, Espouse of the Honrd Isaac Heyd Esq[uire] in Virg[inia.]" (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 109f.; vgl. AFrSt IV H 23b S. 304; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 120; Tappert III S. 39). (5) „Donnerstag d[en] 15 Maii ... Um 3 Uhr p[ost]m[eridiem] kam ein Vorsteher von der Philadelphia] Gemeine mit einer Chaise [Reisewagen] und brachte folgende Briefe, a) Von meinem Sohn H[einrich] M[ühlen]b[erg] mit der Nachricht daß H[err] P[astor] Kuntze am vergangenen Sontage in der Michaelis Kirche predigen wollen, aber wegen Beklemmung auf der Brust, nicht gekont, und der Versamlung gesagt, daß sie zu der Zions Kirche gehen mögten. Er habe sich aber so weit wieder erholt, daß er Nachmittags in der Zions Kirche gepredigt. Es kan kein Doctor die causam morbi [Krankheitsursache] ausfinden, ob er wohl schon verschiedene um Rath gefragt und vielerlei Mittel gebraucht. Es scheinen fast Symptomata eines starcken Ansatzes von Malo hypocondriaco [hypochondrische Krankheit; vgl. Nr. 689, Anm. 31] zu seyn, und wäre wol die nächste Cure, wenn er Reisen und anhaltende Motion haben könte; aber woher die Unkosten bei der übermäßig theuren Zeit. etc. etc. Er /:mein Sohn H[einrich] M[ühlen]b[erg]:/ berichtete auch, daß er geschwollen Hals und Gesicht hätte, und da aufs bevorstehende Pfingstfest viele Arbeit vorhanden, so wünschte er, daß ich zu Hülfe kommen mögte." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 110; vgl. AFrSt IV H 23b S. 306; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 101; Tappert III S. 40). - Des weiteren erhielt Mühlenberg an diesem Tag die Briefe Nr. 681 und Nr. 682. (6) „Dienstag d[en] 20 Maii ... Abends bekam ich einen Brief von dem H[err]n Counsellor John Adam Treutlen [vgl. Nr. 691] datirt Salem in Georgia d[en] 17 Mertz 1777". (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 112; vgl. AFrSt IV H 23b S. 320; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 125; Tappert III S. 42). (7) „Mitwoch d[en] 21 Maii ... Abends schrieb ich an meine Frau [Anna Maria] in Provid[ence] und schloß die [vormittags geschriebenen] Briefe an Mary Sw[aine] mit ein." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 113; vgl. AFrSt IV H 23b S. 320; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 125; Tappert III S. 44). (8) „Donnerstag d[en] 22 Maii antwortete auf John Adam Treutlen Esq[uire] Col[onel] Englischen Brief vom 17 Mertz a[nni] c[urrentis]. Address to the Hon[ora]ble John Adam Treutlen Esq[uire] Col[olonel] at Salem in Georgia." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 113; vgl. AFrSt IV H 23b S. 322f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 126; Tappert III S. 44). (9) „Sambstag d[en] 24 Maii: Um Mittag kam Friedlich August Conrad] Mühlenberg ... brachte das Protocoll von der vorjärigen Conferentz mit ein paar Zeilen von H[errn] P[astor] Schultze, benachrichtigend, daß er dismal nicht zur Conferentz kommen könte. ... Friedlich] M[ühlen]b[erg] brachte auch einen Brief mit aus Reading ans Ministerium, unterschrieben von den Vorstehern und Altesten neml[ich] Mess[ieu]" Christoffel Witman, Andreas Engel, Henrich Hahn, Henrich Goßler, Michael Rosch, Matthaeus Braun, Carl Schwartz, Friedrich Rapp, Georg Schultz, Henrich Wolff und Conrad Braun: datirt d[en] 17 Maii 1777. worin sie um einen treuen Seelsorger, wo möglich, den Friedrich] M[ühlen]b[erg] anhalten." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 113f.; vgl. AFrSt IV H 23b S. 326; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 127; Tappert III S. 45). (10) „Montag d[en] 26 Maii ... Vormittags hatte Gelegenheit ein paar Zeilen an P[eter] M[ühlen]berg] zu schreiben und zu senden." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 114; vgl. Tappert III S. 46). (11) „Donnerstag d[en] 29 Maii ... Die Frau Schultzin [Eva Elisabeth Schultze, vgl Nr. 697] hatte geschrieben an die Mama [Anna Maria Mühlenberg] vom 25 Maii a[nni] c[urrentis]: datirt und 25 tt> Butter gesandt a ® l Shilling] 2 d[ = pence]: machet 29 Shilling] 2 d: Heute schrieb ich die Antwort und legte ein 30 Shilling] Bill mit ein für die Butter: berichtete meine Reise nach Philadelphia] etc. etc. an H[erm] P[astor] Schultz[e]. Der Brief ist aber noch nicht fort." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 115f.; vgl. AFrSt IV H 23b S. 332; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 128; Tappert III S. 47f.). (12) „Samstag d[en] 31 Maii: ... Schrieb an m[einen] Sohn H: M[ühlen]b[erg] a) daß er an H[errn] Schul=M[ei]st[e]r Otto [Lehrer an der Schule der lutherischen Gemeinde in Philadelphia] 2 Shilling] 6 d: Porto für mich bezalen b) meine englische Zeitung bei Mess[ieu]r! [David] Hall

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Die Briefe des Jahres 1777

und [William] Seilers [für beide vgl. Nr. 788] aufkündigen und die Rechnung fodern mögte c) legte ein Recept wegen H[errn] P[astor] Kuntzes Kranckheit bei: d: auch ein Récépissé daß die Bezalung für 10 Second Hand Bücher von ihm /:H[einrich] M[ühlen]b[erg]:/ empfangen." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 116; vgl. Tappert III S. 48). (13) „Sontag d[en] 1. Jun: Dominica] 1 post Trin[itatem] ... schrieb ein Brieflein für die Witwe Zimmermannin [Catharina Zimmermann, vgl. Nr. 697] nach Philadelphia." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 116; vgl. AFrSt IV H 23b S. 333f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 129; Tappert III S. 48). (14) „Montag d[en] 2 Junii: ... Nachmittags schrieb einen Brief an S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug [vgl. Nr. 689] in Friedrichstown [Frederick] Maryland und legte 3 £ aus der Cassa hinein . . . " . (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 117; vgl. AFrSt IV H 23b S. 334f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 129; Tappert III S. 49).

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Heinrich Melchior Rabenhorst]

und Anna Maria Mühlenberg

an [Anna Barbara Providence, 7.6.1777

Provid[ence] d[en] 7 Juny Hochedle, in Christo begnadigte Frau Schwester!1 Luc: 7,[1]3. Weine nicht, spricht unser almächtiger Eigentums Herr, 2 deßen Worte Geist und Leben sind,3 dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben,4 der eine gantz besondere Aufsicht über seine gläubigen Kinder hat und sie nicht aus seiner Hand reißen läßet. 5 Warum solte ich nicht weinen mögte unsere Wertheste Frau Schwester sagen? „ich furchtsames, blödes, verscheuchtes Täubelein, bin nun schon 2 mal in den betrübten Witwenstand versetzt:6 weit entfernt von meinem ersten Vaterlande, von meiner Freundschafft, hier in der American[ischen] Wüste, in einem Zeitlauf, wo die Ungerechtigkeit überhand nimt und die wahre Christen Liebe in Vielen erkaltet, 7 wo wir mit Leibes und Lebens=Gefar umgeben: In solchen Umständen ist mir mein zärtlich=geliebter Ehegatte, mein Hertzens=Mann, mein Lehrer, mein Hauswirt, mein Schutz, nächst Gott mein bester Freund entzogen, da er mir am nötigsten wäre! etc. etc. Ja werteste Fr[au] Schwester, weinen hat seine Zeit, 8 ist erlaubt, und nicht sündlich, je nachdem der Grund und die Gegenstände beschaffen. Unser Herr und Heiland als das heiligste Haupt 9 und volkommenste Original, 10 wornach die verfalne Menschheit wieder erneuert und gebildet werden soll, 11 hat auch, als Er auf Erden wandelte, verschiedene mal geweinet, und sagte auch zu seinen Lieblingen Joh: 16,20 seq[uentes] Ihr werdet weinen, heulen und traurig seyn, V[ers] 33. in der Welt habt ihr Angst etc., aber was folgt drauf? Eure Traurigkeit soll in ewig daurende Freude verwandelt werden: seyd getrost, ich habe die Welt überwunden. Jesa: 49,15,16 kan auch eine Mutter ihres Kindleins vergeßen? etc. etc. So muß es denn nun bei uns heißen: Lebt Christus, was bin ich betrübt? 12 etc. etc. Was Gott thut, das ist wohl gethan etc. 13 Die betrübte Nachricht hat mich und die Meinigen tief gebeuget, absonderlich, weil es ein großer Verlust für die armen Schafe ist, die der Stimme ihres Ertzhirten 14 Jesu Christi durch seines treuen Knechtes=Dienst Gehör gaben, und ihm folgten, 15 und nun in den gegenwärtigen betrübt* und gefarlichen Umständen eines

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solchen erfarnen und bewärten Vorgängers und Seelsorgers am meisten bedürfften. Wir sind aber leider zu kurtzsichtig, können des unendlichen Gottes allerweiseste Regierung nicht im gantzen durchsehen, und seine Wege nur von hinten nach bemerken Rom: 11 [,33] wie gar unerforschlich sind Gottes Wege! Ps: 36,10,11 Bei dir Jehova ist die Quelle des Lebens, durch dein Licht sehen wir das Licht etc. Wir wollen demnach die noch übrige kurtze Zeit auf dießeit der Ewigkeit in dieser Sache als Kinder das Lied lallen: so führst du doch recht selig, Herr, die Deinen etc.16 und bemercken was unser gütigster Heiland einst zu Petro sagte Joh: 13,7. was ich thue, das verstehest du jetz nicht; du wirst es aber hernach erfaren. Ich dancke dem alles wohlmachenden Herrn demüthigst, daß Er mich unwürdigen gewürdiget hat meinen nunmehro seligen Bruder und Frau Schwester persönlich sehen und kennen zu lernen, mit ihnen gemeinschafftlich die Knie vor dem Gnaden=Trone wärend meines Aufenthalts zu beugen 17 und den Geist der Gnaden und des Gebets in ihnen zu empfinden! und insonderheit bleibet mir unvergeßen, da er am 8 Febrfuar] 1775 in Savanna[h] mich und meine krancke Frau zum Abschiede mit vieler Hertzens=Bewegung und Tränen väterlich einsegnete! 18 Warum solten wir, auf eine kurtze Zeit hinterbliebene, unserm zärtlich geliebten Hertzens=Freunde nicht gönnen, daß seine von oben gesalbte Seele zu den Geistern der vollendeten Gerechten 19 heim geholet und sein verweßlicher im Dienste des Herrn abgematteter Leib zu einem unverweslichen 20 und verklärten gepflantzet 21 und die Pflantzstätte mit vielen Christlichen Tränen benetzet worden? Schuldigst demütigen Danck erstattet mein Hertz dem Hochw[ürdigen] und theuren H[errn] Dr: [Johann Joachim ?] Z[übly] daß er die letzte Liebe und Ehre unserm und seinem Freunde erwiesen, ihn zur Ruhestätte begleitet und die verwundeten Selen bei einer so feierlichen Gelegenheit mit Göttlichem] Balsam geheilet und getröstet. 22 Übrigens müßen wir als Christen in Gottes Führung ruhen, weil auch denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen. 23 Auch der Gläubigen ihre Leiber müßen nach der einmal gesetzten Ordnung erst verwesen, wenn sie dorten sollen genesen, der so großen Herrlichkeit, die den Frommen ist bereit. 24 Ich kan nicht bergen, daß mich der Abschied eines so redlichen Bruders und nötigen Seelsorgers schmertzet und beuget, da ohnedem innerhalb wenig Jaren unter andern Hochwürdigen Kirchen=Vätern, die venerablesten Knechte Gottes S[alvo] T[itulo] Senior [Samuel] Urlsperger, 25 Dr: [Gotthilf August] Franke, 26 Dr: [Johann Georg] Knapp 2 7 und am 24 Januar: 1776 der theureste H[err] Hofpr[ediger Friedrich Michael] Ziegenhagen aus dem Creutzes=Reiche in das Reich der Herrlichkeit versetzet worden! Indeßen sind wir schuldig dem Herrn demüthigst zu dancken, daß Er uns die theuren Rüstzeuge so lange gelaßen und nicht eher weg genommen hat. Man weiß die gegenwärtigen Wohlthaten selten eher recht zu schätzen, als bis sie uns entnommen sind. Eben daßelbe wird auch Eben E[zer] empfinden. Mein seliger Bruder Rabenhorst war sich eines rechtmäßigen Berufs zum Lehr=Amt bewust, hatte aus Liebe zu Christo sein Vaterland und Freundschafft verlaßen, über 20 Jare in den Georgischen Gegenden und Gemeinen mit reiner

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

Lehre und exemplarischen Wandel sein verliehen Licht leuchten laßen, 28 war durch innere und äusere Leiden, Creutz und Trübsal geschmoltzen, geläutert und bewärt, 29 und so solte ja keiner auch der besten Freunde, den Schluß des Himmels beneiden, da der Ruf ergangen Matth: 25: Ey du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude. 30 Nach meinem Bewustseyn und sinnlich wehmütigem Gefühl, daß der Redlichen im Lande immer weniger werden, rufe ich ihm nach 2 Sam: 1. [Vers 26] es ist mir leid um dich mein Bruder Jonathan, denn deine Liebe war mir sonderlich tröstlich! Hiemit beharre Dero verbundener Dfiener] [Heinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] P. S. Was das Bond [engl, für Schuldschein] des Legats für den 3 ten Prediger betrifft, davon W[erteste] Fr[au] Schwester und auch der Ehrsame Kirchen=Rath Meldung gethan, 31 das kan niemand in Empfang nemen, als wer von den Hochw[ürdigen] Stifftern in Augsburg und Halle, nemlich S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren] Senior [Johann August] Urlsperger 32 und Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen dazu bevolmächtiget wird. Ich habe das Bond meiner empfangenen Instruction und Ordre 33 gemäß an S. T. Hh. Hofprfediger] Ziegenhagen und [Friedrich Wilhelm] Pasche nebst übrigen Documenten gesandt und ist daselbst am 2 2 Octobr[is]: 1775 richtig angekommen und von dannen nach Augsburg geschickt wie ich vermute. Sie belieben also in der Sache noch ruhig zu seyn, und es nicht eher abzugeben bis jemand bevolmächtiget ist es in Empfang zu nemen und zu quitiren. Ich will g[eliebts] G[ott] so bald sich nur eine mögliche Gelegenheit findet, an Hochw: Hh. Directores Bericht abstatten und auch um einen treuen Seelsorger bitten, zugleich auch einen Extract aus der W[erten] Frau Witwe und des Ehrsamen Kirchen=Raths Briefgen an mich, mit beilegen. 34 Ich sehe aber bei den jetzigen intricaten Umständen noch keine Öfnung, wie ich Nachricht nach Europa kriegen könte. Meine Frau, Kinder und Freunde bezeugen ihr Mitleiden, und wir allesamt empfelen etc. Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] und [Anna] M[aria] Mfühlenberg] 35

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 119-121. Vgl. AFrSt IV H 23b S. 336-342 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 130132). 1 2 3 4 5 6

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Vgl. Nr. 6 8 1 . Vgl. J o h l , 1 1 . Vgl. Joh 6 , 6 3 . Vgl. M t 2 8 , 1 8 . Vgl. Joh 10,28f. Bald nach seiner Ankunft in Ebenezer hatte Christian Rabenhorst die verwitwete Anna Barbara Kraft (geb. Brant) geheiratet; vgl. Winde S. 183f. Vgl. M t 2 4 , 1 2 . Pred 3 , 4 .

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7.6.1777

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Vgl. Eph 1,22. Vgl. Hebr 7,28. 11 Vgl. Tit 3,37. 12 Vgl. die 6. Strophe des Kirchenliedes „Frühmorgens, da die Sonn aufgeht" von Johann Heermann (1585-1647). 13 Kirchenlied von Samuel Rodigast (1649-1708). 14 Vgl. 1 Petr 5,4. 15 Vgl. Joh 10,4. 16 Kirchenlied von Gottfried Arnold (1666-1714). 17 Vgl. Rom 14,10f. 18 Vor der Rückreise von Georgia nach Pennsylvania; Mühlenberg hatte sich vom 7.11.1774 bis zum 6.2.1775 in Ebenezer aufgehalten, um den Streit zwischen den Predigern zu schlichten. Vgl. Bd. IV Nr. 601; Nr. 6 4 1 - 6 5 3 ; zum Abschied Tappert II S. 6 7 8 - 6 8 0 . " Vgl. Hebr 12,23. 20 Vgl. 1 Kor 15,42. 21 Vgl. Phil 3,21. 22 Vgl. Nr. 681. 23 Vgl. Rom 8,28. 24 Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Alle Menschen müssen sterben" von Johann Georg Albinus (1624-1679). 25 Samuel Urlsperger (gest. 1772), vgl. Bd. I Nr. 33 Anm. 4. 26 Gotthilf August Francke (1696-1769); evangelischer Theologe und Pastor, Sohn von August Hermann Francke und dessen Nachfolger in der Leitung der Halleschen Anstalten; 1 7 1 4 - 1 7 1 8 Studium der Theologie in Halle und Jena; 1 7 2 0 - 1 7 6 9 Pastor in verschiedenen Funktionen in Halle; seit 1726 auch Professor der Theologie in Halle; 1 7 2 7 - 1 7 6 9 Direktor der Franckeschen Stiftungen; unter seiner Ägide erlebten die Anstalten ihre Blüte und den beginnenden Niedergang. 27 Johann Georg Knapp (gest. 30.7.1771); vgl. Bd. I Nr. 72 Anm. 14; Bd IV Nr. 572. 28 Vgl. Mt 5,16. 29 Vgl. Dan 12,10. 30 Mt 25,21.23; Lk 10,16. 31 Vgl. Nr. 681 und Nr. 682. 32 Johann August Urlsperger (1728-1806); er betreute die Salzburger nach dem Tod seines Vaters 1772. Vgl. Bd. IV Nr. 601 Anm. 1. 33 Vgl. Bd. IV Nr. 601. 34 Mühlenberg berichtet unter dem 12.6.1777 darüber an Pasche (vgl. Nr. 688). 35 Für die Zeit bis zum 12.6.1777 (= Nr. 688) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag 2 post Trin[itatem]: d[en] 8 Junii ... Schrieb ein paar Zeilen an [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io]'..." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 122; vgl. Tappert III S. 50). (2) „Montag d[en] 9 Junii ... Empfieng Briefe a) von H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze d[e] d[ato] 8 Jun[ii] b) von H[errn] H[einrich] M[ühlen]b[erg] jun: r d d 9 Junii mit Nachricht 1) daß H[err] Praes[es Johann Nicolaus] Kurtz wieder wohl und gestern 2 mal neml[ich] Morgens und Abends in Zion gepredigt 2) daß nun die Kriegs Operationen angehen würden, weil die Br[iten] ihre Verstärckungen bekommen 3) daß der Pf[a]rr[er Johann Wilhelm Samuel] Schw[ertfeger; vgl. Nr. 716] in Alban[y, New York] gefangen säße, weil er sich mit politischen Sachen gemittelt, die seines Amts nicht waren etc. 4) daß die Mich[aelis] Corpor[ation] beschloßen der Fr[au] Witwe [Esther] Meyerin 100 und M[aste]r Fuchs 100 £ Schulden abzutragen 5) daß in der jetzigen confusen Zeit, da nicht alle Glieder der Corporat[ion] beisamen zu kriegen, derer wenigen in Loco [die am Ort sind] ihre plurima Vota [Mehrheit der Stimmen] entscheidend seyn sollen, ausgenommen in Geldsachen." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 122; vgl. AFrSt IV H 23b S. 343; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 132; Tappert III S. 50). (3) „Dienstag d[en] 10 Junii ... Ich empfieng ein Brieflein von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, worin er meine letztern an ihn von 15 April [= Nr. 686] und 29 Maii a[nni] c[urrentis] agnoscirte und selbige beantwortete neml[ich] a) wenn [Wilhelm] Engelfried seine 5

10

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

Schuld abtrüge, so solten wirs nur annemen. Er wolte soviel daran thun, daß es 4 0 0 th[a]l[er] trüge und solche ad certum Loc[um = auf einen sicheren Ort] austhun, gienge es verloren, so würde mehr verloren gehen b) das Gerüchte von [Johann] P[eter Gabriel Mühlenberg] sey auch schon nach Tolpeh[ocken = Tulpehocken] gekommen, habe ihn aber nicht unruhig gemacht, aber die Nachricht von H[errn] Schw[ertfeger]s unweißlichem Verhalten sey kränckend: c) er hoffe es würde sich mit Hferrn] P[astor] Kurtzes Kranckheit gebeßert haben." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 77 S. 122; vgl. AFrSt IV H 23b S. 343; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 132; Tappert III S. 51).

688.

An [Friedrieb Wilhelm Pasche]

Providence,

12.6.1777

Providence d[en] 12 Junii 1777. Hochehrwürdfiger] hochgeschätzter Herr und Gönner! Durch Gottes Güte empfieng ich Ew[er] H[och] Ehrw[ürden] wertes Schreiben vom 6 Maii 1776 am 2 0 Mertz a[nni] c[urrentis] in Philadelphia.] 1 Es kam von Neuyork versiegelt und auf dem Couvert stunden folgende Worte: examined by Governor Tryons [= William Tyron's] Order. Wie mich die Nachricht von dem Abschiede und großem Verlust unsers unschätzbaren, numero seligen Vater [Friedrich Michael] Ziegenhagens betrübt, können Ew: HochE. beßer empfinden als ich beschreiben! Die Reise nach Eben Ez[er] 2 hatte mich mürbe gemacht, und mein Alter, Schwachheit, wie auch andere betrübende Umstände nötigten mich, daß ich zu anfange des Monats Julii 1776 von Philadelph: weg, und ins Land nach Providence zog, 3 wo ich anfangs gewonet, weil 2 Prediger das Amt in Philad wol versehen können. 4 Am 15 Maii a c bekam ich eine andere traurige Botschafft aus Eben Ez[er], nemlich einen Brief von der leidtragenden Fr[au] Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin dat[irt] d[en] 2 0 Februar a c, 5 und einen Brief von den Ehrsamen Wardens und Vestry men [Älteste und Vorsteher] der Gemeine daselbst, datfiert] d[en] 2 2 Februar a c,6 worinnen sie beiderseits mit Wehmut berichten, daß H[err] P[astor Christian] Rabenhorst am [3]0 Decembfer] 1776 im Herrn entschlafen, und die Gemeinen nun Hirtenlos und wie verlaßen wären etc. Insonderheit frugen sie beiderseits um Rath, wie sie sich in Ansehung des Legats für den 3ten Prediger gestifftet, das auf des sel[igen] H[errn] P[astor] Rabenhorst seiner Plantage hafftete, zu verhalten hätten? Die Frau Witwe wäre willig das Capital abzu bezalen, aber denn müste sie auch die Obligation, die er [und] sie gegeben, zurück haben, wie billig und recht. Ich schrieb ihnen zur Antwort, 7 daß ich die Obligation nebst andern Originalien im Jare 1775 von hier hinaus gesandt, selbige auch am 2 2 Octob[er] 1775 bei Ew[er] H[och] E[hrwürden] richtig angekommen, und vermutlich von da an S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Senior [Johann August] Urlsberger in Augsburg geschickt wären. Ihre zweite Bitte war, daß ich doch in ihren Namen bei Hochw[ürdigen] Hh. [Herren] Directoren um einen treuen Seelsorger und exemplarischen Vorgänger der Heerde 8 flehentlich anhalten mögte! Sie wolten indeßen nach Christi Befehl den Herrn der Ernte bitten, daß Er einen treuen Arbeiter senden mögte 9 . Ich versprach in meiner Antwort, daß beide Punkte, so

Nr. 6 8 7 / 6 8 8

7.6./12.6.1777

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bald nur immer möglich, an Hochw: Hh. Directores in Europa berichten und um baldige Antwort bitten wolte. Sie die Frau Witwe Rabenhorstin dürffte aber das Capital des Legats an niemand anders übergeben als an die Hochw: Stiffter und Trustees [Treuhänder], welchen die Almosen anvertrauet, welche es nach Eben Ez[er] geliehen, und an welche auch das Bond oder Obligation vom sel[igen] H[errn] P[astor] Rabenhorst gesetzmäßig executirt worden; oder an Dero rechtmäßige Attornies oder Bevolmachtigte. Dis ist nun eine sehr wichtige Sache und auch critique in den gegenwärtigen betrübten und finstern Umständen! und wird die Frage seyn, ob jemand von denen Hochw: Hh. Stifftern, Directoren oder Trustees selber dahin kommen, oder wen sie wol am sichersten dazu bevollmächtigen könten, der, oder die das Legat in Empfang nemen und versichern mögten? Ich war froh, daß ich das in Gefar schwimmende Kind wieder an seine [rechte] Mutter zur Verpflegung bringen konte Exod: 2,9. Wenn es nun nicht in acht genommen wird, oder verunglüken solte, so wäre es meine Schuld nicht. In den gegenwärtigen gan[tz betrüb]ten und confusen Umständen sehe ich keine Möglichkeit, daß man das Capital p[er] Wechsel übermachen könte, welches sonst der sicherste Weg wäre, wenn es an die Hochw: H. Stiffter und Directores heim gelangte, wo es hin gehört und am sichersten stünde. In Specie köntes auch bei dermaliger Krieges Zeit nicht übermachet werden, theils wegen Unsicherheit auf dem großen Waßer, theils auch weil Gold und Silber excessit, evasit, erupit, 10 und das hiesige Papier Geld in Deutschland nicht gilt. Am wenigsten dürffte es, meines unmaßgeblichen geringen Erachtens, rathsam seyn, wenn H[err Christian Friedrich] Triebner solte darüber bevolmächtiget werden, 11 es in Empfang zu nemen, oder ein oder ander von seinen noch wenigen Freunden. Solte es den jetzigen Wardens und Vestry-men der Gemeine und ihren Succesoren [Nachfolgern] anvertrauet werden durch Bevolmächtigung von Hochw: Hh. Directoren, so müste das gantze Corpus für sich und ihre Successores Versicherung und Obligation für das Capital an Hochbemeldte Directores geben. Ich wüste aber auch nicht, wie sie das Geld sicher fundiren könten in der jetzigen Zeit? Sölten sie es auf Land legen, oder auf Interesse [Zinsen] aus thun, so weiß man ja noch nicht, was Gott der Herr in seinem höchsten Rath beschloßen, und was der betrübte Krieg für einen Ausgang gewinnen mögte. Der klügsten Menschen ihre Plans [Pläne], kommen nicht allemal mit Gottes Plan überein. Homo proponit, Deus disponit. 12 In der jetzigen Crisi scheinet weder real noch personal Estate [Grundbesitz und bewegliches Vermögen] sicher. Wie unser Erlöser Luc: 11,21,22 sagt: wenn 2 mit einander kriegen, und der stärckere den schwächern über windet, so nimt er ihm seinen Harnisch darauf er sich verließ, und theilet den Raub aus. Meines geringen erachtens mögte es vielleicht wol rathsam seyn, wenn die Frau Witwe Rabenhorstin könte und wolte noch einige Zeit auf der Plantage mit ihren Negroes die Haushaltung fortsetzen, und das Capital auf der Plantage hafften bleiben, bis Antwort und nähere Instruction von Hochw: Hh. Directoren käme; Oder, wenn sie solches nicht könte oder wolte, oder nicht lebte, und die Plantasche verkaufft werden solte; so müsten die 649 £ sterl[ing] Legat auf dem real Estate hafften bleiben und der Käufer den real Estate dafür zur Hypothec

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Die Briefe des Jahres 1777

a n die S [ a l v o ] T [ i t u l o ] H e r r e n D i r e c t o r e s v e r s c h r e i b e n . E s m ö g t e d e n n m i t d e m K r i e g e a u f die eine o d e r a n d e r e Seite a u s f a l l e n , s o w i r d sich n i c h t leicht eine civilisirte, g e s c h w e i g e d e n n C h r i s t l i c h e N a t i o n eines Sacriligii v e r d ä c h t i g m a c h e n , o d e r sich a n Stifftungen a d p i a s c a u s a s [für f r o m m e Z w e c k e ] vergreiffen, es m ü s t e n d e n n I n d i a n e r , N e g r o e s o d e r C o s a c k e n seyn. V e r l e i h u n s F r i e d e n g n ä d i g l i c h , H e r r G o t t zu u n s e r n Z e i t e n ! 1 3 w o m i t d i s m a l v e r h a r r e n d schließe, Ew[er] H o c h Ehrw[ürden] ergebener Diener H [ e i n r i c h M e l c h i o r ] M [ ü h l e n ] b [ e r g ] der a l t e . 1 4 P. S: W e n n ich n o c h ein w e n i g lebe ein M e h r e s v o n R e l i g i o n s S a c h e n .

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 123f. und AFrSt IV H 23b S. 346-351 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 133f.). 1 2

3 4 5 6 7 8 9 10

11

12 13 14

Vgl. Bd. IV Nr. 674. Vom 27.8.1774 bis zum 6.3.1775 war Mühlenberg von Philadelphia abwesend. Zu Inhalt und Verlauf seiner Schlichtungsmission vgl. Bd. IV Nr. 601; Nr. 6 4 1 - 6 5 3 ; Nr. 6 5 7 - 6 5 8 . Vgl. Bd. IV Nr. 679 Anm. 10 und Nr. 666. Johann Christoph Kunze und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg. = Nr. 681. = Nr. 682. = Nr. 687. Vgl. Joh 10,4. Mt 9,38; Lk 10,2. Vollständig: „Abiit, excessit, evasit, erupit." Übersetzt: „Er ging weg, entfernte sich, verschwand, machte sich auf und davon." Nach Cicero, Reden gegen Catilina 2,1,1. Mit dem Anspruch auf tatsächliche und vermeintliche Vollmachten war Triebner schon nach seiner Ankunft in Ebenezer aufgetreten und hatte dadurch die Spaltung der Gemeinde herbeigeführt. Zudem wurden ihm sexuelle Vergehen angelastet. Vgl. Anm. 2 und Nr. 682. Sprichwort: „Der Mensch denkt; Gott lenkt." Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 593 (und Spr 16,9). Kirchenlied von Martin Luther. Für die Zeit bis zum 18.7.1777 (= Nr. 689) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d(en] 12 Junii: schrieb Antwort auf H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze seinen empfangenen Brief d[e] d[ato] 8 Jun[ii] a[nni] c[urrentis] ... Heute Abend empfieng auch einen Brief von J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] datirt Middlebrook d[en] 10 Jun a: c." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 123f.; vgl. AFrSt IV H 23b S. 345; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 133f.; Tappert III S. 51f.). (2) „Freitag d[en] 13 Junii ... schrieb ein paar Zeilen a) an M[aste]r David Grim [vgl. Nr. 703] b) an H[errn David] Schäf[f]er Sen[io]' [vgl. Nr. 689] ..." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 124; vgl. AFrSt IV H 23b S. 351; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 134; Tappert III S. 52). (3) „Dienstag d[en] 17 Junii... Gab einem vorbeifarenden Mann ein Briefgen mit an meine Söhne in Philadelphia." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 126; vgl. AFrSt IV H 23b S. 352; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 135; Tappert III S. 53). (4) „Donnerstag den 19 Junii ... bezalte ... an einen Fuhrmann, der mir einen Brief und Bücher von meinem Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst Mühlenberg] aus Philadelphia] brachte 1 sh[illing] 6 d[ = pence]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 127; vgl. AFrSt IV H 23b S. 353; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 135; Tappert III S. 53). (5) „Mitwoch d[en] 9 Julii ... Ich habe ... einen Brief geschrieben an H[einrich] M[ühlen]b[erg] Jun[io]'." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 133; vgl. Tappert III S. 59).

Nr. 6 8 8 / 6 8 9

12.6./18.7.1777

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(6) „Donnerstag d[en] 1 0 [Julii] ... Ich gab ihm [Jacob Frank, vgl. N r . 6 8 9 ] einen Brief mit an H[einrich] M[ühlen]b[erg] J u n : ' " (PM 9 5 A N r . 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 3 3 ; vgl. Tappert III S. 5 9 ) . (7) „Freitag d[en] 11 Julii ... Abends schrieb einen Brief an P[eter] M[ühlen]b[erg]". (PM 9 5 A N r . 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 3 3 ; vgl. Tappert III S. 5 9 ) .

689. An [Johann Nicolaus Kurz1]

[Providence,

18.7.1777]

Hoch Ehrw[ürdiger] H[err] Praeses, werther H[err] Amts=Bruder und geliebter H[err] Gevatter Es war mir besonders tröstlich zu vernemen, daß der gütigste Gott Ihnen in Philadelphia Leben und Gesundheit wieder verliehen, da es schiene auf der Neige zu seyn. 2 Der Herr hat alles wohlgemacht! 3 Gebt unserm Gott die Ehre! 4 Ich hätte gar viel mit Ihnen zu conferieren gehabt; aber die schwere und schmertzhaffte Kranckheit wolte es nicht zu laßen. Ohne Sie Wertester H[err] Gevatter, mit Weitläufftigkeit zu beschweren, will die, unter intimen Freunden gewönliche Art zu schreiben gebrauchen, die man pro Memoria nennet. 1) Hatte Herr [Jacob] Frank 5 das Original von der hier beigelegten Copie seines Journals an mich gesandt. 6 Ich habe das Original in Verwarung behalten, und auch eine Copie von dem an E[uer] H[och] E[hrwürden] gesandten Briefe d[e] d[ato] 18 Sept[ember] 1775 7 wegen H[errn] Fr[anks] Beruf in der Absicht mein Verhalten desfals hier oder in Europa, wo es gefodert wird zu verteidigen. Bis dato habe noch niemand gefunden, der dagegen protestirt als die Hh. [Herren Johann Christoph] K[unze] und [Karl Friedrich] W[ildbahn]. 8 Ich hatte den H[errn] Fr[ank] vor 8 Jaren zu dem kitzlichen, mühsamen und sklavischen Schul-Dienste in Philadelphia] vorgeschlagen, und Gelegenheit innernalb 8 Jaren seine rauhe und schlichte Seite kennen zu lernen. Der vorige Schulmeister und Organist H[a]f[ner] der seinen Dienst erzürnt verließ, weil ihm der Kirchen=Rath nicht gestatten wolte ein Wirtshaus nebenher zu halten, 9 versuchte alle ihm mögliche Mittel unsere Schule und Gemeine zu ruiniren, ich und mein H[err] Collega [Christoph Emanuel] Schultze konten aber mit göttlicher Hülfe durch H[errn] Franck und seinen Mitarbeiter H[errn Heinrich] Leuthäuser 10 die Schule und Gemeine erhalten, daß H[a]f[ner] und seine Anhänger ihren Zweck nicht erreichten. H[err] P[astor] Kuntze kam nachher ins Amt, wüste den Zusamenhang nicht, beurteilte den Franck nur nach der rauhen oder schwachen Seite und den Leuthäuser nach der glatten und schlichten Seite und hörete auch wol von Leuth[äusers] Freunden, daß der F[rank] ein böser, aber Leuth[äuser] ein beßer und frömmerer Man wäre, welches gar leicht Eindruck machen kan wenn man Menschen einseitig betrachtet. Der Englische Schulmeister hielte es erst mit Franck, und da waren 2 gegen den 3ten. Hernach schlug er sich auf des Leuth[äusers] Seite, dann gieng es über den Fr[ank] her, und er wurde immer schwärtzer und der Leuth[äuser] liebenswürdiger. Leuth[äuser] erwarb sich immer mehr Gönner im Kirchen=Rath und der Gemeine. Fr[ank] konte nicht so schmeicheln, hatte aber doch auch ungeheuchelte Gönner im Rath und in der Gemeine, welche den Frieden in der Gemeine zu schätzen

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

wüsten und übele Folgen befürchteten. Ich versuchte verschiedene mal durch Hülfe des Kirchen=Raths weitern Ausbrüchen vorzubeugen und Veränderung in der äusern Einrichtung der Schule zu machen, wie man, im Vergleich zu sagen, in den Pferde Ställen Zwischen=Wände bauet, daß die Creaturen ein ander nicht schlagen oder beißen etc. sollen. Es half aber wenig oder nichts, weil H[err] Leuthfäuser] die meisten Stimmen auf seiner Seite hatte, so daß es verworfen oder umgeändert wurde, wenn was beschloßen, das ihm nicht gefiel, wie Proben davon im Corporationsprotocoll zu sehen. H[err] Franck hatte durch Hülfe von seinem Schwieger=Vater und Englischer Gönner, die ihn wegen seiner besondern Gabe in der Music liebten, ein eigen Haus bei unsrer Zions Kirche angeschafft. Es kam endlich so weit, daß mein Herr Collega Kuntze sich bedrängt im Gewißen befand und zu mir sagte: Er wünschte, daß der Franck abgeschafft würde! H[err] Fr[ank] wurde des Handels auch müde und wolte darzwischen heraus, aber wie? Er hatte so viele Freunde in und außer der Gemeine, daß er eine eigene Schule hätte auf richten und seine Frau einen Kram=Laden halten können, aber wie? Gewiß nicht anders, als daß unsere Schule dadurch in Abname gekommen und Spaltungen in der Gemeine wären verursachet worden. Durch göttliche Vorsehung traf sichs just so, daß die bedrängten Umstände der Culpepper Gemeine [Culpepper County, Virginia] vorfielen. Von den Umständen der Culpepper Gemeine scheinen meine Herren Amts=Brüder gröstenteils noch keine deutliche Einsicht zu haben, am wenigsten H[err] Wildba[h]n, des alten Hferrn] Pf[a]rr[er] Stöbers Vater [Johannes Caspar Stöver Senior] 11 war der Urheber davon. H[err] Pf[a]rr[er Georg Samuel] Klug 12 der erste Prediger, nach dem damaligen Streit Periodo ein Orthodox und Antipietist. Doch waren die damaligen Collectanten nicht abgeneigt auch bei denen so genanten Pietisten in London und Deutschland Geld und Bücher zu fodern und anzunemen. 13 Wie mir der seifige] H[err] Schleidorn [Heinrich Schleydorn] 14 erzälte, dem die Umstände bekant, daß unter andern etliche Fäßer voll von gedruckten erbaulichen Tracktätgens und Pieces mit herein gekommen, welche der orthodoxe Lehrer nicht zu nutzen gewust, weil in Halle gedruckt waren. Nach des H[errn] Pf[a]rr[er] Klugs Tode lag die Gemeine wüste und leer, 15 und wurde etwa nur dann und wann von ein oder andern irrenden Ritter besucht. Die Frau Pf[a]rr[er] Witwe besaß noch einige Zeit den sandigten Pfarr=Platz der von den Collecten gekaufft war. Es hatte kein Ansehen, daß die noch übrigen alten Glieder sich zu dem Hallischen Ministerio in Pennsylvanien wenden würden, wegen der eingesogenen Vorurteile die von den durchstreichenden Predigern unterhalten wurden. Die Jugend verlor die deutsche Sprache und wurde nach und nach Englisch. An Schule ward nicht gedacht. Auf der Nachbarschafft war die Engl[ische] etablirte Hochkirche, deren Prediger sie järlich Tribut geben musten 16 und der das Jus episcopale [kirchenrechtliche Zuständigkeit] über die Kindtauffe und Trauungen hatte. Endlich wagte sich ein alter Schulmeister aus dem Pennsylvanischen dahin nemlich H[err Johannes] Schwarbach, 17 predigte und catechisirte auf seine eigene Hand. Weil aber der benachbarte Englisch=etablirte Prediger dagegen murrete, und verlangte, daß er Ordinations=Schein etc. auf weisen solte; so schickten die Culpepperer etliche Deputirte mit Briefen zusamt

Nr. 689

18.7.1777

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den H[errn] Candidat Schwarbach auf unsere Synodal Versamlung in Philadelphia, wo der S[alvo] Tfitulo] Schwedische Herr Probst [Carolus Magnus von] Wrangel 18 mit zu gegen war, und baten, daß er geprüfft und für ihre Gemeine bevollmächtiget werden mögte, welches denn auch nach gemeinschafftlicher Überlegung geschähe. 19 Ich hatte als Praeses die Ehre unsere Kirchen Agenda ab zu schreiben und auch die Credentialien zu verfertigen und ihm mit zu geben. O b er nun wol hätte sollen järlich ein Diarium von seiner Amtsfürung einsenden, so habe ich doch keines gesehen, außer einem Briefe worin er um Beisteuer zur Ausbeßerung ihrer höltzern Kirche anhalte, wie auch etlicher privat Briefe. 20 Ich habe nie gehört, ob H[err] Schw[arbach] sich bemühet um eine Schule daselbst auf zu richten? Er gab nach verschiedenen Jaren ohne uns zu fragen die Gemeine wieder auf. Ich finde aber nicht daß die Vorsteher und Ältesten der Gemeine bei unserm Ministerio um einen andern Prediger Ansuchung gethan, sondern sie hatten sich mit einem von uns bevollmächtigten in ihrer Nachbarschafft stehenden Catecheten Namens H[errn Heinrich] Müller eingelaßen, ihm einen förmlichen Beruf zu ihrem Prediger=Dienst gegeben und auch schon ein Bette für 10 £ für ihn gekaufft und bemeldten H[errn] Müller herüber gesandt und meines Wißens weiter nichts begert, als daß er von unserm Ministerio examinirt und geordinirt werden solte. Wie nun H[err] Müller auf seiner heraus Reise 1775 sich in Yorktown bey unserm Sfalvo] T[itulo] H[errn] Praeses Kurtz gemeldet, und er auf selbiger Reise den S. T. H. P[astor] Kuntze angetroffen, der ihn angesprochen, daß er sich nach Reading wenden und daselbst für ihn predigen solte; so überwogen der Readinger penuria [Mangel] und heimlicher Neid gegen unser Ministerium und des Candidaten Heiraths Sache den Culpepper Beruf und ich steckte zwischen Tür und Angel. H[err] Müller nam den Beruf von den Vorstehern und Ältesten in Reading an und reisete wieder nach Virginien um daselbst Abschied zu nemen und seine Sachen abzuholen, kam aber nicht bis nach Culpepper. Er war so gütig und legte die Ursache seines Zurückbleibens und gebrochenen Versprechens auf mich, und zwar mit solcher Redens-Art und Ausdrücken, die nichts anders als hefftige Verbitterung, besonders bei den Culpeppern verursachen konte, nemlich ich solte gesagt haben: er müste in Pennsylvanien bleiben, warum? Es sey nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod nemen und werfen es vor die Hunde. 2 1 Woraus sie den Schluß machten so sind wir die Hunde! Es ist nicht nötig zu melden, was für Salv[o] Titfulo] der alte M[ühlen]b[erg], ob er gleich nicht p[ro] t[empore] Praeses war, bekam. N u n war es Zeit den Schaden zu verbinden und die Samariter Moral zu gebrauchen, ohne erst Jar und Tage zu warten, ob etwa ein Priester oder Levite vorbei kommen mögte. 22 Ich hatte unsern muntern und herzhafften Franck schon ein Zeitlang zu vor einige Anweisung zu einem solchen Dienst in der Stille gegeben, fand es auch rathsam ihn in der Stille nach Culpepper zur Probe zu erlaßen, meines geliebten kräncklichen Herrn Collegae [J. C. Kunze] Gewißens=Angst zu erleichtern, den brütenden Zwiespalt in der Gemeine zu tödten, und den armen gedrückten Fr[ank] in ein ander Clima zu verpflantzen etc. etc. Und ich bin noch der

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Meinung daß weder ich noch einiger von unserm p[ro] t[empore] Ministerio sich beßer, oder so gut als H[err] Franck für die Culpep[per] Umstände geschickt hätte. Er hat in der kurtzen Zeit eine Schule mit göttlicher Hülfe aufgerichtet, ein lieblichen Gesang unter Jungen und Alten zu wege gebracht, welches die christliche Religion zieret und erbauet: hat eine Kirchen=Ordnung nach dem Muster der Philadelphischen zu stände gebracht: hat unsern Philadelphischen Catechismum eingefürt, und was mir auch wichtig, sich der armen Moren Sclaven angenommen etc. so daß man die zarten Lämmer und die ausgedorrten Schafe schon hin und wieder lieblich lallen und singen höret: O Ursprung des Lebens etc. 23 O wie selig sind die Seelen etc. 24 Jesu Jehova, ich such und verlange etc. 25 Stilles Lam und Friedefürst etc. etc. etc. 2 6 Der Satan wird freilich nicht feiern und seine gewöhnlichen Methoden und Krieges=Räncke dagegen anwenden; aber dazu ist ja erschienen der Sohn Gottes, daß Er die Wercke des Teufels zerstöre. 27 Indeßen vergnügets mich, daß an dem Ort schon mehr geschehen als in den vergangenes 4 0 Jaren zuvor. Es that mir daher leid zu vernemen, daß H[err] Wildba[h]n als ein Glied unsres Ministerii, nach der in Yorktown gehaltenen Synodal Versamlung 28 in Virginia als vorgegebener Deputy-Praeses, seine Censur über mich und H[err]n Franck ergehen laßen. Gesetzt er wäre von dem Herrn Praeses deputirt worden um die vacanten Gemeinen in Friedrichs und Dannmore Counties [Frederick und Dunmore County, Virginia] zu besuchen, so war doch wol schwerlich in seiner Instruction befindlich, daß er an den Orten hinter meinem Rücken über eine Procedour mit der Culpep[per] Gemeine und H[err]n Franck klagen und sagen solte a) „Der alte M[ühlen]b[erg] ist nun ab und auf die Seite getreten, b) Er hat parteiisch gehandelt und seine Freunde in die besten und fettesten Plätze gesetzet, c) Ich /:W[ildbahn]:/ hätte nach Culpepper gehört, und Franck als ein Anfänger meine Gemeine bedienen sollen, d) Wenn der alte seine 2 Augen zu thut, so wirds anders und beßer ergehen, e) Es ist auch schon eine beßere Ordnung im Vorschlage." Dies letztere machet das übrige am warscheinlichsten. Denn die Virginischen Vorsteher konten nicht aus den Fingern saugen 29 daß auf der Synodal-Versamlung in Yorktown ein Entwurf zu einer beßern Ordnung vorgelegt worden. Aus dem solte man fast mutmaßen, als ob die neue Ordnung bloß um meinentwillen entworfen und gemacht würde um mich ein zu schräncken, daß ich nicht mehr so parteiisch handeln und meine Freunde in die fettesten Plätze setzen könte. Es ist schon verschiedene Jare her unter einigen meiner Herren Amts=Brüder ein heimliches Murren gewesen, daß ich parteiisch handelte und meinen Freunden die fettesten oder einträglichsten Plätze gäbe. Ist es denn nicht jederman bekant, daß große und kleine Gemeinen in America das Wahl= und Berufungs=Recht behaupten und sich nicht nemen noch einen Prediger aufdringen laßen? Gesetzt ein Praeses oder Senior wolte seine Söhne, leibliche Brüder, Freunde oder Anverwandten in Gemeinen setzen, wäre es ihm wol möglich ohne alle, oder der meisten Stimmen einer großen oder kleinen Gemeine? Habe ich einen einzigen meiner Freunde je einer Gemeine aufgedrungen, oder aufdringen können? Z. B. a) H[err] P[astor] Schultze war schon von der Philadelphischen

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Gemeine beruffen und angenommen, ehe er mein lieblicher Freund wurde, b) H[err] P[astor] Kuntze ebenfals, ehe er in meine Verwandschafft kam. c) Mein jüngster Sohn [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] wurde von den Gemeinen in Jersey und Philadelphia frei gewält an ordentlich berufen ohne mein Gesuch auf dringen. Und die lieben Brüder irren sich sehr, wenn sie meinen daß Philadelphia der fetteste Platz sey. Unter 10 und mehreren schicket sich wol kaum einer dahin. Sie müßen in Sprachen, Philosophie, Philologie und besonders der Theologie wohl gegründet und begabt seyn unter so vielerlei Parteien und Versuchungen, wie auch weil daselbst der Musen Sitz ist, um sich des Evangelii nicht zu schämen Rom: 1,16. Die Salaria sind daselbst auch immer zu knapp und dem nötigen Aufwand nicht proportionirt gewesen, am allerwenigsten in der jetzigen teuren Zeit. Es haben sich schon 3 Antecessores [Vorgänger] daselbst zu tode gearbeitet, 30 und der jetzigen Arbeiter Gesundheit ist auch schon wanckend, da wir andern im Lande noch leben, gesündere Luft genießen, bei Brod, Milch und Waßer nicht so leicht hypocondrisch werden und nebst starcken Bewegungen doch auch untermengte ruhige Tage oder Stunden und wenigem Aufwand haben. 3 1 Die Zeit über ich in Philadelphia seyn müßen, habe noch immer das Glück gehabt mit gelehrten Mitbrüdern gemeinschafftlich zu arbeiten, hinter welche ich mich verstecken konte, daß meine Blöße nicht gantz offenbar würde; und wie ich noch jünger war, gebrauchte ich die Tage zu nötigen Amts=Geschafften und Reisen und die Nächte zu der weitläufftigen und mühsamen Correspondence welche letztere nicht gantz ohne Nutz und Segen für das Gantze gewesen, d) Meinen Sohn Friedrich betreffend, so hatte er freilich das Glück, ohne mein Gesuch in die Warwicker, Heidelberger und Libanon Gemeinleins beruffen zu werden, 3 2 daneben aber auch - Sudelköche neml[ich Peter] Mischler 33 und Stöber [Johannes Caspar Stöver Junior] 3 4 mit ihren Parteien um sich welche das Fett so weidlich abschöpften, 3 5 daß er nur Waßer ohne Saltz und Schmaltz übrig behielte. 36 Bei der letztern Pfarre in Neuyork hat er vollends Hopfen und Maitz verloren. 37 Wenn sein H[err] Schwieger Vater [David Schäffer] 38 ihn bis her nicht erhalten, so hätte er mit Weib und Kindern den Bettelstab ergreiffen 39 müßen. Ich konte ihm nicht helfen /•.weil ich meiner krancken Frauen ihr väterlich Erbteilgen schon meist zugesetzt und vom Gnaden=Brod leben mußte: / bis ich ihn endlich in die erste fette zerrüttete Gemeine ad Interim, als einen Nothnagel, vermöge eines SynodalSchlußes stecken durffte, 4 0 welche, wenns Jar aus ist 30£ curr[ency = Währung] pro Salario giebt. Solte der Alte seine 2 schon meist zu gethane Augen nun vollends zu thun und nicht mehr Gelegenheit haben seine leiblichen Freunde in fette Plätze zu pracktisiren, so werden sie ehrliche Handtierungen ergreifen müßen, um sich und ihre Familien nothdürfftig zu versorgen, wenn die neue Ordnung nicht etwa beßere Mittel und Wege an die Hand geben solte. Des H[err]n Wildba[h]ns Wunsch komt mit meinem überein denn ich habe selber Lust abzuscheiden und daheim zu seyn. Ich bin nie sein Misgönner gewesen, weil ich die Natur Gaben, welche die allerweiseste und gütigste Providentz Gottes einem jeden Menschen erteilet, gern nach ihrem Wert achte, in so fern sie der göttlichen Absicht gemäß

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zum gemeinen Nutz angebauet, gelencket und gebraucht werden. Er hatte meines wenigen Erachtens eine schöne Anlage zur Schul=Arbeit und Catecheten Dienst, welches eines der allernötigsten Geschaffte in America für den Anbau des Reiches Christi, aber auch das mühsamste und dem Menscnen friede wiedrichste ist, maßen viele Verleugnung und anfallende Gedult dazu gehört und die jungen Herrgens lieber die Schafe als Lämmer weiden wollen, 41 ehe sie Jesum den rechten Eigentums Herrn kennen und lieben. Ich wünsche daß die Gnade Gottes in Christo sein Hertz gantz gewinnen mögte. Er muß aber wachen und beten 42 über sein Sanguinisch-leicht ausschweifendes Temperament, und durch tägliche Reue und Buße ein Stück nach dem andern von dem alten Menschen ablegen und von dem neuen anziehen, wie die Warheit in Christo von uns allen fodert, 43 vorsichtig wandeln 44 und ein Vorbild der Heerde werden, 45 sonst thut es Amt und Person großen Schaden. Ich hätte nichts dagegen eingewandt, wenn die Culpepper Gemeine ihn berufen. Da sie ihn aber nicht verlanget, sondern den H[errn] Franck ordentlich berufen, angenommen und bis dato überaus wohl mit ihm zufrieden sind, und es für die gröste Beleidigung achten, wenn sie von einem Wechsel hören; so ist es am besten man folgt der Regel des Sitten=Lehrers: Was deines Amts nicht ist etc. etc. 4 6 2) Mein lieber alter Bruder und Gevatter gebrauchten einen Ausdruck in dero, vor der Synodal Versamlung an H[errn] P[astor] Kuntze geschriebenen Briefe, 47 der mir als einem hyrocondriaco, bedencklich schiene nemlich: „Sie wollen nun noch einmal nach Philadelphia kommen und als denn ihr Praeses Amt niederlegen; weil Sie doch nur den bloßen Namen davon hätten." Es fiel mir dabei ein, ob nicht meine abgenötigte Handlungen außer dem Praeses=Amt mit ein und andern Gemeinen als z: B: Neuhannover [New Hanover, Montgomery County, Pennsylvania], Reading, Culpepper, Jersey etc. Anlaß zu dero Unwillen gegeben haben mögten? Da unter andern auf der Synodal=Versamlung in Yorktown auch gesagt worden, daß keiner Easton [Northampton County, Pennsylvania] oder andere vacante Gemeinen besuchen solte, ohne den H[err]n Praeses oder seine Permission etc. und in der neuen Ordnung auch alles genauer bestimmet ist; so kan nun zwar meine vorher geschehene Mitteilung nicht ungeschehen machen, werde mich aber künfftig darnach richten und dem jedesmaligen Praesidi die Gemein=Geschäffte zu weisen, damit Name und That beisamen bleibe, als Ex[empli] gr[atia] vor kurtzem kam ein Ältester von der Warwicker Gemeine express zu mir und sagte: „Er und seine Mitbrüder hätten gehört, es sey auf der letzten Synode beschloßen, daß der Pf[a]rr[er] Gehring [Jacob Goering] 48 die Gemeinen in Manheim [Lancaster County, Pennsylvania] und Weißeichen [White Oaks, Lancaster County] Lande bedienen solte. Dies schiene ihnen ein Trick zu seyn, nemlich man wolte die Nebengemeinen durch eine Krieges=List abschneiden, damit sich Warwick als die Mutter Gemeine nothwendig ergeben muste, das solte nicht geschehen. Sie wolten den Jacob /:i[d] e[st] den Rev[erendum] H[errn] G[oering]:/ nicht zum Pf[a]rr[er] haben, er hielte die Kinder=Lehren nicht recht, er redete nur allein, und ließe die Kinder nichts sagen etc. Sie hoffeten, daß Ministerium] würde es nicht zu geben, daß H[err] G[oering] Manheim und Weißeichen Land bedienen solte, sondern daß

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sie einen andern Prediger verordneten, der in Warwick wonen, und von da aus die Filiale bedienen könte etc." Ich sagte ihm, daß in der Sache nicht mehr dienen oder rathen könte. Sie solten bei unserm H[err]n Praeses Ansuchung thun. Easton ist auch noch vacant und nicht besucht. Die Readinger haben bei mir Ansuchung gethan. Ich weise sie an Ort und Stelle, wo es hin gehört etc. etc. Dieses dienet mir zu großer Erleichterung, weil meine ohne dem nur noch wenigen Kräffte kaum hinreichend sind die nötige Correspondence einiger maßen zu unterhalten. 3) In voriger Woche kam H[err] Franck aus Culpepper unvermutet zu mir und reisete von hier weiter nach Philadelphia. Wie ich nachher mit Vergnügen vernommen, so hat er Gelegenheit gehabt verschiedene Stunden mit H[errn] P[astor] Kuntze inter privatos parietes [in den eigenen Wänden] zu conferiren, da denn alles Mistrauen gegen ein ander verschwunden und die Liebe ihren Platz eingenommen haben soll. Das sind glückselige Stunden wenn man mündlich miteinander von Hertzen sprechen und der Liebe Raum machen kan. Nach der letzten Synodal Versamlung hatte Gelegenheit an unsern Mitleidens würdigen krancken Mitbruder H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug 49 in Friedrichs town [Frederick, Frederick County, Maryland] zu schreiben und bekam auch Antwort. 5 0 Ich bedaure den lieben weit entfernten Bruder von Hertzen! Wie er seine Kranckheit beschreibt, ist sie tief eingewurtzelt und schwerlich zu finden. Es ist mir auch leid, daß ich seit meiner Rückkunfft aus Georgia nicht Gelegenheit und das Vergnügen haben können, ein paar Tage mit Ihnen in der Stille zu conversiren. Ich weiß wol, daß Sie anfangs alle mal die Stirn runtzeln und eine dicke Unterlippe machen, wenn Sie meine langen Briefe lesen, aber ich kan nicht helffen. Wenn Sie nicht mein alter guter Freund und Gevatter wären, so würde ich Sie mit lauter französischen Complimenten nach der erhöheten Geschmack über laden und bezeugen was Sie selber nicht gerne glauben, daß ich sey S[alvo] T[itulo] Dero etc. etc. etc. [Heinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 51

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 143-150. in AFrSt IV H 23b S. 388-391 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 S. 148 f.). 1

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Extract 1775-77

Johann Nicolaus Kurz (1720-1794); lutherischer Pastor; geboren in Lützellinden, Nassau-Weilburg; Studium in Halle; kam 1745 nach Philadelphia; 1 7 4 5 - 1 7 4 6 Lehrer in New Hanover; 1 7 4 6 - 1 7 7 0 Pastor in Tulpehocken; gleichzeitig auch in Lancaster und Earl Township ( 1 7 4 7 1748); 1748 als erster lutherischer Pastor in Pennsylvania regulär ordiniert; 1 7 7 0 - 1 7 8 9 Pastor in den zu York gehörenden Gemeinden; 1 7 7 2 - 1 7 8 1 als Nachfolger Heinrich Melchior Mühlenbergs Präsident des Ministeriums; 1789 zog er sich vom aktiven Dienst zurück und lebte bei seinem Sohn Daniel in Baltimore. Kurz war zur Synodalversammlung (25.-27.5.1777) in Philadelphia angereist, wurde aber ernstlich krank und konnte nicht teilnehmen; vgl. Tappert III S. 4 5 - 4 7 . Kirchenlied von Christoph Runge (1619-1681). 5 Mos 32,3.

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J a c o b Frank ( 1 7 6 7 - 1 7 7 5 ) ; Lehrer an der Pfarrschule in Philadelphia; 1 7 7 5 - 1 7 7 8 Lehrer und nichtordinierter, aber vom Ministerium lizensierter Pastor in Hebron, Culpepper County, Virginia und in den Gemeinden des Shenandoah Valley, einschließlich Peaked Mountain und Rader's tätig; ging anschließend nach Philadelphia zurück und gab seine Predigerlizenz auf. Vgl. auch Bd. IV Nr. 6 6 1 . Ein Extract des Tagebuchs findet sich in Mühlenbergs Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 3 4 - 1 4 3 ; AFrSt IV H 2 3 b S. 3 7 0 - 3 8 6 ; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 1 4 2 - 1 4 7 . = Bd. IV Nr. 6 6 1 Anm. 2 5 . Karl Friedrich Wildbahn ( 1 7 3 3 - 1 8 0 4 ) ; lutherischer Pastor; geboren in Ruhla, Sachsen; 1 7 5 4 - 1 7 5 5 Soldat in britischen Diensten in Nordamerika; danach Schullehrer in Conewago und Winchester, Virginia; bis 1 7 6 2 irregulärer Pastor; 1 7 6 3 - 1 7 6 8 vom Ministerium in Philadelphia lizensierter Pastor mit eingeschränkten Befugnissen in Virginia; seit 1 7 6 9 offenbar ordiniert und ins Ministerium aufgenommen; er arbeitete im Grenzgebiet von Pennsylvania, Maryland und Virginia.

» Zur Sache vgl. Nr. 7 2 0 . Heinrich Leuthäuser; Lehrer an der Pfarrschule in Philadelphia; Mitglied des Kirchenrates; betrieb 1 7 7 9 aktiv die Ablösung Mühlenbergs und die Wahl Kunzes zum Rektor. 11 Johannes Caspar Stöver Senior ( 1 6 8 5 - 1 7 3 9 ) ; lutherischer Pastor; Vater von Stöver Junior; geboren in Frankenberg, Hessen; war Schullehrer; kam 1728 zusammen mit seinem Sohn in Philadelphia an; 1 7 3 3 Ordination zusammen mit seinem Sohn in Providence; 1 7 3 3 - 1 7 3 4 Pastor der Hebron Kirche, Madison County, Virginia; 1 7 3 4 - 1 7 3 9 Reise nach Europa, um Spenden für die Gemeinde zu sammeln; nutzte die Gelegenheit, um Theologie zu studieren; starb auf See während der Rückreise nach Amerika. 12 Georg Samuel Klug (gest. ca. 1 7 6 3 / 6 4 ) ; lutherischer Pastor; geboren in Elbing bei Danzig; Studium in Helmstedt; Assistent von Pastor Johannes Caspar Stöver Senior, als dieser 1 7 3 4 - 3 9 durch Europa reiste; 1736 Ordination in Danzig; 1 7 3 9 - 1 7 6 4 als Nachfolger von Pastor Stöver Sen. Pastor in der Hebron Gemeinde, Madison County, Virginia; unregelmäßig auch in den Counties Frederick, Shenandoah, Page und Rockingham; war ein orthodoxer Gegner der Pietisten. 13 Eine 28 Seiten umfassende Akte mit „Correspondenz, den von den Evangelischen Predigern in Virginien H. Stöver begehreten Gehülfen betr. 1 7 3 6 " ist in AFrSt IV A 1 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 3) erhalten; S. 2 4 enthält eine Bücherliste. 14 Heinrich Schleydorn; Zuckersieder und Kaufmann in Philadelphia; Mitglied der lutherischen Gemeinde und Vertrauter Mühlenbergs seit dessen Anfangszeit in Pennsylvania; seine Tochter war seit 1 7 4 7 mit Michael Schlatter verheiratet. 15 Vgl. 1 Mos 1,2. 16 Die Gemeindesteuer des County, die unabhängig vom Bekenntnis von jedem Einwohner in Virginia zum Unterhalt des anglikanischen Ortsgeistlichen aufgebracht werden mußte. 17 Johannes Schwarbach ( 1 7 1 9 - 1 8 0 0 ) ; lutherischer Pastor mit loser Anbindung an das Ministerium; war am Ende unabhängiger Pastor; geboren in Europa; kam 1751 nach Philadelphia; zunächst Schulmeister; 1 7 6 3 vom Ministerium lizensierter Prediger und Katechet in York County; 1 7 6 6 Ordination; 1 7 6 5 - 1 7 7 5 als Nachfolger von Georg Samuel Klug Pastor in den Gemeinden von Culpepper County, Virginia; gab diese Gemeinden ohne Abstimmung mit dem Ministerium auf und kehrte nach Pennsylvania zurück; 1 7 7 5 - 1 7 7 6 Pastor in Warwick; 1 7 7 6 - 1 7 8 6 Pastor der Schuetz's Church; 1 7 7 6 - 1 7 7 8 auch in New Goshenhoppen; danach lebte er in Lancaster County und war als unabhängiger Pastor in verschiedenen Gemeinden tätig. Vgl. auch Bd. III Nr. 3 5 2 Anm. 2; Nr. 3 5 6 und Nr. 3 6 6 . 10

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Carolus Magnus von Wrangel ( 1 7 2 7 - 1 7 8 6 ) ; lutherischer Pastor aus Schweden; Propst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika; geboren in Benbäck, Västermansland, Schweden; 1 7 4 9 - 1 7 5 2 Studium in Strasburg und Upsala; 1 7 5 3 - 1 7 5 6 Prediger in Bälinge; 1 7 5 7 Promotion zum Dr. theol. in Göttingen; 1758 Pastor in Strängnäs, Ordination als Hofprediger und Mitglied des Hofkonsistoriums; 1 7 5 9 - 1 7 6 8 Propst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika und enger Vertrauter Mühlenbergs; seit 1 7 6 9 Oberhofprediger in Stockholm; seit 1772 Pastor in Sala. Am 1 0 . 6 . 1 7 6 6 ; vgl. Bd. III Nr. 3 6 6 mit Anm. 5. Vgl. Bd. III Nr. 4 3 6 , weitere Briefe sind nicht erhalten. M t 15,26; M k 7,27. Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 .

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Kirchenlied von Christian Jacob Koitsch (1671-1735). Kirchenlied von Christian Friedrich Richter (1676-1711). Kirchenlied von Johann Ludwig Conrad Allendorf (1693-1773). Kirchenlied von Christian Friedrich Richter. 1 Joh 3,8. Anfang Oktober 1776; vgl. Bd. IV Nr. 675 Anm. 14(27) und Nr. 676 Anni. 4. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1020. Peter Brunnholz (gest. 1757), Johannes Dietrich Matthias Heinzelmann (gest. 1756) und Johann Friedrich Handschuh (gest. 1764) [vgl. Nr. 738]. Heinzelmann (1726-1756) war lutherischer Pastor und mit Margaret Weiser, der Schwester von Anna Maria Mühlenberg, verheiratet; seit 1751 in Philadelphia als Gehilfe von Peter Brunnholz tätig. Die Hypochondrie galt im 18. Jahrhundert als das männliche Pendant zur weiblichen Hysterie. Der Krankheitsherd der Hysterie wurde in der Gebärmutter verortet; als regio hypocondriaca galt hingegen die Milz; als Krankheitssymptome galten diffuses Unwohlsein im Bauchknoten gepaart mit Unwohlsein, Schweißausbrüchen und Verstopfung als Ergebnis einer negativen Konstellation der Säfte; es galt als sicher, daß nur die höheren, gebildeten, sich nicht durch körperliche Arbeit ernährenden Stände von der Hypochondrie befallen wurden; vgl. Ilza Veith, Hysteria: The History of a Disease, Chicago, London 1965. Susan Baur, Die Welt der Hypochonder: Über die älteste Krankheit der Menschen, München 1994. Klaus Dörner, Bürger und Irre: Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychatrie, ergänzte Neuauflage, Hamburg 1995. Es handelt sich um die Gemeinden in Warwick, Lancaster County, Heidelberg, Lehigh County und Lebanon, Lebanon County, alle in Pennsylvania. Zu Friedrich August Conrad Mühlenbergs Arbeit in den Gemeinden vgl. die Berichte an seinen Vater in Bd. IV Nr. 562; Nr. 574 und Nr. 599. Peter Mischler (1732-1812); irregulärer lutherischer Prediger; geboren in Gersweiler, NassauSaarbrücken; von Beruf Schneider; kam 1761 nach Philadelpia; 1 7 6 7 - 1 7 7 2 Prediger in verschiedenen Gemeinden Pennsylvanias (Windsor oder Lebanon, Michael's, Rosenthal, Blue Mountain, Reed's, Warwick und Schaefferstown); bemühte sich 1769 um Aufnahme in das Ministerium, doch wurde ihm bei Androhung gerichtlicher Verfolgung verboten, weiter als Pastor tätig zu sein; ab Mitte der 1770er Jahre läßt er sich bis zu seinem Tod in Virginia und West Virginia nachweisen. Johannes Caspar Stoever Junior (1707-1779); lutherischer Pastor; Sohn von Stöver Senior; geboren in Lüdorf, Berg, Niederpfalz; Ausbildung in klassischen und modernen Sprachen sowie Theologie bei Privatlehrern; kam 1728 zusammen mit seinem Vater nach Philadelphia; wirkte zunächst offenbar als irregulärer Pastor in Pennsylvania; 1733 Ordination zusammen mit seinem Vater; bis 1742 der einzige regulär ordinierte lutherischer Pastor in Pennsylvania; 1 7 3 3 - 1 7 3 5 Pastor der Gemeinden in Philadelphia, New Hanover und Providence; ab 1735 im Contestoga Settlement, Lancaster County, Gründungspastor der Gemeinden Muddy Creek, Earl Township, Lancaster und Warwick; seit 1742 auch in den Gemeinden des Tulpehocken Settlement; nach der Abreise seines Vaters nach Europa (1734) auch immer wieder in Virginia; seit 1743 mit Wohnsitz im Quitopahilla Settlement; organisierte von dort aus mehrere Gemeinden; das Verhältnis zu Mühlenberg und der von Halle ausgehenden Organisation der lutherischen Kirchen in Pennsylvania war anfangs nicht ohne Irritationen; zu den ersten Sitzungen des Ministeriums wurde Stöver nicht eingeladen; erst seit 1763 reguläres Mitglied des Ministeriums; 1 7 6 3 - 1 7 6 5 Pastor in Heidelbergtown oder Schaefferstown; 1 7 6 8 - 1 7 7 0 Pastor in Bishop's, Hill oder Maxe, Hummelstown und Middletown; bis zu seinem Tod noch Pastor in Little Tulpehocken (1774-1779), Hill oder Maxe (1776-1779) und Warwick (1777-1779). Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 990. Zur Sache vgl. den Synodalbericht 1771 in Bd. IV Nr. 568 Anm. 1 und Nr. 570. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 989. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 773. Friedrich August Conrad Mühlenberg war vor den britischen Truppen aus New York geflohen; vgl. Bd. IV Nr. 675 Anm. 12. David Schäffer (1719-1787); sehr wohlhabender Zuckersieder und Kaufmann in Philadelphia; geboren in Deutschland; Vater von Catharina Schäffer und als solcher Schwiegervater von Friedrich August Conrad Mühlenberg; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1 7 6 2 - 1 7 6 3 Ältester im Gemeinderat; 1 7 6 4 - 1 7 6 5 Treuhänder der Gemeinde; 1765

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mit der neuen Kirchengrundordnung zum Mitglied des Kirchenrates auf Lebenszeit bestellt; 1766 Mitglied in dem Komitee, das den Bau der St. Michaelskirche in Philadelphia anleiten und beaufsichtigen sollte; 1764 Gründungsmitglied und Treuhänder der Deutschen Gesellschaft in Philadelphia. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 355. Nach New Hanover. Am 20.1.1777 hatte Mühlenberg den Konflikt zwischen der Gemeinde und Pastor Voigt lösen können. Voigt gab die Gemeinde auf, die Mühlenberg selbst wieder übernahm, wobei er sich von seinem Sohn Friedrich August Conrad vertreten ließ. Diese Lösung wird auf der Synodalversammlung im Mai 1777 die Billigung des Ministeriums gefunden haben. Vgl. Tappert III S. 7 - 9 , zur Synode S. 4 5 - 4 7 und Documentary History S. 1 5 1 - 1 5 3 . Vgl. Joh 21,15. Vgl. etwa Mt 26,41. Vgl. Eph 4 , 2 2 - 2 4 . Vgl. Eph 5,15. 1 Petr 5,3. Sir 3,24. Vgl. Nr. 685 Anm. 10(1) sowie oben Anm. 2. Jacob Goering (1755-1807); lutherischer Pastor; gelangte als zweiter Nicht-Hallenser bis auf die oberste Ebene der lutherischen Kirchenhierarchie; geboren in Chanceford Township, York County; von Justus Heinrich Christian Helmuth auf das Predigtamt vorbereitet; 1775 Katechet; 1776 Ordination; 1 7 7 6 - 1 7 8 3 Pastor in den Counties Cumberland, Adams und York; 1782 heiratete er Elisabeth Kurtz, eine Tochter von Johann Nicolaus Kurtz; 1 7 8 3 - 1 7 8 9 Helfer seines Schwiegervaters in York; 1 7 8 9 - 1 8 0 7 dessen Nachfolger. Johann Andreas Krug (1732-1796); lutherischer Pastor; geboren in Sachsen; Schulbildung in Halle; anschließend dort Lehrer; Ordination 1763; meldete sich als Freiwilliger zum Dienst in Pennsylvania; 1 7 6 4 - 1 7 7 1 Pastor der Gemeinden in Reading; 1 7 7 1 - 1 7 9 6 Pastor in Frederick, Maryland; bediente von dort aus die Gemeinden Rocky Hill und Loudoun in Virginia; sowohl in Reading als auch in Frederick kam es zu Uneinigkeiten zwischen Gemeinde und Pastor; Krug blieb aber unter schwierigen Bedingungen bis zu seinem Tod 1796 Pastor in Frederick. Am 2.6.1777 schrieb Mühlenberg an Krug [vgl. Nr. 686 Anm. 16(14)]. Die Antwort wird im Tagebuch nicht vermerkt. Für die Zeit bis zum 30.7.1777 (= Nr. 690) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitags d[en] 18 Julii ... Ich schrieb 2 Bogen voll an unsern H[errn] Praeses Kurtz [= Nr. 689], und auch einen Englischen] Brief an M[aste]r [Francis] Sw[aine]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 77 S. 143; vgl. AFrSt IV H 23b S. 388; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 148; Tappert III S. 60). (2) „Sontag d[en] 27 Julii: ... Nachmittags kam M[aste]r Hofman von Philadelphia mit einem Briefe von der Frau Hanna [Anna Barbara] Mühlenberg, daß er ihre Märe von Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] aus Neuhannover abholen und sie mit nach Virginia nemen solte . . . " . (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 158; vgl. Tappert III S. 62).

690. An [Christoph Emanuel Schultze und Familie1] [Providence,]

30.7.1777

Mitwoch d[en] 3 0 Julii 1 7 7 7 . Geliebteste Kinder! Aus Ihrem Werthen vom 2 7 Julii a[nni] c[urrentis] 2 habe mit Vernügen ersehen, daß Sie unter Gottes gnädiger Regierung sich allesamt noch wohl befunden. Gott, der gütigste Herr leget eine Last auf und hilfft sie auch tragen. 3 Der arme Friedrich [August Conrad Mühlenberg] war gewillet am vergangenen Sontage von Reading zu Ihnen hinauf zu kommen; es muß ihm aber was

Nr. 689/690

18.7./30.7.1777

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geahndet haben, daß er sich heim gemacht. Wir hoffen schon etwas wieder sicher wegen Philadelphia] zu seyn, weil es hieß, unsere Armee wäre vom Middlebrook auf gebrochen und im Marsch nach der Fishkiel [Fish Kill (?)] zu. Freitag Abend kam der berümte Doctor [David] Gould 4 aus Virginia, der im vorigen Jare mit Joh[ann] P[eter Gabriel Mühlenberg]s Regiment nach Carolina und Georgia gewesen, bei uns an, war 2 Meilen von hier aus der Chaise [Reisewagen] gefallen und am Gesicht verwundet, und blutrüstig. Die Virgin[ischen] Verwandten gehen selten vorbei ohne das Handwerck zu grüßen, 5 und wollen Standesmäßige Aufwartung haben. Er blieb bis Montag d[en] 28 Julii. Am 27 Julii schickte die Frau Hanna [Anna Barbara Mühlenberg] einen Virgin [ischen] Einwoner den M[aste]r H o f m a n mit einer Ordre herauf, daß er ihre Märe von Friedlich] M[ühlen]b[erg] abholen und sie mit nach Virginia heim nemen solte. Ich hatte niemand zu schicken, also muste der H o f m a n selber nach dem Schwamb [Falkner Swamp=New Hanover] reiten, um die Märe da zu holen, weil sie Friedlich] in der Fütterung hatte, kam aber Abends leer wieder zurück, weil Friedlich] mit der Märe verreiset war. Dieser M[aste]r H o f m a n brachte die fürchterliche Nachricht von Philadelphia], daß die vor kurtzer Zeit bei Neuyork abgesegelte Britt[ische] Krieges Flotte von 160 Transp[ort] Schiffen ihren Weg nach den Capes von der Delaware zu genommen, und angekommen wäre, und das S[eine]r Excell[ence] Gen[eral George] Washington 6 Morgen Abend in Philadelphia] erw[artet wü]rde. So soll denn nun auch über Philad: etc. eine Zornschale ergoßen werden. 7 Montag den 28 Julii ritte M[aste]r H o f m a n der Vorsteher von der Luth[erischen] Gemeine, ein guthertziger Mann, wieder ab nach Philad: und der Dr: Gould mit seinen Bedienten, namen ihren Weg nach Jersey zu. Abends spät, da alles schon zu Bette und ich allein noch auf war, kam Major [Francis] Swaine, war an dem Tage bei 60 Meilen her geritten, hatte einen Trup von 5000 Man bei Welcy's oder Correls Ferry gelaßen auf dem Marsch nach Philad: und sagte, das der Brigad[egeneral Johann] Peter [Gabriel Mühlenberg] auch auf den Wege nach Philad: wäre, und Ordre gegeben, daß Friedlich] sein Pferd, welches er bisher in der Fütterung gehabt, hinunter schicken solte. Wir musten also einen Expressen nach dem Schwamb schicken. Mary Sw[aine] hatte einen Anfall von der rothen Ruhr. Sie nam Abends eine mäßige Dosis von der Ipecacoana, 8 und am folgenden Tage die Rhubarb [Rhabarber] in Pillen, welches gut that. Heute d[en] 30 Julii kam Friedlich] M[ühlen]b[erg] mit seiner Chaise von Schwamb und brachte auch die Märe mit, nebst seinem kleinen Schwager [Bernhard] Schäfer, 9 und so setzten sie miteinander nemlich, Swaine und s[eine] Frau, Friedrich] und Schäfer ab nach Philadelphia. Nun habe ich seit dem Sontage weiter nichts von Philad: gehört, und die heutige Zeitung meldet auch nichts von der Sache, welches weißlich ist. Inzwischen muß eine wichtige oder hinreichende Ursache seyn, warum der Gfeneral] Washington] selber und ein großer Teil seiner Armee nach Philad: komt etc. Es heißt Morgen wolte P[eter] M[ühlen]b[erg] zum Besuch von Philad: zu uns kommen, der wird vielleicht etwas nähere Nachricht wißen. Von einem Besuch haben wir schon lange gesprochen, aber es hat sich noch nie recht schicken

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

wollen. Und nun, da unsere liebe Margret[ha Henrietta Kunze] nahe zu ihrer Entbindung ist, mögte es nicht bequem seyn, insonderheit ihre Mutter [Anna Maria Mühlenberg] wegen der noch continuirenden Kranckheit, um und bei ihr zu haben, weil sie ohnedem schreckhafft ist, wenn sie ihrer Mutter Zufall mercket oder siehet. Vielleicht schicket sichs beßer, wenn die Stunde der Traurigkeit vorüber ist, wenn wir nicht etwa eher veriagt werden und beim Leben bleiben. Indeßen sehe ichs auch für nötig an, daß ihre Schwester Polly Sw. [Maria Catharina Swaine] um die Zeit bei ihr seyn mögte, und sie wird es auch gerne thun, wenn nicht recht erhebliche Ursachen es verhindern solten. Unsern kleinen Stage Wagen [Reisewagen] habe ich wieder verkaufft an meinen Sohn [Gotthilf] He[i]n[rich Ernst Mühlenberg]. Mein Estate [Einkommen] wolte es noch nicht erlauben, weil die Ausgabe der Einname nicht angemeßen war, und zu viele Customers [Mieter des Reisewagens] kamen, die Wagen und Geschirre nicht flicken laßen, wenn was abschließet oder zerbricht. P[eter] M[ühlen]b[erg] sein Söhnl[ein] Henrich [Henry Myers Mühlenberg] soll sehr kranck seyn an Vomiren [Erbrechen] und Durchfall. Sie [Anna Barbara Mühlenberg] hat sich nur eine W o c h e bei uns aufgehalten, und ist die übrige Zeit bei ihrer Frau Mutter [Esther Meyer] in Philadelphia] gewesen, wo die Kranckheit epidemisch bei den Kindern ist. Friedrichs 2 kleinste Kinder 1 0 waren auch sehr kranck am Brechen etc. Er gab ihnen Thee von Pinkroot, 1 1 das hat Klumpen von Würmern ausgetrieben und sie wieder gesund gemacht. Kindern gehören keine starcke Speisen. Wenn sie Fleisch wie Erwachsene eßen, so gibts Würmer. M u ß aufhören mit Kleinigkeiten zu erzälen, sonst bleibt nicht Raum zu grüßen und zu bezeugen daß sey Dero wohlwünschender H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Corolaria. Es gehet hier die Historie als ob in Lancaster County ein Collector die Strafgelder wegen der Militz hätte einfodern sollen nemlich 3 £ 10 shfilling] und da er zu einem Mennonisten gekommen, habe ihn der Mennon[it] mit einem Pflug Eisen getödtet etc. Wer weiß obs wahr ist, es wird vielerlei erdichtet: sonst wäre es ja ein außerordentlich Zeugniß von einem zarten Gewißen, welches nicht gegen Feinde fechten will und einen Freund lieber ermorden könte als 3 £ 10 Schilling] vom Überfluß zu geben. Wegen verlangter Bradfortschen Zeitung 1 2 will ichs an He[i]nr[ich] mit Gelegenheit berichten. Wie ich höre, so ist der Gen[eral] W a s h i n g t o n ] nicht in Philad: angekommen wie gesagt wurde. 1 3

Reinschrift 1

in PM 95 D 7.

Der Adressat - Pastor Christoph Emanuel Schultze - wird im Tagebuch erwähnt; vgl. Tappert III S. 6 3 .

2

Nicht erhalten.

Nr. 690/691 3 4

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30.7./26.9.1777

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Ps 68,20. David Gould (gest. 12.7.1781); Arzt aus Virginia; 1777 Hospital Surgeon in der Kontinentalarmee; 1779 Senior Hospital Surgeon im 8th Virginia Regiment; Mitglied in dem Regiment, das von Brigadegeneral Johann Peter Mühlenberg kommandiert wurde. = bei einem Berufsgenossen vorsprechen. George Washington (1732-1799), Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und erster Präsident der USA. Vgl. Apk 16,1 u. ö; vgl. auch Nr. 686 Anm. 8. Ipecacuanha Brasiliensis. Die Wurzel fand als Mittel gegen die Ruhr Verwendung. Bernhard Schäffer; Sohn von David Schäffer und als solcher Schwager von Friedrich August Conrad Mühlenberg; Schäffer versuchte 1796 seinen Schwager wegen politischer Kontroversen über den Jay-Treaty umzubringen. Mary Catherine und Elizabeth? Vgl. Bd. IV Nr. 678 Anm. 44. = Spigelia marilandica; als wurmabtreibendes Mittel verwendet. The Pennsylvania Journal and Weekly Advertiser. Für die Zeit bis zum 26.9.1777 (= Nr. 691) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 7 August-, ... Heute schickte auch einen Brief an der jungen Frauens=Person ihren Vater, die gestern Abend in einem Paroxismo getrauet seyn wolte und frug, ob er um die Sache wüste." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 162f.; vgl. Tappert III S. 65). - Vgl. Tappert III S. 66 zum 10.8.1777. (2) „Dienstag d[en] 12 Aug[ust]: ... Besuch [von] Mons[ieur] Georg Becker, deput[y] General quarter Master, welchem ein paar Zeilen mit gab an die Fr[au] Kuntzin. ... schrieb ein paar Zeilen an H[err]n P[astor] Schultze." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 164; vgl. AFrSt IV H 23b S. 406; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 155; Tappert III S. 66f.). (3) „Montag d[en] 18 Aug[ustj: ... Ich schrieb einen Brief nach Philadelphia um etwas Saltz zu bekommen und einen nach Reading. ... Abends schrieb noch Briefe nach Philadelphia] und Tolpehacken [Tulpehocken]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 165; vgl. AFrSt IV H 23b S. 407, 409; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 156f.; Tappert III S. 67f.). (4) „Donnerstag d[en] 21 Awg[ust]: empfieng Briefe aus Philadelphia etc." (AFrSt IV H 23b S. 413; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 159; Tappert III S. 69). (5) „Freitag d[en] 22 August: schrieb Brieffe ..." (AFrSt H 23b S. 413; vgl. PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 77 S. 159; Tappert III S. 69). (6) „Sontag d[en] 24 Aug[ust]: ... Abends schrieb einen Brief an meinen Sohn He[i]n[rich] in Philadelphia]". (AFrSt IV H 23b S. 415; vgl. PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 160; Tappert III S. 71). (7) „Montag d[en] 8 Septembr[is]: fuhr Fri[e]d[rich] M[ühlen]b[erg] mit seiner Frau und Kinde frühe ab nach Philadelphia] zu. Ich gab ihm ein Briefgen mit an H[err]n Schubert [Michael Schubart, vgl. Nr. 722]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 168; vgl. Tappert III S. 73).

691.

Anna Barbara Mühlenberg

Rabenhorst

an Heinrich

Melchior

und Anna [Ebenezer,]

Maria 26.9.1777

Copie von der Fr[au] Witwe Rabenhorstin Brief H[ochwürdiger] Hferr] Senior, in Christus hertzlich geliebter Vater und Fr[au] Schwester Bey dieser Gelegenheit, da Dr [Jenkin] Davis 1 eine Reise nach Philadelphia vorgenommen, wolte ich nicht unterlaßen, Sie zu berichten, daß ich Ihr liebwerthes, tröstliches und mit hertzlicher Liebe und Mitleiden erfülltes Schrei-

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

ben an mich, 2 empfangen habe. Ich sage Ihnen des wegen hertzlichen Danck. Vieler Hertzen in Eben Ezer waren mit mir begierig zu erfaren, wie es um Sie stehen mögte, und der liebes volle Gott hat uns, und insonderheit mir die Freude gemacht, daß er Sie, meinen theuresten Vater und liebwertheste Frau Schwester mir zu großem Trost im Leben erhalten hat. Bedaure aber auch hertzlich, daß meine liebe Frau Schwester noch krank ist, der Herr sey ihr Artz 3 und heile sie. Um Providence dahinein Sie gezogen sind, 4 wolle der Herr selbst eine feurige Mauer seyn, 5 und seine liebe Kinder darinnen, in dieser betrübten Zeit mächtiglich beschützen und wohl bewahren, und Ihnen geben was Ihr Hertz wünschet. 6 Es thut mir sehr wohl, daß Sie mich, Ihre unwürdige Magt wolten aufnehmen, und wenn ich Ihnen was nutze seyn könte, wolte ich gleich anfaßen, aber es ist so wie sie melden, an keinem Ort sicher, und es wird jetzo mein Providence, dahin die Vorsorge Gottes meinen lieben sel[igen] Mann [Christian Rabenhorst] und mich sein Weib mit ihm beschieden hat, der beste seyn. Indeßen will ich mirs doch merken, und wenn, wie mein lieber sei. Mann einsmahls zu mir sagte, die Lufft in Eben Ezer mich nicht leiden wolte, so will ich zu Ihnen fliehen. Mein theuerster Vater, ich kan Ihnen nicht beschreiben, wie es mir vor ein Anstrich [Salbe] war, da Sie melden: Indeßen wünschte / :und wie würde es seyn wenn es geschähe: / daß entweder Sie, oder einer Ihrer Hh. [Herren] AmtsBrüder die verlaßenen guten Freunde in Eben Ezer noch einmal besuchen könten! O daß doch der liebe Gott hören und Ihr Wünschen, und mein, und der redlichen Seelen tausend faches Wünschen gewähren wolte! Es fiel mir gleich dabey ein, weil Sie schon 2 mal hier gewesen sind, wie man sagt: aller guten Dinge müßen 3 seyn, was für eine große Wohltat geschähe uns dadurch. Wir sind ja wohl verlaßen. Zion liegt wüste und wird nicht mehr in ihr geprediget. 7 Jerusalem stehet traurig. 8 Es bricht mir mein Hertz, wenn ich dran gedencke, wie es jetzt ist unter uns, und wie es vorher war. Wenn ich in die Kirche komme, so ist die Cantzel leer, und was vorgelesen wird ist gut, und darf keiner der hungerich ist, leer weg gehen; aber den meisten schmeckt es nicht, und bleiben weg. Aber bey mir zu bleiben, so ist es mir recht was hartes, daß ich es noch erleben muß, ohne Prediger und Abendmahl zu seyn, und dazu in meinem letzten. Ich weiß offt nicht, wie ich es an zu sehen habe, und bin des wegen bekümmert. Was sagen Sie dazu? Daß ich die Gnaden=Mittel verachtet, des bin ich mir eben nicht bewust, aber an der rechten Anwendung, habe ich es offt fehlen lassen. Beten Sie auch für uns, daß sich Gott wieder über uns erbarme, und daß seines Namens Gedächtniß 9 unter uns nicht gar verlöschen möge. Nun soll ich Ihnen auch melden wie es mir bis her gegangen ist. So kan ich zum Preise meines Gottes sagen, daß er bis her unter mancherlei Anfechtung von innen und außen, mein Gott, mein Vater, mein Mann, mein Schutz, mein Rath und mein Trost und sein Wort meine Zuflucht gewesen. 10 Er hat mich nicht verlaßen, nicht versäumet. 11 - Ich habe es offt erfahren, daß er mir nahe war. Doch geht es mir noch manchmahl, wie einem Kinde, daß die Mutter suchet und kan sie nicht finden. Denn hebt es an zu weinen. Unterdeßen ist mir Ihr trostvoller Brief und das schöne Lied 12 schon offt wohl zustatten gekommen.

Nr. 691

26.9.1777

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Sie haben recht, man hat Freunde und Wohlwünscher, aber auch Neider und Misgönner. Der Herr mache mich klug beiden Theilen wohl zu begegnen. Im Schatzkästlein 13 heists: Kom klag und sage mir, was du darf [!] niemand sagen etc. etc. Mein treuer Heiland lehre mich durch seinen Geist, daß ich mich immer gläubiger, immer vester und recht kindlich zu ihm halten könne. Meine Schwartzen haben sich recht wohl gehalten, sind ordentlich und fleißig gewesen. Ich habe eine schöne Ernte an allen Früchten, auch einen guten Theil Baumwolle zu Negerkleidern. Auch das hat der Herr gethan. Ich habe mich ihrenthalben etwas gefürchtet, aber er hat ihre Hertzen so gelencket, daß ich mich offt darüber in der Stille verwundere; daß ich des wegen nicht genöthiget bin einen weißen Mann her zu thun, wenn sie änderst so fortfahren. Eine fromme Weibsperson zur Gesellschaft wünschte ich wohl zu haben, aber bis her habe keine finden können. Die Leute spinnen drauf und drauf, daß sie ihr eigene Kleider machen, weil alles theuer ist. 1 Yard schlechte Leinwandt kostet 15 bis 2 0 Schilling] Sterling]. Daher sind die Leute rar. Mein theurester Vater haben nach ihrer Liebe und Sorgfalt gegen mich H[err]n [John Adam] Treutlen, 14 als unsern jetzigen Gouverneur gebeten, daß er mir mit Rath und That behülflich seyn möchte; und bei der Gelegenheit hab ich ihn ebenfals ersucht, daß er und M[aste]r Schubdrein 15 solten meine Sachwalter seyn nach meinem Tode. Er hat mirs auch versprochen, und bis dorthin mir, wenn es nöthig, beyzustehen. Jetzo mögte ich mir noch ihren guten Rath und hülfreiche Hand aus bitten. Meines lieben seel[igen] Mannes Schwester [Maria Hoppe] hat 1775 von ihrem Bruder eine Beihülffe für ihren Sohn zum studiren begehrt. Sie hat aber keine Antwort gekriegt, bis ich ihr den Todes=Fall meines l[ieben] seelfigen] Mannes berichtet habe. Da habe ich ihr versprochen etwas zu schicken so bald als es möglich wäre. Und da ich mit H[errn] Treutlen davon geredet, sagte er, es sey wol möglich, daß man es durch einen Wechsel hier richten könte, nur fürchte es mögte zu lange anstehen, daß der Knabe darüber versäumt würde, er ist jetzo 15 Jahr alt, so viel ich weiß. Ich habe daher gedacht, ob es nicht angienge, wenn Sie lieber Herr Senior eher nach Halle schreiben, daß es dem S[alvo] T[itulo] Herrn Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen, und durch ihn, meiner Schwägerin Maria Hoppe in Daber [Hinterpommern] könte kund gethan werden, 16 daß ich ihr 3 0 £ sterlfing] über machen wolte, wenn ihr Sohn noch Vorhabens ist zu studiren, und ob sie nicht indeßen so viel geborgt kriegen könte, bis der Wechsel ankäme? Solte der Knabe nicht studiren und der Wechsel käme doch nach, so solte er vor das Hallische Waisen Haus gewidmet seyn. Denken mein theurester H[err] Senior es gienge so an, so ist es gut, wo nicht, so laßen Sie es, oder Sie dencken auf einen geschicktem Weg, ich überlaße es Ihnen. Vielleicht ist es zu weitläufftig, und ich bin zu ungeschickt es deutlicher zu machen. Meinen Schwartzen habe gesagt, daß ich an Sie schreibe, und daß Sie mich liebhätten und wünschten, daß sie sich ferner wohl verhalten und fleißig seyn mögten - und sie sind alle willig ins künfftige ferner zu thun was sie können, und haben mir befohlen, ich solte in ihren Namen How doye [Wie geht's]? sagen. Der ewig treue Gott wolle denn Sie, meinen theuersten Vater in Christo,

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Die Briefe des Jahres 1777

und liebwerthesten Frau Schwester, nebst lieben Kindern und Freunden, im Leben und guter Gesundheit erhalten und Sie sämtlich segnen, stärcken und erfreuen! mich empfele Ihrer fernem Liebe und Fürbitte und verharre nach tausendfacher Begrüssung Dero ergebenste Providence [!] d[en] 2 6 September] 1777 1 7

Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 18 1776-77 in Lewis S. 430-432. 1

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Anna Barbara Rabenhorstin.

S. 224-226.

Englische

Übersetzung

Jenkin Davis (gest. 1788); seit 1770 Arzt in Ebenezer; stand im Streit zwischen Triebner und Rabenhorst auf Seiten Rabenhorsts; war Parteigänger der Amerikanischen Revolution; politisch Gegner Triebners; als Triebner 1779 mit britischen Truppen nach Ebenezer zurückkehrte, floh Davis nach South Carolina; kehrte im Januar 1782 nach Ebenezer zurück; versuchte als erster Vorsteher nach der Revolution, die zerschlagene lutherische Gemeinde wieder aufzubauen; 1783 zusammen mit Wilhelm Holtzendorf Friedensrichter in Effingham County; im November 1784 wurde er „wieder zum Assembly M a n " gewählt; vgl. Nr. 971. = Nr. 687. Vgl. 2 Mos 15,26. Am 11.7.1776; vgl. Bd. IV Nr. 679 Anm. 10 und Nr. 666. Vgl. Sach 2,9. Vgl. Ps 37,4. Die Zionskirche war als Außenstelle Ebenezers entstanden und wurde zum Zentrum eines kleinen Ortes. Vgl. Jes 64,9. - Gemeint ist die Jerusalemskirche in Ebenezer. Vgl. Lk 22,19; 1 Kor l l , 2 4 f . Vgl. 2 Sam 22,3 und Ps 18,3. Vgl. Hebr 13,5. Vgl. Nr. 687 Anm. 16, auch Anm. 13 und 24. Karl Heinrich von Bogatzky, Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes, deren Schutz im Himmel ist. Bestehend in auserlesenen Sprüchen der Heiligen Schrift, samt beygefügten erbaulichen Anmerckungen und Reimen, die 24ste und durchgehends vermehrte Auflage, 2 Tie., Halle 1 7 6 1 1762. Siehe den Vers zum 5. September. Johann Adam Treutlen (1733-1782); 1777/78 erster Gouverneur des Staates Georgia; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Ebenezer; während der Amtszeit von Pastor Boltzius in Ebenezer (1733-1765) bereits Mitglied des Kirchenrates; 1774 während des Streites zwischen Rabenhorst und Triebner wieder; stützte Rabenhorst; im November 1774 zusammen mit Jacob C. Waldhauer Friedensrichter in „Parish of St. Matthews" mit Zuständigkeit für Ebenezer; vgl. auch Bd. IV Nr. 637 Anm. 2. Wohl Joseph Schubtrein (gest. 1780). Ein dazu bestimmter Extrakt des folgenden Abschnitts ist erhalten im August-Hermann-FranckeNachlaß Kapsel 32 Faszikel 2 S. 2 3 9 - 2 4 2 . Vgl. das Pro Memoria zu Nr. 713. Für die Zeit bis zum 29.9.1777 (= Nr. 692) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 26 Sept[ember]: ... Ich bekam Briefe a) von [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] dat[iert] heute, b) von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze d[e] djato] 23 Sept[ember] worin benachrichtiget a) daß die Fr[au Eva Elisabeth] Schultze am 11 Sept[ember] mit einem Söhnlein entbunden b) getaufft und Friedrich August Samuel genant worden, c) am Sontage d[en] 21 Sept[ember] ist M[aste]r [Andreas] Burghardt mit seiner und M[aste]r Faulks Familie [Lutheraner aus Philadelphia] bei H[errn] P[astor] Sch[ultze] angekommen und sind von da weiter nach Libanon geflüchtet, d) In Lebanon waren 900 gefangene Heßen, 300 davon sind

Nr. 6 9 1 / 6 9 2 / 6 9 3

26.9./29.9./30.9.1777

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weiter nach Virginia gebracht. H[err] P[astor] Schultze hat an 1 5 0 auf ihr ernstlich Verlangen das heil[ige] Abendmal erteilt, welche sich sehr ordentlich verhalten und andächtig schienen." (PM 9 5 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 7 8 ; Tappert III S. 80).

692. Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg [Philadelphia,] 29.9.[1777] Septemb[er] 29.9. Geehrter Papa und Mama Hiermit wolte Ihnen nur berichten, daß wir hier noch allerseits wohl sind, und alles steht wie es gestanden hat. 1 Es ist Gottlob noch niemand ein Haar vom Haupte gefallen, 2 und unsere so große Furcht vor Feuer, wird durch die sorgfältigsten Militair und Civil Anstalten sehr gemäßigt. Herr [Johann Christoph] Kuntze ist auch mittelmäßig und hat die zwey Sontage da er allein war jedesmal 2 mal in Zion gepredigt. Wir haben von einiger Unruhe gehört, welche durch die Völcker in Ihrem Hause angerichtet worden. Wir zweifeln noch dran, indeßen machet es uns große Unruhe. Wir wünschen daß sie uns Nachricht von Ihrem Zustand geben könten. 3 Ich verbleibe mit kindlichster Hochachtung Margret[h]a [Henrietta] Kuntzin. 4

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1776-77 Übersetzung in Tappert III S. 91 und Wallace, Muhlenbergs S. 153. 1

2 3 4

S. 195.

Englische

Am 2 6 . 9 . 1 7 7 7 hatten britische Truppen Philadelphia besetzt. Die Stadt blieb bis zum 1 8 . 6 . 1 7 7 8 unter britischer Besatzung. Vgl. John W . Jackson, With the British Army in Philadelphia, 1 7 7 7 1 7 7 8 , San Rafael, Cal. 1 9 7 9 . Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 2 2 7 sowie 1 Sam 1 4 , 4 5 und 2 7 , 3 4 . Vgl. Nr. 6 9 8 . Am 2 9 . 9 . 1 7 7 7 schrieb Mühlenberg noch einen Brief an seinen Sohn Gotthilf Heinrich Ernst in New Hanover. Vgl. PM 9 5 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 7 9 und Tappert III S. 8 1 .

693. „Ein guter Freundan

Heinrich Melchior

Mühlenberg [Philadelphia,]

30.9.1777

Sehr wertheste Freunde! Diesen Brief 2 habe gestern in der Stadt offen empfangen, doch den Inhalt nicht gelesen. Ihre Kinder 3 sind wohl, doch gan[z] klein laut. Man schauet daselbst ein ander nur an, und das mit Mistrauen. Samuel Shoemaker 4 ist Mayor [Bürgermeister], H[err Jacob] Duchee 5 war gefänglich angehalten, aber wieder entlaßen. Die Americanische Fregatte schoß letzte Woche ein paar Bomben in die Stadt, ist aber nach einem ernsthafften Schießen nebst einem kleinen Fahrzeuge weg genommen. Einer, so gewiße Maschinen bey der niedern

Die Briefe des Jahres 1777

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Festung sincken helffen ist im Verhafft, und soll sich verpflichtet haben dieselben wieder auf zu heben. Ich wünschte von Ihnen und Ihrer Kinder Umständen zu vernehmen. In der Stadt gehet die Rede, Ihr Haus sey verbrandt, oder wenigstens rein aus geplündert und zerscheitert. Ich habe bis her Gott sey Danck, noch nichts gelidten noch verloren. Ein Brief dem Jude an dem Hill, wo beyde Straßen sich theilen eingehändigt, würde mir zu kommen. Erlaße sie alle, samt mir und Meinigen, der treuen Leitung Gottes und verbleibe mit der alten Liebe und Hochachtung D[en] 3 0 Sept[ember] 7 7 .

For Senior Mühlenberg in Provid[ence] Manus Signum.

P. S. Ich wundere ob Sie was von meinem Sohn wißen.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1776-77 Übersetzung in Tappert III S. 91 und Wallace, Muhlenbergs S. 153. 1

2

3 4

5

S. 195f.

Englische

Es könnte sich um David Schäffer, dessen Tochter Catharina mit Friedrich August Conrad Mühlenberg, oder um Philip Hall, dessen Tochter Catharina mit Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg verheiratet war, handeln. Beide hatten Anlaß, sich nach dem Wohlergehen der aus Philadelphia nach New Hanover geflohenen Söhne Mühlenbergs und ihrer Familien zu erkundigen. = Nr. 692. Mühlenberg vermerkt dazu im Tagebuch: „Auf das zweite Blat das Briefes hatte ein guter Freund folgendes geschrieben." Die Tochter Margretha, Schwiegersohn Kunze und Enkel. Samuel Shoemaker; Alderman von Philadelphia; 1770 Bürgermeister der Stadt; während der Revolution im Lager der Loyalisten; kollaborierte 1 7 7 7 / 7 8 während der Besetzung Philadelphias mit den britischen Truppen und wurde wieder Bürgermeister; 1779 wurde sein Besitz von den zurückgekehrten Patrioten konfisziert; vgl. Bd. IV Nr. 613 und Nr. 614. Jacob Duché ( 1 7 3 8 - 1 7 9 8 ) ; anglikanischer Pastor in Philadelphia; geboren in Philadelphia; Pastor und Lehrer am dortigen College; 1775 Rektor der Christ Church; hielt die Eröffnungspredigt des ersten und zweiten Continental Congress; 1776 offiziell bestellter Kaplan des Continental Congress; blieb während der britischen Besetzung Philadelphias ( 1 7 7 7 / 7 8 ) in der Stadt; wandte sich während dieser Zeit von der Amerikanischen Revolution ab; emigrierte noch im Dezember 1777 nach England; das Parlament von Pennsylvania erklärte Duché im März 1778 zum Verräter; kehrte 1790 nach Philadelphia zurück; vgl. auch Bd. IV Nr. 6 7 8 Anm. 18.

694. Christian Friedrich Triebner an Heinrich Melchior Mühlenberg Ebenezer, 4.10.1777 Copie: von Hferrn] Pf[a]rr[er] Triebners Briefe. Eben Ezer d[en] 4 Octob[er] 1 7 7 7 . Hochw[ürdiger] H[err] Sen[io] r Insonders Hoch zu verehrender Gönner E[uer] H[ochwürden] wollen mir erlauben bey gegenwärtiger Gelegenheit 1 durch Einschluß eine kurtze Nachricht von den Eben Ezerischen Umständen zu

Nr. 6 9 3 / 6 9 4

30.9./4.10.1777

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überschreiben, welches desto nötiger zu seyn erachte, je wichtiger die Umstände sind, und je weniger Gelegenheit ich seit d[em] 5 Julii 1776 gehabt habe und in Zukunfft haben möchte: und das Papier und Umstände nicht erlauben für dismal umständlicher zu seyn, so werden Ew[er] Hochw[ürden] allerseits Hochw[ürdige] Väter mich gütigst entschuldigen, wenn ich mich nach meinem Verhältniß kurtz ausdrücke. Zu vörderst preiße und verehre die nie gebundene und unverdiente Güte des Herrn, die sich in den kümmerlichsten Zeiten an mir unwürdigen hat spühren laßen, nach welcher ich an Seel und Leib bisher gestärcket, in Gesundheit erhalten, im Gedränge getröstet und aus mancher N o t h errettet worden: auch in Ausrichtung meines Amtes habe offt die besondere Darreichung seines Beystandes und Segens in der Stille bewundert und unter Seufzen, Kämpfen, Dulten und Hofnung fortgefahren 1777 daßelbe zu verrichten. Ich predige wöchentlich 3 mal und informire täglich nebst einem Schulmeister Daniel Weitman 20=25 Kinder: werde öffters nach Gosen, Burrisburg [Purrysburg, St. Peter County, South Carolina] u[nd] s[o] f[ort] gerufen zu taufen und copuliren: von denen, die mich von meinem Amte verdrenget haben 2 und sich eines beßern besinnen, nehme auf, was zu mir komt. Der gröste Theil der Gemeine begehret, ich soll wieder in der Kirche predigen; weil sie aber unter sich selbst noch nicht einig sind, und sich sonderlich der Zimmerman Joh[ann Nicolas] Schubtrein, der Gerber Ulrich Neidlinger, der Schuhmacher Joh[annes] Gugel dargegen setzen und mit Mord und Todschlag drohen, so kan ich die Zeit wohl warten. Unser Herr Governor Joh[ann] Adam Treutlen bezeiget sich seit dem Tode des H[errn] Past[or Christian] Rabenhorsts geneigt und freundschafftlich gegen mich, 3 und offerirte verschiedene mal alle mögliche Hülfe und Beystand: In verschiedenen Unterredungen haben wir folgende Punckte mit ein ander discertiret a) daß alle wiederrechtliche und ungegründete Beschuldigungen in Briefen an Hochw[ürdige] Väter wiederruffen b) alle Eingriffe in Hochw: Väter Disposition über mich als ihren Missionarium in Zukunfft vermieden c) meine Amts=Bürde mir nicht boshafft beschweret, sondern erleichtert, und die vernachläßigte Jerusalems Kirche einer Evangelisch=Lutherischen Gemeinde und ihre Prediger durch die jedesmalige Obrigkeit versichert und bestätiget würde, weil ohne dieselbe weder eine Evangelisch=Lutherische Gemeine, noch ihre Prediger festen Fuß drinnen faßen könten. Alle diese Punckte wurden von ihm genehm gehalten: und ich offerirte, wo solche Punckte mir aufrichtig von der Gemeine concedirt und mit eigen händiger Unterschrifft ihrer Namen versichert würden, wolte nach der Treue und Krafft die der Herr schenket der gantzen Gemeine, nach wie vorher dienen: Dieses bey einem Besuch seit dem 22ten Septfember] cfurrentis] a[nni]. Bey eben dieser Gelegenheit ließ der Herr Gouverneur seinen /:mir bereits vor 4 Monathen eröfneten:/ An= und Vorschlag wieder spühren: wie er gesonnen sey, nach der Macht die er gegenwärtig in Händen habe, der Eben Ezerischen Gemeine auf folgende Weise zu helfen: a) Alle Güter und Ländereyen, sonderlich die 2 Capit[ale] von 649 £ in Fr [au Anna Barbara] R[abenhorsts] Händen und £ 300 in M[aste]r [Johann Caspar] Wertsch Händen von der Väter Disposition los zu machen. 4

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

b) Alle obgemeldete Güter durch neue Grants [Bewilligungen], oder durch eine Acte [Gesetz] von der Assembly [Abgeordnetenhaus] der Gemeine zu versichern. c) Einen oder zwey Lehrer von den Revenuen [Einkünften] besagter Güter zu besolden. Ich habe desfals mein Bedencken und Gegengründe genugsam und in aller Bescheidenheit geäusert, weil aber der Herr Gouverneur darauf bestehet, so wolle der Herr selbst diese Sache in seine Regierung und Fürsorge nehmen. Ich habe auch dem H[errn] Gouverneur versprochen desfals mit dem theuren H[errn] Doct[or Johann August] Urlsperger zu correspondiren und deren Verordnung desfals zu erwarten. Die jüngste Dochter des sel[igen] Herrn Past[or Hermann Heinrich] Lemke Salome hatte seit 6 Wochen eine Anfrage von unsern Herrn Gouverneur zur Verehligung: weil sie aber kränklich, und sich außer dem nicht tüchtig und geschickt für die weitläufftigen Umstände des Herrn G[ouverneur] zu seyn düncket; so hat sie solches /:wie wohl unter vielen Bedencken:/ abgeschlagen. Ich bin abermals vor eine Committee von 12 Man gefodert und soll nach einer jüngst gemachten Acte, die jeden Einwohner verbindet den Eid of Abjuration zu thun, oder in 30=40 Tagen mit Zurücklaßung meines halben Vermögens das Land räumen. 5 Der Herr stärcke mich mein Gewißen zu bewahren, und zu vergeßen was dahinten ist. 6 Amen. Dieses / :wo es der Herr nicht verhütet: / singet Eben Ezer. Und hiemit empfielt sich Hochw[ürdigen] Vätern zur ernstlichen und treuen Fürbitte ein noch zukünfftiger doch ohnzweifelhaffter Exulant C[hristian] F[riedrich] Triebner. P. S. Von der Bücher und Monney [Geld] Kiste, welche mit einem Holländischen Schiff laut des Hochwfürdigen] H[errn] Directfors Gottlieb Anastasius] Freylinghausen Ausspruch nach Charlestown kommen soll, können wir nichts erfahren bisher. Die Communication zwischen Charlestown und Georgia ist aufgehoben zu Waßer. 7

Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 18 1776-77 S. 226-228. Extrakt von seiner Hand mit Erläuterungen (= Nr. 700) im August-Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 32 Faszikel 2 S. 239-242. Englische Übersetzung in Lewis S. 432-434. 1

2 3 4

5

6

Die Reise von Jenkin Davis [vgl. Nr. 6 9 1 ] . Mühlenberg erhielt den Brief am 2 8 . 1 1 . 1 7 7 7 ; vgl. Tappert III S. 1 0 9 . Zum Streit zwischen den beiden Predigern Rabenhorst und Triebner Nr. 6 8 1 Anm. 4. Im Streit der beiden Prediger hatte Treutlen zur Partei Rabenhorsts gehalten. In seinem Extrakt nach Europa (siehe oben zur Überlieferung und Nr. 7 0 0 ) spricht sich Mühlenberg dagegen aus. Z u r Sache vgl. Nr. 6 8 1 Anm. 2 2 . Oath of abjuration = Eid, mit dem das Untertanenverhältnis zur englischen Krone aufgelöst wurde. Unter erheblichem äußeren Druck sagte sich Triebner am 2 . 5 . 1 7 7 8 vom englischen König los. Vgl. zu diesen Vorgängen ausführlich Winde, S. 6 6 - 7 1 , besonders S. 6 8 . Vgl. Phil 3 , 1 3 .

Nr. 6 9 4 / 6 9 5 7

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4.10./14.10.1777

Für die Zeit bis zum 14.10.1777 (= Nr. 695) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag dien] 7 Octobr[is]: ... Abends schrieb einen Brief an S[alvo] T[itulo] H[erm Michael] Kalteisen [vgl. Nr. 760] in Charlestown South Carolina, meine Frau [Anna Maria Mühlenberg] legte 27 th[aler] drein um etwas Leinwand von daher zu bekommen." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 181; vgl. Tappert III S. 83). (2) „Donnerstag d[en] 9 Octobr[is]: ... Ich schrieb Abends ein Memorand[um] um es an den H[err]n Mag[ister Christian] Streit zu geben, welcher gewillet nach Charlestown in Süd Carolina zu reisen ...". (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 183; vgl. Tappert III S. 84).

695. An Johann Adam Treutlen

Providence,

14.10.1777

Dear Sir, I had just finished and addressed few Lines to my kind Friend Joh[ann] A[dam] Treutlen, Esq[uire] when unexpected there arrived two Gentlemen from G[eorgia] at my House and deliver'd a condescending Letter of H[is] E[xcellency] dated Aug[ust] 14 a[nni] c[urrentis] 1 containing the comfortable Account, "that mine old friend Esq[uire] Tr[eutlen] were alive yet and still retained an undeserved servant Love and Regard for me and my family, praying it might please the most High to comfort me and my Wife [Anna Maria Muhlenberg] in our old Age. More over, that my Worthy friend took pleasure in meeting and seeing my Sons last year etc. and promiseth in future, if a little Leisure should permit, to open his whole Store of Intelligence i[d] e[st], his whole Heart to me." What due Thanks can I return to such a wellwishing friend and Benefactor? French Compliments and Flatteries sunt verba, praetereaque nihil, 2 too empty and tedious to serious and Christian Minds. I shall therefore as in Duty bound endeavour to supplicate at the Throne of Grace, at the fountain Head 3 of all prosperity and Blessings suited for Soul and Body, for time and Eternity, that it may please the only true and ever living Savior of the World / :whom the gay Part of the World doth despise and expell, and the ignorant part not know:/ to revive in the Soul of my dear old Friend the many past Impressions, Calls, Awakenings, good purposes and Convictions of the Gospel=Truths, tending to effect that living faith which is connected with that peace and lasting Happiness, satisfaction, Honor and Glory, which no transient obiect in the most gay and witty World can afford; and which is followed by the same operations of the divine Spirit and Gospel=Truth in dayly Renovation and Sanctification, 4 without which no Mortal shall see and enjoy the endless Blessings and perfections purchased and prepared for a future state. King Salomon had tryed all the Obiects in the gay World whatsoever may be called a refined Taste, but the Result of it was Vanity of Vanity. 5 Concerning the Hints of Intelligence, it surprized me and remaineth a Mystery till farther Explanation, that my beloved Brother [Christian] R[abenhorst] "a few days before his Death in a manner should have renounced his Friendship and Confidence in a certain experienced friend of so many Years!" There are reasons for every Action and Passion, but there is also a Difference between genuin and apparent reasons. It grieveth me "that the Eben Ezer Congregation is in a

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

deplorable Condition, chiefly owing to themselves." Pitty! if the people don't or won't take good Advise. Last Spring I received a Letter from the mourning Widow Madam [Anna Barbara] Rabenhorst 6 and like wise from the Elders and Wardens of the Congregation, 7 wherein they advised the Departure of their dear Shepherd, my beloved Brother and asked, how they should do, concerning the Legacy, whereof the Rev[eren] d P[astor] Rabenhorst and his dear Espouse have given a Bond, executed unto the Rev d Directors in Europ, acknowledged before the Hon[ora] ble Esq[uire] Tr[eutlen], recorded in Savannafh] and a Copy of it deliver'd unto the Elders and Wardens. 8 The original Bond I was obliged to send to the Rev d Fathers in Europ according to their Instructions and is safe come to hand. The said Vestry desired I should write to Europ and advise the Rev d Fathers of the present Vacancy and that the Congregation might be provided with a faithful Minister etc: But the Communication being cut off, I tryed several Means in Vain, till at last I got an Oportunity to send a Letter to Newyork unsealed, 9 and begged a friend there to promote it to Europ. The time is too short for expecting an Answer as yet. So far I have communicated what little I had at heart with my much respected friend Esq[uire] Tr[eutlen], And whereas "the face of Affairs have changed exceedingly since I left my loving Friends in Georgia," I must therefore needs change my style also Rom: 13,7. Honor unto whom Honor is due — May it plfease] Y[our] E[xcellency] M[aste]r W[illia] m Hornsby 10 arriving at my House on the 14 of Octob[er] a[nni]c[urrentis] deliver'd Y[our] Excellency's] condescending Letter, dated Aug[ust] 14 ac safe to me. The 6 of May and 25 of June ac: past are memorable Days worthy to be remembred. 11 Accidit in puncto, quod non speratur in Anno. 1 2 With the Loss of Your Excellency's] Consort I heartily condole and sympathize, wishing divine Providence may supply the Vacancy with a Heiress of Grace, 13 adorned with the Ornament of a meek and quiet Spirit, which is in the Sight of God of great Price. 14 And as to the Accident of the 6 of May, I humbly think it may suit as well to congratulate at the Expiration of the year. For in the present critical Iuncture and Constellation it seems dangerous and too burdensom to be exposed in high Stations. In old times they had a proverb and used to say: vox populi vox Dei i[d] e[st] the Voice of the people, is the Voice of God; but since the face of Affairs happens to change exceedingly, it may turn opposite and be said, the Voice of the People is vox Diaboli, especially when they are divided into parties opposite. We find an Instance in the Acts Ch[apter] 14,11 seq[uentes] 15 the people lift up their Voices and proclaimed Barnabas Jupiter and Paul Mercurius and prepared Sacrifices etc: but how soon did the face of Affairs change, when sacrifices were turned into stones? 16 Nevertheless are all Changes under the unerring Rules of divine Providence Dan: 2,21 seq. It is the most High and Almighty that changeth the Times and the Seasons: He removes Kings and setteth up Kings: He gives Wisdom unto the Wise and addeth Knowledge to understanding. He revealeth the Deep and secret things. He knows what is in the Darkness and the Light dwelleth with him. May the Lord of Heaven and Earth, of all Wisdom, Power and Glory support Y[our]

Nr. 695

65

14.10.1777

E[xcellency] with sufficient Strength and Spirit under the heavy Burden of the present high Station for His Honor and Glory for the Wellfare of the State and prosperity of your tender beloved Off = Spring, which is the fervent Prayer of Y[our] Excellency's] most humble and obedient servant New providence Octob[er] 14 th 1777.

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

P. S. Bearer of these is the Rev[ere]n d M[aste]r Christian Streit, 17 who has served as Minister several years in some of our united Luthjeran] Congregations, and the last time as Chaplain in the 9 th [d. h. 8 th ] Regfiment] of Virginia], and being desired to officiate in the german Congregation at Charlestown, he intends to move there; and this gave me Oportunity to commit unto him this Letter, being of humble Opinion it might not be amiss, if he should step over from Charlestown to Savanna [h] and Eben Ezer in Order to visit our Flocks, in Case they should be quite destitute of a Lutheran Minister. If he should come there, I would humbly recommend him to Y[our] Excellency's] protection, as long as he behaveth accordingly as he has done here. Quer[itur]: In Case the Mistake concerning the Iurisdiction of the Eben Ezer Churches and Land were not yet settled aright, 18 would it not now be in season to have that point settled since Y[our] E[xcellency] are in that Station? Might not the Elders and Wardens make Application for it? but if it is settled already as M[aste]r [Christian Friedrich] Tr[ie]b[ner] has mentioned in his Letter to the Rev[eren] d M[aste]r [Friedrich Wilhelm] Pasche 19 I shall rest content. The Seat of War is now in the Heart and Bowels of Pennsylvania]. Devastation and Poverty are the Effects. It seems we must move nearer Southward, because it is hard to live naked in a cold Climate with an empty Stomach etc: The wisest and best or surest Method is to lay up a Treasure in Heaven etc: where neither Moth nor Rust doth corrupt, and where Thieves do not break through nor steal. 20

Abschrift von Mühlenbergs in Tappert III S. 85f. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

11

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1776-77

S. 185-188.

Abgedruckt

Nicht erhalten. ... sind nur Wörter und weiter nichts. Vgl. Kol 1,18. Vgl. 2 Kor 4,16. Vgl. Pred 1,2. = Nr. 681. = Nr. 682. Vgl. Nr. 681 Anm. 22. = Nr. 688. William Hornsby, aus Savannah, Georgia; seine Frau wohnte mit den fünf Kindern in Philadelphia; als Hornsby seine Familie aus der Stadt brachte, weil die Engländer sie besetzt hielten, übernachteten sie mehrmals bei Mühlenberg in Providence. Am 8. Mai 1777 war Treutlen zum ersten Gouverneur des Staates Georgia gewählt worden. Die vorhergehende Wahlversammlung (caucus) dürfte am 6. Mai stattgefunden haben, beim 25. Juni könnte es sich um den Tag der Wahlbestätigung handeln.

66 12 13

14 15 16 17

18

19 20

Die Briefe des Jahres 1777

Was nicht in einem Jahr erwartet wird, geschieht in einem Augenblick. Nach dem Tod seiner ersten Frau Marguerite Dupuis heiratete Treutlen am 14.1.1778 die Witwe Anna Unselt; vgl. George Fenwick Jones, John Adam Treutlen's Origin and Rise to Prominence, in: Harvey H. Jackson and Phinizy Spalding, Hg., Forty Years of Diversity. Essays on Colonial Georgia, Athens, 1985. Vgl. Mt 5,5. Apg 14,11-13. Apg 14,19. Christian Streit (1749-1812); lutherischer Pastor; geboren in Sommerset County, New Jersey; 1 7 6 8 - 7 1 Studium am College of Philadelphia; lebte eine Zeitlang in Mühlenbergs Haushalt und studierte zusammen mit Johann Peter Gabriel Mühlenberg Theologie bei Carolus Magnus von Wrangel; 1769 Katechet in der Gemeinde Easton; 1770 Ordination in Reading; 1 7 6 9 - 1 7 7 6 Pastor der Easton Gemeinden; 1 7 7 2 - 1 7 7 4 auch in Springfield; 1 7 7 6 - 1 7 7 7 Militärgeistlicher im 8th Virginia Regiment, das von Peter Mühlenberg kommandiert wurde; 1 7 7 8 - 1 7 8 2 Pastor in Charleston, South Carolina; 1 7 8 2 - 1 7 8 5 in New Hanover, Amity und Hill; 1 7 8 5 - 1 8 1 2 erster regulärer lutherischer Pastor im Shenandoah Valley, Virginia. Rechtlich unterstand die Jerusalemskirche in Ebenezer der Kirche von England; in einer Petition an den Gouverneur hatte sich Mühlenberg 1775 für eingesetzt, den Rechtszustand in Ubereinstimmung mit dem tatsächlichen Zustand zu bringen und eine Verpflichtung auf die Confessio Augustana zu erreichen. Vgl. Bd. IV Nr. 653. Vgl. Nr. 694. Lk 12,33.

696.

Heinrich

Melchior

und

Anna

Maria

Mühlenberg

an Christian

Streit

Providence,

23.10.1777

T o the R e v [ e r e n ] d M [ a s t e ] r Streit: Sir, please t o r e m e m b e r o u r R e s p e c t s , L o v e a n d service t o o u r d e a r F r i e n d s David Zubly Esq[uire] and M a d a m B a a r t , 1 the W o r t h y Son and Daughter of the Rev[eren]d and Venerable Dr: [Johann J o a c h i m ] Zubly and accept of them the V a l u e for H a l l i s h M e d i c i n e s , a n d y o u r R e c e i v t shall c l e a r t h e A c c o u n t in full 2 a n d oblige y o u r h u m b l e S e r v a n t s Providence: Octobfer] the 2 3 d

1777.

H[einrich Melchior] M[lihlen]b[erg] and M[aria] M[ühlen]b[erg]3 Deb[i]t[um]

Abschrift von Mühlenbergs Tappert III S. 92. 1

2 3

Hand im Tagebuch

Esq[uire] Zubly

1 8 Dollars

Mad: Baarrt

21

PM 95 A Nr. 18 1776-77

S. 196. Abgedruckt

in

David Zübly; Sohn von Johann Joachim Zübly; wohnte zusammen mit seiner Schwester, Madame Baart, in der Nähe von Savannah. Mühlenberg erhielt das Geld am 30.5.1778; vgl. Tappert III S. 158. Für die Zeit bis zum 26.10.1777 (= Nr. 697) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag dien] 23 Octob[er] ... Ich gab ihm [Herrn Noll, Nachbar Mühlenbergs in Providence] ein Briefgen mit an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, weil er nach

Nr. 695/696/697

14.10./23.10./26.10.1777

67

Tolpehaken [Tulpehocken] reiset... Abends kam H[err] Pf[a]rr[er] Streit vom Lager und gedenckt nun seine Reise nach Charlestown in Süd Carolina anzutreten. Ich gab ihm mit a) einen Brief an H[err]n Pred[iger Jacob] Frank in Virginia, b) ein Memorand[um] nach Savanna[h] und Eben Ezer. c) ein Schreiben an H[errn] G[ouverneur John Adam] Treutlen in Savanna[h = Nr. 695]. d) einen Zettel an David Zubly und seine Schwester Madam Baart bei Savanna[h] wegen einer Schuld für Arzenei a) 18 th[ale]r [= Nr. 696] ß) Sie 21 th[aler], e) einen Brief an H[errn Michael] Kalteisen in Charlestown worin meine Frau eingelegt 2 7 th. für etwas Leinwand zu bekommen. Gestern Abend erhielt ich ein paar Zeilen aus Philadelphia]". (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 194f.).

697. An [Margretha Henrietta Kunze]

[Providence,]

26.10.1777

Sontags d[en] 26 Octobr[is]: Zärtlich geliebte Tochter! Deine Zeilen vom 29 September] 1 empfiengen wir am 23sten Octob[er] und waren uns alten abgelebten Eltern sehr tröstlich: Insonderheit, daß Dein lieber Mann [Johann Christoph Kunze] mittelmäßig bei Kräfften ist, das heilige Amt zu versehen. Gott der Herr wird seine Krafft desto mächtiger seyn laßen in dem Schwachen 2 je nötiger es in solchen Umständen ist. Trübsal bringet Gedult, Gedult Erfarung, Erfarung Hofnung, Hofnung läßet nicht zu schänden werden.3 Wir alte lernen an den alten Liedern: Nim von uns Herr, Du treuer Gott etc. 4 Du Friedens=Fürst Herr Jesu Christ etc. 5 verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten etc. 6 Dem 46 Psalm, 76 Ps: V 4,5. Rom: 13,1 seq[uentes] 1 Tim: 2,1=4. 1 Pet: 2 , 1 3 - 1 7 . Wir wißen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.7 Wenn sie jetzt in unsere Gegend kommen solten, so würden sie erfüllet sehen, was im Proph[et] Joel 1,3,4 stehet. Wir hatten auf unser Lot [Grundstück] bei der Aug[ustus] Kirche 3 Acker Buchweitzen gesäet, welcher eben reif war und bei 50 Büschel zur Nothdurfft auf den Winter versprach; es gieng aber damit wie im 80 Psal: V: 13 stehet. Wir hatten 10 Acker [acres] Holtzland gekaufft, das ist auch verwüstet. Wir hatten ein wenig Heu gesammelt für die Kühe auf den Winter, ist verpflegt. Unser ehemaliger Platz, davon [Georg] Diehl 8 der Eigner, ist ruinirt und sein Haus spolirt [geplündert]. Es hieß, er wäre im Thore etc. etc. etc. So hat die liebe Malitz [!] gehauset. Ich, Mama, Selly [Catharina Salome Mühlenberg] und Witwe [Catharina] Zimmermann] sind noch allein hier: Haus, Scheure und Gärten sind noch in statu quo. Hanna [Anna Barbara Mühlenberg], Polly [Maria Catharina Swaine] etc. bei Friedlich August Conrad Mühlenberg], [Gotthilf] He[i]n[rich Ernst Mühlenberg] etc. etc. 3 Meilen seitwärts von Friedlich]: 9 Die Elisab[eth] Sch[ultze] 10 ist am 11 Sept[ember] mit einem Sohn [Frederick Augustus Samuel] 11 entbunden. Die Mama hat sich unter den vielerlei Unruhen ziemlich standhafft verhalten, und Gott der Herr hat uns bis dato noch nicht verlaßen noch versäumet; 12 sondern seine Gnaden= und Schutz=Hand über uns wehr lose und hülflose gehalten. Solte es der geliebte H[err] P[astor] K[unze] nötig und nützlich erachten, daß ich hinunter kommen und im Amte assistiren müste, so will es wagen, weil ich in der Sache ein gut Gewißen habe, und mich nicht scheue. In solchem Fall mögte aber wünschen, daß geliebte Tochter mit ihrem

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Die Briefe des Jahres 1777

Kinde der weile hier oben bei der M a m a zur Gesellschafft seyn und vorlieb nemen wolte, oder auch beiderseits, wenns möglich seyn könte zur Erholung. Der Mensch lebet nicht allein vom Brodt etc. 1 3 Wenn geliebte Tochter den ehemaligen Rechtsgelehrten, Herrn Hook ohngefehr sehen solte, so wolte bitten, ihm mein Compliment zu vermelden, und ihn zu ersuchen, ob er so gütig seyn und mir die Schrifften wieder geben mögte, die ich ihm wegen des Israel Heinzelmans seiner Sache 1 4 übergeben habe? Wenn er fragen solte wo ich sey? So beliebe nur die Warheit zu sagen, nemlich, ich hätte mich im Monat Julii 1 7 7 6 wegen gewißer Ursachen in ein Haus begeben, das zu einer Legacy [Erbschaft] gehöret, worüber die Glieder von der Gesellschafft for promoting Christian Knowledge in L[ondon] Trustees [Treuhänder] und Directors sind etc. wie auch das was an Zion etc. stehet, dahin gehöret und ihre Protection koct' e£;oxt|v erfodert. Mit hertzl[ichem] Gruß und Kuß an Euch und alle Freunde bin der alte Hfeinrich Melchior] M[ühlenberg] 1 5 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 92f. 1 2 3 4 5 6 7 8

' 10

11 12 13 14

PM 95 A Nr. 18 1776-77

S. 197f.

Englische

= Nr. 692. Vgl. 2 Kor 12,9. Rom 5 , 3 - 5 . Kirchenlied von Martin Moller ( 1 5 4 7 - 1 6 0 6 ) . Kirchenlied von Jacob Ebert ( 1 5 4 9 - 1 6 1 5 ) . Kirchenlied von Martin Luther. Rom 8,28. Georg Diehl, Farmer in Providence; langjähriger Nachbar und Freund Mühlenbergs; Mühlenberg verkaufte ihm 1771 seine erste Farm in Providence, die unmittelbar an Diehls Farm angrenzte; zehn acres davon kaufte Mühlenberg im Jahre 1777 wieder zurück, sicherte Diehl und seinen Nachkommen aber ein Vorkaufsrecht für den Fall eines abermaligen Verkaufs zu; dieser Handel wurde jedoch erst im Jahre 1783 offiziell auch aktenkundig gemacht; 1779 verweigerte er den Eid auf den unabhängigen Staat Pennsylvania und wurde deshalb doppelt besteuert; 1780 Gemeindeältester in Providence; zog im April 1783 mit seiner Familie nach Maryland. Die Familien hielten sich nach ihrer Flucht aus Philadelphia in New Hanover auf. Eva Elisabeth Schultze, geb. Mühlenberg, genannt Betsy ( 1 7 4 8 - 1 8 0 8 ) ; Tochter von Heinrich Melchior Mühlenberg; seit 1766 mit Christoph Emanuel Schultze verheiratet; sie war die Mutter von neun Kindern. Vgl. Nr. 691, Anm. 17. Vgl. Hebr 13,5. Mt 4,4. Vermutlich Erbschaftsangelegenheiten. Israel Matthias Heinzelmann ( 1 7 5 6 - 1 7 7 4 ) ; Neffe von Heinrich Melchior Mühlenberg; sein Vater, Johannes Dietrich Matthias Heinzelmann ( 1 7 2 6 1756), war lutherischer Pastor und mit Margaret Weiser, Schwester von Anna Maria Mühlenberg, verheiratet; Mühlenberg war im Testament des Vaters zum Nachlaßverwalter eingesetzt worden und hatte quasi die Stelle des Vormundes beim jungen Israel Heinzelmann vertreten, nachdem der zehnjährige Halbwaise dem Einfluß seiner - inzwischen mit einem Katholiken verheirateten - Mutter entzogen worden war; dies ging auf eine testamentarische Verfügung Conrad Weisers zurück, der für die Erziehung seines Enkelkindes im lutherischen Bekenntnis 100 Pfund bestimmt hatte; Israel Heinzelmann war in Ebenezer nach einem unglücklichen Sturz vom

Nr. 6 9 7 / 6 9 8

15

69

26.10./5.11.1777

Pferd gestorben; nach dem T o d der W i t w e Anna Eva Weiser erhob sein Stiefvater Fricker Anspruch auf die von Conrad Weiser verfügte Summe; Mühlenberg versuchte dagegen seine Ansprüche, die sich aus den Aufwendungen für den jungen Heinzelmann ergaben, durchzusetzen. Vgl. Bd. IV N r . 6 3 7 und 6 4 4 . Für die Zeit bis zum 5 . 1 1 . 1 7 7 7 (= N r . 6 9 8 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitags d[en] 3 1 October: schrieb ein paar Zeilen an [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg]." ( P M 9 5 A N r . 1 8 1 7 7 6 - 7 7 S. 1 9 9 ; vgl. Tappert III S. 9 4 ) .

698.

Margretha Henrietta und Jobann und Anna Maria Mühlenberg

Christoph

Kunze an Heinrich [Philadelphia,]

Melchior 5.11.1777

November the 5 th

Vielgeliebte Eltern, heute hab ich von Ihnen gehört,1 daß Sie alle wohl seyn, welches mich hertzlich erfreuet hat. Wir sind Gottlob noch alle wohl und gesund, so lange Gott will. Es ist jetzo ein wenig schwer in der Stadt, weil alles theuer sehr und kein Mehl zu bekommen. Die Armen leiden ziemlich weil das neue Papier=Geld nicht gehet. Gold und Silber und altes Papier Geld gehet, aber sonst keines. Herr Kuntze hat noch alle Sontage 2 mal gepredigt und es sind sehr viele Krancke und viele Leichen. Heute hat ein Officier einen Brief vom S[alvo] T[itulo] Herrn Professor [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen an alle Prediger in America gelesen. Er bittet und ermahnet die Herren ins gesamt, daß sie sich ja nicht in die politischen Sachen einlaßen, sondern die Seelen zu Jesu führen solten etc.1 Vor jetzo kan Herr Kuntze noch wohl allein aushalten, und denn hat er den Herrn Schröder [Johann Daniel Schröter]. 3 Es ist des Sontags nur Kirche in Zion, die Leichen und die Betstunden sind in der alten Kirche. Wenn ich die Schrifften von Israel He[i]nzelman finden kan, so will ich sie aufheben. 4 Wo die Leute in der Stadt in ihren Häusern geblieben sind, da ist alles wie es war; aber wo niemand drinnen ist, da kommen Soldaten hinein. In M[aste]r [Philipp] Halls 5 sind Officiers. Ich wünschte Vater [David] Schäf[f]er käme wieder heim. Er hätte wol hier bleiben können, weil er ja nie nichts mit der Sache zu thun hatte, und so noch viele andere könten heim kommen. M? [Mistress Juliana] Sedwitz6 wohnet noch neben mir, es ist noch alles wohl. Alle alte Freunde, Mis trs [Catharina] Graf, 7 Mama Meierin [Esther Meyer], M[aster Andreas] Bertsch 8 etc. sind wohl. Pet[er] Weiser lebet noch. 9 Grüßen Sie alle unsere Freunde von H[errn] Kuntze und mir. Butter können wir keine essen. Brod und Waßer hab ich noch. Ich habe heute ein wenig Sauer Kraut eingemacht, Grundbehren [Kartoffeln] habe ich auch, aber kein Fleisch. Ich verbleibe Ihre getreue Tochter Margaret[h]a. Da mir vor kurtzen ein Vorwurf gemacht wurde von einem hohen Officir, daß ich Briefwechsel mit R[ebellen] unterhielte, ob ich wol noch keine Zeile an jemand geschrieben habe, so will ich auch jetzt lieber nichts [reelles?]10 hin zu

70

Die Briefe des Jahres 1777

fügen, sondern mich nur mit meinem Hause meiner lieben Schwiegereltern Gebet empfelen, und Sie meines kindlich liebenden Andenckens versichern. Mich stärckt mein Gott zur zwar vielen, doch erträglichen Arbeit: nur ist Überfluß und Üppigkeit uns ein wenig abgeschnitten. Was ich einneme, reicht nicht halb zur täglichen Notdurfft hin. Durch vorige Sparsamkeit hatte ich ein wenig Gold und Silber in einem Winckel verborgen. Das wird nun untreu: Ich bin aber nicht unruhig darüber. Meines versönten Vaters Vorsorge über mich scheint mir wirklich sehr speciel zu seyn. Von meinem Herr Schwiegervater sind die Herren Officiere wirklich unvorteilhafft unterrichtet. Man glaubt, wir hätten S[alvo] T[itulo] Herrn Profeßor Freylingshausens Erwartung nicht erfüllet. Ich weis aber und bezeuge es, wo ich kan, daß Sie so, wie der, so ihm jetzt die Heerde nach weidet, 11 zu den Stillen im Lande gehöret, 1 2 und nicht sitzen, w o die Politici sitzen. 13 Übrigens genieße ich viel Höflichkeit. Gott schenke Frieden und erhalte meine teuren Schwiegereltern. Ich habe die Ehre zu seyn Dero getreuster und gehorsamster Son J[ohann] C[hristoph] Kuntze. 1 4

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. lOOf. 1 2

3

4 5

6

7

8

PM 95

Nr. 18 1776-77

S. 211f.

Englische

Vgl. Nr. 697. Zum Brief selbst siehe Bd. IV Nr. 675; vgl. auch Mühlenbergs Ausführungen im Tagebuch PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 2 1 2 - 2 1 7 (Tappert III S. 1 0 1 - 1 0 4 ) . Johann Daniel Schröter (gest. nach 1817); lutherischer Pastor; kam 1771 als Indentured Servant nach Philadelphia; 1 7 7 5 - 1 7 7 7 Lehrer an J. C. Kunzes Seminarium; 1 7 7 7 / 7 8 Gehilfe Kunzes in der Seelsorge während der britischen Besetzung Philadelphias; 1778 Ordination; 1 7 7 8 - 1 7 8 2 Pastor in Gemeinden des Lancaster County; ab 1782 als Nachfolger von Pastor Wildbahn westlich des Susquehannah im Grenzgebiet von Pennsylvania und Maryland; suchte den Anschluß an das Ministerium zu wahren, wurde aber wegen seines Lebenswandels unhaltbar für seine Amtskollegen; verarmte im frühen 19. Jahrhundert zunehmend. Vgl. auch Nr. 710. Vgl. Nr. 6 9 7 Anm. 14. Philipp Hall; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; Vater von Mary Catherine Hall und damit Schwiegervater von Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg; 1765 Vorsteher der St. Michaelsgemeinde; 1 7 7 6 / 7 7 für kurze Zeit Offizier der Miliz, wurde aber wegen seines Gesundheitszustandes aus dem Militärdienst entlassen; floh 1 7 7 7 / 7 8 vor den britischen Besatzern aus der Stadt; lebte zunächst bei Mühlenberg in Provindence, zog dann aber weiter nach New Hanover; kehrte nach dem Ende der britischen Besatzung wieder nach Philadelphia zurück, pendelte aber noch öfter zwischen New Hanover und Philadelphia hin und her; war wahrscheinlich Kaufmann in Philadelphia. Juliana Zettwitz; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; Ehefrau von Hermann Zettwitz, der sich in dieser Zeit wegen Verrats vor einem amerikanischen Kriegsgericht verantworten mußte; Nachbarin von den Kunzes in Philadelphia; heiratete 1782 als Witwe Pastor Heinrich Müller. Catharina Graf; alleinstehende Frau in Philadelphia; Mitglied der dortigen lutherischen Gemeinde; stand in freundschaftlichen Beziehungen zu Mühlenberg; während der britischen Besetzung der Stadt floh sie zu Mühlenberg nach Providence und lebte offenbar bis 1781 dort. Andreas Bertsch (gest. nach 1780); angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; 1 7 6 2 - 1 7 6 6 und 1 7 7 2 - 1 7 7 4 Mitglied des Kirchenrates; Mühlenberg hielt engen Kontakt zu ihm.

Nr. 6 9 8 / 6 9 9

5.11./20.11.1777

71

* Peter Weiser (1751-1779); Sohn von Philip Weiser, der wiederum der älteste Sohn von Johann Conrad Weiser, dem Schwiegervater Mühlenbergs, war; Leutnant im First Pennsylvania Continental Regiment; wurde in der Schlacht am Brandywine Creek (11.9.1777) schwer verwundet und geriet in britische Gefangenschaft; wurde im April 1778 bedingt entlassen und starb im September 1779 an den Folgen seiner Verwundung. 10 Das Wort ist halb in deutschen, halb in lateinischen Buchstaben geschrieben, die ersten Buchstaben zum Tintenklecks verdichtet, daher insgesamt schwer zu entziffern. 11 Vgl. Joh 10,4. 12 Vgl. Ps 35,20. 13 Vgl. Ps 1,1. 14 Für die Zeit bis zum 20.11.1777 (= Nr. 699) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 10 Novemb[erj:... Weil heute frühe die 2 Englischen Frauens wieder abgingen und versuchen wolten, ob sie in die Stadt kommen könnten, so gab ihnen ein offen Briefgen mit an die Margretha Kuntzin datirt d[en] 9 Novemb[er] im Bauche des Walfisches Jonae 2." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 208f.; vgl. Tappert III S. 100).

699.

Margretha

Henrietta

Kunze

an

Heinrich

Mühlenberg

Melchior

und

Anna

[Philadelphia,

Maria 20.11.1777]

V[iel] g[eliebte] E [ l t e r n ] W i r sind G o t t l o b n o c h ziemlich w o h l , n u r die kleine B e t s y 1 h a t die R ö t e l n , sie ist z i e m l i c h voll. D i e F r [ a u J u l i a n a ] Z e t t w i t z h a t a m letzten F r e i t a g e i h r e n kleinen S o h n b e g r a b e n , der a u c h a n d e n R ö t e l n g e s t o r b e n . Sonst steht n o c h alles w o h l ; a b e r es ist alles sehr t h e u e r . W i r leben j e t z o v o n G r u n d b e e r e n [ K a r t o f f e l n ] u n d B r o d t : d a s h a b ich G o t t l o b ! n o c h , a b e r m a n c h e n i c h t . Fleisch k a n ich n i c h t k a u f f e n , - es k o s t e t h a r t Geld. B u t t e r h a b ich n i c h t g e s e h e n s c h o n l a n g e Z e i t ; d o c h bin ich n o c h zu frieden, so l a n g e ich B r o d h a b e . Die a r m e F r a u , der ich d e n S c h u r t z g e g e b e n h a b e , w i r d w o l w e i t e r k o m m e n k ö n n e n . D e r kleine D a v i d l ä ß t Sie v i e l m a l g r ü ß e n , er ist mittel m ä ß i g , h a t j e t z o z i e m l i c h zu t h u n , a b e r es ist kein G e l d u n t e r d e n a r m e n L e u t e n . E s ist j e t z o sehr g u t w e n n m a n keine große Familie hat. I c h bin Mfargretha] Die Bücher 3 . N [ u m m e r ] 1 2

3 h a b ich u n d sie a u c h .

A u f d e m Briefe s t u n d „ P e r m i t the B e a r e r t o pass Nov[embe]r 20th 77.2

G o v f e r n o r ] H a n d y L: 1 [ L i e u t e n a n t ]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 107f. 1 2

PM 95 A Nr. 18 1776-77

S. 222.

Guard."

Englische

Catharine Eliza, geb. 4.10.1776. Für die Zeit bis zum 9.12.1777 (= Nr. 700) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag den 20 Novemb[er]: ... datirte auch einen Brief an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze von 3 Bogen voll, enthaltend meine vorläufige Anmerckungen unter dem 12 Novemb[er] a[nni] c[urrentis] mit Bitte, solche aufzuheben, wenn ich in den jetzigen Umständen

72

Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

etwa aus Wege geräumet werden solte, weil wie es heißt, die Britt[ischen] Officier wirklich unvorteilhaft von mir unterrichtet seyn solten." (PM 9 5 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 2 1 9 ; vgl. Tappert III S. 106). - Mühlenbergs „vorläufige Anmerckungen" (zu Nr. 6 9 8 ) finden sich in PM 9 5 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 2 1 2 - 2 1 7 und Tappert III S. 1 0 1 - 1 0 4 ) . (2) „Mitwoch d[en] 3 Decembr[is]: ... Ich gab ihm [Francis Swaine] folgende Briefe mit a) an H[errn] P[astor] Schultze in Tolpeh: [Tulpehocken] datirt vom 20sten Nov: ac: b) an die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin: dat: d 1 Dec: ac: c) an Mons[ieur] May, Marchand [Kaufmann] a Charlestown d) an H[errn Michael] Kalteisen in Charlestown." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 2 2 9 ; vgl. Tappert III S. 109).

700.

An [Friedrich Wilhelm Pasche, Johann August Urlsperger]

Gottlieb

Anastasius Freylinghausen und [Providence,] 9.12.1777

Weil S[alvo] T[itulo] H[err] Mission[arius Christian Friedrich] Triebner obigen Brief 1 an mich geschrieben, so wird mir gütigst erlaubt seyn meine einfältigen Anmerckungen, so weit der Raum zuläßet, zu machen: 1) Die evangelisch=lutherische Gemeine in Eben Ezer ist vor mehr als 40 Jaren bis hieher mit Liebes=Gaben, Almosen, Geld, Büchern und Arzenei, wie auch Missionarien, Rath und That durch Hochwürdige Väter, Gönner und Wohltäter zu Engelland und Deutschland errichtet, versorget und verpflegt worden, und hat alle die Zeit, nächst Gott, unter dem Groß Britanischen Schutz freie und ungestörte Religions Übung genoßen und solte nun erst von ihren Vätern und Wohltätern in Europa abgerißen werden? absit! [laßt ab!] Das wäre eben so unsinnig gehandelt wie jener ungerathene Sohn, der seinem Vater entlief und durch ein tiefes Waßer schwimmen wolte, aber nicht schwimmen konte. Sein Vater lief ihm nach und wolte ihn retten, aber der Sohn rief ihm entgegen, er könte ohne ihm leben, und wolte sich seines Geburts=Rechts und seiner Freiheit bedienen, und gieng bald hernach mit seiner in Frechheit verwandelten Freiheit unter. 2) Ich habe die von der gantzen Gemeine in meiner Gegenwart unterschriebene Kirchen=Ordnung in Copie 1775 an Hochw[ürdige] Väter gesandt,2 aber bis diese Stunde noch nicht erfaren können, ob Hochgedacht Dieselben bemeldte Ordnung billigen oder mißbilligen? Solte das letztere seyn, so muß ich acquiesciren [mich fügen] und das Schif den Wellen überlaßen. Wäre das erstere, so hätte die Gemeine doch etwas woran und wornach sie sich halten und es aufweisen könte. Beßer ein Ancker als gar keiner bei Nacht und zwischen Sand Bäncken. 3) H[err] Tr[iebner] hat in seinen Condit[ionen] a, b, c vergeßen, daß er eben so viel, wo nicht mehr, zu wiederrufen in seinen Briefen an Hochw[ürdige] Väter, und daß wenig oder gar keine Eingriffe in sein Amt geschehen, wenn er beßer nach der Disposition Hfochwürdiger] V[äter] gehandelt hätte. 4) ich glaube gern, daß der gröste Theil der Gemeine ihn wieder annehmen, wenn sie merken, daß Ärgerniße der Missionar[ii] von Hochw[ürdigen] Vorgesetzten nicht geahndet werden etc. 5) am meisten hat mich erschreckt da es heißt: daß er als denn nach, wie vorher dienen wolte. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] d[en] 9 dec[ember] 1777.

Nr. 699/700/701

20.11./9.12./14.12.1777

73

P. S. Ich habe ein offen Briefgen im Junii a[nni] cfurrentis] dat[iert]: An S[eine]r HochEhrw[würden] H[errn] Pasche 3 über Neuyork gesandt und darin den Abschied des H[errn] P[astor Christian] Rabenhorsts etc. etc. gemeldet. 4 An S[alvo] T[itulo] Hochw[ürdige] Väter in Kensington: Halle, Augsburg

Abschrift von Mühlenbergs Hand im August-Hermann-Francke-Nachlaß S. 239-242. Entwurf vom 5.12.1777 in PM 95 A Nr. 18 1776-77 Übersetzung in Tappert III S. 110. 1 2 3 4

Kapsel 32 Faszikel 2 S. 229f. Davon englische

= Nr. 694. Vgl. Bd. IV Nr. 6 5 2 Anm. 3. Vgl. Nr. 688. Für die Zeit bis zum 14.12.1777 (= Nr. 701) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) ,,Freit[ag] d[en] 12. Decembr[is]: 1777 ... Heute schrieb ein paar Zeilen an [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg], schrieb auch ein Brieflein an S[alvo] T[itulo] H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze und sandte mit dem jungen Kreutzer [Lutheraner aus Tulpehocken] mein Kistlein mit Deeds [Besitzurkunden], Bonds [Schuldscheine] Journals etc. etc. an denselben nach Tolpehaken." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 1; vgl. Tappert III S. 112).

701. Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg [Philadelphia,] 14.12.(1777] Dec[ember] 14 G[eliebte] E[ltern] Wir sind alle ziemlich wohl, und hoffe Sie des gleichen. Es siehet hier schlecht aus, wie Sie wißen. Wenn wir können, so werden wir bald nach Europa gehen. Sie können alles in Ordnung halten. Sölten wir gehen, so komme ich noch zu Innen, um Abschied zu nehmen. Denn wenn der Krieg noch lange währet, so ist es aus mit uns. Jetzo gilt nichts als hartes Geld mehr. Es ist allerhand Waare zu bekommen, aber noch nicht viel Geld unter den Stadt Leuten. Der Marckt ist sehr schlecht. Die Butter habe ich 1 mit d[?] bekommen. Wir sind es nicht mehr gewont Butter auf dem Brodt zu eßen. Ich halte sie nur für Waßersuppe, die haben wir jetzo bald alle Tage wegen des Kindes und schl: Wir grüßen alle. M[argretha Henrietta] Kfunze] 2

Abschrift 1 2

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S.

5v-6.

Hier folgt „empfangen" (gestrichen); demnach bezeichnet das Kürzel „d" wohl den Überbringer. Für die Zeit bis zum 2 9 . 1 2 . 1 7 7 7 (= Nr. 702) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 14 Dec[ember] am 3 Adv[ent]: ... M[aste]r [Andreas] Burghardt brachte mir einen Brief mit von S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, datirt von

74

Die Briefe des Jahres 1 7 7 7

gestern d[en] 13 Decemb[er] a[nni] c[urrentis] worin er meldet daß er zu Anfang voriger Woche einen Brief abgesandt, welcher nicht zu recht gekommen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 2; vgl. Tappert III S. 113). (2) „Dienstags d[en] 16 Decemb[er]: frühe kam M[aste]r [Christian] Lauers Knecht von Tolpehaken [Tulpehocken] vorbei und brachte mir einen Brief mit von H[errn] P[astor] Schultze, datirt gestern d[en] 15 Decemb[er]: worin er berichtet, daß mein Kistgen durch den jungen Kreutzer, bei ihm wohl bewaret angekommen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 2; vgl. Tappert III S. 113). - Vgl. Nr. 7 0 0 Anm. 4. (3) „December 19, Friday ... Visit from M[aste]r Jo[hn] Pawling [aus Providence]; he desired a few lines adressed to [Johann] P[eter Gabriel] M[iihlenberg]." (Tappert III S. 114; vgl. PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 3v). (4) „Dienstag d[en] 23 Decemb[er]: ... M[aste]r [Francis] Sw[aine] kam auch zurück und brachte einen Brief mit von P[eter]. Abends schrieb einen Brief an H[errn] P[astor] Schultze." (PM 9 5 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 4v; vgl. Tappert III S. 115).

702. Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg [Philadelphia,] 29.12.1777 Viel geliebte Eltern ich hoffe Sie befinden sich alle wohl. Wir sind Gottlob, alle ziemlich. H[err Johann Christoph] K[unze] war etliche Tage nicht sehr wohl; doch hat er sein Amt versehen über die Feyertage und heute hat er bei der schneidenden Lufft wieder seine Arbeit versehen. Jetzo sieht es ein wenig beßer aus. Wir können in Shops [Geschäften] ziemlich Waare haben, wie auch auf den Markt sieht es ein wenig beßer aus; aber seit dem das alte Papiergeld nicht mehr geht, ist es ein wenig hart gewesen für uns; doch hat uns Gott der Herr durch geholfen, und wir hoffen alle Tage, daß es beßer gehen werde, wann das harte Geld unter die Leute komt. Alle Häuser bekommen Einquartirung diesen Winter. Wir sind vor jetzo frey, weil wir den Anspachischen Feldprediger haben. Es waren zwar Officiere eingeschrieben für uns, aber etliche gute Freunde haben uns nach 4 Tagen wieder frey bekommen. Heute ists 4 Wochen, daß wir nichts von Ihnen gehört haben. Der Metzger, der bey Ihnen war, ist eben hier gewesen. M[aste]r P. Sch: hat mir 3 p[ence] gegeben, aber ich dencke sie thun sich selber schaden, Gott weiß, ob ichs wieder vergelten kan! Wegen [August Christoph] Crell[e] 1 werden Sie schon gehört haben. Nemen Sie ihn nicht ins Haus, er führt sich schlecht auf. Das Häusgen in der Reeßstraße [Race Street] von [John] Gartley 2 und [Johann Leonard] Keßler 3 hatte ich einem Mann rentfrey [mietfrei] gegeben, aber sie haben ihn heraus gejagt und Soldaten hinein gelegt. Freilich werde ich kein Bord [Brett] von der Fenze [Zaun] behalten. Es ist alles kahl in und um der Stadt, keine Fenzen mehr zu sehen. In der alten Michaelis Kirche ist jetzt alle Sontage 3 mal Gottes=Dienst, morgens von 8 bis 10 Uhr haben die Anspacher, und denn wir 2 mal. Im Schulhause hat H[err] Pf[a]rr[er Caspar Dietrich] W[e]yberg 4 jetzo Kirche. H[err] Combs in der Hochkirche. Die übrigen sind Lazareths. Die Schwedische wird wol der Hessen ihre Garnison Kirche werden. H[err] Goranson [Anders Göranson] 5 ist wieder gantz verrückt. H[err] Duchee [Jacob Duchèe] ist

Nr. 7 0 1 / 7 0 2

75

14.12./29.12.1777

nach Engelland und seine Familie hier. Die Collecte in den Feyertagen ist doch auf 3 0 £ hart Geld gekommen, aber Salarium wird erst diese Woche gesammelt. Wir haben unsers schon aufgegeßen bis aufs Neujahr. Sonst weiß ich nichts, als daß das Mehl rar ist bey den Stadt=Leuten, oder sehr theuer, und Gemüse ist auch ein rarer Artikel. Fleisch 1 Schilling] 6 d[ = pence] p[er] ttr auch 2 sh[illing] jetzo, aber vor etlichen Wochen war es sehr theuer. Ich danke Ihnen hertzlich für was Sie mir geschickt haben an G[eld] wie auch für die 2 mal Butter. Ich habe noch keine Butter gekaufft. Betsy hat kürtzlich etwas in Franckfurt [Frankfurt, Philadelphia County, Pennsylvania] gekaufft und die übrige Zeit eßen wir das Brodt trucken. H[err] Kfunze] ich, M[adam Juliana] Zet[twitz] und alle übrige gute Freunde laßen hertzlich grüßen an alle Freunde. Mis[tress] Zetwitz läßt Sie bitten, ob Sie an Hferrn Johann Andreas] Krug in Friedrichstown [Frederick] schreiben wolten, um zu erfahren, ob ihr Mann [Hermann Zettwitz] 6 noch lebt? und ob H[err] Krug ihm Geld vorgestreckt hat? und wie viel? Wenn Sie können, thun Sie es so bald als möglich. Decemb[er] 2 9 - 1 7 7 7 . 7

Ich bin Marg[retha Henrietta] K[unze]

P. S. schickt Friedrich August Conrad Mühlenberg] bald Antwort, ob er nach N[ew] Y[ork] gehen will? oder hat er die Zeilen nicht bekommen? Abschrift von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S.

7r-8r.

1

August Christoph Crelle; Lehrer und nicht voll ordinierter lutherischer Prediger; kam am 5 . 7 . 1 7 7 5 auf Empfehlung von Gustav Anton Wachsei, Pastor an der St. George's Lutheran Church in London, nach Philadelphia; wurde im gleichen Jahr Lehrer am Seminarium in Philadelphia und Pastor mit eingeschränkter Befugnis in Barren Hill und Cohenzy; 1776 Pastor in New York; vertrat Friedrich August Conrad Mühlenberg, als dieser nach Pennsylvania floh; wurde im November 1 7 7 7 wegen ungebührlichen Verhaltens aus dem Amt entlassen. Zum Fehlverhalten Crelles: Nr. 7 1 6 .

2

John Gartley; englischer Lehrer an Kunzes Seminarium, der mit Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges und der einhergehenden Schließung der Lehranstalt Philadelphia verließ. Johann Leonhard Keßler; Tischler in Philadelphia und Mitglied der lutherischen Gemeinde dort. Caspar Dietrich Weyberg ( 1 7 3 4 - 1 7 9 0 ) ; reformierter Pastor; geboren in Westhofen, Grafschaft Mark, Westfalen; 1 7 5 6 Studium in Duisburg; 1 7 5 9 Ordination; von den .Holland Fathers' nach Pennsylvania geschickt; 1 7 6 3 Ankunft in Philadelphia; 1 7 6 3 - 1 7 9 0 Pastor der deutschen reformierten Gemeinde in Philadelphia; 1 7 6 5 - 1 7 8 2 Präsident des Coetus; 1 7 7 0 Treuhänder des Queen's College; 1 7 7 9 - 1 7 9 0 Treuhänder der University of Pennsylvania; 1 7 8 6 - 1 7 8 7 zusammen mit Heinrich Helmuth und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg eines der Gründungsmitglieder des Franklin College in Lancaster. Anders Göranson (gest. 1784); Pastor der schwedischen lutherischen Gemeinden in Pennsylvania; brach 1 7 6 7 zusammen mit Lars Girelius von London aus nach Philadelphia auf; 1 7 6 8 - 1 7 7 9 als Nachfolger Carolus Magnus von Wrangeis Pastor an der Gloria Dei Kirche in Philadelphia; seit 1 7 7 2 auch Propst der schwedischen Gemeinden in Amerika; unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den deutschen lutherischen Gemeinden und nahm an mehreren Synoden teil. Ihr Ehemann, Hermann Zettwitz (gest. vor 1 7 8 2 ) ; deutschstämmiger Oberstleutnant der Kontinentalarmee, war im August 1 7 7 6 wegen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden; er hatte im Juni 1 7 7 5 vom Provincial Congress in New York die Erlaubnis erhalten, in

3 4

5

6

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7

Die Briefe des Jahres 1777

Pennsylvania ein Regiment von 600 M a n n auszuheben; im August 1776 wurde ihm wegen Verrats der Prozeß gemacht; er hatte an Gouverneur Tyron von New York einen Brief geschrieben mit dem Vorschlag, daß er gegen Bezahlung dem britischen Kommandeur Informationen über die Revolutionstruppen zukommen lassen würde; im Verfahren gab er zu, diesen Brief geschrieben zu haben, verneinte jedoch eine verräterische Absicht; er habe von den Briten 2000 Pfund erhalten wollen als Entschädigung für nicht erstattete Ausgaben für Truppenanwerbungen in Deutschland; Zettwitz wurde im November 1776 aus der Armee ausgeschlossen und zu einer Gefängnishaft für die Dauer des Krieges verurteilt; im Juli 1779 wurde ihm jedoch erlaubt, Nordamerika für immer zu verlassen. Für die Zeit bis zum 14.1.1778 (= Nr. 703) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 30 Decemb[er]: ... Ich schrieb einen Brief an M[aste]r Andr[eas] Burghardt in Libanon [Lebanon], ... Schrieb auch ein quart Blat voll an meine Tochter Margreth[a] in Philadelphia] wenn etwa Gelegenheit vorfallen möchte, es mitzusenden, wie wol es sehr schwer fält damit durchzukommen. Schrieb auch an [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] in Tolp. [Tulpehocken]". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 6v; vgl. T a p p e n III S. 117).

Die Briefe des Jahres 1778

703. An [David

Griml]

Providence,

14.1.1778

Tit[ulus] E[uer] W[ohl] E[hrwürden] geneigtes vom 19 Novembr[is]: a[nni] pr[aeteriti] an meinen Sohn Friedrich [August Conrad], wurde bei mir abgegeben am 13 Januar: a[nni] c[urrentis] 2 in meiner Einsiedler=Wonung. Es war mir ungemein lieb zu vernehmen, daß E: W. E. so gütig gewesen und meine Zeilen 3 mit dem packet boat [Paketschiff] nach London erlaßen. Wenn ich nur auch im Stande wäre die Unkosten balde zu erstatten. Noch tröstlicher war mir die Nachricht, daß die H[och] E[hr]w[ürdigen] deutschen Hh. [Herren] Feldpr[ediger] sich unsrer armen verlaßenen Gemeine daselbst annemen. 4 Der Eigentums Herr aller, absonderlich seiner Christenheit, vergelte seinen treuen Knechten ihre aus gebreitete Liebes=Bemühungen nach seinen allergnädigsten Verheißungen! und ich bitte, wohl gedacht Denselben allerseits, wes Standes und Würden, meinen schuldigsten Respeckt, und Hochachtung zu bezeugen, und solte mich in meinem Alter innigst erfreuen, wenn es göttliche Vorsehung so fügte, daß ich Dieselben auch von Angesicht zu kennen und von Dero Umgang zu profitiren, das Glück haben mögte! Ich weiß zwar wohl, daß ein und andere Neidhardten [= Neider], oder kleine engebrüstige Seelen ohne Geist, gleich anfangs mich sehr hart bei denen deutschen S[alvo] T[itulo] Hh. Cavaliers und Officiers hohen Ranges verklagt und als den Ertz Rebellen geschildert haben. Ich weiß zwar nicht, ob heut zu tage die alte Regel noch gilt: ut et audiatur altera pars, richte nicht so fort, höre erst des andern Wort? Nach den alten Englischen Rechten hat man niemanden pflegen zu executiren oder zu richten, bis der Verklagte von den Juries [Geschworenen] gehört und schuldig erfunden worden. Im Militair Stande haben die Herren Richter nicht alle mal Zeit und Gedult verwickelte Sachen zu entflechten, und ahmen bis weilen lieber dem Kaiser Alexandro Magno nach, der den Nodum Gordeum [gordischen Knoten] mit dem Schwert zerhieb. Ein alter gelehrter Schottländer erzälte mir einst, daß an einem Orte Jedbury [Jedburgh, Roxburgh County, Schottland] genant, auf einen Tag 12 Maleficanten gehangen und aus Unversehen der 13te aus dem Gefängniß mit gefürt und mit hingerichtet worden, deßen Sache nicht untersucht, und dem auch kein Urtheil gesprochen war. Als die Sache kund worden, habe man nachher die Jury sitzen und untersuchen laßen, ob der Todte schuldig, oder nicht schuldig sey? Es war zwar zu spät, man wolte aber doch die Form der Rechte beobachten. Weil ich auf der Neige meiner Tage bin, so will E[uer] W[ohl] E[hrwürden] als meinem alten Freunde und Wolwünscher meine Umstände nach der Warheit ertheilen, nemlich ich bin ein geborner Hannoveraner, habe das Glück gehabt ein Unterthan S[eine]r Königlichen] Majestaeten Georg des 1 und 2ten Glorwürdigen Andenckens und auch Georg des 3 ten vermöge der Geburt 5 und Naturalisation 6 zu seyn, und habe bis hieher den Eid der Treue nicht gebrochen

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oder verwechselt. Von 1 7 3 5 bis 38 frequentirte ich Sr: Königl. Majestaet hohe Schule in Göttingen. 1 7 3 9 profitirte die Übung der Gottseligkeit in den gesegneten Waisen=Anstalten zu Halle, wurde von da nach Sachsen zum Lehr amt berufen und in Leipzig geordinirt. A[nno] D[omini] 1 7 4 2 kriegte ich von S[eine]r H[ochwürden] H[err]n Hofprediger [Friedrich Michael] Ziegenhagen durch Sr: H. H. Direktor [Gotthilf August] Franken einen Beruf für die zerstreueten Lutheraner in Pennsylvania etc. reisete nach London, hielte mich etliche M o n a t e bei S[alvo] T[itulo] H[err]n Hofprediger [Ziegenhagen] auf, wurde mit Credentialien [Beglaubigungen] und Recommendationen [Empfehlungsschreiben] abgeschickt, muste erst mit einem königl. Packet Boat nach Georgia zu den Saltzburgern, und von da nach Pennsylvania, alwo im Novemb[e]r 1 7 4 2 ankam. Innerhalb 10 Jaren hatte mit vieler Mühe 2 0 Gemeinen unter Gottes Gnaden Beistand gesammelt und einiger maßen in Ordnung gebracht. A[nno] D[omini] 1 7 5 2 verliehe mir unser H[err] Gouverneur [James] Hamilton 7 einen Passport 8 und Recommendation an alle hohe Obrigkeiten in Sr: Königl. Majestaet Colonien, so daß ich sicher reisen und Gemeinen sammeln durffte. Meine 3 Haupt Lehren waren: Fürchtet Gott, ehret den König und alle Obrigkeit und übet die Nächsten Liebe. 9 Dieses zu Wege zu bringen, trieb mit und durch die verordneten Gnaden=Mittel auf Sinnes=Änderung, Glauben und tägliche Erneuerung. 1 0 In dem gantzen Zeitlauf von 1 7 4 2 bis 1 7 7 3 unterhielte ich eine beständige Correspondence mit Hochwürdigen Lehrern und Gliedern der hochlöblichen Societaet in London for promoting Christian Knowledge 1 1 und mit vielen für das Reich Christi importirten Knechten Gottes in Deutschland etc. welche von Zeit zu Zeit Liebes=Gaben zusamen brachten und Vermächtniße stiffteten, wovon die Reise Kosten für nach gesandte Prediger bestritten, und was überschoß, mit zum Bau etlicher Kirchen und Schulhäuser in den ersten Gemeinen angewand wurde. Im Jare 1 7 6 6 da ich mein Ende erwartete, 1 2 hielte ich eine Rede 1 3 und ließ sie auf Begehren drucken zum Gebrauch unserer deutschen Einwoner, worin ich die Treue und schuldige Pflicht gegen unsern rechtmäßigen König, das gantze Königliche Haus und alle Obrigkeit einschärffte. In dem bemeldten Zeitlauf von 1 7 4 2 bis 1 7 7 3 hatte ich zwar viele Feinde, Beneider und Nachsteller, war aber auch bei vielen Verständigen lieb und werth. Bis endlich der betrübte Streit zwischen G r o ß britanien und ihren Colonien aus brach. Einige Gottes vergeßene listige M e n s c h e n , ' die wol wüsten, daß ich von Geburt und Gewißens wegen ein treuer Unterthan der rechtmäßigen hohen Obrigkeit war und auch Einfluß bei verständigen Gliedern hatte, erdachten einen Plan, und versetzten mir damit einen Streich, der ihnen sehr dienlich war, nemlich, es wurde oben in Lande ein Gerüchte aus gebreitet, der alte Mühlberger hätte die Landes=Freiheit beim Könige und Parlament verraten, und angehalten, daß der Zehnte und Taxen [Steuern] etc. für die Prediger eingefüret werden möchte. Um dis Gerüchte scheinbarer zu machen, daß es nicht allein die Dummen, sondern auch die Klügern desto beßer verschlucken möchten, so ward zum Beweiß hin zu gesetzt, daß ich ein Hannoveraner und folglich ein doppelter

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Anhänger des Königs sey: daß ich so viele Briefe mit dem Hofprediger und andern Herren in Engelland um der Sache willen gewechselt: daß die Hh. [Herren] Gouverneurs mir des wegen so günstig wären: meine gedruckte Rede von 1766 solte auch zum Beweiß dienen, weil ich darin den König, die Königl. Familie zusamt dem Parlament zu sehr flattirt [geschmeichelt] hätte etc. Dis zwar falsche, aber scheinbare Gerüchte breitete sich in allen Provintzen unter den Deutschen aus, so, daß ich fast nicht sicher reisen konte. Ew[er] W[ohl] E[hrwürden], können leicht erachten, wie solche Gerüchte und Gedichte fahen und zünden unter Menschen, die ohne dem schon eifersüchtig und argwönisch wegen ihrer Privilegien und Freiheiten sind. Im folgenden 1774sten Jare wurde ich von Hochwürdigen Gliedern der bemeldten Societaet in London genötiget, daß die im Streit verwickelten Gemeinen in Charlestown Süd Carolina und zu Eben Ezer in Georgia besuchen muste, um, wo möglich Frieden zu stifften.14 Unser H[err] Gouverneur [John] Penn15 war so gütig und gab mir die beste Recommendation mit. Kaum hatte [ich] das Schif betreten und den Rücken gekert, so brach die Lästerung über mich hefftiger aus und hies, ich wäre nach London geflüchtet, solte des Königs Meß=Pfaffe werden, weil er catholisch geworden, und ich meine böse Absichten und Verrätherei aus zu füren gedächte etc. etc. wenn ich wieder zurück käme, so solte ich getäret und gefedert, auf dem Karch gefaren und ausgetrummelt, ja gehangen werden etc. In Charlestown hatte etliche Wochen zu arbeiten um die Streitigkeiten in der Gemeine aus dem gröbsten zu schlichten, und wenn ich auf den Punckt von der Treue gegen den König kam, so schiene alles willig und geneigt, aber des Hochw[ürdigen] Bischof von Assaphs Predigt,16 die fleißig gelesen wurde, wie auch andere Englische Schrifften nach dem erhöheten Geschmack, hatten grössern Werth als mein einfältiges Predigen von der Bekerung etc. In Georgia hielt ich mich am längsten auf, hatte das Glück, daß die Gemeine wieder vereinigt wurde und eine Kirchen=Ordnung einfürte, welche über 100 Hausväter unterschrieben und sich benamten S[eine]r Majestaet getreue Unterthanen. Als ich 1775 nach Philadelphia zurück kam, war fast alles in Fermentation und Bewegung zur Gegenwehr, so daß allerdings die Kinder in den Wiegen trummelten und exercirten. Ich hatte keinen Beruf noch Geschicklichkeit mich in politische Sachen ein zu laßen und auch wegen der obgedachten bösen Gerüchte keinen Einfluß mehr /:und ahmete dem Propheten Micha ja nach 1 B[uch] der Könige 22,8,15. weil ich nicht beschworen ward, meine Gedanken zu äusern:/ ob wol von allen Seiten belauert wurde. Indeßen hatten wir Prediger noch Freiheit für unsern König und Königl. Familie öffentlich zu beten, und wir hielten uns in Predigten nicht bei Nebenursachen auf, sondern zeigten vielmehr die Quellen und ersten Ursachen, woher Gottes Zucht und Straf=Gerichte über Länder und Völcker entstehen als z. B. Deut[eronomium] 28 [15-68]. aus dem Buch der Richter, 17 den Büchern Samuelis und der Könige,18 den Bußpsalmen,19 Sprüchen Salom: 15,16=18. Pred: Sal: 9,13=18. den Proph: Jesa:l [2-18], Cap: 3 [8-26], Jerem: 2,1 = 19. Cap: 5. Cap: 6. Joel: 2. Arnos 4. Jona 3. Micha 7. Matth: 22,1=8. Rom: 13,1=7. 1 Tim: 2,1,2. 1 Petr: 2,13,14 etc. etc. etc.

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Im Monat Julii 1775 wurde mir wieder eine Falle gestelt nemlich, ein Glied vom S[alvo] Tfitulo] Congress kam in mein Haus und brachte folgende Botschafft an: „Der Geehrte Congress verlangte, daß die deutschen Prediger ein Ermanungs=Schreiben an die deutschen Einwoner im Lande verfertigen und ergehen laßen solten, um sie zu warnen, daß sie wachsam seyn möchten, weil ihre Privilegien und Freiheiten in Gefar wären." Ich antwortete in möglicher Höflichkeit also: „mein Herr, so viel mir bewust ist, sind alle verständige Glieder in unsern Lutherischen Gemeinen getreue Unterthanen Sr: Königl: Majestaet unsers Oberhaupts, und ein solch verlangtes Schreiben schicket sich nicht für Prediger: politische Sachen werden auch gemeiniglich durch die Zeitungen verbreitet." Diese Antwort gefiel dem Herrn nicht, und die Sache wurde hernach einem deutschen Advocat, dem H[err]n Lewis Weiss 20 auf getragen, welcher eine nicht gar zalreiche Versamlung anstellete, das Begehren des geehrten Congress's vor trug, zum Chairman [Versammlungsleiter] bestimmet und permittirt wurde die Foderung zu vollziehen. Wer konte das nun wehren oder verhindern? Von Seiten unsers Königs war keine Protection, kein Schutz, keine Obrigkeit etc. und andrer Seits hieß es: Rom: 13,1 seq[uentes] seyd unterthan der Obrigkeit die Gewalt über euch hat. Das Volck hatte die Massen in der Hand, und es wurde criminal erachtet, wenn man der Gewalt habenden Obrigkeit etwas abschlagen wolte. Ich konte nichts dar zu thun, noch dar von nemen, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben war nicht in meiner Macht, auch nicht mein Beruf; und des stärcksten Redners Zunge reichet nicht so weit als der Degen oder Bayonet in der Hand eines erzürnten Menschen, der für vermeinte Freiheit streitet. Alles was wir noch thun und wagen konten war dieses: ich und der reformirte H[err] Pf[a]rr[er Caspar Dietrich] Weyberg, wir protestirten öffentlich mit Bitten und guten Worten, daß die Schrifft nicht unter dem Namen der Prediger, auch nicht unter ihrer Genemhaltung passiren solte noch möchte. Wie weit unser Protest reichte, ist leicht zu erachten. Kurtz, die Schrifft kam im Druck heraus und bestund teils aus Übersetzung etlicher Englischen Stücke, und teils aus der Einleitung des Herrn Weiss's. 21 Die Schreib=Art war / ¡vielleicht mit Vorsatz:/ so gelehrt und hoch geraten, daß es von gemeinen Leuten nicht verstanden werden, und keinen sonderlichen Schaden verursachen konte. Unter ach und Wehe und mancherlei Verdrießlichkeiten, hielte ich noch in Philadelphia aus bis zu Anfange des Monats Julii 1776 da die Independence [Unabhängigkeit] erkläret und publicirt wurde. Meines vorigen Schutzes beraubt, alt und abgelebt, nicht willig meinen Eid der Treue ohne Noth zu verwechseln, noch ein Fegopfer [= Sühnopfer] der Anarchie zu werden; begab ich mich mit meiner krancken Frau ins Land zu einem Plätzgen von 7 Ackern [acres], 22 welches ein Vermächtniß und bestimmet ist für arme abgelebte Luth[erische] Prediger oder arm[e Witwen und gedachte] hier ein einsames stilles privat Leben zu haben, bin aber denn noch immer in Unruhe gewesen, weil allerlei Einfälle und Durchzüge geschehen, so daß es fast was Ähnliches hat mit dem Sinbilde Joël 1,4. Das obgemeldte Plätzgen ist in Providence Township und stehet unter der Trusteeship [Treuhänderschaft] und Administration hochwürdiger Glieder der obbemeldten Englischen Societaet in London.

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Was nun das wunderlichste ist, so bin ich auch seit der Ankunfft Sr: Majestaet deutschen Hülfs=Volcker bei S[alvo] T[itulo] hohen Officiers und Cavaliers als ein Ertz Rebelle angeschwärtzt und verklagt worden, und kan nicht anders muthmaßen, solche Ankläger und Ohrenbläser müßen von eben der Art seyn als die jenigen, welche anfangs das gifftige Gerüchte erdachten und aus sprengten, als hätte ich die Landes Freiheit durch meinen Briefwechsel beim König und Parlement verraten und den Zehnten etc. einfüren wollen. Dem Dummen und unwißenden Volcke ist so was leicht auf zu binden, aber denen Herren Officiers und Cavaliers, die Education [Erziehung] und Einsichten von Politick und Moral haben, dürfften solche einseitige Insinuationen nicht so leicht glaublich vorkommen. Es gibt, wie die Erfarung lehret in allen Teilen der Welt solche kleine, niederträchtige, blutdürstige Geister, welche sich gleich den Schnaaken oder Musquitoes bei Tages=Licht in den Ritzen verbergen, und bei dunckeln schwulstigen Wetter oder Nachts hauffen weise hervor kommen und mit feinem Gesause ihren Stachel an dem Orte anbringen, wo sie am ersten Zugang finden. Wer ein zärtlich Gefül hat, der weiset sie ab. Es wird ein [fein] Exempel von einem Lord erzält, nemlich, nachdem Sr: Majestaet Krieges=Macht Philadelphia] eingenommen, wären an einem Tage verschiedene Einwoner von so kleinen Geistern vorgekommen, die einander verklagen, verraten, beschuldigen und anschwärtzen wollen; der Lord habe sie aber beschämet und abgewiesen. Das zeugt von einer großen Seele. Es komt mir dahero unbegreiflich vor, daß einige von Hochfürstl[ichen] Deutschen Herren Officiers oder Cavaliers so verbittert und zornig über mich seyn und dräuen sollen, mich und die Meinigen zu strafen und zu vernichten! Das wäre ja, wie der Scotsman sagte, Jedbury's Trial, wo sie den Mann unverhörter Sache tödteten und hernach untersuchten, ob er schuldig oder nicht schuldig sey? oder wie die Inquisition, die ab executione ad cognitionem caussae [von der Ausführung des Urteils zur Erkenntnis der Ursachen] procedirt. Nein, so kan ich nicht dencken von vernünfftig=erzogenen Adlichen oder civilen Herren, wenn die Erfarung nicht ein anders lehret. Doch halt! es wird mir zur Last gelegt, daß einer von meinen Söhnen [Johann Peter Gabriel] ein Officier in der Gegenparthei gewesen. Das ist wahr, er stund aber nicht mehr unter meiner Aufsicht und Gebiete, war 2 5 0 Meilen von mir abwesend und ließ sich wieder meinen Willen und Warnung ein. Und wem sind die betrübten Wirckungen der bürgerlichen Kriege unbekant? wo Vater wieder den Sohn, der Sohn wieder den Vater, ein Bruder und Nachbar wieder den andern ist. Nur ein und ander Beispiel anzufüren: Der S[alvo] T[itulo] alte H[err] Dr: [Benjamin] Franklin 23 an einer, und sein Exzellenter Sohn, der Herr Gouverneur [William Franklin] 24 auf der andern Seite. Ja selbst in den mächtigen Häusern des Parlements, wo der Sitz und Mittelpunckt der verfeinerten Politick und gründlichsten Wißenschafften ist, sind wegen der wichtigsten Fragen America betreffend, Auslegungen und Stimmen pro und contra gewesen, wenn die publiquen Nachrichten davon wahr sind. Die Denckungs=Arten und Einsichten der Sterblichen sind unterschieden und laßen sich nicht mechanisch zwingen, wie jener Soldat sagte, den der Corporal zur Kirche hinein prügelte: Ihr könnet mich wol hinein zwingen, aber ich kann doch denken was ich will.

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Ferner sagt das göttliche Gesetz, das über alle menschliche Gesetze gehet Deut: 2 4 , 1 6 Die Väter sollen nicht für die Kinder, noch die Kinder für die Väter sterben etc. Ezech: 1 8 , 2 0 Der Vater soll nicht tragen die Mißethat des Sohnes etc. Vielleicht wird mir übel aus gelegt, daß ich mich aus Philadelphia ins Land retirirt; aber was solte ich in Philadelphia nutzen? ich hatte keinen Schutz im öffentlichen Amte, wenn ich von Gewißens wegen den Eid der Treue nicht verwechseln wolte. Als eine privat Person war ich im Lande sicherer und konte in der Stille für das Gantze und deßen Teile, für Freunde und Feinde beten. In deßen ist mein gegen wärtiger Zustand critique. Soll ich zur Stadt gehen, so kan nicht ohne Passport durchkommen; gelange ich dahin, so ist mir schon zum Voraus gedräuet, ich soll gefänglich eingesetzt werden und im Gefängniß verrotten, 2 5 da ich mich doch keiner Verschuldungen bewust bin, es müsten denn falsche Zeugen wieder mich aufstehen, woran es wol nicht fehlen dürffte in den jetzigen confusen Zeiten und Umständen. Meine Verrottung, oder die Zerstörung meiner alten Hütte, würde nicht viele Zeit erfodern, noch weniger eine große Heldenthat heißen, wenn der Löwe ein kranckes wehrloses Schaf zerriße. Noch eins ist mir unbegreiflich nemlich, ich habe schon vor geraumer Zeit her gehört, als ob ein Hochfürstl [icher] Hessischer Cavalier oder Officier vom Range, einen Brief mit gebracht, der von S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen in Halle, an die Lutherischen Prediger in Pennsylvania etc. addressirt gewesen seyn soll, 2 6 wie es hieß. Bemeldter Brief sey in Neuyork herum gegeben und gelesen worden, und soll unter andern darin

stehen: Die Prediger solten sich nicht in politische Sachen einlaßen, sondern die

Seelen zu Jesu zu füren suchen. Es muß wol ein solcher Brief vorhanden seyn, weil er auch in Philadelphia gelesen wird. Nur wundert mich daß weder ich, noch meine Amts=Brüder herablaßend gewürdiget worden, entweder das Original oder eine Copie davon zu sehen. Ich bekam einen Brief im M o n a t Mertz 1 7 7 7 aus London über Neuyork, worauf geschrieben stund: examin'd by Gouvernor Tryons [Tyron] Order. 2 7 Das war in der T h a t Cavalier= und Standes mäßig. Denn in Krieges Zeiten müßen Briefe examinirt werden, und wenn nichts schädliches drin ist, so werden sie nach dem Völcker Recht und der allgemeinen Billigkeit an gehörigen Ort und Stelle erlaßen. So weit meine Correspondence in der kleinen Welt reichet, werde ich die Rech[t]schaffenheit und gute Ordnung S[eine]r Excellence in diesem Stück rümen und preisen. Wie es aber mit dem Briefe von S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Dir[ector] Freylinghausen zugegangen seyn mag, kan ich nicht erraten. Gesetzt ein Cavalier oder Officier vom Range hätten einen Brief zur Bestellung anzunemen geruhet, so wäre er nach Dero glücklichen Ankunfft in Neuyork schon an die Eigner erlaßen worden, denn die Wege sind noch immer offen geblieben für unschädliche offene Briefe. Noch vor 5 0 - 6 0 Jaren, so weit mich erinnern kan, war es in Niedersachsen gebräuchlich, wenn ein wohl erzogener Herr, adlichen oder bürgerlichen Standes vom Range, sein W o r t oder parole für etwas gab, daß es heilig und stärcker gehalten wurde als heut zu tage in der galanten Welt manche Eide und untersiegelte Schrifften. Es könte aber auch seyn, daß ein solcher Herr

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nach glücklicher Ankunfft balde entschlafen und der Brief unter die Hände Dero Bedienten gerathen wäre und so dürffte es nicht frembd vor kommen, daß er herum wandert, und weder Original noch Copie davon an die Eigner gelanget. Was die väterliche Ermanung, die im Briefe stehen soll, betrifft, nemlich, daß wir uns nicht in politische Sachen ein laßen sollen etc. so sind wir zur kindlichen Danckbarkeit verpflichtet für die Erneuerung einer so guten Regel, die uns schon bei unserm Beruf und Absendung eingeschärfet war. Diese Regel ist über haupt den Americanischen Umständen angemeßen. Denn die Dienste sind so weitläufftig und mühsam daß den Predigern keine Zeit und Kräffte übrig bleiben sich in politische Händel ein zu laßen, und wenn sie auch Lust und Geschicklichkeit da zu hätten, so laßen es die Ein woner nicht zu, weil sie noch immer auch gegen die redlichsten heimlichen Argwon behalten, als ob sie ihre Freiheiten und Privilegien vermindern könten und wolten. Daher haben wir noch kein Exempel daß jemand von unsern Hallischen Predigern ein Conestable, Friederichter, Sheriff, Assembly man [Abgeordneter], Assessor, Conventions=Glied, Committee-man, Lawyer [Rechtsanwalt], Notarius oder dergleichen gewesen wäre. Was unsers Amts nicht ist, da laßen wir gern unsern Vorwitz von, weil uns ohne dem schon mehr obliegt, als wir aus richten können. Indeßen ist es sehr schwer für Prediger durch zu kommen, in solchen verworrenen Umständen. Wir haben unsern leiblich=notdürfftigen Unterhalt von freiwilligen Gaben der annoch jungen Gemeinen: niemand kann 2 oppositen Herren zugleich dienen: 28 zwischen 2 Feuern ein geschloßen, ist es schwer neutral zu seyn: man wende sich zu einer oder der andern Seite, so wird man versehrt etc. wo nicht die Flamme glöschet wird. Das kleine Reim=Gebetlein: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten etc. 2 9 und das Lied: Du Friedens=Fürst Herr Jesu Christ etc. 3 0 ist mir noch nie so eindrücklich gewesen als nun in dieser Zeit. Wer hätte dencken sollen, daß es könte und würde so weit kommen zwischen Mutter und Kindern? Anfangs schien es wol, als ob es mögte was Ähnliches mit der Geschichte 2 Samuelis Cap: 2 , 1 2 seq[uentes] haben, da die 2 Feldherren einerlei Nation Abner und J o a b aus und gegen einander zogen, und ausmachten, daß von jeder Seite 12 Jünglinge sich aufmachen und miteinander vor ihnen spielen durfften. Es wurde aber leider aus dem Spiel Ernst, und aus dem Funcken ein groß Feuer! bis endlich das Haupt des einen Teils die Hertz und Adern durch dringende vernünfftige Worte ausrief: V[ers] 2 6 : Soll denn das Schwert ohne Ende freßen? weissest du nicht, daß hernach möchte mehr Jammers werden? Wie lange wilt du dem Volck nicht sagen, daß es ablaße von seinen Brüdern? so sprach der Held, da er merckte, daß er zu kurtz kam, und der andere antwortete: V[ers] 2 7 . So wahr Gott lebet, hättest du heute Morgen so gesagt, das Volck hätte ein jeglicher von seinem Bruder abgelaßen. Darauf wurde so gleich die Friedens=Posaune geblasen. Nun muß ich wol aufhören, damit E[wer] W[ohl] Efhrwürden] Gedult nicht zu sehr übe oder wol gar misbräuche. Nur noch eins: ich wünschte gleichfals wie Sie, daß mein Sohn Friedrich August Conrad] wieder bei Ihnen seyn könte. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. 3 1 Er wirds machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 3 2 Er kan und wird auch die Hertzen der Häupter wieder zum

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Frieden lencken, wenn der Zweck seiner Züchtigung und S traf = Gerechtigkeit erreicht ist. Sprüch[e] Salom: 1 5 , 1 6 , 1 7 . es ist beßer ein wenig mit der Furcht des Herrn, denn großer Schatz darin Unruhe ist: Beßer ein Gericht Kraut mit Liebe, denn ein gemästeter Ochse mit Haß. Cap: 1 7 , 1 . es ist ein trocken Bißen daran man sich begnügen läßet, beßer denn ein Haus voll geschlachtetes mit Hader. Übrigens empfele Sie samt der Werthen Familie etc. etc. Providjence] d[en] 1 4 Janfuar] 1 7 7 8 . 3 3

H[einrich Melchior] M[ühlenberg]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 15-22. 1

David G r i m , Ältester der hochdeutschen Gemeinde in N e w Y o r k ; über ihn konnte Mühlenberg seine Korrespondenz mit Europa fortführen, als Philadelphia von englischen Truppen besetzt war.

2

Nicht erhalten.

3

Vgl. N r . 6 8 8 , A n m . 1 4 ( 2 ) . M i t den deutschen Hilfstruppen, die der britischen Armee zur Verfügung standen, kamen immer auch deutschsprachige Feldprediger nach N o r d a m e r i k a . Feldprediger werden in verschiedenen Z u s a m m e n h ä n g e n in den Briefen erwähnt. 1 7 7 7 berichtet M a r g r e t h a Henrietta Kunze, daß Anspachische Feldprediger, die in den Reihen britischer Besatzungstruppen standen, in ihrem H a u s in Philadelphia einquartiert worden seien (vgl. N r . 7 0 2 ) ; 1 7 8 2 berichtet G o t t h i l f Heinrich Ernst M ü h l e n b e r g aus Lancaster, daß zwei von den amerikanischen Truppen gefangene deutsche Feldprediger sich angeboten hätten, Gottesdienste zu lesen (vgl. N r . 8 5 1 ) ; einige deutsche Feldprediger, z. B. Friedrich Valentin Melsheimer, blieben nach dem Unabhängigkeitskrieg in N o r d amerika und schlössen sich lutherischen Gemeinden an (vgl. N r . 7 6 3 ) ; so k a m es offenbar auch in N e w Y o r k , denn 1 7 8 0 berichtet M ü h l e n b e r g , daß die dortige Gemeinden von den „Herren deutschen Feldpredigern" bedient würden (vgl. N r . 7 9 8 ) ; es k ö n n t e sein, daß er von David G r i m , der ja in N e w Y o r k lebte, von dieser Entwicklung auf dem laufenden gehalten wurde.

4

5 6

M ü h l e n b e r g w a r 1 7 1 1 in Einbeck im Kurfürstentum H a n n o v e r geboren worden. Als Untertan des Kurfürsten von H a n n o v e r besaß M ü h l e n b e r g trotz der Personalunion nicht die Rechte eines britischen Untertanen; diese wurden erst durch die Naturalisation erworben.

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J a m e s H a m i l t o n (ca. 1 7 1 0 - 1 7 8 3 ) ; Administrator und Politiker; seit 1 7 3 4 für fünf aufeinanderfolgende Wahlperioden Mitglied des Abgeordnetenhauses von Pennsylvania; 1 7 4 5 Bürgermeister von Philadelphia; 1 7 4 6 Mitglied des Provincial Council; 1 7 4 8 - 1 7 5 4 , 1 7 5 9 - 1 7 6 8 und 1 7 7 1 jeweils Gouverneur von Pennsylvania; 1 7 4 5 - 1 7 5 4 und 1 7 6 0 - 1 7 6 5 zugleich auch Gouverneur der T h r e e L o w e r Counties, aus denen nach der Revolution der Staat Delaware entstand.

8

In einem Passport bescheinigte der Gouverneur einem B e w o h n e r der Kolonie Unbescholtenheit als Untertan des englischen Königs.

9

Vgl. R o m 1 3 , 1 - 7 ; zu M ü h l e n b e r g s Obrigkeitsbegriff: T h o m a s J . Müller, Kirche zwischen zwei Welten. Die Obrigkeitsproblematik bei Heinrich M e l c h i o r M ü h l e n b e r g und die Kirchengründung der deutschen Lutheraner in Pennsylvania, Stuttgart 1 9 9 4 , S. 2 0 1 - 2 1 6 .

10

Vgl. R o m 1 2 , 2 . Durch Friedrich M i c h a e l Ziegenhagen und G o t t h i l f August F r a n c k e .

11 12

Mühlenberg w a r damals an einer Lungenentzündung e r k r a n k t , vgl. Bd. III N r . 3 8 4 S. 4 5 4 f . ; N r . 3 8 5 S. 4 5 9 f . ; N r . 4 0 6 S. 5 3 1 f .

13

Anläßlich der Aufhebung der Stempelakte; vgl. Bd. III N r . 3 8 4 Anm. 18 und 1 9 S. 4 5 8 f . sowie die Einleitung S. 1 2 - 1 5 .

14

Z u dieser Mission Mühlenbergs vgl. N r . 6 8 1 A n m . 4 . J o h n Penn ( 1 7 2 9 - 1 7 9 5 ) , Enkel William Penns; 1 7 6 3 - 1 7 7 1 und 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Lieutenant G o u v e m o r von Pennsylvania.

15

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J o n a t h a n Shipley ( 1 7 1 4 - 1 7 8 8 ) ; Bischof von St. Asaph und Freund Benjamin Franklins; unterstüzte während der Amerikanischen Revolution die Sache der Kolonien; geboren in L o n d o n ; T h e o l o g i e -

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14.1.1778

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Studium in Reading und Oxford; 1738 Ordination; 1769-1788 Bischof von St. Asaph; Verfechter der Whig-Grundsätze auch gegen den Kurs der britischen Regierung gegenüber den nordamerikanischen Kolonien. Bei der angesprochenen Predigt handelt es sich um: A Speech intended to have been spoken on the bill for altering the charters of the colony of Massachusettes-Bay, London: Printed for T. Cadell 1774. 17 Vgl. z. B. Ri 2,1-5. 18 Vgl. z. B. 2 Sam 24,1-15; 1 Kön 11. " Vgl. z. B. Ps 6,2. 20 Lewis Weiss (1717-1796); deutscher Rechtsanwalt und Unternehmer in Philadelphia; geboren in Berlin, Preußen; Ausbildung in Lindheim in der Nähe von Frankfurt am Main; kam 1755 nach Philadelphia; dort Rechtsanwalt und Notar; übernahm 1760 zusammen mit Peter Müller das Druckhaus von Anthony Armbruster; gab bis 1762 die German Gazette und den German Alamanack heraus; publizierte eine vollständige Sammlung der Gesetze von Pennsylvania: Charters and Acts of the Assembly from the first settlement of the province, and collection of Laws that have been in force ..., 2 Bde, Philadelphia 1762; einer der Gründer der Deutschen Gesellschaft und zugleich ihr Vertrauensanwalt; 1783-84 Präsident derselben; seit 1786 Friedensrichter in Pennsylvania und Justice of the Court of Common Pleas. 21 Die Schrift erschien bei John Henry Miller : Schreiben des Evangelisch-Lutherisch und Reformirten Kirchen-Raths, wie auch der Beamten der Teutschen Gesellschaft in der Stadt Philadelpia, an die Teutschen Einwohner der Provinzen von Neuyork und Nord-Carolina, Philadelphia 1775. 22 Zum Umzug vgl. Bd. IV Nr. 679 Anm. 10 und Nr. 666. 23 Benjamin Franklin (1706-1790); Drucker, Autor, Philantroph, Erfinder, Naturwissenschaftler, Diplomat und Politiker; einer der zentralen Wortführer der Amerikanischen Revolution; 1775 Mitglied des zweiten Continental Congress; Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung; 17761785 Gesandter der amerikanischen Kolonien in Paris; wurde in dieser Funktion als einer der ersten Amerikaner in Europa auch in Deutschland weithin bekannt; 1785-1788 Präsident des Executive Council von Pennsylvania mit Johann Peter Gabriel Mühlenberg als seinem Stellvertreter; 1787 Mitglied der Constitutional Convention in Philadelphia. 24 William Franklin (1731-1813); Sohn von Benjamin Franklin und letzter königlicher Gouverneur von New Jersey, berufen 1762; vertrat in dem seit 1765 beständig eskalierenden Konflikt zwischen den Kolonien und dem Mutterland die Position der Krone; wurde am 15. Juni 1776 vom Provincial Congress New Jerseys zum Staatsfeind erklärt und gefangen genommen; 1778 kam er wieder auf freien Fuß und war eine Zeitlang Präsident des Board of Associated Loyalists in New York; emigrierte dann nach England; wegen seiner Haltung zur Amerikanischen Revolution kam es zum Bruch zwischen ihm und seinem Vater. Zu diesem Konflikt vgl. Sheila L. Skemp, „William Franklin. His Father's Son", in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 109 (1985), S. 145-178. 25 Zu solchen Gerüchten vgl. Tappert III S. 121, 186 und Wallace, Muhlenbergs S. 164. 26 Vgl. Bd. IV Nr. 675. 27 Vgl. Bd. IV Nr. 674 S. 729. 28 Vgl. Mt 6,24. 29 Kirchenlied von Martin Luther. 30 Kirchenlied von Jacob Eberl (1549-1615). 31 Vgl. Jer 32,17; Mk 10,27; Mt 19,26. 32 Vgl. das Kirchenlied „Gott wills machen, daß die Sachen" von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). 33 Für die Zeit bis zum 2.5.1778 (= Nr. 704) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 14 Januar. ... Nachmittags legte ein Mann einen Brief von H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze bei mir ab, der schon alt, neml[ich] vom 9 Dec[ember] a[nni] pr[aeteriti] datirt war." (PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 13v; vgl. Tappert III S. 122). (2) „Dienstag d[en] 20 Januar, sandte Herr Pf[a]rr[er] Bomp Johann Nicholas Pomp, vgl. Nr. 907] aus Neuhannover ein Briefgen, daß ich ein paar junge Leute copuliren möchte, die er proclamirt und dagegen nichts einzuwenden wäre." (PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 14v; vgl. Tappert III S. 122).

88

Die Briefe des Jahres 1778

(3) „Sambstag dien] 24 Januar: schickte 2 Zetteln an 2 etwas entfernt wonende Bekante und hielte um etwas Heu oder Stroh an." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 22; vgl. Tappert III S. 127). (4) „Mitwoch dien] 4 Februar: schrieb einen Brief an H[errn] P[astor] Schultze, welchen mit Gelegenheit nach Neuhannover schicken wolte. ... Schrieb an meinen Sohn Friedrich [August Conrad] gleichfals, wie auch an die Frau [Juliana] Zet[t]witz in Philad[ephia] und legte einen Zettel bei an meine Tochter Margreth[a Henrietta Kunze], Mariti tui dilectissimi sano judicio litteras ad Dav: Grim [Nr. 703] perscriptas subicio. Si útiles esse existimat, mittas eas, si non, occultas istas habeas rogo quaesoque, ne paterculus tuus incidat in Scyllam, si vult vitare Charybdim. [Ich unterwerfe den Brief an David Grim dem gesunden Urteil deines hochgeschätzten Gatten. Wenn dieser ihn für nützlich erachtet, dann schicke ihn, wenn nicht, bitte und frage ich, diesen zu verstecken, damit dein Väterchen nicht auf Scylla stößt, während er Charybdis meiden will.] Heute bekam einen Brief von H[errn] Schultze datirt d[en] 3 Februar a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 24v; vgl. Tappert III S. 129). (5) „Donnerstag d[en] 5 Februar:... Heute wird eine Jury [Geschworenengericht] über den todten George Zimmermann] gehalten, und wir hatten auch Gelegenheit den Todesfall seiner Frau [Catharina Zimmermann] in Philadelphia] wißen zu laßen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 25; vgl. Tappert III S. 129). (6) „Freitags d[en] 6 Februar: Hatte Gelegenheit mit dem jungen Henrich Kats [Heinrich Katz] von Barren Hill an meinen Sohn Friedrich nach Hannover zu schicken a) ein Brieflein an H[errn] P[astor] Schultze mit etwas Pinkroot [Spigelia marilandica], eingeschloßen in Friedrichs Brief . . . " . (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 25; Tappert III S. 129). (7) „Sambstag d[en] 7 Febr[uar]:... Ich beantwortete des H[errn] P[astor] Schultze seinen Brief vom 3 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] berichtete, daß a) sein gütig Anerbieten, uns im Nothfall aufzunehmen, agnoscirte b) M[aste]r [Christian] Lauer nicht nötig hätte eine Fuhr Mehl herunter zu bringen, wol aber droben 4 oder 5 Fäßer bei H[errn] P[astor] Sch[ultze] oder einigen guten Freund für Bezalung für mich in Verwarung zu stellen, die ich entweder droben gebrauchen, oder wenn ich hier bliebe, abholen laßen könte etc. etc. Besuch von Col[onel] Patton welcher den Brief an H[errn] P[astor] Schultze mitnam." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 25v; vgl. Tappert III S. 129f.). (8) „Donnerstag dien] S Mertz ... schrieb an die Margr: Ktz [Margretha Henrietta Kunze]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 32v; vgl. Tappert III S. 135). (9) „Mitwochs dien] 18 Mertz ... Schrieb ein paar Zeilen an J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] wegen eines Nachbars [Thomas] C[ullen; vgl. Nr. 787] ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 35rv; vgl. Tappert III S. 137). „Die Mary Sw[aine] kam zum Besuch von Neuhannover, und brachte einen Brief mit von S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug aus Friedrichstown in Maryland, datirt den 5"" Mertz a[nni] c[urrentis] worin er meldet, daß er den H[errn Hermann] Z[ettwi]tz 20 th[aler] curr[ency = Währung] geliehen - daß er selber sich noch immer kränklich befinde etc." (10) „Montag dien] 30 Mertz ... Schrieb an meine Söhne." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 38; vgl. Tappert III S. 139). (11) „Freitags dien] 3 April: Nachmittags bekam ich folgende Briefe a) von H[errn] P[astor] Schultze datirt d[en] 31 Mertz a[nni] cfurrentis]. b) von M[aste]r [Francis] Swaine, der von seiner Reise mit M[aste]r [Philipp] Hall aus Virginia zurück gekommen datirt d 2 April ac. c) von dem H[errn] Obrist [Michael] Kalteisen aus Charlestown in Süd Carolina, datirt d 9 Kn Januar: ac: d) Vom Rev[erendus] H[errn] Prediger [Christian] Streit aus Charlestown in Süd Carolina, dat: d 9 Januar: ac: die Gemeine hat von ihm verlanget, daß er ihr Prediger seyn mögte, welches er eingewilliget etc. An dem auf den 9 Januar: folgenden Montage gedachte er die Reise nach Georgia anzutreten, und meinen Brief an den H[errn] Gouverneur [Johann Adam] T[reutlen = Nr. 695] mit zu nemen." (PM 95A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 38v, 39; vgl. Tappert III S. 139f.). (12) „Montag d[en] 6 April... Heute schrieb zum 2ten mal an J. G. [! = David Grim] d[e] d[ato] 4. Februar a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 40; vgl. Tappert III S. 140). (13) „Dienstag dien] 7 April: ... Ich schrieb deswegen einen Brief an seinen Bruder Conrad W[eiser] in Tolpehaken [Tulpehocken], so bald als möglich ihn [Peter Weiser] abzuholen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 40; vgl. Tappert III S. 140). (14) „Donnerstag d[en] 9 April schrieb den zweiten Brief an die Großmutter [Anna Eva Weiser] des verwundeten Lieutenants [Peter Weiser] nach Tolpeh[ocken]: weil Col[onel] Patten den Weg

Nr. 703/704

14.1./2.5.1778

89

hinauf reisete und den Brief abzugeben versprach. Nachmittags kam ein gewesener Sergeant und brachte einen Brief von dem reformierten] H[errn] Pf[a]rr[er] Leydick [Johann Philipp Leydich] worin er berichtete, daß bemeldter Mann Johfann] Kredelbacher in seiner Gemeine [wahrscheinlich Pottstown, heute Montgomery County] den Schuldienst versähe und ein sehr guter Schulmeister wäre ... Abends schrieb Briefe." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 40v, 41, 41v; vgl. Tappert III S. 141). - Johann Philipp Leydich (1715-1784); reformierter Pastor, der auf einer Farm in Frederick Township, Montgomery County lebte; Mühlenberg übernahm des öfteren von Providence aus Vertretungen für den kränklichen Pastor. (15) „Sambstag dien] 11 April ... Ich meditine und schrieb auch Briefe etc." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 41v; vgl. Tappert III S. 142). (16) „Oster Montag d[en] 20sten April: ich ließ heute den von der neuen Regierung verordneten Buß= Gebet= und Fasttag welcher übermorgen d[en] 22 April bestimmet vermelden und schrieb deswegen ein paar Zeilen an H[errn] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt ... Abends schrieb an H[errn] P[astor] Schultze zur Antwort auf sein Letztes vom 31 Mertz a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 44v, 45; vgl. Tappert III S. 143). (17) „Donnerstag dien] 30 April... Schrieb einen Brief an den H[errn] P[astor] Schultze ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 47v; vgl. Tappert III S. 145).

704.

[Margretha

Henrietta

Kunze] an Heinrich

Melchior Mühlenberg [Philadelphia,] 2.5.[1778]

Lfiebe] Elt[ern] Wir sind Gottlob alle wohl. Ich hoffe Sie desgleichen. Hiermit schicke ich Ihnen ein klein Buch das ein Freund gemacht. 1 Es ist zwar nur ein klein Geschenk, aber sie wißen wie es geht. - W a r die H. B.rin und eine Frau von Reading bei Ihnen? 2 Wir grüßen und küßen alle. — d[en] 2 May 3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 147. 1

2 3

[Margaretha Henrietta] K[unze]

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S. 50v.

Englische

Johann Christoph Kunze, Einige Gedichte und Lieder von Johann Christoph Kunze, Evangelisch Lutherischer Prediger, zu Philadelphia, in Nordamerika. Nebst einer vorangesezten Abhandlung von dem rechten Gebrauch der Dichtkunst. Philadelphia: Gedrukt und zu finden bei Christoph und Peter Saur, 1778. Die Schrift ist der schwedischen Gesellschaft Pro Fide et Christianismo gewidmet. Vgl. Germanica-Americana I S. 224 Nr. 520 und Tappert III S. 147. Die beiden Frauen sprachen am 5. Mai bei Mühlenberg vor; vgl. Tappert III S. 148. Für die Zeit bis zum 14.5.1778 (= Nr. 705) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch dien] 6 Maii: ... Ich gab ihr [Witwe Stocking] ein paar Zeilen mit an meine Tochter M[argretha]. Danckte für das Büchlein, und frug, ob sie ein dutzend Catechisms und ein paar Gesangbücher von Saurs schicken könte?" (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 52; vgl. Tappert III S. 148). (2) „Montag dien] 11 Maii-. ... Ich gab ihm [Captain Bell] ein Briefgen mit an [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg]. ... Ich gab ihr [einer durchreisenden Frau] ein paar Zeilen ohne Namen mit an meine Tochter Margr[etha] in Philadelphia]. An H[errn Johann Christoph] K[unze] darf ich nicht schreiben und er auch nicht an mich denn er darf bei Strafe keinen Briefwechsel mit so genanten Rebellen haben." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 56 r-v; vgl. Tappert III S. 151f.).

90 705.

Die Briefe des Jahres 1778

An [Johann Peter Gabriel Mühlenberg]

[Providence,]

14.5.[1778]

Mein Geliebter ich will hiemit Abschied nemen, weil ich nicht weiß, was in Gottes allerweisestem Vorsehens=Rath beschloßen, ob wir einander in dieser Gnaden=Zeit, oder dereinst am großen Welt=Gerichte wieder sehen werden! Ich habe bis her 2 Bitten vor den Gnaden=Tron gelegt a) daß deine unsterbliche Seele errettet, und zu Gnaden auf genommen, wenn sie vom Leibe getrennet werden solte. b) daß Du nicht in der grausamen Unmenschen Hände fallen möchtest etc. Werde auch mit demütigstem Gebet fortfaren, so lange mir der Herr die Gnade verleihet. Ich hoffe nicht, daß du etwas von dem Narrenschiff aus der jetzigen so genanten großen Welt eingesogen habest, die den ewig veststehenden Versönungs Plan ohne gründlichen Gegen Beweiß verleugnen, sich auf Ihren Eigen=Dünkel und neblichten Schatten verlassen und dem Richter und Gerichte der Warheit nicht entfliehen können. Empfiel deine treue Seele deinem allergnädigsten Bürgen und Erretter, der aus Liebe für Dich am Creutz gestorben und auferstanden ist, und baue auf den Grund welchen die Pforten der Höllen und des Todes nicht, vielweniger die mutwilligen Verächter in diesen aus gezeichneten letzten Tagen überwältigen können. 1 Die Sinne laßen sich leicht betäuben in dem Geräusche der Welt und ihrem Spielwerck, aber damit ist ein auf wachendes Gewißen in der Stille, und vor Gericht keines Weges befriediget! Solte Gottes besondere gnädige Vorsehung dein Leben in dieser Gefar erhalten und deine Gebeine bewaren und Euch Philadelphia] erreichen laßen so muß wol unter andern Gottes gnädige Absicht mit seyn, daß so viel nur immer möglich, Du deine Liebes= und Schutz=Hand zu aller erst nach deinen nächsten Bluts=Verwandten, deiner armen Schwester [Margretha Henrietta Kunze]; Schwager [Johann Christoph Kunze] etc. aus streckest, und die Gebäude unter göttlichen Beistand zu schützen suchest, die mit sauern Schweiß und Mühe, mit Scherflein armer Witwen, 2 Waisen und Fremden zur Ehre Gottes und Seelen Erbauung errichtet, aber auch von Feinden Gottes halb ruinirt sind. Solte es aber dem Allmächtigen Regierer nicht belieben dich so weit kommen zu laßen, so wird Er, wenn es sein gnädiger Wille ist, auf andere Weise Rath und Hülfe verleihen, denn Er wendet sich zum Gebet der Elenden 3 und seine Allmachts Hand ist noch nicht verkürtzet. 4 Ich befürchte, es ziehe sich ein schwer Gewitter zusamen, welchen Weg es einschlagen werde, wird die Folge der Zeit lehren, und fülbar machen! Hast Du uns alle lieb, wie ich versichert bin, so mache uns die Freude und Vergnügen, neml[ich] gehe nicht mit eignen Werken um, sondern glaube als ein Bußfertiger Sünder in Gottes Namen geradezu an den, der die Gottlosen gerecht machet, damit wir einander nicht mit Schrecken, sondern mit Freuden vor Christi Richterstuhl zur Rechten antreffen. Ephes: 6 [ 1 1 - 1 7 ] stehet die Waffen=Rüstung, die ein ächter Held haben muß. Wer sich deßen schämet vor nichts würdigen ohnmächtigen Menschen, deßen wird sich der Herr auch schämen am großen Gerichtstag! 5 Mit hertzl. Gruß und Kuß in Gedanken von uns der Erlösung nahe seynden Alten, verbleibe der wohlwünschende und betende Frembdling unter Mesech. 6 d[en] 14 Maii a[nni] c[urrentis] aus dem Bauche des Fisches. 7

Nr. 7 0 5 / 7 0 6 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 152f. 1 2 3 4 5 6 7

Vgl. Mk Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

91

14.5./14.6.1778 PM 9 5 A Nr. 19 1777-80

S. 57v-58v.

Englische

Mt 16,18. 12,42; Lk 2 1 , 2 . Ps 10,17 u. ö. 4 Mos 11,23. Mk 8,38; Lk 9,26. Ps 120,5. Jon 2 , l f .

706. Älteste und Gemeindeglieder von [Oley = New Store in Amity Township, Berks County, Pennsylvania] an Heinrich Melchior Mühlenberg [Oley.J 14.6.1778 Wir als Glieder der Gemeine ersuchen gantz Gehorsamst den Herren Obersten und Praesidenten /¡warum nicht gar General Major:/ 1 der Lutterischen Conferentz und Ministerio. Die weil wir Verlangen tragen zu sehen unseren bisherigen Lehrer [Friedrich von Gerresheim]2 in den Stand der Ordination zu treten. So können wir nicht anders umhin als Euer Geistliche] Erwürden zu ersuchen uns dergleichen Gefälligkeit zu erzeigen wo von wir als Ältesten und Glieder der Gemeine attestiren einen treuen, aufrichtigen Lehr und Lebenswandel und gethanen Aufführung unsern bisherigen hörenden Lehrer, weil aber Gott ein Gott der Ordnung ist3 und Deroselben uns darum angesprochen hat: Demselben in Ihrer mächtigen Protection zu empfelen so bitten wir wann es Ihnen genehmet unsern Anersuch zu willfahren, 4 und beharren mit den grösten Respect von Ew[er] Hochedelgebohren ergebene Diener und Freunde. So geschehen d[en] 14 Junii 1778 5 Jacob Huytt, Nicolaus Hörner Jacob Brechtel Heinrich Hörner John Lodwick, Michel Christ Baiser Leffel Hannes Brechtel Jacob Roth Hannes Dieterich Nickolaus Beyer, Jacob Weaver Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 165. ' 2

3 4

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S. 76v.

Englische

Einschub Mühlenbergs. Friedrich von Gerresheim; lutherischer Schullehrer; bis 1 7 7 8 Schulmeister in Easton; sollte auf Wunsch der Gemeinde von Amity, New Store in dem Gebiet, das als Oley bekannt war, zum Pfarrer ordiniert werden; Mühlenberg und das Ministerium lehnten diesen Vorschlag nach Prüfung des Kandidaten ab; 1 7 7 9 - 1 7 8 2 ließ er sich in Middletown nieder; tauchte 1783 als Prediger in Savannah auf; hatte zwischenzeitlich die Tochter von Jacob C. Waldhauer aus Savannah geheiratet. Vgl. 1 Kor. 14,33. Dazu konnte sich Mühlenberg nicht entschließen; vgl. seinen Bescheid Nr. 7 0 8 .

Die Briefe des Jahres 1778

92 5

Für die Zeit bis zur 17.6.1778 (= Nr. 707) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Infomationen über seine Korrespondenz : (1) „Montag ¿¡en] 15 Junii: empfieng 2 Briefe a) von dem H[errn] Mag[ister Christian] Streit aus Charlestown in Süd Carolina, datirt d[en] 27 Mertz 1778. worin er berichtet a) daß er im Mertz a[nni] c[urrentis] von Eben Ezer zurück nach Charlestown gekommen, wo er sich 14 Tage auf gehalten, 7 mal in Eben Ezer und Gosen gepredigt, wie auch in beiden Orten auf Verlangen der Ältesten und Vorsteher das heil[ige] Abendmal gehalten, in a) 150 und in ß) 40 Communicanten gehabt, b) daß die Leute einen ungemeinen Hunger nach dem Brodt des Lebens bezeigt, der Umgang mit vielen sehr erbaulich und hoffentlich seine geringe Arbeit nicht ohne Segen gewesen, wie er denn selbst dadurch als ein glimmend Tocht aufs neue angeflamt und zum Lauf ermuntert worden, c) die Vorsteher hätten gewünscht, daß er bei ihnen bleiben möchte, welches er aber nicht versprechen können, weil er den Beruf in Charlestown angenommen und er ohne dem nicht in eine Gemeine gehen möchte, wo H[err Christian Friedrich] Triebner noch einen Anhang hätte, der als ein bittrer Antagonist ihm das Leben sauer machen würde, d) daß Älteste und Vorsteher gebeten, er solte bei mir um einen Prediger von hier aus anhalten; oder ob es sich nicht thun ließe mit H[errn Friedrich] Daser [vgl. Nr. 728], der sich angeboten? /:i[d] e[st] der leichtfertige Mensch welchen die Gemeine in Charlestown vor verschiedene Jare abgedankt und der auf der Reise nach England war, um eine Episcopal Ordination zu holen, aber vom Sturm wieder zurück getrieben wurde:/ f) Endlich habe H[err] Streit versprechen müßen, daß er sie dann und wann einmal von Charlestown aus besuchen möchte, g) Bittet er auch im Namen der Ältesten und Vorsteher in Charlestown, daß ich ihnen einen Schulmeister der Deutsch und Englisch lehren und die Orgel spielen könte, verschaffen möchte, und vermeldet viele Grüße von bekanten Wohlwünschern. b) der zweite Brief war von dem H[errn] Catechet Francke [Jacob Frank] aus Culpepper County in Virginia, datirt d[en] 10 Maii a[nni] c[urrentis] worin er berichtet, daß er mit Schulhalten und übrigen Amts=Verrichtungen bisher fortgefahren. Daß er aber bei der eingerißenen Teurung seit dem spätjare her genötiget worden, erst sein Reitpferd und hernach auch einen Teil von seinem Hausrath zu verkaufen, um sich und seine Familie ehrlich und ohne Schulden zu erhalten, und sey auch entschloßen gewesen, seinen Dienst nächsten 1 November auf zu geben. Wozu aber die Gemeine ihm Consens nicht geben wollen, sondern sich erboten, seinen Unterhalt zu vermehren und zu besorgen, daß er ohne Schulden zu machen leben könte. Er verspricht g[eliebts] G[ott] auf nächstes spätjar sein Diarium ein zu senden oder es selber zu bringen, wenn er in der Zeit wieder ein Pferd anschaffen und die Reisekosten aufbringen kan. Er ist besorgt wegen seines Hauses in Philadelphia, und wolte gern, daß Herr Pastor [Johann Christoph] Kuntze jemand hinein setzen möchte, der es ohne Hausmiete bis aufs spätjar besitzen und in acht nemen wolte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 74r-75r; vgl. Tappert III S. 163f.).

707.

An einen

unbekannten

Empfänger

[Providence,

17.6.1778]

Tit[ulus] S o m e G e n t l e m e n h a v i n g been h e r e t o l o o k a t o u r C h u r c h [ A u g u s t u s K i r c h e ] s a y i n g t h e Building w o u l d be w a n t e d f o r sick Soldiers o f t h e c o n t i n e n t a l A r m y , w h i c h i n d u c e t h m e h u m b l y t o offer t h e f o l l o w i n g r e a s o n s a g a i n s t it. 1) T h e r e is b u t this o n l y L u t h e r a n C h u r c h in t h e w h o l e T o w n s h i p o f N e w p r o v i d e n c e , a n d m a y p e r h a p s c o n t a i n b e t w e e n 2 0 o r 3 0 sick P e r s o n s , s u c h a N u m b e r , m o r e o r less, m a y be p l a c e d in a l a r g e B a r n a n d t h e r e e n j o y a b e t t e r Air a n d

more

C o n v e n i e n c y t o w a r d s H e a l t h , t h e n in a d a m p i s h Building w h e r e n o t h o r o u g h Wind

clears

the u n w h o l e s o m e

Vapours.

Any

learned,

thinking

and

well

e x p e r i e n c e d P h y s i c i a n will h a r d l y a d v i s e t o p l a c e the P a t i e n t s f o r R e c o v e r y in dampish Churches or School-Houses, which stand upon or are enclosed with Burial-Grounds,

a s l o n g t h e r e a r e m o r e c o n v e n i e n t P l a c e s suitable for

the

Nr. 706/707/708

14.6./17.6./18.6.1778

93

purpose to be found: 2) the most Hon[ora] ble Congress of the united States, the Hon ble Legislativ and Executive Powers of this state have hitherto demanded that Ministers should publish Proclamations for Days of Humiliation and Prayers1 and for other important Matters from the Pulpit in pubick Meetings, and it may remain necessay in times to come, but how is it possible to do so, if the loyal Members of the State are deprived of their Buildings and places set apart for the Worship of God Almighty? 3) And since it is a Christian Rule and part of divine Worship and duty to every loyal Member of the State to make Supplications, Prayers, Intercessions and giving of thanks for all men, especially for the Rulers of the States and all that are in Authority at their publick Meetings; how can this be performed, when Houses and Places fitted for religious Service, are turned into Hospitals or Lazareths? And what Security and Fidelity can the best Gouvernment expect from Oaths or Affirmations of Allegiafnce] when sound Religion is neglected and not seriously supported? 2 4) It seems to some wellmeaning Men as it were but Displeasure and Spite against Protestant Religion that they are deprived of their Houses of religious Worship, when other convenient Opportunities are overlooked. There are hardly Instances to be found among the Turks and Persians (that they should turn) use (the Houses for other then religious Purposes.) 3 Much less is it customary in Christian Kingdoms and States that they should turn their own Houses of religious Worship into Lazareths and Horse stables as long as they can help it otherwise, except the degenerated Brittons who of late have spared the popish Chappels and Quaker Meetings in Philadelphia and profaned our Churches; but we hope our Excellent and Hon ble Superiours will not suffer any Invasion upon our dearest Religious Privileges, for which we have struggled and suffer'd hitherto, but grant us Protection —. Eigenhändiger, überarbeiteter und insgesamt gestrichener Entwurf unter dem 17.6.1778 im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 75r-76v. Auch in Tappert III S. 165. Einleitend bemerkt Mühlenberg: „Folgende Contenta wolte an jemand Berichten kam aber nicht zustande." 1 2

3

Vgl. etwa Nr. 703 Anm. 33(16). Zu dieser Argumentation Mühlenbergs vgl. seine Tagebucheintragung zum 1.6.1778 in Tappert III S. 159. Der Text in Klammern ist im Original gestrichen.

708. An die Ältesten und Gemeindeglieder in Oley [= New Store] Providence, 18.6.1778 Geehrt= und geliebte Freunde: Nebst hertzlichen Gruß bedaure, daß ich Ihr Begeren1 nicht erfüllen kan. Nach unserer Ordnung und vest gesetzten Regel darf ein Prediger allein niemanden ordiniren. Ein Candidat muß vor unserm versammelt=vereinigtem Ministerio erscheinen, seinen Tauf= und Confirmations=Schein aufweisen, gültige Zeugniße

94

Die Briefe des Jahres 1778

von seinen S[alvo] T[itulo] Lehrern, die ihn in der Gottes=Gelehrtheit unterrichtet haben, vorzeigen, wie auch einen ordentlichen Beruf von einer oder etlichen Gemeinen, die ihn zu erhalten versprechen, vorlegen. Als dann wird er vom Rev[erendo] Ministerio in den nötigen Grundsprachen der heiligen Bibel, nemlich der hebraeischen und griechischen examinirt, und in den Teilen, die zur evangelischen Gottes=Gelehrtheit gehören, geprüfft, und wenn er nach Lehre und Leben tüchtig erfunden worden, geordinirt, und in die Vereinigung auf genommen, nach der Anweisung in Gottes Wort Apostelgeschichte]: 19,13=16. 2 1 Tim: 3,8,9,10. Cap: 5,21,22. 1 Petri 5,2,3. 1 Joh: 4,1. unsern evangelischen Glaubens=Bekentnißen gemäß. Das vereinigt=evangelische Ministerium wird wol schwerlich vor dem Spätjare zu samen kommen, wegen der Krieges=Unruhe. So viel dienet für dismal zur Nachricht von Ihrem alten Freunde und Wohl wünscher Providence d[en] 18 Junii 1778. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io] r An die Ehrsamen Ältesten und Glieder der Gemeine in 01[e]y.

Abschrift von Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 Englische Übersetzung in Tappert III S. 166. 1 2

S.

77r-77v.

Vgl. Nr. 7 0 6 . Apg 6 , 3 - 6 .

709. Johann Christoph und Margretha Henrietta Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia, 19.6.1778] Gottlob! nun dürfen wir wieder mit einander reden. 1 Wir preisen den Herrn und wünschen uns Krafft, die Gelübde zu bezalen, die wir Ihm schuldig. Uns hat Er unter diesem traurigen Zeitpunkte glüklich durch gebracht und mir Krafft verliehen, meine Arbeit zu versehen. Es hat auch im leiblichen das notdürftigste nicht gefeiet. Meine gantze Seele lobe den Herrn. 2 Ueber den Berg sind wir zwar noch nicht: aber gewis ists, daß uns der Herr schon über Erwarten Gutes erzeiget. Mein Kind [Catharine Eliza] ist sehr krank. Ich empfele es Ihrer väterlichen Fürbitte. Meine Ehegattin [Margretha Henrietta] ist auch ein wenig kränklich, welches man an ihr mehr sieht, als sie klagt. Wir kommen auf einen Besuch, wenn Sie es erlauben, so bald das Kind wieder wol ist, und sind unterdeßen mit dem kindlichsten Respekt E[uer] H[och] Efhrwürden] gehorsamste Kinder: Christoph und Margarete Kuntze. 3

Nr. 7 0 8 / 7 0 9 / 7 1 0 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 167. 1

2 3

18.6./19.6./16.7.1778 PM 9 5 A Nr.

19 1777-80

95 S. 79v.

Englische

Am 18. Juni hatten die letzten britischen Truppen Philadelphia verlassen. Die Stadt war seit dem 2 6 . 9 . 1 7 7 7 in ihrer Hand gewesen. Vgl. Ps 103,1. Für die Zeit bis zum 1 6 . 7 . 1 7 7 8 (= Nr. 710) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 26 Junii: ... M[aste]r [Christian] Lauer gab einen Brief von S[alvo] T[itulo] H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze dat[iert] d[en] Junii a[nni] c[urrentis] bei mir ab." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 82v; vgl. Tappert III S. 170). - Das Datum des Briefes wird nicht genannt, Platz dafür bleibt im Manuskript ausgespart.

710. An die Gemeinde in Manheim

[Providence, 16.7.1778]

Geehrt und geliebte Hh. [Herren] Älteste, Vorsteher und Glieder unsrer mitvereinigten evangelischen Gemeinen in Manheim und übrigen Gegenden: Vorzeiger dieses, ist der Ehrwürdige Herr [Johann Daniel] Schröter, der verschiedene Jare von S[eine]r Hoch Ehrw[ürden] Herrn Pastor [Johann Christoph] Kuntze in der Gottes Gelarheit unterrichtet, und bisher als Lehrer am hiesigen Seminario 1 in Diensten gestanden, im vorigen Jare 1777 bei der Synodal Versamlung zu Philadelphia ordentlich geprüfft und bevollmächtiget worden, so daß er in den Filial Gemeinen auf Barrenhill und in Cohenzy [Salem County, New Jersey] predigen, Kinder Lehre halten, die heil[igen] Sacramenta, nemlich die Taufe und Abendmal administriren und auch in Nothfällen denen Herren Seelsorgern an der Philadelphischen Gemeine, wenn sie es verlangten, behülflich seyn mögen, welches er nach Vermögen treulich geleistet, bis die Feinde Philadelphia eingenommen, und dadurch das Seminarium verstöret, die Kirche auf Barrenhill verwüstet und die Gemeine zerstreuet worden. Weil wir denn verschiedene mal gehöret, daß unsere Mitvereinigte Gemeinen in Manheim und da herum ein groß Verlangen bezeigt, bedient zu werden, so haben wir erdacht, es möchte unserem H[errn] Amts=Bru[der] Pf[a]rr[er] Gehring [Jacob Goering] zur Erleichterung und den Gemeinen zum Nutz dienen, wenn wir unsern Mitbruder, obbemeldten Herrn Schröter auf ein Zeitlang zu Hülfe schickten, mit dem Beding, wenn die Gemeinen nach Christi Befehl und seiner Apostel Lehre 2 für seinen hinlänglich=leiblichen Unterhalt sorgen, so lange er bei ihnen das Amt versiehet 3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 174. 1 2 3

PM 9 5 A Nr. 19 1777-80

S. 88r-v.

Englische

Kunzes Seminar; vgl. Bd. IV Nr. 6 0 3 S. 4 8 7 - 4 9 1 . Vgl. z. B. Lk 10,7; 1 Tim 5,17. Für die Zeit bis zum 2 9 . 7 . 1 7 7 8 (= Nr. 7 1 1 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

Die Briefe des Jahres 1778

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(1) „Donnerstag d[en] 23 Julii: ... Empfieng auch ein angenemes Schreiben vom H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze aus Tolpehaken [Tulpehocken]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 92; vgl. Tappen III S. 177). (2) „Freitag d[en] 24 Julii ... Abends schrieb eine Antwort auf des H[errn] P[astor] Schultzens Brief." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 92r-v; vgl. Tappert III S. 177). (3) „Sontag d[en] 26 Julii ... Abends schrieb einen Brief an meine Frau und Kinder in Providence und Neuhannover, berichtete meinen Zufall [Gehörverlust und Schwindel], und auch daß 2 deutsche Soldaten [Roth und Jacob Gandy, vgl. Nr. 711] wegen Disertion ihr Todes=Urtheil empfangen, in wenig Tagen erschoßen werden solten und Zuspruch verlangten." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 95r; vgl. Tappert III S. 178). (4) „Montag d[en] 27. Julii ... bat mich die Schwester des einen Deserteurs [Jacob Gandy] ... ich möchte doch eine Fürbitte bei dem H[errn] Obrist [Michael] Pr[obst] für ihres Bruders Leben thun. Ich schrieb ein paar Englische Zeilen und sandte sie damit hin." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 80 S. 95; vgl. Tappert III S. 179).

711. An [Benedict Arnold1 ]

Philadelphia,

29.7.1778

T o His Excellency General [Arnold] 2 May it please Your Excellency graciously to permit a few Words in behalf of Jacob Gandy, 3 who is under Sentence of Death. There are creditable Evidences, whereof the humble Bearer of these is one, who can testify, that the said Jacob Gandy was brought in Town last Winter by the Enemies a Prisoner and put in Goal, and falling sick in Goal, Your Excellency's most humble Petitioner endeavour'd to get him out of Goal with much trouble and Pains. And being desired now as a Minister to prepare the said Gandy for death and bring him to repent of his Crimes, he can not be convinced as it were, that he should have informed against Major Bush or betrayed any friend of the united states. In order to clear our Consciences, we humbly take the Liberty to submit thus much to Your Excellency's known Wisdom, unbyassed Judgment and Rectitude of Heart, craving, if in any Way possible and consistent that the Execution of the said Gandy might be postponed for further Examination? which would infinitely oblige Your Excellency's most humble petitioners to pray Philadelphia] July 29 t h 1 7 7 8 . H[einrich Melchior] M[iihlen]b[erg] etc. 4 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 180. 1

2

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S. 96v-97r.

Englische

Benedict Arnold ( 1 7 4 1 - 1 8 0 1 ) ; Generalmajor der Kontinentalarmee; Kriegsheld und Verräter; geboren in Norwich, Connecticut; in den 1760er Jahren Drogist und Kaufmann in New Häven, Connecticut; bereits vor dem Unabhängigkeitskrieg Hauptmann der Connecticut Miliz, die er 1775 in den Dienst der amerikanischen Revolutionäre stellte; 1776 Brigadegeneral der Kontinentalarmee; 1777 Generalmajor; lieferte seit Mai 1779 militärische Geheimnisse an die Briten; 1780 enttarnt, schlug er sich offen auf die Seite der Briten. Der Name ist gestrichen, aber mit Mühe noch lesbar. Nach dem Abzug der britischen Truppen und der Besetzung Philadelphias durch die amerikanische Kontinentalarmee stand die Stadt

Nr. 7 1 0 / 7 1 1 / 7 1 2

16.7./29.7./5.8.1778

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vorübergehend unter Kriegsrecht. Den militärischen Oberbefehl hatte bis M ä r z 1 7 7 9 Benedict Arnold. Vgl. Willard M . Wallace, Traitorous H e r o . The Life and Fortunes of Benedict Arnold, New York 1954. 3

J a c o b Gandy; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; wurde in der Gemeindeschule erzogen; Soldat der Kontinentalarmee, der wegen Desertion zum T o d e verurteilt wurde; Mühlenberg und andere Pastöre der lutherischen Gemeinde erreichten eine Begnadigung. Vgl. N r . 7 1 2 und Tappert III S. 1 8 0 .

4

Hier fehlt wohl die Unterschrift von J o h a n n Christoph Kunze, der die Petition angeregt hatte. Vgl. N r . 7 1 2 und Tappert III S. 1 7 9 f . Für die Zeit bis zum 5 . 8 . 1 7 7 8 (= N r . 7 1 2 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 30 Julii ... Ich schrieb deswegen [mögliche Beerdigung der beiden Deserteure auf dem lutherischen Friedhof] ein paar Zeilen, legte die Frage vor ob es erlaubt werden k ö n t e ? " ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 9 7 v ; vgl. Tappert III S. 1 8 0 ) . - Die Korporation entschied sich, Mühlenbergs Vorbehalten folgend, dagegen; vgl. Tappert III S. 1 8 0 . (2) „Dienstag d[en] 4 Aug[ust]: ... M[aste]r [Benjamin] Spyker [Friedensrichter in Berks County] brachte mir einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze in Antwort auf meinen v o m 20sten Julii. ... Schrieb auch heute eine A n t w o r t auf des H[errn] P[astor] Schultzens Brief v o m 2 Aug[ust] a[nni] c[urrentis]." (PM 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. lOOv; vgl. Tappert III S. 1 8 1 ) .

712. Johann

Christoph

Kunze an Heinrich

Melchior

Mühlenberg Philadelphia,

5.8.1778

Philadelphia] d[en] 5 Aug[ust] 1778 Wertester und teurester Herr Schwieger Vater. Ich kan kaum vor Wemut die Feder halten. Eine Ehegattin [Margretha Henrietta Kunze], die ich, Gott ist mein Zeuge, gerade so liebe, als wie sie mir eben geschenkt wurde, scheint von mir Abschied zu nemen wollen. Sie ist heute außerordentlich schwach und allenthalben voller Schmertzen. Die Rückschmertzen drohen einen Abortum, wovon der Gedanke mir schreklich ist, weil, wenn es bis an die Geburt gehen würde, keine Krafft zu gebären da seyn möchte. 1 Ich habe Dr: [Adam] Kuhn 2 bei ihr: aber er komt sehr nachläßig. Und was das übelste, ich kan keine Nurse [Krankenschwester] bekommen. Sie meint, wenn sie eine haben könte, die etwas liebliches zu eßen machen könte, sie vielleicht etwas zu eßen im Stande wäre. Ach mein Gott lere mich jetzt glauben und beten. Etwas Betrübtes ists mir jetzt, daß ich allein bin, täglich Leichen habe, täglich zum Werner 3 in die Dungeon [Gefängnis] muß, und durch Harm und Wemut fast außer Stand gesetzt bin, etwas zu tun. Ich hoffe doch, mein Herr Collega [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] wird bald wieder kommen. Hätte ich nur jetzt den [Johann Daniel] Schröter noch. Die beiden verurteilten [Jacob] Gandy und Roth waren gestern, nachdem ich sie früh erst noch besucht, bei mir und dankten tausend mal. Sie sind begnadigt. Die Bittschrifft 4 hat den grösten Anteil daran. Werner hat sein Urteil noch nicht, liegt aber in Eisen. Der Herr stärke und tröste Sie, teurester Vater. Dis erflehet Dero gehorsamster Sohn Kuntze. 5

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Die Briefe des Jahres 1778

Abschrift von Müblenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 182. 1

2

3

4 5

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S. lOOr-v.

Englische

Am 20.8.1778 wurde eine Tochter, Anna Maria Catharina, geboren, die nach wenigen Wochen verstarb; vgl. Tappert III S. 185 und 187. Adam Kuhn; Arzt und Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; Sohn von Adam Simon Kuhn (1713-1780), Arzt in Lancaster; studierte Medizin und Botanik in Pennsylvania und Europa; seit 1768 Professor am College of Pennsylvania; geriet 1780 in Verdacht, Gegner der Amerikanischen Revolution zu sein und wurde für die Dauer des Krieges vom Supreme Executive Council Pennsylvanias des Landes verwiesen; auf Bitten der lutherischen Pfarrer durfte er sich 1781 wieder in Philadelphia ansiedeln. Vgl. Bd. III Nr. 422 mit Anm. 2. Zur Zeit der britischen Besetzung Philadelphias Gefängniswärter und wegen seiner Rohheit gefürchtet; er hatte auch gedroht, Mühlenberg an den Galgen zu bringen; nach Abzug der Briten wurde er von den amerikanischen Truppen gefangen genommen. Vgl. Tappert III S. 168 und Wallace, Muhlenbergs S. 164. = Nr. 711. Für die Zeit bis zum 29.8.1778 (= Nr. 713) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 8 Aug[ust] ... Ich gab ihm [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] ein paar Zeilen mit in Antwort auf H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntzes Schreiben vom 5 Aug[ust] a[nni] c[urrentis]. Der reformirt H[err] Pf[a]rr[er] Leydig [Johann Philipp Leydich] schrieb sehr dringend, ich möchte Morgen den Gottes=Dienst in ihrer Kirche nahe bei unserm Wonplatze versehen, weil ihm unvermutet ein Geschäffte vorgefallen, daß er um die Zeit abwesend seyn müste." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 101r; vgl. Tappert III S. 182). (2) „Dienstag den 11 Aug[ust]: Frühe kam der Candidat M[aste]r [Theophilus Emanuel] Frantz [vgl. Nr. 720], brachte 2 Briefe a) von H[errn] P[astor] Kuntze, mit wehmütigem Bericht, daß seine Frau noch sehr schlecht und das Kind gleichfals noch elend sey: daß die Corporation bei der Seelsorger Salarium bis auf beßere Zeiten verdoppelt: b) von meinem Sohn Heinrich welcher berichtet daß kürtzlich in Neuyork ein groß Unglück vorgefallen wäre, welches die unmittelbare Hand Gottes gethan, nemlich der Blitz soll in ein Englisch Store=ship [Frachtschiff] geschlagen und entzündet haben ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. lOlr-v; vgl. Tappert III S. 182). (3) „Sontag d[en] 16 Auglust]: ... Nachmittags besuchte er [Johann Ludwig Voigt] uns, erzählte, daß er vor 8 Tagen durch des alten Herrn Doctor Bodo Otto's [vgl. Nr. 723] Fürsprache von seinem Drangsahl mit kranken Soldaten befreiet worden und begerte, ich solte ein Dankschreiben deswegen an dem Herrn Doctor verfertigen und ihm zur Bestellung mitgeben, welches am Abend machte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 102v; vgl. Tappert III S. 183).

713.

Gottlieb Anastasius Freylinghausen, Johann August Urlsperger und Friedrich Wilhelm Pasche an Heinrich Melchior Mühlenberg Halle, 29.8.1778/Kensington, 7.10.1778

Copie einer erneuerten Vollmacht von S[alvo] T[itulo] Hochw[ürdigen] Herren Directoren in Augsburg, Halle und Kensington, datirt den 2 9 Aug[ust] und 7 Octob[er] 1778. empfangen d[en] 9 Febr[uar] 1779. Hochehrwürdiger, Hochgeehrter Herr Senior, Hochgeschätzter Bruder in Christo Der getreue Gott, welcher noch immer seine Kirche eines gnädigen Aufsehens würdiget, hat es, insonderheit zum Besten der lieben Ebenezerischen Gemeine also gefüget, daß wir beyde, am Ende unterzeichnete, Mitglieder der Society of

Nr. 7 1 2 / 7 1 3

5.8.1(29.8)

7.10.1778

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promoting Christian Knowledge in Engeland, und von derselben zu Einrichtung und Aufrechterhaltung des Ebenezerischen Kirchenwesens ohneingeschränkt Bevollmächtigte, hier in Halle zusamen kommen, und einige Tage lang; in der Furcht und vor dem Angesichte Gottes, den leider sehr verworrenen Zustand dieser Gemeine reiflich überlegen, und einige zu Herstellung und fernerer Aufrechterhaltung guter Ordnung abzielende höchstnöthige Entschließungen gemeinschafftlich faßen können, welche wir hierdurch Ihnen, als unserm werthesten Commissario und Bevollmächtigten, 1 in den hier nach folgenden Punkten mittheilen, und Sie ersuchen, solche zu Erreichung unserer guten Absicht aus zu führen und zu vollstreken. 1) Nachdem wir nemlich Ihre sämtliche Berichte von Ihren Verrichtungen in Ebenezer nochmals durch gelesen, und mit der Ihnen ertheilten Vollmacht vergleichen, so haben wir nicht nur gefunden, daß Ihre vorgenommene Handlungen dem Inhalt sothaner Vollmacht vollkommen gemäß, sondern wir haben auch Gott hertzlich gelobet, der Ihnen in diesem Geschäfte unermüdeten Fleiß, mit Liebe und Ernst begleitete Weisheit und Treue und einen standhafften Muth geschenket. Wir billigen demnach und bestätigen alles, was Ew[er] H[och]Ehrw[ürden] krafft der ertheilten Vollmacht gehandelt, und confirmiren insonderheit die abgefaßte und von der Gemeine angenommene Fundamental-Articles, Constitution und Rules [Vorschriften] der Hauptsache nach, behalten uns aber vor, nach denen jezt bereits vorgefallenen und noch vorfallenden Veränderungen der Umstände, die nöthig erachtende Zusätze und Erläuterungen mit Zuziehung der Gemeine bey zu fügen. 2) Ersuchen wir hierdurch Ew[er] Hochehrwürden überhaupt unser Commissarius in Absicht auf die Ebenezerische Gemeine zu bleiben und in fortwährender Krafft der von mir, dem D[octor] Urlsperger und dem Wohlseligen H[errn] Hofprediger [Friedrich Michael] Ziegenhagen Ihnen ertheilten, und von mir dem Professore Theologiae Freylinghausen völlig genehmigten Vollmacht und Instruction, das Beste der Gemeine, nach der Ihnen von Gott verliehenen Einsicht, in unserm Nahmen, und an unserer Statt zu besorgen; insonderheit aber, die hier ferner nach folgende Punkte zu bewerkstelligen, auch, um Ihren Verrichtungen desto mehr Nachdruk und Eingang zu verschaffen, das beygehende von uns abgefaßte Schreiben 2 an die Gemeine zu übersenden. Insonderheit 3) ersuchen wir dieselbe, an den H[errn] Pastor [Christian Friedrich] Triebner zu schreiben, 3 und ihm in unserm Nahmen zu melden, daß, weil der auf ihn fallende Verdacht, 4 und der von dem größten Theil der Gemeine in Ansehung seiner, bereits vorgenommene Schritt viel zu wichtig sey, als daß wir uns heraus nehmen könten in dieser Sache ohne Hochlöbliche Societaet in Engeland, zu entscheiden, ihm nun frey stünde, unter folgenden Vorschlägen Einen zu wählen; nehmlich: a) Entweder selbst sein Ebenezerisches Predigtamt nieder zu legen, und von solchem gefaßten Entschluß nach Europa Bericht zu geben, in welchem Fall denn alle weitere Untersuchung der gegen ihn gemachten Beschuldigungen von selbst wegfallen und sich aufheben werden: oder

100

Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

b) sichs gefallen zu laßen, daß sämtliche in dieser Sache vorhandene Acten an die Hochlöbl[iche] Societaet of Promoting Christian Knowledge in Engeland gesandt, und die gantze Sache derselben zur fernem Untersuchung, Entscheidung und Verfügung über laßen und anheim gegeben werde. 4) Wollen denn hierbey Ew[er] Hochehrwürden dem H[errn] Triebner zugleich anzeigen, wie unser Wille sey; daß er die in Händen habende und von unserer Disposition, zum Besten der Gemeine, abhängende Gelder an Sie, als unserm Bevollmächtigten, oder Ihre Attornies [Rechtsvertreter] oder Assigns [Bevollmächtigte], gegen Quitung abliefere, auch Ihnen die Berechnung der Einnahme und Ausgabe beyfüge. Man werde dadurch in den Stand gesetzt werden, theils, solche Rechnung mit dem was er bereits nach Europa gemeldet zu vergleichen, theils zu bemerken, woher ein Unterschied entstehe, falls solche Summe sich unterdeßen vermindert hätte. 5) Wollen Ew[er] Hochehrwürden an die verwittwete Frau Past[or Anna Barbara] Rabenhorstin schreiben, und sie ersuchen, die 649 £ 16 Schilling] 5 d[ = pence] sterl[ing] so lange noch gegen billige Interessen [Zinsen] auf ihrer Plantage stehen zu laßen, bis es die dermalige Unruhen erlauben würden nähere Verfügung deshalben zu treffen. 5 Sie wird sich solches um so viel leichter gefallen laßen, weil die gegenwärtige Krieges=Unruhen nicht gestatten die Original-Obligation mit Sicherheit nach America zu überschiken, damit sie legaliter quitirt werden könne. Was aber die inmittelst fällig werdende Interessen betrifft; so möchte sie dieselbe, nebst dem, was etwa ihr seeliger Ehe=Liebster für die Gemeine sonst eingenommen und in Händen gehabt, bis zu weiterer Verfügung an sich behalten. Übrigens wenn Ew[er] Hochehrwfürden] eine andere und beßere Einrichtung zu treffen wißen, so wird Ihnen solches gänzlich überlaßen. Solte aber die Frau Witwe Rabenhorstin gar nicht zu bewegen seyn, das Capital ferner zubehalten, so würde es schwer fallen, selbiges jetzt wieder sicher unter zu bringen, und müste denn ad interim den Mühlen Trustees[Treuhändern] 6 auch anvertrauet werden. Wolte sie aber die Plantage zugleich verkauffen, so wäre dahin zu sehen, daß das Capital auf derselben sicher stehen bliebe. Auf diese Fälle aber könte sie zur Sicherheit nur eine Quitung bekommen, bis die Original-Obligation übersandt werden könte. 6) Wird Ihnen überlaßen, überhaupt wegen aller zum Gemeinen Estate [Besitz] gehörigen Gelder das Nöthige vorzukehren, damit so viel möglich vorgebeugt werde, daß nichts verlohren gehen oder in unsichere Hände gerathen möge. Und weil denn 7) die höchste Nothwendigkeit erfordert, daß vor allen Dingen wiederum ein neuer Prediger nach Ebenezer berufen werde, die gegenwärtige Umstände aber es nicht verstatten, oder wenigstens es sehr schwer machen würden, jemand aus Europa für die Gemeine zu übersenden, und gleichwol die Gemeine, bey längern Aufschub, in noch größere Verwirrung zu gerathen Gefahr läufft; so haben wir für das beste Mittel erachtet, bey Ew[er] H[och] E[hrwürden] anzufragen, ob Sie nicht in Pensilvanien einen rechtschafnen Mann wüsten, der zu einem Prediger für Ebenezer schicklich sey, und ob Sie nicht selbst einen von Ihren werthen H[erre]n Söhnen hierzu tüchtig fänden und derselbe willig seyn möch-

Nr. 713

(29.8) 7.10.1778

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te, den Beruf nach Ebenezer anzunehmen. Es ist uns desfals insonderheit Ihr mittelster H[err] Sohn [Friedrich August Conrad Mühlenberg], welcher in Newyork gestanden, und dem Vernehmen nach bey Einrückung der Engelischen Trouppen sich von da nach Philadelphia zu seinem H[errn] Schwieger Vater [David Schäffer] begeben haben soll, ins Gemüth gekommen, weil wir vermuthen können, daß derselbe dermalen ohne dem keine Gelegenheit habe in Pensilvanien einer ordentlichen Gemeine vor zu stehen. Wir legen also diese Frage Ihnen in der Absicht vor, daß Sie selbige in der Furcht des Herrn sorgfältig untersuchen, und uns Dero Meynung gewißenhafft überschreiben wollen; 7 in dem wir von Ihrer unpartheyischen Liebe für das Beste des Reichs Gottes und insonderheit für die Gemeine zu Ebenezer versichert sind, daß Sie auch, was Ihre eigene Herren Söhne betrifft, um so mehr aufrichtig und unpartheyisch urtheilen werden, als wir einsehen, daß einer, der der Ebenezerischen Gemeine treulich vorstehen will, nicht viel Ruhe fürs Fleisch, sondern viele Arbeit, auch wohl bey der bisher eingerißenen Unordnung, manchen Verdruß und Undank zu gewarten habe, bis die Gemüther wiederum zu einer allgemeinen Harmonie und Liebe unter einander gewonnen werden können. 8) Sölten nun Ew[er] H[och] E[hrwürden] einen von Ihren H[erre]n Söhnen, oder allenfalls einen andern rechtschaffenen Prediger in Pennsilvanien tüchtig erkennen, ihm diesen Beruf anzutragen, und derselbe willig seyn denselben anzunehmen, auch die Umstände in Ebenezer so beschaffen seyn, daß nicht nur die Anstellung eines neuen Predigers thunlich, sondern auch von einem längern Verzug Nachtheil und noch weitergehende Zerüttung der Gemeine zu besorgen wäre, so geben wir Ihnen, da die Correspondentz zwischen Europa und America ohne dem sehr ungewiß und weitläuftig dermalen ist, hiermit die Vollmacht, auch ohne Rükfrage an uns und ohne Erwartung unserer Antwort, denjenigen den Sie erwählet nach Ebenezer abzusenden, und der Ebenezerischen Gemeine als ihren ordentlichen Prediger und Seelsorger, mit dem Gehalt von 60 £ sterl[ing] vorzustellen. Sollte dieses persöhnlich gegenwärtig von Ihnen geschehen, und Sie die beschwerliche Reise nach Ebenezer noch einmal vor zunehmen sich entschließen können, so würde uns solches desto lieber sein, und wir würden Ihnen die Reisekosten, aus den in Ebenezer vorhandenen Geldern gern anweisen. Solte aber eine solche Reise für Sie nicht thunlich seyn; so überlaßen wir Ihnen einen solchen Prediger durch ein Schreiben der Gemeine vor zu stellen und ihn schrifftlich bey ihr zu introduciren; daß die Reisekosten aus Pensilvanien nach Ebenezer für sothanen Prediger aus denen zu unserer Disposition, in Ebenezer vorräthigen Geldern zu nehmen, verstehet sich von selbst. Und wenn übrigens deßen Stelle von hier wieder ersetzt werden soll, so werden als denn die Reisekosten auch aus der Ebenezerischen Caße bestritten werden müßen. 9) Übrigens werden Ew[er] Hochehrwürden überhaupt ersucht, den Nexum [Verbindung] mit der Gemeine zu Ebenezer nicht aufzugeben, sondern, so viel solches geschehen kan, durch Briefe denselben zu unterhalten; sich nach dem, was daselbst vorgehe, genau zu erkundigen, und wenn gewaltthätige Handlungen, die zum Zwek hätten, sich in kirchlichen Angelegenheiten von Europa unabhängig zu machen, vorgenommen würden, dagegen förmlich zu protestiren,

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Die Briefe des Jahres 1778

und an zu zeigen: man werde, die politische Angelegenheiten von America möchten ihre Endschafft erreichen, wie sie wollten, allemal wißen, das habende Recht zubehaupten, und zum Besten und Segen der Gemeine sich deßelben mit Nachdruk zu bedienen. Unser aufrichtiger und hertzlicher Wunsch ist, daß Gott unser Gebeth erhören, und alles was zum Besten der Gemeine geschiehet, mit seinem Segen begleiten, und alle Gemüther zu einem Zwek, und zwar dahin vereinigen wolle, daß sie nicht eigene Ehre und Vortheil nach ihrem eigenen Willen, sondern lauterlich die Ehre Gottes und das wahre Beste der gantzen Gemeine suchen, und dabey alle Handlungen, die vor zu nehmen sind, in Liebe und Bescheidenheit verrichten mögen. Gleich wie wir mit freudigem Gewißen glauben, daß niemand etwas anders von uns denken könne, als daß wir, bey aller für die Ebenezerische Gemeine willig übernehmenden Mühe und Sorge, nichts für uns, sondern nur den vorigen blühenden Zustand derselben unter Göttlichem Beystand, wieder herzustellen suchen, und uns über nichts mehr freuen werden, als wenn dieser unser Wunsch erfüllet wird. Ew[er] Hochehrwürden aber schreibe es der Herr zum Segen an, daß Sie bisher die Angelegenheiten dieser Gemeinde mit so vieler Treue besorget, und mache Sie ferner willig sich dieser Sorge mit uns zu unter ziehen; laße Sie aber unter seinem Seegen, auch recht viele Früchte davon zu Ihrer Freude und zum Preise Gottes sehen und erleben. Wir erlaßen Sie in den Schutz des Herrn und verbleiben mit aufrichtiger Liebe und Ergebenheit Halle den 29 t e n August 1778.

Ew[er] Hochehrwürden: zu Gebeth und Liebe verbundenste und bereitwilligste D[octor] Joh[ann] Augfust]: Urlsperger, des Evangelischen Predigtamts in Augsb[urg]Senior. Gottl[ob] Anastasius] Freylinghausen, der Theol[ogie] ordentl[icher] Profeßor, wie auch des Pädag[ogiums] und Waysenhauses Director.

N[ach] Sfchrift]: Noch haben wir Ihnen melden wollen, daß wir allerdings im Sinn haben, so wol das Rabenhorstische als [Johann Caspar] Wertschische Capital 8 nach und nach heraus zu ziehen und in Europa an zu legen, in dem solches um so nöthiger, als es in Europa dermalen an Geld in den Caßen gebrechen will, so zu Ausstattung und Reisekosten künfftig zu erwehlender und ab zu sendender Prediger verwendet werden könnte. Zu Ihrer Nachricht hat man noch melden wollen, daß die von H[errn] Triebner ehemals gemeldete Summe der bey ihm befindlichen Colleckten=Gelder 164 £ 16 Schilling] 4 d[ = pence] sterl[ing] gewesen, so vor der Zeit bekannt zu machen nicht nöthig.

Nr. 713

(29.8) 7.10.1778

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Pro Memoria: Die werthe Frau Wittwe Rabenhorst hat unterm 26 ten September 1777 laut des mir communicirten Extracts, 9 an Ew[er] Hochehrwürden gemeldet, wenn ich ihrer Schwägerin, Maria Hoppin zu Daber in Hinterpommern 30 £ sterl[ing] als eine Beyhülfe zum Studieren ihres Sohns, welcher, so viel sie wiße, jetzt 15 Jahr alt sey, vorschießen wolte, so sey sie erbötig diese Summe gegen einen übermachten Empfangschein nach meiner Anweisung in Ebenezer richtig zu bezahlen. Sie hat aber die ausdrükliche Bedingung hinzugesetzt: „wenn der Knabe noch Vorhabens ist zu Studieren und Fähigkeit dazu hat." Wo nicht, so solten die 30 £ sterl[ing] für das Hallische Waysenhaus gewidmet seyn. Ich habe nicht unterlaßen an einen wohl bekanten Prediger, den H[errn] Praepositus [Christian] Gensichen 10 zu Daber zu schreiben und ihn um Nachricht gebeten, welcher darauf unter 23 Maii 1778 mir berichtet: „daß die Schwester des in Ebenezer verstorbenen Herrn Pastor [Christian] Rabenhorsts, Nahmens Maria Rabenhorstin, an den Küster Ernst Gottlieb Hoppe verheyrathet gewesen, mit welchem sie 5 Söhne gezeuget, davon 3 bereits verstorben und 2 noch am Leben seyen, von den beyden noch lebenden Söhnen gehe der älteste, Nahmens Johann Friederich, im 14ten, der jüngste Samuel Gottlob, ins 6te Jahr. Der Vater aber sey den 1 Julii 1776, nach dem er über ein viertel Jahr krank gewesen mit Tode abgegangen und habe seine Wittwe und Kinder in kümmerlichen Umständen hinterlaßen." Da nun die Determination dieser Wohlthat durch das Beygesetzte Alter auf den ältesten Sohn gehet, und ich die gute Meynung der Frau Witwe Rabenhorst nicht ohne ihre nähern Erklärung weiter extendiren kann, so bitte bey ihr, nebst meinem hertzlichen Segenswunsch, anzufragen, ob sie nicht etwa diese Wohlthat der Witwe bey ihren schlechten Umständen und unerzogenen Kindern zufließen lassen wolte: doch ohne ihr im geringsten vorzuschreiben. Hierbey muß ich noch berichten, daß ich bald darauf, nach dem es bekannt worden, daß ich mich nach den Umständen dieser Familie erkundiget, von einem Prediger zu Berlin, einen Brief bekommen, darinn er schreibet: „Ew[er] Hochw[ürden] bitte gehorsamst um Verzeihung, daß ich denselben mit einer Anfrage beschwere, da sie aber zur Beruhigung einer armen Christlichen] Frau gereichen kann, so bin ich überzeugt, daß Ew[er] Hochw[ürden] Ihrer vielen Geschäffte ohngeachtet mir ein geneigtes Gehör gönnen werden. Eines hiesigen Riemers Frau, Nahmens Neumantiin geb. Rabenhorstin sagte mir: daß Ew[er] Hochwfürden] an den H[errn] Praepos[itus] in Daber den Tod des H[errn] Pastor Rabenhorst in Ebenezer gemeldet, mit dem Verlangen von der daselbst lebenden Schwester des Verstorbenen, der Wittwe Hoppin und ihrer Familien=Umständen Nachricht ein zu ziehen. Sie vermuthete hieraus, daß ihr Bruder, der sie so sehr geliebt, welches sie mir auch durch Vorzeigung der zärtlichsten Briefe beweisen konte, und der ihre armseelige Umstände gekannt hat, sie vielleicht in einem Testamente bedacht haben würde. Sie bat mich deshalb bey Ew[er] Hochw[ürden] anzufragen, ob sie Hofnung dazu hätte, und wie sie sich dabey zu verhalten: ingleichen, an welchem Tage ihr Bruder gestorben sey, in dem sie sich erinnert im Herbste von ihm eine sehr lebhaffte Ahndung gehabt zu haben."

104

Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

Die Frau Witwe Rabenhorst hat übrigens für die Anstalten des hiesigen Waysen=Hauses die liebreiche Gesinnung geäußert, im Fall der Sohn ihrer Schwägerin zum Studieren weder Lust noch Fähigkeit habe, die obgedachte 30 £ sterl[ing] für dieselbe zu widmen, welche gütige Intention ich mit dem schuldigsten Dank erkenne. Ich habe aber davon für das Waysenhaus nicht profitiren wollen, so lange es scheinen könte, daß sie den dürfftigen Anverwandten entzogen würde. Überlaße es also der nähern Entschließung der Frau Pastorin, da mir ohne dem auch eingefallen, daß dieselbe vielleicht, wenn die Umstände in der Eben Ezer Gemeinde erst wieder auf einen beßern Fuß gesetzet seyn würden, die Ausflüße ihrer Wohltätigkeit auf dieselbe lenken möchte. Halle Aug[ust] 29 ten 1778.

Gottl[ob] Anastasius] Freylinghausen

Diesem zufolge11 bezeuge meine völlige Beystimmung zu dem Inhalt vorstehenden Schreibens, wünsche aber zugleich, daß H[err] Pf[a]r[rer] Triebner sein Amt bey der Gemeine zu Ebenezer selber freywillig niederlege, und solchen Entschluß der Societaet allhier kundthue, und zwar ohne im geringsten der schweren Beschuldigung zu erwähnen. Diesen Vorschlag halte für den nützlichsten auf allen Seiten. Solte er aber doch nicht von dem H[errn] Pf[a]r[rer] Triebner angenommen und befolget werden: so würde, im Fall der andere im vorstehenden Schreiben gethane Vorschlag adoptiret werden solte, meiner wenigen Meinung nach, viel lieber sehen und rathsamer halten, daß solches nicht an die hiesige Societaet, sondern an die beyden Hochw[ürdigen] Väter zu Augsburg und Halle zur Entscheidung gesandt und die Decision von Denenselben an die Societaet in generalen Ausdrücken zu ihrer Nachricht und Concurrence [Einverständnis] gemeldet würde. Der gnädige Gott regiere durch seine hertzlenckende Krafft diese schwere Sache zu dem heilsamsten Ausgang! Kensington d[en] 7 Octobr[is] 1778.

Friedlich] Willhfelm] Pasche. 12

Kopie der Reinschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 6 S. 30-36, des Pro Memorias S. 40-42, des Zusatzes von Pasche S. 36 und 40. Entwurf in August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32, Faszikel 7 S. 606-614. 1 2

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6

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Vgl. Bd. IV Nr. 6 0 1 . Vom 2 9 . 8 . 1 7 7 8 ; erhalten in P M 9 5 Z 6 S. 3 7 - 3 9 und August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 3 2 , Faszikel 7 S. 6 1 5 - 6 1 7 . Im wesentlichen wird der Gemeinde die erneute Bevollmächtigung Mühlenbergs mitgeteilt, im Namen der Väter in Europa die Angelegenheiten Ebenezers kommissarisch wahrzunehmen. Dies hielt Mühlenberg zu diesem Zeitpunkt nicht für ratsam; vgl. Nr. 9 0 2 . Z u den neuen Vorwürfen, die nach Mühlenbergs Vermittlung gegen Triebner erhoben wurden, vgl. Nr. 6 8 2 sowie Bd. IV Nr. 6 5 7 und 6 5 8 . Die Witwe Rabenhorst hatte bei Mühlenberg angefragt, wie in bezug auf diese weiter zu verfahren sei; vgl. Nr. 6 8 1 mit Anm. 2 2 . Die Mühlen der lutherischen Gemeinde Ebenezer waren verpachtet; David Steiner war von 1 7 7 5 1 7 8 0 der Pächter; Einnahmen aus der Pacht wurden von Treuhändern verwaltet. Vgl. Nr. 7 2 8 und Nr. 7 6 7 .

Nr. 7 1 3 / 7 1 4 8

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11

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(29.8) 7.10./16.10.1778

105

Zum Kapital des Kaufmanns Johann Caspar Wertsch in Ebenezer vgl. Bd. IV Nr. 652 Anm. 11(13) und Nr. 653 Anm. 8(4) und (5), im Zusammenhang bei Tappert II S. 6 6 4 - 6 6 9 . Vgl. Nr. 691. Christian Gensichen (1707-1782); studierte in Halle Theologie, wurde 1734 Pastor in Roggow/ Pommern und 1753 Präpositus in Daber/Pommern. D. h. einer kurzen Aufforderung Urlspergers entsprechend, seine Zustimmung zu den Verfügungen Freylinghausens und Urlspergers zu bekunden. Vgl. PM 95 Z 6 S. 36 und 39f. Für die Zeit bis zum 16.10.1778 (= Nr. 714) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sonnabend d[en] 29 Auglust] ... schrieb an die Fr[au] Mutter [Anna Eva Weiser] in Reading." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 105; vgl. Tappert III S. 185). (2) „Donnerstag d[en] 3 Septembr[is]: ... empfieng auch einen Brief von H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze, vermeldend daß seine Frau, unsere Tochter [Margretha Henrietta] am 20 Aug[ust] a[nni] c[urrentis] Abends um 8 Uhr ein Töchterl[ein] zur Welt gebracht welche der liebe Vater auch gleich getaufft und nach der Großmutter und Fr[au Maria Catharina] Swainin Anna Maria Catharina genant etc. Der Brief ist datirt d 1 Sept: ac." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 105r; vgl. Tappert III S. 185). (3) „Freitag d[en] 4 Sept[ember]: ... Ich schrieb Antwort auf H[errn] Pfastor] Kuntzes Brief vom 1 Sept: ac." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 105v, 106r; vgl. Tappert III S. 185). (4) „Sambstag d[en] 12 Sept[ember]: ritte Esq[uire] Benjamin Spyker vorbei und gab einen Brief ab von unsrer Tochter Marg[retha Henrietta] Ktz [Kunze] dat. d 10 Sept: ac." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 107r; vgl. Tappert III S. 186). (5) „Sontag d[en] 13 Sept[ember]: ... Ich schrieb ein paar Zeilen an ihn [Johann Ludwig Voigt], berichtete daß heute [in] 3 Wochen nemlich d 4, 5, 6 October Synodal Versamlung in Neuhannover bestirnt wäre, invitirte ihn dazu und rieth, daß er wenigstens d 5 und 6 Octobr[is]: beiwonen möchte. ... Empfieng einen Brief von Dr. Bodo Otto durch H[err]n Pf[a]rr[er] Voigt ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 107v; vgl. Tappert III S. 186). (6) „Montag d[en] 14ten [Septemberj ... schrieb ein paar Zeilen an Mis[t]r[es]s Schubart." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 108r, vgl. Tappert III S. 187). (7) „Mitwoch d[en] 16 Sept[ember]: Brachte der junge Anspach ... einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze dat. d 14 Sept: ac." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 108r; vgl. Tappert III S. 187). (8) „Sambstag, d[en] 19 Sept[ember]: ... Bekam ein Briefl[ein] von unsrer Tochter Margr[etha Henrietta] Kuntzin. Sie hat die Apfelscheiben etc. erhalten." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 108v; vgl. Tappert III S. 187). (9) „Dienstag d[en] 22 Sept/ember]: ... Empfieng einen Brief von Friedlich August Conrad] M[ühlen]b[erg] dat den 21 Sept: ac." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 109r; vgl. Tappert III S. 187). (10) „Mittwoch d[en] 23 Septfember]: schrieb ich einen Brief nach Cork in Irland. Hon'd Father by ... and beloved Brother in Christ our dearest Saviour and highest Benefactor! Your [Tr]. Die Copie von diesem Brief habe ich in mein kleines Memorand[um] Buch von 1 7 7 5 - 1 7 7 8 geschrieben." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 109r; vgl. Tappert III S. 187). - Vgl. Nr. 817 Anm. 6(2). (11) „Mitwoch d[en] 14 Octob[er]: ... empfieng einen Brief von H[errn] P[astor] Schultze dat: d 10. Octob: mit Vermelden daß er mit Frau und H[errn] Pf[a]rr[er Johann Nicolaus] Kurtz am Mitwoch d 7 Octob: Abends ... in Tolpeh: [Tulpehocken] angekomen, daß aber die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin von einem hitzigen Fieber hefftig angegriffen worden." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 114r; vgl. Tappert III S. 190).

714. An John Dunlap1

[Providence,

16.10.1778]

Hon[o] r d Sir, M[aste]r Dunlap, Some of your Well-wishers in the Country observed an anonymous Piece published in the Pennsylvania Packet of Octob[er] 8 t h a[nni] c[urrentis] setting

106

Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

forth „Adam was indicted for eating the Fruit etc. He pleaded non guilty, and on trial the Jury found him guilty," 2 etc. Whatsoever Intention, Aim or Purpose the anonymous Writer might have in View, I am sorry, he did chuse the wrong Obiect for Sport, Ridicule and Mockery. The Sacred Scriptures deliver'd unto Christian Nations in the original Languages and careful translations, contain the Foundation, where Christian Religion is built upon and remain an inestimable Treasure, Light and Comfort for Millions of Mortals endued with common Sense and in Earnest to promote their temporal and eternal Peace, and Happiness, and therefore s[h]ould not be abused and prophaned. The [pr]esent remarkable Revolution in North America dra[we]th civilized Nations to Attention and causeth the Newspapers to b[e t r a n s p o r t e d , translated and read in all the inhabitefd] parts of the Globe. What Ideas must civil and religious People form of the North American Inhabitants, when they see such base and scrurrile Pieces published, which tend to ridicule and prophane the sacred Scriptures and Christian Religion? And what Security, Peace and Prosperity can the wisest and best Governments of States expect of Oaths or Attests for Allegiance, if they tamely suffer the principles and Foundation of Religion thus publickly to be buffoon'd, vilifyed, and the Liberty, so dearly defended and bought by precious Lives and anxious Struggles, to be turned into Licentiousness, and thousands of Sober and religious useful Members of the common Wealth to be affronted and grieved! History affords dreadful Instances of Empires, Kingdoms and States, how they ended in Ruin by Licentiousness and overwhelming national Vices. And concerning the anonymous Writer in particular, we wish, he may be admitted into a Charity School among the Boys, there to learn, that the Almighty and omniscious God, Creator and Preserver of the Universe had no need to call a Jury for enquiring into the transgression of Adam, and that He does not want any Harlequin or fool to enquire: „ what kind of Wood: what Part of Garden: what kind of Fruit etc: wether the Fruit was raw, boiled or roasted: wether he totally swallowed it, or if it stuck in his throat?" etc,3 Of what soever Gender, masculine, feminine or neutral the anonymous Writer may be, it seems he, she or it must be a Run away out of Bedlam or of an underneath Cell of the Hospital, void of common Sense; other wise he could easily draw a direct Conclusion from the doleful Effect to the Cause of the first Transgression. If he wants Evidences, the whole Offspring of Adam and Eve testify and witness loud enough of the unhappy Sinfall and its Effects. And the writer himself proveth it plain enough that Corruption, Guilt and Death, do not only stick in his Throat, but have poison'd all the superiour and inferior natural Faculties of his Soul an[d B]ody and render'd him unfit to be a Membfer of] any sound religious Society, and also m[ake] him a rusted and useless Link in the united States, until he finds Recovery and Change by a second Adam. And in case he should [be so] foolhardy as to appear in Publick again by sporting and railing with Sacred Records and Reli[g]ion and by his Pestiferous Perspiration infect the free and wholesom Air of the State, we desire he may please to subscribe his Name and where to be found, because a Number of downright Republicans are willing to

Nr. 714/715

16.10./24.10.1778

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c o n t r i b u t e their M i t e s a n d M a t e r i a l s for building a M a d - H o u s e n e a r t h e H e a d a n d S o u r c e o f t h e Schuilkiel, in o r d e r t o l o d g e h i m a n d his C o m p a n i o n t h e r e , t o feed h i m w i t h I n d i a n C o r n , n o q u e s t i o n , w e t h e r it be r a w , boiled o r r o a s t e d , a n d besides w e shall give h i m e v e r y d a y a P o r t i o n o f I n d i a n P h y s i c k , o r w i l d I p e c a c u a n a 4 q [ u a n t u m ] S[ufficit] in h o p e s he m a y g e t rid o f t h a t ugly C u d , w h i c h sticks in his T h r o a t a n d c a u s e t h h i m t o l a [ u g ] h a n d sneer like a stallion o r M a r e a t [ . . . ] in C a s e P r o v i s i o n s h o u l d n o t be a n t i c i p a t e d ] in t h e M e t r o p o l i s t o k e e p in L i m i t s a [ n d B j o u n d s i m p i o u s Scoffers. [Heinrich M e l c h i o r ] M[lihlenberg] S[enior] in b e [ h a l f o ] f M a n y 5

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM III S. 190f. Das Manuskript ist beschädigt. - Die Zeitung bestimmt, erschien aber nicht im Druck, wahrscheinlich aber, weil Gotthilf Heinrich Ernst Tappert III S. 191. 1

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3 4 5

95 A Nr. 15 1774-79 S. 1 - 4 . Auch in Tappert Schrift war zur Veröffentlichung in Dunlaps vorgeblich, weil Dunlap dafür £ 4 verlangte, Mühlenberg dies nicht für ratsam hielt; vgl.

John Dunlap (1747-1812); Drucker in Philadelphia; geboren in Strabane, Irland; ging bei seinem Onkel William Dunlap in die Lehre; gab seit 1771 The Pennsylvania Packet heraus, das 1784 in eine Tageszeitung umgewandelt wurde; als Drucker des Kongresses druckte er die Unabhängigkeitserklärung; während des Revolutionskrieges Offizier der Philadelphia Kavallerie und später Leibwächter George Washingtons. Die Bemerkung bezieht sich auf: Anon., For the Pennsylvania Packet, in: The Pennsylvania Packet or the General Advertiser, Thursday, October 8, 1778, Seite 3, linke Spalte unten. Im Tagebuch zitiert Mühlenberg ausführlicher aus Dunlaps Zeitung; vgl. Tappert III S. 191. Ipecacuanha Brasiliensis; dt. Ruhr=Wurtz. Für die Zeit bis zum 24.10.1778 (= Nr. 715) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 17 Octobr[is]: ... Er [Benjamin Spyker] brachte mir ein Brieflein von der Margreth[a Henrietta] Kuntze ... Ich gab M[aste]r Spyker den Brief mit an H[err]n Pf[a]rr[er Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 114; vgl. Tappert III S. 192). (2) „Donnerstag d[en] 22 [Oktober] ... einen Brief vom H[err]n P[astor] Schultze dat[iert] d[en] 2[?] Oktober ?] a[nni] c[urrentis] ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 115; vgl. Tappert III S. 192). (3) „Freitag d[en] 23 October. gab ein Brieflein mit an die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin d[urc]h M[aste]r Lindeman ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 115; vgl. Tappert III S. 192).

715. An [Sebastian Andreas FabriciusV

Providence,

24.10.1778

Neuprovidence d[en] 2 4 O c t o b [ e r ]

1778

S[alvo] T[itulo] H o c h = und W e r t g e s c h ä t z t e r H e r r Inspector, v o n H e r t z e n zu v e r e h r e n d e r b e w ä r t e r B r u d e r in C h r i s t o ! In der N e i g e m e i n e r T a g e u n d S t u n d e n m u ß n o c h e i n m a l , u n d vielleicht d e n l e t z t e n A n l a u f a u f d i e ß e i t d e r E w i g k e i t w a g e n , in H o f n u n g E w [ e r ]

Hoch

Edelgebforen] werden dismal auf dem wichtigen Posten im Gnaden=Reiche n o c h

108

Die Briefe des Jahres 1778

vor zu finden seyn. Ich habe durch Gottes Güte und Erbarmung die vielen Jare an Ew[er] Hoch Ed[e]l[geboren] in Halle, und an S[eine]r Hoch Ehrwfürden] Hferrn Friedrich Wilhelm] Pasche in K[ensington] zwei unermüdete Hertzens Freunde, Gönner, Fürsprecher und Wohltäter gehabt, in Dero Schooß nächst Gott, meine Noth, Anliegen, Nachrichten, Anmerkungen etc. ungekünstelt ausschütten durffte, welche sorgfältige Hertzens=Freunde gleichsam als Vormünder der Unweisen, die rohen und vermischten Ingredientien meiner Schrifften zu filtriren und Hochwürdigen Vätern in K[ensington] und H[alle] Extracts weise vor zu legen, und Dero best väterlichen Rath und That uns gütigst zu erteilen pflegten. Nun aber ist mir leider die Tür über L[ondon] verriegelt; und ob gleich S[alvo] T[itulo] H[err] P[asche], mein Wertgeschätzter Gönner in einem Schreiben vom 6ten Maii 1776 2 /¡welches erst im Mertz 1777 zu Philadelphia] anlangte:/ tröstlich zu erkennen gaben, daß der verewigte und nie zu vergeßende Vater [Friedrich Michael] Z[iegenhagen] Ihnen die Fortsetzung der mühsamen Correspondence aufgetragen etc. wodurch mein sinkender Geist, wegen des mir allerempfindlichsten Abschieds einiger maßen unterstützt wurde; so sehe doch bis daher keine Möglichkeit, mich der Wohltat zu bedienen, und einige Briefe oder Nachrichten den Weg zusenden, so lange der höchst betrübte Streit zu Waßer und Lande fort dauert. Gesetzt es käme auch ein oder ander Brieflein durch, so sind es doch nur Noten ohne Text oder Fragmenta, wenn man das kleinste Gantze nicht einmal in Zusamenhang berichten kan. Der künstlichste [kunstfertigste] Schneidermeister kan kein ernstlich Kleid aus heterogenen Fliken und Lappen machen, wenn er nicht ein hinreichend Stük vom Gantzen bekomt. 3 Ich bin freilich nicht geschikt den Zusamenhang unsers kleinen Gantzen zu erteilen, habe es aber doch meiner Schuldigkeit gemäß erachtet, das jenige auf zu merken, was zu einiger Erläuterung dienen und nötig seyn möchte, und zu dem Ende hier im Vorrath 1) die Continuation der Einname und Ausgabe von den Interessen [Zinsen] des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-]R[ödelheimischen] Legats bis in den August 1774. 4 2) Anmerkung über die gnädige Erlaubniß, daß ich die Interessen von dem Hochgrfl. Fundo zu meiner und meiner Familie notdürfftigen Unterhalt bis auf weitere Verfügung genießen solte, weil am 12 ten Junii 1774 mein Salarium und Accidentien von der Philadelphia] Gemeine auf gehört. 5 3) die Continuation meines Reise Diarii 6 nach Süd Carolina und Georgia vom 23 Dec[ember] 1774 bis 6 Mertz 1775. Das vorhergehende Stük vom 14 Aug[ust] bis 2 2 Decemb[er] 1774 habe schon 1775 an S[alvo] T[itulo] H[err]n Pasche gesandt und wolte demütigst wünschen und bitten, ob S[eine]r Hochw[ürden] der teureste Herr Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen und Ew[er] Hoch Ed[e]lg[e]b[oren] das Gantze einer herablaßenden unparteiisch=väterlichen Durchsicht zu würdigen und Dero Censure mir zu erteilen geruhen möchten! Dis Begeren ist freilich unschiklich bei so vielen höhern und wichtigern Geschäfften. Weil es aber scheinet, daß ich wegen Parteiligkeit, als ob zuviel auf des nunmehro sel[igen] H[err]n P[astor Christian] Rabenhorsts Seite gehangen, im Verdacht sey, so würde es zu meiner Beßerung dienen, wenn davon überzeugt werden könte. Der Gerechte strafe mich freundlich etc. 7 4) Ein Diarium von einer Landreise und Geschäfften in etlichen Gemeinen vom 24 Maii bis 13 Junii 1775. 5) Anmerkungen wegen Besetzung

Nr. 715

24.10.1778

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etlicher Gemeinen. 6) Anmerkungen wegen meiner Vicariats Dienste in Philadelphia] 1775 etc. 7) Nachricht wegen eines gekaufften Hauses und Platzes von 7 Aker [acres] Land in Neuprovidence, 8 worauf ich 281 £ curr[ency = Währung] vom Fundo des Hochgr[ä]fl[ichen] Legats gelegt, wofür der Platz zur Hypothec an Hochwürdige Herren Directores in Halle versetzt werden muß, damit die 281 £ sicher stehen. 8) Ein klein Diarium von meiner Reise nach obbemeldtem Platz in Neuprovid[ence] im Mertz 1776. 9) Im M o n a t Julii 1776 als die lndependfence = Unabhängigkeit] erkläret ward, 9 verließ ich mein gemietet Haus in Philadelphia] und zog mit meiner kranken Frau und jüngsten Tochter [Maria Salome Mühlenberg] nach Neuprovid[ence] um die verfalne Gebäude und Platz in wonhafften und brauchbaren Stand setzen zu laßen, und habe also ein Journal gehalten vom 11 Julii 1776 bis zum Septemb[er] d[en] 6ten 1778. worin zwar viele Kleinigten, aber auch Spuren der besondern göttlichen Providentz in den nähern Krieges=Läufften zu finden, die zur Stärkung des Glaubens gereichen können. 10) Ein von S[eine]r Hoch Ehrw[ürden] H[err]n Pasche billig verlangter Empfangschein von dem gantzen Hochgräfl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legat, wie ich es hier empfangen, ausgethan, und wie es jetzt stehet. 10 11) Eine Continuation der Hallischen Cassen=Rechnung von 1775 bis 1778. 12) samt einem Anhange von dem gegenwärtigen Statu unsrer vereinigten Gemeinen und deren Arbeiter. 11 Diese oberwänte Stüke 12 liegen bereit, wenn etwa jemand es wagen und eine Reise nach Deutschland vornemen und es mit nemen wolte. Solte aber keine Gelegenheit vorfallen, und ich indeßen abgefodert werden, so mögen es meine hinterbleibende befördern, wenn nicht die Krieges=Flamme noch alles verzert, und aufreibet. Bei einer disjärigen Synodal Versamlung, welche unter Gottes gnädigstem Schutze in Neuhannover, bei meinem Sohn Friedrich August [Conrad] vom 3ten bis 6 ten Octob[er] a[nni] c[urrentis] gehalten wurde, 13 zeigte H[err Johann Christoph] Kuntze mir, H[errn Christoph Emanuel] Schultzen und H[errn Justus Heinrich Christian] Helmuth 1 4 unvermutet ein wertgeschätzt Schreiben von unserm venerablen Papa 15 vielleicht nun schon grauen Haupte, dem Herrn Inspector Fabricius, welches ein junger Mensch Monsfieur] Geiger 16 mit gebracht, worin gütigst vermeldet, daß unser Wohltäter, Herr [Sigismund] Streit 17 zur Ruhe gelanget, und nun die Interessen, belangende 500 r[eichs]th[a]l[er] den hiesigen Predigern zu gute kommen könten etc. S[eine]r H[och] E[hrwürden] der teure Herr Pasche hatten mir schon in dem geehrten Schreiben vom 6 Maii 1776 von der Sache Nachricht gegeben. Ich hielte es aber geheim und riet auch jetzt dem H[errn] Kuntze, er möchte es nicht publik machen, sondern nur den von Halle durch unsere Hochwürdigen Väter berufenen und gesandten Predigern die Nachricht zum Trost ins Ohr sagen; weil es sonst, wenn es publik wird, vielerlei Verdruß, verkerte Urteile und Schaden verursacht. Z. B: selbst unsere eigene Religions Verwandte werden laß [= lasch] ihre Scherflein und Gaben für der Prediger Unterhalt her zu geben, weil es heißt, die Prediger kriegen so viel aus Deutschland etc: andere Religions Parteien werden neidisch darüber etc. Die wachsamen Zeitungs= und Küchen Politici erklären es der Populace [Allgemeinheit] gefärlich

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und sagen, „die Prediger werden von draußen bestochen, daß sie euch unter der Hand eurer Freiheit berauben sollen etc. es steket Verräterei dahinter" etc. Als damals das Hochgräflfiche] S[olms-] R[ödelheimische] Legat nach Halle gesandt worden, mochten etlich reisende Neuländer in Frankfurt etwas davon gehört haben. Kaum waren sie hieher zurük gekommen, so wurde ein Gerüchte wie ein Lauffeuer durch Stadt und Länder verbreitet: „es sey eine Tonne Goldes unter weges, wo von erst die Zions Kirche in Philad[elphia], und die auf Barrenhill bezalt, und das Übrige an alle Gemeinen in America verteilt werden solte" etc. Was man wünschet, das glaubt man gern. 18 Bei mir solte der Schatz angekommen seyn, und weil ichs nicht heraus gab und austeilte, so war ich der gröste Bösewicht, den je ein Erdboden getragen etc.! Ja es stekt bis diesen Tag noch einigen sonst nicht unverständigen im Kopfe, als ob das Hochgräflfiche] Legat zum Geschenk für die Zions Kirche bestirnt gewesen, und nur durch mich verdrehet worden etc. Mit solchen Praktiken suchet der Satan und sein Anhang das Amt zu entkräfften und Verläumdun[gen] zu verursachen. Nach dem die Synodal Conferentz am 6 t e n Octob[er] a[nni] c[urrentis be]schloßen, und die hiesig gemachten jungen Prediger Ihren Abschied genommen, hielten die so genanten Hallenser noch eine privat Conferentz [nem]lich gegenwärtige: alte [Johann Nicolaus] und jüngern [Johann Wilhelm] Hh. [Herren] Kurtze, 19 Hh. [Johann Ludwig] Voigt, Schultze und 3 Mühlenberge. Die Hh. Helmuth, [Johann Friedrich] Schmidt 20 und Kuntze wolten sich nicht aufhalten laßen, sondern eileten 3 Stunden vor Abend Ihren Heimaten zu. In bemeldter Conferentz legte ich den Anwesenden vor a) die Rechnungen vom Hochgr[ä]fl[iche] S[olms-] R[ödelheimische] Legat, b) meine extrahirte Diaria und Anmerkungen c) wurde auch gesprochen von der tröstlichen Nachricht, welche unser teurester S[alvo] T[itulo] Herr Inspector Fabricius wegen der Interessen von des sel[igen] Herrn Streits Legat gegeben, mit der Anzeige, als ob es den hiesigen Predigern zu gute kommen solte. Sie waren der unmaßgeblichen Meinung a) daß Hochwürdige Herren Directores und Väter unter den hiesigen Predigern eigentlich nur diejenigen verstehen möchten, die vom Hochgedachten Missions Directorio berufen und hieher gesandt, die ihr Vaterland verlaßen, hier Frembdlinge und am bedürfftigsten sind: weil auch die hier gemachten jungen Prediger, Diaconi oder Catecheten des Tages=Last und Hitze noch wenig getragen; 21 zum Teil keinen Mangel, und teils reich geheiratet hätten etc. b) Sie rechneten zu den vom Hochwürd[igen] Directorio gesandten und noch lebenden 2 Kurtze, Voigt, [Johann Andreas] Krug, Schultze, Helmuth, Schmidt, Kuntze, den alten Mühlenberg, seine 2 Söhne Friedrich [August Conrad] und [Gotthilf] Heinrich [Ernst] und des sei [igen] H[err]n [Johann Helfrich] Schaums 22 hinterlaßene arme Witwe [Maria Dorothea Schaum] 23 mit 6 Kindern: wären also 12 Competenten. c) Sie meineten ferner es dürffte wol ohne Gefar in Philadelphia ein Wechsel auf die 500 R[eichs]th[a]l[er] an Hochwürdige Herren Directores gezogen werden, welcher, wenn er nicht protestirt würde, in dieser ausnemend teuren Zeit eine große Wohltat und Rettung seyn könte. Mein Sohn Friedrich August, der mit Weib und Kindern von Neuyork fliehen muste und ein Zeitlang bei uns auf dem oben bemeldten Plätzgen in Neu-

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24.10.1778

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providence wonete, hat mit Gottes Hülfe unsere erste Gemeine in Neuhannover, die gantz zerrüttet und verwüstet war, wieder gesammelt und bisher fleißig bearbeitet, und die Streitsache mit Herr Pf[a]rr[er] Voigt hat sich auch gelegt, 24 so daß er nun beßer wonet als zu vor. Die 2 Gemeinen in Peikstown [Pikestown, ehester County, Pennsylvania] über der Schulkiel [Schuylkill] und in Peiksland [Pikesland, Chester County, Pennsylvania] über der Frantzkrik [French Creek] haben einen Pfarr=Platz von 50 Aker [acres] Land mit schönen Wiesen und einem räumlichen steinern Hause gekaufft und ihm zur Wonung übergeben. Von daher bedienet er die 2 Gemeinen in seiner Nachbarschafft, und am jeden 4ten Sontage die Gemeine in Providence und in Pot[t]stown [Montgomery County, Pennsylvania]. Es hat mir viele Mühe und Noth gemacht. Ich suchte ihn mit guten Worten zu seinem eigenen und der Sache Besten zu loken, und wenn das nicht helfen wolte, mit der Rute zu dräuen. In meinen armseligen Diariis habe ichs beschrieben, wie sichs getrieben. In denselben möchte unter andern auch wol anstößig und nichtswürdig scheinen, daß ich meine Ausgaben mit bemerket; habe es aber billig erachtet, weil ichs in meinen Dienst Jaren so weit gebracht, daß zuletzt noch von Legats Interessen, Liebes=Gaben oder Almosen leben muß. Daher es billig ist meinen S[alvo] T[itulo] Vorgesetzten und Wohltätern einiger maßen zu zeigen, wie ich damit hause. O wie gern wolte ich auch an unsern einzigen noch übrigen venerablen, liebens und verehrungs würdigen Vater Freylinghausen schreiben! 25 wenn nicht befürchtete, daß meine kauderwelsche Schreib=Art anstößig und Dero wichtigern Amts= und Berufs=Geschäfften hinderlich seyn möchte. Wenn ich 39 bis 40 Jare zurük an Glaucha gedenke und an meine hiesige Situation, so fält mir der Vers ein: Mich verlangt dich mit der Sch[aar,] die dich loben anzuschauen etc. 26 und das Lied: Du meiner Augen=Licht schwing dich hinauf nach jenen Salems Auen etc. 27 hiemit erstirbt Dero auf ewig verbundener Heinrich [Melchior] Mühlenberg der ältere. N[ach]S[chrift] Die kräfftige Fürbitte Hochw[ürdiger] Väter für uns bei Gott, hat uns bisher augenscheinlich erhalten. Wir bitten um Continuation. N[ach]S[chrift] S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Dir[ector] Fr[eylinghausen] väterlich Schreiben an die hiesigen Prediger, 28 welches ein h[essische]r [?] Officier vom Range zu bestellen unternommen, ist nicht abgegeben. Reinschrift in AFrSt IV C 19:1 S. 1 -4; LC Abt. H IV Fach F Nr. 5 S. 1-4. Auch in HD S. 2821 2826. - Das Manuskript weist Randschäden auf, der Text ist zum Teil schwer lesbar (in LC besserer Erhaltungszustand). 1

2 3

Sebastian Andreas Fabricius (1716-1790); Theologe; Studium in Gießen und Halle; 1740 Lehrer am Waisenhaus in Halle; seit 1741 lebte er bei Francke und war zuständig für die Korrespondenz und die äußeren Geschäfte bei der Aussendung der Prediger; durch den Tod Gotthilf August Franckes (1769) und Friedrich Michael Ziegenhagens (1776) fiel ihm eine zentrale Stellung zu. = Bd. IV. Nr. 674. Vgl. Mk 2,21 par.

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Die Briefe des Jahres 1778

Die Berichte über die Solms-Rödelheimische Stiftung sind in PM 95 Z 6 beziehungsweise AFrSt IV F 8 gesammelt. 5 Wegen der bevorstehenden Reise nach Ebenezer. ' Z u r Überlieferung dieser Tagebücher vgl. Bd. IV Nr. 641 Anm. 4. 7 Vgl. Ps 141,5. 8 Vgl. Bd. IV Nr. 666. 9 Zu Mühlenbergs Kommentierung des Ereignisses vgl. Bd. IV Nr. 678 Anm. 15. 10 Erhalten in AFrSt IV C 19:5 S. 1 3 - 2 0 , gerichtet an Gottlieb Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze, datiert auf den 2.11.1778 (vgl. Tappert III S. 193). " = Nr. 716. 12 Die meisten sind im Tagebuch AFrSt IV H 23 S. 1 - 4 2 0 zusammengefaßt; die übrigen, soweit zu ermitteln, in den Anmerkungen 4 - 1 1 nachgewiesen. 13 Ein Protokoll ist nicht erhalten. Vgl. Mühlenbergs Tagebuchnotiz in PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 , S. l l l r - 1 1 2 v (Tappert III S. 188f. und Documentary History S. 154f.). 14 Justus Heinrich Christian Helmuth (1745-1825), lutherischer Pastor; geboren in Helmstedt, Braunschweig; Studium in Halle; ging 1768 als Prediger nach Philadelphia; Pastor in Lancaster (1769-1779); von hier aus bediente er die Gemeinden Beaver Creek und mehrere vakante Gemeinden im Lancaster County; 1 7 7 9 - 1 8 2 0 als Nachfolger von Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg Pastor in Philadelphia; seit 1784 „Senior Pastor"; 1784 Aufnahme in die American Philosophical Society. 15 Die beiden vorhergehenden Wörter sind gestrichen (vermutlich von Fabricius selbst). Darüber steht: „ist verschrieben". 16 Herr Geiger, aus Philadelphia; Mühlenberg bezeichnete ihn in seinem Tagebuch als „alten Freund" (Tappert III S. 345); fuhr offenbar des öfteren zwischen Deutschland und Philadelphia hin und her; brachte mehrfach Sendungen aus Deutschand mit. Tappert identifiziert ihn als Paul Geiger, doch wird er im Tagebuch nirgends so genannt. Tappert III S. 189, 247, 3 4 5 - 3 4 7 , 349, 427. 17 Sigismund Streit (1687-1775); Kaufmann und großzügiger Stifter; geboren in Berlin; 1 7 0 4 - 1 7 0 9 Kaufmannslehre in Altona und Leipzig; 1 7 0 9 - 1 7 5 0 Kaufmann in Venedig; seit 1754 in Padua; trat vielfach als Stifter in Erscheinung; vermachte in den 1750er Jahren den Franckeschen Stiftungen 15.000 Gulden, um unter anderem die Gemeinden in Nordamerika zu unterstützen; nach dem Tod des Stifters konnte über Kapital und Zinsen frei verfügt werden. 18 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 455. 19 Johann Wilhelm Kurtz (1732-1799), genannt der jüngere; lutherischer Pastor; Bruder von Johann Nicolaus Kurtz; geboren in Lützellinden, Nassau-Weilburg; kam 1754 nach Philadelphia; 1 7 5 5 - 1 7 5 6 Schullehrer in York; dann Assistent von Heinrich Melchior Mühlenberg; 1 7 5 9 - 1 7 6 3 Assistent seines Bruders in Tulpehocken; 1761 Ordination; 1 7 6 3 - 1 7 8 0 Pastor der Earltown Gemeinden; 1 7 8 0 - 1 7 9 3 Pastor der Lebanon Gemeinden. 20 Johann Friedrich Schmidt (1746-1812); lutherischer Pastor; geboren in Frose, Anhalt-Bernberg; Studium in Halle; 1768 Ordination in Wernigerode; ging 1769 zusammen mit Heinrich Helmuth nach Philadelphia; 1 7 6 9 - 1 7 8 6 Pastor der Germantown Gemeinden; 1 7 8 6 - 1 8 1 2 Pastor in Philadelphia. 21 Vgl. M t 20,12. 22 Johann Helfrich Schaum (1721-1778); lutherischer Pastor; geboren in Gießen, Hessen-Darmstadt; Studium in Halle; kam 1745 nach Philadelphia; 1747 Pastor mit eingeschränkten Befugnissen in den Gemeinden von Raritan, New Jersey; 1748 in York, Pennsylvania; 1749 Ordination; war Pastor in York (1748-1754), Conewago (ca. 1749-1753), Bermudian (1748-ca. 1753), und gelegentlich in Frederick, Maryland (1749-1752); 1754 Umzug nach Tohickon; bediente von dort aus Tohickon (1754-1758) und Pikestown (1754-1762); 1 7 5 8 - 1 7 6 2 Pastor in New Hanover und Providence, dann 1 7 6 2 - 1 7 7 8 in den Gemeinden des Berks County. 23 Maria Dorothea Schaum, geb. Stumpf; seit 1753 mit Johann Helfrich Schaum verheiratet; als dieser 1778 starb, nahm sich Mühlenberg wiederholt der finanziellen Unterstützung der Witwe an. 24 Vgl. Bd. IV. Nr. 668 Anm. 6; zu den Hintergründen auch Nr. 667, Nr. 669, Nr. 672, Nr. 673, Nr. 676.

Nr. 7 1 5 / 7 1 6

24.10./31.10.1778

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25

Vgl. N r . 7 1 6 sowie N r . 7 4 4 .

26

Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Guter Hirte, wilst du nicht" von J o h a n n Scheffler (Angelus Silesius, 1 6 2 4 - 1 6 7 7 ) .

27

Kirchenlied von Johann Georg Kehl (gest. 1 7 2 6 ) .

28

Vermutlich Bd. IV N r . 6 7 5 .

716. An [Gottlieb Anastasius Freylinghausen]

Providence, 31.10.1778

Hochwürdiger etc. Hoch zu verehrender Herr Director! Ew[er] Hochw[ürden] wollen geruhen daß mich unmittelbar zu Dero väterlichen Hertzens=Rechtschaffenheit wenden dürfe. Ich habe viele Jare her zwei unermüdete Hertzens=Freunde und Fürsprecher in Kens[ington] und Glaucha gehabt, 1 in Dero weiten Schooß ich meine concreten Fragen, Klagen, Anliegen, Nachrichten und Anmerkungen schütten durffte, welche wolgedachte Gönner meine rohen Materialien weislich und sorgfältig zu sichten und Hochwürdigen Vätern extracts weise vor zu legen und von daher uns Rath und T h a t mitzuteilen pflegten. Die besondere Wohltat ist mir aber einer seits entzogen und die Tür über Lfondon] verriegelt, und wird dahero schwer fallen durch Umwege zur Quelle zu gelangen. Es ist leicht zu erachten, daß Hochwfürdige] Väter, Wohltäter und Gönner Denen des Nächsten Wohlfart am Hertzen liegt, einige Nachricht verlangen werden, wie es mit unsern Gemeinen und deren Arbeitern auf dießeit dem großen Waßer um diese Zeit stehe? Ich wills wagen und nach meiner geringen Einsicht eine Beschreibung von deren Oberfläche erteilen: 1) Gottes besondere gnädige Fürsehung fügte es so, daß Herr P[astor J o h a n n Christoph] Kuntze in der Metropoli blieb als sie eingenommen wurde. In aller Absicht hätte sich keiner beßer dazu geschikt, wie er in einem Schreiben beim Ausgange von sich und seiner Familie also bezeuget: „uns hat der Herr unter diesem traurigen Zeitpunkte glüklich durch gebracht, und mir Krafft verliehen, meine Arbeit zu versehen. Es hat auch im Leiblichen das notdürfftigste nicht gefeiet. Meine gantze Sele lobe den Herrn. Über den Berg sind wir zwar noch nicht: aber gewis ists, daß uns der Herr schon über Erwarten Gutes erzeiget." 2 Einer war hinreichend, weil ein großer Teil von der Gemeine sich ins Land begeben, die große Zions Kirche zum Lazareth eingenommen, die Michaelis zur Garnison Kirche gebraucht, und an Sontagen unserer Gemeine nur um die Hälffte erlaubt wurde. In Hofnung daß beide Kirchen frei und der Weg zum Filial nach Barrenhill offen und das Seminarium 3 ungestört bleiben möchten, hatte Herr P[astor] K[unze] den licentiirten Diaconum und Praeceptor [Lehrer] des Seminarii H[err]n [Johann Daniel] Schröter bei der Hand behalten. Als aber das weg fiel, so konte ihm der H[err] Diacon[us] nicht sonderlich viel mehr dienen, als in der teuren Zeit etwa Gesellschafft bei der Tafel zu leisten. 2) Für H[errn Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg jun[io] r war es nicht rathsam wärend dem Zeitpunkt in der Stadt zu seyn. Er begab sich mit seiner Familie erst zu uns nach Prov[idence] und als die Gefar sich auch bis hieher verbreitete, nach Neuhannover, bediente mit vieler Beschwerlichkeit von da aus, des am 26sten

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J a n u a r : a[nni] c[urrentis] verschiedenen H[errn] P[astor J o h a n n Helfrich] Schaums vakante Gemeinen, unterrichtete und confirmirte in denselben eine Anzal junger Leute. Nunmehro sind beide Herren Seelsorger wieder beisamen, sammeln die Gemeine und halten Gottes=Dienst in beiden [Kirchen] mit aller Treue und unermüdetem Fleiß, nach der Gnade und Krafft, die der Herr darreichet. In die Zions Kirche muß ein jeder Zuhörer seinen Stuhl oder Seßel mit bringen, wenn er sitzen will. Denn es würde in dieser teueren Zeit viel tausend Pfunde erfodern, wenn sie wieder ausgebauet werden solte, maßen der inwendige Bau damals in der wolfeilen Zeit allein an Zimmer= und Schreiner=Lon ohne die Materialien bei zwei tausend und drei hundert Pfund kostete. Schul= und Pfarrhaus sind unversert geblieben, die Schulen fort gesetzt, aber das Seminarium auf gehoben worden propter nervorum obstructionem. 4 Wie die leiblich armen Seelsorger, Schulhalter etc. durch kommen werden, das wird die göttliche Vorsehung zeigen und die Zeit lehren. Ein Klaffter Brennholtz komt beinahe zu 2 0 £ ehe man ein Stükgen davon in dem Ofen oder auf dem Herd anlegen kan. Ein hundert Gewichte Mehl 5 - 6 - bis 7 £. Ein Büschel [bushel] Saltz 9 bis 12 £. Ein paar Schue 3 £. Ein Pfund Butter 6 - 8 - bis 10 shillfing]. Ein Buch Schreibpapier 15 sh[illing], Leinen und wollne Kleidungs Stüke unglaublich hoch, und so alles Übrige was zur Nothdurfft und Narung gehört. 3) Die S: Peters Kirche auf Barrenhill ist wechseis weise von beiden streitenden Parteien zur Batterie und Pferde Stall verbraucht und zerrüttet w[orden,] liegt voll Mist etc. etc. und siehet aus wie eine Nachth[ütte] in Kürbis Garten und wie eine verherete Stadt. 5 Die Einwoner daherum sind teils veriagt, teils aus geplündert und in bittere Armut versetzt. 4) Unsere Gemeine in und um Germantown [Philadelphia County, Pennsylvania] hat vor andern sehr gelidten. Es hieß alda Jesa: 8,1: Raube bald, Eile Beute! Unser Mitbruder, H[err] P[astor J o h a n n Friedrich] Schmidt, war genötigt mit seiner Familie ins Land zu fliehen und sich kümmerlich zu behelfen. Was er von Hausrath nicht gleich mit fortkriegen konte, das wurde hernach zerschlagen und verbrochen. Er predigte dann und wann einer vakanten Gemeine in Neugoschehoppe [New Goshenhoppen, Montgomery County, Pennsylvania], wonet nun wieder in Germantown und suchet die armen zerstreueten Schafe zu sammeln. M i t dem leiblichen Unterhalt wird es bei solchen Umständen schwer ergehen. Die Kirche ist ziemlich verschont, außer daß die Orgel zerbrochen. 5) Die S: August Kirche und Gemeine in Providence ist bisher teils von H[errn] P[astor J o h a n n Ludwig] Voigt, teils von meinem Sohn Friedrich August [Conrad] und mir bedienet worden, und verschont geblieben, ausgenommen, daß sie etliche mal bei naßer und kalten Witterung starke aus dünstende Einquartirung gehabt. 6) Die alte Gemeine in Neuhannover war in betrübten Streit, Zwiespalt und Zerrüttung etc. bis auf ernstlich Anrathen des Rev[erendi] Ministerii und wolmeinender Vorsteh-

[...]«

jemand an zu nemen als ohne Schaden und mit Ehren wieder los zu werden; zumal nur einiger maßen brauchbare Werkzeuge in diesem Teil der Welt rar, und der schädlichen desto mehr sind. Wir hätten ihn [Johann Daniel Lehmann] 7 gern zu einem oder andern unserer Hh. [Herren] Collegen ins Land gethan, daß

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er weitern Unterricht in der Theologie empfangen möchte, schikten ihn auch deswegen zum Hjerrn] P[astor] Voigt, er schlug es aber ab und sandte ihn wieder zurük. Mein Sohn Friedrich hätte ihn angenommen, aber er war selber keinen Tag sicher in Neuyork. Endlich ließen wir ihn zu dem H[errn] Pf[a]rr[er] Buschkerk [Jacob van Buskerk] 8 ins Land gehen, alwo er leiblichen Unterhalt für Information seiner Kinder haben konte. Bemeldter H[err] Buschkerk ließ ihn dann und wann Sontags in seinen und benachbarten vakanten Gemeinen predigen und Kinderlehr halten. Und warum solte ein junger muntrer Mensch nicht Applausum finden? der schon ein Zeitlang Unterricht vom Hjerrn] P[astor] Kuntze und H[err Gotthilf Heinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r genoßen: der eine schöne Stimme, deutliche Aussprache und ebenmäßige Bildung hat, und noch dar zu Lateinische und griechische Bröken nach der Grund spräche mit untermengen kan. Es fanden sich balde etliche Vorsteher von Gemeinen ein, die H[err] Pf[a]rr[er Johann Georg] Jung 9 sonst bedienet und schon ein Zeitlang vakant und der Gefar wegen Vagabunden ausgesetzt gewesen, und ersuchten, daß sie ihn gern zum Prediger haben möchten. Nun war ein Dilemma aut, aut. Wer nicht mit uns sammelt, der zerstreuet. 1 0 Zum Predigt Amt noch schwach in Theorie und Praxi. M i t Latein, Griechisch und Geographie etc. allein, kan man den Landleuten keinen Hund aus dem Ofen loken. 1 1 Sölten wir das Verlangen der Gemeinen abschlagen, da wir ihnen noch mit keinen beßern zu Hülfe kommen konten, so hätten sie ihn doch zum Teil, oder wol gar einen schlechtem angenommen. Zum Verstoßen bin ich an meinem geringsten Teil gar nicht geneigt, so lange noch Hofnung zu etwas Gutem oder Nützlichem übrig bleibt. Denn nach den hiesigen Umständen ist das Verstoßen ein Geschäffte, als wenn man im Vergleich ein Polyped zerropfft, zerschneidet und von sich wirfft. Es vermehret sich dadurch und nimt desto mehr Über hand. Solche Leute werden bitterer und feindseliger, sündigen desto mehr und machen andere sündigen. Wir erwälten also aus 2en, das uns scheinende nützlichste, neinlich: wenn wir ihn bei behielten, so könte man ihn mit gutem Rath und Büchern unterstützen, erlaubten ihn den anhaltenden Gemeinen 1 2 auf ein J a r zur Probe, versahen ihn mit nötigen Büchern, namen von ihm eine scharfe Obligation zur Verbindlichkeit seiner Pflichten und Haltung eines Journals und gaben i[hm eine] Licence bis auf weitere Einsicht. Ich for[schte her]nach so offt Gelegenheit fand bei unparteiischen Landleuten aus den Gegenden, nach seinem Verhalten, welche mir versicherten, daß er einen guten Wandel fürete, wo er bei seinen hin und her Reisen in Häuser käme und übernachtete, da lokete er die Kinder an sich lernete ihnen Sprüche aus Gottes Wort, hielte mit den Familien Bet= und Singestunden, redete von guten Sachen und die Leute hätten auch Vergnügen an seinem öffentlichen Vortrage und Kinderlehren etc. Er sandte seine Diaria, weil ich im Lande wonete, bei mir ein, und erschien auch 1 7 7 7 auf der Synodal-Versamlung in Philadelphia 1 3 und war mit guten Zeugnißen von seinen Gemein=Ältesten und Vorstehern versehen, wurde nebst dem Candidat H[err]n Schröter examinirt und bedeutet, daß er noch ferner zur Probe usque ad ulteriorem probationem [bis zur letzten Bewährung] stehen möchte. Nachdem er denn 3 Jare zur Probe gestanden und

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von seinen Gemeinen keine Klagen wieder ihn einkamen, so ward er bei der disjärigen Synodal Versamlung in Neuhannover 1 4 noch einmal examinirt, und nach dem er einen Revers unterschrieben, vom Herrn Praeside [Johann Nicolaus Kurtz] etc. ordinirt, und bedienet annoch die Gemeinen in Whitehall Township, gemeiniglich am Jordan, Egypten etc. genant, und lebet im Ehestand mit einer bemittelten Frau. So hätten sich meine Tochter=Männer und Söhne auch versehen sollen; aber meine Herren Schwieger Söhne waren zu Alttestamentisch, so daß Sie vielleicht noch gar die Morgen=Gabe bei mir abtragen müssen. 1 5 9) H[err] Pf[a]rr[er] Buschkerk, der von S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Dr. und Probst [Carolus Magnus von] Wrangel in Neuhannover als Diaconus geordinirt wurde, stehet noch im guten Vernemen und äuserlichem Frieden mit seinen Gemeinen in Macunshy [Macungie, Lehigh County, Pennsylvania], Saccum [Upper und Lower Saueon, Lehigh County], Uppermilfort [Upper Milford, Lehigh County] etc. und ist der reichste unter uns allen, hat von seinen lieben Eltern vieles bekommen, und von seiner Frauen Eltern etliche tausend £ ererbet, so daß er sich einen großen Vorrath von den besten Büchern anschaffen könte, wenn er Gabe und Geneigtheit zur Critique hätte. 10) H[err] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller, 1 6 der in Erlangen die Gottes=Gelarheit erlernet, bei uns zur Probe gestanden, von einer Committee des Rev[erendi] Ministerii examinirt und geordinirt worden, bedienet annoch die Gemeinen in Altgoschehoppe [Old Goshenhoppen, Montgomery County, Pennsylvania], Indienfield [Indianfield, Montgomery County] und Tohickon [Bucks County, Pennsylvania], zieret die Lehre mit Christlichem Wandel und wird gefürchtet und geliebet, von Menschen, die noch ein Christlich Gefül haben. 11) Weiter hinauf nach den Blauen Bergen wonet der H[err] Pf[a]rr[er] Friderici [Johann Andreas Friderichs], 1 7 der vor 4 0 Jaren mit mir in Göttingen studirt und sich hier müde gearbeitet, gestritten und gelidten hat. Er ist alt, abgemattet und Bettlägerich und in armseligen Umständen, weil er nicht mehr fort kan. Wir haben vor etlichen Jaren in ein und andern Gemeinen etwas für ihn gesammelt, aber das reichet nicht zu. Herr Pf[a]rr[er] Lehman hat versprochen in seinen Gemeinen für Ihn zu collectiren. 12) Die Gemeinen zu Neugermantown [New Germantown Hunterdon County], Bedminster [Sommerset County] und Roxbury [Morris County] in Neu Jersey haben vor etlichen Jaren den H[errn] Pf[a]rr[er Wilhelm Anton] Graaf 1 8 von Hackensack [Bergen County, New Jersey] zu ihrem Prediger als Rector nach ihrem Charter [Kirchengrundordnung] 1 9 berufen, allwo er noch stehet. 13) Die Gemeine in Neuyork 2 0 hat gegenwärtig keinen Prediger von unserm Ministerio. Ehe mein Sohn Friedrich August [Conrad] mit seiner Familie von da weg zog, schikten wir den Candidat, H[errn] August Crelle hinüber, der seine Stelle bis auf weitere Einsicht vertreten solte, weil er noch ohne Familie war und in den verworrenen Krieges=Läufften leichter durchkommen könte. Bemeldter Herr Candidat kam 1 7 7 5 mit einem Zeugniß von S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Dr: [Gustav Anton] Wachsei 2 1 aus London hier an; meldete sich bei uns und bat, daß wir ihm die Fracht vorstreken möchten. W a s solten wir thun? es war wieder eine Versuchung. Ein lediger, ansehnlicher

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muntrer Mann, der die Knaben Schuhe vertreten, von der gelehrten Zunfft, der schon manche Jare bei vornemen Familien praeceptorirt hat, ein Candidatus Theologiae, der im Predigen geübt ist, kan die Fracht schon nach und nach wieder abtragen. Das Seminarium erfoderte nunmehro schon einen reifen Philologum. Kurtz wir beschloßen ihn bei der Hand zu behalten, ich schoß ihm 21 £ zur Fracht aus der Caßa vor, und nam dafür eine Obligation von ihm. Herr P[astor] Kuntze fand ihn geschikt zu der Arbeit im Seminario ließ ihn auch hernach predigen, weil er mit Concepten versehen war und eine donnernde Stimme hatte. Da aber das Salarium vom Seminario nicht hinreichte seine Nothdurfft zu bestreiten, so wurden ihm zur Ergäntzung die 2 Filiale auf Barren hill und Cohenzy zum Dienst anvertrauet. Daher war nötig, daß er bevollmächtiget würde in den 2 Filialen nicht allein zu predigen, sondern auch die heil[igen] Sakramente zu administriren. Z u dem Ende beliebten die Hh. [Herren] Pastores Kuntze und H[err Gotthilf Heinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r ihn in meiner Gegenwart zu examiniren, und wir gaben ihm eine Licence auf die 2 Filiale. Nun hatten das Seminarium einen ansehnlichen Profeßorem linguarum und die Filiale eine rufende Stimme in der Wüsten, 2 2 wenn es auch so eingetroffen und angehalten hätte wie ein alter Theologus Celeb[errimus] sagte: ubi vita fulgur, ibi doctrina tonitru. 2 3 Es befand sich aber in der Folge der Zeit änderst zu unsrer Betrübniß! nemlich a) Ebrietas inter privatos parietes. 24 b) ein und andermal evidenter et graviter [offensichtlicher und schwerer]. W o nun hinaus mit dem Ärgerniß? Die Meisten, besonders gehäßig und neidische Menschen haben eine verkerte Logic und schließen von einzeln Fällen aufs Gantze, wenns was Böses betrifft. Wenn gleich die teuresten Versprechungen geschehen, es nie wieder zu thun, so hält es doch nicht stich; zu mal wenn es eingewurtzelte Fertigkeiten sind, die wol Waffenstillstand, aber keinen dauerhaften Frieden erlauben. Wir wüsten nun keinen andern Rath und Weg als ihn zur Poenitentz in die ofne Lüke nach Neuyork zu schiken, weil das der Ort war, welchen die Zucht= und Strafgerechtigkeit Gottes allem Ansehen nach, eher als Philadelphia in den Schmeltz=Tiegel werfen würde, da als denn seine zähen Schlaken mit abgehen möchten. 25 Es that ein Weilgen gut, und er erlebte auch daß die Stadt eingenommen 26 und die Feuers Grade zur Schmeltzung entzündet wurden; aber er mengete sich lieber unter die Werkzeuge des Schmeltzers und half das Feuer schüren, bei welcher Arbeit der Durst sich vermehrte etc. und ihn noch mehr verkerte. Er unterließ auch nicht zur Dankbarkeit, mich und die Meinigen bei den deutschen Krieges=Gurgeln [Soldaten] als Ertzrebellen zu schildern; doch nicht so eleganter als der deutsche Orator H[err Bernhard Michael] H[ausihl]. 27 Die Gemeine dankte ihn ab, und so kam er herüber nach Philadelphia, da die Stadt auch schon in der Schmeltze war. Ein vornemer Officier hatte ihn aufgenommen und gedacht ihn als Secretair oder Feldprediger an zu helfen. Da er aber sich nicht von Ebrietate [Trunksucht] enthalten können, sey er unter die Musquetiers verwiesen und mit fort, als sie die Stadt verließen. 14) Einen weiten Weg über Neuyork ist ein Ort an der Nord Riviere [Hudson River], Lo[o]nenburg [= Athens, New York] genant, alwo niederdeutsche Lu-

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therische Gemeinen sind, die ehemals von dem ersten aus Hamburg verschriebenen Prediger, weiland H[errn] Pastor [Wilhelm Christoph] Berkenmeier 2 8 viele Jare bedient, und nach deßen Ableben dann und wann von den noch übrigen Gliedern des Niederdeutschen Rev[erendi] Ministerii besucht worden. Im Jare 1 7 7 4 erließ der Ehrsame Kirchen=Rath aus Lonenburg ein Schreiben an mich, 2 9 worin sie um einen Prediger, der der Holländischen Sprache kundig, ersuchten. Ich hätte wol selber Neigung gehabt den Beruf in so alte niederdeutsche orthodoxe Gemeinen an zu nemen weil die Philadelphische Gemeine nun mit 2 muntern Seelsorgern versehen war, und der Domine in Lonenburg eine schöne Plantage mit Obst und Wiesen etc. freie Wonung und Feuerholtz, järlich 9 4 Pfund nebst Accidentien und eine Bibliothec von theologischen Streit schrifften aus dem vorigen Saeculo zu genießen haben solte; wenn nicht mein gebrechlich Alter, meine kranke Frau [Anna Maria], und die Reise nach Süd Carolina und Georgia 3 0 im Wege gewesen. Wir hielten Rath, wie der Sache zu helffen seyn möchte. Ein Studiosus aus dem Dänischen Reich gebürtig, war vor einiger Zeit aus den Westindischen Insuln hieher gekommen, welchen S[alvo] Tfitulo] Herr Pastor Kuntze nach einiger Prüfung angenommen und mit ihm sein Seminarium angefangen und bisher glüklich fortgefüret. Bemeldter Herr Studiosus [Johann Christian] Leps 3 1 hatte sich auf Universitaeten in dem Vorhofe der Philosophie umgesehen und verschiedene Gegenstände wohl bemerket, welche aber noch nicht hinreichend schienen sein natürlich melancholisch Temperament zu erhellen und zu beruhigen. Dahero gab H[err] P[astor] Kuntze ihm nebenher, so viel die Zeit leiden wolte, treuhertzige Anweisung, wie er aus dem dunkeln Vorhofe in das theologische Heiligtum gelangen könte. Indeßen blieb doch noch ein ander drükend Anliegen in seinem Gemüte zurük, welches ihm manniche dunkele Stunden verursachte, nemlich das Salarium eines Lehrers am Seminario war zu schwach um seinen Zustand vollkomner zu machen, und auch kein Anschein in solcher Anstalt zu avanciren, wo der Director selber umsonst arbeitet, in Hofnung die Ehre Gottes und des Nächsten Wohlfart zu befördern. Weil er denn in seiner Arbeit Treue bewieß und auch einen Anfang in der Holländischen Sprache hatte, so wurde ein Auge auf ihn geworfen, daß er vielleicht den Dienst in Lonenburg versehen könte. Ich schrieb demnach eine Antwort an den Ehrsamen Gemein=Rath in Lonenburg 3 2 und legte ihnen zweierlei vor a) daß ich unter gewißen Bedingungen einen verlangten Prediger aus Europa verschreiben wolte, oder b) wenn ihnen solches nicht gemütlich, daß hier ein Subiectum im Seminario zu finden, welchen sie zur Probe berufen könten. Sie sandten darauf einen Vorsteher herüber und baten sehr höflich, daß der Deputirte den H[err]n Candidat mit nemen dürffte, damit sie seine Person, und er ihre Umstände betrachten möchte. Das geschach also, frank und frei. Er kam wieder zurük brachte einen honorablen Beruf, worin das Salarium vest bestimmet, wie oben bemeldet, mit Bitte, unser Rev[erendum] Ministerium möchte ihn examiniren und ordiniren und so bald als möglich erlaßen. Sie erlaubten auch, daß er das erste halbe J a r hochdeutsch predigen möchte bis ihm die Niederdeutsche Sprache geläufiger würde. Dem zu folge ward er am 1 l t e n Julii 1 7 7 4 von einer Committee aus dem deutsch^ und

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Schwedischen Rev[erendo] Ministerio geprüfft, und nach dem er einen Revers gesteh, am 20 Julii e[iusdem] a[nni] geordinirt, und mit vielen Ermanungen erlaßen. Einige Zeit hernach nam er sich eine zwar leiblich arme, aber zur Haus haltung sehr geschikte Gehülfin von unsrer Gemeine aus Philadelphia, und hat die Zeit bis hieher in den Gemeinen gestanden. Er hat einmal an mich geschrieben. 33 Von seinen im Revers versprochnen Diariis habe noch nichts gesehen, hat aber neulich an S[alvo] T[itulo] H[errn] Pfastor] Kuntze geschrieben und zu verstehen gegeben, daß er gern näher bei Philadelphia oder sonst Gemeinen in Pennsylvania bedienen möchte, so daß es scheint als ob sein Zustand noch nicht nach Wunsch vollkommen gemacht sey. In Pennsylvania gibt es noch wenig Pfarr=Plätze und hinreichende Salaria. Dahero muß man noch mit dem Salario der ersten zwiefacher Ehren werten Arbeiter 2 Corinth: 6,1 bis 10. vorlieb zu nemen lernen, bis es beßer wird. 15) Gegen über Lonenburg und Claverack sind deutsche Setlements oder Anbauungen, Reinbek [Rhinebeck, Dutchess County, New York], [East] Camp [Columbia County, New York] etc. genant, wo hin vor vielen Jaren, der noch lebende H[err] Pastor [Johann Christoph] Hartwich 3 4 durch Vermittelung des weiland S[alvo] T[itulo] H[err]n Dr: Kreuters [Philipp David Kräuter] 35 in London berufen war. Nach dem aber sind die Gemeinen bis her vom S. T. Hn: Pf[a]rr[er Johann Friedrich] Rieß 36 bedient worden, welcher mit unserm Ministerio in Freundschafft lebet. 16) Weiter hinauf in und um der Stadt Albanien [Albany, New York] sind verschiedene Lutherische Gemeinen, worzu vor etlichen Jaren der Herr Pf[a]rr[er Johann Wilhelm Samuel] Schwertfeger 37 von unserm Ministerio berufen war. Im vorigen Jare sähe man in der Zeitung, als ob er sich mit politischen Sachen bemenget, den so genanten Tories in geheimer Werbung behülflich gewesen, und von den Amerikanischen] Independ[ents = von den Verfechtern der amerikanischen Unabhängigkeit] gefangen gesetzt wäre. Wir haben aber seit der Zeit nichts von ihm gesehen oder gehört, und auf Gerüchte kan man nicht bauen. 17) Die Evangelisch=Deutsche Gemeine zu Charlestown in Süd Carolina, hat zu Anfange dieses Jares unsern Mitbruder H[errn] Magister [Christian] Streit zu ihrem Prediger berufen und angenommen, alwo er nun stehet, und auf meine Bitte von da aus die Gemeinen in und um Eben Ezer und Savanna[h] im vorigen Winter einmal besucht hat. 38 18) Der S[alvo] T[itulo] alte H[err] Hartwich lebet auch noch, bemühet sich als willkürlicher Reise Prediger aus einer Provintz in die andere und suchet den Weg sein Talent auszulegen. Er war letztens mit bey unsrer Synodal Versamlung in Neuhannover und wolte seinen Weg weiter nach Virginien nemen. Num: 0. was mich, den Supernumerarium, oder das 5te Rad am Wagen betrifft, so bin noch zu Providence im Invaliden Hause mit einer kranken Frau, die in ihren gesunden Tagen meine, meiner Kinder, wie auch meiner Herren Amts Brüder bei kurtzen und langen Besuchen liebreiche Pflegerin und Wäscherin war, und solte mir leid seyn, wenn sie nach meinem Abschiede in ihrem kränklichen Zustande verlaßen oder versäumt würde! wie wol die göttliche Verheißung gewiß bleibt: Hebr: 13,5. Ich vermute täglich und stündlich einen Beruf zur Ewigkeit, weil im vergangnen Winter durch vieler Nächte Aufsitzen und Verkältung einen Fluß im Kopfe bekam und am 26 Julii a[nni] c[urrentis]

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in Philadelphia bei eines Soldaten Begräbniß von unsrer Gemeine, durch das Salve Schießen beim Grabe mein Gehör verlor, 39 so daß ich von selbiger Zeit ein unaufhörlich Brausen und Rauschen im Kopfe mit Schwindel habe, als ob ich in einer Mühle oder bei einem Waßerfall wonete und wol noch dann und wann predigen, aber keine Kinder=Lehre mehr halten kan, weil mirs Gehör fehlet. Bleibt also nichts übrig als nochmals meine innerste Dank Begierde gegen alle und jede Wohltäter, Gönner und Freunde, wes Standes, Würden und Ehren für Dero mir und meinen Amts=Brüdern und der hiesigen Anstalt um Christi willen erwiesene Liebes Früchte, Rath und That, zu bezeugen, mit demütigstem Ersuchen, Hoch= und Wohlgedacht Dieselben wollen fortfaren der hiesigen weit entfernten geringsten Brüder um Christi des großen Versöners und um seines Namens willen, vor seinem Gnaden Trone eingedenk zu seyn, und die einmal an den Pflug gelegte Hand nicht ab ziehen, 40 und insonderheit mir, dem geringsten aus unverdienter Liebe, ein seliges Stündlein zum Abschiede aus dieser argen Welt erbitten! Mit welchem sehnlichen Wunsch erstirbt, Ew[er] Hochwürden etc. meines innigst geliebten und hertzlich zu verehrenden Herrn Directoris unnützer Knecht Neuprovidence d[en] 31 Octobr[is]: 1778.

Heinrich [Melchior] Mühlenberg sen[io] r

N[ach]S[chrift] vom 31 Octobfer] 1778. ich habe auch einen Bogen voll an unsern innigst hochgeschätzten S[alvo] T[itulo] Herrn Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius vom 24 Octobfer] a[nni]c[urrentis] datirt geschrieben, 41 und darin Dero Wertes Schreiben, welches H[err] P[astor] Kuntze neulich empfangen agnoscirt. Weil darin gemeldet war, daß die Intereßen von des seifigen] Wohltäters H[err]n [Sigismund] Streits Legat fällig und den hiesigen Predigern zu gute kommen solten, so conferirten wir desfals unter uns, und waren der Meinung, daß wirs wagen dürfften hier einen Wechsel darauff zu ziehen. Wenn also von Philadelphia aus eine schrifftliche Vollmacht mit H[errn] Pfastor] Johann Christoph Kuntze und [Gotthilf] Heinrich [Ernst] Mühlenberg jun[io] rs eigenhändigen Namens Unterschrifft ankommen solte, so ist es so gut als obs von uns allen unterschrieben, weil wir alle, als von Halle gesandte Prediger, dazu consentiren und hoffen Hochwürdige Hh. [Herren] Directores und Väter würden die Anweisung nicht abweisen. Diese besondere Wohltat scheinet von Gottes Vorsehung in diesem betrübten Zeitpunkt für die hiesigen armen Prediger recht außersehen und eine besondere Probe zu seyn, wenn sie glüklich durch= und ankomt. Mein alter Freund und Bruder H[err Friedrich Wilhelm] Pasche berichteten mir schon vom 6 Maii 1776, 4 2 daß hochgedachter Wohltäter H[err] Str[eit] zur Ruhe gegangen, ich hielte es aber geheim, bis weitere Nachricht und Bestimmung davon erfolgen möchte. Heute bin ich besonders durch ein Wertes Schreiben von S[eine]r HochEhrwfürden] H[errn] W[ilhel] m Pasche erfreuet und getröstet worden! ist datfiert] Kens[ington] d[en] 13 Maii 1778. 4 3 Er verlanget sehnlich, daß ich einen Empfangschein von dem gantzen Hochgräfl[iche] S[olms-]R[ödelheimischen]

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Legat übersenden solte. Ich habe die Schrifft schon über Jar und Tag fertig, aber keine Gelegenheit gehabt sie fort zu bringen, und werde alle mögliche Versuche machen, um sie einen oder den andern Weg zu über senden. So geht mirs auch mit meinen Diariis oder Anmerkungen von 1 7 7 4 bis 7 8 . Sie liegen bereit, aber es fehlt an sicherer Gelegenheit. 44 Ferner melden H[err] Pasche, daß sie ein Hochwertes Schreiben von S[eine]r Hochw[ürden] H[errn] Dirfektor] Freylinghausen an mich d[e] d[ato] 1 Junii 1 7 7 6 4 5 wie auch 2 Briefe vom H[errn] Missionfarius Johann Christmann] Diemer 4 6 aus Bengalen an mich in ein Couvert an Hferrn] Pfastor] Helmuth geschloßen und der nach America reisenden redlichen Frau Generalin [Friederike] von Riedesel 47 mitgegeben. Es ist aber nichts davon an mich gelanget. Die Fürbitten unserer im Herrn teuer geachteten Väter, Brüder und Kinder des Höchsten, die sie unsernt wegen in Europa vor den Gnaden=Tron 4 8 gelegt, hat uns armen Predigern mächtigern Schutz zu wege gebracht, als wenn wir die besten Paßports von Generalißimis gehabt hätten. 4 9

Reinschrift im August-Hermann-Francke-Nacblaß Kapsel 32 Faszikel la (Anhang). Die Seiten 2 und 3 des Manuskripts fehlen (vgl. Anm. 6). Ein Extrakt findet sich in AFrSt IV D 2:41 S. 173-175. Eine eigenhändige „Copie", allerdings in freier Wiedergabe, datiert vom 16.9.1780; erhalten im AugustHermann-Francke-Nachlaß Kapsel 32 Faszikel la S. 16-37. Zum Teil gedruckt in HN 1 S 14081419 und HN 2 Bd. 2 S. 730 -737. 1

Friedrich W i l h e l m Pasche in K e n s i n g t o n / L o n d o n und Sebastian Andreas Fabricius in G l a u c h a / Halle.

2

Zitiert aus N r . 7 0 9 vom 1 9 . 6 . 1 7 7 8 .

3

Kunzes Seminar; zur Gründung vgl. Bd. I V N r . 6 0 3 S. 4 8 7 - 4 9 1 . „ W e g e n Verstopfung der A n t r i e b s k r ä f t e " , d. h. wegen der Besetzung Philadelphias durch britische Truppen am 2 6 . 9 . 1 7 7 7

4

5 6

Vgl. J e s 1 , 8 . An dieser Stelle fehlen 2 Seiten des Manuskripts. D e r Inhalt ergibt sich aus Mühlenbergs späterer Kopie, in der er allerdings frei paraphrasierend verfährt und eine neue O r d n u n g der einzelnen Punkte einführt: „Auf Anrathen des Rev[erendi] Ministerii, n a m sich mein Sohn Friedrich August [Conrad] derselben [Gemeinde in Neu H a n n o v e r ] auf eine Zeitlang a n , und suchte sich mit Göttlicher Hülfe ziemlich wieder zu vereinigen und bediente neben her ein Filial in den Olyer Bergen. Der leibliche Unterhalt w a r aber nicht hinreichend ihn und seine Familie vor Schulden zu bewaren, und die N e u y o r k e r Gemeine hatte ihn auch noch nicht los gegeben, und erwartete noch seine Z u r ü k k u n f t , wenns Gewitter sich legte. 6) H e r r P[astor] Voigt w o n e t nun in Peikstown [Pikestown] über der Schulkiel [Schuylkill] und bedienet daselbst 2 Gemeinen an den 2 neuen Kirchen, die einen Pfarr=Platz von 5 0 Aker [acres] mit einem räumlichen H a u s e etc. gekaufft und ihm übergeben. V o n daraus er an einem jeden 4ten Sontage in Providence und Pot[t]stown Gottes=Dienst hält. Er hat in vergangnen W i n t e r und Frühiare N o t h und Hertzeleid gehabt, indem misgünstige C o m m i s s a r : und Ärtzte von der Amer[icanischen] Armee, die nicht weit davon ihr Winter Lager hatten, beide neuen Kirchen zu Lazareths eingenommen, die Stüle und B ä n k e heraus gebrochen und kranke Soldaten hinein gelegt, ja so gar auch sein W o n h a u s vollgelegt und allerhand Frevel verübt, unter dem nichtigen V o r w a n d t , weil er ein T o r y wäre. N a c h dem aber ein deutscher D o c t o r von unsrer Religion im Sommer die Oberaufsicht in der Gegend b e k a m , und es ihm geklagt wurde, so musten sie gleich sein H a u s räumen. 7) Die vacante Gemeine in Readingtown wurde von F r i e d l i c h August C o n r a d ] M[ühlen]b[erg] nach N o t h d u r f f t von N e u h a n n o v e r aus mit

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großer Beschwerlichkeit besucht, bis die Kirche zum Lazareth für Kranke und Verwundete verwandelt ward. Er konte auch mit dem Besuch nicht anhalten, wegen Mangel an Pferden, Kleidung und R e i s e k o s t e n . Die Leute meinen, daß fromme Prediger vom Glauben leben und nicht über leiblichen Mangel klagen müsten. 8) Die Gemeinen an dem Fluß Tolpehaken [Tulpehocken], in Atholhoe [Atolheo, Berks County, Pennsylvania], Libanon, Heidelberg etc. sind bis her von dem Herrn P[astor Christoph Emanuel] Schultze mit aller Treue und möglichem Fleiß Tag und Nachts bedienet, und in denselben viele junge Leute im Christentum unterrichtet und confirmirt worden. Der allmächtige und Gütige Gott hat ihn unterstützet und erhalten. Seine Familie vermehret sich, aber die Amts=Geschäffte sind so weitläufftig, daß er wenig daheim bei den Seinigen seyn kan. Die Gegenden sind schon etliche mal, dem Gerüchte nach, in Gefar von Überfall wegen der grausamen Indianer gewesen. Gott der Herr hat es aber noch nicht zugelaßen. Eine veste Burg ist unser Gott etc. [Kirchenlied von Martin Luther] 9) Die große Gemeine in und um Läncäster, stehet noch im guten äuserlichen Flor, Harmonie und Einigkeit. Der Herr P[astor] Helmuth weidet die Lämmer und Schafe aus Liebe zum Eigentums Herrn und ist bis her unter seiner Amts=Bürde kräfftig unterstützt und erhalten worden, von Dem, Der ohn Ende hebt und trägt die in seinem Dienst sich üben. Alles Ding wär't seine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit [vgl. die 1 Strophe des Kirchenlied von Paul Gerhard „Soll ich meinem Gott nicht singen" von 1653]. 10) Der H[err] P[astor Johann Nicolaus] Kurtz säet noch mit Tränen auf seinem Aker in, und um Yorktown herum über der Susquehan[n]a[h], weil er mit Freuden zu erndten hoffet [vgl. Ps. 126,5], und hat dabei die Bürde als Praeses Ministerii zu verwalten, wird alt und baufällig, weil er des Tages Last und Hitze mit getragen [Mt 20,12], und sehnet sich nach dem Feierabend: Dann wird Schwachheit und Verdruß, liegen unter seinem Fuß. 11). Der jüngere H[err] Pf[a]rr[er Johann Wilhelm] Kurtz stehet noch in den Gemeinen in Neuholland [New Holland, Lancaster County, Pennsylvania], Earltown [Lancaster County] und d[er]gl[eichen]. Er ist Gott lob! noch munter und so stark, daß er im Disputiren alle Gelehrten und Ungelehrten übertäubet und überwindet. Ich habe von Anfange her eine schuldige Liebe und Achtung gegen ihn gehabt und auch noch, weil er in Humanioribus geübt und die Dogmatic etc. bei unserm unschätzbaren, nun verewigten Herrn Dr: [Johann Georg] Knapp [1705-1771; Theologe; seit 1737 Professor der Theologie in Halle] gehört. Nach dem ich aber von verschiedenen meiner Herren Amts Brüder vernommen als ob er sich in hypothesen verwikele, und solche so gar publice für theses ausgebe, so bedaure es und weiß doch nicht zu helfen. Z[um] E[xempel] er soll sagen, das Buch Hiob sey eine Fabel etc. die Höllenstrafe sey endlich etc. M a n pflegte vor diesem zu sagen: wer eine starke Memorie hätte, dem fehlte gemeiniglich die Beurteilungs Krafft, und so könte es leicht: seyn, wenn ein M a n n ein oder ander Buch zu lesen bekäme, worin scheinbare Irrlehren verstekt, daß er sie aus guter Meinung einsöge und gern communicirte. Ich hatte Hofnung, die Herren Mitbrüder Voigt, Kuntze etc. etc. würden ihn in Liebe und Sanfftmuth mit überwiegenden Gründen bei einer oder anderer Gelegenheit zu recht weisen, insonderheit auf den järlichen Synodal Conferentzen inter privatos parietes [in den eigenen Wänden]; aber es läßet sich nicht mündlich thun, denn er komt gleich in Hitze und ruffet so laut, daß Leute herbei gelauffen kommen und meinen es gäbe Schlägerei, Mord oder Todschlag. So pflegte der alte Dippelius [Johann Konrad Dippel (1673-1734); evangelischer Theologe, radikaler Pietist und Alchemist] zu disputiren. Der einzige Weg ist, schrifftlichen Versuch zu machen. Er frug mich auf der neulichen Prediger Conferentz: ob ich Knoden auf lösen könte? Antwort: ich wüste nicht und lehnte es ab, damit nicht die Versamlung in ihren nötigen Geschäfften verhindert werden möchte. Es wurde auf eben der Conferentz bestimmet, daß er des weiland H[err]n Schaums vacante Gemeinen annemen und ein ander junger Prediger in seine Stelle treten solte, wenn es die Gemeinen so billigten. Denn ohne der Gemeinen ihre Einwilligung kan das Ministerium niemand auf dringen. 12) Zu Friedrichs=Stadt [Frederick] in Maryland, ist der Herr Pastor [Johann Andreas] Krug bis her noch am Leben, und Dienste. Er hat schon etliche Jare her gekränkelt, und scheinet die Aus zerung zu haben, woran er wechseis Weise auf und niederliegt, und dennoch in der Schwächligkeit sein Amt mit seufzen versiehet. Der arme Bruder ist hertzlich zu bedauren, weil er so weit abwont und von seinen Mitbrüdern so wenig besucht und unterstützet werden kan. Sein Brief und Vollmacht an S[eine]r Hochedelgeb[oren] unsern Herrn Inspector Fabricius von 1775. kam zu spät an mich zur Bestellung, weil die Schiffart schon gehemmet war, und erfolgt nun erst. Nun folgen die Gemeinen und ihre Lehrer, welche mit den vorbenamten in

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Vereinigung stehen nemlich: 1) über Yorktown in der Gegend Canewage [Conewago, York County, Pennsylvania], dienet der H[err] Pf[a]rr[er Johann Georg] B. /:Bager:/ der alt, kränklich und entkräfftet ist, und thut was er kan. 2) etwas weiter H[err] Pf[a]rr[er Karl Friedrich] W /:Wildba[h]n:/ der verschiedene Gemeinen in Callistertown, an der Pfeif Crick [Pipe Creek] etc. etc. versiehet und vorzeiten von unserm Ministerio geordirirt ist. 3) H[err] Pf[a]rr[er Johann Georg] J/:Jung:/ der gleichfals vom hiesigen Minist[erio] geordinirt worden, und in Maryland einer Gegend Kanekotschik [Conococheague] genant, 3 Gemeinen vorstehet. Er ist neulich unglüklich gewesen, mit dem Pferde gestürtzt und hat etliche Rippen verbrochen, soll aber wieder geheilt seyn. 4) Der H[err] Catechet (Johannes Michael] E /:Enderl[e]in [vgl. Nr. 869]:/ welcher zu letzt bei neu errichtegen Gemeinen nach Shamoken [Shamokin] zu, über den blauen Bergen gestanden, ist aber in den neulichen Indianer Lärm geflüchtet und außer Diensten. 5) H[err] Pf[a]rr[er] G /¡Gehring [Jacob Goering]:/ ein hiesig geborner, der verschiedene Jare bei H[err]n P[astor] Helmuth die Gottes Gelarheit erlernet und von einer Commitee unsers Ministerii in Yorktown die Ordination empfangen, wonet in Carlisle[Cumberland County, Pennsylvania] über der Susquehan[n]a[h] und bedienet von da aus 4 bis 5 Gemeinen. 6) H[err Johann Daniel] S./¡Schröter:/ der Gelegenheit gehabt bei H[errn] P[astor] Kuntze die Gottes=Gelarheit zu erlernen, als Praeceptor im Seminario zu dienen und das Filial auf Barrenhill zu versehen und auch in Nothfällen dem H[errn] Kuntze in Philadelphia zu subleviren, stehet nun in Manheim über Lancaster als Prediger und versiehet von daraus noch mehrere Gemeinen, und ist des wegen bei der letzten Synodal Versamlung in Neuhannover vom H[errn] Praeside [Johann Nicolaus] Kurtz etc. geordinirt worden. 7) H[err] F. /:Franck [Jacob Frank]:/ gewesener 8 järiger Schulmeister, Cantor und Organist in Philadelphia] wurde von der Gemein zu Culpepper in Virginia 1775 zum Catecheten und Prediger Dienst berufen, auf Bitte der Gemeine von mir und H[err]n Praeses Kurtz zur Probe bevollmächtiget, hat in der Zeit in der verfallnen und verwarloseten Gemeine eine Schule aufgerichtet, die Philadelphische Kirchen=Ordnung eingefürt, die Kinder und erwachsene jungen Leute, im Buchstabiren, Lesen, Catechismo, im Singen der Hallischen Lieder und Melodeien unterrichtet, sich der armen Neger=Sclaven mit angenommen, und übrige Amts=Pflichten versehen und seine Diaria an den H[err]n Praeses Ministerii eingesandt, wie mit mehrern in meinem Journal zu finden seyn wird. Er hat aber nun, da er 3 Jare gestanden zum Leidwesen der Gemeine, seinen Dienst auf gegeben, und ziehet wieder nach Philadelphia, wo er ein eigen Haus hat. 8) H[err Johann Daniel] L. /¡Lehman:/ war erst ein Bedienter für seine Fracht bei einem Englischen] Gentleman, und weil eben ein Praeceptor für das Seminarium fehlte, so machte H[err] P[astor] Kuntze, als Director des Seminarii den jungen Menschen frei von seinem Dienst, nam ihn ins Haus und preparirte ihn im latein und übrigen nötigen Stüken, so daß er ihn zur Noth als Amanuensem [Gehilfen] im Seminario brauchen konte. H[err] K[unze] wandte Sorge und Fleiß auf ihn und wir hatten Hofnung daß ein nutzbar Werkzeug aus ihm werden möchte, welches auch geschehen wäre, wenn nicht von allen Seiten viele Versuchungen entstanden, und er der Ermanung seines Pauli: fleuch die Lüste der Jugend [2 Tim 2,2] Gehör gegeben hätte. Er hatte schon ein und ander mal in Filials gepredigt, wurde des Praeceptorirens bald müde und verhielte sich so, daß der Director ihm den Dienst am Seminario auf kündigte und ihm den fernem Unter halt und Aufenthalt in seinem Hause absagte, und übrigens eine Obligation von ihm annam, daß er den Rest wegen des aus gelegten Geldes für seine Los kaufung mit der Zeit restituiren solte. Nun hatten wir einen Petit Maitre, einen gewesenen Professor Seminarii, einen Theologiae tironem, einen Catecheten etc. der sich mit Graben und Betteln nicht nären konte, auf dem Halse, und es fehlt nie an Neidharten [Neidern], welche sich ins Spiel mengen und die Sache eines, ohne gantz hinreichenden Gründen oder Ursachen, verstoßenen Menschen publice und privatim, gern verteidigen, und es auf die Rechnung des Gantzen schreiben. Der junge Mensch überlief mich und meine Hh. [Herren] Collegen mit Weinen und Wehklagen. Unser erster Rath war, wir wolten ihn zu ein oder andern H[errn] Amts=Bruder im Lande thun ...". (August-Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 32 Faszikel l a S. 18-24). 7

Johann Daniel Lehmann (1754-1810); lutherischer Pastor; geboren in Straßburg, Elsaß; kam 1773 als Indentured Servant nach Philadelphia; 1774 von Pastor Kunze freigekauft und als Lehrer im Seminarium angestellt; 1778 Ordination; 1 7 7 8 - 1 7 8 2 glückloser Pastor in Reading; 1 7 8 0 1810 lebte er auf einer Farm im Richmond Township, Berks County; war Pastor in verschiedenen Gemeinden der Umgebung.

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Jacob van Buskerk ( 1 7 3 9 - 1 8 0 0 ) ; der erste in Amerika geborene, ausgebildete und ordinierte lutherische Pastor; geboren in Hackensack, New Jersey; geistliche Ausbildung unter Albert Weygand, Ludolph Henry Schrenck, Heinrich Melchior Mühlenberg und am College von New Jersey; 1 7 6 3 ordiniert; 1 7 6 2 - 1 7 6 5 in New Hanover, Providence und Pikestown tätig; 1 7 6 5 1 7 6 9 in Germantown; 1 7 6 9 - 1 7 9 3 Pastor in Macungie, West Salisbury, Upper Milford und Saueon; 1 7 9 3 - 1 7 9 6 in den Gemeinden von Gwynedd Township, Montgomery County; danach wieder in seinen alten Gemeinden tätig: Macungie ( 1 7 9 5 - 1 8 0 0 ) , West Salisbury ( 1 7 9 6 - 1 8 0 0 ) und Saueon ( 1 7 9 6 - 1 8 0 0 ) .

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Johann Georg Jung (um 1 7 4 2 - 1 7 9 3 ) ; erster regulär ordinierter lutherischer Pastor in der Gegend um Hagerstown, Maryland; geboren in Europa; wurde Mühlenberg von Gustav Anton Wachsei aus London als Katechet empfohlen; 1768 Ankunft in Philadelphia; 1 7 7 0 Ordination; seit 1 7 7 3 Pastor der Conococheague Gemeinden; war Schwager von Christian Streit, dessen Schwester er 1 7 7 3 geheiratet hatte. M t 12,30. Sprichwort; vgl. Luthers Sprichwörtersammlung, WA 51 S. 6 5 3 Nr. 2 1 7 . Jordan, Egypt, Heidelberg und Weisenberg in Lehigh County. Vom 2 5 . bis 2 7 . Mai; ein Protokoll ist nicht erhalten. Vgl. aber Mühlenbergs Tagebuchaufzeichnungen in Tappert III S. 4 5 - 4 7 sowie Documentary History S. 1 5 1 - 1 5 3 . Vgl. Nr. 7 1 5 . Geschenk des Bräutigams an die Braut oder deren Eltern, vgl. etwa 1 Mose 3 4 , 1 2 . Conrad Sebastian Roller (gest. 1795); lutherischer Pastor; Studium in Erlangen; kam 1 7 7 0 nach Philadelphia, und Heinrich Melchior Mühlenberg bezahlte einen Teil der Überfahrtskosten; fing mit Einverständnis Mühlenbergs in mehreren Gemeinden der Counties Lancaster und Lebanon an zu predigen; Pastor in Old Goshenhoppen ( 1 7 7 2 - 1 7 9 5 ) , New Goshenhoppen ( 1 7 7 2 - 1 7 7 5 ) , Indianfield ( 1 7 7 2 - 1 7 9 5 ) , Schuetz's ( 1 7 7 2 - 1 7 7 5 ) undTohickon ( 1 7 7 4 - 1 7 9 5 ) ; seit 1772 Mitglied im Ministerium; 1778 wohl Ordination. Johannes Andreas Friderichs (etwa 1 7 1 2 - n a c h 1786); lutherischer Prediger; geboren in Weißenborn, Hannover; Studienfreund von Heinrich Melchior Mühlenberg in Göttingen; kam im September 1 7 5 3 nach Philadelphia; es gibt keinen Nachweis, daß er ordiniert wurde, dennoch vollzog er alle pastoralen Dienste, und zwar in folgenden Gemeinden: Forks (ab 1754), Springfield ( 1 7 5 4 - 1 7 6 2 ) , Saueon ( 1 7 5 4 - 1 7 6 2 ) , Upper Saueon ( 1 7 5 4 - 1 7 6 2 ) , Upper Milford ( 1 7 5 4 - 1 7 6 2 ) , Hamilton ( 1 7 5 0 e r - 1 7 7 7 ) , Indianland (1762), Dryland ( 1 7 6 3 - 1 7 7 3 ) , Allen Township ( 1 7 7 1 1777), Moore Township (bis 1777) und Mount Bethel ( 1 7 7 4 - 1 7 7 7 ) ; 1 7 8 0 in einer kleinen Gemeinde entlang des Weges nach Lancaster, ungefähr acht Meilen von Philadelphia entfernt.

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Wilhelm Anton Graaf ( 1 7 2 7 - 1 8 0 9 ) ; geboren in Grünstadt, Pfalz; Theologiestudium ohne Abschluß in Halle; ging nach Philadelphia; Vorbereitung auf das Pastorenamt unter der Anleitung Heinrich Melchior Mühlenbergs; 1 7 6 0 Ordination; 1 7 6 0 - 1 7 7 5 Pastor in Hackensack und Remersbach, New Jersey; 1 7 7 5 - 1 8 0 9 als Nachfolger Mühlenbergs Rektor der Gemeinden im Raritan Valley, also German Valley, New Germantwon, Pluckemin und Spruce Run. Vgl. Nr. 7 4 2 . D. h. die hochdeutsche Gemeinde von Christ Church. Gustav Anton Wachsei (gest. 1799); Pastor der St. George's Lutheran Church in London; vermittelte wiederholt Pastoren nach Pennsylvania, vgl. Bd. III Nr 3 5 3 Anm. 7. Vgl. Jes 4 0 , 3 sowie M t 3,3. W o das Leben ein Blitz ist, dort ist die Lehre der Donner. Das Zitat (Gregor von Nazianz über Basilius; Carm 119, ed. Bened. II 1156f.) war Mühlenberg durch seinen Göttingen Lehrer Joachim Operin vertraut; vgl. Selbstbiographie 8.6. Trunksucht in den eigenen vier Wänden. Zum Bild des göttlichen Gerichts als Schmelzofen vgl. etwa Jer 6 , 2 7 - 3 0 . Im September 1776 als Folge der Schlacht von Long Island. Bernhard Michael Hausihl ( 1 7 2 7 - 1 7 9 9 ) ; lutherischer Pastor; geboren in Heilbronn, Württemberg; 1746 Studium in Straßburg, Elsaß; 1752 vom Konsistorium in Rotterdam ordiniert; war als Pastor einer deutschen Gemeinde in Nova Scotia vorgesehen; ging 1752 aber nach Maryland; 1 7 5 2 - 1 7 5 8 Pastor in Frederick, Maryland; 1 7 5 4 - 1 7 5 8 Pastor in Antietam oder Beard's; 1 7 5 4 -

Nr. 716

31.10.1778

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1766 Mitglied des Ministeriums in Philadelphia; war Pastor in Reading, Moselem und Greenwich (1758-1763); anschließend in Easton und Greenwich, New Jersey (1763-1765); versuchte 1765, in Philadelpia eine zweite lutherische, „anti-pietistische" Gemeinde zu errichten und wurde daraufhin vom Ministerium ausgeschlossen; 1 7 7 0 - 1 7 8 3 Pastor der niederdeutschen Gemeinde bei der Trinity Church in New York; während der Amerikanischen Revolution war Hausihl auf Seiten der Loyalisten; 1 7 8 4 - 1 7 9 9 Pastor der lutherischen Gemeinde in Halifax, Nova Scotia, die seit 1785 anglikanisch war. Vgl. auch Bd. III Nr. 346 und Nr. 372 S. 4 0 8 - 4 1 0 . 28 Wilhelm Christoph Berckenmeyer (1686-1751); vom Hamburger Konsistorium nach Amerika berufener Organisator der niederdeutschen lutherischen Kirche in New York und New Jersey. Vgl. Bd. I und II passim. 2 » Vgl. Bd. IV Nr. 629 und 633. 30 Zur Schlichtung des Streits zwischen Rabenhorst und Triebner vgl. Nr. 681 Anm. 4. 31 Johann Christian Leps (gest. nach 1787); lutherischer Pastor; geboren in Dänemark; Studium in Halle; diente in der Armee und wurde Lehrer; kam 1 7 7 2 / 7 3 nach Philadelphia; 1 7 7 3 - 1 7 7 4 Unterweisung bei Johann Christoph Kunze; gleichzeitig Lehrer im Seminarium; 1774 Ordination; 1 7 7 4 - 1 7 8 2 vor allem wegen seiner Sprachkenntnisse Pastor der niederländischen Gemeinden in Loonenburg [heute Athens], New York; fand danach keine Pfarrstelle mehr und lebte in prekärer finanzieller Situation; kaufte Land in Macungie und zog mit der Frau und seinen vier Kindern nach Pennsylvania; 1783 nahm er noch an der Synode teil; nach 1787 verlieren sich seine Spuren. 32 Nicht erhalten. 33 Nicht erhalten. 34 Johann Christoph Hartwich (1714-1796); reisender lutherischer Pastor; geboren in SachsenGotha; Ausbildung in Halle; vom lutherischen Ministerium in Hamburg zu den Gemeinden von Camp und Rhinebeck, New York gesandt; 1745 Ordination in London; 1746 Ankunft in Philadelphia; 1 7 4 6 - 1 7 5 8 mit schwindendem Engagement Pastor in New York; 1 7 5 8 - 1 7 8 8 reisender Pastor in Pennsylvania ohne feste Gemeindezuteilung und mit lockerer Bindung an das Ministerium; 1 7 8 8 - 1 7 9 1 Pastor in Claverack, New York; sein 1796 hinterlassenes Vermögen war der Grundstein für die Gründung des theologischen Seminars in New York, dessen erster Professor Johann Christoph Kunze im Jahre 1797 wurde. 35 Philipp David Kräuter; Mitarbeiter Ziegenhagens und von 1 7 4 2 - 1 7 6 7 Pastor an der „Hamburg Lutheran Church" in London. 36 Johann Friedrich Rieß (gest. 1791); lutherischer Pastor; Studium in Halle und Jena; kam 1749 als Schiffsgeistlicher nach Philadelphia; 1 7 5 0 - 1 7 5 1 Pastor an der Christ Church, New York; danach bis zu seinem Tod als Pastor in verschiedenen Gemeinden New Yorks tätig; aus gegebenem Anlaß bestätigten Mühlenberg und Wrangel 1761 die Gültigkeit seiner Ordination in Deutschland. Vgl. Bd. II Nr. 215. 37 Johann Wilhelm Samuel Schwerdtfeger (1734-1803); lutherischer Pastor; geboren in Burgbergheim, Bayern; kam 1753 offenbar als Indentured Servant nach Baltimore; zunächst als irregulärer Pastor tätig in der Gegend um York (1753-1758); anschließend in den Gemeinden von Earltown; 1762 akzeptierte das Ministerium ihn als ordinierten Pastor; 1 7 6 3 - 1 7 6 8 Pastor in Frederick, Maryland; 1 7 6 8 - 1 7 6 9 Reise nach Europa; 1 7 7 0 - 1 7 7 4 Pastor ohne Gemeinde und in prekärer Situation; 1 7 7 4 - 1 7 8 4 Pastor in Albany, New York; unterstützte während der Revolution die britische Seite; 1786 Gründungsmitglied der Synode von New York; 1 7 9 0 - 1 8 0 3 Pastor einer Gemeinde von Loyalisten in Williamsburgh, Ontario; seit 1792 auch in Matilda, Canada. Vgl. auch Bd. III Nr. 404 Anm. 27. 38 Vgl. dazu Nr. 731 und Nr. 760. 39 Dazu ausführlicher im Tagebuch; vgl. Tappert III S. 178. 40 Vgl. Lk 9,62. 41 = Nr. 715. 42 = Bd. IV Nr. 674. 43 Nicht erhalten. 44 Am 11.2.1779 konnte Mühlenberg die Schriftstücke auf den Weg bringen; vgl. Tappert III S. 215f. auch unter dem 13.2.1779. 45 = Bd. IV Nr. 675.

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Die Briefe des Jahres 1778

Nicht zu ermitteln. Johann Christmann Diemer (1745-1792); 1771 Informator an der Mädchenschule und der Latina sowie Inspektor der Glauchischen Schulen; 1772 Inspektor der Mädchenschule; war als Prediger für Pennsylvania vorgesehen, ging aber 1773 nach Indien und arbeitete dort bis 1784 als Missionar; seine Eltern und Geschwister wohnten in Lancaster. Friederike von Riedesel, Freifrau zu Eisenbach (1746-1808); geboren in Brandenburg an der Havel; seit 1762 mit Friedrich Adolph von Riedesel verheiratet; begleitete ihren Mann nach Nordamerika und hielt ihre Erlebnisse in dem Buch Eine Berufsreise nach Amerika (Berlin 1800) fest. Vgl. Ps 82,6 in der urspr. Übersetzung Luthers und Hebr. 4,16. Für die Zeit bis zum 23.11.1778 (= Nr. 717) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 7 Novemb[er]: schickte eine Zeile an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzi[n] und erlaubte ihr den Gebrauch meines Stuben Ofen[s i]n Philadelphia]. Bekam ein Brieflein von M[aste]r [Francis] Swaine, mit Nachricht, daß er von Virgin[ia] glücklich zurückgekomen, daß J[ohann] P[eter Gabriels] Frau [Anna Barbara] nahe zur Entbindung und gantz allein ohne Magt gelaßen sey, in a deplorable Situation [in bedauernswertem Zustand]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 32; vgl. Tappert III S. 193). (2) „Montag d[en] 9 Novetnb[er]: schrieb einen Brief an meinen Sohn Friedlich August Conrad] wegen deßen wal. ... Ehe ich aber den Brief gesiegelt, kam mein Sohn und M[aste]r Sw[aine] von Neuhanover . . . " . (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 33; vgl. Tappert III S. 193). (3) „Donnerstag dien] 12 Novemb[er}: ...Schrieb ein paar Zeilen an den Aderlaßer." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 33; vgl. Tappert III S. 193). (4) „Freitag d[en] 13 Novemb[er]: ... Ich schrieb ein paar Zeilen an H[errn] P[astor] Kuntze und wolte ... bei Gelegenheit hinunter senden." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 34; vgl. Tappert III S. 193). (5) „Dienstag d[en] 17 Novembrjisj: Bekam ein paar Zeilen von unsrer Tochter Magreth K[unze], mit Vermelden, daß ich der Trouble hinunterzukommen, überhoben seyn könte, weil H[err] Kuntze gestern die Reise nach dem Filial Cohansey [Cohenzy] angetreten, und mein Sohn Henry [Gotthilf Heinrich Ernst] die Sache wol allein in der Stadt versehen wolte. ... Gegen Abend brachte mir M[aste]r Stup [aus Tulpehocken] einen Brief vom H[errn] P[astor] Schultze; datirt vom vergangenen Sambstage d[en] 14 Nov[ember] a[nni]c[urrentis] worin er mein vom 5 Novemb[er] empfangen zu haben agnoscirt." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 35; vgl. Tappert III S. 193f.). (6) „Mitwoch d[en] 18 Novemb[er]: schrieb ein paar Zeilen an die Tochter Magretha Kuntzin, agnoscirte ihre Zeilen vom 16 Nov[ember] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 35; vgl. Tappert III S. 194). (7) „Donnerstag d[en] 19 Novemb[erj: schrieb zur Antwort an H[errn] P[astor] Schultze. Ferner einen halben Bogen voll an uns[ern] Sohn Heinr[ich] M[ühlen]b[erg] ... Ich schrieb auch ein paar Zeilen an Friedrich Paul wegen seines Garten Gewächses zu disponiren." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 79 S. 36; vgl. Tappert III S. 194). (8) „Freitag dien] 20 Nove[m]b[e]r: empfieng ein paar Zeilen von Friedrich Paul aus Philadelphia ... daß er selber nicht mehr herauf kommen würde etc. ... Besuch von M[aste]r Swaine, er nam mit a) Brief an H[einrich] M[ühlen]b[erg] b) an Margreth Kuntzin, und ein Zettel darin an Friedrich Paul." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 36; vgl. Tappert III S. 194). (9) „Sontag d[en] 22 Novemb[er]: schrieb ein paar Zeilen an S[alvo] T[itulo] H[errn] Pf[a]rr[er Johann Philipp] Leydich, und bat er möchte a) Georg Zilling [aus Toyamin Township in der Nähe von Skippack] und Hanna Henrichin led[igen] Standes auf Shippach [Skippack, Montgomery County, Pennsylvania] proclam[ieren] b) und vermelden, daß ich heut über Tage als am 1 Advent g[eliebts] G[ott] gedächte Gottes=Dienst in unsrer Kirche zu halten." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 37; vgl. Tappert III S. 194).

Nr. 7 1 6 / 7 1 7

31.10./23.11.1778

717. An [Johann Peter Gabriel Mühlenberg]

[Providence,

127 23.11.1778]

Geliebter: Gestern empfieng dein mir sehr Wertes vom 1 [November] a[nni] cfurrentis]1 mit den 2 wichtigen Beilagen von P[atrick] H[enry] 2 und [George] Washington]. 3 Ich habe keine Gelegenheit ge[wußt den] Brief abzusenden, habe aber Deiner ni[cht vergeß]en in meinem armen Gebet, welchfes etw]as vermag, wenns ernstlich geschieht.4 Dan[ke] ... ich demütigst für den gnädigsten Schutz, de[n der allmächtige Herr der Heerscharen übe[r ... das g]antze Heer und dich insonderheit erg[ehen laßen hat]. Wir 2 alte sind bish[er] eher noch gnä[diglich]... und beim Leben erhalten worden —. Was gegen wärtig die haupt Sache betrifft, worin Du auch meine einfältige Meinung begerest, so ist eine Collision 2er wichtiger Pflichten a) ein Mann und Vater ist verpflichtet bei seiner Fra[u] und Kindern seine Schuldigkeit zu achten zu mal in Noth. 5 b) wenn derselbige Mann [a]uch im öffentlichen Amt und Dienste stehet, so [ha]t er auch darin seine Pflichten mit aller Tr[eu]e zu leisten, c) Ein Man kan sich selber nicht teilen, kan auch nicht an 2 entfernten Orten zugleich gegen wärtig seyn, sondern muß die Gegenstände erwegen und subordiniren, das Größere dem Kleinern, das Nötigste dem Nötigern und das gemeine dem privat Besten vorziehen und nächst dem thun, [was] in seinem Vermögen ist. G. E. fin ... fodert der Mann soll bei ihr seyn in ... und Lebens=Gefar, ist recht, es ist... Pflicht. Er stehet aber auf einen Po[sten ... verpflichtet über hunderte oder tau[sende zu] wachen, und wenn er den Posten ver[läßt] ... bei seiner Frau die Schuld[ig]k[e]it ... können derweile hunderte oder tausen]de seiner Nebenmenschen versäumet, v[erwa]rloset, ruinirt und verderbt werden. Es werden viel tausend Kinder auf die Welt geboren, da die Väter wegen wichtiger Amts= und Berufs=Geschäfte nicht... können z. B. Kaufmänner die weite [Re]isen zur Straße haben, See farende, Krieges Leute, Gesandten in frembde Länder, Prediger etc. etc. Es ist tröstlich und pflichtmäßig wenn ein Mann bei der Hand seyn kan, aber die Gebärung muß doch durch göttlichen Beistand und hülfreiche Hand verständiger Hebammen geschehen. In Krieges Zeiten aber kan ein listiger un[d] mächtiger Feind nicht durch Hebammen zurük gehalten werden, sondern es muß unter Gottes Beistand von Männern geschehen, die Beruf, Geschike und Hertz darzu haben. Inzwischen muß ein Mann und Vater, so viel ihm möglich, für die Erhaltung seiner Frau und Kinder sorgen, bis er mit gutem Gewißen ohne Versäumung über wiegender Pflichten daheim seyn kan. Es erhellet aus den Umständen daß weder Resignation [= Rücktritt] noch Urlaub in der jetzigen Zeit ohne große Verantwortung und Schaden geschehen könne. Also muß mans Gott dem allmächtigen Herrn und seiner gnädigsten Fürsehung empfelen, und zunächst sorgen, wie der Familie zu rathen stehe: 1) ist die Frage, ob die Fr [au] etwas habe, womit sie ihre Nothdurfft bestreiten k[an]. 2) Ob nicht Bekante Familien in Ihrer Gegend zu finden, an die man schreiben und sie bitten dürffte, daß sie ihr Gesellschafft und hülfliche Freundschafft leisten möchten z. B: Miss" [Mary] Campbell, 6 Geids oder dergleichen]. Wenn man etliche Jare in einer Gegend wonet, so pflegt man doch einige Freunde oder

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

Freundinnen zu gewinnen, die in Noth bei stehen: [ich] und die Mama waren nur kurtze Zeit in Charlestown und Savannafh] 7 und erlangten verschiedene Freunde und Freundi[nn]en die uns in Krankheit so treulich beistunden, als man von den reichesten Anverwandten kaum hätte erwarten können. 3) ob es wol nicht rathsam wäre, wenn M[aste]r [Francis] Sw[aine] oder sonst ein Mann mit Deiner Vollmacht hinein reisete und wenn die Fr[au] H[annah=Anna Barbara Mühlenberg] drein willigte, daß alles Entberliche versteigert und nur so viel gelaßen würde, daß sie hinlänglich davon leben, bis sie wieder zu Kräfften und mit ihren Wagen und Kindern, wenn sie lebte zu uns heraus kommen oder geholt werden könte. Wir haben die Hälfte von unserm großen [Won]hause an eine Englische] Witwe [Rebecca Champney] 8 verrentet [vermietet], deren Zeit am 10 Februar: nächst aus ist. Wenn es so genem gehalten würde, so könte die Frau H[annah] das halbe Haus, einen Garten und zur Noth auch eine Kuh halten und ihre Haus haltung gantz allein haben. Denn da, wo sie nun ist, wird wol schwerlich euer künfftiges Settlement [Wohnsitz] bleiben. Wenn der Herr dein Leben fristet, und noch auf dem Posten bleiben must, so wirst du wol so viel ersparen als die Familie zum Unterhalt nötig hat, bis man weiter siehet, wie es Gottes Vorsehung fügen werde. Der [Friedrich August] Conrad [Mühlenberg] muß darum nicht so aufrichtig seyn, wenns so ist wie M[aste]r Sw[aine] sagt, daß sein Vieh wohl bei Leibe und Eures mager sey. H[err Jacob] Fr[ank] hat sein Amt in Culp[epper, Virginia] aufgegeben und wonet wieder in Philadelphia.] Die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin hatte das hitzige Fieber im Octob[er] ist aber Gott lob! wieder genesen. Es ist hier alles teuer etc. Es solte uns sehr lieb seyn, wenn es Gottes Fürsehung so fügte, daß wir einander in dieser Welt [noch] einmal zu sehen bekämen; Du hast, glaub ich, [in diesen] letztern Jaren die große und kleine Welt und die Menschen in der We[lt] beßer k[ennen] gelernet als wie zuvor. In der [Welt] ist kein Vergnügen, das die Seele ruhig macht. Wer sich durch sie läst betriegen, der wird um sein Heil gebracht. Halte dich zu und an dem der sein Leben für dich gelaßen, 9 und dem alle Gewalt in den Himmeln und auf Erden ewiglich gehört. 10 Ist Gott für uns, wer mag wieder uns bestehen! 1 1 Mit unsrer Macht ist nichts gethan etc. 12 Ein wahrer Held muß ein Christ seyn, sonst ist er ein Coward [Feigling] — H[einrich Melchior] M[ühlenberg]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1 774-79 S. 41-46 unter dem 23.11.1778. Englische Übersetzung in Tappert III S. 195. Das Blatt mit den Seiten 41 und 42 ist stark beschädigt. 1 2

3

Datiert West Point, 1 . 1 1 . 1 7 7 8 ; vgl. Tappert III S. 1 9 4 . Patrick Henry ( 1 7 3 6 - 1 7 9 9 ) ; bedeutender amerikanischer Politiker; geboren in Virginia; versuchte sich zunächst erfolglos als Landwirt und Kaufmann; ließ sich 1 7 6 0 als Rechtsanwalt nieder; seit 1 7 6 5 Mitglied des House of Burgesses, wo er sich als Gegner der Stempelsteuer profilierte; 1 7 7 4 - 1 7 7 5 Delegierter Virginias zum Continental Congress; 1 7 7 6 Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung von Virginia; 1 7 7 6 - 1 7 7 8 und 1 7 8 4 - 1 7 8 6 Gouverneur von Virginia; 1 7 8 0 - 1 7 8 4 ; 1 7 8 7 - 1 7 9 0 Mitglied des dortigen Parlaments; war einer der führenden Gegner der amerikanischen Bundesverfassung von 1 7 8 7 . Die Beilagen sind abgedruckt in Tappert III S. 194f.

Nr. 7 1 7 / 7 1 8

23.11./24.11.1778

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4

Vgl. J a c 5 , 1 6 .

5

Die Frau Peter Mühlenbergs stand kurz vor der Entbindung; vgl. N r . 7 1 6 Anm. 4 9 ( 1 ) . Wahrscheinlich M a r y Campbell (gest. vor 1 7 8 4 ) ; Mitglied einer angesehenen Familie in Philadelphia; zählte zum Bekanntenkreis von J o h a n n Peter Gabriel Mühlenberg; Briefpartnerin von M a r y Swaine; Taufzeugin bei der Taufe Israel Israels am 1 3 . 6 . 1 7 4 6 ; selbst Mitglied der anglikanischen Kirche; in Mühlenbergs Tagebuch im Jahre 1 7 7 9 noch nachweisbar; ist im Jahre 1 7 8 4 aber bereits „seit vielen J a h r e n " tot.

6

7 8

9 10 11 12

Auf der Reise nach Ebenezer 1 7 7 4 / 7 5 . Rebecca Champney; offenbar recht wohlhabende Witwe aus Westindien, die im Februar 1 7 7 8 mit zwei Kindern und Bediensteten bei Mühlenberg als Untermieterin einzog; im September segelte sie wieder zu ihren Eltern nach J a m a i c a . Vgl. 1. J o h 3 , 1 6 . Vgl. M t 2 8 , 1 8 . Vgl. R o m 8 , 3 1 . Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser G o t t " von Martin Luther.

718.

An Johann Christoph Kunze

Providence,

24.11.[1778]

Provid[ence] d[en] 24 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] Wertester Herr Collega, ich hoffe der Herr habe Ihren Aus= und Eingang bewaret und gesegnet.1 Seit meinem Letztern 2 bin ich wegen der Hall[ischen] Legats Interessen [Zinsen] 3 auf einen andern Einfall geraten, der dem kleinen Gantzen und deßen Teilen für die Zeit und Umstände angemeßener seyn dürffte. Waare, Arzenei oder dergl [eichen] zu wagen, ist in der jetzigen Zeit annoch zu mißlich: Die meisten der 12 Expectanten sind im jetzigen Zeitpunkt beklemt und bedürfftig und möchten wol nach dem Gefül sagen: ein Vogel in der Hand ist gewißer als 5 draußen. Ich bin annoch Mandatarius [Anspruchsberechtigter] wegen des S[olms-] Rfödelheimischen] Fundi, stehe so zu sagen mit Furcht und Zittern verbunden unter denen S[alvo] T[itulo] Herren Directoren und Dero Successoren für das Capital, welches sie wieder fodern und auf beßere oder stärkere Versicherung verlegen können, vermöge des Documents und Instruction. Solte in der jetztigen Crisi von den ausgeliehenen zurük gezalt werden in cont[inental] Mfoney] ich wüste es nirgends sicher anzu bringen. Auf Land und Häuser ists unsicher etc. In Specie kan man es nicht zurük an die ST. Herren Directores senden, weil der gleichen Müntze draußen nicht gilt. Per Wechsel durch Galliam [Frankreich] was zu über machen, leidet Schaden. Ich habe 1776 281 £ vom Fundo auf diesen Plätzgen 4 in Provid[ence] geliehen, konte kein anders als Cont[inental] Mfoney] von der Corp[oration] bekommen. Für bemeldte 281 £ muste von mir und meinen Erben ein Mortgage oder Hypothec an Hochw[ürdige] Hh. [Herren] Directores und Co=administratores executirt werden, so wie die Corpor[ations] Bande [von engl. Bond = Schuldschein] an Hochged[acht] Dieselben executirt sind. Weil ich aber nun meiner Frauen Bißel Erbteil ein nach dem andern in Currency [Währung] ein kriege, so will ich lieber den sichersten Weg für den Teil des Legats und der Meinigen wälen, und die Schuld abbezalen, das Geld in

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Die Briefe des Jahres 1778

Sicherheit bringen und das Plätzgen von Schulden frei machen, damit es, wenn es Gott bewaret, meinen Kindern zu gute kommen mögte, nemlich folgender maßen: a) ich rechne nach S. T. Hferrn Friedrich Wilhelm] Pasches Nachricht vom 6 Maii 1776, 5 daß unser Wohltäter H[err Sigismund] Str[eit] schon entschlafen und beziehe mich auf des S. T. H. Insp[ector Sebastian Andreas] Fabricii Nachricht an Sie, 6 und schließe, es können 2 Jare Interesse [Zinsen] fällig seyn, wo nicht, so müßen sie doch fällig werden weil tempus ordo rerum successivarum heißt. 7 b) Ich habe in meinen viel järigen Rechnungen mit Halle immer 1 r[eichs]th[a]l[er] für 5 shill[ing] penns[ylvania] Currency angenommen, nemlich 4 rthl. auf l £ curr[ency] und 6 rthl. auf l £ sterl[ing]. Wenn denn 2 Jar Interesse ein tausend Thl. und nach hiesiger Curr: 2 5 0 £ ausmachen; so will ich hier je eher je lieber an die 12 Competenten 2 5 0 oder 2 8 1 £ ohne Geräusche auszalen, und die Quitungen davon an Hochw: Hh. Directores in Halle erlaßen mit Ordre oder Bitte, daß Sie den Teil vom Legat zu dem andern Fundo auf Interesse und Versicherung legen. Es stehet bei Ihnen draußen sichrer als bei mir hier und hat seine gewiesene Wege, wie es einmal für alle mal von S. T. Donatoribus in den Documenten bestimmet ist. Ich habe weiter keinen privat Vorteil dabei, sondern denke, daß es so billig und gut fürs kleine Gantze und deßen kleine Teile sey. Vielleicht haben Geliebter Herr Collega es auch so gemacht mit [Johann Christmann] Diemers Sache. Wenn Sie dieses so genem halten und für gut befinden, so wolte wol bitten, ob Sie auch mit wenigem die Herren Amts=Brüder, nemlich die S. T. Pastores [Justus Heinrich Christian] Helmuth, [Johann Nicolaus] Kurtz sen[io] r und [Johann Wilhelm Kurtz] jun[io] r und [Johann Friedrich] Schmid um ihre Genemhaltung fragen möchten? H[err] P[astor Christoph Emanuel] Schultze ists zu frieden, H[err Johann Ludwig] Voigt hält nichts von Waare oder Arzenei. H[err Johann Andreas] Krug und die 3 Mühlberge werden auch nichts dar wieder haben, und der Witwe [Maria Dorothea] Schaumin ihren Teil sollte man billig an ihren H[err]n Bruder Michael Hubley 8 in Lancaster auf zu heben geben und ein Receivt [Quittung] dafür nemen, wenn es so gebilliget wird. Sölten etwa diese Zeilen mit einem Paquetgen an Joh[ann] Peter [Gabriel Mühlenberg] eher hinunter kommen als mein Sohn Henry [Gotthilf Heinrich Ernst], so bitte das Paquet an Major Minis, wenn er noch da ist, zur Bestellung empfelen zu laßen. Ich habe in das Paquet eingeschlossen 2 Briefe die mir Peter communicirt hat, 9 und ein Brieflein an Peter, 10 davon ich die Copie hier beigelegt, wenn etwa die Fr[au] Mutter [Esther] Meyerin sich hart beschweren und beklagen solte, weil der Peter nicht heim gehet und ihre Tochter [Anna Barbara Mühlenberg] so allein läßet etc. daß sie doch einiger maßen zerstreueten Gedanken von der Sache vernemen könte. In den gegenwärtigen Unständen kan er nicht ohne Schaden etc. seinen Posten resigniren, auch nicht Urlaub begeren, und womit soll er seine Familie unterhalten, wenn er abdanket? Graben und Betteln ist er nicht gewont etc. Hat er ein mal die Hand an den Pflug gelegt, 11 so muß er nun den Ausgang erwarten. Ich habe die Copie von beiden vornemen briefen genommen, die er mir sub rosa communicirt und meine Meinung darüber begert hat. Wenn mein obiger Vorschlag angenommen werden solte, so

Nr. 718/719

24.11./30.11.1778

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w ä r e n Sie w o l s o gütig u n d m a c h t e n n o c h eine A n m e r k u n g d a v o n in m e i n e m PS. d e r 7 h a l b e n B o g e n , 1 2 e h e sie a b g e s c h i k t w e r d e n a n S T H : D i r [ e k t o r G o t t l i e b Anastasius] Fr[eylinghausen]. Übrigens verharre D e r o beschwerlicher und unn ü t z e r Z e i t V e r d e r b e r , a b e r d o c h liebender H[einrich Melchior] Mühlenberg.13 N [ a c h ] S [ c h r i f t ] O h n e V o r w i t z m ö c h t e w o l w i ß e n w i e es I h n e n a m S o n t a g e bei d e r A r b e i t e r g a n g e n , h a r t o d e r leicht? ich g e d a c h t e I h r e r v o r d e m H e r r n in d e r Stille u n d aller seiner K n e c h t e in s e i n e m R e i c h e a u f E r d e n . W e n n ich gleich n i c h t faren kan, so hänge mich d o c h gern hinten an den W a g e n .

Reinschrift in AFrSt IV C 19:4 S. 9-12; LC Abt. H IV Fach F Nr. 5 S. 9-12. Auch in HD S. 28292833. - Von fremder Hand ist auf der ersten Seite „An Hn Pastor Kunz zu Philadelphia" sowie die Jahreszahl „1778" hinzugesetzt. Unvollständige Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1774-79 S. 46-49; davon englische Übersetzung in Tappert III S. 196f. Vgl. Ps 121,8. Vgl. Nr. 716 Anm. 49(4) und (6). 3 Vgl. Nr. 715. 4 Vgl. Bd. IV Nr. 666. 5 = Bd. IV Nr. 674. 6 Vgl. Nr. 715 und die Nachschrift zu Nr. 716. 7 „Zeit" heißt Reihung von aufeinander folgenden Dingen. 8 Michael Hubley; Händler und Gastwirt aus Lancaster; deutscher Einwanderer; Mitglied der lutherischen Gemeinde und der politischen Führungsschicht; Bruder der Witwe Schaum, die mit einem lutherischen Pastor verheiratet war; Deputierter Lancasters auf der Synode in Tulpehocken, Anfang Oktober 1779. 5 Vgl. Nr. 717 mit Anm. 3. 10 = Nr. 717. " Vgl. Lk 9,62. 12 = Nr. 716. 13 Für die Zeit bis zum 30.11.1778 (= Nr. 719) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: der junge H[err] Spyker ... einen Brief von H[errn] P[astor ( 1 ) „Mitwoch d[en] 25 Novemb[er]:... Christoph Emanuel] Schultze d[e] d[ato] 23 Nov[ember] brachte ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 1 4 79 S. 49 ; vgl. Tappert III S. 197). (2) „Donnerstag d[en] 26 Novemb[er]: frühe empfieng ein paar Zeilen von unsrer Tochter [Margretha Henrietta] Kuntzin d[e] d[ato] 24 Nov[ember] ... Schrieb ein paar Zeilen zur Antwort an die Tochter Kuntzin ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 49; vgl. Tappert III S. 197). 1

2

719.

Johann

Christoph

Kunze

an Heinrich

Melchior

MühlenbergPhiladelphia, 30.11.1778

Tit[ulus]

Philadelphia d[en] 3 0 N o v e m b e r ]

1778

Beiliegendes Brieflein blieb letzthin liegen, 1 d a die G e l e g e n h e i t u n v e r m u t e t f o r t gieng. Ich w a r b e d e n c k l i c h , o b ich es n o c h f o r t s e n d e n solte, d a m i r jeder

132

Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

neue Brief von Denenselben ein neues Denckmal von Ihrer väterlichen Liebe ist, die ich denken kan. Da ich aber die Regung meines Hertzens weiß, mit welcher es geschrieben habe, und ich doch nicht ohne Grund vermute, daß solche Offenhertzigkeit nur zur Aufklärung verwickelter Sachen dienen und die Liebe unmöglich stören kan, die schon durch allerhand Umstände beiderseitig bewäret ward; so habe die Zweifel aufgegeben und lege es hierbei. M[aste]r Bitter 2 ist nun selbst nicht nach Europa zu reisen willens, sondern ein junger Mensch, mit dem er in Gesellschaft handelt, ist allein nun schon wirklich abgegangen, wird aber nicht weiter als Frankreich gehen. M i t demselben habe alles, was hier war, gesandt und nach Franckfurt an den Factor des Hallischen Waisenhauses [Johann J a k o b Carl] addressirt. 3 Auch bin ich so frei gewesen und habe die paar Zeilen an mich 4 mit bei gelegt, darinnen Dieselben sich wegen Auszalung der Interessen [Zinsen] vom S[alvo] T[itulo Sigismund] Streitischen Legat erkläret hatten, weil ich nicht Zeit genug hatte /:nur einen Abend zuvor sagte mir M[aste]r Bitter von der Abreise:/ es deutlich zu schreiben, was Ihr eigentlicher Sinn war. Ich glaube nicht das jemand [wider] diesen Vorschlag etwas einzuwenden haben wird, oder einwenden kan, da man eben nicht hört, daß jemand für Wechsel nach Deutschland viel mehr geben wolte. Zudem ist dieser Plan dem andern [Solms-Rödelheimische] Legate nützlich, deßen Genuß doch einmal ebenso wol aufs gantze fält. In Cohansy [Cohenzy] fiel mir das Reden die ersten Tage beim Unterricht leicht; den Freitag aber so schwer, daß mir zuletzt ja und nein zu viel ward. Sambstags solte in der Kirche Examen, Confirmation, Predigt und Beichte seyn, und beim ersten zitterten mir schon alle Glieder, und keine Krafft in der Lunge war zum Atmen, zu geschweige zu Reden da. Allein nachdem ichs verkündiget hatte, daß ich nichts würde tun können, und die Leute schon bedauerte, die so weit hergekommen waren, ging doch eins nach dem andern, der Odem ward leichter, und ich entließ meine Zuhörer, die um 12 Uhr den Gottes=Dienst mit mir angefangen hatten um 4 Ur. Das rauhe Cohansy war einmal sehr bewegt und die Kinder wurden in die wehmütigen Empfindungen, die sie verrieten, vielleicht auch durch wäre Regungen der zuvorkommenden Gnade nicht nur durch die Hitze des aufwallenden Blutes getrieben. Sontags war zum Preis Gottes stärker und beßer und konte die [...] Communicanten alle auf einmal nemen, die ich teilen zu müßen glaubte, daher ich auch den Montag wieder Gottes=Dienst bestelt hatte. Montags war wol und leicht und predigte von Hertzen. Nach der Predigt war Vorsteherwal, und die Leute vertrugen sich, die sich lange gebißen und gerißen hatten. Whig und Tory machet dort viel Unfug. V o r der Kirche wirds immer aus gemacht. Der erste verlieret dort. Fries 5 ist nun auch wieder zufrieden. Solte es möglich seyn, teu[e]rst[er] H[err] V[ater], daß H[err] Bruder Friedrich [August Conrad Mühlenberg] sein Amt aufgeben und ein Kaufman werden wolte? Ich hoffe, dieselben geben ihren Willen nicht dazu. Die Hand an den Pflug zu legen und ab zu ziehen, 6 ist von ewigen Folgen. Ein Kaufman zu werden nur vielleicht von zeitlichen. Er kan nicht leben heißt es. Ich denke doch immer, daß dis nur die Bedeutung hat, er kan nicht reich werden. M i r würde diese Veränderung sehr wehe tun, und ich wünsche, daß dero Ansehen sie hintertreiben möge.

Nr. 719

30.11.1778

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Mit hertzlicher Empfelung an die Frau M a m a [Anna Maria Mühlenberg] und mit ununterbrochnen Respekt verharre deroselben ge[ho]rsamster Schwiegersohn d[en] 3 0 Nov[ember] 1 7 7 8 .

J[ohann] Christoph] Kuntze

N[ach] S[chrift] Joseph Read [Reed] 7 ist heute zum Praesidenten gemacht, proclamirt, geschmaußt, und geschoßen worden. Beim Schießen sind die Fenster in mehr als 1 0 0 Häusern zerbrochen. Nächsten Sambstag wird ein Wright gehängt. 8 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1 774-79 S. 54-58. Übersetzung in Tappert III S. 198f. Das Manuskript weist kleine Beschädigungen auf. 1 2

3

4 5

6 7

8

Englische

Wohl der vom 5.11.1778 (nicht erhalten); vgl. u. Anm. 8(2) und (4). Vorname unbekannt; offenbar Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; sollte im Oktober 1778 den Mühlenbergschen Bericht über den Zustand der vereinigten evangelischen Gemeinden in Nordamerika mit nach Europa nehmen, doch kam er offenbar nicht weiter als bis Virginia; der Bericht ging dabei verloren, denn im September 1780 erwähnt Mühlenberg, daß er an der Zweitschrift dieses Berichtes sitze. Die in Nr. 715 aufgeführten Schriftstücke. Der Factor war Johann Jacob Carl, Buchhändler des Halleschen Waisenhauses und Postverwalter in Frankfurt am Main; war für Mühlenbergs Sendungen immer die erste Anlaufstelle; leitete dann die Post nach Halle weiter. = Nr. 718. Jacob Fries; bereits im Jahre 1762 als Ältester der lutherischen Gemeinde in Cohenzy faßbar; war offenbar sehr wohlhabend, denn das Land, auf dem sich Kirche, Friedhof und Schule befanden, war Eigentum von Jacob Fries; zur Sache vgl. Bd. III Nr. 340 S. 3 1 3 - 3 1 7 . Vgl. Lk 9,62. Joseph Reed (1741-1785); Rechtsanwalt, Soldat im Unabhängigkeitskrieg, Mitglied des Kontinentalkongresses; geboren in Trenton, New Jersey; seit 1770 Rechtsanwalt in Philadelphia; 1774 Mitglied des dortigen Committee of Correspondence; 1775 Präsident des Provincial Congress; seit 1776 Offizier der Kontinentalarmee; Freund und Vertrauter George Washingtons; 1777 als Vertreter Pennsylvaniens in den Continental Congress gewählt; 1 7 7 8 - 1 7 8 1 Präsident des Supreme Executive Council von Pennsylvania. Für die Zeit bis zum 12.12.1778 (= Nr. 720) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 30 Novemb[er]: ... Heute datirte einen Brief an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze zur Antwort auf sein Geliebtes vom 23 Novembr[is] berichtete ihm alles Vorhergehende von J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] und etc. Sachen. ... Der alte S[alvo] T[itulo] H[err] Pf[a]rr[er] Slatter [Michael Schlatter] hat vom 16 Nov[ember] an mich geschrieben und begert, ich möchte an meine Hh. [Herren] Amts=Brüder schreiben und versuchen, ob sie nicht etwas in ihren Gemeinen für ihn colligiren könten als z. B. Mehl, Flachs, Hempf [Hanf], Grundberen [Kartoffeln], Buchweitzen etc. ... Abends schrieb noch ein paar Zeilen an meinen Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] in Philadelphia." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 5 1 - 5 3 ; vgl. Tappert III S. 198). (2) „Donnerstag d[en] 3 Decemb[er]: kam ein Wagen von Philadelphia zurück und brachte mir ... mit einem Brief von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin d[e] d[ato] 2 Dec[ember]. Ferner empfieng 2 Briefe vom H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze a) d. d. d[en] 5 Nov[ember] a[nni] c[urrentis]. ß) d. d. 30 Novemb[er] a. c. [= Nr. 719]. Hernach kam noch ein Wagen und brachte mir noch ... ein Brieflein von der Fr[au] Kuntzin von Gestern ... Empfieng auch von unserm Sohn Heinrich Antwort auf meine Zeilen d. d. 2. Decembr[is] ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 54; vgl. Tappert III S. 198).

134

Die Briefe des Jahres 1778

(3) „Freitag d[en] 4 Dec[ember]: ... Ich schrieb einen Brief an ihn [Friedrich August Conrad Mühlenberg], wegen des was ich gestern aus Philadelphia] vernommen, daß er abdanken und ein Kaufmann werden wolte." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 58; vgl. Tappert III S. 199). (4) „Sambstag d[en] 5 Dec[ember]: ... Heute schrieb an einer Antwort auf H[errn] P[astor] Kuntzes Brief vom 5 Nov[ember] ac." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 59; vgl. Tappert III S. 199). (5) „Montag d[en] 7 decemb[er]: ... Ich schrieb ein paar Zeilen in Eil an H[errn] P[astor] Kuntze, legte für ihn, für [Gotthilf] Heinr[ich Ernst] M[ühlen]b[erg] und H[errn] Pf[a]rr[er Johann Friedrich] Schmidt in Germ[antown] nemlich für jeden 2 2 £ 10 Shilling] Curr[ency] wie auch ein Modell vom Receivt [Empfangsbescheinigung] bei, das ich von jeden verlange." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 60f. ; vgl. Tappert III S. 200). (6) „Dienstag dien] 8 decemb[er]: ... Schrieb ein paar Zeilen an die Fr[au] Kuntzin . . . " . (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 61; vgl. Tappert III S. 200).

720. An [Jobann Christoph Kunze]

Providence,

12.12.1778

Sub rosa. Providence d[en] 12 Decemb[er] 1778 Auf die gütige und liebreiche Erinnerung vom 5 Novfember] 1 wegen Mess[ieu] rs [Jacob] Fr[ank] 2 und [Heinrich] Lfeuthäuser] würde mich vor versamfmelte] unpartheische Richtern folgendermaßen erklären neml[ich] erk[enne] alle meine Procedouren und Handlungen [in] meinem gantzen Leben vom hinten nach mangel= und fehlerhafft und wenn ich deßen in Liebe erinnert werde, so erwekt es mein Gewißen und treibet mich zu dem Gnaden Tron 3 des mitleidigsten Erlösers, deßen Verheißung noch gilt in der Gnaden Zeit: wer zu Ihm komt, den will Er nicht ausstoßen! 4 Sein Gerichte ergehet nach der pur lautern Warheit und Gerechtigkeit, weil Er allwißend, gnädig, barmhertzig, geduldig und von großer Güte 5 und Treue ist. Vor menschlichen Richtern würde mich ohngefer so erklären 1) wegen meiner Procedour mit M[aste]r Fr[ank] a) als ich und H[err] Pfastor Christoph Emanuel] Schultze die Philad[elphische] Gemeine bedienten war H[err] Hafnfer] Schulmeister und Organist. Melan[cholia] war bei ihm so überhand und hatte solchen be[tr]übten Einfluß und Ärgerniß auf die Schuljugend, daß kein Fliken mehr half. Und weil der Kirchenrath zuletzt nicht einwilligen wolte daß er eine Schenke oder Wirts haus neben her halten solte, so verließ er die Schule plötzlich im Zorn und Grim und versuchte aus allen Ar[g]listen Schule und Gemeine zu zerstören, da wir kaum erst etliche Jare aus dem allergefärlichsten Streit und schädlichsten Zwiespalt errettet waren. Die Sache kan ohnbeschwer in den Kirchenraths=Protocolle 6 nachgesehen und erwogen werden. H[err] Schultze und ich bedienten auch etliche [Zeit die] verlaßene und im Grunde verdorbene Schuljugend und H[err] Hafn[er] zog einen ziemlichen Teil von seinesgleichen Kindern und Eltern an sich, b) Wir namen erst den H[errn] Leuthäuser zu Hilfe, der freilich noch schwach zur Schularbeit und noch schwacher in der Organisten Kunst war, aber doch in der Noth sich schickte mit vor den Riß zu stehen, c) Bald hernach beriefen wir auch den H[errn] Franck, wie mit mehreren im Protocoll zu sehen. Er war erfarner in der Vocal und Instrumental Music als die Hh. [Herren] H[afner] und L[euthäuser]. Nun wuchs die Schule wieder an und wir kamen mit göttlicher]

Nr. 7 1 9 / 7 2 0

30.11./12.12.1778

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Hülfe so weit, daß H[err] H[afner] mit seinen Anhängern Ihren Zwek nicht erreichen und den Riß in der Gemeine nicht ausfüren konten, welcher desto [gefähr] licher und schrecklicher gewesen wäre, weil wir eben den schweren Zions Bau angefangen hatten. [H. Hafner] trieb seine Nebenschule fort und wartete auch deren Eltern in seiner Schenke fleißig auf. Die Kinder in unsrer Schule kriegten nach und nach etwas menschliche Gestalt wieder und berieten was, und wie mans in gemeinen Schulen, absonderlich in dem Philad[elphischen] Chreise erwarten konte. Gesang und Music kam empor, wurden auch reitzende Examina gehalten, und wir Prediger hatten Gelegenheit beider Schulhalter moralischer Character von der rauhen und glatten Seite kennen zu lernen und gebrauchten auch bisweilen einen moralischen Hebel, um mit Sanftmut und Freundlichkeit hie und da ein Ästgen auf der underen Seite abzustoßen, welches freilich mit Behutsamkeit geschehen muß und doch nicht gar weit reichet, weil einig Holtz zu spröde, anders zu weich ist, ein jeder von einer [un]gebundnen hiesigen Freiheit Gefül hat, und den [Zwe]igen der hohen Selbsttätigkeit seines Geistes selten auf den rechten Zweck stellet. Einige können trukne Warheiten verschluken, andere können sie nicht verdauen wenn nicht ein Vehiculum oder etwas Brühe dabei ist. 7 Kam auch eine Englische Classe zu unsrer Schule, zu deren Einrichtung H[err] H[afner] mit behülflich war. Ein kleines Interesse verband das Englische und deutsche Temperament auch ein Zeitlang, welches dem 3 ten neml[ich] H[errn] Leuth[äuser] zum Neid bewegte weil er nicht mit Teil an dem kleinen Interesse hatte etc. Nachdem aber die Englische Classe im Stande und der Englfische] Meister der Hülfe des H[errn] Fr[ank] nicht mehr benötigt war, so gerieten die 2 in Uneinigkeit, und der Engl. Meister wurde sehr einig und freundschaftlich] mit H[errn] L[euthäuser] und dann gieng es über den H[errn] Fr [rank] her, en Migniature wie es an der großen Welt Höfen zu gehen pflegt, da eine Partei die andere zu unterminiren sucht. Mein werter College H[err] P[astor] Kuntze war an H[err] P[astor] Schultzes Stelle gekommen, wußte den Zusammenhang der vorher gehenden betrübten Streitigkeiten in der [Ge]meinen, besonders mit dem Hafn[er] nicht, und [ich] war nicht geneigt vieles von solchen vorherigem betrübenden Sachen zu erhalten, [um n]icht zärtlich [?] der beyden Collegen Gemüt damit zu kränken, da man ohne dem an der gegenwärtigen Last genug zu tragen hat. Die Schulhalter unterließen nicht wechselsweise einander bei mir und H[errn] P[astor] Kuntze anzugeben und zu verklagen und wir unterließen nicht sie ernstl[ich] zu ermanen und zum Frieden zu rathen. H[err] Fr[ank] wurde von den übrigen mir immer schwärtzer geschildert. Er hatte ein rauhes Melancholico=cholerisch Temperament, und der H[err] L[euthäuser] ein Sanguines melancholisch bequemer zum Insinuiren und Schmeicheln als mit der Tür ins Haus zu fallen. Hierbei war ich der Meinung / robwol opiniones nur propositiones non satis probatae 8 sind: / als ob mein werter H[err] Collega den Fr[ank] zu sehr nach der rauhen den L[euthäuser] zu viel nach der Glatten Seite beurteilten. Ermanungen von der Art sind nicht gleich rathsam und faßlich bis sich die Sachen wieder entwickeln. H[err] L[euthäuser] erwarb sich Freunde im Kirchen=Rath und in der Gemeine auf seine Seite. H[err] Fr[ank] hatte auch Freunde im Rath und in der Gemeine, welche die

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Die Briefe des Jahres 1778

vorigen betrübten Streitigkeiten noch nicht vergeßen, den Frieden liebten und üble Folgen befürchteten. Ich versuchte verschiedene mal durch Hülfe der Corporation weitern Ausbrüchen vor zu beugen und Veränderungen in der äusern Einrichtung der Schule zu trefen, wie man etwa Partitions, oder Zwischenwände in Pferdeställen zu machen pflegt, daß die Creaturen einander nicht beißen oder schlagen sollen. Es half aber wenig oder nichts, weil H[err] L[euthäuser] die meisten Stimmen im Rath auf seiner Seite hatte und meine Vorschläge entweder verworfen oder umgeändert wurden, wenn sie dem H[errn] L[euthäuser] nicht gefielen, wie Proben davon im Kirchenraths Protocoll zeugen. H[err] Fr[ank] hatte durch Hülfe seines Schwähers sich ein eigen Haus gegen der Zions Kirche über angeschafft und hatte auch Gönner unter Englisch und Deutschen, die ihn wegen seiner Gabe in der Music liebten. Es kam endlich so weit daß mein werter H[err] Collega sich gedrängt in Gemüte befanden und zu mir sagten, sie wünschten, daß der Fr[ank] abgeschafft würde. Dis verursachte mir Angst und Verlegenheit, weil ich keine hinreichende Gründe zu einer so einseitigen gefärlichen Veränderung einsähe und ich verschiedene Paraptoma [Vergehen] von L[euthäuser] gehört, die wol eher einen Abschied verdient zu haben schienen, wenn man solche Saltus ohne Schaden der Gemeine wagen dürffte. In meiner Abwesenheit vom Aug[ust] 1774 bis Mertz 1775 auf der Reise nach Georgia war dem Fr[ank] von den übrigen 2 Schulhalter allerlei unchristl[ichen] Tort [Kränkung] angethan, wie ich nach meiner Heimkunfft hörete, und ich fand auch einen Schluß im Corporations Protocoll umgeworfen und dem H[errn] L[euthäuser] zu Gefallen geändert. 9 Es betraf zwar nur 3 £, aber ich befürchtete üble Folgen, welche aus Parteiligkeit entstehen können, so daß zu letzt kein Schluß Bestand hat, je nach dem eine Partei oder die andern im Rath das Übergewicht aus machet z: B. das eine mal wird im Kirchenrath ein [Be]Schluß gemacht und dem Prediger oder Schulmeister ein Salarium durch die Mehrheit der Stimmen bestimmet. Zu einer andern Zeit, wenn der Prediger etc. nicht die Mehrheit von Gönnern im Rath hat, mag der Schluß durch die Mehrheit der Stimmen verworfen oder umgeändert werden. Folglich solte der Rector oder Deputy R[ector unpartheilig] seyn und nicht leicht seine Stimme zur Umänderung eines Schlußes geben, wenn er auf Billigkeit gegründet ist und aufs Beste der Gemeine abzielet. Um den Fr[ank] zu befriedigen, gab ich ihm die ihm abgesprochne 3 £ aus meinem Sack. Fr[ank] wurde endlich des Lebens müde und sagte zu mir, er sey entschloßen seinen Dienst an der Gemeine auf zu geben; aber wie? Antwort: er wolte eine Schule in seinem eignen Hause halten und die Kinder seiner Freunde und Gönner von der Gemeine annemen, etwas weniger Schulgeld nemen etc. Nun sähe ich den Zwiespalt und Schaden in der Gemeine, die noch in Schulden stekte, vor aus. Ich konte es meinen geliebten Herren Collegen nicht verdenken, daß sie die Gefar nicht so sahen und mehr Muth hatten als ich. Wie m[an?] im Sprichwort sagt: Unversucht schmekt nicht. Ein gebrantes Kind scheuet das Feuer. Sie sind in der [ecclesia plantata = gepflanzten Kirche] erzogen die mit Mauren und Zaun umgeben, haben dergleichen Seelen schädliche, satanische, himmelschreiende, hertzbrechende und fast unheilbare Streitigkeiten noch nicht [...] erfaren wie ich leider! als z: B. in Lancaster,

Nr. 720

12.12.1778

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Neugermantown, Neuyork, Altgermantown, Philadelphia], Neuhannover, Eben Ezer, Charlestown etc. Ich seufzete im Verborgenen vor dem Heilande aller Welt, Er möchte doch ein oder andern Weg durch die Umstände zeigen, wie Zwiespalt und Schaden verhütet werden könte. e) Bald darauf fielen die Umstände mit der Culpepper Gemeine in Virginia vor, die von meinem Herren Amts=Bruder keine deutliche Begriffe gröstenteils zu haben schienen. Des alten noch lebenden H[err]n Stöbers [Johannes Caspar Stöver Senior]Vater war der Anfänger davon: H[err Georg Samuel] Klug, der in Helmstädt studirt der erste Prediger, nach dem damaligen Streit Periodo ein Orthodox und Anti pietiste. Doch waren die damaligen Collectanten nicht abgeneigt auch bei denen so genanten Pietisten in London und Deutschland Geld und Bücher zu fodern und an zu nemen. Wie der seifige] H[err Heinrich] Schleydorn, dem die Umstände bekant waren [einst] erzälte, so waren unter andern auch etliche Fäßer voll erbauliche Tractaetlein mit nach Culpepper gekommen, welche der orthodoxe Lehrer nicht zu nutzen gewust, sondern verbrandt hätte, weil sie in Halle gedrukt. Nach des H[errn] Pf[a]rr[er] Kluges Tode lag die Gemeine wüst und leer 10 und wurde nur dann und wann von ein oder andern irrenden Ritter besucht. Die Fr[au] Pf[a]rr[er] Witwe [Klug] besaß noch verschiedene Jare den sandigten Pf[a]rr Platz der von den Collecten gekaufft war. Es hatte kein Ansehen, daß die noch übrigen alten Glieder sich zu dem [...]ischen Ministerio in Pennsylvania wenden w[ürden] wegen der eingezogenen Vorurteile, d[...d] durchstreichende Prediger verstärkten. [Die Ju]gend verlor die deutsche Sprache und [...] nach und nach englisch. An Schule ward [nicht] gedacht und auf der Nachbarschafft war die etablirte Englische Kirche, deren Predig[ern] die deutschen Einwoner järlich Tribut geben musten, die auch ein jus episcopale über Kindtaufen und Trauungen hatten, f) Endlich wagte sich ein alter Schulmeister aus Pennsylvanien dahin nemlich H[err Johannes] Schwarbach, predigte und administirte Sacra=[menta] auf seine eigen Hand. Weil aber der Englfische] Parochus darwieder stritte und foderte, daß er Ordinations=Schein etc. aufweisen solte, so sandten die Vorsteher und Ältesten zum ersten mal Deputirte mit Briefen und dem Candidat auf unsere Synodal=Versamlung in Philadelphia, und baten, daß er examinirt und für ihre Gemeine bevollmächtiget werden mochte. 11 Welches denn auch in der Versandung, wo S[alvo] T[itulo] H[err] Dr: und Probst [Carolus Magnus von] W[ran]gel etc. mit anwesend waren, [in g]emeinschafftlicher Überlegung geschähe. Der [...] waren alle der Neinung [!], wo sich ein [...] zur Ecclesia colligenda [zur sammelnden Kirche] öfnete da [solle man] ein [...] oder [Stein] so lange dazwischen] steken, daß es nicht wieder zu fiele [und v]erschloßen würde, bis der Herr geschikte [und tr]eue Arbeiter sendete. 12 Ich hatte keinen an[dern] Vorteil bei der Sache, als nur daß bei Nacht g[...]n die philadelphische Kirchen Agende abschreiben, die Credentialien [Beglaubigungen] verfertigen und ihm mit geben muste. Ob er nun wol hatte järlich ein Diarium von seiner Amts=Fürung einsenden sollen, so habe ich doch meines Wißens keins gesehen, außer einem Schreiben, worin er um Beisteuer zur Ausbeßerung ihrer höltzern Kirche anhielte, und etlicher privat Briefe, welche ich mit Bitten und Ermanen

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

beantwortete, 13 habe aber nie gehört, ob er sich um Schule bekümmert, welches doch das Nötigste gewesen w[är]e. Er gab nach verschiedenen Jaren sein Am[t a]uf ohne uns zu fragen. Ich finde aber nicht, daß die Vorsteher und Ältesten bei unserm Ministerio um einen andern Prediger angehalten, sondern hatten sich mit einem von uns bevollmächtigten in ihrer Nachbarschafft stehenden Catecheten neml[ich] H[errn Heinrich] Müller eingelaßen, ihm einen förmlichen Beruf zu ihrem Prediger Dienst gegeben, auch schon ein Bette für ihn gekaufft, und bemeldten Catecheten zu Sfalvo] Tfitulo] unserm p[ro] t[empore] Hferrn] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz nach Yorktown gesandt und er seine Ordination begert. H[err] Kurtz gab ihm den Rath, er solte vollends nach Philadelphia reisen, allwo er von einer Committee unsers Ministerii examinirt und geordinirt werden könte. Auf seiner fernem Reise traf er den S[alvo] T[itulo] Hferrn] P[astor] Kuntze an, welcher ihn ansprach, daß er erst nach Reading reisen und daselbst für ihn eine versprochene Predigt halten möchte, und wie er das that, so verliebten sich die Readinger in ihn, und ihre gegenwärtige [pe]nuria [Mangel] und noch übriger Neid gegen die eigentlichen Hallenser, wie auch eine Heirats=Sache überwogen den Culpepper Beruf. Er nam der Readinger ihren Beruf an und reisete wieder nach Virginia um daselbst Abschied zu nemen und seine Sachen zu holen, kam aber nicht nach Culpepper, sondern schrieb an sie und legte die Schuld seines Zurükbleibens und gebrochenen Versprechens auf mich und zwar mit Ausdrüken wie es heißt, die den Zorn der Virginier in Verbitterung gegen mich se[y ...] musten, nemlich, ich solte gesagt haben, er müste in Pennsylvania bleiben, es wäre nicht fein, wenn man den Kindern ihr Brod näme und würfe es vor die Hunde. 14 Es ist nicht nötig zu melden was für S[alv]° h[ohen ?] Ehren Titel ich darüber bekam, ob ich gleich nicht p[ro] t[empore] Praeses war. Nun schien es nach meiner einfältigen Denkungs=Art gut zu seyn die Samariter Moral zu ergreiffen, ohne erst Jar und Tage zu warten, ob etwa ein Priester oder Levite herbei kommen und die tödliche Wunde verbinden möchte. 1 5 g) H[err] Fr[ank] hatte in den 8 Jaren seines Dienstes Gelegenheit und Übung im Catechisiren gehabt. Ich fand es rathsam ihn nach seiner gegebenen Einwilligung in der Stille zur Probe bei 300 Meilen nach Culpepper zu erlaßen, in der Absicht meines geliebten Herrn Collegae drukenden Stein abzuwältzen, der gefärlich brütenden Zwiespalt im Kirchenrath und in der Gemeine vor zu beugen, und seine nützliche G[ab]e in einer rauhen Schale in eine Schleif* oder Stampfmühle zu erlaßen. Hätte ich das Vorhaben vorher kund werden laßen, so wäre der Lärm und Zwiespalt wirklich zum Ausbruch geraten. Seine Freunde in Rath und Gemeine würden insistirt haben: er soll nicht weg! und die Gegenpartei darauf gedrungen haben: er soll und muß abgedankt werden! An hinreichende Gründe [ist] nicht zu gedenken wenn Parteien in Hitze geraten. Denn da gehts mechanisch: [Stat] pro ratione voluntas. Experto crede Ruperto. 1 6 Die vielerlei Neidischen Gesinnungen, womit wir umgeben sind, helfen so gleich von allen Seiten blasen und das Feuer schüren und sind Schadenfroh. Er kam im Monat August 1775 in Culpepper an, predigte Sontag vormittags in ihrer Kirche, hielte Nachmittags Kinder Lehre zur Probe, empfieng einen formlichen

Nr. 720

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Beruf von der Gemeine, kam glüklich zurük, wurde auf Begeren der Gemeine von mir und meinen 2 Söhnen, die eben bei der Hand waren examinirt, bekam eine Licence von mir und Hferrn] Praeses Kurtz unterschrieben, gab einen scharfen Revers, wurde mit Büchern versehen, nam ordentlich Abschied vom versammelten Kirchenrath, bekam ein Zeugniß vom Rath und reisete mit seiner Familie im October nach Culpepper und accordirte mit der Gemeine, daß er g[eliebts] G[ott] auf 3 Jar zur Probe bei ihr stehen wolte. Er war also der Gemeine nicht aufgedrungen, sondern sie hatten ihn selber gesehen, gehört, gesprochen, einmütig berufen und erwält. [Ärgernis] war nicht zu befürchten, denn er nam seine Predigten aus des verewigten H[errn] P[astor Johann Anastasius] Freylinghausens Grundlegung in der Theologie, 17 aus [Johann] Arnd[t]s wahrem Christentum 1 8 und andrer Evangelischer] gottseligen Lehrer erbaulichen Schrifften und die Kinderlehren aus unserm Philadelphia] Catechismo, und übte die Hallischen Lieder. Sonst konte er nicht leicht was verderben in einer Gemeine, die von aller menschl. Hülfe verlaßen, dem Raube der Satanischen daherum graßirenden Secte ausgesetzt und grado superlativo [in höchstem Maße] in Gefar war. Ich bin noch der Meinung, bis eines beßern überzeugt werde, daß weder ich noch einiger von unserm p[ro] t[empore] Ministerio sich so füglich als H[err] Frank für die dermaligen Umstände der Culpepper Gemeine geschikt haben dürffte. Denn er hatte in der kurtzen Zeit wärend seines dasigen Dienstes mit göttlicher Hülfe a) eine Schule aufgerichtet, b) einen lieblichen Gesang unter Jungen und Alten zu wege gebracht, welches die Christliche Religion zieret und reitzend machet c) unsern Philadelph[ischen] Catechismum eingefürt d) eine Kirchen Ordnung nach dem Muster der Philadelph[ischen] zu Stande gebracht e) und was mir sehr wichtig, so hatte er sich der armen Moren Sclaven angenommen und sie unterrichtet etc. so daß man die zarten Lämmer und ausgedörreten Schafe des Welt=Heilandes in der Wüste schon anfangs lallen und stammeln hörete: O Ursprung des Lebens etc. 19 O wie selig sind die Seelen etc. 20 O Jesu mein Bräut'gam wie ist mir so wohl etc. 21 Stilles Lam und Friede Fürst etc. 22 Ringe recht wenn Gottes Gnade etc. 23 Wie schön ist unsers Königs Braut etc. 24 Jesu Jehova ich such und verlange etc. etc. 25 f) er hat seine Diaria ordentlicher eingesandt wie noch keiner von den übrigen hier licentiierten Catecheten gethan. Nach meiner Kurtzsichtigkeit gefiel mir nicht daß er seinen Dienst nach vollendeten 3 Jaren aufgab und wieder nach Philadelphia] zog. Er war im vergangnen Sommer bei mir 26 und sagte, er wolte seinen Dienst aufkündigen weil nächsten 1 Novembr[is] a[nni] c[urrentis] seine 3 Probe Jare aus wären. Ich frug was er für Gründe dazu hätte? Antwort: a) er hatte im vorigen Jare Gelegenheit gehabt S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor] Kuntze in Philadelphia] zu sprechen, und Sie hätten ihm gesagt, er sey ein Schandflek unsers Ministerii etc.; also wolte er diesen Anstoß heben, b) seine Frau und Kinder hätten das Heimweh, lamentirten Tag und Nacht, wolten wieder bei ihren Anverwandten seyn und nicht länger so weit entfernt bleiben, c) der leibliche Unterhalt wäre nicht hinreichend seine und seiner Familie Nothdurfft zu bestreiten und von Schulden frei zu halten, wäre des wegen genötigt worden einen Teil von seinem

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Hausrath zu verkaufen, um sich durch zuhelfen; er wolte also lieber eine Handtierung oder Geschaffte in Philadelphia] ergreifen, womit er sich und die Seinigen unterhalten könte. Ich antwortete: er möchte in Gottes Namen thun, was, und wie ers zu verantworten gedächte. Wenn demnach meine Procedour in der Fr[ank] Sache von gesalbten unparteiischen Richtern nach dem Zusammenhang und meinen Absichten untersucht und beurteilet werden solte, so würde sichs zeigen, ob ich damit dem Reiche Christi über haupt, oder insonderheit der Philadelphischen oder Culpepper Gemeine oder unserm Ministerio vorsetzlich Schaden verursachet und Todsünden begangen habe? ich laße mich gern überzeugen mit Gründen, aber nicht so leicht mit unreifen Exclamationen. Psal: 141 [5]. Der Gerechte schlage mich freundlich etc. 2) Was die Sache mit [Johann Daniel] Lfehmann] betrifft, worüber ich mich nach Dero treuhertzigen Erinnerung vom 5 Novemb[er] in dem Aufsatz nach Halle 27 hätte weiter ausbreiten mögen, darüber will mich offenhertzig erklären, mit Bitte nichts übel nemen zu wollen: a) Sie frugen mich zwar, ob Sie ihn los machen und annemen solten? aber ich kante ihn nicht, konte auch das Künfftige nicht vor aus sehen, hatte auch keine Gründe es zu wiederraten, und über ließ es also Dero beßern Einsicht, und Gutbefinden, b) er war ein Jüngling gleichsam auf einer Wegscheide entweder zur Rechten oder Linken auszuschlagen. Die Liebe hoffete das Beste. 28 Er war eine Massa, die Sie erst mit Mühe in eine menschliche Form bringen musten. Die Bildung der Seele muß anfangs auch gut vonstatten gegangen seyn, welches ich daraus schloß nemlfich] a) er muste durch einige Merkmale und Proben von der wirkenden Gnade in ihm, Ihre Hofnung belebt und Ihre väterliche Liebe gegen ihn entzündet haben, ß) weil Sie ihm Verschiedenes im Vertrauen geoffenbaret, das nur unter erwekt und begnadigten Hertzens=Freunden üblich ist: z: B: verschiedene Charactere bekanter Seelen entdekt, worunter meiner mit gewesen seyn soll, nemlich daß ich noch zu sehr an der Welt und Irrdischen hienge, und mich so sehr mit einem Schreiben von Eben Ezer an Sie, 29 vergangen. Die Bestimmung meines Characters war nach der lautern Warheit getrofen, denn ich habe noch bis diesen Tag in täglicher Buße an dem alten Menschen abzulegen. 30 Wegen des Briefes von Eben Ezer habe ich mich ehemals schon erkläret und entschuldiget, nemlich, daß ihn geschrieben, da ich wegen überwogner Traurigkeit fast nicht bei mir selber war. g) weil er Ihnen so nahe am Hertzen lag, daß Sie ihn als einen Schooßjünger der hinterbliebenen an zu empfelen beliebten, 31 da Sie in der schweren [Krank]heit erwarteten, daß Sie der Heiland zu den vollendeten Geistern berufen würde, c) Diese und dergleichen Praemissen gaben mir einen starken Eindruk und belebten meine Hofnung, daß er unter Dero Aufsicht und Weide nicht allein seine Seele retten, sondern auch ein brauchbar Instrument in dem hiesigen verwilderten Weinberge werden möchte. Wer die Tiefen des Satans, die arge Welt und das böse Hertz kennet, dem wird es nicht befrembden, daß solch Höllengeschmeiß sich vorzüglich an solche junge Hofnungs=Pflanze hänget, und die Wurtzel zu tödten sucht. Da heißt es freilich principiis obsta [widerstehe den Anfängen], Wache, bete, warte des Leibes, daß er nicht etc. 3 2 d) Von dem,

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was mit der Magt etc. Liebes=Brief etc. vorgegangen seyn soll, habe ich wol halbe Worte murmeln gehört, aber meines Wißens nie Speciem facti [Einzelheiten] gewust, bis deßen Meldung in Dero geliebten vom 5 Novembfer] geschehen. Dabei ist wol die Frage, ob mein Wertester H[err] Collega gleich nach frischer That die Personen haben confrontiren laßen, ehe sie Zeit gewonnen Entschuldigungen auszusinnen? Es ist in allen Foris [Gerichtsverfahren] auch so gar bei privat Arbitrationen die Regel, daß Kläger und Beklagte confrontiren müßen, sonst gilt kein Urteil. Gesetzt man hätte ihn verstoßen wollen, so hätte man müßen geprüffte Facta vor der Gemeine oder dem Publico auf zu weisen haben, sonst wären wir vor einigen Foro zu kurtz gekommen. Mir deucht Ihre erbarmmende Liebe mit mitleidigem Ernst vermengt, hätte ihn wieder zurük gebracht, und wäre vielleicht auch verschwiegen geblieben. Und es hätte uns gebüret, ehe wir Licence gaben, unter unsern 6 Augen ihm seinen schweren Fall ernstlich vorzuhalten und ihn zur Buße zu ermanen, weil wir doch nach den Umständen genötigt waren aus 2en eins zu wälen. Gal: 6,1. e) Daß mein Wertester Herr Collega seine Mishandlungen, nach dem wir ihm schon die Licence gegeben, einem reformirten Prediger aus der Gegend erzälet, wie ich 1777 auf der Conferentz hörete, es sey vor, oder nach empfangner Licence geschehen, das betrübte mich, weil ichs als einen verirrenden Willens=Trieb ansahe und nur zur Verbitterung eines schon trotzigen Hertzens reitzet. Doch kan ich auch darüber nicht urteilen weil die Gründe nicht weiß, warum Sie so und nicht anders zu handeln bewogen worden? Unsers Heilandes, als des guten Hirten 33 und Eigentums Herrn Umgang mit Verhalten gegen seine Jünger und alle übrigen armen Sünder vom Anfange bis ans Ende, bleibt uns wol das beste und sicherste Original und Muster zur Nachfolge. Er warf nicht bald was weg. Er, als der untriegliche Hertzenskundiger 34 und allwißende Herr, gab ja einstens Judas, einem Mundbekenner eine Licence zum Predigen, 35 damit auch ein Feind die reine Lehre und den unschuldigen Wandel des Welt Heilandes bezeugen konte, wie wol uns solche außerordentliche Exempel kein Recht zur Nachamung geben. Philip: 1,15 bis 18 ist merkwürdig nach der Paraphrase. Es ist auch der Unterschied zwischen Ecclesia plantata und plantanda oder colligenda [zwischen der gepflanzten und noch zu pflanzenden oder noch zu sammelnden Kirche] nicht zu vergeßen; oder was jedes Zeitalter für Geschlechter in der Christenheit mit sich bringet wie S[alvo] T[itulo] H[err] Dr: [Christian August] Crusius 36 bemerkt. Zu wünschen wäre, daß wir solche Arbeiter hätten als 1 Tim: 3 [ 1 - 1 3 ] , Tit: 1 [ 5 - 9 ] etc. erfodert werden! aber woher, von der Tenne oder Kelter? Bittet den Herrn der Erndte etc. 3 7 Die Undankbarkeit des Lfehmann] gegen Sie, bedaure und verabscheue ich von hertzen. In zwischen liegt Ihnen auch ob, als einem Kinde des Allerhöchsten, dem rechten Vater nach zu arten Luc: 6,35 der auch gütig über die Undankbaren und Boßhafften ist. Er hat Gedult mit uns, und will nicht gern daß jemand verloren werde. Gal: 6,1 etc. Prov: 2 5 , 2 1 , 2 2 . collat: [zusammen mit] Rom: 12,20. f) Die Erinnerung wegen meines anstößigen Verhaltens gegen Sie auf der letztern Conferentz in N[ew] H[anover] 38 will ich mir so zu nutze machen, daß

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mich künfftig beßer hüte. Am sichersten ich bleibe von solchen Versamlungen wegen Abgelebtheit, Mangel des Gehörs und Gemütsungeschiklichkeit weg. Ich habe meine Rolle abgespielt und von hintem nach oder am Ende Ursachen genug meine Untüchtigkeit und vielen Fehler zu erkennen, hertzlich zu bereuen und Vergebung aller meiner Sünden bei Christo Jesu zu suchen und zu erlangen und auch zu bitten daß meine Nachfolger treuer seyn und viel Segen und Gedeihen von Gott zu ihrem pflantzen und Begießen erlangen und erleben mögen! Wie mirs vor kam auf dieser Conferentz, so zeigte sich eine paßionirte Parteiligkeit nemlfich] a) H[err] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz hatte seinen H[errn] Bruder [Johann Wilhelm Kurtz] im Schooß, der solte des sel[igen] H[err]n [Johann Helfrich] Schaums vakanten Gemeinen wieder annemen. b) H[err] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth seinen Jünger Gehring [Jacob Göring], der solte näher nach Lancaster, weil er eine Frau von da geheiratet, c) Sie, mein Wertester H[err] Collega hatten Ihren Jünger [Johann Daniel] Schröter an der Brust liegen, der solte ordinirt und Lehman nicht geordinirt werden, d) Meine Söhne hatten den Lehman und [Theophilus Emanuel] Frantz 39 auf dem Pukel. Da war keine Zeit noch Anstalt, so wichtige Sachen nach Gründen zu untersuchen und unparteiisch zu überlegen etc. Ich hatte nur eine Stimme, die gab Consent, daß sie beide geordinirt werden möchten. Denn ich sehe nicht, warum man die Ordinations Cerimonie zurük halten solte, wenn sie eine Licence weg haben, und keine erhebliche Klagen einkommen. Denn die Licence gibt ihnen ja schon volle Macht als Prediger zu agiren. Anfangs erlaubten die Licences nur die Kindertaufe und im Nothfall in entfernten Gemeinen einem Kranken das Abendmal zu reichen. Und ich wolte es auch mit Lehmans seiner Licence so machen, aber Sie wolten lieber, daß die Vollmacht gantz seyn solte. Weil denn beide, einer vor 3 Jaren und der andere vor einem Jare bevollmächtiget, und keine Klagen eingebracht waren, so kam es ja hauptsächlich auf das Examen an, und auf ihren jetzigen Wandel. Und es hätte sich gebüret, wenn mein Werter H[err] Collega dem Lehman seine grobe Undankbarkeit und andere Fehler zu Gemüte füren wollen, daß eine Committee wäre erwält worden, vor welcher er Red und Antwort hätte geben müßen, ehe der Praeses die Ordinations Cerimonie volzogen. Es zeigte sich aber keine Anstalt dazu, und ehe mans versähe hieß es: die 3 S[alvo] T[itulo] Herren K[unze] H[elmuth] und S[chmidt] sind fort — . Wenn ich also in der Conferentz in Paßion von Passion gesprochen haben soll so muß ich damit Sie nicht allein, sondern alle gemeint haben, die so zärtlich für ihre Schooßjünger interessiert waren oder schienen. Und um des einen Wortes willen muste ich denn gleich so empfindlich gezüchtiget werden, daß Sie fortgiengen. Ich sage offenhertzig bei mir selber, daß nicht begreifen kann warum Sie, mein Werter Herr Collega H[err] Schr[öter] dem L[ehmann] vorziehen. So viel oder wenig mir etwa von beider natürlichen Temperament bekant ist, scheinet Schr[öter] ein Melancholico=phlegmatisch= und L[ehmann] ein Sanguineo=Melanchol[isch] zu haben. Auf jenem Baum, so lang er nicht gezweigt ist, wachsen Heuchelei, Schmeichelei, Lügen, Falschheit, Faulheit, Geitz, die Wurtzel alles Übels etc. An diesem wächset Geilheit, Stoltz, Trotz, Undankbarkeit etc. etc. H[err] Schr[öter] hat 3 Jahre die schönste Gelegenheit gehabt von Ihrer gründli-

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chen theologischen Theorie und Praxi zu profitiren. H[err] L[ehmann] aus eigner Schuld nur kurtze Zeit. Nun gebe ich gerne zu, daß ein Meister seine Jünger am vorzüglichsten kennen muß, so fern er sie unter Aufsicht und vor Augen hat. Indeßen müßen sie doch auch vor andern ihre Proben zeigen, wie treulich sie die gute Gelegenheit angewandt. In dem ersten Examine auf der Conferentz zu Philadelphia 1777, 4 0 beantwortete Lehman die Fragen eher beßer als Schröter. In der ulteriori probatione [letzten Prüfung] zu Neuhannover war des H[errn] S c h r ö ter] Predigt sehr confus und erbärmlich. Man hörete zwar seines Lehr=Meisters krafft volle Ausdrüke und außerlesene bewärte Sprachweisen oder Phrases, aber es hieng nichts zusamen und war ex omnibus aliquid et in toto nihil 41 und dauerte doch lVi Stunden. Ein Capit[el] aus Arnd[t]s wahren Christentum hätte wol mehr Erbauung gestifftet. Wie gieng es Abends im Examine? So lange meine Schwachheit mir erlaubte ein Zuhörer dabei zu seyn, gefielen mir die Antworten des L[ehmann] ziemlich wohl, H[err] Schr[öter] schwieg lieber stille oder hustete. Was sollen wir a[ber] und wie sollen wir aber thun? mein Wertester Herr Collega: sollen wir die entfernten vereinigten Gemeinen abschneiden? denen groben und subtilen Satans=Gesandten überlaßen? oder sollen wir ihnen mit dem zu Hülfe kommen was, und wie wirs haben, bis der Herr was Beßers verleihet? Mit hertzlicher Empfelung verbleibe Dero unnützer H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach]S[chrift] Es war meines geringen Erachtens zu bedauern daß die ältern Herren Amts=Brüder und Glieder des Ministerii, da Sie die kostbare Reise einmal unternommen, nicht noch den einzigen Abend blieben, da eine privat Conferentz unter den ältern Europaeischen Brüdern und Gliedern so nötig, nützlich und erbaulich gewesen wäre. Sie sind doch den Abend nur 9 Meilen bis nach Providence gekommen. Wenn Sie geblieben und am Mitwoch d[en] 7 frühe von Hannover abgesetzt, hätten Sie doch an dem Tage mit göttlicher] Hülfe Philadelphia] erreichen können, wenn es so gar nötig gewesen wäre. Es ist kein gut Zeichen wenn Gesandten so plötzlich von Höfen weg ziehen. Wenigstens werde ich ins Künfftige keine Gelegenheit mehr dazu geben, weil meine Zeit aus ist. I did't know what was the Matter [ich wußte nicht was los war], bis mir H[err Johann Friedrich] Ernst 42 auf seiner Retour von Philadelphia] sagte, daß des Leh[mann] Ordination Schuld daran gewesen. 43 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 200-206. 1

V o m 5 . 1 1 . 1 7 7 8 ? Vgl. Nr. 7 1 9 Anm. 8(2).

2

Vgl. N r . 6 8 9 . Vgl. R o m 3 , 2 5 ; Hebr 4 , 1 6 .

3 4 5 6

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S. 63-89.

Englische

Vgl. J o h 6 , 3 7 . Ps 1 0 3 , 8 . Vgl. im Protokollbuch die Sitzungsprotokolle vom November 1 7 6 4 und vom 2 2 . Oktober 1 7 6 5 (S. 2 1 ) sowie Bd. III Nr. 3 6 4 Anm. 31 und N r . 3 9 6 .

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Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1754. Meinungen sind unbewiesene Behauptungen. Im Protokollbuch S. 301. Vgl. 1 Mos 1,2. Vgl. Bd. III Nr. 352; Nr. 356 und Nr. 366. Vgl. Mt 9,38. Vgl. Bd. III Nr. 436, weitere Briefe sind nicht erhalten. Vgl. Mt 15,26; Mk 7,27. Vgl. Lk 10,30-37. „(Der) Wille (steht) statt einer Begründung" und „Glaube Rupert, der es erfahren hat"; letzteres nach dem proven^alischen Schriftsteller Antoine de Arena, der auf Vergil, Äneis, 11, 283 zurückgreift. Johann Anastasius Freylinghausen, Grundlegung der Theologie: Darinn die Glaubens-Lehren aus Goettlichem Wort deutlich fuergetragen, Und zum Thaetigen Christenthumb, wie auch Evangelischen Trost angewendet werden: Zum Gebrauch des Paedagogii Regii daselbst, Halle: Waisenhaus 1703. Als Auszug daraus erschien: Compendium oder kurtzer Begriff der gantzen christlichen Lehre, in X X X I V Articul, Halle: Waisenhaus 1705. Johann Anastasius Freylinghausen (1670-1739), evangelischer Theologe; seit 1695 Mitarbeiter bei den Franckeschen Stiftungen; seit 1727 deren Direktor und Oberpfarrer an der St. Ulrich Kirche in Halle; Herausgeber der beiden nach ihm benannten Gesangbücher: Geistreiches Gesangbuch. Den Kern alter und neuer Lieder wie auch die Noten der unbekannten Melodeyen und dazu gehörige nützliche Register in sich haltend. In gegenwärtiger bequemer Ordnung und Form samt einer Vorrede zur Erweckung heiliger Andacht und Erbauung im Glauben und gottseligen Wesen, Halle: Waisenhaus 1704. Neues Geist-reiches Gesangbuch: Auserlesene, so Alte als Neue, geistliche und liebliche Lieder, nebst den Noten der unbekannten Melodeyen in sich haltend, Halle: Waisenhaus 1714. Johann Arndt, Vier [später sechs] Bücher vom wahren Christentum (1606-1609); dies wurde General-Superunter dem Titel Des Hocherleuchteten Theologi, Herrn Johann Arndts, Weiland intendenten des fürstenthums Lüneburg etc. Sämtliche Sechs geistreiche Bücher Vom Wahren Christenthum, Philadelphia 1751, von Benjamin Franklin nachgedruckt. Johann Arndt (1555-1621); lutherischer Pfarrer, Mystiker und Erbauungsschriftsteller; gab zwischen 1597 und 1621 Schriften mittelalterlicher Mystiker heraus; neben seinen Vier Büchern vom wahren Christentum zählt sein Paradiesgärtlein (1612) zu den „Bestsellern" der christlichen Weltliteratur; letzteres wurde nachgedruckt unter dem Titel: Des Gottseligen und Hocherleuchteten Lehrers, Hrn. Johann Arnds Weiland General-Superintendentens des Fürstenthums Lüneburg, Paradieß-Gärtlein, Germantown, 1765, bei Christopher Sauer; beide Werke machten Arndt zu einer der einflußreichsten Gestalten des nachreformatorischen Protestantismus, und er bot auch dem entstehenden Pietismus zahlreiche Anknüpfungspunkte. Kirchenlied van Christian Jacob Koitsch (1671-1735). Kirchenlied von Christian Friedrich Richter (1676-1711). Kirchenlied, unbekannter Verfasser. Kirchenlied von Christian Friedrich Richter. Kirchenlied von Johann Joseph Winckler (1670-1722). Kirchenlied von Gottfried Arnold (1666-1714), vgl. Bd. II Nr. 137 Anm. 11. Kirchenlied von Johann Ludwig Conrad Allendorf (1693-1773). Vgl. Nr. 717. = Nr. 716. Vgl. 1 Kor 13,7. Nicht erhalten. Vgl. Kol 3,9f. Vgl. Joh 13,23 sowie 2 1 , 2 0 - 2 3 . Vgl. Mt 26,41 und Rom 13,14. Vgl. Joh 10,22. Vgl. Apg 1,24. Vgl. Apg l,16f. Christian August Crusius (1715-1775); evangelischer Theologe und Philosoph; bedeutendster

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Gegner der Philosophie Christian Wolfis und Gottfried Wilhelm Leibniz'; geboren in Leuna bei Merseburg; Studium der Theologie und Philosophie in Leipzig; dort seit 1744 außerordentlicher Professor der Philosophie und seit 1750 ordentlicher Professor für Theologie; 1755 Kanonikus in Meißen; 1757 Primarius der Theologischen Fakultät in Leipzig; 1764 Kustos und Prälat in Meißen; 1773 Senior der Universität Leipzig. Mt 9,38; Lk 10,2. Vgl. Nr. 715. Theophilus Emanuel Frantz (geb. 1753/54); lizensierter, lutherischer Prediger; geboren in Stettin, Mecklenburg-Schwerin; kam 1777 als Soldat der hessischen Truppen nach Amerika; 1778 offenbar Desertion; 1778 vom Ministerium als Prediger für die Gemeinden Heidelberg, Jordan und Egypt lizensiert; 1781 wurde die Lizenz für ein Jahr erneuert. Vom 25. bis 27. Mai; ein Protokoll ist nicht erhalten. Vgl. aber Tappert III S. 4 5 - 4 7 und Documentary History S. 1 5 1 - 1 5 3 . Von allem etwas und insgesamt nichts. Johann Friedrich Ernst (1748-1805); Schullehrer und lutherischer Pastor; geboren in Straßburg/ Elsaß; kam 1765 als Indentured Servant nach Philadelphia; kam unter den Einfluß Kunzes und wurde 1775 Schulmeister in Tulpehocken, 1778 in New Hanover; 1779 lizensierter Prediger mit beschränkten Vollmachten in New Hanover, New Goshenhoppen und den Oley Gemeinden; 1780 Ordination; Pastor in den Townships Easton und Dryland (1780-1782), Moore ( 1 7 8 0 1786) und Greenwich (1780-1790); 1 7 9 0 - 1 7 9 1 lebte er in Maxatawny; 1 7 9 1 - 1 8 0 2 war er in verschiedenen Gemeinden von New York State tätig; 1 8 0 2 - 1 8 0 5 bediente er von Manheim, Lancaster County, aus die Gemeinden Elisabethtown, Bishop's, Hummelstown, Hill oder Maxe und Maytown. Für die Zeit bis zum 17.12.1778 (= Nr. 721) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) Der Rest eines Tagebucheintrags vom 15.12.1778 enthält folgendes Brieffragment: „... so bitten wir Deroselben [Mein]ung und fernere Gedanken von diesen Passionen aus. Wo nicht, so wollen wir alles hiermit ungeschehen und ungeredet machen, und ich bitte um Vergebung, daß ich wieder des H[errn] Lehmans Ordination war, welche dieselben so angelegentlich beförderten. Nie, auch nicht in Corporations=Versandungen, war ich gern der Meinung, die denenselben gegenseitig war. Ein Briefwechsel von dieser Art, kan vielleicht noch seinen guten Nutzen haben. Ihr gütiger und nachsichts voller Beifall ist offt gewißen Einsichten gegeben worden, die Sie in mir gefunden zu haben glauben. Meine gantze Seele wünscht, daß vor Ihrem seifigen] Abschiede noch mein moralischer Character Ihres Beifals würdig werde und mich Ihr Hertz segne. Ich bin etc. J[ohann) Christoph] Kuntze." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 97; vgl. Tappert III S. 206). (2) „Mitwoch d(en] 16 dec[ember] 1778 ... Empfieng auch ein Schreiben von meinem Sohn Friedrich [August Conrad] zur Antwort auf meins. ... H[err] Pf[a]rr[er Johann Philipp] Leydich sandte mir ein Brieflein ich möchte verkündigen, daß er am 2ten Christtage hier in Providence Gottes=Dienst halten wolte." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 101; vgl. Tappert III S. 206).

721. An [Johann Christoph Kunze]

Providence,

17.12.1778

Copy: Provid[ence] d[en] 17 dec[ember] a[nni currentis] Teurer und liebenswürdiger Herr Collega, Werter Gemüts= und Geblüts Verwandter: Für Dero letztere wichtige Zuschrifften von 5ten und 30sten Novembrfis]: a[nni]c[urrentis] 1 sage Ihnen von [Hertzen] verbindlichen Dank: insonderheit für die Gott zu preisende Nachricht, wie des Herrn Beistand und Hülfe in ihren Amts=geschäfften zu Cohansy [Cohenzy] so merklich und kräfftig gewesen. Er, der huldreiche Heiland thut ia immer mehr als wir bitten und verstehen.

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 8

Danke auch ergebenst, daß Sie so gütig gewesen und die hinaus bestirnte Schrifften 2 des M[aste]r Bitters seinem Freunde mit zugeben. Es stehet bei dem Herrn und seiner Fürsehung, ob es an Ort und Stelle gelangen, oder verloren gehen soll. W a s m[eines] S[ohnes] F r i e d l i c h August Conrad] M[ühlen]b[ergs] Sache betrifft, so schrieb ich gleich des falls an ihn, 3 so bald Dero Wink empfangen, und stellete ihm die Gefar und Folgen mit Gründen nach meiner schwachen Einsicht vor. Er hat aber seit der Zeit weder mündlich noch schrifftlich geantwortet. Die Receivts [Empfangsbescheinigungen] von Ihnen und meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] habe ich d[urch] M[aste]r [Francis] Sw[aine] richtig erhalten. 4 Wie ich verneme, so spricht M[aste]r Sw[aine] dann und wann wegen Verkauffung dieses Platzes. Ich habe es zu gegeben, um einen Versuch zu machen, weil es geheißen, als ob man eine große Summe dafür kriegen könte, es ist aber mein Ernst nicht denselben so zu verkaufen, weil ich noch keinen andern und beßern Winkel weiß, wo ich als ein abg[ele]bter tauber etc. M a n n mit einer noch kränk[e]rn und gebrechlichem Frau mich aufhalten könte. Und was könte ich in jetziger Crise mit einem Bündel gedrukten Papier machen? das dem Feuer, Wasser, Motten und Dieben unter worfen. 5 Vielleicht wie die Kind[er] die Häuser von Charton bauen. Es soll noch kein V e r k a u f geschehen ohne meiner Kinder Consent. Ich hatte anfangs die Absicht mit, als ob sich dieser Platz mit der Zeit zu einem kleinen Seminario für Catecheten zu bereiten, oder auch für einen Aufenthalt einer oder andern Prediger Witwe im Nothfall schiken möchte, aber es sind 3 haupt Fehler für solche Anstalt a) Mangel an Waßer b) am Holtz c) an Wiesen. In der praxi wird man Vieles gewahr was man in der theoria nicht bemerket. Meiner hier bei gelegten weitern Erklärung 6 werden Sie belieben einer külen Durchsicht zu würdigen, alles zu überprüfen und das gute zu behalten 7 wenn was drunter ist. Eine besondere Bitte hätte noch, nemlich wenn Sie meinen von Eben Ezer an Sie erlaßenen Brief noch haben 8 so ersuche, daß Sie mir denselben im Original communiciren möchten, ich wolte [...] eine Copie davon nemen und Ihnen d[as OJriginal, wenn was dran gelegen, richtig wieder zu stellen. Nicht zum disputiren oder entschuldigen, sondern zu meiner Beruhigung und Verbeßerung, um zu sehen was ich in dem Paroxismo geschrieben und was meine eigentliche Meinung bei jedem co[nc]reten Paragrapho gewesen, weil ich keine Copie davon gehabt. Ich habe ein blödes [scheues] und schüchtern Gemüte, und wenn verneme daß ich meinen Nächsten mündlich oder schrifftlich beleidiget haben soll so machets mich scheu und reserve und auch vorsichtig es ins Künfftige zu verhüten. Inzwischen geschieht es auch wol, daß die besten Freunde einander nicht verstehen etc. etc. 9

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 207. 1

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S. 97-100.

Englische

Vgl. N r . 7 1 9 mit Anm. 8 ( 2 ) .

2

Die in N r . 7 1 5 aufgeführten Schriftstücke.

3

Wegen der Niederlegung seines Amtes; vgl. N r . 7 1 9 Anm. 8(3). Die Quittungen über den Empfang des jeweiligen Anteils aus dem Streitschen Legat; vgl. N r . 7 1 5 ;

4

Nr. 721

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17.12.1778

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Nr. 718 und Tappert III S. 198. Vgl. Mt 6,19. Nicht zu ermitteln. Vgl. 1 Thess 5,21. Nicht erhalten; der Brief war mit Ursache der Verstimmung zwischen Kunze und Mühlenberg. Vgl. Nr. 720. Für die Zeit bis zum 7.1.1779 (= Nr. 722) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 17 decembr[is]: ... Ich schrieb einen Brief in Vorrath an S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth und schloß 5 Portionen ein neml[ich] a) für H[errn] Helmuth b) H[errn] Praes[es Johann Nicolaus] Kurtz c) für H[errn Johann Andreas] Krug d) für den jüngern H[errn Johann Wilhelm] Kurtz und e) für die Witwe [Maria Dorothea] Schaumin an M[aste]r Michael Hubley ihren Bruder als Vormund, jede Portion 22 £ 10 Shilling] Curr[ency = Währung] in summa 112 £ 10 Schilling] wenn etwa sichere Gelegenheit dahin vorfallen solte. Schrieb auch heute einen Brief an H[errn] Pastor [Christoph Emanuel] Schultze in Vorrath wenn etwa Gelegenheit vorfallen solte und schloß 81 th[aler], nemlich 30 £ 7 s: 6 d[ = pence] wovon 22 £ 10 Sh: seine Portion und 7 £ 17 S: 6 d: für Weitzen seyn solten." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 101f.; vgl. Tappert III S. 207). (2) „Sambstag d[en] 19 dec[ember]: ... schrieb Antwort an meinen Sohn Friedlich August Conrad] ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 103; vgl. Tappert III S. 207). (3) „Sambstag d[en] 2 Januar ... Besuch von M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst ... welcher nach Philadelphia reisete und ein paar Zeilen an die Mary [Maria Catharina] Sw[aine] mit nam." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 125; vgl. Tappert III S. 210). (4) „Dienstag d[en] 5 Januar: ... M[aste]r Ernst ... brachte mir einen Brief von M[aste]r Swaine d[e] d[ato] 3 Jan[uar] a[nni]c[urrentis] und die Englische Zeitung mit." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 79 S. 126; vgl. Tappert III S. 210). (5) „Mitwoch d[en] 6 Januar: empfieng einen Brief d[urc]h M[aste]r Kucher von H[errn] P[astor] Schultz[e] datirt d[en] 3 Januar: a[nni]c[urrentis] ... Schrieb Antwort an H[errn] P[astor] Schultze, legte 81 th. in den Brief a) für seine Portion 22 £ 10 sh: und für 7 Büschel [bushel] Weitzen 7 £ 17 sh: 6 d. ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 126; vgl. Tappert III S. 210).

Die Briefe des Jahres 1779

722. [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg]

an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia, 7.1.1779]

a) Die Corpor[ation] hat auf das gekauffte Haus bezalt 400 £ und ist schuldig auf nächstes Jar in Fall [Herbst] darauf zu bezalen 385 £. b) haben in Cassa 1520 £. Nun sey die Frage was mit dem Gelde zu thun? Zur Bezalung der Schulden? Welche Creditors [Gläubiger] werden um diese Zeit gern das Geld annemen? An die Proprietors [Eigentümer] für den Kirchhof?1 Die wollen es lieber ohne Interesse [Zinsen] stehen laßen. Die 960 £ an das S[olms-] R[ödelheimische] Legat können nicht ohne Gefar und Schaden angenommen werden. H[err Johann Heinrich] Keppele sen[io]r2 wird seine 500 £ auch nicht gern nemen. Die Fr[au] Witwe [Esther] Meyer: ihr Capital auch nicht etc. c) Die Glieder der Ehrsamen Corporation sind p[ro] t[empore] 1) die noch übrigen alten Trustees [Treuhänder] 2) Älteste: die Hh. [Herren Michael] Schubart,3 [Friedrich] Hagner,4 [Johann Philipp] Alberty,5 [Andreas] Burghardt,6 [Heinrich] Kämmerer7 und Peter Krafft. 3) Vorsteher: die Hh. Folk, [Friedrich] Heiler, [Heinrich] Leuthäuser, [Georg] Seitz,8 [Georg] Heidel und Jacob Eckfeld, d) aus dem politischen Reich 1) es werden 40 Millionen continental th[aler] Bills [Scheine] eingerufen, neml[ich] a) die vom 20 Maii 1777. b) die vom 11 April 1778. Das vorbemeldte Geld vom 20 Maii 1777 und 11 April 1778 gilt jetzo in Handel und Wandel gar nicht. Nur an Taxen und in der Loan office [öffentliche Kreditanstalt] werden sie noch angenommen bis den 1 Junii a[nni]c[urrentis]. Ferner: M[aste]r Keppele sen[io]r hat nebst vielen andern, sonderlich alten Gliedern den Wunsch geäusert, sie [Mühlenberg] möchten wieder herunter ziehen. Ich halte es auch für gut und nötig; aber wie stehts mit dem Gehör?9 Wegen der alten Kirche H[errn Johann Christoph] Kuntzes Umständen etc. wäre ich sehr geneigt, ohnedem scheinen Sie g[eliebte] E[ltern] für alte Leute fast zu unsicher zu wonen. Am Auskommen bin ich sicher würde es Ihnen nicht fehlen und das praesidiren im Kirchenrat und guter Rath hie und da wäre, denke ich, die einzige nötige Arbeit —. Ich habe nur den Gedanken mancher guten Freunde hier äusern wollen. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 21 Of. 1 2

PM 95 A Nr.

15 1 774-79

S. 127f.

Englische

Vgl. Bd. IV Nr. 5 9 7 ; Nr. 5 9 8 ; Nr. 6 6 2 - 6 6 4 . Johann Heinrich Keppele ( 1 7 1 6 - 1 7 9 7 ) ; Kaufmann in Philadelphia mit Handelsverbindungen nach London; eines der angesehensten Mitglieder der lutherischen Gemeinde und Weggefährte Mühlenbergs von dessen frühen Anfängen in Philadelphia an; Mitglied im Ältestenrat; Finanzier

152

3

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9

Die Briefe des Jahres 1779

und Treuhänder der St. Michaelskirche in Philadelphia und der Kirche in Barrenhill; 1 7 6 4 - 1 7 8 0 Präsident der Deutschen Gesellschaft; seine Tochter Barbara war mit Pastor Helmuth verheiratet. Michael Schubart; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; seit 1772 in verschiedenen Funktionen Mitglied des Kirchenrates; 1 7 7 7 - 1 7 8 0 Schatzmeister der St. Michaelsgemeinde; 1779 Kirchenältester; war in diesem Jahr einer der Hauptantreiber, als es darum ging, Heinrich Melchior Mühlenberg als Rektor der Gemeinde abzusetzen, weil dieser durch seinen Umzug nach Providence das Amt vakant gelassen habe; 1780 nach der neuen Kirchengrundordnung auf Lebenszeit Mitglied der Corporation; in diesem Jahr auch Mitglied der Pennsylvania Assembly, wo er verlangte, daß der Name Heinrich Melchior Mühlenbergs als Emeritus aus der neuen Charter gestrichen werden möge. Vgl. Nr. 7 3 5 - 7 4 3 , 747, 748, 757. Friedrich Hagner; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1779 zum Ältesten gewählt; war in der neuen Charter von 1780 als Vestryman vorgesehen. Johann Philipp Alberti; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; 1764 und 1779 Mitglied des Kirchenrates; es könnte sich hier um jenen Johann Philipp Alberti handeln, der am 12. Dezember 1754 als 32jähriger an Bord des Schiffes Neptun in Philadelphia ankam; das Schiff war aus Hamburg gekommen. Andreas Burghardt; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; aus einer angesehenen Familie; bereits sein Vater war Kirchenvorsteher, als Mühlenberg in Pennsylvania ankam; 1771 selbst Mitglied des Kirchenrates; floh im September 1777 vor den anrückenden britischen Truppen nach Lebanon; brachte einen Teil seines Hausrates zu Mühlenberg nach Providence in Sicherheit; kehrte nach dem Ende der britischen Besetzung nach Philadelphia zurück; 1 7 7 9 - 1 7 8 1 Kirchenältester. Heinrich Kämmerer; Papier- und Buchhändler in Philadelphia; Mitglied des Ältestenrates der lutherischen Gemeinde; hatte wiederholt Ämter in der Deutschen Gesellschaft inne (1789 Präsident); im Unabhängigkeitskrieg auf der Seite der Kolonien aktiv. Georg Seitz; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1 7 7 8 - 7 9 als Vorsteher Mitglied des Kirchenrates; mit der Charter von 1780 zum Mitglied auf Lebenszeit ernannt. Am 26.7.1778 hatte Mühlenberg bei einem Begräbnis durch eine Ehrensalve einen Gehörschaden erlitten, der ihn stark beeinträchtigte. Vgl. Tappert III S. 178f. und Brief Nr. 716.

723. An [Gotthilf

Heinrich Ernst Mühlenberg]

Providence,

9.1.1779

a) ich p[ro] tfempore] annoch Mandatar[ius] des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legats kan noch nichts vom Legat annemen ohne Genemhaltung der S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren] Directoren etc. in Halle, es wäre denn daß es auf Grundstüke oder Häuser versichert werden könte, welches aber erst große Überlegung erfoderte, oder daß es von der Ehrsamen Corporation durch schadlosen Wechsel an die S. T. Hh. Directores der Hallischen Waisen=Anstalten übermachet werden könte, weil die 2 Bande [von engl. Bond = Schuldurkunde] oder Obligationen für 960 £ an die Hh. Directores und Trustees [Treuhänder] in Halle etc. executirt sind. Es sind Armen= und Waisen=Sachen, für arme abgelebte Personen, die den Gemeinen redlich gedient haben, bestimmet und müßen wohl in acht genommen werden. So lange noch andere Schulden ab zu tragen sind, bleibet res Legati integra [das Legat unangetastet], bis auf weitere Einsicht. Die Ehrsame Corporation hat den Teil des Legats p[er] Wechsel empfangen. Wollen und können Sie es p[er] Wechsel wieder an Ort und Stelle bringen, w o es her gekommen und hingehört, so habe ich keine Verantwortung. Wollen Sie es ohne Interesse [Zinsen] haben, so schneiden Sie mir den halben

Nr. 7 2 2 / 7 2 3

153

7.1./9.1.1779

Lebens= oder notdürfftigen Unterhalts=Faden ab, 1 welches ich hoffentlich nicht an den ersten Gemeinen verdient habe, daß ich im Alter verlaßen werden solte. W a s mein Gehör betrifft, so ist es nicht besser noch schlimmer worden seit dem 2 6 July a[nni] pr[aeteriti]. 2 Kinderlehren könte ich nicht halten, weil die Antworten der Kinder nicht deutlich verneme. An den Sonn= und Festtagen könte ich mit G ö t t l i c h e r ] Hülfe zur Noth assistiren im Predigen, auch Leichen Predigten versehen, und die Correspondentz unterhalten. Kranken Besuche würden mir schwer fallen ohne Dolmetscher, weil die Kranken insgemein nicht laut reden können. Solte mein hinunter Ziehen begert werden, so wäre es zwar meine Schuldigkeit, aber ich würde doch voraus zu wißen wünschen 1) ob es auch beide Herren Pastores ordinarii 3 für nötig und nützlich hielten? 2) ob es die Ehrsame Corporat[ion] oder die meisten Stimmen derselben begerten? 3) ob Sie im Stande und willig wären, mich und meine kleine Familie mit notdürfftiger Narung und Kleidung zu versehen? Ich hätte zwar die Interessen des Legats zu Hülfe, und die Corporation hatte beschloßen mir 1 0 0 £ Zuschuß zu geben wenn ich in der Stadt wonete und 5 0 £ außer der Stadt, 4 aber ich glaube, daß es in dieser teuren Zeit unmöglich sey mit den Interessen und 1 0 0 £ in der Stadt järlich zu leben, wenn man auch noch viel knapper hausete wie sonst. Ich habe viele Jare her meine Einname und Ausgabe pünktlich aufgeschrieben, so viel möglich sparsam gelebt und doch zugesetzt. Daß die alte, neml[ich] Michaelis Kirche Sontags leer oder ohne Gottes=Dienst seyn solte, komt mir etwas fürchterlich vor, weil ich üble Folgen davon besorge Provid[ence] d[en] 9 Jan[uar] 1 7 7 9 . N[ach] Sfchrift] Wenn Du es rathsam erachtest, so möchte es wol gut seyn, meine vorläufige Antwort oder Meinung mit geliebten H[errn] Collega P[astor Johann Christoph] Kuntze und alten Herrn [Johann Heinrich] Keppele zu vor privatim zu überlegen. Ich folge gern den Rath guter Freunde, die aufs Beste des Gantzen und deßen Teile sehen. Ich habe mich nie einer Gemeine auf gedrungen. Weil aber mein erster Beruf auf Philadelphia mit gieng, ich daselbst die letztern Jare gedient und die Corporation mir als einen Invaliden eine Pension auch in Abwesenheit vermacht, so hat sie ein Recht mich aus dem Hospital zurük zurufen und Invaliden Dienst zu begeren wenns nötig ist. Darum darf ich mich nicht weigern wenns von der Corporation begeret wird, ich mag noch so krüppelhafft und schwach seyn; es muß aber auch ein notdürfftiger Unterhalt besorgt werden. Vielleicht könte mir auch g[eliebts] G[ott] von ein oder andern verständigen Doctor zum beßern Gehör wieder geholfen werden. Dr: [Bodo] Otto 5 meinet, es wären nur die Gehör Nerven irritirt und könten durch Electricitaet wieder eingelenkt werden. /:Das hieße vielleicht nur einen neuen Lappen auf ein altes Kleid fliken: 6 / Es wäre wol rathsam, wenn die Corpor[ation] das Geld in die Loan Office [öffentliche Kreditanstalt] thäte. 7

Abschrift 1 2

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

Sprichwörtlich; vgl. W a n d e r Bd. 2 Sp. 1 8 6 6 . Vgl. N r . I I I Anm. 9.

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

129-132.

154 3 4 5

6 7

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Johann Christoph Kunze und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg. Vgl. Nr. 6 8 0 . Bodo Otto ( 1 7 0 9 - 1 7 8 7 ) ; Arzt in Reading; angesehenes Mitglied der dortigen lutherischen Gemeinde; geboren in Hannover, Deutschland; Medizinstudium in Göttingen; 1 7 5 5 Auswanderung nach Nordamerika; seit 1773 Arzt in Reading; 1776 Delegierter zum Provincial Congress; 1 7 7 6 - 1 7 8 2 Militärarzt der Kontinentalarmee; war Leiter des Feldlazaretts in Valley Forge; 1 7 7 7 verlegte er das Lazarett in die lutherische Kirche von Reading; nach dem Krieg wieder Arzt in Reading. Vgl. Mk 2,21 par. Für die Zeit bis zum 1 5 . 1 . 1 7 7 9 (= Nr. 724) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 13 Januar: ... Nachmittags kam M[aste]r [Francis] Swaine von Philadelphia, brachte mir einen Calender mit von H[errn] Heinrich Müller, und ritte von hier noch weiter nach Neuhannover. Ich hatte eben auf M[aste]r Sw[aine] seinen Brief vom 3 Jan[uar] a[nni] cfurrentis] geantwortet." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 133f.; vgl. Tappert III S. 211).

724. An [John Henry Millerl]

[Providence, 15.1.1779]

Tit[ulo] pl[eno] So haben Sie denn auch noch in Ihrem venerablen Alter den Raub der Güter erdulden, mit Jacobs Wanderstab 2 in die Frembde fliehen und viel Ungemach, Leibes= und Gemüts=Kummer erfaren müßen! Eine unsichtbare Allmachts= und Liebes=volle Vaterhand und deßen ewig bleibendes Wort wird Sie unterstützt und gestärket haben, sonst wären Sie wol vergangen im Elende. Ich und meine kranke hülflose Gehülfin [Anna Maria Mühlenberg], waren hier auch vieler Noth und Gefar ausgesetzet. Von Menschen Hülfe und Schutz entblößt, bat ich mir eine gnädige Protection von dem Höchsterhabenen alles regierenden Welt Heilande 3 aus, und dieselbe war hinreichend mich wieder alle Dräuungen und Nachstellungen zu schützen, so daß es nach dem Reim eintraf: unter deinem Schirmen bin ich für den Stürmen aller Feinde frei etc. 4 Ohnerachtet meiner eigenen Noth habe offt an Dero werte Person und harte Umstände auf der Flucht mit Mitleiden gedacht und es nebst andern Anliegen im Verborgnen mit vor den Gnaden=Tron gebracht, 5 und habe mich hernach desto innigster erfreuet, daß Sie aus den glüenden Ofen ohne versehrt und versenget, errettet, 6 und zum Othem schöpfen in die so berühmte freie Lufft, die aber noch mit mancherlei Dünsten und Nebeln angefüllet, versetzet worden. Der alleinige Eigentums Herr, dem alle Gewalt und Regierung in den Himmeln und auf Erden über geben, 7 erhalte Sie, mein Wertester Freund, noch lange bei Christlichem Muth und Kräfften zum Besten seines Reiches und eines Christlichen Staats, welches desto nötiger ist, je küner sich nun freche Geister in Menschen Gestalt, in der ausgearteten Christenheit hervor wagen, und mit List und Macht versuchen, auch von Gott dem Herrn und seines Gesalbten Gesetzen unabhänglich und los zu seyn, wie unter vielen andern eine Probe in des H[errn John] Dunlaps [Pennsylvania] Packet 8 vom 8 ten Octob[er] a[nni] pr[aeteriti] an dem Laden gelegt worden war: Adam was indicted for eating the fruit etc: 9 Ich hoffete in der Metropoli im Sitz der Gelehrsamkeit, insonderheit so vieler Gottes Gelehrten, würde doch wol einer oder ander, der Englischen] Sprache

Nr. 723/724

155

9.1./15.1.1779

m ä c h t i g e r , a u f t r e t e n u n d d e m G o l i a t h des D a v i d s S c h l e u d e r a n m e ß e n , 1 0 a b e r es blieb a l t u m s i l e n t i u m [tiefe Stille]. W e n n j e m a n d e s p e r s o n e l l e r C h a r a c t e r o d e r Point d'honneur [Ehre] gerürt wird, so erfolget gar balde empfindliche A n t w o r t und Verteidigung. F ü r D e r o mir übersandten S t a a t s = C a l e n d e r , n sage verbindlichsten D a n k , u n d w e r d e m e i n e S c h u l d i g k e i t a b t r a g e n s o bald d a s V e r g n ü g e n e r l a n g e g[eliebts]

G [ o t t ] Sie m ü n d l i c h zu s p r e c h e n , v e r h a r r e i n d e ß e n

Dero

unnützer D[iener] H[einrich Melchior]

Abschrift 1

2 3 4 5 6 7 8

' 10 11 12

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

M[ühlen]b[erg]12

S.

134-136.

John Henry Miller (1702-1782); Drucker und Buchhändler; 1715 Druckerlehre in Basel, Schweiz; nach ausgedehnten Reisen in Europa 1741 Drucker in Benjamin Franklins Druckerei in Philadelphia; 1742 Rückkehr nach Europa; 1744 eigene Druckerei in Marienburg, Deutschland; 1 7 5 1 1754 Drucker bei William Bradford in Philadelphia; 1 7 5 4 - 1 7 6 0 wieder in Europa; seit 1760 wieder Drucker in Philadelphia mit einem eigenen Geschäft, bei dem er sich auf deutschsprachige Druckerzeugnisse konzentrierte; stand der Herrnhuter Brüdergemeine nahe; gab 1 7 6 2 - 1 7 7 9 den Wöchentlichen Philadelphischen Staatsboten heraus; zog sich 1780 aus dem Geschäft zurück und übergab es an Melchior Steiner, der bereits bei ihm gelernt hatte. Vgl. auch Bd. III Nr. 421 Anm. 10. Vgl. 1 Mos 32,11. Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Jesu meine Freude" von Johann Franck (1618-1677). Vgl. Rom 3,25; Hebr 4,16. Vgl. Dan 3 , 1 - 2 7 . Vgl. Mt 28,18. Vgl. Nr. 714. Vgl. 1 Mos 3. Übersetzung: Adam wurde angeklagt, die Frucht gegessen zu haben. Der volle Text findet sich bei Tappert III S. 191. Vgl. 1 Sam 17,1-51. Vgl. Nr. 723 Anm. 7 sowie Germanica-Americana I Nr. 519 S. 223. Für die Zeit bis zum 1.2.1779 (= Nr. 725) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sonnabend d[enj 16 Januar: ... M[aste]r Bucher brachte mir einen Brief von meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 15 Jan[uar] a[nni]c[urrentis] worin enthalten a) dal? die Corporat[ion] einmütig beschloßen aus der Cassa 1200 £ in die Loan office zu thun und übrige b) 300 £ für nötige Ausgaben behalten werden solten etc." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 79 S. 137; vgl. Tappert III S. 211). (2) „Sambstag d[en] 30 Januar: ... Nachmittags kam unser Sohn Friedrich [August Conrad] ... zurück von Philadelphia]: Brachte mit a) ein Brieflein von unsrer Tochter Margreth[a Henrietta Kunze] datfiert] d[en] 28 Januar a[nni] c[urrentis] eingeschloßen des Daniel Benders [vgl. Nr. 1036] Rechnung mit 4 £ 16 sh[illing] in füll of all Accounts [für alle ausstehenden Rechnungen], mit Ersuchen, daß ich des Daniel Benders Bond [Schuldschein] hinab schicken solte. ... b) brachte er mir einen Brief von J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] mit, datirt Middle Brook Jan[uary] 2 5 * 1779 ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 142; vgl. Tappert III S. 213).

156

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

7 2 J . An [Johann Christoph

Kunze]

[Providence,

1.2.1779]

Sfalvo] T[itulo] innigst wert geschätzter H[err] Collega, bewärter Gemüts* und Geblüts=Freund! Ihre Liebe und Gedult werden verzeihen, daß ich Ihre ohnedem schon schwere Amts=Bürde mit einem Anliegen vermere. Mein Sohn Friedrich August Conrad] sagte mir letzt, daß er eine Anmerkung in dem Protokoll der Sfalvo] T[itulo] hochdeutschen Gesellschafft1 gesehen, die mir nach teilig seyn könte, wenn keine weitere Erklärung hinzu käme. Die Ursache warum ich im Mertz 1774 eine Untersuchung von denen Hh. [Herren] Beamten der deutschen Gesellschafft ausbat, war diese hier beigelegte Schrifft,2 die mir vor die Tür gelegt wurde. Der Autor derselben war leicht zu errathen, und mochte es wol freundschafftlich gemeint haben. Deswegen legte ich die Schrifft der Committee damals nicht vor, weil er auch selber mit zur Untersuchung erwälet war, um Weitläufftigkeit und Zank zu vermeiden. Vielleicht waren auch einige von der Corporation die zu gleich zur Committee mit bestimmet, von welchen der Advocat die Materie zur Schrifft erhalten, und also Kläger und Richter zugleich seyn solten. Indeßen legte ich der Committee die Documenta, Power of Attorney [Vollmacht], Rechnungen, Bande [Schuldscheine], Quitungen und alles übrige zu dem Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legat gehörige vor, und sie saßen lange genug und hatten hinlängliche Zeit und Gelegenheit alles durch zu sehen. Ob die Herren /:H[err] Lew[is] Weiss aus genommen:/ den stilum curiae [Kanzleistil] in den deutschen Documenten verstunden, oder nicht verstehen wolten, das weiß ich nicht. Ich ließ die Schrifften da und gieng heim. Am folgenden Tage sagte mir ein Mitglied von der Committee, es wären verschiedene von der Committee nicht geneigt mir ein Zeugniß zu geben etc. Also nam ich die Documenta und Pertinentien [dazugehörigen Unterlagen] wieder heim. Wäre es denen Herren Arbitratoren [Schlichtern] im Ernst gewesen die Sache weiter zu untersuchen, so hätten sie nur dürfen einen Wink geben, oder durch einen Knaben sagen laßen, daß sie weiter procediren wollten, so wäre ich bereit gewesen ihnen Documenta etc. etc. zu über laßen, weil ich in Loco [am Ort] war. Es schiene mir frembd von einer hochlöbl[ichen] Gesellschafft so behandelt zu werden, wo von ich ein contribuirend Mitglied fast vom Anfange her gewesen, und ich verlangte ja nichts, als was sie dem ärmsten Frembdlinge schuldig sind, nemlich eine unparteiische, gerechte und Warheit liebende Untersuchung. Meine dismalige Bitte gehet demnach dahin, ob mein Wertester H[err] Collega wolten mit Herrn [Michael] Schubart3 und ein oder andern der deutsche Sprache Kundigen unparteiischen verständigen Freunde einen Abend daran spendiren die Documenta und Schrifften durch sehen und beurteilen a) wozu das Vermächtniß, und wie es vom Donatore [Stifter] bestimmet,? b) wer darüber zu disponiren habe? Wenn solche Untersuchung nach Zeit und Gelegenheit geschehen so wäre wol billig, daß das Urteil unter die Minute[s = Eintragungen] im Protocoll der S[alvo] T[itulo] deutschen Gesellschafft mit wenigem bemerkt würde. Mein Geliebter H[err] Collega werden so gütig seyn und die übersandten Documenta und Species Factorum [einzelne Unterlagen], wenn sie genug ge-

Nr. 7 2 5 / 7 2 6

157

1.2./1.2.1779

braucht sind, wol verwaren. Der beigelegte Deed [Besitzurkunde] gehöret in die Corporations=Lade. Sub rosa: Vielleicht wäre es wol gut, wenn H[err] Hägner [Friedrich Hagner] mit bei wonete. Doch laße es Dero Gutachten gäntzlich über. Nebst herzlicher Empfelung an Werthe Familie und Anwünschung alles Segens aus der Fülle Jesu Christi verharre Dero schwacher etc. H[einrich Melchior] Mfühlenberg]

Abschrift 1

2 3

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

144-147.

Zur Gründung und Mühlenbergs Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft vgl. Bd III Nr. 3 1 8 Anm. 2. Vgl. Bd. IV Nr. 6 2 5 . Vgl. Nr. 7 2 6 . Schubart war 1 7 7 9 - 1 7 8 0 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft.

726.

An Michael Schubart

[Providence,

1.2.1779]

S[alvo] T[itulo] Geehrt* und geliebter H[err] Schubart, achtbarer Freund und Gönner: Im Monat Mertz 1774, als die Ehrsame Corporation wegen eines dritten Predigers rathschlagte, wurde mir diese hier beigelegte Schrifft 1 vor die Tür gelegt, woraus ich abnam, als ob einige Glieder der Corporation mich in Verdacht hätten, daß ich wegen eines gewißen Vermächtnißes 2 Betrug spielte und schädliche Correspondence hielte etc., welches erst nach meinem Tode oder Weg Zuge ans Licht kommen solte. Ich wandte mich des wegen zu den respective Vorgesetzten und Beamten der Hochlöblichen deutschen Gesellschafft, die mich als einen ehrlichen Mann zum contribuirenden Mitgliede aufgenommen, und bat um Untersuchung. Meine Bitte wurde gewäret und eine Committee der vornemsten Glieder bestimmet, unter welchen der unparteiische Herr Advocat [Lewis Weiss] mit war, der obbemeldte Schrifft gemacht, wie auch verschiedene Glieder von der Ehrsamen Corporation. Die Geehrte Committee nam ihren Sitz in des jüngern Herrn [Heinrich] Keppeles3 Hause. Ich legte ihnen die Documenta von der Hochgräfl[ichen] Stifftung, meine empfangene Power of Attorney [Vollmacht], die Rechnungen von Einname und Auslegung des Vermächtnißes, die Bande [von engl. Bond = Schuldschein] Quitungen und was darzu gehörte, vor. Die Achtbare Committee hatte also gute Zeit und Gelegenheit, eine an sich schon klare Sache mit eigenen Augen durch zu sehen und nach der Warheit zu beurteilen. Als mich beklagte, daß ich so viele Mühe und Wiederwärtigkeit wegen der Barrenhiller Sache ausgestanden, so antwortete ein Glied in der Committee: Ja, der Gottlose hat viel Plage.4 Das war alle mein Trost, womit ich heimgehen konte. Am folgenden Tage sagte mir ein vornemes Glied von der Committee, es würde in der Sache wol weiter nichts vorgenommen werden, weil es schiene als ob einige von der

158

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Committee nicht geneigt wären ihr Urteil zu geben. Daher hielte ichs für rathsam die mir anvertraute Documenta und Schrifften wieder in Verwarung zu nemen, weil ich davon an die jenigen Herren Directores und Trustees [Treuhändern] Red und Antwort geben muß, die von Rechts wegen darüber zu disponiren haben. Hätte die Achtbare Committee Neigung gehabt die Sache weiter zu unter suchen, so war ich ja nahe bei der Hand und auch bereit, die Documenta auf ihren Wink wieder vor zu legen. Es wurde mir aber keine Order oder Wink darzu gegeben, und ich hatte keine Macht die Geehrte Committee zur weitern Untersuchung zu zwingen. Meine Bitte war daß verständige und unparteiische Männer von der Hochlöblichen Gesellschafft aus den Documenten sehen möchten wozu der Hohe Stiffter sein Vermächtniß bestimmet? und wer darüber zu disponiren habe? und das könten ja ein, zwei, drei vernünfftige, Wahrheit liebende, der deutschen Sprache und Rechte kundige Männer aus den geschriebenen und gedrukten Urkunden mit leichter Mühe beurteilen und aus finden. Und weil ich das Vertrauen zu meinem vieljärigen Freunde und Gönner, Herrn Schubart hege, so ersuche Sie hiermit, Sie wollen so gütig seyn und die Urkunden samt dem gantzen Verlauf noch ein mal durch sehen, und denn mit Wenigem unter den Minutes [Einträgen] im Protocoll von 1774 anmerken, wie Sie es befunden, und mir davon eine Copy gütigst zu kommen laßen. Wenn Sie belieben ein oder mehrere unparteiische Männer mit darzu zu nemen und einen Abend daran zu spendiren, so werde solches mit schuldigem Dank erkennen und nebst hertzlicher Empfelung verharren Dero zu Gegendienst verbundener H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der ältere. N[ach] S[chrift]. Was meine Correspondence betrifft, die ich seit 36 Jaren mit Hohen und Niedern Glaubens=Genoßen in Europa zum Nutz der verlaßenen Evangelischen Gemeinen in America gefürt, derselben scheue und schäme ich mich nicht. Sie sind im Druk 5 und können von jedem gelesen werden, der Lust und Gelegenheit darzu hat. B[uch] Tobiae 12,8: Der Könige und Fürsten Heimlichkeit soll man verschweigen: aber Gottes Werk soll man herrlich preisen und offenbaren.

Abschrift 1 2 3

4 5

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

149-153.

= Bd. IV Nr. 6 2 5 . Der Solms-Rödelheimischen Stiftung. Heinrich Keppele Junior (gest. 1 7 8 2 ) ; Sohn von Johann Heinrich Keppele Senior; Kaufmann in Philadelphia mit Handelsverbindungen nach London; ging 1 7 6 3 zusammen mit Mühlenbergs drei Söhnen nach London, kehrte noch im Oktober des Jahres zurück. Ps 3 2 , 1 0 . Die seit 1 7 4 4 erscheinenden Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pensylvanien.

Nr. 726/727

727. An [Gotthilf

1.2./2.2.1779

Heinrich Ernst Mühlenberg]

159 [Providence,

2.2.1779]

Gel[iebter] Sohn, Dein letzt Geliebtes vom 15 Jan[uar] a[nni] cfurrentis] 1 machte mir etwas Besorgniß wegen deines Anfals von der Pleuresy 2 und Geschwulst im Halse. Habe aber seit dem von Friedrich [August Conrad Mühlenberg] und [Francis] Sw[aine] vernommen, daß es vorüber sey. Gott sey Dank! Ich bin auch bisher unpäßlich gewesen wegen Unordnung im Magen, geschwolner Füße etc. Dein durch Friedrich mir gesandtes Magen Pulver 3 thut mir gute Dienste. Es hat die Farbe und Geschmak wie das Hallische. Was solte wol eine Dosis kosten? wenn die Ingredientien zu kriegen, und der Preiß nicht allzu hoch käme, möchte es hier im Lande heilsam seyn. Ad sublimiora [Vertraulich]: Friedrich] sagte mir, Du hättest in der Schwedischen Kirche 4 geprediget und vernommen, als ob sie wol einen hiesig gebornen von unserm Ministerio, der Englisch predigen könte, nach Abzug des Rev[erendi] H[errn Anders] Göranson, annemen wolten etc. Das ist eine wichtige Sache, die wol in acht genommen und befördert werden solte. Die Schwedische Mission ist auf den Lutherischen Fuß, ihr Charter [Kirchengrundordnung] auch. Sie haben keine nähern Glaubens=Genoßen als uns deutsche Lutheraner. Laßen sie sich mit der Englischen Episcopal oder Presbyterial Kirche ein, so verlieren sie ihre reine Lehre und Gerechtigkeit etc. Bei verschiedenen vorhergehenden Pröbsten ist eine liebreiche Harmonie und Vereinigung zwischen ihrem und unserm Ministerio gewesen. 5 Concordia vincit [Einigkeit siegt]: eine 2fache Schnur zerreißet nicht so leicht als einfache. 6 Ein neuer Schwedischer Missionar kan hier mit der Schwedischen Sprache wenig oder nichts ausrichten, und an der Englischen Sprache hat er lange zu lernen und bleibet doch gebrochen. Englisch und Deutsch ist das Mittel womit eine Gemeine zur Schwedischen Kirche gesammelt und erhalten werden möchte; aber denn —, ist es ein begabter Prediger, der nicht mit uns in vertraulicher Freundschafft und Vereinigung stehet, so ziehet er einen Teil von unsrer Gemeine ab zur Schwedischen Kirche i[d] e[st] bauet seine verfallne Kirche von unsern Bakensteinen. Die Situation auf Vicacoa [Wicaco] ist bequem für einen guten Teil unsrer Glieder. Das befürchtete ich, wenn der junge Rev[erendus] H[err Daniel] Kuhn 7 am Leben geblieben und hieher gekommen wäre. Es ist p[ro] t[empore] keiner in unserm Ministerio der Englischen] Sprache hinreichend mächtig als Du, Friedrich [August Conrad Mühlenberg] und [Christian] Streit. Herr Streit ist verheiratet und gesettelt [niedergelassen] in Charlestown, und ich würde ihn auch nicht so wol trauen etc. Vielleicht hat es eine göttlich=gnädige Fürsehung für unsern armen Exulanten Friedrich ausersehen, und so thäte es unsrer Gemeine keinen Schaden. Ich hoffe es bei dem S[alvo] Tfitulo] H[errn] Ertzbischof oder Consistorio in Schweden mit göttlicher Hülfe /:wenn lebte:/ dahin zu bringen, daß es approbirt werden möchte, wenn einer von euch beiden dazu berufen würde: denn mein Name ist da bekant, weil ich verschiedene mal ein Responsum [Erwiderung] wegen der Sache zu H[errn] Probst [Carolus Magnus von] Wrangeis Zeiten habe mit beilegen müßen. 8 Versäume nichts in der Sache mein

160

Die Briefe des Jahres 1779

lieber Sohn, so wie dir Gelegenheit gegeben wird. Wenn ich was in der wichtigen Sache thun kan, so will gerne mit helfen. Mit hertzlicher Anwünschung alles Segens aus der Gnadenfülle 9 verbleibe etc. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 1 0

Abschrift von Mühlenbergs 1 2

3 4 5 6 7

8

' 10

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

153-156.

Nicht erhalten; vgl. Nr. 724 Anm. 12(1). Engl, pleurisy, Pleuritis, Brustfell-, Rippenfellentzündung; im 18. Jahrhundert als „Seiten-Stechen" (pleuritis spuria bzw. vera) geläufig. Die Rezeptur findet sich im Tagebuch; vgl. Tappert III S. 216. Gloria Dei in Wicaco/Philadelphia. Besonders 1 7 5 9 - 1 7 6 8 mit Carolus Magnus von Wrangel; vgl. Bd. II und III passim. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 309 und Pred 4,12. Daniel Kuhn (1750-vor 1779); lutherischer Katechet; Bruder von Adam Kuhn; geboren in Lancaster; studierte bei Carolus Magnus von Wrangel; 1 7 6 8 - 1 7 6 9 Assistent von Johann Albert Weygand in New York; 1 7 6 9 - 1 7 7 0 Katechet in Warwick, Middletown und der Hill/Maxe Kirche; 1771 Reise nach Schweden zur Vervollständigung seiner Ausbildung; allerdings offenbar nie ordiniert; seine Spuren verlieren sich danach. Vgl. Bd. III Nr. 442 Anm. 32; Bd. IV Nr. 559 Anm. 32. Vgl. etwa Bd. III Nr. 383. Vgl. Joh 1,16. Für die Zeit bis zum 12.2.1779 (= Nr. 728) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 2 Februar: ... Heute packte ein a) Das Document vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms ] R[ödelheimischen] Legat b) die Vollmacht von S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren] Directoren [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen und [Johann Ludwig] Schultzen c) die Species Factorum mit Barrenhill und vom Fundo d) den Deed [Übertragungsurkunde] von der Barrenhiller Kirche an die Michaelis Corporation e) einen Brief an Michael Schubart Esq[uire = Nr. 726]. f) Brief an den H[err]n P[astor Johann Christoph] Kuntze [= Nr. 725], und beigeschlossen die Schrifft, welche mir im Mertz 1774 vor die Tür gelegt war [= Bd. IV Nr. 625]. Ferner einen Brief an meinen Sohn H[einrich] M[ühlen]b[erg = Nr. 727] wie auch einen Brief an unsere Tochter Margr[etha Henrietta] Kuntzin ... letztlich ein paar Zeilen an unsere Tochter Mary [Maria Catharina] Swainin." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 156f.; vgl. Tappert III S. 213). (2) „Freitag d[en] 5 Februar: ... Er [Johann Georg Butler, Nr. 733] brachte einen Brief von vielen Namen unterschrieben und hielt um die Ordination zum Predigtamt an." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 79 S. 159; vgl. Tappert III S. 214). - Vgl. auch Nr. 734 und 755. (3) „Mitwoch d[en] 10 Februar: schrieb ich an H[errn] P[astor] Kuntze von obgemeldtem Paquet ... Ferner schrieb auch meinem Sohn Heinrich, berichtete ihm den Inhalt des gestern empfangenen Paquets ... Unser Mitschwäher M[aste]r [Philipp] Hall kam vorbei und gab bei mir ein Brieflein, ein Stük Zeitung und etwas Siegelwachs von unserm Sohn [Heinrich] ab." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 163f.; vgl. Tappert III S. 215). - Zum Inhalt der Postsendung vgl. Nr. 728 und Tappert III S. 214f.

Nr. 7 2 7 / 7 2 8

728. An Friedrich Wilhelm Pasche

2.2./12.2.1779

161

Providence,

12.2.1779

Copie Schreibens H[err]n P[astor Heinrich Melchior] Mühlenberg's Sen[ior] an Pasche datirt Neuprovidence den 12 ten Febr[uar] 1779. Titfulus] Durch den redlichen, nimmer zu vergeßenden Freund und Gönner, H[err]n David Grim ist mir am 9 t e n Febr[uar] 1779 Dero letzteres Paquet richtig zu handen gekommen, nemlich a) von Sfalvo] T[itulo] H[err]n D[irektor Johann August] Ufrlsperger] und Dirfektor Gottlieb Anastasius] Fr[eylinghausen] datirt den 29 s t e n Aug[ust] und 7 ten oct[ober] 1778. wegen E[ben] Ezier]. 1 b) an H[err]n [Johann Christoph] Kuntze datirt d[en] 25 t e n Merz und 12 ten Maii 1778. c) von der Fr[au] Witwe Helmuthin 2 etc. etc. Gott sey gepriesen! 1) Observ[atio] Ich will wegen der E[ben]Ez[er] Gemeine nach Hochw[ürdiger] Väter Auftrag alles gerne thun, was in meinem geringen Vermögen noch übrig, so viel der Herr Gnade und Gelegenheit dazu verleihen wird. Ich habe neulich keine Nachricht von E[ben]Ez[er] gehabt, das lezte war von unserm Mitbruder Pf[ar]r[er Christian] Streit, der auf meine Bitte von Charlestown aus E[ben]E[zer] besucht, 3 7 mahl daselbst geprediget, das heil[ige] Abendmahl administriret und im Merz 1778 zu seiner Station in Charlestown returniret, und 4 versprochen, sie noch einmahl zu besuchen, wenn es seine Umstände erlaubten, meldete, daß ein in Charl[es]t[on] abgedanckter junger leichtsinniger Magister [Friedrich] D[aser] J sich angeboten, die E[ben] Ez[er] Gemeine zu bedienen etc. und daß einige gewillet wären, einen solchen Bock zum Gärtner zu dingen, wenn anderwärts keine Hülfe käme. 2) Ich hatte keine Antwort und Ordre von Hochw[ürdigen] Vätern in der Sache weiter zu procediren, bis die leztern Zuschriften hier am 9 t e n Febr[uar] a[nni] c[urrentis] empfangen, und bin genöthigt zu bitten und zu flehen, daß der Eigenthums Herr der armen Schaafe sich seiner Heerde selber annehmen, und insonderheit der frommen Witwe [Anna Barbara] R[abenhorst] ihr Stecken und Stab seyn wolle! 6 weil seit dem Novemb[er] 1778 bis hieher Gottes schwere Straf= und Zucht=Ruthe über die Provinz und insonderheit E[ben]E[zer] ergehet, 7 und ein betrübtes Theatrum belli [Kriegsschauplatz] ist, so daß der Herr seine Tenne feget, und man nicht weiß, ob noch ein Häuslein im Weinberge und eine Nachthütte in den Kürbis-Garten übrig bleiben dürfte Matth: 3,12. Esa. 1,8.9. 3) Solte der Herr die Thür daselbst wieder eröffnen, und ichs erleben, so will mit seiner Hülfe gerne rathen und thun, was einem abgelebten beynahe 70jährigen Knaben möglich ist. 4) Zu Ausgange des Octobers a[nni] p[raeteriti] wie schon gemeldet, habe ich an S[alvo] Tfitulo] H[err]n Inspektor Sebastian Andreas] Fabrficius] geschrieben, 8 und auch eine generale Description von der Oberfläche unserer Lutherischen Gemeinen und Predigern an Se[ine] H[och]w[ürden] H[err]n Dir[ektor] Fr[eylinghausen] addressiret, 9 und auch die Quitung und Rechnung vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Vermächtniß beygelegt etc. 1 0 und H[err] Kuntze hat das Paquet einem jungen Menschen, der nach Deutschland reisen wolte, mitgegeben. Es stehet unter Gottes Fürsehung, ob es zurecht kommen soll oder nicht.

162

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

5) Weil Ew[er] schon vom 6 t e n Maii 1 7 7 6 zu berichten beliebten, 11 daß die Intereße [Zinsen] vom S[alvo] T[itulo Sigismund] Streit's Legat nun fällig würden, und S. T. H. Insp. Fabr[icius] an H[errn] P[astor] Kuntze bestätigte von 1 7 7 8 , daß solche denen bedürftigen von Halle gesandten Predigern zukommen solten, und die Bedürfniße bey uns Predigern] sehr hart drücket, so habe ichs gewaget, und von dem Fundo oder Capital des hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legats 2 8 1 Curr[ency = Währung] an 12 Competenten (die arme Witwe [Maria Dorothea] Schaumin mit eingeschloßen) laut Quitungen ausgetheilt 12 (einen r[eichs]th[a]l[er] zu 5 sh[illing] Curr[ency] gerechnet) in Hoffnung, die Hochwürdigen S. T. Hhn [Herren] Directores und Co-administr[atores] werden geruhen, den bemeldten Theil von den Str[eitschen] Interessen nach und nach zu ersetzen, und in beßere Versicherung zu bringen; und ich wünschte, daß das übrige vom S[olms-] R[ödelheimischen] nach und nach so wie es möglich, unter die unmittelbare Verwaltung heimkommen möchte. Exod. 2 , 9 . Nimm hin das Kindlein etc. Denn ich befürchte Egypt: Finsterniß etc. 1 3 O daß doch der Abend käme, da es soll so lichte seyn! 1 4 Hiemit ersterbe Dero auf ewig verbundener H[einrich Melchior] Mfühlenberg] 1 5

Abschrift von Pascbes Hand in AFrSt IV C 19:12 S. 3Sf.; LC Abt. H IV Fach 5 S. 35f. 1

2

3 4

5

6 7

8 9 10 11 12

13

= Nr. 7 1 3 . Zur vollständigen, nicht nur an Mühlenberg gerichteten Sendung vgl. Tappert III S. 2 1 4 . Es handelt sich offenbar um die Mutter von Pastor Justus Heinrich Christian Helmuth, die in Hannover, Deutschland, lebte; ihr Mann starb, als Justus Heinrich Christian geboren wurde. Vgl. Nr. 6 9 6 ; Nr. 713 und Nr. 7 6 0 . An dieser Stelle ist auf die Randnotiz zu verweisen: „Ist es nicht bedenklich, daß H[err] Triebner in seinen letzten Briefen von diesem allem nicht das geringste gedencket? Pasche." Friedrich Daser; mittelloser Emigrant aus dem Württembergischen; kam 1 7 6 9 ohne Berufung und Empfehlung in Charleston an; Schüler und Schwiegersohn Johann Severin Hahnbaums, lutherischer Pastor in Charleston; wurde auf Betreiben Hahnbaums offenbar noch im Jahr seiner Ankunft zum Vikar gewählt; 1 7 7 0 - 1 7 7 3 als Nachfolger seines 1 7 7 0 verstorbenen Schwiegervaters Pastor in Charleston; wurde vom Kirchenrat abgesetzt; bemühte sich 1 7 7 4 um die Ordination der anglikanischen Kirche; war auch schon auf dem Weg nach England, wurde aber vom Sturm wieder nach Amerika getrieben; versuchte, Nachfolger des verstorbenen Rabenhorst in Ebenezer zu werden, was auf Heinrich Melchior Mühlenbergs erbitterten Widerstand stieß; auf seiner Reise nach Ebenezer 1 7 7 4 hatte Mühlenberg mit ihm in Charleston zu tun; vgl. Bd. IV Nr. 6 3 2 ; Nr. 6 3 4 ; Nr. 6 4 1 S. 627f.; Nr. 6 5 2 Anm. 11(6). Vgl. Ps 2 3 , 4 . Am 2 9 . 1 2 . 1 7 7 8 wurde Savannah von den Engländern eingenommen, Anfang Januar 1 7 7 9 besetzten sie auch Ebenezer. Vgl. Winde S. 6 6 - 7 1 und Jones S. 1 2 6 - 1 3 0 sowie Tappert III S. 2 1 4 . = Nr. 7 1 5 . = Nr. 7 1 6 . Die Stücke werden in Nr. 7 1 5 aufgeführt. Vgl. Bd. IV Nr. 6 7 4 . Zu den Empfängern vgl. Nr. 7 1 5 , Nr. 7 1 8 ; zum Text der Empfangsbestätigung Tappert III S. 198ff. Vgl. 2 Mos 10,22.

Nr. 7 2 8 / 7 2 9 14

15

12.2./25.2.1779

163

Vgl. die siebte Strophe des Kirchenliedes „Unerschaffne Lebenssonne" von Johann Anastasius Freylinghausen ( 1 6 7 0 - 1 7 3 9 ) . Für die Zeit bis zum 2 5 . 2 . 1 7 7 9 (= Nr. 7 2 9 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 13 Febr[uar]: ... Meinen vorgemeldten Bogen und quart Blatt [= Nr. 728], begleitete mit ein paar Zeilen an M[aste]r David Grim und bat, er möchte meinen Brief aufs Paquet Boat [Paketschiff] oder einer andern Gelegenheit nach London geben ... Am Abend kam die Susy Kleinin [Susanna Klein, Nr. 789] wieder zurück von Philadelphia: brachte einen Brief von unserm Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] mit, datirt d[en] 12 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] . . . " . (PM 9 5 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 168; vgl. Tappert III S. 216). (2) „Mitwocb d[en] 17 Februar: ... Friedrich [August Conrad] M[ühlen]b[erg] ... brachte mir einen Brief von S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze datirt d[en] 19™" Januar: a[nni]c[urrentis] . . . " . (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 172; vgl. Tappert III S. 217). (3) „Freitag d[en] 19 Februar: ... Ich schrieb heute ein paar Zeilen an meine Tochter Mary [Maria Catharina] Sw[aine] daß sie nachfragen möchte, ob Fried[ich] Paul unser Nebenhäusgen, Smith Shop [Schmiede] und halben Garten an der Straße renten [mieten] wolte, so müste er bald heraufkommen." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 174; vgl. Tappert III S. 217).

729. Art [Anna Barbara Rabenhorst]

Providence,

25.2.1779

Neuprovidentz d[en] 25 Februar: 1779 Wertesteste [!] Frau Schwester in Christo! 1 Petr: 4,12=14 Joh: 16,22,33. Rom: 8,18 Ihre zweite Zuschrifft vom 26 Sept[ember] 1777 1 die voller Glaubens=Freudigkeit war, habe ich zwar beantwortet mit einem Bogen voll vom 2 Dec[ember] 1777, 2 weiß aber nicht ob es zu recht gekommen sey. Nach Dero Verlangen schrieb ich an S[alvo] T[itulo] Hochw[ürdigen] H[errn] Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen wegen der Fr[au] Schwägerin [Maria Hoppe] in Daber, und hier ist die Antwort darauf. 3 Im April 1778 empfieng ich durch unsern Mitbruder den Rev[erendum] H[errn Christian] Streit Nachricht, 4 daß er in Eb[en] Ez[er] gepredigt und das heilige Abendmal gehalten. Darüber freuete ich mich hertzinniglich! und war mir auch tröstlich, daß er versprochen Sie dann und wann zu besuchen. Am 9ten Februar: dieses Jars habe ich Briefe von Hochwürdigen Vätern aus Augsburg und Halle etc. und eine neue Vollmacht erhalten, daß ich mich der Ebenezerischen Gemein= und Kirchen=Sachen noch weiter annemen, einen rechtschafnen Prediger und Seelsorger, von hieraus dahin begleiten /:wenn mirs möglich ist:/ und denselben der Gemeine vorstellen, oder schrifftlich einfüren solte. 5 Hochbemeldte Väter und Stiffter haben auch ein sehr tröstlich Schreiben an die Hh. [Herren] Vorsteher und ordentliche Gemein=Glieder in Ebenez[er] an mich gesandt, 6 welches ich selber g[eliebts] G[ott] überbringen oder senden werde. Die Hochwürdigen Väter sehen es völlig ein, daß Herr [Christian Friedrich] Tr[iebner] nicht im Stande sey die Schafe wieder zu sammeln und zu vereinigen, wegen seiner vorigen herrschsüchtigen Auffürung und des Verdachts mit der [Jo]H[anne Lemke], weswegen er noch keine hinlängliche Satisfaction bei Hochwürdigen Vätern gegeben und seine Unschuld noch nicht gerettet. Ich

164

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

sandte einen Extract aus seinem letzten Briefe vom 4 October 1777 7 nach Augsburg und Halle, worin er unter andern gemeldet, daß er mit einem vornemen Herrn [John Adam Treutlen] in Unterhandlung wäre, als ob die Ebenezer Gemeine sich los reißen und frei machen solte von Hochwürdigen Stifftern und Wohltätern in Augsburg, Halle etc. Ich wunderte mich sehr über solchen Vorschlag und gab deswegen in meinem vorigen Briefe 8 an Werteste Frau Schwester einen Wink, daß die sonst getreuen und standhafften Herren Vorsteher und Ältesten die einmal vest gesetzte Kirchen = und Gemein=Ordnung 9 wohl in acht nemen möchten, die in meiner Gegenwart, von Lehrern, vom geehrten Gemein=Rath und allen Gliedern unterschrieben, und von Hochwürdigen Vätern vollkommen gebilliget ist. Das war ein gefärlicher Anschlag. Wenn sich die Gemeine von der Connection mit ihren Stifftern und Wohltätern in Europa los machen wolte, so müste sie alle Wohltaten an Gelde, Büchern, Arzenei etc. etc. die von Anfange bis hieher aus Europa an sie verwand, erst heraus geben, und sich selber Lehrer aufladen, die da lauffen wo sie nicht gesandt sind, 10 und die man sich leicht aufladen, aber nicht so leicht wieder los werden kan. Ach meine teureste Frau Schwester! ich kan leicht vermuten, in welchen Umständen Sie sich jetzt befinden! ich bitte und flehe Tag und Nacht für Sie und gantz Ebenez[er], damit die Versuchung so ein Ende gewinne, daß Sie es ertragen können Rom: 5,1=5. Gedult bringet Erfarung etc. 11 2 Cor: 7,5 auswendig Streit, inwendig Furcht. Cap: 1,5. reichlich getröstet. Psal: 126. Mit zärtlichster Begrüßung von meiner Frau und Kindern verharre Dero im Herrn wohlwünschender Dfiener] H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

179-183.

= Nr. 6 9 1 . Nicht erhalten; vgl. Nr. 6 9 9 Anm. 2(2). Vgl. Nr. 6 9 1 und das Pro Memoria zu Nr. 7 1 3 . Vom 9 . 1 . 1 7 7 8 und 2 3 . 3 . 1 7 7 8 ; vgl. Nr. 7 3 1 mit Anm. 1. Vgl. Nr. 7 1 3 . Vgl. Nr. 7 1 3 Anm. 2. = Nr. 6 9 4 . Vom 2 . 1 2 . 1 7 7 7 , nicht erhalten; vgl. Nr. 6 9 9 Anm. 2(2). Mit der Einführung der Kirchenordnung konnte Mühlenberg seine Schlichtungsmission erfolgreich beenden; vgl. Bd. IV Nr. 6 5 2 Anm. 3. Vgl. Jer 2 3 , 2 1 . Rom 5 , 4 .

Nr. 7 2 9 / 7 3 0

730.

An die Vorsteher

25.2./25.2.1779

und Altesten der Gemeinde

165

von Ebenezer Providence,

25.2.1779

Geehrte Herren Vorsteher und Älteste, Wertgeschätzte Brüder in Christo, Ihr geliebtes Schreiben an mich, worin der sel[ige] Abschied des teuren Seelsorgers H[err]n Pastor [Christian] Rabenhorsts vermeldet, und um einen andern treuen Hirten Ansuchung gethan war, 1 lag eine Weile stille, ehe ich Gelegenheit finden konte, es nach Europa zu senden. Endlich ist es doch zu recht gekommen und ich habe in diesem Monat Februarii eine völlige Antwort von Hochwürdigen Vätern aus Augsburg und Halle und Kensington erhalten, 2 worin sie mir eine erneuerte Vollmacht gesandt, daß ich mich der Gemeine in Ebenezer mit göttlicher Hülfe ferner annemen, dieselbe mit einem rechtschafnen Seelsorger von hier aus versehen, und ihn nach Ebenezer begleiten / :wenn mirs möglich:/ oder ihn schrifftlich einfüren möchte. Hochbemeldte Väter haben auch einen sehr kräftigen, liebreichen und tröstlichen Brief an die Hh. [Herren] Vorsteher und ordentlichen Glieder der Ebenezerischen Gemeine an mich geschikt, 3 welchen ich zu gehöriger Zeit mitbringen oder übersenden werde, wenns Gott beliebt. Ich empfieng auch eine Bestättigung und Genemhaltung der Kirchen* und Gemein=Ordnung, die bei meinem Daseyn in Ebenezer von allen Seiten mit Namens Unterschrifft bekräfftiget, 4 und das Original davon in die Vorsteher Lade gelegt wurde. Bei der Ordnung muß es bleiben, so lange es Gott dem Herrn gefallen wird, eine Evangelisch=Lutherische Gemeine in, und um Ebenezer zu erhalten. Es komme, wie es nach dem Rath des Höchsten Regierers Himmels und der Erden wolle, so wird uns eine vernünfftige und Christliche Obrigkeit unsere Religions= und Gewißens=Freiheit nicht versagen, wenn wir der Obrigkeit gehorsam und treu sind, die Gewalt über uns hat und uns schützet Rom: 13,1 seq[uentes]. Im vorigen Jare benachrichtigte mich unser geliebter Mitbruder H[err] Pf[a]rr[er Christian] Streit, daß er meine Bitte erfüllet und einen Besuch bei den verlaßnen Schafen in Ebenezer abgelegt, und versprochen, sie dann und wann wieder zu besuchen, welches mich hertzlich erfreuete. Ich hörete aber auch ein Gerüchte, als ob sich ein junger Prediger Namens [Friedrich] Daser bei Ihnen angeboten, den die Gemeine in Charlestown abgedankt etc. Das werden aber die Herren Vorsteher und redlichen Aufseher nicht zu geben, daß der Bock zum Gärtner angenommen, oder eingelaßen werden solte, weil die arme Gemeine ohnedem schon genug zerrissen ist. Die Gemeine ist so viele Jare her von denen seligen getreuen Hirten und Lehrern auf gesunder Weide gepflegt worden, und solte nun mit Holtz, Stroh und Stoppeln vorlieb nemen, Gott verhüte! Eine gute Sache will ihre Zeit haben. Doch was schreib ich viel? wer weiß wie es meinen lieben Brüdern jetzt gehet? Vielleicht wie Exod: 6,9. Matth: 3,12. Jesa: 1,7,8,9. 1 Pet: 3,14,15. Ein' veste Burg ist unser Gott etc. 5 Ich bitte und flehe zu Gott dem Allmächtigen, daß Er ihr Schutz und Trost seyn wolle Psal: 119,92. Verbleibe ihr Freund und Wohlwünscher H[einrich Melchior] Mühl[en]berg.

166

Die Briefe des Jahres 1779

An die Herren S[alvo] T[itulo Jacob C.] Waldhauer, [Ulrich] Neidlinger, Joseph und Nicolas Schubtrein, Mühler, [Johannes] Gugel, Heinle [Johannes Hainle], [Johannes] Remshard und übrige Brüder. Neuprovidentz d[en] 25 Februar: 1779.

Abschrift 1 2 3 4 5

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

183-186.

= Nr. 682. = Nr. 713. Vgl. Nr. 713 Anm. 2. Vgl. Bd. IV Nr. 652 Anm. 3. Kirchenlied von Martin Luther.

731. An Christian Streit

Providence,

26.2.1779

Neuprovidentz d[en] 2 6 Febr[uar] 1779 Wohlehrwürdiger H[err] Pf[a]rr[er]: Hertzlich geliebter H[err] Amts Bruder: Ew[er] Wohlehrw[ürdige] geneigte und mir sehr angeneme Zuschrifften datirt a) d[en] 9ten Januar: b) den 2 7 Mertz 1778 zu samt dem Gelde, sind mir in den Monaten April, May und Juny 1778 richtig zu handen gekommen, 1 wofür ich schuldigsten Dank abstatte. Insonderheit war mir die Nachricht von Dero Besuch in Ebenezer sehr tröstlich, daß Sie die armen zerstreueten hungrigen Schafe mit dem Worte des Lebens erquiket, mit dem heil[igen] Abendmal des Herrn gestärkt, und selbst durch den erbaulichen Umgang mit erwekten Seelen neue Ermunterung bekommen hatten Psal: 19,8 bis 15. Ich hätte sollen eher antworten, aber unsere betrübende Umstände und Unruhen im vergangenen Jare, 2 werden geliebten Herrn Bruder nicht gantz unbekant geblieben seyn. Zudem erwartete ich auch immer Antwort und Nachricht von Hochwürdigen Vätern aus Europa wegen Ebenezer, weil ich mit vieler Mühe, durch Umwege ein paar Briefgens hinaus gekrigt, und absonderlich eine Nachricht des H[err]n [Christian Friedrich] Triebners die an mich gesandt vom 4 Octob[er] 1777 3 mit beigelegt, worin er berichtet, daß er mit S[eine]r Exc[ellence] H[errn Johann Adam] Tr[eutlen] gewesenen Gouvern[eur] in Unterhandlung und Vorschlag gewesen, daß sich die E[ben] Ez[erische] Gemeine von ihren Stifftern und Wohltätern unabhängich machen und alle Güter an sich ziehen könte und solte. Ein solches Unternemen wäre ja wol der höchste Grad von Unverstand und Undankbarkeit und ihr eigener Ruin und Seelenschade! Gesetzt sie wolten so thun, so müßen sie erst die Kirchen= und Gemein=Ordnung, die die Lehrer, Vorsteher, Älteste und Gemein Glieder als Männer unterschrieben, brechen und vernichten, und sich schämen wenn sie nicht Männer von Parde 4 sind. Ferner so würden die Hochwürdigen Stiffter eine Rechnung von viel tausend Pfunden

Nr. 7 3 0 / 7 3 1

25.2./26.2.1779

167

vorlegen die von über 40 Jaren her am Gelde, Kleidern, Büchern, Arzeneien etc. etc. auf diese Gemeine unter gewißen Bedingungen gleichsam nur geliehen sind: Die Gemeine würde sich in viele Parteien zerreißen, und eine jede Partei einen eigenen Prediger, und an den Einkünfften der geraubten Güter Teil haben wollen, und würden auch keine andere als vagirende Prediger und Satans Gesandte sich in solche Dienste begeben etc. etc. Am 9ten Februar: a[nni] c[urrentis] empfieng ich ein Paquet Briefe von unsern Hochw[ürdigen] Vätern aus Europa 5 bei Gelegenheit einer Flag of Truce [Parlamentärsfahne] 6 von Neuyork. Unter denselben war eine erneuerte Vollmacht von Augsburg, Halle und Kensington, worin dieselben mich zu dero Bevollmächtigten Agenten constituirt, was Ebenezer betrifft, mit der Instruction, daß ich einen rechtschafnen Seelsorger aus unserm Ministerio berufen, wo mirs möglich, einen solchen dahin begleiten, der Gemeine vorstellen, und alles übrige in Richtigkeit bringen möchte etc. D a wir aber seit einiger Zeit aus den Zeitungen vernommen, daß im Novembrfis] und Decemb[er] anni praet[eriti] die Provintz und absonderlich Sav[annah] und Eb[en] Ez[er] die Hauptplätze von einer überwiegenden Krieges=Macht in Besitz genommen, und man nicht weiß, wie es mit Eb[en] ez[er] stehet, 7 so wolte geliebten Bruder ersuchen, mir folgende Bitten, so viel als möglich zu gewähren: 1) Diesen inliegenden Brief, den ich offen gelaßen an die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorst 8 oder einigen Freund über Puirisburg [Purrysburg] mit sicherer Gelegenheit zu senden. 2) So bald als möglich mir Nachricht zu erteilen, wie es mit den Ebenezerischen Kirchen* und Gemein=Sachen stehen mag, seit dem Sie den Besuch dahin gethan? ob sie den H[errn] Triebner wieder in die Kirchen gelaßen? oder ob sie sich mit dem [Friedrich] Daser eingelaßen? ob E[bene]z[er] noch stehe, oder in der Aschen liege? wie es doch wol der redlichen Frau Wittwe Rabenhorst in den Trübsalen ergehen möge? 3) Wenns nötig und möglich, ob mein Werthester H[err] Bruder nicht noch einmal einen Besuch zu den verlaßenen Schafen in E[ben] Ez[er] thun und sie mit den Gnaden=Mitteln ermuntern und stärken wolten? Was Brief Porto, Postgeld und dergleichen Unkosten wegen unsrer Correspondence betrifft, das belieben Sie nur auf zu zeichnen, und zu melden an Wen ichs hier bezalen soll, so werde nicht ermangeln. Übrigens verbleibe Dero zur Liebe und Dankbarkeit verbundener H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach]S[chrift]. Wie ich höre, so sollen Sie g[eliebter] Br[uder] sich in den heil[igen] Ehestand mit der Jungfr[au] W: 9 begeben haben. Wenn dem so ist, so gratulire von Hertzen dazu und wünsche reichen Segen aus der Gnaden=Fülle Jesu Christi! 1 0 Bitte auch meinen Respect gegen den S[alvo] T[itulo] H[errn] Obrist [Michael] Kfalteisen] die Herren Kemmel [Joseph Kimmel], Merle und alle übrige Freunde in Christo zu bezeugen, von Dero alten Wohlwünscher H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] n

168 Abschrift

Die Briefe des Jahres 1779 von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1 774-79

S.

187-192.

Keiner der Briefe ist erhalten; vgl. Nr. 729. Die Besetzung Philadelphias durch englische Truppen vom 26.9.1777 bis zum 18.6.1778. 3 = Nr. 694. 4 Von lat. pardus, Panther; als Bild des Teufels bzw. der Gottlosen gebräuchlich. 5 = Nr. 713. 6 Eine Flagge, die von zwischen den Kriegsparteien gehenden Unterhändlern als Zeichen ihrer Funktion getragen wird. Bei dieser Gelegenheit bringen solche Unterhändler auch Post von der gegnerischen Seite mit. 7 Vgl. Nr. 728 Anm. 7. 8 = Nr. 729. » Nach Glatfelter I S. 146 heiratete Streit am 20.7.1778 Anna Margaret Christina Hoff ( 1 7 6 0 1782). 10 Vgl. Joh 1,16. 11 Für die Zeit bis zum 16.3.1779 (= Nr. 732) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sonnabend d[en] 27 Febr[uar]: schrieb ein Englisch Brieflein an M[aste]r [Francis] Swaine und bat, er mögte das Paquet p[er] Post an H[errn] Streit in Charltstown Süd Carolina befördern." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 192; vgl. Tappert III S. 219). (2) „Montags d[en] 1 Mertz ... Hernach kam bemeldter [Johann Georg] Butler mit 2 Vorstehern und noch einen Mann, und gab mir einen Brief, worin er um Verzeihung bittet, weil er mich mit seiner Procedour beleidiget ... Gegen Abend kam der ob erwänte Mann M[aste]r [Caspar] Wolf [vgl. Nr. 733] wieder zu mir und bat, ich möchte ihm ein paar Zeilen an die Gemeine [Robeson Township] mit geben, welches that und darin meldete, daß mein Rath wäre, der Joh[ann] Georg Butler solte bei der Schule bleiben, weil er noch nicht tüchtig wäre das Predigt=Amt zu bedienen. Übrigens wäre meine Bitte, daß Liebe und Freude unter ihnen wonen möchte. Abends bekam einen Brief von M[aste]r Sw[aine] datirt heute d[en] 1 Mertz, worin er berichtet, daß er mein Paquet mit sichrer Gelegenheit nach Middle Brook gesandt: daß er von unsrer Tochter Hanna [Anna Barbara Mühlenberg] gehört daß sie wohl sey mit ihren Söhnen und J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] in diesem Monat Urlaub zu kriegen und zu seiner Familie nach Virginia zu reisen gedächte." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 194f.; vgl. Tappert III S. 219). (3) „Dienstag d[en] 2 Mertz: ... Ich schrieb heute einen Bogen voll an H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 196; vgl. Tappert III S. 220). (4) „Mitwoch d[en] 10 Mertzi ... Empfieng einen Brief von dem H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth aus Lancaster d[e] d[ato] 20 Febr[uar] 1779 worin er berichtet a) daß er das Geld wegen des sel[igen] H[err]n [Sigismund] Streits Vermächtnis empfangen, und nach meiner Vorschrifft aus geteilt b) übersendet er anbei die Receipts [Quittungen] von S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren Johann Nicolaus und Johann Wilhelm] Kurtz, [Johann Andreas] Krug, Michael Hubley's für seine Schwägerin die Witwe [Maria Dorothea] Schaumin, und sein eigen." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 205; vgl. Tappert III S. 222). (5) „Donnerstag d[en] 11 Mertz ... schrieb einen Bogen voll zur Antwort an Herr. Pastor Helmuth auf sein Schreiben vom 20 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] schrieb auch ein paar Zeilen an die Mary Sw[aine]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 20f.; vgl. Tappert III S. 222). (6) „Montag d[en] 15 empfieng einen Brief datirt Amity Township March the 10th 1779 unterschrieben von John Kirlin und Mounce Jones [vgl. Nr. 732] aus der Gegend wo ich vor vielen Jaren von Neuhannover aus ein Häuflein Schweden, Deutsche und Englische mit den Gnaden Mitteln bediente. Sie beschreiben ihren moralischen Zustand sehr kläglich und bitten beweglich, daß ich ihnen einen treuen Prediger verschafen möchte, der zu erst den dritten Sonntag i[d] e[st] alle 3 Wochen in ihrer Lutherischen Kirche Gottes=Dienst halten könte. Sie meinen, einer von meinen Söhnen könte den Dienst in Englisch und Deutsch versehen ...". (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 79 S. 207; vgl. Tappert III S. 222). 1

2

Nr. 7 3 1 / 7 3 2

169

26.2./16.3.1779

732. An John Kirlin und Mounce Jones1

Providence,

16.3.1779

Hon[o] rd Brethren I received Your Favor 2 by M[aste]r [Peter] Jones 3 and can not but Sympatize with Your serious Concern about the Want and Necessity of a faithful Minister of the Gospel. You are sensible of what our blessed Saviour said: what is a man profited if he should gain the whole World and lose his own Soul? 4 It is evident by Experience, that for Want of a faithful Shepherd, the Flock goes a stray and dwindles to nothing. When in former times I performed divine Service in Your Church there were many Souls awaken'd and brought to a sense of practical Religion. 5 Wether true Christianity has encreased or decreased since You had a Rev[eren]d eloquent Missionary from the Honerable Society for propagating the Gospel, I do not know. In Answer to Your Request my dear Brethren, you will allow me some time to confer with my Rev[eren] d Fellow-Labourers about the important Matter. If in any Wise I can find a Remedy for Your Comfort, I shall be glad to let You know of it. 6 My Sons, the Ministers are employed in Philadelphia and can not serve in Your Church according to our mutual Wishes. I suppose you want a Minister, who could perform divine Service both in the English and German Languages, as I did formerly in Your Church. It is our duty to pray the Lord of Lords, that he may send forth Labourers into his Harvest, 7 which is the hearty Desire of New Providence Hon[o] rd Brethren Your th March 16 1779. wellwishing humble Servant H[einrich Melchior] M[lihlen]b[erg] 8 15 To Mess [ieu] John Kirlin and Mounce Jones in Amity Township.

Abschrift von Mühlenbergs S. 209-211.

Hand unter dem 17.3.1779

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15

1774-79

1

J o h n Kirlin und M o u n c e Jones waren Mitglieder der lutherischen Gemeinde von Amity Township, Berks County; ihre Funktionen sind unbekannt; zur Entwicklung der benachbarten Gemeinden vgl. Glatfelter I S. 2 3 7 [St. Paul's, Amity] und S. 2 4 8 [St. Gabriel's, Molatton]. J o y c e L. White, The Affiliation of Seven Swedish Lutheran Churches with the Episcopal Church, in: Historical Magazine of the Protestant Episcopal Church, 4 6 ( 1 9 7 7 ) , S. 1 7 6 Anm. 1 3 , erwähnt einen Brief Mühlenbergs an die Gemeinde der St. Gabriels-Kirche in Molatton [Douglassville] vom 1 6 . 9 . 1 7 7 9 . T r o t z intensiver Nachforschungen konnte ein Brief dieses Datums nicht ermittelt werden.

2

Vgl. Mühlenbergs Inhaltsangabe im Tagebuch; N r . 7 3 1 Anm. 1 1 ( 6 ) .

3

Peter Jones, Lutheraner aus Molatton, Berks County. Mt 16,26; Mk 8,36. In den 1 7 4 0 e r Jahren versorgte Mühlenberg die lutherischen Gemeinden in den Oley Bergen, zu denen auch die Gemeinde Amity gehörte.

4 5

6

Mühlenberg vermittelte später John W a d e dorthin.

7

Vgl. M t 9 , 3 8 ; Lk 1 0 , 2 .

8

Für die Zeit bis zum 2 0 . 3 . 1 7 7 9 (= N r . 7 3 3 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

170

Die Briefe des Jahres 1779

(1) „Dienstag d[en] 16 Mertz ... gab ich ihm [Johann Friedrich Ernst] mit a) den Brief an H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth bei H[errn Johann Heinrich] Keppele Sen[io]r abzugeben b) ein paar Zeilen an [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun[io] r c) an die Mary [Maria Catharina] Swfaine]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 208; vgl. Tappert III S. 223). (2) „Donnerstag d[en] 18 Mertz ... des H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzens Magt und die Linderraannin ... kamen gestern Abend bei uns an und brachten einen Brief mit von der Frau [Eva Elisabeth] Schultzin." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 212; vgl. Tappert III S. 223). (3) „Freitag d[en] 19 Mertz ... Ein Fuhrmann brachte einen Brief von unsrer Tochter, der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin aus Philadelphia] mit etlichen Rockfischen zum Present. Ihr Brief war datirt d[en] 17 Mertz a[nni]c[urrentis] ... Ferner überlieferte mir H[err] Ernst ein Schreiben von S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze von 7 halben Bogen voll: datirt d[en] 2 Mertz 1779 wie auch einen Brief von meinem Sohn He[i]nrich datirt d[en] 19 Mertz a[nni]c[urrentis] . . . " . (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 213f.; vgl. Tappert III S. 223).

733. An den Magistrat in Robeson Township

Robeson Township,

20.3.1779

Copy einer Schrifft, welche Caspar Wolf 1 und John Meyer 2 foderten 3 Whereas we the Subscribers have built a House for divine Worship 4 in the Township of Robison, Berks County, of the state of Pennsylvania, and have appointed the same for a protestant Lutheran Congregation in unity with the united german Lutheran Churches and Ministry in the united states of Nord America, and for none other Minister and Preacher, except he be examined and ordained by the said united Lutheran Ministry; and whereas a Number of deluded people are about to intrude a Man in our Church by Force and Violence, who is not examined, nor ordained, nor fit for the office, 5 we forwarn therefore all and every persons or person in no ways to insult nor to violate our privileges, Rights and Liberty of Conscience, which we have hitherto enjoyed and humbly implore our kind Superiors Magistrates and likewise our united Rev[eren] d Synod for protection and shall for ever pray. Robison Township March 20th 1 7 7 9 Factum ut supra testatur H[einrich Melchior] M[iihlenberg] Vferbum] D[ivini] Minister] 6 Alte Vorsteher: John Fair, Paul Geiger, John Meyer, Jacob Hofman, Jacob Seyfried, Melchior Schweitzer, Philip Heyt, dieser letzte ist noch Vorsteher.

Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 24.3.1779 im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1 774 -79 S. 224f. Englische Übersetzung in Tappert III S. 225 mit irrtümlicher Datierung auf den 26.3.1779 (vgl. dazu auch unten Anm. 6). 1

Caspar Wolf; wird in den Tagebüchern auch Jacob Wolf genannt; 1779 Vorsteher der lutherischen Gemeinde von Robeson Township; bat Mühlenberg 1779 um Hilfe gegen Johann Georg Butler, der als nicht autorisierter Wanderprediger die Gemeinde in Aufruhr versetzte; zu Mühlenbergs Haltung vgl. Brief Nr. 734.

Nr. 732/733

16.3./20.3.1779

171

John Meyer, Vorsteher der Gemeinde in Robeson Township, Berks County, Pennsylvania. Zur Sache vgl. ausführlicher Nr. 734 und Nr. 755. Forest oder Plow Church in Robeson Township; zur Gemeindeentwicklung vgl. Glatfelter I S. 242f. Gemeint ist Johann Georg Butler (1754-1816); Deserteur, Schullehrer, zunächst irregulärer, dann seit 1805 ordinierter lutherischer Pastor; Mitglied in Jacob Bunners Kompanie des German Regiment in der Kontinentalarmee, von dem er desertierte; dann Lehrer in Robeson Township, Berks County; seit 1779 unter Vorgabe falscher Behauptungen irregulärer Pastor an der Forest Church von Robeson Township; die Gemeinde versuchte 1779 vergeblich, eine Entlassung Butlers aus der Armee zu erreichen; 1782/83 bemühte er sich mit Einverständnis der Gemeinde um die Ordination, doch Mühlenberg und das Ministerium lehnten ab; 1783-1789 irregulärer Nachfolger von Pastor Jacob Goering in den Gemeinden von Carlisle, vor allem Carlisle, Shippensburg, Langsdorf and Upper Bermudian; versuchte 1786 erfolglos, in Shippensburg ein ,Gegen-Ministerium' zu gründen; 1789-1805 irregulärer Pastor in verschiedenen Gemeinden Virginias; 1805-1816 Pastor in Cumberland, Maryland, seit 1805 als von der lutherischen Synode ordinierter Pastor. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 5.2., 1.3. und 20.3.1779 in Tappert III S. 214, 219 und 224; ferner Nr. 727 Anm. 10(2) und Nr. 731 Anm. 11(2). Für die Zeit bis zum 22.3.1779 (= Nr. 734) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 20 Mertz: ... Wir baten ihn [Jacob Melk], er möchte des Fried[rich August Conrad] M[ühlen]b[ergs] Kuh und Kalb mit nemen, und gab ihm ein paar Zeilen mit, daß er sie bei Herrn David Schäf[f]ers in der second Straße abgeben möchte. Nachmittags schrieb Antwort auf des H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze seinen empfangenen Brief vom 2 Mertz a[nni] c[urrentis]. Beantwortete auch der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntze ihre Briefe vom 17 und 19ten Mertz a: c. An H[errn] P[astor] K[unze] berichtete daß seine treuhertzigen Lehr« und liebreiche mit Saltz gewürtzte Zuschrifft vom 2 Mertz ac durch H[errn Johann Friedrich] Ernst gestern empfangen, und nun überzeugt worden, daß er in vielen Stüken Recht und ich Unrecht gehabt und nun mit dem alten Heuchler Juda Genes. 38,26 /:ohne weitern Vergleich:/ bekennen müste daß die Schrifft vom 2 Mertz ac. gerechter sey als meine vom 12 dec[ember] anni praet[eriti = Nr. 720]. Zum Beschluß dieser Sache wolte noch eine kleine Anmerkung machen, nemlich er schiene meinen Sinn nicht verstanden zu haben da es in meiner Schrifft geheißen: ,ich laße mich leichter mit Gründen als Exclamationen über zeugen'. Ich wäre innerhalb 4 0 - 5 0 Jaren wegen meiner Fehler viel mal mit Declamationen und Exclamationen censirt worden, welche nicht so tieffen Eindruck gemacht als seine liebreiche Erinnerungen mit Gründen vom Nov[ember] 5Mn a[nni] pr[aeteriti] ich hatte auch des wegen hinzugesetzt der Gerechte schlage mich freundlich etc. [Ps 141,5], Das wäre ja nun geschehen vom 2ten Mertz ac*, im P. S. meldete, daß H[err] Ernst mir eine nach Prüfung empfangene Licence zum Predigen und Kinder Taufen vor gezeigt, mit Begeren, daß meinen Namen auch unterschreiben möchte, welches gethan als Zeuge, weil mir die Hände der unterschriebenen Rev[erendorum] 3 Glieder des Rev[erendi] Ministerii wohl bekant. *Zu dem obigen machte auch folgende Anmerkung ,Mein H Collega K[unze] gebrauchte fast eben die Methode wie mein alter sel[iger] Lehrmeister Dr: [Joachim] Oporin [vgl. Bd. III Nr. 277 Anm. 7], wenn er seine Lieblinge censiren muste neml[ich] er nam erst ihre glatte Seite vor und rühmte und prieß was nur einiger maßen physice und moraliter zu loben war. Wenn denn dadurch die Eigen liebe sich zärtlich gestreichelt fand, so richtete der alte Adam wie eine Katze den Schwantz in die Höhe. Ehe mans versähe kam die Censur hinter her und beitzete das wilde Fleisch weg; und man konte nicht leicht böse auf ihn werden, weil das vorhergehende Captationem benevolentiae verursachet hatte' ... Ich schrieb den Verlauf kurtz im Englischen auf, nach Art einer Petition an die Obrigkeit, gab ihnen [Meyer und Wolf, vgl. Nr. 733] ein paar Zeilen mit an meinen Sohn Friedlich], und sie namen auch meinen Brief an H[errn] Kuntze und Frau Kuntzin mit ...". (PM 95 A Nr. 15 1774-79 S. 2 1 4 - 2 1 8 ; vgl. Tappert III S. 224).

172

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

734. An die Ältesten und Vorsteher in Reading

Providence,

22.3.1779

Providentz d[en] 2 2 Mertz 1 7 7 9 . Geehrte und Werthgeschätzte Herren Älteste und Vorsteher der Evangelischen] Gemeine in und um Reading: Es wird geliebten Hh. [Herren] Mitbrüdern schon bekant seyn, daß ein leichtfertiger Mensch, [Johann] Georg Butler eine große Verstörung unter unsern Glaubens Verwandten in Robison [Robeson] Township angerichtet. 1 Er kam zu mir am 5 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] und sagte, daß er Schule hielte in der Forest [oder Plow Church], zeigte mir einen Zettel, wo er selber viele Namens auf geschrieben und begerte, ich solte ihm eine Vollmacht zum Predigtamt geben. Ich wieß ihn ab und sagte, ich wolte nichts damit zu schaffen haben, er könte zum Praeses des Ministerii [Johann Nicolaus Kurtz] gehen. Wie er wieder heim komt begehet er die unehrliche und unverschämte Boßheit und lieset öffentlich in der Kirche eine Schrifft ab unter meinem Namen, als hätte ich ihm Vollmacht gegeben daß er predigen und Sacramenta verrichten solte. Am 1 Mertz ac kam ein Vorsteher zu mir und frug, ob ich dem Butler, der sich Behler nennete eine solche Vollmacht gegeben hätte? Meine Antwort war nach der Warheit: Nein! Nachmittags kam Butler selber mit 2 Männern von der Gemeine, samt einem so genanten Herrnhuter, der das Wort fürete. Butler gab mir e[inen] Brief, 2 worin er erkante, daß er mich belogen, und um Verzeihung bat. Ich gab ihm gehörige Vermanung und sagte zu den Männern, daß der Mensch nicht tüchtig und nicht würdig zu dem Amte sey: er möchte zur Noth noch Schule halten, aber es verursachte auch Wehe, wenn er den Kindern Ärgerniß gäbe M a t t h : 18[6], sandte auch der Gemeine ein paar Zeilen zur Warnung 3 und ermanete sie zur Liebe und Frieden. Am 20sten Mertz ac kamen 2 Vorsteher zu mir und klagten mit Tränen daß der Georg Butler mit Hülfe des Heillosen Herrnhuters / :der vor diesem auch Verwirrung in Reading gestifftet: / einen großen Hauffen von seines Gleichen an sich gezogen, welche wenig oder nichts an dem Kirchbau gethan, daß solche Friedensstörer den Schlüßel von der Kirche erobert, und den Butler mit Gewalt zum Prediger in die Kirche haben wolten, welches M o r d und Todschlag verursachen würde. Es sollen ungefer 12 bis 15 alte Vorsteher und Familien seyn, welche das meiste am Kirchbau gethan, welche sehr um Rath und Hülfe wieder solche gottlose Gewalt und Eingriffe bitten. Ich ersuchte demnach den gantzen Geehrten und werten Kirchenrath in Reading, daß Sie doch um Gottes und ihrer eignen Sicherheit willen, den unterdrükten Glaubens=Genoßen mit gutem Rath und That beistehen möchten! Wir leben jetzt in Zeiten und Umständen, wo Uneinigkeit, Zwiespalt und Streit am aller gefärlichsten und schädlichsten für die Gewißens= und Bürgerliche Freiheit des Staats ist. Wenn das gelitten wird, daß solche Satans Buben mit Lügen und Gewalt unsere deutschen Gemeinen verstören und Kirchen weg nemen dürfen, so gehet unsere Freiheit und Gerechtigkeit verloren. Wir müßen zusamen halten und einander in der N o t mit Rath und That getreulich bei

Nr. 7 3 4 / 7 3 5

173

22.3./23.3.1779

stehen und nächst Gott auch unsere Obrigkeit um Hülfe und Schutz bitten. Denn ein State oder Haus, das unter sich selbst uneinig wird, kan nicht bestehen, 4 sondern muß zu trümmern gehen. Pred: Salom: 9,18 ein böser Bube kan viel Gutes verderben, wenn nicht bei Zeiten gesteuert wird. Ich dachte es wäre nützlich und gut, wenn der Ehrsame Kirchenrath die Sache unserm alten erfarnen Patriot und Gönner Esq[uire] Christ 5 vorlegten und ihn um seinen Rath und Beistand ersuchten. Er, als eine Obrigkeitliche Person, kan vieles thun. Ich werde es als eine besondere Liebe und Wohltat erachten, wenn Sie diese meine Fürbitte für unsere Nothleidende Glaubens=Genoßen gewären und mir erlauben daß verharre unserer Werten Mitbrüder alter Freund und Wohlwünscher H[einrich Melchior] M[ühlenberg] senior. 6 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1774-79 1 2

S.

219-222.

Dazu ausführlich N r . 7 3 3 und N r . 7 5 5 mit weiteren Hinweisen. Nicht erhalten; vgl. N r . 7 3 1 Anm. 1 1 ( 2 ) .

3

Nicht erhalten; vgl. N r . 7 3 1 Anm. 1 1 ( 2 ) .

4

vgl. M k 3 , 2 4 f . par. Henry [Christ] Chrest (gest. 1 7 8 9 ) ; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde in Reading; als die Gemeinde 1 7 7 0 / 7 1 gespalten war, vertrat er die gegen das Ministerium gerichtete Partei; entschiedener Anhänger der amerikanischen Revolution; auf Geheiß von Edward Biddle Mitglied des Committee of Correspondence; 1 7 7 6 - 1 7 7 7 H a u p t m a n n des 2 . Batallions von Oberst Samuel Miles' Pennsylvania Rifle Regiment; mit dem Ausscheiden aus der Kontinentalarmee wurde er 1 7 7 7 Friedensrichter in Reading; seine Amtszeit wurde 1 7 8 4 um weitere sieben Jahre verlängert; vgl. Bd. IV N r . 5 3 3 ; N r . 5 3 4 ; N r . 5 4 0 ; N r . 5 5 0 ; N r . 5 5 4 ; N r . 5 5 8 ; N r . 5 6 4 ; N r . 5 6 5 ; N r . 5 6 9 ; Nr. 582; Nr. 6 2 0 .

5

6

Mühlenberg verfaßte am 2 2 . 3 . 1 7 7 9 noch ein Begleitschreiben an Pastor Johann Daniel Lehmann in Reading mit der Bitte um R a t und Hilfe in dieser Angelegenheit; vgl. P M 9 5 A N r . 15 1 7 7 4 7 9 S. 2 2 2 ; vgl. Tappert III S. 2 2 5 .

73S.

Gotthilf

Heinrieb

Ernst Mühlenberg

an Heinrich Melchior [Philadelphia,]

Mühlenberg 23.[3.]1779

Zärtlich geliebter Papa, Da ich ihnen heute ein paar Zeilen schikte, so hatte ich schon einen Wink, daß der Kirchenrat weiter gehen würde. Er hats gethan und 1) beschloßen, daß der ehemalige Rector durch seine Wegreise sich seines Rector Amts von selbst begeben. 2) beschloßen daß der S[alvo] T[itulo] Hochw[ürdige] Pastor [Johann Christoph] Kunze von nun an rechtmäßig Rector seyn soll. 1 Es waren 10 gegen wärtig, denn der alte [David] Schäf[f]er 2 gieng so gleich weg da seine Motion verworfen „nemlich, daß man die weitere Überlegung bis auf Ihre nahe Gegenwart aufschieben möchte". Ich weiß Sie sind über solche Kleinigkeit weg dergleichen zu achten, aber es thut uns wehe, daß Sie unverhört verurteilt werden. * Es sind Tiefen des Ehrgeizes, da man niemand neben sich auch nicht über sich

174

Die Briefe des Jahres 1779

leiden kan. Ich werde bald mündlich mehr davon reden, verharre unter deßen Dienstags d[en] 23 Abends. Ihr gehorsamster] S[ohn Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] N[ach] S[chrift]. Unsere Meinungen 3 sind geteilt, ob Sie herunter kommen sollen oder nicht.

Abschrift 1 2 3

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1714-79

S. 227f.

Vgl. Protokollbuch S. 3 5 1 f . David Schäffer, Vorsitzender der Korporation. D. h. die eigene und die Kunzes, siehe Nr. 7 3 6 und Nr. 7 3 7 .

736. Johann Christoph

Kunze an Heinrich Melchior

Mühlenberg Philadelphia,

23.3.1779

Teurster Vater, Ich habe einen Augenblik Zeit, ein paar Worte zu schreiben, da die Männer eben fort wollen. Ich danke tausendmal für Dero liebreiches und väterliches Schreiben vom 20 Mertz. 1 Ich werde keine Gegenerklärung übel deuten, weil ich weis, aus welcher Quelle sie fließt, die Ausdrüke mögen streichen oder hobeln. Die Schrifften zur Erläuterung des Legats habe erhalten und den Brief an Herrn Schubert [Michael Schubart] übergeben. 2 Ich habe vom ersten Tage an auf das Dringendste gebeten, eine Zeit zu dem Zwek an zu beraumen; allein Herr Schubart hat wegen täglicher Sitzung der Assembly [Abgeordnetenhaus] noch keine finden können. Des Abends ist er in einer besondern Committee. Wann sichs einmal schikte, war M[aste]r [Heinrich] Kämmerer 3 nicht hier, welcher dabei vor nothwendig erachtet wird, weil er bei einer niedergesetzten Committee der deutschen Gesellschafft ein Glied war. Den Augenblik komme ich aus dem Kirchenrat. Ich bitte um Gottes willen, mich nicht vor den Urheber der Entschlüße zu halten die darinnen gemacht worden, 4 und ich bitte so hoch ich kan, so bald herunter zu kommen, als möglich. Wann es doch gleich seyn könte! Die Corporation hat beschloßen, daß kein deputirter Rector Statt finde, und alle deshalb gemachte Schlüße null und nichtig wären. Herr [David] Schäf[f]er war der einzige auf der Gegeneite. 5 Herr Poßard [Andreas Bosshardt] 6 war nicht zu gegen. Ich war genötiget, das Protokoll zu übergeben, und da ich eben von diesen gegenwärtigen Bauern heraus gerufen ward, überlies die Sache der Lenkung Gottes mit Seufzen zu Ihm, daß um Christi willen kein Streit in der Gemeine entstehe. Ich habe wiedersprochen, erklärt und erläutert, wie es dis Hertz dachte, das mein Gott siehet. Herr Schäfer hat den Vorsitz. Ich habe deroselben Ankunfft gemeldet und einen Aufschub begeret. Sie meinten dis könte keinen Schaden thun und sie könten als Committee hernach die Sachen

Nr. 7 3 5 / 7 3 6 / 7 3 7

175

23.3./23.3./26.3.1779

weiter überlegen. Ich wünschte die Wege wären mittelmäßig oder wir könten hier Pferde bekommen. Können Sie aber dort keine Gelegenheit bekommen, und wir können es gleich erfaren, so will ich keine Kosten ersparen Pferde hinauf zu senden, wann ich nur weis, daß Sie kommen wollen. Alles übrige in Gegenwart. Auf das kindlichste bitte um Vergebung, daß einen Ihrer Ausdrüke unrecht deutete. Der Sinn, den Sie der Sache im letzten vom Mertz beigelegt, liegt deutlich in jenem Schreiben vom 12 Dec[ember] a[nni] p[raeteriti] 7 und der Irtum war mein. Ich verharre mit kindlichem Respekt Ew[er] H[och] E[hrwürden] Gehorsamster Sohn Philadelphia d[en] 23 Mertz 1779. 8 J[ohann] Christoph] Kuntze

Abschrift

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

228-230.

1

Nicht erhalten; vgl. Nr. 7 3 3 Anm. 6. Vgl. Nr. 725 und Nr. 726. 3 Heinrich Kämmerer; Papier- und Buchhändler, wiederholt hatte er Ämter in der Deutschen Gesellschaft inne [ 1 7 8 9 Präsident], im Unabhängigkeitskrieg auf der Seite der Kolonien aktiv. Vgl. Seidensticker S. 2 7 1 . 4 Nachzulesen in Nr. 7 3 5 und Nr. 7 3 7 . 5 Vgl. Nr. 7 3 5 . 6 Andreas Bosshardt (vor 1 7 5 3 - n a c h 1779); 1 7 5 3 Gründungsmitglied der St. Michaelsgemeinde in Philadelphia; seit 1 7 6 2 Mitglied im Kirchenrat; 1765 ohne Wahl zum Gemeindeältesten auf Lebenszeit bestimmt. Vgl. Bd. III Nr. 3 4 5 S. 328. 7 = Nr. 720. " Für die Zeit bis zum 2 6 . 3 . 1 7 7 9 (= Nr. 737) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 25 Mertz ... Abends schrieb einen Brief an unsere Frau Schwieger Mutter, Witwe [Anna Eva] Weiserin in Reading." (PM 9 5 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 2 6 ; vgl. Tappert III S. 226). 2

737. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior

Mühlenberg [Philadelphia,]

26.3.1779

Hoch zu verehrender Vater, Eben jetzt überreicht mir erst meine vergeßene Beggy [Margretha Henrietta Kunze] Dero wertestes von heute, 1 und ich höre, daß morgen der Mann fort will, darum diese paar Zeilen mit sende. Als wir letzthin ein paar Stunden aus dem Kirchenrat waren, überbrachte man mir das Protokoll 2 mit folgenden Entschlüßen: 1) Beschloßen, daß kein Rector kan erwält werden, bis der Rector stirbt, oder wegziehet, und daß kein Deputy-Rector [stellvertretender Rektor] kan bestimmet werden nach unserm Charter [Kirchengrundordnung].3 2) Ferner, daß alle Schlüße, die vorzeiten des wegen gemacht wurden, werden hiermit vor null und nichtig erklärt.

176

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

3) Beschloßen, daß nach dem unser Charter sagt, daß nach des Rectors Tode oder Wegziehen die Corporation ein Recht hat, einen andern Rector an deßen Statt zu erwälen, und weil Herr [Heinrich Melchior] Mühlenberg von hier weg gezogen; so ist die Rectorstelle hiermit vacant. 4) Beschloßen, daß die £ 50 des Jars, welche die Corporation dem besagten Herrn Mühlenberg vor seine getane Dienste zuerkant, soll ihm von Jar zu Jar durch den Treasurer [Schatzmeister] bezalt werden, so lange er lebt. 5) Beschloßen, daß so gleich zur Rector-Wal geschritten werden, und die Wal durch Billet geschehen soll. 6) Herr Christoph Kuntze wurde einmütig zum Rector erwälet. Unterschrieben von [Michael] Schubart, F[riedrich] Hagner, H[einrich] Leuthäuser, [Johann] P[hilipp] Alberty, H[einrich] Kämmerer, P[eter] Kraft, A: Folk, G[eorg] Seitz, G[eorg] Heidel, J[acob] E[c]kfeld. Ich steke darinnen und sehe mich auf allen Seiten beklemt. Ich solte es auf den Sontag verkündigen, habe mich aber dawieder gesetzt, und die Erklärung getan, daß ich mich keines Dinges annemen werde, bis dieselben die Sache aufklären und entwikeln. Ich bat beweglich, alles bis auf Ihre Ankunfft zu verschieben, ehe ich noch wüste, wie weit man gehen wolte: allein es hies: handeln wir nicht so, so ist unser Charter verfallen. Ich aber bete! Freitags Nachts nach 11 Ur d[en] 26 Mertz 1779 Jfohann] C[hristoph] Kuntze. P. S. Wir hoffen sensuchts voll Dero Ankunfft. Jetzt am aller meisten, da alle Sache darauf beruht. Vor Gott bezeuge ich, daß wann Sie herunter ziehen wollen, ich bis ich meine Augen zu tun, Ihr Assistant Minist[er = Hilfspastor] zu seyn, mich freue.

Abschrift

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

236-239.

1

Nicht erhalten; im Tagebuch schreibt Mühlenberg zum 2 6 . 3 . 1 7 7 9 : „ . . . schrieb ein paar Zeilen an H[errn] Kuntze und m[einen] S[ohn Gotthilf] Heinrich [Ernst], tröstete sie mit den Worten: sie wären Diener des Herrn, der aller getreueste Welt Heiland würde sie nicht verlaßen noch versäumen [Hebr 1 3 , 5 ] : sie auch nicht in Versuchung führen, sondern in erträgliche und nützliche. Die jetzige Witterung machte mirs unmöglich hinunter zu kommen, sie solten kein Pferd schicken. Wenn mirs möglich, so wolte ich die letzten Tage in der Marter Woche, solte es auch erst am Sambstage vor Ostern seyn, kommen etc." (PM 9 5 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 2 6 ; vgl. Tappert III S. 2 2 6 ) .

2

Im Protokollbuch S. 3 5 lf. Vgl. Bd. III Nr. 3 4 5 ; zum Unterschied zwischen Charter und Kirchenordnung vgl. Mühlenbergs Anmerkungen in Nr. 7 4 2 .

3

Nr. 737/738

738. An [Christoph Emanuel Schultze]

26.3./26.3.1779

177

Providence,

26.3.1779

Teurester Herr Bruder in Christo! ich muß um ein kleines bitten, nemlich: daß Sie mich nicht mehr in der Aufschrifft auf Briefen Rector zu nennen belieben mögten, weil ich von dem Rector Amte abgesetzet und Herr P[astor Johann Christoph] Kuntze darzu erwälet worden. Am 24 Mertz a[nni] c[urrentis] empfieng ein Schreiben von H[errn] P[astor] Kuntze dat[iert] d[en] 23 ej[usdem] worin unter andern dieses stund: 1 „Den Augenblik komme ich aus dem Kirchenrat, ich bitte um Gottes willen, mich nicht vor den Urheber der Entschlüße zu halten, die darinnen gemacht worden, und ich bitte so hoch ich kan, so bald herunter zu kommen als möglich. Wann es doch gleich seyn könte! Die Corporation hat beschloßen daß kein Deputirter Rector statt finde und alle desfals gemachten Schlüße, null und nichtig wären. Herr [David] Schäf[f]er war der einzige auf der Gegenseite. Herr Poßard [Andreas Bosshardt] war nicht zugegen. Ich war genötiget, das Protokoll zu übergeben - überließ die Sache der Lenkung Gottes mit Seufzen zu ihm, daß um Christi Willen kein Streit in der Gemeine entstehe. Ich habe wiedersprochen, erklärt und erläutert, wie es dis Hertz dachte, das mein Gott sieht. Herr Schäfer hat den Vorsitz. Ich habe Deroselben Ankunfft gemeldet und einen Aufschub begeret. Sie meinten dis könte keinen Schaden thun und sie könten als Committee hernach die Sachen weiter überlegen — . " Ich konte es nicht so gleich verstehen, bis ich aus [Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] Brief 2 den Schlüßel fand, dessen Worte also lauten: ,,d[e] d[ato] 23 Mertz Abends: da ich Ihnen heut ein paar Zeilen schikte, so hatte ich schon einen Wink, daß der Kirchenrat weiter gehen würde. Er hats gethan und 1, beschloßen daß der ehemalige Rector durch seine Wegreise sich seines Rector=Amts von selbst begeben. 2 Beschloßen daß der S[alvo] T[itulo] Hochw[ürdige] Pastor Kunze von nun an rechtmäßig Rector seyn soll. Es waren 10 gegenwärtig, denn der alte Schäfer gieng so gleich weg, da seine Motion verworfen worden nemlich: daß man die Überlegung weiter bis auf Ihre nahe Gegenwart aufschieben möchte! Ich weiß Sie sind über solche Kleinigkeiten weg, dergleichen zu achten, aber es thut uns wehe, daß Sie unverhört verurteilt werden. Es sind tiefen des Ehrgeitzes, da man niemand neben sich, auch nicht über sich leiden kan! Es ist schon am Sontage bei einer Kindtaufe überlegt worden — PS. unsere Meinungen sind geteilt, ob Sie herunter kommen sollen oder nicht." So weit gehen die Auszüge. Was die Sache selber betrifft, so hat mich Alter, Unvermögen und der letztere Zufall, nemlich der Verlust des Gehörs in Philadelphia schon abgedankt ehe es die 10 Männer gethan. Inzwischen hätte meine Abdankung wol etwas ordentlicher geschehen mögen, und nicht so übereilt, weil Übereilungen gar leicht Zwiespalt und Schaden verursachen können, die schlim zu heilen sind. Ich bin noch nicht entschloßen aufs [Oster] Fest hinunter zu reisen, damit ich nicht Aggressor einiges Streits werden oder Parteien machen möchte. Ich bedaure den lieben Herrn Rector Kuntze, wie auch den Herrn Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz, weil solche Ämter in diesen critiquen Zeiten und Umständen schwer sind,

178

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

und Gen=schafft und Congr=schafft noch schwerer und gefärlicher. Ich träume bis weilen am Tage und auch des Nachts und träumete vor kurtzem: als wann ich mit vielen Leuten auf einem hohen Thum gewesen. Plötzlich kam ein Ungewitter und schlug eben ein. Die Leute liefen Hals über Kopf die Wendel Treppen herunter, und ich eilte wie fliegend mit herunter. Ich wünschte daß ich und meine Kinder anstatt der Bankzetteln eine Plantage in einem Winkel mit Waßer, Holtz und Wiesen versehen hätte, wo man Vieh halten und patriarchalisch leben und arbeiten und vornemlich beten und singen könte! ehe die Gewitter aus brechen. Doch ist es da am besten zu leiden wo man Beruf hat und geduldet wird. Mir ist Abdankung und Undank nichts so gar ungewönlich. Der seifige] H[err] P[astor Johann Friedrich] Hands[chuh] 3 war auch so kurtzsichtig, daß er half, mich, den alten Butzeman von Philadelphia] zu vertreiben, und muste hernach selber drunter leiden. 4 Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] hat den H[errn] Schulm[eister Johann Friedrich] Ernst ein Zeitlang unter richtet, und er ist in voriger Woche in Philadelphia] von Sfalvo] T[itulo] Rev[erendis] Mess[ieu] rs Kuntze, Friedlich August Conrad] und [Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] M[ühlen]b[erg] examinirt und mit einer Vollmacht zum Predigen und Kinder taufen bis auf weiter versehen worden. Er legte mir die Schrifft vor zum Unterzeichnen. Weil ich die 3 Hände kante, so unterschrieb mich als Zeuge. Verzeihen Sie mein Werter Herr Collega und Mitgenoße der Freude und des Leides, daß ich Sie mit solchen Nachrichten beschwere. Weil es eben Sontag Judica gewesen und die Marter Woche da ist, wo unser Haupt und Heiland so unaussprechlich viel für uns gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, 5 so kan es nicht schaden, wenn wir als seine Glieder auch ein geringes Tröpflein Bitters kosten. Es heißt M[aste]r [Francis] Sw[aine] wäre am 2 0 Mertz von Philadelphia] ab nach dem Camp in Middlebrook um den [Johann] Pet[er Gabriel] zu holen. Es ist aber seit dem solche Witterung gewesen, daß fast kein Nachbar zum andern gelangen kan. Wie es heißt, so haben die Britt[en] Georgia gantz in Besitz zu Waßer und Land und bevestigen sich. 6 Die vornemsten Einwoner haben sich gleich zu ihnen gesellet. Die Einwoner in Eben E[zer] haben auch die Regel Rom: 13,1 beobachtet und werden als Militz gebraucht. Der Britt[ische] command[ierende] Chef hat auf einen jeden Assembly Mann [Abgeordneten], Committee Mann [Ausschußmitglied] etc. der eingebracht wird 10 Guineas Preiß gesetzt. Welche streitende Partei von beiden sich nun zu Gott wendet und Buße thut, die wird vielleicht zu letzt gewinnen und den Raub austeilen. An unsrer Seite nimt die Ungerechtigkeit überhand, und die Liebe erkaltet 7 etc. Wer einen Schatz im Himmel hat 8 und in Trübsalen beharret, der ist am besten dran. Der Herr, deßen Gnade hinreichend in den Schwachen ist, wolle uns auf alle noch künfftige Fälle vollbereiten, stärken, gründen und befestigen und aushelfen zu seinem ewigen herrlichen Reiche, dem sey alle Ehre und Anbetung im Geist und in der Warheit 9 amen - welches ist der hertzliche Wunsch und Gruß an unsere geliebten Kinder und Enkelgens von Providence d[en] 26 Mertz 1779.

Heinrich [Melchior] Mühlenberg dem Altern.

Nr. 7 3 8 / 7 3 9

Reinschrift

in PM 95-Z

26.3./27.3.1779

179

23.

1

Vgl. N r . 7 3 6 .

2

Vgl. N r . 7 3 5 . J o h a n n Friedrich Handschuh ( 1 7 1 4 - 1 7 6 4 ) ; lutherischer Pastor; geboren in Halle; Schulausbildung im Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen; 1 7 3 3 - 1 7 3 7 Studium der Theologie in Halle; 1 7 3 7 - 1 7 4 0 Hauslehrer eines jungen Adligen in Leipzig; 1 7 4 4 Ordination durch das Konsistorium in Coburg; 1 7 4 4 - 1 7 4 7 Pastor in der Gemeinde von Graba; 1 7 4 8 Ankunft in Philadelphia; 1 7 4 8 - 1 7 5 0 Pastor in Lancaster; 1 7 5 1 - 1 7 5 5 erster lutherischer Pastor in Germantown; 1 7 5 5 Hilfspastor an der St. Michaelsgemeinde in Philadelphia; Französischlehrer an der Akademie; 1 7 5 8 - 1 7 6 4 Nachfolger von Pastor Brunnholtz in Philadelphia.

3

4

Z u r Verfassungskrise und den damit verbundenen Schwierigkeiten zwischen Mühlenberg und Handschuh in Philadelphia vgl. besonders Bd. II N r . 1 9 5 ; N r . 2 0 2 ; N r . 2 3 7 ; N r . 2 3 9 und N r . 2 4 2 ; Bd. III N r . 2 5 4 ; N r . 2 6 8 ; N r . 2 7 9 und N r . 2 8 2 .

s

1 Petr 3 , 1 8 .

6

Vgl. N r . 7 2 8 Anm. 7.

Vgl. M t 2 4 , 1 2 . Vgl. M k 1 0 , 2 1 par. » Vgl. J o h 4 , 2 3 f .

7

8

739. An [Johann Christoph Kunze]

Providence, 27.3.1779

S[alvo] T[itulo] Teurester Herr Pastor! Aus Dero angeehrten vom 2 3 Mertz a[nni] cfurrentis] 1 bedauerte Dero Gemüts=Bewegung wegen vorseynder Entschlüße im Kirchenrat und vermutete als ob Ihnen oder meinem Sohne was zu leide geschehen möchte, erließ auch deswegen vom 2 6 Mertz ein paar Zeilen an Sie und meinen Sohn zum Trost und versprach hinunter zu kommen. 2 Da aber seit dem vernommen, als ob 10 Männer in der Corporation beschloßen hätten 1) daß der ehemalige Rector durch seine Wegreise sich selbst seines Amtes begeben 2) beschloßen daß der Sfalvo] T[itulo] Herr Pastor Kuntze von nun an rechtmäßig Rector seyn soll; so finde mein hinunter kommen für dis mal noch nicht nötig und nützlich, weil sie mich schon ohne verhört verurteilt, und noch dazu eine Ursache angefürt haben, die mit der Warheit nicht bestehen kan, nemlich daß ich desertirt, und mich des Amtes verlustig gemacht. 3 Das sind Gründe vom Zaun gebrochen, wenn man sich gern wärmen will, und kein Brennholtz hat. Wieder den 2ten Schluß habe ich nur dieses zu bemerken, daß die 10 Männer meines wenigen Erachtens vielleicht rechtmässiger, klüger und vorteilhaffter für sich und die große Gemeine gehandelt, wenn sie ihre aufwallende Hitze ein wenig moderiren und es nur so lange aufschieben können, bis ich gegen wärtig gewesen. Denn seit dem ich bei Amts Verrichtung in Philadelphia mein Gehör verloren, und innerhalb 3 6 Jaren in hiesigen Diensten meine Kräffte verzeret so war ich vest entschloßen bei dismaligem Besuch mein Rector=Amt nieder zu legen und mit Freuden zu sehen, daß es einem würdigern und verständigern, der es bisher glüklich gefürt, auferlegt würde. Es möchte der Corporation und Gemeine vielleicht mehr Ehre und Reputation verursachen, wenn es den ordent-

180

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

liehen Weg gegangen wäre. In der Kirchen=Ordnung stehet, wenn die Bedienten der Gemeine ihre Zeit ausgestanden, so sollen sie ordentlich vor der Gemeine mit Dank erlaßen werden. Woher haben aber die 10 Männer Gewalt und Recht mich schimpflich als einen Ausreißer ab zu danken? sind nicht viele wakere Familien, selbst verschiedene Glieder von der Corporation in den betrübten Krieges=Unruhen aus der Stadt ins Land gezogen, um der feindlichen Rache zu entgehen? Hat man sie des wegen von ihren Diensten oder Amtern abgesetzt? sie werden freilich wol von ihren Misgönnern und heimlichen Feinden ins Rebellen Register gesetzt seyn. Ich erwarte nun erst der 10 oder 11 Männer ihre Schlüße und Namens Unterschrifft um zu sehen, wie in der Sache weiter zu procediren, daß man doch wenigstens Kindern und Kindes Kindern einen halb ehrlichen Namen hinterlaßen möchte. Doch wird der Mensch nur so viel taugen als er gilt in Gottes Augen. [Sebastian] Castellio4 merket an, wie es großen und kleinen Personen in publiken Ämtern in der argen Welt ergehet: als Moses lebte und mit dem Volk zu schaffen hatte, da ward er als ein Betrieger etc. etc. gescholten.5 Wie er tod und weg war, da beweinte ihn das Volk und hielt ihn für einen ehrlichen Mann und die Schmach fiel auf seinen Nachfolger Josua. 6 Mit dem Grunde, daß ich wegen meines Wegziehens in eine der ersten 3 vereinigten Gemeinen mich meines Amts verlustig gemacht haben soll, kommen die 10 oder mehrere Männer nicht durch beim Publico, denn ich kan beweisen, daß vom 11 Februar 1777 durch S[alvo] T[itulo] Herrn Pastor Kuntze der Ehrsamen Corporation deutliche Articuls wegen meines in Providence Wonens, vorlegen laßen, und der Schluß erfolgt ist, daß ich järlich 50 £ zur Unterstützung meines leiblichen Unterhalts im Lande von der Philadelphischen Gemeine genießen solte, 7 und zur Bekräfftigung des Schlußes war Esq[uire Michael] Schubart beordert mir die 50 £ zu überliefern da am 6 Mertz 1778 ein Jar aus war, welches er auch gütig ausrichtete und ein Receit[! = Empfangsbestätigung] dafür bekam. Und ich habe auch alle Jare nach dem Agreement [Übereinkunft] die Gemeine in Philadelphia besucht, der Corporation als Rector beigewont und daselbst am 26 Julii 1778 mein Gehör verloren. Am 6ten dieses Monats Mertz war wieder ein Jar verfloßen und ich habe noch nichts empfangen. Solte das auch als null und nichtig erklärt werden, so muß ich in den Zeitungen bei dem Publico betteln, oder dann und wann nach Philadelphia kommen, um Freiheit in der Academie= oder Schwedischen Kirche zu predigen bitten, meine Umstände beweglich vorstellen, um etwas Allmosen zu bekommen, weil ich sonst nichts verdienen kan, und doch mit einer kranken Frau [Anna Maria] noch leben muß, so lange es Gott beliebt, und meiner Frauen Erbteil meist mit angewandt, weil ich fast immer bei verschuldeten Gemeinen gedienet, wo die Salaria nicht zu reichten. Wegen dieser letzt gemeldeten stipulierten Pension von 50 £ wolte mir wohl eine Antwort vom S[alvo] Tfitulo] Herrn Rector und der Corporation aus bitten, daß mich darnach einrichten könte. Vielleicht füget Gottes Güte und Barmherzigkeit es so, daß ich bald sterbe, oder wenn noch leben soll und muß, daß anderweitigen Unterhalt finde. Wenn wegen der Legats Sache bei Herrn [Michael] Schubart noch nichts geschehen können, so belieben Ew[er] Hochehrw[ürden] die Schrifften an meinen

Nr. 739/740

27.3./27.3.1779

181

Sohn Friedrich ein zu händigen und zu erlauben, daß mich nenne, nebst Empfehlung an Werte Familie, Dero wohlwünschenden Freund und Diener Heinrich [Melchior] Mühlenberg der ältere. Providence d[en] 27 Mertz 1779 nach dem Sontage Judica kurtz vor der Marter Woche N[ach]S[chrift] Wenn ich etwa die 50 £ noch kriegen solte, so kan mir zur Noth einen Roquelor [Roquelair = knielanger Mantel] dafür kaufen, um meine Blöße damit zu bedeken, zwar nicht moraliter, aber doch physice.

Abschrift 1 2 3 4

5 6 7

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

230-236.

= N r . 736. Nicht erhalten; zum Inhalt vgl. N r . 7 3 7 Anm. 1. Vgl. dazu ausführlich N r . 742. Sebastian Castellio ( 1 5 1 5 - 1 5 6 3 ) ; reformierter Theologe; zunächst Freund Calvins, und auf dessen Betreiben von 1 5 4 0 - 1 5 4 4 Leiter des Collège in Genf; 1545 ging er nach Differenzen mit Calvin nach Basel; fertigte dort sein H a u p t w e r k Biblia sacra latina an, eine lateinische Bibelübersetzung, die 1551 bei Johannes O p o r i n in Basel erschien. Vgl. etwa 2 M o s 5,20f.; 14,10ff.; 16,2 u. ö. Vgl. 5 M o s 34,8f. Vgl. N r . 680.

740. Gotthilf

Heinrich Ernst Mühlenberg

an Heinrich Melchior [Philadelphia,]

Mühlenberg 27.3.1779

Geliebter Vater. Sie melden in Ihrem Briefe vom 26sten Mertz 1 nicht, ob Sie meinen letzten Brief erhalten haben, 2 darin ich 2 Schlüße der Corporation meldete a) daß Sie Ihres Dienstes als Rector entlaßen, und b) Herr [Johann Christoph] Kuntze zum Rector erwält worden. Herr Kuntze hat es nicht gantz abgeschlagen, weil sein Salarium von der Corporation dependirt etc. und seine Antwort war: er wolle es annehmen, wenn Papa die Sache erst auf geklärt hätten. Das Bedenklichste bei der Sache ist, Herr [David] Schäf[f]er machte eine Motion, man solte doch warten, bis Sie herunter kämen, oder es Ihnen schrifftlich gemeldet würde, es wurde aber durch 2 Stimmen gegen 3 verworfen. Herr [Heinrich] Leuthäuser meinte „man wäre schuldig einen solchen verdienten Mann den Blok der Last gleich ab zu nemen, man würde Ihnen gewiß eine große Gefälligkeit thun". Ob Sie nun bei ihrem Entschluß bleiben herunter zu kommen weiß ich nicht. Der Schluß ist in der Gemeinde schon bekant und macht gewaltig Aufsehen. Die alten H[err]n [Johann Heinrich] Keppele, [Jacob] Gräf 3 etc. können sich nicht genug verwundern und protestiren.

Die Briefe des Jahres 1779

182

Es mag nun ablaufen wie es will, so werde ich wohl bei meinem Schluß bleiben in den Schwamm [Falkner Swamp = New Hanover] zu ziehen. Ich kan meinen Husten nicht los werden, und ich merke meine Brust bedarf vieler Erholung. Bis gegen den ersten May hoffe ich hinauf zu ziehen. Meine Schwieger Eltern [Philipp Hall und Ehefrau] werden mit ziehen. Ich muß schließen und verharre Z[ärtlich] gel[iebter] P[apa] Ihr gehorsamster] Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] P. S. Die Polly [Maria Catharina Swaine] hält sich aus, wenn Sie kommen, daß Sie bei ihr logiren; mein Haus ist auch parat. 4

Abschrift 1

2 3

4

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S. 239f.

Nicht erhalten; an G. H. E. Mühlenberg und J. Ch. Kunze gemeinsam gerichtet (vgl. auch Nr. 739). Zum Inhalt vgl. Nr. 737 Anm. 1. = Nr. 735. Jacob Graf Senior (gest. 1780); Maurermeister in Philadelphia; überaus angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde und enger Freund Mühlenbergs; taucht seit 1759 in Mühlenbergs Tagebüchern in verschiedenen Funktionen als Mitglied des Gemeindesrates auf: 1762 Kirchenältester; 1 7 6 3 - 6 4 Treuhänder; 1766 Mitglied des Kontrollausschusses, der den Bau der Zionskirche anleitete und beaufsichtigte; 1779 Präsident der Gemeindeversammlung. Für die Zeit bis zum 31.3.1779 (= Nr. 741) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags d[en] 29 Mertz machte den vorhergehenden Brief vollends fertig [am 27.3. begonnen, im Tagebuch nicht vorhanden], schrieb noch ein Brieflein an eben Dieselben Hh. [Herren] K[unze] und M[ühlen]b[erg] und gab beide dem M[aste]r Christoph Hert zur Bestellung mit: Heute copirte und schrieb auch Antwort auf meines Sohnes H[einrichs] Brief vom 27 Mertz a[nni]c[urrentis = Nr. 740] und meldete in den 3 erwänten Briefen daß ichs nicht rathsam noch nötig noch nützlich hielte dismal hinunter zu kommen. Stellete auch meinem lieben Sohn H: wegen seiner vorhabenden Veränderung [nach New Hanover] das festina lente [eile mit Weile] in Liebe vor." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 241; vgl. Tappert III S. 226).

741. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia,

31.3.1779

Philadelphia d[en] 31 Mertz 7 9 . Gestern Abend sagte mir mein Herr Schwager und Collega [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], daß dieselben einen Brief an mich geschrieben, und mir von den Legatschriften und einigen andern Umständen geschrieben 1 — . Noch habe nichts bekommen. Das letzte Briefgen war das an uns beide gerichtete, 2 welches, ehe die Resolves [Beschlüsse] der Corporation hinauf gesandt hatte. Wir waren alle der frölichen Hofnung, daß Sie das Fest zu uns kommen würden. Ich wünschte es von Grund der Sele. So aber bin ich nicht wegen der Arbeit,

Nr. 740/741

27.3./31.3.1779

183

d e n n H e r r [ H e i n r i c h ] M ü l l e r ist hier, s o n d e r n w e g e n d e r b e w u s t e n U m s t ä n d e , in t a u s e n d V e r l e g e n h e i t . K ä m e n Sie, s o w ü r d e sich die g a n t z e S a c h e a u f k l ä r e n u n d ein Streit v e r h ü t e t w e r d e n , der der G e m e i n e d r o h e t . W i e n a t ü r l i c h u n d v e r n ü n f f t i g , s o berufe ich keine C o r p o r a t i o n , o h n e D e r o W i l l e n . G l e i c h w o l w i r d n a c h d e m F e s t e in m i c h g e d r u n g e n w e r d e n . I c h bin a u f allen Seiten der g e p l a g t e s t e d a b e i . Soll ich f o r t ? M e i n G o t t ! w o h i n ? D i e S c h w a m b e r

[Falkner

S w a m p , g e m e i n t : G e m e i n d e in N e w H a n o v e r ] v e r l a n g e n m i c h i m E r n s t n i c h t u n d bieten £ 1 5 0 a n . H a b e ich Ihr R e c t o r A m t b e g e r e t ; so l a n g e Sie G o t t bei L e b e n l ä ß t ; so ists G o t t , d e r d a s V e r b o r g n e o f f e n b a r t . 3 J e t z t bitte ich n o c h m a l s auf das Kindlichste u m Verhaltungs=Befele. Deroselben [Johann Christoph] Kuntze N [ a c h ] S [ c h r i f t ] M i c h sieht jetzt Vieles scheel a n , u n d ich h a b e d a s g e w ö n l i c h e Schiksal, a u f beiden Seiten in V e r d a c h t zu k o m m e n , u n d , w a n n sich alles a n d r e v e r s ö n t u n d v e r s t e h t , zu leiden — . 4

Abschrift 1 2 3 4

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

243-245.

Vgl. Nr. 725; dieser Brief war an Michael Schubart übergeben worden (vgl. Nr. 736). Vom 26. oder 29.3.1779; vgl. Nr. 740 Anm. 1 und Anm. 4. Vgl. Dan 2,22. Für die Zeit bis zum 2.4.1779 (= Nr. 742) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 31 Mertz ... Gegen Abend bekam 3 Briefe von Philadelphia] a) von meinem Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] b) von H[errn] Kuntze [= Nr. 741] c) von M[aste]r [Francis] Sw[aine]. a) Mein Sohn H[einrich] berichtete unter andern, daß ihm H[err Michael] Schubart am vergangnen Palmsontage vor der Vormittags Predigt in der Sacristey im Beyseyn des H[errn] Kuntze angemutet, er solte das Protocoll, vid[e] unterm 27 Mertz a[nni] c[urrentis; gemeint ist Nr. 737], vor der öffentlichen] Versamlung ablesen. Und da er sich geweigert, seinen Vater und übrige alten Glieder der Corporation und deren Schlüße, wie die 10 Männer gethan unverhört zu verurteilen und in der Gemeinde Feuer anzuzünden; so hat H[err] Schubart darauf gedrungen und gesagt: er müste es thun, weil er von der Corporation gelont würde; worauf mein Sohn gesagt, denn wolte er ihr Prediger nicht seyn, sie könten sich nach einen andern umsehen etc. hat es auch nicht abgelesen. Der Bericht lautet ferner als ob H[err] Kuntze darauf den H[errn] Müller zum Helfer mit Consent des grösten Teils der Corporation annemen wollen, die Corporation verspricht zu seinem Salario 180 £ Her[r] Kuntze verspricht ihm aus dem [Sigismund] Streitischen Legat in Halle järlich 30 £ sterl[ing] und das Übrige wolte H[errn] Kuntze aus seinem Sack bezalen, so daß es der Helfer järlich auf 500 £ bringen solte. b) [= Nr. 741] ... c) M[aste]r Sw[aine] meldete a) daß er sich eine Woche bei [Johann] P[eter Gabriel Mühlenberg] im Camp aufgehalten; daß P[eter] zu resig[nieren] wolte. b) daß Unruhe und Lärm in unser Philadelphia] Gemeine c) Er mit M[aste]r J[ohn] Sch[affer] nach Frankreich reisen wolte. Frug um meinen Rath ob es thun solte?" (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 242f., 245; vgl. Tappert III S. 227). John Schaffer kehrte im Frühjahr 1785 aus Frankreich nach New York zurück und traf dort Margretha Henrietta Kunze, die zwischenzeitlich dorthin umgezogen war. Vgl. Tappert III S. 647.

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742. An Johann Christoph Kunze, Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg und die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia Providence, 2.4.1779 Wohlehrwürdige, ordentlich berufene und verordnete Lehrer und Seelsorger, Wohledle und Achtbare, für die Zeit rechtmäßig erwälte Glieder der Michaelis etc. Corporation, Wertgeschätzte Väter und Brüder! ich der unterschriebene erste Prediger von der Lutherischen Gemeine in Philadelphia] und Rector der Corporation, wende mich zu erst zu Ihnen mit Bitte, Sie wollen in Liebe und Ernst überlegen was ich in Demut zu erinnern habe nemlich $ 1. Ich habe unter der Hand am 2 7 Mertz a[nni] cfurrentis] eine Abschrifft aus einem Protocoll erhalten, 1 welches also lautet:

„1) Beschloßen, daß kein Rector kan erwält werden bis der Rector stirbt oder wegziehet, und daß kein DeputyRector [stellvertretender Rektor] kan bestirnt werden nach unserm Charter [Kirchengrundordnung].

Anmerkungen: a) Was heißt ein Rector bei der Lutherischen Gemeine in Philadelphia? Antwort: ein Prediger und Seelsorger, der nach der eingefürten Kirchen=Ordnung rechtmäßig berufen und wenigstens von 2 Dritteln der communicirenden und contribuirenden Gemein=Glieder gebilliget ist. b) Warum heißt er Rector? Antw: weil er ins gemein der erste oder älteste Prediger bei der Gemeine ist, bei derselben am längsten treu gedienet hat und im Charter zum Rector verordnet ist. 2 c) Was hat ein Prediger oder Rector bei der Corporations=Versamlung zu thun? Antw: das ist hinlänglich in der Kirchen*Ordnung beschrieben: er soll den Vorsitz haben, oder nach hiesiger Art zu reden President oder Chairman seyn, wenns nötig, die Glieder des Raths öffentlich einladen oder einladen laßen, die Versamlungen mit Gebet anfangen und beschließen, soll die Aufsicht haben, daß die Verabredungen und Schlüße zum Besten der Gemeine, nicht ohne 2 Drittel der gesamten Glieder, noch ohne seine Beistimmung vollzogen werden etc. etc. d) Hat er als Rector etwas dafür ein zu nemen? Antwort: das ist noch nicht gebräuchlich gewesen; aber als die Kirchen=Ordnung und Charter sagen, so müßen Rector und Seelsorger aus der GemeinCassa erhalten werden, nach Christi Lehre und Befehl. 3 e) Was bedeutet der Kirchenrath oder Corporation bei der philad[elphischen] Gemeine? Antw: es gehören noch zur Zeit 4 Branches oder Zweige darzu, welche nach der Kirchen=Ordnung oder Charter bestimmet sind, und zuletzt in 3 Branches zusamen wachsen als 1) der Prediger oder Rector 2) die noch übrigen vormaligen Herren Ältesten und Trustees [Treuhänder] welche den Anfang der Gemeine und Kirchen gemacht, die vielen Jare her der Gemeine

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2.4.1779

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Bestes besorgt, und mit Rath und That behülflich gewesen, wie sie in der Kirchen=Ordnung beschrieben stehen und im Charter aufgezeichnet sind. Diese Väter sind von der gantzen Gemeine mit zum Kirchenrath oder Corporation bestimmet, so lange sie leben, oder bis sie selber abdanken, oder weg ziehen, oder so wieder die Ordnung sündigen, daß sie rechtmäßig über zeuget als unverbeßerliche Glieder von der Gemeine removed [abgesetzt] werden können, wie das Wort removed im Charter gebraucht wird. Die 3te Branche heißen Älteste in der Kirchen Ordnung, und Vestry-men im Charter. Die 4te Branche werden in der Ordnung Vorsteher und im Charter Church Wardens genant. Bestehet also der Ehrsame Kirchenrath oder Michaelis Corporation auf [!] 19 respective Gliedern, so lange Kirchen=Ordnung und Charter im Wert bleiben, und was 2 Drittel von 18 oder 19 sind, kan leicht ausgerechnet werden. f) Was heißt das Charter, und wozu soll es dienen? Antw: es ist ein Schutzbrief über die Kirchen=Ordnung, daß die Gemeine in ihren Rechten und Freiheiten nach derselben von der regierenden Obrigkeit beschützet und erhalten werden soll, wenn etwa Einbrüche entstehen. Mag also ein Charter verglichen werden mit einer Fenze [Zaun] um den Kirchhof oder Feld. Den Graben umher muß die Gemeine selber machen, sonst suchen die wülenden Tierlein Löcher und brechen durch. Es kan auch verglichen werden mit der äusern Deke über der Stifftshütte. 4 § 2 Der lste Schluß vom Protocoll heißt: es kan kein Rector erwählt werden, bis der Rector stirbt. Anmerkung a) der Satz ist richtig und stehet im Charter. Es stehet aber auch im Charter, daß ich der Rector bin, und diese meine Hand= und Unterschrifft zeiget, daß ich noch lebe, und ich hoffe meine Wertesten Mitbrüder werden doch nicht so zornig und unbarmhertzig über mich seyn, und mich bei lebendigen Leibe begraben, oder wie des frommen Jacobs 10 Söhne in die Grube werfen, oder wol gar nach Egpyten verkauffen und meinen gefärbten Rector-Rok nach Europa senden wollen! 5 Es ist ein Irrtum in der Sache, ich bin nicht der Joseph, habe Sie auch noch nicht verrathen; also laßen Sie mich die wenigen Tage oder Stunden noch leben, die mir der Herr bestimmet hat. b) Weil denn der erste Grund vom Sterben annoch weg fält, so wird eine andere Ursache meines Abschiedes im Protocoll angefürt, nemlich: weil der Mühlenberg weggezogen, so ist die Rector'Stelle vacant. Was ist der Beweiß? Antwort: im Charter stehet: In Case of the Death or Removal of a Rector. So komt es denn auf das Wort Removal gantz allein an. Wer die Englische Sprache verstehet, der wird wißen, daß das Wort Removal active und passive, thuend und leidend gebraucht wird. Ein Removal kann vorgehen, wenn ein Mann oder eine Familie willkürlich, oder um Geschäffte willen auf ein Zeitlang oder gantz weg ziehet, entweder [in] eine andere County oder gantz aus der Provintz, oder auch wenn er gezwungen wird, daß er weichen muß. Selbst im Charter wird das Wort erkläret nemlich, die ersten Herren Ältesten und Trustees sollten in der Corporation ihren Sitz und Stimme haben, so lange sie leben, oder bis sie nicht mehr wollen, oder wegziehen, oder So long as they behave agreeable to the fundamental Articles, or be not removed

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by the Congregation 6 /¡ausgestoßen von der Gemeine:/ Nun ist die Frage a) hat Mühlenberg schon sein Predigte und Rector Amt öffentlich oder besonders vor der Gemeine oder Corporation auf gekündiget und nieder gelegt? Nein. b) Ist er aus dem Lande oder County gezogen? Nein, nur in eine Gegend, wo eine von den ersten, mit Philadelphia vereinigten Gemeine ist, und wo er ein Haus hat. c) Ist die Corporation oder Gemeine dadurch in ihren Geschafften verhindert worden? Nein. Viele Hausväter von der Gemeine waren bei der Militz und abwesend, die übrigen Glieder der Corporation und Gemeine hatten ihren Deputy- oder Vice-Rector und ihre 2 Prediger. d) Warum ist er ins Land gezogen? Antw: um seine kranke Frau [Anna Maria] aus dem Krieges=Lärm und Geschrei in etwas mehrere Stille zu bringen, seinen Unterhalt von der Gemeine in der teuren Zeit zu erleichtern, und Anstalt zu machen um ein und andere betrübte Flüchtlinge in der Noth zu beherbergen. e) Hat er grobe Mißethaten und Verbrechen wieder Gott, wieder die Kirchenordnung, Charter, Corporation oder Gemeine begangen? Wenn dergleichen gerichtlich, mit unverwerflichen Zeugen und Zeugnißen bewiesen werden kan, so hat er verdient, nicht nur vom Amte removed, sondern auch gesteinigt zu werden, und wer von den 10 unterschriebenen Gliedern ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf ihn werfen.7 f) Ist er nicht wieder zurük in die Stadt gekommen? Ja, im July 1776 brachte er seine kranke Familie nach Providence, und im September darauf war er schon wieder in Philadelphia, half predigen, Kinderlehr halten etc. und besorgte auch als Rector, daß die Corporation auf Fürbitte, in der neuen Regierungs=Form, die die Convention machte, einen Articul zur Verwarung unsers Charters ein verleibet kriegte /:die 45ste Section:/8 g) Ist er seit dem nicht wieder in der Stadt gewesen? Antw: Im Februar: 1777 herbergte er verschiedene Flüchtlinge aus der Stadt, ließ der Ehrsamen Corporation vorlegen, wenn sie es erlaubten, so könte er im Lande mit der Hälffte ihres Zuschußes zum Unterhalt auskommen, und wolte doch so viel oder wenig sein Alter und Schwachheit erlaubte, der Corporation als Rector, und der Gemeine als Helfer oder Vicarius, so offt es die Noth erfoderte, dienen. Die Antwort erfolgte, daß es so seyn möchte. 9 Bald darauf wurde von Geehrten Herren Vorstehern nach Philadelphia geholt, dienete als Rector und Prediger in den Monaten Mertz, April und May und kam wieder zurük zu meiner Familie. Vom September 1777 bis Juny 1778 war Philadelphia im Besitz der Engelländer und die Gegend von Providence besetzt mit Continental Trouppen und keine Öfnung zur Stadt, mein Vorrath, welchen auf den Winter gesammelt an Frucht und Brennholtz etc., ward verwüstet, und meine Garten Fenze [Zäune] etc. verbrandt. Im Februar 1778 besuchte mich Herr [Michael] Schubart und überlieferte mir 50 £, welche die Ehrsame Corporation zur Unterstützung meines Unterhalts im vorigen Jare zuerkant. Nach dem die Stadt wieder erledigt, wurde ich im Monat July 1778 durch ein Geehrtes Mitglied von der Corporation nach Philadelphia geholt, predigte zum ersten mal wieder in dem verwüsteten Zion, wonete als Rector der Corporation bei, und verlor bei einem Begräbniß mein

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Gehör, und habe von dem Tage an Brausen und Schwindel im Kopfe, und war entschloßen auf das Osterfest a[nni] c[urrentis] geliebts Gott noch einmal nach Philadelphia zu reisen und mein Rector-Amt öffentlich nieder zu legen, als ich am 27 Mertz a. c. unvermutet eine Abschrifft des obbemeldten Protocolls von 10 Gliedern unterschrieben bekam, worin ich vom Amte gesetzt bin unter dem Vorwandt, weil ich weggezogen. h) Wie kan man denn auch nur mit einigem Schein des Rechten vorgeben, als ob mein Wegziehen einen solchen despotischen Abschied ohne verhört verdiene? Es ist mir seit 36 Jaren her nichts Neues mehr, Stank für Dank 1 0 zu bekommen, nur dauerts mich von Grund der Seelen, daß durch solche vorsetzliche feindselige Handlungen in den Gemeinen ein Streit=Feuer entzündet wird, das in vielen Jaren nicht füglich gelöschet werden kan, und unaussprechlichen Seelen=Schaden verursachet! Wenn einer oder ander von denen 10 Geehrten Gliedern einen heimlichen Haß oder Neid gegen mich hegen, und ihr Mütlein an mir oder den Meinigen gern külen möchten, so wäre es rathsamer sie übten es an meiner Person corporaliter aus, wenn sie mich erst überzeugt, daß ich ihnen wirklich was zu leide geredt oder gethan, und ich mich nicht beßern wolte. In Gemein Sachen kan man nicht vorsichtig und behutsam genug seyn, um Schaden zu verhüten. Jemanden ohnverhört, und ohne aus gemachter Sache zu verurteilen, ist auf keine Weise billig und recht. Es sind ja in den Krieges=Unruhen viele wakere Familien, ja selbst verschiedene Glieder von der Corporation aus der Stadt ins Land gezogen, um der feindlichen Rache zu entgehen. Man hat sie ja wegen ihres Wegziehens nicht von ihren vorigen Ämtern und Diensten abgesetzt, noch ihren Namen zum Andenken als Deserteurs ins Protocoll gesetzt. § 3 Es heißt ferner im Protocoll: kein Deputy-Rector kan bestimmet werden nach unserm Charter, und alle Schlüße, die vor Zeiten deswegen gemacht wurden, werden hiermit für null und nichtig erklärt. Hier werden meine Geehrte Mitbrüder erlauben, daß ich gar nicht ihrer Meinung seyn kan. Ich habe die damaligen Herren, die das Charter gegeben, und besonders den Kings Attorney 11 gefragt: ob die Corporation auch wol einen Deputy= oder Vice=Rector wälen dürffte? weil ich dann und wann zu andern mit vereinigten Gemeinen reisen und abwesend seyn müste? Sie antworteten also:"es stehet ja in eurem Charter: You shall have füll Power to elect your own Officers [Ihr habt uneingeschränkte Macht, eure eigenen Amtsinhaber zu wählen], Ihr möget sie nennen Deputyoder Vice Rector, Secretary, Treasurer [Schatzmeister], Clerk [Schriftführer] oder dergleichen: es stehet ferner in eurem Charter: You are authorised and impower'd to make Rules, Bylaws and Ordinances [ihr seid befugt und ermächtigt, Regeln, Bestimmungen und Verordnungen zu erlassen], nur daß sie den Landes Gesetzen, worunter ihr Schutz genießet, nicht entgegen seyn müßen." Demnach wälete vor Zeiten eine volle Corporation einen Deputy-Rector und einen Treasurer, und erklärte zum Deputy-Rector den zweiten Prediger an der Gemeine und zum Treasurer ein Mitglied von der Corporation. Wer will sich also unterstehen der Michaelis Corporation die Freiheit zu rauben, ihre eigene

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Officers, als Deputy-Rector, Treasurer, Secretary, Clerk oder dergleichen zu wälen? Es ist nicht wieder unser Charter, nicht wieder die Gesetze und Gewonheit eines ordentlichen Reichs oder Staats, zum Exempel: auf hohen Schulen, wie auch auf mitlern und niedrigen gibt es Cantzler und Deputy- oder Vice-Cantzler, Rector, Con- und Subconrector, Schul=Meister und Provisor. Auf der See gibt es Admiral und Vice-Admiral, Captain und Mate. Im Militair Stande General, Aid de Camp, Colonel und Lieutenant Colonel etc. Im bürgerlichen Regierstande wälet die Assembly [Abgeordnetenhaus] einen Speaker [Sprecher] und Clerk: in dem Gesetz vollziehenden Rath ist ein President und Deputy- oder Vice-President: In der Militz gibt es Lieutenant und Sub=Lieutenant: in Juries [Geschworenen] ist ein Vormann und Schreiber: in Committees gilt ein Chairman und Clerk. Warum soll denn die Michaelis Corporation nicht Freiheit und Macht haben einen Deputy- oder Vice-Rector, Treasurer, Secretary, Clerk oder dergleichen zu verordnen? Da es nicht wieder die Landes=Gesetze, nicht wieder die Gewonheit und so gar nicht wieder unser Charter ist, sondern das Charter der Corporation die volle Macht gibt ihre eigene Officers zu erwälen? und es der Gemeine nichts kostet, weil die Corporation und ihre Officers umsonst dienen. Es solte fast scheinen als ob ein hungriger Lawyer [Rechtsanwalt] den 10 redlichen Gliedern weiß gemacht, als ob die Corporation nicht Macht hätte ihre eigene Officers zu wälen und einen Deputy-Rector, Treasurer oder dergleichen zu bestimmen, damit die grosse Gemeine in Zwiespalt gerathen und Courts=Händel [Gerichts=Händel] bei der teuren Zeit anfangen möchten; oder sie müßen meinen als ob das Charter unter den Officers nur allein den Todtengräber, Bälgentreter und Leichen Bitter verstünde, die sonst gern unter dem Titul Subaltern zu frieden sind. Unsere Kirchen=Ordnung und Charter sind deutlich genug und gebrauchen keine Streitliebende Lawyers. Friede ernärt, Unfriede verzehrt.12 Wehe dem, der ärgert, der geringsten einem, die an Christum glauben!13 Es heißt weiter im Protocoll: Beschloßen, daß alle Schlüße, die vor Zeiten /•.wegen eines Deputy-Rectors:/ gemacht wurden, sollen hiermit vor null und nichtig erklärt werden. Antwort: Das lautet doch fast hart und unzüglich wenn 10 neuere, sonst wohlmeinende Glieder, ohne Überlegung der Übeln Folgen, die redlichen Väter und Brüder, die vor Zeiten rechtmäßig zur Corporation erwält waren, ich sage, wenn sie die Väter und Brüder so lieblos beurteilen und noch darzu im Protocoll der Nachwelt auszeichnen wollen als Blockhead [Dummköpfe] und Simples [Einfaltspinsel], die verwerfliche Schlüße gemacht und das Charter nicht verstanden weil sie einen Deputy-Rector erwält, da doch das Charter es gar nicht verbietet, sondern volle Macht gibt to elect their own Officers: to make Rules, Bylaws and Ordinances. Das ist sündlich und nicht erlaubt mit redlichen Gliedern so zu verfaren, die vor Zeiten in der Corporation gewesen und zum Teil noch sind, die der Gemeine ihr Bestes am Hertzen gehabt und treulich gedienet, die unter der schweren Bau= und Schulden=Last ihr Bestes gerathen und gethan. Deren Schlüße vor null und nichtig zu erklären! Solche Ehrenrürige neue Schlüße von 10 respective Gliedern unterschrieben, müßen nicht im Protocoll der Michaelis Corporation erscheinen, noch weniger vom Predigtstul abgelesen werden, wenn

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nicht die besten Familien in der Gemeine beleidiget, die Gemeine zerrißen und Kirchen=Ord[nung] und Charter nicht gebrochen werden sollen. Irrungen und Übereilungen sind unserer verdorbenen Natur gemein, des wegen sagt das Sprichwort: eile mit Weile. Ein graues Haupt, deßen Name und Character mit im Charter stehet, war bei der Versamlung der 10 Glieder und rieth wohlmeinend, sie möchten die vorhabenden Sachen noch weiter überlegen und verschieben bis ich hinunter käme; 1 4 aber es fand kein Gehör, die Schlüße musten ins Protocoll, und wurde so gar meinem Sohn angemutet, daß er sie am Palm Sontage vor der öffentlichen Gemeine ablesen, und also seinen eigenen Vater unverhört, als einen abgedankten Wegzieher oder Ausreißer proclamiren, und so viele redliche alte Glieder, die vor Zeiten der Gemeine treulich gedienet als Blockheads erklären und die Gemeine in Verwirrung und Feuer setzen solte: Bios darum, weil vor Zeiten die Corporation den Hjerrn] Pf[a]rr[er Christoph Emanuel] Schultze zum Deputy-Rector bestimmet und beschloßen, wozu ihnen das Charter volle Macht und Freiheit gab, welches aber von 10 Gliedern der jetzigen Corporation vor null und nichtig erkläret wird. etc. etc. Wir haben unter der vorigen Landes=Regierung über 10 Jare unsere Gewißens= und bürgerliche Freiheit und Rechte nach dem verliehenen Charter genoßen, haben auch nach der Revolution, auf unser Anhalten bei der Convention in der 45ten Section ihres neuen Regierungs=Plans das Versprechen bekommen, daß wir unsere Religions Freiheit und Recht nach dem Charter unverletzt behalten solten. Und warum ist schon so viel Blut vergoßen? Warum hat unsere Gemeine an der Zions Kirche solchen Schaden erlidten, der mit manchen tausend Pfunden, kaum gut zu machen stehet? Warum haben so manche wakere Familien von unsrer Gemeine ins Land fliehen und ihr Eigentum verlaßen und verlieren müßen? ist es nicht wegen des Streits um die Freiheit? Solte man denn nun nicht allen Verstand und Fleiß anwenden eine so große Gemeine vor Streit und Zwiespalt zu bewaren, und die Kirchen=Ordnung samt dem Charter beßer beobachten, und mit solchen Schlüßen zurük bleiben? besonders in den jetzigen Zeiten, da Gottes Gerichte und Züchtigungen so merklich unter uns sind und noch schwerere auf uns warten? Ein Haus, daß unter sich selbst uneinig wird, kan nicht bestehen; 15 und wenn durch solche Streitigkeiten nur eine einzige Seele, geschweige denn mehrere geärgert und verwarloset werden, so ist der Schade größer als aller leiblicher Verlust. Ich bitte demnach alle und jede Geehrte Glieder der Corporation um Gottes Willen! Sie wollen doch den Frieden suchen, wieder zusamen treten, einander mit Liebe und Ehrerbietung zuvor kommen, 1 6 gern verzeihen, die unvorsichtigen neuen anzüglichen Schlüße ändern oder abthun und die alten in ihrem Wert laßen. Ich will gern mein Wenigs mit zum Frieden beitragen, wenn etwas damit geholfen ist, und mein Rector-Amt hiermit niederlegen und der gantzen Ehrsamen Corporation ihre Freiheit zur ordentlichen Wahl eines Rectors gönnen, if you duly appoint him, agreeable to former Method and Usage [wenn man ihn ordnungsgemäß in Übereinstimmung mit früherem Verfahren und Brauch ernennt], wie im Charter stehet, damit Friede und Eintracht in der Gemeine hergestelt und erhalten werden möchte, welches von Hertzen wünsche! Ob ich

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denn gleich nicht mehr Rector heiße, so verbleibe doch ein Prediger von der Philadelphischen Gemeine bis in den Tod, weil ich ordentlicher Weise von Deutschland für Philadelphia und mit vereinigte Gemeinen berufen und angenommen ward, und innerhalb 3 7 Jaren im Dienste meine Leibes= und Gemüts=Kräffte gantz, und meiner kranken Frau ihr väterlich Erbteil halb bei nicht zureichenden Salariis verbraucht und noch zuletzt mein Gehör in Philadelphia verlorn habe. Dahero hat die Geehrte Corporation nicht unrecht, sondern billig und löblich gethan, daß sie mir 1 7 7 7 . in einem Schluße järlich 5 0 £ zur Beihülfe meines leiblichen Unterhalts vermacht, welche 2 Worte järlich und 5 0 fast fürchterlich lauten, aber doch in meinen jetzigen Umständen die Furcht vermindern können, weil ich jetzt nicht mehr järlich sondern täglich meinen Abschied aus der Welt erwarte, und 5 0 £ nicht weiter reichen als in vorigen güldenen Zeiten 5 0 shill[ing]. Wenn ein Meister einen leibeignen Knecht bei jungen und gesunden Jaren im Dienste gehabt, so muß er ihn auch in Krankheit und unvermögenden Alter unterhalten. Indeßen sage schuldigsten Dank für alle, mir jemals erwiesene Liebe und Güte und verbleibe Dero allerseits wohl wünschender Providence d[en] 2 t e n April 1 7 7 9 .

Reinschrift

Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte. 1 7

im Lutberan Archives Center, Philadelphia

H 10-P 5 M

6-1779.

= Nr. 737; mit diesem Brief erhielt Mühlenberg auch Nr. 740. Vgl. Bd. III Nr. 345. 3 Vgl. Mt 10,10; Lk 10,7; 1 Tim 5,18. 4 Vgl. 2 Mos 26,7; 40,19. 5 Vgl. 1 Mos 3 7 , 1 2 - 3 6 . 6 Übersetzung: So lange ihr Verhalten im Einklang mit den Grundgesetzen [Charter und Kirchenordnung] steht; andernfalls dürfen sie nicht von der Gemeinde abgesetzt werden. 7 Vgl. Joh 8,7. 8 Vgl. Bd. IV Nr. 677 und Nr. 678. 9 Vgl. Nr. 680. 10 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 776. " William Allen (1704-1780); sehr wohlhabender Kaufmann, Jurist aus Philadelphia und einflußreicher Anhänger der Eigentümerfamilie; Ausbildung in London; seit 1727 Mitglied im Philadelphia Council; 1 7 3 1 - 1 7 3 9 Mitglied des Abgeordnetenhauses; 1735 Bürgermeister von Philadelphia; 1741 Recorder of the City [Rechtsvertreter und -berater der Stadt]; 1 7 3 7 - 1 7 5 0 Richter an verschiedenen unteren Gerichten; 1 7 5 0 - 1 7 7 4 Chief Justice von Pennsylvania; 1765 Gründer von Allentown; mit dem Beginn der Revolution emigrierte er nach England. 12 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1208. 13 Vgl. Mt 18,6. 14 Vgl. Nr. 735 und Nr. 736. 15 Mt 12,25; Mk 3,25. 16 Rom 12,10. 17 Für die Zeit bis zum 5.4.1779 (= Nr. 743) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sonnabend d[enj 3 April... Ich gab ihm [Philipp Hall] mit a) 2 Bogen voll zur Antwort aufs Protocoll davon keine Copie behalten [= Nr. 742], b) einen Brief an meinen Sohn [Gotthilf] 1

2

Nr. 7 4 2 / 7 4 3

2.4./5.4.1779

1 91

He[i]nrich [Ernst] mit Anweisung die Schutzschrifft erst privatim meinen alten Freunden H h . [Herren J o h a n n Heinrich] Keppele, [David] Schäf[f]er, [Andreas] Bos[s]hard[t], [Jacob] Graef zu lesen geben und sie hernach der ganzen C o r p o r a t i o n übergeben laßen möchte. Er könte auch H[errn] Keppele etc. meine Meinung entdecken: neml[ich] ich hielte dafür, daß H[err] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth vor den Riß treten möchte, er wäre es schuldig, weil sein Beruf von Europa mit auf Philadelphia hin lautete etc. c) ein Briefl[ein] an m[einen] Sohn Fried[rich August Conrad] mit 5 8 £ 15 Shilling] so Matthias Heyer von St. C r o i x an einen Müllenberg auszalen laßen wie unterm 8 Mertz a[nni] c[urrentis] zu finden, d) ein Briefl[ein] zur A n w o r t an M[aste]r [Francis] Sw[aine]." ( P M 9 5 A N r . 1 5 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 4 6 ; vgl. Tappert III S. 2 2 7 f . und 2 2 1 ) .

743. Die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia, 5.4.1779 Aufschrifft

The Reverend Henry Muhlenberg senior of the Lutheran Clergy

Hochw[ürdiger] hochgelehrter Herr senior: Ew[er] H[och]w[ürden] haben uns in Beziehung auf gewiße Corporations Schlüße durch Dero H[err]n Sohn [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] ein Schreiben zugesand,1 welches uns am 6ten[!] dieses bey versamelter Corporation vorgelesen. Wir bedauren, daß unter uns Mißverständniße enstehen sollten, da dieses so mancher seit viele Jahre genossenen Segen entkräfften und eine Gemeine in Verwirrung bringen könten, die durch dieselben zur Ehre unsers grosen Gottes erbauet ward, und jetzt in sichtbaren Wachsthum und Segen ist. Wir geben die Versicherung als Dero so lange gewesene treue Zuhörer und geistliche Kinder, daß wir nicht gewillet waren, Sie dadurch zu beleidigen, oder im mindesten zu entehren. Wir glauben, daß es unsere Pflicht erfodere, den Charter [Kirchengrundordnung] jetzt bestätigt zu sehen, und wir hielten davor daß wir in dem Punckte immer Gesetzwiedrig gehandelt hätten, daß wir einen Deputy=Rector [Stellvertretenden Rektor] hatten von welchem Amt der Charter nichts gedenkt. Es würde uns allen von hertzen angenehm seyn, wenn Ew[er] H[ochwürden] uns doch Ihre geneigte Gegenwart würdigen, und in Sachen uns belehren wolten, die wir gern nach Maßgebung unserer Gesetze und unsers Gewißens eingerichtet sähen. Die Schrifft ist weitläufftig, und es möchte viel zur Stillung aller Unruhe, und Erstickung derselben in der Geburt gereichen, wenn wir Gelegenheit hätten Deroselben völligen Meinung über dieser Sache weiter zu vernehmen, und einander unsern eigentlichen Sinn persönlich zu erklären. Könten dieselben nächsten Sontag g[eliebts] G[ott] einmahl hier seyn und predigen, da H[er]r Pf[arrer Johann Christoph] Kuntze allein ist, so wolten wir es danckbar erkennen, und alles was in unsern Kräfften ist, dazu beytragen, daß die Liebe und so allgemeine als gerechte Hochachtung unerschüttert erhalten werde, in welcher dieselben bey uns, und bey der Gemeine stehn. Wir haben die Ehre zu seyn Philadelphia

H[och] E[hrwürdiger] Herr, Hoch zu verehrender

192

d[en] 5[!] Aprili 1779. 2

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Herr Senior Deroselben gantz ergebenste Diener und Freunde die gesamte Glieder der S: Michaelis Corporation. In Betracht derselben unterschrieben von

Abschrift Schäffer von Mühlenbergs Hand £ in David praes[iden] 1 2

Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S.

254-256.

Vgl. Nr. 7 4 2 . Für die Zeit bis zum 1 1 . 4 . 1 7 7 9 (= Nr. 744) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d(en] 6 Aprill: ... Ich gab ihnen [Georg Edelman und Heinrich Kleppinger, Vorsteher der lutherischen Gemeinde in Allen Township, Northumberland County, Pennsylvania] ... ein paar Zeilen an den H[err]n Pf[a]rr[er] Buschkirk [Jacob van Buskirk], die zu nächst in der Gegend wonen und bat, daß sie die Gemeinen so bald ihnen möglich besuchen und aufmuntern möchten, und versprach die Sache an den S[alvo] T[itulo] unsern Rev[erendum] H[errn] Praesidem [Johann Nicolaus Kurtz] zu berichten." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 5 1 ; vgl. Tappert III S. 229). (2) „Mitwoch d{en] 7 April: ... ich schrieb auch die gestern von mir verlangte [englische] Supplique [für Jacob Merkle]." (PM 9 5 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 5 3 ; vgl. Tappert III S. 229).

744. An Gottlieb Anastasius Freylinghausen

Philadelphia,

11.4.1779

pro Memoria: 11. Apr[il] 79) Hochwürdiger, Hoch zu venerirender Herr Director, Da eben eine erwünschte Gelegenheit finde, ein paar Zeilen zu erlaßen, so habe es nicht versäumen sollen, nemlich der S[alvo] T[itulo] Baron von Passern,1 erbieten sich herablaßend, dieses auf Franckfurt an Mayn gütig mit zu nemen. Die allergütigste Fürsehung Gottes wolle über diesen redlichen Cavalier so walten, daß Dieselben wohl bewaret heim gelangen möchten! Ich habe zwar schon von hier über Neuyork an S[alvo] T[itulo] H[err]n [Friedrich Wilhelm] Paschen berichtet, 2 daß Ew[er] Hochw[ürden] Paket vom August anni praet[eriti] am 9 Februar: a[nni] c[urrentis] richtig empfangen und auch eine generale Quitung vom Hochgr[ä]fl[ich] S[olms-]R[ödelheimischen] Legat mit gesandt, weiß aber nicht ob es zu recht kommen möchte. So habe ich auch eine generale Beschreibung von der Oberfläche unserer armen Vereinigten Gemeinen und deren Arbeiter 3 durch Herrn Pastor [Johann Christoph] Kuntze an Ew: Hochw: befördern laßen, welcher das Paket einem jungen Menschen mit gegeben, der im Winter eine Reise nach Deutschland angetreten. Die von Hochw[ürdigen] Vätern aus Augsburg und Halle erneuerte Commission wegen E[ben] Ez[er] kan ich jetzt nicht ausrichten, weil der Zugang dahin verschloßen, maßen S[eine]r Gr[oß] B[ritannischen] M[ajestät] Krieges Macht die Provintz seit dem Januar:

Nr. 743/744

5.4./11.4.1779

193

a[nni] c[urrentis] gantz wieder in Besitz haben 4 und das Kind also wieder zur Mutter gelanget ist. Ich habe vor kurtzem an die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin, wie auch an die Vorsteher und Ältesten der E[ben]Ez[er] Gemeine geschrieben 5 und Ew: Hochw: pro Memoria wegen Daber 6 mit gesandt, und das Nötigste berichtet, weiß aber nicht ob es zu rechte kommen werde. Es war mir lieb daß Ew: Hochw: noch nichts nach Daber aus gezalt, weil man noch nicht weiß, ob in E[ben]Ez[er] was übrig bleiben möchte? Was für ein Himmelweiter Unterschied zwischen Friedens^ und Krieges» den vorigen und jetzigen Zeiten sich finde, das erfaren wir nun handgreiflich, wie das tritum proverbium [einfache Sprichwort] sagt: wer nicht glauben will, der muß fülen. Weil wir vom Sfalvo] T[itulo] Herrn Pasche 1776, und vom S. T. Herrn Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius 1778 Nachricht hatten 7 daß unser Wohltäter H[err Sigismund] Str[eit] entschlafen, und die Interessen [Zinsen] vom Legat zur Unterstützung derer von Halle hieher gesandten Prediger bereit wären, und bemeldte Prediger hier im großen Gedränge wegen der übermäßigen Teurung etc. etc. sind, so wagte ichs, und teilte an 12 oder 13 Prediger /:die arme Witwe Fr[au Maria Dorothea] Schaumin mit eingeschloßen:/ 281 £ curr[ency = Währung] laut Quitungen, von dem Capital des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms] Fundi, aus, 1 £ curr: zu 4 R[eichs]th[a]l[ern] gerechnet, in Hofnung und Vertrauen Hochwürdige Herren Directores und Administratores werden geruhen von den Interessen des Str[eitschen] Legats die 2 8 1 £ curr: zu ersetzen und zum Fundo zu schlagen, weil es sicherer daheim, als bei uns hier stehet. Der moralische Zustand wächset von Tage zu Tage schlechter, und das Reich der Finsterniß wird vermehret. Doch wird der Herr noch eine Anzal wißen, die ihre Knie nicht vor dem Baal beugen. 8 Der Satan raset arg genug und suchet zu verschlingen. Leibliche und geistliche Gerichte nemen zu. Der Herr schlägt uns, aber die wenigsten fülen es am rechten Orte. Ich bin auf der Neige samt meiner kranken Frau, und hoffen der gütigste Herr unsers Lebens, werde uns balde aus Gnaden heim rufen, daß wir nicht länger zur Last dienen und unbrauchbar liegen. Übrigens Bitte, Ew: Hochw: und connectirte teureste Väter und Gönner in Christo, wollen geneigt fortfaren für unsere Gemeinen und uns Fürbitte bei dem Welt Heilande ein zulegen, welches viel vermag! 9 und ich ersterbe mit tiefster Ehrerbietung Ew: Hochwürden etc. mühsamer und unnützer Diener Philadelphia d[en] l l t e n April 1779.

Heinrich Mühlenberg der ältere

N[ach]S[chrift] ob der Herr Zebaoth noch ein Häuslein im Amerikanischen] Zion, oder eine Nachthütte in dem Kürbis=Garten übrig laßen werde, 10 das wißen wir noch nicht. Der All[wis]sende, weiß es allein, was, und wie es im Rath der Wächter aus zu füren beschlossen] ist. Matth: 16,2,3. Des Abends spricht

194

Die Briefe des Jahres 1779

man, der Himmel ist roth, es wird ein schöner [Tag] folgen: Des Morgens heißt es: es wird heute Ungewitter seyn, denn der Himmel ist [roth] und trübe. Joël 2 , 1 , 2 , 3 . Der Tag des Herrn komt und ist nahe. Ein finsterer Ta[g,] ein dunkler Tag, ein wölkichter und neblichter Tag! Micha. 7,1=7. item Vers [8:] Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich da nieder liege etc. Klaglied: Jerem: 3 , 3 1 - 4 2 . Denn der Herr verstoßet nicht ewiglich etc. etc. 1 1

Reinschrift in AFrSt IV C 19:6 S. 21f.; LC Abt. H IV Fach F Nr. 5 S. 21f. Auch in HD S. 28392841. - Die Anschrift lautet: „An S[eine]r Hochwürden Herrn Anastasius Freylinghausen, Director der Waisen*Anstalten und öffentlichen Lehrer der Gottes-Gelarheit zu Halle in Sachsen". Baron Louis von Passern; aus Hanau; kam als Major der britischen Hilfstruppen unter General Burgoyne nach Nordamerika; als Kriegsgefangener der amerikanischen Truppen zunächst in Virginia, dann in Philadelphia; erhielt vom Kongress die Erlaubnis, nach Deutschland zurückzukehren, um dann ausgetauscht zu werden; nahm deshalb Briefe Mühlenbergs nach Deutschland mit. 2 Vgl. Nr. 728. 3 Vgl. Nr. 716. 4 Vgl. Nr. 728 Anm. 7. 5 Vgl. Nr. 729 und Nr. 730. 6 Vgl. Nr. 713. 7 Der Brief Pasches ist in Bd. IV Nr. 674 abgedruckt; der Brief von Fabricius war an Kunze gerichtet; vgl. Nr. 728. 8 Vgl. 1 Kön 19,18 und Rom 11,4. » Vgl. Jac 5,16. 10 Vgl. Jes 1,8. 11 Für die Zeit bis zum 22.4.1779 (= Nr. 745) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags d[en] 20 April ... kamen gegen Abend ... in Providence an: fand einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 271; vgl. Tappert III S. 233). (2) „Mitwoch d[en] 21 April: ... schrieb auch ein paar Zeilen an die Ältesten und Vorsteher in Neuhannover, daß ich g[eliebts] G[ott] nächsten Sonntag bei ihnen predigen wolte, wenn sie mir am Sambstage zu vor ein Pferd schickten." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 271; vgl. Tappert III S. 233). 1

745. An Friedrich Wilhelm Pasche

Providence,

22.4.1779

Copie H[err]n Pfastor Heinrich Melchior] Mühlenberg's Schreibens an Pasche, datirt Providenz d[en] 22 s t e n April 1 7 7 9 . Tit[ulus] Am 9 ten Febrfuar] a[nni] cfurrentis] empfieng Ew[er] Lezteres vom 7 ten Oct[ober] a[nni] p[raeteriti] mit gesamten Beylagen von Halle und Augsburg, 1 durch die unermüdende Gewogenheit meines alten Freundes H[err]n David Grim. Ich agnoscirte dieselbe d. 13 t e n Febr[uar] a.c. mit ein paar Zeilen, 2 und legte die Quitung des Legats etc. mit bey, und recommendirte es bey Gelegenheit

Nr. 744/745

11.4./22.4.1779

195

an den recht edelmüthigen H[err]n Davfid] Grim zur weitern Besorgung. Weil man aber nicht weiß, ob es auch glücklich durch und ankommen möchte, und Ew[er] die Quitung wegen des Legats als Administrator nothwendig haben solten: so bin gedrungen, die Quitung noch einmahl abzusenden durch eben den Weg, und meinen wehrten Gönner H[err]n Davfid] Gr[im] wieder zu bemühen. Ich habe hier auch die Caßen-Rechnung bis ans Ende beygelegt, welche Ew[er] gütigst nach Halle zu befördern belieben wollen. Meine Leibes* und Gemüths=Schwachheit nimmt zu, und mein Gehör nimmt ab: so daß ich mein Ende erwarte, wenn und wie es Gott beliebt. Und weil ich nicht mehr fort kann, so habe ich am Sontage nach Ostern noch einmal zu Philadelphia] in der ZionsKirche gepredigt, am 14 ten April a. c. im versammleten Kirchen-Rath mein sogenanntes Rector-Amt niedergelegt, worauf alsdenn die Corporation diese Bürde ohne Würde auf H[err]n P[astor Johann Christoph] K[unze] meinen Schwiegersohn gelegt, der schon etliche Jahre her ein Verlangen darnach zu haben geschienen. Zehen Glieder in der Corporation hatten am 24 s t e n Martfis] a.c. voreilig, ohne genügsame Überlegung, unter dem Vorwand, weil ich aus der Stadt gezogen, die Rector-Stelle vacant erkläret, und den H[err]n Pfastor] Kfunze] zum Rector bestimmt, wogegen aber die übrigen Glieder protestirt, und große Unruhe etc. 3 in der Gemeine entstanden; und mein Tochtermann hatte auch das Amt in solchen Umständen nicht annehmen wollen. Daher wurde ich vom Ehrsamen Kirchenrath ersucht, hinunter zu kommen, und die Unruhe, wo möglich, wieder zum Sediment zu bringen. Der Kirchenrath veränderte den übereilten Schluß, und ich legte das Vorsitzer=Amt in der Corporation freywillig nieder, wegen Alter, Schwachheit und Mangel des Gehörs, und so ward alsdenn H[err] P[astor] K[unze] recht mäßig zum Praeses des Kirchen=Rathes verordnet, und ich gebeten, noch einen Sontag zu bleiben, und der Gemeine mit Behutsamkeit zu erklären was im Kirchenrath abgehandelt, daß mir kein Leid wiederfahren, ich nicht abgedanckt worden, sondern selber freywillig und um des Friedens willen das Vorsitzer=Amt niedergelegt hätte, und daß ich die Gemeine, wo möglich, noch dann und wann besuchen, und mit Gottes Wort bedienen wolte. G[eliebts] G[ott]. Am 2 ten Sontage nach Ostern den 18 t e n April predigte ich abermahl in Zion, und that mein Möglichstes in der Schwachheit, die 10 Glieder zu entschuldigen, zum Frieden zu rathen, und alles zum Besten zu wenden. Das schwerste ist mir, daß mein Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] seinen Dienst an der Philadelphia] Gemeine aufgeben und einen Beruf zu LandGemeinen annehmen will, 4 weil er klagt, daß er schon einen Ansatz von der Auszehrung habe etc. und die Motion im Lande das Schart wieder aus wetzen möchte. Der Kirchen-Rath hat resolvirt dem H[err]n Rector Kunze einen Adjunctum zu salariren, und 180 £ Curr[ency = Währung] jährlich dazu bestimmet, weil solches aber nicht hinreichet, so hoffet H[err] Kfunze], daß Sefine] Hochwfürden] Sfalvo] Tfitulo] Herr Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen vermöge Dero hochg[eneigte] Zuschrift vom 12 t e n Maii 1778 an H[err]n K[unze] 30 £ st[erling] von ein oder andern Legats Interessen [Zinsen] addiren möchten, damit er seinen vorigen Discipel [Schüler] H[err]n [Johann Daniel] Schröter

196

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

wieder zum Helfer bekommen, und das omphacinum [unreife] Seminarium 5 wieder anfangen könnte, welches nach meiner Muthmaßung ihm das Malum hypocondr[iacum = hypochondrische Krankheit; vgl. Nr. 6 8 9 Anm. 31] schon verursachet haben mag. Ich habe schon in den vorigen gemeldet, daß ich hier an 12 Prediger 2 8 1 £ Curr. in der Noth von dem H[och]gr[ä]fl[ichen] S[olms-]R[ödelheimischen] Capital aus gezahlt, in Hoffnung, daß sie daheim von den Interessen des [Sigismund] Strfeitischen] Legats ergänzet werden möchten; also werden vor der Hand schwerlich 30 £ sterlfing] jährlich für einen hiesigen Helfer übrig seyn. Solte mein Sohn Heinrich ins Land ziehen, so hoffen sie den H[err]n Past[or Justus Heinrich Christian] Helmuth zum 2 t e n Prediger neben H[err]n Rector Kunze zu bekommen, und ich wünsche herzlich, daß es so geschehen möchte, weil er ein treuer Seelsorger ist, und die große Gemeine fernerhin im Segen erbauet werden würde, wenn 2 Ordinarii einander wohl verstehen, ein Herz und eine Seele6 nach Christi Sinn ausmachen, und einer den andern höher achtet als sich selber etc. 7 In den Philadfelphischen] GemeinUmständen kann durch Vorläufigheit gar leicht was Ähnliches von des Cajus Octavii adoptirten Sohnes Comoedie entstehen, welches dem Ovidio Anlaß gab, das artige Gedichte vom Phaéton zu machen. 8 Festina lente [eile mit Weile] ist sicherer. Mein geringes Journal wird das mehrere im Zusammenhange erläutern. Ich habe nach E[ben] E[zer] an die Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin und die Ältesten und Vorsteher der Gemeine geschrieben, 9 und auch das Pro. Mem[oria] von S[eine]r Hochw[ürden] Herrn Director Freylinghausen eingelegt, 10 weiß aber nicht, ob die Briefe zurecht werden kommen oder nicht. Es ist mir lieb, daß wegen der Witwe noch kein Geld nach Daber übermachet worden. Matth: 3,12. Jesa 1,8. Das güldene Seculum ist vorüber, und stat deßen das eiserne eingetreten: Die Theurung wächset von Tage zu Tage, der Unglaube und Aberglaube zu gleichen Paaren mit. Die Ungerechtigkeit nimmt überhand, und die Liebe erkaltet in vielen: 11 Wir haben am 17. 18 und 19 ten April a[nni] c[urrentis] 3 Tage und Nächte so heftigen Frost gehabt, daß alle junge Obstfrüchte und Garten=Gewächse dadurch gänzlich getödtet worden. Züchtigungen und Strafgerichte kommen nach ein ander. Aus dem politischen Reiche kann nichts berichten, weil ich ein Fremdling unter Mesech bin, 12 und nur noch dann und wann träume wie der Midianiter Jud. 7,13.14. 1 3 nemlich ich träumete neulich also: Wir waren auf einen sehr hohen Thurm gestiegen, und hatten weite und angenehme Aussichten. Ehe mans versähe, kam plötzlich ein Gewitter, schlug ein, und setzte den Thurm in den Brand. Was laufen konnte, das lief hals über Kopf die vielen Windel-Treppen hinunter. Ich wolte mit laufen, konnte aber nicht mit fortkommen. Derohalben ließ ich mich neben den Treppen in einem Schacht herunter, hatte Flügel, und kam denen auf den Treppen zuvor. Ehe ich aber auf den Grund gelangte, erwachte, und siehe da war es ein Traum. Was den gegenwärtigen Statum des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] Rfödelheimischen] Legats betrift, so stehet es folgender maßen

Nr. 7 4 5

197

22.4.1779

a) Bey der Michaelis und ZionsCorporation b) Auf 4 Haus Lotten [von engl, lots = Hausgrundstücken]in Philadelphia c) An 12 Prediger und die Witwe [Maria Dorothea] Schaumin ausgezahlt, was Hochw[ürdige] Herrn Directores von den Interessen des S[alvo] Tfitulo] Strfeitischen], Legats zu ergänzen geruhen werden, neml[ich] Summa £ Curr.

£ Curr. S[hilling]d[ = pence] 960 "

— "



289 "

11 "

8.

281 "

— "



1530 "

11 "

8.

Wenn meine Rechnungen und Journals nun vollends an gehörigen Ort und Stelle vor oder nach meinem Tode gelangen und approbirt werden solten: so wolte ergebenst bitten, ob ich Dero Agenten-Amt recht oder unrecht verwaltet habe? [W]eil es hier allerhand gelehrte und ungelehrte Neidharten [Neider] gibt, die leichtgläubigen Leuten ins Ohr pflistern, als ob ich Unterschleif [Unterschlagung] mit dem Legat gemacht. Mit herzlicher Empfehlung in Dero Fürbitte vor dem Gnaden=Thron ersterbe Dero Heinrich [Melchior Mühlenber] der alte. 14 N[ach]S[chrift] Ich heiße nun nicht mehr Rector sondern Henry M[ühlen]b[erg] Senior.

Abschrift 1 2 3 4 5

6 7 8

*

von Pasches

LC Abt. H IV Fach F Nr. 5 S.

33f.

Vgl. Apg 4 , 3 2 . Vgl. Phil 2 , 3 . Vgl. Metamorphosen, l , 7 5 0 f f ; 2 , l f f . ; 2 , 3 0 4 f f . Phaeton (Sohn des Sonnengottes Helios) setzte die Erde in Brand, als er einmal den Sonnenwagen lenken durfte, und wurde dafür von Zeus gestraft. Vgl. N r . 7 2 9 und N r . 7 3 0 . Vgl. N r . 7 1 3 . Vgl. M t 2 4 , 1 2 . Vgl. Ps 1 2 0 , 5 . Ri 7 , 1 3 .

14

S. 33f.;

N a c h N e w H a n o v e r ; vgl. N r . 7 4 0 . Kunzes Seminar mußte mit der Besetzung Philadelphias durch britische Truppen im September 1 7 7 7 schließen. Z u r Gründung und zu Mühlenbergs Vorbehalten vgl. Bd. IV N r . 6 0 3 S. 4 8 7 - 4 9 1 .

11

13

in AFrSt IV C 19:9

Vgl. N r . 7 1 3 . = N r . 7 2 8 (vom 1 2 . 2 . 1 7 7 9 ) . Dazu ausführlich N r . 7 3 5 - 7 4 3 .

10

12

Hand

Für die Zeit bis zum 2 7 . 4 . 1 7 7 9 (= N r . 7 4 6 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 22 April: schrieb einen halben Bogen voll an S[alvo] T[itulo] Herrn Pasche [= N r . 7 4 5 ] und schloß mit ein a) den bloßen Empfangschein v o m Hochgräfl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legat: b) die Schlußrechnung wegen der Hallischen Missions Cassa: schrieb

Die Briefe des Jahres 1779

198

auch ein paar Zeilen an H[errn] David Grim, und bat er möchte das Paketgen an S. T. Hn: Pasche befördern und mir die Rechnung seiner wegen meiner Correspondence ausgelegten Kosten wißen laßen, und übergab das Paketgen offen an m[einen] S[ohn Johann] P[eter Gabriel] zur Beförderung nach N[ew]y[ork]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 271f.; vgl. Tappert III S. 233). (2) „Sontag Jubilate d[en] 25 April: ... Schrieb auch noch einen Brief an [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlenberg] Jun[io] r und vermeldete, wie es in Neuhannover ergangen, welchen Herr [John Philipp] de Haas [Brigadegeneral der Kontinentalarmee] mit zu nemen versprach." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 273f.; vgl. Tappert III S. 233).

746. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia, 27.4.1779] Ich habe letzten Sontag vor dem Altar öffentlich abgedankt, ich hatte erst im Sinn die Ursachen gar nicht zu melden, weil aber üble Reden umhergehen, und alle Sachen die vorgefallen verstellt werden, so bin ich dem Rath der alten Leute, sonderlich M[aste]r [David] Schäf[f]ers gefolgt, und habe beiliegende Schrifft 1 nach gesprochenen Segen verlesen. Ob Sie sie gantz billigen werden, weiß ich nicht, aber ich denke die Umstände rechtfertigen sie, und das Urteil aller Alten Glieder ist dafür. Die Corporation war beisamen und haben beschloßen, nächsten Montag die gantze Gemeine zu samen zu rufen, und dieselbe soll eine Committee erwelen, bei deren Entscheidung es verbleiben wird — . Es wird die Frage seyn — ob alles in statu quo zu Ihrer oder jetzigen Zeit bleiben muß — . Eine Partei will ausdrüklich, Sie solten und müsten Rector seyn, wenn Sie auch im Lande blieben. Die Corporation will das Gegenteil mit ihrer Partei — . Weil von mir ausdrüklich verlangt ist, ich soll noch bleiben, bis die Gemeine zu samen gerufen worden, so muß ich wieder meinen Willen meine Füren bis nach dem Festtag absagen. Ich werde noch diese Woche Sie besuchen und am Festtage oben predigen. Unter deßen — verharre

Abschrift von Mühlenbergs 1

[Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] 2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S. 276f.

Als Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 2 7 7 - 2 8 0 erhalten: „Copie der Schrifft, die am Sontage d[en] 25 April a[nni] c[urrentis] vor der Gemeine abgelesen: Ich habe der werten Gemeine noch etwas zu vermelden, dabei ich mir eure Gedult und Aufmerksamkeit erbitte. 1) Ich habe die mehrste Zeit von 9te halb Jaren an in dieser Gemeine gearbeitet, im Anfang als Helfer meines Vaters, seit 1774 als euer ordentlicher dritter Prediger. Ob ich es zu eurer Befriedigung getan, davon könnet ihr selbst am besten urteilen, mein Gewißen klagt mich nicht an, daß ich an irgendeiner Seele unter euch meine Schuldigkeit mit Wißen und Willen verabsäumet hätte. 2) In dieser Zeit habe ich gar bald erfaren, daß wegen Menge der Gemeinsglieder und wegen Größe dieser neuen Kirche das Amt unter euch nicht nur beschwerlich, sondern auch der

Nr. 7 4 5 / 7 4 6

22.4./27.4.1779

199

Gesundheit höchst nachteilig sey.

2

3) Dem ohngeachtet war mein Sinn in dieser Gemeine, bei welcher ich viele Liebe gefunden, zu leben und zu sterben, wenn nicht gantz besondere Umstände mich nötigen würden sie zu verlaßen. 4) Ein solcher Fall war im Jare 1777, da ich ins Land ziehen muste, teils um nicht der Casse, die keine 2 Prediger halten konte, beschwerlich zu seyn, teils um nicht in die Hände unbarmhertziger Verräther und Tyrannen zu fallen, hingegen im Stande zu seyn das Evangelium bei andern zu verkündigen. Ich bitte um Erlaubniß meine Gründe offenhertzig, aufrichtig und vor Gott anzufüren: 5)Ein solcher dringender Fall ist auch jetzt . A) Ich habe mehrenteils meine Gesundheit hier zugesetzt — und brauche notwendig etwas Erholung, und weniger Anstrengung der Brust —. Dis würde mich doch noch nicht zur gäntzlichen Entschließung gebracht haben, wenn ich nicht denken und glauben müste, daß der Name Mühlenberg viel zu übel ist behandelt worden, als daß ich in Z u k u n f f t mit Ruhe, Zufriedenheit und Segen mein Amt unter euch verwalten könte. Es wird mir niemand verübeln wenn ich einige Stücke davon anfüre: 1) 10 Glieder des geehrten Kirchenraths haben beschloßen, daß mein Vater durch sein Wegziehen sich seines Amtes verlustig gemacht, und haben so gleich drauf einen andern Rector gewält, beides ohne meinen Vater auch nur ein Wort davon vorher wißen zu laßen. 2) Dieselben haben mich zwingen wollen diese Schlüße zu verkündigen, und so meinen Vater öffentlich zu beschimpfen. 3) sie sandten zwar für meinen Vater, und hoben auf seine Vorstellung den [BeJSchluß von seiner Absetzung auf, allein, sie wolten es nicht unterschreiben, bis er erst abgedankt hatte: Ich verschweige die nähern Umstände und manche andere Dinge um des Friedens willen und damit unsere Schande nicht in Gath und Ascalon bekant werde [2 Sam 1,20]. Aber so soll es in Israel nicht seyn. C) N u n sind 2 starke Parteien. Die eine wünschet, es möchte mein Vater geblieben seyn, was er war, die andere liebet eine Veränderung und breitet zum Teil eine Rede aus, als wolte mein Vater seinen Herrn Schwieger Sohn [Johann Christoph Kunze] verdrängen und einen andern Prediger hier einsetzen. Diesem Unfrieden und Gewäsche / -.das sicherlich schuld ist an dem gantzen Zwiespalt:/ muß ein Ende gemacht werden. Eine Partei muß weichen, soll es Friede in der Gemeine geben. Darum vermelde ich dieser mir sonst lieben Gemeine daß 1) um meiner Gesundheit willen, 2) um der Behandlung willen, die wir ausgestanden haben und noch erwarten müßen, 3) um den ehemaligen Frieden in der Gemeine wieder her zu stellen und den Lästerern das Maul zu stopfen: daß ich hiemit mein Lehr=Amt unter euch vor jetzo auf geben will und muß, und ihr mich als einen Frembden oder Gastprediger anzusehen habt. Ihr aber lieben Seelen, lebt unter dem Schutz unsers Gottes und Heilandes wohl! Wachset in der Erkentniß und Gnade Christi [2 Pet 3,18] —. Habt unter einander Frieden und brüderliche Liebe — Dankbar erkenne ich eure vielfältige Gewogenheit —. Gott segne euch und mich. Lebet wohl!" Für die Zeit bis zum 1.5.1779 (= Nr. 747) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 27 April-, ... M[aste]r [Peter] Spyker von Tolpehaken [Tulpehocken] sprach vor und brachte einen Brief von der Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin dat[iert] d[en] 25 April a[nni] c[urrentis] ... Abends schrieb noch ein paar Zeilen an meinen Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst]." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 275; vgl. Tappert III S. 234). (2) „Donnerstag den 29 April: schrieb an Esq[uire]Reichard in Neuhannover und bat ihn, daß er den Freunden, die nächsten Montag d[en] 3 Maii mit Frachtwagen nach Philadelphia] abfaren und des [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun[io]' Hausrath herauf holen wolten, sagen laßen möchte, daß sie noch nicht kommen, sondern auf weitere Nachricht warten solten ... Ferner schrieb einen Bogen voll zur Antwort auf S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzens Brief vom 13ten April a. c. und der Frau Schultzin ihr letzters vom 25 April ac. und legte den im[!] Philadelphia] am 18 Apr[il] vor der Gemeine abgelesenen Aufsatz mit bei." (PM 95 A Nr. 15 1 7 7 4 - 7 9 S. 281; vgl. Tappert III S. 234, zum „Aufsatz" S. 231f.).

200

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

747. An die Michaelis- und Zionsgemeinde in Philadelphia Providence,

1.5.1779

An die geehrt= und geliebten Glieder der Michaelis» und Zions Gemeine: ich unterschriebener Heinrich [Melchior] Mühlenberg senior, bitte von Hertzens=Grunde 1) sie wollen doch alle mit den Schlüßen zufrieden und ruhig seyn, welche am 14 ten April a[nni] c[urrentis] im vollgültigen Kirchen=Rath in meiner Gegenwart gemacht und von allen anwesenden Gliedern der Corporation unterschrieben worden, wie Sie im Protocoll sehen oder hören können. 1 2) Ich habe ja in derselben Rathsversamlung mein Rector=Amt freiwillig nieder gelegt, und zwar wegen gründlicher Ursachen, weil ich krafftlos bin und mein Gehör verloren habe, so daß mirs nicht möglich ist dem Amte mehr vorzustehen. 3) In eben derselben Kirchen=Raths=Versamlung am 14 ten April ist auch nach Anweisung des Charters [Kirchengrundordnung] 2 und der Kirchen=Ordnung der Herr Pf[a]rr[er Johann Christoph] Kuntze einmütig zum Rector der Corporation oder Vorsitzer in Kirchenraths=Versamlungen bestimmet und verordnet worden. 4) Die Sache ist darauf der lieben Gemeine am 18 April Sontags in beiden Kirchen öffentlich verkündigt und erkläret worden, 3 welches nachgesehen werden kan in dem kleinen Verkündigungs Büchlein. 5) Es kan demnach nicht wieder so seyn, wie es zuvor war. Wenn ich 10 oder 2 0 Jare jünger werden und mein Gehör wieder kriegen könte, so möchte es wol möglich seyn, aber in meinen jetzigen Umständen werden mich alle mitleidige und verständige Freunde entschuldigen und verschonen. Denn ich kan nicht wieder in Philadelphia wonen, wegen Alter, Leibes= und Gemüts=Schwachheit und meiner Frauen Krankheit, und es ist auch beßer, wenn ein Rector bei der Hand seyn und den Raths=Versamlungen beiwonen kan. 6) Ich habe ja auch am 18 April öffentlich in Zion erkläret, nemlich: ob ich gleich mein Rector=Amt niedergelegt, und den Kirchenraths=Versamlungen nicht mehr beiwonen könte, so bliebe ich doch noch ihr Prediger und wolte die Gemeine dann und wann im Nothfall besuchen, wenn Gott der Herr mein Leben noch etwas fristen und mir so viele Kräffte darzu verleihen würde. Providentz d[en] 1 May 1779.

Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte

N[ach] Sfchrift]. Was die Schlüße im Ehrsamen Kirchenrath vom 24 Mertz a[nni] c[urrentis] betrifft, darüber habe ich in einer Schrifft an die Geehrte Corporation meine Anmerkungen gemacht. 4 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 234f.

PM 95 A Nr. 15 1774-79

1

Vgl. Protokollbuch S. 3 5 3 .

2

Vgl. Bd. III N r . 3 4 5 . Z u m T e x t der Abkündigung Mühlenbergs vgl. Tappert III S. 2 3 1 f .

3 4

Vgl. N r . 7 4 2 .

S. 282-285.

Englische

Nr. 747/748

201

1.5./5.5.1779

748. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior

Mühlenberg Philadelphia,

S.S.1779

Philadelphia d[en] 5 Maii 1779. Teurester Herr Schwiegerpapa: Sie erlauben, daß denenselben den Verlauf unserer Gemeinsache berichte, so weit diese nun mehro gekommen sind. Nach Dero selben Wegreise 1 war 8 Tage lang alles stille und ruhig. Einzelne Gemüter mögen in Gärung geblieben seyn; aber so viel ich sehen und sprechen konte; so war nicht die mindeste Unruhe mehr zu merken. Am Sontage drauf dankte mein Herr Schwager und Collega [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] ab, und sagte seine Ursachen, fürte auch unter andern an, daß der Mühlenbergische Name beschimpfft wäre und daß ein Gerede herumgienge, als suchte Herr Sen[ior] Mühlenberg seinen Schwiegerson zu verdrängen. 2 Auch habe er noch viel andere Sachen auf dem Hertzen — Der Aufrur, der darüber entstand, war allgemein. Am Tage darauf war die Corporation zusammen, und es drangen etwa 30 Männer ein um sich zu beschweren. Der erste war M[aste]r Wolpert, der sagte: die Sache mit dem Rectoramt sey gantz recht und er habe gar nichts dagegen: allein Herr Mühlenberg jun[io] r solte nicht fort. Der andere M[aste]r [Georg Adam] Pfister: nein, der alte Mann soll mir wieder herunter. Andere: wir hätten den Herrn Miller [Heinrich Müller] angenommen. Wir ermanten sie alle zur Gedult und vertrösteten sie auf eine Gemein=Versamlung. Die Woche hindurch war für mich übend genug. J a c o b ] Frank 3 versprach 5 0 0 aufzubringen, und sagte in allen Häusern, so gar vor der Corporation: bringt den Kuntz weg; so wird alles ruhig. Ich bin krank, und so darf ich nicht erst sagen, daß diese Woche mir eine Marter Woche war. Ich konte nicht schlafen, nicht eßen und mein Safft vertroknete. Meine Ehegattin [Margretha Henrietta Kunze], die wieder in den Umständen ist, darinnen sie offt heimlichen Kummer hat verschluken müßen, wird auch wol dismal auf die Familienvermerung so sichre Rechnung nicht machen dürfen, wo der Herr nicht ein Wunder der Liebe tut. Am Sontage drauf verkündigte ich die Gemeinversamlung, setzte die Ordnung feste, die dabei beobachtet werden müste, und da ich in der gantzen Woche dabei am meisten zu leiden gehabt; so setzte ich zuletzt diese Erklärung hinzu, die ich von Wort zu Wort hieher setzen will: „Von mir merke ich hier öffentlich nur dieses an: Es ist eine Ungerechtigkeit, die Gott heimsuchen wird, wenn ich mit in die Sacht gemenget werde. Ich nam das Rector=Amt nicht an, und ich wolte es nicht verkündigen. Daß ich öffentlich und sonderlich dawieder gezeuget, werden mir die Männer von der Corporation jetzt, und noch auf ihrem Todten=Bette zu bezeugen willig seyn. Ich hätte es auch das zweite mal nicht angenommen, wenn nicht mein Herr Schwieger Vater auf mein Bitten, wieder in die Stadt zu ziehen, um den gantzen Handel zu endigen, im Vertrauen, allein, in meinem Hause, in der Stube, da er logirte, diese Erklärung getan: hinunter ziehen könne er nicht: er lege das Rector=Amt jetzt nieder, und er habe dis zu tun im Sinn gehabt, ehe noch solche Schlüsse gemacht waren. Meine Pflicht sey es, daßelbe anzunemen, und er hoffe, daß dadurch alles ruhig werde.

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Nach dem es von der Cantzel verkündigt war, und der teure Mann um Gotteswillen gebeten, um ruhig und friedfertig zu seyn, weil er es warhafftig vorher im Sinn gehabt, es jetzt nieder zu legen, nahe an 70 Jaren sey, sein Gehör verloren habe, und Rector weiter nichts heiße, als der Prediger, der alle mal dem Kirchenrath beiwont und vorsitzt; so nam es an, und bezeugte im Gebet vor dem Altar, daß ich nun dieser Gemeine aufs neue verpflichtet sey. Jetzt ergeht die erneute Unruhe nicht eigentlich zur Ehre meines Herrn Schwieger Vaters, sondern wieder mich, und ich thue diese Erklärung daß ich, wenn er, mein Herr Schwieger Vater, wieder in die Stadt herunter ziehen will, welches mein Wunsch beständig war, ich den Augenblik dis Amt niederlege. Wo aber nicht, so bin ich nun, da ich es einmal aus Liebe zu ihm angenommen, entweder Rector der Corporation, oder nicht mehr Prediger in America. Prediger sind hier Spott genug aus gesetzt. Dem Spott 8 oder 14 Tage Rector gewesen zu seyn, und es dann mir wieder abnemen zu laßen, will ich mich nicht aussetzen und ich habe ihn an dieser Gemeine nicht verdient." Den letzten Punkt setzte hinzu: 1) weil ich in meinen kränklichen Umständen schlechterdings nicht im Stande bin eine andere Gemeine an zu nemen, in dem ich eine solche Gemeine betrügen würde. Ich brauche einen Helfer. 2) Weil ich mich allemal frei von America betrachtet habe, wenn ich frei von Philadelphia wäre. Nur zuletzt war ich willig in den Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] zu gehen, um durch Gottes Gnade mich etwa zu erholen, weil da ein Helfer war. Nun aber versicherte mir Herr Collega [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg], die Stelle sey durch ihn besetzt. 3) Weil man im Lande nicht leben kan, ohne etliche Gemeinen zu haben, welche zu bedienen, meine gebrochene Leibes=Constitution nicht zu laßen würde. 4) Weil eine förmliche gerichtliche Klage entstehen würde, wovor ich erzittere, wenn ich vom Rector=Amt abgesetzt würde, in dem die Corporation nicht davon ab zu bringen ist, wenn ich hier bleiben will, und 5) weil ich gleichwol inständig und dringend von denen bemittelsten Männern der Gemeine gebeten werde, sie nicht zu verlaßen, und so gar sich viele erboten, das, was ein Helfer nötig hat, unter sich auf zu bringen. 6) Weil ich einen Brief vom H[errn] Pf[a]rr[er Justus Heinrich Christian] Helmuth in Händen habe, darinnen er mir schreibt, daß, weil es längst sein Wunsch gewesen, mit mir näher vereinigt zu werden, er einen Ruf an H. Pfrr: Mühlenberg jun[ior] Statt nicht ausschlagen würde. 4 So wäre die Gemeine versorgt. Komt aber H[err] Helmuth nicht hieher, welches der Fall seyn wird, wenn einer oder ander, der im Sinn ist, Rector würde; so weis ich auf keinen zu fallen, der Hn: Pfrr: Mühlenberg jun rs Stelle besetzen könte, und von welchen ich warscheinlich glauben könte, daß er die Stimmen bekäme. 7) Weil ich mich rechtmäßig zum Rector erwält achtete, in dem Sie die Gemeine davon versicherten und Sie, als der älteste und erfarenste Prediger die Rechte eines Predigers, Kirchenraths und Gemeine ohne Zweifel am besten verstehen. Ich war nach dem Sie es niedergelegt, und Herr Mühlenberg jun r abgedankt hatte, der einzige Prediger hier. Ich war zum Rector duly appointed, according to former Method and Usage [ordnungsgemäß ernannt, in Überein-

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5.5.1779

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Stimmung mit früherer Verfahrensweise und Brauch]. Dis kan nicht auf die Predigerwal gehen, denn dazu bin ich erwält. Es muß heißen: wie ein Rector sonst zum Rector gemacht war. Sie waren der erste. Der Charter [Kirchengrundordnung] 5 machte Sie dazu, weil die Corporation den gantzen Charter, und folglich auch Sie zum Rector verlangte. Sie giengen doch keine neue Wal der Gemeine durch. Folglich würde ich nun durch die Abname des Rector=Amts abgesetzt, welches ich will geschehen laßen, wenn es nach geschehenen Klagen und Verhör geschieht. Oder ich wills den Augenblik nieder legen, wenn Sie herunter ziehen. Dann opfere ich der Ruhe der Gemeine und Ihrer Ehre meine Ehre mit Freuden auf. Das Rector=Amt verlangte ich nie, und durch Ihr hierwonen kan ich an der Gemeine bestehen, und meine Leibes=Schwachheit wird durch Sie zugedekt. Wolten wir beide hernach einen Helfer annemen, so könten die £ 30 sterl[ing] dazu bestirnt werden, wir brauchten keinen zweiten Prediger, Sie und ich, wir kommen mit einander aus, und in der Gemeine ist ein Feuer [beigelegt. H[err] Frank hat den Leuten gesagt: wir wären Feinde. In der Gemein=Versamlung ward ein President erwält, und denn sähe die Ordnung polnisch aus. 6 Die Corporation verlangte eine Committee zum Verhör: allein das Geschrei war: es müße auf die meisten Stimmen ankommen und eine Committee sey nicht nötig. Herr Mühlenberg jun r sagte alles, was er von der Corporation wüste, auch daß sie stoltz und tyrannisch über die Gemeine wäre, las auch Dero Ihnen wiedergegebene Schrifft an die Corporation 7 vor, darüber alles über die Corporation bis zum Tod erbittert ward: er sagte auch, daß er jetzt £ 50 weniger als ich habe. Zuletzt sagte er: er habe nächsten Donnerstag im Schwam zu predigen. Was die Gemeine tun wolte, solten sie bald tun. Es käme nur auf die Frage an: ob sie nun zu frieden wären, daß ich Rector wäre. Weil ich noch immer weis, daß die meisten Glieder der Gemeine meinem Weggehen sich schlechterdings wiedersetzen würden, so erklärte ich nochmals: ich erkennte mich als in der Folge, und folglich sollten sie nur ihre Meinung frei zu erkennen geben. Erkennten sie mich nicht als Rector, so sey meine Erklärung von heiliger Stelle schon getan: Ich wäre von der Gemeine ab, es sey denn, daß mein H[err] Schwieger Vater wieder her zöge. Nun trug der President, M[aste]r Jacob Gräf die Frage so vor: Wolt ihr, daß Herr Kuntze Rector bleiben soll, wie es die Corporation gemacht hat? Die Ja sagen, sollen aufstehen. Ich sähe mich nicht nach den stehenden und sitzenden um: allein es war ein Geschrei: the Majority sitteth [die Mehrheit sitzt]. Andere riefen: reverse the question [die Frage anders stellen]. Es ist nicht recht verstanden. Viele in allen Winkeln, wovon ich Zeugen habe, haben gemeint, die Frage sey: ob die Stimmen durch Zettel oder durch Aufstehen gesamlet werden solten, wovon viel vorher geredet war. Nun giengs Laut und wunderlich durch einander. Die Corporation protestirte und bezeugte: Sie wolten ihr Recht, den Rector zu wälen durchsetzen. Einer sprach von £ 1000, so er an den Process wenden wolte. Die meisten schrien: Die Frage solte so entschieden werden, daß die Ja, zur rechten, die Nein, zur Linken gehen solten. Ich nam die Corporations Bücher und gieng fort. Nach meinem Weggehen schrie einer: I move, that the Corporation be dissolved [Ich beantrage, daß die Corporation aufgelöst wird]. Daraus wäre bald

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Schlägerei geworden. Tausendmal Dank mein Erbarmer, daß du dieses abgewendet hast. Es waren Buben von 14 Jaren mit gebracht z[um] E[xempel] der erst confirmirte Son M[aste]r [Johann David] Sekels. 8 Meine Freunde waren mehrenteils durch meine Verkündigung beruhigt geworden, und glaubten nicht nötig zu haben zu kommen. Die Frage glaubte niemand, daß sie vorkommen würde, allein mein Herr Schwager [Gotthilf Heinrich Ernst] trug sie vor, und H[err] Frank bat dringend, daß sie möchte durch genommen werden. Nun ist ein neuer Lerm. Meine Freunde wachen auf. Schlägerei hat sich schon angefangen. Einer, der junge Beker, ist hin und bedrohet. Ich bin im Begrif mein Häusgen zu verkaufen, um mit meiner schwangern Frau und Kinde nach Europa zu gehen, und ich danke entweder nächsten Sontag g[eliebts] G[ott] ab, oder mein Herr Schwiegerpapa haben die Gewogenheit, diese Gelegenheit anzu nemen und herunter zu kommen, nicht um die Sache mit meinem Rector=Amt wieder gut zu machen, sondern um der Gemeine zu versprechen, daß Sie wieder herunter ziehen, Sie, erster Prediger und Rector, und ich zweiter Prediger sey. Die Corporation, die außer dem alle ihr Vermögen in der Law [Gerichtsverfahren] verwenden will, und die glaubt, daß sie durch nichts so sehr beleidigt werden kan, als wenn ich jetzt Philadelphia verlaße, hat mir gleich wol ohne Wiederrede versprochen, wenn Sie in die Stadt ziehen, und ich das Rector=Amt freiwillig niederlege, Sie den Augenblik mit Freuden als Rector zuerkennen. Würde es ruhig, wenn ich von hier jetzt gienge; so wäre mein Häusgen schon verkaufft und meine Sache bestellt. Allein ich muß sie jetzt versichern: dem Anschein nach würde Mord und Todschlag daraus. Bin ich den 11 Gliedern der Corporation /:denn M[aste]r [Friedrich] Hailer war nur nicht unterschrieben, weil er zu der Zeit nicht in der Corporation war:/ vom Anfang des Gedankens bis zum Ende, öffentlich und heimlich; nicht der Freund gewesen, der jene Schlüße, ja sogar den, der Herr [Christoph Emanuel] Schultzens Deputy-Rectorat [stellvertretendes Rektorat] 9 wiederrufft, dringend und um Gottes willen wiederraten hat, ja der ihnen alle die Unruhen vorgestellt hat, die jetzt daraus entstanden sind; so werde ich dabei zu Schanden werden. War ichs, so wird mir durch dis Leiden gutes zu wachsen. Kein Unheil wünsche ich über das Haupt der Anfänger und ich wolte gehorsamst bitten, solten Sie herunter kommen, nichts mehr von ihrem Unrecht zu sagen, denn sie bleiben dabei, daß sie ihre Person nicht haben beleidigen wollen, und daß ihr Zwek erreicht ist, wenn Sie hier wonen. Aber wegen meinen lieben Herrn Schwager, mit dem ich mich nie gezankt habe, und dem ich nie ein Leid zugefügt, das mir bewußt wäre, bitte ich Gott, daß er ihm die Noth nicht entgelten laßen wolle, sondern vergebe, in die er mich dadurch gesetzt hat. Nächsten Sontag könte die Schlägerei in der Kirche angehen, wenn Sie nicht da wären. Ich verharre im kindlichem] Gehorsam E[uer] H[ochwürden] gehorsamster Son J[ohann] C[hristoph] Kunze Weil ich den Rat der zusammen gelaufenen Menge schon wüste, um der Corporation zum Trotz einen Rector zu wälen, mit dem ich wegen Verschiedenheit der Gesinnung nicht wohl zum Heil der Gemeine stehen könte. 1 0

Nr. 748

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5.5.1779

N[ach] S[chrift] Nach Europa gehe ich gern; doch gönnete ich meiner Frau gern erst ein ruhiges Kindbette. Kämen Sie jetzt nicht, und versprächen allenfalls nur schrifftlich, herunter zu ziehen, so stehe ich davor: man sammlete, ich meine aber die Partei, die mir entgegen ist, sammlete als denn Stimmen dawieder, um einen den sie im Sinn haben, 1 1 zum Rector zu berufen. 1 2 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 237-239. 1

2 3 4 s 6

7 8

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10

11 12

PM 95 A Nr. 15 1774-79

S. 292-303.

Englische

Vom 10. bis zum 20. April 1779 war Mühlenberg in Philadelphia, um den Frieden in der Gemeinde wieder herzustellen; vgl. Tappert III S. 2 2 9 - 2 3 3 . Vgl. Nr. 746 Anm. 1. Vgl. Nr. 689. Vgl. Nr. 749. Vgl. Bd. III Nr. 345. Sprichwörtlich für Streit und Unordnung; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1372. - Zur Sache vgl. auch Tappert III S. 235f. = Nr. 742. Johann David Säckel (gest. wohl vor 1781); angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1 7 6 1 - 1 7 6 2 Ältester im Kirchenrat; 1 7 6 3 - 1 7 6 5 als Treuhänder Mitglied des Kirchenrates; 1766 Mitglied in dem Kommitee, das den Bau der neuen Zionskirche in Philadelphia anleiten und überwachen sollte. Dieses Amt hatte Schultze bei seinem Wechsel nach Tulpehocken, auf Drängen Mühlenbergs, nicht aufgegeben; vgl. Bd. IV Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . Zu diesem Satz bemerkt Mühlenberg: „Am Rande des Briefes auf dem ersten halben Bogen, stehet No. 8 folgendes: [...] gehört vermutlich zu den vorhergehenden Numbern 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7." D. h. Mühlenberg selbst; vgl. Tappert III S. 235 zum 5.5.1779. Für die Zeit bis zum 1.6.1779 (= Nr. 749) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 11 Maii: ... Nachmittags schrieb ich an meine Frau [Ann Maria Mühlenberg] und legte den Brief von Miss" [Mary] Campbell an Mary [Maria Catharina] Sw[aine] bei." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 7f.; vgl. Tappert III S. 241). (2) „Mitwochs d[en] 12"" Maii: Vormittags schrieb an H[errn Christian] Streit, frug nach ob meine Briefe an ihn, an die Fr[au Anna Barbara] Rabenhorstin und Ältesten der E[ben] Efzerschen] Gemeine vom Febr[uar] a[nni] c[urrentis] bei ihm angekommen? und bat um einige Nachricht von daher." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 8; vgl. Tappert III S. 41). - Mühlenberg bezieht sich auf die Briefe Nr. 729; Nr. 730; Nr. 731. (3) „Freitag dien] 14 Maii: ... Nachmittags kam M[aste]r Setzier von Providence vor und brachte mir einen Brief von meiner Frau d[e] d[ato] 13 Maii ac. worin sie mein Heimkommen verlangt, wegen ihrer kränklichen Umstände ... Am Abend empfieng auch einen Brief von einem in Philadelphia] der sich unterschrieben ein Zionit. Ich schrieb eine Antwort auf meiner Frauen Brief." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 12; vgl. Tappert III S. 242). (4) „Montag dien] 17 Maii: sandte meine Frau mein Tagebuch und einen langen Brief von ihrer Hand, woraus ich ersehe, daß sie sehr kümmerlich im Gemüte und schwach am Leibe ist etc." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 15; vgl. Tappert III S. 242). (5) „Pfingst Sontag d]en] 23 Maii ... Abends schrieb an meine Frau, weil Herr Wegman morgen g[eliebts] G[ott] den Weg hinauf reiset." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 35; vgl. Tappert III S. 245). (6) „Dienstag d[en] 25 Maii ... Ich kriegte auch einen Brief von meiner kranken Frau aus Providence, welche sehr lamentirt, daß ich heim kommen solte etc." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 37; vgl. Tappert III S. 245). (7) „Donnerstag d[en] 27 Maii. Vormittags schrieb ich einen Brief an meine Frau." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 39; vgl. Tappert III S. 245). (8) „Montagd[enj 31 Maii... Die Maria Sw[aine] kam von Provid[ence] und brachte mir einen Brief mit von der Mama: datirt von gestern." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 44; vgl. Tappert III S. 246).

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

749. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg Lancaster, 1.6.1779 Lancaster d[en] l t e n Junius, 1779. H[och] E[hrwürdiger] H[err] Senior, teurester Vater in Christo Dero unverdiente Liebe und Gütigkeit, so Sie bey meiner Wahl zum Prediger für Philadelphia durch mancherley Proben an den Tag gelegt,1 ist mir nicht allein bekant geworden, sondern wird auch hiemit von mir danckbarlichst erkant. Ich darf Ihnen, teurester Herr Vater sagen, daß mir dabey alles das wieder von neuen lebhafft geworden, was Sie bey meiner ersten Ankunfft an mir thaten, wie aufrichtig und treu Sie für mich sorgten — Und darf ich mir nicht die gegründete Hofnung machen, daß Sie unverdienter Weise fortfahren werden, sich meiner in meinen gegenwärtigen Umständen anzunehmen? Unterstützen Sie mich mit Ihrem Rathe, - gönnen Sie mir einen freyen Zutrit bey Ihnen erlauben Sie mir, daß ich, wenn ich die Freude haben werde, näher bey Ihnen zu seyn, mein Anliegen nächst Gott, Ihnen offenbaren und mich Ihres Beystandes getrösten könne! Sie kennen mich; Ihnen ist meine Schwäche und Elend zum Teil bekant, Sie wißen wie nötig ich einen Führer habe, wozu ich Sie hiemit mir ausbitte. Hier in Lancaster gehet es durch viele Unruhe, allein der Herr, des ich bin, und dem ich gern dienen möchte, wird mir durch alles hindurch helfen. Ich fühle jetzt mehr wie jemals, wie genau das Band zwischen Lehrer und Gemeinde sey, und wie wehe es thue, wenn daßelbe gewißer maaßen zerrißen werden sol. Ich fürchte es möchte bey vielen wohl anstat der mir erwiesenen Liebe, lauter Unwille erwachsen. Wenn der von mir innigst geliebten Gemeinde nur bald wieder geholfen werden könte! Ich darf nichts sagen und vorschlagen, ich habe es gäntzlich bey denselben verdorben. Vielleicht würdigen Sie mich einiger Zeilen, und laßen mir wißen, was am Besten zu rathen und zu thun sey.2 Meinen Brief an die Ehrsamen Glieder der Corporation3 werden Sie gütigst derselben vorlesen, und dabey glauben, daß das darin enthaltene, wahre Ausdrüke meines Hertzens sind - . Der gute Oberhirte erbarme sich unserer in diesem Jammerthale,4 und erhalte Sie noch lange zum Tröste Vieler, insonderheit aber auch H[och] E[hrwürdiger] H[err] Senior teurester Herr Vater, Ihres unwürdigen aber ergebensten Dieners und Mitarbeiters am Evangelio [Justus] Heinrich [Christian] Helmuth. Abschrift

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779

S.

48-51.

1

In der Sitzung der Korporation vom 2 0 . 5 . 1 7 7 9 wurde Helmuth für die Stelle des zweiten Predigers in Philadelphia nominiert. Mühlenberg selbst trug diesen Entschluß der Gemeinde vor, die sich in einer Abstimmung dafür aussprach. Vgl. Tappert III S. 2 4 3 f . , Vestry Book S. 2 sowie Nr. 7 4 5 .

2

Vgl. Nr. 7 5 0 . Als Abschrift von Kunzes Hand im Vestry Book S. 3f. erhalten. Vgl. Ps 8 4 , 7 .

3 4

Nr. 7 4 9 / 7 5 0

207

1.6./3.6.1779

750. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Philadelphia,

3.6.1779

S[alvo] T[itulo] innigst geliebter H[err] Bruder in Christo! Ihre Hertzens und Gemüts=sprache vom 1 Jun[ii] a[nni] cfurrentis] 1 habe gestern empfangen und empfunden. Ich habe ein Gefül von Ihrer jetzigen Lage, ob wol nicht in solchem Grad! Meine vielfältigen Abwechselungen und Abschiede von Gemeinen verursachten fast allemal sinnliche Eindrüke und Ausdrüke bei Vielen, bei etlichen auch sittliche. Wenn ich Abschied nam, so setzten sich viele auf die Hinterfüße und betäubten meine Organa sensoria sehr empfindlich, andere hingegen machten mir solche Einwürfe, die mich antrieben die Gründe mehr zu untersuchen, die mich bewogen Veränderung vor zu nemen. Wenn ich wieder zurück kam so war Freude, so lange, bis ich die alten, der verdorbenen N a t u r so unangenemen Warheiten von Buße, Glauben und Gottseligkeit wieder verkündigte. Alsdann wurde es nach und nach wieder stille bei den meisten und kam ins alte Glaiß. Je länger Sie sich geliebter H[err] Bruder verweilen, desto mehr werden sich die Anfälle, Gegensprüche und Beängstigungen häufen. Der Beruf ist meines wenigen Erachtens rechtmäßig und billig. Philadelphia] ist eine von den 3 aller ersten vereinigten Gemeinen, die bei unsern Hochw[würdigen] Vätern in Europa um Lehrer und Seelsorger gebeten und bis dahero damit versorget worden. Die Philadelphia] Gemeine hat ein vorzüglich Recht an allen von Halle berufnen und gesandten Predigern vor den Gemeinen die später zur Vereinigung getreten, so lange sie mit Halle in Connection bleibet. Die 2 ersten Gemeinen in Neuhannover und Providence sind p[ro] t[empore] versorgt. Die philadelphische stehet in N o t h und Gefar, weil die 2te Predigerstelle vakant ist, und 2 Kirchen bedienet werden müßen, wegen der zalreichen Glieder. Der Beruf an Sie, mein Wertester H[err] Bruder, ist nicht im Winkel gemacht, 2 sondern erst in einer volzäligen Kirchenraths=Versamlung einmütig beschloßen, hernach in beiden Kirchen der Gemeine verkündiget, und alle ordentliche Glieder desfalls gebeten worden, ihre Stimmen einzu bringen oder einzusenden mit ja oder nein, nemlich, ob sie den vom Kirchen=Rath vorgeschlagenen, als ihren Lehrer und Seelsorger /:wenn er geneigt den Beruf anzunemen:/ erkennen wolten oder nicht? Da denn keine einzige Stimme dargegen oder mit nein, sondern alle mit ja eingekommen; so hat die Corporation den Beruf vollzogen und durch Abgeordnete überreichen laßen. Und Sie, geliebter Herr Bruder haben ihn angenommen. Ordentlicher kan ein mittelbarer Beruf nicht wohl ergehen. Also ist nun kein pro und contra mehr abzuwarten, sondern die Vollziehung mit göttlicher Hülfe zu befördern. Die Summe des Salarii ist weißlich nicht benamet, damit es nicht was Ähnliches mit einer Auction haben möchte, wenn z. B. eine Gemeine sagte 8 hundert, und die andere böte 9 hundert, und Diener Jesu Christi um den Meistbiet Veränderungen vornämen. Der Arzt schreibt ins Recept von der Zugabe: quantum sufiicit [ausreichende Menge]. Scheiden thut freilich wehe von Gemeinen, w o man Eingang gefunden, und Liebe und Leid mit einander getragen; und man wünschet von Hertzen, daß die gute Sache des Eigenthums Herrn fortgesetzt werden möchte! Ich kan mich nicht mehr erinnern, was Ihre Kirchen=Ordnung im Fall einer Vacance vor-

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Die Briefe des Jahres 1779

schreibt. Anfangs pflegen die H[err]n Ältesten und Vorsteher in Zorn zu gerathen und keinen Rath zu verlangen, und guter Rath ist auch teuer bei dermaliger penuria Laborat[orum = Mangel an Arbeitern]. Die Väter und Brüder sind alt genug sich selber zu rathen. Mit selbst lauffenden werden sie sich nicht einlaßen, weil sie in vorigen Zeiten viel Noth damit gehabt. Verschreiben aus Europa erfodert lange Zeit, und die Tür ist auch noch verschloßen. Mir sind keine bekant von unserm Ministerio als die S[alvo]T[itulo] beiden H[erre]n [Johann Nicolaus und Johann Wilhelm] Kurtze, H[err Christoph Emanuel] Schultze und Friedrich [August Conrad] M[ühlen]b[erg]; aber ich habe noch keinen darüber gefragt, ob er auch geneigt darzu wäre? und gesetzt, wenn auch einer oder ander sich geneigt fände, so weiß man nicht, ob der Ehrsame Kirchenrath einen Vorschlag oder Rath von unsrer Seite verlanget? Es ist eine bedenkliche und kitzliche Sache, worin man nicht vorläufig [voreilig] noch nachläßig seyn solte. Der Ehrsame Kirchenrath ist Agens [Handelnder], und wir müßen uns so lange passiv verhalten, bis wir um Rath gefragt werden. Können sie sich selber helfen ohne unsern Rath, so haben wir weiter keine Verantwortung. Ich bin versichert, daß es unserm teuresten Vater, Herrn Director [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen und allen noch lebenden Gönnern und Freunden der Pennsylvanischen Mission eine Hertzens=Freude verursachen werde, wenn sie hören, daß geliebter H[err] Bruder Helmuth sich der Philadelphischen Gemeine annimt. Es kan auch die nötige Correspondence und Connection dadurch beßer unterhalten werden. Und insonderheit ist es unserm lieben Vater, H[err Johann Heinrich] Keppele wohl zu gönnen, daß er in seinem Alter und kränklichen Zustande die Seinigen zum Trost und Erquikung nahe um und bei sich haben könne. 3 Kan ich gleich wenig oder nichts mehr helfen oder beistehen, so wird doch der Herr mein armes Gebet und Flehen im Verborgnen aus Gnaden erhören 4 und seinen Segen und Gedeihen zu Dero Pflantzen und Begießen verleihen, welches nebst hertzlicher Empfelung an Werteste Familie wünschet Dero unnützer Heinrich [Melchior] Mühlenberg d[er] ältere 5

Reinschrift im Lutheran Archives Center, Philadelphia Tagebuch PM 95 4 Nr. 20 1779 S. 51-58. 1 2 3 4 5

PH 48-E

1. Eigenhändige

Abschrift

im

= Nr. 749. Vgl. Apg 26,26. Helmuth war mit Barbara Keppele verheiratet; die Hochzeit famd am 5. Juli 1770 statt. Vgl. Mt 6,6. Für die Zeit bis zum 14.6.1779 (= Nr. 751) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 3 Junii ... Ich gab ihm [Friedrich August Conrad Mühlenberg] einen Brief mit an die kranke Mama [Anna Maria Mühlenberg]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 62; vgl. Tappert III S. 248). (2) „Sontag d[en] 6 Junii ... M[aste]r [Francis] Sw[aine] brachte mir auch einen Brief von meiner Frau mit . . . " . (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 65; vgl. Tappert III S. 248).

Nr. 7 5 0 / 7 5 1

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3.6./14.6.1779

(3) „Dienstag d[en] 8 Junii ... Empfieng auch mit dem Weitzen einen Brief von dem Herrn Pastor [Christoph Emanuel] Schultze datirt d[en] 5 Junii a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 2 0 1779 S. 69; vgl. Tappert III S. 249). (4) „Mitwoch den 9"" Junii schrieb einen Bogen voll zur Antwort an H[errn] P[astor] Schultze und schloß die 18 £ Interesse [Zinsen] ein, welche am 1. Jun[ii] für ihn in Philadelphia] empfangen." (PM 95 A Nr. 2 0 1 7 7 9 S. 69f.; vgl. Tappert III S. 249).

751. An die Ältesten und Vorsteher der Gemeinden Pottsgrove und Providence

von Pikestown, Providence,

Pikesland, 14.6.1779

Geehrte Herren Älteste und Vorsteher unserer vereinigten Gemeinen in Peikstown, Peikland, Potsgrove und Neuprovidence, Hertzlich geliebte Väter und Brüder: Ich habe mich die vielen Jare her bemühet, ordentliche Lehrer und Seelsorger aus Deutschland für unsere hiesige verlaßene Gemeinen zu verschreiben, und unsere Hochwürdige Väter und Wohltäter haben auf mein Bitten und Flehen verschiedene aus Liebe berufen , und frei zu uns gesandt. Unter welchen unser Mitbruder der S[alvo] T[itulo] Herr Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt einer ist, der aus Liebe zu den hiesigen zerstreueten Schafen 1 sein Amt, Vaterland, Freundschafft und Unterhalt verließ und uns zu Hülfe kam. Er hat die Zeit seines Hierseyns treulich an Alten und Jungen für ihre Seelen Wohlfart gearbeitet und mit der äusersten Nothdurfft vorlieb genommen. Nun hat uns aber Gott der Herr in solche bedrängte Zeiten und züchtigende Umstände kommen laßen, da man kaum die nötigsten Sachen für Summen Geldes kriegen kan, die man sonst für Schillinge und Pentze haben konte. Es ist rühmens= und Lobenswürdig, daß die 2 Gemeinen in Peikstown und Peikland einen Pfarrplatz angeschafft, worauf ihr Seelsorger wonen kan; aber, meine werten Freunde wißen wol genug, daß ein Prediger die Fentzen [Zäune] nicht machen, den Acker nicht bestellen, und die nötige Arbeit nicht selber verrichten kan. Denn wer ein geistlich Amt hat, der soll des Amtes warten. 2 Als verständige Hausväter wißen meine geliebten Freunde und Brüder wol, was ein Prediger in diesen teuren Zeiten nur zur nötigsten Unterhaltung gebraucht: 1) der Magtlohn nimt allein halb so viel Geld weg als die 4 Gemeinen järlich geben. 2) das liebe Brodt ist übermäßig teuer und schwer zu finden. 3) ein Reitpferd zu halten, wie schreklich hoch kommt das zu stehen: 4) Nur die aller nötigsten Stüke zur täglichen Narung, zu Kleidern und Schuhen übersteigen ja alles Einkommen. Ohne Narung und Kleider kan euer Seelsorger nicht leben. Ohne Haushälterin oder Magt nicht bestehen, und ohne Pferd nicht von einer Gemeine zur andern kommen und Dienste thun. Soll ich die noch übrigen wenigen Prediger wieder zurück nach Deutschland schiken, das würde kostbare Fracht erfodern und einen Übeln Ruf verursachen, wenn es hieße: 4 Gemeinen haben nicht ein mal einen Prediger nach Notdurfft unterhalten können oder wollen. Oder soll man ihm rathen andere Gemeinen an zu nemen? die sehr drum anhalten; so werden ja die Gemeinen, wo von er weg ziehet, zerstreuet wie

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Die Briefe des Jahres 1779

Schafe, die keinen Hirten haben. 3 Und was haben wir sonst in dieser Welt bei aller unsrer Mühe und Arbeit, in Noth und Tod? als Gottes Wort: wie es heißt: wenn dein Wort nicht mein Trost wäre, so müste ich vergehen in meinem Elende! 4 und was hülfe es dem Menschen wenn er die gantze Welt gewönne, und seine Seele verlöre? 5 Unser Herr und Heiland sagt, daß die Arbeiter in seinem Gnaden=Reiche der Speise und des Lohns wert sind, 6 wie es auch heißt: wer dem Evangelico dienet, der soll davon erhalten werden. 7 Ich wolte also hiemit die Lieben, Väter, Mütter und Brüder in den 4 Gemeinen hertzlich bitten, daß sie doch für den leiblichen Unterhalt ihres Lehrers ernstlich sorgen und dem löblichen Exempel unserer mitvereinigten Gemeinen in Philadelphia und allen Landgegenden nacheifern möchten, welche sich ihrer Prediger und Seelsorger so liebreich annemen, daß sie bestehen können. Unsere meisten Land Gemeinen geben ihren Predigern nicht allein Gaben am Gelde, sondern eine jede Familie giebt auch ein Büschel [= bushel], oder ein halb Büschel Winter=Frucht oder Sommer=Frucht, ein wenig Wolle oder Flachs und dergleichen, je nach dem sie Vermögen und Liebe zu Gottes Wort haben, und das machet niemand ärmer, sondern bringet Gottes Segen auf das Übrige was sie haben. Einen frölichen Geber hat Gott lieb. 8 Es wird kein kalter Trunk Waßer unbelohnt bleiben, der den Dienern Jesu Christi aus Liebe gereichet wird. 9 Wer aber kärglich säet, der wird auch kärglich erndten. 10 Absonderlich wolte ich unsere lieben Väter und Brüder in Peikstown und Peikland sehr bitten, sie möchten doch helfen, daß Ihr Pfarr=Platz mit Fenzen versehen und so weit zu stände gebracht würde, daß er um die Hälffte gebauet und von dem H[err]n Pf[a]rr[er] beßer benutzt werden könte. Es wäre doch einige Hülfe zur leiblichen Notdurfft und Narung. Und da die redlichen Freunde in Peikstown und Peikland so liebreich und sorgfältig gewesen, daß sie einen Pfarr=Platz angeschafft, so hoffe ich, sie werden auch so gütig seyn und wieder helfen, daß Haus und Platz in Ordnung gelangen, und Ihrem bedrängten Lehrer und Seelsorger zum Nutzen gereichen möge. Es soll mich sehr erfreuen, wenn ich höre, daß alle 4 Gemeinen Hertz und Hand anlegen und ihren Seelsorger unterstützen, damit er sein Amt mit Freuden, und nicht mit Seufzen verrichte, und er die Lämmer und Schafe aus dringender Liebe zu Jesu Christo, dem Eigentums=Herrn, der sie mit seinem teuren Blut erkaufft, 1 1 getreulich weide, 12 und zur ewigen Herrlichkeit, Freude und Wonne, durch die Gnaden=Mittel und vorleuchtenden Wandel bereite und leite! und nicht genötigt werde diese Gemeinen zu verlaßen und andere an zu nemen. Mit hertzlichem Gruß und Segens=Wunsch an alle, die Jesum lieben und sein Wort halten, 13 verbleibe Ihr alter Freund und Wohlwünscher: Neuprovidence d[en] 14 Junii: 1779. 14 Heinrich [Melchior] Mühlenberg Senior. Abschrift 1

von Mühlenbergs

Vgl. Mt 9,36; Lk 6,34.

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S.

76-84.

Nr. 751

14.6.1779

211

Vgl. Rom 12,7. Mt 9,36; Mk 6,34. Vgl. Ps 119,92. Vgl. Mk 8,36 par. Vgl. Mt 10,10 sowie Lk 10,7 und 1 Tim 5,18. Vgl. 1 Kor 9,14. 2 Kor 9,7. Vgl. Mt 10,42; Mk 9,41. 2 Kor 9,6. Vgl. 1 Petr 1,18. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. Joh 14,23. Für die Zeit bis zum 6.8.1779 (= Nr. 752) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 15 Junii ... Ich schrieb eine Antwort auf meines Sohnes [Gotthilf] Heinrichs [Ernst] Brief vom 6 Junii a[nni] c[urrentis] worin er wegen Rath frug wegen Annemung einer Nebengemeine oder Filial: [er] berichtete, daß er den licentiirten Schulmeister und Catechet H[errn Johann Friedrich] Ernst in Unterricht hätte, und daß die Goschehopper [Goshenhoppen] vacante Gemeine den Catechet zum Prediger verlangten etc. etc. Ich rieth ihm, die Schwedisch* Englisch* und Deutsche Gemeine in Amity Township 9 Meilen von seiner Wonung zum Filial anzunemen, und im Unterricht des Catecheten E[rnst] fort zu faren und allen möglichen Fleiß auf ihn zu wenden etc." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 84f.; vgl. Tappert III S. 250). (2) „Donnerstag d[en] 17 Junü: ... ich schrieb auch an Mess[ieu]" Peter Hartmann and Son in Peikland und sandte noch 1 £ 2 Shilling] 6 d[ = pence] für den Boten, der in meiner Abwesenheit, das Talg zu Lüstern express herüber gebracht." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 85f.; vgl. Tappert III S. 250). (3) „Am 30 Junii empfieng einen Brief von M[aste]r [Francis] Sw[aine], berichtete, daß er in das Pfarr= oder Gemein Hause gezogen, worin sonst mein Sohn [Gotthilf] Henry [Ernst] gewont, und järlich 200 £ Rente an H[errn] Pf[a]rr[er Justus Heinrich Christian] Helmuth bezalen müste. Sandte auch einen Brief mit von m[einem] S[ohn Johann] P[eter Gabriel] datirt Highlands of York, June 15,h 1779. The campaign seems to open fast. The Engl[ish] have Possession of Kings Ferry and are strongly fortifying. We lay about eight Miles from them, in order to prevent an Attack on our Fort at West Point, which covers the Communication between the Southern and Eastern States and is a Post of the utmost Importance to us. — Your letters intended for Germany, were sent to N[ew] Y[ork] by a safe Op[p]ortunity. The 500 Doll[ars] were deliver'd to Ms" Hanna [Anna Barbara] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 89f.; vgl. Tappert III S. 251). - Zur Korrespondenz nach Deutschland vgl. Nr. 745 Anm. 14(1). (4) „Sontag d[en] 4 Julii ... Nachmittags schrieb ein paar Briefe a) an M[aste]r Sw[aine] b) an meinen Sohn Friedrich [August Conrad], weil Gelegenheit nach Philadelphia vorhanden." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 90; vgl. Tappert III S. 251). (5) „Heute d[enj 10 Julii kam mein Sohn Henry ... von Philadelphia] zurück und brachte 2 Briefe von M[aste]r Swfaine]: a) datirt d[en] 9 Julii b) d[en] 10 Julii." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 91; vgl. Tappert III S. 251). (6) „Sontag d[en] 18 Julii: ... Gegen Abend bekam einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, datirt d[en] 15 Julii a[nni]c[urrentis] worin er berichtet a) daß seine Frau [Eva Elisabeth] am 8 Junii ac mit einem Sohn entbunden, der in der heil[igen] Taufe Johann Peter Gabriel genant worden b) daß sie hernach krank worden und Rath verlange c) daß ihm ein Beruf von den Hh. [Herren] Ältesten der Lancaster Gemeine am 8ten Junii ac angetragen, er aber denselben noch nicht angenommen, sondern nur versprochen am 12 post Trinit[atem] eine Gast Predigt bei ihnen zu thun und denn sich zu erklären d) fragt um meinen Rath des wegen. Er habe die Tolpeh: [Tulpehockener] Ältesten auf nächsten Sambstag zusamen bestelt um ihre Meinung darüber zu vernemen. i[d] e[st] d[en] 17 Julii ac." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 92f.; vgl. Tappert III S. 252). (7) „Montag d[en] 19 Julii schrieb Antwort auf M[aste]r Sw[aine] seine Briefe vom 9 - 1 0 Julii ac. undgabdem Brief M[aste]r Paul Kuglermit." (PM 95 A N r . 2 0 1779 S. 93; vgl. Tappert III S. 252).

212

Die Briefe des Jahres 1779

(8) „Dienstag d[en] 20 Julii schrieb Antwort auf H[errn] P[astor] Schultzes Brief, a) machte Anmerkung über die Geburt ihres Söhnleins b) schlug Arzenei Mittel vor wegen ihrer Krankh[eit], welche ein Anfang der Auszerung zu seyn scheinet, c) Machte Anmerkungen wegen des Berufs; und gab meiner unmaßgeblichen] Meinung nach zu verstehen, daß ich mehr Gründe pro als contra zu haben meinte ... Besuch von des H[errn] Schulmeister [Johann] Fleischers [vgl. Nr. 1001] Tochter aus Reading, sie brachte einen Brief von der Witwe Bottlerin [Butler, vgl. Nr. 755] aus Robison [Robeson] Township wegen ihres Sohns Joh[ann] Georg B[utler], Der H[err] Obrist heißt: Georg Weltener und der Capt[ain] Jacob Bonner [vgl. zu beiden Nr. 755]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 94f.; vgl. Tappert III S. 252). (9) „Mitwoch dien] 21 Julii empfieng einen Brief von meinem Sohn Fried[rich] dat[iert] d[en] 20 Julii mit der Englischen] Zeitung ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 95; vgl. Tappert III S. 252). (10) „Freitag d[en] 23 Julii empf[ing] einen Brief von M[aste]r Sw[aine] datirt d[en] 21 Julii: fragt darin ob er könte unser Halbes Haus haben im Lande." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 97; vgl. Tappert III S. 252). (11) „Sonnabend d{en] 24 Julii schrieb Antwort an M[aste]r Sw[aine], neml[ich] er möchte erst bei Fr[au] Hanna M[ühlen]b[erg] fragen, ob sie herauf wolte, weil ichs ihr im Winter versprochen. Wenn die Fr[au] Hanna aber lieber bei ihrer Mutter [Esther Meyer] bleiben wolte; so solte es M[aste]r Sw[aine] und seiner Familie zu Dienste stehen. In einem P. S. verlangte von M[aste]r Sw[aine] wenn er etwa zu der Armee kommen und Gelegenheit haben solte den S[alvo] T[itulo] Obrist Weltener und Capt[ain] Jacob Bonner sehen solte; zu fragen, ob der desertirte Georg Butler seinen Abschied für eine Summa von 9 0 - 1 0 0 oder mehrern Pfunden bekommen könte?" (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 97f.; vgl. Tappert III S. 252). (12) „dien] 28 Julii empfieng einen Brief von dem H[errn] Pastor Adolph Nuesmann [Nüssmann] aus Carolina, worin er berichtet, daß er wegen der Krieges=Umstände sein Amt aufgeben müßen, wolte gern dem Herrn dienen, wüste aber nicht wohin? wenn es auch an der Welt Ende wäre." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 99; vgl. Tappert III S. 253). (13) „Donnerstag d]en] 29 Julii empfieng Briefe und Zeitungen von M[aste]r Sw[aine] berichtete a) daß er von S[alvo] T[itulo] President] und Council zum Clothier für den Penns[ylvania] State erwält worden i[d] e[st] die Montour der Regimenter zu besorgen." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 99f.; vgl. Tappert III S. 253).

752. An die Gemeinde von Perkiotnen Copie:

Providence,

6.8.1779

Newprovidence Aug[ust] 6.

1779.

W h e r e a s t h e C o n g r e g a t i o n b e l o n g i n g t o P e r k i o m e n C h u r c h in t h e C o u n t y o f Philadelphia a n d S t a t e o f P e n n s y l v a n i a , is left destitute o f a r e g u l a r faithful officiating M i n i s t e r since t h e p r e s e n t civil W a r ,

a n d the M e m b e r s

thereby

n e g l e c t e d a n d s c a t t e r ' d a b r o a d as s h e e p h a v i n g n o s h e p h e r d , 1 a n d t h e p r e s e n t t i m e s a n d C i r c u m s t a n c e s r e n d r i n g it i m p o s s i b l e t o g e t a M i n i s t e r o r d a i n e d by a Bishop according to former custom and Usage:2 and whereas an honest and well m e a n i n g M e m b e r t h e r e o f did p r e s e n t u n t o m e o n t h e 5 t h d a y o f A u g u s t 1 7 7 9 a certain Rev[eren]d Candidate M [ a s t e ] r J o h n W a d e , 3 with Desire t o have h i m e x a m i n e d in t h e o r e t i c a l a n d p r a c t i c a l P a r t s o f Divinity, a n d t o give m i n e [!] O p i n i o n c o n c e r n i n g his L e a r n i n g , a n d w e t h e r he m i g h t be o r d a i n e d in o r d e r t o officiate as a M i n i s t e r in their C o n g r e g a t i o n ? C o m p l y i n g w i t h t h e R e q u e s t o f t h e G e n t l e m a n , I f o u n d his A n s w e r s s o u n d in D o c t r i n e a g r e a b l e w i t h t h e 3 9 A r t i c l e s o f t h e C h u r c h 4 a n d t o l e r a b l y v e r s e d in r e a d i n g a n d e x p l a i n i n g p a r t o f

Nr. 751/752

14.6./6.8.1779

213

the New testament in Greek, declaring himself desirous to improve theory and practice in order to gather and feed the Lambs and Sheep 5 of the ever blessed Saviour, which He has purchased by his own precious blood. 6 It is therefore my humble Opinion without the least pretence of prescription viz: 1) that in the present Emergency a vacant Congregation might venture to accept such a Candidate if both parties please, first for probation, and let him preach the Gospel, baptize their Children and instruct the neglected Youth in the principles of Religion, which is most necessary, otherwise a Congregation will dwindle to Nothing and the Lord require the blood at the hand of the parents and Rulers. But if the necessary Means of Grace and Salvation are offered and used by Preaching, Baptizing the Children and instructing Youth, the flock may be encreased by the blessing of God. 2) In the previous term of probation, the Hon[o] rd Wardens, Vestry=Men and regular Members of the Church and Congregation might soon see, wether they could agree to chuse and call the said Rev d Probationer, either unanimously or by Majority of Votes for their ordinary Deacon or Minister, and wither they would procure a sufficient Salary to ma[i]ntain him honestly, during his good behaviour in Doctrine and examplary Life and Conversation? according to the will of our Saviour Matth. 10,10. Luk 10,7. 1 Corinth: 9,14. 1 Timoth: 5,17,18 „the Workman is worthy of his Meat and hire": even so has the Lord ordained, that they, who preach the Gospel, should live of the Gospel: Let them, who labour in the Word and doctrine well, be counted worthy of of [!] double Honor! 3) If the afore said chief Points are settled, so that no variance and Division arise, and a good harmony subsists between the Minister and Congregation, the further Examination and Ordination may be easily obtained, if not by a Bishop, yet by a regular united protestant Ministry, which is the nearest related to your episcopal Church. For it is my humble Opinion, that in the present critical Junctures an Examination and Ordination of a regular protestant Ministry may do as well as an episcopal one. And since there is as yet no Episcopal Jurisdiction established by Law in the independent States of North America, why should Congregations be left destitute of the necessary Means of Salvation, be neglected and destroyed, only for Want of an Episcopal Ordination? which is but a piece of pious Cerimony, a form of Godliness empty of Power, and may be of Service, where it is established by Law, tho[ugh] it does not appertain to the essential parts of the holy function itself. In the primitive christian Church the Ambassadors and Ministers of Christ could impart extraordinary Gifts of the holy Ghost unto believing Candidates, by prayers and laying their hand upon them, but this Prerogative is not continued, and we may controvert for ever about apostolical and Episcopal Succession, Experience shews too plain, that neither Episcopal, nor Ministerial or presbyterial Ordination doth infuse any natural and supernatural Gifts or Qualities, otherwise we should not find so many counterfeited Ministers, refined Hypocrites, and grievous Wolves in the christian Church on Earth, instead of true and faithful shepherds. 7 All christian protestant Congregations, which enjoy the blessed Liberty of Conscience, should be cautious

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Die Briefe des Jahres 1779

and careful in chusing and calling Ministers, and follow the Rule of the holy Apostle Paul in his 1 Ep[istle] to Thimothy 3,1 = 13 especially the 10 v[erse]: „Let them also first be proved, then let them use the Office of a Deacon or Minister, being found blameless - V 9. holding the Mystery of the faith in a pure Conscience etc: Matth: 9 , 3 7 , 3 8 the Harvest is truly extensive, but faithful Labourers are few saith our Saviour. Pray ye therefore the Lord of the Harvest, that He may send forth Labourers into his Harvest;" which is the joint Prayer of Gentlemen your old well wishing Neighbour and humble Servant H[enry] M[iihlen]b[erg] senior Minister of the united Lutheran Clergy in North America.

Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 10.8.1779 im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S. 113119. Auch in Tappert III S. 255. - Anfang und Ende eines gestrichenen Entwurfs, von dem 3 Seiten fehlen, finden sich zum 6.8.1779 S. 106f. des Tagebuchs; S. 107 enthält einen Verweis auf die Abschrift unter dem 10. August. 1 2

3

4

5 6 7

Vgl. Mk 6,34; Mt 9,36. Die Zuständigkeit für die amerikanischen Kolonien lag beim Bischof von London; die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts unterstützte die Aussendung anglikanischer Prediger. Vgl. Cross, Arthur Lyon, The Anglican Episcopate and the American Colonies. Cambridge 1924, S. 5 - 2 4 . John Wade; anglikanischer Pastor ohne Ordination; kam um 1773 aus England nach Nordamerika; 1779 Pastor an der St. James Episcopal Church in Perkiomen, Montgomery County, unweit von Providence; seit 1780 Pastor der anglikanischen Gemeinde in Molatton in Amity Township, Berks County; versuchte zwischen 1779 und 1782 vergeblich, die Ordination durch das lutherische Ministerium in Philadelphia zu erreichen; wurde schließlich doch vom Ministerium nach Prüfung auf der Synode in York 1783 in Philadelphia ordiniert, blieb aber weiterhin in der anglikanischen Kirche. Mühlenberg schätzte sein Alter auf etwas über 30. Vgl. Tappert III S. 253f. Mit Ausnahme des Artikels 17 über die Prädestinationslehre; vgl. Mühlenbergs Tagebuchnotiz über das Gespräch mit John Wade zum 5 . 8 . 1 7 7 9 (Tappert III S. 253f.). Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. 1 Kor 6,20 sowie 1 Petr 1,18. Vgl. Apg 20,28f.

753.

Justus Heinrich

Christian Helmuth

an Heinrich

Melchior Mühlenberg Philadelphia, 6.8.1779

H[och] E[hrwürdiger] teurester Vater in Christo. H[err] Pf[a]rr[er Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg hat mir eine sanffte Bestrafung gegeben, daß ich seit meinem Hierseyn noch nicht an Sie geschrieben, ich muste sie geduldig annemen, weil ich mich derselben schuldig fand; und um meinen Fehler zu verbeßern, so schreibe ich gleich bey dieser so sichern Gelegenheit. Es freuet mich von Hertzen, daß Sie, wie ich höre, bey Ihrem Alter

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6.8./6.8.1779

215

noch so munter sind, der Herr des Weinberges 1 erhalte dieselben aus Gnaden noch lange, und vermehre Ihnen Ihre Kräffte. Mein Hierseyn ist von solcher kurtzer Dauer, 2 daß ich von besondern Vorfallenheiten noch nichts bemerken kan, das wißen Sie beßer als ich, daß der Anfang in den Gemeinden bey einem Prediger gemeiniglich gülden ist, daß aber die gewöhnlichen Abwechselungen bald früher, bald später, von selbst erfolgen, wenn sonst alles in seiner natürlichen und richtigen Ordnung bleibt. Herr Pfarrer [Johann Christoph] Kunze hat seine Last, 3 doch ich suche, so viel der Herr Gnade und Weisheit schenket, das Beste zu reden, doch so, daß ich Niemanden zu nahe trete. Einige von den Unzufriedenen sind von uns beyden gemeinschafftlich, und ich hoffe nicht ohne einigen guten Erfolg besucht worden. Unser Oberhirte 4 schenke uns aus Gnaden Einen Sin, uneigennützige Absichten - , wahre Demuth - Nachgeben 5 und vor allen Dingen Treue und Weißheit! Helfen Sie uns dis erbitten! Ich hätte Ihnen gern noch manches mündlich gesagt, allein das kan ich leider nicht, ich hoffe und wünsche aber, Sie werden uns doch bald einmal besuchen. Daß ich bey meinem teuren Herrn Schwieger Vater [Johann Heinrich Keppele, Senior] wohne, ist Ihnen bekant, und daß mir dieses ein besonderer Trost ist, darf ich Ihnen mit Wahrheit sagen. Es nutzt mir ausnemend viel, weil mir der so nahe Umgang nicht nur sehr ergötzend, sondern die vielfältige Erfarung, Einsicht und Behutsamkeit deßelben in Gemeinsachen in meinem Amte ausnemend behülflich ist. Wenn ich Gott hätte vorschreiben sollen; „so oder so hätte ichs gern", so wäre ich nicht im Stande gewesen es beßer zu treffen, als Er es gemacht hat. Dis beschämet mich, und macht mich sehr klein in meinen Augen, wenn ich meine tausendfältigen Fehler, insonderheit meine Undankbarkeit, gegen das unverdiente Erbarmen und gnädige Leitung Gottes halte. Doch gelobet sey Gott! 6 daß Er mich bey allen diesen Umständen in seiner Gnaden Zucht hält und mir dadurch überschwänglich viel Gutes, auch schon während meines Hierseyns erwiesen hat. Es gehet im Innern durch allerley, doch ich hoffe näher zum Ziel. Lancaster ist verlaßen - Die Gemeinde jammert mich. Es fragt mich niemand um Rath, weil ich die Anführer durch mein Weggehen gar sehr beleidigt habe. Der Herr erbarme sich der dortigen Heerde! 7 Wegen des hiesigen Rectorats muß ich Ihnen doch ein Wort im Vertrauen sagen - Die Corporation ist Willens den Charter [Kirchengrundordnung] 8 erneuern zu laßen - . Der leere, armselige, sechs Buchstaben reiche Titul [Rector] hat viel Verdruß erregt, gesetzt man ließe solchen in dem neuen Charter gantz weg, machte Herrn Pastor Kunze zum ersten, mich zum zweyten oder letzten Prediger, oder wie man es nennen wolte, würde nicht vielleicht dadurch das Verhaßte der Sache einigermaßen hin weg genommen werden können? Ich habe Herrn Pfastor] Kunze den Rath schon gegeben, und er scheint nichts dagegen zu haben; was ist Ihre Meinung? Doch dis nur obiter [nebenbei] — Mein sehr teurer Vater, Herr Keppele, ist ziemlich wohl, wie auch meine Frau [Barbara Helmuth], sie laßen beyde, und meine Wenigkeit da zu Sie und Ihre Hochgeschätzte Frau Liebste [Anna Maria Mühlenberg] recht sehr grüßen und

216

Die Briefe des Jahres 1779

Ihnen alles wahre Wohlseyn anwünschen. Ich bin mit der grösten Achtung Hochehrwürdigster teurester Vater in Christo Dero Ergebenster und schuldigster Diener Heinrich Helmuth. Philadelphia] d[en] 6 August 1 7 7 9 . 9 T o the Rev[eren] d M[aste]r Henry Mühlenberg senior of the Evangl[ical] Lutherean Ministry.

Abschrift von Mühlenbergs 1 2

3 4 5 6 7

8 9

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779 S.

123-128.

Vgl. Jes 5,7; Mt 2 1 , 3 3 - 4 1 . Im Juni 1779 hatte Helmuth die Nachfolge von Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg in Philadelphia angetreten; vgl. Nr. 749 und Nr. 750 sowie Vestry Book S. 3 - 7 zur Amtseinführung in der Korporation. Dazu ausführlich Nr. 748. Vgl. 1 Petr 5,4. Vgl. Phil 2 , 2 - 4 . Vgl. Tit 2,11 f. Nach einer Zwischenstation in New Hanover ging Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg nach Lancaster; vgl. Nr. 763; Nr. 768; Nr. 770; Nr. 786; Nr. 787. Vgl. Bd. III Nr. 345, zur Erneuerung vgl. Nr. 757; Nr. 779; Nr. 782; Nr. 783; Nr. 784. Für die Zeit bis zum 12.8.1779 (= Nr. 754) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 7 Aug[ust] ... Nachmittags kamen Mess[ieu]rs [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Junr und [Johann Friedrich] Ernst von Philadelphia] zurück ... und brachten mir 2 Briefe a) von H[errn] Pfastor] Helmuth [= Nr. 753] b) von unsrer Tochter Margreth[a Henrietta] K[unze]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 108; vgl. Tappert III S. 254). (2) „Montag d[en] 9 Aug[ust] schrieb erst zur Antwort auf der Fr[au] Kuntzin ihren Brief ... Ferner schrieb Antwort auf M[aste]r [Francis] Swaines Briefe; welche am 29 Julii a[nni] c[urrentis] empfangen." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 111; vgl. Tappert III S. 255). (3) „Mitwoch d[enj 11 Aug jus tj... Ich schrieb einen Brief an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 120; vgl. Tappert III S. 256).

754.

An Justus Heinrich

Christian Helmuth

Providence,

12.8.1779

Copie von der Antwort auf H[errn] P[astor] Helmuths Brief vom 6 Augfust] afnnijcfurrentis]. 1 Provid[ence] d[en] 12 Aug[ust] 1 7 7 9 S[alvo] T[itulo] Innigst geliebter H[err] Bruder in Christo: So erwünscht und angenem Dero Zuschrifft vom 6 Aug[ust] a[nni] c[urrentis] mir war, so bedauerte doch, daß mein Sohn [Gotthilf Heinrich Ernst] Anlaß gegeben, Ihre ohne dem schon überhäufte Amts=Last mit einer Nebensache zu beschweren. Was ich gewünscht, das habe eines Teils noch erlebt. Ich preise die göttliche Regierung, die sich auch auf das Kleine, zum Gantzen mit gehörig, erstrekt. Für die Philadelphia] Gemeine, und besonders zur gemeinschafftlichen

Nr. 7 5 3 / 7 5 4

6.8./12.8.1779

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Bearbeitung derselben mit Hferrn] Pf[a]rr[er Johann Christoph] K[unze] war keiner angemeßener, als eben der, welchen die allerweiseste Vorsehung Gottes darzu ausersehen und verliehen. Nun heißt es: trage Holtz auf den Altar, und verbrenn mich gantz und gar etc. 2 H[err] Pf[a]rr[er] K[unze] hat seine Last:3 und ich weiß, hertzl[ich] gel[iebter] Bruder, Sie erbitten und erlangen aus der Gnaden=Fülle hinlängliche Krafft, Weisheit, Sanfftmut und Gedult das Beste zu reden, doch so, daß der Liebe und Warheit nichts vergeben werde. In Gemeinschafft an Gemeinen zu arbeiten gibt mehrere Prüfungen, als wenn man allein Han im Korbe ist. Die Temperamente und Gaben sind verschieden. Wenn sie aber Wechsel seitig vereinigt und zum gemeinen Nutz 4 gebraucht werden, so ist es angenehm und erbaulich, und einer hilfft des andern Last mit tragen. 5 leb habe Gelegenheit gehabt ehemals schon in Göttingen an der Armenschule, in Halle an den Waisen=Anstalten, in Hennersdorf an Waisenhause und der Gemeine, in Philadelphia mit denen S[alvo] Tfitulo] Herren [Peter] Brunnholtz, Handschue [Johann Friedrich Handschuh], [Christoph Emanuel] Schultze und [Johann Christoph] Kuntze etc. gemeinschaftlich zu arbeiten, bin freilich meinen lieben H[err]n Collegen lästig genug gewesen, doch so ziemlich durch gekommen, weil mir die Regel im Andenken war: „einer achte den andern höher als sich selbst etc." 6 und so jemand von einem Fehl übereilet wird, lenket ihn wieder ein mit sanfftmütigem Geist etc. 7 Nur da fällt es schwer, wenn man mit Arbeitern an einem Joche ziehen soll, die gelehrte Köpfe, unbekerte Hertzen, eigennützige Absichten, hohe Einbildung von sich selber, ungebrochnen Eigen willen und unbändige Affecten haben. Solche pretendiren, man soll sie samt ihrem alten Adam 8 gantz tragen, und wenn man sie auch auf den Schultern trägt, so argwonen und moquiren sie sich über die Schwachheiten und unvorsichtigen Fehltritte des Trägers etc. und gehet fast nach uneigentlichem Vergleich, wie mit zamen Kätzgen: je mehr man sie streichelt desto höher erbeben sie ihren Schwantz, so bald man aber einen ihrer empfindlichen Teile berürt, erfolgt Kratzen und Beißen. Eclectische Fertigkeiten in der Philologie, Theologie und Poesie sind schöne Gaben, reichen aber gar nicht weit, wenn sie nicht von oben gesalbet und mit Hertzens=Demut, Sanfftmut und Leutseligkeit vereinigt und zum gemeinen Nutz weißlich angewendet werden. Der einfältige Landmann sagt: „was nützet mir eine Kuhe die viele und fette Milch gibt, wenn sie dieselbe ausschlägt oder sich selber aussauget?" 9 Unstudirte Christen, welche die Epistel Jacobi noch für canonisch halten, pflegen zu sagen: „Zeige, mir deinen Glauben mit deinen Werken." 1 0 Vorzüglich fodern sie das von Predigern als Vorbildern der Heerde. 11 Ich getröstete mich deßen schon zum voraus, daß gel[iebter] Bruder die Unzufriedenen gemeinschaftlich besuchen und guten Erfolg davon haben würden. Das ist was unser Herr und Meister gerathen: „seyd klug wie die Schlangen, aber ohne falsch wie die T a u b e n . " 1 2 Die Anwendung solcher herrlichen Vorschrifften in Gemeinschafft kan auch in der Absicht das Amts=Joch sanfft und die Last leicht machen. 1 3 Es gibt noch 2 liebkosende, viel bedeutende Tierlein, Applausus und Egoist genannt, die ich vorzeiten schon in Europa auf hohen Schulen und in Kirchen, wie auch hier in America unter der gelehrten oder studirten Zunfft bemerkt,

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welche nicht wenig Neid und Bewegung in den untern Seelen=Kräfften und der Sinnlichkeit verursachen und Zwiespalt unter Collegen anrichten. Sie grentzen wol zu aller nächst an das Tierreich. Unter vielen ähnlichen Exempeln nur eins anzufüren: man nehme 2 liebkosende artige Hündlein von einer Mutter, auf den Schooß und streichle einen vorzüglich, so geräth der andere gleich in Affekt, blöket die Zäne, fangt an zu gnurren zu bellen und machet sich fertig zum Beißen; ob sie gleich beide von einer Mutter und auch Analogon quid von Gemüts=Freunden sind. Ebenso geht es nicht selten unter Collegen, wenn einer mehr Applausum im Auditorio oder Beichtstule als der andere hat. Wer den Applausum hat, der freuet sich ein Zeitlang mit Zittern, 14 der andere wird darüber betrübt, ja wol gar neidisch und zornig, eifert öffentlich und privatim dar wieder, daß er leeren Stülen und Bänken predigen muste, und scheuchet dadurch die wenigen vollends weg, die ihn sonst gern gehört und sich zu der Ecclesiola in Ecclesia gerechnet, weil der Applausus, wie man sagt, auf dem breiten, und der Nonapplausus, sich auf dem schmalen Wege befinde. 15 Anstatt daß man die Fehler und Ursachen bei sich selber finden und beßern solte, wirfft man sie auf andere. Bisweilen sind geringe Ursachen, aber der Egoist nimt es für Verfolgung an, wenn man dergleichen erinnert. Gesetze sind nicht hinreichend, die Sache zu ändern, zumal in freien Ländern, wo man nicht gezwungen ist mechanisch zu denken, und ein Jeder Freiheit hat nach seinem Geschmak zu hören und zu handeln, wie es auch im Sprichwort heißt: de gustibus non est disputandum. 16 Was hertzlich gel[iebter] Bruder von der göttlich=gnädigen Fürung in Dero Berufs=Sache in Demut zur Ehre Gottes anzufüren beliebt, dem stimme ich von Hertzen bei. Je geringer und kleiner wir uns vor Gott erkennen, je mehr wir unsere Armut am Geiste empfinden; 17 desto mehr findet die Gnade Raum sich in das Leere zu ergießen. Je dankbarer wir göttliche Wohltaten erkennen und gebrauchen, desto mehr empfangen wir. Er füllet die Hungrigen mit Gütern und läßet die Reichen leer. 18 Der liebe alte Herr Vater [Johann Heinrich] Keppele ist mir jeder Zeit eine gute Stütze zum gemeinen Nutz gewesen mit Rath und That. Der Herr wird es ihm aus Gnaden vergelten, was er dem Geringsten um seines Namens willen erwiesen hat! 1 9 Demselben Herrn Gevatter Keppele und der gantzen werten Familie, insonderheit Dero Wertesten Ehe=Genoßin Frau [Barbara] Helmuthin und lieben Kindern, wünschen und erbitten wir 2 Alte, reichen Trost, Segen und Erquikung aus der Gnaden=Fülle Jesu Christi! 20 Verharrend Dero in Liebe verbundener: Heinrich [Melchior] M[ühlen]b[erg] der ältere. N[ach] S[chrift] ich werde so bald das Vergnügen wol nicht haben meine alten Freunde in Philadelphia noch einmal zu besuchen, weil mein Gehör, seitdem ich von Philadelphia] heim gewesen, noch weiter abgenommen, die S[alva] v[enia] Füße geschwollen und der Geschwulst sich weiter heraufziehet, so daß ich nicht fort kommen kan, und mich auf die Reise zur Ewigkeit anschiken muß. Ich hörete letztens von Möns[ieur Johann Daniel] Lehman, 21 als ob die Lanc[asterer]

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den H[errn] P[astor Johann Ludwig] Voigt berufen wolten, und frug des wegen den H[errn] Voigt: er wüste aber nichts davon. Wie Ihnen bekant, so ist H[err] V[oigt] wohl versirt in Philologie und Theologie. Vielleicht habe ich das Vergnügen, gel[iebten] H[errn] P[astor] Helmuth in Providence noch einmal zu sprechen, wenn Sie etwa zu Anfange des Octobris nach Tolpehaken [Tulpehocken] zur Synodal Versamlung reisen und ich so lange leben solte. Ich wünschte die Glieder des Ehrsamen Kirchen=Raths hätten mit Erneuerung des Charters [Kirchengrundordnung] das Sprichwort beobachtet: Eile mit Weile. Als ich das letzte mal in Philadelphia] war, hatte Gelegenheit mit ein und andern Häuptern von der Englischen College, der Englischen] und Schwedischen Kirche zu sprechen. Diese 3 haben mit uns zugleich damals Charters bekommen. Sie sagten, sie hätten nicht nötig ihre Charters erneuern zu laßen, weil ihre so wol als unsere in dem Grundgesetz der neuen Regierung, nemlich in den ConventionsArticuln Sect[ion] 43 hinreichend bestättiget und vest gesetzt wären. Sie wunderten sich, daß wir so vorläufig [voreilig] wären und unsere Corporation eine Petition bei der Assembly [Abgeordnetenhaus] für ein neues Charter eingegeben hätten. 2 2 /:Es stecket ein Geheimniß dahinter, es sey auch was es wolle:/ Wenn die 2 Herren Seelsorger und alten Glieder sich nun nicht in acht nemen und nicht vor den Riß treten, 23 so kan die Kirchen=Ordnung unversehens vernichtet und die Gemeine in ihren Privilegien und Rechten verkürtzt, in Confusion gestürtzet, und die Prediger zu Menschen Knechten eingeschrenkt werden. Wenn die Kirchen=Ordnung durch ein Charter verstümmelt, oder in ihren wesentlichen Teilen Veränderung zugelaßen wird, so ist die gantze Gemein=Verfaßung continuirlichen Streit ausgesetzt. Z[um] E[xempel] 1) Die Berufs=Sache zum Predigt=Amt hat ihre vest gesetzte Regeln, die müßen bleiben. 2) Die Prediger sollen allen Kirchenrathsversammlungen beiwonen und presidiren, wenigstens einer davon, nemlich dem Dienst nach, der erste oder älteste muß presidiren /:Hier ist das Dörnlein im Auge. 24 Wir 18 Glieder wollen uns selber bei jeder Versamlung unsern President oder Chairman erwälen, die Prediger sollen nichts darzu zu sagen haben, sie sind unsere Knechte, wir ihre Herren etc.:/ Gute Nacht Kirchen* Zucht:/ 3) Das Gesetze von der Wahl der Ältesten und Vorsteher in der Kirchen=Ordnung muß bleiben. Sie dürfen nichts darvon nemen, aber wol was hinzu thun und verbeßern z[um] E[xempel] anstatt daß der Kirchen=Rath 3 für einen zur Wahl vorschlägt mögen sie 6 für einen der Gemeine zur Wahl vorschlagen, und anstatt daß sie alle 3 Jare Älteste wählen, mögen sie die Wahl einteilen, nemlich alle Jar eine Wahl haben, damit immer alte und neue beisamen bleiben. 4) Die in der Kirchen=Ordnung und Charter bestirnte und benamte alte Herren Trustees [Treuhänder], welche noch übrig sind, nemlich die Herren [Johann] Heinrich Keppele, Adam Weber, 25 David Scheffer [Schäffer], Andreas Bos[s]hard[t], Daniel Grub 2 6 und Adam Krebs, 27 müßen wieder ins neue Charter und Glieder der Corporation bleiben, so lange sie leben, oder bis sie selber abdanken, oder wegen rechtmäßig bewiesener grober Verbrechen removed [abgesetzt] werden. Es ist eine kitzliche Sache mit Erneuerungen. Die Vestsetzung der Charters in den Conventions Artic[eln] sectfion] 43 heißt also: and all religious Societies and Bodies of Men heretofore

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united and incorporated for the Advancement of Virtue and Learning, and for other pious and charitable Purposes shall be encouraged and protected in the Enjoyment of the Privileges, Immunities and Estate, which they were accustomed to enjoy, and might or could of right have enjoyed under the Law and former Constitution of this State. 28 Beiwonen kan ich nicht, könten und wolten Sie mir aber eine Abschrifft von einem neuen Charter procuriren, ehe es an die Assembly übergeben wird, solte mirs lieb seyn. Wenn sichs aber nicht füglich thun läßet, ist es eben so gut. Ich behalte dennoch Freiheit wenns publicirt ist zu bemerken, ob die Gemeine was dabei verloren, oder gewonnen? im Fall ichs erlebe. Was die Alten gepflantzt haben, sehen sie lieber wachsen und sich vermehren, als sterben und versterben. Der alles wohl regierende Herr und Heiland lenke alles nach seinem gnädigsten Willen und Wohlgefallen! 2 N[ach]S[chrift]

Provid[ence] d[en] 12 Aug[ust] 1779

1) Den Rector Namen betreffend, so bin ich mit Ihnen einerlei Meinung. Der armselige leere Titel ist gewiß keines Streits wert. Verba valent ut nummi.29 Er hat aber auch seine Ursachen, wenn man den Zusamenhang erweget. Im Jare 1765 war ich allein als Prediger an der Philadelphia] Gemeine, weil im vorigen Jare H[err] Pfastor] Handschue gestorben. Es entstand eine Nebenpartei, wovon [Johann] Jacob Beierle,30 der [Johann Georg] Schneider31 und etliche andere die Häupter waren und den Pf[a]rr[er Bernhard Michael] Hausi[h]l gedinget, und in der neu reformirten Streit Kirche ihren Dienst hatten. 32 Diese Partei suchte unsere Gemeine zu zerstören, wolten Recht an unsern Kirchhöfen, Kirche und Pfarrhause haben, dräueten ihr Recht mit Gewalt und Schlägerei zu behaupten, weil sie auch Lutheraner wären. Ich übersetzte unsere Kirchen=Ordnung ins Englische, gieng damit nebst den Schwedischen H[errn] Probst [Carolus Magnus von] Wrangel zum Kings Attorney [William Allen] und frugen um Rath. Der Kings Attorney antwortete: Ihr könnet von der Obrigkeit keine Protection haben, weil eure Gemeine nicht incorporirt ist. Sehet daß ihr für beide, nemlich die Schwedische und Deutsche Gemeinden Charters krieget, so kan Euch geholfen werden. Er sagte weiter: wie ich aus eurer Kirchen=Ordnung verstehe, so seid Ihr der erste ordentlich berufene und angenommene Prediger der Lutherischen Gemeine, also müßet Ihr im Charter Rector, die Ältesten Vestry-Men und die Vorsteher Church Wardens heißen, weil eure Kirche den Rang zunächst der Englischen Kirche hat, und die Namens Rector, Vestry Men und Wardens in der Law [Rechtssprache] bekannter sind und mehr gelten als Pastor, Elders and Deacons of a Meeting. Das war der Ursprung von den Namens Rector, Vestry-men and Wardens und Lutheran Church. Wenn die Lutherische Gemeine in Philadelphia mit den Namens und Benennungen, die in der Law am bekantesten sind, nicht zu frieden ist, so mag sie ihre Kirchen Meeting houses, ihre Prediger und Beamten nach der Quäker, Schottländischen oder Baptisten Ordnung im neuen Charter benennen laßen, so verlieren sie ihr Recht an dem Real und personal Estate [Grund- und Wertbesitz], der bisher der Lutherischen Kirche zugehöret hat. Denn

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2) a) in den Deeds [Grundbesitzurkunden] für die 3 Grundstüke worauf die Zions Kirche stehet, nemlich von Herrn Keppele senior, Herrn [Michael] Groß und M[aste]r Laxley sind die Rechte an den Rector, Vestry-men and Wardens der deutsch Lutherischen Kirche and their Succesors conveyed, executed and recorded [und ihre Nachkommen übertragen, ausgeführt und niedergelegt]. b) In den Deeds über die Häuser ist das Recht an die Lutherische Gemeine und Kirchen conveyed and executed die einen Rector, Vestry-men und Wardens und Sucessors hat. c) Der neue Kirchhof 3 3 ist an eine Lutherische Gemeine und Kirchen Warranted [zugesichert], die einen Rector, Vestry-men, Wardens und Sucessors hat. d) Das Schulhaus, Pfarrhaus, Michaelis Kirche, Zion, und Kirchhöfe gehören nach der Kirchen*Ordnung und Charter an diejenige deutsche Lutherische Gemeine in und um Philadelphia, die einen Rector, Vestry-men, Wardens und Sucessors hat. e) In den Bonds [Schuldscheine], welche die Creditors [Gläubiger] zur Versicherung für ihre Gelder, die sie an die Corporation geliehen, bekommen, sind Rector, Vestry-Men, Wardens und ihre Sucessors verbunden. 3) Gesetzt nun, sie wolten im neuen Charter den Namen Rector, Vestry-Men oder Wardens weg laßen, so geschähe ein Bruch in allen Deeds und Banden [von engl, bond = Schuldschein], und die Gemeine verlöre ihr Recht am Real und personal Estate, oder sie müsten alle die Deeds, Banden, Kirchen=Ordnung etc. verändern, welches nun fast unmöglich ist, und auch nicht geschehen darf ohne Consent [Zustimmung] der gantzen Gemeine. Denn die ältesten und verständigsten Glieder der Gemeine werden sagen: wir wollen nichts von unsern Privilegien und Gerechtigkeiten verlieren, es soll bei der Kirchen-Ordnung und ersten Charter verbleiben, beides ist guarantirt in den Conventions*Articuln der neuen Staats ^Regierung. Am 14 Apr[il] 1779 ist in einer vollzäligen Corporations =Versamlung der Rector bestimmet nach dem Charter.34 4) Diejenige Partei von der Gemeine, die bei dem ersten Recht nach der Kirchen=Ordnung und alten Charter bleibt, und einen Rector, Vestry-men und Wardens behält; die hat auch das Recht über die Kirchen, Kirchhöfe, Schulhaus, Pfarrhaus und alles, vermöge der Deeds etc. die an Rector, Vestry-men, Wardens und Successors der deutsch=Lutherisch=incorporirten Gemeine in und um Philadelphia conveyed und executed sind etc. Ich unterschriebener bitte, Sie wollen diese meine Anmerkungen denen S[alvo] T[itulo] H[errn] Rector, Vestry=Men, Wardens etc. zur gütigen Überlegung communiciren, damit ich nicht schuldig erachtet werde, wenn etwa, das Gott verhüte! Schade in der Gemeine aus Unvorsichtigkeit entstehen solte, weil ich nicht bei wonen kann. Heinrich [Melchior] Mühlenberg der ältere. + unter das erste P. S. schrieb noch folgendes: Was in diesem P. S. die Charter=Sache betrifft, exceptis excipiendis, 35 das bitte nach Belieben guten Freunden zu communiciren. 36

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9 Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779 S.

129-149.

= Nr. 7 5 3 . Vgl. die 4. Strophe des Kirchenliedes: „Höchster Priester, der du dich" von Johann Scheffler (Angelus Silesius, 1 6 2 4 - 1 6 7 7 ) . Zitat aus Nr. 7 5 3 , zur Sache vgl. Nr. 7 4 8 . Vgl. 1 Kor 12,7. Vgl. Gal 6,2. Phil 2,3. Gal 6,1. Vgl. Rom 6,6; Eph 4 , 2 2 ; Kol 3,9 sowie „Von der Taufe" in Luthers Großem Katechismus (BSLK Sp. 704). Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1 6 7 9 . Vgl. Jak 2 , 1 8 . Vgl. 1 Petr 5,3. M t 10,16. Vgl. M t 11,30. Vgl. Ps 2,11 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. Vgl. M t 7,13f. Über den Geschmack läßt sich nicht streiten. Vgl. M t 5,3. Lk 1,53. Vgl. M t 2 5 , 4 0 sowie 1 0 , 4 2 . Vgl. Joh 1,16; Rom 5,17. Lehmann hatte Mühlenberg am Nachmittag des 1 1 . 8 . 1 7 7 9 besucht; vgl. Tappert III S. 2 5 6 . Über die Ratsamkeit, eine neue Charter zu beantragen, hatte Mühlenberg am 3 . 6 . 1 7 7 9 mit William Smith gesprochen; vgl. Tappert III S. 247f. Zur Sicherung der Rechte religiöser Gemeinschaften durch die pennsylvanische Verfassung von 1776 vgl. Bd. IV Nr. 6 7 7 ; Nr. 6 7 8 . Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Ps 1 0 6 , 2 3 und Wander Bd. 3 Sp. 1694. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 6 7 9 . Adam Weber (gest. nach 1779); Gründungsmitglied der lutherischen St. Michaelsgemeinde in Philadelphia; 1 7 5 9 - 1 7 6 2 Ältester im Kirchenrat; 1 7 6 3 - 1 7 6 5 Treuhänder der Gemeinde; mit der Charter von 1 7 8 0 zum Treuhänder auf Lebenszeit ernannt. Daniel Grub; angesehenes Mitglied der lutherischen St. Michaelsgemeinde in Philadelphia; taucht seit 1 7 6 2 in leitenden Funktionen des Gemeinderates auf; war 1 7 8 0 in der neuen Charter zum Ältesten auf Lebenszeit vorgesehen. Es könnte sich hier um jenen (Johann) Daniel Grub (Crub) handeln, der im Jahre 1 7 3 9 als Siebzehnjähriger mit einer Gruppe Pfälzer in Philadelphia ankam. Adam Krebs; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1762 Mitglied des Ältestenrates; in den folgenden Jahren als Treuhänder im Gemeindevorstand; 1 7 8 0 mit der neuen Charter zum Kirchenvorstand auf Lebenszeit bestellt. „... und alle religiöse Gesellschaften und Körperschaften, die zuvor für die Förderung von Tugend und Gelehrsamkeit und für andere fromme und wohltätige Zwecke gebildet und vereinigt worden waren, sollen gefördert und in dem Genuß ihrer Privilegien, Immunitäten und Besitz geschützt werden, die sie früher nach Recht und Gesetz dieses Staates genossen oder rechtmäßig hätten genießen können". Worte gelten soviel wie Münzen. Vgl. Wander Bd. 5 Sp. 3 9 9 : „Brauch der Worte, wie der Münzen, die gang und gäbe sind", d.h.: Bring kein „Falschgeld" in Umlauf. Johann J a c o b Bayerle (ca. 1 7 0 3 - n a c h 1765); Müller, Gastwirt und Musiker aus Philadelphia; war 1 7 5 3 / 5 4 einer der Wortführer der anti-Halle-Partei in Germantown, die die von Halle entsandten Pastöre ablehnte; tauchte 1 7 6 4 als Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia auf und agitierte anläßlich des geplanten Baus einer zweiten Kirche in Philadelphia weiterhin gegen Mühlenberg und das Ministerium; trug seinen Protest auch nach London. Johann Georg Schneider; wohlhabender Apotheker und streitbares Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; geboren in Württemberg; wollte sich bereits 1 7 6 0 aus Protest gegen das in seinen Augen eigenmächtige Gebaren von Pastor Handschuh und des Kirchenrates der

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reformierten Gemeinde anschließen; war 1761 unter denjenigen, die eine Rückkehr Mühlenbergs nach Philadelphia durchsetzten; stand 1762 an der Spitze einer Fraktion innerhalb der Gemeinde, die eine andere Kirchenkonstitution durchsetzen wollte, wonach auch die Gemeindeältesten künftig in freien Wahlen ermittelt werden sollten; stellte sich bereits 1764 öffentlich gegen die pietistischen Pastoren aus Halle und schlug sich 1765 zusammen mit Hartwich und Engelhard auf die Seite von Pastor Hausihl, der versuchte, eine orthodox-lutherische Gemeinde in Philadelphia zu etablieren; reiste 1765 offenbar nach Deutschland und taucht seitdem in den Tagebüchern Mühlenbergs nicht mehr auf. 32 Vgl. Bd. III Nr. 346 und Nr. 372 S. 4 0 8 - 4 1 0 . « Zum Erwerb vgl. Bd. IV Nr. 597; Nr. 598; Nr. 662; Nr. 663; Nr. 664. 34 Vgl. Nr. 747. 35 Unter Berücksichtigung der Ausnahmen. 36 Für die Zeit bis zum 20.8.1779 (= Nr. 755) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 12 Aug[ust] ... Er [Herr Stupp] brachte mir einen Brief von meinem Sohn Friedrich [August Conrad] dat[iert] von gestern, wie auch die deutsche Zeitung." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 122; vgl. Tappert III S. 256). (2) „Montag d[en] 16 Aug[ust] ... Schrieb eine Antwort auf meines Sohns Friedrich] Brief vom 11. Aug[ust] schrieb die 2 Postscripte von meiner Antwort an H[errn] Helmuth [= Nr. 754] ab und schloß sie an Friedlich] mit b e i . . . " . (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 150f.; vgl. Tappert III S. 256). (3) „Dienstag dien] 17 Aug[ust] schrieb an die Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin wegen ihres hiergebleichten Leinwands, weil einer von unsern Nachbarn Morgen frühe gfeliebts] G[ott] abfaren und ich das Tuch mit schicken wolte." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 152; vgl. Tappert III S. 257).

755.

An Jacob

Wirth, Michael Hoofman

u. a. in Robeson Township Providence, 20.8.1779

Geehrte und geliebte Freunde Mess[ieu]rs Jacob Wirth, Michael Hoofman und übrige Glieder Die Witwe Butlerin und ihres Sohns=Frau kamen vor einiger Zeit zu mir und baten, ich möchte versuchen, ob ich bei denen Hochgeehrten Herren Obrist [Ludwig] Weltener 1 und Captain Bonner [Jacob Bunner] 2 einen Abschied erlangen könte? 3 Ich habe mich deswegen erkundiget und bin benachrichtigt worden, daß die hochachtbaren Herren Obrist und Captain ihm keinen Abschied geben könten, weil die Sache in der War-Office [Militärverwaltung] zu Philadelphia] untersucht worden und der Butler seine schweren Verbrechen selber gestanden hat. Damit ich nun auch wißen möchte, wie es in der War-Office lautete, so erhielt ich am 10 August dieses Jars eine Abschrifft aus der War-Office von dem Bericht und Urtheil, welches der Hon[ora] b l e Board [Ausschuß] an Mess[ieu] rs Jacob Wirth, Michael Hoofman and others gesandt. Diese Copie lege ich hierbei, 4 damit die lieben Freunde und besonders die Mutter und Frau des Butlers erkennen möge, daß ich mich zwar bemühet, aber nichts erwünschtes für sie ausgerichtet habe. Ich bin selber erschroken, da ich aus der Copie von der War-Office ersehen was der arme Gottes vergeßene Mensch für grobe Übelthaten begangen und selber zum teil in der War-Office gestanden hat! Ich will seinentwegen nichts mehr schreiben, reden oder thun, damit ich mich nicht frembder Sünden teilhaf-

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tig mache. Unser Herr und Heiland sagt: Luc: 12[,47]: Der Knecht, der seines Herrn Willen weiß und nicht darnach thut, wird viele Streiche leiden müßen. Ich kan also in dieser gefärlichen Sache weiter nichts helfen noch thun, als nur wünschen und bitten, daß beide Parteien, wenn sie Evangelische Christen heißen und seyn wollen, sich mit einander versönen, und in Christlicher Liebe, Frieden und Einigkeit bei einander wonen und leben möchten, wie ich anfangs in meinen Zeilen an die Gemeine hertzlich bat, 5 aber kein Gehör fand. Der weise Salomo sagt in seinem Pred: Buch Cap: 9 , 1 8 . Weisheit ist beßer denn Harnisch: aber ein einiger Bube verderbt viel Guts. Mit hertzlichem Gruß an alle, die Jesum Christum lieben und sein W o r t halten, 6 verbleibe Ihr wohlwünschender Freund Providence d[en] 2 0 Aug[ust] 1 7 7 9 .

Abschrift von Mühlenbergs 1

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Hand im Tagebuch

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte 7 PM 95 A Nr. 20 1779 S.

162-165.

Ludwig Weltner aus Maryland; Soldat des German Regiment der pennsylvanischen Kontingente bei der Kontinentalarmee; Major seit Juni 1 7 7 6 ; Oberstleutnant seit April 1777; nach der Schlacht von Monmouth war er der Kommandeur des German Regiment; gehörte im Juni 1 7 4 7 zu den Gründungsmitgliedern der lutherischen Gemeinde in Monocacy, Maryland, die von Heinrich Melchior Mühlenberg auf den Weg gebracht wurde. Mühlenberg schreibt in Nr. 7 5 1 , Anm. 14(8) zwar, daß der Oberst Georg hieße, doch läßt sich nur ein Oberst Ludwig Weltner nachweisen. Jacob Bunner; 1 7 7 6 - 1 7 8 1 Hauptmann im German Regiment der pennsylvanischen Kontingente in der Kontinentalarmee; dieses gänzlich aus deutschen Einwanderen bestehende Regiment wurde von 1776 bis zur Schlacht von Monmouth von Oberst Nicolaus Haussegger und seit 1778 von Oberstleutnant Ludwig Weltner kommandiert. Vgl. Nr. 7 5 1 Anm. 14(8) und (18). Die Abschrift des Schreibens im Tagebuch PM 95 A Nr. 2 0 1 7 7 9 S. 1 5 7 - 1 6 2 lautet: „Copy. Mess[ieu]" J a c o b Wirth, Michael Hoofman and other Members of the Lutheran Congregation of Robeson and Union Townships, Berks County Pennsylvania. War Office April 7 th 1 7 7 9 Gentlemen On receipt of your Petition in Favour of [John] George Butler we thought it best to examine into the Matter so as to satisfy ourselves from a Knowledge of his Character of the Propriety of your request: He was by our order brought before us and from the Information we received to the truth of which he confesses, we find him totally disqualified from being useful among you in the character he has assumed. It appears that he not only inlisted in and deserted from the German Battalion but also has taken Bounties as a soldier in other Regiments in the Continental Service. He was a sergeant in a Maryland Regiment, from which he also deserted. On these Matters being stated to you, it will plainly appear that you have been deceived by Butler who has been guilty of repeated Perjuries, and robbing the Public in taking Bounties, when he knew that he belonged to an other Regiment, that the one, in which he last inlisted. You will certainly be satisfied that from his repeatedly breaking his Oath and cheating the Public he is disqualified in a moral point of View from being a Preacher of the Word of God, nor can he be thought a Friend to his Country, when he has so often deserted his Colours — . On these accounts we can not comply with your Request in having Butler discharged from his Regiment to which the Justice we owe the Public has obliged us to order him, that he may be tried and punished for his Crimes.

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225

20.8./25.8. 1779

It is no discredit to you to have been deceived. The best men are the most unsuspicious, and therefore the most liable to impositions. Had Butler been a virtuous Man, who had been guilty only of Indiscretion, we would have used our Interest to oblige you, as we wish to encourage the Education of your Children and the Promotion of the Worship of God. But as we are satisfied that neither your Souls or the morals of your Children are safe in the hands of a dishonest perjured Man, we have removed him from you, as well for your own advantage as to comply with our duty to the Public. We are convinced that you will on Reflection be pleased with our Conduct and not regret being deprived of a Man, who took Advantage of your goodness as men, and steadiness as Patriots to deceive you into a belief of his Piety and Love for the Country. We have no right to interfere in your religious Affairs, nor is it our inclination: but can not help recommending it to you, to seek for a more worthy Character to assist you in your devotions, than the person who has thus deceived you, and after professing to us his Repentance of his Crimes and his dayly humbling himself before God, was detected in several abominable Falshoods. As we are informed you are distinguished for your Attachment to the American Cause, on which Account we much respect you, it is no Wonder that you were attached to a Man, who pretended so much Regard for the Rights of the Country. From this praise worthy part of your Character, we make no Doubt but you will be happy that Butler is sent to his Regiment, and that you will not only discourage future Desertions, but take Pains to detect and deliver up all Deserters you can meet with, and thereby do essential service to your Country — We wish you every Happiness and are your very h[um]ble servants. Richard Peters In behalf of the Board." Vgl. Nr. 733. Vgl. Joh 14,23. Für die Zeit bis zum 25.8.1779 (= Nr. 756) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 21 Aug[ust] ... Empfieng durch M[aste]r Hesser [= Friedrich Hessert, Nachbar Mühlenbergs in Providence und Vorsteher der Gemeinde, 1 7 7 6 - 1 7 8 1 ] einen Brief von M[aste]r [Francis] Sw[aine] b) ein paar Zeilen von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin. M[aste]r Sw[aine] schreibt, daß er nächste Woche g[eliebts] G[ott] heraufziehen wolte. Die Fr[au] K[unze] meldet, daß sie ihr Leinwand richtig empfangen habe, und verlanget ihre Dressing Table [Toilettentisch] und Bettlade, welche sie noch hier oben hat. Ich gab heute einem Manne die 2 letzten Englischen] Zeitungen, des Friedrich August Conrads] Brief und ein paar Zeilen mit an [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun[io] r in Neuhannover ... Schrieb noch ein paar Zeilen an die Fr[au] Kuntzin, um sie mit Gelegenheit zu senden." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 153f.; vgl. Tappert III S. 257). (2) „Montag dien] 23 Aug[ust]: ... Ich gab ihm [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] ein paar Zeilen mit an die Fr[au] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 155; vgl. Tappert III S. 257).

756.

Johann

Christoph

Kunze an Heinrich

Melchior

Mühlenberg Philadelphia,

25.8.1779

Teurer und hochgeschätzter Herr Vater, E[uer] H[och] E[hrwürden] wolte bei dieser Gelegenheit nur berichten, daß wir noch wol sind, und uns der bisher so treue Gott noch immer in der Teurung ernäret. Meine Frau [Margretha Henrietta Kunze] ist noch auf, welche Demselben Fürbitte gantz besonders anempfelen wolte. Sie hat ihre Bürde dismal mit vieler Bekümmernis, unter Kreutz, Tränen und Elend getragen.

226

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Unsere Corporation hat jetzt vor den Charter [Kirchengrundordnung], nach der bei der letzten Sitzung eingegebenen Bittschrift erneueren zu laßen. 1 Hierüber ist erneuete Unruhe, weil M[aste]r [David] Schaef[f]er diese Erneuerung nicht wünscht und die andern meisten Glieder nicht nachgeben wollen. Ich hätte wol gewünscht hierüber Dero Meinung der Corporation vorlegen zu können. Ich wartete auch würklich die gantze Zeit darauf, weil Sie bei Ihrem Weggehen gütigst versprachen, die Gründe wieder die Erneuerung zu dieser Zeit auf zu setzen und der Corporation schrifftlich zu zu senden. 2 Aus diesem Grunde so wol, als auch weil mir ein solch Versprechen gethan war, wornach ich den Grund oder die Gründe zu lesen erwartete, so Sie angetrieben, noch immer in der Meinung zu stehen, daß ich vom Gesuch des Rector so frei nicht sey, schrieb ich bisher noch nicht, um desto mehr zu schreiben zu haben. Was die Sache mit dem Charter anlangt, so weis ich zwar wol Deroselben Meinung, aber eine etwas ausfürliche Ausfürung der Gründe würde vielleicht eher ein Gewicht haben, als einiger guten Mitglieder im Kirchenrath ihr Kopfschütteln. Ich war vollkommen Ihrer Meinung, aber da jetzt ein Zeitpunkt des Argwons ist; so scheint ein guter Rath die Meinung der Mehrheit nicht viel bewegen zu können. Das ganze System der Gegenpartei ist, auf der nächsten Wahl die gantze Corporation auszustoßen, neue Glieder zu wälen, Sie aufs neue zum Rector zu machen und dann den Charter bestätigen zu laßen. Wolte Gott, die Partei, die die unverständigen die Meinige heißen, liese sich dis alles nur gefallen. Wenn das ein besonderer betrachtungswürdiger Endzwek bei Ihnen ist, mich hier zu behalten; so gienge dieser Zwek dadurch nicht verloren: denn meine Erklärung war und ist: wenn Sie das Rector-Amt wieder annemen wollen; so lege ich es den Augenblik nieder. Sie wiedersetzen sich aber freilich da wieder, weil Ihre eigene Absetzung damit verbunden ist. Ich meine die Glieder des Kirchenraths: Welch Kraut und Pflaster kan nun die Wunde heilen? 3 Ich trug schon allerhand, besonders das vor: Sie solten den Rector Namen gantz weglaßen. M[aste]r Schae[f]fer meinte, es würde dis den Frieden nicht herstellen. Bei denen, die vor die Bestätigung des Charters sind hielt ich mit Herrn [Justus Heinrich Christian] Helmuth sehr an: Sie solten in das Bill [Entwurf] Sie als Rector und mich als Deputy-Rector [Stellvertretenden Rektor] setzen: so würde vielleicht die gantze Gemeine zu frieden seyn, aber sie sind zu gewis, daß M[aste]r Schae[f]fer und seine Freunde nur die Corporation erst gantz abgedankt wißen wollen. Was ist nun zu rathen? Ein Schreiben von denenselben hätte vielleicht viel gethan. Ob ich gleich weis, daß, wenn der Charter nicht erneuert wird, ich noch einmal die Ehre habe, abgesetzt zu werden; so wünsche ich doch jetzt wie vor, diese Unterlaßung, wenn Friede dadurch werden kan, und da ich so sicher es nicht beteuren kan, wie manche, daß die Englischen nicht wieder hieher kommen solten; so könte unsere Eilfertigkeit harte Folgen haben. Da Sie unmöglich daran zweifeln können, daß ich nicht das so genante Rector=Amt Ihnen gerne aufopfern, und es weder wieder Ihren Willen angenommen, noch behalten will, und es nachdem es angenommen, auch wieder nieder zu legen bereitwillig war; so sehe ich nicht, was Sie nötigen könte, mir

Nr. 7 5 6 / 7 5 7

25.8./28.8.1779

227

Ihre Meinung darinnen geheim zu halten, Herrn Helmuth, Herrn Friedrich [August Conrad] Mühlenberg allein und sub rosa davon zu unterrichten4 und die Gelegenheit, wodurch sie ordentlich an die Corporation kommen könte also beflissentlich zu meiden. Ich habe auch vernommen, daß mein Herr Schwiegervater über die denenselben angethanen Beleidigungen, noch sehr ungehalten sind. Ich danke Gott, daß ich nicht mit unter den Beleidigern war: aber wann ich einigen Anteil daran hätte, wovon mich mein Gewißen frei spricht; so würden mich alle Deroselben öffentlichen und sonderlichen Erklärungen genötiget haben, zu glauben, daß Sie sich teils auf reelle Art nicht beleidigt gefunden, teils daß alle Beleidigungen, so etwan doch als solche angesehen werden möchten, vergeben und vergraben wären. Ich sehe sehnsuchtsvoll dem väterlichen Schreiben entgegen, darinnen Sie mir die Gründe Ihres Verdachts gegen meine Aufrichtigkeit in der Rectorsache melden. Ehe kan mich nichts beruhigen. In des verharre mit kindlichem] Respect Ew[er] Philadelphia] d[en] 25 Aug[ust] 1779. 5 Abschrift 1

von Mühlenbergs

gehorsamster Sohn J[ohann] C[hristoph] Kuntze Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779

S.

170-176.

Am 1 0 . , 1 2 . , 1 3 . und 1 4 . August beriet die Korporation über diese Frage. Michael Schubart und Heinrich Kämmerer wurden beauftragt, die Eingabe an das Abgeordnetenhaus zu entwerfen. Vgl. Vestry Book S. 7 - 1 1 .

2

Dies tat Mühlenberg nun; vgl. N r . 7 5 7 .

3

Vgl. Weish 1 6 , 1 2 . Vgl. N r . 7 5 4 mit Anm. 3 6 ( 2 ) . Für die Zeit bis zum 2 8 . 8 . 1 7 7 9 (= N r . 7 5 7 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

4 5

(1) „Freitag d[en] 27 Augfust] ... empfieng auch 2 Briefe a ) von H[errn] Kuntze [= N r . 7 5 6 ] und ß) von der Fr[au] Kuntzin." ( P M 9 5 A N r . 2 0 1 7 7 9 S. 1 7 0 ; vgl. Tappert III S. 2 5 8 ) .

757. An Johann Christoph Philadelphia

Kunze und die Michaelis-

und Zionskorporation in Providence, 28.8.1779

S[alvo] T[itulo] Hoch= und Wolachtbare gesamte regierende Glieder der Michaelis= und Zions Corporation in Philadelphia: Wertgeschätzte Väter und Brüder: Als ich im Monat Junii a[nni] c[urrentis] von Ihnen heimreisete, lebte ich der Hofnung, daß die entstandene Unruhe in der Gemeine sich nach und nach legen würde, zu mal wenn unser geliebter Amts=Bruder H[err] Pastor [Justus Heinrich Christian] Helmuth darzu käme, und beide Herren Seelsorger so wol, als die übrigen werten Glieder der Corporation gemeinschafftlich die noch unzufriedenen Brüder mit Liebe und Sanfftmut zu gewinnen suchten. Ich wurde auch in der Hofnung bestärkt, weil weder mündliche noch schrifftliche Nachricht von fernerer Mishelligkeit erhielte.

228

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Wie ich aber nun kürtzlich mit Betrübniß vernommen,1 als ob neue Unruhe wegen Erneuerung des Charters [Kirchengrundordnung]2 entstehe, und ich als ein alter Freund und Diener der Gemeine versprochen, meinen einfältigen Rath in Nothfällen mit an zu bieten, und es jetzo von mir gefodert worden; so wende mich zu bemeldter Ehrsamen Corporation, über gebe derselben meine unmaßgebliche Meinung mit Anmerkungen zur gütigen Überlegung und Beurteilung, mit hertzlicher Bitte mir nichts übel zu deuten, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. 3 1) es heißt, der Charter müße dismal erneuert werden, weil die Gemeine sonst ihre Gerechtigkeit verliere, und die Ehrsame Corporation auch deswegen bei der letztern Sitzung der Hon[ora] ble Assembly [Abgeordnetenhaus] eine Petition eingegeben. Antwort: Es ist löblich und dankenswert wenn die Hh. [Herren] Vorsteher und Representanten der Gemeinen fein wachsam und sorgfältig sind, daß die Gemeinen nichts von ihren verliehenen Rechten und Privilegien verlieren möchten, man muß gewiße und gründliche Ursachen haben, warum man eine so wichtige Veränderung vornimt, die einer gantzen Gemeine und ihrer Nachkommenschaft angehet. 2) Man fragt billig, was ist die Ursache? warum muß denn das Charter just um diese Zeit verändert oder erneuert werden? Antwort: wie gesagt wird, so hätte ein Glied von der Corporation in der Assembly zur Ursache angegeben, nemlich unser Charter wäre gebrochen, weil im Winter, da die Feinde in der Stadt waren, die Ältesten etc. = Wahl unterblieben.4 Das ist eine harte Anklage. Sie erlauben mir gütig zu bemerken, daß dieses kein Bruch des Charters gewesen aus folgenden Gründen: a) göttliche und menschliche Gesetze verbinden nicht zu unmöglichen noch schädlichen Sachen, Noth hat kein Gesetze. 5 Z[um] E[xempel] die Pharisaeer klagten unsern Heiland an, Er hätte das Gesetz des Sabbaths gebrochen. 6 Er antwortete: wer ist unter euch, dem sein Ox oder Esel am Sabbath in den Brunnen fält, der ihn nicht am Sabbath herausziehe?7 b) wie konte um die Zeit eine Wahl geschehen, da die Feinde die Stadt im Besitz hatten, da viele Glieder von der Corporation und Gemeine außer der Stadt auf der Flucht waren? c) Noch viel weniger war es ein Bruch des Charters, weil die jenigen Glieder, die in der Stadt geblieben, den Kirchenrath fort setzten, und den Gottes=Dienst unterhielten, so gut es ihnen möglich war, bis die Stadt wieder frei wurde, d) Ich bin gewiß, daß keine unparteiische Gerichte oder verständige Männer in den 13 independenten Americanischen Staaten es als einen Bruch unsers Charters erklären werden, e) Wenn das gelten solte, so hätten noch viel mehr der Hochachtbare Congress [Kontinentale Kongreß] und die Achtbare Assembly ihr Recht verloren, weil sie nicht in der Stadt Philadelphia saßen als die Feinde drinnen waren, f) und warum laßen denn die Vorsteher der Englischen College, der Englischen und Schwedischen Gemeinen ihre Charters noch nicht erneuern? Da sie doch ihre Charters mit uns zugleich empfangen haben, und mit uns in gleichen Umständen gewesen sind, g) Es kan also damit kein Bruch unsers Charters und keine Nothwendigkeit zur Erneuerung bewiesen werden.

Nr. 757

28.8.1779

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h) Und gesetzt, Sie wolten glauben und auch die Gemeine glauben machen, daß unser Charter gebrochen wäre, weil ein mal eine Wahl unterblieben, was würde daraus erfolgen? 1) Wer gab Ihnen denn Recht und Macht im folgenden Winter 1778 eine neue Wahl zur Corporation an zu stellen? 2) Wenn das Charter gebrochen, wie Sie meineten, so war ja von der Zeit an keine gültige Corporation und müsten alle Schlüße im Protocoll von da an bis hieher Null und nichtig seyn. 3) Es folgt eins aus dem andern, z[um] Ejxempel]: war das Charter gebrochen, so war keine gültige Corporation mehr und Sie hatten weder Ursache noch Macht einen alten Rector in dem Monat Mertz und April 1779 abzusetzen und einen neuen zu bestimmen. 8 Denn wenn das Charter verfält, so verfallen Rector, Vestry-Men und Wardens zu gleich mit, und der Kirchen Estate kan confiscirt werden und dem Staat zufallen, i) Gott sey aber gepriesen, daß das Charter noch nicht gebrochen, noch verfallen, sondern in den Conventions=Articuln oder Grund Gesetzen des Independenten [unabhängigen] Staats vest genug versichert ist. 9 3) Doch möchten wol einige ein wenden und sagen, der Charter sey erst im Monat Mertz 1779 gebrochen, weil ein Teil der Ehrsamen Corporation den alten Rector ohne verhört abgesetzt und darüber Unruhe in der Gemeine entstanden. Die Wunde war aber am 14 April a[nni] c[urrentis] im Ehrsamen Kirchenrath geheilet und am 18 April der Gemeine verkündigt, 10 so, daß man nicht nötig hatte die Obrigkeit um Entscheidung zu bemühen, und ist also auch dis kein Bruch des Charters 4) Noch eins könte scheinen, als ob das alte Charter so gleich erneuet werden müste, nemlich, weil im alten Charter die Corporations= und Gemeinde=Glieder getreue Unterthanen S[eine]r Britt[annischen] Majestaet genant sind; aber das fält ja gantz weg, weil die Glieder der Corporation und Gemeine den Eid der Treue zu dem Independenten Staat von Pennsylvania geleistet haben, und ihre Religions=Rechte Privilegien, Gerechtigkeit und Freiheit in den Conventions=Artikuln oder Grundgesetzen des Staats vest gesetzt und versichert sind; und hat dem zu Folge unsere incorporirte Gemeine eben so gut Fug und Recht zur Regierung nach ihrer Kirchen=Ordnung als die Assembly hat zur Landes Regierung. Denn beider ihr Recht wird aus den Conventions-Articuln hergeleitet. Also hat unsere einmal incorporirte Gemeine nicht nötig erst ein Charter von der Assembly zu bitten. Und gesetzt, es würde mit der Zeit nötig erachtet, daß wir ein neues Charter haben müsten, so braucht es ja gar keine Eil. Denn es gibt noch viele tausend, ja wol hundert tausend Deeds [Grundstücksurkunden], Kaufbriefe, Titles [Rechtstitel] etc. die unter der vorigen Königlichen Regierung executed [ausgestellt] und recorded [aufgezeichnet] sind, so wol wie unser Charter und die Eigner und Besitzer der Ländereien und Häuser, verlieren deswegen ihr Eigenthums=Recht und Besitz nicht, wenn sie der Obrigkeit Treue leisten und unterthan bleiben, die Gewalt hat und schützet. 11 Ich sehe demnach nicht die geringste Nothwendigkeit noch Gefar, und gar keine hinreichende Ursachen, warum die Gemeine ein neues Charter suchen, oder damit eilen müste, weil sie ja ihre Kirchen=Ordnung, ihr Charter, Rector, Vestry-Men und Wardens hat. 5) Gesetzt aber, die Ehrsame Corporation bestünde darauf und wolte absolut dismal das Charter verändern oder erneuen laßen, so wolte ich als ein wohl-

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

wünschender Freund der Gemeine sehr bitten, folgende Cautelen oder Behutsamkeit zu gebrauchen: a) ist es rathsam und weislich, daß man wichtige Sachen, die der gantzen Gemeine und ihrer Nachkommenschafft angehen, nicht leicht eher beschließe, bis alle Glieder des Kirchenraths einstimmig sind. Das sind die vorteilhafftesten Resolves oder Schlüße, wenn es heißt: nemine contradicente, oder unanimously [einstimmig]. Wenn nur 1 - 2 - 3 dagegen sind, so setzt es leicht Streit und Zwiespalt. Eine einzige glüende Kole kan ein gantzes Haus, Store [Laden] oder Scheuer in den Brandt setzen, b) hat der Ehrsame Kirchenrath wohl zu wachen und zu sorgen, daß bei einer so critiquen und wichtigen Unternemung, unsere Kirchen=Ordnung und erster Charter nicht ein Haar breit verliere. Denn die Kirchen »Ordnung ist von der gantzen Gemeine, nemlich Predigern, Trustees [Treuhänder], Altesten, Vorstehern und Gemein=Gliedern gebilliget, unterschrieben, eingefürt, durch den Charter confirmirt und in den Conventions-Articuln des Staats versichert, und darf nicht änderst etwas daran verändert werden, als im Beschluß bemeldter Ordnung bestimmet ist. c) Im Fall der gantze geehrte Kirchenrath einstimmig werden und beschließen solte eine Bill [Entwurf] für ein neues Charter [in das Abgeordnetenhaus des Staates] einzugeben, so muß eine solche Bill erst der gantzen Gemeine zur Prüfung vorgelegt und der Gemeine ihr Consent [Zustimmung] erwartet werden, das heißt: die Gemeine erwälet als denn durch Stimmen eine verständige Committee zur Prüfung und beruhet bei deren Ausspruch, d) Wolten die Ehrsamen Hh. [Herren] des Kirchenraths aber die Bill ohne Consent der Gemeine oder ihrer Committee eingeben, so müßen sie erwarten, daß die unzufriedene Partei, sie mag groß oder klein seyn, eine Remonstrance oder Protest dagegen eingibt, und so dekten wir selber der gantzen Landes=Assembly unsere Schwäche, Blöße, Unverstandt und Zwiespalt zur Beschämung auf. 1 2 Und gesetzt die Hon[ora] ble Assembly solte, wie nicht leicht zu vermuten, ein neues oder verändert Charter granten [bewilligen], das etwa mit der Kirchen=Ordnung und erstem Charter nicht punktlich übereinstimmete, oder einigen Abbruch verursachte; so würde die andere Partei sich an die Kirchen=Ordnung und ersten Charter halten, würde ihren eigenen Rector, Vestry-Men, Wardens, Treasurer [Schatzmeister] etc. wälen, die Obrigkeit von beiden Seiten beschweren und die Lawyers [Rechtsanwälte] Gelegenheit bekommen, den Kirchen=Estate [Kirchenbesitz] zum Tee zu genießen, und der Satan die armen Seelen zur Beute zu kriegen, und die grobe und subtile Welt als ein Cock Fighting [Hahenkampf] zum erwünschten Schauspiel haben. Ich danke Gott, daß mein armer Name darzwischen heraus ist, und bitte Gott, Er wolle allerseits Hertzen so lenken, daß sie alle eins werden möchten! Das nichts als sein gnädigster Wille geschehe! 13 In deßen ist das alte Sprichwort nicht zu vergeßen: eile mit Weile: Friede ernärt, Unfriede verzert. Wenn man noch eine Weile mit der Erneuerung wartete, so möchte sich die Unruhe vielleicht nach und nach eher legen. 6) Ich bin auch berichtet worden, als ob verschiedene wohlmeinende Glieder wünschten, daß der Name Rector, in einem neuen Charter ausgelaßen und dem ältesten Prediger an der Gemeine eine andere Benennung gegeben werden möchte. 1 4 Satan und Welt haßen alles was dem Reiche Jesu Christi angehöret. Die

Nr. 7 5 7

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Heilige Schrift nennet rechtmäßige und treue Lehrer des neuen Bundes, 15 Jünger 16 und Nachfolger Jesu, 17 Friedens=Botschaffter, 18 Hirten, 19 Haushalter über Gottes Geheimniße, 20 Aufseher über die Menschen=Heerden, die Er mit seinem eignen Blute erworben hat, 21 Christi Diener, 22 Arbeiter in seinem Weinberge 23 etc. etc. etc. Wenn die Nam= oder bloßen Maul-Christen oder Heuchler zornig werden, so ist das noch der mildeste Ehren=Titel, den sie auch den besten Predigern beilegen: Der Pfaff\ etc. Die Separatisten und andere kleine Secten nennen die Evangelischen] Prediger Babels Fliker etc. Die Quäker nennen uns Mietlinge 24 etc. etc. Die Kirchenleute nennen ihre Prediger Pfarrer etc. Und so lange in dieser Welt die Kinder des Lichts und der Finsterniß 25 noch unter ein ander wonen, so haben auch die redlichsten Diener des Evangelii nichts anders zu gewarten, als was der Geist Gottes durch den Apostel Paulum, gesagt 2 Cor: 6 [ , 8 - 1 0 ] „sie müßen durch Ehre und Schande; durch böse und gute Gerüchte; als die Verfürer, und doch warhaftig; als die Unbekanten, und doch bekant als die Traurigen, aber allezeit frölich; als die Armen, aber die doch viele reich machen etc." So viel oder wenig wird ein Mensch nur taugen, als er gilt in Gottes Augen. Das Allsehende Auge richtet nach der pur lautern Warheit. 7) Ich habe nie etwas anders in dem Rector Namen gesucht, als was etwa der Gemeine nutzen möchte, und will es mit nachfolgenden Anmerkungen erläutern: 1) Im Jare 1765 war ich allein als Prediger an der philadelphischen Gemeine, weil H[err] Pf[a]rr[er] Handschue [Johann Friedrich Handschuh] im Jare zuvor gestorben. Es entstund eine Nebenpartei, wovon der Jacob Beyerle [Bayerle], der Schneider Schneider [!] 26 etliche andere die Häupter und Anfürer waren, die den Pf[a]rr[er Bernhard Michael] Hausi[h]l gedungen und ihren Dienst in der neu reformirten Streit Kirche hatten. Diese Partei suchte unsere Gemeine zu zerstören, wolten Recht an unsern Kirchhöfen, an der Kirche und Pfarrhause etc. haben, dräueten ihr Recht mit Gewalt und Schlägerei zu behaupten, weil sie auch Lutheraner wären. Guter Rath war teuer. Ich übersetzte unsere Kirchen=Ordnung ins Englische, gieng damit nebst dem Schwedischen H[err]n Probst [Carolus Magnus von] Wrangel zum Kings Attorney [William Allen], dem vornemsten Law[y]er, gab ihm ein Fee [Gebühr], ließ ihn die Kirchen=Ordnung lesen und frug ihn um Rath: Er antwortete: „Eure Gemeine kan von der Obrigkeit keine protection in Religions Streitigkeiten haben, weil sie nicht incorporirt ist. Sehet, daß Ihr für beide, nemlich für die Schwedische und deutsche Gemeine Charters krieget, so kan euch geholfen werden." Der Kings Attorney sagte weiter: „ wie ich aus eurer Kirchen-Ordnung verstehe, so seid Ihr der erste ordentlich berufene und angenommene Prediger bei der Lutherischen Gemeine an der Michaelis Kirche." Ferner: „Ihr nennet die Gemein-Beamten in der Ordnung: Trustees, Eiders and Decans. Wenn denn eure und die Schwedische Kirche den nächsten Rang zur Englischen Kirche haben; so thut Ihr am besten, Ihr nennet den ersten der ältesten Prediger an den Gemeinen im Charter: Rector, die Trustees und Ältesten: Vestry-men und die Vorsteher: Wardens, weil diese Namens in der Englischen Law [Rechtssprache] bekanter sind, und etwas mehr gelten als Lutheran Meetinghouse, Pastor, Trustees, Eiders und Deacons of the Lutheran Meeting".

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Das war die Ursache von den ehrlichen unschuldigen Namens im Charter nemlich: Lutheran Church, Rector, Vestry-Men and Wardens. 2) Ich hätte also nichts dawieder zu erinnern, wenn die Ehrsame Corporation und Gemeine in diesem Punkt einig werden und die Namens Church, Rector, Vestry=Men und Wardens in einen neuen Charter verändern und aus Demut vom Pferde auf den Esel sitzen, 27 oder sich lieber nach der Quäker oder der kleinen Secten ihrer Verfaßung richten wolten. Nur stehet folgendes im Wege: a) Der gantze real und personal Kirchen Estate ist an die Deutsch-Lutherische Gemeine in und um Philadelphia durch den Charter conveyed [übertragen], executed [ausgeführt] und meist« recorded [aufgezeichnet], ich sage an die jenige Deutsch=Lutherische Gemeine, die einen Rector, Vestry-men, Wardens and their Sucessors duly elected [ordnungsgemäß gewählt], hat. b) Belieben Sie nur die Deeds von den 3 Grundstücken der ZionsKirche, die Deeds von den Häusern etc. etc. nachzusehen, so werden Sie Sonnen klar finden, daß Grundstüke und Gebäude etc. nur an die jenige Lutherische Gemeine gehören, die nach dem Charter Rector, Vestry-men, Wardens und Successors hat. Selbst die Corporations Bande [von engl. Bond = Schuldschein], welche die Creditors [Gläubiger] empfangen, die Geld an die Gemeine geliehen, zeigen, daß sich Rector, Vestry-men, Wardens and their Sucessors für die Gemeine verpflichtet haben. Wenn also bei Veränderung der Amts=Namen in einem neuen Charter nicht genaue Vorsicht geschehen solte, so könte die jenige Partei die bei der Kirchen=Ordnung und ersten Charter bleibt, den gründlichsten Anspruch am real und personal Estate haben. 3) Noch eins wolte in Einfalt erinnern: Gesetzt, es solte vom gantzen Geehrten Kirchenrath und der Gemeine die Erneuerung des Charters dismal gebilliget und beschloßen werden, so wäre ein Punkt ja nicht zu verabsäumen, nemlich die alten noch lebenden Trustees Herren [Johann Heinrich] Keppele, Adam Weber, David Scheffer [Schäffer], Andrew Bos[s]hard[t], Daniel Grub und Adam Krebs, müßen eben so wieder im erneuerten Charter stehen, wie sie in der Kirchen=Ordnung und im ersten Charter gesetzt und bestirnt, ohne Wahl. 28 Solte es aber allerseits gebilliget und beschloßen werden lieber mit der Verneuung des Charters noch zu warten, bis es von beiden Seiten nötig erachtet und nützlich erkant wird; so dürffte Esfquire Michael] Sch[ubart?] nur einen Wink geben, daß es noch auf gehoben bliebe. Darüber würde die Hon[ora] ble Assembly sich nicht grämen, sondern froh seyn, weil sie noch viele nötigern Sachen zu verrichten haben, und es wäre der Gemeine auch mehr Ehre und Nutzen, als wenn eine Partei es durch treiben und die andere dagegen remonstriren wolte. Solte es so weit kommen wie ich nicht wünsche, so wäre leider! nichts zu erwarten als der gäntzliche Ruin einer so großen, vor kurtzem noch so schön blühenden Gemeine. Zum Beschluß bitte nochmals, Geehrte Väter und Brüder, wollen meine vorgelegte Meinungen nach Liebe und Sanfftmuth erwägen und allen Fleiß anwenden, daß Friede und Einigkeit in der Gemeine hergesteilet und erhalten werden möchte. Religions=Streitigkeiten unter Glaubens=Verwandten, Nachbarn, Brüdern, Schwestern etc. in einer Gemeine, besonders in diesen gefärlichen

Nr. 757

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und kummervollen Zeiten, verursachen mir die gröste Bekümmerniß. Persönlich kan ich dismal nicht bei wonen und mündlich zum Frieden rathen helfen, weil mit Geschwulst befallen bin, würde mich aber von Hertzen erfreuen, wenn ich noch vor meinem Abschiede hören solte, daß Gott der Herr redete: daß Er Friede zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, auf daß sie nicht auf eine Torheit geraten: daß Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küßen möchten! 29 Welches ist das Bitten Hoch= und Wolachtbare Herren etc. Dero und der Gemeine wohlwünschenden Freundes und ehemaligen Dieners Providentz d[en] 28 Aug[ust] 1779. 30

Heinrich [Melchior] Mühlenberg sen[io]r

An S[eine]r HochEhrw[ürden] Herrn Rector Kuntze und Wohlachtbare gesamte Glieder der Geehrten Michaelis und Zions Corporation in Philadelphia.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S. 178-200 31.8.1779; englische Fassung (datiert: 6.9.1779) S. 207-230 unter dem 7.9.1779. 1

unter

dem

Vgl. Nr. 756. Von 1765; vgl. Bd. III Nr. 345. Zur Erneuerung vgl. Nr. 754 mit Anm. 22 und Nr. 756 Anm. 1. 3 Vgl. 1 Thess 5,21. 4 Laut Protokollbuch (S. 342) tagte die Korporation während der Besetzung Philadelphias durch britische Truppen nur einmal, am 19.11.1778. 5 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1051. 6 Vgl. Lk 14,1-6. 7 Lk 14,5. 8 Zu diesen Vorgängen vgl. ausführlich Nr. 735-743; Nr. 747; Nr. 748. 9 Dies hatte Mühlenberg erreichen können; vgl. Bd. IV Nr. 677 und Nr. 678. 10 Vgl. Nr. 747. 11 Vgl. Rom 13,lff. 12 Ein Bill war allgemein der Entwurf eines Gesetzes, hier einer neuen Kirchengrundordnung, die dann von dem Abgeordnetenhaus des Staats beraten und beschloßen zur Chrater wurde. Durch diesen rechtssetzenden Akt wurde eine Körperschaft inkorporiert, d. h. sie genoß bestimmte Rechte und Privilegien und stand unter dem Schutz des Staates. 13 Vgl. Ps 33,15; Joh 17,21; Mt 6,10. 14 Helmuth hatte dies erwähnt; vgl. Nr. 753. 15 Vgl. Hebr 8,6-12. 16 Mt 5,1 u.ö. 17 Eph 5,1. 18 Vgl. 2 Kor 5,20. " Eph 4,11. 20 Kor 4,1. 21 Apg 20,28. 22 Rom 15,16 u.ö. 23 Mt 20,1. 24 Vgl. Joh 10,12f. 25 Vgl. Eph 5,9-11. 26 Gemeint ist der Apotheker Johann Georg Schneider. 27 Sprichwörtlich: einen Zustand verschlechtern. Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1320. 2

234 28

29 30

Die Briefe des Jahres 1779

Mit diesem Kompromiß konnte Mühlenberg 1762 den Streit in der Gemeinde von Philadelphia beilegen und eine Kirchenordnung einführen. Zum Ende der Verfassungskrise vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. Vgl. auch Bd. III Nr. 345 zur Stellung der Genannten in der Charter von 1765. Vgl. Ps 8 5 , 9 - 1 1 . Für die Zeit bis zum 6.9.1779 (= Nr. 758) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[enj 29 Aug[ust] Vormittags brachte mir M[aste]r Spyker einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze dat[iert] d[en] 26 Aug[ust] a[nni] c[urrentis] berichtend: a) daß er am vergangnen Sontage in Lancaster Gottes=Dienst gehalten, b) Sie hoffen noch immer, daß er den Beruf dahin annemen werde. Er findet aber keine hinreichende Gründe zu der Veränderung, c) Ein Prediger unsrer Seits sey daselbst desto nötiger, weil der reformierte] und der Englische] Pred[iger] fort sind, und nur der Cathol[ische] und Mährische Prediger noch übrig, d) H[err] Schröder [Johann Daniel Schröter] habe die Land Gemeine bei Lancaster angenommen, die 5 0 - 6 0 Büschel [bushel] Weitzen järlich versprochen, e) Die Lancasterer geben den Prediger Weibern die Schuld, daß sie ihre Männer so weg ziehen: Schürtz Vocationen. f) H[err] P[astor] Schultze hat etliche Wochen am schweren Husten laborirt, wieder beßer." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 176f.; vgl. Tappert III S. 258). (2) „d[en] 31 Aug[ust] ... Schrieb an H[errn] Kuntze, daß seinen Brief [= Nr. 756] empfangen etc.: meldete die Ursache warum ich meine Meinung wegen des Charters noch nicht an den Kirchenrath erlaßen, weil ich in geraumer Zeit nach meiner letztern Heimkunfft keine Nachricht von ihren fernem Begebenheiten in der Gemeine erhalten, und also nicht gewust, ob Friede oder Unfriede herschete, bis endlich ein Brieflein vom H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth empfangen [= Nr. 753] ... Ich schrieb unter die Zeilen an H[errn] P[astor] Kuntze: cuneus cuneum trudid. Si unus non scripsisset, alter tacitus manisset [Ein Keil drückt den anderen. Wenn der eine nicht geschrieben hätte, wäre der andere ruhig geblieben]. Als ich eben mit den Zeilen fertig war, empfieng ich ein Brieflein von Herrn Kuntze, datirt von heute d[en] 31 Aug[ust] worin er berichtet daß durch göttlichen Beistand seine Ehefrau, unsere Tochter [Margretha Henrietta Kunze] gestern mit einem gesunden Töchterlein entbunden. Welche Nachricht ich noch agnoscirte in den Zeilen an ihn, und das Paquetgen mit dem Aufsatz an die Corporation [= Nr. 757] versiegelte, um es mit Gelegenheit abzusenden. H[err Theophilus Emanuel] Frantz nam das Paquetgen mit nach Philadelphia] am 1 Sept[ember]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 201f.; vgl. Tappert III S. 259). (3) „Mitwoch d[en] 1 Septemb[er]: ... Ich schrieb einen halben Bogen voll an H[errn] P[astor] Schultze zur Antwort auf sein Gel[iebtes] vom 26 Aug[ust] a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 202; vgl. Tappert III S. 259). (4) „Sambstag d[en] 4 Sept[ember]:... Empfieng auch ganz unvermutet ein Briefl[ein] von H[errn] Christoph] S[auer] Jun[io]' datirt d[en] 19 June 1779." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 204; vgl. Tappert III S. 260). (5) „Sontag d[en] 5 Sept[ember]: ... Ich gab ihm [Philip Marsteller, Lutheraner aus Providence] den Brief mit an H[errn] P[astor] Schultze und die Mary [Maria Catharina] Sw[aine], legte 2 Certificates bei, welche an H[errn] P[astor] Schultz[e] gehören." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 204; vgl. Tappert III S. 260).

7S8. An John Kirlin und Mounce Jones

Providence,

6.9.1779

Gentlemen and Brethren Remembring Your Request, you made in the Month of March a[nni] clurrentis] 1 concerning a faithful Minister to officiate in your Church, I have since endeavour'd to comply, and at last found the Reverend M[aste]r [John] Wade, who officiateth here in Perkiomen Church, 2 and seems inclined to assist you as far his Time and Circumstances will allow. I desired him to visit you and

Nr. 7 5 7 / 7 5 8 / 7 5 9

235

28.8./6.9./6.9.1779

to preach the Gospel and you may have an Oportunity to confer with him about the Matter. I don't doubt you will be kind enough to consider the Travelling Charges also. May the Lord of the Harvest bless You with a faithful Labourer, 3 which is the fervant Prayer of Gentleman and Brethren your Newprovidence humble Servant : September] 6 th 1779. Henry Mühlenberg, p[ro] t[empore] Senior Minister of the Lutheran Clergy.

Reinschrift im Mühlenberg College. Die Anschrift lautet: „To Mess[ieu]" John Kirlin and Jones in Amity Township, favor'd by the Rev[eren]d M[aste]r Wade." 1 2 3

Mounce

Nicht erhalten; vgl. Nr. 7 3 1 Anm. 11(6) sowie Nr. 7 3 2 . Vgl. Nr. 7 5 2 . Vgl. M t 9 , 3 8 ; Lk 10,2.

759. Johann

Christoph

Kunze an Heinrich

Melchior

Mühlenberg [Philadelphia,

6.9.1779]

Hochgeschätzter H[err] Schwieger Vater. Denenselben über sende hiemit von M[aste]r [Michael] Schubart £ 50 von dem järlichen Gehalt, 1 £ 18 Interessen [Zinsen] und £ 2 von M[aste]r Nathan: Brown 2 Grund Zins, wo von die 5 Schillinge] der Elisabeth Rugan fürs Holen gegeben worden. Meine Kindbetterin [Margretha Henrietta Kunze] und das Töchterlein, sind beide, Gott lob! noch wol. Letzteres ist gestern zum Bunde der Gnaden dar gebracht und Anna Christiana genannt worden. Die Taufzeugen waren Herr [Johann Heinrich] Keppele Sen[io]r, Fr[au] Anna [Barbara] Mühlenbergin, Herrn General [Johann] Peter [Gabriel] Mühlenbergs Ehegattin und in Gedanken nah Frau Christiana Wiebeckin in Rosleben, meine Schwester. Die Schrifft an die Corporation nebst dero geehrtesten an mich von 31 August, habe erhalten, 3 und ersteres hatte im Sinn gleich heute vor zulegen, allein M[aste]r Schubart lies mir in die alte Kirche sagen, ich solte das Zusamen Berufen der Corporation bis auf die nächste Woche versparen. Er wüste nicht, zu welchem Zwek sie eigentlich gerufen würde und verlangte den Aufschub ohne Zweifel wegen seiner Geschaffte in der Assembly [Abgeordnetenhaus], die in dieser Woche ihre Sitzung erneuert. Ich konte, ohne mich weitläuftig über die Ursach zu erklären, nicht auf den Zusamenberuf in dieser Woche bestehen, da wir nicht in einer Kirche beisamen waren, und also werde deroselben bis auf die nächste Woche versparen. Von dem Vorhaben, die Charter [Kirchengrundordnung] erneuern, aber nur in völlig unveränderten Gestalt erneuern zu laßen,

236

Die Briefe des Jahres 1779

sind sie, wie ich merke, schwer abzubringen, und das Bill [Entwurf] haben sie schon entwerfen laßen. Mein Gott gebe, daß sich die Gemüter unter einander verstehen. Gantz ermüdet und ohnmächtig, die schlummernden Augen auf zu halten, mus ich dismal schließen und nur noch die Versicherung hieher setzen, daß ich sey Ew[er] gehorsamster Son Jfohann] C[hristoph] Kuntze. 4

Abschrift von Mühlenbergs 1 2

3 4

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779 S.

232-234.

Zu dieser Regelung vgl. Nr. 680. Schubart war Schatzmeister der Gemeinde. Nathaniel Brown; zwischen 1778 und 1785 Pächter eines Grundstückes aus dem SolmsRödelheimischen Vermächtnis, durch das Mühlenberg versorgt wurde; die jährliche Pacht, die jeweils am 12. August eines Jahres fällig war, betrug 2 Pfund und 5 Schilling; Brown war wiederholt säumig. Vgl. Nr. 757 mit Anm. 30(2). Für die Zeit bis zum 27.9.1779 (= Nr. 760) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Heute d[en] 7 Sept[ember]: Besuch vom Rev[eren]d M[aste]r John Wade, ich gab ihm die Zeilen an Mess[ieu]rs John Kirlin und Mounce Jones, die ich seinetwegen geschrieben [= Nr. 758], und er bestirnte g[eliebts] G[ott] am 19. Sept[ember] in der Schwedischen [St. Gabriels] Kirche in Amity Township zu predigen, wes wegen ich noch ein Brieflein an obbemeldte Freunde schrieb, um es vorher kund zu machen." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 230; vgl. Tappert III S. 260). (2) „Montag d[enj 13 Sept[ember]: schrieb ich a) an M[aste]r Jacob Graef Sen[io]r und schloß den Englischen Aufsatz bei vom 28 Aug[ust] a[nni] c[urrentis; vgl. Nr. 757], b) ein paar Zeilen an H[errn] Kuntze worin letzters vom 6 Sept[ember] ac. [= Nr. 759] mit den 18 - 50 - 2 £ agnoscirte und zu seines Kindes Taufe gratulirte." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 236; vgl. Tappert III S. 261). (3) „Donnerstag d[en] 16 Sept[ember]: kam M[aste]r [Francis] Sw[aine] wieder zurück von Philadelphia] und brachte Briefe a) von H[errn] P[astor] Kuntze b) von Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] c) von [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] an H[errn] Buskerk [Jacob van Buskirk]. H[err] Praeses (Johann Nicolaus] Kurtz hat an H[errn] Kuntze berichtet, daß die Synodal Versamlung dismal zu halten, ihm nicht gemütlich sey. Ich schrieb deswegen gleich ein paar Zeilen an H[errn] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt, meldete es auch vom 18 Sept[ember] an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, M[aste]r [Johann Daniel] Lehman und H[errn] Buskerk . . . " . (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 237; vgl. Tappert III S. 261). (4) „Donnerstag d[en] 23 Sept[ember]: schrieb Antwort auf H[errn] Pf[a]rr[er] Kuntzes Brief vom 15 Sept[ember] auch einige Zeilen an meinen Sohn Friedrich." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 239; vgl. Tappert III S. 262). (5) „Sontag d[en] 26 Sept[ember]: ... Empfieng folgenden Brief von meinem Sohn Friedrich] aus Philadelphia, der an H[errn] P[astor] Kuntze geschrieben war, weil aber H[err] Kuntze nach Cohansey [Cohenzy] verreiset war, so schickte mein Sohn den Brief an mich, der also lautet ... Schrieb heute noch ein paar Zeilen an H[errn] Pf[a]rr[er] Voigt und berichtete, daß die Conferentz noch gehalten würde, laut des obigen Briefs von H[errn Johann Nicolaus] Kurtz ... Ferner schrieb ich ein paar Zeilen an H[errn] P[astor] Kuntze und legte obigen Brief von H[errn] Kurtz wieder bei, um mit Gelegenheit es abzusenden." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 2 4 0 - 2 4 4 ; vgl. Tappert III S. 262). - Ein Auszug des Briefes von J. N. Kurtz an J. Ch. Kunze (17.9.1779) ist in Documentary History S. 156 veröffentlicht.

Nr. 7 5 9 / 7 6 0

6.9./27.9.1779

760. Christian Streit an Heinrich Melchior Muhlenberg d

237

Charleston,

27.9.1779

Charlestown September] 27 th 1779.

Rev[eren] and dear Sir ! I received your two Letters, 1 the one with the Letters for Eben Ezer, a short Space of time after one another about the latter End of April and the Beginning of May. The Letters to Georgia, I could not safely transmit, till about ten Days ago, when our People had retaken Ebenezer from the Enemy. 2 And the sad Disorders there and here during the last Summer have prevented me, both from obtaining good Intelligence concerning the State of that Congregation and from writing to you sooner. I will give such as I have received, but can not yet say any thing certain as to their present Situation since we have again got in Possession of the Place. M[aste]r [Johann Adam] Treutlen late Governor of Georgia, having been obliged to fly from the Enemy into this state, with the Loss of Abundance of his Furniture, Negroes, Stock etc: came to Charlestown some time before the Incursion of the Enemy into this State, in Order to get a House for his family, informed me, that M[aste]r [Christian Friedrich] Triebner, since the Brittish Troops came to Savannah, had got Possession of the Church again in the Town, had taken upon him the Right of absolving the most of the Members from their Allegiance to the united States, and brought them to Colonel Campbell 3 to swear to the King, but that he had been afterwards turned out of the Church again, by its being converted into a Hospital, and on Account of some little Impertinencies he had offer'd to some of the Officers. I was also informed by a Prisoner taken with some others by the Heoric[!] Sergeant [William] Jasper, 4 who has done many Exploits here, at Ebenezer Mill, that that worthy pious Lady M r s [Anna Barbara] Rabenhorst has departed this Life. She is gone to a Place of everlasting Peace and Rest, where no Brittish Soldiers will come to disturb her felicities —. This is all I can at present inform you concerning Ebenezer, only that they have never given any Call to M[aste]r [Friedrich] Daser, which you was desirous to know about in your last Letter 5 —. Concerning the Congregation which I attend, I can say but little, only that the Members seem to be as yet well enough satisfied with their present Pastor, and are generally well united, I believe they are pretty unanimously attached to me, but I perceive a very remarkeable Coldness and Indifference in them as to religious Matters. Their Minds and Words, Actions and Labors are so much employed in this grievous War, that they become neglectful of the Word and Worship of God. They have so much to do with fighting, that they think but little of praying. It seems to me, that Neglect of Religion and Corruption of Morals have encreased, in Proportion to the Chastisements we have met with from a Sin hating God. Here we may apply the Passages of Scripture Jerem: 5,3 etc: Isa: 1,5. which I believe is the Case in a great many more Places on the Continent besides Charlestown. But the Mercies of God are as little regarded by us as his Corrections; in this Place in Particular, He has displayed his Mercy even in the Midst of his Indignation. He permitted the cruel Foe to ravage through a Space of 100 Miles in this state, and even to approach within Sight of this Town, and to the

238

Die Briefe des Jahres 1779

Praise of his gracious Providence they were obliged to return again without ever making an Attempt upon the City. We were however again brought to a very dangerous and alarmming Situation by the Enemies being determin'd, as soon, they could obtain Reinforcement to make an other Tryal, and unless God Almighty had sent the french Fleet to prevent them, 6 I verily believe they would have effected their Designs, for we are exceeding weak, although we have about 1 5 0 0 Men, yet in the greatest Danger, we can scarcely collect one third of them — . You expressed your affectionate Regard in your Letter towards several worthy Members of my Congregation and was desirous to hear of them: M[aste]r [Michael] Kalteisen 7 has been gone from here with Commodore [Alexander] Gillon 8 to France for upwards of a twelve Month. M[aste]r [Joseph] Kimmel 9 has been very unfortunate in having his House burn'd down last Winter. M[aste]r and M s r s [Melchior and Maria] Werly 1 0 are very well and desire to be remembred to you. My Spouse [Anna Margareth Christina Hoff] 1 1 and I, and a little Son, with whome we have lately been blessed, are very well. And we unite our affectionate Regard to Y o u and M r s [Anna Maria] Muhlenberg, Miss Sally [Maria Salome Muhlenberg] etc. etc. I am your most obedient humble servant Christian Streight. 12

Abschrift von Miiblenbergs Hand unter dem 17.11.1779 im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S. 345-351. Kurzfassung im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 19; LC Abt. H IV Fach D unter Nr. 27 ohne Paginierung. 1 2

3

4

5 6

= Nr. 731 mit Nr. 7 2 9 und Nr. 730 zur Beförderung nach Ebenezer. Anfang September 1779 hatten sich die britischen Truppen wegen der herannahenden französischen Flotte nach Savannah zurückgezogen. Am 12. September kam Ebenezer wieder in amerikanische, nach dem vergeblichen Angriff französischer und amerikanischer Truppen auf Savannah allerdings wieder in britische Hand. Vgl. Winde S. 6 8 - 7 0 ; Jones S. 1 2 6 - 1 2 8 ; Pancake S. 3 2 - 3 5 sowie Tappert III S. 269f. Sir Archibald Campbell ( 1 7 3 9 - 1 7 9 1 ) ; Offizier der britischen Armee; seit 1757 im Dienst eines schottischen Regimentes, das während des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika kämpfte; 1 7 6 4 1773 Oberstleutnant des 42nd Highlander Regimentes in Indien; 1774 Mitglied des britischen Parlaments; 1 7 7 5 - 1 7 8 2 britischer Offizier im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg; hier zum Brigadegeneral befördert; unter seiner Leitung wurde am 29.12.1778 Savannah eingenommen und dann das Hinterland besetzt; in späteren Jahren in hohen administrativen Positionen tätig. William Jasper ( 1 7 5 0 - 1 7 7 9 ) ; Soldat der Kontinentalarmee, folkloristischer Held des Unabhängigkeitskrieges; aus Georgetown, South Carolina; seit Juli 1775 Mitglied der 2nd South Carolina Infantry; zeichnete sich durch mehrere bravouröse Heldentaten aus; starb bei dem Versuch, in Savannah die von den englischen Belagerern abgeschossene Regimentsfahne wieder aufzurichten. Vgl. Nr. 731. Am 6.2.1778 hatte Frankreich einen Freundschaftsvertrag mit den ehemaligen amerikanischen Kolonien Englands abgeschlossen und im Juni desselben Jahres den Krieg gegen England aufgenommen. Eine Flotte unter Admiral Charles Hector Theodat Comte d'Estaing war am 12.9.1779 nahe Savannah gelandet. Vgl. Tappert III S. 2 6 9 sowie William C. Stinchcombe, The American Revolution and the French Alliance, Syracuse, N. Y. 1969; Jonathan R. Dull, The French Navy and American Independence. A Study of Arms and Diplomacy, 1 7 7 4 - 1 7 8 7 , Princeton, N. J. 1975; Ronald Hoffmann und Peter J. Albert, eds., Diplomacy and Revolution. The FrancoAmerican Alliance of 1778, Charlottesville, Va. 1981.

Nr. 760/761 7

8

9

10

11 12

27.9./29.9.1779

239

Michael Kalteisen; Ältester der deutschen lutherischen Gemeinde in Charleston; Vertrauter Mühlenbergs bei seinem Aufenthalt dort auf der Reise nach Ebenezer, im Herbst 1774; angesehenes und offenbar sehr wohlhabendes Mitglied der städtischen Gesellschaft; seit etwa den 1750er Jahren Gesandter der örtlichen Regierung zu den Indianderstämmen der Region, bei denen er sich über längere Zeit aufgehalten hat; hatte enge Verbindungen zu Alexander Gillon, mit dem er 1778 für zwölf Monate nach Frankreich ging; 1774 war er Präsident der German Friendly Society in Charleston; Mühlenberg blieb nach seinem Besuch in Charleston in engem Kontakt zu ihm. Alexander Gillon (1741-1794); prominenter Kaufmann und Kapitän aus Charleston, South Carolina, der gute Beziehungen zu den deutschen lutherischen Gemeinden unterhielt; im Februar 1778 zum Kommodore ernannt, erhielt er den Auftrag, in Europa drei Kriegsschiffe für die ehemaligen Kolonien zu erwerben. Joseph Kimmel; Ältester der deutschen lutherischen Gemeinde in Charleston und Gastgeber Mühlenbergs bei seinem Aufenthalt dort im Herbst 1774; vgl. Tappert II S. 570, 587. Melchior Werly (Werley, Werle); mit seiner Frau Maria sehr wohlhabende und angesehene Mitglieder der deutschen lutherischen Gemeinde von Charleston; beide waren seit 1760 Zieheltern der verwaisten Anna Maria Christina Hoff, der späteren Frau von Pastor Christian Streit; Gastgeber Mühlenbergs als dieser im Herbst 1774 in Charleston weilte; Melchior war 1774 in Württemberg und London gewesen, und Mühlenberg erfuhr vom Tode Ziegenhagens durch ihn. Anna Margaret Christina Hoff; sie starb 1782 zweiundzwangzigjährig; vgl. Nr. 731 Anm. 9. Für die Zeit bis zum 29.9.1779 (= Nr. 761) erhalten wir aus den Tagebüchern Müblenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 27 Septemb[er]: empfieng ein Brieflein von meinem Sohn [Gotthilf] H[ein]r[ich Ernst] aus Neuhannover, er spürt noch was vom 3tägigen Fieber, und sein Kind liegt auch noch am hitzigen Fieber ... Ich schrieb Antwort auf H[einrich] M[ühlen]b[erg]' Brief, nach Neuhannover." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 24f.; vgl. Tappert III S. 262). (2) „Dienstag dien] 28 Sept[ember]: Letzte Nacht sprach H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultzes gewesene Magt vor und gab einen Brief von der Frfau Eva Elisabeth] Schultzen und Garn zum Stricken ab. Ich schrieb an H[errn] Sch[ultze] wegen der Conferentz; was ich aus H[errn] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz seinem Brief am 26 Sept des fals vernommen ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 245, vgl. Tappert III S. 262). - Zur Synodalversammlung vgl. Nr. 759 Anm. 4(5) und Nr. 763.

761. Anders Goranson

an Heinrich Melchior

Muhlenberg Philadelphia,

29.9.1779

T o t h e R e v [ e r e n ] d H e n r y M u h l e n b e r g , e m e r i t e d Senior a n d P r a e s i d e n t o f t h e G e r m a n L u t h e r a n Ministry etc. etc. etc. M a y it please Y o u r R e v e r e n c y : A s w i t h the free c o n s e n t a n d g o o d Will o f t h o s e , w h o m it m a y c o n c e r n , I intend in t h e Beginning o f n e x t N o v e m b e r / :please G o d : /, by w a y o f N e w y o r k t o r e t u r n t o S w e e d e n , leaving m y family behind for s o m e f u t u r e a n d better O p p o r t u n i t y : I h a v e been p o n d e r i n g w i t h i n m y self, h o w , a n d in w h a t M a n n e r I c o u l d best serve t h e L u t h e r a n C h u r c h u p o n m y r e t u r n - . U p o n c o n s i d e r i n g t h e love o f f r a t e r n i t y , w h i c h ever subsisted b e t w e e n the R e v d M i n i s t r y o f the G e r m f a n ] L u t h [ e r a n ] c o n g r e g a t i o n s a n d O u r

Swedish,

p a r t i c u l a r l y u p o n r e a d i n g t h e b r o t h e r l y c o r r e s p o n d e n c e , w h i c h in t h e better d a y s w a s k e p t b e t w e e n the R e v e r e n d Senior a n d P r a e s i d e n t , a n d m y W o r t h y F r i e n d a n d B e n e f a c t o r the R e v e r e n d Israel A c r e l i u s , 1 n o t t o m e n t i o n the friendly Disp o s i t i o n , w h i c h f r o m t h e first t o t h e last y o u r R e v e r e n c y has been pleased t o

240

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

evidence towards his unworthy Servant - it has at length, from these many considerations, occured to me, that in no way I could better avail my self of the Spirit of toleration, which, blessed be God, yet continueth among us, than by doing it in a manner some what simular to that, which is but imperfectly expressed in the enclosed Instruments of Writing. 2 A long Spell of what is called dumb ague, and a late Visit to Willmington - have debared me from consulting any of the Rev d Ministry of the German Church, and yet I gave it as my Opinion, that since the German Luth[eran] Church is numerous and flourishing, it would look best to come in the Name of their Ministry. Having such an Origine, Your Reverency will naturally obiect and say that for the same reason it should have been written in the German Language. But the English dress /:with Your Reverency's Leave:/ appeared the best to me, as I intend, that none concerned shall be overreached, but will have it signed by our Ministry, and perhaps, by the two Wardens of Wicacoa-Church, by way of approbation before hand - . If the manner in which the plan is executed, together with these occasionary remarks, in any degree meet with the Approbation of the Rev d Senior and Praesident - 1 have only to add, that, as the Rev d Ministry may not meet during the time allowed and the signing would be attended with trouble and hazard, if the Paper should be sent about - It will fully answer the Purpose for the present that the emerited Senior vouches for the rest of his Brethren, and puts his bare Name to it „in the behalf and in the Name of the German Luth[eran] Ministry". And that at the next Meeting the Address be read to the Ministry for their farther approbation. To this purpose I send dupplicates; and whilst the one with the broader buttom is most fit for signing and rather more correct to go to Sweden /¡though the verbal difference between these two Autographa never varieth the sense: / may I beg the favour, that, as „a momento mei" the other remain „intra familiam Muhlenberigianam" untill an answer approved of by the Reverend Ministry. Though as idiot in the Language I never could give the right hand of fellowship in time past, yet if broken English would do, and Your Reverency approve of it, I should chuse to take my leave in S: Michaels Church. But this Affair, together with some Collection for a travelling Brother /:I am not ashamed to own it:/ I would have so managed, that, after the Errand is made known to the Elders, I might rather be invited by them, than obtrude my self; and between them and me, the time would be agreed on. For faithful Labours in the Church, may Your Revency's family long reap the benefit, when the present Storm is over - And as we have had and will have the lott to answer farther obligations than merely those confined to homely Walks, may we, after the parting hour, have at least one opportunity to see each other with the Eyes of faith, that as our Scene shifts from the one side to the other, the Children of the day may learn to have their Conversation in Heaven, and so to lay up treasures on Earth, that they may secure a good foundation and a well grounded hope of an heavenly Inheritance. 3 Any letters to Europ, official or confidential, as far as the times will permit, will be properly taken Care of; in particular I must desire a few lines to the ArchBishop and Consistory of Upsal [Karl Friedrich Mennander]. 4

Nr. 7 6 1 / 7 6 2

241

29.9./30.9.1779

With the warmest Wishes for the Wellfare of your family, and my best remembrance to every one of them, when Occasion will serve, permit me, whilst I remain a dust on the Ballance here and else where, to subscribe my self your Reverency's faithful fellow - Brother in Christ and truly devoted servant Andrew Goeransson Wicacoa Septemb[er] the 29 t h 1779.

Abschrift 1

2

3 4

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S.

290-296.

Israel Acrelius (1714-1800); geboren in Österaker in Roslagen, Schweden; Studium in Upsala; 1747 Admiralitätsprediger; 1 7 4 9 - 1 7 5 6 Pfarrer in Wilmington am Delaware und, als Vorgänger von Carolus Magnus von Wrangel, Propst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika; nach seiner Rückkehr nach Schweden erschien im Jahre 1758 seine Geschichte von Neu-Schweden oder der Niederlassungen am Fluß Delaware, ins Englische übersetzt von William Reynolds (Philadelphia 1876); 1758 Pfarrer am Vesteras Stift in Fellingsbro, Schweden; 1779 Doktor der Theologie; 1769 und 1771 Abgesandter zum schwedischen Reichstag. Vgl. auch Bd. I Nr. 80 Anm. 1. Petition an den König von Schweden, die Mühlenberg mit unterzeichnen sollte. Er versuchte, Göranson von der Abwegigkeit seines Vorhabens zu überzeugen (vgl. Nr. 765). Ein ehemaliger Ältester der schwedischen Gemeinde, mit dem Mühlenberg die Sache besprach, erklärte Göranson für verrückt; vgl. Tappert III S. 267. Aus Schweden berichtete Wrangel später vom geistigen Verfall Göransons; vgl. Nr. 952. Vgl. Lk 12,33. Karl Friedrich Mennander (1712-1786); Erzbischof und Theologieprofessor in Upsala, Schweden; geboren in Stockholm; 1 7 3 4 - 3 4 Studium an der Abo-Akademie, Upsala; 1735 Magister; 1738 Dozent an der dortigen philosophischen Fakultät; 1746 Professor für Medizin ebenda; 1752 Promotion zum Dr. theol. durch die Universität Upsala; seither als Theologieprofessor tätig; 1 7 7 5 - 1 7 8 6 Erzbischof von Uppsala. Vgl. Nr. 766.

762. Johann Ludwig

Voigt an Heinrich Melchior Mühlenberg Vincent Township,

30.9.1779

Tit[u]l[us] Ich bin in empfindlichem Gedrenge. Nach der Ihnen von Gott verliehenen Gabe ertheilen Sie mir väterlichen Rath und Besorgung meiner Umstände. Ich bitte sehr darum. A) Meine Haushaltung durch Mägde fort zu setzen ist eine Unmöglichkeit. a) Es sind keine zu haben, und wenn man auch nach Aufsuchung aller Winkel und Ecken noch eine findet; so fordern sie Lohn, der mein Einkommen weit übersteiget. b) Die im Schwange gehende Theurung ist Ihnen eine Versuchung zur Untreue, und wenn sie mich bestehlen, so werden sie von den Haufen der niedrig gesinten vertheidiget; ich aber bey meinen Schaden gescholten.

242

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

B) Durch Verheyrathung meine Haushaltung zu verbeßern wäre wohl das schicklfichste] Mittel, wenn ich nur Neigung dazu hätte. O wie schwer ist es eine der wichtigsten Unternehmungen in diesem Lande wieder den Willen anzustellen! Die Folgen davon dünken mir von großen Einfluß auf meinen Seelenzustand zu seyn. a) Die Ehe soll eine Vorstellung der Vereinigung Christi und der Menschen seyn. Wie aber wenn keine Vereinigung der Gemüther zwischen beyden Personen ist? b) Ist mir Pauli Rath 1 zu dieser Zeit der Trübsal so eindrücklich, daß ich fast vermuthen solte, es sey des Herrn Wille jetzt nicht ehelich zu werden. /: Muthmaßungen aber beruhen auf zweifelhafften Gründen, werden die gehoben, so fällt auch Muthmaßung weg: / Ich will Gott den Vater der Barmhertzigkeit, 2 der für mich von Mutter Leibe an gesorget, 3 um seine göttliche Regierung anrufen. Sie aber theurer H[err] Senior! noch einmal bitten, meiner an zu nehmen. 4 Vielleicht bekomt doch wohl die Sache durch Dero Weisheit und Vorsicht einen solchen Ausgang der für mich erwünscht ist. M i t aller geziemenden Hochachtung verbleibe Tit[ulus] Dero armer Lewis Voigt

Vincent d[en] 3 0 Sept[ember] 1 7 7 9 . 5

Abschrift 1 2 3 4 5

von Mühlenbergs

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779

S.

272-275.

Vgl. 1 Kor 7 , 1 . 8 . Vgl. 2 Kor 1 , 3 . Vgl. Sir 5 0 , 2 4 . Mühlenberg fand eine Ehefrau für Voigt und setzte auch den Heiratsvertrag auf; vgl. N r . 7 6 4 . Für die Zeit bis zum 6 . 1 0 . 1 7 7 9 (= N r . 7 6 3 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 3 0 Sept[ember]: ... Bekam Nachricht vom 4 . Sept[ember] a[nni]c[urrentis] aus Süd Carolina als ob die französische Flotte unter S[alvo] T[itulo Jean Baptiste Charles Henri Héctor] Graf D'Estaing [ 1 7 2 9 - 1 7 9 4 ; französischer Marineoffizier] bei Tybee [Tybee Island, Christ Church County] in Georgia mit 5 0 0 0 Truppen angekommen wäre. Es ist aber nur eine privat Nachricht, obs wahr sey, wird die Zeit lehren ... Empfieng ein paar Zeilen von der M a r y [Maria Catharina] Swfaine] mit [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] seiner M a g d . . . " . (PM 9 5 A N r . 2 0 1 7 7 9 S. 2 4 7 ; vgl. Tappert III S. 2 6 3 f . ) . - Die französische Flotte landete am 1 2 . 9 . 1 7 7 9 nahe Savannah.

763. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg [New Hanover,] 6.10.1779 Octobr[is]: 6. 1779 Abends G[eliebter] V[ater] Ich bin eben jetzt von der Conferentz zurük gekommen. 1 Es waren 9 Glieder nebst dem Braunschweiger Feldprediger [Friedrich Valentin Melsheimer] 2 zuge-

Nr. 762/763

243

30.9./6.10.1779

gen, und es ist alles in Ordnung zugegangen - . Das was mich am meisten angehet, ist ein Beruf von Lancaster, 3 von Herren [Michael] Hubley und [Georg] Hoff, 4 ihren Deptutirten. Weil es Herr [Christoph Emanuel] Schultze ganz abgeschlagen, 5 so kamen sie zu mir, sie drangen inständig in mich, sie offerirten bei £... 6 salar[ium] nebst freiem Haus und Holtz, und vesprachen Frucht von den umliegenden Bauern. Weil ich wußte, daß Sie es Herrn Schultze angeraten, so wolte ich es nicht gantz abschlagen, versprach ihnen den Beruf anzunemen 1) wenn meine Gemeine so gleich könte besetzt werden 2) wenn Sie gfeliebter] V[ater], Ihre Beistimmung dazu geben. Die ganze Sache legte ich den anwesenden Confratribus vor, sie billigten es alle / :der Praeses [Johann Nicolaus Kurtz] etwas gleichgültig:/ und bestirnten Herrn Gehring [Jacob Goering] eine Gastpredigt nächsten Sontag über 4 Wochen hier zu thun. Ich werde die gantze Sache hier geheim halten; ich fürchte sonst Lermen. Aber was denken Sie nun von der gantzen Sache? Ich bitte mir guten Rath aus. Ich bin, blos wegen des Hauses hier, etwas, und meine Frau [Maria Catharina Mühlenberg] stark für Lancaster geneigt. Aber die Schwürigkeiten sind groß. Meine Gemeine liegt mir sehr am Hertzen. Meine Reise würde in den Anfang des Winters fallen - aber hier sind auch welche /:neml[ich] Schwürigkeiten:/. Ein neu Haus nur mit 2 Stuben auf einem Flor [Etage] kostet £ 5000. Wir kriegen nach Bezalung unsrer Schulden kaum £ 500. Ohne neu Haus ist kaum ein Buch zu bewaren. Die Berger Gemeine [in den Bergen von Oley] gibt wenig, die Geschehopper [Goshenhoppen] mehr, aber es sind viele Waßer - Gesetzt ich gienge nicht könte Lancaster besetzt werden? schwerer denke ich, als der Schwam [Falkner Swamp = New Hanover]. Ich überlaße mich vollkommen Ihrem Rath 7 - und verharre nebst Gruß von uns allen an alle, Ihr g[ehorsamer] Sohn [Gotthilf] Hfeinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] 8

Abschrift von Mühlenbergs 1

2

3

4

5

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S.

269-271.

Aus Tulpehocken; der Synodalbericht ist erhalten in Mühlenbergs Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S. 2 6 5 - 2 6 9 . Englische Übersetzung in Tappert III S. 265f. und Documentary History S. 156f. Friedrich Valentin Melsheimer (1749-1814); kam 1776 in englischen Diensten als Feldprediger der braunschweigischen Truppen nach Nordamerika; geriet 1777 in amerikanische Gefangenschaft; wurde ausgetauscht, heiratete bald darauf (3.6.1779) Maria Agnes Man, Schwester des lutherischen Pastors Johann Samuel Man und war entschlossen, in Amerika zu bleiben; er suchte die Mitgliedschaft im Ministerium, wurde freundschaftlich aufgenommen; 1785 Vollmitglied; 1789 nach einer Zwischenstation als Professor am Franklin College in Lancaster Pastor in Hanover; er verfolgte ausgeprägte naturkundliche Interessen; vor allem wegen seiner Verdienste in der Insektenkunde wählte ihn die American Philosophical Society 1795 zum Mitglied. Die Gemeinde war durch den Wechsel Justus Heinrich Christian Helmuths nach Philadelphia vakant; vgl. Nr. 753 Anm. 2. Georg Hoff; Uhrmacher und Mitglied der lutherischen Gemeinde in Lancaster; 1779 Deputierter Lancasters auf der Synode in Tulpehocken; seine Tochter Susanna Hoff war seit 1787 mit Pastor Johann Friedrich Weinland verheiratet. Als Punkt 3 des Synodalprotokolls aktenkundig; vgl. Anm. 1.

244 6 7 8

Die Briefe des Jahres 1779

Die Summe wird nicht genannt, der Platz zum Eintragen bleibt im Manuskript ausgespart. Vgl. Nr. 768. Für die Zeit bis zum 9.10.1779 (= Nr. 764) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 7 Octobr[is]: schrieb ein paar englische Zeilen an S[alvo] Tfitulo] Herrn Doct[or] und Prozessor] Adam Kuhn in Philadelphia] und legte ein 40 th[aler] Bill, nemlich 15 £ ein für seine 20 doses vom pulv[ere] emetico, welche ich hier im Nothfall halte, weil kein Arzt in dieser Gegend ist, und die Armen Leute insonderheit übel dran sind, wenn ihnen hitzige Fieber etc. zustoßen." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 264f.; vgl. Tappert III S. 265).

764. An [Johann Ludwig Voigt]

Providence,

9.10.1779

Unmaßgebliche Anmerkungen über ein wertgeschätzt=Brüderliches Schreiben vom 30 Sept[ember] 1779. Die Sätze sub A: a: b:1 sind durch Erfarung bestättiget. Die Haushaltung mit Mägden hat Ärgerniß in den Gemeinen verursachet, 2 und auch ihrem würdigen Character geschadet. Sie halten es hypothetice unmöglich die Haushaltung auf die Art fortzu setzen, und geben zu, daß Verh[e]irathung ein schickl[iches] Mittel zur Verbeßerung wäre: Nur stehen folgende Schwürigkeiten im Wege nemlich a) Sie haben keine Neigung zu dem Stande, b) es ist Ihnen schwer eine so wichtige Unternemung in diesem Lande wieder ihren Willen an zu stellen, c) Die Folgen davon dünken Ihnen von großen Einfluß auf Ihren Seelen Zustand zu seyn. d) Die Ehe soll eine Vereinigung zwischen Christo und den Menschen vorstellen. Wie aber wenn keine Vereinigung der Gemüter zwischen beiden Personen da ist? e) Pauli Rath nicht zu freien, 3 scheint Ihnen zu dieser Zeit der Trübsal angemeßen zu seyn etc. a) Die Neigung betreffend, so habe ich sonst in Einfalt gemeint, die Neigungen in gesalbten Seelen hiengen vom geheiligten Willen ab, und der geheiligte Wille erwälete oder verabscheuete die Gegenstände welche in erleuchteten Verstände und Beurteilungskrafft entweder als gut oder böße, erkant und gehalten werden, und daß ein Unterscheid sey zwischen Neigungen die durch Vernunfft und Offenbarung vor den obern Seelenkräfften entstehen und denen die in der Sinnlichkeit oder untern Kräfften ihren Ursprung haben. Müste also wol untersucht werden woher Ihre Neigung gegen einen Stand entstehe, den Gott der Herr selber zum Seminario für seinen Sohn und zur Hülfe und Trost das eins dem andern in dieser Prüfungs=Zeit leisten soll, gestifftet und verordnet hat? b) Es ist mir auch unbegreiflich wie ihr Wille so wiedrich gegen den Stand seyn mag, den Sie als von Gott zum besten der Menschen eingesetzt erkennen? Wenn sonst rechtschaffen gläubige Seelen etwas dem Willen Gottes gemäß, seinem Reiche zuträglich und ihnen nützlich erkant, so haben sie ihren eignen Willen nie dem Willen Gottes vorgezogen noch an die Seite gesetzt, sondern ihren Willen und samt Neigungen, samt Gut, Blut, Leib, Leben, Gemächlichkeiten etc. aufgeopfert. Wir finden solches auch an dem aller höchsten Nachahmungsschuldigen

Nr. 763/764

6.10./9.10.1779

245

Original: Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.4 Drum so tödt und schlachte hin, meinen Willen meinen Sinn etc. 5 c) Die Folgen und Einfluß davon müßen auf beiden Seiten erwogen werden, die tröstlichen dem rechten Gebrauch, und die schreklichen dem Misbrauch des Standes zugeschrieben werden. Abusus non tollit usum. 6 Unzälige glaubige Personen im alten und neuen Bunde bis auf diesen tag haben gesegnete Folgen und tröstlichen Einfluß auf ihren Seelen Zustand davon erfaren, und noch wol mehrern im Gegenteil schrekliche Folgen und bösen Einfluß auf die Seele. Von gesegneten Folgen und tröstlichem Einfluß sind bekante Exempel genug. Von schreklichen Folgen will nur Etliche zur Erläuterung anfüren a) Genes 6,2. Als die Söhne der Messianischen Linie nach den Töchtern der separatistischen oder Welt Linie sahen wie sie schön wären und sie selbige zu Weibern namen, so entstunden schrekliche Folgen und böse Einflüße auf ihren Seelen Zustand, b) Der König Ahab trat in den wichtigen Stand mit der Iesebel. Die Folgen davon und der Einfluß auf den Seelen Zustand sind bekant. 7 c) Die Einwoner zu Sodom und Gomorrha hatten zu letzt keine Neigung zum ordentlichen Ehe Stande, sondern einen Wiederwillen dagegen, und verfielen mit ihren Neigungen und Willen auf unnatürilch [!] himmelschreiende Abwege. Die allerschreklichste Einflüße und Folgen davon sind auch bekant. 8 d) Im Pabstthum dürffen die Geistlichen ihre Neigungen zum ordentlichen Ehestande nicht äusern, weil es ihnen verboten ist, also müßen ihre Neigungen auf andere Art gedämpfet werden. Der reichen Kinder ihre Neigungen werden durch allerhand Maximen und Kunstgriffe gemindert, damit sie ihre Clöster mit faulen, Gotte und der menschlichen Gesellschafft unnützen Bäuchen anfüllen und lieber Brunst leiden als freien oder unnatürliche Mittel gebrauchen, d) Wenn Christliche Ehemänner ihre Weiber so lieben wie Christus seine Gemeine liebet, 9 und sich so gegen sie betragen wie Er, so wird es gewiß an der Vereinigung der Gemüter zwischen beiden Personen nicht fehlen und en Migniature die Vereinigung zwischen Christo und seiner Gemeine deutlich genug vorstellen. Es müste sonst der gröbste Fehler auf beiden Seiten seyn, wenn keine Vereinigung der Gemüter zwischen beiden Christlichen] Personen Stattfände, und wäre besonders einem Lehrer und Seelsorger die gröste Schande und Verantwortung, wenn er nicht einmal eine einzige Seele die Er so nahe um und bei sich hat mit Vernunfft, Weisheit, Liebe Sanfftmuth und vorleuchtenden Exempel bilden könte, da ihm wol verschiedene Hundert Seelen alt und jung von allerlei Gemüts Arten zum öffentlichen und privat Unterricht anvertrauet sind, welchen er unter andern auch besonders die Haus Tafel 1 0 zu lesen und mit seinem eigenen Exempel zu erläutern verpflichtet ist. Ein Christlicher Ehe=Mann darf nur die deutlichsten Sprüche von den Pflichten des Ehe=Standes beobachten und ausüben so wird der tröstliche Einfluß auf Seelen und Leibeszustand nach und nach erfolgen, e) Des heil[igen] Pauli Rath vom nicht freien wegen der gegenwärtigen Noth und Trübsal, scheinet noch nicht auf unsere Zeiten zu paßen. Wir haben Gottlob! noch Gewissens= und Religions= Freiheit und sind noch keine blutige Verfolgungen, Verjagung, Marter und Tod um Christi willen vorhanden, wenigstens noch kein Anschein dazu, sondern ich glaube viel mehr daß das Reich Christi in diesem Teil der Welt nach den Trübsalen erst recht kommen werde.

246

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Und nun näher zur Application [Anwendung] zu kommen, so trauen [!] Ihnen mein Wertgeschätzter Bruder zu, Sie werden als ein Christlicher Philosophus und Theologus hinreichende Gründe haben, warum Sie den Ehestand dismal erwälen oder verwerfen. Es sey ferne von mir daß ich über Ihren Willen und Neigungen herrschen, oder Ihnen etwas rathen wolle, das Ihren Gemeinen, Ihrem Amte und Person schädlich seyn möchte, wolte aber doch die Mutmaßungs=Gründe gern wißen, warum Sie keine Neigung und Willen hätten in den Stand der Ehe zu treten. 1) Sind Sie ein Eunuch von Mutter Leibe an, so ist es nicht rathsam in den Ehestand zu treten, es sey denn daß Sie eine Person von gleicher Art, oder eine betagte Witwe ohne Kinder finden und heiraten, da mit doch wenigstens der Finis secundarius [der andere Zweck] nemlich Hülfe und Pflege erhalten werde, weil Sie die Haushaltung unmöglich mit Mägden ohne Ruin fortsetzen können. 2) Sind Sie ein Eunuch um des Himmelreichs willen 1 1 und wollen ihr Amt fortsetzen und ihren Willen nicht zur Verheirathung geben, so wird nötig seyn daß Sie eine Einsiedler Lebens=Art anfangen, sich selber Eßen bereiten, ihr Bette machen, Kleider flicken, Linnenzeug waschen etc. etc. etc. 3) oder ist ein Anschein daß Sie eine arbeitsame Familie zu sich auf den Pfarrplatz nemen, denselben um die Hälffte bauen laßen, und Ihre Nothdürfftige Wartung und Pflege und Unterhaltung eines Reitpferdes davon erwarten, oder auch bei ein oder andern Familie von der Gemeine im Hause wonen und Unterhalt für Bezalung erlangen könten? Beides habe ich schon zuvor gerathen, aber es hat auch unüberwindliche Schwierigkeiten, weil eine jede Familie mit sich selber genug zu thun hat. 4) oder wolten Sie lieber zu mir ins Haus ziehen? Ich würde Sie von Hertzen gern auf nemen, aber Sie wißen selber daß ich beim Ziel meines Lebens bin, eine kranke Frau [Anna Maria Mühlenberg], keine Bedienten, kein Futter fürs Pferd habe, und alles für Geld kaufen muß in der jetzigen teuren Zeit. 5) oder denken Sie den hiesigen annoch verwüsteten Weinberg, 1 2 der nur wenige Arbeiter 1 3 hat zu verlaßen, ohne Beruf nach Deutschland zurük zu gehen, wo die Arbeiter nicht so rar und die rechtschaffensten wegen des über hand nemenden Unglauben vielen Spott und Leiden ausgesetzt sind? 6) oder fürchten Sie sich, daß Sie eine Frau nicht ernären könten? D a ß sey ferne, daß ein Christlicher Lehrer so kleingläubig oder ungläubig seyn solte. Für den Lohn den die frechen, diebischen unzüchtigen Mägde verschiedene Jare her von Ihnen genommen, und was sie Ihnen geraubet, verwüstet und verschlemmet haben, hätten Sie können eine fleißige Ehe Gattin viele Jare erhalten. 7) oder solten sich meines geliebten Bruders Wille und Neigung etwa auf eine junge Dirne lenken? Das hat auch Schwierigkeiten. Denn wenn gleich die Söhne der Messianischen Linie nach den Töchtern der Menschen sehen wie sie schön sind, 1 4 so findet sich unter 10 wol nicht eine, die Neigung zu einem alten Junggesellen, zumal einem ernstlichen Prediger hätte. Und gesetzt der betagte Jung Gesell oder Hagestoltz findet eine junge Person die Neigung hat, so sind die meisten der hiesig erzogenen Töchter zum Hofart und lükern [lockeren] Leben gewont, fruchtbar zum Kinderzeugen, der Vater muß seinem Amte nach

Nr. 764

9.10.1779

247

gehen, kan die Kinder nicht erziehen, hat auch in der Ecclesia colligenda [noch zu sammelnden Kirche] noch kein Sallarium fixum [festes Gehalt] daß er sie kan erziehen laßen, ist alt und stirbt. Die Mutter und Kinder sind gewont aus dem Gantzen zu schneiden und die Stüke weg zu werfen, oder die übrigen Bröken nicht zu sammeln: Der Mann wird alt, kan seinem Amte nicht mehr nachgehen, stirbt, hinterläßet eine arme Witwe und unerzogene Waisen; hier ist noch keine Anstalt für Witwen und Waisen zu unterhalten. Da setzet es freilich betrübte Folgen. Wenn nun ein oder ander von obbemeldten Punkten meinem Geliebten Herrn Bruder überwiegender und als ein vorzügliches Mittel zur Beßerung Ihres Zustandes dünken solte und Ihre Abneigung gegen den Ehestand nicht ändern solte, so weiß ich nicht mehr zu rathen noch zu helfen. Da ich aber glaube daß die gottliche gnädigste Vorsehung just um diese Zeit die Mittel anzeiget, wodurch seinem Knechte in dem empfindlichsten Gedrenge so wol als den Gemeinen hoffentlich geholfen werden könte, so will solches hier nach zum Beschluß anmerken, nemlich: *es ist vor 9 Monaten ein Ältester von einer Ihrer Gemeinen entschlafen und hat eine Witwe [Anna Maria Söllner] ohne Kinder hinterlaßen, 15 und hat ihr ein Haus und verschieden Aker Land samt Hausrath und was er besaß vermacht. Die Person ist in Sachsen geboren und getaufft, in unsrer Evangelischen Religion erzogen, unterrichtet und confirmirt, ist mit Ihnen gleiches Alters und Statur, eine fleißige und verständige Haushälterin, hat einen Ehr= und tugendsamen Character, und deswegen Liebe, Achtung und Respekt in den Gemeinen. Die Ältesten, Vorsteher und verständigsten Gemein=Glieder wünschen, daß sie mit ihrem Lehrer und Seelsorger in den heilfigen] Ehestand treten und seine Gehülfin 16 werden möchte. Ich nam daher Gelegenheit gemeldte Witwe zu besuchen, und frug unter andern, ob sie wol geneigt seyn möchte mit meinem Herrn Amts=Bruder in den Stand der Ehe zu treten? Sie antwortete Ja, wenn es Gottes Wille wäre, und der H[err] Pf[a]rr[er] sie selber darum anspräche; da ich ihr als denn eine Bitte gewären und zuvor die Ehe=Pakten schreiben möchte. Ich schrieb zu dem Ende die Ehepakten in Vorhand wie zu sehen unterm 6 Oct[ober] a[nni] c[urrentis]. 17 N u n komts darauf an ob Geliebter Herr Bruder aus den Praemissis schließen was Gottes Wille sey, und ob Sie nach Erkentniß deßen Ihren Willen und Neigung darnach bestimmen können und wollen? 18 Solte nichts daraus werden, da es alle Verständige aus Liebe zu Ihnen und zum Besten der Gemeinen wünschen; so besorge Ihre Wohlwünscher möchten auch ihren Willen und Neigungen abwenden, weil sie müde sind von den neidischen um und unter ihnen wonenden Seelen wegen ihres Pf[a]rr[er] unordentlichen Haushaltung fernerhin Spott zu leiden. Gott der Herr wolle auch diese Sache nach seinem allerheiligsten Willen lenken, welches wünschet und bittet Dero —

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Deus nobiscum loquitur per Circumstant[ias]. 19

Proviedentz d[en] 9 Octob[er] 1779. 20

Die Briefe des Jahres 1779

248 Entwurf von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779 S.

275-288.

Bezieht sich auf Nr. 762. Vgl. etwa Bd. IV Nr. 6 6 7 - 6 6 9 ; Nr. 672; Nr. 673. 3 Vgl. 1 Kor 7,1.8. 4 Lk 22,42. s Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Höchster Priester, der du dich" von Johann Scheffler (Angelus Silesius, 1624-1677). 6 Der Mißbrauch hebt den (rechten) Gebrauch nicht auf. 7 Vgl. 1 Kön 1 6 , 3 1 - 3 3 sowie 18,1-22. 40. 8 Vgl. 1 Mos 18,16-19,29. ' Vgl. Eph 5,25. 10 Vgl. Eph 6 , 1 - 9 ; Kol 3 , 1 6 - 2 5 . 11 Vgl. Mt 19,12. 12 Vgl. Jes 5,5. 13 Vgl. Mt 9,37; Lk 10,2. 14 Vgl. 1 Mos 6,2. 15 Anna Maria Söllner (* etwa 1730); geboren in Sachsen; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Pikeland; seit 1778 Witwe mit eigenem Landbesitz; Mühlenberg gewann sie als Ehefrau für den alleinstehenden Pastor John Ludwig Voigt. " Vgl. 1 Mos 2,18. 17 Abgedruckt in Tappert III S. 265; zum Besuch bei Anna Maria Söllner vgl. ebd. S. 264. 18 Am 16.11.1779 vollzog Mühlenberg die Trauung in Providence; vgl. Tappert III S. 273f. 19 Gott spricht mit uns durch die [äußeren] Umstände. 20 Für die Zeit bis zum 15.10.1779 (= Nr. 765) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 9 October: ... Friedlich August Conrad] M[ühlen]b[erg] brachte mir einen Brief mit von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 272; vgl. Tappert III S. 266). (2) „Montag d[en] 11 October: ... M[aste]r Friedrich Sauer ein gutthätiger Freund verlangte, ich solte ihm einen erbaulichen Brief schreiben an seinen Bruder Conrad Sauer in Offenheim eine Stunde von Alzey in der Churpfaltz, welches that ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 289; vgl. Tappert III S. 267). (3) „Dienstag d[en] 12 Octobr[is]: ... übrige Zeit geschrieben, a) an meinen Sohn Friedrich b) ein paar Zeilen an M[aste]r Paris, mit Bitte den eingeschloßenen Brief an Gottfried Beker zu geben, um ihn mit nach Deutschland zu nemen ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 290; vgl. AFrSt IV H 24 S. 1; LC Abt. H IV Fach D; Tappert III S. 267). 1

2

765. An [Anders Goranson]

Providence, 15.10.1779

R e v e r e n d Sir, d e a r P r o v o s t : I received Y o u r F a v o r dated S e p t e m b e r ] 2 9 t h a[nni] cfurrentis] together with the D u p l i c a t e s , 1 a n d t h o ' v e r y m u c h o b l i g e d f o r y o u r u n d e s e r v e d K i n d n e s s a n d Confidence t o w a r d s m e a n d m y family; yet a m I sorry that I c a n not subscribe t h e I n s t r u m e n t f o r the f o l l o w i n g r e a s o n s viz: a ) b e c a u s e I a m p [ r o ] t [ e m p o r e ] n o t p r a e s e s M i n i s t e r i i , a n d a c c o r d i n g t o a settled R u l e in o u r M i n i s t r y e v e n t h e P r e s i d e n t h a s n o p o w e r , n o r L i b e r t y t o s u b s c r i b e a n y i m p o r t a n t I n s t r u m e n t „in b e h a l f o f t h e M i n i s t r y " w i t h o u t C o n s e n t a n d A p p r o b a t i o n o f all o r a t least t h e m a j o r P a r t o f t h e M e m b e r s , b) It is d a n g e r o u s in t h e p r e s e n t c r i t i c a l j u n c t u r e s t o p e t i t i o n c r o w n e d M o n a r c h s f o r G u i d e s a n d p r o t e c t i o n t h o ' b u t in religious

Nr. 7 6 4 / 7 6 5

9.10./15.10.1779

249

Matter when a Republick has granted in her fundamental Constitution Liberty of Conscience and free Exercise of Religion to all her Inhabitants 2 in Case they be and remain loyal Members of the State and subiect to the p[ro] t[empore] higher Power who has the strongest Arms within and the longest without, as your Reverency was pleased to observe in the Instrument of Writing, c) Such an Undertaking, tho' innocent, to implore a most sacred Monarch for Guidance and Protection might perhaps induce suspicious people to cause an Indictement for Treason, d) More over a mere Petition may not be pleasing his most sacred Majesty of Sweden without a compleat Essay or distinct Plan, whereby His Majesty can perceive how, and in what manner our Lutheran Church in America wants Encouragement, Support, Guidance and Protection. Ex[empli] gr[atia] if a learned and virtuous Divine is about to compose a Book or an Essay for the Edification of the Church and wants a High Personage for Patronage and Protection, he acquaints him first with the Contents of the Essay and presents Dedication and Essay together. If a Skillfull Artificer in a Country has a Mind to invent and build a Machine useful for the state, and can not afford the Means for obtaining the End, he implores his superiours for advancing the Materials and Expences, but they will hardly comply with his request if he does not shew them first a Draught and convinces them of the Possibility to bring his work to Perfection. It is therefore my humble Opinion without the least Prescription, Your Reverency might leave the Petition to H[is] m[ost] sacr[ed] Mfajestey] as yet in Suspence, and after your save Arrival at home, which I heartily wish and pray for, confer and consult first with the most Reverend Arch Bishop [Carl Friedrich Mennander] with the right Rev[eren] d Consistory, with the Illustrious Heads of the Society pro fide et Christianismo, 3 where you are a worthy member of, about a Lutheran Church and her out= and inward Situation and Circumstances, and heartily Jo[in] in Conferring with the ever respected [H]onerable and Reverend Provosts, 4 who have been your Antecessors here and know the Interiora and Exteriora of the Lutheran Congregations of Swedish and German Extracts. And then you will be pleased to communicate unto us or my Survivours the most wise and salutary Counsels, Plans and Directions for the Wellfare of our Lutheran Church in America. In the mean time it is our duty and highest Comfort to put our whole Trust and Confidence in the blessed Promise of our Saviour the Lord of Lords and King of Kings, 5 where He assureth. Behold I am with you always even unto the End of the World! 6 To whom all Power and Dominion is given in Heaven and in Earth. 7 My bodily Infirmity prevents me from being in Town, other wise I should be very glad to hear you preach a farewell Sermon in our S: Michaels Church and wish my Reverend Brethren Mess[ieu] rs [Johann Christoph] Kunze and [Justus Heinrich Christian] Helmuth may supply my Place, if they should get a Hint of your Intention to go home. One of the Duplicates which you have been pleased to address or assign unto me and my family I shall preserve for a Remembrance of your Benevolence, Love and Kindness towards me and my family. The enclosed Letter, 8 you will be pleased to deliver to the most Reverend Arch Bishop and Right Reverend fathers in God. They know my hand and

250

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

simple writing of old or former times. 9 And I should be glad if your Reverency would do me the favor to take a few letters along to the Rev[eren] d M[aste]r [Friedrich Wilhelm] Pasche in London and the Rev d Dr: [Carolus Magnus von] Wrangel in Sweden. With Respects to your worthy family remain Rev d Sir, dear Provost, your unprofitable humble servant: Newprovidence Octob[er] 15 t h 1 7 7 9 . 1 0 H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io] r .

Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20 1779

S.

301-307.

Vgl. Nr. 7 6 1 mit Anm. 2. Vgl. Bd. IV Nr. 6 7 7 und Nr. 6 7 8 . Mühlenberg war Mitglied dieser schwedischen Gesellschaft; vgl. Bd. IV Nr. 5 8 8 Anm. 6. Mühlenberg wird insbesondere an Carolus Magnus von Wrangel denken. Vgl. 1 Tim 6 , 1 5 ; Apk 1 7 , 1 4 und 1 9 , 1 6 . Mt 2 8 , 2 0 . Vgl. M t 2 8 , 1 8 . = Nr. 7 6 6 . Vgl. etwa Bd. III Nr. 3 8 3 . Am 1 5 . 1 0 . 1 7 7 9 erhielt Mühlenberg noch einen Brief von seinem Sohn Friedrich August Conrad Mühlenberg; vgl. P M 9 5 A Nr. 2 0 1 7 7 9 S. 3 0 7 (Tappert III S. 2 6 7 ) .

766. An den Erzbischof Karl Friedrich Mennander und das Konsistorium in Uppsala Providence, 16.10.1779 Hochwürdigster Herr Erzbischof in Gott andächtiger Vater Hochwürdigst Consistorium, tief zu verehrende Väter in Christo! Ew[er] Hochwfürden] Eminencen wollen herablaßend geruhen, daß ein alter unterthäniger Diener im Namen des deutsch=vereinigt=Lutherischen Ministerii in Nord America abermal seine und seiner Mitbrüder Empfindung über den Abzug S[eine]r Hochehrwfürdigen] Herrn Magister Andreas Goeransson, Hochgeehrten Probstes der Erlauchten Schwedischen Mission und Rectors auf Wiacacoa demütigst bezeugen dürfe. Der Abschied eines Europaeisch gelehrten Philologi, Philosophi und Theologi, eines Wohlwünschers und Gönners unserer so wol als seiner Gemeinen, in diesem von der Mutter Kirche entfernten theil der Welt, eines geneigten Raths, der uns bei verschiedenen Angelegenheiten, als auf Synodal-Conferentzen, feierlicher Kirchen Einweihung, Begräbnißen, und privat Besuchen, mit seiner Gegenwart zu beehren und zu vergnügen geneigt war; ist uns desto empfindlicher, je weniger Arbeiter hier in dem weitläuftigen annoch verwilderten Americanischen Weinberge des Herrn vorhanden sind. W a s indeßen die Schwermuth wegen des Abzugs unsers geliebten Herrn Probstes Goeransons vermindert, das ist eines Theils die Zuversicht die wir hegen, daß nebst denen vorhero hier gestandenen und

Nr. 7 6 5 / 7 6 6 / 7 6 7

251

15.10./16.10./21.10.1779

noch im gesegneten Andenken stehenden Hochwürdigen Herren Pröbsten durch die Heimkunfft des wohlgedachten H[err]n Probstes Goeranssons unser Hochgeneigte Fürsprecher daheim in der Mutter Kirche vermehret werden, welche Hochgedachte Augenzeugen unsrer hiesigen Gemeinen und deren Zustand, nicht vergeßen werden, sondern derselben vor Gottes Gnaden=Tron gedenken 1 und auch Fürbitte bei S[eine]r Eminencen, Hochwürdigsten Ertzbischobs, Consistorio und der Erlauchten Societaet pro fide et Christianismo verleihen, damit von daher guter Rath und Beistand zur Fortpflantzung und Erhaltung unsrer heil[igen] Evangelischen Religion in diesem Theil der Welt, uns angedeihen möge. Anderntheils treibet die Liebe uns an zu wünschen und zu hoffen, daß wohl gedachter Herr Probst Goeransson unter Gottes gnädigsten Schutz wohl bewaret in sein geliebtes Vaterland heim gelangen, die hier durch schwere Krankheiten und besonders in den letztern Jaren unter den höchst betrübten Krieges=Umständen verlornen Leibes= und Gemüths=Kräffte wieder erlangen und also noch auf viele Jare zum gesegneten Dienste unsrer Evangelischen Kirche gestärkt, und erhalten werden möchte! Welches ist der aufrichtige Wunsch von allen und insonderheit S[alvo] T[itulo] Ihro Hochwürdigen Eminencen geringsten und unwürdigen Knecht Henric[us] Mühlenberg p[ro] t[empore] ad hue Ministerii Teutonici Augustanae Confessioni dediti Minister Senior Neuprovidentz in der Grafschafft Philadelphia und Landschafft Pennsylvania d[en] 16 October 2 To the most Reverend Father in God, Arch Bishop, and the right Reverend Consistory of the Kingdom of Sweden most humbly. Abschrift von Mühlenbergs S. 296-300. 1 2

Hand

unter dem

14.10.1779

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 20

1779

Vgl. Hebr 4 , 1 6 . Für die Zeit bis zum 2 1 . 1 0 . 1 7 7 9 (= Nr. 767) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag dien] 16 October schrieb Antwort auf meines Sohns Friedrichs [August Conrad] Brief vom 13 huius ...". (PM 95 A Nr. 2 0 1 7 7 9 S. 307; vgl. Tappert III S. 267).

767. An [Gottlieb Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze] Providence, 21.10.1779 Providentz d[en] 21 Octobr[is]: 1779. Hochwürdige Herren Directores, Hochzuverehrende Väter und Wohltäter! Ew[er] Ew[er] Hfochwürden] H[ochwürden] geruhen, daß ich versuche diesen noch nie versuchten Weg über P[ari]s ein demütig Schreiben zu erlaßen. Das Postgeld wird wol außerordentlich hoch kommen, vielleicht fügt es göttliche

252

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Vorsehung so, daß durch seiner liebreichen Kinder Gaben und Scherflein das Porto erleichtert werden möchte, bis sich eine nähere Öfnung zeiget. 1) Das letztere Paket von Ew. Hochw: war datirt d[en] 29 Aug[ust] 1778 welches ich empfieng am 9 Febr[uar] 1779. 1 via N[ew] Y[ork] durch Rev[erendum] H[errn Friedrich Wilhelm] Pasche. Im selbigen Februar: verfertigte ich Briefe a) an die Fr[au] Witwe [Anna Barbara] Rabenhorst 2 und legte das pro Mem[oria] 3 wegen ihrer Freundin [Maria Hoppe] in Daber bei. b) an die Vorsteher und Ältesten in E[ben] E[zer] was nötig erachtete. 4 c) an unsern Amts=Br[uder Christian] Streit 5 in Char[es]t[on] Süd Car[olina] sandte das Paket an ihn, bittend, er möchte versuchen, ob er meine Briefe nach E[ben] E[zer] bringen könte. Ich zweifle aber, ob es ihm möglich gewesen, weil seit dem Dec[ember] 1778 die Prov[inz] G[eorgia] von S[ein]r Gr[oß] Br[ittanischen] M[ajestät] Krieges=Macht erobert und im Besitz war. Ich habe auch bis diesen Tag noch keine Antwort, noch particulière Nachricht von daher, außer was die Zeitungen dann und wann gemeldet Also ist die Sache mit E[ben]E[zer] noch in suspenso [offen] unter göttlicher Direction. 2) In einem Briefe des Sfalvo] T[itulo] H[errn] Pasche vom Maii 1776 6 und einem andern des S. T. Herrn Inspektor Sebastian Andreas] Fabricii vom Mertz 1778 7 welche auf der Synod[al] Confer[enz] zu Neuhannov[er] im Octobr[is]: 1778 8 unter den ältere Predigern aufgewiesen wurden, war vermeldet, daß der besondere Wohltäter H[err Sigismund] Str[eit] entschlafen, und die Intereßen [Zinsen] deßelben Legats nun denen von Halle hieher gesandten Predigern angedeihen solten. Ich hatte aus dem S[olms-]R[ödelheimischen] fundo 2 8 1 £ des hiesigen Papier=Geldes auf ein Plätzgen in Providence gelegt9 /:die Ursachen davon sind in meinem Journal gemeldet:/ fand aber, daß bemeldter Teil vom Capital nicht so gar sicher auf dem Plätzgen stehen dürffte, weil die jetzige Krieges=Flamme etc. verschiedene mal nahe war, die Gebäude in Asche zu verwandeln, und außerdem auch solche Plätzgens ihren Wert verlieren, wenn sie nicht beständig in Bau und Beßerung erhalten werden. Die drükende Noth in der jetzigen Teurung unter uns armen Predigern, die Unsicherheit des Eigentums etc. etc. erwogen, bewogen mich vorzuschlagen, ob nicht die 2 8 1 £ curr[ency = Währung] in 12 Teile ausgeteilt und von Hochwürdigen Herren Directoren daheim von den Str[eitschen] Legats Intereßen ersetzt werden dürfften? Die Competenten billigten den Vorschlag, nemlich: der alte Mühlberg und seine 2 Söhne [Gotthilf Heinrich Ernst und Friedrich August Conrad], 2 Hh. [Herren Johann Nicolaus und Johann Wilhelm] Kurtze, [Johann Ludwig] Voigt, [Johann Andreas] Krug, [Justus Heinrich Christian] Helmuth, [Johann Friedrich] Schmid[t], [Christoph Emanuel] Schultze, [Johann Christoph] Kuntze und die arme Fr[au] Witwe [Maria Dorothea] Schaumin. Zu Ausgange des 1778 Jares empfieng ein jeder 2 2 £ 10 sh[illing] currfency] laut ihrer eigenhändigen Quitungen, welches machte 2 7 0 £ curr: das £ zu 4 R[eichs]th[a]l[er] gerechnet. Die übrigen Eilf Pfunde ließ ich dem alten abgelebten kranken Mitarbeiter H[errn] Friderici [Johannes Andreas Friderichs] zu kommen. Also war die Summe des hier ausgelegten Teils vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms]-R[ödelheimischen] Legat 2 8 1 £ curr: welche Hochwürdige Herren

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21.10.1779

253

Directores und Väter von den Intereßen des S[alvo] T[itulo] Streits Legat gütigst zu ersetzen und im Versicherung zu halten, geruhen werden. So ist mir wenigstens ein Steingen vom Hertzen geweltzet, und wäre mir erwünscht, wenn auch das Übrige vom Legat noch bei meiner Lebzeit heimgelangen könte. Die hiesig erzogene und creirte Catecheten und jungen Prediger können sich meistenteils beßer im Leiblichen forthelfen als die noch übrigen meist altgematteten von Halle gesandten Arbeiter. Und auch diese arten sich nicht so leicht aus, so lange sie noch unter der Hochw[ürdigen] Väter Aufsicht, Direction und Pflege stehen und etwas Unterstützung von daheim zu gewarten haben.* 1 0 Ich bin von Anfange bis diesen Tag im Verdacht etc. 11 wegen des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legats. Anfangs war ein Gerücht ausgesprengt, als ob das Legat zur Milderung der Schulden an der Zions-Kirche geschenkt wäre. Ohnerachtet ich alle dahin gehörige Briefe, Documenta, Instructionen zum Mandatariat etc. im Kirchen=Rath und Synodal-Conferentzen aufwieß, so blieb doch immer bei etlichen der Verdacht, ob es nicht vielleicht an das Deutsche Seminarium 12 etc. etc. gehöre und entweder die Corporation, oder die Deutsche Gesellschafft, 13 oder das Ministerium, oder sonst jemand hier in Loco [vor Ort] darüber zu disponiren haben solte? Was nun noch hier von dem Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] fundo stehet, sind 960 £ curr: bei der Michaelis und Zions Corporation und 289 £ 11 sh[illing] 8 d[ = pence] auf 4 Haus plätzen in Philadelphia, Summa 1249 £ 11 sh: 8 d. Von [der] Barrenhiller Kirche ist für die Zeit nichts zu gewarten, weil beiderseits Krieges=Parteien den Bau wechseis weise zur Batterie, Pferdestall etc. gebrauchet und verwüstet haben. Es wurde Hofnung gemacht, als ob der Schade aus der Landes=Caßa ersetzt werden solte. Es gibt aber der Schadens so viel, daß die Landes=Caßa in vielen Jaren nicht hinreichet den hunderten oder tausendten Teil zu ersetzen. 3) S[eine]r H[och] E[hrwürden] H[err] Pasche verlangten einen Empfang* Schein über das Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] Rfödelheimischen] Legat von mir. Ich hatte zu Ausgange des 1778 Jares die Freiheit genommen eine generale Nachricht von der Oberfläche unsrer Vereinigt=Evangelischen Gemeinen in Nord Am[erica] und deren Arbeiter zu schreiben und an Ew[er] Hochw[ürden] unsern Teuresten Herrn Director Fr[eylinghausen] 14 zu addreßiren und einen obenerwänten Empfangschein mit eingeschloßen. 15 H[err] Pfastor] Kuntze hatte nebst seinen Briefen das Paket einem reisenden jungen Menschen mit gegeben, der über Galliam [Frankreich] reisen und es bis Frankfurt am Mayn befördern wolte. 16 O b solches zurecht gekommen, wißen wir noch nicht. Im Monat April a[nni]c[urrentis] gab H[errn] Kuntze einem Herrn von Paßern [Baron Louis von Passern] aus Hanau auf seiner Heimreise Briefe mit, und ich legte auch ein paar Zeilen an Ew[er] Hochwfürden] bei. 17 Bemeldter Herr versprach das Paket in Franckfurt an den H[errn] Factor 18 des Hall[ischen] Buchladens [Johann Jacob Carl] zur weitern Bestellung abzugeben. Ich fand Gelegenheit einmal im Februar: und das 2te mal im April a[nni] c[urrentis] an S[alvo] T[itulo] Herrn Pasche zu schreiben 19 und beidemal obbemeldten Empfangschein mit zu senden, wie auch die Rechnungen mit einzuschließen, und das aller nötigste zu melden;

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welches mit einer Flag of Truce [Parlamentärsfahne] von hier auf N[ew] Y[ork] zu H[errn] David Grim befördert und von da weiter an H[errn] Pasche gesandt werden solten, worinnen auch den Empfang des wichtigen Paquets von Ew[er] Ew[er] H[ochwürden] H[ochwürden] Herren Director Freylinghausen und Senior [Johann August] Urlsperger d[atiert] d[en] 29 Aug[ust] 1778 acnoscirt, und gemeldet in was für einer Lage E[ben] Ez[er] wäre. 4) Der väterlich=gütigste Vorschlag wegen meines Sohns Friedrich August Conrad] 20 kam erst hier im Febr[uar] an, nach dem E[ben]Ez[er] schon bei 3 Monate in der Feuer Probe und Schmeltze war. Es hätte sich auch außer dem wol nicht füglich thun laßen, weil er schon eine Familie mit 4 Kindern hat, der Weg zur See dahin von Capern [Kaperfahrern] schwärmet, und die 900 Meilen bei Land dahin fast unüberwindlich sind für eine Familie mit kleinen Kindern. Die Armut und der leibliche Mangel namen so sehr bei ihm überhand, daß er sich nicht zu helfen wüste. Seine Schwiegereltern [David Schäffer und Frau] hatten verschiedene tausend Pfunde wert in Philadelphia durch die Britt[annischen] Krieger verloren und konten nicht wol mehr unterstützen und ich war noch viel weniger im Stande ihm zu helfen, also gab er seinen Dienst auf in Neuhann[over] und zog zu seinen Schwieger Eltern nach Philadelphia. Ich hoffete er könte seinen kränklichen Schwager Herrn Kuntze etwas unterstützen, und es hieß auch die Schwedischen Gemeinen verlangten Hülfe, weil ihr Herr Probst [Anders] Goeranßon schon bey 12 Monaten nicht mehr gepredigt und die Gemeinen wie verlaßen waren; 21 aber bei alle dem fehlte der leibliche Unterhalt bei solcher Arbeit. Ehe er aber zur Stadt zog, hatten seiner Schwieger Eltern Freunde es dahin gebracht, daß er von der Landes Aßembly [Abgeordnetenhaus] auf ein Jar zum Delegaten und Mitgliede des Congresses für Penns[ylvania] erwält worden, 22 weil er Englisch und Deutsch verstehet. Also hat er nun auf ein Jar lang Unterhalt und Anteil an der Regierung der großen Welt auf dem kleinen Planeten, bis sich Zeit und Umstände ändern und sich eine Tür eröfnet in des Herrn Weinberge zu arbeiten, der am Ende seinen treuen Arbeitern beßern Gnaden=Lohn giebt als die so genante große Welt ihren Bedienten. 23 5) Weil die Kirchen=Schulden an der Philadelphia] Gemeine meist bezalt, das jüngere und frembde Geschlecht mit zur Regierung in die Corporation gezogen, die nicht wißen wie sauer es denen Alten geworden, die Gemeine so weit heran zu bringen, ich mein Gehör verloren und gebrechlich worden; so hatten etliche witzige [kluge] Köpfe bis her einen Plan formirt mich vom Rector=Amt ab zu setzen und auch ein neues Charter von der Independenten [unabhängigen] Regierung zu erlangen. 24 Ich wüste nichts von dem Plan, und es wurde mir auch kein Wink davon gegeben. Indeßen hatte ich mir vorgenommen g[eliebts] G[ott] aufs Oster Fest hinunter zu reisen, mein Rector Amt öffentlich vorm Kirchen=Rath und der Gemeine nieder zu legen und es dem Herrn Kuntze als Vice Rector helfen auf zu bürden, welches nicht ohne Eindruk, Segen und Erbauung abgegangen wäre. Die Gemeine war eben im besondern Flor. Die 2 Prediger [Johann Christoph Kunze und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] hatten vor Ostern bei 2 0 0 Personen zur Confirmation unterrich-

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tet, im Oster Fest bei 500 Communicanten und bei der quartal Collecte an die 400 £ gehoben. Ich berichtete es, daß g[eliebts] G[ott] aufs Oster Fest hinunter kommen und beiwonen wolte. Die witzigen Köpfe hatten aber im Kirchen=Rath 10 Glieder zusamen gebracht welche folgende Schlüße gemacht und auch protocollirt, nemlich 1) alle vorher gemachte Schlüße wegen eines Deputy Rectors [Stellvertretenden Rektors], solten null und nichtig seyn 2) weil der alte Mühlenberg ins Land gezogen, so hat er sich damit seines Amtes verlustig gemacht, und ist dem zu folge die Rector Stelle vacant 3) und H[errn] Pf[a]rr[er] Kuntze einmütig zum Rector erwält. Diese Schlüße blieben nicht geheim. Mein Sohn Heinrich berichtete mir selbige, 25 H[err] Pfastor] Kuntze sandte mir die Copie davon aus dem Protokoll. 26 Ein Autor [Michael Schubart] von dieser Sache, nemlich ein actives Glied des Kirchenraths wolte am Palm Sontage in der Sacristey meinem Sohn zwingen, er solte die Schlüße in der Zions Kirche vor der Gemeine proclamiren: Er sagte nein! ich will meinen Vater nicht unverhörter Weise verdammen, und kein Feuer in der Gemeine anzünden: H[err] Autor: Ihr müßet es thun, Ihr habt euren Sold von der Corporation: M[ühlen]b[erg]: wenn Ihr mir so was anmutet, so bin ich euer Prediger nicht, und müßtet euch nach einen andern umsehen etc. Herr Kuntze war mit dabei und sagte nichts, und [Gotthilf Heinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[ior] las es nicht ab. Ich schrieb an H[errn] Kuntze und meinen Sohn, daß ich bei so gestalten Sachen nicht nötig noch nützlich erachtete hinunter zu kommen. 2 7 N u n brach das Feuer aus und die große Gemeine zerspaltete sich in 2 Theile, in die Mühlbergische und Kuntzische Partei und fehlte auch nicht an Subdivisionen. Die 2 Prediger hatten nicht Stärke und Erfarung genug sich an einander zu halten und für einen Mann zu stehen, sondern gaben ihren Parteien nach und trenneten sich. Ich setzte eine Schrifft auf von 2 Bogen an beide Prediger und den gantzen Kirchenrath, 28 zeigte ihnen, besonders der 10 Glieder ihre unvorsichtige und unbesonnene Procedour in Liebe und Ernst, und wie ich entschloßen gewesen aufs Osterfest hinunter zu kommen und das Rector=Amt nieder zu legen etc. Darauf sandten sie mir einen freundlichen Brief 29 und ließen mich hinunterholen am Sambstage vor quasi modo geniti, da ich denn Sontags in Zion predigte, Mitwochs darauf im versammelten Kirchenrath, nach dem meine unrechtmäßige Absetzung im Protokoll revocirt war, mein Rector=Amt niederlegte und den H[errn] Kuntze einstimmig zum Rector wälen und protocolliren ließ 30 und solches am folgenden Sontage in Zion vor der Gemeine proclamirte und auch in der Michaelis Kirche durch meinen Sohn verkündigen ließ mit solchen Aus drüken die zum Frieden reitzen solten. N u n schiene des H[errn] Kuntzens Partei vergnügt zu seyn, aber die größere Partei nicht. Mein Sohn H[einrich] und viele der alten Glieder konten den Affront wegen der Absetzung nicht verdauen und wolten nicht so damit zufrieden seyn, H[einrich] jun[io]r kriegte einen Ekel in der Gemeine länger zu dienen, wo sie seinen Vater so behandelt, klagte, daß er einen Anfang von der Consumtion [Schwindsucht] hätte und in Land Gemeinen müste, wenn er sich wieder erholen solte, ließ sich von den Vorstehern der vacanten Gemeine in Neuhannover gewinnen und versprach zu ihnen zu ziehen, nam auch öffentlich

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

in Zion mit einigen ihm recht dünkenden, aber nicht zum Frieden dienenden Ausdrüken ohne mein Vermuten Abschied. 31 Worüber das Feuer in volle Flammen aus brach, und dem H[errn] Kuntzen viele Noth machte, weil es nun hieß: wenn der junge M[ühlen]b[erg] weg geht, so soll der Kuntze auch fort etc. Die Kirchen solten zu geschloßen werden etc. Sie stelleten eine Gemein Versamlung an, die aber mehr Ähnlichkeit mit einem altpolnischen Reichs Tage als einer Kirchen Versamlung gehabt und die Sache schlimmer gemacht, maßen die gröste Partei ohne mein Wißen, Willen und Rath unter andern gestimmet: Der alte M fühlen] b[erg] solte und müste wieder Rector seyn und herunter ziehen etc. Als es nun in der äusersten Verwirrung war, so ließ H[err] Kuntze mich ein paar Wochen vor Pfingsten wieder hinunter holen 32 und ich konte die lodernde Flamme nicht anders dämpfen als daß nach der ersten Predigt mit Bedingung versprach, wieder herunter zu ziehen, blieb also bei 4 Wochen in der Stadt, mitler Weile zog mein Sohn H[einrich] mit seiner Familie nach Neuhannover und trat seinen Dienst daselbst im Pfingst Fest an, welches bei Hferrn] Kuntzes Anhängern zwar Vergnügen, aber bei den alten Gliedern und seiner größern Partei eine schmertzhaffte Wunde verursachte. O wie leicht ist ein Feuer angezündet und wie schwer zu löschen! in diesem freien Climate, wo viele brennbare Materie und viele Blasebälge und Schürer sind. Um die Wunde nun einiger maßen zu verbinden, half ich, daß H[err] P[astor] Helmuth von Lancäster zum zweiten Prediger nach Philadelphia berufen, und also die große ansehnliche Gemeine dadurch vacant wurde. 33 Der Lancäster Kirchen=Rath und Gemeine haben nachher den Herrn P[astor Christoph Emanuel] Schultze sehr angelegen, daß er den Beruf zu ihnen annemen möchte, seine Gemeinen in Tolpeh: [Tulpehocken] wollen ihn aber nicht los laßen, und er hat auch keine Neigung zur Veränderung. Nun halten die Lanc[asterer] hefftig bei meinem Sohn Heinr[ich] in Neuhannover an. Ich fürchte mich in einer so bedenklichen Sache etwas positive zu rathen, weil nicht voraus sehen kan. Die dismalige Synodal-Conferentz ist in diesem Monat October in Tolpehaken gehalten worden. Es sind nur 8 Prediger beisamen gewesen. 34 Die Teuerung ist so hoch und die Dürfftigkeit bei den meisten Predigern so groß, daß sie Reise=Kosten nicht aufbringen können. Ich habe nun mein Journal von 1775 bis hieher gehalten und allerhand Vorfälle in den Gemeinen bemerket. Könte ichs mit der Zeit mit einem Reisenden hinaus kriegen, so möchte es wol manche Begebenheiten deutlicher im Zusamenhange zeigen, wenn es einer geduldigen Durchsicht gewürdiget würde. Einen Punkt möchte wol sub rosa bemerken neml[ich] mein geliebter Schwiegersohn H[err] Kuntze hat aus Ew[er] Hochwürden väterlichen Schreiben vom 12 May 1778 3 5 im Kirchen=Rath vorgelesen, als ob Hochgedacht Dieselben gütigst versprochen von dem Streitischen Legat järlich 30 £ sterl[ing] für seinen Adiunctum verleihen zu wollen. Die übrigen ältern Hh. [Herren] Amts Brüder haben was davon gehört und meinen, die Philad[elphier] hätten ihre Schulden meist bezalt, wären vermögend und [stark] genug ein Adiunctum zu unterhalten, wenn einer nötig seyn solte. Ein anders, wenn die Philad[elphier] einen Adiunct[um] von unsern Hochw[ürdigen] Vätern aus Halle erbitten und erlan-

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gen würden; die hier in Seminario als Praeceptores [Lehrer] gediente und dem Ministerio auf geladene Adiuncti dürfften wol keine 30 Schilling] werth seyn, wenn sie sich nicht beßer als bisher betrügen. Das so genante Deutsche Seminarium hat nicht den erwünschten Nutzen geschafft. Es hieß: parturiunt montes etc: 36 Die paar witzige Agenten in der Corporation, die auch zu gleich patroni Seminarii waren, haben schon verschiedene mal gedräuet, sie wolten mir das vom S[olms-] Rfödelheimische] Legat geliehene Capital am Papier Gelde, - das weder zum Sieden noch zum Braten ist - 3 7 heraus geben und ihre Obligation zurük nemen, wenn sie nicht darüber zu disponiren haben solten. Antwort: sie sind willkommen, wenn sie Wechsel von eben solchen Werth an Hochwürdige Herren Directores übermachen, wie ihre Antecessores [Vorgänger] empfangen haben. Z u m Beschluß bitte demütigst um Verzeihung wegen dieses meines Schreibens und ersterbe mit schuldigster Ehrerbietigkeit Dero Tit[ulo] pleno unnützer Knecht H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io]r 38 Reinschrift im Seite steht die nicht fügen" über Benjamin 1

August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel la S. 4-7. Auf der ersten Randnotiz: „ich gedachte dieses Schreiben auf P[ari]s zu senden, es wolte sich aber Die Übersendung einer erweiterten Fassung (= Nr. 773) erfolgte später auf dem Weg Franklin, damals amerikanischer Botschafter in Paris; vgl. Nr. 775.

Vgl. Nr. 713. = Nr. 729. 3 Abgedruckt in Nr. 713. 4 = Nr. 730. 5 = Nr. 731. 6 = Bd. IV, Nr. 674. 7 An Kunze gerichtet, vgl. Tappert III S. 189. 8 In N e w Hanover; ein Synodalprotokoll ist nicht erhalten. Vgl. Tappert III S. 188f. und Documentary History S. 154f. 9 Vgl. Bd. IV Nr. 666 und Nr. 6 7 9 Anm. 10. 10 Das Sternchen wird von Mühlenberg gelegentlich wie ein „Nota Bene" verwendet. 11 Vgl. Nr. 715; Nr. 725; Nr. 726 und Nr. 745. 12 Die 1773 von Kunze ins Leben gerufene Höhere Schule in Philadelphia; vgl. Bd. IV Nr. 603 S. 4 8 7 - 4 9 1 . 13 Zur Gründung vgl. Bd. III Nr. 318 Anm. 2. 14 = Nr. 716. 15 Vgl. Nr. 715. 16 Vgl. Nr. 719. 17 = Nr. 744. 18 Vgl. die Adresse im Tagebuch zum 2 3 . 1 0 . 1 7 7 9 , Tappert III S. 268. 19 = Nr. 728 und Nr. 745. 20 Die Gemeinde in Ebenezer zu übernehmen; vgl. Nr. 713. 21 Vgl. Nr. 7 2 7 sowie Nr. 765. 22 Vgl. die Tagebucheintragung zum 4.3.1779 in Tappert III S. 220. 23 Vgl. Mt 2 0 , 1 - 1 6 . 24 Vgl. dazu ausführlich Nr. 7 3 5 - 7 4 3 ; Nr. 747; Nr. 748; Nr. 757; Nr. 776; Nr. 779; Nr. 782. " Vgl. Nr. 735. 26 Vgl. Nr. 7 3 7 und Nr. 736. 2

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

Vgl. N r . 7 3 7 Anm. 1 und N r . 7 4 0 Anm. 4 . = Nr. 7 4 2 . = Nr. 7 4 3 . Vgl. Protokollbuch S. 3 5 3 f . Vgl. N r . 7 4 6 Anm. 1. Vgl. N r . 7 4 8 . Vgl. N r . 7 4 9 und N r . 7 5 0 . Z u m Synodalprotokoll vgl. N r . 7 6 3 Anm. 1

36

Am 9 . 2 . 1 7 7 9 in Philadelphia eingetroffen; vgl. N r . 7 2 8 . ... nascetur ridiculus mus. Es kreißen die Berge, geboren wird eine lächerliche Maus. H o r a z , Ars poetica 1 3 9 .

37

D. h.: in keiner F o r m zu gebrauchen. Vgl. W a n d e r Bd. 4 Sp. 5 5 7 .

38

Für die Zeit bis zum 2 5 . 1 0 . 1 7 7 9 (= N r . 7 6 8 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

35

(1) „Sambstag d[en] 2 3 Octobr[is]: schrieb einen halben Bogen voll an meinen Sohn [Johann] Peter [Gabriel]." ( P M 9 5 A N r . 2 0 1 7 7 9 S. 3 1 1 ; vgl. Tappert III S. 2 6 8 ) .

768. An Gotthilf

Heinrich

Ernst Mühlenberg

[Providence,

25.10.1779]

Hertzl[ich] geliebter Sohn, Dein wertes vom 6 Octobr[is] a[nni] c[urrentis]' hätte ehr beantworten sollen, wenn Eil und Gelegenheit vorhanden gewesen wären. Was die wichtige Berufs=Sache mit L[ancaster] anbetrifft, darin kan ich nichts rathen, sondern ich aquiescire darin a) wie es eine Synodal-Conferentz in Tolpeh: [Tulpehocken] nem[ine] contrad[icente] gebilliget,2 worauf man sich bei der Neuhann[over] Gemeine am meisten berufen kan. b) wenn der Hannovfer] Gemeine anderweit geholfen werden kan, nemlich, wie das Ministerium den Vorschlag mit H[errn] Gehring [Jacob Goehring] gethan. 3 c) Weil die Lanc[aster] Gemeine größer und auch in größerer Gefar ist Schaden zu leiden, d) weil Du nicht subsistiren kanst ohne ein neues Gebäude, das der Gemeine bei 5000 £ kosten und Schulden verursachen würde e) Weil Deine Costa 4 und folglich auch ihre lieben Eltern stark für Lanc[aster] geneigt sind, /¡sowie das ineinander geflochtene Rad im Ezech. Cap 1,15:/ f) Weil Du Dich beßer schikest für eine Stadt= als weitläufftige Land=Gemeinen. g) Weil du dein Alter hast und ich füglich sagen kan wie jene Eltern Joh: 9,21 Er ist alt genug: fraget ihn, laßet ihn selbst für sich reden, h) Weil ichs das vorige mal schlecht getroffen, da ich nur connivirte und schrieb: festina lente [eile mit Weile]; und es hieß, die lieben Eltern wären mit der Veränderung zufrieden und hernach es anders lautete nemlich: um des Vaters willen müßen meine Kinder aus der Stadt ins Elende etc. etc. Es muß also ja nicht heißen: Der Ausschlag soll auf meines Vaters Rath und Consent [Einverständnis] beruhen, sonst kriege ich die Schwamber [Falkner Swamp = New Hannover] und ihren ganzen Unwillen auf den Halß, sondern das ist der stärkste Grund nemlich: die Synodal-Conferentz des Ministerii findet es so nötig und billig, und das gilt mehr als mein Rath, der ich weder Praeses noch sonst etwas bin, und in Gemein=Sachen nicht zu befehlen habe. Es muß auch ja nicht heißen wie Du geschrieben: Die Lanc[asterer] bieten so viel £, sonst werden die

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21.10./25.10.1779

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Berufe Venduemäßig, nach dem Meistbietenden] zur Verachtung des Evengelii und Spott des Amtes. Ich wünschte der Wechsel mit Lanc[aster] wäre im Frühjare getroffen, da Dirs angeboten wurde und es Dir nicht gefiel. Denn es wird nun freilich ungemeine Schwierigkeiten setzen a) die Sw[amber] werden vermutlich erbittert und sagen: bezalet uns die Fracht für eure Sachen aus der Stadt herauf zu bringen: gebet uns die Fracht zurük, die Ihr schon voraus empfangen. Laßet das Heu und Omet 5 zurük, es gehört zum Platz und Gemeine b) der Winter ist vor der Tür, die Ehe=Gattin in solchen Umständen, daß das Reisen gantz beschwerlich und gefärlich seyn kan, und ihr habt so viel Gerümpel und zerbrechlichen Hausrath, welches das Reisen auch schwer machen wird. Vielleicht fält es auch so aus, daß die Sweden H[errn] Gehring nicht gleichen 6 und sagen: Wir wollen mit dem Ministerio nichts mehr zu schaffen haben und uns selber helfen, weil es nie an Vagabunden fehlen wird, die gern succediren- und mit Schein der Warheit sagen: die so genanten vereinigten Prediger werden der Infanti Eccles[iae] colligendae [jungen zu sammelnde Kirche] zu luker [locker] und zu teuer, wollen Palläste haben und können nicht salar[ium] genug kriegen, begeben sich lieber in weltliche Bedienungen, wollen lieber die Schätze Egyptens haben als mit dem armen Bundes Volke Schmach leiden etc. etc. 7 Wenn mich die Swamber nun anlaufen, und um Rath fragen, so kan ich ihnen weiter nichts antworten als dieses: „ich kan in der Sache nichts rathen noch helfen, wie es die Synodal=Conferentz oder das Ministerium beschließet, so muß ichs gelten lassen. Komt ein ander ordentlicher Prediger vom Ministerio zu euch und ihr habt meines Raths und Beistandes nötig, so will ich gern das wenige thun, was in meinem geringen Vermögen möglich sein wird." Ultra posse nemo obligatur. 8 Sollte sich die Hannov[er] Gemeine bei dieser teuren Zeit in einen Bau verwikeln, und 5000 £ Schulden machen, so hätte sie järlich 300 £ Interessen [Zinsen] zu bezalen, könte das nicht aufbringen, geschweige denn einen Pentz [Pence] zum Prediger geben. Müßen also lieber Herrnhuter zu Predigern nemen, welche für die bloße Kost dienen, oder wie die Mennonisten und Tunker thun, welche ein und andere alte beredtsame Leute aus ihrem Mittel wälen, die in ihren Versamlungen predigen und den Gottes=Dienst ohne große Kosten unterhalten. 9 Ich bin mit dem Schluß der Synodal-Conferentz sehr wohl zufrieden und wünsche, daß die Lanc[aster] Gemeine nach Gottes Willen wohl versorgt werden möchte, denn sie ist, nächst der [von] Philadelphia] die gröste im ganzen Lande, ohne Schulden, und vermögend einen Seelsorger der Fleiß und Treue beweiset zu unterhalten, quantum sufficit wie der Arzt sagt, nicht quantum habere vult. 10 So, daß ein Prediger daselbst nicht nötig hat sich in Händel der Narung zu flechten, einem Quaksalber abzugeben, oder das Ergon mit dem Parergon 11 zu verwechseln, sondern alle seine Zeit, Kräffte und Fleiß zur weitern Einsicht in der Exegesi, Dogmatic, Moral, Kirchen Historie etc. zum Unterricht der Jugend, erbaulichen Predigen, Catechisieren, Haus= und Kranken Besuch anwenden kan und soll, und mit einem exemplarischen Wandel vorzu leuchten, verpflichtet ist. Unsere verdorbene Natur ist gar zu geneigt von der Hauptsache nach und nach unvermerkt auf Nebensachen zu verfallen. Ein paar Älteste von der Lanc[aster]

260

Die Briefe des Jahres 1779

G e m e i n e k o n t e n m i r in P h i l a d e l p h i a ] e r z ä l e n , w i e a u f m e r k s a m sie i n n e r h a l b 1 0 J a r e n ihres L e h r e r s P r e d i g t e n b e o b a c h t e t , n e m l i c h w e n n er O r a t i o n u n d M e d i tation zuvor

dazu angewandt,

oder

es n u r e x t e m p o r e

geflohen.

Und

in

P h i l d a d j e l p h i a ] s a g t e m i r ein junges rafinirtes G e m e i n = G l i e d : der junge H [ e r r ] P f [ a ] r r [ e r ] M [ ü h l e n ] b [ e r g ] k ö n t e in einer h a l b e n Stunde eine P r e d i g t c o m p o n i r e n , a l s o blieben viele S t u n d e n i n n e r h a l b 6 T a g e n übrig. C u i b o n o ? H a s c e o b s e r vationes

supra

quaesoque12

allatas non

in m a l a m ,

seda

bonam

partem

accipias

rogo

Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io]r13

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 24 S. 3-5; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27. 1 2 3 4 5 6 7 8

9

10 11 12

13

PM 95 A Nr. 20 1779 S. 312-318

und AFrSt IV

= Nr. 763. Zum Synodalprotokoll vgl. Nr. 763 Anm. 1. In New Hanover eine Probepredigt zu halten; vgl. das Synodalprotokoll unter Punkt 8. Dt. Rippe, scherzhaft für Ehefrau; vgl. 1 Mos 2,21f. = Grummet, das zweite Heu. von to like = daß Herr Goering den Schweden nicht angenehm ist. Vgl. Hebr 11,26. Über sein Vermögen hinaus ist niemand (etwas zu leisten) verpflichtet. Vgl. die Digesten des Corpus iuris 50, 17, 185. Die genannten Konfessionen und Sekten glaubten an das allgemeine Priestertum und lehnten den besonders ausgebildeten Klerus ab. Soviel wie genügt, nicht soviel wie er haben will. Gmeint: Die Nebensache mit der Hauptsache verwechseln. Wem zum Vorteil? Ich bitte Dich inständig, du möchtest diese oben gemeldeten Beabachtungen nicht übel, sondern wohl aufnehmen. Für die Zeit bis zum 1.11.1779 (= Nr. 769) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 26 October. schrieb einen Bogen voll für den armen Abrah[am] Lauk [Schmid in Providence] an seine Freunde in Tolpehaken und Lebanon ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 318; vgl. AFrSt IV H 24 S. 5; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 268). (2) „Mittwoch d[en] 27. Octobr[is]: schrieb einen halben Bogen voll zur Antwort auf H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzes Angeehrtes vom 7 Oktob[er] a[nni] c[urrentis]. ... Er [Johann Daniel Lehmann] brachte mir einen Brief von meinem Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] aus Neuhannover, worin er meldet, daß seine Frau [Maria Catharina] gestern frühe ... mit einer gesunden Tochter [Susanna Eliabeth] entbunden." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 319; vgl. AFrSt IV H 24 S. 5f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27, Tappert III S. 268). (3) „Donnerstag den 28 Octobr[is]: ... Ich gab ihm [Herrn Stup] ein Schreiben von M[aste]r [Francis] Sw[aine] und 103 thfaler]; ferner auch ein Schreiben von mir an H[errn] P[astor] Schultze, ferner 3 Paar Strümpfe und den Extract wegen Abrahams [Lauk] an Mess[ieu]" Joh[ann] Georg Lauk [Verwandter in Tulpehocken] und Philip Marsteller Esq[uire] mit Memorand[um] ... Empfieng einen Brief von dem S[alvo] T[itulo] reformierten] H[errn] Prediger Samuel Dubendorf ... datiert Lycans Valley [Lykens Valley, Upper Paxton Township, Dauphin County] d[en] 9 October 1779, enthaltend eine Bitte von der Witwe Anna Philippina Kleynin, die gern ihren Sohn Gottlieb Kleyn von der deutschen Bataillon los hätte, wobei er sich auf 3 Jahr engagirt hat. Die Bitte solte an den Gener[al Johann Peter Gabriel] M[ühlenberg]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 3 1 9 321; vgl. AFrSt IV H 24 S. 6; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 269). - Zu Samuel Dubendorf ( 1 7 2 1 - 1 7 9 8 / 9 9 ) vgl. Glatfelter I S. 31f.

Nr. 7 6 8 / 7 6 9

25.10./1.11.1779

261

(4) „Freitag d[en] 29 Octob[er]: . . . M[aste]r [Johann Daniel] Lehmann . . . brachte einen Brief von F r i e d l i c h August Conrad] M[ühlen]b[erg], datirt gestern, worin er berichtet, daß ein neuer Schwe[ischer] Prediger für W i c a c o a angekommen und angenommen sey ... Heute empfieng einen Brief von S[alvo] T[itulo] H[errn J o h a n n Christoph] Kuntze datirt d[en] 2 0 Octob[er] a[nni]c[urrentis] in Antwort auf mein letzters. Ich schrieb einen Brief an meinen Sohn Hfeinrich] welchen H[err] Zehring ... mitnam . . . " . ( P M 9 5 A N r . 2 0 1 7 7 9 S. 3 2 1 ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 6f.; L C Abt. H IV Fach D N r . 2 7 ; Tappert III S. 2 6 9 f . ) .

769. An [Johann Christoph Kunze]

Providence, 1.11.1779

S[alvo] T[itulo] Wertgeschätzter Gemüts= und Geblüts=Freund! Ihr wertes vom 2 0 Octob[er] a[nni] cfurrentis] 1 habe richtig empfangen und danke hertzlich für Dero Bemühung, Erklärung und Unterricht. Vom S. hatte weiter nichts erhalten als was schon übersandt und sein Schiksal erhalten. Übrigens bedaure daß Ihnen Anlaß durch mein letzters 2 zur Bemühung gegeben, da sie ohne dem mit wichtigern außerordentlichen Amts=Geschäfften überhäufet sind. Meine letztern unmaßgeblichen Anmerkungen an die Geehrte Corporation 3 wurden mir einigermassen abgenötiget und hatten weiter nichts zur Absicht als das Festina lente [eile mit Weile] zu empfelen weil ich in Furcht war, als ob die Britt[ische] streitende Macht noch einmal das Übergewicht bekommen 4 oder auch in der Eil etwas Verkürtzung an der Kirchen=Ordnung und altem Charter 5 [Kirchengrundordnung] geschehen oder vorfallen dürffte. Daß mein zärtlich liebender Herr Tochtermann und einige Glieder der Corp[oration] mir gerne den R[ecto]r Namen in neuen Ch[arter] /:in Hofnung dadurch einige Gemüter zu besänfftigen: / wieder auf gebürdet hätten, vernam aus Dero Werten Zuschrifft. 6 Ich habe aber dazu meines Wißens weder directe oder indirecte Anlaß gegeben, sondern bin immer in Hofnung geblieben, daß es nicht nötig seyn und res integra [unveränderte Angelegenheit], wie es am 14 April ac einmütig beschloßen und vor der Gemeine publicirt, 7 verbleiben solte; und wäre mir daher lieb und tröstlich wenn meiner im neuen Charter nicht mehr gedacht würde. Was meine Söhne betrifft, so haben sie ihre vornemste Erziehung in den gesegneten Waisen=Anstalten gehabt, 8 wo es an gesunder Lehre und vorleuchtenden Wandel nicht feiet. Hier sind sie nachher wenig oder nichts unter meinen Augen gewesen, sondern frühzeitig mit ins Joch gespant worden. So viel meine Schwachheit erlaubt, habe ich sie mündlich und schrifftlich ermanet, welches aber nicht weit reichet, wenn Kinder majorenn [volljährig] sind, und des Vaters Rath nur insoweit gilt, als er mit ihrem Gutdünken über ein stimmet. Ich habe an meinem Geringen Teil immer dafür gehalten, man solte nach den hiesigen Umständen in der Ecclesia adhuc colligenda [allhier noch zu sammelnde Kirche] sich knap behelfen, und lieber mit dem, ob noch so verwilderten Bundes=Volke Schmach leiden als die Schätze Egptens verlangen, 9 weil der Herr des Weinberges seinen treuen Arbeitern am Feierabend unendlich beßern Gnadenion als die so genante große Welt ihren Bedienten gibt. 10 Es war mein Rath ne quaeratis esse Icari. 11 Da ich aber als ein Daedalus gefangen und von

262

Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

leiblichen Mitteln entblößet, meinen Kindern nur wächserne Flügel geben kan, so findet mein Rath nur wenigen Eindruk, und wenn die Flügel schmeltzen und Fälle erfolgen, so hat der Vater die hertzbrechende Betrübniß nach zu sehen, wo nicht eine ausnehmende Hülfe aus Gnade und Barmhertzigkeit von Oben dar zu komt und Rettung verschaffet. Meinem zärtlich liebenden Herrn Tochter=M[ann] und ehemaligen Collegen einen Wink anders wohin zu geben, ist mir noch nicht rathsam weil ich schon mehrmal in Verdacht gewesen, als wolte ich Sie mit List weg practiciren, und ich auch als ein Mann bei meinem Worte stehen muß. Denn als ich das letztere mal zum Besuch in Philadelphia] war, hatte 2mal Besuch von einer Anzal Gliedern, welche unter Bedingung mich zu unter halten, foderten, daß ich Sie nicht weg practiciren wolte, welches ihnen gelobte und versprechen konte, weil solches nie mein Sinn gewesen, wie es aus gesprenget war. Ein anders wäre, wenn 2 Drittel von der Gemeine sagten, daß Sie gehen solten oder möchten, und so würde der Herr des Weinberges Sie nicht müßig stehen laßen, sondern Ihnen selber einen Wink durch Mittels* Personen geben ohne mich, solte es auch bis nach Eben Ezer etc. sein, wenn Er Seine Tenne daselbst gefeget hat, 1 2 und noch was übrig bleibt von der Tochter Zion 1 3 etc. Übrigens empfele hertzlich geliebten Tochtermann, Tochter und beide zarte Enkelgens 14 der Höchsten Hirten Treue und Pflege unsers über alles Hochgelobten Gottes und den Gnadenreichen Einflüßen Seines heil[igen] Geistes und verbleibe Dero Providence d[en] 1 Novemb[er] 1779

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] d[er] alte 15

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 24 S. 8-10; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27. 1 2 3 4

s 6 7 8

9 10 11 12 13 14

15

PM 95 A Nr. 20 1779

S. 324-328

und AFrSt

IV

Nicht erhalten; vgl. Nr. 7 6 8 Anm. 13(4). Nicht erhalten. = Nr. 7 5 7 ; vgl. auch Nr. 7 5 6 . Vgl. Nr. 7 5 6 ; zu konkreten Befürchtungen die Tagebucheintragung zum 3 . 9 . 1 7 7 9 in Tappert III S. 2 5 9 f . = Bd. III Nr. 3 4 5 . = Nr. 7 5 6 . Vgl. Nr. 7 4 7 . Von 1 7 6 3 bis 1 7 7 0 befanden sich Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst zur Ausbildung in den Halleschen Anstalten, Johann Peter Gabriel wurde bei einem Lübecker Drogisten in die Lehre gegeben, von w o er weglief; vgl. Bd. III und IV passim. Vgl. Hebr 1 1 , 2 6 . Vgl. M t 2 0 , 1 - 1 6 . ... daß ihr nicht danach trachtet, ein Ikarus zu sein. Vgl. Mt 3 , 1 2 ; Lk 3 , 1 7 . Vgl. Jes 1,8. Catharine Eliza Kunze (geb. 4 . 1 0 . 1 7 7 6 ; vgl. The Weiser Family S. 1 8 9 ) und Anna Christiana (geb. 3 0 . 8 . 1 7 7 9 ; vgl. Nr. 7 5 7 Anm. 3 0 ( 2 ) sowie Nr. 7 5 9 ) . Für die Zeit bis zum 8 . 1 1 . 1 7 7 9 (= Nr. 7 7 0 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

Nr. 7 6 9 / 7 7 0

1.11./8.11.1779

263

(1) „Mitwoch d[en] 3 Novembr[isj: ... Empfieng ein Antworts Schreiben vom gel[iebten] H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug aus Friedrichstown [Frederick, Maryland] datirt d[en] 18 Octob[er] a[nni] c[urrentis]. Worin er a) mich tröstet wegen Verlust des Gehörs b) berichtet daß am 25 Maii a. c. sein Söhnlein, von 2 Jar 9 Monat alt, an den Purgeln verschieden, und Gott der Herr ihnen am 23 Aug[ust] a. c. ein Töchterlein verliehen c) daß die gnädigste Fürsehung Gottes bei der Teuerung bisher durch geholfen und sie mit Wenigem vergnügt gewesen, d) das äusere der Gemeine betreffend, so habe sichs viel gebeßert inner halb den 8 Jaren seines Daseyns, maßen sie 2 schöne Glocken angeschafft welche 112 £ und mehr gekostet, eine Orgel für 400 £, die alte Schuld von 100 £ abgelegt und eine schöne Anzal Männer* und Weiber Sitze in der Kirche machen laßen, e) das innere Krafft=Wesen im Christentum betreffend, damit stehe es noch schlecht. /:dis ist ja wol die betrübende Klage im Gantzen so wol als deßen Teilen:/, f) seit seiner harten Krankheit vor 2 Jaren sey er keinen Sontag in andere Gemeinen, sondern in Friedrichs Stadt gewesen, g) er predige dis Jar über die Heils=Ordnung in 9 kurtzen Sätzen, wiederhole Nachmittags die Predigt und halte Kinderlehre, h) mit dem Reformierten Herrn Pf[a]rr[er Friedrich Ludwig] Henop [vgl. Nr. 977] lebe er die gantze Zeit in Christlich=Brüderlicher Freundschafft welches ihm tröstlich sey. i) die Englischen haben jetzo gar keinen Prediger, des wegen er bis her auch einige erwachsene Negroes getaufft, die zum Teil eine schöne Erkentnis gehabt und auch ein gut Zeugnis von ihren Meistern bekommen haben, welches ihm sehr erfreuet. Er hoffe auch, daß der aus gestreuete Saame mit der Zeit werde Frucht bringen." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 3 2 9 - 3 3 1 ; vgl. AFrSt IV H 24 S. 1 0 - 1 2 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 270f.). (2) „Donnerstag d[en] 4 Novemb[er]: ... Ein Schreiben von der Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin mit etwas Zuker und Chacolade dat[iert] d[en] 1 Nov[ember]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 332; vgl. AFrSt IV H 24 S. 12; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 271).

770.

Gotthilf Heinrich

Ernst Mühlenberg

an Heinrich Melchior Mühlenberg [New Hanover,] 8.11.1779

Z[ärtlich] g[eliebter] P[apa] Da jetzt eben eine Gelegenheit ist, so berichte Ihnen, wie es gestern abgelaufen. 1) H[err] Gehring [Jacob Goering] hat hier cum Applausu gepredigt. 2) ich trug die Umstände höflich vor und bat sie aus Brüderlicher Liebe mich nach Lancaster gehen zu laßen. 1 Allein es half nichts. Ich muste beißende Reden und hefftige Drohungen hören - so wie es sonst gehet - Endlich sagte ich, wenn sie es positive nicht haben wolten, so läge der Schaden von Lancaster auf ihnen, ich wolte bleiben, allein unter folgenden Bedingungen: 1) ich wolte einen ordentlichen Beruf. 2) ich müsse wie H[err Johann Ludwig] Voigt £ 30 die 100 Büschel [bushel] Weitzen oder den Wert davon haben. 3) die gewönliche Accidentien [Nebenleistungen] nach eben der Proportion. 4) sie müsten den Hausbau fortsetzen - . Der Kirchenrat bewilligte alles, und ich trug es der gantzen Gemeine vor, sie bewilligten alles nemine contr[adicente = einstimmig] ob ich sie gleich dringend bat mich für die Lanc[asterer] los zu geben. H[er]r Gehring ist wieder heim, und ich habe mich schrifftlich und aufs höflichste bei den Lanc [asterern] entschuldiget. Ich mochte es machen wie ich wolte, so werde ich dafür leiden. Aber Lanc[aster] Nachrede ist weit, und ich glaube, bei so harten Wiedersprechen konte ich nicht gehen. H[err] Gehring wolte auch nicht kommen wenn nicht alles vollkommen zu frieden wäre. So bleib ich hier und meine Leute im Haus sind sehr vergnügt dabei.

264

Die Briefe des Jahres 1779

Ich erwarte Sie nun bald besuchen und nähere Umstände mittheilen zu können. Unterdeßen verharre ich mit kindlicher Liebe und Empfelung an Mama [Anna Maria Mühlenberg] etc. d[en] 8 Nov[ember] 79 Abends.

[Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg]

Solte Fr[ie]d[rich August Conrad] nicht nach Lanc[aster]? 2

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 1779 S. 336f. und AFrSt IV H 24 S. 14; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27. 1 2

Vgl. Nr. 768 mit Anm. 3. Friedrich August Conrad Mühlenberg hatte im Frühjahr 1779 das Predigtamt aufgegeben und sich der Politik zugewandt; vgl. Nr. 767. Für die Zeit bis zum 25.11.1779 (= Nr. 771) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 10 Novembr[is]: ... Schrieb an die Margr[etha Henrietta] Kuntzin zur Antwort auf ihres vom 1. N o v e m b e r ] . " (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 338; vgl. AFrSt IV H 24 S. 15; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S 272). (2) „Freitag d[en] 12 Novemb[er]: schrieb einige Zeilen an Gen[eral Johann] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] und legte den Brief von H[errn] Pf[a]rr[er Samuel] Dubendorf wegen der Witwe Kleinin ihren Sohn bei ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 339; vgl. Tappert III S. 272). (3) „Sambstag d[en] 13 November]: schrieb Briefe nach Philadelphia ...". (AFrSt IV H 24 S. 15; LC Abt H IV Fach D Nr. 27; vgl. Tappert III S. 272). (4) „Sontag d[en] 14 Novembr[is]: Abends schikte mein Sohn Friedlich] die Zeitung und schrieb folgende Zeilen: I am again unanimously chosen a Delegate, but should have been left out like two of my Colle[a]gues, but a Junta in the Assembly was afraid if they put me out, they would lose the German Interest, which perhaps will be the Occasion of my Resignation. Ffriedrich] M[ühlenberg]." [Ich bin wieder einstimmig zum Delegierten gewählt worden, doch hätte ich eigentlich wie zwei meiner Kollegen übersprungen werden sollen, aber eine Fraktion im Abgeordnetenhaus befürchtete, daß, wenn sie mich nicht berücksichtigten, sie die Stimmen der Deutschen verlieren würden, was mir vielleicht Gelegenheit gibt zurückzutreten.] (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 340; vgl. AFrSt IV H 24 S. 15; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 272). (5) „Dienstag d[en] 23 Novembr[isj: ... M[aste]r [Friedrich] Hessert nam ein paar Zeilen von mir mit an die Frau Kuntzin ...". (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 353; vgl. AFrSt IV H 24 S. 20; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 274). (6) „Donnerstag d/en] 25 Nopembr[is]: ... Am Abend kam M[aste]r Hessert zurück von Philadelphia] und brachte von unsrer Tochter Margreth einen Brief datirt d[en] 17 Nov[ember] und ein Päckchen ... Der H[err] Rector [Johann Christoph] Kuntze sandte auch einen Brief mit 550 £ Papier Geld zum Present von der Corporation datirt d[en] 24 Nov[ember] a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 20 1779 S. 354; vgl. AFrSt IV H 24 S. 21; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 275).

771. An die Michaelis- und Zionskorporation

und Gemeinde

in

Providence,

Philadelphia 25.11.1779

Providence d[en] 25 Novemb[er] 1779: Wohlachtbare Corporation und geliebte Ihr alter abgelebter Seelsorger und Diener Gemeine: Heinrich [Melchior] Mühlenberg,

Nr. 7 7 0 / 7 7 1 / 7 7 2

265

8.11./25.11./26.11.1779

war um diese Zeit etwas bekümmert, wie er und seine kränckliche Frau [Anna Maria] mit notdürfftiger Winter Kleidung versehen werden möchten, weil es so weit gekommen, daß man für einen Papier Thaler kaum so viel kaufen kan, als man sonst für Pentze [pence] bekam. Und da ich weder Silber noch Papier Geld in Vorrath hatte, so bat ich Gott den himlischen Vater um die notdürfftige Versorgung durch Mittels Personen, weil Er ja keinen Sperling ohne Versorgung auf die Erde fallen läßet. 1 Und siehe! Er hat das Hertz der Ehrsamen Corporation bewogen, daß sie mir durch ihren Werten Treasurer [Schatzmeister] Herrn [Michael] S[c]hubart ein Present von 550 £ jetzt laufenden Papier Geldes zu senden beliebet, 2 womit ich meine Notdurfft bestreiten kan. So unwürdig ich mich schätze der geringste Diener des Majestaetischen Welt=Heilandes gewesen zu seyn, so bin doch versichert, Er werde nach seiner gnädigsten Verheißung auch diese ausnemende Liebes=Wohltat dem Ehrsamen Kirchenrath und der lieben Gemeine am Tage seiner herrlichen Erscheinung vor der Menge vieler tausend Engel zum Credit und Segen anrechnen und huldreich sagen: Ich bin naket gewesen und Ihr habt mich bekleidet: Ich bin krank gewesen und Ihr habt mich besucht: Wahrlich, was Ihr gethan habt einem meiner Geringsten [Brüder], das habt Ihr mir selber gethan. 3 Ich werde auch nicht ermangeln eine solche besondere Liebes=Probe bei meinen bekanten Glaubens=Genoßen in Europa, Asia und America zu rümen und zu zeigen wie sich die Philadelphische Gemeine gegen ihren abgearbeiteten und abgelebten Seelsorger verhalte, zum Nachamungs würdigen Muster. Der Friede Gottes verbreite sich in Ihrer aller Hertzen und Sinnen und beware Sie in Christo Jesu zum ewigen Leben! 4 so wünschet und flehet H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 26.11.1779 im Tagebuch S. 354-356 und AFrSt IV H 24 S. 21f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27. 1 2

3 4

PM 95 A Nr. 20

1779

Vgl. Mt 10,29; Lk 12,6. Zum Empfang vgl. Nr. 770 Anm. 2(5); zum Vorgang ausführlicher Nr. 772 und die Tagebucheintragung zum 2 5 . 1 1 . 1 7 7 9 (Tappert III S. 275). Vgl. Mt 25,36,40. Vgl. Phil 4,7.

772. An [Johann Christoph Kunze]

[Providence,

26.11.1779]

S[alvo] T[itulo] Teurester H[err] Rector, Geben ist seliger denn nemen. 1 Das unerwartete, unverdiente und benötigte Present von der gesamten Wohlachtbaren Corporation unter Dero Vorsitz, ist mir gestern Abend durch M[aste]r [Friedrich] Hessert richtig übergeben worden. 2 Ich muß die Haupt-Ursache davon der gütigst und gnädigsten Fürsehung Gottes zuschreiben die sich aufs Gantze ihrer Werke erstreket und auch aufs kleinste und geringste derselben Teile herab läßet Ps: 145,9 Der Herr handelt

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

mittelbar mit uns, hat aller Menschen Hertzen in seiner Hand hat auch in dieser Sache die Hertzen des Ehrsamen Kirchen=Collegii gelenket. 3 Wohlgedacht dieselben würden aber schwerlich mein Ratzel errathen haben, wenn sie nicht mit meinem Kalbe gepflügt hätten. 4 Mein Costa [lat. Rippe = Ehefrau] hatte mich verrathen und ohne meinen Willen bei einem alten venerablen Freunde [Johann Heinrich Keppele] eine Frage gethan, deren Erfüllung ich unmöglich hielt, und es ihr aus zu reden suchte aber vergeblich weil hysterische Krankheiten 5 solche deliria circa certum obiectum [Wunschvorstellungen über gewisse Gegenstände] zu verursachen pflegen, die gesunde Leute mit mitleidiger Gedult übersehen müßen. Ich war noch nicht so mistrauisch gegen Gottes Vorsorge, weil das Gebet: Aller Augen warten auf dich Herr etc. 6 und der Spruch: der uns seinen einzigen Sohn gegeben, wie solte Er uns nicht das Geringere mit ihm schenken, 7 noch in Reserve hatte. Und ich bot ihr auch anstatt des verlangten harten Geldes harte Waare an, welche man im äusersten Nothfall hätte vertauschen können für etwas Brodtkorn, Winterkleider und Schue etc. nemlich einen altmodigen Stuben Ofen mit 4 Platten, ein Flinte mit Bayonet, eine alte große Sakur [Taschenuhr], die wol 3 bis 4 Unzen Silber in der Peripherie enthält, Silberne Schue und Knieschnallen, Spiegel, ein paar zinnerne große Schüsseln und einen kleinen kupfernen destillir Keßel, weil man nun für das jetzt laufende Papier Geld fast nichts mehr kriegen kan. Wir hatten auch noch eine alte Bettlade, dafür hat uns die M a g t einen M o n a t länger gedienet. So willig ich war alle bemeldte harte Waare erst zu verleugnen, so unvermutet haben mir Dero liebreiche Presente einen Strich durch meine großmütige Entschließung gemacht, da ich mich nun schämen muß und nicht weiß wie ich dankbar genug seyn, was ich zur schuldigen Dankbarkeit sagen oder thun soll? Ich würde mit Worten und Thaten am allerschlechtesten abkommen wenn nicht der huldreichste Welt Heiland auf sich genommen und gnädigst verheißen, daß Er nicht einmal einen kalten Trunk Waßer, der um seines Namens willens gereicht wird unbelont lasen will, 8 wie viel mehr gelten bei ihm nach Proportion größere Wohltaten. Auf die gewiße Erfüllung seiner Verheißung verlaße ich mich und bitte darum. Meine Frau läßet sich hertzlich bedanken für ihre und der Salley [Catharina Salome Mühlenberg] empfangene Presente; wünschen im Stande zu seyn, daß sie es einen Weg oder andern vergüten könten. Als ich meinen Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] das erste mal nach der Conferentz in Tolpeh: [Tulpehocken] 9 zu sprechen bekam, berief ich nich auf Dero Anmerkung in einem vorhergehenden Briefe, und gab ihm einen Verweiß, daß er auf der Conferentz etwas von der Philad[elphischen] Streitsache 1 0 in Abwesenheit seines H[errn] Schwagers [Johann Christoph Kunze] berürt, weil Sie sich doch in Philadelphia durch Vermittelung des H[errn] Pfastor Justus Heinrich Christian] Helmuths verglichen. Er gab zur Antwort: Herr Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz habe ihn auf gefordert, sagende, Er hätte einen Brief von H[errn] R[ector] Kuntze empfangen worin er seinen Schwager [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] verklagt, und Hfeinrich] wäre also verpflichtet gewesen auf des H[errn] Praesidis Fragen zu antworten und sich zu erklären. Ich konte also, weil nicht selber dabei gewesen, weiter nichts thun, als nur bedauren

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daß Lehrer, Seelsorger, Christen, Collegen, Schwäger, Brüder, Glieder eines Hauptes etc. 11 ihre Fehler gegen einander nicht selber erklären, aufmachen und nach dem ausdrüklichen Befehl ihres Meisters nicht sieben mal, sondern mehr mal verzeihen können und wollen. 12 Wenn mein Sohn meinen Sinn, und so viel von betrübten Streitsachen innerhalb 38 Jaren in diesem Lande erfaren hätte, so wäre er schon längst ehe er aus der Stadt zog, Ihnen entgegen gegangen und hätte gesagt: Verzeihen Sie mir worin ich gefeiet habe, wenn es auch 70mal 7 mal gewesen, es ist mir le[id.] Ich weiß ihre Hertzen würden beiderseits geschmoltzen seyn, wie es einst zwischen den Vätern Abt [Joachim Justus] Breithaupt und Professor [August Hermann] Francken ergieng. 13 Verzeihen Sie mir diese Anmerkung und erlauben, daß verharre Dero zur Liebe verbundener] Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 26.11.1779 im Tagebuch PM 95 A Nr. 20 S. 357-362 und gekürzt in AFrSt IV H 24 S. 22-24; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27.

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I

Apg 20,35.

z

Vgl. Nr. 7 7 0 Anm. 2(5). Vgl. Ps 33,15. Vgl. Ri 1 4 , 1 0 - 1 8 . Mühlenbergs Frau litt unter epileptischen Anfällen; im 18. Jahrhundert auch als passio histérica („Mutterkrankheit") geläufig. Ps 145,15. Vgl. Rom 8,32. Vgl. M t 10,42. Am 4. und 5. Oktober 1779; zum Synodalprotokoll vgl. Nr. 7 6 3 Anm. 1. Vgl. dazu im Zusammenhang Nr. 7 3 5 - 7 4 3 ; Nr. 747; Nr. 748; Nr. 757. Vgl. Eph 4,15f.; Kol 1,18. Vgl. M t 18,21f. Joachim Justus Breithaupt ( 1 6 5 8 - 1 7 3 2 ) , prominenter Vertreter des Halleschen Pietismus; vgl. Bd. I Nr. 15 Anm. 12. Z u m Vorfall vgl. ausführlich Mühlenbergs Tagebucheintragung zum 3 1 . 1 0 . 1 7 7 4 (Tappert II S. 598).

3 4 5

6 7 8 9 10 II 12 13

773. An [Gottlieb Anastasius Freylinghausen und Johann Ludwig Schulze] Providence, 27.11./25.12.1779 Neuprovidentz d[en] 27. Novfember] 1779. Hochwürdige Herren Directores, Hochzuverehrende Väter in Gott! Ew[er] Ew[er] Hochw[ürden] Hochw[ürden] geruhen daß ich versuche durch einen weiten Umweg einige Nachricht zusenden. Das Postgeld wird wol außerordentlich hoch kommen. Vielleicht fügt es Gottes Vorsehung so, daß durch seiner liebreichen Kinder Scherflein und Gaben, das Porto erleichtert werden möchte, bis sich eine nähere Öfnung findet. 1) Das letztere Paket von Ew: Hochw: war

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datirt den 2 9 Aug[ust] 1778, welches ich empfieng den 9 Febr[uar] 1779 von S[alvo] T[itulo] H[errn Friedrich Wilhelm] Pasche via Neuyork. 1 Im bemeldten Februar war Georgia schon bei 3 Monate her im Besitz von den Nachkommen der Angelsachen, und die Communication bei Land und Waßer abgeschnitten. Folglich konte ich die neue Vollmacht 2 nicht üben. Ich schrieb aber doch gleich nach Empfang derselben a) an die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorst und legte das pro Memor[ia] wegen ihrer Schwägerin [Maria Hoppe] in Daber, bei, 3 b) an die Ältesten und Vorsteher in Eb[en] ez[er] was nötig erachtete 4 c) recommendirte beides an unsern Mitbruder, Pf[a]rr[er] Christian Streit in Charlest[on] Süd Carolina, wo möglich, zur Bestellung. Bekam aber nicht eher Antwort von H[errn] Streit bis heute den 17 ten Novemb[er] 5 Inzwischen vernam aus den Zeitungen, daß die Britt[ische] Krieges=Macht am 2 und 3 Januar: a[nni] c[urrentis] von Savanna[h] aus bei Land nach Eb[en] ez[er] marschirt, unter weges alles Vieh etc. etc. etc. zur Beute gemacht und Eb[en] Ez[er] in Besitz genommen. Da hat vermutlich die Fr[au] Witwe Rabenhorst den Verlust ihrer Güter erfaren und ein tödlich Schreken empfunden, wie hernach aus H[errn] Streits Briefe mit mehrern zu ersehen, nemlich daß sie verschieden sey. 2) In einem Briefe vom S[alvo] T[itulo] H[errn] Pasche, dadirt im May 1776, 6 und einem Schreiben unsers S. T. H. Inspektor Sebastian Andreas] Fabricii vom Mertz 1778, 7 welche auf der Synodal-Conferentz zu Neuhannover im Octob[er] 1778 unter den altern Predigern auf gewiesen wurden, war vermeldet, daß der erhabene Wohltäter, H[err Sigismund] Streit entschlafen, und die Interessen [Zinsen] seines Legats nun denen von Halle hieher gesandten Predigern angedeihen solten. Ich hatte aus dem Hochgr[ä]f[lichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundo 281 £ curr[ency = Währung] des hiesigen Papier Geldes auf ein Plätzgen in Neuprovidence gelegt / :die Ursachen davon sind in meinem Journal gemeldet:/8 fand aber hernach, daß bemeldter Teil vom Capital nicht so gar sicher auf dem Plätzgen stehen dürffte, weil die jetzige Krieges=Flamme etc. verschiedene mal nahe war, die Gebäude in die Asche zuverwandeln, und außerdem auch solche Plätzgens Ihren Werth leicht verlieren, wenn sie nicht in Bau und Beßerung erhalten werden. 3) Die drükende Noth in der jetzigen Teurung unter uns armen Predigern, die Unsicherheit des Eigentums etc. etc. bewogen mich vor zu schlagen, ob nicht die 2 8 1 £ curr: in 12 Teile ausgetheilt und von Hochwürdigen Herren Directoren daheim von den Streit Legats Interessen ersetzt werden dürfften? Die Competenten billigten den Vorschlag, nemlich, der alte [Heinrich Melchior] Mühlberg seine 2 Söhne [Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst], 2 Herren [Johann Nicolaus und Johann Wilhelm] Kurtze, [Johann Ludwig] Voigt, [Johann Andreas] Krug, [Justus Heinrich Christian] Helmuth, [Johann Friedrich] Schmid[t], [Christoph Emanuel] Schultze, [Johann Christoph] Kuntze und die Fr[au] Witwe [Maria Dorothea] Schaumin. Zu Ausgange des 1778 Jares empfieng ein jeder 22 £ 10 sh[illing] curr: laut Ihrer eigenhändigen Quitungen, welches machte 2 7 0 £ curr: das Pfund zu 4 R[eichs]th[a]l[er] gerechnet. Die übrigen 11 £ lies ich dem alten kranken Mitarbeiter H[errn] Friderici [Johannes Andreas Friderichs] zu kommen. Also war die Summe des hier aus gelegten Teils

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vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundo 281 £ curr: welche Hochwürdige Herren Directores und Väter von den Interessen des S[alvo] T[itulo] Streits Legat gütigst zu ersetzen und in Versicherung zu halten geruhen werden. So ist mir wenigstens ein Steingen vom Hertzen gewältzet, und wäre mir erwünscht, wenn auch das Übrige vom Legat noch bei meiner Lebzeit heim gelangen könte. Die hiesig erzogene und fabricirte Catecheten und jungen Prediger können sich meistenteils beßer im Leiblichen forthelfen, als die noch übrigen von Halle gesandten meist abgematteten Arbeiter; und auch diese arten sich nicht so leicht aus, so lange Sie noch unter der Hochwürdigen Väter Aufsicht, Direction und Pflege stehen und etwas Unterstützung von daheim zu gewarten haben. Ich bin von Anfange bis hieher im Verdacht wegen des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legats. Anfangs war ein Gerüchte ausgesprengt, als ob das Legat zur Mildrung der Schulden an der Zions Kirche geschenkt wäre. Ohnerachtet ich alle dazu gehörigen Documenta, Instructionen zum Mandatariat etc. im Kirchen=Rath und auch Synodal Conferentzen auf wies und vorlegte; so blieb doch immer bei etlichen der Argwon ob es nicht vielleicht an das unzeitige deutsche Seminarium etc. etc. gehöre, und entweder die Corporation, oder die Trustees [Treuhänder] des Seminarii, oder die deutsche Gesellschafft, oder sonst jemand hier in Loco [vor Ort] darüber zu disponiren haben solte? Was nun noch hier von dem Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundo stehet, sind a) 960 £ curr: bei der Michaelis* und Zions Corporation und b) 289 £ 11 sh[illing] 8 d[ = pence] curr: auf 4 Hausplätzen in Philadelphia: Summa 1249 £ 11 sh: 8 d Curr:. Von der Barrenhiller Kirche ist für die Zeit nichts zugewarten, weil beiderseits Krieges=Parteien den Bau Wechsels weise zur Batterie, P f e r d e s t a l l etc. gebraucht und den Greuel der Verwüstung geübt. Es wurde Hofnung gemacht, als ob der Schade aus der Landes=Cassa ersetzt werden solte. Es gibt aber der Schadens und Brüche in der Rechnung so viel, daß die Landes=Cassa in vielen Jaren nicht hinreichen wird den hunderten Teil zu ersetzen. 4) S[alvo] T[itulo] H[err] Pasche verlangten einen Empfangschein über das Hochgr[ä]fl[iche] S[olms-] R[ödelheimische] Legat von mir. Ich hatte zu Ausgange des 1778 Jares die Freiheit genommen eine generale Nachricht von der Oberfläche unserer Vereinigten Gemeinen in Nord=America zu schreiben und an Ew[er] Hochw[ürden] zu addreßiren, und einen oberwenten Empfangschein mit eingeschloßen. 9 H[err] P[astor] Kuntze hatte nebst seinen Briefen das Paket einem reisenden jungen Menschen mit gegeben, der durch Galliam [Frankreich] reisen und es nach Frankfurt am Mayn befördern wolte. 10 O b es zurecht gekommen, wißen wir noch nicht. Im Monat April a[nni] c[urrentis] gab Hferrn] Kuntze einem Herrn von Passern [Baron Louis von Passern] aus Hanau auf seiner Heimreise Briefe mit, und icli legte auch ein paar Zeilen an Hochw[ürden] bei. 11 Er versprach das Paket in Frankfurt bei dem H[errn] Facteur des H[alleschen] Buchladens [Johann Jacob Carl] abzugeben g[eliebts] G[ott]. Ich fand Gelegenheit einmal im Februar: a c. und das 2te mal im April a c an S[alvo] T[itulo] H[err]n Pasche zu schreiben 12 und beide mal obbemeldten Empfangschein, wie auch die Rechnung mit einzuschließen und das Nötigste zu melden,

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welches hernach mit einer Flag of Truce [Parlamentärsflagge] nach Eboracum [= Nova Eboracensis = New York] an H[errn] D[avid] Gr[im] zur weitern Bestellung befördert worden, worin ich auch den Empfang des wichtigen Pakets von Ew[er] Hochw[ürden] und S[alvo] T[itulo] H[errn] Senior [Johann August] Urlsperger d[e] d[ato] 2 9 Aug[ust] 1778 agnoscirte, und meldete in was für Lage Eb[en] Ez[er] wäre Jesa: 1,7=9. Joël 1,3,4. Exod: 6,9. 5) Der väterlich=gütige Vorschlag wegen meines Sohns Friedrichs [August Conrad] 13 kam erst hier im Februar: an, nach dem Eb[en] ez[er] schon seit dem Decemb[er] 1778 in der Schmeltze und Feuer=Probe war. Es hätte sich auch außer dem wol nicht füglich thun laßen weil er schon eine Familie von 4 unmündigen Kindern hat, der Weg zur See dahin von Capern [Kaperfahrern] schwärmet, und die 9 0 0 etc. Meilen über Land dahin fast unüberwindlich für eine Familie mit kleinen Kindern sind. Die leibliche Armut und Mangel namen so sehr bei ihm überhand, daß er im Monat Mertz a c: seinen Dienst in Neuhann[over] aufgab. Seine Schwieger=Eltern [David Schäffer und Frau] hatten verschiedene tausend Pfunde Werth durch die Britt[ischen] Krieges=Völker verloren und konten nicht wol mehr unterstützen, und ich war noch viel weniger im Stande ihm zu helfen. Er zog zu seinen Schwieger Eltern nach Philadelphia. Zuvor aber hatten seiner Schwieger=Eltern Freunde es dahin vermittelt, daß er von der hiesigen Landes=Regierung auf ein Jar zum Delegaten und Mitgliede des Synedrii oder Congress [Kontinentalen Kongreß] erwält worden, weil die Einwoner deutscher Nation darauf gedrungen, daß auch ein Deutscher, der Englisch verstünde, Assessor seyn solte. 14 Ich muste mit schwerem Hertzen nach sehen; hoffete aber er könte seinem kränklichen Schwager H[errn] Kuntze dann und wann subleviren und auch der Schwedischen Gemeine assistiren, welche Hülfe verlangte, weil ihr Herr Probst [Anders] Goeransson schon bei 12 Monaten her nicht mehr gepredigt hat; aber bei alle dem fehlte der leibliche Unterhalt. Als Delegate hätte er nun auf ein Jar lang Unterhalt wie es hies, und Anteil an der Regierung in der großen Welt /:auf dem kleinen Planeten:/ bis sich Zeit und Umstände änderten und eine Tür eröfnete, wieder in des Herrn Weinberge zu arbeiten, welcher Herr seinen Arbeitern, wenn sie treu sind, freilich am Feierabend beßern Gnaden= Lohn gibt, als die große Welt ihren Bedienten. 6) Weil die Kirchen=Schulden an der Philadelphia] Gemeine meist bezalt, das jüngere Geschlecht mit zur Regierung in die Corporation gezogen, die nicht wißen, wie sauer es den Alten geworden, die Gemeine so weit heran zu bringen, ich mein Gehör verloren und gebrechlich worden; so hatten etliche witzige [kluge] Köpfe in der Corporation bisher einen Plan formirt, mich vom RectorAmt abzusetzen und auch ein neues Charter [Kirchengrundordnung] von der Independenten [unabhängigen] Regierung zu erlangen. Ich wüste nichts von dem Plan, und es wurde mir auch kein Wink davon gegeben. Indeßen hatte ich mir vorgenommen g[eliebts] G[ott] aufs Osterfest hinunter zu reisen, mein Rector=Amt öffentlich vorm Kirchen=Rath und der Gemeine nieder zu legen, und es dem Herrn Kuntze als Vice-Rector helfen auf zu bürden, welches wol nicht ohne Eindruk, Segen und Erbauung abgegangen wäre. Die Gemeine war eben im besondern äuserlichen Flor. Die 2 Prediger [Johann Christoph Kunze

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und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] hatten vor Ostern bei 200 Personen zur Confirmation unterrichtet, im Oster=Fest bei 500 Communicanten gehabt und bei der quartal Collecte an die 400 £ gehoben. Ich berichtete, daß g[eliebts] G[ott] aufs Oster=Fest hinunter kommen und beiwonen wolte. Die Autores hatten aber so viele in der Corporation auf ihre Seite gebracht, daß ihrer 10 oder 11 Glieder waren, welche folgende Schlüße gemacht und ins Protokoll geschrieben, wo von mir erst mein Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] Nachricht gab, 15 und mein Tochter=Mann H[err] P[astor] Kuntze die Copie sandte, 16 nemlich: „Beschloßen: 1) alle vorher gemachte Schlüße wegen eines Deputy=Rectors, sollen null und nichtig seyn. 2) Weil der alte H[err] Mühlenberg ins Land gezogen, so hat er sich damit seines Amtes verlustig gemacht und ist demnach die Rector-Stelle vacant 3) und H[err] Pf[a]rr[er] Kuntze einmütig zum Rector erwält etc." Diese Schlüße blieben nicht geheim und verursachten gleich eine Bewegung unter den ältern Gemein=Gliedern. Ein actives Glied [Michael Schubart] von der Corporation wolte am folgenden Palm Sontage in der Sacristey meinen Sohn Heinrich zwingen, er solte die Schlüße vor der Gemeine in der Zions-Kirche proclamiren: Er sagte Nein, ich will meinen Vater nicht unverhörter Weise verdammen, und kein Feuer in der Gemeine dadurch anzünden etc. Der Autor antwortete: Ihr müßet es thun, weil Ihr euren Sold von der Corporation habt. Sie kamen beide in Affect, und mein Sohn sagte: wenn Ihr mir so was anmutet, so bin ich euer Prediger nicht, und Ihr möget euch nach einem andern umsehen etc. Wie ich berichtet wurde, so war H[err] Pf[a]rr[er] Kuntze mit gegen wärtig bei dieser Dissertation in der Sacristey, sagte aber nichts dar zu. Weil es denn nicht publicirt worden, so blieb die Sache in Suspenso [offen] bis das Fest vorüber. Ich schrieb an H[err]n P[astor] Kuntze und meinen Sohn, daß bei so gestalten Sachen nicht rathsam noch nützlich erachtete hinunter zu kommen. Endlich brach das Streitfeuer aus und die große Gemeine zerspaltete sich in 2 Haupt Teile und in Subdivisionen, nemlich in die Kuntzische und Mühlbergische etc. Die 2 Prediger hatten mutmaßlich nicht Erfarung und Stärke genug sich an ein ander zu halten und für einen Mann zu stehen, sondern gaben ihren Parteien und den Schürern von beiden Seiten zu viel nach. Ich setzte eine Schrifft von 2 Bogen voll auf an die 2 Prediger und gesamte Glieder der Corporation, 1 7 zeigte Ihnen, besonders den 10 Männern ihre unvorsichtige Procedour in Liebe und Ernst, und meldete unter andern, daß mein Vorsatz gewesen aufs Osterfest hinunter zu kommen und mein Rector=Amt nieder zu legen, und auch noch sey, wenn nur dadurch Friede in der Gemeine erhalten werden könte. Darauf sandte mir die Corporation einen sehr höflichen Brief 18 und ließen mich am Sambstage vor quasi modo geniti hinunter holen, da ich denn Sontags in Zion predigte und Mitwochs darauf im versammelten Kirchen=Rath, nach dem meine übereilte Absetzung im Protocoll revocirt war, das Rector-Amt niederlegte und den Herrn Kuntze übereinstimmig zum Rector wälen sähe. Ich wurde ersucht noch einen Sontag zu bleiben und den Verlauf der Gemeine zu verkündigen, welches geschähe mit solchen Ausdrüken, die zum Frieden reitzen solten. 19 N u n schiene des H[err]n Kuntzes Partei vergnügt zu seyn, aber die größere M[ühlen]b[erg] Partei nicht.

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Mein Sohn H[einrich] hatte schon eine Weile vorher geklagt, als ob er einen Anfang von der Consumption [Schwindsucht] hätte und ins Land müste um sich zu erholen, kriegte einen Ekel in der Gemeine länger zu dienen, wo sie nach seiner Denkens=Art seinen Vater so behandelt, ließ sich von den Vorstehern der vacanten Neuhannover Gemeine gewinnen, und versprach zu ihnen zu ziehen, ohmerachtet ich ihm das Festina lente [eile mit Weile] empfolen, nam, ehe ichs vermutete öffentlich Abschied in der Zions-Kirche, ließ einige ihm recht dünkende, aber nicht zum Frieden dienende Aus drüke als Beweggründe seines Abschiedes mit einfließen, 2 0 womit die brennbare Materie vollends entzündet wurde, und dem Herrn Kuntze viel N o t h machte. Denn nun hieß es: wenn der junge M[ühlen]b[erg] weg gehet, so soll der Kuntze auch fort; die Kirchen sollen zu geschloßen werden etc. etc. Sie stelleten zwar eine Gemein=Versamlung an, welche aber mehr Änlichkeit mit einem alt=polnischen Reichs=Tage als sonst was hatte und die Sache unheilbarer machte, maßen die gröste Partei, ohne mein Wißen, Rath und Willen bei der Gemein=Versamlung unter andern gestimmet: Der alte M[ühlen]b[erg] solte und müste wieder Rector seyn und herunter ziehen etc. Als es denn in der äusersten und sündlichsten Verwirrung war, so lies H[err] Kuntze mich ein paar Wochen vor Pfingsten wieder hinunter holen, 2 1 und ich konte die lodernde Flamme nicht änderst dämpfen, als daß nach der ersten Predigt mit Bedingung versprach wieder herunter zu ziehen. Blieb also 4 Wochen in der Stadt, mitler weile zog mein Sohn H[einrich] mit seiner Familie nach Neuhannov[er] und trat seinen Dienst daselbst im Pfingsfest an, welches bei Herrn Kunzes Anhängern zwar Vergnügen, aber bei den alten Gliedern und der größern Partei eine empfindliche Wunde verursachte, die bis dato noch nicht gantz geheilet ist. Um die Wunde nun einiger maßen zu hefften und zu verbinden, war kein ander Rath, als daß H[err] P[astor] Helmuth von Lancaster zum zweiten Prediger berufen werden muste. Dadurch wurde aber die große ansehnliche Gemeine in Lanc[aster] vakant und erzürnet. Sie hielten hernach sehr bei H[err]n P[astor] Schultzen an; seine Gemeinen wolten ihn aber nicht los geben. V o n da haben sie einen Beruf an meinen Sohn He[i]n[rich] in Neuhannover ergehen laßen. Die Vorsteher und Ältesten setzen sich aber hart dawieder und sagen: wir sind die erste und älteste der Vereinigten Gemeinen etc. etc. haben das nächste Recht etc. 7) Die disjärige Synodal-Versamlung ist vergangnen October: in Tolpehaken [Tulpehocken] gehalten worden. 2 2 Es sind aber nur 8 Prediger beisamen gewesen. Die unerhörte Teurung machet es unmöglich, weil die R e i s e k o s t e n unerträglich sind, und die notdürfftige Kleidung fehlt; mir war es auch nicht möglich bei zu wonen. Ich habe nun mein Journal von 1 7 7 5 bis hieher extrahirt und abgeschrieben und in 3 Bändgens hefften laßen, und allerhand Vorfälle in den Gemeinen bemerket. Könte ichs mit der Zeit mit einem Reisenden hinaus kriegen, so möchte es wol manche Begebenheiten in Zusamenhange deutlicher zeigen, wenn es einer geduldigen Durchsicht gewürdiget würde. 8) Heute 2 3 empfieng ich Antwort von unserm Mitbruder H[errn] Pf[a]rr[er Christian] Streit auf mein Schreiben wegen Eb[en]ez[er] Sein Brief ist Englisch und die Contenta [Inhalt] lauten im Deutschen: 2 4

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„Ich empfieng Ihre Briefe im April und M a y a[nni] c[urrentis] — konte sie aber nicht hinüber nach Eb[en]ez[er] senden, bis in der Mitte vom Septemb[e]r: als die Amerikanischen] Völker Eb[en]ez[er] wieder eroberten, indem die Britt[en] von Georgia in unsere Provintz eingefallen — . Die betrübten Umstände dort und hier den Sommer durch haben verhindert eine zuverläßige Nachricht von dem Zustand der Gemeinen in Eb[en] Ez[er] zu erlangen — . H[err J o h n Adam] Treutlin, gewesener Gouv[erneur] hatte sein H a a b und Gut verloren, flüchtete von daher zu uns nach Ch[arles]T[on] und berichtete mir folgendes: 1) ehe die Britt[en] einfielen, hatten die meisten Einwoner von E[ben]Ez[er] die Treue zur Indepfendence = Unabhängigkeit] geschworen. 2) so bald die Britt[en] E[ben]E[zer] in Besitz genommen, sammelte H[err] Pf[a]rr[er Christian Friedrich] Triebner dieselben, absolvirte sie, begleitete sie zum Britt[ischen] Command[eur] und lies sie dem Gr[oß]Br[ittanischen] K[önig] die Treue schwören, und nam die Kirche in E[ben]Ez[er] wieder in Besitz. Es dauerte aber nicht lange, so geriet H[err] Triebner mit etlichen Officiren in Streit, und so wurde die Kirche zum Hospital eingenommen und H[err] Triebner heraus gestoßen — . Ferner habe von einem Gefangenen, der von da hieher gebracht wurde, vernommen, daß die rechtschaffen=gottselige Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin gestorben, und der Seelen nach zur ewigen Ruhe gelanget sey, alwo sie nicht mehr von Krieg und Krieges* Geschrei etc. beunruhiget werden kan, sondern den Frieden genießet, den ihr Heiland so teuer für sie erworben — . 2 5 Sie verlangten auch zu wißen, ob die Eb[en]ez[er] Gemeine den leichtsinnigen Pf[a]rr[er Friedrich] Daser zu ihren Prediger berufen hätten? es dienet zur Antwort, daß es nicht geschehen sey. Dis ists was dismal wegen E[ben]Ez[er] Gemeine habe erfaren können. Unsere Evang[elische] Gemeine hier in Ch[arles] T[own]: ist noch einig und stehet ziemlich wohl im Äuserlichen, aber der inwendige Bau des wahren Christentums noch sehr schwach. Krieg und Krieges=Geschrei hindert. Wes das Hertz voll, des gehet der Mund über. 2 6 Die ehemals berümten leutselig und großmütigen Helden, haben bei ihrem Einfal in dieser Provintz auf 1 0 0 Meile Weges lang die Einwoner entlediget von Silber geschirr, Negroes, Vieh, Kleidung, Hausgeräth etc. etc. etc. und was sie nicht mitschleppen können, verbrandt, so daß es am Wert über eine Million sterl[ing] gerechnet wird — . Über diese Stadt Ch[arles] T[own] hat der Allmächtige Gott aus großer Barmhertzigkeit seine Hand gehalten, daß sie nicht erobert worden - Es war eine große Krieges» M a c h t von Ebor[acum = New York] hieher unterweges. Als sie aber vernommen, daß die französische] Flotte von West indien bei Georgia angekommen, ist die Britt[ische] M a c h t wieder zurük nach Eborac[um] gesegelt. Als die Französische] Flotte ankam im Sept[ember] so zogen die Brittfen] ihre Posten von Eb[en]ez[er] nach Sav[annah] und verwandten ihre Magazine in Eb[en]Ez[er]: Ein paar Tage hernach namen 4 0 0 0 Americaner die Höhe von Eb[en] Ez[er] ein /:ist also leicht zu erachten, daß es eine Änlichkeit mit dem Bilde Joel 1,3. haben werde:/ C h r i s t i a n ] Str[eit] d[en] 17 Sept[ember] 1 7 7 9 . " Wir müßen also mit Christlicher Gedult erwarten, wie es Gottes untadelhaffte allerweiseste Regierung und Fürsehung ausfüren und enden werde. Solte etwas

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von der Tochter Zion übrig bleiben 27 und Gr[oß] Brit[annien]: das Übergewicht beim Ausgange behalten, so können unparteiische Correspondirende Glieder der Societaet de promovenda Cognitione Christi [Society for the Promotion of Christian Knowledge] die Obligationen von sel[igem] Hferrn Christian] Rabenhorst und Caspar Wertsch durch den Weg nutzen. Solte es anderseitig ausfallen und was übrig bleiben, so wird sich auch von hier aus Rath finden. Homo proponit, Deus disponit [Der Mensch denkt und Gott lenkt]. Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment etc. 28 Die Vice=Regenten unsers kleinen Erdballs gegen die übrigen ungeheuren Welt Cörper im Universo, machen bisweilen Millionen Schulden um Land und Menschen zu verderben, und wäre zu wünschen, daß sie nur den hundert tausenden Teil so viel zum Bau des Reiches=Christi und Erhaltung der Menschen Seelen anwenden, oder doch nur wenigsten die Gaben und Scherflein, die fromme Seelen zu Schulen und Kirchen und Fortpflantzung der Christlichen Religion aus ihren Mitteln verleihen, für dem Raube beschützen und erhalten möchten! Wenn das ächte Christenthum in der so genanten großen Welt mehr Eingang und Platz fände, so würde des Raubens, Mordens und Blutvergießens unter den Menschen Kindern auch weniger werden. Psal: 4 6 , 9 , 1 0 , 1 1 . Ps: 81,14,15. Jes: 1,19,20. 9) Nun noch sub rosa. Mein zärtlich geliebter Tochtermann H[err] Kuntze gab mir in Liebe zu verstehen, daß, weil er nun Rector, so möchte sichs wol beßer schiken, daß auch die 2 Prediger p[ro] t[empore] in Philadelphia] 2 9 als Mandatarii wegen des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundi von S[alvo] T[itulo] Hochwürdigen Herren Directoren an statt mir und Hferrn] P[astor] Schultzen, bevollmächtiget würden. Ich versprach solches an Hochwürdige Väter zu berichten und es Dero geneigten Willkür zu überlaßen. Wie hochgedacht Dieselben es zu bestimmen geruheten, so solte mirs recht und lieb seyn. Ferner die jüngern activen Glieder in der Corporation, die auch sonst würksame Membra [Mitglieder] des so genanten Deutschen Seminarii waren, hätten sich schon verschiedene mal im Kirchen=Rath verlauten laßen, daß sie mir die 960 £ curr[ency] die noch vom Legat bei der Corporation stunden, heraus geben und die Obligationen zurük haben wolten. Er hätte aber stark dagegen protestirt. Ich antwortete: Die Obligationen wären nicht an mich, sondern an Hochwürdige Herren Directores und Co-administratores in Halle etc. executirt [ausgestellt]. Wenn sie das Capital an Hochgedacht Dieselben am gleichen Wert, wie es die Corporation empfangen, ohne Schaden per Wechsel über macheten, so wolte ich ihnen ihre Obligationen heraus geben. Mit Ihrem jetzigen leichten Papier=Gelde könte ich nichts machen etc. 30 Es verdrißt den jungen Herrngens, daß sie nichts darüber zu disponiren haben sollen. Hieher dienet ein Brieflein den mir ein unparteiischer Freund /:nicht von unsrer Gemeine:/ im Monat Mertz 1774 heimlich zu schikte. 31 Die Corporation war im Begrif einen 2ten Prediger zu berufen, und hatten 3 im Vorschlage a) Hferrn] Helmut: b) Friedrfich] M[ühlen]b[erg] c) He[i]nrich M[ühlen]b[erg] jun[io] r . In der Corporation fanden sich 3 Parteien. Die kleinste für H[errn] Helmuth, die stärkste für He[i]n[rich] M[ühlen]b[erg] weil er schon zu vor als mein Adiunct gedient und in der Gemeine beliebt war. Die wenigen Glieder auf H[errn]

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Helmuths Seite, faßeten Verdruß, daß es nicht nach ihren Willen gieng, und hatten ihren Unmuth gegen den Deutschen Advocaten [Lewis Weiss] aus gedrükt, der mir folgende Zeilen ohne Namen sandte: „Die wahre Ursache, warum sich eine gewiße Corporation /:i[d] e[st] etliche Männer in derselben:/ den Masregeln eines um sie wohl verdienten Mannes unter der Hand wiedersetzet, ist diese: weil man hoffet, daß nach seinem Tode oder Weggang von hier / :ich war entschlossen, die Reise nach Georgia vor zunemen:/ seine gefürte Correspondence nach Europa in ein heller Licht wird gesetzt werden, wenn nicht 2 von seinen Söhnen succediren [nachfolgen]. M a n möchte von gewißen vermachten Geldern gerne beßer unterrichtet seyn. M a n ist nicht zu frieden mit vorgelesenen Stellen aus Briefen die dahin gehören. M a n glaubt berechtiget zu seyn, die Documenta davon zu haben und selbst darüber zu disponiren. Daher ist es unter der Hand beschloßen, daß man machen will, daß auf Lancaster /:i[d] e[st] H[err] Helmuth:/ gestimmt wird. Sölten E[wer] H[ochwürden] den Schreiber dieses mutmaßen, so bittet er um Entschuldigung über diese Art sich zu entdekken, in einer Sache, die Ihn selbst nichts angehet. Er will nur Misverständniß vorbeugen, die in einer zahlreichen Gemeine entstehen könte, als ein Advocat der 2 Parteien dienet, die sich allen Ansehen nach nicht verstehen, und als ein anderer Tacitus." Eben diese preiudicirte wenige Herrgens waren auch dis mal so wirksam daß sie in der Corporation so viele unschuldige auf ihre Seite brachten die eine Zal von 10 ausmachte die mich vom Rector=Amt absetzten. M i r geschah nicht mehr leid damit, als wenn mutwillige Knaben einem alten krafftlosen Esel den Sak abwerfen, wenn nur nicht dadurch ein Aufrur, Streit, Zwiespalt, groß Ärgerniß und Seelen=Schade in der Gemeine und weit und breit verursachet worden! Noch eins bitte mit väterlicher Gedult zu vernemen: mein Geliebter Successor [Nachfolger] Hferrn] Rector Kuntze hatte vor dem Streit den Kirchenrath ersucht, daß sie wegen seines kränklichen Zustandes ihm einen Adiunct: oder Substitut: zugestehen und ein Salarium für denselben bestimmen möchten, und sie dazu auf zu muntern habe er ihnen aus Ew[er] Hochwürden, Herrn Dir[ektor] Freylinghausen Wertesten Zuschrifft vom 12 Maii 1 7 7 8 vorgelesen, wie daß Hoch gedacht Dieselben järlich 3 0 £ sterl[ing] zu seines Adiuncti Unterstützung gütigst versprochen. Da denn die Corporation auch 1 8 0 £ curr[ency] versprochen und ins Protocoll geschrieben. Es heißt, die 3 0 £ sterl[ing] solten von dem Streits=Legat entstehen. Ich bin von Hertzen vergnügt wie es Hochwürdige Väter verordnen. Seit dem es aber unsere ältern Mitbrüder vernommen, entstehen folgende dubia vexata [beunruhigende Zweifel]: „1) H[err] Kuntze sey Gottlob wieder gantz gesund und munter seit dem er Rector worden. 2) Da die Philad[elphier] ihre Schulden meist bezalt und einen Estate [Grundeigentum] von 2 Kirchen, 3 Kirchhöfen, 3 Wonhäusern und großes Schulhaus hätten, und auch in die Höhe und Breite wüchsen, so könten sie füglich einen 3ten Prediger ohne Beihülfe unterhalten, wenns nötig wäre. 3) es schiene auch etwas frembd, daß H[err] Kuntze und seine Freunde nicht bei Hochw[ürdigen] Vätern in Halle um einen Adiunct angehalten etc. und daß man von den Praecept[ores] aus dem unzeitigen Seminario, die dem Ministerio

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Die Briefe des Jahres 1 7 7 9

heimgefallen, noch wenig Erbauung und Ehre gehabt, parturiunt montes etc. 3 2 4) Die altern Arbeiter würden immer gebrechlicher und hätten Hall[esche] Arzenei nötig, wenn was vom Legat übrig wäre." 3 3 Übrigens ersterbe mit schuldigster Veneration Titfulo] pleno Dero unnützer H[einrich Melchior] Mfühlenberg] P. S. von 25 dec[ember] 1779. a) ich mache dismal einen Versuch diesen Brief an den Sfalvo] T[itulo] Herrn Gesandten dieser Staaten in Paris [Benjamin Franklin] zu senden mit Bitte, ob gedacht derselbe den Brief an S[eine]r Excell[ence] Hferrn] Abgesandten S[eine]r Königlichen] Majestaet von Preußen [Bernhard Wilhelm Freiherr von der Goltz] 34 in Paris recommendiren möchten, damit er in Dero Paket mit nach Berlin käme. Solte das aber nicht füglich seyn, so möchte er den Brief auf die Post geben, b) Ich habe gehört, als ob Briefe aus Europa für uns in Neuyork angekommen wären. Wir haben sie aber noch nicht empfangen, c) Wenn meine general Rechnung vom Capital des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Legat solte zu Händen gekommen seyn; so wird sichs finden daß ich zur Ergäntzung des Capitals 6 £ etl[iche] Schillfing] sterlfing] gethan. H[err] P[astor] Emanuel Schultze möchte gern an seine liebe Mama [Eudemilie M. Schultze] zwölf oder 18 r[eichs]th[a]l[er] wenn sie noch lebt, zur Erquikung geben. Wenn Hochwürdige Väter geruhen wolten, ihr 2 oder 3 £ sterl. Wert auf meinen Credit ihr zu kommen zu laßen, so wolte es H[errn] P[astor] Schultze hier ersetzen, d) In unsern Gemeinen ist bis dato weiter nichts erhebliches vorgefallen, als in dem vorhergehenden bemerkt, e) Krieg ist eine schwere Ruthe, und die damit verknüpffte Folgen treten ein nach dem andern ein: Arnos 4,5=12 schike dich Israel und begegne deinen Gott. So lange das nicht geschieht, wirds nicht beßer, sondern schlimmer. Vielleicht wird die Offenbarung Christi Johanni geschehen, denen blöden [schlechten] Augen etc. kennbarer, und denen, die Verstand haben cordialer, stärkender und tröstlicher. f) es ist vor kurtzem ein neuer schwedischer Prediger, der sich 3 Jar in London aufgehalten, in Philadelphia] angekommen. Also sind die Schwedtischen] Gemeinen wieder versehen. Läncäster Gemeine ist noch vacant. 35

Reinschrift in AFrSt IV C 19:14 S. 38-51; LC Paginierung (erweiterte Wiederholung von Nr. kung: „Weil mirs an Briefpapier mangelt, so Zusammenfassung des Postskriptums in AFrSt 1 2 3 4 5

6

Abt. H IV Fach F Nr. 5 S. 38-51 in unregelmäßiger 767). Auf der ersten Seite findet sich die Randbemerhabe diese Blätter nemen müßen." Eigenhändige IV H 24 S. 33f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27.

Vgl. Nr. 7 2 8 mit Anm. 1. Nr. 7 1 3 = Nr. 7 2 9 mit dem in Nr. 7 1 3 abgedruckten Pro Memoria. = Nr. 7 3 0 . An diesem Tag erhielt Mühlenberg laut Tagebucheintragung den Brief von Christian Streit (Nr. 7 6 0 ) . Der Brief von G. A. Freylinghausen und J. L. Schulze (Nr. 7 7 3 ) ist eindeutig auf den 2 7 . November datiert. Bd. IV Nr. 6 7 4 .

Nr. 773 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

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I I I

An Johann Christoph Kunze gerichtet; vgl. Nr. 715. Vgl. Nr. 715. Vgl. Nr. 716. Vgl. Nr. 719. = Nr. 744. = N r . 728 und Nr. 745. Die Gemeinde in Ebenezer zu übernehmen, vgl. Nr. 713. Vgl. Nr. 770 Anm. 2(4). = Nr. 735. = Nr. 737. = Nr. 742. = Nr. 743. Mühlenbergs Erklärung gegenüber der Gemeinde ist in Tappert III S. 231f. abgedruckt. Vgl. Nr. 746 Anm. 1. Vgl. Nr. 748. Vgl. auch zum Vorherigen Nr. 763. 27. November; vgl. auch Anm. 5. Z u m Originaltext vgl. Nr. 760. Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23. M t 12,34; Lk 6,45. Vgl. Jes 1,8. Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit Herz und M u n d " von Paul Gerhardt. Johann Christoph Kunze und Justus Heinrich Christian Helmuth. Hierzu vermerkt Mühlenberg am Rand: „Das hiesige Papiergeld ist innerhalb von 3 Monaten so tief herunter gefallen, daß ein Thaler fast nicht mehr gilt als sonst ein Pentz [pence] oder Copper. Die Juden geben für 1 Guinea 80 bis 90 £ curr[ency]." Vgl. Bd. IV Nr. 625. ... nascetur ridiculus mus. Es kreißen die Berge, geboren wird eine lächerliche Maus; vgl. Horaz, Ars poetica 139. Die folgende Grußformel erscheint als Randnotiz auf der letzten Seite. Auf der vorliegenden Seite findet sich noch die Randbemerkung: „Am 16 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] habe ich unsern H[errn] Pf[a]rr[er] Voigt copulirt mit einer anständigen Witwe [Anna Maria Söllner] ohne Kinder, die einen guten Namen, auch etwas Vermögen hat und von seinem Alter ist." Vgl. Nr. 762 und Nr. 764. Bernhard von der Goltz (ca. 1730-1795), Soldat und Diplomat; zunächst Offizier in der preußischen Armee; 1762 Oberst; 7 7 2 - 1 7 9 2 Gesandter Preußens in Paris; 1786 von Friedrich Wilhelm II. in den Grafenstand erhoben. Für die Zeit bis zum 25.12.1779 (= Nr. 774) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 4 Decembr[is]: empfieng einen Brief von M[aste]r [Francis] Swfaine] aus Philadelphia] datirt den 2 Decembr." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 117v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 25; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 276). (2) „Montag d[en] 6 Decembr[is]: ... Ich schrieb einen halben Bogen voll an H[errn] P[astor] Schultze wenn etwa noch Gelegenheit vorfallen solte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 117v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 26; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 276). (3) „ M i t t w o c h d[en] 15 Decembr[is]: ... Empfieng einen Brief von unserm Sohn Friedrich am vergangenen Sambstage ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 119r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 29; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 277). (4) „Dienstag d[en] 21 dec[ember]: ... Schrieb auch ein Brieflein für die Mary Sw[aine] an ihre Schwester die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 120v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 31; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 279).

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Die Briefe des J a h r e s 1 7 7 9

774. An [William Shep1]

Providence,

25.12.1779

Honor'd Sir. Your precious Present 2 is safely come to hand and heart. But I am not able to make any Return, except to implore our most gracious and All sufficient God to be your Reward for so noble and charitable an Effusion of Kindness and Benevolence towards me, your unprofitable old Friend. And though I may say with the aged Barzillai in the 2 Book of Samuel Chaptfer] 19 t h Vferse] 33 Seq. „how long have I to live, that I should be fed with precious Dainties, having no refined taste of what I eat or drink, nor can I hear the harmonious Voice of Singing=Men and W o m e n " ; yet shall I take now and then a small portion of it for a weak stomach and spare the Rest for poor and sick Fellow=Christians, who may join with me in serious Craving a Blessing from our most glorious Saviour, the Fountain=Head of All Blessings, Perfections and Happiness for You, dear Brother, your Worthy Espouse and hopeful Offspring, remaining with due grateful Sense. Dear Sir, your humble, and wellwishing servant H[einrich Melchior] M[iihlenberg] Sen[io] r Providence Decembfer] 25 t h 1 7 7 9 .

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 122r und (unter dem 31.12.1779) in AFrSt IV H 24 S. 3Sf.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27. Auch in Tappert III S. 279f. 1 2

William Shep, K a u f m a n n in Philadelphia. ,,[E]twas W e i n " , wie M ü h l e n b e r g im T a g e b u c h vermerkt.

77J. An Benjamin Franklin

[Providence,]

25.12.1779

T o His Excellency Dr: Franklin, Minister plenipotentiary of the U. S. of North America at the Court of Versailles: 1 M a y it please Your Excellency: Your Excellency's most humble servants, the united german Lutheran Ministers in the American States should not perturbate the extensive political Circles in your most weighty Station for the Interest of the Independent] States, if we could avoid it. Being called, sent and supported into those parts of the Globe by the Reverend Directors and Professors of the Orphan House and College of the sacred Prussian Majesty's Dominions at Halle in Saxony and permitted to keep up a Correspondence with the said Reverend Gentlemen concerning religious Matters but left destitute to get any Letter home; W e trust therefore

Nr. 774/775

25.12./25.12.1779

279

in Y o u r E x c e l l e n c y ' s a p p r o v e d i n n a t e P h i l a n t h r o p y , M a g n a n i m i t y a n d

con-

d e s c e n d i n g K i n d n e s s , t h a t y o u will be p l e a s e d , if possible, t o r e c o m m e n d t h e enclosed Letter2 to His Prussian Majesty's m o s t Excellent A m b a s s a d o r [Bernh a r d W i l h e l m F r e i h e r r v o n der G o l t z ] o r t o H i s H o n [ o r a ] b l e S e c r e t a r y , t o be c o n v e y e d in t h e i r P a c k e t t o Berlin, f r o m t h e n c e it will safe c o m e h o m e . B u t if n o t suitable t h a t W a y , t o send t h e L e t t e r t o t h e P o s t O f f i c e . B y g r a n t i n g this o u r m o s t h u m b l e R e q u e s t , Y o u r E x c e l l e n c y ' s P e t i t i o n e r s shall in D u t y be b o u n d t o c o n t i n u e in f e r v e n t P r a y e r s . dated D e c e m b e r ] 2 5 t h

1779.

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[ior] Min[isterii]3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 Tappert III S. 280 und Wallace, Muhlenbergs S. 189. 1

2

3

S. 122v-123r.

Auch in

Seit September 1778 war Benjamin Franklin alleiniger Bevollmächtigter des Kongresses für die Verhandlungen mit Frankreich; seit Dezember 1775 in dieser Funktion in Paris, war er 1778 maßgeblich am Zustandekommen des Freundschafts- und Bündnisvertrages mit Frankreich beteiligt und blieb bis 1785 in diplomatischer Mission in Frankreich, insbesondere als Unterhändler des Friedens mit England. = Nr. 773; vgl. dort das Postskriptum. - Über seinen Sohn Friedrich August Conrad, der Mitglied des Kongresses war, nutzte Mühlenberg die amtlichen Verbindungen zwischen Philadelphia und Paris, um die Sendung nach Halle zu befördern. Vgl. sein Tagebuch zum 28.12.1778 (Tappert III S. 280). Für die Zeit bis zum 5.1.1780 (= Nr. 776) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 31 Decembr[is]: ... schrieb auch noch einige Zeilen an eine verarmte Witwe Fr[au] Br[echel; Leiterin einer Mädchenschule] in Philadelphia] die sich in Trübsal und Anfechtung befindet." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 123v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 36; LC Abt. H IV Fach D Nr. 27; Tappert III S. 281). (2) „Dienstag d[en] 4 Januar. ... Ich schrieb auch ein paar Zeilen an Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] wenn etwa das serv[ant] Mägten mit Gelegenheit hinunter [nach Philadelphia] reisen solte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 124v; vgl. Tappert III S. 282f.).

Die Briefe des Jahres 1780

776. Friedrich August Conrad Mühlenberg

an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia,] 5.1.1780

Zu melden, daß morgen die Wahl der Ältesten und Vorsteher ist. Die Gemeine, durch die bei kommende Bill for Consideration, 1 ist nun wieder ins Feuer gesetzt zu mal da ihnen bisher weiß gemacht worden, Sie wären als Rector emeritus namentlich im Bill, — und bestehen darauf Morgen lauter neue Ältesten und Vorsteher zuwählen. Denn da die Preamble [Vorrede] vorgibt, das Charter [Kirchengrundordnung] sey gebrochen,2 so ist die Corporation dissolvirt, und hat folglich die Gemeine Freiheit und Recht wan und wie viel sie wollen, zu wählen. Die alten Trustees [Treuhänder] bleiben und es sollen nur Ältesten und Vorsteher gewählt werden. H[err] Pf[a]rr[er Johann Christoph] Kuntze hat die Wahl 2 e r Ältesten und 2er Vorsteher verkündiget, aber die Gemeine weiter nicht eingeladen. Das Ticket [Kandidatenliste] der Gemeine laufft also: Älteste: Georg Wilfert, Thomas Mayer, Philip Diek, Jacob Dietrich Balthasar] Fleischer, 3 John Gucht. Vorsteher: John [Frem] berger, Philip Wäger, 4 Georg Fenbach, Jacob Gräff Jun[ior], 5 Michael Fuchs, Andr[eas] Epple. 6 Die Häupter der Gemeine wollen dismal nicht im Ticket seyn, damit es [nicht das] Ansehen hätte, als suchten sie durch ihre Opposition Ämter. Wie es ablaufen wird Morgen will ich mit erster Gelegenheit melden.7 Die Bill hat die Gemeine auf ihre Kosten übersetzen und druken laßen.8 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 125r-12Sv. Die Namen der Wahlliste sind gestrichen, aber noch lesbar. Englische Übersetzung in Tappert III S. 283. Ein eigenhändiger Extract (mit erklärenden Zusätzen für die Empfänger in Europa) findet sich in AFrSt IV H 24 S. 39; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28. Dort nennt Mühlenberg seinen Sohn Friedrich August Conrad als Absender, während er in PM 95 A Nr. 19 nur „von einem Freunde" notiert. 1

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3

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„Gesetzesvorlage zur erneuten Inkorporation der deutschen lutherischen Kirche in Philadelphia unter den veränderten politischen Bedingungen", veröffentlicht in John Dunlaps The Pennsylvania Packet, or The General Advertiser, um gegebenenfalls Einspruch zuzulassen. Mühlenberg war mit dem Text einverstanden, da er im Grunde die Charter von 1765 (Bd. III Nr. 345) bestätigt fand; vgl. Nr. 777 und Nr. 778. Der englische Text findet sich im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 2 6 r - 1 2 9 r ; AFrSt IV H 24 S. 4 0 - 4 6 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28 und Tappert III S. 2 8 4 - 2 8 5 . Weil im Januar 1778 während der Besetzung Philadelphias durch britische Truppen die reguläre Wahl der Ältesten und Vorsteher nicht stattgefunden hatte. Vgl. Nr. 778 und das Protestschreiben der Gemeinde gegen die Gesetzesvorlage der Korporation (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 3 3 v 136r; AFrSt IV H 24 S. 5 4 - 6 0 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28 und Tappert III S. 288f.). Jacob Dietrich Balthasar Fleischer; Schuhmacher in Philadelphia; Mitglied der lutherischen Gemeinde; seit März 1762 in den Tagebüchern Mühlenbergs nachweisbar; 1780 Kandidat auf der Ältestenliste für die Gemeindewahl; Mühlenberg hat ihn in späteren Jahren, wenn er nach Philadelphia kam, regelmäßig besucht. Philipp Wäger (Wäger); angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; 1780 Kandidat für das Amt des Vorstehers bei der Gemeindewahl; 1787 einer der Treuhänder für das

284 5

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

Franklin College in Lancaster. J a c o b Gräf Junior; Maurermeister aus Philadelphia; floh während der britischen Besetzung der Stadt zu Mühlenberg nach Providence; angesehenes Mitglied der lutherischen St. Michaels Gemeinde in Philadelphia; 1 7 8 0 Kandidat für das Amt des Vorstehers bei der Gemeinde wähl und Chairman der Versammlung, die im Januar 1 7 8 0 in Philadelphia über die Änderung der Gemeinde-Charter entschied; 1 7 8 3 Gemeindevorsteher.

6

Andreas Epple; Kaufmann in Philadelphia; Mitglied der lutherischen Gemeinde; 1 7 8 0 und 1 7 8 3 W a h l zum Vorsteher; Schwager von J o h a n n Peter Gabriel Mühlenberg.

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Mühlenberg wurde erst a m 1 5 . 1 . 1 7 8 0 umfassend über die Vorgänge unterrichtet; vgl. N r . 7 7 8 Anm. 1 1 ( 2 ) . Z u m weiteren Verlauf vgl. N r . 7 7 9 ; N r . 7 8 2 - 7 8 4 .

8

Laut Mühlenbergs Tagebuch wurde der Entwurf in The Pennsylvania Packet or the General Advertizer am 1. Januar 1 7 8 0 abgedruckt. Tappert III S. 2 8 4 - 2 8 5 . Als Separatdruck erschien die Kirchenordnung unter dem Titel: Die Kirchen-Ordnung der Deutschen Lutherischen Gemeine in Philadelphia, Germantown: Gedruckt bei Michael Billmeyer 1 7 9 1 . Vgl. Germanica-Americana I Nr. 802.

777. An [David Schaff er] u.a. in Philadelphia

Providence,

9.1.1780

Geehrte Väter und Brüder, Gestern am 8 ten Januar: a[nni] c[urrentis] habe ich in des [John] Dunlaps Zeitung [The Pennsylvania Packet] vom 1 Jan[uar] die Bill for Consideration gesehen1 und muß nach meiner geringen Einsicht und Erfarung in Gemeinsachen bezeugen, daß sie zum Besten der Gemeine eingerichtet und gerathen sey. Denn 1) wird darin die Kirchen=Ordnung der Gemeine und das Charter [Kirchengrundordnung] von 1765 2 nicht verkürtzet, sondern noch mehr bevestiget. 2) sind darin die wohl verdienten Anfänger und ehemaligen Trustees [Treuhänder] der Gemeine nach der Kirchen» Ordnung und Charter als Mitglieder des Gemein=Raths auf Lebenlang bestätiget.3 3) ist darin das Aufseher* Lehr= und Predigt=Amt nach der Kirchen=Ordnung und Charter confirmirt und im gehörigen Wert gelaßen. 4) ist darin die Regierung des gesamten Ehrsamen Gemeinraths nach den Grund® Artikeln und dem Charter gemäß vestgesetzet. 5) ist darin allen ordentlichen Gemein=Gliedern Ihr Wahlrecht und Freiheit zu den Beamten der Gemeine nach dem Charter versichert. 6) ist darin der real und personal Estate [Grundbesitz und bewegliches Vermögen] der deutsch Lutherischen Gemeine in und um Philadelphia nächst Gott geschützet. Da nun bemeldte Bill [Entwurf] mit möglicher Vorsicht zum Besten der Gemeine und Fortpflanzung unsrer Evangelischen Religion gemacht, so daß dadurch weder die Grund Artikel, noch das Charter verkürtzt, sondern mehr bevestiget werden; so ist mein Wünschen, Bitten und Flehen vor Gott, daß doch alle Glieder des Raths und der Gemeine die Lust zum Frieden und die Rettung der Gemeine am Hertzen haben, alle Misverständniße und Nebenstreitigkeiten bei Seite werfen, und allen möglichen Fleiß anwenden möchten, daß die Bill bei der nächsten Session der Hon[ora]blen Assembly [Ehrenwertes Abgeordnetenhaus] ohne weitern Wiederspruch enacted [beschlossen] werden könte. Wenn uns die göttliche Fürsehung Mittel darbietet, die zum Besten unser und unsrer Nachkommen abzielen, so müßen wir den Zeitpunkt nicht versäumen,

Nr. 7 7 6 / 7 7 7 / 7 7 8

5.1./9.1./12.1.1780

285

noch weniger uns in Nebenstreitigkeiten aufhalten, sonst verlieren wir den Kern, und behalten nichtswürdige Spreue, die der Wind zerstreuet. 4 Solte etwa um die Kleinigkeit gefragt werden, warum mein Name nicht im erneuerten Charter stehe? so berufe ich mich getrost auf die gantze Gemeine und auf das Protocoll der Corporation vom 14 April 1779 etc 5 da ich mein Vorsitzer=Amt niedergelegt, auch verschiedene mal öffentlich in der Zions=Kirche die Gemeine gebeten mich ferner hin damit zu verschonen, und in privat Briefen ersucht meines Namens in einer neuen Bill nicht zu gedenken, und daß ich übrigens die Gemeine im Nothfall mit predigen Besuchsweise bedienen wolte, wenns verlanget würde, und meine Leibes» und Gemüts=Kräffte es noch erlaubten. Der Friede Gottes welcher höher ist denn alle Vernunfft, lenke unser aller Hertzen und Sinne zum Besten! 6 womit verharret S[alvo] T[itulo] dero H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. An die Achtbaren Hh. [Herren] N. N. und alle übrige wohl=wünschende Freunde in Philadelphia: Provid[ence] d[en] 9 Jan[uar] 1780.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 47^9; LC Abt. HIV Fach D Nr. 28 und (in schlechtem Erhaltungszustand und mit Randschäden) in PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 129v-130v. Englische Übersetzung in Tappert III S. 286. 1 2 3

Vgl. Nr. 7 7 6 Anm. 1. = Bd. III Nr. 3 4 5 . Dieser Kompromiß war Grundlage der von Mühlenberg 1 7 6 2 in Philadelphia eingeführten Kirchenordnung und wurde in der Charter von 1 7 6 5 bestätigt.

4

Vgl. Ps 1,4. - In der Fassung P M 9 5 A Nr. 19 folgt hier der Absatz: „Seitdem ich die Bill am 8"" Januar: a[nni]c[urrentis] gelesen, ist meine Furcht verschwunden, weil ich besorgte, es könte vielleicht aus Übereilung durch ein neues Charter unversehens [Teile] der Kirchen=Ordnung und ersten Charter ver[rü]kt [oder verkürtzet] werden. Da aber die Bill nicht [nur] die Kirchen=Ordnung und erstes Charter in ihrer [völligen Krafft läßet, sondern gar noch mehr bevestiget [und] versichert, so ist es aller Friedliebenden Pflicht allen [möglichen Fleiß anzuwenden daß die Sache vollzogen [werde]."

5

Vgl. Nr. 7 4 7 , zur Vorgeschichte Nr. 7 3 5 - 7 4 3 . Vgl. Phil 4 , 7 .

6

778. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg]

[Providence,

12.1.1780}

Gel[iebter] S[ohn] Die betrübte Nachricht und Englische] Zeitung kam erst Sambstags d[en] 8 Januar: zu Händen. 1 Ich habe nachher gehört als ob du dich mit in die Sache gemenget und am 6ten Jan[uar] in der Versamlung was vorgelesen und daß nun einer Seits schelten, schmähen, dräuen etc. über mich ergehe, als hätte ich dich bei deinem Besuch hier oben unterrichtet, so zu agiren und das Feuer von neuem anzublasen; 2 und warum? weil mein elender Name nicht im neuen Charter [Kirchengrundordnung] stünde. Ich erschrak über die Nachricht da es hieß: weil

286

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

der alte M[ühlen]b[erg] nicht als Rector emeritus im publicirten neuen Charter stünde, so wolte ein großer Teil der Gemeine Morgen /:i[d] e[st] d[en] 6 Jan[uar]: / lauter neue Älteste und Vorsteher erwälen etc Das war kein guter Einfall, sondern Öhl ins Feuer. Denn damit hätte man die Kirchen=Ordnung und Charter erst wirklich gebrochen, und eine solche Verbitterung, Feindschafft und Verstörung der Gemeine angerichtet, die auf Kind und Kindes=Kinder unheilbar gewesen wäre. Solch Remedy is worse then the Disease [solche Arznei ist schlimmer als die Krankheit]. Ein Jeder abgesetzter hat seine Freunde und Anhänger etc. Die Ausdrüke im Preamble [Vorrede] des neuen Charters declariren meines Erachtens nicht positiv, daß das alte Charter 1778 gebrochen, und die Bill [Entwurf] selbst bekräfftiget ja Kirchen=Ordnung und erstes Charter. 3 Also bleibet nur der Vorwand nemlich, daß ich nicht als Rector emeritus im neuen Charter stehe: und um deswillen solte die Gemeine vollends zerrißen und ein Schauspiel und Frolick [Vergnügen] der bösen Geister und Religions=Spötter werden? und von wem würde der Seelen=Schade und das verwarlosete Blut so vieler Menschen gefodert werden, wenn ich, und ein Teil der Gemeine darauf bestünden, daß mein Name der ich nur noch wenig Tage oder Stunden zu leben habe, mit im neuen Charter stehen solte? wo nicht, daß denn die Gemeine zerrüttet werden müste? Ich wolte ja lieber tod seyn als einem einzigen Menschen Anlaß zum Ärgerniß geben! 4 Was ich nur bitten kan, so ersuche alle wohlmeinende Freunde um Gottes willen, daß sie ferner hin meinen Namen nicht im neuen Charter zu sehen wünschen, damit ich noch eine ruhige Stunde zur Vorbereitung auf die Ewigkeit haben möchte. Die Bill in der Zeitung ist nach meinem Wunsch gerathen, weil die alten noch lebenden ersten Hh. [Herren] Trustees [Treuhänder] und alles übrige in der Kirchen* Ordnung und ersten Charter confirmirt werden. Die kleine Verbeßerung, daß alle Jare 2 von den Hh. [Herren] Ältesten und Vorstehern abgehen und neue in deren Stelle gewält werden, ist auch ersprieslich und nützlich. Kurtz, wenn die Bill enacted [verabschiedet] wird, so bekomt Kirchen=Ordnung und Charter p[ro] t[empore] einen neuen Fenz oder Zaun, und die in Parteien geteilte oder gerathene Gemeine kan nach und nach wieder vereinigt und fortgepflantzet werden. Friede ernärt, Unfriede verzert. 5 Ich bitte nochmals alle wohlmeinende und geneigte Freunde, sie wollen ja nicht darauf bestehen daß mein Name als Rector, im neuen Charter stehen solte. Ich könte ja solcher gestalt nicht einmal für einen ehrlichen Mann paßiren, wenn ich mein Wort nicht hielte, weil ich am 14 April 1779 im öffentlichen Gemeinrathe mein Rector Amt niedergelegt und mein Herr Collega [Johann Christoph] Kuntze einmütig in meine Stelle erwält worden: weil ich verschiedene mal es vor der Gemeine deutlich verkündigt und noch vor einiger Zeit in einem Briefe an den H[errn] R[ector] Kuntze gemeldet, daß mirs lieb und tröstlich wäre, wenn sie mich nicht als Rector emer[itus] in ihre Bill setzten. 6 Wer Einfluß in die Gemüter der friedliebenden Freunde hat und Gehör findet, der rathe und helfe, daß die Bill vollzogen werden und die Gemeine zur Einigkeit und Ruhe gelangen möchte! Selig sind die Friede machen. 7 -

Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Nr. 778

12.1.1780

287

N [ a c h ] S [ c h r i f t ] 8 ich will zu k e i n e r P a r t e i allein h a l t e n , s o n d e r n n a c h m e i n e r w e n i g e n E i n s i c h t u n d G e w i ß e n h a n d e l n . S t r e i t e n d e P a r t e i e n n e m e n z u m Teil die a r m e n P r e d i g e r n u r g e r n z u m S t i c h b l a t , 9 u n d zu letzt m ü ß e n die P r e d i g e r die S c h u l d h a b e n . M e i n n i c h t i m Bill s t e h e n , soll d u r c h a u s n i c h t die U r s a c h e des Streits u n d d e r Z e r s t ö r u n g der G e m e i n e seyn; u n d w e n n m e i n e 2 S ö h n e a u c h d a r z w i s c h e n h e r a u s bleiben, s o k a n es n i c h t m i t r e c h t heißen als o b m a n sein eigen Fleisch u n d B l u t v e r f o l g e n u n d n a c h D e u t s c h l a n d v e r t r e i b e n

wolte.10

K ö n n e n w i r w a s z u m F r i e d e n u n d E i n i g k e i t r a t h e n u n d helfen, so ist es u n s e r e Pflicht. Ü b r i g e n s heißt es: w a s u n s e r s A m t s n i c h t ist e t c . e t c . 1 1

Abschrift von Mühlenbergs 28 und (mit Randschäden) 1 2

3 4 5 6 7 8

9 10

11

Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 50-53; PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 131r-132v.

LC Abt. HIV Fach D Nr.

Vgl. Nr. 776 mit Anm. 2. Zur Sache vgl. die Tagebucheintragung in AFrSt IV H 24 S. 50; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28; (Tappert III S. 287). Friedrich Mühlenberg hatte auf Drängen anderer das Protestschreiben der Gemeinde gegen das Vorgehen der Corporation öffentlich verlesen. = Bd. III Nr. 345. Vgl. Mt 18,7. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1208. Vgl. Nr. 769. Vgl. Mt 5,9. In PM 95 A Nr. 19 folgt hier: „[Johann] Peter [Gabriel] M[ühlen]b[erg] ist am 8ten Jan[uar] von hier abgereiset, und wird ihm schwer seyn durchzukommen wegen des hohen Schnees und der gefärlichen Flüße. N[ach]S[chrift] Du wirst mirs zu gute halten mein hertzlich geliebter Sohn, daß ich den Extract von diesem Briefe in Copie an H[errn Christoph Emanuel] Schultze schicke wie auch die Copie von dem g[eliebten] Vater [David] Schäf[f]er etc. etc. Ich will . . . " . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 847. Stichblatt = Handschutz bei Fechtwaffen. Kunze hatte während des Streits um das Amt des Rektors in Philadelphia mit seiner Rückkehr nach Europa gedroht; vgl. etwa Nr. 748 und das Postskriptum sowie Tappert III S. 287 unter dem 11.1.1780. Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Sir 3;24 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers: „Was deines Amtes nicht ist, davon laß deinen Vorwitz.". Für die Zeit bis zum 21.1.1780 (= Nr. 779) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 13 Januar: copirte ich den vorher geschriebenen Brief vom 9,cn Januar: an H[errn David] Schäf[f]er etc. [= Nr. 777], wie auch obiges an meinen Sohn vom 12 Januar [= Nr. 778], auf einen kleinen Bogen und addressirte beide Copien an H[errn] Rector Kuntze ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 136v; Tappert III S. 287). (2) „Sambstag d[en] 15 Januar: ... Nachmittags kam M[aste]r Sackmann von Neuhannover und brachte mir ein Packet Briefe von meinem Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] worin enthalten 1) ein Schreiben vom Sohn He[i]nr[ich] datirt heute d[en] 15 Januar 1780 meldend a) daß ein paquet Schrifften von meinem Sohn Friedrich aus Philadelphia] an mich addressirt durch Versehen an ihn abgegeben, b) gibt mir den Rath in der philadelph[ischen] Streit Sache lieber neutral zu bleiben, c) daß er am lsten und 2ten Januar: in Lancaster gepredigt und den Beruf dahin angenommen, welcher vom 7ten Januar: a[nni] c[urrentis] datirt sey. d) daß er vom Dienstage bis Sontag i[d] e[st] vom 4 bis 9ten Januar ac im hohen Schnee auf der Heimreise zu gebracht, und versprochen wo möglich am Sontage Sexagesima seine Antrits Predigt thun wolte. e) daß er des Falls an H[errn] Pf[a]r[rer] Gehring [Jacob Goering] geschrieben, wenn er es abschlüge, so wolte er an H. Pfrr: Conrad Sebastian] Röl[l]er schreiben etc. 2) Ein Schreiben von H[errn] H[einrich]

288

Die Briefe des Jahres 1780

M[ühlen]b[erg] jun[io]r an seinen H[err]n Br[uder] Friedrich] M[ühlen]b[erg] in Philadelphia] mit Anmerkungen wegen der Bill betreffend die Streit Sache der Philad: Gemeine, welches ich lesen und an Friedrich] M[ühlen]b[erg] mit schiken solte datirt d[en] 11 Januar: 1780. 3) Ein Protest and Remonstrance of divers Members of the German Luth[eran] Congregation against the proceeding of several Members of the former Corporation read the 6th Januar: 1780 [Protest und Gegenschrift verschiedener Mitglieder der Deutschen Lutherischen Gemeinde gegen das Vorgehen von verschiedenen Mitgliedern der obengenannten Gemeinde, gelesen am 6. Januar 1780]. - welches mit erster Gelgenheit wieder zurük gesandt werden muß. 4) Ein Brief von Friedrich] M[ühlen]b[erg] datirt: Dienstags d 11 Januar: ac. 5) Ein Schreiben von Friedrich] M[ühlen]b[erg] an seinen Bruder H[einrich] M[ühlen]b[erg] datirt: Dienstags 11 Januar: ac. 6) Ein Englisch Schreiben an mich datirt: heute d 10 Januar: ac: zur Antwort auf meine 2 Briefe a) vom 9 Januar: an S[alvo] T[itulo] H[err]n David Schäffer sen[io]r [= Nr. 777] und b) an m[einen] S[ohn] Friedrich = Nr. 778] welche gestern mitgab. Dieses Schreiben brachte mir heute Abend Bastian Reifschneider [Lutheraner aus New Hanover] mit: 7) Noch ein Schreiben von Friedrich] M[ühlen]b[erg] an mich datirt d 14 Januar: ac, welches Nachbar Pechtel, der die Magt Cathy mit hinunter genommen, mit brachte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 133r-133v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 6 1 - 6 2 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28; Tappert III S. 287f.). (3) „Dienstag d[en] 18 Januar: ... Ich gab M[aste]r Lehmann ein Paket mit an Friedrich] M[ühlen]b[erg] enthaltend a) ein Briefgen von mir b) den Protest zurück c) ein Schreiben von H[errn] H[einrich] M[ühlen]b[erg] Jun[io]'." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 137v, 138r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 63; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28; Tappert III S. 290). (4) „Mitwoch d[en] 19 Jan[uar]: ... Bekam einen Brief mit der Post von Friedrich] M[ühlen]b[erg] datirt Mitwoch d 12 Januar: a.c." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 138r; vgl. Tappert III S. 290).

779.

Friedrich August Conrad Muhlenberg

an Heinrich Melchior Philadelphia,

Muhlenberg 21.1.1780

Philad[elphia] January 21 st 1 7 8 0 D[ear] F[ather] last Night I had the Satisfaction of receiving your Letter by M[aste]r L[ehmann] together with the Inclosure. 1 1 am glad to find you have received all my Letters, althó they came late to your hands. I have now to add, that the Convention met the Corporation on Monday last in the forenoon and after choosing as Chairman of the Convention M[aste]r [Jacob] Gr[af Junior] and as Secretary M[aste]r B[aker] 2 to proceed to Buisiness, the principal of which was: M[aste]r [Johann Christoph] Kuntze read a History of the Present Troubles, which He says, originated about the Time you went to Georgia. It took up a full hour. After which a motion was made, that the Corporation lay before the Convention the Charter and the Minutes or Protocoll of the Corporation, which M[aste]r [Michael] S[c]hubart would fain have refused, but was at length, after some Altercation obliged to comply. The Convention then adiourned and met in the Afternoon together with the Corporation, when the Original of the Charter and Protocoll were produced. Debates ran high, and I could not help attacking M[aste]r S[c]hubart with some Vehemence, when he seemed to cast Reflections on your former Conduct. I had the satisfaction to silence him and his Party. Thuesday and Wednesday following the Convention met both fore - and Afternoon, but without the Corporation, as the latter had

Nr. 778/779

12.1./21.1.1780

289

no Priviledge of Voting with us, and we have agreed to the following Amendments of the Charter which we hope to have confirmed „The Stile of the Corporation in future to be: the Ministers, Vestry-men and Wardens - The Rectorship to be abolished - All the Ministers to have a Seat and Right to vote in the Corporation and to be upon an equal footing none above the other -: the Corporation to chuse yearly a President and Secretary, who are to be eligible again at the Expiration of the year - likewise a Treasurer, who is not to be a Member of the Corporation —: The whole Number of the Corporation to be 24, Including the 3 Ministers and two Thirds to be a Quorum. Respecting the Election there are only new ones to be chosen in the Room of those, whose Times are out at present and viz: 2 Wardens and 2 Vestry-men and the old ones to remain till their Time is expired; however there are likewise 3 new Wardens to be chosen together with the 2 old ones on Wednessday next, so that the Number of Wardens will be 9,3 of which viz: the oldest to be dismissed yearly - And with Respect to the Elders or Vestry-men only two as usual heretofore - The President of the Corporation to be chosen yearly by Ballot and every Member eligible. The old Trustees or Vestry-men to continue during Life, and as long as they conduct themselves agreeable to the fundamental Articles, and the present Number of 6 to be kept up, so that in Case of Death or Removal from Office an other be elected by the Congregation to serve during Life, and as above with the Proviso, that he be one of the oldest and most respectable Members of the Congregation or Corporation - Likewise we pray the Priviledge of building one or more Churches, and that each of such have the yearly Revenu of 500 £ Sterl[ing].u These are the principal Amendments agreed upon, and which alone, I am certain, will give satisfaction to the distracted Congregation. I contended strongly to continue the Stile of Rector but could not prevail. In other Matter I agreed tolerably well; but had warm Debates in the Course of the Buisines I am perswaded that our Proceeding will give Satisfaction to the major Part of the Congregation and even Corporation - . Till now neither Party knows the Result of our Meetings, but on Saturday the Whole of it, together with the new and amended Bill, will be laid before the Corporation and published on Sunday next. The Congregation have given to this Convention full Power to agree and determine upon the Matter, with a full and fair Promise from both Sides to abide by our Determinations. The Congregation had delegated their Power to us, and as such we had full Right to act in their Behalf, or as their Representatives. I look upon the Whole in the same Light, as I do upon the Convention at the Declaration of Independence - the old Constitution was broke, the People in a State of Nature, called a Convention, delegated their Power to them, and now abide by the Constitution they have framed, and upon this Principle we have a Right to dismiss the old Elders and Deacons; but for the sake of a general Peace, and to promote Harmony, we would not follow the bad Exampel they gave, when they dismissed you without a Hearing or without alledging any just Cause whatsoever 3 - I have only to add yet, that in our last Resolve, we again confirmed the whole of the Church-Rules or fundamental Articles, except only where they are alter'd as above.

290

Die Briefe des Jahres 1780

I m u s t beg P a r d o n t h a t I h a v e here t r a n s m i t t e d t h e A c c o u n t o f o u r P r o c e e d i n g s in s u c h a c o n f u s e d M a n n e r . I h a d n o t o u r J o u r n a l b e f o r e m e . A s s o o n a s t h e W h o l e is b r o u g h t in a p r o p e r F o r m by o u r S e c r e t a r y , I shall send y o u a C o p y . M y B r o t h e r in L a w , t h e R e v [ e r e n ] d M [ a s t e ] r K u n t z e , it s e e m s , p r o b a b l y a c c e p t o f t h e P r o f e s s o r s h i p o f l e a r n e d L a n g u a g e s f o r t h e G e r m a n s in t h e C o l l e g e , 4 w h i c h will give H i m a S a l a r y o f 2 3 0 £ h a r d M o n e y o r 4 0 0 Bushels o f w h e a t F r i e d r i c h August Conrad]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 64-68; 28 und PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 138r-140r. 1 2

3

4

5

-

M [ ü h l e n ] b [ e r g ]|5

LC Abt. H IV Fach D Nr.

Vgl. Nr. 778 Anm. 11(3). Es könnte sich hier um jenen Christoph Becker handeln, der 1784/85 auch zum Sekretär der St. Michael's und Zion's Gemeinde gewählt wurde, vgl. Nr. 974 und Nr. 1023. Friedrich August Conrad benutzt hier die prinzipielle Argumentation, die im Zusammenhang mit der Ablösung der Kolonien von England verwandt worden war. Durch die Unabhängigkeit seien die Kolonien [= Gemeinde] wieder in einen rechtlichen Naturzustand zurückgefallen. Dies habe dem Volk [= Gemeindemitgliedern] Recht und Verpflichtung auferlegt, sich selbst in einer Versammlung aller [= Convention] eine Verfassung [= Charter] zu geben. Deren Ausarbeitung sei dann Repräsentanten [= Corporation] übertragen worden. Das macht die Gemeinde zum Autor und Souverän ihrer Verfassung, die es ihr erlaubt, bisherige Gemeindevorstände ab- und neue zu wählen. Mit dieser Wahl wird die Billigung der Beratungen der Repräsentanten durch den Souverän [= Gemeindemitglieder] verknüpft. Im Rahmen der Umgestaltung des College of Philadelphia zur Universität entstand auch Kunzes Seminarium neu als Institut der Universität, er selbst wurde German Professor of Philology. Vgl. Haussmann S. 7 0 - 8 4 und Herbst S. 1 7 6 - 1 8 3 . Für die Zeit bis zum 24.1.1780 (= Nr. 780) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 23 Januar. ... Er [Johann Peter Gabriel Mühlenberg] brachte mir einen Brief mit vom H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, datirt d[en] 17 Januar: a[nni] c[urrentis], worin er meine Briefe a) vom 27 Oct[ober] und b) vom 6 Decemb[er] an[ni] praet[eriti] agnoscirt und beantwortet." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 140v; AFrSt IV H 24 S. 69; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28; Tappert III S. 291).

780. An Anna Eva Weiser1

[Providence,

24.1.1780]

Gefliehte] F r [ a u ] M u t t e r : ich h a b e g e h ö r t 2 als o b Sie M a n g e l u n d N o t h lidte, u n d w e g e n leiblicher D ü r f f t i g k e i t s c h o n v e r s c h i e d e n e Stüke v o m n ö t i g e n H a u s r a t h u n d I h r e r Kleid u n g h ä t t e w e g g e b e n m ü ß e n , u m die h o h e n T a x e n [Steuern] u n d I h r e n n o t d ü r f tigen U n t e r h a l t zu bestreiten. D a s w ä r e d o c h b e t r ü b t , w e n n eine r e d l i c h e M u t t e r i m h o h e n A l t e r , eine hülflose W i t w e in ihren letzten T a g e n n o c h M a n g e l leiden u n d v e r s ä u m t w e r d e n s o l t e ! E i n e t r e u e M u t t e r , die n o c h S ö h n e , eine T o c h t e r u n d so viele K i n d e s = K i n d e r a m L e b e n h a t , solte K u m m e r leiden! W e r sind w o l die n ä c h s t e n , die sich der v e r l a ß e n e n M u t t e r a n n e m e n s o l t e n ? sind es n i c h t

Nr. 7 7 9 / 7 8 0

21.1./24.1.1780

291

diejenigen, die Sie als Mutter unter Ihrem Hertzen getragen, mit Schmertzen an die Welt geboren, 3 und mit Mühe aufgebracht hat? Söhne, die ihres verewigten Vaters [Johann Conrad Weiser] 4 vest liegende Güter geerbt? was meine Frau [Anna Maria Mühlenberg], als die Tochter von ihrem seifigen] Vater zu ihrem Teil an personal Estate [bewegliches Vermögen] oder Gelde geerbt, das hatte sie auf Interesse [Zinsen] ausgeliehen, und gedachte davon einen Nothpfennig in Ihrem kränklichen Alter und Witwen=Stande zu haben; aber die Herren Debitors [Schuldner] haben ihr an Statt Gold und Silbers papierne Billets zurük gegeben, wofür man wenig oder fast nichts mehr, was die Nothdurfft erfordert, kriegen kan, hat also das Pfund zum Schilling, und Penzen herunter gebracht. Ich bin dazu wegen Alter und Taubheit außer Dienst, muß von Gnaden Brodt leben und meine Frau ist mit der trübseligen Krankheit behafftet, und hat des Tages Last und Hitze getragen 5 als eine redliche und getreue Haushälterin 6 und Mutter vieler Kinder. Ich kan ihr aber bei weitem so viel nicht hinterlaßen, als der sel[ige] Vater unsrer lieben Mutter vermacht hatte wenn es Ihr nur allemal richtig wäre geliefert worden. Dem allem ungeachtet will ich gern mein Scherflein mit beitragen und mein Stüklein Brodt mit der hertzlich geliebten Mutter teilen, so lange mir die göttliche Vorsehung noch was zufließen läßt und mein Leben erhält. Ich übersende also hiermit an die liebe Mutter einhundert Thaler, welche machen 37 £ 10 sh[illing] jetziger Curr[ency = Währung] ander Geld habe ich nicht: wenigstens kan sie davon die Taxen bezalen, und für das Übrige ein wenig Brennholz kaufen. Ferner schiken wir Ihr ein wenig von dem was uns selber geschenkt ist nemlich etwas Saltz, Thee und Zuker. Wir wolten gern mehr senden, haben aber bei jetziger Zeit nicht mehr im Vermögen. Der allergütigste Gott und Vater im Himmel läßet ja nicht einmal einen Sperling oder den aller geringsten Vogel unversorgt auf die Erde fallen, 7 noch viel weniger wird Er Sie als sein schwaches Kind verlaßen und versäumen, 8 wenn sie Ihm kindlich vertrauet. Sey sie getrost, die wenigen Tage die sie noch zu leben hat, wird der alles regierende Heiland schon durchhelfen, wird sie erlösen von allem Übel 9 und sie dahin aufnemen, wo sie ewig aufs Beste versorget ist. Solte sie inzwischen Mangel an leiblicher Notdurfft empfinden, so könte Sie kein Kind mit Recht verdenken, wenn Sie alles noch Übrige von unnötigen Hausrath, solte es auch Haus und Hof seyn verzerte. Die Kinder haben es nicht erworben, sondern die lieben Eltern; also gebüret der lieben Mutter nach Notdurfft davon zu leben, so lange noch was davon übrig ist. Und wenn nichts mehr übrig ist, so sind die Kinder, die geerbt haben verpflichtet die Mutter zu erhalten. Eins bitte mir aus, nemlich ein paar Zeilen zum Empfangschein, durch ein oder andern guten Freund; denn wir haben schon ein und andermal etwas an geliebte Mutter geschikt und nie erfaren ob es zurecht gekommen sey oder nicht. Übrigens - 1 0 H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

11

P. S. Wir haben gehört, daß oben in Ihrer Gegend ein Mann wone, der höltzerne Schue oder, so genante Klumpen mache. Sey sie so gütig und laße 3 Paar für uns

292

Die Briefe des Jahres 1780

bestellen und herunterschiken. Was sie kosten, wollen wir dem Überbringer derselben richtig bezalen. Lederne sind nunmehro fast rar. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 71 -73; LC Abt. HIV Fach D Nr. 28 und PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 141v-142v. Anna Eva Weiser, geb. Fleck (ca. 1705-1781); Mutter von Anna Maria, Mühlenbergs Frau; 1 7 2 0 - 1 7 6 0 verheiratet mit Johann Conrad Weiser, mit dem sie fünfzehn Kinder hatte; seit 1760 verwitwet; wohnte in Reading; war in den letzten Lebensjahren verarmt und sehr krank; sie lebte seit etwa 1780 bei ihrem Sohn Peter Weiser in Tulpehocken. 2 Von Johann Peter Gabriel Mühlenberg, der seine Großmutter besucht hatte; vgl. Tappert III S. 291. 3 Vgl. 1 Mos 3,16. 4 Johann Conrad Weiser (1696-1760); Indianerhändler, einflußreicher Indian Agent der Kolonie und Schwiegervater von Heinrich Melchior Mühlenberg; geboren in Württemberg; kam in der ersten großen Auswandererwelle 1713 mit seinem Vater nach Nordamerika; siedelte zunächst in Schoharie County, New York; als sein Vater mit mehreren deutschen Familien nach Tulpehocken weiterzog, blieb Weiser in New York und lebte bei den Six Indian Nations; war über lange Jahre Vertrauens- und Verbindungsmann zwischen den Indianern und den Regierungen von Pennsylvania, New York, Maryland, Virginia und Carolina; betrieb in späteren Jahren eine Indianeragentur und ein Handelshaus in Reading, Pennsylvania; seit 1720 mit Anna Eva Weiser, geb. Fleck verheiratet, mit der er fünfzehn Kinder hatte. 5 Vgl. Mt 20,12. 6 Vgl. Lk 12,42. 7 Vgl. Mt 10,29; Lk 12,6. 8 Vgl. Hebr 13,5. » Vgl. Mt 6,13; Lk 11,4. 10 Nach der Abschrift in PM 95 A Nr. 19 ist hier zu ergänzen: „grüßen wir beiderseits unsere hertzlich geliebte Frau Mutter mit Anerwünschung alles göttlichen Segens in Christo Jesu unseren Herrn. Verbleibend Ihr zu Liebe und Dienst verbundener." 11 Für die Zeit bis zum 9.2.1780 (= Nr. 781) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 25 Januar: ... ich gab [des Johann Peter Gabriel Mühlenbergs Page] eine Zeile an Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] worin ich sein Schreiben vom 21. Januar: a[nni]c[urrentis] agnoscirte. Ich schrieb ein Brieflein an M[aste]r Nicolaus Brosius [vgl. Nr. 843] in Reading und schloß meiner Schwiegermutter [Anna Eva Weiser] Brief [= Nr. 780] mit den 100 th[alern] darin ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 1 7 8 0 S. 143r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 74; LC Abt. H IV Fach D Nr. 28; Tappert III S. 292). (2) „Freitag dien] 28 Januar: ... Empfieng die Englische] Zeitung von Friedrich] M[ühlen]b[erg] und folgende Zeilen: D[ear] P[apa] I inclose the Paper und have only time to teil you that at the Election yesterday our Tickets bore a great Majority. The Committee meets this Evening. My Love to all. Friedrich] M[ühlen]b[erg = Lieber Papa. Ich füge die Zeitung bei und habe nur Zeit Dir zu sagen, daß unsere Kandidatenliste bei der gestrigen Wahl eine große Mehrheit bekam. Der Ausschuß trifft sich heute Abend. Meine Liebe an alle.]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 143v; vgl. Tappert III S. 292). (3) „Dienstag d[en] 1 Februar: ... Schrieb ein paar Zeilen zu dem obgemeldten Bündel an die Fr[au] Mutter Weiserin, wenn Gelegenheit vorfallen sollte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 145r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 77; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29; Tappert III S. 294). (4) „Mitwoch d[en] 2 Februar empfieng einen Brief von M[aste]r Nicolaus Brosius durch Col[onel Georg] Nagel [Schmid in Reading], worin er mir ein Receivt [Empfangsbescheinigung] von der Fr[au] Mutter Weiserin aus Reading schickte ... Schrieb ein paar Zeilen zur Antwort an M[aste]r Brosius ... Am Abend brachte Nachbar Müller ein Päkgen das von einem alten Freunde [Johann Heinrich Keppele Senior] aus Philadelphia] an meine Fr[au] nebst einem Briefe erlaßen war 1

Nr. 7 8 0 / 7 8 1

24.1./9.2.1780

293

enthaltend ein Present von grünen Thee und braunen Z u c k e r . " ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 4 5 r und 1 4 5 v ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 7 7 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 2 9 ; Tappert III S. 2 9 4 ) . (5) „Freitag d[en] 4 Februar: ... Ich schrieb gleich ein paar Zeilen an meinen Sohn F r i e d l i c h ] und meldete ihm die Umstände . . . " . ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 4 6 r ; vgl. Tappert III S. 2 9 4 f . ) . (6) „Montag d[ettj 7 Februar: schrieb Antwort auf H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzens Brief v o m 1 7 J a n u a r : ... Er [Col. Nagel] n a m unser eingepaktes Bündel vid[e] 3 1 Januar: und 2 Brieflein an unsere Fr[au] Mutter Weiserin mit weil er einen Schlitten fuhr." (PM 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 4 6 v ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 7 9 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 2 9 ; Tappert III S. 2 9 5 ) .

781.

An [Johann Heinrich Keppele]

[Providence,

9.2.1780]

W[ert] geschätzter] H[err] Gev[atter]: Sie haben nun schon 2 mal mit eigner Hand, nemlich vom 13 Nov[ember] 1779 und 23 Januar a[nni] c[urrentis] geschrieben,1 sich nach unserm Wohlseyn gütigst erkundiget, uns in unserem mühseligen Alter getröstet und berichtet, wie es mit Ihnen und dero Wertesten Familie stehe. Das erkennen wir als den stärksten Beweiß Ihrer alten, ächten und fortdaurenden Liebe, die sich gründet auf die Bluts= und Gemüts=Freundschafft in unseren holdseligsten Immanuel2 und Bluts=Freunde Jesu Christo. Ihre Liebe, Wertester Herr Gevatter, nimt Anteil an dem wie es uns, und teilet mit, wie es Ihnen in dieser Prüfurigszeit, und auf der meist vollendeten Reise zur Ewigkeit ergehet. Wenn Sie bei etwas heitern Stunden Ihren Lebens=Lauf durchdenken; so werden Sie in der Fürung Gottes lauter Liebe, Güte, Gnade und Barmhertzigheit finden, und nach vollendetem Lauf dieselben erst im vollen Lichte in der Herrlichkeit einsehen und mit unaufhörlichen Lobe und Freuden=Küßen Ihrem überalles hochgelobten Heilande und Erretter verdanken! Die gütige und liebreiche Vorsehung Gottes hatte Sie von Christlich* und wakern Eltern geboren werden laßen: hatte Sie in den heilbringenden Gnaden=Bund, der an Gottesseiten veststehet, zur Kindschafft und herrlichen Erbe aufgenommen:3 der Geist der Gnaden 4 hat sich an Ihnen durch die Gnaden=Mittel von Jugend auf nicht unbezeugt gelaßen, und einen unvergänglichen Saamen zur Wiedergeburt5 in Ihr zartes Hertz und Gewißen gelegt, davon Ihnen noch manniche Rürung, Bewegungen und gute Vorsätze im Andenken seyn werden. Denn die Eindrüke, die man in der zarten Jugend bekomt dauern am längsten. Sie kamen unter Gottes gnädigstem Schutze wohl bewaret in dis frembde Land, wo tausenderlei Reitzungen und Verfürungen vom Wege der Warheit zu verleiten, herrschen: wo die Vögel nach dem Saamkörnlein schnappen, 6 das ins Hertz gepflanzet ist. Sie kamen nicht mit der Absicht und Begierde, wie viele andere, um die gantze Welt zu gewinnen und die Seele zu verlieren,7 auch nicht Ihr vorzüglich Recht der Kindschafft und Erbschafft für ein Linsen=Gericht zu vertauschen.8 Sie legten Hertz und Hände dran, daß Anstalt gemacht würde, daß das Gnadenreiche Evangelium in diesem verfinstert = und verwirreten Lande verkündiget und fortgepflantzet werden konte. Es bleibt mir unvergeßen, da Sie zu Ausgange des 1742sten Jares in der Schwedischen Kirche, nach dem mein Beruf vorgelesen, mir die rechte Hand gaben und nebst andern,

294

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

mit jugendlich=freudigem Angesicht zum Prediger der Philadelphischen Gemeine mich annamen. 9 Die Gnädige Vorsehung Gottes erlaubte Ihnen eine verständige, rechtschafene und getreu Gehülfin [Rosina Keppele], 10 verliehe im Heiligen Ehestande eine schöne Anzal wohlgeschafner gesunder Kinder. Es war Ihnen nicht gleichgültig wie solchen, die lau, und weder kalt noch warm sind, 11 sondern Sie widmeten Ihre verliehenen Gaben 1 2 und Kleinodien dem wahren Eigenthums Herrn und Erlöser, der sie mit seinem teuren Blute erworben, 13 früzeitig durch die heilige Taufe. Verschiedene davon ersähe sich der Huldreiche Heiland aus und versetzte sie in sein Paradies, als sie noch in seinem Kleide der Gerechtigkeit und Unschuld prangeten. Die noch in der Prüfungs=Zeit gebliebenen, haben Sie zu ihrer Seelen* und Leibes Wohlfart unterrichten, und es ihnen an vorleuchtenden Exempel, heilsamen väterlichen Rath und Ermanungen nicht ermangeln laßen, so, daß sie ächte Glieder im Gnaden=Reiche, nützliche Mitglieder des civilen Staats und preißwürdige Familien=Häupter hier, und hernach dort in der Ewigkeit ohne Ende selig und herrlich werden können, wenn sie dem nachkommen, was sie wißen und in der Gnaden zeit angeboten wird. Wie sich ein zärtlich liebender Vater über seine Kinder erbarmet, so und noch viel vollkomner erbarmet sich der Herr über die, so Ihn kindlich fürchten. Wir Eltern können zum höchsten mit göttlicher Hülfe nur pflantzen und begießen, 14 und müßen das Gedeihen vom Herrn erbitten und erwarten. Der allerweisest= und gütigste Gott nam Ihre getreue Ehe=Genoßin nicht eher von Ihrer Seite, bis die von Gott bestirnte Anzal der lieben Kinder geboren, allermeist erzogen und erwachsen waren. Daß Dero selige liebgewesene Gehülfin eine zärtlich liebende Gemüts=Freundin bis an ihr Ende von meiner Frau geblieben, und eine Wohltäterin gegen mich und meine Kinder gewesen, davon haben wir Proben genug erfaren, welche der Herr um seines Namens und Verheißung willen in der Ewigkeit vergüten wird. Und daß ihre Liebe bis ans Ende fort gedauert, das bewieß teils ihr gütig und beweglich Abschiednemen auf dem Schiffe als wir bei Philadelphia die Reise nach Georgia antraten, 15 und insonderheit die Nacht vor ihrem Abschiede aus der Welt, da sie meiner Frau [Anna Maria Mühlenberg] im Traum erschien als eine Braut herrlich geschmükt, auf einem Wagen sitzend ihr zurief: sie solte sich fertig machen, wenn sie mit zur Hochzeit wolte etc. 1 6 Wie konte solche Vorstellung und lebhaffter Eindruk geschehen, da wir über 9 hundert Meilen abwesend in Georgia waren und nichts von Ihrer Krankheit, noch weniger von Ihrem Abschiede wißen oder vermuten könten? wenn nicht eine Communication zwischen Seelen von geneigter Gemüts=Freundschafft möglich wäre. Und wer wolte seiner besten Freundin misgönnen, wenn sie etwas eher aus dem Jammerthal 1 7 zur Herrlichkeit erhöhet wird, und uns noch im Tränenthal zurük laßet? Freilich war es Geliebtem Herrn Gevatter und gesamten Kindern wol der empfindlichste Verlust und Schmertz, zumal da Sie mein Wertester schon bei Jaren und mit betrübender Leibes=Schwächlichkeit heim gesucht waren. Andere und noch schwerere Gemüts=Leiden kamen darzu, und so war auch die fürchterlichen Krieges Umstände, so, daß es wol offt in trüben Stunden scheinen mochte, als zürnete der sonst so holdseligste Heiland mit Ihnen und wolte Sie gar verlaßen. Ein lebhafftes Gefül von unsern mannigfal-

Nr. 781

9.2.1779

295

tigen Fehlern, Mangeln und Gebrechen, legt sich in solchen Umständen mit auf die sinkende Wagschale, dann wird die Last noch überwiegender, bis die vortrefliche Arzenei Ihre Wirkung thut, die in folgenden kräfftigen Liedern enthalten: Solt es gleich bisweilen scheinen, als ob Gott verließ die Seinen etc.: 18 So für'st du doch recht selig Herr die Deinen etc. 19 Mein Freund zerschmeltz aus Lieb in seinem Blut etc. etc. 20 Ist denn nun nicht abermal, mein Wertester Herr Gevatter, ein schmerzlicher Riß durch den Abschied Ihres geliebten H[err]n Sohns Johannis geschehen? Der Ihnen in Ihrem schwächlichen Alter noch hätte unterstützen und tröstlich seyn können? Was Gott thut das ist wohl gethan. 21 Er hat ihn zu seiner, das ist zur rechten Zeit und Stunde zu sich in Sicherheit genommen, und doch auch nicht eher, bis Göttliche Vorsehung geliebten Vater in der Einsamkeit mit einem bewärten Tochter=Mann [Justus Christian Heinrich Helmuth], Tochter [Maria Barbara Keppele, verh. Helmuth] und Enkelgens zur vergnügten Gesellschafft, Gemüts=Erquikung und tröstlicher Unterstützung versehen hatte. Es soll mir eindrüklich und merkwürdig bleiben, was er im Gespräch zu mir sagte, da er am 7 Junii 1779 in Philadelphia] gegen Abend mich abholte und begleitete zu des Hferrn] Peter Kuhns 22 Wonung, um sein entschlafen Söhnlein zu beerdigen. O wie mächtig und unermüdet ist die Heilbringende Gnade Gottes in Christo Jesu! Tausend, tausend mal sey dir, liebster Jesu, Dank dafür! 23 Unsere Kinder, wenn sie noch so wohl unterrichtet, sind unbeschreiblich vielen Reitzungen und Versuchungen ausgesetzt; aber die wachende Aufsicht und große Liebe unsers teuresten Erlösers und seines heiligen Geistes, weiß die verirreten Schafe wieder heim zu holen und in Sicherheit zu bringen. 24 Kurtz, mein Wertester Herr Gevatter und Hertzens=Freund, wenn Sie die göttliche Fürung die der allergütigst= und gnädigste und Barmhertzige Heiland durch Ihre gantze Lebens=Zeit bis hierher an Ihnen und Werten Angehörigen erwiesen, überdenken; so komt das facit heraus womit sich ein jeder Vers in dem Liede endet: Soll ich meinem Gott nicht singen etc. ist doch nichts als lauter Lieben, das sein treues Hertze regt und ohn Ende hebt und trägt die in seinem Dienst sich üben. Alles Ding wärt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit]25 Und von der Liebe Gottes in Christo Jesu soll uns nichts scheiden, nein, weder die Furcht des Todes, noch die Hofnung vergänglicher Vorteile dieses Lebens; weder die Gewalt und Versuchungen der bösen Geister, noch die gegenwärtigen Leiden und noch zukünftigen Trübsale; weder die Höhe der berümten Glükseligkeit dieser Welt, noch die tiefste Erniedrigung in dieser Prüfungs=Zeit: es sey auch was es wolle - , 2 6 Was meinen Zustand betrifft, so habe ich auch meine Portion von innern und äußern Leiden, worunter das empfindlichste mit ist wo es heißt: Dis ist mein Schmertz, dis kränket mich, daß ich nicht gnug kan lieben dich, wie ich dich lieben solte etc.27 Wie auch: Der Knecht, der seines Herrn Willen weiß, oder hätte wißen sollen, und nicht gethan etc. etc. 28 Dieses und alles Übrige treibet mich zu dem freien und ofnen Gnaden-Born etc. etc. entsündige mich daß ich rein werde, wasche mich, daß ich Schneeweiß werde:29 Das ist ja gewißlich wahr, und ein annemungswürdiges Wort, daß Jesus Christus in die Welt gekom-

296

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

men ist die Sünder selig zu machen etc. etc. 3 0 Es kostet viel ein Christ zu seyn und noch vielmehr ein Prediger des Evangelii. Von hinten nach in der Stille und im Verborgenen siehet man erst wo es gefeiet, und da komt die uneingeschränkte allergnädigste Verheißung des Gottes= und Menschen Sohns, der allein Macht hat Sünden zu vergeben, 31 vortreflich zu statten nemlich: Wer zu mir komt, den will ich nicht hinausstoßen etc. etc. 3 2 Meine arme Frau ist noch immer mit ihrem Zufall behafftet, und vergehet selten ein Tag oder Nacht worin sie nicht Convulsiones [Krampfanfälle] bekomt, welche mehr und mehr ihr Gehirn angreiffen und ihr Nerven Systeme schwächen, wie Geliebter Herr Gevatter an ihrem Schreiben vernemen und solches in Liebe und Gedult entschuldigen und verzeihen werden. Sie ist noch immer geschäfftig in der Haushaltung, so viel ihre Kräffte zulaßen, lieset fleißig in Gottes Wort und hat guten Geschmak daran. Was meine Kinder betrifft, so ist Ihnen bekant, daß 2 meiner Söhne [Friedrich August Conrad und Johann Peter Gabriel] nicht dicht und schwer genug gewesen im Thal der Verleugnung zu bleiben, sondern durch einen starken Nebel sich haben mit zu der politischen Atmosphere hinauf ziehen laßen, von dannen sie nach dem Lauf der Natur tropfen weise wieder herunter fallen werden, wo nicht die Barmhertzigkeit Gottes etwas Außerordentliches geschehen läßet. Der Dritte [Gotthilf Heinrich Ernst] will lieber in seinem bestirnten Element verbleiben, und hat den Beruf nach Lancaster angenommen, 33 ist aber noch nicht abgeholt mit seinen Sachen, weil die Wege noch ungangbar sind. Drei meiner Töchter haben sich schon vor Jaren zu Edlen Männern auf Lebelang für Kost und Kleider willkürlich verdungen. 34 Die noch übrige halb erwachsene [Maria Salome Mühlenberg] dienet uns anstatt einer Magt, weil wir in den jetzigen Zeiten keine Magt bekommen noch erhalten können. Mein Gehör komt nicht wieder, und ein unaufhörlich Sausen und Brausen im Kopfe hält an. Wenn meine Liebenswürdige Frau nicht mit dem schweren Zufall behafftet, oder ich allein wäre; so wolte gern als der geringste Helfer da meine letzten Stunden aufopfern, wo mich die göttliche Fürung hinwiese. Mit schuldigem Respekt gegen Sie und Werte Angehörigen ersterbe Dero unnützer Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 79-87; 29 und PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 146v-150r. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Beide Briefe sind nicht erhalten. Vgl. Jes 7 , 1 4 , 8 , 8 . 1 0 ; M t 1 , 2 3 . Vgl. Rom 8 , 1 7 . Vgl. Hebr 1 0 , 2 9 . Vgl. 1 Petr 1 , 2 3 . Vgl. Mk 4 , 4 par. Vgl. Mk 8 , 3 6 ; M t 1 6 , 2 6 . Vgl. 1 Mos 2 5 , 2 9 - 3 4 . Vgl. Bd. I Nr. 5 4 S. 2 2 9 . Vgl. 1 Mos 2 , 1 8 .

LC Abt. HIV

Fach D Nr.

Nr. 7 8 1 / 7 8 2

9.2-/10.2.(12.2)1780

297

Vgl. Apk 3 , 1 6 . Vgl. 1 Kor 7 , 7 . 13 Vgl. 1 Petr 1 , 1 9 . 1 4 Vgl. Ps 1 0 3 , 1 3 . Vgl. 1 Kor 3 , 7 . 15 Vgl. Tappert II S. 5 6 3 zum 2 7 . 8 . 1 7 7 4 ; zur Traumerscheinung im folgenden Tappert II S. 6 0 1 und 639. 1 6 Rosina Keppele starb 1 7 7 4 . 17 Vgl. Ps 8 4 , 7 . 18 Kirchenlied von Christoph Tietze ( 1 6 4 1 - 1 7 0 3 ) . " Kirchenlied von Gottfried Arnold ( 1 6 6 6 - 1 7 1 4 ) . 2 0 Kirchenlied von Christian Friedrich Richter ( 1 6 7 6 - 1 7 1 1 ) . 2 1 Kirchenlied von Samuel Rodigast ( 1 6 4 9 - 1 7 0 8 ) . 2 2 Peter Kuhn (geb. 1 7 5 4 ) ; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Philadelphia; Sohn von Adam Kuhn; verheiratet mit Elisabeth Kepple. 2 3 Vgl. den Kehrvers des Liedes „Jesu meines Lebens Leben" von Ernst Christoph Homburg ( 1 6 0 5 1681). 2 4 Vgl. 1 Petr 2 , 2 5 . 2 5 Vgl. die 1. Strophe des Kirchenliedes „Sollt ich meinem Gott nicht singen" von Paul Gerhardt. 2 6 Vgl. R o m 8 , 3 5 - 3 9 . 2 7 Vgl. die 2 . Strophe des Kirchenliedes „ O Jesu, Jesu Gottessohn" von J o h a n n Heermann ( 1 5 8 5 1647). 2 8 Vgl. Lk 1 2 , 4 7 . 2 9 Vgl. Ps 5 1 , 9 . 30 1 T i m 1 , 1 5 . 3 1 Vgl. M k 2 , 1 0 par. 32 J o h 6 , 3 7 . 3 3 Vgl. Nr. 7 8 5 - 7 8 7 ; zur Vorgeschichte Nr. 7 6 3 und Nr. 7 7 0 . 3 4 Eva Elisabeth hatte am 2 3 . 9 . 1 7 6 6 Christoph Emanuel Schultze geheiratet, Margretha Henrietta am 2 3 . 7 . 1 7 7 1 J o h a n n Christoph Kunze, M a r i a Catharina 1 7 7 5 Francis Swaine. 11

12

782.

[Friedrich August Muhlenberg

Conrad

Muhlenberg]

an Heinrich Melchior [Philadelphia, 10./]12.2.[1780]

D[ear] F[ather]: I have only to mention that the Bill for incorporating the Church is now in the House of Assembly, and the Speaker assured me, it would pass this Session, our Bill being only taken as an Amendment to the other. 1 1 am sorry that I could not prevail on the Committee to make some Amendments which I had in View. 2 However I have the Satisfaction to know, that the Congregation and Corporation are all satisfied, the latter having subscribed our Petition. The Rev[eren] d M[aste]r [Johann Christoph] Kuntze thinks himself hurt, because your 3 Name is not distinguished in the Bill by the Title Emeritus, for now, says He, the World will judge, that I acted against my Father in Law. But for many reasons we could not admit that Word to be added in the Bill. If after the Bill is passed, you chuse to declare yourself as the Emeritus to the Corporation, it is your own Choise. The Amendments made in the last Bill at the Request of the old Corporation are: that the old Trustees remain as here to fore, and if one dieth, an other to be chosen, but not during Life, but only three years: 4 and that in

298

Die Briefe des Jahres 1780

Case the Election should fall on the Minister, the senior only to be eligible for President - not the Juniors, who are however in the Absence of the senior to fill the Chair. It was at the Request of the Rev d Mr: Kunze, The Rev d Mr: [Justus Heinrich Christian] Helmuth could not but feel Himself a little hurt on the Occasion - . However all is now passed over and Unanimity prevails. The Rev d Mr: Kunze has not as yet accepted the German Professorship 5 nor do I know his Intention 6 Frfiedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg]

Febr[uary] 12 t h a[nni] c[urrentis] 7

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 88f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. S. 150v-l Sir. In der Fassung PM 95 A Nr. 19 datiert Mühlenberg 29 und PM 95 A Nr. 191777-80 differenzierter als in der Abschrift für Halle. Demnach handelt es sich um zwei Briefe, einen vom 10.2. und einen weiteren, auf den sich die Notiz in Anm. 6 bezieht, vom 12.2.1780. 1

2

3

4 5 6

7

D. h. die unter den veränderten politischen Umständen angestrebte Inkorporation sollte nur als Ergänzung der ursprünglichen Charter von 1765 (vgl. Bd. III Nr. 345) behandelt werden. Zu dem in der Korporation und der Gemeinde umstrittenen Vorgehen vgl. Nr. 754; Nr. 756; Nr. 757; Nr. 776-779. Handschriftlicher Zusatz von Heinrich Melchior Mühlenberg in der Abschrift für Halle: „+ ein Glied kan nicht erwarten, daß die übrigen in der Committee sich nach Ihm richten solten. Eine Schwalbe bringet noch keinen Sommer." Handschriftlicher Zusatz von Heinrich Melchior Mühlenberg in der Abschrift für Halle: „++ Es war nicht mein Sinn, daß mein Name auf einigerlei Weise im neuen Charter stehen solte. Die Gründe warum so und nicht anders? sind mir nicht bekant. Die Freunde haben vielleicht besorgt, es möchte mir die Beihülfe zum leiblichen Unterhalt in meinem Invaliden Stande geweigert werden, wenn ich nicht als Prediger im neuen Charter benant wäre. Gott würde mich deswegen nicht versäumet noch verlaßen haben [vgl. Hebr 13,5], wenn ich mich auch nur unter die Sperlinge rechnete [Vgl. M t 10,29; Lk 12,6f.]." Vgl. Nr. 7 7 7 Anm. 3. Vgl. Nr. 779 Anm. 4 In der Abschrift PM 95 A Nr. 19 folgt hier: „The whole of Proceedings I will send with the first opportunity." In der Abschrift PM 95 A Nr. 19 folgt hier: „[With] young Peterman I send you a quarter hundred of Sugar, [it is] a Present from D[avid] S[c]haffer."

783. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg]

[Providence,

14.2.1780]

Ge[liebter] S[ohn] Vorgestern empfing ich dein Erwünschtes. 1 Was die Streitsache betrifft, 2 so ist mein Bitten und Flehen gewesen und noch: Der alles regierende Herr seines Gnaden=Reichs, wolle nichts anders geschehen laßen, als was sein gnädigster Wille ist, 3 insonderheit, daß eine offene Tür 4 zur Fortpflantzung seines heiligen Evangelii bleiben möchte. An meiner kleinen Kleinigkeit soll es nicht fehlen, wie Du mir einen Wink gegeben hast. Ich will gern all my Right und Title [all mein Recht und Titel], wenn noch was übrig gelaßen wird, mit Discretion an die Corporation übergeben und es dem gönnen, der mir der nächste war. Meines

Nr. 7 8 2 / 7 8 3

10.2.(12.2)/14.2.1780

299

wenigen Erachtens möchte es wol nicht rathsam seyn, wenn Herr Pfastor Johann Christoph] Kuntze das Professor=Amt allein annäme und nicht zu gleich auch Pastorprim[arius] an der Gemeine bliebe. Beide Felder, wenn sie recht angebauet werden /:im Fall der Staats Cörper so bleibt:/ geben Hofnung zu ersprieslicher Frucht für Kirche und Staat, und Herr Kunze ist für beides vollkommen geschaffen und begabt. Solte er die Gemeine aufgeben, so besorgte ich einen möglichen Riß; denn seine Freunde, die ihn lieben, würden sich lieber seines Amtes privatim, oder vielleicht auch publice abgesondert bedienen wollen. Er konte ja als Director, Professor etc das Seminarium nebenher, ohne die Gemeine zu versäumen, bestreiten. 5 Also könte er auch mit göttlicher Hülfe beide Ämter versehen, bis etwa ein Helfer für die Gemeine procurirt, und vielleicht auch ein Usher [Hilfslehrer] in der Universität ihm subordinirt werden möchte. Wie wol dis nur meine unmaßgebliche Gedanken sind, weil ich bisher [von] seiner Seits keiner Zeile gewürdiget, nicht um Rath in der Sache gefragt worden und in seiner Partei Meinung das Waßer trübe gemacht haben soll, 6 welches aber noch erst Beweiß bedürfen dürffte. Es ist mir leid daß die Achtbare Committee, da sie doch meinen Namen ins letzte Bill [Entwurf] haben einsetzen wollen, nicht das Wort Emeritus oder Invalid bei gefügt. Doch ist der Sache noch abzuhelfen, wie Du anzumerken beliebet hast. Ich kan weiter nichts thun als im Verborgnen wünschen, bitten und flehen, 7 daß der Allmächtige, gnädige und barmhertzige Gott um Christi willen seinen zeitlich* und ewigen Frieden, Liebe und Einigkeit in seiner Christenheit verleihen, uns allen zur Ruhe befördern, unsere Kinder, Kindes=Kinder und Angehörigen durch seinen Geist und Gnaden=Mittel zu seinem Reiche bereiten und vollenden wolle, daß unser keiner verloren, sondern zum ewigen Leben erhalten werden möchte! womit verharre nebst Gruß an Werte Angehörigen: H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. 8

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 90f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29 und PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 151r-lS2r. - Ein Postskriptum vom 16.2.1780 ist als Tagebuchnotiz erhalten; vgl. Anm. 8 (1). 1

In P M 9 5 A N r . 1 9 heißt es etwas ausführlicher: „Dein Erwünschtes von Thursday und Saturday mit dem Certificate und Zeitungen durch M[aste]r [Francis] Sw[aine]. Z u v o r legte auch der junge Peterman das Fäsgen mit Zucker bei uns a b . " Vgl. N r . 7 8 2 .

2

Wegen der Erneuerung der Charter von 1 7 6 5 ; vgl. N r . 7 8 2 Anm. 1. Vgl. M t 6 , 1 0 ; Lk 1 1 , 2 . Vgl. Kol 4 , 3 .

3 4 5

Von der Gründung des Seminars 1 7 7 3 bis zur Besetzung Philadelphias durch britische Truppen im September 1 7 7 7 .

6

Sprichwörtlich; vgl. W a n d e r Bd. 4 Sp. 1 8 2 5 .

7

Vgl. M t 6 , 6 . Für die Zeit bis zum 2 6 . 2 . 1 7 8 0 (= N r . 7 8 4 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

8

(1) „Mitwoch d[enj 16 Febr[uar] ... Weil ich nun noch nicht e[he]r agnoscirt, daß mein Brief und des H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzens Brief und Geld richtig arrivirt [angekommen]

300

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

sey, daß [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] wieder in der Stadt, daß die Brittische Flotte die von Neuyork gesegelt 7 0 leagues off Savanna[h] gesehen worden und daß nach Süden zu einen hitzigen Feldzug verursachen w e r d e . " ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 5 4 r - v ; vgl. Tappert III S. 2 9 8 ) .

784. An [Johann Christoph Kunze]

[Providence,]

26.2.1780

Sfalvo] Tfitulo] Hertzlich geliebter Herr Schwieger=Sohn: Von Ihrer Hand und Hertzen einmal wieder was zu empfangen,1 war mir tröstlich, ob gleich der Inhalt zum Teil noch betrübend lautet. So viel oder wenig ich von dem letztern Paroxismo erfaren, das habe bis auf weitere Einsicht in meinem armseligen Journal auf gezeichnet und will Ihnen einen kleinen Auszug davon sub rosa erteilen, mit Bitte /:wenn Sie mich lieben:/ dieses mein Schreiben, wenn Sie es einer Durchsicht gewürdiget, zu annihiliren [vernichten], weil ich einseitigen Berichten nicht gerne eher traue usque et altera pars audiatur [bis der andere Teil gehört wurde]. 1) Zu Ausgange des 1779sten Jares war mein Sohn Friedrich August Conrad] etliche Tage hier oben bei mir. Alles was ich von der philadelphischen Sache fragte, war dieses: ist Ruhe und Friede in der Gemeine? Antwort: Ja, es scheinet stille. Ich: Gott sey gelobet! alles was rathen kan, und einigen Einfluß hat, helfe, daß Friede und Einigkeit ferner hin befördert und erhalten werde! 2) Am 1 Januar: 1780 reisete Frfiedrich] M[ühlen]b[erg] von hier ab und muste mit Gefar und Mühe sich durch die Perkiome [Perkiomen Creek] arbeiten. 3) In der Nacht vom 3 ten zum 4 t e n Januar: a[nni] c[urrentis] communicirte mir mein Schutzgeist, daß ein hefftiger Aufrur in der philadelphischen Gemeine wäre, daß mein Herr Schwieger=Sohn und ein großer Teil der Gemeine sehr über mich zürneten etc etc. 2 Ich erzälte meinem Sohn [Johann] P[eter Gabriel] etc. beim Morgen Brodt den fürchterlichen Traum - Sie redeten mirs aus - Auf Träume achte ich nur mit Unterscheid, und laße sie darzu dienen, daß sie mich zum bußfertigem Gebet treiben. 4) Am 5 ten Januar: gab ich einem Pedler [Hausierer] ein paar Zeilen mit an meinen Sohn Friedrich] 3 und meldete meinen fürchterlichen Traum. 5) Sambstag d[en] 8 ten Januar: empfieng ich die ersten Zeilen von Fr[iedrich] M[ühlen]b[erg] datirt d 5 ten Januar: 4 worin er den Aufstand meldete, daß es einen Teil erzürnet, weil mein Name als Emeritus nicht im publicirten Bill for Consideration [Gesetzentwurf]5 stünde, und daß die Bill ins Deutsche übersetzet worden, und man gar vorhätte, einen neuen Kirchenrath zu wälen, worüber ich hefftig erschrak! 6) An eben dem 8ten Januar: bekam ich des [John] Dunlaps Englische Zeitung [Pennsylvania Packet] und darin die Bill for Consideration publicirt, und bemerkte nach meiner wenigen Einsicht, daß die Bill weislich gemacht, und nach meinem Wunsch gerathen; bedauerte aber mit Wehmuth, daß der Ehrsame Kirchen=Rath es nicht dienlich erachtet mir davon Copie sehen zu laßen, ehe sie in der Zeitung publicirt war, da ich doch in einem P. S. an S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth vom 12 Aug[ust] 1779 diese Worte schrieb: „beiwonen kan ich nicht; könten und wolten Sie mir aber eine Abschrifft von

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14.2./26.2.1780

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einem neuen Charter [Kirchengrundordnung] procuriren ehe es an die Assembly [Abgeordnetenhaus] übergeben wird, solte mirs lieb seyn etc." 6 und bat auch dieses P. S. meinem geliebten Herrn Schwieger Sohn etc. zu communiciren. Da ich nun die Bill in der Zeitung sähe, so bedauerte sehr, daß ich nicht zuvor einer Durchsicht oder des Inhalts gewürdiget worden. Denn ich würde mein Auserstes angewandt, und der ganzen Gemeine, wo nicht mündlich, doch schrifftlich vorgestelt haben, daß sie kein beßer Charter wünschen noch erlangen könten, als das jenige, was ich nun erst in der Zeitung gesehen. Nun war es aber post Festum [nach der Tatsache]. 7) schrieb aber doch am 9ten Januar: einen Aufsatz an meinen Sohn Friedrich] 7 etc. etc. worin ich die publicirte Bill bestens empfal, und insonderheit bemerkte, daß die Auslaßung meines Namens im Bill keines weges der Vorwand des Aufstandes seyn könte noch solte, weil es nach meines Hertzens=Wunsch geschehen etc. 8) Dienstags den l l t e n Januar: sprach ein junger Mensch bei mir ein von Philadelphia auf seiner Reise nach Shamoken [Shamokin Settlement, Upper Susquehannah Settlement, Pennsylvania], und erzälte: „daß am 6 Januar: die Gemeine im Schulhause versammelt gewesen: daß H[err] Friedrich] M[ühlen]b[erg] was abgelesen, worüber H[err] Pf[a]rr[er] K[unze] und seine Freunde erbittert worden, und mir alle Schuld bei gemeßen, als ob ich meine Söhne dazu auf gestifftet, weil Friedrich] M[ühlen]b[erg] zum Besuch bei mir gewesen und der [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r gern wieder in die Stadt ziehen möchte. Das allerhöflichste, was ein Mann gesagt nach dem H[err] Friedrich] die Schrifft abgelesen, sey gewesen: das hat der alte Fuchs gemacht etc.: Ferner, daß meine Tochter [Margretha Henrietta Kunze] fast die Augen aus weinete, und der H[err] Pf[a]rr[er] K[unze] nun vest entschloßen nach Deutschland zu ziehen: + /:i e aus den Tropfen in den Platzregen, oder einen Ort zu suchen, wo ein rechtschafner Jünger Jesu und Diener des Evangelii ohne Anfechtung, Leiden und Creutz leben möchte etc.:/ Ich hatte darauf eine kümmerliche Nacht, teils wegen der hefftigen Kälte, teils auch wegen meiner Frauen [Anna Maria Mühlenberg] offt wiederholten hefftigen epileptischen] Convulsionen, und vergaß nicht Den an zu rufen, der ins Verborgene siehet 8 und Alles in seiner Gewalt hat und zum Besten lenken kan. Jesu hilf siegen, Du Fürste des Lebens etc. 9 Darauf schrieb ich am 12ten Januar: einen Brief an meinen Sohn Fr[iedrich] mit hefftigen Aus drüken, weil mein Gemüte in großer Bekümmerniß und Bewegung war. 1 0 9) Sambstag den 15ten Januar: bekam ich weitere Nachricht von Friedrich] M[ühlen]b[erg] und auf mein Begeren auch die Schrifft, die er am 6 Januar: im Schulhause abgelesen. 11 10) Am 18 ten Januar beantwortete ich die letzt empfangenen Schrifften mit verschiedenen Reflectionen, 12 und sandte auch die am 6 Jan[uar] vorgelesene Schrifft zurük an Friedrich] M[ühlen]b[erg]. 13 11) Am 22 Janfuar] kriegte ich Antwort auf mein Letzters von Friedrich] M[ühlen]b[erg] und fernere Nachricht vom Verlauf der Sache in Hofnung zur Vereinigung. 12) Am 24 Jan[uar] besuchte uns Herr Hartwig [Johann Christoph Hartwich] mit seinem Pferde und hätte sich gern bei uns einquartirt; ich muste ihm aber mit Wehmut bedeuten, daß mirs unmöglich wäre, weil ich selber keine Aufwärter, und 2 Familien im Hause, wie auch eine frembde Familie im Nebenhäusgen

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hätte. Also verfügte er sich weiter nach dem Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] und liegt seither bei meinem Sohn H[einrich] auf Execution. Ich ersähe aus den Zeitungen, daß in Philadelphia eine Universitaet aufgerichtet werden solte, 14 hörete auch von H[err]n Hartwig mündlich, daß H[err] P[astor] Kfunze] und Frfiedrich] M[ühlen]b[erg] Mittrustees [Mit-Treuhänder] von der Anstalt wären. 13) Am 28 Jan[uar] sähe in der Zeitung, daß in Philadelphia the American Philosophical Society erneuert und Herr P[astor] Kuntze zum Mitgliede ernant worden. 15 Wo will das hinaus? ein Pferd wird bald zu schwach seyn, einen Mann mit so viel Lasten und Titeln zu tragen, z[um] E[xempel]: To the Rev[eren] d M[aste]r John C[hristoph] Kunze, first Minister of St: Michael und Zion Parish, Member of the Illustrious Swedish Society pro Fide et Christianismo, Member of the Excellent American Philosophical Society, Trustee of the College und Professor ordinary of the University etc. Das sind eröfnete Felder und Gelegenheiten, wo Sie Ihre anvertrauten Talente auf ergiebigen Wucher legen können. 16 Bei der philosophischen Societaet fiel mir ein was die Alten zu sagen pflegten nemlich: sie sey Ancilla [Magd], die der höhern Revelation [Einsicht] die Laterne vortrage: folglich wird nun Religion, Polizey und Oeconomie balde in beßern Stand kommen per tot Laternariorum Societatem omni Laudis genere Excellentiorum. 17 14) Am 2 ten Februar: empfieng unvermutet einen Brief von unserm alten Werten H[err]n Gevatter [Johann Heinrich] Keppele sen[io] r18 worin er sich nach unserm Befinden erkundigte und uns den Abschied seines H[err]n Sohns Johannis berichtete, welchen vom lOten Februar beantwortete. 19 15) Am 13ten Febrfuar] empfieng durch meinen Sohn Fr[iedrich] Nachricht, 2 0 daß die neue Bill bei der Hon[ora] ble Assembly eingegeben, und daß Es[quire Michael] S[c]h[ubart] in der Assembly sehr verlanget, mein Name solte ausgestrichen werden etc. 16) Vom 14ten Febr[uar] schrieb Antwort an Frfiedrich] M[ühlen]b[erg] 21 und meldete, Esq[uire] S[c]h[ubart] hätte nach meines Hertzens Wunsch, und vielleicht mir zu Liebe so gehandelt, weil ich a) die Zeit her in meinem Kämmerlein gebetet, Gott der Herr wolle in der Streitsache nichts anders geschehen laßen, als was sein gnädiger Wille wäre! b) in meinem Aufsatze vom 28 Aug[ust] 1779 an die Ehrsame Corporation diese Worte gebraucht: „ich danke Gott, daß mein Name darzwischen heraus ist:" c) auch in einer Antwort an H[errn] P[astor] Kuntze geschrieben: „es würde mir lieb und tröstlich seyn, wenn sie meinen Namen aus dem Bill weg ließen". 2 2 Sollte es denn nun nicht geschehen seyn, so bliebe die Schuld auf der Convention oder Committee hafften, welche ja, wie ich verstanden, von beiden streitenden Parteien genemiget worden, die Sache aus zu machen. Friedrich] M[ühlen]b[erg] gab mir zu verstehen +/:vid[e] sub: 2 2 Jan[uar] a[nni] c[urrentis]. I contended strongly to continue the Stile of Rector, but could not prevail [ich plädierte nachdrücklich dafür, die Bezeichnung Rektor beizubehalten, aber konnte mich nicht durchsetzen]:/:item sub Februar: 12 th a[nni] c[urrentis] for many reasons, we could not admit that Word Emeritus to be added in the Bill: [aus vielen Gründen konnten wir nicht zulassen, daß das Wort Emeritus dem Entwurf hinzugefügt wurde]:/ 2 3 es hätte sich nicht wollen fügen, daß das Epithet Emeritus /:i[d] e[st] Invalid:/ bei meinem Namen im Charter stehen solte. Er meinete, ich

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könte es bei der Corporation leicht dahin vermitteln, daß ich nicht eligible [wählbar] zum Presidenten Dienst seyn dürffte, sondern es dem ältesten Pastore ordinario an der Gemeine zu käme, welche Anmerkung mir sehr wohl gefält. Tandem quintus Calendarum Martii diuturni Tui silentii finem fecit. 24 Darauf ich vor jetzo nur mir das nötigst=scheinende antworten kan 1) es ist meine einfältige unmaßgebliche Meinung, Sie können beide Ämter versehen nemlich, als Professor und an der Gemeine: ratio: es sind 2 wichtige Felder und Sie haben zu beiden hinlängliche Talente. Obiect[io]: Woher Zeit und Kräffte zu beiden? Antwort: Dem kan mit der Zeit geholfen werden, a) Die Universitaet kan Ihnen einen Substitut, Usher [Hilfslehrer] oder dergleichen] halten, und die Gemeine einen Helfer für beide Seelsorger. Konten Sie doch das Seminarium als Director, Professor etc. etc. bestreiten, und auch das Amt an der Gemeine versehen. 25 Als Helfer an der Gemeine könte ich vielleicht noch ab und zu beistehen, bis ein Helfer zu kriegen wäre, mehr ist aber nicht in meinem Vermögen. Ultra posse nemo obligatur. 2 6 Die Sache ist nun wie sie ist, und nicht zu ändern. Also bitte ich noch einmal, laßen Sie nichts von diesem meinen Schreiben transpiriren, daß nicht neuer Streit entstehe. Seyd klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch etc. sagt der Herr. 2 7 Ich kenne das Temperament der Pennsylv[anischen] Herren wohl. Sie brauchen zum Teil die Prediger gerne als Tools [Werkzeuge] zu ihren privat Affecten, und werfen hernach die Tools weg, wenn sie ihre Absichten erreichet haben. M i t hertzlfichem] G r u ß an Werte Familie, bin der alte Sünden=Bock H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Levit: 1 6 , 2 1 . Datirt: Sambstag d[en] 2 6 Febr[uar] 1 7 8 0 . und am 2 8 Febr[uar] abgeschrieben. 2 8

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 101 -108; Nr. 29 und PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 157r-159v. 1 2

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LC Abt. H IV Fach D

Brief vom 2 5 . 2 . 1 7 8 0 ; siehe Anm. 2 8 ( 1 ) . Zum 4 . 1 . 1 7 8 0 berichtet Mühlenberg im Tagebuch darüber etwas ausführlicher; vgl. Tappert III S. 2 8 2 . Nicht erhalten; vgl. Nr. 7 7 5 Anm. 3(2). = Nr. 7 7 6 . Vgl. Nr. 7 7 6 Anm. 1. Vgl. Nr. 7 5 4 . Am 9. Januar schrieb Mühlenberg an David Schäffer (= Nr. 7 7 7 ) ; zum Brief an seinen Sohn vgl. Nr. 7 7 8 vom 1 2 . 1 . 1 7 8 0 . Vgl. M t 6 , 4 . 1 8 . Kirchenlied von Johann Heinrich Schröder ( 1 6 6 6 - 1 6 9 9 ) . = Nr. 7 7 8 . Ein Protestschreiben von verschiedenen Gemeindegliedern gegen das Vorgehen der Korporation; vgl. Nr. 7 7 6 Anm. 2; zum Vorfall das Tagebuch zum 1 1 . 1 . 1 7 8 0 (Tappert III S. 2 8 7 ) . Vgl. Nr. 7 7 8 Anm. 11(3). = Nr. 7 7 9 . Die Umwandlung des College of Philadelphia in eine Universität stand unter den Vorzeichen der politischen Veränderung seit 1 7 7 6 und war nicht ohne Widerstand zu vollziehen; vgl. Herbst S. 1 7 6 - 1 8 3 .

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Die Briefe des Jahres 1780

Neben 21 weiteren Persönlichkeiten mit George Washington an der Spitze; vgl. Tappert III S. 292f. Vgl. M t 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . ... durch die Gesellschaft so vieler hervorragender Fackeitrager von jeder Art Verdienst. Vgl. Nr. 780 Anm. 11(4). = Nr. 781. = Nr. 782. = Nr. 783. = Nr. 757. Vgl. Nr. 779 und Nr. 782. Doch endlich hat der 25. Februar das Ende Deines lang dauernden Schweigens bewirkt; vgl. Anm. 28(1).

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So äußert sich Mühlenberg auch gegenüber seinem Sohn Friedrich August Conrad; vgl. Nr. 783. Über sein Vermögen hinaus ist niemand (etwas zu leisten) verpflichtet. Vgl. die Digesten des Corpus iuris 50, 17, 185. M t 10,16. Für die Zeit bis zum 3.3.1780 (= Nr. 785) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag dien] 26 Februar: ... Mittags kam [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] mit seinem Knecht und 2 Pferden von Philadelphia] hier an und brachte mit a) ein Schreiben von H[errn] P[astor] Kuntze datirt d[en] 25. Februar: a[nni] c[urrentis] b) ein Schreiben von Friedrich] M[ühlen]b[erg] datirt d 25 Febr: ac. mit den Zeitungen. H[err] P[astor] K[unze] berichtet den Verlauf des neuern Streits in der Gemeine." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 156f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 99; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29; Tappert III S. 299). (2) „Sontag Oculi d[en] 27 Februar: frühe kam unser Hausmann Daniel Crösman [Croesmann, vgl. Nr. 843] und sagte, daß mein Sohn Friedrich ihm in [der] Stadt ein Paquet versiegelter Schrifften an mich [adressiert] mitgegeben und ihm gesagt, es wäre von Consequence! Er hatte es aber beim Aufsetzen auf den Wagen verloren am Ende der Stadt etc. Ich hatte gestern ein paar Zeilen an m [einen] S[ohn] Frfiedrich] verfertigt und darin sein Schreiben mit der Zeitung an mich agnoscirt, um sie mit Gelegenheit zu senden. Heute schrieb noch ein P. S. hinzu und meldete den Verlust des Paquets." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 156r; vgl. Tappert III S. 299). (3) „Dienstag d[en] 29sten Februar: ... Abends schrieb noch ein paar Zeilen an meinen Sohn Friedrich] wenn etwa Gelegenheit vorfallen solte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 160r; vgl. Tappert III S. 301). (4) „Mitwoch d[en] 1 Mertz: ... Er [Friedrich Valentin Melsheimer] bat um ein paar Zeilen an meinen H[errn] Sohn [Friedrich] den Congreß Mann. Der H[err Johann Peter] Gabriel [Mühlenberg] gab ihm einen Englischen] Brief mit T o Col[onel] William Grayson, Member of the Hon[ora] ble Board of War, Philadelphia." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 160r; vgl. Tappert III S. 301). (5) „Donnerstag d[en] 2 Mertz ... H[err] Pf[a]rr[er] Miltzheimer [Melsheimer] holete seine Briefe ab. Empfieng ein paar Zeilen mit der Zeitung von Friedrich] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 29 Februar: Der Brief war des G[eneral] M[ühlen]b[ergs] Fuhrman mit gegeben, der aber mit seinem Wagen noch nicht über die Perkiome[n Creek] kommen kan und den Brief voraus geschickt hat. Mein Sohn meldet a) daß er unsere Watch [Uhr] habe repariren lassen und sie bemeldten Fuhrmann mit gegeben b) Denselben auch ein halb Dutzend Makrell für mich und M a m a mit gegeben c) daß H[err] P[astor] K[unze] noch keine entscheidende Antwort wegen des Professorats gegeben." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 160v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 110f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29; vgl. Tappert III S. 301).

Nr. 784/785

785.

26.2./3.3.1780

Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

305

an Heinrich Melchior Mühlenberg [New Hanover,] 3.3.1780

Z[ärtlich] gel[iebter] Vfater] wolte in aller Eil gehorsamst berichten, daß meine Fuhren morgen früh absetzen werden. 1 Sie haben nur 3 geschikt, daher noch eine nachkommen muß. Es ist auch ein Mann mit gekommen, dem Sie Geld mit gegeben, um meine Reise Kosten zu bezalen. So soll ich Sie nicht wieder sehen, bis aufs längste im May oder Juny? Es thut mir leid - Doch hoffe ich, Gott wird unsere Gesundheit sparen bis wir uns wiedersehen - Ich werde Ihnen bei erster Gelegenheit berichten, wie die Reise abgelaufen.2 Leben Sie unter dem Schutze unsers großen Gottes und Heilandes wohl. Beten Sie für Ihre abwesende Kinder, und glauben Sie daß ich es unermüdet für Sie thun, und in beständiger kindlicher Liebe verharren werde; meines Z[ärtlich] geliebten Vfaters] gehorsamer Sohn [Gotthilf] Hfeinrich Ernst] Mfühlenberg] Meine kindliche Empfelung an geliebte Mama [Anna Maria Mühlenberg] - und Gruß an übrige Freunde. Valete favete [Lebt wohl und bleibt geneigt]! Freitag Nachts d[en] 3ten Mertz 1780. 3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 S. 113; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29. 1

2 3

Nr. 19 S. 161v-162r

und AFrSt IV H 24

Nach Lancaster. Die Berufung dorthin hatte Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg Anfang Januar angenommen; vgl. Nr. 778 Anm. 11(2) unter c). Vgl. Nr. 786. Für die Zeit bis zum 27.3.1780 (= Nr. 786) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 8 Mertz ... Gegen Abend brachte unser Nachbar M[aste]r [Johannes] Ried[t] [vgl. Nr. 840] ein Paquet Schrifften von unserm Sohn Frfiedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] worin enthalten a) sein Schreiben von gestern d[en] 7 Mertz b) 6 Licences vom S[alvo] T[itulo] H[errn] President]: [Joseph] Reed: jede kostet 30 th[a]l[er]. c) ein Schreiben von H[errn] President Reed] an M[aste]r [Francis] Sw[aine] mit Ordre, daß er vor dem S[alvo] T[itulo Supreme Executive] Council erscheinen solte, welches Schreiben schon mit in dem Pak gewesen, das Cressman [Daniel Croesmann] verloren hatte vom 25 Februar: a[nni]c[urrentis] vid[e] oben unterm 27ten Februar: ac. und am 6 Mertz erst wieder gefunden und zu Friedrich] M[ühlen]b[erg] gebracht worden, d) die Englischen] Zeitungen, e) 3 Pakgen mit Garten Saamen weil der vorige mit Cressman verloren." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 162r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 113; LC Abt. H IV Fach D Nr. 29; Tappert III S. 302). (2) „Donnerstag d[en] 9 Mertz ... Schrieb Antwort an meinen Sohn Friedrich und agnoscirte das bisher von ihm empfangene bis dato." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 162v; vgl. Tappert III S. 303). (3) „Freitag d[en] 10 Mertz: empfieng ich den Brief mit den Zeitungen welche ein Mann ... gestern ... mit nach dem Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] genommen ... Der H[err] Pf[a]rr[er Friedrich Valentin] Melsheimer kam von der Stadt und brachte e[inen] Brieff von Friedlich] M[ühlen]b[erg] mit." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 162v; vgl. Tappert III S. 303). (4) „Sambstag d[en] 11 Mertz: ... a) M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst hat Frau und Kinder, die müßen nothdürfftige wie auch anständige Narung und Kleidung haben. Der H[err] Pf[a]rr[er]

Die Briefe des Jahres 1780

306

Melsheimer hielte sich vor kurtzem mit 2 Männern von seiner Gemeine wegen Geschäffte nur 8 Tage in Philadelphia auf, lebten mäßig und knap und musten beim Abschiede für ihre Personen und 3 Pferde 512 £ bezalen. So sind die jetzigen Zeiten und Umstände, und werden von Tage zu Tage noch schlechter. Kostet mäß[iges] Eßen, Trinken und Futter allein so viel wie viel höher komt die aller nothdürfftigste Kleidung, Haus Rente [Miete], Holtz, Taxen [Steuern] etc. etc. etc.? Mein Sohn ließ seinem Kinde hier im Lande ein paar schlichte Schuhe machen und muste 12 £ dafür bezalen, und seiner Negerin ein paar für 30 £. b) Wer solte denn den M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst und seine Familie in Philadelphia] erhalten? Solte es H[err] P[astor Johann Christoph] Kuntze thun, so müste er selber Noth leiden c) und wie könte es dem H[errn] P[astor] Kuntze Erleichterung geben? Gesetzt: der Helfer oder Substitut könte ihn des Tages 1 oder ein paar Stunden in der Academie ablösen, so müste er ihm eben so viele Stunden wieder geben zum Unterricht in der Theologie und Grund Sprachen. Und so hätte der Professor die schweren Unkosten, gar keine Erleichterung, und weder die Academie noch die Gemeine den erwünschten Nutzen davon zu hoffen. Die Leute sind in diesem Climate zu wunderlich und kitzlich und wollen lieber von dem Meister als Apprentice [Lehrling] bedient seyn. Luc: 6,40. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, und die Exempel sind rar, wenn der Jünger ist wie sein Meister geachtet, und es bleibt auf Warheit was unser Herr und Heiland gesagt: ein Prophet gilt nirgend weniger als in seinem Vaterlande [Mk 6,4 par], oder wo er erzogen ist. Obigen Inhalt, betreffend M[aste]r Ernst schrieb ich heute Abend noch auf ein quart Blat mit Veränderung ein oder anderer Worte, um es mit Gelegenheit an S[alvo] T[itulo] H[err]n P[astor] Kuntze zu senden, meldete auch darin, daß [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] gestern mit seiner Familie von hier die Reise nach Virginia angetreten. Ferner schrieb noch einige Zeilen an meinen Sohn Fred[erick] und agnoscirte sein letzt empfangenes." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 163v-164r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 114f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 303). (5) „Karfreitag dien] 24 Mertz ... Abends kamen Mess[ieu]'s Sw[aine] und [Nicolaus] Brosius von Philadelphia zurück, und brachten von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin ein Briefgen dat[iert] d[en] 22 Mertz und Snuff [Schnupftabak] von ihr zum Present." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 80 S. 165r+v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 119; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 305). (6) „Sonnabend d[en] 25 Mertz ... Schrieb einen Brief an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, welchen Esq[uire] Kucher der Abends vorbei ritte mit nam." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 80 S. 165v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 119; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 305f.).

786.

Gotthilf

Heinrich

Ernst

Mühlenberg

an Heinrich

Melchior

Mühlenberg

Lancaster,

27.3.1780

L a n c a s t e r d[en] 2 7 M e r t z

1780.

Hertzlfich] Gel[iebter] V[ater] I c h h a b e m i t m e i n e m Briefe w a r t e n w o l l e n bis I h n e n die A n m e l d u n g m e i n e r F a m i l i e b e r i c h t e n k o n t e . W i r sind n e m l i c h S a m b s t a g s w e g u n d bis n a c h R e a d i n g [ g e ] k o m m e n . S o n t a g s f u h r ich in d e r C h a i s e m i t F r a u u n d K i n d e r n bis n a c h T u l p e h a k e n [ T u l p e h o c k e n ] . W e i l m e i n jüngstes K i n d [ S u s a n n a E l i s a b e t h ] u n r u hig w u r d e , s o verlies ich sie / : F r [ a u ] u n d K i n d e r : / d e n M i t w o c h u n d ritte n a c h L a n c a s t e r . D e n M i t w o c h d r a u f fuhr ich in e i n e m S t a g e [ K u t s c h e ] n a c h T u l p e h a k e n , f a n d d e n [ J o h a n n ] P e t e r [ G a b r i e l ] u n d F a m i l i e bei H [ e r r n

Christoph

E m a n u e l ] Schultze, w u r d e n eingeschneiet, u n d k o n t e n erst a m F r e i t a g e u m 9 Uhr absetzen, k a m e n aber d o c h eben den T a g u m 7 Uhr gesund und wohlbeh a l t e n a n . I c h bin ü b e r h a u p t m i t vieler L i e b e a u f g e n o m m e n w o r d e n ,

meine

S a c h e n h a b e n z w a r sehr gelitten, d o c h ist d e r S c h a d e n n o c h zu e r t r a g e n - . M e i n e s ä m t l i c h e Reise K o s t e n w o l t e n sie m i r g u t t h u n , ich h a b e es a b e r ge-

Nr. 785/786

3.3./27.3.1780

307

s c h e n k t . E s belief sich a u f 2 0 0 t h a l e r . Z e i t her, u n d s o n d e r l i c h in d i e s e m F e s t h a b e ich a n d ä c h t i g e u n d fleißige Z u h ö r e r g e h a b t , w i e es o h n e d e m i m A n f a n g g e h t . I c h w e r d e a u c h M o r g e n die K i n d e r zu u n t e r r i c h t e n den A n f a n g m a c h e n . E i n s gibt m i r eine g u t e H o f n u n g für die Z u k u n f f t : D e r K i r c h e n r a t h

scheint

e h r b a r , bei d e m G e h ö r des W o r t e s G o t t e s fleißig u n d a n d ä c h t i g zu seyn, u n d ist, so viel ich i m A n f a n g urteilen k a n , u m d e n S c h a d e n J o s e p h s w ü r k l i c h b e k ü m m e r t . 1 I c h h a b e a u c h viele S p u r e n eines in geistlichen

Sachen

treuen Antecessoris

[Justus H e i n r i c h C h r i s t i a n H e l m u t h ] g e f u n d e n , u n d h a b e die H o f n u n g , d a ß ich m i t N u t z d a s A n g e f a n g e n e f o r t s e t z e n k a n n . Die H e r r e n s p r e c h e n n u n u n d d a n n v o n e i n e m C h a r t e r [ K i r c h e n g r u n d o r d n u n g ] . Ich h a b e ihnen d e n R a t h g e g e b e n , sie solten die S a c h e m i t d e n ältesten u n d e r f a r e n s t e n G l i e d e r n des M i n i s t e r i i ü b e r legen, d a sie v o n der g r ö s t e n W i c h t i g k e i t w ä r e . I c h bitte bei G e l e g e n h e i t Ihre G e d a n k e n v o n d e m a n u n d q u o m o d o ? zu s c h r e i b e n . 2 I c h s c h i k e I h n e n m i t dieser G e l e g e n h e i t 3 6 0 £ P a p i e r G e l d n a c h jetziger C u r r [ e n c y = W ä h r u n g ] als eine G a b e zur N o t h d u r f f t , m u ß w e g e n G e s c h ä f f t e schließen u n d v e r h a r r e n e b s t G r u ß a n M a m a [ A n n a M a r i a M ü h l e n b e r g ] u n d übrige: Z [ ä r t l i c h ] gel[iebter] V f a t e r ] D e r o Ihr bis in d e n T o d g e t r [ e u e r ] S o h n : [Gotthilf] H[einrich Ernst] M [ ü h l e n b e r g ] 4

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 IV 24 S. 121f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30. 1 2 3

4

S. 166v-167r

und AFrSt

Vgl. Am 6,6. Vgl. Nr. 787. Hierzu ergänzt Mühlenberg: „ich war besorgt, wo ich die Taxen [Steuern] her nemen solte? Probe." D. h. Beweis der Vorsehung Gottes. Für die Zeit bis zum 3.4.1780 (= Nr. 787) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 30 Mertz: ... H[err] Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] machet in seinen Zeilen vom 30 Mertz a[nni] c[urrentis] folgende Anmerkung: 'If Papa has Loan Office Certificates of an Early Date you will by no means dispose of them, otherwise you may become a very considerable Looser' [Wenn Papa Schuldscheine der öffentlichen Kreditanstalt mit einem weit zurückliegenden Ausgabedatum besitzt, dann soll er diese auf keinen Fall veräußern, sonst erleidet er beträchtliche Verluste]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 167v; vgl. Tappert III S. 306). (2) „Sontagd[en] 2 April... Gegen Abend kam mein Nachbar [Thomas] Cullen wieder zurük von Lancaster und brachte einen Brief von meinem Sohn Heinrich zur Antwort datirt d[en] 29 Mertz 1780. worin er unter andern berichtet a) daß sie bei allem schlechten Wege über Tolpehaken [Tulpehocken], doch wohl bewaret angekommen b) daß er 60 junge Leute zum Unterricht bei Tage angenommen, und auch Abends, eine Anzal von erwachsenen und verheirateten informire c) daß H[err] Pf[a]rr[er] Gehring [Jacob Goering] vom Monat Jan[uar] a[nni] c[urrentis] an ihn geschrieben und zu verstehen gegeben, wie er geneigt wäre die Gemeine in Neuhannover zu bedienen wenn sie ihm einen Beruf gäben d) daß seine Ehe=Erau [Elisabeth Goering, geb. Syng] seit dem an der Auszerung verschieden e) und wenn was aus dem Beruf werden solte, so könte M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst in seine Gemeine treten etc." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 168r+v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 123; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 307).

308

Die Briefe des Jahres 1780

787. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg]

Providence,

3.4.1780

Providence d[en] 3 April 1780. Hertzlich geliebter Sohn, Dein Geliebtes vom 27 Mertz a[nni] c[urrentis]1 empfieng ich durch Beförderung unsers Ge[liebten] Friedrich August Conrad] schon am 30 Mertz Abends zu besondern Vergnügen und Trost. Gott sey gepriesen für seine allergnädigste Hülfe! Er thut ja mehr als wir bitten und verstehen.2 Zunächst erstaunte über die 3 Cont[inental] Bills,3 bis ich las, daß es ein kindlich Geschenk seyn solte, und fiel mir gleich bei, daß Gottes Fürsehung dadurch meine Kleinmütigkeit beschämen wolte, weil ich eben in Besorgniß war wie ich die Taxen [Steuern] aufbringen solte? maßen ich schon um Weihnacht a[nni] prfaeteriti] 27 £ zalen müßen, und angekündigt war, daß ich nun 26 £ 5 sh[illing] und noch 8 mal in diesem Jare Taxen erlegen müste. Die Commissioners sagen, ich würde nicht als Prediger taxirt, sondern als Freeholder [Landbesitzer], weil ich Haus und Hof, 2 Kühe, ein Lot [Grundstück] bei der Kirche und 10 Aker [acres] verwüsteten Busch besitze. Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist. 4 Dein Liebes Geschenk stellete mir gleich en Migniature den Stater [Silbermünze] vor, welchen Petrus im Fische gefunden.5 Was den Punkt wegen eines Charters [Kirchengrundordnung] betrifft, so sind meine gantz unmaßgebliche Meinungen folgende: a) Die Gemeine hat ein Charter [nötig] weil sie außer Schulden ist, und keinen real noch personal Estate [Grundbesitz noch bewegliches Vermögen] sicher besitzen kan ohne Charter: Ihre Kirchen=Ordnung oder sogenante Fundamental Articles auch nicht behaupten kan, wenn sie nicht von einem Charter umzäunet oder eingefenzet werden. Menschen, Zeiten und Umstände sind veränderlich, b) Die Art oder quomodo? erfodert reife Überlegung im ehrsamen Kirchen=Rath. Die Modelle müßen comparirt [verglichen], fleißig durch gesehen und eins da von erwält und nach der Kirchen=Ordnung zu geschnitten werden und angemeßen seyn. c) Die Modelle sind folgende 1) Die alte orthodoxe Schwedisch=Lutherische Kirche bei Philadelphia] hat 1765 ein Charter bekommen, das in allen Punkten gleich lautend ist mit unserm ersten Charter; 6 wovon die ächte Copie hinten in der 13ten Fortsetzung unsrer Nachrichten gedrukt zu sehen,7 welche Nachricht Du vielleicht noch haben wirst. In dem Schwedischen und unserm Charter waren die ältesten rechtmäßig berufenen Prediger an den Gemeinen Rector i[d] e[st] Parochus, die Ältesten im Kirchen Rath Vestrymen und die Vorsteher Church Wardens genent. 2) Die deutsch=reformirte Gemeine kriegte damals mit uns zugleich ein Charter auf meine Fürbitte, welches Charter ihrer presbyterianischen Verfaßung angemeßen wurde, worin der Prediger Minister, die Ältesten Eiders und die Vorsteher Diacons genant wurden. 3) Im vorigen Jare bekam die Scottische Gemeine in Philadelphia ein Charter von der Assembly [Abgeordnetenhaus], vielleicht hat jemand die Englische] Zeitung auf gehoben, worin es publicirt ist, und kan also zur Betrachtung dienen. 4) In [John] Dunlaps Zeitung [Pennsylvania Packet] vom 1 Januar: a[nni]c[urrentis]: stund ein ern[e]uertes Charter von unserer Seite,8 worin Rector, Vestry-men und Wardens bei behalten

Nr. 7 8 7

3.4.1780

309

waren. 5) Das neue Charter, was nun für Michaelis* und Zions Gemeine eingegeben ist, habe ich noch nicht gesehen, wie ich aber verstehe, so scheinet es ein Amphibium zu seyn, nemlich ein Rump Parliament. 9 Die Ältesten und Vorsteher behalten ihren Titul: Vestry-men [und Wardens, aber der] Rector darf nicht mehr seyn, darf nicht einmal im Kirchen=Rath presidiren, ob es gleich in der KirchenOrdnung stipulirt ist. Das Parliament erwälet jährlich aus ihrem Mittel einen President, wenns Glük gut einschlägt, so kan auch dem Prediger die Wahl zum Presidenten auf ein oder ander J a r treffen, nemlich dem ältesten Prediger. Solcher gestalt stehen die Prediger der Corporation subordinirt, die Vestry-men und Wardens sind der Lutherischen Verfaßung angemeßen, und die Prediger der presbyterianischen. Die klugen Hinkel [Hühner] legen aber damit ihr Ey neben das Nest. 1 0 Denn die Prediger dürfen nur wohl gewogen und gelitten bei den Gemein Gliedern seyn, und die Kirchen Ordnung und Charter wohl verstehen, und das Parlament verrathen wenn sie schädliche oder unrichtige Resolves [Beschlüsse] machen, so müßen die Representanten [Abgeordnete] ihren Constituenten [Auftraggeber] vor Gemein Versamlungen Red und Antwort geben. Wenn ein Kirchen=Rath weise und klug handeln und gern Ruhe und Friede in der Gemeine sehen wolte, so solten sie lieber den ältesten Prediger im Kirchen=Rath presidiren, den 2ten Prediger mit Assessor und einen vernünfftigen Schulmeister Secretair seyn laßen. Denn die Arbeiter am Wort, wenn sie sich darnach halten, haben gemeiniglich den stärksten Einfluß in den Gemeinen. Wenn also die Lanc[asterer] Gemeine ein Charter haben wolte, so mögten folgende Cautelen nicht undienlich seyn a) auf die Zeichen der Zeit zu merken auf welche Seite das politische] Rad sich wendet oder drehet. Solte es Gott verhängen, daß die Indep[endenten = Unabhängigkeitskämpfer] unterliegen müste, so wäre ein Charter mehr schädlich als nützlich. Seyd stille sagte jener See Capt[ain] im Sturm zu seinen Matrosen, daß Jupiter nicht weiß wo ihr seyd, sonst - . b) Solte Gott für uns seyn, so wäre ein Charter nötig und nützlich, und müste als denn nicht vergeßen werden noch eine oder 2 Kirchen ins künfftige mit auszuhalten, weil sich die Gemeine vermehren würde, c) Das Charter müste für die Evangelisch=Lutherische Kirche und Gemeine heissen: In und um Lancaster, according to the unalter'd Augustan Confession [gemäß der unveränderten Augsburger Confessio], so könten ein und andere Gemeinen um Lancaster mit Schutz unter ihrer Corporation finden, wenn sie wolten. d) Lancaster hat ja Glieder mit in der Assembly, die würden wol so gütig seyn und eine Petition übergeben samt einen Bill for Consideration [Entwurf], und unser lebhaffter und Dienst williger Friedrich August Conrad Mühlenberg] würde auch wol ein gutes Wort bei dem S[alvo] T[itulo] H[errn] Speaker [Sprecher] der Assembly dafür verleihen. Es solte mich aber eckein, wenn ihr Charter schlechter aus fiele als das die Schwedisch=Luth[erische] Kirche hat, und daß man den Mantel nach der Presbyterianer oder Seceder 1 1 oder Baptist Seite drehen wolte. Mißlich und niederträchtig, wenn eine Gemeine nicht so viel Regard [Respekt] für ihren Lehrer und Seelsorger hat, daß er im Kirchen=Rath presidiren soll, e) Die Zeit wird es bald lehren, ob es nach Y: [Psalm] 81; 1 4 , 1 5 ergehen werde. Solte sichs gut anlaßen, so möchte vielleicht rathsam seyn, wenn Du erst die Modelle der Charters bei die Hand

310

Die Briefe des Jahres 1780

zu kriegen suchtest. Hernach mit ein oder andern recht verständigen Ältesten darüber inter privatos parietes [in den eigenen Wänden] conferirtest, und ihn hernach selber es im Kirchenrath proponiren ließest. Denn so bald ein Prediger so etwas proponirt, so fält gleich heimlicher Verdacht darzwischen, als ob was Gefärliches dahinter steke. f) und wenn auch so etwas im Kirchen Rath beschloßen und verfertiget werden solte, so wäre es billig und rathsam, daß es den Mans=Gliedern der Gemeine zuvor deutlich vorgelesen und verständlich gemacht würde, damit nicht Proteste dagegen einkommen möchten. Übrigens, hertzlich geliebter Sohn, ist mirs eine hertzliche Freude, daß Gottes gnädige Vorsehung Dich wieder ins rechte Element versetzet, daß Du eine große Gemeine zu versehen, schon 60 junge Leute im Unterricht, und Erwachsene und Verheirathete Abends zu weiden hast! Wenn Du Jesum Christum den wahren Eigenthums Herrn lieber und lieb hast, so weide nun seine Lämmer und Schafe, 12 die Er mit seinen eigenem Blute 13 sauer erworben und erkaufft hat. 1 4 Wenn Du Dich darin verzerest, das wird Dir unendlich mehr Segen und Gnaden=Lohn zu wege bringen, als alle noch verborgene Varianten oder Linaei Kräuter Wißenschafft aus zu forschen. 15 Insonderheit laß Dich ja nicht befremden das mit dem Dienste der wahren Jünger des Welt Heilandes unauflöslich verknüpfte Leiden und so nötige heilsame Creutz. Seyd klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben. 16 Es ist heutiges Tages noch so, wie B[eatus] Arndius [Johann Arndt] sagte: Christus hat eine große Heerde Diener, aber wenig Nachfolger. 1 7 Wegen der Schwamber Gemeine [Falkner Swamp= New Hanover] weiß ich noch nichts zu antworten. Es hat mich noch keiner von derselben um Rath gefragt. Wie mir M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst neulich sagte, so haben sie das Pfarr=Plätzgen verrentet [vermietet] für 700 etc. £ des Jars, und gedächten den Mons[ieur Theophilus Emanuel] Frantz zu nemen, weil er einen eignen Platz von seiner Frau im Schwamb hätte. Den eingeschloßnen Brief an M[aste]r Ernst will mit Gelegenheit bestellen. Nebst Gruß und Kuß an geliebte Kinder und Enkelgens verbleibe Euer H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] + Das 2te Schreiben 18 empfieng ich durch M[aste]r [Thomas] Cullen 19 am 2ten April a[nni]c[urrentis]: Abends.

Reinschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9

in PM 95 D 7.

= Nr. 786. Eph 3,20. = 60 £ pennsylvanischer Währung; vgl. Nr. 786 Anm. 3. M k 12,16f. par. Vgl. M t 17,24-27. = Bd. III Nr. 345. Vgl. H N 2 Bd. 2 S. 6 2 9 - 6 3 2 mit einer deutschen Inhaltsangabe S. 6 1 7 - 6 1 9 . Vgl. Nr. 776 Anm. 1. Vgl. Nr. 7 7 7 - 7 7 9 ; Nr. 7 8 2 - 7 8 4 . Rump Parliament war die Bezeichnung für das durch die am 6. Dez. 1648 im Pride's Purge von oppositionellen Mitgliedern „gesäuberte" englische Unterhaus.

Nr. 7 8 7 / 7 8 8

311

3.4./3.4.1780

10

Sprichwörtlich; vgl. W a n d e r Bd. 1 Sp. 7 5 9 .

11

„Seceder" von engl. = to secede, abspalten. Gemeint sind jene protestantischen Konfessionen, die sich von der anglikanischen Kirche getrennt hatten oder die zwar, wie die Baptisten, als dem Protestantismus zugehörig erachtet wurden, aber nicht zur anglikanischen Kirche gehörten.

12

Vgl. J o h 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. Hebr 1 3 , 1 2 . Vgl. 1 K o r 6 , 2 0 ; 7 , 2 3 . Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg verfolgte seine botanischen Studien weiter und fand allgemeine Anerkennung. Z u den Verdiensten des „amerikanischen Linné" vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 1 7 4 f . , 3 0 8 - 3 1 4 .

13 14 15

16

Mt 10,16.

17

J o h a n n Arndt, Vier Bücher v o m W a h r e n Christenthum, Vorrede zum ersten Buch, § 2.

18

Nicht erhalten; vgl. N r . 7 8 6 Anm. 4 ( 2 ) . T h o m a s Cullen; N a c h b a r Mühlenbergs in Providence, der zwischen 1 7 7 7 und 1 7 8 3 wiederholt Briefe Mühlenbergs mitnahm.

19

788. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg]

[Providence,]

3.4.1780

Hfertzlich] gelfiebter] S[ohn] Dein Geliebtes vom 30 Mertz a[nni] cfurrentis]1 mit den Zeitungen und eingeschloßenem Briefe von [Gotthilf] H[ein]r[ich Ernst] kam an selbigem Abend durch A: G. richtig zu handen. Ich danke hertzlich für Deine viele Bemühungen meinentwegen, auch wegen des guten Raths „not to dispose of Loan-Certificates of an early Date, other wise you may become a very considerable Looser." [die Schuldscheine mit altem Ausgabedatum auf keinen Fall zu veräußern, sonst erleidet er beträchtliche Verluste]. Ich habe nur 2 geringe of a middle Date [nicht so altem Datum] und das letztere von 150 £ muß ich anwenden für Taxen [Steuern], Die Commissarien oder Assessores [Steuerbeamte] sagen, sie taxiren mich nicht als Prediger, sondern als Freeholder [Grundbesitzer] für 7 Aker [acres] Land mit Haus und Scheuren, für 2 Kühe, für ein Lott [Grundstück] bei der Kirche von 3 Aker, und 10 Aker ehemalig Buschland. Das erste mal muste ich 27 £ bezalen, das zweite mal sind mir 26 £ 5 sh[illing] angekündiget, und hernach sollen in diesem Jare noch 8 Terminen hinter ein ander erfolgen etc. Auf solche Weise werde ich doch wol nach und nach „a very considerable Looser" oder Lauser werden. Doch bin des wegen wohl zu frieden, weil nichts von Ungefehr komt, sondern alles unter Gottes aller weiseste und heiligsten Regierung stehet. 2 Ein und andere Stüke in den Zeitungen sind mir wichtig, zum Teil auch fürchterlich. Z[um] E[xempel] a) daß eine Britische] Krieges=Macht bei Ch[arles] T[own] stehe und der Krieg erst mit aller Macht recht angehen solle:3 Da der Indep[endenten] Cörper die Auszerung hat: da das Haupt krank, das moralische Hertz matt, die Fußsolen bis auf die Fleksen [Sehnen] verwundet sind,4 und der gantze Cörper das Nerven Fieber hat, so daß es mit recht heißt: mit unsrer Macht ist nichts gethan, wir sind gar bald verloren etc. 5 Es reichte auch in alten Zeiten nicht zu wenn die Israeliten sich auf den Rorstab Egypti lehneten6 und Bund, Bund riefen, b: ein Fr. merket in der Zeitung an: Le jeune Roi [Ludwig XVI.] est deja malade de la Guerre et d'Alliance etc. 7 c) Ein

312

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

fürtreflich Remedium [Heilmittel], das die p[ro] t[empore] Superiores auf den 26sten April a[nni]c[urrentis] verordnet haben, 8 wenn es nur wohl und beßer angewendet und gebraucht wird wie die vorigen, d) Das Stük in des [David] Halls und [William] Seilers Zeitung [Pennsylvania Gazette], 9 das sich Monitor unterzeichnet, ist mir das aller wichtigste. Das zeigt den Statum Morbi epidemici [epidemischen Krankheitszustand] recht gründlich und gibt Anweisung zu einer gründlichen Cur. Ich habe nicht vermutet daß noch ein solcher Mann im Staat übrig, zu finden seyn und hervor treten mögte. vid[e] Pred: Sal: Cap: 9,13=18. Es hat mich etwas traurig gemacht und treibet mich desto mehr zum bußfertigem Gebet und Fürbitte, daß 2 meiner zärtlich geliebten Zweige [Johann Peter Gabriel und Friedrich August Conrad Mühlenberg] nicht dicht und schwer genug gewesen im Thal zu bleiben und lieber mit dem unartigen Bundes=Volke Armuth und Schmach zu leiden, als sich durch Nebel mit zur Atmosphere auf ziehen zu laßen, von wannen sie nach dem Lauf der Natur tropfen Weise wieder herunter fallen werden, wenn Gottes Barmhertzigkeit nicht etwas außerordentliches geschehen laßen solte. Wenn es nach des Monitors Rath und der weisen Verordnung des S[alvo] T[itulo] Cong[ress] gut von Statten gehet und ein jedes Individual seine Schuldigkeit beobachtet; so wird Gottes Allmachts=Hand für uns seyn und seine Güte es so vermitteln, daß es mit uns noch nicht gar aus werde. Haltet mirs zu gute, liebe Kinder, daß ich mich so offenhertzig aus drüke. Es geschieht aus Mitleiden. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, 10 ob er ihnen sonst gleich nicht im Leiblichen helfen kan etc. Das inliegende Brieflein 11 bitte mit Gelegenheit an [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] nach Lancaster zu befördern. Von hier fält selten Gelegenheit dahin vor. Ich hatte an ihn von hier mit Nachbar [Thomas] Cullen geschrieben, 12 ehe ich seinen Brief 13 durch Deine Hand empfieng, und gestern Abend brachte mir M[aste]r Cullen Antwort von ihm zurük. 14 Er hat schon, wie er berichtet, 60 junge Leute im Unterricht und Abends auch Erwachsene und Verheirathete. Das ist nützlicher und freulicher als Varianten und Kräuter zu suchen. Die Werten GroßEltern [Philipp Hall und Frau], unsere Kinder und Enkelgens samt allen Angehörigen seyn der Liebe Christi empfolen von H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] d[en] 3 April 1780. 1 5 *Den Brief an [Gotthilf] H[einrich Ernst] kanst Du lesen und her nach versiegeln.

Abschrift

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S.

168v-169v.

1

Nicht erhalten; vgl. Nr. 7 8 6 Anm. 4(1).

1

Sprichwörtlich: „Nichts kommt von ungefähr, von Gott kommt alles her." Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1430. Schon seit dem Herbst 1 7 7 9 hatten die Engländer Truppen um Charleston zusammengezogen. Die Belagerung der Stadt begann Anfang April 1 7 8 0 , am 12. Mai kapitulierte der amerikanische General Benjamin Lincoln mit über 5 0 0 0 Mann. Mit diesem Sieg schien es, als seien die südlichen

3

Nr. 788/789

4 5 6 7

8

9

10 11 12 13 14 15

3.4./11.4.1780

313

Staaten verloren, da gerade in den Carolinas die loyalen Anhänger der englischen Krone besonders zahlreich waren. Vgl. Jes l,5f. Vgl. die 2. Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. Vgl. 2 Kön 18,21; Ez 29,6f. Der junge König ist schon krank vom Krieg und der Allianz. Ludwig XVI. (1754-1793), von 1774 bis zu seiner Absetzung 1792 französischer König. Der Kongreß hatte einen Fast-, Büß- und Gebetstag festgesetzt; vgl. die Tagebucheintragungen zum 25. und 26.4.1780 (Tappert III S. 313f.). David Hall (1714-1772); Drucker, Buch- und Papierwarenhändler in Philadelphia; Herausgeber der Pennsylvania Gazette; geboren in Edinburgh, Schottland; kam um 1747 nach Philadelphia; betrieb zusammen mit Benjamin Franklin bis 1766 eine Druckerei; gründete anschließend zusammen mit William Seilers die Firma Hall and Seilers; Drucker des Continental Congress; stellte u.a. das neue amerikanische Papiergeld her. William Seilers (um 1725-1804); Drucker, Buch- und Papierwarenhändler in Philadelphia; Mitherausgeber der Pennsylvania Gazette; geboren in England; Buchdruckerlehre in London; eröffnete 1764 sein Geschäft in Philadelphia; seit 1766 Partner von David Hall in der Firma Hall and Seilers. Vgl. Ps 103,13. = Nr. 787. Nicht erhalten. = Nr. 786. Vgl. Nr. 786 Anm. 4(2). Für die Zeit bis zum 11.4.1780 (= Nr. 789) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 7 April ... Empfieng ein paar Zeilen von M[aste]r [Francis] Sw[aine] aus Philadelphia p[erj Capt[ain] Bitting ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 170v; vgl. Tappert III S. 308).

789. An Matbias Keblen

[Providence,

11.4.1780]

M . Matthfias] K[eblen] please to consider the following Lines of your wellwishing Friend and Neighb[our], I understand you are in Love with S[usanna] Kflein]. 1 She is of honest parents and has reputable Brother and sisters. Her Mother a pious Widow departed this life and left her an Orphan some years ago. I took her into my family and kept her above two years. During the said time she behaved honest and proved obedient, industrious, sober and chaste. She is exceeding well fitted for house keeping in Needle Work, Spinning, cooking, Washing, Gardening, Reaping and in any Work what so ever belongs to a perfect Mother of a family. She is of a mild and pleasing temper and will make a husband happy. A wise Man does not look upon riches and outward Appearance in chusing a Consort, for they may soon fade away and leave a rotten frame. But an apt, industrious and dutiful Girl, tho' without riches, will rather increase or preserve an Estate of a husband. We have Instances enough of young people, who brought Estates and riches together, and in a short time squander'd them and came to Beggery, because they did not know how to keep house. N o w please to consider, my friend, on the 2 3 d of January last, you have joined yourselves together, and she has conceived by you and is now since that time pregnant with a Child of your own Seed, which no body knows as yet,

314

Die Briefe des Jahres 1780

except herself, you, your dear Mother, I and my Wife, and ought to be kept private and concealed. If you should forsake and leave her now without lawful Marriage, you would indeed commit the most cruel and crying Sin and have to answer for two Souls besides your own, not only before open Courts in this World, but also before the awful and dreadful Judgment Seat of Christ the most Supream Judge of the living and dead! 2 and you could never enjoy peace in your Conscience, but have a gnawing Worm for ever; for if you leave her now in distress and Misery, she may fall into Melancholy and Despair and deprive herself and her fruit of Life, or she may murder the Child in or after Deliverance, and you know what dreadful Consequences would follow to your utmost Terror, Grief and Horror! If you should leave her and marry once an other, though a rich one and more glaring Damsel, you would never be happy and comfortable, but be always suspected and chided for having a Bastard. To offer Money to Susy and tell her to go afar off, is a wrong and no good Advice. For where ever she goeth, the people will not take her under Shelter until she confesseth where she cometh from and who is the father of the Child and send her home to him. And if even you yourself should go aside, you would be advertised and stigmatized in the English and german Newspapers in America by her honest friends and relation and be undone. The best and surest way for you both is this: be privately and lawfully married by Licence, the sooner the better, before it comes to Light what is hidden yet, and by so doing you will prevent temporal and eternal Punishment, shame and Confusion, will get a dutiful and pleasing Wife and live comfortable together to the Satisfaction of your dear Mother, and after 6 Months you may see your Offspring with Comfort and Gladness. No body can hinder you to follow this Advice, for you are a freeholder and may do what you think answerable before God and your own Conscience for your temporal and eternal Wellfare. You may, if you please communicate the Contents of these lines wit[h] your dear and beloved Mother and give me Leave to remain your wellwishing friend and Neighbour H[einrich Melchior] M[ühlenberg] 3 Abschrift von Mühlenbergs Tappert III S. 310. 1 2 3

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S. 171r+v.

Auch

in

Von 1777 bis 1779 als Magd im Dienst Mühlenbergs; vgl. Tappert III passim. Vgl. Apg 10,42. Für die Zeit bis zum 2 4 . 4 . 1 7 8 0 (= Nr. 790) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 17 April-, ... Schrieb ein paar Zeilen in Vorhand an meinen Sohn Fried[rich August Conrad], wenn Gelegenheit vorfallen solte, zur Antwort auf sein letztes vom 13 Apr[il] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 172v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 131; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 311). (2) „Den 20sten April: empfieng einen Brief von M[aste]r [Francis] Sw[aine] aus Philadelphia] datirt d[en] 19 April: Nachricht, daß sie ihr Kind die Woche wolten inoculiren [impfen] laßen: daß die Mob in Doublin den Lord Lieutenant gefangen gesetzt. Ursache: so bald die Ministerial Regierung in Engl[and] benachrichtiget, daß ihre Flotte die Spanische vor Gibraltar geschlagen

Nr. 7 8 9 / 7 9 0

11.4./24.4.1780

315

und die Belagerung entsetzt, habe sie ihrem Lord=Lieutenant [John H o b a r t , Earl hamshire ( 1 7 2 3 - 1 7 9 3 ) ] beordert, er solte dem Parlament in Irland kund machen, Freiheit haben möchte zur Exportation aber nicht zur Importation. Des wegen habe eingezogen ehe er zum Parlaments=Hause gelanget." ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. AFrSt IV H 2 4 S. 1 3 2 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 0 ; T a p p e n III S. 3 1 2 ) .

790. An [Christoph Hänsle]

of Buckingdaß Irrland ihn die M o b 1 7 3 r + v ; vgl.

[Providence, 24.4.1780]

Geehrt» und geliebter Freund, er kan sich vielleicht noch erinnern, daß ich seiner hoffentlich sel[igen] Frau zu Philadelphia] in ihrer letzten Krankheit Beistand leistete, ich sie auch zum Grabe begleitete und daher mit ihm bekant wurde. Seine Tochter Elisabeth war damals noch klein als ein Mutterloses Waiselein, aber es hat mich hertzlich erfreuet, daß er das Kind bei so wakern Christlich fromme Leute, nemlich M[aste]r Abr[aham] Merkle 1 und seine Familie zur Erziehung anbracht, allwo sie zur Gottesfurcht, zum Gebet, zur nützlichen Haus=Arbeit und Christlichen Tugenden angehalten wird. M[aste]r Merkle brachte vor etlichen Wochen die Elisabeth zu mir zum Unterricht, und wie ich vernam, daß es die Tochter des bekanten Freundes M[aste]r H[änsle] 2 der lieben Mutter sey, die ich in ihrer Krankheit besucht und nach ihrem Abschied begraben, so erfreuete mich hertzlich. Sie ist sehr wohlgekleidet, ist stille und ehrbar, kan lesen, ist begierig zum Lernen und wurde gestern in unsrer Providencer Kirche nebst andern jungen Leuten unter vielen Tränen, nach Ablegung Ihres Glaubens=Bekentnißes und Erneuerung ihres Taufbundes, eingesegnet, und als ein Glied der Evangelischen Kirche, wie ihre sel[ige] Mutter aufgenommen. Gleich wie nun rechtschafne Christliche Väter am meisten wünschen und besorgen, daß ihrer Kinder Seelen=Wohlfart befördert werden möchte, so hofe, es werde ihm diese Nachricht wegen seines Kindes auch erfreulich und tröstlich seyn. Und wenn er sein Kind lieb hat, so wird er meinem guten Rathe folgen, welcher darin bestehet 1) laße er die Elisabeth da, wo sie jetzt ist, vollends bis auf ihre Alte [Volljährigkeit] bleiben, wenn sie M[aste]r Merkle und seine Hausfrau gern behalten, damit sie noch vollends zum guten erzogen und angehalten werde. 2) Wenn der Vater noch eins so zärtlich ist, so thut es doch selten gut bei Stiefmüttern, und bei frembden Leuten zu dienen, ist sehr mislich und gefärlich in diesen Zeiten und junge Leute sind gar leicht zu verfüren, in zeitlich und ewig Verderben zu stürtzen und der Eltern Hertz zu brechen. 3) In den jetzigen überaus teuren Zeiten, haben Erwachsene genug zu thun, wenn sie ihre Kost verdienen wollen, geschweige denn nur nothdürfftige Kleider und Schuhe. 4) Wenn die Elisabeth bei M[aste]r Merkle bis auf ihre Alte bleibet, und sich wohl verhält, so hat sie nicht allein gute Kost und Kleider, sondern noch darzu etwas nötigen Haus Rath, eine Kuhe oder dergleichen zur Aussteuer zu gewarten: Denn ich kan in Warheit versichern, daß sie von M[aste]r Merkle und seiner frommen Frau gehalten wird, als ob es ihr eigen Kind wäre. Solche gute Gelegenheiten, wo Mutterlose Waisen an Leib und Seele wohl versorgt sind,

316

Die Briefe des Jahres 1780

trift m a n h e u t i g e s T a g e s selten a n . Ü b r i g e n s bin u n d verbleibe sein u n d seiner Kinder wohlwünschender

Freund H[einrich Melchior] M[ühlenberg] der alte.3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 IV H 24 S. 135f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30. 1

2 3

S. 174r-17Sr

und AFrSt

Abraham Merkle; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Providence; 1777 Mitglied des Ältestenrates der Gemeinde; Mühlenberg unterhielt bis zu seinem Tode sehr freundschaftliche Beziehungen zu ihm. Christoph Hänsle in Conestoga. Für die Zeit bis zum 7.5.1780 (= Nr. 791) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 27 April ... Schrieb ein Brieflein an meinen Sohn Friedrich [August Conrad]. Gegen Abend empfieng ich einen Brief von meinem Sohn Friedrich] mit den Englischen] Zeitungen, auch Nachricht daß [Johan] P[eter] G[abriel] M[ühlen]b[erg] mit seiner Familie zwar wohlbehalten in Virginia arrivirt, aber auf der Reise vieles erlidten, und auf dem Wonplatz alles in Co[n]fusion gefunden nemlich a) auf der Reise sind ihm die 2 besten Pferde crepirt. b) auf dem Platz, den ein Mann um die Hälffte bauen solte, ist ihm im vergangnen Winter die Hälffte vom Vieh etc. crepirt. c) Diese letzte Reise mit der Familie habe ihm bei lOtausend £ Unkosten verursachet. Er hält sich p[ro] t[empore] in Friedrichsburg [Fredericksburg, Spotsylvania County, Virginia] auf. Culpepper Gemeine ist noch vacant." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 176r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 138; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 314). (2) „Donnerstag d[en] 4ten Maii ... Ich schrieb deswegen ein par Zeilen an meinen Sohn Friedrich] meldend, daß ich etliche Erwachsene unterrichtet die nebst andern alten Freunden am nächsten Pfingstfest hier das heil[ige] Abendmal empfangen wolten. Im fall es notwendig, daß ich aufs Pfingstfest drunten [in Philadelphia] sey[n] solte, so müste noch weitere Nachricht haben, daß ichs hier nächsten Sontag Exaudi vermelden könte. Es schiene meine Hinunterkunfft aber nicht nötig, weil ich von denen Hhn [Herren] past[ores] ordinariis [Johann Christoph Kunze und Justus Heinrich Christian Helmuth] keine Invitation bekommen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 177r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 139f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 315).

791. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg]

[Providence,

7.5.1780]

Gel[iebter] S[ohn]. D e i n Geliebtes m i t d e m P a q u e t Z e i t u n g e n u n d d e m v o r h e r g e s c h r i e b e n e n Briefe e m p f i e n g h e u t e a m S o n t a g e E x a u d i . 1 L e t z t e r e s d e u t e t e a n , d a ß n ä c h s t e n D o n n e r s t a g w e n n s W e t t e r e r l a u b t e eine C h a i s e [ R e i s e k u t s c h e ] h e r a u f k o m m e n u n d m i c h m i t n e m e n w ü r d e . I c h e r k e n n e D e i n e u n d der W e r t e n

Angehörigen

Liebe, die sie als G e m ü t s = u n d G e b l ü t s f r e u n d e g e g e n m i c h u n d m e i n e E h e g e n o ß i n [ A n n a M a r i a M ü h l e n b e r g ] h e g e n u n d d a n k e d e m H ö c h s t e n d a f ü r ; m u ß a b e r frei b e k e n n e n , d a ß die M a m a n i c h t i m S t a n d e ist e i n e n B e s u c h a b z u s t a t t e n , teils w e g e n ihrer K r a n k h e i t , d a v o n sie fast keinen T a g n o c h N a c h t frei ist; teils a u c h w e g e n der H a u s h a l t u n g , weil n u n e b e n die Z e i t ist, w o r i n d e r G a r t e n a n g e b a u e t , g e p f l a n t z e t , g e s ä t u n d g e j ä t h e t w e r d e n m u ß , w e n n m a n u n t e r G o t t e s Segen u n d G e d e i h e n e t w a s zu e r n d t e n h o f f e n will. Sie ist n i r g e n d s lieber als d a h e i m in d e r

Nr. 7 9 0 / 7 9 1

24.4./7.5.1780

317

Stille bei ihrer Arbeit und Schatzkästlein. 2 Wenn jemand sie besucht und nur eine halbe Viertel Stunde lang mit ihr spricht, so bekomt sie ihren Zufall [epileptischen Anfall] und bleibet eine Weile hernach non compos mentis [bewußtlos]. Eure Liebe sie zu sehen ist dankwürdig und sie will den guten Willen für die That nemen. 3 Was meine Hinunterkunfft betrifft, so kan ich nicht dis Pfingstfest in Philadelphia beiwonen. Solte es aber nötig seyn, so will ich g[eliebts] G[ott] gerne ein oder andern Tag nach Pfingsten mich bereit halten: rationes 1) es ist hier kein einziger Prediger auf das Fest und mein Dienst schon versprochen ehe ich wüste, daß hinunter kommen solte. 2) unsere Tochter [Maria Catharina] Sw[aine] wird ja die wenigen Tage noch aushalten und drunten bleiben können, bis ich geschickt bin mit dem Vater [Philipp] Hall oder sonst jemanden zu returniren. 3) Der Wunsch derer 2 Hh. [Herren] Seelsorger [Johann Christoph Kunze und Justus Heinrich Christian Helmuth] und S[alvo] T[itulo] Corporation ist vielleicht nur ein französisch Compliment. Wenn sie meinen Besuch aufs Fest nötig und verlanget hätten, so würde einer oder ander es mit ein paar Zeilen zu rechter Zeit gemeldet haben. Weil aber solches nicht geschehen, so neme daraus ab, daß sie, Gott sey gedankt, wol und stark genug sind, ihr Amt zu verrichten. 4) Käme ich, gel[iebter] Sohn, allein auf Deine wohlgemeinte und guthertzige Invitation, und zumal mit dem Vater Hall, so würde die ehemalige Gegenpartei aufs Neue Argwon und Sub^on faßen und denken, daß Tricks darhinter stekten etc. vestigia terrent, 4 und bedenke, mon eher fils, wo solte ich einkeren? Die 2 Hh. Amts=Brüder haben mich nicht invitirt, solte ich bei Hh. Vater [David] Schäf[f]er oder Hall logiren oder bei Dir? was würde man daraus schließen? Ich weiß, Ihr nämet mich gern auf; aber! aber! was würden meine zärtlich geliebten Herr P[astor] Kuntze und Tochter Margrethgen [Henrietta] davon denken und sagen? Ich könte gar darüber mein weiland pretendirtes Recht an einer Stube im Pfarrhause verlieren, allwo meine Presidenten Peruque, Gown Rock [Talar], Camisol, Hosen und Schuhe bisher noch immer Possession gehabt. 5) Vielleicht hat die Gemeine auch das neue Charter [Kirchengrundordnung] noch nicht bekommen und introduciren [vorstellen] laßen, und so kan auch die Corporation wol eher nicht zur Wahl eines Presidenten schreiten, kurtz ich denke es sey mein Besuch nicht eher rathsam bis es entweder von die 2 Seelsorgern oder der Corporation nötig erachtet und von ihnen gefodert wird. Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 5

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 H 24 S. 142f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30. 1

S. 178r+v und AFrSt IV

Im Tagebuch heißt es dazu: „Vor der Kirche empfieng ich 2 Briefe von meinem Sohn Friedrich] aus Philadelphia] worin er unter andern meldete: daß nächsten Donnerstag unser Mitschwäher M[aste]r Hall die Maria Sw[aine] mit ihrem Kinde in der Chaise herauf bringen, und mich mit hinunter nemen wolte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 177v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 141; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 315).

Die Briefe des Jahres 1780

318 2 3 4

s

Karl Heinrich von Bogatzkys Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 239. Die Spuren schrecken. Nach Horaz, Epistulae 1,1,74, der Äsops Fabel vom Löwen und dem Fuchs wiedergibt. Für die Zeit bis zum 29.5.1780 (= Nr. 792) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 9 Maii: ... Ich gab ihm [Herrn Cooper] die zwei Brieflein mit an meinen Sohn Fried [rieh] . . . " . (PM 95 A Nr. 19 1777-80; vgl. [auch unter dem 8.5.1780] AFrSt IV H 24 S. 143; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 316). (2) „Donnerstag d[en] 11 Maii: Vormittags gab einer Frau von Neuhannover den Brief mit an m[einen] S[ohn] Friedlich] worin der Brief an S[alvo] T[itulo] H[errn] Dir[ektor Gottlieb Anastasius] F[reylinghausen] eingeschloßen war wenn etwa der Preußische] Officir noch nicht weg seyn solte. Der vorhergehende Bogen voll a son Magnificence Mons[ieur] Fr[eylinghausen] Prof[esseur] et Dir[ecteur] war datirt d[en] 21 October 1779 [= Nr. 767]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 179r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 144; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 316). (3) „Sonnabend d[en] 13 Maii ... Gegen Abend empfieng ein Schreiben von S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze in Antwort auf mein letzters an ihn vom 28 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] und ein vorhergehendes [= Nr. 784], enthielt auch eine Invitation wegen meines Besuchs nach der Stadt." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 179r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 144; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 316). (4) „Pfingst Sontag d[en] 14 Maii frühe empfieng von meinem Sohn Friedlich] ein paar Zeilen von gestern mit den Zeitungen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 179r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 144; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 316). (5) „Mitwoch d[en] 17 Maii ... Ich schrieb ein paar Zeilen an Major Peter Hartmann [vgl. Nr. 807] auf Pikesland [Pikeland] und bat er möchte mir 30 ttf Talg zu Lichtern, nach der Erndte, für Bezalung procuriren ... Ich gab ihm [Johann Daniel Lehmann] ein paar Zeilen an meinen Sohn Friedrich] mit." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 180r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 145; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 317). (6) „Donnerstag d[en] 18 M a i i . . . Nachmittags empfieng einen Brief von der Frau [Eva Elisabeth] Schultzin unsrer Tochter ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 180r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 145; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 317). (7) „Montag d[enj 22 Maii: ... schrieb ein paar Zeilen an meine Frau [Anna Maria Mühlenberg], und rieth ihr ein Mittel für ihre Krankheit, das jemanden hier geholfen." (PM 95 A Nr. 95 1 7 7 7 80 S. 182r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 151; LC Abt. H IV Fach D Nr. 30; Tappert III S. 320).

792. An [Gottlieb Anastasius Freylinghausen]

Philadelphia,

29.5.1780

P h i l a d e l p h i a ] d[en] 2 9 M a y

1780.

S [ a l v o ] T [ i t u l o ] H o c h w ü r d i g e r e t c . h e r t z l i c h zu v e n e r i r e n d e r H e r r Director etc. etc. Ew[er] H o c h w ü r d e n werden meine Schreib=Art contra d e c o r u m

[schmuck-

los] gütigst v e r z e i h e n , w e n n ich u n t e r a n d e r n v e r s i c h e r e , d a ß m e i n e s c h u l d i g e H o c h a c h t u n g u n a u s l ö s c h l i c h ins H e r t z g e s c h r i e b e n , u n d m i r die E r m a n u n g des t e u r e n v e r e w i g t e n V a t e r [ F r i e d r i c h M i c h a e l ] Z [ i e g e n h a g e n ] u n v e r g e ß l i c h bleibt: „ i c h solte kein w e i ß P a p i e r m i t C o m p l i m [ e n t e n ] n a c h E u r o p a s e n d e n " . 1) ich bin eben z u m B e s u c h m e i n e r lieben K i n d e r e t c . in P h i l a d e l p h i a ] , 1 w e r d e a u f s liebreichste b e w i r t e t v o n m e i n e m w ü r d i g e n H [ e r r n ] S c h w i e g e r = S o h n

[Johann

Christoph]

bei

K[unze]

und Tochter

[Margretha

Henrietta],

ob wol

der

Nr. 7 9 1 / 7 9 2

7.5./29.5.1780

319

ausnemenden Teurung. Was mich über alles erquiket und zum stillen Lobe Gottes ermuntert, ist unter andern dieses: daß diese große Gemeine wieder in äuserliche Vereinigung und Ruhe durch Gottes Hertzlenkende Krafft 2 und unsichtbare Gnadenhand gesetz worden, daß nun 2 Muntere Seelsorger [Kunze und Justus Heinrich Christian Helmuth] Tag und Nacht an der grösten Luthferischen] Gemeine in America, im Herrn vereinigt, arbeiten, streiten und leiden, und die Zeit und Gelegenheit in acht nemen, weil die Tür zum Evangelio, unter den höchst bedenklich* und gefärlichen Krieg und Krieges=Geschrei etc. noch offen stehet! 3 Daß H[err] P[astor] Kuntze, ob er wol unter den hertznagenden Streitigkeiten 4 ungemein vieles leiden müßen, dennoch viel gesünder und lebhaffter ist, wie sonst! Der grobe schwartze Satan hat ein Zeitlang seine Tüke bewiesen, nun versteh er sich in den Lichts Engel, 5 und will die erwekten Seelen aus dem Wege verleiten, worauf sonst die Einfältigen nicht irren, aber Gott sey Dank, Herr Kuntze ist ein guter Exeget und kennet die Tiefen des Satans! Der listige Feind suchet im Trüben zu fischen. Gott stärke und erhalte seine Knechte! 6 daß sie gewinnen und den Sieg behalten! 2) Bei der Erneuerung des Chärters [Kirchengrundordnung] 7 ist wol weiter nichts verloren als der Rector Name und sonst etwas damit verknüpfftes, und statt deßen, wälet die Corporation järlich den ältesten Pastor[em] ordin[arium] i[d] e[st] der am längsten bei der Gemeine gestanden, zum President: welches gegen wärtig Herr Pfastor] Kuntze ist. 3) Der jetzige Periodus hat eine so genante Universitaet in der Metropoli errichtet. 8 Weil es der teutonischen Jugend mit gelten solte, so durffte sich der primar[ius] unsrer Gemeine nicht wol weigern, als Professor Philologiae, bis auf weitere Ein= und Aussicht, mit Hand an zu legen; damit es aber der Gemeine keinen Abbruch verursachen möchte, so nam H[err] Pfastor] K[unze] seinen H[errn] Colleg[am] H[elmuth] mit zu Hülfe, so daß die 2 für einen Professor der teutonischen] studiosen gelten, und wo zu ihnen noch ein Substitut verordnet werden soll. Der verewigte fromme H[err] Rath [Ludwig Johann] Cellarius, 9 mein treuer Freund und Gönner sagte mir einst: „wenn in einem großen Zimmer nur ein Haake wäre, so pflegte man alles dran zu henken, bis derselbe krum würde und zuletzt mit samt dem Plunder zu Boden fiele. Mein melancholisch temperam[ent] besorgt, für nemlich bei dunkeln Wetter, meines zärtlich geliebten Hferrn] K[unze] Stand möchte etwas Ähnliches geben; 10 denn es sind ihm schon so viele Bürden ohne sein Gesuch auferlegt, und ich bin genötigt ihm noch eine Last auf zu legen, nemlich meine von Hochwürdigen Herren Directoren ehemals empfangene Vollmacht zum Mandatariat des Hochgr[ä]flich S[olms] R[ödelheimischen] Fundi zu assigniren [überschreiben], weil ich täglich mehr Vorboten vom Abschiede empfinde, der noch übrige Fundus in Philadelphia] stehet, die mit Hochwürdigen Herren Directoribus in Connection stehende Lehrer in Loco [vor Ort] sind, die Ordnung es so zu fodern scheinet, und ich hoffe, Hochwürdige Väter werden es zu billigen, und mir die noch übrige Lebens=Frist die Intereßen [Zinsen] davon als einem armen Invaliden angedeihen zu laßen geruhen, wenn es Gott der Herr aus Gnaden in diesen critiquen Läufften bewaren wird. Die auf gebürdeten Lasten zu bemerken, so ist unser Herr Kuntze gegenwärtig in der Hauptsache der älteste ordinfierte] Seel-

320

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

sorger der Philadelphia] Gemeine: 2) Vorsitzer der Corpor[ation]: In Neben Anstalten 1) Profeßor Philologiä 2) Mitglied der erlauchten Schwedischen] Gesellschafft pro fide etc. 11 4) Mitglied der amerikanischen] philosophfischen] Gesellschafft 5) Mitglied der hiesigen Deutschen Gesellschaft]: 6) Inspector über die [Peter] Brunholtz. Bibliothec etc. Von den 2 erstem wichtigen Amts=Geschäften an der Gemeine und Universität] hat er bisher mit genauer Noth seinen Unterhalt bestreiten können bei der unerhörten Teurung. Die übrigen Diplomata nemen mehr als sie geben. 4) Die Lancaster Gemeine bedienet jetzo der [Gotthilf] He[i]n[rich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r , und wie ich höre, hat er 85 junge, zum Teil auch erwachsene Leute unterrichtet und confirmirt, und es sollen auch Mennonisten und Englische gewillet seyn Unterricht zu empfangen und zur Gemeine zu treten. Das alles dienet mir zum Trost unter mannicherlei Leibes* und Gemüt=Beschwerden. 5) Wegen Eben Ez[er] ist gegenwärtig noch nichts zu machen. Die Tür ist verschloßen und G[eorgia] im Besitz der alten Mutter. Solte es so bleiben und von der Tochter Zion noch eine Nachthütte übrig gelaßen werden, 12 so können Hochwürdige Väter in Halle und Augsburg als Glieder der erlauchten Gesellschafft: in Efngland] 13 vieles ausrichten mit den Obligationen etc. Solte es anders ausfallen und Friede werden, so können meine Nachkommen von hier, wenn welche übrig bleiben, die Sache treiben. Die erneuerte Vollmacht 1 4 kam zu spät, da die Tür schon verschloßen war. Es komt nichts von Ungefer. 15 Die Hand Gottes ist noch nicht verkürtzet. 16 Daß die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin verschieden, habe ich schon etliche mal berichtet, auch verschiedene mal die verlangte Quitung über das hier empfangne Hochgr[ä]fl[iche] S[olms]-R[ödelheimische] Legat abgeschikt, aber noch keine Antwort erhalten, ob ein oder anders davon angekommen? H[err] Pr[ediger] Kuntze war so gütig und communicirte mir jetzt 2 Briefe die zu letzt von 1779. angekommen 17 a) von meinem teuresten H[errn] Bruder in Christo, dem venerablen H[errn] Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius, worin aber nicht gemeldet, ob was von mir angekommen, b) von dem S[alvo] T[itulo] teuren Herrn Pastor [Johann Carl] Kuntze 18 aus dem Voigtlande. Die Nachrichten des letztern Knechtes Gottes haben mich fast erschrekt, wegen der Apostasi im Europäischen] Christenthum. Hilf Gott wie brechen die schweren Gerichte herein! Mein Herr Schwieger=Sohn hat mir versprochen einen Schlüßel zu verfertigen, der die Offenbarung Christi Johanni geschehen noch etwas leichter aufschließen soll, als des verewigten Abts [Johann Albrecht] Bengelii, 19 wenn er nur erst Zeit dazu gewinnen könte. Wenn ich nur noch so viele Leibes= und Gemüts=Kräffte übrig hätte, so wolte gern für ihn so lange vicariren, daß er nach einer occidental[ischen] Insul Patmos reisen und den Schlüßel verfertigen könte, aber es ist zu spät mit mir. Mit Erstaunen habe ich auch gehört, als ob in D[essau] eine öffentliche Schule auf gerichtet wurde, worin der Arianismus auf gewärmet und der ausartenden Christenheit zum erhöheten Geschmak vorgesetzt werden solte. 20 Weil vom Geschmak die Rede ist, so bitte demütigst um Verzeihung; daß ich auch etwas zur Verfeinerung und Erhöhung des berümten Geschmaks beitragen durffte, nemlich: Der berümte [Johann Lorenz

Nr. 7 9 2

29.5.1780

321

von] Mosheim merket in seiner Kirchen Historie an „daß der Arius sein Eingeweide in einem heimlichen Gemache verschüttet" etc. 2 1 Wie schmakhafft und delicat muß das nicht werden, wenn der auf die Erde geworfene Geist mit seinem Anhange die vermoderten Intestina [Eingeweide] aus dem s[alva] v[enia] Cloak[e] wieder heraus gräbt, ein Fricassee oder Ragou davon machet und der gelehrten Christen Welt vorsetzet! M a n denket, die künstlichen Köche könten selber vom Geruch schon satt werden. Ein Herr von Adel erzälte mir vor Zeiten, was sein witziger Koch einst angestelt nemlich, es war eine Bauren Hochzeit, die Gäste verschlukten das Fleisch zum Teil ohngekäuet, überluden ihren Magen, giengen ein nach dem andern in den Garten hinter die Bäume und entledigten ihren Magen per invertum motum peristalticum. 2 2 Der listige Koch sammelte hernach die Bröken heimlich in einen hafen [Topf], machte eine saure Brühe mit Gewürtze daran. Hernach kamen die Patienten ein nach dem andern und frugen den Koch, ob er nicht etwas Saures hätte für den Magen Krampf? Er gab ihnen von dem Ragou und sie aßen es mit besondern Appetit, und der Koch hatte die Ehre, daß seines Witzes in der Chronick des Dorfs gedacht wurde. So wirds mit dem aufgewärmten Arianismo ergehen. W e r denn in Gottes Namen nicht will, der muß zuletzt ein ander Ziel mit großen Grim erfaren. Der Almächtige Heiland, der da war, ist, und seyn wird, der wird seine Familie für dem Argen bewaren und auch Werkzeuge bereiten, die den Frosch Geistern aus der neuen Schule das Maul stopfen. Ich habe die Rechnung von den Interessen des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundi bis d[en] 12 Junii 1 7 7 4 schon lange fertig gemacht und eingepakt, wie auch den Beschluß von der Hall[eschen] Cassen Rechnung und feiet nur an Gelegenheit es ab zu senden. Meine Kinder werden es nach meinem Abschiede besorgen, wenns nicht eher seyn kan. Zu letzt bitte um gütige Verzeihung aller meiner Fehler und Übereilungen womit ich Ew[er] Hochwürden und einige fromme Knecht und Kinder Gottes in meinem Leben unvorsetzlich beleidiget haben möchte! und ersuche flehentlich Dieselben wollen nicht ermüden ernstlich für uns zu bitten; denn wir sind in sehr bedenklich= und gefärlichen Umständen! Herr hilf uns! Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte. 2 3

Reinschrift 1 2 3 4

5 6 7 8

in AFrSt IV C 19:15

S. S2f.; LC Abt. H IV Fach F Nr. 5 S. 52f.

Vom 2 9 . 5 . bis zum 5 . 6 . 1 7 8 0 hielt sich Mühlenberg in Philadelphia auf. Vgl. Ps 3 3 , 1 5 . Vgl. Kol 4 , 3 . Vgl. dazu ausführlich die Briefe Nr. 7 3 5 - 7 4 3 ; Nr. 7 4 7 ; Nr. 7 4 8 ; Nr. 7 5 7 ; Nr. 7 7 6 ; Nr. 7 7 9 ; Nr. 782-784. Vgl. 2 Kor 1 1 , 1 4 . Vgl. Ps 8 6 , 1 6 . Vgl. Nr. 7 7 6 - 7 7 9 ; Nr. 7 8 2 - 7 8 4 . Vgl. Nr. 7 8 4 Anm. 14.

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Die Briefe des Jahres 1780

Ludwig Johann Cellarius (gest. vor 1780); Jurist; übernahm 1728 die wirtschaftliche Leitung des Waisenhauses; Freund und Förderer Mühlenbergs in Halle; auf seinen Rat hin lehnte Mühlenberg Ende der 1730er Jahre das Angebot ab, Lehrer an der Armenschule in Göttingen zu werden, um für die Mission in Ostindien verfügbar zu bleiben. Vgl. Bd. I Nr. 2 Anm. 1 S. 6. Dazu äußert sich Mühlenberg auch direkt gegenüber Kunze; vgl. Nr. 784. Societas Svecana Pro Fide et Christianismo; vgl. Bd. IV Nr. 588 Anm. 6. - Ziffer 3 fehlt in der Aufzählung. Ursprünglich stand an erster Stelle: „Trustie der hohen Schule." Vgl. Jes 1,8. Die Society for Promoting Christian Knowledge. = Nr. 713. Zu Mühlenbergs Antwort vgl. auch Nr. 728 und Nr. 767. ... Von Gott kommt alles her. Sprichwort, vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1430. Vgl. 4 Mos 11,23. Nicht zu ermitteln. - Seit 1 7 7 9 / 8 0 entfällt ein zunehmend größerer Teil der Korrespondenz zwischen Halle und Nordamerika auf J. Ch. Kunze und J. H. Ch. Helmuth. Für diese Korrespondenz kommen insbesondere die Faszikel AFrSt IV C 19, C 20 und D 2 (LC Abt. H IV Fach F Nr. 5, Nr. 8, Nr. 7) in Frage; für die Zeit nach Mühlenbergs Tod weitere Nummern der D-Serie im AFrSt (LC Abt. H IV Fach F Nr. 12). In den Faszikeln C 17 und C 18 (LC Abt. H IV Fach F Nr. 1 und Nr. 2) findet sich für die mittleren 1770er Jahre schon mehrfach Korrespondenz anderer Prediger, ebenso in dem Faszikel AFrSt G 8, in dem Rechnungsangelegenheiten gesammelt sind. Vgl. dazu insgesamt die Aufstellung im Verzeichnis der Archivalien in Bd. I und III. Johann Carl Kunze; Pastor in Naitschau, Voigtland; Bruder von Johann Christoph Kunze. Johann Albrecht Bengel (1687-1752); führender Vertreter des Württembergischen Pietismus, „Präzeptor von Denkendorf" und seit 1749 Konsistorialrat in Stuttgart; Autor zahlreicher Bücher; darunter Erklärte Offenbahrung St. Johannis oder vielmehr Jesu Christi; aus dem revidierten Grundtext übersetzt, durch die prophetischen Zahlen aufgeschlossen, und allen, die auf das Werk und Wort des Herrn achten, und dem was vor der Thüre ist, würdiglich entgegen zu kommen begehren, vor die Augen gelegt, (Stuttgart 1740); mit seinem Buch Ordo temporum a principio per periodos oeconomicae divinae historicas atque propheticas ad finem usque ita deductus ut tota series et quarumvis partium analogiae sepiternae virtutis ac sapientiae cultoribus ex scriptura. V. et N. T. tamquam uno revera documento propinatur (Stuttgart 1741) berechnete er das Ende der Welt und den Beginn des Tausendjährigen Reiches auf das Jahr 1836, wobei er auf biblische Zahlen- und Zeitangaben zurückging; seine biblisch-apokalyptische Zeitrechnung stellte die Basis für spätere Voraussagen des Weltendes dar. Vgl. Bd. II Nr. 221 Anm. 19 und 20. So nicht zutreffend; gemeint ist die Basedowsche Erziehungsanstalt, vgl. die Antwort Freylinghausens in Nr. 815 unter 6). Johann Lorenz von Mosheim (1694-1755), 1723 Professor in Helmstedt, 1747 Professor und Kanzler der Universität Göttingen, an deren Gründung und Aufbau er maßgeblichen Anteil hatte. Vgl. Bernd Moeller, Johann Lorenz von Mosheim und die Gründung der Göttinger Universität, in: Theologie in Göttingen. Eine Vorlesungsreihe, hrsg. v. Bernd Moeller, Göttingen 1987 (Göttinger Universitätsschriften, Serie A: Schriften, Bd. 1), 9 - 4 0 . Das Zitat findet sich in: Johann Lorenz v. Mosheim, Vollständige Kirchengeschichte des Neuen Testaments, aus dessen gesammten größeren Werken und anderen bewährten Schriften mit Zusätzen vermehret und bis auf die neueren Zeiten fortgesetzet, 4 Bde, Heilbronn 1 7 7 0 - 1 7 8 0 , 1. Bd., S. 560, Anm. 2. Durch eine umgekehrte peristaltische Bewegung, d. h. Erbrechen. Für die Zeit bis zum 5.6.1780 (= Nr. 793) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 29 Maii schrieb einen Brief an Herrn [Johannes Michael] E[nderlein] unsern Catecheten, wegen etwas Streit zwischen Reformirten und Lutheranern in einer neuen Gemeine an den blauen Bergen, wo ein verständiger gelehrter und friedliebender reformirter H[err] Pf[a]rr[er] wonet und die Leute von beiderseits Religions=Verfaßungen untereinander verheiratet sind ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 183r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 154f. ; LC Abt H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 321). (2) „Dienstag d[en] 30 Maii schrieb ich ein paar Zeilen an meine kranke Frau [Anna Maria Mühlenberg] und meldete, daß ich erst in nächster Woche heimzukommen gedächte ... Abends schrieb Antwort an meinen Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 183v;

Nr. 7 9 2 / 7 9 3

29.5./5.6.1780

323

vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 156; LC Abt H IV Fach D Nr. 31; Tappen III S. 321). (3) „Mitwoch d[en] 31 Maii ... ich schrieb ich an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze und seine Familie." (PM 95 A Nr. 19 S. 1 7 7 7 - 8 0 S. 183v; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 156; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 322).

793. An die Michaelis- und Zionskorporation

in

Philadelphia Philadelphia,

5.6.1780

S[alvo] T[itulo] Geehrte und Achtbare Michaelis* und Zions=Corporation, Wertgeschätzte Väter und Brüder, ich unterschriebener verehre und preise in tiefster Demut die hertzliebende Krafft Gottes, vermöge welcher unsere Hauptgemeine in Pennsylvania, wieder in Einigkeit und Ruhe versetzt worden! Es ist nicht mein Sinn gewesen, als ordentlicher Prediger wieder in die Stadt zu ziehen und die Gemeine selb ander zu bedienen; denn das war, und wird mir immer unmöglicher, wegen Verlust meines Gehörs, wegen Abname meiner Gemüts= und Leibes=Kräffte die ich im Dienste an der Gemeine verloren habe, und auch wegen meiner kränklichen Gehülfin [Anna Maria Mühlenberg]; sondern mein Sinn war, und ist noch, als ein Emeritus, oder ausgedienter Invalid nur im äusersten Nothfall der Gemeine zu hülfe zu kommen, wenn etwa / :das Gott verhüte:/ durch Todes=Fall oder Krankheit etc. eines oder anderen ihrer ordentlichen Seelsorger es erfodert würde, und zwar, wenn mir Gott der Herr noch so viel Leben und Kräffte in solchem Fall verliehe. Und da die Wolachtbare Corporation laut eines vollgültigen Schlußes im Protocoll mir als einem Emerito oder Ausgedienten eine järliche Pension von hundert Pfunden during my Life [solange ich lebe] zur Beihülfe meines leiblichen Unterhalts gütigst vermacht, 1 und im vorigen Jare nebst einem Present gereichet, so wird der Schluß ferner in seiner Krafft verbleiben, und ich werde es meiner Pflicht gemäß achten, so viel oder wenig mir möglich seyn wird, im äusersten Nothfall der Gemeine Invaliden Dienst zu leisten; wenn es von ein oder andern der S[alvo] T[itulo] ordentlichen Hh. [Herren] Seelsorgern, oder der Wolachtbaren Corporation gefodert wird, werde auch die Freiheit behalten, die Herren Amts=Brüder und Gemeine zu besuchen, wenn, und wie es meine Umstände und Zeiten erlauben. Womit verharre nebst Anwünschung des göttlichen Friedens, der höher ist denn alle Vernunft, 2 der Wolachtbaren Väter und Brüder ergebener Freund und Diener: Philadelphia den 5 ten Junii: 1780. 3

Heinrich [Melchior] Mühlenberg senior.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 185f. und AFrSt H 24 S. 159f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31. Englische Übersetzung in Tappert III S. 323. 1 2

Vgl. Nr. 680. Vgl. Phil 4,7.

IV

324 3

Die Briefe des Jahres 1780

Für die Zeit bis zum 6.7.1780 (= Nr. 794) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 9 Junii: ... fand auch einen Brief vor von meinem Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] aus Lancaster, der vom 21 Maii a[nni] c[urrentis] datirt, und also älter war als der vom 26 Maii ac welchen ich in der Stadt empfieng." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 186r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 161; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 324). (2) „Dienstag d[en] 13 Junii: schrieb einen halben Bogen voll an m[einen] Sohn H[einrich] in Lancaster weil nächsten Montag Gelegenheit dahin vorfält." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 186v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 163; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 325). (3) „Donnerstag d[en] 15 Junii: ... Ich schrieb ein paar Zeilen an m[einen] Sohn Friedlich August Conrad] weil Nachbar [Johannes] Ried[t] Morgen nach der Stadt will ... Er [Johann Daniel Lehmann] brachte mir ein Briefl[ein] und Zeitungen von Friedrich] mit ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 187r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 164; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 325). (4) „Sontag d[en] 18ten Junii: ... Empfieng ein paar Zeilen von Friedrich August Conrad Mühlenberg] ...". (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 187r; vgl. Tappert III S. 325). (5) „Montag d[en] 19 Junii: ... Gab einen Brief mit an M[aste]r Knieß in Philadelphia] wegen seiner Tochter Dorothea." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 188; vgl. Tappert III S. 326). (6) „Mitwoch d[en] 21 Junii: ... Ich schrieb an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze und meldete, daß unser intendirter Besuch noch in Suspenso [offen] bleiben müste wegen der critiquen Umstände des Krieges." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 188r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 165f.; LC Abt. H IV Fach 31; Tappert III S. 326).

794. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg Lancaster, 6.7.1780 Lancaster d[en] 6 Julii Gel[iebter] V[ater] In meiner Gemeine ists noch ruhig und ich sehe mit Vergnügen, daß meine bisherige Arbeit nicht gantz vergebens ist. — Meine Familie ist auch noch sehr gesund. Ich wolte auch hiedurch anfragen, wie es mit meinem Bond [Schuldschein] stehet? Ich glaube es ist fällig im August 30sten 1 7 7 9 . — Ich habe das Geld bei mir liegen gehabt, bis ich in die Stadt wieder zurük kam, und habe es erst d[en] 21 October 1 7 7 8 in die Loan Office [öffentliche Kreditanstalt] gethan. Es thut mir nach dem Banquerot Spielen des Congresses vielen Schaden — . Nach Proportion des Congresses muß ich Ihnen £ 1 5 0 hart Geld oder £ 6 0 0 0 geben — Wenn Sie mein ältestes Loan office Certificate von £ 1 5 0 annehmen wollen, so will ich Ihnen das übrige in continental ab bezalen — Mein Ältestes ist [im Wechselkurs] 4 vor eins, und so müste ich noch 1 2 0 0 th[a]l[er] drauf legen. Es ist eben ein garstiger Handel, der viele tausende, und unter andern auch mich fast gantz ruiniren wird. 1 Doch Gott wird sorgen — . Wie stehts mit dem [Solms-Rödelheimischen] Vermächtniß? Werden die Philadelphier jetzt ihre Interessen [Zinsen] wie gewönlich oder auch nach Proportion bezalen müßen? so käme es auf £ 2 4 0 0 — oder werden privat Schulden nicht so angesehen? Die Herren werden jetzt sich auch nicht mehr rühmen können, daß sie außer Schulden sind, wenn sie gleich die Fr[au Esther] Meyerin so kürtzlich mit Continental ab bezalt haben. [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlenberg] 2

Nr. 7 9 3 / 7 9 4 / 7 9 5 Abschrift

von Mühlenbergs

IV H 24 S. Ulf;

Hand im Tagebuch

L C Abt. H IV Fach D Nr.

5.6./6.7./11.7.1780 PM 95 A Nr. 19 1777-80

325 S. 190v-191r

und

AFrSt

31.

1

Der Kontinentale Kongreß hatte im September 1 7 7 9 beschlossen, die Gesamtsumme der zirkulierenden Schuldverschreibungen auf 2 0 0 Millionen Dollar zu begrenzen. Im M ä r z 1 7 8 0 wurde festgelegt, daß ausstehende Schuldscheine zu einem Wechselkurs von 1 : 4 0 eingelöst werden würden. Mühlenbergs Bemerkungen beziehen sich auf diesen ruinösen Rückwechselkurs.

2

Für die Zeit bis zum 1 1 . 7 . 1 7 8 0 (= N r . 7 9 5 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 7 Julii... schrieb etwas a m Jounal, wie auch ein Brieflein an die Fr[au] Kuntzin unsere Tochter Margreth[a Henrietta] und legte 1 0 0 £ v o m leichten Continentfal] Gelde hinein etwas für uns zu kaufen." ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 9 0 v ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 1 7 1 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 1 ; Tappert III S. 3 2 8 ) . (2) „Sontag dien] 9 Julii ... Empfieng einen Brief v o m H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze datirt d[en] 7 Julii a[nni] c[urrentis] durch M[aste]r Michael Kreutzer [vgl. N r . 8 1 2 ] . . . " . ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 9 0 v ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 1 7 1 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 1 ; Tappert III S. 3 2 9 ) . (3) „Montag dien] 10 Julii schrieb ich einen halben Bogen voll zur Antwort an H[err]n Schultze auf sein gestern empfangenes datirt d[en] 6. Julii a. c . " ( P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 1 9 1 r ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 1 7 1 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 1 ; Tappert III S. 3 2 9 ) .

795. An Gotthilf

Heinrich

Ernst Mühlenberg

[Providence,]

11.7.1780

Dienstag d[en] 11 Julii 1780. Hertzlich geliebter Sohn: Am Sontage d[en] 9 Julii a[nni] cfurrentis] empfieng Dein Wertes vom 6 eiusdem,1 und an eben dem Tage auch eines von unserm H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze2 fast gleiches Inhalts, was einen Punkt betrifft. In Antwort auf Dein Wertes mache folgende Anmerkungen, so wie es die schwülstige Witterung erlauben will: 1) Daß Du einem Mitbruder 3 einen Schritt entgegen gethan, ist mir angenem zu vernemen, weil es der Lehre und den erhaltenen Regeln, des großen Weltheilandes, 4 die wir bekennen und andern anpreisen, näher komt, als was Fleisch und Blut offenbaret und lehret. Matth: 5,23,24. versöne dich mit deinem Bruder. Matth: 6,15 vers: 12. Matth: 18,21,22 Luc: 17,3,4. Das sind wesentliche Lehren und Regeln. Wer die nicht übet, der kan kein Christ, viel weniger ein Diener des Evangelii Jesu Christi seyn. Bei Deinem Schritte fiel mir ein: wie viele unzälige herablaßende mühsame Schritte hat der höchsterhabene Gottes= und Menschen=Sohn uns unseligen Rebellen entgegen gethan? und wie herablaßend thut Ers noch? Phil: 2,5 = 12 Matth: 18,32,33. 2, Ferner sind mir 3 Stüke tröstlich: ,,a) daß es in Deiner Gemeine noch ruhig b) Deine Arbeit an derselben nicht gantz vergebens, c) und Deine Familie auch noch sehr gesund sey." Das sind besondere Wohlthaten, des alles wir unserm Höchsten Herrn und Wohltäter demütigst zu danken, zu loben und zu preisen und von gantzem Hertzen gehorsam zu seyn schuldig sind.5 3) Was zeitliche und geringere Sachen angehet, so ist Dein B[ond = Schuldverschreibung] an uns gesteh d[en] 30 Aug[ust] 1777. und Du hast das quantum am

326

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

21 Octob[er] 1778. auf eine Bank gelegt, die schwache und wakelnde Füße hat. Es sey ferne von mir und Mama [Anna Maria Mühlenberg] 6 daß wir unsers geliebten Sohns Schaden begeren solten. Die Mama sagt, Du möchtest das Certificate vom 21 Octob[er] 1778 nur aufheben, es solte für dem B[on]d hinreichend gültig seyn, ohne was drauf oder drüber zu geben. Habe deswegen nur keine unnötige Sorge. Wir hatten eine etwas andere Absicht dabei nemlfich] weil ich dem Alter etc. nach vermute vor der Mama zu sterben, und sie als eine getreue Gehülfin in ihren kränklichen Umständen noch etwas hinterbleiben müste, so hoffe ich, daß meine Kinder, deren Umstände es erlaubten, sich ihrer annemen und ihr tröstlich seyn würden. Zu dem Ende wünschte ich, daß der Mama ihre noch übrige Scherflein, da sie noch gültig waren, hätten können an die Kinder geliehen werden, bei denen es sicher gestanden, und die vermögend gewesen ihr die Interessen [Zinsen] davon during her life [Zeit ihres Lebens] zu reichen, und wenn nach ihrem Ableben was übrig geblieben, es dann teilen mögen. Solcher gestalt hoffe ich, Du hättest es am besten thun können, weil Deine oeconomische Umstände favorable [günstig] und Deine kindliche Liebe gegen die Mutter probat waren, und die Liebe auch nicht verlöschen wird, es gehe auch wie es Gottes Regierung ferner bestirnt. Da aber die Krieges=Zeiten nicht allein unser kleines Haab und Gut, sondern auch unser Leib und Leben auf die Kippe stellen, so müßen wir uns allesamt durch Gottes Gnade und Beistand gefaßt halten, das zu verläugnen, was zeitlich ist, es sey denn daß es uns stükweise, oder gantz genommen wird, von so genanten Freunden oder Feinden, und uns desto ernstlicher nach einem Schatz im Himmel bestreben,7 wo die aller sicherste Bank ist, die ewig bleibende Capitale und tausendfältige Interessen gibt. Es fehlt uns noch viel viel, ehe wir Dr: [Martin] Luthers Lied singen und erfaren lernen: „nemen sie uns den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: Laß farn dahin — das Reich muß uns doch bleiben!" 8 Je härter es angewachsen, desto mehr Schmertz verursachet es. Gen: 32.[4-]33[16]. Der fromme Jacob ward auf die Probe gesteh, er solte alles verlieren, was er so sauer erworben, und noch darzu durch seinen leiblichen Bruder etc. Weil er ein Mensch war, so erschrak er erst hefftig, rang im Gebet mit Jehova, machte eine vernünfftige Einteilung, ließ das Entberlichste voraus gehen, und behielt das Beste zu letzt und zu nächst bei sich. Und es fiel beßer aus als er vermutete. Hiob Cap: 1 erschrak auch erst, zerriß sein Kleid, rauffte sein Haupt und fiel auf die Erde, bis er sich recolligirte, anbetete und die herrlichen Worte aussprach: der Herr hats gegeben etc. 9 Aber im neuen Gnaden Bunde soll der kleinste stärker seyn als der gröste im Alten. Es komt mir daher etwas frembd und zu kleinmütig vor, wenn Du, mein geliebter Sohn, 4) schreibest: „Der unter andern auch mich fast gantz ruiniren wird:" Matth: 16,8=10. Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch? — Vernemet ihr noch nichts. Wir haben nichts von zeitlichen Gütern in die Welt gebracht, kön[nen] auch nichts mit hinaus nemen. Das müste ein Haus auf Triebsand gebauet seyn, das so leicht ruinirt werden könte. 10 Wie offt passirt es, daß Sen[ior] Captains und Kaufmänner im Sturm, viele Güter aus dem Schif werfen müßen, um das Schif und ihr Leben zu retten, und sind des wegen nicht gleich ruinirt. Wenn ein Schaf geschoren wird, so ist es des wegen nicht ruinirt, so lange man ihm das Fell nicht mit abzieht. Man

Nr. 795

11.7.1780

327

mag die viel tausende ruinirt schätzen die in diesen Kriegesläufften aus der Gnadenzeit unbereitet in die Ewigkeit gerißen, die gekrüppelt und verlämet, denen Haus und H o f verbrandt, die ihrer Werkzeuge zur Narung beraubet, und mit hülflosen Weib und Kindern in die bitterste Armut versetzet worden etc. etc. etc. Auf die der Turm zu Siloa fiel, 11 und diejenigen, deren Blut Pilatus mit ihrem 1 2 Opfer vermischte, 1 3 die die waren ruinirt. So lange ein M a n n noch jung ist, seine grade Glieder, eine gesunde Familie, ein Amt und notdürfftigen Unterhalt etc. hat, so ist er deswegen nicht ruinirt, wenn er einen Teil von Überfluß verliret, sonst müsten viel tausend Familien ruinirt seyn die kein Geld auf Interesse haben, und doch leben und sich [mit] ihrer Hände Arbeit nären Luc: 1 2 , 1 5 . Niemand lebet davon, daß er viele Güter hat. Psal. 3 7 , 1 8 , 1 9 . Sind der Jünger Jesu Haare gezälet, 1 4 fället derselben keines, 1 5 fält kein Sperling ohne Gottes Vorsorge auf die Erde, 1 6 so kan auch der Jünger Überfluß nicht verloren gehen ohne daß es zum Besten diene. Wir sind nicht allwißend, sonst könten wir Contingentia [Zufälle] und Eventus [Ereignisse] voraus sehen und uns beßer darnach richten. Wenn man was vom rechtmäßigen zeitlichen Gütern ohne eigene Verschuldung oder Versäumniß verlieret, so kan man sicher glauben, daß es Gottes Fürsehung zum Besten des Gantzen und deßen Teile geschehen laße. Es komt nichts von ohngefer 1 7 sagte ein frommer Theolog: credo providentiam [ich glaube an die Vorsehung], Die unsichtbare Hand Gottes, die im vergangnen M o n a t Juny den Coup de Grace von uns abgehalten, 1 8 ist mir ungemein merkwürdig. Die blinden, und unklaren Weltmenschen erkennen es nicht, und sagen, die Jers[eyer] Militz sey es gewesen: Ex[empli] gr[atia] Chfarles] T[own] war überwunden: die Britt[en] kriegten Muth: b) Genferal Wilhelm Freiherr von] Kn[yphausen] 1 9 rükte mit 6 Mill. [Tausend] in Jers[ey] c) G[e]n[eral Anthony] W[aynes] 2 0 M a c h t war sehr gering, und hatten kein Prov[iant] d) G[eneral Sir Henry] Cl[inton] 2 1 kam mit 4 Mill: [Tausend] von Car[olina] darzu. Nun stunden N[ew] Y[ork] Country, Jers[ey] und Penns[ylvania] offen und blos, und die Britt[en] hatten weiter nichts zu thun als den G[e]n[eral] W[ayne] mit seiner kleinen Heerde gefangen zu nemen und die Provintzen zu verheeren. So günstig hat sich das Schiksal den Britt[en] noch niemals angeboten. Die allerwichtigste Festung Westpoint genant, war auch ohne Prov[iant] etc. Unversehens komt eine unsichtbare M a c h t darzwischen und weiset die Br[iten] wieder zurük nach Eborac[um = New York] bis nach dem sie ihre Mordbrenner Kunst an Springfield etc. geübt und ihre 2) Heldenthat an einer wehrlosen Prediger Frau erwiesen und viele Familien in der T h a t ruinirt. Was für eine Hand hat nun dismal das große Unglük abgehalten? wer Verstand hat, der muß sagen: das ist Gottes Finger. 2 2 Die Blinden sagen: Die Jers[ey] Militz, aber wer hat ihnen Muth und Krafft darzu gegeben? Laßet uns also die große Barmhertzigkeit unsers Höchsten Mittlers erkennen und preisen, daß es mit uns noch nicht gar aus ist! Psal: 4 2 , 1 2 . Was betrübst du dich meine Seele etc. Übrigens hertzlich Gel[iebter] Sohn, liegt mir noch im Sinn, daß Du mir schon verschiedens von Arzenei, da Du noch hier wontest, geschenkt, und auch 2 Presente von dort aus gemacht. Ich kan nichts dagegen thun, so gern auch wolte. Etwas gantz geringes wolte anbieten, nemlich den kleinen destillir Keßel, der mir damals 5 £ kostete, und die hebraeische Bibel in Folio, wenn ich tod bin.

328

Die Briefe des Jahres 1780

Ich will zuvor hinein schreiben, daß sie Dein seyn soll. Wenn Du den kleinen Keßel nicht gebrauchest, so kanst Du ihn verkaufen, und vielleicht noch etliche Silber th[a]l[er] dafür kriegen. Mit hertzlichen Gruß und Kuß von mir, Mama, Polly [Maria Catharina Swaine] und Selly [Maria Salome Mühlenberg] an Dich, die Liebe Frau Schwieger Tochter [Maria Catharina] und Enkelgens verbleibe Euer wohlwünschender Vfater] Hfeinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach] S[chrift]: Der Geschwulst vermehrt sich in meinem Pedal [Fuß], und bin auch mit Krampf im selbigen geplagt. Auf Anhalten habe versprochen den letzten Sontag in diesem Monath July noch ein mal im Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] zu predigen und eine Gemein=Versamlung zu halten, wenns Gott beliebt. Die Interessen vom Legat habe ich in diesem Jare mit Vorsatz noch nicht gefodert. Die Corpforation] sandte mir in voriger Woche durch H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze 1 tausend £ contin[ental money] für 5 0 £ pension vom 6 Sept[ember] 1 7 7 9 bis 6 Mertz 1 7 8 0 . wofür ich ein Rec[episse = Empfangsbescheinigung] gegeben. 23

Unvollständige Reinschrift in PM 95 D 7; ergänzt nach der eigenhändigen Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. I91v-193v (vgl. Anm. 6 und 12). Eine weitere eigenständige Abschrift unter dem 10.7.1780 findet sich in AFSt H IV 24 S. 174-178; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31. 1 2 3 4 5 6 7 8

' 10 11 12 13 14 15 16 17 18

19

20

= Nr. 794. Nicht erhalten; vgl. Nr. 794 Anm. 2(2). Vermutlich Johann Christoph Kunze. Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. Vgl. Luthers „Kleinen Katechismus", BSLK, S. 510f. Mit dem nächsten Wort setzt die Ergänzung aus dem Tagebuch ein. Vgl. Lk 12,33. Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. Hi 1,21. Vgl. Mt 7 , 2 4 - 2 7 . Lk 13,4. Mit dem nächsten Wort setzt wieder die Reinschrift ein. Vgl. Lk 1 3 , 1 - 5 . Vgl. Mt 10,30; Lk 12,7. Vgl. Lk 21,18. Vgl. M t 10,29. ... von Gott kommt alles her. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1430. Im Tagebuch äußert Mühlenberg mehrfach seine Befürchtungen, daß die Briten nach dem Fall von Charleston weiter gegen North Carolina und nach der Rückkehr Clintons von New York gegen New Jersey und Pennsylvania vorgehen würden. Vgl. Tappert III S. 3 2 4 - 3 2 6 . Wilhelm Reichsfreiherr zu Innhausen und Knyphausen; Offizier der hessischen Truppen; 1734 Eintritt in das Regiment von Berlepsch; Teilnahme am Siebenjährigen Krieg; 1775 Beförderung zum Generalleutnant; 1 7 7 7 - 1 7 8 2 Befehlshaber der hessischen Truppen in Nordamerika. Anthony Wayne ( 1 7 4 5 - 1 7 9 6 ) , Offizier der Kontinentalarmee; geboren in Waynesboro, Pennsylvania; war bis zur Revolution wohlhabender Besitzer einer von seinem Vater begründeten Ledergerberei; 1775 Repräsentant seines County im Abgeordnetenhaus der Kolonie; 1776 Oberst des Regimentes von ehester County; seit Februar 1777 Brigadegeneral der Kontinentalarmee;

Nr. 795/796

21

22 23

11.7./24.7.1780

329

war bis zu dem Feldzug nach Yorktown vor allem in Pennsylvania aktiv; kämpfte in den Schlachten von Brandywine, Germantown und Monmouth und 1 7 8 1 - 1 7 8 3 im Süden; 1 7 8 3 1792 Pflanzer in Georgia; 1 7 9 1 - 1 7 9 2 als Repräsentant dieses Staates im Kongreß; 1 7 9 4 - 1 7 9 5 Kommandeur der Feldzüge gegen die Indianer in dem Gebiet des heutigen Ohio; Sieger von Fallen Timbers und Greenville. Sir Henry Clinton (1738P-1795), seit 1778 als Nachfolger von Sir Wiliam Howe Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Nordamerika. Vgl. William B. Willcox, Portrait of a General. Sir Henry Clinton in the War of Independence, New York 1964 und ders., ed., The American Rebellion. Sir Henry Clinton's Narrative of His Campaigns, 1 7 7 5 - 1 7 8 2 , with an Appendix of Original Documents, New Hawen, Conn 1954. 2 Mos 8,15. Für die Zeit bis zum 24.7.1780 (= Nr. 796) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 12 Julii empfieng ich Briefe aus Philadelphia] und schrieb auch Briefe, und extrahirte am Journal." (AFrSt IVH 24 S. 178; LC Abt. HIV Fach D Nr. 31; vgl. Tappert III S. 330). (2) „Montag d[en] 17 Julii ... Ich schrieb auch ein paar Zeilen an M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst im Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover], wegen eines Wagens zu meinem Abholen." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 194v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 182; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 331). (3) „Dienstag d[en] 18 Julii ... Nachmittags kam M[aste]r [Theophilus Emanuel] Frantz von Philadelphia] zurück und brachte 2 Briefe von Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] samt den Zeitungen mit." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 195r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 182; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 332).

796.

An Francis und Maria Catharina Swaine

Providence,

24.7.1780

Belfoved] Children] You ought seriously to consider your present Situation and Condition and look for a Remedy 1) M[aste]r Sw[aine] twice been in a public Office viz: as Major and Clothier, 1 and twice in private Business, at the Swamb [Falkner Swamp = New Hanover] and Philadelphia. 2) He is now out of public and private Occupation, without Rations for Men and Horse, without Income and any Support for Himself and his Family. 3) You and your Child want daily Food, Raiment and Attendance etc: 4) M[aste]r Sw[aine] being out of public Office and as a private Inhabitant will be obliged to pay Taxes like others and to join the Militia or to pay the heavy Fines. 5) Idleness is the Source of all Vices and Sins. Shopkeepings in these precarious times are liable to Misfortunes and Changes, and without them may hardly afford sufficient Maintenance for one Child, much less for a whole Family, who are not yet used to live by Bread, Salt and Water, as many thousand honest Families must learn to practise in the old Countries and in these Parts also. 6) Even the most Necessaries of a frugal Life amount to large Sums, as for Instance Flower, Firewood, Clothes, Shoes, Salt etc: etc: and here are no Sine-Cures or Pensions without performing Duties. Therefore every honest married Man ought to provide for himself and his family the Necessaries either by the Sweat of his Brows, 2 or by other honest Occupation, and to dispose his Living according to his Earning and Income, otherwise he will run in Debts, in bitter Poverty or find his Lodging in Goal and become a Nuisance of human Society.

Die Briefe des Jahres 1780

330

7 ) I a n d m y p o o r afflicted Y o k e - F e l l o w a r e obliged t o live f r u g a l by c h a r i t a b l e Gifts a n d a r e n o t able t o m a i n t a i n o r S u p p o r t o u r C h i l d r e n , a n d even o u r C h i l d r e n a r e n o t able t o s u p p o r t o n e a n o t h e r , b e c a u s e e v e r y o n e m u s t e n d e a v o u r t o m a i n t a i n t h e m s e l v e s a n d their F a m i l i e s by L a b o u r a n d P r a y e r . Y o u should therefore Bel[oved] Chfildren] loose n o day, h o u r or M i n u t e to consider y o u r present Situation and t o ask Counsel of wise and prudent People, w h o h a v e U n d e r s t a n d i n g in o e c o n o m i c a l A f f a i r s a n d L o v e f o r t h e W e l l f a r e o f their N e i g h b o u r s



Provid[ence] July 2 4 t h 1 7 8 0 .

H[einrich Melchior] M[ühlenberg]3

P:S: E p h : 4 , 2 8 . L e t h i m l a b o u r w i t h his h a n d s , t h e t h i n g w h i c h is g o o d , t h a t h e m a y h a v e t o give h i m , t h a t n e e d e t h . 1 T i m o t h : 5 , 8 . if a n y p r o v i d e n o t f o r his o w n , a n d specially f o r t h o s e o f his o w n h o u s e , he h a s denied t h e faith a n d is w o r s e t h a n a n Infidel. 2 T h e s s : 3 , 1 0 : If a n y will n o t w o r k

/ : w h e n he is y o u n g , in H e a l t h a n d h a s s t r a i t

Limbs:/

n e i t h e r shall h e e a t . Proverbs

2 4 , 3 3 , 3 4 . Y e t a little Sleep, a little S l u m b e r , a little F o l d i n g o f t h e

H a n d s t o sleep. So shall t h y P o v e r t y c o m e as o n e t h a t t r a v e l l e t h ; a n d t h y W a n t as an a r m e d M a n .

Abschrift 1

2 3

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S.

195r-195(bis)r.

Als Major im Regiment Johann Peter Gabriel Mühlenbergs (Mai bis August 1777) und als der für die Tuchversorgung der Kontinentalarmee zuständige Beauftragte des Staates Pennsylvania (1779/1780). Aus beiden Ämtern wurde er entlassen, weil er seinen Pflichten nicht hinreichend nachkam. Vgl. 1 Mos 3,18. Für die Zeit bis zum, 1.9.1780 (= Nr. 797) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 26 Julii ... Ich schrieb auch einen Brief an M[aste]r [Georg] Kitz in Philadelphia] und ersuchte ihn um etwas Talg für Lichtern zur Bezalung." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 195(bis)r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 184; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 333). (2) „Donnerstag d[enj 27 Julii ... schrieb ein paar Zeilen an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin und legte den Brief an M[aste]r Georg Kitz hinein." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 195 (bis)r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 184f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 31; Tappert III S. 333). (3) „Sambstag d[enj 5 Aug[ust]: schrieb ich einen halben Bogen voll an meine Kinder in Philadelphia] weil Gelegenheit vorhanden war." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 200v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 195; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 338). (4) „Freitag d[en] 11 Auglust] ... Ich schrieb einen halben Bogen voll an meiner Frauen 2 Brüder Samuel [vgl. Nr. 898] und Benjamin Weiser, weil H[err] Pf[a]rr[er] Händel [Johann Wilhelm Hendel; vgl. Nr. 870] g[eliebts] G[ott] nächste Woche hinauf zu reisen gedenket, und ermanete sie darin, daß sie sich der armen verlaßenen Mutter [Anna Eva Weiser] beßer annemen möchten." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 202r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 199; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 339). (5) „Freitag d[en] 18 Aug[ust]: ... Ich war genötigt, heute noch 2 Briefe zu schreiben a) an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze etc. um versprochnermaßen Nachricht zu geben, wie es uns auf der Heimreise ergangen b) an meiner Frauen Bruder P[eter] W[eiser; vgl. Nr. 898] in

Nr. 796

331

24.7.1780

Tolpehaken [Tulpehocken] mit Anrathen, daß er die Altmutter [Anna Eva Weiser] so bald als möglich von Reading hinauf unter die Ihrigen holen mögte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 205v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 208; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 343). (6) „Freitag d[en] 25 Aug[ust]: schrieb eine Englische Bittschrift für Peter Be[c]ker [Lutheraner; Nachbar Mühlenbergs in Providence]. Berichtete auch an den Catechet M[aste]r [Johann Friedrich] Emst in Neuhannover, daß H[err] P[astor Johann Ludwig] Voigt am 16 post Trin[itatem] neml[ich] d[en] 10 Sept[ember] g[eliebts] G[ott] in der Neuhannov[eraner] Kirche predigen würde, und es indeßen verkündiget werden möchte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 206v, 207r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 210; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 344). (7) „Sontag dien] 27 Aug[ust]: ... Abends schrieb ich noch 2 Briefe a) an meinen Sohn Friedrich August Conrad] b) an die Fr[au] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 207r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 211; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 344). (8) „ M o n t a g d[en] 28 Aug[ust]: ... Heute hörete ich, daß vor etwa 3 Wochen ... H[err] Geiger nach mir gefragt, und gemeldet, daß er nach Deutschland reisen, und Briefe von mir mit nemen wolte ... schrieb deswegen Abends an meinen Sohn Friedrich] M[ühlen]b[erg], daß er sich danach erkundigen möchte und mir Nachricht davon geben möchte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 80 S. 207r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 211; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 345). (9) „Dienstag d[en] 29 Aug[ust]: ... schrieb auch auf Ersuchen des H[errn] E[rnst] eine Petition [wegen der Gemeinden in Easton]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 207v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 211; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 345). (10) „Mitwoch d[en] 30 Aug[ust]: ... Abends kam Herr Ernst wieder von Philadelphia] zurück und brachte mir 2 Briefe mit a) vom S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze datirt d[en] 30 Aug[ust] 1780. b) von der Fr[au] Kuntzin datirt d[en] 30 Aug[ust] a[nni] c[urrentis]. Der Inhalt von a) 1) gratulirt zu unsrer glükl[ichen] Heimkunfft von der Reise 2) berichtet die Krankheit ihrer jüngsten Töchterlein [Anna Christiana]. 3) daß er vor etlichen Wochen einen Brief von Leipzig bekommen, worin gemeldet, daß ein Mann Ludeke oder Leidich in Eisleben gestorben, der an die Michaelis Corporat[ion] 200 £ vermacht, Mess[ieu] ri Christoph Hansman und Georg Friedrich] Baier zu Executors bestirnt und jedem 50 £ vermacht, welche 300 £ aus einem Stük Land von 130 Aker [acres] in Berkshill Townsh[ip], Northamton County liegen soll, woraus die bemeldte 300 £ kommen und was überschießet an seine 4 Schwestern in Deutschland gelangen Sölten. 4) daß H[err] Pf[a]rr[er] Friderici [Johann Andreas Friderichs] seit dem Frühjare in einer kleinen Gemeine am Läncäster Wege; etwa 8 oder 9 Meilen von Philadelphia] stehe. 5) Meine Meinung in [...] eines Casus Conscientiae [Gewißensfrage] zu wißen nemlich eine Frau in der Gemeine verlangt das heil[ige] Abendmal, die 12 Jare von ihrem Mann wegen seines liederlichen Lebens, geschieden gelebt, und nun einen andern getrauet da man nicht weiß, ob der erste M a n n noch lebt, der vor etlichen Jaren von der Amerikanischen] Armee desertirt ist [vgl. Nr. 797], 6) In der Gemeine sey alles ordentlich und ruhig, aber viele Kranke, und viele mit zu Felde. 7) wünschte daß der arme Ernst, der im Schwam seine Feuer= und Einweihungs=Taufe hat, von diesem Posten erlöset würde, und ich wolte dieselben sehr bitten, wo möglich, ihn nach Easton behfülflich zu seyn, wo ihn die Leute verlangen und wo er doch nützlicher werden könte als der [Johann Michael] Schmidt [vgl. Nr. 801] war, so jetzt bei den Bergen predigt —. J[ohann] C[hristoph] K[unze]. b) Aus der Fr[au] Kuntzin ihrem Briefe erhellet, daß sie auf mein Ersuchen für mich ausgelegt: Continental [Geld], th[aler] Schilling] d[ = pence] a) 4 Buch Schreib Papier für meinen Gebrauch) 100 b) 4 A b c Bücher für H[errn] P[astor] [Christoph Emanuel] Schultzens Sohne 20 c) vier Paar Hembder Knöpfe für ebendieselb: 24 d) für einen feinen Kamm, der etwas beschädigt 25 Summe

169

(PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 2 0 7 v - 2 0 8 r ; vgl. AFrSt IV H 24 S. 211f; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 345).

332 797. An [Johann

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

Christoph

Kunze]

[Providence,

1.9.1780]

Den Zufall mit der S. betreffend:1 1) Die S: ist durch die heil[ige] Taufe ins Gnadenreich aufgenommen und hat ein Recht zu den Heilsgütern, so lange sie sich derselben durch vorsetzliche Übertretungen nicht unfähig machet. Sie ist in den Gesetzen des Gnadenreichs unterrichtet, confirmirt und der Teilnemung am heil[igen] Abendmal würdig erachtet worden. 2) Sie hat sich vor 12 Jaren, wie es heißt, in den Ehestand begeben. Wir wißen aus Gottes Wort warum, und zu was Ende Gott der H[err] den Stand gestifftet, nemlich im Vergleich zu sagen, als ein Seminarium, worin dem Heilande der Welt, als dem eigentlichen Eigentums=Herrn eine bestirnte Anzal Menschen, wärend dieser Welt dauer sollen geboren und als Unterthanen zum Reich seiner Herrlichkeit erzogen und bereitet werden. 3) Die Wechselseitigen Pflichten beider Ehegatten sind in Gottes Wort deutlich und hinreichend genug vorgeschrieben und eingeschärfet.2 4) Innerhalb 12 Jaren muß sichs gewiß äusern, wer von beiden die Ehepflichten entweder zum Teil, halb, gantz oder gar nicht geleistet. Ihr Mann ist zwar, wie es scheint, noch nicht coram Judicio [vor Gericht] gehört, aber sein übler Character erhellet schon daraus daß er seinen Eid gebrochen und desertirt ist. 5) Ob sie innerhalb den 12 Jaren Kinder miteinander erzeugt, weiß ich nicht. Hat er ihr dann und wann einmal beigewont, so daß sie von ihm empfangen, und er sie hernach hülflos verlaßen und seinem liederlichen Leben nach gehangen, so weiß ich nicht, ob das vor Gottes Gerichte anders angesehen werde als mala desertio [üble Desertion]. Hätte sie aber innerhalb der 12 Jare sich mit andern vermischt und empfangen etc., so läge der Bruch und die schwere Verschuldung an ihrer Seite. Hat sie in der Furcht Gottes sich davon enthalten, so mindert das ihre Schuld. 6) Nun aber ist sie, weil sie nicht gewacht, in Versuchung und Fall geraten.3 Der eingepflantze Begattungstrieb erregte und sehnte sich zur zweiten Ehe und Milderung ihrer Last. Weil das Bild so anhielte ohne gehörigen Wiederstand, so ward eine Leidenschafft daraus, die betäubte ihren Verstand, so, daß sie den besten Rath ihres treuen Seelsorgers zum Aufschub nicht folgte, sondern sich von H[errn] Pf[a]rr[er] W. 4 ohne Zweifel erst publiciren, und hernach trauen ließ. Nachdem sich nun die wallenden unordentlichen Affecten abgekült, erfolgt Nachdenken, Angst und Reue etc. und kan gar durch des bösen Feindes List und Einfluß zur Verzweifelung ausfallen, wenn es Gottes Barmhertzigkeit nicht verhütet. 7) Der erste Mann ist nach dem strengen Krieges=Gesetze des Todes schuldig, weil er desertirt, oder im geringem Grad 500 Streiche wert. Gesetzt er lebte und würde gar pardonirt, so dürfften ihn wol weder die Streiche noch der Pardon zur Beobachtung der gesamten Ehepflichten geschikter machen als in den vorhergehenden 12 Jaren. und was wäre der Wohlfart einer Republic damit gedient? 8) Die Übereilung oder paraptoma [Fehltritt, Sünde] der armen Frau besteht wol am meisten darin, daß sie wieder den Rath eines vornemen Rechts=Gelehrten und insonderheit ihres treuen Seelsorgers die zweite Ehe antrat, da die Sache mit ihrem ersten Mann im civilen Gerichte noch nicht untersucht und entschieden war. Inzwischen gehöret die Sache doch nicht eher

Nr. 7 9 7

333

1.9.1780

vor das civile Gerichte, bis sich ein Kläger findet, entweder aus dem Reich der Todten, oder einer der um seiner Übelthat willen verdiente Streiche erlidten und bei 12 Jaren her seine Ehepflichten mutwillig versäumt hat. Der Hochgeschätzte H[err] Dr: [Christian August] Cr[usius] behauptet in seiner T h : M o r a l 5 folgende Sätze: pag: 5 5 7 : „ein Bußfertiger, welcher Verbrechen begangen, die von der Obrigkeit bestrafft werden, ist nicht verbunden sich Gewißens wegen anzugeben. Denn das Christentum erfordert nichts als Beßerung, nicht aber daß der Sünder die weltliche Strafe erleide und sich selbst darzu darstelle. Die Geschichte J o h : 8,3=11 erläutert solches deutlich pag: 5 5 9 in der Noth: Jesus, der Herr, verurteilte die Sünderin nicht zum Tode, sondern Er verlangte nur Beßerung — . Diesem Exempel müßen die, welche das Evangelium von der Gnade Gottes predigen, nachahmen, und in das strafende Amt der Obrigkeit haben sie sich nicht zu mischen, und gleicher maßen, die bußfertigen Sünder haben sich diese gnädige Gesinnung des Herrn zu Nutze zu machen und sich darnach zu richten." Die Landes Obrigkeit hat die Gemeine Wohlfart zu besorgen. Hat die Frau darwieder gehandelt und es findet sich ein Kläger, der es beweisen kan, so wird sie Strafe dafür zu gewarten haben. W o nicht; so wird auch keine Strafe erfolgen. H[err] Dr: Cr[usius] pag: 1 0 8 — 122 „Das Amt Christlicher Lehrer hat nicht einerlei Obiect mit dem Amte der Obrigkeit." ferner: „Prediger könen die Bösen nicht von der Gemeine ausschließen." 9) Wenn denn die bemeldte Frau a) sonst keine übeldenkende Person ist: b) ihre treuen Seelsorger mit Ungestüm und Tränen um Seelen Narung und Beistand anläufft: c) solchen Seelen=Hunger nach dem Abendmal des Welt Heilandes 6 bezeugt, der ja keinen hinaus stoßen will, wer bußfertig zu ihm komt, 7 und der allein M a c h t hat auf Erden Sünden zu vergeben: 8 d) die so vom Schlaf erwekt, als wolte sie in der Nacht Brodte aus ihres Herrn Vorraths=Hause borgen etc. 9 Ich sage an meinem geringsten Teil, nach der Empfindung die ich von dem holdseligsten Heilande und Freunde der bußfertigen und Gnadenhungrigen Sünder aus seinem Worte habe; ich könte solchen Seelen, die einige Kennzeichen der Sinnes=Änderung äusern, die Gnaden=Mittel nicht vorenthalten. M a n reichet ja armen Sündern, die zum gewaltsamen Tode verurteilt sind, das heil[ige] Abendmal, wenn sie sich bußfertig bekennen und Verlangen darnach haben, wie auch in Zuchthäusern. Die Starken bedürfen des Artztes nicht, sondern die Kranken. 1 0 Mein Heiland nimt die Sünder an etc. 1 1 M a t t h : 2 1 , 3 1 [ 2 8 - 3 2 ] , Luc: 7 , 3 7 [ 3 6 - 5 0 ] etc. Cap: 1 4 , 1 3 , 1 4 . Cap: 15 etc. 1 2

Abschrift 1

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 19 1777-80

S.

208v-210r.

Im Tagebuch notiert Mühlenberg: „Ich schrieb heute verlangte Anmerkungen wegen eines Casus conscientiae [Gewissensfrage] an H[errn] P[astor] K[unze]." (AFrSt IV H 2 4 S. 2 1 3 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 2 ; Tappert III S. 3 4 6 ) . Vgl. N r . 7 9 6 Anm. 3 ( 1 0 ) .

2 3

Vgl. z. B. 1 Kor 7 , 1 - 1 6 ; Kol 3 , 1 8 f . Vgl. M t 2 6 , 4 1 ; M k 1 3 , 3 3 .

Die Briefe des Jahres 1780

334 4 5

6 7 8 9 10 11 12

Es könnte sich um Caspar Diedrich Weyberg handeln. Christian August Crusius, Kurzer Begriff der christlichen Moral-Theologie, Erster und zweyter Theil, Leipzig 1772, 1773. Vgl. Joh. 4,42; 1 Joh 4,14. Vgl Joh 6,37. Vgl. Mk 2,10 par. Vgl. Lk 11,5-9. Mk 2,17; Mt 9,12. Kirchenlied von Leopold Franz Friedrich Lehr (1709-1744). Für die Zeit bis zra 6.9.1780 (= Nr. 798) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag dien] 1 Sept[ember]: kam M[aste]r [Francis] Sw[aine] von Philadelphia] brachte einen Brief mit von m[einem] Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] aus Lancaster datirt d[en] 29 Augfust] a[nni] c[urrentis] worin er sein Ticket [Beleg] aus dem Lehn=Amt vom Octobr[is]: 1778 für die 150 £ sandte welche wir ihm 1777 d[en] 30 Aug[ust] aufzuheben gegeben. Berichtete, daß er vom 20sten bis 25 Aug[ust] ein hefftig Fieber gehabt, aber mit Sulph[ure] aur[ato] 3 [mal] prae[ci]p[itiert] und cort[ice] peruv[iano] aux[iliante] D[eo] vertrieben. Ferner daß ihm seine Märe crepirt." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 208v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 213; LC Abt. H I V Fach D Nr. 32; Tappert III S. 345). (2) „Sambstag d[en] 2 Septembr[is]i empfieng ein paar Zeilen von m[einem] Sohn Friedrich August Conrad] mit den Zeitungen vom 31 Aug[ust]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 210r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 213; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 346). (3) „Montag dien] 4 Septemb[er]: weil ich hörete als ob M[aste]r Geiger seine Reise nach Europa noch nicht angetreten und ich noch wol Briefe mit ihm senden könte, so pakte ich ein a) 2 Rechnungen 1) von den Interessen [Zinsen] des S[olms]-R[ödelheimischen] Fundi, Empfangschein wegen des gesamten Legats und wo der Fundus jetzo stehet, nemlich bei der Michaelis Corporation und auf 4 Haus Plätzen in Philadelphia, b) Die Copie von der Cassen Rechnung zum Beschluß. Diese 2 Stüke packte in eins und schrieb darauf: Rechnungen an S[eine]r Hochw[ürden] H[errn] Director [Gottlieb Anastasius] Freilinghausen etc. Heute fieng ich auch einen Brief an zu schreiben an S[alvo] T[itulo] H[errn] Dr: Freylinghausen [= Nr. 798]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 80 S. 210v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 214; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 346). (4) „Dienstag d[en] 5 Sept[ember] ... schrieb auch an H[errn] Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] mit Verlangen, daß er meine obgemeldte 2 Paquets [= Nr. 798 und Rechnungen] an H[errn] Geiger bestens empfelen möchte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 21 lr; vgl. AFrSt IV H 24 S. 214; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 346).

798. An Gottlieb Anastasius Freylinghausen Providentz d[en] 6ten Septemb[er]:

Frovidence,

6.9.1780

1780.

Hochwürdiger, Hochzuverehrender Herr Director, n o c h einziger t e u r e s t e r V a t e r in d e m H e r r n ! W e i l e b e n ein g e n e i g t e r

Freund

Mons[ieur]

Geiger,

entschloßen,

nach

D e u t s c h l a n d zu reisen u n d sich g ü t i g e r b o t e n e t w a s schrifftliches v o n m i r m i t zu n e m e n u n d in F r a n k f u r t bei H [ e r r ] n [ J o h a n n ] J a c o b C a r l z u r w e i t e r n B e f ö r d e r u n g a b z u g e b e n , w e n n er u n t e r G o t t e s g n ä d i g e m S c h u t z p e r a s p e r a a d a s t r a [ a u f r a u h e n W e g e n zu d e n Sternen] g e l a n g e n solte, s o w a g e es d i s m a l

die

R e c h n u n g e n m i t zu g e b e n . 1 M e i n letzters a n E w [ e r ] H o c h w f ü r d e n ] s c h r i e b ich in P h i l a d e l p h i a ] a u f e i n e n h a l b e n B o g e n , d a t i r t d [ e n ] 2 9 s t e n M a i i 1 7 8 0 2 w e l -

Nr. 797/798

1.9./6.9.1780

335

ches Herr P[astor Johann Christoph] Kuntze in sein Paquet mit einschließen und es einem Cavalier bis nach Holland mit geben wolte, zweifle aber ob es zurecht kommen werde, weil die natürliche und geoffenbarte Religion unter dem gegenwärtigen Menschen=Geschlechte abnimt und gegebene Parolen [Zusagen] schlechten Fuß und nicht viel zu bedeuten haben. Zu Ausgange des 1778 Jares hatte ich a) einen Bogen voll unsern venerablen Herrn Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius geschrieben, 3 und eine Vollmacht von H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug beigeschloßen, b) an Ew[er] Hochw[ürden] eine generale Nachricht von der Oberfläche unserer damals noch vereinigten evangelischen Gemeinen und Arbeiter in denselben addressirt auf 7 kleinen Bogen, 4 welche H[err] P[astor] Kuntze mit in sein Paquet geschloßen, und einem jungen Menschen mit gegeben, der es nach Frankfurt am Mayn befördern wolte. Wie ich aber zu letzt in Philadelphia] hörete, so sey der junge Mensch nicht weiter als nach Virg[inia] gekommen, und wie es mit dem Paquet ergangen, weiß man nicht. Demnach dürffte es wol nicht unbillig oder überflüßig seyn, wenn ich eine kurtze Beschreibung von dem gegenwärtigen äusern Zustande unsrer Gemeinen, so viel der Raum leiden will, erteilte. 1) Die Gemeine in und um Philadelphia] ist Gott sey Dank! wieder einig, hat Ihr Charter [Kirchengrundordnung] erneuert bekommen, mit etwas Veränderung, nemlich statt des Rector Titels wälet die Corporation järlich einen President oder Vorsitzer. Die Gemeine hat p[ro] t[empore] 3 Prediger im Charter benamt, neml[ich] H[errn Heinrich Melchior] M[ühlenberg] der ältere, H[errn] P[astor] Kuntze p[ro] t[empore] Praeses der Corp[oration] und H[errn] Pfastor Justus Heinrich Christian] Helmuth. M[ühlen]b[erg] der alte ist das 3te Rad am Karche, nur zum äusersten Nothfall i[d] e[st] emeritus oder Invalid. Die Gemeine ist im großen Gedränge, wegen der anhaltenden Krieges=Ruthe, und der daraus entstehenden Gefehrten und bittern Consequentien. Inzwischen hat Gottes Barmhertzigkeit bis hieher daselbst die Tür zum Evangelio noch offen erhalten. 5 Die 2 pastores ordinarii sind bisher beim Leben, frisch und munter erhalten, arbeiten gemeinschafftlich und mit unermüdeter Treue an der zalreichen Gemeine und versehen auch mit einander einen philologischen Professor=Dienst an der neu errichteten Universitaet 6 und teilen die Sportulas mit einander. Und damit die Universitaet in größere Ruh gelangen möchte, sind die 2 halbe Professores Philologiae neulich zu Artium Magistris ohne Ihr Gesuch creirt worden. In alten Zeiten war der Gebrauch, daß man nach Aristotelis Unterscheidungs=Kunst einige Art[ium] Magfistris] ex operibus, und andere ex gratia formirte: erstere wurden von geraden Holtz, die andern von den abfallenden Knorren und Drümpeln [= Holzabfälle] gezimmert. Wo die heutigen Politici die Oberaufsicht haben, da flattiren [schmeicheln] sie zum Teil gern auf ein Zeitlang solche Personen die Ihren Plans nützlich oder schädlich seyn können. Caveamus, ne nimium credamus colori. 7 2) Die Gemeine in Germantown samt etlichen Filials sind bisher von H[errn] Pastor [Johann Friedrich] Schmid[t] treulich bedient und erbauet worden. H[err] P[astor] Schmidt hat neulich am Fieber gelegen und nicht predigen können, ist aber Gottlob! wieder genesen. 3) Die 4 Gemeinen in

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Neuprovidence, in Peikstown [Pikestown], Peikland [Pikeland] und Pot[t]sgrove sind bisher jede am 4ten Sontage von H[errn] Pastor [Johann Ludwig] Voigt mit Gottes=Dienst versehen worden, auch hat er in jeder eine Anzal junger Leute unterrichtet und confirmirt. Die Zwischen Sonn= und Fest Tage in Neuprovidence habe ich bisher zum öffentlichen Gottes=Dienst angewandt, so viel oder wenig meine Leibes= und Gemüts=Kräffte erlauben wollen quamquam non nullis, mihi nunquam satis facio. 8 H[err] P[astor] Voigt hat sich im vorigen spätiare mit einer Witwe [Anna Maria Söllner] ohne Kinder vom Christlichem] Character, von seiner Religion, Statur und Alter in den Ehestand begeben. 4) Die Gemeinen in Goschehoppen, Indienfield und an der Tohecka [Tohickon, Bucks County, Pennsylvania] hat unser Mitbruder H[err] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller bearbeitet, der durch Gottes Gnade noch immer eine Zierde unsers Ministerii wegen gesunder Lehre und vorleuchtenden Wandeln gewesen. Gott wolle ihn dabei erhalten! 5) Die Gemeinen in Macunshy [Macungie], Saccum [Saueon] etc. versiehet H[err] Pf[a]rr[er] Buskerk [Jacob van Buskirk] mit dem Opere operato [Arbeit und Mühe]. Er ist reich worden durch Heirathen und Erbschafft von seinen Eltern, hat eine große eigene Plantage und bemühet sich mehr mit parergon [der Nebensache] als Ergon [der Hauptsache]. 6) Die Gemeinen in Whitehall, Allenstown etc. nach den blauen Bergen zu waren mit einem licentiirten Candidat vom Ministerio [Johann Daniel Lehmann] zur Probe versehen. Er hat aber auch schon eine reiche Heirath gethan und fragt nun wenig darnach, ob er weiter promovirt oder abgedanket werde. 7) Die Gemeinen in Easton, Greenwich und auf dem truknen Lande [Dry Land = Bethlehem Township], hatte vor Zeiten unser Mitbruder H[err Christian] Streit bedient. Weil er von da weg nach Carolina zog, und wir niemand in seine Stelle wüsten, so namen sie einen selbst gelaufnen auf, haben ihn aber wegen seines schlechten Verhaltens abgedankt und ersuchen unser Ministerium um den licentiirten Catecheten M[aste]r [Johann Friedrich] E[rnst] der bis her noch ad interim in der Neuhannover vacanten Gemeine stehet. 8) Die Gemeine in Neuhannover, ist wie gemeldet, noch vacant, und in Parteien zerteilt. Wie wol mir das Reiten schwer fält, so haben sich doch verschiedene Ältesten bemühet, mich etliche mal hinauf zu bringen und die Parteien würden sich bald wieder vereinigen, wenn wir nur einen Prediger hätten, der sich für sie schikte. Ihr Pfarr Häusgen ist gantz verfallen, und in diesen Zeiten ein neues zu bauen, würde viel tausend Pfunde kosten und die Gemeine in solche Schulden versetzen, davon sie järlich die Interessen [Zinsen] nicht abtragen, geschweige denn einem Prediger etwas zur Unterhaltung reichen könten. Ich habe es mit H[errn] Pf[a]rr[er] Voigt verabredet, er möchte sie dann und wann besuchen an den Sontagen, da seine Reihe hier in Providence fält, so wolte ich hier g[eliebts] G[ott] für ihn vicariren; bis man weiter sähe, wie zu helfen stünde. 9) Die Gemeine in dem Städtlein Reading hat H[err Johann Daniel] L[ehmann] ein paar Jare bedient. Er war einst ein Praeceptor [Lehrer] in des H[errn] P[astor] Kuntzes Seminario, es wolte sich aber nicht recht fügen, daher wurde er ex gratia zur Probe in Gemeinen an den blauen Bergen gethan, nach 3 Jaren 1778 auf der Synodal Conferentz in Neuhannover p[er] plurima vota [durch Mehrheit der Stimmen] Minist[erii] von

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H[errn] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz etc. ordinirt. Von Reading aus bediente er des weiland H[err] Pf[a]rr[er Johann Helfrich] Schaums Land Gemeinen, und wird mit nächstem aus Reading in bemeldte Landgemeinen ziehen, weil er, wie es heißt, in Reading wegen der Teuerung etc. nicht länger mit der Familie subsistiren kan. Es fehlt uns an solchen Glaubens Helden und Arbeitern wie Hebr: 1 1 , 3 7 , 3 8 . sie sind umher gegangen in Peltzen — derer die Welt nicht wert war — 10) In den Gegenden Heidelberg, Tolpehaken [Tulpehocken], Libanon [Lebanon] etc. genant, stehet Herr Pastor [Christoph Emanuel] Schultze gantz allein und hat große und kleine Gemeinen zu bedienen, ist selten einen Tag daheim, prediget Sontags meistens 3 mal in drei unterschiedenen Kirchen und Gemeinen, unterrichtet besonders vom Frühiar bis in den Sommer eine Anzal von jungen Leuten in jeder Gemeine, reitet sich steif und matt, hat bereits 5 unnündige Kinder, nemlfich] eine Tochter und 4 Söhne, 9 welche seiner Erziehung und Bildung auch wol nötig hätten, wenn der weitläufftige Gemein=Dienst es zu ließe. An wohlbestelten Orten in Deutschland haben die Herren Prediger noch Gelegenheit einen Praeceptor zu halten, der sie in Nothfällen subleviren und die Kinder informiren kan, aber das ist hier nicht. Wenn sich auch noch einer fünde, so will der Jünger gleich über seinen Meister seyn etc. 1 0 Er hat die Zeit seines Hierseyns Christlich mäßig gelebt, für die Erhaltung seiner Familie treulich gesorgt und sichs im Amte sauer werden laßen, auch den Armen mitgeteilt. Und was er über die Nothdurfft erspart zur künfftigen Versorgung seiner Familie und Erziehung seiner noch unmündigen Kinder, das hatte er commodato ad bancam [zum Leihen auf eine Bank], wie die Juristen sagen, gethan, aber die Zeit und Umstände bringen es mit, daß Mensa oder Banca evertatur; 1 1 also wird die Hofnung zu Waßer. Denen die Gott lieben, müßen alle Dinge zum Besten dienen. 12 Die Läncäster Ältesten meineten sie müsten ihn zum Prediger erlangen, aber die Tolpehaker wolten ihn nicht laßen /:Ich begrub einst einen verstorbenen Ehe=Mann in Tolpehaken der hieß Martin Esel, die Witwe schrie der Leiche nach und rief mit Wehmut aus: O du lieber Esel! ich kriege mein Lebtage solchen Esel nicht wieder. Sie hat es auch hernach mit der zweiten Ehe nicht getroffen:/. 11) In Lancaster verwaltet [Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r den Dienst an der großen Gemeine und hat bereits 85 Personen jung und alt in der evangelischen Lehre unterrichtet und confirmirt, und die Gemeine ist einig. 12) Der jüngere Herr [Johann] William Kurtz, der verschiedene Jare in Earltown [Lancaster County, Pennsylvania], Neu=Holland [Lancaster County] etc. gestanden und eine zalreiche Familie hat, kan nicht länger in den Gemeinen bleiben, sie haben Ihm schon vorm Jare auf gekündiget. Die Ursachen weiß ich nicht. Überhaupt habe schon verschiedene Jare her mit Mitleiden an ihm bemerket, a) daß er ein hitzig und schnell Temperament: b) eine zu starke Einbildung von seiner vorzüglichen Gelahrheit und Belesenheit, wie auch der Sprachen hat. c) daß er gern disputirt, einigen Opponenten mit anzüglichen Grobheiten begegnet, und wenn das nicht hinreichend, so sucht er sittsame Opponenten mit hitzigen Geschrei zu übertäuben, daß sie froh sind stille zu

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schweigen, d) Die Endlichkeit der Höllenstrafe soll er öffentlich lehren und auch im privat Umgange verteidigen, wie mir versichert worden, e) er kan das Wort Vernunfft nicht leiden und schilt darauf ohne Usum [Nutzen] und Abusum [Mißbrauch] zu unterscheiden, f) in Predigten trägt er schöne Warheiten mit vor; sie würden aber beßern Eingang finden, wenn man sie mit Liebe, Ernst und Sanfftmut, und nicht mit unreifen, stachelichten und herben despot Ausdrüken applicirte. Es ist Schade, daß der Mann keine Erinnerung annimt, und um solcher Fehler willen unbrauchbarer wird. Ich habe ihn in den erstem Jaren, da ich die Hitze und Eigensinn seiner Jugend zuschrieb, und hoffte es würde sich durch die Gnade mit der Zeit legen, in verschiedenen Gemeinen vorgeschlagen, und schlug ihn noch neulich den Ältesten der Neuhannov[erischen] vacanten Gemeine vor, aber sie wehren sich dagegen und sagen, es thäte nicht gut. 13) In Yorktown [York, York County, Pennsylvania] stehet unser alter geliebter Herr [Johann Nicolaus] Kurtz p[ro] tfempore] Praeses noch, unermüdet in seinem Amte, wird alt, steif und matt, weil er des Tages Last und Hitze mit getragen 13 und sich nach dem Feierabend sehnet, zumal in diesen kümmerlichen Zeitläufften, die voller Furcht und Schreken sind. Die dismalige Synodal Versamlung ist zu Anfange des nächsten Octobris nach Yorktown über der Susqueha[n]na[h] bestirnt. 14 Es werden aber wenig Prediger dahin kommen wegen Mangel an Kleidung, Pferden und der unübersteiglichen Reise Kosten. Ultra poße nemo obligatur. 1 5 Gedult ist nötig. 14) Auf der Seite von der Susquehana sind verschiedene Gemeinen, die von H[errn] Pf[a]rr[er] Gehring [Jacob Goering], einem jungen Manne, der bei H[err]n P[astor] Helmuth die Theologie gelernt und vom Ministerio in Yorktown geordinirt worden, bedienet werden. Er sagte mir neulich daß schöne Erwekungen in seinen Gemeinen wären. 15) An den Gräntzen über Yorktown von Pennsylvanien und Maryland sind Gemeinen, die H[err] Pf[a]rr[er Carl Friedich] W[ildbahn] und der alte H. Pfrr: [Johann Georg] Bager versehen. Erster /:Wildban:/ ist vor verschiedenen Jaren von unserm Ministerium] examinirt und geordinirt. 16) Zu Friedrichstown [Frederick] in Maryland verwaltet Herr Pastor Krug das Amt. Aus seinem letztern Briefe an mich, 1 6 erhellet, daß sein Gnädigster Heiland ihn und die Seinigen unter vielerlei Trübsalen bisher erhalten, daß er sein Amt verrichten können, nicht ohne Segen arbeite, besonders sein Vergnügen an Neger Sclaven empfinde, deren Englische Meisters ihn ersucht, daß er sie im Christentum unterrichten und taufen möchte, welches er gethan und davon Segen an den armen Seelen verspüre, das ihn hertzlich erfreue. 17) in Karlsstadt [Charleston] gegen Süden versähe unser Mitbruder Magister [Christian] Streit die Gemeine. Wie es aber dem lieben Bruder und seiner Familie im Monat Mertz, April und May a[nni] c[urrentis] ergangen, ob er noch lebt, wißen wir noch nicht; denn die Stadt hat ähnliche Schiksale mit Zittau, Cüstrin etc. gehabt. 18) Von E[ben] E[zer] habe ich seit Jar und Tage keine Nachricht, ob noch ein Häuslein oder Nacht hütte von der Tochter Zion übrig geblieben oder nicht. 1 7 Daß die Frau Witwe [Anna Barbara] Rabenhorstin verschieden, habe schon berichtet. Die particulière Umstände kan ich aber noch nicht erfaren. Vermutlich ist sie von Schreken oder Misbehandlung gestorben;

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oder der Herr hat sie noch für Abwendung größerer Trübsal zu sich genommen. Sie war eine bewährte Christin. Wenn ich lebe und sichere Nachricht von den dasigen Umständen bekomme, so werde nicht ermangeln, solche, so bald möglich, zu berichten. 19) Die Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und [Raritan] Valley, bedient der H[err] Pf[a]rr[er Wilhelm Anton] Graaf annoch. Sie stehen auch unter bedrängten Umständen hic Rhodus, hic Saltus 18 zwischen 2 streitenden Parteien. 20) Unsere Kirche und Gemeine in Eboracum [New York] wird von denen Sfalvo] T[itulo] H[och] E[hrwüdigen] Herren deutschen Feldpredigern bedient. 2[1]) Von unsern Gemeinen in Reinbek [Rhinebeck], [East] Camp, Albanien [Albany], Lüneburg [Lunenburg, Lunenburg County] in Neuschotland, wo die Hh. [Herren Johann Friedrich] Rieß, [Johann Wilhelm Samuel] Schwer[d]tfeger und der kleine Friedrich Schultz 19 vor diesem dienten, habe keine Nachricht. Der höchste Eigentums Herr hat seine Worfschaufel in seiner Hand und feget seine Tenne. 20 Spreu und Staub etc. machen dunkele Tage Joel 2,2,3. Wenn es so fort gehet, so wird eine mäßige oder kleine Scheune hinreichend seyn die Weitzenkörner zu einer neuen Saat auf das mit Blut gedüngte Land zu säen. Tröstlich, daß der Herr des Eigentums selbst die Worfschaufel in seiner Hand hat. Solte es dem Satan erlaubt seyn zu worfeln und zu sichten, der würde gewiß den Weitzen verbrennen, und die Spreu auf behalten. Ich trete heute in mein 70stig Jar, und bitte mit dem Schächer: Herr, gedenke meiner in deinem Reiche! 21 Ew[er] Hochwürden wollen auch ferner der, in der Schmeltze liegenden hiesigen redlichen Arbeiter und Gemeinen, vor dem Gnaden Trone eingedenk seyn, 22 und mir erlauben, um Verzeihung aller meiner Fehler zu bitten und zu ersterben, Ew[er] Hochwfürden] dankschuldigster Diener He[i]n[rich Melchior] Mühlenberg der ältere. N[ach]S[chrift] Wenn Hochwürdige Herren Directores geruhen möchten mir auch ein paar Zeilen wegen der Rechnungen vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundo angedeihen zu laßen, ob es von Dero Seite approbirt oder disapprobirt werde, weil ich genötigt war, einen Empfangschein und Rechnung davon zu geben und ab zu legen: zu mal da hier verschiedene dubia vexata [ärgerliche Zweifel] entstanden, wer über das Legat zu disponiren hätte? 23 Es solte mir auch tröstlich seyn wenn Hochw[ürdige] Väter geruhen würden die 2 Pastores in Philadelphia] Hh. [Herren] Kuntz und Helmuth zu Mandatarien über das S[olms-] R[ödelheimische] Legat zu verordnen. 24

Reinschrift 1 2 3 4 5

im August-Hermann-Francke-Nachlaß

Vgl. Nr. 7 9 7 Anm. 12(3). = N r . 792. = N r . 715. = N r . 716. Vgl. Kol 4,3.

Kapsel 32 Faszikel la S.

8-11.

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Aus dem College of Philadelphia hervorgegangen. Die Umwandlung stand unter den Vorzeichen der politischen Veränderungen und ging nicht ohne Widerstand vonstatten; der anglikanische Einfluß wurde zugunsten der Presbyterianer zurückgedrängt. Kunzes Seminar entstand neu als German Institute der Universität. Vgl. Herbst S. 1 7 6 - 1 8 3 und Haussmann S. 7 9 - 8 4 . 7 Wir wollen uns in Acht nehmen, daß wir nicht zu sehr der Farbe (d. h. dem äußeren Schein) trauen. Nach Vergil, Eclogae, II, 17. 8 ... obgleich einigen, mir genüge ich nie. 9 Anna Maria Margaretta, Henry Christopher Emanuel, John Andrew Melchior, Frederick Augustus Samuel und John Peter Gabriel; vgl. The Weiser Family S. 174, 177f., 181. 10 Vgl. Mt 10,24; Lk 6,40. 11 ... daß Tisch oder Bank umgestürzt werden. 12 Vgl. Rom 8,28. 13 Vgl. M t 2 0 , 1 2 . 14 Der Praeses J . N. Kurz sagte die Synode jedoch wieder ab und schlug stattdessen die Abhaltung von Regionalkonferenzen vor. Vgl. Nr. 8 0 0 mit Anm. 1. 15 Über sein Vermögen hinaus ist niemand (etwas zu leisten) verpflichtet. 16 Vom 1 8 . 1 0 . 1 7 7 9 ; vgl. die Inhaltsangabe in Nr. 7 6 9 Anm 15(1). 17 Vgl. Jes 1,8. 18 Eigentlich: Hic Rhodus, hic salta (hier ist Rhodus, hier spring); als Aufforderung in einer Situation, die keine Ausflüchte duldet. " Friedrich Schultz, Pastor in Rhinebeck, East Camp und Albany. Es handelt sich hier um jenen Friedrich Schultz, der 1 7 5 1 zusammen mit Johannes Dietrich Matthias Heinzelmann nach Pennsylvania geschickt worden war, um den Aufbau der lutherischen Kirche zu unterstützen. Taucht in den Tagebüchern Mühlenbergs als „little Friedrich Schultz" auf. Tappert III S. 4 2 , 5 1 2 . 2 0 Vgl. Mt 3 , 1 2 ; Lk 3,14. 21 Vgl. Lk 2 3 , 4 2 . 22 Vgl. Hebr 4 , 1 6 . 23 Vgl. Nr. 7 2 6 und Nr. 7 7 3 . 2 4 Die Briefbögen sind sehr eng geschrieben. Auf den beiden ersten Seiten findet sich je eine eigenhändige Randnotiz: „Ich habe neulich ein Buch gelent bekommen, enthaltend: Patriotische Briefe etc. von S[alvo] T[itulo] H[ochwürdigen] H[errn] Inspector [Adolf Dietrich] Ortmann: [vgl. Nr. 799] ist unsern jetzigen Umständen zum Teil angemeßen." Die zweite Notiz lautet: „Ich war noch den letzten Teil des Journals von einer Reise nach Eben Ez[er] schuldig. Die Copie davon habe ich hier beigelegt. Gehts verloren, so habe ich d[as] Original noch." Zur Überlieferung des Tagebuchs der Reise nach Ebenezer vgl. Bd. IV Nr. 641 Anm. 4. 6

7 9 9 . An Sebastian Andreas

Fabricius

Providence,

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Hochedelgeborner etc. teurester Herr Inspector Fabricius, Hertzens Freund und Gönner! Noch einmal muß mein Hertz gegen Dieselben ausschütten, weil ich hoffe daß Sie noch auf dießeit der Ewigkeit auf Ihrem Posten im Gnaden=Reiche stehen, des Herrn Werk treiben 1 und zur Vollendung eilen. Zu Ausgange des 1778sten Jares hatte die Freiheit genommen einen gantzen Bogen voll nach meiner Unart an Ew[er] Hochedelgeb[oren] zu schreiben 2 und auch eine Vollmacht von Hjerrn] P[astor Johann Andreas] Krug mit beizuschließen. Wie ich aber neulich gehört, so sey der Reisende, der das Paquet mitnam, nicht weiter als in eine benachbarte Provintz von hier gekommen, und wie es mit den Briefschaften ergangen, weiß man nicht. Ich habe keine Copie von meinem bemeldten Briefe behalten, weil ich weiß daß meine Aequales [Altersgenossen]

Nr. 7 9 8 / 7 9 9

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meine Schreib=Art nicht scharf criticiren, sondern in herablaßender Liebe entschuldigen und zum besten keren. Doch wolte ich das Wort Aequales nicht weiter ausdehnen, als aufs Alter, und an meiner Seite etwa in dem Sinn wie jener treuhertzige Todtengräber zu Hferrn] Superintendent Caspar] Calvör 3 sagte: wir sind ja Collegen und müßen es mit einander nicht so genau nemen. Was ich also dismal vorzulegen habe, ist wie folget: 1) ich trete heute in mein 70stes Jar und beschäfftige mich mit folgenden Sprüchen: Luc: 23,42. Psal: 51,9=14 Jerem: 14,20,21. Psal: 39,8,9. Zephan: 3,12. Ps: 9 0 , 1 0 - 1 2 . 2) meine äusern Umstände betreffend, so bekam ich Winter von 1777-78. durch nächtliche Verkältungen, wegen der nahe seynden Krieges Troublen [Unruhen], Haupt Flüße, und im Sommer drauf neml[ich] 1778 als genötigt wurde zum ersten mal wieder in Zion zu predigen 1 B[uch] Maccab[äer] 4,52=55. und 8 Tage hernach einen Soldaten zu begraben hatte, verlor ich mein Gehör von dem Knall der Schüße beim Grabe, so daß von der Zeit an bis dato ein unaufhörlich Sausen, Brausen und Schwindel im Kopfe habe und hart höre. Seit den 2 Jaren her bin auch mit Geschwulst am Pedal [Fuß] geplagt, welches mir das Gehen schwer machet. 2) Meine alle Zeit getreu und fleißig gewesene Gehülfin [Anna Maria Mühlenberg] ist schon über 10 Jare her mit der Epilep[sia] aterina behafftet, wo gegen ich die gesegnete Hall[esche] Arzenei und alle sonst berümte Mutmaßungs=Künstler gebraucht, es wird aber von Zeit zu Zeit schlimmer und vergehet fast kein Tag oder Nacht, wo sie nicht Anfälle davon spüret. Bis weilen kommen die Paroxismi cum clamore [Schrei- und Krampfanfälle] so hefftig, daß 2 bis 3 starke Personen sie kaum halten können. Die Convulsionen greiffen Ihr Gehirn so an, daß sie etliche Stunden hernach non compos mentis [= nicht bei Verstand] ist. In den Zwischen Räumen hat sie gesunden Geschmak an Gottes Wort und Gebet, und ist fleißig in häuslichen Geschäfften. Solte ich sterben und sie in dem Zustande hinterlaßen, so dürffte es schwer fallen, weil sich fast jederman, die Kinder nicht ausgenommen, für solchen Zufällen fürchtet. Befiel dem Herrn deine Wege etc. 4 3) Was den Krieg betrifft, so quäle ich mich nicht mit den Mittel Ursachen, sondern sehe auf caussam primariam [Urgrund]. Es ist Einer, der hat den Regierungs=Plan im Gantzen vor sich, und wer Verstand hat, der wird von hinten nach aus der bestrittenen Offenb[arung] Joh[annis] schon merken warum, oder wo zu, solche Umwältzungen geschehen etc. Die meri [reinen] Politici mögen alle Ihre Sinne, Vernunfft, Verstand, Brille und Schwören anwenden, so können sie doch die göttlichen Absichten und Ausgänge nicht a priori erreichen. Sie beschließen zu offt einen Rath und machen ihre eigene Plans, und es wird nichts daraus. Er, dem alle Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden vom Vater über geben, 5 hat die Worfschaufel in seiner Hand, Er worfelt und feget seine Tenne, 6 und was Wunder, wenn in der ausgearteten Christenheit, in der so genanten alten und neuen Welt der Atheismus, Naturalismus, Deismus, Machiavellismus, Pharisaeismus, Sadducaeismus, Pelagianismus, etc. etc. etc als Spreu zum Feuer übergeben werden? Die darunter vermengte Weitzen Körner wird der rechte Eigentums Herr schon auf heben zu einer neuen Saat und Ernte, wenn das Feld erst gesäubert und zur Saat bereitet ist. Der Herr wolle nur durch

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seine alles vermögende Fürbitte in Gnaden abwenden, daß dem Satan nicht erlaubt werde zu sichten — Zeph: 3,12. Jesa: 1,7,9. 4) Zwei meiner ältesten Knaben [Johann Peter Gabriel und Friedrich August Conrad] haben sich mit auf die Landes Seite ziehen laßen, weil sie hier geboren. Der erste muste erst mit den grösten Teil seiner gehörneten Schafe als Feldprediger zur Verteid[ig]ung gehen, hernach auch weiter gehen. Ich urteile nicht gern eher bis man alle Acten beisamen und von beiden Seiten erwogen hat. Neutralitaet war nicht möglich in den Umständen; es hieß aut, aut. Der andere konte mit seiner Familie nicht mehr subsistiren, und trat derweile in ein Bürgerlich Amt. Mein Rath wurde nicht gefragt, und meine That war nicht hinreichend. Der Meister=Sänger sagt: in fine videbitur cuius toni. 7 Seyd unterthan der Obrigkeit die Gewalt hat und schützet. Es ist oder wird keine Obrigkeit ohne Gottes Willen oder Zulaßung. 8 Die Herren P[astores] Primarii Johann Christoph] K[unze] und [Justus Heinrich Christian] H[elmuth] in Philadelphia] stehen auch auf der Landes Seite, sonst könten sie nicht Prozessoren] der Universität] noch Ministri Eccles[iae] seyn. Ich habe meinen Kindern unter andern immer gerathen, ne quaeratis esse Icari; 9 weil ich aber selber ein armer Daedalus bin und Ihnen nur Wächserne Flügel mit geben kan, so müßen sie selber sehen wie sie durchkommen, daß sie ihre Pflichten gegen Gott, ihren Nächsten und sich selbst leisten mögen. 5) Auf Ew[er] Hochedelgeb[oren] gütige Nachricht an Hferrn] P[astor] Kuntze, und eine frühere Vermeidung von Sfalvo] T[itulo] H[och] E[hrwürden] H[errn Friedrich Wilhelm] Pasche an mich, 10 daß nun die Interessen [Zinsen] des Legats von dem verewigten Wohltäter H[errn Sigismund] Streit den hiesigen Hall [eschen] Missionarien angedeihen sollten, teilte ich nach genommener Abrede mit den Hh. [Herren] Amts Brüdern die 2 8 1 £ curr[ency = Währung] die vom Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-] R[ödelheimischen] Fundo auf dem Plätzgen hier in Providence haffteten an 12 bis 13 Glieder aus und nam dafür von einem jeden ein Recepisse, in Zuversicht, daß Hochwürdige Herren Directores geruhen würden, den S[olms] R[ödelheimischen] fundum mit den Streitischen Intereßen zu ergäntzen, nemlich das £ curr: zu 4 r[eichs]th[a]l[ern] oder 1 rthl. zu 5 shfilling] Curr: gerechnet. Solte an meiner Seit überhaupt oder absonderlich was dunkel oder unrecht scheinen, oder auch würklich seyn, so hoffe meine gefürte und von 1775 bis dato auf gehobene Journale werden es erläutern, welche nur auf beßere Zeit und Gelegenheit zur Übersendung warten. Ich wünschte mein simpler Entwurf von der Oberfläche unsrer Vereinigten Gemeinen und deren p[ro] t[tempore] Arbeiter von 1778 1 1 wäre nicht verloren gegangen, weil eine generale Nachricht damals verlanget worden. Ich habe zwar das Original noch davon, aber die Zeit war zu kurtz und der Mangel an Papier und Kräfften verhinderten es abzuschreiben und mitzusenden für dismal. Der fort dauernde Krieg machet uns zu blutarmen Menschen, ähnliche Bilder, wie vor Jaren die Cosacken, Calmucken etc etc. im Preusschen und Brandenburg hauserten, wie in des S[alvo] T[itulo] Hferrn] Inspektor Adolf Dietrich] Ortmanns patriotischen Briefen zu lesen. 12 Nun gute Nacht mein teurester Hertzens= Freund Gönner und Wohltäter in Christo: ich danke Ihnen von Hertzen für die von vielen her mir unverdient

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erwiesene Liebe und Güte, und bitte unsern allergütigsten Herrn und Heiland, Er wolle nach seiner gnädigsten Verheißung Sie und alle Wertesten Angehörigen dafür erquiken um seines grossen Namens willen! in Zeit und Ewigkeit! wo mit ersterbe, teurester Herr Inspector: Dero zur Liebe, Hochachtung und Dankbarkeit verbundener Neuprovidentz d[en] 6 septembr[is] 1780.

Heinrich [Melchior] Mühlenberg der ältere.13

Mons[ieur] Geiger, der diese Schrifften mit nimt ist das vorige mal glüklich hier angekommen. Gott wolle ihn durch helfen. + o hätten wir doch etwas von der gesegneten Hall[eschen] Arzeneiü Reinschrift 1 2 3

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im August-Hermann-Francke-Nacblaß

Kapsel 32 Faszikel la S. 12f.

Vgl. 1. Kor 16,10. = Nr. 715. Caspar Calvör (1650-1725); zunächst Diakon, dann Superintendent im Zellerfeld, nach Zwischenstationen von 1710 bis zu seinem Tod Pastor in Clausthal und Generalsuperintendent des Fürstentums Grubenhagen. Vgl. Ps. 37,5 und das Kirchenlied von Paul Gerhardt. Vgl. M t 28,18. Vgl. M t 3,12; Lk 3,17. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 814: „Am End die Wahrheit wird erkent." Vgl. Rom 13,1. Trachtet nicht danach, ein Ikarus zu sein. Vgl. Bd. IV Nr. 674, zum Brief von Fabricius an Kunze vgl. Nr. 715 und die Nachschrift zu Nr. 716. = Nr. 716. Adolf Dietrich Ortmann (1718-1781); erst königlich preußischer Feldprediger, danach Inspektor zu Beelitz und später Züllichau. Von ihm stammen die: Patriotische Briefe zur Vermahnung und zum Tröste bey dem jetzigen Kriege. 3 Theile. Berlin und Potsdam 1752 (Neue Auflage in 3 Theilen Berlin 1760). Vgl. Nr. 798 Anm. 24. Für die Zeit bis zum 23.9.1780 (= Nr. 800) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 6 Septemb[er]: ... Schrieb auch ein paar Zeilen an meine Tochter die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 211v; vgl. Tappert III S. 347). (2) „Sambstag d[en] 9 Septemb[er]: ... Schrieb einen halben Bogen voll an meine Tochter die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 211v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 216; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappert III S. 347). (3) „Montag d[en] 11 Septembr[is]: schrieb ein paar Zeilen für die verlaßene 80jährige Witwe Judith Laukin [vgl. Nr. 802] an ihren Sohn Joh[ann] David Lauk [vgl. Nr. 802], Kiefer-Meister in Lancaster, daß er kommen und sich ihrer annemen möchte ... Ich schrieb einen halben Bogen voll an meinen Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] in Lancaster und schloß die Zeilen wegen der Witwe Laukin mit ein, wenn etwa Gelegenheit vorfallen sollte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 212r-v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 217; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 348). (4) „Sambstag d[en] 16 [September] ... schrieb einen Brief an Mons[ieur] Geiger, wie auch ein paar Zeilen an die Fr[au] Kuntzin und schikte das Paquet an sie mit des H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzes Magt, die eben mit einem Wagen vorbei kam nach der Stadt zu. Empfieng einen Brief vom H[errn] P[astor] Schultz datirt d[en] 2 Sept[ember] a[nni] c[urrentis] worin er unter andern berichtet, a) daß er vor kurtzem dem plötzlich verstorbnen reformierten] Prediger

Die Briefe des Jahres 1780

344

in Libanon [Lebanon] H[err Johann Conrad] Bucher [vgl. Nr. 806] die Leichpredigt vor einer großen Menge Volks unter den Bäumen zu halten genötigt worden weil die Kirchen zu klein waren b) daß die Indianer neulich eines ehemaligen Vorstehers von unsrer Gemeine des Melchior Stocks Frau, seinen Sohn und Sohns Frau ermordet. Letztere, die Sohns Frau sei hochschwanger gewesen, sie haben ihr lebendig den Leib aufgeschnitten, das Kind samt dem Gedärme heraus gerißen und noch daran ihre Wuth erwiesen, und in voriger Woche haben sie an der Schulkiel [Schuylkill], nur 25 Meilen von H[errn] Schultz einen Mann John Neumann genant, samt 3 Kindern umgebracht." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 213v-214r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 220f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 349f.). (5) „Montag d[en] 18 Sept[ember]: ... Hernach vollendete den Brief an H[errn] P[astor] Schultze und schrieb noch einige Zeilen an Sie [Eva Elisabeth Schultze] ... In voriger Woche berichtete der H[err] Candid[at Johann Friedrich] Ernst, wie es mit seiner Sache in Easton abgelauffen nemlich a) am 1 Sept[ember] sey H[err] Carl Salomo Friderici [vgl. Nr. 802], der, wie er sagt, aus der Oberlausitz gebürtig, ohne Beruf mit den deutschen Völkern nach America gekommen, von denselben desertirt, und seitdem in der Gegend ober Albanien [Albany] als gewesener Prediger von den Indianern und Englischen vertrieben, Abends in Easton angekommen, auf seiner Reise, die er über Reading, Lebanon, und Lancaster nach Philadelphia thun wollen, b) Am 2 Sept[ember] sey er von einigen Giedern auf dringeste zu predigen ersucht worden; und habe gepredigt: c) Wie er aber gehört, daß die Gemeine sich vorher schon mit H[errn] Ernst besprochen, sey er so billig gewesen, sich neutral zu erklären und mit der Sache nichts zu thun zu haben, d) daß nicht allein die 3 Gemeinen, sondern die 4te in Moore Township [Northampton County, Pennsylvania] darzu gekommen und die Bittschrift ans Rev[erendum] Ministerium unterschrieben, e) der Beruf habe wegen Kürtze der Zeit nicht geschrieben werden können, werde aber bis künfftige Woche da er bis Sontag wieder predigen solte, verfertiget werden - [Johann] Friedrich Ernst: Neuhannover d[en] 11 Septemb[er] 1780'." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 214v-215r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 222f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 350f.). (6) „Dienstag d[en] 19 Septemb[er]: ... Ferner hörete als ob des H[err]n P[astor] Kuntze und s[einer] Fr[au] jüngstes Töchterlein Christiana nach langer Krankheit an Brechen und Diarrhee auch verschieden wäre. Ich schrieb deswegen gleich ein paar Zeilen an diese . . . " . (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 215r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 224; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 351). (7) „Mitwoch d[en] 20 Sept[ember]: bekam ich ein paar Zeilen von unsrer Tochter Margretha Kuntzin, berichtend, daß ihre kleinste Tochter vorgestern d[en] 18 Sept[ember] Mittags verschieden und gestern am 19 begraben sey ... Schrieb noch ein paar Zeilen an H[errn] P[astor] Schultze, agnoscirte das gestern empfangene Korn und meldete die Nachricht von dem Abschiede des M[aste]r Jacob Gräfe und des H[err]n P[astor] Kuntzes Kinde. Schrieb auch Antwort auf die Frau Kuntzin ihren Brief." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 215v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 224; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 351). (8) „Donnerstag d[en] 21 Septembr[is]: Diener und Battorf ... namen die ... 2 Briefe mit an H[errn] P[astor] Schultze in Tolpehaken [Tulpehocken]." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 215v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 224; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; vgl. Tappert III S. 351).

800.

[Johann

Christoph

Kunze

an Heinrich

Melchior

Mühlenberg] [Philadelphia,

23.9.1780]

Herr [Johann Nicolaus] Kurtz senior hat die Conferenz abgeschrieben. 1 Seine Gründe sind: es sind so viel Ursachen, daß, wenn sie die Brüder wißen solten, er nicht zweifele, sie würden den Aufschub genemigen. Dem zufolge ist jeder überzeugt, daß es dismal nicht angieng. Wenn etwas besonders Nötiges zu thun wäre, schreibt er, könten es einige, so bei einander wonen, ausmachen. Und so

Nr. 799/800

6.9./23.9.1780

345

w ü n s c h t e freilich, d a ß des M [ a s t e ] r [ J o h a n n F r i e d r i c h ] E r n s t ' s S a c h e 2 z w i s c h e n einigen u n t e r u n s a u s g e m a c h t w e r d e n k ö n t e . A b e r w o ? in der S t a d t ? D a h ä t t e n w i r u n s e r n V a t e r n i c h t bei u n s . Die A n z a l solte so g r o ß seyn als m ö g l i c h . H e r r [Johann Ludwig] Voigt, H e r r Friedrichs [Johannes Andreas Friderichs], H [ e r r J o h a n n F r i e d r i c h ] S c h m i [ d ] t , H [ e r r J u s t u s H e i n r i c h C h r i s t i a n ] H e l m u t h u n d ich, k ö n t e n alle z u s a m m e n g e b r a c h t w e r d e n . A u c h vielleicht H [ e r r C o n r a d Sebastia n ] R o l l e r . W e n n ein p a a r g u t e L e u t e a u f der T r a p p [ = P r o v i d e n c e ] sich ein V e r g n ü g e n d r a u s m a c h t e n , a u f einen T a g u n d 2 N ä c h t e e i n m a l ein p a a r P r e d i g e r zu b e h e r b e r g e n u n d ein D i e n s t a g o d e r M i t t w o c h d a r z u g e n o m m e n w ü r d e , h ä t t e die S a c h e , g l a u b ich, keine S c h w i e r i g k e i t e n . Ich e r w a r t e D e r o M e i n u n g . A u f 3 T a g e k ö n t e H e r r H e l m u t h u n d ich, w o l e i n m a l a b k o m m e n , w e n n w i r H [ e r r ] n [ H e i n r i c h ] M ü l l e r n a u f d e n N o t f a l l für L e i c h e n bestellten u n d k e i n e n S o n t a g w e g w ä r e n . H e r r n V o i g t , w o l t e g e h o r s a m s t bitten, d e n A u f s c h u b zu b e r i c h t e n . I c h weis keine G e l e g e n h e i t a n ihn.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 217v-218r sowie AFrSt IV H 24 S. 230f.; LC Abt. HIV Fach D Nr. 32. Englische Übersetzung in Tappert III S. 353. 1

Mit folgendem Brief an Kunze (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 7f.): „To the Rev[eren]d M[aste]r Kunze Rector of the Lutheran Corporation at Philadelphia. Hochehrwürdige in Christo unserm hochgelobten Oberhaupte teureste Hhn. [Herren] Amts Brüder! Obwohlen ich nicht hoffen durfte, daß ich Sie zu ietziger in allewege sehr kummervoller Zeit und Umständen hier in Yorktown [York, York County, Pennsylvania] sehen und umarmen möchte, so sehr ich auch solches gehofft und gewünscht hatte: so erfordert es doch meine Schuldigkeit Ihnen Nachricht zu geben, daß die disjärige Synodal Conferentz aufgehoben ist. Die Ursachen und Beweg Gründe dazu, sind wichtig und mancherlei; die Hh. Amts=Brüder mögen und können einige davon selbsten erraten. Sölten es die Umstände, eines oder des andern H[err]n Mitbruders, oder die Angelegenheit ein oder ander Gemeinde nötig machen und erfordern, so können ja etliche der benachbarten Lehrer zusammen tretten und deswegen rathschlagen. Es ist ohnedem zu itziger Zeit wenig oder nicht denen Hilflosen Gemeinden zu helfen. Gott im Himmel erbarme sich unserer, in unsern harten und bedrängten Umständen und schaffe Hülfe! Ich bin offt in meinem Leben in harten und bedrängten Umständen, so wohl in meinen als der Gemeinden, so wohl im Leibl[iche]n als geistlichen] gewesen, aber nie in solchen als zu ietziger Zeit. Gott im Himmel wird nicht gefürchtet, geliebet und vertrauet. Sein Liebes Wort und Sacram[ent] wird mit Füßen getretten: die Lehrer und Boten des Evangelii verachtet, die alten saufen, spielen, wuchern und bekümmern sich nur um Geld und Welt. Die Kinder auf den Gaßen fluchen, schwören, lermen und toben. In den Schulen kan nichts mehr erbauet werden. Die Erwekten Selen hie und da, schlafen wieder ein, es hilfft kein warnen, ruffen, bitten, drohen etwas mehr. Das sind mir bekümmerte Umstände! Ein jeder spricht: hette ich nur Geld; und ie mehr zusammengescharret wird, ie weniger wirds, und die Lehrer in Kirchen und Schulen müßen Noth leiden. Ich wolte von Hertzen wünschen, daß meine teuresten Hhn: Amts=Brüder kein solch Klage Lied könten und dörften anstimmen! allein es ist zu besorgen, ein ieder treuer Knecht Gottes wird eben auch also seufzen und klagen müßen. Ach daß doch solch Seufzen zu den Ohren des Herrn Zebaoths kommen möchte, daß sein Erbarmungsvolles Hertz sich möchte bewegen und um Jesu willen drein sehen, und dem Jammer, dem Elende und der mannichfaltigen Noth ein baldiges Ende machen! Ew[er]/::/:HochEhrw[ürden]:/::/: wird einer oder der andere die Gütigkeit haben, darum hiemit hertzlich bitte, und den oben angezeigten Aufschub der Conferentz unserm Hochw[ürdigen] H[err]n Senior, H[err]n Schmitt und H[err] Voigt gelegenheitl[ich] kund thun und meinen hertzl[ichen] Gruß an sie vermelden. Ich hoffe es wird niemand entgegen seyn. Solte

346

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

ich die Ursachen alle anzeigen, so bin versichert, Sie würden solchen Aufschub alle gut heißen. Nun so empfele Sie dann alle, samt denen werten Angehörigen der Huld und Pflege unsers lieben Heilandes, mich aber Dero Angedenken im Kämmerlein vor Gott und verbleibe HochEhr[würden] Dero dienstschuldigster. Y o r k d[en] 7. 7br: 1 7 8 0 . An H[errn] Kuntze — Helmuth. —

2

[Johann] N[icolaus] Kurtz

F r i e d r i c h August Conrad] Mühlenberg".

Das Protokoll der a m 4 . 1 0 . 1 7 8 0 in Providence abgehaltenen regionalen Predigerversamlung ist erhalten in P M 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 2 2 1 r - 2 2 5 v ; sowie AFrSt IV H 2 4 S. 2 3 9 - 2 5 8 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 3 ; Tappert III S. 3 5 7 - 3 6 1 ; Documentary History S. 1 5 8 - 1 6 1 . Die Berufung nach Easton. Ernst stand in N e w Hanover zur Probe und wurde auf Verlangen der Gemeinden Easton, Greenwich, Dryland und M o o r e Township von einer regionalen Predigerversammlung Anfang Oktober geprüft und ordiniert. Vgl. den Synodalbericht (wie Anm. 1)

801. An Johann Nicolaus Kurz und die Teilnehmer der Synodalversammlung New Hannover, 24.9.1780 Hoch= und WohlEhrwürdige Herren, Herr Praeses und Achtbare Glieder der vereinigt=Evangelischen Synodal Versamlung, teureste Väter und Seelsorger: Wir die Trustees [Treuhänder], Älteste und Vorsteher der ersten vereinigten Gemeine in Neuhannover, entbieten unsern demütigen Gruß und Segenswunsch an Sie allesamt, und laßen vermelden, wie es mit unsrer Gemeine stehe: 1) wir danken dem Hochehrw[ürdigen] Ministerio, daß durch Dero sorgfältige Vermittelung und Bevollmächtigung, unsere Vacante Gemeine bisher mit S[eine]r Ehrw[ürden] dem H[err]n Catechet [Johann Friedrich] Ernst versorgt gewesen, der den jeden 2ten Sontag in unsrer Kirche Catechismus Examen gehalten und gepredigt hat. 2) Weil aber selbiger von uns weg geht, 1 so sind wir gantz verlaßen. Die sonst mit uns vereinigte erste Gemeine in Providence, wird vom S[alvo] T[itulo] Herrn Pastor [Johann Ludwig] Voigt bedient. Ein Teil von unsrer Gemeine, hält nach Po[t]tsgrove, wo Herr P[astor] Voigt den 4ten Sontag predigt. Das sonst mit uns vereinigte Filial in den Olyer Bergen hat ein Freibeuter [Johann Michael Schmidt] 2 weg geschnapt, der unser Ehrw[ürdiges] Ministerium verachtet; und so sind wir von allen Seiten eingefentzet [= eingezäunt] ohne Hirten und Weide, und müßen unsern abgelebten, ermüdeten ersten Seelsorger [Heinrich Melchior Mühlenberg] plagen, daß er uns dann und wann besuche und mit Seelen=Arzenei zu Hülfe komme, wie er denn heute schon zum 3ten mal bei uns ist. 3) Wir haben uns in dem Gedränge wieder zu unserm vorigen Seelsorger gewand und ihn gebeten, daß er, nemlich der Herr Pastor Voigt uns auch einmal besuchen möchte, welches er heute vor 14 Tagen gethan, da denn ein solcher Zulauf vom Volk war, als ob er neue Götter verkündigen würde. 3 Er blieb aber bei der alten Warheit und predigte über Joh: 14,6. Wir, die meisten von uns im Kirchenrath frugen ihn ernstlich, ob er nicht wieder zu uns ziehen und unser Seelsorger seyn wolte? Er antwortete, er wäre nicht ungeneigt, wenn es Gottes Wille und seine

Nr. 8 0 0 / 8 0 1

23.9./24.9.1780

347

2 Gemeinen über der Schulkiel [Schuylkill] zu frieden wären. Wir dachten, auf die Weise käme Potsgrove und Neuprovidence wieder mit ein ander in die alte Vereinigung. 4) Nun heißt es, der H[err] P[astor] Voigt habe heute vor 8 Tagen die Ältesten und Vorsteher von den 2 Gemeinen über der Schulkiel deshalben gefragt, aber sie wollen es dur[c]haus nicht zu geben, Ursache, sie wären zu schwach einen Prediger allein zu erhalten, und würden solcher gestalt verlaßen, wenn er von ihnen zöge. Es stehet aber in unsrer Kirchen=Ordnung, wir die 3 allerersten vereinigten Gemeinen in Neuhannover, Providence und Philadelphia sollen ein vorzüglich Recht haben, bei Vacanzen einen oder andern von Halle gesandten Prediger, der in jüngern vereinigten Ge[mei]nen stehet, zu berufen, wie wol die Gemeinen über der Schulkiel einwenden, sie wären vom Anfange her ein Filial von der ersten vereinigten Gemeine in Providence gewesen. 5) Dem zufolge ergehet unsere hertzliche Bitte an das Hochehrw[ürdige] Ministerium, Sie wollen uns guten Rath erteilen und mit einer geneigten Antwort beehren, 4 ob nicht Rath und Hülfe für die 2 Gemeinen über der Schulkiel verschafft werden könte, wenn H[err] P[astor] Voigt Neigung hätte unsre Gemeine wieder an zu nemen? 6) mit einem jungen Prediger möchte es wol nicht gut thun, denn unsre Gemeine ist so an die erstem und ältern gewönt, daß sie meinen, es müste immer so fort gehen, wie es anfangs war. Es gibt gar holprichte, tief ausgefarne steinigte Wege in den alten Gegenden, und die jungen Fuhrleute übersetzen gar leicht den Karch oder Wagen, weil ihnen die Wege noch nicht bekant sind 7) Wir hätten gern ein oder andern von uns, als Abgeordneten zu der Synodal Versamlung gesandt, aber die bedrängten Zeiten und Umstände, machen es dismal unmöglich, und hoffen der Ehrw[ürdige] H[err] Ernst werde, wenns nötig: / auf weitere Fragen, Antwort erteilen - . Auf Verlangen der versammelten Trustees, Ältesten und Vorsteher der Neuhannover Gemeine, hat dieses obige geschrieben und erlaßen Neuhannover d[en] 24 Sept[ember] 1780. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte.

Abschrift von Mühlenbergs AFrSt IV H 24 S. 227-30; S. 352f. 1 2

3 4

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 216r-217v sowie LC Abt. H IV Fach D Nr. 32. Englische Übersetzung in Tappert III

Nach Easton; vgl. Nr. 8 0 0 Anm. 2. Johann Michael Schmidt; nichtordinierter lutherischer Prediger; 1 7 7 7 - c a . 1 7 7 9 in der Easton Gemeinde; 1 7 7 9 - 1 7 8 2 in Oley; 1 7 8 2 - 1 7 8 5 in Culpepper, Virginia. Vgl. Apg 1 7 , 1 8 . Auf der regionalen Predigerversammlung am 4 . 1 0 . 1 7 8 0 wurde beschlossen, daß zunächst Mühlenberg, Voigt und Roller New Hanover abwechselnd versorgen sollten, 1 7 8 2 übernahm Christian Streit die Gemeinde

348 802.

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

New Hanover,

24.9.1780

Zärtlich geliebter Sohn, Dein Geliebtes vom 29 Aug[ust] a[nni] c[urrentis] mit dem Ticket [Beleg] empfieng richtig und annihilirte das B[ond = Schuldschein] so gleich. 1 Ich antwortete vom 11 Sept[ember] und schloß ein paar Zeilen von einer 80 järigen Witwe [Judith?] Laukin an ihren Sohn Joh[ann] David Lauk Kiefer=Meister in Lanc[aster] mit ein. 2 Die arme Witwe ist von ihren hiesigen Sohn und Sohns Frau verstoßen und kriechet umher wie ein verirret Schaf. Sie bittet und flehet, ihr Sohn David möchte sie doch abholen. Sie hat noch schönen Hausrath bei ihrem hiesigen Sohn, der ihr Eigentum ist, aber er will es ihr nicht herausgeben. Sie überläufft mich offt und fragt ängstiglich, ob ich noch keine Antwort von meinem und ihrem Sohn David bekommen hätte. Ich hatte diesen meinen obgemeldten Brief und Einschluß nach Philadelphia an Friedrich [August Conrad] M[ühlen]b[erg] zur weitern Bestellung gesandt, weiß nicht, ob er zurecht gekommen oder noch in Philadelphia] liegt? Ich hatte in demselben unter andern gemeldet, wie mir Esqfuire] Reichard gesagt, als ob ein ander Prediger von Albanien [Albany] nach Easton gekommen, als eben H[err Johann Friedrich] Ernst da gewesen, den sie vorher zur Probe Predigt eingeladen, und befüchtete des wegen, daß Parteien entstehen und H[err] Ernst zu kurtz kommen möchte. Sie hatten aber den Albanier Volunteur [Carl Salomo Friderici]3 abgewiesen und dem H[errn] Ernst einen Beruf gegeben, und auch eine ordentliche Bittschrifft an unser Ministerium unterschrieben, worin sie anhalten, daß er noch einmal geprüfft und als Prediger für ihre Gemeinen eingesegnet werden möchte unter nützlichen Bedingungen, welche in den Revers gehören. H[err Johann Christoph] Kuntze, H[err Johann Ludwig] Voigt und ich, sind der Meinung, daß man der Eastoner Bitte nicht abschlagen, sondern erfüllen solte. Ich habe ihn ein paar mal Kinderlehre hören halten, das mir wohl gefiel, und ob er gleich wol nicht weit in den Grundsprachen mag gekommen seyn, so hat er doch wol so viele theoretisch= und practische Erkentniß, daß er damit den Gemeinen nützen kan, wenn er der züchtigenden Gnade folget, und treu ist. Im Fall aber der Herr Praeses [Johann Nicolaus Kurz] sich weigere oder Bedenken tragen solte der Eastoner etc. Bitte zu erfüllen, so dürffte er mit Zustimmung der anwesenden Glieder des Ministerii /¡werden vielleicht nur wenige zu samen kommen:/ eine Committee in Philadelphia] Ex[empli:] gr[atia] H[err]n: Ktz [Kunze], [Justus Heinrich Christian] Helm[uth] und [Johann Friedrich] Schmid[t] beordern, daß sie ihn privatim examinieren] und einsegneten, damit der Eastoner Bitte erfüllet würde. 4 Kan es aber dismal in Yorktown [York, York County, Pennsylvania] geschehen, so ist es kürtzer, leichter und ordentlicher. Sub rosa: Friedrfich]: hat eine Weile her nicht an mich geschrieben. Es scheint er sey bald fertig in der großen Atmosphere. 5 Wo nun hinaus? Sie [Catharina Mühlenberg, die Frau von Friedrich August Conrad] soll letzt gewünscht haben, daß sie noch im Schwam [Falkner Swamp = New Hanover] seyn möchten. Aber der Schwam ist nun zu klein und von allen Seiten eingefentzet [= eingezäunt]. Die Leute fürchten sich auch für alles was Congr[eß] heißt oder geheißen. Wenn

Nr. 802

24.9.1780

349

H [ e r r ] V o i g t n a c h d e m S c h w a m b k ä m e , s o k ö n t e F r i e d r i c h ] vielleicht ü b e r die Schulkiel [Schuylkill] k o m m e n , w o ein z i e m l i c h P f a r r h a u s , 5 0 A k e r

[acres]

l a n d , s c h ö n e W i e s e n e t c . sind, k ö n t e a u c h eine E n g l i s c h e ] G e m e i n e m i t s a m m e l n weil sie keinen P r e d i g e r h a b e n . N u n soll ja R e a d i n g a u c h w i e d e r v a c a n t s e y n , a b e r d a s ist ein a r m e s u n d v e r f ü r i s c h N e s t . E s heist a u c h als o b u n s e r M i t b r u d e r H [ e r r ] M a g [ i s t e r C h r i s t i a n ] Streit v o n C h a r l e s t o w n m i t seiner F r a u zu uns h e r ü b e r k ä m e . Sein K i n d sey g e s t o r b e n . E s ist h e u t e s c h o n d a s 3 t e m a l , d a ß ich i m S c h w a m g e p r e d i g t h a b e . D a s R e i t e n e t c . w i r d m i r s a u e r ; d o c h j a m m e r t m i c h die G e m e i n e . M u ß schließen, weil es s c h o n s p ä t ist u n d ich m ü d e bin. Annihilire m e i n e Briefe s u b r o s a , d a ß sie n i c h t u n v e r s e h e n s u m h e r f a r e n . M i t G r u ß u n d K u ß a n [ u n ] s e r e liebe F r a u T o c h t e r [ M a r i a C a t h a r i n a ] u n d E n k e l g e n s , verbleibe E u e r w o h l w ü n s c h e n d e r . N e u h a n n o v e r d[en] 2 4 Sept[ember]

1780.6 Hfeinrich Melchior] M[ühlenberg]

Reinschrift 1 2 3

4

s 6

in PM 95 D 7.

Nicht erhalten, vgl. Nr. 797 Anm. 12(1); zur Sache vgl. auch Nr. 794. Nicht erhalten, vgl. Nr. 799 Anm. 13(3). Carl Salomo Friderici (gest. 1807/08); lutherischer Prediger; geboren wohl in der Oberlausitz; kam mit den deutschen Truppen nach Amerika und desertierte; war wohl weder ordiniert noch sonst irgendwie zugelassen; in Stone Arabia, Canischoharie und Falls, New York (1777-1780) als Prediger tätig; floh vor den Angriffen der Indianer und der britischen Truppen; predigte 1780 in Easton, doch lehnte er den Ruf ab, als er hörte, daß die Gemeinde bereits mit Johann Friedrich Ernst in Verhandlungen war; 1 7 8 2 - 1 7 8 7 Prediger in Easton; auch in Hamilton (1782-1787), Mont Bethel (ca. 1782-ca. 1786), Springfield (1784-1787) und Indianland (1789-1791); 1 8 0 0 1807/08 Prediger im Susquehannah Valley. Vgl. das Protokoll der Predigerversammlung am 4.10.1780 (zur Überlieferung Nr. 800 Anm. 1) sowie Nr. 805. D. h. am Ende seiner politischen Karriere. Für die Zeit bis zum 27.9.1780 (= Nr. 803) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 24 Sept[ember]: ... Am Abend schrieb ich noch 2 Privat Briefe a) an meinen Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] in Lancaster [= Nr. 802] b) an S[alvo] T[itulo] Herrn Praes[es] Kurtz, welche H[err] Ernst mit nemen solte." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 217v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 230; LC Abt. H IV Fach D Nr. 32; Tappen III S. 353). (2) „Montag d[en] 25 Septemb[er]: ... Sobald ich heute heimkam und obiges [= Nr. 800] gelesen, schrieb ein paar Zeilen an H[err]n Ernst mit dem zurük gehenden Ältesten, und meldete, daß ich an die S[alvo] T[itulo] Herren Amts Brüder in Philadelphia den 4ten October zur Conferentz in meinen Hause vorschlagen wolte. M[aste]r Ernst hingegen, möchte es dem H[err]n [Conrad Sebastian] Roller kundthun und ich würde es auch dem H[errn] Voigt wißen laßen. Abends schrieb ich einen halben Bogen voll an H[errn] P[astor] Kuntze und billigte seinen Plan nemlich herauf zu kommen mit Hh. [Herren] Helmuth und Schmid[t], und am 4ten October g[eliebts] G[ott] Conferentz hier zu halten etc. Solte aber um die Zeit die Witterung der Gesundheit Schaden dräuen; so müste H[err] Ernst lieber hinunter kommen, und könte alsdenn die nötige Sache bei H[err]n P[astor] Schmid[t] in Germantown mit leichterer Mühe und Gefar verrichtet werden." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 218r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 231; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 354).

350

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

803. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior

Mühlenberg Philadelphia,

27.9.1780

Philadelphia] d[en] 27 Septfember] 1780. H[erzlich] G[eliebter] Efhrwürdiger] H[err] Schwieger papa. Ich ergreife diesen Augenblik Deroselben geneigte Zuschrifft von 25. dieses1 zu erkennen, und zu berichten, daß ich sehr erfreut bin über Dero gütige Bestimmung von 4 ten Octob[er]. 2 Wo möglich, werden wir beide [Kunze und Justus Heinrich Christian Helmuth] kommen, und ich bringe auch wol noch eine Conferentzianerin [Margretha Henrietta Kunze] mit, oder schike sie zuvor aus. Wenn es nur nicht denenselben zu schwer fällt, oder Sie unter Nachbarn Veranstaltung gemacht. H[err]n Friderici [Johannes Andreas Friederichs] will ich mit Frieden laßen. Es feit ihm ohne dem an einem Roke, nach Philadelphia einmal zu kommen. Ich war die vorige Woche bei ihm, weil ihm die Freiheit von Taxen [Steuern] ausgewirkt, und über bracht habe. Ob Herr [Johann Friedrich] Schmidt kommen kan, kan noch nicht sagen. Er war sehr kranck, und ich weis nicht wie weit er in der Genesung ist. Ändern sich binnen 8 Tagen auch hier die Umstände nicht einiger maßen, so kan auch von uns nur einer kommen, und das werde ich nicht sein können, wenn 2 alte Leute, M[aste]r Bitter und seine Frau, die an der Rur darnieder liegen, und von denen er, der Mann seiner Auflösung nahe zu sein scheint, noch in der Lage sind. Von 5 0 Kranken, die ich auf dem Papier vom Monat Septemb[er] habe, sind noch die meisten krank. Gestern ist die alte [Kunigunde] Wolfartin 3 begraben. Pferde und Chaise [Reisekutsche] will ich schon bekommen. Wir sind Gottlob noch wol. Eben sähe M[aste]r [Anders] Goranson, der mir sagte, das er ietzt nach dem Schiffe gienge, um nach Schweden abzugehen. Vorher habe nichts gewust. Der reiche Segen des Welt Heilandes sei mit denenselben und stärke Sie. In demselben verharre Deroselben gehorsamster Son J[ohann] C[hristoph] Kuntze 4

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch 24 S. 237f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33. 1 2

PM 9 5

Nr. 21 1780-81

S. 9f. sowie AFrSt IV H

Nicht erhalten; vgl. N r . 8 0 2 Anm. 6 ( 2 ) . Als Termin für eine regionale Predigerversammlung; zum Protokoll vgl. N r . 8 0 0 Anm. 1.

3

Cunigunda Wohlfahrt (gest. 1 7 8 0 ) ; W i t w e und ehemalige Haushälterin von Pastor Brunnholtz; vgl. Tappert I S. 6 5 4 u. ö.

4

Für die Zeit bis zum 2 9 . 9 . 1 7 8 0 (= N r . 8 0 4 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 27 Sept[ember]: . . . Ich schrieb heute einen halben Bogen voll an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, von den Umständen der abgestelten Synodal Conferentz, und wie ich die nächst wonende Herren Amts=Brüder nach Providence eingeladen um den 4ten October a[nni]c[urrentis] eine Conferentz in meinem Hause zu halten e t c . " (PM 9 5 A N r . 1 9 1 7 7 7 - 8 0 S. 2 1 9 v ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 2 3 4 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 3 ; Tappert III S. 3 5 5 ) . (2) „ D o n n e r s t a g d[enj

28 Sept[ember]:

... Sie [Susy, Pastor Schultzes M a g d ] brachte mir die

Nr. 8 0 3 / 8 0 4

351

27.9./29.9.1780

Zeitung von H[errn] Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] d[e] d[ato] 27 Sept[ember] und einen Brief von der Frau Kuntzin, datirt d[en] 27sten worin sie meldet, daß sie mit dem Tolpehaker [Tulpenhocken] Wagen schike. a) 24 Vi Pfund unausgeschmoltzen Fett welche kosten b) fünf Pfund Nieren Fett p[ro] ttf 10 thl. machet so bin ich an Fr[au] Kuntzin schuldig machet 92 £ 5 sh[illing]

196 th[a]l[er] 50 thl. 246 thl.

Ich erwartete Antwort von H[errn] P[astor] Kuntze wegen der Conferentz am 4 Octob[er] habe aber keine bekommen, weder von der Susy noch Mess[ieu]rs Brouwa [wohl: Nathaniel Brown] und Lay." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 219v; vgl. AFrSt IV H 24 S. 234; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 355).

804. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

[Providence,]

29.9.1780

Freitag den 29 Sept[ember] Mich[aelis] Fest 1780. Hertzlich geliebter Sohn, ich hielte am 24 Septjember] a[nni] c[urrentis] Gottes=Dienst im Schwam [Falkner Swamp = New Hanover] und hernach Kirchen=Rath. Die Ältesten und Vorsteher verlangten, ich solte der Rev[erendae] Synodal=Versamlung den Zustand ihrer Gemeine schrifftlich vorlegen und guten Rath ausbitten, 1 nemlich bemeldte Gemeine ist eingefentzet [eingezäunt]. Ein Teil davon hält nach Pot[t]sgrove zu H[errn Johann Ludwig] Voigt, das 01[e]yer Filial hat ein Freibeuter [Johann Michael Schmidt] weg geschnapt, Neugoschehoppen [New Goshenhoppen] ist ab. Sie hatten vor 14 Tagen am 16 post Trin[itatem] den H[errn] Voigt genötiget bei ihnen zu predigen, der es auf mein Anraten nicht abschlug. Die meisten der Ältesten und Vorsteher lagen ihn bei der Gelegenheit an, er möchte wieder zu ihnen ziehen, damit Potsgrove, Hannover und Providence wieder in die alte Vereinigung käme. Er hatte geantwortet: a) wenns Gottes Wille b) und die Gemeinen über der Schulkiel [Schuylkill] damit zufrieden wären, so wolte er nicht wiederstreben; doch auch mit dem Beding, daß die Schulkieler Gemeinen versorgt seyn müsten. Am 17 post Trinfitatem] hatte er die Häupter der Schu[y]lk[iller] Gemeinen gefragt, sie wolten es aber durchaus nicht zugeben, weil sie zu schwach wären einen Prediger allein zu erhalten etc. Über diese und dergleichen] Gegenstände, verlangten sie von der Rev[erendae] Synodal Versamlung guten Rath. Ich verfertigte Nachmittags die Bittschrifft und schrieb Abends einen halben Bogen voll an Dich, 2 agnoscirte Dein letzt Geliebtes vom 29sten Aug[ust] a[nni]c[urrentis], den Empfang des Tickets [Beleg], die Annihilirung Deiner Obligation, berief mich auf meine vorhergehende Antwort an Dich vom 11 Sept[ember] ac. welches nach Philadelphia] zu H[errn Johannes Andreas] Frid[erichs] zur weitern Beförderung nach Lanc[aster], gesandt, meldete, daß ich wegen H[errn Johann Friedrich] Ernst seiner Berufs=Sache mit Easton unnötig besorgt gewesen, maßen die Eastoner etc. Gemeinen den Prediger von Albanien [Albany] abgewiesen und dem H[errn] Ernst

352

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

einen förmlichen Beruf gegeben und eine Bittschrifft an die Rev[erendam] Synodal=Versamlung unterschrieben, worin sie ernstl[ich] bitten und hoffen, daß der Candidat E[rnst] noch einmal geprüfft und für ihre Gemeinen eingesegnet und verbunden [we]rden möchte ein Journal zu halten und unter der Censur des Vereinigten Rev[erendi] Ministerii zu stehen. So war denn meine Meinung, daß eine Rev[erenda] Synodal-Versamlung der Eastoner etc. Bitte nicht wol abschlagen könte, sondern erfüllen müste. Wer nicht mit uns sammelt, der zerstreuet etc. etc. 3 Im Fall es aber der Sfalvo] T[itulo] H[err] Praeses [Johann Nicolaus Kurtz] und anwesenden, vielleicht nur wenige Glieder nicht gerne thun wolten, so dürfften sie es nur an eine Committee über geben z[um] E[xempel] in Philadelphia] an Hh. [Herren Johann Christoph] Kuntze, [Justus Heinrich Christian] Helmuth und [Johann Friedrich] Schmid[t] in Germant[own] welche die Bitte der Gemeinen erfüllen könten. Abends spät schrieb ich auch noch apart an unsern S[alvo] T[itulo] H[errn] Praeses des wegen. 4 In meinem Briefe von 24 Sept[ember] meldete auch, daß ich in meinem vorhergehenden vom 11 September] ein Paar Zeilen wegen einer 80 jarigen Witwe Judith Laukin, an ihren Sohn Joh[ann] David Lauk, Kiefer Meister, mit eingeschloßen, welche Witwe mich unabläßig plagt und fragt, ob noch keine Antwort von Lancaster erfolgt sey? 5 nemlich die Witwe ist hier bei ihrem Sohn gewesen, und Sohn und insonderheit ihre Sohns Frau haben die Mutter verstoßen, daß sie um her gehet wie ein verirret und verloren Schaf 6 und Noth leidet. Sie hat noch schönen Hausrath, wie sie sagt, und bittet und flehet, ihr Sohn Joh[ann] David Lauk möchte doch geschwind mit einem Wagen kommen und sie mit ihrem personal Estate [bewegliche Habe] abholen. Sie will die Fracht bezalen und dem Sohn Joh[ann] David alles übergeben, wenn er sich ihrer annimt Jes: 1[,17]. Helfet der Witwen Sachen etc. Der Winter ist nahe, ihr Ende vielleicht auch. Wieder ad rem. Am 24 Sept[ember] Abends versiegelte meine 3 Schrifften und über gab sie H[err]n Ernst, welcher gewillet war am 28 Septfember] in Gesellschafft des H[errn] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller seine Reise an zu treten. Montag d[en] 25 Septfember] begleitete mich H[er]r Schweinhard wieder heim. Daheim fand ich einen Brief von H[errn] Kuntze vor, datirt d[en] 23 Septfember] vermeldend, daß S[alvo] T[itulo] H[err] Kurtz sen[io] r die Synodal Conferentz wegen hinreichender Gründe abgeschrieben, und geäusert, wenn etwas Nötiges zu thun wäre, so könten es die nahe wonende Hh. [Herren] Amts Brüder ausrichten. 7 Demzufolge, schrieb ich mit M[aste]r Schweinhart ein paar Zeilen zurük an M[aste]r Ernst, 8 und meldete den Aufschub, und orderte daß ers dem H[errn] Pf[a]rr[er] Roller kund thue, und am 4ten October, Mitwochs g[eliebts] G[ott] einer Conferentz in meinem Hause bei wonen möchte, wo zu sich die S[alvo] T[itulo] Herren Kuntze, Helmuth, Schmid, Voigt und Roller und Friedlich August Conrad] M[ühlen]b[erg] angeboten und einstellen werden, wenn die Witterung nicht zu schlecht seyn und sonst keine Hinderung in den Weg kommen solte. Der arme [Johann] Pet[er Gabriel Mühlenberg] und Friedrich] liegen mir schwer im Gemüte! Ach wie nichtig, ach wie flüchtig ist das Kriegesglüke: wie sich eine Kugel drehet etc. 9 Wenn der stärkere den Schwächern über windet, so nimt er ihm seinen Harnisch und teilet den Raub

Nr. 804

29.9.1780

353

aus. 1 0 Wenn Freiheit gemisbraucht und in Frechheit verwandelt wird, so folgt Sclaverei drauf. vid[e] die Völker Historien Buch der Richter, Könige, Chronic etc. etc. Maccab: Frfriedrich August Conrad] Scene 11 ist nächst am Ende. Was nun? Kaufmanschafft [ist] in diesen Zeiten nicht so ergiebig, daß ein Mann sich selber mit Weib und Kindern davon nären, kleiden, Hausrente, Taxen, Militz Fines [Abgaben] etc. etc. abtragen könte. Ich flehe zu Gott, daß Er mich und die Meinigen um seiner Barmhertzigkeit und um seines Namens willen, nicht wolle zum Exempel seiner Strafgerechtigkeit aufstellen, sondern Gnade vor Recht ergehen laßen. Die große Welt lonet ihre Bedienten am Ende gemeiniglich sehr übel. Es hat viel zu bedeuten, wenn m[an] aus der Linie oder Element weichet und sich den Feinden exponirt. Ich wünschte, daß Du mir zu einer quantitaet Magen Pulver verhelfen köntest für Bezalung. Wir grüßen und küßen unsere liebe Kinder und Enkelgens. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 12 * wenn man einen sich schikenden Schulmeister für den Schwam wüste!

Reinschrift 1 2 3 4 5 6 7 8

' 10 11 12

in PM 95 D 7.

Vgl. Nr. 801. = Nr. 802. Mt 12,30; Lk 11,23. Nicht erhalten; vgl. Nr. 802 Anm. 6(1). Vgl. Nr. 802 Ps 119,176. Vgl. Nr. 800. Nicht erhalten; vgl. Nr. 802 Anm. 6(2). Vgl. die 6. Strophe des Kirchenliedes „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig" von Michael Franck (1609-1667). Vgl. Lk 11,22. = Auftritt (in der hohen Politik). Für die Zeit bis zum 4.10.1780 (= Nr. 805) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 29 Sept[ember]: ... Nachmittags schrieb ein Brieflein zur Antwort an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin und agnoscirte ihres vom 27 Sept[ember] mit dem Fett etc. Schrieb auch ein quartblat voll an m[einen] S[ohn] Friedrich, und Abends schrieb einen halben Bogen voll an m[einen] S[ohn Gotthilf] Heinrich [Ernst] in Lancaster, meldete, daß ich auch sein letzters vom 29 Aug[ust] a[nni]c[urrentis] vom 11 Sept[ember] geantwortet und sein Tick[et] agnoscirt etc. auch wegen der Witwe Laukin Zeilen an ihren Sohn Joh[ann] David Lauk, beigelegt: auch am 24 Septemb[er] einen halben Bogen voll an ihn im Schwamb geschrieben [= Nr. 802], welches aber abortirt ist, weil H[err] Ernst nicht nach Lancaster gereiset." (PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 220r; vgl. AFrSt IV H 24 S. 235; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 356).

354 805.

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

Heinrich Melchior Mühlenberg u.a. an die Ältesten und Vorsteher von Easton, Dryland, Greenwich und Moore Township Providence, 4.10.1780 Providence d[en] 4 Octob[er] 1780.

Geehrte und Wolachtbare Herren Älteste und Vorsteher unsrer mit vereinigten Gemeinen in Easton, auf dem truknen Lande [Dryland], in Greenwich und Moore=Township, Geliebte Väter und Brüder in Jesu Christo unserm Herrn: Wir die unterschriebene, der Zeit verordnete Committee des Vereinigt=Evangelischen Ministerii in Pennsylvania etc entbieten unsern hertzlichen Gruß und Segens=Wunsch aus der Gnaden=Fülle unsers Hochgelobten Heilandes, und vermelden, daß wir Ihre Bittschrifft vom 18 Sept[ember] 1780 1 richtig empfangen und erwogen, und Ihrem ernstlichen Verlangen gemäß, dem Wohl Ehrwürdigen] H[errn Johann] Friedrich Ernst in einer Versamlung am 4 ten October zu Neuprovidence mit Genemhaltung unsers Herrn Praesidis [Johann Nicolaus Kurtz] in der Gottes Gelarheit geprüfft, denselben nach Ihrem weisen Rath und ausgehaltenen Bedingungen verbindlich gemacht, und vermöge seines von den Ehrsamen Herren Ältesten und Vorstehern der 4 Gemeinen empfangnen ordentlichen Berufs, zum Lehrer und Seelsorger bemeldter Gemeinen, mit Handauflegung eingesegnet haben. 2 In Hofnung, daß er acht auf sich selbst, und auf die reine Evangelische Lehre haben, die Lehre mit seinem Leben und Wandel durch Gottes Gnade und Beistand beweisen, damit er selber und die ihn hören, durch Jesum Christum selig werden mögen! 1 Tim 4,16. ... Bezeugen: ut supra.3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1777-80 S. 224r sowie AFrSt IV H 24 S. 257f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33. Englische Übersetzung in Tappert III S. 359 und Documentary History S. 161. 1

2 3

An den Präsidenten und das Ministerium, erhalten im Tagebuch PM 95 A Nr. 19 1 7 7 7 - 8 0 S. 2 2 4 v - 2 2 5 v ; Tappert III S. 359t. Vgl. dazu ausführlich den Synodalbericht (zur Überlieferung Nr. 8 0 0 Anm. 1). Nach der Abschrift für Halle sind die Zeugen Mühlenberg selbst, Johann Ludwig Voigt, Johann Friedrich Schmidt, Johann Christoph Kunze und Conrad Sebastian Roller.

806.

[Christoph

Emanuel

Schultze an Heinrich

Melchior Mühlenberg] Tulpehocken, 5.10.1780

Tolpeh: [Tulphocken] d[en]5 Octob[er] 1780. Tit[ulus] Ihre vätterliche Zuschrifften von 17,18 und 2 7 Sept[ember] a[nni] c[urrentis] haben wir erhalten. 1 Der Herr sey gelobt, der sie bisher bey erträglichem] Wohlseyn erhalten! Amts Geschäffte wolten es nicht zu laßen, bey den verschiedenen Gelegenheiten, da ich Ihnen etwas Getreide sendete, daß geschrieben.

Nr. 8 0 5 / 8 0 6 / 8 0 7

355

4.10./5.10./7.10.1780

Unter deßen ist es mir lieb, daß es überliefert worden. Sie verlangen in Ihrem ersten Briefe zu wißen, was ich zum Leichen Text genommen bey der Beerdigung des H[errn] Pf[a]rr[er Johann Conrad] Buchers. 2 Weil ich mir nicht vorstellete, daß die Predigt an mich kommen würde, das Wetter zum meditiren auch zu heiß war, so nahm das, worauf ich am ersten geleitet wurde, Nach dem im Eingange erinnert, wie eine Haupt Pflicht eines Lehrers sey, seine anvertraute Heerde zu warnen, besonders gegen den Aufschub einer gründlichen] und rechtschafnen Bekehrung zu Gott, und sie dagegen noch warne in dem Exempel ihres gewesenen Lehrers, den Gott so plötzlich weg genommen, so stehe aus [H]Ebr: 4,1 vor: die Warnung Pauli und aller treuer Knechte des Herrn vor Versäumniß der Ruhe Gottes. Was die Indianer anbetrifft, so haben wir seithero nicht mehr gehört, daß sie so nahe gekommen, und glaube ich auch nicht, wo es nicht ein besonders Gericht des Herrn ist das Er über uns verhangt, daß sie sich je in unsere Gegend wagen werden. Das Haus wo sie mordeten, hatte 3 Meilen zu seinem nächsten Nachbar. Es ist Militz zur Wache ausgestellt. Unter deßen danken wir für Ihr gütiges Anerbieten, uns im Nothfall auf zu nehmen. Daß H[err] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt wieder in der Gegend seinen guten Namen erhellt, ist mir lieb; daß aber H[err Johann Friedrich] Ernst soll ordinirt werden,3 ist mir zum Eckel, weil ich seinen Schneiderstoltz zu gut kenne und in die Redlichkeit seines Sinnes ein zu schlechtes Zutrauen habe; das Predigt=Amt auch dadurch zu verächtlich wird. Doch bin ich in diesem Punkt vielleicht zu kurtzsichtig. Ich gewöhne mich immer mehr nach Erfahrungs Sätzen mich zu bestimmen. Und da möchte ich fragen, was vor Nutzen und Ehre hat wohl das Reich Gottes und das Ministerium durch dergleichen Leute noch gehabt? Es ist sehr verdrieslich, daß die Abstellung der Conferentzen immer so spät geschieht.4 Was mögen die Gemeinen von einer solchen Haushaltung denken? Heute bestelt man es, Morgen sagt man es wieder ab - . Abschrift

von Mühlenbergs

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 21 1780-81

S.

27f.

1

Keiner der Briefe ist erhalten; vgl. N r . 7 9 9 Anm. 1 3 ( 5 ) und N r . 8 0 3 Anm. 5 ( 1 ) .

2

Vgl. N r . 7 9 9 Anm. 1 3 ( 4 ) . Dies w a r am 4 . 1 0 . 1 7 8 0 geschehen; vgl. N r . 8 0 5 . Vgl. N r . 8 0 0 Anm. 1.

3 4

807.

An Christoph Emanuel Schultze

[Providence,]

7.10.1780

Sambstag d[en] 7 ten October 1780. Teurester Gemüts und Geblüts Freund und Bruder in Christo unserm Herrn! Am 24 September] hielte ich Gottes=Dienst im Schwam [Falkner Swamp = New Hanover] und nachher Kirchen=Rath. Der Kirchen=Rath ersuchte mich, ich möchte ihre Umstände an die nächst zu haltende Synodal Conferentz in

356

Die Briefe des Jahres 1 7 8 0

Yorktown [York, York County, Pennsylvania] berichten und um guten Rath ausbitten, ob sie nicht H[err]n [Johann Ludwig] Voigt wieder bekommen, und für seine 2 Gemeinen über der Schulkiel [Schuylkill] ander weit gesorgt werden könte? ich saß auf bis Nachts um 12 bis 1 Uhr, schrieb noch apart an [Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] Mtühlenjbferg] 1 und H[errn] Praes[es Johann Nicolaus] Kurtz, 2 weil H[err Johann Friedrich] Ernst am 28 Septfember] a[nni] cfurrentis] abreisen wolte. Als ich Montags d[en] 25 Sept[ember] heim kam, fand die Nachricht durch H[errn Johann Christoph] Kuntze vor, daß der H[err] Praeses K[urtz] die Versamlung dismal verbeten, 3 und dem zu folge wurde eine particular Versamlung bei mir auf d[en] 4 Octob[er] bestirnt. Montag d[en] 2 October hatten wir liebliche Witterung. Dienstag d[en] 3 Octob[er] den gantzen Tag und die gantze Nacht zuvor kalten hefftigen Regen, wodurch die Wege verdorben und die Waßer erhöhet. Heute empfieng des H[errn] Kfunzes] Brieflein, 4 welches die Susy5 etc. unversehens mit nach Tolpeh: [Tulpehocken] genommen. Mitwoch d[en] 4 Octob[er]: Vormittags kam H[err] Kuntze mit seiner Frau [Margretha Henrietta] und Töchterlein in einer Chaise [Reisewagen] bei uns an in Begleitung des M[aste]r [Francis] Sw[aine]. Sie waren gestern im Regen ausgefaren, hatten nur einmal übersetzt, ohne Schaden, und waren nur bis zu Bonners Wirtshause 6 Meilen von uns gekommen. Für die viertehalb Personen eine Nacht da zu logiren mit 2 Pferden, Abend und Morgen Brodt hat nur bei 60 £ gekostet, was würde es für hin und her nach Yorktown den armen Brüdern gekostet haben? Gegen den Mittag 4 Octob[er] kamen auch die Mitbrüder im Regen naß an nemlich die S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren Conrad Sebastian] Roller, Ernst, Voigt und [Johann Friedrich] Schmid[t], und 4 deputirte von Peikstown [Pikestown] und Peiksland [Pikeland] nemlich Mess[ieu] rs Peter Hartman, 6 Müller, [Rudolf] Essig und Meyer an. Vor dem Mittags Eßen hatte die Rev[erenda] Committee die erste Session: neml[ich] 1) H[err] Kuntze wurde ersucht als Secretair das protocoll zu füren 2) Ein Schreiben vom H[errn] Praes[es] Kurtz an die Revferendos] Hh. Kuntze, [Justus Heinrich Christian] Helmuth und Friedlich August Conrad] M[ühlen]b[erg] vorgelesen, 7 wegen Aufschub der Synod[al] Confer[entz.] 3) Ein Schreiben von dem Hannover Kirchen=Rath, erwogen. 4) Ein Bittschreiben von den 4 Gemeinen in Easton, Greenwich, Truknem Lande [Dryland] und Mooretownship in Betracht genommen. Nachher speiseten die Anwesenden, Freunde ein Mittagsmal, und nach demselben hielte die Rev[erenda] Committee die 2te Session 1) wurden die Deputirte von der Schulkiel [Schuylkill] abgefertiget, daß bis auf weitere Einsicht mit H[errn] P[astor] Voigt noch keine Veränderung nach dem Begeren der Schwamber geschehen könte. Indeßen solte doch die Schwamber Gemeine so viel möglich, dann und wann von [Heinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] sen[io] r Voigt und Roller besucht werden. 2) Wurde lange deliberirt, ob man der Eastoner etc. Gemeinen ihre Bitte abschlagen, oder erfüllen solte? Der Schluß fiel endlich da hinaus nemfine] contrad[icente = einstimmig] daß sie erfüllet werden möchte, wenn der Catechet E[rnst] in Examine wohl bestünde.

Nr. 807

7.10.1780

357

3) ward die Ordnung bestimmet, wie das Examen und die Einsegnung geschehen solte a) M[ühlen]b[erg] sen[io] r soll ihn examiniren in Articfulo] de Sacra Scriptura [über die Heilige Schrift], b: H[err] Voigt de Deo uno et triuno [über Gott und die Dreifaltigkeit] c) H[err] Schmid[t] de Creatione et Providentia [über die Schöpfung und Vorsehung], d) H[err] Roller im Articfulo] de Imagine Dei [über das Ebenbild Gottes], e) H[err] Kuntze de Christo. Darnach solten einige Fragen von irgend einigen nach Belieben aus der Polemic, Homiletic, Kirchen Historia, und Casuistic gethan werden, und der Candidat soll einige Verse aus dem Griechisch[en] Neuen Test[ament] expliciren und exegesiren. b) Hernach wird gesungen: O heiiger Geist kehr bei uns ein 8 und der Candidat wird unter kniendem Gebet eingesegnet, und ein jeder thut den Wunsch: benedicat tibi Dominus ut multos fructus facias in Vinea Domini. 9 Hernach that ein jeder eine Vermanung an ihn. Im Examine bestund er beßer als ich vermutet hatte. 4) Abends spät, ward noch eine Antwort an die Eastoner etc. etc. Gemeinen, und Testimonium Benedictionis oder Ordinationis im Latein ausgefertigt und unterschrieben. 10 Mess[ieu] rs Voigt und Ernst verfügten sich im Regen nach M[aste]r Diehls Platz zum logis. Die Hh. Ktz [Kunze], Schmidt und Roller logirten bei uns und speiseten Abend Brodt. Die Margrethfa Henrietta Kunze], Polly [Maria Catharina Swaine] und Selly [Maria Salome Mühlenberg] waren Köchinnen, und ein gemieteter Knecht muste die Pferde in acht nemen. Donnerstag d[en] 5 Octob[er]: wieder kalter Regen. Die gesamten Freunde speiseten Morgen Brodt und Mittags bei uns, und Hh. Voigt, Roller und Ernst setzten ab zu ihrer Heimath. H[err] P[astor] Schmidt blieb auf unser Bitten noch bei uns bis auf Morgen, in Hofnung, daß die aufgeschwolnen Flüße fallen und die Witterung sich aufklären möchte, und weil er ein stärker Pferd hätte, so wolte er sein vor die Chaise spannen und die Fr[au] Kuntzin mit ihrem Kinde selber faren und den H[errn] Ktz [Kunze] das schwächere Pferd reiten laßen. Freitag d[en] 6 Octob[er]: war klar Wetter; Nach dem Breakfeast [Frühstück] setzten H[err] Schmid mit der Margreth und ihrem Kinde in der Chaise ab, und H[err] K[unze] zu Pferde, M[aste]r Sw[aine] begleitete sie bis über die Shippach [Skippack], so weit sie glüklich gekommen waren, aber die Wege sind schlammigt. Wieder aufs Protocoll zu kommen, so ward Nö 5) folgendes noch angebracht a) Herr Dr: [Bodo] Otto ließ durch H[errn] Voigt anbringen, „daß H[err Johann Daniel] Lehman von Reading Abschied genommen, ohne dem Kirchen rath zuvor es zu sagen oder aufzukündigen etc. 11 b) daß ein oder mehrere Zeugen bei den gelenspring [!] sich erboten, eidlich zu behaupten, daß der licentiirte H[err Theophilus Emanuel] Frantz, den Br[iten] eidlich geschworen, und etliche mal wegen seiner Unart gefuchtelt 12 worden, da er doch auf der Conferentz im Schwam 13 vor Gott gefragt worden, ob er geschworen,? und er geantwortet: Nein. Solches müste auf der nächsten Conferentz untersucht werden. c) Die Committee hielte für rathsam, daß künftige Synodal Versamlungen nicht auf den Monat October bestirnt werden möchten, wegen der schlechten Witterung um die Zeit etc., sondern auf den ersten Dienstag im Monat Juny, und recommendirte, das nächste mal nach Lancaster oder Philadelphia g[eliebts]

Die Briefe des Jahres 1780

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G[ott]." Soweit kan dismal nur berichten. Das gantze Protocoll 1 4 und die dazu gehörigen Sachen muß ich mit Gelegenheit an unsern S[alvo] T[itulo] H[errn] Praeses Kurtz schiken. Konten geliebter Herr Pastor Schultze diese Zeilen mit Gelegenheit an meinen Sohn Heinrich in Lancaster mit einschliessen, so möchte es ihm wol lieb seyn, weil er das wol zu wißen verlanget, was wir hier für Magnalia [Großartigkeiten] gehabt. Mit Gruß und K[uß] wie sonst Hjeinrich Melchior] M[ühlenberg] 1 5 Reinschrift 1 2 3 4 5 6

7 8

' 10 11

12 13 14 15

in PM 95 D 7.

= Nr. 802 und Nr. 801. Nicht erhalten; vgl. Nr. 802 Anm. 6(1). = Nr. 800. = Nr. 803. Ch. E. Schultzes Magd; vgl. Nr. 803 Anm. 5(2) sowie Tappert III S. 356f. zum 3.10.1780. Peter Hartmann; Zuckersieder, Soldat; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Pikeland; geboren in Schwerin, Hessen-Kassel; kam 1753 nach Nordamerika und ließ sich in der Nähe von Yellow Springs nieder; 1764 Hochzeit mit Witwe Stein; Lehre als Zuckersieder in Philadelphia, die er jedoch mit dem Beginn des Unabhängigkeitskrieges abbrach, um sich der Kontinentalarmee anzuschließen; wurde bis zum Major befördert; 1780 Vorsteher der Gemeinde von Pikeland. Abgedruckt in Nr. 800 Anm. 1. Kirchenlied von Michael Schirmer (1606-1673). Der Herr segne Dich, damit Du viele Früchte bringst im Weinberg des Herrn. Vgl. Joh 15,5. = Nr. 805. Vgl. dazu ausführlich den Synodalbericht (Nr. 800 Anm. 1) und Mühlenbergs Kritik am Protokollführer (J.N. Kurz) in Nr. 810 unter 3). Der Vorwurf erwies sich als unbegründet, wie Mühlenberg in seiner Abschrift des Synodalberichts für Halle vemerkt. Vgl. Tappert III S. 359 und 378 zum 5.12.1780. = mit der Fuchtel (Degen) geschlagen. In New Hanover 1778. Zur Überlieferung vgl. Nr. 800 Anm. 1. Für die Zeit bis zum 18.10.1780 (= Nr. 808) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 9ten Octobfer]: copirte ich vollends am Protocoll, der Eastoner etc. Bittschrifft, Testim[onio] Ordinat[ionis]. Ferner schrieb einen halben Bogen voll zur Antwort auf H[errn] P[astor] Schultzens Schreiben vom 5ten Octobfer = Nr. 806]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 6; vgl. AFrSt IV H 24 S. 259; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 361). (2) „Dienstag d[en] 10 October schrieb ich einen halben Bogen voll an d[en] H[errn] Praeses Kurtz und schloß in ein Paquet die Originale nemlich a) der Eastoner etc: Gemeinen Bittschrifft. b) der Neuhannover Gemeine ihren Ersuch um guten Rath [= Nr. 801]. c) den Revers von H[errn] Ernst d) das Protocoll e) und mein Schreiben; um das Paquet mit Gelegenheit an H[errn] Praes[es] Kurtz zu senden. Ferner schrieb ich einige Zeilen an meinen Sohn Heinrich in Lancaster und schloß den Brief vom 24 Sept[ember] a[nni] c[urrentis = Nr. 802] mit bei. Zu letzt schrieb ich noch einen halben Bogen voll an den H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug in Friedrichs=Stadt [Frederick] Maryland. Abends spät kam der junge Creutzer vor auf seiner Heimreise von Philadelphia] nach Tolpehaken [Tulpehocken] und brachte mir ein Brieflein von der Frau Kuntzin, mit Nachricht, daß sie am 6 Octob[er] wohlbewachet heim gelanget. Ich gab dem M[aste]r Creutzer mit a) an H[errn] P[astor] Schultze meine 2 Briefe b) einen Brief an meiner Frauen Bruder Samuel Weiser zu Mahonicy [Mahanoy] in Shamoken c) und einen nach Meyerstown, bei Tolpehaken." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 6; vgl. AFrSt IV H 24 S. 259f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 361f.).

Nr. 8 0 7 / 8 0 8

359

7.10./18.10.1780

(3) „Mitwocb d[en] 11 Octob[er]: ... Ich schrieb heute einen Brief an die Frau Hannah [Anna Barbara] M[ühlen]b[erg] wonhafft zwischen Stauffers und Millerstown [= Woodstock, Shenandoah County] in Virginia, welchen Monsfieur] Baseler in Tolpehaken mit zu nehmen versprochen ... Schrieb auch Abends ein paar Zeilen für Mary Sw[aine] an die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin. Die Sw[ainin] legte 144 th[a]l[er] in den Brief für 2 4 Butter." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 10; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 261; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 362).

808. Jobann Andreas Krug an Heinrich Melchior

Mühlenberg Frederick,

18.10.1780

H[och] E[hrwürdiger] V[ater] Ihr Schreiben vom 10 Octob[er] h[ujus] afrni] 1 ist mir und meiner Frau sehr tröstlich gewesen. Der Herr vergelte Ihre Liebe und alte Treue aus seiner Gnadenfülle. 2 Daß die alte Mutter [Anna Maria Mühlenberg] immer härter angegriffen wird von ihrer alten Krankheit, und daß Sie das Gehör noch nicht wieder bekommen, ist uns betrübt zu vernehmen gewesen. Doch gereicht es Ihnen vielleicht zum Trost, wenn ich Ihnen melde, daß ich seit etlichen Wochen mich weit beßer befinde als seit 6 Jaren, und daß meine alte Plage sich sehr vermindert hat, daß der Leib die Speisen beßer verdauet und ich auch beßer schlafen kan. Der Gott der mir geholfen hat, ist ja auch Ihr Gott, und wird Ihnen die Last, die Er auferleget hat erträglich machen 3 und zu rechter Stunde mit seiner Hülfe erscheinen. Der Herr aber hat uns ein besonders Creutz auferlegt an unserm Bruder Henrich Handschue, 4 der seit dem Julio seines Verstandes beraubet ist, und den 18 Julii hat müßen ins Hospital gebracht werden, da der Vetter Adam Hubeley wöchentlich 20 Schilling hart Geld zalen muß. Gott tröstete mich bey der ersten Nachricht gleich mit dem Verß: Schikt Er mir ein Creutz zu tragen, dringt herein Angst und Pein, solt ich drum verzagen? Der es schikt, der kan es wenden, Er weiß wol, wie Er soll all mein Unglück enden. 5 Aber meine Frau kan diesen Trost nicht faßen, sondern macht sich viele vergebliche fürchterliche Vorstellungen. In der Gemeine ist zwischen einigen Familien große Feindschafft, die sich ins Kirchenwesen eingeflochten hat: da eine Familie deswegen aus der Kirche bleibt, da alles Fliken nichts helfen will, sondern der Riß nur immer ärger wird. Es ist die Sache bei dem Herrn Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz angebracht worden. Vielleicht segnet Gott seine Bemühungen. Gedenken Sie unserer vor dem Herrn unserm Heilande, wie wir auch vor Sie thun. Er wird alles wohl machen. 6 Weg' hat Er aller Wegen, an Mitteln fehlts Ihm nicht etc. etc. 7 Herrn Pastor [Johann Ludwig] Voigt bitte viel tausendmal zu grüßen. Der Herr gebe ihm Glük und Seegen, besonders in seinem Ehestande. Zeit und Kräffte fehlen mir an ihn zu schreiben. Der Herr sey mit Ihnen und Dero gantzen Familie, Er sey Ihr Schild, Steken, Stab und sehr großer Lohn. 8 Hiemit verbleibe Ew[er] gehorsamster Friedrichs Stadt den 18 November 1780. 9

Johann Andreas Krug.

360

Die Briefe des Jahres 1780

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 H 24 S. 293-295; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34. 1 2 3 4 5

6 7 8 9

S. 47f. sowie AFrSt IV

Nicht erhalten. Vgl. Joh 1,16. Vgl. Ps 68,20. Schwager von Johann Andreas Krug. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Warum sollt' ich mich denn grämen" von Paul Gerhardt. Vgl. Ps 37,5. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. Vgl. 1 Mos 15,1; Ps 23,4. Mühlenberg schreibt hier irrtümlich „November". In der einführenden Tagebuchnotiz wie in der Abschrift für Halle gibt er „Oktober" an. Für die Zeit bis zum 29.10.1780 (= Nr. 809) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag dien] 19 October empfieng einen Brief von unserem Sohn Friedrich August Conrad] datirt von gestern d[en] 18 Octob[er] mit einem deutschen Calender und Zeitungen von Mess[ieu]" [Melchior] Steiner und [Carl] Cist zum Present." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 11; vgl. AFrSt IV H 24 S. 263; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 363). (2) „Montag dien] 23 [Oktober] ... Abends schrieb ein Brieflein zur Antwort an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin . . . " . (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 13; vgl. AFrSt IV H 24 S. 267; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 365). (3) „Mitwoch d]en] 25 Octob[erj: ... H[err Johann Friedrich] Ernst sprach vor, auf seiner Reise nach Philadelphia] ich gab ihm Zeilen mit von mir und Mary [Catharina] Sw[aine] an die Fr[au] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 14; vgl. ArSt H IV 24 S. 267; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 365). (4) „Donnerstag dien] 26 Octob[er]:... M[aste]r [Francis] Sw[aine] kam Abends von Philadelphia] heim, brachte Zeitungen und ein paar Zeilen von der Fr[au] Kuntzin mit, worin sie berichtet, daß sie unsere gesandten Kleinigkeiten durch Thomas und Krumrein [Lutheraner aus New Hanover] erhalten." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 14; vgl. AFrSt IV H 24 S. 268; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 366). (5) „Freitag dien] 27 October: ... Mess[ieu]" Krumrein und [John] Guldy [Lutheraner aus New Hanover, Oberst in der Kontinentalarmee, Freund Mühlenbergs] kamen mit ihrem Wagen von der Stadt zurück, brachten mir einen Brief und ein wenig Macarelle mit von Friedrich] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 15; vgl. AFrSt IV H 24 S. 268; LC Abt. H I V Fach D Nr. 33; Tappert III S. 366). (6) „Sambstag dien] 28 October: ... Ich schrieb einen Brief an die Frau Kuntzin." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 15; vgl. AFrSt IV H 24 S. 269; LC Abt. H IV Fach D Nr. 33; Tappert III S. 366).

809. Älteste, Vorsteher und Glieder der Gemeinde von Upper Saueon an Heinrich Melchior Mühlenberg [Upper Saueon,] 29.10.1780 D e m ehrwürdigen, Hochgelehrten, hochachtbaren Herrn Pfarrer Mihlenberg d e m alten, m e i n e n g r o s g ü n s t i g e n alten F r e u n d m e i n e n G r u ß z u v o r B a l t h a s e r Beil, 1 Ich k a n nicht underlaßen wegen alter Bekantschafft2 und guter

Ordnung

w e g e n d e n L ü t h e r - G e m e i n d e n in A m m a r i c a , w i e s a u e r es I h m g e w o r d e n ist bey t a g u n d n a c h t , in H i t z u n d K ä l t u n d in u n b e s t e n d i g e r W i t t e r u n g , u n d ich n o c h a u f eine g u t e O r d n u n g sehe, d e r o h a l b e n w e n d e ich m i c h zu m e i n e m V o r h a b e n ,

Nr. 808/809

18.10./29.10.1780

361

und erkläre dem gemelten Herrn, wie wir die Lutherische Gemeine in Obersackum Township dieses letzte Jahr in Unordnung sind gelaßen worden von Herr [Jacob van] Buskirk, und das um Dinge, welches einem Prediger keine Ehre ist, wann man viel davon schreibt, so wollen wir lieber stille davon seyn, und unser Verlangen zeigen, was er uns vor einen Rath gibt. In denen Umständen wo wir uns jetzt befinden, nemlich die Umstände sind, wir wolten nicht gar verlaßen bleiben, und wüsten auch wohl daß wenige Prediger zwischen hier und Germantown, die wir kanten, in der angefangnen Ordnung noch stehen, ausgenommen Herr Pfarrer [Conrad Sebastian] Roller, dem haben haben wir unsern Zustandt offenbahret, und erwarten auch eine gute Antwort von ihm. Der Raht den wir verlangen ist dieser, wegen einer Ordination eines Predigers, weil wir nicht gern die völlige Order verlaßen wollen, wie viele hier im Lande thun, so wollen wir nun die völlige Gelegenheit hier nieder setzen, und wir erwarten eine Antwort: 3 Sintemal, weil wir, die Glieder der Evangelisch=Lutherischen Gemeine in Obersackon Township aus Erfarung und Umgang mit Johannes Beil 4 von seinem Leben und Wandel bekant sind, die weil er bey uns gebohren, getaufft und auferzogen, und in unsrer Kirche in dem Evangelisch=Lutherischen Glaubens Bekentniß confirmirt worden, und die Erfahrung lehret uns beides aus seinem Leben und Wandel, daß er nach Tugend und Gottseligkeit, und das gemeine Beste vor ihn und alle Menschen nach Seel und Leib suchet und darnach trachtet, daß eine Christliche Ordnung mögte erhalten werden, und die Christliche Kirche durch Ermahnen zur Buße und Glauben möchten zu nehmen, und fortgepflantzet werden, derohalben er auch aus Liebe zur Gottseligkeit an verschiedenen Orten hat angefangen zu predigen und nun auch eine Zeitlang bey uns, und in Überlegung seiner Lehre, so erkennen wir sie gegründet nach unserm Lutherischen Catechismus und erzeigen hiermit unser Vergnügen daran, und erkennen ihn nach Lehre und Wandel fähig, das Amt eines Predigers zu bedienen, erlauben ihm auch daßelbige in unsrer Kirche zu verrichten, so lange er einen solchen Wandel wie uns nun bekant ist, führen wird. Gott gebe ihm Krafft, Gabe und Segen darzu, und zur Bescheinigung, so haben wir unsere Nahmen darzu geschrieben den 29 October im Jahre unsers Heilandes 1780. Andreas Erdman,5 Georg Schwenker, Vallendin Jäger, Peter Laubenstein, Georg Bank, Georg Adam W[eber], Johannes Sch[...], Mates Der[r], Mates Miller Philip Becker, Georg Kersch [ener]

Jacob Morig, Conrad Rale, Mardin Schöffer, Michael Satteler, Michael Seyder, [Geo]rg Erdman, Daniel Horlacher, [,..]Molach, [Jac]ob Kämmpeler [?] Henrich Reinhard,

Jacob Schmit, Aberham Seider, Henrich Wind Balthaser Beil. Diß ist ein Coby des wahren Berufs, da ein jeglicher seinen Namen selber Schrieb. 6

Die Briefe des Jahres 1780

362

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 H 24 S. 333-335; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35. 1

2 3 4

5

6

S. 96-98 sowie AFrSt IV

Balthasar Beil; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde in Upper Saueon; seit den 1750er Jahren Mitglied des Kirchenrates; arbeitete in den 1740er Jahren sehr freundschaftlich mit Mühlenberg zusammen; war 1750 Delegierter Saueons zur Versammlung des Ministeriums; 1761 einer der Treuhänder beim Kauf des Kirchenlandes in Saueon. Die 30 Jahre zurücklag; vgl. Tappert III S. 397 sowie S. 408 zum 20.3.1781. Vgl. Nr. 818. Zur weiteren Entwicklung Nr. 849; Nr. 852; Nr. 854 mit Anm. 3. Johannes Beil; Sohn von Balthasar Beil; 1779 Friedensrichter in Lehigh County; 1 7 7 9 - 1 7 8 1 versuchte er sich als nicht-authorisierter Nachfolger von Pastor Jacob van Buskirk in der Gemeinde von Upper Saueon, Lehigh County; verweigerte unter Berufung auf seine Pastorentätigkeit 1781 den Dienst in der Miliz; bemühte sich 1781 erfolglos um die Ordnination durch das Ministerium; 1782 forderten viele Gemeindemitglieder die Rückkehr van Buskirks, und Beil zog sich ins Laiendasein zurück. Andreas Erdmann; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde von Upper Saueon; gehörte 1761 zu denjenigen, die im Namen der Gemeinde das Grundstück für den Bau der Kirche kauften. Zum 29.10.1780 erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs noch folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 29 October: ... M[aste]r [Johann Friedrich] Ernst ... hatte bei meiner Frau [Anna Maria Mühlenberg] abgelegt: einen Brief von der Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin, datirt d[en] 27 October a[nni]c[urrentis] meldet, daß M[aste]r R. für 1 [Johann] Arnd[t]s wahres Christentum fodern: 4 £ Silber Geld, ferner daß noch etwas Hallische Arzeney zu verkaufen sey: nem[lich] für Silber Geld: 12 doses vom pulvfere vitale?] 2 Spanische Silberthaler, 12 doses pulv[eris] solar[is] 2 Spanische Silberthaler, 12 doses Magenpulver 1 thaler, [1] Loth [pulveris] Bezoar[dici] 5 shill[ing], cont[ra] tored: [?] 5 sh:, 1 Loth Tinct[urae] salis 5 sh:, 1 Loth Miltz Ess[enz] 5 sh:, item Essent[ia] amara 5 sh:, corallina Tinctfura] 5 sh:, auch etliche Pillen. Als ich von der Kirche heim kam, fand auch einen Brief vor von meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] aus Lancaster datirt d[en] 26 Oct[ober] 1780: worin a) scharfe Anmerkungen über die Special Conferentz vom 4 Octob[er] ac: enthalten b) 200 contin[ental] thaler an die Mama c) eine Quantitaet Magen Pulver ... d) Antw[ort] von M[aste]r [David] Lauk, er will, so bald als möglich ist, hinunter kommen. Nachmittags schrieb ich Antwort an die Frau Kuntzin und schloß sie in den Brief ein von gestern, weil Morgen frühe Gelegenheit zum Absenden ist." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 15f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 269; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 366f.).

810. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

Providence,

30.10.1780

P r o v i d e n c e d [ e n ] 3 Osten Octob[er]

1780.

H e r t z l i c h geliebter S o h n , Gestern a m 2 9 . O c t o b [ e r ] empfieng Dein Wertes, datirt d[en] 2 6 ejusdfem]1 d u r c h M [ a s t e ] r [ C a s p a r ] D u l l , 2 e i n g e s c h l o ß e n d u c e n t i T h f a l e r ] m i t Beilage einer Q u a n t i t a e t M a g e n Pulver. P e c [ u n i a m ] c h a r t e a m [ G e l d s p e n d e ] h a t die M a m a in Possessfione] g e n o m m e n . Ich habe nur einmal 2 7 £ T a x

[Steuern]

gegeben,

h e r n a c h ist m i r w e i t e r n o c h n i c h t a b g e f o d e r t w o r d e n , weil F r [ i e ] d [ r i c h A u g u s t Conrad

Mühlenberg]

in der S t a d t für m i c h i n t e r c e d i r t h a t . W i e l a n g e

das

I n t e r v a l l u m o d e r die G n a d e n f r i s t d a u e r n w e r d e , w e i ß ich n i c h t . D u greifest, M o n e h e r Fils, D i c h zu h a r t a n . D a s M a g e n Pulver h a b e ich in Besitz g e n o m m e n zu m e i n e m u n d m e i n e r F a m i l i e n G e b r a u c h i m N o t h f a l l , s o n s t h a l t e ich keine

Nr. 809/810

29.10./30.10.1780

363

Arzenei mehr für andere, weil sie zum Verschenken zu teuer ist. Nur bitte mir aus, zu melden, was die 3 51. v: S: m. G. N. d. und Cin: 3 droben gekostet haben? es ist meine Schuldigkeit und ernstlich Verlangen den Preiß zu ersetzen, und bleibe also Dein Schuldner. Was Gemeinsachen betrifft, worüber Du wegen Kürtze der Zeit nur etliche Anmerkungen zu machen beliebt, besteht im folgenden: 1) „Daß keine general Conferentz gehalten worden, sonderlich wegen H[errn Johann Wilhelm] Kurtz Jun[io]r der vacant ist etc." Unmaßgebliche Antwort: a) ob eine general Conferentz dismal in Yorktown [York, York County, Pennsylvania] möglich gewesen wäre, das muß der p[ro] t[empore] Praeses [Johann Nicolaus Kurz] mit Gründen beweisen. Er hat in seinem Briefe vom 7 Sept[ember] a[nni] c[urrentis] an die S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren Johann Christian] Kuntze, [Justus Heinrich Christoph] Helmuth und Friedrich] Mühlenberg gemeldet, „daß hinreichende Gründe wären, warum die Synodal Versamlung dismal in Yorktown nicht gehalten werden könte; und daß die nahe beisamen wonende Hh. Amts=Brüder zusamen kommen, und das Nötigste beraten möchten." 4 Es geziemet uns also, daß wir den H[err]n Praeses nicht voreilig richten, sondern seine Gründe, warum so, und nicht änderst? erst hören. Ich bin kein Freund vom voreiligen Richten oder Urteilen. Gesetzt, es wäre nicht abgeschrieben, könte man wol mutmaßen, daß es eine generale Versamlung gegeben hätte? Z[um] E[xempel] ich hörete vorher, ehe es aufgehoben war a) von Philadelphia könte keiner kommen wegen der außerordentlich vielen Krankheiten und Todesfällen b) Herr P[astor Johann Friedrich] Schmidt hatte bei 3 Monaten lang das Fieber gehabt, war kaum genesen und konte nicht kommen c) H[err] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller ließ sich deutlich vermerken, daß er nicht könte. d) ich war nicht im Stande so weit zu kommen, e) H[err] Pfastor Johann Ludwig] Voigt klagte mir frühzeitig, daß er dismal nicht könte, wegen Mangel der Reisekosten, f) Herrn P[astor Johann Andreas] Krug hätte man wol nicht erwarten können wegen der weiten Entfernung, seiner kränklichen Leibes-Constitution und Armuth. Also hätte man ja wol keine von den Hallfensibus] Missionariis stricte sie dictis [im engeren Sinne] erwarten können als die Herren Pastores [Christoph Emanuel] Schultze, [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun[io] r und (Johann Nicolaus] Kurtz sen[io] r . Was den jüngern H[errn] Kurtz betrift, 5 so bedaure ich ihn, es ist aber die Frage an welcher Seite die Schuld sey, daß er ohne Arbeit und Unterhalt gelaßen? Ich erinnere mich von ältern und neuern Zeiten, daß er verschiedenen Gemeinen vorgeschlagen worden, die Gemeinen ihn aber nicht gewolt z[um] E[xempel] ich schlu[g] ihn vor Zeiten den Gemeinen in Neugermantown etc. vor und sie hä[tte]n ihn mir zu Liebe genommen, aber da wolte er nicht. Als H[err] M[agister Christian] Streit von Easton etc. zog, da schlug ich ihn den East[onern] vor, aber sie wolten ihn nicht. Er wurde nach Canecotschik [Conococheague, Washington County, Maryland] bestimmet, ehe H[err Johann Georg] Jung dahin kam, aber es gieng wieder zurük. Er wurde in des sel[igen] H[errn Johann Helfrich] Schaums Gemeinen bestirnt, warum kam es nicht zustande? Ich trug ihn vor Zeiten den Readingern an, aber sie wolten nicht; ich schlug ihn noch neulich den Schwamber

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Ältesten vor, oder im Fall Herr Voigt wieder nach dem Schwam [Falkner Swamp = New Hannover] ziehen wolte, ob denn nicht H[err] K[urtz] Jun[io] r die Gemeine über der Schulkiel [Schuylkill] und Providence bedienen könte? aber sie wereten sich allerseits mit Mund und Händen. So ist mirs auch in vorigen Zeiten mit H[errn] Hartwig [Johann Christoph Hartwich] ergangen.6 Sie haben doch beide zunfftmäßig studirt und Hebraeisch und Griechisch gelernet; folglich muß wol die Schuld an den Gemeinen liegen, die kein Griechisch verstehen, oder auch an den Lehrern, die sich nicht nach den Pastoral Regeln aus Christi und seiner Apostel Lehre richten und halten, sondern ihren eignen Köpfen folgen wollen. Wer sich nicht will rathen laßen, der muß mit Schaden klug werden. Die Rechtschaffenheit eines gesalbten Hertzens reichet weiter als die blose Kopfgelarheit. Der Höchsterhabene Gott und Heiland offenbaret sich den Unmündigen und bleibet denen sich weise und klug Dünkenden verborgen.7 Wo es aber gar an Kopf und Hertzen fehlt, da ist es am gefärlichsten. 2) Anmerk[ung] „wegen H[errn Johann Friedrich] Ernst: a) Die Ordination] von einer special Conferentz ist gäntzlich wieder die Ministerial Ordnung, die im Schwam approbirt worden.8 b) H[err] Ernst hätte nothwendig erst müßen das Griechische Testam: exponiren können. c) Es durffte ihn niemand zur Ordination vorschlagen, als ich, sein Praeceptor [Lehrer]." Resp[onsio]: ad 1) Die Ministerial=Ordnung, kan meines geringen Erachte[ns] wol nicht eher gültig seyn, bis sie ins Reine geschrieben, von allen Gliedern in einer generalen Versamlung revidirt, das Original von allen unterschrieben, und einem jeden Gliede Gelegenheit gegeben ist, eine Copie davon zu nemen, damit sich ein jeder darnach zu richten wiße. Das ist meines Wißens die Methode wenn Assemblies [Versammlungen], Collegia und Ministeria Acten oder Ordnungen machen, die gültig seyn sollen. Wo noch kein Gesetz publicirt ist, da ist noch keine Übertretung, wie auch nulla regula sine exceptione [keine Regel ohne Ausnahme]. ad 2. Es wäre freilich beßer, wenn H[err] Ernst das Griechische Testament so gut oder beßer als D[octor] Luther exponiren könte; so würde er im Catechisiren und Predigten, wie andere Helden zeigen wo Luther etc. in der Übersetzung getroffen oder gefehlt; aber wie war es ihm möglich weiter darin zu kommen? 9 Im Schwam wäre es ihm möglich gewesen, weil er da leibliche Nothurfft für sich und seine Familie, wie auch Zeit und seinen Herrn Praeceptor bei der Hand hatte. In Philadelphia hätte er auch Gelegenheit gehabt das Griechische noch vollends zu lernen, aber wer konte und solte ihn und seine Familie daselbst indeßen unterhalten? und das war derselbige Fall, wenn ers bei seinem Herrn Praeceptor in Lancaster hätte vollenden sollen. Ist er so weit darin gekommen, daß er sich selber helfen kan, so gebüret ihm Fleiß daran zu wenden. ad 3) „Es durffte ihn auch niemand zur Ordination vorschlagen als sein Praeceptor." Resp[onsio]: Das scheinet mir unbegreiflich. Denn so viel mir bewust, hat H[err] Ernst 3 Praeceptores gehabt: a) H[err] P[astor] Kuntze hat an seiner Seele gearbeitet und

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seine Erkentniß in Heil[igen] Schrifft zu erweitern gesucht: b) H[err] P[astor] Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] hat ihn unterrichtet in theologicis und c) H[err] P[astor Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] hat den Unterricht fortgesetzt. Keiner von den 3 Herren Lehrmeistern, hatte meines Wißens eine oder mehrere vacante Gemeinen, daß er seinen Discipel [Schüler] hätte können zur Ordination vorschlagen; denn die Ordination setzet einen ordentlichen Beruf von vacanten Gemeinen voraus. Also durfften dismal die vacanten Gemeinen in Easton etc. einen 2mal licentiirten Candidat zur Probe berufen, und nach ihrem Wohlbefinden denselben dem Rev[erendo] Ministerio zur Prüfung und Einsegnung für ihre Gemeinen, mit Bedingungen, vorschlagen, nach dem sie ihm einen ordentlichen Beruf gegeben. Nach unsern Symbolischen Regeln, die älter sind als die approbirte Ministerial-Ordnung im Schwam sind 2 bis 3 rechtmäßig geordinirte, im öffentlichen Amte stehende evangelische] Prediger hinreichend einen Candidat zu examiniren und zu ordiniren, wenn er einen ordentlichen Beruf darzu vorzeiget und die Gemeinen solches erbitten, und noch darzu ihren Prediger unter die Censur eines Rev[erendi] Ministerii verbindlich machen laßen, bei Verlust seiner Beneficien. Daß es nun von 5 Predigern und Gliedern des Ministerii mit Anempfelung des S[alvo] T[itulo] H[err]n Praesidis „nötige Sachen zu berathen", geschehen ist, machet die Sache noch unstreitiger. Und daß der Candidat nicht von seinem letztern Herrn Praeceptor vorgeschlagen etc., sondern von 4 unparteiischen Gliedern examinirt und eingesegnet worden, machet die Sache noch unparteiischer. Die 5 Männer der gedachten Special Conferentz oder Committe haben nur eine Conclusion aus Praemissis vollzogen, nemlich 3 respective Glieder des Ministerii in Philadelphia] hatten den H[errn] Ernst geprüfft und ihm eine Licence zum Catechisiren, Predigen und Taufen gegeben, ohne daß der Candidat einen ordentlichen Beruf von Gemeinen vorzeigte. Auf einer generalen oder Synodal Conferentz in Tolpehaken [Tulpehocken] wurde seine Licence gebilliget und bestättiget, wie das Protocoll sagt. H[err] Ernst bediente sich der Licence, predigte etc. in dem 01[e]yer Berg Gemeinlein, hernach auch in der vacanten Schwamber Gemeine. Die Berg Gemeine wolte nicht gehorchen, brach ab und nam einen Vagabund [Johann Michael Schmidt]. Die Schwamber Gemeine verstund es unrecht. Ein Teil sagte, wir haben ihn als Schulmeister angenommen, und das Ministerium will uns denselben zum Prediger aufdringen. Ein kleiner Teil von der Gemeine sagte, er mag predigen etc. weil er in Tolpehaken Erlaubniß darzu bekommen. Dis setzte die alte Gemeine in bittern Zwiespalt und Verwirrung, so, 10 daß er ohne Schaden da nicht bleiben konte. Der S[alvo] T[itulo] H[err] Praeses war weit ab und konte der Sache auch nicht abhelfen. Sein Herr Praeceptor war auch abwesend und schlug keinen Beruf zu seiner Ordination vor. Unvermutet ohne meinen oder andrer ihren Vorschlag, beriefen ihn die Eastoner etc. Gemeinen zur Probe, verliebten sich in seine Predigten und Catechesationen. Sie hätten ihn so angenommen, weil er eine special und generale Licence hatte, wenn er nicht so ehrlich gewesen wäre und gesagt hätte, er wolte unter dem vereinigten Ministerio stehen und müste also erst noch einmal geprüfft und eingesegnet werden, und sie müsten auch wieder mit der

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vereinigten Gemeinen vereinigt werden. Die Bittschrifft der Gemeinen 11 zeiget auch, daß ihr berufner Candidat auf der Synodal Conferentz in Yorktown solte geprüfft und eingesegnet werden. Die Synodal Co[nferentz war aber kurz] zuvor abgesagt. Die vacanten Gemeinen in Easton etc. konten nicht noch Jar und Tage auf eine andere ungewiße général oder Synodal Conferentz warten, weil sie in Gefar schwebten Zwiespalt zu erleben. Denn es war schon ein ander Anwärter [Carl Salomo Friderici] für die Gemeinen von Albanien [Albany] auf etlicher Vorsteher Invitation angekommen, der am 3 ten Septemb[er] a[nni]c[urrentis] in Easton die Gast= und Probe Predigt abgelegt, und so wäre ein Betrübter Zwiespalt in den Gemeinen entstanden, wenn man ihre annoch vereinigte Bitte abgeschlagen und ihrem Berufnen 2 mal licentiirten Candidat die Einsegnungs Cerimonie geweigert und bis er mehr Griechisch gelernt, verschoben hätte. Wenn demnach auf der nächsten General Conferentz eine dichte Nase erfolgen solte, so müste sie ziemlich lang seyn, wenn ein jeder Beschuldigter auch nur ein Stüklein davon bekäme. Denn a) der p[ro] t[empore] Praeses gehört vorzüglich mit darzu. b) fünf Glieder der Special Conferentz oder Committee c) die 3 Herren Praeceptores, die ihm die erste Licence zum Catechisiren, Predigen und Taufen gegeben d) die respective Glieder der Rev[erendae] Synodal Conferentz in Tolpehaken, welche die Licence gebilliget und confirmirt, ohne zuvor zu untersuchen, ob er das Griechische hinlänglich gelernt und einigen Beruf von einer oder andern Gemeine zum Predigen und Taufen etc. hätte e) die 2 1 Ältesten und Vorsteher der Gemeinen in Easton, Greenwich, Truknem Lande [Dryland] und Moore Township, welche sich die Freiheit genommen den H[errn] Licenciât zu berufen, der sonst nirgens hin wüste, ihn einem gelehrtern Prediger außer unsrer Vereinigung, vor zu ziehen und zur Einsegnung für ihre Gemeinen during his good Behaviour [solange er sich gut verhält] bittend vor zu schlagen. Und wer wird denn eine so dichte und lange Nase fabriciren? Ich vermute nur wenige von den alten Gliedern, die in Europa studirt haben. Und was die jüngern hier studirten Glieder betrifft, die werden ihre Nasen wol selber nötig brauchen, und nicht zu weit vorstreken dürfen. Also kontest Du, hertzlich geliebter Sohn, wol Bürge seyn, ohne große Gefar. Salomo sagt, wenn man die Nase zu hart schneutzet etc. 1 2 3) Wegen H[errn Jobann Daniel] Lehmann: Resp[onsio]: Mein Name stehet zwar mit unter dem Protocoll, aber es war nicht mein Wille, die Anklage zu beurteilen, bis altera pars [der andere Teil] gehört wäre. Ich wandte dagegen ein „daß H[err] Lehmann mir gesagt, er wolte die Readinger Gemeine nicht ver laßen, sondern in einer Land Gemeine wonen und von da aus die Readinger bedienen, wenn sie es verlangten". Ich habe die Copie vom Protocoll. 13 Mir deucht, es wäre hinreichend gewesen, wenn der Protocoll Fürer oder Secretair [Johann Nicolaus Kurtz] nur blos gesetzt: „Solches ist vom H[errn] Dr: [Bodo] Otto als eine Klage wieder H[errn] Lehmann eingegeben worden, und muß untersucht werden." Ut et altera pars audiatur: oder: richte nicht sofort, höre erst des andern Wort. Man kan sich sehr versündigen, wenn man die Regel nicht beobachtet und verderbten Leidenschafften Raum läßt. Es komt nur auf ein Wörtlein im Protocoll an. Wenn man das verändert, so wird das voreilige Urteil

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gelindert und mit Condition gegeben, neml[ich] „Überhaupt hält die Committee es sehr für Unrecht daß H[err] Lehmann: solte heißen: wenn H[err] Lehmann etc. weil altera pars noch nicht gehört ist. In meiner Copie vom Protocoll stehet auch das Wort wenn, an statt daß14 und lect[iones] variant[es = abweichende Lesarten] sind ja nicht ungewönlich. 5) [!] Die Gründe warum die Committee eine andere Zeit zur järlichen Synodal Versamlung nur vorschlagen wolte, waren unter andern, weil um die aequinoctial Zeiten 15 die meisten Krankheiten einfallen und der Octob[er] gemeiniglich die veränderlichste und schlechteste Witterung gibt. Der Ort wo? wäre meines Erachtens Lancäster. Es komt auf den H[errn] Praeses und die meisten Stimmen der ältern Prediger an. Ich habe nur eine Stimme und weiß auch nicht ob ichs erlebe; sonst dächte ich die S[alvo] T[itulo] H[erre]n Praeses, [Christoph Emanuel] Schultze, Krug, Voigt, Schmidt und Roller, würden mit mir auf Lancaster stimmen, i[d] e[st], wenn die Lancaster Herren die Troubles [Schwierigkeiten] und Unkosten gern haben möchten. Muß schließen mit hertzlichem Gruß und Kuß im Geist von uns Alten an Dich, unsere liebe Schwieger Tochter [Maria Catharina Mühlenberg] und Enkelgens, mit Anwünschung aller Seelen und Leibes=Wohlfart und Segen im Amte und Stande, verbleibend Dein schwacher V[ater] H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach] Sfchrift]: Schwain [= Francis Swaine] und Polly [Maria Catharina Swaine] und Kind 16 sind noch bei uns. Er hofft des H[errn Theophilus Emanuel] Frantz seinen Platz im Schwam zu renten [pachten], weil Esq[uire] R[eichard ?] aufs Frühjar davon ziehet. Für die Antwort von M[aste]r [Johann David] Lauk, 17 danke hertzlich. 18

Unvollständige Reinschrift in PM 95 D 7. Eigenhändige 1780-81 S. 17-26. Vgl. Anm. 9 und 10. 1 2

3

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7 8

9 10

Abschrift

im Tagebuch PM 95 A Nr. 21

Nicht erhalten. Caspar Dull; Nachbar Mühlenbergs in Providence; von Juli bis Dezember 1776 war ein Casper Dull First Lieutenant von Lewis' Pennsylvania Battalion of the Flying Camp; 1779 Captain der Pennsylvania Militia. = 3 Unzen t[artari] v[itriolati], S[alis] m[irabilis] G[lauberi], N[itrum] d[epuratum] und Cin[nabaris]. Es handelt sich um die Bestandteile des Magenpulvers. Der volle Brieftext ist in Nr. 800 Anm. 1 abgedruckt. Vgl. dazu konkret Nr. 798 unter Abschnitt 12). Mühlenberg berichtet darüber ausführlich im Brief an A. B. Mensch vom 1.11.1768 (Bd. III Nr. 443 S. 6 4 8 - 6 5 2 ) . Vgl. M t 11,25; Lk 10,21. Auf der Synodalversammlung in New Hanover 1778 (vgl. Nr. 715 Anm. 13); auch auf der Synodalversammlung in Tulpehocken 1779 wurden zum Ordinationsverfahren Beschlüsse gefaßt (zum Synodalbericht vgl. Nr. 763 Anm. 1). Mit dem folgenden Wort setzt die Wiedergabe nach der Abschrift im Tagebuch ein. Mit dem folgenden Wort setzt wieder die Reinschrift ein.

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Vgl. Nr. 805 Anm. 1. ... zwingt [man] Blut heraus. Vgl. Spr 30,33 und Wander Bd. 3 Sp. 951. Zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 800 Anm. 1. Richtigstellung in Parenthese in Mühlenbergs Abschriften des Protokolls. Tag- und nachtgleiche Zeiten um den 21. März und 23. September. George Washington Swaine, geb. 16.11.1779; vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 187f. und Weiser Family S. 219. Nicht erhalten; vgl. Nr. 809 Anm. 6(1), zur Sache Nr. 802. Für die Zeit bis zum 27.11.1780 (= Nr. 811) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitivoch d[en] 1 Novembr[is]: ... schrieb ein paar Zeilen an Nachbar [Johannes] Ried[t], er war aber verreiset." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 17; vgl. Tappert III S. 367). (2) „Montag d[en] 6 Novemb[erj: ... Ich schrieb heute einige Zeilen an meine Tochter, die Fr[au Margaretha Henrietta] K[unze] in Philadelphia] und was sonst zu schreiben nötig war." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 29; vgl. AFrSt IV H 24 S. 274; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 369). (3) „Donnerstag d[en] 9 November: ... Ich schrieb einen halben Bogen voll an H[err]n P[astor Christoph Emanuel] Schultze ... Empfieng einen Brief von der Fr[au] Kuntzin datirt d[en] 8 Novembr[is]: a[nni]c[urrentis], und 1 Yard Leinwand, wofür sie 60 contin[ental] th[aler] ausgelegt. Sie hat auch meine Briefe von 2 8 - 2 9 Octob[er] und 6 Nov[ember] a. c. erhalten." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 30; vgl. AFrSt IV H 24 S. 275; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 369). (4) „Montag d[en] 13 Novembr[is]: ... Heute schrieb ich Antwort an meine Tochter [Margretha Henrietta Kunze] auf ihr letztes vom 8 Novembr[is] a[nni] c[urrentis] und schickte meinen blauen Mantel mit, um einen Rock daraus machen zu laß[en]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 32; vgl. AFrSt IV H 24 S. 280; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 371). (5) „Freitag d[en] 17 Novembrfis] ... Ich gab ihnen [Conrad und Johannes Weiser] den Brief mit an H[errn] P[astor] Schultze ...". (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 35f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 282; LC Abt. H IV Fach Nr. 34; Tappert III S. 373). (6) „Dienstag d[en] 21 Novemb[er]:... Ich schrieb einen halben Bogen voll an Friedrich] Aug[ust Conrad] M[ühlen]b[erg] wenn Gelegenheit vorfallen sollte, schloß mit ein a) eine Copie vom Assignment [Festlegung] der 4 Rent Charges [Pachten] mit dem Abstract [Kurzfassung] meiner Declaration of Trust [Begründung eines Treuhandverhältnisses] b) a Letter of Attorney [Vollmacht] wegen der Rente [Pacht]. Übrigens merkte an, ,daß ich erschraken, als gehört, daß Vox populi ex parte [ein Teil des Volkes] ihn zum Fuhrmann erwält in dieser critischen Zeit und Umständen den Wagen bei Nachts in holen Wegen, wo auf beiden Seiten Precipicen [Abgründe] in stürmischer Witterung zu füren. Vox populi [Stimme des Volkes] sey veränderlich und falle gern auf Extrema: Actor: 14,11,12,13,19. Cap: 19,28. Wenn er nicht mit bußfertigem Flehen eine außerordentliche Weisheit von Oben, erlangte und mit Daniels, Hananja, Misaels und Asariae Diaet, fasten und Gebet unterhielte [vgl. Dan 1,6]; so würde ein schreklicher Sturtz und Fall erfolgen und den Namen auf Kind und Kindes Kinder befleken etc. Ein Mitpaßaschirer auf einem Postwagen zu seyn, wäre nicht so gefärlich als Fuhrmann in jetziger Zeit und Umständen, wo der Klügste und erfarenste sich nicht getrauete ohne Umwerfen durch zu kommen etc. Als neulich mit den Gedanken beunruhiget, ich Trost aus dem Schatzkästlein holen wollen, hatte ich den Zettel vom Ende des Eli 1 Sam: 4[,18] bekommen. Es erfodere Weisheit und Stärke von Oben, durch zu kommen, Feuer Ofen und Löwengrube zu besiegen [vgl. Dan 3 , 1 9 - 2 7 ; 6,17-25]. Menschliche Weisheit, materielle Spirits [Schnäpse] etc. reichten nicht zu, benebelten nur auf kurtze Zeit das Gehirn bliesen die Musculn auf und ließen nur ein Caput mortuum [kranken Kopf] oder insipid phlegma [lasche Gemütsverfassung] zurük. Mein Flehen vor dem Gnaden Trone wäre demnach: für Minderung unserer wohlverdienten Strafe! daß Gott der allerheiligste und gerechteste um Jesu Christi willen Gnade für Recht und Barmhertzigheit für Gericht ergehen laßen und uns wieder in seinen Weg verhelfen, uns nicht nach Verdienst andern zur Warnung und Exempel aussetzten wolle, um seines Namens willen'!" (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 40f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 285f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 374f.). - Am 3.11.1780 war F. A. C. Mühlenberg zum Sprecher des Abgeordnetenhauses von Pennsylvania gewählt worden.

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(7) „Sontag d[enj 26 November ... Empfieng einen Brief von Frfiedrich] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 2 4 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] meldet von den schweren und intricaten [komplizierten] Umständen worin die As[sembl]> [Abgeordnetenhaus] verwikelt ist. Ferner daß [Johann] P[eter] G[abriel] und [Gotthilf] H[einrich Ernst] noch wohl wären: dal? G[eneral William] Woodford [Brigadegeneral im 2. Virginia Regiment] ... gestorben und Peter vermutlich Succediren [nachfolgen] würde etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 43; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 2 8 8 ; LC Abt. H IV Fach Nr. 34; Tappert III S. 376). - Zwischen Woodford und Peter Mühlenberg hatte es vorher Unstimmigkeiten über den Status der beiden ranggleichen Generäle gegeben; vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 170f.

811. An [Friedrich August Conrad Mühlenberg]

[Providence,

27.11.1780]

G[eliebter] S[ohn] Gestern empfieng Dein Gelfiebtes] vom 2 4 Nov[ember] a[nni] cturrentis]. 1 Ich hatte mein Bündel schon vorher eingepakt, aber keine Gelegenheit gehabt es abzusenden, eilte auch nicht damit, weil Dir kein Augenblik Zeit übrig ist, auf Nebensachen zu verwenden, so lange Tribuni plebis [Volkstribune] im Capitolis sitzen. M i r ist bange wegen des [Johann Peter] Gabriels und [Friedrich] Augusti [Conrad]. Sie sind beide nächst auf der Spitze, wo von beiden Seiten Precipicen [Abgründe] und Lacunen zum Glitschen etc. und ich armer Daedalus kan mit nichts als wächsern Flügeln zu Hülfe kommen, oder wie jener M a n n sagte: hilfft dir der Herr nicht, womit soll ich dir helfen, von der Tenne oder Kelter? 2 Wer selber in der Gefar ist, der kan nicht so wohl durch und voraus sehen, als ein Freund, der vom Ferne auf dem Observatorio stehet. An meiner Seite ist nichts übrig, als daß ich vermöge der väterlichen Liebe, den Allmächtigen, alles regierenden Jehova um Gnade und um Barmhertzigkeit im Verborgnen anrufe, daß Er um seines Namens willen einen guten Ausgang verleihen möchte! M a n kan gar leicht in so etwas hinein geloket und gezogen werden, zumal wenn das Jugend Feuer noch lodert und geschüret wird und man die Tiefen des Satans, und die Schlingen der Welt, die im Argen liegt etc. noch nicht kennet. Und da ist kein ander Mittel, als wahre Demütigung vor Gottes allsehendem Auge, Fasten und Beten und mit Schaden klüger zu werden und es gehet gelinder, wenn man durch Hülfe von Oben stuffen weise zurük ins Thal gelanget, als wenn man wartet, bis ein Sturtz erfolget. Solche Stationen, wie der Gabr[iel] und Augfust] bekleiden, erfodern Subiecta, die in der Tactica und politischen Atmosphere geboren, zunfftmäßig darzu erzogen und begabt seyn müßen, und werden vom höchsten Regierer entweder als Geißeln seiner Zucht= und Straf »Gerechtigkeit, oder als Erretter in Reichen und Staaten gebraucht und nur p[ro] t[empore] zu ihrem eigenen Wehe oder Wohl, je nachdem ihr moralischer Character beschaffen ist. Z[um] E[xempel] vid[e] 2 Könige Cap: 9 . 1 0 . 1 2 . von Jehu, Joas etc. Gabr[iel] und Aug[ust] hätten sollen das 3 t e Cap: Jesa: und insonderheit d[en] 6 - 7 t e n Vers deßelben erwägen, wie die Versuchungen ihren Anfang namen. Principiis obsta [widerstehe den Anfängen]; aber Ihr seyd nun drinn, und kan Euch niemand heraus helfen, als außerordentliche Gnade und Barmhertzigkeit Gottes um Christi und seines Namens willen. Zu Dem nemet

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Eure Zuflucht mit bußfertigen Gebet und Flehen im Verborgnen. 3 Ich wünschte daß der Gabr[iel] nicht noch höher klettern möchte, je höher hinauf, desto tiefer der Fall in der großen Welt auf dem breiten Wege. 4 D a ß Ihr und liebe Kinder noch wohl seyd, erfreuet uns, und wenn Ihr bei dem Unprofitablen Amt und Stande Euch zu Daniels und seiner Gesellen Zugemüse, Waßer und väterlicher Kleidung gewönet, und dabei Den Herrn über alles fürchtet, liebet und vertrauet, so werdet Ihr schöner und baß [= besser] an Leib und Seele seyn, als die Knaben, so aus der Landes Cassa eßen, trinken und sich kleiden. Dan: Cap: 1 [ 1 - 1 7 ] . H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 5

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 H 24 S. 289f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34. 1 2 3 4 5

S. 43 -45 sowie AFrSt IV

Nicht erhalten; vgl. Nr. 8 1 0 Anm. 18(7). 2 Kön 6,27. Vgl. Mt 6,6. Vgl. Mt 7,13. Für die Zeit bis zum 8 . 1 2 . 1 7 8 0 (= Nr. 812) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 6 December: ... Empfieng einen Brief von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, datirt den 2ten Decemb[er] a[nni] c[urrentis] auch eines von der Frau [Eva Elisabeth] Schultzin an ihre Mutter [Anna Maria Mühlenberg], datirt d[en] 3 Decemb[er] c[urentis]a[nni] in Antwort auf alles Vorhergehende." (PM 9 5 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 49; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 2 9 6 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappen III S. 378).

812. An Christoph Emanuel Schultze

[Providence,

8.12.1780]

Teurester Herr Schwieger Sohn Ihre treuhertzige und liebreiche Zuschrifft vom 2 dec[ember] a[nni] c[urrentis] 1 ist mir durch M[aste]r Kreutzer 2 richtig eingehändigt worden. Es war mir lieb zu vernehmen, daß alles, was zu oeconomischen Kleinigkeiten gehörte, richtig zu handen gekommen und gütig besteh worden, nur solten wir uns darin mäßigen und sie damit verschonen, maßen ihre nötigern und wichtigern Amts=Geschäffte keine Zeit und Kräffte zur Verschwendung auf Nebensachen übrig laßen. Ein anders ist, was Gemeinsachen betrifft. Darin habe ich nie gerne meinen eignen Einfällen getrauet, sondern habe lieber den Rath andrer Collegen und Mitbrüder gefolget, weil ich mich meiner Schwäche bewust bin und andere höher und beßer achte als mich selbst. Ich hätte auch sollen vorsichtiger seyn in einem meiner vorletztem Briefe, 3 wodurch Sie in Eifer für Ihre Meinung gerathen etc. Es war nicht meine Intention, Ihnen meine Meinung, die schlechter seyn kan, auf zu dringen, noch weniger daß Sie Ihrer untreu werden solten: es heißt: prüfet alles und behaltet das Gute, 4 wenn was Gutes drunter ist. Es ist mir leid, wenn unsere Überzeugung von Anfang her unterschieden gewesen. Ich bin von Anfang her offt in den aller intricatesten Umständen und Raths be-

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dürfftigsten Zufällen gewesen, und wenn ich meine Herren Amts=Brü[der] zum Teil, die nächst bei der Hand waren, um Rath frug, so ließen sie mich in dubio, und gaben hernach Rath, wenn die Sache geschehen war, nemlich, es hätte können und sollen so und nicht anders seyn. Da heißt es denn: factum infectum fieri nequit, 5 oder wie der Holländer über seine Haustür schrieb: „guter Freund mit eurem Rath komt ihr leider viel zu spat. Wäret ihr damit eher gekommen, ich hätte ihn mit Dank angenommen." So alt, schwach und stumpf ich auch bin, so bin ich doch noch einer beßern Überzeugung fähig, nemlich durch überwiegende Gründe, so daß ich geschehene Fälle vor Gott bereuen und um Christi willen um Vergebung bitten, und wo möglich, verbeßern möge. Ps: 141,5. Der Gerechte schlage mich freundlich etc. So hat gleichfals mein gel[iebter] Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] gethan und mir sein Misvergnügen über die Handlungen auf der so genanten special Conferentz treuhertzig entdekt, und ich habe in Einfalt geantwortet nach meiner blöden [schwachen] Einsicht. Der füglichste Rath wird für mich seyn, wenn ich weder general noch special Conferentzen beiwone, weil ich weder hinreichende Gemüts= noch Leibes=Kräffte mehr habe, und mehr Schaden als Nutzen verursache. Das Hikhaken unter Predigern von einerlei Religion ist kein gut Omen. Die Christliche Regel sagt: so jemand von einem Paraptoma über eilet wird, so sollen ihn diejenigen wieder ein zu lenken suchen, die geistlich sind, oder die vorzügliche Gnaden=Kräffte und Gaben haben und N[ota] b[ene] mit sanfftmütigem Geiste. 6 Unser Herr und Heiland und seine gesalbten Apostel sind nicht gesinnet wie die Englischen Doctors oder Chirurgi, die gleich mit der Amputation oder Abschneiden der Glieder eines Patienten zu Werk gehen. In der so genanten weitläufftigen Ministerial Ordnung 7 ist meines geringen Erachtens, ein Haupt Vorteil vergeßen, nemlich die jüngern hier studirten und ordinirten Herren, hätten sollen angehalten werden bei den Synodal Conferentzen ihre Diaria von erheblichen Amts=Geschäfften und Casibus Conscientiae [Gewissensfällen] auf zu weisen, und die ältern von Deutschland gesandten Prediger, hätten dabei Gelegenheit gehabt sie zu belehren und ihre Erfarung mitzuteilen etc. Ehe die Ordnung fertig war, wurde ich schon genötigt meinen Namen zu unterschreiben. Ich that es um das Vorurteil zu heben, als ob ich wieder einige gute Ordnung wäre. Als anfangs unsrer noch wenig waren, hatten wir wenig Regeln und stimmeten doch beßer überein, weil einer den andern aus Liebe und unter Trübsal höher achtete als sich selbst. Wegen der Frucht als zu Liebes=Gaben bestirnt, muß Ihrem Begeren folgen und Gott den Herrn bitten, daß Ers vergelten möge! Geben ist seliger als Nemen, 8 soll unsers Herrn und Heilandes Ausspruch gewesen seyn. Gestern Abend kam H[err] Pf[a]rr[er Johann Daniel] Lehman von Philadelphia] zurük und übernachtete bei uns. Er erzälte mir, daß die S[alvo] T[itulo] Hh [Herren] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz, sein Bruder [Johann Wilhelm], [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[io] r und er, bei Herrn P[astor] Schultze am 8 ten und 9 ten Novfember] a[nni]c[urrentis] eine special Conferentz gehalten. Die speciellern Nachrichten von den Gerichten über die Englischen] und Franz[ösischen] Insuln in Westindien, sind fürchterlich! 9 Weil die Götter der

Die Briefe des Jahres 1780

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Erden sich zanken über die Waßer= und Erd=Gegenden, und ihre Unterthanen anhetzen einander zu zernichten, so zeigt der Herr Zebaoth durch seine Elemente den Umpire oder Schieds=Mann. Uns wird es nicht beßer ergehen als denen Luc: 1 3 [ 1 - 5 ] , wo nicht eine wahre Bekerung erfolget. Ich predigte hier gestern am verordneten Bet= und Bußtage und stümpelte über den Text aus Genes: 41 [ 1 - 3 6 ] von den 7 reichen und 7 teuren Jaren in Egypten Land. Übrigens wißen wir den Weg zu der Heils= und Gnaden=Quelle, woraus wir Gnade um Gnade zur Rechtfertigung und täglichen Erneuerung, Stärke und Trost unter Anfechtung und Leiden schöpfen dürfen. Selig so wirs thun. Der verewigte Dr: Anthon describirte die Christi [iche] Kirche auf Erden mit den Worten: Ecclesia est coetus miserabilium etc. 1 0 und ein alter erfarner Kirchen=Lehrer sagte: Arma Ecclesiae sunt preces et lacrymae. 1 1 Womit verharre Dero - H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach] S[chrift] Die Worte in der Frau [Eva Elisabeth] Sch[ultze] Briefe an ihre Mutter [Anna Maria Mühlenberg] haben mir Wohlgefallen: my prayer und Wish is, that we may be together in the World to come, there nothing shall part and separate us. 1 2 Amen, das ist, es werde wahr, stärk unsern Glauben immerdar, auf daß wir ja nicht zweifeln etc. 1 3

Abschrift von Mühlenbergs 1 2

3 4 5

6 7

8

' 10

11 12

13

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 21 1780-81

S.

51-53.

Nicht erhalten; vgl. Nr. 811 Anm. 5. Michael Kreutzer; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Tulpehocken; offenbar Fuhrmann, der zwischen Tulpehocken und Philadelphia verkehrte und deshalb immer wieder bei Mühlenbergs vorbeikam; 1780 als Ältester des Gemeinderates von Tulpehocken nachweisbar. Vgl. Nr. 807 mit Anm. 15(1) sowie Nr. 810 Anm. 18(3) und (5). 1 Thess 5,21. Geschehenes kann man nicht ungeschehen machen. Gemeint ist die Ordination von Johann Friedrich Emst auf der regionalen Synode in Providence am 4.10.1780. Vgl. dazu auch Nr. 810. Gal 6,1. Auf der Synode in New Hanover 1778 beschlossen; zum Protokoll vgl. Nr. 715 Anm. 13, zur Einführung der Verfassung den Synodalbericht 1781; zur Überlieferung Nr. 826 Anm. 3. Apg 20,35. Unter dem 29.11.1780 berichtet Mühlenberg im Tagebuch von einem Hurrikan über den Westindischen Inseln Mitte Oktober des Jahres. Eine Versammlung der Elenden. Paul Anton (1661-1730); evangelischer Theologe; begründete 1686 unter dem Einfluß Philipp Jacob Speners zusammen mit August Hermann Francke das Collegium Philobiblicum; seit 1695 Professor und Konsistorialrat in Halle. Die Waffen der Kirche sind Beten und Tränen. Mein Gebet und Wunsch ist, daß wir in der künftigen Welt zusammen sind und daß uns nichts mehr trennen wird. Vgl. die 10. Strophe des Kirchenliedes „Vater unser im Himmelreich" von Martin Luther. Für die Zeit bis zum 3.1.1781 (= Nr. 813) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 8 dec[emberj: Weil Gelegenheit nach Tolpehaken [Tulpehocken] vorfält, so schrieb ich gestern an meiner Frauen Bruder Peter Weiser." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 50, vgl. AFrSt IV H 24 S. 297; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 379).

Nr. 812

8.12.1780

373

(2) „Sambstag d[en] 9"" Decemb[er]: ... Nachmittags kam M[aste]r Kreutzer ... und brachte mir einen Brief von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin ...". (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 54, vgl. AFrSt IV H 24 S. 298; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 379). (3) „Montag d[en] 11 december: ... Schrieb auch Antwort an meine Tochter, die Fr[au] K[unze] in Philadelphia]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 54; vgl. AFrSt IV H 24 S. 299; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 380). (4) „Mitwoch d[en] 13 december: ... Abends brachte M[aste]r Nicolaus Schneiders Sohn [Lutheraner aus Providence] mir einen Brief von der Frau Kuntzin mit 2000 £ Continental, welches H[err] Michael Schubert [Schubart] Treasurer [Schatzmeister] der Mich[aelis] Corporation an mich abgegeben für ein halb Jar Pension bis d[en] 6 Sept[ember] 1780." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 55; vgl. AFrSt IV H 24 S. 299; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 380). (5) „Donnerstag d[en] 14 December-, ... Ich schrieb ein paar Zeilen an meine Tochter die Fr[au] Kuntzin und agnoscirte ihr Schreiben und cont[inental] Geld, das gestern Abend bekommen ... Ernpfieng einen Brief von meiner Frauen Bruder Peter Weiser, datirt vom ll , e n December mit folgenden Receivt [Empfangsbestätigung]: ,den 10,en December 1780 habe von Heinrich Melcher Milenberg empfangen durch den Meister Kreutzer fier Pfund Zuker und ein halb Pfund Schokolad, nebst 50 thaler in Gelt an Efa

Weiserin. Peter Weiser'." (PM 95 A Nr. 21 1780-81 S. 55f.;

vgl. AFrSt IV H 24 S. 299f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 34; Tappert III S. 380). (6) „Montag d[en] 18 Decemb[er]: ... Daheim fand einen Brief vom H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze datirt d[en] 16 dec[ember] mit Nachricht, daß die Ehrsame Corporation verlangte, ich solte das Fest bei ihnen feiern, und daß sie zu dem Ende nächsten Donnerstag einen Wagen herauf schicken und mich holen laßen wolten." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 57f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 301; LC Abt. H 24 Fach D Nr. 34; Tappert III S. 381).

Die Briefe des Jahres 1781

813. An [Gotthilf

Heinrich Ernst

Mühlenberg]

[Providence,

3.1.1781]

Gel[iebter] Sohn, Meine Antwort vom 30sten Oct[ober] 1780 auf dein Geehrtes vom 26 Oct[ober] e[iusdem] a[nni], J wirst du wol richtig empfangen haben. Vielleicht hast Du meine Antwort unrecht, und nicht in dem Sinn a u f g e n o m m e n , worin ichs geschrieben,] welches ich daher mutmaße, weil seit der Zeit keine Zeile von Dir bekommen, außer mündlichen Bericht von H[errn] Pf[a]rr[er Johann Daniel] Lehmann, der am 8 Decfember] a[nni] pr[aeteriti] bei uns übernachtete und erzälte, daß er D[ic]h am 9 Nov[ember] auf einer speci[al Konferenz] frisch und ... [g]esehen, die in Gegenwart der ... [Pr]aeses [Johann Nicolaus] Kurtz, ... [Johann] W[ilhel] m Kurtz bei Herrn Pfastor Christoph Emanuel] Schultze gehalten [w] orden. 2 ... kan auch seyn, daß Du weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, uns mit ein paar Worten mündlich oder schrifftlich zuberichten, wie es im Amte, Stande und Familie ergehe? [Ic]h weiß aus ehemaliger Erfarung daß Prediger, die [in] weitläufftigen Gemeinen allein stehen mit unzäligen G[esch]äfften überladen, wenig oder gar keine Zeit zu parergi [Nebensachen] übrig haben. Solte aber in meiner Antwort Dir was anstößig oder unbegreiflich seyn, so bin ich willig, wenn Du es verlangest, mich weiter zu erklären, und wo ich geirret, meinen Irrtum zu erkennen, und wo möglich, zu verbeßern, so bald ich deßen überzeugt werde. Denn ich bin kein gelehrter Liebhaber vom Rechthaberei oder letztem Worte, wie [Christian] Thomasius 3 sich in einer Dissertation half und das letzte Wort behielt da er sagte: „distinguendum est inter Haecceitatem et Katapodalitatem". 4 Warheit bleibet Warheit, ob sie gleich von verschiedenen Seiten und Gesichts Pun[kten] verschiedentlich angesehen und beurteilet wird. Ich hatte in diesem Lande mit 2 gelehrten A[rtium] M[agistri] einen we[it]läufftigen schrifftlichen Disputat, und wie ich ihnen das letzte Wort ließ und recht gab, so kam es glüklich zum Ende, neml[ich] mit dem Spruch: Genes.: 38,26: „Juda erkants und sprach: sie ist gerechter denn ich."' Und wenn mich ein Freund von Irrtum und Fehlern in Liebe überzeuget, so ist dis mein Waalspruch: Psal: 141,5: der Gerechte schlage m[ich] freundlich und strafe mich etc. Was meine Diacona ... oder emeriten Ge... so habe bis hieher, so o f f t . . . gewesen, in ... providencer Kirche gepredigt, und ... Hannover Gemeine verlaßen, so habe den 4ten [Sontag] selbst Gottes=Dienst gehalten, da sie mich jedes mal Sam[stags] zu vor zu Pferde abgeholt und Montags wieder heim gebracht. Der H[err] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt hatte versprochen zu helfen, aber er hufet zurük [= nimmt sein Versprechen zurück] und weigert sich, ob ich ihm gleich angeboten, daß ich seinen 4ten [Sontag] hier in Providence versehen, wenn er ... statt deßen in Hannover predigen wolte; aber es belifebte] ihm nicht. H[err] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller hat in seinen 4 Gemeinen 5 wenig oder gar keine Sontage zu

378

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

mißen, und versprochen Montags, nemlich am heil[igen] Christfest in Hannover zu dienen. Ich war am 3ten Advent Sontage daselbst und versprach über 4 Wochen g[eliebts] G[ott] wieder zu kommen. Als ich Montags von Hannover im Regen und Schlam heim kam, fand ein paar Zeilen von Philadelphia] vor, 6 worin gemeldet, daß die Ehrsame Corporation beschloßen, nächsten Donnerstag einen Wagen herauf zu schicken und mich herunter holen zu laßen, um das Fest bei ihnen zu feiern. Ich hatte es gar nicht vermutet, noch weniger mich bereitet zu Athen zu predigen, füle mich auch allemal um diese Zeit des Jars am elendsten im Cörper und Gemüte; schrieb des wegen ein paar Zeilen 7 mit der Post und verbat den Besuch bis auf beßere Zeit, Witterung und gangbare Wege und war indeßen ruhig. Donnerstag d[en] 21 dec[ember] Aben[ds] um 8 Uhr kam ein treuhertziger Vorsteher mit einem Stag[e W]agen [Reisewagen] und 2 Pferden in den aus nemend tiefen mor[astig]en Wegen vor mein Haus. Er war noch nie den Wifnter ger]eiset und also unbekant mit Wegen und Waßer ... 12 Meilen von hier steken geblieben, da ihm aber ein [freundlicher Nachbar / :der gesagt, er ken[ne] den alten M[ühlen]b[erg]:/ [mit Vorg]espan heraus geholfen. Da e[s a]ber noch 9 Meilen ... gewesen, sey es Nacht und so f[inster] worden, daß man nicht Hand vor Augen sehen könne und der schlimste Weg und die 2 Waßer zu paßiren gewesen ... habe we[der] aus noch ein gewust; bis endlich ein reisen [der] zu Pferde zu [ihm] gekommen und gefragt, wo er mit dem Wagen hin w[oll]e? Antw[ort]: den alten M[ühlen]b[erg] abholen, und der fremde Mann erwiedert, er wolte aus Liebe den Wagen bis dahin fa[hre]n, und er solte sein Pferd reiten, und also kamen sie ... Stunden im Finstern durch Gottes Güte bewaret, vor mein Haus. Der mir unbekante Mann, war ja wol ein Mittelbarer Engel von Gott gesandt. Die Nacht fiel Schnee und Regen, welches den Weg noch schlimmer machte. Freitag und Sambstag d[en] 2 2 und 23 decemb[er] brachten wir auf der Reise nach Philadelphia] zu, musten Vorspann nemen. Ich blieb in Philadelphia] bis d[en] 28 Decemb[er] und ritte an dem Tage in Begleitung eines liebreichen Vorstehers wieder heim, wie im vorhergehenden Journal nach allen Kleinigkeiten bemerket 8 etc. etc. etc. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 9

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 skript ist beschädigt.

S. 69-72.

Das Manu-

1

Vgl. N r . 8 1 0 .

2

Vgl. N r . 8 1 2 sowie Tappert III S. 3 7 8 zum 5 . 1 2 . 1 7 8 0 . Christian Thomasius ( 1 6 5 5 - 1 7 2 3 ) ; Jurist und Philosoph; zusammen mit Samuel Pufendorf der bedeutendste Vertreter der deutschen Frühaufklärung und der Lehre v o m Naturrecht; 1 6 8 1 1 6 9 4 Professor in Leipzig; seit 1 6 9 4 Professor in Halle; gilt wegen der von ihm herausgegebenen Monats-Gespräche auch als einer der Begründer des deutschen Zeitschriftenwesens.

3

4

Es ist zu unterscheiden zwischen dem, was ist, und seinen unmittelbaren Folgen.

5

Goshenhoppen, Indianfield und Tohickon werden in N r . 7 9 8 unter 4 ) genannt.

6

Vgl. N r . 8 1 2 Anm. 1 3 ( 6 ) . Nicht zu ermitteln.

7 8

In P M 9 5 A N r . 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 5 8 - 6 6 ; vgl. Tappert III S. 3 8 1 - 3 8 5 .

Nr. 813/814 9

3 . 1 . / I I . 1.1781

379

Für die Zeit bis zum 11.1.1781 (= Nr. 814) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 4"" Januar: ... Der S[alvo] T[itulo] reformirte H[err] Pf[a]r[rer Johann Philipp] L[eydich] sandte einen Brief mit Bitte, ich möchte nächsten Sontag für ihn hier in Provid[ence] predigen." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 72; vgl. AFrSt IV H 24 S. 311; LC Abt. H IV Fach D, Nr. 35; Tappert III S. 387). (2) „Sambstag d[en] 6 ]an[uar]: ... Der reformierte] H[err] Pf[a]rr[er] Leidig schickte gestern einen Brief und meldete, daß er Morgen selber kommen und predigen müste wegen vorfallender Geschaffte. Wenn ich aber Morgen über 3 Wochen seinen Dienst hier versehen könte und wolte, solte es ihm sehr angenehm seyn." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 73; Tappert III S. 388). (3) „Mitwoch d[en] 10 Januar: ... Bekam die deutsche Zeitung aus Philadelphia] un[d ...] Schreiben von meinem Sohn Heinrich aus Lancaste[r datiert den 3 J]anuar: 1781 worin er meines vom 30 Octob[er] a[nni] pr[aeteriti acnoscirt]. Ich schrieb ein paar Zeilen an Friedrich] A[ugust Conrad] M[ühlen]b[erg] mit Johannes [...] an die Fr[au] Mutter Schäf[f]erin, wenn Gelegenheit vorfält." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 77; vgl. AFrSt IV H 24 S. 313; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 389). (4) „Donnerstag d[en] 11 Januar: empfieng einen Brief [von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] und eingeschloßen ein versiegelter Brief vom Rev[erendo Christian] Streit aus Charlestown und einer an seinen Vater Leonhard Streit. Meines S[ohnes] Friedrich] ist datirt vom 10 Januar: meldet 1) daß der gefärliche Aufstand der P[ennsylvanischen] Tr[uppen] ziemlich in der Güte gedämpfft sey 2) daß [Johann] P[eter] Gab[riel] mit seinen Truppen nach Nord Car[olina] sey, aber wol wieder zurük müße, weil wieder ein neuer Anfall mit 48 Schiffen von N[ew] Y[ork] aus auf Virg[inia] geschehe. 3) daß die Wahl bei der Philadelphia] Gemeine am 6'™ Januar. a[nni] c[urrentis] in guter Harmonie abgegangen. Mess[ieu]rs Laib und Dietrich zu Ältesten, Mess[ieu]" W[illia]m: Shäff, Andr[eas] Geiger, Abrah[am] Bachman zu Vorstehern, der Rev[erendus] H[err Johann Christoph] Kuntze zum President, und M[aste]r John Stonemetz [vgl. Nr. 866] zum Treasurer [Schatzmeister] erwälet worden." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 77f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 313f. ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 389).

814. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] [Providence, nach dem

11.1.1781]

. . . ein u n d a n d e r n A m t s = B r [ u d ] e r g e s a g t , er b e h a u p t e p r i v a t i m u n d öffentlich die E n d l i c h k e i t der H ö l l e n = S t r a f e , s a g e a u c h d a s B u c h H i o b sey eine F a b e l e t c . e t c . ich g l a u b e a b e r n i c h t , d a ß er s o l c h e o d e r d e r g l e i c h e n H y p o t h e s e n i m E r n s t b e h a u p t e n w o l t e , bis ich b e ß e r d a v o n belehrt w e r d e , o b es w a h r o d e r n i c h t . 1 3 ) es w a r ein F e h l e r , d a ß H [ e r r ] P r a e s e s [ J o h a n n N i c o l a u s ] K u r t z n i c h t eher zu R a t h gieng m i t seinen H h . [ H e r r e n ] A m t s B r ü d e r n w e g e n A u f s c h u b der S y n o d a l C o n f e r e n t z u n d d a ß es s o s p ä t a u f g e k ü n d i g e t w u r d e . 2 W e n n er eine U n m ö g l i c h keit v o r a u s g e s e h e n u n d es bei Z e i t e n g e m e l d e t , s o h ä t t e die V e r s a m l u n g in L a n c a s t e r v e r a n s t a l t e t w e r d e n k ö n n e n , u n d d a s w ä r e n i c h t zu w e i t a b g e w e s e n . 4 ) u n s e r lieber H e r r P a s t o r [ C h r i s t o p h E m a n u e l ] Schultze h a t m i c h a u c h s c h o n b o m b a r d i r t w e g e n des H [ e r r n J o h a n n F r i e d r i c h ] E [ r n s t s ] O r d i n a t i o n ] u n d ich h a b e m i c h a u c h einiger m a ß e n v e r = 3 . . . A b s c h i e d e i m S c h w a m [ F a l k n e r S w a m p = N e w H a n o v e r ] ge . . . u n d in der W o c h e a b z i e h e n n a c h E a s t o n . E s heißt, d e r H [ e r r ] M a g [ i s t e r C h r i s t i a n ] S[tre]it k o m m e v o n C h a r l e s t o w n h e r ü b e r , u n d der w i r d sich w o l s c h i k e n in d e n S c h w a m , o d e r vielleicht für die G e m e i n e n ü b e r der Schulkiel [Schuylkill] u n d P r o v i d e n c e ,

380

Die Briefe des Jahres 1781

w e n n e t w a H [ e r r J o h a n n L u d w i g ] V o i g t sich resolvirte w i e d e r n a c h d e m S c h w a m zu ziehen u n d S c h w a m u n d P o [ t ] t s g r o v e allein zu bedienen. I c h h a t t e einige H o f n u n g , F r i e d r i c h A u g u s t C o n r a d M ü h l e n b e r g ] m ö c h t e sich v e r l e u g n e n u n d ü b e r d e r Schulkiel dienen, w o die G e m e i n e n ein s c h ö n P f a r r P l ä t z g e n v o n 5 0 A k e r n [ a c r e s ] h a b e n . W e i l er a b e r w i e der N i c l a s K l i m m , eine n e u e u n t e r i r r d i s c h e R e i s e a u f ein J a r a n g e t r e t e n , 4 s o ist m e i n e H o f n u n g v e r s c h w u n d e n . M i t n o c h m a l i g e m G r u ß u n d K u ß in G e d a n c k e n , w i e H [ e r r C h r i s t i a n F ü r c h t e g o t t ] G e l i e r t 5 sagt verbleibe

und ersterbe Ew[er]

liebender V[ater]

H[einrich

Melchior]

M[ühlenberg]6

Unvollständige Reinschrift in PM 95 Z 13. Der Adressat ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes, der die Korrespondenz der Briefe Nr. 802; Nr. 804; Nr. 810 und Nr. 813 fortsetzt, wie aus der Unterschrift „ Vater". Die Erwähnung von Christian Streit liefert den terminus post quem für die Datierung. Am 11.1.1781 hatte Mühlenberg von Streit über dessen Umstände Nachricht erhalten; vgl. Nr. 813 Anm. 9(4). 1 2

3

4

5

6

Bezieht sich auf Johann Wilhelm Kurz; vgl. Nr. 798 unter Nr. 12) und zuletzt Nr. 810. Vgl. Nr. 800 mit Anm. 1. Auch Ch. E. Schultze hatte darüber Klage geführt; vgl. den Schluß von Nr. 806. Zu Schultzes Vorwurf vgl. Nr. 806. Mühlenberg verteidigte sich wohl in dem nicht erhaltenen Brief vom 9.10.1780; vgl. Nr. 807 Anm. 15(1). Im Oktober 1780 lief die Amtszeit Friedrich Mühlenbergs im Kongreß aus, und er war für drei Jahre zunächst nicht mehr wählbar, wurde dann aber für die übliche Amtszeit von einem Jahr in die Assembly von Pennsylvania gewählt und erhielt sogar den Vorsitz (bis 1783 bei jährlicher Wiederwahl). Vgl. Nr. 810 Anm. 18(6) und Nr. 811. Christian Fürchtegott Geliert (1715-1769), pietistisch gesinnter Schriftsteller und Kirchenlieddichter; Studium der Philosophie und Theologie in Leipzig; seit 1751 Professor für Poesie, Beredsamkeit und Moral in Leipzig. Für die Zeit bis zum 19.1.1781 (= Nr. 815) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 14 Januar ... Empfieng heute durch M[aste]r [Caspar] Dull ein Brieflein von meinem Sohn Heinrich aus Lancaster, datirt d[en] 11 Jan[uar] 1781 in Antwort auf meinen langen Brief vom 3 te " Januar a[nni] c[urrentis = Nr. 813]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 81; vgl. AFrSt IV H 24 S. 317; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappen III S. 390). (2) „Mitwoch d[en] 17 Januar ... Reverendi Curtii filius veniebat erga vesperam ad me nomine Petrus. Invitabam eum mecum pernoct[an]di, recusabat vero invitationem. Per eum mittebam ad Patrem suum Patrisque fratrem Wilhelmum uni cuique centum et viginti Cartheos Th[aleros] una cum paucis litteris, quia amicus moram facere nolebat. [Gegen Abend kam der Sohn namens Peter von Pfarrer Kurtz zu mir. Ich lud ihn ein, bei mir zu übernachten, doch schlug er die Einladung ab. Ich gab ihm für seinen Vater und seinen Onkel [Johann] Wilhelm jeweils 120 Thaler Papiergeld mit einigen wenigen Zeilen mit, weil mein Freund keine Pause machen wolte.] Am Abend kam [Johann] Pet[er] Gabr[iel Mühlenberg] sein Haus Knecht He[i]nrich [Metzger] von Virg[inia] bei uns an und brachte Briefe mit a) an die Fr[au] Witwe [Esther] Meyerin b) an Friedrich] M[ühlenberg] in Philadelphia] c) einen an mich dat[iert] Shannandoa [Shenandoah] County d[en] 8 Januar 1781. worin er meldet ,daß er vom 28sten Decemb[er] a[nni] pr[aeteriti] einen Brief an mich geschrieben, 5 £ am Gold eingelegt und den Brief dem Doctor [David] Gould zur Bestellung mitgegeben: ferner, daß seit dem 1. Januar: a[nni]c[urrentis] daheim bei seiner Familie gewesen bis auf den 8 Jan[uar] ac: aber durch einen Expressen vom Gouv[erneur] zurük gerufen sey, weil eine große Force von Eborac [= New York] aufs neue eine Invasion gemacht, d) der Knecht brachte auch ein Brieflein vom H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze aus Tolpehaken [Tulpehocken] mit, datirt d 16 Januar: ac: worin er mein Letzters empfangne agnoscirt, berichtet, daß sie noch wohl seyn, daß die Fr[au

Nr. 8 1 4 / 8 1 5

381

11.1./19.1.1781

Eva Elisabeth] Sch[ultze] noch nicht entbunden, und sich unsrer Fürbitte empfele, und die Großmutter Witwe [Anna Eva] Weiserin noch bei ihrem Sohn Peter wone und abwechselnd beßer sey. Abends schrieb ich noch an m[einen] S[ohn] Friedrich] schloß die Briefe von P[eter] G[abriel] an ihn und die Fr[au] Meyerin ein, und bat, er möchte mit M[aste]r Laib sprechen wegen der Mama [Anna Maria Mühlenberg] ihrem Gelde, und sich auch erkundigen, ob der Doctor Gould etwa in Philadelphia] wäre, wegen des Briefes etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 83f.; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 3 2 1 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 392f.). (3) „Donnerstag d[en] 18 Januar: ... M[aste]r Gilbert vom Schwam kam von der Stadt und brachte ein paar Zeilen von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin ... Weil Heinrich [Metzger] aus Virg[inia], mit M[aste]r [Johannes] Ried[t]s Wagen nach der Stadt wolte, so schrieb ich in Eil ein paar Zeilen an die Fr[au] Kuntzin, agnoscirte ihr Brieflein und Päkgen vom 16 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] gab auch dem Henry die Briefe mit an Friedrich] M[ühlen]b[erg] und die Frau Meyerin." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 84; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 3 2 2 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35, Tappert III S. 393).

815.

[Gottlieb

Anastasius

Freylinghausen]

an Heinrich

Melchior Halle,

Mühlenberg 19.1.1781

Halle den 19. Jan[uar] 1781. Hochwohlehrwürdiger, In dem Herrn herzlich geliebter Bruder, Mit Beziehung auf den Brief an die beyden Prediger zu Philadelphia, H[errn Johann Christoph] Kunze und H[errn Justus Heinrich Christian] Helmuth, 1 welchen dieselbe ihnen wohl communiciren werden, will ich bey dieser Gelegenheit einiges auf Ihre bisher erhaltene Briefe und Nachrichten antworten, muß mich aber, weil jezt meine Zeit sehr eingeschränkt ist, kurz fassen. 1.) Die Quittung über das Solms=Rödelheimische Legat habe richtig erhalten. 2 2.) Sende ich hiebey eine Quittung über Ihre letzte Rechnung bis den 24 t e n Octobr[is] 1778. 3 3.) Sie haben nach Ihrem Brief an H[errn] Pfarr[er] Kuntze4 von dem Solms= Rödelheimischen Legato. 281. Pensilvanisch Courrent dorten ausgeteilt, deren Werth hier auf Interesse [Zinsen] ausgeliehen werden soll. Sie betragen ä 4. R[eichs]th[a]l[e]r pro 1 tt>. 1124 Rthl. Die Gelegenheiten zu sicherer Ausleihung sind jetzt rar, und man ist froh wenn man 4 Procfent] bekommt, weil man Gelegenheiten hat, für 3. Pro C[entum] Interesse Gelder zubekommen. Bis jetzt sind nur 600 Rthl., und zwar nur zu 4. Pro Cent ausgethan worden, bis man Gelegenheit finden möchte, auch das übrige sicher auf Interesse zu leihen, und wo möglich für das Ganze 5. Pro C[ent] zu bekommen. 4.) An H[errn] Past[or Christoph Emanuel] Schulzens Frau Mutter [Eudemilie M. Schultze] sind nach Ihren Post scripto vom 24 t e n Dec[em]br[is] 1779. 5 18. Rthl. übersandt worden, welche ich nebst denen jährlich für dieselbe assignirten 20. Rthl. Pro anno 1780., mit zu der jetzt zu vertheilenden Summe gerechnet. 5.) Habe ich nichts dagegen, daß Sie die Vollmacht wegen des Solms=Rödelheimishen Legats an die Herren Prediger in Philadelphia übertragen.

382

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

6.) Sie haben gehört, daß in Dessau eine öffentliche Schule des Arianismi errichtet sey. Hieran ist nur so viel wahr, daß der Stifter des dasigen neuen Erziehungs Instituti, [Johann Bernhard] Basedow, 6 sich öffentlich zum Arianismo bekannt. Er hat aber allen Unterricht in der christlichen Religion von seinem Instituto, in welchem alle ohne Unterscheid der Religion aufgenommen werden sollten, ausgeschlossen, und denselben an die Prediger von derjenigen Partie, zu welcher sich die Schüler wenden wolten, verwiesen. Dieser Stifter ist aber nunmehr von dieser Erziehungs=Anstalt welche er Philanthropie benennet, gänzlich abgegangen. Indessen weiß man nicht, wie es jetzt mit den Religions Unterricht in derselben aussiehet. 7.) Übrigens habe ich mich herzlich gefreuet daß der Herr, bey aller in Pensilvanien herschenden Noth, seine Hand über Sie und die liebe Ihrigen, wie überhaupt über die sämmtliche vereinigte Prediger und über die Kirchen = und Schulanstalten, gehalten. Gott wolle dann ferner nicht zulassen, daß das aufgegangene Gute, durch die Kriegs=Unruhen erstickt werde, sondern seine schwere Gerichte bald wiederum abwenden, und alsdann sein Werk aufs neue unter ihnen im Seegen fortgehen lassen. Ich zweifle nicht, es werde Ihnen unangenehm gewesen seyn, daß ihre beyden ältesten Herren Söhne [Johann Peter Gabriel und Friedrich August Conrad] das geistliche Amt mit Militairischen und politischen Functionen verwechselt, und wünsche nur, daß solches keine nachtheilige Folgen bey künftigen Veränderung haben möge. Der Herr stärke und erquicke Sie in Ihrem zunehmenden Alter, und mache Ihnen alle Beschwerlichkeiten desselben, und Ihrer Frau liebste [Anna Maria] Ihre kränkliche Umstände so leidlich und erträglich als möglich. Ich verharre in alter Herzlichen Liebe Ihr Daß Herr Pastor [Heinrich Melchior] Mühlenberg über die von hieraus an Ihn übermachte und assignirte Gelder aus denen für das vereinigte evangelisch lutherische Ministerium in Pensilvanien, und die dasigen Kirchen* und Schulanstalten bey mir eingegangenen Wohlthaten die Continuation seiner Berechnungen von den Jahren 1775 bis 1778 sub Dato Neuprovidenz den 24 t e n Octobr[is] 1778. an mich eingesandt, und dieselbe in Einnahme und Ausgabe richtig befunden worden, nach Abzug der Ausgabe aber von der Einnahme 2. Schilling und 8. Pens Pro saldo in Cassa verblieben, solches bescheinige ich hiermit durch meine eigenhändige Unterschrift und beygedrucktes Siegel. Halle den 19 t e n Jan[uar] 1781. 7 Entwurf 1

2 3

in AFrSt IV C 19:24

S. 80-82;

LC Abt. H IV Fach 5 S.

80-82.

Als Entwurf vom 1 7 . 1 . 1 7 8 1 erhalten in AFrSt IV C 1 9 : 2 3 S. 7 6 - 7 9 ; LC Abt. H IV Fach 5 S. 7 6 79. Vgl. Nr. 7 1 5 Anm. 10. Vgl. unten das Postskriptum.

Nr. 8 1 5 / 8 1 6 4 5 6

7

19.1./21.1.1781

383

= Nr. 718. Vgl. das Postkriptum von Nr. 773. Johann Bernhard Basedow ( 1 7 2 4 - 1 7 9 0 ) ; Hauptvertreter der deutschen Aufklärungspädagogik; geboren in Hamburg; errichtete, von J. J . Rousseau beeinflußt, 1774 in Dessau das Philanthropin für Zöglinge vom 6. bis 18. Lebensjahr; war der religiösen Toleranz und einem allgemeinchristlichen, überkonfessionellen Religionsunterricht verpflichtet; trat 1778 von der Leitung der Musteranstalt zurück, die bis 1793 bestand. Für die Zeit bis zum 2 1 . 1 . 1 7 8 1 (= Nr. 816) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag 19 Januar: kam M[aste]r [Francis] Sw[aine] wieder heim von der Stadt, brachte Briefe mit und allerlei Nachrichten . . . " . (AFrSt IV H 24 S. 322; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; vgl. PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 85; Tappert III S. 393). (2) „Sambstag d[en] 20 Januar-, schrieb ich Antwort auf H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze seinen Brief vom 16 Jan[uar]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 87; vgl. AFrSt IV H 24 S. 322; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 393).

816. Georg Gilbert, Christoph Schöner und Johannes Schöner an Heinrich Melchior Mühlenberg Pottstown, 21.1.1781 Einen freundlichen Gruß samt Gottes Gnade an Sie und die Ihrigen viel geehrten H[err]n Farrer Mühlenberg. Ich hoffe Sie werden es uns nicht vor übel nemen, weilen wir uns genötiget finden, Sie mit diesen Paar Zeilen zu beschwehren, von wegen einem guten Evangelischen Schulmeister, der die Ehre Gottes und das Reich Jesu Christi suchet zu vermehren, weilen uns der liebe Gott in so kurtzer Zeit zu einem wohl schiklichen Schulhause geholfen, worin über 5 0 Kinder können in Unterricht genommen werden, nebst einer schiklichen Wonung für eine Familie. Darum legen wir unsere Bitte und Vertrauen vor den lieben Gott und sie, uns mit einem guten Lutherischen Schulmeister zu versehen, wann es möglich, mit einem Manne, der gut Deutsch und Englisch könte, mögte er sich zu einem guten Auskommen verhelfen. W o aber nicht ein solcher könte leicht gefunden werden, wenn wir denn nur könten auf ein Zeitlang einen deutschen bekommen, weilen der Ehrwürdige Herr Farrer Voogt [Johann Ludwig Voigt] dieses Frühjahr die Confirmation will halten, und wir noch keine Schule haben. So hofen wir, Sie werden um Christlicher Liebe willen ein wenig für uns besorgt seyn. 1 Wir werden es dankbarlich erkennen, verbleiben seine Freund und Diener Pottstown 2 d[en] 21 Januar: 1 7 8 1 . 3

Georg Gilbert, Christoph Schöner, Johannes Schöner.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 24 S. 324f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35.

PM 95 A Nr. 21 1780-81

1 2

3

S. 89f. sowie AFrSt IV

Vgl. Mühlenbergs Antwort, Nr. 817. Gegründet 1761; seit 1764 war Mühlenberg auf Wunsch des Eigentümers, John Potts, mit dem Aufbau einer lutherischen Gemeinde dort befaßt. Vgl. Tappert II S. 107 und Glatfelter I S. 378. Für die Zeit bis zum 2 4 . 1 . 1 7 8 1 (= Nr. 817) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

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Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

(1) „Sontag d[en] 21 Januar frühe kam [Johann] P[eter Gabriel] sein Krecht He[i]nrich [Metzger] von Philadelphia] zurück und brachte folgende Briefe mit a) von unserm Sohn F r i e d r i c h August Conrad] datirt J a n u a r 19 , h in Antwort auf meines v o m 18 Jan[uar] worin ich Pet[er] seinen Brief an ihn und die Fr[au Esther] Meyerin eingeschloßen. b) Von F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] datirt den 2 0 Jan[uar] mit dem Briefe von P[eter] Gfabriel] welchen P[eter] G[abriel] dem Dr: [David] Gould mit gegeben datirt d[en] 2 6 Dec[ember] 1 7 8 0 von Fredericksburg [Virginia] mit 5 £ Geld zum Present." ( P M 9 5 A N r . 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 87f., vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 3 2 2 f . ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 5 ; Tappert III S. 3 9 3 ) . (2) „ M o n t a g dien] 22 Januar: schrieb ich Antwort an m[einen] S[ohn] P[eter] G[abriel] und agnoscirte seine Briefe a) v o m 2 6 dec[ember] 1 7 8 0 aus Fredericksburg p[er] Dr: Gould. b) und vom 8 J a n u a r : 1 7 8 1 aus Shannandoa [Shenandoah] County: p[er] Henry seinen Hausknecht ... that auch noch ein P. S. zu des H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultzens Briefe hinzu." ( P M 9 5 A Nr. 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 8 9 ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 3 2 3 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 5 ; Tappert III S. 3 9 4 ) .

817.

An Georg Gilbert,

Christoph

Schöner

und Johannes Schöner [Providence, 24.1.1781]

Geehrte und geliebte Mitbrüder: ich habe gestern Ihr wertes Schreiben1 durch die Post erhalten und mit Vergnügen daraus ersehen, daß Sie bemühet eine gute Schule auf zu richten, um die Ehre Gottes und das Reich Jesu Christi zu vermeren. Solche gute Anstalten sind das nötigste und wichtigste Werk, wornach wir am ersten trachten sollen, nemlich daß unsre Kinder in ihrer zarten Jugend als Lämmer 2 ihres Eigentums=Herm, der sie mit seinem teuren Blute erkaufft hat, 3 recht geweidet werden möchten! aber solche Hirten sind rar, meine Werte Mitbrüder, in diesem Lande und Zeiten. Wer Jesum Christum selber nicht kennet noch liebet, der wird die Lämmer auch nicht aus Liebe zum Eigentums Herrn weiden, und unersetzlichen Schaden thun, wie es heißt Matth: 18 [6]: wer ärgert dieser geringsten einen, die an mich glauben etc. etc. Darum sagt unser Herr: bittet den Herrn der Ernte, daß Er treue Arbeiter sende etc. 4 Ich will gern das meinige thun und mich erkundigen, aber es erfordert etwas Zeit, weil nun eben die Winter Schulen mit Schulmeistern versehen sind und nicht leicht jemand zu finden ist bis zu Ausgange des Winters. Ich will, wenn lebe, an meine Herren Amts=Brüder schreiben, und mich erkundigen, ob einer zu finden, der sich schiken möchte? Wir mögen auch sagen Isaac 1 B[uch] Mose 2 2 , 7 - 8 , siehe hie ist Feuer und Holtz, wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? Antw[ort]: Gott wird ihm eins ersehen. Übrigens wünsche ich Ihrer lieben Mitvereinigten Gemeine den Frieden, den uns der Herr Jesus teuer erworben und verheißen hat, welchen uns die Welt nicht, Er allein aber geben kan 5 und will und schließe mit dem Wunsch 1 B[uch] Mose 24,60, Du bist unsere Schwester, wachse in viel tausendmal t[ause]nd, und dein Saame besitze die Thore seiner Feinde! [und] verharre nebst hertzlicher Begrüßung an Ihre Werte Familien Ihr allerseits wohl wünschender alter Freund und Diener H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 6

Nr. 816/817/818

21.1./24.1./6.2.1781

385

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81, H 24 S. 325-327; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35. 1 2 3 4 5 6

S. 90f. sowie AFrSt IV

= Nr. 816. Vgl. Joh 21,15. Vgl. 1 Kor 6,20; 1 Petr. l,18f. Mt 9,38; Lk 10,2. Vgl. Joh 14,27. Für die Zeit bis zum 6.2.1781 (= Nr. 818) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 29 Januar: ... empfieng auch einen Brief von meinem Sohn Friedrich] Afugust Conrad] M[ühlen]b[erg] worin er unter andern meldet, daß seine Ehe=Genoßin [Catharina] am 25 Januar: a[nni]c[urrentis] mit einem Töchterlein niedergekommen ... Abends schrieb ich Antwort auf seine Briefe vom 1 9 - 2 0 , 27 Jan: ac." (AFrSt IV H 24 S. 330; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; vgl. Tappert III S. 395; das Manuskript in PM 95 A Nr. 21 ist stark beschädigt). (2) „Donnerstag d[en] 1 Februar: ... Ich schrieb an einem Englischen] Briefe, welchen schon einmal am 23. Sept[ember] 1778 datirt, dem H[errn] Pf[a]rr[er William] Stringer [anglikanischer Geistlicher in Philadelphia] mit gegeben, der aber nicht zu recht gekommen, nemlich To M[aste]r John Swaine, opposite the Miter above the Barracks in Cork, meines Schwieger Sohns Fr[ancis] Sw[aines] Eltern." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 94; vgl. AFrSt IV H 24 S. 330, LC Abt. H IV Fach D Nr. 35. Tappert III S. 396). - Vgl. Nr. 713 Anm. 12(10). (3) „Sontag d[en] 4 [Februar]: a]m 5"" post Epiph[aniam] ... Ich hatte ein paar Zeilen an meine Kinder in Philadelphia geschrieben und den Zufall [= Unfall] berichtet, welche Esq[uire] Campbel im [Vorbeireiten mit nam." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 98; vgl. Tappert III S. 397). - Am 2.2.1781 hatte sich Mühlenbergs Frau Anna Maria bei einem epileptischen Anfall schwere Verbrühungen durch heißes Wasser zugezogen (vgl. Tappert III S. 396ff. und Nr. 820).

818. An Balthasar Beil

Providence,

6.2.1781

Geliebter Altvater M[a]st[e]r Balthasar] B[eil] Sein Schreiben vom 2 9 Octob[er] 1 7 8 0 1 empfieng ich am 3 ten Febr[uar] dieses Jares, und war mir angenem von einem so alten Glaubens=Verwandten auf dießeit der Ewigkeit noch einmal etwas zu sehen und zu lesen. Es erfreuet mich auch, daß er einen so würdigen Sohn [Johannes Beil] habe, von dem so viele Glaubens=Brüder in Obersakom [Upper Saueon] mit Hand und Unterschrift bezeugen, „daß er bei Ihnen geboren, getaufft, erzogen, in unserer Evangelischen Glaubens=Lehre unterrichtet und confirmirt worden: daß ihnen aus Erfarung sein Leben und Wandel bekant sey, nemlich, daß er nach Tugend und Gottseligkeit strebe, das gemeine Beste für Ihn und alle Menschen nach Seel und Leib suche, und darnach trachte, daß eine Christliche Ordnung erhalten durch Ermanen zur Buße und Glauben bevestigt und fortgepflantzet werden möchte: daher er auch aus Liebe zur Gottseligkeit bei ihnen gepredigt, und in Überlegung seiner Lehre, so erkennen sie dieselbe gegründet nach unserm Lutherischen Catechismus, erzeigen ihr Vergnügen daran, und halten ihn nach Lehre und Wandel fähig das Amt eines Predigers zu bedienen, erlauben ihm auch daßelbe in ihrer Gemeine zu verrichten, so lange er einen solchen Wandel, wie ihnen nun bekant ist, füren wird, und wünschen darzu Krafft, Gabe und Segen." Nun das ist ja ein tröstlich Zeugniß von so vielen seßhafften verständigen Gliedern

386

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

unsrer von vielen Jaren her mitvereinigten Lutherischen Gemeine in Obersakom. Ich werde, wie billig, diese wichtige Sache auf der nächsten SynodaUVersamlung vorlegen, wo alle Prediger und Abgeordnete von unsern vereinigten Gemeinen zusamen kommen, und zweifle nicht alle vereinigte Prediger, denen die Sache Gottes am Hertzen liegt, werden wünschen einen so würdigen Mann näher kennen zu lernen und nach befinden zur Christlichen Ordnung behülflich zu seyn. 2 1 Cor: 14,33. Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedes, wie in allen Gemeinen der Christen. Moses, der Knecht Gottes wünschte schon zu seiner Zeit Num: 11,29. wolte Gott, daß allen das Volk des Herrn

weißagte, und der Herr seinen Geist über sie gäbel Act: 2,17,18 ist die Verheißung bestättiget. Außerordentliche Geistes Gaben sind nicht zu allen Zeiten nötig. Wer aus Gottes Wort und unserm Lutherischen Catechismus die Gnaden=Wirkungen des Heiligen Geistes zur wahren Hertzens=Anderung und lebendigen Glauben an Jesum Christum erlanget und mit Christlichen Leben und Wandel beweiset, der kan es auch andern anpreisen, und zwar in der Ordnung wie es Gottes Wort vorschreibet 1 Tim: 3,8 seq Die Diener sollen ehrbar seyn,

nicht zweizüngig, nicht Säufer, nicht unehrliche Handtierung treiben: 9. das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewißen haben: 10, und dieselbigen laße man zu vor versuchen oder prüfen, darnach laße man sie dienen, wenn sie unsträflich sind. Nebst der heil[igen] Schrifft und unserm daraus gezogenen Lutherischen Catechismus kan des sei [igen] Johfann] Arnd[t]s wahre Christenthum und Paradies=Gärtlein 3 sehr dienlich seyn zur Beförderung der Buße, des Glaubens und der Gottseligkeit. Joh: 21,15=17 fragt der Eigenthums Herr aller Seelen, die Er mit seinem teurem Blute erworben hat, 4 3 mal aufs Gewißen: Hast du mich lieber und lieb? so weide meine Lämmer und Schafe. Wer im Gegenteil das wichtige Seelen=Amt ohne Erfarung, ohne Buße, Glauben und Gottseligkeit, ohne Beruf und Christliche Ordnung, nur blos aus Vorwitz, oder aus Noth ums Brods willen etc. wie es dergleichen Herumläufer genug in diesem Lande gibt, die mit ärgerlichem Leben und Wandel unsere heil [igen] Religion beschimpfen, wer es so aufnimt und treibet, der wird dem schweren Gerichte nicht entfliehen, und zu letzt ein Ende mit Schreken nemen. Psal: 50,16=21. Was verkündigest du meine Rechte und nimst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht haßest, und wirfest meine Worte hinter dich? Es endiget sich mit solchen Vagabunds gemeiniglich wie mit den Söhnen des Scevae Act: 19,13=16. Der böse Geist trat sie mit Füßen. Indeßen bleibt es vest was im Propheten Malach: 3,17,18 stehet: Sie sollen, spricht der Herr Zebaoth, des Tages den Ich machen will, mein Eigenthum seyn, nemlich die Ihm von Hertzen anhangen und dienen etc. 18: und ihr solt dagegen auch sehen, was für ein Unterscheid sey zwischen den Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem der Ihm nicht dienet. Rechtschafne Diener des Evangelii Jesu Christi müßen sichs auch nicht befrembden laßen, wenn sie von der unverständigen und verkerten Welt bald bis an den Himmel erhoben, bald wieder in den Abgrund verwünschet werden. Act: 14,11 = 15,19 erst vergötterten sie Paulum und Barnabam, bald darauf erfolgten Steine. Rechtschafne Diener Christi keren sich weder an Loben noch Schelten, sondern

Nr. 818

6.2.1781

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halten sich nach der Instruction 2 Cor: 6,1 = 10. Übrigens bitte meinen hertzlichen Gruß an seinen geliebten Herrn Sohn Joh[annes] B[eil] und an die unterschriebenen Glieder unsrer Mitvereinigten Gemeine in Obersakum zu vermelden, und verbleibe meines geliebten alten Mitbruders Balthasar] B[eil] und aller, die Jesum Christum lieben und sein W o r t halten, 5 im Geist verbundene Neuprovidence d[en] 6 Febr[uar] 1 7 8 1 . 6 H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 20.3.1781 im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 359-362; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35. Der Text in PM 95 A Nr. 21 ist nur fragmentarisch erhalten. 1 2

3 4 5 6

= Nr. 809. Die Synodalversamlung im Juni 1781 lehnte das Gesuch ab; vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 826 Anm. 3) unter Punkt 16. Der Synodalversammlung von 1782 lag auch ein Gesuch aus der Gemeinde vor, das sich gegen die Ordination von Johannes Beil aussprach. Vgl. Nr. 854 Anm. 3. Siehe Nr. 720 Anm. 18. Vgl. 1 Kor 6,20; 1 Petr 1,19. Vgl. Joh 14,23. Für die Zeit bis zum 25.2.1781 (= Nr. 819) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 8 Februar: ritte M[aste]r [Francis] Sw[aine] nach Neuhannover. Ich gab ihm ein paar Zeilen mit an H[errn] Joh[annes] Reichardt [Lutheraner aus New Hanover, Friedensrichter] worin meldete, daß ich nächsten Sontag nicht hinauf kommen könte, wolte aber g[eliebts] G[ott] nächsten Sontag über 14 Tage hinauf kommen ... Schrieb einen Brief an die Fr[au] Margretha [Henrietta] Kuntzin und gab ihn M[aste]r Cornmann [Zuckersieder in Philadelphia] zur Bestellung mit, welcher Morgen g[eliebts] G[ott] nach der Stadt reitet. Heute frühe brachte Jacob Schrack [vgl. Nr. 896] einen Brief von unsrer Tochter Kuntzin mit Habermehl und Gersten Grube [= Graupen?] für die Mama [Anna Maria Mühlenberg] von Gestern datirt." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 100; Tappert III S. 398). (2) „Freitag d[en] 9 Februar: ... M[aste]r [Johannes] Riedt... brachte von unserm Sohn Friedrich] A[ugust Conrad] mit 1) ein Schreiben vom 8 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] 2) etwas Zucker, Thee ... Abends schrieb an einer Antwort auf H[errn] Friedrich] M[ühlen]b[erg] sein Schreiben von gestern, agnoscirte das empfangene Geld, und übrigen Wohltaten, und meldete wie er und Fr[au] Kuntzin mit dem übrigen Gelde thun möchten, legte das Receivt [Empfangsbestätigung] an H[errn John] Steinmetz bei, und berichtete, wie es mit der kranken Mama stunde." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 101f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 338; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 398f.). (3) „Sambstag d[en] 10 Febr[uar]:... Vormittags kamen 2 Männer auf ihrer Heimreise von der Stadt vor und brachten ein Brieflein von der Fr[au] Kuntzin, datirt d[en] 31 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] wie auch ein Schreiben von Christoph Hänsle aus Canestoge [Conestoga]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 102; vgl. AFrSt IV H 24 S. 338; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 399). (4) „Sontag d[en] 11 Februar:... Nachbar [Friedrich] Hessert brachte Briefe mit von Philadelphia]: a) von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 10 Febr[uar] mit etwas Thee und Rozem: [= Harz] b) von der Fr[au] Kuntzin einen Brief an die Mary [Maria Catharina] Sw[aine] mit leinen Lappen zu Pflastern und eine kleine Schere. Die Fr[au] Kuntzin rieth in ihrem Briefe wir solten den M[aste]r [Thomas] Heimberger [deutscher Arzt] holen lassen, der 10 bis 11 Meilen von uns über der Schulkiel [Schuylkill] wonet." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 103; vgl. AFrSt IV H 24 S. 341; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 400). (5) „Montag d[en] 12 Februar: ... M[aste)r Robert Dill [Proviantmeister der kontinentalen Armee] ... nam meinen Brief von 9 und 11 Febr[uar] samt dem Rec[eived = Empfangsbestätigung] mit an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 103; vgl. Tappert III S. 400). (6) „Dienstag d[en] 13 Februar: ... Ich schrieb ein Brieflein an die Fr[au] Kuntzin agnoscirte, daß

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Die Briefe des Jahres 1781

wir ihr letztes am Sontage empfangen, ihrem Rath gefolgt und den Dr: Heimberger bei uns gehabt, verlangte [contra] obstr[uctionem] pill[ulae = Abführpillen] und einen Schwam." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 104; vgl. AFrSt IV H 24 S. 342; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 400). (7) „Mitwoch d[en] 14 Febr[uar]: ... Empfieng Antwort von Friedrich] Afugust] M[ühlen]b[erg], datirt [Angabe fehlt], worin er mein letztes vom Sontage agnoscirt, und ein Schreiben mit gesandt von meiner Frauen Bruder M[aste]r Samuel Weiser aus Shamoken [Shamokin] ...". (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 105f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 342; LC Abt. H I V Fach D Nr. 35; Tappert III S. 401). (8) „Donnerstag d[en] 15 Februar: ... Empfieng einen Brief von M[aste]r Peter Weiser, datirt d[en] 13 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] worin er berichtet, daß seine Ehe=Frau schon 14 Tage an Rheumatismus zu Bette liege, und die Mutter Witwe [Anna Eva] Weiserin so schwach sey, das sie müße gehoben und getragen werden ... Ich hatte Gelegenheit heute ein Briefgen an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] zu schreiben und M[aste]r Gasseng[er] mit zu geben, sandte auch mit demselben ein vorher geschriebenes Brieflein an die Fr[au] Kuntzin ... Beantwortete des Peter Weisers Brief mit einem halben Bogen voll, wenn etwa Gelegenheit vorfält." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 107; vgl. AFrSt IV H 24 S. 343; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 401). (9) „Freitag d[en] 16 Februar: ... Schrieb einen Brief an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, gratulirte zu ihrer Entbindung und berichtete unsere jetzigen Umstände. Empfieng auch ein paar Zeilen von unserm Schulmeister Gottlieb Friedrich Sannow aus Neuhannover datirt d[en] 14 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] worin er fragt, ob ich nächsten Sontag über 8 Tage droben Gottes=Dienst halten könte? daß auch der Gemeine Wunsch und Frage wäre, ob ich nicht droben wonen und die Gemeine bedienen könte?" (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 107f.; vgl. AFrSt IV H 24 S. 343; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 401f.). (10) „Sambstag d[en] 17 Febr[uar]: ... M[aste]r Gassinger kam von Philadelphia] zurück und brachte Antwort von m[einem] S[ohn] Friedlich] auf mein letztes, von gestern d[en] 16 Februar; sandte einen Schwam von Dr: Phyle (Pfeil, Wundarzt in Philadelphia] gratis, und von der Frau Kuntzin 2 Schächteigen mit Pill[ulae] contr[a] Obstr[uctionem], meldete auch daß er Schreibpapier und Lichter für mich gekaufft welche er mit Gelegenheit herauf schicken wolte." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 108; vgl. AFrSt IV H 24 S. 344; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 402). (11) „Montag dien] 19 Februar: Vormittags hatte Gelegenheit mit Adam Gerber ein paar Zeilen an Fr[ie]d[rich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] zu schiken, worin meldete, daß am Sambstage sein Schreiben mit dem Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] und von der Fr[au] Kuntzin die 2 Schächteigen mit obstr[uctions] Pillen richtig empfangen." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 109; vgl. AFrSt IV H 24 S. 344; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 402). (12) „Dienstag dien] 20 Febr[uar]: ... Schickte mit ein paar Zeilen Wollen Garn an d[en] Blaufärber." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 109; Tappert III S. 403). (13) „Mitwoch den 21 Februar: ... Gegen Abend gab ein Mann ein Briefl[ein] von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] bei mir ab von heute, vermeldend daß eine Box mit 35 Lichtern und 9 Buch Schreibpapier auf einem Wagen an mich mit gegeben, welcher Wagen wohl am Abend spät vorbeikommen und die Sachen abgeben würde." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 110; vgl. AFrSt IV H 24 S. 345; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; Tappert III S. 403). (14) „Freitag d[en] 23 Februar: ... Abends schrieb ich noch einen Brief an Friedrich] Aug[ust] M[ühlen]b[erg] und agnoscirte die Empfangene Box, und frug nach wegen des Urban Triebles etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 111; vgl. Tappert III S. 404). (15) Unter demselben Datum vermerkt Mühlenberg in der Abschrift für Halle noch: „Empfieng einen Brief von meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] aus Lancaster, worin er seine Familien» und der Gemeine Umstände berichtete." (AFrSt IV H 24 S. 347; LC Abt. H IV Fach D Nr. 35; vgl. Tappert III S. 404).

Nr. 8 1 8 / 8 1 9

819.

6.2./25.2.1781

389

Vorsteher und Älteste von Molatton [Amity Township, Berks County, heute: Douglasville] an Heinrich Melchior Mühlenberg Molatton, 25.2.1781

To the Reverend Henry Mühlenberg, senior Minister of the united Lutherian Clergy in North America Sir, we the Subscribers Church Wardens and Vestry of the Episcopal Church at Molatton, Berks County, State of Pennsylvania, having perused and maturely consider'd your Advise, respecting the forlorn and destitute State of the Churches of God, they having, as you have Justly observed been left without a regular officiating Minister a long time. In our forlorn State it having pleased Almighty God thro' his Divine Providence to send as a Probationer among us M[aste]r John Wade a Minister of the Gospel. 1 This Worthy Gentleman having for some time attended us in preaching the Gospel, we do from our own Knowledge of his Abilities as well as from the Recommendations of many respectable Persons consider him as a proper Candidate for Clerical Ordination, and waving or setting aside our former Prejudices in favor of the Mode of Ordination by Bishops, do recommend, and make it our Request, that you will be pleased to ordain the above named Gentleman in the Way you have described to us. 2 And we do agree to receive him as our Minister for a Time. In Testimony whereof we have hereunto set our Hands this twenty fift Day of February in the year of our Lord and Saviour Jesus Christ 1781. 3 Mounce Jones, John Kirlin, George Douglass, Moses Robeson, Jonas Jones, Nicholas Jones, Peter Jones, Jonathan Bell, Herman Bunn, John Kirlin jun[io] r , John Yocom, Matthias Zimmerman, Abraham Jones, Thomas Kerlin, John Godfrey, Thomas Parry, John Umstet, Jacob Kirlin, Peter Kirlin, Peter Yocom, John Yocom, Benjamin Hames, Peter Yocom, Moses Yocom.

Abschrift

von Mühlenbergs

36. Auch

in Tappert

1 2

3

Hand im Tagebuch

III S. 405.

Das Manuskript

AFrSt IV H 24 S. 350f.;

LC Abt. H IV Fach D Nr.

in PM 95 A Nr. 21 ist stark

beschädigt.

Durch Vermittlung Mühlenbergs; vgl. N r . 7 5 8 sowie N r . 7 5 2 . Das lutherische Ministerium konnte sich nicht dazu entschließen, einen Kandidaten der anglikanischen Kirche zu ordinieren. Vgl. insbesondere Mühlenbergs ausführliche Antwort Nr. 8 2 9 . Für die Zeit bis zum 1 7 . 3 . 1 7 8 1 (= N r . 8 2 0 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 2 Mertz: seit gestern und heute habe ich den Casum wegen der SchwedischsEnglischen Episcopal Gemeine in Douglass Township aufgesetzt, die Copien der Englischen Schrifften a) v o m 6 Augfust] 1 7 7 9 [= N r . 7 5 2 ] und b) vom 2 5 Februar: 1 7 8 1 [= N r . 8 1 9 ] mit ein verleibet, um es an die nächsten, der Englischen Kirchen Sachen am kundigsten Herren AmtssBrüder [Johann Christoph] Kuntze und [Justus Heinrich Christian] Helmuth mit Gelegenheit zu senden und ihren guten R a t h darüber aus zu bitten. H a b e auch den Brief, davon die Copie unterm 3 ren Februar: a[nni] c[urrentis] stehet nemlich von Obersackom [Upper Saueon = N r . 8 0 9 ] , mit eingeschloßen und gebeten, daß selbiger an den H e r r n Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz gesandt werden m ö c h t e . " (AFrSt IV H 2 4 S. 3 5 2 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 6 ; vgl. Tappert III S. 4 0 6 ; in P M 9 5 A N r . 2 1 nur Fragment).

Die Briefe des Jahres 1781

390

(2) „Dienstag d[en] 6 Mertz ... Empfieng Briefe und Zeitung aus der Stadt." (AFrSt IV H 24 S. 354; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 407; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment). (3) „Sambstag d[en] 10 Mertz: ... Abends empfieng Schreiben und Myrrhen Ess[enz] für die Patientin [Anna Maria Mühlenberg] von meiner Tochter [Margretha Henrietta Kunze] aus der Stadt." (AFrSt IV H 24 S. 355; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 407). - Am 10.3.1781 schickte Mühlenberg noch einen Brief (datiert vom 6.3.1781)an seine Tochter Margretha Henrietta Kunze; vgl. Tappert III S. 407 (in PM 95 A Nr. 21 nur noch fragmentarisch erhalten). (4) „Dienstag d[en] 13 Mertz: ... Empfieng ein Schreiben von Herrn P[astor Christoph Emanuel] Schultzen aus Tolpehacken [Tulpehocken]." (AFrSt IV H 24 S. 357; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 407). (5) „Mitwoch d[en] 14 Mertz ... Ich schrieb weitläufftige Antwort auf H[errn] P[astor] Sch[ultzes] Empfangenes." (AFrSt IV H 24 S. 357; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; vgl. Tappert III S. 407). Vermutlich das mit „Hertzlich geliebte Kinder überschriebene Fragment (Antwort auf einen Brief vom 5.3.1781). Ein noch irgendwie zusammenhängender Text kann nicht mehr hergestellt werden. Vgl. PM 95 A Nr. 21. (6) „Donnerstag d[en] 15 Mertz: ich gab dem H[errn] Vorsteher einen Brief mit an die Hh. P. P. [Herren Pastoren] K[unze] und H[elmuth] wegen des obbemeldten Streits in Allegheni Township ... Ich schrieb ein paar Zeilen an den H[errn] Prediger Buschkirch [Jacob van Buskirk] und sandte ihm mein Manuscr[ipt] nemlich die Erklärung der 5 Hauptstücke des Catechismi Lutheri, welche H[err] P[astor] Kuntze gemacht hat." (AFrSt IV H 24 S. 357; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 408; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment).

820.

An Gotthilf Heinrich

Ernst Mühlenberg

Providence,

17.3.1781

Providentz d[en] 17 Mertz 1781. Hertzlich geliebter Sohn, Dein Wertes vom 12ten Februar: 1 empfiengen wir am 23sten ejus[dem]. Wir danken hertzlich für Dein kindlich bezeugtes Mitleiden wegen der Mutter Zufall [Unfall], für den guten Willen persönlich zu Hülfe zukommen, und für die ermuntern[de] Hofnung, als ob durch den Auswurf der vielen Wunden, die Natur von den Mutter Convulsionen befreiet werden möchte. Es ist tröstlich, wenn der von Gott in die Natur gepflantzte und durch die Salbung verbeßerte Liebes=Affect zwischen Eltern und Kindern, besonders in Nothfällen sich äusert; aber persönlich beizuspringen, wenn wegen der tiefen Wege und Waßer, kaum ein Nachbar zum andern kommen k[ö]nte, sich in Lebens=Gefar ohne hinreichende Gründe zu wagen und eine Gemeine ohne überwiegende Noth allein zu laßen, wäre mein[e]s Erachtens übers Ziel gewesen, nach den Collisions Pflichten. Cum duo Schvaim concurrunt, prius mutatur in chireck. 2 Ich war eben auch der Hofung, daß durch die Suppuration [eiternden Geschwüre] der vielen Wunden die Causs[a] Convuls[ionum = Ursache der Krämpfe] gehoben werden möchte; aber es scheint die Natur will nicht de[n] Weg genesen, weil die Anfälle noch eben so oftt, wie zuvor kommen und auch die Heilung der Wunden hindern. Sie war am 2 Febr[uar] Nachmittags bei mir in der Stube, da ich eben einen Nachbar bei mir hatte, schlich ohnvermerkt hinaus, und in dem ihr der Parox[ismus = epileptischer Anfall] anwandelt, geht sie zum Feuer in der Küche, wo ein Hafen [= Topf] mit rothen Rüben kochend am Feu[e]r gehangen, greifft mit der linken

Nr. 819/820

25.2./17.3.1781

391

Hand in den Hafen, und schüttet das Heiße über beide Wangen unterm Kinn, Brust und rechten Arm und Rüken, kam hernach zu mir herein non sibi conscia [außer sich] war naß, und als sie sich wieder bewust wurde, fieng sie an zu zittern und klagen. Wir brachten sie gleich zu Bette und fanden den Brandt aus, fiengen mit geschabten Potatoes [Kartoffeln] an den Brandt zu löschen, schikten einen Mann 6 Meilen weit zum jungen Doctor Morgan, /:nicht der [John] Morgan, der in der Stadt gewont:/ 3 Der Mann kam leer zurük, weil Perkiome[n] und Shippach [Skippack] nicht zu paßiren waren. Die Polly [Maria Catharina] Sw[aine] war die einzige Person, die angr[e]ifen konte. Sie continuirte die gantze Nacht mit den Potatoes, aber die Pein vermehrte sich. Das auf der Brust und am Halse dräuete eine Inflammation und Stichfluß. Am folgenden Tage kam Dr: Morgan gab Englisches] Saltz, den Leib offen zu halten, und Anodyn Tropfen, Schlaf zu verursachen, und für den Brand aus zu ziehen, rieth er weiß Brod in Milch gekocht mit etwas Leinohl, mit Poultises [engl, poultice = Breipackung] auf zu legen. Es war aber unmöglich auf so viele Wunden Poultise zu appliciren und ich habe auch nie gehört, daß dergleichen] Ingredienten, den Brandt tödten. Ich machte eine Salbe nach Dr: Carls 4 Anweisung von Leinöhl und Eiern, auch zu schwach. Hernach ließ ich von Nachbar Bidman eine Brandsalbe nach Dr: [Samuel August] Tissots Anweisung5 machen, welche etwas gut that. So viele Besuche, so viele Rathgeber. Mein Nachbar Miller [Andreas Müller] schikte aus eignem Triebe seinen Sohn zum Dr: [Christian Friedrich] Martin 6 mit Lebens=Gefar wegen der hohen Waßer und schlimmen Wege. M[aste]r Martin sandte ein paar Botl. [Flaschen] voll Kalk Waßer und einen Pott voll Pflaster. Andere alte Müttergen, brachten auch Brand- und heil Salbe. Wer hangt, der langt. 7 Der Dr: Morgan kam zum 2ten mal. Die Patientin hatte in 4 bis 5 Tagen keine Ofnung [Stuhlgang], das Englische] Saltz wolte nicht wirken, und der Doctfor] ward ungehalten, weil wir die Poultises nicht gebraucht. Am 9 Febr[uar] kam H[err] Kucher von Libanon vor und recommendirte uns eine Salbe von Rosien [= Harz], Talg, Wachs und Lein öhl. Die Polly machte es gleich und applicirte es. Davon fand sie gleich etwas Linderung und hatte den ersten Schlaf eine Stunde lang. Es wurde aber vom Dr: Morgan und allen Subaltern Ärzten behauptet, daß Rosin zu stark zöge und schädlich wäre. Daher wurde gerathen für den M[aste]r [Thomas] Heimberg[er] über der Schulkiel [Schuylkill] zu schiken, der der Polly vor Zeiten ihren Brandt geheilt. Er sandte auch seinen Sohn herüber, der b[e]i H[errn] Metzner 8 gelernet, und die Jare her als Doctor in der Armee gedient. Er brachte einen Hafen voll Salbe mit, blieb eine Nacht bei uns und dressirte [verband] die Wunden 2 mal Selber. So haben wir nun über 6 Wochen Tag und Nacht an der armen Mama gedoktert und gepflastert. Die linke Hand, die gantz verbrandt war, ist gantz wieder geheilt, nur noch steif, aber auf der Brust, am Halse, Ohren und rechten Arm ist noch alles rohe und voller Schmertzen, so daß sie noch keinen rechten Schlaf und Appetit hat und weder liegen, stehen noch auf seyn kan, und offt mit ihren alten Fits [Anfälle] geplagt wird. Unsere Tochter Margreth[a Henrietta Kunze] fand noch ein paar Schachtelgen mit Obstr[uctionem] Pillfulae = Abführmittel] aus und sandte sie herauf, welche ihr bisher gute Dienste gethan. Das engl. Saltz wolte gar nicht bei ihr wirken. Die

392

Die Briefe des Jahres 1781

arme Polly hat es von Anfange bis hieher nächst zu der Patientin am härtesten gehabt, weil sie Tag und Nacht bei ihr wachen muste und niemand anders ihre Wunden verbinden kan, wenn gleich Nachbar Frauens mit gewacht, so war sie doch die einzige Hand, die heben und verbinden muste und auch noch. Die Polly bekam etliche Tage einen Fluß in den Kopf, daß ihr die Augen fast gantz zu geschwollen waren. Durch göttliche Vorsehung, die auch das Kleinste besorgt, kriegten wir eine Magt auf etliche Monate just an dem Tage nach dem der Unfall mit der Mama geschehen; sonst hätten wir nicht thun können, denn weil die Polly Sw[aine] der Mutter zu Dienste war und ist, so musten die Mägtgens das Vieh und die Haushaltung bestreiten, und Tag und Nacht ihr abgewöntes und verwöntes Söhnlein hüten und schekeln [schaukeln]. So ist es mit dieser kleinen Prüfung bisher beschaffen gewesen, wobei wir noch größere zu üben lernen sollen. Der Herr, der der Menschen ewige Wohlfart zur Absicht und Zwek hat und am besten weiß, und thut was uns nützlich ist, der wolle uns ferner durch die Prüfungs Zeit so durch füren, daß wir allesamt des Glaubens Ende, der Seelen Seligkeit davon bringen! welches ist der Hertzens=Wunsch nebst Gruß und Kuß an unsere Wertgeschätzte Kinder und zarten Enkelgens von der noch schwachen Mama, wie auch er Polly und Selly [Maria Salome Mühlenberg], und Euren schwachen V[ater] H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N[ach] S[chrift] ich wundere wie es dem H[errn] Praes[es Johann Nicolaus] Kurtz gehen mag. In seinem Briefe vom 7 Sept[ember] 1780 an die Hh. [Herren] Amts=Brüder in Philadelphia] 9 wovon ich die Copie nam, hat er erbärmlich über den moralisch* oder unmoralischen Zustand seiner Gemeine lamentirt, als ob es fast kein Bleibens mehr unter ihnen wäre, und oleum et operam perditum. 10 Wo sein Herr Bruder [Johann Wilhelm Kurtz] 11 sich gegenwärtig aufhalte, weiß ich auch nicht. Wie mag es mit H[errn Jacob] Gehring [Goering] und H[errn Johann Daniel] Schröter gehen? Gott der alleinige rechtmäßige Eigenthums Herr aller Menschen, segne Dein Amt an Alten und besonders an der Jugend und verleihe sein Gnädiges Gedeihen zu Deinem Pflantzen und Begießen! daß Du nach vollendetem Lauf einen frölichen Feierabend haben und Dein verliehen Pfund mit Wucher übergeben mögest. 12 Am 14 Mertz kamen 2 Männer von Alleg[h]eny über der Forest [Forest oder Plow Church in Robeson Township, Berks County] klagten, daß [Johann] Georg Butler in ihrer und der reformierten] Gemeine eine große Verstörung machte, einen Anhang von seines Gleichen hätte, welche die Luth[erische] Kirche erbrechen und einnemen wollen. Sie hatten einen Brief von H[errn Johann] William Kurtz und einen vom reformierten] H[errn] Pf[ar]r[er Johann] Waldschmidt 13 bei [sich] wolten damit zur Stadt und baten, ich möchte ihnen auch ein paar Zeilen mit geben. Am 16 Mertz kamen sie wieder zurük und sagten, daß H[err] Fr[iedrich] Afugust Conrad] M[ühlen]b[erg] ihnen ein Schreiben an die Hh. Justices [Richter] in Reading mit gegeben, worin er foderte, daß sie den Discharge [Entlassung] von Butler produciren solten. Ich gab ihnen auf Verlangen mit a) was zwischen Butler und mir in den Monaten Februar: und

Nr. 820

17.3.1781

393

M e r t z 1 7 7 9 v o r g e f a l l e n , b) die C o p i e v o n e i n e m R e s c r i p t aus der W a r - O f f i c e , w e g e n Butler d[e] d [ a t o ] 7 April 1 7 7 9 . 1 4 D a s ist eine M i g n i a t u r e v o m S a t a n , der n a c h der G e f a n g e n s c h a f f t ä r g e r r a s e t 1 5 w i e z u v o r . D i e tief g e l e h r t e n E u r o p i a ischen] Critici m ö g e n sich n o c h so sehr b e m ü h e n die O f f e n b f a r u n g ] J [ o h a n n i s ] in die K e t z e r = R o l l e z u reticiren, d e r v e r e w i g t e A b t Bengelius [ J o h a n n A l b r e c h t B e n gel] e t c . w e r d e n d o c h in der H a u p t s a c h e r e c h t b e h a l t e n : D a s 2 t e g r ä u l i c h e r e T i e r a u s der E r d e n w i r d s c h o n k o m m e n , 1 6 d a s 3 t e s c h r e k l [ i c h e ] W e h w i r d f o l g e n . 1 7 D i e I n g r e d i e n t i e n w e r d e n s c h o n f a b r i c i r t in d e m W e l t R e i c h e Sapienti s a t . 1 8

Reinschrift 1 2

3

4

5

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7 8 9 10

11

12 13

14 15 16 17 18

in PM 95 D 7.

Nicht erhalten. Merkvers der hebräischen Grammatik. Vgl. etwa Heinrich Opitz, Artium linguae sanctae, Leipzig 1710, S. 35: „Cum duo Schwajim concurrunt in eadem syllaba, prius mobile mutatur in chirek parvum." Der zweite ist wohl John Morgan (1735-1789); 1757 unter den ersten sieben Absolventen des College of Philadelphia, Studium der Medizin in London und Edinburgh, 1765 Professor am College of Philadelphia, 1 7 7 5 - 1 7 7 7 Leiter des General Hospital der amerikanischen Armee. Johann Samuel Carl (1676-1757); Sohn eines Apothekers; Studium der Medizin in Halle bei Georg Ernst Stahl; Leibarzt in verschiedenen Stellungen, zuletzt beim König von Dänemark; verbreitet war seine: Haus=Arzney vor die Armen. Nebst einem Unterrichte zur Reise=Apotheke, Büdingen 1717; in späteren Auflagen als: Medicina pauperum oder Armen-Apotheke. Samuel August Tissot (1728-1779); Professor der Medizin in Lausanne; Studium in Genf und Montpellier; sein Hauptwerk wurde in einer französischen und einer deutschen Ausgabe mehrfach aufgelegt: Avis au peuple sur sa sante, Lausanne 1761; dt. erster Nachweis: Anleitung für das Landvolk in Absicht auf seine Gesundheit. Übersetzt von Johann Kaspar Hirzel. Neueste Auflage. Augsburg und Innsbruck 1766. Christian Friedrich Martins; Wundarzt in Providence; kam etwa 1762 nach Pennsylvania, nachdem er offenbar durch Schmuggeleien und Piraterie in der Karibik reich geworden war; behauptete, mit Mühlenberg verwandt zu sein; 1762 Mieter von Mühlenbergs Haus in Providence; 1763 Käufer desselben; Mühlenberg bevollmächtigt ihn 1771, das bisher noch einbehaltene Stück Land an George Diehl zu verkaufen; vgl. insbesondere Bd. IV Nr. 679. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 347. Apotheker in Philadelphia. Abgedruckt in Nr. 800 Anm. 1. Etwa: Öl und Arbeit ist verschwendet. Nach dem Poenulus (332) des Plautus und speziell Cicero, Ad Atticum 13,38. Johann Wilhelm Kurz stand zu dieser Zeit wegen seines persönlichen Auftretens und abweichender Lehrmeinung in der Kritik seiner Gemeinde wie der seiner Amtskollegen; vgl. besonders Nr. 798 unter 12). Vgl 2 Tim 4,7 und Mt 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 19,11-28. Johann Waldschmidt (1724-1786); reformierter Pastor; geboren in Dillenburg, Nassau-Dillenburg; Studium in Herborn; 1752 von Michael Schlatter für den Dienst in Amerika gewonnen und in Den Haag ordiniert; war bis zu seinem Tod Pastor in einer Vielzahl von Gemeinden in den Counties Berks, Lancaster und Lebanon. Abgedruckt in Nr. 755 Anm. 4, zum Vorgang insgesamt vgl. Nr. 733; Nr. 734; Nr. 755. Vgl. Apk 20,7f. Vgl. Apk 13,11-18. Vgl. Apk 11,14. Dem Verständigen genügt es; nach Terenz, Phormio 541. Für die Zeit bis zum 22.3.1781 (= Nr. 821) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

394

Die Briefe des Jahres 1781

(1) „Sontag d[en] 18 Mertz ... Abends empfieng Briefe von meinen Kindern aus Philadelphia]." (AFrSt IV H 24 S. 358; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 408; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment). (2) „Montag d[en] 19 Mertz. Empfieng einen Brief von meiner Frauen Bruder P[eter] W[eiser] worin er meldete, daß er der Mutter [Anna Eva Weiser] Haus in Reading hätte ausbeßern laßen, welches 1844 Papier thaler gekostet, daran ich wegen meiner Frau den 7ten Teil bezalen müsse nemlich 263 thaler. Schrieb Antwort an meine Kinder in Philadelphia]." (AFrSt IV H 24 S. 358; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 408; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment). (3) „Mitwoch d[en] 21 Mertz ... Heute schrieb ich Antwort an meinen Schwager P[eter] W[eiser] und kranke Schwieger=Mutter, Witwe W[eiser]: fand Gelegenheit einen Brief an meinen gel[iebten] Sohn [Gotthilf] H[einrich] E[rnst] nach Lancaster und ein Brieflein an meine Tochter [Margretha Henrietta Kunze] in Philadelphia] zu senden. In meines Schwagers Brief schloß ein 282 contfinental] th[aler]." (AFrSt IV H 24 S. 362; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 408; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment).

821. An John Wade

[Providence,

22.3.1781]

M e m o r a n d u m ] the R e v [ e r e n d ] M [ a s t e ] r W [ a d e ] will be p l e a s e d t o visit t h e Rev[eren]d Messieurs [ J o h a n n Christoph] Kunze und H e l m o o d [Justus Heinrich Christian Helmuth], t w o w o r t h y Ministers of our Lutheran C h u r c h and Profess o r s o f t h e C o l l e g e in P h i l a d e l p h i a , in o r d e r t o get a c q u a i n t e d a n d h a v e a C o n f e r e n c e o r friendly C o l l o q u y w i t h t h e m . O t h e r w i s e I c a n n o t c o m p l y w i t h the R e q u e s t o f t h e H o n [ o ] r d C h u r c h W a r d e n s a n d V e s t r y - M e n o f t h e

Con-

g r e g a t i o n a t M o l a t t o n , e x c e p t it be w i t h C o n s e n t o f t h e t w o said G e n t l e m e n in P h i l a d e l p h i a . I did send t h e C o p i e s o f m y W r i t i n g , d a t e d A u g u s t 6 t h 1 7 7 9 1 a n d o f t h e R e q u e s t o f the C o n g r e g a t i o n a t M o l o t t o n [ M o l a t t o n ] d a t e d F e b r [ u a r y ] 2 5 t h 1 7 8 1 2 u n t o t h e m , a n d t h e y e x p e c t t o see y o u t h e r e , if y o u please a n d w h e n it suits y o u r C i r c u m s t a n c e s . T h i s f r o m Sir, y o u r h u m b l e friend u n d s e r v a n t H[einrich Melchior] M[iihlen]b[erg] sen[io]r

3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 363; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36. Auch in Tappert III S. 409. In PM 95 A Nr. 21 nur Fragment. 1 2 3

= Nr. 752. = Nr. 819; vgl. auch Nr. 822 sowie Mühlenbergs Antwort Nr. 829. Für die Zeit bis zum 29.3.1781 (= Nr. 822) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 23 Mertz: heute fand Gelegenheit meine Briefe nach Tolpehaken [Tulpehocken] sicher zu bestellen a) an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze b) an meinen Schwager P[eter] W[eiser] mit 282 vestländischen Papier thalern ...". (AFrSt IV H 24 S. 363; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 409; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment). (2) „Sontag dien] 25 Mertz ... Ein Ältester [von New Hanover] blieb abwesend, sandte aber einen Brief an mich und klagte darin hefftig über einen Trustee [Treuhänder], und verlangte ich solte 3 Meilen weit zu ihm kommen um die Erklärung seiner geschriebenen propositionum logicarum weiter zu verneinen." (AFrSt IV H 24 S. 364; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; vgl. Tappert III S. 409; in PM 95 A Nr. 21 nur Fragment).

Nr. 8 2 0 / 8 2 1 / 8 2 2

17.3./22.3./29.3.1781

395

822. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia,] 29.3.[1781] Herr [Justus Heinrich Christian] Helmuth und ich, haben nicht das mindeste wieder die Ordination, nemlich wieder die Vollziehung einer Handlung bei diesem Mann [John Wade], 1 die von guten Folgen seyn kan. Nur können wir weiter nichts sagen, sondern überlaßen alles Dero Einsichten, weil wir nicht wißen, wie Sie meinten, daß sie vollzogen werden solte. Ich, als ein Schwiegersohn trete einen vertraulichen Schrit näher und sage: ich wolte nie wünschen, daß mein Herr Schwieger Vater sich nachteilige Vorwürfe zuzögen, durch ordiniren eines Englischen Predigers, da 1) in der beständigen Verfarungs=Art unserer Kirche die Ordination die Sache eines Cörpers, nicht eines Mannes ist, und so manche diesen Gebrauch der Apostolischen Art als gemäßer verteidiget haben. 2) da dieser Mann in solchem Falle doch erst eine Englische Übersetzung von der ungeändert Augsburgischen Confession lesen und unterschreiben müste, indem zu sagen, daß er als ein Prediger von der Hochkirche ordinirt worden sey, einmal, da Gott weiß, wie die Umstände noch kommen können, wunderliche und Notbringende Folgen haben könte; so erfoderte es doch noch etwas Zeit, und ich hatte mir vorgenommen nach Ostern einen Vorschlag des falls zu thun. Mein Vorschlag wäre M[aste]r [William] White, den Englischen Prediger /:von der Englischen] Kirche:/ mit dazu zu bringen, und dieser ist willig dazu und wünscht überhaupt eine genaue Vereinigung mit uns. 2 H[err] Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz hat eine Conferentz auf den 10 ten Juny nach Philadelphia verordnet. 3 Vielleicht wäre es gut diese erst vorbei zu laßen. Meine Arbeit ist sehr überhäufft, da außer vielen Kranken doppelten Unterricht, Academie, auch eben eine kleine Arbeit unter der Preße habe, 4 welches noch nicht fertig war da es angefangen wurde, so, daß mich jetzt die Preße iagt, und manche Woche vorüber geht, daß ich die Feder nicht zum Schreiben ansetzen darf - : Johann Christoph Kunze d[en] 2 9 Mertz. 5

Abschrift von Mühlenbergs 36. Englische Übersetzung 1 2

3 4

5

Hand im Tagebuch AFrSt IV H 24 S. 369f.; LC Abt. HIV Fach D Nr. in Tappert III S. 411. In PM 95 A Nr. 21 nur Fragment.

Vgl. Nr. 8 2 1 und Nr. 8 2 9 . William White ( 1 7 4 8 - 1 8 3 6 ) ; anglikanischer Pastor, Rektor der Christ-Church in Philadelphia und Parteigänger der Amerikanischen Revolution; 1 7 7 6 - 1 7 8 0 e r Kaplan des Continental Congress in Philadelphia; lebte während der britischen Besetzung Philadelphias bei Johann Nikolaus Kurtz in Y o r k ; er nahm an der Synodalversammlung im Juni in Philadelphia teil, die Gespräche blieben allerdings ohne Ergebnis. Zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 8 2 6 Anm. 3. Johann Christoph Kunze, Etwas vom rechten Lebenswege, Philadelphia: Melchior Steiner 1 7 8 1 ; ders., Ein W o r t für den Verstand und das Herz vom rechten und gebauten Lebenswege, ebd. 1 7 8 1 . Vgl. Germanica-Americana I Nr. 5 5 4 und Nr. 5 5 5 S. 2 3 6 f . Für die Zeit bis zum 2 . 4 . 1 7 8 1 (= Nr. 8 2 3 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

396

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

(1) „Freitag d[enj 30 Mertz: ... H[err] Pf[a]rr[er Johann Daniel] L[ehmann] kam von Philadelphia zurück und brachte Briefe mit . . . " . (AFrSt IV H 2 4 S. 3 6 8 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 6 ; vgl. Tappert III S. 4 1 1 ; in P M 9 5 A N r . 2 1 nur Fragment). (2) „Sambstag d[en] 31 Mertz ... Schrieb Antwort nach der Stadt auf die gestern empfangne Briefe." (AFrSt IV H 2 4 S. 3 6 8 ; L C Abt. H IV Fach D N r 3 6 ; vgl. Tappert III S. 4 1 1 ; in P M 9 5 A N r . 2 1 nur Fragment). (3) „Sontag d[en] 1 April: ... Abends schrieb Antwort auf des H[errn] P[astor] K[unzes] Empfangnes vom 2 9 Mertz a[nni]c[urrentis = N r . 8 2 2 ] , dankte für den gegebnen und mir heilsamen und angenemen Rath, bemerkte, daß meine Absicht nicht gewesen, die Handlung allein zu unternemen, sondern eben deswegen die Sache denen 2 , der Englischen Kirchen a m Kundigsten Herren Amts=Brüdern in Philadelphia communicirt und um Dero Rath und Gutachten ersucht, welches nun erfolget wäre. Sie möchten nun die Sache weiter berathen, so wie sich Zeit und Gelegenheit darzu anböte; bat auch mich zu verschonen wegen Besuch auf das Osterfest, weil meine Frau [Anna Maria] noch elend und hülflos, und ich um die Zeit gemeiniglich mit C a t h a r r Fiebern und Heiserkeit behafftet, und mein Besuch ihnen nur zur Last seyn und nicht die mindeste Erleichterung geben würde, ausgenommen, wenn einer oder ander von ihnen krank wäre, welches Gott in Gnaden verhüten w o l t e ! " ( A F r S t IV H 2 4 S. 3 7 0 f . ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 6 ; vgl. Tappert III S. 4 1 1 ; in P M 9 5 A N r . 2 1 nur Fragment).

823.

Gotthilf

Heinrich

Ernst Mühlenberg

an Heinrich

Melchior Mühlenberg Lancaster, 2.4.1781

Z[ärtlich] gelfiebter] Vfater] Ihr letztes vom 17 Mertz 1 habe ich richtig, aber erst d[en] 1 April erhalten. Ich war schon längst begierig gewesen von Ihnen und der Mutter [Anna Maria Mühlenberg] was zu hören, denn [meine] letzte Nachricht war nur, daß sie sich etwas beßerte. Ich [kan mir] leicht einbilden, was für eine Verwirrung wegen des plötzlichen Zufalls [Unfalls] und wegen der Menge der Rathgeber gewesen. Die Potatoes oder Grundberen sind sonst gut, aber nur in leichten Bränden, in schweren Bränden aber müßen Emollientia, demulcentia [mildernde, lindernde Mittel] und Digestiva [Abführmittel] gebraucht werden und dahin gieng der Rath des Dr: Morgans - . W[enn] er dabei, so pflegt man wenig und offt zur Ader zu [lassen] - Ich dächte, wenn Suppuratio [Eiterung] nicht gut vonstatten gienge, daß Cortex Peruvianus [peruvianische Fieberrinde] als das beste Suppurations=Mittel 2 innerlich gebraucht werden möchte. Solte es hartleibig machen, so könte man dann und wann mit einem Aperiente [Abführmittel] abwechseln. Je beßer die Suppuration, desto mehr habe ich Hofnung, daß die Mutter viel gegen die alte Krankheit 3 gewinnen werde. Wegen unser Herrn Praeses [Johann Nicolaus] Kurtz, weiß ich nichts besonders zu melden, als daß er Gott sey Dank, noch ziemlich wohl ist. Er klagt freilich über das Verderben der jetzigen Zeiten, wie wir allesamt beistimmen. Vielleicht zöge er in die Gemeine zu Neuhannover und H[err] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt träte die Gemeine in Po[t]tsgrove oder Providence ab, wenn ers da in seinem abgematteten Alter etwas ruhiger haben könte. H[err] Pf[a]rr[er] Gering [Jacob Goering] reiset ziemlich viel herum, predigt auch in besetzten Gemeinen. Herr [Johann Wilhelm] Kurtz junior ist noch in Earltown, ziehet aber bald nach Lebanon. 4 H[err Johann Daniel] Schröter ist wohl, ist aber in der Warwicker Gemeine abgedankt wor-

Nr. 8 2 2 / 8 2 3

29.3./2.4.1781

397

den, und will nun Earltown, wo H[err] Kurtz jun[io] r abziehet, mit bedienen. Er hat sich das Pralen bei Unwißenden, und das Schmeicheln bei Sup[erioribus] so angewönt, daß michs ekelt, und er solte deswegen [auf der] nächsten Prediger Conferentz ermahnet werden, wenn [...] etwa deswegen davon zurük bleibt. Was mein Amt betrifft, so fehlet es nicht an Arbeit. Ich habe seither 75 junge Leute bei Tage, und 11 Erwachsene bei Nachts unterrichtet, und werde sie g[eliebts] G[ott] auf den Charfreitag confirmiren. Die andere Arbeit geht fort, und ob ich gleich der allgemeinen Klage mit beistimmen muß, daß der Krieg die Leute [ver]dirbt, so werde ich doch nicht selten durch schöne Exempel e[rmunte]rt von Teutschen und Englischen, aus welchen ich sehe, daß Gott mit seinem Worte noch kräfftig arbeitet. 5 Ich halte überhaupt das viele Klagen für unbillig. Gott hat Pennsylvanien seit 40 Jaren viel gesegnet, und so viel ich herum gekommen, so kan ich sagen, ich habe über all etliche fromme Seelen gefunden - . Es ist Undankbarkeit, den Finger Gottes 6 nicht sehen wollen, wo Er so sichtbar ist. Ich habe Jetzt eine Irishe im Unterricht, die seit 3 Jaren an der Auszerung liegt. Wunderbare Wege hat Gott sie gefürt, und solchen zerknirschten Sinn, solche Demuth, und solchen Glauben habe ich an ihr bemerkt, daß es mich ein gantz Jar vom Klagen abhalten wird. Vielleicht neme ich mir einmal Zeit und melde Ihnen etliche Exempel von dergleichen Personen. Wegen [Johann Georg] Butler habe ich nichts besonders. Ich habe die Leute gewarnet, und nun laße ich ihn und sie gehen. Colonell [Ludwig] Weltner will ihn nicht haben, weil er Capt[ain Jacob] Bunner schont, der den Discharge [Entlassungsschein] gegeben. Sonst hat sich ein neuer Lärm unter den Menonisten angefangen. Sie haben einen sonst verständigen Mann, namens Bachman, der sonst unter ihnen predigte, abgedankt. Er war offt bei H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth, nach seinem Wegziehen verband er sich mit den Methodisten etc., fangt an zu dunken [tunken = taufen] und überall Proselyten zu machen. Es ist eine Abels Affaire, Kinder und Weiber predigen, viel Gesetz, wenig oder gar nichts von Jesu. W o Bachman nicht praesidirt, gehts laut und unordentlich her mit Kreischen, Zappeln und dergleichen] nach Art der alten Inspirirten. Ich bekümmere mich nicht sehr darum, ich weis es wird nicht lange währen. Gelegentlich warne ich Seelen die mich um Rath fragen, die Spreu nicht an statt des Weitzens zu wählen - . Sie wißen doch, daß die Conferentz am Trinitatis Fest in Philadelphia ist? Hoffentlich werde ich Sie dann in Philadelphia] oder Providence sehen. 7 Ich empfele mich Ihnen und der Mama bestens und verharre nebst Gruß von uns an alle übrige M[eines] z[ärtlich] gefliehten] V[aters] gehorsamster] Sohn Lancaster April 2. 1781. 8

[Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg]

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21, 1780-81 S. 149-151 (leichte Beschädigung des Manuskripts). Extrakt in AFrSt IV H 24 S. 372f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36. 1 2

= Nr. 820. Mittel, das den Eiterherd austrocknet

398 3

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Die Briefe des Jahres 1781

Passio histérica („Mutter=Kranckheit"), epileptische Anfälle, unter denen Anna Maria Mühlenberg seit etwa 1767 litt. Johann Wilhelm Kurz war in seiner bisherigen Gemeinde nicht mehr haltbar und hatte sich auch die Kritik seiner Amtskollegen zugezogen; vgl. Nr. 798 unter 12); von Lebanon aus versorgte er mehrere Landgemeinden bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn. Vgl. Hebr 4,12. Vgl. 2 Mos 8,15. Mühlenberg nahm an der Synodalversammlung teil; zur Überlieferung des Protokolls vgl. Nr. 826 Anm. 3. Für die Zeit bis zum 27.4.1781 (= Nr. 824) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 4ten April: ... Ich schrieb 2 Briefe a) [an] die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin b) an Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] im b) agnoscirte ich das durch M[aste]r [Johannes] Riedt empfangene sub 31 Mertz gemeldte und in beiden bemerkte, daß ich dismal aufs Osterfest nicht wohl nach der Stadt kommen könte." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 147; vgl. AFrSt IV H 24 S. 371; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappen III S. 412). (2) „Donnerstag d[en] 5 Apr[il]: ... Empfieng einen Brief von Johann Kühnle Medicinae Practico, datirt d[en] 29 Mertz a[nni] c[urrentis] worin er nachfragt, ob er in dieser Gegend practisiren und einen Aufenthalt zur Unterhaltung finden könte, weil er noch ledigen Standes ist?" (PM 95 A Nr. 21 1780-81 S. 139; vgl. AFrSt IV H 24 S. 371; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 412). (3) „Freitag d[en] 6 April: frühe kam M[aste]r Hassinger ... und brachte einen Brief von unserm S[ohn] Fr[ie]d[rich] A[ugust] welcher ,datirt gestern frühe am 5 April a[nni] c[urrentis] zugleich auch 4 und Vi Yard Cottun für die Fr[au] Diehlin [Elisabeth, Frau von Georg Diehl], welche die Fr[au] Kuntzin gekaufft hat für 5 £ State Money. Ein Büschel [= bushel] Saltz wolte er auch noch schiken mit dem Sack der noch drunten ist. Alle Waaren wären in voriger Woche ungemein hoch aufgeschlagen im Preise'." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 139; vgl. AFrSt IV H 24 S. 372; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 412). (4) „Sontag Palmar[um] d[en] 8 April: ... Abends brachte Friedlich] Marsteller [Lutheraner aus Providence und mit Mühlenberg befreundeter Nachbar] ein Brieflein von der Fr[au] Kuntzin datirt von gestern d[en] 7 April, in Antwort auf meins vom 31 Mertz a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 21 1780-81 S. 151; vgl. AFrSt IV H 24 S. 373; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 413). (5) „Montag d[en] 9 April: ... Ein Mann von Schwam [Falkner Swamp = New Hanover] nam ein Brieflein mit an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 152; vgl. AFrSt IV H 24 S. 373; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 413). (6) „Charfreitag d[en] 13 April: Weil H[err] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt heute hier Gottes=Dienst und hernach Kirchen=Rechnung hat, so ersuchte ihn in ein paar Zeilen zu verkündigen, daß ich g[eliebts] G[ott] auf den nächsten Ostersontag hier predigen würde und meldete ihm auch, daß am 10 Junii a[nni] c[urrentis] eine Synodal oder Prediger Conferentz in Philadelphia zu halten bestirnt wäre g[eliebts] G[ott]. ... Empfieng auch einen Brief vor bemeldten Sohn Friedrich] datirt: Gestern d[en] 12 April in Antwort auf mein Schreiben von 4,en April ac." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 153; vgl. AFrSt H IV 24 S. 374f. ; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; Tappert III S. 415). (7) „Dienstag d[en] 17 April... Der junge M[aste]r Petermann nam das Briefgen mit an die Frau Kuntzin, welches schon in voriger Woche geschrieben." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 158; vgl. Tappert III S. 415).

824. An Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

Providence, 27.4.1781

Herztlich geliebter Sohn, Dein sehr Wertes vom 2ten April a[nni] cfurrentis] 1 empfieng ich am 7ten ejusd[em]. Weil Gelegenheiten von hier nach Lanc[aster] sehr rar sind, und ich abwesend, als M[aste]r Habacher hier war, so konte es nicht gebürend agnosciren,

Nr. 823/824

2.4./27.4.1781

399

und habe also schon Dein Zweites vom 25 April ac 2 durch M[aste]r Habacher heute d[en] 2 7 Apr[il] erhalten. Ew[er] Wohlseyn ist uns tröstlich und erfreulich, und reitzet uns zur Dankbarkeit, zu dem Inoculiren [impfen] wolle der Eigentums Herr auch sein Gedeihen geben nach seinem Wohlgefallen zum Besten der Eltern und des lieben Kindes. Die Fragen betreffend, werden wol nicht viele Antwort erfodern, weil Du schon ziemlich pro affirmativa bist. Es fiel mir vorläufig bei, daß unser gel[iebter] H[err] Mag[ister Christian] Streit 1773 die Frage vorlegte: Qu[ae]r[o] 1) ob ein Lutherischer Prediger das heil[ige] Abendmal solchen Personen reichen dürfe, die zu der Kirche von Engelland halten, aber nicht confirmirt sind? Er bekam zur Antwort: a) wo sie sich nicht unterrichten und confirmiren laßen wollen, so dürffte ers ihnen nicht reichen ratio: weil die Confirmation als ein notwendiges Stük unsrer Kirchen Zucht angesehen werde. 2) Wenn aber die Frage sey b) ob ein Lutherischer Prediger die, so zur Englischen Kirche halten und auch fort halten wollen, erst confirmiren, und denn mit dem heil. Abendmal bedienen dürfe, ob sie wol sich ins künfftige der Seelsorge eines Englischen Lehrers über geben wollen?, so sey die Antwort: Ja. 3) Wäre die Frage, ob ein Lutherischer Prediger die, so in der Lutherischen Kirche confirmirt worden, hernach aber zu der Engelischen Kirche übergegangen mit dem heil. Abendmal bedienen dürfe? so wäre die Antwort: Ja. obiter [nebenbei] zu sagen: wenn ein Luthferischer] Lehrer Gelegenheit und Freiheit hat die Lehre vom heil: Abendmal heils begierigen Englischen] Seelen privatim oder publice zu erklären und vor zulegen, und Sie denn ein Verlangen bezeugen es so zu nemen, so sehe ich nicht, warum man es weigern solte. Wir haben Freiheit selbst aus dem Actu vom Abendmal in ihrem Common Prayer Book, 3 daraus zu lesen, was am nächsten mit unsrer Lehre überein komt, und wesentlich und nötig ist. Sölten wir Verständige zur Entsagung gewißer unerheblicher Irrtümer anhalten, so möchten sie uns eben so wol kleine Irrtümer vorwerfen, welche die Aristotelische Dissertationen besonders im Articul vom Abendmal etc. verursachet haben, da sie den Modum praesentiae [Darreichungsart] bestimmen wollen. A Communion of the Body and Blood of Christ [Einheit von Körper und Blut Christi] ist schrifftmäßig und bestimmet praesentiam hinreichend, zumal die Testamente Worte des Neuen Bundes 4 sattsam bekräfftigen, daß es keine Deutelei erlaube. Zeichen und Sinnbilder gehören in den Alten Bund etc. Wenn ich ein wenig mehr Zeit habe, will ich g[eliebts] G[ott] die Fragen nach meinem schwachen Vermögen beantworten. Der Grund des Zwiespalts zwischen den R e f o r mierten] und Luth[erischen] liegt in dem Lehrsatz von der Teilnemung der Menschlichen Natur Christi an den Eigenschafften der göttlichen] Natur etc. Jetzt habe ich 36 junge Leute in der Hannover Gemeine im Unterricht und auch etliche in Providence welches mir schwerer fält wie sonst da ich mein Gehör und Vigeur [Kraft] noch hatte. Es hat mich erfreuet, daß Du eine so schöne Anzal gehabt. Ach laßt uns in der Krafft Gottes 5 wirken weil es noch tag ist. 6 Mit hertzlichem Gruß und Segens=Wunsch von uns Alten und Jungen an unsere geliebten Kinder und Enkelgens verbleibe Ew[er] zur Liebe verbundener H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Die Briefe des Jahres 1781

400

N[ach] S[chrift]. ich habe diese Zeilen zwar heute geschrieben, weiß aber nicht, ob früh oder spät Gelegenheit vorfallen möchte, sie ab zu senden. Neuprovidence Freitag d[en] 2 7 April 1781. 7

Reinschrift 1 2 3

4 5 6 7

in PM 95 D 7.

= Nr. 823. Nicht erhalten. Church of England, The Book of Common Prayer and Administration of the Sacraments, and other Rites and Ceremonies of the Church, according to the Use of the Church of England: Together with the Psalter or Psalms of David; Pointed as they are to be sung or said in Churches, London 1700 (eine von vielen Ausgaben). Vgl. Mk 14,24 par; 1 Kor 11,25. Vgl. Rom 1,16. Vgl. Joh 9,4. Für die Zeit bis zum 8.6.1781 (= Nr. 825) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 29 April ... empfieng einen Brief von S[eine]r Hochedelg[eboren] Herrn Johannes Söbötker, Kammer=Rath von S[eine]r Königlichen] Majestaet zu Dennemark, Norwegen etc. etc. in Copenhagen, datirt Copenhagen den 30 Junii 1780. mit Verlangen: ich solte ihm eine Nachricht senden von allen unsern Lutherischen Gemeinen auf den N o r d Americanischen Cüsten, deren Lehrer und ungefere Anzal von Gliedern, Kirch Gebäuden etc. etc. und meine Antwort befördern in duplo und zu liefern an die Herren [Thomas] Willing [sehr wohlhabender Kaufmann in Philadelphia] oder Wilkocks, welche es an den Herrn Stadt H a u p t m a n n und Major Cornelius Handrickson in S: Croix zur weitern Beförderung senden würden. P.S. die Herren Port und Heitmann, die Ew[er] in A[nno] D[omini] 69 oder 70 besuchten davon wonet der erste nun in Copenhagen, und der andere lebt noch in S: Croix." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 163f.; vgl. unter dem 28.4.1781 AFrSt IV H 24 S. 383f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 417). (2) „ M o n t a g d[en] 30 April: ... empfieng auch Briefe und Rechnungen von den Meinigen aus der Stadt." (AFrSt IV H 24 S. 319; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 417). (3) „Dienstag d[en] 1 Maii: ... Der Knecht Heinrich Metzger brachte mir einen Brief mit von meinem Sohn He[i]n[rich] M[ühlen]b[erg] aus Lancaster, datirt d[en] 27 April a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 165; vgl. AFrSt IV H 24 S. 379f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 418). (4) „Sontag Jubilate d[en] 6 Maii: ... Abends spät brachte mir Henrich Metzger folgende Brieffschafften: 1) von Friedrich] A[ugust Conrad] M[ühlenberg] datirt von gestern den 5 Maii, mit Nachricht, daß in Philadelphia] große Verwirrung sey, weil der Gesetzausübende Rath das Continental Geld so weit abgesetzt, daß 175 dergleichen] thaler für 1 spanischen Silberthaler gerechnet seyn soll, welches besonders unter dem Mittelstande der Einwoner Schaden und N o t h verursachet. Das Continental Geld soll noch bis den nächsten 1 Junii a[nni] c[urrentis] zu Taxen [Steuern] gültig seyn, hernach ausgewechselt werden für ander oder neu gemachtes Papier Geld. N o t h bricht Gesetze. 2) communicirt ein Schreiben von [Johann] P[eter] G[abriel] an Friedrich] A[ugust] datirt Chesterfield Courthouse Apr[il] 26 th 1781 berichtend daß am 25 April a[nni] c[urrentis] die Gen[eräle William] Phil[l]ips und [Benedict] Arnold mit 3000 auserlesenen Britt[ischen Truppen] Petersburg in Virg[inia] eingenommen, allwo P[eter] G[abriel] mit 1000 Militz zwar Wiederstand getan und ein 2stündig Gefecht gehabt, aber doch weichen müssen, weil die Britische] Force [Streitmacht] weit stärker war und canonirt hat." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 167; vgl. AFrSt IV H 24 S. 381f.; LC Abt. H IV Fach D Nr 36: Tappert III S. 419). - Zum Gefecht bei Petersburg vgl. Wallace, Muhlenbergs, S. 2 1 9 - 2 2 3 . (5) „ M o n t a g dienj 7 Maii ... Heute schrieb ich an die Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin, wie auch an die Maria [Catharina] Sw[aine] und pakte die von Friedrich] M[ühlen]b[erg] empfangene Schreiben ein, um sie mit Gelegenheit zu M[aste]r [Francis] Sw[aine] zu schiken." (PM 95

Nr. 824

27.4.1781

401

A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 168; vgl. AFrSt IV H 24 S. 382; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappen III S. 419). (6) „Dienstag d[en] 8 Maii ... Herr Pf[a]rr[er Johann Wilhelm] Hendel brachte mir einen Brief mit von H[errn]P[astorChristoph Emanuel] Schultze, datirt d[en] 5 Maii a[nni]c[urrentis] und derselbe nam auch meinen Brief mit, den ich zur Antwort geschrieben hatte an meinen Sohn Friedlich] in Philadelphia]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 168; vgl. AFrSt IV H 24 S. 382; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; Tappert III S. 419). (7) „Mitwoch d[enj 9"" Maii ... Übrigens schrieb ich einen halben Bogen voll zur Antwort an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze, welches dem H[errn] P[astor] Hendel bei seiner Retour mitzugeben gedenke." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 169; vgl. AFrSt IV H 24 S. 383; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; Tappert III S. 419). (8) „Donnerstag dien] 10 Maii ... schrieb Antwort an meinen Sohn He[i]nrich in Lancaster und agnoscirte sein letzters vom 27 April durch P[eters] Knecht [Heinrich Metzger]: schrieb auch etliche Zeilen an die Frau Hanna [Anna Barbara] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 169; vgl. AFrSt IV H 24 S. 383; LC Abt. H IV Fach D Nr 36; Tappert III S. 419). (9) „Sambstag d[en] 12 Maii gestern Abend spät kamen die Rev[erendi] Hh. P. P. [Herren Pastoren Johann Nicolas] Pomp und Hendel auf ihrer Retour vom Coetu noch vor, und gaben mir a) ein Schreiben vom Rev[erendo] H[errn]P[astor Johann Christoph] Kuntze datirt d[en] 9 Maii a[nni]c[urrentis] worin ich Antwort bekam daß auf mein Verlangen das nächste Pfingstfest hier oben bleiben und gleich nach dem Fest zur Conferentz hinunter kommen möchte. Daß die jetzigen Zeiten was Ähnliches andeuteten mit dem Offenb: Joh: 16,9 und daß keine logicalische Warscheinlichkeit hinreichend, sondern vorzüglich Glaube und Gebet dazu gehörte, wenn Gottes Barmhertzigkeit uns noch nicht wie Sodom und Gomorrha zurichten solte! Es sehe a priori und a posteriori ziemlich drohend aus etc. wenn man unter jenem unser Einbroken, und unter diesem die Geschichte die am Tage ist, verstehe. - Ferner ein Schreiben von H[errn] Friedrich] M[ühlenberg] datirt d[en] 10 Maii mit der Englischen] Zeitung." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 170; vgl. AFrSt IV H 24 S. 383f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 420). (10) „Dienstag d[en] 15 Maii ... schrieb Antwort an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] wegen Dr: Williams Intention bei uns zu wonen, daß sichs nicht für uns schikte und ich gestern mit Nachbar [Johannes] Riedt gesprochen, welcher sich erboten, 2 räumliche Zimmer in seinem großen Hause vorne aus, den halben Keller, hinreichend Brennholtz und sein Pferd zu füttern das Jar für 20 £ Silber Geld zu lehnen, welches 2 bis 3 mal wohlfeiler seyn würde, als wenn er zu mir zöge, wo keine Weide und Futter für sein Pferd, kein Feuerholtz etc. zu haben wäre. Ferner daß ich ihm nicht versichern oder voraus sehen könte ob sein Metier ihm hinreichenden Unterhalt hier in dieser Gegend verschaffen würde, weil ein Dr: so zu sagen erst Wunder Curen verrichten und wohlfeil seyn muß ehe er Applausum findet." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 172; vgl. AFrSt IV H 24 S. 385; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36: Tappert III S. 421). (11) „Donnerstag d[en] 17 Maii ... Gegen Abend kam M[aste]r Sw[aine] von Philadelphia] zurück und brachte uns von H[errn] Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] a) 6 £ Coffee auf Credit b) die Englisch» und Deutsche Zeitung: c) ein Schreiben datirt: heute d[en] 17 Maii: worin er mein Schreiben vom 15 Maii a[nni] c[urrentis] wegen Dr. Williams agnoscirt, welches ich mit Hausmann von Reading gesandt." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 173f.). (12) Unter demselben Datum: „Schrieb heute ein paar Zeilen an H[errn]P[astor Johann Ludwig] Voigt und bat um Antwort auf folgende 2 Fragen: a) ob, und an welchem Tage er zur Pred[iger] Conferentz zu reisen gedachte? b) ob er am Pfingst Montage g[eliebts] G[ott] hier predigen könte?" (AFrSt IV H 24 S. 386; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; vgl. Tappert III S. 421). (13) „Mitwoch d[en] 23 Maii ... M[aste]r Bucher ... brachte mir einen Brief vom Dr: Williams datirt d[en] 20 Maii a[nni] c[urrentis] worin er meldet daß er nicht geneigt wäre sich hier in Providence zu setzen, weil es ihm der Dr: Morgan Wiederrathen etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 175; vgl. AFrSt IV H 24 S. 387; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 422). (14) „Freitag d[en] 25 Maii: ... Schrieb [wegen der Ordination von John Wade] heute an H[errn]P[astor] Kuntze und fragte ,ob Sie sich der Sache noch weiter annemen wolten und es genem hielten, daß M[aste]r W[ade] ein oder ein paar Tage nach der Conferentz in Philadelphia] bei Ihnen erscheinen solte? Bäte also um ein paar Sylben zur Antwort'." (AFrSt IV H 24 S. 388; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 422).

402

Die Briefe des Jahres 1781

(15) „Sambstag dien] 26 Maii: ... Ich schrieb ein paar Zeilen, um sie mit Gelegenheit an den H[err]n P[astor] Primarius] Kuntze abzusenden, meldete darin a) daß ich vermöge Dero Werten vom 29 Mertz a[nni]c[urrentis = Nr. 822] verstanden, als ob Sie sub certis conditionibus [gewissen Umständen] des H[errn] Wade's Sache nach mehr Zeit und Überlegung annemen wolten, und ich ihm deswegen gerathen, daß er sich am 12ten oder 13 Jun[ii] a[nni]c[urrentis] bei Ihnen in Philad. einfinden mögte. Doch mit dem Vorbehalt, daß ich in der Zwischenzeit erst bei meinen S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren] Amts-Brüdern nachfragen und ihm die Antwort erteilen wolte, ob Sie die Sache und bestirnte Zeit genem hielten? Bäte also um ein paar Sylben zur Antwort, b) ich hoffte noch hier im Lande ein Pferd gelent zu bekommen, welches mir lieber wäre, als die lieben Brüder in Philadelphia] zu beschweren. Vielleicht könte mich Mons[ieur Johann Daniel] Lehmann mit nemen etc. H[err] Pf[a]rr[er] gedächte erst Montag d[en] 11 Junii vormittags in der Stadt zu seyn. H[err] P[astor] Schultze würde g[eliebts] G[ott] die letzten Tage in der Pfingstwoche bei uns eintreffen. H o m o proponit, deus disponit [Der Mensch denkt, Gott lenkt], - " (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 176; vgl. AFrSt IV H 24 S. 388; LC Abt. H IV Fach D Nr. 36; Tappert III S. 423). (16) „Donnerstag d[en] 31 Maii... Bekam ich auch einen Brief zu lesen vom 18 Maii von P[eter] G[abriel] aus Virg[inia] der mich erschrekte und betrübte." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 178; vgl. AFrSt IV H 24 S. 390; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappert III S. 424). (17) „Pfingst Montag d[en] 4 Junii: ... Ich schrieb wieder ein paar Zeilen an H[err] P[astor] Kuntze, wegen M[aste]r Wade, weil auf meins vom 26 Maii noch keine Antwort bekommen." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 180; vgl. AFrSt IV H 24 S. 392f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappert III S. 424). (18) „Donnerstag d[en] 7 Junii ... Empfieng ein Brieflein von H[errn] P[astor] Voigt, worin er berichtet, daß er g[eliebts] G[ott] nächsten Sontag Nachmittags seinen Weg durch Providence bis zu M[aste]r [Friedrich] Marsteller nemen, und Montags von da zur Stadt kommen wolte." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 183; Tappert III S. 425).

825. An John Wade

[Providence,]

8.6.1781

With Compliment and Respect to the Rev[eren]d M[aste]r Wade, I am to acquaint him, that no Answer is come from Philad [elphia]: It seems to me, the Rev[eren]d Gentlemen of our Ministry in Town, are afraid to comply with my and your Request, concerning Ordination, 1 und to interfere with Obiects belonging to the established Episcopal Church, because of the present critical Time und Situation of political Affairs. Therefore you need not to come to Town, but leave the Matter in Suspence, and permit me to be und remain your humble und wellwishing Servant. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] June 8th 1781

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 H 24 S. 394; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37. Auch in Tappert III S. 425. 1

S. 184 sowie AFrSt IV

Insbesondere Johann Christoph Kunze hatte zwar stärkere Vorbehalte als Mühlenberg selbst, doch war seine Reaktion auf Mühlenbergs Anfrage (vgl. Nr. 824 Anm. 7 unter 14 und 17) wegen

Nr. 8 2 4 / 8 2 5 / 8 2 6

27.4./8.6./17.6.1781

403

Krankheit ausgeblieben; vgl. Tappert III S. 424 und 429f. Z u r Vorgeschichte vgl. Nr. 752; Nr. 758; Nr. 819; Nr. 821; Nr. 822; zur weiteren Entwicklung Nr. 829; Nr. 835; Nr. 840. Das lutherische Ministerium willigte schließlich in die Ordination ein; vgl. Nr. 897 mit Anm. 2.

826. Die Ältesten Mühlenberg

und Vorsteher von Upper Saueon an Heinrich Melchior Upper Saueon, 17.6.1781

Wir Ältesten und Vorsteher der Lutherischen Gemeine in Obersackum [Upper Saueon] fangen unsere Vorrede an mit einem demütigen Gruß an den hochachtbaren und Ehrwürdigen H[errn] Pf[a]rr[er] Mühlenberg sen[io] r den alten Glaubens Bruder und Anfänger der gantzen Ordnung der lutherischen Bruderschafft und Gemeinden in Pennsylvanien. Gott verleihe Ihm Gesundheit, Krafft und Stärke, daß er doch in seinem Alter uns noch ferner beystehen und behülflich seyn kan, die wir auch überzeugt seyn von vielen Jaren her, daß er es thun wird. Der Herr wolle Ihm einen Gnadenion dafür geben in der frohen Ewigkeit um Jesu Christi willen unsers Herrn amen. Sein werthes Schreiben 1 haben wir empfangen den 4ten Junius 1781. Es hat uns alle sehr erfreuet, daß wir von unserm von vielen Jaren her bekanten Hochachtbaren und Ehrwürdigen Herrn Bruder und Vorbitter bey Gott, so viel geachtet seyn und vernomen haben, daß er noch an uns gedenken thut. Wir können nicht unterlaßen bey dieser Gelegenheit etwas weiters zu schreiben von unserm Mitbruder Johannes Beil, von seinem Verhalten und Auffürung in der gantzen Zeit, daß er uns gepredigt hat. Er ist ein frommer und Ehrwürdiger Mann und verrichtet seine Predigten ordentlich alle 14 Tage auf die Sontage und sind sehr wohl zufrieden mit ihm. Die Art und Weise, wie wir ihn haben angenommen, ist im vorigen Briefe2 gemeldet worden, nur wir müßen melden, daß wir unsern Mitbruder Johannes Beil haben angeredt, daß er uns doch predigen wolte, weil wir in dieser Zeit keinen Prediger haben. Er versprach uns alle 14 Tage zu predigen aus Liebe ein ganzes Jar, mit dem Vorbehalt: Taufen und das heil[ige] Abendmal halten thue ich nicht, weil ich nicht darzu ordinirt bin, und daß es auch nicht ein Geschwätz gebe, ich hätte mich eingedrungen, und dann verlange ich nichts von euch als ein gut Zeugniß von der Gemeine und Erlaubniß in eurer Kirche zu predigen ohne Hinderniß. Das war unsers Mitbruders Begeren. Da funden sich 24 seßhaffte Männer und Mitbrüder, die unterschrieben mit uns Ältesten und Vorstehern eine Schrifft, die Herrn Mühlenberg im vorigen Briefe sind bekant gemacht worden. Nun unsers Hochachtbaren und Ehrw[ürdigen] H[err]n sein Wertes Schreiben gibt uns Nachricht, daß er unser voriges Schreiben dem Synodal, wo alle vereinigte Herren und Abgesandte zusamenkommen, wolte vorlegen. 3 So seyn wir im Verlangen zu hören, was mit unserm Mitbruder Johannes Beil soll vorgenomen werden, und erbieten uns an, wenn mehr Zeugniß verlangt wird nach dem Spruch St: Paulus Tim: 3,7 da es heißt: er muß auch ein gut Zeugniß haben von denen die draußen sind, so sind wir willig ein solches Zeugniß einzu bringen, denn wir sind überzeugt, daß unser Mitbruder Johannes Beil solches kan haben von einer großen Anzal

404

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

Menschen in seiner Nachbarschafft, wann es verlangt wird. Übrigens bitten wir unsern hertzl[ichen] Gruß und Segenswunsch zu vermelden an H[errn] M[ühlen]b[erg] und alle vereinigte Herren der Luth[e]r[ischen] Bruderschafft in Pennsylv[ania] und verbleiben Ihre unterthänigste Diener und Mitbrüder in Obersaken Township, unterschrieben von uns Ältesten und Vorstehern als Georg Schweker Andreas Erdmann Valentin Jäger Obersaaken Township dato d[en] 17 Tag Junii 1 7 8 1 .

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 IV H 24 S. 408-411; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37. 1 2 3

S. 200-202

sowie

AFrSt

= Nr. 8 1 8 . = Nr. 8 0 9 . Die Synodalversammmlung wurde vom 10. bis zum 12. Juni in Philadaelphia abgehalten. Z u m Synodalbericht vgl. Documentary History S. 1 7 7 - 1 8 0 sowie Mühlenbergs Tagebuchaufzeichnungen in P M 9 5 A Nr. 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 1 8 5 - 1 8 9 ; AFrSt IV H 2 4 S. 3 9 5 - 3 9 9 ; L C Abt. H IV Fach D Nr. 3 7 ; Tappert III S. 4 2 6 f . - Das Gesuch wurde abgeleht. Vgl. auch Nr. 8 2 7 ; Nr. 8 2 8 und Nr. 8 3 0 ; zur weiteren Entwicklung Nr. 8 4 9 ; Nr. 8 5 2 ; Nr. 8 5 4 .

827.

Johannes

Beil an Heinrich

Melchior

Mühlenberg Lower Saueon,

17.6.1781

Untersakon [Lower Saueon] Taunschip d[en] 17 Tag Junii 1 7 8 1 . Meinen freundlichsten und in Liebe verbundenen Gruß zuvor dem Hochachtb[aren] und Ehrw[ürdigen] H[errn] Pf[a]rr[er] Mühlenberg sen[io] r nebst diesem Gottes Gnade, und zur Vermehrung unsrer Lutherischen vereinigten Gemeinen, Liebe, Ernst und Treue; und die weil ich aus Erfaren von meinem Vatter [Balthasar Beil] vernommen, daß der Ehrwürdige H[err] und Glaubens=Bruder H[err] M[ühlen]b[erg] sey unter Gottes Gnade die Person, welche in diesem Welttheil den Anfang unserer vereinigten Lutherisch Gemeinen gemacht hätte, und die Christlichen Ordnungen bisher mit allem Fleiß suchen zu unterhalten, so wünsche ich nochmals, daß der Allmächtige Gott und Vatter unsers Herrn Jesu Christi wolle den Ehrenwerthen Herrn Gnade und Stärke verleihen, damit doch Gottes Ehre und der Menschen ewiges Heil und Seligkeit möge noch ferner befördert und fortgepflantzet werden. Die weil es Gott gefallen mir aus seinem Wort Erkentfnis] zu wege zu bringen, daß ich gleich, wie alle Menschen, ein Sünder sey, und daher der Verdamniß schuldig, 1 auch so gleich in seinem Wort geoffenbaret finde, wie man bey Jesu Christo Vergebung in wahrer Buße theilhafftig werden könne, 2

Nr. 8 2 6 / 8 2 7 / 8 2 8

17.6./17.6./26.6.1781

405

und nach dem ich auch sähe, daß der mehrste Haufe der Menschen auf dem breiten Wege der Unbußfertigkeit dahin wandelte, 3 und auch gewahr wurde, daß es an wahren Hirten und Lehrern mangelte, die das Volk mit Ernst zur Buße und Glauben anmahneten; mir auch die Liebe zu unserm Erlöser, zu meiner und aller Menschen Seligkeit in dem Worte Gottes mehr und mehr bekant wurde und mich bewegte nach Verfelung von etlichen Jahren frey zu predigen; so haben unsere Glaubens Brüder, wie ich vernehme, einen Bericht davon an den Ehrw[ürdigen] Herrn gesandt 4 und wir haben sein Werthes Schreiben vom 6 Februar: am 4 t e n Junii 5 empfangen. Es ist mir sehr tröstlich, daß so ein alter Glaubens Vater, von welchem ich von meiner Mutter vernommen, daß er schon an mir gearbeitet in meiner Kindheit, da ich noch nicht recht reden konte, doch beten zu lernen, daß Er noch nicht auf höret sich M ü h e zu geben, mir nun auch in meinem Lehramt behülflich zu seyn, damit es doch in Frieden zur Ehre Gottes und zum Dienst des Nächsten geschehen möge. Ich erachte es unnöthig ein Mehres zu schreiben, sondern werde willig seyn in seiner Gegenwart zu erscheinen und mündlich mit ihm zu reden, wann es begehret wird. Ich wünsche nochmals den Friede mit Gott, und verbleibe sein unterthänigster Diener. Johannes Beil. 6

Abschrift

von Mühlenbergs

Hand

im Tagebuch

24 S. 411 f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. '

Vgl. R o m 5 , 1 6 .

2

Vgl. Lk 2 4 , 4 7 . Vgl. M t 7 , 1 3 .

3 4 5 6

PM 95 Nr. 21 1780-81

S. 202f.

sowie AFrSt IV H

37.

= Nr. 8 0 9 . = Nr. 8 1 8 . Für die Zeit bis zum 2 6 . 6 . 1 7 8 1 (= N r . 8 2 8 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 20 Junii: ... Als ich heim kam fand einen Brief vor von meiner Frauen Bruder B[enjamin] W[eiser] datirt d[en] 11 Junii, worin er berichtet, daß unsere Mutter Anna Eva Witwe Weiserin a m I l t e n Junii frühe um 2 Uhr entschlafen, und am 12ten Junii begraben sey." (PM 9 5 A N r . 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 1 9 9 ; vgl. Tappert III S. 4 3 1 ) .

828. An Johannes Beil

[Providence,

26.6.1781]

Geehrter und geliebter Herr Beil, Es war mir sehr lieb den alten Vater Balthasar noch einmal in diesem Leben zu sehen. Er übergab mir sein Werthes aus Untersackom [Lower Saueon] vom 17 Junii a[nni] cfurrentis] 1 und auch eine Schrifft aus Obersaacken [Upper Saueon] von geliebten Mitbrüdern Hh. [Herren Georg] Schwenker, [Andreas] Erdman und [Valentin] Jäger als Ältesten und Vorsteher unterschrieben d[en] 17 Jun[i] ac. 2 Unsere dismalige Synodal Versamlung wurde in Philadelphia am 1 0 , 1 1 , und 12 Juny gehalten. Ich legte das Schreiben von den 2 4 seßhafften

406

Die Briefe des Jahres 1781

Glaubens=Brüdern aus Obersakom Taunschip 3 der Versamlung vor. 4 Wir konten aber nichts beschließen, weil wir nicht wüsten, ob seit dem Schreiben der lieben 24 Brüder vom 29 Octobfer] 1780 nicht etwa Veränderungen vorgefallen seyn möchten. Denn ich weiß aus Erfarung, daß Witterung, Gemüter und Umstände in diesem Lande veränderlich sind. Und wir höreten auch einseitig, als ob etliche den H[errn] Pf[a]rr[er] Buschkirch [Jacob van Buskirk] wieder genötigt daselbst zu predigen und die Gemeine wieder an zu nehmen. 5 N u n ist mir nichts fürchterlicher als wenn Gemeinen in Zwiespalt und Partheien gerathen wodurch alle Seelen Erbauung verschwindet und Haß, Neid und Feindschafft auf Kindes Kinder fortgepflantzet wird. Und da ich versichert bin, daß mein geliebter Mitbruder Herr Beil gern seine eigene Seele retten und auch seines Nächsten Wohlfart aus Liebe zu Jesu Christo befördern und gute Ordnung erhalten mögte; so wäre mein einfältiger Rath dieser: 1, wenn mein Geliebter Herr Beil siehet und merket, daß ein oder der meiste Theil der Gemeine den H[errn] Pf[a]rr[er] Buschkirch wieder haben will, so rede Er seinen Freunden liebreich zu, daß sie auch mit beyhalten, damit die alte Gemeine die so viele Jare her zusamengehalten, ja nicht in Parteien zerrißen werde. Matth: 5 [9] selig sind die Friedfertigen etc. Cap: 18 [6] und Wehe dem, der der Gerin[g]sten einen ärgert, die an Christum glauben. 2, Wenn Gemeinen sind, die gar keinen Prediger haben und geneigtheit und Verlangen tragen den Geehrten Herrn Beil als ihren Seelsorger zu erkennen, so dürfen sie nur einen schrifftlichen Beruf mit ihres Namens Unterschrifft an ihn geben, ohngefer so wie die 24 Glieder in ihrem Schreiben vom 29 Octob[er] 1780 es gemacht haben. Und wenn er solchen Beruf oder Berufe an mich sendet, so will, wenn ich lebe, die Sache weiter befördern an unsern H[errn] Praeses [Christoph Emanuel Schultze], 6 daß Er mit in unsere Vereinigung aufgenommen und nach der Ordnung zum Amte bevollmächtiget werde. Die Heilige Bibel ist und bleibet die Haupt Quelle, wenn wir unter ernstlichem] Gebet darin fleißig forschen und daneben [Johann] Arnd[t]s wahres Christenthum 7 und unsern Philadelphischen Catechismum 8 zum Wegweiser brauchen, und nach der Richtschnur die Ordnung des Heils an unser eignen Sinnen erfaren, so können wir durch des Heiligen Geistes Mitwirkung unserm Nächsten mit Lehre und Christlichem Wandel nützlich seyn. Übrigens rieth ihm, er möchte mit H[errn] Buschkirch Bekantschafft und Freundschafft halten. 9 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 IV H 24 S. 412-414; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37. 1 2 3 4 5

6

S. 204-207

sowie AFrSt

= Nr. 827. = Nr. 826. Vom 29.10.1780; vgl. Nr. 809. Punkt XVI der Tagesordnung; vgl. Nr. 826 Anm. 3. Dies hatte Mühlenberg in persönlichem Gespräch mit den Überbringern der Briefe Nr. 826 und Nr. 827 erfahren; vgl. Tappert III S. 432 zum 26.6.1781. Schultze wurde auf der Synode 1781 zum Präses gewählt.

Nr. 828 7 8

9

26.6.1781

407

Vgl. Nr. 720 Anm. 18. Johann Christoph Kunze (Hrsg.), Der kleine Catechismus des sel[igen] D. Martin Luthers, Nebst den gewöhnlichen Morgen-Tisch und Abend-Gebeten. Welchem Eine weitere Anweisung zur christlichen Lehre, für die Weitergekommenen und Confirmanden, beygefüget ist. Z u m Gebrauch der Jungen und Alten. Philadelphia, gedruckt bey Steiner und Cist, in der Zweyten-Strasse, 1781. Vgl. Germanica-Americana I Nr. 556 S. 237; vgl. Tappert III S. 428f. Für die Zeit bis zum 20.7.1781 (= Nr. 829) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 26 Junii: ... Ich schrieb auch heute einen halben Bogen voll an H[errn] Buskerk, wegen der Obersackom [Upper Saueon] Gemeine: gab ihm zu verstehen, daß ich mehr Hofnung und Vertrauen zu M[aste]r [Johannes] Beil, als zu ein und andern halbgelehrt= und halbbekehrten Flüchtlingen hätte, die wir aus N o t h ins Ministerium aufgenommen, weil er /:M[aste]r Beil:/ hier in der Luth[erischen] Religion geboren, getaufft, erzogen, unterrichtet, confirmirt, seßhafft, unter den verständigen Einwonern beliebt, und vermöge vieler Zeugniße ein M a n n vom guten Character wäre und nützlich seyn könte, wenn man ihn beibehielte und unterstützte: fürete auch dem H[errn] B[us]k[irk] zu gemüte, daß er sich wol etwas übereilt, da er die Gemeine in Obersackom, wegen unerheblichen Ursachen aufgegeben, und sie den Wölfen überlassen und an deren Statt eine andere angenommen, die weiter entfernt etc. Ich legte den Brief an M[aste]r Beil [= Nr. 828] offen in H[errn] Buskerk seinen, ersuchte ihn, er möchte den Brief lesen, hernach versiegeln und an Esq[uire Balthasar] Beil befördern und wo möglich mit ihm, wegen der Gemeinsache freundlich conferiren." (AFrSt IV H 24 S. 414f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; vgl. PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 206f.; Tappert III S. 432). (2) „Freitag d[ert] 29 Junii: empfieng einen Brief vom H[errn] Praeses [Christoph Emanuel] Schultze, berichtend daß er Sambstag Abend ermüdet heim gekommen i[d] e[st] d[en] 23 Junfii] mit motib[us] febri[bilibus = fiebrigen Anwandlungen] und die Seinigen erträglich wol vorgefunden etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 207; vgl. AFrSt IV H 24 S. 415; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappert III S. 433). (3) „Sambstag d[en] 30 Junii Vormittags schrieb Antwort auf H[errn] Praeses Schultze seinen Brief ...". (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 207; vgl. AFrSt IV H 24 S. 416; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappert III S. 433). (4) „Dienstag d[en] 3 Julii ... brachte mich M[aste]r [Adam] Wartmann [Lutheraner aus New Hanover] zu meiner Wonung in Providence, allwo ich ein Schreiben vom H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze vorfand datirt d[en] 29 Junii a[nni] c[urrentis] worin er berichtet, daß seine Ehefrau [Margretha Henrietta] am Johannis Tage i[d]e[st] den 24 Junii Morgens frühe um 3 mit einem Söhnlein [Carl Heinrich] nieder gekommen, welches der H[err] Vater wegen zugestoßner Krankheit in der zweiten Nacht nach der Geburt taufte und mich, wie auch den Herrn Bruder S[alvo] T[itulo] Pastor [Johann Carl] Kuntze und die Frau Kantzlerin Riesenbeckin im Voigtlande als Taufzeugen ansahen. Daß seitdem das Söhnlein wieder beßer, aber die Kindbetterin gefärliche Zufälle habe etc." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 210; vgl. AFrSt IV H 24 S. 417f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappert III S. 434). (5) „Mitwoch d[en] 4 Julii schrieb einen Brief an M[a]st[e]r Christoph Zimmermann in Philadelphia] und schloß den verlangten Taufschein wegen seiner Frau ein." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 210; vgl. Tappert III S. 434). (6) Unter demselben Datum: „Schrieb auch Antwort auf H[errn] P[astor] Kuntzes Angeehrtes vom 29ten Junii a[nni] c[urrentis] und schloß die Taufscheine zur gütigen Bestellung mit ein. Ferner sandte ein paar Zeilen an Hferrn] P[astor Johann Ludwig] Voigt und frug nach, ob er am 5ten post Trin[itatem] für mich in Neuhannover predigen wolte, wenn ich als denn hier in Providence für ihn vicarirte?" (AFrSt IV H 24 S. 418; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; vgl. Tappert III S. 434). (7) „Donnerstag d[en] 5 Julii ... Es kamen leere Frachtwagen vorbei welche durch Reading wolten, denen gab ich den Brief mit an die Vorsteher der Luth[erischen] Gemeine." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 211; vgl. AFrSt IV H 24 S. 418; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37, Tappert III S. 434). (8) „Donnerstag d[en] 12 Julii ... H[err] P[astor] Voigt sandte Antwort, daß er nächsten Sontag g[eliebts] G[ott] in Neuhannover predigen wolte, und ich seine Stelle hier in Providence versehen möchte." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 213, Tappert III S. 435).

408

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

829. An die Vorsteher und Ältesten von Molatton

Providence, 20.7.1781

Hon[o] rd Gentlemen, I, the Subscriber received your Favor, dated February 25 t h a[nni] cfurrentis] 1 setting forth „the destitute state of the Churches of God for Want of regular officiating Ministers in the present calamitous times of War, and that it has pleased God Almighty by his kind providence to send the Rev[eren] d John Wade as a Probationer to you, who for some time has preached the Gospel in your Church, and whom from your own knowledge of his Abilities as well, as from the Recommendations of many respectable Persons, you do consider as a proper Candidate for Clerical Ordination, but finding at present no way and means to get him ordained by a protestant Bishop, you please to request, he should be ordained by us, the German Lutheran Ministry in Pennsylvania, and in such a Case you agree to receive him for your Minister for a time. Being sensible, Worthy Gentlemen of the said state of your Church and Congregation for Want of a regular officiating Minister: considering the present times and the Impossibility of getting a Well recommended Candidate ordained by a Most or Right Reverend protestant Bishop: and weighing your serious Request together with your hearty Recommendation concerning the Abilities of the Rev[eren] d M[aste]r Wade for Orders: I conferred about the Matter with some chief Members of our German Ministry at Philadelphia, 2 skilled in Languages and Substance of Christian Religion and with their consent desired the Rev d Mr: Wade to present himself to them in order to have a Colloquy together and Examination. Which Mr: Wade strictly observed and gave satisfaction. By all this we must remember what is said in holy Writ 1 Sam: 16,7. men look on the outward Appearance, but the Lord looketh on the Heart. In Answer therefore to your condescending Request Hon rd Gentlemen, I give you our humble Opinion and Resolve 1, We do not in the least assume to invade any protestant Episcopal Jurisdiction nor mimick their customary Rites and Cerimonies. 2, We can not pretend the Liberty and Power to authorize a Candidate for the regular Office in an Episcopal Church and Congregation, as long as our Mode of Ordination is counted insufficient by traditions of the Episcopacy and disapproved by Re-ordination. 3 3, The Mode of our Ordination is not for a time, but during Life and good Behaviour. 4, If you Hon rd Gentlemen, are of the same mind and Judgment yet as you were pleased to testify in your Letter of the 25 t h Februar: a[nni]c[urrentis] concerning the Worthy Character of the Rev d Mr: Wade, his sound protestant Doctrine and exemplary Life; and if your Church and Congregation is not strictly tied or bound to any Episcopal Jurisdiction in point of Cerimony, you have, I think, in the present Case of Necessity an unquestionable Right and Liberty to authorize the Rev d Mr: Wade or any Candidate, whose Abilities you are well assured of for the officiating Minister in your Church and Congregation, that is to say: 5, the Hon rd Wardens and Vestry-men, with Consent of the communicating and contributing Members of the Congregation, may give, it they please, a Vocation

Nr. 829

20.7.1781

409

or Call to their approved Candidate for a time, to be the regular officiating Minister in their Church and Congregation and oblige him by a Revers under his hand, to preach the Law and Gospel, as contained in the canonical Books of the Old and N e w Testament in the Holy Bible, agreeable to and with the Articles of faith of the protestant Episcopal Church, to administer the t w o Sacraments, viz: the Holy Baptism and the Lords Supper and to perform these and all other ministerial Offices in your Church and Congregation, according to the Substance in the Liturgy or common Prayer Book of the protestant Episcopal Church; and especially to instruct young people in the Principles of our holy protestant Religion and to prepare them by the Means of Grace and the Co-operating Spirit of God to become worthy and useful Members of Church and State and Partakers of endless Happiness and Glory! which is the hearty Desire and Prayer of, Worthy Gentlemen and fellow Christians, your wellwishing humble servant: H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Sen[io] r Minister of the united German Lutheran Churches in Pennsylvania. Newprovidence in the County of Philadelphia July 20 t h 1781. 4 P. S. The Words in your Letter: for a Time, seem to imply: as long as the Rev: M r : Wade shall remain sound in protestant Doctrine and edifying in Life and Conversation and be pleased to officiate in your Church and Congregation: or as long as at least two Thirds of the Respectable Church Wardens and VestryMen, of the communicating and contributing Members of your Church shall agree to have and to hold him for their officiating Minister. But in Case / :which God forbid!:/ the authorized officiating Minister should at any time hereafter deviate from the sound protestant Gospel Doctrine, or be found guilty of transgression and Offence by impartial Arbitration, then his being authorized an officiating Minister, shall be declared Null and Void. We have the same Rule in our Churches. Entwurf von Mühlenbergs Hand unter dem 18.7.1781 im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 S. 214-217. Fragment eines gestrichenen Entwurfs unter dem 26.6.1781 in PM 95 A Nr. 21 178081 S. 201 -204 (Teile der beiden Blätter sind aus dem Tagebuch geschnitten worden). 1 2

3

4

= Nr. 819. Auf der Synodalkonferenz vom 10. bis zum 12. Juni in Philadelphia, auf der auch der Anglikanische Pfarrer William White zugegen war. Zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 826 Anm. 3. Die Reordination wurde etwa von Paul Daniel Bryzelius, schwedisch-lutherischer Pastor, ursprünglich den Herrnhutern nahestehend, später in der anglikanischen Kirche ordiniert, und Johann Peter Gabriel Mühlenberg verlangt; vgl. Bd. III Nr. 4 0 3 S. 517 und Nr. 440 S. 637 sowie Bd. IV Nr. 575 Anm. 1 und Nr. 579 Anm. 22. Für die Zeit bis zum 1.8.1781 (= Nr. 830) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 22 Julii... Kurtz vor meiner Anfechtung empfieng ich ein trostreiches Schreiben vom geliebten Herrn P[astor Johann Christoph] Kuntze nebst seinem im Druck herausgegebenen

410

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

Tractat, genant: „Ein W o r t für den Verstand und das Hertz, v o m rechten und gebauten Lebensw e g e " zum Present. In dem Schreiben berichtete H[errn] P[astor] K[unze] daß, weil die Hundes=Tage nahe und sie als denn Ferien in der Academie hätten, so möchten er und H[err] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth gern eine Reise zur Erholung vornemen, wenn ich hinunter kommen und das Amt versehen könte etc. So gern ichs auch gethan und schuldig gewesen wäre; so w a r mirs doch unmöglich in den Tagen meiner Anfechtung, und müsse es daher verbitten ... Er schrieb, ich solte ihm Fehler in dem Traktat entdeken etc., ich antwortete, daß ich schon beim Anfange des Lesens unzälige Fehler an mir selber entdeket e t c . " (AFrSt IV H 2 4 S. 4 2 2 ; L C Abt. H IV Fach D N r . 3 7 ; vgl. Tappert III S. 4 3 6 ) . - Z u Kunzes T r a k t a t vgl. N r . 8 2 2 Anm. 4 . (2) „Sontag dien] 29 Julii d[en] 7 p[ost] Trin[itatem]: ... Vormittags übergab ich den Zettel von meiner Frau [Anna Maria] an M[aste]r Krumrein und auch die M e m o r a n d e n an M[aste]r [Francis] Sw[aine] die ich an meiner Frauen Brüder geschrieben neml[ich] Peter, Samuel und Benjamin Weisers und ersuchte ihn, der Vendue [= Versteigerung] wegen der verstorbenen Mutter [Anna Eva Weiser] Hauses auf der nächsten Aug[ust] Court [Augustsitzung des Gerichts] für uns mit beizuwonen. N a h e bei Providence trafen wir einen Reuter aus Virg[inia] an, welcher uns einen Gruß von [Johann] P[eter] G[abriel] von 1 4 Tagen alt brachte." ( P M 9 5 A N r . 2 1 1 7 8 0 - 8 1 S. 2 1 9 f . ; vgl. Tappert III S. 4 3 7 ) .

830.

Gemeindeglieder

von Upper Saueon an Heinrich

Melchior

Upper Saueon,

Mühlenberg 1.8.1781

An seine Ehrwürden H[errn] M[ühlen]b[erg] an der Trapp: [= Providence] Ober Saukom [Upper Saueon] Aug[ust] 1 - 1 7 8 1 . Ehrwürdiger Herr, Nachdeme es seiner Ehrw[ürden] zum Theil bekannt wird seyn, das sich eine Zwietracht in unserer Gemeindte zu getragen,1 und würklich ein Schreiben vor dem sämtlichen und Ehrwürdigen Senot [Synod] erschienen.2 Den Innhalt von dem Briefe wißen wir zwar nicht, aber, wie wir vernommen, ist etwas enthalten darinnen zum Nachtheil Herrn Booskirks [Jacob van Buskirk], Weswegen wir vor nöthig erachtet Ihnen beschwerlich zu seyn mit unserm Schreiben, und zugleich erfodert unsere Pflicht und Schuldigkeit nach göttlicher Ordnung und Befehl Herrn Booskirks Character zu vertheidigen, indeme er unsere Gemeindte beynahe zwölf Jahren lang Christlich und auf eine Gott geziemende Art bedienet, und wir nicht allein wollen, sondern können mit gutem gewißen attestiren, das er sich während gemeldter Zeit Christlich und Ehrlich verhalten. Sein Lehr= und Predig=Amt treu und mit allem Fleiß versehen, gute Zucht und Lehr mit der Jugend, wie auch alten beständig unter halten, wie Einem Gottes fürchtigen Lehrer zu komt. Deßentwegen wir uns nun zu seiner Ehrwürden Herrn Senior Muhlenberg wenden, Nehmlich uns verirrenden und zerstreueten Wiederum zu Einem Gottes fürchtigen und tugendhafften Prediger zu helfen, damit unsere zerstreuete und irrende Gemeindte Wiederum möchte in Liebe zusammen gebracht werden, und wie wir denken das es könte geschehen durch den zuvorerwehnten Ehrwürdigen Herrn Booskirk, indeme wir uns nicht gerne

Nr. 8 2 9 / 8 3 0 / 8 3 1

411

20.7./1.8./8.8.1781

möchten noch wolten von den vier vereinigten Gemeindten3 trennen, und wir auch nicht denken können das eine Majestrat Person die beydes das Weltliche, wie auch das Göttliche bedienen will, 4 Einigen Nutzen schaffen kan in der Gemeindte. Dann der Welt Freundschafft ist Gottes Feindschafft. 5 Wir leben nun der guten Hofnung seiner Ehrwürden güdigten Aufnahme und gütigen Antwort 6 - Im Nahmen von beynahe unserer Sämtlichen Gemeindte, ausgenommen Etlichen Wenigen. An seine Ehrwürden H[errn] Muhlenberg Senior. Peter Puchs, Erhart Weber, Mathes Eigner, Gorg Schäffer, Johannes Rumfeld, John Beaver, Henrich Reinhard, Martin Schäffer, Matteis Miller, Petter Schäffer, Henrich Rumfeld, Kabster Rumfeld, Andres Reinhard, Andres Erdmann, Daniel Horlacher, Peter Kneppley, Gorg Baßel, Han adam Schaut, Görg Kern, Mades Derr, Michgael Schmit, [Michael Schmidt], Melchär Knäpple, Jacob Rumfeld, Henrich Weng, Jacob Bittenbinder, 7 Jorg Erdman, Jacob Kochler.

Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 31.8.1781 im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 S. 232f. sowie AFrSt IV H 24 S. 423f.; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37. 1 2 3 4 5 6

7

1780-81

Vgl. Nr. 8 2 8 Anm. 5. = Nr. 8 0 9 ; vgl. auch Nr. 8 2 6 - Nr. 8 2 8 . Macungie, West Salisbury, Upper Milford und Saueon wurden von Buskirk versorgt. Meint den Friedensrichter Johannes Beil; vgl. zuletzt Nr. 8 2 8 mit Anm. 9(1). Vgl. Jak 4 , 4 . Unter dem 9 . 8 . 1 7 8 1 , als Mühlenberg den Brief erhielt, notiert er im Tagebuch: „Ich schrieb ein paar Zeilen zur Antwort, ,daß wir keine Klage wieder unsern gel[iebten] Amts=Bruder H[errn] Pf[a]rr[er] Buschkirch hätten, und es mir tröstlich seyn würde, wenn er die Gemeine wieder annäme und bediente, wenn Friede und Einigkeit dadurch gestifftet werden könte. Ich wolte Ihren Brief an unsern Herr Praeses [Christoph Emanuel Schultze] schiken' - . " (PM 9 5 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 2 2 1 ; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 4 2 5 ; L C Abt. H IV Fach D Nr. 3 7 ; Tappert III S. 4 3 7 ) . - Zur weiteren Entwicklung vgl. Nr. 8 4 9 ; Nr. 8 5 2 ; Nr. 8 5 4 mit Anm. 3. J a c o b Bittenbinder; Mitglied der lutherischen Gemeinde von Upper Saueon; sprach im August 1 7 8 1 als Gesandter der Gemeinde persönlich bei Mühlenberg vor, um dessen Genehmigung einzuholen, daß Pastor van Buskirk wieder als Gemeindepfarrer eingesetzt werden dürfe.

831.

Älteste von Culpepper

County an Heinrich

Melchior Culpeper

Mühlenberg County, 8.8.1781

Culpepper County in Virginia den 8 ten August 1781. Hoch Ehrwürdiger Herr! Weilen es schon so lange ist daß unsere Evangelisch=Lutherische teutsche Gemeinde ohne Prediger ist, so nehmen wir die Freyheit Ew[er] H[och] Ehrw[ürden] gantz unterthänigst zu bitten, Sie wollen doch für uns besorgt seyn, bey erster Gelegenheit uns einen Prediger zu Recommandiren; daß der H[err] Pastor [Jacob] Franck uns verlaßen1 wißen wir nicht was Schuld daran

412

Die Briefe des Jahres 1781

ist, er hätte wohl bey uns bleiben können, wir haben alle mögliche Kosten angewandt, ein neues Pfarrhauß gebaut und gethan, was derselbe hat haben wollen, es k o m m t uns für d a ß der H[err] Pastor Franck sich lieber mit Gold und Silberwerck zu schaffen macht denn mit dem Heiligen Worte Gottes, wir haben uns sehr verwundert, da wir erfahren d a ß aus unserm Seelen Hirte ein Silberschmidt geworden, wir stellen uns für derselbe hätte beßer gethan, wenn er bey uns geblieben wäre und hätte seine Mitglieder auf den Weg der Gottseligkeit geführet, welches ihme viel beßer würde gewesen seyn, in diesem und denn auf das Fürnehmste zum andern Leben. Wir hoffen Ew[er] H[och] Ehrw[ürden] werden sich unsere N o t h in diesem Fall angelegen seyn laßen, wir halten zwar alle Sonn= und Feyertage unsere Kirche, aber es wäre uns doch sehr angenehm, wenn wir auch die heilige Sacramenten durch einen beruffenen Diener Gottes empfangen mögten, welches der Grund unserer Religion ist, wir glauben gantz gewiß Sie werden Antheil an unserer verlaßenen Gemeinde nehmen. 2 Bey andern Gemeinden siehet m a n doch daß jährlich etliche mahl ein geistlicher kombt und besuchet ihre Gemeinde, aber bey uns komt niemand, es siehet aus, als wenn wir gantz und gar vergeßen wären. Wir haben wohl Ursache zu klagen, wie der l t e vers aus dem Geistreichen Liede lautet: Ach Gott vom Himmel sieh darein, und laß dich das erbarmen, wie wenig sind der Heil'gen dein, verlaßen sind wir Armen. Dein W o r t läßt man nicht haben wahr, der Glaub ist auch verloschen gar bey allen MenschenKindern. 3 Hiemit nehmen wir die Freyheit und befehlen uns in Dero Wohlgewogenheit und gütiges Andencken und verbleiben Ew[er] H o c h Ehrwürden unterthänigste Diener Kirchen Älteste

Nicolaus Krügler, Johannes Jäger

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 21 1780-81 S. 229-231 sowie AFrSt IV H 24 S. 428—430; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38. Im Anschluß an den Brieftext heißt es: „Die Aufschrift des Briefes war: Herrn, Herrn Mühlenberg Ehrwürdigen Pfarr Herr Senior." 1 2 3

Vgl. dazu ausführlich Nr. 689 und Nr. 720, zur Vorgeschichte Bd. IV Nr. 661. Vgl. Mühlenbergs Antwort; Nr. 836. Kirchenlied von Martin Luther.

832.

An Friedrich August Conrad Mühlenberg

[Providence,

13.8.1781]

Hertzlich geliebter S[ohn] F[riedrich] A[ugust] erlaube mir, daß ich aus väterlicher Liebe folgende Erinnerungen ergehen laße. 1) Die Lage worin Du Dich jetzt mit Deiner Familie befindest, scheinet mir fürchterlich. 2) Du wärest bestirnt in Gottes Weinberge 1 zu arbeiten, mit dem Volke Gottes lieber Schmach zu leiden als die Schätze Egyptens zu suchen, 2 hast

Nr. 8 3 1 / 8 3 2

8.8./13.8.1781

413

auch etliche Jare an verschiedenen Orten gearbeitet, und so lange Du in dem Beruf wärest, hat die göttliche Vorsehung es nicht an der äusersten Nothdurfft ermangeln laßen; so daß der Herr mit höchstem Recht die Frage thun kan: habt Ihr in meinem Dienst reellen Mangel gehabt? 3 Nothdurfft und Uberfluß sind nicht Synonima z. B: Ihr namet etwas mehr von Schwam [Falkner Swamp = New Hanover], als Ihr hingebracht. Die hertzlich geliebten Schwiegereltern [David Schäffer und Ehefrau] haben freilich viel geholfen, so lange sie noch im leiblichen Wohlstande waren. Wir konten nichts thun, weil wir selber arm sind, mit der Nothdurfft zufrieden seyn und Gott dem Herrn demütigsten Dank dafür geben müßen. Mir war Euer Zur Stadtziehen fürchterlich und ich gab auch in einem Briefe an Dich väterliche Warnung, 4 welches aber nicht überwiegend schiene, weil die sinnliche Vorstellung, ein Glied des S[alvo] T[itulo] Synedrii 5 zu werden, alles überwog bei Euch und gutmeinenden Freunden. 3) Was habt Ihr nun bei dem ansehnlichen Interims Dienste zurük legen oder profitiren können? ein solches Amt fodert auch nach der Weltart und Ihrem Geschmak eine Standesmäßige Haushaltung in Kleidern, in Eßen und Trinken, in traktiren und Wiedertraktiren nach der verdorbenen Mode, und da gehet null für null auf, wo nicht gar debet [Schuld] am Ende bleibt. 4) Was habt Ihr bei den übrigen 2 Mitteln nemlich dem Stor[e = Geschäft] halten und Parleur=Dienste 6 erobert? tausendfache Mühe, Angst, nagende Gedanken, Sorgen, Quaal, entweder von einer überwiegenden Macht aufgeknüpfft etc. oder vom eignen Volk verachtet, verfluchet oder gesteinigt zu werden, und fragt sich, ob die 2 Mittel hinreichend sind, dich und deine Familie außer Schulden zu halten? 5) Und nun mein lieber Sohn, kletterst Du wieder auf eine noch gefärlichere Klippe nemlich, Du wilst in L[ebanon] ein leeres Store kaufen, welches die Eigner feil bieten, weil sie in vorigen Zeiten ihr Schaf geschoren und in diesen nichts mehr zu profitiren ist. 7 Uberlege doch um Gottes willen Ex[empli] gr[atia] Du bietest 1500 £ hart Geld für leere Gebäude und etliche Aker [acres] Grund, da in diesen critiquen Zeiten real und personal Estate [Grundbesitz und bewegliches Vermögen] doppelt und 3fältig vermortgaged [mit Hypothek belastet] sind und noch drum gestritten wird. Gesetzt Du hättest so viel hundert £ hart Geld nicht im Vorrath, das machte 90 £ järliche Interesse [Zinsen], als Bürger müstest du die schweren unübersteiglichen Taxen [Steuern] mit bezalen, und woher solte der Unterhalt für Dich und Deine zalreiche Familie kommen? Die Waaren sind in Philadelphia] teuer, und was kosten nicht die Frachten bis Lebanon? Die Eigner würden gewiß ihre leeren Store und Plätze nicht feil bieten, wenn sie noch etwas zu profitiren wüsten. Die Kinder dieser Welt sind witziger [= klüger] etc. 8 Gesetzt Du hättest nicht so viele hunderte im Vorrath, wo solte es her kommen? Deine liebe Schwieger Eltern gebrauchen ihren noch übrigen Nothpfennig selber, und wir können weder von der Tenne noch Kelter helfen. 9 Solche Anschläge sind irrende süße Träume und Phantasien, die verfliegen wenn man erwacht, geben bittere Früchte und suchen zu stürtzen. Streket euch nach der Deke. Wenn Ihr in der Stadt nicht bleiben könnet oder wollet, so mache Dich von allen politischen Ämtern und Geschäfften los, und rentet: [= pachtet] lieber erst einen Platz im Lande bis auf weitere Einsicht und Aussicht der

414

Die Briefe des Jahres 1781

betrübten Zeiten. Denke an Jonas wie es ihm ergieng, da er seinem Berufe entflohn. 10 Denke an das Exempel mit Bileam wie weit es ihm glükte als der großen Welt dienen und sich nicht rathen laßen wolte. 11 Ich habe alle die Zeit her im Verborgnen vor dem Gnaden=Trone geseufzet Gott möchte doch um Jesu Christi des Mitlers und seines Namens willen, Dich und Jfohann] Peter [Gabriel] nicht nach seiner Strafgerechtigkeit andern zur Warnung aufstellen, sondern die Strafe mindern, und uns ohne Sturtz zurük ins Thal der Demuth und unser gehörig Element verhelfen und bei Daniels etc. Kost 1 2 und Eliae Kleidung 13 schöner werden laßen. Und Du kanst versichert seyn und glauben, wo Du Dich nicht wieder in des Herrn verwüsteten Weinberg 14 begiebest und von Kleinen anfängst, daß es ein Ende mit Schreken 15 nemen werde, welches der barmhertzige Gott mich nicht noch erleben laßen wolle! Irret Euch nicht, Gott läßet sich nicht spotten. 16 Als Prediger bist Du von Taxen und Militz Übung frei, und der geringste rechtschafne Arbeiter in Christi Kirche und Dienste ist vor Gott, seinen Engeln und wahren Christen im größern Ansehen und Hochachtung als Excellencen, Hon[ora] ble Worships etc. etc. von der Welt die im Argen liegt. Der Herr Herr sagt: wer sich meiner und meiner Worte schämet etc. etc. 1 7 Wer die Hand einmal an den Pflug gelegt hat und wieder abziehet etc. 18 In Pennsylvania ist noch Arbeit: Reading noch vacant. Wenn die Schwamber ihren Pfarrhaus=Bau zu stände bringen können, so ist H[err Johann Ludwig] Voigt geneigt dahin zu ziehen und Schwam und Potsgrove zu bedienen, und so ist ein schöner Pfarrplatz über der Schulkiel [Schuylkill] leer, der zur Viehzucht und Korn Bau sehr vorteilhafft ist. Solte J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] los kommen können und in Virg[inia] bleiben und Virg: errettet werden, so wäre für euch 2 da auch Arbeit genug in Englisch= und Deutschen Gemeinen. An Store= und Shop Keepern [Ladenbesitzern] ist kein Mangel, aber an redlichen Arbeitern im verwüsteten Weinberge Christi, die am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachten 19 und mit der äusersten Nothdurfft vorlieb nemen wollen; welche aber den Bauch zum Gott machen, 20 die schiken sich nicht. Mit weltlichen Ämtern, mit Stores und Shops, mit Geldborgen und Plätze kaufen etc. etc. laß dich nicht ein in den jetzigen Zeiten, wenn mein Rath noch etwas bei Dir gilt, es sind wächserne Flügel welche in der Hitze schmeltzen, und denn ist der Fall und Versinken unvermeidlich und die Reue zu spät. Könnet und wollet Ihr von der Stadt los kommen, und wißet nirgend hin, so bin ich und die Mama [Anna Maria Mühlenberg] willig Euch auf zu nemen auf ein Zeitlang bis sich was beßer durch göttliche Vorsehung eröfnet. Du weist wie es bei uns ist. Wenn wir nicht von Feinden veriagt werden, so haben wir auf den Winter Holtz vor der Tür und auch zur Noth Frucht zu leben Brodt und Saltz, und das sind schon die unentberlichsten Stüke zur äusersten Nothdurfft. Dis sind meine Gedanken, hertzl[ich] gel[iebter] Sohn. Nimst Du sie übel, so kan ichs nicht helfen aber doch bedauern. Vielleicht ist es noch Zeit, Dich und Deine Familie vom Sturtz und völligen Ruin zu retten, wenn Du wieder zu dem Beruf zurük kerest wozu Du von Gott bestimmet und verordnet wärest. An Entschuldigungen und Scheingründen fehlet es Fleisch und Blut nimmer, aber sie halten nicht

Nr. 832

415

13.8.1781

stich v o r d e ß e n G e r i c h t e , der H e r t z e n u n d N i e r e n p r ü f e t . 2 1 I c h h a b e h i e m i t m e i n H e r t z u n d G e w i ß e n in m e i n e r S c h w a c h h e i t e n t l e d i g e t ; s o d a ß ich keine V e r a n t w o r t u n g h a b e n m ö c h t e w e n n ein R u i n e r f o l g e n solte, w e l c h e s G o t t a u s G n a d e n u n d B a r m h e r z i g k e i t v e r h ü t e n w o l l e ! M i t h e r t z l [ i c h e m ] G r u ß v o n m i r u n d der k r a n k e n M a m a a n D i c h , geliebte F r a u S c h w i e g e r t o c h t e r [ C a t h a r i n a M ü h l e n b e r g ] u n d K i n d e r , verbleibe H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] N [ a c h ] Sfchrift] B o n n e t [ H a u b e ] , Brief, Z e i t u n g u n d Z u k e r sind in v o r i g e r W o c h e richtig besteh w o r d e n . 2 2

Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8

' 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 21 1780-81

S.

222-225.

Vgl. Jes 5 , 1 - 5 . Vgl. Hebr 11,26. Vgl. Lk 22,35. Vgl. Nr. 721 und Nr. 719 Anm. 8(3). Gemeint ist die das Abgeordnetenhaus von Pennsylvania. = die Tätigkeit als Abgeordneter im Abgeordnetenhaus von Pennsylvania und im Kongreß. Nach dem Sprichwort „Nackte Schafe kann man nicht scheren"; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 62. Lk 16,8. Vgl. 2 Kön 6,27. Vgl. Jon 1,4-2,11. 4 Mos 2 2 , 2 1 - 3 5 . Vgl. Dan 1 , 8 - 1 7 . Vgl. 2 Kön 1,8. Vgl. Jo 1,7. Vgl. Ps 73,19. Gal 6,7. Mk 8,38; Lk 9,26. Vgl. Lk 9,62. Vgl. Mt 6,33. Vgl. Phil 3,19. Vgl. Ps 7,10. Für die Zeit bis zum 2.10.1781 (= Nr. 833) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 13 Aug[ust] schrieb ich lange Briefe an meine 2 Söhne P[eter] und Friedrich] in Virg[inia] und Philadelphia]." (AFrSt IV H 24 S. 425; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; vgl. Tappert III S. 438). - Zum Brief an Friedrich Mühlenberg vgl. Nr. 832. (2) „Donnerstag d[en] 16 Aug[ust] ... Weil M[aste]r [Francis] Sw[aine] nach Virginia reisen will, so schrieb ich heute Nachmittags einen halben Bogen voll an meinen Sohn J[ohann] P[eter]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 226; vgl. Tappert III S. 438). (3) „Freitag d[en] 17 Augfust] schrieb ich schuldig gebliebene Antworten." (AFrSt IV H 24 S. 426; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; vgl. Tappert III S. 438). (4) „Sambstag d[en] 18 August: ... M[aste]r Sw[aine] ... brachte mir einen Brief von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] in Antwort auf mein letzteres [= Nr. 832], Sein Brief war datirt d[en] 17 Aug[ust]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 227; vgl. Tappert III S. 438). (5) „Donnerstag d[en] 23 August-, empfieng einen Brief von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 22 Aug[ust] mit schwartzer Seide zum Nähen wie auch Englischer] und Deutscher

416

Die Briefe des Jahres 1781

Zeitung." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 228; vgl. AFrSt IV H 24 S. 427; LC Abt. H IV Fach D Nr. 37; Tappen III S. 439). 6) „Freitag dien] 24 Aug[ust] kam M[aste]r Reichard vom Schwam, brachte einen Brief von der Mary [Maria Catharina] Sw[aine] ...". (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 228, vgl. Tappert III S. 439). (7) „[Sonntag, 25.8.1781] ... Abends schrieb ein paar Zeilen an meinen Sohn Friedrich] A[ugust] nach Philadelphia]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 229; vgl. Tappert III S. 439). (8) „Dienstag d[en] 28 Aug[ust] schrieb ich an H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze und schloß den obigen Brief [= Nr. 831] mit ein, nachdem eine Copie davon genommen." (AFrSt IV H 24 S. 430; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; vgl. PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 231; Tappert III S. 439f.). (9) „Donnerstag dien] 6 September ... Empfieng ein Brieflein von H[errn] Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 4 Sept[ember] a[nni] cfurrentis] meldend ,daß das französische] Corps am 3 Sept[ember] in Philadelphia] angekommen unterm Command S[eine]r Excell[ence] G[eneral George] Washington] und [Jean Baptiste Donatien de Vimeur] Graf Rochambeau und die Flotte draußen bei der Küste wäre, daß Nath[aniel] Brown seine Grundrente bezalt, [Wilhelm] Engelfr[ied] bezalen wolte, aber Roe [Martin Rau, vgl. Nr. 946] und Weiss noch nicht'. Empfieng auch die Englischen] und Deutsche Zeitung." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 238; vgl. Tappert III S. 442). (10) „Freitag d[en] 7 Sept[ember]: schrieb Antwort auf Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] seines vom 4ten Sept[ember] a[nni] c[urrentis], sandte mit Gelegenheit mein geschrieben Paquet [= Kopien der Briefe Nr. 8 2 6 - 8 2 8 und Nr. 831] an H[errn] Praeses [Christoph Emanuel] Schultze in Tolpehaken [Tulpehocken]." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 238; vgl. AFrSt IV H 24 S. 435; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 442). (11) „Mitwoch d[en] 12 Sept[ember]: ... sandte ein Briefgen nach der Stadt, und 1 th[a]l[er] für Kleinigkeiten." (AFrSt IV H 24 S. 436; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 442). (12) „Freitag d[en] 14 ... M[aste]r Hausmann ... brachte vom Friedrich] Aug[ust] M[ühlen]b[erg] mit a) ein Brieflein von gestern d[en] 13 Aug[ust] . . . " . (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 240; vgl. AFrSt IV H 24 S. 436; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 443). (13) „Montag d[en] 17 Septfember]: schrieb ein paar Zeilen an H[errn] Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] agnoscirte seine vom 13 h[uius] mit dem Sand etc. und verlangte allerlei Kleinigkeiten, gab den Brief M[aste]r Petermann mit." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 240; vgl. AFrSt IV H 24 S. 437; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 443). (14) „Mitwoch dien] 19 Sept[ember]: ... M[aste]r Peterman kam zurük von Philadelphia] und brachte folgendes 1) einen Brief vom H[errn] Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] von gestern d[en] 18 Sept[ember] a[nni] c[urrentis] mit einem kleinen Spiegel zum Barbiren, Schwefel, Nähts [Nähfaden], S[c]haloon [feiner geköperter Wollstoff] und Knöpfe, und 16 sp[anische] th[a]l[er] an die Mama von Engelfr[ieds] Interess [Zinsen]. Daß ein Gerücht ergehet, als ob die 2 Krieges=Flotten in Chesapeake Bay ein Gefecht gehabt und die fr[an]z[ösische] Flotte gesieget. 2) empfieng von H[errn] P[astor] Kuntze a) noch ein Tractat vom Lebens=Weg [J. Chr. Kunze, Etwas vom rechten Lebenswege, Philadelphia 1781] zum Present. b) ein Schreiben zur Antwort, datirt d 14 Sept: ac. c) ein Schreiben von unsrer lieben Tochter Margrfetha] Henr[ietta] Fr[au] K[unze] datirt d 15 Sept: ac: mit einem Halstuch zum Present an die Selley [Maria Salome Mühlenberg], und einem Brief von Dr: Barnets Frau aus Neugermantown an die Mary Swaine. ... schrieb Antwort a) an H[errn] Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] b) an H[errn] P[astor] Kuntze c) an die Frau Kuntzin, legte ein Recept bei für die Arzenei." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 241; vgl. AFrSt IV H 24 S. 438; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 443f.). (15) „Sontag d[en] 23 Sept[emberj: ... Abends schrieb ich noch 2 Brieflein an die Unsrigen in Philadelphia]." (AFrSt IV H 24 S. 442; LC Abt. H I V Fach D Nr. 38; vgl. PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 81 S. 244; Tappert III S. 445).

Nr. 8 3 2 / 8 3 3

417

13.8./2.10.1781

833. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia, 2.10.1781 Philadelphia] d[en] 2 Octob[er] 1 7 8 1 . S[alvo] Tfitulo] Teurester Vater in Christo: Ich übersende denenselben hierbey eine kleine Samlung von sehr unvollkommenen Gesängen, welche gröstenteils während unsern Ferien sind verfertiget worden. Meine Absicht sie dem Drucke zu übergeben, 1 werden Sie in der Vorrede wahr nehmen. Sölten Ihnen dieselben auf einige Weise nicht gantz ohne Segen seyn, so weiß ich daß der Herr dafür gepriesen werden wird. Ich war sehr scheu diese geringe Arbeit bekant zu machen, aber es ist nun geschehen, und da es geschehen ist, so wünschte sehr, daß der Herr sie segnen mögte. An dem Urteile der Menschen liegt mir nicht viel, denn das eine, da man lobet, oder das andere, da man tadelt, ist beydes Dunst; doch glaube ich und weiß aus Erfarung, daß der Tadel dem Lobe Weit vor zu ziehen ist, weil uns derselbe gemeiniglich in unserer wahren Beschaffenheit beßer vorstellet, als das Lob, und uns auch fein hinstellet wo wir hingehören, nemlich in unser Nichts. Ich wünschte der Herr machte sich auf und erbarmte sich über sein armes Zion, mir komt daßelbe sehr zerrüttet vor; 2 doch finde ich die gröste Confusion, das ärgste Babel noch immer in meinem eigenem Hertzen. Beten Sie für mich! ich brauche die Gnade so nothwendig, als einer von den armen Knechten der Kirche Gottes. Meine Frau [Barbara], welche hertzlich grüßen läßet schiket Ihrer Wehrtgeschätzten Frau Ehe liebste [Anna Maria Mühlenberg] beykommendes in Leder gebundenes Büchlein, 3 und läßet samt dem alten Vater recht hertzlich grüßen. Ich verbleibe mit aller Hochachtung S[alvo] T[itulo] teurester Vater in Christo, Dero ergebenster Diener und unwürdiger Bruder in Jesu [Justus] H[einrich Christian] Helmuth. P. S. Ich habe mir auch zu gleich die Freiheit genommen ein Exemplar an H[errn] Pf[a]rr[er Johann Ludwig] Voigt und eins an H[errn Theophilus Emanuel] Fr[ant]z bey zu legen weil vermute, daß Sie eher Gelegenheit haben werden dieselben zu zuschiken, als ich. 4

Abschrift

von Mühlenbergs

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 6-8

sowie AFrSt

IV

H 25 S. 3f. 1

Justus Heinrich Christian Helmuth, Empfindungen des Herzens in einigen Liedern, Philadelphia:

2

Vgl. Jes 1 , 8 . Ein E x e m p l a r des in Anm. 1 genannten Drucks, vgl. die Tagebücher zum 4 . 1 0 . 1 7 8 1 (Tappert III S. 4 4 8 ) .

bei Melchior Steiner, 1 7 8 1 . Vgl. Germanica-Americana I N r . 5 5 2 S. 2 3 5 f . 3

4

Für die Zeit bis zum 5 . 1 0 . 1 7 8 1 (= N r . 8 3 4 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag

d[enj 2ten Octob[er]:

kamen M[aste]r Sw[aine] und s[eine] Fr[au M a r i a Catharina]

418

Die Briefe des Jahres 1781

wieder zurück von Philadelphia] und brachten ein Brieflein mit von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin datirt d[en] 1 Octobr[is] a[nni]c[urrentis]." (PM 9 5 A Nr. 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 2; vgl. AFrSt IV H 2 4 S. 4 4 7 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; Tappert III S. 448). (2) „Mitwoch d[en] 3 Octob[er]: ... schrieb Antwort nach Philadelphia; an Margretha Henrietta Kunze], wie auch einen Brief an H[err]n Pr[aeses Christoph Emanuel] Schultze, worin unter anderm meldete, daß gern meine Journals, Documenta und übrige Schrifften zum Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms-]R[ödelheimischen] Legat gehörig, in einer kleinen Kiste mit sicherer Gelegenheit an denselben zur Verwarung senden möchte, wenn ich nicht etwa überrascht und daran verhindert werden solte." (AFrSt IV H 2 4 S. 4 4 8 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 38; vgl. PM 95 A Nr. 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 3; Tappert III S. 448).

834.

An Justus Heinrich

Christian und Barbara

Helmuth [Providence,

5.10.1781]

S[alvo] T[itulo] hertzlich gel[iebter] Herr Pastor und Werteste Frau Pastorin, Sie haben mich und meine arme Frau gestern gantz unvermutet und besonders erfreuet mit einem Present das unvergänglich ist und bis in die Ewigkeit reichet nemlich „den Empfindungen des Hertzens in einigen Liedern."1 Ob mein Wertgeschätzter H[err] Br[uder] selbige aus Bescheidenheit wol „sehr unvollkomne Gesänge zu nennen und als eine geringe Arbeit etc. zu schätzen belieben." so kan ich sie doch nicht tadeln, sondern muß nach meinem Geschmak bekennen, daß sie enthalten: eine ungefälschte lautere Milch2 des Evangelii Jesu Christi für Kinder, und eine scharfe Lauge oder Aquafort für alte Sünder, zu der Claße ich mit gehöre. Unser aller gütigster Herr und Heiland sey schuldigst und demütigst gepriesen, daß Er seine 2 treuen Knechte [Helmuth und Johann Christoph Kunze] bisher unter so vieler Arbeit, Mühe, Last und Anfechtungen gestärket und aufrecht erhalten, so daß Sie nicht allein mündliche, sondern auch schrifftliche Zeugniße von Heils=Warheiten zur Seelen Errettung ohne Scheu haben ab und vorlegen können. In beider Ihren Tractaten 3 sind Milch und starke Speisen4 gemein nützig gemacht und mit geteilt; so, daß wir keine Entschuldigung haben wenn wir den gebanten Weg verfeien und uns selber unglüklich machen. Die Zeugniße für den Verstand und Empfindungen des Hertzens sind auch absonderlich unsern sehr bedenklichen Zeiten und Umständen wohl angemeßen, weil es in der heutigen Christenheit immer mehr krimmelt 5 und wimmelt von solchen Gliedern die 2 Timoth 3,1=7 schon voraus gezeichnet stehen, und immer schwerere Gerichte herbei ziehen. Wohl, wenn es die Menschen annemen! wo nicht, so liegt die Schuld nicht an Gottes und seiner Zeugen Seite, sondern heißet, es ist dir gesagt Mensch was gut ist, was der Herr von dir gefedert und dir angeboten hat. 6 Es gehet treuen Dienern des Evangelii in der heutigen Christenheit in allen Teilen der bewonten Welt fast wie dem Jeremia unter dem damaligen Bundes Volk. 7 Er hielte aber unter Gottes Gnaden Beistand getreulich aus bis ans Ende; und ein Amazia hätte den Arnos gern weg gescheucht Arnos 7,12=15. Sie thun wohl hertzlich geliebte Bürder in Christo, da Sie den Feigenbaum in Philadelphia] Weinberge so fleißig umgraben, die

Nr. 833/834

2.10./5.10.1781

419

todte Erde umher weg zu räumen und zu düngen trachten etc,8 weil erst noch neulich eine scharfe und schwere Axe auf Staaten Insel [Staten Island, New York] zu sehen, die nahe bei der Wurtzel liegt9 und nur auf Permission und Ordre von Oben wartet: Haue ihn ab! 10 Unser schwaches Gebet muß notwendig den Sohn des Eigentums Herrn anlaufen, daß Er mit seiner allerhöchsten Fürbitte und Vermittelung noch eine Gnaden Frist auswirken möchte! Und wenn solches geschehen solte, so werden die übrigen geistlich Armen11 nicht vergeßen das thema zum Lobe und Preise aus den 103 und 115 Psal: zu nemen und an zu wenden. Und die noch übrigen fetten Kühe auf dem Berge Samaria12 werden auch ihre Gesundheits Toaste verschlingen und zu Ehren ihrer Götter ihre Häuser illuminiren und dabei am Verstände blind und finster bleiben, bis sie die Deke von ihren Augen und Hertz verlieren13 und von Oben erleuchtet werden etc. etc. H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Abschrift von Mühlenbergs S. 1 -3. 1

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781-82

sowie AFrSt IV H 25

Vgl. Nr. 833 Anm. 1. Vgl. 1 Petr. 2,2. 3 Zu den Titeln vgl. Nr. 822 Anm. 4 und Nr. 833 Anm. 1. 4 Vgl. Hebr. 5,12f. 5 = wimmeln; nur in der Verbindung „krimmein und wimmeln". 6 Vgl. Micha 6,8. 7 Vgl. z. B. Jer 11,18-23. 8 Vgl. Lk 13,6-9. » Vgl. Mt 3,10; Lk 3,9. 10 Vgl. Lk 13,9. - Die Zusammenziehung britischer Truppen auf Staten Island sah Mühlenberg mit erneuter Sorge für Philadelphia. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Forschung davon ausgeht, daß um diese Zeit die endgültige militärische Niederlage der britischen Truppen in Nordamerika feststand; vgl. sein Tagebuch zum 2.10.1781 (Tappert III S. 448); zum Anlaß seiner Befürchtungen George W. Kyte, A Projected British Attack upon Philadelphia in 1781, in: Pennsylvania Magazine of History und Biography, 76 (1952), S. 379-393. Hauptkriegsschauplatz war aber inzwischen Yorktown in Virginia, wo am 9.10.1781 die Bestürmung der eingeschlossenen Festung durch amerikanische und französische Truppen begann und General Charles Earl Cornwallis am 17.10. die Übergabe anbot und die britische Kapitulation am folgenden Tag unterzeichnete. Die britischen Truppen aus New York unter General Sir Henry Clinton kamen zu spät, um noch einzugreifen. Damit wurde das Ende der militärischen Auseinandersetzungen zwischen England und den ehemaligen nordamerikanischen Kolonien eingeleitet. Vgl. Burke Davis, The Campaign That Won America. The Story of Yorktown, New York 1970. 11 Vgl. Mt 5,3. 12 Vgl. Am 4,1. 13 Vgl. 1 Mos 34,33; 2 Kor 3,13-16. 2

420

Die Briefe des Jahres 1781

83S. Christoph Emanuel Schnitze an Heinrich Melchior Mühlenberg Tulpehocken, 8.10.1781 Tulpehocken d[en] 8ten Oct[o]br[is] 1781. Teurester Herr Vatter, Gestern habe wieder 29. junge Leute confirmirt, denen alle meine Zeit, die ich von meinen übrigen Amts=Geschäften habe erübrigen können, gewidmet hatte. An Kranken hat es bisher in den Gemeinen auch nicht gefehlet, worunter des M[a]st[e]r Philips Breitenbachs und H[errn] Peter Spyckers Eheweiber sind, [we]lche wohl schwerlich wieder genesen möchten und dem Tode nahe scheinen. Von letzterer Besuch komme ich eben nach Hause. Da mir nun M[aste]r Spycker, 1 sagt daß des M[aste]r [Christian] Lauers 2 Fuhre nach der Stadt gehen würde noch diesen Nachmittag ohngeachtet fast alles angeredet ist Bomben und Kugeln nach Virginien zu fahren; 3 so habe nicht ermangeln wollen zu berichten, daß ich wie Ihre gütige Relation von wegen der Ober=Saccum [Upper Saueon] Gemein Umstände als auch die Copie von einem Briefe aus Culpepper empfangen 4 - Vor Ihren gütigen und weisen Rath, den Sie d[urch] ersten in der Antwort erteilt bin Ihnen an meinen Teil verbunden; wie etwa der Culpepp[er] Gemeine geholfen werden könne sehe ich vor der Hand noch nicht, ob es wol zu wünschen wäre daß sie dann und wann möchte besucht werden, wenn es in Virginien wieder ruhiger wird. Die vorige Woche war auch M[aste]r [John] Wade wenn ich seinen Namen recht behalten, der Englische] Prediger in Ihrer Nachbarschaft bey mir, und wieß mir die Licence die Sie ihm erteilt Kinder zu taufen und hielte um die Ordination an. Ich gab ihm zur Antwort „daß ich die Sache mit einigen meiner Herren Amtsbrüder in weitere Consideration nehmen und deswegen an Sie schreiben und durch Sie ihm eine Antwort erteilen [wol]lte". So viel ich mich besinnen kann, haben Sie sein Begehren in unserer lezten Zusammenkunft in Philadelphia 5 vorgebracht, wurde aber aus dieser Ursache unbeantwortet gelassen, weil uns H[err] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth sagte, daß M[aste]r [William] White der Englische] Prediger in Philadelphia] einen Plan hätte, den er uns vorlegen wolte, wie ihre Prediger mit den Unsrigen ordinirt werden möchten. Bey unserer Zusammenkunft mit ihm in H[errn] P[astor] Helmuths Wohnung habe weiter nichts vernommen, als daß sich H[err] White erklärt daß er seine Meinung schrifftl[ich] aufsezen wolte. Dieses war die Ursach warum M[aste]r Wades Anliegen nicht in weitere Ueberlegung genommen wurde. Nach meinen geringen Einsichten könte man ihm etwa folgende Antwort geben „daß Seinetwegen bey unserer lezten Zusammenkunft sey gesprochen worden, weil aber H[err] White sich bey einem Gliede von uns[erem] vereinigten Ministerio habe vernehmen lassen, daß er einen Vorschlag habe wegen Ihrer und Unserer Prediger Ordination in Vereinigung, so sey deswegen in der Sache kein Schluß gefaßt worden. Wenn er unter die vereinigten Prediger des Ev[angelischen] Luth[erischen] Ministerii aufgenomen oder durch Sie ordinirt werden wolte, so müste er sich gedulten bis auf unsere nächste Zusammenkunfft

Nr. 8 3 5

8.10.1781

421

in Lancaster, weil die Sache vor das ganze gehöre." Oder was hielten Sie vor das Beßte? H[err] Germy schreibt auch von 11 Sept[ember] von Dover near Yorcktown „Einige Leute in Cannoquocheack [Conococheague] und Virginien in der Gegend von Scharfsburg [Sharpsburg, Maryland] und Schipperdstown [Shepherdstown, Virginia] haben mich angelegentlich] angesprochen ihr Lehrer zu seyn. Manche Dinge machen mich nicht ungeneigt hin zu gehen, und wir haben zu befürchten, daß wo wir uns derselben nicht annehmen, daß manche von unserer Kirche abtreten, oder wenigstens ihre Kinder d[urc]h H[errn Philipp Wilhelm] Otterbeins 6 Leute informiren und unter die Reformirten werden gehen lassen. Ich h[a]be auch Ursache zu denken, daß ich dorten mit eben soviel Seegen wie hier stehen werde, wenn ich von dem Verdacht frey bleibe, als ob ich auch unter die sogenanten Otterbeinianer gehörte. Darüber fragt er mich um Rath, ob er hingehen solle oder nicht. Was soll man ihm raten? Wird es nicht vielleicht vor H[errn] Pfastor Johann Georg] Jung 7 beleidigend seyn da es so nahe bey ihm ist? Der Ausdruck einiger Leute ist mir verdächtig, der Mangel d[er] Gelegenheit hat verursacht, daß noch nicht antworten können.Was Sie mit 3ten Octbr zu bemerken belieben 8 wegen der j[et]zigen Lage d[er] Sachen im Weltreiche, so sind die Umstände allerdings bedenklich] und drohend. 9 Es mag aber doch seyn, daß das Ungewitter noch diesesmal vorüber geht, so daß man Ursach finden mag den Herrn zu loben über seine grosse Langmut und Barmherzigkeit. Sölten Sie aber vor nötig erachten Ihre Journals etc. zu uns in Verwahrung zu senden, so will nicht allein auf eine sichere Gelegenheit bedacht seyn, sondern sie auch bewahren so gut als wir können. Unter herzlicher] Begrüssung von uns allen, die wir uns noch bey erträgl Wohlseyn beyeinander befinden verbleibe Ihr gehorsamster] Sohn [Christoph] Em[anuel] Schulze 10 Reinschrift 1

2

3 4 5 6

in PM 95 E 2.

Peter Spyker (gest. 1 7 8 9 ) ; Landwirt in Tulpehocken; ein Bruder von Benjamin Spyker; 1 7 6 3 1 7 8 9 Richter in Berks County; seit 1 7 8 0 Gerichtspräsident; während der Revolution einer der führenden Vertreter der Justiz in Berks County; seit 1 7 7 7 auch Friedensrichter für den Distrikt Tulpehocken. Christian Lauer (gest. 1 8 0 7 ) ; Schmied aus Tulpehocken; Soldat der Kontinentalarmee und Mitglied des pennsylvanischen Abgeordnetenhauses; 1 7 7 7 - 1 7 7 9 County Commissioner; 1 7 8 0 - 1 7 8 3 Sub-Lieutenant im Einberufungswesen; seit 1 7 7 9 immer wieder im pennsylvanischen Abgeordnetenhaus Vertreter des County. Vgl. Nr. 8 3 4 Anm. 10. Vgl. Nr. 8 3 2 Anm. 2 2 ( 1 0 ) . Z u r Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 8 2 6 Anm. 3. Philipp Wilhelm Otterbein ( 1 7 2 6 - 1 8 1 3 ) ; reformierter Pastor, der zum pietistischen Flügel der deutschen Reformierten zu rechnen ist; geboren in Dillenburg, Nassau-Dillenburg; 1 7 4 2 Studium in Herborn; danach Lehrer; 1 7 4 9 Ordination in Herborn; von Michael Schlatter für den Dienst in Pennsylvania geworben; 1 7 5 2 von den Holland Fathers nach Amerika gesandt; war Pastor in

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7 8 9 10

Die Briefe des Jahres 1781

Lancaster (1752-1758), Tulpehocken (1758-1760), Frederick (1760-1765), York (1765-1774) und schließlich in Baltimore (1774-1813); war mit Pastor Hendel verschwägert. Vgl. Bd. III Nr. 404 mit Anm. 25 und Nr. 426. Johann Georg Jung versorgte von Hagerstown in Maryland aus auch Gemeinden in Virginia. Nicht erhalten; vgl. Nr. 833 Anm. 4(2). Vgl. Nr. 834 Anm. 10. Für die Zeit bis zum 16.10.1781 (= Nr. 836) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 8 Octob[er]:... Friedlich] Sch[rack; Kaufmann und Lutheraner in Providence] sprach vor und verlangte ein paar Zeilen zur Recommendation an einigen Justice of Peace [Friedensrichter]. Ich gab ihm ein paar Zeilen mit an Esq[uire] Canady ... Nachmittags kamen 2 Männer von Allegehny [Allegheny], Cumery Township vor, brachten einen Brief vom reform i e r t e n ] H[errn] Prediger [Johann] Waldschmidt, worin er um Hülfe bittet, die ich aber nicht leisten kan, wegen des wütenden [Johann Georg] Butlers ... Ich gab ihnen ein paar Zeilen mit an Friedrich] A[ugust Conrad] M[ühlenberg]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 10; vgl. AFrSt IV H 25 S. 5; Tappert III S. 449f.). (2) „Donnerstag dien] 11 Octob[er]: ... 'Answer of the Rev[eren] d M[aste]r Schultze p[ro] t[empore] President of the German united Lutheran Ministry in Pennsylvania etc: dated October 8th A[nno]D[omini] 1781 to the Rev[eren] d M[aste]r Wade Rev d Sir, the kind Request of the Hon[o] rd Wardens and Vestry=Men of the Episcopal Church und Congregation at Molatton, our Ministry can not other wise comply with, except of the following Conditions: viz: According to our Mode und settled Rules. 1) a well recommended Candidate ought to appear before a general Meeting of all the regular Members of our said Lutheran Ministry, which will be in the Month of May or June 1782. V[olente] D[eo], 2) The Rev'1 Candidate must lay before the Ministry met, a written Vocation or Call from the Hon" 1 Wardens and Vestry=Men of the said Church und Congregation, appointing him to be their officiating Minister during his faithful Behaviour in sound protestant Doctrine und exemplary Life und Conversation. 3) The said Candidate ought to shew forth a Certificate from the Hon r d Magistrate of the State, testifying and proving that he has taken the Oath of Allegiance to be a true Member und Cityzen of the united independent States in America, according to the Acts p[ro] t[empore] existing in the Common Wealth: Ep[istle] to the Rom[ans] 13,1=5. 4) The said Candidate is to undergo or suffer an Examination before the said Ministry, concerning our protestant Doctrine contained in the Canonical Books of the Holy Bible, originally, agreeable with our Articles of Faith, called the Augustan Confession und Symbolical Writings. 5) And when found answerable, he is to subscribe the said Articles of Faith and to oblige himself to officiate accordingly, und then the Ordination is to be performed by laying hands upon him and by Prayers. This is the Mode of Ordination established within our german protestant Lutheran Church, from the which we dare not deviate. October 8 th Emanuel Schultze. 1781. p[ro]t[empore] President of the united. Luth: Ministry.' Heute schrieb Antwort auf H[errn] Praes[es] Schultz sein Gel[iebtes] vom 8 Octob[er] a[nni] c[urrentis = Nr. 835] und setzte Obiges Englische] mit hinein." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 1 2 14; vgl. AFrSt IV H 25 S. 7 - 1 0 ; Tappert III S. 451). (3) „Montag dien] 15 Octob[er]: schrieb ein M e m o r a n d u m ] wegen M[aste]r Abrah[am] Merkle an H[errn Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] Jun[io] r in Lancaster ... Ich schrieb ein Briefl[ein] an H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze, gab Nachricht von M[aste]r W[ades] Sache." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 15, 17; vgl. AFrSt IV H 25 S. 11; Tappert III S. 451f.).

Nr. 835/836

836.

An die Ältesten aus Culpepper

8.10./16.10.1781

County

[Providence,]

423 16.10.1781

Geehrte und achtbare Herren Kirchen Älteste, hertzlich geliebte Mitbrüder, Ihr sehr wertes Schreiben vom 8ten August 1781 1 ist mir am 2 7 Augfust] richtig zu H ä n d e n und Hertzen gekommen. Und da sich eben M[aste]r Bangert, ein Mitglied Ihrer Gemeine in unsrer Gegend befindet, so habe Gelegenheit zu antworten. Der Zustand unserer Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in diesem Teil der Welt ist freilich beklagens= bedaurens= und Mitleidens wert, und soll uns bewegen der Regel2 unsers Herrn und Heilandes desto ernstlicher nach zu kommen: Matth: 9,38: Bittet den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende, weil so wenig treue Arbeiter, und die Felder so weitläufftig sind. Die betrübten Krieges=Umstände haben uns auch die Tür verschloßen, wodurch wir sonst mit ein und andern treuen Arbeitern aus unserm alten Vaterlande versehen wurden, und die wenigen die noch übrig und am Leben sind, haben mehr Mühe, Last und Arbeit als ihre Kräffte reichen. Die N o t h drang uns verschiedene Jare her, daß wir ein und andere junge Leute in Unterricht und Ältere zu Mitarbeitern auf und annamen und sie hin und her in gantz verlaßene Gegenden auf Bitte der Gemeinen zur Probe verordneten. Mit einigen hat es gut gethan, mit andern aber nicht. Teils liegt die Schuld an den Gemeinen, teils auch an den Arbeitern, wenn sie auf Abwege in der Lehre oder Leben und Wandel gerathen. Z u m Exempel: Die Achtbaren Herren Älteste und Vorsteher der lieben Gemeine in Culpepper sandten vor Zeiten den Herrn Schulmeister [Johannes] Schwarbach mit den besten Recommendationen zu uns nach Philadelphia und baten beweglich, wir solten ihn zu dem Predigt=Amte bevollmächtigen, welches auch geschach 3 in H o f n u n g daß es zum Besten dienen mögte. Ich weiß die rechten Ursachen nicht, w a r u m er die Gemeine verlaßen. 4 Er dienet hier in unserer Nachbarschafft, und hält sich nicht zu unserm vereinigten Ministerio. So machen es die Arbeiter gern, welchen die Sache Gottes nicht recht am Hertzen liegt. Wenn sie die Ordination weg haben, so sondern sie sich von der Vereinigung ab, damit sie nicht Red und Antwort von ihrer Lehre, Leben und Wandel geben dürffen. Die Achtbaren Herren Ältesten und Vorsteher hatten hernach den jungen Herrn Möller [Heinrich Müller] einen Beruf gegeben und auch verlanget, daß er von unserm Ministerio geordinirt werden solte. Ich hätte es gern gesehen, aber eine vakante Gemeine in Reading brachte ihn auf ihre Seite, daß er ihren Beruf vorzog. Wir wüsten der lieben verlaßenen Gemeine in Culpepper nun nicht zu rathen, weil wir keinen Prediger im Vorrath hatten. Dahero veranstaltete ich es so, daß Herr Franck [Jacob Frank] sie besuchen und eine Probe ablegen möchte. Er kam auch wieder zurük und brachte einen Beruf mit, und so waren wir genötigt ihn zum Amte zu bevollmächtigen. 5 Und ich freuete mich als ich hörete, d a ß er eine Schule aufrichtete, welches das nötigste und vornemste ist unsrer Religion a u f z u h e l f e n ] . Ich hörete auch daß er sonst fleißig im Amte, und die Gemeine mit ihm zufrieden wäre, wie meine Werte Mitbrüder selber in ihrem Schreiben bezeugen nemlich „daß er beßer gethan, wenn er bei ihnen geblieben und seine Mitglieder auf den Weg der Gottseligkeit gefüret hätte etc." Er hat meines Wißens nicht

424

Die Briefe des Jahres 1781

über die Gemeine geklagt, sondern bezeugt, daß sie ihm Liebes und Gutes erwiesen, und ich kan keine andere Ursache ausfinden, als das seine Frau und Kinder ihm so hart angelegen, sie könten nicht länger von ihren Freunden und Angehörigen so weit entfernt leben, und müsten wieder dahin, wo sie geboren, und er selber habe befürchtet, daß er dem wichtigen Amte nicht in die Länge vorstehen könte, weil eine schwere Verantwortung dabei wäre etc. und er beim Antritt mit der Gemeine auf 3 Jar accordirt. Er hat mir die empfangene Vollmacht zum Amte zurükgegeben. Nachdem ich Ihr Wertes Schreiben vom 8. Aug[ust] a[nni] c[urrentis] empfangen, habe ein Abschrifft davon an unsern H[och] E[hrwürdigen] H[errn] Praeses des Ministerii H[errn Christoph Emanuel] Sch[ultze] gesandt und gebeten, daß einer oder ander ordentlicher Prediger Ihre Gemeine besuchen, das Evangelium verkündigen und die Heil [igen] Sacramenta erteilen möchte, so bald es die Krieges=Umstände und Zeit erlauben wolten. Wie ich aber von M[aste]r Bangert höre, so sey kürtzlich ein Prediger bei Ihnen gewesen, der von Hjerrn] Schwarbach recommendirt worden. 6 Wenn das so ist, so wolte ich bitten, meine Werte Herren Mitbrüder wollen so gütig seyn und uns mit ein paar Zeilen Nachricht davon geben, 7 damit keiner von unserm Ministerio die Reise zum Besuch vergeblich vorneme. Übrigens ist mirs sehr tröstlich daß die Achtbare Herrn Älteste noch standhafft bei unsrer Evangelisch=Lutherischen Lehre und Ordnung geblieben, daß Sie den Gottes=Dienst mit Gesang und Vorlesen in Ihrer Kirche unter halten. Gott der Allmächtige wolle Sie stärken und getreu erhalten, daß Sie Hand und Hertz von der Kirche und Ordnung nicht abziehen. Wenn auch nur noch 3 standvest bleiben, so behaupten sie ihr altes Recht. Es gehört Glaubens Muth dazu. Auf einer Seite haben sie die schädliche schwärmende Secte um sich herum, wobei sich der Satan in den Engel des Lichts versteh 8 und mit seinem Gaukelspiel der einfältigen Menschen ihre Sinne verrükt; auf der andern Seite gibt es liederliche Müßiggänger die sich für Lutherische Prediger ausgeben und weder von einem ordentlichen Consistorio oder Ministerio geprüfft noch geordinirt sind, sondern die einander selber ein weihen bei der Brantewein Bottel [Flasche], die über die ordentlichen Prediger lügen und lästern und mit falscher Lehre, Heuchelei und gottlosen Leben die armen Gemeinen zerrütten und in den Grund verstören. Ach meine hertzlich geliebte Mitbrüder, wir leben nun in den Zeiten, da die Christenheit mit solchen Gliedern überschwemmet ist, wie sie 2 Tim: 3, Vers: 1 bis 7. bezeichnet sind. Solche sollen wir meiden. Sie haben recht, wie sie in Ihrem Werten Schreiben anmerken: „Ach Gott vom Himmel sich darein etc." 9 Nur getrost etc. es heißt auch in dem Gesänge: durch Adams Fall ist gantz verderbt etc. 1 0 Wer hofft in Gott und dem vertraut, der wird nimmer zu schänden etc. 11 und in dem Liede: Sey Lob und Ehr' dem höchsten Gut etc. 1 2 Der Herr ist nah und nimmer nicht von seinem Volk geschieden 13 etc. Mit hertzlichem Gruß und Segens=Wunsch an Ihre werten Familien [und] an alle Seelen die Jesum Christum, sein heiliges Wort und Sacramenta lieben verbleibe Ihr Wohlwünschender und Fürbittender Freund und Diener Octob[er] den 16ten 1781

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Nr. 8 3 6 / 8 3 7 Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 11-15. 1 2 3 4

5 6 7 8 9 10 11 12 13

16.10./19.10.1781

425

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 17-21 sowie AFrSt IV

= Nr. 831. Darüber steht: „Anfoderung". Vgl. Nr. 689 Anm. 17 sowie Bd. III Nr. 352; Nr. 356 und Nr. 366. Im Frühjahr 1775. Er kehrte nicht, wie beabsichtigt, nach Europa zurück, sondern versorgte bei häufigem Wechsel kleinere Gemeinden in Pennsylvania; vgl. Glatfelter I S. 129f. Vgl. Bd. IV Nr. 661 Anm. 31. Johann Michael Schmidt?; vgl. Nr. 850. Vgl. Nr. 850. Vgl. 2 Kor 11,14. Kirchenlied von Martin Luther. Kirchenlied von Lazarus Spengler (1449-1534). Vgl. die siebte Strophe des Liedes von Spengler. Kirchenlied von Johann Jacob Schütz (1640-1690). Vgl. die fünfte Strophe des Liedes von Schütz.

837. An Friedrich August Conrad Mühlenberg

[Providence,]

19.10.1781

Viro praenob[ili] Amico F[rederico] A[ugusto] S[alutem] p[lurimam] d[icit] Ex recentiori fama Anglicana et Teutonica perlegi Electionem senatorum plebisque Tribunorum in Republica nostra regulariter esse assecutam. 1 Caveas igitur Amice, rogo quaesoque ne controversiam cum parte opposita habeas, ne quin incidas in Scyllam, si vis vitare Charybdin. Respublica alias iam in tempestatibus fluitans, facilior ad populärem tempestatem atque turbonem irritari potest. Deinde Irritatores admoneri solent verberibus. Melius est acquiescere et errata si quae quae commissasint, obtegere, quam flammae oleum adjicere, atque inimicitiam capere in familiam. Cura ut valeas tuis, tuoque H[einrich Melchior] M[ühlenberg] XIV die Calendarfum] Novembr[is] 1781.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 22. schickte den Brief nicht ab. Vgl. Nr. 838 Anm. 4(1). 1

Mühlenberg

Die Wahl zum Abgeordnetenhaus am 9.10.1781 stand auch unter dem Vorzeichen ethnischer Differenzen zwischen englisch- und deutschsprachigen Wählern. Friedrich August Conrad Mühlenberg war vom Parteienstreit in doppelter Hinsicht betroffen. Er hatte seine politische Karriere der radikalen Strömung zu verdanken, fühlte sich aber als „Lockvogel" für die Stimmen der Deutschen mißbraucht und profitierte nun von einer Entwicklung, die bei den jährlichen Wahlen 1 7 8 0 - 1 7 8 3 den Einfluß der konservativen Republikaner stärkte. Vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 1 7 6 - 1 7 8 , 2 4 6 - 2 4 9 ; zur allgemeinen Entwicklung Robert Levere Brunhouse, The CounterRevolution in Pennsylvania 1 7 7 6 - 1 7 9 0 , Philadelphia 1942.

426 838.

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

Die Vorsteher

von Allentown

an Heinrich

Melchior Mühlenberg Allentown, 22.10.1781

Ehrw[ürdiger] Herr, wir unterschriebene als Vorsteher unserer Gemeine berichten sie hiemit, wie es anjetzo mit unserer Gemeinde stehet, seit dem Herr Bußkirk [Jacob van Buskirk] bey uns stehet als Prediger des Evangelii,1 Nemlich, daß sich unsere Gemeine von seinem Ersten Anfang an bey uns biß Dato, gesamlet hat, so daß es anjetzo eine Erfreulichkeit, Einigkeit, und die gröste Vergnüglichkeit, und wie wir hoffen eine Gottwohlgefälligkeit bey uns ist, in unserm Kirchen Stande. Kurtz, unsere Gemeine ist antjetzo in einen solchen blühenden Stande und Ordnung, daß ein jeder Wünschet es möchte also verbleiben; Nun aber ist es eine Ähnlichkeit aus dem, was wir vernommen, daß er solte versetzet werden, in eine andere Gemeine, welches, wann es solte geschehen, wiederum eine völlige Zerstreuung unserer Gemeine seyn würde, dieweilen aber des Herrn Bußkirk sein Wille nach Ihrem geneigt ist und auf Sie siehet, so zweifeln wir nicht, daß, wenn Sie belieben möchten, er wiederum bey [uns] bliebe. Wir bitten und flehen Sie also im Nahmen unserer Gemeine hiemit, daß Sie es möchten zu laßen daß der Herr Bußkirk bey uns bleiben möchte, wir bitten also und hoffen, Sie werden uns keine Fehlbitte thun laßen und uns eine günstige Antwort ertheilen, benebst auch einen Bericht davon an den Herrn Bußkirk ergehen laßen. 2 Verbleiben Ihre ergebenste Diener: Allen Taunschip Northampton Caunty 3 Octobfer] d[en] 22 t e n 1781. 4

Nicolaus Mildenberger Han Nikel Hauer Georg Has

An den Ehrw[ürdigen] Herrn Mühlberg Minister of the Gospel.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 25 S. 23f. Englische Übersetzung in Tappert 1

2

3

4

PM 95 A Nr. 22 1781-82 III S. 455.

S. 31f. sowie AFrSt

IV

Auf Bitten Mühlenbergs seit dem Frühjahr 1 7 7 9 , als der in Allentown lebende Johannes Andreas Friderichs seinen Amtspflichten nicht mehr nachkommen konnte; vgl. die Tagebucheintragung zum 6 . 4 . 1 7 7 9 in Tappert III S. 2 2 8 f . Unmittelbar im Anschluß an die Abschrift des Briefes vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Der Ort, wo die Gemeine ist, wird ins gemein genant: das Eirische [irische] Settlement. Ich antwortete mit ein paar Zeilen an H[err]n Pf[a]rr[er] Buschkirch, daß ich die schwere Frage nicht entscheiden könte, wie es am wenigsten Schaden und am meisten nutzen würde; und weil ihm die Umstände am besten bekant wären; so solte mirs lieb seyn, wie ers einrichtete. Wenn die Saccumer [Upper Saueon] Gemeine mit dem Herrn [Johannes] Beil zu frieden seyn wolte so wäre es der Allentauner Gemeine wohl zu gönnen, daß H[err] Buschkirch sie ferner bediente. Indeßen wolte ich die Sache an unsern H[och] E[hrwürdigen] H[err]n Praeses [Christoph Emanuel Schultze] berichten." Allentown Township lag bis 1 8 1 2 im Northampton County; nach der Aufteilung des County gehörte der Ort zu Lehigh County. Für die Zeit bis zum 2 4 . 1 0 . 1 7 8 1 (= Nr. 8 3 9 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:

Nr. 8 3 8 / 8 3 9

22.10./24.10.1781

427

(1) „Montag d[en] 22 Octob[er]: schrieb einen Brief an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] weil vernommen, als ob H[err] Hartwig [Johann Christoph Hartwich], der ein Zeitlang hier bei ihm gelegen, sein Winter Quartier bei uns nemen wolte. Welches ich ernstlich verbat, weil mir und meiner epileptischen] Frau [Anna Maria] unmöglich wäre, einen Mann zu erhalten, der noch arbeiten und sein Brod mit Schulhalten verdienen könte, aber nur Eßen und nicht arbeiten wolte: Daß es nicht schicklich, wenn man auf uns 2 alte gebrechliche inutilia pondera [unnütze Lasten] noch ein überwiegendes 3tes wältzen wolte: Daß er da seinen Unterhalt suchen müste, wo er seine Kräffte in seinen jüngern Jaren zum Dienste des Reiches Gottes und Besten des gemeinen Wesens aufgeopfert, oder bei den Patronen in Neu=England, Virginia etc. die ihn schrifftlich zum Superintendent über die Luth[erischen] Gemeinen verordnet, oder bei seinen Clienten, die er ehedem auf sein Land verlocket etc. Ich könte auch Zeugen aufstellen, zu denen er gesagt, daß er nicht zu den so genanten vereinigten Lutherischen Predigern gehörete, sondern von seinem Durchlauchtigsten] Fürsten hieher gesandt wäre um die Aufsicht über die Lutherische Kirche in America zu haben etc. ... In dem Briefe an Friedrich] Afugust] M[ühlen]b[erg], meldete daß ich heute die obbemeldte Interessen [Zinsen] richtig empfangen hätte. Schrieb auch ein paar Zeilen an die Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin. Die lateinischen Zeilen unterm 19 Octob[er] a[nni] c[urrentis = Nr. 837] habe nicht abgesandt, sondern annihilirt; weil der geschehenen Wahl in der Grafschafft [County] Philadelphia] laut wiedersprochen wird und Petitions dagegen eingegeben werden, welches viele Unruhe und Lerm verursachet und verbitterte Parteien machet, die vielleicht a verbis ad verbera [= von Worten zu Schlägen] schreiten, wenn es Gott nicht in Gnaden abwendet: ich machte ein Memorand[um] in Deutsch." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 2 4 - 2 6 ; vgl. AFrSt IV H 25 S. 1 7 - 1 9 ; Tappert III S. 453).

839. Friedrich August Conrad Mühlenberg an Heinrich Melchior Mühlenberg [Philadelphia, 24.10.1781] With Heartfelt Joy, with the utmost Gratitude to the Almighty for His divine Interposition, I do most sincerity congratulate Y o u on the Capture of Lord Cornwallis with his whole Army, amounting to 5 5 0 0 Landforces, 1 1 0 Vessels, and a prodigious Quantity of Artillery, Arms etc: etc: and this without much Blood being Spilt. 1 It happen'd on the memorable 17 t h of October: the same Day Gen[eral John] Burgoyn[e] had a similar Fate. 2 I am at present in too much Hurry and Confusion to give all the Particulars, but shall do it by the first Opportunity. Just now Congress, Assembly and Council are about to proceed in a Body to our Zion Church, to return Thanks to the Lord of Hosts for this singular Mark of His Interposition in our Favor. Oh! may all the People rejoyce in the Lord, and return the most unfeigned and sincere Thanks! In the Next Papers all the Particulars will be, as Coljonel Tench] Tilghman, 3 one of the Gen[eral's]' Aids arrived 2 Hours ago . F[riedrich] Afugust] M[ühlenberg] 4

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 25 S. 20. Auch in Tappert III S. 454. 1 2

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 27f. sowie AFrSt IV

Vgl. Nr. 834 Anm 10. Am 17.10.1777 hatte General John Burgoyne mit seiner eingeschlossenen Armee von ca. 6 0 0 0 Mann kapitulieren müssen (Convention of Saratoga). Dieser Erfolg der Kontinentalarmee im

428

3

4

Die Briefe des Jahres 1781

Norden gab den Ausschlag für das Zustandekommen der amerikanisch-französischen Allianz im Februar 1778 und hatte somit vorentscheidenden Charakter für den Ausgang des Krieges. Vgl. Nr. 760 Anm. 6 sowie John S. Pancake, 1777. The Year of the Hangman, Tuscaloosa, Ala. 1977. Tench Tilghman (1744-1786); Kaufmann und Soldat; geboren in Maryland; bis 1776 Kaufmann in Philadelphia; 1 7 7 6 - 1 7 8 3 im Rang eines Oberstleutnants persönlicher Sekretär und Adjutant George Washingtons; anschließend wieder in Baltimore, Maryland. Für die Zeit bis zum 31.10.1781 (= Nr. 840) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 26 October: ... Empfieng von F[riedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] die bestelte Arzenei, die Englische] Zeitung von gestern, und einen Brief datirt von gestern d[en] 25 Octob[er] a[nni]c[urrentis], ... Er meldet daß der S[alvo] T[itulo] Congress, die Assembly [Abgeordnetenhaus] und Council [Rat] Nachmittags um 2 Uhr in unsrer Zions=Kirche versammelt gewesen, etliche geistliche Lieder mit Music abgesungen, einige sich schikende Psalmen gelesen, und vom H[errn] Caplan [George] Duffi[e]l[d] ein vortreflich Gebet und Danksagung abgelegt worden. Abends sey auch die Stadt physice illuminirt gewesen, wobei er bedauert, daß der lose Jan Hagen, den Leuten die Fenster etc. eingeworfen, wo sie keine Lichter gefunden ... Er hat auch berichtet, daß er endlich d[en] H[errn] Hartwig [Johann Christoph Hartwich] los worden maßen er ihn nach Bucks County erlaßen. Ich schrieb heute Antwort an F[riedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] und agnoscirte alles, was in dieser Woche von ihm empfangen." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 29f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 23; Tappen III S. 454f.). - George Duffield (1732-1790), Prediger an der Third Presbyterian Church in Philadelphia, Kaplan des Continental Congress und der Kontinentalarmee. (2) „Sambstag d[en] 27 October ... Ich schrieb einen Brief an M[aste]r Nicolaus Brosius in Reading ... Nachmittags schrieb an den H[errn] Pr[aeses Christoph Emanuel] Schultze und communicirte die Copie von meiner Antwort an die Hh. [Herren] Kirchen=Älteste in Culpeper sub: 16 Octobr[is] a[nni]c[urrentis = Nr. 836]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 30; vgl. AFrSt IV H 25 S. 23; Tappert III S. 455). (3) „Dienstag d[en] 30 Octobjerj: ... Ich legte den Original Brief von der Allentowner Gemeine [= Nr. 838] und meine Antwort mit bei an H[errn] Praes[es] Schultze." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 82 S. 32; vgl. AFrSt IV H 25 S. 25; Tappert III S. 456).

840. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia, 31.10.1781 P h i l a d e l p h i a ] d[en] 3 1 O c t o b [ e r ]

1781.

E w [ e r ] E f h r w ü r d e n ] w e r t e s t e s 1 m i t der N a c h r i c h t v o n H e r r n P r ä s e s [ C h r i stoph E m a n u e l ] Schultzens M e i n u n g wegen H [ e r r ] n [John] W a d e s

Aufname,

h a b e e r h a l t e n u n d n e b s t m e i n e m K o l l e g e n [Justus H e i n r i c h C h r i s t i a n H e l m u t h ] m i t V e r g n ü g e n d a r a u s e r s e h e n , d a ß in dieser S a c h e u n t e r uns Ü b e r e i n s t i m m u n g h e r r s c h t . E i n e R e i s e n a c h C o h ä n s e y [ C o h e n z y ] , a l l w o d a s heilige A b e n d m a l g e h a l t e n w a r d , w a r Schuld d a r a n , d a ß ich d e n E m p f a n g dieses S c h r e i b e n s n i c h t e h e r e r k a n n t e . I c h w ü n s c h t e sehr d a ß H e r r W a d e n u n in Segen p r e d i g t e u n d f r u c h t b a r w ä r e , a b e r u n s v e r s c h o n e t e , die w i r ihn n i c h t g e h ö r i g p r ü f e n u n d ü b e r ihn, w e n n er a u f g e n o m m e n w ä r e , n i c h t g e h ö r i g e A u f s i c h t h a b e n k ö n n e n , d a b e i a b e r d a s Urteil ü b e r uns z ö g e n , d a ß w i r L e u t e zu P r e d i g e r n m a c h t e n , die bei andern nicht a n k o m m e n können.

Nr. 8 3 9 / 8 4 0

24.10./31.10.1781

429

Der Überbringer 2 dieses wird denenselben seine Angelegenheiten entdeken. Man muß ihm etwas Zeit gönnen, sich zu erklären und denn kommts schon heraus. Vielleicht schikte er sich nach Reading oder den Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover]. 3 Von Lüneburg [Loonenburg, heute Athens, New York] solte er billig erlößt werden. Ein Briefgen von denenselben nach Reading 4 wäre wol nötig, wenn er eine Reise dahin tun solte. Veränderung des Orts soll offt die melancholische Laune entkräfften. Er ist jetzt ordentlich: nur denkt er ohne Zweifel mehr als er sagt. Sonst dächte er sehr wenig. Durch C. W. Schiksal versichert auch die Rechte von A: eingesehen zu haben und ein guter W. zu seyn. Am Dienstage Abend kam von Cohansey zurük. Es war große Uneinigkeit in der Gemeine wegen des Deeds [Besitztitel] und der Kirchenrechnung gewesen. Ich lies die Rechnung ablegen, da es erhellte, daß die Gemeine an M[aste]r Tries noch 79 £ schuldig ist. Der Deed soll ietzt recorded [registriert] werden, und Niemand wüste etwas weiter ein zu wenden. Mein Häusgen hier in Moravian Alley habe verkaufft. Herr Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] träte mir seinen Kaufvertrag mit M[aste]r Reed [Johannes Riedt] ab; allwo ich aber tief in Schulden käme! £ 3 0 0 könte nur anzalen. Wäre es wol eine Sache für mich? Ich will Dero Rate folgen. 5 Meine Frau [Margretha Henrietta Kunze] und Kinder sind Gottlob munter und wol und sonst alles ruhig, nur daß mich die über häuffte Arbeit plagt. Unter hertzlichen Seufzen für Dero Wolseyn und Erhaltung - verharre Johann Christoph Kuntze.

Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 26f.

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 34f. sowie AFrSt

IV

1

V o m 1 5 . 1 0 . 1 7 8 1 (nicht erhalten); vgl. N r . 8 3 5 Anm. 1 0 ( 3 ) .

2 3

J o h a n n Christian Leps; vgl. das Tagebuch vom 2 . bis zum 5 . 1 1 . 1 7 8 1 (Tappert III S. 4 5 6 f ) . Eine Predigt dort blieb ohne den erhofften Erfolg; vgl. die Tagebucheintragung zum 3 . und 4 . 1 1 . 1 7 8 1 (Tappert III S. 4 5 6 ) .

4

= Nr. 841.

5

Am 3 . 1 1 . 1 7 8 1 verfaßte Mühlenberg eine A n t w o r t an Kunze. Z u m Inhalt vermerkt er unter dem 5 . 1 1 . : „In der Antwort an H[errn] P[astor] K[unze] meldete, daß ich in dem Punkte mit dem Platz keinen unfehlbaren Rath geben könte, weil Futura Contingentia [künftige Entwicklung] nicht voraus wüste, wolte aber meine Meinungen seiner reifern Beurteilung zur Entscheidung gäntzlich überlaßen und nur gemeine und bekante Erfarungs Sätze anfüren etc. nemlich von N o 1 bis 9. a) was bei Geld auslehnen mißlich b) was hypothetice i[d] e[st] sub certis Conditionibus in Comparativo [unter gewissen Umständen vergleichsweise] sicherer, nemlich auf einen Landplatz der 9 0 0 £ W e r t , 3 bis 4 0 0 zu lehnen und the first M o r t g a g e [= Hypothek] of a clear und lawful Deed [einen unstreitigen und gesetzmäßigen Rechtstitel] zur Versicherung und billige Interessen [Zinsen] zu nemen. Wobei aber dennoch zu bedenken, daß auch die vesten Güter in A[merika] noch im Process liegen und es darauf ankomt, wie Gott der Herr als Umpire [= Schiedsmann] die Sache entscheiden werde, ohnerachtet die Menschen es mit dem längsten Degen aus machen wollen." ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 3 7 f . ; Tappert III S. 4 5 7 ) .

Die Briefe des Jahres 1781

430

841. An Heinrich Hahn1

Providence,

4.11.1781

Geehrter Fr[eund] Der Überbringer dieser Zeilen, H[err] L[eps] 2 ist ein Evangelischer] Lutherischer Prediger bei Niederteutschen Gemeinen [in Loonenburg, heute Athens] im Neuyorker State [im Staate New York] an der Nord Revier [Hudson Fluß], wo die Indianer etc. übel hausen. 3 Er wolte gern mit seiner Familie nach Pennsylvanien kommen und hier Gemeinen bedienen, und hat mich ersucht, ich möchte ihm ein paar Zeilen an einen guten Freund mitgeben, weil er frembd und unbekant ist. Wenn es Gel[iebten] Herrn Hahn und übrigen Ehrsamen Herren Ältesten und Vorstehern der Gemeine [Reading] beliebt, so können sie selber mit ihm sprechen und unter suchen, ob er sich für ihre Gemeine schiken würde? Ich verbleibe indeßen Ihr wohl wünschender Freund und Diener N[ew] Prov[idence] den 4 Novemb[er] 4

Abschrift 1

2 3

4

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

PM 9S A Nr. 22 1781-82

S. 36.

Heinrich Hahn; angesehenes Mitglied der lutherischen Gemeinde in Reading; gehörte bereits 1753 zu den Unterzeichnern des Rufs für Pastor Wortmann; war seither als Ältester oder Vorsteher in der Gemeinde tätig. Vgl. Nr. 840 Anm. 2. Besonders die Siedlungen im Mohawk Valley waren während des Unabhängigkeitskrieges immer wieder Überfällen von Tories und mit ihnen verbündeten Indianern, vor allem Mohawk, ausgesetzt. Für die Zeit bis zum 12.11.1781 (= Nr. 842) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] S Novemb[er]: ... Gab einem vorbeifarenden Carl Neumann des Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[ergs] Spreusack und ein paar Zeilen an M[aste]r Christian] Stier [vgl. Nr. 879] abzugeben mit." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 37; vgl. AFrSt IV H 25 S. 29; Tappert III S. 457). (2) „Dienstag d[en] 6 Novemb[er]: ... Ich schrieb ein Briefgen an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] meldete was H[err] P[astor Johann Christoph] K[unze] vom 31 Octob[er] a[nni]c[urrentis] für einen Rath von mir verlanget und ich vom 3 ttn Novemb[er] ac: darauf geantwortet. Ferner daß ein Mann im Schwamb [= Falkner Swamp = New Hanover], Emrich genant, mit ihm tauschen wolte etc. wie mir Mary [Maria Catharina] Sw[aine] auftrug, daß ichs dem Friedrich] A[ugust] berichten möchte: ich habe das Brieflein an Friedrich] A[ugust] nicht abgesandt, weil es nicht nötig erachte." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 ; vgl. AFrSt IV H 25 S. 29; Tappert III S. 457).

842. Johann Christoph Kunze an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia, 12.11.1781 Philadelphia] Nov[ember] 12, 1 7 8 1 . Sfalve] Reverende Socer: Dulce non nunquam, recordari praeterita, quam quam levia satis gravi animo taedio piena. Ego igitur, in clusus velut carcere, Latio, et nugis impeditus scholasticis utar, si Tibi videbitur, interdum in litteris ad Te datis lingua hac non

Nr. 8 4 1 / 8 4 2 / 8 4 3

431

4.11./12.11./14.11.1781

cuivis intelligibili, vel ut obsignari Litteras non semper necesse sit, vel ut brevitate utar, quam respuit vernacula. Consilium, quod dedisti, de abhibenda pecuni paternum agnovi et ad Litteram secutus sum. 1 Ultimo saturni die conventum inter me et D[ominum] Fr[idericum Augustum Conradum] est initumque pactum. Mutuam ei ded trecentorum pondo summam, communi obligatione facta et Domino [David] Schaef[f]ero in pactum incluso. Dominus Suaenius [Francis Swaine] idem efflagitavit hodie in Litteris ad me datis, at sero venit. Salutat Te mei, quae Tui sunt, ac precibus se tuis committunt. Puella junior ancilla Elisabeth 2 variolis laborat, miti modo, ita ut abambulando ne quidem arceatur. Vale Honoratissime Pater, ac fave genero Christophoro Kunze. Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 35f. 1

2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 47f. sowie AFrSt IV

Zu Kunzes Anliegen vgl. den Schluß von Nr. 840, zu Mühlenbergs Rat dort Anm. 5 und Nr. 841 Anm. 4(2); zur Sache vgl. auch Nr. 846. Kunzes Tochter Catharine Eliza, geb. 4 . 1 0 . 1 7 7 6 .

843. An [Francis Swaine]

[Providence,

14.11.1781]

D[ear] S[ir] By your favor of the 8 th Nov[ember] a[nni] c[urrentis] 1 1 see, the place is sold, but do not understand, wether the Agreement you made with [Theophilus Emanuel] Fr[antz] 2 for 3 years Rent, thereby be null and void? if so, you are necessitated to look for another place. As for buying Capt[ain] Blewers, or any other large or small plantation, I see no possibility at present; for you have not so much Advance = or Earnest Money in hand as to pay the first term, and you see now by Experience that a plantation doeth not afford a sufficient Maintenance even for a small family, much less to procure the principal, Interest, Taxes etc which a plantation costs when bought with borrowed Money and managed by hired Labourers or upon Half. 3 As desirous and willing I might be to assist you, dear Children, as sorry I am to confess, that it is impossible for me to lent or to be bound for Money. Miss" [Maria Catharina] Sw[aine] and all the rest of my children know, how our temporal Circumstances are situated. I am unable to ma[i]ntain myself, being worn out by decrepit Age and fatigues, and my yoke-fellow in a pityful distressed Condition and helpless. Our whole worldly Estate is dwindled away to 100 £ upon Interest at [Wilhelm] Engelfried, one hundred at St Mich[ael's] Corporation], 44 £ at M[aste]r [Johannes] Ried[t] and a small Remnant in the Loan Office. The little place where we live on yields but the fruit of Labour, mostly done by hired Labourers for Wages. The Pension I had hitherto, during pleasure of my European Benefactors amounted to 70 odd: £ curr[ency] being

432

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

Interest of a Legacy. This, besides now and then a Marriage, some Corn for my weak performing divine service here and in the Swamb [Falkner Swamp = New Hanover], did just reach so far as to maintain myself and sick family in a frugal way of Living. The last 39 £ odd shilling] you were so kind as to bring up for me, 4 were part of the Pension, whereof I paid Wages to our hired Girl, for Hay, fire Wood and other Debts, due for advanced Necessaries. Last year I received a handsome Gift of Philadelphia] Congregation, but the Expences caused by that unhappy Accident of Mama's [Anna Maria Mühlenberg] Burning 5 made the Balance even. And of this year, almost past, I can not expect the like, for the treasury [can] hardly afford the fixed Salaries for their two ordinary Ministers. And being at my Journey's End, as soon I depart this live, all mine Income ceaseth, and my poor distressed, surviving Widow will be left in a destitute Condition, and be hardly able to get maintained by that little Interest of the mentioned Principals. Bring in such Circumstances, we can not assist our Children with Money, nor expect to be assisted by any of them in our want, because every one is obliged first to shift and care for himself and his family, and to earn the fruit of his Labour by the blessing of God, especially when we are young yet and enjoy Health and Strengh in Mind and body. What little we can offer for a time is this viz: the small House, where Dan[iel] Crfoesmann] liveth in, 6 and half a Garden, but you know that there is no fire wood, no fodder for a Horse, no pasture for a Cow, no bussiness or Employment to maintain a family even in the most frugal Manner. There are many Ways and Opportunities open yet, where an honest young Gentleman may improve his Talents and make a fortune either by Land or Sea, in the Military or Civil Occupation: Gen[eral Johann] P[eter Gabriel Mühlenberg] leaveth his family some where home and looketh for a fortune abroad. Cousin [Nicolaus] Brosius 7 left his family for a While home, made a Tour, came home and was able to buy Weisers House in Read[ing]. How many Seafearing Gentlemen leave their Families home, venture out empty and return with a fortune, for the Maintenance of themselves and familie's Comfort. Let the Farmer exercise his Plough etc: the Mechanick his Art, the Pennman his Penn, the Soldier his sword, the Sea Capt[ain] and Mate their Compass and Quadrant and every Adventurer his talents where he is endued with. Miss rs Swfaine] is young and able yet to maintain herself and little George 8 for a While, until her beloved Husband finds a prosperous station to render himself and his family comfortable, which is the hearty desire of both your wellwishing humble Friend H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch H 25 S. 31f. Auch in Tappen III S. 4S8f. 1 2 3

PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 41 -44 sowie AFrSt IV

Nicht erhalten. Vgl. die Nachschrift zu Nr. 8 1 0 . „Plantation upon half": eine Farm verpachten, wobei die Hälfte der Ernte von dem Pächter anstelle einer Geldpacht an den Eigner der Farm abgeliefert wird.

Nr. 8 4 3 / 8 4 4

14.11./14.11.1781

433

4

Am 2 2 . 1 0 . 1 7 8 1 ; vgl. Tappert III S. 4 5 3 .

5

Vgl. N r . 8 2 0 und Tappert III S. 396ff.

6

A m 1 6 . 1 1 . 1 7 8 1 besprach Mühlenberg mit Croesmann einvernehmlich die Beendigung des Mietverhältnisses zum Jahresende, vgl. Tappert III S. 4 5 9 . Daniel Croesmann; Hutmacher; Mitglied einer alteingesessenen Familie in Providence, die bereits in den 1 7 5 0 e r Jahren treue Anhänger Mühlenbergs war; von August 1 7 7 9 bis April 1 7 8 2 Untermieter Mühlenbergs; anstatt Miete zu zahlen, mußte er für die Mühlenbergs Feuerholz machen und deren Z ä u n e in Stand halten; zog im April 1 7 8 2 in sein eigenes H a u s in Providence.

7

Nicolaus Brosius; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Reading; Mühlenberg spricht von ihm als „Cousin Brosius"; ein gewisser Abraham Brosius gehörte 1 7 5 4 zusammen mit Mühlenbergs Schwiegervater Conrad Weiser zu den Gründungsmitgliedern der lutherischen Gemeinde in Reading; A b r a h a m Brosius wurde 1 7 5 4 als Treuhänder für das Kirchenland eingesetzt; am 3 0 . J a n u a r 1 7 7 7 taucht ein Gefreiter Nicholas Brossius in der Musterungsliste einer Kompanie auf, die von H a u p t m a n n Benjamin Weiser geführt wurde und die sich wohl vornehmlich aus deutschen Einwandererfamilien des Northumberland County rekrutierte.

8

Mühlenbergs Enkel George Washington Swaine, geb. 1 6 . 1 1 . 1 7 7 9 ; vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 1 8 7 f .

844. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior

Mühlenberg Frederick,

14.11.1781

Friderictown [Frederick] d[en] 14 Nov[ember] 1 7 8 1 H[och] E[hrwürdiger] V[ater] M i t vielem Vergnügen habe von Doctor [Christian Friedrich] Martin [s], der hier seinen kranken Schwager besucht, vernommen, daß er Sie vor kurtzem wohl und gesund samt den lieben Ihrigen in Providence gesehen. Bey dem Besuch dieses Alten Freundes erinnerte ich mich an die vergnügte Stunden, so ich vor 17 Jaren nach Ostern in Reading und auf der Reise nach Philadelphia in Providence in Ihren ermunternden Gesprächen genoßen, welches mich aufs neue gantz belebet hat. Der Herr sey gelobet für alle Gnade, so Er mir armen durch Ihren Dienst in 17 Jahren erwiesen hat. Zu gleicher Zeit fiel mir ein, was vor Mühe auch die alte Fr[au] Mutter [Anna Maria] Mühlenbergin meinent wegen gehabt hat - . Ich bin gantz unvermögend Ihre Liebe zu vergelten. Das laße ich Gott dem Herrn über. Weil Sie nach Ihrer alten Liebe an unserm Wohl theil nehmen, so berichte Ihnen, daß uns Gott den 9ten Septemb[er] h[uius] a[nni] mit einer gesunden Tochter abermal erfreuet hat, welcher meine Frau [Henrietta Krug] bey der heiligen Taufe den Namen Maria gegeben hat. Ich bin zwar noch schwächlich, aber der Herr ist meine Stärke, 1 Frau und die 3 Töchter sind ziemlich wohl. Was aber die Religion in meiner Gemeinde betrifft, so siehet es schlecht aus. Geitz, Ungerechtigkeit, H a ß und Feindschafft nehmen Über hand und erstiken den guten Saamen, der ausgestreuet wird. 2 Die mehresten von denen, die nicht /:zur Indepfendence = Unabhängigkeit]:/ geschworen, kommen seit etlichen Jahren nicht mehr in die Kirche, und seit dem, die Unruhen, wegen der Tories ausgebrochen, bleiben auch die ihrigen, daraus. Gott heile die Brüche Zions 3 und schenke bald wieder Friede und Einigkeit!

434

Die Briefe des Jahres 1 7 8 1

Hier liegen 1100 Englische und 7 0 0 Teutsche von des [Charles Earl] Cornwallis gefangner Armee, 4 dabey 2 0 0 Mann wachen müßen, dabey, wie Sie leicht denken können, viele Zerstreuungen sind. Besonders in meinem Hause, wenn ich Kinder unterrichte, indem das proviant haus, gegen meinem überstehet, da sie ihre Rations ziehen. Ein hertzlicher Gruß von mir, Frau und Kindern an Sie und die lieben Ihrigen, wie auch den Herrn Bruder [Johann Ludwig] Voigt. 5 Der Herr unser Gott seye mit Ihnen in Ihrem hohen Alter, Er sey Ihre Stärke in der Schwachheit, Ihr Trost und Freude in der Traurigkeit, Ihr Beystand in allen Verrichtungen, und Cröne dieselben mit ewig bleibenden Früchten um Jesu Christi willen amen. Hiemit verbleibe Ew[er] gehorsamer Johann Andreas Krug. 6 Abschrift

von Mühlenbergs

H 25 S.

37f.

1

2 Mos 15,2.

2

Vgl. M k 4 , 3 - 8 par. Vgl. Ps 6 0 , 4 .

3 4 5

6

Hand

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 49f. sowie AFrSt

IV

Die sich a m 1 7 . 1 0 . 1 7 8 1 in Y o r k t o w n ergeben hatte; vgl. N r . 8 3 4 Anm. 1 0 und N r . 8 3 9 . Mit Voigt zusammen hatte Krug 1 7 6 3 die Berufung nach Amerika angenommen; vgl. Bd. III N r . 2 5 8 Anm. 1 7 ; N r . 2 7 2 Anm. 5 ; N r . 2 8 4 S. 1 4 1 . Für die Zeit bis zum 1 9 . 1 1 . 1 7 8 1 (= N r . 8 4 5 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 18 Novemb[er]: ... Ich sandte ihm [Johann Philipp Leydich] ein Zettel und ersuchte ihn a) zu verkündigen, daß ich g[eliebts] G[ott] heute über 8 Tage hier predigen würde b) daß er folgende Personen proclamiren möchte . . . " . ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 4 6 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 3 5 ; Tappert III S. 4 5 9 ) .

845.

An Johann Christoph Kunze

Providence,

19.11.1781

Viro maxime Reverendo J[ohanni] Qhristophero] Kunzio Fautori observantia colendo S[alutem] p[lurimam] dicit: H[einrich Melchior] M[ühlenberg]. Accepi Vir maxime Reverende, Tuas Latio inclusa Litteras pridie iduum Novembris 1781 ad me datas. 1 Si Tibi placebit non nunquam latino scribendi genere, cuivis haud intelligibili uti, per grato animo id agnoscam. Nullus dubito quin pro Tua in me Benevolentia veniam sis daturus si responsio mea ex culina fluitaverit Cum Evandri Matre olim loqui poteram. Deficiunt mihi puritas, elegantia moresque tarn Linguae vernaculae quam latinae; atque stilus Ciceronis sive Curiae ex memoria excessit, evasit erupit. 2 Interim Tibi Vir maxime Reverende, gratias ago humillimas, pro Tua erga me, meosque Benignitate, pro auxilio Fr[ederico] M[ühlenbergio] iam dato et Suaeneo [Francis Swaine] promisso. 3 Te V[iro] m[axime] Rfeverendo] sine periculo Suaeneo aliqualem summam mutuare posse existimo, ea conditione, ut tabellae emtionis praedioli sive agri, pro mutua summa, tanquam hypotheca judicialis spondere debeant.

Nr. 8 4 4 / 8 4 5 / 8 4 6

14.11./19.11./19.11.1781

435

Caeterum cura ut valeas Regno Christi, Latio reipublicae, atque Domi, id quod precatur Tuus H[einrich Melchior] M[ühlenberg] Providentiae die 13 Calendar[um] Decembris 1781 in qua litteras accepi, pridie Iduum Novembrfis] a[nni] c[urrentis] datas, per Suaeneum ad me missas. Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 36f. ' 2 3

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 48f. sowie AFrSt IV

= Nr. 842. Vgl. Nr. 688 Anm. 10. Zur Sache vgl. Nr. 843 und Nr. 846.

846. Francis Swaine an Heinrich Melchior

Muhlenberg [New Hanover,

19.11.1781]

Hon[o] rd Sir Your Favor of the 14 th instfant] 1 I received and for the Advice contained therein I am much obliged - as to what you mention respecting the Bargain between [Theophilus Emanuel] Fr[ant]z and me, it stands good till the Expiration of the three years - but what I intimated to Daddy about Blewers House and Land, was an other Point I had in View viz: I summed up the Rent and taxes, which I must pay for this place for three years, it will amount to 90 £ and then I added 30 £ which the Man, who bought this place, will give me for my Lease, this will nearly amount to half the Purchase Money for Blewers Place, and M[aste]r [Johann Christoph] Kunze has been so obliging as to inform me by Letter, that he will lend me 150 £, as soon as he receives it from the Academy, which will be in a short time, he would have supplyed me out of the Money he had in Hands, but has lent it to Fr[iederich] A[ugust Conrad] Mfiihlenberg]. 2 I would not have Daddy think, that I am so poor, as he seems to intimate in his Letter, no, I thank the Almighty I have no Reason to complain since I live in the [Falkner] Swamp [= New Hanover], and I hope with the Assistance of Providence and by mine Assiduity to business and good Industry I shall in a short time be enabled to buy and have a place of my own. Wishing you in this World many happy days, and in the World to come overlasting Bliss I remain affectionately Fr[ancis] Sw[aine] PS. Sir, give me Leave to congratulate you on the Capture of M[aste]r Benedic[t] Arnold the Traitor, he was taken on Long Island 15 Miles from Quarters. 3

436 Abschrift von Mühlenbergs III S. 459f. 1 2

3

Die Briefe des Jahres 1781 Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 46f. Auch in Tappert

= Nr. 843. Vgl. Nr. 842 sowie Mühlenbergs Kommentar in Nr. 845. Die Aussicht auf Geld von der University of Pennsylvania erfüllte sich nicht; vgl. Anm. 3(4). Das Postskriptum ist gestrichen. Die Meldung erwies sich als falsch, wie Mühlenberg zum 21.11.1781 im Tagebuch vermerkt. - Auch Johann Peter Gabriel Mühlenberg hatte vergeblich versucht, Benedict Arnold gefangenzunehmen; vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 2 0 4 - 2 1 6 . Für die Zeit bis zum 30.11.1781 (= Nr. 847) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 21 Novemb[er]: ... Ich schrieb noch einige Zeilen an H[errn] P[astor] Kuntze und sandte den Brief vom Montage [= Nr. 845] mit ab, schrieb auch an M[aste]r Sw[aine]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 51; vgl. AFrSt IV H 25 S. 39; Tappert III S. 460). (2) „Donnerstag d[en] 22 Novemb[er]: empfieng a) ein Schreiben vom H[errn] Praeses [Christoph Emanuel] Schultze, datirt d[en] 19 Novemb[er] a[nni] c[urrentis] b) von Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] mit einem Kistgen worin Ingredientien zu einiger Winter Kleidung enthalten ...". (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 51; vgl. AFrSt IV H 25 S. 39; Tappert III S. 460). (3) „Freitag d[en] 23 Novemb[er]: ... Ferner schrieb Antwort an H[errn] Praeses Schultze aufsein geliebtes vom 19 Novemb[er] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 51; vgl. Tappert III S. 460). Unter demselben Datum in AFrSt IV H 25 S. 39f.: „Schrieb auch einen kleinen Bogen voll zur Antwort auf des H[errn] Pastor [Johann Andreas] Krug sein Wertes vom 14 Nov[ember] ac [= Nr. 844] und suchte ihn zu trösten, so viel oder wenig in meiner Schwachheit thunlich war. Insonderheit, da es ihm am meisten kränket, daß so manche Wiederspenstige die Kirche meiden, und die Gnaden Mittel verachten etc. Ich fürete ihm zu Gemüte neml[ich] ,Der Welt Heiland sendet seine Boten und Diener aus und läßet die Menschenkinder einladen zu seinen teuer erworbenen [1 Kor 6,20] Heilsgütern. Er läßet sie bitten und ermanen an seiner Statt, daß sie sich solten versönen laßen, und die Gnade annemen. Wenn nun die Boten ihre empfangene Botschafft und Instruction getreulich ausrichten, nach dem Maaß der Gnade, der Gabe und Vermögen, was der Herr dazu verleihet, und die Menschen wollen es nicht annemen; so findet man nicht daß der Herr mit den Boten zürne, wenn sie leer zurük kommen, wol aber mit denen, die den angebotenen Gnaden=Beruf entweder höflich oder grob abschlagen. Wir finden dis erläutert: z[um] E[xempel] ein ähnlich Bild en Migniature 2 Sam: 10,1=5. Der König David sandte Boten zu Hanon dem König der Kinder Ammon mit einer trostreichen Botschafft. Sie wurde verachtet und schimpflich behandelt. Die Boten kamen zurük mit halben Bart und zerfetzten Kleidern. Der König David zürnete nicht mit seinen Gesandten, weil sie ihre Botschafft treulich ausgerichtet, sondern mit den Verächtern. Matth: 22,[2-10] sandte der Herr aller Herren seine Boten aus, sie richteten ihre Botschafft treulich aus, kamen aber auch nicht unbeschimpft und ungeschlagen davon zurük. Der Herr zürnete nicht mit ihnen, sondern mit den Verächtern Matth: 23,34,35. 2 Cor: 6,1 = 10. Wer euch verachtet, der verachtet mich, spricht der Herr [Lk 10,16] etc. etc.'." (4) „Sambstag d[enj 24 Novemb[er]: schrieb ein paar Zeilen an Friedrich] A[ugust] M[ühlen]b[erg] agnoscirte die empfangne Ingredientien am 22 Nov[ember] durch M[aste]r Peterman, warnete wegen [Martin] R[aus] Mortgage etc. meldete auch, daß Mama [Anna Maria Mühlenberg] ihm das Bond [Schuldschein] von R[au] übergeben wolte, welches aber erst fällig würde am 1 Febr[uar] 1782. meldete ferner daß ich den Spreusack am 5 Novemb[er] durch Carl Neuman an M[aste]r Christian] Stier gesandt. Empfieng ein Schreiben von M[aste]r Sw[aine] datirt d[en] 23 November] a[nni] c[urrentis] bittet, daß wir unser Versprechen halten und ihm assistiren möchten. Bekam auch einen Brief von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin durch M[aste]r [Georg] Diehl, datirt d[en] 23 Novemb[er] ac. worin sie meldet, daß H[err] K[unze] wenig Hofnung hätte Geld von der Acad[emie] einzukriegen, um den M[aste]r Sw[aine] zu assistiren." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 52; vgl. AFrSt IV H 25 S. 40; Tappert III S. 460). (5) „Montag d[en] 26 Novemb[erj: ... Ich schrieb Antwort auf der Fr[au] Kuntzin ihren Brief vom 23 Novemb[er]." (PM 95 A Nr. 22 1781 S. 53; vgl. AFrSt IV H 25 S. 41; Tappert III S. 461).

Nr. 8 4 6 / 8 4 7

437

19.11./30.11.1781

847. Johann Andreas Krug an Heinrich Melchior

Mühlenberg Frederick,

30.11.1781

Dero Lehr= und trost reiches Schreiben 1 hat mich sehr ermuntert durch die schönen Anmerkungen wegen dem Amt eines Evangelischen Boten Gottes. Da Gott Gedult hat mit dem unfruchtbaren Feigenbaum, 2 so sollen wir uns darüber freuen und gleiche Gedult beweisen in unserm Amte. Und wenn wir hierin treu sind und richten nichts aus, so wird nicht die Boten, sondern die Verächter seiner Gnade sein Zorn treffen. Aber was soll ich dazu sagen, daß Sie meiner kleinen Tochter 3 ein Geschenk zugedacht? laßen Sie die Gedanken des wegen fahren. Ich will mir aber und meiner kleinen Tochter etwas beßers dafür ausbitten, welches Sie mir nach Ihrem väterlichen Hertzen nicht versagen werden: Etwas das da bleibet, das wir niemals weg geben, oder uns genommen werden kan. Und was ist das? Es ist Ihr väterlicher Seegen. An dem ist mir mehr gelegen als an Geld und Gut. Der bleibet, wenn alles andere vergehet. Das ist sancta voluntatis simplicitas ex oeconomia patriarchalis [die heilige Einfalt aus eigener Entscheidung aufgrund patriarchalischer Ordnung], Mein Großvater hat mich vor seinem Sterbebette gesegnet, da ich ein kleines Kind war, da ich vor Verwunderung über die ungewöhnliche Handlung, daß ich mit meinen Geschwistern vor sein Bette gestellet wurde, auf seine Worte, die er gesprochen nicht Achtung gegeben, und mich niemals habe erinnern können, was er gesprochen: So ist mir doch bey außerordentlichen Wohlthaten, so ich von Fremden genoßen, beygefallen: das ist vielleicht eine Erfüllung des Seegenswunsches deines Großvaters. Der Herr, der ein Gott des Seegens ist, wird auch Ihren Seegenswunsch erfüllen, ob ich gleich niemals denselben zu wißen bekommen solte. Der Gott alles Seegens seegne Sie und die lieben Ihrigen mit allerley Seegen im Leiblichen und Geistlichen in Christo Jesu Amen. Ich bin Ew[er] gehorsamer Fridrichsstadt [Frederick] den 3 Osten November 1781. 4

Abschrift von Mühlenbeks H 25 S. 43 f . ' 2 3 4

Johann Andreas Krug.

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 56f. sowie AFrSt IV

Vom 23.11.1781; vgl. den Extrakt in Nr. 846 Anm. 3(3). Vgl. Lk 13,6-9. Maria Krug, am 9.9.1781 geboren; vgl. Nr. 844. Für die Zeit bis zum 8.12.1781 (= Nr. 848) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 6 Decemb[er]: schrieb an H[errn] Pr[aeses Christoph Emanuel] Schultze vom 4 und 6 Decemb[er] da[tirt], agnoscirte der Fr[au Eva Elisabeth] Sch[ultze] ihres vom 2ten Decembr[is] und meldete allerhand Familien Sachen." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 57; vgl. AFrSt IV H 25 S. 45; Tappert III S. 462). (2) „Freitag d{en] 7 Decemb[er]:... M[aste]r [Francis] Swfaine] brachte ein Brieflein von F[riedrich] A[ugust Conrad] M[ühlen]b[erg] mit datirt d[en] 6 Decemb[er] a[nni] c[urrentis] mit demselben auch 1 Vi Stangen Siegelwachs und 2 Päklein Dintepulver ... F[riedrich] A[ugust] schreibt, er habe

Die Briefe des Jahres 1781

438

S[eine] Exc[ellenz] G[eorge] Washington] gesprochen und von ihm gehört, als ob [Johann] P[eter] Gabr[iel] nicht mit nach Carolina], sondern vermutlich bei seiner Familie wäre ... Bekam einen Brief durch die Fr[au] Diehlin von der Fr[au] Margreth[a Henrietta] Kuntzin ... datirt d[en] 5 dec[ember] a[nni]c[urrentis] mit Nachricht, daß sie geschwolnen Hals, und ihre 2 Kinder den Anfang vom blauen Husten hätten. Ich schrieb am Abend noch Antwort an die Fr[au] Kuntzin, um es mit Gelegenheit zu schiken." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 57f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 45; Tappert III S. 462).

848. Francis Swaine an Heinrich Melchior Muhlenberg New Hanover,

8.12.1781

Newhannover Dec [ember] 8 t h 1 7 8 1 Hon[o] Sir, By M[aste]r [Benjamin] Marckley 1 I send you £ 3 6 , 1 5 - 0 if Daddy 2 can possibly make it up 1 0 0 £ 3 1 will repay the 1 3 - 5 - in a few days, as I would with that M[aste]r Blewer may receive what I promised is a 1 0 0 £. Capt[ain] Marckley will receive the Money from Y o u and deliver the whole to Capt[ain] Blewer and receive the Deeds from him, that I may be enabled to have a New Deed drawn, for which Purpose I have wrote him a Letter - as Daddy perhaps did not altogether understand me last friday. 4 I now beg Leave to inform you the Particulars of the Bargain between Capt: Blewer and me - viz: I am to have the Place for 3 6 0 £ 1 0 0 £ to be paid down now, 1 5 0 £ to be paid next february, and the remaining Sum of 1 1 0 £ to be paid in one year after without Interest. Capt[ain] Blewer gives me the ten plated Stove in the House and 15 £ Rent due on the Place. Every Person that is acquainted with the Place think it reasonable - . I remain affectionately rd

Francis Swaine

Abschrift von Müblenbergs III S. 463. 1

2 3 4

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 58f. Auch in

Tappert

Benjamin Merkle; Mitglied der lutherischen Gemeinde von New Hanover; 1 7 8 0 - 8 1 Vorsteher derselben; Sohn von Abraham Merkle aus Providence; Mühlenberg unterhielt eine sehr freundschaftliche Beziehung zu ihm. Mühlenberg selbst ist gemeint. Vgl. Nr. 849 Anm. 5(1). Nach der Tagebucheintragung vom 7.12.1781 (Tappert III S. 462) war Mühlenberg von einer geringeren Gesamtsumme ausgegangen.

Nr. 8 4 7 / 8 4 8 / 8 4 9

30.11./8.12./8.12.1781

439

849. Vorsteher, Älteste u.a. von Upper Saueon an Heinrich Melchior MühlenUpper Saueon, 8.[12.]1781 berg und das Ministerium Up[p]er sa[u]con Taunschip d[en] 8C [Dezember?] 1 AD 1781 Dennen hochachtbaaren und höchst ehren werthen Herren, Predigern und Verkündigern des Evangelii Jesu Christi, nach dem lutherischen Glaubens Bekäntnus in ihren vereinigten Sinotals Versamlung, Freude zu vor, 2 es grüßen Sie die vereinigte Brüder und Glieder der Gemeine in Uper sacon Taunschip. Die weilen unser Herr Jesus sagt zu seinen Jüngern Mathäi am 9[37f.] die ernte ist groß aber wenig sind der Arbeiter, darum bittet den Herrn der ernte, daß er Arbeiter in seine ernte sende. Und dieweilen es dem lieben Gott gefallen, einen von unsern Mitbrüder in lower sa[u]con Taunschip mit nahmen Johannes Beil, mit seiner Gnade und Barmhertzigkeit zu begünstigen, und ihm die Gabe mit zu theilen, daß er daß Evangeli Jesu Christi, auf die sonst gewöhnliche Art und weise zu predigen, und die weilen es sich so zu getragen, daß besagter Johannes Beil, ein gantzes Jahr da wir keinen Prediger haten, bey uns geprediget, und wir bezeigen hiermit unser Vergnügen daran; Was sein leben und wandel angeht, so sind wir mit ihm von seiner Kindheit bekant, daß er einen Christlichen und tugentsamen Wandel und leben führet, und deßenthalben fähig ist, das amt eines Predigers zu bedienen. Wir bitten derohalben die ehren werthen Herren, daß Sie es Ihnen gefallen lasen wolten, und mit besagten Johannes Beil Bekantschafft machen, und wan Sie befinden, daß er der Lehrhalben fähig ist, daß Sie doch so günstig sein wollen, und den besagten Johannes Beil zu dem Amt eines Predigers zu be voll mächtigen, 3 er wird, wan es verlangt wird, bey Ihnen sich persönlich darstellen, und wir hoffen, daß ein solches Verlangen, und ein solcher Bericht, wird Ihnen höchst angenehm seyn, und wir werden, denen ehren werthen Herren, nebst Gott, und unserm erlößer, wie wir dan in Pflicht verbunden, höchst dankbar sein. Von Ihren unterthänigsten Kindern und Glieder der evangelischen lutheri[schen] Gemeine in Uper sacon wie auch andere gute Freunde und nachbarn derselben Gemeine im Taunschip. Erstlich Vorsteher Georg Schwenker Johanes Apels Merk 4 und Eltesten Andreas Erdman Adam Kortz Jacob Weber Muhel Seider Vallenttin Jäger Hannes Zeislost Peter Wersch Henrich Schauer Carri. Dörr Jacob Kepler Philip Bahl Henrich Müler Simon Walther Jacob Derr Peter Buch Jerg Adam Weber Andreas Brunner Ludwig Busch sein Merk Johannes Haltermann Frantz Hartman Peter Stöhr Peter Schiet

440

Die Briefe des Jahres 1781 Baltzer Bucheker

W e n d e l Schiet

Johannes Gernetter

Johannes Brunner

Gotthart Mory

J o h a n n e s Seiler

Henrich Wind

Daniel H o r l a c h e r

A b r a h a m Syder

Philip Söller

David Owen

C o n r a t Brinker

Georg Kärschner

Abraham

Michel Ott

Anres Erdman Jun[io]r

Görg Kern

C h r i s t o p h H e s t sein M e r k

Erdmann

Georg Brinker Thom[a]s Owen

Die Anzal der N a h m e n der

Philip S c h e r r e r

L u t h e r i s c h e n sein 3 3 :

Georg Blank

die a n d e r n F r e u n n d e sein

A b r a h a m Bruner

a n der Z a h l 2 2 .

Peter Laubenstein H a n n Philip W i n d Conrat Rauh Hannes Käuper W i l l i a m Beil H a n J u s t M u t i s[ein] M e r k Jacob Morry N [ o t a ] B [ e n e ] . S i n t e m a l es sich zu g e t r a g e n bey d e m U n t e r s c h r e i b e n v o n dieser Bittschrifft, d a ß a u c h a n d e r e R e l i g i o n s P e r s o n e n g e n e i g t w a r e n , d a ß b e s a g t e r Beil o r d i n i r t w e r d e n solte, s o h a t m a n ihre N a h m e n a u c h e i n s c h r e i b e n l a ß e n . 5

Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 67f. 1

2 3

4 5

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 88-91 sowie AFrSt IV

Platz für die Monatsangabe ist im Manuskript ausgespart und von anderer Hand mit einem „x" durch einen Kreis markiert. Der Monat Dezember wird durch den Kontext von Nr. 852 und 854 nahegelegt. Vgl. Jac. 1,1 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. Dieses Gesuch wurde bereits auf der Synode 1781 abgelehnt und 1782 wieder. Vgl. im Zusammenhang Nr. 809; Nr. 818; Nr. 8 2 6 - 8 2 8 ; Nr. 830; Nr. 852 und Nr. 854. = engl, mark, hier: Namenszeichen. Für die Zeit bis zum 12.1.1782 (= Nr. 850) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d(en] 9 Decemb[erj: ... Ich gab M[aste]r Benjamin Merckley [Merkle] mit a) 24 £ an th[a]l[ern] und 2 halbe Joh[annes = portugiesische Goldmünze] und 3 Guineas machet 11 £ 2 sh[illing] machet zusamen 35 £ 2 sh: und gab ein paar Zeilen mit an unsern Sohn Frfiedrich] Aug[ust Conrad] mit Bitte, er möchte sehen von einem guten Freunde in der Stadt auf meinen Credit das am 100 £ fehlende auf zu borgen, welches in ein paar Wochen mit Dank und Interesse wieder bezalen wolte. Wenn also M[aste]r Merckley mit hat 3 6 - 1 5 und 3 5 - 2 sh[illing] so fehlen noch 28 £ 3 sh: an 100." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 59; vgl. Tappert III S. 463). (2) „Mitwoch d[en] 12 Decemb[erJ: ... Er [Benjamin Merkle] hatte meine 2 Brieflein a) an Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] b) und Margretha [Henrietta] K[unze] abgegeben, konte aber den H[errn] Friedrich Mühlenberg] nicht zu sprechen kriegen, und brachte also keine

Nr. 849

8.12.1781

441

Antwort." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 60: vgl. Tappert III S. 463). (3) „Freitag d[en] 14 Decemb[er]: ... empfieng auch einen Brief vom reformierten] H[errn] Pf[a]rr[er Johann Philipp] L[eydich]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 61; vgl. AFrSt IV H 25 S. 46; Tappert III S. 463). (4) „Sambstag d[en] 15 Decemb[er]: ... Bekam Briefe a) von F[riedrich] Afugust] M[ühlenberg] datirt d[en Datum ausgelassen] worin er berichtet a) daß er mein letzters durch Capt[ain] Merkley empfangen, b) daß [Wilhelm] Engelfried gestorben, und ich das Bond [Schuldschein] schiken solte. c) daß wenn es ein käme, ob er und M[aste]r W. es auf Interesse [Zinsen] nemen mögen? d) daß die Witwe Kuntzin gestorben, wo bei ein theil der Grundrente stehet, e) auch begert, wenn es von Engelfr[ied] ein käme, ob wir ihm 50 £ und Swfaine] 50 davon laßen wolten? f) daß er sorgen wolte, damit Capt[ain] Biewers voll gemacht würde, b) ein Brieflein von der Frau Kuntzin datirt d[en] 14 Decemb[er] meldend, daß sie wieder beßer sey, und ich etwas auf oder nach dem Christtfest haben solte." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 61; vgl. AFrSt IV H 25 S. 46; Tappert III S. 463f.). (5) „Sontag 16 Decemb[er] am 3 Advent. ... schrieb auch Antwort an Friedrich] M[ühlen]b[erg] a) daß er die Sache bei Eng[elfrieds] Erben einfodern 50 davon behalten und 50 für Sw[aine] laßen, und mir für die 50 von Eng[el]f[ried] und 44 von [Johannes] Riedt eine Obligation geben möchte, deren Interes[se] der Mama [Anna Maria Mühlenberg] gehörte during her Life [so lange sie lebe], b) daß ich von der Corp[oration] a[nni] c[urrentis] noch 23 £ Interes[se] zu fodern, welche mit zur Ausfüllung der 100 £ an Capt[ain] Biewer gehören solten. c) wegen der verstorbenen] Witwe K[unzes] Grundrente möchte ers befördern." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 61; vgl. AFrSt IV H 25 S. 46; Tappert III S. 464). (6) „Mitwoch d[en] 26 Decemb[er]: ... Nachmittags schrieb ich an m[einen] Sohn Fr[ie]d[rich] M[ühlen]b[erg] beriefe mich auf mein Letzters vom 16 dec[ember] a[nni] c[urrentis] bat für die Mama um a) 2 Thee Känchen b) ein V* hundert braunen Zuker c) und neuen Calender, und Schloß den Bond von weiland Engelfried mit ein." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 62; vgl. AFrSt IV H 25 S. 48; Tappert III S. 465). (7) „Sambstag d[en] 5ten Januarii ... Nachmittags empfieng ein Schreiben von Friedrich] M[ühlen]b[erg] mit den Zeitungen datirt d[en] 4 Jan[uar] 1782, auch einen Brief zu vor mit VA Zuker, datirt Freitag d[en] 28 Dec[ember] 1781. Im letztern vom 4 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] berichtet er a) daß er inflammirte [entzündete] Augen, und alle seine Kinder auch Augen weh und den blauen Husten haben, und er also noch keinen Besuch ins Land thun könte. b) daß er einen Brief von [Johann] P[eter] G[abriel Mühlenberg] in dieser Woche erhalten datirt d[en] 19 dec[ember] 1781. daß er und seine Familie wohl, und er vielleicht bei seiner Familie bis Frühjar bleiben dürffte. c) berichtet einen Punkt aus H[errn Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] jun[ior] seinem Briefe neml[ich] ,Nebst hertzl[ichem] Gruß berichte dem Vater, daß ich endlich den Bart ausgefunden. Er hat des jungen Merkle Kiste in Verwahrung, und will sie entweder nächstes Früjar zurük nach Charlestown nehmen, oder seinem Vater verabfolgen laßen. Die Waaren so ihm Merkly jun[ior] anvertrauet, hat er für ihn verkaufft.' d) M[aste]r K. deliver'd to me 23 £ und I filled it up, und paid Capt[ain] Biewer und took a Rec[eipt], last Wednesday [Herr K. überbrachte mir 23 £ und ich fügte den Rest hinzu, bezahlte Captain Biewer gegen Quittung vergangenen Mittwoch] i[d] e[st] 2 Jan[uar] e) die Br[iten] haben gelandet bei Eggharbour [in Gloucester County, New Jersey] 60 Meilen von Philadelphia], und machen einen vesten Posten daselbst, teils um zu fouragiren in Jersey, teils auch den Handel in Philadelphia] zu ruiniren. Ich schrieb einen Brief an M[aste]r Abrah[am] Merkle, mit Gelegenh[eit] abzusenden." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 67f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 52; Tappert III S. 468). - Punkt e) ist im Manuskript gestrichen. (8) „Dienstag d[en] 8 Januar: ... Heute vollendete einen Bogen voll an P[eter] G[abriel] und datirte ihn vom Sambstage d[en] 5 Januar a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 69; vgl. AFrSt IV H 25 S. 53; Tappert III S. 468). (9) „Mitwoch d[en] 9 Januar: schrieb einen halben Bogen voll zur Antwort auf Friedrich] M[ühlen]b[erg] seine 2 letztern Briefe a) vom 28 dec[ember] a[nni] pr[aeteriti] und b) vom 4ten Jan[uar] a[nni]c[urrentis] und schloß P[eter] G[abriel] seinen von gestern zur Bestellung mit ein." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 69; vgl. AFrSt IV H 25 S. 53; Tappert III S. 468).

442

Die Briefe des Jahres 1781

(10) „Donnerstag d[en] 10 Januar: schrieb einen halben Bogen voll an meinen Sohn H[einrich] M[ühlen]b[erg] in Lancaster, sandte den Brief von gestern mit M[aste]r Thomas, einem Englischen] Mann vom Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover]. Die Wege sind ausnemend tief und ich befürchte der M a n n möchte den Brief nicht zurecht bringen, schrieb deswegen heute noch einmal und schloß den an H[einrich] M[ühlenberg] mit ein, wenn etwa Morgen Gelegenheit nach der Stadt vorfallen solte." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 69; vgl. Tappert III S. 468).

Die Briefe des Jahres 1782

850. Johannes Heinrich

Jäger, Andreas Carpenter, Melchior Mühlenberg

Nicolaus Krügler an Culpepper County,

12.1.1782

Culpep[p]er County in Virginia this 12 Day Januar 1782. Hochgelahrter, sonders Hoch zu Ehrender Herr Auf Dero sehr höfliches schreiben vom 16 Octob[er] A[nni] p[raeteriti]1 dienet zu freundlicher Antwort, daß wir den Prediger Nahmens Johann Michael Schmidt bey unserer teutschen Gemeinde das Predig Amt zu versehen angenommen, 2 mit der Condition, ob H[err] Pastor [Johann Nicolaus] Kurtz in Yorktown [York, York County, Pennsylvania] nichts dagegen ein zu wenden,3 angenommen haben - aber er ist bis hieher noch nicht angekommen, was schuld daran ist, ist uns Unbekannt, wir erwarten Denselben täglich, wir wüsten nicht wo wir uns hin wenden solten, weilen wir erfahren daß Dieselben nicht mehr in Philadelphia wohnhafft seyn, so nahmen wir die Freiheit bey H[errn] Pastor Kurtz in Yorktown zu erfragen, damit wir uns keinen Verdruß bey dem Löblichen Consistorium machen - Ob gedachter Prediger Johann Michael Schmidt hat einen Brief von Yorktown aus vom 1 Octobris des vergangnen Jahres an uns geschrieben daß derselbe in Zeit von 4 bis 5 Wochen, so Gott will, sich bey uns ein zu finden, aber wir warten von einer Zeit zur andern - und das vergeblich Wir befehlen uns in Dero Wohlgewogenheit und verbleiben bis ins Grab: Ew[er] HochEhrwürden dienst ergebenste Diener und Kirchen Ältesten den 12 Januar: John Yager, Andreas Carpenter 1782 4 Nicolaus Krügler Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 67f. 1 2

3 4

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 84f. sowie AFrSt IV

= Nr. 836. Schmidt versorgte die Gemeinde von 1782 bis 1 7 8 5 ohne Anbindung an das Ministerium. Zu Ostern 1 7 8 2 war er noch in Pennsylvania und fragte Mühlenberg persönlich, ob er etwas gegen die Berufung einzuwenden habe, was dieser verneinte. Vgl. die Tagebucheintragung zum 1 . 4 . 1 7 8 2 (Tappert III S. 477). Auf der Synode im Juni 1781 hatte Kurz sein Amt als Praeses des Ministeriums aufgegeben. Für die Zeit bis zum 1 9 . 1 . 1 7 8 2 (= Nr. 851) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 12 Januar-,... Abends brachte M[aste]r Setzier Antwort von Friedrich] A[ugust Conrad] M[ühlen]b[erg] datirt: Freitag d[en] 11 Januar: a[nni] c[urrentis] worin er meldete a) daß die Ehrs[ame] Corpor[ation] 5 0 £ für mich an H[errn] P[astor Johann Christoph] K[unze] übergeben als Pension vom 1781 Jare. b) daß er von [Wilhelm] Enge[l]fr[ieds] Erben 5 0 £ aufs Band [Schuldverschreibung] einbekommen, c) daß er von Capt[ain] Biewer einen Deed [= Besitzurkunde] durch M[aste]r [John] Guldy an M[aste]r [Francis] Sw[aine] gesandt, d) daß er auf nächste May Fair

446

Die Briefe des Jahres 1782

[Maimesse] 70 £ an M[aste]r [Johannes] Riedt zu bezalenund alle Jare hernach 100 £ ohne Interesse [Zinsen] nemlich 4 mal. e) daß die S[alvo] T[itulo] Corp(oration) im vergangnen Jare den neuen Kirchhof Platz bezalt, die 2 Haus Lotte [= Grundstücke] mit 2 0 0 £ von der Quitrent [= Grundzins zur Ablösung von Leistungsverpflichtungen] frei gekaufft, und alles übrige bezalt und auch Boards [= Bretter] zu neuen Stülen in die Zions Kirche gekaufft, und noch 140 £ in Cassa gehabt. Ferner daß H[err] P[astor] K[unze] vermeldet, die Mama [Anna Maria Mühlenberg] könte ihre geliehene 1 0 0 £ von der Corporat[ion] bekommen. Sie verlanget es aber noch nicht etc." (PM 95 A Nr. 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 70f.; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 55; Tappen III S. 469).

(2) „Sontag d[en] 13 Januar. ... schrieb Antwort an Friedrich] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A Nr. 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 71; vgl. Tappert III S. 469). (3) „Mitwoch 16 Jatt[uar]: ... Abends brachte M[aste]r Beyer a) die Zeitungen: b) Antwort von Friedrich] M[ühlen]b[erg] auf mein Schreiben vom 13 h[uius] mit 2 Stangen Siegelwachs und einen halben Salbey Käse: berichtend daß er nächste Woch g[eliebts] G[ott] herauf zu kommen gedächte." (PM 9 5 A Nr. 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 72; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 56; Tappert III S. 4 6 9 ) .

851.

Gotthilf

Heinrich

Ernst Mühlenberg

an Heinrich

Melchior Lancaster,

Mühlenberg 19.1.1782

Lancaster den 19 Januar: 1782 Zärtlich geliebtester Papa. Da Sie in Ihrem letzten Brief dato Jan[uar] 10. 1 mich an meine Schuldigkeit erinnert, die ich zu lange, ich weis nicht wie unterlaßen, so setze ich mich jetzt hin, Ihnen einen kurtzen Bericht von meinen bisherigen Umständen zu ertheilen. Ich werde von der Conferentz 2 anfangen, weil Sie melden, daß Sie seit der Zeit keinen Buch staben von mir gesehen. Ich denke ich bin meiner Sache gewiß, daß ich 2 Briefe geschrieben habe, einen vor, und einen nach dem Jul[i]. 3 H[err Johann Georg] Jung kam mit mir nach Lancaster und predigte hier. Wir fanden hier die beiden gefangenen Feldprediger H[erren] Kohle und Deget, mit welchen ich vergnügten Umgang gehabt. Sie hatten erwartet, daß wir sie zum Predigen ansprechen würden, es ist aber auf Anrathen des Kirchenraths von mir nicht geschehen, daher sie zuletzt ohne Abschied von mir weg gegangen. Im Julius fiengen hefftige Krankheiten unter uns an, sonderlich Fieber und die Purpein4 /:an welchen dis Jahr blos in meiner Gemeine 53 Personen gestorben:/ daher die Kranken Besuche und Amtsarbeiten stark überhand nahmen. Bei Krankenbesuchen habe ich auch dis Jahr etliche schöne Exempel erlebt, unter andern an 2 alten Kirchen=Verächtern, die durch sehr langwierige Krankheiten mürbe geworden, und ein sehr erbaulich Ende genommen. Unter diesen und andern Geschäfften neigte sichs zum Herbst. Im Anfang des Octobers muste ich auf dringendes Anhalten des Herrn [Karl Friedrich] Wildbahns eine Reise nach Maccallister [McAllistertown, York County, Pennsylvania] thun: 10 Meilen weiter, wurde eine gemeinschafftliche Kirche ein zu weihen. An unserer Seite waren H[err Johann Georg] Bager, Wildbahn und ich, an Reformirter Seite H[err Carl Ludwig] Boehmfe] 5 aus Baltimore und H[err Johann Christoph] Faber 6 /:ein Oncle des hiesigen [Johann Theobald Faber] 7 :/ zu gegen. H[err] Bager verrichtete den Actum, ich that die Predigt aus Psalm: 26,6=8, und H[err] Boehm solte die 2 te Predigt thun, kriegte

Nr. 850/851

12.1./19.1.1782

447

aber einen starken Paroxismum [Anfall] der Epilepsie, ehe er anfing zu predigen. Es ist eine höltzerne gut gebaute Kirche, die viele Leute hält. Die Leutlein schienen hungrig, und ich hatte manche angenehme Gespräche mit vielen von Ihren alten Gemeinsgliedern, die von Providence, Schülkiel [Schuylkill] etc. weggezogen waren. Manche erzelten den Innhalt ehemaliger Predigten, die Sie drunten gehalten, und einer insonderheit freuete sich mich zu sehen, weil er bei Ihnen gedient und Holtz gehakt, ehe ich geboren war. Ich habe die vielen aufgetragnen Grüße vergeßen. Ein alter Schulmeister, der vor 30 Jahren an der Schulkiel gestanden, hatte es mir besonders an empfolen. Auf dem Rükweg stellten wir alle bei H[err]n Wildbahn ein, und hatten einen vergnügten Abend mit Singen, Beten und Gesprächen von Teuschland und unserer Kirche hier. H[err] Wildbahn ist in seinem Interieur, in der Kinder Zucht und Haus=Gottes=Dienst sehr exemplarisch. Nächsten Tag als am Heimwege besuchte ich Herrn Bager in seiner Heimat. Er hat eine große Plantage, zwar ziemlich stein reich, doch gut, ein schön 2 stökigt steinern Haus drauf gebaut, ein groß StillHaus [Vorratshaus mit Destillieranlage], neben dran noch eine Plantage mit einer Mühle gekaufft und auch im Krieg bezalt. Daher er sehr munter ist. Schade daß der Spiritus Confusionis wie ihn H[err Michael] Schlatter nennt, nicht von W[ildbahn] und B[ager] ernstlicher vermieden wird. In York [York County, Pennsylvania] besuchte ich den alten H[err]n [Johann Nicolaus] Kurtz. Er sieht dünn und verfallen aus, war doch munter am Geist. Nach meiner Heimkunfft brachen die Purgeln, die etliche Wochen fast geruht, hefftiger als jemals aus, und dis wärete bis zum neuen Jahr. Im gantzen Jahr habe ich in allem begraben 85 Personen, getaufft 175, darunter 7 erwachsene, confirmirt 86, und das heil[ige] Abendmal ausgeteilt an 590. Mit dem neuen Jahre hat uns Gott von den Krankheiten ziemlich befreiet. Ich predige dis Jahr vormittags die schönsten und nöthigsten Stüke aus den Glaubenslehren, und Nachmittags aus der Sittenlehre. Was nun den inneren Zustand meiner Gemeine anbetrifft, so ist er sehr vermischt. An manchen, danke ich Gott, ist die Arbeit nicht vergebens, die meisten bleiben wie sie waren. Lancaster ist einem Landsitz in Sharmoken [Shamokin] gleich, etwas geklart [von engl, to clear = gerodet], und da bringts gute Frucht, das meiste noch Busch, Dornen, Unkraut etc. etc. 8 Solte ich von äusern urtheilen, so ists etwas beßer als vorm Jahr mit Kirchengehen etc. ob wohl Nachmittags noch immer gar wenige kommen. Was meine eigene Familie betrifft, so sind wir G[ott] L[ob] wohl. Meine vornehmste privat Beschäftigung ist mein Griechisch Testament und der Unterricht meines Alumni [Johann] Daniel Kurtz. 9 Er ist zu mir gegen das Ende des Julius gekommen und dient mir zum Gehasi. 10 Dafür muß ich ihn unterrichten, Kost geben, waschen und fliken laßen. Es fält etwas schwer, doch habe ichs wenigstens auf ein Jahr versuchen wollen. Vielleicht kan ihn dann sein H[err] Vater [Johann Nicolaus Kurtz] nach York oder sein Oncle [Johann Wilhelm Kurtz] nach Lebanon in weitern Unterricht nehmen. Wir exponiren jetzt Castellionis lateinische Bibel, 11 die Dicta classica und andere besonders merkwürdige Stellen im Griechischen Testament und treiben die Dogmatic. Er hat einen sehr fähigen Kopf und scheint Neigung zu studiis theologicis zu haben. Es dient mir selbst

448

Die Briefe des Jahres 1782

zur Repetition und einer guten Übung - . Ich selbst bin wohl, nur das ich, doch selten, geringe Anfälle vom Schwindel habe. Ich schreibe meine Gesundheit, nebst Gott meiner Gewonheit zu, fleißig spatziren zu gehen und mich sonderlich vor Obstructionen [Verdauungsstörungen] zu hüten, von welchen ich seit etlichen Jahren nichts mehr weis. Solte Gott unser Leben fristen, so hoffe ich Sie bei der Conferentz, die den 1 Sontag im Juni hier gehalten wird, 1 2 zu sehen; vielleicht auch vor oder nach derselben einen Besuch auf der Trap [Providence] ab zu statten. Ich hatte mirs vest letzten Herbst vorgenommen, wurde aber durch meine Reise nach Maccallister, und die bedenklichen Umstände meiner Frau [Maria Catharina Mühlenberg] abgehalten. So viel habe ich dismal von meinen bisherigen Umständen melden können, um Ihre Gedult mit meinem langen Schreiben nicht zu ermüden, muß schließen. Vielleicht nehmen Sie die einfältige Erzälung meiner Begebenheiten für eine halbe Entschuldigung meines unterlaßenen Schreibens an. Es hat nicht an kindlicher Liebe, auch nicht an öffterm Andenken vor Gott gefehlt. Viel weniger war sonst was, das mich frembd gemacht hätte. Am aller wenigsten war Argwohn oder Misvergnügen bei mir etc. etc. - Ich schließe mit hertzlicher und kindlicher Empfelung von mir und meiner Frau an Sie, M a m a und Sally [Maria Salome Mühlenberg] und verharre meines zärtlich geliebtesten Papa treuer Sohn Lancaster d[en] 19. Jan[uar] 1 7 8 2 .

Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 60-63 1 2 3 4

5

6

7

[Gotthilf] He[i]nrich [Ernst Mühlenberg]

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 77-81 sowie AFrSt IV

Nicht erhalten; vgl. Nr. 849 Anm. 5(10). Im Juni 1781 in Philadelphia; vgl. Nr. 826 Anm. 3. Nicht zu ermitteln. Der Begriff Purpein, auch Berpeln, Parpeln, Borpein oder Porpein, kann für Pocken, Blattern, Masern und Röteln, papulöses Syphilid und Hautblutungen (Petechien) stehen. Im anglo-amerikanischen Sprachraum bezeichnet er das Fleckfieber. Vgl. Max Höfler, Deutsches Krankheitsnamen-Buch, München 1899. Karl Ludwig Boehme (1738-1783); reformierter Pastor; seit 1771 in Amerika; 1773 Präsident des Coetus; 1 7 7 9 - 1 7 8 3 Pastor in Baltimore; zuletzt durch Krankheit an der Ausübung seiner Amtspflichten gehindert. Johann Christoph Faber (1734-nach 1786); reformierter Pastor; geboren in Mosbach, Nordbaden; 1752 Studium in Heidelberg; Ordination noch in Deutschland; obwohl die Holland Fathers sein Angebot zum Dienst in den Gemeinden Pennsylvanias ablehnten, kam er 1767 auf eigene Faust nach Amerika; Pastor in Germantown, Whitpain und Worchester (1767-1768), Baltimore (1768-1771) und Pipe Creek (1768-1774); außerdem in Codorus oder Jacob's (1769-1771), David's (1770-1776), Hanover (1770-1774), Zion, Caroll County (etwa 1 7 7 0 - 1 7 7 9 ) , Taneytown (etwa 1770-1779), Jerusalem (1771-1779) und Blymire's (1772-1776); seit 1774 mit Einverständnis der Holland Fathers Mitglied des Coetus; in den 1780er läßt er sich als Pastor in Chambersburg und Shippensburg (1781-1786) nachweisen. Johann Theobald Faber (1739-1788); reformierter Pastor; geboren in Zotzenheim, Pfalz; 1760 Studium in Heidelberg; Ordination noch in Deutschland; 1766 von den Holland Fathers nach Amerika geschickt; Pastor in Old Goshenhoppen, New Goshenhoppen und Great Swamp ( 1 7 6 6 -

Nr. 8 5 1 / 8 5 2

19.1./21.1.1782

449

1 7 7 9 ) ; auch in Trumbauer's ( 1 7 7 2 - 1 7 7 4 ) ; 1 7 7 9 - 1 7 8 2 bei der reformierten Gemeinde in Lancaster; während dieser Zeit Kollege von Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg; 1 7 8 2 - 1 7 8 6 Pastor in Tohickon, Indianfield und Trumbauer's; 1 7 8 6 - 1 7 8 8 wieder Pastor in Old Goshenhoppen und N e w Goshenhoppen. 8

Vgl. M k 4 , 3 - 8 p a r .

9

J o h a n n Daniel Kurtz ( 1 7 6 4 - 1 8 5 6 ) ; lutherischer Pastor; Sohn von J o h a n n Nicolaus und Anna Elisabeth Kurtz; geboren in Germantown; Ausbildung bei Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg in Lancaster; 1 7 8 4 erhielt er auf der Synodalversammlung in Lancaster nach mündlicher und schriftlicher Prüfung die Lizenz, in den ihm von seinem Vater angewiesenen Gemeinden zu predigen und die Sakramente zu spenden; 1 7 8 6 Ordination; 1 7 8 5 - 1 8 3 2 Pastor an der Zionsgemeinde in Baltimore; bis 1 7 8 8 Kollege von Siegfried Gerock; nach dessen T o d lange Zeit alleiniger Pastor dort; spielte im 1 9 . Jahrhundert eine führende Rolle beim Aufbau der Synodalstrukturen in Maryland; in den 1 8 2 0 e r Jahren Mitbegründer der Generalsynode der lutherischen Kirche in den USA.

10

Diener Elisas. Vgl. 2 Kön 4 , 1 2 f f .

11

Sebastian Castellio, Biblia Sacra, Basel: Bei Johannes Oporin, 1 5 5 1 (revidierte Ausgaben folgten 1 5 5 4 und 1 5 5 6 ) .

12

Mühlenberg nahm an der Predigerkonferenz in Lancaster nicht teil. Vgl. N r . 8 5 5 und zum Synodalbericht Documentary History S. 1 8 1 - 1 8 5 .

8S2. Johannes Beil an Christoph Emanuel Schultze und Heinrich Melchior Mühlenberg Lower Saueon, 21.1.1782 Denen Sjalvo] T[itulo] H[errn] M[ühlen]b[erg] und Hochachtbaren Hferrn] Pf[a]rr[er Christoph Emanuel] Schultz[e] President bey der Synodal=Versamlung und den vereinigten Lutherischen Gemeinen, wünsche Gottes Gnaden reichen Segen und Friede durch Jesum Christum im heiligen Geist amen. Die weil es dem lieben Gott gefallen durch die Versönung in seinem Sohn, mich mit der Gabe seines werthen Geistes zu begünstigen, die Geschiklichkeit zu haben, das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen, und die weil es dann auch allezeit mein Wille ist, mit den Gaben die mir Gott gibt dem Nächsten zu dienen; so hat es sich zu getragen, daß die Gemeine in Obersackon [Upper Saueon] keinen Prediger hatte, 1 und haben mich angesprochen, daß ich ihnen zu weilen eine Vermahnung halten solte, welches ich vermöge der Pflicht, die ein Bruder dem andern schuldig ist, 2 nicht abschlagen konte, und habe von ohngefehr den 30 Tag Julii 1780 bis um die Mitte deßelben Mohnats 1781 geprediget, und das als ein Mitbruder derselben Gemeine, die weil ich daselbst gebohren und erzogen bin. Da ich aber nicht tauffte und Abendmahl hielte, so war es etwas ungemächlich vor die Gemeine, und einige wolten lieber einen Prediger haben, der das Amt in voll bedienen thäte. Und die weil Herr Boskerk [Jacob van Buskirk] auf den Pfingst=Montag in derselbigen Kirche geprediget und wiederum auf das Ende des Julii verkündigen ließ zu predigen; so erfuhr ich, daß dadurch eine Zertrennung der Gemeine entstehen würde, wann ich daselbst würde fort predigen: und weilen mir Ew[er] Efhrwürden] in Ihrem Briefe vom 2 7 Junii 1781 3 geschrieben, daß, wann ich sehen würde, daß die mehresten der Gemeine Herrn Boskerk wieder annehmen wolten, so solte ich

450

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

meinen Anhängern zu rathen, daß sie auch zu H[errn] Boskerk halten möchten, welches ich auch aus Gehorsam gegen den Efhrwürdigen] H[errn] Mühlenberg, als auch meiner eigenen Neigung zum Frieden und Ordnung, ohne Untersuchung der Mehrheit seiner Anhänger gethan, und meinen Anhängern gerathen, sie solten H[errn] Boskerk wieder annehmen. Dieweil es aber seit her sich zu getragen, daß Herr Boskerk auch nicht mehr da prediget, und ich auch nicht erfaren kan, daß er wieder angenommen werden solte, so habe ich die Brüder derselben Gemeine ansprechen laßen, eine Bittschrifft an die gemeldten Ehren werthen Herren zu machen, 4 um daß Sie doch so günstig seyn wolten, um mir zur Bevollmächtigung des Predigt=Amts zu helfen, welche sie auch gethan und werden es Ihnen über liefern, so viel mir bewust ist. Die weil ich nun in derselben Bittschrifft gesehen, daß eine Anzahl Brüder der Gemeine, wie auch andere Nachbarn daselbst geneigt waren, daß ich solte ordinirt werden, und es auch mein ernster Wille und Neigung ist das Amt eines Predigers zu bedienen. Ja es ist auch die höchste Nothwendigkeit daß mehr Prediger in unsrer Gegend seyn solten. Derohalben bitte ich demüthigst, die Hochehrenwerthen Herren, daß sie doch so günstig seyn wollen, eine solche Ordination oder Bevollmächtigung zu erlangen behülflich zu seyn. 5 Es würde mir sehr angenehm, wenn damit nicht zu lange auf geschoben werden thäte, und hoffe es wird nicht ohne guten Nutzen an den Menschen zu ihrer Seligkeit geschehen, wann es Ihnen gefallen wird, daß Sie etwas in der Sache thun wollen, und es seyn könte, so wolte ich bitten, daß Sie mir es doch mit der nächsten Gelegenheit wolten wißen laßen, wie ich mich zu verhalten habe in einem so wichtigen Werck, da mit ich dem Nächsten nach Hertzens=Wunsch dienen könne. Ich bleibe denen Hochachtbaaren und Ehren werthen Herren samt Ihren Ehren werthen Amts=Brüdern Ihr unterthänigster Diener und werde Ihnen nebst Gott und unserm Erlöser höchst dankbar seyn und zu dienen schuldiger Untersakon [Lower Saueon] d[en] 21 Tag Januarii 1782. 6 Abschrift H 25 S.

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

Johannes Beil.

PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 91 -95 sowie AFrSt

'

J a c o b van Buskirk hatte die Gemeinde 1 7 8 0 aufgegeben; vgl. N r . 8 2 8 Anm. 9 ( 1 ) .

2

Vgl. 1 Thess 5 , 1 1 . = Nr. 8 2 8 . = Nr. 8 4 9 .

3 4

IV

69-71.

5

Dazu konnte sich Mühlenberg wegen der eingetretenen Spaltung in der Gemeinde nicht verstehen; vgl. N r . 8 5 4 .

6

Für die Zeit bis zum 7 . 3 . 1 7 8 2 (= N r . 8 5 3 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenberg folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 12 Februar: ... Ich schrieb ein Brieflein an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin." ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 8 4 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 6 5 zum 1 1 . 2 . 1 7 8 2 ; Tappert III S. 4 7 2 ) . (2) „Sambstag d[en] 16 Febr[uar]: ... Abends k a m M[aste]r [Francis] Sw[aine] zurük von Philadelphia] und brachte einen Brief mit von F r i e d r i c h August Conrad] M[ühlen]b[erg] meldend: ,a) daß er das Übrige von [Wilhelm] Engelfr[ied]s Erben noch nicht bekommen aber auf

Nr. 8 5 2 / 8 5 3

451

21.1./7.3.1782

nächsten M i t w o c h haben solte, da ers denn an Capt[ain] Biewer wegen des Platzes abgeben und den Deed [Besitztitel] executiren und recorden [beurkunden] und ein M o r t g a g e [Hypothek] verfertigen laßen wolte, b) daß er die Grundrente von der W i t w e K[untzes] Erben empfangen, c) daß [Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] a m 2 4 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] noch wohl gewesen und er für ihn 4 0 th[aler] für Kaufmans W a a r e bezalen müßen, d) daß H[errn] Licent[iat Heinrich] Müller seine Frau gestorben e t c . ' " ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 8 5 f . ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 6 6 ; T a p p e n III S. 4 7 2 ) . (3) „Sontag d[en] 17 Febr[uar]: Invocavit: ... schrieb gegen Abend Antwort auf F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] s Brief von Gestern." (PM 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 8 6 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 6 6 ; Tappert III S. 4 7 3 ) . (4) „Sontag d[en] 24 Febr[uarj: . . . Abends schrieb 2 Brieflein a) an F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] b) an die Fr[au] Kuntzin." ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 8 7 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 6 7 ; Tappert III S. 4 7 3 ) . (5) „Donnerstag dien] 28 Febr[uar]:... Von F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] ein Schreiben dat[iert] 2 7 Febr[uar] mit den Zeitungen." ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 9 5 ; vgl. Tappert III S. 4 7 3 ) . (6) „Sambstag d[en] 2 Mertz ... empfieng Schreiben von F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] d[atiert] d[en] 2 Mertz, mit Bericht, daß er von Enge[l]fr[ieds] Erben in voll empfangen und es an Capt[ain] Biewer gegeben. Schrieb ein paar Zeilen an F r i e d r i c h ] M[ühlen]b[erg] zur A n t w o r t auf seine 2 . " ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 9 5 ; vgl. Tappert III S. 4 7 3 ) . (7) „Mitwoch d[en] 6 Mertz . . . Schrieb an die Fr[au] Kuntzin." ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 1 0 0 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 7 5 ; Tappert III S. 4 7 5 ) .

853. An Lemuel Potts und Thomas Ruther1

Providence,

7.3.1782

Worthy Gentlemen, Mess[ieu]rs Potts and Ruther I felt an inward satisfaction and joy by finding the numerous Branches of my former benevolent friend John Potts Esq[uire] to gether, 2 afording and promising real Benefit in their different stations and Occupations in the Common Wealth. My Weakness and the solemn Actus would not permit to express my Regard and joy to every Gentleman and Lady in particular, but shall do it privately before the Throne of Grace praying and wishing, that by the blessed Influence of Almighty God and his Spirit and the tender Care of the Honorable Parents all the Offspring unto the latest Posterity may be and remain espoused to the established Kingdom of Christ the only Saviour of the World, which adorns and beautifieth all the stations and Occupations in Empires, Kingdoms and states and giveth Preference to above all Shews, Galantry and shadows of this transient World. To be clothed in Spirit with the Garments of Salvation and cover'd with the Robe of Righteousness, and as Grooms and Brides be decked with Ornaments and Jewels, afords the greatest and everlasting satisfaction and joy for immortal Souls, 3 even in a World full of Disappointments and returning Afflictions. I intended to read to the Honorable Company the 24 t h Chapter of Genesis, but some of the Gentlemen desired me to make short hand, which was agreeable to my Weakness; and therefore I shall conclude only with the Gratulation of Laban and Bethuel unto the Worthy Ladies of the Sons of the deceased John Potts Esq[uire] and especially Madam Ruther and Madam Stocker. 4 „you are our Sisters, be you the Mothers of thousands and Million and let your seed possess the Gates of those, which hate God and Christian Religion!" 5 With due

452

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

Regard and grateful Sense for the kind Reception and Entertainment I received in the Habitations of Mess[ieu] rs Potts and Ruther remain. Worthy Gentlemen, Your humb[le] and ever wellwishing servant: Newprovid[ence] March: 7 th 1782.

H[einrich Melchior] M[iihlen]b[erg]

P.S. enclosed is the Certificate with humble Respect to Mad[ame] Stocker, and should be glad to hear, wether young M[aste]r Ruther did safe come home with the Phaeton 6 Wedness day night, the Road being excessive deep and moddy. Abschrift 8.3.1782

von Mühlenbergs Hand im Tagebuch datiert) in AFrSt IV H 25 S. 76-78.

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 102f. sowie (auf den

1

Lemuel Potts; Einwohner von Pottstown; Sohn von John Potts, dem Gründer des Ortes. Thomas Ruther; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Pottstown; Vater von Mary Catherine Ruther, die von Mühlenberg am 5. M ä r z 1 7 8 2 mit Johann Clement Stocker verheiratet wurde; seine Gastgeber waren die Adressaten des Briefes, Lemuel Potts und Thomas Ruther. Vgl. die Tagebuchaufzeichnung in Tappert III S. 4 7 4 sowie Nr. 8 1 6 Anm. 2.

2

John Potts ( 1 7 1 0 - 1 7 6 8 ) ; seit 1 7 6 1 Gründer und Eigentümer von Pottstown; war Mitglied der Quaker; auf seinen Wunsch hin betrieb Heinrich Melchior Mühlenberg in Pottstown 1 7 6 4 den Aufbau einer lutherischen Gemeinde.

3

Jes 6 1 , 1 0 . Die Mütter von Braut und Bräutigam. Vgl. 1 Mos 2 4 , 6 0 . Leichter, vierrädriger Wagen.

4 5 6

854.

An Johannes Beil

Providence,

9.3.1782

Neuprovidentz d[en] 9ten Mertz 1782: Ehren werther und geliebter Herr Beil: Kaum hatte ich Ihr Werthes Schreiben vom 21 Januar: a[nni] c[urrentis] mit der Beylage1 empfangen und an den Herrn Praeses [Christoph Emanuel] Schultze gelangen laßen, so erfolgte eine Protestation von eben derselben Gemeine aus Obersakon [Upper Saueon] an unser Ministerium mit Bedeuten: „daß sie den H[erren] J[ohannes] B[eil] nicht zu ihren Prediger begehren noch verlangen, und daß die Bittschrifft vom 29 Octob[er] 1780, 2 welche unserm Ministerio 1781 vorgelegt worden, ohne ihr Wißen und gäntzlich gegen ihren Willen gantz falsch eingebracht sey." 3 Diese bemeldte Protestation gegen H[errn] J[ohannes] B[eil] Ordination ist von 42 Gliedern der Evangelisch=Lutherischen Kirche und Gemeine in Obersakon unterschrieben, worunter ich viele von Alters her den Namen nach kenne als die Herren Rumfelder, Knöpple, Baßel, Schäffer, Bittenbinder, Fuchs, Reinhart, Weber, Derre, Miller und so weiter bis 42. Unser Ministerium kan also den H[errn] J[ohanes] B[eil] nicht zum Amte der Evangelisch=Lutherischen Gemeine in Obersakon bevollmächtigen, bis es die

Nr. 8 5 3 / 8 5 4

7.3./9.3.1782

453

Herren Ältesten, Vorsteher und ordentlichen Glieder derselben Gemeine in Vereinigung begehren. Wenn aber der Ehren werthe und geliebte Herr J[ohannes] Beil von einer oder andern Gemeine einen ordentlichen Beruf ohne Zwiespalt bekomt, und sie es dann verlangen, so wird unser Herr Praeses und Ministerium nach Befinden, die Vollmacht gern befördern und Herr Beil wird auch als dann die verliehene Gabe mit beßerer Gewißens=Ruhe und Glaubens=Freudigkeit zur Ehre Gottes und gemeinen Nutz anwenden können, beßer als wenn er sich zwischen zwo Parteien steken wo Haß und Feindschafft auf Kindes=Kinder fortgepflantzet und Unseligkeit verursachet wird, so lange Parteien in einer Gemeine unterhalten werden. Seyn Sie deswegen geruhig und stille, lesen und beten fleißig. Gott der Herr wird Sie schon zu seiner Zeit nach seinem Wohl gefallen mittelbar beruffen. Laßen Sie sich nicht in Streit ein. Jesa: 3 0 , 1 5 Rom; 1 0 , 1 5 . Mit hertzlichem Gruß an geliebten Herrn Vater [Balthasar Beil] und gantze werthe Familie, und an alle die Jesum Christum lieb haben und sein W o r t halten, 4 verbleibe Ihr wohlwünschender abgelebter Diener H[einrich Melchior] M[ühlenberg] d[er] alte. 5 Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 7.3.1782 S. 100-102 sowie AFrSt IV H 25 S. 75f. 1 2 3

im Tagebuch

PM 95

Nr. 22

1781-82

= Nr. 852. = Nr. 809. Das Schreiben ging Mühlenberg am 3.3.1782 über Jacob van Buskirk zu; der vollständige Text findet sich im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 9 5 - 9 9 (vgl. AFrSt IV H 25 S. 7 1 - 7 3 ) : „Die weilen wir die Unterschriebene als Glieder der Evangelischen] Lutherischen Gemeine in Upper Saccon [Saueon] Township Northampton County in Erfahrung gebracht, wie daß unsere Nahmen in Ihre Ehrenw[erten] Ministerium Schrifftlich sind eingebracht worden von Baldazer Beyl [Beil], welches er gethan ohne unser Wißen und gäntzlich gegen unsern willen in unsern Nahmen, welches also gäntzlich falsch, und gethan um seinen Sohn Johann Beyl als Prediger in unsere Gemeine ordiniret zu haben, welchen wir ja nicht begehren noch verlangen, uns in einem solchen wichtigen Amte zu dienen. Ebenfals haben wir auch erfahren, daß der oben benahmte Beyl durch seine Schrifft und in unsern Nahmen, den Ehrw[ürdigen] Herrn Busskirk beschimpfft und hintergangen habe, welches uns sehr unangenehm und hertzlich leid ist, indem wir gäntzlich unschuldig in der Sache sind. Und bezeugen und Erklären mit Grund der Wahrheit hiemit, daß wir nichts gegen den Ehrw: Herrn Bußkirk wißen, oder haben, oder jemalen gewust, oder gehabt haben, die lange Jahre die er uns gedient biß dato, als alles gutes Liebe und Treue wie es einem Rechtschaffenen getreuen Lehrer und Seelensorger gemäß, Wünschen und sehnen, wann es möglich wäre ihn wiederum in unserer Gemeinde zu haben und zu behalten, in dem wir anjetzo sind wie eine Heerde Schaafe die ihren Hirten verlohren [vgl. Mk 6,34; Mt 9,36]; dann die Zeit da er uns dienete war unsere Gemeine in einem grünenden und blühenden stände, so wie wir hoffen das es Gott gefällig war. Und die weilen Sie eine Abschrifft von der Recommendation des Johannes Beyls erhalten, welche aber falsch, und nur so viel daraus genommen, daß er dachte ihm dienlich zu seyn zu oben besagten Zwek, so haben wir eine Wahre Abschrifft von seiner Adestation hierein gesetzt, kein Punkt, Nahmen oder wort ausgelaßen verbleiben Ihro ergebenste Diener An das Ehrw[ürdige] Ministerium Henrich Rumpfeld im State Pennsylvania. Melchär Knüpple Georg Baßel Jacob Bittenbinder Jacob Frik Andres Schäffer Conrad Bittenbinder Johannes Stöhr Georg Schäffer John Shimer Henrich Trumbar

454

Die Briefe des Jahres 1782

Johannes Rumfeld Peter Fuchs Michel Trumbowr Daniel Schmidt Jacob Rumfeld Henrich Reinhard William Murray Georg Bitsch Peter Scheffer Jacob Ertman Caspar Rumfeld Andreas Reinhart Han Georg Such Georg Rumfeld Erhart Weber Henrich Weng Jacobina Lynn Jonas Weber Han Adam Schaut Jacob Schmidt Michael Schmidt Georg Adam Weber Jacob Ziegenfuß Mathes Eigner Matthes Derr Henrich Ott Georg Stoiner Martin Schäffer Philip Becker Michel Schaut. Matteis Miller Recommendation deß vorerwehnten Johannes Beyls Sintemahl die weil wir die Glieder der Ev[angelischen] Lutherischen Gemeine in Upper Saccon Township aus Erfahrung und Umgang mit Johannes Beil von seinem Leben und Wandel bekant seyn, dieweil er bey uns gebohren, getaufft und auferzogen, und in unserer Kirche in dem Evangelisch Lutherischen Glaubens=Bekäntniß Confirmiret worden, und die Erfahrung lehret uns, beydes aus seinem Leben und Wandel, daß er nach Tugend und Gottseligkeit, und das gemeine Beste vor ihn und alle Menschen nach Seel und Leib suchet und darnach trachtet, daß eine Christliche Ordnung möchte erhalten werden, und die Christliche Kirche durch Ermahnen zur Büß und Glauben möchte zu nehmen und fortgepflantzet werden. Derohalben er auch aus Liebe zur Gottseligkeit an verschiedenen Orten hat angefangen zu predigen und nun auch eine Zeitlang bey uns, und in Überlegung seiner Lehren, so erkennen wir sie gegründet nach unserm Lutherischen Catechismus, und erzeigen hiermit unser Vergnügen daran, und erkennen ihn nach Lehr und Wandel fähig, das Amt eines Predigers zu bedienen, erlauben ihm auch dasselbige in unserer Kirche zu verrichten, so lange er einen solchen Wandel, wie uns nun bekannt ist, führen wird. Gott gebe ihm Krafft, Gaben und Segen dazu, und zur Bescheinigung so haben wir unsere Nahmen dazu geschrieben d[en] 29'™ Tag Octobr[is] im Jahr unsers Heilandes 1780.

4 5

Eine Wahre Abschrifft Henrich Reinhart Martin Schäffer Matteis Miller Philip Becker Georg Adam Weber Jacob Schmit. Mathes Derr" Vgl. Joh 14,15. Für die Zeit bis zum 27.3.1782 (= Nr. 855) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag d[en] 10 Mertz ... Ferner übergab er [Francis Swaine] mir einen Brief von Friedrich] A[ugust Conrad] Mühlenberg datirt: Donnerstag d[en] 7 Mertz a[nni] c[urrentis] samt einer Rechnung. H[err] P[astor Johann Christoph] Kuntze sandte mir auch einen Brief von H[errn Johann Christian] Leps, datirt Loneburg [Loonenburg, heute Athens, New York] d[en] 12 Jan[uar] 1782 an S[alvo] T[itulo] H[errn] Mag[ister Johann Christoph] Kuntze wegen Culpepper in Virginia, wohin H[err] Leps Gedanken hat, aber zu spät weil sie den Volunteur [Johann] Michael Schmid[t] berufen haben." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 105; vgl. Tappert III S. 475). (2) „Mitwoch d[en] 13 Mertz: ... Nachmittag und Abends schrieb an H[errn] P[astor] Kuntze wegen H[errn] Leps, schloß des H. Leps seinen Brief, welchen H[err] K[unze] mir communicirt, wie auch den Brief aus Culpepper [= Nr. 850] mit ein, und datirte es vom l l , e n Mertz 1782. Fand auch vor als heimkam a) ein Brieflein von der Frau [Margretha Henrietta] Kuntzin mit dem letzten Schächteigen pill[ulae] cont[ra] obstr[uctiones = Abführpillen] für die arme Witwe Rayerin datirt d[en] 11 Mertz a[nni] c[urrentis]. b) ein Schreiben vom Dr: [Christian Friedrich] Martin[s] mit etlichen Pillen für die Mama [Anna Maria Mühlenberg], mit 2 Drach[men] Mercurii Dulcis. Der Fr[au] Margr[etha] ihre Zeilen habe agnoscirt in dem Briefe an H[errn] P[astor] Kuntze." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 106; vgl. AFrSt IV H 25 S. 79; Tappert III S. 475). (3) „Donnerstag d[en] 14 Mertz: schrieb ich Antwort auf Friedrich] M[ühlen]b[erg] Schreiben vom 7 ,en Mertz, weil Morgen Gelegenheit nach der Stadt vorfält." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 106; vgl. AFrSt IV H 25 S. 79; Tappert III S. 475).

Nr. 854/855

9.3./27.3.1782

855. An [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg

455

Providence,

27.3.1782

Providentz d[en] 27 Mertz 1782. Hertzlich geliebter Sohn, ich hatte die vorhergehende Zeilen zur Antwort geschrieben, 1 konte aber keine Gelengeit[!] finden sie abzusenden, bis heute unser alter Freund und Wohltäter M[aste]r Abraham Merkley [Merkle] vor sprach und sie mit nam. Was unsere Familien Sachen betrifft, so ist die Mama [Anna Maria Mühlenberg] um diese Zeit her sehr geplagt mit ihren Paroxismis und meine Gemüts= und Leibes=Kräffte nemen auch stuffen weise ab, wie man eine arabisch Hütte stükweise abbricht. Ich werde dis mal der Conferentz in Lancaster nicht beiwonen können; weil die Mama nicht allein laßen und auch nicht mitnemen kan; und wer weiß, ob nicht um die Zeit als dan die Krieges=Flamme schon ausgebrochen seyn möchte? 2 Die Intestina [Gedärme] laboriren hart an der Colick und kan zum Miserere 3 kommen. A potio: fit denominatio: 4 Wir sind reif zu harten Strafen, weil die Züchtigungen nicht anschlagen. Ach Herr: strafe uns nicht in Deinem Zorn: Wären doch [Johann Peter] Gabr[iel Mühlenberg] und Fr[ie]d[rich August Conrad Mühlenberg] in ihrem Beruf geblieben und hätten sich nicht in die so genante große Welt verleiten laßen! Was man im Dienste Christi um der Warheit und Gerechtigkeit willen leidet, da[s] hat Gnaden=Belonung und Trost; nicht aber wenn man um Vorwitz und Übelthat willen leidet. Da heißt es: es ist deines Ungehorsams Schuld, daß du so gestrafft wirst. 5 Das Hanen Gefechte in der Deutschen] Z[eitung] zwischen M. und D. ist mir ekelhafft und betrübt. Man hätte in diesen Zeiten was beßers nötig, als solche Personalien, die zankende Hökster=Weiber einander mitteilen. Wie man in den Wald schreiet, so komt es mit doppelten Echo wieder zurük. [Francis] Sw[aine] und Polly [Maria Catharina Swaine] sind schon auf das neue Plätzgen gezogen. Sie haben nun ein leeres Oxhoft, 6 und mögen sehen wie es weiter gehe. Friedrich August Conrads] Familie ist noch nicht herauf gezogen in unsere arabische Wüste [Stone Arabia] oder Buchweitzen Land. Wie ich höre, so liegt H[err Johann Christoph] Hartw[ich] noch bei ihm brach, und es heißt, er wolle auch zu uns nach Provid[ence] und von hier nach Lancaster kommen. 7 Von unserm H[errn] Präses [Christoph Emanuel] Schultze habe lange nichts mehr gehört. Es ist mir leid daß H[er]r Merkle just in dieser Zeit die Reise nach Lanc[aster] thut, weil Du mit vielen Amts=Geschäfften überhäufft seyn wirst. Mit hertzlichem Gruß von mir und Mama, an Werte Frau Schwieger=Tochter [Maria Catharina Mühlenberg] und Anwünschung all[en] Segens und der Gnaden=Fülle Jesu Christi 8 zur zeitlich und ewigen Wohlfart, verbleibe Ew[er] H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. 9 P.S. mein Papier läßet sich so schlecht schreiben wie Löschpapier ob es gleich teuer ist und fools Cap heißt. M[aste]r Rollwagen hat mir den beigelegten Brief zur Bestellung mit gegeben als ich letzt im Schwam [Falkner Swamp = New Hanover] war. Es liegen noch

456

Die Briefe des Jahres 1782

f o l i a n t e n i m S c h w a m b e r S c h u l h a u s e , die D i r g e h ö r e n , w a s soll d a m i t g e s c h e hen?

Reinschrift 1 2

3 4

5 6

7 8 9

in PM 95 D 7.

Nicht zu ermitteln. Mühlenberg befürchtete ein erneutes Aufbrechen und eine Verschärfung der Kampfhandlungen zwischen England und den ehemaligen Kolonien; vgl. die Tagebucheintragung zum 25.3.1782 (Tappert III S. 476). Koterbrechen bei Darmverschluß, vgl. Richter S. 3 0 8 - 3 1 0 . Die Bezeichnung (der Krankheit) kommt von ihrem Hauptmerkmal (daß es dem Patienten erbärmlich geht). Jer 2,19. Laut Grimm ein großes, anderthalb Ohm oder drei Eimer haltendes Faß oder einem solchen entsprechenden Flüssigkeitsmaß für Wein oder Spirituosen. Das entspricht, regional unterschiedlich, mehr als 200 Litern. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, 7. Bd., bearb. v. Matthias v. Lexer, Leipzig 1889, Sp. 1388. Mühlenberg selbst hatte sich dagegen verwahrt, Hartwich aufzunehmen; vgl. Nr. 838 Anm. 4(1). Vgl. Joh 1,16; Rom 5,17. Für die Zeit bis zum 30.3.1782 (= Nr. 756) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 17 Mertz: ... Gegen Abend empfieng ein Brieflein von der Fr[au] Margr[etha Henrietta] Kuntzin mit Garten Saamen, datirt d[en] 26 Mertz." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 109; vgl. AFrSt IV H 25 S. 80, Tappert III S. 476). (2) „Gründonnerstag d[en] 18 Mertz: ... Habe auch geantwortet auf der Fr[au] Kuntzin ihr Schreiben von gestern mit dem Garten Saamen." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 110; vgl. Tappert III S. 477).

8S6. Gottlieb Anastasius Freylinghausen an Heinrich Melchior Mühlenberg Halle, 30.3.1782 d[e] d[ato] 3 0 Mart[ii]

1782

An H [ e r r ] n Senior H o c h w o h l E h r w [ ü r d i g e n ] zu P r o v i d e n c e in N o r d A m e r i c a gelegent. Hochwohl

Ehrwürdiger,

h e r t z l i c h geliebter B r u d e r in d e m H E r r n , A u f Ihr W e r t h e s v o m 6 t e n S e p t j e m b e r ] 1 7 8 0 . 1 p r a e s e n t [ i r t ]

Michel=Messe

1 7 8 1 n u r m i t W e n i g e m zu b e a n t w o r t e n , s o b e d a u r e ich z u f ö r d e r s t I h r e n Z u f a l l a m G e h ö r u n d die ü b r i g e n m i t I h r e m A l t e r z u n e h m e n d e S c h w a c h h e i t e n

des

L e i b e s , a u c h zugleich die K r ä n c k l i c h k e i t I h r e r w e r t h e n F r a u L i e b s t e . 2 D e r H E r r e r h a l t e Sie d o c h a u c h bey z u n e h m e n d e r S c h w ä c h e der G e s u n d h e i t als eine Stütze d u r c h G e b e t h u n d R a t h für d a s P e n s i l v a n i s c h e Z i o n ! A n H [ e r r ] n P a s t j o r J o h a n n C h r i s t o p h ] K u n t z e zu P h i l a d e l p h i a ü b e r s c h i c k e eine D e c l a r a t i o n , d a ß er, und

sein C o l l e g e H [ e r r ]

Past[or Justus

Heinrich

Christian]

Hellmuth

als

Nr. 8 5 5 / 8 5 6

27.3./30.3.1782

457

Gevollmächtigte wegen des Solms=Rödelheimischen Legats bestätigt würden, 3 und wiederhole zugleich die Erklärung daß Sie und auch allenfalls, wenn und so viel es nöthig, Ihre etwanige Frau Witwe [Anna Maria Mühlenberg] die Interessen [Zinsen] oder Revenuen [Einkünfte] dieses Legats genießen mögen. Hiernächst lege hierbey eine Quitung über Ihre wegen dieses Legats geführte Rechnung. Der Inhalt Ihres Briefs betrifft vor nehmlich die Umstände der verschiedenen Gemeinen, wohin auch die abermalige Abschrifft der Oberfläche der Gemeinen von 1778, 4 da von ich auch das Original zu seiner Zeit erhalten, gehet. Ich freue mich über das, was Sie von dem unermüdeten, 5 worinnen die Bewährtesten Prediger unter Ihnen, bey diesen jämmerlichen Zeiten fortfahren, gemeldet. Da Yorktown [York, York County, Pennsylvania] der Wohnort des alten H[err]n Pfastor Johann Nicolaus] Kurz in Pensilvanien ist, so dencke doch, daß das durch die Gefangennehmung der Englischen Armeen berühmt gewordene Yorktown ein anders ist: 6 sonst würde der gute Mann wegen der bey solchem Vorffall] aus gestandenen Noth sehr zu dauren seyn. 7 Ihren Schwiegersohn H[err]n Pastor [Christoph Emanuel] Schultzfe] würde sehr bedauren, wenn er sein weniges Vermögen, so er in die Banck gethan, verliehren solte. Es ist betrübt, daß H[err Johann Wilhelm] Kurtz jun[io] r keine wohl gemeinte Erinnerungen annehmen will, und sich durch seine Hefftigkeit selbst Noth und der guten Sache Schaden zu ziehet. Dem H[errn] Past[or Johann Ludwig] Voigt gratulire zu seiner getroffenen Heirath. H[err]n Past[or Johann Friedrich] Schmidt bedaure, daß er außer mehreren vorher aus gestanden Noth, abermal kranck gewesen. Der schwächliche H[err] Past[or Johann Andreas] Krug hat vermuthlich auch bey den Krieges=Unruhen in seiner Gegend viel gelitten. Sein in 301r[eic]h[s]t[aler] 2 1 gr[oschen] 3 d[ = pence] jezt bestehendes Antheil an der Erbschafft in Markrölitz [nördlich von Naumburg] könte erhoben werden, wenn dazu Vollmacht da wäre. Und dann wird verlanget nach dem Urthel, welches den 8 Nov[ember] 1774: publicirt worden, daß er entweder durch Pfand oder Bürgen, oder durch eydliches Angelöbniß, vor Empfang des Geldes, Caution bestellen solle, daß, falls über lang oder kurtz sich von seinem verstorbenen Erblaßer, H[err]n Feldscheer Krügen, nähere Erben melden solten, er denselben das denselben aus dem Nachlasse Gebührende ausantworten wolle. Diese eydliche Verpflichtung könte vor der dortigen Obrigkeit geschehen, und wenn darüber ein gerichtliches Attest ertheilet würde, so wäre solches hinlänglich. Bitte Ihm dieses zu melden wenn Sie Gelegenheit dazu haben. Jetzt scheint im Englischen Parlament die äußerste Crisis zu seyn und muß sich bald aufklären, ob es nun zum Frieden kommen solle. Gott gebe dieses! Ich empfele Sie schließlich in den Schutz und Beystand des Herrn und grüße alle redliche Knechte Gottes der ich mit aufrichtiger Liebe und wahrer Werthachtung verharre Halle d[en] 30" Martfii] 1782

Ew[er] H. M . Ehrw[ürden] treu verbundenster G[ott]l[ob] Anastasius] Freylinghausen.

458

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

B) Nachdem der H[err] Senior und Pastor Mühlenberg über das Hochgräfl[iche] Solms=Rödelheimsche milde Geschenck der 13 0 0 0 fl[o]r[entiner = Gulden] worüber des hohen Wohlthäters unterm 23 t e n Aug[ust] 1 7 7 0 ausgestellte Declaration in der Vorrede zur 12 t e n Fortsetzung der Nachrichten von einigen Evangelischen Gemeinen in America, absonderlich in Pensilvanien, gedruckt zu finden ist, eine Rechnung eingesandt, aus welcher zu ersehen gewesen, daß 1) die drey Tausend Gülden, welche dazu von dem hohen Wohlthäter bestimmt gewesen, daß er sich dadurch von der wegen des Kirchen=Baues im Amte Whitemarsh übernommenen Bürgschafft loß machen solle, und welche in Zwey Hundert vier und achtzig £ zehn S[hilling] sterl[ing] durch Wechsel an ihn Übermacht worden, zu dem jezt besagten Zweck, nach des Hohen Wohlthäters Willen angewandt worden, ferner 2) daß die zehn Tausend Gülden, welche zu einem bestandigen Fundo von dem hohen Wohlthäter bestimmt und in neun hundert neun und vierzig £ sterl. nach Pensilvanien Übermacht worden, also untergebracht sind daß a) 9 6 0 pensilvan[ische] Currency [Währung] bey der Michaelis Corporation, als ein Capital zu 6 p[ro]C[entum] stehet, so dann b) 2 8 9 £ 11 s. 8 d. Curr: auf vier Hausplätzgen in Philadelphia,wo von jährlich 17 £ 7 s. 6 d Grund Zinse zu erheben, angelegt worden; die übrigen c) 2 8 1 £ Curr: aber A[nn]ö 1778 an solche Membra des Ministerii für welche das Interesse des Siegmund Streitischen Legats bestimmt gewesen, ausgetheilt worden, dargegen er gebeten deren Betrag, ä 4 r[eichs]th[aler] pro £ Curr[en]c[y] gerechnet, in Deutschland von den Interessen des letzt gedachten Streitschen Legats auf Capital sicher an zu legen,welches auch geschehen soll, so bald dazu eine Gelegenheit sich finden wird, daß also der gantze Fundus der Solms=Rodelh[eimischen] Stifftung 1 5 3 0 8 £ 11 s 8 d: Pensilv: Currency beträgt. Hier nächst auch gedachter Herr Senior Mühlenberg über die von diesem Solms=Rödelheimischen Fundo eingegangene Interessen= und Grund=zinsen= Rechnung der Einnahme und Ausgabe bis auf den 12 ten Junii 1774 an mich übersandt hat, so bescheinige ich, und bezeuge ich hierdurch, daß ich beyderley Rechnungen in calculo et materia [rechnerisch und sachlich] richtig befunden, und der H[err] Senior Mühlenberg aus diesen Rechnungen nichts schuldig geblieben. Daher ich ihn hierdurch quitire und übrigens noch zur Nachricht beyfüge daß H. Senior und Pastor Mühlenberg vom Junio 1774 an, als zu welcher Zeit sein ordentlich Salarium von der Philadelphischen Gemeine aufgehöret, weil er sonst in seinem hohen Alter, zu mal bey verschiedenen anderwärts erlittenen Schaden und der gegenwärtigen sehr schwehren Krieges=leuften Mangel leiden möchte, welches bey seinen großen Verdiensten um die Evangelische Kirche in Nord America nicht zu verantworten wäre, die Interessen und Einkünffte von diesem Fundo, nach des sel[igen] H[errn] D[octor Johann Georg] Knapp und des seel[igen] H[err]n Hofprediger [Friedrich Micha-

Nr. 856

30.3.1782

459

el] Ziegenhagen Verordnung ad dies vitae [lebenslang] zu genießen haben solle, welche Verordnung auch ich hierdurch bekräfftige, da solche Anwendung der Verordnung des hochseeligen Stiffters und der Billigkeit vollkommen gemäß ist. Halle d[en] 30 ten Mart[ii] 1782.

Gottl[ob] Anastasius] Freylinghausen9

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 24 1783-85 (10. Continuation) 6. Entwurf im August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32, Faszikel 4 S. 274-277 mit der auf der ersten Seite: „Ich werde noch Briefe an H. Mühlenberg und H[errn Johann Christoph] zum Einschluß schiken." Mühlenberg bezieht sich später (vgl. Nr. 902 Anm. 21) auf einen erhaltenen) Brief von Sebastian Andreas Fabricius vom 30.3.1782. 1 2

3

4 5 6 7 8

'

S. 3Notiz Kunze (nicht

= Nr. 798. Im Entwurf folgt hier noch: „und daß Sie auch im äußern bey Ihrem Alter Mangel zu leiden scheinen." Eine Abschrift (datiert auf den 27.3.1782) ist in Mühlenbergs Tagebuch PM 95 A Nr. 24 1 7 8 3 85 (10. Continuation) S. 1 erhalten. Die im folgenden erwähnten Schriftstücke erscheinen als Postskripte dieses Briefes. = Nr. 716. Nach dem Entwurf ist hier „Fleiß" zu ergänzen. In Virginia; vgl. Nr. 834 Anm. 10 und Nr. 839. Zum folgenden vgl. Mühlenbergs Ausführungen in Nr. 798. Im Entwurf steht „1249". Für die Zeit bis zum 16.4.1782 (= Nr. 857) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag den 2 K " April ... Empfieng durch M[aste]r Abraham Merkle, der von Lancaster zurük gekommen, Antwortschreiben von unserm Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] datirt Lancaster d[en] 30 Mertz 1782 mit der angenemen Nachricht: ,daß er seit dem Februar: a[nni] c[urrentis] 7 verheiratete Personen und 30 junge Leute im Unterricht gehabt und gestern am Charfreitage confirmirt. An vielen Alten sey wenig H o f n u n g übrig bis der Herr selbst die Tenne feget [vgl. M t 3,12]. Unter Kranken habe viele Arbeit gehabt, eine englische Frau nach Unterricht getaufft und ihr das Heil[ige] Abendmal gereicht. Unter andern Krankheiten als Seitenstechen sey auch in seiner Familie ein kitzelnder Husten gewesen, dagegen habe er gebraucht: Frauen=Haar gekocht, und die Brühe vermischt mit Honig getrunken und Mark von Sassafras etwa 1 Teelöffel voll sey probat gewesen'." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 112f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 81f.; Tappert III S. 477f.). (2) „Freitag d[en] 5 April: ... Ich empfieng ... a) ein Schreiben von Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] datirt heute d[en] 5 Apr[il]: b) ein Schreiben von J[ohann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] datirt Shannandoa [Shenandoah] Febr[uar] 20 ,h c) eingeschloßen war ein Brief an mich von S[alvo] T[itulo] Herrn Superintendent Johann Andreas] Neidhart [vgl. Nr. 947], datirt: Wertheim d[en] 21 Sept[ember] 1774 [= Bd. IV Nr. 640]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 114; vgl. AFrSt IV H 25 S. 82f.; Tappert III S. 478). (3) „Sontag d[en] 7 April: ... Empfieng ein paar Zeilen von Friedrich] M[ühlen]b[erg] datirt gestern. Nächsten Mitwoch über 8 Tage wolte er gerne seine Familie in einem Stage Wagen [Reisewagen] von hier herauf haben ... Ich schrieb abends noch ein paar Zeilen an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin und legte des H[errn] Superintendent] Neidharts Brief mit bei zur Communication an H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze ...". (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 116f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 85; Tappert III S. 479). (4) „Sambstag d[en] 13 April ... Schrieb Antwort auf Friedrich] M[ühlen]b[erg] sein letzers vom 6 April, wenn etwa Gelegenheit vorfallen sollte ... Schrieb an H[errn]P[astor] Kuntze und frug um Rath, ob man das Stüklein Land bei Barren Hill an M[aste]r Hauser verlehnen [verpachten] solte? auf wie viele Jare? etc." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 118; vgl. Tappert III S. 479).

460 857.

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

Christoph

Emanuel

Schultze an Heinrich

Melchior Mühlenberg Tulpehocken, 16.4.1782

Tulpeh[ocken] d[en] 16 April 1782 Den Brief von der Gemeine in Allens Township, worin sie um des H[errn] Buskerk [Jacob van Buskirk] fernem Dienst anhalten, 1 habe ich in Verwahrung. Ihre väterliche] Zuschrifften vom 23 Novemb[er] und 4ten Decemb[er] 1781 auch überkommen. 2 Wäre diesen Winter meine Arbeit wegen vieler Kranken und Sterbefälle nicht so gehäufft gewesen, so würde sie schon beantwortet haben. Auch habe durch empfangene starke Verkältung, die beynahe zu einem völligen hitzigen Fieber ausgeschlagen, an die 5 Tage das Bette und an die 10 Tage die Stube hüten müßen. So daß mich in die Nothwendigkeit versetzt sähe den auf den Sontag Reminiscere bestellten Gottes=Dienst an 2 Orten aus zu setzen, welches mir in den 11 Jahren, so nun in Tulpeh[ocken] wohne Gott lob noch nie begegnet. Seit den 6 Wochen, so mit göttlicher Hülffe genesen, habe kaum 2 Tage gehabt, wo nicht in Amts=Geschäfften gewesen, so daß es mir schwer fält, da just an 2 Orten an die 100 junge Leute im Unterricht habe, nur so viel Zeit zu erübrigen, die geliebten Amts=Brüder zur Ministerial Versamlung nach Lancaster ein zu laden. Das verdrießlichste ist, daß ich in manchen Gegenden keine Gelegenheit habe von hier aus ein paar Zeilen zu bringen. Unsere Ministerial-Ordnung solte ein mal zu Stande kommen und so es möglich dießmal billig alle Glieder des Ministerii beysamen seyn.3 Sie kommen doch, wenn Gott das Leben fristet und Gesundheit verleihet, auch zu uns? Ließen Sie es sich gefallen mit bey zu wohnen, 4 als warum ich bitte, so könte vielleicht der H[err] Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] eine Chaise oder Stage Wagen [Reisewagen] zur Abholung von Lancaster aus besorgen. Die Zeit ist, wie Sie sich erinnern werden durch einen [Be]Schluß in Philadelphia auf den 1 Sontag post Trinit[atem] fest gesetzt. Wolten Sie so gütig seyn und die Einladung an H[err]n P[astor Johann Ludwig] Voigt über sich nehmen, so würden Sie mich Ihnen dadurch aufs neue verbindlich machen. Konten Sie es H[errn] Buskerk, [Theophilus Emanuel] Fran[t]z, und [Conrad Sebastian] Roller gelegentlich wißen laßen, so würde meine Einladung, so sie etwas späte ankommen solte, um so mehr Entschuldigung finden - Meine Familie, die sich Ihnen hertzlich empfelen läßt, ist Gott sey Dank, erträglich wohl. Vor ein paar Wochen hatten 3 Kinder die Seuche, die hier herum geht, nemlich starke Hitze und Erbrechen, welches aber durch göttliche Hülfe auch gnädiglich wieder vorübergegangen. Wir wünschen sehnlich von Ihrem Wohlseyn bald zu hören - verbleibe [Christoph] Emanuel Schulze.5 Abschrift von Mühlenbergs IV H 25 S. 89f. 1 2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

Vgl. N r 8 5 4 Anm. 3. Beide nicht erhalten; vgl. Nr. 8 4 6 Anm. 3(3) und Nr. 8 4 7 Anm. 4(1).

S. 123-125

sowie

AFrSt

Nr. 857 3

4 5

16.4.1782

461

Die neue Verfassung des Ministeriums war auf der Synode 1781 in Philadelphia verabschiedet, aber noch nicht von allen Mitgliedern unterschrieben worden. Der Text (mit einer Liste der Unterzeichner) findet sich in Documentary History S. 1 6 5 - 1 7 6 . Vgl. Schomerus S. 1 2 8 - 1 4 0 . Mühlenberg nahm an der Predigerkonferenz in Lancaster nicht teil; vgl. Nr. 855. Für die Zeit bis zum 3.5.1782 (= Nr. 858) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag d[en] 18 April-, ... Briefe von H[errn Johann Christoph] K[unze] und Fr[au Margretha Henrietta Kunze] datirt den 17 April a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 120; vgl. AFrSt IV H 25 S. 87; Tappert III S. 480). (2) „Freitag d[en] 19 April ... ich beantwortete die gestern empfangne Briefe von H[errn] P[astor] Kuntze und seiner Fr[au] Margretha und versprach g[eliebts] G[ott] am 2ten Sontage nach Pfingsten in Philadelphia] zu seyn." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 120; vgl. Tappert III S. 480). (3) „Sambstag d[en] 2 7 April auf Verlangen des Kirchenraths in Neuhannover machte folgenden Aufsatz in Vorhand nach ihrer Abrede: ,Hochehrwürdiger Herr Praeses, Hoch= und Wohlehrwürdige Herren Secretair und gesamte Mitglieder der Evangelischen SynodaUVersandung in Lancaster, Wir, die Trustees [Treuhänder], Älteste und Vorsteher der ersten Vereinigt=Evangelischen Gemeine in Neuhannover, entbieten Denenselben unsern hertzlichen Gruß und wünschen Gottes Gnade und seines Heil[igen] Geistes kräfftigen Beistand und Segen zu Dero Berathung zum Besten aller unserer Vereinigten Gemeinen, und werfen insonderheit das Anliegen unsrer vakanten Gemeine nächst Gott, auf Dero Hertz und Gewißen, in Hofnung Dieselben werden, so viel möglich, uns mit einem treuen Lehrer und Seelsorger versehen. Es wird, wohlgedacht Denenselben, insonderheit ältern Knechten Gottes, nicht unbekant seyn, wie daß unsere Gemeine in Neuhannover eine der allerersten gewesen die bei Hochwürdigen Vätern in London und Halle um ordentliche Prediger und Seelsorger flehentlich gebeten, und durch Dero Vermittlung auch seit 1742 gütigst damit versorgt worden. Und da wir vor 2 Jaren gantz verlaßen waren, so nam sich unser erster abgelebter Lehrer M[ühlen]b[erg] senior im äusersten Nothfall unsrer wieder an, hat uns nun bei nahe 2 Jare her wechselsweise besucht, und nach Nothdurfft mit den Gnaden=Mitteln bedient, so viel oder wenig seine noch übrigen Gemüths= und Leibes=Kräffte gestatten wolten, damit die Gemeine nicht gantz zerstreuet werden möchte. Da aber derselbe uns eröfnet, daß seine Kräffte zu sehr abnemen und es ihm unmöglich werde den Nothdienst länger zu versehen, zumal die Entfernung und das hin und her Reiten die Bürde zu schwer machet, und in manchen Nothfällen die Gegenwart des Seelsorgers erforderlich ist; so haben wir desto mehr Ursache um einen erfarnen treuen Seelsorger ernstlich zu bitten! der bei uns wonen möchte. Es wäre ja wol eine schwere Verantwortung vor Gott und der Christenheit, wenn die älteste und erste Vereinigte Gemeine verlaßen und zerstreuet werden solte, da sie doch durch göttlichen Segen und Gedeihen eine schöne, räumliche und dauerhaffte Kirche, bei 50 Aker [acres] Land, ein noch mittelmäßig Schulhaus, ein ergiebig Pfarr=Plätzgen zum Eigenthum hat, und die annoch zu samen haltende Kirchen=Raths= und übrigen Gemein=Glieder beflißen sind ein neues Pfarrhaus zu bauen, wie auch willig sind einen treuen Seelsorger, der am ersten nach dem Reiche Gottes trachtet [vgl. Mt 6,33], notdürfftig zu unterhalten /:ohn erachtet der jetzigen beklemten Zeit:/ und ein Lehrer die Freiheit hat den 2"° Sonn= und Feiertag eine andere Gemeine von hier aus zu bedienen. Wir haben zu dem Ende unsere Geliebte Mitbrüder Mess[ieu] rs Ludwig Schittler und Adam Wartmann — abgeordnet, um diese Bittschrifft im Namen und Genemhaltung unsrer Gemeine der HochEhrwürdigen Synode zu übergeben, wie auch mündlich Red und Antwort zu erteilen, wenn und wie es erfodert werden möchte, und eine geneigte Antwort mit zu bringen. Empfelen uns und Gemeine Dero Fürbitte bei Gott und gütigen Besorgung, verbleibend Ew[er] Hoch= und WohlEhrwürden in Christo unserm Herrn und Heilande verbundene Glaubens=Genoßen Neuhannover d[en] 5 t m Maii 1782'." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 125-127; vgl. AFrSt IV H 25 S. 9 0 - 9 3 ) . (4) „Sontag d[en] 28 April: ... gegen Abend schrieb 3 Briefe a) an H[errn] Pf[a]rr[er Conrad Sebastian] Roller: b) an H[errn] Pf[a]rr[er Jacob] Van Buskerk c) an Hferrn] P[astor] Voigt erinnerte sie auf Verlangen des S[alvo] T[itulo] H[errn] Praesidis Schultzes, der vorstehenden Synodal=Versamlung auf den 2 - 3 - 4 ' e " Junii a[nni] c[urrentis] in Lancaster und lud sie dazu ein;

462

Die Briefe des Jahres 1782

weiß aber noch keine Gelegenheit die Briefe abzusenden." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 , S. 128; vgl. AFrSt IV H 25 S. 93; Tappert III S. 482). (5) „Dienstag d[en] 30 April: ... sandte frühe mit dem Vetter Bernh[ard] Schäf[f]er ein paar Zeilen zu Friedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg] nach Philadelphia] schrieb Antwort an den H[errn] Praeses Schultze auf sein Geliebtes vom 16 Apr[il], sandte auch einen Brief mit unsrer Magt an H[errn] P[astor] Voigt." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 128; vgl. AFrSt IV H 25 S. 93; Tappert III S. 482). (6) „Donnerstag d[en] 2ten Maii ... Ich gab [Möns: Waldberg, Theologe aus New York] die Obersakomer [Upper Saueon] Schrifft und einen Brief an H[errn] Bußkerk, und eine an H[errn] Roller mit ...". (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 129; vgl Tappert III S. 482).

858.

Francis Swaine an Heinrich Melchior

Muhlenberg Douglassville,

3.5.1782

Copy: Douglass May 3 d 1782 Hon[o] rd Sir, Since Sally [Maria Salome Muhlenberg] has been at my house Major [Matthias] Richards 1 of this Place has been paying his Addresses to her, and it seems the Matter has come so far, that he has very respectably requested her answer, wether she would accept of him in Marriage? to which Miss Sally has given him a very polite Answer viz: that she had no objections to his Person or Character, and was willing to give him her Hand in Marriage, provided he could get the Approbation of her Father and Mother. 2 It now rests with Daddy and Mammy [Anna Maria Muhlenberg], from whom M[aste]r Richards hopes to get a favorable Answer. M[aste]r Richards requested me to write this as an Introduction to the Affair - . I remain Hon[o] rd Sir, Yours Francis Swaine 3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781-82 H 25 S. 96f. Auch in Tappert III S. 483. 1

2

3

S. 132f. sowie AFrSt IV

Matthias Reichard (1758-1830), auch gelegentlich: Matthias Richards; Schwiegersohn von Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg; heiratete in zweiter Ehe am 8. Mai 1782 Mühlenbergs jüngste Tochter Maria Salome; geboren in New Hanover; gelernter Sattler; 1 7 7 7 - 1 7 8 0 Soldat der Kontinentalarmee, die er im Rang eines Majors verließ; seit 1788 wohnhaft in Berks County; dort wiederholt Friedensrichter; 1 7 9 1 - 1 7 9 7 Richter der Berks County Courts; 1801 — 1802 Zollinspektor, wohnhaft in Reading; 1807, 1 8 0 9 - 1 8 1 1 Mitglied des Kongresses. Mühlenberg traf am 5.5.1782 mit M . Reichard zusammen und vollzog drei Tage später selbst die Trauung. Vgl. Tappert III S. 483. Für die Zeit bis zum 16.6.1782 (= Nr. 859) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mittwoch d[en] 22 Maii: ... Der H[err] Pf[a]rr[er Johann Daniel] Lehmann sprach vor auf der Reise nach Philadelphia] ich gab ihm ein paar Zeilen mit an H[errn] P[astor] P r i m a r i u s Johann Christoph] Kuntze." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 139; vgl. AFrSt IV H 25 S. 103; Tappert III S. 486).

Nr. 8 5 7 / 8 5 8

16.4./3.5.1782

463

(2) „Donnerstag dien] 23 Maii schrieb weitläufftig an H[errn] P[astor] Kuntze, ferner an H[errn Nicolaus] Brosius in Reading, wie auch an M[aste]r Georg Gilbert in Neuhannover: gab den Brief an H[errn] Kuntze des Peter Beckers Sohn mit, der Morgen zur Stadt gehet." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 139; vgl. AFrSt IV H 25 S. 104; Tappert III S. 486). (3) „Freitag dien] 24 Maii... Herr Pf[a]rr[er] Lehmann brachte mir ein Antwort*Schreiben vom H[errn] P[astor]P[rimarius] Kuntze mit datirt d[en] 23sten Maii a[nni] c[urrentis],bedauernd, daß ich nicht zu hülfe kommen kan, auf den 1 Sont[ag] p[ost] Trin[itatem] weil H[err] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuth um die Zeit auf der Conferentz in Lancaster zu seyn entschloßen. H[err Heinrich] Müller seine neuen Gemeinen über der Delaware bedienen, und solcher gestalt er /:H[err] P[astor] K[unze):/ als schwächlich, allein bleiben muste. Ferner daß H[err] P[astor]P[rimarius] Kuntze versprochen g[eliebts] G[ott] vom 10 bis löten Junii ac in Cohansy [Cohenzy] zu seyn, um junge Leute zu unterrichten, zu confirmiren, und das Heil[ige] Abendmal zu halten: daß die inwendige Reparirung der Zions Kirche wol den gantzen Sommer durch dauern, und der sontägl[iche] Gottes=Dienst in der Academie und Michaelis Kirche gehalten würde: daß die quartal Collecten a) im Osterfeste 140 £: b) und im Pfingst Feste 130 £ getragen: und die Nachricht ergienge als ob die Französische Flotte in Westindien am 13. April ac: zwar Seeschlachten gehabt, aber nicht gantz geschlagen wäre etc. etc.'." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 140; vgl. AFrSt IV H 25 S. 104; Tappert III S. 486). (4) „Montag dien] 27sten Maii ... Beantwortete J[ohann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] sein Schreiben vom Shannandoa [Shenandoah] aus Virginia, datirt d[en] 20 Febr[uar] 1782 mit einem halben Bogen voll ...". (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 141; vgl. AFrSt IV H 25 S. 105; Tappert III S. 486). (5) „Freitag dien] 31 Maii. empfieng ein Schreiben von unsern Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] aus Lancaster, worin er meldet 1) daß er im Osterfest 191 Communicanten gehabt, darunter 6 verheiratete und 31 unverheiratete Confirmirte gewesen. 2) Nach Ostern nur wenig Kranke zu besorgen gehabt. 3) Im Pfingstfest an 223 Glieder das heil[ige] Abendmal ausgeteilt. 4) daß seine Ehe=Genoßin [Maria Catharina] am 13ten Maii a[nni] c[urrentis] Morgens frühe um 1 Uhr mit einem jungen Söhnlein entbunden, nachdem sie etliche Tage zuvor sehr hart mit wilden Wehen gemartert worden. 5) daß er am 26 Maii ac: sein Söhnlein getaufft und mich, seinen H[errn] Schwieger Vater [Philipp Hall] und seinen H[errn] Bruder Friedrich [August Conrad] zu Pathen erwält und das Kind Heinrich August Friedrich [eigentlich Heinrich August Philipp, vgl. Nr. 862] benannt. 6) daß H[err] Pf[a]rr[er] Gehring [Jacob Goering] in dieser Woche mit des S[alvo] T[itulo] alten H[errn] P[astor Johann Nicolaus] Kurtz jüngster Tochter Elisabeth [1760-1831] getrauet wurde etc. datirt: Lancaster d[en] 27 Maii 1782." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 144; vgl. AFrSt IV H 25 S. 108f; Tappert III S. 487f.) (6) „Donnerstag dien] 6 Junii: empfieng einen Brief von der Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin datirt d[en] 4 Junii worin sie meldet, daß H[err] Pf[a]rr[er Christian] Streit mit seiner Frau [Anna Margaret Christina Elisabeth] in voriger Woche mit einer flag of truce [Parlamentärsfahne] von Charlestown in Philadelphia] angekommen, am vorigen Sontage gepredigt, weil H[err] P[astor] Helmuth nach der Synodal Confer[enz] gereiset und H[err] P[astor] K[unze] allein gewesen, daß H[err] Streit herauf verlange. Ich schickte das Brieflein mit ein paar Zeilen an M[aste]r [Francis] Sw[aine], schrieb auch an Bernhard Gilbert und meldete, daß H[err] Streit arrivirt und sich für den Schwamb [Falkner Swamp = New Hannover] schikte, ich mögte aber erst gern wißen was für Antwort von der Synodal Conferentz erfolget sey." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 145; AFrSt IV H 25 S. 109f.; Tappert III S. 488). - Die Synode sah sich außerstande, die Gemeinde in New Hanover mit einem regulären Prediger zu versorgen. Vgl. den Bescheid an die Gemeinde in Tappert III S. 490. (7) „Freitag dien] 7Junii... Friedrich] A[ugust] communicirte mir einen Brief von seinem Bruder J[ohann] P[eter] aus Williamsburg allwo er Superintendent] über die Recrutirung ist." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 145; vgl. AFrSt IV H 25 S. 110; Tappert III S. 488). (8) „Sambstag d]en] 8 Junii ... Ich gab heute frühe dem M[aste]r Sw[aine] 2 Briefe mit a) an H[errn] Streit b) an die Fr[au] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 146; vgl. Tappert III S. 488). (9) „Mitwocb dien] 12 Junii: ... Endlich ist M[aste]r Sw[waine] wieder zurük gekommen und hat H[err]n Streit nicht mit gebracht, aber einen Brief von ihm, datirt von heute, worin er meldet, daß

464

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

er nicht herauf kommen kan, weil seine Frau an der Auszerung hart laborirt, und er auch zu Ausgang dieser W o c h e seinen Vater H[errn] Leonhard Streit mit einem W a g e n von Hagerstown aus Maryland erwartet, der ihn abholen wolte, daß er nächsten Sontag in Philadelphia] zu predigen versprochen, weil H[err] P[astor] Kuntze in Cohansy und H[err] Miller [Müller] auch abwesend w ä r e . " (PM 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 1 4 8 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 1 3 ; Tappert III S. 4 8 9 ) . ( 1 0 ) „Donnerstag dien] 13 Junii . . . Ich schrieb ein Brieflein an J [ o h a n n ] P[eter Gabriel] M[ühlenberg] welches F r i e d r i c h ] A[ugust C o n r a d Mühlenberg] in seins einschließen w o l t e . " ( P M 9 5 A N r . 2 2 1 7 8 1 - 8 2 S. 1 4 8 ; vgl. AFrSt IV I 2 5 S. 1 1 3 ; Tappert III S. 4 8 9 ) .

859.

An [Christian Streit]

[Providence,

16.6.1782]

Wohl Ehrw[ürdiger] H[err] P[astor] Wertgeschätzter H[err] Amts=Bruder: Ew[er] W[ohl] Efhrwürden] Gel[iebtes] vom 12 Junii a[nni] c[urrentis] ist mir d[urc]h M[aste]r [Francis] Swfaine] richtig eingehändigt. 1 Es betrübet uns sehr, daß Dero Fr[au] Eheliebste [Anna Margaret Christina Elisabeth Streit] mit einer so harten Krankheit heim gesucht worden. 2 Der Allmächtige und höchstgütige Gott, der der rechte Vater ist über alles was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, 3 wolle sich ihrer besonders annemen, ihr Artzt, 4 Licht, 5 Leben 6 und Trost 7 seyn! Die Hh. [Herren] Älteste und Vorsteher unsrer aller ersten Evangelischen] Gemeine in Neuhannfover] vermelden ihren dienstergebenen Gruß, und bitten, daß E[wer] W[ohl] E[hrwürden] belieben möchten ihrer Gemeine Lehrer und Seelsorger zu werden. Sie habe eine schöne räumliche Kirche, wie E[wer] W[ohl] E[hrwürden] noch im Andenken seyn wird, weil Sie Englisch darin predigten als sie eingeweihet wurde: 8 sie haben bei der Kirche 4 9 Aker [acres] Land, ein Schulhaus, ein nahrhafftes Pfarr=Plätzgen, und sind im Begrif ein neues Pfarrhaus drauf zu bauen, versprechen auch einem treuen Lehrer und Seelsorger, der am ersten nach dem Reiche Gottes trachtet nach Vermögen leiblichen Unter halt zu geben wie es der Herr Jesus und seine Apostel verordnet haben. 9 Mir deucht ich könte nicht richtig sterben, wenn diese meine alte erste Gemeine verlaßn werden, und insonderheit die umgemein zalreiche junge Jugend ins Heidenthum gerathen solte. Es wäre also meines geringen Erachtens nötig und gut, wenn E[wer] W[ohl] E[hrwürden] so bald es Ihnen möglich herauf zu kommen beliebte, um die Sache selber in Augenschein zu nemen und die Gemeine mit einer oder andern Predigt zu erbauen. Es wäre Ihnen, wertgeschätzter H[err] Bruder auch wohl zu gönnen, wenn Sie nach so viel gehabten Fatiguen und Trübsal hier in Neuhannover erst ein wenig frische Lufft und Othem wieder schöpfen könten: denn die Gegend ist gleichsam in der Mitte, wo die Indianer, Br[iten,] Hfessen] oder Cosacken nicht so leicht hin kommen können. Es heißt, daß Ihr H[err] Schwager unser gel[iebter] Amts=Bruder H[err] P[astor] Young [Johann Georg Jung] Sie gern in seine Gegend haben möchte. 1 0 Meine Tochter, die Fr[au Maria Catharina] Sw[aine] erzält, daß der H[err] Pf[ar]r[er] Streit einst gesagt: es wäre nur ein Pennsylvania in America. Experientia docet [Erfahrung lehrt]. Gel[iebter] H[err] A[mts] Br[uder] wißen nun aus Erfarung wie es in Jersey, Pennsylv[ania] Maryland,

Nr. 8 5 8 / 8 5 9

3.5./16.6.1782

465

Virginia, Carolina und Georgia aussiehet; wie die Königin Anna einem gelehrten Betler antwortete: pauper ubiq[ue] est und der Betler erwiederte: si pauper ubiq[ue] est, ergo in gremio tuo etiam esse debet. 11 Es scheint auch in solcher Wahl etwas Ähnliches mit dem Spruche unsers H[errn] und Heilandes zu seyn: wer Vater oder Mutter mehr liebet etc. 1 2 doch sine comparatione [ohne Vergleich], In Neuhan[nover] hat ein Lehrer nur den 2ten Sontag Gottes Dienst zu versehen und Freiheit am 2ten Sontage noch eine Deutsch oder Englische Gemeine zu bedienen, wenn es ihm beliebt. Der Kirchenrath in Neuh[annover] hat heute am 3 ten Sont[ag] p[ost] Trin[itatem] ein mütig beschloßen, einen Deputirten, nemlich den Vorsteher M[aste]r Peter Richard 13 an E[wer] W[ohl] E[hrwürden] ab zu senden mit Bitte a) um Nachricht, wie sich Dero Frau Eheliebste befinden? b) um Bericht ob dieselben heute über 14 Tage, nemlich am 5ten Sontage nach Trin[itatem] i[d] e[st] d[en] 30 Juni: in Neuhannfover] predigen könten und beliebten? Wenn solches geschehen könte, so solte es nächsten Sontag hier zu Neuh[annover] in der reformierten] Kirche neml[ich] am 4ten p[ost] Tr[initatem] verkündiget werden. Könte es aber nicht so balde geschehen, so möchten E[wer] W[ohl] E[hrwürden] so gütig seyn und einen Sontag bestimen, nur daß die Reihe an unsrer Seite träfen, als Z[um] E[xempel] heute am 3 p[ost] Tr[initatem] haben wir in unsrer Kirche Gottes=Dienst, am 4 t e n p[ost] T[rinitatem] die refor[mierten] in ihrer, und so fort an wechseis weise. Bitte um geneigte Antwort dh den Deputirten 14 und verharre mit hertzlicher Empfelung von meiner kranken Frau [Anna Maria] und Kindern an Dero beiderseits geliebten, und Anwünschung Gottes Gnade, Segen und Trostes Ew[er] W[ohl]E[hrwürden] meines Wertgeschätzten H[errn] Bruders und Fr[au] Schwester in Liebe verbundener H[einrich Melchior] M[ühlenberg] der alte. 15

Abschrift von Mühlenbergs IV H 25 S. 116-119. 1 2 3 4 5 6 7 8

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 22 1781-82

S. 152-154

sowie

AFrSt

Nicht erhalten. Anna Margaret Christina Elisabeth Streit starb am 2 2 . 8 . 1 7 8 2 . Vgl. Tappert III S. 500f. Eph 3 , 1 5 . Vgl. 2 Mos 1 5 , 2 6 . Vgl. Joh 8 , 1 2 . Vgl. Joh 1 1 , 2 5 . Vgl. Ps 7 3 , 2 6 . Am 6 . 1 1 . 1 7 6 8 ; vgl. Tappert II S. 364f.

» Vgl. M t 6 , 3 3 und Lk 1 0 , 7 ; 1 Tim 5,17f. 1 0 D. h. nach Maryland; Johann Georg Jung war Pastor in Hagerstown. Christian Streit ging 1 7 8 5 nach Virginia, wo er die Lutheraner im Shenandoah-Tal versorgte. Vgl. Glatfelter I S. 1 4 6 . 11

12 13

Der Arme ist überall. - Wenn der Arme überall ist, muß er also auch in Deinem Schoß sein. Nach Ovid, Fast 1 , 1 2 8 : „Pauper ubique iacet." Mt 10,37. Peter Reichard; 1 7 8 2 zum Vorsteher der lutherischen Gemeinde gewählt; er war wohl der Bruder

466

14

15

Die Briefe des Jahres 1782

von Matthias Reichard, Mühlenbergs Schwiegersohn. Gelegentlich auch Richard genannt; die Herausgeber bleiben durchweg bei dem Namen Reichard. Am 20.6.1782 sprach der Deputierte in Begleitung von Christian Streit bei Mühlenberg vor. Streit nahm die Berufung nach New Hanover zunächst für ein Jahr an und blieb bis 1785. Vgl. Tappert III S. 4 9 0 - 4 9 3 . Für die Zeit bis zum 22.6.1782 (= Nr. 860) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag dien] 18 Junii kam der Deputirte [Peter Reichard] von Hannover vor auf der Reise zu H[errn] Pf[a]rr[er] Streit in Philadelphia] und ich gab ihm 2 Briefe mit a) an H[errn] Streit [= Nr. 859] b) an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzen." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 154f. ; vgl. AFrSt IV H 25 S. 119; Tappert III S. 490). (2) „Mitwoch dien] 19 Junii... schrieb auf Begeren meiner Frau [Anna Maria Mühlenberg] einen Brief an ihren Bruder Peter Weiser in Wumelsdorfs [Womelsdorf] Town." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 155; vgl. AFrSt IV I 25 S. 119; Tappert III S. 490). (3) „Donnerstag dien] 20sten Junii: ... H[err] Pf[a]rr[er Johann Daniel] Lehman ... brachte einen Brief von der Fr[au] Kunzen mit, datirt d[en] 18"" Junii." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 155; vgl. AFrSt IV H 25 S. 119; Tappert III S. 490). (4) „Freitag d[en] 21 Junii: ... Er [Christian Streit] erwartet nach Neuhannover abgeholt zu werden und wolte g[eliebts] G[ott] nächsten Sontag über 8 Tage daselbst predigen, ich schrieb deswegen a) an den reformierten] H[errn] Pf[a]rr[er Johann Theobald Faber] in Neuhann[over] daß er es nächsten Sontag in seiner Kirche verkündigen möchte, b) an die Hh. [Herren] Trustees [Treuhänder], Ältesten und Vorsteher unsrer Gemeine, wie sie sich zu verhalten hätten." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 1 - 8 2 S. 156; vgl. AFrSt IV H 25 S. 120; Tappert III S. 491).

860. An [Francis Swaine]

[Providence,

22.6.1782]

D[ear] S[ir] I received your favor dated Jun[e] 17 th a[nni] c[urrentis]. 1 It is true: Experience teaches that at certain intervals old and young people are subiect to melancholick fits. The sacred Scripture, granted unto us poor Sinners, to shew us the right W a y and Means for to obtain real and eternal felicity and Glory, describeth two sorts of Melancholy 2 Cor: 7 , 1 0 Godly Sorrow worketh repentance to Salvation, not to be repented of, but the Sorrow of the World worketh death. Both Sorts are Effects of different Causes. Sorrow of the World has its foundation in our corrupt Nature, short sighted reason, disorderly disposition and temper; sometimes also in bodily Obstructions etc. when we meet with disappointments and are left destitute of apparent satisfying obiects. The dire Effects of it are fretting, Grieve, displeasure, lingering Consumption, Despair, and if not rooted out, endeth in ruin of Soul and Body. But Godly sorrow proceeds from an infinite higher and nobler Cause and therefore is called Godly viz: when the most holy Spirit of God from on High by the Means of Grace alarms and awakens our Conscience seriously to reflect on our times past, present and to come, affording a View and Review, how we have gone astray like sheep, 2 and turned to our own Way of perdition behaved like the prodigal Son, 3 acted like publicans and notorious Sinners, or at the best, aquiesced like the pharisees in filthy rags of a rotten Morality or Selfrighteousness, then a deep sense of godly Sorrow ariseth in the faculties of our Soul followed by true Repentance tending

Nr. 8 5 9 / 8 6 0

16.6./22.6.1782

467

unto Salvation. In such a Condition repenting Sinners plead guilty and by the same Spirit are led to the ever blessed Saviour of the World as to the open fountain for sin and uncleanness, where the blood of Jesus Christ purifieth them from all their Sins, and where they receive a full privilege and power to live in Godliness and righteousness, in dayly renovation and sanctification acceptable in the sight of God, tho ridiculed by ignorant fools. And being thus made the Children of God and Darlings of our blessed Redeemer, they enjoy a peculier providence of an Almighty and merciful father, here in their appointed state of Tryal and an everlasting Inheritance of glory. If my dear friend, this is the Cause of your melancholick fits, if you are godly sorry, O go on with Meditation, prayer and supplication since the door of grace and Mercy is open yet: the Spirit of God will lead you in all the truths tending to salvation, Melancholy will in due time cease and Comfort take place. Matth: 5,[3-10] blessed are the poor in Spirit - blessed are they that mourn - blessed are they who hunger and thirst after righteousness etc: Luc: 15 [10] there is Joy in heaven among the Spirits of Just Men made perfect over one sinner that truly repenteth - Joy in the presence of the Angels of God over one sinner that truly repenteth. By all melancholic fits, anxious Cares and Sorrows of the World we can not add one Cubit to our stature and is therefore in Vain to harbour them, because they work death. Some people endeavour to get rid of them by idle Company and strong liquor but such means increase the Evil and make the remedy worse then the disease. The shortest Way is to turn unto Almighty God and to cast the burden of anxious cares upon the Lord, 4 for He is Alsufficient to sustain us, and whatsoever is in our little power to improve the faculties of our soul and body for the Honor of God, the wellfare of our fellow Christians and our own benefit as divine providence may offer and times and oportunities permit, which is the earnest prayer of R[everend] S[ir] your ever well wishing friend H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] P.S. If you take the Rev[erend] M[aste]r [Christian] Streit and his Espouse [Anna Margaret Christina Elisabeth] in your House and board them, 5 the Vestry and Wardens of the Congregation must be answerable for the Charges; other wise the Congregation is not worthy of a Gospel Minister.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 156-159 IV H 25 S. 120-122. Auch in Tappert 111 S. 491. 1

2 3 4 5

sowie AFrSt

Im Tagebuch für Halle notiert Mühlenberg zum Inhalt des (nicht erhaltenen) Briefes: „Ein Englischer Freund klagte mir in einem Schreiben, daß er melancholisch sey, weil nichts zu verdienen und schwer durchzukommen mit der Familie etc. etc." (AFrSt IV I 25 S. 120). Vgl. Lk 15,4f. Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . Vgl. 1 Petr 5,7. Zum Anlaß vgl. Nr 859 Anm. 15(4).

468 861.

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

An [Christian Streit]

[Providence,

3.7.1782]

T[itulus] Mich verlanget sehr zu hören, wie es Ihnen und der Werten Frau Schwester1 ergehe? ob Sie gel[iebter] Bruder am vergangnen Sontage Gottes=Dienst gehalten und aufs nächste mal verkündiget? und ob sichs mit der Fr[au Anna Margaret Christina Elisabeth] Str[eit] ihrer Krankheit, seit dem sie oben sind, etwas gebeßert? 2 ich hörete bei der Zurükkunfft meines Sohns Friedrich August Conrad] daß sie allerseits wohl bewaret hinauf gekommen, habe aber seitdem nicht vernommen, wie es Ihnen ergangen. Ich hatte in meiner letzten Predigt am 3 ten post Trin[itatem] verkündigt, daß ich g[eliebts] G[ott] über 4 Wochen wieder dienen wolte, weil ich noch nicht wüste, ob gel[iebter] H[err] Br[uder] herauf kommen könten. Mein hinauf kommen ist nun nicht nötig weil Sie selber da sind, ist mir auch nicht möglich, weil der Geschwulst in meinen Schenkeln sich vermehret und alle Symtomata von der Hydropsy [Wassersucht] vorhanden sind, so daß mir Reiten, Faren, Gehen und Stehen zu schwer fält. Wie ich verstehe, so haben S[eine]r Hochedlfen] H[errn] Dr: Stroeble 3 einen Brief an Sie von Dero H[errn] Schwager P[astor] Young [Johann Georg Jung] mit dem Vorschlag Ew[er] W[ohl]E[hrwürden] nach Winchester [Virginia] zu perswadiren. 4 Mir deucht in Einfalt, der Wink einer göttlichen Fürsehung habe Sie erst hieher gewiesen. Salomo sagt: alte Freunde wären zu vergleichen mit alten Wein etc. etc. 5 Neue ungegorne Weine schmeken wol süße, verursachen aber leicht Kopf= und Bauch=Wehe. Ne nimium credas colori rogo. 6 Vielleicht möchte sichs auch nicht wohl schiken für die kranke Frau Schwester. Sie sind ja lange genug im Caroliner Fegfeuer gewesen, 7 und so viel oder wenig mir von Winch[ester] und deßen Gegenden bekant ist, dürffte es wol ein neues Purgatorium für Sie seyn. Die Englischen] Episcopal Glieder haben ja den Rev[erend] Montgomery 8 der sie um den 3ten Sontag mit dem Opere operato [Arbeit und Mühe] bedient. Und die Deutschen sollen von den unsaubern Satans Aposteln ex[empli] gr[atia Peter] Mischler 9 etc. etc. so geärgert und verhärtet seyn, daß sie allen Geschmak an einer Lehre und thätigem Christenthum verloren. Weil Gelfiebter] H[err] Bruder die Gabe zum Engl. Predigen und den 2 ten Sontag frei haben, so ist eine schöne Gelegenheit in der Gegend wo Esq[uire] Douglass 10 wonet; Molatton Kirche genant, ungefer 7 oder 8 Meilen von M[aste]r [Francis] Swaine's. Die Gemeine habe ich in vorigen Zeiten von Neuhannover aus Nachmittags bedient. Sie bestehet aus Englisch=Schwedisch= und Hochdeutschen Lutheranern, allwo ich alle mal erst einen kurtzen Extract aus dem Common Prayer Book vornam, hernach eine kurtze Engl. Predigt hielte und zu letzt eine deutsche Vermanung. Es war nicht ohne Segen und Erwekung und die alten noch lebenden erinnern sich der Zeit mit Vergnügen und tragen noch eine Liebe zu mir. Es sind nun bald 3 Jar, da sie mich um einen Prediger baten und auf meine Recommendation einen Engl. Candidai M[aste]r [John] Wade zur Probe annamen. 11 Weil wir aber Bedenklichkeit fanden ihn zu ordiniren, so wird er mit Nächstem die Gemeine aufgeben, und der Kirchenrath und die Gemeine

Nr. 8 6 1 / 8 6 2

3.7./15.7.1782

469

werden sich freuen, wenn ich ihnen einen ordinirten frommen Lehrer und Seelsorger anweise, der Englisch und deutsch predigen und auch die heil [igen] Sacramenta administriren kan. Die Gemeine ist sehr erkentlich gegen rechtschafne Seelsorger. Mit hertzinnigem Gruß und K[uß] an Sie allerseits von mir und meiner Costa [Anna Maria Mühlenberg] verbleibe Dero allezeit wohl wünschender H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte. 12 P.S. ich pflegte alle mal in der Kirche vor oder nach der Predigt die Knaben und Mägtgens um den Altar zu rufen und eine halbe Stunde gantz einfältig Catechismus Examen zu halten a) über die 5 haupt stüke b) über das Glaubens Lied: c) die Ordnung des Heils in Sätzen d) die Ordnung in Frag und Antworten und gebe ihnen ein Pensum auf fürs nächste mal. Herablaßende väterliche Kinder lehre ist die seligste Arbeit, wovon der meiste Segen zu hoffen.

Abschrift von Mühlenbergs IV H 25 S. 125f. 1 2 3

4 5 6

7

8 9 10 11 12

Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 22 1781 -82 S. 161-163

sowie AFrSt

Wohl die Ehefrau von Pfarrer Jung, die eine Schwester Streits war. Zum Kontext dieser Fragen vgl. Nr. 859 mit Anm. 2 und 15(4). Nach Tappert III S. 492, stammte Stroeble aus Virginia, bzw. nach Tappert III S. 631-aus Philadelphia. Vgl. Nr. 859 Anm. 10. Vgl. Sir 9,15. Ich bitte, Du mögest nicht zu sehr der Farbe (d.h. dem äußeren Schein) trauen. Nach Vergil, Eclogae II 2,17. Von 1778 bis 1782 hatte Streit die Gemeinde in Charleston, South Carolina versorgt und unter den Kriegsereignissen unmittelbar zu leiden gehabt. Rev. Montgomery in Virginia, Anglikaner. Vgl. Nr. 689 Anm. 33. George Douglass, nach dem Douglassville, früher Molatton, Berks County, benannt ist. Vgl. Nr. 758. Für die Zeit bis zum 15.7.1782 (= Nr. 862) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 13 Julii: ... Schrieb Antwort an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin auf ihr Schreiben vom 18. Juni: a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 6; vgl. Tappert III S. 493).

862. Heinrich Melchior und Anna Maria Mühlenberg an [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg Providence, IS.7.1782 Hertzlich geliebter Sohn, seltene Gelegenheit und Leibes Schwachheit sind die Ursache, warum nicht eher, wie billig, geantwortet. Deine 2 wichtige, mir sehr angeneme und tröstliche Zuschrifften, a) vom 30 Mertz und b) 27 sten May a[nni] cfurrentis] 1 kamen

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Die Briefe des Jahres 1782

richtig zu Händen und Hertzen und ermunterten mich zum Glauben und Lobe Gottes, absonderlich der Gnaden=Beistand des Heiligen Geistes zur gesegneten Amts=Fürung, die Errettung Deiner geliebten Ehe=Genoßin, unsrer Werten Frau Tochter [Maria Catharina Mühlenberg], und die verliehene Gabe eines Söhnleins, der am 13 t e n May frühe noch vor der Morgenröthe mit Schmertzen seiner Mutter geboren und die Gnade erlanget hat am 2 6 May durch die Todes=Schmertzen des Höchstgelobten Welt Heilandes 2 zu einem unvergänglichen herrlichen Erbe wiedergeboren und zum Andenken Heinrich August Philip [p]3 genant und registrirt zu werden. So weit hat denn der allergütigste Gott bis hieher geholfen. Was kan ich doch für Dank, O Herr! Dir dafür sagen, daß Du mich mit Gedult so lange schon getragen? etc. 4 Wir sind zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue etc. 5 tausend, tausendmal sey Dir, großer König Dank dafür! 6 Eben dieser wahre allereigentlichste Gnadenreichste Eigenthums Herr, wolle denn auch den lieben Eltern Leben, Gesundheit, Weisheit, Muth, Gedult und Krafft verleihen, dieses und übrige verliehene, und geliehene Liebes=Pfande so zu erziehen, daß sie dem Himmel zur Freude, der menschlichen Gesellschafft zum Nutz, den Eltern zum Trost und sich selber zur ewigen Wohlfart dienen mögen, so lange es dem Herrn gefält, sie in der Eltern Aufsicht, Pflege und Erziehung zu laßen. Solte es aber dem Herrn gefallen, ein oder anders als sein Eigenthum abzufedern und unter seine unmittelbare Versorgung und Pflege zu nemen, daß sie denn nicht denken und thun, als ob ihnen etwas unrechtmäßiger Weise geraubt wäre; sondern es muß auch da heißen: Gebet Gott, was Gottes ist: 7 Was mein Gott will, das gescheh' allzeit etc. 8 Weil Du, Geliebter Sohn, so liebreich bist, mir was von Deiner gesegneten Amts=Fürung zu berichten, so muß ich meine Fragmenta, Corollaria oder Kleinigkeiten auch wol mitteilen: a) in den Monaten April und May unterrichtete einige junge Leute in Providence und Hannover: b) am Sontage Exaudi exaimirte [!] und confirmirte in der Providencer Kirche 6 meist erwachsene, c) am heilfigen] Pfingst Sontage 34 worunter des Vorsteher Benjamin] Merkles Ehefrau etc. mit waren, und hatte mit Alten und Jungen etliche über 2 0 0 Communicanten, welche verglich mit unsers Herrn und Heilandes Unterricht Luc: 14,13,14 „Wenn du ein Mahl machest, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden etc." wolle Gott, daß sie sich alle so gefült im moralischen Sinn. Bei dem Unterricht auf dem feuchten Pflaster in der schwamber [Falkner Swamp = New Hanover] Kirche und Witterung etc. ist der Geschwulst in meinen Schenkeln stehen geblieben und hat sich vermehrt, greifft die Sennen und Flecksen an, so daß ich wenig sitzen, und noch weniger gehen kan. Der Geschwulst enthält Waßer, übrige Symptomata zeigen auch an daß die Waßersucht vorhanden: die Vasa lymphatica sind abgetragen, das Geblüt hat keine Crasin [Temperatur] mehr, also wird Fliken vergeblich seyn. d) d[en] 6 Junii berichtete die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin, daß H[err] Pf[a]rr[er Christian] Streit mit seiner kranken Frau [Anna Margareth Christina Elisabeth] angekomen und bei ihnen logirte. Ich berichtete es gleich an einen Ältesten und M[aste]r [Francis] Swfaine] im Schwam. Mr: Sw[aine] kam Abends nemlich 7 Jun[i] mit einer Chaise [Reisewagen] und Reitpferd, und fuhr Sambstags d[en]

Nr. 862

15.7.1782

471

8 Jun[i] nach der Stadt um den H[errn] Streit und s[eine] Fr[au] heraufzuholen, nachdem er im Schwam gehört, daß der Deputirte auf der Synodfal] Versamlung nichts ausgerichtet. Mitwoch d[en] 12 Jun[i] Abends kam Mr: Sw[aine] leer zurük, weil die Doctors gesagt, daß Mis rs Streit die Reise nicht ohne Lebens Gefar aushalten könte und H[err] Streit seinen Vater [Leonard Streit] mit einem Wagen aus Maryland erwartete, Dis gieng mir sehr nahe, weil es schiene als ob Gott der Herr des Erbarmens über die Hann[over] Gemeine müde wäre 9 und trieb mich zum bußfertigem Gebet. Sambstag d[en] 15 Jun[i] holete der Vetter Peter Reichard mich und die kranke Mama nach Sw[aine] im Schwam, welches sehr hart für uns alte gebrechliche gieng in den Steinbergen. Sontag d[en] 16 Jun[i] hielte vor dem Gottes=Dienst Conferentz mit dem Kirchenrath 1) las ihnen die Antwort vom Rev[erendo] Secretair Minist[erii] vor. 10 Darüber entfiel ihnen der Muth, bestirnten einen Vorsteher Peter Reichard mit der Chaise nach Philadelphia] zu eilen und H[err] Streit und sfeine] Fr[au] herauf zu holen und verlangten] ich möchte einen Brief an ihn mit schiken und ihm den Beruf in ihrem Namen antragen. 1 1 2) Es war das Gerücht ergangen, als ob der neue von Charlest[on] gekomne Pf[a]rr[er] heute hier predigen würde, des wegen war die Versamlung außerordentlich zalreich, weil auch neugierige Secten Leute mit bei wonten, welche wie Lutherus sagt, die Nase gern vor den Viis excrementitiis [Auswürfen] des Christlichen Cörpers haben. Also hatte ich Gelegenheit noch ein und zum letzten mal Zöllner und Sünder, Pharisäer und gelehrte zu dem Welt Heilande ein zu laden, zu bitten und zu ermanen. Montag d[en] 17 Jun[i] brachte uns unser Schwieger Sohn Matthias Reichard auf dem geliehenen Wagen / :Tortur=Bank: / wieder heim, die Mama bekam gleich daheim einen hefftigen Paroxismum, und ich bin seit der Zeit nicht wieder aus gewesen. Dienstag d[en] 18 Jun[i] kam der Vorsteher mit der Schaise vorbei und nam meinen Brief an Hferrn] Streit mit. Donnerstag d[en] 20 Jun[i] kamen H[err Johann Daniel] Lehman mit seiner Frau [Maria Elisabeth], 12 H[err] Streit mit seiner sehr kranken und der Vorsteher hier bei Fr[iedrich August Conrad] M[ühlen]b[erg]s an. H[err] Streit und Fr[au] blieben bei Friedlich] bis Sontag d[en] 23 Jun[i]: setzten frühe ab und Fr[iedrich] begleitete sie bis zu Swfaines] und Polleys [Maria Catharina Swaines] Wonung. Sontag d[en] 30 Jun[i] hat H[err] Streit das erste mal in Schwam gepredigt und versprochen über 14 Tage wieder zu predigen. Wie es heißt, so hätten ihm die Ältesten und Vorsteher järlich 50 £ und die Rente vom Pfarr=Platz versprochen nemlich 20 £. Sontag d[en] 7 Julii hat er auf Einladung bei dem neuen Store [New Store, Amity Township] Englisch und Deutsch gepredigt und wird auch wol die Englisch» Schwedisch und Deutsche Gemeine bei der Molatton Kirche mit der Zeit bekommen, weil der Candidat [John] Wade, der von unserm Ministerio die Ordination verlangte und nicht bekam, 1 3 sie aufgeben will. Weiter habe ich keine Nachricht von d[er] Sache.

Die Briefe des Jahres 1782

472

H [ e r r J o h a n n L u d w i g ] V o i g t s a g t e m i r als o b i m S y n o d b e s c h l o ß e n , d a ß zu A u s g a n g e des Julii H [ e r r H e i n r i c h ] M ü l l e r d u r c h eine C o m m i t e e in u n s e r m H a u s e g e o r d i n i r t w e r d e n s o l t e , 1 4 w ü s t e a b e r d e n T a g n i c h t . A l s o ist m i r s w i e ein Traum. W e n n D u , geliebter S o h n , ein M i t t e l für m e i n e n Z u s t a n d a u s f i n d e n k a n s t , s o melde mirs.

Hydropisis

[Wassersucht]

ist eine l a n g w i e r i g e ,

schmertzhaftte,

s c h w e r e K r a n k h e i t u n d ich h a b e w e n i g G e l e g e n h e i t u n d A u f w a r t u n g zu e i n e m l a n g e n L a g e r . G o t t w i r d s m a c h e n , d a ß die S a c h e n g e h e n w i e es h e i l s a m ist e t c . 1 5 W i r Alle k ü ß e n in G e d a n k e n u n s e r e W e r t e n K i n d e r , S o h n u n d F r a u T o c h t e r , z ä r t l i c h geliebte E n k e l g e n s v i e l m a l u n d v e r b l e i b e n b e t e n d Providence M o n t a g s

Ew[er] wohlwünscher

d[en] 1 5 Julii 1 7 8 2 .

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] und [Anna] M[aria]

Reinschrift

M[ühlen]b[erg]16

in PM 95 D 7.

Nicht erhalten; vgl. Nr. 856 Anm. 9(1) und Nr. 858 Anm. 3(5). Vgl. Joh 4,42; 1. Joh 4,14. 3 Vgl. Nr. 858 Anm. 3(5). 4 Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Was kann ich doch für Dank, o Herr" (von David Denicke, 1603-1680). 5 Vgl. 1 Mos 32,11. 6 Vgl. den Kehrvers des Kirchenliedes „Jesu meines Lebens Leben" von Ernst Christoph Homburg (1605-1681). 7 Mk 12,17 par. 8 Kirchenlied Albrechts d.Ä., Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Herzog von Preußen ( 1 4 9 0 1568). ' Vgl. Jer 15,6. 10 D.h. die Antwort G. H. E. Mühlenbergs; zum Text vgl. Tappert III S. 490. 11 Vgl. Nr. 859. 12 Maria Elisabeth Lehmann (1759-1833); geb. Fidler; seit August 1779 mit Johann Daniel Lehmann verheiratet. 13 Zum Vorgang vgl. Nr. 819; Nr. 821; Nr. 822; Nr. 825; Nr. 829 sowie das Tagebuch zum 26. und 28.8.1782 (Tappert III S. 502, 504). 14 Heinrich Müller wurde am 31.7.1782 von Mühlenberg und Kunze geprüft und ordiniert; vgl. die ausführliche Tagebucheintragung in Tappert III S. 496f. 15 Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). " Für die Zeit bis zum 17.7.1782 (= Nr. 863) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] IS Julii ... überreichte mir jemand ein Paketgen von meinem Sohn H[einrich] M[ühlen]b[erg] aus Lancaster, worin enthalten a) ein Brief an mich, datirt Lanc[aster] d[en] 9 Julii 1782 b) das Protokoll der letzten Synodalversammlung. ... Nachdem ich obigen Brief und Protokoll heute am 15™" Julii empfangen hatte, so machte noch ein P.S. zu dem Briefe [= Nr. 862] an m[einen] Sohn Heinrich, und agnoscirte das Empfangene ...". (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 6f., 14; vgl. AFrSt IV H 25 S. 127,134; Tappert III S 493). - Eine Abschrift des Synodalberichts von Mühlenbergs Hand ist erhalten in PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 7 - 1 4 und AFrSt IV H 25 S. 127-134. Englische Übersetzung in Documentary History S. 1 8 1 - 1 8 5 . 1

2

Nr. 862/863 863.

An Johann

Daniel

Lehmann

15.7./17.7.1782

473 Providence,

17.7.1782

V i r o r e v e r e n d o D a n [ i e l ] L [ e h m a n n ] S [ a l u t e m ] p l [ u r i m a m ] d[icit] H . M f i i h len]b[erg] N u l l u s d u b i t o , R e v [ e r e n d u s ] F r a t e r , quin p r o T u e r g a m e b e n e v o l e n t i a v e n i a m sis d a t u r u s , si a b s T e p e t o rei r e c o r d a r i de q u a n u p e r o b i t e r c o l l o q u e b a m u r , a d litem inter J o h : L . 1 a t q u e T e p e r t i n e n t e m . Q u o d a d T e V [ i r o ]

Reverendo]

a t t i n e t , ne r e c u s e s r o g o q u a e s o q u e c u m L : d e s i d e r a n t e c o n f e r e n d i et p a t i e n t e r a u d i e n d i , si ullo m o d o d i s c e n s i o inter V o s salva c u m c o n s c i e n t i a , sive p e r a r b i t r i u m V i r o r u m r e c t e s e n t i e n t i u m a t q u e e r u d i t i o n e p r a e d i t o r u m finiri p o s s e t . Id q u o d e x a n i m o p r e c a t u r T u u s servulus C a e t e r u m V a l e a t q u e fave T u o Novoprovidentiae

H:

M[uhlen]b[erg]2

die d e c i m o s e x t o C a l e n d a r [ u m ] Augusti

1782.

P.S. e x c o m p l a c e n t i a Viri p r a e s e n t i s , h a s c e litteras Scripsi. o b i i c i o illas T u o j u d i c i o . H o m i n e s s u m u s , nihil e r r a t i a l i e n u m a n o b i s esse p u t o .

Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 135. 1

2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 23 1 782-83

S. 15 f. sowie AFrSt IV

Nicht zu ermitteln. In der Abschrift für Halle spricht Mühlenberg von ihm als „einem alten streitbaren Einwoner im Lande", der ihm die Zeilen an Johann Daniel Lehmann abnötigte. Für die Zeit bis zum 25.7.1782 (= Nr. 864) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch den 17 Julii H[err Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] hatte in seinen Brief vom 9ten Julii a[nni] cfurrentis] ein Zettel gelegt, welches so lautete: ,P.S.: Wenn Papa noch Reineccii Janua linguae Hebraicae, oder ein dergleichen Buch haben, so wäre mirs sehr lieb, wenn ich sie /:über Philadelphia?:/ bekommen könte, weil ich jetzt meinen Discipel [Schüler] in Hebraicis unterrichte und ein solches Subsidium gut brauchen könte'. Ich habe das Buch der Frau Mutter Schäf[f]er mit nach Philadelphia] gegeben um es von da nach Lancaster zu befördern. Schrieb heute ein paar Zeilen an die Frjau Margretha Henrietta] Kuntzin und sandte das Protokoll von der Lanc[aster] Synodal Versamlung mit, an H[errn] P[astor Johann Christoph] K[unze] abzugeben". (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 15; vgl. Tappert III S. 493). - Es handelt sich um Christian Reineccius (1668-1752), Lehrer, Altphilologe, Theologe und Autor von: Janua hebraicae linguae Veteris Testamenti, Leipzig 1704 u.ö. (2) „Donnerstag und Freitag d[en] 18 und 19"n Julii ... Er [Christian Streit] brachte mir einen Brief von der Fr[au] Kuntzen, datirt d[en] 18 Julii,,worin sie meine 2 letztern Briefe agnoscirt und unter andern berichtet, daß H[err] Pf[ar]r[er] Moeller [Heinrich Müller] als Witwer mit der Frau Witwe Setwitz [Juliana Zettwitz] verlobet sey. Daß sie meinen Brief und Buch an ihren Bruder H[einrich] M[ühlen]b[erg] nach Lancaster befördert. H[err] Pf[ar]r[er Wilhelm Anton] Graff und s[eine] Fr[au] aus Jersey sie besucht: Sie, die Fr[au] Kuntzin wolte gern mit ihrem kranken Söhnlein zum Besuch herauf kommen, kan aber noch nicht los kommen etc.'" (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 16f.; vgl. Tappert III S. 494). (3) „Montag d[en] 22 Julii: emfieng ein Schreiben vom H[errn]P[astor] Kuntze, datirt d[en] 18 Julii a[nni]c[urrentis]. Ich schrieb einen halben Bogen voll zu Antwort um mit Gelegenheit es abzusenden." (PM 95 A Nr. 22 1 7 8 2 - 8 3 S. 18; vgl. AFrSt IV H 25 S. 136; Tappert III S. 494). (4) „Dienstag d[en] 23 Julii ... Besuch von H[errn] Pf[a]rr[er Johann] Friedrich Ernst aus Easton, der mir einen Brief vor las von S[eine]r Hochw[ürden] H[errn] Pastor und Prozessor] Lorentz

474

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

[Siegmund Friedrich Lorenz, vgl. N r . 9 5 0 ] aus Straßburg an ihn, worin gemeldet, daß Sr: H o c h w : 1 7 7 8 an H[errn] Kuntze und mich geschrieben und etliche gedruckte Piecen bei geschloßen, ist aber nicht angekommen ... Schrieb auch ein paar Zeilen an die Fr[au] Kuntzin." ( P M 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 18f.; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 3 6 f . ; Tappert III S. 4 9 4 f . ) .

(5) „Mitwoch d[enj 24 Julii ... Empfieng gestern Abend einen Brief von M[aste]r [Francis] Sw[aine] und Nachricht daß er meine speciem facti wegen meiner Frauen [Anna M a r i a Mühlenberg] noch übrigen Erbteil samt Rechnungen erhalten. Er sandte einen Aufsatz mit von einer generalen Rechnung zur Probe. Ich schrieb heute Antwort, billigte seinen Plan, machte noch etliche Anmerkungen, sandte seine Probe zurük und schloß den Band [von engl. Bond = Schuldschein] mit ein von Friedrich Weiser zu mir wegen der 7 £ die er an Mutter [Anna Eva Weiser] hätte bezalen sollen auf meinen B a n d . " ( P M 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 1 9 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 3 7 ; Tappert III S. 4 9 5 ) .

864. An [Christian Streit]

Providence,

25.7.1782

WohlEhrw[ürdiger] sehr geliebter H[err] Amts=Bruder, Als Sie am vergangnen Samstag Abend von Philadelphia] vorbeikamen, schienen Sie mir melancholisch zu seyn und gaben zur Ursache an, weil H[err] Doctor [Benjamin] Rush 1 gesagt, Ihre Frau Ehe=Liebste [Anna Margareth Christina Elisabeth] würde sterben etc. Komt Ihnen denn das so frembd vor? wir müßen ja alle sterben: denn der Tod ist ja der Sünden Sold 2 und unser liebster Heiland ist ja für alle Adams Kinder gestorben, daß wir in und durch ihn ewig leben sollen, und die an Jesum Christum durch seinen heil[igen] Geist glauben und ihm leben, sollen nicht einmal den leiblichen Tod schmeken oder empfinden, sondern gleich zur Ruhe und ewigen herrlichen Leben gelangen. Geliebter Bruder, Sie sind ja ein Magister, ein Meister der Wißenschafft und freien Künste: Sie haben Theologie studirt, sind geordinirt und berufen Ihren Nebenmenschen die Ordnung des Heils an zu preisen und sie von den göttlichen Warheiten nach Vernunfft und Offenbarung mit Lehre und vorbildlichen Wandel zu überzeugen. Was dem Ganzen zustehet, das komt auch seinen Teilen zu. Müßen wir alle sterben, so leidet die Frau Streitin keine Ausname. Und wie komt es, daß eine solche bekante alltäglich Warheit geliebten Bruder im Gemüte so niederschlagen und melancholisch machen konte? Ihre lieben Großeltern, die ich noch gekant, Ihre zärtlich geliebte Mutter, die eine Freundin des Herrn Jesu und Liebhaberin seines Wortes war, sind entschlafen, ja Ihr eigen Kind ist gestorben ich und Sie selber müßen sterben, und wie komt es Ihnen denn so frembd vor, wenn der Doctor sagt, Ihre liebe Frau würde sterben? Wenn Ihre geliebte Frau im wahren Glauben durch das Blut Jesu Christi gereinigt3 und mit seiner Gerechtigkeit an der Seele bekleidet wäre; so solten Sie lieber wünschen und in der Stille Gott, als den Eigenthums Herrn bitten, daß Er nach seiner väterlichen Güte und Barmhertzigkeit die Seele von dem bald verweseten elenden schmertzvollen Leibe erlösen und in seine unmittelbare Regierung und Verpflegung aufnemen möchte. Wenn man jemand recht lieb hat, so wünschet und gönnet man ihm nicht allein Gutes, sondern auch das Beßere und vorzüglich Beste. Sie haben Ihre Ehe=Genoßin nicht erschaffen, nicht mit Blut erlöset, nicht an Kindes Statt durch die

Nr. 863/864

17.7./25.7.1782

475

Taufe aufgenommen, Ihr auch keine Seligkeit erworben, sondern sie gehöret Gott ihrem Erlöser als dem wahren Eigenthums Herrn zu und ist Ihnen nur geliehen auf ein Zeitlang, und der Eigenthums Herr hat allein das höchste Recht sie zu nemen oder zu laßen, wenn, und w[o] es Ihm beliebt. Was Gott thut das ist wohl gethan etc. 4 Das Lied ist ein Cordial [Stärkungsmittel, Labsal]. Also hätten Sie, geliebter Br[uder], viel mehr Ursache Gott in der Warheit an zu beten und demütigst zu danken, als niederschlagenden melancholischen] Gedanken nach zu geben. Gottes gnädige Vorsehung hat Sie aus der Caroliner Trübsal errettet und nach Philadelphia gebracht. Entblößet von leiblichen Mitteln und Geld, hätten Sie es in Philadelphia] nicht lange aushalten können in der jetzigen teuren Zeit. Gemüts=Freunde herbergten wol gern, aber sie haben mit ihren eignen Familien Noth genug ehrlich durch zu kommen. Nach Maryland zu kommen, war in Ihren Umständen unmöglich wegen der schweren Krankheit, und die besten und nächsten Freunde werden es auch bald müde, wenn man ihnen in schweren, ekelhaften und lange anhaltenden Krankheiten zur Last liegt, viele Aufwartung gebraucht und keine Negroes hat. Ich habe es also für göttliche Fürsehung geachtet, daß Sie nach dem Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] gekommen, und da wäre auch kein Aufenthalt für die kranke Frau Streitin zu finden gewesen, wenn sichs nicht just so gefügt, daß H[err] Pf[a]rr[er] Streit mit M[aste]r [Francis] Swaine und meiner Tochter [Maria Catharina Swaine] zuvor Bekantschafft und eine leere Stube gehabt: denn im Lande findet man selten eine Nebenstube und Gelegenheit zum Boarden. 5 Und in einem Hause allein zu wonen und krank zu seyn, dazu hatten sie keinen Hausrath und auch keine Bedienten. Sie müßen sich also in die Wege der göttlichen Vorsehung schiken lernen und mit einander Gedult haben, ein ander die Last zu erleichtern suchen, bis Gott der Herr die Trübsal ändert und erleichtert. Übrigens bitte und flehe ich vor Gott im Kämmerlein 1) daß Er meinen geliebten H[errn] Amts=Bruder, in Gnaden bewaren wolle für allen schädlichen melancholischen und ungläubigen Gedanken, und ihn durch seinen Geist stärken und erhalten möchte, der Gemeine zu dienen. Denn wenn er sich selber untüchtig machen solte sein Amt zu treiben, so lidte die Sache Gottes Schaden, und er verlöre seinen Unterhalt und könte weder sich selber noch weniger seiner kranken Frau in den betrübten Umständen helfen. 2) Daß Gott sein Gnaden=Werk durch sein Wort und Geist an der Seele der kranken Mitschwester mittein und vollenden möchte, damit sie mit Glaubens =Freudigkeit und getrost abscheiden könte, wenn ihr Eigenthums Herr Sie abfedert. 6 3) Sie sind nun, geliebter Bruder, gleichsam wie die Springfeder an der Uhr oder Watch. Sölten Sie sich durch unnötige melancholische Einfälle und Gedanken in Verwirrung setzen daß Sie nicht predigen könten, so geriethe die gantze Uhr in Unordnung und Confusion und lidte großen Schaden. 4) Machen Sie sich fleißig Motion, so vergehen die unnützen Grillen und Obstructionen [Verstopfungen]: eine dosis vom Tartaro emetico [Brechreiz erzeugender Weinstein] wäre Ihnen auch nützlich zur Reinigung viarum primarum [auf dem ersten Wege] und hernach ein Aderlaß am Fuße. Es hat

476

Die Briefe des Jahres 1782

mich erfreuet da ich hörte, daß Sie den alten Burchard [Georg Burkhard] 7 besucht und ihm das heil[ige] Abendmal gereicht. 5) Seyn Sie nicht ungläubig, sondern gläubig, männlich und stark in dem Herrn Jesu Christo 8 und hüten sich vor der gelehrten Krankheit, der Hypocondry: da man die Müken für Elephanten ansiehet etc. Oratio, Meditatio et Tentatio faciunt Theologum sagt B[eatus] Lutherus: 9 wo mit nebst hertzlicher Empfelung an die Frau Streitin verharre Providfence] d[en] 2 5 Julii 1 7 8 2 . Ew[er] W[ohl] E[hrwürden] hertzlich wohl wünschender H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] Candidatus Mortis. PS. ich bin selber ein Patient, kan nicht auskommen, sonst wolte Sie gern besuchen. Ultra posse nemo obligatur. 1 0 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 23 1782-83 H 25 S. 137-141. Englische Übersetzung in Mann S. 506-508. 1

2 3 4 5 6 7

8 9

10

S. 20-24

sowie AFrSt IV

Benjamin Rush ( 1 7 4 6 - 1 8 1 3 ) ; Arzt, Gelehrter und Politiker; geboren in Byberry nahe Philadelphia; Studium in Princeton und Edinburgh (Schottland); seit 1769 Arzt und Professor für Chemie am College von Philadelphia; Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, Mitgestalter der pennsylvanischen Verfassung von 1776; im Unabhängigkeitskrieg als führender Militärarzt tätig; 1 7 8 6 / 8 7 einer der entscheidenden Initiatoren des Franklin College in Lancaster, das mit dem Ziel gegründet wurde, der deutschsprachigen Jugend eine höhere Schulbildung zu ermöglichen; seit 1789 Professor für Medizin an der University of Pennsylvania in Philadelphia. Rom 6,23. Vgl. 1. Joh 1,7; Hebr 9,14. Kirchenlied von Samuel Rodigast ( 1 6 4 9 - 1 7 0 8 ) . = sich beköstigen lassen; insgesamt: Kost und Logis nehmen. Anna Margaret Christina Elisabeth Streit starb am 2 2 . 8 . 1 7 8 2 ; vgl. Tappert III S. 500f. Georg Burkhard; Lutheraner aus New Hanover; 1763 und 1768 im Kirchenrat; vgl. Bd. III Nr. 267; Nr. 437. Vgl. Joh 2 0 , 2 7 und 1 Kor 16,13. Das Gebet, die Meditation und die Versuchung machen den Theologen. Vgl. WA 50 S. 6 5 9 , 4 (Vorrede zum 1. Band der Wittenberger Ausgabe der deutschen Schriften, 1539) sowie WA 4 8 S. 276 Anhang IX E 1. Über sein Vermögen (etwas zu leisten) ist niemand verpflichtet; nach einem Satz in den Digesten des Corpus iuris (50,17,185).

865. An [die Gemeinde in Forest, Robeson Township] [Providence,]

25.7.1782

Dear Gentlemen and Brethren: The Rev[eren] d M[aste]r Isaac Rawling 1 visited me this Day and asked me mine Opinion concerning Ordination. 2 Since at present there is no Way and Means to get a Minister ordained by a Bishop, it is my humble Opinion, the

Nr. 8 6 4 / 8 6 5

25.7./25.7.1782

477

Wardens and Vestry-Men with Consent of the Communicating Members of a vacant Congregation may have Liberty of Conscience to give a Call and Power to a Minister 1 Timoth: 3,8=10 for a time to preach the Gospel and to administer the holy Ordinances whom they have tryed before and found him a Friend to Church and State. July 25 t h 1782.

Abschrift von Mühlenbergs H 25 S. 142. 1

2

3

H[einrich Melchior] M[uhlen]b[erg] sen[io] r3

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 23 1782-83

S. 25f. sowie AFrSt IV

Isaac Rawling; Mitglied der anglikanischen Kirche und unabhängiger reisender Prediger; gab sich 1 7 8 2 / 8 3 Mühlenberg gegenüber als Methodist aus; hatte zuvor in Maryland und Virginia gepredigt; war in verschiedenen deutschen und englischen Gemeinden in Berks County aktiv; versuchte auch in den Gemeinden Pikestown und Pikeland, in denen Johann Ludwig Voigt Pastor war, Fuß zu fassen und behauptete fälschlicherweise, Mühlenberg habe ihn ordiniert. Später berief er sich unter falschen Voraussetzungen auf Mühlenberg (vgl. Nr. 884), der zum 2 2 . 1 0 . 1 7 8 3 im Tagebuch notiert: „Der Rawling, ein sogenanter Methodisten] Prediger hat den Hals abgestürzt bei der Gelben Spring." (PM 95 A Nr. 24 1 7 8 3 - 8 5 S. 43; vgl. Tappert III S. 567). Zum Problem vgl. ausführlich den Fall von John Wade, Nr. 819; Nr. 821; Nr. 822; Nr. 825; Nr. 8 2 9 sowie die Tagebucheintragungen zum 26. und 2 8 . 8 . 1 7 8 2 (Tappert III S. 5 0 2 - 5 0 4 ) . Für die Zeit bis zum 6.9.1782 (= Nr. 866) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 7 Aug[ust] ... Empfiengen Briefe a) von der Frau [Eva Elisabeth] Schultzin an Mama [Anna Maria Mühlenberg] datirt d[en] 6 Aug[ust] b) an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzen und [Francis] Sw[aine]. Empfieng auch durch Jacob Schrack einen Brief von H[errn Johann Christoph] Kuntze aus der Stadt an s[eine] Frau ... ich schrieb einen Bogen voll zur Antwort an die Frau und H[err]n Pr[aeses Christoph Emanuel] Schultze." (PM 95 A Nr. 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 38; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 147; Tappert III S. 497f.). (2) „Sambstag d[en] 10 Aug[ust] ... Ich empfieng Antwort Schreiben von meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] datirt Lanc[aster] d[en] 5 Aug[ust] a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 39; vgl. AFrSt IV H 25 S. 148; Tappert III S. 498). (3) „Dienstag d[en] 13 August: ... Besuch von H[errn] Pf[a]rr[er Johann] Nicolaus Kurtz seinem Sohn [Johann Daniel Kurtz], mit einem Schreiben von seinem H[errn] Vater, worin er seine Krankheit beschreibt... Bittet also seine Hh. [Herren] Amts=Brüder, wenn sie noch etwas von der [Salz] Tinctur hätten, ihm solche zukommen zu lassen." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 41; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 150; Tappert III S. 499). (4) „Mitwoch d[en] 14 Auglust] ... empfieng einen Brief vom H[errn] Pastor Kuntze datirt von gestern d[en] 13 Aug[ust] worin er berichtet: a) daß am vergangnen Donnerstage der H[err] Heinrich Keppele jun[ior] des H[errn] P[astor Justus Heinrich Christian] Helmuths Frauen Bruder begraben, der auf seines Vaters [Johann Heinrich Keppele Senior] Platz in Kensington gestorben, b) daß Hofnung zum Frieden sey und gestern als 13ten: Aug[ust] schon 2 Schiffe von Engelland mit american[ischen] Gefangnen zur Auswechslung arrivirt." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 1 - 8 2 S. 41f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 150; Tappert III S. 499). (5) „Dienstag d[en] 27 Aug[ust] ... Empfieng ein paar Zeilen von der Fr[au] Kuntzin, datirt vom vorigen Freitage, berichtend, daß sie an dem Tage wohl bewaret heim gekommen . . . " . (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 53; vgl. AFrSt IV H 25 S. 160; Tappert III S. 502). (6) „Sontag d[en] 1 Sept[ember] ... Gegen Abend schrieb Antwort auf der Fr[au] Kuntzin ihr letztes vom 23 Aug[ustj a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 58; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 166; Tappert III S. 504).

478

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

866. An den Präsidenten [Johann Christoph Kunze] der St. Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia Providence, 6.9.1782 An S[alvo] T[itulo] H[errn] Praesfidenten] der achtbaren S: Michfaelis] und Zions Corporfation] 1 a) Am 6 ten Mertz 1775 kam ich von der Georgia Reise zurük und trat meinen Dienst in Philadelphia wieder an. Die S[alvo] T[itulo] Corporation bestirnte mir järlich 100 £ womit ich nebst den Interessen [Zinsen] vom Legat Hausheuer, Holtz, Narung und Kleider für mich und Familie bestreiten solte. b) Den 11 Julii 1776 zog ich mit meiner Familie nach Providence, und da die Teurung einriß und meine 2 Hh. [Herren] Amts=Collegen [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg und Kunze] sehr knap zu leben hatten, gedachte ich der Sache in etwas zu helfen und c) schrieb an die Ehrsame Corporation vom 11 Februar 1777, daß ich järlich nur 50 £ zum Zuschuß nemen wolte, wenn mit meiner kranken Familie hier im Lande bleiben, und von hier aus die Gemeine, wenns nötig erachtet würde, besuchen dürffte. 2 d) am 14 ten April 1779 vermachte mir eine voll versammelte Corporation einmütiglich järlich 100 £ during Life [zeitlebens], wie das Protocoll vom 14. Apr[il] 1779 bezeuget.3 e) am 6 Mertz 1780 war ein Jar verfloßen, und ich habe auf 2 mal den Wert von H[err]n [Michael] Schubart Treasurer [Schatzmeister] empfangen und ihm Receivt [Empfangsbestätigung] gegeben bis auf den 6 ten Sept[ember] 1780. f) am 6 ten Sept: 1781 war also wieder ein Jar verfloßen, und ich empfieng dafür im Januar 1782 von Esq[uire Johannes] Steinmetz Treasurer 50 £ und quitirte in voll vom Jare 1781. Dem zu folge war am 6 ten dieses Monats Sept: a[nni] c[urrentis] das Jar aus, und ich will gern zu frieden seyn mit 50 £. 4 Providfence] d[en] 6 Sept[ember] 1782. Abschrift Übersetzung 1 2 3 4

5

von

Mühlenbergs

in Tappert

Hand

III S.

im Tagebuch

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] 5 PM

95 A Nr.

23

1782-83

S. 66f.

Englische

506f.

Mühlenberg übergab das Schreiben a m 1 9 . 9 . 1 7 8 2 persönlich an Kunze. Vgl. N r . 6 8 0 . Vgl. Protokollbuch S. 3 5 3 . Diese Summe erhielt Mühlenberg am 3 0 . 9 . 1 7 8 2 ; vgl. Tappert III S. 5 0 9 . Johannes Steinmetz/ John Stonemetz; Mitglied der lutherischen Gemeinde in Philadelphia; seit 1 7 8 1 Schatzmeister der Gemeinde; w a r seit 1 7 6 5 mit einer Tochter von J o h a n n Heinrich Keppele verheiratet. Für die Zeit bis zum 1 4 . 1 1 . 1 7 8 2 (= N r . 8 6 7 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 16 Sept[ember]: ... schrieb ein paar Zeilen an M a r y [Catharina] Sw[aine] und meldete, daß die 1 4 txr Talg empfangen und mit 1 £ lsh[illing] bezalt an den Überbringer, und daß wir anjetzo nichts mehr nötig hätten, weil wir gute Lichter aus dem Store [Laden] haben könten." (PM 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 64f.; vgl. Tappert III S. 5 0 6 ) . (2) „Freitag d[en] 20 Sept[emberj: ... Empfieng einen Brief von meinem Sohn J[ohann] P[eter] G[abriel] aus Virginia datirt: d[en] 9 ,e " Sept[ember] a[nni] c[urrentis]." (PM 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 8 3 S. 6 7 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 7 2 ; Tappert III S. 5 0 7 ) . (3) „Donnerstag d[enj 10 Octob[erj: ... schrieb auch an die Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin und agnoscirte, was empfangen." (PM 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 7 9 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 8 2 ; Tappert III S. 5 1 1 ) .

Nr. 8 6 6 / 8 6 7

6.9./14.11.1782

479

(4) „Sontag d[en] 20 October: ... Empfieng einen Brief vom S[alvo] T[itulo] H[errn] Praes[es Christoph Emanuel] Schultze, datirt d[en] 15 Octob[er] berichtend, daß die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin am 14 ,en Oct[ober] Montag Abends unter Gottes Gnaden=Schutz wohl bewaret heim gekommen, und die Ihrigen wohl vorgefunden." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 82; vgl. AFrSt H 25 S. 184; Tappert III S. 511). (5) „Montag d[en] 21 Octob[er]: ... Nachmittags schrieb einen halben Bogen voll zur Antwort an S[alvo] T[itulo] H[errn] Praeses Schultze, auf Dero gestern empfangnes Werte Schreiben vom 14 Octobfer] a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 83; vgl. AFrSt IV H 25 S. 184; Tappert III S. 512). (6) „Mitwocb d[en] 23 October: schikte M[aste]r Matthias Reichardt... 2 Brieflein. Wir schikten M[aste]r Matthias R[eichard] auf Verlangen a) einen kleinen Ofen mit dem Ror b) alle noch übrigen Ofenrören, letztere nemlich zum Lehnen [leihweise], c) An den M[aste]r [Francis] Sw[aine] einen großen Ofen nach deutscher Art, zum Lehnen, d) etwas Zwiebel an die Selly [Maria Salome Reichard]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 83; vgl. AFrSt IV H 25 S. 185; Tappert III S. 512). (7) „Sontag dien] 27 Octob[er]: ... Abends schrieb ein paar Zeilen an m[einen] Sohn [Gotthilf] H[einrich Emst] M[ühlen]b[erg] weil Gelegenheit nach Lancaster vorhanden." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 99f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 185f.; Tappert III S. 512). (8) „Dienstag d[en] 5 Nov[ember]: empfieng ein Schreiben vom S[alvo] T[itulo] H[errn] Praeses Schultze, datirt vom 2 Nov[ember] a[nni]c[urrentis] und einen Sak voll Krautköpfe zum Present." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 101f.; vgl. AFrSt IV H 25 S. 188; Tappert III S. 513). (9) „Mitwocb d[en] 6 Novemb[er]:... Ich schrieb Antwort auf des H[errn] Praesidis Geehrtes vom 2"" Novemb[er] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 102; vgl. AFrSt IV H 25 S. 189; Tappert III S. 513). (10) „Sambstag d[en] 9ten Novemb[er]: ... M[aste]r Reichardt brachte mir einen Brief von der Fr[au] Kuntzin, datirt d[en] 8 Novembr[is] a[nni] c[urrentis] ...". (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 103; vgl. AFrSt IV H 25 S. 189; Tappert III S. 513). (11) „Sontag d[en] 10 Novemb[erj: ... ich schrieb ein paar Zeilen zur Antwort auf der Frau Kuntzen Ihres vom 8 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] weiß aber noch keine Gelegenheit es abzusenden." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 103; vgl. AFrSt IV H 25 S. 189; Tappert III S. 514). (12) „Dienstag dien] 12 Novemb[erj: ... Empf[ing] e[inen] Brief von der Fr[au] Schultzin vom 10. Novfember]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 105; vgl. AFrSt IV H 25 S. 190; Tappert III S. 514). (13) „Mitwocb dien] 13 Nov[ember]: ... beantwortete der Fr[au] Schultzin ihren Brief vom 10™ Novemb[er] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 105; vgl. AFrSt IV H 25 S. 190; Tappert III S. 514).

867.

Daniel Clymer1 an Heinrich

Melchior Muhlenberg

Reading,

14.11.1782

Copy: Sir, Major [Francis] Swaine has put into my Hands your Account for Necessaries procured and for . . . 2 Israel Hinselman [Heinzelmann], 3 which I shall proceed on for you against such Persons as I think will be obliged to pay you. I am with Respect your humble Servant Dan[iel] Clymer The Rev[eren] d Henry Muhlenberg. Reading N o v e m b e r ] 14 t h 1 7 8 2 . 4

480 Abschrift von Mühlenbergs III S. SIS. 1 2 3

4

Die Briefe des Jahres 1782 Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 23 1782-83

S. 108. Auch in Tappert

Daniel Clymer; Rechtsanwalt in Reading. Aussparung im Manuskript für ein oder zwei Wörter. Ein ausführlicher Bericht Mühlenbergs darüber findet sich in seinem Tagebuch PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 8 4 - 9 8 . Vgl. auch Bd. II Nr. 167; Bd. III Nr. 442 S. 646 und Bd. IV Nr. 611; Nr. 6 3 7 und oben Nr. 697. Für die Zeit bis zum 6.12.1782 (= Nr. 868) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstag dien] 14 Novemb[er]: ... Sprach vor der Vetter Jabez Weiser [Sohn von Philipp Weiser, Enkel von Johann Conrad Weiser] und nam den Brief mit nach Tolpeh [Tulpehocken] an die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin. Hernach kam M[aste]r Zehring aus Virginia und brachte Briefe mit a) von unserm Sohn Joh[ann] P[eter] G[abriel Mühlenberg] datirt Shannandoa [Shenandoah] d[en] 2 Nov[ember] a[nni] c[urrentis]. b) ein Paquet an H[errn] Pf[a]rr[er Christian] Streit ... Ich schrieb einen Brief an Mary [Catharina] Sw[aine] und schloß das Paquet an H[errn] Pf[a]rr[er] Streit mit bei, wenn Gelegenheit finde die Butter von der Fr[au] Schultzin an die Polley [Maria Catharina] Sw[aine] zu senden." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 105; vgl. AFrSt IV H 25 S. 190f.; Tappert III S. 514). (2) „Freitag d[en] IS Novembfer]: brachte M[aste]r Bucher einen Brief aus der Stadt von meinem Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst] aus Lancaster, datirt Novembfer] 6 - 1 7 8 2 . worin er mir Rath gibt was für Mittel für meine Unpäßlichkeit zu gebrauchen, und Nachricht von seiner Amtsführung, und etlichen Gemeinen in der Nachbarschafft ... schrieb einen gantzen Bogen voll zur Antwort an meinen Sohn J[ohann] P[eter] in Virginia zu Shannandoa: ermanete zur Buße und Bekerung." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 195f.; vgl. AFrSt H 25 S. 191; Tappert III S. 514). (3) „Sontag d[en] 17 Nov[ember]: ... Empfieng einen Brief a) von M[aster Francis] Sw[aine] b) von Esq[uire] Clymer [= Nr. 867]." (PM 95 A Nr. 13 1 7 8 2 - 8 3 S. 107; vgl. AFrSt IV H 25 S. 191; Tappert III S. 515). (4) „ M o n t a g d[en] 18 Novemb[erj: schrieb an den H[errn] Pf[a]rr[er] Buskerk [Jacob van Buskirk] und bat; daß er sich des armen Predigers Johann Christian] Leps und seiner Familie annemen mögte, so viel ihm möglich." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 108; vgl. AFrSt IV H 25 S. 192; Tappert III S. 515). (5)"Mitwoch d[en] 20 Novemb[erj: einen M a n n , Namens Kuntzmann ... brachte einen Brief vom S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor Johann Christoph] Kuntze, datirt d[en] 18 Novemb[er], worin berichtet, daß der M a n n ihren Platz im Schwamb [= Falkner Swamp = New Hanover] besehen, und wenn er ihm anstünde, drauf ziehen und um die Hälfte bebauen solte. Ferner daß wir diesen Reisenden eine Ruhe unter unserm Dach vergönnen möchten: daß der Mann den ersten und 2ten Teil von d[en Johann Georg] Gmelins Reise Journal, welche J[ohann] P[eter] M[ühlen]b[erg] gehören, zum Lehnen [leihweise], mit bringen solte: daß die Tochter [Margretha Henrietta Kunze] voller Schwären wäre etc." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 110; vgl. AFrSt IV H 25 S. 193; Tappert III S. 515). - Es handelt sich um Johann Georg Gmelins, Reise durch Sibirien von dem Jahre 1733 bis 1743, Theil 1 - 4 , Göttingen 1 7 5 1 - 1 7 5 2 . (6) „Donnerstag d[en] 21 Novemb[er]: ... Ich schrieb einen halben Bogen voll Z u r Antwort an m[einen] Sohn Heinrich auf sein Gel[iebtes] vom 6 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] weiß aber noch keine Gelegenheit nach Lancaster." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 110; vgl. AFrSt IV H 25 S. 193; Tappert III S. 516). (7) „Freitag d[en] 22 Novetnb[er]:... schrieb Antwort auf H[errn] P[astor] Kuntzes Geehrtes vom 18 Nov[ember] und merkte an, daß der herauf gesandte M a n n vielleicht nicht vermögend seyn möchte den Platz um die Hälfte zu bearbeiten, weil er mir seine leiblichen Umstände erzält, neml[ich] daß er gebrechlig, und von 2 Kindern keine Hülfe zu gewarten, maßen eins die Epilepsie, und das andere noch keine Stärke hätte etc." (PM 95 A Nr. 23 1 7 8 2 - 8 3 S. 110; vgl. AFrSt IV H 25 S. 193; Tappert III S. 516). (8) „Freitag d[en] 29 Novemb\er]: schrieb ein paar Zeilen an M[aste]r Georg Die[h]l und verlangte, daß er mir seinen Deed [Besitzurkunde] schiken möchte, weil ich laut unsers Accords

Nr. 8 6 7 / 8 6 8

481

14.11./6.12.1782

[Vereinbarung], daraus müste einen Deed machen laßen für die 1 0 Aker [acres], die ich von ihm gekaufft. Nachmittags brachte Frau Diehlin den Deed . . . " . ( P M 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 1 1 2 ; vgl. Tappert III S. 5 1 6 ) .

(9) „Sambstag d[en] 30 Novemb[er]: Empfieng einen Brief von der Fr[au] Kuntzin durch F r i e d r i c h August Conrad] M[ühlen]b[erg]s Söhnlein Heinrich (Wilhelm] datirt d[en] 2 9 Nov[ember] a[nni]c[urrentis]." (PM 9 5 A N r . 2 3 1 7 8 2 - 8 3 S. 8 3 , 1 1 3 ; vgl. AFrSt IV H 2 5 S. 1 9 5 ; Tappert III S. 5 1 6 ) .

868.

An [Jacob van Buskirk]

[Providence,

6.12.1782]

W[ohl]E[hr]würdiger H[err] Br[uder] ich danke Ihnen hertzlich, daß Sie d[urc]h den Hferrn Theophilus Emanuel] Frantz mir Nachricht zu ertheilen beliebt, 1 wie es mit unsrer Evangelischen] Kirche und alten Glaubens=Genoßen in den betrübten Krieges Umständen zu Hackensack aussiehet. Es hat mich zu wißen verlanget, weil ich vor vielen Jaren 2 manche erwekte und Gnaden hungrige Seelen daselbst fand und viel Vergnügen darüber hatte, und thut mir desto weher, wenn die Sache Gottes verstöret wird. Was die Sache mit H[errn Johann Christian] Leps betrifft, so bin erschroken, daß er so gar keinen Dienst und Unterhalt kriegen kan. Ich bedaure am allermeisten seine unschuldige Frau und die armen unmündigen Kinder, und kan ihm auch mit nichts helfen, weil ich mit meiner kranken Frau [Anna Maria] selber viele Noth habe und vom Gnaden Brodt lebe. Meine Frau hatte ihren väterlichen Erbtheilgen vor dem Kriege auf Interesse [Zinsen] ausgeliehen, und gedachten davon im Alter und Gebrechlichkeit etwas Unterstützung zu haben, aber es wurde uns in depreciated [abgewertetem] Papier Gelde wieder zurük gegeben, und ist also zu nichts worden; so daß ich selber nichts im Vorrath habe und nicht helfen kan. H[err] Leps kan nichts von mir erwarten, denn 1) ich habe ihn nicht von Europa hieher verschrieben, sondern er ist selber nach Philadelphia] gekommen. 2) In Philadelph: wurde er ein Zeitlang als Praeceptor [Lehrer] bei dem Seminario gebraucht. 3) als die Loneburger [Loonenburg, heute Athens, New York] bei uns um einen niederdeutschen Prediger anhielten und sonst niemand Niederdeutsch verstund als H[err] Leps, so schlugen wir ihn vor. 4) die Loneburger nahmen ihn nicht blindlings, sondern foderten ihn erst hinüber zur Probe, schikten ihn hernach wieder zurük und baten, daß wir ihn zu ihrem Prediger ordinieren möchten, welches auch geschähe. 4) [!] zu seiner Verheirathung habe ich ihn auch nicht gerathen; denn ein Mann solte vorher doch einiger maßen überlegen, ob er auch im Stande eine Frau und Kinder zu unterhalten. 5) Was die Ursachen seyn, warum er nicht bei seinen anvertrauten Gemeinen in Loneburg geblieben, weiß ich nicht. Wenn er sich fleißig in der Theologie geübt und sein Amt nach Christi Lehre und Exempel ernstlich abgewartet, so hätte er ja wol dort bleiben und seine Familie unterhalten können. 6) Als er zum Besuch herüber war, habe ich ihm wiederrathen, er möchte nicht aufs ungewiße von Loneburg wegziehen, und aufs gerathe wohl hieher kommen, er würde

482

Die Briefe des Jahres 1 7 8 2

sonst aus den Tropfen in den Platzregen gerathen. 7) Ich habe ihm auch nicht gerathen, daß er ein Lot [Grundstück] 3 in Ihren Gegenden kauffen solte, sondern daß er nur versuchen möchte ob er in den Gegenden Arbeit und Unterhalt finden könte. Wie ist aber nun der Sache zu rathen und zu helfen? Man kan ihn keiner Gemeine aufzwingen, wenn die Leute ihn nicht gleichen 4 noch verlangen. H[err] Leps muß selber schuld daran seyn. Er hat noch eine junge starke Brust und eine helle Stimme. Es deucht mir, wenn er auch nur auf jeden Sonn= und Festtag ein Capitel aus des seifigen] Joh[ann] Arnd[t]s Wahren Christenthum auswendig lerne und mit beweglicher lauter Stimme vor einer Versammlung predigte, so würde es den Zuhörern gefallen. Auch im Umgange mit Leuten solte er freundlich seyn und von erbaulichen Seelen Sachen sprechen. Was nutzet es aber wenn man erst auf den Predigerstuhl studiren und erst die Gedanken weit herholen und sich Minuten lang besinnen will? Das können die Leute nicht vertragen, und er selber würde es an einem Prediger nicht gleichen. H[err] Leps muß sich also zu einem oder andern Beruf resolviren. 5 Kan er Gott dem Herrn, seinem Nächsten und sich selber mit dem Prediger= und Seelsorger Amt nicht dienen, so muß er was anders ergreifen und lernen, denn es ist seine Pflicht für seinen und seiner Frau und Kinder Unterhalt zu sorgen, wie und auf welche Weise man sich ehrlich ernären und durch bringen möge; entweder als Schulmeister und Organist, oder als Shopkeeper [Ladenbesitzer] oder Hand=Arbeiter, oder im Wehrstande zu Waßer oder Lande, es gibt viele und mancherlei Wege, wie sich Menschenkinder ehrlich durch die Welt helfen können. Wer eßen und leben will, der muß auch arbeiten, 6 so lange er kan. Am Tage muß man nicht träumen, denn das Träumen ist nur des Nachts erlaubt. In deßen habe ich das veste Vertrauen zu Ihnen, meine Reverende Hh. [Herren] Amts=Brüder B[uskirk] und Fr[antz] Sie werden Ihre linke Hand nicht wißen lassen was Ihre rechte Hand wenigstens in diesem Winter, an der verlaßenen Lepsischen Frau und Kindern thut. 7 Gott der Herr hat Sie beiderseits im Leiblichen gesegnet. Wenn der Winter vorüber ist, so wird Göttliche Vorsehung weiter Rath und Hülfe anweisen. Es würde auch nicht wohl lauten, wenn es hieße: Die frembde arme Prediger Familie hat in der Christlichen Gegend, wo 2 wohlhabende Seelsorger wohnen, verhungern und verfrieren müßen. Mit hertzl[ichem] Gruß an Werte Fr[au] Pf[a]rr[erin] und liebe Kinder bin Dero alter [Heinrich Melchior] M[ühlen]b[erg] * Wollen Sie dem H[errn] Leps diesen Brief lesen laßen, so stehts in Ihrem Belieben. 8

Abschrift von Mühlenbergs IV H 25 S. 197-200. 1

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 23 1782-83

S. 115-118

sowie

AFrSt

Am 4 . 1 2 . 1 7 8 2 hatte Mühlenberg Besuch von Theophilus Emanuel Frantz, der ihm auch eröffnete, daß Johann Christian Leps keine Anstellung finden konnte, weil die Leute ihn für geisteskrank („delirieus oder non compos mentis") hielten. Tappert III S. 5 1 7 bezieht diese Aussage irrtümlich

Nr. 8 6 8 / 8 6 9

2

483

6.12./6.12.1782

auf den Überbringer der Nachricht selbst; dem folgt Glatfelter I S. 4 0 in der Kurzbiographie von Frantz. Die Überlieferung in beiden Fassungen des Tagebuchs ist eindeutig. In der Abschrift des Tagebuchs für Halle steht hier: „A.D. 1 7 5 1 - 7 2 " . Z u r Sache vgl. Bd. I N r . 9 7 ; N r . 1 0 9 mit Anm. 8 und N r . 1 2 0 S. 5 1 9 - 5 2 1 .

3

Im AFrSt heißt es genauer: „die 4 Aker [acres] Land ohne Holtz und dem Höltzern Häusgen drauf."

4

= mögen (aus dem Englischen: to like). Er scheint die Verbindung zum Ministerium aufgegeben zu haben. An der Synode des Jahres 1 7 8 3 nahm er noch teil (vgl. Documentary History S. 1 8 6 ) , danach verliert sich seine Spur. Vgl. auch Glatfelter I S. 8 2 .

5

6 7 8

Vgl. 2 Thess 3 , 1 0 . Vgl. M t 6 , 3 . Im AFrSt folgt noch: ,,N[ach] S[chrift], Wenn Sie es nötig erachten, so kaufen Sie auf meinen Credit 8 thaler werth am Brodtmehl und Brennholtz für H[errn] L[eps'] Familie, und geben 4 th[a]l[er] zu einer kleinen Beihülfe an den armen Bruder Friderici [Johannes Andreas Friderichs], welche 1 2 th[a]l[er] ich auf den ersten Wink wieder an Sie erstatten w e r d e " . - Mühlenberg verfaßte das Postskriptum a m 1 1 . 1 2 . 1 7 8 2 ; vgl. Tappert III S. 5 1 8 .

869.

An Gottlieb Anastasius Freylinghausen

Providence,

6.12.1782

Providence d[en] 6 dec[ember] 1782. Hochwürdiger, Hoch zu verehrender Herr Director teurester Vater und Fürbitter bei Gott! Weil Gottes Vorsehung eben eine Gelegenheit anweiset, wodurch einige Nachricht von unsern Religions= und Kirchen Sachen an Hoch Dieselben zu gelangen hoffe, so erküne mich folgendes zu melden: ein redlicher Freund und Gönner, der mir innerhalb 30 Jaren vielerlei Proben von Gunst und Gewogenheit erwiesen, nemlich Herr D[avid] Gr[im] hat gütig versprochen, g[eliebts] G[ott] diese Zeilen zu befördern, oder wol gar persönlich zu über liefern. Im Monat Februar 1779 empfieng Ew[er] Hochw[ürden] samt S[eine]r H[ochwürden] H[errn] Sen[io]r [Johann August] Urlspergers herablaßende Zusschrifften vom Monat Aug[ust] 1778. 1 Seit dem habe weiter nichts empfangen. Meine letztern Schrifften in verschieden Paquetgens an Ew. Hochw: gab ich den jungen H[err]n Geiger mit, 2 welcher versprach sie in Franckfurt abzugeben, und wie ich vernommen, so sey er unter Gottes Schutz bewaret, bis dahin gelanget aber noch nicht zurük gekommen. Unsere Gemein=Sachen und deren Arbeiter betreffend, so will selbige abermal nach der Oberfläche berichten. 1) Die H[err]n [Johann Christoph] Kuntze und [Justus Heinrich Christian] Helmuth arbeiten mit vereinigten Kräfften an der großen Gemeine in und um qnXoc5[EA° Vgl. Apg 26,18. 11 Vgl. 2 Tim 4,7. 12 Vgl. Rom 8,18. 13 Katharina Maria Bense (geb. 19.9.1722), verheiratet mit Johann Heinrich Bense. Vgl. Selbstbiographie S. 194. - In Bd. IV S. 46 ist unter 12) „Bense" statt „Barbara" zu lesen. 14 Vgl. Mt 2 5 , 1 - 1 3 . 15 Vgl. Hebr 9,14. 16 Vgl. Mt 25,6. 17 Vgl. Apk. 7,9f. 18 1 Kor 2,9. 15 Vgl. Mt 6,19. 20 Von den 11 Kindern der Familie hatten 7 die Kindheit überlebt. Vgl. das Widmungsblatt dieses Bandes. 21 Henry Myers (geb. 9.10.1775), Charles Frederick (geb. 16.11.1778) und Hester (geb. 1.4.1785). Vgl. Weiser Family S. 168. 22 Im Oktober 1783 wurde Friedrich Mühlenberg in den Council of Censors gewählt, der die Einhaltung der Verfassung durch Legislative und Exekutive festzustellen hatte. 1

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Die Briefe des Jahres 1785

Henry William (geb. 2 1 . 8 . 1 7 7 2 ) , Mary Catharine (geb. 2 9 . 5 . 1 7 7 4 ) , Elizabeth (verh. 2 4 . 4 . 1 7 9 4 ) , Margaret Catharine (geb. 1 2 . 7 . 1 7 7 8 ) , Anne Catharine (geb. 1 9 . 1 . 1 7 8 1 ) , Frederick sowie John Peter David (geb. 2 4 . 1 2 . 1 7 8 4 ) . Vgl. Weiser Family S. 1 8 4 - 1 8 8 . Mary Catharine (geb. 2 . 9 . 1 7 7 6 ) , Susanna Elizabeth (geb. 2 6 . 1 0 . 1 7 7 9 ) , Henry Augustus Philip (geb. 1 3 . 5 . 1 7 8 2 ) und John Philip Emanuel (geb. 3 1 . 3 . 1 7 8 4 ) . Vgl. Weiser Family S. 2 1 1 - 2 1 6 . Anna Maria Margaretta, Henry Christopher Emanuel, John Andrew Melchior (vgl. Nr. 9 5 3 Anm. 6), Fredrick Augustus Samuel (geb. 1 1 . 9 . 1 7 7 7 ) , John Peter Gabriel (geb. 8 . 6 . 1 7 7 9 ) , Catharine Elizabeth (geb. 1 9 . 1 . 1 7 8 1 ) , Christiana Salome (geb. 3 . 5 . 1 7 8 4 ) und Elizabeth (geb. 7 . 5 . 1 7 8 5 ) . Vgl. Weiser Family S. 1 7 4 - 1 8 3 . Catharine Eliza (geb. 4 . 1 0 . 1 7 7 6 ) , Charles Henry (geb. 2 4 . 6 . 1 7 8 1 ) , Johanna Beata (geb. 1 1 . 9 . 1 7 8 3 ) und Maria Magdalena (geb. 8 . 1 0 . 1 7 8 5 ) . Mühlenberg schickte den Brief erst am 2 8 . 1 1 . 1 7 8 5 ab (vgl. Nr. 1011), konnte also noch von der Geburt der jüngsten Tochter erfahren haben. George Washington (geb. 1 6 . 1 1 . 1 7 7 9 ) . Vgl. Weiser Family S. 2 1 9 . Henry Muhlenberg (geb. 7 . 3 . 1 7 8 3 ) und Mary Catharine (geb. 2 8 . 5 . 1 7 8 5 ) . Vgl. Weiser Family S. 219f. Eph 3,15. Vgl. 1 Mos 3,1. Vgl. 1 Mos 3,19. Vgl. 1 M o s 3,16. Vgl. M k 8 , 3 4 par. Vgl. Hebr 13,9. Vgl. Hebr 9 , 1 2 ; 13,12. Vgl. 1. Kor 6 , 2 0 ; 7,23. Vgl. M t 6 , 2 0 ; Lk 12,33. Vgl. Kol 1,12. Vgl. Apk 7 , 1 5 - 1 7 . Vgl. Nr. 1011.

100S.

An Justus Heinrich

Christian Helmuth

Providence,

9.9.1785

The Rev[eren] d Dr: Helmuth: S[alvo] Tfitulo] Teurester Herr Bruder in Christo! Sie werden hoffentlich mein pro Memoria vom 15 August bis 4 ten Sept[ember] a[nni] c[urrentis] mit den Receivts [Empfangsbestätigungen] empfangen haben. 1 Ich habe in meinem Manuscr[ipt] gesucht und gefunden, „daß Herr Christian Streit auf einer Synodal* Versamlung in Reading Town A[nno]D[omini] 1 7 7 0 nebst andern Candidaten am 2 4 October von den anwesenden Membris Ministerii examinirt und am folgenden 2 5 October feierlich ordinirt worden. 2 Die Herren Examinatores waren die Rev[erendi] Hh. P.P. [Herren Pastores Johann Ludwig] Voigt, [Johann Andreas] Krug, [Johann Wilhelm] Kurtz jun[io] r und [Johann Christoph] Kunze. Das Auflegen der Hände geschähe von allen. Er dienete der Gemeine in Easton etc. AD. 1 7 7 6 ward er als Feldprediger d[es] 8 ten Regiment der regulairen Truppen von Virginia berufen, wozu er von mir einen Schein oder Pasport verlangte und erhielt, wie die hier beigelegte Copie zeiget. 3 Von dannen wurde er zu der deutsch=Lutherischen Gemeine in Charlestown Süd Carolina berufen, wo er ungemein viel leiden muste als die Englischen] die Stadt im Besitz hatten, so daß er darüber ins Delirium verfiel. Nach dem Frieden kam er mit seiner kranken Frau [Anna Margret Christina Elisabeth] zu uns

Nr. 1 0 0 4 / 1 0 0 5

6.9./9.9.1785

801

herüber und bediente die alte Gemeine in Neuhannover samt etlichen Filialen etc. Wenn er das Original von meinem bemeldten Pasport aufgehoben und der Virgin[ia] Court [Gericht] vorgezeigt hätte, so wäre es vielleicht hinreichend gewesen. N u n ist aber nötig ein Zeugniß von denen p[ro] t[empöre] Herren Presidenten und Secretario Rev[erendi] Ministerii auf zu weisen, und ich habe in Einfalt einen gantz unmaßgeblichen Entwurf hier bei gelegt, 4 keines weges nicht als eine Vorschrifft, sondern nur als eine etwanige alte Form. Übrigens danke Ihnen auch ergebenst für die Nachricht von den angekommenen wichtigen Mann H[errn] Inspektor Carl Christoph] Gfötz], Ach Gott! wenn er nur orthodox in der Lehre von der Versönung durch Jesum Christum und der daraus fließenden Rechtfertigung und Heiligung ist!! Es soll ja auch, wie mir ein Mann erzälte, ein Prediger von Canada her gekommen seyn, im Barrenhiller Schulhause wonen und Sontags predigen. Ich frug, ob er Erlaubniß dazu von den Rev[erendos] Hh. Seelsorgern und der Ehrs[amen] Corporation in Philadelphia hätte? Antw[ort]: er wüste es nicht. Die Ehrsame Corporation hat einen Deed in Fee simple [Besitztitel mit unbeschränktem Eigentumsrecht] über den Grund, Gebäude und Pertinentien und die Hälffte Recht am Schulhause und Pertinentien und also darüber zu gebieten und zu wachen. Ich habe die Species factorum [Einzelheiten] und kan sie communiciren wenn teurester Herr Amts=Bruder ein oder ander ruhig Abend Stündlein übrig hätten und sie durch zu sehen beliebten. Desgleichen habe ich auch die B[arren] H[iller] Gemein=Ordnung in Verwarung, welche damals von den Gliedern unterschrieben und eingefürt worden. Der mit eingeschloßene Brief war vom S[alvo]T[itulo] H[errn] Inspektor Sebastian Andreas] Fabricius ein Duplicat von dem vorher gehenden d[e] d[ato] 19 ten Märtz a[nni] c[urrentis]. 5 Die obgemeldte Synodal Versamlung im Monat October 1770 in Reading gehalten, betreffend, so waren Gel[iebter] Herr P[astor] Helmuth nicht mit gegenwärtig, sonst würde Ihnen die Ordination des H[errn] Streits noch erinnerlich seyn. Das Protocoll davon ist damals an Hochwfürdige] Väter gesandt. Hier mit muß dismal schließen, weil die zitternde Hand nicht mehr vermag, als nur noch zu bezeugen, daß nebst hertzlicher Empfelung verbleibe: Dero zur Dankbarkeit schuldiger ohnmächtiger Diener: Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte. Providenz d[en] 9 ten Septemb[er] 1785.

Reinschrift in PH 48-E 1. Eigenhändige Abschrift im Tagebuch 34. Englische Übersetzung in Tappert III S. 686f. 1 2 3 4 5

= Nr. 1001. Vgl. Bd. IV Nr. 4 9 5 mit Anm. 3. Abgedruckt in Bd. IV Nr. 6 7 5 Anm. 14(19). Abgedruckt in Tappert III S. 6 8 6 . = Nr. 988.

PM 95

Nr. 25 1785-86 S. 32-

802 1006. An Justus Heinrich

Die Briefe des Jahres 1 7 8 5

Christian Helmuth

Providence,

29.9.1785

Neuprovidence d[en] 29 Septembfer] 1785. Salvo Titulo in Christo geliebter Hertzens=Freund und Bruder Ew[er] Hochw[ürden] liebreiches vom 28 sten Sept[ember] anni currentis mit der Relation und Protocoll empfieng ich noch am selbigen Abend,1 da eben einen harten Anfall vom Fieber hatte. Am 29 s t e n konte die Schrifften durchsehen. Rürend, betrübend, erfreulich und zum Beten treibend, ist mir der Inhalt derselben, und so wird es auch Ihnen, meinem Wertesten Herrn Bruder, wie auch unsern geliebten Hh. [Herren] Amts=Brüdern seyn, die ehemals in den gesegneten Waisen=Anstalten gesunde evangelische Lehre empfangen, die daraus fließende Krafft zur Gottseligkeit erfaren und bewaret haben! Die Bienen verwandeln den Blumen Safft in Honig, die Spinnen in Gifft. Hilf Himmel! in was für eine wunderliche Fermentation geräth die alte Europaeische Christenheit! Es muß doch endlich nach göttlichen Verheißungen der schwärmende Satz zu Boden sinken und das Klare oben laßen. Indeßen werfen sich die particulae homogeneae und heterogeneae [die gleichen und die ungleichen Teilchen] noch derbe an ein ander reiben ehe es zum Satz komt. Der verewigte Abt Bengelius [Johann Albrecht Bengel] ist von minder Gelehrten wegen seins hypothetischen Calculi verspottet worden, da er muthmaßet, daß um 1788 oder 1836 wichtige] Veränderungen vorgehen würden.2 Die Zeit wirds lehren.3 Noch gewißer zeigt uns die Erfarung was der heil[ige] Ap[ostel] Paulus durch den Geist Gottes zuvor geschrieben nemlfich] daß die ächte Christenheit mit solchen Namgliedern überschwemmet werden würde, deren moralischer Character 2 Timoth: 3,1=5 seq[uentes] bezeichnet ist. Die Relation vom vorigem Jare habe ich nicht gesehen, und daran waren Sie nicht schuld.4 Ihre Intention bemeldte Relationen in den järlichen Ministerial Conferentzen vorzulegen, ist meines Erachtens billig und recht. Weil aber jüngere Mitglieder im Ministerio sind, die nicht in den H[alleschen] Anstalten gewesen und weder die Exteriora [Äußerlichkeiten] noch weniger Interiora [innere Zusammenhänge] verstehen, so dürfte es vielleicht nützlicher seyn, wenn der Herr Praeses in den Ministerial Conferentzen nur einen discreten kurtzen Extract aus den Relationen vorzulegen beliebten. Wolten etwa ein oder andere von den ältern Hallfeschen] Herrn Missionarien die Relation gern im Gantzen durchsehen, so würden sich der Herr Praeses wol nicht weigern selbige zu communiciren, nur mit dem Beding, daß sie auch wieder zurük an den oder die Haupt=Correspondenten gesandt werden müste. Wir habe[n] hohe Ursache ernstlich und demüthig vor dem Gnaden=Thron zu beten, zu bitten und zu flehen, daß der Allmächtige, allergütigste Eigenthums=Herr und Heiland seine teuresten Knechte S[alvo] T[itulo] H[err]n D[octor] Prorector und Director Schultz [Johann Ludwig Schulze] wie auch S. T. H. Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius unter ihren schweren und fast überwiegenden Amts=Bürden und Lasten mit zwiefacher seiner Geistes=Krafft unterstützen, Dero teures und nötiges Leben und Kräffte, zum Besten der Missionen und gesegneten Waisen=Anstalten noch lange in Gnaden erhalten mit Segen und sie krönen wolle!!

Nr. 1 0 0 6 / 1 0 0 7

29.9./1.10.1785

803

Ebe[n] da ich diese Zeilen vollenden wolte, überfält mich der hefftige Fieber Paroxismus, muß also schließen. Solte ich Sie, mein teurester H[err] Bruder unvorsetzlich mit etwas beleidigt haben, so werden Sie es mir liebreich um Christi willen verzeihen. Hingegen danke ich Ihnen von Hertzens=Grunde für Ihre mir erwiesene Liebes=Proben und bitte Gott in Christo Er wolle Ihr reicher Vergelter seyn!5 wolle Ihre Werte Familie, besonders unsern teuren Vater [Johann Heinrich] Keppele vielfältig segnen mit allerlei geistlichen Segen in himmlischen Gütern! amen! wo mit ersterbe, Dero kranker Freund und Diener: Heinrich [Melchior] Mühlenberg, der alte. Reinschrift 1 2

in PH 48-E

1.

Der Brief war nicht zu ermitteln, die Beilagen hatte Mühlenberg erbeten; vgl. N r . 1 0 0 1 Anm. 2 . Vgl. N r . 7 9 2 Anm. 1 9 .

4

Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 5 3 4 . Indirekter Hinweis auf Christoph Emanuel Schultze, der sein Amt als Praeses des Ministeriums im M a i 1 7 8 5 abgegeben hatte.

5

Vgl. Hebr 1 1 , 6 .

3

1007. Johann August Urlsperger an Heinrich Melchior

Mühlenberg [Halle, 1.10.1785]

Hochw[ürdiger] H[err] D[octor] und hochgeschätzter Freund und Bruder in Christo! Gegenwärtige [Zeilen] solten Ihnen eigentlich nur zwey Dinge sagen: Das Eine, daß ich das sehr geschätzte von 21sten April laufenden Jahrs alhie richtig und zu meinem vielen Vergnügen erhalten.1 Daß ich aber erst im Stande bin wils Gott von Augsburg aus, seinen eigentlichen Inhalt zu beantworten . Das zweite ist, daß mich auf dasjenige Pro memoria beziehe, wovon Copie mitfolget, und welches unter heutigem dato nach Ebenezer an die Vorsteher und Ältesten dasiger Gemeinde abgehet. Ob nun der neue Prediger, deßen Nähme [Johann Ernst] Bergmann2 ist, und in Ansehung deßen ich hertzlich wünsche, daß Gott Mühlenbergs Geist auf ihm ruhen laße,3 zuerst seinen Weg nach Philadelphia, oder ohnmittelbar nach Ebenezer nehmen wird: kan noch nicht bestirnt werden. Es wird aber allemahl Anweisung bekommen, sich mit Ew[er] in Korrespondentz zu setzen und Dero guten Rath in vorkommenden Fällen sich auszubitten und zu befolgen. Und o! Daß es doch möglich wäre, daß Sie theurster Bruder! ihn selbst in Ebenezer einführen, und daselbst alles in Ordnung bringen könten, oder daß es in Ansehung meiner möglich wäre mit hinein zu gehen, welches ich Gott und der Gemeinde zu lieb wagen wolte, wenn mir sonst Gott zu solcher Sache Bahn machete, daß sie möglich wäre. Übrigens kan erst bey Gelegenheit eines Neuen nach Ebenezer kommenden Predigers alles in

804

Die Briefe des Jahres 1 7 8 5

rechte Ordnung gesetzt werden, wozu Gott Gnade und Segen gebe. . kan doch Gott überschwänglich mehr thun als wir bitten und verstehen4 - hats so offt schon gethan und wirds also auch weiter thun — Ihm sey Ehre in Ewigkeit Gott stärke Ew[er] und in Ihrem Alter laß Sie noch lange grünen5 und Frucht bringen6 —. Der hertzliche Wunsch und Gebet des jenigen der mit wahrer ohnausgesetzter Hochachtung alle Zeit ist ein im Herrn aufrichtigst verbundster Freund, Bruder und Diener D[octor] Joh[ann] Augfust] Urlsperger So wohl des Herrn Director D[octor] Schultzes Johann Ludwig Schulze] Hochw[ürden] - als der theurste Herr Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius, in deßen Hause dermahlen auch kurtze Zeit wohne und dieses schreibe, welcher ebenfalls Gott in seinem herannahenden Alter noch munter erhält und kräfftig stärket: vermelden ihr hertzlichstes Angedenken und aufrichtigste Segens= Wünsche. Adresse: An Herrn Senior Mühlenbergs H[och] W[ürden] in Newprovidence in Pennsilvanien: durch Einschluß hiebey noch ein Promemoria Dupl[icat] Abschrift 1 2

3 4 5 6

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S.

99b-100.

Vgl. Nr. 9 9 2 . Johann Ernst Bergmann ( 1 7 5 5 / 6 0 - 1 8 2 4 ) ; Lutherischer Pastor; geboren in Perets über Riesa; ab 1 7 7 6 Studium der Theologie in Leipzig; im Frühjahr 1 7 8 6 in Augsburg ordiniert und förmlich zum zweiten Pastor für Ebenezer als Nachfolger von Christian Friedrich Triebner berufen; kam noch im Dezember 1 7 8 6 zusammen mit dem Lehrer Johann Gotthilf Probst dort an; er sicherte zunächst die Rechtsstellung der Gemeinde und trat bald in Kontakt mit den Gelehrten seiner Umgebung und näherte sich so den Positionen der Unionstheologen an. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

4 Mos 1 1 , 2 5 ; Jes 1 1 , 2 . Eph 3 , 2 0 . Ps. 9 2 , 1 3 . Joh 1 5 , 1 6 .

1008. An die Ältesten und Vorsteher

der Gemeinde

in Ebenezer Providence,

15.10.1785

Geehrte Hh. [Herren] Älteste und Vorsteher der Ebenezer Gemeine Hertzlich geliebte Väter und Brüder in Christo, Mein letzteres Schreiben an Sie war vom Monath Juny 1784, 1 worauf ich ein paar Zeilen zur Antwort erwartete, habe aber seit dem von Ihnen keine empfangen. Ihr Brief vom 28 t e n Januar 1784 kam richtig bey mir an. 2 Ich bin schon etliche Monathe her krank am auszehrenden Fieber und erwarte mein Ende in dieser mühseligen Pilgrimschafft, wolte doch gern noch einmal an geliebte

Nr. 1007/1008

1.10./15.10.1785

805

Brüder schreiben, und was nöthig erachte, berichten. Im Monath April dieses Jahres empfieng ich von S[eine]r Hochw[ürden] H[errn]Dr. [Johann August] Urlsperger zum ersten mal ein wichtig Antwortschreiben datirt zu Augsburg am 5 Nov[ember] 1784. 3 Ich würde die Copie an Sie übersandt haben, wenn nicht S[eine]r Hochw[ürden] gemeldet daß Sie eben den Inhalt deßelben in einem Schreiben an die Hh. Ältesten und Vorsteher in Ebenezer gesandt. Weil ich aber doch nicht wüste ob Sr: Hochw. Schreiben in Ebenezer angekommen, und ich Gelegenheit hatte an Esq[uire Jenkin] Davis zu antworten, so meldete ich demselben vom April dieses Jahrs verschiedene Punkte aus Sr: Hochw: Schreiben an mich nemlich 1) Berichte, daß der Revferendus] H[err] Prediger [Christian Friedrich] Triebner die £ 300 sterl[ing] welche der seifige] H[err Johann] Caspar Wertsch schuldig war p[er] Wechsel an mich /:Dr: Urlsperger:/ bezahlt hat, und wegen Anwendung der Interessen [Zinsen] hievon, auch sonstigen Geldes so er ehemals in Händen gehabt, ist mir befriedigende Antwort ertheilt worden. Deshalb er hierum nicht weiter anzugehen ist. 2) Solte die Ebenezerische Gemeinde sonst aber noch erweißliche Foderung an H[errn] Triebner haben, so darf solches nur an mich /:Dr: S[enior] U[rlsperger]:/ gemeldet werden, indem mir angelegen werde seyn laßen, selbst alles mit ihm in diesen Punkten in Richtigkeit zu bringen. 3) Sr: Hochw: melden ferner: Ich will sehen, diesen Winter über eines rechtschafnen und nach Ebenezer sich schikenden Lehrers habhafft zu werden, als zu welchen bereits einige Hofnung habe, damit derselbige wo möglich, künfftiges Frühjahr dahin abreise. 4) Da auch ein solcher neuer Prediger hauptsächlich von dem ehemaligen Fond wird erhalten werden müßen, der für einen dritten Ebenezerischen Prediger bestirnt gewesen, und nun von der Rabenhorstischen Verlaßenschafft zu beziehen ist, so werden die Hh. Ältesten und Vorsteher äuserst wachen, daß hievon nichts verlohren gehe. 5) Die Hochlöbliche Societaet [Society for Promoting Christian Knowledge] in Engelland versichert, daß sie gebundene Hände habe und schuldig sey brittischen Unterthanen, deren es die Menge gäbe die es bedürfften, die bisherige Wohlthat so Ebenezer, so lange es Brittisch gewesen genoßen habe, zuflüßen zulaßen. 6) Sr: Hochw: melden ferner in dero Schreiben an mich, daß sie auch ein Schreiben an die Herren Ältesten und Vorsteher in Ebenezer gesandt. Obige 6 Punkte meldete ich an Esq[uire] Davis vom 19 April dieses Jahrs 4 in Hofnung, er würde solches denen Hh. Ältesten und Vorstehern communiciren, wenn etwa Sr: Hochw: Schreiben an sie nicht zu handen gekommen wäre. Darauf antwortete Esq Davis mit wenig Worten vom 1 Septemb[er] d[es] J[ahres] folgendes: „1) Der junge Prediger [Christian Eberhardt Bernhardt] sey fort und der neue noch nicht angekommen. 2) legt H[err] Davis mir zwey Fragen vor, die er gerne beantwortet wißen wolte nemlich 1) ob der H[err] Triebner die Schulden bezahlt habe von der Gemeine ihrem Gelde? 2 Fr[age] wo das Principal von H[errn Christian] Rabenhorst seinem Estate [Vermögen] sey?" 5 Die erste Frage kan ich noch nicht beantworten, weil mir noch nicht geoffenbaret ist mit was für Geld H[err] Triebner die Schuld bezahlt habe. Die 2 te Frage könte ja der Executor [Testamentsvollstrecker] oder Administrator

806

Die Briefe des Jahres 1 7 8 5

H[err Jacob C.] Waldhauer, der an Ort und Stelle gegenwärtig ist, beßer beantworten als ich, der ich beynahe 1000 Meilen abwohne. So viel kan ich versichern, daß ich von den Ebenezer Kirchen=Gütern, und absonderlich von der Rabenhorstischen Nachgelaßenschafft, keinen Pentz [= Pence] werth in Besitz, Genuß oder Verwahrung habe; aber doch von Hertzen wünsche, daß dasjenige, was Gottes gnädigste Vorsehung zur Fortsetzung des trostreichen Evangelii verliehen und der betrübte Krieg übrig gelaßen hat, erhalten werden möchte! Als ich die Correspondence 1783 mit Ebenezer wieder anfieng, so wandte mich zu dem Executor H[errn] Waldhauer und bat um Nachricht wegen des Rabenhorstischen Estate's und bekam folgendes unter seiner eignen Hand vom 10 ten May 1783. 6 „Die Estate der seifigen] Frau [Anna Barbara Rabenhorst] bestund da wir es annahmen in Personal" a Bond [Schuldschein] of James Habersham [Junior] Esq. dated May l s t 1774 £ 400 - 0 - 0 a Bond of M[aste]r Hilarfy] Butt dated February] 12 - 1776 " 76 - 5 - 0 " 48 - 1 - 8 a Bond of Israel Leimberger dat[ed] June 1st 1774 Two Notes of Hand of [Johann] F[riedrich] Lackner of 1771 " 7-- 1 0 - 0 a Note of [Johann] Ulrick Neidlinger dat[ed]: July 1 st 1776 " 10 - 0 - 0 Found in her Pocket Book old Paper Money " 105 - 0 - 0 one Treasury Certificate £ 5 -0 -0 " 21 - 3 - 9 hard Money in her Purse Liberty Bills " 90 - 1 2 - 8 By an Appraisement of the Estate " 485 - 1 2 - 5 . Des H[errn] Executor Waldhauer fernere Anmerkungen: Herr Triebner nöthigte uns, daß wir die 2 obbemeldte Bonds von Esq[uire] Habersham und M[aste]r Butt an den Attorney [Rechtsvertreter] H[errn] Robertson geben musten, der sie auch mit fort nahm. Israel Leimberger ist todt, ist aber Mortgage [Hypothek] für das Land wo die Zions Kirche ist. F[riedrich] Lackner ist Soldat in [St.] Augustinfe, Florida], sein Weib und Land ist da. M[aste]r Neidlinger ist gestorben, es ist Land da und ein Sohn am Leben. Etwa 150 Pfund steht noch aus von der Vendue [Versteigerung]. Den real Estate [Grundbesitz] betreffend beschrieb der H[err] Executor also: Es seyn Grants [Landübertragungsurkunden] für 9 0 0 Acker [acres] Land da, mit Menge Holtz und einem Damm zur Mühle, und die Gebäude stehen noch. Das Haus ist gut. Es ist auch noch ein Lot [Grundstück] bey Savannah, welches vom H[errn] Dr: [David] Zubly gekaufft worden H[err] Executor Waldhauer sandte mir auch die Copie von der sel[igen] Frau ihrem letzten Willen, worin sie ausdrüklich befohlen, daß alle rechtmäßige Schulden sollen abgetragen und bezahlt werden. The Hon[ora] ble James Habersham [Junior] ließ mir durch H[errn] Waldhauer sagen, er wolle seine £ 4 0 0 Schulden nicht leugnen, sondern eignen, obgleich sein Bond mit fort wäre, wofür ich ihm schuldigen Dank sagen ließ und seine Aufrichtigkeit lobete. 7 Nun war mein unmaßgeblicher Vorschlag, welchen der H[err] Executor auch billigte, daß er die £ 4 0 0 sterling] vom Esq[uire] Habersham an S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Senior Urlsperger etc. als ein Theil zur Abtragung der

Nr. 1008

15.10.1785

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Schulden versichern möchte, und wenn etwa die Plantation und das Lot bey Savannah mit Nutzen an vermögende Käufer verkaufft werden könten, daß denn der Käufer ein Mortgage von dem real Estate für den Überrest der Principal Schuld und Interessen an S[eine]r Hochwfürden] H[errn] Dfoctor] Sen[io]r Urlsperger vermöge des Bonds vom H[errn] Rabenhorst gesetzmäßig executiren müste, damit das Capital und Interesse versichert blieben. Wäre das Bond von H[errn] Habersham bey der Hand gewesen, so hätte es der Executor mit leichter Mühe an die Hochw[ürdigen] Creditores assigniren und damit einen Theil der Schuld abtragen können. Ich hatte noch immer gute Hofnung, die Sache würde nach und nach zur Richtigkeit gelangen; empfieng aber im Monath Mertz dieses Jahrs ein Schreiben vom Hferrn] Executor d[e] d[ato] 10 ten Decfember] 1784 woraus mit Schrecken vernahm, daß das Haus auf der Rabenhorstischen Plantation nachts in die Asche gelegt worden und nun alles wüste läge\s Solcher Gestalt ist denn der real Estate verringert. Herr Waldhauer meldete anbey, daß ein gewißer vermögender Gentleman, J[ames] Hfabersham] Esq[uire] dennoch Neigung hätte das Land zu kaufen und verlangt meinen Rath zu wißen. Weil ich aber wegen meiner Krankheit und weiten Abwesenheit nicht vermögend bin das Beste zu rathen und S[eine]r Hochw[ürden] der theuerste H[err] Dfoctor] Sen[io]r Urlsperger in Dero väterlichen Schreiben die gewiße Zuversicht und Vertrauen zu den geehrten Hh. Ältesten und Vorstehern der Ebenezer Gemeine bezeugen, daß sie über die Kirchengüter äuserst wachen mögen, daß nichts davon verlohren gehe-, so füge ich meine hertzliche Bitte noch hinzu neml[ich]: Sie wollen meine Stelle in dieser Sache vertreten und als Bevollmächtigte von Amts und Gewißens wegen mit dem Hferrn] Executor Waldhauer darüber conferiren, daß die rechtmäßige Schuld möge abgethan und Capital und Interesse aus dem, was von real und personal Estate [festen und beweglichen Vermögen] noch übrig ist, versichert werden. Wie H[err] Waldhauer mir meldet, so wolte der H[err] James Habersham für seine £ 400 Schulden eine neue Versicherung geben, weil sein erstes Bond mit fort ist; er wolte aber keine Interesse geben von den Jahren so lange der Krieg gedauert. Mündlich und gegenwärtig läßet sich eine Sache von Wichtigkeit beßer verabreden und schlichten als durch Briefe, die langsam hin und her gehen. Wenn also der H[err] Habersham ein neues Bond gibt, oder wenn sein erstes zurück komt, so kan der H[err] Executor mit den £ 400 schon einen Theil von der rechtmäßigen Schuld abtragen und das Übrige mit Mortgages von den 900 Acker Land und dem Lot bey Savannah versichern. Gesetzt aber, daß sich kein vermögender Käufer zu dem Lande finden solte, oder daß der Preiß zu niedrig wäre, daß das übrige vom Capital und Interesse nicht damit versichert werden könte, so könten Geliebte Väter und Brüder wohl überlegen, ob es rathsam seyn möchte? das Land für einen billigen Preiß zum Pfarr Platz bey der Gemeine zu behalten. Weise und erfahrne Haus Väter, die an Ort und Stelle wohnen und die Landes Beschafenheit gründlich verstehen, können am besten davon urtheilen. Solte das Land bey der Gemeine als ein Aufenthalt für ihren ordentlichen Lehrer und Seelsorger bleiben, so könte der Hferr] Executor einen Deed in fee simple [Besitztitel mit unbeschränktem Eigen-

808

Die Briefe des Jahres 1785

tumsrecht] stellen: To the right Reverend John August Urlsperger Dfoctor] D[ivinitatis] and President of the Rev d Evangelical Consistory at Augsburg in Germany, to His certain Attorney, Deputy-Trustees or Assigns or either of them. 9 Unser theurester vieljähriger Mitaufseher und Wohltäter Herr Dfoctor Gottlieb Anastasius] Freylinghausen ist in Halle am 18 ten February dieses Jahrs zur ewigen Ruhe und Herrlichkeit befördert worden; also ist nicht nöthig, daß Desselben Nähme künfftig in Bonds, Mortgages oder Deed gemeldet werde. S[eine]r Hochw[ürden] H[err] D[octor] Urlsperger werden denn die Interessen von dem Legat, wie schon geschehen, noch ferner hin zu dem bewusten Zweck bestimmen und Vollmacht zur Verwaltung denen Hh. Deputy-Trustees an der Gemeine anvertrauen. Ich habe demnach das veste Vertrauen die Ehrsame Hh. Ältesten und Vorsteher, werden sich der Sache annehmen und werden mit dem H[errn] Executor Waldhauer überlegen was das möglich=Beste sey und wie es am füglichsten zum Ende kommen möchte, habe auch deswegen zum Überfluß eine Copie von des sel[igen] H[err]n Rabenhorsts Bond hier bey gelegt. * Und da ich seit 1783 bemerket, daß der Werthe Mitbruder H[err] Johannes Hangleiter in der Correspondence zwischen Hochwürdigen Vätern und meiner Wenigkeit, im Nahmen der übrig Hh. Ältesten und Vorsteher die Feder geführt, und ich aus der Schreibart nach der Liebe urtheilen muß, daß er Gott und sein Wort über alles achte, seine Nächsten als sich selbst liebe, 10 den äusern und innern Zustand der Ebenezer Gemeine vorzüglich einsehe und auch die Fortsetzung des trostreichen Evangelii von Jesu Christo am Hertzen habe; so hoffe ich zuverläßig, er werde auch in dieser Sache vorangehen, mit dem H[errn] Executor Waldhauer das möglich Beste berathen und meine Stelle vertreten, weil es mit zu den äusern Mitteln der Fortpflantzung des Evangelii gehört. Es kostet freilich Zeit und Mühe, wenn ein Haus Vater der auch die Seinigen leiblich zu versorgen hat, viel schreiben und voran gehen soll, und der weile seine leiblichen Berufs=Geschäffte hindan setzen muß. Es ist aber auch gebräuchlich und billig, daß solches aus Kirchen= und Gemein=Cassen vergütet werde, wenn erst Vermögen wieder da ist und es verlanget wird. Überdem bleibet unser Herr und Heiland der gewißeste und beste Gnaden Vergelter, der nicht einmal einen kalten Trunk Waßer unbelohnet laßen will. 11 Hiemit schließe und empfele Sie samt und sonders hertzlieb Geliebte Väter, Brüder und Familien in den Schutz des Aller Höchsten, in die annoch ausgebreiteten Liebes Arme unsers allertheuresten Erlösers, und den Gnadenreichen Wirkungen des Heiligen Geistes, und verbleibe auch sterbend Ihr wohlwünschend und fürbittender Diener: Heinrich [Melchior] Mühlenberg senior: Neuprovidens in Montgomery County d[en] 15 Octobfer] 1785. P.S. 1) ich hätte billig dem H[err]n Executor Waldhauer eine Copie von diesem Briefe übersenden sollen, aber meine überhandnehmende Krankheit will es nicht

Nr. 1 0 0 8 / 1 0 0 9

15.10./17.10.1785

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gestatten, bitte derohalben, der H[err] Hangleiter wolle so gütig seyn und besorgen, daß H[err] Waldhauer diesen Brief zu lesen bekomme, wenn Sie ihn gelesen. 2) vielleicht bekomme ich noch vor meinem Ende in ein paar Zeilen von geliebten H[err]n Bruder Hangleiter12 die erfreuliche Nachricht, daß der neue H[err] Missionarius in Ebenezer glüklich angekommen und sein Amt im Segen führe. 3) Ich habe das Postgeld für dieses Packet hier bezahlen laßen, um Ihnen nicht zu beschwerlich zu fallen. Empfele Sie nochmals Gott und dem Wort seiner Gnaden.13 Solte ich Jemand unvorsetzlich beleidigt haben, so bitte um Christliche Verzeihung. 4) Die versprochne Copie von des sel[igen] H[errn] Rabenhorsts Bond konte ich nicht mitschiken, weil ich zu schwach zum Abschreiben war, und sie in der Office zu Sava[n]nah recorded [registriert] steht und wenn nöthig, da zu finden ist. 5) Das bei gelegte Brieflein14 bitte an H[errn] Waldhauer zu bestellen. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 25 1785-86 1 2 3 4 5 6

S.

51-59.

= Nr. 955. Vgl. N r . 9 3 0 . = Nr. 970. Vgl. N r . 9 9 1 . Vgl. N r . 1 0 0 2 . Z u m folgenden vgl. ausführlich N r . 8 9 3 .

7

Vgl. N r . 8 9 3 mit Anm. 1 0 .

8

Vgl. Nr. 9 7 1 . Übersetzt: An den recht ehrwürdigen J o h a n n August Urlsperger, D. D. und Präsident des ehrwürdigen evangelischen Konsistoriums in Augsburg in Deutschland, an seinen bevollmächtigten Rechtsvertreter, stellvertretenden Treuhänder oder sonstigen Vertreter.

9

10

"

Vgl. 3 M o s 1 9 , 1 8 ; M t 2 2 , 3 9 ; M k 1 2 , 3 1 ; Lk 1 0 , 2 7 . Vgl. M k 9 , 4 1 ; M t 1 0 , 4 2 .

12

Mit Datum v o m 2 9 . 4 . 1 7 8 6 erhielt Mühlenberg Antwort aus Ebenezer; vgl. N r . 1 0 3 1 .

13

Vgl. Apg 2 0 , 3 2 . = Nr. 1009.

14

1009. An Jacob

C. Waldhauer

Providence,

17.10.1785

Geehrt= und geliebter H[err] Waldhauer! Ihr Werthes vom 10 Dec[ember] 84 empfieng ich im Monath Mertz 85. 1 Ich bin schon ein Zeitlang her mit dem auszehrnden Fieber behafftet und fast untüchtig zum Denken und Schreiben. Die Nachricht, daß das Haus auf der Rfabenhorstschen] Plantation abgebrandt, erschrekte mich, insonderheit, daß nun alles wüste läge weil dadurch der verschuldete Estate [Besitz] geringer worden. Ich habe in diesem Jare zum ersten mal Antwort von S[eine]r Hochw[ürden] H[errn] Dr: Senior [Johann August] Urlsperger bekommen, worin

810

Die Briefe des Jahres 1 7 8 5

dieselben unter andern denen Geehrten Hh. [Herren] Ältesten und Vorstehern der Ebenezer Gemeine dringend auferlegt und empfolen, daß sie über die Gemeins=Güter äuserst wachen solten, das nichts davon verlohren gehe.2 Weil also wegen meines kranken Zustandes und nahen Endes ich in der Sache nichts mehr thun kan, so habe ich in einem Briefe die Ehrsamen Hh. Ältesten und Vorsteher der Ebenezer Gemeine, absonderlich den H[errn] Johannes Hangleiter gebeten, daß sie in dieser Sache meine Stelle vertreten, und mit dem Hferrn] Executor [Testamentsvollstrecker] Waldhauer darüber conferiren und das möglich Beste mit einander berathen und beschließen möchten.3 Ich habe auch gebeten, sie möchten meinen Brief, wenn sie ihn gelesen, auch den H[errn] Executor Waldhauer lesen laßen. So ergehet denn nun auch meine hertzliche Bitte an Ihn Gel[iebten] H[errn] Waldhauer, er wolle ohngesäumt mit den Ehrsamen Hh. Ältesten und Vorstehern oder mit einer Committee von denselben, das Beste berathen und beschließen, so daß es vor Gott und der Christenheit verantwortet werden könne. Es heißt im Pred: Salomo Cap: 4,10 Wehe dem, der allein ist etc. Was Sie in Ihrem ersten Briefe vom 10 May 1783 an mich unter andern meldeten: „H[err Christian Friedrich] Triebner nöthigte uns fast sehr die Plantation zu verkaufen und das Bond [Schuldschein] von £ 649. 16 s[hilling] 5 d[pence] zu bezahlen - H[err] Triebner weisete einmal eine Vollmacht, wie er sagte, von S[eine]r Hochw[ürden] H[err]n Urlsper[ger]."4 Das konte ich aber damals nicht glauben, daß es wahr sey, und beurtheilte ihn deswegen gar zu nachtheilig in meinen Briefen, besonders in dem Englischen Compliment an H[err]n James Habersham.5 Seit dem habe ich erfaren, daß H[err] Triebner wirklich eine Ordre gehabt haben soll die Schuld ein zu fodern und p[er] Wechsel zu über machen. Also habe ich ihn in der Sache zu hart beurtheilet, und über eilend wieder die Christliche Liebe gehandelt, welches mir leid ist! Die Frage, welche der Dr: J[enkin] D[avis] Esq[uire] mir in seinem Briefe zu beantworten vorgelegt, „I should be glad to know where the Principal is of the Estate of M[aste]r Rabenhorstwird gelfiebter] H[err] Executor wol begreiflich seyn. Ich habe sie beantwortet in meinem obbemeldten Briefe an die Herren Ältesten und Vorsteher, so viel oder wenig mir davon bewust ist. Hiemit schließe und empfele Sie, Werther alter Freund und Gönner samt Ihrer lieben Familie in den mächtigen Schutz des Aller Höchsten, in die erbarmende Liebes Arme unsers mitleidigen Erlösers und verbleibe Ihr zur Liebe verbundener Fürbitter und kranker Diener Heinrich [Melchior] Mühlenberg senior. Newprov[idence] d[en] 17 Octob[er] a[nni] c[urrentis]6 Abschrift S. 46f. 1 2

von Mühlenbergs

Vgl. Nr. 971. Vgl. Nr. 970.

Hand unter dem 8.11.1785

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25

1785-86

Nr. 1 0 0 9 / 1 0 1 0 3 4 5 6

811

17.10. / l . l l . l 785

Vgl. N r . 1 0 0 8 . Vgl. dazu ausführlich N r . 8 9 3 . Vgl. das zweite Postskriptum N r . 9 0 1 .

Im Tagebuch notiert Mühlenberg unter dem 1 5 . 1 1 . 1 7 8 5 : „Memorand[um]: Als ich den Brief an M[aste]r Waldhauer copirte, der unterm 8. Nov[ember] a[nni] c[urrentis] stehet, um die Copie an S[alvo]T[itulo] an H[errn] Urlsperger zu senden, so fügte ich noch folgende Anmerkung hinzu, die aber nicht im Original stehet: ,Hätte der Rev[erendus] H[err] Triebner die 2 Bande [von engl, bond = Schuldschein] von Esq[uire] Habersham und Hilar[y] Butt damals von den Rabenhorstischen Executors an S[eine]r Hochw[ürden] H[errn] Dr: Senior Urlsperger assigniren laßen, so wäre schon ein guter Theil von der Schuld versichert gewesen. D a sie aber ohne Assignation mit fort genommen: so hat es die Sache verzögert. Denn es kann die Bande niemand anders assignieren als der E x e c u t o r oder Administrator. Der E x e c u t o r kan auch die Schulden nicht eintreiben: wenn er keine Noten, Bonds oder Mortgages [Hypotheken] auf zu weisen h a t . ' " ( P M 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 4 8 ; vgl. Tappert III S. 6 9 2 ) .

1010. An [Jenkin Davis]

Providence,

1.11.1785

Hon[o]rd Sir, I received your Favor dated September 1 on the 12 of Octob[er] a[nni] c[urrentis]1 by the Worthy young man whom you were pleased to recommend to me and did send the enclosed letter to M[aste]r John Pawling to be forwarded to Esq[uire David] Morgan, and was sorry the young Gentleman did not come up to Newprovidence, which is but 26 miles distant from Philadelphia, neither could I move down to Philadelphia to do Him any good because, at the same time I laboured hard2 in a nervous Fever which keepeth me in bounds yet. Concerning your two Questions Honrd Sir, I am at a Loss to give an Answer in full 1) because the Right Rev[erend] Dr [Johann August] Urlsperger informed me only in general terms that M[aste]r [Christian Friedrich] Triebner had paid £ 300 etc. c[urrency] which M[aste]r [Johann Caspar] Werts[c]h owed to him and had given sufficent Answer for what he himself had been owing other wise; but I did not receive any particular Information, wether M[aste]r Triebner did pay3 the Debt with the Congregations Money ?4 I humbly think it a kind offer when the said Dr: Urlsperger promiseth to adiust any lawful Claim the Congregation may have against M[aste]r Triebner, when laid before Him. The second Question viz: where the principal is of the Estate of M[aste]r [Christian] Rabenhorst? seems to me of a higher Importance: first of all I can assure You Hon[ored] Sir, that I do not posseth nor enjoy a pence worth or value of M[aste]r Rabenhorsts Estate. 2) it might be easier to get the Question answer'd, when inquired of and by the Executor or Administrator M[aste]r Jacob C. Waldhauer who is in Loco present, then by me, near 1000 Miles5 absent. 3) I have had some Correspondence with the said Executor and endeavored to settle the Matter, but found always interfering Impediments postponing it. My Weakness disabling me to act any longer, I have in a writing devolved the Burden upon the respective Elders and Wardens of the Ebenezer Congregation and desired them to act for me6 as long it may be necessary in this Case. If you please to send letters to your dear Relation and direct them to me or in Case

812

D»e Briefe des Jahres 1785

of m y Death, to m y Son: Fr[iedrich] Aug[ust C o n r a d ] M[ühlen]b[erg] jun[ior] in N e w p r o v i d e n c e , t h e y shall be f o r w a r d e d faithfully.7

W i t h my and my Wife's

[Anna M a r i a Mühlenberg] due Respects to you and M a d a m Davis I remain H o n r d Sir, y o u r H u m b l e s e r v a n t : N e w p r o v i d e n c e in Montgomery

H[einrich Melchior] M[iihlen]b[erg] sen[io]r

8

County

N o v e m b e r ] 1st 1 7 8 5

Entwurf im Tagebuch 1 2 3 4 5 6 7 8

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 44f. Auch in Tappert III S. 691.

Vgl. Nr. 1002. Darüber steht: „lay sick". Darüber steht: „had paid". Vgl. Urlspergers Brief an Muhlenberg, Nr. 970. Darüber steht: „so far". Darüber steht: „in my stead". Daneben steht: „safely". Für die Zeit bis zum 28.11.1785 (= Nr. 1011) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag dien] 1 Nov[ember]: empfieng ein Antwort Schreiben von der Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin, datirt d[en] 24 Octob[er] meldend, daß sie ihre Tochter Margreth [Anna Maria Margretta Schultze] nach Reading in die Nähe Schule und ihre 2 Söhne Henry [Christoph Emanuel] und [Johann] Andreas [Melchior] nach Lancaster zu H[errn Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] gethan und für jeden Knaben järlich 30 £ zu bezahlen verackordirt." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 43; vgl. Tappert III S. 691). (2) „Sontag d[en] 6 Nov[emberj: ... Empfieng ... ein Schreiben von [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] datirt d[en] 24 Octob[er] a[nni]c[urrentis] mit eine Box [Kiste] Hall[escher] Arzenei, welche er letztens mit einem freundlichen] Schreiben vom S[alvo] T[itulo] H[errn] Inspektor Sebastian Andreas] Fabricius erhalten." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 44; vgl. Tappert III S. 691). (3) „Sontag d[en] 20 Novemb[er]: ... ich empfieng durch M[aste]r [Francis] Sw[aine] ... ein Brieflein von der Frau [Margretha Henrietta] Kunzin, datirt d[en] 15 Nov[ember] a[nni] c[urrentis] noch alle wohl auf." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 59; vgl. Tappert III S. 693). (4) „Donnerstag d[en] 24 Nov[ember]: schrieb ich Antwort an meinen Sohn Henry auf sein Liebreiches mit der Hall[eschen] Arzenei vom 24sten Octob[er] a[nni]c[urrentis] datirt, welche ich am 6 Nov[ember] ac. empfangen hatte." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 60; vgl. Tappert III S. 693). (5) „Sambstag d[en] 26 Novemb[er]: schrieb ich Antwort auf der Frau Kunzin ihren Brief vom 15 November]." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 ; vgl. Tappert III S. 693).

1011.

An

Sebastian

Andreas

Fabricius

Providence,

28.11.1785

Theurester Gönner und unverdienter Wohlthäter, H e r r Inspector! m e i n e r S c h w e s t e r S o h n J o h [ a n n ] F r i e d r i c h E i c k e , ein B l a u f ä r b e r a u f d e m Clausthal, hat [sch]on verschiedene mal an mich geschrieben und u m N a c h r i c h t v o n m e i n e n F a m i l i e n Kleinigkeiten g e b e t e n . 1 Ich w e i ß keinen a n d e r n R a t h einen

Nr. 1010/1011

1.11./28.11.1785

813

B r i e f d a h i n zu k r i e g e n , als d a ß E w [ e r ] H o c h e d [ e l ] g e b [ o r e n ] die L a s t a u f b ü r d e n zur gütigen Beförderung dahin. G o t t wolle D e r o gütigste Vergelter seyn!2 verharre Dero ergebener unnützer Diener: H e i n r i c h [ M e l c h i o r ] M ü h l e n b e r g der a l t e . 3 Providence d[en] 2 8 Novemb[er]

1785.

P.S. M e i n S o h n [Gotthilf] H e [ i ] n r i c h [ E r n s t ] h a t m i r etliche S t ü c k e v o n der letzt e m p f a n g e n e n H a l l i s c h e n A r z e n e i aus L a n c a s t e r g e s c h i k t , w e l c h e m i r , b e s o n d e r s die M a g e n P u l v e r g u t e D i e n s t e leisten.

Reinschrift im Muhlenberg College, Allentown, Pennsylvania. Auf dem Umschlag steht: „Dis Couvert enthält einen Brief an meine Verwandten Mess[ieu]rs Friedrick Eicke und Georg Westphal, wonhafft auf dem Clausthal im Churfürstenthum Hannover. Zur geneigten Beförderung an S[eine]r HochEdl[en] Herrn Inspector Fabricius in Halle." 1 2 1

Vgl. Nr. 965 Anm. 2(2) und Mühlenbergs Antwort Nr. 1004. Vgl. Hebr 11,6. Für die Zeit bis zum 10.1.1786 (= Nr. 1012) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Am 29 Dec[ember]: empfieng ich einen Brief vom gel[iebten] Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] aus Lancaster, datirt d[en] 5 ,en Decemb[er] a[nni]c[urrentis] woraus erhellet, daß er meinen Brief vom 24 Nov[ember] datirt, welchen J[ohann] P[eter] G[abriel] am 30 Nov[ember] zur Bestellung mit nach Philadelphia] nahm, noch nicht müße empfangen haben am 5"" Dec[ember]." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 68; vgl. Tappert III S. 695). (2) „Am 31 Dec[ember]: ... Am Abend empfieng einen Brief von Gel[iebtem] Sohn Henry aus Lancaster mit Hall[escher] Arzenei datirt d[en] 26 Dec[ember] a[nni]c[urrentis]. ... Er berichtet, a) daß er krank gewesen am Hals=schaden, doch wieder beßer sey: b) daß er im verfloßen Jare 150 Personen getaufft, 37 begraben, etlich und 70 confirmirt, und 712 Personen öffentlich] das Heil[ige] Abendmal erteilt." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 68; vgl. Tappert III S. 696). (3) „Mitwoch und Donnerstag d[en] 4 und S Jenner konte kaum einen halben Bogen voll schreiben zur Antwort an Gel[iebten] Sohn Henry in Lancaster auf sein Gel[iebtes Schreiben] vom 26 Decjember] a[nni] pr[aeteriti]." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 69; vgl. Tappert III S. 697).

Die Briefe des Jahres 1786

1012. An [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg]

Providence,

10.1.1786

Gel[iebter] Sohn! Du wirst hoffentlich mein Schreiben vom 4 - 5 Jenner a[nni] c[urrentis] erhalten haben. 1 Seitdem, neml[ich] am 10 ten Jenner kam H[err Carl Christoph] Götz zu uns von Schwamb [Falkner Swamp = New Hannover] auf der Reise nach Philadelphia sagte: daß die Swamber ihn gebeten hätten, er möchte in ihrer Kirche am 3 ten post Epiph[aniam] i[d] e[st] d[en] 22 Jenner eine Gastpredigt halten, welches er den schmachtenden Seelen auch verwilliget hätte. Ferner sagte er, er wäre gewillet die S[alvo] T[itulo] Revferendi] Herren Pastores [Christoph Emanuel] Schultz[e] in Tolpehaken [Tulpehocken] und [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg in Lancaster zu besuchen und kennen zu lernen, und bat sehr, ich möchte ihm nur ein paar Zeilen an bemeldte Rev[erendi] Hh [Herren] Pastores mitgeben und ihn Dero Gewogenheit empfelen. Ich hielte es der Christlichen Liebe gemäß, die man nach Christi Lehre Freunden und Feinden schuldig ist, 2 und schrieb mit zitternder Hand folgende Zeilen so weit ich mich noch erinnere: S[eine]r HochEhrw[ürden] H[err] Pf[a]rr[er] Götz haben mich in meiner Schwachheit besucht und sind gewillet die Rev[erendi] Herren Pastores Schultzfe] in Tolpehaken und Mühlenberg in Lancaster zu besuchen. Empfele also gedacht denselben Dero Gewogenheit nebst hertzlichem Gruß Neuprov[idence] d[en] 10 Jenner 1786.

Heinrich [Melchior] Mühlenberg

N[ota] b[ene] a) ich wünschte unser Gel[iebter] H[err]P[astor] Schultzfe] möchte voraus einen Wink von der Visite bekommen. Ich hätte gern an ihn geschrieben, aber im Winter ist keine Gelegenheit einen Brief nach Tolpehaken zu senden, b) Vermuthlich wird H[err] Götz erst nach Tolpehak: und von da nach Lancaster reisen. Sollte er zuletzt bei dir, Gel[iebter] Sohn in Lancaster ankommen und meine Empfelungs=Zeilen vorweisen, so bitte besagte Zeilen zu behalten und zu annihiliren, denn sie reichen nicht weiter als zur Introduction eines Frembdlings bei meinen 2 nächsten Verwandten. Wenn H[err] Götz die Zeilen behielte, so könte dadurch mein Name und ohnmächtig=kranke Person mit in den intricaten und gefärlichen Streit wegen seines Charakters in Deutschland und seines Verhaltens hier, eingeflochten werden. Welches Gott in Gnaden verhüte! Weder die Schwamber noch H[err] Götz haben mich um Rath gefragt, ob er daselbst eine Gastpredigt halten solte? Weiter kan ich dismal nicht schreiben und schließe mit hertzlichem Gruß und Segens=Wunsch an Dich und Werthe Familie - H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] P.S. Wenn H[err] Götz sich weigern solte meine Empfelungs=Zeilen zurük zu geben, so könte unter andern Argumenten auch dieses gelten neml[ich]: daß ich

818

Die Briefe des Jahres 1786

eine Nachricht von der Conversation und Unterredung der 3 Gelehrten neml[ich] meiner 2 Verwandten und H[err] Götz während des Besuchs, nebst meiner Empfelungs=Zeilen verlangte und ohnfehlbar erwartete, um sie in mein Diarium oder Journale zu setzen, zu mal ich nicht Zeit hatte eine Copie von meinen Empfelungs=Zeilen zu schreiben etc.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 697f. 1 2

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 70-72.

Englische

Vgl. Nr. 1011 Anm. 3(3). Vgl. M t 5 , 4 4 ; Lk 6,27.

1013. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

10./13.1.1786

S[alvo] T[itulo] Teurester Herr Praeses etc. Sie werden gütig verzeihen, daß mit meinem schlechten Schreiben beschwerlich falle. Ich habe aus der deutsch und Englischen] Zeitung mit empfindlicher Hertzens=Bewegung ersehen, daß Sie beiderseits werthe Eltern und Großpapa [Johann Heinrich Keppele] eine besondere Gnaden Heimsuchung erfaren haben; in dem der Allerhöchste wahre Eigenthums Herr Ihre einzige zärtlichst geliebte hofnungs volle Tochter, 1 der Seelen nach, in seine unmittelbare ewige Regierung und Verpflegung zu sich genommen und sie zu den Jungfrauen verordnet, die dem Lamm nachfolgen! 2 Drum wer wolte sonst was lieben und sich nicht beständig üben des Monarchen Braut zu seyn? etc. 3 Wie schön ist unsers Königs=Braut etc. etc. 4 Freilich verursachen solche Heimsuchungen, vermöge der eingepflanzten Eltern Liebe, beim ersten Anfall mehr oder weniger Gemüths Bewegung und auch erlaubte Trauer=Zeichen, wie unserm Herrn und Heilande selber begegnete bei dem Grabe Lazari. 5 Wenn aber das Gewölbe der Sinnlichkeit ein wenig vorüber und den Glaubens=Augen vergönnt wird in das Heiligthum zu büken, so erfolgt wie es heißt: „Man lobt dich in der Stille etc. 6 Mein Hertz sey Gottes Lobethal etc." 7 Das gebürende Loben wird aber noch offt unterbrochen, weil wir noch auf dießeit der Ewigkeit, in der Prüfungs Zeit per varios casus8 [durch unterschiedliche Zufälle] wallen müßen - Ps. 73,24. Am 22. Dec[ember] a[nni] pr[aeteriti] kam unvermuthet der gewesene H[err] Inspektor Carl Christoph] Götz zu mir und sprach wie folget: „ich würde wol seinentwegen üble Nachrichten aus Deutschland empfangen haben, es wäre aber aus Unverstand und Neid erdichtet, wie er mit überwiegenden Zeugnißen, die er aus Deutschland erwartete, beweisen wolte. Er habe am 4 Adv[ent] Sontage Nachmittags in der Luth[erischen] Kirche zu Germantown gepredigt und 3 £ zum Douceur [Trinkgeld] empfangen und die Gemeine wolte ihn zum Lehrer haben. Weil aber Herr Pf[a]rr[er Johann Friedrich] Schmid[t] dagegen protestirte, so wolte er den Beruf vor der Hand noch nicht annehmen und annoch in seinen 4 angenommenen Gemeinen, am so genanten Jordan, Allens-

Nr. 1012/1013

10.1./10.1. (13.1. )1786

819

town etc. in Northam[p]ton County Gemeinen verbleiben allwo er ein schön Pfarr Haus, Garten, Bauland etc. und järlich 100 £ pro Salario hätte. Auf diesen Punkt antwortete ich: Er handelte weislicher, wenn er sich nicht mit Gemeinen einließe, die ihre ordentlich berufene Prediger hätten, weil es sonst Spaltung und Parteien verursachte und es nicht fein stünde, wenn ein Prediger den andern zu verdrängen suchte, Vis unita fortior [geeinte Kraft ist stärker]. Er erzälte weiter daß H[err] Doctor Helmuth ihm die üble Nachricht wegen seiner Person aus Deutschland vorgelesen und unter andern gesagt: es wäre in Halle ein Legat von zehn tausend Gülden, deren Interessen [Zinsen] sich die hiesig=vereinigt=Evangel[ischen] Prediger zu getrösten hätten, wenn sie abgearbeitet und hülflos würden. H[err] Prozessor] Helmuth habe ihn mit auf die Staats=Universitaet genommen und ihn seine Schüler =Classe in lateinischen und Griechischen examiniren laßen. Er habe auch seine Aufwartung bei unserm jetzigen H[errn] Gouverneur [Benjamin] Franklin gemacht und französisch mit denenselben gesprochen. S[eine]r Excellence habe ihm Hofnung gemacht, daß er Professor werden könte, wenn ins künfftige in dieser Republic deutsche Schulen angelegt würden, weil er die Mathematic nach allen ihren Theilen, und die französische Sprache gründlich verstünde und prakticiren könte. Hier nächst beschrieb er mir seine Abkunft von seinen berümten Eltern und Vorfaren väterlicher und mütterlicher Seits bis an die Reformation B[eati] Lutheri und wie er einstens viel tausend Thaler Werth hätte gewinnen können, wenn er die Evangelische] Religion abschwören wollen. Wegen seiner Glaubens=Lehren erklärete er sich, daß er mit dem erneuerten Arianismo oder Socianismo nichts zu schaffen, daß er in Halle studirt und von rechtschafenen, meist nun verewigten, bewärten reinen Gottes Gelehrten die Theologie empfangen hätte als z. B. von denen Hh. [Herren Siegmund Jacob] Baumgarten, [Gotthilf August] Fran[c]ken, [Johann Georg] Knapp, [Johann Heinrich] Callenberg, 9 Meyer [Georg Friedrich Meier], 10 [Gottlieb Anastasius] Freylinghausen etc. Ferner, daß er 1733 geboren, und was er als Feldprediger im letztern Kriege erlebt. Er gieng am Abend zu meinem Sohn Friedrich] A[ugust Conrad] und übernachtete bei ihm und kam am 23 Decembfer] frühe wieder zu uns, betete andächtig vor und nach dem Morgen Brodt, läse mir hernach einen Bogen voll aus seinem Journal vor das er als Feldprediger gehalten von den Marsch und Counter=Marschen der Truppen, sagte daß er die Mathesin verstünde, daß er ein Diploma als Mitglied von der weltberümten Göttingischen Societaet und Recommendation vom S[alvo]T[itulo] Rev[erendo] Herrn Pastor [Johann Gustav] Burgmann hätte, nahm Abschied mit einem Segens=Wunsch und empfal sich meiner Fürbitte bei Gott. Am 10 ten Jenner sprach der H[err] Pf[a]rr[er] Götz vom Jordan das 2te mal bei mir ein auf seiner Reise nach Philadelphia, und bat sehr, ich möchte ihn nur in ein paar Zeilen der Gewogenheit der Rev[erendi] Hh. P.P. [Herren Pastores Christoph Emanuel] Schultz[e] in Tolpehaken [Tulpehocken] und [Gotthilf] H[einrich Ernst] Mühlenberg in Lancaster empfelen, weil er gewillet mit nächstem dahin zu reisen, dieselben zu besuchen und kennen zu lernen. Eingedenk, daß man nach Christi Lehre Freunde und Feinde wie auch Frembdlinge zu lieben schuldig ist, 11 gab ich ihm folgende Zeilen mit: „S[eine]r H[och]

820

Die Briefe des Jahres 1 7 8 6

E[hrwürden] Pf[a]rr[er] Götz hat mich in meiner Schwachheit besucht und ist gewillet die Rev[erendos] Hh. Pastores Schultz[e] in Tolpehaken und Mühlenberg in Lancaster zu besuchen. Empfele also gedacht denselben, nebst hertzlichem Gruß Dero Gewogenheit. Heinrich Mühlenberg Neuprovidence den 10 t e n J e n n e r . " H[err] Götz erzälte nachher, daß etliche von der Neuhannover vacanten Gemeine ihn ersucht, er möchte am 3 ten Sontage post Epiph[aniam] i[d] e[st] d[en] 2 2 Jenner eine Gastpredigt in ihrer Kirche halten, welches er den schmachtenden Seelen nicht abschlagen können, sondern verwilliget. Es kam mir etwas frembde vor, weil weder H[err] Götz noch die Ältesten mich zuvor etwas davon wißen laßen oder um Rath gefragt. Einige Tage zuvor sprach ein Ältester von der vacanten Schwamber [Falkner Swamp = New Hanover] Gemeine bei mir vor und sagte, er wolte nach Philadelphia und den H[errn] Dr. Helmuth als Presidfent] des Ministerii fragen, ob die Schwamber mit Antheil an denen aus Deutschland verschriebenen und zu erwartenden Predigern haben sollen. Der Älteste kam aber auf seiner Rükreise nicht wieder vor, ließ aber sagen, er habe den Hferrn] Praeses nicht heim gefunden. O b wol Werthester H[err] Bruder in Christo, mein Schreiben mühsam und schlecht von statten gehet, und denen Selben unter wichtigern und nötigern Amts=Geschäfften beschwerlich fallen mag; so habe es doch auch für dienlich erachtet, Ihnen als Praesidi Ministerii den Verlauf mit H[errn] Götz zu berichten. Übrigens wolle der Herr, dem alle M a c h t und Gewalt im Himmel und auf Erden von seinem Vater übergeben, 1 2 alles zum Besten wenden, Sie und Ihr gantzes Haus und Gemeinen erhalten und segnen, absonderlich mit ewig bleibenden himmlischen Gütern! welches bittet und flehet Dero am Jordan wartender Gibeonite Heinrich [Melchior] Mühlenberg 1 3 Neu providence den l l = 12=13 t e n Jenner 1 7 8 6 .

Reinschrift 77. 1 2 3

4 5 6 7 8 9

10

in PH 48-E

1. Eigenhändige

Abschrift

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S.

74-

Catharina Helmuth war am 6 . 1 . 1 7 8 6 im zwölften Lebensjahr gestorben. Vgl. Apk 1 4 , 4 . Vgl. die siebte Strophe des Kirchenliedes „ O wie selig sind die Seelen" von Christian Friedrich Richter ( 1 6 7 6 - 1 7 1 1 ) . Kirchenlied von Gottfried Arnold ( 1 6 6 6 - 1 7 1 4 ) . Vgl. Joh 1 1 , 3 3 - 3 5 . Kirchenlied (Verfasser unbekannt). Kirchenlied von Aemilia Juliana Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt ( 1 6 3 7 - 1 7 0 6 ) . Vgl. Nr. 8 7 1 Anm. 7. Johann Heinrich Callenberg ( 1 6 9 4 - 1 7 6 0 ) ; 1 7 2 7 Professor für semitische Philologie in Halle; 1 7 2 8 Gründer des Halleschen Institutum Judaicum; 1 7 3 9 Professor der Theologie; begründete die Mission unter den Juden und später auch unter den Moslems. Georg Friedrich Meier ( 1 7 1 8 - 1 7 7 7 ) Philosoph, Professor in Halle; Sohn eines Pastors aus Ammendorf bei Halle; seit 1 7 3 0 Privatunterricht in Mathematik, Physik und Mechanik; 1 7 3 9 Studium der Philosophie und Theologie in Halle; 1 7 4 6 Ernennung zum außerordentlichen Professor, 1 7 4 9 ordentlicher Professor der Philosophie.

Nr. 1013/1014 11 12 13

10.1.(13.1.)/7.2.1786

821

Vgl. Mt 5,44; Lk 6,27. Vgl. Mt 28,18. Für die Zeit bis zum 7.2.1786 (= Nr. 1014) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 16 Jenner, schrieb an H[errn]P[astor] Schultze wegen des H[errn] Götz intendirten Besuchs weil H[err] Vetter Kucher von Lebanon vorsprach." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 86 S. 72; vgl. Tappert III S. 698). (2) „Mitwoch d[en] 25 Jenner brachte mir M[aste]r Linch ein Brieflein vom H[errn]P[astor] Schultzfe] zur Antwort auf meine Zeilen vom 16 Jenner: seine Antwort war datirt d[en] 19 Jenner: eingeschloßen ein Brieflein To M " Margreth[a Henrietta] Kunze - Neuyork. Extract: „Wenn schreiben Sie wohl wieder nach Deutschland? Ich habe weder an meine Mutter, noch wegen meines Väterlichen, nach Pöltzig geschrieben. Schenkt der Herr fernerhin Gesundheit, so soll mit Nächsten, wenn ich eine sichere Gelegenheit vorfinde, hinaus schreiben: etc." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 77f.; vgl. Tappert III S. 699). (3)"Sambstag d[en] 28 Jenner besuchte uns J[ohann] P[eter] G[abriel Mühlenberg], brachte 2 Briefe mit a) von [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] A[rtium] Mfagister] aus Lancaster datirt d[en] 16 Jenner a[nni]c[urrentis]. b) Vom H[errn] Dr: [Johann Christoph] Kuntze aus Newyork, datirt d[en] 16 Jenner. H[err] Dr: K[unze] berichtet mit Wehmuth daß sein 2tes Töchterlein Johanna Beata von 2 Jar 4 Monat alt am 13ten Jenner, Freitags frühe durch einen außerordentlichen Zufall einen tödlichen Schaden bekommen. Sambstag Abends um 8 Uhr entschlief das Kind. Montag d[en] 15 Jenner ward es begraben. Der Reform[ierte] H[err]P[astor Johann Daniel] Gross hielte die Leichpredigt über Luc 8,52." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 78; vgl. Tappert III S. 699). (4) „Montag d[en] 30 Jenner schrieb ich Antwort an H[errn] Dr: Kuntze zur Condolentz auf seine traurige Nachricht vom 16 Jenner a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 78; vgl. Tappert III S. 699). (5) „Freitag d[en] 3"" Februar brachte mir ein Mann einen Brief aus Philadelphia] von Mons[ieur] Johann Christian Grotian, der am 30sten Jenner a[nni] c[urrentis] in Philadelphia] arrivirt, mich zu besuchen und zu sprechen begert. Ich gab den Brief an meinen Sohn Friedrich] Aug[ust Conrad] zu beantworten ...". (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 79; vgl. Tappert III S. 699).

1014. Justus Heinrich Christian Helmuth an Heinrich Melchior Mühlenberg Philadelphia, 7.2.1786 S [ a l v o ] T [ i t u l o ] T e u r e s t e r H [ e r r ] Senior u n d V a t e r in C h r i s t o , für die s e h r gütige T e i l n e m u n g a n d e n t r a u r i g e n T o d e s f a l l e m e i n e s lieben K i n d e s [ C a t h a r i n a H e l m u t h ] bin ich d e n e n s e l b e n v o n g a n t z e m H e r t z e n d a n k b a r ; ich h ä t t e n i c h t g e d a c h t , d a ich D e r o s e h r g e s c h ä t z t e Z u s c h r i f f t erhielt, 1 d a ß m e i n e A n t w o r t einen e t w a s ä n l i c h e n G e h a l t e m i t d e r Ihrigen h a b e n w ü r d e ; a u c h Sie, u n d die H o c h g e s c h ä t z t e n A n v e r w a n d t e n derselben h a t d e r H e r r n a c h seiner heiligen W e i ß h e i t gleichfals a u f eine w ü r k l i c h sehr t r a u r i g e A r t h e i m g e s u c h t . 2 E s h a t i h m gefallen z w o n o c h u n s c h u l d i g e B r ä u t e des L a m m e s 3 in k u r t z e r Z e i t h i n t e r e i n a n d e r a u s u n s e r n b e y d e n F a m i l i e n zu v o l l e n d e n — O ! w a h r l i c h , b e y d e w e r d e n n i c h t u n z u f r i e d e n m i t i h r e m Schiksale seyn, b e y d e b r i n g e n n u n s c h o n i m h ö h e r n T h r [ o ] n e , d e m L a m m e d a s e r w ü r g e t ist, 4 ein heiliges L o b o p f e r d a r - u n d - d a r f ich m e i n e G e d a n k e n g a n t z s a g e n ? - beten u m u n s e r e baldige N a c h f a r t ich finde einen T r o s t in d i e s e m G e d a n k e n , den m e i n e F e d e r n i c h t a u s d r ü c k e n k a n — . A c h H e r r m a c h e uns, i n s o n d e r h e i t m i c h D e i n e n U n w ü r d i g s t e n

um

C h r i s t i willen bereit! W e l c h ein s a n f f t e r Z u g sind geliebte K i n d e r , o w i e verbit-

822

Die Briefe des Jahres 1786

tert uns ihr Tod die Welt und wie angenehm macht uns derselbe den Gedanken an die Ewigkeit —. Ich habe schon zwey Engel bey meinem Erbarmer, sie sind selig hinüber, hilf mir o Heiland selig nach, um Deines Todes willen! 5 Herrn [Carl Chistoph] Goe[t]z kennen Ew[er] - Er erzählt mehr als er nötig hätte Z[um] E[xempel] ich erinnere mich nicht, daß ich ihn ein einziges mal in meine Schule genommen, meine Kinder zu examiniren, wohl aber, daß er mir und meinen Kindern mit seinen Laufen in die Schule offt beschwerlich gefallen —. Ich erinnere mich nicht, daß ich je in eine so vertraute Unterredung mit ihm mich eingelaßen, daß ich wegen der Einkünffte der Prediger von Deutschland aus eine Calculation solte angestellt haben - . Gott erbarme sich des armen Mannes, er steht nach meiner Einsicht sehr schlüpfrig, doch wer bin ich, daß ich einen fremden Knecht richten solte? Ich sage noch einmal: Gott erbarme sich seiner und meiner um Christi willen! Noch eins, es ist Ew[er] bekannt was das Ministerium das letzte mal wegen des Gesangbuches beschloßen haben, beynahe 400 Lieder sind abgedrukt, und da die Anzahl nicht viel über 700 werden kan, so brauchen wir bald die von Ew[er] verfertigte Vorrede, welche zu übersenden dieselben belieben wollen 6 —. Die Agende 7 ist auch beynahe abgedruckt, ich hoffe dieselben werden die Veränderungen und Zusätze nicht mißbilligen. So bald ein Exemplar fertig ist, so werden wir die Freiheit nehmen es an dieselben zu senden. Hiebey übersende ein kleines Geschenk von Halle, 8 ich habe an alle Prediger eins geschikt mit Bitte mir eine Nachricht von ihren respective Gemeinen zu senden; viere von den lieben Brüdern haben meine Bitte erfüllet, und ich zweifle nicht es wird den Vätern in Deutschland sehr angenehm seyn etwas Volkommenes von unsern Gemeinen zu hören. Mein lieber Schwieger Vater Herr [Johann Heinrich] Keppele, meine Frau [Barbara] und ich vermelden unsern Hertzlichen Gruß an dieselben und die alte liebe Freundin und Mutter die Frau [Anna Maria] Mühlenbergin —. Der Gnadenvolle Gott stärke dieselben beyde nach Leib und Seele - Ich bin S[alvo]T[itulo] teurester Herr Senior und Vater in Christo Dero unw[ürdiger?] dankbarer Sohn [Justus] Heinrich [Christian] Helmuth Herr Pastor [Johann Friedrich] Schmidt läßt vielmals grüßen. Philadelphia d[en] 7 Febrfuar] 1786. 9 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 700f. ' 2 3 4 5 6

Vgl. Nr. 1013. Vgl. Nr. 1013 Anm. 13(3). Vgl. Apk 21,9. Vgl. Apk 5,1 l f . Nicht identifiziertes Kirchenlied. Vgl. Nr. 1015.

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 81-84.

Englische

Nr. 1 0 1 4 / 1 0 1 5 7

8

9

7.2./15.2.1786

823

„Kirchen=Agende der Evangelisch=Lutherischen Vereinigten Gemeinen in Nord=America." Philadelphia: Melchior Steiner, 1 7 8 6 . Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg dazu: „Montag d[en] 6 Febr[uarj: ... Nachher empfieng ich ein angenemes Schreiben vom Rev[erendo] H[err]n Doctor Helmuth, in Antwort, datirt: d[en] 7 Febr[uar] 1 7 8 6 . nebst einem kostbaren Buche zum Present: genant: „Jesus, der verheißene und geoffenbarte Messias - beschrieben von Johann Christoph Schützen [vgl. Nr. 1015, Anm. 1] etc. etc." (PM 95 A Nr. 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 80; vgl. Tappert III S. 700). Für die Zeit bis zum 1 5 . 2 . 1 7 8 6 (= Nr. 1 0 1 5 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 14 Febr[uar]: schrieb ein paar Zeilen zum voraus an meinen Sohn Joh[ann] P[eter] G[abriel Mühlenberg] und schloß ein Receivt [Empfangsbestätigung] ein wegen Legats Interess [Zinsen] so nächsten 28 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] fällig wird . . . " . (PM 95 A Nr. 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 81; vgl. Tappert III S. 700).

1015. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

15.2.1786

S[alvo] T[itulo] Teurester Bruder in Christo! Am 6 ten Febrfuar] anni currentis wurde ich erquiket durch Dero hertz stärkende Zuschrifft und Present, nemlich das von dem redlichen Herrn Justit[iarius Johann Christoph Schütze] edirten Buch-. 1 und am 10 ten Febr[uar] empfieng ich Dero Paquet: enthaltend a) ein versiegelt Schreiben vom H[err]n Praeside [Justus Heinrich Christian Helmuth] an den Kirchenrath in Neuhannover, abzugeben bei H[errn] Reichard. b) einen ofnen Brief von der Frau Witwe [Eudemilie M.] Schultzin wegen ihres Hferrn] Sohns [Christoph Emanuel Schultze].2 Beide obgemeldte Brife habe mit Gelgenheit nach Neuhannover und Tolpehaken [Tulpehocken] abgegeben. Die Vorrede betreffend, so kan ich vor der Hand Ew[er] Hochw[ürden] nur die zurük behaltene Copie senden; das so genante Original davon hatte ich an die H[och] Ehrw[ürdige] Synodal Versamlung oder Ministerial Conferentz in Lancaster zur Censur, Correctur, Approbation oder Disapprobation gesandt, habe es aber nicht wieder bekommen: doch hörete ich von einem Mitgliede, als ob es genehm gehalten worden, nur mit dem Beding, daß eines Plinii Brief noch hin zu gefügt werden könte. Vielleicht hat H[err] P[astor] Schultze beim Beschluß seines Presidenten] Amts dem erwälten H[errn] Praesidi die voriärigen Protocolls über geben, woraus etwa erhellen möchte, was von gedachter Vorrede geurtheilet und beschloßen worden, in der Ministerial Conferentz finden sich Ursachen und Gründe daß die Vorrede verkürtzet oder verlängert seyn, oder corrigirt und verbeßert werden solte, so habe ich im geringsten nichts dawieder ein zu wenden; sondern werde Gott demüthigst danken wenn Er seinen Segen zu dem vorhabenden wichtigen Werk um Christi willen verleihet! Der Satan wird nicht feiern Hindernißen und Schwierigkeiten darwieder zu verursachen. Jesu Hilf Siegen, Du Fürste des L[ebens].3 „In der Welt habt ihr Angst; aber seyd getrost etc.!"4 Gott segne, stärke und erhalte auch Sie mein Teurester Bruder samt Dero Werthesten gantzen Haus und Gemeinen, und

Die Briefe des Jahres 1786

824

vergelte Ihre L i e b e g e g e n m i c h u n d die M e i n i g e n in Z e i t u n d E w i g k e i t !

wo

m i t v e r h a r r e D e r o k r a n k e r u n d n a c h e i n e m sel[igen] E n d e s e u f z e n d e r D i e n e r : Heinr[ich Melchior] Mühlenberg. P.S. M e i n e n h e r t z l [ i c h e n ] G r u ß a n R e v [ e r e n d u m ] H e r r n P a s t o r [ J o h a n n F r i e d r i c h ] S c h m i d [ t ] u n d seine liebe F a m i l i e , bitte o h n B e s c h w e r zu e r s t a t t e n , u n d m i c h d e ß e n g e n e i g t e m A n d e n k e n zu e m p f e l e n . Providentz d[en] 1 5 Februar

Reinschrift 1

2 3 4 5

in PH 48-E

1786.5

1.

Johann Christoph Schütze (1703-1784), Justiziar und Inspektor des Waisenhauses in Halle. Schrieb unter anderem: Jesus, der verheißene und geoffenbarte Messias, in einer zusammenhängenden Geschichte, nebst einem Auszug der Geschichte Josephi von der Zerstörung Jerusalems, Halle 1775. Mühlenberg hatte dieses Buch von Helmuth am 6. Februar 1786 als Geschenk übersandt bekommen. Vgl. Nr. 1014 Anm. 8. Christoph Emanuel Schultze; vgl. Nr. 1013 Anm. 13(2). Kirchenlied von Johann Heinrich Schröder (1666-1699). Joh 16,33. Für die Zeit bis zum 11.3.1786 (= Nr. 1016) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 27 Febr[uar]: schrieb ich ein Brieflein an H[errn]P[astor] Schultze und meldete darin was H[err] Dr: Helmuth vom 7 Febr[uar] an mich geschrieben [vgl. Nr. 1014] wegen des Gesang Buches und der verlangten Vorrede etc. berichtete dem H[errn]P[astor] Sch[ultze] daß ich das Original an einer oder andere Ministerial Conferentz in Yorktown [York, York County, Pennsylvania] oder Lancaster zur Censure gesandt, aber nicht zurük bekommen etc. etc. Er möchte doch als gewesener Minist[erii] Praeses unter den Papieren oder Protocolls nachsehen wo es geblieben. Ich hätte indeßen meine Copie an H[err]n Dr: Helmuth gesandt." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 85; vgl. Tappert III S. 702). (2) „Sambstag d[en] 4 Mertz ... Heute empfieng auch einen Brief vom Gen[eral Johann] Peter [Gabriel Mühlenberg] p[er] favor of M[aste]r [Nicolaus?] Brosius, datirt d[en] 4 Mertz a[nni]c[urrentis] darin er bemerket, daß er die bemeldte Interesse [Zinsen] vom Dr: Helmuth empfangen und mein Receivt [Empfangsbestätigung] an ihn abgegeben hätte und bemeldte Summa an mich senden oder selber bringen wolte." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 86; vgl. Tappert III S. 702). (3) „Montag d[en] 6 Mertz schrieb Antwort auf G[eneral] P[eter] M[ühlenb[erg] seinen Brief und agnoscirte das laut meines Receivt von der Mary [Maria Catharina] Sw[aine] empfangne Geld." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 88; vgl. Tappert III S. 702).

1016.

An

[Justus

Heinrich

Christian

Helmuth]

Providence,

11.3.1786

Sfalvo] T [ i t u l o ] T e u r e s t e r H e r r B r u d e r in C h r i s t o u n s e r m einigen T r o s t ! ich hoffe Sie w e r d e n m e i n e 2 R e c e p [ i s s e = E m p f a n g s b e s c h e i n i g u n g e n ] e m p f a n g e n h a b e n , w i e ich den W e r t h a u c h e r h a l t e n . 1 G o t t vergelte Ihre S o r g e u n d B e m ü h u n g n a c h seiner g n ä d i g e n V e r h e i ß u n g ! ich h a b e a u c h d e n g e d r u k t e n B o g e n v o m U n t e r r i c h t u n d C o n f i r m a t i o n e t c . e r h a l t e n : ist v o r t r e f l i c h g e r a t h e n u n d k a n d e m

Nr. 1 0 1 5 / 1 0 1 6

15.2./II.3.1786

825

gegenwärtigen Geschlecht und Nachkommen zum Zeugniß dienen daß sie in Gnaden in diesem Jahrhundert heimgesucht worden. Was denken Sie, Hertzens= Bruder von dem Auftritt des [Johann] Georg Butlers in den Englischen] Zeitungen? 2 Mir komt es fürchterlich vor, und scheinet mir fast, als ob der Satan unser Ministerium sichten wolte, welches doch schon beinahe 4 0 Jare her bestanden. Der Herr und Heiland wolle für uns beten! und seine noch übrigen treuen Zeugen mächtig stärken! Ich habe hier die Copie von einem Briefe aus [der] War Office [Kriegsministerium]3 beigelegt, im Fall Ew[er] Hochw[ürden] als Praeses es rathsam erachten solten auf das Advertisfement = Anzeige] des Buttlers selber zu antworten, oder durch den H[errn] Secretarfium] Minist[erii] antworten zu laßen, damit man doch etwas unpartheiisches bei der Hand hätte. Es scheint mir nicht rathsam, daß wir uns in Zeitungs=Streitigkeiten einlaßen solten, es wird bisweilen vergeßen, wenn keine Antwort erfolget. Ist die Sache von Gott, so wird sie bestehen, ist sie von Menschen, so wird sie vergehen.4 Ich solte fast muthmaßen, als ob die Societaet einige Unterstützung von der neuen Universitaet in Carlisle erwarten, oder die Universitaet sich in Connection mit der vorhabenden Societaet einlaßen möchte; solte man einig Spuren davon merken, so dürfte es wol nicht undienlich seyn wenn ein oder ander Freund die Copie aus der War Office dem S[alvo] T[itulo] John Dickinson 5 Esq[uire] privatim zu lesen gäbe. Das sind meine gantz unmaßgebliche Gedanken von der Sache. Übrigens überlaße es an meinen geringsten Teil, nächst Gott und seinen Gesalbten, Ew[er] Hochw[ürden] als Praesidi verliehenen Weisheit, Muth und weisem Urtheil und bete im Kämmerlein für die Gemeinen überhaupt und absonderlich für Sie und Dero Werthes Haus und verbleibe ein unnützer Diener: Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte Sünder Providentz d[en] l l t e n Mertz 1786. 6 Reinschrift

in PH 48-E

1.

Es geht um Mühlenbergs Pensionszahlung aus dem Zinsertrag der Solms-Rödelheimischen Stiftung. Vgl. das Tagebuch zum 4 . 3 . 1 7 8 6 (Tappert III S. 7 0 2 ) . 2 J o h a n n Georg Butler hatte bereits früher als Deserteur und Betrüger versucht, Eingang in Gemeinden des Ministeriums zu finden. Vgl. N r . 7 3 3 - N r . 7 3 5 . N u n versuchte er westlich des Susquehannah in Carlisle ein lutherisches Ministerium zu errichten. Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragungen v o m 4 . bis zum 1 1 . M ä r z 1 7 8 6 (Tappert III S. 7 0 2 f . ) . 3 Bezeichnung in Analogie zum zeitgenössischen englischen „ W a r Office"; natürlich läßt sich in dieser Zeit in Nordamerika noch nicht von einem „Ministerium" im eigentlichen Sinne sprechen. « Vgl. Apg 5 , 3 8 f . 5 Präsident des Dickinson College in Carlisle. 6 Für die Zeit bis zum 2 5 . / 2 7 . 3 . 1 7 8 6 (= N r . 1 0 1 7 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[en] 11 Mertz ... Heute empfieng ich einen Brief von meinem Gfeliebten] Sohn [Gotthilf] Henry [Ernst] aus Lancaster, datirt d[en] 6"" Mertz a[nni] c[urrentis] eingeschloßen ein Brief vom H[errn] J o h a n n J a c o b Carl, Buchhändler datirt Frankfurt d[en] 13 r e n October 1 7 8 5 . a) Mein Sohn meldet in seinem Brief, ,daß er mit allerlei Arbeiten sehr überhäufet - daß bei Ihnen im Winter viele Krankheiten und leiden, absonderlich von alten Leuten gewesen. - Er selber habe 1

826

Die Briefe des Jahres 1 7 8 6

etliche Anfälle von Inflammatorischen Krankheiten gehabt: - Er habe seine Scholaren und etliche 4 0 Communicanden in Unterricht - und übersende den Brief vom H[errn] Joh[ann] J a c o b Carl aus Frankfurt an mich' etc. - b) Der Brief vom H[errn] Carl ist datirt d[en] 1 3 Octobfer] 1 7 8 5 . enthält Nachricht: ,daß der Neuländer H[err] Simon Kep[pe]ler mein Paquet Briefe von 1 7 8 5 an S[alvo]T[itulo] H[errn] I n s p e k t o r Sebastian Andreas] Fabricius bestimmet, a m 1 2 Octob[er] 8 5 ihm richtig zur Beförderung nach Halle überliefert * vid[e] den Inhalt meines letztern Paquets in der 13 , e n Contin[uation] sub 2 8 Maii etc. [vgl. N r . 9 9 7 ] Ferner gibt H[err] Carl die wichtige Nachricht, daß nun die S[alvo]T[itulo] Hochw[ürdige] Hh. Dr: und P r o z e s s o r Johann Ludwig] Schultz [Schulze] als premier Director, Herr Pastor [August Hermann] Niemeyer als Con=Director über das Paedagogium und H[err] Dr: [Christian Georg] Knapp als Con-Director über das Waysenhaus verordnet worden' - . " (PM 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 9 0 ; vgl. Tappert III S. 7 0 3 ) . Z u r neuen Leitung der Franckeschen Stiftungen vgl. N r . 1 0 0 0 Anm. 1 2 . (2) „Sontag d[en] 26 Mertz ... M[aste]r Schauer sprach vor und ich gab ihm ein Brieflein mit nach Tolpeh: [Tulpehocken] an H[errn]P[astor Christoph Emanuel] Schultze." ( P M 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 9 1 a f . ; vgl. Tappert III S. 7 0 4 ) .

1017. An Justus Heinrich Christian Helmuth

Providence,

25./27.3.1786

S[alvo] T[itulo] Geliebter Hertzens Freund und Bruder in Christo! Ihr Wichtiges vom 17 ten Merz a[nni] cfurrentis]1 empfieng ich am 23 sten eiusd[em] da ich eben wieder Anfall vom Fieber hatte und zum Lesen, Denken und Schreiben kein Vermögen hatte, auch noch nicht habe; bitte daher um Dero Gedult und Mitleiden wegen meiner Schwachheit, daß ich nur mit einem pro Memoria antworten dürffe. a) Von dem 3 Exemplaren der Agende2 habe eins an H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultz[e] gesandt, das Zweite werde mit nächstem an Hferrn] P[astor Johann Ludwig] Voigt über liefern und das Dritte zum tröstlichen Andenken selbst behalten. b) Die ersten abgedrukten Bogen vom neuen Gesangbuch3 pag: 1 bis 352 samt dem Register, habe in Schwachheit durch gesehen und finde nach meiner wenigen Einsicht mit Vergnügen, daß die vom Rev[erendo] Ministerio bestirnte Auswahl der ältern, mitlern und neuern Evangelischen Liedern glüklich getroffen. Die Erklärung verschiedener dunkeln Wörter und obsoleten Ausdrücke und Verbeßerung in manchen Liedern unserer Evangelischen Lehre und der Analogiae fidei [Glaubensübereinstimmung] gemäß zur Probe wohl gerathen sind. Daß auch die Correctur und Besorgung des gantzen Werks unserm Werthesten Herren Ministerii Praesidi [Justus Heinrich Christian Helmuth] und Secretario [Johann Friedrich Schmidt] nebst Ihren überhäufften Amts=Geschäfften, viele Sorge und Mühe verursachen müße! Dafür Sie wohl einen gewißen Gnaden Lohn von dem allergütigsten Welt=Heilande4 zu gewarten haben, aber auch wol von kurtzsichtigen Neidhardten, wie gewönlich, Stank für Dank 5 bekommen werden. Das gehört mit zum Creutz etc. Matth: 5,11,12. c) Ich suchte das alte sehr trostreiche und erbauliche Lied in K. [unter „K"] welches in unsrer Evangelischen] Mutter=Kirche zu Anfang des Gottes=Dienstes wie auch zu meiner Zeit in Philadelphia] pflegte gesungen zu werden: Komm

Nr. 1016/1017

11.3./25.3.(27.3.) 1786

827

Heiliger Geist Herre Gott, erfüll' mit deiner Gnaden Gut etc. 6 Konte es aber nicht finden. Vielleicht komt es noch im Anhange. Providentz d[en] 25 Mertz 1786.

H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg]

Contin[uatio] sub rosa: Sie fodern gütigst von mir, ich soll einmal mehr treuherzig mit Ihnen reden. 1) Sie scheinen bekümmert zu seyn, als ob Ihre gemachte Veränderung und Verbeßerung in verschiedenen Liedern unvollkommen und tadelhafft etc. seyn möchten; Ist es denn nicht vom Rev[erendo] Ministerio begehrt und zum Versuch probirt worden? Wem konte die Mühe und Arbeit füglicher aufgetragen werden als Solchen, die Gaben, Kräffte und Muth von Gott empfangen haben und geneigt sind sie zu Gottes Ehre anzuwenden? Je deutlicher und begreiflicher die zur Seligkeit nöthigen Warheiten in Prosa und ächter Poesie gemacht werden, desto nützlicher ist es für uns verirrete Menschen Kinder. Eine Probe und Versuch war, meines Erachtens, dismal Hinreichend. Solte durch Gottes Gnaden Beistand diese erste Auflage Eingang und Abgang in den Gemeinen finden und nach uns ein orthodoxes Ministerium verbleiben, so wird es Ihnen ja freystehen bey einer 2 ten Auflage die Verbeßerung fort zu setzen. 2) Sie belieben zu melden, daß das Buch ziemlich stark und dicke werde, woraus ich fast muthmaßte, als ob meine Vorrede zu weitläufftig und lange gerathen und die Dicke verursachte. 7 Mein Gott weiß! daß ich gar nicht mehr vermögend bin eine andére zu machen, welche auch erst einer Synodal Conferentz zur Censure vorgelegt werden müste, ja nicht einmal im Stande bin die vom Synodo approbirte abzuschreiben und zu verkürtzen. 3) Ich sende Ihnen dahero meine Handschrifft wieder zurük und bitte mir von Hertzens=Grunde folgendes aus und zwar Sub rosa unter uns beiden a) sehen Sie, optime Frater [bester Bruder], die Vorrede privatim noch einmal durch, durchstreichen oder thun aus alle pleonasmos, Tautologien oder Ausdrüken die Anstoß oder Ärgerniß geben könten. b) Sölten Sie finden, daß die Vorrede kürtzer seyn müste, so habe ich, doch ohnmaßgeblich, mit Klammern und Strichen am Rande gezeichnet, was etwa gemißet werden könte wenn Verkürtzung geschehen müste. c) Nur wolte ich nicht gern, daß meine Citationen und Extracte aus a) und b) i[d] e[st] aus der Zueignungs=Schrifft an die Schwedische] Societaet 8 [Pro Fide et Christianismo] und der moralischen Wochenschrifft gantz aus gestrichen werden möchten, d) Das aber, was Sie angemerkt nemlich daß die gemachten Veränderungen in den Liedern, wegen der Abwechslung der Sprache und dem heutigen Geschmacke nothwendig gewesen, das muß nothwendig mit in die Vorrede und was sonst noch zu erinnern nöthig ist wegen Einrichtung des Buches, und schikte sich wohl, wie Sie bemerkt, daß es voraus gesetzt etc. Ich habe ein Zettel bey gehefftet, es solte aber verbeßert werden. Ich bitte also noch einmal treu hertzig, Sie wollen mir zu liebe die Vorrede in Ordnung fügen, nach dem Sie selbige unter meinem Namen ausgezeichnet, laßen auf meine Kosten ins Reine schreiben und zum Druk wenns gefodert wird, über geben, ohne daß ich im geringsten nöthig haben solte die Abschrifft vorher noch einmal zu sehen. Gott wirds machen daß

828

Die Briefe des Jahres 1786

die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. etc. 9 Ohnmacht verhindert weiter zu schreiben, schließe also mit hertzl[icher] Empfehlung an Dero Werthes Haus und lieben Angehörigen und verharre zur Liebe verbundener Dero Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte. Providentz d[en] 2 7 Mertz 1 7 8 6 . P.S. Die abgedrukten Bogen samt dem Register, sende hiebey mit schuldigen Dank zurük. Einen Heldenmuth - erhalt' uns Höchstes Gut! Große und kleine Unternehmungen, die auf die Ehre Christi und Erbauung der Seelen abzielen, finden allemal Wiederspruch. Wenn Demetrius und seine Beyarbeiter Abbruch leiden, so fangen sie an zu rasen etc. 1 0 Doch nur getrost! ist Gott für uns in einer guten Sache, wer mag dann wieder uns bestehen? 11 To the Rev[eren] d Doctor Helmuth

Reinschrift in PM 95-Z 1

2 3

4 5 6

7

8 9 10 11

23 mit englischer

Übersetzung.

Der Brief war nicht zu ermitteln, zu den Beilagen nimmt Mühlenberg im folgenden Stellung. Vgl. das Tagebuch zum 2 3 . 3 . 1 7 8 6 (Tappert III S. 703). Zum vollständigen Titel vgl. Nr. 1014 Anm. 7. Die „Erbauliche Liedersammlung"; zum vollständigen Titel siehe das Abkürzungsverzeichnis. Vgl. Edward C. Wolf, „America's First Lutheran Chorale Book," in: Concordia Historical Institute Quarterly, 46 (1973), 5 - 1 7 . Vgl. Joh 4 , 4 2 ; 1 Joh 4 , 1 4 . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 7 7 6 . Kirchenlied, Wittenberg, 15. Jahrhundert, 1. Strophe. Die Strophen 2 und 3 stammen von Martin Luther, 1 5 2 4 . Es erscheint in der „Erbaulichen Liedersamnlung" S. 5 8 4 Nr. 6 9 0 unter „Zugabe einiger Lieder . . . " . Das Gesangbuch bietet auf 5 9 2 Seiten 7 0 6 Lieder. Mühlenbergs Vorrede umfaßt im Druck sieben Seiten, ein Anhang Helmuths, „Kurze Andachten, einer Gottsuchenden Sele, auf alle Tage der Woche und andere Umstände eingerichtet", 2 8 Seiten (auch separat veröffentlicht). Vgl. Germanica-Americana I Nr. 6 5 3 und Nr. 6 5 5 S. 2 7 0 - 2 7 2 . Von Johann Christoph Kunze verfaßt; vgl. Nr. 7 0 4 Anm. 1. Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt ( 1 6 7 5 - 1 7 2 3 ) . Vgl. Apg 1 9 , 2 3 - 4 0 . Vgl. Rom 8,31.

1018.

Christoph

Emanuel

Schultze an Heinrich

Melchior Mühlenberg [Tulpehocken, 27.3.1786]

Ich weiß nicht anders, als daß H[err] D[octor Johann Christoph] Kunze die Vorrede zu sich genommen, und daß sie die Approbation der damals gegenwärtigen Glieder gefunden1 . Meine Frau [Eva Elisabeth] gedenckt g[eliebts] G[ott Sie] auf den Maj zu besuchen. Ich werde es, da ich an 2 Orten wieder

Nr. 1 0 1 7 / 1 0 1 8 / 1 0 1 9

25.3./27.3./1.4.1786

829

junge Leute zum Unterricht an zu nehmen habe, wenn Gott Gesundheit und Kräffte erhält bis auf die Conferentz nach Pfingsten versparen müßen. Ich habe nach meinen Kräfften, die sich noch nicht völlig hergesteilet, ziemlich Arbeit mit Krankenbesuchen und Leichenpredigten, diesen Winter hindurch gehabt. Es sind in unserer Gegend seit einiger Zeit mehr Alte und Erwachsene gestorben als noch einmal, seit der Zeit ich hier wohne. Und da unser neuer Kirchenbau dieses Jahr im Wercke ist, so gibt es auch noch zufällige Geschaffte —. Mit Segens=Wunsch — verbleibe [Christoph] Emanuel Schultze.2 Abschrift 1

2

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S.

91a-b.

Es geht um Mühlenbergs Vorrede zur „Erbaulichen Liedersammlung". Das Original hatte er der Synodalversammlung in Lancaster vorlegen lassen und nicht zurückerhalten. Vgl. Nr. 1015 mit Anm. 5(1). Für die Zeit bis zum 1.4.1786 (= Nr. 1019) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 31 Mertz ... ich schrieb Antwort auf den gestern empfangenen Brief von H[errn]P[astor] Schultze, welches Brieflein Hr: [Philipp?] Breitenbach mitnehmen wird." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 91b; vgl. Tappert III S. 704).

1019. An Melchior Steiner

[Providence,

1.4.1786]

Hoch Edler, Werthgeschätzter Freund und Gönner! Sie haben mich nun schon viele Jahre her mit Dero Gemeinnützlichen Zeitung1 beehret und noch nie eine schuldige Vergeltung gefodert. Ich muthmaße wol nicht ohne Grund daß Ihre wohlthätige unverdiente Liebe gegen mich, noch von der intimen Hertzens=Freundschafft die zwischen Dero Wohlseligen H[err]n Papa [Johann Conrad Steiner]2 und mir obwaltete, herrühre etc. Indeßen verdiente ich nach Recht unter die gröbsten Undanckbaren Creaturen gezählet zu werden wenn ich nicht vor meinem Abschiede aus der Welt noch bezeugte, daß Ew[er] H[och] Edl[en] Liebes=Wohlthaten gegen mich mit schuldigster Dank=Begierde erkenne, dem Heiland der Welt um reiche Vergeltung bitte und mich Dero fernem Gewogenheit empfele H[einrich Melchior] M[ühlen]b[erg] der alte Cand[idatus] Mortis 3 Das bey gelegte Scherflein bitte doch ja nicht übel zu deuten noch zu verschmähn. Es soll nur ein Zeugniß seyn, wie gern ich danckbar wäre wenn Vermögen darzu hätte! Zeichen: An Hferrn] Melchior Steiner, Buchdrfucker] in Philadelphia]

Die Briefe des Jahres 1786

830

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 704. 1 2

3

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 91b.

Englische

Der Pennsylvanische Staatsbote, seit 1779 von Steiner 8c Cist verlegt. Johann Conrad Steiner (1707-1762); reformierter Prediger in Philadelphia; Vater des Buchdrukkers Melchior Steiner; enger Freund Mühlenbergs, der die Leichenpredigt für Steiner gehalten hatte; diese findet sich im Anhang der posthum veröffentlichten Predigtsammlung: Die herrliche Erscheinung des Herrn Jesu Christi zum Allgemeinen Weltgericht; Samt desselben Folgen für die Gerechten und Ungerechten, auf die endlose Ewigkeit: In achtzehn Predigten, Nach Anleitung der eigenen Worte des zukünftigen Richters Jesu, bey Matth. X X V . 31, u.s.f. vorgestellet, und wie zur Aufmunterung der Frommen, also zum Schrecken und Erweckung der Gottlosen, angepriesen von Johann Conrad Steiner, weyland Reformirten Prediger zu Philadelphia. Nebst der dem sel[igen] Verfasser am 7ten Julii des verflossenen Jahrs gehaltenen Leichen-Rede; und Kurzen Nachricht von dessen Lebens-Umständen, Philadelphia: Henrich Miller, 1763, 4 5 5 - 4 7 3 , vgl. Germanica-Americana I, Nr. 283 S. 139. Für die Zeit bis zum 6.4.1786 (= Nr. 1020) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 3 Apr[il]: ... des H[errn] Pf[a]rr[er Christian] Streits Schwieger Mutter ... überreichte mir ein Schreiben vom H[err]n Mag[ister] Christian Streit, datirt d[en] 22 Märtz 1786 zu Winchester in Virginia worin er Nachricht von seinen bisherigen Amts: Geschäften gibt und um Antwort bittet. Unser Mitschwäher H[err] Philip[p] Hall ... übergab mir einen Brief vom Rev[erendo] H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug, datirt Friedrichstown [Frederick] in Maryland d[en] 6"" Martii 1786. welcher Innhalt mir Kummer verursacht, weil daraus merke, daß seine Leibes=Kräffte sehr abnehmen, er viel zu leiden und gern Erleichterung hätte etc." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 92; vgl. Tappert III S. 705). (2) „Dienstag d[en] 4 April brachte mit Mühseligkeit unter heutigem dato eine Antwort auf H[errn] Mag[ister] Streits Schreiben zu wege, wenn etwa Gelegenheit nach Virginia vorfallen solte, suchte ihn damit auf zu muntern, weil sein Temperament zur Melancholie geneigt ist, wenn es was zu leiden gibt, bat ihn er möchte sich nach der Pastoral »Instruction 2 Corinth: 6,1=10 richten etc. und den Ausspruch B[eati] Lutheri in acht nehmen: Oratio, Meditatio et Tentatio faciunt Theologum." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 92; vgl. Tappert III S. 705). - Zum Lutherzitat vgl. Nr. 864 Anm. 9.

1020.

An Johann

Andreas

Krug

[Providence,

6./8.4.1786]

T h e u r e r H e r t z e n s = F r e u n d u n d B r u d e r in C h r i s t o ! Ihr W e r t h e s v o m 6 t e n M a r t i i a [ n n i ] c [ u r r e n t i s ] e m p f i e n g ich a m 3 t e n A p r i l . 1 I c h m u ß gleich v o r a u s u m Ihre G e d u l t bitten, d a ß w e g e n m e i n e r O h n m a c h t u n d z i t t e r n d e r H a n d n u r m i t e i n e m p r o M e m o r i a a n t w o r t e n d ü r f e 1) Ihr liebreiches H e r t z fließet erstlich ü b e r v o n S e g e n s = W ü n s c h e n für m i c h u n w ü r d i g e n a r m e n S ü n d e r u n d m e i n e k r a n k e F r a u [ A n n a M a r i a ] ! Sie leiten die A u s f l ü ß e a u s d e r r e c h t e n Q u e l l e d e r G n a d e u n d B a r m h e r t z i g k e i t G o t t e s in J e s u C h r i s t o h e r ; a l s o sind es n i c h t leere W ü n s c h e o d e r C o m p l i m e n t e a u s l ö c h e r i c h t e n B r u n n e n J e r e m : 2 , 1 3 . J o h 4 , 1 4 . s o n d e r n w e s e n t l i c h e u n d e w i g bleibende G ü t e r , w e l c h e p e r T h e o l o g i a m C r u c i s et L u c i s [der T h e o l o g i e des K r e u z e s u n d des L i c h t s ] a n g e b o t e n u n d inter t e r r o r i s C o n s c i e n t i a e [ u n t e r G e w i s s e n s p e i n ] e r l a n g e t w e r d e n e t c . 2 ) Sie h a b e n nieder

Anfechtung

geschlagen.

von

Innen

und

Außen

u n d w e r d e n zu weilen

sehr

W a s sind die U r s a c h e n ? A n t w [ o r t ] : a) die alte vieljährige

Nr. 1 0 1 9 / 1 0 2 0

1 . 4 . / 6 . 4 . (8.4.) 1 7 8 6

831

Schwachheit der Haemor[rhoides] caec[ae]2 und b) allerhand verdrießliche Umstände, so in den Gemeinen vorfallen etc. Hart genug: einen schmertzl[ichen] Pfahl im Fleisch3 und das Creutz noch oben drauf zu tragen. Das Creutz kan wol nicht vermieden werden, weil sich mein hertzl[ich] gel[iebter] Bruder gern nach der apostol. Pastoral Instruction 2 Cor: 6,1 = 10 richtet und großen Gnaden=Lohn dafür zu gewarten hat. Die Leibes=Schwachheit könte, wenns Gott beliebte, endl[ich] entweder gehoben oder gemindert werden mit Hallischer Arzeney, oder auch mit simpeln Mitteln4 weil bey Ihnen noch kein hohes Alter ist und die Vasa lymphatica und sanguifera [Lymph- und Blutgefäße] noch nicht verschlißen sind. Der weiland Doctor [Johann Samuel?] Carl rühmet gereinigten Salpeter i[d] e[st] Nitrum purificatfum] für solchen Zustand sehr, nemlfich] abend vorm Schlafengehen ein halb Thee Löffelgen voll vom Nitro in ein Thee Schälgen gethan, wenn Waßer drauf geschüttet, daß das Nitr[um] schmeltzet und denn getrunken und 8 Tage continuirt. Das solls Geblüte verdünnen und balsamiren. Wolten Sie aber lieber es mit der Hall[eschen] Arzeney versuchen, so wird Ihnen mein Sohn [Gotthilf] Heinrich [Ernst Mühlenberg] aus Lancaster damit dienen. Nun theurester Hertzens Bruder, laßen Sie uns auch einmal treuhertzig wegen leiblicher Umstände privatim mit einander conferiren: 1) Sie haben Gott sey Dank! die Salbung von oben und also partes omnes Theologiae verae theoreticae et practicae [alle Teile der wahren theoretischen und praktischen Theologie] und sich seit 1764 in diesem Lande ernstlich beflißen durch Gottes Beystand mit reiner Lehre und exemplarischen Wandel Ihren Beruf und Amte Genüge zu leisten; aber es fehlet Ihnen eine laute durchdringende Stimme, welches von der vieljährigen Leibes Schwachheit her rühret und den Applausum populärem [allgemeinen Beifall] vermindert, und wol schwerlich zu ändern stehet, wenn nicht Causa [Ursache] gehoben wird. — *Cicorien Wurtzel und Nitro.5

Entwurf unter dem 6.4.1786 im Tagebuch PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 92f. Im Anschluß vermerkt Mühlenberg: „Freitag und Sambstag d[en] 7 und 8 April schrieb ich den Brief an H[errn]P[astor] Krug verändert vollends ab, konte aber die Copie nicht weiter bringen wegen Ohnmacht" (S. 94). 1 2

3 4

5

Vgl. Nr. 1 0 1 9 Anm. 3(1). Haemorrhoides caecae sind Krampfadern, respektive Geschwulste der Mastdarmvenen, so daß der Stuhlgang Schmerzen bereitet. Unterschieden werden innere und äußere Haemorrhoides caecae. Vgl. Johann Heinrich Zedier, Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, 6 4 Bde., Halle und Leipzig 1 7 3 2 - 1 7 5 0 , 12. Bd., Sp. 119f. Vgl. 2 Kor 1 2 , 7 . Vielleicht handelt es sich bei diesen „simplen Mitteln" um die weiter unten erwähnten „Cicorien Wurtzel und N i t r o " . Vgl. Anm. 5. Dies notierte Mühlenberg, ohne eine Anbindung an den Text zu kennzeichnen.

832

Die Briefe des Jahres 1786

1021. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

10.4.1786

Neuprovidence d[en] 10 Apr[il] 1786. S[alvo] Tfitulo] Verehrungswürdiger Herr Praeses, Als Praeses liegt Ihnen, nächst Gott, die Besorgung unserer vereinigten Gemeinen, und insonderheit der Arbeiter, die von Halle hierher berufen und gesandt sind, auf dem Hertzen. Unser Mitbruder, Pastor [Johann Andreas] Krug hat seit 1764 die kritlichen [streitsüchtigen] neben Gemeinen in Reading und Maryland mit reiner Lehre und gottseligen Wandel, unter Kummer und Leiden bedienet. Er ist meines Erachtens der lateinisch=griechisch=Hebraeische und Englischen] Sprachen kundig, ein Israelit, in dem kein Falsch [Joh 1,47], und Meditatio, Oratio, tentatio atque Experientia fecerunt Eundem verum Theologum, August[anae] confessioni deditum. 1 Nur fehlet ihm eine helle lautende Stimme für große Kirchen. Sein Beruf von Hochw[ürdigen] Vätern erstreckte sich mit über die 3 ersten Gemeinen Philadelphia, New] Hannov[er] Provid[ence]. Theurer Herr Praeses, Sie haben mir erlaubt treuhertzig mit Ihnen zu conferiren: könte der weit entfernte Bruder nicht näher herbey gerufen werden und als Helfer der Gemeine in Philadelphia] dienen? 2 Z[um] E[xempel] Sie, H[err] Bruder, sind der erste, komt ein berufener von Halle der der Gemeine anstehet, so wäre er der Zweite, und Herr Krug der dritte und könte als Inspector über die Schule und selber ein oder andere Stunde in der Schule zu informiren oder cathechesiren, auch Gottes=Dienst in der alten Kirche und Taufen etc. etc. versehen und Kranke besuchen, ja auch wol gar im äusersten Nothfall für Sie in der Universitaets Classe vicariren. So könten auch füglicher die Filiale in Cohänsi [Cohenzy], Barrenhill und dergleichen] besucht werden. Ich glaube gewiß Sie würden einen treuen Freund an ihm haben und er Ihrem guten Rath gerne folgen; aber woher nehmen wir Brodt? Dabey fiel mir das Lied ein: „Du bist ein Mensch, das weist du wohl etc."3 Das 3 t e Gemein Häusgen wäre hinreichend für Wohnung, das übrige Nothwendige würde die geehrte Corporation auch wol finden. Die Frau [Henrietta] Krugin würde sich freuen wenn sie wieder heim an ihren Geburts=Ort käme, wo ihr seliger Vater [Johann Friedrich Handschuh] der Gemeine so treulich bis in den Tod gedienet hat. Gesetzt die verschriebene Prediger kämen nicht so balde, wie gehofft, von Halle an 4 und Herr Pastor [Johan Friedrich] Schmid[t] solte wieder nach Germantown ziehen, so würden Sie wieder allein gelaßen seyn unter der allzu schweren Last, und so wäre es doch Ihnen und der Gemeine erträglicher, wenn Sie den H[errn] Krug zum Helfer hätten und so bliebe die zweyte Prediger Stelle doch offen. Herr Krug und seine Ehe=Genoßin sind gewohnt mit Wenigem haus zu halten, und im Fall sie solten Mangel leiden, so würden sie doch etwas Antheil g[eliebts] G[ott] an den Interessen [Zinsen] des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms] Rfödelheimischen] Legats bekommen, wenn meine dies vitae [Lebenstage] zum Ende gelaufen und unsere S[alvo]T[itulo] wertheste Hh. [Herren] Mandatarii desfalls gehörige Vorstellung bey Hochwürdigen Herrn Director Dr: Schultz [Johann Ludwig Schulze] und Con=Directoren Pastor [August Hermann] Niemeyer und Dr: [Christian Georg] Knapp thun werden, weil

Nr. 1021/1022

10.4./19.6.1786

833

die Interessen eigentlich für die von Halle berufene hieher gesandte, abgearbeitete arme hülflose Prediger bestimmet oder auch ihren armen Witwen im Nothfall zugedacht sind. Homo proponit etc. 5 mit hertzl[icher] Empfelung verbleibe Dero beschwerlicher fürbittender [Heinrich Melchior] Mühlenberg P. S Das Paquet mit den gedrukten Liedern werden Sie hoffentlich wieder empfangen haben: 6 ich konte nicht eher Gelegenheit finden. 7

Reinschrift 1 2 3 4

5 6 7

in PH 48-E

1. Eigenhändige

Abschrift

im Tagebuch

PM 95 Nr. 25 1785-86

S. 94f.

Vgl. Nr. 869 Anm. 9. Zur Lage Krugs vgl. Nr. 1039, zu weiteren Vorschlägen Mühlenbergs Nr. 1040-Nr. 1042. Kirchenlied von Paul Gerhardt. Im August 1786 kam Johann Friedrich Weinland in Philadelphia an, er besuchte Mühlenberg im Oktober; vgl. Nr. 1030. ... Deus disponit. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Vgl. Nr. 1017. Für die Zeit bis zum 19.6.1786 (= Nr. 1022) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 9 Maii. empfieng ein paar Zeilen vom H[errn]P[astor Christoph Emanuel] Schultze, datirt den 7 Maii a[nni]c[urrentis]. Berichtend, daß die Frau [Eva Elisabeth] Schultze g[eliebts]G[ott] erst zu Ausgang des Maii zu uns zu kommen gedächte, daß er selber g. G. am Sontage nach Pfingsten der Synodal Conferentz in Philadelphia] beizuwonen gewillet wäre: daß der alte Vater [David] Schä[f]fer entschlafen /:er war ein rechter Israelite [Joh 1,47]:/." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 97b; vgl. Tappert III S. 706). (2) „June 5 ... Hatte auch Besuch von Mess[ieu]" Köth, Bauer, und Richard, Ältesten der Gemeine auf Barren Hill und brachten ein Schreiben von M[aste]r Henrich Katz datirt d[en] 20 April 1786." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 101a; vgl. Tappert III S. 708). (3) „Montag d[en] 12 June ... [Friedrich August Conrad Mühlenberg] übergab mir auch ein Schreiben von den Hh. [Herren] Ältesten und Vorstehern aus Ebenezer: datirt d[en] 29. April 1786." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 101a, verso; vgl. Tappert III S. 708).

1022.

Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

an Heinrich

Melchior Lancaster,

Mühlenberg 19.6.1786

Durch göttliche Vorsehung sind wir wohlbehalten letzten Sambstag um 4 Uhr angekommen. 1 Bios in der Schulkiel [Schuylkill] hätte ich fast Schaden gelidten. Jederman sagte, ich könte ohne die allergeringste Gefahr durch faren - Ich war kaum 10 Schritte gefaren als das Waßer über die Chaise [Reisewagen] lief und ich bis an die Waden im Waßer sitzen muste. Der Gaul stelte sich ungeberdig, doch gieng alles ohne sonderlichen Schaden ab. Ich lies meine Frau [Maria Catharina Mühlenberg] und Kind ins Boot gehen. Gelobet sey Gott! Daheim habe ich alles wohl angetroffen, es ist auch gar nichts in meiner Abwesenheit vorgefallen. H[err] P[astor Johann Andreas] Krug ist Sambstags

834

Die Briefe des Jahres 1 7 8 6

spät hier angekommen, hat Sontags hier gepredigt und Montags seine Reise fortgesetzet etc. etc. Lancaster d[en] 19 Jun[i] 1 7 8 6 . Abschrift 1

von Mühlenbergs

[Gotthilf] He[i]nr[ich Ernst] M[ühlen]b[erg]

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 105f.

Auf der Rückreise von der Synodalversammlung in Philadelphia, 1 1 . - 1 4 . 6 . 1 7 8 6 , und Besuch bei den Eltern. Vgl. Tappert III S. 7 0 8 f .

1023. An Justus Heinrich Christian Helmuth

Providence,

20.6.1786

S[alvo] T[itulo] Hertzlich Geliebter Herr Doctor. Hiermit sende die mir gütigst communicirte Schriften wieder zurück und danke Ihnen hertzlich für die Mittheilung! 1 Die Englische Schrift ist weiter nichts als eine Copie, die ich selber von dem Original abgeschrieben und mit dem Original verglichen werden kan. Sölten Sie, theurester Herr Bruder, es nöthig und rathsam erachten, so werden Sie die Gütigkeit erweisen und meine hier beygeschloßene Anmerckungen der Geehrten Si Michaelis» und Zions Corporation vorlegen. 2 Als unserm Gelfiebten] H[errn] Praeses und Past[or] prim[arius] Philadfelphiae] liegt Ihnen auch, so viel möglich, die Sorge auf für das Häuflein in Whitemarsh oder Barrenhill. Kirche und Grund stehet unter der Jurisdiction und Schutz der Si Michaelis etc. Corporation. Bemeldte Corpforation] hat es in einer Lease [Pachtvertrag] bestimmt und verordnet für eine Schul Anstalt und Evangelisch=Lutherischen Gottes=Dienst. A[nno] D[omini] 1 7 6 5 ward dazu eine Kirchen= und Gemein Ordnung vest gesetzt. 3 Das beygelegte Brieflein 4 zeigt einig maßen, wie es gegenwärtig mit der Sache stehe. Ich habe versprochen des falls mit Ew[er] H[ochwürden] M[agister] Dr. H[elmuth] zu conferiren und werde bey Gelegenheit die bemeldte Kirchen=Ordnung und den ganzen Verlauf von der Barrenhiller Sache an Ew[er] Hochw[ürden] übersenden. Es ist ein grober Fehler, daß die Leute den frembden M a n n [Johann Caspar Hörner] 5 zum Prediger angenommen ohne das Rev[erendum] M i n i s t e r i u m ] in Philadelphia] zu fragen. Doch muß man auch Mitleiden mit den Unwißenden haben etc. Weil es ein armes Häuflein ist, und die Vorsteher es für ein groß Glück achten, wenn sie einen Prediger haben könten der auch zugleich in den Wochen Tagen Schule hielte. Vielleicht möchte es für Interim nicht undienlich seyn wenn der Rev[erendus] H[err] Praeses den M a n n examinirten und nach Befindung reiner Lehre, Attestaten und Ordinations Scheine, erlaubten daselbst zu dienen bis auf weitere Einsicht during good Behaviour [so lange er sich wohl verhält] nach der Kirchen Ordnung. Beßer etwas als gar nichts - . Übrigens schließe mit hertzlicher Empfelung an Dero gantzes Haus und Gemeine Providentz d[en] 2 0 June 1 7 8 6 .

Heinrich [Melchior] Mühlenberg der alte.

Nr. 1 0 2 2 / 1 0 2 3 / 1 0 2 4

19.6./20.6./28.6.1786

835

Reinschrift in der Historical Society of Pennsylvania, Philadelphia; Simon Gratz Autograph Collection, Alphabetical Series. - Die Anschrift lautet: „The Rev[eren]d Doctor Helmuth Philadelphia." 1

2

3 4 5

Im Tagebuch führt Mühlenberg die Beilagen genauer auf: „Dienstag d[en] 20 June: schrieb ich mit Mühseligkeit wenige Zeilen an H[errn] Dr: Helmuth meldend a) daß seine, mir durch H[errn] Mag[ister Gotthilf Heinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] communicirte Schriften wieder zurük sendete b) wegen der Barrenhiller Sache, meine Opinion [Meinung] c) Wegen Mißverständnis einer Copie von einem Bond [Schuldschein] datirt d[en] 1 June A[nno]D[omini] 1773. d) legte mit bei einen Brief von M[aste]r He[i]nrich Katz eines Ältesten von Barre[n]hill datirt d[en] 2 0 April an mich übergeben am Pfingst Montage d[en] 5 Jun[i] a[nni]c[urrentis], e) folgende Anmerkungen ... [siehe Anm 2 ] . " (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 101b, 102; vgl. Tappert III S. 709). Der Text findet sich im Tagebuch PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 102f.: ,,S[alvo] T[itulo] Werthester Herr Doctor Helmuth, Sie wollen so gütig seyn und der Geehrten St. Michaelis und Zions Corporation folgende Anmerkungen vorlegen: Das so genante Bond ist nur eine Copy oder Abschrifft von einem Corporation Bond für 100 £, welches gleich zu ersehen ist aus den Unterschrifften, die ich copiert habe, nemlich a) Im Monat June 1773 liehe ich, als Attorney [Rechtsvertreter] des S[olms] R[ödelheimischen] Legats 100 Pfund an die Geehrte Corporation und empfieng dafür ein Einfaches Bond an die Hochw[ürdigen] Administrators des Legats. Das Einfache Bond behielte ich in Verwaherung, nahm eine Copy davon und sandte die Copy an die Herren Directores des Legats in Halle. b) Im Monat January 1774 liehe ich abermal vom Legat 100 Pfund an die Ehrsame Corporation und empfieng dafür ein Einfaches Bond, sandte aber keine Copy davon an Hochw[ürdige] Väter, sondern gab nur Nachricht davon in der Rechnung. c) Zu Anfange des 1776 Jares bezalte der damalige Geehrte Herr Treasurer [Schatzmeister] der Corporation die 200 Pfunde in Continental Papier Gelde wieder an mich zurük, und ich übergab ihm die 2 einfache Bonds zurük. d) Im Jare 1783 bezalte die Corporation die vom Legat geborgte 300 £ an mich als Attorney zurük, und ich übergab das in meiner Verwahrung gewesene Duplicat Bond an dieselben. Weil aber ein Duplicat von den 300 £ noch in Verwahrung bei dem Hochw[ürdigen] Director des Legats war, und die Ehrsame Corporation deswegen von mir ein Schadlos haltend Bond verlangte, welches ich durch den WohlEdlen Herrn Christoph Becker am 3 January 1785 unterschrieb und solches an die Herren Directores meldete und um die Übersendung des Duplicats bat, und dieselbe nun erfolget sind; so hoffe ich, die Geehrte Corporation werde so geneigt und gütig seyn und mir mein Schadlos haltend Bond wieder zurük geben laßen. Alles und jedes was die S: Michaelis und Zions Corporation von dem S[olms] R[ödelheimischen] Legat zu meiner Zeit geborgt und wieder bezalt hat, das ist richtig bemerkt in den Minutes oder Protocolls, wie auch in denen von Geehrten Herren Treasurers [Schatzmeister] jährlich öffentlich abgelegten Gemein=Rechnungen in der Einnahme und Ausgabe zu finden und aus den eingelöseten Banden zu ersehen. Womit verharre Dero alter abgelebter Diner: Providentz d[en] 2 0 June 1786. Heinrich [Melchior] Mühlenberg." Vgl. Bd. III Nr. 345. Von Heinrich Katz, s. Anm. 1 und Nr. 1021 Anm. 7(2) Johann Caspar Hörner ( 1 7 3 8 - 1 7 9 4 ) ; nicht authorisierter lutherischer Pastor; Geburtsort nicht bekannt; 1 7 8 5 - 1 7 8 7 Schullehrer und Prediger in Barren Hill; erhielt nach einer Prüfung durch Friedrich August Mühlenberg keine Lizenz zum Predigen; 1 7 8 7 / 8 8 - 1 7 9 4 in der Gegend um Hummelstown als Prediger tätig, ohne jemals vom Ministerium authorisiert zu sein.

1024.

An [Christoph

Emanuel

Schultze]

Providence,

28.6.1786

Teurester Herr Pastor! Gottes Güte sey gepriesen, die Sie beiderseits wohl bewaret heimgebracht und die lieben Angehörigen wohl vorfinden laßen. Die verlangte Schrift 1 konte ich

Die Briefe des Jahres 1786

836

selber n i c h t a b s c h r e i b e n , h a t t e a u c h keine G e l e g e n h e i t sie a b s c h r e i b e n zu l a ß e n , weil der J u s t i c e [ R i c h t e r ] a u f der C o u r t [ G e r i c h t ] u n d sein C l e r k [ G e r i c h t s d i e n e r ] m i t H e u m a c h e n beschäfftigt w ä r e n . Ich sende d e s w e g e n m e i n J o u r n a l B u c h , w o r i n die U r k u n d e p a g : 6 8 s e q [ u e n t e s ] zu f i n d e n . 2 B e m e l d t e s B u c h k a n einige Z e i t m i t sicherer Gelegenheit w i e d e r h e i m g e l a n g e n . Die bestellte S a c h e n : Spanfisch] B r a u n e t c . 3 w i r d der J u s t i c e b e s o r g e n , w e n n er balde g e n u g v o n der C o u r t h e i m k o m t , ehe der T o l p e h : [ T u l p e h o c k e n ] M a n n v o n der S t a d t z u r ü k k o m t u n d v o r s p r i c h t . M e i n U n v e r m ö g e n z u m S c h r e i b e n will d i s m a l n i c h t s m e h r e r l a u b e n als n u r n o c h v o n H e r t z e n zu b e z e u g e n , d a ß m i t A n w ü n s c h = u n d E r f l e h u n g g ö t t l i c h e n B e i s t a n des u n d Segens, v e r h a r r e D e r o s c h w a c h e r D i e n e r : H e i n r i c h [ M e l c h i o r ] M ü h l e n berg.4 P r o v i d e n t z d[en] 2 8 J u n i i 1786.

Reinschrift 1 2 3 4

in PM 95 D 7.

Siehe Anm. 4(1). Der Text ist abgedruckt in Bd. III Nr. 372 Anm. 64. = braunrotes Pigment, hier wohl zur Tintenherstellung verlangt. Für die Zeit bis zum 4.8.1786 (= Nr. 1025) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 28 June empfieng einen Brief vom H[errn]P[astor] Schultze berichtend, a) daß er und seine Frau [Eva Elisabeth Schultze] unter Gottes Schutz wohl bewaret heim gekommen, und die Ihrigen wohl vorgefunden, b) Daß über 3 Wochen der Grundstein zu einer räumlichen Evangelisch«Lutherischen Kirche in Tolpehoken gelegt werden solte. c) daß ich ihm eine Copie von der Schrifft schiken möchte, die 1766 in den Eckstein von der Zions Kirche in Philadelphia gelegt worden etc. etc." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 105; vgl Tappert III S. 710). (2) „Donnerstag d[en] 6 July schrieb einige Zeilen an S[alvo]T[itulo]H[errn] Dr: [Justus Heinrich Christian] Helmuth a) wegen Barrenhiller Kirchen Sachen und verlangte seinen Rath und Wink, ehe ich auf M[aste]r [Heinrich] Katz seinen Brief antworten könte, und sandte ihm zu dem Ende a) die B[arren] H[ill] Kirchenordnung, ß) den gantzen Verlauf, wie es mit dem Schulhaus» und Kirchen=Bau ergangen, b) legte eine Copie mit bey von dem Briefe, welchen am 12ten June a[nni]c[urrentis] von den Hh. [Herren] Ältesten und Vorstehern der Ebenezer: Gemeine empfangen und bat er möchte dieselbe mit in sein Paquet nach Halle schließen, c) ersuchte ihn, er möchte auf mein Credit dem jungen H[errn] Grotian zum Douceur [Trinkgeld] 2 £ 5 shfilling] geben, wenn er noch da und unter seiner Aufsicht wäre, d) Wenn etwa der für Ebenezer berufene Missionair mit dem Rev[erendo] H[errn Johann Friedrich] Weinland in Philadelphia] ankommen solte, so möchte H[err] Dr: H[elmuth] die gütige Aufnahme eines so werthen Gastes besorgen bis auf weitere Fortreise zum Ziel." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 107; vgl. Tappert III S. 710f.). (3) „Freitag d[en] 7 July ... Ich empfieng ein Schreiben von unsrer Tochter Fr[au Margretha Henrietta] Kuntzin aus Neuyork, datirt d[en] 4ren July a[nni]c[urrentis] worin Sie meldet, ,daß sie, da sie früh morgens von Philadelphia] abgefaren, noch am selben Abend um 8 Uhr unter Gottes gnädigstem Schutz wohl bewaret in Neuyork angekommen: sind bei 100 Englische] Meilen. Die kleinste Tochter [Maria Magdalena] sey auf dem Weg mit Diarrhea und Vomiren [Durchfall und Erbrechen] geplagt, aber hernach wieder beßer worden. So auch d[as] Söhnlein [Carl] Henrich habe sich nach seiner Unpäslichkeit wieder erholt.'" (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 108; vgl. Tappert III S. 711). (4) „Freitag d[en] 14 July empfieng ich vom Rev[erendo] H[errn] Dr: [Johann Christoph] Kuntze ein ungemein Liebreich und tröstliches Schreiben datirt: Neuyork d[en] 10 July a[nni]c[urrentis]

Nr. 1024/1025

28.6./4.8.1786

837

gleichsam zum Abschiede, weil wir wol einander in dieser Welt nicht mehr von Angesicht sehen würden." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 109; vgl. Tappert III S. 711). (5) „Vom 24 bis 29 ]uly ... [Johann Peter Gabriel und Friedrich August Conrad Mühlenberg] brachten mir einen Brief mit von M[aste]r W[illia]m Weaver, worin er begert, daß ich seiner Frau Elisabeth, gebornen Heilmannin, und ihrer Geschwister Zeit der Geburt und Taufe aus dem Neuprovidencer Kirchen Buche extrahiren und senden möchte, nemlich des vieliärig gewesenen Mitgliedes der Provid[ence] Gemeine Johannis Heilmans und seiner Frau Anna Maria Kinder." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 110f.; vgl. Tappert III S. 712). (6) „Montags dien] 31 July ... Ich schrieb heute zum ersten Mal wieder etliche Zeilen zur Antwort an meinen Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg] A[rtium] M[agister] in Lancaster auf sein Werthes vom 19 June a[nni]c[urrentis = Nr. 1022], welches empfieng am 29 June ac." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 111; vgl. Tappert III S. 712). (7) Dienstags d[en] 1 August schrieb ich mit genauer Noth einen Brief an den Rev[eren]d H[err]n P[astor Johann Andreas] Krug in Friedrichs Stadt Maryland, dankte für seinen letzten liebreichen Besuch etc." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 111; vgl. Tappert III S. 712). (8) „Mittwoch d[en] 2 Aug[ust] ... ich empfieng einen Brief vom Rev[erendo] H[errn]P[astor] Schultze, datirt Tolpeh. [Tulpehocken] d[en] 21 sten Julii a[nni]c[urrentis] worin er berichtet: ,daß am Montage d 17 ,en Julii ac. der Grundstein zu einer Evangelisch=Lutherischen großen massiven steinern Kirche in Tolpehacon gelegt worden, wo der Rev[erendus] P[astor] Mühlenberg aus Lancaster mit bei gewont und eine Rede gehalten über Psal: 27,4,5 prop[ositio] billige und nöthige Gesinnung gegen die Gotteshäuser und daß am Montage d 31 Julii ac. g[eliebts] G[ott] der Eckstein gelegt werden solte. Sein Wunsch sey: Gott wolte ihr Vornehmen segnen und dadurch seines Namens Ehre und ihr Heil befördert werden laßen! Sie seyn so gütig und bitten mit mir darum etc. Ew[er] Schultze'." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. l l l f . ; vgl. Tappert III S. 712). (9) „Donnerstag d[en] 3 Aug[ust] empfieng einen Brief von meinem bei 40 Jare her gekanten alten Freund H[err]n Pf[a]rr[er Michael] S[ch]latter auf Chestnut Hill, worin er meldet, daß er nun das 70ste Jar seines Alters erreichet habe, und sich bedanket für erwiesene Freundschaft etc. etc." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 112; vgl. Tappert III S. 712).

1025.

Christoph

Emanuel

Schultze

an Heinrich

Melchior

Mühlenberg

[Tulpehocken,

4.8.1786]

U n s e r e F r e u n d e k a m e n e b e n bey u n s a n , d a ich a u f d e m F u n d a m e n t u n s e r e r n e u e n K i r c h e n s t a n d u n d eine P r e d i g t bey L e g u n g des E c k s t e i n s u n d V e r s c h l i e ß u n g der U r k u n d e n hielt v o r einer g r o ß e n A n z a h l v o n M e n s c h e n , die sich z u m theil v o n e n t f e r n t e n G e g e n d e n e i n g e f u n d e n . 1 M e i n e B e t r a c h t u n g w a r ü b e r E p h e s : 2 , 1 9 = 2 2 v o n d e m h e r r i s c h e n ] Z u s t a n d der K i r c h e C h r i s t i u n d ihrer Glieder. D e r H e r r g a b bey d e r C o l l e c t e einen Segen v o n b e y n a h e 4 4 £ , w o r ü b e r ich m i c h a u c h m i t g e f r e u e t , weil d e r g l e i c h e n i m L a n d e e t w a s seitens ist e t c . [Christoph] Em[anuel] Sch[ultze]2

Abschrift von Mühlenbergs 1 2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 113.

Vgl. Nr. 1024 Anm. 4(8). Für die Zeit bis zum 11.8.1786 (= Nr. 1026) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 4 Aug[ustj schrieb ich ein paar Zeilen zur Antwort auf H[err]n P[astor]

838

Die Briefe des Jahres 1 7 8 6

Schultzes Brief. Dankte für die Nachricht wegen des neuen Kirchen Baus, und erinnerte wegen seiner 2 ältesten Söhne Henry [Christoph Emanuel] und [Johann] Andreas [Melchior]." ( P M 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 1 1 2 ; vgl. Tappert III S. 7 1 3 ) . (2) „Am 1 0 . Aug[ust] empfieng einen Brief v o m Rev[erendo Gotthilf] H[einrich E m s t ] M[ühlenberg] aus Lancaster mit 2 Büchern, datirt d[en] 3 1 Julii a[nni]c[urrentis]." (PM 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 1 1 3 ; vgl. Tappert III S. 7 1 3 ) .

1026. Justus Heinrich

Christian

Helmuth

an Heinrich Melchior Philadelphia,

Mühlenberg 11.8.1786

Philadelphia] d[en] l l t e n Aug[ust] 1786: Tit[ulus] Nein, ich kann es nicht länger aufschieben, an Ew[er] zu schreiben, aber doch nur das allernothwendigste vor dismal, ich werde ein ander mal suchen meine Schuld in Beantwortung Dero teuer geachteten Zuschrifften ab zu tragen. Von den Grundrenten [Pachten] habe noch weiter nichts bekommen können, als was M[aste]r [Martin] Rau gezahlt hat - von des [Lorenz] Cunzes [Kunzes] Lott [Grundstück] wurde Papier Geld angetragen, welches aber nicht nehmen wolte und so habe ich bißher gar nichts erhalten können - Der alte M[aste]r [Jacob] Weiss glaub ich, kann auch nicht wie er gern will in diesen Geldklemmen [= armen] Zeiten; unterdeßen schicke ich das Gantze, weil ich jetzt daßelbe gar wohl entübrigen kann, bis ichs von M[aste]r Schreiner und M[aste]r Weiss es wieder bekomme - Es thut mir würcklich sehr leid, daß Ew[er]; so lange darauf haben warten müßen - Auf Dero Ordre habe dem M[aste]r Grotian £ 2 - 5 - 0 bezalt, deßen Empfang er in beykommenden Briefe wohl bescheinigen wird. Das Gantze was dieselben zu empfangen, war Cunzes Lott £ 3-16 - 6 Raus 4 - 1 - Weiss 7 - 5 - bezahlt an Grotian bleibt

1 5 - 2 - 6 - 2 5 12-17

- 6

welche Summe hiebey übersende. Nun noch eine große Bitte, die mir Ew[er] nicht abschlagen wollen - Hiebey übersende den Anfang von dem Gebet Büchlein das an unser Gesang=Buch gedruckt wird;1 ich laße alles rein und deutlich abschreiben und Raum laßen, daß es kann verbeßert und verändert werden, wo es nötig ist und diese Verbeßerung und Veränderung bitte ich recht sehr von Ew[er] - so bald die übrigen Bogen abgeschrieben sind, werde ich dieselben auch nach schicken - ich bin in einem großen Gedränge, Sie müßen mir helfen und mein beschwertes Hertz durch Dero Unterstützung erleichtern - So bald dieselben mit diesem Anfange fertig sind, so belieben Sie die Bogen wieder herunter zu schicken, weil sie der Drucker bald nötig haben wird - Ew[er] werden doch mit in dieses Werck gezogen, in dem ich denenselben keine Ruhe laßen werde, bis Sie mir

Nr. 1025/1026/1027

4.8./11.8./19.8.1786

8 39

erlauben ohngefehr folgende Zeilen vor dasselbe drucken zu laßen: „Ich habe die nachfolgende Andachten, ehe sie dem Drucker übergeben worden, auf Begehren des Verfassers durch gesehen und verändert und gebe hiemit meine Genehmigung sehr willig durch meines Namens Unterschrifft zu erkennen. Heinrich[Melchior] Mühlenberg Senior des Ministeriums." Dero Vorrede bleibet wie Sie dieselbe nieder geschrieben - Das Buch ist nun am fertig seyn und meine Gemüths=Unruhe wird zu weilen größer zu weilen geringer - Es kostet viel Gebet und Seufzen - Gott erbarme sich - Meine und der Meinigen hertzliche Empfehlung an Sie und die liebe alte Mutter [Anna Maria Mühlenberg] - Ich bin Dero gantz unbrauchbarer [Justus] H[einrich Christian] Helmuth.

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 713f. 1

PM 95 A Nr. 25 1785-86

S. 114f.

Englische

Vgl. Nr. 1017 Anm. 7.

1027. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

19.8.1786

Providentz d[en] 19 Aug[ust] 1 7 8 6 . Teurester Herr Praeses! Am 16 Aug[ust] a[nni] c[urrentis] habe Dero Paquete 1 richtig empfangen, nemlich: das Protocoll, 2 die Grundrente [Pacht], die ersten Früchte der Singeschule, 3 einen Brief von M[aste]r Grotian 4 und den Anfang von dem Gebetbüchlein. 5 Bemeldten Anfang habe ich verschiedene male mit Bedacht durch gesehen und muß an meinem geringen Theil vor Gott ohngeheuchelt bezeugen, daß der Inhalt die deutlichsten Warheiten und Bewegungs=Gründe zur ächten Buße, wahren Glauben, täglichen Heiligung und Erneuerung, wie auch zum schuldigen Lobe Gottes anpreise. Es sey ferne von mir, daß ich was daran verändern könte oder solte! Mein Bitten im Kämmerlein ist vielmehr, daß Gott der Herr den geliebten Verfaßer unter andern so vielen Amts=Lasten, durch den kräfftigen Beystand seines heil[igen] Geistes stärcken und erhalten wolle, damit das Übrige, wie der Anfang, auch wohl gerathen möge! O b es Ihnen wol viel Gebet und Seufzen kostet etc. etc. Könte ich doch nur etwas zur Dero Erleichterung beytragen, wolte es von Hertzen gerne thun, wolte auch gern zugeben, daß mein Zeugniß vor das Gebet=Büchlein gesetzt würde, wenn Mein Name nicht mehr Neider, Haßer und Feinde als Freunde hätte und der Sache mehr Schaden als Nutzen verursachen dürffte. So dürffte es auch nicht heißen: „ich habe die Andachten verändert" etc. 6 Das Ministerium würde sagen: Wir haben es dem

840

Die Briefe des Jahres 1786

Rev[erendo] H[errn] Dr: Helmuth aufgetragen, was maßet sich denn der alte M[ühlen]b[erg] emer[itus] an zu verändernf Z u dem könte es auch scheinen, als ob das Ministerium oder Praeses dem Emerito subordinirt wäre, welches bisher noch nicht statt gefunden, noch gesucht worden. Vielleicht paßte mein armes Zeugniß füglicher in die Vorrede, da w o es heißt: „Dieses voraus gesetzet, so etc." Doch laße es gäntzlich Dero Gutbefinden über, wenn und w o sichs schicket. Die Sache mit dem Gesang Buch hatte das Beste unserer Gemeinen zur Absicht. Gute Sachen finden ins gemein viele Schwierigkeit groben und subtilen Wiederspruch etc. So ist es unserm Herrn und Meister in der Welt selber ergangen, wie können dann seine armen Diener gantz davon frey seyn? W a r u m soll ich mich dann grämen? etc. etc. 7 Übrigens sage Ihnen mein Teuerster Herr Bruder den schuldigsten Dank für die anhaltende Beweise Ihrer Liebe gegen mich und verharre nebst hertzlicher Empfelung an dero Werthes Haus, Ihr ohnmächtiger Mitstreiter und Mitleider Heinrich [Melchior] Mühlenberg P.S. Anbey sende das Protocoll und den gesegneten Anfang der Gebets=Andachten zurück. M[aste]r Grotian verlanget, ich solte an ihn schreiben, was wegen Mangel der Kräffte unmöglich. Bitte bey Gelegenheit mich zu entschuldigen. 8

Reinschrift in PM 95 - Z 23 mit englischer Übersetzung. Eigenhändige Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 116f. Auch in Tappert III S. 714 1 2

3

4 5 6 7 8

Nr. 1026 mit Beilagen. Der Synodalversammlung vom 11. bis 14. Juni in Philadelphia; vgl. Documentary History S. 206-212. Liedtexte von Helmuth für den Musikunterricht des Lehrers David Ott an der Pfarrschule verfaßt; vgl. Nr. 906 Anm. 3. Nicht erhalten; zum Anlaß vgl. Nr. 1024 Anm. 4(2) unter c). Helmuths Anhang zur Erbaulichen Liedersammlung; vgl. Nr. 1017 Anm. 7. Vgl. den Textvorschlag von Helmuth (Nr. 1026). Kirchenlied von Paul Gerhardt. Im Tagebuch fügt Mühlenberg noch an: „Bey Durchlesung der bemeldten Andachten habe bemerket, daß im Abschreiben hie und da ein Comma ausgelaßen und a für o gesetzt wurden." (PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 117; vgl. Tappert III S. 714). Für die Zeit bis zum 18.9.1786 (= Nr. 1028) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag dien] 21. Aug[ust] schrieb ich Antwort auf meines Sohns Geliebtes vom 31 Julii a[nni]c[urrentis] und agnoscirte die 2 Bücher a) für mich, b) für H[errn Johann Ludwig] Voigt zum Present." (PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 117; vgl. Tappert III S. 715). (2) „Mittwoch d[en] 23 Aug[ust] ... gab auch den Brief mit den Taufscheinen wegen des Johannis Heilman's Familie an M[aste]r William Weaver mit." (PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 118; vgl. Tappert III S. 715). (3) „Mittwoch d[en] 6 Septemb[erj: ... Ich hatte heute so viel Vermögen, daß an meine Tochter, die Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin Antwort auf Ihre Briefe, schreiben konte; weil H[err] Kucher versprochen bei seiner Retour mein Schreiben mit zu nehmen." (PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 121; vgl. Tappert III S. 716).

Nr. 1 0 2 7 / 1 0 2 8

841

19.8./18.9.1786

(4) „Dienstag d[en] 12 Sept[ember]: konte mit genauer Noth Antwort schreiben an die Tochter Mary [Maria Catharina] Sw[aine] auf ihren Brief an ihre Mutter [Anna Maria Mühlenberg]." (PM 95 A Nr. 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 122; vgl. Tappert III S. 717). (5) „Freitag d[en] 15 Sept[ember]: schrieb einige Zeilen an meinen Sohn Joh[ann] Peter [Gabriel Mühlenberg] und legte ein Receivt [Empfangsbestätigung] bey, datirt d[en] 6 Sept[ember] a[nni]c[urrentis] wegen meiner zu erwartenden Pension von der Corporation etc." (PM 95 A Nr. 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 122f. ; vgl. Tappert III S. 717). (6) „Sambstag dien] 16 Sept[ember]: ... brachte mir [Friedrich August Conrad Mühlenberg] mit vom Rev[erendo] Dr: Helmuth zur Communication a) die Hallische Relation von 1785. b) ein Schreiben vom S[alvo]T[itulo]H[errn] Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius an H[errn]P[astor] Helmuth datirt: Halle d[en] 2 7 Apr[il] abgegangen d[en] 3 Maii 1786. c) versiegelt Antwort Schreiben von Joh[ann] Friedrich Ei[c]ke, meiner Schwester Sohn auf dem Clausthal, datirt d[en] 18 Mertz 1 7 8 6 . d) einen Brief zur Beförderung an H[err]n Past[or Christoph Emanuel] Schultze von dero Frau Mutter [Eudemilie M. Schultze] pr[aesentatum] Halle d[en] 2 5 Jan[uar] 8 6 . " (PM 95 A Nr. 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 123; vgl. Tappert III S. 717).

1028.

An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

18.9.1786

Providence d[en] 18 Sept[ember] 1786. S[alvo] T[itulo] Theurester Herr Praeses! Sie haben mir durch meinen Sohn Friedrich [August Conrad Mühlenberg] a) die Hallische Relation von 1785, b) ein werthes Schreiben vom S[alvo]T[itulo] Herrn Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius zum Durchlesen, c) einen Brief an H[errn] Pastor [Christoph Emanuel] Schultze zur weiteren Beförderung und d) einen versiegelten Brief von meinen Verwandten [Johann Friedrich Eicke] aus dem Hannöverischen, gütigst einhändigen laßen. 1 Wovon ich a und b: wieder zurüksende mit schuldigst=ergebenen Dank für Dero mir erwiesene besondere Wohlthat! Mein Sohn Friedrich war nach Neuyork citirt, um eine Vormundschafft, die durch den Krieg verwickelt worden, in Richtigkeit zu bringen, welches Gottlob! wohl ausgerichtet ist. Er hatte wol bey 100 £ Werth an Hausrath hinterlaßen als er fliehen muste, da die Brit[en] N[ew]Y[ork] einnahmen, 2 welches geplündert worden und verloren ist. Mein Sohn [Johann] Peter [Gabriel Mühlenberg] wird mit Ihnen, Werthester Herr Doctor conferiren, wegen meines Gnaden Gehalts von der Ehrsamen Corporation, das am 6 Sept[ember] a[nni] c[urrentis] fällig gewesen. Ach mein theurester H[err] Bruder! ob ich wol auf der Neige meine wenigen Leibes* und Gemüths=Kräffte bin, so kan ich mir doch aus ehemaliger eigener Erfarung lebhafft und mitleident vorstellen, in was für Gedränge Sie bisher gewesen und noch seyn mögen! Wenn nicht eine höhere Gnaden=Krafft Sie unterstützete, so könten Sie es wol nicht ertragen. Doch nur getrost! Gott wills machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 3 Deßen bin ich versichert in meinem armen Gebet. Die Versuchungen werden ein erträglich Ende gewinnen. Acti labores jucundi. 4 H[einrich Melchior] Mühlenberg

Die Briefe des Jahres 1786

842 Reinschrift 1 2 3 4

in PH 48 - E 1.

Vgl. Nr. 1027 Anra. 8(6). Im Sommer 1776; vgl. Bd. IV Nr. 675 Anm. 12. Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). Nach getaner Arbeit ist gut ruhn. Nach Cicero, De finibus, 2, 32, 105. Für die Zeit bis zum 26.10.1786 (= Nr. 1029) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz. (1) „Sambstag dien] 23 Sept[ember]: ... Abends empfieng ein Pro Memoria von S[eine]r Hochw[ürden] Dr: [Johann August] Urlsperger wegen Ebenezer Sachen datirt Augsburg d[en] 15 Junius 1786." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 124; vgl. Tappert III S. 718). (2) „Donnerstag dien] 19 Octob[er]: auf Begeren des M[aste]r Jacob Schrack seiner Frau Maria Helena, gebornen Krausen, schrieb ich mit Mühe einen Brief an ihre Verwandten neml[ich] a) an Mess[ieu]r! Jacob Kiefner, Creutzwagner in Nürnberg, b) Johannes Melvier in Hertzbrück bey Heilbrun, c) an Jacob Eisen in Hertzbrück oder ihre Nachkommen." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 129; vgl. Tappert III S. 719). (3) „Sambstag dien] 21 Octob[er], empfieng einen Brief von meinem geliebten Sohn Henry [Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg] datirt: Lancaster d 16 Octob a[nni]c[urrentis] worin er meldet, daß seine Ehe Gattin [Maria Catharina Mühlenberg] am 7ten Octob: ac. nachmittags zwischen 3 - 4 Uhr mit einem Söhnlein entbunden, welchen er bei der heil[igen] Taufe Georg Peter Samuel nennen wolte und empfielet ihn unsrer Fürbitte. Seine Gemeine und Familie sey noch in statu quo: friedlich etc. etc. (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 129; vgl. Tappert III S. 720). (4) „Dienstag dien] 24 Octob[er]: ... Heute empfieng ich einen Brief von der Frau [Eva Elisabeth] Schultzin aus Tulpehaken [Tulpehocken], datirt d[en] 22 Octob[er] vermeldend: a) daß sie eine Woche lang das Fieber gehabt aber Gottlob! wieder da von befreiet sey. b) daß H[err]P[astor] Schultze in einer Gemeine 39, und in einer andern 50 junge Leute im Unterricht zur Confirmation habe, c) daß sie meinen Brief vom 4 Aug[ust] a[nni]c[urrentis] nicht empfangen, aber der vom 6 Sept[ember] ac, wie auch der Brief von H[errn] Schultz[e] seiner Frau Mutter [Eudemilie M. Schultze] richtig zu handen gekommen sey; und daß es ihr kümmerlich wäre." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 131; vgl. Tappert III S. 720). (5) „Mitwoch dien] 25 Octob[er]: schrieb die Antwort an die Frau Schultzin vollends fertig und datirte sie von gestern d[en] 24 h[uius]." ( P M 9 5 A N r . 2 5 1 7 8 5 - 8 6 S. 131; vgl. Tappert III S. 720).

1029. An Justus Heinrich Christian Helmuth

Providence,

26.10.1786

S[alvo] T[itulo] W e r t h geschätzter H e r r D o c t o r H e l m u t h ! ich u n t e r s c h r i e b e n e r h a b e ein d r ü c k e n d e s A n l i e g e n , w e l c h e s v o r o d e r n a c h m e i n e m A b s c h i e d e a b g e t h a n zu w e r d e n w ü n s c h t e ! A [ n n o ] D [ o m i n i ] 1 7 6 9 n a m der H [ e r r ] P r e d i g e r [ J o h a n n W i l h e l m ] S a m u e l S [ c h ] w e r d [ t ] f e g e r v o n hier aus eine R e i s e ü b e r L o n d o n n a c h D e u t s c h l a n d v o r . 1 I c h g e n o ß d a m a l s n o c h die h e r a b l a ß e n d gütige E r l a u b n i ß m i t S[eine]r H o c h w ü r d e n , d e m t h e u r e s t e n H e r r n D o c t o r [ G u s t a v A n t o n ] W a c h s e i in L o n d o n c o r r e s p o n d i r e n zu d ü r f e n . 2 M [ a s t e ] r S w e r d f e g e r w a r als ein M i t g i e d in u n s e r vereinigt M i n i s t e r i u m a u f g e n o m m e n . E r b a t m i c h u m eine E m p f e l u n g u n d erhielt selbige a n H o c h g e d a c h t e n H e r r n D [ o c t o r ] W a c h s e i , w u r d e a u c h v o n D e n e n Selben a u f das liebreichste a u f g e n o m m e n u n d b e w i r t e t . N a c h seiner Z u r ü c k k u n f f t b e k a m ich N a c h r i c h t ,

daß

S[eine]r H o c h w [ ü r d e n ] H e r r D [ o c t o r ] W a c h s e i d e m H [ e r r n ] S w e r d f e g e r

auf

m e i n e n C r e d i t geliehen: Eilf bemeldte Schuld v o n

Eilf

Guineas. Guineas

I c h h o f f e t e H [ e r r ] S w e r d f e g e r w ü r d e die n a c h G e l e g e n h e i t a b t r a g e n . D e r 7 järige

Nr. 1 0 2 8 / 1 0 2 9 / 1 0 3 0

18.9./26.10. /27.10.1786

843

betrübte Krieg [Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg] verhinderte die mir so gesegnete Correspondence und vermehrete bey H[errn] Swerdfeger die Armuth so, daß er nun gar nicht mehr im Stande ist die Schuld abzutragen. Einfolglich bin ich nach Recht und Billigkeit verbunden die Eilf Guineas Sr: Hochw: Herrn Doctor Wachsei zu erstatten, weil sie auf meinen Credit geliehen waren; bin auch aufrichtig über das schuldig, Sr: Hochwürden um Verzeihung zu bitten, daß die Sache so lange verzögert worden. Konten und wolten Ew[er] HochEhrw[ürden] mein theurester Herr Amts=Bruder Dr: Helmuth, so gütig seyn und durch ein oder andern Dero hochgeehrten Correspondenten in Europa die Eilf Guineas an Sr: Hochw: Herrn Dr: Wachsei in Goodman's Field auszalen laßen und ein Recepisse [Empfangsbescheinigung] erhalten; so soll die bemeldte Summa hier von mir oder meinen Erben samt Pro Cent und Unkosten richtig bezalt werden. In deßen verharre Ew[er] Hoch Ehrw[ürden] etc. alter abgelebter Diener: Heinrich Melchior Mühlenberg: inutile terrae pondus [unnütze Last der Erde]. Amt Neuprovidence d[en] 26 October 1786.

Reinschrift 1

2

in PH 48 -E 1.

Vgl. dazu im Zusammenhang Bd. III Nr. 4 4 5 und Nr. 4 4 6 sowie Bd. IV Nr. 463 S. 6 0 - 6 3 und Nr. 492. Vgl. etwa Bd. III Nr. 372; Nr. 373; Nr. 4 3 9 und Nr. 440.

1030. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

27.10.1786

Theurester Herr Praeses ! Am 20 Octobfer] wurde erfreuet durch Dero Paquet, datirt d[en] 17 Oct[ober] 1 enthaltend: a) die Tractaetl[ein] von den ersten Früchten der Singeschule etc. geübt am 12 Octob[er] am Sabinenfest. 2 b) Dr: Luthers Portrait 3 und ein Receivt [Empfangsbestätigung]. Unvermuthet hatte auch das Vergnügen den Rev[erendum] H[errn] Pfastor Johann Friedrich] Weinland4 am 2 3 - 2 4 Octob[er] bei mir zu sehen, und heute besucht uns Herr Hartwig 5 [Johann Christoph Hartwich]. Wegen der Beylage wollen theurester Herr Praeses gütigst verzeihen, daß mich erküne solche Beschwerden auf zu bürden. Wer weiß, ob vielleicht S[eine]r Hochw[ürden] H[err] Dr: [Gustav Anton] Wachsei nicht zu großmüthig seyn dürffte, die Eilf Guineas von mir als Bürgen, anzunehmen aber es ist recht und billig, daß ichs bezale, weil H[err Johann Wilhelm Samuel] S[ch]werd[t]feger es nicht kan. 6 Muß schließen wegen Ohnmacht etc. etc. Verharrend Dero beschwerlicher - alter [Heinrich Melchior] Mühlenberg. Providence d[en] 27 Octob[er] 1786.

844 Reinschrift 1 2

Die Briefe des Jahres 1 7 8 6

in PH 48-E

1.

Anscheinend ohne Begleitbrief. Die Lieder waren inzwischen gedruckt worden. Mühlenberg hatte sie schon vorher durchsehen können; vgl. N r . 9 0 6 Anm. 3.

3

Das Frontispiz für die Erbauliche Liedersammlung.

4

J o h a n n Friedrich Weinland ( 1 7 4 4 - 1 8 0 7 ) ; lutherischer Pastor und letzter von Halle nach Pennsylvania entsandter Geistlicher; geboren in Römhild, Sachsen-Meiningen-Hildburghausen; 1 7 6 9 Studium in Halle; 1 7 8 6 Ordination in Wernigerode und Ankunft in Philadelphia; 1 7 8 6 1 7 8 9 Pastor in den Gemeinden von Germantown; 1 7 8 9 - 1 7 9 6 Pastor in N e w Hanover; auch in Amity ( 1 7 8 9 - 1 7 9 1 ) , Providence ( 1 7 9 0 - 1 8 0 7 ) , Hill oder Oley ( 1 7 9 4 - e t w a 1 7 9 7 ) und Pottstown ( 1 7 9 9 - 1 8 0 6 ) ; 1 7 8 7 - 1 7 9 7 Mitglied des Ministeriums; geriet wegen eigenmächtiger Handhabung der Kirchenordnung in Konflikt mit der Gemeinde in N e w Hanover und wurde vom Ministerium ausgeschlossen. Im Tagebuch berichtet Mühlenberg von einem angenehmen Besuch; vgl. Tappert III S. 7 2 0 .

5

Johann Christoph Hartwich, ein Gast, den Mühlenberg nicht gern sah; vgl. etwa N r . 1 0 3 4 ; N r . 8 5 5 ; das Tagebuch vom 8 . 8 . 1 7 8 7 (Tappert III S. 7 3 4 ) . Vgl. N r . 1 0 2 9 .

6

1031. An Johannes

Hangleiter

u.a.

Providence,

31.10.1786

Geehrte und hertzl[ich] geliebte Väter und Brüder in Christo! Ihr sehr liebreiches und hertzrührendes Schreiben vom 29 April 1786. 1 habe ich am 12 Junii dieses Jahrs richtig empfangen. Wo für ich hertz innigen Dank abstatte! Weil der Inhalt deßelben verschiedene wichtige Sachen enthält, so ließ ich eine Copie davon schreiben, welche mit Gelegenheit an S[eine]r H[och] W[ürden] H[errn] Dr: [Johann August] Urlsperger abgehet. Zu Ausgange des Sept[ember] dieses Jahrs erhielte ich die hier beygelegte Nachricht vom 15 June 1786. 2 Ich laborirte um die Zeit wieder hart am Fieber und konte die Copie nicht so gleich nach Ebenezer befördern wie ich wünschte, bis zu Ausgange des Octobris mich einiger maßen vermögend befand diese paar undeutlichen Zeilen zu schreiben. Gottes Wege und Führungen sind wunderbar und können am besten von hinten nach beym Ausgange erkant werden. „Gott wills machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. etc." 3 Im Monath Septembfer] höreten wir hier traurige und betrübende Nachricht von Savannah, als ob die Indianer im Anzüge wären gantz Georgia zu verwüsten! wie auch leider! von den Westlichen Grentzen fürchterliche Nachrichten einlaufen von den Einfällen, Rauben, Martern und Morden der Indianer. Jerem: 17 Vers 7 gesegnet ist der Mann etc. „O großer Gott von Macht und reich von Gütigkeit etc. etc. 4 Genes: 18,26,32. Psalm 46. Buch der Weisheit 3 Vers 9. Ich erinnere mich eines Ausdruks, welchen der liebwerthe Mitbruder Hangleiter in einem seiner Briefe gebrauchte neml[ich] „es scheint, wir sind noch nicht genug gezüchtiget." 5 Hebr: 12,6,7,11. „Führest du mich in die Krützes=Wüsten, ich folg und lehne mich auf dich." etc. Siehe, ich bin bey euch alle Tage - spricht der Herr! Matth: 28[18]. Selig sind, die seine Gebote halten Offenb: 22,14,15. Er rufet mich an, so will ich ihn erhören, ich bin bey ihm in der Noth Psalm: 91,15. Mit diesem Wenigen muß ich schließen, weil Ohnmacht nicht mehr zulaßen will. Indeßen

Nr. 1030/1031

27.10./31.10.1786

845

verbleibe nebst hertzlichem Gruß und Segenswunsch an die gantze Gemeine: Ihr heilwünschender und fürbittender alter Freund und Diener bis in den Tod! Heinrich [Melchior] Mühlenberg senior. 6 Newprovidence in Montgomery County October 31. 1 7 8 6 . P.S. ich bitte Sie wollen meinen Gruß an Esq[uire Jenkin] Davis vermelden. To Messieurs John Hangleiter, John Michler [Johannes Müchler], Matthew Rahn, [Johannes] Nicolaus S[c]hubtrein etc. Elders and Wardens of the German Lutheran Congregation at Ebenezer in the State of Georgia.

Abschrift von Mühlenbergs S. 138 f. 1 2 3 4 5 6

Hand unter dem 25.11.1786

im Tagebuch

PM 95 A Nr. 25

1785-86

Nicht erhalten; vgl. Nr. 1021 Anm. 7(3) und das Tagebuch zum 30.6.1786 (Tappert III S. 710). Urlsperger an Mühlenberg, nicht erhalten; vgl. Nr. 1028 Anm. 4(1). Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). Kirchenlied von Balthasar Schnurr (1572-1644). Vgl. Nr. 940. Für die Zeit bis zum 8.1.1787 (= Nr. 1032) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 14 Novemb[er]: schrieb ich ein Brieflein an den Rev[erendum] Doctor [Johann Christoph] Kunze in Neuyork, agnoscirte sein vom 10 Julii a[nni]c[urrentis] datirte[s] liebreiches Schreiben, und bat um Nachricht wie es ihm und den Seinigen bisher ergangen?" (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 135; vgl. Tappert III S. 722). (2) „Montag d[en] 27 Nov[ember], schrieb ich an meinen Sohn J[ohann] P[eter Gabriel Mühlenberg] und schloß das Pro Memoria ein von S[alvo]T[itulo] H[errn] Dr: Urlsperger datirt d[en] 15 June 1786 mit Begeren, daß er es nach Ebenezer senden möchte." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 140; vgl. Tappert III S. 723). (3) „Donnerstag d[en] 30 Novemb[er]: schrieb ich an die Messieurs [Peter] Leibert und [Michael] Billmeyer, Buchdrucker in Germantown und verlangte, daß sie die von mir bestellte neue Gesangbücher, in Kalb» oder Schafleder gebunden und mit Hefften [= Schließen] versehen, zu mir herauf schiken möchten, neml[ich] mit Gelegenheit." (PM 95 A Nr. 25 1 7 8 5 - 8 6 S. 141; vgl. Tappert III S. 723). (4) „Mitwoch d[en] 6 Decemb[er]: empfieng ich einen Brief vom Reverendo] H[errn]P[astor Johann Andreas] Krug aus Friedrichs Town [Frederick] in Maryland, datirt d[en] 20 Sept[ember] 1786. zur Antwort auf meine Zeilen vom 2 ,en Aug[ust] a[nni]c[urrentis] berichtend 1) daß er auf seiner Reise in 3 Tagen von Lancaster wohl bewaret heim gekommen 2) wie es mit dem Todesfall und Begräbniß meines Nachbar Müllers Sohns Heinrichs ergangen. Leich Text Ps 50,22. 3) daß er /H[err]P[astor] Kr[ug]/ am 15 Sept[ember] a. c. von der Post in Baltimore einen Brief vom S[alvo]T[itulo] Herrn Grafen C[hristian] Friedrich] in Wernigerode empfangen, berichtend: a) daß ihro Herr Vater schon d[en] 24 October 1778 zur Ruhe eingegangen und daß viele ehemals bekante Knechte und Kinder Gottes nachgefolget als die verwitwete Gräfin zu Stolberg-Schwarzena[u], der Superintendent Werner Nicolaus] Ziegler, die Pastores [Joachim Justus] Breithaupt, und Keller und Meel und Hinze v[on] Einem. - b) daß das Evangelium daselbst zwar noch rein und fleißig geprediget, aber von dem großen Haufen nicht geachtet, würde. Diejenigen die den Herrn suchten, wandelten mehrenteils im Verborgenen, c) daß der Hochw[ürdige] H[err] Superintendent] Schmid des H[errn]P[astor] Krug seine Bekandten aufgefordert, seiner vor Gott zu gedenken und ihm viel Gnade und Friede, ausharrende Geduld in Trübsalen und Freude über göttliche Errettung zu erbitten - . Welchen Segenswunsch der Rev[erendus] H[err]P[astor] Krug auch mir und den Meinigen

846

Die Briefe des Jahres 1786

ertheilet Amen!" (PM 95 A Nr. 25 1785-86 S. 143; vgl. Tappert III S. 724). - Christian Friedrich Graf zu Stollberg-Wernigerode (1746-1824); wurde mit 21 Jahren regierender Graf zu StollbergWernigerode; außerdem Domherr zu Halberstadt und Propst zu Waldbach. (5) „Sambstag d[en] 6 Jenner: schrieb ein paar Zeilen an meinen Sohn J[ohann] P[eter Gabriel] welche M[aste]r Kucher mit nehmen wolte." (PM 95 A Nr. 26 1786-87 S. 5; vgl. Tappert III S. 727).

Die Briefe des Jahres 1787

1032. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

an Heinrich Melchior Mühlenberg Lancaster, 8.1.1787

a) Er hätte gewünscht Seine Eltern im spätjare noch einmal zu besuchen, aber Amts= und Familien Geschaffte hatten es verhindert, b) In dem verfloßnen 7ten Jare seines Daseyns habe er 148 Personen getaufft, 44 confirmirt, 671 das Heil[ige] Abendmal gereichet, und 35 beerdiget, c) Überhaupt habe er sein Amt mit Vergnügen versehen können, d) Er müße seiner Gemeine nachrühmen daß sie ihn hertzlich liebe und auch Warheit gerne höre. Ferner heißt es: daß es Muthwillen genug noch gebe, ofenbare Laster hie und da getrieben werden, ist freilich gewis und zu beklagen, aber es wäre Undankbarkeit das manche Gute zu verkennen das in unsern Evangelischen Gemeinen und auch hier sichtbar ist. Es ist doch immer gut, daß Leute die Warheit gern hören und die Religions=Anstalten freiwillig unterstützen. Solte nicht viel Gutes verborgen seyn, das wir nicht wißen, und menschenfreundlich wünschen und glauben sollen? Mein Hertz wird wenigstens viel ofner und lebendiger wenn ich für das sichtbar Gute dem Herrn danke, aus Liebe das Beste hoffe und glaube, als wenn ich mich dem beständigen Klagen und unmuths=vollen Wimmern überlaße neml[ich] es ist kein Glaube, keine Treue mehr auf Erden. Wie offt bin ich mitten in meinen Klagen beym Krankenbette mancher Sterbenden beschämt worden! e) Mein Studiren ist, jetzt haupsächlich die Bibel, sonderlich die Samlung von Apostolischen Briefen, auch die Hebraeische Sprache. Ich habe oft gewünschet Ihren vortreflichen Thesaurum V[eteris] et N[ovi] Tfestamenti] 1 zu haben, und ich würde Sie darum bitten, wenn ich wüste daß Sie ihn sparen könten. Es fehlt mir so etwas Gantzes. Außer der Theologie und Philosophie studire ich gelegentlich die Natur=Lehre zur Erholung und stehe jetzt in starken Briefwechsel mit Hofrath Schreter in Erlangen, der mir mit Büchern und Proben von Mineralien sehr behülflich ist. f) Meine Arzenei von Halle ist angekommen, und ich wünsche von Ihnen zu hören, welche vor andern jetzt angenehm wären, ich will sehr gern damit dienen, aber ich bitte gar sehr an keinerlei Bezalung zu denken, g) Das neue Gesang Buch 2 findet mittelmäßigen Abgang. Die Correctur ist etwas zu nachläßig und ungleich, etliche vortrefliche Lieder ausgelaßen und andere doppelt gesetzt z[um] E[xempel] Warum solt ich mich 3 - Ich habe nun 4 - Meine Seel ist 5 - Empfelung. Lancaster d[en] 8 Jan[uar] 1787. geh[orsamer] Sohn [Gotthilf] He[i]nrich [Ernst] M[ühlen]b[erg]

850

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch zung in Tappert III S. 728.

PM 95 A Nr. 26 1786-87

S. 7f. Englische

Überset-

1

Gemeint ist offensichtlich (vgl. Nr. 1 0 3 7 ) die sog. Antwerpener Polyglotte, die 1 5 6 9 - 1 5 7 2 in 8 Foliobänden unter Leitung von Benedikt Arias, genannt Montanus, gedruckt wurde. Sie bot in den Bänden 1 - 5 und 7 das Alte und Neue Testament in den Ursprachen und alten Übersetzungen, Band 6 und 8 enthielten gelehrte Beigaben (Lexika, Grammatik usw.). Es wäre auch möglich, daß es hier nur um Band 6 und 8 geht.

2

Vgl. Nr. 9 5 0 Anm. 12. ... denn grämen, Kirchenlied von Paul Gerhardt. ... hinbracht diesen Tag, Kirchenlied von Johann Leon (gest. 1 5 9 7 ) . ... stille, Kirchenlied von Johann Caspar Schade ( 1 6 6 6 - 1 6 9 8 ) .

3 4 s

1033. Johann

Christoph

Kunze an Heinrich

Melchior

Mühlenberg New York,

10.1.1787

Empfieng 2 Briefe aus Neuyork a) von der Frau Margrethfa Henrietta] Kuntzin datirt d[en] 13 Jenner a[nni] c[urrentis] enthaltend: Neu Jars=Wunsch etc. b) vom S[alvo]T[itulo] H[errn] Dr: Kuntze, datirt d[en] 10 ten Jenner a. c. Extract: a) bezeuget daß meine letztern Zeilen 1 ihm und Familie angenehm gewesen b) ein sehr rührender Segenswunsch zum Neuen Jare: daß ich noch vieles einsammeln möchte, das die Feuerprobe hält und dort mit Gold oder Edelsteinen zu vergleichen ist.2 c) Wir sind Gottlob! noch alle wohl und frölich: haben auch an keinem Gute Mangel, d) Gott sey gelobet, daß Wege ausgefunden, Sie in Ihren alten Tagen etwas ruhiger und bequemer in leiblichen Dingen zu setzen. Der Plan hat meinen gantzen Beifall, e) In Europa herrscht der Naturalismus im höchsten Grade, f) vor Kurtzem bekam ich Brief von dem berühmten Dr. [John] Erskin[e] 3 in Edinburg, der unaussprechlich darüber klaget: so auch mein Bruder [Johann Carl Kunze], von dem ehegestern Briefe hatte. Dr: [Gabriel Christoph Benjamin] Mosche, 4 Senior in Frankfurt läßt sich Ihnen recht innigst empfelen. g) Aus Schweden habe auf mein weitläufftig Schreiben von 1784 keine Antwort erhalten. Von H[errn Friedrich Wilhelm] Pasche und aus Halle habe noch keine Briefe, so lange ich in Neuyork bin. h) Unter Dr: Erskin[e]s mir gesandten Tractaetl[ein] findet sich die Predigt des evangelischen Superintendenten Föh [Johann Georg Fock] 5 in Wien, die er bei der Taufe eines Juden gehalten, und in der Vorrede wird von den Juden gemeldet, daß er aus Ostindien nach Europa gekommen sey, in der Absicht, sich irgendwo bei den Christen unterrichten zu laßen. 6 Als er dis Verlangen in Wien äuserte, riet man ihm sich unmittelbar selbst zum Kaiser zu wenden. Er tat dis, und der Kaiser sandte ihn den Lutherischen Superintendent] zu. i) Im verfloßnen Feste hat mir mein Gott manche Erquikung in den schönen Weihnachts Warheiten gegönnet. Ich predigte außer den Evangelien über Jesaia 6,5,6,7. coli: Joh: 12,41. Jesa: 7,14,15. Jerem: 9,6. und über das Lied: Frölich soll mein Hertze springen etc. 7 bei den Worten: sie wird /:man wird:/ seinen Namen: Immanuel heißen,8 wurde mir

Nr. 1 0 3 2 / 1 0 3 3

851

8.1./10.1.1787

der süße Immanuels Name süßer als Jemals, weil ihn erst verstehen zu lernen glaubte. Ich habe sonst immer ein wenig bei mir angestanden, warum doch Immanuel hier als der eigne Name des Jungfrauen Sohnes vorgestellet werde, da er doch, nach dem ihn die Jungfrau geboren einen andern Namen bekommen, nemlich Jesus. Ich habe die Sache denn immer so gut ich konte, erkläret, nemlich: so viel gestattete die Zeit des Glaubens nicht, daß der eigentliche Name Jesus hier ausgedrükt werde. Bei allen Glaubens Unterstützungen müßen noch immer die Glaubens=Aufgaben und Proben statt finden - . Allein dismal ward ich unvermutet in die Betrachtung weiter hinein geleitet. Jesus heiß nicht ein Heiland auch nicht allein Heil oder Hülfe. Philo der Jude erklärt diesen Namen durch „des Herrn Hülfe" und es ist Jehoshua und contraete Josua schlechterdings aus Jehova und Jasha welches das n und 1 ab initio [von Anbeginn an] anzeigen. Nun aber komt der gantz u[n]u[m]stoßliche Beweiß: Mosis Diener hieß Hosea: 4 B[uch] Mosis 13,17. Moses änderte den Namen und nante ihn Josua: also muß Josua noch etwas mehr bedeuten als Hosea: Es andeutet: der Herr hilfft uns oder Gott ist mit uns. Da nun der Engel Den, der hier den Namen trägt, selbst für die helfende Person erklärt und sagt: Er wird seinem Volke von ihren Sünden helfen, so kan man hier ausrufen: Seht da ist euer Gott! Daß nun die Alten die Namen offt dem Verstände nach angaben zeigt Petrus für Kephas, Joiakim für Eliakim, Nicolaus für Bileam, der Jünger den der Herr lieb hat für Johannes, und also heißt der Jungfrauen Sohn warhafftig Immanuel. Mich erbauet jetzt nur immer das, was Verstand und Aufschluß in sich hat und auf Jesum weiset. Nun dieser Immanuel, teuerster] Vater, sey Ihr Trost, Stecken und Stab. 9 Mit Willen laße ich keinen Tag hingehen, da ich Ihren Namen nicht vor diesem Immanuel nennte. Ich weiß Sie werden auch zu weilen meiner gedenken, k) Segens=Gruß an die Mama [Anna Maria Mühlenberg] und von Ihrer Tochter [Margretha Henrietta Kunze]. Jesus hilfft als unser starke Gott nach Leib und Seele. - Die Purpein 10 sind nahe bei u n s - 1) Von meinen Amts=Früchten kan ich nicht viel rümen. Ich wünsche fruchtbar und treu zu seyn. Meine Hofnung ist, daß mehr im Stillen vorgeht als ich merke. Wöchentlich habe ich 2 mal Erwekungs=Stunden, da ich mehr das Mangelhaffte als die Fülle meines Segens entdeke. Eine liebe Seele die ich am Festtage tauffte, die Englisch ist, aber deutsch nach Möglichkeit lernt, einen cathol[ischen] Mann hat und gleich neben mir wont, zeigt viel Ernst die Seele zu erretten und versäumt keine Gelegenheit. Nun stärkt Er mich auch dieses Jar, so will ich gern sein Diener bleiben und sein Werk treulich treiben. Neuyork den 10 Jenner 1787. 1 1 Abschrift 1 2 3

von Mühlenbergs

Hand im Tagebuch

J[ohann] Christoph] Kuntze PM 95 A Nr. 26 1786-87

S.

10-12.

Vom 1 4 . 1 1 . 1 7 8 6 ? Vgl. Nr. 1031 Anm. 6(1). Vgl. 1 Kor. 3,12f. John Erskine ( 1 7 2 1 - 1 8 0 3 ) ; prominenter Theologe von internationalem Ansehen und Pastor der Church of Scotland; Studium in Edinburgh; 1 7 4 4 Ordination; 1 7 4 4 - 1 7 5 4 Pastor in Kirkintillock;

852

4

5

6

7 8 5 10 11

Die Briefe des Jahres 1787

1 7 5 4 - 1 7 5 8 Pastor in Culcross; seit 1758 Pastor in Edinburgh; unterhielt weitreichende internationale Korrespondenzen mit dem Ziel, sich über den Zustand der Religion in der Welt Informationen zu verschaffen; lernte dafür eigens Deutsch und Niederländisch. Gabriel Christoph Benjamin Mosche (1723-1791); Theologe, Senior des evangelischen Ministeriums und Konsistorialrat in Frankfurt a. M.; geboren in der Herrschaft Schwarzburg-Sondershausen; 1 7 4 1 - 1 7 4 4 Studium der Theologie in Jena; 1748 Diakon in Greusen; 1 7 4 9 - 1 7 5 9 Diakon an der Predigerkirche in Erfurt; 1 7 5 9 - 1 7 7 3 Superintendent und Konsistorialrat in Arnstadt; 1773 Promotion zum Doktor der Theologie in Göttingen; seit 1773 Senior in Frankfurt a. M. Johann Georg Fock (1757-1796), evangelischer Pastor in Wien; zunächst königlich-dänischer Legationsprediger an der Gesandtschaftskapelle in Wien; 1783 erster Pfarrer von Wien und Superintendent der evangelischen Gemeinden in Innerösterreich; 1785 Ernennung zum geistlichen Rat in dem Consistorium für die Evangelischen in Österreich. Bei der Predigt handelt es sich um: Johann Georg Fock, Anrede bey der Taufe eines Juden, welche den 19. Juni 1785. in dem hiesigen Bethause der Ausgburgischen Confeßionsverwandten verrichtet worden ist; nebst der ganzen übrigen Taufhandlung, und einer kurzen Nachricht von den Lebensumständen des Täuflings, auch beygefügter Predigt, welche an eben diesem Tage vor der Taufhandlung gehalten worden, Wien: Im Verlag Georg Philipp Wucherers, und gedrukt mit Weimarschen Schriften 1785. Kirchenlied von Paul Gerhardt. Jes 7,14. Vgl. Ps. 23,4. Vgl. Nr. 851 Anm. 4. Für die Zeit bis zum 31.1.1787 (= Nr. 1034) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwocb d[enj 10 Jen[ner]: ... Abends schrieb ich ein Memorand[um] an Fr[riedrich] Aug[ust Conrad Mühlenberg] wegen der Sache mit der armen Witwe Benderin [vgl. Nr. 1036], weil ich wegen Mangel des Gehörs etc. nicht mündlich mit ihm conferiren kan." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 6; vgl. Tappert III S. 727). (2) „Donnerstag d[en] 25 Jen[ner]: empfieng von Friedrich] Aug[ust Conrad Mühlenberg] folgende gedruckte Piecen a) ein Circular Schreiben wegen Contribution zu der zu errichtenden Hohen Schule in Lancaster an alle Freunde in Pennsylvania, geschrieben auf ordre der Hh. [Herren] Trustees [Treuhänder] von [Justus] Henry [Christian] Helmuth, Casparus [Dietrich] Weiberg [Weyberg]; Philadelphia] d[en] 19,en January 1787. to the Rev[erend] Henry Muhlenberg sen[ior] ... b) .Freyheits Brief der deutschen Hohen Schule /¡College:/ in der Stadt Lancaster etc. nebst einer Anrede an die Deutschen dieses Staats, von den Trusties der besagten Hohen Schule, gedruckt zu Philadelphia bey Melchior Steiner 1787'." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 9f.; vgl. Tappert III S. 729). - Zum „Freiheitsbrief" vgl. Germanica-Americana I Nr. 686 S. 285f; zum Rundschreiben Nr. 688 S. 286.

1034. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

31.1.1787

Providence d[en] 31 January 1 7 8 7 S[alvo] T[itulo] Theurester Herr Praeses! Haben Sie Gedult mit meiner Schwachheit und erlauben gütig, daß noch einmal Dero wichtigern Geschäffte mit einem pro Memoria überhäufen dürfe. 1) Die Nachricht von Ihrer letztern gefärlichen Pleuresie [Lungenentzündung] war mir fürchterlich und vermehrte mein Seufzen im Verborgnen, und desto tröstlicher war mir die gnädige Hülfe Gottes zur Genesung zu vernehmen! Als der sonst muntere Superintendent, [Friedrich] Myconius gefärlich krank war,

Nr. 1033/1034

10.1./31.1.1787

853

sagte D[octor] Luther unter andern in seinem Gebet zu Gott dem Herrn: „wir können ihn ja noch nicht mißen etc.!" 1 2) Weil mein Ende nahe ist, so möchte gern wißen, ob im vorigen Jare unter andern das Duplicat Bond [Schuldschein] für 300 £ vom Legat von Hochw[ürdigen] Administrators aus Halle an Ew[er] Hochwfürden] zurük gesandt und an die geehrte Corporation überliefert worden? Wenn solches geschehen, so wäre wol billig, daß die geehrte Corporation mein schadloshaltend Bond wegen des Duplicats zurük gäbe oder annihilirte, weil der S[alvo] T[itulo] p[ro] t[empore] Mandatarius die Versicherung von H[errn David] S[c]häffer sen[io] r für die 300 £ in Verwahrung hat und als ich noch Mandatar war, eine ächte Copie von H[errn] Shaffers Bond an die S[alvo] T[itulo] Hh. [Herren] Directores in Halle sandte. Ich schrieb von der Sache an meinen werthgeschätzten H[errn] Praeses und legte auch einige Zeilen bey mit dem Beding, Sie möchten selbige, wenn es Ihnen rathsam schiene, an die Geehrte Corporat[ion] über geben, datirt d[en] 20 June 1786. 2 Ich habe aber seit dem über die Sache keine Antwort bekommen, welches Dero überhäufften wichtigern Amts=Geschäfften zuschreibe. 3) Das hier beygelegte Receivt [Empfangsbescheinigung] für die 18 £ Legats Interesse [Zinsen], welche am 31 January 1787 fällig waren, wollen Sie gütig annehmen und auf des H[errn] Shäffers Bond zeichnen. 4) Die Interessen von dem Legats Cap[ital] der 660 £ welches sonst bey der geehrten Corporation stund, waren sonst fällig zu Ausgange des Monats February. O b das bemeldte Capital noch bey der Corporation stehe, oder anders wo versichert, und wenn die Interesse davon fällig sey? Davon habe ich keine gewiße Nachricht, weiß also nicht wie die Receivt einzurichten, wenn ichs noch erleben solte, die Interesse davon zu bekommen. 5) Mein letzters Anliegen vom 2 7 October 1786 war unter andern: ob Werthester Herr Praeses vermitteln könten und wollen, durch Dero Correspondence, eilf Guineas wegen meiner Bürgschafft für M[aste]r [Johann Wilhelm] S[ch]wer[d]tfeger an S[alvo] Tfitulo] H[err]n Dr [Gustav Anton] Wachsei in London, zu erstatten? 3 Auf die 4 vorhergehende Punkte wolte mir von Ihrer Liebe nur einen Wink zur gütigen Antwort ausbitten, wenn Zeit und Gelegenheit erlauben. Wie ich aus den Engl[ischen]= und Deutschen Zeitungen ersehen, so tritt unser muntere und hertzhafte Praeses, wie der kleine David im Namen des Herrn, an der Spitze und Crisi, gegen einen fürchterlichen Goliath, mit der Schleuder zum Kampf hervor! 4 ich meine die wichtige vorhabende Sache mit der Fr[anklinschen] hohen Schule. 5 Ist die Sache von Gott, so wird sie ohnerachtet der schwersten Hindernißen, per aspera ad astra [auf rauhen Wegen zu den Sternen] gedeihen. W o nicht, so ist doch ein löblicher Versuch gemacht, wenn auch nur die Charitaet Schule zustande käme. Als der Wohlsel[ige] H[err] Professor [August Hermann] Fran[c]ke das Waisenhaus anlegen wolte, so riethen einige Freunde, er solte es innerhalb der Ring Mauren der Stadt anlegen, so hätte es Schutz von der Stadt; H[err] Fr[ancke] antwortete: wenn es außer den Mauren, so könte es viel mehr die Stadt beschützen etc. Mit hertzlicher Empfelung an Dero Werthes ganze Haus und schuldiger Dank Begierde verharret Dero kranker [Heinrich Melchior] Mühlenberg der alte.

854

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

P.S. H[err] Hartwig [Johann Christoph Hartwich] hat sich erst bey Frid[rich August Conrad] M[ühlen]b[erg] hernach etwa 4 Wochen im Schwamb [Falkner Swamp = New Hanover] aufgehalten und etliche mal daselbst nach seiner Gewonheit bey kalten Wetter, lange Predigten gehalten. Und nun liegt er schon wieder bey mir wie auf Execution, welches mir schwer fält wegen meiner Frauen [Anna Maria Mühlenberg] Krankheit, weil wir nur eine Stube haben die gewärmet werden kan und 3 wunderliche Patienten zu wenig Raum haben und sich an einander reiben. Er beschweret sich, daß er die 2 letzten mal auf den Ministerial Conferentzen seine Portion, wie andere Glieder, nicht bekommen habe und gibt dem Rev[erendo] Praeses die Schuld. Ich wolte ihm mit Exempeln erleutern, daß er wol als ein Freund und Gast bey uns gewesen, aber nie ein Glied unsers Ministerii seyn wollen etc. zum Exempel ich frug, ob er die Ministerial Ordnung unterschrieben? Antw[ort]: nein, sie sey ihm nicht vorgelegt worden etc. etc. Ich bot ihm etwas Geld zur weitern Reise, er wolte es aber durchaus nicht annehmen. Wo will der Mann Aufenthalt finden, wenn krank werden solte? weil er in America ordentlicher Weise nirgendwo zu Hause ist. Das reformierte] Ministerium hatte vor vielen Jaren ein Glied, das ins delirium verfiel und wurde im Philadelphia] Hospital verpflegt. Vielleicht könte H[err] H[artwich] durch Fürbitte auch darin sein Leben beschließen. Mit seinem herum Wandern und einzeln Familien zur Last zu liegen, wird nur Ärgerniß gegen das Predigt=Amt verursachet a particulari ad universale [vom einzelnen zum allgemeinen].

Reinschrift 1

2 3 4 5

in PH

48-El.

Vgl. den Brief Luthers an Friedrich Myconius vom 9 . 1 . 1 5 4 1 ; W A Br 9, 3 0 1 - 3 0 3 . Myconius ( 1 4 9 0 - 1 5 4 6 ) , Freund und Mitarbeiter Luthers, war seit 1 5 2 9 Superintendent in Gotha. Vgl. dazu ausführlich Nr. 1 0 2 3 Anm. 2. Vgl. Nr. 1 0 2 9 und Nr. 1 0 3 0 . Vgl. 1 Sam 1 7 , 3 1 - 5 1 . Franklin College in Lancaster, auf Initiative von Benjamin Rush 1 7 8 6 / 8 7 entstanden mit dem Ziel, der deutschsprachigen Jugend eine höhere Schulbildung zu ermöglichen. Die Zusammensetzung der Treuhänder spiegelte die Gesellschaft Pennsylvanias wider, maßgeblichen Einfluß hatten die deutschen Lutheraner und Reformierten, die abwechselnd den Schulleiter stellten. Der erste war Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg. Vgl. Herbst S. 2 0 0 f . und Glatfelter II S. 4 9 5 - 5 1 2 .

1035. Art Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg

Providence,

31.1./1.2.1787

Providence d[en] 31 Jan[uar] 1787 Hertzlich geliebter Sohn, ich komme spät mit meiner Antwort: Dein Geliebtes vom 16 Octobfer] 1786 1 empfieng ich d[en] 21 eius[dem] M[ensis] und dein Zweites vom 8 Jan[uar] a[nni] c[urrentis] 2 kam zu Hand und Hertzen am 13 Jan[uar]: Das erste enthielt vornehmlich die tröstliche Nachricht, daß der gütigste Gott unsere

Nr. 1034/1035

31.1./31.1.{1.2.) 1787

855

geliebte Schwieger Tochter, die Frau Cathy [Maria Catharina Mühlenberg], gnädig entbunden und Euch liebe Eltern abermal mit einem Söhnlein begnadigt, der am 7 Octob[er] geboren und in der Wiedergeburt durch die Heilige Taufe den Namen Georg Peter Samuel bekommen. Unsere Kinder sind die theuresten Pfänder die uns der Eigenthums Herr zur Erziehung für sein Reich und ihrer wie auch ihres Nächsten Wohlfart, auf Rechnung anvertrauet! Gott wolle zu deren christlichen Erziehung Leben, Weisheit, Ernst, Fleiß, Gedult und Segen verleihen! Daß sie auch hart und dauerhafft gewönt werden, damit sie in bevorstehenden Trübsalen und Verfolgungen um ihres Erlösers Religion willen getreu seyn und bleiben mögen! Hebr: 4,16. Darum laßet uns hinzu treten [wenn] Hülfe Noth seyn wird. In dem Zweiten geliebten Schreiben vom 8 Jan[uar] a[nni] cfurrentis] sind mir erwekliche, angenehme und tröstliche Anmerkungen wegen der Amtsführung ertheilet, wofür wir Gottes Gnaden Beistand zu preisen und fernere Hülfe aus zu bitten, schuldig sind. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein läßt Gott sich gar nichts nehmen, es muß erbeten seyn etc. etc. 3 erarbeitet und aus Liebe das Beßere gehoffet werden. Lutherus sagt: wo gefaren wird, da hänget sich Drek an die Räder. 4 Den Thesaurum 5 übersende zum Eigenthum und geneigten Andenken auf Kindes=Kind. Das liebreiche Anerbieten etwas von der H[alleschen] Arzenei mit zu theilen, ist dankwürdig, aber fast vergeblich an uns 2 alten gebrechlichen Gefäßen zu verschwenden. Wenn etwa ein paar Gläsgen von der Miltz Ess[enz] und ein Päkgen Magen Pulver übrig seyn solten, so bäte die Mama [Anna Maria Mühlenberg] um selbige, bey bequemer Gelegenheit ohne Eil. Die vorhabende große Anstalt mit Fr[anklin] College etc. 6 komt mir sehr bedenklich vor wegen der gegenwärtigen Lage und Crisis im politischen und Kirchen=Reiche. Wenn auch noch ein kleiner David vorhanden, so wird er mit Sauls Waffen=Rüstung schwerlich den Zwek erreichen, der von Politicis vermuthet wird. Es ist ein fürchterlicher Goliath der dem Zeuge Israel Hohn spricht! und David muß wohl versehen und fertig seyn mit der Schleuder und Steinen und im Namen des Herrn Zebaoth angehen etc. sonst verliert er. 7 Ist die Sache von Gott versehen, so wird sie, ohnerachtet der schwersten Hindernißen, per aspera ad astra [auf rauhen Wegen zu den Sternen] gedeihen. Wo nicht; so ist doch der Versuch löblich, wenn auch nur die Charitaet Schule zu stände käme. Qui vult edificare turrum antea compatet sumtus. 8 Indeßen, Hertzl[ich] Geliebter Sohn, wolte ich nicht wünschen, daß Du möchtest von deinem wichtigen und bisher gesegneten Pastoral=Amte abgezogen und überbürdet werden. Non multa, sed multum [nicht viele, sondern vieles] sagte Melanchton. 9 Du hast schon ein kleines Vorspiel gehabt an Dr: M : und H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schfultzes] Söhnen, wie schwer und fast unmöglich es sey die hiesig verwönte und im Grund verdorbene Jugend auch nur in ehrbare Menschen Gestalt zu bilden. Nur Gedult! Die Straf=Gerichte und Züchtigungen Gottes sind vielleicht wol näher als wir denken und werden uns schmeltzen, läutern und zu hohen Schulen bequemer machen. Ich hatte den Thesaurum schon eingepakt und gedachte ihn an Geliebten Vater [Philipp] Hall

856

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

zur weitern Beförderung zu senden; es wurde mir aber gerathen, noch ein wenig damit zu warten bis die naße Winter=Witterung etwas vorüber wäre. Vor kurtzem habe auch ein Schreiben vom H[errn] P[astor Johann Christoph] Kunze erhalten d[e] d[ato] 10 t e n Jan[uar] a[nni]c[urrentis] worin er unter andern folgendes meldet: 10 Mit hertzinnigsten Gruß und göttlichen Segens=Wunsch von mir und Mama an Dich, unsere Werthgeschätzte Frau Tochter [Maria Catharina Mühlenberg], zärtliche Enkelgen und geliebte Schwieger=Eltern [Hall], verharre Euer aller Heilwünschender Heinrich [Melchior] Mühlenberg.

February 1. a[nni]c[urrentis]. Hertzl[ich] geliebter Sohn,

Providence 31st. Ist. Febr[uar] 1 7 8 7

Da ich eben im Begrif war dieses Schreiben zu versiegeln, empfieng dein Geliebtes vom 18 Jan[uar] a[nni]c[urrentis]. n Vorläufig kan nur erst folgendes bemerken: a) Die Mama that den Vorschlag daß Jofhann] P[eter Gabriel Mühlenberg] unser Plätzgen für 500 £ kaufen 2 0 0 £ angeben, und für die übrige 300 £ ein Mortgage [Hypothek] geben und der Mama freien Sitz during her Life [zeitlebens] auf dem Platz laßen solle, b) von dem Angelde solte Matth[ias] Reichard 100 £ auf Interesse [Zinsen] haben und Bond [Schuldschein] geben, weil er nothwendig eine Scheune bauen muß und schon alles darzu sub poena [mit festem Vertrag und unter Strafe] veraccordirt hat. Das zweite Hundert solte, ein ander unserer Kinder, dem es beliebte, auf Interesse nehmen. Als nun Fr[ie]d[rich] Aug[ust Conrad Mühlenberg] Dich besucht und bey seiner Zurückkunfft sagte: Er hätte seinem gel[iebten] Bruder unser Vorhaben erzält, er habe aber nicht geneigt geschienen etwas davon auf Interesse zu nehmen, weil er selber was auf Interesse angethan. c) Nun ist es so gemacht mit dem Angelde: Joh[ann] Pet[er] hat dem [Francis] Swaine geordert im nächsten Frühjar gfeliebts] G[ott] an Matth[ias] R[eichard] 100 £ zu bezalen, weil Sw[aine] dem Pet[er] schuldig ist, und das zweite hundert soll Friedrich] Aug[ust] auf sich nehmen, weil er dem Peter hundert £ schuldig ist. d) Nun ist die Frage: wie könten wir einigermaßen deinem rechtmäßigen Verlangen zu Hülfe kommen? a) Würden die Lotte [Grundstücke] oder Land=Verkäufer Certificates aus der Loan=Office [Darlehensamt] nach den Tabellen Preiß annehmen, so könten wir mit 100 £ Werth derselben dienen, ß) wo nicht, so könte ich gfeliebts] G[ott] im nächsten Mertz oder April mit 50 £ spec: [Hartgeld] von meiner fälligen Pension dienen. O wie gern wolten wir Alte unserm so würdigen Sohn im Leiblichen behüflich seyn! Wenns möglich wäre. Das Brieflein an M[aste]r Sw[aine] werde mit erster Gelegenheit hinauf senden. Frfiedrich] Aug[ust] und Sw[aine] klagen, daß sie viele hunderte ausstehen hätten, aber es nicht einkriegen könten. Cura ut valea[s] in Domino Immanueli nostro. 1 2

Nr. 1 0 3 5 / 1 0 3 6 Reinschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 n 12

31.1.(1.2.) / 1 7 . 2 . 1 7 8 7

857

in PM 95 -D 7.

Nicht erhalten; vgl. Nr. 1028 Anm. 4(3). = Nr. 1032. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Befiehl Du Deine Wege" von Paul Gerhardt. Vgl. WA T R 4 Nr. 4 1 2 7 . Vgl. Nr. 1032 Anm. 1. Vgl. Nr. 1034 Anm. 5. Vgl. 1 Sam 1 7 , 2 2 - 5 1 . Wer einen Turm bauen will, möge vorher die Kosten berechnen. Vgl. Lk 14,28. Geht auf den jüngeren Plinius zurück, Epistolae 7,9,15. Hier folgt eine ausführliche Zusammenfassung von Kunzes Brief; vgl. Nr. 1033. Nicht erhalten. Für die Zeit bis zum 17.2.1787 (= Nr. 1036) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstag d[enj 10 Febr[uar]: empfieng einen Brief von unserm Tochtermann H[er]r Matthias Reichard, datirt Douglass d[en] 8 Febr[uar] a[nni] c[urrentis], mit der Nachricht, daß ihnen durch Gottes Segen am 7 Febr[uar] abends um halb 9 Uhr ein Knäblein zur Welt geboren - und die Mutter [Maria Salome] sich herzhaft und frisch befinde - . ... Heute empfieng ich auch einen Brief vom gel[iebten] Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst Mühlenberg] aus Lancaster datirt d 7 Febr: ac worin er ängstlich nachfragt, ob seine vorher gesandte Briefe zurecht gekommen? und um entscheidende Antwort ersucht. Ich habe seine vorhergehende Briefe beantwortet vom 31 Jenner ac. weiß aber noch nicht, ob meine Antwort zu recht gekommen." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 15; vgl. Tappert III S. 731). (2) „Donnerstag d[en] 15 Febr[uar]: schrieb ein Memorandum an Friedrich] Aug[ust Conrad] M[ühlen]b[erg] weil wegen Mangels des Gehörs nicht mündlich mit ihm conferiren kan." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 16; vgl. Tappert III S. 731).

1036.

[Johann Peter Gabriel Muhlenberg]

an Heinrich Melchior [Philadelphia,

Muhlenberg 17.2.1787]

Extract I waited on M r s Bender 1 to know her Sentiments relative to the Mortgage 2 and found her willing to add a Trifle, but nothing equal to what Justice required. She informed me, that [Daniel] Bender 3 at the Time he paid the Money, gave a Guinea a piece to Papa and Mama, and a Dollar or two to Sally [Maria Salome Muhlenberg] over and above the nominal Sum due. As I found the Matter so situated, I accepted her Offer of the additional Sum of £ 12,0,0. and as she has no Money I took her Note, which I inclose to you. I have likewise enter'd Satisfaction with the Recorder. 4

Abschrift von Mühlenbergs III S. 732. 1 2

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 26 1786-87

S. 17. Auch in

Tappert

Frau Bender; Witwe von Daniel Bender Senior (vgl. Anm. 3). Eine hypothekarische Schuldverschreibung aus dem Jahr 1763, vgl. Bd III Nr. 2 6 9 S. 91. Nach dem Tod des Vaters hatte Daniel Bender Junior auf die Löschung der Grundschuld gedrängt. Vgl. das Tagebuch vom 7. bis 13.1.1787 (Tappert III S. 727f.).

858

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

3

Daniel Bender Senior (gest. 1 7 8 7 ) ; Bäcker in Philadelphia; 1 7 6 3 Käufer von Heinrich Melchior Mühlenbergs Wohnhaus in Philadelphia; noch im Jahre 1 7 7 8 Schuldner von Anna Maria Mühlenberg; bei Yoder taucht ein Daniel Bender aus Herschweiler, Pfalz-Zweibrücken auf, der 1 7 4 4 nach Amerika auswanderte. Don Yoder, Pennsylvania German Immigrants, 1 7 0 9 - 1 7 8 6 : Lists Consolidated from Yearbooks of the Pennsylvania German Society, Baltimore 1 9 8 0 , S. 3 0 0 .

4

Dazu hatte Mühlenberg seinem Sohn Johann Peter Gabriel eine Vollmacht ausgestellt, vgl. Tappert III S. 7 3 2 .

1037.

Gotthilf

Heinrich Ernst Mühlenberg

an Heinrich

Melchior [Lancaster,

Mühlenberg 19.2.1787]

Heute am 23 Febr[uar] empfieng ich Antworts Schreiben von mfeinem] gel[iebten] Sohn E[rnst] H[einrich] aus Lancaster, datirt d[en] 19 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] berichtend a) „Daß er mein Schreiben vom 31 Jenner ac. am 18 Febrfuar] richtig empfangen,1 da eben sein jüngstes Söhnlein [Georg] Peter [Samuel] plötzlich mit einem Stichfluß 2 und Convulsionen überfallen und dem Tode nahe geschienen; sey aber wieder auf der Beßerung. b) Anmerkungen wegen des Frfanklin] College.3 c) Wenn ich im nächsten Monat Mertz, April oder May 50 £ spärn [von Engl, to spare = erübrigen] könte, ohne mich selbst zu schaden, so würde es reichen und M[aste]r [Francis] Swfaine] könte seine schuldige 15 £ auch bezalen und das andere Capital noch stehen laßen - . d) H[err] P[astor Johann Friedrich] Schmidt meldet mir daß 241 P[fund] Pennsil[vanisch] Curr[ency] in Halle ohne Interesse [Zinsen] liegen, die zum Solms [-Rödelheim]ischen Legat gehören, von denen solten Sie auch die Interessen Schuld ziehen, so bald Sie hier sind. H[err Ludwig] Lauman und ich sind so viel nach Teutschland schuldig und ich habe an H[errn] Schmidt geschrieben, Sie solten diese £ 241 zuerst mit Teutschland berechnen. £ 140 davon haben wir schon seit Jun[i] 1786 auf Interesse angenommen und zurück behalten, e) für den Thesaurum /:Arius Mont[anus] Bibel:/ 4 danke ich Ihnen recht sehr. Er ists werth als ein Familien Stück auf behalten zu werden - . f) Sonst ist alles in meiner Gemeine ruhig. Ich habe 7 verheirathete und 56 ledige Personen im Unterricht, daher ich täglich Arbeit habe. Zum Beschluß Empfelung — [Gotthilf] H[einrich Ernst] M[ühlen]b[erg]

Abschrift 1 2 3 4

von Mühlenbergs

Vgl. Nr. Stickfluß Vgl. Nr. Vgl. Nr.

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 26 1786-87

S. 18f.

1035. oder Steckfluß (catarrhus sufficativus), kann zum Ersticken führen. 1 0 3 4 Anm. 5. 1 0 3 2 Anm. 1.

Nr. 1 0 3 6 / 1 0 3 7 / 1 0 3 8

859

17.2./19.2./21.2.1787

1038. Christoph Emanuel Schultze an Heinrich Melchior Mühlenberg [Tulpehocken, 21.2.1787] Teuerster] H[err] V[ater] Wir sind benachrichtiget, daß Sie sich diesen Winter hindurch bey erträglichem Wohlseyn befinden, Gott sey Dank - Ich würde meiner Pflicht gemäß öffters geschrieben haben, wenn die von meiner Krankheit zurük gebliebene Schwäche mich nicht nöthigte alle meine Zeit meinem Amte zu widmen. Seit einiger Zeit verspüre Zunahme. Ich hoffe mein gütiger himlischer Vater werde ferner helfen - . Daß meine Gemeinden diese Zeit hindurch mit mir Gedult gehabt, dient mir zu großer Beruhigung und Aufmunterung - . Ich möchte gern dieses Frühjar einmal an meine Mutter [Eudemilie M. Schultze], 1 wie auch an S[alvo] T[itulo] H[errn] Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius schreiben und hoffe H[err] D[octor Justus Heinrich Christian] Helmuth werde die Bestellung übernehmen - H[err] Fabricius ist mit Pöltzig sehr wohl bekant, und kan mir vielleicht am besten rathen wie ichs an zu greiffen, daß ich von dorther zu dem Meinigen gelange - . Solte ich mich zu spät melden, da die Gräfin [Charlotte Marie Albertine Henckel von Donnersmarck] schon ein paar Jahr tod ist, 2 so muß ich mich damit beruhigen, daß meine Krankheit die Vernachläßigung verursacht - . Beschluß mit Segens=Wunsch und Gruß von [Christoph] Emanuel Schulze 3

Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert III S. 734. 1

2 3

PM 95 A Nr. 26 1 786-87

S. 21f.

Englische

Zum Briefwechsel vgl. Nr. 1013 Anm. 13(2) und das Tagebuch zum 10.2.1786 (Tappert III S. 700). Vgl. Nr. 959 Anm. 2. Für die Zeit bis zum 22.3.1787 (= Nr. 1039) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag dien] 25 Febr[uar]:... ich schrieb Nachmittags einige Zeilen an den H[err]n Pf[a]rr[er Johann Daniel] Lehmann fragend: ob er in seinen Gegenden eine Gelegenheit zum Schuldienste für Hferrn] Br[eymann] wüste?" (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 19; vgl. Tappert III S. 733). (2) „Dienstag d[enj 27 Febr[uar]: schrieb einen Brief an den H[errn] Pf[a]r[rer] Buskerk [Jacob van Buskirk]: Anfrage wegen Schul arbeit für H[errn] Br[eymann]." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 19; vgl. Tappert III S. 733). (3) „Sambstag 3 Mertz ... geschrieben an G[eneral Johann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] in Philadelphia] daß er nachfragen möchte, ob H[err]D[octor] Helmuth meinen Brief vom 31 Jenner a[nni] c[urrentis = Nr. 1034] empfangen? etc. etc." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 21; vgl. Tappert III S. 733). (4) „Sontag d[en] 11 Mertz ... [Friedrich August Conrad Mühlenberg] übergab mir auch einen Brief von meinem Sohn [Gotthilf] H[einrich Ernst Mühlenberg] aus Lancaster, datirt d[en] 26 Febr[uar] a[nni]c[urrentis] worin er sich beziehet auf sein Vorhergehendes vom 19 Febr: ac. [= Nr. 1037] welches ich empfangen am 23 Febr: ac." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 23; vgl. Tappert III S. 734). (5) „Donnerstag d[en] 15 Mertz. empfieng Antwort vom Rev[erendo] H[errn] Pf[a]r[rer] Lehman, datirt Mosillum [Moselem, Richmond Township, Berks County] d[en] 5 Mertz a[nni]c[urrentis]

860

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

auf mein Schreiben sub 2 5 . Febr: a.c. ,Er weiß nicht so gleich eine Gelegenheit für H[errn] Br[eymann] zum Schuldienst, meinet aber er könte ihn zum Catecheten in etlichen seiner Gemeinen gebrauchen, wenn er einiger maßen der Sache gewachsen. Er hoffe noch vor Ostern V[olente] D[eo = Geliebts Gott] wegen der Sache mündl[ich] mit mir zu conferiren e t c . ' " ( P M 9 5 A N r . 2 6 1 7 8 6 - 8 7 S. 2 3 f . ; vgl. Tappert III S. 7 3 4 f . ) . (6) „Dienstag d[en] 20 Mertz ... schrieb Antwort an meinen Sohn Henry in Lancaster auf seine 2 Briefe v o m 1 9 und 2 6 Febr: ac. Meldete, daß ich 5 0 £ wolte an seinen H[errn] Schwäher Hall zur weiteren Beförderung an ihn erlaßen, dafür ich eine N o t e oder Empfangsschein e r w a r t e t e . " ( P M 9 5 A N r . 2 6 1 7 8 6 - 8 7 S. 2 4 ; vgl. Tappert III S. 7 3 5 ) .

1039. Johann Andreas Krug an [Johann Nicolaus Kurz], Heinrich Melchior Mühlenberg u.a. Frederick, 22.3.1787 FriedrichsStadt [Frederick] d[en] 2 2 Märtz 1787. Hoch Ehrwürdiger Vater! 1 Da die Mrs. Weltzheimer mir eine sichere Gelegenheit anbietet beyliegendes Circulare 2 von meinem und der Gemeine Zustand an Sie abzuschiken, so habe dieselbe nicht aus Händen laßen wollen. Es wäre gut, wenn Sie und Herr [Jacob] Goering Ihre Anmerkungen darüber zu Papier brächten und dieselbe an Herrn [Gotthilf Heinrich Ernst] Mühlenberg in Lancaster und von da an H[errn] Senior [Heinrich Melchior] Mühlenberg 3 in Providence und Herrn Praeses in Philadelphia Doctor [Justus Heinrich Christian] Helmuth abschikten, von da könten sie mir entweder zugeschikt, oder bey der Synode in Lancaster eingehändiget werden. Weil ich aus 4 jähriger Erfahrung weiß, wie es zugeht wenn sich die Vornehmsten in der Gemeine einmal in den Kopf gefaßt, daß eine Verwechselung der Prediger in den Gemeinen höchst nützlich sey: Und was für Versündigungen und Zerrüttungen der Gemüther, die anders gesinnet sind, entstehen, so habe gedacht, daß dieses der beste Schritt sey, den ich thun könte, viele Versündigungen zu verhüten. Die Falschheit und Verstellung vieler ist mir längstens bekant gewesen, aber bey gegenwärtigen Umständen noch mehr jederman, der sie kennet, offenbar worden. Einige sind Gottlob! aufrichtig und redlich, das sind aber wenige gegen den grosen Haufen und deren ihr Wort gilt nicht. Unter den Kindern war des Sontags Nachmittags in der Kinderlehre viel Weinens da ich der Gemeine Freyheit gegeben einen andern Prediger zu berufen, besonders wol deswegen, weil sie gemeinet, ich hätte die letzte Predigt gethan, welches sie nebst andern nicht recht verstanden. Ach Gott laße mich nur nicht ohne Segen von der Gemeine scheiden! Jetzund ist alles stille. Ich höre, Ihre liebe alte Hausmutter sey sehr krank gewesen als Mrs Weltzheimer weg gegangen. Lebt sie noch? Ach daß der Herr sie doch zu ihrem Trost in ihrem Alter noch länger, so wie Er nach seiner Güte und Weisheit es für sie beyde nützlich findet, erhalten wolte! Meine Schwachheit und viele Arbeit erlaubet nicht, daß ich an die Herren Prediger besonders schriebe. Sie können also dieses Schreiben zu dem Circulare legen wenn Sie es vor gut befinden. Ein hertzlicher Gruß von uns an Sie, Frau Mutter, wenn sie

Nr. 1 0 3 8 / 1 0 3 9

21.2./22.3.1787

861

noch lebt, Herrn Goering und liebe Kinder. Der Herr unser Gott, sey mit Ihnen in aller Noth. Ich verbleibe Ew[er] HochEhrwürden dienstwilliger Johann Andreas Krug. Hoch und WohlEhrw[ürdige] Väter und Brüder, der Zustand, in welchem ich mich in Ansehung meiner Gemeine befinde, nöthiget mich denenselben einen Bericht zu erstatten, um mir so wohl Ihr Urtheil von meinem Verhalten, als auch einen guten Rath, wie ich mich Gott wohlgefällig ferner zu betragen, von Ihnen aus zu bitten. Meine Gemüths=Beschaffenheit und langwierige Leibes=Krankheit ist Ihnen bekant. Beyde haben verursacht, daß ich in meinen Predigten nicht so munter gewesen, als ich selber gewünschet. Das Vertrauen auf Gottes Verheißung, daß Er sein Wort nicht wolle leer zurük kommen laßen, 4 und meine Bemühung unter hertzlichem Gebet daßelbe rein und deutlich vor zu tragen, hat mich immer in der Hofnung gestärket, daß meine Arbeit in dem Herrn nicht vergeblich seyn werde. Gott hat auch zu meinem Trost mich einige mal theils von frembden theils von Gemeins=Gliedern hören laßen, daß das durch mich verkündigte Wort Ihnen sehr eindrüklich und erbaulich gewesen. Da aber zu weilen andere von meinen Herren Amts=Brüdern in meiner Gemeine zu meiner und der Gemeine Erbauung mit größern Eifer und Munterkeit unter grosen Zulauf geprediget, so sind einige Gemeins Glieder auf die Gedanken gerathen, daß es gut wäre, wenn eine Verwechselung der Prediger geschähe. Sie haben daher, wie mir es gegenwärtig vorkomt, seit einigen Jahren allerhand Versuche gemacht dieses zu bewerkstelligen. Im vorigen Monat aber haben sie es mit allem Ernst und Eifer angegriffen. Sie haben ein Schreiben an das Ministerium aufgesetzt, darin sie um eine Verwechselung anhalten. Mit diesem Schreiben kamen 2 Vorsteher und 3 der Ältesten und angesehnsten Gemeins=Glieder zu M[aste]r Roemer und verlangten es zu unterschreiben. Dieser, als er es gelesen, fragte: Warum seyd ihr wieder den Prediger? Sie sagen: Wir sind nicht wieder ihn. Das Schreiben ist unschuldig. Er antwortet: so wolte ers denn der Gemeine vorlegen und hören, was die dazu sagte. Sie erwiedern, das wäre nicht nöthig. Es sey hinlänglich, wenn es die Ältesten und Vorsteher unterschrieben. Er könte mir das Schreiben zeigen, ich würde selbst nichts unrechtes finden. Den 27 Februarii vor der Kinderlehre kam er zu mir und gab mir es zu lesen. Sie geben darinn Zeugniß, daß ich Gottes Wort rein und deutlich verkündige und aufrichtig sey. Weil ich aber alt und schwach, dabey nachgebend sey, auch die Leute nicht zum Heil[igen] Abendmahl vermahnte und der Kirchengang zu weilen erbärmlich schlecht, so sey zu befürchten, wenn ich länger hier bliebe und keine Verwechselung geschähe, die Gemeine würde endlich gantz zerstöret werden. Als ich ihn gelesen, sagte ich zu M[aste]r Roemer: Sie können thun was sie wollen. Die Erinnerung deßen was ich in Reading bey ähnlichen Umständen ausgestanden verursachte, daß ich die übrigen Tage der Woche mit Sorgen und meist schlaflosen Nächten zubrachte. Samstags entschloß ich mich einige Zeilen aufzusetzen, was ich willens zu thun sey. Sontags erwartete ich die Ältesten und Vorsteher in der Pfarr=Wohnung,

862

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

aber es kamen nur zwey. Diesen stellete meine und der Gemeine Umstände vor und las ihnen die Zeilen, die ich öffentlich bekant machen wolte. Sie hatten nichts dagegen ein zu wenden. Ich las also folgendes nach der Predigt von der Canzel ab d[en] 4 Martii D[ominica] Reminiscere: Da vielen bewust seyn wird, daß schon einige Zeit daran gearbeitet worden einen andern Prediger an meine Stelle zu bekommen, weil man besorgt, wenn ich länger hier bliebe, die Gemeine würde endlich gantz zerstöret werden, welches daraus ab zu nehmen, daß der Kirchengang so erbärmlich schlecht sey. Um diese Freunde der Gemeine einmal von ihrer langen Sorge zu befreyen: So gebe hiemit der Christlichen Gemeine völlige Macht und Freyheit einen andern vom reverendo Ministerio oder Consistorio 5 geprüften und mit guten Zeugnißen versehenen Lehrer zu berufen und anzunehmen. Dabey sagte ich daß ich dieses nicht bekant gemacht um Unfrieden und Streit in der Gemeine zu erwecken, wo dieses geschahen sollte, so wäre dieses meine letzte Predigt, wo sie aber ruhig wären, so würde über 14 Tagen wieder predigen, und wenn ich durch Gottes Regierung keine andere Gelegenheit wüßte fortfahren bis zur Ankunft eines neuen Predigers. Bisher ist es noch ziemlich ruhig gewesen. Gott helfe ferner, und lenke alles auf meiner und der Gemeine Seiten zum besten. Urtheilen Sie nun theureste Väter und Brüder, ob ich recht oder unrecht gethan? Konten Sie mir meine Fehler, die ich dabey begangen anzeigen, oder einen guten Rath ertheilen, wie ich mich bey solchem Stande, am besten verhalten könte, so würde solches mit Dank annehmen. Unterdeßen gedenken Sie meiner vor dem Herrn in Ihrem Gebet wie ich auch für Sie thun werde, der ich bin Ew[er] Hoch und Wohlehrwürden gehorsamer Friedrichs Stadt d[en] 22ten März 1787. 6 Joh[ann] Andreas Krug. Unsere Meinung ist der Mitbruder habe sehr weißlich und friedliebend gehandelt. Kurtz - Goering. Muhlenberg jun. Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3

4 5 6

und fremder

Hand im Tagebuch

PM 95 A Nr. 26 1786-87

S.

31-35.

Johann Nicolaus Kurz. Als Postskript abgedruckt. Mühlenberg bemühte sich ernsthaft, Krugs Lage zu verbessern. Vgl. Nr. 1020; Nr. 1021 Anm. 2; Nr. 1040 und Nr. 1041. Ein Wechsel ließ sich allerdings nicht einrichten, und Krug blieb bis zu seinem Tod 1 7 9 6 unter schwierigen Bedingungen Pastor in Frederick; vgl. Glatfelter I S. 73. Vgl. Jes 5 5 , 1 1 . Mit dem nächsten Wort setzt eine andere Hand ein. Für die Zeit bis zum 2 3 . 5 . 1 7 8 7 (= Nr. 1 0 4 0 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montag d[en] 26 Mertz ... frühe brach ich die Zeilen an meinen Sohn Henry in L[ancaster] bestirnt, wieder auf und fügte noch ein P.S. hinzu, meldend, daß Joh[ann] Pet[er Gabriel Mühlenberg] am 2 0 Mertz nicht mit seiner Familie herauf gekommen, ich also keine sichere Gelegenheit

Nr. 1039

22.3.1787

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gehabt das Geld an gel[iebten] Vater [Philipp] Hall zur weitern Beförderung abzusenden; wolte es aber schiken so bald als sichere Gelegenheit vorfiele." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 26; vgl. Tappen III S. 736). (2) „Freitag d[en] 30 Mertz: versuchte eine Antwort auf des Rev[erendi] H[errn]P[astor Christoph Emanuel] Schultzes Angeehrtes vom 21 Feb[ruar] a[nni]c[urrentis] zu schreiben, konte es aber wegen Schwachheit nicht vollführen. Sambstag d[en] 31 Mertz schrieb die gestern angefangene Antwort vollends, wenn etwa nächste Woche Gelegenheit vorfallen solte." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 27; vgl. Tappert III S. 736). (3) „Montag dien] 9 April: ... Ich schrieb ein Brieflein zur Begleitung der Schriften von Rev[erendo] Pf[a]rr[er] Krug [= Nr. 1039], meldete darin meine Meinung, wie ungefer dem leidenden Mit Bruder geholfen werden möchte, erinnerte auch daß ich von H[errn] Dr: Helmuth noch keine Antwort auf mein Schreiben vom 31 Jenner a[nni]c[urrentis] empfangen, und muthmaßte ob ich ihn mit meinen Fragen vielleicht unvorsetzlich beleidigt haben möchte. Wenn solches ja geschehen wäre, so bäte ich um Verzeihung und Zurechtweisung nach Psal: 141,5. Empfieng Antwort von H[errn] Pf[a]r[rer] Buskerk [Jacob van Buskirk], berichtend, daß er keine Gelegenheit für Hferrn] Breyman aus finden könte." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 35; vgl. Tappert III S. 738). (4) „Freitag d[en] 13 April: ... schrieb ein paar Zeilen an die Mary [Maria Catharina] Sw[aine] welche M[aste]r Vogel mit nahm." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 36; vgl. Tappert III S. 738). (5) „Dienstag d[en] 17 April: ... [Anna Barbara Mühlenberg] übergab mir ... b) ein Paquet Briefe a) von H[err]n Helmuth zur Antwort auf meine Fragen vom 31 Jenner a[nni]c[urrentis] datirt Philadelphia] Freitag abends um 12 Uhr d[en] 13 April 1787. ß) Eingeschloßene Briefe 1) an H[errn] P[astor] Helmuth vom H[errn] Pf[a]r[rer Johann Ernst] Bergmann aus Ebenezer datirt d[en] 27 Dec[ember] 1786, 2) von H[errn] J[ohann] G[otthilf] Probst an H[errn] Dr. Helmuth, datirt Ebenezer d[en] 28 Dec[ember] 1786. 3) ein Schreiben an mich von H[errn] Joh[ann] Ernst Bergmann Pred[iger] in Ebenezer; datirt d[en] 28 Febr[uar] a.c. 4) ein Schreiben an mich in den vorher gehenden eingeschloßen: von Johann Gottlieb (!) Probst, datirt Eben Ez[er] d[en] 28 Febr[uar] a. c. Alle voll Klagen von Jammer und Elend! H[err] Gottlieb Probst will im Monat May zu uns herüber kommen." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 37; vgl. Tappert III S. 738f.). (6) „Donnerstag d[en] 19 April vollendete die Zeilen an Dr: H[elmuth] bat, wo es ihm möglich, daß er denen 2 klagenden Mitbrüdern in Ebenez[er] tröstlich antworten und mich entschuldigen möchte, weil mirs ultra posse [über mein Vermögen] wäre, die Correspond[enz] mit Ebenez[er] fort zu setzen und wenn H[err] Probst im May herüber kommen solte, so würde sich wol Catecheten Arbeit in den Land Gegenden finden etc. etc. Ich datirte meine Zeilen von gestern d[en] 18 April und schloß mit bey 1) ein Receivt [Empfangsbestätigung] für 43 £ 8 sh[illing], 2) die 2 Briefe von Ebenez[er] an Dr: H[elmuth]. 3) die 2 Briefe von E[ben]E[zer] an mich, datirt d[en] 28 Febr[uar] a[nni] c[urrentis] und werde das Paquet mit Gelegenheit absenden." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 38; vgl. Tappert III S. 739). (7) „Freitag dien] 20 April: schrieb ich an meinen Sohn Henry, agnoscirte die unter seinem Couvert empfangne Schrifften vom Rev[erendo] H[errn] P[astor] Krug meldend, daß ich selbige an den Rev[erendum] H[errn] Praeses Helmuth gesandt." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 38; vgl. Tappert III S. 739). (8) „Sontag dien] 22 April: ... Nachmittags verfertigte den Brief an m[einen] Sohn Henry und datirte ihn von heute." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 38; vgl. Tappert III S. 739). (9) „Sambstag dien] 28 April: Ich empfieng auch einen Brief von unsrer Tochter der Fr[au Eva Elisabeth] Schultzin, datirt Tulpehaccon [Tulpehocken] d[en] 21 April a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 40; vgl. Tappert III S. 740). (10) „Mitwoch dien] 2 Maii schrieb ein wenig an die Frau Schultzin, agnoscirte ihren Brief vom 21 Apr[il] a[nni]c[urrentis], meldete daß die Mama [Anna Maria Mühlenberg] und ihre 2 Töchter [Maria Salome Reichard und Maria Catharina Swaine] von Swamb [Falkner Swamp = New Hanover] zum Besuch nach Tolpeh: [Tulpehocken] kommen wolten, aber die Zeit noch nicht bestimmen könten. Ich hätte auch gern Nachricht: ob H[err]P[astor] Schultze eine Gelegenheit zum Schuldienste für M[aste]r Breyman wüste? daß mein Sohn Henry gesagt: es sey eine Vakantz in Warwick." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 40; vgl. Tappert III S. 740). (11) „Dienstag d[en] 15 Maii: ... Am Abend fand Gelegenheit dem jungen M[aste]r Kucher ein paar Zeilen an H[errn] Pastor Schultze mit zu geben, worin um Antwort bat, ob in seinem Filial

864

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

W a r w i c k ein Schul» und Vorsinger Dienst vakant wäre, der sich für M[aste]r Breyman schiken m ö c h t e ? " ( P M 9 5 A N r . 2 6 1 7 8 6 - 8 7 S. 4 4 ; vgl. T a p p e n III S. 7 4 2 ) . ( 1 2 ) „Mitwoch d[en] 16 Maii: Auf Begeren des Simon Keppeler schrieb ich an seinen Schwiegersohn Bernhard Föchte in Little 01[e)y und sandte Nitrum purific[atum] zum Gebrauch für Keppelers Schwester die hart an der Waßersucht leidet." ( P M 9 5 A N r . 2 6 1 7 8 6 - 8 7 S. 4 4 ; vgl. Tappert III S. 7 4 2 ) . ( 1 3 ) „Freitag d[en] 18 Maii schrieb einen Brief an meinen Sohn H[einrich] in Lancaster: worin berichtet wie es seit seiner Abreise vom 3 0 April bei uns ergangen: a) daß, da er von hier am 3 0 April abgereiset, ein Sturmwetter im Schwam etc. auf M[aste]r [Francis] Sw[aines] Platz Schaden gethan: b) der Schwamb[er] Kirchenrath keine Neigung hätte den H[errn]P[astor] Kr[ug] zu berufen. c) daß die Schw[amber] hätten Sontags a m 13 t c n Maii den nicht geordinirten Schulmeister von Barrenhill predigen laßen, welcher auf seiner Rükker bei mir angerufen wie sub 13 Maii a[nni]c[urrentis] gemeldet, d) daß H[err] Senior [Johann August] Urlsperger einen Prediger und einen Catecheten nach Ebenezer gesandt, für letztern aber kein Unterhalt daselbst wäre und er im M o n a t Maii zu uns herüber kommen wolte. e) daß dem Joh[ann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] eine Commission nach Vioming [Wyoming Valley, Pa.] aufgebürdet worden, welche, wenn er sie annehmen müste, ihn und seine Familie im Grunde ruiniren w ü r d e . " ( P M 9 5 A N r . 2 6 1 7 8 6 - 8 7 S. 4 4 f . ; vgl. Tappert III S. 7 4 2 ) .

1040. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

23.5.1787

S[alvo] T[itulo] Theurester Herr Praeses! Sie wollen gütig erlauben, daß mit einem kleinen pro Memoria beschwerlich fallen dürfte: a) unsers Mitbruders H[err] Pfastor Johann Andreas] Krugs jetzige Situation verursachet mir Angst und Furcht. Ich hatte eine kleine Hofnung er möchte die Vakans im Falkner Schwamb [New Hanover] füllen, ließ auch deswegen etlichen Häuptern sagen, sie solten ihn berufen, wenn sie meinem Rathe folgen wolten. Sie haben aber keine Neigung dazu, und wenden Allerlei dagegen ein etc. absonderlich den Streit, der ehedem zwischen ihm und einem Theil der Gemeine in Reading gewesen.1 b) Am 13 May, Sontags gegen Abend, kam unvermuthet ein Mann zu mir, der sich [Johann Caspar] Hörner nante, und sagte, er käme vom Falkner Schwamb, alwo er heute in der Lutherischen Kirche gepredigt, und wäre der Prediger von Barrenhill. Zum Glük war mein Sohn Friedlich August Conrad Mühlenberg] eben bei mir, der für mich das Wort fürete, weil mirs Gehör fehlet. Er frug: wer ihn zum Predigt=Amt geordinirt? Antwort: der General [Sir Frederick] Haldiman[d] 2 in Canada. Frag[e]: wo er Theologie studirt hätte? Die Antwort lautete als ob er ein Diener bei einem jungen Baron auf Universitaeten gewesen. Fr[ie]d[rich] wieß ihm die Thür und gab ihm draußen noch gute Ermahnung. Die Schwamber Häupter rühmen, daß er eine vorzüglich herrliche Predigt gethan. Gen: 15,11 Abram scheuchte das Gevögel von dem Aase. c) Wäre es wol nicht möglich, daß durch Dero vielgeltende Fürsprache der H[err] Krug könte zum Lehrer der Charitaets Classe in der neuen Anstalt vorgeschlagen und bestimmet werden! Im Fall es auch nicht balde zu stände käme, so hätte es doch das Ansehen und den Namen, daß er irgend wo mit seiner Familie zu bleiben wüste, wenn keine andere Gelegenheit sich ereignen

Nr. 1 0 3 9 / 1 0 4 0

22.3./23.5.1787

865

solte. Unser Theurester Herr Praeses würden es auch mitlerweile als Attorny [Rechtsvertreter] bei Hochw[ürdigen] Hh. [Herren] Directoren in Halle gütig vorstellen, daß er vom sel[igen Sigismund] Str[eits] Legats Interessen [Zinsen] Unterstützung bekommen möchte. Wenn ein Glied leidet, so leiden die andern, die noch Gefül haben, mit. 3 d) Wenn der Catechet H[err Johann Gotthilf] Probst 4 von Ebenezer noch vor der Synodal Confer[enz] ankommen und Ew[er] Hochw[ürden] es dienlich erachten solten ihn mit zu nehmen nach Lancaster, so wolte ich gern die 4 £ Grundrente [Pacht] von M[aste]r [Martin] Rau zu Reise Kosten zu schießen. Als H[err] Pf[a]rr [er Johann Friedrich] Weinland mich besuchte, 5 so beschrieb er den H[errn] Probst als einen Wohlbegabten, sehr belesenen und muntern Mann; der auch als licentiirter Catechet hier eine Vakans füllen könte, weil er Fracht frey ist. Die lieben Väter in Deutschland werden auch denken und sagen: was ihr denen thut die wir senden, das thut ihr uns selber. 6 S[eine]r Hochwfürden] H[err] Dr. [Johann August] Urlsperger werden wol die Rükfracht für H[errn] Probst erstatten müßen, wenn er unverrichter Sache wieder heim reisen solte. Die lieben Freunde in Deutschland, können sich keinen wahren Begrif machen von dem Unterscheid der sich zwischen der Ecclesia plantata und plantanda oder colligenda [gepflanzten, noch zu pflanzenden oder zu sammelnden Kirche] befindet. N u n mein werther Hertzens Bruder! Sie haben nicht nur alltägliche Last, Sorge und Mühe, sondern auch gleichsam eine Marter=Woche im Juny vor der Hand! 7 Jesus Christus unser Ertz=Hirte 8 und höchster Priester zur Rechten der Majestaet Gottes, wolle Ihre Seelen= und Leibes=Kräffte dazu salben mit dem Freuden Öhl seines heiligen Geistes, zu seines Namens Lob und Preiß und Ausbreitung seines Gnaden=Reiches! Amen! Der Vater [David] Schä[f]fer hat seinen Lauf vollendet. Der liebe Vater [Johann Heinrich] Keppele, mein 45 järiger Freund und Gönner ist noch mit mir auf der Reise zum rechten Vaterland. Wir wollen uns vest und gläubig an den halten, der uns im 23 Psalm zum Heil, Licht, ewigen Leben und Trost verliehen ist! so wünschet und bittet Heinrich [Melchior] Mühlenberg Newprovidence d[en] 23 May 1787. P.S. Etliche Freunde im Schwam sind der Meinung, daß der Kirchen=Rath den Rev[erendum] H[err]P[astor]Kr[ug] berufen würde, wenn er hieher käme und eine muntere Prob= oder Gastpredigt hielte. Wenn also nichts nähers und beßers vorfallen solte; so wäre wol die Frage: ob H[err] P[astor] Krug auf vorbemerkte Bedingung hieher kommen wolte? für Reise Kosten wolte ich sorgen. Wie ich höre, so sey es schon kund daß die Friedrichtowner [Bewohner von Frederick] dem H[errn] Kr[ug] aufgekündigt, und unter unsern Jüngern Mitgliedern die Frage sey wer an seine Stelle solle H[err Johann Georg] Jung oder [Christian] Streit? H[err Karl Friedrich] Wildba[h]n oder etc ? Wo aber der arme B[ruder] mit seiner Familie hin soll, da von ist die Rede nicht. Ich bitte und flehe zu Gott. Gott wills machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 9

866 Reinschrift 1

2

3 4

5 6 7

8 9

Die Briefe des Jahres 1787 in PH 48-E

1.

Zu diesen Ereignissen des Jahres 1771 vgl. im Zusammenhang Bd. IV Nr. 533; Nr. 534; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 564; Nr. 565 und Nr. 569. Sir Frederick Haldimand (1718-1791); Soldat und Administrator; geboren in Neuchatel, Schweiz; Söldner in verschiedenen europäischen Armeen; seit 1756 Offizier in der britischen Armee; zeichnete sich während des Siebenjährigen Krieges in Amerika aus; 1 7 6 2 - 1 7 6 4 Militärgouverneur im Distrikt Three-Rivers in Kanada; 1 7 6 7 - 1 7 7 3 Kommandeur in Florida; 1 7 7 3 - 1 7 7 4 Kommandeur in Boston; 1774 Abberufung nach England; 1 7 7 8 - 1 7 8 4 Gouverneur der Provinz Quebec in Kanada; danach Rückkehr nach Europa; er starb in der Schweiz. Vgl. 1 Kor 12,26. Johann Gotthilf Probst (1759-nach 1806); Lehrer und Handwerker; geboren in Halle a. d. Saale; 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Lehre als Seiler; 1 7 7 6 - 1 7 8 1 Wanderschaft durch ganz Europa; 1 7 8 1 - 1 7 8 4 Seilergeselle in Halle, ohne Aussicht, Meister zu werden; Beginn des autodidaktischen Studiums; 1784 von Urlsperger als Lehrer für die Gemeinde in Ebenezer bestellt; kam dort 1786 zusammen mit dem neuen Prediger Bergmann an, konnte dort allerdings wegen der Nachkriegszustände keinen Lebensunterhalt finden; Anfang Juli 1787 bereits wieder in Halle; 1 7 8 8 - 1 7 9 3 Lehrer an der Realschule Friedrichstadt bei Dresden; seit 1793 Lehrer am dortigen Freimaurerinstitut. Vgl. Nr. 1030. Vgl. Joh 13,20. Anspielung auf die jährliche Synodalversammlung vom 3. bis 5. Juni in Lancaster. Vgl. Documentary History S. 2 1 3 - 2 1 8 . Vgl. 1 Petr 5,4. Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). Für die Zeit bis zum 12.6.1787 (= Nr. 1041) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstag d[en] 29 Maii ... Empfieng Antwort von H[errn] P[astor Christoph Emanuel] Schultze datirt d[en] 28 Maii a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 47; vgl. Tappert III S. 743). (2) „Mitwoch d[en] 30 Maii ... ich schrieb einen Brief an den Rev[erendum] H[errn] Pf[a]r[rer Conrad Sebastian] Roller wegen H[errn] Breyman." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 47; vgl. Tappert III S. 743).

1041. An [Sebastian Andreas Fabricius]

Providence,

12.6.1787

S [ a l v o ] T [ i t u l o ] schuldig zu v e r e h r e n d e r H e r r I n s p e c t o r , T h e u r e s t e r G ö n n e r , u n d vieliäriger W o h l t h ä t e r ! In ä u s e r s t e r Leibes = u n d G e m ü t h s = S c h w a c h h e i t u n d m i t z i t t e r n d e r H a n d w a g e es n o c h ein, u n d v e r m u t h l i c h das letzte m a l , E w [ e r ]

HochEdelgeb[oren]

eine Bitte v o r zulegen, w e n n a n d e r s Dieselben n o c h n i c h t zu d e n G e i s t e r n der v o l l e n d e t e n G e r e c h t e n 1 e r h o b e n sind. I c h h ä t t e billig m e i n Anliegen u n s e r n jetzt regierenden H o c h w ü r d i g e n Vätern und vorgesetzten Directoren und Administrat o r e n der P e n n s y l v a n i s c h e n M i s s i o n in H a l l e , u n m i t t e l b a r d e m ü t h i g v o r l e g e n sollen, befinde m i c h a b e r zu u n t ü c h t i g u n d u n g e s c h i k t d a r zu, u n d w e i ß a u s E r f a r u n g v o n v o r i g e n Z e i t e n , d a ß E w [ e r ] H o c h E d e l g e b [ o r e n ] vielgeltende F ü r s p r a c h e der hiesigen M i s s i o n ergiebfig] u n d g e s e g n e t g e w e s e n . W e l c h e s der H e r r ve[r]gelten wird! M e i n A n l i e g e n ist w i e folget: Die v e r e w i g t e H o c h w [ ü r d i g e ] D i r e c t o r e s h a b e n g e r u h e t die I n t e r e ß e n [ Z i n s e n ] v o n w e i l a n d S [ e i n e ] r E x c e l l [ e n z ]

Gr[äflich]

Nr. 1040/1041

23.5./12.6.1787

867

S[olms-]R[ödelheimischen] Legat mir ad dies vitae [zeitleblens] zu vermachen. Die Interessen von des verewigten Herrn [Sigismund] Streits Legat, sind bis her an die Glieder des Vereinigt Evangelischen] Ministerii in gleiche Theile vertheilt worden. Nun ereignen sich folgende Zufälle nemlich die ältesten von Halle verordneten hieher gesandten Prediger werden und sind schon zum Theil baufällig und abgemattet, können ihrem Amte nicht Genüge leisten, haben zwar nothdürfftigen Unterhalt, aber nicht Gelegenheit gehabt etwas eignes anzuschaffen, wo sie ihr Haupt hinlegen könten, 2 gerathen also in Armuth und Versuchung: Zum Exempel unser Mitbruder der H[err] P[astor Johann] Andreas Krug, wurde 1764 hieher gesandt, dinete etliche Jare in der Gemeine zu Readingtown und die übrigen Jare in Fried[r]ichstadt [Frederick] in Maryland, heirathete des sel[igen] H[errn] Pfastor Johann Friedrich] Handschues fromme Tochter [Henrietta], zeugte mit derselben 4 Kinder, die noch leben, ist orthodox in der Evang[elischen] Lehre und exemplarisch im Leben und Wandel, ohne Falsch wie die Tauben, 3 hat die 23 Jare seines Hierseyns treulich gearbeitet, gelitten und gestritten, ist aber etliche Jare her durch die Haemeroiden und den unordentlichen Fluß der so genanten güldnen Ader so abgemattet und krafftlos worden daß seine Stimme und Kräffte zum Amte verloren. Unvermuthet schrieb er mir und H[err]n Dr: [Justus Heinrich Christian] Helmuth vor 14 Tagen die betrübende Nachricht, daß die Vorsteher und der gröste Theil der Gemeine ihm den Dienst auf gekündiget! 4 mit dem Vorwandt, weil ihre Gemeine noch keinen Fund zu des Predigers Unterhalt hätte und das Salarium durch Sub=Scribenten gesammelt werden müste, so nähme die Gemeine ab und würde endlich zu nichts, wenn die Menschen nicht durchs Gehör gerührt und erwekt werden könten etc. etc. Wo soll nun der arme Wurm bleiben? wenn wir Lutheri Glauben hätten so würde es heißen: aut sub aut in coelo [entweder im oder unter dem Himmel]. Zurük ins leibliche Vaterland kan er nicht: Die hiesigen Stadt Gemeinen sind besetzt und erfodern auch starke Cörper und helle Stimmen, die Land Gemeinen erfodern unaufhörlich viel Reiten und robuste Constitutionen: Invaliden Anstalt ist hier noch nicht für abgearbeitete Prediger möglich gewesen, zu mal da der Krieg viel Verwüstung angerichtet hat. Die betrübten Umstände mit H[err]n Krug und der übrig ältesten von Halle hieher gesandten Arbeiter haben mich bewogen durch meinen Werth geschätzten Herrn Inspector unsere Hochwürdige Väter, die Herren Directores und Administratores demüthigst zu ersuchen, ob Hochgedacht Dieselben geruhen möchten dem redlichen P[astor] Krug eine Unterstützung von des sel[igen] H[err]n Streits Legats Interessen an gedeihen zu laßen und zu bestimmen? Meine dies vitae werden hoffentlich g[eliebts] G[ott] bald am Ende seyn, welches auch Erleichterung geben wird. Am 17 April a[nni] c[urrentis] communicirte mir H[err] D[octor] Helmuth 2 Briefe aus Ebenezer a) von H[errn] Pf[a]rr[er Johann Ernst] Bergman datirt d[en] 2 7 Dec[ember] 1786. b) vom H[errn] Schulmeister [Johann Gotthilf] Probst eo[dem] dato: item 2 Briefe an mich 5 von eben denselben, datirt vom 28 Febr[uar] a. c. worin sie beider seits jämmerlich klagen, wie erbärmlich sie daselbst die Umstände gefunden; und daß es für

Die Briefe des Jahres 1787

868

H[errn] Probst unmöglich sey eine Schule aufzurichten und daß er, H[err] Probst im M o n a t M a y zu uns herüber nach Pennsylvania kommen wolte. 6 Ich kan die Correspondence wegen Ebenez[er] unmöglich fort setzen und habe den H[errn] Dr: Helmuth gebeten, er möchte denen 2 bedrengten Hh. [Herren] Brüdern tröstlich antworten. Das heißt wohl: praesentia minuit famam. 7 Die lieben Freunde in Deutschland können sich keinen adequaten Begrif machen von der Ecclesia plantanda oder colligenda [von der zu pflanzenden oder zu sammelnden Kirche], und von der Verwüstung die der Krieg in America, besonders in Georgia und Ebenezer angerichtet hat vid[e] ein Bild Jesa: 5,1=3. Psal: 80,9=17. Joel 1,3,4. Jesa: 1,7=9. Und allem Anscheine nach sind noch härtere und schwerere geist= und leibliche Zucht= und Strafgerichte vor handen, wie aus gewißen Praemißis [Vorgaben] zu schließen. Das Rad der Umwältzung ist noch nicht in der Ruhe. Der allergütigste Herr und Heiland wolle seine armen Diener mächtig unterstützen, stärken und getreu machen, daß Sie auch unter Prüfungen und Leiden etc. das Lied pracktiziren mögen: Herr! ich bekenne mit dem Mund aus Hertzens=Grund etc. etc. 8 V o m 3 bis 6 t e n Juny a.c. hat unser Ministerium ihre järliche Synodal Versamlung in der Stadt Lancaster gehalten und beim Beschluß den [Gotthilf] Heinrich [Ernst] Mühlenberg jun[io] r zum Praeses erwählt. 9 Am 6 t e n Tage Juny a.c. ist die vorhabende Deutsche Hohe priviligirte Schule in Lancaster feierlich eingeweihet worden, wie der beigelegte Zettel zeiget. 10 Ach mögten doch erst Christliche Real Schulen angelegt werden! sonst möchte es heißen: parturiunt montes etc. 1 1 Von denen ältesten, durch verewigte Hochwfürdige] Väter in Halle hieher gesandte Arbeiter, sind nun noch am Leben der alte H[errn Johann] Nicolaus Kurtz, die Hh. [Johann Ludwig] Voigt, Krug und [Christoph Emanuel] Schultze, deren Kräffte unter anhaltender Arbeit merklich abnehmen etc. Wie ich höre, so sey mein ehemaliger treuer Beystand, der Dr: Probst [Carolus Magnus von] Wrangel in Schweden entschlafen. 1 2 Er hat vor ein paar Jaren zum letztern mal sehr vertraulich an mich geschrieben — , 1 3 Ohnmacht heißt mich diese Zeilen zu schließen und um Verzeihung zu seufzen, daß sie so schlecht gerathen und ich damit beschwerlich falle. Gott der Herr wolle Dero von so vielen Jaren her mir erwisene unverdiente Liebe und Güte reichlich vergelten, besonders im Reiche der Herrlichkeit! welches ist das Bitten und Flehen im Kämmerlein, Theurester Hertzens Bruder, Dero sterbenden Dieners Heinrich [Melchior] Mühlenbergs des alten. 1 4 Neuprovidence d[en] 12 Juny 1787. Reinschrift 2788. 1

in AFrSt IV C 20:71 S. 296f.;

Vgl. Hebr 12,23.

LC Abt. HIV Fach F Nr. 8 S. 296f. Auch in HD S.

2785-

Nr. 1041

12.6.1787

869

Vgl. Mt 8,20; Lk 9,58. Vgl. Mt 10,16. Ein Brief Krugs war nicht zu ermitteln; vgl. Nr. 1040, Postskriptum. Nicht erhalten; vgl. Nr. 1039 Anm. 6(5). Zum schwierigen Neuanfang in Ebenezer nach dem Unabhängigkeitskrieg vgl. Winde S. 7 1 - 7 7 und Jones S. 1 3 1 - 1 3 7 . Probst war inzwischen wieder auf dem Rückweg nach Halle. Die Gegenwart vermindert das Gerücht, d.h. die eigene Amerikaerfahrung korrigiert die europäischen Vorstellungen. Kirchenlied eines unbekannten Verfassers. Vgl. den Synodalbericht, Documentary History S. 2 1 3 - 2 1 8 . Franklin College, Ordnung welche in Absicht der Proceßion und öffentlichen Gottesdienstes bey der Einweihung der Franklinischen Deutschen Hohen Schule, in der Stadt und Grafschaft Lancaster, zu beobachten, Philadelphia: Melchior Steiner, 1787. Vgl. Germanica-Americana I Nr. 687 S. 286. ... nascetur ridiculus mus. Es kreißen die Berge, geboren wird eine lächerliche Maus. Horaz, Ars poetica, 139. Mühlenbergs langjähriger Kollege und Freund war am 12. Juni 1786 gestorben. Vgl. Nr. 952 und Mühlenbergs Antwort (Nr. 968; Nr. 969). Für die Zeit bis zum 27.7.1787 (= Nr. 1042) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d[en] 13 June ... Heute empfieng ich einen Brief Vom Herrn Johannes Kuhss Hochfürstl[icher] Pfaltz Zweybrückischer Registrator, datirt: Zweybrücken den 20 ,E "Jenner 1787." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 49; vgl. Tappert III S. 745). (2) „Donnerstag d[enj 14 June ... Ich schrieb mit Mühe einen Brief an den Rev[erendum] H[errn]P[astor] Schultze zur Nachfrage wegen des Schulhalters Joh[ann] Daniel Kuhss und legte eine Copie von seines obgemeldten Bruders Briefe bey." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 50; vgl. Tappert III S. 745). (3) „Sontag d[en] 17 June am 2 "" p[ost] Trin[itatemj: ... Mary [Maria Catharina] Sw[aine] ... brachte mir einen Brief vom Rev[erendo] Heinrich M[ühlen]b[erg] aus Lancaster, datirt d[en] 14 Jun[i] a[nni]c[urrentis] eingeschloßen das Protocoll von der disjärigen Synodal Conferentz d[e] d[ato] 3= bis 6 June, mit dem Begehr, wenn ich es gelesen, an den H[errn] Dr. Helmuth zu senden." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 50; vgl. Tappert III S. 745). (4) „Mitwoch d[en] 4 Julii... Ich empfieng Antwort vom H[errn]P[astor] Schultze, wegen Daniel Kuhss d[e] d[ato] 28 June." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 53; vgl. Tappert III S. 747). (5) „Montag d[en] 9 Julii: ... bis Donnerstag d[en] 19 Julii: In welchem Zwischenraum ich Gelegenheit hatte ... einen Brief an unsere Tochter die Frau [Eva Elisabeth] Schultzin zu schreiben etc." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 53; vgl. Tappert III S. 747). (6) „Sambstag d[en] 21 Julii ... Joh[ann] P[eter Gabriel Mühlenberg] brachte mir einen Brief mit vom H[errn]P[astor] Krug aus Friedrichsstadt: datirt d 5"" Julii a[nni]c[urrentis] befördert durch den Rev[erendum] H[errn] H[einrich] M[ühlen]b[erg] in Lancaster d[e] d[ato] 9 Julii. Eingeschloßen ein Brieflein an M[aste]r [Jacob] Billmeyer, Druker in Germantown. H[err]P[astor] Krug meldet in seinem Schreiben unter andern folgendes: ,Es ist gegenwärtig alles stille in der Gemeine und das angeblasene Feuer liegt unter der Asche und wartet auf guten Wind'." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 54; vgl. Tappert III. S. 747f.). (7) „Mitwoch den 25 Julii schrieb mit viel Mühe Antwort auf H[errn]P[astor] Krug seinen Brief vom 5. Julii meldete unter andern darin, ,daß ich seinen Zustand beym Ausgange des Monats Junii an H[och] W[ürdige] Hh. Directores in Halle berichtet [= Nr. 1041] und die Frage gethan: ob sie geruhen möchten, den H[errn] P[astor] Krug als Emeritum, von dem Str[eitischen] Legats Interessen [Zinsen] zu unterstützen?' etc. etc. etc." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 55; vgl. Tappert III S. 748). (8) „Donnerstag d[en] 26 Julii schrieb an meinen Sohn Henry in Lancaster und schloß den von gestern an H[errn] Krug offen mit ein, daß er ihn lesen, versiegeln und an H[err]n Kr[ug] befördern möchte." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 55; vgl. Tappert III S. 748).

870

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

1042. An [Justus Heinrich Christian Helmuth]

Providence,

27.7.1787

S[alvo] T[itulo] Liebends= und verehrungs würdiger Herr Bruder in Christo! Sie haben zwar, wie aus dem Protocoll ersehen, den Namen eines Praesid[is] Min[isterii] einem andern auferlegen laßen, 1 in Hofnung dadurch einige Erleichterung zu finden und Othem zu schöpfen, es wird aber wenig helfen, weil die göttliche Vorsehung Dieselben auf einen solchen Posten verordnet und in solche Lage versetzet hat, daß Sie in der That Servus servorum [Diener der Diener] seyn und bleiben müßen, so lange es dem Eigenthums Herrn gefält. Sie stehen auf einem erhöheten Posten, so daß Sie das kleine Gantze von unserm Evangelischen] Lutherthum übersehen und aus Erfarung berathen können. Sie führen und unterhalten die so nöthige und wichtige Correspondence mit unsern von Gott verliehenen Hochwfürdigen] Vätern und Directoren in Halle und etc. und legen also die Ihnen anvertraute Talente auf Gewinn aus, 2 zur Ehre und Freude des hochgelobten Welt Heilandes! 3 Solche Praemissen machen mich dreiste Dieselben noch einmal an zu laufen mit einem pro Memoria. 1) Wie wäre doch wol der Barrenhiller Sache zu rathen? Könte es nicht von Germantown aus dann und wann versehen werden, wie es ehe dem von Rev[erendo] H[errn] P[astor Johann Friedrich] Schmidt bedient worden! Es stehet ja unter dem Schutz und Macht der Ehrsamen Mich[aelis] Corporation. Dieselbe könte ja z[um] E[xempel] Mess[ieu]rs [Heinrich] Katz und Kötz oder welche Sie beliebte zu Trustees [Treuhänder] oder Agenten verordnen etc. etc. Ich habe im vorigen Jare die B[arren] H[iller] Kirchen Ordnung, die Species factorum [Einzelheiten] und des M[aste]r Katz Brief etc. an Ew[er] Hochwfürden] übersandt. 4 2) Vom H[errn] P[astor Johann Andreas] Krug empfieng ich kürtzlich ein Brieflein, datirt d[en] 5 July a[nni] c[urrentis]5 worin er folgendes meldet: „Es ist gegenwärtig alles stille in der Gemeine und das angeblasene Feuer liegt unter der Asche und wartet auf guten Wind." Bey Calm [Stille] schiken sich verständige Schiffer auf Sturm. Wie ich vernommen, so wären Ew[er] Hochw[ürden] der Gütigen Gesinnung, daß der arme Mitbruder von den [Sigismund] Str[eits] Legats Interessen [Zinsen] unterstützt werden dürffte, woran ich nicht zweifle, wenn Dieselben ein gutes Wort deswegen bey Hochw[ürdigen] Directoren in Halle zu verleihen beliebten. Wenn auch solche Unterstützung geschähe, so müste doch der Bruder in ein oder andern Gegend eine Wonung und Gelegenheit haben, sein noch übrige Gaben und Kräffte zum Dienste Gottes und des Nächsten, wie auch zur Erziehung seiner Kinder an zu wenden. Wenn der gröste Theil seiner Gemeinde vernünftigen Vorstellungen Gehör gäbe, so könte ja dem H[errn]P[astor] Krug vom Ministerio ein licentiirter Catechet, Adjunctus oder 2ter Prediger zugesellet werden; und so bliebe H[err] Krug in Friedrichs Stadt [Frederick]. Wer weiß ob sich nicht der junge H[err Johann] Daniel Kurtz zum 2 ten Prediger dahin schicken möchte, weil, wie es scheint, in Baltimore streitende Partheien sein sollen.6 Helfen Sie doch um Gottes willen zum Besten rathen! 3) Wie mag es denn wol mit der Ebenezer Sache stehen? Es war mir tröstlich im Protokoll zu sehen, daß Ew[er] Hochw[ürden] die Briefe in der Synodal

Nr. 1042

27.7.1787

871

Versamlung vorgelesen und die Mitglieder, die Hh. [Herren Johann Daniel] Lehman und [Johann] W[ilhel] m Kurtz den H[errn Johann Gotthilf] Probst, wenn er käme, auf zu nehmen, sich freundlich erboten. Sölten mein theurester Herr Bruder es wol rathsam erachtet und die Gütigkeit gehabt haben die Briefe von Mess[ieu] rs [Johann Ernst] Bergman und Probst zu agnosciren? und die bedrengten Brüder zu trösten? ich kan gar nicht mehr mit dem Schreiben fortkommen. 7 Der Geschwulst im Pedal [Fuß], das Brausen im Gehirn, Zittern in Gliedern etc. etc. vermehret sich, so daß ich mich nach einem seligen Ende sehne; und mit dem bußfertigen Schacher bey dem Eigenthums Herrn aus Gnaden im Paradise zu seyn wünsche! 8 Gott, der die Liebe ist, laße Sie leben und salbe Ihre Seelen= und Leibes Kräffte immer mehr mit dem Freuden=Öhle seines Heil[igen] Geistes zum Dienste in seinem Gnaden Reiche und sey Ihr und Ihres Werthen Hauses Schild und ewiger Gnadenlohn! welches wünschet, bittet und flehet vor dem Gnaden =Thron Dero alter Freund, Mitstreiter und Mitleider Henrich Mühlenberg, Candidatus Mortis. Hodie Memento Mori [Bedenke heute, daß Du sterblich bist]. Neuprovidence d[en] 2 7 July 1 7 8 7 . 9

Reinschrift 1

2 3 4 5 6

7

8

'

in PH 48-E

1.

Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg war auf der Synode Anfang Juni in Lancaster zum Praeses gewählt worden. Vgl. den Synodalbericht, Documentary History S. 213-218. Vgl. Mt 2 4 , 1 4 - 3 0 ; Lk 19,11-27. Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. Vgl. Nr. 1021 Anm. 7(2); Nr. 1023 Anm. 1 und Nr. 1024 Anm. 4(2). Vgl. Nr. 1041 Anm. 14(6). Daniel Kurz blieb in Baltimore. Die von Mühlenberg angeregte Lösung wurde 1793 mit Georg Joseph Wichtermann versucht, allerdings ohne Erfolg. Vgl. Glatfelter I S. 73, 75f., 163 sowie Documentary History S. 262, 269. Mühlenberg hatte Helmuth im April nahegelegt, die Korrespondenz mit Ebenezer zu übernehmen. Vgl. Nr. 1039 Anm. 6(5). Vgl. Lk 2 3 , 3 9 - 4 3 . Für die Zeit bis zum 31.7.1787 (= Nr. 1043) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontag dien] 29 Julii... Unser Schwiegersohn von Neuhannover M[aste]r Matthias Reichardt sandte mir einen Brief datirt d[en] 28 Julii a[nni]c[urrentis] worin er berichtet, daß er in Lebens Gefar gewesen, in dem er bey Abbrechung seiner alten Scheuer auf einer Seite gestanden, wo das Dachwerk auf ihn herunter gefallen, die Göttliche Fürsehung ihn aber so gnädig bewacht, daß er bey Leben geblieben und nur am linken Arme beschädigt worden. Er verlangte ein Recept gegen die Dysenterie [Ruhr] welche in seiner Nachbarschafft graßirt." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 55; vgl. Tappert III S. 748).

872 1043. An [Johann

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

Christoph

Kunze]

Providence,

30./31.7.1787

Providence d[en] 30 und 31 July 1787 S[alvo] T[itulo] Teurester, von Gott verliehener Hertzens Freund und Bruder in Christo, unserm Emanuel! Es wäre schon längst meine Pflicht gewesen Dero von Liebe, Güte und Weisheit überfließende Zuschrifft vom Monat Jenner a[nni] c[urrentis], wenigstens zu agnosciren; aber es haben mir Leibes und Gemüts=Kräffte und würdige Ausdrüke darzu gemangelt, und fehlen mir noch. In dem aber Dero Güte versprochen mit meiner gebrechlichen Schreibart vorlieb zu nehmen und Gedult zu haben, so wage es noch zu letzt mit einem pro Memoria beschwerlich zu fallen. 1) An der von Ihnen entdekten exegetischen Erklärung, betreffend den süßen Immanuels Namen, nahm hertzlichen Antheil! ich ertheilte meinem Sohne [Gotthilf] Henry [Ernst] M[ühlen]b[erg] einen Extract davon, 1 worüber er groß Vergnügen bezeugte. Zu wünschen, daß es zu seiner Zeit ans Licht kommen möge. 2) Was zeithero mit der Fr[anklin] hohen Schule vorgegangen, das werden Ew[er] H[och] W[ürden] aus Englisch» und Deutsch gedrukten Nachrichten und Zeitungen ersehen haben. 2 Ist die Sache von Gott, so wird sie bestehen3 und per aspera ad astra [auf rauhen Wegen zu den Sternen] gehen etc. etc. Der Erfolg wird es zeigen, es läßet sich vorher nicht sicher davon urtheilen. Sub rosa: wie es scheint, so hatte Joh[ann] P[eter Gabriel] M[ühlen]b[erg] den ersten Wink und Anlaß darzu gegeben, doch nicht auf so breiten Fuß mit Krähen Augen [Hühneraugen] /:Corns:/ geplagt. Die Politici haben gemeiniglich ihre eigene Absichten und Zweke, davon es heißen mag: unsere Gedanken sind nicht Gottes etc. doch kan der Herr auch lenken etc. 4 daß es mit zur Ausfürung seiner großen Endzweke dienen muß. Es fehlt nur am hinreichenden Fundo, woraus die nöthigen Gebäude errichtet und die Beamten salarirt werden solten, und von bloßer Ehre ist nicht wohl, zu mal mit Familien zu leben; sonst würden sie sich wol schon erkünet haben einen Dfoctor] Th[eologiae] von Eborac [New York] zu berufen. Es schrieb mir einst ein Grammaticus in mein Stambuch: Praesens est imperfectum: Perfectum est Futurum [Die Gegenwart ist unvollkommen, das Vollkommene ist die Zukunft]. 3) Wie es auf der dis järigen Synodal Versamlung in Lancaster ergangen, das werden Sie aus dem Protocoll vernommen haben, 5 weil Henry mir meldete, daß er selbiges an Ew[er] H[och] Wfürden] übersenden wolte; welches hoffentlich geschehen seyn wird. 4) Im 17 Apr: a.c. über sandte H[errn] Dr: [Justus Heinrich Christian] Helmuth folgende Briefe an mich 1) 2 Briefe a) von H[errn] Pf[a]r[rer Johann Ernst] Bergman, b) vom H[errn] Catechet [Johann Gotthilf] Probst aus Ebenezer, datirt zu Ausgange des Decemb[er] 1786. an H[errn] Helmuth addressirt. 2) von eben gemeldten Hh. [Herren] 2 Briefe an mich, datirt d 28 Febr: a c. Worin sie berichten, daß sie von S[alvo]T[itulo] H[errn] Dr: Sen[ior Johann August] Urlsperger gesandt, glüklich arrivirt, aber die Gemeine zerstreuet und

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30.7.(31.7.) 1787

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in solcher Armuth gefunden, daß es dem Herrn Gottlieb [!] Probst unmöglich sey eine Schule auf zu richten, und er im Monat May zu uns herüber kommen wolte etc. 6 Dem H[errn] Pf[a]r[rer]. Bergman hätten die Ältesten und Vorsteher versprochen auf 1 Jar 50 £ sterl[ing] pro Salario zuverschaffen: etc. etc. Ich bat dem H[errn] Dr: Helmuth er möchte die Briefe agnosciren, die armen Brüder trösten, und wenn ja H[err] Probst herüber käme, ihn mit zur Synodal Conferentz nehmen, vielleicht fände sich eine Gelegenheit, daß er als licentiirter Catechet dienen könte. Mir ist es gantz unmöglich die Correspondence zwischen Ebenezer und Europa fort zu setzen, weil ich mit Ach und Kummer nur wenige Zeilen in etlichen Tagen kritzeln kan. Ob H[err] Dr: Helmuth die Briefe agnoscirt habe, weiß ich nicht, habe aber aus dem Protocoll vernommen, daß er selbige in der Synodal Versamlung vorgelesen. H[err] Probst ist noch nicht angekommen, auch weiter keine Nachricht von Ebenezer, außer was in Zeitungen fürchterliches von Georgia gemeldet wird, das der Krieg mit den Creek Indianern aus gebrochen etc. 5) Am 7 April a.c. empfieng ich betrübende Schrifften von unserm redlichen H[errn] Bruder [Johann Andreas] Krug, worin er berichtet, daß, da er viele Jare her an den Haemeroid[es] oder der so genanten Güldnen Ader laborirt und dadurch schwach und matt worden; so haben ihm die Ältesten und Vorsteher den Dienst an der Gemeine aufgekündiget, vorgebend: Ihre Gemeine würde gantz verfallen und zu Nichts werden, wenn nicht eine Verwechselung geschähe. Er hat es zu gegeben, um weitläufftige Streitigkeiten zu vermeiden. W o soll aber der arme Wurm nun hin mit Frau und unmü[n]digen Kindern? aut sub, aut in Coelo [entweder unter oder in den Himmel], sagte B[eatus] Lutherus. Ich ließ ihn dem Kirchenrath der Swam[ber = Falkner Swamp = New Hanover] Gemeine antragen, sie lehnten es aber höflich ab. Er solte doch billig von den Legats Interessen [Zinsen] unterstützet werden und in einer wolfeilen Gegend wohnen, wo er seine noch übrigen Gaben und Kräffte nach Proportion zum Nutzen unsrer Evangelischen] Religion anwenden und seine Kinder erziehen könte. Es wäre meines Erachtens nöthig gewe[sen] daß die Sache auf der Synodal Conferentz untersucht und vom Rev[erendo] Praesid[ent] oder einer Committee der Gemeine Vorstellung gethan worden, wie solche Procedour einer Verfolgung ähnlich und der Gemeine viel nützlicher wäre, wenn H[err] P[astor] Krug bliebe und das Rev[erendum] Ministerium einen Adiunct, Helfer oder zweiten Prediger verordnete. Es ist aber dergleichen nicht geschehen. Herr Krug schrieb mir vom 5 July a. c. 7 unter andern: „Es ist gegenwärtig alles stille in der Gemeine und das angeblasene Feuer liegt unter der Asche und wartet auf guten Wind." Wenn Calm [Windstille] ist, so schiken sich verständige Schiffer auf den nächsten Sturm. 6) Das letztere Schreiben was ich am 6 July 1785 vom S[alvo]T[itulo] H[err]n Inspector [Sebastian Andreas] Fabricius empfieng, war datirt: Halle d[en] 19 Märtz 1785. 8 seit der Zeit habe nichts mehr empfangen, außer einem hertzlfichen] Segens=Wunsche von S[eine]r Hochwfürden] H[errn] Directore Schultze [Johann Ludwig Schulze] durch H[errn] Dr: Sen[ior Johann August] Urlsperger d[e] d[ato] 1 Octob[er] 1785. 9 7) Meine Kinder haben mir schon vor einiger Zeit

874

Die Briefe des Jahres 1 7 8 7

gesagt, sie hätten von den Schwedischen Mahler M[aste]r Fosseberg 10 in Philadelphia] gehört, daß der Doctor Probst [Carolus Magnus von] Wrangel entschlafen wäre. 11 Vielleicht haben Sie mehrere Nachricht davon. 8) H[err] Breyman und seine Frau wohneten beynahe 1 Jar bey uns in Liebe und Friede, kochten, backten und wuschen bey unserm Holtz, genoßen den halben Garten gratis, hielten eine Kuhe und Hinkel [Hühner], und er hatte von Friedrich [August Conrad Mühlenberg] für 1 Jar pro Salario 5 0 £. Weil aber Friedrichs] Cassa nicht so viel aus werfen wolte und die Veränderung mit unserm Plätzgen vorgieng, 12 so war Friedlich] genöthiget auf zu kündigen, welches mir leid that. Ich versuchte es und schrieb an verschiedene Hh: Amtbrüder nach Lancaster, Tolpehaccon [Tulpehocken], Macunshy [Macungie], Gosheshop [Goshenhoppen] etc. in Hofnung eine Gelegenheit für sie aus zu finden; es wolte sich aber nichts finden. Er war auch in Philadelphia] bey Herrn Polesky auf Dero Empfelung, welcher ihn auch gern emploirt [beschäftigt] hätte, aber nur in den Tagen wenn sein Schif aus und eingienge. Nun haben sie ein neu Häusgen in unsrer Nachbarschafft gemiethet und sind am 2 4 July hinein gezogen. Er versiehet noch den Clerk Dienst bey Esq[uire] Friedlich] aber Stükweise so, und wenn was zu schreiben vorfält, und Sie, wie es heißt, sey gewillet einen kleinen Kramladen an zu legen. 9) ich habe letzhin inter privatos parietes [in den eigenen vier Wänden] gehört, als ob das N[ew] Y[orker] Clima und insonderheit das Waßer Dero Gesundheit nicht ersprieslich seyn solte. Nur Gedult. Die Göttliche Fürsehung hat Wege allerwegen, an Mitteln fehlts Ihr nicht etc. 13 Gott wills machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 1 4 Unser theurester Immanuel sagt zu seinen treuen Dienern und Nachfolgern in der Welt habt Ihr Angst etc. Weil denn N[ew] Y[ork] Penns[ylvania] etc. mit zur Welt gehört, so wird es treuen Knechten nirgends an Angst, Creutz und Leiden fehlen; aber seyd getrost, getrost! befielt der Herr! und setzt den Bewegungs=Grund hinzu: Ich habe die Welt überwunden. 15 Das höchste Original sagt: Vater! nicht mein, sondern dein Wille geschehe. 16 Das müßen true [wahre] Diener copiren. Es ist wol ein sinnlich reitzend Vergnügen, wenn man nahe bey gleich gesinten Freunden und leiblich= Verwandten seyn kan; aber es gehört doch auch mit zur Christlichen Verleugnung, wenn es die Sache des Hochgelobten Immanuels anders erfodert und seine Führung es so anweiset. 10) Die theuren verewigten Gottes=Männer, Abt Bengelius [Johann Albrecht Bengel] und Dr: [Christian August] Crusius, haben in der Einleitung zur Offenbarung Christi, einen Wink gegeben, daß ums Jar 1788 wichtige Veränderungen im Natur und Kirchenreich vermuthlich erfolgen würden; wo nicht, doch Anno 1836. 1 7 Der Herr mache uns bereit in seiner Macht zu lehren, Streiten und zu leiden! und verhelfe uns aus Gnad zu den Wohnungen in seines Vaters Hause 18 der Herrlichkeit! Dann wird Schwacheit und Verdruß liegen unter unserm Fuß. Was hier kränket, seufzt und fleht wird dort frisch und herrlich gehen etc. Die Mama [Anna Maria Mühlenberg], alle Angehörigen und ich, empfelen uns Dero fernem Fürbit-

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te vor dem Gnaden=Throne und verharren mit Gruß, Kuß und Segens=Wunsch an hertzlich geliebte Kinder und Enkelgen, Dero heil wünschende —.. Heinrich [Melchior] Mühlenberg. 1 9 P.S. an unsre liebwerthe Frau Tochter M a r g a r e t h a Henrietta Kunze] bin ich auch Antwort schuldig. Sie wird mein Unvermögen mitleidig entschuldigen; ich kan auch meine Finger nicht mehr zwingen gröbere Hand zu schreiben. Reinschrift in AFrSt IV C 20:65a, vier Seiten unpaginiert. 1786-87 S. 56; vgl. Tappert III S. 748f.

Extrakt im Tagebuch

PM 95 A Nr. 26

Vgl. Nr. 1033 und Nr. 1035. Franklin College war am 6.6.1787 feierlich eingeweiht worden. Den Festvortrag hatte Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, der erste Leiter der Schule, gehalten. Vgl. Germanica-Americana I Nr. 710 S. 294. 3 Vgl. Apg 5 , 3 4 - 3 9 . 4 Vgl. Jes 55,8 und das Sprichwort „homo proponit deus disponit" (Der Mensch denkt, Gott lenkt). 5 Der Synodalbericht ist veröffentlicht in Documentary History S. 2 1 3 - 2 1 8 . 6 Die beiden Briefe an Mühlenberg sind nicht erhalten, vgl. Nr. 1040, Anm. 4. 7 Vgl. Nr. 1041 Anm. 14(6). 8 = Nr. 988. 9 = Nr. 1007. 10 Herr Fosseberg; Mitglied der schwedischen Gemeinde in Philadelphia; im November 1762 als Sekretär von Propst Wrangel nachweisbar; wird 1763 erstmals als schwedischer Maler bezeichnet; Mühlenberg stand mit ihm offenbar in regem Kontakt. 11 Vgl. Nr. 1041 Anm. 12. 12 Johann Peter Gabriel Mühlenberg war mit seiner Familie in das elterliche Haus nach Providence gezogen. Vgl. das Tagebuch zum 18.3., 21.3., 17.4. und 18.4.1787 (Tappert III S. 735, 738f.). 13 Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl Du Deine Wege" von Paul Gerhardt. 14 Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). 15 Vgl. Joh 16,33. 16 Lk 22,42. 17 Vgl. Nr. 792 Anm. 19. 18 Vgl. Joh 14,2. " Für die Zeit bis zu Mühlenbergs Tod am 7.10.1787 erhalten wir aus seinen Tagebüchern folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitag d[en] 10 Aug[ust] ... (Johann Peter Gabriel Mühlenberg]... übergab mir einen Brief vom Rev[erendo] Dr: Kunze ... datirt d[en] 4 Aug[ust] a[nni]c[urrentis] enthaltend: 1) daß er und Familie noch leben und wohl seyn. 2) seine Reise nach Albanien [Albany] sey die Ursache gewesen, warum er uns in diesem Jare nicht besuchet. 3) auf der Conferentz in Albanien wären nur 3 Prediger gewesen, da doch im Staat N[ew] Y[ork], 7 Evang[elische] Prediger worden 4) H[err] M[agister Philip Jacob] Grotz sey 14 Tage in N[ew] Y[ork] gewesen, habe ihn besucht und möchte gern beßer versorgt seyn 5) Im letzten Winter habe er etliche mal das Fieber, auch einmal einen geschwolnen rauhen Hals gehabt. Er halte wieder ein Pferdt zur Motion. 6) es sey ein Stuhlstreit in der Gemeine, der ihm ziemlich viel Leiden verursache. 7) Im Gantzen herrsche Ruhe in der Gemeine und einiger Seegen. 8) von Halle habe er noch keine Briefe bekommen und wiße gar nicht wie er das erklären solle 9) mit H[errn] Praesident [Gotthilf Heinrich Ernst] M[ühlen]b[erg] in Lanc[aster] stehe er in ziemlicher Correspondence - 10) Beschluß mit Gruß und Segenswunsch - Joh[ann] Christoph] Kunze. Am 5,e" Aug[ust] a. c. sey er 43 Jar alt." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 59; vgl. Tappert III S. 750). (2) „Sambstag d[en] 18 Auglust] kam Joh[ann] P[eter] heim zu seiner Familie und übergab mir ein Schreiben von H[errn] M[ühlen]b[erg] aus Lancaster, datirt d[en] 13 Aug[ust] a.c. meldend: ,daß er 1

2

876

Die Briefe des Jahres 1787

auf sonderbare Einladung eod[em] dato der Einweihung einer neuen Morävischen Kirche in Lititz beygewont etc. etc.'" (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 59; vgl. Tappert III S. 750). (3) „Montag d[ett] 3 Sept[ember]: schrieb ich ein paar Zeilen an H[errn]Dr: Helmuth und auch Receivts [Empfangsbestätigungen] a) wegen der am 6 Sept[ember] fälligen Pension, b) wegen noch 3 Grundrenten [Pachten], welche ich g[eliebts] G[ott] Morgen dem Pet[er] M[ühlen]b[erg] mitgeben werde." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 60; vgl. Tappert III S. 751). (4) „Sambstag d[en] 22 Sept[ember]: empfieng einen Brief von [Herrn]P[astor] Krug, datirt d[en] 13 Sept[ember] a[nni]c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 26 1 7 8 6 - 8 7 S. 60; vgl. Tappert III S. 751).

Verzeichnis der 1. AfrSt HD LC PM

Archive

Archiv der Frankeschen Stiftungen, Halle /Saale Halle Documents Library of Congress, Washington, D. C. Mühlenberg-Materialien des Lutheran Archives Center, Philadelphia

2. Abgekürzt Protokollbuch

Cappon

Documentary History

Evans

zitierte

Archivalien

„Dieses Protocoll Buch ist gewidmet zum Gebrauch für dem nach der neuen Kirchen-Ordnung am 6 ten January 1763, durch eine recht= mäßige Wahl von der Gemeine an der St. Michaelis Kirche in Philadelphiae verordneten Kirchen=Rath, bestehend aus sechs regierenden Ältesten und sechs Vorstehern, in Sachen die Sie nach Anweisung der Kirchen=Ordnung, ohne Beywohnung der H h . Trustees zum Besten der Gemeine berahten und beschließen werden. Ferner ist es auch gewidmet zum Record der wichtigern Sachen und Schlüße welche nach der Kirchen=Ordnung im gantzen Gemein=Rath von denen Herren Trustees, Ältesten und Vorstehern nach den meisten Stimmen zum Besten der Gemeine überlegt und beschloßen worden." — Nach der Erhebung zur Korporation geführt als: „Vestry=Book for the Corportaion of St: Michaels Church, in, and near the City of Philadelphia in the Province of Pennsylvania Containing the Minutes and Resolves of the Rector, Vestry and Wardens of the said Church and Congregation, transacted in their respective Meetings, begun on the 17 th day of October Anon Domini 1765." (1763-1779; Lutheran Archives Center Philadelphia)

3. Abgekürzt BSLK

Abkürzungen

zitierte

Literatur

Die Bekenntnsischriften der evangelisch-lutherischen Kirche, herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgschen Konfession 1930. Zehnte Auflage. Göttingen 1986. Atlas of Early American History. The Revolutionary Era, 1 7 6 0 - 1 7 9 0 . Ed. Lester J. Cappon et al. Princeton, N. J. 1976. Documentary History of the Evangelical Lutheran Ministerium of Pennsylvania and Adjacent States. Proceedings of the Annual Conventions from 1 7 4 8 - 1 8 2 1 , compiled and translated from records in the archives and from the written protocols. Philadelphia: Board of Publication of the General Council of the Evangelical Lutheran Church in North America 1898. Evans, Charles: American Bibliography. A Chronologial Dictionary of All Books, Pamphlets and Peridodaical Publications Printed in the United States of America from the Genesis of Printing in 1639 down to and Including the Year 1820 with Bibliographical and Biographical Notes. 12 vols. Reprint New York 1 9 4 1 / 4 2 [1903-1934].

878 Germanica-Americana I

Glatfelter I, II

Haussmann

Heitraan

Herbst HN 1

HN 2

Jones Lehmann Mühlen berg, Selbstbiographie

Pancake Richter

Schomerus

Seidensticker Strassburger 1,2

Tappert I, II, III

Verzeichnis der Abkürzungen The First Century of German Language Printing in the United States of America. A Bibliography Based on the Studies of Oswald Seidensticker and Wilbur H. Oda. Edited by Karl John Richard Arndt and Reimer C. Eck. Compiled by Gerd J . Bötte and Werner Tannhof. Using a Preliminary Compilation by Annelies Müller. Volume 1: 1 7 2 8 1807. Göttingen 1 9 8 9 (= Publications of the Pennsylvania German Society No. X X I ) . Glatfelter, Charles H.: Pastors and People. German Lutheran and Reformed Churches in the Pennsylvania Field, 1 7 1 7 - 1 7 9 3 . 2 vols. Vol. I: Pastors and Congregations, Breinigsville, Pa. 1980. Vol. II: The History, Breinigsville, Pa. 1981 (= Publications of the Pennsylvania German Society Vols XIII and X V ) . Haussmann, Carl Frederick: Kunze's Seminarium and the The Society for the Propagation of Christianity and Useful Knowledge Among the Germans in America. Philadelphia 1 9 1 7 . Heitman, Francis Bernard: Historical register and dictionary of the United States Army, from its organization, September 2 9 , 1 7 8 9 , to March 2, 1 9 0 3 . Washington, D.C. 1 9 0 3 (Reprint: Baltimore 1973). Herbst, Jürgen: From Crisis to Crisis. American College Government 1 6 3 6 - 1 8 1 9 . Cambridge, Mass. und London 1 9 8 2 . Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Halle 1787. (Kurtze Nachricht von einigen Evangelischen Gemeinen in America. Halle 1 7 4 4 1787). Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Neu hrsg. von W. J . Mann, B. M . Schmucker und W. Germann. Bd. 1, Allentown, Pa. 1 8 8 6 , Bd. 2, Philadelphia, Ps. 1 8 9 5 . Jones, George Fenwick: The Salzburger Saga. Religious Exiles and Other Germans Along the Savannah. Athens, Ga. 1 9 8 4 . Lehmann, Arno: Es begann in Tranquebar. Die Geschichte der ersten evangelischen Kirche in Indien. 2. Aufl. Berlin 1956. Mühlenberg, Heinrich Melchior: Selbstbiographie,1711-1743. Aus dem Missionsarchive der Franckischen Stiftungen zu Halle. Mit Zusätzen und Erläuterungen versehen von W. Germann. Allentown, Pa. 1881. Pancake, John S.: This Destructive War. The British Campaign in the Carolinas, 1 7 8 0 - 1 7 8 2 . Tuscaloosa 1984. Richter, Christian Friedrich: Kurtzer und deutlicher Unterricht von dem Leibe und natürlichen Leben des Menschen . . . . Halle 1 7 0 5 (Neudruck Leipzig 1 9 8 4 und Zürich 1985). Schomerus, Rudolf, Die verfassungsrechtliche Entwicklung der lutherischen Kirche in Nordamerika von 1638 bis 1 7 9 2 . Diss. Göttingen 1965. Seidensticker, Oswald: The First Century of German Printing in America 1 7 2 8 - 1 8 3 0 . Philadelphia, Pa. 1 9 5 8 - 1 9 6 6 . Strassburger, Ralph Beaver/Hinke, William John: Pennsylvania German Pioneers. A Publication of the Original Lists of Arrivals in the Port of Philadelphia from 1 7 2 7 to 1808. 3 vols. Norristown, Pa. 1934. Tappert, Theodore G./Doberstein John W. (eds.): The Journals of Henry Melchior Muhlenberg. 3 vols. Vol. 1, Philadelphia 1 9 4 2 . Vol 2, Philadelphia 1945. Vol 3, Philadelphia 1958.

Verzeichnis der Abkürzungen Tappert II Reprint

WA Wallace, Muhlenbergs Weiser Family Winde

879

Philadelphia, Pa. und Evansville, Ind. 1982. (Bd. II S. 773-808 enthält zwei erstmalig veröffentlichte Tagebücher Mühlenbergs vom Mai 1772 und Juli/August 1773, übersetzt von Helmut T. Lehmann und J. W. Kleiner). D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. (Reihe 1). Bd. 1 ff. Weimar 1883 ff. Wallace, Paul A. W.: The Muhlenbergs of Pennsylvania. Philadelphia 1950. The Weiser Family. A Genealogy of the Family of Johan Conrad Weiser the Elder (d. 1746). Ed. Frederick S. Weiser. The John Conrad Weiser Family Association 1960. Winde, Hermann: Die Frühgeschichte der lutherischen Kriche in Georgia. Diss. (Ms.) Halle/Saale 1960.

Die identifizierten Kirchenlieder sind in der Regel in einem der beiden Gesangbücher enthalten: „Erbauliche L i e d e r s a m m l u n g zum Gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch Lutherischen Gemeinen in Nord=America, Gesamlet, eingerichtet und zum Druck befördert durch die gesamten Glieder des hiesigen Vereinigten Evangelisch Lutherischen Ministeriums" (Germantown 1786) oder Johann Anastasius Freylinghausens „Geistreiches Gesang=Buch, den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend: Jetzo von neuen so eingerichtet, Daß alle Gesänge, so in den vorhin unter diesem Namen alhier herausgekommenen Gesang=Büchern befindlich, unter ihre Rubriquen zusammengebracht, auch die Noten alles alten und neuen Melodeyen beygefügt worden, und mit einem Vorbericht herausgegeben von Gotthilf August Francken" (Halle 1741). W o das nicht der Fall ist, erfolgen die Nachweise nach A. F. W. Fischers „Kirchenlieder-Lexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über ca. 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder aller Zeiten in alphabetischer Folge nebst Übersicht der Liederdichter" (Neudruck Hildesheim 1967 [Gotha 1878/ 79]). Vgl. auch M . Albert Knapp, Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus. Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten, gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet, 2 Bde., Stuttgart und Tübingen 1837.

Briefregister (Die Briefe sind unter dem Stichwort des Verfassers - außer Mühlenberg selbst - mit Nummern in halbfettem Satz verzeichnet, unter dem des Empfängers und des Abfassungsortes mit Nummern im Normalsatz. Für die nähere Bestimmung der Orte sei auf das Ortsregister verwiesen.) Albany Nr. 9 1 4 Allentown Nr. 838 Allentown, Vorsteher Nr. 8 3 8 Alsace Nr. 9 3 7 , 9 5 7 Arnold, Benedict Nr. 711 Augsburg Nr. 9 7 0 Beil, Balthasar Nr. 818 Beil, Johannes Nr. 827, 828, 852, 8 5 4 Brosius, Nicolaus Nr. 898 Buskirk, Jacob van Nr. 868 Campbell, George Nr. 8 9 9 Carl, Johann Jacob Nr. 9 4 8 Carpenter, Andreas Nr. 8 5 0 Charleston Nr. 7 6 0 Chester County, Gemeinde Nr. 885 Clymer, Daniel Nr. 8 6 7 Culpepper County Nr. 831, 8 5 0 Culpepper County, Älteste Nr. 831, 836, 8 5 0 Davis, Jenkin Nr. 883, 912, 9 3 3 , 9 4 1 , 954, 976, 991, 1002, 1010 Davis, Zacheus Nr. 9 1 1 Douglasville Nr. 858 Dryland Township, Älteste und Vorsteher Nr. 8 0 5 Dunlap, John Nr. 7 1 4 Earltown Nr. 911 Easton Township, Älteste und Vorsteher Nr. 805 Ebenezer Nr. 6 8 1 , 6 8 2 , 6 9 1 , 6 9 4 , 890, 9 3 0 , 9 4 0 , 941, 9 7 6 , 1002 Ebenezer, Gemeinde Nr. 682, 730, 878, 890, 9 5 5 , 1008 Eicke, Johann Friedrich Nr. 1004 Enax, Johann Gottfried Nr. 9 1 4 , 9 1 6 Fabricius, Sebastian Andreas Nr. 7 1 5 , 799, 896, 949, 9 8 1 , 9 8 8 , 9 9 7 , 1 0 1 1 , 1041

Fort Pitt Nr. 9 3 5 Franklin, Benjamin Nr. 7 7 5 Frederick Nr. 8 0 8 , 844, 8 4 7 , 875, 9 2 0 , 9 4 2 , 986, 1039 Freylinghausen, Gottlieb Anastasius Nr. 6 8 4 , 7 0 0 , 7 1 3 , 7 1 6 , 744, 767, 7 7 3 , 7 9 2 , 798, 815, 856, 869, 9 0 0 , 9 0 2 , 9 3 1 Gärber, Benedict Nr. 9 9 9 Gilbert, Georg Nr. 816, 8 1 7 Göranson, Anders Nr. 7 6 1 , 7 6 5 Graaf, Wilhelm Anton Nr. 877, 8 8 0 , 886, 9 6 3 Greenwich Township, Älteste und Vorsteher Nr. 805 Grim, David Nr. 7 0 3 Hänsle, Christoph Nr. 7 9 0 Hahn, Heinrich Nr. 841 Halenbeck, Wilhelm Nr. 9 1 7 Halle Nr. 7 1 3 , 815, 856, 9 0 0 , 9 8 8 , 1 0 0 7 Hangleiter, Johannes Nr. 8 9 0 , 929, 9 3 0 , 9 4 0 , 1031 Harr, Simon Nr. 9 1 8 Helmuth, Justus Heinrich Christian Nr. 749, 7 5 0 , 7 5 3 , 7 5 4 , 833, 8 3 4 , 9 6 4 , 9 6 6 , 9 7 4 , 9 7 5 , 979, 9 8 2 , 9 8 3 , 985, 9 9 4 , 9 9 8 , 1 0 0 1 , 1 0 0 3 , 1 0 0 5 , 1 0 0 6 , 1 0 1 3 , 1014, 1 0 1 5 , 1016, 1 0 1 7 , 1021, 1023, 1 0 2 6 , 1027, 1 0 2 8 , 1 0 2 9 , 1 0 3 0 , 1034, 1040, 1042 Hoofman, Michael Nr. 7 5 5 Israel, Israel

Nr. 9 3 6

Jäger, Johannes Nr. 8 5 0 Jones, Mounce Nr. 7 3 2 , 7 5 8 Keblen, Mathias Nr. 7 8 9 Kensington Nr. 7 1 3 Keppele, Johann Heinrich Nr. 781 Kirlin, John Nr. 7 3 2 , 7 5 8 Krafft, Herr v. Nr. 9 6 0 Krügler, Nicolaus Nr. 8 5 0

Briefregister Krug, Johann Andreas Nr. 808, 844, 847, 875, 920, 942, 977, 986, 987, 1020, 1039 Kühl, Friedrich Nr. 932 Kunze, Johann Christoph Nr. 680, 698, 709, 712, 718,719, 720, 721, 725,736,737, 739, 741, 742,748, 756, 757,759, 769, 772, 784, 797, 800, 803, 822, 840, 842, 845, 866,873, 874, 882,891, 892,907,909,910, 913, 914, 921, 922, 923,925, 926, 934,944,950, 978, 984, 1033, 1043 Kunze, Margretha Henrietta Nr. 692, 697,698, 699, 701, 702, 704, 709 Kurz, Johann Nicolaus Nr. 689, 801, 1039 Kurz, Johann Wilhelm Nr. 938, 996 Lancaster Nr. 749, 786, 794, 823, 851, 870, 919, 924, 943, 956, 980, 990, 1022, 1032, 1037 Land, Heinrich Nr. 889 Lebanon Nr. 996 Lehmann, Johann Daniel Nr. 863 Lower Saueon Nr. 827, 852 Manheim, Gemeinde Nr. 710 Mecklenburg County Nr. 685 Menander, Karl Friedrich Nr. 766 Miller, Jacob Nr. 937, 957, 958 Miller, John Henry Nr. 724 Molatton Nr. 819 Molatton, Vorsteher und Älteste Nr. 819, 829 Moore Township, Älteste und Vorsteher Nr. 805 Mühlenberg, Anna Maria Nr. 687, 692, 696, 699, 701, 702, 862 Mühlenberg, Friedrich August Conrad Nr. 776, 778,779, 782, 783, 788, 791, 811, 832, 837, 839, 876, 915, 965 Mühlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst Nr. 722, 723, 727,735, 740, 742,746,763, 768,770, 785, 786, 787,794, 795, 802, 804, 810, 813, 814, 820,823, 824, 851, 855, 862,870, 872, 897,919,924, 943,956, 961,980, 989, 990, 1000, 1012, 1022, 1032, 1035, 1037 Mühlenberg, Johann Peter Gabriel Nr. 705, 717, 935, 967, 1036

881

Pasche, Friedrich Wilhelm Nr. 688, 700, 713, 728, 745, 902, 904 Perkiomen, Gemeinde Nr. 752 Philadelphia Nr. 684, 692,693,698,699,701, 702, 704, 709, 711, 712, 719, 722,735, 736, 737, 740, 741, 743, 744, 746, 748, 750, 753, 756, 759, 761, 776, 779, 782, 792, 793, 800, 803, 822, 833, 839, 840, 842, 873, 874, 876, 891, 907, 909, 910, 915, 921, 925,944, 950, 964, 965, 974, 1003, 1014, 1026, 1036 Philadelphia, Gemeinde Nr. 680, 747, 742, 743, 747, 757, 771, 777, 793, 866 Pikeland, Gemeinde Nr. 751, 884 Pikestown, Gemeinde Nr. 751, 884 Potts, Lemuel Nr. 853 Pottsgrove, Älteste und Vorsteher Nr. 751 Pottstown Nr. 816 Providence Nr. 680, 683, 686, 687, 688, 689, 690,695, 696, 697, 700, 703, 705, 707, 708, 710, 714, 715, 716, 717, 718, 720, 721, 723, 724, 725, 726, 727, 728, 729, 730, 731, 732, 734, 738, 739, 742, 745, 747, 751, 752, 754, 755, 757, 758, 764, 765, 766, 767, 768, 769, 771, 772, 773, 774, 775, 777, 778, 780, 781, 783, 784, 787, 788, 789, 790, 791, 795, 796, 797, 798, 799, 804, 805, 807, 810, 811, 812, 813, 814, 817, 818, 820, 821, 824, 825, 828, 829, 832, 834, 836, 837, 841, 843, 845, 853, 854, 855, 859, 860, 861, 862, 863, 864, 865, 866, 868, 869, 871, 872, 878, 879, 880, 881, 882, 884, 885, 887, 888, 889, 892, 894, 895, 896, 897, 899, 901, 902, 903, 904, 905, 906, 912, 913, 916, 917, 922, 923, 926, 927, 929, 931, 932, 934, 936, 938, 948, 949, 953, 954, 955, 958, 960, 961, 962, 966, 967, 968, 969, 973, 975, 977, 979, 981, 982, 985, 987, 989, 991,992,993,994,995,997,998,999,1000, 1001, 1004, 1005, 1006, 1008, 1009, 1010, 1011, 1012, 1013, 1015, 1016, 1017, 1019, 1020, 1021, 1023, 1024, 1027, 1028, 1029, 1030, 1031, 1034, 1035, 1040, 1041, 1042, 1043 Providence, Älteste und Vorsteher Nr. 751

Neidhard, Johann Andreas Nr. 947 New Germantown Nr. 877, 886, 963 New Hanover Nr. 763, 770, 785, 801, 802, 846, 848 New York (Stadt) Nr. 978, 984, 1033 Nüssmann, Adolph Nr. 685

Rabenhorst, Anna Barbara Nr. 681, 687, 691, 729 Reading Nr. 867, 898 Reading, Älteste und Vorsteher Nr. 734 Robeson Township Nr. 733, 865 Robeson Township, Gemeinde Nr. 755, 865 Robeson Township, Magistrat Nr. 733 Rüther, Thomas Nr. 853

Oley [= New Store in Amity Township] Nr. 706 Oley, Älteste und Gemeinde Nr. 706, 708

Savannah Nr. 883, 893, 908, 933, 945, 971 Schäffer, David Nr. 777

882

Briefregister

Schöner, Christoph Nr. 816, 817 Schöner, Johannes Nr. 816, 817 Schubart, Michael Nr. 726 Schultze, Christoph Emanuel Nr. 683, 686, 690, 738,806, 807, 812,835, 852,857, 881, 887, 897, 905,939, 9 5 3 , 9 5 9 , 9 7 2 , 973,983, 1018, 1024, 1025, 1038 Schultze, Eva Elisabeth Nr. 887 Schulze, Johann Ludwig Nr. 684, 767, 773 Shep, William Nr. 774 Smith, William Nr. 871, 993 Societas Svecana Pro Fide et Christianismo Nr. 928 Steiner, Melchior Nr. 1019 Stier, Christian Nr. 879 Stockholm Nr. 928 Strasburg (VA) Nr. 918 Streit, Christian Nr. 696, 731, 760, 859, 861, 864 Swaine, Francis Nr. 796, 843, 846, 848, 858, 860 Swaine, John Nr. 888 Swaine, Maria Catharina Nr. 796 Synodalversammlung Nr. 995

Treutlen, John Adam Nr. 695 Triebner, Christian Friedrich Nr. 694, 903 Trimble, James Nr. 906 Tulpehocken Nr. 8 0 6 , 8 3 5 , 8 5 7 , 9 3 9 , 9 5 9 , 9 7 2 , 983, 1018, 1025, 1025 Upper Saueon Nr. 809, 826, 830, 849 Upper Saueon, Gemeinde Nr. 809, 826, 830, 849 Uppsala, Konsistorium Nr. 766 Urlsperger, Johann August Nr. 700, 713, 902, 931, 970, 992, 1007 Vincent Township Nr. 762 Voigt, Johann Ludwig Nr. 762, 764, 885 W. P. Nr. 894, 895 Wade, John Nr. 821, 825 Waldhauer, Jacob C. Nr. 893, 901, 908, 927, 945, 962, 971, 1009 Weiser, Anna Eva Nr. 780 Wertheim Nr. 947 Westphal, Georg Alexander Nr. 1004 Wirth, Jacob Nr. 755 Wrangel, Carolus Magnus Nr. 968, 969

Personen- und Ortsregister Im folgenden werden Personen- und Ortsnamen in modernisierter Schreibweise wiedergegeben. Da abweichende Versionen oder Mühlenbergs Schreibweisen bereits in den Briefen selbst in Klammern vereinheitlicht wurden, werden sie hier nicht weiter notiert. Grundsätzlich gilt, daß Personen bei der ersten Erwähnung identifiziert werden. Geschieht dies nicht, konnte die Person mit den gängigen Hilfsmitteln nicht identifiziert werden. Die deutschen und europäischen Orte werden nach ihrer damaligen territorialen Zugehörigkeit identifiziert, die nordamerikanischen Ortsnamen, soweit möglich, nach ihrem damaligen und heutigen County. Acrelius, Israel 2 3 9 , 2 4 1 , 672 f., 7 0 9 Aemilia Juliana Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt 8 2 0 Ahem, Garret 5 2 8 Ahem, James 5 2 8 Ahem, Tante 5 2 8 Albany, Albany Co., N Y 27, 34, 3 9 , 1 1 9 , 125, 3 3 9 , 3 4 0 , 3 4 8 , 3 5 1 , 366, 5 8 6 , 5 8 8 , 5 8 9 , 7 0 9 , 875 Alberti, Johann Philipp 151, 152, 176 Albrecht d. A., Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Herzog von Preußen 4 7 2 , 6 7 0 , 6 8 1 , 788 Allegheny Township 3 9 0 Allegheny über der Forest, Berks Co., PA 3 9 2 Allegheny, Cumery Township 4 2 2 124, Allen Township, Northampton Co., PA 336, 460, 755 Allen, William 187, 190, 2 2 0 , 2 3 1 Allendorf, Johann Ludwig Conrad 51, 1 4 4 Allentown, bis 1 8 1 2 Northampton Co., seither Lehigh Co., PA 4 2 6 , 7 9 4 , 818 Alsace Township (heute Muhlenberg Township), Berks Co., PA 6 4 2 f., 6 8 3 - 6 8 6 , 688 Altgoschehoppe —» Old Goshenhoppen Altona, Kgr. Dänemark (heute Hamburg) 112, 5 9 8 f., 6 0 1 , 7 6 3 Amity (New Store), Berks Co., PA 27, 66, 91, 169, 2 1 1 , 2 1 4 , 2 3 5 f., 8 4 4 Amsterdam, Vereinigte Niederlande 565, 5 8 5 , 788 Anna I., Kg. von England, 4 6 5 , 4 8 5 , 5 3 5 Ansbach —> Fsm. Brandenburg-Ansbach Anton, Paul 3 7 2

Apels, Johannes 4 3 9 Arias, Benedikt gen. Montanus 8 5 0 Aristoteles 3 3 5 , 399, 6 9 8 Armstrong Junior, John 572 Arndt, Jacob 5 8 6 , 5 8 9 Arndt, Johann, 1 3 9 , 1 4 4 , 3 1 0 f., 3 6 2 , 3 8 6 , 4 0 6 , 4 8 2 , 5 4 4 , 5 5 2 , 6 7 5 , 6 8 0 , 6 8 5 , 762 Arnold, Benedict 96, 4 0 0 , 4 3 5 f. Arnold, Gottfried 39, 144, 2 9 7 , 820 Art Sion Furnace, Gloucester Co., NJ 6 9 9 Athens, N Y —» Loonenburg Atolheo, Berks Co., PA 122 Augsburg, Freie Reichsstadt 8, 40, 73, 102, 1 0 4 , 1 6 3 ff., 1 9 2 , 1 9 4 , 3 2 0 , 5 0 5 , 5 5 7 f., 5 6 0 , 5 6 3 , 5 6 7 f., 5 8 3 , 5 8 5 , 6 1 8 , 6 2 1 , 6 2 9 , 6 3 1 , 640, 6 4 9 , 6 7 7 ff., 6 9 3 , 7 1 5 , 7 1 9 , 761, 803, 805, 8 0 8 f. Baart 66 f. Bachmann 5 7 9 Bachmann, Abraham 3 7 9 Bager, Johann Georg 123, 3 3 8 , 4 4 6 f. Bahl, Philip 4 3 9 Baier, Georg Friedrich 3 3 1 Baillie, George 21, 6 7 9 Baker 2 8 8 Baltimore, M D 2 5 , 1 2 5 , 4 2 2 , 4 4 6 , 4 4 8 f., 5 7 3 5 7 6 , 5 8 0 , 6 5 0 , 727, 845, 871 Bangert 4 2 3 f. Bank, Georg 3 6 1 Barnet 4 1 6 Barrenhill, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 32, 75, 88, 95, 110, 113 f., 152, 157, 160, 2 5 3 , 2 6 9 , 4 5 9 , 5 0 7 ,

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Personen- und Ortsregister

5 1 0 , 669, 7 0 7 , 7 1 2 , 714, 800, 8 3 2 - 8 3 6 , 864, 870 Bart 4 4 1 Bartling 793 Basedow, Johann Bernhard 3 8 2 Basel, Schweiz 155 Basilius d. Gr. 7 7 5 Baßel, Gorg (!) 4 1 1 , 4 5 2 f. Battorf 3 4 4 Bauer 833 Bauer, Michael 4 9 8 Baumann, Jacob 3 5 Baumgarten, Siegmund Jacob 5 9 6 , 8 1 9 Bayerle, Johann Jacob 220,222,231 Bayreuth —» Fsm. Brandenburg-Bayreuth Beaver, John 4 1 1 Becker Junior, Peter 4 6 3 Becker, Christoph 2 9 0 , 729, 7 3 4 , 835 Becker, Gottfried 2 4 8 Becker, Hieronymus 35 Becker, Junior 4 6 3 Becker, Peter 3 3 1 , 4 6 3 Becker, Philipp 3 6 1 , 4 5 4 Bedminster, Somerset Co., NJ 116, 3 3 9 , 7 0 9 Beil, Balthasar 3 6 0 ff., 3 8 5 , 3 8 7 , 4 0 4 f., 4 0 7 , 453 Beil, Johannes 3 6 2 , 3 8 5 , 3 8 7 , 4 0 3 - 4 0 7 , 4 1 1 , 4 2 6 , 4 3 9 , 4 4 9 f., 4 5 2 ff. Beil, Mutter 4 0 5 Beil, William 4 4 0 Bell, Captain 89 Bell, Jonathan 3 8 9 Bender Junior, Daniel 857 Bender Senior, Daniel 155, 8 5 7 , 858 Bender, Witwe 8 5 7 Bengel, Johann Albrecht 3 2 0 , 3 2 2 , 393, 802 Bense, Katharina Maria 7 9 5 , 7 9 9 Berckenmeyer, Wilhelm Christoph 1 , 1 1 8 , 1 2 5 , 589 Berg, G. C. 712 Bergmann, Johann Ernst 9, 6 7 7 , 7 3 5 , 7 6 9 , 7 9 3 , 803 f., 863, 866 f., 871 ff. Berkshill Township, Northampton Co., PA 331 Berlin, Kfsm. Brandenburg 87, 103, 112, 2 7 6 , 2 7 9 , 6 5 0 , 661 Bermuda Inseln 6 6 9 Bernhardt, Christian Eberhardt 7 3 5 , 7 9 2 , 805 Bernstein, Christian Andreas 7 7 4 Berry, Eleonora 6 3 9 f. Bertsch, Andreas 69 f. Beyer 4 4 6 Beyer, Nickolaus 91 Biddle, Clement 6 3 9 f. Biddle, Edward 173 Bidman 391

Big Pipe Creek 4 4 8 Billmeyer, Jacob 6 6 9 , 8 6 9 Billmeyer, Michael 845 Bitsch, Georg 4 5 4 Bittenbinder, Conrad 4 5 2 f. Bittenbinder, Jacob 4 1 1 , 4 5 2 f. Bitter 132, 3 5 0 Blank, Georg 4 4 0 Biewer, Captain 4 3 1 , 4 3 5 , 4 3 8 , 4 4 1 , 4 4 5 , 4 5 1 , 495, 510 Blue Mountains 51, 4 8 4 , 7 0 9 Boehme, Karl Ludwig 4 4 6 , 4 4 8 Bogatzky, Karl Heinrich v. 58, 3 1 8 , 6 8 6 Boltzius, Johann Martin 58, 5 6 0 f., 6 1 9 Bosshardt, Andreas 174 f., 177, 191, 2 1 9 , 2 3 2 Boston, M A 5 0 4 , 866 Bradford, Samuel 786, 7 8 8 Bradford, William 4 9 0 f. Brandenburg, Kfsm. 3 4 2 Brandenburg-Ansbach, Fsm. 6 1 3 Brandenburg-Bayreuth, Fsm. 6 1 3 Braun, Conrad 35 Braun, Matthaeus 35 Braunschweig-Wolfenbüttel, Hzm. 112, 5 8 5 Brechel, Witwe 2 7 9 Brechtel, Hannes 91 Brechtel, Jacob 91 Breitenbach, Philip 4 2 0 , 8 2 9 Breithaupt, Joachim Justus 2 6 7 , 845 Breymann 5 7 9 , 8 5 9 f., 863 f., 866, 8 7 4 Brinker, Conrat 4 4 0 Brinker, Georg 4 4 0 Brook,John 730 Brosius, Abraham 4 3 3 Brosius, Nicolaus 2 9 2 , 3 0 6 , 4 2 8 , 4 3 2 f., 4 6 3 , 554 Brown, Nathaniel 2 3 5 , 3 5 1 , 4 1 6 , 6 3 7 f., 6 9 7 , 728, 790, 793 Bruner, Abraham 4 4 0 Brunner, Andreas 4 3 9 Brunner, Johannes 4 4 0 Brunnholz, Peter 51, 2 1 7 , 3 2 0 , 3 5 0 Bryan, George 2 2 , 26 Bryzelius, Paul Daniel 4 0 9 Buch, Peter 4 3 9 Bucheker, Baltzer 4 4 0 Bucher 4 0 1 , 4 8 0 Bucher, Johann Conrad 3 4 4 , 3 5 5 Buchfeldt, Johann Adam 6 0 1 Bühler, Jacob 5 3 9 , 5 4 0 , 5 6 8 Bunn, Hermann 3 8 9 Bunner, Jacob 171, 2 2 3 , 2 2 4 , 3 9 7 Burghardt, Andreas 34, 58, 73, 76, 151 f. Burgmann, Johann Gustav 21, 29, 31, 8 1 9 Burgoyne, John 194, 4 2 7

Personen- und Ortsregister Burkhard, Georg 4 7 6 Busch, Ludwig 4 3 9 Busch, Nicolaus 5 9 8 Bush, Major 96 Buskirk, Jacob van 115 f., 124, 192, 2 3 6 , 3 3 6 , 361 f., 3 9 0 , 4 0 6 f., 4 1 0 f., 4 2 6 , 4 4 9 f., 4 5 3 , 4 6 0 ff., 4 8 0 - 4 8 4 , 6 5 5 , 709, 7 8 8 , 8 5 9 , 863 Butler, Johann Georg 1 6 8 , 1 7 0 ff., 2 1 2 , 2 2 4 f., 3 9 2 f., 3 9 6 , 4 2 2 , 825 Butler, Witwe 2 1 2 , 2 2 3 Butt, Hilary 5 3 8 , 5 5 8 , 560, 5 6 7 , 6 2 1 , 806, 811 Caine, Patrick 6 9 9 Calistertown am Pipe Creek, Frederick Co., M D 123 Callenberg, Johann Heinrich 819, 8 2 0 Calvör, Caspar 3 4 1 , 3 4 3 Campbell 3 8 5 , 641 Campbell, Archibald 2 3 7 f. Campbell, George 5 5 5 Campbell, Mary 127, 129, 2 0 5 Canady 4 2 2 Canajahorie, Montgomery Co., N Y 5 8 7 f., 7 5 5 Cape Henlopen 3 4 Cape May 34 Carl, Johann Jacob 132 f., 2 5 3 , 2 6 9 , 3 3 4 , 5 6 3 , 5 7 0 , 5 7 3 , 5 8 5 , 6 6 2 ff., 6 8 9 , 760, 7 7 7 , 7 8 3 , 7 8 6 , 825 f. Carl, Johann Samuel 391, 3 9 3 , 8 3 0 Carlisle, Cumberland Co., PA 123, 171, 4 9 8 , 6 5 4 , 6 6 9 , 825 Carolina (North und South) 292, 313, 336, 438, 465, 517, 533, 539 Carpenter, Andreas 4 4 5 Castellio, Sebastian 180, 4 4 9 Cellarius, Ludwig Johann 3 1 9 , 3 2 2 , 6 9 7 Champney, Rebecca 129 Charleston, SC 2 9 , 62 f., 65 ff., 72, 81, 88, 92, 119, 128, 137, 159, 161 f., 165, 168, 2 3 7 , 2 3 9 , 2 5 2 , 2 6 8 , 2 7 3 , 311 f., 3 2 7 f., 3 3 8 , 3 4 9 , 3 7 9 , 4 4 1 , 4 6 3 , 4 6 9 , 4 8 4 , 5 0 6 f., 5 3 4 , 5 4 7 , 5 5 9 , 5 6 2 , 5 6 8 , 5 7 5 f., 5 8 3 , 7 0 5 , 722, 7 9 9 Chase, Samuel 18 Chemnitz, Martin 5 2 5 f. Chesapeake Bay 4 1 6 Chester 5 2 8 , 5 7 3 Chester, Chester Co., PA 5 1 9 , 5 7 5 Chesterfield 4 0 1 Chestnut Hill, Philadelphia Co., PA 8 3 7 Chrest (Christ), Henry 173 Christ, Michel 91 Christian Friedrich, Graf in Wernigerode 8 4 5 f. Christie 5 0 4 Christina 5 7 5 Cist, Karl 3 6 0

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Clausthal, Kfsm. Hannover 343, 696, 799, 812 f., 841 Claverack, Columbia Co., N Y 125, 6 9 5 Clay, Joseph 5 4 0 , 722 f. Clear, John 6 5 6 , 6 5 8 , 7 2 1 Clinton, Sir Henry 3 2 7 ff., 4 1 9 Clymer, Daniel 4 7 9 f., 5 5 4 Cohenzy, Salem Co., NJ 75, 95, 126, 132 f., 145, 2 3 6 , 4 2 8 f., 4 6 3 f., 4 8 5 , 6 6 8 , 6 7 3 , 832 Combs 74 Conestoga, Lancaster Co., PA 3 1 6 , 3 8 7 Conewago, York Co., PA 50, 112, 123 Connecticut 5 0 0 Conococheague, Washington Co., M D 123 f., 363, 4 2 1 Cork, Irland 26, 105, 3 8 5 , 5 2 8 , 5 7 3 Cornmann 387 Cornwallis, Charles Earl 4 1 9 , 427. 4 3 4 Correls Ferry 5 3 Cramer, Christopher 21, 5 3 4 f., 5 3 9 , 628, 6 7 6 , 6 7 9 f., 722 Crelle, August Christoph 7 4 f., 116 Croesmann, Daniel 3 0 4 f., 4 3 2 f. Crusius, Christian August 141, 144, 3 3 3 f., 874 Cullen, Thomas 88, 3 0 7 , 3 1 0 ff., 5 8 6 Culpepper Co., VA 2 7 , 34, 4 4 - 5 0 , 92, 123, 1 2 8 , 1 3 7 - 1 4 0 , 316, 347, 4 1 1 , 4 2 3 , 4 2 8 , 4 4 5 , 454 Daber, Hzm. Pommern (heute Dobra, Polen) 57, 103, 105, 193, 196, 2 5 2 , 2 6 8 Dahme, Georg Christian 7 9 4 , 7 9 9 Dänemark, Kgr. 118, 125, 4 0 0 , 7 3 7 Dannmore Co. 4 6 Darby 5 7 5 Daser, Friedrich 9 2 , 1 6 1 f., 1 6 5 , 1 6 7 , 2 3 7 , 2 7 3 , 722 Daughty 641 Daum 5 7 5 Davis, Frau Jenkin 5 8 4 , 6 5 1 , 7 3 5 , 768, 812 Davis, Jenkin 55, 58, 62, 5 1 7 f., 5 3 4 f., 5 3 9 , 577, 5 8 2 , 6 2 3 f., 628, 6 3 5 f., 6 4 9 ff., 6 5 7 , 675, 6 7 7 - 6 8 0 , 6 8 2 f., 6 8 6 , 6 9 2 , 7 2 0 , 7 2 2 735, 7 7 0 f., 7 9 2 , 8 0 5 , 8 1 0 f., 8 4 5 Davis, Zacheus 5 1 8 , 5 7 7 , 5 8 2 f., 7 6 7 Defrein, Eva 7 8 5 , 7 8 6 Deget 4 4 6 Delaware (Fluß) 34, 2 4 1 , 4 6 3 , 5 7 2 Delaware (Staat) 86, 4 9 8 , 5 7 2 , 7 1 0 Delaware Cape 33, 5 3 Denicke, David 4 7 2 Derr, Jacob 4 3 9 Derr, Mades 411,452,454 Descher, Martin 658

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Personen- und Ortsregister

Dessau, Fsm. Anhalt-Dessau 320, 383, 665 Dickinson, John 498, 825 Diehl, Elisabeth 393, 398, 438 Diehl, Georg 67 f., 357, 436, 480, 510 Diek, Philipp 283 Diemer 778 Diemer, Jacob 568, 598, 600, 654, 682 Diemer, Johann Christmann 121, 126, 600, 778 Dieterich, Hannes 91 Dietrich 379 Dill, Philip Heinrich 661 Dill, Robert 387 Dippel, Johann Konrad 122 Dörr, Carrl (!) 439 Douglas, Worcester Co., M D 857 Douglass, George 389, 468, 469 Douglassville, ?, 462, 469 Dover, York Co., PA 421 Drach, Leutnant 15 Dresden, Kfsm. Sachsen 600, 603, 866 Drury 640 f. Dryland, Northampton Co., PA 124,145, 336, 346, 354, 356 f., 737 Dubendorf, Samuel 260, 264, 488 Duché, Jacob 59 f., 74 Duffield, George 428 Dull (Doll), Caspar 362, 367, 380 Dunlap, John 105, 107, 154, 283 f., 300, 308 Earl Township (heute New Holland), Lancaster Co., PA 518, 577 Earltown, Lancaster Co., PA 49, 112, 122, 125, 337, 396 f., 582 119, 339 f., East Camp, Columbia Co., N Y 694, 695 East Salisbury, Lehigh Co., PA 794 East Vincent Township, Chester Co., PA 786 Easton, Northampton Co., PA 48 f., 66, 91, 125, 145, 331, 336, 344, 346-349, 351 f., 354, 356, 358, 363, 365 f., 473, 586, 737, 799 Ebenezer, St. Matthew Co., GA 7 ff., 16-21, 37, 39-42, 55 f., 58, 60 f., 63, 65 f., 68, 72, 8 1 , 9 2 , 9 9 , 1 0 0 f., 103 ff., 1 1 2 , 1 2 9 , 1 3 7 , 1 4 0 , 1 4 6 , 1 6 1 - 1 6 7 , 1 7 8 , 1 9 3 , 2 0 5 , 2 3 7 , 2 3 9 , 252, 254, 257, 268, 270, 272 f., 277, 320, 338, 3 4 0 , 4 8 5 , 5 0 1 , 5 0 5 ff., 5 1 0 , 5 1 4 , 5 1 7 f., 5 3 0 535, 537, 540, 542, 557, 559-562, 564 ff., 568 f., 577 f., 582-585, 618-621, 623, 625, 629-633, 635 f., 640, 648-651, 656 ff., 664, 675-679, 681 f., 686, 691 ff., 705, 715-722, 735, 750, 761, 768-771, 778 f., 793, 803 ff., 809, 811, 833, 836, 842, 845, 863-873 Ebert, Jacob 68

Eckfeld, Jacob 1 5 1 , 1 7 6 Edelmann, Georg 192 Edinburgh, Kgr. Schottland 313, 393, 476, 850 ff. Effingham Co., GA 58 Eggharbour, Glocester Co., N J 441, 699 Egypt, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 145, 656, 755, 794 Ehring, Christian 587 Eicke, Johann Friedrich 696, 794 f., 799, 812 f., 841 Eicke, Maria 795, 799 Eigner, Mathes 411, 454 Einbeck, Kfsm. Hannover 795 Einem, Hinze von 845 Eisen, Jacob 842 Eisleben, Kfsm. Brandenburg 331 Elliot, Christoph 555 Elliot, John 518 Elms, George 639 f. Emden, Fsm. Ostfriesland 598 Emrich (Emerich) 430 Enax, Frau Johann Gottfried 588 Enax, Johann Gottfried 586, 588, 590, 592, 600 Enax, Tochter 588 Enderlein, Johannes Michael 123, 322, 484, 488, 709 Engel, Andreas 35 Engelfried, Wilhelm 32, 34, 3 9 , 4 1 6 , 4 3 1 , 4 4 1 , 445, 450 f. England, Kgr. 18, 21, 60, 66, 75, 279, 312 ff., 399, 477, 491, 500 f., 570, 631, 715, 755, 772, 793, 866 Epple 690 Epple, Andreas 283 f., 498, 791, 794 Epple, Georg 690 Erdman 405 Erdmann Junior, Andres 440 Erdmann Senior, Andres 361 f., 404 f., 411, 439 Erdmann, Abraham 440 Erdmann, Georg 361 Erdmann, Jacob 454 Erdmann, Jorg 411 Erlangen, Fsm. Brandenburg-Bayreuth 116, 124, 745, 849 Ernesti, Johann August 744 f. Emst, Johann Friedrich 143, 145, 147, 170 f., 178, 211, 216, 306 f., 310, 329, 331, 336, 344 f., 347 ff., 3 5 1 - 3 6 0 , 3 6 2 , 3 6 4 f., 372,473, 484, 709 Erskine, John 850 f. Esel, Martin 337 Essig, Rudolf 356

Personen- und Ortsregister Estaing, Jean Baptiste Charles Henri Hector 238, 242 Etweiler (Deutschland) 552 Ewen 578 Ewing, John 707, 710 Faber, Johann Christoph 446, 448 Faber, Johann Theobald 446, 448, 466 Fabricius, Sebastian Andreas 107, 109, 110 f., 120 ff., 130, 161, 193 f., 252, 268, 320, 335, 340, 343, 486 f., 541, 553, 556, 563 f., 568, 598, 601, 603, 653, 662 ff., 682, 686, 697, 746 f., 759, 761, 770, 777, 783, 786, 788 f., 799 f., 802 f., 812, 813, 826, 841, 859, 866, 873 Fair, John 170 Faulk 58 Fenbach, Georg 283 Fischer, Jacob 22, 25 Fleischer 212 Fleischer, Jacob Dietrich Balthasar 283 Fleischer, Johann 212, 699, 790, 792 Florida 569, 570, 613 Flörl, Johannes 21, 535, 619, 676, 679 f., 693, 722, 735 Föchte, Bernhard 864 Fock, Johann Georg 850, 852 Folk, A. 151, 176 Fort Pitt (heute Pittsburgh, PA) 572, 639 Fosseberg 874 f. Franck, Johann 155 Francke, August Hermann 1, 257, 267, 339, 343, 372, 501, 676, 710, 713, 720, 764, 853 Francke, Gotthilf August 37, 39, 80, 86, 111, 601, 761, 782, 819 Frank, Jacob 27, 34, 4 3 , 4 5 ff., 49 f., 92, 123, 128, 134 ff., 138, 201, 203, 411 f., 423 Frank, Michael 353 Frankfurt a. M., Freie Reichsstadt 110, 132 f., 253, 334 f., 563, 570, 572 f., 585, 662 ff., 666, 669, 689, 700, 743, 746, 751, 760, 775, 777, 783, 786, 825 f., 850, 852 Frankfurt, Philadelphia Co., PA 75 Franklin 639 Franklin, Benjamin 83, 86 f., 155, 257, 276, 278 f., 819 Franklin, William 87 Frankreich, Kgr. 1 2 9 , 1 3 2 , 1 8 3 , 2 3 8 , 2 6 9 , 2 7 9 , 739 Frantz, Frau von Theophilus Emanuel 98 Frantz, Theophilus Emanuel 9 8 , 1 4 2 , 1 4 5 , 2 3 4 , 3 1 0 , 3 2 9 , 3 5 7 , 3 6 7 , 4 1 7 , 4 3 1 , 4 3 5 , 4 6 0 , 4 8 1 f. Frederick Co., VA 46, 50, 422 Frederick, Frederick Co., M D 49, 52, 7 5 , 1 1 2 , 122, 124 f., 263, 338, 358 f., 433, 437, 484,

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502, 603, 651 f., 662, 708, 737, 756 ff., 830, 837, 845, 860, 862, 867, 869 f. Frederick Township, Montgomery Co., PA 89. Fredericksburg, bis 1785 Lancaster Co., 1 7 8 5 1813 Dauphin Co., heute Lebanon Co., PA 488 Fredericksburg, Spotsylvania Co., VA 316 Freind 581 Fremberger, John 283 Freylinghausen, Gottlieb Anastasius 8, 28 f., 38, 57, 62, 69 f., 72, 84, 98 f., 1 0 2 , 1 0 4 , 1 0 8 , 111 ff., 121, 1 3 1 , 1 3 9 , 1 4 4 , 160 f., 163,192, 195 f., 2 0 8 , 2 5 1 , 2 5 3 f., 2 6 7 , 2 7 5 f., 318,322, 3 3 4 , 3 8 1 , 4 5 6 f., 4 5 9 , 4 8 3 , 5 1 4 f., 541 f., 555, 560, 562, 564, 566, 585, 598, 601 f., 625, 633, 640, 651, 662 ff., 675, 677, 679, 705, 716, 718, 722, 734, 750 f., 759 f., 770, 774, 778, 780-783, 786, 789 f., 808, 819 Fricker, Anton 69 Friderichs, Johannes Andreas 116, 124, 252, 268, 331, 345, 350 f., 426, 483, 485, 536, 550 Friderici, Carl Salomo 348 f., 366, 486, 488 Fries, Jacob 133 Frik, Jacob 453 Fuchs, Heinrich 552 Fuchs, Michael 283 Fuchs, Mutter von Heinrich Fuchs 552 Fuchs, Peter 411, 452, 454 Fuchs, Philipp 552 Gamble 499 Gandy, Jacob 96 f. Gärber, Benedict 785 Gartley, John 74 f. Gassenger 388 Gassett, Christoph 730 Geids 127 Geiger 109, 112, 331, 334, 343 Geiger, Andreas 379 Geiger, Paul 170 Geliert, Christian Fürchtegott 380, 751 Gemlin, Johann Georg 480 Genf, Schweiz 181 Gensichen, Christian 103, 105 Georg I., König von England 79 Georg II., König von England 79 Georg III., König von England 8, 79, 485 Georgia 18, 21, 29, 35, 39, 49, 58, 62, 64 f., 80 f., 108, 118, 136, 178, 237, 242, 252, 268, 2 7 3 , 2 7 5 , 2 8 8 , 2 9 4 , 3 2 0 , 4 6 5 , 4 7 8 , 4 8 8 , 506, 514, 517, 534, 540, 558, 561 ff., 566, 568, 619, 632 f., 649, 657, 705, 723, 868, 873 Gerber, Adam 388

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Personen- und Ortsregister

Gerhardt, Paul 18, 26, 2 7 7 , 2 9 7 , 3 4 3 , 3 6 0 , 5 1 1 , 5 2 6 , 6 1 3 , 6 6 6 , 6 7 0 , 7 8 3 , 833, 840, 850, 8 5 2 , 857, 875 Gerich, Martin 6 4 0 German Valley, Morris Co., NJ 25, 124 Germantown, Philadelphia Co., PA 21, 27, 1 1 2 , 1 1 4 , 1 2 4 , 1 3 4 , 1 3 7 , 1 7 9 , 2 2 2 , 329, 349, 3 6 1 , 4 4 8 f., 4 9 8 , 5 0 9 , 5 1 5 , 6 5 7 , 6 6 9 , 6 8 6 , 7 0 9 , 7 1 2 , 7 1 4 , 7 6 4 , 782, 7 8 5 , 7 8 7 , 844 f., 869 Gerray 4 2 1 Gernetter, Johannes 4 4 0 Gerock, Johann Siegfried 4 4 9 , 5 7 4 , 5 7 6 Gerresheim, Friedrich v. 91, 5 1 8 , 5 3 9 , 5 7 9 , 5 8 4 , 624, 6 5 8 , 7 2 2 Gibraltar, Kgr. England 3 1 4 Gigas, Johannes 34 Gilbert 381 Gilbert, Bernhard 4 6 3 Gilbert, Georg 3 8 3 f., 4 6 3 Gilbert, George 5 7 2 Gillon, Alexander 2 3 8 f. Girelius, Lars 75, 7 0 5 , 7 1 0 , 7 1 2 Glaucha b. Halle, Kfsm. Brandenburg 1 1 3 , 1 2 1 , 126 Gmelin, Johann Georg 4 8 0 Gnann, Georg 722 Gnann, Jacob 5 3 4 , 5 3 9 , 5 6 7 , 6 2 8 , 6 3 2 , 6 4 9 , 7 2 2 Godfrey, John 3 8 9 Goering, Elisabeth 3 0 7 Goering, Jacob 4 8 , 52, 9 5 , 1 2 3 , 1 4 2 , 1 7 1 , 2 4 3 , 2 5 8 ff., 2 6 3 , 2 8 7 , 307, 3 3 8 , 3 9 2 , 396, 4 6 3 , 4 8 4 , 653, 6 6 7 , 6 6 9 , 708, 744, 7 7 3 , 7 8 4 f., 7 8 7 , 860, 862 Göranson, Anders 74 f., 159, 2 3 9 , 2 4 1 , 2 4 8 , 2 5 0 f., 2 5 4 , 2 7 0 , 3 5 0 , 6 7 2 f., 7 0 9 f. Goltz, Bernhard Wilhelm Freiherr von der 2 7 6 f. Gosen 61, 92, 5 3 9 , 6 2 4 Goshenhoppen Settlement, Montgomery, Berks und Bucks Co., PA 2 1 1 , 2 4 3 , 3 3 6 , 3 7 8 , 4 4 8 , 5 7 6 , 624, 6 5 0 , 6 7 5 , 6 8 2 , 7 0 9 , 8 7 4 Goßler, Henrich 3 5 Gotha, Hzm. Sachsen-Gotha 854 Gotten, Gabriel Wilhelm 29, 31 Göttingen, Kfsm. Hannover 31, 50, 80, 116, 124, 154, 2 1 7 , 3 2 2 , 665, 7 1 0 , 7 4 5 , 852 Götz, Karl Christoph 7 9 4 , 8 0 0 , 8 1 7 - 8 2 2 Gould, David, 53, 55, 380, 3 8 4 Graaf, Frau von Wilhelm Anton 4 7 3 Graaf, Sohn von Wilhelm Anton 5 0 3 Graaf, Wilhelm Anton 116, 124, 3 3 9 , 4 7 3 , 4 8 5 , 503, 5 0 5 , 5 1 0 , 5 2 2 , 6 9 4 f., 7 0 9 Graf Junior, Jacob 2 8 3 f., 2 8 8 Gräf Senior, Jacob 22, 25, 181 f., 191, 2 0 3 , 236, 344, 498

Graf, Catharina 6 9 f. Gräfin zu Stolberg-Schwarzenau 845 Grayson, William 3 0 4 Greenwich, Warren Co., NJ 125, 145, 3 3 6 , 346, 3 5 4 , 3 5 6 , 366, 7 3 7 Gregor von Nazianz 7 7 5 Grim, David 4 2 , 79, 86, 88, 161, 163 ff., 197, 254, 270, 483, 541 Gronau, Israel Christian 18, 5 6 0 f. Gros, John Daniel 7 5 4 f., 821 Groß, Michael 2 2 1 Großhennersdorf, Oberlausitz, Kfsm. Sachsen 217 Grotian, Johann Christian 8 2 1 , 836, 838 ff. Grotz, Philip Jacob 6 9 4 f., 875 Grub, Daniel 2 1 9 , 2 2 2 , 2 3 2 Grubenhagen, Fsm. 3 4 3 Gruner, Friedrich 5 8 7 , 5 8 9 Gucht, John 2 8 3 Gugel, D. 792 Gugel, Johannes 20 f., 61, 166, 5 0 5 f., 5 3 7 , 792 Guldy, (John) 3 6 0 , 4 4 5 Gustav III., König von Schweden 6 7 3 Haas, John Philipp de 2 6 , 198 Habacher 3 9 8 f. Habersham Junior, James 5 3 8 ff., 5 5 8 , 5 6 0 ff., 5 6 7 , 6 2 1 , 6 5 6 ff., 6 9 2 f., 7 2 1 , 723, 8 0 6 f., 8 1 0 f. Habersham Senior, James 5 3 9 Hackensack, Bergen Co., NJ 116, 124, 4 8 1 , 485 Hafner 43, 134 f. Hagen, Jan 4 2 8 Hagerstown, Washington Co., M D 124, 4 2 2 , 465 Hägner 157 Hagner, Friedrich 157, 176 Hahn, Henrich 35, 4 3 0 Hailer, Friedrich 2 0 4 Hainle, Johannes 20, 166, 5 0 5 f. Haldimand, Sir Frederick 8 6 4 , 8 6 6 Halenbeck, William 5 8 7 , 5 9 2 f. Haies, Dr. 5 2 8 Halifax, Halifax Co., Nova Scotia 125, 6 0 1 Hall 3 1 7 Hall, David 35, 3 1 2 f. Hall, Frau Philipp 182, 3 1 2 Hall, Maria Catharina —> Mühlenberg, Maria Catharina Hall, Philipp 15, 60, 69 f., 88, 160, 190, 3 1 2 , 3 1 7 , 4 6 3 , 830, 855, 863 Halle, Kfsm. Brandenburg 1, 2 , 7 f., 1 4 , 1 8 , 2 0 , 2 5 ff., 29, 31, 39, 44, 52, 57, 73, 80, 98 f.,

Personen- und Ortsregister 1 0 2 - 1 0 5 , 1 0 8 - 1 1 2 , 124 f., 1 2 9 f., 132 f., 139 f., 144, 152, 159, 1 6 2 - 1 6 5 , 179, 182, 1 9 2 - 1 9 5 , 2 0 7 , 2 1 7 , 2 2 3 , 243, 2 5 6 , 2 6 2 , 2 6 7 , 2 6 9 , 2 7 5 f., 2 7 9 , 2 9 8 , 320, 322, 354, 358, 360, 372, 378, 3 8 1 f., 388, 393, 4 5 7 , 4 5 9 , 4 6 1 , 4 6 7 , 4 8 3 , 4 8 6 , 4 8 8 , 4 9 1 , 501, 505, 512, 516, 526, 535, 543, 546 f., 5 4 9 , 551, 555, 5 5 7 f., 5 6 0 f., 5 6 3 , 5 6 6 - 5 7 0 , 5 7 2 f., 5 8 3 , 5 8 5 , 596, 600 f., 6 1 6 , 618, 621, 629, 630, 639, 645, 653, 6 6 1 f., 665, 673, 677, 679, 6 8 1 , 686, 689, 693, 697, 710, 713, 718 f., 722, 735, 738, 743, 745, 751, 756, 759, 761, 770, 780, 783, 786 f., 7 8 9 f., 794 f., 799, 802 f., 808, 812 f., 819 f., 822, 824, 831 ff., 835, 8 4 1 , 8 4 4 , 849 f., 8 5 3 , 8 5 5 , 8 5 8 , 865 ff., 869 f. Haltermann, Johannes 4 3 9 Hamburg, Freie Reichsstadt 125, 152, 383, 751 Harnes, Benjamin 3 8 9 Hamilton, James 80, 86 Hanau, Gft. 194, 2 5 3 , 2 6 9 , 696, 754 f. Handrickson, Cornelius 4 0 0 Handschuh, Elisabeth 6 5 1 Handschuh, Heinrich 3 5 9 Handschuh, Johann Friedrich 25, 51, 178 f., 2 1 7 , 220, 2 2 2 , 2 3 1 , 832, 8 6 7 Handschuh, Susanna 651 Hangleiter, Johannes 530, 534, 5 3 7 , 539, 557, 5 6 7 , 5 8 3 f., 6 2 3 , 6 2 8 , 6 3 0 , 6 3 2 , 6 4 8 f., 692 f., 722, 808 ff., 844 f. Hannover (Stadt), Kfsm. Hannover 30 f., 86, 143, 154, 162, 573, 585, 594, 639, 7 4 5 Hannover, Kfsm. 6 8 9 Hänsle, Christoph 3 1 5 f., 3 8 7 Hänsle, Elisabeth 3 1 5 Hansmann, Christoph 3 3 1 Harr, Simon 5 9 4 f. Hartman, Frantz 2 1 1 , 4 3 9 Hartmann, Peter 2 1 1 , 318, 3 5 6 Hartwich, Johann Christoph 119, 125, 2 2 3 , 3 0 1 f., 364, 4 2 7 f., 4 5 5 f., 750, 843 f., 854 Has, Georg 4 2 6 Hassinger 398 Hauer, Han (!) Nikel 4 2 6 Häuser 4 5 9 Hausheuer 4 7 8 Hausihl, Bernhard Michael 1 1 7 , 1 2 4 , 2 2 0 , 2 2 3 , 231, 6 0 1 Hausmann 4 1 6 Head of Elk, Cecil Co., M D 574 Hecht Junior, Anthon 656, 6 8 3 , 774 Hecht Senior, Anthon 6 5 5 f. Heck, Caspar 534, 539, 567, 628 Heermann, Johann 39, 2 9 7 Heidel, George 151, 176

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Heidelberg, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 27, 47, 51, 122, 145, 337, 554, 656 Heidle 5 8 7 Heiler, Friedrich 151, 204 Heilmann, Anna M a r i a 837 Heilmann, Johannis 837, 840 Heimberger Junior, Dr. 3 9 1 Heimberger, Thomas 3 8 7 f., 3 9 1 Heinrich XXIV. Graf von Reuß-Köstriz 762 Heinzelmann, Israel Matthias 68 f., 554 Heinzelmann, Johannes Dietrich 51, 68, 3 4 0 Heiser, Andreas 510 f. Helmstedt, Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel 31, 50, 112, 137, 322 Helmuth, Catharina 820 Helmuth, Justus Heinrich Christian 2, 4, 6, 52, 75, 109 f., 112, 121 ff., 130, 142, 147, 151, 162, 168, 170, 191, 196, 2 0 2 , 2 0 6 ff., 2 1 1 , 214, 2 1 6 , 219, 223, 2 2 6 f., 2 3 3 f., 2 4 3 , 249, 256, 2 6 6 , 2 6 8 , 272, 2 7 4 f., 2 7 7 , 295, 2 9 8 , 300, 307, 316 f., 319, 322, 335, 338 f., 342, 345, 348, 349, 352, 356, 363, 381, 3 8 9 f., 394 f., 397, 4 1 0 , 4 1 7 f., 4 2 0 , 4 2 8 , 4 5 6 , 4 6 3 , 4 7 7 , 4 8 3 , 4 8 9 , 5 0 1 f., 529, 5 3 5 f., 547, 549, 5 5 1 f., 564, 573, 581, 5 9 9 ff., 638, 655, 6 5 9 , 663 ff., 6 6 7 f., 681, 689, 6 9 5 ff., 699, 701, 7 0 6 f., 709, 722, 724 f., 727, 729, 733, 736, 739, 747, 7 4 9 - 7 5 2 , 7 5 5 f., 759, 772, 774, 778, 780, 7 8 2 f., 786, 789, 791, 793 f., 7 9 9 ff., 8 1 8 - 8 2 4 , 826, 832, 834 f., 836, 839, 8 4 0 - 8 4 3 , 852, 859 f., 863 f., 8 6 7 - 8 7 3 , 876 Helmuth, M a r i a Barbara 151, 2 1 5 , 2 1 8 , 2 9 5 , 4 1 7 f., 740, 822 Helmuth, W i t w e 161 f. Henckel-Pöltzig, Gräfin Carlotta M a r i a Albertine v. 687, 699, 8 5 9 Hendel, Johann Wilhelm 3 3 0 , 4 0 1 , 4 2 2 , 4 8 8 f., 526, 6 0 9 , 640, 6 5 2 Henel, Philipp 5 8 7 Henop, Friedrich Ludwig 2 6 3 , 736 f. Henrich, Hannah 126 Henry, Patrick 127 f. Herbizer 2 1 Herrnschmidt, Johann Daniel 87, 4 7 2 , 711, 734, 751, 756, 828, 842, 845, 866, 875 Hert, Christoph 182 Hertzbrück b. Heilbronn, seit 1803 Kfsm. Württemberg 842 Heß, Johann J a k o b 744 f. Hesser 2 2 5 Hessert, Friedrich 225, 2 6 4 f., 3 8 7 Hest, Christoph 4 4 0 Heyd, Isaac 35 Heyd, Sara 35

890

Personen- und Ortsregister

Heyer, Matthias 191 Heyt, Philip 170 Hiester, Conrad 4 9 8 Hill, Jacob 793 Hill, Oley - > Oley Hobart, John 3 1 5 Hoff, Anna Margaret Christina 168, 2 3 8 , 2 3 9 Hoff, Georg 2 4 3 Hofman, Frau Valentin 6 5 3 Hofman, Jacob 52 f., 170 Hofman, Valentin 6 5 3 Hofmann 34 Holderbaum 15 Holland, Europa —» Vereinigte Niederlande Holmer, Christian 6 0 7 Holstein 24 Holtzendorf, Wilhelm 58, 5 3 4 f. Homburg, Ernst Christoph 2 9 7 , 4 7 2 , 5 6 1 Hoofman, Michael 2 2 3 Hook, Herr 6 8 , 5 7 5 Hoppe, Ernst Gottlieb 103 Hoppe, Johann Friedrich 103 Hoppe, Maria 57, 103, 163, 2 5 2 , 2 6 8 Hoppe, Samuel Gottlob 1 0 4 Horlacher, Daniel 361,411,440 Hörner, Heinrich 91 Hörner, Johann Caspar 8 3 4 f., 8 6 4 Hörner, Nicolaus 91 Hornsby, William 6 4 f. Howe, Sir William 3 2 9 Hubeley, Adam 3 5 9 Hubley, Michael 130 f., 147, 168, 2 4 3 Hudson (Fluß) 117 Huntington, Samuel 4 9 9 f. Hutchins, Joseph 609,613 Hüttemann, Georg Heinrich Conrad 7 6 0 f. Huytt, Jacob 91 Idar bei Oberstein, Herrschaft Oberstein 7 0 0 Immel 553 Indianfield, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 116, 124, 3 3 6 , 3 7 8 , 484, 488, 709 Indien, Asien 7 6 0 ff. Irland 2 6 , 3 1 5 Israel, Frau Michael Israel 6 3 9 , 6 4 1 Israel, Israel 129, 6 4 0 ff. Israel, Michael 6 4 0 , 6 4 2 Israel's Creek, Frederick Co., M D 652 Jäger, Johannes 4 1 2 , 4 4 5 Jäger, Valentin 3 6 1 , 4 0 4 f., 4 3 9 Jarwis 5 3 7 Jasper, William 2 3 7 f. Jedburgh, Kgr. Schottland 79, 83

Jersey —» New Jersey Johnson, Lewis 2 1 , 6 7 9 Jones, Abraham 3 8 9 Jones, Jonas 3 8 9 Jones, Mounce 168 f., 2 3 4 ff., 3 8 9 Jones, Nicolas 3 8 9 Jones, Peter 169, 3 8 9 Jordan, bis 1 8 1 2 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 145,755,794,818 Joseph II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 7 2 0 Juncker, Johann 5 1 1 f. Jung, Frau von Johann Georg 4 6 8 f. Jung, Johann Georg 115, 123 f., 3 6 3 , 4 2 1 f., 4 4 6 , 4 6 4 , 4 6 8 f., 4 8 4 , 7 0 9 , 8 6 5 Jungk, Johannes 5 5 2 Kalteisen, Michael 63, 67, 72, 88, 167, 2 3 8 f. Kämmerer, Heinrich 151 f., 1 7 4 ff., 2 2 7 Kämmpeler, Jacob 361 Kanada 34 Kärschener, Georg 4 4 0 Katz Junior, Heinrich 88, 5 0 7 , 5 0 9 , 833, 835 f., 870 Katz Senior, Heinrich 833 Käuper, Hannes 4 4 0 Keblen, Matthias 313 Kehl, Johann Georg 113 Keller 3 5 , 845 Kensington, England 8, 73, 98, 104, 108, 113, 1 2 0 f., 165, 4 7 7 , 5 6 0 , 5 7 0 Kepler, Jacob 4 3 9 Keppele Junior, Heinrich 158, 4 7 7 Keppele Senior, Johann Heinrich 151, 153, 157 f., 170, 181, 1 9 1 , 2 0 8 , 2 1 5 , 2 1 8 f., 2 2 1 , 2 3 2 , 2 3 5 , 2 6 6 , 2 9 2 f., 3 0 2 , 4 7 7 f., 4 9 9 f., 502, 5 0 7 , 5 2 9 , 7 1 2 f., 740, 7 5 3 , 7 8 4 , 791, 803, 818, 822, 865 Keppele, Barbara —> Helmuth, Barbara Keppele, Johannis 2 9 5 Keppele, Rosina 2 9 4 , 2 9 7 Keppeler, Schwester Simon 8 6 4 Keppeler, Simon 5 5 3 , 5 6 3 , 5 6 5 , 7 7 5 , 777, 7 8 8 , 826, 8 6 4 Kerlin, Thomas 3 8 9 Kern, Görg 4 1 1 , 4 4 0 Kerschiner, Georg 361 Keßler, Gottfried 601 Keßler, Johann Leonhard 74 f. Kieffer, Emanuel 7 2 2 Kieffer, Israel 7 2 2 Kieffer, Jacob 5 1 7 Kiefner, Jacob 8 4 2 Kiemle, Jacob 32 ff. Kimmel, Joseph 167, 2 3 9

Personen- und Ortsregister King's Ferry, Westchester Co., NY 211 Kingsessing, Philadelphia Co., PA 704 Kirlin Junior, John 389 Kirlin Senior, John 168 f., 234 ff., 389 Kirlin, Jacob 389 Kirlin, Peter 389 Kitz, Georg 330 Klages, Johann 634 Klein, Anna Philippina 260, 264 Klein, Gottlieb 260 Klein, Susanna 163, 313 Kleppinger, Heinrich 192 Klimm, Nicolas 380 Klug, Georg Samuel 44, 50, 137 Klug, Witwe 44, 137 Knapp, Christian Georg 789, 826, 832 Knapp, Johann Georg 37, 39, 458, 601, 782, 819 Knäpple, Melchär 411 Kneppley, Peter 411 Knieß 324 Knieß, Dorothea 324 Knüpple 452, 453 Knyphausen, Wilhelm Freiherr v. 327 f. Kochler, Jacob 411 Kohle 446 Koitsch, Christian Jacob 51, 144 Kopenhagen, Kgr. Dänemark 400 Kortz, Adam 439 Köth 833 Kotz 870 Kraemer, Christopher Krafft, Herr v. 685, 688 Kraft 17, 650 Kraft, Anna Barbara —> Rabenhorst, Anna Barbara Kraft, Peter 151, 176 Kraft, Rosina 540 Krause, Samuel 534, 539, 628, 632, 649 Kräuter, Philipp David 119, 125 Krebs, Adam 219, 222, 232 Kredelbacher, Johann 89 Kreutzer Junior 73 f., 358, 553 Kreutzer, Michael 325, 370, 372 f. Kreuznach, Hzm. Pfalz-Zweibrücken 700 Krug, Feldscheer 437, 4 5 7 Krug, Henrietta 433, 437, 651, 757, 832, 867 Krug, Johann Andreas 36, 49, 52, 75, 88, 110, 122,130, 147,168, 2 5 2 , 2 6 2 , 268, 335, 338, 340,358 ff., 3 6 3 , 3 6 7 , 4 3 3 f.,436 f.,457,484, 5 0 2 , 5 3 5 , 5 4 9 , 5 7 7 , 5 9 7 , 6 0 3 , 6 5 1 f., 662,667, 7 0 8 , 7 3 5 , 7 3 7 , 7 5 6 , 7 5 8 , 7 8 0 , 7 9 9 , 8 3 0 , 8 3 2 f., 837, 845, 860-865, 867-870, 873, 876 f. Krug, Maria 433, 4 3 7 Krügler, Nicolaus 412, 445

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Krumrein 360, 410 Kucher 28, 147, 391, 821, 840, 846, 863 Kugler, Paul 211 Kühl 635 Kühl, ältester Sohn 13 Kühl, Frau v. Friedrich 635 Kühl, Friedrich 13 f., 498, 634 Kuhn, Adam 97 f., 160, 244, 2 9 7 Kuhn, Daniel 159 f. Kuhn, Peter 295, 297 Kühnle, Johann 398 Kuntzmann 480 Kunze, Anna Christiana 235, 262, 331, 344 Kunze, Anna Maria Catharina 98, 105, 699 Kunze, Carl Heinrich 407, 503, 699, 799, 836 Kunze, Catharine Eliza 71, 94, 262, 431, 573, 576, 799 Kunze, David 71 Kunze, Johann Carl 320, 322, 601, 668, 850 Kunze, Johann Christoph 2, 4 - 7 , 9, 13 f., 28, 31, 33-36, 3 9 , 4 2 - 4 5 , 4 7 - 5 0 , 59 f., 67, 69 f., 74 f., 89 f., 92, 94 f., 97 f., 105, 109 f., 113, 1 1 6 , 1 1 8 ff., 122 f., 125 f., 129, 1 3 1 , 1 3 3 ff., 138 f., 142, 145, 147, 151, 153 f., 156, 160 ff., 170 f., 173 ff., 1 7 7 - 1 8 4 , 1 9 1 f., 1 9 5 198, 200 f., 203 f., 206, 215, 217, 225, 227, 2 3 3 - 2 3 6 , 249, 252 f., 255 f., 261, 264 ff., 268-272, 274 f., 277, 283, 286, 288, 290, 297-302, 304, 306, 316-320, 322, 328, 331, 339 f., 3 4 2 - 3 4 6 , 348, 350 f., 354, 356 f., 363 f., 373, 379, 381, 389 f., 394 f., 401 f., 407, 409 f., 416 f., 422, 4 2 8 - 4 3 1 , 434 ff., 445, 454, 456, 459, 4 6 1 - 4 6 4 , 472, 474, 477 f., 483, 485, 492, 495, 497-502, 513 f., 5 2 6 , 5 2 9 , 5 3 5 f., 5 4 0 , 5 4 7 , 5 4 9 , 5 5 1 f., 554 f., 564, 567, 571, 573, 576 f., 580 ff., 584-591, 593, 598, 600 f., 603, 607, 614, 617, 630, 636, 638, 640, 642, 654 ff., 658 f., 663-666, 668 f., 672 ff., 677, 683 f., 687 ff., 691, 693, 697 ff., 7 0 5 - 7 0 9 , 7 1 2 , 7 2 0 , 7 2 8 ff., 7 3 6 , 7 3 7 740, 747 f., 753-756, 758, 763, 767, 774, 780, 789, 796, 799, 821, 828, 836, 845, 850 f., 856 f., 872, 875 Kunze, Lorenz 636, 638, 660, 793, 838 Kunze, Margretha Henrietta 5, 15, 21, 27, 33 f., 54 f., 59 f., 67, 69, 71, 73, 75 f., 86, 88 ff., 94, 97, 105, 107, 126, 131, 133, 155, 160, 170 f., 175, 183, 201, 216, 223, 225, 234 f., 264, 277, 301, 306, 317 f., 325, 3 3 0 333, 335 f., 343 f., 350 f., 353, 356 ff., 360, 362, 368, 373, 381, 387 f., 390, 391, 394, 398, 400, 407, 416, 418, 428 f., 438, 440 f., 450 f., 454, 456, 459, 461, 463, 466, 469, 4 7 0 , 4 7 3 f., 4 7 7 f., 480 f., 488 f., 4 9 2 , 4 9 7 f., 512, 554, 570, 572 f., 579 f., 600, 602, 616,

892

Personen- und Ortsregister

627, 630, 642 f., 6 6 2 , 6 8 9 , 699, 730, 734, 738, 747, 752, 767, 775, 796, 812, 821, 836, 850 f., 8 7 5 Kunze, M a r i a M a g d a l e n a 799, 836 Kunze, W i t w e 4 4 1 Kurtz, Elisabeth 52, 4 4 9 , 4 6 3 Kurtz, Johann Daniel 49, 4 4 7 , 4 4 9 , 4 7 7 , 536, 5 6 8 , 596, 653 f., 6 8 2 , 689, 708, 726 f., 744, 773, 777, 870 f. Kurtz, Johann Nicolaus 31, 4 0 , 4 3 , 4 5 , 49, 52, 105, 110, 112, 116, 122 f., 130, 138 f., 142, 147,168, 1 7 2 , 1 7 7 , 1 9 2 , 2 0 8 , 2 3 6 , 2 3 9 , 243, 2 6 6 , 2 6 8 , 3 3 7 f., 344, 346, 348 f., 352, 354, 3 5 6 , 3 5 8 f., 363 f., 3 6 6 , 3 7 1 , 3 7 7 , 3 7 9 f., 389, 392, 3 9 5 f., 4 4 5 , 4 4 7 , 4 5 7 , 4 6 3 , 4 7 7 , 4 8 4 , 4 9 6 , 5 3 5 f., 549, 577, 596, 653, 662, 682, 708, 726 f., 744, 762, 773, 7 7 7 - 7 8 0 , 787, 860, 862, 868 Kurtz, Johann Wilhelm 110, 112, 122, 130, 1 4 2 , 1 4 7 , 1 6 8 , 2 0 8 , 2 6 8 , 337, 363, 377, 380, 3 9 2 f., 3 9 6 ff., 4 4 7 , 457, 4 8 4 , 535, 596 f., 644 ff., 667, 709, 7 7 6 f., 779, 787, 799, 8 7 1 Küstrin, Neumark, Brandenburg-Preußen (heute Kostrzyn, Polen) 338 Lackmann, Peter 782 Lackner, Johann Friedrich 538, 558, 806 Laib, Georg 381, 550, 7 9 0 Lancaster, Lancaster Co., PA 2 ff., 25, 49 ff., 54, 70, 75, 86, 1 1 2 , 1 2 2 ff., 1 2 6 , 1 3 0 f., 136, 142,160,168,179, 206,211, 215,218,234, 2 4 3 , 2 5 6 , 2 5 8 f., 263 f., 2 7 2 , 2 7 5 f., 2 8 4 , 2 8 7 , 2 9 6 , 3 0 5 ff., 309, 312, 320, 324, 331, 334, 3 3 7 , 3 4 4 , 3 4 8 f., 3 5 1 , 3 5 3 , 3 5 7 f., 3 6 2 , 3 7 9 f., 3 8 8 , 3 9 3 f., 396 ff., 4 0 0 f., 4 2 1 f., 4 4 2 , 4 4 6 f., 4 4 9 , 4 5 5 , 4 5 9 ff., 4 6 3 , 4 7 2 , 4 7 6 f., 4 7 9 f., 4 8 4 , 488 f., 5 1 0 , 512, 518, 526, 543 f., 5 5 1 , 568, 576 f., 595, 600, 608, 612, 618, 640, 648, 654, 6 6 2 , 675, 6 8 1 f., 686, 690, 700, 704, 706, 709, 737, 741, 745, 749, 764, 767, 773, 777, 789, 796, 812 f., 817, 819, 821, 823 f., 831, 833 f., 838, 842, 845, 849, 852, 854, 859 f., 864, 868 f., 871, 874 f. Land 530 Land, Heinrich 5 2 9 f. Laubenstein, Peter 361, 4 4 0 Laudon Co., VA 5 9 7 Lauer, Christian 15, 74, 88, 95, 4 2 0 f., 5 7 7 Lauk, Abraham 2 6 0 Lauk, Johannes David 343, 348, 352 f., 362, 367 Lauk, Johannes Georg 2 6 0 Lauk, Judith 343, 3 4 8 , 352 f. Laumann, Ludwig 543 f., 551, 564, 6 8 1 f., 689, 858

Lausanne, Schweiz 393 Laxley 2 2 1 Lebanon, bis 1785 Lancaster Co., 1 7 8 5 - 1 8 1 3 Dauphin Co., heute Lebanon Co., PA 25, 2 7 f., 4 7 , 5 1 , 5 8 , 7 6 , 1 1 2 , 1 2 2 , 1 2 4 , 1 5 2 , 2 6 0 , 337, 344, 391, 393, 396, 398, 4 1 3 , 4 4 7 , 4 8 4 , 4 8 8 , 585, 707, 709, 776, 8 2 1 Lefan 554 Leffel, Baiser 91 Lehmann, Johann Daniel 114, 116, 123, 140, 142 f., 145, 173, 218, 2 2 2 , 2 3 6 , 2 6 0 f., 2 8 8 , 318, 324, 3 3 6 , 357, 3 6 6 f., 3 7 1 , 377, 396, 4 0 2 , 4 6 2 f., 4 6 6 , 4 7 1 - 4 8 4 , 5 7 5 , 596, 6 4 7 , 709, 859, 871 Lehmann, M a r i a Elisabeth 4 7 1 f. Lehr, Leopold Franz Friedrich 334 Leibert 669, 845 Leidich 7 9 7 Leimberger, Israel 538 f., 558, 806 Leipzig, Kfsm. Sachsen 8 0 , 1 1 2 , 1 4 5 , 1 7 9 , 3 3 1 , 378, 585, 598, 745, 804 Lemgo, Gft. Lippe 665 Lemke, Catharina 17 f., 506, 533 Lemke, Hermann Heinrich 18 ff., 62, 5 6 0 , 722 Lemke, Johanne, 19 f. 163, 533 Lemke, Salome 62, 722 Lemke, Timotheus 17 f., 533 L e o n , J o h a n n 850 Leps 4 2 9 f., 4 8 9 Leps, Johann Christian 2 1 , 118, 125, 4 5 4 , 4 8 0 f., 4 8 5 , 4 8 8 , 4 9 5 Leß, Gottfried 744 f. Leuthäuser, Heinrich 4 3 , 4 4 , 50, 134, 135 f., 151, 176, 181, 5 9 9 Lewis, Oliver 6 5 0 f., 657, 6 7 5 , 693 Leydich, Johann Philipp 89, 98, 1 2 6 , 1 4 5 , 3 7 9 , 434, 441 Lincoln, Benjamin 312 Lindeman 107 Lindenberger, Georg Ernst 574, 5 7 6 Lindenberger, Sohn v. Georg Ernst 574 Lindner 6 8 6 Lititz, Lancaster Co., PA 876 Lochner, Christoph 21 Lodwick, John 91 London, Kgr. England 1, 2, 14, 18, 2 0 f., 26, 31, 44, 68, 75, 7 9 - 8 2 , 84, 108, 116, 119, 124 f., 137, 151, 158, 163, 190, 2 1 4 , 2 2 2 , 250, 313, 393, 4 6 1 , 557, 5 6 0 , 5 6 3 f., 567, 5 6 9 f., 629, 631, 679, 683, 6 8 6 , 713, 715, 717, 719, 770, 778 f., 799, 842, 853 Long Island 124, 4 3 5 Loonenburg, Greene Co., NY (heute Athens) 21, 27, 117 f., 125, 378, 4 2 9 f., 4 5 4 , 4 8 1 , 4 8 8 , 5 8 7 - 5 9 0 , 593

Personen- und Ortsregister Lorenz, Siegmund Friedrich 473 f., 668 ff. Löser, Johann Jacob 653 f. Löser, Valentin 653 Lower Saueon, Northampton Co., PA 116, 124, 336, 404, 405, 755 Lübeck, Freie Reichsstadt 26, 262, 546 Ludeke 331 Ludwig XVI., König von Frankreich 3 1 1 , 3 1 3 Lunenburg, Lunenburg Co., Nova Scotia 339 Luther, Martin 3 4 , 4 2 , 6 8 , 1 2 2 , 1 2 9 , 1 6 6 , 313, 326, 328, 364, 3 7 2 , 4 0 7 , 4 1 2 , 4 2 5 , 4 4 0 , 4 7 6 , 526, 596, 613, 694, 702, 737, 740, 745, 762 f., 767, 779, 782, 842, 853 f. Lykens Valley, bis 1785 Lancaster Co., seither Dauphin Co., PA 260 Lynn, Jacobina 454 Macungie, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 116, 124, 336, 411, 484, 709, 788, 874 Magaw, Samuel 571 f. Magdeburg, Joachim 630, 799 Mahanoy, Northumberland Co., PA 358, 554, 794 Majer, Johann August 664, 666 Manheim, Lancaster Co., PA 27, 48, 95, 145, 707, 744 Marburg, Lgft. Hessen-Kassel 576, 755 Marcus Hook, Chester Co., PA Markrölitz, Kfsm. Sachsen 457 Marsteller, Friedrich 25, 398, 402 Marsteller, Philipp 15, 22, 25, 234, 260 Marter 609 Martin, Clement 21, 679, 681 Martin, John 540, 558, 561, 568 Martins, Christian Friedrich 391, 393, 433, 454, 552 Maryland 50, 68, 7 0 , 1 2 4 , 1 7 1 , 2 2 4 , 2 9 2 , 338, 4 4 9 , 4 6 4 , 4 6 5 , 4 7 1 , 4 7 5 , 4 7 7 , 4 9 1 , 4 9 7 , 571, 584, 656, 707, 708, 709, 711, 772, 780, 832 Mäsner, Jacob 555 Man, Johann Samuel 243 Man, Maria Agnes 243 Maugridge 640 f. May 72 Mayer, Thomas 283 McAllistertown, York Co., PA 446, 448 Mecklenburg Co., N C 29, 31 Meel 845 Meie, Friedrich 574 Meier 686, 689 f. Meier, Georg Friedrich 819 f. Meier, Jacob 575 Meile 721 Melanchthon, Philipp 785, 855

893

M e l k j a c o b 171 Melsheimer, Friedrich Valentin 86, 242, 243, 304, 305, 306, 744 Mennander, Karl Friedrich 240 f., 249 f., 672 f. Mensch, A. B. 367 Merkle Junior, Abraham 422, 441, 502, Merkle Senior, Abraham 315 f. 4 3 8 , 4 5 5 , 4 5 9 , 663, 666 Merkle, Benjamin 438, 440 f., 470 Merkle, Jacob 192 Merkle, Johannes 511 Merkle, Paul 662 ff., 666, 686, 689, 746, 760, 763, 777, 786 f. Merle 167 Merseburg, Kfsm. Sachsen 598 Metzger, Heinrich 380 f., 384, 400 f. Metzner 391 Meyer 356 Meyer, Esther 21, 24, 39, 54, 69, 130, 151, 212, 324, 380 f., 384 Meyer, John 170 f. Meyerstown, Berks Co., PA 358 Michaelis, Johann David 23, 27, 705, 710, 744 Michel, Johannes 534, 628, 632 Middlebrook 42, 52, 168, 178 Middletown, Frederick Co., M D 5 1 , 1 6 0 , 5 9 7 , 652 Mildenberger, Nicolaus 426 Miller, Jacob 642 f., 656, 683, 685 Miller, Johann Peter 744 f. Miller, John Henry 87, 154 f. Miller, Mates 3 6 1 , 4 1 1 , 4 5 2 , 4 5 4 Millerstown, VA -» Woodstock, VA Minis, Major 130 Mischler, Peter 47, 51, 468 Moelich, Anthon, 503 Mohawk Valley, Montgomery Co., NY 430 Molach 361 Molatton, Berks Co., PA (heute: Douglasville) 169, 214, 389, 394, 408, 471, 706 Moller, Martin 68 Montgomery 468, 469, 794, 796 Montpellier, Gouvernement Languedoc, Frankreich 393 Mooder, Thomas 568 Moor, Samuel 537 Moore Township, Northampton Co., PA 124, 145, 344, 346, 354, 356, 366 Morgan, David 5 8 2 , 8 1 1 Morgan, Dr. 391, 396, 401 Morgan, Dr. John 391, 393 Morig, Jacob 361 Morris, Gouverneur 499 f. Morris, Robert 499 f. Morristown, Morris Co., NJ 22

894

Personen- und Ortsregister

Morry, Jacob 4 4 0 Mory, Gotthart 4 4 0 Mosche, Gabriel Christoph Benjamin 850, 852 Moselem, Berks Co., PA 125, 8 5 9 Mosheim, Johann Lorenz v. 31, 3 2 1 f., 5 2 5 Muchler, Johannes 2 0 f., 5 0 5 f., 5 3 7 , 5 3 9 , 5 6 7 , 6 4 9 , 722, 8 4 5 Miihlberg 6 0 0 Muhlenberg, Anna Barbara (gen. Hannah) 2 3 f., 2 6 f., 3 4 (., 52 ff., 6 7 , 1 2 6 , 1 2 8 ff., 168, 2 1 1 f., 2 3 5 , 3 5 9 , 3 7 2 , 4 0 1 , 6 5 4 , 6 8 2 , 6 9 1 , 7 9 5 , 863 Muhlenberg, Anna Catharina 6 9 1 , 7 9 9 Muhlenberg, Anna Maria 1 4 , 1 8 , 2 1 f., 35, 38, 51, 54 f., 63, 6 6 - 6 9 , 71, 73 f., 1 1 8 , 1 3 2 , 1 5 4 , 180, 186, 2 0 5 , 2 0 8 , 2 1 5 , 2 3 8 , 2 4 6 , 2 6 4 f., 2 9 1 f„ 2 9 4 , 3 0 1 , 3 0 5 , 307, 3 1 6 , 322 f„ 3 2 6 , 3 4 1 , 359, 3 6 2 , 3 7 0 , 381 f., 3 8 5 , 3 8 7 , 3 9 0 , 3 9 6 ff., 4 1 0 , 4 1 4 , 4 2 7 , 4 3 2 f., 4 3 6 , 4 4 1 , 4 4 6 , 4 4 8 , 4 5 4 - 4 5 7 , 4 6 2 , 4 6 5 f., 4 6 9 , 4 7 1 f., 4 7 4 , 4 7 7 , 4 8 1 , 4 8 6 f., 4 9 5 , 5 0 2 , 5 0 4 , 5 1 0 , 5 1 8 , 5 2 3 , 5 2 7 , 544, 5 5 4 , 5 5 6 , 5 6 4 , 5 7 6 , 584, 597, 600, 612, 6 2 4 , 6 3 5 , 6 3 9 , 6 5 4 , 657, 660, 673, 6 8 2 , 7 0 5 , 7 3 5 f., 7 4 0 , 7 4 5 , 7 5 7 , 7 6 0 , 7 6 6 , 768, 781, 788, 790, 7 9 2 , 7 9 5 , 799, 812, 822, 830, 839, 841, 8 5 4 (., 858, 8 7 4 Muhlenberg, Catharina 2 7 f., 51, 5 5 , 6 0 , 3 4 8 f., 385, 415, 795 Muhlenberg, Charles Frederick 6 9 1 , 7 9 9 Muhlenberg, Elisabeth 6 8 9 , 6 9 1 , 7 9 9 Muhlenberg, Frederick 7 9 9 Muhlenberg, Friedrich August Conrad 6, 8 f., 1 4 , 2 1 , 2 4 , 2 7 f., 3 4 , 4 7 , 5 1 ff., 5 5 , 6 0 , 6 7 , 7 5 , 79, 85, 88, 101, 105, 110, 1 1 4 ff., 121, 126, 128, 132, 134, 145 ff., 155, 157, 159, 163, 171,178,180,191,208,211, 223,225,227, 2 3 6 , 2 5 0 ff., 2 5 4 , 2 6 0 , 2 6 2 , 2 6 4 , 2 6 8 , 2 7 0 , 2 7 4 , 2 7 7 , 2 7 9 , 2 8 3 , 2 8 5 , 2 8 8 , 2 9 0 , 2 9 2 f„ 2 9 6 f., 3 0 0 , 3 0 2 - 3 0 9 , 311 f., 3 1 4 , 3 1 6 ff., 3 2 4 , 3 2 9 , 3 3 1 , 3 3 4 , 3 4 2 , 3 4 6 , 3 4 8 ff., 352 f., 3 5 6 , 3 6 0 , 3 6 2 f., 3 6 5 , 3 6 8 f., 3 7 9 - 3 8 2 , 3 8 4 f., 3 8 7 f., 3 9 2 , 3 9 8 , 4 0 0 f., 4 1 2 , 4 1 5 f., 4 2 2 , 4 2 5 , 4 2 7 - 4 3 1 , 4 3 4 - 4 3 7 , 4 4 0 f., 4 4 5 f., 4 5 0 , 4 5 4 f., 4 5 9 , 4 6 2 f., 4 6 8 , 4 7 1 , 4 8 1 , 4 9 2 , 4 9 5 , 4 9 8 f., 5 0 1 f., 5 1 0 , 5 1 2 , 5 2 6 , 5 4 1 , 5 4 5 f., 5 4 8 f., 559, 5 6 4 , 5 7 1 f„ 5 7 7 ff., 5 8 6 , 5 8 9 , 6 1 6 ff., 6 2 9 f„ 6 3 6 , 6 3 9 , 6 5 4 , 667, 6 7 5 , 6 8 0 , 683, 690, 695, 7 0 1 , 7 0 9 , 7 1 5 , 7 4 5 , 7 9 5 , 7 9 9 , 812, 819, 821, 8 3 3 , 835, 8 3 7 , 841, 852, 8 5 3 , 8 5 6 f., 859, 8 6 4 , 874 Muhlenberg, Georg Peter Samuel 842, 855, 858 Muhlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst 4 ff., 14 f., 2 2 , 2 5 , 2 7 , 3 2 - 3 6 , 3 9 , 4 2 f., 47, 5 4 f., 58, 60, 6 7 , 7 0 , 75, 8 6 , 9 7 f., 1 1 0 , 1 1 3 , 1 1 5 , 1 1 7 , 1 2 0 , 1 2 6 , 1 3 0 , 1 3 2 , 1 3 4 , 1 4 6 , 1 5 1 f., 154 f., 159 f.,

1 6 3 , 1 7 0 , 173 f., 176 ff., 1 8 0 , 1 8 2 , 1 8 4 , 1 9 0 , 195 f„ 198, 2 0 2 , 2 0 4 , 2 1 1 , 2 1 4 , 2 1 6 , 2 2 5 , 2 3 9 , 2 4 2 f., 2 5 2 , 2 5 4 ff., 2 5 8 , 2 6 0 - 2 6 4 , 2 6 6 , 2 6 8 , 2 7 1 f., 2 7 4 , 2 8 7 f., 2 9 6 , 3 0 1 f., 3 0 4 , 3 0 7 f . , 3 1 1 f., 3 2 0 , 3 2 2 , 3 2 4 f., 3 3 4 , 3 3 7 , 3 4 3 , 3 4 9 , 3 5 1 , 3 5 6 , 3 5 8 , 3 6 2 ff., 3 6 9 , 3 7 1 , 3 7 7 , 3 7 9 f., 3 8 8 , 3 9 0 , 3 9 6 ff., 4 0 0 f., 4 2 2 , 4 4 1 f., 4 4 6 , 4 4 8 f., 4 5 5 , 4 5 9 , 4 6 3 , 4 6 9 , 4 7 2 f., 4 7 7 f., 4 8 0 , 4 8 4 , 4 8 8 , 4 9 5 , 4 9 9 , 5 1 0 , 5 1 2 , 5 2 6 f., 5 3 5 f„ 5 4 0 , 5 4 3 , 5 4 6 , 5 4 9 , 5 5 3 , 5 6 3 , 5 6 8 , 5 7 7 , 5 8 0 , 5 9 5 f„ 6 0 8 , 6 1 2 , 6 1 4 , 6 1 6 ff., 6 4 0 , 6 4 7 , 6 5 2 , 6 5 4 , 6 6 1 f., 6 6 4 (., 6 6 7 , 6 7 4 , 6 8 1 f., 6 8 6 , 6 8 9 , 7 0 0 f., 7 0 5 ff., 7 0 9 , 7 1 1 , 7 2 1 , 7 2 4 , 7 2 8 , 7 4 1 , 7 4 5 , 7 4 9 , 752, 7 5 7 , 7 6 2 , 7 6 4 , 7 6 7 , 7 7 2 f„ 7 7 7 f., 7 8 6 , 7 8 9 , 7 9 6 , 812 f„ 8 1 7 , 8 1 9 ff., 831, 833 ff., 8 3 7 f., 8 4 2 , 849, 8 5 4 , 8 5 7 - 8 6 0 , 862 ff., 868 f., 871 f., 8 7 5 Muhlenberg, Heinrich Augustus Philipp 4 6 3 , 470, 691, 799 Muhlenberg, Heinrich Christoph 7 9 5 , 7 9 9 Muhlenberg, Heinrich Wilhelm 4 8 1 , 5 2 6 , 6 9 1 , 799 Muhlenberg, Henry Myers 24, 2 7 , 54, 6 9 1 , 799 Muhlenberg, Hester 7 9 9 Muhlenberg, Johann Enoch Samuel 5 2 6 Muhlenberg, Johann Peter Gabriel 2 1 - 2 4 , 2 6 f., 34 f., 4 0 , 4 2 f., 5 3 ff., 58, 66, 69, 73 f., 76, 83, 8 7 - 9 0 , 1 1 0 , 1 2 6 f., 129 f., 1 3 2 , 1 5 5 , 1 6 8 , 178, 183, 198, 2 1 1 , 2 3 5 f„ 2 5 8 , 2 6 0 , 2 6 2 , 264, 284, 2 8 7 , 2 9 0 , 2 9 2 , 296, 300, 304, 306, 3 1 2 , 3 1 6 , 3 3 0 , 3 4 2 , 3 5 2 , 3 6 9 , 3 7 9 , 3 8 0 ff., 3 8 4 , 4 0 2 , 4 0 9 , 4 1 0 , 4 1 4 f., 4 3 2 , 4 3 6 , 4 3 8 , 441, 4 5 1 , 4 5 5 , 4 5 9 , 4 6 3 , 4 7 8 , 4 8 0 , 526, 544, 5 4 9 , 5 5 3 , 5 7 2 , 5 7 9 , 5 9 4 , 6 0 0 f., 6 0 7 , 6 1 7 , 6 3 9 f., 6 8 8 f„ 7 0 0 , 7 0 9 , 7 3 9 , 7 4 5 , 7 5 7 , 7 6 4 , 7 6 6 , 788, 7 9 5 , 813, 821, 823 f., 837, 8 4 1 , 8 4 5 f., 8 5 6 f., 859, 862, 8 6 4 , 869, 872, 875 Muhlenberg, Johann Philip Emanuel 6 5 2 , 6 9 1 , 799 Muhlenberg, John Peter David 5 4 6 , 7 9 9 Muhlenberg, Margaret Catherine 6 9 1 , 7 9 9 Muhlenberg, Maria Catharina (Frau von Gotthilf Heinrich Ernst Muhlenberg) 25, 6 0 , 2 4 3 , 2 6 0 , 3 6 7 , 4 4 8 , 4 5 5 , 4 6 3 , 4 7 0 , 6 5 2 , 6 9 0 f., 7 4 1 , 7 9 6 , 8 3 3 , 842, 855 f. Muhlenberg, Maria Catharina —» Swaine, Maria Catharina Muhlenberg, Maria Salome (gen. Sally) 14, 23, 26, 54, 67, 105, 109, 2 3 8 , 2 6 6 , 2 9 6 , 3 2 8 , 3 5 7 , 3 9 2 , 4 1 6 , 4 4 8 , 4 6 2 , 4 7 9 , 4 9 5 , 706, 7 6 7 , 7 9 5 f., 857, 863 Muhlenberg, Mary Catherine 70, 691, 7 9 9 Muhlenberg, Susanna Elisabeth 2 6 0 , 3 0 7 , 6 9 1 , 799

Personen- und Ortsregister Mühler 166 Müler, Henrich 4 3 9 Müller 27, 87, 7 5 7 , 758 Müller, Andreas 391 Müller, Georg 7 3 6 Müller, Heinrich (Nachbar Mühlenbergs) 45, 5 9 7 , 7 6 2 , 845 Müller, Heinrich (Pastor) 21, 25, 2 7 , 31, 70, 1 3 8 , 1 5 4 , 1 8 3 , 201, 3 5 6 , 4 2 3 , 4 5 1 , 4 6 3 , 4 7 2 , 4 8 5 , 5 5 2 f., 6 6 7 , 669, 7 0 9 Müller, Valentin 5 0 9 , 7 1 2 , 7 1 4 Murray, William 4 5 4 Muti, Han Just 4 4 0 Myconius, Friedrich 852, 8 5 4 Nagel, Georg 2 9 2 Naitschau 5 9 8 Nassau, Bahamas 570 Naumburg 473 Neander, Joachim 5 6 1 Neidhard, Johann Andreas 4 5 9 , 6 6 2 Neidlinger, Johann Gottlieb 5 3 8 Neidlinger, Johann Ulrich 17 f., 2 0 , 61, 166, 5 0 5 f., 5 1 7 , 5 3 4 , 5 3 8 , 5 5 8 , 6 4 9 , 806 Neumann 103 Neumann, Carl 4 3 0 , 4 3 6 Neumann, John 3 4 4 New Brunswick, Middlesex Co., NJ 26 New Germantown, Hunterdon Co., NJ 25, 1 1 6 , 1 2 4 , 1 3 7 , 339, 3 6 3 , 4 1 6 , 4 8 5 , 505, 522, 694, 709 New Goshenhoppen, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 50, 114, 124, 145, 3 5 1 , 4 4 9 , 5 7 6 New Hanover, bis 1784 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 23, 25, 27, 48, 51 ff., 6 6 , 6 8 , 7 0 , 9 6 , 1 0 9 , 1 1 1 - 1 1 4 , 1 1 6 , 1 2 1 , 1 2 3 f., 1 2 6 , 1 3 7 , 1 4 1 , 1 4 3 , 1 4 5 , 1 5 4 , 1 6 8 , 1 8 2 f., 194, 2 0 2 , 2 0 7 , 2 1 6 , 2 2 5 , 2 3 9 , 2 4 3 , 2 5 5 f., 2 5 8 ff., 2 6 3 , 2 6 8 , 2 7 0 , 2 7 2 , 2 8 7 f., 3 0 1 , 3 0 4 , 3 0 7 , 3 1 0 , 3 1 8 , 3 2 8 f., 3 3 1 , 3 3 6 , 3 3 8 , 3 4 4 , 3 4 6 - 3 4 9 , 3 5 1 , 3 5 3 , 3 5 5 - 3 5 8 , 3 6 0 , 3 6 4 f., 3 6 7 , 3 7 2 , 3 7 7 - 3 8 0 , 3 8 7 f., 394, 398 f., 4 0 7 , 4 1 3 f., 4 1 6 , 4 2 9 f., 4 3 2 , 4 3 5 , 4 3 8 , 4 4 2 , 448,455, 461-466, 468, 4 7 0 f., 4 7 5 f., 4 8 0 , 4 8 4 , 4 8 6 f., 4 9 5 , 4 9 8 , 5 0 1 , 5 1 3 , 5 4 5 f., 5 4 9 f., 5 7 6 , 5 8 6 , 5 8 9 , 593, 5 9 9 , 6 4 1 , 6 4 7 , 6 5 4 f., 6 7 3 , 6 8 9 , 7 0 0 f., 7 0 4 , 7 0 6 f., 764, 787, 7 9 0 , 796, 800, 817, 820, 823, 832, 844, 854, 864, 873 New Holland, Lancaster Co., PA 27, 122, 3 3 7 , 6 8 6 , 6 9 0 f., 7 4 4 New Jersey 2 4 f., 4 7 , 53, 66, 124, 125, 133, 3 2 7 f., 4 4 1 , 4 6 4 , 4 7 3 , 4 8 4 , 5 0 1 , 7 0 5 , 7 0 9 New Providence, Bahamas 6 3 0 , 6 3 5 f. New Providence, PA —> Providence, PA

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New Store, Berks Co., PA 4 7 1 , 7 0 6 New York (Staat) 27, 145, 2 9 2 , 3 2 7 f., 4 3 0 , 5 0 0 , 5 8 9 , 7 5 5 , 874, 875 New York (Stadt) 1, 9, 2 7 , 32, 34, 4 7 , 51, 64, 73, 75 f., 84, 86 f., 9 8 , 1 0 1 , 1 1 0 , 1 1 5 ff., 121, 125, 1 3 7 , 1 6 0 , 1 6 7 , 1 8 3 , 1 9 2 , 2 1 1 , 2 3 9 , 2 5 4 , 268, 2 7 0 , 2 7 3 , 2 7 6 , 300, 339, 349, 3 8 0 , 4 8 5 , 518, 5 4 1 , 5 4 5 , 5 4 7 f., 5 5 4 , 5 6 9 , 5 7 6 , 5 8 9 , 599, 6 0 1 , 6 1 4 - 6 1 7 , 6 5 5 , 6 5 9 , 6 6 2 , 6 6 7 f., 673 f., 6 7 7 , 6 8 7 f., 6 9 1 , 6 9 5 , 6 9 9 , 7 0 4 , 7 0 8 f., 7 3 0 , 7 3 6 ff., 7 4 7 , 7 5 3 ff., 7 5 8 , 7 7 4 , 7 8 9 , 7 9 5 f., 821, 836, 841, 845, 8 5 0 f., 872 Newcastle 6 4 2 Newport, New Castle Co., DE 575 Niemeyer, August Hermann 7 8 9 , 8 2 6 , 832 Noll, Martin 66 North Carolina 3 0 f., 3 4 , 2 1 2 , 3 2 7 f., 3 7 9 , 7 3 5 Norwegen, Kgr. 4 0 0 Nürnberg, Freie Reichsstadt 842 Nuß, Jacob 7 8 5 f. Nüssmann, Adolph 2 9 ff., 2 1 2 Oberlausitz, Mgft. 3 4 4 Offenheim bei Alzey, Kfsm. Pfalz-Zweibrücken 248 Oley, Berks Co., PA 66, 91, 9 3 , 1 4 5 , 1 6 0 , 1 6 9 , 2 4 3 , 3 4 6 , 3 5 1 , 3 6 5 , 4 8 8 , 5 6 5 , 641, 7 0 6 , 7 7 5 , 844, 8 6 4 Ontelaunee (Moselem), Berks Co., PA 7 0 9 Opitz, Heinrich 3 9 3 Oporin, Joachim 171, 775 Oporinus, Johannes 4 4 9 Ortmann, Adolf Dietrich 3 4 0 , 342 f. Österreich 7 1 6 f., 7 2 0 Ott, David 572 f., 5 8 0 f., 6 1 7 , 8 4 0 Ott, Heinrich 4 5 4 Ott, Michel 4 4 0 Ott, Simon 5 3 4 Otterbein, Philipp Wilhelm 4 2 1 , 5 7 4 ff. Otto 3 5 Otto, Bodo 98, 105, 153 f., 3 5 7 , 3 6 6 Ovid 6 1 7 Owen, David 4 4 0 Owen, Thomas 4 4 0 Paris (Herr) 2 4 8 Paris, Frankreich 87, 2 7 6 f., 2 7 9 , 5 0 0 Parlin, Olaf 7 0 9 , 711 Parry, Thomas 3 8 9 Pasche, Friedrich Wilhelm 8, 2 8 f., 32, 38, 40, 72 f., 9 8 , 1 0 4 , 1 0 8 f., 120 f., 1 3 0 , 1 6 1 , 1 9 2 ff., 197, 198, 2 5 0 , 2 5 2 f., 2 6 8 f., 3 4 2 , 4 8 6 , 5 4 2 , 5 4 9 , 5 5 0 , 5 6 0 , 5 6 2 f., 5 6 6 ff., 570, 5 9 8 , 6 0 1 , 677, 679, 683, 686, 715, 750, 760, 770, 778 f., 8 5 0

896

Personen- und Ortsregister

Paské, Captain 6 3 9 f. Passern, Baron Louis v. 192, 194, 2 5 3 , 2 6 9 Patton, Robert 88 Pawling, Elisabeth 5 8 2 Pawling, John 74, 5 8 2 , 767, 811 Pechtel 2 8 8 Peine, Kfsm. Hannover 5 8 5 Penn, John 81, 86 Penninger 7 3 5 Pennsylvania 9, 2 3 , 2 5 ff., 29, 39, 4 4 , 5 0 ff., 65, 68, 70 f., 75, 80, 84, 86, 98, 100 f., 105, 1 2 4 ff., 1 3 3 , 1 3 7 f., 1 5 2 , 1 5 4 , 1 5 8 , 1 7 0 , 1 9 0 , 2 1 2 , 2 2 4 , 2 5 1 , 2 5 4 , 2 9 2 , 3 2 3 , 3 2 7 - 3 3 0 , 338, 3 4 0 , 3 6 8 , 3 8 0 , 3 8 9 , 4 0 3 f., 4 0 8 f., 4 1 4 f., 4 2 1 , 4 2 5 , 4 3 0 , 4 3 6 , 4 4 5 , 4 4 8 , 4 5 3 , 4 5 6 ff., 4 6 4 , 4 7 6 , 4 9 0 ff., 4 9 8 , 5 0 0 f., 5 1 8 , 5 4 5 , 572 f., 5 7 6 , 5 8 6 , 5 8 8 f., 5 9 4 , 6 0 0 , 6 1 6 , 6 2 1 , 638, 6 4 0 , 6 4 2 , 6 5 7 , 6 6 8 f., 7 0 6 , 709, 7 1 8 , 724, 7 2 9 , 7 5 3 , 761 f., 7 7 8 , 803, 844, 8 5 2 , 854, 866, 868, 8 7 4 Perkiomen Creek, Montgomery Co., PA 2 1 2 , 214, 234, 300, 304, 391 Petermann 2 9 8 f., 3 9 8 , 4 1 6 , 4 3 6 , 4 8 9 , 573 Peters, Richard (Kleriker) 4 8 9 ff., 7 0 5 Peters, Richard (Politiker) 2 2 5 Petersburg, Dinwiddie Co., VA 4 0 0 Pew 3 5 Pfeil, Dr. 3 8 8 , 541 Pfister, Georg Adam 2 0 1 Philadelphia, Philadelphia County, PA 2 f., 5 f., 1 3 - 1 6 , 18, 21 f., 2 5 - 2 9 , 32, 34 ff., 4 0 , 4 2 47, 4 9 - 5 5 , 58, 60, 6 6 - 7 1 , 7 3 ff., 8 1 - 8 4 , 86, 88 f., 9 2 , 9 4 f., 9 7 , 1 0 1 , 1 0 7 f., 1 1 0 , 1 1 2 , 1 1 5 , 117 f., 120 f., 1 2 3 - 1 2 6 , 128 f., 131, 133 ff., 1 3 7 , 1 3 9 , 1 4 0 , 1 4 3 , 1 4 5 , 1 5 1 - 1 5 5 , 1 5 8 , 163, 1 6 8 , 1 7 0 , 1 7 3 ff., 177, 1 7 9 , 1 8 2 , 1 8 4 , 186 f., 190 f., 1 9 3 - 2 0 0 , 2 0 2 , 2 0 5 - 2 1 0 , 2 1 2 , 2 1 4 , 2 1 6 - 2 2 0 , 2 2 2 f., 2 2 5 , 2 2 7 f., 2 3 1 - 2 3 5 , 2 3 9 , 2 4 3 f., 2 5 1 , 2 5 3 f., 2 5 6 - 2 6 0 , 2 6 2 , 2 6 4 ff., 2 7 5 f., 2 7 8 f., 2 8 3 ff., 2 8 7 f., 2 9 0 , 2 9 4 f., 2 9 7 , 2 9 9 , 3 0 0 - 3 0 4 , 3 0 6 , 308, 3 1 3 ff., 3 1 7 - 3 2 1 , 3 2 3 f., 3 2 9 f., 3 3 4 f., 3 3 9 f., 3 4 2 , 3 4 4 f., 3 4 7 3 5 0 , 3 5 2 , 3 5 7 ff., 3 6 5 , 3 6 8 , 371 ff., 3 7 8 ff., 3 8 1 , 3 8 5 , 3 8 7 f., 3 9 2 - 3 9 8 , 4 0 0 ff., 4 0 5 , 4 0 7 ff., 4 1 3 , 4 1 5 - 4 2 0 , 4 2 3 , 4 2 7 f., 4 3 0 , 4 3 2 f., 4 4 1 , 4 4 5 , 4 4 8 , 4 5 6 , 4 5 8 , 4 6 0 - 1 6 4 , 466,469,473-476,478,481,484-191,4975 0 2 , 5 0 6 f., 5 0 9 f., 5 1 2 , 5 1 4 , 5 1 6 , 5 1 8 , 5 2 7 , 5 3 0 , 5 3 5 , 5 3 9 , 5 4 3 f., 5 4 6 - 5 5 2 , 5 5 5 , 5 5 9 , 5 6 7 , 571 ff., 5 7 6 f., 5 7 9 , 5 8 1 , 5 8 3 , 5 8 6 , 5 8 8 ff., 5 9 8 , 6 0 2 f., 607, 6 1 4 , 6 1 6 ff., 6 2 4 , 6 3 4 , 6 3 7 f., 6 4 2 , 6 5 4 , 6 5 6 , 6 5 8 ff., 6 6 4 ff., 6 6 8 , 6 7 0 , 6 7 3 ff., 6 7 7 , 6 8 1 , 6 8 5 , 6 8 7 , 6 9 0 , 6 9 3 , 6 9 5 f., 6 9 9 , 7 0 1 , 7 0 4 - 7 1 0 , 7 1 3 , 719, 7 2 2 - 7 2 7 , 7 2 9 , 7 3 6 , 738 f., 745, 7 4 7 ff., 7 5 2 -

7 5 5 , 7 5 7 f., 7 6 1 , 767, 7 7 1 - 7 7 5 , 7 7 8 , 7 8 0 , 7 8 4 - 7 8 9 , 791, 7 9 3 - 7 9 6 , 803, 811, 813, 8 2 0 ff., 8 2 9 f., 832 ff., 836, 8 4 4 , 8 5 4 , 857 f., 863, 8 6 9 , 8 7 4 f. Philips 4 0 0 , 6 3 9 Pikeland, Chester Co., PA 27, 2 0 9 ff., 3 1 8 , 3 3 6 , 356, 3 5 8 , 4 7 7 , 4 8 4 , 5 1 9 , 7 0 9 Pikestown, Chester Co., PA 27, 111, 121, 124, 2 0 9 f., 3 3 6 , 3 5 6 , 4 7 7 , 4 8 4 , 5 1 5 , 5 1 9 , 7 0 7 f. Pittsburg —> Fort Pitt Plinius der Jiingere 857 Polesky 8 7 4 Pomp, Johann Nicholas 87, 5 7 5 f. Potomac (Flufi) 652 Potts, John 3 8 3 , 4 5 1 f. Potts, Lemuel 4 5 1 f. Pottsgrove - » Pottstown Pottstown, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 2 7 , 89, 111, 121, 2 0 9 , 3 3 6 , 3 4 6 {., 3 5 1 , 3 8 0 , 3 8 3 , 3 9 6 , 4 5 2 , 4 8 4 , 573, 708, 844 Poughkeepsie, Dutchess Co., N Y 6 9 4 Princetown, Middlesex Co., NJ 4 7 6 , 5 3 9 Probst, Johann Gotthilf 9, 6 7 7 , 735, 804, 863, 8 6 5 - 8 6 8 , 871 ff. Propst, Michael 96 Protzmann, Adam 786 Providence, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 5, 13 ff., 22, 25, 27, 3 2 , 3 5 , 4 0 , 4 3 , 5 0 ff., 5 6 , 5 8 , 6 0 , 6 3 , 6 5 , 6 7 f., 70, 72, 74, 86, 90, 92, 95, 105, 107, 109, 111 ff., 120 f., 1 2 4 , 1 2 7 , 1 2 9 , 1 3 4 , 1 4 3 , 1 4 5 , 152, 154, 156, 157, 161, 163, 165 f., 169, 172, 177 ff., 184, 186, 190, 194, 2 0 0 , 2 0 7 , 2 1 0 , 2 1 2 , 2 1 4 , 2 1 9 , 2 2 0 , 2 2 3 , 2 2 7 , 2 3 3 ff., 2 3 8 , 2 4 4 , 2 4 7 f „ 2 5 0 ff., 2 5 4 , 2 5 6 , 2 5 8 , 2 6 0 ff., 2 6 4 f., 2 6 7 f., 2 7 8 , 2 8 4 f., 2 9 0 , 2 9 3 , 2 9 8 , 3 0 0 , 3 0 8 , 3 1 1 , 3 1 3 , 3 1 5 f., 325, 3 2 9 332, 334, 336, 340, 343, 345, 347, 351, 3 5 4 f., 3 6 2 , 3 6 4 , 3 6 7 , 3 6 9 , 3 7 0 , 372, 3 7 7 , 3 7 9 , 3 8 2 , 3 8 4 f., 3 8 7 , 3 9 0 , 3 9 3 f., 3 9 6 , 3 9 8 ff., 4 0 2 , 4 0 5 , 4 0 7 f., 4 1 2 , 4 1 8 , 4 2 2 f., 4 2 5 , 4 3 0 f., 4 3 3 f., 4 3 8 , 4 4 7 f., 4 5 2 , 4 5 5 , 4 6 4 , 4 6 6 , 4 6 8 ff., 4 7 3 f., 4 7 6 , 4 7 8 , 4 8 1 , 4 8 3 f., 4 8 6 , 4 8 9 , 4 9 1 , 4 9 5 , 5 0 5 ff., 5 0 9 - 5 1 3 , 5 1 5 , 5 1 9 , 5 2 3 , 5 2 7 , 5 2 9 , 5 3 6 , 5 4 0 f., 5 4 4 f., 5 4 7 f., 5 5 2 f., 5 5 5 , 5 5 7 , 5 6 1 f., 5 6 4 , 5 6 6 - 5 6 9 , 5 7 1 f., 5 8 2 , 5 8 4 f., 5 9 2 , 5 9 4 , 6 0 1 f., 6 0 7 , 614, 6 1 7 , 6 2 8 , 6 3 3 - 6 3 6 , 6 3 8 , 6 4 0 f., 6 4 4 , 6 4 7 , 6 5 8 , 6 6 0 , 662 f., 6 6 9 - 6 7 3 , 6 7 5 , 6 7 8 , 6 8 4 , 6 8 6 , 6 8 8 f., 6 9 1 , 6 9 7 , 7 0 0 ff., 7 0 4 , 7 0 6 , 708 f., 7 1 1 , 7 1 5 , 718 f., 725, 7 3 3 ff., 7 3 9 , 7 4 6 f., 7 5 1 , 7 5 5 , 7 5 8 f., 7 6 2 , 7 6 7 ff., 7 7 1 - 7 7 4 , 7 8 0 , 782 f., 7 8 5 f., 7 8 9 , 7 9 4 ff., 7 9 9 , 801 ff., 8 0 8 812, 8 1 7 f., 820, 8 2 4 f., 8 2 7 - 8 3 0 , 8 3 2 - 8 3 7 ,

Personen- und Ortsregister 839, 841-845, 852, 854, 860, 862, 865 f., 870 ff. Purysburg, St. Peter Co., SC 18, 167, 539 Pusten Kill, Albany Co., NY 589 Pyle, Thomas 647 Quebec, Kanada 866 Querfurt, Kfsm. Sachsen

686

Raben, Christoph 507 ff. Rabenhorst, Anna Barbara 7 f., 16 f., 3 6 , 4 0 f., 5 5 , 5 8 , 6 1 , 6 4 , 7 2 , 1 0 0 , 1 0 3 f., 1 6 1 , 1 6 3 , 1 6 7 , 193,196, 2 0 5 , 2 3 7 , 2 5 2 , 2 6 8 , 2 7 3 , 320, 338, 485, 506, 517 f., 532 ff., 537, 540, 557 f., 562 f., 583 f., 619, 621 f., 633, 636, 650 f., 656, 691, 806 Rabenhorst, Christian 7, 16-19, 21, 37, 40 f., 56, 58, 61 ff., 73, 103, 108, 125, 162, 165, 273, 557-561, 566 f., 569, 576, 578, 584, 619 f., 622, 628 f., 632, 649 f., 657 f., 675, 682, 691 f., 712, 721, 723, 768 f., 792, 805, 807 ff., 811 Rahn, Caspar 535 Rahn, Conrad 15, 534 f., 619 f. Rahn, Matthias 649, 722, 845 Rahway, Middlesex Co., NJ 22 Rale, Conrad 361 Rambach, Johann Jakob 525 f. Rapp, Friedrich 35 Raritan Valley, Hunterdon Co., NJ 112, 124, 339 Ratz, Christopher 539 f., 624, 657 Rau, Martin 416, 436, 554, 572, 634, 660, 793, 838, 865 Rauh, Conrat 440 Ravensburg, Herrschaft Smalneck 538, 540 Rawling, Isaac 476 f., 519 f. Rayer, Witwe 454 Reading, Berks Co., PA 2, 21 f., 25 ff., 31, 35, 45, 48 f., 52, 55, 66, 89, 121, 123, 125, 138, 154, 172 f., 212, 292, 306, 337, 344, 349, 357, 366, 392, 407, 414, 428 f., 433, 462 f., 479 f., 484, 488, 554, 643, 684 f., 695, 704, 707, 709, 790 f., 799 f., 832, 867 Reed, Joseph 133, 305 Reger 661 Reichard 367, 416, 823 Reichard, Heinrich Mühlenberg 513 Reichard, Johannes 387, 721 Reichard, Mary Catharine 513, 783 Reichard, Matthias 26, 462, 466, 471, 479, 510, 512 f., 517, 589, 700, 767, 796, 856 f., 871 Reichard, Peter 465 f., 471, 518, 783 Reifschneider, Sebastian 288

897

Reineccius, Christian 473 Reinhard, Andres 4 1 1 , 4 5 2 , 4 5 4 Reinhard, Gottfried 504 Reinhard, Heinrich 3 6 1 , 4 1 1 , 4 5 4 Remshardt, Frau v. Johannes 517 Remshardt, Johannes 20, 166, 505, 506, 517, 534 Rennselaerwyk, Albany Co., NY (heute Rensselaer) 587 Rhinebeck, Dutchess Co., NY 119, 125, 339, 340, 588, 694 Rhode Island 22 Richard 833 Richmond, Henrico Co., VA, 123 Richter, Christian Friedrich 51, 144, 297, 666, 820 Riedesel, Friederike Charlotte Luise Freifrau v. 121, 126 Riedesel, Friedrich Adolph v. 126 Riedt, Johannes 305, 324, 368, 381, 387, 398, 401, 429, 431, 441, 446, 789, 791 Riesenbeck 4 0 7 Rieß, Johann Friedrich 119, 125, 339, 587 f., 694 Robertson 538, 558, 560 f., 567, 569, 578, 806 Robeson Township, Berks Co., PA 168,170 ff., 223 f., 519 Robeson, Moses 389 Rochambeau, Jean Baptiste Donatien de Vimeur, 416 Rodigast, Samuel 34, 39, 297, 476, 799 Roggow, Hzm. Pommern 105 Roller, Conrad Sebastian 116, 124, 287, 336, 345, 347, 349, 352, 354, 356 f., 361, 363, 367, 377, 460 ff., 484, 540, 709, 866 Rollwagen 455 Römer 861 Rosch, Michael 35 Roßleben, Kfsm. Sachsen 598 Roth 96, 97 Roth, Jacob 91 Rotterdam, Vereinigte Niederlande 124, 656 Roxbury, Morris Co., NJ 116 Rugan, Elisabeth 235 Rumfeld, Caspar 4 1 1 , 4 5 2 , 4 5 4 Rumfeld, Georg, 452, 454 Rumfeld, Henrich 411, 452 f. Rumfeld, Jacob 4 1 1 , 4 5 2 , 4 5 4 Rumfeld, Johannes 411, 452, 454 Rumfeld, Kabster 452 Runge, Christoph 49 Rush, Benjamin 474, 476 Ruther 451 Ruther, Thomas 451 f.

898

Personen- und Ortsregister

Saarwerden, Gft. 7 9 3 f. Sachsen, Kfsm. 5 2 Säckel, Johann David 2 0 4 f. Sackmann 2 8 7 Sahla - » Uppsala Salem 3 5 Saltzmann 15 Salzburg, Ebm. 5 4 0 , 5 6 1 Sandin, Johann 7 0 9 , 711 Sannow, Gottlieb Friedrich 3 8 8 Saratoga, Albany Co., N Y (heute Schuylerville) 427 Satteler, Michael 3 6 1 Sauer Junior, Christoph 2 1 , 2 7 , 2 3 4 , 5 9 5 , 6 1 3 Sauer Senior, Christoph 5 1 3 , 5 1 6 , 5 9 5 , 613 Sauer, Conrad 2 4 8 Sauer, Friedrich 2 4 8 Sauer, Peter 89 Saur —» Sauer Savannah, Christ Church Co., GA 17 f., 2 0 f., 65, 6 7 , 128, 162, 167, 2 3 7 f., 2 6 8 , 2 7 3 , 3 0 0 , 4 8 5 , 5 0 1 , 5 1 7 f., 5 3 1 , 5 3 5 , 5 3 7 - 5 4 0 , 5 4 2 , 5 5 9 5 6 2 , 5 6 4 , 5 6 6 , 5 6 8 f., 5 7 7 f., 5 8 3 f., 6 1 6 f., 6 2 0 f., 623, 6 3 5 f., 6 5 0 f., 658, 6 7 5 , 681 ff., 6 9 1 , 693, 7 0 5 , 721 ff., 735, 769, 806 f., 809, 844 Schade, Johann Caspar 6 7 0 , 8 5 0 Schaef, Wilhelm 3 7 9 , 6 0 7 Schaeff, Heinrich 7 5 4 f. Schäfer, Friedrich David 69, 6 6 7 , 6 6 9 Schäffer, Andres 4 5 2 f. Schäffer, Bernhard 5 3 , 5 5 , 4 6 2 , 5 1 2 Schäffer, Catharina —» Mühlenberg, Catharina Schäffer, David 4 2 , 4 7 , 5 1 , 5 5 , 6 0 , 101, 171, 173 f., 177, 181, 191 f., 198, 2 1 9 , 2 2 6 , 2 3 2 , 2 5 4 , 2 7 0 , 2 8 4 , 2 8 7 f., 2 9 8 , 3 0 3 , 3 1 7 , 4 1 3 , 4 3 1 , 4 9 6 , 4 9 9 , 5 0 1 f., 5 1 5 , 5 4 2 f., 5 4 5 , 5 4 8 , 5 6 4 , 6 7 4 , 6 7 7 , 6 9 3 , 6 9 6 , 7 9 0 , 833, 853, 865 Schäffer, Frau v. David 2 5 4 , 2 7 0 , 3 7 9 , 4 1 3 , 473, 653 Schäffer, Gorg (!) 4 1 1 , 4 5 2 f. Schaffer, John 183,739 Schäffer, Martin 411,454 Schäffer, Petter 4 1 1 Schauer 826 Schauer, Heinrich 4 3 9 Schaum, Johann Helfrich 110, 112, 114, 122, 337, 363, 484, 488 Schaum, Maria Dorothea 110, 112, 130, 147, 1 6 2 , 1 6 8 , 1 9 3 , 1 9 7 , 2 5 2 , 2 6 8 , 4 8 6 , 4 8 7 , 536, 5 5 0 , 667, 7 7 9 , 780, 788, 7 9 0 , 7 9 1 Schaut, Han ( ! ) Adam 4 1 1 , 4 5 4 Schaut, Michel 4 5 4 Scheffer, Peter 4 5 4 Scheffler, Johann 18, 113, 2 2 2 , 2 4 8 , 5 1 2

Schellhardt, Hermann Jacob 6 5 5 f., 683 f., 6 8 9 Scherrer, Philip 4 4 0 Scherrer, Valentin 518 Schiele, Johann 5 3 7 Schiele, Johann Georg, 5 3 7 Schiet, Peter 4 3 9 Schiet, Wendel 4 4 0 Schirmer, Michael 3 5 8 Schittler, Ludwig 4 6 1 Schlatter, Michael 5 0 , 1 3 3 , 3 9 3 , 4 2 1 , 4 4 7 , 7 5 3 , 837 Schleydorn, Heinrich 4 4 , 5 0 , 137 Schmid 845 Schmidt, Daniel 4 5 4 Schmidt, Johann Eusebius 763 Schmidt, Johann Friedrich 2, 110, 114, 130, 1 3 4 , 1 4 2 , 2 6 8 , 3 3 5 , 3 4 5 , 3 4 8 ff., 354, 3 5 6 f., 3 6 3 , 3 6 7 , 4 5 7 , 4 8 4 , 5 3 5 , 5 4 9 , 6 5 5 , 667, 6 6 9 , 6 7 4 , 7 0 9 , 7 6 4 , 7 7 1 , 7 7 9 f., 7 8 2 , 785, 7 8 7 , 818, 822, 824, 8 2 6 , 832, 858, 8 7 0 Schmidt, Johann Michael 3 3 1 , 3 4 6 , 3 5 1 , 3 6 5 , 425, 445, 454 Schmidt, Michael 411,454 Schmit, Jacob 3 6 1 , 4 5 4 Schneider, Johann Georg 2 2 0 , 2 2 2 , 2 3 1 , 2 3 3 Schneider, Nicolaus 3 7 3 Schnurr, Balthasar 845 Schöffer, Martin 361 Schoharie Creek, Albany Co., N Y 5 8 7 , 5 8 9 Schöner, Christoph 383 f. Schöner, Johannes 383 f. Schöpf, Johann David 6 0 9 , 6 1 3 Schrack, Friedrich 4 2 2 , 4 7 7 Schrack, Jacob 3 8 7 , 5 4 8 , 5 5 2 , 8 4 2 Schrack, Maria Helena 8 4 2 Schrebel 5 7 5 Schreiner 838 Schrempf, Frederick 5 1 7 Schrempf, Salomon 5 1 7 Schreter 8 4 9 Schröder, Johann Heinrich 3 0 3 , 5 2 6 , 8 2 4 Schröter, Johann Daniel 6 9 f., 95, 97, 113, 115, 123, 142 f., 195, 2 3 4 , 3 9 2 , 3 9 6 , 4 8 5 , 488, 709 Schubart 105 Schubart, Michael 5 5 , 1 5 1 f., 156 ff., 1 6 0 , 1 7 4 , 176, 180, 183, 186, 2 2 7 , 2 3 2 , 2 3 5 f., 2 5 5 , 2 6 5 , 2 7 1 , 2 8 8 , 302, 373 Schubtrein Junior, Joseph 5 0 5 f., 5 1 7 , 5 3 2 ff., 5 3 7 , 5 3 9 , 6 1 9 f., 657, 6 7 6 , 6 8 0 , 691 Schubtrein Senior, Joseph 2 0 f., 5 7 f., 166 Schubtrein, Johann Nicolas 2 0 f., 6 1 , 166, 5 0 5 f., 5 6 7 , 6 2 8 , 632, 6 4 9 , 6 5 7 , 722, 845 Schuht, Juliane Patienta v. 6 8 1 Schultz, Friedrich 3 3 9 , 3 4 0

Personen- und Ortsregister Schultz, Georg 35 Schultze, Anna Maria Margaretta 340, 643, 674, 689, 691, 799, 812 Schultze, Catharine Elizabeth 799 Schultze, Christina Salome 799 Schultze, Christoph Emanuel 15, 22 f., 25 f., 28, 31 f., 34 f., 39, 42 f., 46, 52, 54 f., 58 f., 66, 68, 71-74, 87 ff., 95 ff., 1 0 5 , 1 0 7 , 1 0 9 f., 122, 126, 130 f., 133 ff., 147,168, 170, 177, 189, 194, 199, 204 f., 208 f., 211 f., 216 f., 234, 2 3 6 , 2 3 9 , 2 4 3 , 2 4 8 , 2 5 2 , 2 5 6 , 2 6 0 , 268, 272, 274, 276 f., 287, 290, 293, 297, 299, 306, 323 ff., 330 f., 337, 343 f., 350, 354 f., 358, 363, 367 f., 370 f., 377, 379 ff., 383 f., 388, 390, 394, 401 f., 406 f., 411, 416, 418, 420 ff., 424, 428, 436 f., 449, 452 f., 455, 457, 460 ff., 4 7 7 , 4 7 9 , 4 8 0 , 4 8 4 , 4 8 9 , 4 9 5 f., 512, 523, 535, 540, 542, 549, 552 ff., 571, 577, 591, 596, 627, 635, 643, 646 ff., 652, 661 f., 666 ff., 673 f., 687, 689 f., 695 ff., 699 ff., 708 f., 711, 723 ff., 727 f., 733, 736, 738 f., 7 4 4 - 7 5 0 , 752 f., 755, 757 f., 763, 771-775, 778, 783 f., 787, 789, 792, 796, 803, 817, 820 f., 823 f., 826, 828 f., 833, 835-838, 841 f., 855, 859, 863, 866, 868 f. Schultze, Elisabeth 753, 799 Schultze, Eudemilie M . 276, 381, 687, 699, 823, 841 f., 859 Schultze, Eva Elisabeth 15, 25 f., 35, 58, 67, 68, 105, 107, 128, 170, 199, 211, 239, 297, 318, 343 f., 359, 370, 372, 381, 437, 477, 479, 480, 498, 523, 526, 540, 553 f., 577, 589, 627, 636, 640, 643, 666, 6 7 4 , 6 8 6 , 689, 700 f., 708, 721, 724 f., 736, 745, 749, 752, 771, 775, 783, 789, 792, 796, 812, 828, 833, 836, 840, 842, 863, 869 Schultze, Friedrich August Samuel 58, 67, 340, 799 Schultze, Heinrich Christoph Emanuel 340, 674, 689, 691, 799, 812, 838 Schultze, Johann Andreas Melchior 340, 643, 674, 691, 787, 799, 812, 838 Schultze, Johann Peter Gabriel 340, 799 Schulze, Johann Ludwig 28 f., 31, 112, 160, 2 5 1 , 2 6 7 , 4 8 7 , 5 1 5 , 5 4 2 , 7 6 0 , 7 8 0 , 7 8 8 , 8 0 2 f., 826, 832, 873 Schütz, Johann Christoph 823 f. Schütz, Johann Jacob 425 Schuylkill (Fluß) 111,121, 3 4 4 , 3 4 7 , 356, 364, 379, 380, 387, 3 9 1 , 4 1 4 , 447, 656, 707, 710, 833 Schwarbach, Johannes 44 f., 50, 137, 423, 424 Schwartz, Carl 35 Schweden, Kgr. 50, 159 f., 239, 241, 249 ff., 2 5 4 , 2 5 9 f., 2 7 0 , 6 7 1 ff., 7 1 0 , 7 3 7 f., 756,772

899

Schweinhard 352 Schweitzer, Melchior 170 Schweiz, Eidgenossenschaft 866 Schweker, Georg 404 Schwenker, Georg 361, 405, 439 Schwerdtfeger, Johann Wilhelm Samuel 39 f., 119, 125, 339, 586-589, 592, 842 f., 853 Scioto (Fluß), Ohio 572 Seider, Abraham 361 Seider, Muhel 439 Seiler, Georg Friedrich 744 f. Seitz, Georg 151 f., 176 Selig, Michael 712 Seiler, Johannes 440 Seilers, William 36, 312 f. Selneccer, Nikolaus 785 Semler, Johann Salomo 744 f. Sergeant, Jonathan Dickinson 499, 501 Setzier 205 Setzier, Friedrich 786 Seyder, Michael 361 Seyfried, Jacob 170 Shäff, William 379 Shamokin Settlement, seit 1772 Northumberland Co., PA 123, 301, 358, 388, 433, 447, 554 Sharpsburg, Frederick Co., M D 421 Shenandoah Co., VA, 50, 380, 384, 459, 463, 480, 553 Shenandoah Valley, VA 26, 50, 66, 465, 595 Shep, William 278 Shepherdstown, heute Berkely Co., WV 421 Shimer, John 453 Shipley, Jonathan 86 Shoemaker, Samuel 59, 60 Short Hill, Laudon Co., VA 597 Skippack, bis 1784 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 126, 357, 391 Smith, William 2 2 2 , 4 8 9 ^ 9 2 , 5 7 1 , 6 7 2 , 7 0 7 ff., 711 f., 772 Smith, William Moore 771 f. Soberheim, Kfsm. Pfalz-Zweibrücken 552 Sóbótker, Johannes 400 Söller, Philip 440 Söllner, Anna Maria 2 4 7 f., 277, 336 Solms-Rödelheim, Graf Wilhelm Carl Ludwig v. 2 , 1 3 , 1 5 , 28, 3 2 , 1 0 8 ff., 1 1 2 , 1 2 0 , 1 2 9 , 1 3 2 , 1 5 2 , 1 5 7 f., 1 6 0 , 1 6 2 , 1 9 2 , 1 9 6 f., 2 3 6 , 2 5 2 f., 257, 268 f., 276, 319, 321, 324, 334, 339, 342, 351, 381, 418, 4 5 7 f., 486 f., 516, 542 ff., 547, 549, 564, 571, 577, 634, 697, 713, 740, 751, 756, 759, 781, 790, 825, 832, 835, 858, 867 Sommer, Johann Heinrich 755 f. Sommer, Matthias 712, 714

900

Personen- und Ortsregister

Sommer, Peter Nikolaus 5 8 7 , 5 8 9 South Carolina 5 8 , 108, 1 1 8 , 2 1 2 , 2 3 8 f., 2 4 2 , 2 5 2 , 327, 5 3 4 , 705 f., 7 9 9 Spancktown - » Rahway Spanien, Kgr. 3 1 4 , 5 6 9 , 5 7 0 Spengler, Lazarus 4 2 5 Speratus, Paul 6 3 3 Springfield, Bucks Co., PA 15, 66, 124, 327, 656, 755 Spyker 131, 2 3 4 Spyker, Benjamin 97, 105, 107, 4 2 1 Spyker, Henry 7 2 3 f., 739, 7 9 2 Spyker, Peter 199, 4 2 0 f., 723 f., 7 2 6 St. Augustine, East Florida 5 1 7 f., 5 3 1 , 5 3 8 , 5 6 4 , 568 ff., 5 8 3 f., 6 0 3 , 6 2 3 , 6 3 0 , 806 St. Croix (Fluß) 191 Stahl, Georg Ernst 3 9 4 Staten Island, N Y 4 1 9 Staufferstown, bis 1 7 7 2 Frederick Co., heute Shenandoah Co., VA 3 5 9 Steiner, Christian 5 1 7 f., 5 3 4 Steiner, David 104, 5 1 7 f., 5 3 4 , 6 1 9 f., 6 5 7 , 6 7 6 , 680, 691 Steiner, Johann Conrad 8 2 9 f. Steiner, John 5 1 7 Steiner, Melchior 155, 3 6 0 , 3 9 5 , 4 1 7 , 6 0 0 , 6 6 9 , 829 f., 852, 8 6 9 Steuben, Friedrich Wilhelm Baron v. 6 8 8 , 7 5 4 Stier, Christian 4 3 0 , 4 3 6 , 5 0 7 ff., 5 1 0 Stock, Melchior 3 4 4 Stocker 4 5 1 Stocker, Johann Clement 4 5 2 Stockhausen, Johann Christoph 7 5 4 f. Stockholm, Kgr. Schweden 5 0 , 6 1 5 , 6 2 7 , 7 3 7 Stocking 8 9 Stöhr, Johannes 4 5 3 Stöhr, Peter 4 3 9 Stoiner, Georg 4 5 4 Stone Arabia, Fulton Co., N Y 2 4 , 3 4 9 , 5 8 7 , 588, 695 Stonemetz, John 3 7 9 , 4 7 8 , 7 9 4 Stöver Junior, Johannes Caspar 4 7 , 5 0 f. Stover Senior, Johannes Caspar 4 4 , 5 0 , 137 Stoy, Heinrich Wilhelm 7 5 3 Strasburg, bis 1772 Frederick Co., heute Shenandoah Co., VA 5 9 5 Straßburg, Elsaß 5 0 , 123 f., 145, 4 7 4 , 4 8 4 , 598, 669 Streit, Anna Margaret Christina Elisabeth 4 6 3 ff., 4 6 7 f., 4 7 0 f., 4 7 4 , 4 7 6 , 7 0 6 , 7 9 9 Streit, Christian 2, 8, 34, 63, 6 5 ff., 88, 92, 119, 124, 159, 161, 163, 165 f., 168, 2 0 5 , 2 3 6 , 2 3 8 f., 2 5 2 , 2 6 8 , 2 7 2 f., 2 7 6 , 3 3 6 , 3 3 8 , 3 4 7 , 3 4 9 , 3 6 3 , 3 7 9 f., 3 9 9 , 4 6 3 - 4 6 8 , 4 7 0 f., 4 7 3 ff., 4 8 0 , 4 8 4 , 4 9 8 , 5 1 2 , 5 1 8 , 5 4 0 , 5 6 2 ,

5 7 2 , 5 9 3 , 6 3 9 f., 6 4 2 , 6 9 9 , 7 0 6 , 7 0 9 , 7 3 3 , 7 6 4 , 7 8 7 , 7 9 1 , 7 9 3 , 7 9 9 , 830, 8 6 5 Streit, Leonard 3 7 9 , 4 6 4 , 4 7 1 Streit, Sigismund 1 0 9 , 1 1 2 , 1 2 0 , 1 3 0 , 1 3 2 , 1 4 6 , 161,168, 183,193, 196,197,268, 342,458, 4 8 6 , 5 3 5 , 5 4 9 , 5 7 7 , 598, 667, 759, 780, 790, 865, 8 6 7 Stringer, William 3 8 5 Stroebele, Dr. 4 6 8 f. Stup 126, 2 6 0 , 5 8 9 Such, Han (!) Georg 4 5 4 Susquehannah (Fluß) 122 f., 3 3 8 , 554, 6 6 9 , 7 0 8 , 825 Swaine 5 2 8 Swaine, Francis 2 1 - 2 4 , 26 ff., 3 3 , 5 3 , 72, 74, 8 8 , 1 2 6 , 1 2 8 , 1 4 6 f., 1 5 4 , 1 5 9 , 1 6 8 , 1 7 8 , 1 8 3 , 191, 2 0 8 , 2 1 1 f., 2 1 6 , 2 2 5 , 2 3 6 , 2 6 0 , 2 9 7 , 2 9 9 , 3 0 5 f., 3 1 3 f., 3 2 9 , 3 3 4 , 3 5 6 f., 3 6 0 , 3 6 7 , 3 8 3 , 3 8 5 , 3 8 7 , 4 0 0 f., 4 1 0 , 4 1 5 , 4 1 7 , 4 3 1 , 4 3 4 - 4 3 8 , 4 4 1 , 4 4 5 , 4 5 0 , 4 5 4 f., 4 6 2 ff., 4 6 6 , 4 6 8 , 4 7 0 , 4 7 4 f., 4 7 7 , 4 7 9 , 4 9 8 , 5 0 3 , 5 1 0 , 5 1 2 , 5 2 7 f., 5 7 3 , 640, 6 4 3 , 6 7 4 , 721, 7 3 9 , 7 6 7 , 7 8 9 , 7 9 6 , 8 1 2 , 856, 858 Swaine, George Washington 3 6 8 , 4 3 2 f., 7 9 9 Swaine, John 5 2 7 f., 573 Swaine, Maria Catharina (gen. Polly) 18, 2 1 2 4 , 2 6 , 3 3 ff., 53, 6 7 , 8 8 , 1 2 9 , 1 4 7 , 1 6 3 , 1 6 8 , 170, 182, 2 0 5 , 2 3 4 , 2 4 2 , 2 7 7 , 2 9 7 , 3 1 7 , 3 2 8 f., 3 5 7 , 3 5 9 f., 3 6 7 , 3 8 7 , 3 9 1 f., 4 0 0 , 4 1 6 f., 4 3 0 ff., 4 5 5 , 4 6 4 , 4 7 1 , 4 7 5 , 4 7 8 , 4 8 0 , 4 9 5 , 5 1 2 , 5 2 7 , 7 0 0 , 721, 7 6 4 , 7 7 5 , 7 9 6 , 824, 841, 863 Syder, Abraham 4 4 0 Tacitus 2 7 5 Terenz 4 8 8 Thomas 3 6 0 Thomasius, Christian 3 7 7 f. Tietze, Christoph 2 9 7 , 5 0 7 Tilghman, Tench 4 2 7 f. Tissot, Samuel August 3 9 1 , 3 9 3 Tohickon, Bucks Co., PA 112, 116, 124, 3 3 6 , 378, 484, 488, 576, 656 Tranquebar, Madras, Ostindien 5 4 7 , 7 3 8 Treutlen, John Adam 2 1 , 3 5 , 5 7 f., 6 1 - 6 4 , 6 7 , 88, 164, 166, 2 3 7 , 2 7 3 , 5 0 6 , 5 1 8 , 5 3 3 , 5 4 0 , 570, 620 Triebner, Christian Friedrich 7 f., 1 7 - 2 1 , 4 1 f., 58, 60, 62, 65, 72, 92, 9 9 f., 102, 104, 125, 162 f., 166 f., 2 3 7 , 2 7 3 , 4 8 5 , 5 1 7 f., 5 3 1 , 5 3 3 , 5 3 7 f., 5 4 0 , 5 5 7 - 5 6 2 , 5 6 4 - 5 6 7 , 5 6 9 f., 5 7 8 , 5 8 3 f., 6 0 3 , 6 1 7 , 6 1 9 f., 6 2 3 , 6 2 8 , 6 3 0 - 6 3 3 , 6 3 5 , 6 4 9 f., 6 5 7 , 675, 6 7 8 , 7 1 5 , 717, 7 3 5 , 7 6 1 , 7 6 8 f., 7 7 9 , 792, 8 0 4 f., 8 1 0 f. Tries 4 2 9

Personen- und Ortsregister Trimble, James 5 7 2 f., 6 4 3 , 7 3 0 Trome 5 9 8 Trumbar, Henrich 4 5 3 Trumbowr, Michel 4 5 4 Tulpehocken, Berks Co., PA 1 5 , 2 2 , 2 5 , 4 0 , 5 1 , 5 5 , 67, 72 ff., 7 6 , 88, 9 6 , 1 0 5 , 1 1 2 , 1 2 2 , 1 2 6 , 131,145,199,205,211,219,243,256,258, 2 6 0 , 2 6 6 , 2 7 2 , 2 9 2 , 3 0 6 f., 3 2 5 , 3 3 1 , 3 3 7 , 3 4 4 , 3 5 1 , 3 5 4 , 3 5 6 , 358 f., 3 6 5 f., 3 7 2 , 3 8 0 , 3 9 0 , 3 9 4 , 4 1 6 , 4 2 0 ff., 4 6 0 , 4 8 4 , 4 8 9 , 5 5 3 f., 5 9 5 f., 6 4 3 , 6 4 8 , 6 6 9 , 6 7 4 , 6 8 7 , 7 0 0 , 708 f., 711, 723, 7 2 6 f., 736, 7 4 4 , 746, 773, 7 7 5 , 7 8 3 f., 792, 817, 8 1 9 f., 8 2 3 , 8 2 6 , 8 2 8 , 8 3 6 f., 842, 859, 863, 8 7 4 Tybee Island, Christ Church Co., GA 2 4 2 Tyron, William 3 4 , 4 0 , 76, 84 Umstet, John 3 8 9 Upper Dublin Township, bis 1 7 8 4 Philadelphia Co., heute Montgomery Township, PA 6 5 6 , 774 Upper Milford, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 116,124,411,654 Upper Saueon Township, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 116, 124, 336, 3 6 0 ff., 385 f., 3 8 9 , 4 0 3 - 4 0 7 , 4 1 0 f . , 4 3 9 , 4 4 9 , 4 5 2 f., 4 6 2 , 6 5 4 , 7 5 5 Uppsala, Kgr. Schweden 5 0 , 2 4 0 f., 2 5 0 , 6 7 1 , 710, 772 Urlsperger, Johann August 7 ff., 18, 3 8 ff., 6 2 , 72, 98 f., 1 0 2 , 1 0 5 , 161, 2 5 4 , 2 7 0 , 4 8 3 , 5 1 4 , 5 3 8 , 5 5 7 , 5 6 0 , 5 6 2 f., 5 6 6 , 5 6 8 , 6 0 3 , 6 2 1 , 6 2 5 , 631, 6 3 3 , 6 4 0 , 649, 6 6 4 , 6 7 5 , 6 7 7 ff., 7 0 5 , 7 1 5 , 7 1 8 , 7 2 0 , 7 5 0 f., 7 6 1 , 7 6 8 f., 7 7 8 f., 803 ff., 8 0 7 - 8 1 1 , 8 4 2 , 8 4 4 f., 8 6 4 ff., 8 7 2 f. Urlsperger, Samuel 37, 3 9 , 6 7 6 Van der Smissen, Jacob Gysbert 5 9 9 , 601 ff., 6 1 7 , 738, 7 6 3 Van Horn 5 8 0 ff. Vereinigte Niederlande 6 6 3 f., 6 6 6 , 719, 7 3 7 , 751 Vergil 4 6 9 , 4 9 1 Versailles, Frankreich 2 7 8 Vincent Township, Chester Co., PA 7 8 6 Virginia 2 1 , 2 3 f., 3 3 ff., 4 5 ff., 5 0 - 5 3 , 5 9 , 6 5 , 126, 128, 138, 168, 194, 2 4 1 f., 2 9 2 , 3 0 6 , 3 1 6 , 3 3 5 , 3 8 0 f., 4 0 0 , 4 0 2 , 4 1 0 f., 4 1 4 f., 4 2 1 f., 4 2 7 , 4 4 5 , 4 5 4 , 4 6 3 , 4 6 5 , 4 7 7 f., 4 8 0 , 5 2 7 , 5 4 4 , 5 5 3 , 5 9 4 f., 6 0 7 , 6 5 2 , 6 9 6 , 7 6 4 , 7 9 2 , 795, 7 9 9 f. Vogel 863 Vogtland, Kfsm. Sachsen 3 2 0 , 3 2 2 , 585 Voigt, Johann Ludwig 2 3 f., 2 7 , 5 2 , 89, 105, 1 1 0 f., 1 1 4 f., 121 f., 130, 2 0 9 , 2 1 9 , 2 3 6 ,

901

2 4 1 f., 2 4 4 , 2 4 8 , 2 5 2 , 2 6 3 , 2 6 8 , 2 7 7 , 3 3 1 , 3 3 6 , 3 4 5 - 3 4 9 , 351 f., 3 5 4 - 3 5 7 , 3 5 9 , 363 f., 3 6 7 ff., 3 8 0 , 3 8 3 , 396, 3 9 8 , 4 0 1 f., 4 0 7 , 4 1 4 , 4 1 7 , 4 3 4 , 4 5 7 , 4 6 0 ff., 4 7 2 , 4 7 7 , 4 8 4 , 5 1 9 , 535, 5 4 0 , 5 4 5 , 5 4 9 , 5 5 4 , 640, 659, 708, 771, 779, 7 9 9 , 826, 840, 868 Wachsei, Gustav Anton 7 5 , 116, 124, 8 4 2 f., 853 Wade,John 1 6 9 , 2 1 2 , 2 1 4 , 2 3 4 ff., 3 8 9 , 3 9 4 f., 4 0 1 f., 4 0 8 , 4 2 0 , 4 2 2 , 4 2 8 , 4 6 8 , 4 7 1 , 4 7 7 , 5 2 1 , 5 5 3 f., 5 7 6 , 641 Wäger, Philipp 2 8 3 Wagner, Christian 5 5 2 Walberg, Friedrich August 5 8 7 , 5 8 9 Walborn 7 8 3 Waldberg 5 8 7 Waldhauer, Frau v. Jacob 624, 693 Waldhauer, J a c o b C. 2 0 f., 58, 9 1 , 1 6 6 , 5 0 5 f., 5 3 2 ff., 5 3 7 , 5 3 9 , 5 5 7 - 5 6 1 , 5 6 7 f., 5 7 7 , 5 7 9 , 5 8 3 f., 6 1 6 ff., 6 2 0 - 6 2 3 , 6 2 8 ff., 6 3 2 , 6 5 0 , 6 5 6 ff., 6 8 2 , 691 f., 721 f., 8 0 6 - 8 1 1 Waldhauer, Tochter v. J a c o b 6 5 8 Waldschmidt, Johann 3 9 2 , 4 2 2 Walpper 7 9 3 Walther, Simon 4 3 9 Wartmann, Adam 4 0 7 , 4 6 1 , 5 0 2 , 721 Warwick, Lancaster Co., PA 2 7 , 4 7 - 5 1 , 160, 3 9 6 , 863 f. Washington, George 5 3 ff., 1 0 7 , 1 2 7 , 1 3 3 , 304, 4 1 6 , 4 2 8 , 4 3 8 , 5 7 1 , 7 0 7 f. Wayne, Anthony 2 6 , 3 2 7 f., 4 8 5 , 5 4 2 Weaver, Elisabeth 8 3 7 Weaver, Jacob 91 Weaver, William 837, 8 4 0 Weber 4 5 2 Weber, Adam 2 1 9 , 2 2 2 , 2 3 2 , 4 3 9 Weber, Erhart 4 1 1 , 4 5 4 Weber, Georg Adam 3 6 1 , 4 5 4 Weber, Jacob 4 3 9 Weber, Jerg (!) Adam 4 3 9 Weber, Jonas 4 5 4 Webster 5 3 7 Wegmann 2 0 5 Weidmann, Daniel 7 2 2 Weigand 5 7 2 , 573, 5 7 4 , 5 7 6 Weinland, Johann Friedrich 832, 836, 843 f., 865 Weisenberg Township, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co. 6 5 6 Weiser, Anna Eva 2 2 , 2 6 f., 69, 88, 105, 175, 2 9 0 , 2 9 2 , 3 3 0 f., 3 8 0 , 388, 3 9 4 , 4 0 5 , 4 1 0 , 474, 753, 795 Weiser, Benjamin 3 3 0 , 4 0 5 , 4 1 0 , 4 3 3 Weiser, Frau v. Peter 3 7 3

902

Personen- und Ortsregister

Weiser, Friedrich 474, 554 Weiser, Jabez 480 Weiser, Johann Conrad 2 6 , 6 8 f., 7 1 , 8 8 , 2 9 1 f., 368, 433, 480, 486, 701 f., 781, 790, 795 Weiser, Margarethe 51, 68 Weiser, Peter (Bruder v. Anna Maria Mühlenberg) 26, 69, 71, 88, 292, 330, 372 f., 381, 388, 394, 410, 466, 554 Weiser, Peter (Neffe v. Anna Maria Mühlenberg) 373 Weiser, Philipp 480 Weiser, Samuel 330, 358, 388, 410, 554 Weiß, Jacob 667, 793, 838 Weiss, Lewis 82, 87, 156 f., 275, 416, 607, 638, 790 Weißenfels, Freiherr Friedrich von 754 f. Weitmann, Daniel 61 Weltner, Ludwig 223 f., 397 Weltzheiraer 860 Weng, Henrich 4 1 1 , 4 5 4 Werly, Maria 239 Werly, Melchior 239 Werner 97 f. Wernigerode, Gft. 25, 27, 112, 585, 844 Wersch, Peter 439 Wertheim, Gft. 459, 661, 662 Wertsch, Frau v. Johann Caspar 517 Wertsch, Hanna 538 Wertsch, Johann Caspar 19, 21, 61, 102, 105, 274, 506, 517, 532 f., 535, 538, 540, 559, 563-568, 578, 583 f., 619-622, 628 f., 631, 635, 649 f., 657, 675 f., 679-683, 692, 717, 722, 734 f., 761, 768, 770, 805, 811 West Point, York Co., PA 211 West Salisbury, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 1 2 4 , 4 1 1 Westindische Inseln 118, 129, 371 f., 463 Westphal, Georg Alexander 696, 794, 799, 813 Weyberg, Caspar Dietrich 74 f., 82, 332, 334, 489, 852 Weygand, Johann Albert 124, 160, 504 Wharton Junior, Thomas 22, 25 White Oaks, Lancaster Co., PA 27, 48 White, William 395, 409, 420 Whitefield, George 499, 501 Whitehall Township, bis 1812 Northampton Co., heute Lehigh Co., PA 336 Whitemarsh Township, bis 1784 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 458, 5 0 7 510 Whitpain Township, bis 1784 Philadelphia Co., heute Montgomery Co., PA 448, 576, 656, 774 Wicaco, Stadtteil von Philadelphia 160, 241, 250, 261, 704, 711

Wichtermann, Georg Joseph 871 Wicksei, Johann 672 f., 709 Wiebeck, Christiana 235, 598 Wien, Ehzm. Österreich 850, 852 Wiesenthal, Carl Friedrich 574, 576 Wild, Eva Elisabetha 700 Wild, Friedrich 700 Wildbahn, Karl Friedrich 4 3 f., 46 f., 50, 70, 123, 338, 446 f., 484, 488, 709, 865 Wilfert, Georg 283 Wilkocks 400 Will 506, 507 Williams, Dr. 401 Williamsburg, James City Co., VA 125 Willing 500 Willing, Thomas 400 Wilmington, New Castle Co., DE 240 f., 575, 710 Winchester, Frederick Co., VA 50, 468, 553, 572, 788 Winckler, Johann Joseph 144 Wind, Hann (!) Philip 440 Wind, Heinrich 361 Wirst, Magdalena 539, 560, 562, 624, 657 Wirst, Matthias 539, 617 Wirth, Jacob 223 Witman, Christoph 35 Wittenberg, Kfsm. Sachsen 669 Wittiger, Catharina 699 Witting 587 Wohlfahrt, Cunigunda 350 Wolf, Caspar 168, 170 f. Wolf, Heinrich 684 f. Wolff, Henrich 35 Wölpe rt 201 W ö l p e « 697 Woltersdorf, Ernst Gottlieb 660 f. Womelsdorf. Berks Co., PA 466 Woodford, William 26, 369 Woodstock (Millerstown), bis 1772 Frederick Co., heute Shenandoah Co., VA 359 Wrangel, Carolus Magnus v. 1, 26, 45, 50, 66, 75, 116, 137, 159 f., 220, 231, 241, 250, 671 ff., 702, 709-712, 714, 756, 758, 772, 868, 874 f. Wright 540 Wright, James 533 f. Wulle 575 Wurtemburgh, Dutchess Co., NY 694 Wyoming Valley, Northumberland Co., PA 864 Xenophon

614

Yocom, John 389 Yocom, Moses 389

Personen- und Ortsregister Yocom, Peter 389 Yorktown, James City Co., VA 419, 422 Yorktown, York Co., PA 2, 45 f., 48, 52, 112, 122 f., 1 3 8 , 2 1 1 , 2 1 4 , 3 2 9 , 3 3 8 , 3 4 5 , 3 4 8 , 3 5 6 , 3 6 3 , 3 6 6 , 4 4 5 , 4 4 7 , 4 5 7 , 4 8 4 , 5 4 3 , 5 5 2 f., 571, 577, 662, 704, 708, 721, 744, 762, 824 Zehring 261, 480 Zeislost, Hannes 439 Zellerfeld, Kfsm. Hannover 343 Zettwitz, Hermann 70, 75 f., 88 Zettwitz, Juliana 27, 70 f., 75, 88, 473 Ziegenfuß, Jacob 454 Ziegenhagen, Friedrich Michael 1 f., 7, 19 f., 28 f., 32, 37 f., 40, 80, 86, 9 9 , 1 0 8 , 1 1 1 , 1 2 5 ,

903

239, 318, 458 f., 524, 566, 601, 675-679, 705, 713 Ziegler, Georg 537 Ziegler, Lucas 537 Ziegler, Werner Nicolaus 845 Zilling, Georg 126 Zimmermann, Catharina 35, 67, 88 Zimmermann, Christoph 407 Zimmermann, George 88 Zimmermann, Matthias 389 Zittau, Kfsm. Sachsen 338 Zübly, David 15, 66 f., 806 Zübly, Johann Joachim 16, 18, 37, 66, 578 Zürich, Schweiz 745

Dorothea Lüddeckens

• Das Weltparlament der Religionen von 1893 Strukturen interreligiöser Begegnung im 19. Jahrhundert 2002. XII, 349 Seiten. Gebunden. ISBN 3-11-017256-9 (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 48) Moderne Schlagworte wie „Globalisierung", „Kampf der Kulturen" oder „religiöser Pluralismus" sind eng verknüpft mit der Geschichte der interkulturellen und interreligiösen Begegnungen der letzten Jahrhunderte. Die Studie zeigt mit der Darstellung von Vorgeschichte und Verlauf der ersten interreligiösen Tagung auf internationaler Ebene, dem World's Parliament of Religions in Chicago 1893, wie wechselseitige Wahrnehmung von Religionen und Kulturen zu gegenseitigen Anregungen führten. In Chicago traten Anhänger verschiedenster westlicher und asiatischer Traditionen auf, die selbstbewußt ihre Ansichten vorstellten und sich um das Gespräch bemühten. Die Analyse ihrer Reden macht fiir das 19. Jahrhundert typische Strukturen interreligiöser Wahrnehmung bzw. Begegnung sichtbar. Als „Antworten der Moderne" sind sie auch heute noch im Dialog der Religionen zu finden und ermöglichen auf dem historischen Hintergrund ein Verständnis der Prozesse der gegenseitigen Auseinandersetzung.

Ulrike Brunotte

• Puritanismus und Pioniergeist Die Faszination der Wildnis im frühen Neu-England 2000. VIII, 310 Seiten. Gebunden. ISBN 3-11-016729-8 (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 50) Mit der Überfahrt der Mayflower 1620 begann die neuenglische Geschichte als ein puritanisches Gründungsexperiment inmitten der Wildnis. Anhand von Selbstzeugnissen wird die bewegte Geschichte der religionspolitischen Anfänge Nordamerikas rekonstruiert.

Aus dem Inhalt: Einleitung - Schrecken des Meeres und Zeichen Gottes - Bünde und Bund: Religion und Politik in der Wildnis - Reinheit und Erhabenheit: Die religiöse Ästhetik der Wilderness - Ursprung der Indianer und puritanische Identität Ausblick: Die puritanische Erbschaft der Moderne.

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Arvind Sharma

• To the Things Themselves Essays on the Discourse and Practice of the Phenomenology of Religion 2001. XXIV, 311 Seiten. Gebunden. ISBN 3-11-016956-8 (Religion and Reason 39) Der Autor untersucht unter historischen und gegenwärtigen Gesichtspunkten die Religionsphänomenologie als Methode der religionswissenschaftlichen Forschung. Die Konnotationen des Begriffs „Phänomenologie der Religion" werden einer detaillierten Analyse unterzogen; ferner wird die phänomenologische Methode im Kontext des allgemeinen methodologischen Rahmens der Religionswissenschaft dargestellt, während die gegenwärtige Debatte über diese Methode im letzten Teil detailliert beschrieben wird. Der Autor stellt seinen eigenen Beitrag zu dieser Debatte im letzten Kapitel dar. Jacques Waardenburg



Islam

Historical, Social, and Political Perspectives 2002. XVI, 436 Seiten. Gebunden. ISBN 3-11-017178-3 (Religion and Reason 40)

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Der vorliegende Band enthält ca. zwanzig Aufsätze über unterschiedliche Aspekte des Islam in Vergangenheit und Gegenwart. Der erste Themenbereich, „Die Anfänge", befaßt sich mit der Vermittlung von vorislamischen Vorstellungen und vorislamischer Vernunft in den Islam. Sie bilden wesentliche Bestandteile der Botschaft des Korans. In den folgenden zwei Abschnitten geht es um den Islam als Religion mit ihren besonderen Zeichen und Symbolen; hier werden auch die Interpretationsregeln des Islam und seine strukturellen Ausprägungen diskutiert. Der vierte und der fünfte Abschnitt behandeln die Ethik im Islam, einschließlich muslimischer Identität und Menschenrechte, und bestimmte soziale Funktionen des Islam. Der sechste Abschnitt stellt Reformbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts vor, unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungen in Saudi-Arabien und der „puritanischen" Eigenschaften gegenwärtiger islamischer Erweckungsbewegungen. Abschließend werden in den letzten beiden Abschnitten aktuelle Fragen diskutiert: Islamisierungsprozesse und -politik, die Ideologisierung des Islam und die politische Instrumentalisierung der islamischen Religion. Durch das ganze Buch hindurch zeigt der Autor die Verbindungen zwischen den religiösen Aspekten des Islam und den anderen Interpretationen und Anwendungen und den dazugehörigen Kontexten auf. Die Einleitung zeichnet wichtige Entwicklungen in der Islamwissenschaft seit dem Zweiten Weltkrieg nach.

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