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German Pages 728 [732] Year 1991
TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS ABT. III, BAND 4
TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS IM AUFTRAG DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG DES PIETISMUS HERAUSGEGEBEN VON K. ALAND • E. PESCHKE • G.SCHÄFER
ABT. III
AUGUST HERMANN FRANCKE HANDSCHRIFTLICHER NACHLASS HERAUSGEGEBEN VON KURT ALAND
BAND 4
w DE
WALTER DE G R U Y T E R • BERLIN • NEW Y O R K 1990
DIE KORRESPONDENZ HEINRICH MELCHIOR MÜHLENBERGS AUS DER ANFANGSZEIT DES DEUTSCHEN LUTHERTUMS IN NORDAMERIKA BAND III: 1763-1768 Herausgegeben in Verbindung mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Archiv der Franckeschen Stiftungen von
KURT ALAND in Verbindung mit BEATE KÖSTER und KARL-OTTO STROHMIDEL
W DE G_ WALTER DE G R U Y T E R • BERLIN • N E W Y O R K 1990
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
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CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
Texte zur Geschichte des Pietismus / im Auftr. der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. von K. Aland . . . — Berlin; New York: de Gruyter. Abt. 3, Handschriftlicher Nachlass / August Hermann Francke. Hrsg. von Kurt Aland. N E : Aland, Kurt [Hrsg.]; Francke, August Hermann: Handschriftlicher Nachlass Bd. 4. Mühlenberg, Heinrich Melchior: Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika. Bd. 3 . 1 7 6 3 — 1 7 6 8 . - 1990
Möhlenberg, Heinrich Melchior: Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika / hrsg. in Verbindung mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universität- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Archiv der Franckeschen Stiftungen von Kurt Aland . . . — Berlin; New York: de Gruyter. N E : Aland, Kurt [Hrsg.]; Mühlenberg, Heinrich Melchior: [Sammlung] Bd. 3 . 1 7 6 3 - 1 7 6 8 . - 1990 (Texte zur Geschichte des Pietismus: Abt 3, Handschriftlicher Nachlass / August Hermann Francke; Bd. 4) ISBN 3-11-011968-4
© Copyright 1990 by Walter de Gruyter & Co., D-1000 Berlin 30 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: H . Heenemann G m b H & Co, Berlin 42 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
Vorwort Der vorliegende dritte Band der Ausgabe legt die Briefe Mühlenbergs aus den Jahren 1763—1768 vor. Er umfaßt also einen kürzeren Zeitraum als Band II (1753—1762) und I (1740—1752). Trotzdem bietet er 202 Briefe, also mehr als Band I (127) und II (119), und diese in relativ dichter Folge. N u r 5 Monate in den sechs Berichtsjahren sind gar nicht repräsentiert (Aug./Sept. 1764, März 1766, Juni 1767, April 1768), andere dagegen mit relativ hohen Zahlen bis hin zu den 12 Briefen aus dem Juni 1766. Natürlich liegt das vor allem daran, daß Mühlenberg jetzt nicht mehr Denkschriften verfaßt, wie in den Zeiten der frühen Auseinandersetzungen in Germantown, die einander sogar nicht selten wiederholten bzw. überschnitten, weil er nicht sicher war, ob ihre Vorgänger die Empfänger überhaupt erreicht hatten (infolge der langen Postfristen brauchten Empfangsbestätigungen oft viele Monate, bis sie bei ihm ankamen). Jedoch ganz kurz werden die Briefe Mühlenbergs dennoch nicht (insbesondere die nach Halle/London, vgl. z . B . Nr. 275, 312, 364, 372 usw., aber auch Nr. 317), und Überschneidungen bzw. Wiederholungen bleiben (aus den genannten Gründen) nicht aus. Aber nicht nur in der größeren Zahl der abgedruckten Briefe (vgl. den Zuwachs im Verzeichnis der Archivalien) übertrifft dieser Band seine Vorgänger, sondern auch in der Heranziehung der „Begleitkorrespondenz" und „Hintergrundkorrespondenz", d. h. der Auswertung des Briefmaterials, auf dem Mühlenbergs Briefe beruhen bzw. das zusätzliche Informationen dazu liefert. D a f ü r waren zwei Ereignisse maßgebend: es gelang (nach einigen Schwierigkeiten) die in der Library of Congress aufbewahrten Mikrofilme der uns noch fehlenden Aktenfaszikel des Halleschen Archivs in Kopie zu bekommen sowie einen Mikrofilm des Protokollbuchs (Vestry-Book) der Michaelis-Gemeinde (1763—1801) vom Lutheran Archives Center in Philadelphia. V o r allem war es B. Köster möglich, im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen die umfangreichen Originalakten einzusehen und mit Hilfe von M. Welte alles Wichtige in Mikrofilm nach Münster zu bringen. Den beteiligten Stellen der Martin LutherUniversität Halle-Wittenberg und insbesondere dem Leiter des Archivs, J. Storz, sei für die Ermöglichung und Unterstützung dieser Arbeit herzlicher D a n k gesagt. B. Köster, die vier Jahre hindurch hauptamtlich an der Vorbereitung dieser Ausgabe mitgewirkt hat und sie auch danach bis auf den heutigen T a g mit ihrer Hilfe und Unterstützung begleitet hat, ist zu Recht auf dem Titelblatt genannt, und zwar neben K.-O. Strohmidel, der die Auswertung der „Begleitkorrespondenz" durchgeführt und gleichzeitig die Aufsicht über die studentischen Mitarbeiter (A. Zühlsdorf, P. Nitschke) gehabt hat, die sich ebenfalls wesentliche Verdienste um die Herausgabe dieses Bandes erworben
VI
Vorwort
haben. H. Wellenreuther/Göttingen und H. Lehmann/Washington ist herzlicher Dank für ihre kritische Begleitung des Bandes und ihre ergänzenden Bemerkungen zum Ausdruck zu bringen. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist aufrichtiger Dank für die Bewilligung der Mittel für den hauptamtlichen Mitarbeiter wie die beiden studentischen Hilfskräfte zu sagen. Münster/W., den 2. Mai 1989
Kurt Aland
Inhaltsverzeichnis Vorwort
V
Einleitung
1
247. An die Gemeinde in Upper Milford, Philadelphia 3. 1. 1763 . . 248. M. und C. M. v. Wrangel an J. A. Weygand und die niederdeutsche Gemeinde in New York, Philadelphia 19. 2. 1763 249. An J. S. Gerock, Philadelphia 21. 2. 1763 250. F. M. Ziegenhagen an M., Kensington 9./13. 3. 1763 251. AnJ.S. Gerock, Philadelphia 16. 3. 1763 252. G. A. Francke an M., Halle 23. 3. 1763 253. M. u. a. an J. G. Alsentz und die reformierte Gemeinde in Germantown, Germantown 17. 4. 1763 254. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 19.4.1763 255. An G.A. Francke, Philadelphia 22. 4. 1763 256. Ein Gemeindeglied aus Philadelphia an M. und J. F. Handschuh, Philadelphia 15. 5. 1763 257. AnJ.S. Gerock, Philadelphia 18. 5. 1763 258. G.A. Francke an M., Halle 20. 5. 1763 259. G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen an die Prediger und den Kirchenrat in Philadelphia, Halle/Kensington 20. 5. 1763 . . . 260. An die Pastoren und lutherischen Kirchenräte in Pennsylvania, Philadelphia 27. 5. 1763 261. A n J . N . Kurz, Philadelphia 1.6. 1763 262. AnJ. Schrack, Philadelphia 12. 7. 1763 263. An den Kirchenrat in Philadelphia, Philadelphia 28. 7. 1763 . . 264. An Stellwagen, Philadelphia 30. 7. 1763 265. J.Gräf an M., Philadelphia 2. 8. 1763 266. AnJ. Gräf, Northern Liberty 3. 8. 1763 267. Der Kirchenrat von New Hanover und Providence an M. und den Kirchenrat in Philadelphia, New Hanover/Providence 1.9.1763 268. An J. H. Keppele u. a. in Philadelphia, Northern Liberty 10.9.1763 269. „To any worshipful Magistrate", Philadelphia 3. 10. 1763 . . . 270. J. C. Kirchner an M. und das Ministerium, Codorus 10. 10. 1763 271. AnJ. C.Kirchner, Philadelphia 15. 10. 1763
25 28 29 31 42 43 47 48 59 67 67 68 72 74 75 78 80 82 82 83 87 90 93 94 95
VIII
Inhaltsverzeichnis
272. F. M. Ziegenhagen an M., Kensington 21. 10. 1763 273. M. an G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 24. 10. 1763 274. G. A. Francke an M., Halle 24. 10. 1763 275. An F. M. Ziegenhagen und G. A. Francke, Philadelphia 6. 9 . - 2 9 . 10./1. 11. 1763 276. An J. H.Keppele und D.Schaefer, Philadelphia 5. 11. 1763 . . 277. An G. A. Francke, Philadelphia 10. 11. 1763 278. An den Kirchenrat in Philadelphia, Philadelphia 14. 11. 1763 . 279. A n F . M . Ziegenhagen, Philadelphia 15. 11. 1763 280. An Graf H. E. von Stolberg-Wernigerode, Philadelphia 15. 11. 1763 281. An die Altesten und Vorsteher der Gemeinde in Reading, Philadelphia 16. 11. 1763 282. H. Groot an Prediger, Kirchenrat und Gemeinde in Philadelphia, Philadelphia 25. 11. 1763 283. Die Ministerien der schwedischen und deutschen lutherischen Gemeinden von Pennsylvania an Gouverneur J. Penn, Philadelphia 5. 12. 1763 284. G. A. Francke an M. und J. F. Handschuh, Halle 24. 10./ 17. 12. 1763 285. 286. 287. 288. 289. 290. 291. 292. 293. 294. 295. 296. 297. 298. 299. 300. 301. 302. 303.
G. A. Francke an M., Halle 10. 1. 1764 G. A. Francke an M., Halle 14. 1. 1764 An die Gemeinde in Tohickon, Philadelphia 24. 1. 1764 . . . . An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 10.2.1764 An den Kirchenrat in Philadelphia, Philadelphia 13. 2. 1764 . . An J. H. Keppele, Philadelphia 15. 2. 1764 G. A. Francke an M., Halle 18. 2. 1764 G. A. Francke an M. und J.F.Handschuh, Halle 18. 2. 1764 . . An D. Ackermann, Ph. Stein und Gruber, Philadelphia I.3.1764 G.A. Francke an M., Halle 10. 3. 1764 An die „Gemeinde im Gebirge" (Raritan), Philadelphia II.3.1764 An J. N. Kurz, Philadelphia 13. 3. 1764 A n J . N . Kurz, Philadelphia 14. 3. 1764 An J. A. Weygand, Philadelphia 15. 3. 1764 A n W . A . G r a a f , Philadelphia 15. 3. 1764 G.A. Francke an M . u n d J . F. Handschuh, Halle 24. 3. 1764 . . G.A. Francke an F. M. Ziegenhagen (und M?), Halle 1.4. 1764 An J. H. Keppele und den Kirchenrat in Philadelphia, Philadelphia 14. 4. 1764 An R.Peters, Philadelphia 4. 5. 1764
97 99 104 107 118 119 123 125 130 134 135 138 199 145 146 150 150 152 155 158 160 162 164 166 167 168 169 171 173 174 178 180
Inhaltsverzeichnis
304. Die Altesten von Germantown an M., Germantown 7. 5. 1764 . 305. An die Gemeinden in Germantown, Barren Hill und Upper Dublin, Philadelphia 7. 6. 1764 306. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 16.6.1764 307. An M. Kern und die Vorsteher und Ältesten in Easton, Philadelphia 6. 7. 1764 308. AnJ.M.Boltzius, Philadelphia 11. 7. 1764 309. An die Prediger in Philadelphia, Philadelphia 10. 10. 1764 . . . 310. An A.Struensee, Philadelphia 30. 10. 1764 311. An die Gemeinde in Easton, Philadelphia 10. 11. 1764 312. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 12. 11. 1764 313. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 19. 11. 1764 314. M. und der Kirchenrat von Philadelphia an G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 19. 11. 1764 315. J. M. Boltzius an M., Ebenezer 22. 11. 1764 316. An Ch.Jacobi u. a. in Germantown, Philadelphia 23. 11. 1764 . 317. Antwort an J.J.Bayerle, Philadelphia 28. 11. 1764 318. L . W e i s s a n M . , Philadelphia 23. 12. 1764 319. J. M. Boltzius an M., Ebenezer 2 9 . 1 . 1 7 6 5 320. G. A. Francke an M„ Halle 9. 2. 1765 321. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 9. 3. 1765 322. G. A. Francke an M., Halle, 9. 3. 1765 323. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 12. 3. 1765 324. G. A. Francke an M., Halle 16. 3. 1765 325. An die Gemeinden N e w Germantown, The Valley und Bedminster, Philadelphia 22. 3. 1765 326. J. S. G e r o c k a n M., Lancaster 13./14. 4. 1765 327. An die Gemeinde in Germantown, Philadelphia 22. 4. 1765 . . 328. An J. A. Krug und den Kirchenrat in Reading, Philadelphia 22.4.1765 329. AnJ.M.Boltzius, Philadelphia 30. 4. 1765 330. A n J . L.Voigt, Philadelphia 3. 5. 1765 331. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 16. 5. 1765 332. An die Vorsteher und Ältesten in York, Philadelphia 20. 5. 1765 333. A n J . v a n Buskerk, Philadelphia 5. 6. 1765 334. An B.M. Hausihl, Philadelphia 12. 6. 1765 335. G.A. Francke an M., Halle 19. 6. 1765
¡X
186 188 190 197 198 204 205 209 210 221 225 227 229 231 253 257 260 262 267 270 275 278 283 284 286 288 289 292 294 299 300 302
X
336. 337. 338. 339. 340. 341. 342. 343. 344. 345. 346. 347. 348. 349. 350. 351. 352.
Inhaltsverzeichnis
An den Kirchenrat in York, Philadelphia 8. 7. 1765 G. A. Francke an M., Halle 27. 7. 1765 G. A. Francke an M., Halle 30. 7. 1765 M. und der Kirchenrat von Philadelphia an J. Penn, Philadelphia 6. 8. 1765 A n J . Wicksei, Philadelphia 8. 8. 1765 A n J . A . W e y g a n d , Philadelphia 23. 8. 1765 J. Wicksei an M., Swedesboro 24. 8. 1765 An die Amtsbrüder in New York und New Jersey, Philadelphia 7./8. 9. 1765 G. A. Francke an M., Halle 13. 9. 1765 Th. und R. Penn an M. und den Kirchenrat in Philadelphia, Philadelphia 25. 9. 1765 An F . W . Pasche, Philadelphia 14. 10. 1765 An F . W . Pasche, Philadelphia 14. 10. 1765 An G. A. Francke, Philadelphia 23. 11. 1765 A n L . H . Niemeyer, Philadelphia 23. 11. 1765 An die Gemeinde in Germantown, Philadelphia 6. 12. 1765 . . A n F . M . Ziegenhagen, Philadelphia 12. 12. 1765 Die Vorsteher von Culpeper County an M., Culpeper County 20. 12. 1765
353. G. A. Wachsei an M., London 3. 1. 1766 354. An die Gemeinde in New Germantown, Philadelphia 22. 1. 1766 355. An F . W . Pasche, Philadelphia 5. 2. 1766 356. Die Vorsteher von Augusta County an M., Augusta County 9. 2. 1766 357. An die Gemeinden in New Germantown, Bedminster und The Valley, Philadelphia 27. 2. 1766 358. M., C. M. v. Wrangel, J. H. Keppele u. a. an den Erzbischof von Canterbury, Whitemarsh 1. 4. 1766 359. An R. Peters, Philadelphia 2. 4. 1766 360. Die Vorsteher von Amwell an M., Amwell 14. 5. 1766 361. An die protestantische Geistlichkeit der Stadt und Akademie zu Philadelphia, Philadelphia 15. 5. 1766 362. Die Vorsteher von Hampshire County an M., Hampshire County 15. 5. 1766 363. J . W . S . Schwerdtfeger an M., Frederick Town 4. 6. 1766 . . . 364. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 6. 6. 1766 365. J. S. Gerock an M., Lancaster 8. 6. 1766 366. An die Gemeinden in Culpeper County und Augusta County, Philadelphia 10. 6. 1766 367. An den Kirchenrat und die Gemeinde in York, Philadelphia 11.6.1766
306 307 309 312 313 317 319 321 323 325 329 334 336 340 343 346 350 355 357 358 365 366 367 368 370 370 371 373 375 389 390 391
Inhaltsverzeichnis
368. J . G . B a g e r a n M . , N e w Y o r k l l . 6 . 1766 369. An den Kirchenrat und die Gemeinde in Conewago, Philadelphia 12. 6. 1766 370. An die Gemeinden in New Germantown, T h e Valley und Bedminster, Philadelphia 14. 6. 1766 371. An J. A. Weygand, Philadelphia 17. 6. 1766 372. An G. A. Wachsei, Philadelphia 20. 6. 1766 373. An G.A. Wachsei, Philadelphia 28. 6. 1766 374. G. A. Francke an M., Halle 28. 6. 1766 375. An J. Penn, Philadelphia 7. 7. 1766 376. An einen Hausbesitzer in Philadelphia, Philadelphia 9. 7. 1766 377. An J . L . V o i g t , Philadelphia 10. 7. 1766 378. G. A. Francke an M., Halle 12. 7. 1766 379. G. A. Francke an M., Halle Aug. 1766 380. G. A. Francke an M., Halle 12. 8. 1766 381. An die Gemeinde in Tohickon, Philadelphia 21. 8. 1766 . . . . 382. G. A. Francke an M., Halle 28. 8. 1766 383. An M. Beronius, Philadelphia 1.9. 1766 384. An F. W. Pasche, Philadelphia 18. 9. 1766 385. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 19.9.1766 386. An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 25.9.1766 387. G. A. Francke an M., Halle 13./14. 10. 1766 388. An J.J.Plitt, Philadelphia 30. 10. 1766 389. M. und die Korporation der Michaelis- und Zionskirche an den Magistrat der Reichsstadt Frankfurt, Philadelphia 30. 10. 1766 390. An F . W . Pasche, Philadelphia 4. 11. 1766 391. A n J . Stein und R. Rulofson, Philadelphia 4. 11. 1766 392. An G.A. Francke, Philadelphia 9. 12. 1766 393. 394. 395. 396. 397. 398. 399. 400. 401. 402. 403. 404. 405.
J. S.Gerock an M., Lancaster 3. 1. 1767 A. Prevost an M., N e w York 29. 1. 1767 F. M. Ziegenhagen an M., London 9. 2. 1767 A n J . C. Stöver, Philadelphia 19. 2. 1767 An den Kirchenrat in Germantown, Philadelphia 25. 3. 1767 . An F . W . Pasche, Philadelphia 29. 3. 1767 An J. A. Weygand, Philadelphia 8. 4. 1767 J. S.Gerock an M., New York 5. 5. 1767 J . A . Weygand an M., New York 9. 5. 1767 A n J . A. Weygand, N e w Germantown 12. 5. 1767 An F. W. Pasche, Philadelphia 23. 5. 1767 A n J . W. S. Schwerdtfeger, Philadelphia 27. 5. 1767 Der Kirchenrat von Lancaster an M., C. M. v. Wrangel und Ch. E. Schultze, Lancaster 4. 7. 1767
Xj
393 394 395 397 400 416 419 423 425 425 430 432 433 437 438 441 454 459 463 466 469 477 480 483 484 491 494 495 497 500 501 503 507 507 508 511 521 527
XII
406. 407. 408. 409. 410. 411. 412. 413. 414. 415. 416. 417. 418. 419. 420. 421. 422. 423. 424. 425. 426. 427. 428. 429. 430. 431. 432. 433. 434. 435. 436. 437. 438. 439. 440. 441.
Inhaltsverzeichnis
G. A. Francke an M., Halle 21.8. 1767 AnJ. Duché, Philadelphia 22. 8. 1767 G. A. Francke an M., Halle 5. 9. 1767 An F. W. Pasche, Philadelphia 12. 9. 1767 AnJ. J. Pütt, Philadelphia 30. 10. 1767 M. und der Kirchenrat von Philadelphia an G. A. Wachsei u. a., Philadelphia 30. 10. 1767 AnJ.R.Pittius, Philadelphia 31. 10. 1767 An F.W. Pasche, Philadelphia 7. 11. 1767 M. und der Kirchenrat von Philadelphia an A. Struensee, Philadelphia 9. 11. 1767 An A. Struensee, Philadelphia 10.11.1767 An F.W. Pasche, Philadelphia 20. 11. 1767 An F.W. Pasche, Philadelphia 26. 11. 1767 AnR. Smith, Philadelphia 3. 12. 1767 An G. Gärber und den Magistrat der Stadt Danzig, Philadelphia 10. 12. 1767 An die Gemeinden in New Germantown und Bedminster, Philadelphia 10. 12. 1767 An F.W. Pasche, Philadelphia 7. 1. 1768 An F.W. Pasche, Philadelphia 13. 1. 1768 G. A. Francke an M., Halle 18. 1. 1768 An F. W. Pasche, Philadelphia 9. 2. 1768 J. A. Krug an M., Reading 7. 3. 1768 An Roemer, Philadelphia 16. 3. 1768 AnJ.A.Neidhard, Philadelphia 25. 3. 1768 An F.W. Pasche, Philadelphia 30. 3./18. 5. 1768 An die Gemeinden in Codorus und Manheim, Philadelphia 23.5.1768 An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 8.6.1768 AnJ. Th. Engeland, Philadelphia 15. 6. 1768 „Etliche Deutsche" aus Lunenburg, N. S. an M., Lunenburg 27. 6. 1768 G. A. Francke an M., Halle 21.7. 1768 G. A. Francke an M., Halle 20. 8. 1768 A. Gaar und A. Wayland an M., Culpeper 1. 9. 1768 J. Schwarbach an M., Culpeper 2. 9. 1768 J. L. Voigt u. a. an M. und das Ministerium, New Hanover 10.9.1768 J. L. Voigt an M., New Hanover 12. 9. 1768 An G.A. Wachsei, Philadelphia 4. 10. 1768 An G.A. Wachsei, Philadelphia 7. 10. 1768 A. B. Mensch an M., Cohansey 10. 10. 1768
530 537 538 540 548 553 556 558 562 564 571 572 573 574 576 579 582 585 588 590 591 594 596 600 602 615 616 618 621 624 626 626 628 630 635 638
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442. 443. 444. 445. 446. 447.
Xjjj
An F . W . Pasche, Philadelphia 25. 10. 1768 An A. B. Mensch, Philadelphia 1.11. 1768 G . W . Schilling an M., Boston 3. 11. 1768 L. Clotz an M., Macungie 4. 11. 1768 An F . W . Pasche, Philadelphia 18. 11. 1768 An G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 16. 12. 1768 448. G.A. Francke an M., Halle 20. 12. 1768 449. An die Gemeinden Jordan, Heidelberg, Lintown und Egypten, Philadelphia 21. 12. 1768
640 648 653 654 656
680
Verzeichnis der Abkürzungen Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien Briefregister Personen- und Ortsregister
683 687 691 695
658 677
Einleitung Dieser Band übertrifft hinsichtlich der Materialseite seine Vorgänger. Wie aber unterscheidet er sich inhaltlich von ihnen bzw. inwiefern steht er in Kontinuität zu ihnen? In Band II, der seinen Höhepunkt in der Durchsetzung der Kirchenordnung von 1762 in Philadelphia fand, hieß es in der Einleitung: „das alles schafft nach menschlichem Ermessen sichere Voraussetzungen für die weitere Entwicklung" (S. XXXIV). Wie spiegelt sich, das sei als erstes gefragt, diese „weitere Entwicklung" in den Briefen dieses dritten Bandes? Am 18. Februar 1752 hat Mühlenberg (I, 482, vgl. die Einleitung S. XIX) einen Bericht über die Gemeinden und Pfarrer gegeben, die damals in Verbindung miteinander standen: „Der gnädige und barmhertzige Gott, hat durch unsere Hochwürdige Väter, und so viel Gönner Gebet und Gaben eine Bahn und offene Thür gemacht, daß 8 Prediger und 2 Catecheten gegen wärtig an den zerstreueten und verirreten Schaafen der Evangelischen Heerde gemeinschafftlich arbeiten, und zwar an den Plätzen Philadelphia, Cohenzy, Germantown, Providence, Neuhannover, Pike town, Shippach, Oly, Molotton, Heidelberg, Nordkiel, Tolpehocken, Yorktown, Neugoschehoppe, Altgoschehoppe, Indien field, Tohecka, Fork, Saccum, Uppermilfort, Racheway, Lesly's Land und Gebirgte, genant. Die Gemeinen und Gemeinleins an vorbenahmten Örtern haben bis hierher zusammen gehalten."
Als Mühlenberg im Juni 1764 einen halboffiziellen Bericht für englische Kirchenstellen verfaßt (Nr. 303, S. 180 ff.), kann er bereits vom „united German Lutheran Ministry of Pennsylvania, New-York, Jerseys and Maryland" sprechen und „60. Large and small Congregations together with 21. Labourers" aufzählen, die hier wirken und sich persönlich wie ihre Gemeinden auf die in der Kirchenordnung festgelegten Grundsätze verpflichtet fühlen. Trotz ihrer Länge soll diese Liste hier vollständig abgedruckt werden, weil sie die einzige Bestandsaufnahme aus unserem Zeitraum darstellt: 1.) Henry Mühlenberg the first Minister and M r Handschue do attend the chief Congregation in, and about Philadelphia, Kensington, Franckfurt, consisting of several Hundred Families, and though there is a Large Church and School = House yet doth y e Number encrease so fast, that both the Buildings can hardly hold two thirds of Old and Young People. 2.) Seven, twelve and sixteen miles from Philad a are three large Congregations viz in Germantown, Whitemarsh and Upper Doublin, where the Revd. Mr. Vogt has the Care of. 3.) At Indian Field, Saccum, and Uppermillfort are three numerous Congregations, at present destitute for Want of a Minister. 4.) In New-Providence, New-Hannover and Vincent Townships, are three large Congregations, attended by Mr. Buskirck an Assistant of Our Ministry. 5.) The Congregations of Macunshy, Heidelberg and Egypt, are provided with y4 Revd Mr. Schertlein. 6.) Three Congregations in Northhampton Country, near the blue Mountains, are attended by Mr. Fried, an Assist, of y* Ministery.
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7.) The Congregations in Easton, Philipsburg, Greenwich, keep y e Revd. Mr Hausile for their minister. 8.) Colebrookdale, Oly, Maxetawny and Richmont Townships hold three Congregations pretty numerous, which the Revd. Mr. Schaum attendeth. 9.) Readingtown in Berks County, has a large Congregation provided with y4 Reverd. Mr. Krug. 10.) In y* Townships of Heidelberg, NorthkieL, Tulpehocken et c are three large Congregations where ye Reverd. Mr. Kurtz Sen1 is stationed. 11.) Great and Little Swatara, Lebanon, and Quitobehela hold three or four numerous Congregations, which y e Revd Mr Stoeber attendeth. 12.) At Earltown, Canestoge and Cocallico are three Congregations which y* Revd. Mr. Kurtz junr. has in his Care. 13.) In Lancasteris a very large Congregation, which the Revd Mr. Gerock attendeth. 14.) In Yorktown, beyond Susquehana is a very numerous Congregation where y e Revd. Mr. Homell is stationed. 15.) Above Yorktown at Canawage, on y e Borders of Pennsylvania are four Congregations left destitute for Want of regular Ministers which are visited now and then by y e Minister from Yorktown. 16.) At Baltimore Town, near Potapsco in MaryLand is a great Conflux of German Lutherans, who settle there, but no regular Minister, except by Turns Itineral Preachers. 17.) In Friederichs Town MaryLand and y« Neighbouring Townships are numerous German Congregations attented by y- Revd. Mr Swertfeger. 18.) At Wincester in Virginia and there about, were four German Congregations which are partly scatter'd, through y4 Incursions of Enemy Indians and at present destitute of regular ministers. 19.) In the East Jersey's, fourthy miles of Philad a , is a large number of German Lutherans, who were visited and served with the means of Grace, by y e Minister from Philad a , once or twice a Year because they are too poor for maintaining a Minister. 20.) In West New Jersey are four large Congregations viz. at New-Germantown, Bedminster, Valley, and Musquenicon about Esq. Aliens and Col: Hackets Iron Works, attended by y e Rev d Mr. Brizelius. 21.) At y* Borders of West New Jersey, are two large Congregations viz. a Low Dutsch at Hackinsack, and a German one, at Remmerspach, well provided with y* Rev^ Mr. Graaf. 22.) In y e City of New-York is a low Dutch Congregation attended by y4 Revd Mr. Weygand, and a German one, in y e Care of Rev^ Bagger. 23.) Between New= York and Albany, there are four of Our united German Congregations viz at Rheinbeck, Statesburg Camp and Cloverack, among which the Rev d Mr. Rees is stationed. 24.) At y* Manour of Sir General Johnson, is a New Settlement of German Lutherans, attended by y* Revd. Mr. Schultz. The above said 60. Large and small Congregations together with 21. Labourers at present alive yet, stand in Unity upon y* following Plan . . .
Natürlich kann man bei dieser Übersicht davon ausgehen, daß sie Maximalangaben bietet. Charakteristisch ist, daß am 23. Nov. 1764, also nur wenige Monate nach dem Bericht, in einem Schreiben nach Germantown 12 Namen aus unserer Liste (Gerock, Schwerdtfeger, Hausihl, Schertlin, Stöver, Weygand, Bager, Rieß, Hornell, Bryzelius, Graaf, Hartwich) unter der Uberschrift aufgezählt werden: „von denen unpartheyischen, welche keine Hallenser, und doch mit uns in Freundschaft stehen" (Nr. 316, S. 230). Als Mühlenberg zur Synode vom 10.—12. Juni 1766 einlädt, zählt er sogar (Nr. 362, Anm. 14) nur 13 Geistliche auf, an die Einladungen ergangen sind, „an folgende vereinigte Herren Amts = Brüder und Kirchen Räthe, neml. S[alvo] Tfitulo] W : Ehrw. Messrs Weygand und Bager in Neuyork hundert Meilen ab: Schwertfeger in Friedrichs Town der Province Maryland bey 140 Meilen ab: an H. Pfr: Gerock in Lancaster 66 Meilen ab: an 2 Catecheten in Virginia, neml. Schwarbach und Harr zwischen 2 und 300 Meilen ab: an H. Pfr:
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Stöver bey dem Fluß Swatara in Pennsylvanien über 80 Meilen ab: an H. Pfr: K u n z Senior 77 Meilen: an H. Pfr. Kurtz Junior in Earltown 50 und etliche Meilen ab. An H. P f r : Krug in Reading bei der Schuilkiel 57. Meilen ab: an H. Pfr: Voigt in Neuhannover: an H. Pfr: Schaum 54 Meilen ab: an H. Diac: Buschkirch 7 Meilen ab."
Andererseits wundert sich Francke anläßlich seines Schreibens an Ziegenhagen vom 1. 4. 1764 (Nr. 301, S. 174) über die hohe Teilnehmerzahl an der Synode vom 17.—19. Oktober 1763 („es sind mit den beyden Schwedischen 12. Prediger anwesend gewesen ohne 9. Abwesende", die Teilnehmerliste vgl. Nr. 273, S. 101 f.): „Es ist zu verwundern, daß sich so viele dem vereinigten Ministerio unterwerfen, und vornehmlich, daß Stoever, der vorher so sehr gegen die Hallenses eingenommen gewesen, sich dazu bequemt."
Wenn Francke dabei von „denen hier noch Unbekannten" spricht (und entsprechende Informationen fordert), so kann das nicht verwundern, denn bis Ende 1768 sind von Halle (bzw. London) nach Pennsylvanien nur folgende Theologen ausgesandt worden: Brunnholz (1745 Ankunft in Amerika), J. N. Kurz (1745, in Amerika ordiniert), Schaum (1745, desgleichen), Handschuh (1748), Heinzelmann (1751), F. Schultze (1751), Krug (1764), Voigt (1764), Ch. E. Schultze (1765), Jung (1768, durch Wachsei vermittelt, in Nordamerika ordiniert). In den Jahren danach kommen übrigens nur noch wenige Theologen: Helmuth (1769), Schmidt (1769), Kunze (1770), Weinland (1786). Zu diesen „Hallensern" können noch die Folgenden gerechnet werden, die Mühlenberg im Einvernehmen mit Halle/London in ein kirchliches Amt beruft, sie dabei Halle unterstellend: Weygand (1750 in Nordamerika ordiniert), Schrenk und Rauß (beide 1752 in Nordamerika ordiniert), Graaf (1760 in Nordamerika ordiniert), Bryzelius (1760 Mitglied des Ministeriums), Friderichs (1760 Mitglied des Ministeriums), J. W. Kurz (1761 in Nordamerika ordiniert), Schwerdtfeger (1762 Mitglied des Ministeriums), Rieß (1763 Mitglied des Ministeriums), Bager (1763 Mitglied des Ministeriums), Roth (1763 Mitglied des Ministeriums), Schwarbach (1766 in Nordamerika ordiniert), Wildbahn (1769 [?] in Nordamerika ordiniert). In Verbindung mit dem Ministerium stehen noch Stöver (seit 1728 in Nordamerika), Hartwich (1746), Hausihl (1752), Gerock (1752), Schertlin (1752), Harr (ca. 1755) und Enderlein (vor 1760); sie bleiben allerdings in ihrer Amtsführung weitgehend unabhängig. Die neue Generation der nordamerikanischen Theologen (in Nordamerika geboren, ausgebildet und ordiniert) wird durch folgende Namen bezeichnet: Buskerk (1763 ordiniert), Streit (1769 Katechet, 1770 ordiniert), Kuhn (1769 Katechet) — und den der drei Söhne Mühlenbergs, Peter (1769 Katechet, 1772 anglikanische Ordination), Friedrich (1770 ordiniert), Heinrich (1770 ordiniert), wobei die letzten beiden durch das Hallesche Waisenhaus hindurchgegangen sind. In einem Bericht an Plitt in Frankfurt vom 30. 10. 1766 (Nr. 388) hat Mühlenberg unfreiwillig den Schlüssel zu der stürmischen Entwicklung der Kirchengemeinschaft der deutschen Lutheraner gegeben, wie sie sich trotz aller
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gemachten Einschränkung im Vergleich der Berichte von 1752 und 1764 spiegelt. Er schreibt hier: „So bald verschiedene andere zerstreuete Lutheraner in Pensylvania und angräntzenden Gegenden höreten, daß unsere erste Gemeine einigermassen aus dem Chaos entwickelt, und in einige Form gebracht, wie auch mit den Gnaden Mitteln versehen wären, bekamen wir aus der N ä h e und Ferne von Weit und Breit Ueberlauf, und wurden um Hülfe geplagt. So viel es unsere anvertrauten Gemeinen und Kräfte erlauben wollten, besuchten wir verlassene Häufleins auf ihr anhaltendes Bitten und Flehen in den weitläuftigen Provinzen, Pensylvanien, Jerseys, Maryland, N e u = York etc." (S. 472 f.)
Man darf ja nicht vergessen, daß Mühlenberg, als er 1742 ausgesandt wurde, einen Auftrag für lediglich drei Gemeinden (Philadelphia, Providence, NeuHannover) besaß und seine Arbeit unter außerordentlich ungünstigen Umständen begann (vgl. dazu I, S. XVIII): in Philadelphia wie in Neu-Hannover war die Stelle des Geistlichen von Usurpatoren ohne Qualifikation besetzt, und Zinzendorf war 1741 nach Pennsylvania gekommen, um die deutschen Lutheraner unter das Vorzeichen Herrnhuts und seiner Person zu stellen. Aber schon 1743 konnte Mühlenberg in Philadelphia und Providence mit dem Bau einer Kirche, in Neu-Hannover mit dem Bau einer Schule beginnen. Das waren weithin sichtbare Zeichen, und zwar nicht nur für die Laien, sondern auch für die Theologen, die begannen, sich zunehmend auf Mühlenberg hin zu orientieren. Trotz aller internen Schwierigkeiten, über die uns Mühlenbergs Briefe mehr als genug berichten, wuchs insbesondere die Gemeinde zu Philadelphia, Hauptanlaufstation für die deutschen Einwanderer, stürmisch, so daß die Michaeliskirche und alle Aushilfsmaßnahmen für die Gottesdienste nicht ausreichten und der Bau der großen Zionskirche trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten 1766 in Angriff genommen werden mußte. Damals war Mühlenberg bereits 24 Jahre im Amt. Aber nicht nur seine Anciennität kann es gewesen sein, die ihm den Einfluß und die Stellung gab, die sich in seiner Korrespondenz spiegeln, sondern es muß dazu die Kraft seiner Persönlichkeit gekommen sein, die sich mit einer unermüdlichen und vor persönlichen Opfern nicht scheuenden Einsatzbereitschaft verband. Allein seine zahlreichen Reisen (normalerweise zu Pferd, bestenfalls mit Wagen) waren ja mit Strapazen verbunden, die heute nicht mehr vorstellbar sind. In einem Brief an F. W. Pasche vom 23. Mai 1767 berichtet Mühlenberg ausnahmsweise über den Verlauf einer solchen Reise mit Angaben über den täglichen Ablauf (Nr. 403, S. 511 —514). Der Bericht sei hier, wie andere Texte auch, abgedruckt und nicht nur auf ihn verwiesen, damit der Benutzer des Bandes von vornherein auch dokumentarisch auf bestimmte Aspekte eingestimmt werde: „Im Monat April a[nni] cfurrentis] ward genöthiget eine Reise nach Readingtown 57 Meilen zu thun, weil H . Bruder Krug durch Unvorsichtigkeit Anlaß zu einem Zwiespalt in der Gemeine gegeben, und fast den größten Theil des Kirchenraths wieder sich hatte. Es kostete Gebet, Mühe und Arbeit den Wagen aus der Mudde zu heben, und wieder in den Gang zu bringen; w u r d e aber durch Gottes Gnade und Erbarmung wieder aufs Trockene und in O r d n u n g gebracht zu aller Verständigen Freude und Trost. Als kaum wieder zu Hause gekommen, und die überhäufte Arbeit in der Marter = W o c h e und Osterfeste überlebt, und mit einem schwerem Catharr und Sprachlosigkeit überfallen, mußte eine Reise von 70 Meilen nach Neugermantown und Bedminster in Neu Jersey nolens volens antreten,
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weil die 2 Kirchen und 3 Gemeinden daselbst vacant, und nicht allein deutsche vagirende Prediger von schädlichen Seiten eingeschlichen; sondern auch Englische Partheyen Possession suchten, maßen die verlaßenen Gemeinen kein Charter obwohl 2 schöne Kirchen, einen Pfarr-Platz und ein Vermächtniß von tausend £ Jerseyer Currency haben, und in Gefahr stehen, alles zu verlieren, wenn sie ohne einen der hiesigen Landes-Umstände kundigen Seelsorger, der in deutsch und englischer Sprache bewandert ist, gelaßen werden. Reiten konnte nicht so weit, sondern mußte einen Bauer-Wagen nehmen, und die verwachsenen Glieder auf die T o r t u r geben. Am Sontage nach Ostern predigte mit rauher Stimme in der Neugermantowner Kirche vormittags deutsch vor großer Versammlung, nachmittags Englisch vor zahlreicher Versammlung. Es schiene wie ein sanfter Regen auf ein dürres Land und verwelckte Gewächse zu seyn. Montags den 27 sten April hatte die Gemein-Glieder in der Neugermantowner Kirche beysammen, that eine Predigt, und wählete einen neuen Kirchen-Rath von 12 wohlgesinneten Personen, und versprach solche am Sontage Jubilate g[eliebts] G[ott] öffentlich der Gemeine vorzustellen. Dienstags den 28 sten April mußte in der Bedminster-Kirche 7 Meilen weiter, vormittags deutsch und nachmittags Englisch vor zahlreichen Versammlungen predigen. Ich ließ auch in Bedminster 12 gutgesinnte Männer zum Kirchenrath wählen und stellete sie der Gemeinen vor. Mittwochs den 29 s t e n April war genöthigt auf meine eigene Kosten die mühsame Reise nach N e u y o r k von Bedminster mit einem Landwagen anzutreten im kalten Regen, und absolvirte über 40 Meilen aufs Staaten Eiland bis an die Bay von Neuyork weil am 1 Maii die neuerbaute Kirche der hochdeutschen Gemeine daselbst eingeweihet werden solte, welche Gemeine vor etlichen Jahren sich mit unsern Gemeinen vereiniget, und nun den W. Ehrw. H n . Past. Gerock aus Lancaster zu ihrem Ordinario berufen hatte, welcher voraus gereiset, und nebst H n . P. Hartwich den Plan zur Einweihung formiret hatten, und sowohl unsre Philadelphier als Neuyorker Altesten verlangten, daß ich mit beywohnen solte. Donnerstags den 30 s t e n April fuhr mit einem Boat von Staaten Eiland unter contrairen und stürmischen Winde innerhalb 4 Stunden 9 Meilen über die Bay, und kam unbeschädigt in Neyyork an, nahm mein Logis bey H n . P. Weygand, und wurde begrüßet von den Altesten der hochdeutschen Gemeine, wie auch von Mess" Hartwich und Gerock. Freytags den 1 Maii wohnete der Einweihung der hochdeutsch lutherischen benannten ChristiKirche mit bey, alwo 4 Ministers von der Hoch-Kirche, 2 von der Holländischen, 2 von der Englisch-presbyterischen, 1 von der Engl. Baptisten, 1 von der Hochdeutsch-reformirten und der H . President von der College, und also in allen 15 Lehrer zugegen waren. Vormittags that H . P. Gerock die Einweihungs-Predigt, und nachmittags H . P. Hartwich die Englische zum Vergnügen der Engl. Anwesenden. Am Abend nahm uns der President von der College in seiner W o h n u n g liebreich auf, und führte anständiges Gespräch. Sambstags den 2 t e n Maii veranstaltete H . P. Weygand eine Reise ins Land zu einem alten Bekannten 4 Meilen außer der Stadt. Sontags den 3 t e n Maii mußte in der eingeweiheten Hochdeutschen Kirche vormittags predigen, und nachmittags in der alten niederdeutsch lutherischen Kirche. Abends wohnete einer so genannten Singe-Stunde etlicher erweckten Glieder von H . P. Weygands Gemeine im Schulhause mit bey, und fand ein und andere wackere Seelen, welche ehemahls in dem deutschen Zion in London erwecket worden. Hernach hielte H . P. Weygand noch eine niederdeutsche Rede in seiner Kirche. Nach allem mußten wir noch einen Besuch abstatten bey H n . Achmuty, Commissair von der Hoch-Kirche, und Abend speisen, welche Visite daurete bis 12 U h r Nachts. Montags den 4 t e n mußte mein Quartier nehmen bey einem Ältesten von der Christ-Kirche, hatte den gantzen T a g Besuch, und stattete Besuch ab, im Regen und schlackigten Wetter bis Nachts um 11 Uhr. Dienstags den 5 t e n Maii mußte auf Ansuchen des H . P. Weygand und persuadiren der Engl. Prediger in der alten lutherischen Kirche Englisch predigen, und die übrige Zeit mit Visiten zubringen. Mittwochs den 6 t e n Maii riß mich von dem Gewirre los, gieng mit meinem Reisegefährten zu Waßer, kam glücklich über die Bay, fuhren hernach mit unserm dagelaßenen Wagen und Pferden noch etliche 30 Meilen über Land, und arrivirten Donnerstags d. 7 Maii bey Bedminster. Freytags wandte an zum Haus-Besuch etlicher Gemein-Glieder in Bedminster Township, examinirte und taufte J[acob] F[alk] seine Engl. Ehefrau.
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Sambstag den 9 t c n Maii f u h r 10 Meilen mit einem Landwagen nach Neugermantown, hielte Vorbereitung und Beichte mit den Confitenten, und wurde abends noch 5 Meilen weiter geholet zu einer alten frommen Witwe, welche sehr krank lag, und das heil. Abendmahl begehrte. Sontags den 10 ten Maii Vormittags deutschen Gottesdienst, taufte 11 Kinder, predigte vom Abendmahl, stellete der Gemeine den Kirchenrath vor, hielte noch einmahl Vorbereitung und Beichte mit weitentfernt wohnenden Dienstboten, welche in den Wochen = Tagen keine Erlaubniß bekommen, und nur Sontags abkommen können; theilte an 108 Communicanten das heil. Abendmahl aus, und ward gegen 3 Uhr nachmittags fertig. Die Englischen waren in ziemlicher Anzahl auch bey der Kirche, hatten alles mit Geduld abgewartet, und baten sehr, daß ihnen auch noch eine Predigt halten mußte, worüber sie sich sehr vergnügt bezeugten. Die Arbeit ward mir schwer, weil gestern auf dem Wagen meine rechte H a n d verrencket hatte. Abends hatte in meinem Quartier noch ein Häuflein von Gemein-Gliedern bey mir, mit welchen erbauliche Lieder sang etc. Montags den 1 l t e n Maii hatte großen Schmertz und Entzündung an der verrenckten H a n d , und mußte dem ohngeachtet verschiedene Briefe schreiben. Dienstags den 12 ten Maii ritte 10 Meilen zu der dritten Gemeine in der Valley oder Thal zwischen dem Füchse = und Schules = Berge, hielte daselbst dem versammleten Volcke Predigt, taufte etliche Kinder, hielte Vorbereitung, Beichte und Abendmahl, besuchte etliche Freunde, und übernachtete daselbst. Mittwochs den 13 ten Maii ritte zurück nach Neugermantown, hatte beyderseits Kirchenräthe von Germantown und Bedminster eingeladen und conferirte mit ihnen wegen der Kirchen = Gemein = und Berufs = Umstände bis gegen Abend."
So viel zur äußeren Situation der lutherischen Gemeinden in den Berichtsjahren des vorliegenden Bandes. Wie aber sieht es mit der inneren aus? Bestätigt sich auch hier die in Band II ausgesprochene Hoffnung, daß nach menschlichem Ermessen sichere Voraussetzungen für die weitere Entwicklung beständen? Natürlich kommt es immer wieder zu inneren Konflikten in den Gemeinden. D e n von Reading 1767 haben wir bereits kennengelernt (vgl. S. 511, Nr. 403), ähnliches hören wir in den Briefen dieses Bandes immer wieder (vgl. die Mehrzahl der im Briefregister genannten Gemeinden). Aber wie steht es in Philadelphia und Germantown, deren Konflikte in Band II in aller Ausführlichkeit geschildert werden, und die so heftig waren, daß Mühlenberg seine Berufungsurkunde aus dem Kirchenbuch herausriß und ins Feuer warf (um später doch wieder berufen zu werden, weil die Gemeinde sich nicht anders zu helfen wußte) ? Am 19. April 1763 kann Mühlenberg an Francke und Ziegenhagen berichten (Nr. 254, S. 50): „Was unsere Gemein Umstände gegenwärtig betrifft, so ist a) die Gemeine in Philadelphia ziemlich ruhig, weil das gröbste geschlichtet und am 18 October vorigen Jahres eine Kirchen = O r d n u n g von Predigern, Trustees, Ältesten, Vorstehern und Gliedern unterschrieben. In der letztern Kirchen Rechnung vom 6 Jan: a[nni] cfurrentis] erhellete, daß bey 5 hundert £ an der großen Schuld abbezahlt und die übrige Schuld noch 2 tausend und 1 hundert £ war. Meine arme Gegenwart hatte so viel geholffen, daß sich die Einnahme in dem Jahre auf 9 hundert £ belauffen, und beydes Kirche und Schulhaus o f f t zu klein f ü r die Z u h ö r e r war. b) Die Germantowner Kirchen Sache ist nach einem langwierigen Process so weit gediehen, daß unsere Freunde gestern als am 17 April nach 10 Jahren zum ersten mal wieder Gottes = Dienst in ihrer Kirche zu ungemeiner Freude und Trost aller Gottliebenden Seelen halten durfften. Ich muste die erste Predigt bey großem Zulauf des Volckes halten."
Weil Mühlenberg aber noch am darauffolgenden Sonntag in Germantown predigte, kam in Philadelphia Mißstimmung gegen ihn auf: man sähe daran, daß Mühlenberg nicht zuverlässig und außerdem zum Schaden der Gemeinde
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z u o f t a b w e s e n d sei. D a r a u f h i n s c h w a n g sich M ü h l e n b e r g n a c h S c h l u ß des G o t t e s d i e n s t e s in G e r m a n t o w n aufs P f e r d u n d g a l o p p i e r t e s o g l e i c h n a c h P h i l a delphia z u r ü c k , u m d o r t den Gottesdienst a m S o n n t a g n a c h m i t t a g zu halten. D a s z e i g t , w i e s c h w i e r i g die S i t u a t i o n u n d w i e g r o ß d a s g e g e n s e i t i g e M i ß t r a u e n i m m e r n o c h w a r e n . I m selben B r i e f b e r i c h t e t M ü h l e n b e r g ü b e r die V o r g ä n g e in d e r r e f o r m i e r t e n G e m e i n d e z u P h i l a d e l p h i a w ä h r e n d seiner A b w e s e n h e i t — a u c h das sei a n g e f ü h r t u m d e r B a l a n c e willen, d a m i t n i c h t d e r E i n d r u c k entsteht, nur unter den L u t h e r a n e r n hätten damals Streit und u n w ü r dige A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n das Gemeindeleben charakterisiert: „Vernahm aber nach der Predigt mit Schrecken, daß derweile ein höchst ärgerlicher Tumult in der hochteutsch reformirten Kirche gewesen. Es gieng der hiesigen reformirten Gemeine vor etlichen Jahren, wie den Germantownern. Die ref: wolten nicht unter der Synode von Holland, und die Luth: nicht unter dem Joch der Hallenser stehen, sondern Freiheit, Americanische Freiheit haben, ihre Prediger selber zu wählen und ab zu dancken. Die hiesig Ref: haben vor einem Jahre einen ehrbar Gelehrten Schweitzer Dom[inus] angenommen, da aber letzthin die Altesten und Vorsteher mit ihm zerfielen, so schrieben sie ihm geschwind den Abschied, verboten ihm die Kirche und ließen Sontags [die Predigt] durch ihren Schulmeister vorlesen. Der arme Hauffe aber dachte, die Ursachen seiner Abdanckung nicht hinreichend, und unterschrieb ihm einen neuen Beruf und versammelte sich Sontags zu ihm ins Pfarrhaus, um ihn zu hören. Die Altesten oder reiche, obwol kleinste Parthey konten nicht gleich einen andern Prediger wieder kriegen, und ließen einen ordentlichen Prediger von Germantown, der unter der Synode stehet, eine Gastpredigt thun. Darauf sagte die Volcks Parthey, sie wolten mit ihrem Prediger auch in die Kirche: Solches hat angestanden bis auf gestern. Die Kirche war gantz voll. Die Altesten und Vorsteher brachten den Germantowner hinein, und der hiesige gieng mit seiner Parthey auch hinein und stellete sich vor den Altar, und wolte reden, aber die Altesten schlepten ihn aus der Kirche hinaus zur vordem Thür, und wie das Volck den Germantowner es auch so machen wolte, so lief er von selber zur hintern Thür hinaus. Solcher Tumult war mit großem Geschrey, Gepolter und Gescheite geschehen und auch mit einigen Schlägen untermenget gewesen. So gehet der Satan von einer Kirche und Gemeine zur andern, so wol unter den Englischen, als vornehmlich unter den Teutschen, zum Frolocken der Quaker, Catholiquen und andern Partheyen, und die Engl. Politici sind sehr aufmercksam und prognosticiren." (Nr. 254, S. 53 f.) A u c h in d e r l u t h e r i s c h e n G e m e i n d e z u P h i l a d e l p h i a d a u e r t e d e r im B e r i c h t v o m April geschilderte Friedenszustand nicht lange an. U r s a c h e dafür
war
o f f e n s i c h t l i c h das g e s p a n n t e V e r h ä l t n i s z w i s c h e n H a n d s c h u h u n d M ü h l e n b e r g , d a s t r o t z aller ö f f e n t l i c h e n V e r s ö h n u n g u n d g e g e n s e i t i g e r
Rücksichtnahme
n i c h t b e s e i t i g t w e r d e n k o n n t e u n d seine W u r z e l — a b g e s e h e n v o n d e m o f f e n bar sehr schwierigen C h a r a k t e r H a n d s c h u h s — darin hatte, daß Mühlenberg ein s e h r viel g r ö ß e r e s E c h o in d e r G e m e i n d e u n d d e m e n t s p r e c h e n d s e h r viel g r ö ß e r e n Z u l a u f z u seinen G o t t e s d i e n s t e n u n d a n d e r e n G e m e i n d e v e r a n s t a l t u n g e n f a n d . B e r e i t s a m 10. S e p t e m b e r 1 7 6 3 w e n d e t sich M ü h l e n b e r g mit e i n e r offiziellen B e s c h w e r d e a n die T r u s t e e s d e r G e m e i n d e z u P h i l a d e l p h i a ( N r . 2 6 8 , S. 9 0 ) : „Wie unsere Gemein Sache anjetzo stehet, so kan es nicht lange mehr bestehen, sondern wird balde einen schädlich = und Seelen verderblichen Ausbruch nehmen, wenn sich niemand vor den Riß stellet. Ich habe zwar gesagt, daß bey der Kirchen = Ordnung wenns Gott beliebte, meine letzten Stunden aufopfern wolte; wenn es aber so gehet, wie es bisher gegangen, so kan ich meine Stunden nicht zur Ehre Gottes, nicht zur Erbauung der armen Seelen aufopffern, und wenn das nicht geschehen kan, so bin von Gottes und Gewißens wegen verbunden zu versuchen, in den 2 übrigen
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ersten Gemeinen, oder in was für einer Gemeine es auch sey, meine Stunden bey eben derselben Kirchen = Ordnung auf zu opffern. 1) Soll ich hier bleiben, so muß unter uns selber ein beßer Verständniß, und in der Gemeine gründliche Versöhnung und Friede hergestellet werden. 2) Soll und muß ich weg in andere Gemeinen, so erfordern mein Amt und Gewißen, daß ich den gantzen Verlauff muß publiciren, damit nicht allein die Gemeinen hier im Lande, sondern auch die Christenheit in Europa urtheilen und sehen kan, wie die Sachen ergangen. 3) Ich finde nur noch 3 Wege zum Ausgange 1) Entweder muß Friede in der Gemeine werden, daß ich bey Ihnen leben kan, denn ich habe nicht allein versprochen bey Ihnen zu sterben, sondern auch erst zu leben. Wer kan aber so leben mit gutem Gewißen, w o kein Friede ist? 2) Oder ich werde genöthigt einen Theil der Gemeine in der Michaelis Kirche für mich allein wechseis weise zu bedienen, und dem H. Pfr: H[an]ds[chuh] seinen Theil auch allein bedienen zu laßen, bis eine oder die andere Parthey im Stande seyn wird, eine neue Kirche zu bauen. 3) Oder, wenn die Feindschafft gegen mich nicht kan und soll aufgehoben werden, so muß und bin gedrungen, noch vor Winter, wenn ich lebe, in Land Gemeinen zu ziehen, und den Verlauff zu publiciren, und auch zu vertheidigen, denn es gehet nicht unsere Privat Personen an, sondern es sind Gemein = Seelen und Blut Sachen."
Das ist eine sehr massive Beschwerde und eine sehr massive Drohung. Denn wenn Mühlenberg ankündigt, er werde gegebenenfalls seine seinerzeit zum Druck vorbereitete — dann aber unterdrückte — Darstellung (vgl. dazu II, Nr. 234 und 235) der früheren Streitigkeiten publizieren, und zwar nicht nur für die nordamerikanischen Gemeinden, sondern auch für die Kirchen in Europa, so hatte er damit das äußerste Druckmittel angewandt. Eine öffentliche Darlegung der in Band II berichteten Vorgänge hätte eine Katastrophe f ü r das mit den aus Halle regelmäßig versandten „Nachricht(en) von einigen Evangelischen Gemeinen in America, absonderlich in Pensylvanien" mühsam aufgebaute Vertrauen in die nordamerikanischen Lutheraner (und die Spendenbereitschaft für sie!) heraufgeführt. Zur Deutlichmachung der Situation hatte Mühlenberg die Originalmanuskripte seiner Aufzeichnungen beigefügt. Aber er drohte nicht nur, sondern er machte auch Vorschläge zur weiteren Behandlung der Probleme: eine Sitzung des ganzen Kirchenrates sollte „in der Stille" stattfinden, an der weder Handschuh noch er, sondern an ihrer Stelle Propst Wrangel und Pfarrer Kurz teilnehmen sollten. „Vielleicht könnten Sie miteinander treuhertziger conferiren und unter Gottes Beystand die nöthigsten Sachen schlichten und ein beßer Verständniß stifften". Die Sitzung des Kirchenrats fand wie vorgeschlagen, und auch in der von Mühlenberg gewünschten Zusammensetzung, statt, über die Resultate wurde Mühlenberg anschließend von Kurz informiert. Entgültiges wurde anscheinend nicht erreicht, immerhin zeigte der Beschluß über Mühlenbergs Wohnung an, in welche Richtung die Meinungsbildung des Kirchenrates lief. Seinen Beschwerdebrief hatte Mühlenberg nämlich geschlossen: „Ich habe nun mein Wohnhaus an den Becker Daniel Bender verkaufft, wenn ich ins Land ziehen muß, so gebrauche kein anders. Soll ich aber bleiben und Friede erleben, so muß auch eine Wohnung haben." (S. 91)
Wenn der Kirchenrat ein dreiköpfiges Komitee einsetzte, „um ein Haus sich umzusehen für den Pfr: Mühlenberg und es zuvor den Mb: zu sagen und besehen zu lassen" (Nr. 268, Anm. 6), so ist eindeutig, welcher Meinung er war. Aber noch am 15. November 1763 schreibt Mühlenberg an Francke und Ziegenhagen (Nr. 279, S. 128):
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„Ew. H o c h w ü r d e n H o c h w : meinen treuen Vätern darf es wol offenbahren und nächst Gott in den Schooß schütten, daß es mit unserer philadelph: Gemeine am schlechtesten stehe. Die H ä u p t e r beyder Partheyen sind noch erhitzet gegen einander, und haben ihre Anhänger. Sie haben zwar die Kirchen O r d n u n g gemacht und am 18 Octobr 1762 unter schrieben, aber sie wird nicht gehalten. Ich habe nun über 2 Jahr an beyden Partheyen gearbeitet und viel unter ihnen gelidten, aber es will sich nicht legen. Die klagende oder misvergnügte Parthey, ja das gantze Volck hat eine Liebe und Vertrauen zu mir bisher gehabt, ich kan sie aber aller Mühe ungeachtet nicht dazu forciren, daß Sie H . H[an]ds[chuh] auch so gern hören etc. solten. H . H d s : und etliche der vornehmsten Altesten trauen mir nicht von Hertzen, und meinen, ich müste mich zu ihrer Parthey oder Seite allein schließen, und die Misvergnügten abschneiden, ohne sie erst recht zu hören, und das ist mir unmöglich, auch wieder beßere Überzeugung. Ich bedaure meinen armen Br: H d s : und mich selbst, daß unser Amt wenig oder nichts fruchtet. Wir sind zwar mit einander versöhnet, und ich wolte ihn gern auf den H ä n d e n tragen, oder mich unter seine Füße legen, wenn es nur zum Besten der Sache Gottes wäre. Es ist aber der Streit zu tief eingewurtzelt; so daß auch unsere Harmonie nicht fruchtet."
Am 25. November fand in einer neuen Sitzung des Kirchenrats der Friedensschluß statt. Im Protokoll der Sitzung heißt es (Nr. 282, Anm. 1): „Der Gantze Kirchen = Rath und Klagende haben allen alten Streit beygelegt, und aufs neue Friede gemacht, ohne einen Punckt, welcher ins geistliche Recht gehört. Es soll fürder hin nichts mehr von den alten Streit Sachen gehöret, noch gedacht werden. Dieses soll nächsten Sonntag verkündiget werden."
Bei dem „Punckt, welcher ins geistliche Recht gehört", der in der Versammlung nicht erledigt werden konnte, handelte es sich um die Frage, ob das Abendmahl immer von zwei Predigern gemeinsam gereicht werden müsse und ob nicht ein Geistlicher dafür ausreiche. Das richtete sich gegen Handschuh und hatte zum Hintergrund die Opposition der vom (aus Band II bekannten) Apotheker Schneider angeführten Gemeindekreise. Mühlenberg berichtet darüber (Nr. 282, Anm. 4): „Heute wurde auch von glaubhafften benachrichtiget, daß H . Ap[otheker] Sch[neider] etc. etc. sehr erbittert auf mich und den H e r r n Probst gesprochen und turnirt, weil wir mit H . H[an]ds[chuh] noch Gemeinschafft hielten, und ihm so gar am 16 O c t o b r am Tage der Synodal Versamlung des heil. Abendmahl gereichet, da er doch ein Gottes Lästerer etc: wäre, und sich nicht mit seinen Wiedersachern zu vor versöhnet hätte. Wenn sie nicht das Abendmahl in der Michaelis Kirche ohne H . H[an]ds[chuh] empfangen solten, so wolten ihrer bey 2 hundert Glieder sich von der Michaelis Kirche und den Hallensern separiren, einen eigenen Prediger annehmen und gleich eine neue Kirche bauen etc. etc."
Der T o d Handschuhs am 9. 10. 1764 brachte eine Lösung dieses Problems wie der anderen Schwierigkeiten. Dafür traten neue auf. Mühlenberg mußte jetzt Philadelphia allein versorgen, und so konnten Gottesdienste nicht mehr gleichzeitig an zwei Orten, sondern nur in der Michaeliskirche stattfinden, die sich schon seit Jahren für die ständig wachsende Gemeinde als viel zu klein erwiesen hatte. Bei der daraus sich ergebenden Unruhe sah die Opposition eine neue Möglichkeit. Die von der reformierten Gemeinde abgespaltenen Mitglieder vereinigten sich „mit etlichen sogenanten Lutheranern, die sich Antihallenser nennen", sowie den Anhängern Rapps, die in Germantown besondere Aktivitäten entfalteten: „Die Rädels führer oder Misvergnügte Lutheraner oder Antipietisten, giengen in, und um der Stadt von Haus zu haus und wolten diejenigen unterschreiben laßen, die zu ihrer neuen Verfaßung
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belieben hätten. Es hieß auch nach ihrer Außage, daß sie schon 250 Familien auf ihrer Liste hätten. Und weil es in Germantown auch mißlich mit unserer Parthey stund; so war der Wiedersacher ihre Intention, daß sie daselbst den Hallenser neml. H . Voigt vertreiben, und denn Germantown mit Philadelphia verbinden und solcher Gestalt vesten Fuß faßen wolten." (Nr. 346, S. 330)
Ein von Hausihl, der sich auf die Seite der Opposition geschlagen hatte, gehaltener Gottesdienst fand außerordentlichen Zustrom, so daß selbst der Mühlenbergsche Gottesdienst in der Michaeliskirche weniger als sonst besucht war. Der Streit spitzte sich bald auf die Benutzung des Friedhofs der Michaeliskirche zu: „Die Rädels führer ließen uns mercken, daß wenn sie Leichen hätten, so wolten sie selbige mit Gewalt auf unsern Michaelis Kirchhof begraben, und ihren Prediger die Gebeter und Cerimonien verrichten laßen, welches denn freylich auf ärgerlichen Tumult, Mord und Todschlag oder kostbare [ = kostspielige] Gerichts = Händel abzielte." (S. 331)
Verschärft wurde die Situation noch dadurch, daß die deutschen Lutheraner inzwischen an den politischen Fragen aktiven Anteil zu nehmen begonnen hatten (vgl. u. S. 11 —15) und ihre politischen Gegner deshalb die Aktivitäten der kirchlichen Opposition zu unterstützen bereit waren. Aber das Vorgehen des Kirchenrats und Mühlenbergs — und dessen Erfolg — zeigt, wie weit die äußere und innere Geschlossenheit der Gemeinde inzwischen fortgeschritten war. Mühlenberg las der Gemeinde im Gottesdienst zunächst die in Betracht kommenden Artikel aus der Kirchenordnung von 1762 vor und erklärte anschließend, daß er und der Kirchenrat der neuen Gruppierung alles Gute wünschten und es jedem freistände, sich ihr anzuschließen. Aber er müßte sich darüber klar sein, daß er damit aus der Michaelis-Gemeinde ausschiede und allen Anteils wie aller Rechte an ihr verlustig ginge. Damit eindeutig festgestellt werde, wer sich zur Michaelis-Gemeinde halte und wer nicht, sollte eine Woche lang die Kirchenordnung für alle zur Unterschrift ausgelegt werden. Das Resultat war deutlich: „Die Kirchen = O r d n u n g war Anfangs im 1762 Jahre von 4 hundert und etlichen Familien häuptern unterschrieben, und am Sambstage fand sichs, daß noch über 3 hundert Familien häupter mehr unterschrieben hatten, so daß unsere Gemeine nun noch stärcker, wie zuvor geworden ist." (S. 331)
Von eindeutiger Härte sind auch die Beschlüsse des Kirchenrates, die der Gemeinde offiziell bekannt gegeben wurden: „1) Soll und kan vermöge unserer Kirchen = O r d n u n g , kein Glied, das sich zu einer andern Kirche und Gemeine verschreibet und hält, einen Platz auf unsern Kirchhöfen haben, noch das Geläute aufm Schulhause pretendiren. 2) Noch weniger sollen und können absondernde Glieder einen Prediger, außer unsern ordentlichen, in der Michaelis Kirche, oder Kirchhofe, oder Schulhause, reden, oder Amts = Verrichtungen thun laßen. 3) Es soll unser T o d t e n Gräber künftig kein Grab es sey klein, mittel mäßig oder groß anfangen, er habe denn zu vor eine schriftliche O r d r e von einem, vom Kirchen = Rath bevollmächtigten Aufseher. 4) Und da H . Hausile, das jenige Instrument ist, der weder vom Ministerio der übrigen Lutherischen Prediger noch vom Kirchen = Rath Consens hat, solche Lutheraner an zu nehmen, und eine neue Gemeine auf zu richten; so soll er, besagter Hausile, weder in der Michaelis Kirche, noch auf den dazu gehörigen Kirchhöfen, oder Begräbniß Plätzen noch im Schulhause predigen, oder einige Amts = Verrichtung thun. Actum d 15 Julii 1765." (Nr. 346, Anm. 8)
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Auch in Germantown, wo es zunächst genauso bedrohlich aussah, setzten sich der „Hallenser" Voigt und Mühlenberg durch (S. 332): „Und da es mit der Germantowner Kirchen Sache so mißlich stund, und auf der Spitze war, daß es schien als ob der lose Hauffe auf einmal gewinnen und den Sieg behalten sfolte,] siehe! so fügte es der wunderbare Gott und Herrscher gantz unvermuthet also, daß eine hohe Obrigkeitliche Person dar zwischen trat, und einen Tag bestirnte, wo die Glieder beyder Partheyen zusam kommen und wählen musten, welchen Prediger sie haben wolten, den H. Voigt oder Rap? Am besagten Tage hatten hundert und etliche 20 Glieder, nemlich seßhaffte Haus Väter auf H. Voigt gestimmet, und der Rap hatte gar keine Stimme. Darauf kriegte unsere Parthey die Kirche wieder gantz in Possession, und hernach auch das Pfarr haus."
Allerdings war sich Mühlenberg darüber im klaren, daß diese „Siege" nur interne Bedeutung besaßen und sie durch juristische Schritte der Gegenseite (etwa eine Klage wegen der Belegrechte des Friedhofs) in Frage gestellt oder sogar zunichte gemacht werden konnten: „Ich arbeitete des wegen Tag und Nacht daran, daß wir von denen Herrn Properietarien der Province und insonderheit von dem Herrn Gouverneur ein Charter bekommen und incorporirt werden mögten. Brachte es auch unter Gottes besondern Vorsehung durch Mittels Personen endlich so weit, daß unserer Michaelis Gemeine am 25 Sept: a[nni] c[urrentis] ein ausnehmend schönes Charter mit dem großen Provincial Siegel, und herrl. Privilegien von dem Herrn Gouverneur über reichet wurde, worin unsere Kirchen = Ordnung vom 18 October 1762 confirmirt." (S. 331 f.)
Wer die „Mittels Personen" waren, läßt sich nicht sicher feststellen (Richard Peters und William Smith?). Jedenfalls ist der (relativ kurze, allerdings wohl von einem ins Englische übersetzten Extrakt aus der Kirchenordnung begleitete) Antrag am 7. August 1765 dem Gouverneur John Penn überreicht worden, der zunächst erklärte, nicht sicher zu sein, ob er von sich aus eine solche Charter verleihen könte, „dächte aber, daß es innerhalb 6 Monathen von England erhalten werden könnte" (Nr. 339, Anm. 3). Wenn nun die umfangreiche Charter im Namen von Thomas und Richard Penn bereits am 25. September erlassen wird, so muß das ebenso überraschen wie manche Formulierung im einzelnen. Sie gilt der „German Lutheran Congregation in and near the City of Philadelphia" und bestätigt die Kirchenordnung (die sie weithin wiederholt) in allen ihren Einzelheiten, insbesondere in bezug auf die Eigentums-, Finanzund Rechtsverhältnisse. Die Gemeinde zu Philadelphia ist jetzt staatlich anerkannt und sozusagen eine Anstalt öffentlichen Rechts mit eigener Entscheidungsbefugnis und vor Eingriffen von außen her geschützt. Wenn bis zum Erlaß der Charter statt der ursprünglich angenommenen 6 Monate nur 7 Wochen vergehen, so spielt möglicherweise die Politik eine Rolle. Denn die Deutschen hatten ihre bisherige politische Abstinenz wenigstens teilweise aufgegeben und bei den Wahlen zum Provinzparlament 1764 sogar einen eigenen Kandidaten durchgebracht. Aufschlußreich ist Mühlenbergs Bericht (Nr. 323, Anm. 15): „Es war in der Stadt große Freude und Erbitterung im politischen Reich, weil es hieß: die deutschen Kirchen = Leute hätten in der Wahl gewonnen, nemlich sie hatten unsern Trustee H. Henry Keple mit in die Assembly gekriegt, worüber sich der Hh. Proprietors ihre Freunde hoch erfreueten, und die Quaker und deutsche Moravians sehr erbitterten. Es ist, wie sie sagen, so lange Pennsylvanien stehet, nicht so viel Volck bey der Wahl zu Samen gewesen. Die Englischen und
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Deutschen Quaker, Herrnhuter, Mennonisten = Schwenckfelder, machten eine Parthey aus, und die Englischen von der Hochkirche, von der Presbyterianer Kirche, wie auch die deutschen Lutheraner und Reformirte, hielten zur andern Parthey, und behielten die Oberhand, daß noch nie erhört war."
Früher waren die Deutschen in politischen Fragen in der Regel mit den Quäkern zusammengegangen; wenn sie sich jetzt der Partei der Proprietors angeschlossen hatten und ihr Repräsentant Keppele, Mitglied des Kirchenrats zu Philadelphia, als Mitunterzeichneter des Antrags auf die Charter auftrat, so kann das auf deren Bewilligung eigentlich nicht ohne Einfluß gewesen sein. Auch ihre entgegenkommenden Formulierungen erklären sich von hier (am Rande bemerkt: Keppele gehörte ursprünglich zu den Gegnern Mühlenbergs, wandelt sich dann aber zum einflußreichen Anhänger, der sich bis hin zum risikoreichen finanziellen Einsatz für die Gemeinde engagiert). Ganz auf der Linie des deutschen Luthertums der Zeit ist Mühlenberg an politischen Fragen nicht interessiert. In seinen Briefen finden sich aus der Zeit der Indianeraufstände zwar gelegentlich Bezugnahmen darauf, aber nur als Mitteilung von Neuigkeiten bzw. unter dem Vorzeichen der Anteilnahme am Schicksal der betroffenen Siedler. Auch am englisch-französischen Krieg 1754—1763 zeigt Mühlenberg kein Interesse, als Nachrichtenquelle fällt er so gut wie ganz aus. Die Obrigkeit ist ihm von Gott verordnet und der Kritik entzogen. U m so mehr überrascht es, daß er zur Stempelakte (Stamp Act) von 1765 und der dadurch ausgelösten Krise Stellung nimmt, und dies öffentlich in einer Predigt, die er darüber hinaus hat drucken lassen (59 Seiten Oktav!): „Ein / / Zeugniß / / von der / / Güte und Ernst GOttes / / gegen sein Bundesvolk / / i n alten und neuern Zeiten, / / Und / / des Volks Undankbarkeit / / gegen G O T T , den höchsten Wohlthäter; / / abgelegt aus 5 B. Mosis 3 2 : 1 —6. / / v o r d e r / / Evangelischen St. Michaelis = und Zions = Gemeine / / i n Philadelphia, / / a n dem Beth = und D a n k = Feste, / / s o von einigen Evangelischen Gemeinen in P e n n = / / sylvanien, und benachbarten Provinzen, / / wegen / / Aufhebung der Stämpel = Acte, etc. / / und Abwendung anscheinender Gefahr, / / den lsten August, 1766, feyerlich gehalten, / / und auf Begehren schriftlich verfasset worden, / / von / / Heinrich Mühlenberg, / / der Zeit Senior und Präsident des Vereinigt = Deutsch = / / Evangelischen Ministerii, wie auch Rector der / / St: Michaelis = und Zions = Corporation, etc. / / Philadelphia, Gedruckt und zu finden bey Henrich Miller, / / i n der Zweyten = strasse."
Allerdings tut er das erst bei der Aufhebung der Gesetzesverordnung. In seinen Briefen behandelt er das Thema zweimal ausführlicher (Nr. 348 vom 23. November und Nr. 351 vom 12. Dezember 1765), und zwar mit dem gleichen Tenor: „Im politisch = und oeconomischen Reiche siehet es gefährlich und armselig aus. Die H o h e Regierung hat dem N o r d Americanischen Cörper wollen Ader laßen, und unversehens eine Nerve abgeschnitten, wodurch die Glieder verlähmet, und der Nerven Safft, oder das Glied W a ß e r aus gefloßen, und eine Consumption erfolgt. Und gleich darauf hat das arme lahme Thier gestämpelt werden sollen, und ist darüber in Raserey und fürchterliche Convulsionen gerathen etc. etc. Seit America angebauet, ist nicht solcher Geldmangel und Armuth gewesen. Ich werde von allen Seiten aus dem Lande und der Stadt angelauffen um Hülffe, nicht f ü r die Seele, sondern f ü r den Leib." (Nr. 348, S. 338)
Das ist, soweit ich sehe, alles. In seinem Tagebuch findet sich etwas mehr, aber auch nicht sehr viel (Nr. 331, Anm. 1):
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„Heute haben wir Nachricht von Engelland, daß die hohe Regierung uns in America eine Stämpel-Taxe aufferlegen will. Nach und nach wird dem losen Füllen ein Zaum angethan, und ein Sattel aufgelegt werden, so daß die Einwohner das Heimweh nach Europa zu ihrem ersten Vaterlande bekommen. H e u t e war auch ein groß Gemurmur in der Stadt, weil alle Canonen auf der Batterie am Fluß Delaware, und bey den Baracks vernagelt worden sind. Es giebt allerhand Muthmaßungen und Argwohn bald auf Dieses, bald auf Jenes, und wird scharf inquirirt."
In seiner, wie gesagt, sehr umfangreichen Predigt (eines der ganz wenigen Druckerzeugnisse aus seiner Feder!), deren etwas barocker aber eindrucksvoller Inhalt es verstehen läßt, weshalb Mühlenberg seine Amtsbrüder an Zulauf aus der Gemeinde weit übertraf, kommt er erst auf S. 28 auf den eigentlichen Anlaß zu sprechen: „Und nun, ehrsame Corporation, und gesammte Glieder der Deutsch = Evangelisch = Lutherischen Gemeine in und um Philadelphia! Geliebte Brüder, Ihr wisset, wie beyderseits älteste Lehrer des Vereinigt = Evangelischen Ministerii, Schwedisch = und Deutscher Nation, in Pennsylvanien und angrenzenden Provinzen, nach der letztgehaltenen Synodal = Versammlung gerathen, daß dieser T a g , der erste August, zu einem B e t h = und D a n k = fest ausgesetzt werden mögte." (S. 28f.) „. . . dazu haben wir auch besondere Beweggründe, weil unter andern der alles = regierende G O t t , durch seine herz = lenkende Kraft und Barmherzigkeit, in diesem Jahre eine große Gefahr von uns Americanischen Einwohnern abgewandt, und eine, wegen unserer Undankbarkeit gegen ihn, wohlverdiente aufgehabene Zucht = ruthe zurück gelegt, und Gnade f ü r Recht ergehen lassen." (S. 29)
Damit hat Mühlenberg sein Thema angegeben: das abgelaufene Jahr ist als Zuchtrute Gottes zu verstehen, um die Bevölkerung in Nordamerika aus ihrem Ubermut und ihrer falschen Lebensführung zur Ordnung zu rufen: „Daher kam Nachricht, daß unsere liebe Eltern daheim eine derbe Ruthe gebunden, die die Cur vollenden solte. Ja sie kam uns auch im October vorigen Jahres zu Gesichte, sonst hätten wirs nicht geglaubt. Als selbige gegen den Ufer kam, o liebe Mitbrüder! es ist euch noch im frischen Andenken! Was fürchterliche Bewegungen! Die Schiffe auf der Rhede gaben Trauerzeichen: Unsere erstgeborne Brüder, die Angel = Sachsen läuteten zur T r a u e r ; die Trummein murmelten zur T r a u e r ; die Menschen liefen tausendweise, theils mit wehmüthigen, theils mit zornigen Geberden, durch einander, und war wol nicht änderst, als ob ein Stoß des Erdbebens geschehen! Die Tempel der bürgerlichen Gerechtigkeit wurden verschlossen; die edle und nutzbare Kaufmannschaft gerieth in die letzten Züge, machte ihren letzten Willen, wolte nichts mehr zu sich nehmen, und lebte nur noch von den übrigen Säften, wie ein meist abgebranntes Licht. Von den übrigen Wirkungen des hitzigen Fiebers im Eingeweide, will nichts melden, denn sie sind zu [allgemein, und werden auch den Patienten nicht zugerechnet, so lange sie ausser sich gewesen. Bald solte dieser, bald jener, Schuld an dem Unglück seyn! Die Verständigere folgten dem Rath des Propheten Jeremia in seinen Klagliedern 31 und fanden die Ursache am rechten Orte, Vers 39. Wie murren denn die Leute im Leben also ? Ein jeglicher murre wider seine Sünde!" (S. 40f.)
Mehr sagt Mühlenberg nicht über die Vorgänge seit Erlaß der Stamp Act. Gott, „der mitleidige Regierer" wollte eben „den Americanisch = muthwilligen Jüngling nicht fremden feindseligen Zuchtmeistern übergeben, sondern daheim väterlich züchtigen lassen . . siehe so fand die unsichtbare alles = regierende Hand Gottes gar balde Mittel und Mittels = personen, welche die scharfe Cur vornehmen durften, und zwar unter hoher Genehmhaltung unsers leutselig = und huldreichen Landesvaters" (S. 40). In dem allgemeinen Durcheinander hielten die Deutschen sich zurück (anscheinend nicht alle, denn Mühlenberg schränkt ein „unsere verständigere Deutschen" — oder meint er damit alle Deutschen?):
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„Unsere verständigere Deutschen pflegten zu sagen: Wenn unsere gnädigste Regierung uns und unsern Kindern nur die heilige Bibel in unserer Muttersprache, und unsere H ä n d e frey und ungebunden lässet, so wollen wir uns mit GOttes Hülfe schon durchbeten und durcharbeiten, und doch getreue Unterthanen bleiben, und den letzten Blutstropfen f ü r unsere rechtmäßige, Protestantische, gnädigste Könige und hohe Angehörige lassen, weil wir solches in GOttes W o r t befohlen finden." (S. 40)
Diese Zurückhaltung der Deutschen in den Auseinandersetzungen, die (wie Mühlenberg zwischendurch einflicht) in der Gefahr standen, von der „fürchterlichen und gefährlichen Sache am härtesten mitgenommen zu werden" (S. 42), wird von Mühlenberg ausdrücklich anerkannt: „Ihr thatet wohl, meine Deutsche Mitbrüder, daß ihr euch stille verhieltet, eure H e r z e n im Verborgenen vor dem Gnaden = thron ausschüttetet, und zu dem allmächtigen G O t t flehetet, der die H e r z e n der mächtigen Regenten in seiner H a n d hat, und sie lenken und leiten kan wie die Wasserbäche. Denn wenn wir Deutsche Einwohner nur einen Fuß bewegt hätten, so dörfte es bald geheissen haben: Sehet da! die Fremdlinge, die Aufrührer, die Undankbaren! die Israel verwirren!" (S- 41)
Mühlenberg strömt von Loyalität gegenüber der Regierung sozusagen über (eine Äußerung wie die am 16. 12. 1768 von der „wunderlichen Regierung", Nr. 447, S. 659, im Zusammenhang der Auseinandersetzungen um die Townshend Acts gehört zu den absoluten Ausnahmen): „Wir wohnen unter dem Schirm und Schatten des besten Königs und mildreichsten Regierung, deren väterlich = zärtliche Neigung auf die Wohlfahrt aller ihrer Unterthanen zielet. Ja wir haben sogar, vermöge GOttes besondern Vorsehung, eine Königliche Esther zur Landesmutter [die englische Königin ist deutscher Herkunft], B. Esth. 4. welche ihr Volk, so lange es G O t t und dem König treu bleibet, nicht vergessen, oder weniger als die andern lieben wird. D a r u m schauet und betrachtet die Güte GOttes, und wisset, daß uns seine Güte zur Busse oder Sinnes = änderung leiten will!" (S. 48)
Aber er weiß über die Obrigkeit — wenn auch abstrakt — durchaus kritisch zu reden: „Fürsten vom Weibe geboren, die ihre eingeschränkte Leibes = und Seelen = kräfte haben, kan es kein Vernünftiger zumuthen, daß sie sich auch um alle Kleinigkeiten ihrer Unterthanen bekümmern solten. Denn sie sind nicht allmächtig, allwissend, noch allgegenwärtig, müssen daher das Meiste mit fremden Augen und Ohren sehen und hören, können mit ihren eigenen Kräften kaum das Nöthigste und Nächste erreichen, und destoweniger sich um hundert = tausend geringere Dinge bekümmern." (S. 31) Sie können — wenn sie dabei auch „mitleidig zu entschuldigen sind" — von anderen zu der Meinung gebracht werden, „als ob sie selber keinem göttlichen Gesetze unterworfen, oder als ob das Oberwesen sich nicht um Kleinigkeiten bekümmere; sondern ihnen die Reiche dieser Welt zur willkürlichen Regierung abgetreten, und nur noch mit Kirchlich- und Gottesdienstlichen Sachen sich bemühe: oder als ob ein wahres ächtes Christenthum sich nicht zu einer politischen Regierung schickte, etc." (S. 31 f.)
Aber konkrete Schlüsse zieht Mühlenberg daraus nicht: „Es sey ferne von uns und unsern Nachkommen, daß wir uns so hoch an dem gütigsten G O t t versündigen, und unserer rechtmäßigen hohen Oberkeit und lieben Regierung nicht von H e r z e n treu und gehorsam verbleiben solten! W a s f ü r Sorge, Angst, Mühe, Arbeit, Vorsichtigkeit, Herzeleid und Verantwortung ist nicht mit der hohen Regierung verbunden? Massen sie die zeitlich = und ewige Wohlfahrt so vieler Millionen verschiedener Menschen, als anvertrauete Unterthanen, zum Augenmerk und Zweck haben muß!" (S. 41 f.)
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Gott wollte den Menschen in Nordamerika mit den Ereignissen der letzten Zeit „die Straf = r u t h e erst weisen". Denn wenn die Regierung „ihr Recht und Macht mit der Schärfe" hätte beweisen wollen, „was für Verwüstung, Verstöhrung, Blutschweiß, Jammer, Trübsal und Elend dürfte es in diesem Theil der W e l t . . .verursachet haben!" (S. 44). Das ist dadurch verhindert worden, „daß unsere ansehnlich weise Väter und Mitbürger, wes Standes und Würden, in allen N o r d americanischen Provinzen ihre vereinigt = demüthigsten Vorstellungen, mit geziemenden Bitten und Flehen, nächst G O t t am rechten Orte, bey unserer hohen, mächtigen und huldreichen Regierung daheim gethan, und alle menschlich = mögliche und erlaubte Mittel angewandt, um Höchstdenenselben zu deutlichem Einsichten von den hiesig = Americanischen Umständen Anlaß zu geben, und zum Mitleiden und Erbarmung zu bewegen!" (S. 43f.) „Siehe! so erbarmete sich der H E r r aller H e r r e n über sein Volk, legte sich ins Mittel, wirkte durch seinen verborgenen göttlichen Einfluß, auf die zarten H e r z e n unsers gnädigsten Landesvaters, und die Mehrheit der erhabensten Glieder beyder hohen und mächtigen Häuser, und gebrauchte insonderheit seine Gnaden = Werkzeuge, welche von der unsichtbaren Obermacht unterstützet, das vor Menschen Augen unmöglich = scheinende W e r k durchtrieben; so daß diesesmal Gnade f ü r Recht, und Barmherzigkeit statt des Gerichts, ergehen mußte! N u n sind wir schuldig D a n k = und Gedenkmahle zu stiften." (S. 44)
So viel aus der und zu der Predigt Mühlenbergs aus Anlaß der Aufhebung der Stamp Act, und zwar ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der politischen Bezugnahme. Es konnte noch nicht einmal auf das eingegangen werden, was Mühlenberg an Bemerkungen zur Geschichte Amerikas macht, geschweige denn auf die Art und Weise, wie Mühlenberg seinen Predigttext auslegt und welche Theologie er dabei entwickelt. N u r ein Zitat sei noch angeführt, nämlich eine Bemerkung, mit der Mühlenberg die Situation der Deutschen charakterisiert: „Wir sind am spätesten hieher gekommen, da das gute Land schon weg, das schlechte zu hoch im Preise, und in und um der Stadt nicht einmal mehr zu verkaufen war. Unsere Familien wachsen heran, und vermehren sich sehr. Wir müssen meistentheils hohe Grundzinse von Hausplätzen in der Stadt, und fast unerträgliche Pachtgelder von den ausgemergelten Garten = und Land = platzen um der Stadt herum bezahlen. Wir sind ziemlich schwer beladen mit allerley L a n d = und Stadt = taxen. Wir wolten gern, unter aller Mühe und Arbeit, auch unsere und unserer Kinder Seelen = Wohlfahrt befördern; und müssen Schul = und Kirch = gebäude, wie auch Arbeiter in denselben, aus den Scherflein der N a h r u n g aufrichten, und nach N o t h d u r f t erhalten, und haben dazu keine Hülfe, ausser was wir von frommen, liebreich = und mildthätigen Christen aus Europa zu einiger Beyhülfe bekommen, und durch die herz = lenkende Kraft GOttes noch erwarten, etc." (S. 42f.)
Mühlenbergs kirchliche Arbeit und deren Erfolg, um zu ihr überzugehen, beruht — außer auf seinem „Eifer um das Haus des H e r r n " und der sich daraus ergebenden unermüdlichen Einsatzbereitschaft — auf drei sachlichen Voraussetzungen: zunächst auf der Forderung nach dem Bekenntnis zur ungeänderten Augsburgischen Konfession, also auf dem konservativen Luthertum. Das ergibt sich aus seiner Lebens- und Ausbildungsgeschichte. Seine Einstellung ist mindestens in Halle bekannt gewesen, als man ihn nach Nordamerika aussandte, und dort wie bei Ziegenhagen uneingeschränkt akzeptiert worden — jedenfalls ergibt sich aus der bisherigen Korrespondenz nicht einmal ein Indiz dafür, daß das anders war. N u r der kann Geistlicher in einer mit Mühlenberg in Verbindung stehenden Gemeinde werden, der sich zur Confessio Augustana invariata
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bekennt, der ordnungsgemäß ordiniert und eine ordnungsgemäße Berufung („Beruf") in diese Gemeinde Besitzt und von ihr ordnungsgemäß angenommen worden ist, was durch die Unterschriften der Kirchenältesten auf der Berufungsurkunde dokumentiert werden muß. N u r unter diesen Voraussetzungen hatte Mühlenberg sich bei seiner Ankunft 1742 in seinen drei Gemeinden durchsetzen können, in die er unter den ungünstigsten Umständen eintrat: zwei von usurpierten Predigern besetzt und außerdem noch Zinzendorf mit seinem Anspruch darauf, er sei „Inspector über alle Lutherischen Kirchen in Pensylvania und Lutherischer Pfarrer in Philadelphia" (I, 51). Mühlenberg behauptet sich in dem in Philadelphia vor Zeugen geführten Streitgespräch (Nr. 15, Bericht Mühlenbergs an die Gemeinden zu Providence und Neu-Hannover vom 30. 1. 1743): „ich bin beruffen, gesandt und angenommen" (I, 50). Seine „Vorgesetzten in Europa" (I, 51) hätten ihn auf den Ruf der drei Gemeinden hin (1733 an Ziegenhagen und Francke, 1739 an Ziegenhagen) ordnungsgemäß entsandt und „die Vorsteher und Altesten von den 3 Gemeinen haben sich unterschrieben in einem Recepisse" (I, 50). Zinzendorf sei „von einen Reformirten Prediger . . . zum Mährischen Bischob ernennet worden wie gehet denn solches an daß Sie ein Lutherisch Consistorium nun aufrichten können?" Daß man ihn nicht in der schwedischen Kirche habe predigen lassen, zeige, daß man auch anderswo Zweifel an seinem Luthertum hege (I, 53, vgl. S. 61). Zinzendorf erklärt, er sei „von der Lutherischen Gemeine hier in Philadelphia schriftlich vociret worden". „Antw. [Mühlenbergs] Ist Ihre Vocation auch von Jemand unterschrieben? G r a / D a s brauchete nicht. Antw. meine Vocation ist unterschrieben und ich bekümmere mich weiter nicht, sondern gehe der Instruction meiner Vorgesetzten in Europa nach; wenn es Ihnen nicht so gefällt, so können Sie es mit denselben aus machen." (I, 51)
In dem Bericht Mühlenbergs an Francke und Ziegenhagen vom 17. 3. 1743 (Nr. 17) wird geschildert, wie die Annahme durch die Gemeinde in Providence vor sich ging: „Es war wieder eine zahlreiche Versammelung. Die alten Settier welche zum Theil in 3 — 4—5—6 Jahren nicht zur Kirche gegangen, kamen herbey und freueten sich sagten auch sie hätten sich des wegen abgesondert, weil sie mit den Marcktschreyern die sich vor Prediger ausgegeben nichts hätten wollen zu thun haben. Die Neuigkeit thut auch viel. Nach der Predigt hatte praeparation, Beichte und das heil. Abendmahl. Es waren wohl 100 Communicanten. N a c h h e r o tauffete auch ein Kind in der Kirche. Am Abend forderte die Altesten und Vorsteher in mein Stübgen. Die Vorsteher von Providence waren mit zugegen. Ich legte ihnen einen Zettel vor den ich im Englischen aufgesetzt, denselben solten sie unter schreiben, es solte nemlich ein recepisse seyn 1) D a ß sie mich in Neuhannover und Providence und Philadelphia mit dankbahrem H e r t z e n als einen rechtmäßig beruffenen durch Ew. H o c h w . gesandten ordinirten und representirten Minister des Evangelfiums] und der Augsburg: Conf. angenommen. 2) D a ß sie vor meinen nothdürftigen Unterhalt sorgen und mich in Direction zu ihrer und der Kinder W o h l f a h r t unterstützen wolten. 3) D a ß sie keine Prediger in ihre Congregations wollen laßen öffentl. Predigen und Sacramenta reichen ohne rechtmäßigen Beruf und Ordination nach dem 14 Articul der Augsburg: Confession. Sie unterschrieben ihre N a h m e n und baten ich mögte mich mit Philadelphia nicht zu weit einlaßen." (I, 63f.)
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Daß die zweite Voraussetzung für Mühlenbergs Wirksamkeit die Verbindung mit Halle und London, d. h. mit Francke und Ziegenhagen, darstellt, braucht nicht besonders dargelegt zu werden, sie wird in zahllosen Briefen aufs deutlichste sichtbar. Zeit seines Lebens hat sich Mühlenberg an Francke und Ziegenhagen und deren Weisungen gebunden gefühlt. N u r einmal zeigt sich eine Irritation in diesen Beziehungen, und zwar im Schreiben Ziegenhagens an Mühlenberg vom 9./13. März 1763 (Nr. 250). Hier antwortet Ziegenhagen in einem emotionalen Stil (der sonst Mühlenbergs Briefe kennzeichnet) auf einen Brief Mühlenbergs vom 1. Dezember 1762 (Nr. 239, II, 578ff.). Diesen hat Mühlenberg geschrieben, weil er seit einem Jahr ohne Antwort ist (was sich einfach daraus erklärt, „daß zwei meiner Briefe fast ein Jahr verlegt und zu spät überliefert worden", wie Mühlenberg am 10. Nov. 1763, Nr. 277, S. 120, nachträglich feststellt). Auf seine Klagen reagiert Ziegenhagen gereizt, im Gegensatz zu Francke, der am 23. Februar 1763 sachlich und freundlich antwortet (Nr. 252, S. 43 ff.). Die Ursache für die Heftigkeit Ziegenhagens ist ziemlich eindeutig festzustellen: Ziegenhagen hat Besuch aus Philadelphia gehabt, und dieser, Keimle, zur Oppositionspartei gehörig, hat Ziegenhagen die Situation und die Probleme in Philadelphia natürlich ganz anders dargestellt, als sie Ziegenhagen aufgrund der Berichte Mühlenbergs bisher sah. Aber das blieb eine Episode, ohne Einwirkung auf das spätere Verhältnis zwischen Ziegenhagen und Mühlenberg. Wenn dieser später eine zusätzliche Korrespondenz mit Pasche (Lektor an der Hofkapelle in London und Gehilfe Ziegenhagens) und G. A. Wachsei (Prediger an der St. Georgen-Kirche in London) aufnimmt (vgl. das Register), so ist das kein Argument dagegen. Wie Mühlenberg die überaus schwierige Situation überstand (die mehrere Male in den folgenden Briefen mindestens beiläufig zur Sprache kommt), und zwar ohne Angriff auf Keimle, ehrt ihn als Menschen wie als Theologen. Mühlenbergs Briefe und seine Tagebücher sind Teil seiner Amtsführung. Hier berichtet er seinen „Vorgesetzten", wie er sie nennt, über alle Einzelheiten seiner Amtsführung (und vor allem deren Schwierigkeiten), so wie es von ihm gewünscht worden war. Auch den anderen von Halle/London ausgesandten Predigern war die Führung eines Tagebuches (und deren Einsendung nach Halle) wie die briefliche Berichterstattung vorgeschrieben worden. Das war eine weise Vorschrift (wenn ihr nicht alle so gewissenhaft nachkamen wie Mühlenberg, ist das eine andere Sache), denn auf diese Weise wurde die Aufsicht und Kontrolle der deutschen lutherischen Gemeinden in Nordamerika durch die „Zentrale" außerordentlich erleichtert. Die Bindung an Halle brachte Mühlenberg wenigstens einen gewissen Personalnachschub und von Zeit zu Zeit finanzielle Unterstützung, die an London eine vor allem moralische Unterstützung. Daß der Hofprediger — wenn auch nur an der deutschen Hofkapelle der Königin, Charlotte Sophia von Mecklenburg-Strelitz (1744—1818), und nicht beim König selbst — in der britischen Kolonie eine hohe Autorität darstellte, liegt auf der H a n d (daß er es nur in minderer Position war, dürfte in Nordamerika nicht beachtet, ja wahrscheinlich nicht einmal bekannt gewesen sein). Aber — beides waren nur moralische Autoritäten und repräsentierten
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keine verfaßten Kirchen — die Verbindung mit Halle konnte sogar Schwierigkeiten bereiten, gab sie den Gegnern doch die Möglichkeit, Mühlenberg als „Hallenser" und Pietisten anzuklagen. Um so wichtiger war in der nordamerikanischen Praxis als dritte Voraussetzung die Verbindung zur schwedischen Kirche, die hier durch einen Propst offiziell vertreten war. Sie bahnte sich sogleich bei Mühlenbergs Ankunft an. Schon wenige Wochen danach berichtet er (3. 12. 1742, Nr. 14,1, S. 43), er sei aufgefordert worden, in der schwedischen lutherischen Kirche in Philadelphia zu predigen (was Zinzendorf vom Kirchenvorsteher ausdrücklich verweigert worden war), dabei wurden seine „Instruction und Testimonia" vor der Gemeinde nach der Predigt offiziell verlesen (Nr. 16, I, S. 56f., vgl. Nr. 17, I, S. 64f.), wobei der schwedische Prediger Mühlenberg direkte Unterstützung gegen seinen Konkurrenten Kraft leistete. Hier wirkte sich Mühlenbergs entschiedenes Bekenntnis zur „ungeänderten Augsburgischen Konfession" aus. Die Briefe des Bandes II spiegeln die Entwicklung dieses Bündnisses. 1759 war Carolus Magnus von Wrangel als Propst der schwedischen Gemeinden nach Nordamerika entsandt worden. Zu ihm trat Mühlenberg in eine immer enger werdende sachliche und persönliche Beziehung. Er wurde von Wrangel schon bei der ersten persönlichen Begegnung (vgl. Nr. 195, II, Anm. 100) zur schwedischen Synode, dieser von Mühlenberg zum Konvent in Neuprovidence eingeladen. Bereits am 20. 10. 1760 kann in einem offiziellen (von Wrangel mitunterzeichneten) Dokument (Nr. 197, II, S. 438f.) vom „Evangelisch-Lutheris c h e ^ ) Ministerium Schwedisch = und Hochdeutscher Nation" gesprochen werden, eine Bezeichnung, die Mühlenberg ähnlich noch öfters wiederholt. Natürlich bedeutete diese Beziehung keinen organisatorischen Zusammenschluß — zu dem Wrangel gar nicht berechtigt gewesen wäre — sondern wieder nur eine moralische Autorität, die jedoch wieder von außerordentlich praktischer Bedeutung war. Die Briefe des vorliegenden Bandes zeigen das an zahlreichen Stellen: Wrangel agiert hier immer wieder als Stütze, ja als Gehilfe Mühlenbergs bei der Überwindung seiner Schwierigkeiten, anscheinend nicht zur Freude aller seiner Amtsbrüder. Denn 1768 wurde Wrangel nach Schweden zurückberufen — nach Mühlenbergs Darstellung auf die Denunziation hin, er stünde in zu enger Beziehung mit den deutschen „Hallensern". Der Brief N r . 430, S. 608 berichtet seine Abreise. Und weiter: der hier unter Nr. 448 abgedruckte Brief vom 20. 12. 1768 ist der letzte, den Gotthilf August Francke an Mühlenberg gerichtet hat. Zwar schreibt Mühlenberg, der von Franckes T o d erst mit großer Verspätung erfährt, noch zweimal an diesen (vgl. Bd. IV), aber das Antwortschreiben aus Halle kommt vom Vertreter der nächsten Generation. So repräsentiert der vorliegende Band III einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte der deutschen lutherischen Gemeinden in Nordamerika. Eine neue Epoche scheint zu beginnen. Eine abschließende Bemerkung zum Charakter der Briefe Mühlenbergs ist vielleicht noch von Interesse (die Einleitungen zu den Bänden können ja nur einzelne wichtige Aspekte hervorheben): Diese Briefe sind voll von Klagen und negativen Berichten über Zerwürfnisse und drohende Spaltungen in den Ge-
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meinden wie unter den Pastoren. Das hat mehrere Gründe: Mühlenberg will die Hilfsbereitschaft der Empfänger in personeller wie in finanzieller Hinsicht anspornen. Positives wird bestenfalls am Rande, ja beinahe aus Versehen erwähnt. Wenn man die sich über viele Briefe hinziehenden Klagen über die Probleme beim Bau der Zionskirche im Gedächtnis hat, ist man ganz überrascht, im Brief Nr. 447 vom 16. Dezember 1768 zu lesen: „Es sind doch nun albereits viele Gegenden, w o sie Kirchen und Schulgebäude als die äusere Rüstung meist fertig haben als Ex: g: Friedrichstown in Maryland, und ihre Filiale, Culpeper und Winchester in Virginia mit ihren Filialen, Yorktown über der Susquehana mit ihren Filialen, Lancaster mit ihren benachbarten Filialen — Tolpehaken mit ihren Fil. Libanon etc Reading etc: Earltown etc. Providence etc. Macunshy etc: Germantown etc: Neugermantown Bedminster etc: Neuyork etc: Alle diese und übrige Gegenden haben Gottlob die äusere Rüstung und sind theils nichts, theils nur so viel noch drauf schuldig, daß sie es selber bestreiten können." (S. 688)
Und als Mühlenberg Kenntnis von der Anklageschrift Beyerles bekommt (vgl. Nr. 372, Anm. 33), schreibt er (Nr. 372 vom 20. Juni 1766): „Freue mich zum voraus, daß vor den aller schärfsten foro, wenn und w o es gefodert wird, in allen Puncten des contrarium Sonnen klar beweisen kann. Unsere Kirchen Protocolls könnens zeigen, daß wir in der philadelphischen Gemeine jährl. zwischen 300 und 400 Kinder taufen etliche Jahre her jährl. bey oder über 100 junge Leute zur Confirmation und heil. Abendmahl praepariren und admittiren; daß wir das heil. Abendmahl oft und viel genug in der Gemeine halten." (S. 407)
Das sind ganz beachtliche Zahlen. Schon die Tatsache, daß die für damalige Zeitverhältnisse große Michaeliskirche bald die Gottesdienstbesucher nicht mehr fassen konnte und alle Behelfsmaßnahmen durch zusätzliche gottesdienstliche Räume nicht ausreichten, so daß trotz der dadurch verursachten Finanzprobleme zum Bau der Zionskirche geschritten werden mußte (die 4000 Besucher faßte!), zeigt die tatsächliche Lage der Gemeinden — denn auch anderswo nahmen sie stürmisch zu. Immer wieder wird deutlich, daß die Gemeinden von den Opfern ihrer Glieder getragen werden, die über die Kollekten und Spenden hinaus zu Sonderbeiträgen etwa für die Kirchenbauten bereit waren und auch, sofern sie in etwas besseren Verhältnissen lebten, dazu, die persönliche Bürgschaft für die z. T. hohen Schulden und Zinszahlungen zu übernehmen, die sich in diesem Zusammenhang ergaben. Es ist eine ecclesia plantanda bzw. eine ecclesia colligenda, wie Mühlenberg sie nennt, in der und für die er arbeitet. Gewiß hatte ihr Zustand sich gebessert, und die Gemeinden, die von Schwindlern und „verkrachten Existenzen" betreut wurden, waren zur Ausnahme geworden. Aber auch jetzt noch erfüllten manche der ordinierten Pastoren nicht die minimalsten Voraussetzungen, der Brief Nr. 332 an die Gemeinde von Yorktown gibt ein besonders abschreckendes Beispiel. Auch der Brief Nr. 443 an Frau Mensch über Hartwich ist in seiner Schilderung von dessen Wirksamkeit einigermaßen erschreckend, falls die von Mühlenberg angeführten Fakten zutreffen. Erschreckend ist er allerdings auch in seiner H ä r t e und Schärfe, zumal wenn man den Anlaß vergleicht (Brief Nr. 441), der zu dieser Reaktion geführt hat. Gewiß kann man sagen, daß sich hier die Erbitterung Bahn bricht, die sich in vieljährigen negativen Erfahrungen mit Hartwich angesammelt hat, aber der Anstoß bleibt doch. Mühlenberg ist
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eben eine emotionale Natur (vgl. seine zahlreichen Selbstanklagen), aber die Härte des Repräsentanten der Pioniergeneration ist doch nicht zu verkennen. Beispielhaft ist es, wenn er sich zu Francke über seine Söhne äußert (Nr. 392 S. 486, vgl. auch Nr. 277, zum ganzen Nr. 395): „Hätte ich meinem Buben nach der Affen = Liebe, was beßers zugetrauet, so würde die Anmerckung nicht aus Furcht gemacht haben. Meine englischen Briefe an ihn enthielten nöthigere Ermahnungen. Der Erfolg hat es leider gezeigt, daß er sich los gerißen, ehe er zu der besagten Englischen Majorennitaet gelanget. Nach den hiesigen englischen Gesetzen haben Eltern den Vortheil dagegen, daß ein Sohn vor seiner Majorennitaet auf keinerley Weise ohne des Vaters Consens sich zu etwas engagiren kan. Wenn auch ein Knabe vor der Zeit sich annehmen ließe, oder Heyraths Contracten ohne des Vaters Consens machte, so gilt es nicht. Der Vater kan ihn als denn ins Zuchthaus setzen, oder verkauffen, bis auf seine Majorennitaet. Und wenn ein Kind den Eltern ungehorsam ist, so hat der Vater das Recht und Macht, daßelbe, außer einen Shilling sterl., erblos zu machen. Hätte mein Bube mir hier den Streich gemacht und sich werben laßen, so würde ich ihn bis auf seine Älte [Volljährigkeit] zum Knecht verkaufft, oder ins Zuchthaus gesetzt haben . . . Ich weiß die Lübeckischen Gesetze nicht, dächte aber man hätte den Buben in gefängliche Verhafft nehmen, und ihn bey Waßer und Brod fasten laßen können, bis auf Ostern 1767 oder so lange es denen hohen Vorgesetzten beliebt. Solte er mir solcher Gestalt hier zum Vorschein kommen, und wenn er auch etliche hundert Meilen ab in Garnison wäre, so würde ich ihn belangen und mein väterlich Recht üben."
Vielleicht waren die Probleme der Kirche „in der amerikanischen Abendwüste", wie Mühlenberg sich gelegentlich ausdrückt, nur von Männern solchen Schlages zu lösen — zumal man ja nicht vergessen darf, daß Mühlenberg am härtesten gegen sich selbst war. Eine ecclesia plantanda im nordamerikanischen Kolonialland sieht anders aus, als wir es uns im bürgerlichen Kirchenwesen des 20. Jahrhunderts im allgemeinen vorstellen. Mit aller Behutsamkeit sei etwa an die Urkirche erinnert, in der keineswegs die Einheit bestand, unter deren Vorzeichen wir sie für gewöhnlich sehen. Nicht nur zwischen den großen Gruppen der Judenchristen, Heidenchristen und den paulinischen Gemeinden bestanden erhebliche Spannungen und Gegensätze (vgl. dazu die gelegentlichen Bemerkungen des Paulus über seine Gegner in seinen Briefen), sondern auch einzelne Gemeinden lagen im Streit der Parteien miteinander, vgl. dazu, was Paulus der durch ihn gegründeten Gemeinde zu Korinth in Kap. 1 und 3 seines 1. Briefes an sie schreibt. Und auch die Zusammensetzung der Gemeinde und ihr sittlicher Stand sah anders aus, als wir uns das unter dem Einfluß der harmonisierenden Darstellung der späteren Zeit gelegentlich vorstellen (vgl. die übrigen Kapitel des Briefes). Selbst die geistlichen Führer der Gemeinden lebten keineswegs immer in der Harmonie, die wir unwillkürlich voraussetzen, vgl. den heftigen Streit zwischen Paulus und Barnabas vor dem Antritt der sog. zweiten Missionsreise, der zu ihrer Trennung führte, Apg 15, 36ff., oder den öffentlichen Zusammenstoß zwischen Paulus und Petrus vor der Gemeinde zu Antiochien mit seinen überaus scharfen Verurteilungen, wie er in Gal 2 dargestellt wird. Über die Lage der deutschen Einwanderer hat Mühlenberg sich in einer (wenn auch zurückhaltenden) Bemerkung in seiner Predigt anläßlich der Aufhebung der Stamp Act geäußert (vgl. S. 15). Selbst wenn sie finanziell in der Lage waren, Grund und Boden zu erwerben oder zu pachten, war ihr Schicksal
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nur zu oft die Isolation, einmal wegen der einsamen Lage ihres Anwesens, vor allem aber, weil sie — mindestens zunächst — der englischen Sprache nicht mächtig waren. Kamen sie ohne ausreichende Mittel, war ihnen von vornherein eine Existenz nur in der Unterschicht möglich, aus der sie sich mühsam emporarbeiten mußten. Viele der Immigranten waren nicht einmal in der Lage, ihre Überfahrt zu bezahlen. Mit ihnen machten die „Neuländer" ihr Geschäft. Denn die Übersiedler mußten die Transportkosten (und mehr) abarbeiten, und zwar ohne Rücksicht auf Rang und Stand. Als etwa Johann Georg Jung 1768 mit einer Empfehlung von Wachsei für ein Pfarramt eintraf, berichtet Mühlenberg (Nr. 439 S. 630, vgl. auch Nr. 447 S. 667 f.): „war nun hier auch die erste Sorge, wie er vom Schiffe ranzioniret [freigekauft] werden möchte? maßen seine Fracht auf 9 Guineas zu stehen kommt, und das Schiff an einen hiesigen Quaker = Kaufmann assigniret ist, der sich kurtzum verlauten ließ, daß er baar Geld haben, oder ihn, wie andere gemeine Servants für die Fracht verkaufen müßte."
Wenn ein Schiff aus Europa (in der Regel aus London) in Philadelphia landete, entwickelte sich deshalb ein regelrechter Sklavenmarkt: die Einwohner kamen und suchten sich unter den Neuankömmlingen diejenigen aus, die für sie als schlechtbezahlte Hilfskräfte am geeignetsten schienen, Ursprung vielen Elends. Die lutherischen Gemeinden waren für die Deutschen also nicht nur geistliche Heimat, sondern auch Heimat im eigentlichen Sinn, mindestens so lange, bis sie sich einigermaßen akklimatisiert hatten, zunächst in der Sprache, dann auch im ihnen fremden amerikanischen Lebensstil. Die nationalistische Versuchung, die sich daraus ergab, hat für Mühlenberg nicht bestanden. Für ihn hat bei der Bezeichnung „deutsch-lutherische Gemeinden" der Nachdruck nie auf „deutsch", sondern immer auf „lutherisch" gelegen. Nicht zufällig bezeichnet er sich schon früh auch als „Henry Mühlenberg" und hält seine Predigten, wenn die äußeren Voraussetzungen danach waren, durchaus in englischer Sprache.
Die Briefe des Jahres 1763
247. An die Gemeinde in Upper Milford
[Philadelphia], 3. 1. [1763]
Antwort an die besagte Uppermillforter: Montags 3 Jan: Jan: - j — Ehrsame und in Christo geliebte Glaubens = Brüder Nachdem einige Ehrsame Eltesten und GemeinGlieder der Evangelisch = Lutherischen Gemeine in dem Township Uppermillfort und Northampton County in einem Schreiben vom decembr: 1762 1 vertraulich an mich zu verstehen gegeben, daß Sie gewillet wären Sr: WohlEhrwürden H. Joseph: Roth 2 zu ihrem Prediger und Seelsorger anzunehmen, und ferner zu melden, daß sie von besagten H . Pfr: Roth schon bedienet worden, und folglich seine Lehr = Art und Umgang liebten und weiter zu genießen verlangten, und mit den erst vereinigten Gemeinen in Freundschafft leben wolten; so ergehen diese Zeilen zur Antwort 1) Es ist fein und lieblich, daß Brüder und Glaubens = Genoßen von einerley Religion einträchtig bey einander wohnen Psalm: 133 [Vers 1]. Wehe dem, der allein ist Pred: Sal: 4,10. Eine dreyfache Schnur ist nicht so leicht zu zerreißen. 3 Weil nun anfangs die Gemein Eltesten selbst verlangten, daß jährlich eine Zusammenkunft seyn solte, so war es freilich auf der Gemeinen Bestes angesehen, daß die Eltesten und ordentliche Prediger sich untereinander aufmuntern und berathschlagen konten. 2) Unsere Vereinigung ist aber kein Zwang, sondern es stehet einer jeden Gemeine frey mit beyzuhalten oder für sich allein zu seyn, es hat auch keine Gemeine einen Vorzug vor der andern, sondern wir sind alle gleich, und wenn die Gemeinen was über ihre Prediger wegen Lehre und Leben zu klagen haben, so bringen es ihre Eltesten an auf der jährlichen Versamlung. Weil solches aber denen unordentlichen Predigern nicht gefält, so verlästern sie unsere Vereinigung und jährliche Zusammenk u n f t und nennen es bald Herrnhuterey, Pietisterey und dergleichen mehr. Dieses thun sie darum, weil sie nicht vor ordentlichen Lehrern unserer Lutherischen Kirche bestehen können, und die Gemeinen gern bey der Nasen herum führen, und desto gottloser leben können, wenn sie mit ihren Gemeinen allein stehen etc. ähnlich denen Nacht = Eulen. 3) Die Gemeine in Uppfermillfort soll demnach hertzlich willkommen seyn mit unsern Gemeinen in Vereinigung zu leben, und auf der jährlichen Versamlung ihre Deputirte mitzuhaben, wenn, und so lange es ihnen beliebt. Dabey wolte ich folgende Punkte in Liebe ausbitten: 1) wenden sie allen möglichen Fleiß an, daß Sie mit den Gemeinlein am Schulhause 4 sich brüderlich vereinigen, weil wir Bein von einem Bein5 sind. 2) Sorgen Sie brüderlich, daß Sie einen Prediger unter sich wohnen laßen mögen. 3) Die Gemeine in Saccum ist nun auch vacant, weil H. Pfr: Friedrichs 6 daselbst nicht mehr dienen kan. 4) Wenn also die nächsten Gemeinen brüderlich zusamen halten, so könten sie desto füglicher einen ordentlichen Prediger unter sich wohnen laßen, und auch sei-
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Die Briefe des Jahres 1763
nen hinlänglichen nothdürfftigen Unterhalt aufbringen, daß sie Ehre und Erbauung davon haben. 5) Und da Sie ein völlig Vertrauen in den Herrn Pfr: Roth setzen, weil Sie ihn kennen, so wünsche von Hertzen Heil und Segen an Alten und Jungen, zu Gottes Ehre und Erbauung der gantzen Gemeine. D[ero] M.7
Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 104—106; als Abschrift von fremder Hand mit geringen inhaltlichen Abweichungen auch in AFrSt IVH17 S. lf.; abgedruckt in HN1 S. 1085f.; HN 2 Bd. 2 S. nof. 1
Vgl.dazu die Tagebucheintragung vom 2. 1. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 104: „Am Abend hatte H. Pfr: Roth zum Besuch bey mir, welcher mir ein Schreiben von den Ältesten der Uppermillforter Gemeine brachte, die um seinen Dienst anhielten etc." Vgl. auch AFrSt IV 17 S. 1; H N 1 S. 1085; H N 2 Bd. 2 S. 520 und Tappen I S. 583. - Das Schreiben der Gemeinde von Upper Milford ist nicht erhalten. 2 Vgl. Bd. II Nr. 216 Anm. 89, Nr. 235 Anm. 4 (2) und die Tagebucheintragung vom 8. 12. 1761 (PM 95 Nr. 5 1 7 6 0 - 6 2 S. 194): „ . . . h a t t e B e s u c h . . . von H. Pfr: Roth, welcher um die Aufnahme ins vereinigte Ministerium anhielt und sagte, daß er der Gemeine in Indianfield aufgekündigt, und die in Uppermilfort angenommen hätte." Vgl. AFrSt IV H 16:2 S. 67; H N 1 S. 877; H N 2 Bd. 2 S. 382 und Tappert I S. 472. 3 Vgl. Pred. 4,12. 4 Das Schulhaus bei Dillingerville, eine halbe Meile von der Zionskirche gelegen, in dem Mühlenberg, Schrenck und Friderichs in der Anfangszeit Gottesdienst hielten. Unzufriedene Gemeindeglieder trennten sich 1757 von der alten Gemeinde und gründeten die Zionsgemeinde. Diese wandte sich in einem Schreiben vom 15. 12. 1762 an Mühlenberg. Zur Geschichte der Gemeinde von Upper Milford vgl. H N 2 Bd. 1 S. 590f.; Glatfelter IS. 360f. 5 Vgl. Gen 2,23. 6 Vgl. Bd. II Nr. 193; Glatfelter IS. 41. 7 Für die Zeit bis zum 19. 2. 1763 ( = Nr. 248) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags: den 8 Januar . . . / / . Pfr. Bager war von Neuyork returnirt, brachte ein Schreiben, worin Elteste und Vorsteher berichten, daß sie H. Bager angenommen, und verlangen, daß das Ministerium den innehabenden Brief an ihn stellen solle. Er, H. B[ager] hat versprochen, auf nächsten Mart: G[eliebts] Gfott] hinüber zu ziehen, und den Beruf anzutreten. Er wolte heut noch mit Gelegenheit aus der Stadt reisen." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 113; auch in AFrSt IV H 17 S. 3; abgedruckt in H N 1 S. 1087; H N 2 Bd. 2 S. 521f.; vgl. Tappert I S. 585). Vgl. dazu Bd. II Nr. 237; Nr. 241 und Nr. 245 Anm. 5. (2) „Dienstags den 18 Januar:... empfieng einen Brief vom H. P: Gerock aus Lancaster dat: d 12 Januar: 1763." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 124; auch in AFrSt IV H 17 S. 8; vgl. Tappert I S. 590). Vgl. dazu Bd. II Nr. 245. (3) „Freytags den 21. Jan:. .. Schrieb ein Brieflein an Dr: Martins." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 125; vgl. AFrSt IV H 17 S. 9 und Tappert IS. 590). (4) „Sambstags [den 22. Januar] . . . Bekam einen Brief von H. P: Weygand." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 125; vgl. AFrSt IV H 17 S. 9 und Tappert I S. 590) (5) „Freytags den 28 Jan: schrieb einen Brief für H. Pf: Rothenbühler, und sandte selbigen zu ihm." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 130; vgl. Tappert I S. 592). Friedrich Samuel Rothenbühler (1726—66), geb. in Rued/Schweiz, wurde 1752 vom Berner Konsistorium ordiniert, versorgte 1759/60 die reformierten Gemeinden in Amsterdam und Haag, 1760/61 die deutsche reformierte Gemeinde in London und kam 1761 nach Amerika, wo er zunächst 1761/62 die New Yorker Gemeinde als Pfarrer betreute und ab August 1762, nach dem Tod Conrad Steiners, in
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Philadelphia tätig war. Vgl. Glatfelter I S. 112; Hinke, Ministers S. 381 ff.; Corvin, Reformed Church S. 472 und Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 27.1.1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 129): „Besuch von dem reformierten] H. Pfr: Rothenbühler, welcher um Introduction an the Rev: Mr: Peters Rector of the Church und President of the College, bat etc." Vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 10 und Tappertl S. 591f. (6) Unter dem gleichen Datum: „.. .Von da zu Hause: fand einen Brief von H. Pfr: Roth, worauf eine Antwort schrieb." (Ebd.). (7) „Montags den 31 Januar:... Hernach schrieb Briefe einen an Mr: John Schrack, den zweyten an H. Dr: Martins wegen Feilbiethung meines Platzes in Providence, neml. die Conditions 1) hundert Acker und alle Gebäude für 750 £ zu halten, wenn es aber ein Freund und Wohlwünscher von der Kirche und Gemeine, etwas geringer, aber nicht unter 700 £ 2) Was aber über 100 Acker, das solte abgeschnitten werden, wo es der Käuffer gleiche [bezahle], und zum Lott [Grundstück] an der Straße gehören 3) 2 hundert £ an, und nebst hinreichender Security jährlich hundert etc. Schrieb auch bei der Gelegenheit ein Brieflein an H. Nicolaus K u n z Sen:." (PM 95 A Nr. 8 S. 133; erwähnt werden die Briefe auch in AFrSt IV H 17 S. 11; vgl. Tappert I S. 593). (8) „Dienstags den 1 Februar:. .. Empfieng einen Brief von Andreas Dürr wegen seines wunderl. Heiraths Casus, antwortete, und schickte ihm die noch restirende 10 Sh 6 d für Butter in füll." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 134; vgl. Tappert I S. 593). Andreas Dürr war ein Gemeindeglied in Providence. (9) „Sontags den 6 Februar. Sexages[imae] genant. . . Abends empfieng einen Brief durch H. Keple, von dem Yorktowner Kirchen = Rath, zur Antwort auf ein Ministerial Schreiben an sie dat: 20 dec: 1762. ( = Bd. II Nr. 244) Ferner auch ein Schreiben vom H. Nicolaus Kurtz aus Tulpehocken, welches in Germantown an H. Dr: d: Wr[angel] abgegeben war." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 139; auch in AFrSt IV H 17 S. 13; vgl. Tappert IS. 594f.). (10) Sambstags den 12 Febr: . . . Mr: John Ross schrieb einen Brief, ich solte Morgen unsere Gemeine zu Evan Morgans Leiche invitiren." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 143; vgl. Tappert I S. 596). (11) „Montags den 14 Februar:. . . Mr: Jacobi suchte uns da auf [bei der Witwe Kirchhofner in Germantown], und brachte mir einen Brief von H. Weygand aus Neuyork, referirte auch mündlich, daß der Collectante Mr: Hauser von Europa in Neuyork arrivirt und für 4 bis 5 tausend £ Sterl. Werth Güter mitgebracht, aber auf Befragen geantwortet, daß die Kirche in Neuyork keinen Pfennig davon erwarten, ja daß er selbige noch in Unkosten und Schulden bringen könte, wenn sie ihn zur Rechnung fodern solten. Einige der Ältesten hielten es schon mit dem Hauser, und die anderen begehrten von Sr: Hochw: H. Dr: d: Wr[angel] und mir einen guten Rath, wie sie in der schweren Sache procediren solten." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 145; AFrSt IV H 17 S. 14; vgl. Tappert I S. 596). Zu Joseph Hauser vgl. Bd. II Nr. 169 S. 294; Nr. 210 S. 468; Nr. 223 Anm. 16(1). (12) Unter dem gleichen Datum: „.. . Abends kam wieder zu Hause, empfieng einen Brief von Sr: Hoch Ehrw: H r : Johann Friedrich Fresenius aus Schlitz 2 Meilen von Fulda, von Herrn Hofrath Luther aus Franckfurt addressirt an Mess" Nedermeyer und Voogd Banquiers in Amsterdam, welche den Brief mit ein paar Zeilen über Engelland an mich übersandt." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 145f.; vgl AFrSt IV H 17 S. 15 und Tappert I S. 596). Johann Friedrich Fresenius (1717—1783) war der Bruder von Johann Philipp Fresenius. Der Brief ist die Antwort auf Mühlenbergs Schreiben vom 14. 1. 1762 ( = Bd. II Nr. 222) an Johann Philipp Fresenius, der jedoch schon am 4. 7. 1761 gestorben war. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 580 und Nr. 243. (13) „Mittwochs den 16 Februar:.. . Hernach hatte Besuch von Mr: Jacob Timanns aus Upperdoublin, welcher berichtete, daß H. Pfr: Roth am vergangenen Sontage, das erste Mal bei ihnen gepredigt, brachte auch einen Brief von demselben, und nahm eine Antwort wieder mit, wegen seiner vorhabenden Wohnung in Saccum, und der Ältesten Wahl in Upperdoublin." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 147; vgl. AFrSt TV H 17 S. 15 und Tappert I S. 597). - Zur Entwicklung der Gemeinde von Upper Dublin vgl. Glatfelter IS. 381 f.
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D i e Briefe des Jahres 1763
248. M. und C. M. v. Wrangel an [}. A. Weygand und die niederdeutsche Gemeinde in New York] Philadelphia, 19.2.1763 Philadelphia d 19 Febr: 1763 Wohl Ehrwürdiger H. Amts = Bruder, Geehrt und achtbahrer Kirchen = Rath, und übrige Freunde und Wohlwünscher unserer Kirche: Da aus einem Geehrten Schreiben von Sr: Wohl Ehrw: Hn. P. Weygands, dat: d. 8 Febr: A[nni] c[urrentis] und einem Briefe von Mess" Georg Döbele, Samuel Falckenhan und David Volhaupter dat: d. 10 Febr: erhellet1, daß endlich der zweyte Collectant Mr. Hauser, glücklich und begütert angekommen, und die beyde Herren Collectanten nicht nur, vermöge eines gewißen Accords und Vorschubs von der armen Gemeine hinaus gelaßen, sondern auch gewiße Briefe und lebendige Zeugen vorhanden, daß besagte Herren Collectanten in Europa würcklich collectiret, und gewiße Summen für die Kirche empfangen haben; und da sie nun beyde gegenwärtig sind, so dienet auf ihre Anfrage, unsere Antwort und Meinung wie folget: 1) Sind die bishero gewesene Hh. Ältesten und Vorsteher unserer beyden Vereinigten Gemeinen in Neuyork vor Gott und der Christenheit, vermöge ihrer tragenden Amtes verpflichtet, die beyden Hh. Collectanten 2 erst in Liebe zu einer vollkomnen und hinreichenden Rechnung zu nöthigen. 2) Solte man aber wieder Vermuthen bey ein oder andern regierenden Altesten eine Nachläßig = oder Partheylichkeit, oder auch bey den Hh. Collectanten eine Wiederspentzigkeit verspühren, und nöthig finden die hohe Obrigkeit zu gebrauchen, so hätte der mehreste Theil von den respective Gliedern beyder Gemeinen das Recht, eine Committee oder Ausschuß von verständig = behertzten Männern zu erwählen solche zu bevollmächtigen by a Power of Attorney 3 und sie agiren zu laßen für die Gemeine. 3) Es ist vor Gott, vor der gantzen Christenheit, vor allen Wohlthätern, eine höchst erforderliche Gerechtig = und Billigkeit, daß die Hh. Collectanten zu einer exacten legitimen Rechnung entweder durch Güte oder Ernst genöthiget und zur Caution angehalten werden. 4) So bald aber die Rechnung auf ein oder andern Weg geschehen und bey der Committee von der Gemeine noch ein erheblicher Zweifel übrig ist, so belieben Sie uns in möglicher Eil eine vidimirte Abschrifft von der Rechnung zu schicken, als denn wollen wir Gfeliebts] G[ott] in kurtzer Zeit die Sache in gantz Europa, nemlich in Engeland, Holland, Schweden, Dännemarck, Deutschland etc. etc. durch die Zeitungen und öffentliche Schrifften kund machen, und von jedem Lande und Orte eine rechtmäßige Rechnung von allen Gaben durch die Obrigkeit bescheiniget aus wircken, und sehen, was der Kirche gegeben ist und zu gehöret. Dieses ist unsere Meinung von der Sache. Ew. Wohl Ehrw. und übrige Freunde, werden sich, wenns nöthig ist, bey Rechts = Verständigen in Loco weiter erkundigen, wie in der wichtigen Sache am sichersten zu verfahren. Was wir an unserem Theil zur Gerechtigkeit
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1 9 . 2 . / 2 1 . 2 . 1763
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beytragen könen, soll unter Gottes Beystand nicht ermangeln. Verharren indeß Ihre Freunde und Wohlwünscher C[arolus] M[agnus] d: Wr[angel] H : M.
Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 155—158 unter dem 21. 2. 1763. Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV H17 S. 20-22; auch in HD S. 1466-1468. 1 2 3
Vgl. hierzu Nr. 247 Anm. 7 (11) und Nr. 249. Hauser und Leydig. = Vollmachtsurkunde.
249. An [J. S. Gerock]
Philadelphia,
21.2.1763
Werthgeschätzter Herr Amts = Bruder Dero wichtiges vom 12 Jan: a[nni] c[urrentis]' habe wohl, hernach auch ein Schreiben vom Yorktowner Kirchen = Rath 2 unter Dero Couvert richtig erhalten. Zeit und Umstände haben nicht permittiren wollen eher zu antworten. 1) Die Anmerckung wegen der Yorker Berufs Sache und übrig vacanten Gemeinen ist recht und der Erfahrung gemäß. 2) Wegen der Committee war mein Sinn wie Dero, nemlich von dem Rev: Ministerio und dem Yorktowner Kirchen = Rath, ist hinreichend. 3) W o der Synod gehalten werden solle, weiß ich noch nicht, weil es auf die plurima vota membrorum Ministerii ankommen, und wie vermuthe S[eine]r H[ochwürden] H[err] D r : d. Wrfangel] vermöge Dero Instruction so lange beywohnen, als es einen Nutzen oder Segen ins Gantze haben wird. 4) Was in Sachen S[eine]r W[ohl] E[hrwürden] des H[errn] Pfr. Bagers Beruf nach Neuyork 3 melden kan ist dieses: Die Altesten gaben in einem Schreiben zu verstehen, daß sie den Hrn: Bager zum Lehrer verlangten, nach dem Beruf, den sie Anfangs ans Ministerium übergeben, und daß sie vermöge ihrer mit ihm gemachten Abrede, seine Ankunfft im nächsten Monath Martii erwarteten. Hiebey muß melden daß vor wenig Tagen von H. P: Weygand ein Schreiben an mich, und zugleich eins von Georg Döbele, Sam: Falckenhan und David Volhaupt an Sr: H : Dr. Probst gelanget ist4, in welchen sie berichten, daß der zweyte Collectante Mr. Hauser in Neuyork arrivirt sey und wol für 4 bis 5 tausend £ Sterling werth Güter mit gebracht, und da ihn die Gemeine fragen laßen, was er für die Kirche mit gebracht; habe er geantwortet, nicht einen Pfennig für die Kirche,und wenn sie ihn zur Rechnung nöthigen würden, so wolte er die Kirche noch in Schulden bringen etc. H. Pfr: Weygand und Georg Döbele etc. bitten dahero um einen guten Rath, wie sie sich in der Sache gegen den Hauser verhalten solten? Sie sagen, daß Mess" Grim, Ebert etc. schon mit denen Hh. Collectanten zu frieden wären, und es schiene, als ob sie
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Die Briefe des Jahres 1763
unter einer Decke spielten. Es ist durch verschiedene Briefe und mündliche Berichte klar, daß sie in gantz Teutschland, und Engelland Collecten gehoben. Wenn auch die Kirche nur 1 tausend £ sterl. davon bekäme, so könten sie den Hrn. Bager beßer unterhalten. Den Beruf des H. Pfr: Bagers betreffend 5 , ob ihm die Gemeine einen besondern oder das Ministerium den in Vollmacht habenden an ihn assigniren soll, das laße H. Bager, und Dero, wie auch der übrigen Herren Amts = Brüder besten Einsicht und gutem Rath über. Die Aufnahme ins Ministerium ist meines wenigen Erachtens schon geschehen und der Realitaet nach hinlänglich, maßen Hochwerth: H. Amts = Bruder selbigen dazu recommandiret, und wir keine Gründe dagegen auf zu weisen haben. Ein anders ist, wenn er etwa das erste mal unserm Synod mit beywohnen und votiren solte, daß er denn zur Satisfaction aller Glieder sein Testimonium Ordinationis vorzeigen mögte. Die bey gelegten Briefe 6 , sind mir vor einiger Zeit ins Haus gesandt worden, mit Bitte, selbige an Hrn. Pfr: Bager zu bestellen, solche und bey gelegten Zettel, bitte unter Dero Couvert bey sicherer Gelegenheit zu promoviren, und zu erlauben daß mich nenne Philad: d 21 Febr: 1763.
Meines Hochwerth. Herrn Amts = Bruders verbundener Diener M :
P.S. Den H. Stapel 7 in Anweil betreffend, so wundere mich nicht daß er auf H. Z[iegenhagen] lästert, nach dem die Umstände etwas vernommen. Er hat im lutherischen Lehr = Amte gestanden und um hinreichender Ursachen willen das Amt verlaßen müßen. Nachher hat er ein Tractaetlein in Deutschland drucken laßen, worin er sich rechtfertigt und auf eine grobe pöbelmäßige Art das absol[utum] Decret[um] Lapsar. behauptet und unserer Evangel: Kirche Hohn gesprochen. Auf seiner Flucht muß ihm jemand weiß gemacht haben, daß H. Z[iegenhagen] eine Schatzkammer hätte, womit er solche Vögel aus steuere und nach America als Prebendarien schicken muste. Weil H. Zfiegenhagen] ihn nun vermuthlich an seinen Federn erkannt, und der Wahrheit gemäß berichtet, so hat er sich hernach bey der Rev[erendo] Synode in Holland insinuirt und ist von derselben als reform: Prediger herein gesandt worden. In seinem Tractaetl e i n ] daß er in Anweil aus gestreuet, beweiset er sich als einen elenden Theologum, und noch schlechtem Christen. 8 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 152—155; von fremder Hand in AFrSt IV H17 S. 18—20; auch in HD S. 1464—1466. 1 2 3 4
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Nr. 247 Anm. 7 ( 2 ) . ebd. Anm. 7 ( 9 ) . hierzu Nr. 247 Anm. 7 ( 1 ) . Nr. 247 Anm. 7 (11) und Nr. 248.
Abschrift
Nr. 249/250 5 6 7
8
21. 2-/9., 13. 3. 1763
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Vgl. Bd. II Nr. 241 Anm. 1. Nicht zu ermitteln. Caspar Michael Stapel (1716—1766), seit 1744 lutherischer Pastor in Metein (Mecklenburg/ Schwerin), wurde nach längeren Auseinandersetzungen mit seiner Frau, Christina Elisabeth Lenz, und der Gemeinde aus dem Dienst entlassen. Er studierte daraufhin an der Universität in Herborn reformierte Theologie und veröffentlichte 1758 die Schrift, auf die Mühlenberg sich bezieht. Der vollständige Titel des 132 Seiten umfassenden Drucks lautet: „D. Caspar Michael Stapels, / / des G. W. P. / / Ursachen: / / warum Er / als ein gebohrner und / / die Vereinigung des Protestanten / / liebender Lutheraner / / / sich dennoch zur Evangelisch = / / Reformirten Kirche / / bekenne. / / Wobey die wichtigsten Sprüche von / / der Gnaden = Wahl / / l.Joa.II.2. Jo.III.16. l.Tim.II.4. 2.Pet.III.9. / / Röm.V.18. vergl. l.Cor.XV.22. erkläret / / werden. / / Samt einem / / Versuch / / einer neuen und richtigen Erklärung / / der Worte: / / Joan.II.4. / / W e i b ! was habe ich mit dir zu schaffen? / / Worinnen die bisherigen Meinungen geprü = / / fet und widerleget werden. / / Herborn / / / gedruckt bey Chr. Mich. Regelein. 1758." Nach Examen und Ordination erhielt Stapel im Juli 1761 vom holländischen Ministerium eine Berufung nach Amwell, N.J. Dort kam er im Frühjahr 1762 an und übernahm den Dienst in den reformierten Gemeinden Alexandria, Amwell, Fox Hill und Rockaway, bis er im Mai 1765 aus dem Amt entlassen wurde. Er hatte bereits vorher Medizin praktiziert und ging bis zu seinem Tod im März 1766 ausschließlich dieser Tätigkeit nach. Vgl. Glatfelter I S. 134; Hinke, Ministers S. 104ff. Für die Zeit bis zum 9. 3. 1763 ( = Nr. 250) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags den 24 Februar: schickte H. Gerocks Brief zu Mr: Honich und empfieng ein kleines Schreiben von ihm, und einen Brief eingeschloßen von H. Pfr: Bager." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 160; vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 22 und Tappen IS. 599f.). (2) „Freytags den 2 i Febr.. . . Besuch von 2 Männern aus Indienfield, welche einen Brief brachten von den Ältesten aus Saccum wegen Pfr: Roth." (PM 95 Nr. 8 1762—63 S. 161; vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 23 und Tappen IS. 600). - Vgl. hierzu Nr. 247. (3) „Sambstags den 26 Febr:. . . Ich schrieb ein Brieflein an Sr: H : Dr: d: Wr[angel]. Die übrige Zeit schrieb an einem Briefe wegen Germantfowner] Streitsachen, und meditierte." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 161; vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 23 und Tappen I S. 600). - Zu den Streitigkeiten in Germantown vgl. Bd. II Nr. 230; Nr. 233 Anm. 11 (1) und (3); Nr. 233 und Nr. 238.
250. F. M. Ziegenhagen an M.
Kensington, 9./13. 3. 1763
Copia Schreibens des HErrn Hofpred. Ziegenhagens an den H. Past. Mühlenberg d[e] d[ato] Kensington d. 9 Mart. 1763. Am verwichenen 28ten Febr. ist Ew. Wohlehrwd. Schreiben vom 1 Dec. a[nni] p[raeteriti]' bey mir eingelaufen. Der HE. D. Francke sowohl als auch ich, haben schon vor geraumer Zeit mit Verlangen darnach ausgesehen und sind wegen des langen Ausbleibens in Sorgen gestanden, daß unsre Briefe vom 15ten Jul.2 und 13ten Aug. 1761. 3 Ihnen nicht zu Händen gekommen seyn müsten. Jetzo aber ersehe, daß selbige schon den 22ten Jan. 1762. Ihnen von dem HE. Probst D. Wrangel eingehändiget worden 4 ; daher es fast zu verwundern, daß gel. Bruder beynahe ein Jahr hingehen laßen, ehe er auch nur den Empfang uns zu wißen gethan. Aber noch mehr ist zu verwundern, daß sich in dem vom 1 Dec. 1762. auch nichts weiter als die Anzeige des Empfangs, aber keine
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Die Briefe des Jahres 1763
Antwort auf den Haupt Inhalt unserer Briefe befindet, welcher absonderlich darin bestand, daß wir die sehr gekränckte brüderliche Harmonie zwischen gel[iebten] Bruder und H . Past. Hfandschuh] wieder herzustellen gesucht, weil ohne dieselbe und bey fortwährender Spaltung zwischen Ihnen beyden, großer Schade in den dortigen Gemeinen entstehen muß. 5 Diese Sache wäre denn doch wohl einer Antwort werth gewesen, da selbige aber nicht erfolget ist, so giebet solches nicht unbilligen Verdacht, daß unsere ernstliche und liebreiche Vorstellung und Ermahnung zur brüderlichen Einigkeit theils nicht Approbation gefunden, theils auch nicht den gewünschten Effect gehabt. Denn des H . H f a n d schuh] nur beyläufig 2 mal gedacht, und von der Gesinnung gegen ihm nichts beßeres bezeuget, als „Ich habe keinen personellen H a ß noch Unwillen gegen meinen H . Collegen «. 6 Das ist wenig genug und von brüderlicher Liebe noch ziemlich entfernet. Dieserwegen bleiben wir in gleicher Dunckelheit, und Ungewißheit, betreffend den wahren Zustand der Philadelphischen Gemeine, und wer eigentlich Schuld an der Unruhe und Verwirrung derselben gewesen, oder noch sey! Denn das Schreiben vom 1 Dec. a[nni] p[raeteriti] giebet uns kein mehreres Licht oder Aufklärung davon, sondern enthält nur generale Ausdrücke vom Satan und deßen List und Bosheit vom Satanischen Chaos. W e r aber dieser Satan oder seine Werckzeuge sind, und ob H . Hfandschuh] mit darunter gemeinet sey, wird nicht angezeiget. O b nun gleich dieser Brief vom 1 Dec. so sehr mangelhaft, und dazu wegen gewißer Passagen recht anstößig, und ärgerlich ist; so habe ihn doch den nächsten T a g nach Empfang, als d. 1 Mart. dem H E r r n D. Francken zugesandt, wiewohl fast fsehr] ungern, weil es wohl nicht nachbleiben kann, daß der theure Mann durch selbigen nicht innigst betrübt werden solte, der ohne dem unter der Last von unsäglicher Arbeit und großer Bekümmerniß einhergehet und sich dergleichen unbedachtsamen heftigen Brief von H . P. M. nimmermehr vermuthet hat, gleichwie ich auch nicht. 7 Man läßet Gel. Bruder gern zu einiger Entschuldigung angedeyen, daß sein Gemüth aus treuer Sorge für das Beste der Pens. Gemeinen damals sehr gedrückt und bedrängt gewesen; aber ein Knecht des H E r r n soll eben zu solcher Zeit desto mehr auf seiner H u t seyn, daß er sich nicht durch unruhige und ungestüme Affecten überwältigen laße, und nicht in ungeziemende Expostulationes und Drohungen gegen die verfalle, in deren Vermögen es nicht steht, der vorhandenen Noth nach Wunsch abzuhelfen, und von deren hertzlichen Liebe gegen ihn, und Bereitwilligkeit den dortigen Evangelischen Gemeinen allen möglichen Beystand zu leisten, Gel. Bruder aus vieljähriger eigener Erfahrung überzeugt seyn kann. Den gantzen obgedachten Brief genau durchzugehen, und bey allen Punckten, die man nicht entschuldigen kann, nöthige Anmerckungen zu machen, verstattet weder jetzo die Zeit, und noch weniger meine leibliche Schwachheit, sondern es wird genug seyn, daß ich nur eins und das andere kürtzlich berühre efxempli] gfratia]. Von dem wegen der 3. vereinigten Gemeinen [Providence, N e w Hanover,
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Philadelphia], und sonderlich der Philadelphischen ausgestandenen SeelenKummer heißt es: „ich wolte mich lieber 2 mal enthaupten laßen, als solche finstern Thale noch einmal durchzuwandern." Kann ein Christ, geschweige ein versuchter Knecht Christi, sich mit gutem Gewißen so übertrieben ausdrücken? Und wer kann errathen, was durch die finstern Thale gemeinet sey? Dergleichen Umstände etwas näher zu erklären, wäre für uns nützlicher gewesen, als alle die weitläuftigen Lamentationes, aus welchen wir nichts zu beßerer Einsicht und Beurtheilung des dortigen Zustandes mit Gewißheit nehmen oder lernen können. Von gleicher Art ist auch, was vom Streit gesagt wird. „Der Streit ist durch Satans List und Bosheit bis aufs äußerste gestiegen, so daß ich etc. etc." Hievon verstehen wir nichts, und können nichts verstehen, weil mit keinem Wort gemeldet wird, worin der Streit bestehe, oder was die eigentliche] Sache sey, über welche gestritten worden, und wer Schuld an solchem heftigen Streit sey. Weil kein anderer genennet wird, so müßten wir mit unserer Vermuthung auf H. H[andschuh] fallen, welches auch geschehen wäre, wenn ich von Mr. Kemle8 nicht ein anderes erfahren hätte, als welcher d. 2ten Mart. zu mir kam, und von manchen Sachen gar anders als ich vermuthet hatte, urtheilete. Darum, so ist das eine unnütze Schreibart, nur ins weite, ohne die geringste Bestimmung der Sache, sich übertrieben auszudrücken. Das heißt: unverständliche Rätzel schreiben. Dem jetzt angeführten ist der sonst angenehme Bericht von dem am 18ten Oct. 1762.9 gestifteten allgemeinen Frieden, gantz ähnlich. Denn da der Grund und Ursach des Unfriedens nicht gemeldet ist, so kann man auch von der eigentl. Beschaffenheit des gestifteten neuen Friedens sich keine rechte Vorstellung machen: „Eine neue Kirchen Ordnung 10 , heißt es, ist von uns Predigern, Trustees, Aeltesten, Vorstehern und allen Gemein-Gliedern unterschrieben und eingeführet worden." Ist denn der Mangel einer Kirchen-Ordnung die Veranlaßung des Unfriedens gewesen? und hat die neue Kirchen-Ordnung das alte Unwesen im Grunde aufgehoben? Wie kommt es aber denn, daß es bald darauf heißt: „Weil weder Brief noch Prediger arriviret ist, und ich die Philadelphische Gemeine noch nicht N[ota] B[ene] ohne Ruin verlaßen dürfte etc. etc. Item Betrübtes Dilemma, daß ich noch in meinen letzten Stunden entweder die Stadt = oder die 2 Land = Gemeinen dem Wolfe zur Zerstreuung anheim fallen sehen soll."11 Und noch einmal: „Soll ich Philadelphia quittiren, so sehe nichts anders vor Augen als NB. den gäntzlichen Ruin der armen großen Haupt = Gemeine." Das lautet gar nicht gut. Stehet der neue Friede auf so seichtem Grunde, daß seine Fortdauerung blos auf Gel. Bruders Anwesenheit beruhet; was nützet denn die neue vollständige Kirchen-Ordnung, die doch NB. von allen Gliedern der Gemeine, von vornehmen und geringen unterschrieben und eingeführet, und auf welche der Friede gegründet worden? Dieserwegen solte man ja glauben, und hoffen, daß die Gemeine von Wiedriggesinnten und Feinden frey geworden sey. Gleichwie es auch heißt, daß das Te Deum laudamus am 24ten Oct. zum Vergnügen aller friedliebenden Freunde und NB. Feinde sey gesungen worden. Item. „Gott sey demüthigst in Christo
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Die Briefe des Jahres 1763
gepriesen, daß Er aus unendlicher Erbarmung drein gesehen und NB. den Satan unter die Füße getreten" nemlich durch die neue vollständige KirchenOrdnung. Wofern nun in der Gemeine selbst keine Feinde sind, wo kommt denn die große Furcht des gäntzlichen Ruins her? Ich laße Gel. Bruder selbst urtheilen, ob wir aus dieser verworrenen und fast contradictorischen Schreibart etwas gewißes und zuverläßiges nehmen können? Nach dem Urtheil des H. Kemle stehet es nicht so gefährlich. Gleichwie derselbe auch darin nicht einstimmet, daß Gel. Bruder solte nöthig gehabt haben, um der Philadelphier willen, seinen armen Kindern das Brod zu nehmen, oder daß er innerhalb Jahres Frist bey hundert £ von dem seinen zusetzen müßen; und am allerwenigsten, daß er ein gantzes Jahr auf eigene Kosten in Philadelphia leben müßen. Jedoch darüber enthält man sich billig alles Urtheils. Es ist Zeit, daß ich abbreche. Nur wird es doch wohl zum Nutzen Gel. Bruders nöthig seyn, wegen seiner sehr übereilten Klagen, Expostulationen und Drohungen wieder uns noch etwas hinzuzuthun. Im Anfange des Briefes wird von unsern letzten Briefen folgendermaßen geurtheilet: „Solche (nemlich Briefe) waren recht ausnehmende Zeugniße von Dero Väterl. Liebe und Erbarmung gegen die hiesigen betrübten Gemein-Umständen." Gleich darauf aber lautet es ein gut Theil anders, und zwar aus Ursach, weil seit den 22sten Jan. 1762. H[err] Pfastor] M[ühlenberg] keinen Buchstab von uns gesehen, obwohl Schiffe und Bekandte von London arriviret etc. etc. Was haben wir denn schreiben können und sollen, so lange wir nicht gewußt, auch noch nicht wißen, ob die letzten Schreiben den geringsten guten Effect gehabt? Darauf folget „Die Gründe (nemlich der ausgebliebenen Zuschrift) können verschieden seyn. Es kann seyn, daß . . . oder daß . . . oder daß Sie gerechte Ursach gefunden, die Hand abzuziehen, und uns den Wellen des ungestümen Meeres zu überlaßen . . . oder auch daß ichs verschuldet, oder zu hart verklagt worden." Das ist doch gewiß ein recht seltsamer, theils Verdacht, vom Zurückziehen der Hand, theils Argwohn von harter Verklagung, die bey uns flugs Eingang gefunden. Wer wolte so unbedachtsam schreiben, wenn kein anderer Grund dazu vorhanden, als nur, weil seit dem 22 Jan. 1762. bis den 1 Dec. ei[usdem] a[nni] kein Buchstab in Philadelphia von uns angekommen; und doch noch dazu unsere letzten Briefe, nach H. P. M. eigenem Bekentniß das Gegentheil seines Verdachts und Argwohns ihm versichern. Sehr einfältig ist, was immediate weiter folgt: „Doch pflegen die Befelshaber (wer hat sich von uns dafür ausgegeben) in dem äußersten Distress (teutsch Bedrängniß) und Gefar, wenn gar keine Hofnung mehr vorhanden, noch die letzte Losung zu geben, und zu sagen: Every one shift for himself. (i: e. ein jeder mag sehen, wie er sich selber helfen könne) so lange ich diese letzte Losung noch nicht gehöret, bleibt noch N[ota] B[ene] ein Füncklein Hofnung übrig." Wie kann doch ein sonst verständiger Mann solch eckliches Zeug zu Papier bringen? Das hätte er nicht thun können noch würden, wenn ihm nicht unsere Gelindigkeit im urtheilen über ihm und seine ausschweifende Ausdrücke von vielen Jahren her sattsam bekandt wären. Es ist aber doch auch billig daß man um deswillen nicht alle Bescheidenheit und Geziemtheit aus den Augen setze.
Nr. 250
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Weiter heißt es gantz treuhertzig: „Es ist zwar die Klage in allen protestantischen Kirchen überhaupt, daß es an rechtschaffenen Instrumenten und treuen Arbeitern fehle, was hilft aber das Klagen? beßer ists, den H E r r n der Erndte zu bitten [vgl. Mt: 9,37f.; Lk: 10,2], und auch gehörige Mittel zu brauchen." Wer mag es doch seyn, dem der H . P. M. diese Ermahnung zu geben nöthig gefunden? und worin bestehen die gehörigen Mittel, die zu brauchen sind, um rechtschaffene Instrumenta und treue Arbeiter für Philadelphia und Pensylvanien auszufinden? Liegt darin nicht eine Anschuldigung, als ob wir bisher das Gebet und die Bemühung um treue Arbeiter unterlaßen hätten? Wie will H . P. M. dergleichen Beschuldigung vor Gott verantworten? Nach einer weitläuftigen Anzeige, die allerdings betrübt genug ist, von dem großen Mangel tüchtiger Arbeiter, drückt er seinen Sinn und Verlangen also aus: „Wenn demnach bey . . . noch einig Mittleiden und Erbarmung gegen die Gemein-Sachen übrig" (H. P. M. ist also nicht recht gewiß, ob noch einiges Mitleiden bey uns übrig sey) „und einige Möglichkeit vorhanden, so bitten wir um Gottes und Jesu Christi willen" Was ist denn sein Verlangen und Bitten? R[o]g[atio] generfalis] um treue rechtschaffene Arbeiter und Prediger, die N[ota] B[ene] sich für die dortigen Umstände schicken. Worin er also voraussetzt, daß wir die dortigen Umstände, und was er dadurch meynet, hinlänglich kennen, da uns nicht einmal die wahren, schlechten Umstände der H a u p t Gemeine in Philadelphia zureichend bekandt sind. Special[iter] verlangt er einen jungen muntern begnadigten Mitarbeiter, oder ein paar rechtschaffene begnadigte Prediger, die NB. sich für die dortigen Umstände schicken, als welche Bedingung er abermal ausdrücklich hinzusetzt; oder zum wenigsten einen begabt und begnadigten Prediger und einen tüchtigen Catecheten, der auch Sontags mit predigen helfen kann. 12 Daß H . P. M. solche erwünschte Mitarbeiter und Prediger verlangt, und selbige gern, auch schon zu der gewesenen gefährlichen Kriegszeit 13 , gehabt hätte, ist an sich gantz löblich und dem Hertzen eines treuen Knechtes Christi vollkommen gemäß; daß er aber über dem langen Ausbleiben solcher liebenswürdigen Mitarbeiter in so großen Unruhe und Unwillen gerathen, und nicht undeutlich die Schuld des Ausbleibens auf den theuren H . D. Frfancke] und auf den Mangel des guten Willens u n d / o d e r Mitleidens geleget hat, ist eine fast unbegreifl. Übereilung und Unbedachtsamkeit. Ist dem H . P. M. gantz unbekandt oder ins Vergeßen kommen, daß solche Subiecta, wie er sie beschrieben, höchst seltene und sehr rare Leute sind; und wenn durch Göttl. Güte noch dann und wann sich einige wenige finden, daß sehr viele H ä n d e gleich da sind, die nach selbigen greifen, und daß der liebe H . D. Frfancke] bisweilen nicht [!] verlegen ist, wie er mir selber geschrieben, auch nur mittelmäßig gute Leute für die eigenen Anstalten zu finden. Und gesetzt, es wären solche Candidati oder auch Prediger, wie H . P. M. haben will, vorhanden, ist denn H . D. Fr[ancke] ein solcher Befelshaber der nur gebieten darf, oder die Leute zwingen kann, ohne weitere Einwendung und Anstand nach Philadelphia, oder zu andern
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Pensylvanischen Gemeinden (die noch dazu bis dato insgesamt keinen sehr reitzenden guten Credit erlanget haben) sich zu begeben? Nichts zu gedencken von den erforderlichen großen Unkosten und Unsicherheit zu Lande und Waßer während des nun Gott Lob! geendigten schrecklichen Krieges. Endlich und nicht weit vom Schluß des Briefes hat H. P. M. für gut und ihm als einem ungeduldigen Knecht Christi gantz anständig gefunden, seine gantze Meynung ohne alle Dunckelheit also auszudrücken: „Hätten aber die Väter sich entschloßen, die Hand gäntzlich von dem hiesigen Werck abzuziehen und uns zu abandoniren." W e r kann bey der größten Gelindigkeit diesen unbedachtsamen Ausdruck entschuldigen? Haben wir ihm zu solchem unchristl. Verdacht Gelegenheit gegeben, außer uns daß wir nicht allmächtig und nicht im Stande sind, sein an sich sehr wohlgegründetes und christliches Verlangen, so bald er wünschet, zu erfüllen? „So wolte demüthig bitten, daß mir solches mit ein paar Worten gnädig (das lautet sehr spöttisch) kundgemacht würde." Und wozu will er solche gnädige Nachricht anwenden? R[o]g[atio] „damit mich 1.) retiriren, und 2.) gantz dazwischen herausgehen oder 3.) einen andern Weg suchen möge; denn ich kanns nicht länger mehr in solchen Umständen aushalten sondern will lieber mit meiner Familie 4.) an die äußersten Grentzen 5.) unter die Indianer ziehen, oder 6.) in einer benachbarten Provintz außer Pensylvanien gehen, als den Untergang der ersten vereinigten Gemeinen sehen." Steht es so sehr schlecht, was soll man von dem gantz kürtzlich errichteten allgemeinen Frieden und der vollständigen Kirchen = Ordnung gutes dencken? Ich habe mir die Mühe angethan, und diesen anstößigen passum gantz abgeschrieben; nicht dazu auf selbigen so zu antworten, wie er verdienet, sondern vielmehr in der Hofnung, wenn H. P. M. selbigen zu Gesichte bekommen wird, er nicht werde verwehren können, sich hertzinnigst solcher ungeziemenden und desperaten Worte und Erklärung zu schämen, und mit Reue darüber sich vor dem Heylande, dem er gewißermaßen allen fernem Dienst wenigstens in Philadelphia und in gantz Pensylvanien aufgesaget, tief zu beugen. Und ist es nicht recht seltsam, daß er bittet, ihm anzuzeigen, ob wir uns entschloßen, die Hand abzuziehen, und gleich dabey uns ankündiget, wie nützlich er solche Anzeige brauchen wolle, nemlich: die Hand auch gantz und gar abzuziehen; da es vielmehr heißen solte: ich will dennoch die Hand nicht abziehen, sondern auf die Hülfe des HErrn harren. Jedoch, da ich wieder in H. P. M. Brief sehe, so finde noch solche wunderliche Reden, die man nicht unbillig unverschämtes Pochen und Trotzen nennen möchte. Es wird mir zuviel, selbige auch herzusetzen. Vermuthlich hat er eine Abschrift seines Briefes vom 1 Dec. behalten 14 , und so wird er wohlthun, wenn er mit Bedacht und Ruhe diejenige lange Stelle nachlesen wird, die sich mit diesen Worten anhebet: „Habe ich die Väter etwa ohne Vorsatz etc." und sich endiget mit folgenden „und die so lange angehaltene tröstl. Correspondence abgebrochen wird, ohne die erheblichsten Ursachen davon zu wißen." Ich muß bekennen, daß ich nicht genugsam begreifen kann, wie es möglich
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gewesen, daß H . P. M. der absonderlich von des theuren H . D. Fr[ancke] hertzlichen Liebe und Werthachtung gegen ihn, von so vielen Jahren her überflüßige Zeugniße gehabt, sich so schwer und gröblich hat vergehen können, und nicht darüber sofort von seinem eigenen Gewißen bestraft worden ist. Er schreibt zwar am Ende des Briefes: „Die Zeit und Umstände wollen nicht erlauben nach dem Decoro zu schreiben, weil zu sehr zerstreuet bin: bitte daher gehorsamst, H[errn] Väter wollen verzeihen und die Fehler übersehen." welche Bitte aber nicht viel beßer ist, als wenn ich jemanden ins Angesicht gespien habe und alsdenn sage: Vergebt mirs doch, daß ich das Decorum wegen Eil und Zerstreuung nicht beßer beobachtet habe. Weil denn obgedachter Br[ief] Beweiß genug giebet von H . P. M. großen Unmuth, Verdruß und lieblosen Verdacht gegen uns, als wolten wir die H a n d abziehen und ihn in seinem Alter quitiren und abandoniren: so will ich noch zuletzt, ob mir gleich das schreiben recht sehr sauer wird, ihm zu Liebe und Dienst, doch noch einmal fragen: Was hat er doch für gegründete Ursach zu dem allen gehabt? Etc. etc. Die Summa davon ist kürzl. dieses: A) Er hat nach Empfang unsrer letzten Briefe (die nach seinem Geständniß ausnehmende Zeugniße unserer väterl. Liebe und Erbarmung gewesen) das ist vom 22, Jan. 1762. bis den 1 Dec. 1762. keinen Buchstab von uns erhalten, da doch Schiffe genug und auch Bekante und namentl. ein junger Englischer Prediger, H . Duchee 15 , von London zu Philadelphia angekommen; dennoch kan er nicht anders denken, als die vorige tröstl[iche] Correspondence sey gänzl[ich] abgebrochen und aufgehoben, und wir wären entschloßen, ihn in seiner Noth zu verlaßen. Bey dieser seiner Vermuthung wird offenbarlich als ganz gewiß zum Grunde gesetzt, welches doch irrig und ungegründet ist, 1) daß die Bekante, die von Philadelphia nach London kommen, und namentlich] H . Duchee, ihre Ankunft in London so wohl als auch die Zeit ihrer Rückreise entweder mündl[ich] oder doch schriftlich] mir zu wißen thun und gethan haben; da mir doch keine solche Bekante, auch H . Duchee nicht, jemals kund worden. Das Briefgen vom 30 Jun. 16 hat mir jemand auf der Post zugesandt, ohne die geringste Anzeige, wer er sey. So sehr irret sich H . P. M. in diesem Punkt. Ferner ist bey ihm auch kein Zweifel, sondern ausgemacht 2) daß wir Zeit, Muße und Kräfte genug übrig haben, fleißiger nach Pensylvanien und an ihn zu schreiben, und weil solches im vorigen Jahr nicht geschehen, so ist das unserseits ein großes Verbrechen. Ich will hierauf von mir, meinen 70 jährigen Alter und zunehmender Schwachheit, auch sonderl. von meinen seit 1756. sehr geschwächten Augen nichts sagen, noch viel weniger meiner Arbeit und Geschaffte gedenken: aber darin weiß ich mich nicht zu finden, daß H . P. M. sich anstellet, als ob ihm unbekant oder ganz vergeßen sey, in was für Umständen der liebe H . D. Fr[ancke] sich befindet. Ein Mann von sehr schwächl. Leibes-Constitution, der
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in wenig Tagen in sein 69 Jahr treten wird, der T a g vor T a g mit ungemein vieler Arbeit als Prozessor] Theolfogiae] als Pred[iger] als Director des Paedagfogii] und Waysenhfauses] Anstalten als Insp[ector] des ersten Saal-Creises beladen ist 17 ; wozu noch sonderl. komt, die sehr große Mühe und Beschwerde, die er in der Krieges Zeit wegen der viel tausend Verunglückten und Ruinirten willigst über sich genommen; incl. die sehr weitläuftige und gesegnete Corresp. zum Nutz der ganzen Evangel. Kirche und letzlfich] die von so vielen Jahren her unermüdete treue Sorge für die auswärtige Evangel. Gemeinen in Ost und Westindien getragen hat etc. Daß dieser theure Mann und auserwählte Knecht des H E r r n so ungeziemend tractiret und einer vorsetzlfichen] Nachläßigkfeit] an H . P. M. zu schreiben, beschuldigt wird, das ist fast unerträglich] und thut mir über alles andre weh, da wir zusammen große Ursach haben, göttlicher Güte für seine bisherige Erhaltung, mitten unter der schweren Last, die ihn drücket, demüthigen und herzlichen] D a n k zu sagen und um Zulage seiner Lebens-Jahre von Herzen zu bitten und zu flehen. Dis mag denn von der ersten Ursach der großen Unzufriedenheit über uns des H . P. M. genug seyn, und wird ihm überlaßen, von der Beschaffenheit derselben zu urtheilen. B) Die andre Ursache seiner Beschwerden über uns ist: Er hat schon vor geraumer Zeit um gute Mitarbeiter von der besten Art und Beschaffenheit] und die sich für die dortigen Umstände recht schicken, demüthig suppliciret; aber sein Bitten ist bis den 1 Dec. 1762, ganz ohne Frucht geblieben. Weil er nun dabey gleichfals sich beredet, daß er nicht wohl glaubt daß der Mangel an solchen Personen, wie er verlanget, so sehr groß seyn solte, auch selbst zu der Zeit nicht, da von 1756. bis 1763. in ganz Deutschland und andern Orten ein erschreckl[icher] verderblicher] Krieg gewütet hat: so kan er sich nicht enthalten zu vermuthen, daß die Schuld des Ausbleibens der verlangten Gehülfen an uns und unserm Herzen liegen müße; und insonderheit, daß wir was wider ihn haben müsten, aber es ihm nicht zu wißen thäten, vermuthl[ich] weil wir heiml[ich] entschloßen wären, die H a n d ganz abzuziehen, und ihn in seinem Alter, nach 20 jährlichen] ausgestandenen großen Leiden zu quitiren. Wenn wir nun dergleichen] an ihm zu thun hinreichende Gründe hätten, so gedenket er, daß er mit guten Gewißen sein Amt in den 3 ersten Gemeinen niederlegen und sich vor der ganzen Christenheit darüber erklären (näml. justificiren) könne, etc. Dis ist summarisch der Inhalt der andern Ursach seines großen Mißvergnügens über uns, wegen der nicht empfangenen Hülfe an tüchtigen Arbeitern. Was soll man dazu sagen? Etwa die ungegründeten und irrigen Einbildungen näher durchzugehen und zu widerlegen? Aber wann wolte ich denn mit disem Br[ief] zu Ende kommen? Und sie verdienen keine Widerlegung, eben darum, weil sie auf einen ganz falschen Grunde gebauet sind. Das heilsamste, so hierbey für mich zu thun übrig, ist den H . P. M. herzl zu bitten, seinen ganzen Br[ief] und absonderlich] die in demselben] ausgedrückte unchristl[iche] Ungeduld, und von uns nicht verdiente höchstlieblose Anschuldigungen, in der Stille und vor dem H E r r n bedächtl[ich] durchzulesen, und als denn sein eigen Gewißen zum Richter zu setzen, daß selbiges den Ausspruch] thun möge, ob in selbigem der Geist der Wahrh. der Demuth,
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Sanftmuth, Geduld, Bescheidenheit] und D a n k b a r k e i t ] die Feder geführt oder nicht? Nebst disem muß ich ihm frey bekennen, wofern es ihm auch nach Empfang dises Schreibens noch schwer düncken solte, unserm Zeugniß von wegen des großen Mangels brauchbarer zuverläßiger Subiectorum, sond e r l i c h ] zu diser Zeit, völligen Glauben zugestehen, daß denn wohl kein ander Mittel, ihn von seinem Unglauben und Irthum zu überzeugen übrig seyn möchte, als daß er, an statt, an die äußersten Grenzen von America oder unter die Indianer zu gehen, selbst eine Reise nach Deutschland und absonderlich] nach Halle thun und sich aufs genaueste nach der wahren Beschaffenheit der Sache, und woran es gelegen, daß er ohne Hülfe gelaßen worden, erkundigen müße etc. Es ist sehr betrübt und schmerzl[ich] daß ein Knecht Christi, den ich von vielen Jahren herzl[ich] geliebet und werthgehalten, mir zuletzt durch sein unbedachtsames ungestümes Wesen die beschwerliche] Mühe machet, einen Brfief] von dieser Art, an welchem ich wegen meiner langsamen und zitternden H a n d bey 5 Tage zugebracht, zu schreiben. Schrecken und Bestürzung über den ganz unerwarteten Verfall eines solchen Mannes, und zugleich Liebe und Mitleiden, ihn zum Nachdenken zu bringen, haben mich angetrieben, mich über Vermögen anzugreifen. Am allermeisten jammert mich seiner und beklage ihn sehr, daß der H E r r aus heil, verborgenem Rath über ihn verhänget hat, sich an dem liebens = und verehrungswürdigen Mann, durch welchen er angefangen, den verlaßenen deutschen Leuten in Pensylvanien Lehrer und Prediger zuzusenden, so gröblfich] zu versündigen. Wenn H . P. M. den hiebey geschloßenen Brief deßelben von 22 Dec. 18 der so liebreich, gütig und väterlfich] ist, lesen wird: so thue der H E r r Barmherzigkeit an ihm und schlage kräftig an sein H e r z , daß er sein mannigfaltiges Vergehen wahrhaftig erkennen, und von Herzen bereuen möge. Mir hat er nichts abzubitten: Denn ich habe es wohl verdienet, von jedermann ausgescholten zu werden wegen deßen, daß ich bey weitem das nicht thue, was ich zu thun schuldig bin. Was der theure H . Dr. Fr[ancke] mir wegen Auszahlung der 50 £ Sterl. befohlen 19 , das will ich thun, wenn der Wechsel, wie bekant ist, an den Secretarium der Societaet H . Thomas Broughton 2 0 gerichtet wird. Was H . P. M. von dem Gelde der Fr[au] Genferalin] v. Bredow gemeldet 21 , das ist alles recht und gut, und wird selbiges seinem eigen Gutbefinden überlaßen. Ich wünsche, daß die Summa des Capitals bald möchte vermehret werden. Schließl. ist die Summa von allen dem, was ich nöthig gefunden zu erinnern, diese: H e r r P. M. meint es von Herzen gut, sowohl mit den 3 vereinigten Gemeinen, als auch mit den übrigen in Pensylv. und sähe ihnen allen gern aufs beste geholfen. Daran hat weder der H . D. Fr[ancke] noch ich den geringsten Zweifel; sondern halten ihn eben deswegen herzl. lieb und werth. Dabey aber wäre es denn auch sehr gut, wenn er fein auf seiner H u t wäre, und sein bekümmertes H e r z und unruhige Gedanken unter gehöriger Zucht hielte und seinen eigenen Einfällen und Vermuthungen nicht zu viel trauete. Hätte er dises bey seinem letzten Schreiben vom 1 Dec. 1762. gethan, so hätte er mich der sehr unangenehmen Mühe und Arbeit so ich auf disen Brfief] wenden müßen,
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überhoben. Wir haben gewiß insgesamt nöthig, mit Sirach cap. 23, v. 2. herzl. zu bitten und zu flehen: O daß ich könte meine Gedanken etc. — nicht schonete, wenn ich gefehlet. Nebst herzlicher] Anwünschung göttlicher] Gnade und Tröstung unter allen Leiden verharre d. 13 März 1763.
Sein zu Gebet und Dienst williger F. M. Ziegenhagen. 22
Abschrift in AFrSt IVC12:15 S. 131 —150. Von „Die Zeit und Umstände wollen nicht erlauben" (S. 37) bis zum Schluß des Briefes in Ziegenhagens, das Vorhergehende von fremder Hand. Auch in HD S. 1261 — 1276. Zum Ganzenvgl. S. 17. 1 2 3 4 5
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= Bd. II Nr. 239. = Bd. II Nr. 210. = Bd. II Nr. 213. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 578. Zur Entwicklung des Streits in Philadelphia vgl. Bd. II Nr. 195; Nr. 202; Nr. 204; Nr. 206; Nr. 207; Nr. 209; Nr. 211; Nr. 218; Nr. 221; Nr. 2 2 5 - 2 2 7 ; Nr. 229; Nr. 231; Nr. 234; Nr. 235; Nr. 239; Nr. 240; Nr. 242. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 581. Vgl. dazu Franckes Antwort an Mühlenberg vom 23. 3. 1763 ( = Nr. 252). Conrad Keimle (Kemle), ein Nachbar Mühlenbergs. — In seiner Verärgerung über Mühlenbergs Brief neigt Ziegenhagen dazu, der Erzählung Keimles mehr zu trauen als der Darstellung Mühlenbergs. Vgl. auch sein Schreiben an Francke in AFrSt IV C11:16 S. 121 — 124. Dazu läßt dieser ihm durch Fabricius mitteilen: „An H. Hofpred. Ziegenhagen d. 20 Maii 1763 P.M. wegen Pensylvanien In der Hauptsache sind d H . Dr. Francke, mit des H. Hofpredigers Hochedlen einerley Meinung, daß H. P. Mfühlenberg] den Zustand der Pensylvanische und insonderheit der Philadelphischen Gemeine im Zusammenhang hätte berichten, auch da so viele Schiffe aus Engelland dorten angekommen, welche doch wieder zurück gegangen, nicht so lange warten sollen, weil durch den Mangel der hinlänglichen] Nachricht freylich verursucht worden, daß man nicht mit solchem rechten Ernst auf die Absendung einiger Gehülfen dencken können, auf die Nothdurft derselben nicht so eingesehen worden, wie sie an sich gewesen, dagegen es sehr unverständig von ihm sey, daß er in seinem letzten Brief [Bd. II Nr. 239], ohne eine hinlängl. Nachricht weder von dem Zustand überhaupt, noch von der Harmonie zwischen den Predigern zu ertheilen, auf solche eine unziemliche Weise auf die Absendung der Gehülfen dringet, die eine Beschuldigung der Nachläßigkeit und des Mangels der Vorsorge involviret. Gleichwohl können d H. D. Francke nicht [ver]bergen, daß ihm des H. Kemle Erzählung noch kein hinlängliches Genügen thun, denn 1.) könne es wohl seyn, daß es von H. M. nicht wirklich gethan gewesen, da er just bey der in Philadelphia entstandenen Vacantz seine vorhabende Reise nach Raritan angezeigt und vorgenommen. Ob solches aber von ihm aus einer Politic geschehen, oder nicht vielmehr, da H. M. sich schon vorher zu solcher Reise verbindlich gemacht, er nicht anders handeln können, als selbige anzeigen und erwarten, ob die Gemeine dagegen die N o t wendigkeit seiner Gegenwart in Philadelphia vorstellen werde, und da solches nicht geschehen, sich ihnen nicht aufdringen können, sondern die Reise vornehmen müßen, solches wäre dabey noch weiter zu untersuchen. Da aber H. P. H[andschuh] und gewiße Vorsteher die Absicht gehabt den H. P. M. gantz zu verdrengen, so sey es nicht zu verwundern, daß sie an keiner invitation derselben gedacht, sondern eine Entfernung nach Raritan vielmehr gerne geschehen.
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2.) Könne wohl H . M. wenn er nicht alles verderben wolle, nicht anders handeln; als beyden Partheyen, so viel möglich, nachgeben, da ihn Zwiespalt aus externa betreffen, bey welchen das Nachgeben dem Gewißen eines Lehrers nicht zuwieder sey. Denn wolle er der einen Parthey recht und der andern unrecht geben, so würde nichts anders daraus entstehen können, als daß sich die beyden Partheyen trenneten und die Zerrüttung der Gemeine darauf erfolgete, wie es so in Germantown ergangen über dem Streit wegen des Klöckchens am Klingesack. Denn wenn ein solches freyes und ungebundenes Volck, wie die Pensylvanischen Gemeinen sind, einmal in ihrer Hitze gegen einander gestärcket werden, so sey es hernach nicht wieder zu bändigen. 3.) O b H . Kemle von der Gefar der Zerrüttung bey der Philadelphischen Gemeine auf den Fall, wenn H . M. dieselbe verließe, richtig urtheilen könne, und wenn er etwa von der Parthey sein solte, die seiner gerne los seyn will, richtig urtheilen wolle, müße man dahingestellet seyn laßen . . . D a nun H . M. durch seine moderation und Vorsichtigkeit sich noch bey allen, sowohl eigenen als auch fremden, Gemeinen also souteniret, daß es noch keine gewaget, sich ihm zu opponiren, da er vielmehr die unruhigen Gemüther immer wieder zu besänftigen, und auch in denen fremden Gemeinen zu Raritan, Yorck, und an mehrern andern Orten die U n r u h e zu stillen gewußt; hingegen der H . H . sowohl in Lancaster und Germantown als auch dem Anfang nach in Philadelphia gezeiget, daß er die Gabe nicht habe die Gemüther zu regieren: so geben der H . D. Francke zu bedencken, ob es nicht höchst nöthig sey, daß H . M. in Philadelphia als der Haupt-Gemeine bleibe, und H . H . nicht allein in derselben gelaßen werde . . . Im übrigen mißbilligen d H . D. Francke bey des H . M. Brief gar sehr, daß er sich in solche Vewirrung des Gemüths bringen laßen; und auch so gar von retiriren und davon gehen geschrieben; welches eine Schwachheit ist, die ihm von des H . H o f p r . Hochwd. mit sehr gutem Grunde vorgehalten worden . . . " (Aus einem Entwurf von Fabricius in AFrSt IV C 12:11 S. 1 0 1 - 1 0 8 ) . Vgl. Nr. 258 und Nr. 259. » Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. 10 Vgl. Bd. II Nr. 239 Anm. 6. 11 Vgl. ebd. Anm. 8. 12 Vgl. Nr. 239 Anm. 20 und 21. 13 Der Siebenjährige Krieg (1756—1763); vgl. Nr. 252Anm. 3. 14 Vgl. Bd. II Nr. 239 Nachbemerkung. >5 Vgl. ebd. Anm. 22. 16 Vgl. ebd. Anm. 7. 17 G. A. Francke war 1730 die Inspektion der ersten Diözese der Kirchen und Schulen im Saalkreis übertragen worden. 18 V o n G. A. Francke; vgl. Bd. II Nr. 246. 19 Vgl. ebd. S. 596. 20 Vgl. Bd. II Nr. 199 Anm. 1. 21 Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 582 mit Anm. 24. 22 Für die Zeit bis zum 16. 3. 1763 ( = Nr. 251) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz : (1) „Freytags dll Matt:... Besuch von Jürg Croesman und Wambold aus Indienfield, begehrten einen Rath wegen Conrad Detterer, der von H . Rauss vor 9 Jahren beleidigt, und seit dem sich von der Kirche separirt gehalten. Sie verlangten, Ich solte an den Conrad Detterer schreiben . . . Spät schrieb noch einen Brief an Conrad Detterer." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 181f.; vgl. AFrSt IV H 17 S. 32 und Tappert I S. 606). — Zu Rauß vgl. Bd. II Nr. 216. (2) „ Sambstags d 12 Mart:. . . Ferner kam Mr: Weiny ein reform : Ältester Genti, und brachte mir einen Brief von Theobald Beyer aus Baltimore T o w n in Maryland, worin ich gebeten wurde, auf sein Weib und Kinder in Germantown ein Auge zu haben." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 183; vgl. AFrSt IV H 17 S. 33 und Tappert I S . 606). (3) „Sontags den 13 Martii.. . Besuch von Mr: Falkenhan aus Neuyork, welcher Express kam und einen Brief von H . Weygand, und einen von etlichen] Gemein = Gliedern brachte wegen des Streits mit den Collectanten Leydig und Joseph Hauser." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 184; vgl. AFrSt IV H 17 S. 34 und Tappert I S . 607). - Vgl. hierzu Nr. 248 und Nr. 249. (4) „Montags den 14 Mart:... schrieb noch ein Briefl[ein] an H . D r : d: Wr[angel]." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 186; vgl. AFrSt IV H 17 S. 34 und Tappert I S . 607).
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251. An [J. S. GerockJ
Die Briefe des Jahres 1763
[Philadelphia, 16. 3. 1763]
S[alvo] T[itulo] Hochwerthester H Amts bruder Wir haben in voriger Woche durch ein gn[ädiges] Schreiben von unserm alten Freunde und Gevatter H Loeser 1 mit Betrübniß erfahren, daß Sie gefährlich kranck, und uns getröstet befunden, daß der barmhertzige Heiland seine Gnade und Hülffe zu anscheinender Genesung verliehen. Der Herr der Erndte wolle sich in Gnaden seiner armen Kirche erbarmen, und die ohne dem geringe Anzahl Getreuer nicht verringern, sondern vermehren und erhalten um seines Namens willen! Ich finde nöthig zu berichten, daß am vergangenen Sambstage M r Samuel Falckenham als Express von Newyork kam 2 und berichtete, daß wegen der Collectanten Sache eine große Verwirrung in der Schwamber Gemeinde entstanden so daß einige es mit den Collectanten andere dagegen hielten, und es nicht rathsam wäre daß H Pfr Bäger 3 sich dazwischen in Gefahr und Elend setzte, bis die Fermentation etwas vorüber, und man aus dem Sediment sehen könte cuius gen[e]ris? Weil ich nun aus einem Schreiben vom Gel Bruder H P Bager dat d 9 Februar: a[nni] c[urrentis] 4 vernommen, daß er sich Reise fertig mache und am 5 April G[eliebts] G[ott] Abschied nehmen wolte so finde mich gedrungen mit hochwerth: H Amts Bruder des falls zu conferiren. 1) H Br. Bager hat eine Translocation beliebet und wir gebilliget, beyderseits aus hinreichenden Gründen. Der Zweck ist die Ehre Gottes, die Erbauung unserer armens Glaubens = Verwandten und unsere Wolf ahrt. 2) Gott redet mit uns durch Umstände, und wir müßen auf seinen Winck kindlich Achtung geben daß wir nicht vorläufig und auch nicht nachläßig verfahren. 3) Die Gemeine in Yorktown 5 , wie gesagt wurde, wird den 3ten April, vacant, und müste nicht versäumet werden. Was gedencken Frater opt[imus] solte es wol nicht thunlich seyn, daß H Bager daselbst den Anfang machte welches schon ein Schritt näher nach Newyork zu wäre? Bis wir uns weiter recolligiren können, und sehen wie es in Nyork gehet. 4) Die Germantown Sache 6 ist auch auf die nächste Supream Court removirt; sie könte bald zu Ende kommen wenn nur ein begabtes Instrument bey der Hand wäre, und etliche Sontage hintereinander predigen wolte. 5) Meine Gemeinen in Providence und Neuhannover sind noch zu sagen Vacant. 7 Kurtz H Br: Bager muß sich nicht irre machen laßen wegen der Umstände mit Nyork, es wird sich bald aufschließen. Wir haben Vereinigte Vacante Gemeinen genug, wo er mit mehrerem Seegen arbeiten mag als in Canawage 8 , mir deucht die Vorsehung Gottes ziele drauf daß er seinen ersten Schritt nach Yorktown thun mögte bis wir eine Committee unsers Ministerii oder auch daß gantze an einen bequemen Orte conveniren ließen um von den höchst nöthigen Gemein Sachen und Translocation ernstlich zu conferiren. Ich bitte mir Dero wie auch H Bagers Nachricht und guten Rath aus 9 und verharre mit Respect an Werthe Familie S[alvo] T[itulo] meines h[och] Wferten] Herrn Amt bruders geplagter Diener.
Nr. 2 5 1 / 2 5 2
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 8 1762—63 IVH17 S. 3 5f.; auch in HD S. 1479—1481.
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16. 3./23. 3. 1763 S. 187—191
und in AFrSt
Jakob Löser, Schulmeister in Lancaster; vgl. Bd. II Nr. 140 Anm. 19 und Nr. 151 Anm. 56. Samuel Falkenhan besuchte Mühlenberg am Sonntag, den 13. März; vgl. Nr. 250 Anm. 22 (3). Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg zum 19.3. 1763: „Ich schrieb einen langen Brief an H . Weygand w e g e n der Collecten Affair, welcher vom H. Dr: Probst gutgeheißen." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 193; vgl. AFrSt IV H 17 S. 37 undTappert I S . 608). Vgl. Nr. 247 Anm. 7 (1) und (11). Vgl. Nr. 249 Anm. 8(1). Vgl. Bd. II Nr. 244. Zu den Auseinandersetzungen in Germantown vgl. Bd. II Nr. 230; Nr. 232 Anm. 11 (1) und (3); Nr. 233 und 238. Vgl. Bd. II Nr. 239 Anm. 8. V o n 1752—1763 war Bager Pfarrer in Conewago; vgl. Bd. II Nr. 241 Anm. 1. Vgl. dazu die Tagebucheintragung vom 26. 3. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 205): „Ferner empfieng einen Brief von H. P. Gerock aus Lancaster, worinn er berichtet, daß H . Pfr. Bager schon Platz und moveables verkaufft und sich rüstete auf die Reise nach Neuyork." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 41 und Tappert I S . 612.
252. [G. A. Francke] an M. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia.
[Halle], 23. 3. 1763
d. 23 Mart. 1763.1
Wohlerwürdiger, mein herzlich geliebter Bruder in Christo, Am 14ten huius habe Ihr wertes vom l lcn Dec. 1762.2 richtig erhalten. Weil Ihr Gemüth nach dessen ganzen Inhalt sehr bedrängt ist; so habe keine Zeit versäumen wollen sogleich eine Antwort nach Engelland abzusenden, und Sie zu versichern, daß mir es nicht in den Sinn gekommen, die Hand von den Pensilvanischen Gemeinen abzuziehen, sondern es auch bisher in meinem Gemüte das vornehmste Anliegen gewesen, wie für dieselbige einige neue Arbeiter unter Gottes Segen ausfindig gemacht und übersandt werden könten, da ich schon seit 2. Jahren wohl eingesehen und erkannt, daß es darauf am meisten ankomme, wenn das Angefangene erhalten werden solle. Es ist aber vornemlich der Mangel an solchen Subiectis, die man mit Zuverlässigkeit übersenden könte, daran schuld, daß man bis dato noch nicht damit dienen können. Sie können sichs wohl nicht vorstellen, wie sehr sich der hiesige Status verändert, man hat beym Waysenhause und Paedagogio Noth, wo man nur die nötigen
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Die Briefe des Jahres 1763
Arbeiter hernemen solle und muß mit manchem vorlieb nemen, den man besser wünschte, rechtschaffene Studiosi sind gar sehr rar, und wo auch noch etwas Guts ist, fehlt es doch an der Verleugnung, da die meisten nach der heutigen Philosophie ihre Vollkommenheit im Zeitlichen suchen. Andere gute Gemüter sind entweder am Leibe schwach, oder sonst gebunden. Dazu ist noch gekommen, daß bey dem bisherigen Kriege es auch desto schwehrer gehalten jemand zu finden, der sich zur Uebernehmung der Reise resolviret hätte, welche letzte Hinderung nunmehr seit dem 5ten Nou. a[nni] pfraeteriti] gehoben ist.3 In meinem letztern vom 22. Dec. 1762, welches aber bis her in Engelland noch auf die abgehende Schiffe gewartet, habe ich bereits versichert, daß mir die Aufsuchung neuer Mitarbeiter für Sie am Herzen liege und es nicht an meinem Willen, auch nicht an den nötigen Transportkosten liege, sondern nur an dem Mangel der Leute. 4 Indessen kan ich Ihren Kummer und Schmerz gar wohl erkennen, da Sie auf allen Seiten gedränget werden und bisher keine Hülfe gesehen: Zumalen es mir auf der hiesigen Universität fast eben so gehet, da ich sehe daß alles ins Verderben gehet und niemand ist, der sich des Schadens Josephs 5 annehmen will. Ihre lamentable Vorstellung hat demnach alle mögliche Wirkung auf mein Gemüte gemacht, daß ob ich gleich bisher mit allem Ernst auf Absendung der Mitarbeiter gedacht, ich doch nunmehr meinen Fleiß, jemand zu suchen, und Gott um Anzeigung der rechten Leute anzurufen nebst meinen treuen Mitarbeitern verdoppele. Gott wird sich ja über seine armen Knechte, die T a g und Nacht in America und Europa zu ihm schreyen, aus Gnaden erbarmen und einige treue Arbeiter anzeigen, und in H o f f n u n g , daß uns Gott erhören werde, will ich Ihnen versprechen, daß solche so bald als möglich übersandt werden sollen. So weit habe schon gleich nach Erhaltung Ihres werten Briefes geschrieben, und kan nunmehro, da ich dieses wegen anderer Hinderungen damals noch liegen lassen müssen, zu Ihrem noch mehrern Trost berichten, daß bereits einige Subiecta, die auswärts sich befinden, in Vorschlag sind, auch bereits an dieselbe geschrieben worden. Sölten auch dise die Vocation ausschlagen; so wird man doch immer auf andere dencken so lange bis man diejenige findet, die Gott f ü r die Pensilvanische Umstände versehen. Dies habe also sogleich noch beyfügen wollen. Daß Sie seit meinem Brief vom 15ten Jul. 1761.6 keine Briefe von mir bekommen bitte gar sehr für keinen Mangel der herzlichen Liebe und Vorsorge für Sie anzusehen. Sondern die Hauptursach ist, ausser meiner Schwächlichkeit und überhäufter Arbeit, daß ich nicht gewust habe, was ich schreiben solte. Sie sind auch gar nicht bey mir verklagt, ich kan solches auch nicht von H . Hfandschuh] sagen, welcher keine Beschwerden gegen Sie geführt: ich würde auch auf einseitige Klagen, da mir Ihr redlicher Sinn gar zu wohl bekannt, nicht mich gegen Sie haben einnemen lassen. 7 Ich habe im vorigen Jahre keine Briefe von Ihnen erhalten, als die ich unterm 22ten Dec. a[nni] p[raeteriti] 8 beantwortet (wie schon gedacht) nemlich den vom 14. Aug. 1761. 9 und den vom 10. ten Jan. 1762.10
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an den Herrn Hofpr. Ziegenhagen, worauf ich aber in der That weiter nichts zu antworten gewust, als was ich schon im Jul. 1761.11 geschrieben gehabt. Der von 30.ten Jun. 1762. an des Herrn Hofpredigers Hochw. ist mir nicht zu Gesicht gekommen. 12 Hätte ich aber eine Spur gehabt, daß Ihnen Gehülfen zugesendet werden könten, so würde gleich zu Ihrem Trost solches gemeldet haben. Uebrigens hoffe ohnedem, Sie werden sich mit einem neuen Kirchenbau, bey noch so starcken Schulden, nicht übereilen.13 Wegen der 9. £ Sterling, so H. Sen. Urlsperger Übermacht, und der 63. £ 15 Sch. von der Frau von Bredow kan ich an meinem Theil um so weniger etwas vorschreiben 14 , als mir die Umstände dieser Wohlthaten nicht eigentlich bekannt sind, überlasse also meines Orts die Einrichtungen desfalls Ihrem Gutbefinden nach der etwa bekannt gemachten Disposition der Wohlthäter. Alles übrige verspare iezo um der Eile willen. Den H. Kurz bitte herzlich zu grüssen. Wenn es möglich ist bitte Ihr Diarium sobald möglich zu überschikken: ich habe bereits eine neue Nachricht in der Arbeit.15 An den werten H. Probst Wrangel werde selbst einige Zeilen schreiben, und dises an ihn couverti16
ren. Der Herr stärke Sie, Ihren Muth nicht sinken zu lassen. Auf die bis herige grosse Prüfungen folget vielleicht desto mehrer Segen. Indessen sey Gott gepriesen für die Wiedervereinigung der Philadelphischen Gemeine, welche doch allezeit als die Hauptgemeine anzusehen ist.17 Gott wird schon auf diesen Sieg immer mehren Sieg und einen nach dem andern schencken. Der Herr vergelte Ihnen Ihre grosse Verleugnung, und segne es Ihrer Familie wiederum anderwärts reichlich. Wegen Ihres lieben Sohns beziehe mich auf das, was ich unterm 22ten Dec. a[nni] p[raeteriti] geschrieben.18 Dem treuen Schutz und Beystand des Herrn empfohlen, verharre Ew'.19 Entwurf in AFrSt IV C 12:17 S. 1 Iß—15»; auch in HD S. 1278—1280. 1 2 3
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Datumsangabe von fremder Hand. = Bd. II Nr. 239. Francke meint den Präliminarvertrag von Fontainebleau (3. 11. 1762), dem am 10. 2. 1763 der Friedensschluß von Paris folgte. Vgl. Bd. II Nr. 246 S. 596. Vgl. Am 6,6. = Bd. II Nr. 210. Vgl. Nr. 250 S. 33f. = Bd. II Nr. 246. = Bd. II Nr. 214. = Bd. II Nr. 221. = B d . II Nr. 210. Vgl. Bd. II Nr. 239 Anm. 7; Nr. 250 S. 37. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 579f.mitAnm. 10. Vgl. ebd. S. 582 mit Anm. 23 und 24. Vgl. Bd. II Nr. 246 S. 597. Franckes Schreiben an Wrangel vom 23. 3. 1763. Erhalten in AFrSt IV C 11:18 S. 129 (auch in H D S. 1166).
Die Briefe des Jahres 1763 Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 2 und Nr. 239 S. 581. Vgl. Bd. II Nr. 246 S. 597. Für die Zeit bis zum 17. 4. 1763 ( = Nr. 253) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 25sten Martii:.. . Empfieng einen Brief vom H . P f r : Roth, worin er berichtete, daß er einen jungen Menschen in der Information hätte, der römisch-Cathol. erzogen, und sich zu unserer Religion confirmiren lassen wolte. Weil er ihm nun seinen Rosen = Krantz und Buch übergeben so verlangte er an deßen statt von mir ein Gebet Buch: Ich ward darob vergnügt." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 204; AFrSt IV H 17 S. 40f. und Tappert I S. 611). - Zu Roth vgl. Nr. 247 Anm. 2. (2) „Sambstags den 26 Mart:.. . Empfieng auch einen Brief von dem Catecheten aus Neuhannover, welcher berichtet, daß er über 50 junge Leute im Unterricht hätte, und ängstlich frug, ob ich nicht auf Ostern hinauf kommen, und das Heil: Abendmahl in Neuhannover halten, und die jungen Leute weiter vornehmen und confirmiren könte? Ich antwortete, daß G[eliebts] G[ott] zwischen Ostern und Pfingsten es thun würde, aber den Sontag oder die gewiße Zeit erst nach Ostern bestimmen müste." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 205; vgl. AFrSt IV H 17 S. 41 und T a p p e r t l S. 61 lf.). — Zu dem Catecheten Jakob van Buskerkvgl. Bd. II Nr. 203 Anm. 23. (3) „Montags den 28 Mart: . . . Fand zu H a u s e den Schwedischen] H . Adiunctum Horneil, behielt ihn zum Mittage, und hatte erbaul[iche] conversation bis 2 U h r : Er brachte mir einen Brief von etlichen] Ältesten der Hochteutschen Gemeine aus N e u y o r k wegen ihres Collecten Streits." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 208; vgl. AFrSt IV H 17 S. 42 und Tappert I S. 612). — Nikolaus Horneil, geb. in Stettin, studierte an der Universität in Lund und wurde dort am 20. 9. 1749 ordiniert; er versorgte dann eine Gemeinde in der Provinz Schonen. 1760 wurde er wegen Mordverdacht verhaftet; dem Urteil entzog er sich durch Flucht. Im Januar 1763 kam er in Wilmington, Delaware, an und nahm Kontakt zum schwedischen und lutherischen Ministerium auf. V o n Juli 1763 bis Juni 1765 versorgte er die Yorktowner Gemeinde, von der er im Mai 1763 eine förmliche Berufung erhalten hatte. Vgl. H N 2 Bd. 1 S. 568f.; Glatfelter I S. 66; Schmauk, History S. 374. — Z u r N e w Yorker Kollektenaffäre vgl. Nr. 247 Anm. 7 (11); Nr. 248 ; Nr. 249; Nr. 250 Anm. 22 (3) ; Nr. 251. (4) „Donnerstag 7 April... Besuch von Leonhard Walter aus Neuhannover, welcher ein Brieflein brachte von Mr: Jürg Jürger." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 220; vgl. Tappert I S. 616). (5) „Montags den 11 April . . . Empfieng einen Brief vom H . P f r : Kurtz aus Tulpeh[ocken] d[urc]h Caspar Krüger und Liebegut, worin er wegen Germantown nachfrug. Ich schrieb eine Antwort, daß es nemlich noch finsterer mit der Germantowner Sache aussähe wie jemals . . . Am Abend schrieb einen Brief an H . P. Gerock nach Lancaster, antwortete, daß H . P f r : Bager noch in N e w York, und daß er seine Reise fortsetzen mögte. Ferner daß es mit der Germantowner Sache sehr mißlich aussähe : daß wir bald eine Committee aus dem Ministerio convociren und die Gemein Sachen abhandeln müsten: Zuletzt auch wegen H . P : Bor[ell] in Wilmington." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 225f.; vgl. AFrSt IV H 17 S. 47f. und Tappert I S. 618). - Zum Verlauf der Auseinandersetzung in Germantown vgl. Bd. II Nr. 230; Nr. 232 Anm. 11 (1) und (3); Nr. 233. Die Konfrontation zwischen den Anhängern Rapps und den sich zum lutherischen Ministerium haltenden Gemeindegliedern spitzte sich immer mehr zu, da die Verhandlungen vor Gericht um das Recht an der Kirche sich verzögerten. Am 12. 4. 1763 schreibt Mühlenberg in sein Tagebuch (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 226f.) : „. . . Hernach kamen noch 2 [Männer aus Germantown] dazu und sagten, weil die Streitsache nicht in dieser Supream Court ausgemacht werden solte, so wäre der H a u f f e gesinnet am nächsten Sontage die Kirche mit Gewalt einzunehmen und den P f r : Henrich Rap herauszustoßen etc. Ich sagte, daß wir Prediger und Älteste mit solcher Procedur nichts zu schaffen haben wolten etc. Hernach kamen noch 3 dazu, nemlich M r : Gilbert, Kreuter und sein Schwager, welche sagten, daß ein groß Unglück blühete, wenn die Sache nicht in der Supream Court ausgemacht würde. Ich gab ihnen gleich eine neue Speciem facti und noch eine andere Schrifft und sagte, sie mögten gleich zu Esq[uire] Allen dem höchsten Richter und zu des Königs Agenten gehen, und meine Schrifften übergeben, und die Gefar mündlich vorstellen . . . Nachmittags kamen Mess rs Gilbert, Metz, Nübel etc. und berichteten mit großen Freuden, daß in dem H o h e n Gerichte befohlen und beschloßen worden, die Gegenparthey solte unsern Leuten den Schlüßel und Raum geben, um jeden Sontag wechselweise,
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neml. einmal vormittags, und den 2ten Sontag Nachmittags Gottes = Dienst in unserer Kirche zu halten. Weil ich nun versprochen nächsten Sontag in der St. Peters Kirche auf Barrenhill vormittags Gottesdienst zu halten, so bestellete, daß als denn G[eliebts] G[ott] Nachmittags zum erstenmal in der Germantowner Kirche predigen wolte." Vgl. auch AFrSt IV H 17 48f. und Tappert I S. 618. (6) „Sambstags den 16 April:. . . schrieb auch einen Brief wegen des Verlaufs mit Germantown an H . Kurtz Senior, weil Mess rs Sam: Weiser und Bauer da logirten und auf der Reise nach Reading begriffen waren, die den Brief mit nehmen konten." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 232; vgl. AFrSt IV H 17 S. 50 und Tappert I S. 619). Am 13. 4. 1763 notiert Mühlenberg in seinem Tagebuch (PM 95 A Nr. 8 1762 — 63 S. 226): „. . . kam wieder ein Expresser von Germantown mit der Nachricht, daß unsere Leute den Schlüßel zur Kirche gefodert, der Christian Schneider als Raps Altester hätte geantwortet, sie wolten f ü r einen Schulmeister die Kirche nicht öffnen, wenn sie aber einen Prediger mitbrächten, so solte die Kirche geöfnet werden. Und nun meineten unsere Leute, ich müste heute nothwendig hinaus kommen, um die Possession zu kriegen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 49 und Tappert I S . 618.
253. M. u. a. an J. G. Alsentz und die reformierte Gemeinde in Germantown Germantown, 17. 4. 1763 WohlEhrwürdiger H . Pfarr 1 , und Praeses des Kirchen Raths der Vereinigt] Evangelisch = reformirten Gemeine in und um Germantown, Ehrwürdige H H . Alteste und Diaconi der vorbesagten Gemeine, in Christo unserm Höchst gelobten Oberhaupte Geliebte Freunde und Gönner: Wir die unten benamte, finden uns verpflichtet und verbunden, Ihnen als Vätern so wol, als auch allen ordentlichen Gliedern, dero respectiven Gemeine demüthig und hertzlichen Danck ab zustatten, das wohl gedacht Dieselben aus Christlicher, vor Gott und seiner Christenheit zu preisende Liebe und Mitleiden, uns in unsern leidenden Umständen eine Zuflucht und Raum in Ihrer Kirche vergönnen 2 und dadurch ein Muster der Nachahmung aufstellen wollen, wie Christen einander lieben, und die güldene Regel des großen Versöhners nicht allein im Munde führen, sondern auch ausüben solten. Matth: 7,12. Alles das Ihr wollet, daß Euch die Leute thun sollen, das thut Ihr Ihnen. Ob wir uns wol als arme Sünder und sehr schwache Christen, ja auch unwürdig einiger Liebe und Wohl that achten, so hoffen wir doch, der aller gnädigste Heiland und Richter des Erdkreises werde Ihre uns erwiesene Liebe am letzten Gerichtstage vor allen Engeln und Außerwählten mit unter die Rubric bringen und sagen Matth: 25,35. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherberget Collfectum] V: 40. Es bleibet also unsere Schuldigkeit von Hertzen zu wünschen, und vor Gott in Christo zu flehen, daß unsere Werthe Gönner und Freunde nie dergleichen
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Die Briefe des Jahres 1763
Streitigkeit in ihrer Kirche erfahren, noch durch Satans List, oder Gewalt aus ihrem Eigenthum vertrieben werden 3 , sondern unter Gottes allmächtigem Schutz und beständigen Entschlußes seines guten Geistes in Christlicher Einigkeit aus und eingehen und so leben mögen, daß Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küßen4, und wir alle Zeit ein Muster behalten in einigem Nothfall, Ihnen so zu thun, wie Sie uns gethan haben, und mit Danckbarkeit zu verbleiben. Ew. WohlEhrw: Geehrten Herren Altesten, H H . Vorsteher und aller respectiven Glieder, zur Liebe und Dienst verbundene Diener Henrich Mühlenberg, Christoph Jacobi, Johann Groothaus, Wighard Müller, Anthon Gilbert, Georg Carst, Conrad Metz. Germantown den 17 April 1763.5
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 8 1 762— 63 S. 239—241, dort eingeordnet unter dem 21. 4. 1763. 1 2 3 4 5
Johann Georg Alsentz; vgl. Bd. II Nr. 238 Anm. 1. Vgl. Bd. II Nr. 238 S. 577. Vgl. Nr. 252 Anm. 19 (5) und (6). Vgl. Ps 85,11. Für die Zeit bis zum 19. 4. 1763 ( = Nr. 254) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags den 18 April schrieb einen Brief an H. Kurtz Senior, welchen H. Schäffer mitnahm nach Earltown, weil H. Kurtz daselbst nebst H. P: Gerock die Woche den Grundstein zu einer Lutherischen Kirche legen solten." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 234; vgl. AFrSt IV H 17 S. 51 und Tappert I S. 620). — Am 21. 4. 1763 wurde in Earltown der Grundstein zu einer weiteren Kirche gelegt. Zur Geschichte von Earltown (heute: New Holland) vgl. H N 2 Bd. 1 S. 177f.; Glatfelter I S. 312f. (2) „Dienstags den 19 April verfertigt = und datirte einen Brief wegen meiner 3 Söhne an den Herrn Pastor Pittius in London." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 234; vgl. AFrSt IV H 17 S. 51 und Tappert I S. 620). — Am 27. 4. 1763 verabschiedene Mühlenberg seine drei Söhne Johann Peter Gabriel, Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst, die in Begleitung von William Allen nach Halle gingen. Vgl. PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 246f.; AFrSt IV H 17 S. 54f.; Tappert I S. 623; Mühlenbergs autobiographische Notizen in PM 95 Z 26 und Mann S. 400. Johann Reinhard Pittius war Pastor an der Marienkirche in der Savoy in London; vgl. Bd. II Nr. 195 Anm. 82.
254. An[G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 19. 4. 1763
Hochwürdige, in unserm einigen Herrn und Meister Jesu Christo zu venerirende Väter und unermüdete Wohlthäter! Habe ich armer abgemattet = und abgelebter Knecht, an der Pennsylvanischen Mission unwißend Schaden gethan, oder Dero geheiligte Personen belei-
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digt, oder sonst etwas Ahndungs werth gemißhandelt, so bitte unterthänigst um Gottes und meiner Seelen willen, mir solches eröfnen zu laßen, damit ich mich und die Sache prüfen, wo möglich remediren, oder meine Verantwortung, wie einem jeden beklagten von Gottes und Rechts wegen erlaubt, zur gütigen Beurtheilung vorgelegen, wo ich schuldig befunden, gehörig abbitten, und mit Ruhe, entweder sterben, oder wenns gefodert wird mein Amt niederlegen möge. Ich lebe der H o f n u n g , meine vielfältig mit untergelauffene Amts = Fehlern werden vor Gottes Gerichte, durch des mitleidigen Hohen Priesters Fürbitte Pardon finden, und auch bey Hochwürdigen Vätern ein milder Urtheil verursachen, wenn meine bis in die 21 Jahre hier erlittene Versuchungen von innen und außen, die unzehlbare Zerstreuungen, Fatiguen, Anfechtungen, allerley frembde Vorfälle und Nachstellungen, und Unerfahrenheit, in Consideration gezogen werden. Meine letztere Nachricht von hier aus war den 1 decembr: 17621 datirt, von Sr: H o c h E h r w : dem Schwedischen Herrn Probst de Wrangel und H . P f r : Kurtz mit unterschrieben 2 , an S[eine]r S[eine]r H[ochwürden] H[ochwürden] Herren Hofpr[ediger] Zfiegenhagen] und D r : Francke adressiert und von meinem nächsten Nachbar Conrad Keimle 3 zur Bestellung mitgenommen. Sehr besorgt und verlegen macht es mich, daß von Hochwürdigen Vätern seit dem Hochgeneigten vom 15 Julii und 13 Aug: 1761.4 keine Zeile mehr gesehen, noch sonst etwas gehöret! Wenn ich die letztern gnädigen Zuschrifften durchsehe, so finde in denselben, daß Sr: Hochwürden H e r r D r : Francke mir eine unverdiente höchst nöthig und angenehme Gnade verheißen, nemlich ein oder mehrere von meinen Söhnen in die gesegnete Anstalt zu Glaucha zu nehmen. 5 Weil ich nun, seit dem in Philadelphia wohne 6 , noch viel mehr Mühe, Arbeit und Zerstreuung habe, und gar keine Stunde, vielweniger einen T a g zur Erziehung meiner 7 Kinder übrig behalte, und sich meine Umstände in ein dilemma concentriren, nemlich daß entweder mein beschwerlich Amt niederlegen, mich in einen Winckel retiriren, mit meiner H ä n d e Arbeit ernehren, und dabey meine Kinder aufbringen, oder in der weitläufftigen Gemein Arbeit bleiben, und meine Kinder gäntzlich versäumen, und durch Satans List zum Argerniß, Anstoß und Nachtheil des Amtes ins Wilde wachsen laßen muß, ich aber doch nicht füglich von den Gemeinen los kommen kan; so habe aus dringender Noth im Vertrauen auf den lebendigen Gott, und Zuversicht zu Hochwürdiger Väter alten Liebe und Güte, und aller übrigen Kinder Gottes in Europa Beystand es wagen, und 3 meiner Söhne, nemlich Johann Peter, Friedrich August und Henrich Ernst von hier hinübersenden 7 , und sie als arme Waisen und Frembdlinge zu Dero Füßen legen und demüthigst flehen sollen, daß Hochwürdige Väter um Christi und seines Namens willen für ihre christliche Erziehung väterlichst zu sorgen geruhen wollen! Die Fracht von hier bis England habe mit 21 Guineas bezahlt, ohne was sonst ihre Kleidung und Ausrüstung gekostet. Was die weitere Fracht über Hamburg bis nach Halle betragen mögte, wolte auch hertzlich gern auf den ersten Winck erstatten, wenn das nöthige von ein oder andern H o h e n Gönnern
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in London vorgeschoßen werden könte. Ich weiß nicht wie es gegenwärtig in unserem teutschen Vaterlande, nach so vielem Ungewitter mit den Anstalten aus sehen mag; und wolte gern meinen letzten Scherf aus der Nahrung drauf wenden, wenn sie nur christlich erzogen werden mögten. Habe auch gar keine eitele Geda'ncken, als ob sie just studiren müsten, sondern laße es gäntzlich der Gnädigsten Führung Gottes und seiner Kinder Einsicht über, wenn sie nur ihre Seelen zu retten lernen, und dem gemeinen Wesen nicht zur Last werden. Der älteste könte zur Noth balde als ein Lehr Junge zur Chirurgie oder sonst einer ehrlichen Handthierung ausgethan werden 8 , doch ohne die geringste Vorschrifft, sondern nach Dero väterlichen Rath und beßern Einsicht, was und wie sichs am besten fügt. Uber den mitlern Friedrich August habe noch viel weniger zu disponiren, weil Hochgedachte Väter aus condescendirender Liebe auf meine flehentliche Bitte, seine Hohe Gevattern zu seyn geruhet. 9 Solte es der gesegneten Anstalt in Glaucha bey dermaliger harter Prüfung zu hart fallen mehr als einen, oder gar auch nur einen auf zu nehmen, so mögten sich durch Hochwürdiger Väter gütigste Recommendation vielleicht hie oder da privat Gönner und Freunde finden, welche sie einzeln auf eine Zeitlang aufnähmen, bis auf weitere Einsicht nach göttlicher Vorsehung. Vielleicht mögten Sr: Hochgräfl[ichen] Excfellenz] der regierende Herr Graf von Wernigeroda 10 , die mir in Teutschland ausnehmende Gnade bewiesen, einen davon in Dero Waisen Haus aufnehmen, wenn die Anstalt nicht etwa durch den Krieg ruinirt worden etc. Oder wenn sie beysamen in der gesegneten Anstalt zu Glaucha bleiben könten, so müste sehen, wie für sie bezahlte. Denn so lange noch ein Heller bey mir übrig ist, will nicht gern zur Last werden. Ich kan also vor der Hand weiter nichts thun, als den allergnädigsten Vater im Himmel mit Gebet und Flehen anlauffen, und hoffen, daß Er mein Angesicht nicht beschämen werde! Der Überbringer meiner armen Kinder ist mein Cousin aus dem Hannövrischen gebürtig, heißet Justus Meyer11 Chirurgiae Practicus, und ist auf der Reise nach seinem Vaterlande. Er hat mir versprochen die Kinder bey unsern Hohen Gönnern in London zu überliefern. Was unsere Gemein Umstände gegenwärtig betrifft, so ist a) die Gemeine in Philadelphia ziemlich ruhig, weil das gröbste geschlichtet und am 18 October vorigen Jahres eine Kirchen = Ordnung von Predigern, Trustees, Altesten, Vorstehern und Gliedern unterschrieben. 12 In der letztern Kirchen Rechnung vom 6 Jan: a[nni] c[urrentis] erhellete13, daß bey 5 hundert £ an der großen Schuld abbezahlt und die übrige Schuld noch 2 tausend und 1 hundert £ war. Meine arme Gegenwart hatte so viel geholffen, daß sich die Einnahme in dem Jahre auf 9 hundert £ belauffen, und beydes Kirche und Schulhaus offt zu klein für die Zuhörer war. b) Die Germantowner Kirchen Sache ist nach einem langwierigen Process so weit gediehen, daß unsere Freunde gestern als am 17 April nach 10 Jahren zum ersten mal wieder Gottes = Dienst in ihrer Kirche zu ungemeiner Freude und Trost aller Gottliebenden Seelen halten durfften. 14 Ich muste die erste Predigt bey großem Zulauf des Volckes halten, welche Nachmittags über die Epistolische Lection 1 Petri 2, 21 bis 25 thath, und stellete vor: Die rechte Gestalt einer
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Evangelischen Gemeine 1) nach der Lehre 2) nach Leben und Wandel. Der Gottes vergeßene Prediger Henrich Rap15 hat zwar noch Possession auf dem Pfarr Platz, und seine Rotte, unsere Leute gedencken aber, es werde nicht lange mehr mit ihm dauern, weil ihnen die Obrigkeit ein Gebiß ins Maul gelegt. Nun fehlet es an ein paar getreuen Arbeitern, insonderheit für die Gemeinen in Neuhannover und Providence, und für Philadelphia. Unser philadelphische Kirchen = Rath hat eine Supplique von uns Predigern mit unterschrieben 16 im Monath Februarii an Hochwürdige Väter gestellet, und mit 2 bekanten Freunden hinaus gesandt, worin sie um einen Collaborator für die Schule und Kirche gebeten. Unsere Germantowner Gemeine und die auf Whitemarsh oder Barrenhill haben Herrn Kurtz senior beruffen, und er wäre auch gewillet den Beruf an zu nehmen, weil er schon alt und mürbe von dem vielen Reiten worden, wenn nur ein ander treuer Prediger in seinen Tulpehocker Gemeinen wäre 17 ; die so wenig als die Neuhannoveraner und Providencer mit gutem Gewißen in die Rapuse gegeben18 werden können, oder solten. Die letztern schwehren Leiden und Anfechtungen in Philadelphia haben mich dermaßen geschwächet, daß ich mit nächstem meinen Abschied aus dieser Welt vermuthe, wornach mich auch hertzlich verlanget, weil satt und müde in der arglistigen krummen Welt bin, und an meinem geringen Theil mehr erfahren habe als schreiben oder mündlich aussprechen kan. Der ärgerliche Streit war zwischen beyden Partheyen in der Gemeine zu Philadelphia so hoch gestiegen, daß sie öffentlich wieder einander im Druck fochten. 19 Und weil die Sache zum völligen Ruin reiff war, so wurde von verständig unpartheyischen Freunden gebeten und pressirt, daß ich auch öffentl. herausgehen und die gantze Sache unpartheyisch im Zusammenhange drucken laßen solte, weil die meisten Leute keinen Begriff von dem Statu Controversiae hatten, und blindlings gegen einander sich versündigten. Ich verfertigte dahero die Beylage Litt: A:20 sagte den Altesten den Innhalt, und gab sie in die Druckerey, nachdem ein und anders, obwol der Wahrheit gemäß, aber doch nicht rathsam, von dem Herrn Pro[p]st de Wrangel durchstrichen war. Als die Altesten sahen, daß es mein Ernst war, so boten sie Friede an, und so ward denn endlich am 18 October der Friede geschloßen, und die Flamme nach und nach ausgelöschet, obwol noch Gluth genug unter der Asche glimmet und wieder ausbrechen könte, wo Gott es in Gnaden nicht verhütete, und ich nicht tragen und leiden könte durch Gottes Erbarmung. Die Beylage Litt: B.21 war von des Volcks Parthey zum letztern Druck fertig gemacht, wurde aber untergedrückt und zurück genommen, weil der Friede erfolgte. Die Volcks Parthey vermuthete das H. Handschue die Hand mit in die Altesten ihren gedruckten Streit Schrifften gehabt, wiewol es die Altesten durchaus denegirten. Die Beylage Litt: C.22 ist mein mageres Journal von meiner Amts = Führung in den Jerseyer Gemeinen. Ich bedaure daß nicht Zeit gehabt es in Ordnung zu bringen, weil viele erweckliche Umstände ausgelaßen, die ich suppliren können, und dieses so zu reden nur als ein Skelet aus dem Memorandum Buch abgeschrieben.
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Litt: D.23 ist ein Extract aus meinem Protocoll, wie es der Herr Probst de Wrangel nach Schweden gesandt. Das Protocoll selber hat noch verschiedene Particularia, die ich nicht dienlich erachtete nach Schweden zu schicken. Es ist mir unmöglich gewesen, das Protocoll gantz abzuschreiben, des wegen ließ des Herrn Probstes seinen Extract abcopiren, bis ich Zeit gewinne, das gantze zu communiciren. Die Beylage Litt: E.24 ist mein einfältig Responsum, das mir von dem Herrn Probst und seinem Kirchen Rath abgenöthiget, und an S[eine]r Majest[ät] den König und Hochw[ürdigen] Ertzbischof gesandt wurde. Wenn doch der Eigenthums Herr und große Hirte seiner verirrete Schaaffe [vgl. Hebr: 13,20] in Gnaden drein sehen und aus Erbarmung durch Hochwürdiger Väter gütige Vermittelung balde ein paar treue Arbeiter für Philadelphia, Germantown, Providence und Hannover bescheren und senden wolte! ehe ich sterbe und die armen Gemeinen noch vollends ruinirt werden! Die Last drücket von allen Seiten zu schwer auf mich, und die Lebens Mittel und Geister sind zu schwach zum resistiren, und darf dazu nichts sagen von weg ziehen oder sterben, sonst ist Unruhe und Lerm. Und was die Last vermehret, ist, daß keine Nachricht von Hochwürdigen Vätern aus Europa bekomme, und also gar nicht weiß, wie es stehe, und was die Ursache sey? Sölten Hochwürdige Väter noch im Thränen = Thal, und auf mich erzürnet, oder bereits zu den vollendeten Gerechten heim geruffen seyn, so hätte ich mit Außendung meiner unmündigen Kinder einen neuen Fehl begangen, und meine Noth vermehret. Hoffe aber zu dem allergnädigsten Vater im Himmel, Er werde ihnen als Waisen und unmündigen Frembdlingen seine Hülffe angedeyen laßen. Der die jungen Raben speiset, wird sich um Christi willen auch meiner Kinder erbarmen, wenn sie Ihn anruffen. 25 Mit diesem wenigen ersterbe Philadelphia d. 19ten April 1763.
meiner Hochwürdig und Hoch zu Ehrenden Herren, Wohlthäter, und Gönner unnütz und geringster Knecht Henrich Mühlenberg.
P.S. Litt: F26 ist ein Memorand: von der letztern Gemein = Versamlung 1762 hier in Philadelphia gehalten. Wegen der fernem Fracht von London auf Hamburg habe meinem ältesten Sohn Peter, noch 4 Guineas mit gegeben, weil wegen der hiesigen Fracht und übrigen vielen Unkosten nicht mehr aufbringen konte. Und im äusersten Nothfall, wenn etwa, das Gott in Gnaden verhüte, meine wenige ehemalige Hohe Wohlthäter und Gönner in Engelland nicht mehr am Leben seyn Sölten, so hat Sr: HochEhrw: Herr Probst Wrangel, einen Brief an seine Correspondenten neml. To Mess" Andrew and Charles Lindegren Merchants at London 27 mit gegeben, und darin ersucht, daß sie auf sein Wort meinen Kindern Vorschub leisten mögten, wenn es erfodert würde. Wie Sie aber von Hamburg nach Halle
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kommen sollen, weiß ich nicht, weil keine besondere Freunde und Correspondence daselbst habe. Der Gnädigste Vater im Himmel, deßen Vorsehung noch bis über die Sperlinge28 hinaus reichet, wird durch seine Kinder Mittel und Wege anweisen und gnädigst sorgen. Weil noch ein wenig Raum übrig, so melde demüthigst, daß gestern als am 24sten April29 vormittags in Germantown das 2te mal in unserer Lutherischen Kirche Gottes = Dienst halten muste, woselbst mit besonderer Aufmunterung unter Gottes Beystand über Offenb: 3,11 Siehe, Ich komme bald; halte vest was du hast, daß Niemand deine Crone nehme predigte. Die Kirche war zu klein für alle Zuhörer, und das Wort schiene ein zu weichen. Vergnügt anzusehen, daß alle die alten, seit 10 Jahren her zerstreuet und verschmachteten Schaaffe sich mit Zittern freueten, und mit Wollust geträncket wurden, wie mit einem Strohm! Da aber in der philadelphischen Gemeine derweile ein Gemurmel entstund, über meine 2 malige Abwesenheit aus gar verschiedenen Gründen und Motiven, weil einige sagten, H. H[an]ds[chuh] könte die Germantowner bedienen etc., er aber sein Alter und Schwachheit vorwendet etc. andere hingegen die mein herunterziehen /: aus falschen Absichten :/ nicht gern sahen, gern Öhl ins Feuer gießen, und sagen: wir haben das zuvor prophezeyet, daß der Mb: nicht lange an einem Orte bleibet, und daß unsere Allmosen abnehmen, wenn er offt abwesend ist etc. etc., so galloppirte nach der Vormittags Predigt von Germantown zurück, damit nachmittags in Philadelphia predigen konte. Ich nahm zum Eintritt vor der großen Versamlung vor, durch Gottes Beystand das Gemurre zu dämpffen, nemlich: Ich vermuthete die Gemeine, wolte gern wißen, warum 2 Sontage abwesend gewesen? Die Ursache stünde Luc: 10.3C es wäre Ein Mann zwischen Jerusalem und Jericho unter die Mörder gefallen, weßen Religion aber die Mörder gewesen könte nicht sagen — Da nun der Priester und Levite vorbey gegangen, so hätte der Samariter den Patienten verbunden und in die Herberge gebracht: Hernach predigte unter Gottes Beystand über die Epistol: Lection 1 Petri 2,11 = 17. das nöthigste, nicht ohne Eindruck. Vernahm aber nach der Predigt mit Schrecken, daß derweile ein höchst ärgerlicher Tumult in der hochteutsch reformirten Kirche gewesen. Es gieng der hiesigen reformirten Gemeine vor etlichen Jahren, wie den Germantownern.31 Die reformierten] wolten nicht unter der Synode von Holland, und die Luth[eraner] nicht unter dem Joch der Hallenser stehen, sondern Freiheit, Americanische Freiheit haben, ihre Prediger selber zu wählen und ab zu dancken. Die hiesig Ref[ormierten] haben vor einem Jahre einen ehrbar Gelehrten Schweitzer Domfinus]32 angenommen, da aber letzthin die Altesten und Vorsteher mit ihm zerfielen, so schrieben sie ihm geschwind den Abschied, verboten ihm die Kirche und ließen Sontags [die Predigt] durch ihren Schulmeister vorlesen. Der arme Hauffe aber dachte, die Ursachen seiner Abdanckung nicht hinreichend, und unterschrieb ihm einen neuen Beruf und versammelte sich Sontags zu ihm ins Pfarrhaus, um ihn zu hören.33 Die Altesten oder reiche, obwol kleinste Parthey konten nicht gleich einen andern Prediger wieder kriegen, und ließen einen ordentlichen Prediger von Germantown34, der unter der Synode stehet, eine Gastpredigt
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thun. Darauf sagte die Volcks Parthey, sie wolten mit ihrem Prediger auch in die Kirche: Solches hat angestanden bis auf gestern. 35 Die Kirche war gantz voll. Die Altesten und Vorsteher brachten den Germantowner hinein, und der hiesige gieng mit seiner Parthey auch hinein und stellete sich vor den Altar, und wolte reden, aber die Altesten schlepten ihn aus der Kirche hinaus zur vordem Thür, und wie das Volck den Germantowner es auch so machen wolte, so lief er von selber zur hintern Thür hinaus. Solcher Tumult war mit großem Geschrey, Gepolter und Gescheite geschehen und auch mit einigen Schlägen untermenget gewesen. So gehet der Satan von einer Kirche und Gemeine zur andern, so wol unter den Englischen, als vornehmlich unter den Teutschen, zum Frolocken der Quaker, Catholiquen und andern Partheyen, und die Engl. Politici sind sehr aufmercksam und prognosticiren. Es hätte in unserer Gemeine zu Philad: auch Mord = und Todtschlag geben können, und würde H. H[an]ds[chuh] übler als in Germantown ergangen seyn 36 , wenn Gott der Herr nicht aus Erbarmung die Hand über gehalten, ich auch nicht bey Zeiten darzwischen gesprungen und meinen alten Rücken beyden Partheyen zur Trummel geliehen hätte, um des kleinen Segens willen, der noch in der Gemeine verborgen ist. Wie ich ein paar mal gantz außer aller Hofnung, und auf den Point war, wieder nach Providence zu ziehen, so kamen ein und andere Gottliebende Seelen im verborgenen, und baten fast auf ihrem Angesicht um Gottes willen! daß nicht weichen, sondern bleiben und leiden mögte! Die mehr natürlich = und weniger Begnadigten wolten gleich mit dem Schwerth drein schlagen, und dem H. Hds: und seinen Ältesten etc. die Schuld geben: H. Hds: war sehr kühn, oder gläubig wie ers nannte, und meinte, wenn er nur 10 Mann behielte, so wolte er die Sache Gottes durchtreiben, wenn nur der Mb: fortgienge, oder gar nicht darzwischen gekommen. Vestigia aber von Lancaster 37 und Germantown terrebant me. Ut pauca: mein lieber H. Gevatter Hds: sähe in seiner Schwachheit mich für den Satan an, der alles Unheil angestifftet und unterhalten, und föchte auch aus allen seinen Kräfften wieder mich, um endlich zu gewinnen, und den Sieg zu behalten, und er konte mich auch erreichen und treffen, weil ich ihn auf den Armen vor mir trug, und meinen Rücken seinen vermeinten Kindern Gottes und Ältesten zur Schmach blos und preiß ließ. Nachdem aber nun seine eigene Freunde von hinten nach [hinterher] den Faden von meiner Absicht und Procedour beym Licht sehen, so haben sie ihn schon etliche mal ernstlich und liebreich gebeten, er solte allen Argwohn gegen mich fahren laßen, und mit mir an einem Joche ziehen, damit der Segen nicht verhindert und die Wunden in der Gemeine gantz ausgeheilet würden etc. Er hat mir auch gleich darauf die Hand gegeben, geküßet und versprochen in Liebe und Geistes Vereinigung mit mir zu arbeiten und für einen Mann zu stehen, klagte dabey daß er seine Natur nicht zwingen könte, und der Satan immer wieder was darzwischen machte etc. Ob ich nun gleich bis hierher alles, was meiner Schwachheit durch Gottes Gnade möglich ist, an ihm zu tragen und zu heben suche, und auch von ihm die aller treuhertzig = und brüderlichsten Worte dafür empfange, so will doch die That noch nicht damit übereinstimmen, und die Passion sich noch bisweilen so regen, daß es einfältige Gemein Glieder mercken, welches mir inners Leiden
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verursacht, nicht um meiner elenden nichtswürdigen Person, sondern um des Werckes Gottes willen, das doch das einzige Aug[en] Merck oder der Gesichts = Punckt unter aller Peripherie seyn solte. Ich schreibe dieses nicht klags weise, sondern nachrichts weise als eine Materie die um des Wercks willen, im Gebet seiner Kinder im Verborgenen vor dem Gnaden = Thron mit eingeschloßen werden könte. Der himlische Vater, der ins Verborgene siehet, wird es vergelten öffentlich. 38 Noch eins an zu mercken bitte nicht ungnädig zu nehmen. In dem Streit kam es einmal so weit zwischen beyden Partheyen, daß der Satan sich in den Engel des Lichts zeigte, und einen Mittler zwischen beyden Partheyen abgeben und sie versöhnen wolte, neml. 1) Arbeitete das Volck oder deren Vorgänger an mir, ich solte die Altesten nemlich zu Theil die so steif waren, mit H. Hds: sitzen, und ihnen die Kirche samt dem Schulhause mit beynahe 3 tausend £ Schulden laßen. Sie wolten mit 15 hundert £ innerhalb Jahres Frist eine neue Kirche und Schulhaus fertig haben, und solche solte beßer von Hochw: Gönnern aus Glaucha dependiren als das alte Werck, und auch in beßerer Vereinigung mit dem hiesigen Ministerio stehen, weil ohne dem die alte Kirche viel zu klein und bey 200 Familien keine Sitze drinnen haben könten. Dieser Plan fand gewaltigen Applausum, und hätte innerhalb 8 Tagen bey 8 hundert £ contribuirt und zusamengelegt werden können. Ich wurde Tag und Nacht über fallen und gepreßt, daß zu dem Plan consentiren solte. Wie ich aber aus mir hinreichend scheinenden Gegen Gründen etc., solches nicht eingehen und keine Parthey machen wolte; so kam der listige Feind von einer andern Seite nem. 2) Es traten Einige Mitler auf und sagten, es würde nicht eher Friede, und Vereinigung in der Gemeine bis man beyde Prediger scilficet] den Mb: und Hands: abschaffte, und einen gantz unpartheyischen nähme etc. Und solches könte gar füglich geschehen ratio: des Mb: Beruf wäre bey H. Hdss Annehmung aus dem Kirchen = Buche vertilget und folglich kein Halt mehr 39 , und H. Hds: wäre nur von etlichen Altesten angenommen ohne der Gemeine Consens etc. So bald dieses Stratagema in der Schmiede merckte, schrieb in der Stille meinen und H. Handschues Beruf von Europa in ein neues Kirchen Buch, proclamirte am 1 Maii: 176240 nach der Predigt gantz unvermuthet, daß nicht wüste ob mehr nöthig wäre in Philad: Wenn sie aber meineten, daß ich als erster und H. Hds: als zweyter Prediger nach unserm Beruf aus Europa, in Philadelphia nöthig wären, so Sölten die Communicirende Gemein Glieder ihre Stimmen innerhalb 3 Tagen bey mir eingeben. Innerhalb der Zeit unterschrieben sich bey 800 Glieder in meinem Hause, ausgenommen etliche Ältesten.41
Reinschrift AFrSt IV C 12:32 S. 247—256 mit den Zusätzen von fremder Hand „cum P.S'° vom 23." und „Nebst Beylagen Lit.A. bis F." Als Abschrift auch in HD S. 1281 — 1291; ein Auszug des Briefes ist abgedruckt in HN1 S. 1147—1150; HN2 Bd. 2 S. 558—560. — Mühlenberg schreibt zu den hier nicht abgedruckten Beilagen im Tagebuch vom 27. 4. 1763 (PM95A Nr. 8 1 762 — 63 S. 247): „Die Briefe hatten Beilagen an H. Zfiegenhagen] und Fr[ancke] Litt: A eine intendierte Declaration [vgl. S. 51 mit Anm. 20] B) Einen Theil der Apologfia]populfo] [vgl. S. 51 mit Anm. 21] C) Memorand[um] von 1759. bis 60 in Jersey [vgl. S. 51 mit Anm. 22] E) Responsfum] an Sr: Hochw: Dr: d:
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Wr[angel] und Kirchen=Rath [vgl. S. 52 mitAnm. 24] F) Protoc[oll] oder Memor[andum] vom Synod 1762 [vgl. S. 52 mitAnm. 26] und die Copie von dem Beruf wegen eines Collaboratoris etc. [ = Bd. II Nr. 242]." Vgl. AFrSt IVH17 S. ii und TappertlS. 623. 1 2 3 4 5 6 7
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= Bd. II Nr. 239. Vgl. ebd. Anm. 26. Vgl. Nr. 250 S. 33f. und 40f. Anm. 8. = Bd. II Nr. 210 und Nr. 213. Vgl. Bd. II Nr. 210 S. 467 mit Anm. 11. Vgl. Bd. II Nr. 218 Anm. 7. Vgl. dazu Mühlenbergs autobiographische Notizen (PM 95 Z 26): „Anno 1763 den 27sten April sind unsere 3 Söhne, nemlich Johann Peter, Friedrich August und Heinrich Ernst, Nachmittags um 4 Uhr mit Capitain Budden von Philadelphia abgesegelt, am 15 ten Junii e[jusdem] a[nni] in London, und am 1 Sept: in Halle angekommen." Vgl. Nr. 253 Anm. 5 (2). Vgl. Bd. II Nr. 221 S. 538 mitAnm. 21. Vgl. Bd. I Nr. 114 Anm. 44; Bd. II Nr. 144. Christian Ernst von Stolberg-Wernigerode (1691 —1771); vgl. Bd. I Nr. 6. 1736 wurde in Wernigerode das große Waisenhaus gebaut. Justus Friedrich Meyer teilte Mühlenberg am 19. 3. 1763 seine Abreise nach Deutschland mit; vgl. PM 95 A N r . 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 193; AFrSt IV H 17 S. 3 7 ; T a p p e n I S . 608. Als Reaktion auf Mühlenbergs Brief hielt Francke am 30. 8. 1763 einige „Zufällige Gedanken wegen der projectirten Kirchen = Ordnung zu Philadelphia" schriftlich fest (AFrSt IV C 15:2 S. 5 - 8 ; LC Abt. H I V Fach E Nr. 10 S. 5 - 8 ) : „ 1.) Bey der Verfaßung dieser Kirchen = Ordnung scheinet große Behutsamkeit nöthig zu seyn, weil man schwerlich alle künftige Fälle voraussehen, und daher leicht etwas setzen kann, welches bey veränderten Umständen nicht practicable oder wohl gar schädlich seyn dürfte. 2.) Der sei. D. Spener hat zu sagen pflegen: wenn man bey einem verworrenen Statu ecclesiae alles auf einmal gar zu ordentlich haben wolle, so werde insgemein die Confusion vermehret. 3.) Habe von meinem sei. Vater oft gehöret, wenn Gott der Welt helfen wolle, so helfe er ihr durch rechtschaffene Männer und nicht durch Gesetze und Ordnungen. Die besten Ordnungen helfen nichts, wenn die nicht darnach sind, die darüber halten sollen, und es kann oft ein einiger auch alle wohl gesinnte daran hindern. Wir haben die besten Statuta bey unserer Facultaet, aber es wird im geringsten nicht darüber gehalten; und es ist bey jetzigem Statu, denen die es gerne thäten, gantz unmöglich. 4.) Es ist mir sehr bedenklich, daß das Recht und Freyheit der Gemeinen sonderlich Lehrer zu erwählen, und zu dimittiren so hoch getrieben wird, da man doch selber zugesteht, daß mehr Unkraut als Weitzen sich findet. Ich finde auch nicht, daß in den ersten christl. Gemeinen diese Freyheit statt gehabt, die doch derselben etwa beßer hätten brauchen können, denn da orderten die Apostel hin und her Aeltesten in den Gemeinen Act. 14,23. und befahlen auch andern Apostolischen Männern die Städte hin und her mit Aeltesten zu besetzen Tit. 1,5. wie sie auch diesen eigentl. die instruction gaben, was für Leute sie zu Bischöfe und Diakonen bestellen sollten 1 Tim 3. wiewohl nicht zu zweifeln ist, daß die Gemeinen werden gehöret worden seyn wenn sie gegen ein Subiectum was erhebliches einzuwenden gehabt. Es zeigt auch die Kirchen Historie, was für greuliche Unordnungen ja Mord u. Todschlag entstanden, wenn die Gemeinen durch factionen Bischöfe setzen wollen, daher es nicht anders als Schaden bringen kann, wenn solche Freyheit über das Ziel getrieben wird. Wie leicht kann es nicht geschehen, daß per maiora, quae numerantur non ponderantur, die schlechtesten Leute zu Aeltesten erwählet werden, durch Factionen, Corruption, Persuasion, um Vortheils willen, aus Furcht oder aus Gefälligkeit. Das einige scheinet bey der 2 oder 3 jährigen Abwechselung ein Vortheil zu seyn, daß doch zuweilen gute Subiecta erwählet werden könten. Aber wenn nach dem Proiect die bereits vorhandene Aeltesten solche Subiecta vorschlagen sollen; und die Gemeine aus denselben wählen muß, werden jene nicht allezeit ihnen gleich gesinnte vorschlagen! und wenn unter den erwähleten auch nur einige unruhige Köpfe seyn, werden dieselbe nicht neue Spaltungen anrichten?
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5.) Noch bedenklicher scheinet zu seyn, wenn nach der Beylage B [vgl. S. 51 Anm. 21] die Gemeine auch alle 2 oder 3 Jahre eine freye Wahl haben soll, ob sie auch die Prediger behalten wolle oder nicht indem es da ausdrückl. heißt: Es wurde gefragt, ob es nicht rathsam wäre, wenn die ersten Prediger und alle Aeltesten im nächsten Jahre ihre mühselige und lange getragene Aemter vor der Gemeine niederlegten, der Gemeine eine freye Wahl erlaubten, und sich wieder von neuem um des Friedens und Zusammenhaltung der Gemeine willen wählen ließen? Denn auf diese Weise wäre kein rechtschaffener Mann sicher, ob er nicht mit Prostitution würde abgedancket werden. Und wer wolte ihnen so aufs ungewiße von hier aus Leute schicken. Es ist leider die böse Weise schon in Pensylvanien eingerißen, wie es H. Handschuh selbst zu Lancaster und Germantown erfahren. Wenn solcher gestalt die Lehrer von der Gnade der Gemeine dependiren, so werden sich die Menschen-gefällige am besten mainteniren, die redlichsten aber fortwandern müßen. 6.) Wenn die Wahl der Prediger blos auf die meisten Stimmen ankommt so kann es auch so gehen, wie hier zu Lande an einigen Orten, wo noch alle Gemeins = Glieder ein Votum haben, daß ein Candidat durch recommendation eines mächtigen viel vota bekommt, oder wohl gar die vota um ein geringes erkauft werden, wie ein Exempel bekandt ist, da ein Candidat für 100 th[aler] 300 Stimmen erkauft hat. 7.) Es scheinet allerdings bedencklich, wenn Pfarrer und Aeltesten bey erfolgtem Abgang sich selbsten neue Mitglieder erwählen sollen. Doch ist es von Zeit der Reformation hier und in Magdeb[urg] mit den Kirchen Collegiis so beschlossen, welche selbst ihre Mitglieder und die Prediger erwählen. Ich will nicht sagen, daß dis das Beste sey. Es kann dieses wie jene Freyheit ebenfalls gemißbrauchet werden. Doch kann auch durch einen eintzeln Patronum oder Kirchen Collegium ein rechtschaffener Mann gewählet werden, wo der große Haufe wohl nach einem schlechten gegriffen hätte, da es immer schwer hält viel Köpfe unter einem Hut zu bringen. Und wie geschieh« es nicht oft, daß man bey der redlichsten Absicht seines Zweckes verfehlet, davon ich betrübte Exempel vor mir sehe. Es kommt also vornehmlich auf Gott an, daß derselbe zu allen solchen Stellen gute Subiecta schencke, sie mögen nun gewählet werden, von wem sie wollen. 8.) Es scheinet allerdings auch eine Unordnung zu seyn, daß die Lehrer bisher nicht bey einer Gemeine geblieben sind, sondern bald hie bald da haben seyn müßen, welches in der That manche inconvenientzien nach sich gezogen. Allein die Noth hat es erfordert, und dies zeiget wenigstens, daß man nach Beschaffenheit der Umstände manches eine Zeitlang dulden müße, bis Gott weiter hilft. 9.) Solte nicht etwa haben zum Frieden dienen können, wenn man die bisherigen Aeltesten ad dies vitae in ihren Aemtern gelaßen, dabey aber ausgemachet, daß bey allen etwas wichtigen Vorfällen die gantze Gemeine befraget werden solle, auch wenn einige abgehen, alsdann andere von der gantzen Gemeine auf 2 oder 3 Jahr erwählet werden sollen, wie denn in diesem Stück nicht übel zu seyn erachte, wenn die Aeltesten und Vorsteher auf einige Jahre erwählet werden, damit auch die Last der Administration nicht einigen zu schwer werde. Doch da ich den gantzen Statum nicht übersehen kann, so sind dies nur zufällige Gedanken, die ich zu weiterer Erwegung anheim gebe. Gott zeige was das Beste sey. Halle d 30sten Aug. 1763. G. A. Francke" Obwohl Francke abschließend diese Gedanken „zu weiterer Erwegung anheim" gibt, liefern weder die nachfolgende Korrespondenz (Nr. 275, Nr. 284 und die Briefe zu Beginn des Jahres 1764) noch Mühlenbergs Tagebücher Hinweise darauf, daß das Schriftstück nach Pennsylvania übermittelt wurde. — Zur Kirchenordnung vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. Vgl. das Tagebuch vom 6. 1. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 11 Of.; AFrSt IV H 17 S. 3; Tappen I S. 584f.) und Darstellung II S. lf. Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 17. 4. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 232f.; AFrSt IV H 17 S. 51; Tappen I S. 619f. und Nr. 252 Anm. 19 (5); ferner seine Tagebucheintragung vom 23. 4. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 242): „Ein paar Männer von Germantown frugen nach, ob Morgen gewiß hinaus käme? Ich schrieb an H. H[an]ds[chuh] ob er Morgen nach Germantown wolte? Antwort: Er wäre zu stumpf, und könte auch nicht wohl von seiner Frau gehen, weil sie vermuthete ins Kindbett zu kommen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 53 und Tappen IS. 621 f.
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Vgl. Bd. II Nr. 230 Anm. 3. = Bd. II Nr. 242. 17 Vgl. Bd. II Nr. 230 Anm. 4. 18 = preisgegeben. 19 Vgl. hierzu Bd. II Nr. 202 Anm. 3; Nr. 206; Nr. 207; Nr. 209; Nr. 211; Nr. 218; Nr. 221; Nr. 223 Anm. 3; Nr. 2 2 5 - 2 2 7 ; Nr. 229; Nr. 234; Nr. 235; Nr. 237 Anm. 3. 20 = Mühlenbergs Darstellung der Ereignisse ( = Darstellung I S. 1 — 106); vgl. hierzu Bd. II Nr. 226; Nr. 227; Nr. 234 Anm. 2. 21 = die Gegenschrift vom 3./4. 9. 1762; vgl. Bd. II Nr. 226 und 227. 22 = Mühlenbergs Tagebuch von seinem Aufenthalt in New Jersey vom 3. 6. 1759—2. 5. 1760 in A F r S t I V H 15 S. 1 - 1 0 8 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 17; abgedruckt in H N 1 S. 7 6 9 - 8 0 8 ; H N 2 Bd. 2 S. 280—308 und Tappert IS. 390—430. 23 Vgl. Bd. II Nr. 198 Anm. 1. 24 Vgl. ebd. 25 Vgl. Ps 147,9. 26 = Handschuhs Protokoll von der Synode, die vom 27. bis zum 29. Juni 1762 in Philadelphia stattfand, angefertigt am 26.4. 1763 und mitunterzeichnet von Mühlenberg, in A F r S t l V C 12:27 S. 207—217; als Abschrift in A F r S t I V H 16:1 S. 1—9; abgedruckt in H N 1 S. 954—961; H N 2 Bd. 2 S. 431 — 435; englische Ubersetzung in Documentary History S. 61—67. Zu dieser Beilage gibt es ein P.S. Mühlenbergs vom 20. 4. 1763, das Vermächtnis der Frau von Bredow betreffend. (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 2 3 6 - 2 3 8 ; Abschrift in AFrSt IV H 16:1 S. 10f.; englische Ubersetzung in Tappert IS. 620f.). 27 Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 27. 4. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 246; vgl. A F r S t I V H 17 S. 54 und Tappert IS. 623. 28 Vgl. Mt 10,31; Lk 12,6f. 29 Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 24. 4. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 243f.; vgl. AFrSt IV H 17 S. 53 und Tappert IS. 622. 30 Lk 10,25-37. 51 Vgl. Bd. I Nr. 75; Bd. II Nr. 128 Anm. 25 und 26. 32 Friedrich Samuel Rothenbühler; vgl. Nr. 247 Anm. 7 (5). Zum Verlauf der Auseinandersetzung vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 18. 2. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 150): „Von da zu Mr: Leonhard Melcher einem reformierten] Altesten, deßen Frau Lutherisch, und kranck. Ich vernahm, daß der neue reformierte] Pf[ar]r[er] es schon mit den Ältesten verschüttet etc. weil er ohne ihren Consent eine oder 2 Stunden täglich französisch] lehret in der Academie, und sonsten sich nicht beugen will unter die Regierer der Gemeine, wie Antecessores gethan." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 17 und Tappert I S. 598. Siehe auch die Tagebucheintragung vom 12. 3. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 182f.): „Von da ritte nach Mr: Leonhard Melcher, welcher mir den betrübten Streit zwischen ihrer reform: Gemeine und H. Pfr. erzehlte, welcher so weit gekommen, daß der Kirchen = Rath ihm einen schrifftlichen Abschied von bey 50 Gliedern mit unterschrieben, gegeben, und er folglich nächsten Sontag nicht mehr predigen, sondern vom Schulmeister vorgelesen werden soll. Am 7 Mart: a[nni] cfurrentis] haben sie eine Gemein = Versamlung im Schulhause gehalten, und 3 mal an den Pfr: Deputierte von der Gemeine gesandt, daß er zum Kirchen = Rath kommen mögte. Wie er endlich gekommen, hat er sich in der grösten Hitze mit Worten, die weder vernünfftig noch christlich waren, vergangen, und so ist das Agreement gebrochen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 32f. und Tappert IS. 606. 33 Vgl. dazu die Tagebucheintragung vom 6. 4. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 220; AFrStIV H 17 S. 45; Tappert IS. 616). 34 Johann Georg Alsentz; vgl. Nr. 253. 35 Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 24. 4. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 244; AFrSt IV H 17 S. 53; Tappert IS. 622). 36 Zu den Auseinandersetzungen in Germantown vgl. Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 138; Nr. 145; Nr. 148; Nr. 152. 37 Zu den Vorfällen in Lancaster vgl. Bd. I Nr. 93 S. 409f. mit Anm. 12 und 13. 38 Vgl. Mt 6,4.18. 39 Vgl. Bd. II Nr. 195 S. 402. 16
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Vgl. dazu Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 1.5.1762 in PM 95 A Nr. 5 1760—62 S. 3 6 0 - 3 6 6 ; AFrSt r V H 16:1 S. 1 4 3 - 1 4 6 ; T a p p e r t I S . 514f.; Darstellung IS. 75f. Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 2. 5. 1762 (PM 95 A Nr. 5 1 7 6 0 - 6 2 S. 367f.): „Im Hause hatte ein Buch parat mit folgender Uberschrifft: Wir, die unterschriebene Sr: Großbrittannischen Majestaet getreue Unterthanen, und Glieder der hochteutsch Lutherischen St: Michaelis Kirche in Philadelphia erkennen hiedurch Sr: W. E. Henrich Mühlenberg für den ersten und Sr: W. E. Friedrich Handshue für den zweyten, und also beyde für rechtmäßig beruffen = und gesandte Lehrer unserer Gemeine und Kirche in Philadelphia, nach ihren von Europa mitgebrachten Beruf und Vollmacht, und verlangen hiemit, daß sie beiderseits gemeinschafftlich mit den Gnaden = Mitteln in der Gemeine an Alten und Jungen ihr Amt getreulich aus üben mögen, versprechen auch an unserer Seite, daß wir ihnen alle mögliche Hülffe zur Fortpflantzung unserer Evangelisch = Lutherischen Lehre, zur Beförderung der wahren Gottseligkeit, und Christlichen Ordnung und Zucht in der Gemeine leisten wollen. So geschehen zu Philadelphia den 2—3—4— und 5ten Maii 1762. Das unterschreiben wärete an diesem Nachmittage von halb 5 bis 8 Uhr, wo ungefehr 300 Personen, sich einfanden, die übrige Tage neml. Montag, Dienstag, Mitwoch, continuirten sie, sandten theils ihre Stimmen schrifftlich, theils mündlich, und persönlich, mit allerhand wehmütig = und bedencklichen Ausdrücken, sonderlich der armen Witwen und Waisen." Vgl. AFrSt IV H 16:2 S. 147; Darstellung I S. 77f. und Tappertl S. 515f.
255. An [G. A. Francke]
Philadelphia, 22. 4. 1763 Philadelphia 22. Apr. 1763.
Hochwürdiger Herr und Vater, Auf Ew. Hochwürden ehemalige und noch nicht wiederruffene Gnädige Verheißung wage es, und lege drey meiner unerzogenen Söhne, nemlich Johann Peter, geboren den 1 Octobr: 1746, getaufft den 14 eiusd: Gevattern H. Brunholtz und H. Kurtz. Friedrich August geb: d. 2 Jan: 1750: get: d. 15 eiusd: erbetene Hohe Gevattern Sr: Sr: Hochw: Hochw: Dr: Fr[ancke] und Hofpr: Z[iegenhagen] Heinrich Ernst, geb: d: 17 Nov: 1753. get: d: 4 Dec: e[iusdem] Gev: Herr Heinzelman und H. Keple zu Dero Füßen1, wenn Hochgedacht Dieselben noch im Thränen = Thal leben. Das letztere hochväterliche und condescendirende mild und trost reiche Schreiben war datirt den 15ten Julii 17612 nachdem eine geraume Zeit nichts mehr empfangen und vermuthete, daß ich meinen bedrengten Umständen nun auch von Ew. Hochwürden durch ungünstige Nachrichten von hier aus abandonirt wäre. Mein letztes von hier aus gesandte confuse Schreiben an Hochw: Väter war datirt d. 1 Dec: 1762, und da eben Hr: Probst d. Wr[angel] unnd Pfr: Kurtz bey mir pernoctirt, von Denenselben mit unterschrieben.3 Wenn dann und wann bey schlaflosen Nächten in der Stille über dencke, was inner halb den 21 Jahren von Ew. Hochwürden an Seel und Leib um Christi und der armen Pennsylvanischen Mission willen, mir angediehen etc. so muß erstaunen und mich von Hertzen grämen, daß nicht mehr Segen und Früchte der heiligen Absicht gemäß erfolget!
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Ich unterlaße nicht, meine Bewust und unbewuste Amtsfehler mit Reue und Leid vor den Gnaden = Thron des allenthalben versuchten und mitleidigen Hohen Priesters zu legen [vgl. Hebr 4,15ff.], der im Garten Getzemane auch meine Sünden mit getragen, und unter der schweren unmittelbaren Richter Hand gebüßet, hoffe auch noch gnädigst absolvirt zu werden ehe von hinnen scheide, weil alle, ohne die Sünde in den Heiligen Geist, vergeben werden können und sollen, laut des untrieglichen Evangelii. 4 Weil aber auch eine Versöhnung zwischen Bruder und Nächsten erfodert wird, so mögte um Gottes und meiner Seelen Beruhigung gern wißen und unterthänig bitten, was wol eigentlich die Ursache sey, warum in langer Zeit keine Nachricht nemlich seit dem 15 Julii 1761 mehr eingelauffen? Solte an meiner Seite, eine Mishandlung gegen die hiesige Creutz Mission überhaupt, oder Dero geheiligte Personen insonderheit würcklich geschehen seyn, so würde mich auf Hochväterliche Eröfnung und Überzeugung nicht entziehen, solche entweder a) aus allen noch übrigen Kräften durch Gottes Gnade und Erbarmung, so viel möglich zu remediren, b) oder auch bußfertig ab zu bitten suchen c) oder mich suspendiren und beßern Platz und Raum laßen. Ein Amanuensis dürffte der Hochwürdigen Väter Gesinnung nur mit ein paar Zeilen an mich eröfnen, so käme ich zur Ruhe und fernem Nachdenken. Daß mich nun gar, ohne Einsicht der Europaeischen gegenwärtigen Umstände unterwinde, 3 von meinen unerzogenen Kindern, auf die vorig gnädigen Verheißungen zu Ew. Hochwürden Füßen zu legen; dazu hat mich die äuserste Noth gedrungen. Denn 1) bin ich vom Anfange bis hierher ein armer Sclave unter den Gemeinen gewesen, und da sich die Arbeit und Zerstreuungen vermindern solten, weil meine Leibes = und Seelen Kräffte abnehmen, so finde das Contrarium, und werde täglich mehr überhäuffet, wie der gottsei. Herr Rath Cellarius 5 einst im Vergleich sagte: Wenn in einem Zimmer nur ein Haake wäre, und man alles dran hienge, so würde er balde krum, bräche und fiele mit allem zu Boden. 2) Diaconi sollen ihren Kindern und eigenen Häusern wohl vorstehen etc. Ich habe fast keine Vierthel Stunde, geschweige einen T a g in der Woche Zeit, nach den Kindern zu sehen, und doch 7 an der Zahl, die Aufsicht und Erziehung vor andern höchst nöthig hätten. So lange sie klein und im Lande waren, konte sie meine Frau regieren und mich laßen abwesend seyn, aber nun ists unmöglich. 3) Unsere besten teutschen Schulen, reichen noch nicht weiter als zum teutschen lesen, halb orthographischen Schreiben und Catechisiren, und 5 Species im Rechnen. Die Englische Academie und übrige Privat Schulen, sind höchst gefährlich für unsere teutsche Kinder, maßen der Jugend nichts von Christo beygebracht, und alle ersinnliche Unarten und Eitelkeiten erlaubt werden, so daß Schlagen, Balgen, Fluchen, Schwehren etc. etc. für Galanterie und Bravour gehalten und encouragirt wird. 4) Wil man die Kinder zu ehrlichen Handwerckern austhun, so muß man sie bis auf Ihre Majorennitaet verbinden, und denen Meistern so zu reden als Leibeigen über, und folglich aus der Hand und Aufsicht weg geben. Stellen sie was an wieder die Gesetze, so fält die Blam und Schuld auf die Eltern zurück,
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und wenn sie aushalten bis zu ihrer Majorennitaet nemlich 21 Jahren, so haben ihnen die Eltern nach den hiesigen Gesetzen nichts mehr zu befehlen. Und da hier in den Städten so vielerley Religions = Partheyen wie die Festtage im Calender durch einander wohnen, die Jugend überhaupt los und wild, und den allergefährlichsten Versuchungen exponirt ist, und die Prediger Kinder ohne dem wie die Eulen unter den Vögeln sind6, so kan man die Kinder nicht ohne die größte Gefahr aus der Hand geben. Ein gewißer frommer Lutheraner hatte hier 10 Kinder, und sie alle nacheinander zu Handwerckern ausgethan, und ob sie wol in der Jugend durch den Vater selbst wohl in Gottes Wort unterrichtet waren, so mußte er doch zu seinem Hertzeleid erleben daß sie fast alle unter verschiedene frembde Secten gerathen waren. 5) Ich habe insonderheit das Glück, das Freunde und fürnehmlich Feinde oder Misgönner auf meine und meiner Familie Schritt und Tritte, Worte, Geberden, und Wercke fleißig acht geben, und von einzeln Fällen auf das Gantze schließen. Der Satan und sein Heer ist schon über 20 Jahre hinter mir, und um mich herum gegangen wie ein brüllender Löwe7, um die schwache Seite auszufinden, wo er übersteigen mögte etc. Bis hierher hat der allmächtige Herr Zebaoth noch Gnädigst vor groben Ausbrüchen bewahret. Ich kan aber deutlich mercken, daß er von der Seite der Kinder einbrechen und mein Amt dadurch zuschanden machen mögte, weil er vielerley List und Räncke zum Zweck zu gelangen anwendet. Es bleibet mir demnach nur dieses Dilemma, neml. entweder a) daß mein Amt niederlegen und mich mit der Familie in einen frembden Winckel retiriren, und für Nahrung und Christliche Erziehung nach Gottes Befehl sorgen 8 b) oder versuchen muß, ob vor Gottes Angesicht und seinen Kindern in Europa Gnade finden mögte, daß wenigstens meine Söhne zur Gottseligkeit und ehrlichen Handthierung erzogen, und dem gemeinen Wesen nicht zur Last, sondern nützlich werden könten. Ich habe mein schwehres Anliegen in diesem Punckt, ein und andern Christlichen Freunden nächst Gott vorgelegt, und ihre Meinung gefragt, ob es nicht rathsam wäre, wenn nemlich meine Stelle in den 3 ersten vereinigten Gemeinen durch neue Arbeiter ersetzt, daß mit meiner Familie nach Eben Ezer zöge 9 , woselbst die Kinder zu ehrlichen Handwerckern austhun bey ihnen wohnen, mit wenigen meinen Lebens Unterhalt finden, und mich außer dem pennsylvanischen Geräusche beßer zu einem seligen Ende bereiten könte? Weil aber der zehnte offt nicht weiß, wo dem elfften der Schue drücket 10 , und die Freunde bisweilen ihre Kleider auch mit auf den krummen Haaken hengen, so meinen sie, ich müste nothwendig noch darzwischen bleiben, weil noch keine neue Arbeiter angekommen, und ich dürffte es wohl wagen meine Kinder hinauszusenden, weil Europa weitläufftig und noch hie und da Kinder Gottes seyn würden, die um Gottes willen eine hülffliche Hand zur Erziehung derselben leisten dürfften, im Fall — das Gott noch verhüte um der gegenwärtigen Noth seiner Kirche — Sr: Hochw.: Herr Dr: Fr[ancke] bereits aus der streit- und leidenden, zur triumphirenden Kirche, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, erhoben worden. Ich wage es dannenhero im Vertrauen auf den lebendigen Gott, und lege diese 3 Kinder so unerzogen und ohne Form wie sie
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sind Ew. Hochw: oder Dero theuresten Angehörigen für die Füße, mit unterthänigster Bitte, so zu verfahren, wie es Gottes Gnädige Vorsehung durch die Umstände anweisen und leiden werden, entweder in die ehemals gesegnete Anstalt, oder zur Verschenckung an Gottes Freunde und Kinder. Nicht aber zur Bürde und Last, maßen ich mich hierdurch selbst und meine Hinterbleibende lieber verbinde auf ein Zeitlang für ihren nothdürfftigen Unterhalt zu bezahlen, bis sie etwa durch Gottes Fügung untergebracht, oder wo sich gar keine Gelegenheit finden solte, wie nicht hoffe, auf meine Kosten wieder zurück gesandt werden. Ich habe um so viel mehr geeilet meine Söhne von mir weg und in gute Aufsicht zu haben, weil meine Kräffte täglich mehr abnehmen, und mein Ende nahe schätze, da denn freilich eine betrübte Zerstreuung der Kinder zu besorgen, und die Mutter gleichfals, obwol noch von keinem erheblichen Alter, doch Lebens satt und entkräfftet, und nicht vermögend ist, die Kinder zu erhalten, maßen sie aus Liebe zu Gott und den hiesigen Gemeinen, ihren Erbtheil vom Vater willig hergegeben", um unsere Nothdurfft, nach der Situation worin wir bis hierher stehen, zu bestreiten, und ohne Heucheley und Menschen Gunst selber durch zu kommen, und andern Nothleidenden ein Scherflein aus der Nahrung mit zu theilen. Mit meinem H. Collega Hds. lebe in ziemlicher Freundschafft so viel es die Umstände erlauben, weil in solchen Dingen nachgebe, die bey ihm Anstoß verursachen. 12 Er wohnet im Pfarrhause nahe bey der Schule und Kirche, wo von die Gemein Cassa jährlich bey 30 £ Interesse bezahlen muß; und ich wohne neben der Stadt Linie, in einem Hause, das anfangs zwar kauffte aber nicht bezahlen konte, und nun gern wieder verkauffen mögte, um aus der Schuld zu kommen 13 , aber nicht kan, weil der Krieg aufgehört 14 , und die Leute sich wieder im Lande ausbreiten. Er nähret sich und seine kleine Familie mit Accidentien von Copuliren, Kindertauffen, Begräbnißen und freywilligen Gaben der Gemein = Glieder. Der Kirchen Rath hatte es anfangs beschloßen, daß wir beyde Prediger die Accidentien theilen solten. 15 Weil er sich aber nachdem das Jahr verfloßen gegen mich beschwehrte, daß er knap leben müste, so erließ ihm dasjenige, was er mir hätte heraus geben sollen, um keinen Anstoß zu geben. Ich lebe denn auch von ein und andern freywilligen Gaben, und kriege aus [!] bisweilen eine Copulation, weil nicht so nahe beywohne. Das übrige bestreite von meiner Frauen letztern Erbschafft, weil die Gemeine noch in tieffen Schulden stecket 16 , und der gröste Hauffe von der Gemeine arm ist. Was aber die Arbeit in der Gemeine betrifft, die fält mir desto häuffiger zu, obgleich etwas weit abwohne, und es nun in 2 Wintern sehr hart gehabt, weil durch naße und schlammigte Wege zur Kirche und Schule waden muß, davon offt catharral Fieber und Lungen Beschwehrung leiden muß. Einige meiner Freunde vom Kirchen = Rath und der Gemeine wolten haben H. Hds. solte ins räumliche Schulhaus, und ich ins Pfarr haus ziehen, H. Hds: sagte aber er wolte lieber sein Amt niederlegen, als einen solchen Wechsel thun, denn er wäre stumpf [verbraucht, schwach] und könte den Lerm und Tumult der Schul = Kinder nicht vertragen, und ob sie wol einwandten, daß die sei. H. Brunnholtz und Heinzel-
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man17 die Schule in ihrem Hause und Vergnügen an den Kindern gehabt, so blieb er doch bey seiner Resolution, und ich sagte, daß meiner seits um verschiedener Ursachen willen nicht im Pfarr hause wohnen wolte. Der Kirchen Rath fand daher nöthig mir für fünf Vierthel Jahr die Interesse für mein Haus aus der Cassa zu bezahlen.18 Indeßen giebt es doch noch murmuriren in der Gemeine, daß der erste Pfr: neben uns, der zweyte im Gemein oder Pfarr hause, und der Schulmeister19 allein in dem großen Schulhause, das 2 tausend £ im Bau gekostet, welche die Gemeine noch schuldig und jährlich mit 120 £ ohne die Grundzinse, welche auch 9 £ trüge bezahlen müste. Ich gedachte diesen Zunder zu neuer Unruhe zu verhüten und proponirte, daß lieber selber mit ins Schulhaus ziehen wolte, wenn 3 von meinen Kindern nach Europa gesandt und meine Familie kleiner gemacht hätte, solches will aber auch meinen H. Collegen bey vielen verdächtig machen, als ob er mich unterdrückte und über mich herschte. Was den Gottes = Dienst betrifft, so halten wir denselben wechseis weise, ex: gr: Wenn ich vormittags in der Kirche predige, so hält H. Hds: Kinder Lehr im Schulhause: Wenn er nachmittags in der Kirche predigt, so halte ich Kinder = Lehr im Schul hause so vice versa einer vor = und der andere nachmittags. Dabey fält aber auch etwas ohne mein Verschulden vor, das meinen H. Cfollega] irritirt, nemlich der ungleiche Applausus: wenn der alte Mb: im Schulhause catechisirt, so will alles Kind seyn, mit antworten, das Schulhause zu enge und die Kirche zu weit seyn, und so vice versa. Ein und anderer proponirte im Kirchen = Rath es wäre Klage in der Gemeine, daß die alten zu häuffig mit ins Schulhause kämen und den Kindern den Platz nähmen wenn der Mb. catechisirte, ob man nicht einen Schluß machen und die alten zur Kirche weisen solte? Die übrigen antworteten aber, daß ein solches in diesem Lande nicht zwingen ließe, und ich setzte hinzu, sie Sölten Gedult haben, weil sichs vielleicht ändern würde, wenn das Neue einmal davon wäre. So hatten auch die Vorsteher im ersten Jahre unbedachtsam auf geschrieben, wieviel oder wenig Allmosen v o r = oder nachmittags, in der Kirche oder Schulhause und in den wöchentlichen Betstunden bey dieses oder jenes Dienstes gefallen. Weil solches aber auch bey Ablegung der Rechnung ungleich und partheyisch lautet, so schreibt mans lieber von einem gantzen Sontage in eins, nemlich so und so viel £ vom 1 post Epiph : etc: Wenn einer von uns beyden des Sontags abwesend in den Land Gemeinen ist, so hält der andere vormittags Predigt in der Kirche und auch nachmittags erst eine halbe Stunde Kinderlehr und hernach eine kurtze Predigt und so bleibt das Schulhaus leer. Nachdem sich die Germantowner alten Freunde wieder zu uns gewandt 20 , so haben wir sie alle 2 oder 4 Wochen von Philadelphia aus bedienen sollen. Die Reihe ist aber insgemein auf mich und den H. Probst d: Wr[angel] gefallen, wiewol der H. Probst nicht änderst in Germantown beystehen kan, als daß ich für ihn in seinen Schwedischen Gemeinen vicarire. Meine Land = Gemeinen in Providence und Hannover habe auch nebenher besuchen und bedienen müßen, so daß des Reitens und der Unkosten kein Ende ist. Einige von den Altesten, so mein herunter ziehen haßeten wie Feuer, und doch gern sehen wenn die Allmosen gut ein kommen, murren zwar wenn ich abwe-
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send seyn muß, und die gantze Gemeine erschrickt und wird unruhig wenn mich etwa verlauten laße, daß gern wieder in die Land Gemeinen ziehen mögte, mein lieber Collega hat aber guten Muth und Courage, daß ers allein versehen könte, wenn auch nur 10 oder 12 von den Ältesten standhafft blieben. Sonst kan ihn schwehrlich mit Bitten und Flehen bewegen, daß er nur dann und wann die Gemeine in Germantown oder Providence und Hannover, die ihm in seinem Beruf von Hochwürdigen Vätern mit angewiesen21, besuchen solte, weil er sich beklagt, daß er alt und stumpf und mit den Haemeroiden geplagt sey, und lieber siehet, wenn der alte Knabe Mb: gehet. So ist die Situation gegenwärtig nicht daß ich etwas klage oder murre, sondern nur schreibe wie sichs treibt. Ich halte Freund = und Brüderschafft mit ihm, besuche ihn offt und conferire das nöthigste in seinem Hause. Er kan aber selten zu mir kommen, wenn es nicht die äuserste Noth erfodert, weil ich etwas seitwärts wohne. Ich wünsche und flehe von Hertzen daß Ew. Hochwürden durch Gottes Gnade und Beystand bald einen wackern Philologo = Theologum ausfinden und für die Philadelphische Schule und Kirche hereinzusenden geruhen mögten. 22 Er wird seine Nahrung reichlich finden, wenn er sich begnügen läßt. Denn wenn unsere Schule mit einem solchen Manne wie H. Heinzelman war 23 , begnadigt würde, so könten wir jährlich über 200 Kinder haben. Ein jedes Kind giebt quartaliter 5 Shill: thut jährlich 1 £ ohne was die Abendschüler eintragen, deren man Winters eine große Anzahl haben kan, die apart bezahlen. So könten auch 2 Prediger leben, wenn sie an einem Joch ziehen und mit der Nothdurfft vorlieb nehmen. Denn die Leute sind so gewehnt, daß wenn a) sie Kinder melden zur Tauffe und ins Kirchen Buch schreiben laßen, so giebt der ärmste 1 Sh: der arme 2. der Mittelmann 3 ä 4, der Vermögende 5 — 6 — 7. b) für eine Copulation zum wenigsten 7 Sh: 6 d. c) für eine große Leiche 7 S. 6 d. für eine Kindes Leiche 5 Sh: d) Zum neuen Jahre folgen auch von vermögenden Gliedern 15 — 20—30 Sh: wie auch wol etliche £ frey Haus und Holtz aus der Cassa. H. Hds: hatte im vorigen Jahre über 200 Kinder zur Tauffe eingeschrieben, ich etwa 50. Er hatte bey 90 paar copulirt, ich 21. etc. etc. Weil es nun im Kirchen Rath beschloßen und protocollirt war, daß wir die Accidentien überhaupt gleichmäßig theilen solten24, so gedachten die Gemein Glieder, es wäre eins, wo sie sich meldeten und ihre Gaben abtrügen und giengen des wegen häuffiger zum Pfarr hause, weil es näher bey der Kirche ist, und derjenige Prediger der die Vormittags Predigt hält, auch tauffet und proclamirt, wo auch die Meldung geschehen sey, ohnerachtet. Nach dem ich aber von verschiedenen vernahm, daß H. Hds: seine Schwäche gezeigt und klagend zu den Leuten gesagt, er müste das, was sie gäben mit seinen Collegen theilen, und wäre theure Zeit zu leben etc. so bat ihn, er mögte den Leuten nicht um meinent willen anstößig seyn, und lieber insgeheim die Accidentien allein behalten als über Armuth klagen, welches er denn auch willig annahm, und sagte er lebe vom Glauben; wobey ich wünschte, daß er nicht allerhand Gesindel außer unserer Gemeine, als Irrländische und dergleichen proclamiren und copuliren mögte, weil mirs eckelhafft wäre in meiner Reihe an Sontagen vormittags offt eine gantze Reihe zu proclamiren, davon die wenigsten zu unserer Kirche gehöreten. Es sehens
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verschiedene redliche Glieder in der Gemeine mit Betrübniß ein, daß der Unterhalt der Prediger auf solche Art, zu Sünden Anlaß gebe und der ungeheuchelten Ausrichtung des Amtes Schaden thue, und dringen darauf, daß die Prediger Salaria Fixa aus der Kirchen Cassa haben solten; es könte auch mit der Zeit wohl geschehen, wenn die 2000 und 1 hundert £ Schulden bezahlt sind.25 Denn die Einrichtung ist so, daß die Kirche vom Stuhlgelde, von Begräbniß, und Allmosen in den Klingel = Beutel jährlich 3 bis 400 £ klar machen, und mit den übrigen die Unkosten der Reparation bestreiten kan. Die Meinung welche mein lieber H. Collega von einem großen Seegen in der Gemeine gehabt, besonders an seinen so offt gerühmten 10 Säulen der Standhafftigkeit, hat sich bis dato noch schlecht legitimirt. Durch den betrübten Streit sind vieler Hertzens = Gedancken offenbar worden. Man konte gar deutlich sehen, was übertüncht oder echt war. Es ist Gott lob! ein schöner Segen von H. Brunnh[olz'] ersten26, und H. Heinzfelmanns] letzten Arbeit übrig. Denn was damals ihre Kinder und Schüler waren, das sind nun Glieder die einen guten Grund haben, worauf sichs gut bauen läßet: Es mögte auch hier heißen: Die ersten werden die letzten, und die letzten die ersten seyn.27 Der Satan ist sehr beschäfftig sein SiaßaÄAetv zu üben, und das Kind mit dem Bade weg zu werffen. 28 Philadelphia hat noch eine kleine Krafft. Wenn nur bald ein treuer Arbeiter für Philadelphia und einer für Providence und Hannover käme!29 Wenn es blos an der Fracht fehlen solte, so könten beyderseits Gemeinen, sie zur Noth bezahlen. Denn die Land Gemeinen sind außer Schulden, und die Philadelphier würden ihr äuserstes thun. Um Ew. Hochwürden Gedult nicht länger zu misbrauchen, und Dero wichtigere Geschaffte nicht weiter zu verhindern, muß endlich schließen, Hochgedacht Dieselben samt der Gnädigen Frau30, und allen noch übrigen durch Creutz und Trübsahl bewährten theuren Arbeitern am Werck des Herrn, der zarten Liebe und besten Pflege unsers großen Mitlers und Versöhners, mich aber, meine Mitarbeiter, und alle Gemeinen, samt den armen Kindern, Ihro väterlichen Aufsicht und hochgeneigtem Andencken vor dem Gnaden = Thron empfehlen mit schuldigster Veneration verharrend Philadelphia d. 22sten April 1763.
Ew. Hochwürden etc. geringster Knecht Heinrich Mühlenberg. 31
Reinschrift inAFrStIVC 12:29 S. 223—232; auch in HD S. 1293-1302; HN1 S. 1151 f.; HN 2 Bd. 2 S. 561f. 1 Vgl. Nr. 254 S. 49f. mit Anm. 7. 2 = Bd. II Nr. 210. 3 Vgl. Bd. II N r . 239 Anm. 26. 4 Vgl. Mk 3,29 par.
Auszug abgedruckt in
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Die Briefe des Jahres 1763 Vgl. Bd. I Nr. 2 Anm. 1. Nach seinem Weggang aus Halle wurde Ludwig Johann Cellarius 1741 Finanzrat des Grafen von Wernigerode und danach Regierungsrat in Greiz. Er starb am 27. 12. 1754 in Drehna/Niederlausitz. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 904. Vgl. 1 Petr 5,8. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 582. Vgl. Bd. I Nr. 120 S. 519. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 518. Vgl. Bd. II Nr. 195 Anm. 98 und Nr. 239 S. 579. Auch Handschuh versicherte in einem Brief vom 21.4. 1763 an Ziegenhagen (als Auszug erhalten in AFrSt IV C 11:20 S. 135 - 1 3 7 ; auch in H N 1 S. 1150f. und H N 2 Bd. 2 S. 560f.), daß er sich befleißige, mit Mühlenberg „in möglichster brüderlicher Liebe und Einigkeit zu stehen..."(S.135f.). Vgl. Bd. II Nr. 221 S. 535 mit Anm. 6. Im Frieden von Paris trat Frankreich 1763 die Gebiete östlich des Mississippi und die Besitzungen in Kanada an England ab. Vgl. Bd. II Nr. 225 Anm. 3. Vgl. Nr. 254 S. 50 mit Anm. 13. Vgl. Bd. II Nr. 184 Anm. 15. Vgl. dazu Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 10. 1. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 118; AFrSt IV H 17 S. 5f.; Tappert IS. 587f.). Hafner. Vgl. Bd. II Nr. 230 Anm. 4 und Nr. 233. Vgl. das Instruktions- und Berufungsschreiben Franckes für Handschuh (ohne Datum, wohl 1747) in AFrSt VI A 7:51 und 52 S. 101 - 1 0 7 ; LC Abt. H IV Fach A Nr. 5 S. 101 - 1 0 7 . Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 5 7 9 - 5 8 2 . Vgl. Bd. II Nr. 165 S. 272 mit Anm. 18. Vgl. Anm. 15. Vgl. Nr. 254 S. 50 mit Anm. 13. Brunnholz hatte von 1745 bis zu seinem Tod 1757 die Gemeinde von Philadelphia versorgt. Vgl. Mt 20,16; Mk 10,31; Lk 13,30. Sprichwort: Das Kind mit dem Bad ausschütten. Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1321. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 5 7 9 - 5 8 2 . Eva Wilhelmine Francke, geb. von Gersdorf; vgl. Bd. I Nr. 81 Anm. 2. Für die Zeit bis zum 15. 5. 1763 ( = Nr. 256) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühienbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags den 26 April.. . Hernach empfieng einen Brief von Mr: Falkenhan, ferner ein Schreiben aus Lancaster von Esq Kuhn, gratulierend wegen Versendung meiner Kinder." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 245; vgl. AFrSt IV H 17 S. 54 und Tappert I S. 622). - Zur New Yorker Kollektenaffäre vgl. Nr. 247 Anm. 7(11); Nr. 248 und Nr. 249. (2) „Mitwochs den 27 April: Machte alle Briefe zusamen 1) an H. P: Pittius an der Savoy in London [vgl. Nr. 253 Anm. 5 (2)] 2) Gemeinschafftlich Schreiben an H. H. Z[iegenhagen] und Dr: Fr[ancke] [ = Nr. 254] 3) Eines an H. Dr: Francke allein [ = Nr. 255] 4) an H. P: Hoeck in Hamburg [vgl. Bd. I Nr. 57 Anm. 26] 5) an H. von Luden Architecte et Senateur de la Ville Altstadt Hannovre. 6) Ein recommendations] Briefl[ein] an H. Ziegenh: wegen Henry Keple Junior 7) eine Aufschrifft an H m Zahlcommissarius Wiesen, eines Brieflfeins] von Arnd Rose nach Einbeck 8) schloß auch einen Brief mit ein von Sr: Hochw: H. Dr: de Wrfangel] wegen meiner Kinder an Dero Correspondenten to Mess" Andrew and Charles Lindegren Merchants in London [Vgl. Nr. 254 S. 52]." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 246; AFrSt IV H 17 S. 54; Tappert IS. 623). (3) „Montags den 2ten Maii. . . Besuch von H. Naumann aus Lancaster . . . Gab ihm ein Brieflein an Esq: Kuhn mit zur Antwort auf sein Schreiben an mich." (PM 95 A Nr. 8 1762 — 63 S. 252; vgl. AFrSt IV H 17 S. 56 und Tappert IS. 625). — Zu Naumann vgl. Bd. I N r . 134 Anm. 9.
Nr. 2 5 5 / 2 5 6 / 2 5 7
22. 4./15. 5./18. 5. 1763
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256. [Ein Gemeindeglied aus Philadelphia] an M. und J. F. Handschuh [Philadelphia, 15. 5. 1763] To The two Ministers Muhlenberg und Handshoe. WohlEhrwürdige Herrn Pfarrer man hat sich wegen information der Kinder schon vielmals verwundern müsen in deme vast die Zeit her fon nichts anders gered und gehöret wirdt als wie sich dieses oder jenes wil mit Zitz 1 oder halbseiden und dergleichen mehr begleiden fragt man sie einen Spruch oder Haubtstük da siehet es sehr schlecht aus erstaunen mus man das am Heil: Himelfart dag ein Mädgen in der res stras 2 sich an seiner mutter vergrifen 3 und was noch mer gesehen will nicht melten wan dan dieses in denen 5 Hauptstüken und in der Heilsordnung nicht änderst gelehret wird und die Herrn Geistligen solchen leiten nicht scherffer an das Gewißen sondern wirdig halten zum abendmahl zu gehen, und das auf Pingsten wäre eine unferantwordliche sinde beßer wers noch 4 "Wochen solche zu informiren wan die Komodidet zu läßt besonders die nicht lesen können sind gar eingeschiefert und beruft sich imer eins aufs andere es soll gewiß nicht so geschehen oder es erweckt einen Dumult dieses wird von einem liebhaber der Jugend an sie erinert Gott gebe Segen zum lehren und hören.
Abschrift in PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 269f. und AFrStIVH17 S. 64f. Auch in HD S. 1502—1503. In englischer und deutscher Sprache in Tappert I S. 629. — Die Orthographie ist bewußt beibehalten worden. 1 2 3
= mehrfarbig bemaltes Baumwollgewebe. = Race Street. Vgl. dazu Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 1 6 . 5 . 1 7 6 3 (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 271) : „Halb 3 Uhr gieng zur Kirche und informine die Confirmanden, untersuchte wegen des obigen Zettels, nemlich ob eins von den Mägtgens sich an der Mutter vergriffen, konte aber nicht weiter als eine Spuhr ausfinden, als ob es der Witwe Gantin tochter seyn solte." Vgl. A F r S t l V H 17 S. 6 5 ; T a p p e r t I S . 630.
257. An [J. S. Gerock]
Philadelphia, 18. 5. 1763
Sfalvo] T[itulo] H[och] Wjerter] H[err] Amts = Bruder. Als ich am 13 Maii a[nni] c[urrentis] von einem mühsamen Besuch der Gemeinen in Hannover und Providence zu hause kam, fand Dero Geneigtes vom 2ten Maii vor 1 , und hatte Gelegenheit mit S. H. H . Dr: d. Wrfangel] wegen des wichtigen Innhalts zu conferiren, wobey mir auf getragen wurde, folgendes zur Antwort auf das Begehren der sämtlichen Hh. Ältesten und Vorsteher der Evangel. Gemeine in Yorktown zu geben neml: 1) H . D r : Probst wollen unter Gottes Beystand consentiren, und allen möglichen Fleiß anwenden, daß H . P: Hornell 2 die Yorktowner Gemeine in die
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D i e Briefe des Jahres 1763
Pflege nehmen möge, in Betrachtung der Notwendigkeit und bestes unserer Kirche, und damit die H. Ehrw: Schwedische Mission nicht Noth leide, werden H. Dr: Probst gleich um einen neuen Adiunctum für Wicaco schreiben. 2) Es war aber unmöglich, daß H. P: Hornell auf Pfingsten kommen konte, denn so schöne Partes er auch in der Theologia so ein verlangend Gemüth er auch bezeugt, seinem Jesu treu zu dienen in unsrer teutschen Kirche, und willig ist, den Beruf an zu nehmen, wenn die Gemeine, nach dem sie ihn gesehen und gehöret, einen ordentl. Beruf an das gantze Rev Ministerium ergehen läßet 3 ; so ist er doch noch nicht so fertig, daß er gleich Praestanda praestiren könte, sondern muß etwas Zeit haben, sich zu üben, und hier bey uns, erst ein und andermal probiren. Die Gemeine kann sich indeßen drauf verlaßen, und froh seyn, wenn sie einen solchen Mann zum Lehrer bekommen wird.4 So viel habe nur in Eil unter vielerley Zerstreuung und Arbeit melden, und mich bis auf weiter Dero fernem Liebe und Fürbitte empfehlen sollen, mit schuldigem Respect verharrend S[alvo] T[itulo] W[ert] Geschätzten] und Gel. H. Bruders ergebenster Mühlenberg. Philad: d 18 Maii: 1763.
Abschrift im Tagebuch vom 19. i. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 272— 274; Abschrift fremder Hand in AFrSt IVH17 S. 66f.; auch in HD S. 1504. 1 2 3 4
von
Nicht erhalten. Vgl. Nr. 252 Anm. 19(3). Vgl. Nr. 251. Vgl. dazu die Tagebucheintragung vom 31. 5. 1763 (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 289): „Besuch von Mess rs George Kühntz und Bonner aus Yorktown, welche mir ein Schreiben übergaben, daß der Yorktowner Kirchen = Rath an H. P: Gerock erlaßen, wegen H. P: Hornell. H . M. Gerock verlanget eine Antwort auf sein letztes Schreiben vom April an mich." Vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 73 und Tappert I S. 634. Weder das Berufungsschreiben aus Yorktown noch Gerocks Brief sind erhalten.
258. [G. A. Francke] an M. An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia
[Halle], 20. 5. 1763
d. 20 Maii 1763.1
Wohlehrwürdiger, herzlich geliebter Bruder, Ich hatte mir bey Ablassung meines letzten Schreibens2, weil die Zeit zu kurz war und ich Sie nur vor erst in der Eile versichern wolte, daß wir Ihrer nicht vergessen und daß mit Ernst darauf gedacht würde ein paar tüchtige Arbeiter für Sie zu finden, die völligere Beantwortung Ihres Briefs vom l.ten Dec. 1762.3 aufs nächste versparet. Da mir aber des Herrn Hofprediger Ziegenhagens
Nr. 257/258
18. 5./20. 5. 1763
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Hochw. eine Abschrifft ihres Schreibens an Sie4 communiciret: so finde, daß sich Dieselbe bereits die Mühe gegeben Ihren Brief genau durchzugehen und die nötige Erinnerungen und Anmerkungen Ihnen mitzutheilen. Ich darf mich also dermalen nur auf selbiges beziehen, und will dessen Inhalt nicht wiederholen, sondern hier nur noch einige generale Anmerkungen machen. 1) Nebst den schon gemeldeten Schwierigkeiten sowohl wegen des Mangels an Subiectis, als auch wegen des Kriegs5, hat auch die Verlegenheit, da man von Ihren Umständen so gar wenig informiret gewesen vieles dazu beygetragen, daß man nicht ernstlicher auf Absendung der Mitarbeiter denken können, weil man nicht gewust, wie es stehe. Absonderlich ist man in Zweifel gewesen, ehe man gewußt, daß Sie wieder in Philadelphia seyn6, und daselbst bleiben würden, ob ein 2ter Prediger daselbst angenommen werden möchte, da weder H. Handschuh noch die Gemeine solchen verlanget, und ob man gleich geglaubt, daß ein Subiectum allenfals bey andern Gemeinen Arbeit finden werde, und daher auch immer darauf gedacht, wenn sich eins oder ein paar finden möchten, selbige zu übersenden, so hat man doch da man unter allen die man gekannt, kein Subiectum finden können, so sich für Pensilvanien schicke, die Freudigkeit nicht gehabt, sich weiter Mühe zu geben bis Gott selbst etwa ein Subiectum anzeige, weil man es gar zu mißlich angesehen, bey so critischen Umständen der Gemeinen und der Disharmonie zwischen ihren vornemsten Lehrern, etwas zu erzwingen, da man hernach befürchten müssen, einen solchen Menschen in grosse Versuchungen zu stürzen. Sie werden daraus den Zusammenhang erkennen, wie es wahr sey, daß man sich schon bisher Mühe gegeben, und niemand in Vorschlag bringen können, und doch iezo wie ich unten melden werde schon 4. Subiecta in Vorschlag gekommen, da man nemlich nunmehr, nach dem Sie in Philadelphia wiederum als ordentlicher Prediger angenommen sind7, und also in Ihren vorigen Gemeinen, eine wirkliche Vacantz ist, mehr Beruf und göttlichen Wink zu haben geglaubet, alles mögliche zu thun und mehr in der Sache zu wirken. Glauben Sie aber nur, daß es bey aller anwendenden Mühe, doch nicht so leicht sey und nicht in menschlichen Kräften stehe, etwas zu erzwingen, weil man es an dem einen Theil noch immer als sehr mißlich ansehen muß, Gemüter, die nicht hinlänglich bevestiget sind, in solch critische Umstände zu senden und an dem andern Theil die gegründete Subiecta sehr rar sind, die man gleichwol nicht zwingen, sondern Gott selbst überlassen muß, ihre Herzen von seinem Willen zu überzeugen und zu dessen Annemung willig zu machen. Ich werde bey Gelegenheit die Original-Briefe 8 mit übersenden, die über diese Sache gewechselt worden, um daraus zu ersehen was vor Mühe ich mir gegeben und noch gebe. Da Sie von so vielen in Philadelphia angekommenen Schiffen Meldung thun; so hätten Sie bey der Retour doch mehrmal Gelegenheit gehabt, uns nur einige Nachricht zu geben, wie Ihre Sachen stehen. Ich hätte also vielmehr Ursach über den Mangel Ihrer Briefe zu klagen, als Sie, daß ich die Correspondenz abgebrochen 9 ; und Sie hätten besser gethan, wenn Sie in Ihrem leztern auch nur in der Kürze und so viel die Eile zugelassen von dem Zustande der Philadelphischen Gemeine einige Nachricht ertheilet, als daß Sie die Zeit nur mit
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Die Briefe des Jahres 1763
Beschwehrden und Klagen zugebracht. 10 Da man nun auch dato noch nicht von dem Zusammenhange des Zustandes so wohl der Philadelphischen als übrigen Gemeinen hinlängliche Information hat; so erwarten wir in Ihren nächsten Briefen mehrere historische Erzehlungen. Mir würden Sie es sonst auch nicht verdenken, wenn ich bey meiner Schwachheit und zunehmenden Alter unter der Last der täglich fortgehenden überhäuften Arbeit, nicht so oft schreiben könte als ich gerne wolte, zumal man auch wirklich nicht allemal weiß, was man schreiben soll, wenn man nicht unterrichtet ist, wie die Sachen dort stehen. 2) Nächst dem haben Sie sich auch den Kummer zu weit einnemen und aus dem Circkel des Glaubens bringen lassen. Knechte Gottes müssen nicht auf Menschen sehen noch auf selbige ihr Vertrauen setzen, wenn es gleich die besten sind, sondern auf Gott. Wenn also auch der H. Hofpr. Zieg[enhagen] und ich die Hand abziehen Sölten (welches Gott ferne von uns seyn lassen wird) so solten Sie doch um deswillen nicht daran denken sich zu retiriren und die Sache liegen zu lassen, da es ja nicht unsere sondern Gottes Sache, die nicht an Menschen gebunden ist. Andere möchten auch sich einfallen laßen, davon zu gehen, wenn sie das Gewißen nicht hielte. Ich bitte Sie also hertzlich in der Sache Gottes das Vertrauen nicht wegzuwerffen, da wir uns an ihm versündigen würden, wenn wir glaubten, er werde seine eigene Sache liegen laßen. 3) Bey ihrem künftigen Berichte von dem Zusammenhang des dortigen Zustandes wolte mir denn auch insonderheit eine Erläuterung auf folgende Punckte ausbitten a) welcher Zusammenhang Sie genöthiget, eben nach dem Tode des H. Brunnholtzen die Reise nach Raritan vorzunehmen? 11 Da es scheinet daß Ihre Gegenwart in den alten vereinigten Gemeinen damals eben am nöthigsten gewesen, und Ihre Abwesenheit die erste Gelegenheit gegeben haben könte, daß es in der Philadelphischen Gemeine gleich vom Anfang im Zuschnitt versehen worden b) warum Sie bey Ihrem Aufenthalt in Philadelphia von Ihren eigenen Mitteln zuzusetzen genöthiget worden 12 , da Sie deren ordentl. Prediger sind c) Worinnen die im Oct. 1762 zu Stande gekommene Vereinigung und eingeführte Kirchen-Ordnung bestehe?13 d) Wie sich insonderheit der H. Handschuh gegen Sie bewiesen, und wie sein Verhalten in der Gemeine gewesen? Dieses mag denn zur Ergäntzung der Antwort auf Ihr letztes Schreiben genug seyn. Immittelst ist den 27ten Apr. a[nni] c[urrentis] das Schreiben d. Hh. Prediger, Aelteste und Vorsteher der Philad. Gemeine vom 19 Dec. a[nni] p[raeteriti] 14 eingelaufen darinnen um einen Catecheten gebeten wird, worauf besonders einige Zeilen zur Antwort 15 schreiben werde. Vorher aber ist bereits an 2 Subiecta, davon der eine Catechet im Wernigerödischen, der andere aber Rector in Luckenwalde ist, die Vocation für Pensylvanien ergangen 16 , wobey ich auch mit dem H. Grafen in Wernigerode selbst correspondiret. Nachdem aber beyde den Antrag decliniret, so sind aufs neue 2 Brüder, Nahmens Kaiisch, die beyde in den Anstalten gearbeitet und jetzo gleichfals im Wernigerödischen als Catecheten stehen, in Vorschlag kommen, und ihnen mit Gutbefinden des H. Grafen der Beruf angetragen worden, von denen ich aber noch die Antwort erwarte. 17 Wir wollen also fortfahren Gott um die Aussendung treuer Arbeiter
Nr. 258
20. 5. 1763
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nach Pensylvanien anzurufen und ihm vertrauen, daß Er unser Gebet erhören werde, da wir an unserer Seite alles mögliche thun. Sie können versichert seyn, daß ich es an meinem Theil ferner nicht werde daran ermangeln laßen. Der HErr aber nehme sich seines Wercks selber an, stärcke und erhalte gel. Bruder und helfe durch alle Noth und Gedränge ferner gnädig durch, daß sein Nähme darüber verherrlichet werden könne. Ich erlaße Sie in seinen gnädigen Schutz und verharre mit aller Liebe Ew.
Entwurf in AFrSt IV C 12:21 S. 171-174; auch in HD S. 1257—1259. — Der Briefabschnitt von „Absonderlich ist man im Zweifel gewesen ..." unter 1.) bis„. . • Gottes Sache ist, die nicht an Menschen gebunden ist" unter 2.) ist von einer anderen Hand geschrieben. 1 2
J 4
5 6 7 8 9
10 'i '2 13 14 15 16
17
Datumsangabe von fremder Hand. = Nr. 252. = Bd. II Nr. 239. = Nr. 250. Vgl. Nr. 252 S. 43f. Vgl. hierzu Bd. II Nr. 195 sowie Nr. 254 und Nr. 255 S. 6 2 - 6 5 . Vgl. Bd. II Nr. 211 Anm. 4 und Nr. 214 sowie Nr. 254 Anm. 41. Nicht erhalten. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 578. Vgl. Nr. 250. Vgl. Bd. II Nr. 181 S. 330ff.;Nr. 184 S. 349 mit Anm. 28 und 31. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 579. Vgl. Bd. II Nr. 227; Nr. 229; Nr. 237 Anm. 3. =Bd. II Nr. 242. = Nr. 259. In einem Schreiben an Ziegenhagen (vom 17. /20. 5. 1763) gibt Francke die Namen der beiden mitWiesenerund Dransfeld an (AFrSt IV C 12:11 S. 108). Hier folgte ursprünglich: „Unter den Arbeitern in dem hiesigen Waysenhause aber reflektiere ich auf einen, Namens Voigt, der als Inspector vicarius bey der Weingartnerischen Schule steht, welcher auch nicht gantz abgeneigt zu seyn scheinet. Es stehet aber doch noch zu erwarten, wie seine Resolution ausfallen werde." — Johann Ludwig Voigt, geb. 1731 in Katharinenrieth/ Sachsen, studierte seit 1757 in Halle Theologie, wurde 1759 zunächst Informator an der Mädchenschule und war seit 1762 als Vizeinspektor an der Weingartenschen Schule tätig. Er nahm die Berufung nach Pennsylvania an, wurde 1763 vom Konsistorium in Wernigerode ordiniert und kam am 1. 4. 1764 in Philadelphia an (Nr. 301 Anm. 19). Vgl. Glatfelter I S. 152 und Mann S. 412—414.
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Die Briefe des Jahres 1763
259. [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen] an die Prediger und den Kirchenrat in Philadelphia Halle/Kensington, 20. 5. 1763 An die Herrn Prediger, Aeltesten und Vorsteher der EvangelischLutherischen Teutschen Gemeine in Philadelphia
D 20 Maii. 1763.1
Wohlerwürdige Herrn Prediger in Christo hertzlich geliebten Brüder, wie auch werthgeschätzte Freunde im Herrn, Das an uns von Denenselben unterm 19ten Dec. 1762.2 abgelassene Schreiben haben wir richtig erhalten (zu Halle ist dasselbe angekommen den 27ten des vorigen Monats.) Wir preisen zu vörderst die Güte Gottes der Ihre liebe Gemeine durch den unermüdeten Fleiß Ihrer Lehrer in solches Aufnemen kommen und anwachsen lassen, wie es iezo am Tage ist. Der Herr aber gebe Gnade, daß nun auch, wo es möglich wäre, alle oder wenigstens viele und die meisten unter Ihnen dem Vater von ganzem Herzen gehorsam werden mögen, welches Ihnen nunmehro reine und von ordentlich berufenen Predigern 3 reichlich verkündiget wird, da Sie dessen vorher entbehren musten und, wenn nicht Gott seine Güte auf besondere Weise zu Ihnen gewendet, doch iezo entbehren müsten. Da wir hiernechst von Denenselben ersuchet werden, einen in wahrer Herzens redlichkeit und Verleugnung stehenden Candidaten aus den Anstalten des Waysenhauses in Halle in Ihrem Namen zu vociren, und zu übersenden, der so wohl Ihrer zahlreichen Schul Jugend vorstehen und nebst dem Schulmeister4 selbst in der Schule arbeiten, als auch denen Herrn Predigern in allerley Fällen in ihrem Amte beystehen könne; so versichern wir zwar, daß wir uns, unter Anrufung Gottes, alle Mühe geben wollen, diesem Ihrem Ansuchen ein Genügen zu thun, wie denn bereits von mir, dem D. Francke, wirklich darauf die ernstlichste Reflexion genommen wird, einen solchen tüchtigen Candidaten aus findig zu machen. 5 Wir können aber nicht leugnen, daß solches nicht eine leichte Sache sey, wie Sie sich etwa vorstellen. Denn 1) sind solche Leute, die die verlangte oder wenigstens die unentbehrlichste Qualitäten zu dieser Station nebst einer wahren Treue haben, wie allezeit, also zumalen bey den ietzigen verderbten Zeiten die raresten, zumal wenn sie zugleich zum Predigt = und Schulamt die nötige Geschicklichkeit haben sollen. 2) Finden solche Candida« in ihrem Vaterlande zu ihrer Beförderung hinlängliche Gelegenheit und werden insonderheit in den Hallischen Anstalten so häufig gesucht, daß sie kaum diejenige Reife erreichen können, die zu einem solchen Beruf in ein anderes Welttheil erfordert wird. Solchem nach wird auch 3) ein mehrer Grad der Verleugnung dazu erfordert, wenn einer eine solche Vocation annemen und zugleich seinem Vaterland und allen übrigen Vortheilen entsagen und dabey
Nr. 259
20. 5. 1763
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doch zuweilen gewärtigen soll, wie ihm von einer Gemeine künftig begegnet werden möchte. Mithin muß Gott selbst erst einen solchen Candidaten von seinem Willen in seinem Herzen überzeugen und ihn willig machen, einen solchen Beruf im Glauben zu folgen. Es gehöret Gebet dazu, daß der Herr selbst solche Subiecta bereite, willig mache und anzeige. Wie wir nun an unserm Theil nicht unterlassen Gott darum ernstlich anzurufen und zugleich uns alle Mühe zu geben; also ist solches auch Ihre eigene Pflicht, zu welcher wir Sie hiermit erwecken. Wir können denn aber auch nicht versprechen, wie bald Gott unser Gebet erhören und Segen zu unserer Bemühung in diesem Stück geben werde, und da wir aus den ersten Berichten des Herrn Pastoris Handschuch 6 damals schon das ansehnliche Zunemen Ihrer Gemeine ersehen und uns gewundert haben, daß, da es nicht eines einigen Mannes Arbeit ist, einer solchen zahlreichen Gemeine alleine vorzustehen, gleichwohl von denen wertesten Aeltesten und Vorstehern 7 , der Notwendigkeit eines Mitarbeiters in der Kirche oder Schule nicht erwähnet worden; so werden Sie sichs auch selbst zu zu schreiben haben, wenn Ihrem Verlangen, da Sie selbiges so spät zu erkennen gegeben, etwan nicht sobald ein Genügen möchte geschehn können, weil solches nicht allemal in solcher Geschwindigkeit möglich ist, als Sie vielleicht denken, sondern nun auch Zeit dazu erfordert wird. Doch soll es an unserer Willigkeit so bald als immer möglich zu dienen nicht fehlen. Wir erwarten übrigens von denen Herrn Predigern den versprochenen ausführlichen Bericht8 von den bisherigen merkwürdigsten Vorfällen und dermaligen Umständen Ihrer Gemeine mit Verlangen und werden auch durch denselben immer mehr veranlasset werden, das Heil 9 so vieler durch das Blut Christi erlösten Seelen, woraus Ihre Gemeine bestehet, dem Herrn im Gebet vorzutragen, in dessen gnädigen Schutz, Beystand und Segen wir so wohl die werteste Lehrer, als sämtliche Zuhörer herzlich empfehlen und verharren Ew. Ew. W. W. und unserer wertgeschätzten Freunde in dem Herrn
Halle d Kensington d
Entwurf in AFrSt IV C 11:17 S. 123-127; 1 2 3 4 5 6 7
8 9
auch in HD S.
1257—1239.
Datumsangabe von fremder Hand. = Bd. II Nr. 242. Mühlenberg und Handschuh. Hafner. Ursprünglich: „Catecheten anzunemen". Vgl. Bd. II Nr. 181 Anm. 33 und 38; Nr. 184 Anm. 16 und 24. Hier folgte ursprünglich: „mit keinem Wort daran gedacht worden, der Notwendigkeit eines Mitarbeiters in der Kirche oder Schule Erwähnung zu tun". Ursprünglich: „umständlichen Bericht". — Zum Inhalt vgl. Nr. 254 mit den Beilagen A, B und F. Ursprünglich: „Selen = Heil".
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Die Briefe des Jahres 1763
260. An die Pastoren und lutherischen Kirchenräte in Pennsylvania Philadelphia, 27. 5. 1763 H[och] und WohlEhrw: Hh. Pastores, Ehrsame und Würdige Kirchen = Räthe und Vorsteher der respective Vereinigten Gemeinen: in Christo unserm Ober = haupte, sehr Geliebte Brüder und Gönner! Wir unterschriebene, Dero Mitbrüder und Mitarbeiter an dem Americanisch = Verwüsteten Weinberge, sind gedrungen, folgendes zu bezeugen, und Dero Mitleidigem Hertzen vor zu legen, neml. Es ist eine weitläufftige Gegend in der Grafschafft Philadelphia, Whitemarsh genant, allwo ungemein viele arme teutsche Familien unserer Evangelischen Religion zugethan, zerstreuet, unter allerley Partheyen herum wohnen welche aus Mangel nothwendiger Schul = und Kirchen = Gebäude der Gnaden Mittel zur Errettung ihrer unsterblichen] Seelen und Kinder, entbehren müßen. Ob nun wol ein und andere etwas vermögende Glieder vor etlichen Jahren 1 , nach ihrem äusersten Vermögen, und mit Bey hülffe hiesiger Orten gesammelten Liebes = Scherflein ein Schulhaus vollendet, und einen räumlich = dauerhafft= aber schwehren Kirch = Bau angefangen, und auch in Guter Meinung um der Noth abzuhelffen eine Lotterie gehalten, dieselbe aber unglücklich ausgefallen 2 , und der armen Sache wenig oder nichts genutzet hat; so ist doch der Zweck noch nicht erhalten, und die Kirche nur erst unter Dach gebracht, und sind wir daher genöthiget, nächst Gott dem Hertzens = Lencker, die Zuflucht zu unsern Gut gesinnet, und liebthätigen Glaubens = Verwandten zu nehmen, und um frey willige Liebes = Gaben zu bitten, in Demuth flehende, ob Sie um Jesu Christi und seiner geringsten armen Brüder, um Fortpflantzung seines Evangelii willen, Ihre Scherfflein beysteuern, und dem dazu verordneten Schulhalter H. Selig3, dem Vorzeiger dieses, übergeben, ins Büchlein zeichnen, und dafür den verheißenen Segen und Belohnung von dem Geber aller guten Gaben, wie auch unsere gegen Diensten, so viel uns Gott begnadigen wird, erwarten mögten! Wir wißen gar wohl, daß solche Bittschrifften und Botschafften, der Natur unangenehm, und in allen unsern Vereinigten Gemeinen in America, noch mehr arme, als vermögende Glieder sind; wenn wir uns aber dagegen auch vorstellen, wie hoch das Scherflein der Witwe bey dem Kasten Gottes von unsrem holdseligsten Menschen = Freund Jesu Christo geachtet 4 , und wie er zu sagen pflegte daß Geben seliger, denn Nehmen 5 ; so tragen wir kein Bedencken Ihre Liebe zu versuchen, und Gelegenheit zu geben, auf den Geist zu säen, und die Früchte davon in der Ewigkeit zu erndten. Philadelphia d 27 Maii 1763.
Henr: Mühlenberg 6 Mfinisterii] Pfraeses]
Nr. 260/261
27. 5./1. 6. 1763
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Abschrift im Tagebuch vom 26. 5. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1 762 — 63 S. 280—282; Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV H17 S. 69f; Auszug in HN1 S. 1100; HN 2 Bd. 2 S. 529f; Schlußsatz in HD S. 1507. 1 Vgl. Bd. II Nr. 184 S. 348 mit Anm. 24. Vgl. die Tagebucheintragung vom 29. 9. 1761 in PM 95 A N r . 5 1760—62 S. 110; vgl. Tappert I S. 466. 3 Christoph Selig; vgl. die Tagebucheintragung vom 20. 10. 1762 in PM A Nr. 8 1762—63 S. 19; vgl. AFrSt IV H 16:2 S. 231 und Tappert I S . 562. 4 Vgl. Mk 1 2 , 4 1 - 4 4 und Lk 2 1 , 1 - 4 . 5 Vgl. Apg 20,35. 6 Für die Zeit bis zum 1. 6. 1763 ( = Nr. 261) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags den 30 Maii: . . . schrieb ein Brieflein mit Elias Botmer an die Mutter Weiser." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 287; vgl. Tappert I S. 622). Zu Anna Eva Weiser vgl. Bd. I Nr. 28 Anm. 6. (2) „Dienstags den 31 Maii . . . Heute schickte H. Gevfatter] Kurtz seinen Altesten Sohn [Conrad] Express mit einem Briefe meldende, die Schwierigkeiten und Beweg = Gründe, welche wegen des Germantowner Berufs in den W e g gelegt würden etc. dat: d. 28 Maii A[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 290; vgl. AFrSt IV H 17 S. 73 und Tappert I S. 634). - Vgl. hierzu Nr. 254 S. 51 und Nr. 261. 2
261. An [J. N. Kurz]
Philadelphia, 1. 6. 1763
Sfalvo] T[itulo] Werth : H. Gevatter, Gestern als am 31 Maii a[nni] c[urrentis]' habe Dero geneigtes durch geliebten Sohn Conrad empfangen. Die Zernichtung des Vorhabens wegen Germantown etc. welche im Kirchen-Rath am 25 Maii versucht worden, kan mir lebhafft genug vorstellen, weil es selber verschiedene mal in Neu = H a n n : und Provid: erfahren. Wenn ich Abschied nehmen wolte, so wurde auch dergleichen, und noch mehrere Argumenta gebraucht, und viel Klagens und Weinens. 2 Wenn ich denn blieb, oder wieder kam, so wars wieder das Alte, und wie man ihnen auch predigte, so richtete sich keiner auf Hosea 11. 7. So daß mir der Text: Ezech: 33,30.31.33. ziemlich verständig und deutlich geworden. Werth: H . Gevatter, solches paßet sich zwar wohl nicht auf Ihre lieben Gemeinen, doch ist die Sache mit Germantfown] etc. so, daß wir schon zu weit gegangen, und nun mit Gottes Hülffe beym Wort und Versprechen halten müßen; solte es auch noch so schwer und fast unmöglich scheinen. Germant: ist der Mann, der unter die Mörder gefallen Luc: 10,30 = 37. Der Schaden und die Schmach oder Lästerung, welche unserer gantzen Sache, und dem Ministerio dadurch heimfallen würde, wäre zu groß, wenn dieses mal Wort und Promise gebrochen werden solte ! Und ich wolte lieber selber das Tulpehocker wichtige Feld unter Gottes Beystand bedienen als dem Satan ein solch Frolick 3 gönnen, daß er uns mit Recht einer französischen Parole, oder des ja und nein zu gleich beschuldigen 4 , und unser Amt unkräfftig machen solte. Wären wir noch frey ledig, so könten wir mit leichterer Mühe den Vereinigten Gemeinen im Noth-
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Die Briefe des Jahres 1763
fall bey springen, und auch wieder zu hause kehren. Weil aber solches nicht ist, so können die lieben Gemeinen in Tulpehocken auch an mir ein Exempel nehmen, weil ich nun schon etliche mal meine Familie mit genommen, und doch wieder zurück gekommen bin, ex[empli] grfatia] ein Jahr in Jersey mit der Familie im Nothfall kam doch wieder zurück 5 , und nun wieder mit der Familie zu Philadelphia im Nothfall :6 und wer weiß wo es noch weiter hingehen soll mit der Familie, damit die Prediger hierunten nicht auf einem Hauffen wohnen mög-
ten. Es ist nicht ohne Gottes besondere Providence geschehen, daß unser Häuflein in Germant: 7 über Menschen Gedencken und Vermuthen, einen Fuß zur Kirche erlanget, unsere Ordnung unterschrieben, und sich zu einem Salar: verstanden etc. die Kirche geweißet, ein Haus gemiethet, und den Garten bereitet. Zu dem ists bedencklich, daß im Werth. H. Bruders ersten oder Europaeischen Beruf: Germant: mit ein verleibet.8 Ich wolte Werth: H. Gevatter nicht rathen Abschieds Predigten droben zu halten, denn das Wort lautet zu fürchterlich, und thut mehr Schaden als Nutzen. Dieses wäre meine Meinung und Verlangen für dieses mal zur Antwort: 1) Am 3 post Trinitatis] i[d] e[st] den 19 Junii muß ich G[eliebts] G[ott] in Neuhannover predigen, und H. Gevatter Kurtz halten an eben dem Sontage G. G. Vormittags Predigt in Germant: und Nachmittags in Philadelphia. 2) Am 4 post Trinit i e den 26 Junii predigten H. Gev. Kurtz Vormittags in Philadelphia und p[ost] M[eridiem] in Germant. G. G. und der alte Mühlberg hält G. G. Gottesdienst Vormittags in der Tulpehocker Kirche, und wenn es nicht änderst seyn kan und darf, Nachmittags in Heidelberg. Könte er aber Nachmittags mit Heidelberg verschonet bleiben, so mögte sichs vieleicht Nachmittags schicken, mit der Haupt Gemeine zu conferiren. Die Frau Gevatterin9 bliebe indeß noch ruhig bis auf weitern Aufschluß. Mit diesem Wenigen verharre Philadelphia d 1 Jun 1763.
Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 8 1 762— 63 S. 291 — 293; Abschrift von fremder Tagebuch AFr St IV H17 S. 74f; auch in HD S. 1510—1)12. 1 2 3 4 5 6 7 8
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H.Mb: 10
Hand im
Vgl. Nr. 260 Anm. 6 (2). Vgl. Bd. II Nr. 239 Anm. 8. = Vergnügen, Triumph. Vgl. 2 K o r 1,17f. Vgl. Bd. II Nr. 195 Anm. 102. Vgl. Bd. II Nr. 2 1 4 S. 4 8 1 ; Nr. 218 Anm. 7. Vgl. Nr. 252 Anm. 1 9 ( 5 ) und (6); Nr. 254 S. 50 mit Anm. 14. Vgl. dazu Franckes Berufungsschreiben für die Catecheten Schaum und Kurz vom 2 1 . 5 . 1744 in AFrSt IV A 2:25 S. 7 3 - 7 6 (auch in LC Abt. H IV Fach A Nr. 4 S. 7 3 - 7 6 ) . Anna Elisabeth Kurz, geb. Seidel, seit dem 9. 12. 1747 Ehefrau von Kurz; vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung vom Dezember 1747 in PM 95 A 1742—48 S. 5 4 1 ; vgl. Tappertl S. 177.
Nr. 261 10
1.6.1763
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Für die Zeit bis zum 12. 7. 1763 ( = Nr. 262) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 1 Junii. . . Besuch von Mess rs Brenner und Senger aus Lancaster, welche mir einen Brief von H . M: Gerock brachten dat: d 30 M a i i . . . Schrieb auch einen langen Brief an H . P: Gerock." (PM 95 A N r . 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 294; vgl. AFrSt IV H 17 S. 75 undTappert I S . 635). (2) „Sambstags den 4 Junii . . . Es kamen auch 4 Männer von Germantown und sagten, daß Morgen entweder Sr. H . H. D r : d. Wr[angel] oder ich in Germant. predigen müste, weil die Gegenpartey heimliche Intrigues vorhätten, und auch der Kings Attorney sich verlauten laßen, daß er zur Kirche kommen und sehen wolte, welche Parthey am stärcksten wäre. Ich wieß sie zum H. Probst, gab auch ein paar Zeilen mit, worin sehr bat, ob es Sr: Hochw: möglich wäre Morgen einen Besuch abzustatten? Die Männer kamen wieder und brachten eine schrifftliche Antwort, worin H . Probst vorschlugen, daß H . P: Hornell Morgen vormittags für mich hier in Philad: und ich in Germantown predigen könte. Es fiel mir sehr schwehr, ließ aber doch ein Pferd bey H e r r Keple ausbitten, und begehrte in ein paar Zeilen von Sr: Hoch D r : Probst, daß H . P: Hornell um vieler mir hinlänglich scheinenden Gründe willen, Morgen vormittags im Schulhause, seine meditirte teutsche Predigt vor alten und jungen ablegen mögte." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 296f.; vgl. AFrSt IV H 17 S. 76 und Tappert I S. 635f.). Vgl. hierzu die Tagebucheintragung vom 5. 6. 1763 in PM 95 A N r . 8 1762—63 S. 298f. und Tappert I S. 636. (3) Unter dem gleichen Datum: „Hernach kam ein reformierter] Mann und begehrte, daß ich seinen reform: Schwager des Johannes Spät begraben, und eine Leichen = Rede auf dem ref: Kirchhofe halten mögte. Ich antwortete, daß solches nicht wol könte, weil der ref: Kirchen Rath in ihrer Kirchen = Ordnung eine Clausul hätte, daß keiner außer ihren Predigern auf ihrem Kirchhofe die Leichen Ceremonien verrichten solle. Nachmittags kam ein Freund des Verstorbenen und brachte mir eine schrifftliche Erlaubniß vom Kirchen = Rath." (PM 95 A Nr. 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 297; vgl. AFrSt IV H 17 S. 76f. und Tappert I S . 636). (4) „ Sontags den 5 Junii:. . . Empfieng durch Elias Bodner einen Brief von Br: Samuel Weiser." (PM 95 A N r . 8 1 7 6 2 - 6 3 S. 299; vgl.Tappert I S . 637). (5) „Donnerstags den 9 Junii... Hatte Besuch . . . von Mr: Kreuter einen Ältesten aus Tulpehokken, welcher mir einen Brief brachte von Nicolaus Schwingel, und auch mündlich mit mir sprach wegen H. P: Kurtz seines Wegziehens, und der damals zu befürchtenden Zerstreuung der Gemeine. Bekam ein Brieflein von Christoph Petrentz aus Neuyork, worin ein Brief eingeschloßen an seine Frau in Tulpehocken." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 305; vgl. AFrSt IV H 17 S. 78f. und Tappert I S. 638). (6) „Freytags den 10 Junii.. . Bekam einen Niederteutschen Brief von Conrad Arnd Flaake von Loneburg aus der Province Neuyork, wegen ihrer Gemein Umstände wo der Dom: Knoll wohnet, durch H m : Müller aus Neuyork." (PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 306; vgl. AFrSt IV H 17 S. 79 und Tappert I S. 638). Zu Michael Christian Knoll vgl. Bd. I Nr. 42 Anm. 8; Nr. 106 S. 450f. (7) „Mitwochs den 29sten Junii.. . Abends um 6 Uhr überreichte mir der Schwedische Adiunctus H . Hornell ein Paquet Briefe, welches mit Freuden eröfnete, und darin ein versiegelt Paquet an H . P: Handschue fand, das sogleich übersandte. In meinem Paquet war a) ein Hochgeehrt Schreiben datirt a priori Mart: 9 t e n 1763. und a posteriori Mart: d 13 ten 1763. von Sr: Hochw: Königl. H o f p r e d : Herrn Ziegenhagen. [ = Nr. 250] b) Eine hold = und mildreiche Zuschrift von Sr: Hochw: H e r n D r : und Professor Francke aus Halle, dat: den 22sten Decembr: 1762." [ = Bd. II Nr. 246] (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 13; vgl. AFrSt IV H 17 S. 92 und Tappert I S. 645). (8) „Donerstags den 30sten Junii . . . Hatte auch Besuch von H . P: Hornell, der sich etliche Bücher aus meiner kleinen Bibliothec zum lehren ausbat, weil er nach Yorktown an die Lutherische Gemeine beruffen und mit teutsch theologischen] Büchern nicht versehen ist, schrieb auch auf sein Begehren ein paar Zeilen an H. Pfr: Gerock in Lancaster, meldete daß er Morgen über 8 Tage mit der Lancaster Post von hier G[eliebts] G[ott] auszusetzen gedächte." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 14; vgl. AFrSt IV H 17 S. 92 und Tappert I S . 646). - Vgl. hierzu Nr. 252 Anm. 19 (3) und Nr. 257. (9) „Mitwochs den 6 Julii... Um 11 Uhr hatte noch Besuch von Esq Kuhn, welcher bat, daß noch eine lateinische Antwort auf H r n : D r : de Linee in Upsala Brief an ihn schreiben mögt,
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Die Briefe des Jahres 1763 welches so lautet: Viro illustri atque Generosissimo Domino Carolo de Linée, Fautori suo maxime venerando S[alutem] pl[urimam] d[icit] humillime A[dam] S[imon] K[uhn]. Nullus dubito Vir Illustrissime, quin pro T u a in me maxima Benevolentia veniam sis daturus, si ex intimo corde gratias agam per quas humillimas, qui me dignum putare voluerifs] per litteras die 24 t o februarii Anni currentis Upsaliae generosissime datas de filio meo certiora pronunciandi. Nihil Iucundius mihi, nostratibusque erit, nisi quod hanc existimationem bonam A[di]u[v]a[nte] Deo apud T E , Vir illustris Maecenatem, Tuosque tueri studeat, quia Existimatio mea simul hac in re agitur. O m n i n o Ausus sum filium meum, tanquam peregrinum in orbem Christiano = litteratum mittere, et hoc nunquam dolebo, si quondam Vfolente] D[eo] cum T u a Vir illustris, commendatione aliis quam dum abierat, patriam suam videbit oculis. Valde miratus sum, quod meas cum pecuniae permutationibus litteras, iterum iterumque missas nondum acceperit. Nihil enim prohibet quo minus filium meum a Viro summe Reverendo Domino de Wrangel commendato Iuvar[i] vellem si perget apud T E Vir illustris, multum gratia valere. Id quod annuat Deus 0 [ p t i m u s ] M[aximus] qui omnia vult et potest praestare suis ! Philadelphiae pridie N o n a r u m Julii 1763." ( P M 9 5 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 17f.; vgl. Tappert I S. 647). - Carl von Linné ( 1 7 0 7 - 1 7 7 8 ) , schwedischer Naturforscher, führte mit seinem W e r k Systema naturae (1735) die binäre N o menklatur in der Botanik ein.
262. An J. Schrack
Philadelphia, 12. 7. 1763
Dear Mr. Schrack 1 Last Fryday y e [the] 8th of July A[nni] c[urrentis] 2 y e Rev d Mr. Richard Peters 3 , Commissary and Trustee General, did send me Word to see him, and at Sight order'd me, to let y e Well beloved Deputee Trustees, and Masters of y e Charity Schools at Newprovidence, Newhannover in Philadelphia County, and at Vincent or Pike's T o w n in Chester County Know, that from this Day and Date, the Salary or Bounty for y e said Schools must and do cease, and the good Masters see, how to provide for themselves, because he has by the last Vessel from London received strict Orders of y e Rev d and Hon ble Secretary of y e Illustr: Society 4 to acquaint y e said Deputy = Trustees and Masters with y e said Melancholy Account. 5 It is our bounden Duty, most humbly to thank God Almighty and our gracious Benefactors for y e great and undeserved Benefits bestowed on us and our Children in Times past. The well beloved Deputy Trustees of Newprovidence are desired after having read y c above Contents, to send them as quick as possible to y e Deputy Trustees of Neuhannover and Vincent or Pike's T o w n accordingly, and give me leave to remain their sincere Friend and Servant Philadelphia July the 12th 1763.
Henry Muhlenberg. 6
Nr. 261/262
1. 6./12. 7. 1763
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Abschrift in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 24; Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV H17 S. 99; auch in HD S. 1529. 1
John Schrack war Altester in Providence. Vgl. dazu Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 8. 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 19): „Von da besuchte den Rev11 Commissarium von der Engl. Kirche und Praesidenten der Academie [Richard Peters], welcher mir einen Brief von H : Dr: Chanceier aus Engelland wieß, worin gemeldet, daß sie in gegenwärtig verwirreten Umständen zu Hause Sr: Majestaet unter allerhand Bürden, nicht um Beysteuer für die hiesige teutsche FreySchulen ansprechen können noch dürffen, und daß folgende, die Armen Schulen sogleich abbrechen müsten. Ich solte demnach gleich Nachricht davon geben an die deputy Trustees und Schulmeistere a) in Providence b) Hannover und c) in Pikestown. Folglich ist diese Anstalt welche insonderheit den ärmsten teutschen Protestanten und ihren Kindern etliche Jahre zum Besten unterhalten, zu Ende gekommen." (Vgl. AFrSt IV H 17 S. 94f. und Tappert I S. 648). — Zur Gründung der Charity SchoolsinPennsylvaniavgl.Bd.il Nr. 145 Anm. 52;Nr. 148 S. 15lff. mitAnm. 75 — 80, 84 und 85; Nr. 150 S. 163ff.;Nr. 151 S. 189f. Vgl. auch Whitfield J. Bell, Jr., Benjamin Franklin and the German Charity Schools, in: Proceedings of the American Philosophical Society, 99 (1955), 381-387. 3 Vgl. Bd. II Nr. 146 Anm. 8. 4 Die Society for Promoting Religious Knowledge and the English Language among the German Emigrants in Pennsylvania wurde 1753 gegründet. Vgl. Glatfelter II S. 308. 5 Die Freischulen wurden 1763 aus Geldmangel geschlossen. Vgl. Glatfelter II S. 323 — 326; Pritzker-Ehrlich S. 207f. 6 Für die Zeit bis zum 28. 7. 1763 ( = Nr. 263) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags den 12ccn Julii . . . Ferner schrieb auch einen Privat Brief an Mr: John Schrack [ = Nr. 263], und einen an den H. Schulmeister Walter in Neuhannover." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 25; vgl. auch AFrSt IV H 17 S. 100 und Tappert IS. 650). (2) „Mitwochs d 13 Julii . . . Schrieb einen Brief an Mess rs Michael und Adam Heilman in Pikestown, wegen ihrer Schule und Gemeine." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 26; vgl. AFrSt IV H 17 S. lOOf. und Tappert IS. 650). (3) „Montags den 18 Julii. . . Sr: H : H. Dr: d: Wr[angel] communicirten mir einen Brief von H. Pfr: Weygand aus Neuyork." (PM 95 Nr. 9 1763—64 S. 28; vgl. AFrSt IV H 17 S. 103 und Tappert IS. 652). (4) „Sambstags den 23sten Julii. empfieng einen Brief vom H. Pfr. Kurtz aus Germantown." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 30; vgl. AFrSt IV H 17 S. 104 und Tappert I S. 653). Vgl. dazu Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 18. 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 28): „Ferner reiten und fahren auch Sontags etliche von unseren Lutheranern nach Germantown, um den Herrn Kurtz zu hören, der gestern vor 8 Tagen am 6 ten post Trinit. Nachmittags daselbst seinen Anfang gemacht." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 103 und Tappert IS. 652. (5) „Dienstags den 26 Julii Besuch von einem Mann aus Providence, welchem einen Brief an Matthias Hollebach in Neuhannover mitgab." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 31; vgl. AFrSt IV H 17 S. 105 und Tappert IS. 654). (6) „Mitwochs den 27 Julii: ... Nachmittags empfieng auch Briefe von Esq. Kuhn und Pfr: Gerock aus Lancaster." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 ; vgl. AFrSt IV H 17 S. 108 und Tappert I S. 655).
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Die Briefe des Jahres 1763
263. An den Kirchenrat in Philadelphia
[Philadelphia], 28. 7. 1763
Geehrter Rath der St Michaelis Kirche, geliebte Trustees, Älteste und Vorsteher, Die Herren Ältesten von der ersten reformirt= unter dem Ehrw: Coetu stehenden Kirche, ließen mich am 16 Julii 1 bitten, daß am 17ten Julii vor unserer Gemeine öffentlich erinnern, warnen und bestraffen mögte: wie daß sich viele Lutheraner von unserer Gemeine in ihren Kirchhof = Streif gemenget, und sich dadurch gegen Göttliche und Nachbarliche Gesetze vergangen. W i e nun damals die Zeit zu kurtz war, die Sache vor unsern Gemein = Rath zu legen, so that ich nach meinem Amt, Gewißen und Pflicht, so weit es meine Grentzen erlauben wolten, und hielte am 17 Julii 3 über Jerem: 29, V.7. eine unserer gantzen teutschen protestantische Nation nöthig und ernstliche Vermahnung. Da aber hernach wieder ein betrübter Kirchhofs = Streit vorgefallen 4 w o sich Lutheraner von unserer Gemeine eingemenget haben sollen; so besuchte mich am 26sten Julii Abends Einer der Herren reform: Ältesten 5 und gab zu verstehen, daß eine generale Vermahnung nicht hinlänglich wäre, sondern eine specielle W a r n u n g mit Benennung der Sache nach der Billigkeit geschehen müste etc. Weil solches nun über die Grentzen meines Amtes gehet, und nicht ohne Ja oder Nein von 2 Drittel des Gemein = Rath geschehen, oder unterlaßen werden muß; so frage durch diese Zeilen, die Herren Trustees, Ältesten und Vorsteher bittende, daß ein Jeder, der bey der Hand ist, die Sache wohl überlegen, und hierunter seine Stimme Ja oder Nein unterzeichnen und noch vor Sontage wißen laßen wollen, wie die meisten Stimmen gefallen Ja oder Nein?Es ist nicht hinreichend, wenn es heißen würde, ich könte thun, wie ich wolte, sondern bitte mir Ihre deutliche Stimmen aus: es sey Ja oder Nein. D 28 Julii 1763.
Ihr allerseits dienstwilliger Mühlenberg 6
Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 35f. unter dem 30. 7. 1763; Abschrift fremder Hand in AFrSt IV H17 S. 109f; auch in HD S. 1538—1339. 1
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von
Vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung v o m l 6 . 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 27): „Ich gieng zu Mr: D[avid] S[äc]k[el] sprach mit ihm, wegen der auf Morgen gedräuten Unruhe etc. Der alt ref[ormierte] Kirchen Rath schickte den Christian Schneider, und ließen bitten, ich solte Morgen unsere Lutheraner in der Predigt wegen ihres Verhaltens auf dem ref. Kirchhofe vom 12 Julii bestraffen, welches aber nicht mein Sinn ist, nur eine, sondern beyde Partheyen zu ermahnen, so viel der Herr Gnade verleihen wird." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 102 und Tappert I S. 651. Zum Vorfall auf dem Kirchhof vom 1 2 . 7 . 1763 vgl. Mühlenbergs Tagebucheintragung (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 25): „Um diese Zeit gieng ein öffentlicher Tumult auf dem teutsch reformirten Kirchhofe an: nemlich diejenige Parthey, welche den H. P f r : Rothenbühler und nunmehro eine neue große Kirche im Bau haben, wolten ein Kind begraben. Die Altesten von der alten Parthey wolten sie mit der Leiche nicht auf den Kirchhof laßen, und hatten sich deswegen von dem Stadt Major Conestables ausgebeten. W i e nun H. Pfr: Rothenbühler mit der Kindes = Leiche zum Grabe kam, so ist die Schlägerey angegangen, so daß der Pfarrer selber
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nicht verschonet und ein großer Theil blutrüstig [!] worden. Es sind wol tausende Englisch und teutsche Zuschauer gewesen, die den Spectacul mit angesehen. Der Pfarr und der Vater sind mit der Kindes = Leiche endlich fort und zum Herrn Gouverneur gegangen, und wie sie zurück gekommen, hat es ein Englischer Professor von der Academy Mr: Allison in der Stille in daßelbige Grab verscharren laßen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 100 und Tappert I S. 650. - Zum Verlauf der Auseinandersetzung in der reformierten Gemeinde von Philadelphia vgl. Nr. 254 S. 53f. mit Anm. 31. Vgl. die Tagebucheintragung vom 17.7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 27; vgl. AFrSt IV H 17 S. 102 und Tappert IS. 651 ) ; ferner die Tagebucheintragung vom 18. 7. 1763, PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 28: „Die alten reformirten werden bedient in ihrer alten Kirche von einem reform: Prediger aus Germant[own] [J. G. Alsentz] der unter der H[och] E[hrwürdigen] Synode von Holland stehet, die getrennete Parthey der ref : halten Gottesdienst in ihrer großen neu angefangenen Kirche, die nur erst ein Stockwerck Mauer hat, und von einem Schweitzer Pfr: H. Rothenbühler bedienet wird. Und weil unsere Kirche zu klein, und etliche hundert Lutheraner keinen Platz und Sitz haben können, so ziehen sich solche zu der neuen reform: Kirche, so daß gestern Nachmittags unsere Kfirche] bey H. H[andschuh]s Dienst ziemlich leer, und die neue reform: gehäuffet voll gewesen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 102f. und Tappert I S. 652. Vgl. dazu die Tagebucheintragung vom 25. 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 31): „Gegen 6 o[der] 7 Uhr war wieder ein schrecklicher Auflauf vom Volck, weil H. Pfr: Rothenbühler und seine Parthey ein Kind zu begraben, und die alte Parthey den Kirchhof verschloßen hatte. Der Pfr: hielte eine Leich = Predigt in ihrer halb gebauten Kirche, und von da procedirten sie hinaus zum Kirchhofe, allwo die Weiber den Zaun umgeworffen, so daß die Procession durch und zum Grabe gegangen, und der Pfrr: die Abdanckung gethan." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 105 und Tappert I S. 654. Vgl. die Tagebucheintragung vom 26. 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 32f.) : „Am Abend hatte Besuch von H. Stellwagen, einem Altesten der alten reform: Parthey. Er beschwehrete sich und frug warum ich Sontags den 17. Julii unsere Gemein Glieder nicht öffentlich in der Kirche bestraffet und gewarnet, weil sie sich zum 2 mal so geschäfftig und gottloß in dem Streit auf ihrem Kirchhofe bewiesen? Ich antwortete, daß den außerordentl. Text am 17 Julii deswegen erwählet, und überhaupt gezeiget, wie wir Teutsche uns in diesem Lande vor Gott angenehm, und vor der Einheimischen Nation einen guten Namen machen solten. Er meinete aber, daß solches nicht hinreichend gewesen und noch speciell und namentlich geschehen müste. Er hätte am 16 Julii mit Mess" K[eppe]le und Dav[id] S[ä]ck[el] gesprochen, und mit letzterm wollen zu mir kommen, welcher sich aber geweigert, sagende, daß ichs ja wüste. Wenn ichs öffentlich thäte, so wäre es ihnen lieb, thäte ichs nicht, so wolten sie schon weiter consideriren. Ich sagte ihm / :H. Stellw:/ er solte selber urtheilen, ob ich in der Sache hätte unpartheyischer handeln können? Neml. a) so hätte ich ihrer, als der alten Parthey 2 bis 3 mal mit Leichen bedient und solches öffentl. verkündiget b) Und so auch der andern Parthey zugefallen auf ihr Begehr, die Legung des Grundsteins und auch ein oder andere Leiche verkündiget c) so zöge sich ein ziemlicher Theil von unserer Gemeine zu der neu angefangen und halb gebauten ref: Kirche, weil sie in unserer Kirche keinen Platz und Sitz kriegen könten. Wenn ich nun solche öffentlich bestraffen, so wären sie verbittert und desto steiffer zu der neuen ref : Parthey stehen. Und weil er zuvor von 2en unserer Trustees gesagt, daß mir eine Falle gesteh würde, wenn so etwas öffentlich und namentlich berührte, nemlich thäte ichs und es entstünde Lerm darüber, so würden unsere Trustees etc. etc. sagen. Er hat es für sich, ohne unsern Rath gethan, thäte ichs nicht, so würden sie die Hn. Altesten der ersten refor: Kirche mir heimweisen, und so könte ich ihr Begehren nicht thun oder laßen, bis unsern Gemein Rath gehört und von demselben die meisten Stimmen ja oder nein vernommen. Er sagte mir daß sie heute den Kirchhof Grund gekaufft und Kaufbriefe erhalten." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 107f. und Tappert IS. 654f. Für die Zeit bis zum 30. 7. 1763 ( = Nr. 264) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 29 Julii. . . Schrieb 2 Briefe an Mr: Jacob Friess nach Cohenzy in Jersey und berichtete daß G[eliebts] G[ott] am 7. Aug: a[nni] c[urrentis] bey ihnen Gottes Dienst halten und am 5 Aug: frühe einen Wagen erwarten wolte. Montag den 8 Aug: müste aber wieder heim, weil
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Die Briefe des Jahres 1763 den 9 Aug: ein Danckfest wegen des Friedens proclamirt worden." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 34; vgl. AFrSt IV H 17 S. 109 und Tappert IS. 655).
264. An Stellwagen
[Philadelphia], 30. 7. 1763
Memorandum: Heute Abend, nemlich Sambstags den 30 Julii 1 ist mir obige Schrift durch einen Vorsteher 2 zurückgesandt, und angedeutet worden, daß es dermalen gar nicht rathsam, sondern schädlich wäre, wenn ich öffentlich und namentlich die Streitsache berührte. Muß also gehorsam seyn, und mich getrösten, daß am 17 Julii so viel gethan 3 , wie in meinem schwachen Vermögen war, und durch Gottes Gnade ferner nach bestem Gewißen verfahren werde, so weit es die Grentzen meines Amtes erlauben wollen. Meines Geehrt = und Werthgeachteten Hrn. und Gönners dienstergebener Mühlenberg. Julii 30. 1763.4
Abschrift in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 36; Abschrift von fremder Hand in AFrSt IVH17 Auch in HD S. 1539—1540. Englische Übersetzung in TappertlS. 656. 1
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S. 111.
Vgl. die Tagebucheintragung vom 30. 7. 1763 in PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 35; vgl. AFrSt IV H 17 S. 109; Tappert IS. 656. Thomas Mayer. Vgl. Nr. 263. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg unmittelbar anschließend: „Der Bote brachte die Schrifft wieder zurück, und sagte: H. Stellwagen hätte noch 2 Freunde herbey geruffen, und die Schrifft gelesen: Sie ließen sich für meine Mühe bedancken und baten ich mögte es unterlaßen wie unsere Ältesten oder der Kirchen = Rath bestimmet." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 36; vgl. AFrSt IV H 17 S. 110 und Tappert IS. 656).
265. J. Graf an M.
[Philadelphia, 2. 8. 1763]
Ich Jacob Gräff der alte, habe den 28 Juli 1763 unsern Herren Pfarren Handschu um oben gemeide Bücher 1 gefraget, so hat er mir geantwortet: die von dem guten Freund hereingesanden Bücher 2 , so unter oben gemeiden Büchern gewesen, hatten die Vorsteher gehollet bey ihm, und ins Schulhaus getragen. Von den übrigen hatte er für fünfzig £ verkauft, und unsern Vorstehern zu unsrer Kirch gegeben. Er hatte Reseht 3 dafür: Er hatte alles aufgeschrieben, wie viel er verkauft, und werren auch noch Bücher da. Und von dem gemeldten Freund seinen Büchern wäre Herr Handschus Meinung, Herr Johann Niklas Kurtz hatte zwantzig davon, und so war Herr Kurtz als wir davon geret hatten darzukommen, so fragt H e r r Handschu ihn, wie viel er hatte? so sagt er sieben oder acht, so sagt H. Handschu, es deigt [deucht] ihm, er hatte
Nr. 263/264/265/266
28. 7.130. 7.12. 8./3. 8. 1763
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mehr, so sagt H. K u n z er könt eigentlich jetzt nicht sagen, seine Meinung were so sieben oder acht. Und so halte ich es für das Beste, sie, die Herren Pfarren Reden selbst mit ein ander und verantworten sich darfür. Wie soll ich als Excudor [!] Ihm Herren Müllenberg Reseht darfür geben, da ich nichts davon gewust bis dieses 1763ste Jahr, daß solche Bücher noch unter Herren Brunholtzen Büchern gewesen. Dann sie sind den 17ten Märtz 1762 4 aus meinen Henden in Herren Müllbergs Hand kommen.
Abschrift in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 38f.; Abschrift von fremder Hand in S. 113. Auch in HD S. 1541. Englische Übersetzung in Tappert IS. 65 7. 1
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AFrStIVH17
Vgl. dazu die Tagebucheintragung vom 26. 7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 31f.): „Besuch vom Jacob Graef Sen: mit welchem conferirte wegen der Leipziger Bücher Kiste, die 1753 bey weil[and] H. Brunnholtz abgesetzt, und nach H. Brunnholtz Abschiede vom 11. Nov: 1757. bis zum 27sten Febr: 1759 apart außer der Kiste in einem Closet [ = Wandschrank] gestanden und durch besagtem Executor Jacob Graef am 27 Febr: 1759 durch H. Brunnholtzens gewesene Haushälterin, die Witwe Cunigunda Wohlfartin, und Margretha Hornin neml. der Frau die in H. Br[unnhol]tz Hause nachher gewohnet, an 12 Körbe voll zu H. Pfr: Handschue gebracht und überliefert worden, worunter bey 10 Große und kleine Bibeln gewesen, die nicht zur Leipziger Kiste gehöreten. Das Sächsische Geld so in der Leipziger Kiste gewesen, hat der Executor Jacob Graef an den Silber Schmied gegeben, welcher 20 Shill: currenc[y] dafür bezahlt hat. Und von besagten Büchern aus dem Closet hat besagter Executor ein Predigt Buch auf alle sontägl. Evangelia, an die Margretha Hornin für Hausrente gegeben, weil sie die Bücher so lange nach H. Br[unnhol]tz Tode, in ihrem gemietheten Hause, beherbergen wollen. So hat auch der Executor Graef von besagten Büchern eins an die Wohlfartin und eins an die Margretha Hornin beyde mit weißen Decken gegeben, für ihre Mühe, weil sie 12 Körbe voll von besagten Büchern, am 27sten Febr: 1759 zu H m : Pfr: Handschue ins Haus getragen." Vgl. AFrSt IV H 17 S. 105f. und Tappert IS. 654. Vgl. Bd. II Nr. 139 und Nr. 140 S. 94. Gemeint ist „Receipt". Vgl. die Tagebucheintragung vom 17.3.1762 in PM 95 A Nr. 5 1 7 6 0 - 6 2 S. 294; AFrSt IV H 16:2 S. 111 und Tappert IS. 495.
266. An J. Graf
Northern Liberty, 3. 8. 1763
Geehrter Mr: Graef Senior, Ich habe von ihm kein Reseht gefodert, wie er schreibt 1 , habe auch nichts zu wißen verlanget, ob mein Herr Collega Handschue für 50 £ oder dergleichen Bücher verkaufft, denn ich zweifele nicht an seiner Rechnung: dancke auch keinem, daß ich den Schlüssel zu der Gemein = oder Kirchen Bibliothec verwahre, oder auch bey H. Pfr: Handschuhe laße, weil er uns von Rechtswegen gehöret. Dancken aber wolte ich den Herrn Executor 2 wenn er gleich, nachdem er administrirt, nach Eid und Pflicht die von H. Brunnholtz vermachten Bücher, hätte aufgeschrieben, oder aufschreiben laßen, wie sichs gebühret. Wer ein Amt hat, der warte des Amtes.
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Die Briefe des Jahres 1763
Es hat nunmehro hoffentlich keine Gefahr, ob der Schlüßel zur Kirchen Bibliothec bey mir, oder meinem Herrn Collegen liegt, weil die Bücher mit vieler Mühe durch mich, unsern Herrn Ältesten und Vorsteher im Jahre 1763, das ist im 6ten Jahre nach des weiland Herrn Brunnholtzes Abschiede gezählt und aufgeschrieben sind. Was ich von dem Herrn Executor foderte, das hieß kein Reseht, sondern ein Zeugniß, oder eine Bescheinigung, wie daß mir die Leipziger Kiste mit den Büchern und übrigen Sachen nach H. Brunnholtzens Abschiede nicht übergeben worden, damit von draußen und hier meinen Kindern solche nicht abgefodert werden mögten, und es auch nicht heißen könte, als ob die frembden Sachen unter H. Brunnholtz seinem Estate 3 geblieben wären. Weil aber diese meine geringe und gerechte Foderung nicht allein abgeschlagen, sondern sogar als eine Falle oder Fallstrick angesehen wird; so weiß ich einen nähern und beßern Weg mit mehr Ehre dazu zu gelangen, nemlich vor einer Waisen = Court, weil solche Allmosen und Waisen = Sachen dahin gehören.4 Denn ich kan mit unverwerflichen Zeugen, und Herrn Brunnholtz seiner eigenen Handschrifft beweisen 1) Daß er die Kiste mit dem Catalogo, mit Büchern, teutschem Gelde etc. 1753 in Empfang genommen. 2) Kan beweisen, daß die Sachen nicht bey H. Brunnholtz Lebzeiten nach des Wohlthäters Vorschrift vertheilet worden. 3) Kan beweisen, daß die Sachen der Kiste nach H. Brunnholtz Abschiede unter seinem Estate gewesen. 4) Daß ich bey der Mahlzeit nach H. Brunnholtz Begräbniß Erinnerung davon gethan. 5) Daß ich im Frühjahre 1759 den Leipziger Brief5, der an mich addressirt war, dem Hrn: Pfr: Handschue, der damals die Aufsicht über die Bibliothec hatte, gesandt, mit schriftlicher Bitte, er mögte sorgen, daß die Sachen in Richtigkeit gebracht würden, und daß ich an meinem Theil nichts davon verlangte. 6) Kan auch mit unpartheyischen Zeugen beweisen, daß am 10ten Januar: 1763 im öffentlichen Gemein = Rath 6 deutlich gesagt worden von folgenden Herren, nach dem der Leipziger Brief laut gelesen und nachgefragt neml a) der Herr Executor declarirte, daß er das frembde Geld beym Silberschmied für 20 Shill: ausgewechselt, und noch ein und andere Stücklein zurück hätte, und die Cappen und Halstücher vielleicht mit versteigt wären. b) Las der Executor aus einem Denckbüchlein vor, daß er am 27sten Febr: 1759 durch die Wohlfartin und Margretha Hornin zwölf Körbe voll von den Büchern an H. Pfr: Handschue gesandt, welche vom 11 Novembr: 1757. bis zum 27sten Februar: 1759 in einem Closet [Wandschrank] apart verschloßen gewesen, und nicht zur Bibliothec des H. Brtz: gerechnet worden. Ferner declarirte H. Pfr: Handschue öffentlich a) daß der Catalogus von den Leipziger Büchern noch vorhanden wäre; ich habe denselben auch empfangen
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b) daß er von den Leipziger Büchern in der Kriegeszeit 7 , theils an Flüchtlinge von den blauen Bergen gegeben, die Namen der Bücher und Leute aber nicht aufgeschrieben; theils auch verschiedene dem H r n : P f r : Kurtz überlaßen; und 2 davon an den Mühlenberg geliehen hätte. Weil ich denn die Sache von Gewißens und der Nachrede wegen gern in Richtigkeit bringen wolte, so sandte ich meine 2 geliehene wieder an H r n P f r : Handschue, und ließ am 24sten Febr: 1763 durch die Herren Vorsteher die übrigen Bücher vom H r n : P f r : Handschue ins Schulhaus holen, legte sie im öffentlichen Kirchen = Rath in eine alte Kiste, und schrieb ein jedes Stück vor den Herren Altesten sorgfältig auf, fand auch hernach beym Aufschreiben der Bibliothec noch verschiedene von den Leipziger Büchern, welche aufschrieb und in die Kiste legte. 8 Diese Kiste mit den übrigen Brocken, stehet in der Bibliothec und Ich habe den Schlüßel zur Bibliothec. Wenn nun die Bücher in der Bibliothec, und die übrigen Leipziger Bücher nicht Stück für Stück in Gegenwart der Ältesten und Vorsteher gezählet und aufgeschrieben, sondern so frey, wie in den vorhergehenden 5 Jahren nach H . Brunnholtz Tode, ohne Catalogo, oder auch nur ohne Belt und Wampum lägen 9 , so könten die Herren Executors Verdacht und Mistrauen über das hegen, daß ich den Schlüßel zur Bibliothec habe. Diesem Allem zu folge, wird der H . Executor leicht sehen, daß ich nur etwas Geringes und Gerechtes von ihm gefodert, kein Reseht, sondern ein wahrhaftes Zeugniß, nemlich daß Ich die Leipziger Kiste mit allen Büchern, Gelde, Cappen und Halstücher nicht von ihm empfangen habe, damit sie die Freunde von draußen, weder mir, noch meinen Kindern abfodern können. Weil ihm solches aber nicht gefält, und meine Foderung als eine Schlinge oder Falle gehalten, und mir zu verstehen gegeben wird, daß ich ja den Schlüßel zu den übrigen Brocken der Leipziger Sachen hätte; so bin daher genöthiget, eine Waisen = Court urtheilen zu laßen, und kan wol nicht fehlen, die verworrenen Sachen müßen in vollkomne Richtigkeit gebracht, und von denen, welche sie in Verwahrung gehabt, haar klein berechnet, oder wo etwas nach laut des Leipziger Briefes und Catalogi fehlen solte, restituirt werden; und da werde ich mit meinem armen Schlüßel, wol keine Gefahr laufen, weil die übrigen Brocken vor unverwerflichen Zeugen aufgeschrieben und auf der Bibliothec verwahrt sind. Nebst hertzlichem Gruß von den Meinigen verbleibe Meines Geehrten Mr: Graeff Freund und Wohlwünscher Northern Liberty Aug: den 3. 1763. Henrich Mühlenberg der alte. P.S. Ich dancke Geehrten Vater Graf, für die allerhand übersandte Brieflein. 10 Es sind aber nicht diejenigen welche noch fehlen, und zur gemeinschaftlichen Sache gehören. Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 1763—64 S.39—42; Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV H 17 S. 114—117. Auch in HD S. 1542—1545. Englische Übersetzung in Tappert I S. 657—659.
Die Briefe des Jahres 1763 Vgl. Nr. 265. = Jacob Gräf. = Nachlaß. Orphans Court, unter anderem zuständig für die Nachlaßverwaltung. Vgl. Bd. II Nr. 139 mit Anm. 2. Vgl. zum folgenden die Tagebucheintragung vom 10. 1. 1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 118 —120; AFrSt IV H 17 S. 6—7;Tappert IS. 588 sowie Nr. 265 Anm. 1. Der Siebenjährige Krieg (French and Indian War) 1756—1763 bzw. Pontiac's War 1763/64; vgl. Nr. 273 Anm. 22. Vgl. die Tagebucheintragung vom 24.2.1763 in PM 95 A Nr. 8 1762—63 S. 160; AFrSt IV H 17 S. 22 und Tappert IS. 600. Ursprünglich auch als Zahlungsmittel verwendet dienten Belt und Wampum den Indianern zur Bekräftigung beim Austausch von Botschaften und Abschluß von Verträgen. Hier gemeint als: ohne Brief und Siegel, d. h. ohne Gewähr. Vgl. Charles A. Philhower, Wampum, Its Use and Value. in: Proceedings of the New Jersey Historical Society, n.s. 15 (1930), S. 216—223; Wilbur R. Jacobs, Diplomacy and Indian Gifts: Anglo-French Rivalry along the Ohio and Northwest Frontiers, 1748 — 1763, Stanford und London 1950, S. 19—24; Marshall Joseph Becker, Lenape Land Sales, Treaties, and Wampum Belts, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 108 (1984), S. 3 5 1 - 3 5 6 . Nicht zu ermitteln. — Im Anschluß an das P.S. vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Memorand: bey obiger Gelegenheit: Den 15 Mart: 1762 wurde im Kirchen = Rath beschloßen, daß des weil[and] H. Brunnholtz Bibliothec ins Schulhaus, auf das darzu optirte Zimmer gebracht werden solte. D 17 Mart: 1762 kam ich ins Schulhaus und sähe, daß besagte Bücher hingetragen wurden. D 22 Mart: p[ost] Mferidiem]. Gieng zum Schulhause und fieng an etliche von den Büchern aufzusetzen, hatte etliche Schulknaben zu Hülffe. D 23 Mart: 1762 continuirte Bücher aufzusetzen in Gesellschaft etlicher Schulknaben, fand aber keinen Catalogum, weder von H. Brunnholtz, noch seinen Executors, ausgenommen H : Pfr: Handschue, hatte einen Anfang zum Aufschreiben gemacht. Anno 1763. D 10 Jan: wurde im öffentl. Gemein Rath von der Leipziger Kiste gehandelt. Von Gemein = Gliedern praesentes H. Ap[otheker] S[chneider] Mess" Zinser, Dick, Fiedler, Graeflen, welche wegen des Gesprächs von der Kiste zeugen können. Zu Ausgang des Septembrs 1762: hat meine Frau den Leipziger Brief vom H. Pfr: Handschue geholet, den er vom Frühjahr 1759 gehabt. D 17 Febr: 1763 wurde im Kirchen Rath von den 6 Altesten und Vorstehern unter andern beschloßen daß die Leipziger Bücher = Kiste solte in möglichster Eil von denenjenigen, welche den Catalogum, Brief und Bücher unter Händen gehabt in Richtigkeit gebracht — daß mit Nächsten die Kirchen = Bibliothec mit Beyhülffe der Ältesten und Vorsteher in Ordnung gebracht und ein vollkomner Catalogus gemacht werden solte. D 8 Febr: 1763 Dienstags hat meine Frau den Leipziger Catalogum vom H. Pfr: Hds: geholt." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 43; englische Übersetzung in Tappert I S. 659). - Vgl. auch die den Tagebucheintragungen und dem Memorandum entsprechende Wiedergabe der Ereignisse in Darstellung II unter dem 10. Januar (Nr. 8), 8., 17. (Nr. 6 und 7), 24. und 28. Februar. Weiter heißt es dort: „Den 25sten Martii ward endlich fertig mit dem Cathalogo oder Verzeichniß der Kirchen Bibliothec, wie auch mit dem Verzeichniß der noch übrigen Bücher von der Leipziger Kiste, nachdem mit Beyhülffe der Herren Altesten und Vorsteher verschiedene Tage drauf gewandt hatte." Die Komplikationen bei der Regelung der Angelegenheit sind durch die noch andauernden Auseinandersetzungen in der Gemeinde von Philadelphia zu erklären. Auf der Synode vom 16. —19. Oktober 1763 in Philadelphia einigten sich die Anwesenden nach Klärung der Vorgeschichte auf eine Verteilung der Gaben, wie sie unter den gegebenen Umständen nach
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10 Jahren noch den Wünschen des Wohltäters entsprechen konnte. Vgl. PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 1 7 6 4 S. 1 2 0 - 1 2 2 ; A F r S t I V H 18 S. 2 2 - 2 4 ; T a p p e n I S. 694f.; Documentary History S. 8 0 - 8 2 . Für die Zeit bis zum 1. 9. 1763 ( = Nr. 267) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 3 Aug. schrieb an den Catechet. Jfacob] v[an] B[uskerk] nach Neuhannover, meldete daß nächste Woche den 9 Aug: nach des Gouverneurs Befehl ein Bet und Danckfest, wegen des geschloßenen Friedens in beyden Gemeinen gehalten werden müste: Ferner, daß ich G[eliebts] G[ott] am 12 post trin: i[d] e[st] den 21 Aug: in Providence Nachmittags teutschen Gottes = Dienst und Abendmahl und Nachmittags Engl. Predigt halten wolte. Daß in selbiger Woche vielleicht auch H . D r : d: Wr[angel] hinaufkommen würde." (PM 95 A Nr. 9 S. 39; vgl. A F r S t I V H 17 S. 113f. undTappert I S . 657). (2) „Dienstags den 9ten Aug:. .. Als wieder zu Hause kam, fand H . Ap[otheker] S[chneider] der mir ein paar Zeilen vom H. Groot brachte in H o f n u n g das Capt. Budden mit dem Packet Boat wohl arrivirt in England." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 50; vgl. A F r S t I V H 17 S. 122 und T a p p e n I S . 662). (3) „Mitwochs den 10ccn August: Besuch . . . wegen eines krancken Mannes in der Waßer Sucht, welcher meine Fürbitte an die Aufseher der Armen begehrte. Besuch von 2 Armen Aufsehern, welchen ein paar Zeilen an die Hh. Doctores wegen des Waßersüchtigen Mannes mitgab." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 50; vgl. AFrSt IV H 17 S. 122 und Tappert I S . 662). (4) „Donnerstags den 18 Aug:. . . Schrieb auch an H. D r : Probst und meldete meine vorhabende Reise." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 53f.; vgl. AFrSt IV H 17 S. 124 und Tappert I S . 664). (5) „Freytags den 19 August: Schrieb erst ein Brieflein an H . Gev[atter] Kurtz, meldete darin a) daß ich von Tulpehocken Schreibens bekommen, worin schon über Unordnung und Verdruß in den Gemeinen geklagt worden b) daß nächsten Sonntag über 8 Tage die Reihe zum Besuch eines unserer Prediger wäre und ich niemanden bestelt hätte, und folglich entweder er, oder ich hinauf müste. Schrieb auch erst ein paar Zeilen an H. Gev[atter] H[an]ds[chuh] und sandte ihm des Abts Mosheims 2 Octav: Bände seiner [Institutiones] Historfiae] Eccles[iasticae] N[ovi] Tfestamenti] welche in die Bibliothec gehören, und den Schlüssel zur Kirchen = Bibliothec und empfahl mich seinem Andencken vor Gott." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 54; vgl. AFrSt IV H 17 S. 124f. und Tappert I S . 664). (6) „Dienstags den 30sten August. Früh übergab mir der Kirchen = Rath ein duplicat von ihrer Petition mit der Bitte, solche bey der allerersten Gelegenheit an Hochw[ürdige] Väter zu senden." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 60; vgl. AFrSt IV H 17 S. 131 und Tappert I S. 667). Die Gemeinde von Reading suchte Mühlenberg als Pfarrer zu gewinnen. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 26. 8. und 29. 8. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 57f. und 59f.; AFrSt IV H 17 S. 128f. und 130 f. sowie Tappert I S . 666f. und H N 2 Bd. 2 S. 538f.
267. Der Kirchenrat von New Hanover und Providence an M. und den Kirchenrat in Philadelphia New Hanover/Providence, 1. 9. 1763 Wir, die Trustees, Altesten, und Vorsteher, der zwo ersten vereinigten Gemeinen in Hannover und Providence, entbiethen unsern hertzlichen Gruß an den Ehrw: H. Pfr: Mühlenberger und achtbaren Kirchen = Rath der Gemeine in Philadelphia: Geliebte Brüder, Es ist Euch so wol als uns bekant, daß unsere Vorfahren sei. nemlich die Altesten von Hannover, Providence und Philadelphia sich brüderlich vereinigt,
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Die Briefe des Jahres 1763
und seit 1733 bey denen Hochw: Herren Hofprediger Ziegenhagen in London und Dr: Francken in Halle, um einen ordentlichen Prediger angehalten, und gehörige Vollmachten hinaus gesandt.1 Es ist auch bekant, daß Hochw: Väter 1742 den H. Pfr. Mühlenberger mit Vollmacht für unsere vereinigte Gemeinen herein gesandt 2 , und er dieselben bey dritte halb Jahre wechseis weise mit den Gnaden = Mitteln bedienet hat, bis der sei. H. Brunholtz auf gemeinschaftliche Bitte, zu Hülffe gesandt und für Philadelphia bestellet wurde. 3 Unsere zwo vereinigte Gemeinen im Lande, haben bey 19 Jahre mit ihrem Seelsorger in Liebe Friede und Einigkeit, ohne Streit und Zanck gelebt, und die Philadelphische Gemeine hat in den verfloßenen Jahren die Herren Brunnholtz, Heinzelman und Handschuch gantz allein gehabt. Da nun aber die 2 ersten sei. verstorben 4 , und der Dritte noch am Leben, gesund und starck ist, so lange Gott will, und unser H. Seniors genöthiget worden, uns ein Zeitlang zu verlaßen, um Eure Streitigkeit zu schlichten5, so hat es gar nicht die Meinung, als ob er gantz zurückbleiben, und bey Euch auch begraben werden solte, ey ja wohl nicht! sondern er muß von Berufs = Rechts = und Gewißens wegen wieder heim in seine zwo anvertraute Gemeinen kommen: Warum? Darum: 1) Wir haben 2 Theil Recht an ihm, und Ihr nur 1 Theil. 2) Ihr habt Geliebte Brüder, vor, und nach des sei. H. Brunholtz Tode, Zeit und Gelegenheit genug gehabt, um neue Prediger von Hochw: Vätern zu bitten, wenn es nöthig und Euch ein Ernst gewesen wäre. 3) Ihr habt den H. Pfr: Handschuch in der Mitte, S[eine]r H[ochwürden] den Schwedischen Herrn Probst auf der Einen Seite6, und den alten H. Pfr. Kurtz auf der andern Seite7, und also keinen Mangel, sondern Uberfluß an Gottes Wort. 4) Ob wir gleich nur Land = Leute sind, so haben wir doch eben so wohl unsterbliche Seelen, und die Gnaden = Mittel noch nöthiger wie Ihr. 5) Ihr habt Kirche, Schul = und Pfarr haus fertig, wir aber müßen mit nächstem eine neue Kirche in Hannover bauen, weil die alte versincket und viel zu klein ist. Wir verlangen also unsern ersten, von Gott verliehenen Seelsorger, je eher je lieber wieder heim zu haben, damit nicht dasjenige, was innerhalb 20 Jahren, mit vieler Mühe erarbeitet ist, zerstreuet und verwildert werden möge, zumal, da er unter uns beßer heim gehöret, und wir auch gehörig sorgen wollen mit Gottes = Hülffe, daß er seine letzen Tage und sein Alter, in Ruhe und Friede bey uns vollenden könne. Kan und will er Euch dann und wann von hieraus besuchen, so haben wir nichts darwieder, weil er der erste, rechtmäßig beruff e n = und verordnete Seelsorger der Vereinigten Gemeine von Hannover, Providence und Philadelphia ist, und ob Gott will, bis an sein selig Ende bleiben wird. Inzwischen ist es genug, daß er nun 2 Jahr bey Euch Friede zu machen gesucht, und uns derweile verlaßen hat.8 Wir verbleiben Euch in Liebe zugethan: Hannover und Providence D 1 Septembr: 1763.
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John Schrack Jacob Merckle Nicholaus Custer Friederich Rießer Michael Bastian Nicolaus Schneider Christian Schrack Georg Jerger Andreas Kepner Matthias Hollebach Matthaeus Reichert Georg Burkard
1.9.1763
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Paul Moser Martin Jörger Valentin Geiger Adam Warthman Johann Georg Schweinhard Bernard Gilbert Ludewig Bickel Jacob Epple Caspar Reichert Valentin Stichter Michael Schlunecker
Abschrift im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 S. 76—78 unter dem 22. 9. 1763; Abschrift von fremder Hand in AFrSt IVH17 S. 145—147; auch in HD S. 1562-1564. 1
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Zu den Bemühungen der drei vereinigten Gemeinden, finanzielle Unterstützung und insbesondere einen Prediger aus Europa zu erhalten, vgl. Bd. I Nr. 8 mit Anm. 1 und 2. Vgl. Bd. I Nr. 8 und Nr. 9. Vgl. Bd. I Nr. 32, Nr. 33 und Nr. 44. Peter Brunnholz starb am 5. 7. 1757; vgl. Bd. II Nr. 181 S. 328 mit Anm. 29. Johann Dietrich Matthias Heinzelmann war bereis am 7. 2. 1756 gestorben; vgl. Bd. II Nr. 167. Zum Stand der Auseinandersetzungen in Philadelphia vgl. Nr. 254 S. 53 — 55, Nr. 255 S. 62—65 und Darstellung II; zur Vorgeschichte die Hinweise in Nr. 250 Anm. 5. In Wicaco. In Germantown. Vgl. zum vorherigen die Tagebucheintragung vom 22. 8. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 55; vgl. AFrSt IV H 17 S. 126 und Tappert I S. 665). — Der Brief blieb unbeantwortet. Zu Mühlenbergs Verhandlungen mit den Gemeinden von Neuhannover und Providence vgl. die ausführlichen Tagebucheintragungen zum 27. 11. und 28. 11. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 155 — 161; vgl. AFrSt IV H 18 c S. 66—72; Tappert I S. 712—715; H N 1 S. 1137—1140 und H N 2 Bd. 2 S. 552 — 554). Dabei fiel seine Antwort auf das Gesuch der beiden Gemeinden im Kern so aus: i. „1) Zur Antwort auf den Brief, welchen der Kirchen Rath von Hannover und Providence unterschrieben, und bey den Philadelphiern um meine Zurückkunft gestritten, dienet dieses: a) Von Philadelphia will ich mich nicht losreißen, sondern warten, bis sie mich selber verstoßen oder verjagen. b) In den 2 Landgemeinen, kan ich nicht mehr dienen, denn meine Kräffte sind nun gantz unzulänglich zum Reiten und Arbeiten, und mein Vermögen zu gering, daß mich und meine Familie selbst ernähren könte. c) Ich habe meine besten Kräffte bey Euch verzehret, und muß meine übrigen Tage in einem Winckel allein zu bringen nach Proportion der übrigen Kräffte." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 6 4 S. 159; vgl. AFrSt IV H 18 c S. 70; Tappert IS. 714f.).
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Die Briefe des Jahres 1763
268. An J. H. Keppele u. a. in Philadelphia
Northern Liberty = Nr. 273. Vgl. Eph 4,21. 3 Aus Rivalität zu Mühlenberg und Abneigung gegen die halleschen Prediger, die ihn nicht ohne weiteres in das Ministerium von Pennsylvania aufnehmen wollten, hatte Johann Caspar Stöver (1707—1779) bis 1763 nicht an den Predigerversammlungen teilgenommen. Vgl. Bd. I Nr. 59 2
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und Nr. 69. Eine ausgewogene Darstellung seiner Verdienste und Schwächen bietet R. L. Winters, John Caspar Stoever, Lutheran Pioneer, in: Lutheran Church Quarterly 18 (1945), S. 285 — 296 und ders. John Caspar Stoever: Colonial Pastor and Founder of Churches, in Pennsylvania German Society: Proceedings and Addresses, Norristown, Pa, 53 (1948), Part III: S. 1 — 171. Vgl. auch Glatfelter IS. 1 3 9 - 1 4 3 und Schmauk S. 2 4 4 - 2 7 5 . Mühlenberg berichtet in Nr. 306 ausführlicher über die Prediger. Vgl. auch Glatfelter I, zu Nicholas Hornell S. 66, zu Johann Georg Bager S. 17 f. und zu Johann Joseph Roth S. 111 f. = Nr. 285. Vgl. auch Nr. 274. Das Schreiben aus Reading ist erhalten in AFrSt IV C 11:19S. 131 — 134. Mühlenbergs Schwiegervater Conrad Weiser (gest. 1760) war 1748 von Tulpehocken nach Reading gezogen. Seine Schwiegermutter Anna Eva Weiser und weitere Verwandte lebten noch dort. Vgl. Nr. 306 S. 192. Hier folgte ursprünglich: „Sie denn selbst anführen, daß die Partheyen in derselben noch nicht ruhig Seyen, und". = Nr. 254 und Nr. 255. Vgl. Joh 10,12. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 579 mit Anm. 8 und Franckes Kommentar in Nr. 252 und Nr. 258. = Nr. 273. Johann Ludwig Voigt und Johann Andreas Krug. Vgl. Nr. 284. Hier folgte ursprünglich: „die hernach keinen Anhalt finden". Auf diesen Vorschlag Franckes beruft sich Mühlenberg bei den Auseinandersetzungen über die Aufgabenverteilung der neu angekommenen Prediger. Vgl. Nr. 302 und die Tagebucheintragung zum 28. 5. 1764 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 3 4 4 - 3 4 6 ; AFrSt IV C 12:34 S. 2 8 9 - 2 9 2 ; Tappert II S. 8 1 - 8 3 ) . Vgl. Nr. 280 mit Anm. 12. Für die Zeit bis zum 24. 1. 1764 ( = Nr. 287) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs d IS Jan: . . . Empfieng einen Brief aus Reading, wegen der dasigen Gemein Umstände, gab auch gleich eine Antwort zurück. Noch einen Brief von den Olyer Bergen, wegen eines gottlosen Vagabunden, der daselbst sich einen Anfang macht, und in die Schule und Kirche eindringet.... Schrieb auch heute wegen einer betrübten Sache, die mir von Rothenburg an der Tauber aufgetragen ist, und hier gerichtlich ausgemacht werden muß, wegen eines Zucker Beckers Frau Eva Rosina, des Johann Leonhard Rößleins, die hier geblieben, da ihr Mann zurück nach Deutsch Land gegangen, sich hier nicht wohl verhalten, sondern mit Joseph Anthon Scheilkel einem Ehemann Adulterium begangen, und beyde im Monath Maii 1756 von hier mit Captain Roberts zur See gegangen, auf der See von einem Privateur weg genommen, nach Hispaniola [Haiti] gebracht, 4 Wochen daselbst arestirt gewesen, und von da nach Jamaica geflohen, allwo die Eva Rosina Rößlein, gebohrne Bäuerin, als grob schwanger, beym Aussteigen aus dem Schiffe sich schaden gethan, kurtz darauf ein todtes Söhnlein zur Welt gebracht, und etliche Tage hernach selber gestorben. Besagter Joseph Anthon Scheilkel ist 2 Jahr hernach gestorben, wie solches alles die hier wohnende Anna Maria des Joseph Scheilkels verlaßene Frau aus Nürnberg, gerichtlich beschworen etc." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 206f.; Tappert II S. 9f.). (2) „Freytags d 20 Jan:. . . schrieb eine Antwort an den Herrn Praeceptor Rühel und ließ auch eine Copie von der Specie facti nehmen." (PM 95 A N r . 9 1763—64 S. 213; Tappert II S. 13).
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Die Briefe des Jahres 1764
287. An die Gemeinde in Tohickon
[Philadelphia], 24. 1. 1764
An die Gemeinde in Tohickon Marci 9 V[ers] 501 zum Gruß. Nach dem bey mir unterschriebenen, theils von Mr: Keller, theils auch vom Herrn Ha[n]ds[chuh] Anfrage geschehen, ob die Evangel. Lutherische Gemeine an Tohicon einen Deed 2 über ihr Kirchen = und Schul Land bekommen könten? So dienet nach meiner einfältigen Meinung zur Antwort: 1) muß man trachten daß die Gemeine einig werde 3 2) wenn sie einig ist, so muß die gantze Gemeine entweder 2, 3, 4, 5 oder 6 angeseßene standhaffte Glieder öffentlich und ordentlich zu Trustees durch die meisten Stimmen wählen und die Namen der ordentlich erwählten herunter in die Office senden, so bekommen sie einen Deed. 3) Ob ich nungleich vielerley Beschwerden habe; so will doch gern, so viel noch in meinem schwachen Vermögen übrig, dazu helffen und sehen, ob man unter Gottes-Beystand, in der ohnehin kleinen Gemeine wieder Friede und Vereinigung stifften könte, wenn es beyde Partheyen verlangen, und als denn könte man auch desto füglicher die Trustees wählen. Dieses könte aber nicht eher geschehen an meiner Seite, bis nächstes Früh Jahr, wenn Wege und Witterung beßer werden und Gott mein Leben fristen solte. So viel von Ihrem alten Freund M. D 24 Jan: 1764.4 Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 91 763 -64 1
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S. 215f.
Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander! = amtliche, gerichtlich beglaubigte Urkunde. Zum Streit in der Gemeinde von Tohickon ausführlich in Nr. 293. Bis zum 10.2. 1764 ( = Nr. 288) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags den 23 Januar:.. . Heute reisete auch H. Pfr. Brycelius von hier ab, den Weg nach Reading zu. Ich gab ihm einen Brief mit an die Ältesten und Vorsteher in Reading und Tulpehocken." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 217; Tappert II S. 14). (2) „Freytags den 27sten Jan: A[nte] Mferidiem] schrieb an Sr: H . H . Dr: Wr[angel] berichtete, daß H. Kurtz Sen: von Germantown heute herein kome und wir gerne das nöthigste conferiren, und ob wir nach Wicaco hinaus kommen Sölten, oder H. Dr: Probst zu uns herein zu kommen belieben wolten?" (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 217; vgl. Tappert II S. 14f.).
288. An [G.A. Francke undF.M.
Ziegenhagen]
Philadelphia, 10. 2. 1764
Hochwürdige, in Christo unserm Ertzhirten theuer geschätzte Gönner und Väter, Ob gleich zu Ausgange des 1763 verschiedene Brieffe mit Paqueten von Journals von hier aus abzusenden mich erkühnet 1 , und gegenwärtig an starcken
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24. 1./10. 2. 1764
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Spasmis in Medio pulmonum 2 laborire, und einen gnädigen Ausgang erwarte; so habe doch nicht gern die gegenwärtige Gelegenheit vorbey laßen 3 , sondern die Continuation meines magern Diarii, und ein Stück von unserem letzten Obstruct[iones] polit[icae] mit senden sollen 4 , mit demüthigster Bitte, H o c h würdige Väter, wollen meines Uberlauffs nicht verdrießlich werden. Wenn es Gottes Gnädigster Wille ist, so hoffe, wir werden balde mit ein paar neuen Arbeitern von Hochw: Vätern unterstützet und erfreuet werden! Das letztere väterl. Schreiben von Sr: Hochw: Herrn H o f p r : Ziegenhagen vom Aug: 1763, wo 7tctVT(X CTüvepyel e i a àyaOòv überstund, habe nebst dem übrigen durch den jungen Mr: Keple am 31 sten Octobr: 1763 richtig empfangen. 5 Seit dem ist mir weiter nichts zu handen gekommen. Es hatte ein gewißer Schul Collega H e r r Johann Georg Rühel aus Rothenburg an der Tauber, eine Bittschrifft durch Sr: H : H e r r Senior Urlsperger an Sr: H o c h : Herrn Ziegenhagen, und durch hochgedacht Dieselben an mich gesandt, und einen Casum, wegen einer verlohrnen Frau zu erläutern begehrt. Ich habe solche Commission, so weit mirs möglich war, hier vor einem Friede = Richter b e k r ä f t i g e n laßen 6 , und muß dahero, weil keine andere Gelegenheit habe Ew. Hochwürden mit den Schrifften beschwehrlich fallen, mit demüthigem Ersuchen, selbige bey Gelegenheit an Herrn Senior Urlsperger gütigst bestellen zu laßen. Die Commission an den Q[uäker] Mr Bennezet, wegen der hinaus gesandten piecen von Negers, habe ausgerichtet. 7 Er läßet seine Liebe vermeldend sich empfehlen. Unsere Province ist resp[ectu] status politici] et eccles[iastici] wie ein altes Kleid, das man gern mit einem neuen Lappen ausbeßern oder flicken mögte, und wird alle Tage critischer. 8 Treue Arbeiter, welche um der gegenwärtigen N o t h willen keine Weiber nehmen, mögten wol noch das Beste thun und am leichtesten durchkommen können. Ich habe auf der letztern harten Winter Reise, um die Land Gemeinen bis Reading zu besuchen 9 Schaden an der Gesundheit gelidten, und kan noch nicht wieder genesen. Sie gedachten mir mit Arzeney und Venaesection zu helffen, der Artzt verwunderte sich aber selber über das Geblüt, weil es 6 Theil blau Waßer und nur wie ein Thaler groß rothes darin war. Wenn ich durch Gottes Gnade Hülffe erlangte und das Frühjahr erlebte, so mögte wol rathsam seyn eine Reise nach Eben Ezer vorzunehmen 1 0 , obs Gott beliebte. Schwachheit verhindert, um das Nöthigere zu schreiben, empfehle mich und meine arme Kinder, insonderheit aber die hiesigen Gemein = Umstände nächst Gott Ew. Ew. H o c h w : H o c h w : fernem unverdienten Liebe und Fürbitte, und verharre mit schuldigster Veneration Dero schwacher und unwürdiger Knecht Philadelphia d 10 Febr : 1764.
Henrich Mühlenberg.
P.S. Ein frommer Schulmeister bettelt sehr, ich solte doch den Brief an die Seinigen mit einlegen."
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Die Briefe des Jahres 1764
Reinschrift inAFrSt IV C 12:28 S. 219f.Auch in HD S.
1350-1351.
1 Vgl. Nr. 277 Anm. 27 (2). = zwischen den Lungenflügeln. 3 Im Tagebuch zum 10. 2. 1764 vermerkt Mühlenberg: „Nachmittags schrieb Zeugniße und dergl. weil ein Bürger von hier über Engelland nach Teutschland reisen wolte." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 232; vgl. Tappert II S. 25). 4 Im Tagebuch zum 11.2. 1764 verzeichnet Mühlenberg den Inhalt der Sendung im einzelnen: „Weil der Teutschländer fort wolte, so packte mein Journal bis zu Ende 1762 zusamen [vgl. Nr. 283 Anm. 5 (2)], schrieb ein paar Zeilen 1) an Sr: Sr: Hochw: Hochw: H. Ziegenhagen und Dr: Francke [ = Nr. 288] 2) ein paar Zeilen an meine 3 Söhne, legte H m : Chirurg: Martins Brief an seinen Vater fernere in Stück Journal vom 4ten bis zum 8 Febr: a[nni] c[urrentis] wegen der Insurrection der hintere Einwohner [siehe Anm. 8], Wie auch ein Paquetgen an H. Georg Rühel praeceptfor] classis quintae, wegen des Roesleins gestorbenen Frau an H. Sen: Urlsperger. Und einen Brief vom Schulmeister Kuhlemann an seine Freunde im Hannöverischen, und schloß auch ein paar Piecen a) Angelonis letter — Cloven foot discov: [,,A Letter from Batista Angeloni, who resided many years in London, to his friend Manzoni, wherein the Quakers are politically and religiously considered. To which is added, The Cloven Foot discovered"; Ephrata 1764] b) a Serious Address wegen der Insurrection mit ein. Ferner schrieb einen langen Brief für unsere Magt Catharina Wolffin an ihre Eltern in Teutschland, und sandte das gantze Paquet Abends um 9 Uhr an Mr: Henrich Wolf, der es mitnehmen wolte." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 232 f.; vgl. Tappert II S. 25). 5 Vgl. Nr. 275 Anm. 46. 6 Vgl. die Tagebucheintragung zum 20. 1. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 213; vgl. Tappert II S. 12 f.). Zur Sache selbst Nr. 281 Anm. 4 (5). 7 Vgl. Nr. 284 Anm. 13 (3). Seit 1754 setzte sich Benezet in zahlreichen Schriften für die Aufhebung der Sklaverei ein. 8 Vgl. Mk 2,21 par. — Konkret bezieht sich Mühlenberg hier auf die „Paxton Riots", die gerade erst (am 8. 2. 1764) friedlich beendet worden waren. Vgl. Anm. 4 und sein Tagebuch vom 1. bis zum 8. 2. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 2 2 3 - 2 3 2 ; vgl. Tappert II S. 1 8 - 2 4 ) . 9 Vom 8. 12. bis zum 17. 12. 1763. Vgl. Nr. 281. 10 Zu Mühlenbergs Wunsch, sich endgültig oder auch zeitweise von den Amtsgeschäften in Pennsylvania nach Ebenezer in Georgia zurückzuziehen, vgl. Bd. I Nr. 107 S. 459 f.; Nr. 120 S. 519 sowie Nr. 255 S. 61; Nr. 308 S. 199—201 und Nr. 313 S. 223. 11 Vgl. Anm. 4. 2
289. An den Kirchenrat in Philadelphia
Philadelphia, 13. 2.1764
Geehrte Glieder des Kirchen = Raths: Sie werden mich entschuldigen, daß ich nicht mit beywohne, und statt deßen meine Gedancken hiedurch vernehmen. Nachdem die Veränderung der Sitze geschehen und noch keine Zettel ausgegeben worden, wüsten schon verschiedene vom Hörensagen wer hie, oder da versetzet wäre. 1 Es beschwehrten sich gleich etliche alte Glieder, daß in dem gewesenen Kirchenrath Stuhl, und Num[mer] 1. vor dem alten Rath = Stuhl, schon ziemlich viele hinein geschrieben und nun noch mehrere hinzugethan worden. Weil es denn billig ist, daß man einem Jeden bescheidentlich antworte, so gab so guten Bescheid wie ich wüste und sagte, daß uns der Enge Raum dazu nöthigte, und der liebe Gott uns
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10. 2./13. 2. 1764
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mit der Zeit schon mehr Raum geben würde, müsten uns gedulten und behelffen. Ferner wurde ich von Verschiedenen gefragt, warum Mr: Bfertsch] mit hervorgezogen, und in den untern Stuhl gesetzt wurde? O b es um seiner Frömmigkeit und christlichen Wandels willen geschähe? und ob er drunten der Gemeine zum Muster und Vorbilde dienen solte? Da ich nun auf diese Fragen nicht deutlich genug zu antworten wüste; so war meine Schuldigkeit, sie auf den Kirchenrath zu verweisen, und zeichnete deswegen in das Buch, welches noch nicht ins reine geschrieben daß solches im Kirchen = Rath geschlichtet werden müste, weil es ohne dem nach unserer Kirchen = O r d n u n g der H n : Vorsteher und übrigen ihre Pflicht ist, so viel möglich entstandene oder vorkommende Streitigkeit in der Gemeine zu remediren. Endlich wurde auch hart auf mich gedrungen, ich solte die Ursache sagen, warum Mr. Bertsch in den hintern oder gewesenen Kirchen = Rath = Stuhl geschrieben worden? Ich konte nichts änderst antworten, als was von ein oder andern H n . Trustees gehört, nemlich: a) Mr: Bertsch hätte sich deswegen von der Kirche abgesondert, weil er einen gewißen Mann in seinem Stuhl nicht vor Augen sehen könte b) und man ihn dadurch wieder herbey locken mögte, wenn er in den hintern Stuhl gesetzt würde. Hierauf ward mit geantwortet, daß in dem hintern Stuhl auch ein Mann säße, welchen Mann — Mr. S[chneider] — der Bertsch noch weniger leiden könte, ja daß er sogar gesagt; er wolte dem Mann sein Lebtage nicht verzeihen noch vergeben, da er ihn doch noch dazu auf die empfindlichste Weise beleidiget hätte. Gesetzt, wenn ihn nun auch der hintere Stuhl wieder zur Kirche reitzen solte, so könte ihm vielleicht wieder beyfallen, daß er den alten Prediger nicht vor Augen sehen mögte. Ich solte demnach mein Gewißen selber fragen, und auch die Bibel nachlesen, so würde ich die Sache beßer verstehen lernen. Weil ich nun jederzeit eine Furcht und Bangigkeit empfinde, wenn Streit in der Gemeine entstehet, und die gefährlichen Folgen in diesen wunderlichen Lande oftmals zuspät bereuet werden; so bat ich die Herren Vorsteher, sie mögten lieber mit Austheilung der Zettel, wegen der untern 2 Stühle noch ein wenig aussetzen, bis etwa H e r r Keple wieder zuhause käme, und man noch einmal im gantzen Kirchen = Rath das beste von der Sache überlegen könte. 2 Dieses war die Ursache warum in dem rauhen Draught 3 des Buches zeichnete, es solte im Kirchen = Rath geschlichtet werden. Ich konte es auch nicht eher dem Kirchen = Rath vorlegen, weil ich kranck, und der Krieges = Alarm war. 4 Am 10 Februar: kamen 3 H n . Trustees und ein Ältester zu mir, und begehrten, daß ich den Kirchen = Rath auf nächsten Montag einladen, und die Sache so vorgenommen werden solte, nemlich, man wolte die Einwendungen hören, und solche schriftlich denen 2 Männern zusenden, wenn es etwa was beträffe, daß der Kirchen = Rath nicht schlichten könte, und der Obrigkeit zugehörete. Da ich nun inzwischen etliche der alten Glieder frug 1) ob sie vor dem Kirchen = Rath erscheinen und ihre Einwendungen gegen Mr: Brosius eingeben wolten, so bekam zur Antwort, es gebrauchte keine Kläger noch
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Die Briefe des Jahres 1764
Zeugen: Die Prediger hätten Gottes W o r t zur Richtschnur vor sich, und die Kirchen = Räthe hätten die Kirchen Ordnung zur Regel, wenn sie nach Gottes W o r t und Gewißen handelten, so würden Sie Ehre davon haben; Im Gegentheil wäre die Verachtung groß. 2) Am 11 Februar: sandte auch zu H . S[chneider] und ließ fragen, ob er und andere was eingeben wolten wieder Mr: Bertsch? und bekam zur Antwort, ich solte mein eigen Gewißen fragen und auch in die Bibel gucken. Wenn die Prediger und etliche Trustees dächten, daß man Jemanden in der Feindschaft stärken, und dadurch um Seel und Seligkeit bringen müste, so solte ihn Gott bewahren theil dran zu nehmen. Es wäre ihm übrigens einerley, wenn sie die Männer auch mit in den Kirchen = Rath Stuhl setzen, und schiene handgreiflich daß etliche Alte sich freueten, wenn Sie ihm was zum Affront und tort 5 thun könten. Sie wären aber Mistaken 6 und thäten sich selber und der Gemeine Schaden. Dieses ist der gantze Verlauff. Ich will mit der weltlichen Sache weiter nichts zu schaffen haben, sondern mein Amt abwarten, wenn und wo mir Gewißensfreiheit gelaßen wird, wenn und wo man Feindschaft, Partheyligkeit und übrige Sünden zu unterdrücken, und Liebe und Tugend zum Muster unserer Jugend zu befördern suchet. Zöllner und Sünder, wenn Sie von Hertzen Buße thun und an ihre Brust schlagen, werden von Jesu angenommen. 7 Wenn aber nach Matth: 18.8 einem Knecht 10 tausend £ Schulden von dem höchsten Herrn erlaßen werden, und er will seinem Mitknecht nicht einmal vergeben, den er noch dazu beleidiget hat, so wird er dem allerheiligsten Richter und den ewigen Peinigern nicht entrinnen, wenn er auch seinen Sitz auf der Kantzel hätte. O daß wir alle umkehren, und rechte Christen, Christo gleich gesinnet werden, und wandeln wolten, weil wir das Licht noch haben! 9 So wünschet Henrich Mühlenberg Philad:d 13 Februar: 1764
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch unter dem 12. 2. 1764 in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 234—237; englische Übersetzung in Tappert IIS. 26 f.
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D a die Zahl der Gemeindeglieder die vorhandenen Plätze in der St. Michaelis-Kirche weit überstieg, hatte sich der Kirchenrat nach mehrmaligen Ermahnungen entschlossen, säumige Beitragszahler auszuschließen und die Kirchenstühle neu zu vergeben. Vgl. dazu die Ankündigung im Tagebuch unter dem 15. und 28. 1. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 203f. und 218f.; vgl. Tappert II S. 7 und 15). — Zu dem Vorhaben, eine zweite Kirche zu bauen, vgl. Nr. 290. Vgl. die Tagebucheintragung, die dem Brief vorausgeht: „Abends war sehr bekümmert, wegen eines unweisen Fehltritts, welchen einige alte Trustees bey Veränderung der Sitze, entweder aus alter Rachgier und Partheyligkeit, oder aus Dumheit gethan, woraus großer Streit, und wohl gar Spaltung in der Gemeine entstehen wird. Es wäre nicht geschehen, wenn Herr Keple nicht abwesend auf einer Reise von 3 Wochen lang gewesen." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 234; vgl. Tappert IIS. 26). = engl, „rough draught", Rohfassung. Bezieht sich auf den folgenden Punkt der Ankündigung im Tagebuch unter dem 28. 1. 1764: „6) Wir haben nun ein eigen großes Buch angeschafft, alle Stühle und N a m e n der Glieder darin ordentlich verzeichnet, und hoffen mit dieser Sache immer noch beßere Ordnung zu treffen." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 218; vgl. Tappert II S. 15).
Nr. 289/290 4
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13. 2./15. 2. 1764
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Der Alarmzustand in Philadelphia wegen des Aufmarsches der „Paxton Boys". Vgl. Nr. 288 Anm. 8 und Nr. 277 Anm. 25. = Schaden. = im Irrtum. Vgl. Mk 2 , 1 3 - 1 7 par. Vers 2 3 - 3 5 . Vgl.Joh 1 2 , 3 5 - 3 6 .
290. An J. H. Keppele
[Philadelphia,
15.2.1764]
Werth[er] H[err] und Fr[eund] Belieben Sie folgende Sachen in der Stille zu überlegen und ihre Hertzens Meinung mündlich darüber zu eröfnen. 1) Am 12 Januar, wie bekant, wurde im gantzen Kirchen = Rath für gut befunden, daß ein Lott 1 zu einer zweyten Kirche aufgenommen werden müste, und H . Keple ein müthig gebeten, am folgenden Tage den Herrn Stadt Mayor W[illing] wegen der Bedingungen zu fragen, wie die Antwort vom 13. Jan: bezeuget. 2 2) Donnerstags den 19 Jan: waren die meisten Gemein-Glieder verordneter maßen im Schulhause beysamen, H . Keple aber abwesend, und die Glieder konten nicht einig werden. 3 3) Freytags d 20 Jan: reisete Mr: Keple ins Land. Mitler weile hörete ich von glaubhaften Männern aus Kensington, daß der alte Stöhrer J. Beyerle 4 , ohne mein und H . Schneiders Wißen, etliche Männer umhergesandt, welche diejenigen Glieder unterschreiben laßen, die zu einer neuen Kirche in Kensington vor der Stadt stehen und helffen wolten? und wie man sagt, hätten sich in, und außer der Stadt bey 500 Glieder unterschrieben, in der Meinung, als ob es mit Bewilligung der Prediger und Ältesten so veranstaltet worden. 4) Diese Fischerey im Trüben, zu balanciren, und eine schädliche Spaltung zu verhüten, wurde mit Mess" Gr[oot], S[chneider] und G[raef] einig, daß wir des Stadt Mayors' sein Lott in der Stadt auf unsern Risico aufbehalten wolten, bis H . Keple wieder zurück käme. 5) Da wir nun bei der Stadt Mayor unser W o r t auf diese Condition gegeben, wenn nemlich 2 Drittel von den Gemein = Gliedern dazustimmen würden, und H . : Mayor W[illing] versprochen den Kirchen = Grund für 1400 £ curr[ency] klar zu liefern, und er auch positive Antwort erwartet; so ist nun die Frage: 1) Ob H . Keple und Mühlenberg zusamenstehen; und versuchen wollen, ob 2 Drittel von den Gemein = Gliedern ihren Consent zu des Mayors Lott geben? Der Kirchen = Rath hat schon am 12 Jan: gestimmet, und sich auf die Gemeine beruffen; folglich ist das nun der letzte Punckt, wenn 2 Drittel von der Gemeine ja sagen. 2) Wenn die Prediger, die Glieder des Kirchen = Raths und 2 Drittel von der Gemeine zusamenstehen, so kan — meines Erachtens — des H . Mayors Land
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Die Briefe des Jahres 1764
ohne Gefahr gekauft werden und folgenden Nutzen haben: 1) Wird der Versuch mit Kensington traversirt [durchkreuzt]: 2) Wird die Gemeine nicht so leicht zerspaltet: 3) Greift die Gemeine sich äuserst an, um die alte Schuld an der Michaelis Kirche zu dämpffen 5 , und helft hernach gemeinschafftlich an einer zweyten Kirche zu bezahlen. 4) Wenn die Gemeine einig bleibt und für Spaltung bewahret wird, so recommendirt sich beßer bey der Obrigkeit und übrig gut gesineten dieses Landes. 5) In Engelland kan man sicherer um Beysteuer anhalten, und durch gute Freunde, welche von hier hinausreisen, und Fürsprache bey der Königl. Familie thun wollen, etwas erwarten. 6 6) Die Mutter Kirche in Europa wird sich auch nicht unbezeugt laßen, wenn die Gemeine einig bleibet und um Hülffe bittet. So daß das vorhabene Grund = Stück zu der zweyten Kirche der Gemeine wol nicht zur Uberlast dienen dürfte etc. Im Gegenteil, wenn der Kirchen = Rath diesen bedencklichen Zeitpunkt nicht recht anwendet, so können auch betrübte Folgen entstehen. 1) Wenn hie oder da eine neben Kirche oder Capelle aufgerichtet werden solte, so wird die Gemeine zerspalten, und verfält in Seelen = Gefahr: Prediger agiren wieder einander; Freunde und Nachbarn werden verhitzet im Parthey Feuer, in Haß und Neid, auf Kindes = Kinder: Zucht und Ordnung verschwindet vollends, denn die Gemein = Glieder wechseln gern, und lauffen hin und her etc.7 2) Nach den hiesigen Landes = Umständen ist die Einigkeit vor andern nöthig etc. etc. 3) Die Mutter Kirche in Europa würde den Kopff schütteln und mit Streit Gemeinen oder Partheyen nichts zu schaffen haben. Rechtschaffene Prediger scheuen sich an solchen Orten ihr Amt zu = treiben, wo zwo Partheyen von einerley Religion wieder einander sind. Kurtz wer noch ein patriotisch Hertz, Gottes Ehre unsere Religion und das wahre Beste der armen Jugend am Hertzen hat, der wirft sich vor den Riß8 etc. und hilft, daß wol 2 Kirchen, aber nicht 2 Partheyen werden. So unvermögend ich auch bin, so wolte doch den vierten Theil des neuen Kirchen Grundes auf mich nehmen, wenn dadurch eine schädliche Trennung verhütet werden könte. Und was die Art und Weise des Aufnehmens betrift, so war ja H. Keple mit mir einerley Meinung, nemlich daß man das neue Lott oder Looß auf etliche neue gutgesinte Trustees verschreiben und vermöge eines Kirchen = Raths = und Gemein = Schlußes vest setzen könte, damit man das Neue gemeinschaftlich bezahlte, wenn erst die alte Schuld gemeinschaftlich abgetragen worden. Der enge Raum, und die Noth mit den Stühlen, ruft laut genug um weitere Anstalten. 9 H. M.10
d[atum] Fr[eitag] Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 239—242; in Tappert II S. 28f.
englische
Übersetzung
Nr. 290
15.2.1764
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= Grundstück Im Tagebuch zum 13. 1. 1764 vermerkt Mühlenberg: „Besuch von H r n : Keple, welcher folgenden Zettel zur Antwort auf die Frage wegen des vorhabenden Kirchen Looßes gab: „January the 13 th 1764. Sir, T h e Lott I have on third Street, is p a n of Thomas Story's Square, 82 feet, 6 Inches on third street, and 198 feet deep on Story Street. T h e Title shall be given upon Ground Rent as usual for £ 50 Sterl. per Annum, redeemable at 18 Y r s purchase in 15 years Time, and the Rent to commence the 25 th of next March 1764. — T h o s . Willing T o M r : Kepple." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 201; vgl. Tappert II S. 7). Dazu ausführlicher Mühlenbergs Tagebuchaufzeichnung. (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 207— 210; vgl. Tappert II S. 10f.). Zu Mühlenbergs Auseinandersetzung mit Jacob Beyerle ausführlich Nr. 317. Bei der Rechnungslegung am 6. 1. 1764 beliefen sich die Schulden der Gemeinde auf 1871 £ 17 Sh. 8 d.; am 9. 1. 1764 bemerkt Mühlenberg, die Gemeinde sei noch „bey 1200 £ Sterl. in Schulden". (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 193 und 196; vgl. Tappert II S. 3 und 4). Zur Sitzung des Kirchenrats am 19. 1. 1764 heißt es im Tagebuch: „Wenn die Gemeinde diesen [Bauplatz; wie in Anm. 2] wählete, so würde H . Grfoot] [Tappert II S. 10 ergänzt zu „Graef"] auf seiner vorhabenden Reise nach Engelland, bey Sr: Maj: und Königl: Fam: eine erkleckliche Beysteuer aus wircken, und H . Apfotheker] Sfchneider] auch behülfflich seyn." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 209; vgl. Tappert II S. 10). Bei aller Befürwortung eines weiteren Kirchenbaus war es Mühlenbergs Hauptanliegen, eine Spaltung der Gemeinde zu verhindern. Vgl. seine Ausführungen im Tagebuch zum 19. 1. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 209f.; vgl. Tappert II S. 11.) Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. H e s 22, 30; Ps 106,23; Wander Bd. 3 Sp. 1694. Heinrich Keppele, Schatzmeister der Gemeinde, konnte sich nicht entschließen, dem Kauf des Grundstücks zuzustimmen. Er schlug eine Erweiterung der bestehenden Kirche vor. Mühlenberg sah sich daher genötigt, Thomas Willing aufzusuchen und ihn zu bitten, den — rechtlich bereits verbindlichen — Verkauf seines Grundstücks an die Gemeinde der Michaelis Kirche wieder rückgängig zu machen. Vgl. die Tagebucheintragung zum 16. 2. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 242—244; vgl. Tappert I I S . 29f.). Für die Zeit bis zum 18. 2. 1764 ( = Nr. 291) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mittwochs den Ii Febr:. . . Ich schrieb deswegen gleich ein paar Zeilen an Mess" Gr[oot] und S[chneider] bittend, daß sie heute Abend selber mit H . Keple wegen des neuen Kirchen = Grundes conferiren, und mich wegen meines Kindes Kranckheit excusiren mögten." ( P M 9 5 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 242; vgl. Tappert I I S . 29). (2) „Donnerstags den 16 Febr:. .. Heute war auch der merckwürdige Tag, an welchem der von London angekommene Schneider Mr: Rüdel ein Paquet Briefe von Sr: H o c h w . H e r r n H o f p r : Ziegenhagen an mich addressirt übergab, worin befindlich: 1) Ein trostreich väterl. Schreiben von Sr: H o c h w : H e r r H o f p r : Zfiegenhagen] dat: Kensington d 21 Octobr: 1763. [ = Nr. 272] 2) Eine Copie von Hochged[acht] denselben dat: d 25 Aug: 1763. 3) Ein Schreiben vom H e r r n C. Crysius P r o Memoria wegen meiner 3 Kinder datirt Halle d 6ten Sept: 1763. 4) Ein Schreiben vom H . Insp[ector] Seb: Andr: Fabricius an H e r r n Pasche in London dat: Halle d 5 Octobr: 1763. 5) Extract Schreiben H . Kaufmann Niemeyers d[e] d[ato] Lübeck d[en] 21 Sept: 1763. Diese obige N u m : 3 — 4 — 5 sind wegen meiner 3 Söhne. 6) Ein Brief von meinem Sohn Johann Peter dat: Halle 27 Sept: 1763. 7) Ein Brief an Christian Friedrich Martens. Chirurg: Zur Bestellung. 8) Ein Brief an Gottfried Theilen Weisgerber: Zur Bestellung.
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Die Briefe des Jahres 1764
9) Ein Brief und Rechnung von H. Meyer fodernde 26 rh. 19 gr. an Sr: Hochw: Hrn Dr. Francke, wegen meiner Kinder. Ferner Beylagen zur Relat: de 1762 . .." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 246; vgl. Tappert II S. 31f.). (3) „Freytags den Uten Feb schrieb an Sr: Hochw: Herrn Dr: Wrfangel] bittende, ob Sie mein Söhnlein [Johann Enoch Samuel] Sontag Nachmittags begraben und bey der Gelegenheit die Gemeine mit der Nachmittags Predigt erbauen wolten? Bekam zur Antwort: Ja. . . . Schrieb auch ein paar Zeilen nach Germantown an H. Pfr: Kurtz, bekam aber gleich darauf von ihm selber einen Brief aus Tulpehocken, berichtend, daß er noch einen Sontag daselbst bleiben müste, und ich seine stelle nächsten Sontag in Germantown vertreten solte, welches mir aber nicht möglich ist." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 247; vgl. Tappert II S. 32). (4) „Sambstags den 18ten Febmuar: . . . Schrieb an Hrn Gevatter H[an]ds[chuh] wegen der morgenden Arbeit." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 247; vgl. Tappert II S. 32).
291. [G. A. Francke] an M.
[Halle],
18.2.1764
d. 18ten Febr. 1764. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia Wohlehrwürdiger, in dem Herrn herzlich geliebter Bruder, Da H . Voigt und H . Krug in Engelland nunmehr wirklich zu Schiff gegangen sind: 1 so bringe sie der Herr, dem Wind und Meer gehorsam sind 2 durch Sturm und Wellen sicher und glücklich zu Ihnen, und rüste sie mit seiner Kraft und Gnade aus damit sie dem dortigen Werk in der That nützlich seyn mögen. Mein Brief vom 14 Jan. 17643 darinnen Ihr voriges vom 24 Oct. a[nni] pfraeteriti] beantwortet 4 , ist in Engelland angekommen, da jene schon abgegangen gewesen. O b nun gleich der H . H o f p r . Ziegenhagen selbigen ihnen nach Gravesand nachgeschickt; so habe doch nicht ermangeln wollen, hiebey ein Duplicat davon zu übermachen, da es ungewiß, ob es obige Freunde noch angetroffen. Bey dieser Gelegenheit melde zugleich, daß ich am 26ten Jan Ihr Schreiben vom 10ten Nou. 1763.5 und am 14ten huius von Ihrem den 6ten Sept. 1763. angegefangenen und den 29ten Oct. d[itto] a[nno] geschlossenen Briefe 6 die 3 lezten Bogen. 7 Weil die 3. erstem Bogen, als eine Antwort auf des H e r r n Hofpredigers Brief, anhero zu übersenden nicht nötig gewesen. 8 Ich will zu gleich das nötigste antworten. 1.) Was Ihre liebe Kinder betrifft; so beziehe ich mich darauf, was ich schon von des ältesten guten Placirung bey dem redlichen Kaufmann H . Niemeier in Lübeck gemeldet. 9 Es wird nur immej; wahrscheinlicher, daß H . Meier, dessen Betragen auch im übrigen sehr interessirt geschienen, dem Altesten zu viel gethan. 10 Wenigstens ist sein Betragen so wohl in seinem hiesigen Aufenthalt als
Nr. 290/291
15. 2./18. 2. 1764
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bisher in Lübeck so beschaffen gewesen, daß man alles Gute von ihm hoffen kan. Es wäre auch dem H . Meyer als eine schlechte Beobachtung seiner Pflicht anzurechnen, wenn er die ihm übergebene Kinder des Nachts hätte herum laufen lassen. 2.) Auf dasjenige, was Sie von Ihrer Neigung in mehrer Entfernung von Zerstreuung und Anlauf an einem anderen O r t unter andern in Reading Ihre übrige Zeit zuzubringen, habe schon hinlänglich geantwortet 1 1 , und beziehe mich darauf mit Wenigem. Da aber nunmehr die beyden neuen Mitarbeiter zu der ältern Prediger Hülfe überkommen: so können Sie nun um so viel leichter und mit weniger fürchten, daß es Ihnen übel ausgelegt werde, die beschwehrliche Reisen etc. von sich ablehnen, aber auch denjenigen, die Reisen verlangen, gleich einbinden, daß sie die Kosten und was dabey an Kleidung darauf gehet, vergüten müsten, da Sie dabey uninteressirt sind, wenn ein anderer die Reise thut. Sie werden übrigens bey den, nach Ihren Briefen, noch sehr verworrenen Umständen selbst leicht erachten, daß im Fall Sie sich von den ersten vereinigten Gemeinen loß machen wolten, wir uns auch davon loßmachen müsten und vornehmlich mit Absendung mehrerer Arbeiter uns nicht befassen könten. 3.) Da Sie die von hier assignirte 50. £ St. nicht zu ziehen vor gut gefunden 12 ; so bleibet denn solches noch bis auf weiter in Suspenso, und wird inmittelst in der Rechnung geändert, wovon nächstens auch eine Abschrift übersenden lassen werde. 4.) Eine Anstalt zur Bereitung junger Leute zum Predigt und Schulamt dorten zu errichten, ist viel zu weitaussehend, als daß man darauf denken könte. 13 Wenn Sie nur zuvörderst in Ihren Schulen, absonderlich in Philadelphia, solche junge Leute erziehen können, die als Schulmeister mit gutem Nutzen zu gebrauchen; so wäre das wohl alles, was vorietzo geschehen könte. Könten wir solche Leute hineinschicken, die andere zum Predigt Amt praepariren solten; so würden sich noch eher schon zubereitete Subiecta zum Predigtamte finden, die den Beruf dahin annähmen zu geschweigen, daß bey der dortigen unbändigen Freyheit es noch viel mißlicher seyn würde, wie die zubereitete Leute gerieten, auch die 50. £ St. etc. noch gar nichts zu einem dazu erforderlichen Fond bedeuten wollen. Ich halte an meinem Theil dafür die Prediger, die in Pensilvanien sind und dahin gesandt werden, thun das ihrige mit aller Treue so lange sie können und lassen Gott für die künftige Zeit sorgen, so lange er nicht selbst einen W e g zeiget, eine zur künftigen Fortsetzung hinlängliche Einrichtung zu machen. Ohne eine solche Rücksicht auf eine zu errichtende Anstalt bleibet es auch unnöthig einen von den H n . Predigern mündlich zu sprechen und von ihm eine nähere Information der dortigen Umstände einzuziehen. Denn da wir, der H e r r H o f p r . Ziegenh. und ich, doch nicht bey Ihnen gegenwärtig seyn können, um in allen besondern Fällen zu entscheiden, was zu thun sey; so müssen wir Ihnen doch überlassen, nach Ihrer besten Einsicht zu handeln. Zu demjenigen aber was wir von hieraus zur Förderung der dortigen Anstalten thun können, ist die generale Einsicht von dem in der gantzen streitenden Kirche herschenden Verderben uns hinreichend.
160
Die Briefe des Jahres 1764
So viel wird für dismal genug seyn. Ich empfehle Sie in den Schutz des Herrn und verharre mit aller Liebe Ew r .
S.
Entwurf in AFrStIVC 1688—1691.
15:6 S. 21 — 24; LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 21-24.
Auch in HD
1
In einem Brief an Francke vom 20. 1. 1764 teilen Voigt und Krug mit, daß ihre Abreise aus London auf den 24. 1. 1764 festgesetzt sei (LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S. 75—77). In ihrem letzten Schreiben vor der Uberfahrt berichten sie Ziegenhagen am 4. 2. 1764 von ihrer bisher gut verlaufenden Reise entlang der englischen Küste (LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S. 81 — 83). 2 Vgl. Mk 4,41 par. 3 = Nr. 286. 4 = Nr. 273. 5 = Nr. 277. 6 = Nr. 275. 7 Zu ergänzen: „erhalten habe". 8 Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 275 mit dem „Pro Memoria" von Ziegenhagen. 9 Vgl. Nr. 274. — Ursprünglich folgte hier: „und lege nur von dessen Brief an seinen hiesigen Vetter, d. H . Inspect. Niemeier eine nochmalige Copie bey". 10 Vgl. Nr. 274 S. 104; das P.S. zu Nr. 275; Nr. 277 S. 119f.; Nr. 279 S. 125f. 11 Vgl. Nr. 286 S. 147f. 12 Vgl. Nr. 275 S. 107. 13 Vgl. Mühlenbergs Anregung, ein Predigerseminar in Amerika einzurichten (Nr. 275 S. 108).
292. [G. A. Francke] an M. und J. F. Handschuh
[HalleL
18. 2.
1764
d. 18. Febr. 1764. An d. Hn. Pastores Mühlenberg u. Handschuch in Philadelphia. Wohlehrwürdige, in dem Herrn herzlich geliebte Brüder, Da ich den beyden neuen Predigern Herrn Voigt und H. Krug, nachdem dieselbe ihre Reise aus Engelland weiter fortgesetzet auf ihre letzten Briefe aus Engelland zu antworten und ihnen noch ein Wort der Ermunterung nachzurufen im Begriffe bin 1 ; so kan ich nicht unterlassen, mit Beziehung auf mein voriges vom 24tcn Oct. a[nni] p[raeteriti] wovon selbige das Duplicat unterm 17ten Dec. a.p. mitgenommen haben 2 , ihrentwegen noch etwas zu erinnern, so ich zwar als eine ohne dem ausgemachte Sache voraus gesetzt habe, hiermit aber doch noch einmal einzuschärfen nötig finde.
Nr. 291/292
18.2.1764
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Es ist nemlich gleich von Anfang von dem H . Hofprediger Ziegenhagen und mir ein vor allemal aus bedungen worden, daß die Prediger, die wir nach Pensilvanien schickten und schicken würden, von denen Gemeinden ihren hinlänglichen Unterhalt bekämen, und derselbe ihnen bey ihrer Annehmung ausgemacht und vestgesezt würde, wie solches der Ordnung Christi gemäß sey. Es ist auch daher von Anfang gewöhnlich gewesen, daß die Gemeinen ihren angenommenen Predigern ihren Unterhalt bey der Unterschrift des Berufs sogleich förmlich versprochen und ein ieder Unterschriebener mit hinzugesetzt, wie viel er nach seinem Vermögen dazu beytragen wolle. Ich verneme aber, daß Einige 3 in ein oder andern Gemeinen, diese löbliche Gewohnheit und christliche Ordnung 4 abzubringen gesucht, unter dem scheinheiligen und heuchlerischen Vorwand, daß solches fleischlich sey und man aus dem Glauben leben müste, welches aber gute Ordnung um deswillen nicht aufheben soll.5 Wie sich denn auch bereits bey verschiedener Gelegenheit gar zu deutlich offenbaret hat, daß sie unter so heilig und geistlich scheinenden Reden die fleischliche und Gott mißfällige Absicht hegen, gute Ordnung wieder den göttlichen Willen zu untergraben: dahero ich mich höchlich verwundert habe, daß sich auch meine werthe Brüder selbst von solchen 6 Vorspiegelungen zum Theil haben einnemen lassen 7 oder denselben [nicht] wenigstens mit mehrerm Ernst entgegen gegangen sind. Es hat sich ja ohnedem deutlich genug offenbaret, daß diejenige von hier gesandte Prediger, die diese löbliche O r d n u n g gehörig beybehalten, nicht das Ihrige oder ihr fleischliches Interesse gesucht, auch dabey noch Gelegenheit genug übrig behalten, jedermann zu zeigen, daß sie aus dem Glauben leben, und niemand wird auftreten oder ihnen das Gegentheil beweisen können. Ich ersuche demnach meine geliebten Brüder, daß sie dahin sehen, daß bey der Einführung der gemeldteten neuen H n . Prediger in ihre Gemeinen die obgedachte löbliche Gewohnheit nicht beyseite gesezt, sondern die gehörige O r d n u n g beobachtet, der Beruf von der sämtlichen Gemeine unterschrieben werde und die Gemeins Glieder sich freywillig erklären, was ein ieder zum Unterhalt des Predigers beytragen wolle. Da ich sonst das nötige schon in dem ob angezeigten Schreiben gemeldet 8 ; so wünsche nur hiedurch allen reichen Segen von dem Herrn herzlich an und verharre mit aller Liebe und Ergebenheit Ew1.9
S. 1
2 3 4 5
Entwurf in AFrStIVC 1686-1688.
15:5 S. 17-19;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 10 S. 17—19. Auch in HD
Francke bezieht sich auf die beiden Briefe, die in Nr. 291 Anm. 1 angegeben sind. — Er selbst schrieb am 25. 2. 1764 einen Brief an Voigt und Krug „in Pensylvanien". (LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S . 88—90; auch in H D S. 1864—1869). = Nr. 284. Hier folgte ursprünglich noch: „unruhige Gemüter". Hier folgte ursprünglich noch: „vermutlich aus keiner guten Absicht". Hier und im folgenden bezieht sich Francke auf die Vorgänge bei Handschuhs Berufung in Philadelphia. Vgl. Bd. II Nr. 195 S. 400—403. Zu den neuerlichen, auf der Synode im Oktober
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Die Briefe des Jahres 1764
1763 gegen Handschuh erhobenen Vorwürfen der Gotteslästerung und eidlichen Verschwörung äußert sich Francke in Nr. 301. Hier folgte ursprünglich noch: „auf die Vernichtung und Verwirrung guter Ordnung abzielenden Vorstellungen". Hier folgte ursprünglich noch: „da sie aus der schon mehrmaligen Erfahrung deutlich genug hätten abnemen können, daß die Unterlassung dessen, was gute und christliche Ordnung erfordert, es sey auch der Vorwand noch so scheinheilig". = Nr. 284. Für die Zeit bis zum 1. 3. 1764 ( = Nr. 293) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags den 2lsten Februar:... Bekam auch einen Brief von einem Ältesten aus Providence. J[ohn] Sfchrack] welcher berichtete, daß sein Bruder J[akob] auch ein Ältester so weit in der Mania verfallen, daß er seine Familie beschädigen wolte; und bäte daher, daß ich bey den H. Trustees des hiesigen Hospitals versuchen mögte, ob er ins Hospital aufgenommen werden könte?" (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 250; vgl. Tappert II S. 34). (2) „Mittwochs den 22sten Februar:. . . Nachher fertigte den Boten ab, und schrieb etliche Briefe nach Hannover und Providence." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 251; vgl. Tappert II S. 34). (3) „Freytags den 24sten Februar:. . . Schrieb einen Brief an meine Schwieger Mutter und übrige Angehörigen in Reading." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 252; vgl. Tappert II S. 35).
293. An [D.]Ackermann,
Ph. Stein und Gruber
Philadelphia, 1. 3. 1764
Geliebte Freunde Mr: Ackermann, Philip Stein und Gruber 1 , Ich habe Euch schon viele Jahre her gekant, und weiß, daß Ihr gern Gottes Wort höret, und Kirche und Schule fort pflantzen wollet. Es betrübet mich, daß Eure eherdem kleine Gemeine zerspalten wird 2 , und Euer Kirchen = Bau ins stecken gerathen soll. Ich bin nicht schuld daran, denn Ihr habt den H . Haas angenommen 3 , ohne unser Ministerium zu fragen, welches uns auch nicht verdroßen hat. Denn wir laßen gern einer jeden Gemeine ihre Freiheit, und wenn sie ihre Freiheit zur Ehre Gottes, zu guter Ordnung und zum Frieden und Einigkeit wohl anwenden, so ist es uns sehr lieb. Ich kann mich nicht besinnen, daß ich dem Freund Haas je etwas zu leide gethan hätte, und wundert mich dahero sehr, wie er so lieblos und feindselig von mir reden sollen, wie gewiße Männer vor der Obrigkeit eidlich bezeugen wollen neml. 1) wie H. Haas zum ersten nach Tohickon gekommen sey er gefragt, ob er mit Mb in Gemeinschaft stünde? Darauf H . Haas soll geantwortet haben, Nein, er wolte sich von einem solchen Mann die Hände nicht auflegen laßen, weil er, wie Nie: Croesman 4 gesagt die Providencer Gemeine um Collecten betrogen, und daß viele Bücher und Artzeney von Teutschland für arme Leute hereingesandt worden, die d[er] Mb: behalten und die Leute betrogen. Dieses solte ich wol erst gut gemacht haben, ehe ich mich weiter mit Tohickon einlaße, welches aber in Ewigkeit nicht gut gemacht, oder bewiesen werden kan. Denn ich habe klare, deutliche und gründliche Zeugniße von hoher und niedrer Obrigkeit, und will denjenigen sehen der mich mit der Wahrheit eines Pfennigs Werth beschuldigen kan. Ich bin des Scheltens, Schmähens und übeln Nachredens wohl gewohnt, aber solche Nachreden schaden meinem Amte und müßen bewiesen werden, sonst
Nr. 292/293
18.2./1.3. 1764
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bin ich genöthiget solche Mittel zu gebrauchen, daran ich kein Vergnügen habe. 2) Wenn nun meine lieben alten Freunde Ackerman, Stein und Gruber dencken, daß ich solche übeln Nachrede an H. Haas verdienet habe, wenn sie dencken, daß es nichts zu bedeuten habe, wenn die Gemeine um eines Mannes willen zerrißen, oder zerstreuet wird, der sich mit solchen Historien ins Predigt Amt recommendirt, da er weder nach Gottes Wort, noch nach der Augsb[urgischen] Confession geprüfet ist, und auch nicht ordiniert, so habe weiter nichts dagegen, werde aber Denenjenigen mit Rath beystehen, welche einen ordentlichen Prediger nach Gottes Wort und der lutherischen Ordnung begehren. Dieses wenige habe meinen lieben alten Freunden und Bekanten mit Betrübniß melden müßen. Nebst Gruß an Eure Familien verbleibe Euer Freund und Wohlwünscher H: Mb.5 Philad: d 1 Mart: 1764.
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 91763 -64 S. 2 58f. 1 2
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Gemeindeglieder aus Tohickon. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg zum 1. 3. 1764: „Zu Hause hatte Besuch von 2 Männern von Tohicon wegen ihres elenden Gemein = Streits, welchen ein Autodidactos, der sich zum Prediger aufgeworffen erreget". (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 257; vgl. Tappert II S. 38). Otto Haas, in der Gemeinde von Tohickon von 1762 bis 1764 als nicht ordinierter Prediger tätig. Vgl. Glatfelter IS. 50. Johann Nicolaus Croesmann, Gemeindevorsteher in Providence. Zu den Vorwürfen gegen Mühlenberg vgl. Bd. I Nr. 74 Anm. 1. Für die Zeit bis zum 10. 3. 1764 ( = Nr. 294) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 1 Mart: . . . Die Männer von Tohickon verlangten ein Ermahnungsschreiben, an die Gegenparthey und auch ein paar Zeilen an H. Pfr: Hausile in Eastton, der sie besuchen mögte welches ihnen gab, wie zum theil unten in Copia [ = Nr. 293] zu finden . . ." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 257f.; vgl. Tappert II S. 38). — Unter demselben Datum: „ . . . Heute empfieng auch einen Brief vom H. Pfr: Gerock aus Lancaster, datirt den 15 Febr: afnni] cfurrentis] . . . Auf obiges antwortete heute an H : Pfr: Gerock. 1) daß den Brief an den Rev: H. Peters nicht so gleich abgeben können, weil besagter H. P. an einem Leber Geschwür hart danieder läge, und von den Doctoribus fast aufgegeben wäre, und ich folglich, so viel möglich, eine eine [!] beßere Gelegenheit abpaßen müste. — Was Ew. W. Ehrw: Anmerckung über die 8 treue Arbeiter von Halle betrifft weil ihnen das Epitheton treue von einem polirten Orte, ohne ihr Gesuch beygelegt worden, das werden sie gütigst excusiren, maßen aus Dero geliebten Vater Lande, wo auch excolirte Vernunft und reelles Christenthum zu finden, Briefe an Prediger oder Vicarios gesehen, wo auf der Addresse tres fidele und tres digne gestanden etc. Verba valent ut nummi: und so viel wird der Mensch nur taugen, als er gilt in Gottes Augen etc." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 259f.; vgl. Tappert II S. 38f.). (2) „Montags den 5ten Mart:... Zu Hause bekam einen Brief vom H. Diacfon] R[oth] von seinen und der Gemeinen Umständen. Einen andern Brief von Tulpehocken, wegen einer politischen Affair, damit mich aber nicht einlaßen will." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 262; vgl. Tappert II S. 40). (3) „Donnerstag d 8 Mart:. . . Besuch von einem jungen Kaufman, deßen H. Vater in Zweybrükkischen wohnen und H. Dominique heißen soll. Er ist kürzlich von Holland mit herübergekommen und verlanget Fürsprache um Buchhalter bey Engl. Kaufleuten zu werden. Er brachte mir einen Brief von H. Pfr: Gr[aaf] aus Hackensack." (PM 95 A N r . 9 1763—64 S. 263; vgl. Tappert IIS. 40).
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Die Briefe des Jahres 1764
(4) „Freytags den 9ten Mart: empfieng einen Brief von H. Pfr. Weygand aus Neuyork, woraus unter andern verstund, daß H. Friedrich Schultz, unser ehemaliger Mitarbeiter, in seinen eigenen Wegen gantz zur Neige gekommen, und sich an dem Lapide philosoph[orum] zum Bettler gesucht, und bey ihm um einen Schuldienst in Neuyork angehalten hätte. . . . Schrieb einen Brief an Sr: WohlEdl. Herrn Droguiste und Kaufmann Niemeyer in Lübeck wie auch an meinen Sohn Johann Peter und sandte solchen an H. Keple, welcher versprochen denselben nach Hamburg zu befördern." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 265; vgl. Tappert II S. 42). (5) „Sambstags den 10 Mart:. . . Zu Hause fand 2 Männer aus den Gebirgten von Raritan, welche einen Brief voll Klagen von Streit und Spaltung ihrer Gemeinen brachten, und mein Gemüth noch vollends preßten. Die Welt liegt im Argen!" (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 264; vgl. Tappert IIS. 43).
294. [G. A. Francke] an M. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia
[Halle], 10. 3. 1764
d. 10 Mart 1764.
Wohlehrwürdiger in dem H e r r n herzlich gel[iebter] Bruder, Des H . Hofpr[edigers] Zieg[enhagen] Hochw. haben mir Ihr an Dieselbe gerichtetes Schreiben 1 , nebst einem Schreiben an den jüngeren H e r r n Grafen zu Wernigerode 2 communicirt, um darauf mit zu antworten. Weil ich mich in meinen beyden vorigen 3 wegen Ihrer suchenden Entfernung von Philadelphia weitläuftig erklärt; so will ich das schon geschriebene nicht wiederholen 4 , sondern nur anführen, wie ich mich in den Zusammenhang Ihrer Handlungen und des gantzen Verhaltens nicht finden könne. Anfänglich hat Sie die Liebe zur Philad. als der h a u p t = und wichtigsten Gemeine getrieben, Ihre Landgemeinen wenigstens auf eine geraume Zeit zu verlassen, und mit Zusetzung des Ihrigen sich nach Philad. zu begeben, um diese Gemeine aus der Zerrüttung zu retten. Gott hat geholfen, daß Sie Friede gestiftet, und, wie Sie selbst schreiben, den Satan unter Ihre Füsse getreten. 5 Dabey aber haben Sie doch erkannt, daß nun auch Ihr Dableiben nötig sey, und solches so stark behauptet, daß man es anfänglich fast als eine Contradiction ansehen müssen. Es hat sich aber aus Ihren folgenden Nachrichten 6 gezeiget, daß die unter der Asche noch glimmende Funken der Uneinigkeit etc. solches allerdings erfordern; und Sie haben das Dilemma gemacht, daß Sie entweder Ihre Landgemeine oder die H a u p t = und Stadt = Gemeine dem Wolfe überlassen müsten 7 , wenn nicht Hilfe käme. Hernach haben Sie diese alle beyde daran geben und nach Reading ziehen wollen 8 und da endlich Ihr Wunsch von neuen Mitarbeitern erfüllt ist9, wollen Sie gar in Wernigerode Ihren lezten Aufenthalt suchen und America gantz verlassen. 10 Ich wäre fast auf die Gedanken gekommen, daß alles nicht Ihr Ernst sey; sondern Sie darunter nur besondre Absichten hegten: glaube aber nach reiferer Ueberlegung, daß es eine Versuchung sey, die von
Nr. 293/294
1. 3./10. 3. 1764
165
Nahrungssorgen herrühre, und bitte, sich im Glauben zu ermannen, und auf die göttliche Vorsorge zu sehen, die sich an Ihren drey lieben Söhnen welche Sie herausgesandt 11 , insonderheit an dem ältesten, aufs neue deutlich offenbaret, und, wenn Sie in der Lauterkeit Ihres Sinnes bleiben, weder Sie noch künftig die lieben Ihrigen verlassen wird. Hätte ich vorher gewust, daß Sie Philadelphia wieder verlassen wolten, oder glaubte ich nicht, daß Sie unsere Vorstellung bey sich Platz finden lassen würden: so würde keine neue Arbeiter gesandt, und mich nicht weiter mit den Pensilvanischen Gemeinen melirt haben. Da es Ihre eigene Schuld, daß sie sich weitläufiger eingelassen, als Sie es übersehen und ausführen können: so wäre es unbillig, sich nun, da es Ihnen beschwehrlich wird, herauszuziehen. Ich habe mich niemals weiter extendiret, als mein nächster Beruf unumgänglich erfordert und hätte also, da mir es nun bey meinem Alter und Schwächlichkeit schwehr wird, um so mehr Ursach, die jmich gar zu sehr drückende Last abzuwerfen, zumal da hierxJie Umstände noch viel critischer sind, und ich auch von Pensylvanien aus gedränget, und wenn ich nicht sogleich helfen kan über mich geschrien wird. Es soll aber ferne von mir seyn, daß ich meinem Gott aus der Schule laufen solte. Sind im übrigen dermalen die Umstände in Philadelphia gleich noch critisch: so haben Sie doch Freyheit, Gottes W o r t zu predigen und an Seelen zu arbeiten. Wenn die Lehrer darinnen Treue beweisen, so werden sie gewiß ihren Segen und Gnadenlohn finden. W e r darinnen fortfähret so lange er kan, der wird gewiß, wenn er Verstössen werden solte, sein Plätzgen von dem Herrn angewiesen finden. 12 Ich merke wohl, daß Sie wünschen, H . H[andschuh] wäre anderwärts versorgt. Allein wir können darinnen nichts thun. Gott hat es so regiret, daß er nun da ist, und er hat seine heil. Ursachen darunter, daß auch Knechte Gottes einander mannigmal das Leben schwehr machen müssen, weiß aber doch seinen heiligen Endzweck darunter zu erhalten. Ich empfehle Sie in den Göttl. Beystand des Herrn und bleibe allezeit in aufrichtiger Liebe Ew1.
P.S. Aus allem obigen folget, daß ich den Brief an den Herrn Grafen Heinrich Ernst zu Wernigerode zurück behalten müssen; wie denn auch für Sie in dem Wernigerodischen keine schickliche Arbeit und Stelle sich gefunden haben würde, und, wie ich schon gemeldet, die nähere Erläuterung der dortigen Umstände uns nicht helfen und wir doch nicht remediren könten. Entwurf in AFrSt IV C 15:7 S. 25—26; LC Abt. HIV Fach E Nr. 10 S. 25—26. 1 2
= Nr. 279. = Nr. 280.
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Die Briefe des Jahres 1764
= Nr. 286 und Nr. 291. Hier folgte ursprünglich die im Manuskript wieder gestrichene Version: „sondern nur sagen, was mir bey Lesung Ihrer obgedachten Briefe meine Gedanken gewesen sind: Es komt mir nemlich vor, daß es Ihr Ernst nicht sey Philadelphia zu verlassen, sondern Ihre Absicht nur dahin gehe, den H e r r n Hofprediger und mich zu dem Bekentnis zu nötigen, daß Sie in Philadelphia noch nötig seyen. Weil ich ohne Verstellung zu schreiben gewohnt bin, und in H o f f n u n g , Sie werden gegen die Versuchungen zur Eigenliebe wachen; so habe ich bereits meines Orts hinlänglich zu verstehen gegeben, daß ich Ihren Aufenthalt in Philadelphia noch vor unentberlich halte. Aus des H e r r n Hofpredigers Briefen an mich habe auch ersehen, daß dieselbe in diesem Punct gleiche Meinung mit mir hegen. W e n n also dieselbe in dero vorigen Brief [ = Nr. 250] an Sie die Contradiction gezeiget, daß Sie behaupteten durch Ihre Entfernung von Philad. werde die dortige Gemeine zerrüttet werden, da Sie doch vorher gerümet, der H e r r habe den Satan unter Ihre Füsse getreten und Frieden gestiftet: [Rom 16,20] so ist solchem nach offenbar daß deren Meinung nicht gewesen, die Sache selbst zu regiren, sondern nur den Mangel des Zusammenhangs in Ihrem Briefe [ = Bd. II Nr. 239] zu zeigen. W e n n also Ihre Absicht nur gewesen, daß wir Ihr notwendiges Bleiben erkennen und solches ausdrückl. verlangen sollen: so ist solches bereits von uns geschehen. W ä r e es aber Ihr wirklicher Ernst Philadelphia zu verlassen; so hätten Sie solches vorher melden sollen, weil ich als denn keine neue Arbeiter gesandt haben würde". Vgl. Rom 16,20 sowie Bd. II Nr. 239 S. 581. Vgl. Nr. 254 und Nr. 255. Vgl. Joh 10,12 sowie Bd. II Nr. 239 S. 579. Vgl. Nr. 227 mit Anm.22. Vgl. insbesondere Nr. 284 mit Anm. 11. Vgl. Nr. 280. Mühlenberg hatte seine Söhne zu Beginn des Jahres 1763 zur Erziehung in die Halleschen Anstalten gegeben. Vgl. Nr. 254 Anm. 7, Nr. 255 und Nr. 274. Hier folgte ursprünglich noch: „und allenfalls im Waysenhause mit aller Liebe aufgenommen werden".
295. An die /„ Gemeinde im. Gebirge ", Raritan]
Philadelphia, 11. 3. 1764
Geehrte Freun[de] Ihr geehrtes Schreiben vom 6 Mart. 1764 . . . ist am 10 Mart: a[nni] c[urrentis]1 durch . . . und Foßeler 2 richtig bey mir abgegeben word[en] . . . Zeit und Umstände erlauben, weder die nächste . . . seyende respective Glieder des Rev: Ministerii zusam . . . und ihren Brief und deßen Innhalt vorlegen. Da . . . schwehrlich aus einseitig Schriften und Klagen, die Sachen . . . partheyisch einsehen, beurtheilen, und Friede und Einigkeit befördern kan, so halte nach meiner einfältigen Meinung dafür, es mögte wol am dienlichsten seyn, wenn Sr:Hochw. unser H. Probst und Doctor Wrangel, oder H. Pfr: Kurtz, oder sonst ein Mitglied eine Reise vornehmen, und einen Besuch bey Ihnen abstatten wolte, so bald die Wege beßer und die Witterung wärmer worden. Was wir an unserer Seit[e] zum Frieden, zur Einigkeit und Besten in den Gemeinen rathe[n], beytragen und helffen können, das soll nicht ermangeln. Der Friede Gottes, welcher höher ist, denn alle Vernunft, der regiere und bewahre unser aller Hertzen und Sinne in Chr[isto] Je[su] zum ewigen Leben. 3 Nebst hertzli-
Nr. 2 9 4 / 2 9 5 / 2 9 6
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10. 3./11. 3./13. 3. 1764
eher Begrüßung an Ih[re allerseits werthe Familien und alle übrigen Freunde und Bekamen, nenne mich Ihren alten Freund und Wohlwünscher H . Mühlenberg. Philadelphia d 11 Mart: 1764. Abschrift in PM 95 A Nr. 91763 — 64 S. 86. Die rechte obere Ecke der Manuskriptseite
fehlt.
1
Vgl. Nr. 293 Anm. 5(5). Jacob Fosseler. ' Vgl. Phil 4,7.
2
296. An [J. N. Kurz]
Philadelphia, 13. 3. 1764
H . M. Philad: d 13 Mart: 1764. Geliebter H . Collega und Bruder, Wir müßen nicht vergeßen, daß wir den Sontag Invocavit gehabt, da der Satan unsern zweyten Adam versucht, und nichts gewonnen hat. Unser H a u p t Jesus Christus wird uns nicht verlaßen, so lange wir seine Glieder bleiben, und seine Ehre suchen. 1 Mit unsrer Macht ist nichts gethan etc.2 Ich habe die Sache 3 nach vorher ausgeschütteten Gebet im Kämmerlein heute frühe einem Advocfaten] und auch der Obrigkeit vorgelegt und folgenden Rath erhalten. Sie sagen 1) Rap und seine Parthey sind vor der Sfupream] Court verbunden für gut Behaviour. Wenn sie das brächen, so machten sie ihre Sachen schlimmer als schlim. 2) Unsere Leute müßten noch vor Donnerstags ein paar unpartheyische Männer, zu ein oder andern Altesten von Rap seiner Parthey schicken und ihnen sagen laßen daß wir dieses mal weil es nun verkündiget, Gottesdienst halten wollen, und daß sie uns nicht disturben mögten. 3) Ferner ist Ihr Rath, daß etl. von unsern Altesten oder Vorstehern zu einem Justice neml. Esq de Weese gehen, ihm melden solten, daß sie eine Disturbance oder Tumult erwarteten. Er mögte so gut seyn und Constables ordern, die da Achtung geben, und in Sonderheit mögte Sr: Majestaet Justice of peace selber mit gegen wärtig in der Kirche seyn. 4) Solten unsere Ältesten und Vorsteher Donnerstags früher in der Kirche seyn und Anstalt zum Gottesdienst machen, auch ein paar unpartheyische Zeugen oder Constable bey sich haben, und warnen, wenn sich was zur Disturbance zeigte. 5) So wol unsere Altesten als Vorsteher und Gemein Glieder solten sich aber ja in acht nehmen, daß sie niemand schlagen, oder wiederschlagen. 6) Sie dürfen Niemand wehren in die Kirche zu kommen, so lange sie ruhig drinnen sind; wenn aber jemand drinnen Disturbance macht, so heißen ihn die Altesten oder Vorsteher oder der Prediger ruhig seyn, dürfen ihn auch hinaus weisen aber nicht schlagen. 7) Dieses ist was mir zur Antwort gegeben worden. Ich hielte an, ob nicht von hier aus Ordre oder Constables gesandt werden könten? Antw: es würde den dortigen Magistrat verdrießen. Denn ihre Office und Amt erfoderte es, daß sie Frieden erhalten und Disturbance verhüten müsten. Wann noch weiter was d[urc]h Sr.
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Die Briefe des Jahres 1764
Hochw. H. Dr: Wr[angel] ausrichten kan, so werde morgen g[eliebts] G[ott] weiters berichten.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch unter dem 12. 3. 1764 in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 272f. Als„Num. 1."gekennzeichnet. 1 2 3
Vgl. Kol 2,18 f.; Eph 4,15f. Die zweite Strophe des Kirchenlieds „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. Es geht um den Streit in der Germantowner Gemeinde. Vgl. dazu Mühlenbergs Schreiben an den Magistrat von Germantown, Bd. II Nr. 233, mit weiteren Hinweisen. Zur aktuellen Auseinandersetzung vermerkt Mühlenberg im Tagebuch zum 12. 3. 1764: „Als zu Hause kam hatte überlauff von 2 Männern aus der Tohicker Gemeine, wegen ihres Streits. Ferner kamen 2 Expresse von unserer Germantowner Gemeine, brachten einen Brief vom H. Pfr: Kurtz und berichteten, daß sie nächsten Donnerstag einen ärgerlichen Tumult in ihrer Kirche erwarteten, nemlich 1) Der verwegene Pfr: Rap hätte gleich nach der letztern Court bey Nach[t] Zeit wieder Possession von dem Pfarr hause genommen. Und da H. Kurtz in voriger Woche am Donnerstage die erste Fasten Predigt in der Kirche gehalten, und verkündiget, daß er nächsten Donnerstag wieder eine Predigt und hernach Kinder Lehr halten wolte, so habe der Rap gestern seine lose Parthey auch auf den nächsten Donnerstag eingeladen, und versprochen, er wolle auch eben um dieselbe Zeit in der Kirche predigen. Da nun solches nicht änderst als auf ein Unglück und Tumult zielte, so solte der Schwedische Herr Probst und ich Rath und Hülffe schaffen, Sölten zum Gouverneur etc: gehen etc." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 271 und 2 7 3 ; vgl. Tappert IIS. 45).
297. An [/. N. Kurz]
Philadelphia,
14. 3. 1764
Geliebter Herr Bruder, Wir müsten uns an Den halten, den wir nicht sehen, als sähen wir Ihn.1 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, so thut der Herr uns armen, so wir Ihn kindlich fürchten. 2 H. Dr: Wr[angel] kam gestern Abend um 9 Uhr in dem stärksten Schlam und Regen noch in mein Haus, und ließen mich aus dem Schulhause holen, da bey 40 erwachsene versäumte Leute im Unterricht hatte, und gaben mir den inliegenden Brief. Der Brief ist von unserm vorjährigen Stadt Mayor und County Justice Herrn Duchee, worin er den H. Justice Ashmead die Sache recommendirt; diejenigen obrigkeitl: Personen, welche der H. Dr:Wr: um Rath gefragt, haben auch alle so gesagt, wie ich gestern geschrieben3, und es ist mir lieb, daß H. Duchee diesen inliegenden Brief an Esq Ashmead geschrieben.4 Wenn sie es nun nöthig finden, so muß ein oder ander Altester den Brief heute noch abgeben an den Justice, und ihn um Beystand bitten, nicht aber thun, als ob dieser Brief aus der Stadt ein Befehl oder Ordre an den H. Justice wäre; sonst wird es sehr übel genommen. Denn es hat weder d[er] H. Gouv: noch Mayor, noch ein Justice dem andern zu befehlen; weil eine jede Obrigkeit nach ihrer Commission, nach dem Gesetz, und ins Königs Namen agiren, und für sich Red und Antwort geben muß. Wir Deutsche stellen uns immer noch die hiesige Regierung nach deutscher Art vor, wenn unsere
Nr. 296/297/298
13. 3./14. 3./15. 3. 1764
169
Freunde ordentlich angehen, und denn abgehalten oder in ihrem Gottes = Dienst verhindert werden; so können sie nur ohne schlagen und schelten auseinander gehen, so wird es der andern Parthey schwehr genug heim fallen. 5 Inzwischen mein theurer Bruder, wißen Sie w o wir die rechte Hülffe, Schutz, Schirm, Trost und Muth suchen, und finden sollen. Ich wende mich zu dem Allmächtigen in meinem Kämmerlein, und traue der Hülffe Gottes mehr zu, als allen Menschen, ob man gleich nächst Gott auch die Mittel gebrauchen muß. Nebst hertzl: Gruß an die liebe Frau Schwester und übrige bin D e r o H Mühlenberg: Philad: d 14 Mart: 1764. 6
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch unter dem 12. 3. 1764 in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 274f. Fortsetzung von Nr. 296; mit dem Zusatz„Num: 2. gehöret weiter"versehen. 1 Vgl. Hebr 11,27. Vgl. Ps 103,13. 3 Vgl. Nr. 296 und die Tagebucheintragung zum 13. 3. 1764: „Ich gieng zum Advocaten und fand ihn zu Hause und legte ihm die Sache vor. Er antwortete wie ich in dem Briefe an H . Kurtz Num 1. [ = Nr. 296] gemeldet. Von da gieng zu dem Obersten Richter von der gemeinen Court H . Stedman und frug ihn um Rath. Er antwortete eben daß was in Num: 1. an H . Kurtz geschrieben." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 275; vgl. TappertS. 46). 4 Vgl. die Tagebucheintragung zum 13. 3. 1764 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 275f.; vgl. Tappert II S. 46). 5 Die Angelegenheit entwickelte sich allerdings nicht so, wie Mühlenberg hoffte. Vgl. Nr. 299 Anm. 7(1). 6 Zu Mühlenbergs Korrespondenz am 14. 3. 1764 liefert das Tagebuch folgenden Hinweis: „Besuch von einem Gemein = Ältesten aus Reading, welcher einen Brief von dem Kirchen = Rath brachte, worin Sie berichten, daß ihre Gemeine noch einig wäre, und fragen ob ich aufs nächste Osterfest G[eliebts] G[ott] bey ihnen seyn, und das Heil: Abendmahl halten könnte, weil die Gemeine sehr darnach verlangte? Antwortete gleich darauf: 1) daß die Reihe zum Besuch an Sr: Hochw: H . Probst Wrangel wäre. Ob selbige aber am Sontage vor Ostern, oder im Osterfeste droben seyn könten, wüste noch nicht, wolte aber des falls conferiren, und gewißern Bericht schreiben. Das Abendmahl wolte ich g: G : wenn sie es verlangten, und der liebe Gott mein Leben und Gesundheit fristete, entweder am lsten oder 2ten Sontage nach Ostern, selber bey ihnen halten, aber auch noch weitern Bericht davon ertheilen." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 276f.; vgl. Tappert IIS. 47). 2
298. An [J. A. Weygand/
[Philadelphia/
15. 3. 1764
S[alvo] T[itulo] In Christo unserm Erbarmer geliebter Herr Amts Bruder, Durch Ihr Geliebtes vom 5ten Mart: a[nni] cfurrentis] 1 bin erfreuet und getröstet worden. Der Abschied Ihrer im Herrn entschlaffenen Jungfr: Schwester, ist mir nicht fürchterlich sondern vielmehr tröstlich, wenn die Seligkeiten derer, die im Herrn sterben im rechten Licht betrachte und das sinnliche nicht
170
Die Briefe des Jahres 1764
achte. Herrn Schultens 2 Umstände bedaure zwar hertzlich, kan mich aber auch getrösten, daß ihn lange genug getragen, und auf die Mortification seiner 2 gefährlichen Feinde nemlich des Egoismi und Geitzes vergeblich gehoffet. Hätte er sein Talent beßer ausgelegt, und dem gnädigsten Gott, das kleinere zugetrauet, so würde er auch das größere empfangen haben. 3 Wer besonders hier im Lande, Gottes Sache nur allein parergon, und seine eigene, wornach der natürliche Mensch dürstet als ein Ergon treibt, der komt zu kurtz und ruinirt sich selber. Schande und Schade, wenn wir dem armen Volcke, Buße, Glauben und Vertrauen anpreisen wollen, und selber noch nicht einmal den Articul von der Vorsehung und Erhaltung so gar der jungen Raben und Sperlinge 4 geschweige denn über seine Kinder, ja gar Diener, glauben, oder Ihm in seinem Dienst nicht einmal ein Stück Brodt zutrauen wolten! Wenn man anstatt des Lapid[is] Philos[ophorum] den Lapidem Christianorum, nemlich Christum so embsig gesucht, so hätte die arme unsterbliche Seele eine wahre und dauerhafte Sättigung gefunden, und so würde auch das übrige nach Nothdurfft zugeworffen, oder in den Bargain 5 gegeben seyn. Wenn Werther Herr Bruder uns ins künftige mit Copien von den 2en seiner bedenklichen Briefen begünstigen wollen 6 , mögte es uns wol nützlich seyn, maßen es wohlfeiler ist, durch anderer, als eigenen Schaden klug zu werden. Die von Ihnen erhaltene Nachricht zweyer ankommenden Mitarbeiter 7 , ist mir auch sehr tröstlich, weil es hohe Zeit daß ich abgelöset und ins Invaliden Lazareth, oder noch beßer, heim geruffen werde. Solte ich etwas Last vom Halse, und Luft kriegen durch die zu hoffende neue Arbeiter, und Gott der Herr mein Leben und Gesundheit fristen, so mögte wol gern noch einmal eine Prediger, oder vielmehr treuhertzige Brüder = Conferentz frequentiren, einen recht bequehmen Ort wünschen, und auch gern sehen, wenn die Amts = Brüder eine geraume Zeit zu vor bestimmeten. Die wenigen Bücher, so durchs Looß zugefallen 8 , kommen anbey, so, wie sie beschaffen. Man hat mehr auf des H. Donatoris liebreiche Intention als die Bücher selbst zu sehen. Daß unser Herr Amts = Bruder Pfr: Bager fortfähret unter mannicherley Schwierigkeiten, brüderlich und sehr discret zu arbeiten, erwecket bey mir Sympathie, Freude und Hochachtung. Ich bedaure, daß noch nicht so viel Zeit und Kraft gehabt, das Protocoll von der letzten Synodal Versamlung 9 abzuschreiben und Gel. Herrn Brüder zu übersenden. Lange aufgeschoben, soll aber nicht aufgehoben seyn. 10 Unser junge Herr Jacobus von Buskerk, Ihr Cousin, der auf viel Anhalten der Gemeine in Neuhannover, als Diaconus von denen Herren Dr: Wrangel, Missionario Heggeblad, Kurtz und mir, im vorigen Jahr, nach vorhergegangenen Examine geordinirt worden 11 , in Neuhannover wohnet, und die Gemeine bedienet so gut er kan, auch besonders in der Neuhannoveraner Gemeine wegen Lehr und Leben sehr beliebt ist, hat eine Plantage daselbst gekauft nemlich hundert Acker und Steinern Haus für 6 hundert Pfund und sich heute mit des Mr: Hollebachs 12 eines vermögenden Gemein = Ältesten Tochter Maria ordentlich copuliren laßen. Ich habe ihm weder zu dem Platz noch zur Heirath gerathen, weil er selber alt genug ist, und sein eigen Bestes wißen muß. Habe auch nichts dawieder sondern dencke und hoffe, daß es zu seinem Besten
N r . 298/299
171
15.3.1764
ausschlagen mögte. Schlußlich bitte die inliegende Briefe mit Gelegenheit wieder zu befördern etc. und verbleibe Dero, H. Mühlenberg
15. März 1764
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S.
277-279.
1
Vgl. Nr. 293 Anm. 5 (4). Vgl. ebd. sowie Nr. 275 mit Anm. 20. 5 Vgl. Mt 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . 4 Vgl. Lk 12,6.7; Mt 10,29.31. 5 = engl, into the bargain; obendrein, noch dazu. 6 Es ist unklar, um welche Briefe es sich handelt. Die den Tagebüchern zu entnehmenden Hinweise auf den Inhalt der vorausgegangenen Korrespondenz zwischen Mühlenberg und Weygand lassen darauf schließen, daß die Briefe die N e w Yorker Kollektenaffäre betreffen. Vgl. dazu insbesondere Nr. 248 sowie Nr. 271 Anm. 3 (3). 7 Johann Andreas Krug und Johann Ludwig Voigt kamen am 1. 4. 1764 in Philadelphia an. Vgl. Nr. 301 Anm. 19(1). 8 Auf der Synode vom 16. bis zum 19. O k t o b e r 1763 w u r d e eine den Predigern in Pennsylvania zugedachte Kiste mit Büchern durch Los unter den Predigern aufgeteilt. Zur Vorgeschichte ausführlich N r . 266 mit Anm. 10. 9 Vgl. Nr. 273 Anm. 14. 10 Sprichwort: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Vgl. Wander Bd. I Sp. 164. 11 Vgl. Nr. 275 mit Anm. 38. Buskerk hatte sich einige Jahre unter Anleitung Weygands auf das Predigtamt vorbereitet (Tagebuch zum 3. 12. 1759). Uber eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden sind keine sicheren Aufschlüsse zu gewinnen. Möglicherweise bestand eine Verbindung über Johann Bernhard van Dieren, der als nicht ordnungsgemäß ordinierter Prediger von der schon früh in Hackensack ansässigen Familie Buskerk unterstützt wurde. Weygand hatte 1750 eine Tochter van Dierens geheiratet. Vgl. Bd. I Nr. 89 mit Anm. 13; Schmauk, History S. 447—459; Glatfelter I S . 25, 30, 162f. 12 Matthias Hollebach. 2
299. An W.A. Graaf
[Philadelphia, 15. 3. 1764]
An H. Pfr: Graaf: T[itulus] Ew. Ehrw: Geliebte durch Mr: Scheibeier vom 17 dec: a[nni] pr[aeteriti]' wie auch durch Möns: Dominique vom 2ten Mart a[nni] c[urrentis] sind mir richtig eingehändiget worden. 2 Das erstere betreffend, so habe alles exacte nach Ihrer gütigen Vorschrift mit Augen gesehen, zugesiegelt, und an Mr: Scheibeier übergeben, welcher nun erst Gelegenheit gehabt, die Vollmacht samt dem Testament und übrigen Zubehör, an etliche nach Gr[ün]stadt reisende Neuländer zu vertrauen.3 Daß H. Schrenck 4 in Irrland unsern Lutheranern predigen soll, war mir sehr lieb zu hören, maßen oft sorgliche Gedancken hatte, daß er wegen seines allzu hitzigen Temperaments sich selber schaden mögte, wenn etwa ein allzustarcker paroxismus ihn übertäuben solte. Die treuhertzige Frage, ob Gel. Bruder Ihre Wohnung in die 2te Gemeine verlegen und daselbst wohl-
172
Die Briefe des Jahres 1764
feiler leben könten, weil in Hackensack ein heiß und theuer Pflaster wäre? etc. etc. ist mir fast schwehr zu beantworten, weil differentiam specificam nicht recht weiß. Es gehet Gel. Bruder fast wie mir. Man hat an einem Ort bisweilen allerhand und vielerley Besuch; man will gern jederman Gutes thun und genereus seyn, und giebt mehr aus als die Einnahme bestreiten kan, und denn folgen Nachwehen. Ich habe oft gemeinet, die Veränderung des Platzes solte es beßern, aber vergeblich. Wir sind Prediger, und müßen nicht allein die Verleugnung, Zufriedenheit mit der Nothdurfft, und christliche Oeconomie andern lehren, sondern auch selber practisiren und mit Exempel zeigen, und nach der Decke strecken, und multa cum paucis thun etc. Hat man vielerley Besuch, so müßen wahre Freunde, den guten Willen für die That, nemlich ein Glaß Waßer oder Kleinbier, statt des Weins, Saltz und Brodt, statt Butter und Fleisch, einen Spräu-sack [Spreusack], statt Federbett etc. etc. etc. nehmen. Arme Freunde sinds nicht beßer gewohnt: reiche müßen solche Sachen mitbringen, oder sie nicht bey armen Knechten Christi suchen etc. Sind es nur Tischfreunde, so kan man sie am besten damit abgewöhnen, wenn man ihnen weiset, wie der Mensch nicht allein von Brodt lebet etc. 5 Es kan einem kein vernünftiger Mensch, geschweige denn ein Christ verdenken, wenn man in Nahrung und Kleidung sich just nach der Einnahme richtet. Doch ich tappe vielleicht im Dunckeln, weil die Umstände zwischen beyden Gemeinen nicht recht weiß, und minima circumstantia oft die Sache verändert; bitte also es nicht übelzudeuten, wenn es nicht getroffen haben solte. Das zweyte angehend, so wolte den jungen Herrn Dominique aus Zweybrücken gern helffen wenn es in meinem Vermögen stünde.6 Die Kauffmanschaft ist hier gegenwärtig sehr hectisch und träg, und es giebt junge gewürffelter [tüchtige] Engelländer die Menge, welche Employ suchen. Der junge Herr könte nach der Englischen Methode oder Custom wol kaum erst für einen Lehrling passiren. Ich fand in der Engl. Gazette ein Advertisement, da ein Kaufman einen Lehrling begehrte. Er fodert aber eine Verbindung auf gewiße Jahre, Caution und dergl. Alles was ich etwa thun kan, ist, daß ein Advertisement mache, und ihn anbiethe, weiß aber nicht, ob sich was finden mögte. Es wäre wol der beste Rath. Er reisete wieder nach Holland, und nöcher [weiter] zu seinem Herrn Vater. Die beygekommene Briefe habe richtig übergeben. Übrigens grüße und verbleibe etc. H. Mühlenberg. 7
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64S.2 1 2 3 4 5
Nicht erhalten. Vgl. Nr. 293 Anra. 5 (3). Zur Sache vgl. Nr. 283 Anm. 5 ( 1 ) . Vgl. Nr. 275 mit Anm. 19; Glatfelter I S. 122f. Vgl. 5 Mos 8,2; Mt 4,4; L k 4 , 4 .
79f.
Nr. 299/300 6
7
15. 3-/24. 3. 1764
173
Vgl. Nr. 293 Anm. 5 (3) und die Tagebucheintragung zum 13. 3. 1764: „Von da gieng zu ein oder andern Englischen, und wolte gern Employ für des Kaufmanns Sohn Dominique von Zwey brück ausfinden, konte aber nichts finden." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 275; vgl. Tappen II S. 46). Für die Zeit bis zum 24. 3. 1764 ( = Nr. 300) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags den 19ten Mart: brachte ein Ältester aus Germantown einen Brief vom H. Pfr: Kurtz, worin er berichtete, daß der Brief von hier zwar an den Friede = Richter A[shmead] abgegeben worden. Er hätte aber des Raps seiner Parthey mehr favorisirt als unserer. Rap wäre mit seinen wenig Leuten schon vor 10 Uhr in der Kirche und auf der Cantzel gewesen, als Herr Kurtz mit seinen Zuhörern vor die Kirche gekommen, so hätten auch 2 Constables vor der Kirche gestanden, und den Herrn Kurtz gebeten, er mögte doch keine Unruhe verursachen. Gott würde ihn dafür segnen etc. So war denn just umgekehrt, was die Gerichts = Diener hätten sollen gegen Rap sagen, das brachten sie gegen H. Kurtz an . . ." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 285f.; vgl. Tappert II S. 50). (2) „Donnerstags den 22 Mart:.. . schrieb einen Brief an H. Gerock, schloß die 7 £ 10 Sh. drein, und sandte ihn an H. Keppele zur richtigen Bestellung." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 287; vgl. Tappert IIS. 51).
300. [G. A. Francke] an M. und J. F. Handschuh
Halle, 24. 3. 1764
den 24 Mart. 1764 An d H. Prediger Mühlenberg und Handschuh in Philadelphia Pro Memoria. Durch einen Brief von Jacob Graeff Sen. als Excutore des Brunnholzischen Testaments 1 , an des Defuncti Bruder und Schwester, ist mir bekannt worden, daß jedem dieser Geschwister 1 0 i i Pennsilv. vermacht worden. Damit nun diese ohne mehrere Weitläufigkeit von hieraus bezahlt werden können; so wird gebeten, deren Betrag in Louisd'or oder Spanischen Duplonen zu leisten, weil hier der Unterschied der Pennsilv. £ gegen £ Sterlings nicht bekannt ist, und man also deren Werth nicht aus rechnen kan. Der Graeff hat in dem gedachten] Brief den Brunnholzischen Geschwistern freygestellt, ob ihnen das Geld in Duplonen oder Spanischen Thalern übersandt werden solle, oder sie solches durch eine Assignation erheben wollten. 2 Daher ist es am leichtesten, wenn sogleich der Betrag in Douplonen gemeldet wird, damit man nicht erstlich den Werth der £ Sterlings noch besonders ausrechnen darf. Der mehrgedachte Brief ist unter Adresse des H. Justitz Raths Waitz in Hamburg abgegangen, welcher denselben weiter zu befördern wissen wird. Halle den3
Entwurf in AFrSt IVA 6 S. 13; LC Abt. HIVFach A Nr. 17 S. 13.
174 1
2
3
Die Briefe des Jahres 1764
Das Testament ist erhalten in AFrSt IV A 6 S. 3—6 und LC Abt. H IV Fach A Nr. 6 S. 3 — 6. Der Brief von Jacob Graf an die Geschwister des Peter Brunnholz ist nicht erhalten. In AFrSt IV A 6 S. 2 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 6 S. 2) findet sich folgende Empfangsbestätigung: „Daß wir die von H . Jacob Graeff zu Philadelphia statt der uns von unserem seel en Bruder Peter Brunnholtz vermachten 20 £ Pennsylvanischen Müntze, übermachte 15 Spanischen Pistoletten durch S e Hochwürden dem H e r r n Doct r . und Prof: Francke in Halle richtig und baar empfangen haben, solches wird Hiedurch danckbarlichst von uns quitirend bescheiniget. Düppel den 11 Martz 1765. Jürgen Brunnholtz Christen Iversen Fünfzehn als Curator für meine Frau Anna" Pistoletten Für die Zeit bis zum 1. 4. 1764 ( = Nr. 301) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontags den 25sten Mart:. . . Gab Mr: Dominique einen Brief an H . Pfr: Graaf und 7 Bücher aus de[r] Leipziger Kiste] an H . Weygand mit." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 292; Tappert II S. 53). (2) „Montags den 26sten Mart:. . . Bekam auch einen Brief aus Friedrichstown in Maryland, und auch einen Brief von einem frommen Schulmeister [Simon Harr] aus Virginia." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 292; Tappert II S. 54). (3) „Freytags den 30 Mart: Besuch von einem Expressen aus Germantown, welchen ein paar Zeilen an des Königs Agenten geben muste etc." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 296; Tappert I S. 56).
301. [G. A. Francke an F. M. Ziegenhagen (und M. ?)]
[HalleJ, 1. 4. 1764
D. 1 Apr. 1764. Reflexions über die Mühlenb[ergische] n Diaria vom 11. Oct. bis 22. eiusd. und 11. Nou. bis 7 Dec. 1763. 1 1.) Die Nachrichten von dem Synodo sind, ausser was die Streitigkeiten betrifft, angenehm und ist insonderheit auch daraus zu ersehen, daß der Schwedische H. Probst Wrangel ein redlicher, gesetzter, liebreicher und in dem Werke Gottes unermüdeter Mann sey, dessen Abgang aus Pensilvanien sehr zu bedauren. 2.) Es ist zu verwundern, daß sich so viele dem vereinigten Ministerio unterwerfen, und vornehmlich, daß Stoever, der vorher so sehr gegen die Hallenses eingenommen gewesen, sich dazu bequemt. 2 So lange sich solche es gefallen lassen und Lehre und zurecht Weisung von dem vereinigten Ministerio annehmen, ist für die Sache Gottes nichts nachtheiliges darinnen, obgleich noch manche von ihnen bloß natürliche Menschen 3 sind, indem dadurch doch manche Unordnung abgewendet werden kan und es ein Sieg für die Wahrheit und öffentliche Revocation der ehemaligen Auflagen contra Hallenses ist. Es sind mit den beyden Schwedischen 12. Prediger anwesend gewesen ohne 9. Abwesende. 4
Nr. 300/301
24. 3./1. 4. 1764
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Wäre wohl zu verlangen, daß von denen hier noch Unbekannten eine mehrere Nachricht gemeldet werde 5 , auch zu erinnern, daß sie allemal bey der Reception eines Predigers in ihre Gemeinschaft nicht unterlassen möchten sich aus zu bedingen, daß sich selbige dieser Connexion so bald wiederum selbst verlustig machen würden, so bald sie in Lehre oder Leben Aergerniß geben, oder die eingeführte Ordnung überschreiten, oder Zank und Streitigkeiten anfangen würden. Wie dismal bey Reception des Rothen 6 und vermutlich auch des Stoevers geschehen. 3.) Das Betrübteste aber ist die Klage der 13. Gemeins Glieder gegen H . Hfandschuh] u. das alte Kirchen = Collegium. 7 a. Die Rede des H . H . ist wohl keine eigentliche Gotteslästerung, indem seine Intention nicht gewesen, die Gerechtigkeit Gottes zu leugnen sondern aus derselben einen Schluß zu machen. Indessen ist es doch eine unverantwortliche Vermessenheit und Eingriff in Gottes Richter Amt, welchem er den modum und die Zeit des Gerichts gegen die Herrnhuter vorschreiben wollen, so nicht entschuldiget werden kann, indessen ist es gut, daß dieser Punct durch Erkenntnis der Uebereilung abgethan und beygelegt ist. b. Der Punct aber wegen des Eides ist desto bedenklicher. 1. Daß es nach der Intention des H . H . ein Eyd sey ist wohl kein Zweifel, weil er solches in dem Brief an H . M. selbst geschrieben. 2. Das obiectum dieses Eyds ist nicht hinlänglich zu ersehen. So viel sich aus dem Zusammenhang schliessen läst ist vermuthlich, daß sich dadurch H . H . und der alte Kirchenrath verbunden (1.) zusammen zu halten, (welches wenigstens in der Sache selbst liegen muß) (2) scheint es, daß sie die Gegen = Partie in dem vorhergehenden des Protocolls 8 für Rebellen declariret, und also, wenigstens nach der Explication der Klagenden, auch dieses Urtheil durch sothanen Eid bestärcket worden. Vielleicht wird das bey dem Herrn Hofprediger noch befindliche Stück des Mühlenbergischen Diarii 9 dessfalls einen mehrern Aufschluß geben können. 3. Der Effect oder Schaden davon ist die mehrere Aufbringung der Gemüther, welche die völlige Vereinigung hindert, so lange dieser Stein des Anstosses nicht aus dem Wege geräumet wird. Denn wo dieses nicht geschiehet, so ist niemals eine Ruhe in der Gemeine zu erwarten. Wie denn auch vermuthlich diese 13. welche die Klage unterschrieben, noch einen starken Anhang in der Gemeine haben werden. 4. Das Mittel diesen Anstoß wegzunehmen wäre, daß H . H . und der alte Kirchenrath so viel dieses Protocoll unterschrieben, declarirten, daß sie die Gegen Parthey entweder niemals für Rebellen gehalten, oder wenn solches ja geschehen, sie nun, nachdem zumal die Vereinigung gestifftet 10 , nicht mehr für Rebellen hielten, sondern ihre Uebereilung bereueten, indem sie nur diejenige gemeinet, die alle gute Ordnung zerreissen wolten. Nachdem nun jene durch den gestifteten Frieden hinlänglich gezeiget, daß sie gute O r d n u n g unterhalten wolten; so könten sie sie nicht mehr vor solche (nemlich Rebellen) ansehen, wenn sie selbige auch gleich damals dafür gehalten haben solten. Auf diese oder dergleichen Weise hätte H . H . von selbst die Sache ins reine wieder zu bringen suchen sollen.
176
Die Briefe des Jahres 1764
5. Dem Gewissen und Ansehen des H. H. könte dadurch gerathen werden (1.) da er sich ohne Zweifel in dem Eide zu nichts sündliches obstringirt (welchenfalls solcher, nach der Regul male iuratum peius servatur11, gleichwol null und nur die sündliche Übereilung zu erkennen wäre), sondern solches auch der Intention nach auf nichts anders gegangen seyn kan, als gute Ordnung zu erhalten und zu dem Ende zusammenzuhalten, daß er also denselben auch nicht gebrochen. (2.) daß die Erklärung der Gegen Parthey für Rebellen a.) nicht zu dem Eide gehöre, da sie sich ohne Zweifel durch denselben nicht zu Vesthaltung ihres Sentiments von andern, sondern zu dem, was sie thun wollen, sich verbunden, b.) daß ihr Sentiment oder Urtheil reduplicative zu verstehen, in so lange und in so ferne sich die Gegen Parthie guter Ordnung wiedersetze. (3) hätte aber auch H. H. die Sündlichkeit so wohl seiner Leichtsinnigkeit in Misbrauch des Eides, als seiner Unbesonnenheit, durch solche eidliche Verbindung den Grund zu Factionen und Spaltungen zu legen, vor Gott bußfertig zu erkennen. 6. Was von uns in der Sache zu thun, ist schwehr zu determiniren. (1.) Haben wir nur die einseitige Relation des H. M. und können also nicht urtheilen ohne das audiatur altera pars12 zu verletzen. (2.) Verbittet H. M. aus drücklich nichts davon an H. H. zu schreiben. (3.) möche es auch bey dessen empfindlichen Gemüthe nicht rathsam seyn, indem derselbe dadurch nur desto mehr gegen H. M. auf gebracht werden könte. Doch, wenn der Herr Hofprediger es gleichwol für gut befinden, und dafür halten Sölten, daß es dennoch nötig wäre, dem H. H. durch eine schriftliche Vorstellung zu Hülfe zu kommen, wie er sich aus dieser Verwirrung ziehen könne, so will ich zu solchem Ende einen Brief aufsetzen. Hätten aber des Herrn Hofpredigers Hochw. oder auch nur H. P. Pittius13 von dem Schwedischen Probst Wrangel (da mich deucht gelesen zu haben, daß er auf seiner Reise in Engelland gewesen) eine nähere Nachricht von diesen Umständen mündlich erhalten: so könte man sich auf dieselbe beziehen und dem H. H. in liebreichen terminis die nötige Vorstellung thun oder möchte es wohl rathsam und nicht auf andere Weise bedenklich seyn, zu veranlassen, daß H. M. den Mißvergnügten an die Hand gäbe, sich mit Ihrer Beschwehrde immediate an uns zu wenden? 7. Es ist noch der eine Punct von dem Salario der Prediger in der obgedachten Klage übrig (da der Punct vom Kirchhof abgethan ist).14 Wie es überhaupt der christlichen Ordnung gemäs ist, daß den Predigern ein ordentlicher Gehalt aus gesetzt werde: so bin ich auch in Absicht auf die Pensilv. Prediger um mehr als einer Ursach allezeit dieser Meinung gewesen, absonderlich daß es nötig, daß die Gemeins Glieder gewisse Articul und wie viel sie zur Erhaltung des Gottesdienstes beytragen wolten, unterschreiben, wodurch wenigstens manche von unternemenden Wiedersetzlichkeiten abgehalten werden. 4.) Da, so viel ich weiß, in der sogenannten neuen Kirchenordnung 15 eine Veränderung des Kirchen = Regiments vestgesetzt worden; so ist aus den hier eingelaufenen Nachrichten noch nicht zu ersehen, ob das was desfalls abgeredet worden, auch zur Wirklichkeit gekommen.
Nr. 301
1.4.1764
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5.) Sind übrigens auch des H. M. Briefe16 den Beruf17 nach Reading und der Brief18 nach Wernigerode, nach dem grossen Gedränge in welches sein Gemüt gewesen, da nach dem Diario solche Briefe in den allerbedenklichsten Umständen geschrieben worden, zu beurtheilen.19 Entwurf in AFrSt IV C 15:8 S. 27-30; LC Abt. HIV Fach E Nr. 10 S. 27-30. Auch in HD 1693 — 1697. Auf der ersten Seite ist oben am Rand vermerkt: „Ist nach Engelland, aber noch nicht rathsam befunden, es nach Pensilvanien abgehen zu lassen." 1
Das erste Tagebuch umfaßt im wesentlichen den Synodalbericht von 1763. Zur Uberlieferung Nr. 273 Anm. 14. Das zweite Tagebuch bereitete Mühlenberg noch für die Übermittlung nach Halle vor, bevor er am 8. 12. 1763 nach Reading aufbrach. Vgl. Nr. 283 Anm. 5 (2). Es ist erhalten in AFrSt IV H 18c S. 4 9 - 7 6 ; PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 1 3 9 - 1 6 8 ; Tappert I S. 7 0 4 - 7 1 9 . 2 Vgl. Nr. 286 unter Punkt 4. — Neben Zinzendorf gehörte Stöver zusammen mit Kraft zu den Gegenspielern Mühlenbergs in seiner Anfangszeit in den vereinigten Gemeinden. Vgl. Nr. 372 S. 405 mit Anm. 45 und 46. Zu Stövers Bemühen, Anschluß an das Ministerium zu gewinnen Nr. 306 S. 190. 3 Vgl. 1 Kor 2,14. 4 Mühlenberg erwähnt die Prediger namentlich in Nr. 273 S. 101. 5 Dies verlangt Francke in Nr. 286 S. 146; vgl. Mühlenbergs Antwort in Nr. 306 und Nr. 312 S. 214f. 6 Johann Joseph Roth; vgl. Nr. 306 unter Punkt 5 sowie Glatfelter IS. 111 f. 7 Vgl. Nr. 278 unter Punkt 4. 8 Vgl. Nr. 278 Anm. 6 und Nr. 282 Punkt 6 und Anm. 1. 9 Das Tagebuch des zweiten Halbjahres 1762, das Mühlenberg zusammen mit dem Tagebuch vom 11. 11. bis zum 7. 12. 1763 abgeschickt hatte. Vgl. Nr. 283 Anm. 5 (2). 10 Vgl. Nr. 282 Anm. 1 und 4. 11 Schlecht geschworen, noch schlechter gehalten. 12 (Auch) die andere Partei soll gehört werden. 13 Vgl. Nr. 272 Anm. 2. 14 Auf der Sitzung am 25. 11. 1763 hatte der Kirchenrat aus seiner Mitte ein Komitee bestimmt, das die notwendigen Vorbereitungen zur Benutzung des neuen Friedhofs treffen sollte. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 155; AFrSt IV H 18 c S. 65; Tappert I S. 712 sowie Nr. 278 mit Anm. 1. 15 Die von Mühlenberg am 18. 10. 1762 eingeführte Kirchenordnung, mit der er die Spaltung in der Michaelisgemeinde beendete. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. 16 Nr. 273; Nr. 275; Nr. 277; Nr. 279. Vgl. Franckes Vorhaltungen in Nr. 294. 17 Vgl. Nr. 273 Anm. 23. 18 = Nr. 280. 19 Für die Zeit bis zum 14. 4. 1764 ( = Nr. 302) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontags den 1 April 1764... . Kamen die 2 neue Mitarbeiter Mess" Voigt und Krug an, und übergaben ein Paquet mit Briefen von Hochw: Vätern aus Glaucha und Kensington." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 299; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 269; Tappert II S. 57). (2) „Sambstags den 7 April... . Empfieng einen Brief von Chirurg: Martins, fragende ob ich eine Summa Geldes an einen jungen Kaufmanns = Sohn von Berlin vorschießen, und durch einen Wechsel von seinem H : Vater wieder erwarten wolte? An wollen fehlet es nicht, aber an können, darum muste es abschlagen." (PM 95 A N r . 9 1763—64 S. 304; Tappert IIS. 60). (3) „Mitwochs den 11 April. . . Hernach schickte mir ein Advocat Esq. Dickinson einen Brief, vermeldend, daß die Germantowner Streithändel wegen der Kirche in der Supream Court vorkommen würde . . . " (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 309; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 274; H D S. 1361; Tappert IIS. 63).
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Die Briefe des Jahres 1764
302. An [J. H. Keppele und den Kirchenrat in Philadelphia/1 [Philadelphia], 14. 4. 1764 Geehrte etc. etc. Ich kan morgen noch nichts verkündigen wegen der neuen Einrichtung in der Kirche und Schule. Ich habe zwar unserm Ehrs. Kirchen = Rath in Philadelphia am Montage die Berufs = Schriften der neuen Missionarien2, wie billig war, vorgelegt, und vorläufig Ihre Meinung verstanden, und bin auch der Meinung, daß sich H. Vogt am besten für die Philadelphischen Umstände schicken mögte. Die Sache ist aber noch nicht genug durch gedacht, auch noch nicht reif genug, und muß erst noch mehr und gründlicher, in der Stille von uns Predigern und denen Hh. Trustees, welche am meisten Erfahrung haben, überlegt werden. So viel, oder so wenig ich von den hiesigen Sachen einsehe, will ihnen treuhertzig ohne Heucheley vorlegen, doch ohnmaßgeblich 1) Wenn mein H. Coli. H[an]ds[chuh] in der Kirche oder Schulhause prediget, oder Betstunde hält, so wollen nur wenige hinein. Viele bleiben draußen stehen, murren, zerstreuen sich, gehen zu andern Kirchen, oder bleiben zuhause, oder gerathen wol gar auf breite Spatzier Gänge. Die arme Kirche leidet Schaden an Allmosen, und die Seelen leiden auch Schaden. Dieses thut mir sehr wehe, und sehe doch kein Mittel und Weg, wie man die freien Leute, in diesem Lande, zu etwas wieder ihren Willen zwingen könte, weil hier Gewißens = Freiheit gilt. 2) Diesem abzuhelfen, müste nothwendig H. Pfr: Vogt seine von Gott verliehene Gabe mit anwenden, nemlich zum öffentlichen Predigten, und Betstunden. Alsdenn würde an den Sontagen, Kirche und Schulhaus nicht zu voll; 3) Sr: Hochw. H. Director Francke haben ausdrücklich zu beyden Herren Predigern Vogt und Krug gesagt, daß sie nicht diejenigen seyn solten, wie einer von dem Philadelphischen Kirchen = Rath berufen worden. 3 Denn einen solchen Schularbeiter, wolten Sie erst suchen und berufen, und ein solcher brauche nicht ordinirt zu seyn. Dieses erhellet auch ohne dem klar, weil die neuen Herren Prediger in ihrem Beruf von Hochw: Vätern, nicht allein auf Philadelphia, sondern auch auf Neuhannover, Providence, Germantown und übrig vereinigte Gemeinen Anweisung haben.4 4) Daß H. Pfr Vogt nicht allein eine schöne Gabe zum Predigen, sondern auch als gewesener Inspector 5 große Weisheit zu Schul Anstalten hat, dafür dancke Gott demüthigst. Denn beyderley Gaben sind uns höchst nöthig zur Kirche und Schule. 5) Wolten wir nun den Herrn Vogt dringen und verbinden, daß er mit dem Schulmeister in die Wette arbeiten und Schule halten müste, so handelten wir gegen Gott, gegen das Interesse unserer Gemeinen, gegen unsere Väter, und gegen Herrn Vogt selbst, und wäre fast als ob man mit Mahagony Holtz eine Stube einhitzen wolte, da doch noch gemeines Holtz zu kriegen ist. 6) Was aber H. Vogt mit beßern Nutzen und Segen thun kan, unter Gottes Beystand ist dieses: a) Er hilft predigen, und nimt die Aufsicht über die Schule, und sucht dieselbe in guten Stand zu bringen, hilft was er kan. Denn ein guter Aufseher thut oft mehr als 2 Arbeiter, b) Da H. Vogt aber nothwendig mit predigen und der Gemeine dienen muß; so muß auch der Prediger, der in dem Pfarrhause und nahe am Schulhause wohnet 6
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ebenso wohl verbunden seyn mit an der Schule zu helffen als ein anderer. Wir müßen uns nicht einbilden, daß wir schon große Berge versetzet 7 , und den Sieg gewonnen haben 8 , wenn kaum noch erst ein Anfang gemacht, und viel verdorben ist. c) Ich halte es nicht für gut, daß H . Vogt die Hälfte vom Schulgelde nehmen soll. Ich weiß noch wohl, wie es mit H. Heinzelman gieng. Er hatte das halbe Schulgeld, und muste mit dem Schulhalter in die Wette ziehen, und die Hälfte Arbeit thun. Wenn das Quartal aus war, so schrieb ihm der H . Schul Collega seine Kinder aus, und traff insgemein die Armen. Wenn solche zu H . Heinzelmann kamen, so pflegten manniche zu klagen und zu weinen, daß es Noth that, ihnen noch was dazu zu geben. Es stehen noch verschiedene Pfunde davon zurück. Und über das, obwol der ältere Bruder [Brunnholz] die Schule fleißig mit besuchte, und in der That stumpf war, so muste doch H . Heinzelman die Arbeit in der Gemeine neben seiner schweren Schul Last mit versehen, welches zwar Vergnügen in der Gemeine machte, ihn aber auch so bald ins Grab brachte. Und ebenso würde es mit Herrn Vogt gehen. Denn ich als der älteste Prediger, der unzählbare Fatigues ausgestanden, muß dem Lauf der Natur nach, bald zusamenfallen. Mein H . Collega 9 ist schon stumpf und wird immer noch schwächlicher werden, und so wird der gute H e r r Vogt zu dem halben Schulgeld die gantze Arbeit bekommen. 7) Es deucht mir viel beßer zu seyn, wenn der Ehrsame Kirchen = Rath einen eintzeln Menschen für das halbe, oder den 3ten Theil des Schulgeldes verordnen, der mit H . Hafner 1 0 beständig an der Schule arbeiten muß, und denn kan unser H . Br: Vogt insonderheit, und der im Pfarrhause wohnende Prediger zugleich mit die Aufsicht haben, und anordnen zum Vergnügen und Segen. Denn die Lehrer, die im Schulhause, und Pfarrhause wohnen, müsten nothwendig, um Gottes und ihres Amtes willen, die nächste Aufsicht haben. Und wenn ich nur ein oder ander Stündlein von meinen weit läuftigen Umständen erobern kan, so will mit Hertzens = Lust die Schule mitbesuchen und helfen. 8) Daß unser H . Br: Vogt ins Schulhaus zu wohnen komme, halte ich für sehr dienlich und weißlich, denn es schon lange geheißen, daß große Schulhaus stehe oben leer, koste der Gemeine viel, und wolte doch kein Prediger drinnen wohnen. 9) Hätte nun der Prediger im Pfarrhause starcken Glauben, so müste er den lieben Mitbruder Herrn Vogt im Vertrauen auf Gott, und mit Freuden einen freyen Tisch geben, und sein Linnen Geräth mit waschen laßen. So gebrauchte er nichts vom Schulgelde. O b mein Glaube gleich nur schwach ist, so wolte doch mit Freuden einen solchen begnadigten und begabten Mitarbeiter als H . Vogt oder H e r r Krug, so lange ich lebte, mit freyem Tisch und Wäsche versehen, wenn ich im Pfarr Hause bey der Schule wohnete, wie mir von rechts wegen zukäme, ehe daß vom Schulgelde was genommen werden solte. 10) Inzwischen da es nun nicht änderst ist, so will ich doch dem Herrn Vogt, zum Besten des Gantzen, so lange mit Tisch und Wäsche versehen, bis sich die Umstände beßer fügen, und der Ehrsame Kirchen = Rath wird nächst Gott für das übrige sorgen. Bitte Geehrt. H . Gevatter, sie wollen dieses mit den übrigen wohlmeinenden und für das Beste der Gemeine sorgende Herren Trustees überlegen, und denn eine Zeit bestimmen, worinnen Prediger und Trustees erst privatim conferiren können, ehe es weiter
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Die Briefe des Jahres 1764
noch ein mal vor den gantzen Rath komt. Mit Ref[erence] etc. an werthe Familie bin D[ero] D[iener] Mühlenber[g] d 14 April 1764. 11
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 93 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 314—318; auch in AFrStIVC 12:34 S. 273—277 (vgl. HD S. 1362—1364) mit geringfügiger Abweichung in den Formulierungen bis einschließlich Punkt 8. Punkt 9 lautet in AFrStIVC 12:34 S. 277: „Wenn Ich im Pfarrhause wohnete, so wolte gern dem H. Voigt freyen Tisch etc. geben, lieber als daß er was vom Schulgelde nehmen solte — und ob ich Friedens halber auch in meinem eigenen Häuslein, vom Schulhause entfernt wohne, so soll es doch an mir nicht fehlen, den H. Voigt mit Kost zu versehen, biß sich die Umstände beßer zeigen. — " Damit endet diese Abschrift des Briefes. 1
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In P M 95 A N r . 9 1763—64 S. 314 notiert Mühlenberg nur: „Nachmittags schrieb folgenden Brief an den Kirchen = Rath." In AFrSt IV C 12:34 S. 275 (vgl. H D S. 1 3 6 1 - 1 3 6 2 ) erläutert er ausführlicher: „Sambstags den 14 April: Weil der Kirchen = Rath erwartete, daß ich Morgen vor der Gemeine publiciren solte, wie daß nemlich am 9 April verabredet worden, H e r r Voigt würde ins Schulhaus ziehen und an der Schule helffen etc. so fand es nöthig folgenden Brief an den Verständigsten unter allen zu schreiben, und ihn zu bitten, daß er solchen den übrigen communiciren mögte." Johann Andreas Krug und Johann Ludwig Voigt. Vgl. Nr. 301 Anm. 19(1). Vgl. Bd. II Nr. 242. Die Berufungsschreiben von Francke f ü r Krug und Voigt sind erhalten in AFrSt IV A 5 S. 1 — 4; LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S. 1 - 4 . Vgl. auch N r . 286 Anm. 15. 1762 wurde Voigt Vizeinspektor der Weingarten-Schule. D. h. Handschuh. Vgl. 1 Kor 13,2. Vgl. 1 Joh 5,4. Handschuh. Schulmeister in Philadelphia. Bis zum 4 . 5 . 1764 ( = Nr. 303) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) "Dienstags den 24sten April... Um 11 U h r A[nte] M[eridiem] gieng zum Gefängniß und sprach mit dem verurtheilten Wilhelm Autenrieth und fand noch viele Schwierigkeiten, und Würckungen wie der Usurpateur seinen Palast zu bewahren sucht [vgl. Lk 11,21] etc. Und weil ich versprochen von diesem Besuch dem H e r r n D r : Wr[angel] Nachricht zu geben, so schrieb die contenta auf, und bat den H . Br: Voigt, daß er sich eine Motion machen und damit zum H e r r n Probst nach Wicaco spatziren mögte." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 328; vgl. Tappert II. S. 72). (2) „Mitwochs den 25sten April. . . Empfieng einen Brief von H m : P f r : Gerock aus Lancaster." (PM 95 A Nr. 9 1763 —64 S. 328; vgl. Tappert II. S. 72).
303. An R. Peters T o the Reverend and Honourable Richard Peters Rector of y e [the] Church and President of y e College at Philadelphia
Philadelphia, 4. 5. 1764
Nr. 302/303
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In the Name of our united German Lutheran Ministry of Pennsylvania, N e w = York, Jerseys and Maryland, I return Your Reverency most unfeigned and hearty Thanks, for the condescending favours you pleased to bestow on us always and especially, in visiting our yearly Synod, held at Philadelphia on ye 17.th Day of October last.1 W e shall never forget your paternal affectionate Admonition you pleased to inculcate out of y c 1. Corinth: 3.11.12. for the building upon the only sure foundation which is Jesus Christ and the m a i n t a i n i n g Christian Harmonie and Unity in so large a Protestant Body, sheltering next to God Almighty under the Wings of ye Auspicious and sacred protestant Realm of Great Brittain, the Which the Lord of Hosts may preserve unto the End of the World! And agreable to Order and Promise I shall humbly lay the present State of O u r German Lutheran Congregations before Your Reverency as followeth. 1) A° D1 1733. some German Lutheran Inhabitants of Philad a , joined with several of ye Township of New-Providence and New-Hannover, made repeated Applications to the Rev d Doct r Ziegenhagen His Majesty's Caplain [!] in ye German Chappel at S l Jame's and the Rev? Doct r . Franck at Hall, members of the Illust.r Society for promoting Christian Knowledge for Collections among the German charitable Christians towards building School = Houses and Churches in the American Wilderness, and especially for a regular ordained Lutheran Minister. 2 T h e aforesaid two Rev? Gentlemen, grieved to hear that only the German Lutherans should be left alone, and destitute of the means of Grace, when all the Dissenting Parties were provided with Ministers and means to propagate their Own Perswasions endeavour'd to make charitable Collections and in y e Year 1742. send H e n r y Muhlenberg, as a regular ordained Minister for yc above said three places, who found neither Church no[r] School House, but by the Blessing of God gathered within few years three large Congregations in Philadelphia Providence and Hannover, though 36. Miles distant from each others, and encouraged the People, to build in each of said Places, Church and School = House, by adding their mites to the Charitable Collections from Germany in lovely Harmonie with ye Rev d Missionaries of ye English and Sweedish Church, who with Gladness assisted in laying the Corner Stones. 3 N o sooner was this small beginning made, when the German Lutherans of the Neighbouring places pressed on ye said Muhlenberg to come here and there and form more Congregations which obliged him to petition the Rev d D r Ziegenhagen and D r Franck for more Ministers, who pleased to send in y e year 1745. the Rev d Mess" Brunnholtz, Curts and Schaum, and 1748. Mess" Handschue and Weygand 1752. Mess" Heinzelman and Schultz and but lately Mess" Vogt and Krug 4 , so that at present the Number of O u r united Ministers and Congregations stands thus 1.) Henry Muhlenberg the first Minister and M r Handschue do attend the chief Congregation in, and about Philadelphia, Kensington, Franckfurt, consisting of several Hundred Families, and though there is a Large Church and
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Die Briefe des Jahres 1764
School = House yet doth ye Number encrease so fast, that both the Buildings can hardly hold two thirds of Old and Young People. 5 2.) Seven, twelve and sixteen miles from Philad a are three large Congregations viz in Germantown, Whitemarsh and Upper Doublin, where the Revd. Mr. Vogthas the Care of. 3.) At Indian Field, Saccum, and Uppermillfort are three numerous Congregations, at present destitute for Want of a Minister. 4.) In New-Providence, New-Hannover and Vincent Townships, are three large Congregations, attended by Mr. Buskirck an Assistant of Our Ministry.6 5.) The Congregations of Macunshy, Heidelberg and Egypt, are provided with ye Revd Mr. Schertlein. 6.) Three Congregations in Northhampton County, near the blue Mountains, are attended by Mr. Fried, an Assist, of ye Ministery. 7.) The Congregations in Easton, Philipsburg, Greenwich, keep ye Revd. Mr Hausile for their minister. 8.) Colebrookdale, Oly, Maxetawny and Richmont Townships hold three Congregations pretty numerous, which the Revd. Mr. Schaum attendeth. 9.) Readingtown in Berks County, has a large Congregation provided with ye Reverd. Mr. Krug. 10.) In ye Townships of Heidelberg, Northkiel, Tulpehocken etc are three large Congregations where ye Reverd. Mr. Kurtz Senr is stationed. 11.) Great and Little Swatara, Lebanon, and Quitobehela hold three or four numerous Congregations, which ye Revd Mr Sioe^erattendeth. 12.) At Earltown, Canestoge and Cocallico are three Congregations which ye Revd. Mr. Kurtz junr. has in his Care. 13.) In Lancaster is a very large Congregation, which the Revd Mr. Gerock attendeth. 14.) In Yorktown, beyond Susquehana is a very numerous Congregation where ye Revd. Mr. Hornell is stationed. 15.) Above Yorktown at Canawage, on ye Borders of Pennsylvania are four Congregations left destitute for Want of regular Ministers which are visited now and then by ye Minister from Yorktown. 16.) At Baltimore Town, near Potapsco in Mary Land is a great Conflux of German Lutherans, who settle there, but no regular Minister, except by Turns Itineral Preachers. 17.) In Friederichs Town MaryLand and ye Neighbouring Townships are numerous German Congregations attended by ye Revd. Mr Swertfeger. 18.) At Wincesterin Virginia and there about, were four German Congregations which are partly scatter'd, through ye Incursions of Enemy Indians and at present destitute of regular ministers. 19.) In the East Jersey's, fourthy miles of Philad a , is a large number of German Lutherans, who were visited and served with the means of Grace, by ye Minister from Philad a , once or twice a Year because they are too poor for maintaining a Minister.
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20.) In West New Jersey are four large Congregations viz. at New-Germantown,, Bedminster, Valley, and Musquenicon about Esq. Aliens and Col: Hackets Iron Works 7 , atended by y e Revd Mr. Brizelius. 21.) At ye Borders of West N e w Jersey, are two large Congregations viz. a Low Dutsch at Hackinsack, and a German one, at Remmerspach, well provided with ye Rev d Mr. Graaf. 22.) In y e City of New-York is a low Dutch Congregation attended by y e Rev d Mr. Weygand, and a German one, in ye Care of Rev d Bagger. 23.) Between New= York and Albany, there are four of O u r united German Congregations viz at Rheinbeck, Statesburg, Camp and Cloverack, among which the Rev d Mr. Rees is stationed. 24.) At ye Manour of Sir General Johnson 8 , is a New Settlement of German Lutherans, attended by y e Revd. Mr. Schultz. The above said 60. Large and small Congregations together with 21. Labourers at present alive yet, stand in Unity upon ye following Plan 1.) A German Lutheran Congregation consists of contributing and communicating Members. 2.) A regular Congregation is ruled by three branches of Rulers, chosen per plurima Vota, of y e Communicating members. 3.) a. First Branche are called Trustees, who have Inspection about ye Ground and Buildings, and to care, that ye Ground and Buildings may be preserved for y e use and purpose, appointed in ye Deeds and Declaration viz for y e Protestant Evangelical Doctrine contained in y e holy Bible, conformable to ye Augustan Confession, published 1530. before ye Emperor Charles ye fifth and established in ye Westphalien Congress 1648. b. Second Branch is a Vestry, to menage y e Oeconomical Affairs in ye Congregation, i.e. to keep Order, thaty e PublickWorship and Decorum m a y b e upheld, according to ye Lutheran Liturgy to see y e Accounts yearly settled, concerning Debet and Credit of ye Cash, in y e Presence of y e Communicating and contributing members. c. Third Branche are called Wardens, whose Duty is, to serve and attend at publick Worship, and at ye holy Ordinances to gather charitable Gifts or Alms, during divine Worship, keep an exact Account, and to deliver them at certain Seasons to the Treasurer. 4.) If any matter of Importance occureth, then all y e three branches of Rulers meet, deliberate and consult in ye Presence of y e Minister, who presideth all their Meetings. And when all, or at least two thirds of them agree and consent, then a Resolve is made, and y e Minister publisheth it before ye Congregation, and if two thirds of the communicating Members approve, then ye Conclusion is to be recorded and executed. 5.) In Case a united Congregation becometh vacant, y e Trustees, Vestry and Wardens, with Consent of y e Ministry call one, or more, of what place they think to get the best. 6.) A Minister called and sent with Credentials of a regular Ordination remaineth in his function, during good Behaviour in sound protestant Doctrine and sober Life.
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7.) And whereas ye illitterate People are not able, rightly and impartially to Judge ye Principles and Duties of a Minister, ye above s[ai]d Lutheran Congregations, and their Ministers, have therefore united themselves, and joined with y e Rev d Sweedish Ministry into one Body upon y e following Agreement a. All y e united Ministers do hold a yearly meeting, called Synod, where unto every united Congregation may send one or two Deputies or Attorneys, together with her Minister in order jointly to confer and consult about y e Wellfare and Peace of the Church. b. If there happen any Questions, Disputes or Grievances between Minister and Congregation, the Matter must be laid before ye Yearly Meeting or Synod, and be impartially decided by y e Majority of ye Ministers and Attorneys of the Congregation. c. The T e n o r of ye Synod extendeth so far, that ye Majority of Votes, may translocate a Minister from one Congregation to an other, if they find it suitable, or may suspend yea even discharge a Minister, if willful erroneous in Protestant Doctrine, and offensive or scandalous in Life and Conversation after the Degrees of admonition Matth: 18 [15—17]. have been tryed and proved fruitless. 8.) Every Lutheran Minister is deemed a regular one, and upon Request received into Union, if he can produce a Call of ye Congregation, and his being examined and ordained, either by a Protestant Bishop or Ministry and leadeth a moral Life. 9.) The united Ministers are enjoined by our Church Rules to propagate sound Doctrine, to administer the holy Ordinances, to visit the Sick, be it Night or Day to pray at all publick Worships for O u r most Gracious Sovereigns of y e protestant sacred Throne of Great Brittain, y e Royal family, and all that are in Authority! enjoined above all to catechize the numerous Youth and Children at all Oportunities, and to adorn the Protestant Doctrine with Christian Life and Conversation. 10.) As hard and fatiguing the functions of our German Ministers are, as little and small is their temporal Salary and Reward. For they have no Support from Europe, and live by charitable Subscriptions and freewilling Gifts of y e Communicating Members, which prove in allmost all our Congregations, insignificant because ye Congregations being in their Infancy, have to struggle to get the necessary Buildings for School and Church done, and ye most part of y e common members, being poor, have enough to do, to get ye necessary maintenance for themselves and their families by hard Labours. So that several of O u r ministers are obliged to work along, in Order to provide for their families the necessaries. Happy for O u r German Ministers, that they are used to frugality and inured to fatigues and incessant Labours; Thinking themselves satisfied, if in their functions, they can by the means of Grace render some of their People but unfeigned Christians, Loyal Subjects to his Majesty and honest Neighbours, remembring their Call and Station is not yet in Ecclesia plantata, but plantanda. 11.) But Reverend and Honourable Sir. What every sensible Christian endued with a Catholick Spirit must grieve at ye bottom of y e heart, is, that in all
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the Parts of y e North American Brittish Empire live several Thousands of German Lutherans, who are left quite destitute of Ministers and School Masters, and undone who must either sink into gross Paganism, or yield at last to Popish Idolatry, because ye Papists do send their German disguised Emissaries every where, and seemeth they are more greedy and eager to spread their Poison of Idolatry for ye Subversion of Christian State und Church, then we are to propagate the Gospel of O u r blessed Saviour for y e Preservation of his Church and State in our own Conquest. One of my trusty friends 9 travelled last Year several hundred miles through Virginia, North and South Carolina and met with numerous flocks of German Inhabitants in many places, who stopped and pressed him to sing a Psalm and give an Exhortation, and being revived thereby implored him with many Tears, he should beg me, that I might provide them with faithfull Ministers and School = Masters! But whence shall I help His Majestys poor Subjects? O u t of the Barn = floor, or out of the Wine = Press? 2. Kings 6,27. With these few Hints I recommend O u r Congregations, Labourers and myself to Your earnest and fervent Prayers before the Throne of Grace, heartily wishing, Jehova may preserve Your, so much necessary Life, in his Church and let You see ye fulfilling of the 35th Chap: [Verse 1] of Isaia. The Wilderness and the solitary place shall be glad for them. And the Desert shall rejoice, and blossom as the rose. Which is the Sincere Desire of
Philadelphia th May the 4th 1764.
Reverend and Honourable Sir, Your most obedient Servant H e n r y Muhlenberg Senior and President of y c Germ: Ministry
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 13:6 S. 19—26 mit dem Zusatz „a true Copie of the Original". Auch in LC Abt. HIVFach E Nr. 9 S. 19—26. — Zur Entstehung dieser Schrift vgl. die Tagebucheintragungen zum 12. und 13. Juni: „Dienstags den 12 Junii. . . H. Peters als Commissarius von der hiesig Engl. Kirche und President von der Academie, eröfnete mir, daß er innerhalb wenig Tagen zu Schiffe nach England müste, und foderte daß ihm eine Beschreibung von dem Statu unserer so genannten Vereinigten Gemeinen zu Pennsylvania etc. geben müste, weil es ihm versprochen auf der letztern Synodalversamlung, und es auch unserer Kirche nicht zum Schaden gereichen solte. Was Wahrheit ist scheue mich nicht zu bekennen.es komme hin, w o es wolle." (PM 95 A Nr. 9 1763 —64 S. 357; vgl. Tappert II S. 88). Zu Peters vgl. Nr. 306 S. 193f. „Mitwochs den 13 Junii:. . . Die übrige Zeit schrieb eine kleine Englische Nachricht, wegen unserer Vereinigten Gemeinen auf Begehren des Rev d Mr: Peters." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 358; vgl. Tappert II S. 88). Mühlenberg hat das Schreiben offensichtlich auf den 4. 5. 1764 zurückdatiert. 1
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Die Synode dauerte vom 16. bis zum 19. Oktober 1763. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 273 Anm. 14). Zur Vorgeschichte der Entsendung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 8 mit Anm. 1 und 2. Zur Entsendung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 8 und Nr. 9; zu seiner Ankunft Bd. I Nr. 14, Nr. 16 und Nr. 17; zu den Grundsteinlegungen Bd. I Nr. 19 S. 88, vielleicht auch übertragen gemeint. Krug und Voigt kamen am 1. April 1764 in Philadelphia an.
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Zum Platzmangel in der Michaelis Kirche und zum Vorhaben, eine zweite Kirche zu bauen, vgl. Nr. 289 und Nr. 290. Vgl. N r . 2 9 8 A n m . 11. William Allen (1704—1780), Chief Justice von Pennsylvania 1750—1774; Colonel John H a c k ett, von 1758 bis zu seinem T o d 1775 Direktor der Eisenschmelzerei „The Union and Forge Furnace", H u n t e r d o n Co., N.J., die William Allen und Joseph T u r n e r gehörte. Vgl. H N 2 Bd. 2 S. 313 sowie David A. Kimball und Miriam Quinn, Hg., William Allen — Benjamin Chew Correspondence, 1763 — 1764, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 90 (1966), 202—226 und Arthur Cecil Bining, Pennsylvania Iron Manufacture in the Eighteenth Century, Harrisburg 1973 [1938]. Sir William Johnson (1715—1774), Superintendent of Indian Affairs. Johnson Manor lag im Mohawk-Tal in N e w York. Vgl. James Thomas Flexner, Lord of the Mohawks: A Biography of Sir William Johnson, Boston und T o r o n t o 1959 (dt. Lord der Mohawks: Sir William Johnson. Mittler zwischen Indianern und Weißen, Wiesbaden 1981) und Milton W. Hamilton, Sir Will i a m j o h n s o n : Colonial American, 1715—1763, Port Washington, N.Y. 1976. George Whitefield (?).
304. Die Ältesten von Germantown an M.
Germantown, 7. 5. 1764
Ehrw. H r Pfr Mühlenberg: Wir können nicht vorbey, Ihn wieder mit Schreiben zu beunruhigen. Wir bitten, deßentwegen nicht übel zu nehmen, dann unser Anliegen kein geringes ist, da wir wieder unser Vermuthen vernehmen müßen, daß der Herr Pfarrer Kurtz von uns wieder weg will.1 Wir ersuchen deßentwegen Ew. Ehrwürden er wolle solches verändern, sonsten wo es geschehen solte, daß er solte von uns ziehen, so wären wir schlimmer ab, als noch jemahls. Vors erste müsten Altesten und Vorsteher in Lügen bestehen, indem der Gegenpart von uns 2 , schon lange die unsrigen berichtet, daß Herr Kurtz nicht lange in Germantown seyn, dieses aber zu vermindern, so haben wir sie allezeit getröstet sie solten nur zu frieden seyn, es wäre dem nicht so, wie sie berichtet worden. Solte Hr. Pfr. Kurtz nun von uns gehen, so wäre der Wille unsers Gegenparts erfüllet, und wir müsten uns schaamroth darstellen, und was noch das allerhärteste vor uns wäre, so solte unser Gegenpart wol auf der nächsten Court vorgeben 3 , daß wir die Prediger alle vertrieben und könten keinen Pfarrer behalten, welches uns einen großen Nachtheil geben würde. Und weil es gewiß ist, daß Älteste und Vorsteher eine Verfolgung ausstehen müßen, wenn der H. Pfr. Kurtz solte wieder von uns gehen, indem der Gemeine ihr Hertz und Gemüth und alles Vertrauen auf ihn gestellet ist, und ob es auch nicht änderst seyn könte, als daß er wieder weg müste; so ersuchen wir Ew. Ehrw: er wolle doch dahin sehen, daß unser Leuchter nicht gar umgestoßen werde 4 , und was dergleichen Schwierigkeiten mehr sind, welches ihm zur Gnüge schon bekant ist, und er selbst auf verdrießliche Art und Weise dadurch vieles hat ausstehen müßen. Also ersuchen wir ihn, er wolle ein Einsehen haben, und die Sache zum Besten wenden helffen, denn weil die Proceß Sache noch gar nicht ausgemacht ist, so sehen sie doch, daß er bey uns stehen bleibt, bis etwan ein Spruch von der Court geschehen ist, wenn
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es nicht änderst seyn kan. Im übrigen leben wir der guten H o f f n u n g , der liebe Gott wolle alles zum Besten wenden, und wir übergeben unter Göttlicher Gnade und Begrüßung dieses als Gehorsamste Germantown d 7 Maii: 1764 5 Johann Adolph Gillman Johannes Haas Jacob Fischer
Georg Karst: Christoph Jacobi : Daniel Bernthaler Johan Groothause
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 333f; Abschrift fremder Hand (Vigera) inAFrSt IV C 12:34 S. 284f. Auch in HD S. 1367-1368. 1
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von
Johann Nicolaus Kurz versorgte in den Jahren 1763/64 vorübergehend die Gemeinde in Germantown, die sich im Streit mit der Partei Rapps befand. Die Vertreter der Gemeinde von Tulpehocken, die Kurz regulär versorgte, hatte schon auf der Synode im Oktober 1763 seine Rückkehr verlangt. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 273 Anm. 14) zum 17. 10. 1763. Nachdem die gerichtliche Entscheidung im Germantowner Kirchenstreit abermals hinausgezögert worden war (vgl. Nr. 296, Nr. 297, Nr. 299 Anm. 7 und abschließend die Tagebucheintragung zum 18. 4. 1764 in PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 324; vgl. Tappert II S. 70), entschlossen sich Mühlenberg und Wrangel, dem Verlangen der Gemeinde von Tulpehocken nachzugeben und Kurz wieder in seine angestammten Gemeinden ziehen zu lassen. Germantown sollte von dem neu angekommenen Voigt versorgt werden. Vgl. dazu Nr. 305. Die Partei von Philipp Heinrich Rapp. Vgl. die folgende Tagebucheintragung zum 18. 4. 1764: „Nachmittags von 3 bis 6 Uhr informirte die Confirmanden, weil vorher Nachricht bekommen, daß die Germantowner Process = Sache durch List eines Juristen wieder verschoben, bis auf die Supream Court im Herbst, welches mich sehr kränckte, und die Altesten unserer Parthey noch mehr." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 324; vgl. Tappert I I S . 70). Vgl. Apk 2,5. Für die Zeit bis zum 7. 6. 1764 ( = Nr. 305) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Hinweise auf seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags den 17 Maii . . . Bekam einen Brief von Saccum mit der Nachricht, daß der Diaconus Roth am vergangenen Sontage nemlich den 13. Maii begraben wäre." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 338; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 288; H N 1 S. 1158; H N 2 Bd. 2 S. 566; vgl. Tappert I I S . 77). (2) „Mitwochs den 23sten Maii bekam Briefe von den Vorstehern der Readinger Gemeine, welche misvergnügt schienen, daß Br: Krug von Reading aus die Tulpehocker Gemeinen mit versehen solte, weil die Readinger dadurch verkürtzet würden, sie hätten ihn am Sontage Cantate nicht können nach Tulpehock: befördern, theils weil es am Sambsttage zu starck geregnet, theils auch weil H . Krug zu müde und matt von seiner Reise zu Ihnen gewesen etc. H . Krug schrieb auch von selbigen Umständen. Ich antwortete auf beyde Briefe und gab sie dem Mr. Fix mit." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 399; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 288; Tappert II S. 78). (3) „Mitwochs den 30 Maii: bekam einen Brief von H . Br. Voigt aus Providence, worin er sich sehr entschuldigt, daß er noch einen Sontag nemlich Exaudi versprochen in Providence zu predigen, welches freilich einen queerschnitt in meinen Plan machet, weil H . Kurtz Sen: versprochen am Sontage Exaudi eine vacante Gemeine in Indienfield zu besuchen, in H o f n u n g daß Voigt abgeredter maßen, gleich nach Himmelsfartstage wieder zurück kommen, und am Sontage Exaudi Vormittags f ü r Br. Kurtz auf Barrenhill und Nachmittags in Germantown predigen solte. Weil nun H . Voigt sich bereden laßen, den Sontag Exaudi in Providence zu
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predigen und solches schon 8 Tage voraus verkündiget, und hernach von Kurtz vernommen, wie er seine Vices zu vertreten erwartet würde; so hatte ihn solches sehr beängstiget, wie aus seinem Briefe merckte. Ich antwortete, er mögte nur ruhig seyn, damit der Zweck seiner Motion nicht abortirete. Ich wolte lieber Gevfatter] H[an]ds[chuh] einmal allein laßen, und die Gemeinen auf Barrenhill und Germantown am Sontage Exaudi bedienen." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 347f.; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 2 9 2 f . ; H N 1 S. 1159; H N 2 Bd. 2 S. 566; Tappen II S. 83). (4) „ M i t w o c h s den 6 Junii: frühe schickte einen Brief an Esq. R[oss] . . . Bekam einen Brief von H. Br: Krug aus Reading dat: d 4 Jun: a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 351; vgl. Tappert II S. 85).
305. An die Gemeinden in Germantown, Barren Hill und Upper Dublin Philadelphia, 7. 6. 1674 Ehrsame und geliebte Herren Trustees, Alteste, Vorsteher und Gemein = Glieder, unserer Vereinigt = Lutherischen Gemeinen in Germantown, Barrenhill, und Upperdoublin, Sr. H. der H. Dr: Wr[angel] und ich, als Senior in den Vereinigten Gemeinen, thun hiemit zu wißen, daß unser Mitbruder H. Pf. Kurtz wegen wichtiger Ursachen nothwendig unsere Mitvereinigte Gemeinen in Tulpehocken und Heidelberg wieder sammeln und bedienen muß, weil sie zerstreuet, und in großer Gefahr wegen der Wilden sind.1 Weil es nun die Vereinigung und Gemeinschaft erfodert, daß ein Glied für alle, und alle für eins sorgen, und man denen Gliedern ohne Verzug am ersten zu Hülffe kommen muß, welche am meisten kranck und in Gefar sind; und weil durch Gottes gnädige Vorsehung auf unsere Bitte von unsern Hochw: Vätern, 2 ordentlich berufne, geprüfte und geordinirte Lutherische Prediger, unsern Vereinigten Gemeinen zu Hülffe gesandt sind, welche zugleich mit Anweisung auf Germantown etc. haben 2 ; So treibet uns die äußerste Noth, folgende Einrichtung und Verordnung, bis auf die nächste Jährliche Synodal Versamlung zu machen 1) Soll H. Pfr: Kurtz ohne Verzug, unsere in Gefahr seyende Vereinigte Gemeinen in Tulpehocken und Heidelberg wieder samein, und mit Gottes Wort und heiligen Sacramenten auf die bevorstehende Noth und Gefahr erbauen und trösten. 2) Und damit unsere Vereinigte Gemeinen in Germantown und Barrenhill etc. auch nicht verlaßen, sondern mit Gottes Wort, und den heiligen Sacramenten in krancken und gesunden Tagen wohl versehen und gepflegt werden mögen; so verordnen wir unsern geliebten Mitbruder, den Herrn Pfr: Voigt, so lange für Germantown und Barrenhill, bis auf eine jährliche Synodal Versamlung, wo alle ordentliche Prediger und Deputirte von den Vereinigten Gemeinen gfeliebts] G[ott] im nächsten Septembr: in Germantown oder Philadelphia zusamen kommen, und das Beste der Gemeinen rathen werden. 3) Hiebey ist wohl zu mercken, daß H . Pfr: Kurtz, seinen rechtmäßigen Beruf auf Germantown, Barrenhill und Upperdoublin nicht aufgiebt, sondern
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behält, dieweil sein Beruf, von dem gantzen Ministerio gebilliget worden. D e n n es darf kein Vereinigter Prediger, ohne Wißen und Einstimmung des Ministerii eine Gemeine annehmen, und auch nicht aufgeben. W o h l aber muß sich ein jeder Vereinigter Prediger gefallen laßen, diejenigen Gemeinen auf ein Zeitlang zu bedienen, w o es die äuserste N o t h erfodert, und wie es von dem Ministerio bestimmet wird. Wie ich denn selber, ohnerachtet meines Alters, bald in N e w - Y o r k , bald in Jersey, bald zwischen Philadelphia und Providence, bald ohne, bald mit der Familie, habe hin und her ziehen müßen. Dieweil wir noch immer mehr Vereinigte Gemeinen und wenige getreue Arbeiter gehabt haben. Ich hoffe die Gemeinen in G e r m a n t o w n und Barrenhill werden nichts wieder diese unsere höchst nöthige Einrichtung einwenden, weil es nicht zu ihrem Schaden, sondern zu ihrem Besten abzielet; werden vielmehr f r o h seyn und G o t t dancken, daß ein gantzes Ministerium bereits f ü r sie gesorgt hat, und noch sorgen will. Denn sie haben es leider, mit großen Schaden erfahren, wie gefährlich es ist, wenn eine Gemeine, oder auch nur etliche Männer einen selbst gelauffenen Prediger aufgabeln, der in keinem Vereinigten Ministerio stehet, sondern sein eigener H e r r ist, über die Gemein = Glieder wie ein T y r a n n herschet, und nichts drauß machet, oder gar noch hilft, daß die armen Schaaffe, an Seel und Leib ruinirt, in bitterer Feinschaft, H a ß und Neid, auf Kind, und Kindes = Kinder verwickelt werden. 3 W e r Lust zu solchen Miethlingen 4 hat und sich selber eine Ruthe auf den Rücken binden will 5 , dem stehet es frey. W e m nicht zu rathen, dem ist nicht zu helffen. 6 W e n n nun unsere Vereinigte Gemein = Glieder in G e r m a n t o w n und Barrenhill, diesem meinen und Sr: H . H n : D r : Wrangeis guten, und auf ihr Bestes zielenden Rath folgen wollen, so bitten Sie Ihren Kirchen Rath, nemlich die H e r r e n Trustees, Altesten und Vorsteher, daß Sie diesen Brief unterzeichnen und mit H e r r n Voigt zurück senden, damit wir denselben, vor die nächste jährliche Gemein-Versamlung legen, und uns ihrer ferner durch Gottes Gnade, nach bestem V e r m ö g e n annehmen können. So viel von Ihrem Philadelphia d 7 Junii 1764.
allerseits alten Freund und Wohlwünscher Henrich Mühlenberg: p[ro] t[empore] Praeses et Senior Min: Evang: Lutherani 7
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 352f; Abschrift Hand (Vigera) inAFrStIVC 12:34 S. 294-296. Abgedruckt in HN 1 S. 1160-1162; S. 566-568. 1
von fremder HN2 Bd. 2
Vgl. Nr. 304 mit Anm. 1 und 3. Zu den Uberfällen der Indianer vgl. die Tagebucheintragung zum 1.6. 1764: „Wir hatten diese W o c h e auch die betrübte Nachricht, daß die feindlichen Indianer an der kleinen Swatara einen Einfall gethan, und verschiedene alte und junge Teut-
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sehe, theils grausam ermordet, theils gefange und geschlept, und ein Haus etc. verbrandt hätten, nur 7 oder 8 Engl. Meilen über H . Kurtz Sen: seiner Kirche und Pfarr W o h n u n g in Tulpehocken; w o H . Br: Krug am vergangenen Sontage Rogate geprediget hat." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 349; vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 293f.; H N 2 Bd. 2 S. 566; Tappert II S. 84). Vgl. Nr. 286 unter Punkt 7 sowie die Berufungsschreiben von Krug und Voigt in LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S. 1 - 4 . Mühlenberg bezieht sich auf die Tätigkeit Philipp Heinrich Rapps in Germantown. Zu den neuerlichen Schwierigkeiten vgl. Nr. 304 mit weiteren Hinweisen in Anm. 1. Vgl. Joh 10,12f. Vgl. Spr 10,13; 19,29; 26,3. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1486. Für die Zeit bis zum 16. 6. 1764 ( = Nr. 306) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 8 Junii. . . Schrieb einen Brief an H . P f r : Kurtz . . ." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 354; vgl. Tappert I I S . 86). (2) „Sambstags den 9 Junii. . . Gegen Abend schrieb einen Brief an Sr: Ehrw: H . Commissar: Peters a) zur Einladung nach Barrenhill auf den Pfingst Montag b) wegen der Tohicker Gemeine ihrem Land c) wegen H . V[oi]gt." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 354; vgl. Tappert II S. 86). (3) „Pfingst Montag den 11 Junii. . . Nachher kam auch H . Voigt von Germantown wieder heim und berichtete . . . b) daß H . Kurtz Nachmittags nach Barrenhill geritten und daselbst der Gemeine meinen Brief vorgelesen, und Abschied g e n o m m e n , . . . " (PM 95 A N r . 9 1763—64 S. 356;vgl. AFrSt IV C 12:34 S. 2 9 6 ; H N 1 S. 1162; H N 2 Bd. 2 S. 568; Tappert II S. 87).
306. An [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 16. 6. 1764
Hochwürdige, in unserm Erlöser Hoch zu venerirende Väter, Weil mir heut Abend noch ein Stündlein übrig gelaßen, so will nur demüthigst bezeugen, daß zu Anfang des Maii ein H o c h väterlich Schreiben, datirt Halle den 14 Januar. 1764 1 , begleitet mit einem angenehmen, von unserm unermüdeten treuen Bruder, Herrn Pasche vom 30 Jan: und 29sten Februar, aus Kensington, uns erfreuet und erquicket habe. Der allmächtige Herr des Lebens, wolle doch beyderseits Hochw: Väter mit Krafft aus der H ö h e wieder stärcken, und zu seiner Kirche Besten, noch im Gnaden = Reich erhalten! Die allzu große Hitze und Schwächung der Lebens = Geister wollen diesmal nicht mehr verstatten, als nur mit wenigem auf die nöthigsten Punckte einfältig zu antworten 2 : 1) Herr Whitefield ist noch nicht wieder zurück gekommen von N e u England. Er soll sich ziemlich wieder erholet haben, und so bald er wieder komt, werde nicht ermangeln, die H o c h väterlichen Segens = wünsche ab zu legen, und ihn damit zu erquicken. 2) Was den alten Prediger Stöver betrifft, so hat H. P: Kurtz sen: der zu nächst bey ihm gewohnt, und andere nahe bey wohnende, bezeuget, daß er seit etlichen Jahren her, sich mercklich verändert hätte, und unter andern dis Argument mit gebraucht, daß man noch näher an seiner Seele arbeiten könte, wenn er auf sein Ansuchen mit eingenommen würde, maßen er auch sonst nur zerstreuete, wenn er nicht mit uns sammelte. 3
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3) Der P f r : Horneil ist nach dem besten Bericht, ein geborner Königs = Berger, im lOten Jahre seines Alters, wegen seiner ungewöhnlichen Größe etc. von da nach Schonen in Schweden geflüchtet, daselbst erzogen, und nach absolvirte[m] studio theolfogiae] laut seines Zeugnißes examinirt, ordinirt, und zum Substituto beruffen worden. Nach dem er aber in den Kriegs = Läufften, seinem patrono von der französischen Parthey, nicht folgen, und sich zum Werkzeuge nicht gebrauchen laßen wollen, habe er Gunst und Amt verloren, und sey von etlichen Freunden an H n : Dr: Wr[angel] recommendirt worden. 4 Der H . D r : W r : hielte ihn bey 9 Monathe zu seinem Adiunctus bey sich. Weil er gute Gaben hat, ein nüchtern Leben führete, und eben die Vacantz in Yorktown war, und die Gemeine, so sehr um ihn anhielte, ist er von der Gemeine dahin beruffen, und der Beruf auf der letztjährigen Versamlung approbirt worden. Er hat, wie man denckt, schöne partes erudfitionis], ein ansehnlich Exterieur, Posaunen Stimme, und Verlangen, die Wahrheit in Christo bey den Zuhörern zu befördern, und ein großes Feld dazu. 4) P f r : Bager ist eines Predigers Sohn aus dem Nassauischen, draußen Substitut gewesen, vor 12 oder 14 Jahren mit seiner Familie hier ins Land gekommen, hat in Luterischen Gemeinen an der Canawage, etwa 20 Meilen über Yorktown, an den Grentzen von Pennsylvania gestanden, außer unserer Vereinigung, und zwar in Obscuro. Vor ein paar Jahren bezeugten, ein und andere ihm zunächst wohnende Prediger, daß er gute studia hätte, und anfienge ein Christlich Leben zu führen. Solches zog ihn näher herbey. Und weil eine Translocation bisweilen vielerley Schwierigkeiten [be]hebet, und Nutzen schaffet, und die Vacantz in Neuyork uns sehr hart fiel, und keine Hülffe änderst zu finden war, so nahmen wir ihn näher in die Prüfung, fanden bey ihm einen deutlich = erbaulichen Vortrag, sittsamen Wandel, und schöne Gaben. Seine theologischen studia hat er in Halle, besonders bey weil: Herrn Doctor Baumgarten 5 gehabt. Er hat in Neuyork von Verständigen ein gutes Zeugniß, wegen seiner erbaulichen Lehr = Art und Gottseligen Wandels, auch eine Familie von 8 Kindern, und ist also bis dato unserer hiesigen Kirche, ein nützlich Werckzeug. 5) Diaconus Roth, kam vor etlichen Jahren in dieses Land ledig, und war draußen Catholisch erzogen; ließ sich hier in der protestantischen Lehre unterrichten, examiniren und Confirmiren, konte Latein, gut schreiben, hatte ein ehrlich und wohlmeinend Gemüth. Kleine Neben Gemeinen, welche sonst niemand kriegen konten, nahmen ihn auf zur Schule und Gottes = Dienst zu halten; Wir konten es ihm nicht verbieten. Er führete ein moralisch Leben, machte sich immer näher zu uns, und wurde mit Büchern versehen; war aber schon zuvor in der Classe solcher Prediger, die wieder uns agiren. So lange er bey uns aus und eingieng, nahm er zu in der Lehre, und wurde auch vorsichtiger im Wandel, so daß er nicht ohne Nutz und Segen geblieben, hatte eine besondere Gabe im Catechisiren, und brachte verschiedene erwachsene Leute von Secten, und besonders von Catholischen, zum Unterricht, theils zur Tauffe, theils zur Confirmation, und war gleichsam wie ein kleines Schäfer Hündlein, daß verschiedene zerstreuete Schaaffe zurück zur Heerde bellete. Er
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ist vor etlichen W o c h e n , wie wir h o f f e n , selig entschlaffen an der Consumtion, oder Auszehrung. Die alten aliirten Indianer die 5 Nationen genant haben sich seit her wieder als Freunde der Engelländer erklähret 6 ; Aber dem ohngeachtet siehet es doch finster und gefährlich genug aus, weil unser eigen Reich sich immer unter sich selber zertheilet, und so nicht bestehen kan. 7 Am vergangenen Donnerstage hatten wir betrübt und fürchterliche Nachrichten 8 , wie unsere arme Miteinw o h n e r an den Grentzen von den Barbaren überfallen, ermordet, und in die Wildniß gefangen geschlept worden. Unser politischer C ö r p e r hat an vielen Gliedern den kalten Brand 9 , und der allerhöchste Artzt, wird wol schneiden und brennen laßen müßen, wenn noch ein wenig überbleiben soll. Esa: 1. Das Schreiben der Vorsteher von Reading angehend, so stehet eine fast ähnliche Erklärung im Judic: 14,18. 10 Wenn Ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflüget etc. Meiner Frauen Mutter wohnet in Reading: D r e y von meiner Costae 1 1 Brüder sind Vorsteher: Meiner Frauen Erbtheilgen hat mir nächst G o t t immer so durch geholffen: N u n aber wird es klein, weil der V a t e r tod ist: Kindergens sind da welche nach und nach groß werden, und zum Theil auch noch gantz u n e r z o g e n : D e r Mann wird alt und von allen Seiten her gedrengt und überladen, und hat nach dem alten C o r p o r e Juris, stercus pro solatio etc. 12 und o f f t von seinen nächsten Brüdern und Religions Verwandten etc. etc. Weibs Leute sind schwach und können nicht weit durchsehen, sondern bleiben leicht in der Peripherie hangen, ehe sie zum Centro k o m m e n : Je mehr neue Brüder dazu k o m m e n , welche des hiesigen Climatis und Salarii nicht gewohnt sind, desto mehr häuffet sich mannichmal die N o t h , zumal man an ein und andern Alten schon so schwer zu tragen, daß einem der Puckel krum werden mögte, wenn man die so nöthige gute Verständniße und brüderliche Liebe zu unterhalten suchen muß, und Fleisch und Blut hat man selber noch im eigenen Busen! Dieses alles und was noch sonst sich beßer fühlen als schreiben läßet, machet wol natürlicher Weise seufzen, daß man in die übrigen Stunden, in einem Winckel unter proportionirter Arbeit ein wenig O t h e m schöpffen, zurück und vorwärts dencken, unzehlige Fehler bereuen, und sich zu einem seligen Ende bereiten mögte. D o c h alles nach Gottes gnädigem Willen, und nach dem Hochväterl. Rath Derer, die tausendmal mehr E r f a h r u n g haben und durchsehen können! Mannichmal ist es mit mir so nahe und so tief, als ob ich just den Geist auf geben solte, und ehe mans versiehet, k o m t eine höchst unverdient = verborgene K r a f f t , die mich plötzlich wieder aufrichtet, daß vom N e u e n wieder anfange zu haspeln [mich abzumühen]; so daß mirs im Vergleich fast gehet, wie den Klip Müllern, die keinen anhaltenden W a ß e r = Strom haben, sondern bald stille halten und sammeln, und bald Hals über Kopf mahlen mit dem Gesammelten, so daß die jüngeren Brüder dencken solten, man w ä r e von Stahl und Eisen. Wie weit es mit der Besetzung der vacanten Gemeinen durch unsere N e u e lieben Mitarbeiter gekommen, werden theureste Väter ohnschwer aus dem kleinen Extract meines T a g e Buches zu sehen geruhen. 1 3 Die Gemeinen in N e u h a n n o v e r und Peikstown konten und wolten nicht länger mehr ohne einen
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ordinirten Arbeiter bleiben und drungen auf die Ordinirung des Catecheten, Buskerks 14 , ehe Nachricht von neuen Predig[ern] hatte, der mein Affe ist, und mir Stimme, Geberden etc. es mag artig oder unartig seyn nachahmet, und damit die schwachen gewonnen. Er führet einen nüchtern Wandel, und arbeitet auch nicht gantz ohne Segen, ob er wol sonst zu schwach vor die Gemeine ist. Providence hat ihn aber noch nie für voll angesehen, und gemeinet, ich müste von Rechts wegen wieder zurück kommen. Dahero treiben sie nun starck darauf, daß sie und das filial Peikstown oder Vincent Einen von den neuen Arbeitern haben wollen, und sind beschäfftig ein ordentlicher salarium wie sonst, zusamen zu bringen, und Neuhannover dencket ihren Diaconum allein zu behalten, damit sie alle Sontage Gottes = Dienst pflegen könten, zumal da der Diaconus vermögende Eltern 15 , und einen eigenen Platz in Neuhannover gekaufft hat. Daß Hochwürdige Väter, von den vielfältig beschwerlichen Reisen mich los zu sprechen, geruhet, erkenne mit demüthigst schuldigem Danck! Auf die herrlich = wichtig = erbaulich = und tröstliche Briefschafften, welche unsere 2 neue Prediger mit gebracht 16 , kan dieses mal noch nicht nach Schuldigkeit antworten, weil zu viel distrahirt bin. Meine arme 3 Kinder, welche unter Hochwürdiger Väter Aufsicht, Pflege und Güte bisher gestanden, empfehle zu fernem hohen Fürbitte, und bin erböthig, wenn die Rechnung ein läufft, mein möglichstes zu thun. 17 Mein 4tes kleinstes Söhnlein, das noch zurück hatte ist im letzten Febr: im 6ten Jahre seines Alters vergnügt und selig auf meinem Schooß entschlaffen. 18 Es war nicht für diese Welt, wie die Übrigen, sondern reif für jene, durch des heiligen Geistes Bearbeitung. Dagegen hat uns der Gütigste Schöpffer im vorigen April, ohne alles Vermuthen noch ein Töchterlein zum Beschluß verliehen. 19 Am 6 Junii a[nni] c[urrentis] ist denn der berühmte D r und Provost William Smith 20 aus Engelland allhier wieder angekommen, mit feyerlichem Aufzug bewillkommet worden, und hat nebst andern in Engelland 13 tausend £ Sterl. für die Philadelphisch= und Neuyorkische Universitaeten colligirt. N u n soll auch in der hiesigen Academie eine Englisch = theologische Facultaet angelegt, und auch teutsch darin docirt werden. H . P f r : Hartwich, der von uns los ist, nach dem ich den letzten Versuch mit ihm gemacht, hat schon um eine teutsche Professor Stelle supplicirt, aber noch keine Versprechung erhalten. 21 N u n wird man den teutschen Gemeinen nach und nach wohl rathen, und uns der vielen Sorge und Mühe über heben. Mein alter Freund H . Richard Peters, der viele Jahre her Landes Secretair, Counseiler und President von der Academie gewesen, seine mühsame Station auf gegeben, und die oberste Prediger = Stelle an der Englischen H o c h Kirche vermöge der Gemeine Vocation angenommen hat, drung sehr darauf, daß ich ihm eine Beschreibung von unsern teutsch = Lutherischen Gemeinen hier und in benachbarten Provincien geben solte. 22 Ich conferirte desfals erst mit H . D r : und Probst Wrfangel], welcher meinte, daß es ohne Schaden geschehen könte, denn Wahrheit bliebe Wahrheit, es mögte hinkommen, wo es wolte. Dieser H e r r Richard Peters ist ein moderater Theologus, und hat einen Catholiquen Spirit, hält viel von unserer Lutherischen Kirche, sagte auch offt, wenn er ihr nur einiger maßen nützlich seyn könte, ohne daß sie das geringste von ihren
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Libris Symbolicis und übrigen Immunitaeten verlöhre, so solte es ihm eine Freude seyn. Er hat offt gesagt, daß unserer Americanischen Kirche eine Anstalt, zur Erziehung Prediger und Schulmeister fehlete. Er ist aber schon alt, und hat neulich eine Leber = Kranckheit gehabt 23 , die ihm noch anhanget, und bald zu einer andern Welt promoviren wird. Fürsten sind Menschen vom Weibe geboren etc.24 Wohl dem, des Hülffe der Gott Jacobs ist.25 Ich habe die Copie von meiner Englischen Beschreibung hier bey gelegt. 26 Die bey gelegten Tractaetlein 27 von dem teutschen Chirurgo, der hier gerichtet worden, habe hier wegen verschiedener Beweg = Gründe drucken zu laßen, für nöthig gehalten. Die Geistlichen welchen er viele Mühe gemacht sind Mühlenberg, H . Probst Wrangel, Hartwich, Handschue und Voigt. Ich wünschte, daß meine Knaben eins davon lesen könten, weil sie sich die hiesige Art von Executionen beßer, oder begreiflicher vorstellen. Es komt auch ein reformirter Schweitzer Prediger von hier hinaus zum Collectiren, für eine reformirte Kirche, die er nebst seiner Partey aufgerichtet hat. Durch ihn, und die Hallstarrigkeit der Altesten ist die hiesige teutsch reformirte Gemeine in 2 Theile zerspalten. Eben das suchte der Menschen Feind bey mir, und den Altesten unserer Gemeine, und wäre auch würcklich so gekommen, wenn mich der große Erbarmer nicht in Gnaden behütet hätte, weil beyde Parteyen wechselsweise ihr äuserstes versuchten, daß mich zu einer Parthey allein schlagen solte. Weil ich aber durch Gottes gnädigsten Beystand immer zwischen beyden blieb, so wurde auch von beyden Seiten desto härter geklemmet, und bis aufs Blut gepreßet. Der hinaus reisende reform: Prediger ist Mr: Rothenbühler. 28 Ich habe, so bald von des H . Voigts Beruf die erste Nachricht bekam, immer starcke H o f n u n g gehegt, daß er mich in Philadelphia ablösen, und in Brüderlicher Harmonie mit H . P: H[an]ds[chuh] die Gemeine versehen würde. Weil es aber nach den Umständen, noch unmöglich scheinet, so muß die H a n d auf den Mund legen, und dencken: Ich will schweigen, Er, der alles regiert, wirds wol machen! Die verfloßene Zeit heißet mich hier schließen, meine Mitbrüder, unsere Gemeinen, und Anliegen, meine Kinder und mich selbst der fernem Gedult, Fürbitte, und Liebe Ew. Ew. H o c h w : H o c h w : demüthigst zu empfehlen, und von Hertzen zu bitten, daß unser Gnädigster Erbarmer Dero Gesundheit und Kräffte erneuern, und D e r o Leben zum Besten seiner Kirche aus Gnaden verlängern wolle! als Hochwürdiger Väter und Wohlthäter geringster und mühsamster Knecht 1 Philadelphia d 16 Junii 1764.
Henrich Mühlenberg.
Meine unterthänige Empfehlung an die Gnädiege Frau Directorin 29 , mit tausendfachen Segens = wünsch aus der Fülle Jesu unsers Einzigen Trostes! P.S. Ich habe von hier aus schon einmal an Sr. WohlEdl. Herrn Kaufmann Niemeyer in Lübeck, und an meinen Knaben geschrieben 30 , weil sich eben eine Gelegenheit fand, weiß aber nicht, ob es wird zurecht kommen.
Nr. 306 Reinschrift in AFrSt IVC 12:31 S. 239-245. S. 568f. Auch in HD S. 1309—1314. 1
16. 6. 1764 Auszug gedruckt in HN1
195 S. 1163f. und HN 2 Bd. 2
= Nr. 286. Der im folgenden erwähnte Brief von Friedrich Wilhelm Pasche ist nicht erhalten. Vgl. auch Anm. 30(1). 2 Die Punkte 1) —5) beziehen sich auf Nr. 286 Punkt 3.) und 4.). 3 Vgl. Mt 12,30; Lk 11,23. 4 Mühlenberg folgt hier offensichtlich der Selbstdarstellung Hornells. Zu den späteren Enthüllungen über Hornells Vergangenheit Nr. 312 Punkt 4 und Nr. 332; vgl. auch Nr. 252 Anm. 19 (3) mit weiteren Hinweisen. 5 Siegmund Jacob Baumgarten (1706—1757), von 1744 bis 1757 Professor der Theologie in Halle. 6 Zu diesem Ubereinkommen und den weiteren Friedensverhandlungen Gipson I X S. 118 — 126; H o w a r d H e n r y Peckham, Pontiac and the Indian Uprising, 2. Aufl., Chicago 1961, S. 243 - 297 ; Jack M. Sosin, Whitehall and the Wilderness : T h e Middle West in British Colonial Policy 1760—1775, Lincoln, Nebr. 1961, S. 62 —78; The Papers of Sir William Johnson, Bd. IV, hg. von Alexander C. Flick, Albany N.Y. 1925; Nicholas B. Wainright, George Croghan, Wilderness Diplomat, Chapel Hill, N.C. 1959, S. 2 0 1 - 2 3 8 . 7 Vgl. Mk 3,24 par. 8 Im Tagebuch heißt es dazu : „Donnerstags den 14 Junii: H e u t e haben wir sehr betrübte Nachricht von unsern Grentzen aus Virginia etc. daß die feindlichen Indianer viele Einwohner theils grausam ermordet, theils in die Wildniß gefangen geführet. Das Ungewitter komt immer näher. Ich befürchte unser Bruder Kurtz wird mit seiner zahlreichen Familie auch in Gefahr kommen, da er nun wieder zurück nach Tulpehocken ziehen müßen, weil seine Gemeinen daselbst ihn mit Ungestüm zurückfoderten, und nicht länger mehr Geduld haben wolten. Der H ü t e r Israel wird ihn aus Gnaden bewahren, daß er nicht in solcher Unmenschen H ä n d e falle." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 358; vgl. Tappert II S. 88). 9 Med. Nekrose, das Absterben von Zellen und Geweben. '0 Vgl. Nr. 286 mit Anm. 6. 11 Lat. Costa, Rippe ; scherzhaft f ü r Ehefrau. Vgl. 1 Mos 2,21 f. 12 „Stank vor Dank", derb f ü r : U n d a n k ist der Welt Lohn. Vgl. W a n d e r Bd. 4 Sp. 776 und 1422. 13 Vgl. Anm. 30(1). 14 Vgl. Nr. 275 mit Anm. 38. 15 Vgl. Nr. 298 mit Anm. 11. 16 Im Tagebuch zum 1. 4. 1764 vermerkt Mühlenberg: „Als ungefehr eine halbe Stunde zu Hause, nemlich halb 5 U h r , kamen die 2 neuen Mitarbeiter Mess rs Voigt und Krug an, und übergaben ein Paquet mit Briefen, von H o c h w : Vätern aus Glaucha und Kensington: Just am Geburts = Tage Sr: H o c h w : H e r r n D r : Francken . . . und laß die Nacht an den Briefen, bis 3 Uhr." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 299; vgl. A F r S t I V C 12:34 S. 269; H N 2 Bd. 2 S. 562; H D S. 1357; Tappert I I S . 57). 17 Vgl. Nr. 312 S. 215. 18 Johann Enoch Samuel Mühlenberg starb am 16. 2. 1764. Vgl. die Tagebucheintragung P M 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 244f. ; Tappert II 31 ; Nr. 290 Anm. 10 ( 1 ) und (3). 19 Vgl. die Tagebucheintragung zum 18. 4. 1764: „Morgens um 3 Uhr wurde von meiner Frau aufgeweckt und gebeten, daß f ü r Freundinnen schicken solte, weil die Stunde heran nahete, worin sie von ihrer Liebes = Bürde entbunden zu werden hoffete. Ihre Arbeit währete von 4 U h r frühe bis 8 U h r vormittags, da sie mit einem Töchterlein [Catharina Salome] erfreuet wurde." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 323; vgl. Tappert I I S . 69). 20 Im Tagebuch heißt es dazu: „Dienstags den 12 Junii: gieng vormittags zu dem Herrn Richard Peters, und vernahm von demselben, daß der H . Provost und Professor William Smith von Engelland zurückgekommen wäre, und nebst andern 13 Tausend £ Steri, f ü r beyde Academien in Neuyork und Philadelphia gesammelt hätte." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 356f.; vgl. Tappert II S. 87f.). Zu William Smith vgl. Bd. II Nr. 221 Anm. 3. 21 Von Januar bis April des Jahres 1764 vermerkt Mühlenberg in seinem Tagebuch häufiger Besuche von Hartwich, ohne den Inhalt ihrer Unterredungen mitzuteilen. Hartwichs Engagé-
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ment an der Akademie in Philadelphia geht auch aus folgender Tagebuchnotiz hervor: „Freytags: den 6 April: Vormittags kam H e r r Hartwich und wolte unsere neuen Mitarbeiter mit zu einem feyerlichen Actu oratoresf!] in der Englischen Academie nehmen; sie entschuldigten sich aber höflich " (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 302; vgl. T a p p e n II S. 59). Später (vgl. Nr. 308 S. 201 und N r . 313 S. 222) versuchte Hartwich, eine zweite lutherische Gemeinde in Philadelphia zu etablieren. — 1762 hatte Mühlenberg Hartwich die Berufung nach Friedrichstown (heute: Frederick, Md.) angetragen. Vgl. Bd. II Nr. 220 Anm. 5 und Bd. II Nr. 245 S. 594. = N r . 303. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 24.2. 1764, 1., 2. und 19.3. 1764 in P M 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 253, 259f., 286 und T a p p e n II S. 35, 38f., 50. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Lobe den Herren, o meine Seele" von Johann Daniel Herrnschmidt ( 1 6 7 5 - 1 7 2 3 ) . Ps 146,5. Vgl. Anm. 30(1). Vgl. Anm. 30 (1). Es handelt sich um die von Mühlenberg verfaßte „Merkwürdige Nachricht von F. W. Authenrieths Ehrlichen Abkunft, gottlosen Leben und gerichtlichen Tode, als eines verlornen und wiedergefundenen Sohns", Philadelphia: Anton Armbrüster, 1764. Vgl. Germanica-Americana I S . 143 Nr. 303. Zu Mühlenbergs Beschäftigung mit dem Fall Autenrieth vgl. das Tagebuch vom 10. 3. bis zum 11.6. 1764passim, zur Hinrichtung den 12. 5. 1764. Vgl. Nr. 247 Anm. 7 (5). — Rothenbühler besuchte Mühlenberg am 9. und 10. 7. 1764 und besprach mit ihm durchaus einvernehmlich die Schwierigkeiten, die Johann Christoph Hartwich dadurch verursachte, daß er ohne Rücksprache mit Mühlenberg oder dem Kirchenrat der Michaelisgemeinde begonnen hatte, einem Teil der Gemeinde in der reformierten Kirche zu predigen. Vgl. zu demselben Problem auch Mühlenbergs Unterredungen mit Hausihl am 5., 6. und 7. 7. 1764. Vgl. zu dieser Angelegenheit auch die Tagebucheintragungen in P M 95 A Nr. 9 1763—64 S. 370—377 ( T a p p e n I I S . 96—99). Eva Wilhelmine Francke, geb. von Gersdorf; vgl. Bd. I Nr. 81 Anm. 2. Vgl. Nr. 293 Anm. 5 (4). Für die Zeit bis zum 6. 7. 1764 ( = Nr. 307) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „ Sambstags den 16 Junii. . . Die übrige Zeit wandte auf Briefschreiben an H o c h w . Väter. 1) wurde ein Extract aus diesem Journal gemacht, was die Umstände der neuen H n . Missionarien Mess rs Voigt und Krug betrifft von ihrer A n k u n f f t vom 1 April 1764 bis auf den 14 Junii: inclusive, nemlich 7 Bogen [ = AFrSt IV C 12:34] 2) schrieb ich zwey Bogen voll zur Antwort auf Sr: H o c h w ü r d e n H e r r n Director Francken väterl. letztern Zuschrift vom 14 Jan: 1764, mit unterschrieben von Sr: H : H Ziegenhagen [ = Nr. 286], begleitet, mit einem Schreiben von Sr: W . E. Friedrich Wilhelm Pasche dat: vom 30sten Januar 1764 und in einem Post Script dat: d 29 Februar: 1764. 3) Eine Englische Beschreibung von dem gegenwärtigen Statu unserer teutschen vereinigt = Lutherischen Gemeinen in Pennsylvania etc. etc. die Copie von 2 Bogen [ = Nr. 303]. Machen insgesamt 9 Bogen teutsch, 2 Bogen Englisch. Dieses wurde in ein Paquet geschloßen, und 2 Pieces von des Autenrieths Beschreibung [wie in Anm. 26], mit beygelegt. Das Original der Englischen Description, übergab gestern an H e r r n Richard Peters." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 358f.; vgl. T a p p e n I I S . 89). (2) „Dienstags den 19 Junii: . . . Ein Vorsteher von Easton brachte eine Klage = Schrifft ans Ministerium ein, von den Ältesten der Gemeine unterschrieben contra Rev"1 H[au]s[ihl] so daß schon großer Zwiespalt im W e r c k i s t . . ." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 362; vgl. Tappert II S. 91). (3) „Mitwochs den 20 Junii empfieng einen Brief vom H . P f r : Hausile aus Easton ad litem pertinentem." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 362; vgl. Tappert II S. 91). (4) „Donnerstags den 5 Julii. . . Gab ein Brieflein an H . Georg Baier." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 370; vgl. Tappert I I S . 96).
Nr. 306/307
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16. 6./6. 7. 1764
307. An M. Kern und die Vorsteher und Ältesten in Easton Philadelphia, 6. 7. 1764
Ehrsame Hn. Älteste, Vorsteher und Trustees Matth. Kern und übrige Es ist mir ein Schreiben von Ihnen, datirt d 12. Junii 1764 b e t r e f f e n d ] ein Mißverständniß zwischen Ihrem Lehrer, und Ihnen eingehändiget worden. 1 Dieses Schreiben ist an das gesamte Rev. Ministerium gerichtet, und muß also bey einer jährl. Synodal Versamlung vorgelegt, und auch unpartheyisch untersucht werden. Wenn sich beyderseits Klagende und Beklagter dazu stehen wollen. Es können demnach weder S[eine] r H[ochwürden] H[errn] D[octor] Probst 2 noch ich die Sache allein richten, und auch von dem gantzen Ministeri[o] kein Urtheil gegeben werden, biß beiderseitige Klagen und Verantwortung wohl gehört, und untersucht worden. Meine Privat Meinung von der gantze Sache darf ich wohl voraus sagen, ohne der Sache zu schaden —. 1. So lange ich die Ehr gehabt S[eine] r W[ohl] E[hrwürden] H[errn] H a u 3 sile zu kennen habe nie änderst gehört, als daß er eine reine gesunde Evangel. Lehre führe, und sich eines ordentl: Wandels befleissi[ge]. 2. Die Gemeine in Reading, nahm es sehr hart und übel, daß er sie verließ und nach Easton zog 4 — 3. Ich sehe im gantzen Zusammenhang, daß sich die Hn. Altest[e], Vorsteher und Trustees in Easton übereilet haben, denn a) Sie haben so viel und mehr versprochen, als ihnen möglfich] ist in der Länge auf zu bringen, zumahl da die eine Gemeine in Bethlehem Township zurückgetretten. b) Sie hätten zuvor erst alles in Richtigkeit bringen müssfen] nehml. mit Subscriptions und dergleichen — Wenn Sie nur gleich in der Stille ihre Übereilung mit Hn. Pfr. Hausile überlegt, oder auch im Nothfall berichtet, so hätte sich gar leicht ein Wechsel treffen laßen. Denn es sind vaca[nte] Plätze genug. Wenn aber erst ein Streit zwischen Lehrer und Gemeinen laut wird, so entstehen übele Folgen, und thun Schaden im Gantzen — Ich bin erschrocken, als vernommen, daß Sie dem H . Pfr. H : den Dienst aufgekündiget. Er hat einen ordentl. Beruf in der Hand von Ihnen unterschrieben, und es mag vor das bürgerl. oder geistl. Recht kommen, so wird sichs fragen, ob der Lehrer sein Amt und Dienst nicht gethan, die er nach dem Beruf schuldig war, ferner ob Sie auch gehalten, was Sie ihm versprochen. Sie haben ihn, nun schon aufgekündiget und nicht erwartet, was die Synodalversamlung davon geurtheilet, das ist zu voreilig. Es ist meines wenigen Erachtens am besten, wenn Sie mit dem H. H. in der Güte und Liebe settlen 5 und nur offenhertzig gestehen, daß es Ihnen unmögl: fällt, das jenige zu leisten, was ihm versprochen. Sölten Sie mit einander zerfallen, und in Process gerathen, so gehet es zum gäntzl: Ruin. Wird es aber in der Güte ausgemacht, so kan beyderseits nachgerathen werden, dieses ist so meine Privat Meinung, weil
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Die Briefe des Jahres 1764
die Sache noch nicht von dem Ministerio untersucht worden. Nebst hertzl. Gruß bin Ihr Wohlwünscher Philad a d 6. Julii. 1764. Abschrift 1 2 3
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von fremder
Hand (Vigera)
H. Mühlenberg im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 371—3 72.
Vgl. Nr. 306 Anm. 30 (2) und (3). Wrangel. Mühlenberg erwähnt Bernhard Michael Hausihl zum erstenmal in seinem Brief voml. 9. 1753 ( = Bd. II Nr. 136 S. 55) an Francke und Ziegenhagen. Vgl. Bd. II passim und Glatfelter I S. 52f. — Am 5., 6. und 7. 7. 1764 besuchte Hausihl Mühlenberg und besprach mit ihm die entstandenen Schwierigkeiten, insbesondere jedoch die Möglichkeit, in Philadelphia eine zweite Gemeinde zu übernehmen (vgl. Nr. 306 Anm. 28). Sie verblieben so, daß Mühlenberg seine Meinung schriftlich nach Easton übermitteln würde. Vgl. Nr. 308 Anm. 20 (6) und Nr. 311. Zu Hausihls Wechsel von Reading nach Easton vgl. Nr. 281 mit Anm. 2. = sich einigen.
308. An / / . M. Boltzius]
Philadelphia,
11.7.1764
Philadelphia d 11 Julii 1764. S[alvo T[itulo] In unserm Erbarmer und Ertzhirten innigst geliebter Herr Amts = Bruder! So eben wecket unser Schwedischer Probst Herr Doctor Wrangel mich frühe auf, vermeldende daß in ein paar Stunden, ein Schiff nach Georgia abgehen würde. O daß ich nun Zeit und Kräffte hätte, meine Schuldigkeit zu beobachten, Ergebenheit und alte Freundschafft in dem Herrn zu bezeugen, und noch einmal mein Hertz recht auszuschütten! Sr: H[och]E[hrwürden] H. Probst und Dr: Wrangel, ein Wackerer, und rechtschaffener Theologus, der hier im Segen arbeitet und liebenswürdig ist, der Geliebten Hr: Pastor Bolzius und übrige Mitarbeiter zwar nicht vom Angesicht, aber aus den Nachrichten kennet, und in Christo hertzlich liebet, befiehlt seinen hertzinnigsten Gruß, Kuß, und Segens = Wunsch und nimt als ein Glied am Haupte, theil an Dero Freud und Leid! Sub rosa solte berichten, daß mit diesem Schiff ein junger Engell= oder Irländer überkomt, der hier John Brinklow hieß, im Gefängniß saß, mit 2 andern zum Tode verurtheilt, vom H. Dr: Wrangel und dem redlichen H. Pfr: Duchee treulich bearbeitet, aber unterm Gericht pardonirt wurde, wie das bey kommende Tractaetlein weiter erläutern wird. 1 Weil nun beyde redliche Knechte der Hofnung sind, daß in dem besagten John Brinklow, nun aber John Hudson genant, noch ein Funcke vom Gnaden = Licht übrig seyn mögte, so haben Sie besagten John Hudson an Herrn Habersham 2 in der Absicht recom-
Nr. 307/308
6. 7./11. 7. 1764
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mendirt, hoffende, wenn er unter gute Hände kommen, noch etwas Gutes aus ihm werden mögte, und verlanget, auch theuresten H P: Bolzius einen Winck davon zu geben, wenn er etwa zu Gesicht kommen solte. Er ist seinem H a n d werck nach ein Cabinet Macher. Hiernächst übersende ein Paquetgen mit Briefen, welche unsere 2 neue Mitarbeiter H . Voigt und Krug am 1 April a[nni] c[urrentis] arriviret, mit gebracht 3 ; und kan auch nicht unterlaßen, das Original von Dero Herrn Sohn, meinem hertzlich geliebten Brüderlein, dem rechten Israeliten in dem kein Falsch ist4, dem Gotthilff 5 , zu communiciren, nach dem die Copie davon behalten, aber das Original, wenn es änderst möglich, wieder ausbitten, und zum gesegneten Andencken aufheben mögte. N u n weiß nicht, wo anfangen soll, mein Hertz auszuschütten? Zuviel Materie und zu wenig Zeit! Theurester H e r r Bruder! Solte es wol nicht möglich und Gott gefällig seyn, Dero und der hertzlich geliebten Mitarbeiter Herren Lemke und Rabenhorst 6 , dero werthen Familien etc. Angesicht, noch einmal auf dießeit der Ewigkeit zu sehen, und mit ihnen mich zu trösten? mit den Weinenden zu weinen, und mit den Freuenden mich zu freuen? 7 Ich dencke nicht, daß verständige Kinder Gottes mir solches übel deuten könten, wenn es änderst Gottes gnädiger Wille wäre, Da Gott der H e r r aber mittelbar mit uns handelt, und durch Umstände seinen Willen zu erkennen giebt; so wäre wol meine erste Frage, ob der redliche H e r r Bruder Rabenhorst nicht ein gleiches wagen, unsere Gemeinen und Gegenden besuchen, ermuntern, erbauen und meinen Dienst so lange versehen, oder mich gantz ablösen, und mit in unsere Arbeit treten mögte? So paradox auch diese meine Frage, dem ersten Laut nach klingen mögte; so deucht mir, eine weitere Überlegung aller Umstände in der Stille, würde mehr argumenta pro, als contra an die H a n d geben, und zwar zur Ehre Gottes, und Besten unserer Gemeinen. Ich verlange und sehne hertzlich, vor Gott in Christo, daß doch der H e r r des Weinberges einen treuen und erfahrnen Arbeiter an meine Stelle bestimmen und verleihen mögte! 8 Ich bin g[an]tz auf der Neige, wie eine Lampe, die kein Ol mehr hat, worin der Docht schon am Auslöschen, und nur noch dann und wann einmal aufflackert: der liebe Bruder Handschue neben mir auch sehr schwach und emeritus, so daß wir einander wenig subleviren können. H e r r Kurtz senior ist steif und mürbe von vielen Reiten, und stehet in einem weiten Felde bey 80 Meilen von Philadelphia 9 , hat mit sich selber genug zu thun. H . Schaum ist am Leibe und Gemüthe schwach, stehet über 50 Meilen von Philadelphia 10 , und kan uns mit Nichts zu Hülffe kommen. H e r r Weygand ist über hundert Meilen von uns, in Neuyork, und hat auch genug für sich selbst zu arbeiten, daß er uns nicht beyspringen kan. Die 2 neuen herein gesandten Arbeiter Herren Voigt und Krug sind wackere begnadigt und begabte Prediger, aber auch sehr schwach am Leibe, und den hiesigen intricaten Umständen, noch nicht gewachsen. Denn es erfodert lange Zeit und vielerley Erfahrung, ehe man das Clima etc. etc. vertragen kan. H e r r Bruder Voigt stehet bis auf weitere Einsicht an 3 Gemeinen, nemlich Germantown, Whitemarsh und Upperdoublin und hat viel zu bestreiten. H e r r Krug ist bis auf weiter, Prediger in der neu angelegten Stadt Reading an der
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D i e Briefe des J a h r e s 1764
Schulkiel, etwa 60 Meilen von Philadelphia. Der Satan gehet uns aller Orten auf dem Fuße nach und hat viele grobe und subtile Werckzeuge, die unsere geringsten Fehler durch ein Glaß, das Millionen mal vergrößert, beschauen und ausposaunen, und das wenige, was wir etwa durch Gottes Gnade und Erbarmung Gutes wünschen und thun mögten, durch das stärckste Fern Glaß betrachten, und verachten. Insonderheit raset der Feind mächtig wieder die Hallenser, und mahlet uns als eine schädliche Secte ab, die gefährliche Intriques zur Absicht hätten, und dem freien V o l c k ein J o c h auflegen wolten, w o z u wir selber auch wol dann und wann Anlaß und Schein gegeben und nicht allemal vorsichtig genug gehandelt haben." Denn der Feind behält die Regel, daß er a particulari ad universale schließt. Ich weiß gar wohl, daß der liebe Gott nicht an Menschen gebunden, und sein Werck ohne einige Menschen H ü l f f e ausführen kan. D a es aber Seiner Güte und Weisheit gefält, mittelbar durch Menschen zu würcken; so deucht mir, wir Sölten auch an unserer Seite die nächst = und besten Mittel anwenden, um den möglichst besten Zweck zu erhalten. Menschlichem Ansehen nach solte es scheinen, daß die jüngern Arbeiter in mehrere Noth und Zerstreuung gerathen würden, wenn ich mit nächstem abgehen müste und keinen gehärteten Bruder an meiner Stelle hätte. Inzwischen, da die Eigenliebe zu viel durch den Brill siehet, und unsere Gedancken nicht alle mal Gottes Gedancken sind 1 2 ; so kan auch mein Gedancke falsch seyn, und wol gar beßer werden, wenn ich aus dem W e g e trete, und des Herrn Werck nicht mehr verhindere. Wenn ich also einen Arbeiter an meine Stelle wünsche und darum bitte, und darin irre oder fehle, so geschieht es nicht aus V o r s a t z , sondern aus Schwachheit. Meine 3 werthesten Herren Brüder in Eben Ezer, wollen um Gottes willen, und vor seinem Angesichte, über die wichtige Sache conferiren, und so bald als nur immer möglich, mit einer Antwort und Zurechtweisung mich erfreuen 1 3 , damit wir weiter Application und Supplication an unsere Hochwürdige Väter machen könten. Solte es inzwischen möglich, und nach Gebet und Prüfung Göttlicher Wille seyn, daß geliebter Bruder Rabenhorst mit Nächstem einen Besuch bey uns abstatten könten, und wolten, so wolte ich hiemit versprechen, seine Reise Kosten zu vergüten, und während seines Hierseyns, wenns Gott beliebte, auch einen Sprung nach Eben Ezer wagen, um so vieler alten Hertzens = Freunde Angesicht noch einmal zu sehen, und von ihnen Abschied zu nehmen, auf meine eigene Kosten, die im Vergleich meiner Seelen Erbauung, wohl belohnet werden solten. U n d wer weiß, ob der himlische Vater nicht unserer theuren Väter und unsers jungen Herrn Bruder Bolzius Hertzen lencken 1 4 , und zum Arbeiter an meine Stelle verleihen mögte! Zumal, wenn durch den gottsei. Gönner in It[alien] und andere H o h e Wohlthäter in E u r o p a ein Capital zu einem Fundo gelegt, und von deßen Interessen ein Missionarius hier gehalten werden dürffte. 1 5 Ich gedencke in Einfalt, daß ein gebohrner Americaner, begnadigt und begabter Arbeiter, wie der junge H e r r Bolzius, durch Gottes Beystand hier mehr ausrichten solte, als ich, oder einiger ander Europaeer. Vielleicht werden diese meine Einfälle zu meinen Ausschweiffungen gerechnet, und als nichtige Phantasien verworffen, kan aber nicht helffen, wenns geschieht, und muß mich
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damit beruhigen, daß meine Noth und Anliegen aus geschüttet, und nichts änderst gewünschet, als daß die hiesige angefangene Sache, auf einen beßern Fuß, und weiter fortgesetzet werden mögte, wenn Gott es beliebt. Denn die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden! 16 Wolte Gott, daß ich auch mit Freudigkeit hinzusetzen könte: Ich habe den guten Kampf gekämpffet!17 Aber Niemand wird gekrönet, er kämpffe denn recht. 18 Was mich gegenwärtig drücket und betrübet, ist folgendes: 1) Unser Lutherisches Volck vermehret sich hier in Philadelphia so starck, daß unsere Michaelis Kirche kaum 2 Drittel davon halten kan 2) Wir gedachten der Sache zu helffen, und nahmen den untern großen Saal, des neugebauten Schulhauses wo bey 400 Personen sitzen mögen, zu Hülffe, und hielten S o n n = und Festtag vormittags Gottes = Dienst in der Kirche und Schule zugleich, und so auch Nachmittags in der Schule Catechisation und in der Kirche Predigt, und wir beyde Prediger wechselten um. 3) Da fand sich aber folgende Schwierigkeit a) die meisten Glieder mögen meinen H . Coli: H[an]ds[chuh] nicht hören, wegen seiner Schwäche etc. und man kan ein hiesig freyes Volck, so wenig zwingen, wie die wilden Studenten auf Academien etc. b) Wenn ich nun in der Kirche predige, so ist sie zu klein, und das Volck tritt und drenget sich auf eine unmenschliche Weise: Ist meines Colleg: Reihe in der Kirche, so ist die Kirche zu groß, und das Schulhaus zu klein. Dieses hat Anlaß gegeben, daß einige hitzige Köpffe, unsern ehemaligen Freund H . P f r : Hartwich angenommen, der vor 2 Wochen angefangen, eine Parthey von unsern Leuten in eine zweyte separate Gemeine zu formiren, und ihr in einer neuerbauten reform: Kirche zu predigen 19 , bis sie eine eigene Kirche aufrichten, und so ist alle meine Bemühung, um die H a u p t Gemeine in eins zu halten umsonst. Mit tausendfachen Gruß und Kuß im Geiste verharre auf baldige Antwort Dero armer Mühlenberg. 20 Reinschrift in AFrSt V32.15 S. 74— 77; auch in LC Abt. HIVFachJNr.
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10S. 76a, b, c, 77.
Wie Nr. 306 Anm. 27. James Habersham (1713—1775), Leiter des von George Whitefield gegründeten Waisenhauses Bethesda in der Nähe von Vernonburg, Ga. Vgl. das Tagebuch zum 1.4. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 299; AFrSt IV C 12:34 S. 269; H N 1 S. 1153, H N 2Bd. 2 S . 5 6 2 ; H D S . 1357;TappertIIS. 57). Vgl. Joh 1,47. Gotthilf Israel, Sohn von Johann Martin Boltzius. Vgl. Bd. II Nr. 138 S. 85 Anm. 69. Zu Hermann Heinrich Lemke (1720—1768) vgl. Bd. I S. 463 Anm. 28. Christian Rabenhorst (1728 —1776) hatte 1752 einen Ruf nach Ebenezer, Ga. erhalten. Schon das Verhältnis Rabenhorsts zu Boltzius und Lemke gestaltete sich schwierig. Nach dem Tod von Boltzius 1765 und Lemke 1768 kam es zwischen dem Nachfolger Christian Friedrich Triebner (1740—1818) und Rabenhorst zum offenen Streit. Mühlenberg reiste 1774/75 nach Georgia, um den Streit zu schlichten, der allerdings erst mit dem Tod Rabenhorsts im Dezember 1776 endete. Vgl. Winde, S. 1 7 8 - 1 9 2 sowie Bd. IV. Vgl. Rom 12,15.
202 8
Die Briefe des Jahres 1764
Vgl. Mt 20,1 — 16. Heidelberg, Northkill und Tulpehocken. 10 Colebrookdale, Oley, Maxetawny und Richmond. 11 Mühlenberg bezieht sich hier wohl auf eine neuerliche Aktivität des Apothekers Schneider. Im Tagebuch vermerkt er dazu: „Freytags den 6 /«/¿¿.'Vormittags Besuch von H n . P f r : Hausile bis 12 Uhr, welcher erzehlte daß der teutsche Apothec: H . Johann Georg Schneider ein großes Buch geschrieben, worin er meine und der übrigen Prediger von Halle, große Mißethaten etc. der Welt im D r u c k vor Augen legen wolte". (PM 95 A N r . 9 1763 — 64 S. 370; vgl. Tappert II S. 96). 12 Vgl. Jes 55,8. 13 Vgl. Nr. 309 Anm. 2(3). >4 Vgl. Ps 33,15. 15 Nachdem er seine Absicht mehrmals geändert hatte, vermachte der venezianische Kaufmann Sigismund Streit im Jahr 1752 den evangelisch-lutherischen Gemeinden in Nordamerika schließlich die Summe von 15 000 Pfund zur Verwendung nach seinem T o d . Vgl. Bd. I Nr. 99, N r . 104 und Nr. 124 S. 532f. 16 Vgl. 2 Tim 4,6. 17 Vgl. 2 Tim 4,7. 18 Vgl. 2 Tim 2,5. 19 Im Tagebuch heißt es dazu: „Sontags den 2 post trinitat: den 1 Julii: Kurtz vor unserm Gottes = Dienst kamen ein und andern Freunde und sagten, daß H . Hartwich den Anfang mit predigen in der neuen reform: Kirche von 9 bis 10 gemacht und vielerley Volck beysamen gewesen, von beyden reformirten Partheyen und Lutheranern. Er hatte unter andern mit angeführt nach dem heutigen Evangelio Luc: 14[16—24], daß, da derTisch von Lutheranern so häuffig voll wäre; so wolte er nur diejenigen beruffen, welche am Marckte müßig stünden, und von den Zäunen und Gaßen nöthigen herein etc." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 367; vgl. Tappert II S. 94). — Vgl. auch Nr. 306 Anm. 21 und 28 sowie Nr. 307 mit Anm. 3. 20 Für die Zeit bis zum 10. 10. 1764 ( = Nr. 309) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 11 Julii. . . schloß einen Brief mit ein, welche Mess™ Voigt und Krug an ihn [Boltzius] mit gebracht, ferner einen angenehmen Bericht von seinem H e r r n Sohn Gotthilf Israel aus Halle an mich, und ein Tractaeftlein] von des Fr: W : Autenrieths gerichtl. T o d e [vgl. Nr. 306 Anm. 27], weil der Brinklow, der pardonirte heute mit dahin abgehet. . . . Besuch von Mr: Kreuter und noch einem Gemein Gliede von Germantown, welche klagten, daß wegen des P f r : Rap wieder neue Unruhen vorhanden wären. Ich muste deswegen einen Engl. Brief an Esq: R[oss] den Rechtsgelehrten schreiben." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 377f.; vgl. Tappert II S. 99). (2) „Freytags den 13ten Julii:. . . M r : Weiser unser Freund schrieb aus Brunswig, daß da H e r r Whitefield von N e u y o r k zurückgekommen, habe er seinen Kutscher verloren, der sich wegen der ungewöhnlich großen Hitze in einem Waßer baden wollen, den Krampf bekommen, und ertruncken. D a ß er selber auch sehr unpäßlich, und ihm von den Doctoribus gerathen worden, er mögte nicht nach Philadelphia wegen der Hitze, und inficirten Lufft kommen, sondern sich ein Zeitlang an der See = Seite beym Saltz = W a ß e r aufhalten. H e u t e schrieb ein Brieflein an M r : Weiser zurück." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 379; vgl. Tappert II S. 100). (3) „Sambstags den 14 Julii empfieng ein Schreiben vom geliebten H . Amts = Bruder Krug aus Reading, mit eingeschloßen ein Brief an unsere H o c h w : Väter, und auch ein Stück von seinem Journal zur Bestellung." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 379; vgl. Tappert II S. 100). (4) „Montags den 16 Julii.. . Bekam einen Brief von Rev d M r : W[il]db[ahn] und seinen Gemeinen in Canewaga." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 300; vgl. Tappert II S. 100). (5) „Donnerstags den 19 Julii:. . . schrieb auch heute einen Brief nach Providence an Mr: John Schr[ack] meldende, daß gfeliebts] G[ott] zu Anfange des August hinauf zu kommen gedächte." ( P M 9 5 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 381; vgl. Tappert II S. 101). (6) „Freytags den 20sten Julii . . . H e r n a c h schrieb etliche Briefe a) an Chirurg: Martin in Providence b) an Mr: Walter Schulmeister in Neuhannover c) an meine Schwäger Peter und Samuel Weiser d) an H . P f r : Kurtz in Tulpehocken, und Friedrich Weiser in Heidelberg, e) An 9
Nr. 308
11.7.1764
203
H . Catechfet] Fried[erichs] in Bethlehem Township f) an H . P f r : Hausile in Easton." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 381; vgl. T a p p e n I I S . 101). (7) „Mitwochs den 25sten Julii . . . Bekam einen Brief vom gel[iebten] Br: Krug aus Reading, worin f ü r weitere Bestellung eingeschloßen a) ein versiegelter Brief an seinen Vetter Chirurgum Möns: Krug: b) ein offener Brief an H e r r n Pasche c) ein offen Schreiben an Sr: Hochgräfl: Excell: Regierenden H e r r n Graf in Wernigerode." (PM 95 A N r . 9 1763 — 64 S. 383; vgl. Tapp e n I I S . 102). (8) „Montags den 30sten Julii. . . Empfieng einen Brief von Mr: Friedr: Becker, der seinen Platz, W o h n = und Destillir H a u s an der Weinstraße zum Verkauf f ü r neue Schule und Kirche anboth . . . Besuch von H n . D r : und Professor Allison, welcher um ein paar Zeilen nach Yorktown an H . P f r : Horneil bat, die ihm auch schrieb." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 386; vgl. T a p p e n II S. 104). — Francis Alison (1705—1779); Presbyterianer, Professor an der Akademie in Philadelphia. (9) „Mitwochs den 15 Aug: . . . Ich vermuthete Briefe mit Capt: Budden von unsern H o c h w : Vätern aus Europa, bekam aber keinen, außer a) ein Schreiben von meinem Sohn J o h : Peter dat: Lübeck den 21 M a n : 1764. b) Schreiben von H e r r n Leonhard Heinrich Niemeyer dat: d 22 Mart: 1764 Lübeck, c) Schreiben von H e r r n Johann Heinrich Edler Apotheker in Lübeck dat: d 6 April 1764 und einen Catalogum verlangter Raritaeten zu seinem Naturalien Cabinet. Gesandt von London, mit folgenden Zeilen: Diesen Brief habe per Mare empfangen d 12 Maii 1764. und per faveur Herren David Barkley et Sons an den Ehrw: H e r r n Pastor Mühlenberg befördert, wenn zur güthigen Nachricht dienet, daß wo ich Ihm allhier einige ersprießliche Diensten leisten kan, Er frey zu befehlen hat eines teutschen Predigers = Sohn, Enckel und Uhrenckel, seit 18 Jahren, wie es Gott gefügt, ein Kaufmann in London und sein Ehrw: Dienstwilligster Diener Frederich Teise At Mercers Hall, in Ironmonger Lane." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 396f.; T a p p e n II S. 110). (10) „Dienstags den 21 Aug. Verschiedenen Besuch, unter andern auch von H . D r : und Prof: Sm[ith] welcher morgen nach N e u y o r k reisen, und mir einen Brief mitnehmen will. Schrieb an H . P f r : Weygand in Neuyork, und schloß des Diac: Buschkirchs Paquetgen mit ein." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 399; vgl. T a p p e n II S. 111). (11) „Donnerstags den 23 August ... Schrieb an Briefen nach Lübeck, an H . Druigist und Kaufmann Niemeyer, an den H e r r n Stadt Apothecar Edler und meinen Sohn Johann Peter, zur Antwort auf ihre Briefe neml. a) des H . Niemeyers vom 22. Mart: 1764 b) des H . Edlers vom 6 Apr: a[nni] c[urrentis] c) und des Joh: Peters vom 21 Mart: ac. . . . und schrieb auch 3 Briefe a) an meine Schwieger Mutter b) an gel[iebten] Br: H . Krug und c) an meine H n . Schwäger Peter und Samuel Weiser, und sandte sie mit Gelegenheit nach Reading." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 399f.; vgl. T a p p e n I I S . 112). (12) „Freytags den 24 August machte die Briefe nach Lübeck vollends fertig und datirte sie. Ferner schrieb 2 Briefe a) an den H . Diac: B[u]schk[irch] b) an H n : P f r : Schaum, und sandte sie ab . . . Empfieng einen Brief vom H . Diac: Fr[iderichs] von den blauen Bergen." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 400; vgl. T a p p e n II S. 112). (13) „Donnerstags den 30sten August:. . . Ein Schulmeister aus dem Lande, brachte Briefe von H . P f r : Schaum und Diacano Buschkirch." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 404; vgl. T a p p e n II S. 114). (14) „Freytags den 31 August:. .. Schrieb auch einen Brief nach Providence, daß H . Schaum daselbst am 13 post trinit: Gottes = Dienst halten wolte." (PM 95 A N r . 9 1763—64 S. 404f.; vgl. T a p p e n I I S . 114f.). (15) „Samhstags den 1 September: . . . N a c h m i t t a g s kamen 2 abgeschickte Lutheraner von Middletown, und brachten Briefe mit von dem H . P f r : [Nikolaus Hornell] aus Yorktown, baten um eine Collecte zu einer neuen Kirche . . ." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 405; vgl. Tappert II S. 115). (16) „Montags den 3 Septembr:. . . Unterwegs händigte mir ein Mann von Neuhannover eine Schriftvon Mr: Antes ein." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 406; vgl. Tappert II S. 115). (17) „Dienstags den 4 Septembr: . . . A l s zu Hause kam, fand 2 Männer von Germantown wartende, welche einen Brief vom H . Br: Voigt brachten, worin er einen casum conscientiae vorlegte, und gleich Antwort darauf verlangte. Ich antwortete, und wurde wieder weg geruf-
204
Die Briefe des Jahres 1764
fen . . . Vom 8 bis 12 Uhr schrieb Briefe nach Virginia." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 406; vgl. T a p p e r t H S . 116). (18) „Mitwochs den 5 ten Septembr: . . . N a c h m i t t a g s schrieb Briefe nach Providence . . ." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 407; vgl. Tappert II S. 116). (19) „Montags den 10 Septembr:. .. Empfieng auch einen Brief von Tohickon . . . und gieng . . . mit D r : Wr[angel] zu D r : Smith, welcher von N e u y o r k wieder zurück gekommen, und mir einen Brief von H . P f r : Weygand mit gebracht. Heute war auch ein Schiff von London angekommen. Ich bekam eine Copie von einem Schreiben aus Lübeck, deßen Original schon im August gehabt von H . Niemeyer, H . Edler, und meinem Sohn Peter [vgl. unter (9)]." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 411; vgl. Tappert II S. 119). (20) „Mitwochs den 12 Sept:. . . Heute empfieng einen Brief vom H e r r n Lieutenant von Vriesberg aus Montreal." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 413; vgl. Tappert II S. 119). (21) „Sambstags den 22 Sept: Vernahm, daß ein junger Mann von hier, nemlich Friedrich Bernhold, über Engelland nach Deutschland reisen wolte. Ein guter Freund packte mein Journal vom Jahre 1763 [ A F r S t I V H 1 7 ; A F r S t I V H 18b] ein, wobey a) ein aparter Brief an H e r r n Niemeyer, H . Apothecar Edeler und meinen Johann Peter nach Lübeck mit gegeben wurden b) Ein Brief von Gottfried Thiel an seinen Schwager, Möns. Reichard. c) Ein Stück Journal vom H . Br: Krug und auch 3 Briefe. Ich konte nichts dazu schreiben." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 415f.; vgl. Tappert I I S . 121). (22) „Montags den 24 September:. . . Empfieng auch Briefe von Neuyork, Middeltown, Peikestown, Reading . . . Abends schrieb ein paar Briefe a) an Mr: Jacob Billmeyer b) an Mr. H [ o r nell]" (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 417; vgl. Tappert II S. 121). (24) „Donnerstags den 4 Octobr: schrieb einen Brief an H . Kurtz nach Tulpehocken, wie auch einen an D r : M[artins] nach Providence." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 419; vgl. Tappert II S. 123). (25) „Dienstags den 9 Octobr:. .. um 9 U h r kam der Kirchen = Rath [anläßlich des Todes von Handschuh] zusamen, worinnen folgendes verabredet wurde: . . . 7) Mühlenberg schreibt an seinen guten Freund den H . P f r : Duchee, und bittet um das schwartze Tuch über den Sarg, wie auch daß die Glocken auf dem T h u m [!] von der Hochkirche zur Trauer geläutet werden mögten . . . Nachmittags schrieb mit einem Expressen nach Germantown an H . Br: Voigt und die Altesten, bat H . Voigt, er mögte die Parentation halten. Hernach schrieb an H . P f r : Weygand nach Neuyork und schickte auf sein Begehren ein wenig von der Hallischen Artzeney mit, weil er sich auch kranck klaget . . . Abends packte die Briefschafften ein, wegen einer Commission von H . Kurtz der einen Schulmeister hier in der Stadt frey gemacht oder gelöset. Schrieb desfals an H . P f r : Kurtz, und berichtete ihm auch des H . H[an]d[schuh]s seligen Abschied." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 422f.; vgl. AFrSt IV H 19 S. l f . ; H N 1 S. 1 1 6 4 f . ; H N 2 Bd. 2 S . 569; H D S. 1921f.; Tappert II S. 124f.).
309. An [die Prediger in
Philadelphia]
[Philadelphia],
10. 10. 1764
The Minister, Vestry and Wardens of the german Lutheran Congregation in Philadelphia, beg Leave, humbly to invite all and everyone in particular of the Reverend and Worthy Gentleman Teachers and Ministers of the protestant English, Swed[ish] and German catholick Churches in Philadelphia and should count it a peculiar Christian Favour if the said Gentleman might please to meet at the german Lutheran Schoolhouse in Cherry Alley to morrow viz Thursday afternoon two o'clock — Their humble servants Wednes day October the 10th 1764 2
Henry Mühlenberg etc.
Nr. 308/309/310
11. 7./10. 10./30. 10. 1764
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 422. Gedruckt Tappert II S. 121 1
2
205 bei
Es handeil sich um die Einladung an die Prediger verschiedener Konfessionen und Nationalitäten, am feierlichen Begräbnis Handschuhs teilzunehmen. Vgl. das Tagebuch vom 9. bis 12. 10. 1764 (mit einer Biographie Handschuhs) und Mann S. 40lf. (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 4 2 1 - 4 3 3 ; AFrSt IV H 19 S. 1 - 1 2 ; H D S. 1 9 2 1 - 1 9 3 5 ; H N 1 S. 1 1 6 4 - 1 1 7 6 ; H N 2 Bd. 2 S. 5 6 9 - 5 7 6 ; Tappert I I S . 1 2 4 - 1 3 0 ) . Für die Zeit bis zum 24. 10. 1764 ( = Nr. 310) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 10 October. . . . Bekam einen Brief von Esq. Kuhn aus Lancaster, wegen dasiger Kirchen- und Policey Affairs." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 423; vgl. AFrSt IV H 19 S. 3; H D S. 1929; Tappert I I S . 125). (2) „Sambstags den ljf-cn October: Vormittags empfieng 2 Paquetgen mit Briefen aus Europa durch das Hannover Packet, Cap: Falconer als nemlich 1) Von dem theuren Bruder H e r r n Friedrich Wilhelm Pasche im N a m e n Sr: H o c h w : H : Hofpre[diger] Ziegenhagen datirt Kensington den 15 Aug: 1764. 2) Von Sr: H o c h w : H e r r n Dir: D r : und Prof: Francke an Mühlenberg und den sei. H . Hds. dat: d 24 Octob: 1763. [Vgl. Nr. 284] 3) dit: von Hochgedacht: ein duplicat: dat: den 14 Jan: 1764 an Mühlenberg. [ = Nr. 286] 4) dit: von Hochgedacht: an den sei. H . H d s : und Mb datirt den 18 Febr: 1764. [ = Nr. 292] 5) dit von H[ochgedacht] an Mühlenberg datirt: den 18 Febr: 1764. [ = Nr. 291] 6) dit: von Hochged an Mühlenberg datirt d 24 Octbr: 1763. [ = Nr. 274] 7) Vom H e r r n Carl Crusius: Rechnung vom Vorschuß wegen der Mühlenbergischen Kinder Summa 63 rh. 1 gr. und quitung von Mr. Bensen, Halle d 29 O c t o b r : 1763. 8) Ein pro Memoria wegen Jacob Graef Sen: und Execut: des Brunnholtzischen Testaments dat: d 24 Mart: 1764. [ = Nr. 300] 9) Von Sr: H o c h w : H e r r n D r : Fr: an Mühlenberg dat: d 10 Mart: 1764 . . . [ = Nr. 294] Ferner empfieng auch a) von Peter Mühlenberg aus Lübeck vom 6 Mart: 1764 an seine Schwester Elisabeth. Von selbigem dato Englisch, an seine Eltern. Ferner ein Briefl[ein] an Benjamin Weiser. b) Von Friedrich August und Henrich Brieflein und Sprüche datirt Halle den 16 Mart: 1764." ( P M 9 5 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 4 3 3 f . ; T a p p e r t II S. 130f.). (3) „Montags den 15 October:. .. Bekam allerhand Briefe aus dem Lande von meinen Mitbrüdern aus Tulpehocken, Reading, Germantown etc. . . . Insonderheit empfieng heute ein sehr angenehm und trostlich Schreiben von unsern lieben H e r r n Senior und Pastor Boltzius aus Eben Ezer." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 447; vgl. AFrSt IV H 19 S. 25; H D S. 1951; Tappert II S. 137). (4) „ Octobr 23 .. . Von 9 bis 12 Uhr schrieb Briefe nach Reading und Tulpehocken." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 452; vgl. AFrSt IV H 19S. 3 0 ; H D S . 1955; Tappert II S. 137).
310. An [A. Stmensee]
Philadelphia, 30. 10. 1764
Hochwürdig = H o c h gelahrt = , insonders Hoch zu Ehrender Vater 1 , Ew. Hochwürden geruhen, daß ein ehemaliges Beicht = Kind vor seinem täglich = zu erwartenden Ausgange aus der Welt, sich unterstehet aus der Ferne mit ein paar Zeilen beschwerlich zu fallen. Ich habe die von unserm
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Die Briefe des Jahres 1764
großen Erbarmer verliehene Gelegenheit gehabt Ew. Hochwürden gründlich = Erwecklich= und erbaulichen Vortrag 1738—39 in dem gesegneten Halle publice und privatim zu genießen, Dero Beicht = Kind zu seyn, und ein und andern privat Conferentzen mit bey zu wohnen, insonderheit durch eine Predict am X post Trinit: Luc: 19. von der Güte und dem Ernst Gottes etc. ausnehmend gerühret, und durch Dero edirte Schrifften gestärcket zu werden! 2 Alle solche Gnaden Heimsuchungen und Göttliche Bearbeitungen, sind wieder erneuert und lebendig worden, da unter andern in denen aus den gesegnet = Glauchischen Anstalten, uns zugesandten unschätzbaren Relationen von 1760 — 61—62 3 zu meiner innigen Freude gefunden, wie daß der große Hirte und Heiland seiner Schafe Ew. Hochwürden auf einen so wichtigen Posten und weiten Raum in seinem Gnaden = Reich gesetzt 4 , allwo Sie die schönste Gelegenheit haben, die anvertraueten Gnaden = Talente anzulegen, zur Ehre des erhabensten Versöhners, zur Errettung vieler tausend Seelen, und zur Freude der Engel zu wuchern! 5 Halleluiah! O b wir gleich an unserer Seite nur Antipodes und zerstreuete Schafe in der Abend = Wüste zu rechnen, so freuen wir uns doch mit, wenn der Hocherhabene Zions = König seine bewährten und treuen Knechte auch in solche Gegenden sendet, wo die Felder lange brach gelegen, Dornen und Disteln getragen, und die bearbeiteten Weinberge nur Heerlinge gebracht. 6 Alles was wir bitten ist, daß der wahre Liebhaber und Freund der Menschen Ew. Hochwürden noch lange beym Leben und in der Macht seiner Stärcke erhalten, und ja nicht eher zu den Geistern der vollendeten Gerechten 7 ruffen wolle, bis die Wüste und Einöde daselbst lustig seyn, das Gefilde frölich stehen, und wie die Lilien blühen, die Herrlichkeit des Libanon ihr gegeben, der Schmuck Carmel und Saron verliehen, und die Herrlichkeit des Herrn, den Schmuck unsers Gottes sehen werden !8 Hochwürdiger Vater, Die Gelegenheit, diese geringe Zeilen an O r t und Stelle zu bringen, giebet eine hiesige Gegend, wo viele arme Familien der Evangelisch = Lutherischen Religion zugethan wohnen, welche zwar angefangen eine dauerhaffte Kirche zu bauen, und mit aller möglichen Vorsicht zu verwahren, daß keine andere als die Evangelische Lehre, nach dem Grund der Apostel und Propheten, der u n g e ä n d e r t = Augsburgischen Confession und übrig = Symbolischen Büchern gemäß, in derselben gelehrt und fortgepflantzet werden darff. Da sie aber unter sich selber arm und unvermögend, und von andern Religions = Partheyen keine Beyhülffe zu gewarten, wenn sie nicht mit ihren Lehr = Sätzen übereinstimmen, und ihre Rechte Preiß geben wollen, und doch geneigt sind, die anvertraute Beylage der Evangelischen Lehre und der heiligen Sacramente unverfälscht auf ihre Nachkommen zu propagiren, ihre Scherflein willig angewandt, die Kirche aber erst unter Mauer = Werck und Dach und schon etliche hundert £ Schulden auf sich, und sie noch vollends auszubauen haben; so sind sie genöthiget worden, nächst Gott, ihre Zuflucht zu unsern Glaubens = Verwandten in Europa zu nehmen, und um Beyhülffe zu flehen, haben auch zu dem Ende ein paar Männer aus ihrem Mittel erwählet und mit glaubhafften Attestatis von der
Nr. 310
30.10.1764
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hiesig = hohen Oberkeit versehen, abgesandt 9 , in der H o f n u n g , daß Gott der Hertzens = Lencker 10 seine gläubigen Kinder zum Erbarmen und Mitleiden bewegen, und ihre Hertzen zur Liebthätigkeit eröfnen würde. Und da Ew. Hochwürden nicht allein des großen Originals unsers Hochgelobten Mitlers" Sinn und Geist, sondern auch einen erhabenen Posten in seinem Reiche, und so wol Ansehen als Gelegenheit und Neigung haben, zur Erweiterung des Reiches = Christi, und Ausbreitung des trostreichen Evangelii mit Rath und T h a t beyzustehen; so habe den armen Leutlein meine geringe und demüthige Fürbitte nicht versagen, sondern lieber wagen und bezeugen sollen, daß sie Christlicher Beyhülffe benöthiget, und begierig sind, solche zur Ehre Gottes und so wol zu ihrer eigenen, als ihrer Kinder Seelen = Wohlfahrt anzuwenden. Denn es stehet mit unserer Evangelisch = Lutherischen Religion und Kirche in diesem Theil der Welt in einer gewißen Crisi, so daß sie entweder bey der Mutter = Kirche in Europa, um Unterstützung flehen und anhalten, oder wenn solche nicht erfolget, die Segel streichen und zu andern Partheyen übergehen muß. Die hiesige H o c h Kirche hat Hülffe und Beystand von ihrer Mutter in Engelland: Die* 12 Schwedisch = Lutherische ist in Vorhand, weil sie die ersten Anbauer des Landes waren, und wird dazu unterstützet von Haus aus. Die Römisch = Catholische hat reichen Zufluß aus Europa, die Reformirte aus Holland etc. etc. und so suchet denn die unserige auch Hülffe zu der so nöthigen äusern Rüstung 13 bey unsern Glaubens Verwandten hier und in Europa und hat auch bereits an einigen Orten durch die unermüdete Sorgfalt und Fürsprache unserer Hochwürdigen Väter in London und Halle Beyhülffe erhalten. Wenn es nur ein, zwo oder drey Örter und Gemeinden, so wäre der Sache schon ziemlich geholffen, aber es sind weitläufftige Gegenden, und tausende von zerstreuet, versäumt = und verlaßenen Seelen, denen es noch so gar an der äusern Rüstung, nemlich an nöthigen Schul = und Versamlungs Häusern fehlet. Es wäre demnach ein Werck der Liebe und Barmhertzigkeit, wenn dem hier unter die Mörder gefallenen, halb tod geschlagenen und verwundeten Lutherthum gründlich aufgeholffen würde. Priester und Leviten wißen und sehen es, aber sie gehen vorbey, damit sie ihre vermeinte Orthodoxie nicht verunreinigen mögen. N u r die Samariter, die Pietisten etc. etc. thun Barmhertzigkeit. 14 Der Platz, wo die besagte Kirche und Schulhaus aufgerichtet worden, heißet Barrenhill, unfruchtbarer Hügel, in dem Amte Whitemarsh, der Grafschafft Philadelphia, bey 12 Englische Meilen von Philadelphia, in einer Gegend, wo ein großer Theil unserer armen Lutherisch = deutschen Familien zerstreuet wohnen. Die Gemeinde wird gegenwärtig durch einen von unsern Hochwürdigen Vätern neulich herein gesandten Prediger, dem Herrn Voigt gesammelt, und mit Beschwerde in der Kirche, die nur erst unter Mauer = und Dach = Werk stehet, mit den Gnaden = Mitteln bedienet. Die hiesige Abrede und Meinung war, daß die 2 Collectanten nur ihr Creditiv bey unsern Hochwürdigen Gönnern vorweisen, und die Liebes = Gaben oder zu erwartende Scherflein nicht in ihre H ä n d e nehmen, sondern selbige unter Hochgedachter Gönner Direction und Bestimmung durch Correspondence an sichere Orter überlaßen, und etwa nur ihre nothdürfftige Reise Kosten davon
208
Die Briefe des Jahres 1764
haben mögten. 15 Weil solcher Gestalt schon verschiedene mal großer Schade für die Americanischen Gemeinden entstanden, wenn die Collectanten solche Liebes = Gaben in ihre eigene Disposition bekommen haben.16 Übrigens bitte demüthigst und kindlich Ew. Hochwürden wollen nicht ungeneigt werden, daß mit solchen Sachen beschwerlich falle. Es ist nicht meine privat, sondern eine Angelegenheit die mit zu den Theilen des Gantzen unserer Evangelischen Kirche gehöret. Meine Amts = Brüder und ich, samt denen Seelen, welche Jesum lieben, empfehlen sich Ew. Hochwürden hochgeneigtem Andencken vor dem Gnaden = Throne, und verharren mit schuldigster Veneration S[alvo] T[itulo] Dero ergebenste Diener
Philadelphia d 30 October 1764.
Henrich Melchior Mühlenberg
P.S. mein ältester Mitbruder H. Johann Friedrich Handschuch, ist am 9 October an[ni] curr[entis] selig entschlafen, und am 11 Oct: begraben.17 Reinschrift in AFrStC 1
12:18S. 159-162.
Auch in HD S.
1352-1356.
Uber der Anrede ist von fremder H a n d vermerkt: „An H . Gen. Sup. Struensee zu Rendsburg. Mühl. 30. Oct. 1764." — Adam Struensee (1708 — 1791) studierte in Halle und Jena Theologie von 1727 bis 1730, war dann zunächst Hofdiakonus der Gräfin von Sayn-Wittgenstein in Berleburg und seit 1731 Pfarrer an verschiedenen Kirchen in Halle; ab 1751 außerordentlicher Professor f ü r Theologie, 1757 als Propst und Hauptpastor an die Dreifaltigkeitskirche in Altona berufen. Als königlich dänischer Konsistorialrat war er Mitglied des holsteinischen Oberkonsistoriums und wurde 1760 Generalsuperintendent f ü r Schleswig-Holstein und Oberkonsistorialrat in Rendsburg, w o er am 20. 5. 1791 starb. 2 In der Selbstbiographie erwähnt Mühlenberg seinen U m g a n g mit Struensee in den Jahren 1738/39 nicht. — Struensee veröffentlichte zahlreiche Schriften, darunter Einzelpredigten, Sammlungen von Predigten und erbaulichen Schriften sowie Anleitungen zum Predigen. Mühlenberg dürfte vor allem mit Struensees Gebet-, Beicht- und Communionbuch (Halle, 1739) vertraut gewesen sein. 3 Am 16. 2. 1764 erhielt Mühlenberg in einer Sendung aus Europa „Beylagen zur Relatfion] de 1762". Als eine dieser Beilagen führt er auf: ,,H) [Extract Schreiben] von H e r r n General Superintfendent] Struensee d[e] d[ato] Rendsburg d. 9 Jan: 1762." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 246; vgl. T a p p e n I I S . 32). 4 Vgl. Anm. 1. 5 Vgl. Mt 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . ^ Vgl. Jes 5 , 1 - 7 . 7 Vgl. Hebr 12,23. 8 Vgl. Jes 3 5 , 1 - 2 . 9 Es geht um eine Kollekte in Europa zur Unterstützung des Kirchenbaus in Barrenhill. Im Tagebuch heißt es dazu: „Mitwochs den 31 Octobr: baten 2 Männer von der Gemeine auf Barrenhill in Whitemarsh, ich mögte ihnen doch ein paar Briefe mit geben nach Europa, weil die äuserste N o t h wegen der Schulden an der zwar unter Mauer = und Dach stehenden, aber noch nicht aus gebauten Kirche sie drückte, daß sie H ü l f f e bey der Mutter — Kirche in Europa, nemlich in Engelland, Schweden, Dännemarck, H a m b u r g und daherum suchen müsten, und sie zu dem Ende ein Recommendations = Schreiben von dem hiesigen H e r r n Gouverneur bekommen werden. Sie wollen nichts von solchen Collecten, als nur die nothdürfftigsten Reise = Ko-
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sten in ihre Hände nehmen, und die Wohlthäter jedes Ortes bitten, daß die Gaben an gewiße Gönner gesandt und per Wechsel über gemacht werden mögten." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 457; vgl. AFrSt IV H 19 S. 35; H D S. 1960; Tappen II S. 142). - Am 15. und 17. 12. 1764 versorgte Mühlenberg die Kollektanten auf deren Bitten erneut mit Schriftstücken, da ihre Abreise für den 19. 12. 1764 festgesetzt war. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S . 6 f . u n d T a p p e r t I I S . 156f. 1 0 Vgl. Ps 33,15. n Vgl. 1 Tim 2,5. 12 Unter diesem Zeichen findet sich am Rand folgende Erläuterung Mühlenbergs: „P.S. Die Schwedische Kirche hat gegenwärtig zum Probst H. Carl: Magnus Wrangel, der in Göttingen gradum Doctoris Theolog: erhalten, und ein hertzbraver Lehrer und Nachfolger Christi ist. Er läßet sich bey Ew. Hochw: hertzlich zur Fürbitte empfehlen". 1 3 Vgl. Eph 6,10. 14 Vgl. Lk 1 0 , 2 9 - 3 7 . 15 Vgl. Anm. 9. — Ein ausführlicher Bericht Mühlenbergs vom 22. 6. 1774 über die Gemeinde von Barrenhill sowie weitere Dokumente den dortigen Schul- und Kirchenbau betreffend finden sich in PM 95 Z 6 S. 2 - 7 4 und AFrSt IV F 8 S. 84ff. Zur Entwicklung der Gemeinde in Barrenhill auch Glatfelter I S. 370f. 1 6 Zu den Erfahrungen Mühlenbergs mit der Unterschlagung von Kollektengeldern gehört insbesondere die Vorgeschichte seiner eigenen Entsendung nach Amerika (vgl. Bd. I Nr. 3 — 9 und Nr. 54). Ein neuerliches Beispiel lieferte die Gemeinde in New York; vgl. Nr. 247 Anm. 7(11). 17 Vgl. Nr. 309 mit Anm. 1. Für die Zeit bis zum 10. 11. 1764 ( = Nr. 311) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 31 Octobr:. . . Ich schrieb einen Brief an Sr: Hochw: Herrn General Superint: Struensee [ = Nr. 310] und einen an Sr: Hochw: Herrn Pastor Hoeck in Hamburg." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 457; vgl. AFrSt IV H 19 S. 35; HDS. 1960f.; Tappert II S. 142). - Zu Heinrich Hock vgl. Bd. I Nr. 57 Anm. 26. (2) „Montags den Í Novembr:.. . Heute empfieng durch H. Theis über London von Sr: HochEdl. H. Niemeyer und meinem Sohn Peter dat: Lübeck d 8 Junii 1764 zwey Briefe". (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 461; vgl. AFrSt I V H 1 9 S . 3 8 ; H D S . 1965; Tappert II S. 144). (3) „Donnerstags den 8 Novembr:frühe Besuch von einem Mann bey Easton wohnend, welchem einen Englischen Brief an die Superiores schreiben muste, wegen Eingriff in sein Land. Bekam auch einen Brief von H. Pfr: Weygand aus Neuyork durch 2 neugekommene Männer." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 462; vgl. AFrSt IV H 19 S. 39; H D S. 1965; Tappert II S. 145).
311. An die Gemeinde
in Easton
Philadelphia,
10. 11.
1764
N a c h d e m ich u n t e r s c h r i e b e n e r v e r n o m m e n , d a ß in E a s t o n , u n d an a n d e r n O r t e n im L a n d e die R e d e g e h e , ich h ä t t e d e n e n H e r r e n A l t e s t e n o d e r V o r s t e h e r n g e r a t h e n , sie solten S r : W [ o h l ] E f h r w ü r d e n ] H [ e r r n ] P f r : H a u s i l e sein A m t a u f k ü n d i g e n 1 , s o b e z e u g e h i e m i t v o r j e d e r m a n n , u n d k a n es a u c h v o r e i n i g e m F o r o b e k r ä f t i g e n , d a ß ich s o l c h e s g a r n i c h t g e r a t h e n , u n d es a u c h m i t k e i n e m S c h e i n d e r W a h r h e i t , m i r a u f g e b ü r d e t w e r d e n m ö g e . S o viel k a n d e r W a h r h e i t g e m ä ß b e z e u g e n d a ß , als ein V o r s t e h e r v o n E a s t o n m i r a m 1 9 J u n i i 1 7 6 4 eine K l a g e = S c h r i f t a n das R e v : M i n i s t e r i u m ein h ä n d i g t e 2 , u n d m i c h f r u g , o b die G e m e i n e nie e i n e n P r e d i g e r m e h r v o n u n s e r m M i n i s t e r i o
zu
g e w a r t e n h ä t t e , w e n n H . P f r : H a u s i l e v o n E a s t o n w e g z ö g e ? ich ihm a n t w o r -
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Die Briefe des Jahres 1764
tete: es wäre beyderseits noch zu rathen, wenn sie ihren Streit in der Stille außmachten und friedlich bey legten. Philadelphia den 10 Novembr: 1764.
Henrich Mühlenberg. 3
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 9. 11. 1764 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 463f.; englische Übersetzung in Tappert II S. 145. 1
2 3
Vgl. Nr. 307 mit Anm. 3. — Am 9. 11. 1764 erhielt Mühlenberg Besuch von Hausihl, der erneut sein Zerwürfnis mit der Gemeinde in Easton und die Möglichkeit, in Philadelphia den Ruf an eine zweite lutherische Gemeinde anzunehmen, zur Sprache brachte. Er fand wenig Verständnis bei Mühlenberg, der sich genötigt sah, umlaufenden Gerüchten mit der vorliegenden Erklärung entgegenzutreten. Vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 9 1763—64 S. 463f. und T a p pert II S. 145. In der Abschrift des Tagebuchs f ü r Halle (AFrSt IV H 19) wird der Konflikt nicht erwähnt. Am 15. 11. 1764 hatte Mühlenberg eine weitere Unterredung mit Hausihl. Bei dieser Gelegenheit übergab er ihm die hier abgedruckte Erklärung. (Vgl. PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 469; AFrSt IV H 19S. 4 3 ; H D S . 1971f.; Tappert I I S . 148). Vgl. Nr. 306 Anm. 30 (2) und Nr. 307. Für die Zeit bis zum 12. 11. 1764 ( = Nr. 312) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Information über seine Korrespondenz: „Sambstags den 10 Nov. Besuch vom H . P f r : Hausile, und dem H . Schul Collega Schäffer aus Einbeck. H . Hausile wolte hinaus nach Germantown, um den H . P[astor] Voigt zu besuchen und kennen zu lernen. Ich gab ihm einen Brief mit an H . V[oigt] und bat, er mögte ihn für sich predigen laßen." (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 464; vgl. Tappert II S. 146 sowie unter dem 9. 11. 1764 in AFrSt IV H 19 S. 39 und H D S. 1965).
312.An[G.A.
FranckeundF. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 12. 11. 1764
Hochwürdige, in Christo unserm einigen Trost, H o c h zu venerirende Väter und Wohlthäter etc. Es war an Ew. Ew. H o c h w : H o c h w : ein Paquet vom 16 Junii 1764 erlaßen mit folgenden Stücken 1) Extract vom Journal d[e] d[ato] 1 Apr: bis 14 Jun: A[nni] cfurrentis] 7 Bogen, betreffend die Ankunfft der zwey neuen Mitarbeiter H h . Voigt und Krug etc. 2) zwey Bogen zur Antwort auf Hochw: Väter letzt = hochgeneigte Zuschrifft vom 14 Jan: A.c. begleitet mit einem liebreichen vom Herrn Pasche dat: den 30 Jan: und im P.S. den 29 Febr: A.c. 3) einer Copie von einer Engl. Schrifft zwey Bogen. Diese mit ein paar gedruckten pieces schloß in eins, und gab es dem Rector der hiesigen Episcopal = Kirche H . Richard Peters mit. 1 Mein letztes von hier, war das Journal von 1763 etc. etc. welches zu Ausgange des Septembris A.c. einem jungen Menschen Frieder: Bernhold zur Bestellung mit gab, aber nicht Zeit hatte ein paar Zeilen bey zu legen weil genöthiget war ihm 3 Briefe mit nach Lübeck zu geben. 2
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1) Am 9 Octobr: frühe zwischen 6 und 7 Uhr entschlieff mein alter Mitbruder H e r r Handschue sanfft und selig in dem Herrn, und ward am I l t e n Octobr: Nachmittags magnifique in die St Michaelis Kirche bey die defunct: Arbeiter Brunn[holz] und H[ein]z[elmann] begraben. 3 Gottes Absichten und Wege sind ohne Ausnahme höchst heilig und gut, aber schwer zu treffen weil seine Gedancken nicht allemal unsere, und so vice versa sind. 4 Dahero habe in den 3 Jahren meines letztern Hierseyns in so dunckeln Umständen offt den Faden verloren und Hochwürdiger Väter große Gedult und Langmuth mit Contradiction gemisbraucht. Die mir hinreichend scheinende Beweg = Gründe, und meine Absicht vor 3 Jahren von Providence nach Philadelphia zu ziehen, und mich dem sel. H . H[an]ds[chuh] wieder seinen Willen aufzudringen, war so viel möglich, die schädliche Trennung in der Gemeine zu verhindern, und meinen armen Mitbruder in seiner großen Schwäche und Verfall zu unterstützen, nicht wie er meinte mit fleischlichem Arm, sondern Armis Ecclesiae, quae sunt preces and lacrymae. 5 Was ich darunter leiden müßen, das weiß Niemand, als der ins Verborgene siehet [Mt 6,4]. Ich habe ein menschlich Gefühl, und auch noch Fleisch, das strabbelt 6 und wehret sich vor dem Eventu, und daher folgen Contradictoria, welche Kindern und Knechten Gottes desto empfindlicher fallen, je mehr sie schon mit Creutz und großen Lasten beladen sind. Wenn schon große Centner Gewichte auf beyden Waag = Schalen in ebener Balance sind, so mag ein Quentlfein] ja nur ein Nagel die eine Seite sincken machen, geschweige denn lästige Contradictoria. Meine melancholische Absichen haben immer was Ahnliches mit dem parturiunt montes etc: 7 Wenn es denn nichts weiter gewesen, so hat doch mein sei. Br: Hds: in den letztern 3 Jahren an mir einen Substituten, Catecheten, Vertheidiger, Lastträger, unbekanten heimlichen Freund, Wohlwünscher, Mitleider, Beysteher in der Kranckheit und Abschiede, Leichen = Besteller und Leich = Prediger gehabt, und will nun desto ruhiger sterben, wenn, und wie es Gott beliebt, nach dem ihn vorausgesandt habe. Die Welt war seiner satt, und er der Welt überdrüssig, und so ist gut scheiden, wenn man Friede mit Gott hat, durch Jesum Christum! 8 Er bekam etwa 6 Wochen vor seinem Ende nimium fluxum haemeroid: welcher 14 Tage starck anhielte, ohnerachtet er viele von der letzt herein gesandten Glauchischen Arzeney als c?* Antisp[asmodicus] vital[is] und Essent[ia] dulcfis] gebrauchte 9 , bis er endlich einen Engl. D r : Med: annahm, der fluxum mit Behutsamkeit stopffte. Weil aber facultates digest[ionis] allzu sehr geschwächet, und der Magen den allzu starcken Verlust der Massae fluid[ae] nicht wieder suppliren konte, und cruda das Vacuum fülleten, so erfolgte Geschwulst von unten und Consumption in den vesten Theilen 10 , welche 4 Wochen anhielten, und den Leib stuffen Weise entkräffteten, aber doch der Seele Raum ließen von einer höhern Krafft belebt zu werden, so daß er bis an sein Ende vernünfftig und Christlich dencken und sein Haus bestellen konte. Er prophezeyte mir, daß ich ihm in gar kurtzer Zeit nachfolgen würde, welches mir sehr angenehm und tröstlich war, zumal, da wenig Tage nach seinem Abschiede durch treuhertzig väterliche Nachricht 1 1 gütigst belehret wurde, daß weder in W e r n i g e r o d e ] noch sonstwo meine Gegenwart nöthig, sondern verlanget würde, die Arbeiter
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Die Briefe des Jahres 1764
Sölten hier treu und fleißig seyn, und das Künfftige dem Herrn und seiner Regierung überlaßen, der selber sorget und noch niemals was versehn in seinem Regiment.12 Dieser höchst väterliche Rath hat mir einen schweren Stein vom Conscientia erronea gewältzet; Gottes Güte sey gepriesen! Ich bin allein und kan mich nur guten Raths wenig, aber unzeitigen Raths viel erholen, und sehe dahero diesen Rath von Hochwürdigen Vätern als göttlich an, und finde auch Erleichterung dabey. Ich hatte eben kurtz zuvor, ehe die letztern väterlichen Nachrichten bekam, mit Herr Whitfield gesprochen. 13 Er siehet wohl ein, daß um den zahlreichen Hauffen der hiesigen deutschen Lutheraner von allen Seiten, um politischer Ursachen willen, exfempli] gr[atia] von der Ep[iscopal]Kirche Quäk[er] etc. etc. geworben wird zur Incorporation etc. Er sagte mir, es wäre am besten, wir blieben ein distincter Cörper etc. quaer[itur] quo modo? quibus auxiliis? Dies brachte uns auf den Punckt von einem Seminario von unsern Hochwürdigen Vätern abhangend etc. Er fand solches sehr rathsam, und verlangte, ich solte ihm einen schrifftlichen Plan davon geben etc. Er wolte mit Collecten behülflich seyn etc. Wie aber indeßen die väterlichen Zuschrifften arrivirten; so sagte ich ihm, daß nun gäntzlich acquiesciren könte und wolte. Wenn er etwa nach Gottes Gnädigen Willen einmal wieder nach Europa käme, so mögte er mit Hochwürdigen Vätern selber conferiren amen!14 2) Daß 2 Collectanten von der hiesigen Barren Hill Kirche in Whitemarsh Amt, 12 Meilen von Philadelphia 6 Meilen von Germantown und 13 von Providence hinauskommen, das habe ich nicht veranstaltet und kan es auch nicht verhindern. 15 Seitdem die Zerstreuung in Germantown 1753 vorgefallen16, haben etliche in Whitemarsh wohnende Lutherische Familien nicht nachgelaßen in dieser Gegend ein Schulhaus von Steinen aufzurichten und fiengen auch an eine von maßiven Steinen und recht dauerhaffte Kirche zu bauen. Ich sagte ihnen gleich anfangs, daß sie von unsern Hochwürdigen Wohlthätern keinen besondern Vorschub erwarten müsten. Da sie aber gleichwol in unserer Gemeinschafft oder Vereinigung stünden, so wolte ich ihnen eine kleine Beyhülffe zukommen laßen, nemlich die 9 £ Sterl. von Sr: Hochw: Herrn Senior Urlsperger und die ungraden Pfunde über hundert von dem Vermächtniß der Exc: Dame de Bredow, welches 24 £ hiesigen Geldes ausmachte. Diese 24 £ haben sie von mir empfangen und mir ein Recepisse gegeben. Sie haben denn nun die Kirche so weit gebracht, daß sie unter Mauer = Werck und Dach stehet. Ich muste den ersten Grund = Stein dazu legen, und auch sorgen, daß die Original = Schrifften dauerhafft und vest für eine Evangelische Kirche nach dem Grund der Apostel und Propheten und unsern Symbolischen Büchern, gesetzet wurden. Sie bestimmeten auch den Herrn Probst Wrangel, Mr: Heinrich Keple und mich nebst andern zu Trustees und Aufsehern, und gaben uns Vollmacht eine erbauliche Kirchen = Ordnung zu stifften. Ich habe so viel mir möglich war offt in dem Gebäude gepredigt, ehe noch das Dach darauf war. Herr Kurtz hat beynahe ein Jahr, so lange er in Germantown wohnete die Kirche daselbst wechselsweise mit Germantown bedienet, und große Menge von Zuhörern gehabt, und H. Pfr: Voigt bedienet sie gegenwärtig noch Wechselsweise. Die Kirche stehet in der bequemsten Gegend, wo von allen Seiten her
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unsere deutsche Glaubens = Verwandten sich versammeln können. So daß diese Kirche ein rechtes Asylum für viele zerstreuet wohnende deutsche Familien seyn könte. 17 Aber die Familien sind zu arm. Die jenigen Altesten welche den Bau unternommen, haben bey 5 hundert £ Schulden auf sich, und es kan beynahe noch so viel kosten, ehe sie gantz ausgerüstet ist. Einer der Collectanten Mr: Selig, der hier etliche Jahre Schule gehalten, und fast das hiesige gantze Land durchgereiset, um einige Scherflein zum Schul = und Kirchen = Bau zu sammeln, hat alles gethan, was nur in seinem Vermögen war, und pretendirt auch nichts für seine Mühe in Europa, als die äuserste N o t h d u r f f t und Reise = Kosten. Es ist auch hier bey den Trustees und Interessenten gerathen worden, daß die Collectanten nur das Attestat und Recommendation an den Orten, wo sie hinkommen, vorzeigen, und Wohlgesinnete Gönner wircken laßen, und was gesammelt wird, nicht in ihre Hände nehmen, sondern unterthänig bitten solten, daß es an sichere Örter gesandt und per Wechsel Übermacht werden mögte. Denn es ist schon verschiedene mal großer Schade dadurch verursachet worden, wenn ausgesandte Collectanten die Gaben in ihrer Disposition gehabt. 18 O b nun gleich die Trustees dieser Kirche zu nichts verbunden sind wegen der Schulden auf die Kirche, nemlich was die Trustees des geistl: Amtes = betrifft; so wollen sie doch gern mit dahin sehen, daß alles wohl angewandt werde, was etwa von liebreichen Gaben dazu bestimmet wird. Die 2 Collectanten gedencken erst nach England, von da nach Schweden und Dännemark, Holstein, Lübeck, Hamburg [zu gehen]. Ich habe des weges hin keine Bekamen, außer Sr: Hochw: Herrn Struensee und Herrn Pastor Hoek 1 9 , wenn er noch lebt, und kan mit gutem Gewißen bezeugen, daß die Kirche der Beyhülffe sehr benöthiget, und wohl angelegt sey. Denn die Anlage hat einen beßern Grund und Einrichtung zum Guten, als andere, weil man durch Schaden klüger wird. 3) Der Beruf für einen Prediger, der sich für die Philadelphische Gemeine schicken mögte, ist ein wichtiger Punckt. Auf meine noch übrigen Tage oder Stunden ist gar nicht zu reflectiren. Hochwürdige Väter können aus der über 20 jährigen Erfahrung am aller besten urtheilen, was für eine Person auf diesen Posten gehöret. Meine unzähligen Fehler, Ausschweiffungen und Defectus, und meiner seligen Amts = Brüder Br[unnhol]tz H[ein]z[elmann] und H[an]ds[chuh] ihre Eigenschafften sind bekant genug. Der Kirchen = Rath mit Genehmhaltung der Gemein = Glieder haben für den ersten Pfarrer 90 £ currente, frey Holtz und das räumliche Pfarrhaus zur Wohnung, und für den zweyten P f r r : 60 £, frey Holtz und freye W o h n u n g in der 2ten Etage des räumlichen Schulhauses, wo vier kostbare Zimmer sind, und noch so viel in der obern Etage gemacht werden können, verordnet und bestimmet. 20 Es heißet Schulhaus, ist aber wol von dem sei. H . H d s : und ersten Ältesten, bey der ersten Anlage zu einer Academie oder Seminario abgezielet worden. Vielleicht sterbe ich noch, ehe der zweyte Prediger arrivirt, und so wird er gleich der erste, und da die Gemeine in den gegenwärtig = noch kümmerlichen Umständen sich so angreifft, so wird sie ohne Zweifel noch viel mehr tun, wenn sie dermaleins aus den Schulden heraus ist. Zu dem giebt es auch außer dem Salario fixo, Acciden-
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tien bey Copulationen und Begräbnißen, welche Amts = Verrichtungen nach Gewohnheit bey dem Primario, der im Pfarrhause wohnet, gemeldet werden. Solte jemand Bedencklichkeit haben mit mir zu arbeiten, oder der Secundarius zu heißen, so will ihm hertzlich gern meinen Platz einräumen, Secundarius seyn und in meinem eigenen Häuslein bleiben. Denn ich habe das Pfarrhaus noch nicht in Besitz genommen, sondern verlange, daß meines lieben Bruders Witwe und Waiselein darin bleiben, bis der neue Seelsorger komt. Es hätten wol einige gern gesehen, daß der liebe Br: Voigt wäre der zweyte Prediger in Philadelphia worden. Weil er aber anfangs gleich eine so fürchterliche Idee von den Umständen in der Stadt bekam, und meinete, daß er kein halb Jahr drinnen leben könte, und nothwendig viele Motion haben müste, und unsere große Parthey nicht ohne den grösten Schaden und Lästerung in Germant. konte verlaßen werden da H e r r Kurtz sen: von da wieder hinauf in seine Tulpehocker Gemeinen muste 21 , und Neuhannover auch noch bis diesen T a g nur einen schwachen Diaconum hat 22 , und nebst Providence und Peikestown starcke Pretension auf Herrn Voigt als Pastorem machet, so wolten es die Klügsten im Kirchen = Rath nicht wagen, den H n : Voigt zu nehmen. Der H . Br: Krug ist sehr beliebt in der Readinger Gemeine, ist auch gern da, weil er die Gemeine zu Fuß bedienen kan, und mit Reisen zu Pferde verschont bleibet. Hingegen fürchtet er sich für Providence, Hannover etc: gar sehr, und die Readinger wollen ihn auch nicht mißen, und dencken sie haben ihn mit recht, weil sie bey Hochwürdigen Vätern um mich supplicirt. 23 Ich muß inzwischen drunter leiden und allein stehen, und ob wol einigen Beystand im Predigen von Sr: H o c h w : D r : Wr[angel] genieße, so machet doch solches das wenigste aus, weil die Gemeine so weitläufftig aus einander wohnet, und bey der übelsten Witterung die meisten Krancken sind. Das fürchterlichst = und mühsamste ist unter andern auch, daß uns die N o t h dringet einen neuen, schwehren, großen und kostbahren Kirchen = Bau anzufangen. 24 4) Weil von der Sorge für das Künfftige der hiesigen Gemeinen Gott lob loß bin, so habe die jährliche Synodal Versamlung refusirt und eingestelt 25 , und auch verschiedenen um Prediger anhaltenden Gemeinen geantwortet, daß ich ihnen nicht mehr rathen noch helffen könte etc. Der Prediger in Yorktown Hornell genant, der aus Schweden gekommen, und an den Herrn Probst W r : durch Privat Briefe recommendirt war, sich auch während seines Auffenthalts bey dem H . Probst demüthig und Bußfertig anließ, ist nicht der Mann w o f ü r er angesehen würde, denn es sind Briefe vom H o c h w : Consistorio nach gesandt, worin er beschuldiget wird, daß er zu hause eine Magt unversehens so geschlagen, daß sie hernach gestorben, und er des wegen fliehen müßen. 26 Der H e r r Probst hat ihm solches vorgehalten, und von seiner Freundschafft ausgeschlossen. Er wendet vor, daß vor diesem ein Candidat H e r r Kiernander 27 in Schweden falsche Wechsel Briefe gemacht, etliche tausend Thaler damit genommen, darüber ertapt, und zwar am Leben pardonirt, aber doch öffentlich beschimpfft, zur Buße bewogen, in den Waisen = Anstalten zu Glaucha aufgenommen zum Inspector gemacht, und endlich gar ein Missionarius in der Malabarischen Mission worden etc. Ergo ich wolte also wol wünschen, daß des
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Hörndls Namens auf keine Weise mögte gedacht werden. Was den Pfr: Bager in Neuyork betrifft, so hat er bisher noch immer ein gutes Zeugniß seiner Lehre und gottseligen Wandels gehabt. Den alten Pfr: Stöber habe seit der letzten Versamlung nicht mehr gesehen. Er hat sich auch seit dem stille gehalten und nicht mehr auf uns gescholten, wie sie sagen. Der Diaconus Roth ist schon eine Weile tod. Er war kein Schade in unserer Kirche, sondern viel mehr Nutze, weil er besondere Gaben zum Catechisiren hatte.28 5) Ich bin viel viel zu gering der ausnehmenden Sorge und Wohlthaten, welche Hochwürdige Väter auf meine 3 Kinder gewandt! Viel Worte und Complimenten machen nichts gut. Der Herr wolle um seines Namens willen ein reicher Vergelter seyn. Die Kinder selbst können noch nicht mit Recht unter die Waisen gerechnet werden, und sind auch immer noch ärmere und würdigere, so daß der Spruch 1 Tim: 5[8]. Wer die seinen nicht versorget etc. auch hier paßen mögte. Dannenhero bin von Hertzen willig und auch verpflichtet a) an Sr: Hochwürden H. Z[iegenhagen] die 6 Guineas, b) in die gesegnete Anstalt laut der Rechnung von Werthesten Herrn Carl Crusius d: d 29 Oct: 1763 als 63 rh. 1 g. Vorschuß, zu erstatten, und c) an Sr: HochEdl. Herrn Niemeyer in Lübeck zur Nothdurfft meines ältesten Sohns 10 £ Strl. laut Dero letztern Nachricht vom 8 Jun: a[nni] c[urrentis] zu remittiren. 29 Nur bin verlegen und beschäfftig einen Weg auszufinden, wie solches per Wechsel geschehen könte? Es haben sich zwar ein und andere Privat Leute bey mir eingefunden und gefragt, ob ich ihnen hier was auszahlen wolte, wenn sie Vollmacht hinaus sendeten, und ihre kleine Erbschafften nach Halle Bey Sr: Hochw: Herrn Dr: Francke oder Dero Agenten auszahlen ließen?30 Weil solches aber wol zu viel Mühe verursachen dürffte; so wäre es vielleicht durch hiesige Kaufleute per Wechsel leichter auszurichten. Daß mein ältester bey einen solchen Patron als Herrn Niemeyer in Lübeck recommendirt und angenommen worden, sehe als eine gantz besonders Gnädige Vorsehung und Regierung Gottes an. So ist mirs auch eine große Beruhigung, daß die 2 kleinern mit der Aufnahme unter die Orphans begnadiget worden, nicht als ob ich dadurch der gesegneten Anstalt zur Last werden wolte, sonderen weil das die erste, eigentlichst = und beste Anstalt ist, worin die Jugend in Menschliche Zucht und Ordnung gebracht, und die Fundamenta des wahren Christenthums gelegt werden, und bin dahero auch willens die Nothdurfft zu vergüten. Es war freilich grob und geitzig scheinend von mir, so 3 Kinder auf einmal zur Last vorzuwerffen, und nicht erst Provision zu machen, ist aber nie meine Intention gewesen überbeschwerlich zu seyn, hatte auch deswegen in meinem letzten Willen verordnet, was zur nothdürfftigen Erziehung gehöret, wenn indeß gestorben wäre. Und was zu dem Ende noch übrig, das habe nicht den hiesigen Gemeinen, sondern dem Höchsten Wohlthäter und meinen Schwieger Eltern wie auch insonderheit meinen Hochwürdigen Vätern und Wohlthätern in Europa demüthig zu verdancken. Die Accidentien welche hier in Philadelphia bekomme, wißen die vielen Armen, womit die Stadt überladen wird von den Emigranten, schon einzutheilen.
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6) Es hat neulich ein hiesig Gemein = Glied Mr: Reinhold, ein Buchbinder seiner Profession, der einen kleinen Buchladen hält, mit mir conferirt, ob er nicht einen Vorrath von solchen Büchern die hier abgehen, und von den gesegneten Arzeneyen von der ersten Hand aus Halle bekommen könte? welchen Weg? über Holland oder England? Im Pfarrhause stehet noch ein ziemlicher Vorrath von den Büchern, welche vor etlichen Jahren dem sei. H. Handschue zum Verkauff anvertrauet waren. Ich kan mich unmöglich damit einlaßen a) wegen Mangel der Zeit und Kräffte b) wegen Verkürtzung, weil sie dencken, der Prediger habe die Bücher nur zum Verschencken etc. Zu dem Ende habe besagtem Mr: Reinhold, die mit H. Voigt und Krug herein gesandten noch übrigen Biblen und Testamenter auf Commission zum Verkauff übergeben. 31 Die hiesigen Englischen Politici haben schon lange unter Betrachtung gehabt, ob nicht ein Gesetzt gemacht, und die Inportation deutscher Bücher abgeschafft werden könte? 32 7) Wie es noch mit den Gemeinen in Germantown, Barrenhill und Upperdoublin, mit Providence, Hannover und Peikestown ausfallen wird, weiß ich nicht. Herr Pfr: Voigt hat bisher die 3 Gemeinen in Germantown, Barrenhill wechselsweise und Upperdoublin alle 4 Wochen bedienet. Wenn die Germantowner ihren Process gewinnen, und das Oberrecht über die Kirche gantz bekommen solten, so pretendiren sie einen Prediger gantz allein zu haben 33 , und wäre auch Arbeit genug für einen Mann, aber denn wäre Barrenhill und Upperdoublin verlaßen, welche 2 Gemeinen Arbeit genug hätten für einen aparten Prediger. Neuhannover behilfft sich noch mit dem Diacono Buschkirch. Es ist aber keine rechte Einigkeit, weil ein großer Theil auf einen von den neuen Predigern gehoffet, und murret, daß sie mit dem Diacono vorlieb nehmen und nicht wieder mit Providence durch einen Pastorem vereiniget werden können. Die Providencer wolten sich nie recht mit dem Diacono einlaßen, hoffende daß ich von Philadelphia wieder zurück kommen, oder sie einen von den neuen Predigern haben solten. Die Gemeine in Peikestown hatte sich im Sommer mit Providence vereinbahret, und ein Salarium von 60 £ curr[ency] jährlich und freye Wohnung für einen neuen Prediger verschrieben und bestimmet. Weil man aber weder Hn: Voigt von Germantown weg nehmen, noch Hn: Krug von Reading wieder zurück kriegen können, so behilfft sich Hannover und Peikestown mit dem Diacono B. und Providence stehet gantz leer. Der vornehmste Alteste Mr: J. Schrack ist deswegen gar aus Providence weg und mit seiner Familie nach Lancaster gezogen, die Glieder zerstreuen sich, eins hier, das andere dort hinaus, und die Augustus Kirche stehet leer. Weil ich nun in Philadelphia allein, und wie angebunden bin, und selber nicht mehr reiten und sie besuchen kan, so liegt es gantz stille. So bald die 2 neuen Prediger hier angekommen waren, sandte ich Botschafft zu den Providencer Altesten und gab zu verstehen, daß nach Dero mitgebrachten Beruf ihre Anweisung mit auf Providence gienge, sie solten nun wegen eines nothdürfftigen Salarii sich vereinigen. Sie saßen aber stille und gaben keine Antwort, bis Herr Krug schon in Reading und H. Voigt schon für Germantown versprochen war, und die Philadelphier ihn zur Arbeit in der Schule, und zum Substituten ihrer 2 alten
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Prediger zu kriegen meineten. Beyderseits neue Prediger fürchten sich für Providence, Hannover etc. weil ungemein viel zu reiten, wenig Salarium und noch keine Pfarr = Wohnung daselbst ist. Jammern thut michs von Hertzen, weil noch ein und andere redliche Seelen unter den Hauffens übrig sind, kan ihnen aber nicht helffen, sondern habe geantwortet, sie mögten selber an Hochwürdige Väter und Gönner schreiben, und Beruf hinaus schicken.34 Ich werde mich nicht mehr einlaßen, um Prediger zu schreiben. Denn da in Europa selbst die treuen Arbeiter so rar sind, wo sie doch an den meisten Orten Salaria fixa haben, so sind diejenigen Arbeiter noch viel rarer, welche sich für die hiesigen Umstände schicken, und um Christi willen ihr Vaterland verlaßen und hier das hunderte Schaf suchen wollen.35 Kommen Subiecta herein und finden es nicht so, wie sie sichs nach der Europaeischen Idee imprimirt haben, so hat der Noth über Noth, welcher Hand in dem Beruf gehabt. Finden die Gemeinen nicht, was sie sich eingebildet haben, so ist wieder Noth auf beyden Seiten. Sollen die armen Prediger bloß von der Gemeinen ihrem Gunst Salario abhangen, und haben etwa keine besondern Gnaden, so erfolgen auch viele Versuchungen. Hat man die Prediger und Gemeinen mit einander getrauet, so gehet es offt wie mit bösen Ehen, da eins das andere quälet, bis sie sich mit einander aufreiben und unter einander verzehren. Kurtz, man muß hier nach Christi Sinn lehren, leben, streiten und leiden, sonst komt man nicht durch. 2 Tim: 4,7. Es heißt auch hier: wer heirathet der thut wohl, wer aber nicht heirathet, der thut beßer.36 Es ist innerhalb den 22 Jahren meines Hierseyns ein Versuch gemacht worden. Will es der Herr, der alleinige Regierer weiter hinausführen und durch beßere Werckzeuge verherrlichen, so kan ers gewiß thun durch Güte und Ernst.37 Wege hast du aller wegen, an Mitteln fehlt dirs nicht etc.38 8) Aus des Werthesten Herrn Pasche letzt geliebten vom 15ten Aug: a[nni] cfurrentis] 39 habe mit Betrübnis vernommen, daß die Leibes = Schwachheiten unsers Hochwürdig = theuresten Herrn Hofpredigers noch abwechselnd seyn, und dergleichen betrübte Schwachheiten werden sich leider! wol auch bei unserm über 70 Jahre erlebten Hochwürdig = theuresten Herrn Director und Vater Francke befinden welches Hochgedacht Denenselben zwar eine vorhanden seyende Heimreise zu unaussprechlicher Ruhe und Freude, unserer Kirche aber einen fürchterlichen Verlust vorbotet, wo der barmhertzige Gott nicht das Seufzen der Armen 40 aus Gnaden um seines Namens willen erhören, und noch einen neuen Periodum hinzusetzen solte. Seine Hand ist noch nie verkürtzet gewesen und wird auch noch nicht zu kurtz werden. 41 Wenn wir recht bitten, so werden wir auch gewiß nehmen etc.42 Ich gedachte und verlangte wol das Angesicht der theuresten Väter und Wohlthäter auf dießeit der Ewigkeit noch einmal zu erblicken und zu Dero Füßen mich zu erquicken etc. Da mir aber solches gäntzlich abgeschlagen ist, so muß es auch als einen göttlichen Winck annehmen und mein Grab hier in der Americanischen Wüste bestellen.43 Hoffe aber mein mitleidigster Erbarmer, werde mirs nicht abschlagen, sondern aus Gnaden, um seines Verdienstes willen vergönnen, daß jenseit der Ewigkeit Dero verklärtes Angesicht im Reich der Herrlichkeit, wo auch die kleinsten Platz haben 44 von ferne sehen möge! Daselbst werde Hochwürdigen Vätern
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nicht mehr beschwerlich fallen mit dem, was hier Dero Gedult und Langmuth so viele Jahre gemißbrauchet hat. Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volcke Gottes.45 9) Die Frau Witwe Handschuch bat, ich mögte an Sr. Hochwürden Herrn Director Francke ihren gehorsamst demüthigen Respect bezeugen, und mit wenigem anmercken, daß ihr sei. Mann vor seinem Ende, in Gegenwart zweyer Altesten gesagt, er hätte noch 5 hundert rh. wegen Erbschafft an seinem Herrn Bruder in Halle zu fodern. 46 Er hätte zwar bey seiner Abreise von Halle seinem H. Bruder mündlich und schrifftl: versprochen, daß ers behalten solte, fals unser H : Handsch: auf seiner Reise nach America stürbe etc. Da er aber nun Weib und arme Kinder nach ließe, so mögten es die Seinigen fodern und etwa nur das Capital ohne Interesse, die Witwe meinet aber sie dürffte wol von Gewißens wegen die Interesse nicht nach laßen. Es wird wol erst auf die Frage ankommen, ob der Herr Hds. in Halle eine Schrifftvon seinem H. Bruder cum, oder sine conditione aufzuweisen: und ob er im Stande sey, Capital und Interesse ab zu tragen? Vielleicht findet sich wol ein Freund, der ohne Beschwer den Herrn Hds: fragen mögte, ohne Sr: Hochw: Herrn Director damit zu belästigen. Solte eine solche Summa vorhanden seyn, und Herr Hds: wolte sie an die dasige Cassa auszahlen, so wäre mirs eine erwünschte Gelegenheit wegen meiner Kinder etc.47 und wolte es auf die erste Ordre an die Witwe als Vormünderin hier nach dem Werth des Goldes auszahlen. So hat mir auch mein zarthertziger Bruder Voigt geklagt, daß er noch etwas wegen eines gewißen Buches an den Herrn Gebauer 48 , schuldig wäre, welches ihn sehr viele Gedancken machet und drücket. Ich habe versprochen, solches mit ein paar Wörtlein zu melden und zu bitten, daß es auf meine Rechnung vergütet werden mögte. Er solte nur ruhig seyn. 10) Das hochschätzbare Vermächtniß von der Hochadl[igen] Dame d[e] B[redow] bestehend aus 100 £ hiesiger Currente, welches auf Interesse gethan, und jährlich 6 £ Interesse getragen, werde wol mit nächstem an die St Michaelis Kirche und Schulhaus übergeben, und es so dem Zweck gemäß legiren, daß jährlich ein Prediger von Philadelphia ein oder andere Gegend mit den Gnaden = Mitteln, die keinen Prediger halten kan, besuchen muß, weil es schon vorm Jahre von Hochwürdigen Vätern so permittirt worden. 49 Denn es ist mir nicht nützlich, wenn ichs noch länger unter Agentschafft behalte, maßen verschiedene arme Brüder die Interesse zu offt fodern, als ob es alle halbe Jahre 6 £ Interesse trüge, freylich wünschten arme Leute wol die nur eine Kuhe haben, daß sie des Jahres viermal kalben mögte. So viel als möglich, wolte gern meine Sachen in einige Richtigkeit bringen, weil nichts änderst mehr erwarte, als ein baldiges Ende. Übrigens bitte noch Hochwürdige Väter wollen um Christi willen, meine vielfältigen Fehler und verursachten Verdruß väterlich verzeihen, und glauben, daß dennoch bis in den Tod verharre Ew. Ew. Hochw: Hochw: meiner in Christo hertzlich zu venerirenden Väter demüthigster Knecht Philadelphia d. 12 Novembr: 1764.
Henrich Mühlenberg. 50
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Reinschrift in AFrSt IVC 12:33 S. 257— 268. Auch in HD S. 1439—1448. in HN1 S. 1181 —1186 undHN2 Bd. 2 S. 579-582.
In Auszügen
gedruckt
1 Vgl. Nr. 306 Anm. 30(1). Vgl. Nr. 308 Anm. 20(21). 3 Vgl. Nr. 309 mit Anm. 1. — „Magnifique" und „defunct:" wurde von fremder H a n d in Halle gestrichen; letzteres durch „seligen" ersetzt. 4 Vgl. Ps 77,14 und Jes 55,8f. 5 Mit den W a f f e n der Kirche, die da sind Gebete und Tränen. 6 = angestrengt und erregt tätig sein; „strampeln". 7 H o r a z , Ars poetica 139: „Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus." Die Berge kreißen, geboren wird eine lächerliche Maus. 8 Vgl. Rom 5,1. 9 Von fremder H a n d in Halle gestrichen: „von der letzt herein gesandten Glauchischen" und „als < ? Antisp: vital: und Essent: dulc:". In Halle wurde „Consumption in den vesten Theilen" gestrichen und darüber „Auszehrung von oben" notiert. 11 A m l 3 . 10. 1764 erhielt Mühlenberg mehrere Biefe von Francke; vgl. Nr. 309 Anm. 2 (2). 12 Vgl. die Strophen 15—18 des Kirchenliedes „Ich singe dir mit H e r z und Mund" von Paul Gerhardt. 13 Mühlenberg bezieht sich wohl auf seinen Besuch bei Whitefield am 3. 10. 1764. (Vgl. P M 95 A Nr. 9 1763—64 S. 419; Tappert II S. 123). 14 Vgl. die Tagebucheintragung zum 20. 10. 1764 in P M 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 449; AFrSt IV H 19 S. 27f.; H D S. 1952f.; Tappert II S. 138). — Zum Vorhaben, ein Predigerseminar in Amerika einzurichten vgl. Nr. 275 unter Punkt 6) und Franckes Antwort in Nr. 291 sowie insbesondere Nr. 364. 15 Mühlenberg schrieb f ü r die Kollektanten Empfehlungsschreiben an Generalsuperintendent Struensee und Pastor H ö c k ; vgl. Nr. 310 mit Anm. 1 und 17(1). 16 Zur Entstehung des Streits in Germantown vgl. das Vorwort zu Bd. II S. X I — X V I I I mit weiteren Hinweisen. 17 Mühlenberg knüpfte große H o f f n u n g e n an den Standort Barrenhill (vgl. auch die Tagebucheintragung vom 11.6. 1764), die sich jedoch nicht erfüllten. D a z u Glatfelter I S. 370f. 18 Vgl. Nr. 311 Anm. 16. 19 Wie Anm. 15. 20 Vgl. Mühlenbergs Protokoll der Kirchenratssitzung vom 2. 11. 1764 im Protokollbuch S. [27f.] und im Tagebuch. (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 458f.; AFrSt IV H 19 S. 3 5 - 3 7 ; H D S. 1961 - 1 9 6 3 ; H N 1 S. 1179; H N 2 Bd. 2 S. 578). 21 Vgl. Nr. 304 mit Anm. 1. 22 .Jacob van Buskerk. 23 Vgl. Nr. 277 mit Anm. 22. — Krugs Berufungsurkunde ist als Entwurf von Mühlenbergs H a n d unter dem 24. 10. 1764 im Tagebuch in P M 95 A Nr. 9 1763—64 S. 452f. (vgl. AFrSt IV H 19 S. 30f., H D S. 1955—1957) erhalten: „Im Namen der Heil: Drei Einigkeit amen. Nachdem wir die untergeschriebene Trustees, Vestry, Wardens, oder genante Kirchen = Rath und ordentliche Glieder der Deutsch = Evangelisch = Lutherischen Gemeinde in, und um Reading, in der Grafschaft Berks, der Provintz Pennsylvanien, verschiedene Jahre her mit dem Rev: Ministerio der Schwedisch = und Deutsch = Vereinigten Gemeinden in Philadelphia etc. etc. in brüderlicher Eintracht gelebt, und zu zwey verschiedenen malen bey Sr: königl: Majestaet von Großbritanien deutschen Hofprediger S[alvo] T[itulo] H e r r n Friedrich Michael Ziegenhagen in London, und Sr: H o c h w ü r d e n H e r r n Gotthilf August Francken, öffentl. Lehrer der Gottes = Gelehrtheit auf der Evangel. Universitaet zu Halle in Sachsen, Director der gesegneten Waisen Anstalten in Glaucha und Inspector des Saal Craißes, um einen Evangelischen Prediger und Seelsorger f ü r unsere Gemeinde in Reading gebeten und angehalten; und Hochgedacht dieselben Sr. Wohl Ehrw: H e r r n Johann Andreas Krug, als einen, nach Gottes W o r t und der 2
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ungeändert= Augsburgischen Confession etc. geprüft = und geordinirten Evangelischen Lehrer mit guten Zeugnißen seines Berufs frey herüber gesandt, und wohl besagter Herr Krug, seit dem Heil: Oster = Feste 1764 bis hieher das Amt eines Evangelischen Predigers nach Lehre und Leben in unserer Gemeinde zur Erbauung und gäntzlichem Vergnügen aller und jeder Glieder treulich geführet hat, und wir alle verlangen, daß er unser eigentlich = ordentlicher Lehrer und Seelsorger bleiben mögte; so bestättigen wir untergeschriebene hierdurch unsere vorher gethane Bitten und Ansuchung, und nehmen an Sr: WohlEhrwürden Herrn Johann Andreas Krug zum ordentlichen Lehrer und Seelsorger für unsere besagte Gemeinde, und zum Aufseher unserer Schulen, nach seinem von Europa mitgebrachten Beruf, und der in der Philadelphischen ersten vereinigten Gemeinde festgesetzen Prediger Instruction, wozu er verpflichtet ist, und versprechen hiemit für seinen hinlänglichen Unterhalt zusorgen, und namentlich unseren Lehrer freye Wohnung und Feuer = Holtz zu verschaffen und jährlich £ gangbares Geld zum leiblichen Unterhalt und bey Verfließung eines jeden halben Jahres die Hälfte davon zu geben; welches wir hiedurch mit eigener Hand und Unterschrift bekräftigen. So geschehen Readingd Nov: 1764 Vor Zeugen" 24 Vgl. Nr. 290 und zuletzt das Protokoll der Kirchenratssitzung vom 2. 11. 1764 (wie Anm. 20). 25 Im Tagebuch zum 20. 10. 1764 vermerkt Mühlenberg: „Weil aber am 13 October Briefe aus Europa bekommen [vgl. Nr. 309 Anm. 2 (2)], und unter andern von Sr: Hochwürden dem theuresten Herrn Director Francken ausdrücklich beordert war, daß wir pennsylvanischen Prediger nur treu und fleißig unser Amt abwarten, und das Künfftige Gott dem Herrn und seiner Regierung überlaßen solten, so sagte ihm [Whitefield], daß ich asquiesciren wolte." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 449; vgl. AFrSt IV H 19 S. 27f.; H D S. 1952f.; Tappert II S. 138). — Ende April 1764 hatte Mühlenberg die Prediger vorbehaltlich einer schriftlichen Einladung wissen lassen, daß am letzten Sonntag im Mai eine Predigerkonferenz stattfinden solle, hielt es dann aber nicht für angebracht, die Konferenz einzuberufen. (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S.339f.; Tappert IIS. 78). 26 Vgl. Nr. 252 Anm. 19(3). 17 Johann Zacharias Kiernander (1710—1799) stammte aus Axtat in Ostgotland/Schweden. Er studierte in Uppsala und Halle, wurde 1736 Informator an der Mittelbach-Schule und 1737 Vizeinspektor der Weingarten- und Mittelbach-Schule. Im November 1739 wird er in Wernigerode ordiniert und geht dann als Missionar nach Indien, wo er von 1740 bis 1758 in Cuddalore arbeitet. Weil die Stadt den Franzosen übergeben wird, flieht er nach Tranquebar, begibt sich noch 1758 nach Bengalen und stiftet dort eine Mission. Bis 1788 ist er noch in der Missionsarbeit tätig. Vgl. Lehmann S. 2 3 4 - 2 3 7 , 2 4 7 . 28 Die Bemerkungen über Bager, Stöver und Roth sind als Nachtrag zu Mühlenbergs Antwort (vgl. Nr. 306) auf Franckes Anfrage zu verstehen (vgl. Nr. 286). 29 Vgl. Nr. 273 S. 100.; Nr. 309 Anm. 2 (2); Nr. 310 Anm. 17 (2). 30 Vgl. die Tagebucheintragung zum 5.11.1764 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 460f.; AFrSt IV H 19 S. 37f.; H D S. 1964f.; Tappert IIS. 144). 31 Im Tagebuch zum 23. 10. 1764 vermerkt Mühlenberg dazu: „Hernach übergab an Möns: Reinhold Buchbinder einem Gemein = Gliede von uns 48 kleine Handbibeln und 38 Neue Testamfente] aus der Kiste welche die Hn. Br: Voigt und Krug mitgebracht in Commission zum Verkauff, obgleich noch keine Anweisung und Rechnung davon erhalten, was sie kosten." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 452; vgl. AFrSt IV H 19 S. 30; H D S. 1954 f.; Tappert II S. 140). 32 Eine solche Maßnahme wurde erwogen, als Anfang der 1750er Jahre die Loyalität der Deutschen in Pennsylvania bezweifelt und eine Überfremdung der Kolonie befürchtet wurde. Benjamin Franklin und andere Politiker stellten verschiedene Überlegungen zur Anglisierung der Deutschen an. Vgl. dazu den Brief Franklins an Peter Collinson vom 9. Mai 1753, abgedruckt in: The Papers of Benjamin Franklin, Bd. 4: 1. 7. 1750 — 30. 6. 1753, hg. von Leonard W. Labaree, Whitefield J. Bell, Jr., Helen C. Boatfield und Helene H. Fineman, New Häven 1961, S. 477 — 486, sowie Rothermund, The German Problem S. 1 lf. 33 Zu Mühlenbergs Not, die neuen Prediger Krug und Voigt zu ihrer eigenen und der Gemeinden Zufriedenheit unterzubringen, ausführlich die Tagebucheintragung zum 13. 8. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 3 9 2 - 3 9 6 ; vgl. Tappert II S. 107—109).
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12. 11./19. 11. 1764
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Vgl. die Tagebucheintragung zum 30. 10. 1764. (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 457; Tappen II S. 142). 35 Vgl. Mt 1 8 , 1 2 - 1 4 ; Lk 1 5 , 4 - 7 . 36 1 Kor 7,38. 37 Vgl. Rom 11,22. 38 Vgl. die 4. Strophe des Kirchenlieds „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. 39 Nicht erhalten; vgl. Nr. 309 Anm. 2 (2). 40 Vgl. Ps 12,6. 4 ' Vgl. Jes 59,1. 42 Vgl. Mk 11,24 par. 43 Mühlenberg hatte in Wernigerode um eine Pfarrstelle nachgesucht (vgl. Nr. 280 und Nr. 277) und auch angedeutet, nach Halle zurückkehren zu wollen (vgl. Nr. 275 S. 107). Francke hatte ihn angewiesen, auf seinem Posten auszuharren (vgl. Nr. 294 und Nr. 286). 44 Vgl. Mt 1 8 , 1 - 5 . 43 Hebr 4,9. 46 Mühlenberg erhielt von der Witwe Handschuh das Testament ihres Mannes und machte sich eine Abschrift davon (Vgl. PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 4 6 4 - 4 6 6 ; AFrSt IV H 19 S. 40f.; H D S. 1966—1969; Tappert II S. 146). In sein Testament hat Handschuh die ausstehende Forderung gegenüber seinem Bruder in Halle nicht aufgenommen. 47 Vgl. oben S. 215. 48 Johann Justinus Gebauer (gest. 1772), Verleger in Halle. 49 Vgl. Bd. II Nr. 239 mit Anm. 24. 50 Für die Zeit bis zum 19. 11. 1764 ( = Nr. 313) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 14 Nov:. . . Besagter Herr Stoy brachte mir einen erbaulich = angenehmen Brief mit, von einem mir sonst unbekant gewesenen Herrn Jacob Gysber van d[er] Smissen datirt Rotterdam d 28 Junii 1764. begleitet mit einem Paquet etlich erbaulicher Piecen an Sr: W. Ew: H. Pastor Boltzius zu befördern nach Eben Ezer." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 468; vgl. AFrSt IV H 19 S. 4 3 ; H D S . 1970; Tappert IIS. 147). (2) „Sambstags den 17 November: schrieb einen weitläufftigen Brief an den gel[iebten] Br: Voigt nach Germantown, und legte einen Brief vom Herrn Pastor Boltzius an ihn mit ein." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 470; vgl. AFrSt IV H 19 S. 44; H D S. 1972; Tappert II S. 148).
313.An[G.A.
Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 19. 11. 1764
Philadelphia d 19 Novembr: 1764. Hochehrwürdige und theureste Väter, Weil morgen g[eliebts] G[ott] das Schiff abgehet und wir heute noch Kirchen = Rath gehalten, worin der Beruf für den zweyten Prediger vollzogen ist1, so werden Hochwürdige Väter gütigst erlauben, daß noch ein und andere Anmerckungen hinzuthun dürffte. 1) Der jetzige Kirchen = Rath, bestehend aus Trustees, Ältesten, und Vorstehern ist ziemlich einig und treuhertzig mit mir und der Gemeine seit dem mein lieber Br: H[an]ds[chuh] darzwischen heraus, und zur Ruhe genommen. 2) Es giebt aber noch verschiedene so genante Lutheraner die damals die Rädels = Führer in dem Germantowner Aufstand und Streit waren. Solche haben Mäuler wie Schwerter, und können auch mit der Feder fechten, haben
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dabey etwas weniges im Vermögen, und führen einen bittern Neid und Haß gegen uns, die nach ihrer Art genanten Hallenser. Diese armen Leute laßen sich alle gedruckte Nachrichten von den Evangelischen Gemeinen in Pennsylv: etc. in Georgia etc. aus Europa bringen durch die jährlich aus und einreisende Neuländer, stecken ihre Köpffe zusamen mit den Predigern, welche wieder uns agiren, und beurtheilen alles nach ihren Gesichts = Punckt, und wollen aller Orten Splitter2 finden, und die Einfältigen berücken, paßen uns auf alle Schritte und Tritte, Worte und Wercke etc.3 Ein paar Häupter von ihnen hatten zu Anfang des vergangenen Monath Julii, mit H. Pfr: Hartwich, der schon lange müßig gehet, zusamen gespant, und setzten einen Lutherischen Gottes = Dienst in der hiesigen deutsch reformierten] Parthey Kirche auf, ohne jemanden von uns ein Wort davon zu sagen. 4 H. Hartwich hatte in seiner ersten Predigt zur Verschönung angeführt, er wolte nur diejenigen einladen, welche am Marckte müßig stunden 5 und keinen Raum in der Michaelis = Kirche hätten etc. Es lief eben allerley Volck, aus Begierde was neues zu hören, da zusamen. Ich redete es mit H. Br: H[an]ds[chuh] ab, er mögte sich nichts davon im öffentlichen Vortrage mercken laßen, denn wir wolten thun als ob wir nichts von der Sache wüsten, so gienge es desto eher wieder zurück, weil es heißt Nitimur invetitum, cupimusque Semper negata 6 , und es dauerte auch kaum 3 Sontage, so wolten es die reformirten nicht mehr leiden, und sagten es dem H. Hartwich auf. Weil es denn da aus war, so wolten sie ihr Nest in der hiesig Englischen Academie Kirche, machen, der H. Dr: und Profess: Smith, sagte aber, sie würden solchen Platz keinen Partheymachern erlauben. Hernach ließen sie sich mit einem andern Würtenb[erger] Orator 7 ein und wolten ihn beruffen, konten aber nicht so viel Glieder zusamen bringen. Es ist freylich eine Gelegenheit zu einer Neben Parthey zu machen, denn die Michaelis Kirche ist zu klein für den großen Hauffen. Wenn ich einen muntern Mitarbeiter hätte und wir Sontags das große Schulhaus mit zu Hülffe nähme[n], so könte man mit neuem Kirchenbau noch etliche Jahre warten, bis man aus den Schulden wäre. 8 3) Es wird sich nun weisen, ob der Herr aller Herren noch Gedancken des Friedens über unser Senfkörnlein allhier habe, und daßelbe zum Wachsthum gedeyen laßen wolle. 9 Denn nun ist es in der Crisi. Ich werde hier so in der Klemme gehalten und mit allerley überhäuffet, daß wenig oder nichts im Zusammenhange dencken, reden, oder schreiben kan, wie Hochwürdige Väter unbeschwer aus der Leich = Predigt die dem Herrn Hds: gehalten, und aus meinen Briefen leider, beurtheilen werden. Zeigt der barmhertzige Gott einen Mann an, der sich zur Philadelphischen Station schicket, so wird das angefangene verhoffentlich durch seine Gnade, noch einen Wachsthum und Segen bekommen. Sterbe ich der weile ehe er komt, so wird er desto mehr Mühe haben, als ein Frembder den Compas recht zu stellen, und wenn es auch ein Ertzbischof, oder ein alter geübter Soldat wäre. Komt gar keiner, so werden die übrigen Arbeiter auch desto mehr Sichtung und Noth finden; denn es kan sich keine Seele deutlich vorstellen, was der Satan für jj.eSo8eia^ gegen dies kleine Werckgen in Pennsylvan etc. etc. geübt hat, und noch übt. Ich weiß keinen von den hiesig vereinigten Predigern, so rechtschaffen, treu, gelehrt und erfahren
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sie auch seyn mögen, der sich für die Philadelphische Station schicken mögte, entweder paßen die Philad: Umstände nicht für den Prediger, oder vice versa. Die neuen Brüder Mess" Voigt und Krug erzehlten mir einstens, daß sich der junge H e r r Boltzius einmal im Gespräch verlauten laßen, wenn er einen ordentl. Beruf nach America bekäme und Göttliche Spuhren fände etc. etc. aber ich lege die H a n d auf den Mund 10 , und laße es gäntzlich der Regierung des E r t z = und Oberhirten 1 1 , als des wahren Eigenthums Herrn selber 12 , und der Treue seiner Knechte, unserer Hochwürdigen Väter über. Durch Stilleseyn und H o f f e n wird man starck. 13 Ich habe genug zu streiten, um meine letzten Stunden für meine eigene Seele noch auszukauffen. Eine, wo möglich baldige Antwort auf den Beruf von der Philadelphischen Gemeine würde allen redlichen Altesten und gutmeinenden Gliedern zu großer Satisfaction, und mir zur Erleichterung gedeihen. 4) Providence und Hannover kräncket mich sehr, weil es in Confusion geräth, und ich nicht zu Hülffe kommen kan 14 , weil in Philadelphia T a g und Nacht im Geschirr seyn muß. Da der sei. H . H[an]ds[chuh] noch kranck lag, schrieb ich an meinen Werthen alten Mitstreiter H n : Boltzius in Eben Ezer, und frug, ob H . Rabenhorst wol nicht einen Besuch hieher thun könte? 15 so wolte ich einen Gegen = Besuch in der Weile in Eben Ezer ablegen, damit mich ein wenig verschnauffen, und meine Seelen = und Leibes = Kräffte recruitiren könte, bekam aber keine positive Antwort. Vielleicht mögte mirs nicht wohl gedeutet werden. Kan aber nicht helffen, so lange ein menschlich Gefühl behalte. Denn wer hangt, der langt. 16 Der Herr, der Hertz und Nieren prüft 1 7 weiß, daß ich ihm nie aus der Schule lauffen, sondern nur eine Erholung haben wollen; und das suchen ja allerdings die Schulkinder daß sie dann und wann einmal einen halben T a g Urlaub und Gelegenheit zum Kräutersammeln haben mögen. 5) Was meine Schulden wegen der Kinder in Europa betrifft 18 so habe schon mit verschiedenen Kaufleuten gesprochen, welche sagen, es sey schwer wegen des hohen Wechsels Courses. Ich hoffe aber durch den hiesigen Doctor und Professor William Smith es zu machen, daß in Engelland bey Sr: H o c h w : Herrn H o f p r e d : Ziegenhagen, oder an den treuen Bruder Herrn Pasche was abgegeben werde, das ich hier bezahle nach dem Wechsel Course. 6) Unser hiesiger Freund Mr: Reinhold hat ein Memorandum beygelegt von Büchern, die er gern aus der ersten H a n d haben mögte. 19 Es wäre auch gut, wenn eine Quantitaet von der Arzeney zugleich an denselben mit käme. Er meinet es wäre die schönste Gelegenheit, solche Sachen in einer Kiste mit einem Missionario für Philadelphia herein zu bekommen, und wolte es constant bezahlen, so bald es arrivirt. Die hier am besten abzusetzende Arzeney, wäre a) Ess[entia] dulcfis] b) pulv[is] vitalfis] c) polychrfestae] pill[ulae] und insonderheit die Miltz Ess. Antihypocond[riaca], So eben da dieses schließe komt Mr: Reinhold zurück und bittet nebst den aufgezeichneten Büchern aus a) Ein Wochen = Blatt, genant Der Mensch, soll in 12 Octav Bänden bestehen, zu Halle bey Mr: Gebauer gedruckt seyn.20 b) Eine in den vorgemeldten 11 oder 12 Theil versprochene Schrifft aus dem Natur = Reiche, c) Des Rabeners 4Theile seiner
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Die Briefe des Jahres 1764
Satyren.21 Er sagt, es wäre nichts in den vorgemeldten Büchern wieder die Christliche Religion, sondern viel mehr ein Saltz22 wieder das faule Fleisch der heutigen Spötter, und abgeschmackten Nahm = Christen. Es sollen die Neuländer solche Schrifften von Franckfurt mit in dieses Land gebracht haben. Ew. Ew. Hochw: Hochw: unnützer Knecht Mühlenberg. PS. Der bey gelegte Beruf23 für einen zweyten Prediger stehet hier in Philadelphier Kirchen = Protocoll originaliter, und auch unter schrieben, wenn ja nach diesem noch eine Copie folgen solte. Reinschrift in AFrStIVC 12:20 S. 167—170. Auch in HD S. 1210—1212. Als Auszug mit der irrtümlichen Datumsangabe„19. März, 1764"in HN1 S. 1187f. undHN2 Bd. 2 S. 583f. abgedruckt. 1
= Nr. 314. — In der Sitzung des Kirchenrats am 19. 11. 1764 wurde die Berufung nach längerer Diskussion schließlich gutgeheißen. (Vgl. Protokollbuch S. [33 — 35]; PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 471f.;Tappert II S. 148f.). 2 Vgl. Mt 7,3—5; Lk 6,41f. 3 Mit den Bemerkungen unter Punkt 2) bezieht sich Mühlenberg auf die Schmähschrift Jacob Bayerlesvom 12.11.1764. Vgl. dazuNr.317. 4 Vgl. Nr. 306 Anm. 28. 5 Vgl. Mt 20,3. 6 Ovid, Amores 111,4,17: „Ständig drängen wir hin zum Verbotenen, wünschen Versagtes." 7 Bernhard Michael Hausihl. - Vgl. Nr. 307 und Nr. 311. 8 Ähnlich äußert sich Mühlenberg im Tagebuch zum 13. 8. 1764: „Wie ich erst vor beynahe 3 Jahren herunter zog, da war die Gemeine über 3 tausend Pfund schuldig. Bey der nächsten Rechnung werden etwa noch 13 oder 14 hundert Pfund Schulden übrig bleiben; so daß die erste Kirche ziemlich außer Gefahr ist, und eine Gemeine fortgepflantzet werden kan. Ich werde mich nicht mit neuen Bauwesen und Schulden einlaßen, weil ich schon über die zwantzig Jahre mich kümmerlich bey solchen Bauen und Bauen beholffen, und zuletzt von den undanckbaren übel belohnt werde, wenn sie ein wenig aus den Schulden heraus sind." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 395; vgl. Tappen IIS. 109). 9 Vgl. Mk 4 , 3 0 - 3 2 . 10 Vgl. Spr 30,32. 11 Vgl. l . P e t r 5 , 4 . 12 Vgl. Eph 1,14. 13 Jes 30,15. 14 Vgl. Nr. 312 unter Punkt 7. 15 Vgl. Nr. 308. 16 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 347. 17 Vgl. z. B. Ps 7,10; Jer 11,20. '8 Vgl. Nr. 312 S. 215 mit Anm. 29. 19 Vgl. Nr. 312 unter Punkt 6). 20 Der Mensch, eine moralische Wochenschrift, hg. von Sam. Gotth. Lange und G. Friedr. Meier, Teil 1 — 12, Halle: J. J. Gebauer, 1751 — 1756. Eine zweite Auflage erschien in vier Bänden von 1764—1767. 21 Gottlieb Wilhelm Rabeners Sammlung satyrischer Schriften. Mit allergnaedigsten Privilegien, Leipzig: Johann Gottfried Dycks, 1751 —1755. 22 Vgl. Mk 9,50 par.; Kol 4,6. 23 = Nr. 314. Vgl. Protokollbuch S. [ 2 9 - 3 1 ] ,
Nr. 313/314
19.11.1764
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314. M. und der Kirchenrat von Philadelphia an [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen] Philadelphia, 19. 11. 1764 Im Namen der Heiligen Drey Einigkeit Amen! Nach dem durch den seligen Abschied Sr: Wohl Ehrw: Herrn Johann Friederich Handschuchs 1 , die zweyte Prediger = Stelle an unserer Evangelischen Gemeinde deutscher Nation, in, und um Philadelphia, zu der St Michaelis = Kirche gehörig, ledig worden, und vermöge der in der Gemeinde vest gesetzten Kirchen = Ordnung 2 , dem Gemein = und Kirchen = Rath pflichtmäßig oblieget, daß Sie mit Rath der ältesten Lehrer vom Vereinigten Rev[erendo] Ministerio und Zustimmung der mehresten Gemein = Glieder für die treue Besetzung des allerwichtigsten Seelen = Amtes sorgen, und insonderheit solche Seelsorger erbitten und beruffen sollen, die nach § 11. capitis l mi „wohl geprüfft, rechtmäßig geordinirt, in der Evangelischen Lehre lauter, und im Leben und Wandel der Lehre gemäß und erbaulich sind".3 Und da demzufolge, der besagte Gemein = Rath am 22sten October A[nni] c[urrentis] im Beysein derer zwey ältesten Lehrer vom Vereinigten Ministerio, nach ernstlichem Gebet zu dem Herrn der Erndte 4 , den einmüthigen Schluß gefaßt, und protocollirt, daß Sr: Hochwürden Königl: Herr Hofprediger Ziegenhagen in London, und Sr: Hochwürden Herr Director der Glauchisch = gesegneten Anstalten, Inspector des Saal = Creißes und Lehrer der Evangelischen Universitaet Halle, Herr Gotthilff August Francke, als unsere ersten Wohlthäter und Väter, denen unsere hiesigen Gemein Umstände vom Anfange her bekant sind, um einen solchen zweyten Prediger und Seel = Sorger kindlich ersucht werden sollen, und solcher Schluß auch von den Gemein = Gliedern nicht wiedersprochen, sondern gebilliget worden 5 ; So bitten, ersuchen und bevollmächtigen wir unterschriebene Trustees, Alteste und Vorsteher Sr: Sr: Hochw: Hochw: Herren Ziegenhagen und Francken durch dieses Gegenwärtige, Hochgedacht Dieselben wollen um Christi und so vieler Seelen willen, einen solchen zweyten Prediger und Seelsorger für unsere besagte Gemeinde, beruffen, bestimmen und mit gehörigen Zeugnißen unter Gottes Gnädigstem Schutz und Geleite anhero senden. Und da uns nicht nur vermöge Christi unsers Herrn und seiner Apostel Befehl, sondern auch vermöge der in der Gemeinde vest gesetzten Kirchen = Ordnung oblieget, für hinlänglich = leiblichen Unterhalt der Diener Christi am Evangelio zu sorgen, so berichten wir hiemit, daß in Krafft eines protocollirten Gemein Rath Schlußes vom 22sten October und 2ten November: 6 ein solcher zweyter Prediger und Seelsorger soll von der Gemeinde und Kirche zu genießen haben: a) freye Wohnung in dem vor wenig Jahren neu angelegten, ansehnlichem Schul = Gebäude b) frey Feuer = Holtz, und c) jährlich sechzig £ hiesiges gesetzmäßig = und gangbaren Geldes, welches nach Deutschländer Art bey vier hundert Kaiser = oder Rheinische Gulden beträgt; wobey der Gemein = Rath nach Befinden der Nothwendigkeit, nicht
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ermangeln wird, besagtes Salarium mit Genehmhaltung der ordentlichen Gemein = Glieder zu erhöhen, je nach dem die äuserlichen Umstände in der Gemeinde sich beßern werden. Solches alles überhaupt und jedes insonderheit, bekräfftigen wir mit unserer eigenen Hand und Unterschrifft im öffentlichen Gemein = Rath, so geschehen zu Philadelphia, in der Provintz Pennsylvania den 19ten November 17647 Henrich Mühlenberg Johann David Seckel Henrich Keppele Lorentz Beck Jacob Gräff der alt Henrich Böckle Adam Weber Adam Krebs Andreas Boßhart David Schäffer
Martin Rau Jacob Frey Peter Dreß Johann Henrich Krauß Johannes Kühn Henrich Schwalbach Andreas Bertsch Georg Adam Pfister Johann Andreaß Mayer Johann Philipp Alberti Christian Danecker
Reinschrift in AFrSt IVA 4: S. 2—5; LC Abt. HIV Fach A Nr. 9 S. 2—Auch im Protokollbuch S. [29—31], Mühlenberg hatte den Text bereits am 13.11.1764 verfaßt. (Vgl. PM 95 A Nr. 9 1 763 — 64 S. 468; AFrSt IVH19 S. 42; HD S. 1210—1212; TappertHS. 147). 1 2 3 4 5 6
7
Handschuh war am 9. 10. 1764 gestorben; vgl. Nr. 3 1 2 m i t A n m . 3. Die Kirchenordnung vom 18. 10. 1762; vgl. das V o r w o r t von Bd. I I S . X X V - X X X I V . Zitat aus Kap. I § 9 [!] der Kirchenordnung. Vgl. H N 1 S. 965; H N 2 Bd. 2 S. 437. M t 9 , 3 7 f . ; L k 10,2. Vgl. Nr. 313 Anm. 1. Mühlenbergs Sitzungsprotokolle sind erhalten im Protokollbuch S. [23—28] sowie in PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 450f. und 458f.; AFrSt IV H 19 S. 28f. und 3 5 - 3 7 ; H D S. 1954 und 1961 —1963; H N 1 S. 1177f. und 1179; H N 2 Bd. 2 S. 577f und 578;Tappert II S. 139 und 142f. Für die Zeit bis zum 22. 11. 1764 ( = Nr. 315) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags den 20sten Novembr. . . . schrieb Briefe ins Land . . (PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 472; vgl. Tappert II S. 149). (2) „Mitwochs den 21 Novembr: war wohl der mühsamste T a g von vielen, weil es hieße, das Schiff würde abgehen. Ein und andere trieben, daß ihnen Briefe an die ihrigen nach Deutschland schreiben müste, andere begehrten T a u f f = , T o d t e n , Copulir = Scheine: Die Collectanten aus Whitemarsh begehrten Briefe: Krancke Kinder musten getaufft, Krancke besucht werden. N o c h mehr Briefe zu verfertigen: Abends Besuch von dem H . Bürgermeister aus Lancaster mit 4 Ältesten aus Yorktown. Von 7 bis 12 U h r Nachts war ein alter Freund [Vigera?] bey mir, der folgende Schrifften in ein Paquet packte und versiegelte, nemlich überhaupt, und Stückeweise wie folget: 1) Mein Journal vom 9 October 1764 bis auf den 18 Novembr: a[nni] c[urrentis] [ = AFrSt IV H 19] worin a) der Abschied des sei. H n . H[an]ds[chuh] b) sein extrahirter Lebens = L a u f f c) sein Begräbniß d) die Leichen = Rede, und e) die Rathschläge wegen eines zu beruffenden zweyten Predigers etc. etc. enthalten. 2) Zwey Bogen an Hochwürdige Väter in London und Halle datirt d 12 Novembr. a.c. [ = Nr. 312] 3) Ein Berufs Instrument [ = Nr. 314], ein Brief dabey an Hochw. Vater dat: 19 und 20 N o v : [ = Nr. 313] a) ein Brieflein von der Fr[au] Witwe Handschuch b) ein Brief von Mr: Ramminger an seinen Bruder in London c) ein Brief
Nr. 314/315
19. 11./22. 11. 1764
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von der Mühibergin an die Gnädige Frau Franckin [Nicht erhalten. Die Antwort Eva Wilhelmine Franckes ist erhalten in AFrSt IV B 6 : 3 S. 7—10.], und in denselben geschloßen ein portugisisch Scherflein für die Mühlbergischen 2 Knaben, ein Brief beygelegt an Peter und einer an Fried: Aug: und Heinrich M. wie auch ein Brief an unsers Chirurgi Martins seinen Vater bey Berlin." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 472f.; vgl. Tappert II S. 150).
315. J. M. Boltzius an M.
Ebenezer, 22. 11. 1764
Eben Ezer den 22 Novembr: 1764 Vor einigen Tagen, nemlich den 17 huius hatte ich das unverhoffte Vergnügen von dem werthen Herrn Whitefield einen erbaulichen und erwecklichen Brief zu empfangen, den er kurtz vor seiner Abreise aus Philadelphia, nemlich am 15 October geschrieben, und darin gemeldet hat, daß er hoffe gegen Weynacht in Georgien, und in seinem lieben Bethesda oder Waisenhause zu seyn.1 In diesem Briefe, bediente er sich auch dieses Ausdrucks „Mühlenberg arbeitet gantz unermüdet — H . Handschuch ist gantz sicher angelandet — Ich habe selbst seinem Begräbniß beigewohnet — " Aus welchem letzten Ausdrucke, ich erst hinlänglich merckte, was er durch die glückliche Anlandung verstand, welches mir in E: W. Ew: werthesten Briefe vom 16 passato 2 welcher einige Stunden darauf, zu meinen Händen kam, deutlich und umständlich erkläret, und meinem Hertzen zu Nutze gemacht wurde. Es ist mir die betrübte Nachricht von des seligen Mannes Abnahme seiner Leibes = Kräfte etc. seine schmertzhafte Kranckheit, und darauf erfolgtes frühzeitiges Ende, wie auch die Hinterlaßung einer betrübten, vermutlich, leiblich armen Witwe, und 4 unerzogenen Waisen, so nahe gegangen, daß ich nicht umhin gekont, mein betrübtes kummervolles Hertz in unserer sontäglichen Wiederholungs = Runde, vor der Gemeine, und vor unserm Herrn, von dem alle Hülfe komt, auszuschütten, und derselben — vornemlich aber mir — ihren gantzen, erbaulich abgefaßtem Brief, zu Nutze zu machen, und zwar unter andern zu dem Ende, daß wir alle, durch so vielerley betrübte Umstände zur hertzlichen Fürbitte für Sie, theurer Bruder, und ihre nun vermehrte Amts = Geschäfte, und so dann auch für die liebe Frau Witwe und ihre liebe Waisen, desgleichen auch für Ihre Wertheste, mit allzugroßer Amts = Arbeit und Strapatzen beschwerte Amts = Brüder, aufs neue ermuntert würden, da wir ihnen auf andere Weise nicht zu Hülfe kommen, oder etwas zu ihrer aller Trost beytragen können. Unter dem Lesen der Nachricht von dem Magnifique eingerichteten Begräbniße dieses frommen und getreuen, vor der Welt aber verachteten Knechtes Gottes, fiel mir die sehr schöne Anmerckung des Autoris des Begräbniß Liedes: Als Gottes Lamm und Löwe 3 etc. etc. in dem Vers: ein also weiß Gott die Seinen, im Creutz in achtzunehmen, und die es böse meinen, zu rechter Zeit zu zähmen. Das Wüten nimt zuletzt ein End, und wenn die Unschuld genug geschändt, so find sich der sie ehret. Dabey ich mich nicht nur der Anfangs
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Die Briefe des Jahres 1764
sehr geschändeten, hernach aber reichlich geehrten Hallischen alten, lieben, theuren Väter, deren erbaulich = und gesegnetes Ende ich auch erlebt, sondern auch des sich zu Tode gearbeiteten und gegrämten theuren Herrn M. Schadens 4 in Berlin, zu meiner theils Beschämung, theils Ermunterung, erinnert habe, der von seinen blinden und undankbaren Zuhörern im Leben sehr verachtet und verlästert, und auch im Tode mit Beschimpfung bey seinem veranstalteten Begräbniß bedrohet, aber doch durch Gottes besondern Fügung, zum Verdruß seiner Wiedersacher, mit Ehren begraben worden, auch seine Andencken bey guten Seelen, hernach lange im Segen gewesen, wie ich selber weiß, da ich 3 Jahr in Berlin gewesen 5 , und aus der H a n d des Herrn viele geistlich = und leibliche Wohlthaten empfangen habe. Für die liebe Frau Witwe und ihre lieben Waisen, sende ich aus gedachtem Liede den 8 Vers: So soll man Christum ehren / : in seinen Gliedern conffer] Matth: 25,34 bis 40. :/ wenn Er nun liegt darnieder: Wir sollen balsamieren Ihn und sein arme Glieder; die unbekleidten wickeln ein, und die so gantz verlaßen seyn. Der Hocherbarmende und Hertzenlenckende Heiland, der in dem bald zu betrachtenden Evangelio am 1 Advent seine Hertzenslenckende Kraft zum Trost seiner Jünger und Nachfolger auf gar mannicherley und sonderbare Weise erwiesen, wird ja auch einen bisher verborgen gewesenen Nicodemum und Joseph 6 , oder einen Freund Gottes, und seines so gering geachteten und viel gelittenen Dieners Handschuchs zu erwecken wißen, welche von ihren leiblichen Vermögen etwas auf seine arme hinterlaßene wenden werden. Die liebe Frau Witwe mag sich nun im Glauben und Gebet an das ewig fest stehende Sprüchlein: Befiehl dem Herrn deine Wege7 etc. und das darüber verfertigte Lied: Befiehl du deine Wege8 etc. halten, so wird es ihr gewiß nicht an Trost, Rath und Hülffe fehlen; sondern sie wird es zu ihrer Glaubens = Stärckung und vielem Lobe, des wunderbar führenden Gottes erfahren, was der sei. H . P. Sommer 9 zu dem gedachten Sprüchlein aus Psal: 37 gesetzt hat: Auch den allerschwersten Sachen, kan Gott ein gut Ende machen. Item: Wenn schien alles zu zerrinnen, ward doch deiner Hülff ich innen. Tausend, tausend mal sey dir, großer König Danck dafür! 10 Von welchem alle Hülffe komt die auf Erden geschiehet. Er heißt nicht vergeblich ein Vater der Waisen und Richter der Witwen." Und wie sein Name, so ist auch sein Ruhm bis an der Welt Ende 12 , warum nicht auch, bis auf den Auffenthalt der lieben Witwen und ihrer Waisen? Dieses und noch viel mehrers aus der unerschöpflichen Trost = Quelle des theuren Wortes Gottes, ist meine, und meiner lieben Ehegenoßin Stärckung im Glauben, in der Gedult und H o f n u n g , auch wenn mich mein Gott abfodern solte, welches vielleicht bald geschehen mögte, weil ich abgearbeitet, und mit dem neuen Jahre 61 Jahr alt bin.13 Ich wohne noch in dem ihnen bekanten Pfarrhause 1 4 , mit meiner oft kräncklichen Frau, einzigen noch lebendigen Tochter 1 5 und einer alten Witwe, habe weder angelegte Plantage, noch Negers, Knechte, Magd oder eigene Wohnung, weil zu Plantagen = Geschäften und Neger = Haushaltung keine Tüchtigkeit, Zeit und Neigung habe etc. etc. etc. Ich grüße auch Ihre Werthesten Amts = Brüder mit Psal: 90,16,17. J:M.B.
Nr. 315/316
22. 11./23. 11. 1764
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Abschrift unter dem 16. 2. 1765 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764— 65 S. 72 - 74. 1
In der N ä h e von V e r n o n b u r g , Ga. — M ü h l e n b e r g m a c h t e am 20. 10. 1764 einen Abschiedsbesuch bei Whitefield, der am 21. 10. seine Abschiedspredigt hielt und am 22. 10. die Schiffsreise nach G e o r g i a antrat. Vgl. die T a g e b u c h e i n t r a g u n g e n in P M 95 A N r . 9 1763—64 S. 449f.; A F r S t I V H 19 S. 27f.; H D S. 1 9 5 2 - 1 9 5 4 ; H N 1 S. 1176; H N 2 Bd. 2 S. 576f.; T a p p e n II S. 138f. 2 A m 15. 10. 1764 erhielt M ü h l e n b e r g einen Brief von Boltzius, den er offensichtlich am folgenden T a g beantwortete. Vgl. N r . 309 A n m . 2 (3) und die T a g e b u c h e i n t r a g u n g z u m 16. 10. 1764: „Abends schrieb und meditirte." ( P M 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 447; vgl. AFrSt IV H 19 S. 26; H D S. 1 9 5 1 ; T a p p e r t II S. 137). 3 Kirchenlied von Paul G e r h a r d t , zweite Strophe. 4 J o h a n n Kaspar Schade (1666—1698), Freund August H e r m a n n Franckes und seit 1691 D i a k o nus an der St. Nicolai Kirche in Berlin. Er löste durch seine Polemik gegen einen mechanischen G e b r a u c h der Privatbeichte und seine E i n f ü h r u n g der allgemeinen Beichte den Beichtstuhlstreit aus, in dessen Verlauf es zu öffentlichen Auseinandersetzungen kam. 5 Etwa seit 1723 besuchte Boltzius ein G y m n a s i u m in Berlin. Vgl. W i n d e S. 152. " Vgl.Joh 1 9 , 3 8 - 4 2 . 7 Ps 37,5. 8 Kirchenlied von Paul G e r h a r d t . 9 J o h a n n Heinrich S o m m e r (1675—1758); als Verfasser v o n Erbauungsschriften und Liedern bekannt. Vgl. Bd. I N r . 71 S. 313 Anm. 17. 10 Vgl. das Kirchenlied „ W o m i t soll ich Dich w o h l loben" von Ludwig Andreas G o t t e r (1661-1735). 11 Ps 68,6. 12 Ps 48,11. 13 Boltzius w u r d e am 15. 12. 1705 in F o r s t / N i e d e r l a u s i t z geboren und starb am 19. 11. 1765 in E b e n e z e r , Ga. Vgl. N r . 364 Anm. 8. 14 Die Salzburger in E b e n e z e r w a r e n f ü r M ü h l e n b e r g die erste Anlaufstation nach seiner A n k u n f t in Amerika im J a h r 1742. Boltzius sollte ihn ursprünglich in seine G e m e i n d e in Pennsylvania e i n f ü h r e n . Vgl. Bd. I N r . 14 mit Anm. 2. 15 C a t h a r i n a M a r i a ; vgl. W i n d e S . 161,320.
316. An Ch.Jacobiu.
a. in Germantown
Philadelphia, 23. 11. 1764
Geehrter H. Jacobi 1 und übrige Herren Älteste und Vorsteher, nebst hertzlicher Begrüßung wolte folgendes erinnern und fragen 1) Sie wißen, daß unser Mitarbeiter H. Pfr: Voigt nun ein Zeitlang unter Ihnen gedienet und gearbeitet, daß die Kleider verwesen, der Winter herein bricht, daß ihm sein noch übriges was er mitgebracht, vollends gestohlen ist2, daß er seinen Wirth für diaet oder Boarding bezahlen muß, und daß ein Arbeiter seines Lohns werth ist3; folglich wäre es wohl gut und nöthig, wenn die Ältesten und Vorsteher dafür sorgten. 2) Habe verschiedene mal gehöret, als ob bey einer vorhabenden Vereinigung beyder Partheyen 4 Herr Voigt solte mit noch einem andern auf die Wahl gestellet werden. Solches kan aber nicht geschehen, meine werthen Brüder, denn die Prediger sind noch nicht so häuffig hier, daß man zwey zugleich aufstellen solte. Zu dem so hat H. Pfr: Voigt in
230
Die Briefe des Jahres 1764
seinem Beruf aus Europa Anweisung auf die ersten und ältesten Gemeinen, so wol auf Philadelphia, Providence, und Hannover als Germantown und kan da arbeiten, wo es am nöthigsten ist, und wo sie Anstalt zu seinem Unterhalt machen. Wenn demnach geliebte Brüder finden, daß er nicht von beyden Partheyen begehret wird, und daß sie lieber einen haben wollen, der nicht von der Universitaet Halle gesandt sey, so ist mirs eben so recht. Denn ich wolte keineswegs die Wiedervereinigung beyder Partheyen verhindern. Auf diese Weise müsten sich beyde Partheyen, wenn sie zusamen treten, mühen, und nach der Kirchen = Ordnung, solche Prediger, die rechtmäßig geordinirt sind, ein nach dem andern einladen, und einen jeden eine Gastpredigt thun laßen, und denn urtheilen, wer sich am beßten für die Gemeine schickte, und wer den Beruf annehmen solte. Von denen unpartheyischen, welche keine Hallenser, und doch mit uns in Freundschaft stehen sind 1) Sr: W. Ehrw: H . Pastor Gerock in Lancaster 2) H . Pfr. Schwertfeger in Friedrichstown 3) H Pfr. Hausile in Easton 4) H . P f r : Schertlin in Macunshy 5) H . Pfr: Stöver an der Swatara 6) H . P f r : Weygand und Bager in Neuyork 8) H . P f r : Riess in Rheinbeck und Camp 9) H . P f r : Hornell in Yorktown 10) H . P f r : Brycelius in Neugermantown 11) H . P f r : Graaf in Hackensack 12) und H . P f r : Hartwich. Nach der Kirchen Ordnung müßen die Trustees, Alteste und Vorsteher einer jeden Gemeine fragen und Prediger beruffen, und mit Consent der Gemeine annehmen weil ich hier in Philadelphia gantz allein eingeschrenckt, bedingt, und zum Landreisen nunmehro untüchtig bin, und [m]eine lieben Väter aus Europa in ihrem letzten Briefe geschrieben 5 , daß die jüngern Pfarrherrn die Landreisen für mich thun Sölten so ist es nöthig, daß H . Voigt mit nächstem eine Reise nach Providence und Hannover thun, und in Hannover am 2ten Advents Sontage Gottes = Dienst halte. Wenn Sie es verlangen, so kann der H . Helffer Buschkerk für H . Pfr: Voigt den Advent in Barrenhill und Germantown predigen. Ich erwarte eine kleine Antwort 6 , und grüße Ihre Werthe Familien Philad. d 2 3 N o v : 1764.
H : Mb. 7
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 91 763 — 64S.4 75f. 1
Christoph Jacobi. Vgl. die Tagebucheintragung zum 15. 11. 1764 in P M 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 4 6 9 ; . T a p p m II S. 148. 3 Vgl. Lk 10,7. 4 Die Partei Philipp Heinrich Rapps und die beim Vereinigten Ministerium verbliebene Gemeinde. 5 Vgl. Nr. 286 S. 148. 6 Nicht zu ermitteln. 7 Für die Zeit bis zum 28. 11. 1764 ( = Nr. 317) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 23 Novembr:. .. Weil es mir aber unmöglich, daß ich von Philadelphia weg gehe, und auch die Kräffte nicht, und dazu von H o c h w : Vätern Erlaubniß habe, es meinen jüngern H e r r n Brüdern zu committiren, und H . P f r : Voigt mir einige Umstände in Germantown 2
Nr. 316/317
23. 11./28. 11. 1764
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schrifftlich eröfnet; so schrieb heute Abend an H. Voigt und auch den nahestehenden Brief [ = Nr. 316] an unsere Ältesten und Vorsteher in Germantown, schloß auch einen mit ein, an die Gemeine in Upperdoublin." (PM 95 A Nr. 9 1763 - 64 S. 474; vgl. Tappert II S. 151). (2) „Montags den 26 Novembr:. . . Empfieng einen Brief vom H. Pfr: Voigt aus Germantown, ferner einen Brief von einem Diacono [Friderichs] an den blauen Bergen wegen Gemein = Umständen." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 478; vgl. Tappert II S. 152).
317. Antwort an ].]. Bayerle
Philadelphia, 28.11. 1764
Ehrsamer Freund Mst r Jacob Beyerle1 Er hat am 19.ten Novembr 1764. eine Schrifft 2 an den Kirchen = Rath der Evangelisch = Lutherischen Gemeine in Philadelphia übergeben laßen. Die Schrifft ist auch im besagten Rath laut gelesen worden. 3 Der Inhalt ist theils ein Unterricht wie sich der Kirchen = Rath nach seiner Vorschrifft verhalten müße, theils eine hefftige Klage, und zugleich auch Verurtheilung und Verdammung eines von ihm so genanten Hallenser Ministerii und insonderheit des Mühlenbergs. Was den Ehrsamen Kirchen = Rath angehet, so hat derselbe eine öffentlich = gemachte, unterschriebene und bestättigte Kirchen = Ordnung zur Vorschrifft 4 , und ist von der Gemeine ordentlich erwählt und verpflichtet nach derselben das Beste für die Gemeine zu rathen und zu beschließen, und können folglich nicht eines jeden Gemein = Gliedes Meinung zu ihren Maaß = Regeln gebrauchen, sonst müsten sie bey jedesmaliger Session so viele sich wiedersprechende und verschiedene Schlüße machen als Tage im Jahre sind nemlich 365. Ein jedes Glied hat gleiches Recht und Freiheit. Wenn denn nun auch die Hälffte von der Gemeine ebenso, wie Mr Beyerle, ein oder ein paar Mal des Jahrs eine solche Schmeichel, Schimpf und Schmäh = Schrift bey dem Ehrsamen Kirchen = Rath eingäbe, und auch Antwort verlangten, das mögten ohngefehr ein paar hundert betragen; so müste der Kirchen = Rath etwa 10. Lawyers und wenigstens 20. Clercks oder Schreiber halten und salariren, welche Mühe genug haben würden, solche verwirrete Schrifften auseinander zu lesen, den Nonsens zu rangiren und zu beantworten, maßen ein Bogen von solchen verwirreten Schmähschrifften, wenigstens 6. Bögen zur Antwort erforderte. Solche Unkosten können aber weder die Hh r n Trustees, noch Älteste oder Vorsteher ertragen, ihr Salarium wirfft nicht so viel ab. Denn sie dienen der Gemeine um Gottes Willen bey ihrer eigenen Kost, setzen ihre Berufs und Familien Geschaffte offt an die Seite, und wenden ihre von Gott verliehene Gaben nach ihrem Maaß getreulich an. Wenn Mr. Beyerle aber denckt, daß ihre Einkünffte von unerkentlichen Gliedern zu starck und reich seyn mögten, so werden sie es gern mit ihm theilen, denn wird er mit Ehren recht schwartz werden. 5 Der hart verklagte und ohne verhört verurtheilt= und verdamte Mühlenberg, hat zwar weder Zeit noch Beruf, solche Schrifften zu beantworten. Weil aber das Stillschweigen auch übel genommen wird, so ist er genöthiget, wenig-
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stens einen Theil der künstlichen Schrifft aus einander zu wickeln, und nur eine gelinde Probe zu machen, nemlich: Mr. Beyerle schreibt, und zwar wohl überlegt: 1.) Der Kirchen=Rath sey gantz unumstößlich entschlossen, die Kirche gantz abzubrechen, und um ein merkliches zu vergrößern, eine gantz neue zu bauen etc. Antwort: Es ist noch kein solcher Schluß im Kirchen = Rath gefaßet, kein solcher Schluß protocolliret, auch kein solcher Schluß in der Gemeine verkündigt: 6 Wie soll man nun des Mr Beyerle seinen wohl überlegten ersten Satz nennen? eine Lüge? das ist zu grob unter civilisirten Völckern. Es mag für dieses mal heißen Proverb: 30,31. Ein Wind von guten Lenden/ Stehet es aber fein, daß Mr Beyerle einen solchen Windhund unter den gantzen Ehrsamen Kirchen = Rath lauffen läßt? In der Mühle, oder beym Tantz, wo es rappelt, mögte es noch hingehen, aber nicht im Kirchen = Rath. In unserm Lutherischen Concordien Buch, nemlich in D r : Luthers großen Catechismo pag: 712. heißets: Mache aus den Ohren ein Grab und scharre es zu, bis daß dir befohlen werde Richter zu seyn, und von Amts wegen zu straffen.8 Item Sirach 3,24.25. Was deines Amts nicht ist etc. 2.) Mr Beyerle nennet sich a) ein aufrichtig Glied, der reinen Evangelisch Lutherischen Kirche, b) klagt daß er durch das Hallische Ministerium bey vielen in Verdacht gesetzt sey. Dieses sind Sätze, welche nicht ohne gründlichen Beweiß können angenommen, oder beantwortet werden 1.) Er schreibt von einer reinen Evangelisch = Lutherischen Kirche: solcher Gestalt muß denn auch im Gegensatz eine unreine Evangelisch = Lutherische Kirche irgend wo seyn. Antwort:ln der Formula Concordiae pag. 2. stehet, daß die einige Regel und Richtschnur, nach welcher zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und geurtheilet werden sollen, seyn allein die Prophetischen und Apostolischen Schrifften, Altes und Neues Testament etc. 9 Wohlan: Unser H e r r Jesus sagt von den Representatives seiner Kirche J o h : 13,11. Ihr seyd rein, aber nicht alle etc. Er vergleichet seine Kirche im Neuen Testament a) mit einem Acker, der Waitzen und Unkraut hat 10 b) mit einem Fischer = Netz, das gute und faule Fische enthält 11 c) mit klugen und thörigten Jungfrauen etc.12 Unsere ungeänderte Augspurgische Confession lehret Art: 8: die Christliche Kirche sey die Versamlung aller Gläubigen und Heiligen. 13 Dieweil aber in diesem Leben viel falscher Christen und Heuchler seyn, auch öffentliche Sünder unter den frommen bleiben etc. daraus erhellet, daß nur eine Kirche, aber zweyerley Glieder seyn, nemlich ein Theil heißen Unreine, Unkraut, faule Fische thörigte Jungfrauen etc. falsche Christen, Heuchler, und öffentliche Sünder: Der andere Theil: Reine, Waitzen, gute Fische, kluge Jungfrauen, Gläubige, Heilige, und Fromme. Folglich irret M r Beyerle, daß er 2. Kirchen glaubt, nemlich eine Reine und eine Unreine, da doch nur eine Christliche Kirche und 2.erley Glieder sind. Wir müsten ihn also nach der Formula Concordiae verwerffen und verdammen.
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Wer soll aber die Reinen und Unreinen, die Heuchler und Frommen unter scheiden, beurtheilen und richten? Nicht wir, nicht Mr. Beyerle und seinesgleichen sondern wie oben stehet, das W o r t Gottes, und der H e r r Jesus, dem das Gerichte gehöret. Ein jeder Mensch soll und mag sich selber prüfen und richten, aber nicht seinen Neben Menschen. 14 Wie folgt nun Mr. Beyerle in seiner Schrifft dem reinen Worte Gottes, und der Formula Concordiae? Schnurstracks zuwieder. Beweiß: 1.) Er richtet und verwirfft Halle, die von daraus gesandte Lehrer in allen Theilen der Welt: Er richtet gantze Ministeria, und viel tausend Seelen: Er richtet den Kirchen = Rath und die Kirchen = O r d n u n g die er selber mit unterschrieben. Er richtet gantze Gemeinen, und vor allen andern den Mühlenberg. Ich wolte wahrlich nicht wünschen in des armen Mannes seiner Stelle zu seyn, denn er greifft in Christi Amt, er tastet Gottes Aug Apffel 15 , nemlich sein heiliges W o r t und die Symbolischen Bücher unserer Evangelisch = Lutherischen Kirche an. 2.) Anstatt daß er sich nach Gottes W o r t und der Formula Concordiae selber prüfen und richten solte, lobet und preiset er sich selber, maßen er schreibt: Er sey ein aufrichtig Glied von der reinen Evangelisch = Lutherischen Kirche: soll so heißen nach obiger Beschreibung: Er sey in der Christlichen Kirche nicht ein Unkraut, nicht ein fauler Fisch, nicht eine thörigte Jungfrau, nicht ein falscher Christ, nicht ein Heuchler, noch öffentlicher Sünder, sondern ein reiner Waitzen, ein guter Fisch, eine kluge Jungfrau, ein Gläubiger, Heiliger und Frommer. Ich wünsche von Hertzen, es möge so seyn, wenn er nach Gottes W o r t und der Formula Concordiae die Früchte zeigte, denn die Früchten müßen zeugen, von guten und faulen Bäumen. 16 Sein eigen Zeugniß ohne Beweiß gilt nicht mehr, als des orthodoxen Mannes Luc: 18,11. Ich dancke dir Gott, daß ich nicht bin wie andere Leute etc. Ich halte es lieber mit den Gliedern der Christi. Kirche, die an ihre eigene Brust schlagen, und sprechen: Gott sey mir Sünder gnädig! 17 — Wenn er künftig wieder so schreibt, als ob eine reine und unreine Kirche, und er ein aufrichtig Glied von der reinen wäre, so kan ich ihm nicht helffen wenn ihn die Formula Concordiae mit seinem irrigen Lehr = Satz verwirfft und verdammet. Denn in der Formula Concordiae pag. 51. und pag: 243. werden die Irrthümer der Leute verworffen etc. welche sagen, daß dis keine rechte Christliche Versamlung noch Gemeine sey, in der noch Sünder gefunden werden, und wo kein öffentlicher Ausschluß\ oder ordentlicher Process des Bannes gehalten werde.19 Leid wäre mirs, wenn die Formula Concordiae unsern alten Freund Beyerle mit unter die Wieder T ä u f f e r und Schwenckfelder verweisen müste! Kan es aber nicht helffen, denn es stehet rund, lauter und klar pag: 51 und 243. wenn sie pretendiren von einer reinen Kirche zu seyn, von der Kirche die keine Sünder mehr hat. Die Mährischen oder Zinzendoerffer stehen in gleichem Grad, weil sie auch sagen, daß sie aufrichtige Glieder von der reinen Evangelisch = Lutherischen Kirche sind. Ich kan nicht helffen, die Formula Concordiae thut es. Ich wolte ihm dahero aus Liebe rathen, die bedencklichen Worte unsers sei. Lutheri in seinem großen Catechismo pag. 712. wieder seinen Affterreden zu
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behertzigen, wie es heißt: Die da fortfahren und ins Gerichtgreiffen, und wenn sie ein Stücklein von einem andern wißen, tragen sie es in alle Winckel, kützeln und krauen sich, daß sie mögen eines andern Unlust rühren, wie die Säue, so sich im Koth weltzen, und mit dem Rüßel darin wühlen™ Oder wenn ihn dis zu Lutherisch vorkomt, so wolte ihm die herrliche Moral unsers Erlösers anpreisen: Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget, und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden™ Demzufolge thut M r Beyerle viel gescheuter, wenn er die Hallenser nicht mehr ohnverhörter Sache richtet und verurtheilet, wenn er von seinen eingebildet = und sehr gefährlichen Höhen herabsteiget, und noch vor seinem Ende dencket, fühlet und bekennet, daß er zwar ein Glied von der Christi. Kirche unter Gottes Gedult und Langmuth, aber bißhero noch ein unreiner Judas, ein Unkraut, fauler Fisch, thörigte Jungfrau, ein falscher Christ, ein Heuchler und öffentlicher Sünder gewesen etc. Wenn er sich so erniedriget, so kan der H e r r Jesus noch ein reines Glied, einen Gläubigen und Heiligen Christen, und rechten Lutheraner aus ihm machen. Wenn er aber mit seinen Brüdern in der gefährlichen Selbst = Erhöhung bleibet, so wird er einen erschröcklichen Fall thun, und mit Hertzeleid erfahren und sagen müßen, was im Buch der Weißheit Cap: 5,2. bis 17 [steht]. 6) AT Beyerle klagt, daß er durch das Hallische Ministerium bey vielen in Verdacht gesetzt sey: Antwort;Es freuet mich, daß er den alten Mühlenberg und seine Mitarbeiter noch das Ministerium, und nicht Magisterium nennet. Denn wir sind noch immer Diener und Knechte, und noch niemals Eure Meister und Herren gewesen. Was den O r t und Namen Halle betrifft, so solte Mr. Beyerle um mehrere Deutlichkeit willen hinzusetzen daß nicht Halle in Schwaben, nicht Halle in der Grafschafft Hennegau, nicht Halle in Tyrol, sondern Halle in Sachsen zu verstehen sey, allwo, wie ein Würtenberger Geographus schreibt, seit 1694. eine Evangelische Universitaet floriret, wo das vortrefliche Waisenhaus zu sehen, wo die heilige Bibel etliche hundert tausend mal gedruckt, und die berühmte Artzeney erfunden worden. 21 Er könte mir, und allen, die daselbst studiret haben, keinen beßern Dienst thun, als daß er uns Hallenser nennet, und distinguirt. Ist eben so viel, als wenn die Jünger Christi Galilaeer genant wurden. 22 Er hat auch recht, daß er durch das Hallische Ministerium bey vielen in Verdacht gesetzt worden:T)enn er ist eben der Mann der verschiedene Jahre her, die von den hiesigen zerstreueten Lutheranern beruffene und durch Herrn Hoffprediger Ziegenhagen und Herrn Dr. Francke gesandte Prediger zu verketzern sucht, wie seine Schrifften beweisen. 23 Und weil verständige Leute hier im Lande, seine kurtzsichtige Brillen und Maulwurfs = Grillen nicht gebrauchen, sondern mit eigenen Augen, Ohren, Vernunfft und Verstände, die Lehre derjenigen Prediger hören und beurtheilen, und ihren Wandel sehen, die er verleumbdet und verketzert, und finden, daß es nicht wahr ist, wie er redet und schreibet; So ziehet er dadurch von nüchtern und verständigen Leuten, sich
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selber die Verachtung über den Hals, und was das gefährlichste, eine schwehre Verantwortung vor Christi Richterstuhl. Die neugekommene Leute, wißen wenig oder nichts von dem hiesigen Anfang der Sache. Die Alten Verständigen haben mehr davon empfunden. Die zerstreueten Lutheraner waren Anfangs hier, wie der Mann, der unter die Mörder gefallen, verwundet und halb tod lag.24 Es wurde an verschiedene Örter in Europa berichtet. Priester und Leviten wüsten es, giengen aber vorbey, und pflegten zu antworten: Wenn ihr so und so viel Reise Kosten heraus schicket, und euch zu einem hinlänglichen Salario verbindet auf Lebenlang, so wollen wir jemand senden. W o solte es der Arme, ausgezogene, halb todte Mann hernehmen? O wie wohl that es den armen verlaßenen Lutheranern, daß sich die Herren Ziegenhagen, Francke und übrige ihrer annahmen, ihren Zustandt bekant machten, liebthätige Christen zur Hülfe aufmunterten, und ihre eigene Gaben mit beylegten, und unbeschreibliche Mühe hatten. Die übele Aufführung eines hier 1732. herein gekommenen und mit Collecten Briefen zurück gegangenen Predigers 25 von Mr. Beyerles seiner reinen Kirche, machte es stinckend, daß ohnerachtet aller Mühe um Prediger zu finden, sich keiner dazu verstehen wolte, bis endlich der arme, nunmehro von Mr. Beyerle etc. verachtete und verketzerte Mühlenberg, aus seinem Amte in Sachsen überredet wurde, den Beruf hieher anzunehmen 26 und als ein Samariter zu Hülffe zu kommen und sich in tausenderley Noth und Mühe zu stecken. Als Dr: Luther das erste mal nach Worms muste 27 , da wolte Niemand mit, weil sie den Scheiter = Hauffen befürchteten, wie er aber das Eis gebrochen, und die Reformation Beyfall und Ansehen fand, da wolte ein jeder Münsterischer Bauer und Knipperdolling 28 an dem Luther tadeln, und über ihn seyn. So gehets auch hier im Kleinen, daß fast ein jeder Sycophant dem Prediger und Kirchen = Rath seine Winde von guten Lenden 29 mittheilen, und impracticable Gesetze vorschreiben will. Ihr Herren von eurer reinen Kirche, könnet versichert seyn, daß mich euer Verachten, Schelten schmähen, Verleumbten und Verketzern nur desto hertzhaffter und muthiger machet, weil ich weiß an Wen ich glaube und weßen Gnade ich lebe, gewiß nicht eurer Gnade und keines Menschen. So weit der Eingang. Nun folgen des Mr. Beyerles Grund = Sätze nach der Zahl. 1.) Mr. Beyerle versieht sieb durchaus nichts Böses zum Kirchen=Rath, weil der Vorschlag zum Kirchen = Abbrechen und Aufbauen, nicht von ihnen ableinet [abstammt] etc. Antwort: Der Vorschlag zum Kirchen = Abbrechen, und Aufbauen leinet weder von mir, noch von den Trustees, Altesten oder Vorstehern ab. Denn die Sache ist folgender Maßen: 30 Der Kirchen = Rath ward am 22.ten 8br a[nni] c[urrentis] schlüßig, daß am 28.ten 8br. der Gemeine solte kund gethan werden wie daß Sie für nöthig und gut hielten, daß im nächsten Jahr G[eliebts] G[ott] die Michaelis = Kirche vergrößert würde, wenn die Gemeins = Glieder ihrem Exempel folgen und eine erkleckliche Beysteuer zusamen legen wolten, und wer von den Gemein = Gliedern wieder diesen und übrige Schlüße was einzu-
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wenden hätte, der mögte sich am 29 und 30.sten Octobr. vor dem öffentlichen Kirchen = Rath persönlich oder schrifftlich einfinden. Solches wurde der Gemeine öffentl: verkündiget, und fand sich am 29 und 30. 8br. nur ein Glied, das mit ein paar Zeilen eine bescheidene Erinnerung that. Der Kirchen = Rath bestellete darauf den erfahrensten Baumeister Robert Schmied, und ließ die Kirche betrachten, ob was daran gebauet, und sie dadurch vergrößert werden könte? Des Baumeisters Meinung ward am 19. 9br. im Kirchen = Rath referiret, nemlich, es ließe sich nicht füglich was dran flicken, sondern sie müste entweder gantz abgebrochen werden, oder gantz stehen bleiben. Demzufolge behielt sich der Kirchen = Rath vor, die Bau Sache noch weiter zu überlegen und mit der Gemeine zu communiciren. Was halffen nun des Mr. Beyerles seine unnützen Critiquen und verworrene Urtheile von ableinen des Vorschlags und dergleichen]? Es ist mit ihm und seinen Schrifften, wie ein alter Poet saget nemlich: Sie gehen mit Bergen schwanger, und bringen endlich eine lächerliche Maus zur Welt?1 Mr. Beyerle befürchtet eine alte Schmincke, wie der Tittul\ Vereinigte Gemeinde etc. etc. etc. Antwort: Warum kan doch das aufrichtige Glied der reinen Kirche, den Tittul Vereinigte Gemeinde etc. etc. tragen? Ich will ihm aus dem schwehren Traum helffen, und versichern, daß der Titul Vereinigte Gemeinden nicht von mir aufgebracht, sondern er stammet von etlichen Teutschen Lutheranern aus Philadelphia, Neu = Providence und Neu-Hannover her, welche im Jahre 1733. sich mit einander vereinigten, eine Recommendation von dem Herrn Gouverneur aus baten, Reise = Kosten zusamen legten, und 2. Collectanten nemlich einen Samariter 32 , und ein aufrichtig Glied 33 , samt einen aufrichtigen Redner 34 von der reinen Lutherischen Kirche nach Europa sandten, und den Herrn Hoffprediger und andere vornehme Hallenser auf das flehentlichste ersuchten, sie mögten ihre Seelen Noth in Teutschland vorstellen und Hülffe verschaffen etc. Der Samariter kam von Engeland wieder zurück und verließ die 2 übrigen aufrichtigen Glieder von der einen Kirche. Der so genante reine Prediger kriegte blöde Augen und kam gar nicht wieder. In allen den Briefen und Schrifften, welche von den 3. Orten nach London und Halle in Sachsen vor meiner Ankunfft hinaus geschickt worden, stund der Titul und Name von 3. Vereinigten Gemeinden, und so wurde auch mein Beruf auf die 3. Vereinigten Gemeinen gesteh, wie aus den Originalien erhellet. 35 Folglich muß Mr. Beyerle nicht mit mir zürnen, weil die 3. kleinen Gemeinlein sich selber, ohne mein Wißen vereinigt hatten. Was mag aber doch wol die wahre Ursache seyn, warum Mr. Beyerle das Wort, Vereinigte Gemeinden nicht leiden kan? Antwort: Die Ursache liegt nicht in Gottes Wort, nicht in der Formula Concordiae, sondern rühret vom Satan her. Der Menschen und Gottes = Feind hat seinen Namen von 5iaßaAAeiv i. e. durch einander werffen, damit er im Trüben fischen möge. Darum komt ihm der 133. Psalm wol eben so eckelhafft vor, wie dem Beyerle die Hallenser. Er kan auch dem Fürsten der Finsterniß und seinen Schuppen keinen beßern Dienst leisten, als wann er sich mit Hand, Fuß und Mund befleißiget, daß ja die Vereinigung zerrißen und die Teutschen
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noch immer mehr zertrennet werden, damit sie desto eher ihre kostbahre Gewißens = und Bürgerliche Freiheit verliehren. Es giebt noch alte Spanier, welche ausspeien, sich creutzigen und segnen, wenn sie das Wort: Die Vereinigten Nieder Lande hören. Warum? weil die Niederländer sich deswegen vereinigten, daß sie mit vereinigter Krafft das tyrannische und päbstliche Joch vom Halse werffen, und ihre Freiheit gegen ihre Feinde desto nachdrücklicher behaupten könten. 36 Was Mr. Beyerle Num: 2 von erstaunlichen Kosten zum Abbrechen der alten Kirche etc. schreibet, ist an sich selber wahr und recht, aber an diesem Platz unnütz zu erinneren, weil noch nie kein Schluß zum Abbrechen im Kirchen = Rath gemacht worden. Kirchen = und Schul = Gebäude in diesem Lande, und armen Umständen aufzurichten, Gemeinen zu samlen, und nur einiger maßen in Gange und Ordnung zu halten ist ungemein schwehr, mühsam, kostbahr [kostspielig] und langweilig [langwierig], das habe ich selber nebst andern Freunden genugsam erfahren und muß dem Mr. Beyerle recht geben, daß, Abbrechen desto gefährlicher sey. Was verständige gut gesinnte Männer in 20. Jahren mit vieler Mühe bauen und samlen, das kan bisweilen von bösen Buben in einem Jahre, Monath, Wochen oder Tage durch Feuer und andere schädliche Werkzeuge angezündet, verbrannt, verwüstet und zerstreuet werden. Wehe aber solchen unglücklichen Menschen Kindern! Wir haben ein lebhafft Exempel an Germantown. 37 Einiger Holtzhauer kan ein Gebäude abbrechen und verwüsten, aber nicht so bald bauen. Wenn ich in des Mr. Beyerle seiner Stelle und mir bewust wäre, daß wenig oder nichts werth zu der Michaelis Kirche gegeben, und zu einer Neuen geben könte, und daß man auf meinen Credit weder eine Alte abbrechen, noch eine Neue bauen dürffte, so wolte ich nur die jenigen sorgen laßen, welche dazu erwählet sind, das Beste zu rathen, wolte mich der unnöth = und unnützen Sorgen entschlagen, und mich um mein eigen Hertz und Haus bekümmern. Wem nicht zu rathen, dem ist nicht zu helffen. 38 Num: 3. in Mr. Beyerles Schrifft, ist ein verwirreter Chaos von alten und neuen Lästerungen und unverschämten Affterreden. Er muß folgende Aufbürdungen vor einigem unpartheyischen Gerichte, mit unverwerflichen Zeugen und Zeugnißen beweisen, sonst bleibet er schuldig und strafbar vor Gott und der Obrigkeit: 1.) daß es dem Hallischen Ministerium nicht um die Fortpflanzung der reinen Evangel. Lehre zu thun sey: 2.) daß sie wegen Germantown die abgezogene Larve und alte Schmincke wieder anzuziehen trachten: 3.) daß ihr Zweck und Gesuch, der ungeändert Augspurgischen Confession, und Formula Concordiae, wie auch andern Universitaeten in Europa zum grösten Nachtheil gereichen etc. Dieses sind starcke, wichtige, und gefährliche Beschuldigungen. Wenn ich zum Exempel in diesem Lande, heimlich unter dem Volck sagte und öffentlich an einen gantzen Kirchen = Rath schriebe, daß der Jacob Beyerle a) unehlich
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gebohren b) in seiner Jugend gehuret und gestohlen c) daß er den Staub = Besen und Brand = Merck bekommen 39 , d) daß er dem Galgen entlauffen, und hier im Lande solche grobe Laster fortgesetzet e) daß er heimlich jemand ermordet etc. etc. Das wären heßliche und gefährliche Beschuldigungen welche aber nur seine einzelne Persohn und Familie angiengen. Was dencken verständige Leute, wie Mr. Beyerle mit mir angehen und verfahren solte? Würde er mich nicht vor der Obrigkeit und Gerichte zum Beweiß und Gut machen meiner Aufbürdung anhalten? Ja, er hätte Recht dazu, und seine Familie könte es fodern. Wie viel höher und wichtiger sind aber des Mr. Beyerles seine Beschuldigungen? Sie betreffen nicht allein meine elende Person, Character, zeitlich Gut, Leib, Leben und Familie etc. sondern etliche tausend Seelen in Pensylva: Carolina, Georgia, Maryland, Jersey, Neu = York welche innerhalb 22. Jahren mit falscher Lehre wieder die ungeändert Augspurgische Confession und Formula Concordiae, nach seiner Beschuldigung soll verführet haben. Sie betreffen die Universitaeten nemlich Goettingen, Jena und Halle, wo ich studirt habe, und das Consistorium in Leipzig, das mich geprüffet und geordinirt hat: Es betrifft die Lehrer die mich hieher gesandt und alle fromme liebthätige Christen, die ihre Gaben und Scherflein zum Behuf der Mission beygelegt, ja es betrift die Gemeinen selbst, die mich angenommen, und so lange unter sich geduldet haben. Was ist nun zu thun Mr. Beyerle? Er hat in seiner offenen Schrifft mich beschuldiget, daß ich nicht die reine Lehre fortpflantzte, daß ich und meine Collegen, der ungeänderten Augspurgischen Confession, der Formulae Concordiae, wie auch andern Universitaeten in Europa, zum grösten Nachtheil angehen. Ich fodere mit Recht, daß er diese seine öffentliche Beschuldigung hinreichend, gründlich und klar, mit unverwerflichen Zeugen und qualificirenden Zeugnißen, vor einigem unpartheyisch = authorisirten Foro oder Gericht beweisen und gut machen muß. Ich stelle ihm frey, einige Protestantisch, unpartheyische Universitaet in Europa, oder einig Consistorium in Schweden, Dännemarck, Teutschland, oder America zu erwählen, und daselbst seine Klagen anzubringen und gründlich zu beweisen, und zwar auf Unrechts Kosten. Es ist in allen ordentlich = protestantisch = Geist = und Weltlichen Gerichten die Regel, ut et audiatur altera Pars, nemlich sie richten nicht sofort, sondern hören erst des andern Wort. Der Teufel hat hier lange genug im Trüben gefischet, es soll mich recht erfreuen, wenn einmal alles ans Licht komt. Mr. Beyerle muß ferner seine Commission und Vollmacht öffentl. aufweisen, daß man sehe, was für andere Universitaeten in Europa, ihn in S r Britanischen Majestaet Americanischen Ländern, zum Attorney, Bischof, Wächter und Richter der Lutherischen Gemeinen verordnet haben? Was ist es aber mit einem solchen Manne als Jacob Beyerle und seines gleichen, die weder Geschick noch Beruf zum Richteramt haben? Wenn man alle Zeit und Kräffte spendirte, 20 Buch Papier vollschriebe, wenn man mit ihm vor alle Universitaeten in Europa gienge, und viele Unkosten anwendete; so würde endlich am Ende der Schluß heraus kommen, daß er ins Dollhaus müste! So erbärmlich es
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auf der einen Seite anzusehen, so lächerlich ist es auf der andern Seite, daß ein Mann sich so versteigt, in Dingen, die er gar nicht verstehet: Ein Mann der den Titul von der Formula Concordiae nicht einmal recht buchstabieren kan 40 , der Gottes Wort nicht nach den Grund = Sprachen verstehet, der wenig weiß, was reine, oder unreine Lehre ist, der bey der ungeändert Augspurgischen Confession, noch immer ein ungeändert und unbekehrt Hertz hat, wie die Früchte zeigen, der seinem eigenen Hause nur schlecht vorzustehen gewust, der will gantze Universitaeten, Ministeria, und tausende von Menschen urtheilen, richten und verdammen, die weiser und beßer sind als er! Die Schuld liegt wohl eigentlich an der Erziehung. Denn man findet bisweilen so gantz außerordentliche Männer, die in der Jugend nicht gebrochen, und in entlegenen Dörffern oder Städlein erwachsen sind. Wenn sie starcke Gedächtniße und Phantasien haben, so lernen sie von dem Hrn. Magister und Schulmeister, die streitigen Punckte in der Lehre, damit sie alles verwerffen und verdammen was nicht in ihr Dorf und Kirchspiel gehöret. Von dem Ehr und achtbahr = gestrengen Herrn Schultheiß lernen sie die Reichs = Gesetze und römischen Monathen, von dem Herrn Amts = Verweser und Keller [Kellermeister], die Diaet und Gesundheits Regeln, von dem Jäger, das Hetzen und Vestmachen, von dem Schäffer die Anatomie, von dem Küh = Hirten die Astronomie oder den Himmels = Lauf, von des Müllers seinen Last = Trägern eine tieffe Einsicht und Gravitaet, von dem Herrn Büttel und Schütz [Polizeidiener] die Unbarmhertzigkeit, und in den Spinne Stuben die Philosophie. Wenn solche Helden denn in die neue Welt kommen und warm werden, so gnade Gott die armen Prediger welche unter ihre Jurisdiction und handveste Einsichten gerathen. Denn sie wollen Staat und Kirche reformiren nach ihrem mitgebrachten Model. Was nun Prediger, oder auch sonst müßige Leute sind, die gern Brodt und Amts = Titul haben wollen, die bücken und krümmen sich unter des Herrn Bettel Vogt seine Protection 41 , geben ihm seine gebührende Ehre und Veneration, oder machen in frölichen Stunden mit, so erlangen sie gleich den Titul als reine Lehrer von der ungeänderten Augspurgischen Confession und der Formula Concordiae und eine Anwartschaft, entweder auf vacante Plätze, oder an solche Gemeinen, wo ordentlich beruffene Prediger stehen, die man Hallenser nennet, weil sie nach Gottes Wort und Symbolischen Büchern, die der Welt eckelhaffte Lehre von Buße, Bekehrung, Rechtfertigung und täglichen Erneurung ernstlich treiben. Es war vor etlichen Jahren ein solch aufrichtig Glied von der reinen Evangelisch = Lutherisch so genanten Kirche, der schlug im Zorn seine Ehe = Frau mit einer Bibel, wo die Symbolischen Bücher hinten angebunden auf den Kopf. Wie nun die Nachbarn, das Geschrey höreten zu Hülffe kamen, und den Mann zu Rede stelleten, so berief er sich auf seine Orthodoxie, und meinete er hätte Recht, seine Frau mit Gottes Wort, mit der ungeändert Augspurgischen Confession und Formula Concordia zu straffen. Dis geschähe in Neu = York und sind noch Zeugen am Leben. So handvest streiten die niederträchtigen Helden mit der Formula Concordiae, und beschimpffen unsere Evangelische Religion.
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Wegen der Germantowner Sache, hatte ich noch immer die H o f f n u n g , Mr. Beyerle würde nach Gottes W o r t und der Formula Concordiae seine schwehren Sünden und Mißethaten erkennen, bereuen, und bey Christo Gnade und Vergebung suchen. Ich sehe aber in seiner Schrifft N u m : 3 das Gegentheil und bedaure sein verstocktes Hertz, wenn er schreibt: 1.) Er habe im 1753ten Jahre die Germantowner verfallene Gemeine und Kirche wieder auf den rechten Grund gebauet — wie ehedeßen anderstwo — und darüber gantz Christliche, ihrer Formula Concordiae gemäße Articuln gestellet, und den Articuln einen Fluch einverleibet. Er schreibet weiter: 2.) das Hallensische Ministerium und ihre Anhänger, seyn zum Zeichen, daß sie keine wahre Lutheraner, von ihnen abgegangen, und haben in einem Hause, einen eigenen Gottesdienst angerichtet. 3.) Die Berenhiller Kirche, sey zur Unterdrückung der Germant: gebauet worden. 4.) der unschuldige Pfarrer Rapp sey zum Sünden = Bock gemacht. 5.) In Mr Beyerles seinen, der Formula Concordiae gemäß gemachten Articuln, sey ein Fluch enthalten, über die Übertreter. 6.) Mr. Beyerle etc. habe 1753. die Germantowner Kirche a) von dem Sauerteig der Pharisaeer 42 gereiniget: b) sich aufs äuserste befließen, die Kirche mit einem reinen Lehrer bis auf diese Stunde zu versorgen: c) habe auch die Kirche und Pfarr = Haus fast auf freyen Fuß gesteh, und bis 1763. in Ruhe beseßen. In diesen obigen 6. Punckten hat sich Mr. Beyerle recht in Lebens = Größe, nach seiner innern und äusern Gestalt abgeschildert, und deutlich gezeigt, was für ein Geist ihn verblendet, getrieben und verleitet Joh: 8,44. Ich will nur etwas weniges von dem Verlauf der Germantowner Sache anführen, nemlich was landkundig ist, und mit unverwerflichen Zeugen und Zeugnißen hinlänglich bewiesen werden kan. 1.) Der erste Theil von der Kirche, ist von den alten Gliedern etliche Jahre vor meiner Ankunfft für den Evangelischen Gottesdienst, nach Gottes Wort, nach der ungeändert = Augspurgischen Confession und übrigen Symbolischen Büchern erbauet worden. Der Schwedische Pastor, H r . Dylander hat den Grund = Stein dazu gelegt, und das Gemeinlein verschiedene Jahre mit reiner Lehre geweidet. 43 2.) Im Jahre 1743. preßeten und drungen mich die Ältesten, daß ich ihr Gemeinlein mit annehmen, und in den Wochen = und Fest = Tagen mit Gottes W o r t und den heilig. Sacramenten bedienen muste, gaben mir auch die Vollmacht, für mehrere Hülffe zu schreiben. 44 3.) Von 1745. bis 1753. ward die Germantowner Gemeine von denen H r n . Brunnholtz, Heinzelman und Handschue, als dreyen in Europa geprüfft, und von Lutherischen Consistoriis geordinirten Predigern bedienet. Wärend meinem, und der übrigen Prediger ihrem Dienst sammelte und mehrete sich die Gemeine also, daß sie 1746. bis 1749. einen schwehren Bau, zur Vergrößerung der Kirche vornehmen muste, wozu die Gemeinen in Philadelphia, Lancaster,
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Neu = Hannover, Manaquesy, Yorktown und Earltown, wie auch das Hochwürdige Consistorium von Stutgard, auf H . Brunnholtz seine Fürbitte, ihre Gaben gegeben, und mit der Gemein = Glieder ihren Beysteuren vereinigt hatten. 4.) Im Jahre 1752. wurde die Kirche von Sr Hochw. dem Schwedischen Herrn Probst Acrelius 45 im Beyseyn vieler Lutherischen Prediger, öffentl : vor etl. hundert Zeugen eingeweihet. Da nun die alten und mitlern Glieder der Gemeine, vom Anfange her bis dahin, ihren sauren Schweiß und Blut an die Kirche gewandt, und die obbesagten Vereinigten Gemeinen ihre Liebes = Gaben mit beygelegt, ja, da die Altesten, Vorsteher und ihr ordentlicher Lehrer unbeschreibliche Mühe gehabt, und die Gemeine ihr Eigenthum in Ruhe besitzen, und ihre Seelen erbauen solten Siehe! N[ota] B[ene] Da traten Mr. Beyerle und seine Bey Arbeiter auf, nemlich als die Gemeine von H r . Pfr. Dylanders Zeit an, bis dahin bey 15. Jahre Friede und Ruhe gehabt, und alles fertig war, NB. Mercke wohl auf, was Mr Beyerle schreibt: Zu der Zeit bauete er die verfallene Gemeine und Kirche auf den rechten Grund. Wie, und womit hat denn Mr. Beyerle, die verfallene Gemeine und Kirche auf den rechten Grund gehauet? Antwort: Mit des Satans seinen gewöhnlichen Waffen nemlich mit Lügen und Lästern. 1.) Die meisten Altesten und Vorsteher, wurden zur Danckbarkeit als Schelme und Kirchen = Diebe unter dem gemeinen Volck blamiret 46 , und die Prediger falscher Lehre beschuldiget. Dieser in der Hölle gemachte Sauerteig, versäuerte fast den gantzen H a u f f e n , so daß vom Sontage zu Sontage, die ärgerlichsten Versündigungen geschahen und dadurch allen mißgünstigen Partheyen im Lande das Maul zum Hohngelächter aufgesperret wurde. 2.) Die noch übrigen Trustees, Altesten und Vorsteher, gedachten sich in dem Gedränge zu helffen, und hatten nebst dem H n P f r : Handschue einige Articuln gemacht, die ich nicht mit Augen gesehen, noch weniger angegeben. 3.) Als ich endlich im Winter 1753. herunter geruffen wurde nach Germantown, um daselbst zu predigen, und im Pfarrhause hörete, daß beyderseits Partheyen mit Articuln schwanger giengen; so erklärete mich gegen George Happel und etliche andere, und sagte, daß sie beyderseits mit ihren Articuln zu weit giengen, sie solten nicht Ohl ins Feuer gießen etc. Ich richtete meine Predigt auf Frieden. Der Gottes = Dienst war noch kaum geendiget, so gieng auf der Orgel ein erschröcklich groß Maul auf, das da lästerte, und die Hallenser Prediger, samt den Altesten und Vorstehern unverhörter Sache schmähete und verdamte. Ich hörete solches mit Gelaßenheit an, und aus.47 4.) O b nun wohl etliche Altesten und Freunde riethen, daß man die Obrigkeit und Gesetze gegen solchen sündlichen U n f u g gebrauchen solte; so rieth ich doch das Gegentheil, und sagte, daß weder ich, noch meine Amts = Brüder, uns jemalen der Germantowner, noch andern Gemeinen aufgedrungen, und daß ich nicht um Kirchen balgen, fechten, oder die Weltliche Obrigkeit beschwehren, sondern lieber mit meinen Amts = Brüdern, abtreten, und an solchen Ör-
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tern dienen wolten, wo wenigstens äußerlicher Friede und Einigkeit wohnete. Ich ließ solches dem Mr. Beyerle und seinen schäumenden Beyarbeitern wißen, empfing darauf ein herrlich Zeugniß von wegen unsers geführten zehen jährigen Amtes, zum Abschiede datirt d. 12ten Febr. 1753.48 und gab denen aufgestiffteten Männern, meine im Jahre 1743. empfangene Vollmacht zurück. Hier muß man gewiß des Mr. Beyerle sein NB. NB. machen nemlich, am Sontage hatte er mich und meine Amts = Brüder vor der öffentl. Gemeine verketzert und verdammet, und gleich darauf am 12. Febr. gab er uns das allerbeste Zeugniß von seinen Mitarbeitern unterschrieben welches wohl aufgehoben ist. 5.) Wir Prediger waren nun wieder ehrlich erkläret, durch das Zeugniß, aber die Armen Ältesten und Vorsteher lagen noch unter der Blame [Beschuldigung], als ob sie die Kirche betrogen und bestohlen hätten, bis kurtz darauf eine öffentl. Versamlung angestellet ward, wo Esq. Jones als Justice und Mr. Lehman als Clerck gegenwärtig 49 , und wo die Rechnungen durchgesehen wurden, und sich fand, daß der Prediger, Alteste und Vorsteher, aufrichtig und redlich gehandelt, davon wir das öffentl. Zeugniß vom Justice und Clerck Gottes Lob! noch in der H a n d haben. Wie nun auch hiedurch die ausgestreueten Lästerungen und Lügen, über die Altesten und Vorsteher zuschanden gemacht waren, so schmiedeten Demetrius 50 und seine Beyarbeiter eine neue Lügen über H . Pfr Brunnholtz, nemlich, er solte von Stutgard aus 600. Gulden bekommen und 300. hundert Gulden davon untergeschlagen haben. Welches aber auch Gott Lob! mit Siegel und Briefen von Hochfürstl: H o c h w d : Consistorio zur Steuer der Wahrheit wiederlegt worden, wie bis diesen T a g zu sehen ist.51 So und nicht anders, trieb uns Mr. Beyerle und seine Rotte von der Kirche, die er wahrlich nicht gebauet hatte. Lutherus sagt in der Erklärung über das 9te Gebot, wir solten unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen etc. und in seinem großen Catechismo, wird es deutlich genug erkläret. 52 Ich hatte verordnet, daß H r . P f r : Handschue zu mir hinauf nach Providence ziehen solte. Als aber etl. Alteste, Vorsteher und ehrbare alte Glieder des Mr. Beyerle seine so genante Reformation oder eigentlich den Gräuel der Verwüstung 53 sahen, baten sie flehentlich, wir solten den P f r : Handschue bey ihnen laßen. Sie mietheten zu dem Ende ein Haus, ließen ihn in den Wochen = Tagen Schule, und an S o n n = und Fest = Tagen Evangelisch = Lutherischen Gottes Dienst halten. Weil denn die Prediger, die er Hallenser nennet, wie auch etl. Ältesten, Vorsteher und alte Gemein = Glieder genug gelästert, geschändet, geschmähet, und um ihren angewandten sauren Schweiß und Blut an der Kirche betrogen und verstoßen waren, und ihren Gottes = Dienst nicht gantz verlieren, sondern gern in Friede und Ruhe halten wolten; siehe so sagt und schreibt Mr. Beyerle noch dazu, daß wir keine wahre Lutheraner gewesen. Ist das nicht ein artiger Richter? Das Zeugniß vom 12. Febr. 1753. lobet und preiset die Hallischen Prediger, und das Zeugniß von dem Herren Justice und Clerck bezeuget, die Redlichkeit der Ältesten und Vorsteher, und nun verketzert und verläumbdet seine Zunge und Feder, eben dieselbigen Leute, und sagt, daß sie
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keine wahre Lutheraner seyn, weil sie aus Noth gedrungen worden, ihren Gottes = Dienst in einem Hause zu halten. W o ist Vernunfft und Verstand? W o ist das geringste Füncklein von Christi, von seinen Apostel, und Lutheri Lehre, Christenthum und Liebe? Das heißen ja wol mit Recht Beyerlische Larven, Schmincken und Heuchel = Schein, oder Satanische Verläumbdungen, mit Schweins Leder eingebunden, und vergüldet auf den Schnitt. O Gott, die ungeändert Augspurgische Confession, die Formula Concordiae, und der theure Name dein, muß ihrer Schalckheit Deckel seyn!54 So gehts, wenn die Säue die Perlen unter ihre Füße kriegen !55 Doch endet sich hier die Reformation des Butzemannes [Kinderschreck] noch nicht, sondern Mr. Beyerle schreibt, er habe auch gantz Christliche, seiner Formula Concordiae gemäße Articuln gestellet, und denen selben einen Fluch über die Übertreter einverleibet. Nun das lautet denn doch poßirlich und affenmäßig. Wir finden in dem Canone der heiligen Schrifften, des Neuen Testaments eine Art vom Bann oder Dräuung, wenn jemand was darzu setzet, oder davon thut Offenb. 22,18.19. Weil denn wie der sei. Lutherus sagt, der Satan des lieben Gottes sein Affe ist56, so setzet er auch einen Fluch hinter seine Articuln. Dns schicket sich sehr artig in seiner Königl. Majestaet von Groß Britanien ihren Herrschafften in America: Nemlich wenn man armen Einwohnern eine Kirche abspannet, woran sie ihren Schweiß und Blut verwandt, wenn man ihre Prediger ohnverhörter Sache verdammet, mit Grobheit ermüdet, und doch mit einem schönen Zeugniß erlaßen, wenn man die gantze Religion beschimpffet, allen Partheyen das Maul aufgesperret, und redlich gesinnete Lutheraner geärgert, und der Argerniß halben, das Wehe auf sich gezogen, und durch einen Mühlstein in die Tieffe des Meers gezogen und ersäuffzet zu werden, verdienet hat 57 ; Als denn NB. muß man den Hauffen der armen verführten Seelen, mit Articuln und einem Fluch, wie ein Strick vom Sande zusamen halten. Ist das nicht eine starcke Formula Concordia[!] wie sie Mr Beyerle buchstabirt und zusammen fliehtet, und damit den Sauerteig der Pharisaeer austreibt? Was noch mehr, Mr. Beyerle setzet seines Meisters Reformation fort. Denn er schreibt: Von der Zeit an, habe er die Gemeine und Kirche in Germantown /: wie ehedeßen änderst wo:/ mit reinen Lehrern versorget. Wer sind die reinen Lehrer? Wie haben sie geheißen? 1.) Einer hieß der Pfr: Andreae. 58 Wer seinen Character zu sehen begehret, der kan bey mir ein Schreiben vom Hochw: Consistoriali aus Zwey Brücken eine vor der hiesigen Obrigkeit abgelegte Deposition, und mehrere Nachrichten, von glaubhafften Einwohnern unterschrieben, bekommen und darf auch die noch lebenden Zeugen, welche kurtz vor seinem Tode in Germantown bey ihm waren fragen, wenn es der Mühe werth ist, von den Verstorbenen, etwas zu berühren. 2.) Als dieser Mann gestorben war, und kurtz vor seinem Tode 2. Männern anbefohlen, sie solten mir sagen, er bedaure mich und meine Amts = Brüder, weil er nun selber erfahren, daß die Beyerlische Faction ihn eben wie die Rotte Korah etc.59 behandelt hätte Gleich darauf erstieg denn Mr. Beyerle den höchsten Gipffei eines Münsterischen Knipperdollings was maßen er einen
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jungen Menschen 60 , der nicht Theologie studirt, nicht nach Gottes Wort geprüfft l.Timoth: 3,10. noch weniger nach dem 14ten Articul der ungeändert Augspurgischen Confession 61 ordentlich beruffen war, Einen solchen jungen Menschen stellete er öffentlich vor vielen Zeugen in der eroberten Kirche auf, nahm noch ein paar Beyarbeiter zu Hülffe und ordinirte ihn zum Predigt = Amt, daß er den unordentlichen Hauffen mit Gottes = Wort, und den heiligen Sacramenten bedienen solte.62 Diese Beyerlische Unternehmung war desto verwegener und gotteslästerlicher, weil noch außer den so genanten Hallensern, ein Rev. Ministerium der Schwedischen Kirche und über dem auch rechtmäßig geordinirte Prediger aus dem Hertzogthum Würtenberg und andern Orten her, in Pennsylvania vorhanden waren, welchen die Prüfung und Ordination beßer zugestanden als einem unerfahrnen Müller, Wirth, Maurer oder Schmiede. Wer hat doch in aller Welt dem Mr. Beyerle, der selber nicht geordinirt ist, solche Macht und Freiheit gegeben? Wenn das eure ungeänderte Augspurgische Confession und Formula Concordiae lehret, daß man mit heiligen und ernstlichen Sachen, solche ärgerliche = sündliche und Seelen verderbliche Gauckel = Spiele treiben mag; so bewahre der liebe Gott uns und alle fromme Christen für Eurer erdichteten Formula Concordiae! Irret Euch nicht, Gott läßet sich in die Länge nicht spotten.63 Der junge Bursche war wol nicht so sehr darin zu verdencken, als die alten Phantasten, denn er wurde von Mr. Beyerle seinem Geiste, auf die Zinne des Tempels gestellet64, und ließ sich ohne Beruf hinab. Es hätte noch ein wackerer Bürger oder Schul = Meister draus werden können. Wie er aber bey der Einsegnung und Ordination des außerordentlichen Bischofs seinen Geist empfangen, so riß er sich endlich los von der Beyerlischen reinen Kirche und Gemeine, und wolte lieber seyn, in dem das seines Bischofs ist. 3.) Er schreibt, die Berenhiller Kirchesey zur Unterdrückung der Germantowner gebauet: Antwort: Die freyen Einwohner, mögen in einem jeden Township eine Kirche bauen, ohne Mr. Beyerle zu fragen und er hat Freiheit dagegen zu bellen, wie der Hund gegen dem Mond. Ich habe die Kirche nicht angelegt; auch Niemanden überredet, eine dahin zu bauen. In der Zeit als H. Kurtz sen: in Germantown wohnete 65 hat es nicht an Zuhörern in der Germantowner, und auch nicht an Zuhörern in der Berenhiller Kirche gefehlet. 4.) Der unschuldige Hr. P[a]st[o]r Rapp! Der liebe Engel! Der auch in Halle studirt haben soll, wie er einstens zum sei. H. Pfr. Handschue gesagt, und folglich auch ein Hallenser ist, der arme Mann ist freilich zum Sünden = Bock gemacht, unter den Fluch Articuln, die Mr. Beyerle gestellet hat, nach seiner Formula Concordiae. Wenn Mr. Beyerle die verfallene Gemeine 1763. nicht wieder auf rechten Grund erbauet, und nicht vom Sauerteige der Pharisaeer gereinigt hätte So wäre der unschuldige Mann wol nicht zum Sünden = Bock geworden. Aber so gehts mit Mr. Beyerles seiner Reformation; von dem schmalen, auf den breiten Weg 66 , vom Seegen zum Fluch, von der Ordnung zur Confussion, von der Samlung, zur Zerstreuung 67 etc.
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Seit dem er sich, wieder den Rath seiner verständigen Kinder, in die Kirchen = Sachen gemenget hat, dazu er weder Geschick, noch Beruf, ja gar die Larve eines Bischofs angethan, und viel Ärgerniß und Seelen = Schaden verursachet hat; So wird er immer schwärtzer, und die armen Prediger, die sich von ihm zu W e r c k z e u g e n gebrauchen laßen, werden Sünden = Böcke. Es ist eurer Boßheit Schuld, daß ihr so gestäupet werdet. U n d wenn jemand in Europa, in Schweden, D a e n e m a r k Teutschland etc. w o die Evangelisch = Lutherische Kirche etabliret ist, so mit Kirchen Sachen umgienge, wie Mr. Beyerle hier und anderstwo gethan, und noch thut, so würde er ohne den Stäup Besen nicht abkommen. 5.) W a s Mr. Beyerles seine mit Fluch begleiteten Articuln geholffen, kan man aus folgenden w a h r e n Geschichten ersehen, nemlich: Die vornehmsten Glieder, welche er in der G e r m a n t o w n e r V e r w i r r u n g zu W e r c k z e u g e n gebrauchte, rißen sich ein nach dem andern von dem Fluch und ärgerlichen Bann = Strahl los. M : G : [Matthias Gensei?] wandte sich vor seinem Ende in w a h r e r Buße zu Christo, w a r auch f r o h , daß der verachtete H . Pfr. Hands[chuh] ihn mit den Gnaden = Mitteln bedienete. G : H : [Georg Happel?] w u r d e plötzlich zur Ewigkeit geruffen. D e r alte M[ichael] E[c]k[hard] sandte f ü r mich auf seinem Sterbe = Bette, klagte bitterlich, wie er in der Beyerlischen Reformation verleitet w o r d e n , bezeugte Reue und Schmertz, und verlangte das heilige Abendmahl. J[acob] G[änßlein] verlangte meinen Zuspruch auf dem Krancken Bette, und erzehlete auch verschiedene mal zuvor, was er in der Beyerlischen R e f o r mation, und von seinen reinen Lehrern gelernet, insonderheit, wie er die sanfftmüthigen H ö r n e r des unschuldigen Sünden = Bocks gefühlet. G : S: [Georg Seyter?] fürchtete sich nicht abergläubisch vor dem Fluch der Articuln, und machte sich los. C. T r und I. M. sind der Seelen nach in der Ewigkeit. U n d was das bedencklichste, so gaben über 80. Glieder, w o r u n t e r die meisten von der ehemaligen Beyerlischen Reformation war[en], im Monath Junii 1762. eine Bittschrifft bey dem versammelten Ministerio Lutherano ein, und baten um einen Prediger von unserm Ministerio. 68 Wie das Protocoll lautet, so wurde ihnen geantwortet, das Ministerium wolte sich ihrer annehmen, wenn sie einen Platz verschafften, w o man sie in Ruhe und Friede bedienen könte. U n d wie wir von Zeit zu Zeit berichtet wurden, so hatten die alten Trustees der Kirche und eine große Anzahl der Glieder verschiedene mal, in der Güte verlanget, daß sie in ihrer Kirche, w o r a n sie ihren Schweiß und Blut gewandt, ihren ordentlichen Gottes = Dienst haben mögten, welches ihnen aber auf Anstifften des unschuldigen Sünden = Bocks auf höchst ungerechte, und unchristliche Weise abgeschlagen w o r d e n . Zeigt das den geringsten Funcken von einer natürlich = geschweige denn Christlichen Liebe? Nein! Die Reformirten Ältesten beschämten solche rauhe Lutheraner oder Unchristen und ließen diejenigen welche nicht unter den Fluch Articuln des Beyerles stehen, und seinem unschuldigen Sünden = Bocke nicht unterthan seyn wolten, in ihrer Kirche Evangelisch = Lutherischen Gottes = Dienst halten, und die heiligen Sacramenta administriren. Die Trustees und alte Glieder, welche das meiste an der Kirche gethan, schloßen endlich ihre Kirche zu, weil alle gütliche Vorschläge verachtet waren, und
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wolten die Sache durchs Landes = Recht entscheiden laßen. Auch da zeigten sich die H ö r n e r des Sünden Bocks, und brachen die Kirche wieder auf, ehe die Sache entschieden war. Die Trustees und alte Glieder gaben noch einmal gute Worte, und begehrten am 28. August 1762. nur einen Schwedischen Pfarr Herrn Nachmittags Gottes = Dienst halten zu laßen da sonst die Kirche leer stund. Es wurde aber mit Verachtung abgeschlagen. Da muste denn der erbärmliche Streit vor das weltliche Gericht kommen. Und ob gleich in der hohen Court im April 1763. der ersten und alten Gemeine in Vorhand die Hälffte von der beraubten Gerechtigkeit zuerkant wurde; So konte doch der so genante Sünden = Bock nicht ruhen, sondern ließ am 25. Xbr. 1763. da die Gemeine eben im Begriff war, das Heilige Abendmahl zu empfangen, von seinem Sohn die Klocke läuten und die Communicanten Stohren. 69 Ja noch mehr, da er sich sonst keine Mühe gegeben, in der Fasten Zeit an den Werck Tagen nach der Lutherischen Kirchen Verfaßung, von dem Leiden Christi zu predigen, und H r . Pfr. Kurtz einen Donnerstag neml. den 15ten Mart: 1764. zu einer Fasten Predigt bestimmet und seine Gemeine dazu öffentl. eingeladen hatte; Siehe! so verkündigte der unschuldige H r . Rapp gleich nachher auch öffentl. daß er an eben demselben Tage, und um eben dieselbe Zeit, in eben derselben Kirche seiner Parthey predigen wolte. 70 Es halff auch kein Bitten, noch ermahnen. Als der bestirnte Donnerstag erschiene, drang sich der reine und unschuldige Sünden Bock mit seiner kleinen Parthey eine Stunde zuvor in die Kirche, und als H r . Pfr. Kurtz mit der Gemeine vor die Kirche um die bestirnte Zeit kam, so stunden 2. Constables in der Kirch = Thür, und das liebe Böcklein auf der Cantzel, und predigte seinem vermischten Häuflein. H r . Pfr. Kurtz muste also mit seiner Gemeine, um Friede zu halten unverrichter Sache wieder heimgehen. Aus diesen wenigen Anmerckungen, kan ein jeder verständiger unpartheyischer Leser sattsam erkennen, was Mr. Beyerle der Kirche und Gemeine in Germantown von 1753. bis 1763. für Ehre, Nutzen und Erbauung geschafft habe, mit seiner eigenen Formula Concordia [!] wie er schreibt, und mit seinen Articuln und angehengtem Fluch. Wehe dem Menschen, durch welchen Argerniß komt! 71 Dieses ist die Antwort, Freund Beyerle, wozu mich seine Ehrenrührische, Schmäh = und Läster = Schrifft, die voller Widerspruch, lieblosen Richtens, Affterreden, und Misbrauch des Nahmens Gottes ist, genöthiget hat. Ich stöhre und hindere ihn weder an seiner Gewißens = Freiheit, noch leiblichen Beruf. Wenn er nicht ruhen, und mir meine Gewißens = Freiheit, nicht ungestöhrt laßen kan, die mir Gott, die hiesigen Landes = Gesetze, Charter und Privilegien gönnen, sondern mich ferner mit solchen abgeschmackten Schriften in meinem Amte verhindern wird; So kan er versichert seyn, daß von mir keine schriftliche Antwort mehr erfolgen, sondern ich mir bürgerliche Ruhe bey der Christi. Obrigkeit verschaffen werde. Am besten wäre es für seine arme Seele, wenn er aus Gottes heiligem Worte als der Quelle, und nächst dem auch aus Doctor Luthers seinem kleinen und großen Catechismo, sein unergründlich böses Hertz und Sünden Greuel gründlich erkennen, fühlen, bereuen und verabscheuen lernete, und damit mühseelig und beladen zu Christo käme, sein Joch
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auf sich nähme, und von ihm die wahre Sanfftmuth und Hertzens Demuth lernete, so würde er Ruhe finden für seine Seele72, und auch seine schwartze Farbe verliehren und schneeweiß werden. Wo er aber in seinem verkehrten Sinn und thörigten Bauren = Stoltz bleibet, sich selber nicht richtet, sondern seinen Nächsten ohne Grund und Ursache verurtheilet und verdammet, so thut er sich selber den allergrösten Schaden. Mich kan er nicht schaden, wie er wohl wünschet, denn ich stehe unter Gottes gnädigen Schutz, und weiß an W e n ich glaube, darf auch noch immer wieder zurück nach Europa, oder auch zu meinem Erlöser kommen, wenn gleich keinen Pass von Mr. Beyerle mit brächte. Denn es weiß nicht leicht jemand, ob ein Jacob Beyerle in der Welt sey, ohne diejenigen, denen er etwa schuldig seyn mögte, und die jenigen Gemeinen, wo er ehedeßen Verwirrung und Seelen = Schaden angerichtet hat, und die etwa seine durchdringende Zechen = Kunst 73 bey der künstlichen Lotterey in Germantown erfahren haben. Am allermeisten wundert mich, daß er auch so gar über die hiesige Evangelisch = Schwedische Kirche, ingleichem über die Englische Kirche seinen richterlichen Ausspruch thut! Beyde Kirchen werden wohl mit nächstem zu Grunde gehen, wenn sie nicht bey Zeiten den Herrn Beyerle ersuchen, daß er die alte Schmincke und Larven abziehe, die verfallenen Gemeinen und Kirchen wieder auf den rechten Grund baue, und seiner Formula Concordia [!]gemäße Articulen mit einem Fluch stelle, und Priester für dieselben einweihe, wie ehedeßen in Germantown geschehen: Man solte billig des Herrn Beyerle seine gantze Schrifft ins Englische übersetzen, und publiciren, damit die Herren Engeländer und Schweden doch auch einmal sehen, was für ein penetrantes scharfdenckendes, und gelehrtes Kuh = Horn wir unter unsern Teutschen Lutheranern haben. Es gehet dem Herrn Beyerle mit seinen Reformations Einbildungen und Anschlägen wie jenem tiefsinnigen Bälgen = Treter, der eine Supplique bey dem Herrn Special74 eingab, und pretendirte an den Sonn= und Fest = Tagen, die Lieder zuvor zu wißen, damit er den rechten Tohn, oder die rechte Melody treten, und mit dem Organisten übereinstimmen könte. So könte man Zeit und Papier verderben und von dem Haupt = Zweck auf nichts würdige Kleinigkeiten verleitet werden, wenn man einem jeden Sycophanten auf seine Thorheiten antworten solte. Weil aber solches weder mein Amt noch Berufs = Geschaffte leiden wollen, so werde künfftig, wenns nöthig seyn solte, einen kürtzern Weg nehmen, und ihn indeßen der Erbarmung Gottes empfehlen. Philadelphia d. 28ten Novembr. 1764
Henrich Mühlenberg 75
Reinschrift in AFrSt IVB 7:2 S. 5-39; LC Abt. HIV Fach A Nr. 16 S. 5-39. Mühlenberg befaßte sich mit der Niederschrift erst am 11. 12. 1764 und schloß sie wohl an einem der darauffolgenden Tage ab. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM95A Nr. 10 1764—65 S. 6; Tappert II S. 156. Er übergab die Antwort am 7. 1. 1765 einem Ältesten zur Zustellung an Bayerle. Vgl. PM 95 A Nr. 10 1764- 65 S. 18; Tappert IIS. 164.
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Jacob Bayerle aus Philadelphia hatte sich insbesondere 1753/54 als W o r t f ü h r e r der Gegenpartei in Germantown hervorgetan. Vgl. Bd. II Nr. 134; Nr. 148 S. 1 3 4 - 1 3 7 ; Nr. 152 S. 206f. Eine Kopie der Schrift Bayerles von Mühlenbergs H a n d mit dem Datum 12. 11. 1764 ist erhalten in AFrSt IV B 7:2 S. 1 - 4 (LC Abt. H IV Fach A N r . 16S. 1 - 4 ) : „Geehrte Freunde und Brüder Nachdeme in Erfahrung gebracht wie daß Sie bereits gantz unumstößlich entschloßen, die Kirche gantz abzubrechen, und um ein merckliches zu vergrößern eine gantz N e u e zu bauen, beruhet also nur auf einen kleinen Stillstand wegen der Mehrheit der Stimmen, welches so viel als schon vestgesetzet etc. etc. So habe als ein aufrichtiges Glied der reinen Evangel" Lutherischen Kirchen / : O b ich gleich durch das Hallensische Ministerium bey vielen unter uns in Verdacht gesetzet bin :/ nicht unterlaßen können, Ihnen meine wohlüberlegte Gründe darzu, hiemit aufs kürtzeste an T a g zu legen. 1.) Muß vorhero melden, daß ich mich zu Ihnen durchaus nichts Bößes versehe, weilen der Vorschlag nicht von Ihnen ableinet [abstammt] und unserer Kirchen damit aufzuhelffen zum Grunde hat, da es doch die nemliche alte Schmincke ist, wie der Titul vereinigte Gemeinde etc. etc. etc. 2.) Meinen Sie wohl was gebeßert zu seyn wann Sie in einer so theuren und Geldbeklemten Zeit, mit so erstaunlichen Kösten, die alte Kirche abbrechen, und eine N e u e bauen die etwa 2. oder 300. Menschen mehr hält / : womit doch der Alten, noch zur verdienten Ehre N[ota] B[ene] könte geholffen w e r d e n : / ich sage von Hertzen, Nein und wiederrathe es. 3.) Weilen der gegebene Vorschlag nur Ihnen zum Schein, als eine Decke gegeben war, und doch auf Seiten der Rath = geber gantz änderst gemeinet / : Sehet Ihr nicht an Germantown :/ könnet Ihr bey gesundter V e r n u n f f t schlüßen, daß dem Ministerium um die Fortpflantzung der reinen Evangel 11 Kirche zu thun NB. W a r u m schlagen Sie zum Vergleich der unwißenden Gemeine, mit gleicher Schmincke Articul für, die nur auf ihren Krahm dienen, damit sie ihre im 1753 ten Jahre abgezogene Larve wieder unvermerckt anziehen mögen, und wann solche ohne reiffere Überlegung angenommen werde, haben sie ihren Zweck auf ihrer Seite, mit Ehren und Ruhm dem gantzen Hallensischen Ministerium erreichet, unserer reinen ungeänderten Augspurgischen Confession und Formula Concordia, wie auch andern Universiteten in Europa zum grösten Nachtheil NB. W e m werden unsere Nachkommende, die Schuld geben, nicht dem Hallenser Ministerium, sondern uns, ich aber will meine H ä n d e rein behalten, und ja nicht wieder Wißen und Gewißenn helffen einreißen, was ich im 1753, ten Jahr an der Germantowner verfallenen Gemeine und Kirche wieder auf den rechten Grund erbauet habe, / : und ehe deßen anderstwo :/ worüber gantz Christliche unserer Formula Concordia gemäße Articul gestellet, und unverbrüchlich zur Kirchen = O r d n u n g einhellig angenommen. Das Hallensische Ministerium und dero Anhänger aber, giengen zum Zeichen NB. daß sie keine wahre Lutheraner von uns ab, und richteten in einem H a u s einen eigenen Gottesdienst an, kurtz darauf wurde zu Unterdrückung der Kirche, die Barenhiller Kirche gebauet, weil dieses auch nicht thun wollen, muste gleich nach der scheinbaren Vereinigung hier NB. der unschuldige Pfarrer Rapp NB. zum Sünden = Bock gemacht werden, damit sie ja die Kirche wieder glimpflich zu sich reisen, unter dem heuchlerischen Schein einer wahren Vereinigung, NB. der in unsern aufgerichteten Articulen enthaltene Fluch über die Übertretter, treffe sie oder nicht. W a n n wir dann nun zur selbigen Zeit, die Kirche von dem Sauerteig der Phariseer gereiniget NB. auch uns aufs äuserste befließen, die Kirche mit einem reinen Lehrer zu versorgen, bis auf diese Stunde, und die Kirche und Pfarrhaus fast auf freyen Fuß gestellet, und bis A[nn]o. 1763. auf obgedachte Vereinigung hier, in Ruhe beseßen, warum nicht länger, wer hat nun die Schuld, die scheinbarliche Vereinigung, wordurch ich selbsten, und viele die ein Auge auf mich hatten, zum unterschreiben mit bewogen worden, diese List hat den Anhang H r Mühlenbergs auf einmal in Germantown NB. starck gemacht, daß ob er gleich der Uhrheber, sich dannoch nach der Mehrheit der Stimmen NB. auswicklen kan, und so verhält sichs mit allen Anstalten, w o bleibt aber bis D a t o die versprochene Anstalt zu einer wahren Vereinigung unserer Kirchen, nach der ungeänderten Augspurgischen Confession, und Formula Concordia, oder solle etwa dieser gewaltsame Griff der Anfang dazu seyn, überleget dieses etc. etc. 4.) Wann auch allenfals eine gantz große Kirche, wie die Rede gehet, gebauet würde, nach der Mehrheit der Stimmen, so ist die Frage? W o nimmt man einen Prediger, der die Gabe hat, mit
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einer starcken Stimme, die Kirche auszufüllen, daß man ihn allenthalben verstehen kan NB. w o nicht, so wäre der letzte Betrug ärger, dann der Erstere, komt mir vor, wie jener Müller der eine Mühle gebauet, und konte das Waßer nicht aufs Rath bringen, der Rathgeber selbsten überlegte, die Sache nicht recht, kein Wunder, einer klugen Katze entläufft zuweilen auch eine Maus, wanns je gebauet seyn soll, und muß, ohne eine andere Kirche, so vergrößert die alte ohne abgebrochen, es wird sich dannoch NB. der Gräber halben Schwierigkeit genug finden, das ist noch nicht probirt etc. 5.) D a ß zwar in wenig Jahren noch eine Kirche muß gebauet werden, ist bekant, und das wird der Vorschlag gewiß nicht hintern, sondern erst recht befördern, dann, das darunter verborgene verneinte Geheimnüß, ist auch unter dem Einfältigsten kein Geheimnis mehr, die Kunst = Griffe sind schon längstens ausgefunden, und werden auch wohl eine Probe by Euch zeugen, bey Wehlung oder Beruffung eines Predigers in H r n Handschuchs Platz, absonderlich so Ihrs an das Ministerium, wie Ihr noch immer gethan, überlaßt, dann werdet Ihr gewiß keinen [ a b g e zweigten NB. sondern einen ausgebrühten Hallenser bekommen, und das werdet Ihr ausrichten, durch die verführte Mehrheit der Stimmen NB. Gewiß lieben Freunde und Brüder, das geisti e Recht hat gantz keine Gestalt, mit dem auf Schrauben gestehen Politischen weltl" Recht, wer belesen ist, in dem Alten und neuen Testament wird mir keinen eintzigen O r t zeigen können, NB. war nicht immer der H a u f f e der Rechtgläubigen, allemal der Kleineste und Verachteste, und in des H e r r n Kriege kam es niemalen auf den großen H a u f f e n an; Christus selbsten spricht von dem Wege des Lebens, daß nur wenige sind, die darauf wandelen [vgl. Mt 7,13f.]. Die vermeinden Israeliten NB. berieffen sich auch auf den Tempel, das Priesterthum NB. und auf die Mehrheit der Stimmen oder Volck, der Tempel muste doch zerstöhret werden, und ihre Priester wurden auch mit all ihrer eingebildeten Gelehrsamkeit und deswegen vermeindem Vorrecht zuschanden. Es musten im Alten und neuen Testament nur von Gott erleuchtete einfältige Leuthe wieder zu recht bringen. Was geschähe bey der Reformation Lutheri des Mannes und Werckzeug Gottes, kam es auch auf den Pabst, dem vermeinden obersten Gebiether, und seines Anhangs, Veranstaltungen von der Mehrheit der Stimmen und Volck, oder auf das Geschrey, wir sind die Kirche, an. Nein, das Babel muste entblöset und mit Schanden bestehen [vgl. Jes 47,1 — 3], und durch den verachteten Luther wieder eine Apostolische Kirche aufgerichtet werden, und diese Kirche wird auch bestehen bis ans Ende der Welt, zu T r o t z allen falschen Brüdern, wer sie auch immer seyn mögen. 6.) Den Beruff der Prediger, und die Veranstaltungen von Kirchen und Schulen sind nöthig und gantz Christlich, dann ohne dieses wäre weder pflantzen noch begießen, und also auch das Gedeien nicht nöthig [vgl. 1 Kor 3,6—9], und also schnurstracks gegen Gottes O r d n u n g etc. NB. Aber das der Prediger Anstalt, und Übereinstimmung der mehresten Stimmen thun muß, ist im Grund falsch, läufft gegen Gottes O r d n u n g , und unsere Formula Concordia komt eintzig und allein der Kirchen zu. Ist also kein Wunder, daß unsere Kirche durch diese Unterdrückung nicht empor komen kan. Was Raths dan? Wir müßen eine neue Haußhaltung anfahen, die Verhinderung des Wachsthums unserer Kirche und Gemeine selbsten einsehen, ob wir das Verwahrloßte wiederbringen mögen, und nicht wie bisher uns nur auf die Prediger verlaßen, auf solche Art ist das Pabstum so schnell und leicht gestiegen, sonsten werden wir nimmermehr / : auch bey unserm besten Meinen :/ was was rechtes, und unserer Kirchen erbauliches ausrichten, aber allezeit das Gegentheil. NB. Die Frucht haben wir zu unserm grösten Leidweßen davon. 7.) Die gegenwärtige betrübte Umstände, geben uns die schönste Gelegenheit an die H a n d . N u n vergeßet das Beste nicht, gehet selbsten mit einander zu Rath um einen Prediger zu beruffen, oder zu verschreiben, ohne der Prediger Vorschlag, NB. nicht aus Verachtung, sondern weilen sie zu parteyisch NB. und das um der Schwachen willen etc. Mittler Zeit tringet auf die Vereinigung der Prediger in der Lehre, laßet Euch nicht nur allein an dem Nahmen Luthers begnügen, die Herrnhuther, Zürcher, Engländer etc. nennen sich auch so, sind aber doch keine wahre Lutheraner, warum ist unsere Formula Concordia der unbetriegliche Scheidsmann. Welcher Prediger sich nicht zu allen Articulen von H e r t z und Mund bekennet, und seine Gemeine unterrichtet, kan f ü r keinen wahren Lutheraner, noch weniger f ü r einen reinen Lehrer passiren etc. W a n n dieses geschehen, dann ist die rechte Zeit ein Consistorium aufzurichten, um ein rechtes Fundament, zu Erhaltung unserer Kirche zu legen, änderst haben wir nichts anders
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Die Briefe des Jahres 1764
zu gewarten, als unsere arme Brüder die Schweden, sie haben gesäet, die Englischen schneiden [ernten] etc. etc. NB. Bey uns Teutschen kan dem Übel noch gesteuret werden, aber bey den Schweden nimmer mehr, dieses hoffe soll zu weiderer Überlegung genug seyn, von Dero gewiß aufrichtigen Freund und Bruder Johann Jacob Beyerle P.S. Gott ist mein Zeuge, daß ich dieses nicht aus Haß gegen einiges Menschen Person geschrieben, sondern aus Liebe zu der Wahrheit / : Jesu Christi :/ worauf sich unsere Lehre gründet Amen, Gott allein die Ehre. P.S. Geehrte Freunde und Brüder etc. Ich bitte, verachtet meine unter euch verdächtig gemachte Person nicht, ich klage euch aus dem Hohenlied etc. Sehet mich nicht an, daß ich so schwartz bin [1,6]. Dann die Sonn NB. hat mich so verbrannd, ich habe euch mit dieser Schrifft das Wort geredet als Wächtern unserer Kirche, es gilt euch, das gantze Land hat ein Aug auf euch, und ihr seyds auch, die unserer Kirch zu recht helffen können, so Ihr änderst nur vor den Riß stehen wolt. Damit Gott nicht Ursach hätte über euch Älteste etc. zu klagen, ich suchte unter ihnen, ob ich einen finden mögte, der sich zur Mauer machte, und vor den Riß stünde, aber ich fände keinen etc. [Hes 22,30]. Da doch, die Propheten herrschen in ihrem Amt, und mein Volck / : die Älteste die eine Gemeine vorstellen :/ hat es gern also, wie will es euch zu letzt darob ergehen, und wie die Klage wegen dem Verfall der Kirchen, der herrschenden und falschen Propheten und Lehrer halber, nicht vergebens aufgezeichnet Jeremia den 23. Ezech1 13. und 34. Cap: und an vielen Orten mehr, absonderlich aber über die Wächter Jesaia 56.ten v. 10. etc. etc. und wie Ihr ein Auge auf die Kirche haben sollet, also auch auf die Schule. Nun wird euch durch mich, aus Mittleiden vieler seufftzenden Gemeins = Glieder, Anlaß gegeben wachtsame Wächter zu seyn, und nun auf der Huth zu stehen, es beruhet die Ehre Gottes und euer ewiges Heyl darauf, sehet in all diesem Unternehmen nicht auf Menschen, sondern auf Gott, so werdet ihr gewiß was rechtschaffenes ausrichten, worzu euch Gottes gnädigen Beystand des Hl e n Geistes von Hertzen angewünschet wird, Hiemit Gott wohl befohlen d. 12 ten Novemb r 1764. J. J. Beyerle." 3
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Dies erwähnt Mühlenberg auch in seinem Tagebuch zum 11.12.1764 (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 6; Tappert II S. 156); in seinem Protokoll der Kirchenratssitzung vom 19. 11. 1764 erscheint dieser Punkt nicht (vgl. Protokollbuch S. [33 — 35]; PM 95 A Nr. 9 1763 — 64 S. 471f.; Tappert IIS. 149). Die Kirchenordnung vom 18. 10. 1762. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. Vgl. oben das zweite PS in Anm. 2. In der Sitzung des Kirchenrats vom 19. 11. 1764 wurde allerdings schon die Meinung des „Baumeisters Robert Smith" bekanntgegeben, der zufolge ein Erweiterungsbau nicht durchführbar und der bestehende Bau abzureißen sei. Vgl. unten S. 235f. und Protokollbuch S. [34]; PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 471; Tappert II S. 149. Ursprüngliche Übersetzung Luthers. Vgl. Luthers Erklärung zum 8. Gebot, BSLK S. 627. Vgl. BSLK S. 767. Mt 1 3 , 2 4 - 3 0 . 3 6 - 4 3 . Mt 13,47-52. Mt 2 5 , 1 - 1 3 . Vgl. BSLK S. 62: „VII. Was die Kirche sei?". Vgl. Mt 7,lff. Sach 2,12. Mt 7 , 1 6 - 2 0 . Vgl. Mt 3,10; 12,33. Lk 18,13. Vgl. BSLK S. 823, 825 sowie 1095,1098. Vgl. Luthers Erklärung zum 8. Gebot, BSLK S. 627f.
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Mt 23,12; Lk 14,11; 18,14. „Würtenberger" ist vielleicht bewußt betont, da Bayerle den halleschen Predigern durch Rückgriff auf das Stuttgarter Konsistorium entgegenzuwirken suchte. Vgl. Bd. II Nr. 148 S. 134—137. — Mit dem „Würtenberger Geographus" ist wahrscheinlich Eberhard David Hauber (1695 — 1765) gemeint. — Zu den halleschen Bibelausgaben und der Cansteinschen Bibelanstalt vgl. Beate Köster, Die Lutherbibel im frühen Pietismus, Bielefeld 1984, S. 83—135. — Mit der Arznei ist die essentia dulcis (Goldtinktur) gemeint. 22 Mk 14,70; Lk 22,59; Joh 7,52. 23 Vgl. Bd. II Nr. 134; Nr. 148 S. 1 3 4 - 1 3 7 ; N r . 152 S. 2 0 6 - 2 1 7 . 24 Vgl. auch zum folgenden Lk 10,30—37. 25 Johann Christian Schultze. Vgl. Bd. II Nr. 15 Anm. 26. 26 Zur Vorgeschichte der Entsendung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 3—9 und Nr. 54. 27 Zum Reichstag, vor dem er sich am 17./18. 4. 1521 verantworten mußte. 28 Bernhard Knipperdolling wurde im Februar 1534 Bürgermeister von Münster und unter dem „König" Jan van Leiden (Johan Bockelson) Schwertträger (Scharfrichter) und Statthalter des Königs. Nach der Eroberung der Stadt (24. 6. 1535) durch den Bischof Franz von Waldeck wurde er vor Gericht gestellt und am 22. 1. 1536 hingerichtet. — Zur sozialen Zusammensetzung der Wiedertäufer vgl. Karl-Heinz Kirchhoff, Die Täufer in Münster 1534/35. Untersuchungen zum Umfang und zur Sozialstruktur der Bewegung, Münster 1973. 29 Spr 30,31, nach der ursprünglichen Übersetzung Luthers. 30 Vgl. zum folgenden die Tagebucheintragungen Mühlenbergs in PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 450f.;454—457;471;TappertIIS. 139; 141f.; 149. 31 Horaz, Arspoetica 139: „Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus." 32 Johann Daniel Schöner; vgl. Bd. I S. 226ff. 33 Daniel Weisinger; vgl. Bd. IS. 226ff. 34 Johann Christian Schultze; vgl. Bd. IS. 226ff. 35 Mühlenbergs Berufung ist abgedruckt in Bd. I Nr. 9; der Briefwechsel zwischen den Vereinigten Gemeinden und London und Halle in H N 2 Bd. 1 S. 50—70. 36 In der Utrechter Union (23. 1. 1579) vereinigten sich die nördlichen Provinzen und schlössen sich 1581 zur unabhängigen Republik der Vereinigten Niederlande zusammen. 37 Vgl. Bd. II S . X I I - X V I I und Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 138; Nr. 148 S. 1 3 4 - 1 3 7 ; Nr. 152 S. 206f.; Nr. 230; Nr. 233 sowie Nr. 327; Nr. 330; Nr. 340 Anm. 11; Nr. 346 Anm. 4; Nr. 350. 38 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1486: „Wem nicht zu raden stehet, dem ist (auch) nicht zu helffen." 39 Öffentliche Züchtigung. 40 Mühlenbergs eigenhändiger Kopie der Schrift Bayerles zufolge spricht dieser von der „Formula Concordia"; vgl. Anm. 2. 41 Bayerle hatte 1752 Johann Conrad Andreae nach Germantown berufen; vgl. Bd. II Nr. 152 S. 212. 42 Vgl. Mt 16,6.1 lf.;Mk 8,15; Lk 12,1. 43 Vgl. Glatfelter I S. 408. 44 Vgl. Bd. I Nr. 17 S. 79; Nr. 19 S. 89; Nr. 21 S. 94; Nr. 28 S. 120. 45 Vgl. Bd. II Nr. 131 mit Anm. 13. 46 Vgl. Bd. II Nr. 134 S. 35. 47 Vgl. Bd. II Nr. 134 S. 39. 48 = Bd. II Nr. 134 Beilage B. 49 Christian Lehmann. 50 Vgl. Apg 19,23—40. 51 Vgl. Bd. II Nr. 131 S. 20—24 mit weiteren Hinweisen in den Anmerkungen. 52 Vgl. BSLK S. 509 und 633ff. 53 Vgl. Mt 24,15; Mk 13,14. 54 Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält" von Justus Jonas (1493—1555) und auch Luther in WA 21, 308; 30 I, 62 und 140. 55 Vgl. Mt 7,6. 21
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Die Briefe des Jahres 1764
Vgl. Luthers Predigt vom 9. 12. 1528; WA 52, 828. Vgl. Mk 9,42 par. 58 Johann Conrad Andreae (ca. 1703—1754). Zur Person Glatfelter I S. 16. Zu seinem Wirken in Germantown von 1752—1754 vgl. Bd. IINr. 131mitAnm. 14. 59 Vgl. 4. Mos 16,1 — 50. 60 Curtius?Vgl.Bd. I I N r . 148 S. 157Anm. 19. 61 Vgl. BSLK S. 69: „XIV. Vom Kirchenregiment". " Vgl. Bd. II Nr. 148 S. 137. 63 Vgl. Gal 6,7. 64 Vgl. Mt 4,5; Lk 4,9. 65 Vgl. Nr. 304 mit Anm. 1. 66 Vgl. Mt7,13f. 67 Vgl. Mt 12,30; Lk 11,23. 68 Vgl. Bd. II Nr. 233 mit Anm. 5. — Zum folgenden vgl. Bd. II Nr. 233 mit weiteren Hinweisen. 69 Vgl. die Tagebucheintragung zum 27. 12. 1763 in PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 185; Tappert I S. 727. 70 Vgl. Nr. 296; Nr. 297; Nr. 299 Anm. 7 (1). 71 Mt 18,7. 72 Vgl. Mt 11,28-30. 73 Zweideutig: 1. etwas ins Werk setzen, zustande bringen; 2. stark trinken. 74 = Superintendent. 75 Für die Zeit bis zum 23. 12. 1764 ( = Nr. 318) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 28 November:. .. schrieb neben her Briefe a) an H. Pfr: Krug in Reading zur Antwort auf seinen Bericht wegen der Vocation b) an meine Schwieger Mutter die Frau Weiserin in Reding c) an H. Pfr: Voigt zur Antwort auf sein Schreiben d) an den Diaconus Buschkerck e) und Herrn Schulmeister Walter in Neuhannover: f) einen Brief an den Chirurg: Martini in Providence mit 3 £ welche der Becker Dietz an H. Martini, als Schulden sandte . .." (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 64 S. 478; vgl. Tappert II S. 152). (2) „¡Donjnerstags den 29 Novembr: . . . [Nac]hts schrieb einen Brief an unsern Herrn Pastor Boltzius Sen: [und] schickte ein Paquetgen von etlichen Schrifften mit, welches [mir] zur weitern Bestellung, durch Herrn [Jaco]b Gisbert van [der] Smissen aus Rotterdam committirt [war]. Ein guter Freund beförderte beides Brief und Paquet zu Schiffe." (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 479; vgl. Tappert II S. 152f.). — Zum Inhalt des Briefes an Boltzius vermerkt Mühlenberg im Tagebuch zum 20. 4. 1765 — als er die Antwort von Boltzius erhält — folgendes : „Ich hatte in meinem letzten Briefe vom 29sten Novembr 1764 an ihn, berichtet, wie daß der Kirchen = Rath der Philadelph: Gemeine einen Beruf an unsere Hochwürdige Väter in London und Halle gesandt, und um einen 2ten Prediger supplicirt, ferner was H. Pfr: Voigt mir für eine Beschreibung von dem jungen Herrn Boltzius gegeben, und wie ich wünschte, wenn es Gottes Geneigtheit wäre, daß die Wahl [als Nachfolger Handschuhs] auf den jungen Herrn Boltzium gelencket werden mögte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 131; vgl. Tappert II S. 122f.). (3) „Dienstags den 4 decembr: . . . Empfieng Abends einen Brief, vom H. Johann Wikseil, Schwedischen Missionario aus Racoon in Jersey, fragende um Rath, wie er am besten thun könte? weil unsere deutschen Lutheraner in Cohenzy, welche er bisher mit bedient, eine neue Kirche bauen wolten. Ich antwortete ihm das nöthigste, was er zu wißen begehrete." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 3; vgl. Tappert IIS. 155). (4) „Mitwochs den 3 decembr: Vormittags empfieng eine Klage Schrifft von den Ältesten und Vorstehern der Evangelischen Gemeine, aus Greenwich in Jersey 5 bis 6 Meilen von Easton, wegen ihres Streits mit H. Pfr: Hausile . .. Empfieng auch Briefe vom H. Chirurg: M[ar]t[ins] aus Providence . . . Spät muste noch einen Brief für meinen Nachbar an seine Eltern und Brüder im Herzogthum Würtenberg schreiben." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 4; vgl. Tappert II S. 155). (5) „Mitwochs den 19 Decembr:. . . Fand auch hier einen guten Freund, der an seinen Kaufman in London, nemlich Mr: William Neate eine Ordre stellete, daß er an Mr. Teise, Merchant in Loncon, at Mercers Hall, in Ironmonger Lane 14 £ Sterl. auszahlen, und H. Fr: Teise, besagte 57
Nr. 317/318
28. 11./23. 12. 1764
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14 £ St. an Herrn Leonhard Heinrich Niemeyer in Lübeck, wegen meines Sohns Peters, entrichten mögte. Ich schrieb ein paar Zeilen dabey an Mr: Teise." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 8; vgl. Tappert II S. 157).
318. L. Weiss1 an M.
Philadelphia, [23. 12.] 1764
WohlEhrwürdiger Herr, Die Mitglieder der deutschen Gesellschaft zu Philadelphia, sollen zufolge ihrer entworffenen Regeln am zweiten Christtag Nachmittags zusamen kommen, und haben mir aufgetragen, Ew. WohlEhrw. und dero assistirenden Kirchen = Rath, um die Vergünstigung zu bitten, daß dieselbe Gesellschaft, sich am nächsten 26sten December, Nachmittags um 4 Uhr in dem Lutherischen Schulhause versamlen mögen, um daselbst diejenigen Geschäfte zu thun, welche sie nach Maaßgabe ihrer durch den Druck bekantgemachten Regeln, an dem Tage auszurichten haben. 2 Ew. WohlEhrwürden, und dero Kirchen = Raths uns hierin zu erweisenden Gefälligkeit 3 , wird mit allem verbundensten Danck angenommen und erkant werden. Ich habe die Ehre mit besonderer Hochachtung zu seyn Philadelphia am 4ten Advents = Sontag 1764 4
Ew. WohlEhrwürden gehorsamst ergebenster Diener Ludwig Weiß
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 24. 12. 1764im Tagebuch in PM 95 A Nr. 9 1 764 — 65 S. 9; englische Ubersetzung in Tappert II S. 158.
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Vgl. Bd. II Nr. 223 Anm. 16(2). Zum 28. 12. 1764 hält Mühlenberg das Ergebnis der Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvania im Tagebuch fest: „Heute sähe in der Zeittung, daß die neue deutsche Gesellschafft am 26 decembr: im großen Schulhause folgende Personen zu Beamten erwählet hatte. President und Vicepresident Mess" Henry Keple und Peter Müller. Secretairs Daniel Magenet und William Hofman. Solliciteur Lewis Weiss: Cassierer Jacob Wayny. Aufseher Mess" Christian Schneider, David Schaeffer, Philip Ulrich, Jacob Berge, und Joseph Kaufman." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 12; vgl. Tappert II S. 159). - Zur Entstehung und Entwicklung der Deutschen Gesellschaft Oswald Seidensticker, Geschichte der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvanien. Von der Zeit der Gründung 1764 bis zum Jahre 1876. Philadelphia 1917. Die Satzung ist ebd. S. 40—46 abgedruckt. Vgl. Germanica-Americana I S. 142 Nr. 292. — Mühlenberg wird als Mitglied seit 1764 geführt (S. 327). Im Tagebuch zum 25. 3. 1765 schreibt er: „Die Deutsche Gesellschafft für die angekommene deutsche Frembdlinge hat heute ihre Versamlung V o r = und Nachmittags in unserm Evangelischen Schulhause. Ich sandte meine Scherflein auch dahin 2 £ 1 S. 6 d. weil es eine nöthige und gute Anstalt ist." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 114; vgl. Tappert II S. 213). - Keppele blieb bis 1780 Präsident der Deutschen Gesellschaft; vgl. Heinz Schuchmann, Johann Heinrich Keppele (1716—1797) der 1. Präsident der „Deutschen Gesellschaft" in Philadelphia, in: Kraichgau. Heimatforschung im Landkreis Sinsheim unter Berücksichtigung seiner unmittelbaren Nachbargebiete, hg. von Adam Schlitt, Sinsheim, Folge 1: 1968,Folge2: 1970, S. 161 — 163.
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Die Briefe des Jahres 1764
Im Tagebuch zum 24. 12. 1764 vermerkt Mühlenberg hierzu: „Obigen Brief communicirte gestern nach der Nachmittags = Predigt dem Kirchen = Rath und bekam zur Antwort, es mögte erlaubt seyn, dem zu folge antwortete gestern Abend an H. L[ewis] W[eiss]." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S.9;vgl. Tappen IIS. 158). Für die Zeit bis zum 29. 1. 1765 ( = Nr. 319) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 28 decembr:... Nachmittags kamen 2 Expresse von der Neuhannoveraner Gemeine und hatten vielerley zu klagen und zu fragen, und verlangten, daß mich schrifftlich und positiv an die Gemeine erklären und einen Ausschlag wegen H. Pfr: Voigt geben solte . . . Die Nacht blieb auf bis 3 Uhr, um einen langen Brief an die Gemeinen in Neuhannover etc. zu schreiben: Copie konte nicht nehmen, weil kaum ein Original zuwege bringen konte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. llf.;vgl.TappertIIS. 159). (2) „Sambstags den 29 decembr: Vormittags fertigte die 2 Männer von Neuhannover ab, gab ihnen einen Brief an den Diaconum [Buskerk] und einen an die Altesten und Gemeinen mit. Hernach schickten die Germantowner Altesten einen Vorsteher zu mir und begehrten ich solte ihnen was ausrichten bey dem Advocaten. Weil aber selber im Regen und Schnee nicht fort kommen konte, so schrieb einen Englischen Brief, und ließ den Vorsteher damit zum Juristen gehen." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 12; vgl.Tappert II S. 159f.).
Die Briefe des Jahres 1765
319. J. M. Boltzius an M.
Ebenezer, 29. 1. 1765
Ebenezer, den 29 Jan. 1765
WohlEhrwürdiger etc. Mein in Christo theuer = und werthgeschätzter H e r r Pastor, Ew. W o h l E h r w ü r d e n sehr angenehmer Brief vom 29 Nov. 1 ist mir vor 4 T a g e n in dem Paquet der Philadelphischen teutschen Zeitungen über CharlesT o w n wohl zu H ä n d e n gekommen, und dancke Ihnen hertzlich f ü r die mir darin befindliche Zeugnisse Ihrer brüderlichen brünstigen Liebe zu mir, unsrer Gemeinen und zu meinem sich vermuthlich noch in Halle befindlichen Sohne. 2 Seit dem Brief, welchen der werthe Bruder H e r r Voigt mitgebracht 3 , habe ich keinen Brief von ihm empfangen, und mich mit der kurtzen Nachricht müssen begnügen, welche mir H e r r Pasche in verwichenen Sommer von ihm gegeben 4 , nemlich daß er sich im Frühling gantz wohl b e f u n d e n ; und die H e r r n von Münch schrieben mir unter dem 27 Sept. a[nni] pfraeteriti] 5 daß sie einen Brief von ihm empfangen, und verstanden, daß er sich wohl befunden, und nun wohl in Deutschland bleiben würde. W a s der letzte Ausdruck sagen wolle, verstehe ich nicht. Diese H e r r n , wie auch der theure H e r r Sen. Urlsperger hätten ihn gern in Augspurg gehabt, worin ich aber aus wichtigen Ursachen nicht habe consentiren können. W i r beyde Eltern haben ihn mehrmals gantz dem lieben Heylande und seinem Dienst gewidmet, und sehen ihn gantz als sein ihm gewidmetes Eigenthum an, und also mag er ihn f ü h r e n , wie er es gut findet, und in seinem ewigen Liebes = Rath beschlossen hat. Das ist ia gut; was mein G o t t will etc. Was mein G o t t will, gescheh all Zeit etc. 6 Ich hab in Gottes H e r t z und Sinn mein H e r t z und Sinn ergeben etc. etc. 7 W e n n es sein Gnaden = Rath und Liebes = Wille, daß er Ihr Mitarbeiter in den weitläufftigen Kirchen = Felde zu Philad. werden solte, und unsre H o c h w ü r d i g e Väter in London und Halle fänden seine Schultern nicht zu schwach dazu, so wolte es gantz gern sehen, zumal wenn solches noch bey Ihren Leb = Zeiten geschähe, wiedrigenfals könte ichs weniger rathen. Es scheinet aus Ihrem werthen ietzt vor mir habenden Briefe als ob die Vorsteher Ihrer Gemeine schon einen Beruff durch unsre weise und theureste Väter H e r r n H o f f p r e d i g e r Ziegenhagen und H e r r Dr. Francken an ihn ergehen lassen, oder doch um ihn angehalten hätten, und flehe ich zu den allerweisesten und alles wohlmachenden H e r t z e n lenckenden 8 Gott, er wolle zuvörderst die H e r t z e n dieser H o c h w ü r d i g e n theuren Väter, und so denn auch das H e r t z dieses unsers ihm gantz gewidmeten Sohnes zu dem lencken, was ihm gefällig und dem Sohne selig ist. Er wirds auch machen, daß die Sachen gehen, wie es heilsam ist. Geraume Zeit her ist bey verschiedenen schweren und fast unmöglich scheinenden Zufällen in der Gemeine des seligen
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Die Briefe des Jahres 1765
Herrn P. Sommers Verslein und Sprüchlein meinem offt sehr beklemmten Hertzen eine sonderliche Stärckung gewesen: Auch den allerschwersten Sachen kann Gott ein gut Ende machen. Befiehl nur dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn, Er wirds wohl machen. 9 Und das glaube und hoffe ich auch in Absicht auf die Führungen meines eintzigen Sohnes. Wäre es des lieben Heylandes als des Hauptes und obersten Bischoffes seiner theuer erkaufften Gemeine Gnaden = Rath und Liebes = Wille, daß er zu ihrem Gehülfen beruffen und darauf als ein ordinirter Prediger hereingesandt werden solte, so wolte ich zu seinen Reise = Kosten gern ein gut Theil beytragen und zwar aus Liebe zu der Gemeine, welche ihn aus Liebe und guten Vertrauen zu ihrem Lehrer und Seelsorger beruffen hätte. O was wolte ich nicht nach = auch wohl fast über Vermögen thun, wenn er nur recht brauchbar würde, und mit dem Worte des lebendigen Gottes bey seinen anzuvertrauenden Zuhörern, zumal unter so vielen Saiten, Launen und Wiedersprechern guten Eingang finden möchte. Ich weiß fast nicht, warum es geschehen, daß ich gantz wieder mein Vornehmen das, was ietzt geschrieben, zum Anfang meines Antworts = Schreiben gemacht, und darin so weitläufftig gewesen. Gott brauche es, wozu er will, es ist vor seinem Angesicht mit hertzlichem Seuffzen und nach seiner guten Leitung in Einfalt und mit lautern Absichtlosen Hertzen geschrieben. Daß Sie, mein theurester Bruder, zum Schaden Ihrer Gesundheit und Verkürtzung Ihres kostbaren der Gemeine noch so nöthigen Lebens über Vermögen arbeiten und leiden müssen, hat mir so leid gethan, daß ichs mit Worten nicht ausdrücken kan. Wenn der holde Menschen = Freund und Liebhaber des Lebens Ihnen bald Hülfe senden wolte, würde auch ich armer, der Ihnen und Ihrer lieben Gemeine von Hertzen Gutes wünschet, mich sehr freuen und seinen grossen Namen preisen. Aber schonen Sie sich doch, Sie sind doch solche Liebe mit dem 5ten Gebot sich selbst, den lieben Ihrigen und Ihrer Gemeine schuldig, daß sie Ihres Dienstes noch einige Jahre geniessen mögen. Ultra posse nemo obligatur: Gott suchet an einem Haushalter nichts mehr als daß er treu, (wenn es auch nur im wenigen wäre) erfunden werde: 10 er hat auch seinen Knechten die Pfunde ausgetheilet, damit zu wuchern, einen jeglichen N[ota] B[ene] nach seinen Vermögen: 1 1 so hatte es der hocherbarmende Gott und Vater auch mit seinen Knechten unter dem alten Bunde gehalten, und ihren Dienst nach ihrem und nicht über Vermögen eingerichtet. Welcher Vater, und welcher christliche Herr wird von seinem Sohne und Knechte Arbeit über Vermögen fordern? Ich habe es schon offt sehr bedauert, daß sich gar manche auch mir bekante Knechte Gottes vor der Zeit zu Tode gearbeitet haben aus guter Meinung, welche aber die Sache nicht gut machet. Halten Sie mir diese Reflexionen zu Gute, welche aus aufrichtiger Liebe zu Ihnen hergeflossen sind. Daß der theure, gelehrte und Hertzfromme, Herr D. und Probst Wrangel, den ich aus Ihren Briefen und aus den Büchlein von des Authenrieths Zubereitung zum Tode 12 als einen Geschickten und treuen Knecht Jesu Christi kennen gelernet, repatriiren will 13 , ist aller dings ein grosser Verlust für das von rechtschaffenen Lehrern so sehr entblößte Pensylvanien. Vielleicht sieht er nicht aufs Utile sondern aufs Necessarium, und läßt sein Hertz zum Dabeybleiben
Nr. 319
29.1.1765
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[be]wegen, dorten ihn wol viele Zuhörer, auch der rechtschaffne Lehrer im Lande anruffen werden. Ich spüre grosse Hochachtung gegen ihn, sorge aber, er habe aus Lesung des EbenEzerischen Diarii 14 eine grössere Opinion von mir gefaßt als er in der Gegenwart finden würde. Ich halte mich viel zu untüchtig und unwürdig mit solchen gelehrten und erfahrnen Theologis, dergleichen Herr D. Wrangel ist, umzugehen oder in ihrem Beyseyn einen Vortrag zu thun. Wir sind auch im Hause so schlecht eingerichtet, daß wir einen solchen Freund schlecht accomodiren würden. Zu geschweigen, daß meine liebe Frau offt sehr kranck, und zu wichtigen Geschafften untüchtig, und lieber in der Stille als bey fremden Leuten ist. So lieb ich den theuren Mann habe, so sehr wolte ich Sie, geliebtester Bruder, bitten, nicht zu seiner Herreise beyzutragen, sondern sie ihm lieber, so viel möglich, auszureden, welches (wie ich hoffe) mehr zur Ehre Gottes gereichen würde, als wenn er mit Gefahr und Beschwerniß herkäme, und nichts als arme schwache Lehrer und einfältige vor der Welt verachtete Zuhörer fände. Ich hoffe mein Antwort:Schreiben an Ew. WohlEhrwürden vom 22 Nov a[nni] pfraeteriti] werde nun wol zu Ihren Händen gekommen seyn.15 Den langen gar erbaulichen Brief von dem mir gantz unbekanten Herrn Jakob Gysbert van der Smissen 16 (dessen Amt oder äuserl. Umstände ich gern wissen möchte) gedencke ich Gfeliebts] G[ott] heute oder morgen zu beantworten und den Brief über London an ihn zu addressiren. Er hat auch aus dem Diario eine grosse Liebe zu mir und der Gemeine gewonnen, der ich mich gantz unwürdig achte. Ich grüsse Sie und Ihre wertheste AmtsBrüder recht hertzlichsts, und bleibe Meines theuresten Bruder im Herrn Gebet und Dienst sehr [ergebener] Diener, Johann Martin Boltzius
Reinschrift in PM 95 E 1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
15 16
Vgl. Nr. 317 Anm. 7 5 ( 2 ) . Gotthilf Israel. Vgl. Anm. 1 und Nr. 308 mit Anm. 5. Vgl. Nr. 308 mit Anm. 4. Nicht ermittelt. Nicht ermittelt. Kirchenlied von Albrecht Markgraf zu Brandenburg (1522—1557)? Kirchenlied von Paul Gerhardt. Vgl. Ps 33,15. Vgl. Nr. 315 Anm. 7—9. 1. K o r 4,2. Vgl. Mt 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 19,12—27. Vgl. Nr. 306 mit Anm. 27. Vgl. N r . 279 mit Anm. 7. Boltzius war wie Mühlenberg gehalten, ein Amtsdiarium zu führen. Die Ebenezerischen Diarien sind gesammelt in AFrSt V B: 3 ( L C Abt. H IV Fach J Nr. 1 — 12). = Nr. 315. Vgl. Nr. 317 Anm. 75 (2).
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320. [G. A. Francke] an M.
Die Briefe des Jahres 1765
[Halle], 9. 2. 1765
An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia d. 9 Febr. 1765. Wohlehrwürdiger Herr Pastor, herzlich Geliebter Bruder im Herrn, Auf Ihre letzte Briefe 1 habe vieles zu antworten, so ich aber ietzt noch verspare bis auf nächstens und iezo nur den einen Punct von der zweyten Predigerstelle in Philadelphia berüren will, weil derselbe der wichtigste ist. Die unvermuthete Nachricht von dem sei. Absterben Ihres arbeitsamen und fleissigen Collegen, des Herrn Past. Handschuchs, haben wir zu erst aus einem kleinen Brief des Herrn Whitefield ersehen 2 , welche denn nun hinlänglich bestätiget ist. Daß der selige Mann es mit Gott von Herzen treugemeinet, davon sind wir wohl mit gutem Grunde versichert, gleichwie es auch offenbar ist, daß er unverdrossen und unermüdet in seinem Amte gewesen, und ich zweifele daher auch nicht, daß seine Arbeit ihm nachgefolget, und er davon eine wahre Frucht in der Ewigkeit gefunden haben werde. 3 Was theils undankbare aus Wiedrigkeit an ihm zu tadeln gefunden, theils auch aus menschlicher Schwachheit und Unvollkommenheit von ihm selbst versehen worden, wenn er sich zumal nicht gleich in alle Umstände finden können, bleibet billig nun mit ihm begraben. Der Herr aber lasse den reichlich von ihm ausgestreueten Samen seines Worts auch noch nach seinem Tode reiche Früchte tragen. 4 Nachdem nun Ew Wohlehrw. nebst dem dortigen Kirchenrath von dem Herrn Hofprediger Ziegenhagen und mir verlanget, einen andern tüchtigen Mann zum zweyten Prediger für die dasige weitleuftige Gemeine in Ihrem Namen zu vociren 5 , auch zu dem Ende eine förmliche Vocation oder Vollmacht übersandt 6 ; so leugne ich zwar nicht, daß mich solcher Auftrag aufs neue in nicht geringe Verlegenheit gesezt, nicht als wenn ich nicht eine aufrichtige Begierde hätte, denen nach ihrem Seelenheil begierigen Gemüthern, deren unter ihnen doch noch manche seyn werden, durch Uebersendung eines treuen Lehrers Gelegenheit zu Errettung ihrer Seelen zu geben und dadurch zugleich die reine Evangelische Lehre nach Gottes Wort, nebst dem schriftmäßigen Gebrauch der heiligen Sacramenten bey ihnen auch auf die Nachkommen fortpflanzen zu helfen; sondern weil es keine so leichte Sache ist bey dem überall immer grösser werdenden Mangel an treuen Arbeitern, solche rechtschaffene und geprüfte Arbeiter zu finden, von denen man nicht nur mit Zuversicht hoffen kan, daß sie der Gemeine allezeit treulich vorstehen werden, sondern die auch willig sind, ihr Vaterland und alle Vortheile desselben zu verleugnen und in so entferntes Land zu gehen, wo mancherley ausserordentliche Noth und mühsame Arbeit ist, wovon in Teutschland die wenigsten Prediger etwas erfahren.
Nr. 320
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9. 2. 1765
Gleichwohl aber haben der H e r r Hofprediger Ziegenhagen und ich den obgedachten Auftrag willig angenommen, und werden nicht nur den Herrn der Ernte ernstlich anrufen, daß Er selbst einen treuen Arbeiter anzeigen und in diese wichtige Ernte senden wolle 7 , sondern ich werde auch insonderheit an meinem Theil allen Fleiß und Mühe anwenden, um, wo es immer möglich ist, sobald es nur seyn kan, ein solches Subjectum unter der Leitung Gottes aus findig zu machen, der Ihrer Gemeine in Gemeinschaft E w ' Wohlehrw. als zweyter Prediger vorstehen könne. Ich bitte demnach dieses Ihrem Wohllöblichen Kirchenrath und den ordentlich wandlenden Gliedern Ihrer Gemeine vorläufig, nebst meinem herzlichen Segenswunsch, zu hinterbringen, Selbige aber auch zugleich zu ermuntern und zu erwecken, daß sie ihr Gebet mit dem Unserigen vereinigen und selbst Gott herzlich anrufen wollen, damit Er ihnen einen Mann nach seinem Herzen und einen recht treuen Hirten und Seelsorger schenken und denselben bald durch die Spuren seiner Direction anweisen wolle. D a ich aber auch nicht versprechen kan, wie bald ihr Wunsch erfüllet werden könne; so bitte ich auch zugleich, wenn er sich etwan über Vermuthen, länger als ich selbst wünsche, damit verziehen solte, etwas in Geduld zu stehn und versichert zu seyn, daß die Schuld der V e r z ö g e r u n g nicht an mir liege, sondern die Sache an sich selbst freylich schon einige Zeit erfordere, und es hiernächst auch auf Gott ankomme, wie bald es ihm gefällig seyn wird, seinen Segen zu unserer Bemühung zu geben und unser Gebet zu erhören. K a n es aber möglich seyn, daß wir sie bald und, wie ich wünsche, in recht kurzer Zeit mit Uebersendung eines solchen zweyten Predigers erfreun können: so soll es uns desto lieber und angenemer seyn. 8 Hiermit erlasse Sie in den Schutz des Herrn, der ich mit wahrer Liebe und Ergebenheit verharre Ew 1 . 9 Entwurf in AFrSt IV C 15:9 S. 31-34; 1 2
3 4 5 6 7 8
9
LCAbt.
HIV Fach E Nr. 10 S.
31—34.
= Nr. 3 1 2 ; N r . 313 und N r . 314. Brief vom 15. 10. 1764 adressiert an Ziegenhagen. Als K o p i e erhalten in A F r S t I V C 13:4 S. 14f.; L C Abt. H IV Fach E N r . 9 S. 14f. V g l . R o m 6,22f. Vgl. M k 4,1 —9. 13—20 par. Hier folgte ursprünglich noch: „und zu übersenden". = N r . 314. Vgl. Mt 9,37f.; L k 10,2. H i e r folgte ursprünglich noch: „ D i e übrige Puncten Ihrer werthen Briefe verspare dermalen auf nächstens und". Für die Zeit bis zum 9. 3. 1765 ( = N r . 321) erhalten wir aus den T a g e b ü c h e r n Mühlenbergs folgende Informationen über seine K o r r e s p o n d e n z : (1) „Sambstags: den 9 ten Februar: Vormittags schrieb an H . Pfr. K u r t z in T u l p e h o c k e n und an M r : Friedrich Weiser in Heidelberg, weil eben eine Gelegenheit vorfiel, welches im Winter rar ist." ( P M 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 5 6 ; v g l . T a p p e r t I I S . 184). (2) „Montags den 11 Februar:. . . E m p f i e n g auch ein angenehmes Schreiben vom H . P f r : Wey-
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Die Briefe des Jahres 1765
gand aus Neuyork, und antwortete mit ein paar Zeilen bey der G e l e g e n h e i t . . . H. Pfr: Weygand übersandte mir heute einen gedruckten englischen Brief von einem presbyterianischen Prediger aus Easthampton in Long Island, von einer außerordentlichen großen Erweckung daselbst." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 66; vgl. Tappen II S. 190). (3) „Mitwochs den 13 Febr:. . . schrieb auch einen Brief an H. Pfr: Weygand nach Neuyork, weil eine Frau von hier dahin reisen wolte, und um ein Zeugniß bat." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 67; vgl. Tappert II S. 190). (4) „Freytags den 22 Februar: schrieb einen Brief nach Providence, berichtende daß g[eliebts] G[ott] am Sontage laetare i[d] e[st] d 17 Mart: a[nni] c[urrentis] daselbst Gottes = Dienst halten wolte etc." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 85; vgl. Tappert II S. 199).
321. An[G. A. FranckeundF.
M. Ziegenhagen]
[Philadelphia/
9. 3. 1765
Sambstags den 9ten Mart: 1765. Hochwürdige und in Christo theureste Väter, Ich hatte die Freiheit genommen im Novembr: 1764 ein Paquetgen mit Briefen auf Capt: Friend seinem Schiffe mit zu senden, nemlich 1 a) drey Bogen an Hochwürdige Väter dat: d 12 Nov: a[nni] c[urrentis] [1764] b) Mein Journal vom 9 October: bis 18 Novembr: 1764 worin a ) der Abschied des sei. H . P: Handsuchs [!] ß) sein von mir abstrahirter Lebens = Lauf y) sein Begräbniß und Leichen = Rede 5) die Rathschlüße wegen eines zu beruffenden zweyten Predigers etc. enthalten. c) ein Berufs Instrument, und Brief dabey an Hochwürdige Väter dat: d 19 und 20sten Novembr: a.c. ein Brieflein von der Fr: Witwe Handschue, ein Brieflein von der Mühibergin an die Gnädige Fr: D r : Fr[ancke], mit eingeschloßenen Briefleins an die Mühlbergische Kinder, ein Brief von Mr: Ramminger an seinen Bruder, und einer vom Chirurgo Martins an seinen Vater, und ein Catologusf!] von einem hiesigen Gemein = Gliede Mr: Reinhold Buchhändler, wegen Bücher und Arzeney. Ich stehe sehr in Sorgen ob obiges Paquet auch glücklich angekommen seyn mögte, absonderlich wegen des Berufs für den 2ten Prediger, weil periculum in mora nach menschl. Gedancken seyn dürffte. Ich hatte zu dem Ende eine Copie von besagten Beruf aus dem hiesigen Kirchen Protocoll und das übrige was nun erst folget, geschrieben, weil die 2 Collectanten auch noch abgehen wolten. 2 Weil uns aber der Winter zu plötzlich überfiel, und der Fluß Delaware zufrohr, und auch bis in den Febr: 1765 verschloßen blieb; so blieb alles zurück. Meine gröste Noth ist bisher, daß ich allein gelaßen und mit allzuvieler Mühe, Arbeit und Zerstreuung in Philadelphia geplagt bin, zu mal in der
Nr. 320/321
9. 2./9. 3. 1765
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Winterzeit und bey der allzustarcken Abnahme meiner Leibes = und Gemüths = Kräffte, wobey der Satan und seine Werckzeuge nicht feiern, sondern ihre (ieOoöeiai; gebrauchen, und Diversiones zu machen suchen. Bis hieher hat der Gnädig = und barmhertzige Gott noch geholffen, daß nicht unterliegen dürffen. H e r r Br: Voigt ist noch in Germantown verschloßen, hat genug zu streiten und zu kämpffen, und kan weder mir, noch den alten armen Verlaßenen ersten Gemeinen in Providence und Hannover zu Hülffe kommen, weil der Germantowner Process noch nicht aus gemacht ist, und der Satan durch seine Werckzeuge sich daselbst aufs äuserste wehret und streubet. 3 H . Krug lebet ruhig in der Gemeine zu Reading, ist sehr beliebt, und fleißig, und arbeitet noch zur Zeit im Segen. H e r r Kurtz senior ist wieder daheim in seinen Tulpehocker Gemeinen 4 , und sein Bruder Wilhelm bedienet auch 2 starcke Gemeinen. H e r r Schaum ist noch wohl auf und thut seine gewöhnliche Amts = Arbeit. H e r r P f r : Weygand in Neuyork schrieb mir neulich 5 , daß er besondere Freude und Vergnügen an etlichen seiner Gemein = Glieder erlebte, welche ehe dem in London gewohnt, und durch Sr: H o c h w : Herrn Hofprediger Ziegenhagen in der Capelle erweckt und gegründet worden. Der Schwed: Prediger in Yorktown, Horneil 6 ist sehr verfallen, und die Gemeine schon in 3 Partheyen zertrennet. Der Pfr: Hausile, der von Reading nach Easton gegangen, und etwas über ein Jahr daselbst als Prediger gestanden, liegt mit seiner Eastoner Gemeine im aller schwersten Process vor dem Gerichte. 7 Es ist himmelschreiender Schade, daß man so wenig treue Arbeiter 8 und so viele Mietlinge hat, die die armen Heerden zerstreuen. 9 Bey unserer letztern Kirchen = Rechnung im Januar: a[nni] cfurrentis] befand sich, daß die gesamte Einnahme auf bey nahe tausend £ hiesigen Geldes belauffen. 10 Davon waren a) die Interessen für zweytausend, ein hundert £ Capital Schulden bezahlt, nemlich 126 £ b) drey Glocken zum Geläute gekaufft und aufgehangen für 130 £. c) für Meßingene Leuchter in die Kirche zum Abend Gottes = Dienst 30 £. d) für Holtz an die Prediger zur Wärmung der Küchen und Stuben 33 £. e) Am Capital der Schulden, so vom hiesigen Hospital geliehen war 580 £ bezahlt f) an die Frau Witwe Handschue für den letzten Dienst ihres H . 50 £ bezahlt, g) endlich auch an mich für die jährliche Haus = Heuer 30 £ summa der Ausgabe vom Jahre 1764 ohne noch andere Neben Ausgaben für den Organisten für Lichter zum Abend Gottes = Dienst, für Wein und Brod zum Abendmahl, für Reparationen in der Kirche und Schul = und Pfarr hause, für arme Kinder Schulfrey zu halten, ohne alles dieses 979 £. Das war ein schöner Segen, den der H e r r bescheret hatte, und auch bey vielen eine Frucht von den Segen des Wortes Gottes an ihren Seelen. Wir können aber dergleichen in diesem Jahre nicht erwarten. Denn geschweige, daß wir einen so harten Winter wie 1740 gehabt, und der Handel und Gewerbe so weit herunter gefallen, daß große Klage und N o t h einbricht; so sind wir hier in der Stadt mit einer so großen Menge von armen Neukommenden Deutschen überschwemmet w o r d e n " , daß wir fast mit einander versincken sollen. Wir verspühren solches mercklich an den Allmosen bey dem Gottes Dienst. Die Kirche und
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Die Briefe des Jahres 1765
Gemeine ist nun noch in allem schuldig nahe bey 1500 £, welche auf Interessen stehen. Wir hatten vor, unsere Michaelis Kirch zu vergrößern, oder eine gantz neue räumliche zu bauen, weil die alte wol um die Hälffte für das Volck zu klein ist. Da wir aber noch so viele alte Schuld haben, und eine hinreichende neue nicht unter 4 bis 5 tausend £ zustande bringen könten, und die Nahrung und Gewerbe so tod ist, so dürffen wir es noch nicht wagen. 12 Bey so gestalten Sachen müßen wir aber stetig eine Trennung befürchten. Ex[empli] grfatia] H . P f r : Hartwich hatte sich schon von ein und andern Häuptern bewegen laßen, daß er einen Lutherischen Gottes = Dienst in der großen Neu reformirten Parthey Kirche anfing, und die Sache mit Glimpf trieb, sagende in seiner ersten Predigt, er wolte nur die jenigen Lutheraner einladen und sammeln, welche am Marckte müßig stünden 13 und keinen Raum in der Michaelis Kirche hätten 14 etc. etc. Hernach als er fertig war, thaten die Aufwiegeier einen neuen Versuch und sprachen den Pfr: Hausile aus Easton an, er solte eine Lutherische Gemeine in Philadelphia aufrichten. Er war auch geneigt darzu 15 , wolte aber erst vorher eine gewiße Anzahl Subscribenten für ein gewißes Salarium haben, worüber es auch wieder ins Stecken gerieth. N u n ist wieder ein neuer Plan in der Schmiede, nemlich weil des Pfr: Rap seine Parthey in Germantown, durch den treuen Dienst des Herrn Voigts verringert, und H . Voigt seine Gemeine so starck worden, so wollen die Impietisten eine neben Gemeine in Philadelphia aufrichten, und den P f r : Rap solche von Germantown wechseis weise bedienen laßen, damit er desto beßer subsistiren möge. Was können wir erhebliches da wieder sagen? Es heißt: wir haben keinen Platz in eurer Michaelis Kirche, und wollen doch auch bedienet seyn etc. etc. Das einzige Mittel, welches eine höchst gefährliche und Seelenverderbliche Trennung noch verhüten könte, mögte wol dieses seyn, nemlich wenn ich bey Zeiten einen treuen und rechtschafnen Collegen und Mitarbeiter bekäme, so könten wir an den Sonn = und Fest = T a gen unsern großen Schulhaus = Saal wieder zum Gottes = Dienst gebrauchen. Denn in dem Schul = Saale können gemächlich 4 bis 5 hundert Zuhörer sitzen, und damit wäre schon einem großen Theil von denen geholffen, die in der Michaelis Kirche keinen Platz haben. Wenn ich aber zu lange allein gelaßen werde, so wird der Feind die Trennung zu seinem erwünschten Zweck bringen, und dann ist die Erbauung und noch übrige Disciplin vollends verlohren. Wir haben Exempel genug vor Augen: wo zwey Partheyen von einer Benennung sind, da reiben sie sich so lange aneinander, bis sie beyde auf gerieben sind, oder eine die andere verschlinget. Die Fr: Witwe Handschuchin ist denn in diesem harten Winter Gottlob! reichlich mit Holtz, Brod und Fleisch versehen gewesen, hat allein und ungestört bis hieher im Pfarr hause gewohnt, und liebreiche Wohlthaten von guthertzigen Gliedern genoßen, und wie ich vernehme, so wollen unsere Ältesten zum Theil sorgen, daß sie in der Stadt irgend wo ein Häuslein für sie heuren, ob es wol sehr theuer in der Stadt zu leben, und es hart f ü r sie fallen mögte, sich mit den 4 Kindern durch zu bringen, wo kein Verdienst und Einnahme ist. Sr: H[och] E[hrwürden] H e r r D r : Wrangel leben mit mir und unserer Gemeine in Christlich = hertzlicher Liebe und Harmonie, wolten mir gern helffen, haben
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9. 3. 1765
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aber selber so viel Amts = Geschaffte und Last auf sich, daß sie kaum durch kommen können. Ich muß jeden S o n n = und Festtag Vormittags in der Kirche predigen, und Nachmittags Kinder = Lehr halten und predigen. Des Sontag Abends bey Licht hält der Herr Probst denn auch eine Predigt in unserer Kirche, wozu auch viele von andern Partheyen kommen und Erbauung und Segen haben. Denn der Mann hat eine vortrefliche Gnaden Gabe in der praxi Exegeseos so daß die Zuhörer einen rechten Geschmack an Gottes Wort bekommen. Er bedauert sehr, daß er noch nicht an Sr: Hochwürden unsern theuresten Herr Director etc. Francken geschrieben, maßen er von Hochgedacht Deneselben schon 2 mal mit geneigten Zuschrifften beehret worden 16 , weil er fast keine Stunde unter seinen mühsamen Geschafften erobern kan, getröstet sich aber der Hofnung, daß er bey seiner Retour nach Europa' 7 , das Angesicht unserer Venerablen Väter in Kensington und Halle sehen und sich mit ihnen erquicken werde; weil sein bestirnter Termin nach America schon aus ist. Pennsylvanien hat noch nie einen solchen Johannem gehabt, und mögte schwerlich einen solchen Liebling Christi wieder bekommen, wenn er von uns genommen werden solte. Ich werde hoffentlich seinen Abschied von hier nicht erleben. Ich bin genöthiget die nächste Woche g[eliebts] G[ott] die armen Gemeinen in Providence und Hannover zu besuchen, weil es daselbst betrübt und schlecht hergehet, ob wol nicht weiß, wie von Philadelphia los kommen soll, maßen außer der gewöhnlichen Arbeit bey 80 Personen im Unterricht habe, die g: G : auf Ostern confirmiren solte, worunter bey 20 verehligte, die unter frembden Partheyen in der Finsterniß und Unwißenheit auf gewachsen, und in allem was Göttlich ist, versäumet sind, und doch ein Verlangen haben rechte Glieder und Nachfolger Christi zu werden. O daß doch der Herr der Erndte sich über sein Zion erbarmen 18 , treue Arbeiter bereiten und aus senden wolte! 1 ? Es ist doch gar zu hertzbrechend, wenn man so viele Menschen zerstreuet siehet, wie Schafe, die keinen Hirten haben! 20 Wenn man eine Erndte siehet, und keine Arbeiter dazu finden kan! Ich muß schließen, denn es ist Sambstags Nacht, habe Morgen einen schweren Tag, und noch wenig Zeit zur Meditation und Oration gehabt. Wünsche, bitte und flehe nur noch, daß der aller gütigst = und barmhertzige Gott unsere theuresten Väter nur noch etliche Jahre beym Leben und Kräfften erhalten, und zum Besten und Trost seines Creutzes = Reiches, davon wir auch ein kleiner Theil sind, laßen wolle! Ich hoffe, Hochgedachte Väter in Christo, werden meiner vielfältigen Fehler und Übereilungen nicht mehr gedencken, sondern um Christi des großen Versöhners willen verziehen haben! Die Außendung zweyer Collectanten, ist dem Herrn Probst Wrangel und mir eine gefährlich scheinende Sache, welche von übeln Folgen seyn dürffte, wenn es nicht wohl ausschlagen solte. Vielleicht wendet es der liebe Gott noch auf einen andern Weg. 2 1 Wenn uns der Gnädigste Heiland und Erbarmer nur noch ein paar rechtschaffene Arbeiter zu Hülffe verleihen wolte, und mein armes Leben fristete; so wolten wir doch die jährliche Synodal Versamlung wieder fort setzen, und uns nicht mehr mit frembden Predigern abgeben, sondern für uns bleiben; denn die Prediger mögen noch so gelehrt, begabt und Ehrbar seyn; wenn die Liebe zu Christo und seinen Läm-
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Die Briefe des Jahres 1765
mern und Schafen, und der rechte Zweck fehlet, so faßet man nur Most in alte Schläuche.22 Ich ersterbe mit schuldigster Veneration Ew: Ew: Hoch: Hoch geringster Knecht Henrich Mühlenberg Reinschrift in AFrSt IVC S. 1397—1409.
13:9 S. 39—42; LC Abt HIV
Nr. E Fach 9 S. 39-42.
Auch in HD
1 Zu der folgenden Aufzählung vgl. Nr. 314 Anm. 7 (2). 2 Vgl. ebd. 3 Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg zum 1.3.1765: „Als zu hause kam fand Herr Bruder Voigt vor von Germantown, welcher mit erschrockenem Gemüthe berichtete, daß ein großer Lerm in Germantown wäre, nämlich die Rappische Parthey wütete sehr, wolten ihren Rapp behalten und nichts mit den Hallensern zu schaffen haben, würden auch unterstützt von alten Zänckern aus Philadelphia, welche eine Summa Geldes zusamen legen wolten, um den Rap: zu unterstützen etc. etc." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 96f.; vgl.Tappertll S. 206). * Vgl. Nr. 303 S. 182 unter 10.). 5 Vgl. Nr. 320 Anm. 9 (2). 6 Dazu ausführlich Nr. 332. 7 Vgl. Nr. 307 und Nr. 311. 8 Vgl. Mt9,37f.;Lk 10,2. 9 Vgl. Joh 10,12f. 10 Vgl. die Tagebucheintragung zum 7. 1. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 17f. undTappert II S. 163f. 11 Vgl. die Tagebucheintragung zum 17. 12. 1764 in PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 7 und Tappert II S. 157. — Vgl. zur Immigration M. Wokeck, The Flow and the Composition of German Immigration to Philadelphia, 1727 — 1775, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography 105 (1981) S. 249—278 und dies., A Tide of Alien Tongues: The Flow and Ebb of German Immigration to Pennsylvania, 1683 — 1776. Diss. Temple Univ. 1983. — Zu den Zielen der Deutschen Gesellschaft vgl. O. Seidensticker, Geschichte der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvanien. Philadelphia 1876, S. 46 — 50. — Zu vergleichbaren Schwierigkeiten und spontanen Hilfsmaßnahmen in London Julius F. Sachse, The Lutheran Clergy of London and How They Aided German Emigration During the Eighteenth Century, in: Lutheran Church Review, 22 (1903), S. 3 1 6 - 3 2 1 , 5 6 5 - 5 7 0 . 12 Vgl. Nr. 313 mit Anm. 8. 13 Vgl. Mt 20,3. it Vgl. Nr. 306 Anm. 28. 15 Wie Anm. 7. 16 Zum letzten Brief vgl. Nr. 273 mit Anm. 7. Ein früherer Brief vom 25. 7. 1761 ist erhalten in AFrSt IV C 11:10 S. 91 f. (auch in H D S. 1193-94). 17 Vgl. Nr. 279 Anm. 7. Vgl. Ps 102,14. 19 Vgl. Mt 9,37f.; Lk 10,2. 20 Vgl. 1. Kön 22,17; Hes 34,5; Mt 9,36. 21 Am 1. 3. 1765 wurden in einer Konferenz mit den Trustees (Christoph Raben, Matthias Sommer, Valentin Müller, Christoph Selig) der Kirche von Barrenhill die Bedingungen ihres Unterfangens festgelegt, um einerseits einen Mißbrauch der Spendengelder zu verhindern und andererseits eine ordnungsgemäße Abwicklung des Kirchenbaus zu gewährleisten. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 1. und 2. 3. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 96 f. und Tappert II S. 206f. — Schließlich wurde diese Lösung doch wieder verworfen; dazu Nr. 323. 22 Vgl. Mk 2,22 par.
Nr. 321/322
322. [G. A. Francke] an M.
9.3.1765
267 [Halle], 9. 3. 1765
An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia D. 9 Mart. 1765 Wohlehrwürdiger, In dem Herrn herzlich Geliebter Bruder, Ich habe schon unterm 9ten Febr.1 vorläufig gemeldet, daß ich ohnerachtet der vielen Schwierigkeiten mir alle Mühe geben wolte, einen zweyten Prediger für die Pensilvanische Gemeine zu suchen und zu übersenden. Ich bin auch wirklich darinnen begriffen ein dazu tüchtiges Subiectum aus findig zu machen, ob ich gleich nicht leugnen kan, daß manches Verhalten so wohl der andern als auch insonderheit der Philadelphischen Gemeine mich betrübet hat, so mich veranlassen könte, die Hand abzuziehen. 2 Denn es scheinet fast, als wenn manche in den Gedanken stehen, man sey ihnen noch Dank schuldig, wenn sie die ihnen von hier zu gesandte treue Lehrer und Selsorger annehmen, und als wenn uns damit eine Wohlthat geschähe, da wir doch nichts als Mühe und Arbeit davon haben, und uns nur auf die viele Bitte der Gemeinen aus blossem Mitleiden für die arme und von allem Unterricht verlassene Selen bewegen lassen uns ihrer anzunehmen, aber nicht finden, daß die meisten solche Wohlthat mit dem schuldigen Dank, so wohl gegen Gott als gegen die ihnen zugeführte Lehrer hinlänglich erkennen, aber wohl warnemen müssen, daß manche vielmehr es ihren Lehrern, die ihre Kräfte zu ihrem Besten treulich verzehren, auf mancherley Weise nur schwehr zu machen und sie zu kränken und zu betrüben gesucht haben. Von Anfang waren sie viel erkentlicher, und dankten Gott, daß er sie und ihre Kinder nicht habe in die heydnische Finsternis verfallen lassen wollen, sondern ihnen treue Lehrer zugeschickt, welche sie aus dem Worte Gottes unterrichten und mit den heiligen Sacramenten nach demselben versehen könten. Nachdem aber die Gemeinen durch die unermüdete Arbeit ihre[r] Lehrer gesamlet und zum Theil in gute Ordnung gebracht, auch hier und da durch merklichen Vorschub der Collecten mit Kirchen versehen sind; so scheinet es, als wolten sie oder wenigstens manche unter ihnen übermütig werden 3 , und man solle ihnen verbunden seyn, wenn sie von hier Subiecta nemen, die sie noch dazu gemahlt haben wollen, da sie Gott danken solten, wenn ihnen nur der Weg zum Leben nach dem Worte Gottes treulich gezeiget wird. Es kommt noch dieses hinzu, daß Wiedriggesinnte denen Leuten allerley gegen die von hier gesandten Prediger in den Kopf zu setzen, und sie zu überreden suchen, als suchte man sie um ihre Freyheit zu bringen; da doch solches so ferne von mir ist, daß ich lieber mit solchem Geschäfte ganz und gar verschont bleiben möchte. Und wenn übrigens der Zustand der ganzen Gemeine betrachtet wird: so sind doch auch viele Wohlhabende darunter, die es an anderem unnötigen und
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Die Briefe des Jahres 1765
zum theil üppigen Aufwand nicht fehlen lassen, aber zum Besten der Gemeine und für Kirchen und Schulen nichts thun wollen. Solche treue Leute, die man mit gutem Gewissen vorschlagen kan, sind hier gar nicht überflüssig, daß man darauf denken müste, wo man sie unterbringen könne. Nein, es greifen zehen H ä n d e nach einem Subiecto und treue Leute können in ihrem Vaterland allemal ihre hinlängliche Versorgung gar leicht finden, wenn sie nur so häufig da wären, als sie gesucht werden. Es wird also allemal eine besondere Verleugnung erfordert, wenn solche die im Vaterland Gott und der Kirche mit viel mehrer Bequemlichkeit dienen könten, einen Beruf nach Pensilvanien annemen, ihre Verwandte und Bekannte verlassen, die beschwehrliche und gefährliche Reise übernemen, und denn gleichwol erstlich noch gewärtig seyn sollen, wie sie aufgenommen, und was ihnen in Zukunft von manchen Undankbaren für Verdruß gemacht werden möchte. Manche aber werden auch von den Ihrigen oder durch andere Umstände abgehalten, wenn sie auch an ihrem Theil nicht ungeneigt wären, sich zu verleugnen und einen solchen Beruf anzunemen. Ich muß also gestehen, daß es mir, da ich alt und schwach werde, und ich sonsten meine Last genugsam fühle 4 , viele Sorge und Mühe verursachet, bey dem grossen Mangel an treuen Arbeitern ein solches Subiectum zu finden, das sich für die dortigen Umstände schicket, von dessen Treue man versichert seyn kan, und das den Beruf annemen kan und will. Ich würde mich also von der ganzen Sache losgemacht haben, wenn ich nicht auch zu gleich überlegt hätte, daß doch noch manche Heilsbegierige und Gnadenhungrige Seelen unter ihnen sind, um deren willen ich mich denn auch bey meinem Alter und Schwachheit und anderwärtigen vielen Sorge und Last, keine Mühe verdriessen laßen will, wenn ich gleich voraus sehe, daß ich mir von den übrigen und wohl von den meisten wenigen D a n k zu versprechen habe. Uebrigens ist auch noch ein Punct in der übersandten Vocation 5 gar nicht berühret, nemlich wo die Reise = Kosten des Predigers hergenommen werden solten? Herrn Voigts und H . Krugs Reise haben dermalen fast an 700 th. gekostet. 6 So lange es dem barmherzigen Gott gefeilet, durch die Collecten so viel zu fliessen zu lassen daß auch die Reisekosten bestritten und die Prediger frey hineingesandt werden können, so haben solches die Gemeinen als eine Wohlthat anzusehen, nur daß man auch dabey darauf zu sehen hat, daß die Collecten, welche für sämtliche Gemeinen bestimmt sind, nicht einer allein zu gut kommen, sondern auch des falls einige Gleichheit oder wenigstens Billigkeit beobachten werde. Gott hat nun wohl iezo so viel bereits zufliessen lassen, daß die Reisekosten für einen zweyten Philadelphischen Prediger damit bestritten und aus gelegt werden können. Ich behalte mir aber noch vor eine Vergleichung anzustellen, was von den Collecten bisher einer ieden Gemeine zugeflossen, und kan wenigstens künftig so schlechterdings nicht versprechen, Prediger frey hineinzuschicken, da es nicht in meiner H a n d ist, sondern in der Direction Gottes stehet, ob ferner Wohlthaten für die Gemeinen einlaufen werden, und die Gemeine, die einen Prediger bekommt allerdings schuldig ist, auch für dessen Reisekosten zu stehen, gleichwie Lancaster den H . M. Gerock auf ihre eigene Kosten hat kommen lassen müssen. 7
Nr. 322
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Es komt nun noch darauf an ob der H e r r seinen Segen zu meiner Bemühung geben und einen tüchtigen zweyten Prediger f ü r die Philadelphische Gemeine anweisen will, w o r u m denn die Gemeine selbst fleißig zu Gott zu beten hat. Ich verharre Ew r . P.S. ä part zu schreiben: Zu den in Beygehendem berührten Schwierigkeiten komt noch 1.) daß die Philadelphische Stelle so wichtig ist, und es scheinet ein M a n n erfordert zu werden, der auf allen Fall zusammen halten könte, dazu wohl ein gesezter Mann erfordert würde, der nicht so leicht zu finden, als ein junger auch geschickter und redlicher Candidat. W o r z u kommt, daß 2.) Ew. W . selbst so mißmutig sind, und lieber davon wolten, auch nicht lange mehr zu leben meinen, welches leztere denn in Gottes H a n d stehet, und G o t t anzurufen ist, daß Er Sie um des gemeinen Besten willen noch lange erhalten wolle. Indessen ist es denn doch bedenklich junge Leute in solche Umstände zu stecken, denen sie bey veränderten Fällen nicht gewachsen und die ihnen zu schwehr seyn würden, darüber sie einmal seufzen möchten. Sie müssen aber auch fein an das (if) eKKCCKeiv8 gedenken. Sie sind noch lange nicht so alt wie ich, und wißen nicht, was ich von so vielen Jahren f ü r Last getragen, sonderlich aber in den 2 letzten, bey meiner Leibes-Schwachheit ausgestanden. Ich wünschte ja auch wohl einige R u h e zu haben, überlaße mich aber gern unter alle P r ü f u n g e n dem treuen Gott. Auch ist es 3.) schwehr, daß einer allein reisen soll und ist doch gleichwol f ü r einen andern keine Vollmacht überschickt, u n g e f o r d e r t aber zwey zu schicken, ist bedenklich, und würde den Schein haben, man seye nur f r o h e welche unterbringen zu können. W e n n denn 4.) Providence so kaltsinnig gewesen, da sie das nächste Recht an einen von den beyden letzten gehabt hätten. Z u r Erläuterung deßen, was ich in dem Briefe geschrieben, füge einen Extract 9 aus den Zeitungen bey, der in mehrern gestanden. U n d damit kömmt überein, was Sie selbsten in dem Beschluß der Schrift vom Autenrieth 1 0 von dem unnöthigen A u f w a n d so nachdrückl. geschrieben haben. Entwurf in AFrSt IV C 15:10 S. 35—38; LCAbt. 1 2 3
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HIV Fach E Nr. 10 S.
35-38.
= Nr. 320. Vgl. Bd. II Nr. 239 S. 579 sowie Nr. 250 S. 34, Nr. 252 S. 43 und Nr. 258 S. 70 unter Punkt 2.). Hier folgte ursprünglich: „anstatt daß sie das Wort und den Wandel ihrer Lehrer zu ihrer Bekehrung an sich kräftig seyn lassen und demselben gehorsam werden solten und Gott dafür danken solten, daß er ihnen den Weg zum Leben". Hier folgte ursprünglich: „eine neue Last ist, daß ich wiederum für die Besetzung der Philadelphischen allerdings schwehr wird". [!] = Nr. 314. An dieser Stelle ist am Rand vermerkt: „NB wird in Ld'or nicht völlig 800. r. betragen, so H. Crusius noch nachsehen will."
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Die Briefe des Jahres 1765
Zur Berufung Johann Siegfried Gerocks nach Lancaster vgl. Bd. I Nr. 114 Anm. 14 und Bd. II Nr. 130 Anm. 7; Nr. 134 S. 43f. Vgl. Lk 18,1. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 306 Anm. 27.
323. An [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 12. 3. 1765
Philadelphia d 12 Mart: 1765 Hochwürdige und theureste Väter, Heute haben wir 3 Trustees von der St Peters Kirche auf Barrenhill in Whitemarsh, nemlich H . Probst Wrangel, Mr: Henrich Keppele und Mühlenberg die Außendung der 2 Collectanten 1 mit Ernst untersucht und rück stellig gemacht. Drey Trustees welche bey der Kirche wohnen, haben den Bau geführet. Sie sind aber arme Leute, und waren verbunden für die Schulden welche zwischen 5 und 6 hundert £ nach hiesigem Gelde auf gelauffen; Weil nun die armen Männer gedräuet und geplagt wurden von den Creditorn, und die Interessen auf lauffen, so wüsten sie sich nicht zu helffen, und wolten aus N o t h 2 von ihnen die schwere Reise vornehmen, ihre armen Familien hier laßen und eine Beyhülffe in der Europaeischen Mutter Kirche suchen. Es wurde ihnen zwar angeboten, so wol von den Englischen, als Deutschen Reformirten, daß sie die Schulden mit helffen tragen, wenn wir ihnen die Hälffte Gerechtigkeit verschreiben wolten? aber das giebt nur Zänckereyen etc. etc. Weil nun H . Probst, Keppele und ich sahen, daß es in Gefahr und Crisi war; so resolvirten wir zu folgenden Punckten, nemlich 1) wir wolten den 3 armen Trustees die Bürde der Schulden ab, und auf uns nehmen. 2) Die bestirnten Männer Selig und Müller solten nicht als Collectanten hinaus reisen. Denn a) müsten sie Leib und Leben wagen b) ihre Familie zurück in Versuchung laßen c) käme die aus und ein Fracht sehr hoch, und die Zehrungs = Kosten noch höher, und man wäre ja ungewiß, ob sie nur so viel bekommen würden als die Kosten erfoderten, geschweige daß sich schon in alten und neuern Zeiten einige Collectanten aus America verdächtig und stinkend gemacht etc. etc.2 3) Dem zu Folge wolten wir als Trustees, weil res noch integra, die Kirche und Gemeine auf Barrenhill, zu einem ordentlichen Filial von der St Michaelis Kirche in Philadelphia machen und vest setzen, damit eine Connection zwischen den Vereinigten Evangelischen Gemeinen als in einem Faden von Philadelphia 11 Meilen zur Barrenhiller Kirche, von da 15 Meilen zu der Providencer, von da 10 Meilen zu der Hannoveraner, von da nach H : Schaums Gemeinen 3 , von da nach H . Krug 4 und H . Kurtz 5 ihren Gemeinen bliebe, weil man ohnedem noch nicht wüste, wie es mit Germantfown] ausfallen mögte. 4) und an Statt der
Nr. 322/323
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Collectanten, wolten wir unsere kindliche Zuflucht, nächst Gott, zu unserer Mutter = Kirche in Europa schrifftlich nehmen, die ansehnliche Recommendation von dem hiesigen Herrn Gouverneur [John Penn] mit dem großen Provincial Siegel hier in der Cantzeley registriren laßen, und genuine Copien davon an unsere Hochwürdige Väter und Wohlthäter senden und solcher gestalt um Hülffe und Beystand flehen. Weil denn die Kirche auf Barrenhill als ein Filial von der St Michaelis an zu sehen, und auf einen guten Grund, nemlich der Apostel und Propheten und der ungeändert Augspurgischen Confession so viel möglich, bevestiget wird, und in Vereinigung stehet, und ein Situation und Anlage zu einer großen Versamlung der zerstreueten Lutheraner hat; so hoffen wir, unsere Hochwürdige Väter, und alle Gönner, die die Fortpflantzung der Evangelischen Kirche in dieser Abendwüste am Hertzen haben, werden um Christi willen, die gute Sache mit befördern helffen. Zu dem Ende machen wir hiemit im Namen des Herrn den Anfang, und übersenden 1) eine wahrhaffte Copie von dem Original, der Recommendations = Schrifft vom Herrn Gouverneur, Englisch und Deutsch. 6 2) eine Copie von unserer letzten Conferentz. 7 Sr: H : H . D r : Wrangel sendet auch seine Bittschrifft und Copien nach Schweden, 8 ohne das geringste praeiudice unserer deutschen = vereinigten Gemeinen. Denn er ist so hertzlich und starck für das wahre Gute unserer Vereinigten Gemeinen, daß er schon von seinen eigenen Amts = Brüdern des so genanten Hallischen pietismi beschuldiget, beneidet und verspottet wird. 9 Solte der Gütigste Gott seinen Segen geben, daß wir mit Beyhülffe die Schulden der Barrenhiller Kirche bezahlen, und sie vollends aus bauen könten, und noch etwas übrig behalten; so gedächten wir es zum Unterhalt eines recht schafnen Predigers, wenigstens zur Beyhülffe zu gründen. Ich hatte zwar eine Recommendation an Sr: H o c h w : Herrn General Super: Struensee, und auch an Herrn Pastor H o e c k in H a m b u r g fertig, 10 um sie den Collectanten mit zu geben, doch so, daß die Sache nur remote oder passive von unserm Vereinigten Ministerio, ob wol nöthig und nützlich betrachtet würde. Nach dem es aber noch auf einen beßern Fuß gesetzt wird; so behalte die Briefe zurück, und lege nur den einen bey, zur Erläuterung der Sache. Wir sind der Meinung, daß die Barrenhiller Kirche von Philadelphia aus füglich bedienet werden könte, weil in Philadelphia noch 2 Prediger halten muß, und der jüngere etwa alle 14 Tage einmal da predigen, Motion haben und seine Gesundheit desto besser preserviren mögte. B. extract aus dem Protocoll: 11 Mitwochs den 13 Mart 1765 ward in einer Versamlung folgendes von den Trustees der St: Peters Kirche auf Barrenhill in Whitemarsh beschloßen neml. 1) Die 3 Trustees in Philadelphia wohnend, namentlich die H . Carl Magnus Wrangel, Henrich Mühlenberg und Henrich Keppele nehmen die noch übrige Schulden der St Peters Kirche, nach der öffentlich abgelegten Rechnung in 550 £ currency bestehend, auf sich und stehen Bürge dafür. 2) Benamte 3 Trustees oder Verwalter finden nicht gut, daß die 2 Collectanten nach Europa gehen sondern inhibiren die Procedour, und wollen bey denen um das wahre Beste der Evangelischen Kirche bekümmerten Vätern und Gönnern kindliche Ansuchung thun.
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D i e Briefe des J a h r e s 1765
3) Die besagte 3 Trustees verordnen, daß besagte St Peters Kirche soll mit der St Michaelis Kirche in Philadelphia vereinigt seyn und bleiben und als ein Filial gehalten werden, und versprechen nach ihrer innehabenden Vollmacht, so bald als ihnen möglich alles übrige in Ordnung zu bringen etc. etc. Carl Magnus Wrangel Henrich Mühlenberg Henrich Keppele.
Christoph Robin Matthias Sommer Valentin Miller Michael Selig
Die rechter Hand stehende 4 Männer sind die jenigen, welche den Bau geführt und das Land worauf die Kirche stehet gekaufft hatten, und unter den Schulden stunden, und des wegen 2 aus ihrem Mittel als Collectanten senden wolten und uns unaufhörlich um Fürsprache anlieffen, weil sie in Noth steckten. Da obige 3 Trustees aber solche Procedour für gefährlich hielten; so nahmen sie lieber die Schuld auf sich, und ließen sich alle original Schrifften etc. etc. heraus geben, damit sie die Kirche und Gemeine mit Philadelphia desto füglicher vereinigen, und auf beßern Fuß setzen könten. Wäre solches Anfangs so mit Germantown und Philadelphia geschehen 12 , so hätte man alle die ärgerlichen Unruhen und Unkosten vermeiden und ungehindert an den Seelen arbeiten können. Seit dem die Philadelphische Gemeine eine schrifftliche Kirchen = Ordnung gemacht 13 , ist dem Satan und seinem Anhange doch einiger maßen, ein Gebiß angelegt, daß er nicht alles zerreißen und verderben kan, sondern die Wurtzel und den Stam laßen muß, wenn uns der allmächtige Herr und Heiland unter seinem Schutz behält, und seines Erbarmens nicht müde wird, durch unsere Undanckbarkeit. Wir haben ohne dem Ursache uns so genau zu vereinigen und zusamenzustehen als möglich, wenn änderst eine Evangelisch = Deutsch Lutherische Kirche in diesen Gegenden bleiben soll, weil allerhand plans im Werck sind, um die Lutheraner auf einer oder der andern Seite zu incorporiren; und des wegen unsere Mutter Kirche nächst Gott um Hülffe anzuruffen. Wir wißen zwar daß Priester und Leviten mit ihrer falsch gerühmten Orthodoxie vorbey gehen, und so gar noch den Samariter beneiden, der die Barmhertzigkeit thut.14 Ich wolte aber sehen was für ein Zetter Geschrey die Hh. Orthodoxen machen würden, wenn die Evangelischen Gemeinen in America von der ungeändert Augspurgischen Confession ab weichen und mit andern Articuln sich einlaßen Sölten! wofür mir eben so bange, als dem best gerühmten Orthodoxen ist, weil die reine Evangelische Lehre das beste und unschätzbarste Kleinod ist zur Errettung der armen Seelen. Sr: Hoch Ehrw: der Herr Dr: Wrangel, und Herr Keppele, der nun ein Mitglied von der hiesigen Landes = Assemblee ist15, und unsere Kirchen = Sachen und glückselige Connection mit Hochwürdigen Vätern in London und Halle im rechten Licht ein siehet, haben mir aufferlegt, ihre demüthig hertz innigste Empfehlung an Hochwürdige Väter aufs stärckste zu bezeugen, und gemeinschafftlich zu ersuchen, daß Hoch gedacht Dieselben, die hiesige Noth, in Betrachtung zu ziehen geruhen und mögliche Hülffe leisten wolten! haben mir auch zu dem
Nr. 323
12. 3. 1765
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Ende Vollmacht gegeben mit ihres Namens Unterschrifft zu bezeugen, daß wir uns lebens lang nennen und verbleiben Philadelphia d 13 Mart: 1765.16
Reinschrift in AFrSt IV C 13:10 S. 43-46; 1 2 3
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Hochwürdige und theureste Väter, Ew. Ew. Hochw: Hochw: treu ergebenste Diener Henrich Mühlenberg D M Wrangel Henry Keppele.
LCAbt.
HIVFach E Nr. 9 S. 43 - 46.
Vgl. Nr. 321 mit Anm. 21 und Nr. 310 mit Anm. 9. Wie Nr. 310 Anm. 16. Colebrookdale, Oley, Maxetawny, Richmond Township. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter I S. 116. In Reading. In Tulpehocken. Nicht erhalten. Vgl. den unten mitgeteilten Protokollauszug. Im Tagebuch heißt es dazu weiter; „Obige Schlüße wurden abgeschrieben und in Copie denen Trustees bey der Kirche wohnend mit gegeben. Das Original habe ich in Verwahrung." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 101; vgl. Tappert II S. 209). Vgl. dazu Mühlenbergs „Extract aus einem hiesigen Buche, angehend den Schulhauß und Kirch = Bau in Whitemarsh Township, Philadelphia County, auf Bar[ren] H[ill]": „Der Rev: H . D r : Wrangel war indeßen von seinen H n . Amts = Brüdern bei dem H o c h w : Consistorio in Schweden hart verklagt, und unter andern mit beschuldiget, daß er sich viel zu geschäftig und gemein mit den deutschen Gemeinen machte etc. folglich war sein Schreiben nach Schweden um Collecten f ü r die Deutschen vergeblich, und sein guter Wille hatte kein Vermögen etwas zu thun, weil sein Salarium dem Stande nach knap hinreichte. Nachdem der Rev: H . Peters von Engelland zurückgekommen, überlieferte er die 20 Guineas an H e r r n Keppele, der nun die Rechnung zu füren auf sich nam." (PM Z 6 S. 16; vgl. AFrSt IV F 8 S. 99f. sowie einen weiteren Bericht Mühlenbergs über die D u r c h f ü h r u n g des Kirchenbaus in Barrenhill in P M Z 6 S. 43.). Vgl. Anm. 8; Nr. 279 mit Anm. 7 und Nr. 383. Vgl. Nr. 310 mit Anm. 1 und 17 (1). Vgl. die parallele Darstellung im Tagebuch in P M 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 101 und Tappert II S. 209. Germantown wurde nach der Trennung von Valentin K r a f t 1743 als vierte Gemeinde in die Vereinigung von Providence, Neuhannover und Philadelphia aufgenommen. Vgl. Bd. I Nr. 17 S. 64f., 69,77, 80 und Nr. 19 S. 86; Glatfelter I S . 4 0 7 - 4 1 1 . Am 18. 10. 1762. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 . Im Tagebuch vom 3. 10. 1764 vermerkt Mühlenberg dazu: „Es war in der Stadt große Freude und Erbitterung im politischen Reich, weil es hieß: die deutschen Kirchen = Leute hätten in der Wahl gewonnen, nemlich sie hatten unsem Trustee H . H e n r y Keple mit in die Assembly gekriegt, worüber sich der H h . Proprietors ihre Freunde hoch erfreueten, und die Quaker und deutsche Moravians sehr erbitterten. Es ist, wie sie sagen, so lange Pennsylvanien stehet, nicht so viel Volck bey der Wahl zu samen gewesen. Die Englischen und Deutschen Quaker, H e r r n h u ter, Mennonisten = Schwenckfelder, machten eine Parthey aus, und die Englischen von der Hochkirche, von der Presbyterianer Kirche, wie auch die deutschen Lutheraner und Reformirte, hielten zur andern Parthey, und behielten die Oberhand, daß noch nie erhört war." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 419; vgl. Tappert II S. 123). In einer Tagebucheintragung vom
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Die Briefe des Jahres 1765
14. 1. 1765 beklagt Mühlenberg den Verfall politischer Sitten in der Auseinandersetzung zwischen der Proprietary Party und den Befürwortern eines Royal Government (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 25; Tappert II S. 167f.). In seiner Unterredung mit Vertretern der Partei Franklins macht er deutlich, daß er nicht in die politische Auseinandersetzung hineingezogen werden will und einer Änderung in der Regierung Pennsylvanias ablehnend gegenübersteht. Vgl. die Tagebucheintragung zum 15.2.1765 in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 6 7 - 7 2 und Tappert II S. 190—192). — Zu den politischen Hintergründen vgl. Hutson, hier besonders S. 173 — 175; Graeff, Relations S. 207—220; J. Phillip Gleason, A Scurrilous Colonial Election and Franklin's Reputation, in: William and Mary Quarterly, 3rd series, 18 (1961), S. 68 — 84; The Papers of Benjamin Franklin, Bd. 11: 1. 1.—31. 12. 1764, hg. von Leonard W. Labaree, Helen C. Boatfield und James H. Hutson, New Häven, Conn. und London, passim. Vgl. auch Riforgiato S. 196—199 und zur Wahl Heinrich Keppeles Rothermund, The German Problem S. 19f. Für die Zeit bis zum 16. 3. 1765 ( = Nr. 324) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Donnerstags d 14 Mart: machte die 2 Briefe [ = Nr. 321 und Nr. 323] mit den Beylagen an Hochw. Väter in Europa vollends fertig, wie auch ein Schreiben an die HochEhrw: Herrn Richard Peters den Presidenten von der hiesigen Academie etc. in London, und sandte beyde Paquets an H. Heinrich Keppele zur weitern Besorgung." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 102; vgl. Tappert II S. 209). — Vgl. dazu auch Mühlenbergs Extrakt über den Schul- und Kirchenbau in Barrenhill (wie Anm. 8): „Gleich nach dieser Conferentz nemlich am 14 Mertz 1765 schrieb ich / : Mühlenberg :/ an den Mit trustee, den Rev: Richard Peters, der eben in Engelland war, und berichtete ihm den Verlauf, legte eine Copie von des Hn. Gouverneurs Empfelungs Brief bei, und bat, er mögte doch eine Collecte aus zu würken suchen: ferner schrieb auch an Sr: Hochw: Herrn Hofpr: Ziegenhagen, an den Rev: H n : Pastor Pittius etc. etc. an Sr: Hochw. Dr: und Consist: Rath Francken, legte eine Copie von des H. Gouv: Recommend: bei und bat um Hülffe. Etwa ein halb Jar hernach kam Antwort a) Vom Rev: Mr: Peters Er hätte es versucht bei ST. dem H. Ertzbischof in Canterbury [Thomas Secker] und Bischof in London [Richard Terrick] etc. aber seinen Zweck nicht erreichen können, mit dem Vorwandt, es dürfte keine Collecte für eine nonconforme Kirche erlaubt werden, wenn es aber eine in Communion seyn solte, so wolten sie es zu stände bringen etc. Indeßen hätte doch der Ertzbischof ihm 20 Guineas aus seinem Sack gegeben, als ein Geschenck zu der Lutherischen Kirche auf Barrenhill in Whitemarsh. Er / : H. Peters :/ billigte sehr, daß wir die Collectanten zurück gehalten, b) Von Sr: Hochw: H. Hofpr: Ziegenhagen erfolgte Antwort durch Sr: W. E: Hn: Pasche 1765, ,hier wird man versuchen, ob man mit einer Collecte in den deutschen Gemeinen den verschuldeten und Hülfs = bedürftigen Pennsylvanischen Gemeinen einige Hülfe thun können —. Bis dato hat hierin noch nichts tentirt werden können —. Daß die Collectanten von ihrer Reise hieher zurückgehalten, wird auf alle Weise approbirt — c ) Von Sr: H. E: H. P. Pittius erfolgte keine Antwort, d) Auf das Bittschreiben an Hochwürdige Väter in Halle, kam eine gedruckte Nachricht, die 9 te Continuation heraus, wo in der Vorrede der Schulden und Verbürgung wegen der Barrenhiller Kirche gedacht wurde." (PM Z 6 S. 1 5 - 1 6 ; vgl. AFrSt IV F 8 S. 98f.). Vgl. § IX der Vorrede in H N 1 S. VIII [vor S. 701] und H N 2 Bd. 2 S. 237. - Der Brief Pasches datiert vom 26. 4. 1765, wie aus Mühlenbergs paralleler Darstellung in PM 95 Z 6 S. 42f. hervorgeht.
Nr. 323/324
324. [G. A. FranckeJ an M.
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12. 3./16. 3. 1765
[Halle],
16.3.1765
An H Past Mühlenberg zu Philadelphia D 16 Mart. 65. Wohlehrwürdiger, herzl. Geliebter Bruder in dem H e r r n , Hiebey übersende ich Ihnen die von den Jahren 1759. bis 1764. formirte Rechnung der f ü r die Pensilvanische Gemeinen bey mir eingelaufenen W o h l thaten, wobey ich folgende Erinnerungen anfüge. 1.) Die Summe, die ich als die Reisekosten der beyden letzten H h . Prediger, Voigt und Krug, in meinem Brief vom 9 ten Mart. 1 angegeben habe, differirt von dem, was in dieser Rechnung berechnet ist, wenn man die verschiedene dahin gehörige Posten zusammen addirt, welches daher komt, weil darunter vieles in schlechtem Gelde angerechnet ist, und daher in Gutes Geld, welches in gedachtem Briefe gemeinet ist, reduciret werden müssen. 2.) Laut des beygehenden P r o Mem[oria] sind unter den eingelaufenen Wohlthaten 10. r f ü r Sie, 12. r. 12 g. f ü r den sei. H . Handschuch, und 90. r. 18. g. f ü r die sämtliche H h . Prediger bestimmt. Des H . Handsch. Portion k o m t billig seinen Erben zu gut. Weil Sie nun am allermeisten unter den sämtlichen Predigern f ü r das ganze gearbeitet, auch die meiste Mühe, Strapazzen und Unkosten um der sämtlichen Gemeinen Willen ü b e r n o m m e n : so halte ichs f ü r billig Ihnen vor den andern H . Prediger einen V o r z u g zu gönnen und assignire Ihnen daher zu Ihren eigenen 10. r. von den übrigen 90. r. 18 g so viel zum Voraus, als die Auslagen f ü r Ihre liebe Kinder 2 aus machen, nemlich 45. rth. W a s als denn übrig bleibet, solches wird denn unter die andern zu vertheilen seyn; und überlasse ich Ihnen, wer etwan unter denselben der Beyhülfe am meisten bedürftig, oder selbiger am meisten verdiene, also daß ich Ihnen Vollmacht gebe, die Eintheilupg nach Ihrer besten Einsicht zu machen. 3.) D a ich nicht weiß, wie es zugehet, daß Sie von den mit H . K r u g und Voigt gesandten Büchern keine Rechnung erhalten, welche doch abgesandt zu seyn denke: so lege selbige nochmals hierbey. 3 D a Sie nun H . Reinholden diese Bücher zum Verkauf in Commission gegeben: 4 so müssen Sie deren W e r t h , wie Sie ihm selbige angeschlagen, von ihm zur Collecten Casse eincassiren. U n d weil derselbe ferner eine Partie zur Erbauung dienender Bücher verschrieben auch Arzney zum Verkauf verlanget, und beydes gleich bey der A n k u n f t zu bezahlen versprochen; so sollen selbige gleichfalls (doch ohne die unnützen und nur zum müssigen Zeitvertrieb dienende und doch kostbare Schriften, als der Mensch, das Reich der N a t u r und Sitten und Rabners Satyren, damit ich mich nicht einlassen kan) 5 übersandt werden mit dem Beding, daß Sie selbige nicht eher an ihn ausliefern, bis er die Rechnung nebst Spesen und Asse[c]urance = Kosten baar an Sie bezahlet hat. Die Uebersendung kan Gelfiebts] Gott mit dem neuen Prediger geschehen. 6 D a nun noch 32. £ 5. sh. 5. d. nach der
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lezten mitgesandten Berechnung der Brunnholtzischen Collecten notiret sind, so H. Past. Handschuch aus der Bücher = Rechnung zu berechnen habe: so bitte diese Sache so bald möglich gleichfalls ins reine zu bringen, die noch unverkauften Bücher in Empfang zu nemen, und wenn es möglich ist, selbige gleichfalls durch den Buchbinder Reinhold verkaufen zu lassen, was aber etwa der sei. H. Past. Handsch. bereits davon verkauft haben solte, wird von dessen Erben denn auch an die Collecten = Casse abgetragen werden. Und solchergestalt käme man denn aus der bisherigen Verwirrung wegen der Collecten Casse völlig heraus und ins reine, und hätte denn nur zu vermeiden, daß dieselbe nicht wieder in Confusion gerathe. Zu solchem Ende ist es denn nun freylich am Besten, daß der Verkauf der Bücher und Arzneyen einem ehrlichen Mann aus der Gemeine übergeben worden, denn bey dem Verkauf durch die Prediger selbst ist auf allen Seiten Verlust. Es ist aber nötig, daß Sie sich mit einem solchen Mann gewiß setzen, damit nicht derselbe schuldig bleibe, welches neue Unordnung verursachen würde, und ist also am allerbesten, daß er gleich bey dem Empfang baar bezahle. Nun können iezo Bücher und Arzneyen sogleich hier aus der Rechnung bezahlt werden, mithin ist keine Uebermachung der Gelder anhero nötig. Wenn aber künftig die Casse hier solches nicht bestreiten könte, oder Sie in Verlegenheit kommen Sölten, ob Sie allemal gleich baare Bezahlung bekommen möchten; so wäre, um alle dergleichen Inconvenientzien zu vermeiden sehr gut, wenn H. Reinhold einen Kaufmann in London aus machte, der Geld in Pensilvanien brauchte und also selbiges dort erheben liesse und hier sogleich bezahlte, auch zugleich die Besorgung des Transports etc. überneme. Hierum könte sich Mr. Reinhold unter der Hand bemühen und bey denjenigen, die mit Pensilvanischen Producten nach Engelland handeln um eine dergleichen Addresse bewerben, wozu er denn Zeit hat, weil man iezo, da Gelder nach Pensilvanien zu übermachen sind, und H. Reinhold gleich bezahlen will, sicher genug gehet. 4.) Vorläufig melde zu Ihrer Nachricht, daß ausser dem Bestand der hiebey gehenden Rechnung und nach dem Schluß derselben in Franckfurth am Mayn 800. Gulden von einem vornemen Gönner 7 für Pensilvanien aus gezahlt und mit 432. rth. 14. gg. in Ld'or hier erhoben worden, welche der vorneme Gönner in specie zu den Schulanstalten destiniret hat. In der künftigen Rechnung werden sie mit aufgeführt werden. Diese 432. rth. 14. g. werde ich8 demnächst par Wechsel übermachen und den Betrag der Bücher für M r . Reinhold mit dazu nemen, deren Anwendung aber Ihnen überlassen. Sölten Sie es nach den dermaligen Umständen für gut finden, einen theil davon der Philadelphischen Gemeine zu Bezahlung der Schulden von dem Schulhause zu zu eignen, auch das übrige zu mehreren Aufnemung dieser, als der wichtigsten, Schule anzuwenden: so habe nichts dagegen. Oder fänden Sie etwa nötiger, auch anderen Gemeinen, die zu arm sind, Schulmeister zu halten etwas davon zu zu wenden, so bin es auch zu frieden. 9 So viel dermalen in Absicht der Collecten Rechnung. Nebst herzlichem Segenswunsch verharre Ew r .
Nr. 324
16. 3. 1765
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Pro Memoria. In der Rechnung für Pensilvanien von 1759. bis 1764. finden sich folgende Wohlthaten, welche gantz in Specie für die H. Prediger und zu ihrer Erquikkung bestimmt sind 1759. 1760. 1761. 1763. 1764.
im April im April im April imMart. 50 rSächs 1/3 thun in Ld'or im September im Oct. für H. Mühlenb Handschuh Noch für H. Handschuch im Nou
5.r. 5. 5. 18: 42: 10. 10. 2: 14:
—.— — — 18 12 — — 12 12
113 für H. Mühlenb Handschuh für die sämtliche
10. 12: 90
— .— 12.— 18.—
113:
6:-
Nota bey der Ausgabe Unter den Auslagen für H. Mühlenbergs Kinder sind (ungefehr) 20. r. in Prfeußisch] 'A geht also an der ausgeworfenen Summe von desfalls noch ab bleiben
63: 8: 55.r.
1 .g.— —. — 1g
Rechnung über die mit den H. Predigern im Nou. 1763. abgesandten Bibeln, in Lousid'or. Bibeln in 12.mo ord[inär] Gebenden] ä 11. g. . . . rth.22: 22. D[ecim]° in Corduan ä 21 g 5: 6. N[eue] Testfamente] und Ps[alter] ord. Geb ä 4 x/i g 4. I6V2 N[ota] B[ene] 8. Bib. 12.mo und 15. N. Test, sind gratis beygelegt. Für den Kasten 2: 15. Fracht bis Hamburg und dasige Spesen 14. —
50. 6. 25.
Summa
rth. 49. 11 '/2 g
Die Briefe des Jahres 1765
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Den Transport von Hamburg bis London und dasige Kosten von diesem Kasten wird Herr Pasche, wenn selbige besonders notirt sind, beyzufügen die Gültigkeit haben.
S. 1 2
3
4 5 6
7 8 9
Entwurf in AFrStJVC 1409-1412.
15:11 S. 39-42;
LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 39—42. Auch in HD
Vgl. Nr. 322 mit Anm. 6. Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst befanden sich zur Ausbildung in den Halleschen Anstalten, für Johann Peter Gabriel war eine Lehre bei dem Lübecker Kaufmann Leonhard Heinrich Niemeyer vermittelt worden. Vgl. Nr. 312 mit Anm. 31. — Hier folgte ursprünglich noch: „Wenn diese Kasten in London verassecurirt sind; so wird H . Pasche so gut seyn und die Unkosten davon mit dazu notiren um solche mit darauf schlagen zu können." Vgl. ibid. Vgl. Nr. 313 unter Punkt 6). Vgl. Franckes Stellungnahme in Nr. 322 zur Berufung eines zweiten Predigers in Philadelphia ( = Nr. 314). Wilhelm Carl Ludwig Graf von Solms-Rödelheim? Vgl. Bd. IV sowie Nr. 406 S. 533. Hier folgte ursprünglich: „wenn ich erst sehe, ob die Reisekosten des neuen Predigers etc.". Hier folgte ursprünglich: „Was Sie desfalls für eine Eintheilung machen werden, will ich mir gerne gefallen lassen."
325. An die Gemeinden New Germantown, The Valley und Bedminster Philadelphia, 22. 3. 1765 Philadelphia d. 22 Mart: 1765 auf Ordre d[es] Comitee Geehrte Altesten und Vorst[eh]er, wie auch noch wohlmeinende Glieder der Evangel Gemeinden in Neugermantown, Valley und Bedminster: Wir haben durch die Hh Johannes Moelich und Leonhard Streit, bey einer angestelten Versamlung vernomen 1 , daß am vergangenen Montage der Ehrsame Kirchen = Rath obiger Gemeinen beysamen gewesen, um neue Vereinigung und Frieden zu stiften. Und 1) daß sie in verschiedenen Punckten zwar ziemlich einig geworden 2) daß aber die völlige Vereinigung an Seelen der Bedminster Familien nicht änderst zustande komen könte, bis daß H. Pfr: Bryc/elius]2 gantz von dannen genommen, und denen Gemeinen frey gelaßen würde, nach ihrem gut Befinden, einen andern Prediger zu berufen; worüber sie unsern Rath und Meinung verlangten. Wir dancken unsern Gel. Mitbrüdern und Nachbarn für ihr gutes Zutrauen, daß sie uns um Rath zu fragen belieben. Können aber
Nr. 324/325
16. 3./22. 3. 1765
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folgende Bedencklichkeiten nicht bergen, welche uns hindern, unsere brüderlich Meinung füglich zu ertheilen als 1) haben wir weder schriftlich noch mündliche Nachricht von der Gesinnung unsers alten Freundes und Mitbruders H . Balth: Pickel 3 vernehmen können, der doch von vielen Jahren her, ja vom Anfange ein Vorgänger, Mitältester, Wohlwünscher und Wohlthäter der Kirche und Gemeinen gewesen. Seinen Gruß und Wohlbefinden zu vernehmen, war uns sehr lieb, aber seines Hertzens = Meinung von der gantzen Sache, wäre uns auch nöthig gewesen, weil der Alten ihr Rath nützlich ist. 2) Man pflegt sonst die wichtigen Punckte, welche in einem ordentlichen Kirchen = und Gemeinrath beschloßen werden, zu protocolliren, und auch zu unterschreiben, und als dann werden die Schlüße vor den Gemeinen abgelesen, und wenn die Mehrheit der Gemein = Glieder nichts dawieder hat, und zufrieden ist, so schicket wohl ein ehrsamer Kirchen = Rath solche schriftliche Punckte, an diejenigen Freunde, von welchen sie Rath und Meinung verlangen. Da aber solches noch nicht in der Ordnung geschehen, so fält es schwer, ja fast unmöglich einen rechten Rath zu geben, maßen man d[urc]h unzeitiges Rath = geben, oft Übel ärger machen, und noch mehrere Trennungen und Partheyen verursachen kan 3) daß sie schon wieder einen andern und neuen Prediger haben wollen, und der Meinung sind, es solte dadurch die Bedminster Gemeinen versöhnet, vereiniget und der gantzen Sache geholffen werden, das ist erst vernünftig, christlich und weißlich zu überlegen. Denn 1) muß gründlich bewiesen und von verständig = unpartheyischen, von den Gemeinen erwählten Männern, untersucht werden, ob der noch gegenwärtige Prediger irrig und falsch in der Lehre sey? Ferner, ob er ein lasterhaftes und ärgerliches Leben führe? und ob schon die Stuffen der Ermahnung nach Matth: 184 an ihm versucht worden? Ehe solches vor unpartheyisch geschickten Männern gründlich bewiesen und geschehen ist, und man wolte unverhörter Sache, einen Mann weghaben, das wäre eine Verfolgung, die man weder vor Gott, noch allen verständigen Christen rechtfertigen könte, Und würde die Gemeinen in noch größern Mißcredit versetzen, weil sie schon den Namen haben, daß kein Prediger lange bey ihnen haften könne. Und ein jeder vernünftig = christlicher Prediger würde keinen Beruf in solche Gemeinen annehmen, wol aber mögten sich Pumpernicks 5 genug finden, in solche Gemeinen zu gehen, und sich anzubiethen; davon aber die armen Gemeinen keine Ehre und Erbauung, sondern Fluch, Unsegen und Schande haben würden. 2) Es ist uns noch nicht zu Ohren gekommen, haben auch noch keinen Beweiß gesehen als ob Mr: Bryz[elius] irrig und falsch lehrete. Was wir einer Seits von einem Ärgerniß im Wandel gehöret, als ob er auf einer Hochzeit sich sehr vergangen, das haben wir ihm scharf verwiesen, und mag ihm sehr leid seyn. 6 Wir haben aber auch von Nachbarn anderer Perswasionen 7 , ia gar von Magistrats Personen erfahren, daß ihm von einem Plot 8 , Fallen gestellet und Schlingen geleget werden, da er gemeynet er wäre unter Freunden, aber sich sehr betrogen fand, weil er nach Christi Regel nicht wachsam und klug wie die Schlangen 9 war. Wehe denen die solche Satanische Werke treiben und Gruben graben! Wenn sie sich nicht vor Gott demüthigen und ihre Sünden nicht tilgen laßen in dem Blute des mittleidi-
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Die Briefe des Jahres 1765
gen Versöhners, so kann es ihnen ein nagender Wurm im Gewißen bleiben und in der letzten Todesstunde, ia in der Ewigkeit unaufhörliche Quaal verursachen! Wir wollen weder den einen noch den andern rechtfertigen, weil die Diener des Evangelii von dem Herrn die ausdrückliche Regel haben, nemlich sie wollen wachen und beten, daß sie nicht in der Anfechtung fallen: 10 sollen klug seyn wie Schlangen aber ohne Falsch wie Tauben etc. Es heiset aber auch irret euch nicht, Gott läßet sich nicht spotten. 11 4) Es wäre demnach unsere unvergreifliche doch ernstlicher Rath und Meinung, die Mißvergnügten in den Gemeinden, mögten doch erst die Versöhnung und Vereinigung am rechten Orte angreifen, vornemlich und zu allererst vor dem Gnadenthron wie es von Gottes = Geist vorgeschrieben ist Jesaia 1 vom 16 bis 18 vers: Jeremia 4, vers 3. 4. Math: 7 vers 3 bis 5. Ferner wäre wohl zu beherzigen der große Mangel an treuen Arbeitern in dem verwilderten und verwüsteten Americanischen Weinberge. 12 Wenn man Prediger haben wolte die Vorgänger in Erstem und vorsetzl: Sünden abgeben, so kan man leider 10 vor einen schicken. Will man solche haben, die äuserlich ansehnlich von Person und vor der Welt beliebte Gentlemen presentiren, aber von inwendiger Erstahrung [!] und dem Sinne Christi wenig oder nichts wißen: so muß man große Salaria verschaffen und sich gesetzmäßig verbinden und erwarten daß man von der weltlichen Obrigkeit gezwungen wird die Verbindungen gut zu machen. Will man rechtschaffene treue Lehrer die bey ihren Gemeinden beliebt sind wegrufen, so wollen solche Gemeinden ihren Seelsorger nicht laßen, und die Prediger gehen auch von friedliebenden Gemeinden nicht gern an solche Plätze, wo immer Unruhe, Misvergnügen und Trennung herschet. Will man neue Prediger aus Europa abrufen, so findet man unter 10 kaum einen der auf losen Fuß [aufs Geratewohl] und auf des hiesigen Volkes Gnade und Gunst hereinkommen wolte; Sie verlangen erst gewiße und austrägliche Besoldungen, und kosten wohl 40 bis 50 £ ehe sie ausgerüstet und hereingebracht werden, und denn weiß man noch nicht wie sie gerathen, sie mögen nun gleich oder ungleich seyn, so müßen die Gemeinden einen solchen behalten. Wir haben ia Proben genug davon in den Provincen Newyorck Pensylvania und selbst unsere alten Brüder unter ihnen, wißen es aus eigener Erfahrung. 13 Diese und dergleichen Umstände haben mich anfangs wie auch meine Mitbrüder die Altesten in den ersten vereinigten Gemeinden nemlich Philadelphia Prouidence und Hannouer bewogen, daß wir eine iährliche Kirchen = und Gemeinversamlung, angestelt, nemlich iährlich einen Coetus oder Synod zu halten, worauf man der Gemeinden Bestes berathen mögte. Und weil wir als berufene und hereingesandte Prediger mit verschiedenen ansehnlichen und wohlwünschenden Lehrern unserer Euangelischen Mutterkirche in Europa in Bekant und Freundschaft standen, so baten wir um mehrere Arbeiter und Helfer die auch drausen berufen und frey hereingesandt wurden und welche auch noch immer mit der Nothdurft in den Gemeinden vorlieb genommen, und kan noch kein Exempel auf gewiesen werden daß wir uns einer Gemeinde aufgedrungen oder mit ihr vor die weltliche Law [Gerichtsbarkeit] gegangen wie andere gethan und noch thun zum Schaden und Spott unserer
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22. 3. 1765
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deutsch = euangelischen Religion unter so vielerley andern Religions Partheyen. 5) Wir bitten demnach alle unseren alten Mitbrüder und friedliebenden Glieder des Ehrsamen Kirchenraths und die Gemeinden, sie wollen doch um Gottes und der Jugend willen allen möglichsten Fleis anwenden, daß der Gottes Dienst unter ihnen fortgesetzet werde etc. Und wenn die Brüder in den gebirgten 14 oder Bedminster noch christliche Blutstropfen haben, so müßen sie sich mit Gott durch Jesum Christum versöhnen laßen, und auch versöhnen mit dem Domine Bryzelius; wenn ihnen soll gerathen und geholfen werden, und Herr Bryzelius muß ihnen auch die Hand biethen, so viel als die Umstände leiden wolten, sie suchen und samlen und mit den Gnadenmitteln bedienen. Einer komme dem andern mit christlicher Liebe und Ehrerbietigkeit zuvor, und suche nicht allein was sein, sondern auch was seines Nächsten ist.15 Wenn aber die Mißvergnügten Brüder in Bedminster denken, daß sie keine Versöhnung eingehen, sondern auf ihrem natürlichen Sinn bestehen, uns wegen unserer unmaßgeblichen Meynung ungünstig beurtheilen, und sich selber helfen wolten und können, so haben wir auch nichts dagegen und gönnen ihnen von Herzen die Freyheit welche wir auch geniesen nemlich nach Vernunft und Christenthum dies ienige zu wählen was am nächsten zur Ehre unseres großen Erlösers, und zum Besten und Beförderung unserer zeitlich und ewigen Wohlfarth abzielen möchte! Denn wir haben hier nur eine kurze Gnadenfrist, und ein ieder seine eigene und anvertrauten Seelen in der rechten Ordnung zum ewigen Wohlseyn in Christo zu besorgen, und sind nach den hiesigen Mangel der Arbeiter froh wenn wir noch ein und andern Mitarbeiter finden, der ein treueres Herze hat, und seinem Erlöser, Herrn Und Meister Jesu Christo nach Vermögen gern dienen und leiden will. Die Gaben sind unterschieden und werden nach Gotteswohlgefallen ausgetheilet zum gemeinen Nutz. Fehler haben wir alle, müßen aber auch ernstlich suchen durch Gottesgnade die Fehler abzulegen. Und wenn man auch so richterlich und unbarmherzig urtheilen, seine eigene Sünden und Fehler übersehen und einen armen Prediger wegen seiner Schwachheiten und Fehler steinigen wolte, so wüste ich nicht wo man dieienigen finden solte die ohne Sünde wären und den ersten Stein werfen könten. 16 Doch genug von dieser Sache. Damit unsere alte liebe Brüder sehen mögen, daß uns ihre Umstände nahe gehen, wir gern mit zum Frieden und Besten rathen wolten, so haben sich Sr: Hochwd: Herr Dr: und Probst Wrangel auf unsere Bitte und eigenes Mitleiden entschloßen, geliebts Gott, am 22sten April von hier abzureisen einen Besuch bey Ihnen zu thun und am 24sten April nemlich Mitwochs in der Neugermantowner Kirche deutsch und englisch zu predigen und ihre Umstände selbst zu untersuchen. 17 Henrich Mühlenberg 18
Abschrift im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 109—113. Die kleinere Hälfte ist von Mühlenberg selbst geschrieben, die größere zweite von einer anderen Hand. VgLAntn. 6.
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Die Briefe des Jahres 1765
Im Tagebuch zum 21. 3. 1765 vermerkt Mühlenberg: „Kamen 2 Expresse, Ältesten von den Gemeinen zu Neugermantown, Valley und Bedminster in Jersey, wo H. Brycelius dienet, und begehrten eine Conferentz wegen Ihrer Gemein = Umstände. Es wurde so veranstaltet, daß gegen Abend in meinem Hause zusammen kamen neml: 1) Herr Dr: Wrfangel] 2) ich: 3) H. Keppele und H. Schäfer. Ferner H. Pfr: Brycelius, und die 2 Deputirte Johannes Moelich und Leonhard Streit: saßen eine Zeitlang beysamen. Weil aber die AbendPredigt e i n f i e l . . . so brachen sie ab und giengen erst zur Kirche, kamen hernach theils wieder zusamen und überlegten die Umstände wegen der Jersey Gemeinen bis Nachts um 11 Uhr, und ließen mir die Arbeit, daß an die Gemeinen an schreiben solte. Ich war lahm und unpäßlich von der Reise, und konte Nachts nichts weiter mehr, als einen confusen Entwurf machen, und beten." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 65 S. 108; vgl. Tappert II S. 212). I Vgl. Bd. II Nr. 197 Anm. 1 mit weiteren Hinweisen. Brycelius trennte sich schließlich 1766 von den Gemeinden in New Jersey und ging nach Halifax und Lunenburg in Neuschottland (vgl. Nr. 409 S. 540 mit Anm. 3). 3 Zur Stellung Balthasar Pickels in den Raritan Gemeinden vgl. die Tagebucheintragungen zum 16. und 17. 7. 1753 in AFrSt IV H 13:2 S. 1 2 0 - 1 3 3 ; LC Abt. H IV Fach D Nr. 15 S. 1 2 0 - 1 3 3 ; H D S . 3 4 4 6 - 3 4 4 9 und Tappert IS. 3 6 0 - 3 6 3 . 4 Vers 1 5 - 1 7 . 5 = grober ungebildeter Mensch. 6 Mit dem folgenden Satz beginnt die andere Hand. Im Tagebuch zum 22. 3. 1765 vermerkt Mühlenberg: „. . . schrieb indeßen so viel mir einige Zeit gelaßen wurde, den nach stehenden Brief an die Ältesten, Vorsteher und ihre Gemeinen, muste aber auch wegen Schwachheit etwas zu Bette liegen, und eine Copie besorgen." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 108; vgl. Tappert II S. 212). 7 = Glaubensrichtungen. 8 = Intrige, Komplott. 9 Vgl. Mt 10,16. 10 Vgl. Mt 26,41. II Gal 6,7. ' 2 Vgl. Mt 2 0 , 1 - 1 6 . 13 Mühlenberg meint hier wohl insbesondere wieder Balthasar Pickel (wie Anm. 3) und bezieht sich auf den Streit der Raritan Gemeinden mit dem Prediger Johann August Wolff. Vgl. dazu Bd. I Nr. 42; Nr. 45; und Nr. 72 S. 32lf. 14 Gebirgte, heute: Pluckemin. 15 Vgl. Rom 12,10 und 1 Kor 10,24. 16 Vgl. Joh 8,7. 17 Zum 24. April vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Gestern und heute predigen der H. Dr: Wr[angel] in unsern deutschen Gemeinen aufm Raritan in Bedminster und Neugermantown, wo H. Pfr: Brycelius bisher dienet." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 135; vgl. Tappert II S. 224). Über das Ergebnis der Reise notiert Mühlenberg am 27. 4. 1765: „Freute mich insonderheit Sr: H. H. Dr: Wr[angel] wieder zu sehen, zurück gekommen vom Besuch der Gemeinen zu Neugermantown und Bedminster in Jersey. Die Reise war nicht ohne Segen, und auch nicht ohne Mühe und Wiederwärtigkeit abgegangen." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 136; vgl. Tappert IIS. 224). 18 Für die Zeit bis zum 14. 4. 1765 ( = Nr. 326) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags den 30 Mart: Empfieng einen Brief vom H. Pfr: Voigt aus Germantown, und beantwortete denselben . .." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 116; vgl. Tappert II S. 214). (2) „Dienstags den 2 April, kriegte einen Brief von einem Vorsteher aus Neuprovidence, der mich kränckte. Ferner einen Brief vom H. Pfr: Krug aus Reading, worin er verschiedene Casus vorlegte, worüber meine Meinung schreiben solte. Ferner kam ein Deputirter von Germantown, der mir Nachricht brachte. Ferner kamen 5 Familien welche Abschied nahmen, und Zeugniße begehrten . . . " (PM 95 A Nr. 10 1764 - 65 S. 118; vgl. Tappert II S. 215). (3) „Mitwochs den 3 April schrieb an H. Pfr: Krug nach Reading, ferner einen Brief nach Providence, schrieb auch Zeugniße für die wegreisende Familien..." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 118; vgl. Tappert IIS. 215).
Nr. 325/326
22. 3./13., 14. 4. 1765
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(4) „ Sambstags den 6ten April. . . Hatte Besuch von 2 Ältesten aus Germantown, welche meineten, daß H. Pfr: Voigt mir morgen wol zu Hülffe kommen könte, weil er vormittags in der Barrenhiller Kirche zwar Gottes = Dienst, aber kein Abendmahl halten würde. Ich muste dahero einen Brief an die Gemeine auf Barrenhill schreiben, und melden, daß H. Pfr: Voigt Morgen nicht bey ihnen predigen, sondern meine Stelle in Philadelphia vertreten würde." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 122; vgl. Tappen II S. 218). (5) „Dienstag und Mitwochs den 9 und 10 April hatte viel Uberlauf von Stadt- und Landleuten, welche Zeugniße verlangten, weil am 10 April: die Naturalisirung geschieht." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 126; vgl. Tappert II S. 220). (6) „Sambstags den 13 April:^f/e[\ H. Pfr: Gerock noch in der Stadt war, und ich noch an der Heiserkeit und Catharr laborire, und sonst sehr matt und krafftlos bin; so schrieb einen Brief an ihn und bat sehr, er mögte Morgen Vormittags die Amts = Predigt für mich halten, und den Communicanten das gesegnete Brod ertheilen . . ." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 126; vgl. Tappert IIS. 220).
326. J. S. Gerock an M.
[Philadelphia, 13.114. 4. 1765]
H[err] P[astor] und A[mts] Br[uder] Ich halte mich nicht allein verbunden, sondern habe auch hinreichende Gründe, denenselben alle nur mögliche Dienste auf begehren, oder auch bey jeder Gelegenheit zu beweisen: dem Verlangen aber, nemlich heute zu predigen und administriren, kan ich unmöglich willfahren, weil es eine kützelige, und für mich und andere, gefärliche und verdrüßliche Arbeit ist, in einer solchen Gemeine rebus sie stantibus öffentlich zu predigen und die nöthige Wahrheit zu bezeugen, und ich mich in den Augen vieler und allerley Menschen einer besondern Verwegenheit schuldig machen, und in mancherley Verdacht setzen würde, so ich mich erkühnte den Predigt = Stuhl zu betretten, der nur einem Schwedischen Doct[or] Theolfogiae] Consist[orial] Rath, Königlichen] Hofpred[iger] etc. etc. und etlichen andern vorzüglich tüchtig und würdtig gehaltenen, scheinet gewidmet und geignet [!] zu seyn, womit ich auch jenen bekanten abgefaßten Kirchen = Rath Schluß, Kraft deßen alle übrige Prediger als Heiden, Zöllner und Sünder vom Predigen in der St: Michaelis Kirche schimpflich ausgeschloßen worden sind 1 , schnür stracks entgegen handeln, und vielleicht auf Sie selber, wie auf mich des hiesigen Kirchen = Raths Resentment ziehen würdte. Wie einem bey einem solchen harten einmüthigen Verbot des Predigtstuhls zu Muth seyn, und wie man sich nolentibus gar nicht aufdringen möge, das wißen hochwerth. H e r r Amts = Bruder ohn zweiffei noch sehr wohl aus altem Gefühl und ehemaliger eigener Erfahrung 17602 welches damals Ihrenthalben mir sehr leyd thate. So lange also eine öffentliche Acte und [Be]schluß nicht öffentlich wiederruffen und aufgehoben ist, so lange wäre es an denen äuserst verachteten und verworfenen andern Predigern eine Frechheit und unbesonnene Eitelkeit, so sie wolten scheinen sich bey Unwilligen und Ungeneigten einzudringen. Ich beschuldige damit nich [!] Sie Rev d Sir! Die scharfe Gesetzgeber müßten vorhero andere Seiten aufziehen. Doch mag es auch also seyn meinenthalben! Ich habe in der T h a t bewiesen, daß wir in Lancäster kein solch Gesetz haben. Ich achte,
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Die Briefe des Jahres 1765
ehre und liebe alle Mitarbeiter, ob ich wohl hierzuLandvon keinen Superioribus nichts weiß. Der größte soll nach Jesu Befehl aller Diener seyn.3 Unser Herr, der Arzt, der Helffer, gieng zu Krancken, zu Sündern 4 ; Der H. Wr[ange]l ist keines von beeden, sondern in seinen und andern Augen selber ein großer geistl[iche]r Artzt und Helfer etc. etc. ich aber bin nur ein Sünder, ein Unwißender, voll Mißverständniß, ein Untüchtiger, Schwacher etc. etc. etc. Wovor solte dann ich zu ihme gehen? W o ich nichts nützen kan, da bleibe ich weg. Mündlich mehrers Gott helfe und segne uns alle. So wünschet hertzlich Revd Sir, dero aufrichtig = williger D[iene]r Joh: Siegfr: Gerock. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764—65 Übersetzung in TappertHS. 220f. 1 2
3 4
S. 127f.; englische
Worauf Gerock sich hier bezieht, war nicht feststellbar. Im Verlauf des Streits in der Gemeinde zu Philadelphia verwehrte Handschuh Mühlenberg die Kanzel. Vgl. Bd. II Nr. 195 S. 3 9 5 - 4 0 0 , 4 4 8 ; Nr. 207; Nr. 211 und Tappert I S . 436. Vgl. Mt 23,11; Lk 22, 26. Vgl. Mk 2,17 par.
327. An [die Gemeinde in Germantown]
[Philadelphia, 22. 4. 1765]
Geehrte Freunde und Brüder, Ich habe theils von H. Keppele 1 theils auch vom H. Pfr: Voigt gehört, wie es hie und in Germantown stehe, nemlich 1) Die ersten Bande 2 welche beyde Partheyen gemacht sollen kein gut Fundament gehabt haben 2) Die neuen Bande, wie ich höre sind von unsern Männern unterschrieben, und auch von 3 Männern von der Gegenparthey; nun ist leicht zu erachten, daß Rap die übrigen Männer aufgestiftet, daß sie nicht unterschreiben solten: 3 Was ist nun zu thun? Man solte in Liebe und Stille mit Mstr: Christian Schneider, Danhauer und Hartman reden 4 , daß sie versuchten, ob sie ihre Mitbrüder noch zum Unterschreiben der Bande bewegen könten, ohne den Rap was davon wißen zu laßen. Denn der Rap verleitet und verwickelt die armen Männer immer weiter. Und wenn sie gar gantz und gar auf ihrem Sinne bestehen, und die Güte nicht annehmen wollen, so müßen unsere Freunde und Parthey zusamen stehen und den Gottes = Dienst fortsetzen, und das können sie ja füglicher als die Gegenparthey, weil die unsrigen in der Gemeine auf Barrenhill etc. zusamen halten. Daß unsere Freunde aber nächsten Donnerstag zusamenkommen und dem Prediger einen Beruf geben, und Älteste wählen wollen, das kan gar nicht verstehen, denn wenn sie andere Ältesten wählen, so thun sie ihrer Sache Schaden, weil ja am 16. Aug: 1762 die Hh. Christoph Jacobi, Wighard Müller, John Groothaus, Anthony Gilbert, George Carst und Conrad Metz gewählt sind. Und was den Beruf des Predigers betrifft, so ist unser Gebrauch, daß erst ein Beruf an das Ministerium gegeben wird. Herr P f r : Kurtz hat noch einen
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ordentlichen Beruf von ihrer Gemeine 5 , und Herr Voigt steht nur so lange in seiner Stelle, bis auf den Austrag der Sache. 6 Es scheinet fast als ob sie mistrauisch gegen mich, und ihnen bange wäre, als ob ich den Herrn Voigt von ihnen nehmen wolte, ehe ihre Sache gesettelt7 ist. Das war nicht meine Meinung. Sie solten nur stille seyn und nichts von Beruffen sagen, und den H. Pfr: Voigt sein Amt laßen forttreiben, bis man siehet, wie die Sache ausfält. Was die Wahl der Altesten und Vorsteher betrifft, das gehet mir nichts an. Was aber den Prediger Beruf anlanget; so deucht mir, sie thäten beßer, wenn sie sich an das Vereinigte Ministerium hielten. Denn H. Pfr. Voigt wird von Germantown keinen Beruf für sich allein annehmen, ohne mit Consent vom Ministerio. Sorgen sie nun, daß H. Pfr. Voigt ein sicheres Reitpferd kriege, wenn er zwischen den Gemeinen reiten muß etc.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764-65 1 2 3
4 5 6
S. 132f.
Heinrich Keppele, Kirchenältester der St. Michaelis Gemeinde. = Verpflichtungsschreiben, von engl. bond. Zu den außergerichtlichen Einigungsversuchen im Germantowner Kirchenstreit vgl. die Tagebucheintragungen zum 31. 3. 1765 und zum 16./17. 4. 1765 in P M 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 117 und 129 (vgl. T a p p e n II S. 215 und 222). Die drei Männer der Gegenpartei. Zu Christian Schneider vgl. Bd. II S. 48 Anm. 33. Vgl. Nr. 304 mit Anm. 1. Im Tagebuch findet sich bereits zum 17. 3. 1765 der folgende Entwurf Mühlenbergs f ü r die Berufung Voigts nach Neuhannover und Providence: „Im N a m e n der heiligen Drey Einigkeit amen. Nachdem wir die untergeschriebene Trustees, Vestry and Wardens, oder der so genante Kirchen = Rath, wie auch ordentliche Glieder der Deutsch = Evangelisch = Lutherisch = ersten Vereinigten Gemeinen, in den Ämtern Neuhannover, Neuprovidence etc. in der Grafschaft Philadelphia der Province Pennsylvania seit 1742 bis zu Ausgang des 1761sten Jahres von S. E. Heinrich Mühlenberg, als unserm ordentlichen Lehrer und Seelsorger mit den Gnaden = Mitteln rechtmäßig bedienet, und besagter H : Mühlenberg, genöthiget, der mit uns vereinigten Gemeine in Philadelphia in N o t h beyzustehen und daselbst zu wohnen, und auf sein in unsern N a m e n gethanes Suppliciren, unsere Hochwürdige Väter, Wohlthäter und Gönner, namentlich Sr: Sr: H o c h w : H o c h w : Herren Hofprediger Ziegenhagen in London, und Director Francke in Sächsisch Halle aus Mitleiden bewogen worden etliche neue Prediger und Seelsorger, zum Dienst unserer vereinigten Gemeinen frey herein zu senden, und unsere ersten Vereinigten Gemeinen in Neuhannover und Neuprovidence eines ordentlichen Pastoris und Pfarrherrn, nemlich eines Nachfolgers des besagten H : Mühlenbergs, höchst benöthiget sind; so beruffen und ernennen wir Kraft unsers Amtes und Zustimmung unserer ordentlichen Gemein = Glieder durch dieses gegenwärtige Sr: WohlEhrwürden H e r r n P f r : Joh. Ludewig Voigt, als einen nach Gottes W o r t , und der ungeändert Augspurgischen Confession etc. rechtmäßig geprüft, geordinirt, und gesandten Evangelisch = Lutherischen Lehrer, zu unsern, der besagten Vereinigten Gemeinen, ordentlichen Seelsorger und Aufseher der Gemeinen und Schulen, nach seinem in Europa von unsern Hochwürdigen Vätern empfangenen Beruf, und zwar auf folgende Speziall Bedingungen 1) daß besagter unser Lehrer und Seelsorger verbunden sey, nach der von unsern ersten Predigern namentlich Heinrich Mühlenberg etc. und den Altesten vest gesetzten Prediger = Instruction sein Amt zu versehen, und derselben gemäß zu leben. 2) daß er die besagten seine 2 Hauptgemeinen in Neuhannover und Neuprovidence, als ordentlicher Pastor und Pfarrherr, wechseis weise versehe und bediene, so viel Gott Gnaden = Kräfte verleihet. 3) daß im Fall / : da Gott f ü r sey :/ der Prediger wieder die Gemeinen, oder die Gemeinen wieder den Prediger wichtige Klagen hätten, daß als denn weder die eine, noch die andere Parthey ihr eigener Richter seye, sondern die Klagen von dem Rev: Ministerio der ersten Vereinigt = Evangelischen
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Die Briefe des Jahres 1765
Gemeinen und den deputirten Ältesten derselben bey ordentlichen Zusamenkünften unpartheyisch entscheiden laßen und bey dem Ausspruch des Synodo besagter ersten vereinigten Gemeinen beruhen sollen; damit der Prediger nicht Macht habe, seine Gemeinen willkürlich ohne hinlängliche Gründe zu verlaßen, und so auch die Gemeinen oder Partheyen in denselben nicht Fug und Recht haben mögen, ihren Lehrer und Seelsorger ohne hinlängliche Ursachen zu verstoßen, oder sein Amt schwerer zu machen. 4) Sollen die Trustees, Älteste und Vorsteher, vermöge ihres Amtes sorgen, daß ihrem Lehrer und Seelsorger nach Christi Befehl, und der Ordnung unserer Evangelischen Kirche, sein leiblicher Unterhalt ehrlich und alle halbe Jahr gereichet werde, nemlich was und wie es unserm ersten Lehrer H. Mühlenberg versprochen und bestimmet war, das ist jährlich 40 £ ster. davon jede der 2 Gemeinen die Hälfte trägt. Zu dem Ende hält der Kirchen = Rath in einer jeden Gemeine eine Liste oder Register und läßet durch Abgeordnete alle halbe Jahre ein jedes Gemein = Glied seine Beysteuer beytragen und aufzeichnen und solches dem Lehrer einhändigen. Gesetzt aber daß die Gaben der Gemein = Glieder in jeder Gemeine nicht hinreichen solten, so muß es aus der Kirchen = Cassa ergäntzet werden, weil es Gottes ausdrücklicher Befehl ist, daß wer dem Evangelio dienen, auch davon erhalten soll, nemlich so, wie es Amt und Stand erfodert, maßen nach Göttlich = und Menschlichen Gesetzen einem Arbeiter sein Lohn gehöret [Lk 10,7]. Diesen obigen Beruf und deßen gantzen Inhalt, bekräftigen wir mit eigener Hand und unsers Namens Unterschrift, so geschehen d 18 und 19 Mart: 1765." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 104f.; englische Übersetzung in Tappert II S. 210f ). — Zur aktuellen Situation vermerkt Mühlenberg im Tagebuch zum 22.4. 1765: „Obiges Brieflein gedachte dem Herrn Voigt mit zu geben, hatte aber so vielerley Überlauf von Besuch, daß ihn nicht abschreiben konte. Auf solche Weise komme ich immer mehr in die Klemme mit Providence und Hannover, weil ich gedachte daß H. Voigt dahin kommen könte, aber nun aufs neue wieder haftet in den critischen Umständen zu Germantown." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 133; vgl. Tappert II S. 223). Da sich der Amtsantritt Voigts weiterhin verzögerte, stellte die Gemeinde von Providence schließlich sogar ein kurzfristiges Ultimatum und drohte, die Berufung wieder zurückzuziehen. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 1. 5., 7. 7. und 9. 7. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 140f., 191f. und Tappert II S. 226f., 250f. 7
= geklärt.
328. An [J. A. Krug und den Kirchenrat in Reading]
Philadelphia, 22. 4. 1765
WohlEhrwürdiger Herr Amts = Bruder, und geehrte Glieder des Kirchen = Raths, Ich hoffe Sie werden noch nicht vergeßen haben, daß in vorigen Zeiten ich Sie und Ihre liebe Gemeine mannchmal besucht und in Schwachheit mich Ihrer angenommen. Ist nun bey Ihnen Christlich brüderliche Liebe und die güldene Regel unsers holdseligsten Erlösers im Gange nemlich Matth: 7,12. Alles das Ihr Wollet etc. so werden Sie meine Bitte nicht versagen, welche darin bestehet: Ich bin gantz allein gelaßen in Philadelphia, stecke unter vieler Last und Arbeit und werde sehr schwach. Dazu komt noch, daß ich nothwendig die Gemeinen in Providence und Hannover w o beyde Kirchen verfallen 1 , besuchen muß, und wolte deswegen bitten daß Sr: WohlEhrw: H. Pfr: Krug meine Stelle in Philadelphia zwey Wochen versehen mögte, nemlich 2 Sontage vor Pfingsten den Sontag Rogate und Exaudi, das ist den 12 und 19 Maii. a[nni] c[urrentis] welche 2 Sontage ich g[eliebts] G[ott] nothwendig in den Gemeinen zu Providence und Hannover anwenden muß. Solte es der Gemeine in Reading zu hart düncken, wenn sie 2 Sontage ihren Pf[a]rrh[errn] entbehren müßten, so wolte
Nr. 327/328
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22. 4. 1765
ich lieber an H . P f r : Kurtz oder H . P f r : Schaum schreiben und bitten, daß einer oder ander einen Sontag, entweder auf Rogate oder Exaudi in Reading ersetzen mögte. Konten Sie aber in Reading die 2 Sontage von dem Herrn Schulmeister vorlesen und sich damit begnügen laßen, so wäre mirs auch lieb. Es giebt wol ein und andere schwache Glieder in den Gemeinen, welche gleich murren, wenn ihr Prediger ein oder ein paar Sontage abwesend seyn solte. Es ist aber Kurtzsichtigkeit und Unverstand. Denn wenn Gemeinen einander in der N o t h nicht bey stehen wollen, so müßen sie auch hernach fühlen wie es thut, wenn ihr Prediger auf eine Zeitlang kranck werden, oder sterben solte, und die übrigen Gemeinen denn sagen wolten, wir kennen Euch nicht, wir können unsere Prediger nicht mißen etc. Ich denke aber Readinger Gemeine und Brüder des Kirchen = Raths, haben Erfahrung und Gefühl, wie wohl es thut, wenn man in der Noth Hülffe bekomt. Ich habe es hoffentlich an keiner vereinigten Gemeine verdient, daß sie mich in meiner Schwachheit und unter der Last verlaßen, und kein Mitleiden fühlen solten. Der liebe H . P f r : Voigt steckt so in der Klemme in seinen 3 Gemeinen zu Germantown, Barrenhill und Upperdoublin, daß er sich selber fast nicht zu rathen, vielweniger mir zu helffen vermag. Es dienet denen Herren Pfarrern selbst zur Gesundtheit und Aufmunterung, wenn sie des Jahrs über dann und wann, einen Besuch abstatten. Wenn geliebter H e r r Amts = Bruder meine Bitte, wie ich hoffe, erfüllen werden, so belieben Sie etwa den 7ten oder 8ten Maii auszusetzen und in Providence bey Mr. Schracks 2 hause vorzusprechen, damit das Vergnügen habe mit Ihnen zu sprechen und zu conferriren. Übrigens grüße alle gute Freunde, und erwarte eine gütige Antwort, verharrend Ew. WohlEhrw. und übrigen Freunden dienstwilliger Philadelphia d 22 April: 17653
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 101764—65 1
2 3
Henrich Mühlenberg.
S. 133f.
Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg: „Montags den 15 April ließen mir die Altesten in Neuhanner [!] kund thun, daß sie am 1 Ostertage ein großes Schrecken in ihrer Kirche gehabt, was maßen die Kirche, da sie gedrengt voll war, einen Krach gethan, und auf einer Seite, wo die längste Empor Kirche ist, bey 2 Fuß zu sincken angefangen. Worauf die Leute in Schrecken theils aus dem Fenster gesprungen theils durch die Thüren gedrungen . . . Sie verlangen sehr, ich soll hinauf kommen, und Anstalt machen helffen, und bin hier in Philadelphia so sehr eingeschloßen, und überladen mit Geschafften." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 128f.; vgl. Tappert II S. 221). Johannes (John) Schrack. Für die Zeit bis zum 30. 4. 1765 ( = Nr. 329) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Information über seine Korrespondenz: „Mitwochs den 24sten April:. .. Schrieb an H. Kurtz Senior und H. Schaum." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 65 S. 135; vgl. Tappert II S. 224).
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Die Briefe des Jahres 1765
329. An[J. M. Boltzius]
Philadelphia, 30. 4. 1765
Sfalvo] Tfitulo] Ew. WohlEhrwürden recht tröstliche Zuschrift vom 29sten Jan: a[nni] c[urrentis] empfieng am 20sten April a. c.1 in großer Leibes = Schwachheit, und Gemüths Leiden, und muß unseren großen Erbarmer zum Preiß und Lobe nachrühmen, daß michs als ein Balsam aus dem Horn des Heils2 aufrichtete! Insonderheit verursachte eine gewiße Materie in derselben tröstlichen Antwort einen verjüngten Maaßstab, womit in das Heiligthum gehen 3 , und als eine endliche Creatur etwas recht erhabenes in dem Spruche Rom: 8,32 welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet etc. finden und schmecken konte. In dem von unserm Kirchen = Rath hinausgesandten Beruffe 4 , war kein Name genant, weil wir uns fürchteten, es mögte als ein Vorwitz von Hochw: Vätern und insonderheit von 2 Werthesten Eltern in Eben Ez[er] gedeutet werden, wenn wir den David imitiren, und in der Noth was fodern Sölten, fast paralel 1 B: Sam: 21,1 bis 6. maßen ich schon einmal vor verschiedenen Jahren auf die vorwitzigen Finger geklopft wurde, als mich Wunschesweise verlauten ließ, daß der Propheten Knabe, Sr. H. W. E: H. Albinus sich für die Philad: Gemeine schicken dürfte 5 etc. etc. Ich faßete aber nun das Hertz, und gab in einem meiner Briefe, welche den Beruf von hier aus begleiten, meinen Wunsch zu verstehen, nemlich wie von den 2 letzten Arbeitern, Hh. Voigt und Krug verstanden, daß der jüngere Herr Bfoltzius] so ein wackerer und munterer Candidat wäre 6 etc. etc. und klopfte auch deswegen in meinem letzten vom 29 Nov: a[nni] pr[aeteriti] 7 mit Furcht an den zarten, aufrichtigen Hertzen meines theuersten Herrn Bruders und Frau Schwester in Eb: Ez: an, und muß aufrichtig gestehen, daß einen Verweiß befürchtete. Als aber den Punckt las, daß eine Resignation geschehen solte, wenn es änderst des großen Erbarmers und Eigenthums Herrn gnädigster Wille etc. etc. wäre, so ward mir fast, wie dem Jacob zu muthe Gen: 45,28. Ich habe genug etc. cap: 46,30. Ich will nun gerne sterben, wenn das nach Gottes gnädigsten Willen und Genehmhaltung unserer theursten Väter geschehen solte! Vater, Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel! 8 Nun mein Altester hertzlich zu venerirender Bruder und Frau Schwester, ich grüße und küße sie im Geiste, bis die Freude haben werde, Sie vor dem herrlichen Throne des Lammes9 verklärt zu sehen, und solche Gedancken zu communiciren, die man hier weder mit der Sprache noch Feder ausdrücken kan! und verbleibe indeß Ew. WohlEhrw: meiner theuresten Mitstreiter, Mitleider und Mitgenoßen des Leides und der Freuden in Christo unserm Haupte, verbundener Philadelphia d 30 April 1765.10
Henrich Mühlenberg
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1 764— 65 S. 139f. 1 = Nr. 319. Vgl. Nr. 317 Anm. 75 (2). Vgl. Lk 1,69 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. 3 Vgl. Ps 73,16f. 2
Nr. 329/330
30. 4./3. 5. 1765
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= Nr. 314. Vgl. Bd. I Nr. 43 S. 193f.; Nr. 55 S. 236. 6 Vgl. Nr. 313 S. 223. 7 Vgl. Nr. 317 Anm. 75 (2). 8 Mt 6,10; Lk 11,2. 9 Vgl. Apk 7,17. 10 Für die Zeit bis zum 3. 5. 1765 ( = Nr. 330) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 1 Maii:. . . und ich wolte der weile in Providence und Hannover anbieten; und absonderlich die jungen Leute in Providence unterrichten, schrieb auch des wegen an die Vorsteher in Providence, daß ich g[eliebts] G[ott] am 7 Maii droben seyn, und die Jugend zum Unterricht annehmen wolte." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 141; vgl. Tappert II S. 227). (2) „Donnerstags den 2ten Maii:. . . schrieb auch einen Brief an meine Frau welche sich Morgen g: G: von Reading auf die Heim = Reise begeben und Abends in Providence seyn wolte, berichtete ihr etwas von der Nachricht aus Providence, und verlangte, daß sie ein wenig nach forschen, und so bald als möglich, heim kommen mögte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 141 f.; vgl. Tappert IIS. 227). 5
330. An J. L. Voigt
[Philadelphia], 3. 5. 1765
Hertzlieber Bruder Voigt, Seyn Sie unerschrocken, und bleiben in christlicher Faßung, wie Dienern Christi gebühret. Ich hatte beim letzten Besuch in Providence, als mit H . P: Voigts Beruf beschäfftig war, auf Anhalten verkündiget, daß g[eliebts] G[ott] zwischen Ostern und Pfingsten die jungen Leute in Providence unterrichtet und confirmirt werden solten? Weil ich nun gewiß glaubte, daß die Germantowner Partheyen, die den gantzen Winter durch davon gesprochen, ihre Streit = Sache durch Arbitration endigen, und den Herrn Pfr: Voigt los laßen, und er sich der Gemeinen in Providence und Hannover annehmen, und die Gemeine in Germantown nach Endigung ihres Streits einen eigenen Prediger beruffen würde, die Arbitration aber durch List des Feindes und seiner Werckzeuge zu nichts geworden, und unsere alte Parthey in Germantown dahero, wie auch die Gemeine auf Barrenhill etc. in der äusersten Gefahr sind, oder scheinen verstreuet zu werden, insonderheit unsere Germantowner Parthey, ihre so theuer erstrittene halbe Gerechtigkeit 2 zu verlieren, wenn sie in der Crisi des Herrn Voigts beraubt würden, und deswegen den H. Voigt, gleichsam wie gefangen, und den ältern Gemeinen in Providence und Hannover vorenthalten, so hatte ich in dem Gedränge den H . Pfr: Krug schrifftlich gebeten 3 , er mögte die letzten Sontage vor Pfingsten und Himmelfarts Tag, meine Stelle in Philadelphia vertreten, welches er und seine Kirchen = Rath verwilliget, und ich wolte denn der Weile in Providence und Hannover arbeiten, und absonderlich die jungen Leute in Providence unterrichten, schrieb auch des wegen ein paar Zeilen nach Providence, und berichtete, daß ich g[eliebts] G[ott] am 7ten Maii droben seyn und die Jugend zum Unterricht annehmen wolte. 4 Besagte Zeilen schickte an den Schulmeister in Providence, und er ließ mir durch seine Frau
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Die Briefe des Jahres 1765
am lsten Maii, die Antwort sagen, welche in diesem Journal vom 1 Maii a[nni] c[urrentis] zu sehen. 5 Diesem obigen zufolge, finde rathsamer, daß werther H . Br: Voigt an meiner Statt nach Providence etc. reisen, und Herrn Br: Krug Ihre Stelle in Germantown etc. etc. vertreten, und mich auf meinem Posten in Philadelphia laßen, folgendes ist pro Memoria: 1) Unsere vereinigte Gemeinen müßen sich gefallen laßen, daß ihre Prediger dann und wann umwechseln. Es dienet den Gemeinen und Predigern zur Aufmunterung. So haben wirs in vorigen Zeiten gehalten. 2) H . Br: Voigt machen sich fertig, sehen, daß Sie ein gutes Pferd gelehnt bekommen, / : hier liegt ein Scherflein bey fürs Pferd :/ verkündigen den Altesten oder Vorstehern privatim, oder der Gemeine öffentlich, daß Sie für mich eine Reise und Besuch nach Providence und Hannover thun, und H . P f r : Krug Ihre Stelle auf die 2 Sontage versehen würde. Es ist unserer Hochwürdigen Väter geneigter Wille und Instruction, daß die jüngern H h . Brüder, mich unterstützen mögten. 6 *) Die Vereinigung bringet solche Verhältniße mit sich. 3) H . Br: Voigt machen sich g: G. nächsten Montag, den 6 Maii in Gottes Namen auf, reiten nach Providence, und kehren in J o h : Schracks neuem Hause bey dem jungen Marsteller 7 , oder beym D r : Martins ein.8 4) Dienstags den 7ten Maii vormittags um 10 U h r belieben Sie sich beym Schulhause in Providence einzufinden und zu sehen, ob sich Kinder oder junge Leute zum Unterricht anmelden. Wenn sich eine Anzahl meldet, so nehmen Sie solche in der Kirche, oder wo es Ihnen beliebet vor, und bringen ihnen, so viel möglich, die nöthigsten Anfangs = Gründe bey, und confirmiren sie, wenn sie unter Gottes = Segen tüchtig werden, am 19ten oder 20sten Maii oder stellen die Confirmation aus, bis auf einen 2ten Besuch. Im Fall sich eine Anzahl zur Information findet, so predigen Gelfiebter] Bruder an den Sontagen Rogate und Exaudi in Providentz, und am Himmelfarts = Tage in Neuhannover, es muß aber zuvor nach Hannover berichtet werden. Wenn sich aber keine junge Leute in Providence zum Unterricht einfinden solten, und die Vorsteher oder Gemein = Glieder nicht begehren, daß Gel. Bruder am Sontage Rogate predigen solten; so bleiben Sie etwa den 7 und 8ten Maii noch in Providence, weil H e r r Pfr: Krug in seiner Herunterreise bey Ihnen anruffen wird, um das nöthige zu conferiren, wegen der Amts = Arbeit in Germantown etc. etc. 5) Gesetzt H . Br: Voigt fänden keine Arbeit in Providence und hätten mit H . Krug gesprochen, so beliebten Sie weiter nach Hannover zu reiten, im Schulhause bey Mr: Walter einzukehren und da am Sontage Rogate zu predigen, und mit Beystimmung der Vorsteher und Altesten die gantze Gemeine auf den Montag, den 13ten Maii zu bestellen, und ihnen eine kurtze Vermahnung zu geben, hernach die Manns = Glieder allein zu behalten und folgendes zu proponiren: 1) Der Beruf von dieser Gemeine für H n : Voigt, ist zuletzt von Providence an den Mühlenberg eingesandt worden, und auch deswegen Nachricht davon an unsere Hochwürdige Väter in Europa gesandt. Es bleibt vor erst dabey die Gemeinen müßen aber noch etwas Gedult haben, bis die jährliche Kir-
Nr. 330
291
3.5.1765
chen = Versamlung gehalten und die Sache in beßere Richtigkeit gebracht werden könne. 2) Mühlenberg läßt die Gemeine in Neuhannover fragen, ob sie will dieselbige Kirchen = Ordnung einführen, die sie in der Philadelphischen Gemeine haben, weil sie doch mit Philadelphia vereinigt sind. Wenn Ja erfolget, so will Mühlenberg g: G. so bald als möglich selber hinauf kommen, und die Ordnung in Richtigkeit bringen. 3) Mb: verlangt zu wißen a) ob die alte Kirche in Neuhannover so weit ausgebeßert und verwahret werden, daß man ohne Gefar noch ein paar Jahre Gottes = Dienst darinn halten könte?9 W o nicht b) was die meisten Stimmen sagen a) obs möglich daß eine neue, von rauhen ß) oder von Backensteinen gebauet werden solte? c) wie groß und wie bald es seyn müßte? d) ob Mb. wenn er hinauf komt, einen verständigen Baumeister mitbringen solte, der ihnen einen Abriß machen, und mit dem Kirchen = Rath desfals conferiren könte? 4) Sölten Gel. Br: Voigt auf Himmelfartstag in Hannover predigen, so könte die obige Conferentz an eben dem Tage gehalten werden. Ein zu führendes Memorandum, wirds zeigen, wie es unter Göttl. Direction ausfält. Gel. Bruder Voigt, seyn Sie nun behertzt und fürchten sich für keinen Menschen, es sey drunten oder droben im Lande. Henrich Mühlenberg.
Freytags den 3 Maii 1765.10
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 21. 5. 1765 im Tagebuch in PM 95 A Nr. S. 158—161 ¡englische Übersetzung in TappertIIS. 233f. 1
101764—6.5
Vgl. Nr. 327 Anm. 6 und Nr. 329 Anm. 10 (1). Am 12. 4. 1763 hatte der Supreme Court beiden streitenden Parteien abwechselnd die Nutzung der Kirche zugesagt; vgl. Nr. 254 mit Anm. 14 und zur weiteren Entwicklung insbesondere Nr. 296 und Nr. 297. 3 = Nr. 328. 4 Vgl. Nr. 329 Anm. 10(1). 5 Zum 1.5. 1765 findet sich dazu folgende Eintragung: „Bekam Nachricht von Providence, welche mich sehr kränckte . . . Heute bekam aber Nachricht, daß die Vorsteher darüber erbittert, daß einer von ihnen vor allen Kindern in der Schule geantwortet: Der Mühlberg ist ein Lügner etc. Ich will nichts mehr mit seinen Sachen zu schaffen haben. Er hat uns schon seit seiner Abreise von hier nach Philadelphia bey der Nase herum geleitet etc. zu letzt noch den H . Voigt versprochen, und vorenthält ihn abermal etc. Hernach sollen die Vorsteher die Kirche verschloßen, die Schlüßel mit sich genommen, und auch ein Mann gesagt haben: Das Verschließen wäre um des Mühlbergs willen geschehen, er solte weder die jungen Leute unterrichten, noch in der Kirche predigen, es könte so bleiben, bis sie einen Prediger kriegten." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 140f.; vgl. Tappert IIS. 226f.). ^ Vgl. Nr. 291 unter 2). 7 Sohn von Friedrich Marsteller, vgl. Bd. II S. 124f.Anm.31. 8 Als Mühlenberg im Oktober 1761 nach Philadelphia zog, verkaufte er sein Wohnhaus in Providence an den Chirurg Christian Friedrich Martins. Vgl. die Tagebucheintragung zum 23. 8. 1763 in PM 95 A N r . 9 1763—1764 S. 55 und Tappert I S. 665. 9 Vgl. Nr. 328 Anm. 1. 10 Für die Zeit bis zum 16. 5. 1765 ( = Nr. 331) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: 2
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Die Briefe des Jahres 1765
(1) „Freytags den 3 Mali:.. . Nachmittags schrieb an H. Pfr: Voigt ( = Nr. 330), und bat, er mögte nächsten Montag, statt meiner nach Providence reisen, componirte auch eine Instruction, wie er in den Land Gemeinen sich verhalten mögte, sandte den Brief mit einem Expressen nach Germantown . . . Nachts schrieb etliche Briefe nach Süd = Carolina, wie auch einen nach EbenEzer." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 142; vgl.Tappert II S. 227). (2) „Sambstags: den 4 Maii. Bekam Antwort von H. Pfr: Voigt, daß er gfeliebts] G[ott] nächsten Montag die Reise antreten wolte, und H. Pfr: Krug der weile sein Amt in Germantown etc. versehen mögte." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 142; vgl. Tappert IIS. 227). (3) „Mitwochs den 8 Maii bekam einen weitläufftigen Brief von den Vorstehern aus Yorktown wegen Streit in der Gemeine mit dem Prediger [Nikolaus Hornell]". (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 148 ¡vgl. Tappert IIS. 231). (4) „Mitwochs den 1 Uten Maii... Schrieb auch einen Brief an Sr: W. E: Herrn Pasche in London." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 151; vgl. Tappert II S. 232).
331.An[G.A.
Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 16. 5. 1765
H o c h w ü r d i g e , in Christo hertzlich zu venerirende V ä t e r und Wohlthäter, Mess" Michael Halling und Reinhard Uhl, zwey wohl gesinnte Glieder der St. Michaelis Kirche in Philadelphia, dringen mich, ihr Anliegen vor H o c h w ü r dige V ä t e r zu legen, nemlich weil in der St Michaelis Kirche Sontags, und wöchentlich auch 2 mal Abend Gottes = Dienst gehalten wird und eine Lichter = Crone, oder C r o n = Leuchter mitten in der Kirche sehr nöthig und nützlich wäre, und besagte 2 M ä n n e r mit Bey = H ü l f f e mehrerer Gemein = Glieder gern ein gutes W e r c k stifften und von ihren Scherfleins eine Leuchter = C r o n e ehrlich bezahlen und zur Kirche schencken wolten, und hier zu lande dergleichen nicht gemacht sondern aus E u r o p a verschrieben werden, wie in den hiesigen Englischen Episcopal und Presbyterianer Kirchen solche bereits zu sehen, die von London verschrieben, von Meßig [Messing] gemacht und dünne vergüldet oder emailirt, von verschiedenen Größen sind, und nach Proportion von 20 bis zu 40 Guineas gekostet haben; So nehmen sie in sancta simplicitate ihre Zuflucht zu H o c h w ü r d i g e r V ä t e r väterlichen Rath, nicht mit so kleinen Dingen die wichtigern Geschaffte H o c h w ü r d i g e r V ä t e r zu beschwehren, sondern kindlich zu bitten, ob H o c h g e d a c h t Dieselben etwa geruhen mögten, eine solche Commißion an ein oder andern oeconomischen Freund von Christi Reich zu committiren, der es nach bester Einsicht befördern, und zum höchsten damit bis auf 40 £ sterl. steigen und an Einigen K a u f m a n hier p[er] Wechsel assigniren dürffte. Sie sind der Meinung daß eine solche Leuchter = Crone, wenn sie in Halle, Augsburg, N ü r e m b e r g , oder dergleichen O r t e n gemacht, beßer am W e r c k und wohlfeiler im Preise würde. D a gegen man aber nicht weiß, ob solche Arbeit von Deutschland, nicht mögte als Counterband verurtheilet, und von unsern Cüsten Bewahrern weg genommen werden, weil in dieser Zeit alle herein kommende Schiffe beym Eingange in die Delaware eine scharffe Inquisition untergehen müßen. 1 Besagte M ä n n e r wolten weiter keine
Nr. 330/331
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3. 5./16. 5. 1765
Namen an die Crone, wol aber die Worte gern dran haben: Für die St Michaelis Kirche in Philadelphia, und etwa die Ziefer 2 eines Spruches. Dieses ists, was auf Begehren der Männer habe aus bitten sollen, womit die Bitte vereinige, daß mich und die meinigen zu fernerer Fürbitte vor dem Gnaden Thron empfehlen dürffe, als Philadelphia d 16 Maii 1765.5
Ew. Ew. Hochw: Hochw: geringster Knecht Henrich Mühlenberg
P.S. Die Brüder und Mitarbeiter Hh. Voigt, Krug, Kurtz etc. etc. laßen sich kindlich empfehlen zum hoch väterlichen Andencken vor Gott in Christo! Reinschrift in AFrSt IVC 12:35 S. 297—299. Auch in HD S. 1383 — 1384. 1
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Mühlenberg bezieht sich hier auf Maßnahmen, die im Kontext zur Einführung der Stempelakte (Stamp Act) stehen. Im Tagebuch zum 15. 4. 1765 liefert er dazu folgenden Kommentar: „Heute haben wir Nachricht von Engelland, daß die hohe Regierung uns in America eine Stämpel = Taxe aufferlegen will. Nach und nach wird dem losen Füllen ein Zaum angethan, und ein Sattel aufgelegt werden, so daß die Einwohner das Heimweh nach Europa zu ihrem ersten Vaterlande bekommen. Heute war auch ein groß Gemurmur in der Stadt, weil alle Canonen auf der Batterie am Fluß Delaware, und bey den Baracks vernagelt worden sind. Es giebt allerhand Muthmaßungen und Argwohn bald auf Dieses, bald auf Jenes, und wird scharf inquirirt." ( P M 9 5 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 129; vgl. Tappen II S. 221). - Die Stempelakte wurde am 22. 3. 1765 als Gesetz erlassen. Sie trat am 1. 11. 1765 in Kraft und wurde am 18. 3. 1766 aufgehoben (vgl. Mühlenbergs Kommentar in Nr. 384 Anm. 18). Durch die Stempelakte wurden Rechtsgeschäfte (Besitzurkunden, Schuldurkunden, Pachtverträge, Testamentseröffnungen, gerichtliche Lizenzen), Handelsgeschäfte (Befrachtungsverträge, Vollmachtsurkunden, Versicherungsscheine, notarielle Akte), Druckerzeugnisse (Zeitungen, Anzeigen, Pamphlete, Kalender) sowie Karten- und Würfelspiel und Alkoholausschank mit Hilfe von Gebührenmarken besteuert. Grundlegend zur Stamp Act Crisis Edmund S. Morgan und Helen M. Morgan, The Stamp Act Crisis: Prologue to Revolution, revised edition, New York 1983. Insbesondere zur Entstehung auch John L. Bullion, A Great and Necessary Measure: George Grenville and the Genesis of the Stamp Act 1763 —1765, Columbia, Mo. und London 1982. — Die Debatten des Ober- und Unterhauses in London sind nachzulesen in: Proceedings and Debates of the British Parliaments Respecting North America 1754—1783, hg. von R. C. Simmons und P. D. G. Thomas, Bd. 1:1754-1764, Millwood, N.Y. 1982, Bd. II: 1765-1768, Millwood, N.Y. 1983. - Ziffer = Vers. Für die Zeit bis zum 20. 5. 1765 ( = Nr. 332) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Freytags den 17 Maii . . . Hernach schrieb 1) an Hochw: Väter auf Begehren der Hh. Mich: Hailing und Reinhard Uhl, wegen einem Cron = Leuchter für die Michaelis Kirche [ = Nr. 331] 2) einen Brief an Sr. W. E: Herrn Pasche 3) eine Copie von einer Antwort an H. P: Boltzius [ = Nr. 329] 4) Eine Copie von dem Beruf für einen zweyten Prediger [ = Nr. 314]. Schloß alles in ein Paquetgen und legte H. P: Boltzius seinen Brief vom Jan: A[nni] cfurrentis] mit bey [ = Nr. 319], versiegelte das Paquetgen, welches von Herrn Dr: Pfeil ins Posthaus gegeben wurde." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 151; vgl. Tappert II S. 232).
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332. An die Vorsteher und Ältesten in York
Philadelphia, 20. 5. 1765
Ehrsame H h . Vorsteher und Alteste, der Evangel. Lutherischen Gemeine in Yorktown: Ihre geehrte Zuschrifft vom 4ten Maii a[nni] cfurrentis] 1 habe richtig empfangen, und hätte gern ausführlich darüber mit Sr: H : D r : Wr[angel] conferiret, konte aber nicht dazu gelangen, weil Dieselben ihre Gemeinen im Lande besuchten, und als sie heim kamen, gleich wieder eine versprochene weite Reise nach Egg Harbour antraten, und im Vorbey gehen nur hinterließen, ich solte den Ehrsamen Vorstehern und Altesten melden, daß sie nach der Zurückkunfft und Gewinnung einiger Zeit hinlänglich antworten wolten 2 gfeliebts] G[ott]. Was mich und meine Wenigkeit betrifft, so will geliebten Freunden meine Meinung offenhertzig und einfältig entdecken 1) Ich habe Yorktown schon lange nicht mehr gesehen, weil H. Rausse mich sehr verdächtig unter Ihnen gemacht 3 , und die Kette der alten Freundschafft fast verrostet war. 2) Ich freuete mich hertzlich als vernahm, daß die liebe Gemeine durch ihre Vorsteher und Altesten einen so schweren kostbaren, ansehnlichen und dauerhafften Kirchen = Bau, nicht allein angefangen, sondern auch glücklich vollendet und durch S[alvo] T[itulo] H n : Dr: Wrangel und die Hh. Pastores Gerock und Kurtz mit ernstlichem Gebät und reichlicher Verkündigung des Evangelii feierlich eingeweihet hatten. 4 3) Darauf war freilich die hochwichtige Sorge und Frage zunächst in Anschlag gebracht, wie ein rechtschaffen erfahrner reiner Lehrer, und exemplarisch lebender Vorgänger, in eine so große ansehnlich alte Gemeine und neue Kirche ausgefunden werden mögte? Das Americanische Feld ist so groß, und der schicklichen Arbeiter sind wenig. 5 4) Der Ehrsame Kirchen = Rath berichtete in einem Schreiben durch Lancaster nach Philadelphia, daß des Pfr: Rauss seine Zeit zum Ende eilete, und das Ministerium einen neuen Prediger besorgen solte. Ich antwortete mit Genehmhaltung des S.T. Herrn Dr: W r : und H n : P: Gerocks ausführlich darauf, nemlich unter andern, daß im folgenden Früh Jahre, eine Committee aus dem Rev: Ministerio bestimmet, und durch selbige die wichtige Sache untersuchet, und die vacante Gemeine in deßen von denen zu nächst wohnenden Hh. Lehrern und Seelsorgern wechseis weise besucht werden könte. 6 Ja ich frug auch H n : P: Gerock schriftlich, ob sichs wol schicken mögte, daß H . Pfr: Bager / : der eben im Aufbruch von Canewaga, und nach Neuyork zu ziehen gewillet war :/ daß er auf eine Zeitlang in Yorktown die Gemeine bedienete bis weitere Nachricht von Neuyork einliefe, und man auch sähe, wie der Yorktowner Gemeine nach Wunsch geholffen werden könte? Es wurde aber nicht rathsam erachtet. 7 Bis dahin, und nicht weiter, war ich activ oder würcksam. Denn es wurde weiter keine Committee zur fernem Untersuchung verlanget noch veranstaltet. 5) Endlich hörete, daß H . P f r : Hornell nach Yorktown verlanget würde 8 , und ich ward froh in guter Hofnung, wenn dadurch der Noth abgeholfen werden mögte. Warum war ich froh? 1) weil ich vernommen, daß H . Hornell ein Zeugniß von seiner Ordination aus Schweden bey sich führete. 2) Weil er vom Herrn Missionario Borell in Wilmington bey seiner Ankunfft ins Haus genommen, von ihm auf die
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Cantzel zum Predigen genöthiget, auf ein Zeitlang behalten, und endlich gar an Sr: H : H. Dr: Wrangel zur Aufnahme recommendiret worden. 3) Weil H. Horneil die Zeit seines Auffenthalts in Philadelphia, so viel ich Umgang mit ihm hatte, sich lehrbegierig, honet, demüthig und sorgfältig aufführete, und in seiner Mutter Sprache admirirt wurde. 4) Weil er groß und ansehnlich von Person und nicht Menschen scheu, auch mit einer durchdringenden Stimme für eine große Gemeine begäbet war; und fürnemlich, weil die Brüder in Yorktown, so eifrig drauf drangen und ihn verlangten. Ich kan Sr: H. H. Probst Wrangel im geringsten keine Schuld geben. Denn weder Sie selber, noch ich, haben ihn in der Gemeine in York aufgedrungen. Zu dem, so war er ja auch erst ein Zeitlang in Yorktown, ehe er einen schrifftlichen Beruf hatte, und gleichsam zur Probe. Als er darauf im Herbst mit auf den Synod nach Philadelphia kam 9 , und einen schrifftlichen Beruf vom Ehrsamen Kirchen = Rath und vornehmsten Gliedern unterschrieben, mit brachte, und nicht die geringste Klage wieder ihn eingewandt wurde, so durfften wir Prediger uns nicht unterstehen, der Gemeine ihren Beruf zu verwerffen, denn wir wüsten nichts gegen ihn, und bezeugten mit unserer Unterschrifft, daß wir mit der Gemeine consentirten. Im Septembr: 1764 frug mich ein Freund, der nun schon in der Ewigkeit ist10, ob ich wüste, warum die 2 Schwedische Herren Missionarien unserm Synod 1763 nicht hätten bey wohnen wollen? Ich antwortete nein! Er zog darauf einen Brief von besagten H. Missionarien hervor und sagte, in dem Brief stünde geschrieben, wie H. Horneil sich in Schweden aufgeführet, und deswegen vermieden sie einen solchen Synod, wo H. Hornell mit dabey wäre. Ich antwortete, man könte wol auf privat Briefe nicht sicher fußen, weil vieles in der Welt aus personellen Haß und Feindschafft geschrieben würde. Im vergangenen Winter ward mir abermal von 2 noch lebenden Personen, mit Betrübniß geklagt, es gienge ein Gerüchte in der Stadt, daß H. Hornell in Schonen oder Schweden, was begangen, weswegen er hätte fliehen müßen, und daß die misgünstigen Secten Leute darüber alle Prediger verlästerten, und ihr Hohngelächter trieben. Wer kan den Leuten die Mäuler stopffen. Man hüte sich nur für der That, den Lügen wird wol Rath.11 Inzwischen soll man weiß nicht schwartz, und schwartz nicht weiß nennen.12 Wenn etwas Grobes bewiesen werden könte und solte, so machte es einen freilich unwürdig zu einem so wichtigen Amte. Ich kan aber für meine Person nichts gut machen, sondern nur sagen, was mir zum Leidwesen von andern gesagt worden, die um den Schaden Josephs bekümmert sind.13 Was H. Pfr: Gerock im vergangenen Monath April, wie geliebte Brüder schreiben, in Philadelphia mit einem Manne aus Yorktown soll gesprochen und von mir gehört haben, das ist zweyerley, und muß nicht in eins gemischet werden. Denn H. P: Gerock hatte mit den Männern von Yorktown in Philadelphia am 10ten April gesprochen, und da hatte ich den H. Gerock noch nicht mit Augen gesehen, noch viel weniger mit ihm gesprochen, seit dem er in der Stadt angekommen, sondern H. Gerock besuchte mich erst am H ten April Nachmittags 14 , folglich konte er von mir nicht gehört haben, was er am Tage zuvor, zu den Männern von York gesprochen. Weil denn eine jede Sache aus 2 oder 3er Munde Zeugen bestehen soll15; so kan sagen, was mit H n : Pfr: Gerock
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am 14ten April Abends in meinem Hause in Gegenwart zweyer Zeugen, von den Yorktowner Umständen geredt 16 nemlich: 1) Er klagte, wie die Gefrieine in Partheyen zerrißen, und aller Schimpf und Schande von mißgünstigen Secten Leuten auf das Ministerium geworffen würde. Ferner, wir hätten unsern Namen mit unter H. Horneil seinen Beruf gesetzt und machten uns dadurch der Sünden und Verantwortung theilhafftig, und wären also vor Gott und der Christenheit verbunden, unsern Namen öffentl. wieder zurück zu nehmen. 2) Ich erwiederte, es wären wol vielerley Gerüchte vorhanden. Man dürffte aber ohne verhörter Sache Niemand richten, sondern müste erst die Sache gründlich untersuchen, und die Kläger so wol, als auch des Verklagten Wort hören. 3) Nach langen hin und wieder Reden, fiel endlich der Beschluß dahinaus, ich solte Sr: H. H. Dr: Wrangel, wenn sie aus dem Lande heimkämen bitten, daß sie eine Reise nach Yorktown thun, und alles selber untersuchen, oder an den gesamten Ehrsamen Kirchen = Rath ausführlich schreiben mögten. Ich stellete solches dem Herrn Probst vor, und sie verfertigen auch ein Schreiben an den H n : Horneil etc. und gedachten der Sache in der Stille am besten zu rathen. Ehe aber das Schreiben abgieng, kam Ihr Brief von Yorktown dat: d 4 Maii a[nni] cfurrentis] darzwischen, woraus wir mit Betrübniß ersahen, daß H. Pfr: Gerock schon einen Schritt voraus gethan, und zu frühe zu den Männern aus York am 10ten April gesprochen, wodurch denn das Feuer in der Gemeine noch eher angeblasen zu seyn scheinet, ehe man Waßer zum Löschen bey der Hand gehabt. Dieses ists, was unter vielerley Mühe und Amts = Last, habe antworten können. Wenn H. Dr: Wr: von Egg Harbour glücklich wieder heim kommen, so werden Sie selber ausführlich schreiben, und noch lieber wäre mirs, wenn Sie selber hinaufkommen, und die arme Gemeine noch retten könten. Ich wolte meine alten Freunde, die Ehrsamen Vorsteher und Ältesten hertzlich ersuchen und bitten, Sie mögten doch so gütig seyn und sorgen, daß ich meine Bücher, mit sicherer Gelegenheit wieder bekäme, welche dem H. Pfr: Hornell geliehen, und insonderheit auch die Bücher, welche er von unserer Kirchen = Bibliotheck geliehen hat.17 Der treue Hirte Jesus Christus, der die armen Schafe so theuer erlöset, und mit seinem eigenen Blute erkaufft hat, wolle sich doch seiner Herde selber annehmen, und sie mit Hirten, nach seinem Sinn und Hertzen begnadigen! Welches ist der sehnliche Wunsch Ihres alten und bedrängten Freundes und Mitleiders Heinrich Mühlenbergs. Philadelphia d 20sten Maii: 1765. P.S. Daß Sr: W. E: H. M: Gerock mit Herrn Wildban 18 das Heil: Abend = Mahl in Canewaga soll gehalten und ausgetheilt haben, scheinet mir fast zweydeutig, weil ich so weit abwohne, maßen ich auch gehört, daß H. Hornell auch mit H. Wildban in Yorktown das Abendmahl und brüderliche Gemeinschafft gehalten. Daraus denn muthmaßlich zu schließen, daß H. Wildban ein redlicher Mann und treuer Arbeiter, und so wol bey H. Hornell als auch bey Herrn Gerock beliebt und geachtet sein müße. O ja! daß auch doch Christus Jesus in uns allen
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Alles seyn, und wir alle in Christo durch den wahren Evangelischen Glauben und Liebe, ein Hertz und eine Seele werden mögten! 19 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764—65
S. 153 — 157.
1 Vgl. Nr. 330 A n n . 10(3). Vgl. die Tagebucheintragungen vom 9. und 13. 5. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 148, 150 und Tappert II S. 231 f. Am 5. 6. 1765 verfaßte Mühlenberg für Wrangel eine Antwort an den Kirchenrat in Yorktown: „Mitwochs den 5ten Junii: machte folgenden Aufsatz Nomine D r : W r : Ehrsame Herren und Glieder des Kirchen = Raths Geliebte Freunde und Glaubensbrüder, Ich muß Ihnen endlich auf Andringen in Ihrem Briefe vom 4ten Maii: a[nni] c[urrentis] mit Wehmuth berichten, was maßen ich im Rescript oder Nachrichts = Schreiben in Händen habe, welches von dem Hochwürdigsten Consistorio zu Upsala in Schweden am 18 ten Januarii 1764 geschrieben und im vergangenen spät Jahre an mich gelanget ist. Aus diesem Schreiben erhellet folgendes und lautet nach der Ubersetzung im deutschen also 1) Nicolaus Hornell ist zu Lunden einer HauptStadt der Provintz Schonen in Schweden zum Prediger geordinirt worden, nemlich im Jahre 1749. 2) Er hat in einer Gemeine gestanden, an einem Orte Höörs in Schonen genant, und ein übel Gerücht wegen seiner Aufführung gehabt. 3) Im Jahre 1760 sey / : Er Nicolaus Hornell :/ in Höörs angeklaget wegen Ermordung einer Magt, sey in Verhaft genommen, und nach dem er durch Zeugen überwiesen worden, daß er den Mord begangen, sey er, ehe das Urtheil gefället, aus dem Gerichts = Gefängniß entwischt und nach Dännemarck geflüchtet. 4) Im Jahre 1761 habe er bey Sr: Königl: Majestaet in Schweden um ein salv[us] conduct[us] oder Sicher Geleit angehalten. Wie aber Sr: Königl: Majestaet seinetwegen Nachricht von dem Process aus Schonen einholen laßen, und Bericht erfahren, so haben sie seine Bitte abgeschlagen. Werthe Freunde Zu diesem Extract aus dem Schreiben des Hochw: Consistorii zu Upsala, will noch folgende Anmerckungen hinzuthun 1) Ich habe nichts von dieser Sache die aus Schweden berichtet, vorher gewust, sonst hätte mich nie mit ihm eingelaßen. 2) H . Pfr: Boreil in Wilmington hatte den Hornell bey seiner Ankunft erst aufgenommen und predigen laßen, und ihn hernach an mich recommendirt, weil er ohne das auch ein Zeugniß von seiner Ordination bey sich führete. 3) In meinem Hause und Umgange bezeugte er sich bußfertig und Lehr begierich; und ob H . Borell und Wichseil wol hernach sagten, sie hätten eine Warnung von einem Schwedischen Pfarrherrn aus London so zeigten sie mir doch den Brief nicht, und man durfte einem undeutlichen Gerüchte keinen sichern Glauben beymeßen, weil oftmals Leuten aus H a ß und Neid was nachgesagt wird. 4) Wie nun obige 2 Herren von Wilmington und Racoon ohne mein Wißen an des Hochw: Consistorium in Uppsala wegen H. Hornell geschrieben und zu gleich auch eine aparte Nachricht nebst mir bekommen; so hätte wohl gewünschet, daß es in der stille wäre ausgemacht worden. 5) Der harte Winter machte es mir unmöglich nach Yorktown zu kommen und 2 längst versprochene Reisen nach dem Raritan und Eggharbour in Jersey nahmen den ersten Theil vom Frühjahre weg. 6) Da es nun von andern durch vielerley hin und her Reden mit allerley Zusatz ausgeplaudert und fast public worden, und Nicolaus Hornell, an statt daß er hätte im Sack und Asche Buße thun und mit David seinen schweren Fall beweinen [2 Sam 11 f.] und als ein Würmlein bey Christo Gnade suchen sollen, anstatt deßen aber sich wild, unvorsichtig und leichtsinnig aufgeführt, wieder ein solch wichtiges Amt zum Ärgerniß der Schwachen [1 Kor 8,9].
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7) So bin ich vor Gott der heiligsten Majestaet, von Gewißens wegen und im Gehorsam meiner hohen Vorgesetzten in Schweden verbunden gewesen, nicht aus einigerley Haß oder Neid gegen H. Hornell, den obigen Extract aus dem Rescript des Hochw: Consistorii an den Ehrsamen Kirchen = Rath in Yorktown mit Wehmuth zu ertheilen, und folgendes noch anzumercken. 1) Unser hiesig Schwedisch Rev: Ministerium kan von Gewißens wegen und im Gehorsam gegen die Vorgesetzte, den H. Nicolaus Hornell nicht als einen würdigen Prediger erkennen, und auch keine Gemeinschaft mit ihm haben, bis er von eben dem Hochwürd: Consistorio zu Upsala ein gültig Zeugniß aufweiset, daß er unschuldig sey. 2) Und da das deutsche Rev: Ministerium auch Gottes Wort zur Regel und Richtschnur [vgl. BSLK S. 837] so wohl als ein Gewißen hat Gottes Ehre und der Evangelischen Gemeinen Bestes zu suchen und zu unterhalten, so werden sie mit uns einerley Meinung seyn und die Amts = Gemein- und Bruderschaft mit ihm auf heben. 3) Dahero thäte wol der Ehrsame Kirchen = Rath unmaßgeblich am sichersten, wenn sie noch in der Stille ohne groß Geräusche ihm den Dienst untersagten, oder ihm in der Güte riethen, sein Amt nieder zu legen, damit das Ärgerniß gehoben, und die Gemeine wieder in Einigkeit gebracht werden könte. Ich werde ihn auch in einem aparten Briefe ermahnen, daß er sein Amt aufgeben mögte, wenn er änderst sich rathen laßen will. Und was ich in Vereinigung mit dem Deutsch = Evangelischen Ministerio zum Besten der Yorktowner Gemeine rathen und thun kan, das will hertzlich gern, so viel Gott Gnade verleihet thun, und sie samt und sonders der zarten Liebe, Erbarmung und Schutze unsers alleinigen Oberhauptes Jesu Christi empfehlen, als Ihr Wohlwünscher und Fürbitter Ch[arles] MA[gnus] Wr[angel]
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Philad: d: 5 Junii 1765.
Ps. Der Ehrsame Kirchen = Rath weiß nun meinen Sinn, und wenn Sie etwa verlangen, daß ich hinauf kommen solte, so werde mich nicht entziehen auf Ihr Begehren die Reise g[eliebts] G[ott] vorzunehmen. Obigen Aufsatz sandte an H n : Dr: Wr: und berichtete daß heute Nachmittag eine sichere Gelegenheit abgienge, und sehr gebeten die Schrifft mitzunehmen. Gegen Abend sandten H. Dr: Wr: obigen Aufsatz in eigener Hand, nebst einen Brief an H . Hornell zu mir, und ich versiegelte beydes und gab es der Frau Bohnen mit nach Yorktown." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 169—171; vgl. Tappert II S. 240f.). Vgl. Bd. II Nr. 216. Am 19. 9. 1762. Vgl. Mt9,37f.;Lk 10,2. Vgl. Bd. II Nr. 244. Vgl. Bd. II Nr. 237; Nr. 241; Nr. 245. Vgl. Nr. 249 und Nr. 257. Die Synode tagte vom 16. bis zum 19. 10. 1763. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 273 Anm. 14). Wohl Johann Friedrich Handschuh. — Über die im folgenden erwähnte Unterredung wird im Tagebuch nichts berichtet. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1139. Vgl. Wander Bd. 5 Sp. 147: „Weiß ist nicht schwarz" und „Weiß und schwarz scheidet man am besten". Vgl. Am. 6,6. Im Tagebuch hält Mühlenberg diese Besuche lediglich in einer pauschalen Notiz zum 9. und 10. April fest. Vgl. PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 126 und Tappert II S. 220. In der Abschrift nach Halle (AFrSt IV C 12:34 S. 274) bleiben sie unerwähnt. Vgl. 5 Mos 19,15. Diese Unterredung ist im Tagebuch nicht vermerkt. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 30.6. und 1.7. 1763 (PM 95 A Nr. 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 14; AFrSt IV H 17 S. 92; Tappert IS. 646). Karl Friedrich Wildbahn, Katechet in Conewago. Vgl. Bd. II Nr. 225 Anm. 5 (22). Für die Zeit bis zum 5. 6. 1765 ( = Nr. 333) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs
Nr. 332/333
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folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Continuat: Vom Dienstage d 21 Maii: . . . Gegen Abend bekam einen Brief von Esq Kuhn aus Lancaster, wie auch ein Schreiben aus Hallifax in Neu Schotland, wegen Gemein = Sachen." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 161; vgl. Tappen II S. 235). (2) „Donnerstags den 23sten Maii: Bekam einen Brief vom Hn: W[ilhelm] G[raaf] aus Hackensack in Jersey, Gemein = Umstände betreffend." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 161; vgl. Tappen IIS. 235). (3) „Dienstags den 4ten Junii. . . Dahero sandte den Mann mit den 2 Pferden wieder zurück nach Racoon, und gab einen Brief mit an H. Missionair Wichsell, des ungefehrigen Innhalts 1) Als ich die Revier Delaware passin, wäre mir Herr Probst schon begegnet, welchen erst in Racoon vorzufinden gedacht. 2) Hätte vom H. Dr: Wfrangel] verstanden wie er von seinen Hh. Amts = Brüdern und Mitarbeitern außerordentlich behandelt worden. 3) Wenn denn ein von Sr. Majestaet in Schweden, vom Hochw: Enzbischof und Ober Consistorio ordentlich gesandter redlicher Theologus von seinen eigenen Mitarbeitern, so außerordentlich behandelt und eine liebreiche Subordination unter die Füße getreten würde, so solte meine Seele nicht in ihren Rat kommen. 4) Ein Haus, daß unter sich selber uneinig würde, könte nicht bestehen etc. [Mk 3,25 par.]. Ich wolte wieder heim gehen und H. Wichsell mögte Morgen selber nach Cohenzy reiten und der bestelten Versamlung, die er bisher bedient, predigen." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 168f.; vgl. Tappen IIS. 239). - Vgl. Nr. 279 Anm. 7.
333. An [J. van BuskerkJ
[Philadelphia, 5. 6. 1765]
Geliebter Herr Mitbruder, Ich habe versucht, um jemand für Herrn Voigt auf den 2ten Sontag post Trinir. in seinen Platz nach Germantown zu kriegen. Der H: Dr: Wrfangel] können meine Stelle in Philadelphia nicht versehen, sonst wolte ich nach Germantown, und sonst ist niemand bey der Hand. Und da es versprochen und verkündigt ist, daß H. Pfr: Voigt an 2 post Trinit: das heil: Abendmahl in Neuhannover halten würde, so weiß ich mir nicht änderst zu helffen, als daß geliebten Bruder Bfuskerk] bitte, Sie mögten den 2 post Trinit: für H. Voigt vormittags in Germantown und nachmittags auf Barrenhill predigen. Ich weiß, Sie schlagen mir die Bitte nicht ab, weil ich mir dismal nicht änderst helffen kan. Denn wenn H. P: Voigt nun nicht hinauf kommen solte nach Hannover, so würde es Murren geben, weil es versprochen ist, und wenn niemand für ihn in Germantown wäre, so würde es da Lerm geben. Ich will Ihnen gfeliebts] G[ott] wieder dienen, wenn einmal Hülffe bekomme. Hier liegt ein Scherflein bey für Reisekosten. Grüßen Sie Ihre Angehörigen und schlagen meine Bitte nicht ab, als der ich bin Ihr alter Freund M.1 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764— 65 S. 172f. 1
Für die Zeit bis zum 12. 6. 1765 ( = Nr. 334) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 7 Junii:. . . Bekam einen Brief vom H. Pfr: Brycelius aus Neugermantown.
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Die Briefe des Jahres 1765
Ferner einen Brief aus Albanien in der Province Neuyork. Nachmittags hatte allerley Besuch aus der Stadt, vom Lande, und absonderlich von einem Vorsteher aus Yorktown über der Susquehana, welcher mir einen Brief vom H. Horneil brachte, und vieles mit mir sprach von ihren betrübten Gemein = Umständen." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 173;vgl.Tappert II S. 241). (2) „Sambstags den 8ten Junii:. .. Wurde auch erfreuet mit einem Paquet Briefen, welche Capt: Sparks mitgebracht von London neml. 1) ein Schreiben von Sr Sr: Hochwürden Hochw: Herrn Dr: Fr[ancke] und H. Z[iegenhagen] datirtd 9 Febr: 1765 [ = Nr. 320]. 2) ein Paquetgen an H. P: Voigt. 3) ein ditto an H. P: Krug. 4) ein Brief an Mr: Halling von seiner Frauen Freunden. 5) Eine Englische Predigt von Dr: Negus. 6) Begleitet mit einem Schreiben von Sr: Wohl Ehrw. H. Friedrich Wilhelm Pasche dat: Kensington d. 13 Mart: 1765. worin gütig agnoscirt daß meine von hier hinaus gesandte Paquets angekommen nemlich : 1) das Paquet mit the Revd Mr: Peters vom Jun: 1764. arrivirt d 23 Sept: 1764 mit dem Diario vom 1 April bis 14Jun: 1764 : [ = AFrSt IV C 12:34 S. 2 6 9 - 2 9 6 ] 2) Das Paquet mit meinem Diario vom Jahrgange 1763 durch die Frau Reithen, arrivirt d 13 Nov: 1764. [Vgl. Nr. 308 Anm. 20 (21)] 3) Das Paquet mit dem Diario vom 9 Octobr : bis 18 Nov : 1764 [AFrSt IV H 19] und Briefen vom 12ten [ = Nr. 312] und 19 Nov: [ = Nr. 313] nebst 15 Pistol[etten] von H. Graef Senfior], für die Brunnholtzischen Erben, arrivirt d 14 Jan: 1765. Ich schrieb einen Brief an H. P: Voigt, wegen der Reise nach Neuhannover etc. und sandte ihm zugleich sein Paquet von Europa. Ferner schrieb nach Neuhannover." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 174; vgl. Tappert II S. 241f.). (3) „Dienstags den 11Junii. . . Nachmittags hatte Besuch von meiner Frauen Freunde welcher 80 Meilen abwohnet und ein Glied von H. Nicolaus Kurtz seiner Gemeinde ist. Dieser gab mir Gelegenheit abends Briefe zu schreiben a) an H. P: Krug um sein empfangenes Paquet Briefe zu begleiten, b) an H. P: Nicolaus Kurtz in Tulpehocken, c) an die Mutter Fr: Weiserin in Reading." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 175; vgl. Tappert II S. 242).
334. An [B. M. Hausihl]
Philadelphia, 12. 6. 1765
Wohl Ehrwürdiger Herr Pastor, Als heute die Ehre hatte Sr: W. Ehrw: H. Pfr: Bager aus Neuyork bey mir zu sehen 1 , vernam unter andern, daß über Albanien2 eine große Erndte, und wenig oder gar keine Arbeiter zu finden 3 , und besagter Herr Bager vor kurtzem die Gegenden daherum auf Anhalten unserer Augsburgischen Confessions = Verwandten besucht, und insonderheit zu Neushohary eine starcke hochdeutsche Gemeine angetroffen, welche ihn flehentlich gebeten, ihr Seelsorger zu werden, und ihn nebst einem Pfarr = Platz mit 25 Acker4 Wiesen, Pfarrhause etc. 60 £ jährlich am Gelde, und ebenso viel Büschel5 Frucht zum Salario angeboten, und frey gestelt, noch ein und andere Filials nicht weit ab, nach belieben mit zu versehen, und davon die Beneficia apart zu genießen. Ob nun wol Sr: W. E: H. Pfr: Bager sehr geneigt gewesen, daselbst in die Arbeit zu treten, und von besagter Haupt Gemeine auch einen schrifftlichen Beruf angenommen, und auch noch in Händen hätte, so wäre doch bey seiner Retour die Gemeine in Neuyork auf keine Weise zu bewegen gewesen, ihn zu mißen, sondern hätte Liebe und Ernst gebraucht, ihn noch vester zu binden und zu behalten.
Nr. 333/334
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5. 6./12. 6. 1765
Und da ihm die Gemeine in Neushohary und ihre verlaßene Umstände sehr nahe giengen, und er hörete, daß Ew. W. Ehrw: in solche harte und betrübte Umstände gerathen 6 , und in besagten Gegenden in Ruhe, Vergnügen und Segen leben, und ihr Talent anlegen könten 7 , so wäre seines Hertzens Meinung und Wunsch Ew. W. Ehrw: mögten je eher, je lieber einen Besuch dahin abstatten, und erst auf Neuyork kommen, allwo H. Pfr: Bager zur weitern Reise bis an Ort und Stelle, alle ihm mögliche Sorgfalt und Hülfs = Leistung vorkehren würde. Ich an meinem geringen Theile, sehe dieses an, als einen göttlichen Winck, und wenn ich in dero Umständen wäre, wolte keinen Monath länger an einem solchen Orte bleiben, wo die Gelegenheit abgeschnitten ist, Gottes Ehre und der Seelen Wohlfart zu befördern. Denn wenn Lehrer und Gemeinen erst mit einander in Process und Rechts = Händel vor der weltlichen Obrigkeit gerathen, so ist gar keine Seelen = Erbauung mehr zu hoffen, und kan wol nichts änderst am Ende erfolgen, als der gäntzliche Ruin an Seiten der Lehrer so wol als der Gemeinen, und das ist weder Christi Befehl noch Rath. Ehe ich mich wolte einer Gemeine wieder ihren Willen aufdringen, oder auch nur begehren ihr leibliches zu erndten, wenn sie von mir das geistliche nicht erndten mag 8 ; ehe wolte ich in dem großen Americanischen Felde ein Bauer oder Kuhhirte werden; so könte ich doch wenigstens durch Gottes Gnade meine eigene, und meiner Kinder Seelen noch erretten. Und was die Province Neuyork betrifft, so sind die ordentlich lebenden Prediger noch in mehrern Estime als in Pennsylvania, werden auch beßer versorget mit leiblicher Nothdurft, wenn sie ihrem Amte wohl vorstehen. Wenn aber ein Prediger in Pennsylvania einmal mit einer Gemeine in Streit geräth, und wann er auch noch eins so unschuldig wäre, so ist die Thür in andern Gemeinen schon versperret, wie die Erfahrung lehret. Denn ich habe aus guter Meinung an zerschiedenen[!] Orten versucht, ob nicht ein Wechsel getroffen, oder eine Thür geöfnet werden mögte: kan aber nichts zu Wege bringen, maßen es heißt: vestigia nos terrent: 9 wenn die Synodal Glieder selber so fürchterlich werden etc. so fähret man sicherer mit Autodidactis, die man ohne Hand und Unterschrifft dingen und los laßen kan; oder mit gar keinen P[a]st[or] kurtz, weder mein Alter und Schwachheit, noch andere Umstände wollen erlauben mit weitläufftigen Synodal- und Gemein-Sachen, mich ferner einzulaßen, weil mir vor mehr befohlen, weder ich ausrichten kan. H. Pfr: Bager wird etwa in 14 Tagen g[eliebts] G[ott] von seiner Canewager Reise wieder daheim in Neuyork sein, und erinnert, daß Ew. Wohl Ehrw. die Reise nicht zu Pferde, sondern mit der Stage 10 über Amboy 11 thun könten — verharre dero alter Freund und Diener Mühlenberg. P.S. H. Pfr: Bager rühmet, daß die Leute sehr raisonable und gütig für Reise Kosten sorgen. Philad: d 12 Junii a[nni] Cfurrentis] 12 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764—65 S. 175—177.
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Im Tagebuch notiert Mühlenberg: „Mitwochs den 12 Junii: allerley Besuch. Schrieb auch an H . H[ausi]le". (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 175; vgl. Tappert II S. 242f.). Albany, N.Y. Vgl. M t 9 , 3 7 f . ; L k 10,2. 1 acre = 4046,8 m 2 . 1 bushel = 36,368 1. Anspielung auf den Streit Hausihls mit der Gemeinde in Easton. Mühlenberg war besonders darüber verärgert, daß Hausihl inzwischen entschlossen war, einer zweiten lutherischen Gemeinde in Philadelphia als Prediger zu dienen. Vgl. N r . 306 Anm. 28; Nr. 307; Nr. 311 sowie die Tagebucheintragungen vom 10. bis zum 28. 7. 1765. (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 1 9 3 - 2 0 2 ; vgl. Tappert II S. 251 - 2 5 5 ) . Vgl. Mt 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . Vgl. 1 Kor 9,11. = Die Spuren schrecken uns. Vgl. H o r a z , Epistula: „Quia me vestigia terrent, omnia te adversum spectantia, nulla retrorsum" (I,i,74f.). H o r a z bezieht sich auf Äsops Fabel vom Löwen und dem Fuchs. = stagecoach, Postkutsche. Amboy, N.J. Für die Zeit bis zum 19. 6. 1765 ( = Nr. 335) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags den 15 Junii.. . Empfieng einen Brief mit Beylagen ans Ministerium vom H . P : Gerock aus Lancaster." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 178; vgl. Tappert II S. 243). (2) „Sontags den 16 Junii:.. . Abends kam des H . P f r : Schertlins seine 2te verheirathete Tochter Catharina Benigna mit einem Brief von ihrem Vater, bittende, ich solte behülflich seyn, daß ihre Erbschafft aus dem H e r z o g t h u m Würtemberg an Sr: H o c h w : H e r r n D r : Francke in Halle Übermacht, und von mir hier ausgezahlt werden mögte." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 178; vgl. Tappert I I S . 243). (3) „Dienstags den 18ten Junii:. . . Hernach schrieb in Eil einen Brief an meiner Frauen Freunde an der Mosel in Deutschland, weil eben ein Mann von hier dahin zu seiner Heimath reisen wolte, nemlich der Johann Adam Franck, welchem auch 2 Briefe von M r : Stein, nach dem Darmstädtischen Lande mitgab und bezahlte. Abends plagte mich ein junger Mensch . . . daß seinent wegen eine Nachricht an seine Pfleger und Freunde in Deutschland schreiben, und einen von daher empfangenen Brief beantworten mögte; welches auch that, weil er ein verlaßener Frembdling und Waise ist." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 179; vgl. Tappert II S. 244).
335. [G. A. Francke] an M.
[Halle], 19. 6. 1765
An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia D 19 Jun. 65. Wohlehrwürdiger, in d[em] H[errn] herzlich Geliebter Bruder, Da ich gestern Ihre angeneme Briefe vom 9ten und 12. Mart. a[nni] cfurren1 tis] erhalten, so will ich sogleich (ob ich gleich auf die vorige noch verschiedene Antwort nach zu holen habe) das nötige darauf melden. Zuvörderst hat Gott Ihr und unser Gebet gnädig erhöret und einen zweyten Prediger für Philadelphia geschenket, wovon villeicht H. Pasche schon einige vorläufige Nachricht ertheilet hat. Es ist solches H. Schulze 2 aus dem Salfeldi-
Nr. 334/335
5. 6./19. 6. 1765
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sehen der 5. Jahre lang hier ist und in solcher Zeit, da er sich beständig ans Waysenhaus gehalten, sich sehr wohl verhalten und nicht nur eine gute und gründliche Erkenntnis der Theologie erlanget hat, sondern auch, da er von Jugend auf von seinen Eltern zur Furcht Gottes erzogen worden, das Gebäude seiner Frömmigkeit nicht auf den Sand sondern auf den Felsen gebauet hat. 3 Er hat ein sehr verträgliches und discretes Wesen, daher ich gewiß von ihm versichert bin, daß er mit Ihnen in der innigsten Harmonie leben wird. Und da er auch auf Verlangen zur Zubereitung einer Kindermörderin gezogen worden: so hat mich, sein auf Verlangen davon mir überreichter Aufsatz überzeuget, daß er zur Seelenführung eine gute Einsicht habe und auf den rechten Grund dringe. Er wird künftigen Sonnabend als den 22ten huius von hier nach Wernigerode abreisen, sich daselbst ordiniren lassen und sodann seine Reise über H a m burg nach Engelland fortsetzen. Sölten inmittelst Schiffe aus Engelland nach Pensilvanien abgehen; so kan Ihnen dieses zu einer vorläufigen Beruhigung dienen, daß Sie bald einen guten Gehülfen bekommen werden. Da Sie mehrmalen den Mangel rechtschaffener Arbeiter bey den weitläuftigen Gemeinen in Pensilvanien vorgestellet und aus allen Umständen hinlänglich zu erkennen ist, daß mehrere nötig und nützlich wären, so habe darauf gedacht, noch einen mit H . Schulzen abzuschicken, wie ich denn auch hier und da mich darum beworben. Weil Sie aber doch zuletzt bey Verschreibung des 2ten Predigers für Philadelphia 4 nicht aus drücklich wiederholet, daß noch ein anderer gesandt werden solle; so habe auch nichts darinnen erzwingen, und die Abreise des Herrn Schultzen nicht aufhalten wollen. 2.) Hiernechst ist mir angenem aus dem vom 10len Mart. zu ersehen 5 , daß die Absendung der Collectanten für die Kirche auf Barrenhill hintertrieben ist. Sie haben zwar, nebst dem Herrn Probst Wrangel und H e r r n Keppele Ihre Schultern aufs neue einer Last von 550. £ Schulden unterzogen. Der H e r r wird aber, da er schon aus mehreren geholfen auch hier unter durchhelfen. Es ist mir zwar von Anfang als eine Uebereilung vorgekommen, daß diese Leute erst eine Kirche gebauet, ehe sie einen Prediger dazu gehabt, ich erinnere mich auch, daß Sie selbst damit anfänglich nicht zu frieden gewesen. Da es aber nun soweit gekommen, und diese Kirche von den Philadelphischen Predigern mit versehen werden soll: so werde auch an meinem Theil diese Sache in den Nachrichten den Wohlthätern zu recommandiren suchen und, wenn Gott ferner Herzen erwecket, zu Abtragung dieser Schulden gerne etwas assigniren. Es wird aber wohl auch f ü r die Philadelphische Gemeine, wenn es möglich ist, in etwas gesorget werden müssen. Im übrigen ist Ihnen schon bekannt, daß ich in Teutschland auf keine andere Weise Collecten samlen kan, als durch Edirung der Nachrichten. Landes = Collecten hier oder da zu suchen kan ich mich nicht einlassen: es ist auch nicht viel auf solche Weise zu hoffen. 3.) Es ist mir lieb, daß Sie schreiben, Sie seyen willens Ihren jährlichen Synodum wieder anzufangen. Es schiene mir aus Ihrem vorigen, als wenn Sie einen Ausdruck daß man Gott vors künftige sorgen lassen müsse 6 , aus meinen Briefen dahin interpretirt, daß Sie auch die jährliche Versamlung aufgeben wolten. Es ist aber meine Meinung nicht dahin gegangen: denn ich halte die
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Die Briefe des Jahres 1765
gemeinschaftliche Verbindung unter d[en] Hferren] Predigern für das beste Mittel, wodurch Ihre Kirchensachen in einiger O r d n u n g erhalten werden können : sondern ich habe solches nur bey einer andern Gelegenheit, da von solchen Mitteln die Rede war, die theils unzulänglich theils auszuführen gar schwehr oder unmöglich scheinen, angeführet. Was man aber in guter O r d n u n g auch zur Bevestigung der guten Sache aufs künftige thun kan, das bleibt, ohnerachtet [daß] der Vorsorge Gottes das künftige hauptsächlich zu überlassen ist, dennoch unsere Schuldigkeit an unserm Theil zu thun. 4.) Da Sie abermals der Philadelphischen schriftlichen Kirchen Ordnung gedenken: so bitte mir davon bey Gelegenheit eine Abschrift 7 aus, weil man doch nötig hat sich mannigmal darnach zu richten. 5.) Alles übrige verspare bis zur Abreise des H . Schulzen. An den mir sehr theuren Herrn Probst Wrangel bitte meinen herzlichen Gruß und Segenswunsch zu vermelden. Ich habe gar nicht erwartet, daß er sich mit einer Antwort auf meine kurze Adress-Briefe 8 bemühen solle und freue mich sehr, daß ich in allen Ihren Briefen von seiner Treue in dem Werk des Herrn, und herzlichen Verbindung mit Ihnen Zeugnisse finde und liebe ihn deswegen herzlich, ob ich ihn gleich von Person zu kennen nicht die Ehre habe, und wünsche, daß er nach dem Willen Gottes noch länger bey seinen Gemeinen bleiben möge, wenn gleich seine Zeit um ist, weil er durch Gottes Gnade eine rechte Stütze der ganzen Lutherischen Kirche in Pensilvanien ist. Die übrigen Arbeiter bitte bey Gelegenheit zu grüssen. Ihre liebe Kinder so wohl hier, als nach den letzten Nachrichten, auch in Lübeck sind gesund und verhalten sich wohl. Ich verharre unter treuer Erlassung in den Schutz des Herrn Ew.
P.S. Der bewuste Wohlthäter in Italien 9 lebet zwar noch. Da derselbe aber bereits sehr alt ist; so denkt man billig darauf, wie man künftig das von ihm vermachte Capital ad 10 000 rthl. am besten und sichersten anlegen könne, und ob es nicht auf eine sichere Weise in Pensilvanien selbst untergebracht werden könte, doch dergestalt daß man die Direction und Disposition darüber behielte und auf sichern Fuß stellte. Es hat hier immer viele Schwierigkeit ein solch Capital sicher auf hinlängliche Hypothec unterzubringen, und da solches nicht wohl anders möglich, als auf adeliche Güter, so hat es hernach bey den Edelleuten immer manche Noth, daß man die Interessen ordentlich bekommt. Ich habe demnach vorläufig Ihre Gedanken darüber vernehmen wollen. Dermalen so lange der Wohlthäter lebet, müssen die Interessen ä 5. pC t0 jährlich an ihn Übermacht werden. 10
Entwurf in AFrSt IV C 15:12 S. 45-48; HDS. 1412-1416.
auch in LCAbt.
HIV Fach E Nr. 10 S. 45-48.
Auch in
Nr. 335
19.6.1765
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= Nr. 321 und Nr. 323. Christoph Emanuel Schultze (1739—1809) aus Probstzella bei Saalfeld studierte in Halle Theologie und war dort Informator an der Knaben- und Mägdleinschule. Vgl. Glatfelter I S. 125f. und Mann S. 407—409. — Die „Acta, die Vocation H . Christoph Emanuel Schultzens zum Prediger nach Philadelphia in Pensylvanien. 1764.", sind erhalten in AFrSt IV A 4 und LC Abt. H IV Fach A Nr. 9; die „Acta die Vocation H . Christoph Immanuel Schultzens zum Prediger nach Pennsylvanien betr. 1765." in AFrSt IV A 7 und LC Abt. H I V F a c h A N r . 19. Vgl. Mt 7 , 2 4 - 2 7 . Vgl. Nr. 314. Vgl. Nr. 323 mit Anm. 1. Vgl. Nr. 312 mit Anm. 13 und 25 sowie Nr. 291 unter 4.). Erhalten in AFrSt IV B 2 S. 5 - 2 2 . Vgl. Nr. 321 mit Anm. 16. = Sigismund Streit. Vgl. Bd. I Nr. 99. Hier folgte ursprünglich noch der wieder gestrichene Zusatz: „Da es aber geschehen könte, daß dem iezigen Debitori das Capital aufgekündiget werden müste; so fragt sichs, wenn man es auch bey Lebzeiten des Wohlthäters nach Pennsilvanien übermachen wolte, ob Sie hinlängliche Sicherheit stellen könten, die jährliche Interessen nach Engelland zu übermachen." Für die Zeit bis zum 8. 7. 1765 ( = Nr. 336) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Hinweise auf seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs und Donnerstags den 26 und 27sten J u n i i . . . bekam auch Briefe von H . P : Krug aus Reading." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 185; vgl.Tappert II S. 247). (2) „Freytags den 28 Junii:. . . H e r r D r : Wrfangel] sagte, daß nächsten Sontag unser hiesiger berühmte Botanicus Mr: Bertram [John Bartram, 1699—1777] von der königl: Societaet nach West Florida gesandt, abreisen und seine T o u r über Carolina und Georgia nehmen und mir einen Brief nach Eben Ezer mit nehmen würde." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 185; vgl. Tappert II S. 247). — Vgl. Atlas of Early American History. T h e Revolutionary Era, 1760—1790, hg. von Lester J. Cappon et al., Princeton, N.J. 1976, S. 33 und 108f. Sambstags den 29sten Junii: Vormittags schrieb einen Bogen voll an Sr: W o h l E h r w : H e r r P. Boltzius; berichtete den H a u p t = Innhalt von dem wichtigen Schreiben Sr: H o c h w : H e r r D r : und Dir: Francke etc. d[e] d[ato] 9 Febr: 1765 [ = Nr. 320] etc. legte auch einen Brief mit ein von einem hiesigen jungen Mann, an seinen Vater in Eben Ezer." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 185f.; vgl. Tappert I I S . 247). (3) „Sambstags den 29sten Junii: ... Hernach schrieb einen Brief nach Cohenzy in Jersey berichtend, daß H . Probst Wrfangel] am 10. Julii nächst daselbst deutschen Gottes = Dienst halten wolte." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 186; vgl. Tappert II S. 247). (4) „Mitwochs den 3 Julii. . . Ich empfieng auch einen Brief von H . P f r : Kurtz aus Tulpehocken, worin er unter andern berichtet, daß er nächstkünfftigen 8 Julii a[nni] c[urrentis] in einer seiner Gegenden den Grundstein zu einer Evangelischen Kirche g[eliebts] G[ott] legen solte, und gern ein Model zu einer Schrifft in den Grundstein haben wolte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 188; vgl. Tappert I I S . 249). (5) „Donnerstags den 4 Julii: schrieb an H . P : Kurtz das Benöthigte, merckte an, wie das Einlegen der Schrifften in Grundsteinen, zwar eine alte Gewohnheit, aber eine vergebliche Sache wäre, und führete ein Exempel an, was in voriger Woche hier mit Augen gesehen, nemlich : als vor ungefehr 2 Jahren die hiesige deutsch reformirte Gemeine durch Unvorsichtigkeit ihres Predigers sich spaltete, der Kirchen = Rath dem Prediger abdanckte und ihm die Kirche und Dienst ferner versagte, der Prediger aber einen großen Theil armer Gemein = Glieder zu Anhängern hatte, und in der Hitze anfieng eine große neue Kirche zu bauen, und in den Grund = Stein, eine weitläufftige Schrifft mit ungünstigen Articuln gegen den Kirchen Rath von der alten Kirche zu legen, die Vorsteher aber in großer N o t h wegen der Schulden stecken, gerne sähen, daß die alte Gemeine sich ihrer annähme, und zu dem Ende mit großer Mühe, die Schrifften in voriger Woche wieder herausgegraben, und mir zeigten, so fand sich, daß das Paquet schon vermodert, wie ein alter verschimmelter Käse aussahe, und keine Zeile mehr davon zu lesen war etc." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 188f.; vgl. Tappert II S. 249).
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Die Briefe des Jahres 1765
(6) „Sontags den 7 Julii am Uten post Trinit:. . . um Mitternacht giengen sie [die Trustees der Michaelis Kirche] auseinander, und H. Dr: Wr[angel] blieben noch etwas, lasen das Schreiben, welches der Kirchen = Rath von Yorktown eingesandt, worin sie berichten, daß H. Hornell sein Amt aufgegeben, und die Gemeine nun in der grösten Gefahr stünde, daß entweder H. Dr. Wrfangel] oder ich in Eil hinaufkommen und remediren mögten." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 191; vgl. Tappert JIS. 250).
336. An [den Kirchenrat in York]
Philadelphia, 8. 7. 1765
Geehrte Freunde und Glaubens = Brüder, Das wichtige Schreiben vom Wohllöblichen Kirchen = Rath dat: d 24 Junii a[nni] c[urrentis] ist mir erst am 7ten Julii Sontag Nachmittags zu Händen gekommen 1 , und zwar durch einen Freund, der ungefehr ins hiesige Posthaus gekommen, und selbiges gesehen. Es scheinet der Postmeister kan die deutsche Aufschriften nicht verstehen. Gleich darauf, als Sontag Abends hatte Gelegenheit Sr. H. H. Dr: Wrangel die besagte Schrift zu übergeben 2 , und Sie beliebten nach einiger Überlegung mir aufzutragen, an den Ehrsamen Kirchen Rath in Yorktown zu berichten, daß neml. H. Dr: und Probst Wr[angel] wenn Gott der Herr Leben und Gesundheit verliehe, am 5ten Tage Augusti von hier absetzen, am 7ten Aug: nemlich Mitwoch Abends in Yorktown seyn, Donnerstags den 8ten Aug: bey Ihnen Gottes = Dienst halten, und auch den ll t e n Aug. nemlich den 10Kn Sontag nach Trinitat: zur Erbauung der Gemeine anwenden wolten, wenns Gott beliebte. Ich wünsche dazu von Grund des Hertzens, Gottes Gnade und Segen, und fürnehmlich, daß doch die große und zahlreiche Gemeine so vieler Seelen, die Jesus so theuer erkauft hat, nicht zerrißen, sondern in Friede und Eintracht erhalten, und mit den Gnaden = Mitteln zu ihrem ewigen Heil versehen werden mögte! Und schließe mit hertzlichem Gruß, an alle, die Jesum lieb haben, welches beßer ist denn viel Wißen H M. Philad: d 8 Julii 1765.3 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764—65 1 2 3
S. 193.
Vgl. Nr. 335 Anm. 10(6). Ebd. Für die Zeit bis zum 27. 7. 1765 ( = Nr. 337) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Dienstags den 16ten [Julii]: schrieb einen preßhafften [ = dringenden] Brief an H. P: Kurtz, bestellte einen Expressen, um nach Tulpehocken zu reiten." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 197; vgl. Tappert IIS. 253).
Nr. 335/336/337
337. [G. A. Francke]an M. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia.
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19. 6./8. 7./27. 7. 1765
Halle,
27.7.1765
D. 27ten Jul. 65.
Wohlehrwürdiger in dem Herrn herzlich geliebter Bruder, Ich habe bereits unterm 19ten Iun. 1 vorläufig berichtet, daß der H e r r an dem lieben Herrn Schulzen f ü r Sie einen treuen, christlichen und geschickten Collegen ausersehen. Da ich nun aus Engelland verneme, daß obgedachtes Schreiben bereits abgegangen ist: so soll dieses zu seiner Adresse und gleichsam Beglaubigung dienen. Ich habe zu demselben ein sehr gutes Vertrauen, indem ich nicht nur, welches das Vornehmste und die Hauptsache ist, von seiner wahren Furcht Gottes und dazu in Busse und Glauben gelegten guten Grunde durch hinlängliche Kennzeichen und Proben versichert bin, sondern auch eine zum Lehramt erforderliche gründliche Erkenntnis der göttlichen Wahrheiten aus dem Worte Gottes, gute Erfahrung in den Wegen Gottes, wahre Verleugnung, herzliche Liebe zu dem Herrn Jesu und den von ihm erkauften Seelen, eine gute Discretion und Bescheidenheit, wie auch ein verträgliches und liebreiches Wesen im Umgange mit denen, die mit ihm in einiger Verbindung stehen, bey ihm gefunden, also daß ich Gott herzlich gelobet, der sein H e r z unter manchen Spuren seiner Direction zu Annehmung dises Berufs willig gemacht, indem ich das Vertrauen zu Gott habe, Er werde, wie Er ihn zu diesem Amte tüchtig gemacht und berufen hat, auch auf seine Arbeit einen reichen Segen zu Verherlichung seines Namens und reichen Erbauung seiner künftigen Zuhörer legen, welches denn mein herzlicher Wunsch und Gebet ist, womit ich ihn begleite. Ew. Wohlehrw. wollen ihn denn als einen lieben Bruder aufnehmen, ihm mit gutem Rath und der nöthigen Anweisung was die dortige Umstände insonderheit von einem Lehrer des Evangelii erfordern, liebreich an die H a n d gehen und in allen Fällen ihm nach ihrer Erfahrung assistiren und zu rechte weisen, welches er allezeit mit Dank annemen und sich wohl zu nutz machen wird, wie ich von ihm hoffe und versichert bin. Der Herr, der bishierhin seinen W e g gefördert hat, daß er weder in Wernigerode 2 noch in Hamburg lange aufgehalten worden, der wolle denn auch ferner mit ihm seyn, ihn auf seiner fernem Reise aus aller Gefahr erretten und ihn bald und glücklich bey ihnen anlangen auch mit vollem Segen des Evangelii zu seiner künftigen Gemeine eingehen lassen, zum Preise seines Namens! Was ich sonst iezo zu melden finden werde, will auf einem Pro Mem. 3 sowie mirs einfällt, aufsetzen und diesem beylegen, der ich Sie hiermit in den Gnädigen Schutz des Herrn herzlich empfehle, und von Herzen wünsche, daß der H e r r Ihre durch die bisherige viele Arbeit und Strapazzen angegriffene Gesundheit stärken und Sie noch lange bey gutem Wohlseyn und Kräften zum
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Die Briefe des Jahres 1765
Besten seines Werks in America erhalten wolle. Die Herrn Vorsteher und Aeltesten der Gemeine bitte von mir herzlich zu grüssen und ihnen zu sagen, daß, wie ich ihnen für das gegen den Herrn Hofprediger Ziegenhagen und mich durch die aufgetragene Vollmacht 4 bezeigte Vertrauen ergebenst dankte, also hätte ich das Vertrauen zu ihnen, Sie würden diesen ihren von dem Herrn ihnen zugeschickten Lehrer in schuldiger Liebe und Vertrauen aufnemen, ihm bey seinem Amte getreulich assistiren und dahin sehen, daß ihm dasselbe auf alle mögliche Weise erleichtert und von niemand in der Gemeine schwehr gemacht werde. Die übrigen Mitarbeiter, Herrn Kurz, Herrn Schaum, Herrn Weygand, H. Voigt und Herrn Krug, und alle diejenige, welche von den übrigen das Werck des Herrn redlich treiben, bitte gleichfalls von mir herzlich zu grüssen, und ihnen disen neuen Mitarbeiter zu brüderlicher Liebe zu empfehlen. An H. Voigt und Herrn Krug werde noch besonders schreiben.5 Insonderheit bitte auch dem mir sehr werten und im Herrn theuer geachteten Herrn Probst D. Wrangel meinen ergebensten Gruß und Segens Wunsch in dem Herrn zu vermelden, und ihn zu versichern, daß ich die recht brüderliche, ja väterliche Liebe die er bisher gegen Sie durch Rath, Trost und Beystand bewiesen, und dadurch das Beste der teutschen Gemeinen unermüdet zu befördern gesucht, mit schuldigster Danckbarkeit erkenne und von Herzen wünsche, daß ihn der Herr dafür reichlich segnen, ihn zum Besten des ganzen so wohl bey den werten schwedischen, als den Teutschen Gemeinen noch lange bey allem Wohlseyn und muntern Kräften erhalten, auch es so dirigiren wolle, daß er ferner bey denselben verbleiben möge, da wohl niemand anders mit solchem Nutzen seinem wichtigen Posten würde vorstehen können, weil ein anderer erst mit Schaden die Erfahrung erlangen müste, die er nun schon erlanget. Womit ich in herzlicher Liebe alstets verharre Halle den 27. len Jul. 65.
S. 1 2 3 4 5
Entwurf in AFrSt IVC 1416—1418.
Evf 15:13 S. 49—51; LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 49—51. Auch in HD
= Nr. 335. Christoph Emanuel Schultze wurde am 30. 6. 1765 vom Konsistorium in Wernigerode ordiniert. = Nr. 338. = Nr. 314. Erhalten in AFrSt IV A 5 S. 9 2 - 9 4 bzw. 91; LC Abt. H IV Fach A Nr. 7 S. 9 2 - 9 4 bzw. S. 91 (datiert auf den 20. 8. 1765). Auch in H D S . 875f. bzw. 1867f.
Nr. 337/338
338. [G. A. Francke] an M. An Herrn Past. Mühlenberg
309
27. 7./30. 7. 1765
[Halle],
30.7.1765
D 30ten Jul. 65.
Pro Memoria. 1.) Ihr Vorschlag wegen des jungen H . Bolzius1 gründet sich vornemlich auf d[es] H[errn] Voigts Veranlassung, der denselben nur aus einigem Umgang hat kennen lernen, so aber nicht hinlänglich ist zu beurtheilen, ob er sich in die Umstände der Pensilvanischen Gemeinen schicke wozu ohnedem H. Voigts Einsichten noch zu schwach sind. Da mir aber dessen innere und äussere Umstände viel genauer bekannt sind: so bin ich völlig überzeugt, daß er weder für die Pensilvan. Gemeinen, noch diese für ihn seyen, daher ich darauf gar nicht reflectiren können. Es ist mir indessen lieb, daß Sie mir Ihre Gedancken des falls eröffnet, ich bedaure aber, daß Sie selbige auch bereits an seinen Herrn Vater gemeldet 2 , welches demselben vielleicht nun, da dieser Vorschlag nicht zu Stande kommen kan, einige Unruhe verursachen möchte. 2.) Was den H . Voigt betrifft: so war es zwar nicht die Absicht, wie ich auch solches gemeldet zu haben vermeine, daß er für die Schule zu Philadelphia eigentlich bestimmt seyn solte, wenigstens nicht auf solche Weise, daß er den ganzen Tag in derselben arbeiten solte. Indessen habe ich ihm doch in dem Brief an ihn die Art und Weise, wie er solches von sich abgelehnet, als unschicklich verwiesen. 3 3.) An H . Reinhold kommen verlangter massen 4 , laut der beygehenden Rechnung, die verschriebene Bücher, und Arzneyen hierbey, in dem Kasten sign. M. R. welchen Herr Past. Schulze mitbringen wird. Dieser Kasten aber wird ihnen übergeben, um von H. Reinhold gegen dessen Auslieferung dessen Betrag ad 258. Rth. 18 gg. oder 45. £ Sterling, nebst den weitern Unkosten von Engelland aus, welche Herr Pasche zu melden die Gütigkeit haben wird, und der betragenden Fracht in Empfang zu nemen. 4.) Diese gedachte 45. £ sterl. und was H. Hofpr. Ziegenhfagen] von diesem Kasten ausgelegt hat, ist demnach als eine Uebermachung der eingelaufenen Almosen anzusehn. Und da ein ungenannter hoher Wohlthäter 5 im Reich 800. Gulden in geringhaltiger Reichs = Münze, welche in Louisd'or ä 5 rth. 432 Rth. 14 gg. betragen zu Beförderung der Schul = Anstalten geschenckt: so können diese 258. Rth. 18. gg. auf Abschlag dieser milden Wohlthat gerechnet werden. Den Rest davon werde übermachen, so bald ich sehe, ob etwas wegen des bestellten Cronleuchters (davon unten n.7. ein mehrers) noch Gelder erfordert werden oder nicht. Sie werden nun darauf bedacht seyn, wie selbige am besten zu diesem Zweck angewandt werden können. 5.) Des sei. H . Handschuchs Frau Witwe bitte ich herzlich zu grüssen und sie meines herzlichen Mitleidens zu versichern mit dem herzl. Wunsch daß der H e r r sich ihrer und ihrer lieben Kinder in ihrem Witwen = und Waysenstand, nach seiner Gnädigen Verheissung 6 gnädig und väterlich annemen wolle.
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Die Briefe des Jahres 1765
6.) An die gedachte Frau Past. Handschuchin folgt auch durch H. Past. Schulze ein Brief von ihrem hiesigen Schwager, darinnen er sich selbst wegen der Schuld, die noch bey ihm stehet, mit mehrerem erkläret haben wird. 7 Er hat zugleich 1. Louisd'or gezahlet und gebeten, selbigen an Ew. Wohlehrw. zu übermachen und Sie zu ersuchen, daß Sie etwas nach Ihrem Gutfinden dafür kaufen und den Kindern seines seligen Bruders in seinem Namen zum Andenken schenken möchten. Damit aber diese 5 rthl. nicht in die Rechnung der Collecten = Gelder ein fliessen dürfe, habe ich ihn dem H. Past. Schulze mitgegeben 8 , um den Wert davon an Sie bey seiner Ankunft nebst dem Pro Mem. des hiesigen Herrn Handschuchs abzugeben; welche Commission dann zu besorgen bitte. 7.) In Ihrem letzten Schreiben vom 16ten Mai a[nni] cfurrentis] 9 welches den ten 18 Jul. hier eingelaufen, bestellen Sie im Namen einiger wohlgesinnten Gemeinsglieder einen Cronen = Leuchter für höchstens 40 £ sterl. und glauben wenn er in Teutschland verfertiget würde, solchen wohlfeiler und besser zu bekommen. Wenn Sie aber selbst zweifelhaft sind, ob er als denn nicht als Conterband angesehen und abgenommen werden würde: so ist es nicht zu wagen. Ich habe also H. Paschen ersuchen lassen, ob er nicht durch einen guten Freund diese Bestellung in London besorgen lassen könte, in welchem Fall es auch nicht nötig, das Geld dafür aus America zu remittiren, sondern es soll solches aus der hiesigen Collecten = Casse nach Engelland Übermacht werden und kan von denen Wohlthätern Ihrer Kirche dorten wiederum an Sie in die Collecten = Casse gezahlt werden. 8.) Es wird übrigens auch nötig seyn, daß Sie suchen die Rechnung über die dortige Collecten Casse vollends bis auf die gegenwärtige Zeit in Ordnung zu bringen. Die gröste Schwierigkeit dabey werden die noch vorrätige Bücher verursachen, so zum Verkauf überschickt worden, und die bey dem seligen Herrn P. Handschuch noch geblieben, und aus Mangel der Zeit nicht in Ordnung gebracht und verkauft werden können. 10 Damit nun die Sache nicht noch in weitere Unordnung kommen möge; so wäre denn so gut als möglich mit den Erben des sei. H. Past. Handschuchs und deren Vormündern auseinander zu setzen, sodann die noch vorhandene Bücher zu specificiren und der Preiß dabey anzumercken, was sie mit Unkosten bis Philadelphia gekostet. Deren Summe darf denn nur in dem Abschluß Ihrer Collecten Rechnung durch eine Note angemerckt werden, daß noch für so und so viel an Büchern zu verkaufen vorrätig. Ich zweifele denn nicht, daß solche durch H. Reinhold nach und nach verkauft werden können. 9.) In dem obgedachten Kasten für Herrn Reinhold ist auch ein Kästchen Arzney für die Herrn Prediger, mit der Aufschrifft: An Herrn Past. Mühlenberg, beygepackt, welches nach der auf der Rechnung beygefügten Anmerkung (nebst den übrigen Paquetchens) heraus zu nemen ist. Die darinnen befindlichen Arzneyen sind auf beyliegendem Zettel specificirt. Für die Hh. Prediger in Pensilvanien gratis 8. Loth Ess[entia] dulc[is]
Nr. 338
30.7.1765
311
24. Loth —. amar[a] 24. Loth pulv[is] antispfasmodicus] 24. Loth —. bezoard[icus] 24. Loth —. c[ontra] acred[inem] 12. Loth Pillen polychrfestae] 8. —. —. c[ontra] obstrfuctiones] 8. —. —. purg[antes] 4. Loth bals[amus] ceph[alicus] 8. Päck. pulv[is] vit[alis] 14. Loth Ess[entia] antihypoch[ondriaca] abgegangen in dem Kasten für H. Reinhold d. 29. Iun: 1765.11
S. 1
2 3 4 5 6 7 8
9 10
11
Entwurf in AFrSt IVC 1419—1422.
15:14 S. 52—57; LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 52—57. Auch in HD
Mühlenberg hoffte auf die Möglichkeit, daß Gotthilf Israel Boltzius die Berufung f ü r einen zweiten Prediger nach Philadelphia ( = Nr. 314) annehmen könnte. Vgl. Nr. 313 S. 223. Vgl. Nr. 329; N r . 319; N r . 317 Anm. 75 (2) und N r . 308 S. 200. Im Brief vom 20. 8. 1765; vgl. Nr. 337 Anm. 5. Vgl. Nr. 312 S. 216 mit Anm. 31. Wilhelm Carl Ludwig Graf von Solms-Rödelheim? Vgl. Bd. IV sowie Nr. 406 S. 533. Vgl. Ps 146,9. Vgl. Nr. 312 mit Anm. 46. Dem Entwurf Franckes ist folgende Empfangsbestätigung beigelegt: „Daß der Inspect. Fabricius mir 1 Louisd'or zugestellt, um denselben im N a m e n des H e r r n Buchhalters Handschuh an H e r r n Past. Mühlenberg in Philadelphia abzuliefern, welcher dafür den Handschuhischen Kindern etwas kaufen soll, bescheinige: Halle den 22 ten Jun. 1765. Chr. Imma. Schulze. Dieser Louisd'or war von H . Buchhalter Handschuh zu obigem Zweck überreicht." = Nr. 331. Vgl. Nr. 312 unter 6) S. 216. — Ein diesbezügliches Memorandum Mühlenbergs vom 3. 6. 1766 ist erhalten in AFrSt IV G 6 S. 147—149, seine Abrechnung f ü r die Jahre 1763—1766 vom 28. 8. 1768 ebd. S. 1 5 8 - 1 6 0 . Für die Zeit bis zum 6. 8. 1765 ( = Nr. 339) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Mitwochs den 31 Julii. . . Nachts schrieb. Schickte auch heute ein Schreiben dat: d 22 Julii, an die Ältesten und Vorsteher in Providence und Hannover, weil sie mich plagen, daß H . P f r : Voigt vermöge seines Berufs hinauf kommen soll, und man solches noch nicht erlauben kann, ohne die Gemeinen in Germantown und Barrenhill den erbitterten Rotten = Geistern zu überlaßen. Schrieb auch an H . P f r : Voigt in Germantown." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 203; vgl. Tappert I I S . 255).
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Die Briefe des Jahres 1765
339. M. und der Kirchenrat von Philadelphia an J. Penn
Philadelphia, 6. 8. 1765
Copy. T o the Honorable John Penn 1 Esq. Lieutenant Governor and Commander in Chief of the Province of Pennsylvania and Counties of Newcastle, Kent and Sussex on Delaware. T h e petition of the Rector, Vestry and Wardens of the German Lutheran St. Michaelis Church in the City of Philadelphia, for, and in behalf of the Congregation most humbly sheweth: T h a t by the Blessing of Almighty God and the uninterrupted Enjoyment of the inestimable Religious Priviledges, derived to us by the Charter of Your H o n o r ' d Grandfather William Penn Esq., and preserved to us, under His Descendents / : whereof we have a most grateful Sense :/ the Congregation has from small Beginnings arisen to a very numerous Society, amounting to upwards of five hundred Heads of families, and is happy in the free Exercise of the Worship of Almighty God, agreable to that Manner, which their Consciences approve: T h a t Your humble Petitioners have at a great Expence purchased four Lots of Ground in this City, have erected and hold a large Church and School = and Parsonage House on part of them and use the Rest for a burying Ground. T h a t Your humble Petitioners and all the communicating Members of the said Congregation have made and signed fundamental Articles 2 for the peace and good Order of the said Congregation, which Articles are not repugnant, but agreable to the Laws of Great Brittain, and of this Province, and sincerely calculated and proposed to prepare and form unfeigned Christians, loyal and faithful Subiects to our Gracious and rightful Sovereign King George, and peaceable and useful Members of the common Wealth and Province, in which we live. But that Your humble Petitioners find Difficulties in the Execution of the good Rules and Constitutions, which they have made, and particularly in the Menagement and Preservation of the Lots, Buildings and other Estate, with which the common Charity of the Members and the Providence of God has blessed the said Congregation which difficulties they conceive, chiefly arise from their not being a regular incorporated Body, capable in Law of having and holding any reasonable Bequests or Estate for the said Society, and of Suing or being sued. Your Petitioners therefor humbly pray, that Your H o n o r would be pleased to grant or procure to the said Congregation of St. Michael's Church, by the Name of Rector, Vestry and Wardens as aforesaid, the Honorable the Proprietaries Letters Patent and Charter 3 , to incorporate them for the religious Purposes above mentioned, with a provision for erecting one Church more under the said Corporation in this City or the Liberties thereof, for the further Conveniency of the said Congregation, which is already become too numerous to be accommodated in any one single Church; And Your Petitioners shall ever pray etc. Philadelphia August the 6th 1765.
Nr. 339/340
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6. 8./8. 8. 1765
H e n r y Muhlenberg, H e n r y Keppele, David Seckel, Laurentz Bast, Jacob Graef, Adam Weber, Adam Krebs, David Schaeffer, Andrew Boshard, Daniel Grub, Trustees. Martin Rauh, J o h n K u h n , H e n r y Krauss, Peter Draess, Martin Riess, Jacob Fox, Vestry Men: Adam Phister, Andrew Bertsch, Andrew Meyer, Philip Hall, Siegmund Rühle and Nicolaus W e b e r C h u r c h Wardens.
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 29. 8. 1765 im Tagebuch in PM 95 A Nr. S. 226f. Auch in TappertHS. 257.
101764—65
' Vgl. Nr. 283 mit Anm. 1 Im Tagebuch zum 6. 8. 1765 vermerkt Mühlenberg: „Ich schrieb heute einen Extract aus unserer Kirchen = Ordnung und übersetzte selbigen ins Englische, weil wir gern, wenns möglich, ein Charter von denen H. Proprietarien, über unsere Michaelis Kirche und Pertinentien haben mögten, um vielerley Ursachen willen." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 205; vgl. Tappert II S. 256). — Zur Kirchenordnung vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. 3 Im Tagebuch zum 7. 8. 1765 vermerkt Mühlenberg dazu: „Um 10 Uhr gieng mit 2 Deputirten von unserm, und 3 Deputirten vom reform: Kirchen = Rath zu Dr: u: Prof: W m : Sm[ith] und mit ihm von da zum H. Gouverneur und laß ihm die Bittschrifft vor worin wir für beyderseits alte Gemeinen um ein Charter anhielten. Der Herr Gouverneur antwortete, er wüste nicht, obs in seiner Macht stünde, solche Charters ohne Consens der Herrn Proprietarien zu verleihen. Dächte aber, daß es innerhalb 6 Monathen von England erhalten werden könte." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 206; vgl. Tappen II S. 257).
2
340. An [J. Wicksei]
Philadelphia, 8. 8. 1765
W o h l E h r w ü r d i g = Wohlgelahrt = und insonders hochgeehrter H e r r Pastor, Es wäre überflüßig zu erinnern, daß die hochdeutsch = zerstreut w o h n e n d e Lutheraner, in, und um C o h e n z y im Jahre 1743 mich schrift = und mündlich gebeten 1 , daß ich sie besuchen, und mit ihnen Gottes = Dienst in dem kleinen Kirchlein auf M r : Friesens 2 Lande halten mögte, daß sie nach her von den Predigern der St: Michaelis = Kirche aus Philadelphia neml. H h . Brunnholtz, Heinzelmann, H a n d s c h u e , Schrenk und mir, dann und wann besucht, und als ein Filial von Philadelphia gehalten, und ihnen erlaubt worden ihre Deputirten mit auf unsere jährliche Kirchen Convention zu senden; weil Ew. W o h l E h r w . solches sattsam aus dem dasigen Kirchen = Protocoll ersehen. So lieb und erfreulich mir nun war, daß Ew. W o h l E h r w . sich des armen zerstreueten deutschen Häufleins annahmen 3 , und sie nebenher in den W o chentagen mit den Gnaden = Mitteln zu bedienen beliebten; so sehr jammert michs, daß das ohne dem schon kleine Häuflein in Uneinigkeit und Zwiespalt gerathen, w o von ich die Ursachen und G r ü n d e noch nicht unpartheyisch erfahren können, maßen eine jede von beyden Partheyen Recht zu haben meinet, welches wol nicht änderst, als durch eine unpartheyische Untersuchung
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D i e Briefe des Jahres 1765
und christliche Vermittelung unter Gottes Beystand hätte mögen remedirt werden. Und ob Ew. WohlEhrw: wol aus ehemaliger Bekam = und Freundschaft einig Vertrauen zu mir hegten, und verlangten, daß ich einen Besuch und Versuch zur Vereinigung machen solte, und so wol Mr: Friess, als auch etliche andere Glieder ein Gleiches begehrten. 4 So getrauete mir doch nicht, als der ich mich meiner Schwachheit bewust bin, die Sache allein vor zu nehmen, und ersuchte dahero Sr: H o c h w : H . D r : und Probst Wrangel flehenheit [flehentlich], sie mögten aus unverdienter Liebe zu unserer deutsch Lutherischen Kirche in dieser Abend Wüste, die Mühe nehmen, und am 5ten Junii a[nni] cfurrentis] mit beywohnen, und die Vereinigung mit befördern helffen, gedachte auch abgeredter maßen, am 4 Junii abends meine Aufwartung bey Ew. Hoch. WohlEhrw: in Racoon zu machen, Sr: H o c h w : D r : Wrangel daselbst vorzufinden, und am 5ten Junii in Gesellschafft die Reise fort, bis an den bestirnten Platz zu setzen. Als ich aber am 4 Junii über Delaware Fluß setzte und beym Gloucester F e r r y = Hause ankam, fand Sr: H o c h w : D r : Wrangel unpäßlich und sehr betrübt auf der Heim = Reise nach Philadelphia 5 , und vernahm mit Schrecken und Wehmuth, daß zwar das Hochwürdig = Schwedische Ministerium am 2 Junii Sontags, öffentlich vor der großen Versamlung das hochh[eilige] Sacrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi empfangen, aber bald darauf die Herren Amts = Brüder ihren vorgesetzten Herrn Probst so außerordentlich behandelt, daß man dergleichen nicht leicht unter dem gemeinen Volcke antreffen dürfte. Was konte ich nun vernünftiger Weise änderst muthmaßen und dencken als nemlich: Wenn die hochEhrwürdige Herren Missionarii ihren nach Göttlich = und Obrigkeitlicher Ordnung, vorgesetzten Probst und Mitbruder, so außerordentlich begegnen, da sie kurz zuvor erst miteinander das heil. Abendmahl gemeinschaftlich genommen, wie würde es mir armen deutschen vor der Welt verachteten Prediger ergehen, wenn ich mich allein unterstehen wolte eine unpartheyische Untersuchung und Vermittelung zwischen beyden Partheyen in Cohenzy zu wagen, denn die hiesigen deutschen Leute sind witzig 6 und können gar zu balde mercken, wenn unter ihren Predigern und Seelsorgern selber keine Christliche Harmonie, sondern fleischlicher Zwiespalt herschet, wodurch bey den armen Schafen immer mehr Seelen = Schade und Ärgerniß verursachet, und das heilige Lehr = Amt verächtlicher wird. Ich konte also in solchen Umständen keine Bewegungs = Gründe finden am 4ten Junii allein in Racoon auf zu warten, noch weniger am 5ten Junii bei der Kirche zu Cohenzy zu erscheinen, bezahlte des wegen dem Manne für seine Mühe, der mir dero Pferd entgegen gebracht, schrieb auch in der Bestürtzung und Betrübniß ein paar Zeilen 7 an Ew. WohlEhrw: und gieng wieder heim. Es war mir auch sehr tröstlich, als vernahm, daß Ew. WohlEhrw: am 5 Junii bey der Kirche in Cohenzy erschienen, damit die armen Leute nicht mercken mögten, daß unter den Seelsorgern Misverständniß herschete. Wenn dem aber so seyn solte, wie ich berichtet worden 8 , nemlich daß Ew. WohlEhrw: in Mr: Müllers Hause im Beyseyn etlicher Zeugen sich so ausgedrückt hätten: Ich frage nichts nach dem Probst Wrangel, nichts nach dem Mühlenberg, es hat mir keiner was zu befehlen; so wäre mirs einestheils lieb, und anderntheils nicht
Nr. 340
8. 8. 1765
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lieb. Denn ich bin immer der Meinung gewesen, als ob H . Doctor Wrangel aus Schweden vom Hochwürdigsten Ertzbischof und Consistorio unter Genehmhaltung Sr: Majestaet, als Probst und Ordinarius herein gesandt und mit Instruction versehen worden. Wenn Ew. WohlEhrw: aber das Contrarium unter unsern Deutschen behaupten wollen, so werde ich genöthiget auf unpartheyische Weise in Schweden nachzufragen. Damit der Irthum ans Licht komme. Was mich betrifft, da haben Ew. WohlEhrw: vollkommen recht, denn Sie haben nichts nach mir zu fragen, in so fern sie nicht Eingrif und Zwiespalt unter den deutschen Lutheranern verursachen solten. Ich habe Ihnen auch im geringsten nichts zu befehlen. Ich scheue mich etwas von Ihnen zu bitten. Wie viel weniger solte ich mich unterstehen, Ihnen was zu befehlen, das wäre absurd. Etwa 8 oder 10 Tage nach dem 5 Junii besuchte mich Jacob Friess und etliche andere 9 , und hielten abermal an, daß entweder ich oder H . D r : Wrangel einmal dahin kommen und eine Vereinigung in der Gemeine versuchen solten. Ich versprach g[eliebts] G[ott] den 11 Julii hin zu kommen und zu predigen. 10 Als aber die Zeit heran nahete, kamen mir solche Hindernißen in den W e g " , daß keinen Fuß aus Philadelphia setzen durfte noch konte. Ich bat Sr: Hoch. H n : D r : Wrangel auf das flehentlichste, sie mögten doch um Gottes willen nur dieses mal für mich und an meiner Statt, eine Reise dahin thun, und die Leute mit Gottes W o r t erbauen, und Vereinigung zu stiften suchen. 12 Nach dem solches geschehen, habe einen Brief von Mr: Friess bekommen datiert d 1 Aug: a[nni] c[urrentis] 13 worin er berichtet, daß Ew. WohlEhrw: am 15ten Julii in dem Kirchlein Gottes = Dienst gehalten, und verkündiget, am 19 Aug: g[eliebts] G[ott] daselbst wieder Kirche zu halten, welches mir H o f n u n g machet, daß die armen Leute nach und nach wieder vereinigt werden mögten. Da aber auch nachgehends durch H . Doctor Otto 1 4 , wie es im Brief lautet, soll W o r t ergangen sein, als wolten Ew. WohlEhrw: auch zugleich am 19 Aug: das heil. Abendmahl halten, so deucht mir, daß solches nicht ohne großen Schaden und Argerniß geschehen könne, wenn nicht vorher eine Versöhnung zwischen Ew. WohlEhrw: und Mr: Friess und übrigen misvergnügten Gliedern vorgehet. Ich finde gar nicht rathsam, noch weniger Christlich, daß man Jacob Friess und seine Kinder und auch Freunde unverhörter Sache, ausschließen, oder auch nur Ursache, oder Anlaß zur Absonderung geben solte, noch weniger ist es prudentiae, eine Kirche auf einen andern Platz zu bauen. 15 Denn Partheyen und Zwiespalt zu machen, ist gar keine Kunst, aber Vereinigung in einer Gemeine zu stiften, das ist gottgefällig und unserm Amte als Friedens = Boten gemäß. So lange sich also Mr: Friess zu billigen Conditionen verstehet, wäre es unvernünftig, wenn man ihn nicht bey zu behalten suchte. Und ob wol noch nicht Gelegenheit gehabt die Schrift zu sehen, welche Ew. WohlEhrw: am 19 Mertz in der Kirche vor dem Altar abgelesen 16 , so ist doch schon der Modus procedendi wieder göttliche, kirchliche, ja selbst wieder die Landes Gesetze so verfänglich, daß es den grösten Iniurien Process verursachen können, wenn Jacob Friess hätte wollen die Sache mit der Law greiffen. Ein Prediger muß niemals Kläger und Richter zugleich sein wollen, und muß nicht Personalien wieder einen Ältesten oder Gemein = Glied in der Kirche oder vor dem Altar
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Die Briefe des Jahres 1765
ablesen in Gegenwart andrer Glieder, da zu ist die Kirchfe nicht gebauet. Wenn solcher Modus procedendi, zugleich mit dem wahren Innhalt der Schrift vor ein Hochwürdigst. Consistorium in Schweden, oder an einigem christlichen Orte gelegt würde, was für ein Urtheil würde nicht über einen solchen Prediger gefället werden! Es ist am besten W o h l E h r w : H . Pastor, Sie machen diese gefährlich und ärgerliche Sache erst mit Mr: Friess aus, und suchen die Gemeine erst wieder zu vereinigen, ehe Sie das Abendmahl an eine Parthey austheilen, sonst wird der Schade größer und die Wunde unheilbahrer. Ob wir gleich einander nichts zu befehlen haben, so müßen wir doch nach den Gründen der gesunden Offenbahrung und Vernunft christlich und vernünftig handeln, und die güldene Regel unseres großen Meisters practisiren: Alles was Ihr wolt das Euch die Leute thun sollen, das thut Ihr Ihnen auch. 17 Übrigens verbleibe, was zuvor war: Ew. W o h l E h r w : meines Herrn Pastoris dienstwilliger Diener Philadelphia d 8. Aug: 1765. 1 8
Henrich Mühlenberg
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764—65 1
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S.
206—211.
Vgl. Bd. I Nr. 18 und zum folgenden die ausführliche Darstellung im Tagebuch vom 30. 10. bis zum 4. 11. 1765 (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 2 6 1 - 2 7 6 und Tappen II S. 2 7 9 - 2 8 6 ) . Jakob Fries, Ältester in Cohenzy. Vgl. Bd. II Nr. 225 Anm. 5 (8). Der schwedische Missionar Johann Wicksei kam im Frühjahr 1762 in Philadelphia an und wurde Pfarrer in Raccoon, N. J. Vgl. Bd. II Nr. 225 Anm. 5 (9). Seit dem Himmelfahrtstag 1764 versorgte er auch die deutschen Lutheraner in Cohenzy (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 263; Tappert II S. 280). Vgl. Nr. 317 Anm. 75 (3) und die Tagebucheintragungen zum 17. und 23. 4. 1764 in PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 129f. und 135; vgl. Tappert II S. 222, 223f. Vgl. Nr. 332 Anm. 19(3). = gewitzt. Vgl. Nr. 332 Anm. 19(3). Wohl durch Jakob Fries und andere; siehe unten mit Anm. 9. Vgl. die Tagebucheintragung zum 21. 6. 1765: „Abends Besuch von einem Vorsteher aus Cohenzy in Jersey, welcher bat, daß H. Dr: Wrfangel] oder ich, die zerstreueten Lutheraner mit Nächsten besuchen, und mit Gottes Wort erbauen mögten!" (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 180; vgl. Tappert II S. 245). Vgl. Nr. 335 Anm. 10(3). Mühlenberg war wegen des Streits in Germantown, der Berufung Voigts nach New Hanover und Providence, der Entstehung einer zweiten Gemeinde in Philadelphia mit Hausihl als Prediger sowie der Enthüllungen über Horneil in großer Sorge. Er besprach die anstehenden Fragen am 7. 7. 1765 in einer privaten Unterredung mit Mitgliedern des Kirchenrats und Wrangel. Vgl. die Tagebucheintragungen vom 5 . 7 . bis zum 3 1 . 7 . 1765 (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 190—203 und Tappert II S. 249—255) sowie zu den einzelnen Problemen zuletzt Nr. 327; Nr. 330; Nr. 334 mit Anm. 6; Nr. 332; Nr. 336. Vgl. die Tagebucheintragung zum 8 . 7 . 1765 (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 195; Tappert II S. 251). Nicht erhalten. Dr. Bodo Otto (Chirurg), Vertrauter Wickseis in den Auseinandersetzungen der Gemeinde von Cohenzy.
Nr. 340/341 15
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8. 8./23. 8. 1765
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Das Land, auf dem sich Kirche, Friedhof und Schule befanden, war Eigentum des Jakob Fries. Beim geplanten Neubau der Kirche kam es wegen der gegenseitigen Rechte und Pflichten zum Konflikt zwischen Jakob Fries und der Gemeinde, die sich erst aus diesem Anlaß verfassungsmäßig zu organisieren begann. Vgl. Mühlenbergs Bericht (wie Anm. 1). Im Tagebuch berichtet Mühlenberg dazu: „Bey der nächsten Besuchung am 19 Mart: 1765 soll, wie mir berichtet und von glaubwürdigen Zeugen versichert worden, H . P f r : Wicksell auf die Kantzel getreten seyn, einen Text verlesen, und zur Versamlung gesagt haben, er könne nicht predigen, sey auch ohne Predigt herunter vor den Altar gegangen, und habe eine lange Schrift abgelesen, in derselben den Streit zwischen ihm und Frieß beschrieben, vor dem Volck zu gleich als Kläger und Richter agirt, und den Friess vielmal mit N a m e n genennt und mit anzüglich gesetzlosen Redens = Arten beleidigt haben worüber etliche der Zuh[ö]rer gelacht und etliche sich geärgert." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 266f.; vgl. Tappert II S. 281f.). Mt 7,12. Für die Zeit bis zum 23. 8. 1765 ( = Nr. 341) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags den 9ten August: schrieb auch einen Brief an Jacob Friess in Cohenzy, und berichtete ihm den generalen Inhalt von dem vorhergehenden Briefe [ = Nr. 340] an H . P f r : Wickseil und ermahnete ihn zum Frieden und Versöhnung mit H . Wicksell." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 212; vgl. Tappert II S. 258). (2) „Dienstags den 20sten August . . . Ich konte weiter nichts thun, als einen Brief an den H . Probst und D r : S[mi]th schreiben, wegen Gemein = Geschaffte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 215; vgl. Tappert I I S . 259).
341. [An}. A. Weygand]
Philadelphia, 23. 8. 1765
WohlEhrw: H[err] Pfastor] Werther Herr Amts = Bruder, Ew. W[ohl] Ehrw[ürden] Geliebte vom 27 Julii und 18 Aug: 1 habe richtig, und zwar das Letztere gestern Abend empfangen. Was den Lebens = Lauf des Gottfried Schwans betrifft 2 , so muß gleich klagen, daß wir desapointirt 3 worden. Kaum war der Mr: Ebele 4 von Neuyork hier wieder angekommen, so hat der hiesige arme Drucker Armbrüster5 schon eins von den piecen erwischt. Ebele kam am folgenden Tage nach seiner Retour zu mir, und sagte, er hätte 500 piecen zum Verkauff von Ew. WohlEhrw: mit gebracht, das Stück für 4 copper, über gab auch Ihren Brief, und sagte, er wolte gleich den Armbrüster zu mir ruffen, weil derselbe Leute an der Hand hätte, welche solche piecen in der Stadt feil trügen. Armbrüster kam aber nicht. Statt deßen hörete am folgenden Tage, daß Armbruster es Englisch und Deutsch nachgedruckt, und durch seine Trödel Weiber es aussingen und ausschreyen ließe für halb den Preiß. Wie der Trick geschehen, so konte sich Ebele nicht helffen, und brachte mir den gantzen Bündel ans Haus. Was konte ich machen? Habe ein und andern da von versandt und verschencket. Unsere Amts = Brüder können keine Englische piecen los werden, denn sie haben in ihren Gemeinen und Gegenden wenige, oder gar keine Englische, die so was kauffen. Das Urtheil der Verständigern Englisch = und Deutschen gehet folgender maßen: man solte solche Materien und gefährliche Ausbrüche von einem so unglücklichen, bloß melancholischen Temperament, nicht publiciren, maßen es anstecken, und noch mehr Schaden verursachen könte, wenn nicht eine wahre Herzensveränderung und Bekeh-
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Die Briefe des Jahres 1765
rung vorgegangen. Der Armbrüster hat selber, wie ich höre, nur einen schlechten Marckt von seinem Vorwitz gehabt, ob er gleich das Stück für 2 Copper verkauft. Wir haben hier 32 piecen davon behalten, und senden 468 wieder zurück, welches die 5 hundert aus machet. Es ist mir leid, daß Ew. WohlEhrw: bey dero redlichen Intention, immer zu kurtz kommen und Schaden leiden! Für die hier behaltene, übersende bey liegendes Scherflein 2 pieces of eight macht 16 shill. Neuyorkisch. Kan nicht mehr thun, weil dermalen die Zeiten zu Mangelhaft sind. Ich ließ heute den Mr: John Behrings fodern, und laß ihm den Paragraphum aus dero Briefe vor. Er antwortete, es würde und könte weder Richter noch Jury auf ein bloßes Gerüchte reflectiren, und also eine Sache dadurch nicht schlimmer, noch beßer werden. Er / : Behrings :/ wüste nichts von Gottfried Schwan seinem Vater, hätte und könte nichts gesagt, noch sagen. Und die Zeit, daß er erwähnten Schwan in Europa, und zuletzt in London gekant, wüste er nichts änderst von ihm zu sagen, als daß er sich honet und Ehrbar auf geführt. Solches könte er Eydlich bekräftigen, wenn es von der Obrigkeit verlanget würde. Ich konte Mr: Behrings zu weiter nichts bringen, als was er im beyliegenden Zettel 6 unterschrieben etc. Die von Ew. WohlEhrw: mir aufgetragene Commission 7 an H : D r : und Probst Wr[angel] habe noch nicht aus richten können, werde es aber g[eliebts] G[ott] so bald als Gelegenheit finde, gehörig vorlegen. Von den Umständen der Loneburgischen Gemeinen habe weiter keine Nachricht, als was von Gel[iebtem] Dom[ine] Graaf vor einiger Zeit 8 , und nun aus Ew. WohlEhrw: Schreiben vernommen. Ich werden den Vorschlag an H . Diac: van Buskerk berichten; sehe aber zum Voraus, daß er sich schwerlich dazu verstehen dürfte. Es wäre wol ein anders, wenn er einen Beruf bekäme, im Neuyork oder Jersey Governement zu bleiben. Wenn aber nur ein Zeitlang dort seyn solte so würden derweile seine hiesigen Gemeinleins zerstreuet und denn setzte er sich zwischen 2 Stühlen nieder. Dazu mögte ihm sein Platz, liebe Frau, und junge Töchterlein auch nahe gehen, wenn er selbige auf ein Zeitlang zurück laßen solte. Ich verstehe die Loneburgische Umstände noch nicht recht; wenn daselbst ein größer Feld, und reichere Erndte als in Neuyork seyn solte, so wären Werther H . Amts = Bruder der nächste dazu, und die beyden Häuflein in Neuyork könten vielleicht nachher durch einen dritten in eins geschmoltzen werden. Doch dies sind nur so unreiffe, und noch nicht digerirte [geordnete] Gedancken. Was das fernere Drucken wegen Gottfried Schwan seiner Umstände betreffen mögte, darin werden Gel[iebter] H . Amts = Bruder vorsichtig und weißlich verfahren, maßen Sie schon in vorigen Zeiten, Schaden dabey erlidten. 9 Was ich hier vor einiger Zeit wegen des gehenckten Autenrieths drucken ließ10, dazu hat mich der hungrige Buchdrucker fast mit den Haaren gezogen, und war nach einer 3maligen Correctur noch so vicieus 11 , daß mich schämen müßen. Er druckte es auf seinen Risque und eigene Kosten, und schenckte mir etliche Dutzend pro labore. So bleibt man ohne Schaden, wenn es der Drucker auf seine eigene Kosten thut.
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23. 8./24. 8. 1765
Dieses wird vorläuffig wol so das Nöthigste seyn, was auf dero Geehrtes antworten können und sollen. Empfehle Sie Ihre Gemeine und Werthe Familie dem treuen Erbarmer, und bin Ew. WohlEhrw. etc. ergebener Philad: d 23 Aug: 1765.12
Mühlenberg.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 101764—65
S. 216—218.
1
Beide nicht erhalten. Life of Godfried Swan, now in the N e w Gaol of the City of New-York, for the Murder of His only Child, N e w York 1765 (Evans Nr. 10042). Die im folgenden erwähnten Drucke von Anton Armbrüster waren nicht zu ermitteln. Das Tagebuch liefert keine weiteren Hinweise zur Klärung der Hintergründe. 3 = disappointed, hier: um etwas gebracht werden. 4 Georg Ebele, Leichenbitter in Philadelphia. 5 Anton Armbrüster. 6 Im Anschluß an die Abschrift des Briefes findet sich im Tagebuch ebenfalls eine Kopie dieser Bescheinigung: „Whereas it is said, that a Report prevaileth in Newyork, as if Mr: Behrings Citizen in Philadelphia should know any evil Act, or Misbehaviour of the unhappy Godfred Swan, committed in Germany; This is therefore to certify, w h o m it may concern, that the Subscriber Mr Behrings knoweth not the least of any ill Act, Deed or Misbehaviour of the said Swan, but on the Contrary can testify by O a t h before any Magistrate, if required, that the said Swan during his Acquaintance, according to his best Knowledge, has behaved honest and civil, as Wittness my hand Philadelphia August 23 d A.D. 1765. John Behrings Testis H : M . " (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S.218f.). 7 Nicht zu ermitteln. Die beiden Briefe Weygands sind nicht erhalten (vgl. oben), und das Tagebuch liefert keine Hinweise. 8 Vgl. Nr. 332 Anm. 19(2). 9 Vgl. Bd. I I N r . 2 1 6 S . 5 1 2 f . 10 Vgl. Nr. 306 Anm. 27. 11 = fehlerhaft. 12 Am 23. 8. 1765 schrieb Mühlenberg noch „wegen einer Waisen Sache, einen Englischen Bericht an die hiesige Stadt Obrigkeit." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 216; vgl. Tappert II S. 260). 2
342. J. Wicksei an M.
Swedesboro, 24. 8. 1765
WohlEhrwürdig = Wohlgelahrt, und insbesonders Hochgeehrter Herr Pastor, Die hiesige Leute dießeit des Flußes fangen auch schon an sehr witzig zu werden. 1 Sie können gar zu balde mercken wenn Prediger anfangen die Einfalt Christi zu verlaßen2, Planen anzulägen und scheinwahre Conclusiones aus lieblose einzeln und grundfalsche praemissis, blindlings zu ziehen. Man scheuet ihre so genante unpartheyische Bemühungen, welche scheinen auf lauter Boßheit und Stricke zu zielen 3 , und man will nichts mehr mit ihnen zu thun haben; sondern man verachtet ihre unchristliche Bedrohungen in fester Zuversicht des allmächtigen Beschützers, der sie zuletzt in ihren eigenem Netz fangen will4,
320
Die Briefe des Jahres 1765
und giebt ihnen Zeit aus ihre unzeitige Bestürtzung, und Wehmuth zu kommen, umb sich gebührender maßen zu besinnen: daß a o t ö g 6(pa5 gilt heute zu tage allein von der [!] Mund der Wahrheit selbst, und von keinem heuchlerischen Menschen: sondern die alte heidnische Moral scheint auch jetzunder / : in Beurtheilung des Nächsten :/ sehr nöthig in acht genommen zu werden, nimir[um] audi etiam alteram partem.6 Und ehe dieses in acht genommen wird, so mag der Kopf immer so voll von Vernunft = Schlüße seyn, und die Zunge von lauter Liebe schwetzen; es wird doch nichts von der ächten Art im Hertze seyn. Die Hungrende sind gespeiset, und die Durstige sind gelöschet, wer kan das gegen des Heilandes eigenen Befehl verhindern? nicht in Philadelphia selbst unter der grösten Zwiespalt. Übrigens verbleibe mit gebührender Achtung Ew. Wohl Ehrwürden meines Herrn Pastoris dienstwilliger Diener John Wiksell Svedesborrough near Racoon Creek Aug: d 24sten 1765/
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 30. 10. 1765 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 270f. Mühlenberg fügt dem Brief folgende, später gestrichene Bemerkung an: „Dies war die Antwort auf mein Schreiben vom 8 Aug: afnni] cfurrentis] [ = Nr. 340]. Weil meine Frau selbige in meiner Abwesenheit bekommen, und gelesen, und ich ohne dem in mannicherley bedrengten Umständen steckte, so wolte sie mir den Brief nicht geben, sondern überlieferte ihn an Sr: Hochw: Herrn Dr: Wrfangel]," (PM 95 A Nr. 101764—65 S. 271; vgl. Tappert II S. 283). Zum 11. 9. 1767 hatte er dazu notiert: „H. Pfr: Wickseil von Racoon hatte auch einen groben und dreckigten Brief an mich gesandt. Weil ich aber nicht zu hause war, und meine Frau denselben gelesen, so wolte sie ihn mir nicht geben." (PM 95 A Nr. 10 1 764— 65 S. 237; vgl. Tappert IIS. 268). 1 2 3 4 5
6 7
Bezieht sich auf N r . 340 S. 314. Vgl. 2 Kor 11,3. Vgl. Ps 140,5.6. Vgl. Ps 35,8. = Er selbst hat es gesagt. Mit dieser Formel beriefen sich die Schüler des Pythagoras auf das W o r t des Lehrers als letzte Autorität. = H ö r e freilich auch die andere Partei. Für die Zeit bis zum 7./8. 9. 1765 ( = Nr. 343) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwochs den 28 Aug: Bekam allerley Briefe aus dem Lande, und schrieb auch Briefe." (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 225: vgl. Tappert II S. 263). (2) „Freytags d 30 Aug. . . . Als heim kam fand Klage Briefe von 2 Partheyen einer kleinen Gemeine in Cohenzy; das sind die Cordialia unter der Mühe und Arbeit." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 228; vgl. Tappert I I S . 263f.). (3) „Montags den 2 Septembr: . . . U m 2 U h r Nachmittags kam wieder heim; Schrieb eine Antwort auf einem Brief, welchen vom Kirchen = Rath aus Yorktown empfangen." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 230; vgl. Tappert I I S . 265). (4) „Donnerstags den 5ten Sept: . . .Abends muste aufbleiben bis 12 Uhr, um die benöthigte Briefe an H . Kurtz nach Tulpehocken, an H Graaf in Hackensack etc: zu schreiben . . ." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 231; vgl. Tappert II S. 265).
Nr. 342/343
24. 8./7., 8. 9. 1765
343. An die Amtsbrüder in New York und New Jersey
321
Philadelphia, 7.18. 9. 1765
Hoch = und WohlEhrwürdige Herren Amts = Brüder in NeuYork und Jersey! Vorzeiger dieses1, sonst Jacob Daniels, und nun Christian Jacobs genant, kam vor etlichen Monathen mit Capit: Charles Meyer von Santa Cruce hier an, und bezeugte durch besagten Capitain, daß der Daenische H r Pastor ihm gerathen, er solte sich nach den Nord = Americanisch = Englischen Provincen begeben, und mit den Evangel.-Luther: Lehrern wegen der Christi. Religion besprechen. Er hielt unabläßig bey mir um Religions-Gespräche an.2 Ich wieß ihn zu dem H r Doct. Wrangel, und wir konten beyde nicht mehr loß kommen, ob wir gleich vierlerley Exempel einwandten, wie in dergleichen Vorgaben Betrügereyen vorgefallen etc. etc. Er antwortete, wenn es ihm um das Leibliche zu thun wäre 3 , so könte er als ein Jude d[urc]h gantze America bey seiner Nation Unterhalt finden, und würde sich auch nicht mit Predigern von Armen Gemeinen einlaßen etc. etc. Wir nahmen ihn endlich auf, und hielten ihn in nothdürftiger Kost frey, untersuchten seine Wißenschaft und Erkentniß, fanden daß er a, sehr fertig in der genuinen hebraeischen Sprache, im Chaldaeischen ziemlich, und besonders im Mose und Propheten wohl bewandert, und in Talmud und übrig Rabbinischen Schriften wohl zu hause war b, daß er Holländisch, Französisch und Italienisch etc. spricht c, daß er frisch und unverstelt im Umgange mit Menschen sich bewieß, und konten keine Laster an ihm finden. Absonderlich versäumte er keine Kirch Versamlung oder Betstunde, und bezeugte beym Unterricht, daß er immer mehr Licht von dem Jesu von Nazareth als wahren Messia bekäme. Was Sölten wir thun? Ihn abweisen, weil wir auf Hertzen und Nieren prüfen 4 können, und so viele Exempel von Misbrauch wißen, hätte uns wol einen Vorwurf verursachen dürffen: Ihn Jahr und Tag zu unterhalten und zu probiren, wäre uns unmöglich gewesen. Nach dem er denn aus Vergleichung des Vfeteris] et N[ovi] Testaments eine Uberzeugung von Jesu Christo bezeugte und sehr anhielte um die Tauffe, so wurde er Freytag d 30 Aug: a[nni] c[urrentis] privatim im Schulhaus in Gegenwart Altester, Vorsteher, Schulhalter und andrer Freunde examinirt, nachher getauft und Christian Jacobs genant. Wenn er der hochdeutschen Sprache mächtig wäre, und hochdeutsch schreiben könte, so hätten wir ihn zur Noth zu einer Schule im Lande employiren können. Da er aber der Hollandischen mächtiger ist, so wäre wol unser Wunsch, Bitte und Anfrage, ob H. und W. Ehrw: in Christo gel[iebte] Hh. Amts = Brüder nicht ein Eckgen wüßten, wo er könte eine Zeitlang gebraucht werden? wie er sagt, und er auch hier bewiesen; so verlanget er Gott und seinem Heilande zu dienen, und nichts mehr als nothdürftige Nahrung und Decke zu haben. Wenn ich noch im Lande wie sonst wohnete, so würde ihn bey mir behalten, um von seinen Hebraeisch = und Rabbinischen zu profitiren, und als Amanuensem zu gebrauchen. Vielleicht könte ein jeder von H . und WEhrw: Hh. Amts = Brüdern, ihn auch eine Woche aufnehmen, und ihn noch weiter fort helffen im Christenthum, so wol der Glaubens = Lehre als Lebens = Pflichten, um ihn noch weiter zu probiren. Und wenn allenfalls kein
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Die Briefe des Jahres 1765
Ecken für ihn auszufinden wäre, so mögte er wol dienlich seyn, in einer honetten Familie als Famulus für nothdürftige Kost und Decke dienen, und dabey den Verdienst abzuwarten. Am besten aber mögte es wol seyn, wenn er sein Talent in der hebr. Sprache anlegen könte. Wenn ers redlich meinet, so wird ihm sein Goel [Erlöser] nicht verlaßen noch versäumen, die Hertzen erwecken, die sich seiner annehmen. Solte ers nicht redlich meinen, so wird er seinem Richter nicht entlauffen, und der große H[err] und Meister wird auch das nicht unbelohnt laßen, was ihm in eines Jüngers Namen erwiesen. Ich verharre meiner H. und WEhrw: Hh. Amts Brüder geringster Diener. Philad. d 7 Sept: 1765.5
H : M.
P.S. Im Fall nichts kein Auffenthalt für ihn zu finden seyn solte, so mag er sich mit ein oder andern Schiffe frey nach Europa dienen. Dieses gelange an H. und W.E Hh Pastores und Amts Brüder Mess" Weygand und Bager in Neuyork Mess" Graaf und Riess in Hackensack und Camp: und w o es sonst nöthig und dienlich sein mögte. Abschrift unter dem 7. 9. 1765 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 233 — 235; englische Ubersetzung in Tappert II S. 266f. Der Anfang des Briefes stammt von fremder, der Rest von Mühlenbergs Hand (vgl. Anm. 3). 1
Zu ergänzen: „Zertifikats". Eine Abschrift davon findet sich in P M 95 A Nr. 10 1764—65 S. 232 (auch in Tappert II S. 266): „These are to certify, that Christian Jacobs, alias Jacob Daniels a Jew, born and educated in Europ, well conversed in the genuin H e b r e w and other Languages, came to Philadelphia some months ago passenger on Bord of Vessel from Sante Cruce with Mr. Charles Meyer Captain, und humbly requested the Rev11 Charles de Wrangel, Provost of the Swedish Church D.D. together with the Minister of the German Church, to answer his doubts concerning the Jewish and to clear up the fundamental Arguments of the Christian Religion, and his repeated Solicitations being granted, the said Daniels begged further to be examined before a N u m b e r of Evidences and received into the Congregation of Christs's Flock by holy Baptism, which could not reasonably be refused, but was done accordingly. N o n e but an Almighty and omniscious God can prove the Hearts of Men and try the Reins [vgl. Ps 7,10], and his Ministers but plant and water and pray to God for the Increase [vgl. 1 Kor 3,6—8]. If the said Christian Jacobs will improve the time of Grace, he will find the kind Providence to care for and protect him. If not, he must answer for it at the dreadful Judgment Seat to the Judge of all flesh [vgl. 2 Kor 5,10], In Witness whereof I have hereunto set my hand, Philadelphia Sept: the 8 t h 1765. H M., V[erbum] D[ivini] M i n i s t e r ] "
2
3 4 5
Vgl. passim die Tagebucheintragungen vom 8. 7. bis zum 30. 8. 1765 (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 1 9 2 - 2 2 8 ; Tappert I I S . 2 5 1 - 2 6 4 ) . D e r folgende Text bis zum Briefende ist von Mühlenbergs H a n d . Vgl. Ps 7,10. Für die Zeit bis zum 13. 9. 1765 ( = Nr. 344) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontags den 8 September am 14 post Trin: . . . bekam auch einen Brief vom H . P f r : Krug in Reading." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 236; vgl. Tappert II S. 267).
Nr. 343/344
7., 8. 9./13. 9. 1765
323
(2) „Mitwoch den 11 Sept:. .. Nachmittags. .. Bekam auch einen Klage = Brief von meinem Sohn Joh: Peter aus Lübeck vom Januar: 1765, und ein Brieflein beygeschloßen vom Herrn Apotheker Edlers dat: den 22 Januar: 1765 . . . (3) Abends brachte Herr Guthman ein paquet mit Briefen welches Capt: Friend im Schiffe Carolina von London mit gebracht, worin folgende Stücke enthalten 1) Vo»Sr: W. E: Herrn Pasche dat: Kensington vom 26 April bis zum 27 Junii 1765. 2) Von Sr:Hochw. H. Dr: Franck dat: d 9 Mart: 1765. [ = Nr. 322] 3) ditto vom 16 Mart: ac: mit der formirten Rechnung von Einnahme und Ausgabe für die penns. Gemeinen vom Jahre 1759 bis 1764. [ = Nr. 324] 4) Eine Rechnung wegen der Kiste mit Bücher, welche Mess" Voigt und Krug im Jahre 1763 mit brachten, auch ein pro Memor:von kleinen Liebes Gaben für die Prediger hier. [vgl. Nr. 324] 5) Copia eines Schreibens von der Frau Schultzen an Ihren Herrn Sohn wegen seines Berufs, vom 5 Mart: 1765. 6) EinExtractSchreiben des Herrn Inspector Fabricii zu Halle d: d. 9 Mart: 1765. 7) Von Sr;Hochw: H. Dr: und Z)iV:Francke dat: d 19 Junii 1765. [ = Nr. 335] 8) Ein Aufsatzvom Herrn Schultzen, wegen einer armen Sünderin. 9) Ein Brief lein an H. Pfr: Krug. 10) Ein Brief zu bestellen an Johannes Bohländer in Canestoga. 11) Ein Briefv on Henrich und Friedrich Mb: aus Halle d a t : d 2 1 Febr: 1765 12) Ein Brief von Joh: Peter aus Lübeck dat: d 5 Mart: 1765 Mit obigen sehr wichtigen Briefschaften beschäftigte mi[ch] bis Mitternacht, wodurch das Gemüthe wol zum Lobe Gottes aufgemuntert, aber die Leibes = Schwachheit vermehrt wurde." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 2 3 7 - 2 3 9 ; vgl. Tappen II S. 268).
344. [G. A. Francke] an M.
Halle, 13. 9.1765
D. 13ten 7br. 65. Ferneres Pro Memoria. An Herrn Past. Mühlenberg zu Philad: 1.) Es würde für die Liebhaber des Werks Gottes unter den Pensilvanischen Gemeinen sehr erbaulich und angenehm seyn, wenn Sie Ihre Diaria durch zu gehen und daraus das erbauliche, insonderheit von verstorbenen Personen, im Zusammenhange weiter zu beschreiben die nötige Zeit finden könten. 1 Die Art, wie Sie dergleichen sonst in den Berichten von Ihrer Amtsführung abgefaßt, ist vielen erwecklich gewesen, absonderlich darum, weil Sie die Umstände im Zusammenhang erzehlet, daß ein ieder Leser sehen kan, wie das Werk Gottes in den Selen von Zeit zu Zeit angefangen und fortgesezet worden, daher ich sehr wünsche, da freylich bey den bisherigen Umständen Ihr Gemüth zu sehr angegriffen und Ihre Zeit zu sehr eingeschrenckt gewesen, nunmehr aber hoffendlich durch die Ankunft des Herrn Past. Schulzen 2 Sie einige mehrere Luft bekommen werden, daß Sie wiederum dergleichen Aufsatze einschicken möchten. 2.) Beyliegenden offenen Zettel hat der Schulhalter H. Reyß hergegeben, und läst bitten, wenn der in Ihren Briefen öfters gemeldete H. Ries3 dieser sein
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Die Briefe des Jahres 1765
Bruder ist, ihm denselben zu zu stellen und einige Nachricht und Antwort von ihm zu procuriren. 3.) Hiebey folget die Quitung 4 über die an die Brunnholzische Geschwister ausgezahlte 15. stück Pistoletten zur Legitimation des H . Jacob Gräf des ältern. 4.) Von dem Vormundsamt in Regensburg ist beygehendes Pro Mem. 5 die Praunsmändelische Erbschafts Sache betreffend, nebst einem Brief an H e r r n Pastor Mühlenberg an mich zur Beförderung übersandt worden. 6 In dem gedachten Pro Memoria ist zwar vorgeschlagen, daß die Quitungen der Praunsmändelischen Schwestern an mich eingesandt, und dagegen von mir die Erbschafts Gelder in Empfang genommen und an die gedachte Erben Übermacht werden möchten. Weil man dadurch aber in eine von der Hauptsache distrahirende Weitleuftigkeit gesetzt würde: so habe ich solches in meiner Antwort 7 nach Regensburg decliniret. Damit iedoch die gute Leute nicht noch länger mit Erhebung ihrer Gelder aufgehalten oder des falls in mehrere Weitläufigkeit gesetzt werden mögen: so habe ich mit dem hiesigen Kaufmann, H . Johann Christian Gründler reden lassen, welcher willig ist solche Commission zu übernemen, auch Gelegenheit hat, wenn die Quitungen einlaufen, solche an seinen Correspondenten in Regensburg zu übersenden und dagegen die Gelder erheben zu lassen, und sodann durch seinen Correspondenten in Engelland selbige an die Eigenthümer zu übermachen. Es dependiret nun von diesen, den Praunsmändelischen Schwestern, ob sie diesen W e g erwählen wollen oder ob sie eine andere bessere Adresse finden können. In jedem Fall müssen sie einen kleinen Brief an H . Gründler schreiben und ihn darinnen um Uebernemung dieser Commission ersuchen. Die Briefe können wohl an mich adressirt werden, die ich denn nur hinschicken darf. Halle den 13. S e p L L[!]J 1765. oct. Entwurf in AFrSt IV C 12:22 S. 175 —176. 1
2 3 4 5 6
7
Mühlenbergs „Merkwürdige Exempel", die in Fortsetzungen in den Halleschen Nachrichten veröffentlicht wurden. Mühlenberg kam dem Wunsch im November 1766 nach. Siehe Nr. 389 Anm. 7. Vgl. 335 und Nr. 337. Schultze kam am 24. 10. 1765 in Philadelphia an. Johann Friedrich Rieß; vgl. Bd. II N r . 215 Anm. 2. Vgl. Nr. 300 Anm. 2. Erhalten in AFrSt IV C 12:25. Hier ist am Rand vermerkt: „NB. H . Leidemann kan das Pro Mem. zur hiesigen Nachricht abschreiben, daß man es künftig d[em] H[errn] Gründler zustellen kan." Erhalten in AFrSt IV C 12:23 S. 179. Vgl. dazu AFrSt IV C 12:24 S. 181f.
N r . 344/345
13. 9./25. 9. 1765
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345. Th. undR. Penn an M. und den Kirchenrat in Philadelphia [Philadelphia], 25. 9. 1765 of the German Lutheran Congregation in, and near the City of Philadelphia, in the Province of Pennsylvania: CHARTER
and R I C H A R D PENN 2 Esquires, true and absolute Proprietaries of the Province of Pennsylvania, and Counties of Newcastle, Kent and Sussex on Delaware: T o all, to whom these Presents shall come, Greeting!
THOMAS P E N N 1
Whereas divers Members of the German Lutheran Congregations, His liege and naturalized Subiects, residing in, and near the City of Philadelphia, have at a great Expence purchased four Lots of Ground, and have erected thereon a large Church, called St: Michaels Church, with a School = house and Parsonage house, and have set a part the Remainder of the said Lots for a Burial Place and other public uses of the said Congregation: And whereas it has been represented to us3, by the Rev d Henry Muhlenberg, the present Rector of the said Church, Henry Keppele, David Sickle, Lawrence Bast, Jacob Graeff, Adam Weber, David Scheffer, Andrew Boshard, Daniel Grub, and Adam Krebs, the present Trustees of the said Church, Martin Rauh, John Kuhn, Henry Krauss, Peter Draess, Martin Rees and Jacob Fox, the present Vestry Men of the said Church, and Adam Phister, Andrew Bertsch, Andrew Mayer, Philip Hall, Siegmund Reely, and Nicolaus Weber, the present Church Wardens of the said Church, that they, and all the communicating Members of the said Congregation, amounting to above five hundred heads of families, have made and signed fundamental Articles, tending to the orderly and good Government of the said Church, the Advancement of true Piety, and the forming good Christians, faithful Subiects to His SACRED M A J E S T Y , and useful and peaceable Members of the GOVERNMENT under which they live; But that for Want of being a Body corporate, they, the said Rector, Trustees, Vestry Men and Church Wardens, find many Difficulties in the Execution of the said wholesome Ordinances, as well as in the Menagement and Preservation of the Lots, Burying Ground and other Estate or Appurtenances, with which the PROVIDENCE OF G O D through the common Charity of their fellow-Christians and Members, has been pleased to bless the said Church. And the said Rector, Trustees, Vestry = Men and Church Wardens, declaring their grateful Sense of the uninterrupted Enjoyment of their unestimable civil and religiou[s] Priviledges in [our said Province, have prayed Us to incorporate them by the Name of the Rector, Vestry-Men and Church-Wardens of the German Lutheran Congregation] in, and near the City of Philadelphia, in the Province of Pennsylvania, and that they, and their Successors by such Name, may be erected and constituted a Body corporate and politic, and have perpetual Succession, with a particular Provision, for erecting one Church more within the said City 4 , or the Liberties thereof, for the further Accommodation of the Members of the said BRITTANICK M A J E S T Y ' S
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Die Briefe des Jahres 1765
Congregation, which are already become too numerous, to be conveniently seated in one House of Worship. Now KNOW YE, that We, favouring the prayer of the said Rector, Trustees, V e s t r y = M e n and Church Wardens, and willing, as much as in Us lieth, to encourage V I R T U E , PIETY and CHARITY, and for other good Causes and Considerations thereunto especially moving, HAVE GRANTED, ORDAINED, CONSTITUTED and APPOINTED, and by these Presents DO for us, our HEIRS, and SUCCESSORS grant, ordain, declare, constitute and appoint, that the said Henry Muhlenberg, Rector, Henry Keppele, David Sickle, Lawrence Bast, Jacob Graeff, Adam Weber, David Scheffer, Andrew Boshard, Daniel Grub, Adam Krebs, Martin Rauh, John Kuhn, Henry Krauss, Peter Draess, Martin Rees, Jacob Fox, Adam Phister, Andrew Bertch, Andrew Mayer, Philip Hall, Siegmund Reely and Nicolaus Weber, and their Successors, duly elected and nominated in their stead in the Manner herein after mentioned, BE, and they are hereby created ONE CORPORATION AND BODY POLITIC, to have CONTINUENCE for ever, by the Name of the R E C T O R , V E S T R Y = M E N and C H U R C H WARDENS of the GERMAN LUTHERAN CONGREGATION, in, and near the City of PHILADELPHIA, in the Province of Pennsylvania. A N D WE DO HEREBY for us, OUR HEIRS and SUCCESSORS grant, ordain and declare, that the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens and their Successors by the Name afore said shall for ever hereafter be Persons able and capable in Law to purchase, have, receive, take, hold, and enjoy in Fee simple, or any other lesser Estate or Estates, any Lands, Tenements, Rents, Annuities, Liberties, Franchises and other Hereditaments within the said Province of Pennsylvania, or the three lower Counties of Newcastle, Kent and Sussex on Delaware, by the Gift, Grant, Bargain, Sale, Alienation, Enfeoffment, Release, Confirmation, or Devise, of any Person of Persons, Bodies politic or corporate, capable to make the same. [AND further that the said Corporation and their Successors, may take and receive any Sum or Sums of Money, and any Kind, Manner or Portion of Goods and Chattels, that shall be given or bequeathed to them, by any Person or Persons, Bodies politic or corporate, capable to make a Gift or Bequest of the same, which Gifts and Bequests, or the Monies produced by the same, to be laid out by them in a purchase or purchases of Lands, Tenements, Messuages, [Houses, Rents or] Hereditaments, to [them] and [their] Successors for ever. [AND we will and require, that the Rents and Revenues of the said] Rector, Vestry = Men [and C]hurch Wardens and their Successors be from time to time applied by the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens and their Successors for the Maintainance and Support of the Rector, Ministers and Officers, duly settled and officiating in the said Lutheran Congregation, putting in good Order, and Keeping in Repair the Burying Grounds, School = and Parsonage Houses, and other Houses, which do now, or hereafter shall belong to the said Congregation, and for supporting, repairing, or rebuilding the said St: Michaels Church, and erecting and supporting one Church more within the said City of Philadelphia, or Liberties thereof, for the better Accommodating
Nr. 345
25.9.1765
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the said Congregation, and that the said Rents, Revenues, or other Estate of the said Congregation, shall not be appropriated to any other Use or purpose whatsoever. AND WE DO further will and require, that the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens and their Successors, shall not by D E E D , F I N E OR RECOVERY, or by any other Ways or Means, grant, alien, or otherwise dispose of any Manors, Messuages, Lands, Tenements, or Hereditaments in them and their Successors to be vested, nor charge or incumber the same, to any Person or Persons whomsoever. A N D WE DO FURTHER FOR US, OUR HEIRS, AND SUCCESSORS AUTHORIZE
and
impower the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens, and their Successors, or the Majority of them, met from time to time, the Rector always being one, to make Rules, Bylaws and Ordinances, and to do every thing, needful for the good Government and Support of the said Congregation. Provided always, that the said Rules, Bylaws and Ordinances, be not repugnant to the [Laws and Sta]tutes in Force in the KINGDOM OF GREAT-BRITTAIN, or in the Province of PENNSYLVANIA, and be duly entered and registered in the Vestry = Books of the said Corporation. A N D WE DO HEREBY GIVE AND GRANT unto the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens and their Successors, full power and Authority, to make, have and use one common Seal, with such Device and Inscription, as they shall think proper, and the same to change, break, alter and renew at their pleasure. A N D WE DO FURTHER GRANT AND ORDAIN, that the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens and their Successors by the Name before mentioned, shall be able in Law, to sue and be sued, plead and be impleaded in any Court or Courts, before any Judge, Judges or Justices, within the said Province of Pennsylvania, or said Counties on Delaware in all and all Manner of Suits, Complaints, Pleas, Causses, Matters and Demands of whatsoever Kind, Nature or Form they be, and all and every other Matter and Thing therein to do, in as full and effectual a Manner, as any other Person or Persons, Bodies politic or corporate, within that part of Great Brittain, called England, or within the said PROVINCE OF PENNSYLVANIA, or the said C[oun]ties on Delawa[re,] in the like Case may or can do. AND WE DO [further for us, our Heirs and Successors grant, ordain and declare, that the said Corporation, shall always consist of Nineteen Persons, that is to say: the Rector for the time being, twelve Vestry-Men,] and six Chufrch] Wardens, which Vestry = Men and Church [Wardens] shall continue in their respective Offices for the Space of three Years, and shall be chosen by the contributing Members being Communicants of the said Congregation, that is to say: the first Election to be on the first Monday, which shall be in the Year of our Lord 1766, and the next Election to be on the first Monday, which shall be in the Year of our Lord 1769, and so on the first Monday of every Succeding third Year for ever. AND further at the special Request of the said Congregation, and in Conformity to certain fundamental Articles, by them agreed and settled upon,
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Die Briefe des Jahres 1765
up the 18th day of October 1762.5 W e do will, ordain and declare, that the before mentioned Henry Keppele, David Sickle, Lawrence Bast, Jacob Graeff, Adam Weber, David Scheffer, Andrew Boshard, Daniel Grub and Adam Krebs, or the Survivors of them, who have been principal Founders of the said St: Michaels Church, and have taken the utmost pains to promote the Wellfare of the Congregation, shall without any Election be, and continue among the Number of the Vestry = Men, so long as they behave agreeable to the said fundamental Articles, and only so many Vestry Men and Church Wardens shall be chosen every third Year, as shall make up the Number of 18, together with and including the said Nine Persons, or such of them as shall be surviving at the time of such Election, or not removed by the Congregation, agreeable to the Articles afore said. AND WE DO further give and grant to the Rector, with the Church Wardens and Vestry = Men, so chosen, or continuing Office, full power to elect their own Officers: PROVIDED always nevertheless, that in Case of the Death, or Removal of a Rector of the said Congregation, and untill an other Rector shall be duly appointed agreeable to former Method and Usage, the Church Wardens for the time being, with the Consent of the Maior part of the whole Vestry-Men in Vestry met, shall have the [same power] and Authorities relating to the Disposition of the Rents and Revenues of the said Corporation, as is herein before vested in the Rector, Church Wardens and the Vestry Men. A N D LASTLY WE DO FOR US, our Heirs and Successors grant, declare and ordain, that these our Letters patent and Charter and every Article herein contained, shall be in all things firm, valid, sufficient and effectual in the Law, unto the said Rector, Vestry = Men and Church Wardens, Community and Corporation, and their Successors for ever, according to the Purport and Tenor hereof, without any further Grant from us, our Heirs and Successors to be procured, or obtained; Provided always, and it is hereby declared and ordained, that the clear yearly Value of the Messuages, Houses, Land, Tenements, Rents, Annuities, or other Hereditaments and real Estate of the said Corporation shall not exceed the s[um] of three hundred £ Sterl: till one other Church, besides the said St: Michaels Church, shall be by the said Congregation erected, agreeable to the Tenor hereof, and after such Church shall be erected for their further Benefit and Use, that then the yearly clear Value of such the whole Real Estate of the said Community and Corporation shall not exceed five hundred £ Sterling, which yearly Estate of 300 £ Sterl: in the former Case, or of 500 £ St: in the latter Case, shall be taken and estimated, exclusive of the Moneys arising from the Letting of the Pews of the said Churches, or for opening the Ground for Burials in the Church Yards, belonging to them, and also exclusive of the voluntary Contributions of the Members, for the support of the Rector and Ministers, duly officiating to the said Congregation; which yearly real Estate and Income ascertained and limited as aforesaid, shall be disposed of by the Rector, Vestry = Men and Church Wardens for the time being, towards the Purposes herein [before] mentioned. In testimony whereof, WE HAVE CAUSED these our Letters to be made [Patent and the Great Seal of our
Nr. 3 4 5 / 3 4 6
25. 9 . / 1 4 . 10. 1765
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said P r o v i n c e , t o be h e r e u n t o affixed:] W i t n e s s [ J o h n P e n n 6 E s q ;
Lieutenant-
G o u v e r n o r a n d C o m m a n d e r in C h i e f , in a n d o v e r t h e s a i d P r o v i n c e o f P e n n s y l v a n i a e t c . e t c . t h i s 2 5 t h d a y o f S e p t e m b e r in t h e 5 t h Y e a r o f H i s Reign7, Annoque Domini
MAJESTY'S
1765.]8
Abschrift von Miiblenbergs Hand in AFrSt IV C 13:11 S. 46—48 und eine unpaginierte Seite; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 46—48 und eine unpaginierte Seite. Mit orthographischen Varianten gedruckt in HN1 S. 1256—1260 und HN 2 Bd. 2 S. 629— 632. Deutsche Inhaltsangabe in HN1 S. 1237—1240 und HN2 Bd. 2 S. 617—619. Das Manuskript weist Randschäden auf. Ergänzungen folgen dem Druck in HN 1 bzw. HN 2. 1 2 3 4 5 6
7 8
( 1 7 0 2 - 1 7 7 5 ) ; Sohn William Penns. ( 1 7 0 6 — 1 7 7 1 ) ; Sohn William Penns. Vgl. Nr. 339. Vgl. Nr. 290. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. ( 1 7 2 9 — 1 7 9 5 ) ; Enkel William Penns, 1 7 6 3 — 1 7 7 1 und 1 7 7 3 — 1 7 7 6 Lieutenant Gouvernor von Pennsylvania. Seit 1760 war Georg III. König von England. Diese Gründungsurkunde der Korporation wurde am 17. 10. 1765 von den Mitgliedern mit folgender Erklärung angenommen: „We, the subscribers for the time Rector, Vestry = Men and Church Wardens, being in an original Charter [ = Nr. 345], whereof the above is a true Copy, appointed, constituted and declared a Body corporate, do by these Presents for us, our Successors and in Behalf of our Congregation, accept and Introduce the said Charter and acknowledge the same with a grateful Sense, as a great Blessing and Benefit, derived to us and our Posterity, through a peculiar divine Providence, by means of our munificent and kind Superiors, and shall endeavour to perform and execute all and every Articles, contained in the Charter, according to the Purport and T e n o r thereof, as witness our hands in our Meeting at the Vestry = R o o m , October the 17 t h Anno Domini 1765. unterschrieben von denen im Charter benamten Personen." (Protokollbuch S. 18f.; AFrSt I V C 1 3 : 1 4 S. 6 3 ; L C Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 6 3 ; H D S. 1 7 1 3 ; T a p p e r t S . 275).
346. An [F. W. Pasche]
Philadelphia, 14. 10. 1765
Henrich Mühlenberg Philadelphia d 14ten October
1765.
W o h l E h r w ü r d i g e r , in C h r i s t o t h e u r e s t = und Werthester H e r r Amts =
Bruder,
U n t e r g r o ß e r Leibes = Schwachheit, und G e d r e n g e von innen und
außen,
h a b e die G e l e g e n h e i t ein p a a r Z e i l e n mit z u s e n d e n , n i c h t v o r b e y l a ß e n sollen, m i t d e m ü t h i g e r B i t t e , d i e U n o r d n u n g in d e n s e l b e n g ü t i g s t z u
entschuldigen,
u n d die F e h l e r z u b e d e c k e n , u n d das dienliche z u c o m m u n i c i r e n .
Sambstags
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Die Briefe des Jahres 1765
den 8ten Junii a[nni] c[urrentis] wurde gestärcket und ermuntert mit einem Paquet Briefen durch Capt: Sparks von London, nemlich empfieng 1 1) Ein väterlich Schreiben von Sr: Sr: H . H . Dr. Fr[ancke] und H[ofprediger] Z[iegenhagen] datirt den 9 Febr: 1765 [ = Nr. 320]. 2) Ein Paquetgen versiegelt an H . P f r : Voigt 3) ein Ditto an H . P f r : Krug 4) Ein Brief an Mr: Halling von seiner Frauen Freunden aus Sachsen: 5) Eine Englische Predigt von D r : Negus edirt: 5) Begleitet mit einem Schreiben vom theuren Bruder Mr: Pasche, dat. Kensington den 13 Mart: 1765, worin gütigst agnoscirt, daß meine von hier hinaus gesandte Briefe glücklich angekommen, nemlich 1) das Paquet mit meinem so genanten Diario vom 1 April bis 14 Junii 1764. d[urc]h Mr: Peters: 2) das Paquet mit dem Diario von 1763 durch die Reidtin 3) das ditto vom 9 Octobr: bis 18 Novembr: 1764 nebst Briefen vom 12 [Nr. 312] und 19 Novembr: [Nr. 313] mit des Jacob Graef seinen 15 Pist[oletten] an weil[and] H . Br[unnhol]tz Erben. Diese Briefe kamen just in einer Zeit, da eine von der alten reform: Kirche abgewichene Parthey, die eine neue reform: Kirche gebauet und in Schulden stecken, sich mit etlichen so genanten Lutheranern, die sich Antihallenser nennen, vereiniget, und den Lutherisch: P f r : Hausile, der sonst mit zu unserer Vereinigung gehalten, und ein großer Orator ist, nach Philadelphia beruffen, und eine Orthodoxe Gemeine aufzurichten, und ein drittes Haus, von der ersten Lutherischen, und alt reformirten Kirchen ihren Steinen zu bauen im Begriff waren und angefangen hatten. 2 Sie wandten vor, daß unsere Michaelis Kirche viel zu klein, und kaum für die Hälffte aller deutschen Lutheraner hinreichend wäre, welches einen redenden Schein hatte. Der Plan war schon im vorigen Jahre, da H . P f r : Handschue noch lebte gelegt, und weil ich nun allein gelaßen worden, und sontags nicht zu gleich in der Kirche und Schul hause Gottes = Dienst seyn konte, und solcher gestalt die Michaelis Kirche, würcklich zu klein ist; so schiene denen Antipietisten nun der rechte Zeit punckt zu seyn, um ihr Netz aus zu werffen 3 und unsere Gemeine zu ruiniren. Dies war mir eine neue und noch nie erfahrne Versuchung, die mir fürchterlich und trübe vorkam, weil ich allein gelaßen, und von meinen Amts Brüdern mir Niemand zu Hülffe kommen kan, weil ein jeder selber genug zu thun hat, und wol gar noch Hülffe von mir erwartet. Die Rädels führer oder Misvergnügte Lutheraner oder Antipietisten, giengen in, und um der Stadt von Haus zu haus und wolten diejenigen unterschreiben laßen, die zu ihrer neuen Verfaßung belieben hätten. Es hieß auch nach ihrer Außage, daß sie schon 250 Familien auf ihrer Liste hätten. Und weil es in Germantown auch mißlich mit unserer Parthey stund; so war der Wiedersacher ihre Intention, daß sie daselbst den Hallenser neml. H . Voigt vertreiben, und denn Germantown mit Philadelphia verbinden und solcher Gestalt vesten Fuß faßen wolten. 4 Sontags den 4 Julii. Im [!] vergangener Woche war H . Hausile angekommen, und that heute seine Anzugs Predigt in der großen neureformirten Kir-
Nr. 346
14. 10. 1765
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che. 5 Des Raps Parthey von Germantown, und die hiesigen Antipietisten, und creti und plethi waren in Procession auf gezogen 6 , als ob sie ein Jubilaeum von der Reformation zu feiern. Ich konte es etwas spühren, weil unsere Kirche nicht so gedrengt voll, wie sonst war. Ich predigte über das Eilffte Cap: N u m , besonders über den 27, 28, 29 vers. Die Rädels führer ließen uns mercken, daß wenn sie Leichen hätten, so wolten sie selbige mit Gewalt auf unsern Michaelis Kirchhof begraben, und ihren Prediger die Gebeter und Cerimonien verrichten laßen, welches denn freylich auf ärgerlichen Tumult, Mord und Todschlag oder kostbare [ = kostspielige] Gerichts = Händel ab zielte. Was die Sache noch fürchterlicher machte war: daß ein und ander Englischer Jurist und Q u ä k : Parthey mit darunter steckte, welche durch aus nicht leiden können, daß unsere Gemeine bis her einig gewesen, und an den jährlichen Wahltagen der Assembly etc. ein Gewicht gegeben. 7 Solche bemühen sich, unsere Gemeine in Partheyen zu brechen divide et imperabfis]. Weil wir nun sahen, daß es Ernst wurde; so hielte Kirchen = Rath 8 , und an den folgenden Sontagen, las der Gemeine die nöthigen Punckte aus der am 18 Octobr: 1762 vest gesetzten Kirchen = O r d nung vor, verkündigte im Namen des Kirchen = Raths, daß wir der neuen Verfaßung, wenn sie auf was Gutes zielte, Glück und H[ei]l wünschten: wir wolten auch einem jeden die Freiheit laßen, sich zu der Neuen Verfaßung zu verschrieben, thäten aber hiemit kund 9 , daß alle diejenigen, welche sich von der Michaelis Kirche solcher gestalt absonderten und zu der neuen Verfaßung verschrieben, sich dadurch aller Rechte und Privilegien an der Michaelis Kirche und ihren Appertinencien, nach unserer vest gesetzten Kirchen = Ordnung verlustig machten etc. etc. Wer aber bey unserer Kirche und Pertinentien bleiben und mit uns Vorlieb nehmen wolte, bis der 2te Prediger käme, und man denn zu gleich in der Kirche und Schul hause Gottes = Dienst halten und dadurch mehr Raum verschaffen könte, der solte auch willkommen seyn. Und damit der Seelsorger auch wüste, welches die eigentlichen Glieder von der Michaelis Kirche wären, denen er in Noth und T o d bey zu springen hätte, so solte ihnen die gantze folgende Woche vom Montag bis zum Sambstag, frey stehen, ihre Namen unter die am 18 October 1762 eingeführte Kirchen = O r d nung zu unterschreiben, welche noch nicht unterschrieben, und Verlangen hätten, bey der Michaelis Kirche zu bleiben. Zu dem Ende saßen Deputirte vom Kirchen = Rath vom Montage bis Sambstags auf der Conferentz Stube im Schul hause. Die Kirchen = O r d n u n g war Anfangs im 1762 Jahre von 4 hundert und etlichen Familien häuptern unterschrieben, und am Sambstage fand sichs, daß noch über 3 hundert Familien häupter mehr unterschrieben hatten, so daß unsere Gemeine nun noch stärcker, wie zuvor geworden ist, und mir die Hülffe der Mitarbeiter noch nöthiger ist, wie jemals. Damit wir aber auch mit der Kirche, Kirchhof etc. etc. sicherer seyn und beßern Fuß nach menschl. Weise zu reden haben mögten, so fehlte uns ein Charter von hoher Obrigkeit. Die Juristen spitzten die Ohren schon, und dachten daß sie uns mit nächstem die Federn rupffen könten, wenn der Streit wegen des Kirchhofes angienge etc. Ich arbeitete des wegen Tag und Nacht daran, daß wir von denen Herrn Properietarien 10 der Province und insonder-
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Die Briefe des Jahres 1765
heit von dem Herrn Gouverneur 11 ein Charter bekommen und incorporirt werden mögten. 12 Brachte es auch unter Gottes besondern Vorsehung durch Mittels Personen endlich so weit, daß unserer Michaelis Gemeine am 25 Sept: a[nni] c[urrentis] ein ausnehmend schönes Charter 13 mit dem großen Provincial Siegel, und herrl. Privilegien von dem Herrn Gouverneur über reichet wurde, worin unsere Kirchen = Ordnung vom 18 October 1762 confirmirt, ich, und meine Nachfolger for ever zum Rector von der Corporation der St Michaelis Kirche verordnet und 18 Personen unter den Namen als Alteste und Vorsteher zur Corporation bestimmet, welche alle 3 Jahre nach der Kirchen Ordnung neu gewählt werden, und die hochdeutsch = Lutherische Gemeine an der Michaelis Kirche, bey der Evangelischen Lehre und Ordnung erhalten sollen etc. etc. Und da es mit der Germantowner Kirchen Sache so mißlich stund, und auf der Spitze war, daß es schien als ob der lose Hauffe auf einmal gewinnen und den Sieg behalten s[olte,] siehe! so fügte es der wunderbare Gott und Herrscher gantz unvermuthet also, daß eine hohe Obrigkeitliche Person dar zwischen trat, und einen Tag bestirnte, wo die Glieder beyder Partheyen zusam kommen und wählen musten, welchen Prediger sie haben wolten, den H. Voigt oder Rap? Am besagten Tage hatten hundert und etliche 20 Glieder, nemlich seßhaffte Haus Väter auf H . Voigt gestimmet, und der Rap hatte gar keine Stimme. 14 Darauf kriegte unsere Parthey die Kirche wieder gantz in Possession, und hernach auch das Pfarr haus, und nun musten sie alle Sontage Gottes Dienst haben. Dadurch fiel mir wieder eine neue Last und Schmach auf den Hals. Denn H. Voigt hatte schon vom Monath Mart: a[nni] c[urrentis] den Beruf von den Gemeinen in Neuhannover und Providence gehabt. 15 Die Gemeinen von H a n n : und Prov: schmähen und schelten mich, daß H . Voigt nicht komt, und wenn man ihn in solchen Umständen von Germantown nimt, so ist da Schade, und Noth, und ich muß alle mal die Schuld haben. Sie können sich nicht vorstellen, was für ein geplagter Wurm ich bin! Hertzlieber Bruder! Ich stehe auf einem gefährlichen und mühsamen Posten. Der Satan hat hier eine große Macht, und ich bin allein, und wenn man das geringste gewinnen will, so muß man Inch for Inch streiten und immer in Waffen seyn. Ich bin schon bey 4 Wochen mit einem Brust Fieber behafftet, so matt und heiser, daß bis weilen keinen Laut von mir geben kan, und soll doch täglich Leich = Predigten halten und Sontags 2 mal predigen. Mein Safft vertrocknet, wie es im Sommer dürre wird sela.16 Es ist drum hart, daß ich so lange allein gelaßen bin, will aber schweigen und meinen Mund nicht mehr auf thun etc. Ich muß nolens volens im Geschirr seyn, sonst eriägt Hausil einen Vortheil. Mitwochs den 11 Septembr: ac wurde mit einem Paquet Briefen, so Capt. Friend von London mit gebracht, erfreuet; worin folgende Stücke enthalten: 17 1) von Sr: W. E. H . Bruder Pasche, dat: Kensingt: vom 26 April bis 27 Junii 1765. 2) von Sr: Hochw: H . Dr: Francke, dat: d 9 Mart: 1765. [Nr. 322] 3) ditto, vom 16 Mart: a.c. [Nr. 324] mit der formirten Rechnung Einnahme und Ausgabe für die pennsylva: Gemeinen von 1759 bis 1764.
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4) Eine Rechnung wegen der Kiste mit Büchern, welche Mess" Voigt und Krug 1763 mit herein gebracht, auch ein pro Memoria, wegen Liebes = Gaben für die Prediger hier [5)] Copia eines Schreibens von der Frau Schultzin an ihren H. Sohn wegen seines Berufs Mart: 5. [6)] Ein Extract = Schreiben des Herrn Inspector zu Halle d[atiert] d[en] 9 Mart: 1765. [7)] von Sr: Hochw: Herr Dr: und Dir: Francken: dat: d. 19 Junii 1765. [Nr. 335] [8)] Ein Aufsatz vom H. Schultze, wegen einer armen Sünderin. [9)] Ein Brief an H. Pfr: Krug 10) Ein Brief, zu bestellen, an Joh: Bohländer in Canestoga [11)] Ein Brieflein von Friedr: und Henrich Mühlenberg aus Glaucha, dat. 21 Febr: ac 12) Ein Brief von Peter Mühlenberg aus Lübeck, dat: d. 5 Mart: 1765. Belieben Sie meine demüthigst kindliche Empfehlung an unsere Hochw. theuresten Väter H. Z[iegenhagen] und H. Dr. Franck zu bringen — Der Muth ist [mir noch nicht ganz entfallen,] so lange ich den Spruch habe: Befiehl dem Herrn Deine etc. etc.18 Der philad. Gemeine ist noch nicht [gerathen] mit dem 2«n p r e c l i g e r £ s m u ß noch ein Rector [an meine Stelle. O daß e r . . . sein möchte! H. M.] Reinschrift erhalten in AFrStIVC 13:8 S. 35-38. Auch in HD S. 1391 — 1396. In Auszügen gedruckt in HN1 S. 1235—1237, 1282f. und HN2 Bd. 2 S. 616f., 650. Der Briefschluß ist nach HD ergänzt. 1 2 3 4
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Vgl. Nr. 333 Anm. 2(2). Vgl. Nr. 334 Anm. 6. Vgl. Hes 19,8. Im Tagebuch resümiert Mühlenberg: „Freytags d 5ten /«/¿«. Vormittags Besuch und betrübte Nachricht, nemlich 1) daß in Germantown des Raps Parthey wütet und tobt und nächsten Sontag einen großen Tumult anrichten will 2) daß die Gemeinen in Neuhannover und Providence in Verwirrung und Zwiespalt gerathen. 3) daß die Vorsteher der hiesigen Neureformirten Parthey, weil wir Ihre Kirche und Schulden nicht auf uns nehmen wollen noch können, mit den so genanten Antipietisten in und um Philadelphia und Germantown zu Samen getreten, und einen neuen plan aus gelegt: nemlich sie haben den großen Redner Pfr: Hausile aus Easton und noch einen Würtenbergischen Mag: Pfr: Engelland beruften, um in Philadelphia und Germantown orthodoxe Gemeinen zu sammeln und auf zu richten, und solcher Gestalt diversiones zu machen und unsere Gemeinen zu spalten und zu zerreißen etc. Nächsten Sontag soll der Anfang gemacht werden. Nun stecke ich recht in der Klemme, und klage meine Noth vor dem Gnaden = Throne." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 189; vgl. Tappert II S. 249). Vgl. die Tagebucheintragung zum 14. 7. 1765 (PM 95 A N r . 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 195; vgl. Tappert II S. 252). Vgl. 2. Sam 15,18 sowie Wander Bd. 2 Sp. 1604. Vgl. Nr. 324 Anm. 15. — Zu den Streitigkeiten über den Gebrauch des Friedhofs schreibt Mühlenberg im Tagebuch: „Donnerstags den 18 /«/¿/. übersetzte etliche in die Streitsache schlagende Paragraphos aus der Kirchen = Ordnung ins Englische, weil die Wiedersacher dräuen, daß so bald sie eine Leiche bekommen, selbige nebst ihrem Prediger mit Gewalt auf unsern Kirchhof bringen wollen, und
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wir die Obrigkeit wol um Schutz ansprechen müßen." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 197; vgl. Tappen IIS. 253). Am 15. 7. 1765 faßte der Kirchenrat folgenden Beschluß: „1) Soll und kan vermöge unserer Kirchen = Ordnung, kein Glied, das sich zu einer andern Kirche und Gemeine verschreibet und hält, einen Platz auf unsern Kirchhöfen haben, noch das Geläute aufm Schulhause pretendiren. 2) Noch weniger sollen und können absondernde Glieder einen Prediger, außer unsern ordentlichen, in der Michaelis Kirche, oder Kirchhofe, oder Schulhause, reden, oder Amts = Verrichtungen thun laßen. 3) Es soll unser Todten Gräber künftig kein Grab es sey klein mittel mäßig oder groß anfangen, er habe denn zu vor eine schriftliche Ordre von einem, vom Kirchen = Rath bevollmächtigten Aufseher. 4) Und da H. Hausile, das jenige Instrument ist, der weder vom Ministerio der übrigen Lutherischen Prediger noch vom Kirchen = Rath Consens hat, solche Lutheraner an zu nehmen, und eine neue Gemeine auf zu richten; so soll er, besagter Hausile, weder in der Michaelis Kirche, noch auf den dazu gehörigen Kirchhöfen, oder Begräbniß Plätzen noch im Schulhause predigen, oder einige Amts = Verrichtung thun. Actum d 15 Julii 1765." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 196; vgl. Tappen IIS. 252). Vgl. den Text der Abkündigung vom 20.7. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 198—200 (Tappen II S. 253f.). Der Text einer weiteren Abkündigung vom 28. 7. 1765 ist nicht erhalten, da Mühlenberg diese nicht im Tagebuch sondern separat niedergeschrieben hat. Vgl. PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 202 und Tappen II 255. Thomas Penn (1702-1775) und Richard Penn (1706-1771). John Penn (1729-1795). Vgl. Nr. 339. = Nr. 345. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 12. und 13. 7. 1765 (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 194f.; Tappert II S. 252) sowie Nr. 330 Anm. 2. Vgl. Nr. 327 mit Anm. 6 und zum folgenden Nr. 330 Anm. 5. Ps 32,4. Vgl. Nr. 343 Anm. 5 (2). Ps 37,5.
347. An F. W. Pasche
Philadelphia,
14.10.1765
Extract Schreibens des Hn. P. Mühlenbergs an Pasche dat[iert] Philadelphia d. 14ten Oct: 1765. betreffend seinen Sohn in Lübeck. N o c h eins, aber sub rosa rosarum. Es ist von jemanden aus Lübeck an mich wegen meines Joh. Peters berichtet worden 1 , daß der Zweck, welchen Sr. Hochw. H. Dr. Fr[ancke] aus hochväterlicher Liebe in meinem Nahmen gesucht, an dem Knaben nicht erreichet würde, ratio 1) Die Würtzkrämerey und das gantze Metier im Kram = Laden könte ein junger Mensch in 4 Wochen aus lernen, und brauchte nicht 6 Jahr zu stehen. 2 2) ehe mein Wechsel von 14 £ st. angekommen, habe der Knabe zerlumpt und 3 bis 4 Wochen in einem Hemde ohngewaschen gehen, und in der Winterzeit wegen schlechter Kleider und Blöße Noth leiden müßen.
Nr. 346/347
14.10.1765
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3) Andre seiner Lehr jungen hätten nur 4 Jahre gestanden, und dieser Fremdling solte 6 Jahr, bis in und über sein männlich Alter stehen. 4) Er lernete in seiner Station nicht einmahl orthographisch] Deutsch schreiben, vielweniger einen lateinischen Casum flectiren, und die Buchhalterey gar nicht, womit sich sonst ein armer junger Mensch durchhelfen könnte. 5) Er müste mit dem Gesinde in der Küche speisen, die Schuh putzen, und bey öftern Frolicks 3 oder Gastereyen aufwarten, einschencken, und die frölichen Colloquia mit anhören. Und man wolte so gar in einer Gesellschaft von dem Lehr herrn gehöret haben, nemlich: es habe ihm einen Ancker Wein 4 gekostet, um diesen Americaner auf 6 Jahre zu bekommen. Theurester H. Bruder, ich kenne die Welt wohl, und weiß, daß ein jeder Christ seine Lober, Neider und Verleumder hat; glaube auch dem Berichte nicht, weil der Junge selber noch nicht geklaget hat, außer daß es im Winter hart für ihn sey, und um etwas warme Kleider bäte, weil er nach dasigem Gebrauch, nur bey Kohlen sich aufhalten müßte. Ich sehe auch an seinem Schreiben, daß er noch die pensylv. Buchstaben und den alten Stylum hat etc. und habe auch schon angeklopft bey geehrten Hn. Niemeyer, ob ich nicht von den 6 stipulirten Jahren 2 Jahr abkaufen könnte? Hiezu beweget ein und andere raison a) Der Knabe ist ein gebohrner Engländer, und kann nach dem hiesigen Englischen Recht nicht über 21 Jahr verbunden werden. 5 b) Ich wolte gern, daß er nach den 4 Jahren wenigstens noch etwas zu seinem beßern Fortkommen erlernte, nemlich eine deutsche Hand schreiben, Decliniren, conjugiren, und wo möglich, rechnen und Buch halten, oder gar ein Handwerck etc. Mit nächstem Schiffe werde ein aus gebeten Kistlein mit Naturalien an den Hn. Apothecar Edeler in Lübeck absenden, und das übrige bestellen durch Herrn Kaufmann Teisse in London. Etc. 6
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Extract in AFrSt IVB 6:6 S. 13—14 (neue Zählung S. 15—16); LC Abt. HIV Fach A Nr. 18 13-14. Vgl. die Briefsendung, die Mühlenberg am 11. 9. 1765 erhielt; Nr. 343 Anm. 5 (2). — Einen vollständigen Bericht wird er erst durch Friedrich Bernhold erhalten haben, der mit Pastor Schultze in Philadelphia ankam. Siehe Anm. 6 (2). Johann Peter Gabriel schreibt dazu aus Lübeck an Fabricius in Halle: „Daß Herr Pastor Schultz und Möns. Bernhold Glücklich zu London angelangt sind, ist mir sehr an genehm zu hören, den weil Möns. Bernhold, sich einige Tage, bey mir in Lübeck auf gehalten hat, so wird er meinen lieben Eltern, die beste Nachricht von mir geben können, H. Pastor Schultz, hat auch briefe, von meinem H. Patron, und mir, seit den verwichenen December habe ich keine Nachricht von Hause, ohne was ich durch E Gütigkeit erhalten habe, ein liegenden Brief [nicht erhalten], bitte Unter thänigst nach Philadelphia zu senden, und den einen an meine liebe Brüder." (AFrSt IV B 6:4 S. 10; LC Abt. H IV F a c h A N r . 18 S. 9—10). Zur Vermittlung von Johann Peter Gabriel in die Lehre bei dem Lübecker Kaufmann Niemeyer vgl. Nr. 274. = Vergnügungen. Ca. 3 5 - 4 5 Liter.
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Die Briefe des Jahres 1765
Dazu ausführlicher Nr. 349 S. 341. — Johann Peter Gabriel wurde am 1. 10. 1746 in Providence (Trappe) geboren. Für die Zeit bis zum 23. 11. 1765 ( = Nr. 348) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Vom Montage den 14ten October bis Sambstags den 19ten October habe mühsame und beschwerliche Zeit g e h a b t . . . e) für Sr: H. H. Dr: Wr[angel] einen wichtigen engl. Brief von a n d e r t h a l b Bogen zustellen; anderthalb Bogen voll an Werthen Herrn Bruder Pasche in London [ = Nr. 346], einen Brief an meinen Sohn Peter in Lübeck, das Charter [ = Nr. 345] und übrige Schriften zur Corporation gehörig in ein neues Kirchen = Buch, und viel andere Neben Sachen zu schreiben . . ( P M 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 254; vgl. Tappen II S. 275). (2) „Donnerstags den 24sten October. . . Abends um 9 Uhr, kam der Herr Pfarrer Schultze unvermuthet in meine Wohnung mit dem jungen Friedrich Bernhold an, und brachte mir folgende Briefe mit: neml. die Haupt Briefe: 1) Von Sr: Hochw: H. Dr: und Director Francken dat: d 27 Julii 1765 [ = Nr. 337], Von Sr: Hochw: H. Hofpr: Ziegenhagen unterschrieben zu Kensington d 5 ten Aug: 1765. wegen H. Pfr: Schultzens Beruf. 2) Von Sr: Hochw: H. Dr: u: Dir: Francken ein Pro Memoria dat: Halle d 30sten Julii 1765. [ = Nr. 338] 3) Ein Verzeichnis von Arzeneyen an die Hh. Prediger in Pennsylvanien. gratis [vgl. Nr. 338] 4) Ein sehr gnädiges Schreiben von Sr: Hochgräfl. Excellence regierenden Herrn Christian Ernst, Graf zu Stollberg etc. etc. datirt Wernigerode d 30sten Junii: 1765. 5) Ein Schreiben von dem theuren Herrn Friedrich Wilhelm Pasche, unter Genehmhaltung Sr: Hochw: H n : Hofpr: Ziegenhagen dat: Kensington d 17 Aug: 1765. mit der Uberschrift 2 Chron: 16,9. Psalm: 84,6,7,8. 6) Ein Schreiben von dem H. Niemeyer aus Lübeck dat: . . . 7) Briefe von Joh. Peter, Friedrich; und Henrich Mühlenberg aus Lübeck dat: .. . aus Halle dat. . . . " (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 257; vgl. Tappert II S. 277). - Die Daten der Briefe unter 6) und 7) wollte Mühlenberg offensichtlich nachtragen, hat dies aber nicht mehr getan. Zur Datierung Nr. 349 S. 340 unter 1).
348. An [G. A. Francke]
[Philadelphia], 23. 11.1765
Hochwürdigst = und theurester Vater, Wohlthäter und Gönner in Christo, Da eben ein Mann von hier seine Reise auf Irrland, Holland und Franckfurt am Mayn antritt, und mir nur eine halbe Stunde zum Schreiben Zeit last1; so habe es wagen und nur ein pro Memoria mit senden wollen, mit der kindlichsten Zuversicht, Ew. Hochw: werden geruhen, solche unordentliche Schreib = Art zu verzeihen. 1) H. Pfr: Schultze arrivirte am 24 October a[nni] c[urrentis] Abends mit Capt: Budden bey uns in Philadelphia gesund und munter.2 Am 27 Oct: that er seine Anzugs = Predigt in der Michaelis Kirche, unter Applausu aller Zuhörer. 3 Am 28 October zeigte er seine Credential im versammelten Kirchen Rath, unterschrieb die Kirchen = Ordnung, und wurde von den Gliedern des Raths mit vielen Segens = Wünschen und Handschlag bewillkommet, und als zweyter rechtmäßig berufen und gesandter Prediger agnoscirt und protocollirt. 4 Vom 30 October bis 4 Nov: versähe er das Amt allein, und ich besuchte in deß ein verfallen Filial in Cohenzy 36 Meilen von Philadelphia.5 Am 10 Nov: hielte ich
Nr. 347/348
14. 10./23. 11. 1765
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eine Introductions Predigt in der Michaelis Kirche über 2 Cor: 6,1 — 11. und stellete ihn der Gemeine vor. 6 Er hat eine Wohnstube, und eine Schlaf Stube in der 2ten Etage des Schul hause, und eine S t u d i r = oder Meditir Stube bey mir im Pfarr hause, und auch Tisch und Wäsche bey uns; hat auch schon etwas medicinirt, wegen Unpäßlichkeit. 2) Ich habe nun vor und bey der Ankunfft des H . P : Schultzens alle väterliche Schreiben und Beylagen vom Anno curr: erhalten 7 , und ist Gott sey Danck! keine Zeile verloren, zwischen Europa und hier. Wenn der barmhertzige Gott mir Leben und einige Frist verleihet, so will alles in gehörige, oder mir mögliche O r d n u n g zu bringen suchen, wie es von Hochwürdigsten Vätern gütigst befohlen. 3) Mr: Reinhold hat die letztern Bücher in Empfang genommen und Securitaet gegeben 8 , aber die 12 Stücke von Werners Himmels = Weg 9 abgezogen, welches die Rechnung etwas verändert. Die Arzeney für 45 rhl. 18 g. habe ich behalten und auch schon verkaufft, weil Mr: Reinhold keine sonderliche Lust dazu bezeigte. Mit des sei. Br: Handschues seiner Bücher = Rechnung hat es eine gewiße Schwierigkeit, weil uns die Rechnung von draußen fehlet, nemlich was die Bücher in Halle gekostet. H . P : H[an]ds[chuh] hatte die Rechnung mit den Bücher Kisten damals bekommen, sie ist aber nun verloren und die Fr: Witwe kan sie nicht finden. Er hat eine richtige Rechnung von Einnahme und Ausgabe hinterlaßen, und solche kan mit Gelegenheit übersenden. 10 Die Fr: Witwe Handschue hat mich ersucht bey Ew. Hochwürden eine demüthige Fürbitte ein zu legen, wegen ihres ältesten Sohnes Gottlieb Henrich, von 12 Jahren, welchen sie gern in die gesegneten Anstalten haben mögte. Ihr H e r r Schwager 11 wird auch desfals Ansuchung thun. 4) Es ist nun schwehr Briefe oder Paquete hin und her zu kriegen wegen des neuen und scharfen Post reglements in Engelland und America. 12 Die hier bey liegende 13 in einem Paquetgen wolte hertzlich gern an Herrn Henrich Niemeyer in Lübeck haben, schäme mich aber daß mit solchen Sachen beschwerlich fallen muß. Vielleicht ist H e r r Inspector Fabricius so gütig und besorgt die Uberkunfft. Es liegt eine Anweisung von einem hiesigen Manne darinnen, daß nemlich seine Erbschafft von Kiel, von 18 Ducaten, an Herrn Niemeyer in Lübeck aus gezahlt, und auf deßen Notice von mir am gleichen Werth wieder bezahlt werden solte, welches wegen meiner 3 Söhne gern in Reserve haben mögte, maßen Sr: Hoch Edl. H . Niemeyer im vorigem Jahre auf meine Anfrage eröfnete, daß 10 £ sterl. nöthig seyn mögten, um meinen Knaben zu kleiden und ich hier bey einem guten Freunde für einen Wechsel Brief nach London für 14 £ sterl. 17 Luisd'or und etliche Schillinge nach dem Wechsel Cours bezahlete, und hernach in dem Recepisse von Lübeck sähe, daß der Wechsel lange nicht so viel aus getragen, als wenn die 17 Louisd'ors in Lübeck wären bezahlt worden, die ich hier aus legte. Ich kan aber auch irren, weil nicht weiß, wie viele Marek Lübsch auf einen Luisd'or gehen. Das Porto für die bey liegende Briefe nach Lübeck will hertzlich gern bezahlen. 5) Ich habe schon ein paar mal bey dem redlichen Herrn Niemeyer angefragt, ob es nicht thunlich und rathsam wäre, daß er dem Knaben 2 von den 6
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D i e Briefe des Jahres 1765
stipulirten Jahren für hinlängliche Bezahlung erlaßen mögte? 14 Ratio: Die gesegneten Anstalten in Glaucha haben einen solchen Eindruck bey mir hinterlaßen, daß dencke, ich versäumte was unverantwortliches an meinem Knaben, wenn er nicht einen gleichen Eindruck davon kriegen solte, und wolte gern, daß er noch ein Jahr daselbst auf meine Kosten, oder auch 2 Jahr seyn könte. Wenn er aber 6 volle Jahre bey der Kaufmanschafft, oder Materialisten = Metier bleiben müste, so mögte er zu alt werden und keine Gelegenheit haben, das Buch halten oder sonst noch was nützliches zu lernen, womit er durch die Welt kommen könte. 6) Was Ew. Hochwürden von dem Vermächtniß eines H o h e n Wohlthäters zu melden geruhet 15 neml. die 4 hundert und etl. 30 rhl., so werde solches wol mit gütiger Genehmhaltung Hochwürdigster Väter an das hiesige Schul haus deponiren, und es so stifften, daß die jährliche Interesse davon ad pias caussas [!], nemlich für armer Kinder freien Unterricht oder dergl. verwendet, und das Capital auf behalten werde. Solches kan nun in Philadelphia füglicher geschehen, weil wir für die Michaelis Kirche und Schulhaus und Pertinentien von unserm Herrn Guverneur Penn, ein Charter oder Privilegium bekommen haben 16 , im Monath Septembr a.c. und nun der älteste Prediger und gegenwärtiges Kirchen Raths Collegium und ihre Successores incorporirt sind: Eine Wohlthat, die noch keine deutsch = Evangelisch = Lutherische Gemeine nach der ungeändert Augspurgischen Confession in America auf zu weisen hat. So bald mirs möglich, werde die hiesige Kirchen = Ordnung, und das erlangte Charter oder Lehn Brief abschreiben und mit Gelegenheit übersenden. 7) Unsere Amts = Brüder und Mitarbeiter sind Gottlob noch alle am leben auf ihren verschiedenen Posten. Wir haben bis hieher noch keine Synodal Versamlung wieder gehalten, weil verschiedene Impedimenta im Wege gestanden, und ich nicht im Stande war zu agiren. Nützlich und nöthig wäre es auch, daß ein oder ander alter Prediger jährlich eine T o u r machte, und die Vereinigten Prediger und ihre Gemeinen besuchte und auf munterte. Denn es komt leicht ein Schlummer, wenn nicht dann und wann eine Aufmunterung geschiehet. Ich ersetze es zwar mit Brief Wechsel zum Theil, solches ist aber lange nicht zureichend. Die Arzeney Gratis 17 habe in 15 Theile getheilt, die Fr: Witwe Handschue mit eingeschloßen, und schon 7 Portionen davon an O r t und Stelle gesandt, und gerathen, daß sich ein jeder selber bey Hochwürdigen Wohlthätern bedancken mögte. 8) Im politisch = und oeconomischen Reiche siehet es gefährlich und armselig aus. Die H o h e Regierung hat dem N o r d Americanischen Cörper wollen Ader laßen, und unversehens eine Nerve abgeschnitten, wodurch die Glieder verlähmet, und der Nerven Safft, oder das Glied Waßer aus gefloßen, und eine Consumption erfolgt. Und gleich darauf hat das arme lahme Thier gestämpelt werden sollen, und ist darüber in Raserey und fürchterliche Convulsionen gerathen etc. etc.18 Seit America angebauet, ist nicht solcher Geldmangel und Armuth gewesen. Ich werde von allen Seiten aus dem Lande und der Stadt angelauffen um Hülffe, nicht für die Seele, sondern für den Leib. Wenn der Cron-Leuchter für die Michaelis Kirche 19 noch nicht veraccordirt, so wäre es
Nr. 348
23.11.1765
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wol eben so rathsam, wenn man noch ein Jahr damit wartete. Wenn es aber geschehen, so mögen die Männer, die es bestelt, sehen, wie sie damit durch kommen. Übrigens empfehle Hochwürdigste Väter und alle hohe Angehörige der zarten Liebe, die verheißen hat zu heben und zu tragen bis ins graue Alter20, und ersterbe mit schuldigster Veneration und demüthigster Danck Begierde Ew. Hochwürden allergeringster und unnützer Knecht Henrich Mühlenberg Sambstag Abend den 23sten November 1765.
Reinschrift inAFrStIVC HDS. 1449-1453. 1
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7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18
13:15 S. 111-114;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9 S. 111-114.
Auch in
Vgl. dazu die Tagebuchnotiz: „Sambstags den 23sten November fand unvermuthet eine Gelegenheit, um in der Geschwindigkeit etliche Briefe zu schreiben als a) ein P r o Memoria an Sr: HochEdl. H e r r n Niemeyer in Lübeck [ = Nr. 349]; b) einen englischen Brief an meinen Sohn Peter [nicht erhalten], c) ein P r o Memoria an Sr: H o c h w : H . D r : und Director Francken [ = Nr. 348]; und gab das Paquet an einen Reisenden Mr. Breitenbach und bezahlte ihm, daß ers in Franckfurt auf die Post geben und bis Halle franquiren solte." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 283; vgl. T a p p e n II S. 290). Vgl. Nr. 347 Anm. 6 (2). Im Tagebuch schreibt Mühlenberg dazu: „Sein ordentlich = erbaulicher Vortrag, vernehmliche Stimme, und Person, oder geheiligte Gnaden = Gaben erfreueten den gantzen Kirchen = Rath und fanden allgemeinen Beyfall, wie man theils an den Gesichts = Zügen und Bewegungen der Versamlung, theils auch von den Exclamationen abnehmen konte." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 258;vgl.Tappert IIS. 278). Vgl. die Tagebucheintragungen in P M 95 A Nr. 10 1764—65 S. 259—261; Tappert II S. 278f. sowie AFrSt IV C 13:14 S. 6 6 - 6 8 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 6 6 - 6 8 ; H D S. 1715f. und das Protokollbuch S. 24—26. Vgl. Nr. 340 Anm. 1 und Nr. 342. Dazu ausführlich das Tagebuch in PM 95 A Nr. 10 1764 — 65 S. 277—283 (Tappert II S. 286—290). Vgl. Nr. 347 Anm. 6 (2). Vgl. Nr. 338 mit Anm. 4. Friedrich Werners „Der richtige und untrügliche Himmelsweg" (Leipzig 1704) war ein weit verbreitetes Erbauungsbuch, das 18 Auflagen erreichte. Vgl. Nr. 338 Anm. 10. Vgl. Nr. 312 mit Anm. 46. Am 1.11. 1765 war die Stempelakte in Kraft getreten. Vgl. Nr. 331 Anm. 1. Siehe Anm. 1. Dazu ausführlich in Nr. 349 S. 341. Vgl. Nr. 338 unter 4) S. 309. = Nr. 345. Vgl. Nr. 338 S. 31 Of. Zu den amerikanischen Reaktionen auf die Stempelakte vgl. Morgan, Part T w o ; B. H . Newcomb, Effects of the Stamp Act on Colonial Pennsylvania Politics, in: William and Mary Quarterly 23 (1966) S. 2 5 7 - 2 7 2 ; Gipson X S. 2 8 2 - 3 3 7 ; Jensen S. 9 8 - 1 2 5 ; Hutson S. 1 9 2 - 2 0 3 ; Wellenreuther S. 4 0 2 - 4 0 7 ; Mick S. 2 5 0 - 2 5 3 ; Riforgiato S. 200f.; E. P. Richardson, Stamp Act Cartoons in the Colonies, in: T h e Pennsylvania Magazine of History and Biography 96 (1972) S. 2 7 5 - 2 9 7 . - Vgl. auch Nr. 331 Anm. 1; zur Aufhebung Nr. 384 Anm. 18.
340 19 20
Die Briefe des Jahres 1765
Vgl. Nr. 331. Vgl. Jes 46,4.
349. An[L. H. Niemeyer] Copia
Philadelphia, 23. 11. 1765 Philadelphia d 23 9br 1765.
Hochedler, Hochzuverehrender Herr und Gönner Da eben ein Mann von hier abreiset; so erkühne mich nur ein pro Memoria in Eil zu senden, gehorsamst bittende, solches in Güte zu excusiren. 1) So viel aus Ew. hochedl. sehr geneigt = und Hertz freundl. Zuschrifften von 25sten Maii und 4 Julii a[nni] c[urrentis] durch H. Kaufmann Barmholt, und W[ohl]E[hr]W[ürden] H. Pastor Schultz am 24 8br a.c. empfangen 1 , vernommen sind beyderseits Brieffe von H. Niemeyer und Edler, wie auch von mein Sohn Peter und mir richtig eingelauffen, und derselben keiner verlohren. 2) Das gantz unverdiente Edelmüthige 2 mahl abgesandte Present der theuren Madam Niemeyer ist keinmahl zu handen gekommen, weil wie Barmholt versichert und sich auf Zeugen beruffet, das Present samt der Schachtel ihm in London von denen Controleurs des Custom hauses als Contraband weggenommen, und ungeachtet alles Bittens nicht wieder gegeben worden. 3) Wir hören nun daß Capitain Budden in ein Paar Wochen von hier auf Engelland segeln will, und gedencken das Kistl. Naturalien mitzusenden 2 , werden es auch wagen, und der Wehrten Madame Niemeyer ein kleines Present von Rauch werck mit schicken. 4) Der hier bey folgende Brief an H. Gravenhorst in Kiel, von einen hiesigen Schulhalter Kuhlmann in Jersey, bitte zu befördern, er gib vor, er habe noch etwa 18 Ducaten von einer Erbschafft, bey diesen seinen H Schwager stehen. Bitte derowegen, dasjenige Geld in Empfang zu nehmen, und mir davon zu benachrichtigen etc. etc.3 5) Was mein Sohn Peter Dero verbundener Lehr = Knabe oder Discipul betrifft; so erfreuets mich von Hertzen, daß er durch Göttl. Vorsehung und Recommendation Sr. Hochw. des theuresten Herrn Dr. und Director Francken einen Principal gefunden 4 , der für seine Leibes = und Seelen Wohlfarth väterl. sorget, und gute Hofnung von seinem Wohlverhalten bezeuget; wolte auch deswegen gehorsamst ersuchen, Ew. Hochedl. mögten ihn auf meine Rechnung besonders im Winter mit warmhaltender Kleidung versehen lassen5, damit seine Gesundheit unter Gottes Segen erhalten werde, den Weil wir hier woll 10 bis 12 gradus näher zur Sonnen wohnen; so können die Americanischen oder pensylvanischen Gewächse nicht woll die dasige Kälte so gut vertragen. Es soll mit Göttl. Hülffe an meiner Seite nicht fehlen, so lange er sich wohl verhält. 6) Und da ich überhaupt mit der Absendung meiner 3 Söhne 6 , ihre Seelen Wohlfahrt zum ersten Augenmerck und Zweck, und hier nicht die geringste Zeit und Gelegenheit hätte, auf die Erziehung Acht zu geben, weil Tag und
Nr. 348/349
23.11.1765
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Nacht im Geschirr und Joch wegen meines weitläufftigen Ambts seyn, die armen Kinder der Gefahr exponiret überlassen, oder wegsenden müste, und nunmehro meine Sachen näher beysammen, etwas mehr Zeit, auch noch ein Stücklein Landes von meiner Frauen ihren seligen Vater ererbet habe, worauf alle meine Kinder sich ehrlich und nothdürfftig, unter Gottes Segen, nebst Beten und Arbeiten nähren können, und die Kinder insgemein den stärcksten H a n g und Neigung zu ihrem ersten Vaterlande, wo sie geboren sind, behalten; so wolte woll meine gleich anfangs gethane Bitte widerholen, und um gütige Erlassung zweyer Jahre, von den 6 Stipulirten, für eine, von Dero gütigen Willkühr zu bestimmende Vergütung am Gelde, ersuchen 7 , doch mit dem Beding, wen es S r Hochwürden H D r Francke und Ehw [Niemeyer] zu des Knaben Besten erachten solten; und die Umbstände sich an meiner Seite nicht verändern, wen die vier Jahr aus sind. Wir haben hier in den Engl. America ein Gesetz, das mich etwas fürchtend machet, neml. ein Vater hat nicht länger über seinen Sohn zu disponiren, biß er 21 Jahr alt ist. So bald der Sohn so alt, ist er Majoren und frey. Wen der Sohn vor seiner Majorennität was Übles anstelt; so kombt die Verantwortung und Schadloßhaltung auf den Vater, dagegen hat der Vater auch Recht und Macht, seinen Sohn, biß an seine Majorennität zu verkauffen, oder sonst über ihn zu disponiren, als sein Eigenthum. Dieses Gesetze wißen und lernen die hiesigen Kinder meistentheils eher und früher, als das 4te Geboth, den ich habe bisweilen in entlegenen Gegenden die Kinder gefraget, wie das 4te Gebot hiesse? Sie wüsten es nicht. Wen ich aber die allerkleinsten Knaben und Mägdlein frage: Wann sey ihr frey? so antworten die Knaben: Wenn Wir 21 Jahre und die Mägdl. wenn wir 18 Jahr erreichet. Den so bald sie ihre Majorrennität haben, mögen sie nach den hiesigen Gesetzen heyrathen, ohne die Eltern zu fragen, oder sich selber Et[ab]liren, wie es ihnen gut düncket, und wen sie was Unrechts anstellen, haben nicht die Eltern, sondern sie selber zu re[s]pondiren. Ich bitte und begehre nichts mehr, als das ihre Seelen errettet, und sie zu ehrlicher Handthierung angeführet, damit sie sich ehrlich ernähren, und dem Gemeinen Wesen nicht zur Last sondern zum N u t z werden mögten. Übrigens verharre mit ergebenster Empfehlung Ew. Hochedl. Henrich Mühlenberg N.S. 8 Der Brief untern 12 X b r 1765 9 von H . Pastor Mühlenberg ist bloß ein Unterricht von erhaltene Kiste Naturalien vor H Edler, und denen Presenten so wir empfangen, bestehend: an H Niemeyer, ein Paar Strumpf = Bänder, welche ein Indianischer König getragen, und von Indianische Weiber gemacht sind. V o r Madame Niemeyer eine Peltz = Muffe und Kragen. V o r mein Peter 1) Ein Mütze, ein Muffe, ein Paquet Buch, ein Medicin Buch, ein Schnupf = Tuch. Vor Friderich und Henrich in Halle ein Paquet Buch einen jeden: welches mein Peter ihnen p[er] fahrenden Post übersendet.
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Die Briefe des Jahres 1765
Abschrift von fremder Hand in AFrSt IVB Abt. HIVFach A Nr. 18 S. 11-12. 1 2
3
4 5
6 7
6:5 S. 11-12
(neue Zählung
S. 13-14);
LC
Beide Briefe sind nicht erhalten. Z u m Empfang des letzten Briefs vgl. Nr. 347 Anm. 6 (2). Im Tagebuch findet sich dazu folgender Hinweis: „Am l l t e n und 12 december hatte mühsame Beschäftigungen, weil auf vieles Anhalten des H e r r n Niemeyers und insonderheit des H e r r n Apothecar Edlers in Lübeck ein Kistlein mit Naturalien aus dem N a t u r = Reich einpacken und verschiedene Briefe dabey schreiben, und an Capt: Buddens Schiff durch gute Freunde befördern muste." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 10; vgl. AFrSt IV C 13:14 S. 9 0 ; L C A b t . H I V Fach E N r . 9 S. 90; Tappert II S. 293). — Vgl. auch Niemeyers Nachschrift zu diesem Brief. Zum 7. 6. 1766 hält Mühlenberg im Tagebuch fest, daß er diesem Brief ebenfalls eine „Vollmacht von Christoph Kuhleman" mitsandte. (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 67; vgl. Tappert II S. 304). — Eine Quittung über die Auszahlung des Geldes schickt Mühlenberg am 23. 5. 1767 nach Europa: „. . . b) eine Quitung von Christoph Kuhlemann, daß er von mir 100 Marek Lübsch neml. mit 13 und 1 viertel Ducaten, welches H e r r Niemeyer eingenommen, empfangen." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 , S. 98; vgl. Tappert II S. 337). Vgl. Nr. 274. Gegenüber Pasche äußert sich Mühlenberg weniger zurückhaltend (vgl. Nr. 347 S. 334). — Johann Peter Gabriel selbst schreibt dazu am 8. 5.1766 an Fabricius: „. . . daß aber E H . in etlichen punckten einiges Mis Vergnügen, über Meine A u f f ü h r u n g bezeugen ist mir sehr leid, besonders Wegen Verschreibung des Geldes, da doch Mein Principal die Meiste Ursach dar zu gegeben hat, den da er wüste daß ich nur 2 H e m b d e r hatte, und Nothwendig daß eine an haben muste biß daß andere, gewaschen und getrockenet wurde, welches doch im Winter auf dem Boden sehr langsam trockenet und doch keine Anstalten machte mir Kleider zu verschaffen und sagte er hätte schon so viel vor mir aus gelegt, und wüste nicht wen er es wieder bekommen würde, darauf erbot ich mich nach Halle zu schreiben, er Antwortete mir Aber ich solte es nicht thun, sonst Müste er, W e n n Geld auß America käme es wieder nach Halle senden, und er hätte so noch was zu fordern von H e r r n Inspector Niemeyer . ..". (AFrSt IV B 6:10 S. 27; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 24). Vgl. Nr. 254 mit Anm. 7. Vgl. Nr. 347 S. 335. — Auf den Rat von Fabricius suchte Johann Peter Gabriel im Juni 1766 selbst bei Niemeyer um eine vorzeitige Beendigung seines Lehrverhältnisses nach. Dieser „wurde Aber Gantz zornig darüber, und sagte ich wäre ihm durch den Contract verbunden, so müste ich auch meine Jahre aus halten, ich habe nun auch einen Consorten erhalten, ist aber nur ein Kind, so daß es mir wenig helffen kan, den er kan doch die bude alleine nicht versehen daß ich alle Tage einige Stunden vor mich haben könte, ich stellte dieses auch meinem Principal vor, er sagte aber ich hätte noch Zeit Genug künfftigen Sommer was zu lernen, so wird es immer von einem Jahr zum andern Jahr auf geschoben." (Johann Peter Gabriel an Fabricius, 14. 6. 1766, AFrSt IV B 6:18 S. 57; LC Abt. H IV Fach A N r . 18 S. 77). — Niemeyer wollte seinen Lehrling sogar dazu bringen, das folgende Schreiben zu unterzeichnen, das dieser jedoch an Fabricius weiterleitete: „Nachdem mein Principale mir die Güte und Wohlthat bewiesen hat; seit Ostern dieses Jahr, da unser Ältester Discipul dimittiret ist, mit an seinen Tisch zu Speißen lassen, auch versprochen hat, wenn 4 Lehr = Jahr geendiget sind zum Gesellen zu machen; dabey aber verlanget das ich die rückständigen 2 Jahr als Geselle noch in seiner H a n d l u n g ohne Salair bleiben soll; so habe dieses Anerbiethen mit Vergnügen aeeeptiret, und bin also mit Gott entschloßen annoch in Lübeck biß so lange zu verweilen, kan also Ew. Hochehrwürdigen versichern daß ich jetzo zufrieden bin mich göttlicher Gnade übergebe, nach den Ablauf dieser Jahre gedencke in Engelland auf einige Zeit [zu]sehen Condition zu erhalten, um mich mit der H a n d l u n g von Engeland und America zu perfectioniren, und darinn Wißenschafft zu erlangen; indem ich gäntzlich dazu entschloßen bin unter Göttlichen Segen einsmahl eine solche H a n d l u n g auf Engelland und Teutschland von Pensylvanien zu führen, dahero auch zu Medicinischen Laboriren mich nicht weiter nach meinen hiesigen Auffenthalt werde bequemen, sondern wie dato schon thue mich vorzüglich bey meinen H e r r n in der H a n d l u n g zu erlernen befleißigen thue." (AFrSt IV B 6:19 S. [61]; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 45). — Sich aus dem Lehrverhältnis loskaufen zu lassen, hielt Johann Peter Gabriel f ü r ein nicht gerechtfertigtes Zugeständnis an
Nr. 349/350
23. 11./6. 12. 1765
343
Niemeyer: „Den, meinem Principal die übrigen Jahre Ab zu kaufen, ohne daß ich was im Geringsten in den bereits überstandenen Jahren profitirt habe, wäre wieder alle billigkeit, und von meiner seite gar nicht ein zu gehen, den vieles Geld vor die übrigen Jahre zu geben, wäre eben so wenig vor Meinem Principal erlaubt zu nehmen, als vor mich zu geben." (AFrSt IV B 6:18 S. 57f.; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 41f.). In dieser Meinung war er von Lübecker Kaufleuten bestärkt w o r d e n : „Einige Kaufleute hier haben mir gesagt, wen es nicht aus Eigenen Wille geschähe so hätte man gar nicht nöthig Meinen Patron die Jahre Abzukaufen sondern wen es auch vor die Obrigkeit käme so müße er mich frey laßen." (Johann Peter Gabriel an Fabricius, 8. 5. 1766, AFrSt IV B 6:10 S. 28; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 25). Schließlich einigte er sich, von Fabricius zu einer Unterredung mit Niemeyer angehalten und von Mittelsmännern unterstützt, am 14. 7. 1766 mit seinem Lehrherrn darauf, daß er vier Stunden in der Woche Unterricht erhalten und gegen eine Summe von 100 Reichstalern zu Ostern 1767 aus dem Lehrverhältnis entlassen werden sollte. (Vgl. Johann Peter Gabriel an Fabricius, 20. 7. 1766, AFrSt IV B 6:14 S. 41f.; LC Abt. H IV Fach A N r . 18 S. 29f. sowie den Text der Abmachung vom 16. 7. 1766 in AFrSt IV B 6:16 S. 49f.; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 35f.) Zur weiteren Entwicklung vgl. Nr. 379; Nr. 382 und Nr. 387. 8
9
Mit dieser Nachschrift versehen schickte Niemeyer eine Abschrift des Briefes vom 23. 11. 1765 zusammen mit einer eigenen Darstellung der Situation an Francke. Darin zeigt er sich sehr interessiert, Johann Peter Gabriel für die volle Lehrzeit von 6 Jahren zu behalten, läßt aber auch seine Bereitschaft erkennen, ihn gegen eine Ablösesumme von 50 Reichstalern für jedes erlassene Lehrjahr vorzeitig gehen zu lassen. (Brief vom 30. 4. 1766; AFrSt IV B 6:20 S. 63—66; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 46—48). Zum weiteren Verlauf siehe Anm. 7. Nicht erhalten. Vgl. Anm. 2.
350. An [die Gemeinde in Germantown]
Philadelphia, 6. 12. 1765
Ehrsame H[erren] Älteste und Vorsteher, Geliebte Mitbrüder. Ich wende mich mit diesen Zeilen an den gesamten Ehrsamen Kirchen = Rath, und bitte, Sie wollen solche in der Stille mit einander überlegen. 1) Sie wißen, daß H. Pfr: Voigt ein Jahr und ein halb, Ihrer Gemeine treulich gedienet, und sein Amt in den schweren Umständen 1 redlich versehen hat. 2) Sie wißen auch, daß nach Christi Lehre und Befehl ein Arbeiter seiner Speise werth ist, und seinen Lohn haben soll. 2 3) H. Pfr: Voigt war von unserm Ministerio, auf Ihr Begehren zu Ihnen gesandt, und war frembd, muste Dach und Fach und Unterhalt haben, weil er arbeitete. Er muste des Jahrs 30 £ für Kost, 6 £ für Hausrent, und etliche Pfunde für Brennholtz bezahlen, solches machet in anderhalb Jahren allein 54 £ ohne das Holtz nicht einmal gerechnet. Die nothdürftige Kleidung, Bücher, Pferde = Lohn und dergleichen, mag man eben so hoch rechnen, als die Kost und Hausrente, denn ich weiß, was er hier in der Stadt noch schuldig ist. Nun wäre ja billig und recht gewesen, daß beyde Gemeinen, die er gemeinschaftlich bedienet hat, in Germantown und Barrenhill, ja auch in Upperdoublin bisweilen, daß diese Gemeinen auch für seine Nothdurft gesorgt. Da es aber beym Licht im Ausgange betrachte, siehe, so hat die Gemeine in Barrenhill nicht einmal das Pferde = Lohn und Reitkosten vergütet, und in Germantown ist er noch für das letzte halbe Jahr Kost und Hausrente und dergl. schuldig, und hier in der Stadt stehet noch die Summa
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Die Briefe des Jahres 1765
von den übrigen N o t w e n d i g k e i t e n , und er hat noch dazu sein aus Deutschland mitgebrachtes N o t h = Geld auch ausgelegt. Ich habe diese Umstände nicht gewust, und gemeint, es stünde beßer. Da ich aber die letztern paarmal in Germantown hörete, daß so gar noch für die Kost und Hausrente, ein halb Jahr zurückstunde, und ich besorgte, daß solches seine Abreise verhindere, und übele Reflection geben mögte 3 , so sagte zu ein oder andern, daß solches am aller ersten richtig gemacht werden müste, damit seine Abreise nicht verhindert würde etc. Ich wolte also noch rathen, daß der Ehrsame Kirchen = Rath noch vor seiner Abreise den Mr: Kreuter 4 völlig befriedigen, oder mit dem H . P f r : Voigt selber setteln und Richtigkeit machen mögte, damit er ja nicht an seiner Abreise verhindert, oder sonsten betrübet werde, welches sonst großen Schaden und Nachtheil verursachen würde. Wenn die Gemeinen so mit mir verfahren, daß ich Prediger verschreiben, und wenn sie hier redlich dienen, auch ihre leibliche N o t h d u r f t aus meinem Sack bezahlen soll, so kan ich nicht durchkommen, sondern muß selber N o t h leiden. Ein Arbeiter ist seiner Speise und seines Lohnes werth. Wenn sie solches nicht nach Christi Befehl bekommen, so geben Sie mir bittern Verweiß, daß ich sie herein genöthiget. Ich kan es der Barrenhiller und andern Gemeinen gar nicht gut deuten, wenn sie mich im Stiche laßen, und pretendiren, daß ich auch die leibliche N o t h d u r f t für ihre Arbeiter bezahlen soll; bin auch der Meinung, daß der Ehrsame Kirchen = Rath in Germantown am besten thäte, wenn Sie dem H . P f r : Voigt für das letzte halbe Jahr eben so viel noch gäben, als die dem H . Buskerk in seinem Beruf 5 alle halbe Jahr versprochen, zu mal da die Altesten, Vorsteher, und Gemein = Glieder ja so viel subscribirt, daß es zulangt, und mit Behutsamkeit eingebracht werden kan. Ich habe das Zutrauen zu geliebten Brüdern, sie werden das Beste in der Sache thun, und so verfahren, daß verbleiben könne Ihr alter Freund und Diener
P h i l a d : d 6 d e c : 1765.
H : M:
P.S. Ich verlaße mich darauf, daß der Kirchen = Rath mit H . P f r : Voigt Richtigkeit machet, ehe er abreiset. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 7f. sowie AFrStIVC 13:14 S. 85—88; LCAbt. HIVFach E Nr. 9 S. 85—88. Auch in HD S. 1726f. 1
2 3
in
Die Spaltung der Gemeinde in Germantown, die erst am 13. 7. 1765 durch eine gerichtlich angeordnete Wahlentscheidung der Familienoberhäupter überwunden worden war. Alle abgegebenen Stimmen entfielen auf Voigt. Damit war seine Aufgabe in Germantown im Grunde erfüllt, er hätte nach dem Verlangen der Gemeinden sein Amt in Providence und N e w Hanover bereits antreten sollen (vgl. Nr. 327 und Nr. 330). Mühlenberg befürchtete dann allerdings eine antipietistische Koalition von Lutheranern in Germantown und Philadelphia (vgl. Nr. 340 Anm. 11 und Nr. 346 Anm. 4). Vgl. Mt 10,10; Lk 10,7. Am 8. 12. 1765 erhielt Voigt nach seiner Abschiedspredigt in Germantown vom Kirchenrat 20 £, er bat allerdings Mühlenberg um weitere 9 £. Am 13. 12. 1765 erhielt er von der Gemeinde in Barrenhill weitere 7 £ 15 Sh. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1765—68
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S. 9f.; AFrSt I V C 1 3 : 1 4 S. 88, 9 1 ; LC Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 88, 91; H D S. 1728f.;Tappert II S. 292f. sowie Nr. 355 S. 360f. Jacob Kreuter; Gemeindeglied aus Germantown. Am 24. 11. 1765 hielt Jacobus van Buskerk eine Probepredigt in Germantown. Daraufhin wurde er als Prediger akzeptiert, nachdem Mühlenberg in der anschließenden Sitzung mit dem Kirchenrat die Entscheidung vorbereitet hatte. D e r folgende Entwurf Mühlenbergs zur Berufung Buskerks findet sich im Tagebuch zum 30. 11. 1765: „Im Namen der heil: DreyEinigkeit! Sey hiermit kund und zu wißen Jederman, dem es angehet; daß wir, die untergeschriebene r e c h t = und Ordnungs = mäßig = erwählte und vorgesetzte Vestry und Wardens, oder Alteste und Vorsteher der Hochdeutsch = Evangelisch = Lutherischen Gemeine in, und um Germantown wohnend, nemlich, der gantze Kirchen = Rath, mit Einwilligung aller ordentlichen Gemein = Glieder, Kraft unsers Amtes und Pflicht, den Ehrwürdigen Herrn Jacobus van Buskerk, nach dem er etliche mal eine Gast = Predigt, und am 24 Novb: 1765 vor der gantzen Gemeine insonderheit seine Probe Predigt gethan, zum alleinigen Prediger, und Seelsorger für unsere besagte Kirche und Gemeine in Bethel House erwählet, und wir ihn hiedurch förmlich beruffen als unsern alleinigen Prediger und Seelsorger auf folgende Bedingungen, nemlich: 1) daß besagter unser Prediger verbunden sey, sein heilig Amt nach der in unserer Gemeine eingeführten, vom Kirchen = Rath und allen contribuirend = und communicirenden Gemein = Gliedern unterschriebenen Kirchen = Ordnung, im Lehre, Leben und Wandel durch Gottes Gnade zu führen. 2) und im Fall / : so Gott in Gnaden verhüte :/ der Prediger wieder die Gemeine, oder die Gemeine wieder den Prediger wichtigere Klagen hätten als zwischen dem Prediger und Kirchen = Rath nicht verglichen werden könten, daß als dann weder die eine, noch die andere Parthey ihr eigener Richter seye, und noch viel weniger die weltliche Obrigkeit mit ihren kirchlichen Streit = Sachen beschweren oder anlauffen, sondern die Klagen von dem Reverendo Ministerio, und Zuziehung unpartheyischer Ältesten der ersten vereinigt deutsch = Evangelischen Gemeinen in Philadelphia, Neuhannover und Providence, in ordentlichen Zusamenkünften entscheiden laßen, und bey deßen Award [ = Schiedsspruch] oder End Unheil beruhen sollen, damit der Prediger nicht Macht habe seine Gemeine ohne hinlängliche Gründe zu verlaßen, und so auch die Gemeine oder Partheyen in derselben, nicht Fug und Recht haben, ihren Prediger unverhörter Sache, und ohne hinlängliche Ursachen zu vertreiben, oder sein Amt schwerer zu machen. 3) verordnen und versprechen wir hiedurch den Ehrw. H Jac[obus] van Buskerk als unseren Prediger zu seinem leibl. Unterhalt, das bey der Kirche und zu unsrer Gemeine gehörige Pfarrhaus mit allem Zubehör zu seiner und seiner Familie freyen Wohnung, Gebrauch und Genuß, so lange er unsrer Gemeine Prediger ist und bleibet; ferner jährlich 60 £ penns. Curr: und zwar so, daß ihm alle halbe Jahre die Hälfte davon gereicht werde, wie auch die Accedentien so, wie sie vom Kirchen = Rath in einem gemeinsamen Schluße [bis zum Ende des Absatzes von einer anderen Hand] bestimmet und protocollirt sind. 4. Gesezt aber weil man nicht weiß was für Zeiten einfallen möchten, die Gemeinde solte zu schwach seyn das besagte Salarium aufzubringen, so soll denn Kirchenrath und Prediger frey stehen mit Consent des Rever. Ministerii, der obbemelde ersten vereinigten Gemeinden noch ein oder die andere Gemeinde mit zu bedienen und mit unserer zu vereinigen. Diesen obigen Beruff, und deßen gantzen Inhalt, bekräftigen wir mit eigener Hand und unsers Namens Unterschrift, so geschehen im versammelten Kirchen = Rath zu Germantown in der Grafschaft Philadelphia d 1 Decembr: 1 7 6 5 : " (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 3f.; vgl. AFrSt I V C 13:14 S. 8 2 - 8 5 ; L C Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 8 2 - 8 5 ; H D S. 1 7 2 4 - 1 7 2 6 ; Tappert II S. 291 f.). — Zu den widerstrebenden Reaktionen, die der Wechsel von Voigt und Buskerk in den betroffenen Gemeinden hervorrief vgl. die Tagebucheintragungen vom 8. bis zum 16. 12. 1765 (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 9 - 1 3 ; AFrSt I V C 13:14 S. 8 8 - 9 8 ; LC Abt. H I V F a c h E N r . 9 S . 88 — 9 8 ; H D S . 1 7 2 8 — 1 7 3 4 ; T a p p e n II S. 2 9 2 — 2 9 5 ) .
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351. An [F. M.
Die Briefe des Jahres 1765
Ziegenhagen]
Philadelphia, 12.12.
1765
Philadelphia d 12 decembr: 1765. H o c h w ü r d i g = in Christo theurester V a t e r und Wohlthäter, D u r c h H o c h w ü r d i g e r V ä t e r unbeschreibliche M ü h e und Fleiß, Sorgfalt und Fürbitte, ist es unter Göttlichem Segen so weit gedien, daß der neue erbetene Arbeiter H . P. Schultze am 24sten O c t o b e r a[nni] c[urrentis] mit Capt: Budden wohlbehalten hier in Philadelphia angekommen 1 ; am 27sten O c t o b e r seine erste Predigt in der St: Michaelis gethan zum Vergnügen der Gemeine, am 28 O c t : vom Kirchen = Rath agnoscirt, und am 10ten N o v : von mir mit einer Predigt über 2 C o r : 6,1 = 10. der Gemeine vorgestellet w o r d e n , und arbeitet nach V e r m ö g e n , so Gott aus Gnaden darreichet, in seinem Beruf. Es k o m t ihm freilich anfangs etwas frembd und wunderlich vor, weil hier Ecclesia plantanda oder colligenda ist, wird sich aber nach und nach schon geben. Er logirt n u m e h r o in der andern Etage des Schulhauses, hat Tisch und Wäsche und eine aparte Studier = Stube bey uns im P f a r r hause und verhält sich weißlich und erbaulich gegen jederman. D e r H e r r unser G o t t in Christo sey demüthigst gepriesen f ü r seine unverdiente H ü l f f e , und vergelte seinen getreuen Knechten und Kindern ihre Liebes Bemühungen und W o h l t h a t e n mit allerley geistlichen Segen in himlischen Gütern, und laße den darunter gesuchten E n d z w e c k erreicht werden zur Ehre seines großen N a m e n s und Errettung vieler Seelen. Ich hätte zwar Ew. H o c h w ü r d e n mit meinen beschwerlichen Briefen verschonen sollen, weil H . Br: Schultze schon von hier aus seine glückliche A n k u n f f t in einem Briefe über Irrland berichtet hat 2 , und ich mit einem pro Memoria durch einen Reisenden Mann über Franckfurt am Mayn, ein gleiches an Sr: H o c h w : H e r r n D r : und Director Francken gethan. 3 D a wir aber nicht versichert sind, ob eins von beyden zu recht komme, so erfoderts meine Pflicht, auch dieses ergehen zu laßen 4 und insonderheit Ew. H o c h w ü r d e n den allerhertzlich = und verbundesten D a n c k f ü r die große W o h l t h a t meinen Kindern erwiesen, zu erstatten, mit flehentlicher Bitte, daß unser alles vermögender Heiland, diese und übrig = unzählbare Wohlthaten in seinem Reiche der Herrlichkeit reichlich belohnen möge! Ich war in großer N o t h allein gelaßen, und spührete einen besondern göttlichen Bey = stand, so daß nicht unterliegen dürffte, wie es o f f t mals schiene und mich bange machte, welches freilich der Fürbitte unsers großen Fürsprechers und Erbarmers, und nächst ihm seiner Familie im G n a den = Reiche schuldigst zu dancken habe! G r o ß e Erleichterung kan zwar noch nicht mercken, weil w ä h r e n d e r Zeit, da in der Klemme steckte 5 , ein und andere Gemeinen N o t h gelidten und in Verwirrung gerathen, welche mich schon wieder unabläßig plagen, daß zu ihnen kommen und die Lücken verzäunen solte, als ex: gr: Cohenzy, Barrenhill, G e r m a n t o w n , Upperdoublin, Providence, H a n n o v e r , Y o r k t o w n , Raritan etc. wovon schon ein und andere besucht 6 , welches mir aber sehr schwer fält, weil die Leibes und Gemüths K r ä f f t e
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12. 12. 1765
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nicht mehr zureichen wollen, und ich auch weder T a g noch Nacht Ruhe im Gewißen habe, wenn von gutmeinenden Seelen hören und sehen muß, daß die kleinen Füchse 7 so wol, als die Säue den armen Weinberg zerwühlen und verderben. 8 Ich habe mir offt vorgenommen, daß acquiesciren wolte 9 , wenn aber N o t h und Geschrey um Hülffe da ist, so kan nicht unempfindlich bleiben, so lange in dieser Connection bleibe. Die Germantowner haben mir gar zu schwer auf dem Halse gelegen; und nun so weit gewonnen, daß sie Kirche und Pfarrhaus gantz in Besitz bekommen, und numehro den Diaconum Buschkerck zu ihren Prediger beruffen, so daß H . P f r : Voigt mit großer Mühe frey worden und Morgen gfeliebts] G[ott] seinen W e g nach den alten zerstreueten Gemeinen in Providence und Hannover nehmen wird, wohin ich ihn in dieser betrübten Witterung und aller schlechtesten Wegen und auf geschwolnen Waßern begleiten solte. Und solcher Gestalt sind nun die Gemeinen auf Barrenhill und Kingcess wieder vacant, und schreien um Hülffe, für welche den H . Schaum in Gedancken habe, wenn er von seinen Gemeinen, weit im Lande, los kommen könte. So flicket man von Zeit zu Zeit und kriegt doch nie ein gantzes Kleid. 10 In der politischen Oeconomie siehet es erbärmlich und gefährlich aus. Seit dem der Friede wieder hergestellet 11 , hat der Americanische Cörper eine hefftige Colic bekommen. 12 Die Artzte vom Hause aus haben der Sache mit Adstringentien helffen wollen, und dadurch das Miserere befördert, welches Convulsionen verursacht. Die meisten Colonien sind fast in Verbitterung wie rasend. Handel und Wandel ist schon eine gantze Zeit her tod. Die Familien brechen, eine nach der andern, eine retirirt sich hie, die andere dort hinaus bey Tage und Nacht, und die Armuth bricht mit Macht herein. Und was noch mehr, so wird die Aufführung wol eine schwere Ruthe nach sich ziehen, einen W e g oder den andern. Ich habe unsere Deutschen treulich gebeten, sie solten auf first, und nicht auf second Causes sehen. Die Straf wir wohl verdienet han, das muß bekennen jederman. 13 Wir wolten uns durch die Güte nicht zur Buße leiten laßen 14 , und so wird der H e r r Ernst gebrauchen. 15 Unsere Leute haben sich stille gehalten, und sich nicht mit Riots bemenget. Seyd unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat. So seyd nun aus Noth unterthan etc. 16 Wir kriegen dis Jahr nicht halb so viel Almosen in unsere Kirchen Casse, als im vorigen Jahre weil die Armuth so schleunig einreißt. Wenn die Cron-Leuchter noch nicht besteh wären 17 , so mögte es eben so gut seyn, wenn man noch damit wartete bis auf weitere Einsicht. Wenn sie aber schon bestelt, so muß man beym W o r t bleiben. Ich verliere auch beym Verkauf meines Platzes in Providence, weil der Mann seinen Accord nicht erfüllen kan, und noch dazu den Platz und Gebäude ziemlich verwüstet hat. 18 Beßer wenn man einen Schatz im Himmel hat, wo die Diebe nicht nach graben etc. 19 Es komt nichts von Ohngefehr. 2 0 Eine höhere H a n d dirigirt alles zum Besten des Reiches seines Gesalbten. Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment etc. 21 Unsere Alteste und Vorsteher haben mir auf getragen, daß Ew. Ew. H o c h w : H o c h w : unsern grösten Wohlthätern und Vätern den aller kindlich = ergebensten Danck für die Sendung des H . P f r : Schultzen, und übrige Wohlthaten in ihren Namen abstatten und einen aparten Brief dazu schreiben
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Die Briefe des Jahres 1765
solte. Es ist auch höchst billig und recht. Weil aber weiß, daß Hochwürdige Väter nicht so viel davon halten, wenn man nur Verba, praeterea nihil macht, sondern wenn Briefe ins Hertz geschrieben, oder die Gemeinen als ein Brief Christi offenbar werden, 2 Cor: 3,2,3. so habe mit der äusern Form noch nicht geeilet. Unsere übrigen Mitarbeiter sind Gottlob! noch alle beym leben und ziemlich gesund, und laßen sich Hochwürdigen Vätern demüthig zum Andencken vor dem Gnaden = T h r o n empfehlen! Wir haben bishieher noch keine jährliche Synodal Versamlung wieder gehalten, weil mirs gantz unmöglich war, und weder Zeit, noch Kräffte dazu hatte. Wir sind hier in Philadelphia genöthiget die Michaelis Kirche zu vergrößern, weil ohne dem das Dachwerck nicht mehr halten, und der Raum für die große Gemeine nicht mehr zureichen will.22 Wir hatten sonst noch Hülffe am Schulhause, numehro aber füllet die Jugend den Schulhaus Saal an den Sonn = und Fest tagen so sehr, daß die alten nicht Platz finden. Ich fürchte mich sehr für dem Bauen, weil die Zeit gar zu nahrlos ist, und wir ohne dem noch über tausend Pfund in Schulden stecken, mit Barrenhiller Kirche verwickelt sind 23 , und in Neuhannover auch bauen müßen. 24 Wenn doch nur der innere Hertzens = Bau auch einmal beßer von statten gienge, und man nicht so viel mit der äusern Rüstung 25 zu schaffen hätte! Es ist mir fast leid, daß Ew. Hochwürden mit so magern Nachrichten beschwerlich fallen müßen, und schließe dahero mit schuldigster Veneration Ew. H o c h w : geringster Knecht Henrich Mühlenberg 26
Reinschrift inAFrStIVC 13:16 S. 115-118; LCAbt. HIVFach E Nr. 9 S. 115—118. Auch in HD S. 1453—1457. — Auf der ersten Seite findet sich folgende Randnotiz Mühlenbergs: „Weil nach dem neuen Reglement, das Porto für Briefe so hoch komt, so darf nicht viel weißen Raum laßen, und auch von Niemanden mehr Briefe einschliessen. Die Fr: Witwe Handschue bittet aber sehr um ihren." Vgl. dazu Nr. 348 mitAnm. 12 und 18. 1
Vgl. auch zum folgenden Nr. 348 mitAnm. 2—7. Erhalten in H D S. 1 9 0 6 - 1 9 0 8 (vom 5. 11. 1765). 3 Vgl. Nr. 348. 4 Im Tagebuch schreibt Mühlenberg: „In der Nacht vom 12 bis 13 dec: fand noch ein wenig Raum, daß noch ein Brieflein an unsern theuersten Vater Sr: H o c h w : H. Ziegenhagen schreiben konte." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 10; vgl. AFrSt IV C 13 = 14 S. 90; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 90; H D S. 1729;Tappert II S. 293). 5 Vgl. Nr. 340 mitAnm. 11. 6 Am 14. und 24. 11. 1765 war Mühlenberg in Germantown; vom 13. bis zum 16. 12. 1765 besuchte er die Gemeinden in Providence und N e w Hanover und auf dem Rückweg nach Philadelphia vom 17. bis zum 19. 12. 1765 Germantown. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 283—285; Tappert II S. 290f.; sowie PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 1 0 - 1 4 ; AFrSt IV C 13:14 S. 9 0 — 9 9 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 9 0 - 9 9 ; H D S. 1 7 2 9 - 1 7 3 4 ; Tappert IIS. 2 9 3 - 2 9 5 . 7 Vgl. Klgl 5,18. 8 Vgl. Ps 80,14. 9 Vgl. Nr. 335 mit Anm. 6. — D e r folgende Abschnitt bis „. . . und schreien um Hülffe" wird in H N 1 S. 1283 und H N 2 Bd. 2 S. 650 zitiert. 1C Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1381 sowie Bd. 1 Sp. 1063. 2
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Der Friede von Paris (10. 2. 1763) nach dem Siebenjährigen Krieg (French and Indian War). Vgl. Nr. 348 mit Anm. 18. 13 Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Ach lieben Christen, seid getrost" von Johann Gigas (1514-1581). 14 Vgl. Rom 2,4. 15 Vgl. Rom 11,22. 16 Rom 13,1.5. 17 Vgl. Nr. 331; Nr. 338 unter Punkt 7.). " Vgl. Nr. 330 Anm. 8. 19 Mt 6,20. 20 Vgl. W a n d e r Bd. 4 Sp. 1430. 21 Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit H e r z und Mund" von Paul Gerhardt. 22 Zum Vorhaben eines Erweiterungsbaus bzw. eines Kirchenneubaus in Philadelphia vgl. Nr. 290. Hartwich und Hausihl führten den Platzmangel in der Michaelis Kirche als Grund an, um in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu gründen. Vgl. dazu Nr. 306 Anm. 28; Nr. 307; Nr. 311; Nr. 334 sowie die Tagebucheintragungen vom 10. bis zum 2 8 . 7 . 1 7 6 5 (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 193 —202; vgl. Tappert II S. 251 — 255). — Am 1. 1. 1766 machte Mühlenberg folgenden Vorschlag: „Zu wißen sey hiemit, daß auf O r d e r der Corporation von der St Michaelis Kirche und pertinentien, der Rector am 1 Januar: 1766 der Michaelis Gemeine bey öffentlicher Versamlung, folgenden Vorschlag zur Vergrößerung der Michaelis Kirche vorgelegt, und die Gemeine um Ihren Consens gefragt: nemlich vermöge eines plans 1) solte noch eine Hälfte mit 2 Seiten und Front Mauer angebauet werden, so daß was nun die Länge ist, als denn die Breite würde, neml[ich] 100 Fuß lang und 70 Fuß breit. 2) Die Kantzel käme denn an die lange Ostseite in die Mitte, und eine Empor Kirche rund herum. 3) Der Bau solte aber nicht unternommen werden, bis man einen Versuch gemacht und fände, ob auch die Glieder der Gemeinen eine erkleckliche Beysteuer zusamen legen wolten. Actum d 1 Jan: 1766. N . N . N . " (AFrSt IV C 13:14 S. 68f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 68f.; vgl. Protokollbuch S. 27; H D S. 1716f.; Tappert II S. 296). 23 Mühlenberg, Wrangel und Keppele hatten am 13. 3. 1765 die Bürgschaft f ü r die Schulden der Kirche von Barrenhill übernommen. Vgl. Nr. 323. 24 Im Tagebuch zum 15. 12. 1765 schreibt Mühlenberg dazu: „Die alte höltzerne Kirche ist auf einer Seite mit starcken Stützen gesteipert [gestützt], kan aber doch nicht lange mehr stehen. Unsere alte und junge gut meinende Freunde haben schon über 5 hundert Wagen voll rauhe Steine von 2,3,4 bis 5 Meilen her herbey gebracht, und, wolten gern eine große dauerhaffte Kirche bauen, fühlen sich aber zu schwach das nöthige und nützliche Werck auszuführen." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 12; vgl. AFrSt IV C 13:14 S. 94; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 94; H D S. 173 lf.; Tappert II S. 294). - Vgl. Nr. 328 Anm. 1. 25 Vgl. hierzu Eph 6 , 1 1 - 1 7 . 26 Für die Zeit bis zum 20. 12. 1765 ( = Nr. 352) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Montags den 16 dec. . . . Nachts schrieb einen weitläufftigen Brief an H . P. Voigt, und berichtete die gantze Sache [die Organisation des Sonntagsgottesdienstes in den Gemeinden Voigts] im Zusammenhang, fand aber auch hernach aus H . Voigt seiner Antwort, daß er meinen Brief nicht recht verstanden, wie es hier im Sprichwort lautet, und ich aus eigener Erfahrung weiß, nemlich: Die Deutschen, wenn sie aus Europa in dies Land kommen, sollen hier die ersten 7 Jahre blind seyn, wenigstens findet man bey den meisten Theologis, die aus Europa in die hiesigen Umstände kommen, daß sie keine deutlichen Begriff von, und Unterschied zwischen der Ecclesia plantata und Ecclesia plantanda oder colligenda wißen etc." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 13; vgl. AFrSt C 13:14 S. 96f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S.96f.; H D S. 1733; Tappert II S. 295). 12
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Die Briefe des Jahres 1765
352. Die Vorsteher von Culpeper County an M.
Culpeper County, 20. 12. 1765
Hochwohl Ehrwürdiger Herr unsere willige Dienste samt freundlicher Begrüßung zu foderst. Wenn dieses wenige Schreiben an Sie gelanget, so bitten wir unterthänigst, Sie wolten sich doch unserer aus Erbarmung, und Mitleiden gutigst annehmen und diese Bittschrift 1 , welche wir hiemit geschicket an das Hochlobliche Consistorium [Ministerium] überantworten, wo bey Hochwohl Ehrwürdiger Herr Muhlenberg, Hoffentlich das Meiste in dieser Sache beytragen kann, nemlich weilen uns ein ordinirten Prediger höchst nöthig, und wir ohne solchem eine geraume Zeit her entbären [!] müßen, so daß wir nicht zum Sacrament des Heiligen Abentmahles haben kommen können, auch diesen die Kranken und Sterbenen, wie wohl sie mit Seuftzen darnach verlanget es doch wehe klagent entbären mußen. Bitten Derohalben in tiefster Demuth Sie wolten uns gnädigst hören, indem das Herr Schwarbach 2 möchte ordiniret werden welchefr] uns eine geraume Zeit her hat das Wort Gottes rein und lauter verkündiget mit aller Treu und Fleiß, so daß wir wünschten, daß er zur Ordination gelangen mogte; bitten Sie Derohalben unterthänigst wo es möglich wäre das vorgemelter Herr Schwarbach ordiniret wurde. Verbleiben hiemit seine unterthänigste Dienern und hoffen Sie werden sich unserer gnädigst annehmen hiemit Gott befohlen. Virginia Culpeper County 3 d[e] d[ato] 20Kn December: A[nn]° 1765.4 Adam Gaar Vorsteher Adam Jeger Vorsteher Adam Wayland Vorsteher Evangelische lutherische Gemeinde in Virginia Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C13:19S. 1
2
3
137; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 137.
Die Bittschrift an das Konsistorium [ = Ministerium] mit dem Gesuch um die Ordination des Johannes Schwarbach ist erhalten in AFrSt IV C 13:19 S. 138f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 138f. Eine zweite Bittschrift gleichen Inhalts vom 17. 5. 1766 ist erhalten in AFrSt IV C 13:19 S. 146f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 146f. Vgl. Nr. 356 sowie Mühlenbergs Antwort vom 10.6. 1766 ( = Nr. 366). Johannes Schwarbach (1719—1800) kam am 9.9. 1751 in Philadelphia an; er war zunächst Schulmeister, seit 1763 Katechet in York County unter der Aufsicht von Nikolaus Hornell. 1765 trat er die Nachfolge von Georg Samuel Klug (vgl. Bd. II S. 91 Anm. 29) in Hebron, Virginia an. Er wurde am 10. 6. 1766 in Philadelphia ordiniert (vgl. Nr. 366) und versorgte bis 1775 eine große Zahl von Gemeinden in Virginia. Vgl. Glatfelter IS. 129f. Es handelt sich um die Gemeinde von Hebron, Culpeper County (heute: Madison County). Vgl. Glatfelter I S. 496f. — Zur Entwicklung der Gemeinden in Virginia allgemein Glatfelter I
Nr. 352
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20. 12. 1765
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S. 4 8 4 - 4 9 1 und Klaus Wust, The Virginia Germans, Charlouesville, Va. 1969, S. 1 2 9 - 1 5 1 . Z u r deutschen Besiedlung im Westen von Virginia Wust S. 17—89. Für die Zeit bis zum 3. 1. 1766 ( = Nr. 353) erhalten wir aus einem Bericht Mühlenbergs über den Kirchenbau in Barrenhill folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Im Monath december 1765 kam ein Schreiben von dem W . E: H . W m Pasche aus London d. d. 19 Sept: n: 2. an, worin folgende W o r t e sich fanden ,von der Collecte so wir hier f ü r Pennsylvanien überhaupt, und Barrenhill insonderheit gerne halten wolten, kan jetzo noch nichts melden — ( P M 95 Z 6 S. 45). — Zum Kontext dieser Briefnotiz siehe N r . 323.
Die Briefe des Jahres 1766
353. G.A. Wachsei an M. Copie
London, 3. 1. 1766 London d 3 Jan: 1766.
Hochehrwürdiger, Hochgelahrter Herr Pastor, in dem Herrn hochgeschätzter Herr Amts = Bruder! Ew. Hochehrw. sind mir schon lange einer der würdigsten Vorwürfe [Gegenstände] meiner Liebe und Hochachtung in dem Herrn gewesen. Unser Meister und Herr hat dieselben, samt Dero theuresten Mitarbeitern, meine in dem Herrn hochgeschätzte Brüder! gewürdiget, das Licht der reinen Evangelischen Lehre in den dasigen Gegenden zu verbreiten, und durch Dero Nachrichten von dem gesegneten Fortgang deßelben auch uns zu erfreuen, und im Glauben an Jesum zu stärcken. Ich kan daher nicht änderst, und der Herr Jesus sey gelobet für seine Barmhertzigkeit, als sie insgesamt ferner in dem Herrn zu lieben, und hochzuschätzen, Dero recht Christliche Bemühungen bey aller Gelegenheit Christlichen Hertzen anzupreisen, und mit den erweckten Seelen, die mir der Herr geschenckt hat, und noch ferner schencken wird, für die Ausbreitung des Reichs Jesu durch Dero Dienst, hertzlich zu beten. Wir zweifeln nicht daran, daß Sie in den dasigen Gegenden, in der Gemeinschafft des Geistes, ein gleiches für uns thun werden. Umso vielmehr hat es mich befrembdet, da ich von meinem Geliebten Herrn Bruder in dem Herrn, den Herrn Pasche1 vernehmen müßen 2 , daß man meinen geringen Nahmen in ihren Gegenden zu Dero Kränckung und Hinderung des Reiches Jesu hat misbrauchen wollen. Es ist wahr, daß einige von daher bey mir gewesen sind, die wieder Ew. Hoch Ehrw: ein gewaltiges Geschrey gemacht, und mich hoch und theuer gebeten haben, mich ihrer Noth anzunehmen, wenigstens bey ihro Hochwürden, dem Herrn Hofprediger Ziegenhagen ihre Noth nur vorstellig zu machen. Weil ich an meiner Gemeine Arbeit genug finde, so schlug ich gleich anfangs ihnen alles ab. Da sie aber fort fuhren, es mir mit Thränen auf mein Gewißen zu binden, so nahm ich mir so weit die Mühe, ihre Sachen durchzulesen; zeigte ihnen aber, daß aus der gegenseitigen Parthey, ein rechtschaffenes Wesen her vor leuchte; dagegen aber schiene ihr Anführer ein Aufwiegler und Pasquillant zu seyn, der seiner Verläumbdungen und Schmähungen wegen, nicht einmal eines honetten, geschweige eines Christlichen Umgangs würdig wäre; und daß ich an meinem Theil hertzlich zu Gott beten würde, daß er dis schändliche Ärgerniß noch vor seinem Tode abthun mögte. Weil sie aber ferner darauf bestunden, daß sie wieder Ew. Hoch Ehrw: und Dero H. Mitarbeiter weiter nichts hätten, als daß Dieselben zu anhänglich an das Hällische Waysenhaus wären, keine andere dort im Lehr = Amt haben möchten, als die daher wären; daß ihre Parthey kein freies unpartheiisches Consistorium erhalten könte, wodurch also Spaltungen befördert, gutes gehindert, und Gewißen beschweret
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Die Briefe des Jahres 1766
würden, so versprach ich ihnen, wenn dem also wäre, und nach Christlichen gegründeten Vorstellungen der Sache nicht wolte abgeholfen werden — welches ich aber unmöglich glauben könnte — und sie ohne Has und Feindschafft eine kleine bestirnte Besoldung aussetzen wolten, so würde ich mich nach einem orthodoxen und rechtschaffenem Mann für sie umsehen, und ihn auch von hier aus, möchlichst unterstützen helfen. Und hierin glaube ich bis diese Stunde kein Unrecht gethan zu haben. Ich habe nur 2 Jahr in Halle, aber besonders Philosophie studiret. Dagegen habe ich an die 4 Jahre darauf zu Helmstedt unter dem Herrn Abt Schubert 3 Theologie studiret. Ew. Hoch Ehrw. können leicht dencken, daß ich da die vortheilhafftesten Begriffe von dem Hällischen Waysen Hause nicht muß gehabt haben. In zwischen lese ich jetzt neben der Bibel nichts lieber als die Fränckischen Schrifften 4 , und trage das Hällische Waysen = Haus beständig vor Gott in meinem Hertzen. Dagegen bin ich allen Förmeleien von Hertzen feind; besonders wenn einer schreiet: hie ist Christus! Da ist Christus! 5 Er ist ja über all, wo Elende nach ihm schreien. Er will durch alle wircken, die sich seinem Geist unterwerfen: sie seyn Hallenser oder Jenenser. Der Herr unser Gott salbe doch seine Knechte überall mit einem solchen Maaß des Geistes, das alles sectirische und anhängliche Wesen, wie ein Nebel verschwinde, und nur Jesus und seine Gnade scheine und hoch gepreiset werde! Er sey Sonne und Schild6, Trost und Krafft unserm theuresten Vater in Israel dem Herrn Hofpred: Ziegenhagen! Er sey mit gleicher Gnade mit Ew. Hoch Ehrw: und allen Dero theuresten Mitarbeitern, meinen hoch geschätzten Herren Amts = Brüdern. Verharre mit aller Hochachtung in dem Herrn Ew. Hoch Ehrw: in dem Herrn gehorsamst ergebenster Bruder und Fürbitter Gustav Anton Wachsei.7 Theol. Doctor und Pastor an der teutschen Lutherischen St: Georgen Kirche
Kopie von Mühlenbergs Hand inAFrSt IVB in HD S. 719- 722. 1
1
7:3 S. 40f.; LCAbt.
HIV Fach A Nr. 16 S. 40f. Auch
Seit 1761 war Friedrich Wilhelm Pasche Lektor an der deutschen Hofkapelle in London und Mitarbeiter (später Nachfolger) Ziegenhagens. Die unmittelbar folgenden Ausführungen bringt Mühlenberg in einem späteren Memorandum (vgl. Nr. 323 Anm. 8) mit dem Kirchenbau in Barrenhill in Verbindung: „A: D : 1766 kam eine Antwort von S. T. H. Dr: Wachsei dat: d. 3 Januar: e[jusdem] a[nni] f = Nr. 353], worin folgendes merckwürdig: ,es sind einige von Pennsylvanien her bey mir gewesen, die wieder sie — Mühlenberg — ein gewaltiges Geschrey gemacht, und mich hoch und theuer gebeten, es bei dem H . Hofpr: Ziegenhagen nur vorstellig zu machen — und fort führen, es mit Thränen auf mein Gewißen zu binden etc.'" (PM 95 Z 6 S. 16; vgl. AFrSt IV F 8 S. 99). Allerdings liefert seine Antwort ( = Nr. 372) keinen sicheren Aufschluß darüber, ob die zitierten Zeilen auf eine Delegation aus Barrenhill zu beziehen sind, die trotz des Entschlusses, auf eine Kollektenreise zu verzichten (vgl. Nr. 323), bei Wachsei vorstellig geworden wäre, oder — was
Nr. 353/354
3
4 5 6 7
3. 1./22.1.1766
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wahrscheinlicher ist — ob es sich um die Überbringer von Bayerles Klageschrift im Zusammenhang mit der Bildung einer neuen antipietistischen Gemeinde in Philadelphia handelt (vgl. Nr. 372 mit Anm. 33 und Nr. 373 S. 417). Bestätigt wird dies durch Nr. 386 S. 464. Johann Ernst Schubert (1717—1774); Professor der Theologie in Helmstedt (1748—1764) und Greifswald (1764—1774), Vertreter der Wolffischen Philosophie. Eine Auswahl vgl. bei Peschke, Hg., August Hermann Francke. Werke in Auswahl, Berlin 1969. Vgl. Mt 24,23; Mk 13,21. Vgl. Ps 84,12. Wachsei (gest. 3. 5. 1799) wurde Anfang der 1760er Jahre der erste Pastor der neu gegründeten St. Georgengemeinde. Zu seinem Wirken in London und seinem Engagement für die deutschen Emigranten im Jahr 1764 vgl. Julius F. Sachse, The Lutheran Clergy of London, and H o w They Aided German Emigration During the Eighteenth Century, in: Lutheran Church Review, 22 (1903), S. 315—321, 5 6 5 - 5 7 0 .
354. An [die Gemeinde in New Germantown]
[Philadelphia, 22. 1. 1766]
Geehrte Herren und Mitbrüder, Es ist mir durch geliebte Mitbrüder Mess" Vogt und Moelich ein Schreiben von sämtlicher Gemeine und Kirchen = Rath, die da kommen können, dat: Neugermantown d 7 Jan: 17661 richtig übergeben worden. Dem Inhalt nach, ist die Berathschlagung im Kirchen = Rath gewesen: „Was zu thun, daß ihre Gemeine samt ihren Kindern nicht mögte vor immer der Christi: Gemein Versamlung beraubt seyn, wie es nun wäre? Ferner daß sie einmüthiglich resolvirt, dem Mühlenberg es zu überlaßen, weil sie ihren jetzigen Prediger 2 von ihm und durch sein Schreiben angenommen, und er also auch die Gemeine von dem Prediger befreyen, und deswegen zu ihnen hinüber kommen, und es dann alles offenbar werden solte, was die Gemeine zerstöret «
etc. Kurtz darauf zu antworten, weil Sie mir nur wenig Zeit laßen: 1) Als Sr: H : H. Dr. Wrangel das letzte mal bey Ihnen war 3 , hat es geheißen, die meisten Stimmen wären gefallen, daß der Prediger bleiben solle, und wo ich nicht irre, so hat der Kirchen Rath ihm einen schriftlichen Beruf gegeben. 2) Wenn es denn nun heißt, er zerstöre die Gemeine, und sie werde samt ihren Kindern der Christi. Versamlung beraubt, wie Sie mir offenbar machen wollen, wenn ich hinüber komme; so dünckt mir, die Sache gebrauche keiner Weitläufftigkeit, sondern möge unmaßgeblich so abgehandelt werden nemlich: 1) Der Kirchen = Rath laße die gantze Gemeine zusamen kommen und stimmen, ob sie H. Brycelius gern behalten wollen oder nicht? 2) Wenn alle oder die meisten Stimmen vom Kirchen Rath und der Gemeine sagen, sie mögten gern von ihm los seyn, so laßet uns der Kirchen = Rath solches wißen, und eröfnet uns auch die Ursachen nur kurtz oder überhaupt, warum sie seiner gern los seyn wollen. 3) Wenn wir denn finden, daß es Ursachen sind, die ihn untüchtig oder unwürdig zum Amte machen, und er seine Unschuld nicht retten kan, so mag er hin ziehen wo es ihm beliebt. Denn wir wollen keinem Prediger in unrechten
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Die Briefe des Jahres 1766
Sachen bey stehen, noch weniger an andere Gemeinen recommendiren, und solche Schulden auf uns laden. So wir aber finden, daß sie keine hinlänglich wichtige Gründe wieder ihn haben, als daß sie nach den meisten Stimmen seiner gerne los wären, so wollen wir ihm auch gar nicht rathen da zu bleiben, und so wird sich im Früh Jahre schon Gelegenheit finden, daß er seinen Wanderstab ergreiffe, und ihnen Raum mache. Denn es ist nicht die Weise, redlicher Arbeiter, daß sie sich auf dringen, wo sie keine Gelegenheit zur Erbauung finden, und zum Überdruß sind. 4) Nach meiner Meinung deucht mir, es mögte für Kirchen = Rath, Gemeine und Prediger am sichersten seyn, wenn sie ihre Sachen mit einander in der Güte und Stille aufmachten [!], und nach beyderseits Bewilligung im Früh Jahre sich scheideten, denn das ist der Sinn und Begehren, der Unterschriebenen vom Kirchen = Rath und Gemein Gliedern die so noch zu gegen waren. Und da mirs unmöglich ist, in dieser rauhen Winter Zeit die Reise hinüber zu thun, so wünschte desto mehr, daß Sie Ihre Sache ohne mich ausmachen könten. Könte es aber nicht seyn und der H e r r wolte mein Leben fristen bis Früh Jahr, so würde mich nicht entziehen, die Gemeine zu besuchen, und zu sehen, wo es eigentlich fehlt. Indeßen verharre nebst Gruß an Ihre Familie etc. Heinrich Mühlenberg P.S. Lieb und angenehm wäre mirs, wenn die 2 alten Gemeinen wieder vereinigt würden. 4
Reinschrift in der Historical Society of Pennsylvania, American Colonial Clergy, Gratz Collection, Case 8, Box 23. Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 29f. Ein unvollständiger und gestrichener Entwurf zu diesem Brief findet sich in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 31. Er umfaßt etwa ein Viertel des abgedruckten Textes und unterscheidet sich davon insofern, als Mühlenberg dort die Liste der unterzeichneten Gemeindevertreter aufführt. 1
Nicht erhalten. Paul Daniel Bryzelius. 3 Vgl. Nr. 325 mit Anm. 17. 4 Bedminster und N e w Germantown; vgl. Nr. 325 und Glatfelter I S. 209f. 2
355. An [F. W. Pascbe]
Philadelphia, 5. 2. 1766
Philadelphia d. 5. Februar: 1766. S[alvo] T[itulo] T h e u r e s t = und u n e r m ü d e t = liebenswürdiger Bruder in Christo!
Nr. 354/355
22. 1./5. 2.1766
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Ein paar Wochen vor H . Pfr: Schultz seiner glücklichen Ankunfft bey uns, schrieb einen Klage = Brief an Sie.1 Nach H . Schultzens Ankunfft, habe einem Reisenden Deutschen von hier auf Holland und Franckfurt am Mayn ein pro Memoria an Sr: Hochw: unserm theuresten Vater Francken in Halle, und Briefe an H e r r n Niemeyer in Lübeck etc. etc. mit gegeben, und franquirt bis auf Halle. 2 Und zwischen den 12 und 13 decembr: a[nni] pr[aeteriti] schrieb den letzten Brief 3 an unsern Hochwürdig bis in den T o d zu venerirenden Vater Ziegenhagen. Zu Ausgange des Decembr: a: pr: kam H . Richard Peters hier wohl behalten an. 4 In der Zeit schickte mit Capt: Buddens seinem Schiffe eine Kiste mit Naturalien an Mr: Teißen in Iron Mongerylane nach London, um von da weiter nach Lübeck an Mess" Niemeyer und Edler gesandt zu werden. 5 Endlich kam Capt: Robison von London hier an und brachte den Cron = Leuchter zur Kirche mit. Von H . Richard Peters bekam ein Paquet Briefe, und empfieng auch die Commissions Sache wegen Stephan Williams aus Cudulur. 6 Es ist also nichts verloren, weder von Briefen noch andern Sachen. N u n will so, weil eben eine Gelegenheit vorfält, in Eil stückweise hersetzen, und schreiben, wie sichs treibt: 1) H . Schultze ist Gottlob gesund, und arbeitet fleissig und hertzlich in seinem Beruf. Ich bin noch ziemlich auf, aber schwach an G e m ü t h s = und Leibes = Kräfften, wie ein mürbes Faß, das vermoderte Dauben und Reiffe hat, und zusamen fallen will, wenn es gerühret wird. 2) Unsere Michaelis = Gemeine, ist ohnerachtet der vielen Versuchungen von allen Seiten 7 , noch einig geblieben und bis hieher mit den Gnaden = Mitteln bearbeitet worden durch Gottes Erbarmen. Aber das Dachwerck auf der Michaelis Kirche ist fast verweset, und dräuet uns Schaden, wie denn das Holtz = Werck in diesem Climate gar nicht von Dauer ist; und zu diesem komt noch hinzu, daß die Gemeine viel zu groß für die zu kleine Kirche gewachsen. Solches hat die Corporation fast mit Haaren gezogen, auf Erweiterung der Kirche zu dencken. Der berühmteste Englische Baumeister gab a) den Rath, man könte das Dach abnehmen, das Mauer Werck 10 Fuß erhöhen, an der Ost fronte ein Chor anbauen, und die zweyte ChorKirche bauen. Dies wurde der Gemeine vorgelesen, und fand keine Wieder rede. Wir sahen es aber nach weiterer Überlegung selber ein, daß es nicht thunlich wäre. Derohalben ward der zweyte Vorschlag gethan 8 b) nemlich man könte die eine lange Seiten = Mauer nach dem Kirchhof zu, samt dem Dach abnehmen, und noch so viel Mauer = Werck anbauen, daß die Länge von der alten Kirche die Breite, und also die gantze Länge etwa 106 Fuß, und die Breite etliche 70 Fuß würde. Es ward vorgelesen, und die Gemeine hatte auch nichts dagegen ein zu wenden, c) Wurde der Gemeine zu verstehen gegeben, wie unser H e r r und Heiland gerathen, daß man erst die Kosten über schlagen solte, ehe man bauete 9 , wurden auch Tage bestimmet, woran die Gemein = Glieder aufzeichnen solten, was ein jedes beysteuern wolte zu einem so kostbaren Wercke in der sehr Nahrlosen Zeit? Nach dem dieses geschehen, fand sich, daß bey 18 hundert Pfunde nach hiesiger Currente versprochen, und eines theils auch schon ein gebracht war. Weil es denn Ernst werden solte, so rief die Corporation den
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D i e Briefe des Jahres 1766
Engl. Baumeister wieder herbey, und frug ihn schärffer, da er antwortete: Die Michaelis Kirche müste gantz bis auf den Grund abgebrochen werden etc. sonst gäbe es Flick und Stück=Werck etc. etc.10 Dieses wolten weder wir Prediger [Mühlenberg und Schultze] noch etliche Altesten welche beym Anfange des ersten Baues gewesen eingehen, aus vielen wichtigen Gründen; und des wegen ist es noch in Suspenso und fernem B e r a t schlagung, nemlich wir rathen, es solte lieber ein neuer Platz in der Stadt gekaufft, eine hinlänglich räumliche Kirche, für die gantze Gemeine darauf gebauet, die alte wegen des Dachwercks mit Pfeilern versehen, und wenn die neue mit der Zeit gebauet, als denn die alte zu Leichen Begängnißen, Betstunden, Kinder = Lehren etc. gebraucht und als ein Heiligthum unter Gottes Schutz auf behalten werden. In solchen Umständen haben wir die Hon b,e Corporation von der Engl. Academie, um Erlaubniß der Academie Kirche gebeten, und Permission bekommen, und auch am vergangenen Sontage Sexages[imae] schon den Anfang gemacht, nemlich da einer von uns in der Academie, der andere in der Michaelis Kirche vormittags Gottes = Dienst gehalten, und ohnerachtet der kalten Witterung, beyder Orten Zuhörer genug gehabt. 3) H. Pfr: Voigt ist endlich im Dec: letzt von Germantown los gerißen, in die zerfallene und zerrüttete Gemeinen in Providence, Hannover und Peikes Town versetzet, und also in einen neuen Nothfall gebracht, und der Germantowner Gemeine auf ihr Begehren der Diaconus van Buskerk als Prediger zutheil worden." Der arme Bruder P. Voigt ist aber in den armen streitigen Umständen der Gemeinen, so weit in leiblichen Umständen zurück gekommen, daß er beynahe 40 £ curr[ency] schuldig12, welches schwer von der so lange Jahre in Process verarmeten Gemeine, zu erobern seyn mögte, und mit der Obrigkeit und Gerichts = Händel noch schwerer und schädlicher fallen würde, wenn es den Weg versucht werden solte. Wenn man auch nur eine kleine Haushaltung für sich hier aufrichten will; so läufft es gleich ins Geld, und die salaria sind in Ecclesia plantanda noch nicht fix, sondern liquid. Er hat sich ein eigen Bette, andern nöthigen Hausrath, Bücher, Ober-Kleider, und Wäsche angeschafft, welches beynahe die Summa der Schulden betrifft. Die 2 ersten Land = Gemeinen haben ihm in seinem Beruf versprochen, nemlich jährlich 40 £ sterl. gleich wie sie mir versprochen hatten. Ehe aber die Hannoveraner ihren neuen Kirchen = Bau bestritten, wozu sie schon 5 hundert Wagen voll Steine von 3 bis 5 Meilen herbey gefahren, und ehe die Providencer Gemeine wieder gesammelt ist, wird es wol schwer fallen, ihrem Seelsorger das Versprochene zu leisten. Er hatte wol auf Credit bey 15 Pfund an getragenen Kleidern von des sei. H. P: H[an]ds[chuh] Hinterlaßenschafft: neml: Chor = Rock etc. etc. gekaufft. Solche hatten aber keine vim repellendi, sondern verhielten sich passive, und blieben Stückweise in dem rauhen Walde und Gebüsche zurück. Man hätte fast nöthig in den Land = Gemeinen lederne Koller13 und wachstuchene Kleider zu tragen. Mein guter Bruder Voigt hat mir zu verstehen gegeben, er wolte an seinen noch lebenden Vater in Deutschland schreiben, und ihn um Hülffe bitten etc. welches mir aber nicht rathsam scheinet, und wolte ihm lieber, wenn
Nr. 355
5. 2. 1766
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Hochwürdige Väter geruhen mögten, von den notificirten Wohlthaten für dürfftige Prediger, zu Hülffe kommen. 4) Was den Cron = Leuchter betrifft 14 , so ist es ein Stück, oder Waare, die allemal ihren Werth behält durch gantz America wo englisch = oder deutsche Kirchen sind. Die 2 Männer, welche mir Ordre zum Verschreiben gegeben, dachten das Geld unter sich und übrigen Freunden in der Gemeine auf zu bringen, wie sie von deßen Ankunfft höreten. Da wir aber eben im Begriff waren, alle Gemein = Glieder aufs äuserste anzuspannen und ihre Beysteuern aufschreiben zu laßen, so fand es nicht rathsam, daß diese 2 Männer die circulos perturbiren solten, sondern nahm die Kiste in meine Wohnung zur Verwahrung bis auf weitere Einsicht; zu mal da aus den letztern hochgeneigten Zuschrifften auch ersähe, daß Sr: Hochwürden H e r r D r : und Director Francke den Werth deßelben aus der Cassa zu vergüten geruhen wolten. Res ist also noch integra. Gesetzt es würde von Hochwürdigen Vätern mir Ordre gesandt, ich solte die 38 £ sterl. für den Leuchter in die Cassa erstatten; so würde ich den Leuchter verkauffen, und die Summa damit bestreiten. Gesetzt auch die 2 Männer wolten den Leuchter aus ihren Mitteln bezahlen, und zu einer neuen Kirche schencken, so wären sie noch willkommen. Inzwischen da er in der alten Kirche, wegen des schwachen Dachwercks nicht wol kan auf gehangen werden, ehe es beßer verwahrt worden, und zu einer neuen Kirche sich am besten schicken würde; so wird dieses Stücke vielleicht von hochgeneigten Wohlthätern in Europa zum ewigen Andencken in die neue Michaelis Kirche bestimmet, und als ein Vermächtniß gestifftet, welches freylich ein feyerlich Andencken verursachen und Kindes = Kindern nützlich und erbaulich seyn könte. Wenn auch etliche hundert Pfunde von Liebes = Gaben aus Europa zu solchen äuserlichen Gebäuden mit angewendet werden, so geräth es doch bis weilen in Vergeßenheit bey dem ersten Geschlecht. Ein Leuchter aber, der Licht giebet bey Erbauungs und Betstunden, der erneuert sein Andenken an die Wohlthäter, so lange noch ein-Stück davon übrig ist. 5) Die auf meine Rechnung heraus gesandte Bücher und Arzeney 15 samt den Rechnungen, suchte nach dem ersten Werth und den dazu gekommenen Fracht Kosten abzusetzen. Und da in einem Hochgeneigt = väterlichen pro Memoria 16 von Sr: H o c h w : Herrn D r : Francken mir eröfnet, wie daß ein ungenanter hoher Wohlthäter aus dem Reich eine gewiße summa ein gesandt und zum Besten einer Schul Anstalt bestimmet, so habe diese T o u r genommen und 50 Luisdors davon an die Corporation der St Michaelis Kirche und Pertinentien geliehen, wie die bey liegende Abschrifft aus dem hiesigen Protocoll der Corporation 17 bezeuget. Woraus unmaßgeblich zu ersehen, daß die unschätzbaren Liebes = Gaben aus Europa, nicht gern so unbestimt hinwerffen, sondern sie so in Reserve verwahren mögte, damit sie bey der H a n d bleiben, wenn etwa ein näherer Zweck zu einem realen Nutzen des Reiches Christi von Europa bestimmet werden solte. Das Vermächtniß von der Gnäd: Frau von Bredow stehet auch noch auf Interesse, und ist noch nicht zum hiesigen Schulhause übergeben worden. Ich werde dieselbige Summa von hundert Pfund currente, wol auch auf selbigen Fuß an die Corporation auslehnen 18 , und mit zu einem fundo
362
Die Briefe des Jahres 1766
rechnen. Es ist noch kein Jahr vergangen, seit dem in Philadelphia gewohnet, daß nicht ein oder andere Gemeine besucht, wo kein Prediger stehet; hätte also die Interessen dafür rechnen können. Weil aber immer noch ärmere Mitarbeiter gewesen, welche an den weitern Orten in der Wüsten arbeiten, so habe es ihnen zugewandt, dabey aber bisweilen die Schwierigkeit einfält, daß sie keine Calender haben, und etwa des Jahrs 2 mal kommen, da doch die Interesse nur einmal im Jahre fält. 6) Mit des sei. H. P: Handschue seiner Rechnung 19 finde noch eine große Schwierigkeit, was maßen er kurtz vor seinem Ende durch seine liebe Frau viele Briefe verbrennen laßen, worunter auch der Catalogus wie sie meint, von den 2 Bücher = Kisten, welche er zum Verkauff über nommen hatte, und also die Rechnung gewesen, was die Bücher zu samt der Fracht gekostet. Also wißen wir nun nicht, was, oder wie viel er in die Cassa schuldig ist. 7) Was endlich die Commission von der Erbschaffts = Sache des Stephan Williams 20 angehet; so nahm so bald als ein wenig Zeit erobern konte, einen Rechts = Gelehrten zur Hand, welcher zu erst den letzten Willen in der Office auf suchte, und als dann mit dem Daniel Williams conferirte. Es befindet sich, daß der alte Williams eine Hälffte seines Estats [Nachlaß] an einen Engl. Prediger in Engelland vermacht, weil er nicht wüste, ob sein Sohn noch lebte. Die Erben des Engl. Predigers haben schon eine power of Attorney an den hiesigen Profeßor und Provost William Smith Dfoctor] [Divinitatis] gesandt, welcher auch schon in einem Advertisement kund gemacht, was er nöthig erachtet, und demnach wol ein Rechts = Handel darüber entstehen wird. Die power of Attorney welche H. Stephen Williams von Cudulur zu uns gesandt, kan hier nicht bestehen. Mein Agent und Mr: Daniel Williams hier, haben deswegen alles verfertiget und vorgeschrieben, wie es nach dem hiesigen Recht seyn muß, und baten mich, daß ihre Sachen mit ein paar Zeilen begleiten 21 , und an Herrn Bruder Pasche zur weitern Beförderung bestens recommendiren mögte. Es wäre vielleicht nützlich und nöthig, daß das Paquetgen eröfnet und durch gesehen, und denn mit erster Gelegenheit weiter promovirt würde. Mit diesem muß schließen und recht hertzlich bitten mein und H. Schultzens kindlichsten Respect und veneration an Hochwürdigste Väter zu bezeugen! Ich ersterbe meines theuresten Bruders ergebenster Mühlenberg. P.S. Die bey gelegten Briefe wollen theurester Bruder bey Gelegenheit nach Halle besorgen. 22 P.S. Von Sr: H. H. Dr: Wrangel soll Dienst ergehst: Respect an Hochw: Väter vermelden. Sein Adiunctus Mr: Heggeblad 23 ist kürtzlich gestorben und begraben.
S.
Reinschrift inAFrStJVC 1705-1711.
13:13 S. 55—62;
LC Abt. HIVFach
E Nr. 9 S. 55—62. Auch in HD
Nr. 355
5.2.1766
363
Vgl. Nr. 346 und Nr. 347 vom 14. 10. 1765. Schultze kam am 24. 10. 1765 in Philadelphia an; vgl. Nr. 347 Anm. 6 (2). Vgl. Nr. 348 Anm. 1. = Nr. 351. Zur Abreise vgl. die Nachbemerkung von Nr. 303 und Nr. 306 Anm. 30 (1). Vgl. Nr. 349 Anm. 2. Siehe S. 362 unter Punkt 7). Mühlenberg bezieht sich auf die Versuche von Hartwich und Hausihl, in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren. Vgl. Nr. 351 Anm. 22 mit weiteren Hinweisen. Vgl. ebd. Vgl. Lk 14,28. — Zum folgenden schreibt Mühlenberg im Protokoll der Korporation: „ . . . daß in vergangenen Monathen Januar und Februar ein Versuch mit einer Collecte in der Michaelis Gemeinde gemacht, und von allen respective Mitgliedern, so wol der Corporation als Gemeine in allem bey 18 hundert £ versprochen worden, welches zwar eine große Summe von einer meist armen Gemeinde ist, und aus Gaben weniger etwas vermögenden, großen theils aber auch aus Scherfleins armer Wittwen, Weisen, und Dienstboten bestehet, welche Summe dennoch in Proportion gegen das Kauf Geld für das neue Kirchenland und schweren Bau sehr klein ist, maßen das Grund Stük allein über 14 hundert £ kostet, und eine Kirche von 108 F[uß] lang und über 70 Fuß breit, [an Kosten] auch noch steigen wird." (AFrSt IV C 13:14 S. 81; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 81; H D S. 1723f.). Vgl. Nr. 317 Anm. 6 und zur Vorgeschichte Nr. 290. Zum weiteren Vorgehen vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Philadelphia im Vestry Room den 19ten Februar 1766. Nahm die Versammelte Corporation der St. Michaelis Kirche den vorhabenden nöthigen Kirchen = Bau, und insonderheit die Art und Weise eines so wichtigen Baues, in weitere und reifere Überlegung, und ward einmüthig schlüßig, nämlich daß es die Corporation für Beste der Gemeine hielte, wenn ein Kirchen Platz gegen dem Lutherischen Schulhause über von Mess" Daniel Wister in Philadelphia, und Mr: Weitzel und Graaf, Einwohnern in Lancaster gekauft, und eine gantz neue räumliche und dauerhafte Kirche darauf gebauet, und nächstes Früh = Jahr der Anfang g. G. damit würde. Ferner ward beschloßen, daß obiger Schluß am nächst folgenden Sontage der gantzen Gemeine in beyden Versamlungs = Plätzen vorgelegt, und um Ihren Consens gefragt werden solte. Actum d 19 Febr: 1766. N.N.N. Philadelphia im Vestry-Room d 24 Februar 1766. Nach dem der obige Schluß vom 19 Febr: a.c. gestern als am 23. Febr: der gantzen Gemeine in der St. Michaelis Kirche und College = Hall öffentlich vorgelegt, und gefragt, ob sie solchen genehm hielten oder nicht? und von keinem eintzig ordentlichen Gemein = Gliede, etwas dagegen eingewandt worden; so bleibt der Schluß in seiner vollen Kraft nach der Kirchen = Ordnung, und die Corporation beschließet hiemit neml. 1) die Hh. Heinrich Keppele, Friedrich Kühl, und Nicolaus Weber sind von der Corporation erwählt zur Committee, und bevollmächtiget zu besorgen, daß durch einen Rechts = Gelehrten Versicherungs = Schriften zwischen der Corporation und den Eignern des Landes neml. Mess" Wister, Weitzel und Graaf, ohne Verzug gemacht werden. 2) Sind die Hh. Heinrich Keppele, David Sickel, David Schaeffer, Jacob Graeff, Friedrich Kühl und Martin Rauh von der Corporation zu Aufsehern und Verwaltern beym neuen Kirchen = Bau erwählt worden. Actum d 24 Febr: 1766. N.N.N." (AFrSt IV C 13:14 S. 7 5 - 7 7 ; LC Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 7 5 - 7 7 ; vgl. Protokollbuch S. 35f.; H D S. 1721 f.; Tappen II S. 297f.). Vgl. Nr. 350. Vgl. ebd. mit Anm. 3. Kleidungsstück, das außer dem Hals auch den Oberkörper bedeckt. Vgl. oben S. 359 und Nr. 331; Nr. 338 unter Punkt 7); Nr. 351 S. 347. Vgl. Nr. 338 S. 309. = Nr. 324. Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 145f.: „Kund und zu wißen sey hiermit Jederman, dem es angehet, gethan, daß im Jahre der Geburt Christi 1765 durch Sr: Hochwürden Herrn Gotthilf August Francken, Hocherfahrenen Lehrer der Theologie, Senior der Theologischen Facultaet an der Friedrichs Universität zu Halle in Sachsen, Inspector des Saal = Creisses und Director der gesegneten Anstalten in Glaucha, von
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Die Briefe des Jahres 1766
einem ungenannten H o h e n Wohlthäter im Reich / : dero Schild und sehr grosser Lohn [1 Mos 15,1] der Holdseeligste Bluts = Freund Jesus Christus, in der Zeit und unendlichen Ewigkeit seyn wolle :/ an der p[ro] tfempore] ältesten Prediger der vereinigten Evangelischen Gemeinden in Philadelphia etc. namentlich Heinrich Mühlenberg, fünfzig Louisd'ors am Werth übersannt, und dem ermeldten Heinrich Mühlenberg die Volmacht gegeben worden, die besagte Summam zu einem gewissen Fundo zu verleihen, und die Interessen davon zur Beförderung einer vorhabenden nöthig = und nüzlichen höhern Schul = Anstalt zum besten der St: Michaelis und andern damit vereinigt = Evangelischen Gemeinden anzuwenden, und desfalls f ü r sich und durch seine Assigns Rechenschaft zu geben. D a nun durch Gottes Gnädigste Vorsehung, und hohe Gunst unserer Landes = Obrigkeit, in der ersten Evangelischen Gemeinde, von der St: Michaelis = Kirche zu Philadelphia, eine Corporation errichtet worden; so hat besagter Heinrich Mühlenberg der Zeit Rector der Corporation, heute dato den zwantzigsten Ianuarii, Anno Ein Tausend Sieben hundert Sechs und Sechzig, die benamte Summe von Fünfzig Louisd'ors, welche nach hiesiger Courrente, Sechs und Sechzig P f u n d und Fünf Schillinge betragen, der Wohllöblichen Corporation übergeben, mit dem Beding, daß vermeldte Corporation der St: Michaelis Kirche und Pertinentien, dem Heinrich Mühlenberg, oder seinen Assigns die Jährlichen Interessen, oder den Werth des Capitals zu abgemeldten Zweck entrichten solle, wenn es von Ihm oder seinen Assigns gefodert wird. Actum Philadelphia in öfentlicher Versamlung der obgemeldten Corporation den 20sten Ianuarii 1766. Henrich Keppele Jacob Graef Jacob Graef der Alte Friedrich Kühl Adam Weber Christ. Hansmann Adam Krebs Georg Fiedler David Schaefer Siegmund Rühle Daniel Grub Nicolaus Weber Martin Rauh Christian Bick Georg Walcker Christian Dirck Joh. Georg Maier." Philip Hall (Auch in AFrSt IV C 13= 14 S. 7 3 - 7 5 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 7 3 - 7 5 ; vgl. Protokollbuch S. 3 2 - 3 4 ; H D S. 1719f.;Tappert II S. 297). Dies geschah am 16. 5. 1766. Mühlenberg vermerkt dazu im Tagebuch: „Am Abend übergab der Corporation das Legatum und bekam folgende Schrift, welche in dem Protocoll der Corporation zu finden: Im N a m e n Gottes amen ! Kund und zu wißen sey hiermit Jedermann, den es angehet, daß H . Heinrich Mühlenberg, derzeit Rector und erster Prediger von der St: Michaelis = Kirche und Corporation in Philadelphia, der besagten Wohllöblichen Corporation heute, dato den sechzenten Maii, im Jahre des H e r r n ein tausend, sieben hundert sechs und sechzig die Summe von ein hundert £ pennsylvanischer Currency, nach deutscher Müntze fünf und siebenzig Lewisdors, übergeben habe, welche besagte hundert £ im Vermächtniß sind, so Sr: Excellence, die Gnädige Frau Generalin, Madame de Bredow, aus geheiligt = zärtlich = gerührten Glaubens = und Liebes vollen Hertzen, zum Besten solcher armen deutsch Evangelischen Glaubens = Verwandten, denen es in der Americanischen Wüste an den Gnaden = Mitteln zur Seligkeit fehlet, durch Sr : Sr : H o c h w ü r d e n H o c h w : H e r r n General = Superintendent Roth von Stettin, und Königl: H e r r n Hofprediger Ziegenhagen per Wechsel an besagten Heinrich Mühlenberg höchst mildreich zu übermachen, und dabey ausdrücklich zu legiren gerufet, nemlich daß f ü r die jährlichen Interessen der besagten hundert £ ein ordentlicher Evangelischer Prediger der St: Michaelis Kirche und Corporation jährlich eine oder andere Gegend, w o arme deutsche Glaubens = Verwandte wohnen und keinen Prediger haben, besuchen und mit den Gnaden = Mitteln bedienen, und davon jedes mal eine Nachricht an die theuren Gönner in Europa geben solle. Und da die deutsche Evangelische St: Michaelis Gemeine in Philadelphia numehro incorporirt, und zu einem neuen Kirchbau genöthiget ist, so wird besagtes Vermächtniß auf folgende Bedingung bestimmet, nemlich daß es die Corporation mit zum Grundstücke der neuen Kirche anwenden und verpflichtet seyn soll, f ü r die Interessen ein oder andern ihrer ordentlichen Prediger jährlich eine von Predigern entblößte Gemeine besuchen, und mit den Gnaden = Mitteln erbauen zu laßen,
Nr. 355/356
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wie auch davon Nachricht zu erstatten. Welche obige Verordnung von den Gliedern der Corporation, einmüthig gebilliget, zur Regel verordnet, protocollirt und mit eigener Hand und Insiegel bekräftiget worden; So geschehen zu Philadelphia am 16 tcn Maii 1766 am Tage, da der Grund = Stein zu der neuen Kirche / : Zions Kirche genant :/ gelegt worden. Johann David Seckel, Heinrich Keppele, Jacob Graef Sen: Adam Krebs, Andreas Boshard, David Schaeffer, Martin Rauh, Jacob Greif, Christoph Hänsman, Johann Georg Mayer, Philip Hall, Siegmund Rielg, Nicolaus Weber, Friedrich Kühl, Adam Weber, Christian Bick, Georg Walter, Christian Dierk." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 6 1 - 6 3 ; vgl. Protokollbuch S. 3 9 - 4 2 ; AFrSt IV C 13:14 S. 7 7 - 8 1 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 7 7 - 8 1 ; H D S. 1722f.; Tappen II S. 301). - Zum Protokoll der Grundsteinlegung vgl. die Tagebucheintragung im Anschluß an diese Urkunde. Vgl. Nr. 348 Anm. 10 und Nr. 364 Anm. 62. In dieser Erbschaftsangelegenheit waren Mühlenberg und Pasche noch bis zu deren Abschluß im Jahr 1771 als Handlungsbevollmächtigte tätig. Vgl. Nr. 364 Anm. 62. Das Postskriptum bezieht sich auf S. 359 (Punkt 1 des Briefes) und somit auf Korrespondenz von Christoph Emanuel Schultze. Johann Heggeblad war im Herbst 1763 in Philadelphia angekommen und hatte an der Synode vom 15. bis zum 19. Oktober desselben Jahres teilgenommen.
356. Die Vorsteher von Augusta County an M.
Augusta County, 9. 2. 1766
Wohl Ehrwürdiger Herr Unsere Willige Dienste — Samt Freundlicher Begrüßung zu vorderst! Ew: Ehrwurden werden nicht übel deuten, daß wir uns die Kühnheit nehmen an Sie zu schreiben. Es bewegt uns hier zu eins Theils, die große Noth und der elende Zustand, in unserer Gemeinde 1 , in Ansehung des Gottes Dienstes. Andern Theils die gute Hoffnung und gute Zuversicht, die wir zu Euren Ehrwurden, als einen treuen Seelsorger haben. Was unser Noth und elender Zustand ist, haben eine Bittschrift 2 , An Ein Hoch Wohl Ehrwürdiges Hochlobliches Consistorium mit geschickt, und bitten Ew: Wohlwurden Sie wollen diese Schrift Einem Wohl Ehrwürdigen Hochloblichen Consistorio selbsten einhändigen. Hochwohl Ehrwürdiger Herr wir haben zwar den Herrn Schwarbach 3 all hier zu einem Prediger, welcher uns d[as] heilige Evangelium Rein und lauter verkündiget, und auch seinen Leben und Wandel nach, uns in höchst Vergnüglichkeit bringet, also daß wir an ihm nichts aus zu setzfen] wißen. Weil wir aber wißen, daß Ew: Wohl Ehrwurden bey dieser Sache, das Beste thun kann so bitten wir daß Sie diese Sache wollen befodern helffen, damit der Herr Schwarbach ordiniret werde, damit'er auch das heilige Abendmahl halten möge 4 , welches zu vieler Seelen Heil und Nutzen gereichen wird. Wir zweifeln auch nicht das der Vergelter alles Guten Ew Wohl Ehrwurden solches, so wohl in der Zeit als auch in der Ewigkeit nicht wird unbelohnet laßen. Datum d[en] 9ten Februari A[nn]° 1766.
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Die Briefe des Jahres 1766
An der Hert 5 von Augustin County in Virginien Ew: Hochwohl Ehrwurden ergebenste Knechte und Dienern, als Vorsteher der all hiesigen Evangelischen Lutherischen Gemeinde Alexander Bender Michgel Nachs.
Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C13:19a 1 2 3 4 5
S. 140; LC Abt. HIVFach
E Nr. 9 S. 140.
= Fort Run, Augusta County, Va. Siehe Anm. 5. Erhalten i n A F r S t l Y C 13:19b S. 141 f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 141f. Vgl. Nr. 352 Anm. 2. Vgl. ebd. sowie Mühlenbergs Antwort vom 10. 6. 1766 ( = Nr. 366). D i e von Alexander Bender und Michgel Nachs unterschriebene Bittschrift (Anm. 2) liefert die Ortsangabe „Virginia in Augustin Caunty an der Port Ron" [ = Fort Run]. Vgl. Nr. 366 Anm. 3 sowie Glatfelter I S . 499.
357. An die Gemeinden in New Germantown, Bedminster und The Valley Philadelphia,, 27. 2. 1766 Philadelphia d 27sten Febr: 1766. Ehrsame Vorsteher, Alteste und Gemein = Glieder der Hochdeutsch = Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und Valley: Nach dem Abschiede des weiland Mr: Balthes Pickel Seniors 1 haben wir vernommen, daß der Kirchen = Rath gern einen Wechsel haben, und des H . Pfr: Brycelii los seyn wolten. Wir haben einen Brief 2 vor uns, welchen der Kirchen = Rath am 7 Januar 1766 datirt, und an den H . Brycelius gesandt, worin sie ihn abdancken und aufkündigen, ohne uns zu fragen. Wir haben auch einen Brief vor uns von eben dem 7 Januar: 3 welcher von 2 Herren nemlich Mess" Vogt und Moelich überbracht, worin der Kirchen = Rath mich, den Mühlberg auf fordern, daß ich hinüber kommen und sie von dem H. Brycelius befreyen solte weil sie ihn von mir, und durch mein Schreiben etc. etc. angenommen hatten. Ich habe darauf geantwortet vom 22sten Februar: a[nni] cfurrentis] 4 Meinung ertheilet. Am 22sten Februar: a c. kam H Brycelius zu uns in Philadelphia und sagte, daß der Kirchen = Rath ihn weg haben wolte, es mögte auch geschehen, welchen Weg es wolte. Er frug uns, ob er drein willigen solte? Wir antworteten ja, er könte zu uns herüber ziehen, und etliche verlaßene Gemeinen bedienen, denn wir wolten keinem von unsern vereinigten Predigern rathen, daß er sich einer Gemeine mit Gewalt auf dringen, auch nicht rathen, daß ein Kirchen = Rath oder Gemeine einen Prediger verfolgen, und unverhörter Sache vertreiben solte, weil beydes die allerschmertzhafftesten
Nr. 356/357/358
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9 . 1 . 1 2 7 . 2 . / 1 . 4 . 1766
Afterpains oder Nachwehen verursachet; denn es lebet ein Gott und Herr, der alles durch siehet, und recht richtet, und mehr Gefallen am Barmhertzigkeit, als Opffer hat. 5 Dieses ist also unser Schluß wie folget nemlich: So bald wir in diesem nächsten früh Jahr mit Gewißheit vernehmen, 1) daß der Kirchen = Rath und Gemeinen, dem H. Brycelio sein etwa noch rückständig Salarium, vermöge seines schrifftlichen Beruffs von 1765 entrichtet haben. 2) So bald die H. Executors Messrs Balthes Pickel jun: John Moelich und Jacob Klein als Männer vom Wort, das jenige erfüllet haben, wo zu sie sich in einer Obligation durch den vornehmen Rechts = Gelehrten H n : Stockton mit Hand und Unterschrifft gegen H. Brycelius verbunden, nemlich, was ihm von weil[and] Mr. Balthes Pickel sen: im letzten Willen vermacht worden ist, und 3) So bald sie nach eben dem Willen das Yermächtniß an Mess" John Stein und Rulof Rulofson, zum Besten der Kirche und Gemeine wie es vermacht ist, übergeben haben. Von der Stunde an, da alles obige erfüllet, und in Richtigkeit gebracht ist6, und 4) der Kirchen = Rath mit einmüthiger Zustimmung der Gemeinen einen ordentlichen neuen Prediger, der rein in der Lehre und unsträfflich im Leben und Wandel ist, der auch ein Glied des vereinigt Lutherischen Synods oder Coetus ist, erwählet und beruffen und uns zu wißen gethan hat, und auch verspricht eine beßere Kirchen = Ordnung ein zu führen, so wie andere ordentliche Gemeinen haben; von der Stunde an, soll H. Brycelii sein Beruf bei ihnen aufhören, und bey uns in Pennsylvania unter unserer Aufsicht angehen. Solches dienet zur Nachricht mit Genehmhaltung Sr: Hochw: des Herrn Dr: Probstes von Henrich Mühlenberg. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765-68 1 2 3 4
5 6
S. 31 f.
Vgl. Nr. 325 mit Anm. 3 und Nr. 364 S. 385. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Zum Inhalt vgl. Mühlenbergs Antwort ( = Nr. 354). Mühlenberg meint wohl seine Antwort vom 22. 1. 1766 ( = Nr. 354). Es war nicht zu ermitteln, ob er den Gemeinden am 22. 2. 1766 eine weitere Antwort erteilte und ob Bryzelius ihn am 22. 1. oder am 22. 2. 1766 besuchte. Mt 9,13; 12,7. Die gleichen Forderungen wurden den Gemeinden im Juni 1766 als Synodalbeschluß mitgeteilt ( = Nr. 370), waren aber bis zum November 1766 noch nicht erfüllt (vgl. Nr. 391).
358. M., C. M. v. Wränge I, J. H. Keppele u. a. an den Erzbischof von Canterbury Whitemarsh, 1. 4. 1766 Extracted out of the Records of the German Lutheran Congregation in Whitemarsh Township, Philadelphia County, in the Province of Pennsylvania.
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Die Briefe des Jahres 1766
April the first 1766 His Grace, the Arch Bishop of Canterbury 1 , having been so good as to bestow twenty Guineas towards the Building of a Lutheran Church, situate in Whitemarsh Township the Province of Pennsylvania; We the Trustees 2 of the said Church do hereby for ourselves and the whole Congregation most gratefully acknowledge, to have received the said twenty Guineas by the hands of our true and worthy Benefactor, the Reverend Mr: Richard Peters 3 , Rector of the Church in Philadelphia, and One of the Trustees of our above said Church; and do return our most humble and hearty Thanks to His Grace, for this Instance of His Grace's Regard for us: C: M. Wrangel Henry Muhlenberg Henry Keple
Christoph Robins Matthias Sommer Lewis Kolb Valentin Miller.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 9} A Nr. 11 1765—68 S. 48. Ebenso in PM95Z6S. 45f.; AFrSt IV C13 •• 14 S. 110; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 110;HDS. 1740; Tappert IIS. 303. 1 2
3
Thomas Seeker (1693—1768), von 1758 bis zu seinem Tod Erzbischof von Canterbury. Mühlenberg, Wrangel und Keppele hatten im März 1765 als Trustees der St. Peterskirche in Barrenhill die Bürgschaft für deren Schulden übernommen. Vgl. Nr. 323 S. 270f. Vgl. Nr. 323 mit Anm. 8 und 16 und Nrr. 360 Anm. 1.
359. An [R. Peters]
Philadelphia, 2. 4. 1766
Revd: and most Worthy Sir, May the Lord of Lords return you an ample Reward in the day of His Coming, for the spiritual well digested food and Nourishment, you pleased to deliver yesterday 1 , to a scatter'd flock, that are like sheep in the Wilderness, without a shepherd 2 ; pleased to take so much pains in the yet rough season, and to deliver the Heavenly Gospel = Truths, in a Building; not finished yet, because of the poverty of the Congregation, which requireth a robust natural Disposition! And more over, that it pleased your Reverency, when at home in England 3 , to recommend our Distress and Desire for promoting Church protestantism among our numerous Offspring to the Highest Prelate in the Brittish Empire and Church, to the Most Reverend Archbishop 4 and pious father in God! Whose sacred catholick and Munificent Spirit have, by the influence from Above, smiled upon a flock in so remote a Corner of the Globe, and graciously bestowed the generous Gift, you deliver'd yesterday to the Trustees 5 , in so moving a Manner, after you had edifyed the Congregation with
Nr. 358/359
1. 4./2.4.1766
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prayers and a sermon, I hope, we shall never forget, and repeat our humble Request Reverend Sir, you will let us have the said Sermon in Manuscript, in order to make further improvements thereof. The before mentioned Gift, is the more pretious and valuable, the more our german Lutherans and their encreasing Youth are destitute of support for prefering themselves from paganism idolatry or dissenting selfish parties! I have recorded Revd Sir, your blessed transactions of yesterday, together with the Delivery of the Generous Gift of His Grace, the Most Reverend Archbishop of Canterbury, whose shield and Great Reward the ever blessed Saviour may be in Endless Glory, when time shall be no more! The enclosed 6 is extracted out of our Records, which shall serve for a due Remembrance among our late posterity, if it pleaseth the Lord of Hosts to preserve us and them under the sacred protestant Realm of Great Brittain, which is the hearty and fervent prayer of Revd and most Worthy Commissary, your humble and obedient servant H: M. Minister of the german Lutheran Congregations. Philadelphia, April the 2d 1766/ Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch 1
2 3 4 5 6 7
inPM95ANr.11176i-68S.47.
In Mühlenbergs Bericht Uber die Durchführung des Kirchenbaus in Barrenhill heißt es: „Weil Sr: H.E:H. Richard Peters von Engelland wieder zurück gekommen und gern die Peters Kirche und Gemeine auf Barrenhill selber einmal sehen wolte; so wurde es veranstaltet, daß er am lsten April 1766 daselbst predigte, und nach der Predigt die 20 Guineas von Sr: Em: Herrn Ertzbischof von Canterbury an H. Heinrich Keppele übergab, und folgendes Receivt [ = Nr. 358] dafür empfieng." (PM 95 Z 6 S. 45). — In Mühlenbergs eigenhändiger Abschrift von Keppeles Rechnungsbuch ist zum 1. 4. 1766 vermerkt: „Received of the Rev*1 Mr. Richard Peters Twenty English Guineas, which were given by His Grace the Arch Bishop of Canterbury for the said Church, amounting to £ 34." (PM 95 Z 6 S. 3; vgl. PM 95 Z 6 S. 62). Vgl. 1 Kön 22,17; Hes 34,5f.; Mt 9,36. Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 303 und Nr. 306 Anm. 30 (1). Siehe Nr. 358 Anm. 1. Wie Anm. 1. = Nr. 358. Für die Zeit bis zum 14. 5. 1766 ( = Nr. 360) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Im Monath April 1766 war ich Mb: in einem Schreiben von Sr: WohlEhrw: H. Pfr: Gerock und Ehrsamen Kirchen = Rath aus Lancaster zu der Einweihung ihrer neuen Kirche, wozu Anno 1761 den Grundstein helffen legen, eingeladen. Die Vorwendung meiner Unvermögenheit und Schwachheit zum Reisen, fand kein Gehör, sondern ich wurde von allen Seiten gedrungen, mich zu der Reise zu verstehen." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 55; vgl. AFrSt IV C 13:14 S. 99; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 99; H D S. 1734; Tappen II S. 298). - Vom 1. bis zum 8. 5. 1766 unternahm Mühlenberg die Reise nach Lancaster. Am 4. 5. 1766 wurde die neue Kirche eingeweiht. Vgl. die im Anschluß an die zitierte Stelle folgenden Tagebucheinträge sowie Schmauk S. 324—329 und George L. Heiges, The Evangelical Lutheran Church of the Holy Trinity, Lancaster, Pennsylvania, in: Journal of the Lancaster County Historical Society 83 (1979), 2-71.
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Die Briefe des Jahres 1766
360. Die Vorsteher von Amwell an M.
Amwell, 14. 5. 1766
Bey nebst Wunschung alles liebes und gutes wollen wir den Hoch geehrten Herren Herrn Pfahrer Mühlen Berger Diener der Evangelischen Luterischen ungeenderten Augstspurigen Confecion, ersuchen, ob er wolte sichs belieben laßen, und uns zu übrigen Zeiten, mit einem Seelen = Hirten erfreyen mochte. 1 Auf daß doch unsere Lehre möchte mitsamt der Gemeinde möchte erbauet werden, so wohlen wir es als gehorsamste Diener mit grosten Dank erkennen, solches bescheinigen wir und attestiren wir in Anweihl Hinnerich Koch Peter Miller Johann Peter Steffanns
Annweihl 2 d[en] 14ten Mey A[nn]°1766.
Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C 13:19b1 S. 143;LCAbt. 1
2
HIVFach E Nr. 9 S. 143.
Im Synodalprotokoll ist dazu folgendes vermerkt: „Donnerstags den 12 J u n i i . . . 1) ward vorgelesen ein Brief aus Amivell in Jersey, an das vereinigte Ministerium worin etliche Lutheraner, um Besuch von Predigern an halten. Resp: die Leuthe könten wie in vorigen Zeiten von dem ordentlichen Prediger aus Neu Germantown dann und wann bedienet werden, Es war sonst ein ziemlich Häuflein Lutheraner da welche dann und wann und [!] Neugermantown 10 bis 15 Meilen zur Kirche und Gottes Dienst reiseten, sind aber her nach durch Land Streichern, die sich für orthodoxe Lutherische Pfarrer aus gaben, zerspaltet und zerrißen worden." (AFrSt IV C 13:19i S. 168; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 168; vgl. T a p p e n II S. 314). - Die Synode tagte 1766 vom 10.6. bis zum 12.6. in Philadelphia. Der Schlußgottesdienst wurde am 13.6. in Germantown gehalten. Der Synodalbericht ist erhalten in AFrSt IV C 13:19 S. 154—169; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 154—169 sowie in Tappert II S. 306—315. In Mühlenbergs Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 73f. ist nur ein unvollständiger Tagesbericht zum 10. 6. 1766 erhalten. Dieser liegt der Ubersetzung in Documentary History S. 84f. zugrunde. = Amwell, N.J.
361. An die protestantische Geistlichkeit der Stadt und Akademie zu Philadelphia Philadelphia, 15. 5. 1766 May it please All and Singular the Venerable and Reverend Gentlemen divine, Doctors Divinity, Rectors, Pastors, Ministers and Labourers of the catholick protestant Zion, on whose Walls they are Spiritual Builders and Watchmen kindly to condescend and comply, with the humble Request of the Ministers, Vestry and Wardens of the German Lutheran Congregation at Philadelphia, vi[delicet] to favour the said Congegration with their edifying and comfortable Presence in
Nr. 3 6 0 / 3 6 1 / 3 6 2
14. 5./15. 5 . 1 7 6 6
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the German Lutheran Schoolhouse in Cherry Alley on Fryday next i[d] e[st] May the 16th a[nni] c[urrentis] in the forenoon about ten o'Clock, in order to see the Foundation laid for a new german protestant House of Worship 1 , and to accompany the heavy Undertaking with their benevolent aspiring Wishes for the Glory of God and Wellfare of their Fellow = Christians and Citizens, which undeserved Favour, tho it can not be compensated, yet shall be recorded and ever remember'd by Venerable and Reverend Fathers and Brethren in Christ, your old and unprofitable servant Henry Muhlenberg Philadelphia May the 15th 1766.
Abschrift von Mühlenbergs Tappert II S. 300}.
1
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68
S. 60f. Auch in
Zum Protokoll der Grundsteinlegung für die Zionskirche vgl. die Tagebucheintragung zum 16. 5. 1766 (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 6 3 - 6 5 ; Tappert II S. 301f.). - "Während der jährlichen Predigerversammlung verlas Mühlenberg am 11.6. 1766 in einer Feierstunde eine von ihm verfaßte Urkunde, die anschließend in einem Eckstein der neuen Zionskirche deponiert wurde. (Vgl. den Synodalbericht wie in Nr. 360 Anm. 1 angegeben). — Zum Text der Urkunde siehe Nr. 372 Anm. 64.
362. Die Vorsteher von Hampshire County an M. Hampshire County, 15. 5. 1766
Unser Hertzliche Begrüsung zuvor, Hochgehrter Hoch und Wohl Gelahrter Herr Parrer! [!] All die weilen bey uns Evangelischen Luterischen, Gemeinde, alhier in Virginien, auf der Sautbrensch 1 letzt vergangenes Jahr 1765. ein Mann nahmens Matheus Weber 2 angekommen, sich vor einen Lutherischen Schulmeister und Lehrer ausgegeben, und uns beredet daß er ein neu kommender, etwa Ein und Einhalbes Jahr im Lande sey, Geburtig in Frankfort am Mayn auch all da und auf der Universitaet Jena studiret habe, doch seye er noch nicht vor einen Pfarer ordiniret, hatte aber von Ihnen als Herrn Mühlenberg Erlaubniß, die Heilige Tauffe den Kindern mit zu theilen. Weilen wir nun einen solchen Mann sehr bedürftig, und von nothen hätten, so dingeten wir ihn auf ein Jahr, uns unsere Kinder in Schulle mit Gottes Wort zu unter richten auch alle Sontage oder Sabath eine Predigt aus Gottes Wort vor zu lesen welches er auch nach
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Die Briefe des Jahres 1766
seiner Amts gebühr verrichtet. Weilen aber vor erwehnter M: Weber in allen diesen seinen Reden, uns mit Unwahrheit berichtet, so daß wurcklich Leute hier wohnen, die ihn schon vor 7 Jahr, in Volpehacken 3 als Schulmeister gekant haben welches uns dann so gleich einen Mißtrauen verursachte. Er tauffte dann, auf Erlaubniß Herr Muhlenbergs. Nach gehend begehrte er so gleich von uns Vorsteher und der Gemeinde einen Beruf, An das Ehrsame Geistliche Consistorium, um sich ordeniren zu laßen, worauf wir ihm ein Attestatum abfoderten. Er aber hätte keines zu zeigen; weder von Deutschland noch von diesem Lande, worauf wir ihm antworten, daß wir ihm auf dieses mahl und auf solche Mannier keinen Beruf geben könten. Er reiset dann gleich darauf von hier weg, und ist diesen l ten Tag Maii wieder zurucke angekommen, mit einer, Schrifftlichen Ordenation, daß er mit Bewilligung des Rechtmäsigen Consistorium von Neu-Jorck, in Stocherin4 von 3 Evangelischen Lutherischen Predigern am 19ten Tag April dieses letzt vergangenen, von einen ordentlichen Diener Jesu Christii [!] ordeniret worden sey. Daß sie ihm vor einen tüchtigen Lehrer erkenneten, auch ihre Nahmen in der Ordenation unterschreiben als Georg Sommer 5 Evang: Lutherischer Prediger zu Schochery. Anthonius Engel.6 Prediger zu Steinrabge 7 , und Conrad Reis8 Prediger in Bachqel.9 Welches uns dann in keine geringe Verwunderung bringt. Daß man einen solchen Mann der doch nicht im Stande ist eine Predigt von sich selbsten abzulegen, der keinen Beruf, kein Attestatum, und ein böses Geruchte darneben hat: vor einem tüchtigen Hirten und Lehrer Jesu Christi erkennen kann. Wir können nicht glauben, daß ihm vorerwehnter Weber ein solches von oben besagten Herrn Geistlichen sey mit getheilet worden. Ein mal von wegen, daß er nicht Ursach gehabt hätte Ein solche weite Reise und bey Ihm als Herr Muhlberg, vor bey zu gehen, welches uns sehr beunruhiget. Wir haben ihm also verbohten, das Heilige Abendmahl nicht aus zu theilen, bis wir weiter Bericht da von erhalten hätten. Wir nehmen also unsere Zuflucht zu Ew: Ehrwurden Herrn Parrer Muhlenberg, und wollen Ihn berichten den elenden Zustand unserer Gemeinde. Er wolle doch so gut sein um des Herrn willen. Wann es Ihnen beliebet, ein paar Zeilen, um unsert Willen an das Ehrwürdige Geistliche Consistorium in Neujorck oder an aber erweite Herren Prediger zu senden, ob es sich so zu getragen habe, oder nicht, und nach gehens, wann er zur Erkundigung dieser Sache gekommen 10 uns wieder ein pahr Zeilen zu zu schicken, wann Ihn beliebet, damit doch wieder unsere Gewißen befreyet werden mochte. Dann durch solche Miedlinge, ist nun mehro eine geraume Zeit unser alhiesige kleine Heerde, so verwahrloset worden, daß die Schaaffe schier alle in die Irre gehen.11 Daß wann uns der liebe Gott nicht balde wieder einen Hirten sendet, der uns den Weg zeugen thut. So ist zu furchten, daß der Höllische Wolf mit seinem Schaaf Peltz12, wo nicht alle doch die Meisten verführen thut, dann es gebet hier wie die Christliche Kirche klaget, viel Secten und viel Schwermerey laufen mit großen Hauffen her bey, dem Herrn sey es geklaget. Wir hoffen nun der Herr Pfarrer Muhlenberg wird uns diese Bitte nicht abschlagen. Wir empfehlen Ihn samt den lieben Seinigen in der Almächtige Obhut Gottes, und verbleiben seine dienstwillige Dienern.
Nr. 362/363
Geschrieben in Virginien in Hämsching County 13 auf der saut BrenschAnno 1766. d[en] 15ten Maii14
S. 1 2 3 4 5
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11 12 13 14
Abschrift von fremder Hand in AFrStIVC 143-145.
15. 5./4.6.1766
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Michgel Ernst Johann Bennhortwest Kirchen Vorsteher.
13:19c S. 143—145; LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
= South Branch (des Potomac). Ein Mattheis Koch Weber kam Ende 1764 in Philadelphia an; vgl. Strassburger 1 S. 695. = Tulpehocken. = Schoharie. Gemeint ist Peter Nikolaus Sommer. Vgl. Bd. I Nr. 42 Anm. 36 und Nr. 96 Anm. 3 sowie Glatfelterl S. 217f. Gemeint ist Johann Theophilus Engelland. Vgl. Bd. I Nr. 125 Anm. 6 und Glatfelter IS. 35. = Stone Arabia, N.Y. Gemeint ist Johann Friedrich Rieß, der in verschiedenen Gemeinden in New York tätig war. Vgl. Bd. I Nr. 76 Anm. 26 und Glatfelter I S. 109f. Vielleicht ist Rhinebeck gemeint? Weder der Synodalbericht noch die Tagebücher geben Aufschluß über den weiteren Fortgang der Angelegenheit. Vgl.Joh 10,12f. Vgl. Mt 7,15. = Hampshire County, W.Va. Für die Zeit bis zum 4. 6. 1766 ( = Nr. 363) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Zu und vor Ausgange des Maii 1766. Schrieb und sandte Einladungs = Briefe zu einer Synodal = Versamlung, welche auf den 10, 11 und 12 Junii 1766 bestimmet, an folgende vereinigte Herren Amts = Brüder und Kirchen Räthe, neml. Sfalvo] Tfitulo] W : Ehrw. Mess" Weygand und Bager in Neuyork hundert Meilen ab: Schwertfeger in Friedrichs Town der Province Maryland bey 140 Meilen ab: an H. Pfr: Gerock in Lancaster 66 Meilen ab: an 2 Catecheten in Virginia, neml. Schwarbach und Harr zwischen 2 und 300 Meilen ab: an H. Pfr: Stöver bey dem Fluß Swatara in Pennsylvanien über 80 Meilen ab: an H. Pfr: Kurtz Senior 77 Meilen: an H. Pfr. Kurtz Junior in Earltown 50 und etliche Meilen ab. An H. Pfr: Krug in Reading bei der Schuilkiel 57. Meilen ab: an H. Pfr: Voigt in Neuhannover: an H. Pfr: Schaum 54 Meilen ab: an H. Diac: Buschkirch 7 Meilen ab: etc." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 67; vgl. Tappert II S. 303).
363. J. W. S. Schwerdtfeger an [M.]
[Frederick Town, 4.
6.1766]
H o c h Wohl Ehrwürdiger Insonders Hochgeehrtester Herr Praeses Dero hochgeneigtes Einladungs = Schreiben 1 zu einem den 10ten Junii zu haltenden Synod an meine geringe Person und einen allhiesigen ehrs[amen] Kirchen = Rath gerichtet, habe den Tag nach meiner Rückkunfft aus Virginia 2 mit größten Vergnügen erbrochen und gelesen. Ich wurde so gleich mit Mr: Harre 3 ein Dancksagungs Schreiben an Ew H WohlEhrwurd abgesand haben,
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Die Briefe des Jahres 1766
wenn nicht vor nöthig gefunden Dero freundliche Einladung meinen Kirchen Altesten und Vorstehern bekannt zu machen und diese ihre Entschließung zu erwarten. Ich that dieses am vergangenen Sonntag nach geschloßener Gottes = Dienst, und bat mir aus mir an folgenden Tage eine positive Antwort zu ertheilen ob sich einer oder der andere entschliesen könnte und wolte mit mir nach Philadelphia zu reisen. Die Antwort fiel eben so aus als ich muthmaßte nemlich, sie erkenneten sich zu allen Danck verpflichtet zu seyn, in Ansehung der Ehre die ihnen angethan worden, da sie einer so Ehrwürdigen Versamlung mit beyzuwohnen so liebreich wären invitiret worden; sie sähen es aber zugleich als ein sonderbahres Werck E: H : WEh: Gütigkeit an daß Dieselben bereit und willig wären ihre Entschuldigungen die wegen des Wegbleibens könnten beygebracht werden, gelten zu laßen. Wenn sie nun gleich keine Augen Zeugen einer erneuerten Brüderlichen Verbindung seyn konnten, so wäre es ihnen doch Grund genug sich zu freuen, wenn auch ihrer in einem an dachtigen Gebet gedacht wurde, und sie sich mit unter diejenigen zehlen durfften, die bey vorfallenden Umständen nebst Gott ein vereinigtes Ehrw Ministerium anzu lauffen die Freyheit haben. Was meine Wenigkeit anlanget, so wolte zwar weder Beschwerlichkeit noch Kosten scheuen Revd Synodo mit beyzuwohnen, wenn nur nicht durch das offtere hin und wieder rei[sen] so viel in meinen kleinen Gemeinden versäumet wurde, welches in einem so weitläuftigen Feld schwer wieder ein zu bringen ist. Hat dieser mein Brief das Gluck vor oder zu dem Anfang des Synods bey E: H. WEhr: einzulauffen so hoffe bey allen resp[ective] verei[ni]gten Väter und Brüdern eine gütige Aufnahme dieser Bitte: nemlich, daß der elende Zustand der schon so lange ohne Hirten gehenden Schaafe in Virginia mitleidig mögte erwogen und auf Mittel und Wege gedacht werden, wie ihnen könnte gerahten werden. Ach theuerste Herren Brüder überlegen Sie doch vor dem Angesicht Gottes, ob nicht einer oder der andere von denen die fast auf einem Klumplein bey ein ander wohnen, und fast ein ander hinderlich sind hier oben in Segen arbeiten könnten. Die beiden Arbeiter Schwarbach 4 und Harre thun zwar so viel ich hören kann, das ihre redlich, aber gesetzt sie erhielten auch Ordinationem in Min[isterio] so könnte man doch sagen: was ist das unter so viele !5 So bald letzt gemeldte Arbeiter wieder zurucke kommen werden so wil eine neue Reise g[eliebts] G[ott] in Virginia antretten und zwar auf einen gantzen Monat. Und nach Endigung derselben werde einen weitläuftigen Bericht abstatten von den Zustande der dorti[gen] Gemeinden. So viel ich von ferne sehen kan, so wurde ein teuer [!] Prediger der in der Engl, und Teutschen Sprache eine Fertigkeit hätte über aus viel Nutzen schaffen können. Nun Dear Sir! Ich schliese mit den hertzlichen Wunsch der Herr wolle alle Ahitophels, die der Sache des Sohnes David können schädlich seyn6 aus Dero Rath verbannen, und Gnade geben, daß alle Projecte, Mem[oria]s und Anschläge die in seinen Nahmen und zur Beförderung seiner Ehre gemacht werden, mögen ausgeführet werden zum gemeinen Nutz und so verharre
Nr. 363/364
4. 6 . / 6 . 6 . 1 7 6 6
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Ew: Hoch Wohl Ehrwurden gehorsamer Samuel Shwordfeger Abschrift von fremder Hand in AFrSt IVC S. 147—149. 1 2 3
4 5 6
13:19e S. 147-149;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
Vgl. Nr. 362 Anm. 14. Zur Notlage der Gemeinden in Virginia vgl. Nr. 352 und Nr. 356. Simon Harr war Schulmeister in Strasburg, Va., und wirkte als Katechet, später auch als Pfarrer. Vgl. Nr. 362 Anm. 14, Nr. 300 Anm. 3 (2); Nr. 284 Anm. 13 (1) sowie Glatfelter IS. 51. Vgl. Nr. 352 mit Anm. 2 und Nr. 356. Vgl. Joh 6,9. Vgl. 2 Sam 1 6 , 1 5 - 1 7 , 2 3 .
364. An[G.A.
Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 6. 6. 1766
Hochwürdige, Hertzlich zu venerirende Väter und Wohlthäter in Christo! Verhoff entlich sind diese Zeilen noch so glücklich daß sie Ew. Ew. Hochw: Hochw: auf dießeit der Ewigkeit, im Gnaden = Reich vorfinden, welches, wenn es Gottes Erbarmende Gnade so fügte, mich erfreuen und zum Lobe Gottes aufmuntern solte. Ich hätte also mein Anliegen noch einmal, nächst Gott in Dero Schooß aus schütten können, ob wol die Freiheit genommen am 23 Novembr: a[nni] prfaeteriti] mit einem von hier reisenden Manne ein Schreiben an Sr: Hochw: Herrn Dr: Francke, und ein pro Memoria an Sr: W. Edl. H : Niemeyer etc. in Lübeck eingeschloßen, auf Franckfurt am Mayn mit zu geben 1 , und auch vom 12ten Decembr: a: pr: ein Brieflein an Sr: Hochw: Herrn Hofprediger Ziegenhagen mit Capt: Buddens Schiffe zu erlaßen 2 , bey welcher Gelegenheit ein Kistlein mit Naturalien auf Ersuchen des Herrn Niemeyers und Edlers in Lübeck, an H. Teise in London addressirt 3 , und Nachrichten bekomen 4 , daß solches den 9 Mart: a[nni] cfurrentis] arrivirt, und folglich auch mein Brief sein Ziel erreicht. Im Februarii a.c. hatte abermal Gelegenheit wegen der Erbschafts Schrifften des Mr: Williams von Cudulur, von hier ein paar Zeilen, an meinen werthesten Bruder Herrn Pashe mit zu senden 5 , und nachher von wohlgedacht Denselben ein angenehmes datirt den 7ten Decembr. 17656 am 18ten Mart: a.c. mit einer Contin: betreffend die Pennsylv: Gemeinen, zu empfangen. Der Name unsers Höchst erhabenen Mitlers7 sey gelobet, der unsere Theuresten Väter bis dahin noch beym Leben, erträglicher Gesundheit und in seiner Pflege und Vorsorge erhalten. Unser lieber alter Mitstreiter und Leidens = Genoße, der sei. H. P. Boltzius ist im vergangenen Monath April, zu seines Herrn Freude und Ruhe, eingegangen 8 , und erndtet nun mit Freuden,
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D i e Briefe des Jahres 1766
was er hier mit Thränen auf den Geist gesäet hat 9 , wie uns vor kurtzem durch den H . Pfr: Zubly 10 aus Savanna berichtet worden. Unsere Umstände in Philadelphia angehend; so dancke dem Gnädigsten Herrscher und Regirer, und zunächst Hochwürdigen Vätern demüthigst, daß mir an dem H . Pfr: Schultz ein verständiger, begabter und treuhertziger Mitarbeiter verliehen worden! Wir haben bisher Gottlob, noch einmüthig mit einander gearbeitet. N u r fürchte und bedaure, daß er sich schwächlich am Leibe befindet, und das hiesige veränderliche Clima nicht gewehnen kan. Er hat auf seiner Reise nichts von der Seekranckheit empfunden, kam frisch und behertzt ins Land, welches mir nicht wol dauchte, und die Folge zeiget auch, daß er abfält vom Fleisch, mager wird, und blaß aussiehet, wie einer, der den Anfang von der Auszehrung hat. Er wohnet im Schulhause, giebt dem Geräusche von den Kindern und dem Geläute der Glocken auf dem Schulhause die Schuld, und wolte gern, daß der Kirchen = Rath ihm ein ander Wohnhaus miethen solte. Er hat bey mir den Tisch, Wäsche und Aufwartung, so gut es unsere geringen Umstände leiden wollen, und wir theilen mit einander die Accidentien von Leichen, Copulationen, Confirmationen etc. gantz genau in 2 gleiche Theile, so daß er für seine eintzelne Person beßer stehet, als ich mit meiner Familie und Uberlauf von allerley Frembden und Bekanten aus der Nähe und Ferne. Anfangs wunderte er sich, daß ich so offt mit dem Catharr geplagt ward, fand aber im Winter dieselbige Plage, bey der kalten, naßen und schlackigten Witterung, welche A f f l u x = und Defluctionen auf die pulmones 11 verursachen, und Stahl und Eisen consumiren, so daß man wol eine Pund lederne Natur 1 2 für das hiesige veränderliche Clima nöthig hätte. Doch ist ihm der Winter nicht so angreiffend, als die bisherige erste Hitze gewesen. Daher er offt über K o p f = W e h e , Mattigkeit, und auch Heim Weh klaget, und empfindlich ist. Seit dem Neujahr her, sind wir genöthiget worden, die Edl. Herren Trustees von der hiesigen Engl. Academie, um Erlaubniß zum Gebrauch ihrer Universitaets Kirche zu bitten 13 , so daß wir an Sonn = und Fest Tagen zugleich in der Michaelis Kirche und Academie Gottes = Dienst halten, Vor und Nachmittags, und immer umwechseln, mit der Weise, daß einer, der Vormittags in der Michaelis Kirche prediget, Nachmittags die Kinder = Lehr in der Academie, und wer Vormittags in der Academie, auch Nachmittags Predigt in der Michaelis Kirche hat. Vom Monath Februar bis in den Maii haben wir 127 junge, theils verheyrathete, theils ledige Leute im Unterricht gehabt und confirmirt, und i n = und zwischen den hohen Festen bey tausend Communicanten, welches alles viel Zeit und Kräffte erfodert, zu mal die Krancken in der Nähe und Ferne auch besucht werden müßen. Solcher gestalt hat der liebe Bruder schon 2 mal so viel zu schaffen, als einiger Prediger in Ecclesia plantata, und seine Hülffe komt in so fern der Gemeine zu gute, daß sie nun an 2 Orten Gelegenheit und Raum haben, V o r = und Nachmittags und wegen Mangel des Raums nicht zu Hause bleiben, oder bey andern Gesintheiten, Gottes = Dienst suchen dürffen, wie auch bey Folge etwas mehr Allmosen sammeln. Mir aber ist dadurch noch keine Erleicherung geschehen, sondern mehr Mühe und Zerstreuung zu gewachsen: Ex: gr: ich muß die Sontags = Arbeit noch eben so wol thun, als da allein war:
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von Morgen bis Abends, T a g vor T a g ist der Anlauff aus der Stadt und Lande aufs Pfarr haus: da muß ich sitzen wie ein Thorschreiber, und habe offt nicht so viel Zeit, daß eine Mahlzeit mit Ruhe geniesse. Die Anfragen sind nicht alle: „was muß ich thun, daß ich selig werde? [Mk: 10,17 par]" sondern betreffen meist die Peripherie, welche nach den hiesigen Umständen, mit ins Amt schlagen, als Melden zu Kindtauffen, zu Krancken, zu Leichen, Proclamat = Copulationen, Streitigkeiten zwischen Ehe = Leuten, Plagen von armen Gemeinen um Besuch, Klagen, Fragen von Vereinigten Gemeinen und Predigern, Collectanten, Haus = Armen, Witwen und Nothleidenden, welche nicht Englisch verstehen, und Bittschrifften vor der Obrigkeit nöthig haben, Tauf scheine, C o p u l i r = und Todten Scheine, Zeugniße, Naturalisir = Scheine, Brief = Wechsel mit Amts = Brüdern, Commissionen, gratis, und andern unendlichen Kleinigkeiten, und das alles accurat, sonst kriegt man scharffe Verweise und Ausputzer. An die eigene Familie kan man nicht gedencken. Denn wenn der T a g vorbey, so muß die halbe Nacht noch angewandt werden, daß am Tage aus dem Groben Zugeschnittene zu verarbeiten, und ins Reine zu schreiben, weil die Kirchen Protocolls hier accurat gehalten werden müßen. Zum Schreiben habe ich gar keine Hülffe, und kan auch solche nicht vom H . Schultz fodern, weil er in seinem Theil bey der Leibes = Schwachheit mehr zu thun hat, als er tragen kan, und auch die Connection nicht weiß. Dann und wann laße ich etliche Bogen abcopiren und muß für einen Bogen 2 Schillinge bezahlen. Kurtz, es liegt alle, und zu viel äuserliche Last auf mir allein, und die Amts = Verrichtungen muß im gleichen Strange ziehen, wie ein junger noch bey Kräfften seynder Arbeiter. Und was mich am meisten betrübt, so sehe noch keinen dauerhafften Fortgang zum b e s t = und nöthigsten End = Zweck: denn der Schule ist noch nicht geholffen, den Gemeinen, und der Curae speciali noch nicht. Hochwürdige theureste Väter werden geplagt, um beysteuern, um Prediger etc. etc. Hochgedacht dieselben suchen unter hertzlichem Gebet solche mit unbeschreiblicher Mühe und senden sie mit schweren Kosten herein. Die armen gutmeinenden Brüder kommen aus der Ecclesia plantata herein a) in ein gantz ungewohnt = frembdes Clima, müßen eine Metamorphosin untergehen b) Die Gemeinen paßen selten für sie, und sie auch selten für die Gemeinen und ihre noch armen Umstände, c) Sie kommen weit von einander und ein jeder für sich allein zu stehen, sind mit allerley neidisch = partheyischen Spectators um geben, haben allerley Versuchungen, Anfälle und frembde Casus, können nicht gleich ihre altern Brüder um Rath fragen, bis sie post festum in Briefen berichten, wie es ergangen, d) Die zu mal mit der Hypocondrie behafftete sind am meisten zu bedauern, weil die Kranckheit immer Extrema verursachet, und kein medium erlauben will, so daß sie argwöhnen und befürchten, die Berge mögten in polypedes [Vielfüßer], und die Mücken in Elephanten verwandelt werden. Und wenn es denn Contrair gehet, so komt das Heim Wehe, und denn fält der bittere und hertznagende Verdacht und Verweiß auf mich, daß ich caussa primaria an ihrem Leibes = und Seelen Ruin sey, bald von Seiten der Prediger, bald der Gemeinen. H . Kurtz sen: ist kein großer Litteratus, hat aber eine Catechetische Erkentniß, robuste Natur und gute Aussprache gehabt, und
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Die Briefe des Jahres 1766
wird fast aller Orten hin begehret und beruffen, kan aber von seinen ersten Tulpehocker Gemeinen nicht los kommen, weil sie sich mit H a n d und Fuß wehren, wenn er weg soll. Wir haben einen hiesig gebohrnen, J[acob] v[an] B[uskerk] der zur N o t h einen lateinischen Casum flectiren kan, aber dabey eine Catechetische Wißenschafft erlernet, und im Wandel nüchtern, from und der hiesigen Art gewohnt, und schöner Stimme begabt ist. Er sammelt Gemeinen, ist sehr beschäfftig in denselben und beliebt. Die neu presbyterische Kirche, hat eine große Anzahl von hiesig gebornen zur Catechetischen Theologie zubereitete Prediger, welche sich mit kleinen salariis, oeconomisch behelffen, und große progressus machen. 14 Man siehet es ja allerdings auch in der wichtigen Malabarischen Mission 15 , daß unsere Gottselige Europaeische H . Missionarii mit einheimischen National Catecheten weiter fort kommen. Und da Sr: H o c h w : unser theurester H e r r D r : und Dir: Francke in einer Dero väterl: Zuschrifften, mir noch einmal Erlaubniß zu geben geruhet, daß meine einfältige Meinung vorlegen solte 16 ; so weiß noch nichts änderst, als was schon vor Zeiten, nach meiner aller geringsten Einsicht, doch unter Gottes Vorsehung gewünschet: 1) Ist ein Vermächtniß von einem hohen Wohlthäter, wie offt gemeldet aus Italien oder dergl. vorhanden 1 7 , und könte unter Gottes Segen noch was dazu kommen, und zu einem fundo gemacht seyn 2) so wären die Interessen ja wol hinreichend zu einer kleinen Anstalt in, oder bey der Stadt Philadelphia. Es gebrauchte nicht gleich ein Platz gekaufft oder gebauet zu werden, weil solches Capital erfodert, und man solche Plätze auf verschiedene Jahre wohlfeiler miethen kan, und des fals nicht in Gefahr stehet. 3) In einer solchen Anstalt oder Platz müste die gesegnete Hallische Arzeney, Bibeln und Gesang Bücher zu verkauffen seyn. Die Arzeney betreffend, so ist, und wird sie immer weiter in America bekant, unter Deutsch und Englischen, und ich werde von weit und breit her, darum gefragt. Der Profit davon, könte schon mit zur Rente [Miete] fürs Haus und Nahrung eine Beysteuer geben. Zur Abwartung des Geschäfftes, fände sich wol ein einzelner Mitbruder, weil solches keine Gelehrsamkeit, oder Algebra erfodert, und weil sich das Eigen Interesse immer mit unter Bewegungs = Gründe versteckt, so mögte dencken, daß sich vielleicht mein ältester Sohn Joh: Peter dazu schickte, wenn er änderst gut eingeschlagen, los gemacht werden, und in Halle noch nöthigen Unterricht dazu bekommen könte. 18 4) Dürffte nur Anfangs erst ein Prediger mit einer Familie in solcher Anstalt seyn, der ein und andere meist erwachsene junge Leute genau probirte und die sich schickende aus wählete, bey sich wohnend hätte, sie zu der Kost der Propheten Knaben gewöhnte, und sie zu einer Catechetisch = practischen Theologie, und geistlichen Ritterschafft 19 anführte. Sr: H . H . D r : Wr[angel] hat sich schon offt erboten, er wolte wöchentlich etliche Stunden gratis zum Unterricht in einer solchen Anstalt mit anwenden, und die Pastores der Michaelis Kirche, könten hier auch dann und wann eine Stunde anwenden. Die Praeparanden hätten hier schöne Gelegenheit ein oder andere Stunde Cateche-
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tische Übungen in unserer zahlreichen deutschen Schule zu halten, könten auch von den Predigern mit zu Krancken etc. etc. genommen, und in die nächsten arm von Predigern entblößten Gemeinleins gesandt werden, und einen Catechetischen Vortrag thun, und auch selbst in der Anstalt ein und andere Bürger Kindern ein und andere Neben Stunden zur Declination etc. der Latinitaet, für Bezahlung widmen, oder sonst nützliche und anständige H a n d = Arbeit zur Motion treiben, damit sie für der Miltz Kranckheit 20 bewahret blieben, und die erste Göttliche Gesundheits = Regel verstehen lernten: im Schwei[sse] des Angesichts, solt du dein Brod eßen. 21 Könte aus einem besagten f u n d o nur ein mäßig Salarium für einen solchen Lehrer bestritten, und jährlich am Werth in Arzeney und Büchern Übermacht werden; so wäre solches ein guter Anfang, und Gott der Herr, deßen Sachen vom Kleinen anfangen, würde schon weiter sorgen, daß man auch für die Praeparanden nothdürfftige Kost fände, denn ich habe in den beynahe 24 Jahren meines Hierseyns Jahr aus, Jahr ein immer Kostgänger gratis gehabt, die mir offt wenig oder nichts zum rechten Zweck genutzet haben. 5) Solte es bloß an einem solchen Lehrer fehlen, und Hochwürdige Väter nach Dero reiffern väterl. iudicio mich im Nothfall dazu bestimmen wollen, so würde meine letzten Stunden dazu gern widmen, und unter Göttlichen Beystand einen Versuch machen. Wenn ich meine vergangene Fehler, und gegenwärtige Schwachheiten durchs Fern Glaß, und meine kleine Erfahrung in den Americanischen Umständen durchs Vergrößerung Glaß betrachte; so solte fast dencken, daß noch etwas unter Göttlichen Beystand, zu einer so nöthigen Anstalt bey tragen, und dem Gantzen beßer nützen könte, als in meiner jetzigen Situation, da ich an einem löcherigten Damm flicke, und wo man ein Loch stopfft an einer Seite, drey oder viere wieder loß brechen an der andern Seite, und zu letzt doch erfahren soll, daß es ins Gantze reißt, und den Flicker mit wegschwemmet. Ich kann nicht durchsehen, was es genutzet, daß bis diesen T a g ein armer Sclave in Pennsylvanien und benachbarten Provincien seyn, unter so vielen äuserlichen Bemühungen und Zerstreuungen seufzen, und meine Leibes = und Seelen = Kräffte vergeblich schwächen müßen, wenn die Sache Gottes nicht kan, oder soll fortgesetzet werden. Es sey ferne, daß ich Gottes = aller weiseste und Gnädigste Regierung, Langmuth und Gedult, Erbarmung und Verschonen nicht erkennen und bußfertig bewundern solte. N u r ist mir auch bange, daß man zu lax seyn und etwas versäumen mögte, wenn man nicht genau auf Gottes Winck achtet. Und eben des wegen habe mich gedrungen gefunden, Hochwürdige Väter auf hoch geneigte Erlaubniß noch einmal zu beschwehren mit meinen unreiffen Einfällen, weil nicht gern was versäumen wolte. Es sind von etlichen zwantzig Jahren her verschiedene Kirchen und Schulhäuser mit Kosten und Mühe wohlgesinneter Gemein = Glieder, und etliche mit Zuschuß von Liebes = Gaben durch Hochwürdige Väter gebauet. Ich habe allemal meine Gaben mit bey gelegt, viele Mühe gehabt, und lieber Abbruch am nothdürfftigen Salario gelidten.
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Die Briefe des Jahres 1766
Nun ich zurücksehe; so liegt die höltzerne Kirche in Neuhannover auf der Seite auf Stützen 22 , die steinerne Augustus Kirche in Providence stund wohl, so lange ich dabey seyn konte. Wie ich aber davon muste23, und die Kirche seit dem wenig geöfnet und gebraucht worden, ist das Holtzwerck in wendig, als die Gallerien, Stühle etc. fast gantz vermodert und verfault, so daß die Gemeine es wieder aus bauen muß, nach dem H. P: Voigt den Dienst wieder versiehet.24 In Germantown war die Kirche kaum fertig, so wurde sie uns entrißen, und zum Spectacle und Argerniß bei 10 Jahr gebraucht, bis sie wieder erobert ist durch unbeschreibliche Mühe und Angst an meiner Seite25, und Unkosten an der Gemeinde Seiten, wo zu ich noch bey 10 £ aus meinem Sack mit zu legen müßen. An die Michaelis Kirche in Philadelphia sind verschiedene hundert Pfunde von Liebes = Gaben aus Europa mit gewandt worden, und nun ist sie um die Hälffte zu klein; und die äuserste Noth erfodert ein neues großes Gebäude 26 und sehr theuren Grund, welches 6 bis 7 tausend £ erfodern wird ehe es ins Reine komt. Auf Barrenhill ist eine Massive Kirche unter Dach gebracht, und in Schulden.27 Sind Prediger da wärend des Baues, so müßen sie sich knap behelffen, oder auch wol Mangel leiden. Sind die Kirchen fertig, so fehlet es offt an rechtschafnen Hirten, und denn schleichen sich Läuffer und Seelen Verderber ein, und vergifften den Baum in der Wurtzel; oder man läufft die Hochw: theuren Väter an und schreiet ängstlich um Arbeiter und Hülffe. In Europa sind treue und tüchtige Arbeiter auch rar, so daß 10 Hände nach einem greiffen. Und wenn auch ein und anderer unter vieler Mühe und Gebet erpreßet, willig gemacht, und mit vielen Kosten frey herein gesandt wird, so gehet es noch durch viele Versuchungen, und Proben, ob sich der Prediger für dies Clima, oder das Clima für den Prediger schicket? Auf solche Weise machet man immer aus wendige Gerüste, und komt nie recht zum Gebäude oder parturiunt Montes etc.28 oder man haspelt in der Peripherie herum und komt nicht zum Centro. Ich habe des H. E: H. Commissarii P[eters] und anderer H. Missionarien von der hiesigen H[och] K[irche] gütige Absichten wohl gewust, und auch die Ursache warum meine Englische Beschreib :29 von unsern hiesigen Gemeinen Sr: Emin: und Praelat: [Thomas Secker] vorgelegt, und auch sub certis condit[ionis] Hülffe versprochen worden. Paßte da[her] die rechte Zeit ab, um ein Charter für unsere St: Michaelis Kirche, Gemeine und Pertinentien zu kriegen, welches zwar viele Mühe und Schreibens kostete, aber doch unter göttlicher Direction zu rechter Zeit zu stände kam30, anderer gefährlicher Anläuffe zu geschweigen, die ein solches Charter, zur Defensión erfoderten Kax' ávOpcmov. Dem allen ohngeachtet, sehe nicht, daß unsere deutsche Kirche und Lehre hier fortgepflanzt] und erhalten werden mögte, wo nicht eine solche Anstalt, und hiesige junge Leute zu Evangel. Schulen und Kirche zu bereitet werden. Mein ferner demüthig Anliegen ist dieses: ich mögte wol wünschen, daß bey meiner Leb Zeit ein Rector an meine Stelle und für mich erwählet würde. Und da H. Pfr: Schultz nun der nächste und noch jung, und bey der Gemeine beliebt, und discret ist, so wäre es mir wol sehr lieb, wenn er zum Rector erwählt, und ein Ad[iunctus] oder zweyter Prediger in seine Stelle besorgt
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werden, der auch nur dann und wann mit H a n d an die Schule legen, und die Aufsicht haben mögte. So lange der sei. H . Heinzelman mit an der Schule arbeitete, fand man den reellesten Segen. Seit dem es aber den Schulmeistern allein überlaßen worden, ist es nicht im rechten Glaiß. 31 Der Kinder Hertzen werden nicht nach Jesu Sinn und Geist gebildet, sondern es wird ihnen nur der Buchstab ohne Geist, eingebläuet, welches den Kindern das Essentielle von Christi Religion zum Eckel, zur Last und Verdruß machet, und was hilfft denn ein großes, kostbar und theures Schulhaus, wenn der rechte Zweck nicht erreicht wird? Hier liegt der aller gröste Fehler, und die Ältesten sehen und bedauren es, wißen aber nicht zu helffen, das Gott erbarm! Die besten und schärfsten Regeln einer Schul = O r d n u n g helffen nicht, wenn man nicht tüchtige Instrumenta zur Ausübung hat, und wir Prediger können nicht zugleich unser weitläufftig Amt, und auch die Schule versehen. H e r r P f r : Schultz sagte mir von einem Studioso Theol. aus Saalfeld, Mr: Abner, der nicht mit der Hypocondrie geplagt, und Lust gehabt auf seine eigene Kosten mit ihm herein zu reisen, wenn er nur einen Winck gehabt. Er hätte zwar seine studia noch nicht vollendet etc. Was hilfft aber ein vollendeter Cursus in Europa? Ich hatte meinen Cursum nach Gewohnheit auch durch, und muste hier als ein A b.c. Schüler wieder anfangen, und bin noch am Buchstabiren, und kan bey vielsylbigten schwehren Worten nicht leicht durch kommen. Wenn nur das Hertz aufrichtig, der Cörper gesund, und der Rücken etwas breit fürs Creutz, und die Liebe zu Christo, und zu seinen Lämmern und Schaafen da ist, und Wurtzel hat, so findet sich das übrige auch in der Gnaden = Ordnung. Ich vermuthe, daß vielleicht mit Nächstem ein Missionarius an des sei. H . P: Boltzii Stelle aus gesandt werden dürffte 3 2 , und wenn unter Hochwürdiger Väter reiffern Einsicht und Direction / : Gottes Gnädigsten Willen vor aus gesetzt in allen Fällen :/ ein solcher junger munterer Arbeiter, der die Direction in der Schule, und die Diaconat Stelle an der Gemeine, und auf Barrenhill versehen könte, in Gesellschafft zu uns zu senden geruhen wolten, so wolte gern einen Theil mit an der Fracht aus meinem Sack bezahlen, ob ich gleich von allen Seiten geplagt und gerupfft werde, und zu der neuen / : Zions :/ Kirche 33 auch 20 £ von dem Meinigen versprochen habe. Wer hanget, der langet. 34 Es kan sich Niemand meine Umstände, worin ich hange und beklemt bin, vorstellen. Wenn auch die Ordination in Europa beschwerlich seyn solte, so schadete es nicht, wenn ein solcher Arbeiter auch ohne dieselbe käme. Denn ohnerachtet es uns zur Erleichterung dienet, wenn sie ordinirt heraus kommen, so hat es mir doch scheinen wollen, als ob es bey ein oder andern lieben Bruder 35 etwas Blähung und steifen Rücken und Unbequemlichkeit, im Nothfall dann und wann eine H a n d an Schul = Arbeit zu legen, verursachete. Doch vergehet einem auch die Lust zu Kinder = Arbeit, wenn man in vielerley Amts = Geschafften und Zerstreuungen sich ermüden muß. Solte ein solcher als Mr: Abner oder dergleichen, von Hochwürdigen Vätern als rathsam geurtheilet, Gottes Wille darunter erkant, und ein solcher beruffen, wie auch geordinirt werden, so könte er wol vor die erste Zeit keinen andern Terminum oder Condition haben, als des Mühlenbergs Diaconus in den ersten Vereinigten
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Gemeinen und Rector der Schulen etc. weil H. Pfr: Schultz noch zweyter Prediger ist, und ich müste ihm etwa die Hälffte von meinem Salario, und auch Diaet und dergl. zustehen, wenn er an meiner Statt, die vacanten Gemeinen auf Barrenhill, in Lower = Merion, Cohenzy etc. dann und wann besuchte und mit den Gnaden = Mitteln bediente, und mich von den mir immer beschwerlicher werdenden Reisen, ablösete, mir auch eine Hand zum Schreiben liehe, und so viel möglich, sich der Schul = Jugend der Inspection nach, annähme. Solcher Gestalt, wäre er just so viel, als ich vor 25, 26 etc. Jahren in Großhennersdorf in der Lausitz hieße, neml. Diaconus der Kirche und Inspector des Waisen Hauses, und jährlich freyen Tisch, und bey 20 Luisdors zum Salario hatte.36 Kurtz, wenn sich der Gnädigste Gott, so über mich erbarmte und mir eine reelle Erleichterung durch Hochwürdige Väter angedeyen laßen wolte, so wäre, mir, der Schule und den vacanten Gemeinen geholffen. Kan es aber nicht seyn, so will mich auch durch Göttlichen Beystand, in seinen Willen ergeben, und um ein selig Ende bitten; was Gott thut, das ist wohl gethan etc.37 Noch eine andere und große Schwierigkeit hat die Philadelphische Michaelis Gemeine unternehmen müßen, nemlich den neuen Kirchen = Bau. Die erste Michaelis Kirche verursachte bey ihrer ersten Anlage den Vorwurf, von über klugen Tadlern, sie wäre viel zu groß für das arme kleine Häuflein zu geschnitten. Da sie aber anfieng zu klein zu werden, wegen Anwachs der Glieder, so hat der unsichtbare Menschenfeind durch seine sichtbare grobe und subtile Werckzeuge in und außer der Gemeine, alle nur ersinnliche Räncke und List probirt, um die Gemeine in 2 schädliche Partheyen zu zerrißen [!], und unter dem Titul eine Hallenser, und eine orthodoxe Lutherische Kirche der Welt vor zu stellen.38 Versuche sind genug dazu gemacht, aber durch Gottes Macht und Erbarmung immer noch verhindert worden. Wir hofften uns noch so lange zu behelffen bis etwa die alte Schuld vom Schulhause, Pfarrhause etc. etc. bezahlt wäre, aber es wolte nicht mehr halten, zumal beydes die Kirche und Schulhaus die Menge nicht mehr bewirthen konte, und nun die neue Reformirte Streit Kirche von den Antipietisten zum Netz aufgespant 39 , und der große Orator H[ausi]le zum Vogel = Fänger beruffen war.40 Mehr Raum und Obdach war uns unumgänglich nöthig, konten aber die Art und Weise nicht ausfinden, wie man am besten und wohlfeilsten dazu gelangen mögte. Englisch = und deutsche Bau = Meister waren sehr verschieden in ihren Urtheilen, und wenn ein und ander Vorschlag der Gemeine probable vorgelegt war, so fand mans nach mehrerer Überlegung schädlich und nicht practicable; der nächst vor dem letzten, gieng gar so wunderlich, daß die Michaelis Kirche gantz abgebrochen und noch eins so groß vom Grund aus gebauet werden müste etc.41 Die Gemein Glieder sagten, die Corporation und Baumeister müsten am Besten wißen, wie es zu thun wäre, sie selber verstünden es nicht. Ich protestirte aber durchaus dawieder, und zeigte dem Kirchen = Rath meine Gründe schrifftlich 42 , nemlich im Kurtzen unter andern 1) Abbrechen, und Aufbauen giebt doppelte Kosten 2) Die Gemeinde verliehrt durchs Abbrechen ihr Nest und Zuflucht, und wird derweile zerstreuet, und unter andere Partheyen gelockt, ehe das Neue wieder aufgebauet ist. 3) Ihr verlieret durchs Abbrechen, das Stuhl Geld und Allmosen,
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welches etliche hundert Pfunde trägt. 4) Die Gemeine verlieret den ersten Kirchhof, der jährlich noch 5 hundert £ verinteressiren kan, und die verschiedene hundert Gräber und die Gebeine der Gemeine werden verstöhrt, solches giebt Misvergnügen unter den noch lebenden Angehörigen, welche theuer für den Leichen = Grund bezahlt 5) Holtz Werck und Backen steinerne Mauren werden im Abbrechen verdorben und unnütz zum neuen Bau etc. 6) Das Gebäude selbst wie es da stehet, ist unter Brüdern noch 2 tausend £, der alte Kirchhoff, samt der schönen Mauer, wo mit beydes eingefaßt ist, noch 8 hundert £ Werth. 7) Laßet solchen Estate ungestört stehen, so lange es Gott beliebt, so behält die Gemeine ihr Nest, und 3 tausend £ Werth an liegend = und stehenden Gütern etc. etc. Die 12 hundert und 80 £ alte Schulden sind in der Gemeine auch nicht so gefährlich, maßen fast noch doppelter Werth dafür vorhanden, ex: gr: der neue Kirchhof mit Mauern kostet 1000 £, das Schulhaus 1000 £, das Pfarrhaus bey 6 hundert £ die Glocken 100 £. 8) Es ist noch ein einziger Kirchen Platz in der Stadt übrig, wo die Menschen von allen Seiten auf dem Pflaster hin zu kommen können. Wenn er noch zu kriegen, so kaufft denselben frey aus auf Credit, und bauet ein räumlich dauerhafft Gebäude wo die gantze Gemeine Platz findet, so können die jährlichen Einkünfte am Stulgelde, Allmosen, Grab Gelde, wenn der Gottes = Dienst durch rechtschafne Prediger fortgesetzet, und die Gemeine durch Alteste und Vorsteher weißlich regiert und friedlich beysamen gehalten wird, ein Capital von 7 tausend £ Schulden verinteressiren, und jährlich, wenn Handel und Wandel in beßern Flor komt, etwa 5 hundert £ an dem Capital der Schulden abtragen. Dieser Vorschlag wurde endlich nach vieler Überlegung von der Corporation einmüthig bestimmet, und der Gemeine vorgelegt, ihr auch ein Tag Bedenckzeit zum Protestiren, oder Genehm halten, gelaßen. Fand sich aber Niemand zum Protestiren. 43 Und so ward in Gottes Namen am 16 Maii der Anfang gemacht. Die Gemein = Glieder haben sich äuserst angegriffen, und an Gaben und Scherflein zwischen 17 und 18 hundert £ versprochen, und zumTheil auch schon etwas bezahlt. Die Glieder der Corporation sind nun gewillet einen Versuch unter den hiesigen Engl. Kirchen Leuten zu machen, und zu sehen, ob sie etwas colligiren können. Unter andern Engebrüstigen, und neidischen Partheyen, ist nichts zu erwarten. Unsere Gemeinen, und insonderheit die Corporation stehet in grosser Hofnung, daß unsere Evangelische Mutter = Kirche in Schweden, Dännemarck, Holland, Hamburg, Holstein, Mecklenburg, Dantzig, Hannover, etc. etc. und besonders in London, auch mit Collecten nach der Christen Liebe beyspringen, wenn sie gehörig darum ersucht werden. Von unsern ersten Hochwürdigen Vätern und Wohlthätern sind sie es nun schon von so vielen Jahren her gewohnt, daß sie mit gütigster Fürsprache, und Wohlthaten an Seel und Leib versorget und überschüttet worden, und hoffen, daß die Sonne, noch zu guter letzt, ehe sie sich zur Ruhe setzet, liebreiche Strahlen für unsere finstere Atmosphere zurück laßen werde. Es wird uns beyden Predigern blut sauer werden ehe wir solche Suppliquen und Bittschriften an benahmte Orter zu wege bringen, weil wir keine Fürsprecher und Bekante in solchen Gegenden haben und den stylum Curiae nicht
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verstehen. Die von Sr: H o c h w : unserm theuresten Herrn Vater Francke mir auf getragene, auf das Beste unserer Gemeinen ziehlende Commission, nemlich einen Auszug von Gnaden Spuhren an verschiedenen Seelen zu continuiren 44 , hätte hertzlich gern erfüllet, ist mir aber noch nicht möglich gewesen, wegen der viel und mannicherley Geschäffte und Reisen. Wenn der H e r r mein Leben fristet, und ich nur etliche Tage ins Land kommen, mich erholen und sammeln könte, sol es das erste Geschäffte seyn. Weil wir Sontags an 2 Orten, neml. in der Kirche und Academie Gottes = Dienst haben, und gleich Unruhe entstehet, wenn wir nicht beyde da sind; so bin sehr gebunden, und empfinde auch mehrern Abgang an Leibes = und Seelen Kräfften. O wie wäre mir doch ein treuer junger und arbeitsamer Diaconus so nöthig! Und bliebe dennoch Geschäffte genug für mich, und den zweyten Prediger. Die hiesige Kirchen = O r d n u n g welche am 18 Octobr: 1762 in der St: Michaiis Gemeine, unter vielen Wehen und Geburts = Schmertzen gemacht und eingeführet worden 4 5 , hatte dem H . Vigera zum ab copiren gegeben, weil er aber nicht fertig damit worden; so kan sie erst das nächste mal g[eliebts] G[ott] über senden; der arme Mann wird auch alt und hülflos, hat sein Gehör verlohren, und hilfft sich so des Winters mit Schulhalten in ein oder anderm Hause im Lande. Sommers hat er nichts zu thun, als wenn ich ihm dann und wann etwas zu copiren gebe. Ich hatte ihn einen Winter bey mir 46 , gab ihm Logis, Kost, Wäsche, und vor jeden Bogen zu copiren 1 shill: Was die übrigen Prediger betrifft, welche mit uns in Vereinigung und Freundschafft stehen, so hat ein jeder bis dahin noch Brodt, Arbeit und Leiden, erträglich gehabt: neml: 1) H . Voigt ist unverdroßen und fleißig im Amte. N u r ist er etwas zurück gekommen in der Oeconomie; die Zeit er die Kirchen in Germantown und auf Barrenhill bediente, war er noch in Verwirrung. Unsere Parthey in Germantown hatte nur erst die Hälffte Gerechtigkeit an der Kirche. Die Gegenparthey und ihr loser Pred: R[app] hatte die Hälffte und das Pfarrhaus und Platz im Possession; und in der Barrenhiller Gemeine war die Kirchen = Ordnung noch nicht eingeführt, weil ich nicht Zeit hatte, solche zu schreiben und selber einzuführen, und einen Kirchen = Rath zu verordnen; dahero auch der leibliche Unter halt nicht recht besorgt worden. 47 Indeßen konte ich doch auch die in dem kostbar = erbärmlichen Streit liegende Gemeine nicht übertreiben, zu mal da H . Voigt auch etwas behutsamer verfahren sollen. Denn er hatte sich selber ein Logis bey einem Gemein = Gliede erwählet, dem Haus Wirte jährlich 30 £ für Kost, 6 £ für Haus = Rente etc. ohne Überlegung mit den Altesten, versprochen, in der Stadt von der Frau Witwe Handschue für 15 £ alte mürbe Kleider und Bücher zu borge genommen, einen Biber hut für 2 £ bestelt, Schlaf = Röcke, ein gantz neues Kleid vom feinen Tuch angeschafft, fein Leinwand zu Hembden etc. bestelt, vor dem Aus Zuge aus Germantown ein Bette für 18 £ machen, und andern nöthigen Haus = Rath auf Credit kauffen laßen. Als nun beym Ausgange das Salarium zu kurtz, und nicht hinreichend aus fiel; so fiel der Argwohn und Unwille auf mich, da solte ich die Gemeinen preßen, oder einen Brief an seinen H . Vater bestellen 48 , der ihm so viel Geld als nöthig, herein schicken würde etc. Man kan freilich leicht in Schulden, und dadurch in
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die Klemme gerathen, aber man muß sich auch strecken nach der Decke, und nicht ohne Überlegung hausen. Ich habe ihm 9 £ aus der Cassa vorgeschoßen, auch den H u t bezahlt, und werde auch wol die Frau Handschuin befriedigen müßen; und wolte gern noch mehr thun, wenn es nur in meinem Vermögen wäre; weil er mein lieber Bruder und treuer Mitarbeiter ist. 2) H e r r Krug stehet seinem Amte auch wohl vor, und wird von allen Verständigen in seiner Gemeine 49 geliebet und von andern gefürchtet. 3) H e r r Schaum gehet auch seinem Amte 50 fleißig nach, und thut was er kan. 4) Der junge H e r r Kurtz wird nach und nach ernstlicher und beliebter in seinen Gemeinen. 51 5) H e r r Kurtz sen: hat schon lange her geklagt, daß er einen Helffer, oder Mitarbeiter haben müste, weil er steif und stumpf wird, und zu viele Gemeinen oder filials52 hat, worauf ihm geantwortet, daß keiner mehr auf solchen Fuß, wie sonst herein gesandt würde; wer was haben wolte, mögte einen ordentlichen Beruf hinaus schicken etc. 6) Die 2 Prediger in der Stadt Neuyork, Mess" Weygand und Bager leben noch bey den 2 Gemeinen 53 , da von eine nemlich die Hochdeutsche einen neuen Kirchbau angefangen. 7) Auf dem Raritan in Jersey, nemlich den Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und Valley, habe auch wieder Noth. 54 Sie wollen gern vom H . P f r : Brycelio los seyn, und einen muntern erbaulichem Prediger ex: gr: H . Kurtz senior haben. Es ist kürtzlich der Anfänger und erste ältester Balth: Pickel gestorben, und hat der Neugermantowner Kirche Tausend £ vermacht, davon die jährliche Interesse einem, mit unsern Ministerio vereinigten Prediger zu fließen soll. Sie haben ein Pfarr haus und Land Gütgen, und wollen nebst dem Genuß deßelben, jährlich 100 £ pro Salario geben, wenn wir einen Wechsel treffen könten. Es ist schade, daß wir nicht einen muntern Jünger und Liebhaber Christi bey der H a n d haben! Ich habe viele Mühe mit den Gemeinen gehabt, und selber ein Jahr mit meiner halben Familie daselbst gewohnt und gearbeitet, und nun, da es in beßere O r d n u n g kommen könte, ist niemand bey der Hand. H . Bryc: ist nicht begabt und begnadigt genug für das Amt, ob er wol des Salarii wegen seines Alters und starcken Familie sehr bedürfftig, und in dem Respect es ihm wohl zu gönnen wäre. Denn in Ecclesia colligenda sind nicht die Amter um der Menschen willen, sondern die Menschen müßen um der Ämter willen seyn. 55 Hätten wir nun unsern lieben Bruder Immanuel Schultz, oder den lieben Bruder Voigt zu mißen, so würde sichs schön paßen, nach Gaben und auch Gnade, so wie man in Schwachheit denckt: aber wenns Manna regnet 56 , so fehlt uns die Schüßel zum unterhalten, und wenn wir die Schüßel haben, so wills nicht regnen. Es fehlt nur an einem Seminario, wo die abgemattete, und durch Schaden etwas verständiger gewordene, und sich selbst über lebende Arbeiter, sich ein nach dem andern hinein retiriren, sich sammeln, auf ein selig Ende bereiten, und jüngere Arbeiter zu ziehen könten. Die Alten blieben dennoch bey der H a n d zur Reserve; denn wenn bisweilen plötzlich ein Krieg aus bricht, und sich Nothfälle ereignen, so müßen auch wol die Invaliden wieder aus dem Hospital und vor den Riß mit treten. 57 Ich bedaure von Hertzen daß über die Sch[nur] gehackt 58 , und unsere hertzlich zu venerirende Hochwürdige Väter mit so vielerley äuserlichen, meist unangenehmen Sachen und Schalen, in Dero hohen
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Alter, und der damit verbundenen Leibes Schwächlichkeit, beschweren müßen, hoffe aber, es werden jüngere Herren Mitgenoßen am Creutzes Reiche Christi bey der Hand seyn und vermöge der Christlichen Sympathie, meine verwirret und vermischte Schalen und Körner worffein, die Spreu bey seits laßen, und denen theuren venerablen Greisen, nur die Körner nach Gelegenheit, vor zu legen suchen, mich so viel als Liebe und Wahrheit ertragen will, entschuldigen, und versichern, daß unter aller Schwachheit und Fehlern, doch als der kleinst = und geringste, nicht unter laßen werde; Gott den Geber aller Guten Gaben in Christo zu bitten, daß er Dero Vergelter und großer Lohn, für alle Mühe, Angst und Liebes = Beweise in Zeit und Ewigkeit selber seyn möge! Womit nebst schuldigstem Respect und Ergebenheit verharre Sr: Sr: Hochw: Hochw: beschwerlich = und unnützer Knecht Philadelphia d 6 Junii 1766.
Henrich Mühlenberg
P.S. Die hiesigen deutsch reform: Prediger, bekommen auch die Continuât: von einigen Evangel. Gemeinen, gedruckt 59 aus Europa zu lesen, und critisiren in ihren Gesellschafften, bey einem gläßl: Wein, nicht favourable, sondern engebrüstig, weil hie und da angemerckt, daß auch etwa einer oder andern reformirten Seele von unserer Seite, was Zuspruch und Erbauung geschehen. Sie dencken, daß sey ein Eingriff in ihre Sache, und Interessirte Absicht unsere Sache zu erweitern. Ein oder ander ihrer feisten von Basan60, oder Ältesten pflegt zu sagen: eine jede Sau solte bey ihrem eigenen Troge bleiben etc.61 und so gehet es auch mit andern Partheyen als ex: gr: Memmonisten [!], Tunckern, Seperatisten, Quäckern, Herrnhutern etc. Wenn ihnen die Calv: Prediger weisen; wo ein und andere beschrieben werden, die von ihnen gegangen und zu uns zurück gekommen. Es ist nicht gut in Rom selbst wieder den Pabst zu schreiben. Wahrheit wird gehaßet, und die rechte Sache beneidet, und ich fürchte mich nicht, um derselben willen gehaßet, und beneidet zu werden, bin auch bereit, Red und Antwort dafür zu geben, wenn nur mehr Zeit und Erleichterung hätte. Ich habe diese Schrifften 62 in Form eines Buches zu senden gewagt, in Hofnung, daß es geringer am Porto gehen mögte, weil doppelte Briefe hoch kommen. Bitte mir des fais einen kleinen Unterricht aus.
Reinschrift inAFrStIVC HDS. 1973-2004.
13:18 S. 123 — 136; LC Abt. HIV
1 Vgl. Nr. 348 mit Anm. 1. Vgl. Nr. 351 mit Anm. 4. 3 Vgl. Nr. 349 mit Anm. 2. 4 Nicht zu ermitteln. 5 = Nr. 355. Vgl. ebd. S. 362 mit Anm. 20 und unten Anm. 62. 6 Nicht erhalten. 7 Vgl. 1 Tim 2,5.
2
Fach E Nr. 9 S. 123 — 136. Auch in
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Boltzius war bereits am 19. 11. 1765 gestorben. — Vgl. George F. Jones, In Memoriam: John Martin Boltzius, 1703 — 1765, Patriarch of the Georgia Lutherans, in: Lutheran Quarterly, 17 (1965), 151 — 166 und Klaus G. Loewald, Johann Martin Boltzius, Savannah, Ga. 1981. 9 Vgl. Ps 126,5. 10 Johann Joachim Zübly (1724—1781); reformierter Prediger in verschiedenen Gemeinden in South Carolina und Georgia. Er arbeitete eng mit den lutherischen Predigern zusammen, bezog Arzneien aus Halle und betreute als Reiseprediger auch lutherische Gemeinden. Vgl. Bd. II Nr. 145 Anm. 45. — Zu seinem Schicksal während der Revolution Leo Scheiben, The American Revolution: A Lesson in Dissent. The Case of John Joachim Zubly, in: Swiss American Historical Society Newsletter 12 (1976), S. 3— 11; William E. Pauly, Jr., Tragic Hero: Loyalist John J. Zubly, in: Journal of Presbyterian History, 54 (1976), 61 — 81 und Randall M. Miller, ed., „A Warm & Zealons Spirit": John J. Zubly and the American Revolution, A Selection of His Writings, Macon, Ga. 1982. 11 = Lungen. 12 Pfundleder = Sohlenleder; d. h. eine robuste Natur. Vgl. Nr. 355 unter Punkt 2). 14 In der Abschrift des Tagebuchs für Halle hält Mühlenberg zum 16. 12. 1765 die gleichen Überlegungen fest. Vgl. AFrSt IV C 13:14 S. 97f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 97f.; H D S. 1732f.;Tappert II S. 295. 15 Die von Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau begründete Mission in Tranquebar an der südindischen Ostküste. Zur irreführenden Verwendung der Bezeichnung „Malabarisch" Lehmann S. 37—40. 16 Vgl. Nr. 335 unter Punkt 3.) mit Anm. 6. 17 Vgl. das Postskript zu Nr. 335 S. 304 und Nr. 355 Anm. 17. 18 Vgl. Nr. 347 und 349. >9 Vgl. 2 Kön 4 , 3 8 - 4 1 sowie 2 Kor 10,4. 20 = malum hypochondriacum. Christian Friedrich Richter, Kurtzer und deutlicher Unterricht von dem Leibe und natürlichen Leben des Menschen . . ., Halle: Buchhandlung des Waisenhauses, 1705 (ND: Leipzig 1984, Zürich 1985), S. 331—334, beschreibt die Krankheit so: „§ 93. Diejenigen / so mit dem Malo Hypochondriaco beschweret sind / haben auch zugleich Beschwerung von Flatulentz und Verstopffung des Leibes / fühlen unter den kurtzen Ribben ein Spannen / und in der lincken Seiten ein Drücken nebst einer Auffblehung der Seite / worinnen sie grosse Erleichterung verspüren / wenn sie eine rechte Oeffnung des Leibes bekommen können. Bisweilen überfällt sie eine Angst und Bangigkeit / haben ängstlichen Schlaff / welcher mit vielen Phantasien und schweren Träumen verknüpfft ist. Sie sind verdrossen zu ihren Geschafften / und untüchtig einer Sache ohne Beunruhigung ihres Gemüths nach zu dencken. Am gantzen Leibe empfinden sie Müdigkeit / und Schwerigkeit in allen Gliedern. Der Appetit zum Essen ist bey ihnen ungleich / und wenn sie gegessen / befinden sie sich nicht wohl darauff. . 21 1 Mos 3,19. 22 Vgl. Nr. 328 mit Anm. 1 und Nr. 351 Anm. 24. 23 Im Oktober 1761 zog Mühlenberg von Providence nach Philadelphia, um die Spaltung in der dortigen Gemeinde überwinden zu helfen. Dies gelang ihm ein Jahr später mit der Einführung einer Kirchenordnung. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. 24 Vgl. Nr. 350 mit den Anmerkungen. 25 Vgl. die Tagebucheintragung zum 12. und 13. 7. 1765 in PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 194f. und Tappert II S. 252 sowie Nr. 340 Anm. 11. 26 Vgl. dazu ausführlich Nr. 351 mit Anm. 22 und Nr. 355 mit Anm. 10,17 und 18. 27 Vgl. Nr. 358; Nr. 359 und Nr. 323. 28 Siehe Nr. 317 mit Anm. 31. 29 = Nr. 303. 30 Vgl. Nr. 339 und Nr. 345. 31 In einer Kirchenratssitzung am 22. 10. 1765 wurde über diverse Schulangelegenheiten beschlossen. Unter anderem wurde festgelegt: „2) Unsere gesamte Schul=Jugend, soll in dem untern Saal des Schulhauses beysamen unterrichtet, und von den Dreyen Schul = Lehrern nemlich Hh.
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Hafner, Enderlin und Heimberger, gemeinschafftlich bearbeitet, gelehrt und in beßerer Zucht gehalten werden, nemlich: Die 3 Arbeiter wechseln täglich um, als zum Exempel, wenn einer Vormittags die Bibel = und Testament-Leser, der andere die Buchstabirer, und der dritte die A.b.c. Schüler übet, so sollen sie Nachmittags wechseln, und so auch an den übrigen Tagen mit allen Theilen der Schul = Arbeit." (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 254; vgl. Protokollbuch S. 21; AFrSt IV C 13:14 S. 64; LC Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 64; H D S. 1713f.; Tappert II S. 276). 32 Vgl. Anm. 8. — Ein Nachfolger für Boltzius wurde zunächst nicht gefunden. Erst nach dem Tod seines Mitarbeiters und unbestätigten Nachfolgers Lemke im Jahr 1768 wurde Christian Friedrich Triebner zum Prediger für Ebenezer berufen. Vgl. Winde, Frühgeschichte S. 186—188 und Nr. 308 mit Anm. 6. 33 Vgl. unten S. 382 mit Anm. 41. 34 Sprichwort. Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 347. 35 Bezieht sich auf Voigt. Vgl. Nr. 338 mit Anm. 3 und Nr. 312 unter 7) mit Anm. 33. 36 Vgl. Bd. I Nr. 2 Anm. 5 und Mühlenberg, Selbstbiographie S. 11 —14. 37 Kirchenlied von Samuel Rodigast (1649 —1708). 38 Vgl. Nr. 351 Anm. 22. 39 Vgl. Spr 1,17 und Wander Bd. 3 Sp. 1005f. 40 Vgl. Jer 5,26. 41 Vgl. Nr. 355 mit Anm. 10. 42 Nicht erhalten. Die folgenden Überlegungen Mühlenbergs muß er dem Kirchenrat zwischen dem 1. 1. 1766 (vgl. Nr. 351 Anm. 22) und dem 19. 2. 1766 (vgl. Nr. 355 Anm. 10) vorgetragen haben. Vgl. Protokollbuch S. 27. 43 Zur Beschlußfassung vgl. Nr. 355 Anm. 10. 44 Bezieht sich auf Nr. 344 (vgl. dort Anm. 1). 45 Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3. 46 Im Winter 1763/64. Vgl. Nr. 277 mit Anm. 27. 47 Vgl. Nr. 350. 48 Vgl. Nr. 355 S. 360f. 49 Reading. 50 Er versorgte mehrere Gemeinden in den Olyer Bergen. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter I S. 116. 51 Er versorgte Earltown und mehrere umliegende Gemeinden. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter IS. 77. 52 Er versorgte Tulpehocken und zahlreiche Nachbargemeinden. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter I S. 76f. 53 Weygand versorgte die niederdeutsche Gemeinde, Bager die hochdeutsche. Zur Spaltung der Gemeinde vgl. Bd. I Nr. 84; Nr. 86; Nr. 90; Nr. 93 S. 413f.; Nr. 9 5 - 9 7 ; Nr. 109. Zur Amtsübernahme und den folgenden Schwierigkeiten Weygands vgl. Bd. II Nr. 136 mit Anm. 53 und 54; Nr. 148 S. 145f.; zur Amtsübernahme Bagers vgl. Bd. II Nr. 220 S. 529f.; Nr. 237; Nr. 241; Nr. 245 sowie Nr. 248 und Nr. 251. 54 Vgl. Nr. 357 mit Anm. 6; Nr. 354; Nr. 325. 55 Sprichwort. Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 71. 56 Vgl. 2 Mos 16. 57 Vgl. Ps 106,23; Hes 13,5; 22,30; Wander Bd. 3 Sp. 1694. 58 Sprichwort ( = Das rechte Maß überschreiten). Vgl. Wander, Bd. 4 Sp. 309. 59 Die in H N 1 (und H N 2) gesammelt veröffentlichten Fortsetzungen der „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Nord = America, absonderlich in Pensylvanien". «> Vgl. 4 Mos 2 1 , 3 3 - 3 5 ; 5 Mos 3 , 1 - 1 1 . 61 Sprichwort. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 12. 62 Für die Zeit bis zum 8. 6. 1766 ( = Nr. 365) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1766. habe die Copie vom Charter [ = Nr. 345], Extract aus dem Protocoll [ = AFrSt IV C 13:14], sel. H. H[an]ds[chuhs] Rechnung der Ausgabe nach [ = AFrSt IV G 6 S. 147—149], H : Millers Zeitung vom 26 Maii a[nni] c[urrentis] und das Vorhergehende in
Nr. 364/365
6.6./8.6.1766
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diesem Buch mit # bezeichnet [ = Tagebuch vom 1. 4. bis zum 19. 5. 1766, in AFrSt IV C 13:14 erhalten], nebst einem Briefe [ = Nr. 364] von 3 1/2 Bogen dat: d 6 Junii a.c. an H:V. Hn. Z[iegenhagen] und Fr[ancke] zu samen gemacht: / Brief an meine 3 Söhne in Halle und Lübeck. Acknowledged, des H W m Pasche seinen letzten Brief dat: d 7 dec: a[nni] pr[aeteriti] empfangen hier den 18 Mart: 1766. Habe auch berichtet, daß 1) einen Brief vom 23 Nov: 1765 an H. Dr: Fr: [ = Nr. 348] mit einem Reisenden auf Franckfurt am Mayn gesandt, und einen Brief an H. Niemeyer [ = Nr. 349], und Joh: Peter, mit einer Vollmacht von Christoph Kuhleman, eingeschloßen. 2) Einen Brief an H. D r : Z : [ = Nr. 351] mit Capt: Buddens vom 12dec: 1765 dat: nebst einer Kiste mit Naturalien] an H. Edler und H. Niemeyer: 3) Im Febr: 1766 mit Stephan Williams Sachen von Cudulur, an H. Pasche [ = Nr. 355] etc: Solches alles faßete zu samen in ein Schreib Büchlein von 6 Bogen, und das übrige offen eingelegt, wurde heute den 7ten Junii 1766 durch H. Brechel auf den Schooner Ellis, Capt: Samuel Richardson Egdon gesandt." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 67; vgl. Tappert II S. 304).
365. J. S. Gerock an [M.]
Lancaster, 8. 6. 1766
Hochwohl Ehrwurdtig — Hochgelehrter Hoch werthester Herr Pastor! Auf Dero letzthin an uns ergangene freundliche Einladung 1 zu einer Gemeinschafftlichen Synodal = Conferenz dienen wir in Schuldiger Antwort, daß, so gerne auch etliche von uns hätten da bey wohnen mögen, wan die Zusammenkunft etwas früher oder später wäre gehalten worden, wir doch dermalen durch Umstände, besonders durch den in diese Woche einfallenden Jahrmarckt gehindert werden ab zu kommen. Wir hoffen dißfalls um so leichter Entschuldigung bey Ihnen zu finden weil Sie selbst schon zum voraus uns von Ihrer guten Deutung und Aufnahme versichert haben, und wünschen benachrichtiget zu werden von einigerley nöthigen und nutzlichen Vorschlägen und Maaßregeln für das gemeine Beste unserer Evangelisch Luth. Kirche. Wobey wir uns ernstlich und hertzlich aus bitten, wan einige H r : Amts Bruder von dem Revd Ministerio gelegentlich in unser Stadt kommt, oder sonst hier durch reiset — oder wan sich es schickt, daß je und je ich der Pfarrer mit einem Benachbarten Amtsbruder Predigt in den resp[ectiven] Gemeinen Wechsel will — daß Selbiger solchen falls unsere L[iebe] Gemeine mit einer Predigt und Zuspruch erbauen wolle und dienen mit der Gabe die er empfangen hat. 2 Übrigens wünschen wir viel Gluck, Friede und ein erfreuliches Ende zu Ihrem angefangenen schweren und kostbaren Kirchenbau. 3 Unter Empfehlung zu Gottl en Gnaden Schutz und treuer Vorsorge verharren wir Lancaster d[en] 8ten Junii A[nn]° 1766.
Ew Hochwohl Ehrwurden Unsers Hochgeehrtesten H. Pastors Ergebenste Schuldige Diener Johann Siegfried Gerock
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Die Briefe des Jahres 1766
Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C 13:19fS. 1 2 3
149f.; LCAbt.
HIV Fach E Nr. 9 S. 149f.
Vgl. Nr. 362 Anm. 14. Vgl. 1 Petr 4,10. Am 16. 5. 1766 hatte Mühlenberg den Grundstein zur neuen Zionskirche gelegt. Vgl. Nr. 361 mit Anm. 1. — Zur Einweihung der neuen Dreieinigkeitskirche am 4. 5. 1766 war Mühlenberg nach Lancaster gereist. Vgl. Nr. 359 Anm. 7.
366. An die Gemeinden in Culpeper County und Augusta
County
[Philadelphia], 10. 6. 1766 Nachdem die Ehrsamen Herrn Vorsteher und Glieder der Deutsch = Evangelisch Lutherischen Gemeinen in der Provintz Virginia, absonderlich in Colepepper und Augu[sta] Counties, namentlich Adam Gaar, Adam Jeger, Adam Wayland als Vorsteher, wie auch Nicolaus Grigler, Michael Schmidt, Michael Jeger, Hinrich Ehler, Johannes Carpenter, Christoph Grigler, Adam Broyl, Adam Koch, Michael Blankenbicher, Johannes Weber, Johannes Fleischmann, Philiph Schaeder, Adam Breye: S r: Konigl. Majestaet von Groß Brittanien getreue Unterthanen und Einwohner von Virginia, in verschiedenen sehr beweglichen Bittschriften vom 20sten December 17651 und den 9ten Februari 17662 wie auch d[en] 17ten Maii a[nni] c[urrentis] 3 ein Reverendum Ministerium der vereinigt Schwedisch = und Deutsch = Evangelisch Lutherisch = incorpori[r]ten Kirche in Philadelphia und Province Pennsylvania flehentlich ersucht und gebäten, daß sie den Ehrw: H r : Schwarbach, ihren Catecheten, der bis hero unter ihnen als ein ehrbarer, frommer und getreuer Diener des Wort Gottes bewiesen prüfen und ordiniren mögten, und besagte Herrn Schwarbach zu dem Ende in Begleitung zweyer Deputirten von besagten Gemeinen in versammelten Ministerio am 10 Junii 1766 zu Philadelphia sich eingefunden, und von den respective anwesenden Gliedern des Synodi in der Lehre geprüft und mit Auflegung der Hände eingesegnet worden 4 , so ist ihm hiemit die Vollmacht ertheilt, daß er Gottes Wort der ungeändert Augspurgischen Confession und übrigen symbol. Büchern gemäß, lauter und rein lehren und die Heilig Sacramenta, nemlich die Tauffe und Abendmahl administriren und aus theilen und damit besagte Gemeinen zu ihrer Seelen = Erbauung bedienen möge, und zwar so lange er bey unserer Glaubens Lehre treu bleibet, und derselben auch gemäß lebet und wandelt 5 , änderst ist diese Vollmacht null und nichtig. Ein solches bescheiniget unsere eigene Hand und Siegel, Actum den 10ten Junii A° 1766.6 Testes N. N. N.
Henrich Muhlenberg. P[ro] t[empore] Praeses Ministerii und Rector der St Michaelis Corporation
Nr. 365/366/367 Abschrift von fremder Hand inAFrStIVC Englische Übersetzung in Tappert II S. 311. 1 2 3
4 5
6
8.6./10.6./11.6.1766 13:19i S. 162f; LC Abt. HIV
391 Fach E Nr. 9 S. 162f.
Vgl. Nr. 352 Anm. 1. Vgl. Nr. 356 Anm. 2. Im Synodalprotokoll vermerkt Mühlenberg: „Nach gethanem Gebet wurden 2 Briefe aus Augusta Grafschafft in Virginia an der Fort Run erwogen, dat: d 9 Febr. und 17 Maii 1766 worin der verlaßene Zustand und klägliche Beschaffenheit unserer deutsch: Evangel. Glaubens Verwandten beweglich vorgestelt. . .". (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 73; vgl. A F r S t l V C 13:19i S. 154; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 154; Documentary History S. 84; Tappert II S. 306). - Wie die übereinstimmenden Unterschriften der drei Vorsteher zeigen, handelt es sich bei der Bittschrift vom 17. 5. 1766 um die Gemeinde in Hebron, Culpeper County, Va. Vgl. Nr. 352 Anm. 1. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 360 Anm. 1) zum 10. 6. 1766. Dazu verpflichtete sich Schwarbach mit folgender Erklärung: „Ich Endes Benanter, der Zeit Catecheta und Diener des Wortes Gottes in den Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Colepepper und Augusta Counties, der Province Virginia verspreche und verpflichte mich durch dieses, vor Gott und der Christenheit, daß ich mich durch Gottes Gnade und Beystand in meinem Amt und Dienste, der reinen Evangelisch = Lutherischen Lehre nach dem Grunde der Apostel und Propheten, unserer ungeändert Augspurgischen Confession und übrig = symbolischen Büchern gemäß, befleißigen, und nach derselben leben und wandeln, nächst Gott, auch dem Reverendo Ministerio der Evangelisch = Lutherischen Kirchen Schwedisch und Deutscher Nation in Philadelphia der Province Pennsylvania, auf ihrer Synodis Red und Antwort geben, und ihrer Census gehorsamen, wolle: So helfe mir Gott durch Jesum Christum Amen! Philadelphia d: 10 ten Junii 1766. Johannes Schwarbach." (AFrSt IV C 13:19i S. 163; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 163; vgl. Tappert II S. 311). Am 10. 6. 1766 wurden auf der Synode noch folgende schriftliche Eingaben behandelt: „2) . . . a) der Deputierte von Neuprovidence gab der Gemeine ihr Anliegen schriftlich ein, nemlich wie daß sie vom Anfange her mit der Gemeine zu Neuhannover in Vereinigung gestanden und Wechsels weise um den zweyten Sontag mit Gottes = Dienst versehen worden. Nach dem aber durch die Abwesenheit ihres ersten Predigers, die Gemeine zerfallen, und bey dem Anfange seines Successors H : P[astor] Voigt die verfallene Gemeine in Providence sich wieder sammelte, so bäten sie daß ihre Providencer Gemeine wie in vorigen Jahren wieder gemeinschaftlich mit Hannover bedienet, und das Filial in Peikstown anderweit versehen werden mögte. H : P: Voigt unterstützte das Begehren der Providencer, und führte an, daß die Jugend und Kinder Lehren versäumet wurden, wenn ein Prediger so selten kämme [!] und neben Gemeinen bedienen muste. Nach einiger Überlegung wart das petitum gebilliget... 4) Hiernachst über gab der Deputirte von der Gemeine in Libanon eine Bittschrift um eine Collecte in den vereinigten Gemeinen, weil sie auch ein Bau einer Kirche daselbst begrifen, junge Anfänger und einer Beyhulfe sehr benöthiget sind. Es werde zugestanden . . ( A F r S t I V C 13:19iS. 156f., 159; LC Abt. H IV Fach A Nr. 9 S. 156f., 159 ¡ T a p p e n II S. 307,309).
367. An den Kirchenrat und die Gemeinde in York
Philadelphia, 11. 6. 1766
Ehrsame Herrn und Brüder des Kirchen = Raths und Glieder der Gemeinen in York. So willig und bereit unser lieber Amts = Bruder Herr Kurtz war, auch mit Verleugnung seines leiblichen Vorteils, sich in Ihre betrübte Gemein = Umstände zu wagen, und so gern es auch das vereinigte Rev[erendum] Ministerium] gesehen hätte, wann es nur einiger Maßen ohne Verbitterung und
392
Die Briefe des Jahres 1766
Zerrüttung der alten Gemeinen Tulpehocken möglich gewesen, so ist doch die aller wichtigste Schwierigkeit dazwischen gekommen, die es unmöglich macht, nemlich seine ersten Gemeinen, die er nun bey 19 Jahr im Frieden gedienet hat, wollen durch aus nicht fahren laßen und da ist das gantze Minister: nicht in Stande, den Gemeinden ihren alten Seel = Sorger, weder mit der Güte, noch mit Gewalt weg zu nehmen. 1 Zum Exempel: H er Kurtz sagt: Ich will nach York weil ich alt und steif werde, und in York nicht so viel zu reiten habe. Seine Gemeine antworten. Er ist bey uns alt worden, und wir wollen seine Last erleichtern etc. H r Kurtz sagt: Die Yorker Gemeine ist in Gefahr, ich muß ihr zu Hulffe kommen: die Gemeinen antworten: Wo ist das in aller Welt erhört und recht, daß verständige Leüthe zwey bis drey friedliebende Gemeinen zerrißen, und eine zerrißene damit flicken sollen? Wan H Kurtz sagt: ich will, ohne weiter zu fragen, von euch nach Yorktown: so antworten seine Gemeinen: Er muß doch alls ein ver[n]unftiger Mann, und noch mehr alls ein Christ, erst g[r]undliche Ursachen anweisen können, ob ihm was zu leide geschehen sey in unsern Gemeinen. Was kann er darauf antworten? Nichts. H Kurtz sagt: das vereinigte Minist: wird sorgen, daß ihr einen andern an meine Stelle bekommt. Die Gemeinen antworten und fragen das Minist: Wo ist derselbe der in seine Stelle soll? Ist er so wie H r Kurtz, so schicket ihn nach York und last uns unsern Seelsorger, der am längsten bey uns gewesen und unsere Umstände am besten weis, hat ein anderer nicht just die Gabe und Erfahrung wie Herr Kurtz, so werden unserer Gemeinen zerstreuet und in Parteien zerrißen, dan der Verstöhrer 2 und Wolf 3 schleicht schon um uns herum, und suchet nur Gelegenheit die armen Schafe zu verschlingen, und wann solches geschähe, wurde nicht das verwahrlosete Blut von Herr Kurtz und Minist: gefordert werden? Wir stehen schon bey 19 Jahr mit ein ander gleichsam wie im Ehe bunde, und was Gott zusammen gefüget hat, das soll das Minist: nicht scheiden etc.4 Das Minist: schlug ein und andern vor, davon einer in seiner Stele treuen möchte: So bald nur einer genent wurde, so traten die Deputirten von solchen Gemeinen im Synod auf und wehreten sich dagegen mit Hand und Mund. So wol Herr Kurtz als auch alle Glieder des Minist: sind darüber in großer Beklemmung, und wißen noch nicht wie der Sache zu rahten, oder zu helfen sey. Wir stelleten den Gemeinen auch unsers Erlösers Wort vor, nemlich man solle die 99 laßen und das hunderte verlorne Schaf erst suchen.5 Die Tolpehakker antworten: so laß die 99 in York und der Kurtz das hunderte hier suchen, wo er schon vielle Jahre sein Beruf zu hat, das Rev[erendum] Ministerium] bittet dem nach dem Ehrsamen Kirchen Rath und Gemeinsglieder sie mochten noch Geduld haben, und den gnadigsten Herrn der Ernte ernstlich und glaubig anruffen, um treue Arbeiter in seine Ernte zu senden. 6 Und damit sie nicht dencken mochten, als ob man ihre bedrengte Sache nicht am Hertzen hätte, so erbietet sich das gegenwertig versamlete Minist im Synod, daß sie lieber noch eine Zeitlang alle mit ein ander gemeinschafftlich Hand anlegen wolle, bis der grose Hirte der Schafe 7 seine Wege und Hülfe deutlicher zeigen möchte, das Minist: ist sehr verlegen wegen der Schwierigkeit, und ob es wol einem inden [!] beschwerlich ist, ausser seine Gemeinde zu reisen, so wollen sie sich doch nicht
Nr. 3 6 7 / 3 6 8
393
11.6.1766
entziehen, sondern nach ihrem Mas die verlaßene Gemeinde so lange unterstutzen, bis sich einer findet, der sich für die Umstände schicken möchte. Mit Sorgen und mit Grämen 8 , bittet den Herrn der Ernte etc. Es lieget nicht blos an unserm Wollen und Laufen sondern kommt auf Erbarmen an. 9 Hiemit des Revferendi] Minist[erii] sein Mitleiden und hertzlichen Grus, und hat von mir begehrt, solches zu berichten: H Muhlb: von neuen erwählter Praeses des vereinigte Augfsburgischen] Ministeriums]. Philadelphia d: 11len Junii 1766:
Abschrift von fremder Hand in AFrStIVC S. 151 — 153. 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Auf Order und im Namen des besagten Minist: 13:19h S. 151-153;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
Vgl. auch zum folgenden den Synodalbericht (Nr. 360 Anm. 1) zum 10. und 11. 6. 1766. Vgl. Jer 4,7. Vgl. Joh 10,12. Vgl. Mk 10,9; Mt 19,10. Vgl. Mt 18,12f.;Lk 15,4. Vgl. Mt 9,37f.; Lk 10,2. Hebr 13,20. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. Vgl. Rom 9,16.
368. J. G. Bageran [M.]
New York, 11. 6. 1766
Hochwohl Ehrwürdiger H e r r Pastor Werthester H e r r Amts = Bruder! Sehr lieb war es mir, daß einmal wieder ein Synod gehalten werden solte, als welches schon längst hertzlich gewunsch[t], und wie gerne ich persöhnlich Demselben bey gewohnet hätte, traf es sich doch zu einer mir gantz unbequemen Zeit. Die Entfernung, Kosten und Mühe der Reise wurden mich nicht abgeschrecket haben, an der Aufmunterung theil zu nehmen, die mir armen Lastträger so nothig ist als irgend einem. Es gehet mir aber wie einem der vielen Herren dienet, und nur 2er zu gedencken: Ich habe eine schwerre Haushaltung, darinnen immer etwas von neuen Sorgen sich zu träget; und eine Gemeinde, die wegen gegenwertiger Umstände 1 nicht wohl 8 Tage ohne H a u p t seyn kan. Vorige Woche wars bewilliget und beschloßen, am Sontage verkündiget am Montage war ich mit einem Vorsteher reise fertig, und darauf folgete ein Aufschub bis Donnerstag erst abzugehen, heute Abendt wird es vor gantz unmöglich erkant vor diesmal von der Gemeinde weg zugehen. Hier sind vor die Zeit gantz besondere bedenckliche Umstände, welche scharfe Achtung erfordern und in weniger Zeit zu ihrer Reise kommen werden.
394
Die Briefe des Jahres 1766
Entschuldigen Sie mich wegen dieser Eilfertigen Schrifft. Unser Bau2 gehet diese Woche erst wieder vor an, und hofe ich bald durch die Schwürigkeit hinsehen zu können, obwol als in die Ferne. So bald unsere alte Kirche eingerißen wird, werde ich eine Reise zu Ihnen versuchen, und als dann privat conferentz halten.3 Solte sich aber meine Reise gar verziehen, so wil Ihnen einen aus führlichen Bericht schriftlich zusenden. Von Steinarabien habe noch keine Antwort wegen H. Psryaelius.4 Man höret dießeits von verschiedenen harten Stürmen und siehet noch immer mehrere schwere Wolcken auf steigen, die denen Gemeinden Unglück drohen. Wenn wir älle Kräfte verschwenden, die äußerliche Rustung zu machen, so ist schon nichts mehr übrig vor das nothigere. 5 Erst schadet die Unerfahrenheit, hernach hindert die Schwachheit. Doch das Beste ist noch für uns, wir dürfen betten, und können hoffen dem Herren und Regierer aller Dinge sey es heimgestelt, er gebe, daß nach allen trüben Sorgen wir mit fröhlichen Angesicht seine Weisheit preisen und seiner Liebe dancken. Leben Sie immer wohl mit den Ihrigen, Gott laße Sie sehen das Gluck Jerusalems Ihr Leben lang und den Frieden über Ißrael.6 New York d[en] 11tcn Junii Abends spät A[nn]° 1766.
Verharre Ew = Hochwohl Ehr: ergebenster Diener Johann Georg Bager
P. S. Konten Sie mir bey der Gelegenheit durch M r = Hut 7 etwas von der Kirchen Historie lehnsweise communiciren, oder vielleicht sonst etwas zur Ermunterung dienet. Stelle Ew Hochwohl Ehrw Belieben anheim. Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C13:19g
S. 150f.;LCAbt.
HIV Fach E Nr. 9 S. 15 Of.
1
Vgl. Nr. 371. D a z u ausführlich Nr. 393 Anm. 12; Nr. 398 Anm. 8 (1); Nr. 403 S. 512f. 3 Vgl. Nr. 402 S. 509. 4 Stone Arabia, N.Y. — Gemeint ist Bryzelius. Wahrscheinlich war Mühlenberg auf Bagers Vermittlungsvorschlag vom Juni 1765 zurückgekommen (vgl. Nr. 334). 5 Vgl. Eph 6 , 1 1 - 1 7 . « Vgl. Ps 128,5f. 7 Überbringer des Briefes und anderer Schriften. Vgl. Nr. 371 S. 397 sowie Bd. II s.v. „Huth". 2
369. An [den Kirchenrat und die Gemeinde in
ConewagoJ Philadelphia,
12. 6. 1766
Geehrte und Geliebte Mitbrüder Aus einem von 10. 11. 12ten Junii 1766 in einer Synodal Versamlung, vereinigt Evangelischer Prediger und Gemein Deputirten, geführten Protocoll 1 er-
Nr. 368/369/370
1 1 . 6 . / 1 2 . 6 . / 1 4 . 6 . 1766
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hellet, und wird berichtet daß in besagter Versamlung ein geneigtes Schreiben von unsern Mitbrüdern H r : Gelwich, Nagle, Berlinger, Miller etc.2 vorgelesen und der Inhalt desselben überlegt, und nach dem meisten Stimmen der Schluß so aus gefallen, daß dem Begehren nach nicht gewillfahrt werden könte, was maßen eine wichtige Klage von 2 Engl: Herrn in publiquen Amtern in Yorktown gegen H r : Wildban 3 in wege stehet, solches zu erfüllen, ob besagte Ministerium in andern Fallen und Gelegenheiten die nicht wieder Gewißen, Recht und Billigkeit sind gleichwol gerne dienen wolte. Mit diesen wenigen muß schließen, weil die Kurtze der Zeit nicht mehr erlauben will als mich zu empfehlen. H Muhlenberg p[ro] t[empore] Praes[es] Minist[erii] Philadelphia d: 12Jun: 1766. P.S. Die 2 Engl. Herrn in Yorktown heißen, wie im Synod referirt worden, Esq. Johnson p[ro] t[empore] County Clerck und Esq. Adlum, welche geklaget, daß H e r r Wildbahn arg[er]liche und strafbare Ausdrucke wieder Taufe und Abendmahl aus gestoßen, und zwar vor Zeugen.
Abschrift vonfremder Hand in AFrSt IV C13:19iS. 1 2 3
153f; LCAbt.
HIV Fach E Nr. 9 S. 153f.
Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 360 Anm. 1) zum 11.6. 1766 unter Punkt 6). Nicht erhalten. Karl Friedrich Wildbahn ( 1 7 3 3 - 1 8 0 4 ) ; vgl. Bd. II Nr. 225 Anm. 5 (22). Die Synode im Jahr 1768 beriet ausführlich über die Frage seiner Ordination, die ihm wahrscheinlich ein Jahr später gewährt wurde. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 432 Anm. 2 sowie Glatfelter I S. 164f.).
370. An die Gemeinden in New Germantown, The Valley und Bedminster Philadelphia, 14. 6. 1766 Geliebte Vorsteher, Alteste und Glieder der Gemeinen in Neugermantown, Valley und Bedminster: Wir thun Euch hiemit zu wißen, daß das Vereinigt = Evangelische Ministerium am 10, 11 und 12ten Junii 1766 einen Coetum oder Synodal Versamlung in Philadelphia gehalten, und insonderheit am 12ten Junii, die Klage Schriften zwischen Dom: Brycelius und etlichen Ältesten der Gemeinen untersucht haben. 1 Da denn aus dem Protocoll klärlich erhellet, daß etliche von den H h . Altesten und Gliedern, unordentlich und unbillig gegen das Ministerium zu Werck gegangen nemlich 1) daß sie in einem Brief vom 7 Januar: 17662 den Dom: Brycelius sein Amt auf gekündiget, ohne das Ministerium zu fragen, und die Ursachen zu sagen 2) daß in einem Brief von eben dem 7 Januar: a[nni]
396
Die Briefe des Jahres 1766
c[urrentis] 3 der P f r : Mühlenberg gefodert worden, er solte kommen und die Gemeinen von H . Brycelius losmachen 3) daß die Altesten nach des P f r : Mühlenbergs seiner schriftlichen Antwort und Rathgebung vom 22 Febr: ac: 4 nicht die gantze Gemeinen bey samen gehabt, und in Gegenwart des H . Brycelii fragen und stimmen laßen, um an das Ministerium zu berichten, wie die meisten Glieder stimmeten, ob sie ihn behalten? oder seiner lieber los seyn wolten? sondern daß sie die Stimmen heimlich ohne Wissen des H . Brycelii gesammelt. Solches Verfahren erkläret der Coetus partheyisch strafbar und unbillig. Inzwischen, da um des Friedens willen, und mehrere Unruhe und Versündigung zu vermeiden Sr: H . H . Probst Wrangel, Mühlenberg, Schultz und Brycelius darin gewilliget, daß H . Brycelius unter gewißen Bedingungen seinen Beruf auf geben, und vacante Gemeinen in Pennsylvania annehmen solte, so hat das gantze Rev: Ministerium im Synod diejenigen Bedingungen unter suchet und gebilliget, welche in einem Schreiben vom 27sten Febr: 17665 an die Herren Vorsteher, Altesten und Glieder der Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und Valley gesandt worden. Dem zu folge hat der gantze Coetus oder Vereinigte Synod es so confirmirt daß die besagten Gemeinen verpflichtet und schuldig sind 1) Sein etwa noch rückständig Salarium, vermöge seines schriftlichen Berufs von 1765 ihm zu entrichten oder zu settlen 2) daß die Herren Executors Balther Pickel Jun: John Moelich und Jacob Klein die Summe an D o m : Brycelius bezahlen, welche der weiland Mr: Pickel ihm als Eigen vermacht hat. 3) daß die Herren Executors Balth: Pickel, Moelich und Klein, das Vermächtniß, an Mess" John Stein und Rulof Rulofson, zum Besten der Kirche und Gemeine wie es vermacht ist, übergeben. 4) Daß die Altesten, Vorsteher mit einmüthiger Zustimmung der Gemeinen, einen andern ordentlichen Prediger, der rein in der Lehre, und unsträflich im Leben und Wandel, und ein Glied des vereinigt Lutherischen Synods oder Coetus ist, erwählen und beruffen, und es dem Praesidi des Ministerii zu wißen thun solten. 5) Daß sie eine Kirchen = Ordnung einführen, so wie andere ordentliche Gemeinen haben. Diese obige fünf Bedingungen müßen also erst erfüllet werden 6 , und so bald sie erfüllet sind, soll des H . Brycelii sein Beruf bey ihnen auf hören und hier in Pennsylvanien angehen. So lange aber obige Bedingungen nicht erfüllet sind, so lange bleibet des D o m : Brycelii sein Beruf bey ihnen in der Kraft. Und wie der Coetus aus einem Englischen Schreiben von Obrigkeitlichen Personen ihres Ortes in Jersey ersiehet, so will die Obrigkeit den D o m : Brycelius schützen, im Fall die Ältesten und Gemeinen die obigen 5 Bedingungen nicht erfüllen solten. Also bestehet es nun darauf, daß die obigen fünf Bedingungen müßen erfüllet werden, wo nicht, so bleibet Dom. Brycelius bey ihnen im Amte. Dieses ist der Schluß von dem versammelten Synod, aus deren Protocoll es mit theilet, ihr alter Freund und Wohlwünscher H : Mb: der Zeit Praeses. Philadelphia d 14 Junii 1766/
Nr. 370/371
397
14. 6./17. 6.1766
P.S. Diesen obigen Brief, oder die Copie davon soll Dom: Brycelius der gantzen Gemeine vorlesen, und ihre Antwort darauf an uns berichten. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 33—35. 1 Vgl. den Synodalbericht (Nr. 360 Anm. 1). Vgl. Nr. 357 S. 366. 3 ZumInhaltvgl.Nr.354S.357. 4 Vgl. Nr. 357 Anm. 4. 5 = Nr. 357. Im Synodalbericht heißt es zum 12. 6. 1766: „2) Kam die Mishelligkeit zwischen den Lutherischen Gemeinen in Neugermantown und Bedminster, und ihren H . Pfr: Brucelius vor. Und weil die Sachen schon von Decembr 1765. her bey dem Praeside und Sr: Hochw: H r n D r : Wr[angel] anhängig gemacht und verschiedene Schriften gewechselt waren, so las der praeses beyderseitige Acten vor, und über gab sie zur fernem Überlegung und Beurtheilung dem Synodo. Die procedour des praesidis und Hochwurdigen Probstes, ward gebilliget, und beschloßen, daß nach derselben Basi und besonders des Schreibens vom 27 Febr: 1766. fort gefahren werden und daß, wenn H : Pfr: Brucelius nach den Conditionen los kommen könte, er mit seiner Familie zu uns herüber ziehen und die vacanten Gemeinen auf Barren Hill, Lower Merion, Peikstown und Upperdoublin bedienen solte." (AFrSt IV C 13:19i S. 168; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 168; vgl. T a p p e n II S. 314). 6 Dies geschah nicht vor Anfang November 1766. Vgl. Nr. 391. 7 Für die Zeit bis zum 17. 6. 1766 ( = Nr. 371) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1766 d 16 Junii: habe ein Paquet mit folgenden Briefen von der Post aus Neuyork, so Capt: Friend aus Engelland mit gebracht empfangen und 19 Shill: dafür bezahlt: neml. 1) Von Sr: W : E : H . Pasche dat: Kensington d 8 April 1766. 2) Eine Copie von Mr: Joh: Jacob Beyerles Klagen an H. Rev: D r : Wachsei. dat: d 7 dec: 1765. 3) Ein Schreiben von Sr: H : D r : Wachsei dat: d 3 Jan: 1766. [ = Nr. 353] 4) Von H . Niemeyer an Sr: H . E : H . Archidiaconus Niemeyer in Halle dat: Lübeck d 5 Mart: 1766. Von H n : Fabricius in Copie an H. Pasche, gesandt. 5) Von Joh: Pet: Mb: aus Lübeck, dat: d 25 Octobr: 1765. Von eben demselben dat: Jan: 28sten 1766. 6) Ein Brief an Christian Ludwig Mink. 7) Ein Brief an Christoph Ernst 8) Ein Brief an Georg Stephan Kühn, ehemal. Schulmeister in Germantown, nun in Neuyork. 9) Ein Schreiben von H n : Fabricius oder pro Mem: wegen des Pet[er] M[ühlenberg] in Lübeck. 10) 2 pamphlets a) Account of the Conversion of the Rev11 Mr: Thomas Harly A:M. b) Sr: H. H. Senior Urlspergers Abschieds Predigt, wo mit er sein Amt niedergelegt. Vom 5ten Maii 1765." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 245; vgl. T a p p e n II S. 316). 2
371. An [J. A. Weygand]
Philadelphia,
17.6.1766
Wohl Ehrw: H. Amts = Bruder, Da eben ein paar Zeilen an Sie schreiben wolte, brachte Mr: Jacobi1 mir dero Geliebtes vom 7 Jun: a[nni] c[urrentis].2 Vor ein paar Wochen sprach Mr: Petersen3 bey mir ein, und hatte vieles zu klagen. Gestern kam Mr: Huth 4 von Neuyork zu mir, und gab mir 3 Papieren5 a) eine Klageschrifft Ihrentwegen ans Vereinigte Ministerium, b) ein Aufsatz an Ew. W. Ehrw: c) und dero schrifftliche Antwort darauf. Ich richte oder fälle nicht gern gleich mein schwaches
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D i e Briefe des Jahres 1766
Urtheil, ehe auch den alteram partem gehöret. So viel oder wenig aber vom Gantzen einsehe, so ist die ohne dem kleine Gemeine schon in 2 Partheyen zertheilet, und die Folgen sind, oder scheinen mir fürchterlich; denn sie concentriren sich gemeiniglich auf den armen Prediger. Ich habe leider! Erfahrung davon. Mein einfältiger Rath sub rosa wäre, Sie gäben nach H . Bruder, so viel in solchen Adiaphoris möglich, und zur Vereinigung nöthig und nützlich ist. Der Fürst der Finsterniß fänget ins gemein bey der Schale an zu nagen, und suchet dadurch wurmstichig und zu Pulver zu machen, was denn? Den Kern, das Essentiale. Meine Opinion ist diese: 1) die Niederdeutsche Kirchen = O r d n u n g ist kein Gesetz vom Himmel, kein Gesetz der Perser 6 , kein Charter, hat nicht länger Kraft, als so lange der gröste Theil von Gemein = Gliedern sich frey willig dazu verstehet. Sie hat einen großen Fehler, weil sie — wo ich nicht irre — niemals von den Gemein = Gliedern unterschrieben ist.7 Es wird keiner bey uns in Philadelphia für ein ordentlich Gemein = Glied erkant, kan auch weder Votum noch Amt haben, wo er nicht die Kirchen = Ordnung unterschrieben. Meines Wißens haben nur die Prediger und Diacons ihre Niederdeutsche Ordnung, aber kein Gemein = Glied unterschrieben. Daß Gel. Bruder etwa 80 Glieder für die alte Kirchen = O r d n u n g auf schreiben laßen, das hält nicht Stich. Denn die Leute hier zu Lande unterschreiben wol heute etwas gewißes, und unterschreiben morgen auch wol mit derselben Feder das würckliche Contrarium. So bald 2 Partheyen, oder mehrere in einer Gemeine entstehen, muß der Prediger sich zu keiner gantz halten, sondern immer in der Mitte bleiben, und eine H a n d frey zum remediren behalten. Ihre alte Kirchen = O r d n u n g ist wol so eine ziemliche Brustwehr für die Diacons en Ollderlinge [und Alteste] gewesen, aber nicht so günstig für die Prediger. Denn sie, die Prediger sind, nur des so genanten Kirchen = Raths Diener gewesen. Die Englische Constitution, das Americanische Clima und viele Umstände mehr, fodern und heischen, ja erlauben es nicht änderst als daß Glieder einer jeden Communitaet ein Wahlrecht, oder die H a n d mit in der Wahl haben müßen. Man sehe selber die Episcopal = und Presbyterial Gemeinen an, so haben sie ein Recht, ihre Vestry oder Eiders and Diacons zu votiren. Wir haben in unserer hiesigen Michaelis und andern ersten Vereinigten Gemeinen nach vielerley Anfechtungen ein Temperament oder Medium versucht, nemlich eine gewiße Anzahl Altesten und Vorsteher und Prediger machen den Kirchen = Rath aus. In den Land Gemeinden sind 6 Alteste und 4 Vorsteher. In Philadelphia 12 Altesten und 6 Vorsteher. Altesten und Vorsteher dienen 3 Jahr. Den T a g vor dem R e c h n u n g s = und Wahltage, hält der Kirchen = Rath i[d] e[st] Prediger, Altesten und Vorsteher eine Lession [!], nehmen die Kirchen = O r d n u n g vor sich, sehen die Namen derer, welche die Ordnung als ordentliche Glieder unterschrieben haben, durch, und suchen die schicklichsten aus. Für 6 Vorsteher lesen sie 18 Personen aus, und so auch für jeden Ältesten 3 Personen. Diese vom Kirchen = Rath auserlesenen Personen werden auf Papier geschrieben, und am folgenden Wahltage der invitirten anwesenden Gemeine vorgelesen, und verschiedene Abschriften davon auf den Tisch gelegt, wo die Glieder sitzen. Dann wählet ein jedes Gemein = Glied das
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die Kirchen = O r d n u n g unterschrieben hat, aus den 18 vorgeschriebenen Personen 6 Vorsteher, und aus den 36 vorgeschriebenen 12 Altesten, schreibet sie auf ein Ticket, rollet das Ticket zusamen und legt es ein. Wenn alle ordentlichen Glieder ihre Tickets eingegeben; so werden sie vor dem Angesicht der Gemeine eröfnet, und mit Strichlein aufgezeichnet, und wer von den 18 und 36 die meisten Stimmen hat, der ist erwählt. Auf solche Weise hat der Kirchen = Rath Gelegenheit das beßere vor zu schlagen, und die Gemeine Freiheit, aus 3 den besten zu wählen. Thun sie der Gemeine gut, so hat die Gemeine Freiheit, sie nach 3 Jahren wieder von neuen zu wählen. Thun sie nicht gut, so kan die Gemeine alle verfloßene 3 Jahre wieder neue wählen. Es kan keine Communitaet in diesem Americanischen Climate bestehen, wenn nicht eine gewiße Balance zwischen den 3 branches in Acht genommen wird. Herrschet das Volck allein, so ist es lauter Unordnung: Herrschet der Kirchen = Rath allein, wehe den Prediger und armen Gliedern! Etc. mit der alten Niederteutschen Kirchen = O r d n u n g kommen sie nicht durch, zumal da die Niederteutschen evanesciren [sich auflösen]. Wenn Gel. Bruder den Bruch wieder heilen wollen, so müßen Sie nun von Ihrer Gegenparthey auch 2 oder 3 gute Männer mit zum Kirchen = Rath nehmen, wenn auch die Anzahl der Glieder des Kirchen = Raths auf 12 käme, so kan das nicht schaden. Und wenn es einmal wieder stille und einig wäre, so hätte man beßere Gelegenheit zu consideriren, ob sich die Philadelphier nicht beßer schickte, als die Holländische etc.? Aber nun muß erst gesorget werden, unter Gebet, Flehen und Arbeit, daß der Riß 8 nicht größer, sondern geheilet werde. Denn die Situation in Neuyork ist sehr voll Glatt = Eiß, und critique. Mit guten Worten und billigem Nachgeben in Adiaphoris richtet man mehr als, als mit Steifheit. Der barmherzige Gott und Heiland unserer Seelen, wolle Weisheit, Krafft und Beystand verleihen, und alles zum Besten wenden amen, um seines Namens willen amen. An werthe Familie bitte unsere hertzliche Empfehlung zu vermelden. Bleibe dero ergebener Freund und Diener H : Mühlenberg Philadelphia d 17 Junii 1766. P.S. Es ist verordnet, daß am ersten Tage Augusti ein Gebeth und Danckfest in unsern vereinigten Gemeinen gehalten werden solte 9 gfeliebts] G[ott] zum Text d 146 Psalm, und Deut: 3 2 , 1 = 6 .
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 1 2 3 4 5 6 7
S. 52—54.
Christoph Jacobi, Altester in Germantown. Nicht erhalten. George Petterson, Mitglied des Kirchenrats der niederdeutschen Gemeinde in N e w York. Vgl. Nr. 368 mit Anm. 7. Nicht erhalten. Vgl. Est 1,19; Dan 6,9.13.16. Mühlenberg bezieht sich auf die Verfassung Berckenmeyers von 1735, die sich an der Amsterdamer Verfassung orientierte. Bei der Einführung verzichtete er darauf, sich der Zustimmung der
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Gemeindeglieder zu versichern. Vgl. Kreider, Lutheranism S. 84—92 und Schomerus S. 55—61. Zur Spaltung der Gemeinde von N e w York in eine hoch- und eine niederdeutsche siehe Nr. 364 Anm. 53. Zur folgenden Erörterung von Verfassungsfragen vgl. Mühlenbergs Einführung der Kirchenordnung in Philadelphia am 18. 10. 1762 (Bd. II Nr. 237 Anm. 3) und dazu Schomerus S. 115—124 sowie Beale M. Schmucker, The Organisation of the Congregation in the Early Lutheran Churches of America, in: Lutheran Church Review, 6 (1887) S. 211 — 226 mit englischer Übersetzung der Kirchenordnung vom 18. 10. 1762. Zu Wahlvorgang und Amtsübergabe der Funktionsträger in der Gemeinde die Tagebucheintragungen zum 6. und 12. 1. 1766 (AFrSt IV C 13:14 S. 6 9 - 7 2 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 6 9 - 7 2 ; H D S. 1 7 1 7 - 1 7 1 9 ; Tappert II S. 296 f.). Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1694 sowie Ps 106,23; Hes 22,30. Aus Anlaß der Aufhebung der Stempelakte. Vgl. Nr. 348 Anm. 18 sowie Nr. 384 mit Anm. 18 und 19 und Nr. 386 S. 463.
372. An G. A. Wachsei
Philadelphia, 20. 6. 1766
Hochwürdiger HErr Doctor in dem HErrn aller HErrn unserm grossen Hirten Hochgeschäzter Gönner, Ew. Hochwürden herablassende Zuschneit von 3. Jan. 17661 ist mir an 16. Jun: a[nni] c[urrentis] als eine unverdiente Wohlthat zu Händen gekommen. 2 Ein neuer Gegenstand, wodurch die Güte Gottes mich unnützen Knecht in der Neige meiner Tage und Abnahme der Kräfte in diesem Jammerthal beschämen, ermuntern, stärcken und trösten wollen! Ich bin nun über 24. Jahre von meinem Vaterlande und Freundschaft, von meinen Universitäts = Bekandten, von dem holden Angesicht ächter Väter und Brüder in Christo aus Europa entfernt und hier in der Abendwüste als ein Fremdling unter Mesech3, und mit fast unzehlbaren Versuchungen von Innen und Aussen, von schwarzen und weissen Teufeln, wie Lutherus sagt4, umgeben gewesen und noch nicht frey, habe nicht allein mit Fleisch und Blut nach Paulinischer Spruchweise, sondern auch bösen Geistern über eftoopavia zu streiten gehabt und noch. 5 Je länger und weiter die Entfernung, je gefährlicher der Posten: desto wichtiger, nöthiger und tröstlicher sind solche Zuschriften von erfahrnen, bewährten und sympatirenden [!] Lehrern, Vätern und Brüdern aus der Mutterkirche. Und was meine Freude erhöhet ist, daß durch Ew. Hochwürden hochgeneigte Zuschrift 6 mir eine lang erwünschte und von Gott erbetene Thür eröfnet wird 7 , zu einen weiten noch brach liegenden Felde in Nord America. Wenn mir nur noch ein wenig Leben und Raum gelassen wird, daß a. die listig = bösen = Geister in Menschen Gestalt, die mich mündlich und mit einer langen Feder verklagen 8 , nach Wahrheit und Liebe entdecken und den Schaden zeigen kann, den sie unserer Evangel. Religion in diesem Theile der Welt verursachen b. eine Sciographie von den Interiori- und Exterioribus unserer Kirche, die mir innerhalb 24. Jahren bekannt worden, mit zu theilen Erlaubniß haben mag. Obgleich die Ehre nicht gehabt Ew. Hochw. Angesicht zu sehen, so bin doch gewürdiget an den Früchten zu erkennen 9 , wie Hoch die Wolthat zu schätzen, daß durch göttl. Fügung mit Denenselben in
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eine nähere Bekantschaft und Verbindung des Geistes zum besten des Reichs Christi gelangen möge. Das erste, was von Dero wichtigen Person und Station zu wissen bekam, wurde mir von einem Schwedischen Missionario H . Heggeblad 1 0 , der im vergangenen Frühjahr gestorben, mitgetheilt, noch mehr von unserm lieben H . Missionarius H . Voigt, Krug und zulezt Immanuel Schulz, ferner erzeigte mir der liebenswürdige Bruder Pasche im vorigen Jahre die Gütigkeit und übersante Dero in der Märtyr Woche gehaltene heil. Reden. 11 So erblickte auch in der hiesigen englisch und deutschen Zeitung die Philantrophie [!], welche Ew. Hochw. an den armen verführt und verlassenen Deutschen bey London bewiesen. Und end[lich] habe das unerwartete Herzens vergnügen in Dero verehrungswürdigen Zuschrieft, die innere Beschaffenheit und Geistes Kräfte nach ihrer Grösse zu erkennen, und zum danckbaren Angedenken vor dem Gnaden = Throne zu gebrauchen. Wie kan ich danckbar genug seyn für die überschwengliche Gnade und Güte unsers grossen Mitlers 12 , die mich unwürdigen solcher geistlichen Väter, Wolthäter und Gönner, als der Hochwürdigen Gotteslehrer in London Halle etc. nun in die 25. Jahre gewürdigt! Die so unbeschreibl. Sorge, Mühe und Arbeit gehabt und noch haben für das verlorne hunderte Schaf 13 , den verlornen Groschen 14 und Sohn 15 in der Americanischen Wüste! Und was kan mir tröstlicher seyn als die gnädigste Fürsorge Gottes, die, indem unsere alten venerablen Väter den guten Kampf gekämpfet, den Lauf beynahe vollendet, und der auf behaltenen Crone immer näher kommen 16 , schon wieder neue Rüstzeuge 17 und Patrioten erwecket und bereitet, durch welche sie das angefangene kleine und schwache Werck fortführen und weiter aus breiten will! O ich bin viel zu geringe aller Barmherzigkeit und aller Treue! 18 Insonderheit daß der gnädigste Gott an Ew. Hochw. mir und meinen Mitarbeitern einen solchen Herzens Freund Gönner und Wolthäter erwecket! Durch Dero H e r z und H a n d in der cordaten Zuschrieft wir versichert werden 1) daß wir schon lange her Vorwürffe [Gegenstände] Dero Liebe und H o c h achtung in den H E r r n gewesen 2) mit unter die Zahl Dero Brüder in dem H E r r n gezählet und als begnadigte Werckzeuge angesehen werden, die das Licht der reinen Evang. Lehre in den hiesigen Gegenden verbreiten, und durch Nachrichten die Kinder Gottes in der Mutter Kirche erfreuen und in Glauben an Jesum Christum stärcken, 3) daß Ew. Hochw. uns insgesamt ferner zu lieben und unsere Bemühungen bey aller Gelegenheit christl. Herzen anzu preissen und mit den erweckten Seelen in Dero werthesten Gemeine und Gegenden, für die Aus breitung des Reichs Jesu herzl. zu bäten geruhen und erlauben wollen auch unserer Seits in der Gemeinschaft des Geistes 19 ein gleiches zu thun. Diese von dem grossen Hirten der Schafe 20 in Dero aufrichtigen Geiste gewürckte unpartheiische zarte Liebe, gegen das hier in der Wüste gesäete Senfkörnlein 21 , konte ja wohl nicht unangefochten bleiben, sondern muste versucht werden durch Boten, die weder von Gott noch der hiesigen Obrigkeit, weder von ein ordentl. ministerio schwedisch und deutscher Nation, noch von ordentl. Gemeinen, oder auch nur einzeln und Wahrheit und Jesum liebenden und suchenden Personen, unmittel oder mittelbar beruffen und gesannt; son-
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dem als honette Avantur[ier]s vor etl. Jahren in dieses Land gekommen, nach fortunfe] gejagt, auch was zusammen gescharret, aber damit nicht gesättigt gewesen, sondern als Autodidacti den lapidem philosophorum, oder eine Vniversal transmuter = tincture in Finstern gesucht, statt dessen aber den Traum von der restitutione ad integrum gefunden und einfältige Seelen damit tingirt, unsere a[rmen] Gemeinen und Prediger gegen einander zu hezzen getrachtet und hernach ihren Weg wieder zurück genommen, um von den Interessen ihres erworbenen Capitals zu leben. Ihre Seelen waren mir lieb und werth, konte aber nichts an ihnen ausrichten. Denn solange das Auge muthwillig ein Schalck ist, so bleibet auch der ganze Leib finster, ja Finsterniß selbst: 22 und wo Menschen ein purgatorium glauben, da lassen sie es drauf ankommen, und leben indeß nach der Sinnlichkeit, wie ihnen beliebt, und halten die Lehren von Busse, Glauben und Gottseeligkeit für Enthusiasterey: ihre Feindschaft war nicht sowol gegen Halle, als gegen &Xi]$etav ¿v TCÖ IT|CTOC. Denn sie suchten selber die Hallische Arzeney nachzu machen und handelten auch mit Hallischen Handbibeln, um andere arme Leute zu überzeigen, daß sie die Bibeln etwas wohlfeiler geben solten. Die ehrl. und frommen HErrn gedachten bey Ew. Hochw. einen Mann nach ihren Herzen zu finden, wie aus einem Brief erhelt, den einer aus London an seinen Freund hieher gesannt und groß Rühmens machet, wie er den Hallensern eine tödl. Wunde beygebracht etc.23 Gottlob! daß die Zeiten in Deutschland und besonders in London nicht mehr so finster und kezer macherisch sind, seit dem eine gründlichere Philosophie zu ordentl. Dencken und deutl. Begrieffen Anleitung gegeben, die Gottesgelahrheit ihren Schwung, besonders in der Exegesi und von daher in der Dogmatic und Moral thut und das güldene A.B.C. wegen seiner altförmigen Poesie noch nicht ganz verworfen, sondern der alte Satz noch übrig ist: „Richte nicht so fort, höre erst des andern Wort". 24 Ich wolte nicht gleich richten, und bath den geliebten Bruder Pasche, um gütige Nachfrage, und siehe! meine unverdiente Kläger gedachten es übel mit uns zu machen, Gott aber hat es gut gemacht! 25 Daß über meine nichtswürdige Person nun seit 24 Jahren her gewaltig Geschrey ergehet, hat mich schon hartschlägig gemacht und gehet mir fast wie des Homeri Esel 26 , der aller Schläge ungeachtet, dannoch seinen langsamen Schritt fortsetzte und von beyden Seiten ein Mundvoll mitnahm. Desto empfindlicher aber ists, wenn Gottes und seines Gesalbten Sache unter guten Schein Crocodill = Thränen 27 und Canaans Sprache 28 angetastet, oder auch nur der kleinsten oder geringsten Einer, die an Jesum glauben, geärgert wird. 29 In diesem Lande ist noch kein Zaun um Gottes Wein berg 3C , so daß ihn leicht zerreissen kann alles das vorüber geht. Hier kan einiger Sycophandt ein Haus anzünden und in einen Tage mehr abbrennen, als verständige Baumeister in vielen Jahren wieder aufzubauen nicht vermögend sind. Wir preissen die Weißheit und Güte Gottes, die Ew. Hochw. christl. geneigt, willig und vermögend gemacht, die penuriam Laboratorum in dieser ungeheuren Abendwüste zu Herzen zu nehmen und mit orthodoxen und rechtschafnen Männern zu ersetzen. Denn das ist schon mein Wünschen, Bitten, Suchen und Flehen von beynahe 25 Jahren her gewesen und noch. Deswegen habe schon
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lange her unsere hochwürdige Väter in London und Halle mit Briefe geplagt und mit mehrern hochangesehenen Lehrern in unserer Mutter Kirche e.g. in Schweden in Würtenbergisch etc. und insonderheit mit dem Wohlseel. H . D. Freßenius 31 in Franckfurth am Mayn correspondirt, welche alle auf die Spuren Gottes verwiesen und immer gehoft, daß Gott zu seiner Zeit Bahn machen 32 und auch Mittel und Wege zeigen würde. Wenn denn Ew. Hochw. aus geheiligten Triebe, auch nur erst ein orthodoxen und rechtschafnen zu ersehen, zu senden und zu unter stüzzen geruhen wolten, so könte es vor Jesu, dem wahren Seelen = Freunde, und von allen verständig rechtschafnen Christen, nicht anders als eine höchst rühml. That und würckl. Wolthat angesehen werden. Es müsten nur böse und materielle kleine Pöbel = und Mücken = Geister seyn, die nicht die Aus breitung und Erweiterung des Reiches unseres Erlösers wünschen und gerne sehen möchten oder könten. Da aber bereits aus praemissis gewürdigt worden bin Ew. Hochw. geheiligte Neugung [!] für die Aus breitung des Reiches Christi zu erkennen, und seit meines Aufenthalts und Reisen in America das Clima und Temperament der Einwohner zieml. erforschet, wo würde es mir doch leid seyn um des Ganzen und seiner Theile willen, wenn solche redl. Gesannten auch nur in geringsten von solchen Feuer und Schmelz = Geistern, oder gar von einem Joh. Jacob Beierle, dem 63 Jährigen Knaben mit der langen Zunge und weit reichenden Feder 33 abhängen, oder mit ihm connexion haben müste. Denn der arme Mann hat sich mit seinem praetendirten iure episcopato und patronato so lächerl. verächtl. und stinkend gemacht, daß ihn so gar seine ehemaligen Brüder, Pfeiffer, Geiger, Schazgräber und dergleichen nicht mehr eignen und die viel tausende, welche auf ihn sehen, oder sahen, wie er sich einbildet, theils eines bessern überzeigt, theils in den lezten Land und See Kriege 34 gestorben und verdorben, und theils sonst zerstreuet oder auch von hier gezogen sind.35 Rechtschafne Lehrer und Christen wünschen ihm und seinen paar Brüdern wahre Sinnesänderung und Vergebung der Sünden vor seinen Ende. Arzeney verständige meinen, er müste ins Dollhaus; muthwillige Leute schelten und fluchen auf ihn und meinen er sey nichts mehr nüze in dieser Welt, weil er sie nicht mehr mit Adiaphoris oder Mitteldingen lustig machen kann. Der arme Mann bildet sich ein, ich und meine Mitarbeiter machten ihn schwarz, da wir doch weder seines Namens noch seiner Person in unsern Nachrichten gedacht und ihn hier mit Liebe und Erbarmung getragen und noch immer auf seine Besserung gehofft haben. Seine Thaten können wir ohnmögl. billigen oder gut heissen und sein eigenes Verhalten macht ihn verächtlich. Doch ist Gottes H a n d noch nicht verkürzt 3 6 , wenn er sich will ziehen lassen. Ich verehre Gottes Gnade und Erbarmung über uns, daß meine Verkläger bey Ew. Hochw. selber gestehen müssen, „Sie hätten wieder mich und meine Mitarbeiter weiter nichts, als daß wir zu anhängl. an das Hallische Waisenhaus wären, und dadurch der weitern Aus breitung des Reiches Christi hier in Wege stünden etc." 37 Ich weiß gar wohl, wem das Hallische Waisenhaus und ich samt meinen Mitarbeitern in Wege stehen. Sind wir unsern H E r r n und Gott in Wege, so kann er uns bald weg räumen 2 Sam: 15, 25. 26. Sind wir in Gottes Namen dem alten Patrono der praetendirten Orthodoxen dem Bileam und seinem treuen
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Esel im Wege und er darüber seinen Fuß klemmet, so liegt die Schuld weder an uns noch an der Eselin, num 22 [21 — 33]. Es sind, meines geringen Erachtens, sich selbst wiedersprechende Klagen e.g. Ew. Hochw. würden durch hinreichende Gründe bewogen, gedrungen und Übermacht, den armen Haufen so vieler 100 Teutschen in London bey zu springen und wie der barmherzige Samariter38 ihre Wunden zu verbinden etc. sie auf das Thier zu heben und nach America zur Herberge zu führen und sie daselbst verpflegen zu lassen. Priester und Leviten wären aber vorher den Haufen vorbey gegangen, und wolten hernach den geheilten Haufen weiß machen, sie wären zu anhängl. an den Rev. D. W[achsel] sie müsten ihm nicht trauen: Er wäre nicht orthodox: Er beschwerete ihr Gewissen etc. Oder der HErr, Priester, und Levit wolten sich beschweren und schreiben oder sagen: Sie hätten weiter nichts an Sr. Hochw. D. W. und Dero Mit wolthäter, als daß sie den Leuten geholfen ohne andere Universitäten in Deutschland erst um Erlaubniß zu bitten und dadurch die weitere Aus breitung der Liebe gehindert etc. O wie tröstl. ist mirs, daß Ew. Hochw. a) in Halle gründliche Philosophie b) unter Sr Magnific. Hochw. Abt Schubart die Theologie studirt, c) nebst der Bibel nichts lieber als die Fränkischen Schrieften [Schriften Franckes] läsen d) allen un vernünftigen Förmeleyen und schädl. Partheylichkeiten von Herzen feind wären e) wie auch das Hällische Waisenhaus beständig vor Gott in Dero Herzen trügen. 39 Ich der allergeringste habe keine andere Gelegenheit gehabt als die Anfangsgründe, der so genannten Wolffischen Philosophie40 und einen cursum theologicum nach den consensu patrum summe Revd. orthodoxorum bis ans 5te Jahr in Göttingen zu hören und durch gnädige Fürsprache Sr. Excellence H. Großvoigt von Munchhauß, Stipendia zu geniessen, bey Sr. Hochw. D. Oporinus zu wohnen, von da auf eine kurze Zeit Jena zu besuchen und von Sr. Hochgräfl. Excellence Reuß nach Halle befördert zu werden, alwo in den gesegneten Glauchischen Anstalten ein Jahr gedultet und mit vieler Wolthat an meiner armen Seele gesegnet wurde 41 , und Gelegenheit hatte die vortrefl. Ordnung mit eignen Augen anzu sehen. Zu vor stellte mir freyl. nach meiner lebhaften Phantasie und Imagination dann und wann vor, daß wenigstens noch ein Magister super nummerarius werden dürfte, weil Stipendia genossen, einen Degen getragen, verschiedene Matriculn hatte, nicht wenig defenitionen [!] wüste und schon methodo mathematica husten konnte: Als aber in der Anstalt ans Werck oder praxin gesetzt ward; so muste erstl. bey den a.b.c. Schülern anfangen und nach und nach die cathegesin [!] erlernen und üben, die mir noch bis diesen Tag nüzl. und nöthig ist. Darum werden alle unpartheysche Hochw. Väter und Gottesgelehrten unserer Mutterkirche meine Anhänglichkeit mildreich pardoniren und mit meiner Schwachheit Gedult tragen, zu mal wenn ich erkläre, ob es ein error intellectus oder voluntatis oder keines von beyden sey. Ich wurde von Halle nach der Oberlaußniz zum Predigtamt beruffen 42 , in Leibzig von Sr. Hochw. Super. D. Degling und übrigen Hochwürdigen Vätern scharf examinirt, geordinirt und eydlich an unsere libros symbolicos verbunden und nach etl. Jahren durch Sr Sr. Hochw. Hochw. Dr. Francken und Hofpredi-
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ger Ziegenhagen für 3. so genannte vereinigte Lutherische Gemeinden in Philadelphia Providence und Hannover beruffen und frey hinein gesannt, fand leider alles überschwemmet, theils von der Zinzendorfischen Parthey, theils von vagirenden so genannten Lutherischen Predigern und gerieth gleich zwischen 2 harte Steine. 43 Die Zinzendörfer breiteten gleich aus: ich wäre kein ächter Lutheraner, sondern ein Hallischer Pietist. Die Vagirende und ärgerl: lebende Lutherische Pfarren oder Farren 44 hatten ein Consistorium aufgerichtet, und unter andern Jacob Beierle, einen Müller, Gastwirth und wohl erfahrnen Musicum für die untern Seelen = Kräfte, zum Aßeßore Consistorii erwehlet, welche sich orthodox und mich hetherodox unverhörter Sache erklärten. 45 Der Praeses Consistorii war ein in Zweybrückischen abgesezter zitternder Greiß 46 , der seine Frau zurück gelassen, falsche Vollmacht von Hochw. consistorio aus Darmstadt hier vorgegeben und hier ein junges Mädgen von 17 Jahren alt getrauet. Die übrigen H h E r . Reverendi Aßeßores waren meist immer durstige Creaturen, und wurde dann und wann, wenn die wichtigen Consistorial Geschäfte das H a u p t beschweret, auf Pferden, wie Kälber von Mezgern heimgebracht, und demonstrirten bey alle dem, den Leuten ihrer Art, mit schweren Verheissungen, daß der Mühlberger kein Lutheraner, sondern ein Zinzendörfer wäre. Nichts desto weniger wurde ich von den 3. ersten und andern zerrissenen Gemeinen mit aufgehabnen [!] Händen, heissen Thränen, und Gewissens rügenden [!] Aus drücken gleichsam beschworen und gequälet, daß mehrere Prediger verschaffen solte! Woher? Von der Tenne oder Kelter? 47 Für schrieftl[iche] Vocationen flohen sie und wolten keine unterschreiben; an Fracht und Unkosten war nichts zu bekommen: Salaria konte man nicht zusammen bringen oder bestimmen, denn die Leute waren meist arm, die noch zur Lutherischen Religion hielten und noch dazu zertheilt und von beyden Seiten, neml. den Zinzendoerfern und anderer Seits den groben Luderanern in der Klemme und genug verbrennt, so daß sie Feuer scheueten. 48 Die Vermögenden hatten sich separirt und mit praedominirten Partheyen eingelassen. Ich sähe klar, daß hier das Lutherthum unter die Mörder gefallen, ausgezogen und meist todt war. 49 Plagte deswegen unsere Hochw. Väter in London und Halle nicht allein um Prediger, sondern sandte auch einen Abriß mit, wie lang und breit, wie hoch und tief von innen und aussen ihre Gestalt seyn müste, und noch oben drauf, daß keine Fracht, kein salarium fixum, sondern nur das salarium Apostolicum hier gelten würde. 2 Cor: 6,5—10. Bekam dem ohnerachtet Hülfe zu meinen ersten Gemeinen. Was vermögende Gemeinen waren, denen gab zur Antwort: Sie solten sich zu consistoriis oder ministeriis wenden, wo sie Hülfe zu erlangen hoffeten. Die vermögende Gemeine in Lancaster wandte sich flehendl. an Sr. Emin. den Erzbischof in Schweden, bezahlte die Fracht, bekam auch, aber zu ihren Schaden, einen ansehnl. begabten und politischen Redner, der ein verkappter Zinzendörfer war 50 und nach kurzer Zeit die zahlreiche Gemeine jämmerl. zerrieß und unbeschreibl. Schaden verursachte, so daß es zum proceß vor der Court kam, und der gröste Theil uns zur Last und Interims Versorgung auf den Hals fiel. Ehe ich zu meinen Gemeinen Hülfe bekam, arrivirte der 2tc in Zweybrückischen abgesezte Prediger Andrfeae] 51 der zwar
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ein begabter Orator war und sich orthodoxatus nannte aber 3 Hauptlaster herrschen ließ: neml. 1) Trunckenheit 2) Lüge 3) Fleisches lust. Er wurde ertappet manibus cruentis, quia tetigerat mulierem fluxu mensium laborantem, hatte auch mehr als einmal den zum Abendmahl herbey gebrachten Wein heimlich ausgesoffen und die Cantzel s[alva] v[enia] mit vomiren besudelt. Nichts destoweniger hielte ihn doch der allezeit zum Schaden wachsame Consistorial Aßeßor Jacob Beierle für sein liebsten Bruder, und für die einzige Stüzze, worauf seine in lezten Zügen liegende Luderische Kirche allein ruhete. Indessen bekamen unsere 3. ersten Gemeinen Hülfe von Halle, und zwar solche Arbeiter, die in den Waisenhause Catechetische Fertigkeiten erlangt 52 , welche hier bey den Unwissenden Alter und insonderheit bey der zahlreichen Jugend die besten Dienste leisten können, und auch gewohnet seyn müssen, bey schlechten Gehalt, starke Strapazen auszu stehen. Wie das arme Volck die gedeiliche Hülfe in unsern ersten Gemeinen [merckte] so fielen sie von allen Seiten, ja gar aus benachbarten Provincen mit un[ver]schämten Geilen auf uns loß, und wolten auch solche und keine andre Arbeiter haben. Soviel nur immer möglich war besuchte andere verlassene Haufens, und wurde gleichsam wie bey den Haren hin und hergezogen. Wir bedienten die Lancaster Gemeine auf inständiges Flehen wechseis weise, weil die abgerissene Parthey in der Stadt eine aparte Kirche gebauet und mit ansehnl. Predigern und Schulhaltern von Bethlehem 53 versehen und unser Lutherischer H a u f e blos und exponirt war, bis sie endl. an das Hochw. Consistorium in Herzogthum Würtenberg supplicirten, die Fracht bezahlten und den H . Magister Gerock 54 einen gelehrten und honetten Pfarherrn bekamen, worüber ich mich herzl. erfreuete und mit ihm in Vereinigung und Freundschaft zum besten des Ganzen zu treten suchte, und auch einiger massen fand, so weit es seine Herablassung zu einem von Jacob Beierle und seinem Consistorio erklärten Hallenser heterodoxen Samariter leiden wolte. Ich hatte schon 1743. einen Versuch zu einer nüzl. conferenz gemacht 55 , und wenn zu viele Schläge bekommen wieder eine Weile geruhet, sezte aber by Turns immer wieder von neuen an. Es war niemals einen Prediger, Catecheten, Schulhalter verwehrt unserer conferenz mit beyzuwohnen, sie mogten Vpsalienser, Jenenser, Tübingenser, Göttingenser, Helmstadianer, Erlangenser, Strasburger oder Hallenser heissen, wenn sie nur einiger massen ein Beruf zu Gemeinen auf weisen und sich von alzu groben Lastern enthalten konten. Wenn sie aber alzu ärgerl. waren, so wurden sie nicht invitirt, oder blieben aus Furcht zurück und suchten sich dan in der quakerischen deutschen Zeitung 56 an uns zu reiben und wichtige Gründe anzuführen, warum sie unserer Synodal-Versamlung nicht bey wohnen können, da erfolgten denn solche Gewissens schreyende Urtheile in den Zeitungen und auf den Bier bänken etc. neml. wie meine Verkläger mit Thränen bey Ew. Hochw. und anderer Orten ans Gewissen zu legen sich unter stehen. Es kann nicht mit den geringsten Schein der Wahrheit bewiesen werden, daß die venerablen zum Theil schon in der thriumphirenden Kirche wohnende Lehrer, die Hochw. H . D. Francke 57 D. Pfeiffer 58 , Senior Vrsperger [!]59 P. Meier 60 H o f prediger Ziegenhagen 61 etc. nur im verborgenen Gedanken, Wink oder Miene
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gezeigt, als ob ein Ius exclusinum [!] auf America praetendirt: wäre eben so ungereimt als wenn Beierle und seine Consorten Ew. Hochw. beschuldigen wolten, als hätten dieselben mit der Philantrophie [!] gegen die armen in der äussersten N o t h bey London liegenden Deutschen ein Ius exclusinum gesucht und die resp. Obrigkeit und consistoria wo die armen Leute gebürtig waren, praeiudicirt oder ihr Gewissen damit beschwert. Unser H . und Meister giebt den kürzesten Bescheid Luc: 10,37. Gehe hin und thue desgleichen! Ich bitte herzl. und demüthig um Verzeihung, daß Ew. Hochw. mit so magern, unerbaul. und verdriesl. Sachen habe beschweren müssen. Wenn mir ein freyer Zugang zu Ew. Hochw. erlaubt seyn wird, wie aus den praemißis schliesse und von Gottes herz lenkenden Kraft 6 2 hoffe, so werde in solchen Sachen, die Klagen betreffen, mit Originalen Documenten etc. aufwarten, und wo gefehlt und noch fehle eine Zurechtweisung und Bestrafung von Dero christl. gesinten Herzen und Liebes händen, als den kostbarsten Balsam achten und zum besten anzuwenden suchen und mich befleissigen mit erfreulichem Vorwürfen [Gegenständen] zu correspondiren. Ich habe die schuldigen Pflichten und Regeln in Schreiben nicht beobachtet, weil keinen gehörigen Raum unten und oben gelassen, klein und undeutl. ohne connexion geschrieben, weil immer gestört, abgeruffen, oder sonst durch allerley Geschäfte zerstreuet und meist sonst genöthigt werde des Nachts zu schreiben, wenn Leibes und Seelenkräfte müde und stumpf sind, auch wohl weiß daß in London mehr weiß Papier als hier und das Postgeld zu theuer ist, f ü r grosse Buchstaben und blosses Papier. Besorge daß auch das erstemal zur Last falle, weil das p[ro] Mfemoria] oder Versuch zur Synodal = Conferenz 6 3 und die Copie von der Schrieft, die in den Eckstein der neu angefangenen Zions Kirche verwahrt 64 , beygelegt habe. Die Copie von des Beierle seiner Klagschrieft 65 habe durch geliebten Bruder Pasche richtig erhalten und freue mich zum voraus, daß vor den aller schärfsten foro, wenn und wo es gefodert wird, in allen Puncten das contrarium Sonnen klar beweisen kann. Unsere Kirchen Protocolls könnens zeigen, daß wir in der philadelphischen Gemeine jährl. zwischen 300 und 400 Kinder taufen etliche Jahre her jährl. bey oder über 100 junge Leute zur Confirmation und heil. Abendmahl praepariren und admittiren; daß wir das heil. Abendmahl oft und viel genug in der Gemeine halten: auch die Lehre vom heil. Abendmahl nicht wie die Zwinglianer, sondern wie Lutherus nach Gottes W o r t und den Symbol. Büchern erklären und ernstl. ein schärfen: daß ich nicht die einträglichsten Pfarrereyen, sondern die ärmsten angenommen wenn sie mir und meinen Mitarbeitern von Gott und den armen Seelen aufgedrungen. Ich muß noch jährl. zusetzen von den wenigen, was mit meiner Frau von ihrem Vater geerbet 66 , wenn meine N o t h d u r f t bestreiten will, und meine Mitarbeiter leiten sich als gute Streiter 67 und sind froh, wenn sie nur eine Seele überzeigen und gewinnen können. Wenn es meine Umstände und Kräfte unter Gottes Genehmhaltung gestatten wolten, und ich bey Ew. Hochw. nur eine Woche meine Aufwartung machen dürfte, so wolte mein ganzes H e r z ausleeren! Und wer weiß, was noch geschieht? Der neue grosse und nothwendige Kirchenbau in Philadelphia 68 , die neue Kirche in Barrenhill 69 , der Mangel an rechtschafnen
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getreuen Arbeitern in den Provincen Pensylvania, Jerseys, Maryland, Virginia N o r d und Süd Carolina schreyen laut und erfodern ernstl. Ueberlegungen. Wenn ich indifferent wäre und der Engl. Hochk[irche] favorisirte, so hätte schon seit 18 Jahren her mein privat Intereße sehr vortheilhaft befördern können. Der stolze und unverschämte Beierle hat sich selbst verwickelt und in N o t h gebracht. Die deutschen Calv. oder Reformirten hatten sonst hier nur eine Kirche und eine Gemeine bis vor wenig Jahren sie mit ihren hitzigen Prediger in Streit geriethen, der Kirchenrath den Prediger 70 absezten, er aber ein Theil meist armer Gemeinsglieder an sich behielt, welche von Prediger encouragirt ein Lot in der Stadt zu einer neuen reform. Kirche aufnahmen und auf guten Credit eine Kirche von Backensteinen in der Geschwindigkeit unter Dach brachten wie sie noch stehet. Der hitzige etc. etc. Den übrigen halben Bogen konte nicht Copiren laßen, weil es Nacht war, und das Schiff frühe mit anbrechenden Tage absegeln wolte Philadelphia d 20sten Junii 1766.
Henrich Mühlenberg
an Sr: H o c h w : Herrn Gustav Anton Wachsei D D . und Pastor an der St: Georgen Kirche in London. Der hitzige Pfr. Rothenbühler predigte seiner Parthey in dem neuen Bau, ehe das Dach darauf war, gieng auch mit seinen Leuten collectiren hier in der Stadt, und brachte bey 400 £ auf, nemlich für keine andere als reformirte Kirche. Ehe man sichs versähe, gieng der Krieg an zwischen den beyden reformirten Partheyen. Die neue Parthey mit dem Pfr. Rothenb. wolten ihre Todten auf den Kirchhof der alten Parthey begraben, die alten wolten es nicht leiden, und darüber entstund 2 mahl eine blutige Schlägerey auf dem reformirten Kirchhofe vor etlichen tausend Zuschauern von allerley Nationen, so daß die Obrigkeit ihre Constables dazwischen ordern mußte, und es zum Proceß vor der Court kam. 71 Endlich gerieth auch der hitzige Pfarrer in Streit mit seiner neuen Parthey, und wurde abgedanckt. N u n gerieth die neue Parthey mit ihrem Kirchbau in große Noth. Das Lot, worauf die Kirche stehet, und auch ein Stücklein zum Kirchhofe, kostet jährlich bey 60 £ Grund Rente, und auf den Bau sind sie noch bey 1800 £ schuldig. Die Ältesten und Vorsteher sind für die Schuld verbunden. 72 Sie ließen hier Schriften machen, und übergaben die neue Kirche an den Ertzbischof von Canterbury, und wolten einen reformirten deutschen Prediger haben, der die Engl. Liturgie einführen solte, in der Absicht dadurch in England eine Collecte zu erlangen. 73 Sie haben ihre Schriften noch nicht wieder, und sind da noch nicht clear. Weil aber die Hülfe aus blieb: so ließen sich aus Desperation mit Jacob Beyerle ein. Der versprach, er wolte unsre Michaelis-Gemeine brechen, und einen großen Theil davon mit dieser ref. Parthey vereinigen 74 , und die Hälfte der Schulden bezahlen. Berief auch den lutherischen Pfr. Hausile, der ein Orator und Figurmacher ist; aber bey alledem schon ein paar Gemeinen zerrüttet hat, und mit der dritten Gemeine vor der Court im Proceß lag.75 Beyerle gieng in unserer Mich. Gemeine von Haus zu
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Haus herum, und wolte werben und unterschreiben laßen zu seiner neuen Gemeine, dräuete auch öffentlich, er wolte ein Recht an unserm Kirchhof für seine neue Gemeine haben, und solte es auch Blut kosten, wie auf dem ref: Kirchhofe. Unser Kirchen Rath überlegte die trübe Sache, und ließ nach dem öffentlichen Gottesdienst der Gemeine bekant machen 76 , neml. „Es ist Stadtkundig, daß in der neuen ref. Streit-Kirche eine lutherisch-reformirte Gemeine aufgerichtet werden soll. Wir laßen einem jeden seine Gewißens Freyheit, und wünschen Glück zu dem neuen Vorhaben, wenn Gottes Ehre der Seelen Wohlfahrt und Friede dabey zum Zweck ist. Müßen aber der Michaelis Gemeine kundthun, daß H . Pfr Hausile den Beruf zu dieser neuen Anstalt ohne Vorwißen und Genehmhaltung des vereinigt- Schwedisch- und Deutsch-lutherschen Ministerii angetreten, und unser Kirchen = Rath auch nicht brüderlich darum befragt worden. Woraus zu vernehmen, daß es nicht auf Friede und Einigkeit ziele; zumahl uns schon mit Dräu Worten angekündiget, daß Hausile und seine Parthey ein Recht auf unsern Kirchhof mit Schlägerey und Blut erobern wolte. Wer demnach von unserer Kirche und Gemeine abgehen will, der hat seine Freyheit; doch mit der Ausnahme, wie unsre am 18ten Oct: 1762 eingeführte Kirchen Ordnung sagt: ,Wer sich nicht nach dieser O r d n u n g und Regeln hält, oder halten will, und sich nach dem Mißbrauch der hiesigen Freyheit selber absondert, der sondert sich eo ipso auch von den Pertinentien und Privilegien der Kirche ab, und kann kein Recht zum votiren, zum Kirchhofe, P f a r r = und Schulhause, Stühlen in der Kirche, an dem Seelsorger etc. haben.' Wer nun von unserer Gemeine und festgesetzten O r d n u n g ab = und zu der neuen trit, und seinen Nahmen dort unterschreibet, der hat kein Recht uns in oder außer der Kirche zu beunruhigen, oder uns in unsern Religions = Übungen zu stören, wenn er sich nicht an den Landes Gesetzen verschulden will etc." Als unsre Gemein Glieder solches höreten, wurden sie betrübt und unwillig über den Jacob Beyerle und sagten, er hätte bey seinem Umgange in der Gemeine versichert, daß der Pfr. Hausile ein Glied des vereinigten Ministerii, ein guter Freund des Mühlenbergs, und die neue Anstalt höchst nöthig, weil doch die Michaelis Kirche zu klein wäre etc. Unser Kirchen Rath ließ zum Beschluß noch melden, daß „wer von uns ab, und zu der neuen Verfaßung treten wolte, der solte in folgender Woche sich melden, und seinen Nahmen unter unserer Kirchenordnung ausstreichen laßen, und wer mit uns halten wolte, und seit den 18ten Oct. 1762 seinen Nahmen nicht unter die Kirchenordnung geschrieben, der solte sich noch unterschreiben, damit man eigentlich wißen könte wer zur Mich: Gemeine gehörete oder nicht." Es kam kein einiger, der seinen Nahmen wolte aus gestrichen haben; stat deßen aber meldeten sich bey 300, welche ihren Nahmen unter die Ordnung schrieben. Diese Procedur nennet Beyerle in seiner Klagschrift die Inquisition. Da er doch selber freywillig unsre Kirchenordnung am 18len Oct: 1762 mit eigner H a n d mit unterschrieben und sie so freventlich gebrochen hat. Ich habe den Menschen immer getragen in H o f n u n g ihn mit Liebe zu gewinnen; er wird aber immer ärger dadurch. Im Monath Julii 1765 trat H . Hausile seinen Dienst in der reform: Streitkirche an. 77 Sie (neml. Jac. Beyerle und die reformirten) hatten ihn auf 3 Jahr angenommen und ihm jährl.
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130 £ versprochen, da ich bey meiner grossen Gemeine von 6 bis 700 Familien nur 90 £ habe, und es schwer genug fällt auf zubringen. Da ich nun um dieselbe Zeit ganz allein im Amte, und unsre Mich. Kirche für die große Gemeine zu klein war: so liefen diejenigen, welche keinen Raum hatten anfangs zu der Streit Kirche; welches wir nicht übel nahmen noch nehmen konnten. Sobald aber H. Pfr. Schultz im Oct: 1765.78 mir zu Hülfe kam, und wir Sontags an 2 Orten, neml. in der Mich. Kirche und im großen Schulhaus Saal wo bey 500 Menschen Platz, und in der Mich. Kirche auch etwa 1500 bis 2000 Raum haben: so ward die Gemeine sehr froh. Es wolte aber noch nicht zureichen. Des wegen mußten wir die Hh. Trustees von der Academie um Erlaubniß für ihre räumliche Kirche bitten, so daß wir nun Sontags V o r = und Nachmittags in beyden Kirchen zugleich Gottesdienst haben 79 , und aus äußerster Noth gedrungen sind, die neue Kirche zu bauen. Die Reformirten sahen es in zwischen mit neidischen Augen an, daß in ihrer Kirch ein lutherscher Prediger predigen solte, verbißen aber ihren Zorn, weil Jacob Beyerle ihnen versprochen, daß Ew. Hochw. eine große Summam collectiren, und an diese Calvino-luthersche Kirche schencken würden, wie auch H. Georg Schneider 80 versprochen aus Deutschland Collecten für besagte Streit Kirche herein zu senden, und beydes noch nicht angekommen: so haben die reformirten die Kirche vor 8 Tagen verschloßen, und dem M r Beyerle und Hausile die Thür gewiesen. H. Hausile fragt nichts darnach, und sagt der Beyerle müße ihm auf 3 Jahr jährl. die 130 £ schaffen. Beyerle hingegen flucht und sagt, dismahl habe ihn der T[eufe]l mit Pfaffen beschm[issen]. Beyerle klagt in seiner Schrift, wir wollten keine andere als Hallenser einlaßen. Das wiederlegt unsre Kirchenordnung, welche ausdrückl. setzet: 81 Der Kirchen Rath und Gemeinen sollen Macht und Freyheit haben, bey Vacanz, Prediger zu berufen von einigen Rev dls Consistoriis oder Ministeriis in Europa, die die Ausbreitung des Reichs Christi und unserer Kirche am Hertzen haben, nur daß die Prediger wohl geprüft, rechtmäßig geordininirt [!], rein in der evangel. Lehre, und exemplarisch im Leben und Wandel und mit guten Zeugnißen versehen sind. Daß bisweilen Montag abend in unserer Kirche Englisch gepredigt wird, hat folgende Bewandniß: bey den deutschen Migrationen sind von vielen Jahren her Kinder u. Säuglinge mit angekommen; die Kinder werden bey ihrer Ankunft theils verschenkt theils verkauft 82 , kommen bey Engl. Quäker und allerley Partheyen, wachsen auf ohn Unterricht, verstehen nichts als Englisch, und verfallen dadurch in allerley schädliche Partheyen. Andre Englische sind der Meinung, unsre Religion sey Papistisch etc. etc. Unser jetziger Schwedischer Probst Dr Wrangel, der zu Göttingen in Doctorem promovirt, ist ein vortreflicher Exeget und starck in der Engl. Sprache; derselbige hält die Exegeticopractische Stunde, und gewinnet damit manch verirrtes Schaaf zurük; und unsre Lehre gewinnet damit Ansehn und Beyfall unter den Englischen. Ich muß schließen, weil eben ein Schiff von hier auf Cork in Irland gehet. Ach theurester Hochwürdiger Gönner verhelfen Sie uns bey Dero wehrtesten Gemeine zu
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einer Collecte für unseren ZionsBund in Philadelphia und St Peters Kirche auf Barrenhill und lieben D e r o unwürdigen Knecht Mühlenberg. 83
Unvollständige Abschrift von fremder Hand in AFrSt IVB 7:4 S. 42-49; LC Abt. HIV Fach A Nr. 16 S. 42—49; (auch in HD S. 722— 736). Der letzte Satz sowie Datum, Unterschrift und Adresse sind von Mühlenberg selbst hinzugesetzt. Die hier als Postskriptum abgedruckte Fortsetzung des Briefes ist als Kopie von Pasches Hand erhalten im August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 33, Abt. 2 S. 63-65. 1 Nr. 353. Vgl. Nr. 370 Anm. 7. 3 Vgl. Ps 120,5. 4 Z. B. In Epistolam S. Pauli ad Galatas commentarius (1535), WA 40 I, S. 96 (zu Gal 1,4) und S. 108f. (zu Gal 1,6). 5 Vgl. Eph 6,12. 6 = Nr. 353. 7 Vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12; Kol 4,3. 8 Vgl. unten Anm. 33. 9 Vgl. Mt 7,16. 10 Adiunctus bei Carl Magnus von Wrangel in Wicaco. Vgl. Nr. 355 mit Anm. 23. 11 Vgl. Nr. 353 Anm. 7 sowie zum folgenden auch Nr. 321 mit Anm. 11. 12 Vgl. 1 Tim 2,5. 13 Vgl. Lk 1 5 , 1 - 7 . 14 Vgl. Lk 1 5 , 8 - 1 0 . 15 Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . 16 Vgl. 2 Tim 4,7f. Vgl. Apg 9,15. 18 Vgl. 1 Mos 32,11. 19 Vgl. 2 Kor 13,13; Phil 2,1. 20 Vgl. Hebr 13,20. 21 Vgl. Mk 4 , 3 0 - 3 2 par. 22 Vgl. Mt 6,23. 23 Nicht zu ermitteln. 24 Das „Goldene ABC" ist in zahlreichen verschiedenen Ausgaben überliefert. Der Merkvers ist eine deutsche Wiedergabe von „audiatur et altera pars". Zur Verbreitung in Pennsylvania vgl. Klinefelter. 25 Vgl. 1 Mos 50,20. 26 Vgl. Homer, Ilias,XI, 5 5 8 - 5 6 2 . 27 = heuchlerische Tränen. Vgl. Wander Bd. II Sp. 1636. 28 Vgl. Jes 19,18. 29 Vgl. Mt 18,6. 30 Vgl. Mt 21,33; Mk 12,1. 31 Johann Philip Fresenius (1705—1761). Seit 1748 Senior des Frankfurter Ministeriums. Vgl. Bd. I Nr. 24 Anm. 4. Zur Korrespondenz zwischen Mühlenberg und Fresenius vgl. das Briefregister in Bd. I und Bd. II. 32 Vgl. Ps 80,10. 2
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Bayerle hatte am 19. 11. 1764 dem Kirchenrat der Michaelisgemeinde eine polemische Schrift zugestellt, auf die Mühlenberg eine Antwort verfaßte ( = N r . 317). Außerdem hatte er eine Eingabe — wegen der Errichtung einer zweiten „antipietistischen" Gemeinde in Philadelphia und Germantown — nach London übermittelt. Von dieser Schrift hatte Mühlenberg durch Pasche eine Kopie erhalten (vgl. N r . 370 Anm. 7). Bereits zum 11.9. 1765 hatte Mühlenberg im Tagebuch vermerkt: „Ferner hörte, daß Mr: Beyerle, P f r : Hausile und ihr Complot eine Schrifft wieder mich fertig hätten." (PM 95 A Nr. 10 1764—65 S. 237; vgl. Tappert II S. 268). Der Siebenjährige Krieg (French and Indian War), 1756—1763. Vgl. Nr. 317 S. 245. Vgl. 4 Mos 11,23. Zitiert aus Nr. 353 S. 355. Vgl. Lk 10,30 — 37 sowie Nr. 353 Anm. 7 und Nr. 321 Anm. 11. Vgl. Nr. 353 mit Anm. 3 - 5 . Christian Wolff ( 1 6 7 9 - 1 7 5 4 ) , 1707 bis 1723 und 1740 bis 1754 Professor in Halle, führender Philosoph der Aufklärung. Zu Mühlenbergs Studiengang vgl. seine Selbstbiographie S. 4—11. Vgl. auch zum folgenden die Selbstbiographie S. 1 2 — 1 9 u n d B d . I N r . 3 — 5. Sprichwort: „Zwen harte steyn malen selten kleyn." Vgl. W a n d e r Bd. IV Sp. 817. = junge Stiere. Zu den Anfangsschwierigkeiten Mühlenbergs in Philadelphia vgl. Bd. I Nr. 14—17; Nr. 23 S. 101 — 103; Nr. 54 S. 2 2 6 - 2 3 0 . Valentin Kraft; vgl. ebd. — Bei dem Versuch, die Gemeinden in Pennsylvania zu organisieren, arbeitete K r a f t vor der Ankunft Mühlenbergs insbesondere mit Johann Caspar Stöver jun. zusammen. Vgl. 2 Kön 6,27. Sprichwort. Vgl. W a n d e r Bd. 2 Sp. 1285. Vgl. Lk 10,30. Laurentius Thorstonson Nyberg; vgl. Bd. I Nr. 45 S. 209; Nr. 46—Nr. 52; Nr. 106 S. 448f. Johann Conrad Andreae; vgl. N r . 317 Anm. 5 8. Am 26. 1. 1745 kam Peter Brunnholz mit den Katecheten Johann Nicolaus Kurz und Johann Helfrich Schaum in Philadelphia an. Am 5. 4. 1748 kamen Johann Friedrich Handschuh und am 1. 12. 1751 Johann Dietrich Matthias Heinzelmann mit Friedrich Schultze in Philadelphia an. Hauptsitz der H e r r n h u t e r in Pennsylvania. Johann Siegfried Gerock; vgl. Bd. II Nr. 1 3 0 m i t A n m . 7 . Mühlenberg stand 1743 noch allein gegen die Versuche Zinzendorfs und Krafts, die lutherische Kirche in Pennsylvania zu organisieren. Seine eigenen Bemühungen führten schließlich zu der ersten Predigerkonferenz vom 13. bis zum 15. 8. 1748 in Philadelphia (vgl. Bd. I Nr. 71A S. 317 Anm. 2, 3 und 7). — Vgl. auch die Darstellung in Nr. 388 S. 471 — 475. „Der Hoch-Deutsch Pensylvanische Geschichts-Schreiber", von Christoph Sauer, sen. (1693—1758) veröffentlicht; von seinem Sohn als „Germantowner Zeitung" weitergeführt. Gotthilf August Francke (1696—1769); vgl. H N 2 Bd. 1 S. 10,25. Johann Gottlob Pfeiffer (1667—1740), von 1707 bis 1721 Professor für orientalische Sprachen und dann bis zu seinem T o d Professor der Theologie in Leipzig; vgl. H N 2 Bd. I S . 10, 25. Samuel Urlsperger (1685—1772); vgl. Bd. I Nr. 33 Anm. 4 und H N 2 Bd. I S . 10,26. Johann August Majer (1700 - 1 7 5 9 ) ; vgl. Bd. I Nr. 7 Anm. 12 und H N 2 Bd. 1 S. 10, 26. Friedrich Michael Ziegenhagen ( 1 6 9 4 - 1 7 7 6 ) ; vgl. Bd. I Nr. 4 Anm. 8 und H N 2 Bd. 1 S. 9, 23f. Vgl. Ps 33,15. Nicht erhalten. Vgl. Anm. 55 und 83. Erhalten in P M 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 6 8 - 7 3 : „Der einig höchst erhabensten Majestät Himmels und der Erden, dem König aller Könige, und H e r r n aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnet in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Sterblicher gesehen hat, noch sehen kann; der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden; dem höchst gelobten eingebohrnen Sohne vom Vater, dem Heylande aller Welt, und sonderlich der Gläubigen; dem Glantze seines Vaters Herrlichkeit und Urbilde seines Wesens; und dem höchsten Tröster dem heiligen
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Geiste, der von Vater und Sohn ausgehet, und die Welt überzeuget wegen der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichts; der Dreyeinigen höchst anbetungs = würdigsten Majestät sey Lob, Ehre, Preis, Gewalt und ewiges Reich in den noch übrigen Zeiten, und unendlichen Ewigkeiten Amen! Geliebte Kinder, Kindes = Kinder und Nachkommen! Wir verschließen in diesem Eckstein eine schriftliche Urkunde, welche wenn sie vor der Verwesung bewahret werden Euch dermal einst zu Gesichte kommen solte, daß Ihr daraus unsern gegenwärtigen Zustand, ersehen und vernehmen mögtet. Im Fall sie aber unleserlich, und wie unsere Leiber selber mit der Zeit verwesen und zu Asche werden solte: so möget Ihr aus den Urkunden, die wir Euch in Büchern und Schriften hinterlaßen, deutlich = und gewißer erkennen, wie nemlich Wir als Eure Vorfahren, Eltern und Groß Eltern von verschiedenen Orten aus Europa und sonderlich aus Deutschland, uns auf die beschwerliche und gefährliche Reise unter Gottes allmächtigen Gnaden = Flügeln, über das große Welt = Meer in dieses Abend = Land begeben, und in den hohen Schutz der Glorwürdigst = Protestantischen Könige von Großbritanien als freye Unterthanen an, und von denen Hoch Edlen Eigenthums Herren dieser Province Esqr. Esqr. Penns und Dero rechtmäßigen Erben als freye Einwohner und Mitbürger aufgenommen worden. Wobey wir unter andern Wohlthaten und Vorrechten, die unschätzbare Gewißens = und Religions = Freyheit bereits ungestöret genoßen haben, und so lange es Gott beliebt noch genießen werden. Wir kamen allermeist arm in dieses Land, hatten die schönen Gottes = Dienste, unser geliebtes Vaterland und Freundschaft hinterlaßen, fanden hier nur wenig Gelegenheit, uns selber und unsere Kinder mit den von Gott verordneten Gnaden = Mitteln zu erbauen, und das von unsern lieben Eltern, Lehrern und Seelsorgern anvertrauete Füncklein des Glaubens glimmend zu erhalten, bis auf etlicher, um den Schaden Josephs [Am 6,6] bekümmerter Seelen vielfältiges Flehen und Anhalten bey Sr: Sr: Hochw: Hochw: Herren Ziegenhagen H o f p r : D r : Francken und anderer angesehenen Lehrer in Halle, Leipzig, Augspurg etc. etc. der allergütigste Gott aus Europa mit Beyhülffe, und vornemlich mit Lehrern und Seelsorgern uns versähe, und wir — deren noch etliche am Leben und hier gegenwärtig — obwol in kümmerlichen Zeiten, doch im Vertrauen, auf Gottes gnädigsten Beystand es wagten, und am 5ten April 1743 den Grundstein zu der ersten Deutsch = Evangelisch = Lutherschen, sogenannten St: Michaelis Kirche in Philadelphia unter Gebet, Thränen, und Absingung des Liedes: Befiehl du deine Wege etc. legten. So gering und kümmerlich der Anfang auch war, so hatte doch das kleine verachtete und von andern Partheyen beneidete und verfolgte Lutherische Häuflein Ursache zu singen: Psalm 84 [1 —4]. Wie lieblich sind deine Wohnungen Herr Zebaoth. Unsere Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn: Unser Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Denn der Vogel hat ein Haus funden, und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge zeugen: nemlich deine Altare Herr Zebaoth, mein König und mein Gott! In dieser ersten St: Michaelis Kirche, sind unsere Seelen mit gesunder Weide aus der Lehre nach dem Grunde der Aposteln und Propheten, der ungeändert= Augspurgischen Confession und übrig = Symbolischen Büchern gemäß, geweidet, unsere Kinder durch die heil. Tauffe in Gottes = Gnaden = Bund aufgenommen, in den Gründen der Evangelischen Lehre unterrichtet, confirmiret und des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi samt ihren Eltern im heil. Abendmahl theilhaftig worden. In und bey der ersten Kirche ruhen die Gebeine dreyer, bey kümmerlichen Gehalt gelebter und unter vieler Mühe und Arbeit verzehrt = und entschlafener Lehrer und Seelsorger, und etlicher tausend gewesener Gemeins = Glieder. Über diese erste Kirche und Gemeine, hat Gottes besondere Vorsehung recht väterlich gewaltet, mannicherley Gefahr und Zerrüttung in Gnaden abgewandt, und sie mit unbeschreiblicher Liebe, Langmuth, Erbarmung und Verschonen getragen. Und da vom Jahre 1743 bis 1766 die Gemeine ungemein starck vermehret worden; so haben sich die Lehrer, Altesten, Vorsteher und ordentliche Gemein Glieder, bey androhender Unruhe christlich vereinbahret und eine vollständige Kirchen = und Gemein = Ordnung verfaßet, am 18 October 1762 in öffentlicher Versamlung vor Gottes Angesichte mit eigener Hand unterschrieben, und eingeführet, und darin bestimmet, wie sich so wohl die Lehrer, als auch die Regierer an Gemeine und die Glieder selber zu verhalten haben. Welche besagte christliche Ordnung, vermöge Gottes gütigsten Vorsorge, von Sr: Herrlichkeiten denen milden Eigenthums Herren dieser Province, und dem gegenwärtigen Herrn Gouverneur John Penn Esqr unter Sr: Großbritanischen Majestaet Georgii 3"' welchen Gott erhalte, mit einem
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Charter, Privilegio oder Schutzfreybriefe befestiget, und die Gemeine oder ihr Kirchen Rath zur Corporation gemacht, und erklähret worden. Und da die St Michaelis = Gemeine, aller Versuchungen und Anfälle zum Riß und Zertrennung unerachtet, dennoch einig und vest geblieben, und so starck angewachsen, daß die erste Kirche fast um die Hälfte für die große Gemeine zu klein geworden; so hat die äuserste Noth erfodert und uns gedrungen, die zweyte und zwar räumlichere dauerhafte Kirche für die gantze Gemeine allhier, im Vertrauen auf Gottes gnädigsten Beystand und Hülffe anzulegen, wo zu am 16 ten Maii 1766, unter Gebeth Ermahnung und Gesang der erste Stein gelegt und Zions Kirche zu heißen bestirnt worden. Wer die Lehrer und Seelsorger, wer die Altesten, Vorsteher und Gemein = Glieder vom Anfange bis hieher gewesen: was jeder vom Anfange bis hieher von liebreichen Gaben und Scherfleins aus der Nahrung zur Ehre Gottes, Fortpflanzung und Erhaltung der Seelen = Weide aus treuem Hertzen beygelegt und noch beylegen will; wer auch von den vereinigten Hn. Predigern bey Grundlegung des ersten Steins zu dieser Kirche, und jetzo bey Legung dieses Ecksteins hülfliche Hand geleistet, das leidet weder der enge Raum, dieser Urkunde einzuverleiben, noch die Anständigkeit der Verwesung anzuvertrauen und hier zu verdecken; sondern Ihr werdet alles, ob Gott will, deutlich in Büchern und Protocolls sehen, welche Wir Euch zum Andencken und Besten, in den Kirchen = Kisten hinterlassen. Und nun lieben Kinder und Nachkommen! empfehlen wir Euch hiemit Gott und dem Wort seiner Gnade: der da mächtig ist Euch zu erbauen, und zu geben das Erbe unter allen, die geheiliget werden [Apg 20,32]! Wir sollen hoffentlich nicht schuldig seyn an Eurem Blute, wenn es verwahrloset wird in dieser Abend = Wüste. So gering unser Anfang gewesen, und so wenigen Vorrath wir auch jetzt zu solchen schweren Bau und Anstalt haben; so willig und bereit ist doch die gegenwärtige gantze Gemeine Ihre Gaben und Scherfleins nach äuserstem Vermögen mit anzubieten. Die Gaben der etwas Vermögenden, und die Scherfleins der Armen, der Witwen [vgl. Mk 12,41 — 44; Lk 21,1—4], Waisen, Kinder und Dienstbothen, die liebreichen Besteuern gläubiger Seelen aus unserer Mutter Kirche in Europa sollen demnach Zeugen seyn vor Gott und Euch, daß wir unter göttlichen Beystande wenigstens die Rüstung zum Seelen = Bau, zur Erhaltung und Fortpflantzung der Heils = und Gnaden = Mittel gern anschaffen und nach unserm Abschiede aus diesem Jammerthal als eine theure Beylage und größten Schatz Euch zum gesegneten Andencken und heilsamen Gebrauch hinterlaßen wollen. Haltet demnach mit Ernst und Fleiß ob der Kirchen = Ordnung, damit Ihr nach derselben immerdar mit treuen Hirten und Lehrern versehen seyd, die da acht haben auf sich selbst und auf die gantze Heerde, unter welche sie der heiige Geist zu Aufsehern setzet, zu weiden die gantze Gemeine Gottes i[d] e[st] Lämmer und Schafe welche Er durch sein eigen Blut erworben hat [Apg 20,28], und verhaltet Euch so gegen solche, daß sie ihr Amt unter Euch mit Freuden und nicht mit Seufzen thun, denn das ist Euch nicht gut! Bestrebet Euch, daß Ihr nach der Kirchen = Ordnung jedes mal gläubige, exemplarisch = lebende, weise, Fried = und Einigkeit liebende Glieder zu Regierern in der Gemeine erwählet, und ihre Last und Mühe durch Eure Christliche Eintracht erleichtert. Befleißiget Euch auch durch Gottes Gnade und Gnaden = Mittel, fruchtbringende Reben an Christo dem rechten Weinstock [Joh 15,5], Kinder des Lichts [Eph 5,8f.], Glieder seines geistlichen Leibes [1 Kor 12,12—27], und lebendige Steine an dem geistlichen Zion [1 Petr 2,5] zu seyn und zu bleiben. Thut ernstliche Bitte, Gebeth, Fürbitte und Dancksagung für alle Menschen, insonderheit für unsre und Eure rechtmäßig = protestantische Könige von Großbritanien, und für alle Obrigkeit, die Gewalt über Euch hat [Rom 13,1], daß Ihr unter Ihnen ein geruhlich und stilles Leben führen möget in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit [1 Tim 2,1 f.]. Laßet keine Uneinigkeit, Zwietracht, Partheyen und Zerrüttungen unter euch entstehen, sondern dämpfet mit Christlicher Liebe und Sanftmuth alle mahl die ersten Funcken. Seyd liebreich, mitleidig, nachbarlich gegen andere Religions = Gesinnungen, und thut Ihnen, wie Ihr wollet, daß sie Euch thun sollen [Mt 7,12], Haltet was Ihr habt, daß niemand Eure Krone nehme [Apk 3,11], Seyd gesinnet, wie Jesus Christus, und wandelt wie Er gewandelt hat [1 Joh 2,6]. Und ob Ihr auch in seiner Nachfolge mit Leiden und Trübsal versuchet werdet, so laßet Euch solches nicht befrembden, als wieder führe Euch etwas Seltzsames, [sondern] freuet Euch, wenn Ihro mit Christo leidet, auf daß Ihr auch zur Zeit der Offenbahrung seiner Herrlichkeit, Freude und Wonne haben möget [1 Petr 4,12f.]. Gott aber des Friedens, der von denTodten ausgeführet hat
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den großen Hirten der Schafe, durch das Blut des ewigen Bundes, unsern H e r r n Jesum, der machte Euch fertig in allem guten Werck, zu thun seinen Willen und schaffe in uns und Euch, was vor Ihm gefällig ist durch Jesum Christ, welchem sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit amen [Hebr 13,20f.]. Philadelphia d. 1 l t e n J u n i i 1766." (Als Abschrift von Pasches H a n d außerdem erhalten in AFrSt IV C 13:12 S. 49—54 und LC Abt. H IV Fach E N r . 9 S. 4 9 - 5 4 ; englische Übersetzung in T a p p e n II S. 3 0 4 - 3 0 6 ; vgl. H N 2 Bd. 2 S. 621f.). Vgl. Mann S. 405f. Nicht erhalten. Siehe Anm. 33. — Im Rest des Briefes, einschließlich der nachträglich kopierten Bögen, nimmt Mühlenberg zu Vorwürfen in Bayerles Klageschrift Stellung (vgl. auch Nr. 317). Vgl. Nr. 275 S. U l f . Vgl. 2 Tim 2,3. Vgl. Nr. 364 S. 382f. mit Anm. 4 1 - 4 3 . Vgl. Nr. 323; Nr. 358; Nr. 359. Friedrich Samuel Rothenbühler (1726—1766); vgl. unten die Fortsetzung des Briefes und Nr. 247 Anm. 7 (5). Vgl. Nr. 263 mit Anm. 1 — 5 und Hinke, Ministers S. 381 — 384. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg zum 24.6. 1765 dazu: „So kamen auch 4 Vorsteher von der neuen reformirten Streit Kirche zu mir, vorstellende, ich solte unsern Kirchen = Rath und Gemeine fragen, ob Sie Ihre neue Kirche f ü r die darauf hafftende Schulden annehmen wolten? maßen sie, die reform: Vorsteher sich f ü r 18 hundert £ Schulden verbürget, und die Creditors nicht länger Gedult, sondern die Bezahlung angekündiget hätten; und sie noch darzu verbunden wären, jährlich 42 £ Grundzinse f ü r das Plücklein [!] Land, worauf die Kirche stehet zu bezahlen. Ich antwortete, daß in so große und wichtige Sache mich nicht einlaßen könte, sie mögten selber mit unsern Trustees und Altesten sprechen. Weiß aber zum vor aus, daß wir uns nicht wohl mit der Sache einlaßen können, denn wir stecken selber noch in Schulden: die neue reform: Kirche wird noch bey 2 tausend £ zum inwendigen Ausbau kosten, weil sie nur erst unter Dach und Mauern stehet, und so schon mit dem Grund = Stück oder Platz bey nahe 3 tausend £ kostet, welches auf Interesse laufft, zu dem so ist sie nicht groß genug f ü r unsere Gemeine, wäre also damit weder halb noch gantz geholffen etc. etc." (PM 95 A N r . 10 1764—65 S. 184; vgl. Tappert II S. 246). Am 10. 7. 1765 (Mittwoch) notiert er: „Hörte daß H . P f r : Hausile schon seit dem Montage in Philadelphia sey, und die Antipietisten H ä u p t e r von Philadelphia und Germantown, die neue reformirte Kirche mit den Schulden annähmen, und in der gantzen Stadt herum giengen unter unsern deutschen Lutheranern um einen Anfang zu werben und eine separate Lutherische Gemeine aufzurichten, welcher H . Hausile als Prediger vorstehen soll." (PM 95 A Nr. 101764—65 S. 192;vgl. Tappert I I S . 251). Bereits zum 8. 7. 1764 hatte Mühlenberg im Tagebuch vermerkt: „Zum Beschluß zeigten mir Sr: W.E H P f r : Rothenbühler eine Englische Bittschrifft; worin der H . P f r : und Kirchen = Rath anhalten, daß sie mögten der Englischen Episcopal Kirche einverleibet, und unter den Schutz Sr: Eminence des Ertzbischofs von England aufgenommen werden etc." (PM 95 A N r . 9 1 7 6 3 - 6 4 S. 376; vgl. Tappert II S. 98). Vgl. die Tagebucheintragungen zum 11. und 14. 7. 1765 in P M 95 A Nr. 10 1764—65 S. 194f. und Tappert II S. 252. In dieser Angelegenheit hatte Mühlenberg vorher Hausihl unterstützt (vgl. Nr. 307 und N r . 311). Erst dessen Engagement in Philadelphia führte schließlich dazu, daß er vom Ministerium ausgeschlossen wurde. Im Synodalprotokoll vom 10.6. 1766 heißt es d a z u : „Ward gefragt, ob H r P f r : H[au]s[ihl] noch als ein Glied des vereinigt Evangelischen Ministerii anzusehen sey? Antwort: wer sich den Regeln und Pflichten der Vereinigung nicht gemäß verhielte der könte nicht ein Glied des vereinigten Ministerii seyn noch heißen; sondern, saeparirte sich dadurch selber." (AFrSt IV C 13:19i S. 161; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 161; vgl. Tappert I I S . 310). Im folgenden zitiert Mühlenberg sinngemäß aus der Abkündigung vom 22.7. 1765 — oder auch wörtlich aus der nicht erhaltenen Abkündigung vom 28. 7. 1765. Vgl. Nr. 346 mit Anm. 9. Das eingeschobene Zitat ist eine freie Wiedergabe vom Kap. III § 2 der Kirchenordnung. Vgl. H N 1 S. 970 und H N 2 Bd. 2 S. 440f.
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Vgl. Tagebucheintragung zum 14. 7. 1765 (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 195; Tappen II S. 252). Vgl. Nr. 347 Anm. 6 (2). Vgl. Nr. 355 unter Punkt 2) und Nr. 364 S. 376. Wohl der Apotheker Johann Georg Schneider. Vgl. Kap I § 9 der Kirchenordnung ( H N 1 S. 964f.; H N 2 Bd. 2 S. 437). Zur Praxis des Auswanderungsgeschäfts gehörte es unter anderem, daß Kinder als „indentured servants" nicht nur die Kosten ihrer eigenen, sondern auch der Überfahrt der Eltern abarbeiten mußten. Für die Zeit bis zum 28. 6. 1766 ( = Nr. 373) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Auf obiges [ = Tageseintrag vom 16. 6. 1766; siehe Nr. 370 Anm. 7] habe geantwortet vom 20sten Junii 1766 1) An Sr: H. H. D: Wachsei 2 Bogen und 1/2 [ = Nr. 372], Von den 2 Bogen habe die Copie. In dem Brief war eingeschloßen a) eine Copie von der Urkunde so am 11 Jun: 1766 in den Eckstein der Zions = Kirche gelegt worden b) eine Copie von einem Versuch zur Synodal = Conferentz von 1743 bis 1766., und an den Capt: Rankin des Schiffes John and Mary nach Cork in Irrland gegeben, welcher von hier mit Mr: W m Popham passenger am 22 Junii a[nni] c[urrentis] abgieng." (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 245; vgl. Tappert II S. 316). — Zur Fortsetzung dieser Tagebucheintragung am 28. 8. 1766 siehe Nr. 373 Anm. 22.
373. An [G. A. Wachsei]
Philadelphia, 28. 6. 1766
Hochwürdig = in Christo unsrem höchst erhabenen Herrn und Meister, lieb werth = und theuer geschätzter H. D[octor] und Gönner! Da dfurch] Ew: Hochw: herablaßende mehr als brüderliche, ja väterliche Zuschrifft vom 3 Jan: a[nni] cfurrentis] 1 welche am 16. Jun: ac: mit einigem Vergnügen empfieng, mir eine Ofnung und freyer Zutritt angediehen, so wolte keine Zeit versäumen, nützlichen Gebrauch davon zu machen, und schrieb ohnerachtet meiner vielen Geschäffte und der drückenden heißen Witterung, zwei und einen halben Bogen zur Antwort 2 , legte eine Abschrifft von einer sogenanten Urkunde, welche am 11 Junii a c in Gegenwart des Vereinigten Ministerii Schwedisch = und Deutscher Nation, und einer großen Versamlung abgelesen und in den Eckstein der neu angefangenen Zions = Kirche verschloßen worden 3 , wie auch die Copie eines Versuchs zur Synodal Versamlung von 1743 bis 17664 mit bey, und gab das Paquetgen dem Capt: Rankin des Schiffes John and Mary, nach Cork in Irland bestimet, zur Bestellung anheim, welcher auch Sontags frühe am 22ten Junii a c absegelte. 5 Nach dem mich ein wenig recolligirt, finde folgende Besorgniße a) daß ein solches Paquet von Cork auf London, starckes Postgeld verursachen, und mein weitläufftig Geschreibe b) gleich anfangs Ew. Hochw: beschwerlich fallen, und dero wichtigere Amts = Geschäffte desturbiren, und meiner angemaßten Freiheit schaden dürffte. Bitte derowegen um Verzeihung, und hoffe Dero Liebe und Edelmüthige Christliche Gesinnung werde diese Fehler bedecken. Und da nun eine Gelegenheit directe nach London sich ereignet, so falle schon wieder zur Last,
Nr. 372/373
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weil nicht weiß, ob mein erstes vom 20sten Junii ac:6 glücklich zu Händen kommen mögte. Ich habe bey dieser jetzigen Gelegenheit auch ein Paquet an Werthen H : Bruder Pasche erlaßen, und unter andern übersandt 7 1) die Copie von dem Charter, womit unsere Michaelis und Zions Kirchen und Gemeine incorporirt worden im Monath Sept: 1765 [ = Nr. 345] 2) die Copie von unserer Kirchen = Ordnung, so am 18 Octobr: 1762 einmüthig unterschrieben und introducirt. 3) Ein Protocoll von unserm letzt gehaltenen Synodo d[e] d[ato] Junii 10 = 13 ac: 4) eine Streit = Schrifft, zwischen Jacob Beyerle, unsrem Kirchen = Rath und mir vom Nov: 1764. 5) Eine Copie von meiner Antwort an Ew. Hochw: im Fall mein Brief von Cork nicht zurecht kommen solte. Dabey aber bedaure, daß den letzten halben Bogen meines Briefes nicht abcopiren konte, weil es zu spät in der Nacht, und das Schif in pro einet war abzufahren. 8 Ich hoffe unser gel. Bruder in dem Herrn, H Pasche werden so gütig seyn, und mit Ew. Hochw: desfals conferiren. 9 Ob diese Sachen wol nur die äusere Rüstung und Schale betreffen, und nicht schmackhafft seyn mögten so gehören sie doch mit zum Gantzen, maßen kein Haus ohne Rüstung gebauet, und kein Erz ohne Schale aus gebrütet werden mag. Mir geschieht allemal am wehesten dabey, wenn nur mit einer Hand bauen, und mit der andern die Streit = Waffen führen muß, zumal wenn man alt wird und die Munterkeit verliehret. Gegenwärtig erkühne mich noch einmal, meine Anmerckungen über des Jacob Beyerles seine Schrifft vom 7 Dec: 176510 Dero unpartheyischen reiffern Judicio demüthigst vorzulegen. Wolten Ew Hochw: mich würdigen, einer Dero geringsten, aber auch mühsamsten Correspondenten in diesem entfernten Theil der Welt zu seyn, und davon eine nähere Nachricht und Ordre von der beliebigen Methode zu geben geruhen, so würde mich durch Gottes Gnade, so viel in meiner Schwachheit möglich, befleißigen, die Ehre Gottes und Liebe und Wahrheit, zum Augen Merck zu halten, und mit unverwerflichen Zeugnißen darthun, daß ich nicht so engebrüstig, partheyisch und anfänglich sey, als mich diejenigen Freunde in London abgeschildert, und besonders der Jacob Beyerle mit seiner weitreichenden Feder, oder vielmehr seinem groben Holzschnitt abgebildet hat. Ich habe Gelegenheit genug gehabt aller dieser Ring leaders11, ihre innere und äusere Beschaffenheit, ihre Orthodoxie und Geschrey für die reine Lutherische Lehre, ihre Formulas Concordiae mit Schaden kennen zu lernen, will sie auch nicht gern exponiren, sondern so lange als möglich für sie beten, und auf Beßerung hoffen. Wenn sie nur einiger maßen hätte zu etwas gebrauchen können, so wäre es geschehen, aber umsonst. Denn sie haben keine vernünfftige Erziehung, und noch weniger achtes Evangelisches Christenthum, sind ungebrochene Colts oder Füllen, haben unerträglichen Bauern = Stoltz pferdemäßige Einbildung von sich selber: drey mal wehe dem Prediger, der solcher Leute Gnade leben müßte! Sie wollen mit einer Hand zur Sonne, und mit der andern zum Mond reichen, wie die Scyten von Alexandro M[agno] sagten. Ich hätte ihnen gern die Hände unter ihre Füße gelegt12, wenn sie sich nur unter die gewaltige Hand Gottes zu ihrem Seelen = Besten demüthigen wollen. Sie haben die Sprache Canaans gelernet 13 , und stellen sich sehr from und treuhertzig gegen Prediger. So bald sie aber die Prediger nicht
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Die Briefe des Jahres 1766
zu Dienstbothen ihrer Satanischen Neigungen, Begierden und Leidenschafften machen können, so bald sehen sie selbige an, wie einen alten Calender, der den W ü r t z Krämern zu Theil wird, oder wie einen Rennschlitten, der in den heißen Sommer Monathen umgekehrt in der Sonne liegt. Der Beyerle hat vom Anfang bis hieher, immer die schändlichsten sogenanten Lutherischen Prediger an der H a n d gehabt, und damit unsere arme Lutherische Religion, vor anderen ehrbaren Partheien stinckend gemacht, und solche Leute wolte er uns mit Gewalt aufdringen, das solten Glieder des Vereinigt = Schwedisch = und Deutsch = Lutherischen Ministerii nach seiner Formula Concordiae seyn etc. Der erste war ein öffentlicher Adultor und Circumscriptor etc.14 Der 2te ein Scortator Incestus und Compotor. 1 5 Der 3te ein Candidatus omnium Criminum flagitiorumque peritissimus. Der 4te Virtutum Pestis: der 5te ein versoffener Bader litterarum expers: 16 der 6te ein verlauffener Jesuit 17 , der 7te ein Pugil Rotans der seines Bruders Weib gravidirt, und mit ihr über die See bis hieher geflüchtet, und von ihm [Bayerle] zum Seelen Hirten befördert war. 18 Ja Mstr: Beyerle ordinirte selber öffentlich in der Germantowner Kirche einen jungen H a n d wercks Burschen 19 , und gab ihm Macht die Sacramenta zu administriren und zu predigen nach seiner Formula Concordia wie er sie nennet. Der junge Mensch hielte aber nicht lange aus, sondern heirathete eine Gastwirthin, danckte ab und führet nun die Wirtschafft, und ist seiner Confession nach ein Quäker. Alles ob bemeldete ist hier landkundig und kan mit Obrigkeitlichen Zeugnißen erhärtet werden. Es ist wol genug von diesen erbärmlichen Händeln. Wenn der Schutt erst weg geräumet ist, so werde auch von der andern Seite mit erbaulichen Vorwürffen auf zu warten die Ehre haben g[eliebts] G[ott]. In des verharre mit schuldigst = aufrichtiger Veneration, Ew. Hochw. meines Hochgeschätzten und Hochzuehrenden Herrn D : und Gönners geringer Diener Philadelphia Junii 28: 176620
H M.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 93 A Nr. 11 1765—68 S. 75—77. 1
= Nr. 353. = Nr. 372. Vgl. die dazugehörige Nachbemerkung sowie ebd. Anm. 83. 3 Der Text wird in Nr. 372 Anm. 64 wiedergegeben. 4 Vgl. Nr. 372 Anm. 55 und 83. 5 Vgl. Nr. 372 Anm. 83. 6 Siehe Anm. 2. 7 Zum folgenden siehe Anm. 20. 8 In procinctu, kampfbereit; hier: fertig zum Auslaufen. Vgl. Nr. 372 Anm. 83. 9 Mühlenberg ließ durch Pasche eine (vollständige) Kopie seines Briefes an Wachsei (Nr. 372) nach Halle übermitteln; vgl. Anm. 20. 10 Die nicht erhaltene Klageschrift Bayerles, auf die Mühlenberg sich in Nr. 372 S. 407ff. bezieht. Vgl. ebd. Anm. 33 und 65. 11 = Rädelsführer. 12 Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 319. 13 Vgl. Jes 19,18. 14 Valentin Kraft, als „Ehebrecher und Betrüger" angeprangert; vgl. Nr. 372 mit Anm. 45 und 46. 2
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Johann Conrad Andreae, als „unzüchtiger H u r e r und Zechbruder" angeprangert; vgl. Bd. II Nr. 138 S. 76f., N r . 372 S. 405f. und Glatfelter I S . 16. Mit den Diffamierungen „Kandidat, der in allen lasterhaften Vergehen überaus erfahren ist", „Geißel der Tugenden" und „versoffener, schriftunkundiger Bader" bezieht sich Mühlenberg wahrscheinlich auf den Hochstapler Karl Rudolph, „Prinz von Württemberg" (vgl. Bd. II Nr. 138 S. 76 und Glatfelter I S. 113), Heinrich Burchard Gabriel W o r t m a n n (vgl. Bd. II Nr. 138 S. 77 mit Anm. 40; das Postskriptum zu Bd. II Nr. 147 S. 132; Glatfelter I S. 167f.), Johann Philipp Streiter (vgl. Bd. II Nr. 138 S. 77 mit Anm. 41; Glatfelter I S. 147f.) oder Tobias Wagner (vgl. Bd. II Nr. 138 S. 75f.; Glatfelter I S. 154—156). Eine genaue Z u o r d n u n g ist dabei nicht mit Gewißheit vorzunehmen. Johann Theophil Engelland; vgl. Bd. II Nr. 138 S. 76f. und Glatfelter I S . 35. Philipp Heinrich Rapp, der als ein sich im Kreis drehender Faustkämpfer beschrieben wird; vgl. Bd. II Nr. 138 S. 76f. und Glatfelter I S . 106f. Nicht zu ermitteln. Vgl. Nr. 317 S. 243f. mit Anm. 60. Für die Zeit bis zum 7. 7. 1766 ( = Nr. 375) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs als Fortsetzung der Tagebuchnotiz vom 20. 6. 1766 ( = Nr. 372 Anm. 83) folgende Informationen über seine Korrespondenz: „2) Schrieb an H o c h w : Väter H h . Z[iegenhagen] und D : Fr[ancke] vom 28 Junii, nemlich [ = 1)] a) einen Brief an S: W.E H . Pasche b) legte bey die Copie von unserer Philadelphischen Kirchen = O r d n u n g [ = AFrSt IV B 2:1], 2) Copie von dem Protocoll des letzt gehaltenen Synodi vom 10 bis 13 Junii 1766 [ = AFrSt IV C 13:19i]. 3) Copie von einer Streit = Schrift de d[ato] N o v : 1764 zwischen Jacob Beyerle, Kirchen = Rath und Mühlenberg [ = Nr. 317], 4) Zwey Bogen voll Copie von meiner Antwort an Sr: H o c h w : D : Wachsei dat: d 20 Junii [ = Nr. 372], 4) [!] Ein Stück von der deutschen Zeitung, betreffend die Ceremonien bey dem Eckstein der Zions = Kirche und Synodum. Dieses Paquet sandte an H . Heinrich Keppele Sen: zur gütigen Bestellung. 3) Schrieb wieder einen halben Bogen voll an Sr: H . D : Wachsei dat: d 28 Junii 1766 [ = N r . 373] und schloß bey: a) Vier Bogen voll zur Antwort auf J. Beyerle seine Kl[age = ]Schrift vom 7 dec: 1765 an H . D : W[achsel] an der Deutsch = Lutherischen St Georgen Kirche in London dat: d 1 Julii 1766 b) ein Stück von meinem Journal, betreffend die Einweihung der neuen Evangel. Kirche in Lancaster, wie in der Copie des Briefes weiter vor in diesem Buche zu sehen [ = AFrSt IV C 13:14 S. 9 9 - 1 1 0 ] , Dieses Paquet brachte am 1 Julii Abends zu H e r r n Van der Spiegel, welcher es Capt: Shirley, des Schiffes George, zu recommendiren versprochen hatte." (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 245f.; v g l . T a p p e r t I I S . 316).
374. [G. A. Francke] an M.
[Halle],
28.6.1766
An H. Past: Mühlenberg zu Philadelphia d.28 ten Junii 66. Wohlehrwürdiger In den HErrn herzl. geliebter Bruder Ihre angenehme Briefe vom 23ten Nou. und 12tcn Dec. 17651 habe ich richtig erhalten gleichwie mir auch von dem werthen H. Pasche das nächste aus Ihrem Briefe vom 14ten Octobr: 1765.2 und der Brief vom 5ten Febr:3 a[nni] c[urrentis] in extenso communiciret worden, worauf das Nothigste antworten will.
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D i e Briefe des Jahres 1766
Erstlich preise Gott von Herzen der Sie unter aller Last und Bürde gestärcket und erhalten in aller Noth gnädiglich durchgeholfen und durch die Ankunft des H . Schulzen erfreuet, auch in manchen Spuren gezeiget daß er sein Werck bey den Pensilvanischen Gemeinden gegen alle listige Anschläge der Feinde 4 ferner erhalten wolle, wohin insonderheit das erhaltene Charter 5 für die Gemeinde in Philadelphia gehöret. 2tens Insonderheit freuet mich daß meine H o f n u n g von dem werthen H . Past: Schulzen erfüllet worden, da Sie von demselben bezeugen, daß er treu sey und sich weislich verhalte auch bey der Gemeinde einen guten Eingang habe. Der H e r r erhalte sie beyde in guter Gesundheit und brüderlichen Verbindung woran ich um so viel weniger zweifele weil H . Schulze allezeit ein sehr bequemes Gemüth gezeiget hat. Drittens. Da es die N o t h erfordert die Kirche zu erweitern 6 und durch Subscription ohnerachtet der nahrlosen Zeiten 1800. £ Currenci zusammen gebracht worden: so scheinet es freylich rathsamer zu seyn eine ganz neue Kirche auf zu bauen im Vertrauen Gott werde das Nöthige ferner dazu darreichen; weil das flick und stückwerck mit der alten Kirche von keiner Dauer seyn möchte wozu dann nur ein bequemer Plaz aus zu suchen seyn wird damit bey künftiger Vermehrung der Gemeinde auch allenfals beyde Kirchen zum ordentlichen Gottesdienst gebrauchet werden können. 4tens Da die Gemeinde so starck ist, daß sich 700. Familien durch die Unterschrift ihrer Häupter dazu bekennen; so wäre ihnen freylich ein Collaborator Ministerii und Rector der Schule höchst nöthig wozu auch noch der Beruf bey mir ist.7 Weil sich aber dazu noch kein Subjectum bisher gefunden und Sie nicht expresse verlangt, daß solcher annoch gesendet werden solle, daher ich nicht gewiß bin ob etwan bey dem bevorstehenden schweren Kirchen Bau desfalls nicht die Kosten gescheuet werden möchten; so habe ich mir bisher keine specielle Mühe zu Ausfindung eines solchen Subjecti weiter geben können, als daß es mein beständiges Anligen vor dem Herrn ist, daß Er mehrere treue Arbeiter in seinen Weinberg nach Pensilvanien aussenden wolle. 8 Sonsten wäre meine Meinung nicht daß ein solcher Rector den ganzen T a g über in der Schule selbst informiren, sondern nebst etwa einer Haupt-Stunde nur die Aufsicht haben ein und andere Subjecta zu Schulhaltern praepariren und übrigens den Predigern so viel möglich ihre Amtslast zu erleichtern suchen müste und dahero auch mehr unter den Namen eines Collaboratoris oder Adjuncti Ministerii oder auch dritten Predigers zu vociren sey worzu sich auch leichter ein Subjectum finden würde. 5tens Daß H . Krug in Reading noch in guten Umständen und bey der Gemeinde in Seegen stehet und daß H . Voigt nunmehr bey den Gemeinden in Neu = Hannover und Providenz Pastor ist mithin diese Gemeinden nun auch wieder versorget sind, ist mir sehr angenehm zu vernehmen und wünschte ich von beyden wiederum eine eigenhändige Nachricht 9 aus ihren Gemeinden zu erhalten. Indeßen bitte sie von mir herzlich zu grüßen wie auch H . Kurz in Tulpehocken H . Weigand in Neu Yorck H . Schaum und alle übrigen welche mit Ihnen in Verbindung stehen und Treue in ihren Amte beweisen. H . Schaum
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haben Sie für die Gemeinden auf Barrenhill und Kingcess in Gedancken gehabt und wäre es auch gut daß diese Gemeinden mit einem ordentlichen Prediger versehen würden weil daselbst die neue Kirche gebauet wird 10 wenn H . Schaum den dasigen Umständen gewachsen ist. 6tens Dem H . Past: Voigt, könten die 40. £ curr[ency] welche er schuldig geworden ist11 inmittelst ohne Interesse aus der Collecten Casse, so bald darinnen so viel vorräthig ist vorgeschoßen werden bis man weiter siehet wie er sich etwan helfen könte oder Gott für ihn sorget, weil ich dato noch Bedencken trage sie ihm völlig zu schencken. Von seinem noch lebenden Vater solche zu verlangen ist wohl nicht rathsam da derselbe ohnedem so viel nicht auf bringen kan. Da indeßen von Zeit zu Zeit einige Wohlthaten für die Prediger in specie bestimmet werden; so kan ihm davon doch auch nach und nach etwas zu seiner Erleichterung zu fließen. 7tens Was den Cronleuchter betrift, so kan die Sache noch wohl in suspenso bleiben. 12 Ich trage aber Bedencken denselben aus der Collecten Casse in der Kirche zu schencken weil es ein außerwesentliches Stück zu seyn scheinet. Wenn nicht etwan diejenigen Männer welche ihn verschrieben ihn künftig noch bezahlen und in die neue Kirche stiften oder auch andere Wohlthäter in ihre Stelle treten wollen; so wäre es am besten daß er verkaufet würde. 8tcns Daß Mr. Reinhold die übersandten Bücher angenommen und Securitaet gegeben und daß die Arzneyen verkauft worden 1 3 ist mir lieb zu vernehmen. Die zurückgebliebene Stücke von Werners Himmelsweg können ihn freylich nicht angerechnet werden bis das er sie künftig noch erhalten hat. 9tens 14 Was die Bücher betrifft, die der sei. H. Past. Handschuh übernommen; so weiß ich nicht anders als daß solches die beyden im Jahr 1756. noch bey lebzeiten d. H . Past. Brunnholzens abgesandte 2. Kasten sind, welche, wenn ich mich recht erinnere nach dessen T o d e erstlich von H . Handschuh übernommen worden: Wenigstens sind nachher keine Bücher wieder übersandt worden, als etwas weniges Bibeln mit H . Krug und Voigt: Ich sende demnach von diesen beyden Kasten die Rechnung noch einmal hiebey 15 da selbige von Händen gekommen; damit die dortige Collecten Cassen = Rechnung in Richtigkeit gesezt und künftig erhalten werden könne. jQtens j ) e m B r j e f 1 6 von d. Fr. W . Handschu an ihren hiesigen H . Schwager den sie unterm 12ten Dec: alligiret habe nicht erhalten mithin ist so wohl derselbe als ich in Ungewißheit welches ihre eigentliche Absicht wegen ihres lieben Sohnes darunter sey. 1 l tens Wegen Ihrer lieben Kinder lege ein besonderes Pro Mem. 17 bey. Ihren Brieff an den ältesten der unterm 23ten Nov. a[nni] p[raeteriti] beygelegt worden 18 , hat er richtig erhalten und H . Niemeier agnoscirt, die Assignation von 18. Ducaten erhalten zu haben, ob er sie aber auch erhoben, weiß ich nicht gewiß. Es ist aber allemal vortheilhafter, wenn Sie etwas an ihn auszahlen lassen wollen, solches aus der hiesigen Collecten = Casse zu assigniren, als wenn Sie dort Assignationen von Kaufleuten nemen; denn die Kaufleute wollen allemal etwas bey dem Cours profitiren: es sey denn wenn Sie fremde Gelder erheben
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Die Briefe des Jahres 1766
lassen, da es diejenige für welche sie erhoben werden, als eine Gefälligkeit ansehn müsten. 12.) Daß die Wohlthat eines ungenannten hohen Gönners aus dem Reich an die Corporation der Michaelis = Kirche geliehen und vestgesetzt worden, daß die Interessen davon durch Sie jährlich nach der Disposition des vornemen Wohlthäters für die Schulanstalten angewendt werden sollen19, ist ganz gut. 13.) Wenn Sie nun künftig wiederum eine Synodal-Versamlung zum Stande bringen können 20 ; so würde solches seine Vortheile haben. 14.) Gott sey gelobet, daß die über der Stempelacte entstandene Unruhen durch deren Aufhebung gestillet sind21, weil solche viele unselige Folgen nach sich gezogen haben würde. Vornemlich aber freue ich mich, daß die Unserigen an denselben keinen Antheil genommen, sondern sich ruhig verhalten haben. Nun, der Herr fördere das Werk Ihrer Hände 22 , stärke Sie bey dem bald angehenden Alter und angreifenden Arbeiten und Leiden und lasse Sie noch viele Freude über den Fortgang seines Werks in den dortigen Gemeinen erleben. Ich erlasse Sie in seinen gnädigen Schutz und Beystand und verharre, nebst herzlichem Gruß von mir und meiner Frau an Ihre werte Frau Liebste, mit aller Liebe und Ergebenheit lebenslang Ew1 P.S. An den Herrn Probst D. de Wrangel bitte meinen herzlichen Gruß und SegensWunsch zu vermelden. Ich bedaure, daß er seinen Adiunctum durch den Tod verlohren 23 , und wünsche, daß ihm d. HErr einen andern treuen Gehülfen zu seiner Erleichterung schenken und ihn um seines Werks willen noch lange im Segen und bey guter Gesundheit erhalten wolle. D. 28ten Junii 66. An H. Mühlenberg zu Philadelphia P.S. 1.) Sölten Sie etwan in dem bevorstehenden Winter einige Zeit und Kräfte übrig behalten die allemal so angenem gewesene Erzehlung von Exempeln24 der verstorbenen zu continuiren; so wolte sehr darum bitten. 2.) H. Past. D. Hoeck 25 zu Hamburg meldet unterm 24ten Jan. 1766. „Wegen des Joseph Hausers 26 ist es, wie ich nun leider aus London verneme, so ergangen, wie ich gefürchtet. Er war ein Spieler und es sollen hier auf den Coffee Häusern beym Billard bisweilen Ducaten geflogen seyn. Indessen war er nicht ohne Rürung, und das wird ihm, bey seiner übeln Haushaltung vor Gott um so viel mehr zur Last kommen." 3.) Mit dem abschriftlich hiebey gesendeten Pro Mem.27 hat H. Past. Darnmann28 zu Brandenburg 10. r. übersandt, die nach der darinnen befindlichen Anweisung zur Gedächtniß seiner seligen Frau angewandt werden sollen. Diese Anweisung wird um deswillen hiermit vorausgeschickt, daß des Wohlthäters Wille vielleicht noch an dem Sterbetage vollzogen werden könne.
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Entwurf des Briefes inAFrStIVC 15:13 S. 58—63, des Postskriptums inAFrStIVC 15:16 S. 64; LCAbt. HIVFachE Nr. 9 S. 58-64. Auch in HD S. 1422-1427. 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1C 11 12
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15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27 28
= Nr. 348 und Nr. 351. = Nr. 346. = Nr. 355. Vgl. Ps 83,3f. = Nr. 345. Vgl. N r . 355 unter Punkt 2) mit Anm. 9 und 10. = Bd. II Nr. 242. Vgl. Mt 20,1 f. Hinweise auf die Briefe von Voigt und Krug an Francke finden sich erst zum Februar bzw. März 1768 ( A F r S t l V C 13:35 S. 306—308; C 13:37 S. 3 1 2 - 3 2 2 ; C 13:39 S. 3 3 1 - 3 3 4 ; C 13:40 S. 3 3 5 - 3 3 7 ; LC Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 3 0 6 - 3 0 8 ; 3 1 2 - 3 2 2 ; 3 3 1 - 3 3 7 ; H D S. 2021 - 2046. Zu den Tagebüchern vgl. Nr. 425 mit Anm. 2 und Nr. 428 Anm. 19 (6). Vgl. Nr. 323; Nr. 358; Nr. 359. Vgl. Nr. 350. Mühlenberg hatte angeregt, daß der in Europa angeschaffte Kronleuchter der Michaelisgemeinde als Stiftung Übermacht werden sollte. Vgl. Nr. 355 unter Punkt 4). Vgl. Nr. 348 unter Punkt 3). Hier folgte ursprünglich: „Da die Rechnung der ehedem von den sei. H . Past. Handschu gesandten Bücher von H ä n d e n gekommen; so will ich dieselbe aufsuchen laßen und beylegen." Nicht erhalten. Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 351. = Nr. 378. Vgl. Nr. 348 Anm. 1. Vgl. Nr. 355 Anm. 17. V o m 10. bis zum 12.6. 1766 hatte eine Predigerversammlung in Philadelphia stattgefunden. Zum Synodalbericht Nr. 360 Anm. 1. Vgl. Nr. 348 Anm. 18. Vgl. Ps 90,17. Johann Heggeblad; vgl. das Postskriptum von Nr. 355 S. 362. Mühlenberg kam dieser Aufforderung im November 1766 nach. Vgl. Nr. 389Anm.7. Vgl. Nr. 310 Anm. 17(1). Kollektant f ü r die niederdeutsche Gemeinde von N e w York; vgl. Nr. 248 und Nr. 249. Erhalten in AFrSt IV G 2 : 4 S . 3 3 5 f . Friedrich Konrad Darnmann (1710—1782) studierte in Leipzig und Halle Theologie. Er war bis 1771 Erster Pfarrer an der St. Pauli Kirche in Brandenburg und von 1771 bis 1782 Superintendent, Oberpfarrer an St. Gotthard und Senior des Ministeriums in Brandenburg. 1769 vermachte er dem Waisenhaus in Halle die Summe von 600 Reichstalern. In einem Brief an Mühlenberg vom 14. 4. 1769 (vgl. Bd. IV) bedankt Darnmann sich f ü r die abgehaltene Gedächtnisfeier (vgl. N r . 438 Anm. 4) und läßt den Predigern in Pennsylvania weitere Mittel zukommen.
375. An J. Penn
Philadelphia, 7. 7. 1766
To the Honorable John Penn Esq. Lieutenant Governor and Commander in Chief of the province of Pennsylvania and Counties of New Castel, Kent and Sussex on Delaware:
424
Die Briefe des Jahres 1766
the Petition of the Rector, Vestry and Wardens, for, and in Behalf of St. Michael Church in the City of Philadelphia most hum[b]ly sheweth: That by the Blessings of Heaven and the uninterrupted Enjoyment of the inestimable religious priviledges, derived to us, by the Charter 1 of Your H o nour'd Grand Father William Penn Esq of ever blessed Memory, and preserved to us, under His Honourable Descendents /: whereof we, and our late posterity shall ever have a grateful Sense:/ the Congregation has from small Beginnings arisen to a very numerous Society, enjoying especially under the present happy Government Harmony and Unity, since Your Honour have been pleased to grant us Letters Patent and Charter for a Corporation 2 , with provision for erecting one Church more under the said Corporation. That Your humble Petitioners have been urged and necessitated at a great Expence, to purchase a suitable Lot in fourth street 3 , and to lay the foundation for a large Building and steeple, in order to accommodate the Encreasing Society, and to add an Ornament to the Metropolis of the whole Province; And that Your humble Supplicants and all the Members of the Congregation, being Newbeginners and weak, have engaged to contribute near two thousand pounds towards the building4, which may not amount to one third of the Cost, have never been failing twenty years hence to add their charitable Gifts and Mites towards publick Buildings for promoting protestantism in the City and Country, neither been burdensome to any Society as yet; Your petitioners therefor must humbly pray, Your Honour would be pleased to grant a Brevet or Brief, and thereby to enable us, that we may get liberty, softly to feel the benevolent and affectionate Pulse of our munificent Patriots, and to try the Sociable and Mutual Charity of our fellow = Citizens and Cohabitants in this City and Country; and Your humble Petitioners and faithful servants shall ever pray! Philadelphia = V e s t r y = R o o m July the 7th 1766. The Corporation agreed, the above Petition should be subscribed and humbly presented to His Honor by Henry Mb: Rector:
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 S. 79f. = „The Charter of Privileges granted by William Penn, Esq; to the Inhabitants of Pennsylvania and Territories" (1701). Christoph Sauer gab 1743 in Germantown eine deutsche Übersetzung heraus: „Der Neue / / Charter. II Oder II Schrifftliche Versicherung. / / Der II Freyheiten. II Welche I I William Penn. Esq. / / Den Einwohnern von Pensylvannien und dessen Territorien gegeben. I I Aus dem Englischen Original übersetzt." Vgl. Germanica-Americana I S. 28 — 30 Nr. 56. 2 = Nr. 345. 5 Vgl. Nr. 355 Anm. 10. 4 Vgl. Nr. 355 Anm. 9. 1
Nr. 375/376/377
425
7 . 7 . / 9 . 7 . / 1 0 . 7 . 1766
376. An [einen Hausbesitzer in Philadelphia]
Philadelphia, 9. 7. 1766
Hon rd Sir My honest Neighbour Mr: Thomson having built a House for his own Conveniency, told me, You had order'd him, to let Your House in 4th street to any honest Tenant, able to pay the same House = Rent, He had paid, vi[delicet] twenty £ Pennsylvania Currency yearly. And being the nearest Neighbour, I thought it might suit for one of my best friends a Minister1, agreed therefore with Mr: Thomson, and accordingly He delivered the Key and House unto me, in the same Condition, as he said, he had received it. I caussed two impartial Gentlemen to review the House in what Condition it was deliver'd unto me viz: 1) the Porch tottered, 2) the Locks out of Ordre 3) the inward Walls and frames not white washed, nor painted over again, and therefore beset with feed and breed of unclean Insects and Vermines 4) the Cellar = Stairs and Cellar Windows or Holes broke 5) the Roof = Gutters rotten and broke in pieces, so that the House Eaves stream into the Cellars and hurt the Walls of the House. 6) The Hearth places in the Chimneys out of Order, and in this Condition the House can not be preserved for the Interest of the Gentleman Owner, neither be inhabited by any clean family. And being informed, that the Owner of the house is a Gentleman of Education, Reputation, refined Reason and Equity; I take the Liberty to ask, and humbly to Request the presence of the Gentleman Owner, or a few lines in Answer, wether He pleaseth to allow a necessary Repair and reasonable Charges? For there are houses enough to be let in Philadelphia and more to be sold by the Sheriff almost every Week for half price in the present Scarcity and need of Money. You will please to excuse my Simplicity and Freedom in Writing, honour me with a Coupple of lines in Answer and permit to subscribe Hon Sir, your humble servant H : M: Rfector] Philad: July 9th 1766.
Abschrift von Miihlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 1
S. 81.
Christoph Emanuel Schultze, der am 23. 9. 1766 Miihlenbergs Tochter Eva Elisabeth heiratete.
377. An //. L. Voigt]
Philadelphia,
10.7.1766
WohlEhrwürdiger H. Pastor, Hochgeehrter H. Amts Bruder. Ich weiß nicht ob Sie, oder ich, oder wir beyde mit der Hypocondrie 1 geplagt sind? Ew. WohlErw. drey letztern Briefe machen mich fast irre. Ich lud Sie ein2, so wie alle übrige Hh. Amts Brüder zu einer Gemein Conferenz, welche um der Gemeinen Bestes willen, und zur christl. Vereinigung, zum Versuch schon von
426
Die Briefe des Jahres 1766
vielen Jahren her angestelt worden, und bekam von Ih[nen] zur tröstl. Antwort 3 Sie wüsten nicht, was solche Sachen zu bedeuten hätten etc. Vielleicht wäre das der Zweck und Absicht, daß die Germantowner etc. Ihr Salarium richtig machen solten etc.4 In dem 2 ten5 werde ich grosser Untreue beschuldigt, als ob ich Wort und Bündniß gebrochen etc. In dem letztern 6 soll ich ein Pferd versprochen h[a]b[en], sie sagen aber alle nein und wißen nichts davon, folgl. muß ich ein Lügner seyn, oder muß schaffen, daß die Germantowner ihre Schuld ablegen und das Pferdt bezahlen etc. Und dem allen ohngeachtet, heißt es auch in den Briefen, ich sey ein Mann gegen [we]lc[hen] Ew. WohlEhrw. Hochachtung etc. hegen. Wenn mir die Vernunftslehre noch nicht ganz entfallen, so deucht mir das sey contradictio in adiecto. Ex[empli] gr[atia] ein Hochwürdiger Taugenichts, ein junger Senior, ein Ehrlicher od. Hochzuehrender Nequam. 7 Es scheint Sie haben irrige Vordersätze, als ob Sie aus der ecclesia plantanda in ecclesiam plantatam, oder als ob Sie zu meinem Privat Nutzen zu meinem Dienst und Ehre berufen und herein gesannt wären. Ich hatte an Hochwürdige Väter die hiesige Noth, und Mangel solcher Arbeiter berichtet, und um Arbeiter gebeten, die sich zur ecclesia colligenda und in die armen Umstände schickten, und verlangte niemanden Lasten aufzubürden, die ich nicht selber getragen h[a]be und noch trage. Ich dachte wenn Arbeiter Christi Nachfolger und nur etwas Verleugnung gewohnt wären, und am ersten nach dem Reiche Chr[isti] trachteten, so würde ih[nen] das übrige nach Nothdurft zu fallen.8 Ew. Wohl Ehrw: s[in]d durch Liebesgaben, nicht mir s[on]d[ern] zur Beförderung des Reiches Christi herein gesandt: Sie haben anfangs bey mir logirt und vorlieb genommen und mir ists eine Freude gewesen mein Stückgen Brodt mit Ih[nen] zu brechen, ohne jemand die Rechnung ein zu geben. Sie wurden anfangs ersucht, Ihre Gabe zur Gemeine und Schule in Philadelphia auf eine Zeitlang mit anzulegen, nahmen es aber als Affront auP oder traueten Gott nicht zu, daß seine Kraft in den Schwachen hinreichend seyn würde. 10 Hernach fügten es die Umstände, daß Sie in Germantown vor den Riß treten musten, damit Hh. Kurtz sen. wieder für ein gefährl. Riß in Tulpehocken treten könte. 11 Nun weiß ich bis diesen Tag noch nicht, ob ich, oder die arme Parthey in Germantown Ihnen mehr als die Nothdurft versprachen, oder ob eine gewisse Summa Geldes bestimmt worden? Oder ob ich verbunden und verpflichtet bin den Gemein = Arbeitern ihr Salarium zu verschaffen? So lange ich keine Cassa von draussen oder hier dazu habe, und selber noch nicht einmal soviel Salarium bekomme, daß meine eigene Familie davon erhalten kann. Ist eine gewisse Summa stipulirt worden, so belieben Ew. WohlEhrw. erst eine richtige Rechnung einzusenden, worin alle Gaben und Accidentien zum t[heil] aufgezeichnet sind; so können die 3 Gemeinen oder Germantown alleine sehen, wie viel noch an der Summa fehlet; und dann muß es ergänzt werden. Ist aber keine Summa, s[on]d[ern] nur die Nothdurft versprochen worden; so ist die Frage, ob Sie die Nothdurft gehabt, so lange Sie in Germant[own] gearbeitet? Es ist noch die Frage, ob Sie nicht wohlfeiler hätten leben können, als für die Summa, die Sie mit Mr. Kr[euter] veraccordirt? Er hatte freyl. wohl keinen Profit, aber Ew.
Nr. 377
10.7.1766
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Wohl Ehrw. hätten die Aeltesten und Vorsteher sollen accordiren und sorgen lassen, wenn Sie das nicht gewolt, so wäre man Ihnen keinen Dienst schuldig gewesen. Aber Ew. Wohl Ehrw. Hessen es darauf ankommen, und sprachen nicht zur rechten Zeit und wolten am Ende zur Unzeit, daß ichs schaffen solte, da Sie mir nicht, s[on]d[ern] der Gemeine gedienet hatten. Und warum sprachen Sie nicht zum Kirchenrath, als Sie Ihnen die 20 £ zulezt gaben? 12 Nein, Sie klagten mir lieber, daß Sie nicht genug bekommen. Auf solche Weise werde ich blamirt 13 und die Unverständigen in ihrem W a h n gestärket, da es heist: Der Mühlenberg ist der Meister, er nimmt den Lohn für seine Gesellen von den Gemeinen, steckt die Hälfte davon in seinen Sack und seine Gesellen müssen dabey Kummer leiden etc. Wenn Ew. WohlEhrw. was an der Germantowner und Barrenhiller Gemeinen zu fodern, warum besuchen Sie die Leute nicht selber, oder schreiben an sie? Nein, Sie haben mehr Hochachtung gegen mich, ich muß die Schuld haben. Denn die Leute dünken Sie sind zufrieden, aber der alte Geizhalz, der Mb. will noch was haben. Was nun Hannover und Providence betrieft, so habe ich weiter keine Verbindlichkeit] für das Salarium, denn es ist in Ihrem Beruf 14 bestimmt, wie viel und wann, neml. 40 £ sterl. nach den Wechsel Course, wie mir stipulirt war. Wenn Gemeinen Arbeiter haben wollen, so müssen sie auch für ihren Unterhalt sorgen, und wenn Arbeiter am ersten nach dem Reiche Chr[isti] trachten, so wird ihnen der H h . auch die N o t h d u r f t zu fliessen lassen. Mit der Nothdurft vorlieb zu nehmen erfodert schon Verläugnung und gute Oeconomie. Wenn es aber so geht, wie Ew. Wohl Ehrw. angieng, nem. bey 15 £ für alte Kleider von H . P. Hfandschuh] und dergleichen, die der Wind in Stücken wehet und auch theuer feine Kleider in Busch etc. so ists kein Wunder, wenn man in Schulden kommt, und hernach klagt, man habe nicht genug von der armen Gemeine bekommen. Ich behalf mich die erstem Jahre mit meinem Schiefbette[!], hielte keine eigene Oeconomie, sondern wohnte bey andern Leuten im Hause, oder in Nebenstuben, die knapp so hoch als ich selber waren, obgl. in Sachsen in Amte gewesen, in grossen Zimmern gewohnt, und an Herrschaftl. Tafel gespeiset hatte. 15 Die Landleute müssen für ihr Brodt hart schaffen, und wir bedencken, daß hier ecclesia infans und colligenda ist. Wenn man das Seinige redl. thut nach Christi und s[eine]r Apostel Lehre, und auch leidet nach seinem und seiner Folger Exempel, und will denn nicht angenommen werden, so bleibt immer ein W e g offen, dazudienen, wo es der H e r r gut findet. Mit diesen Wenigen verharre Ew. WohlEhrw. meines werthen H . Pastoris unnützer Diener Muhlenb. P.S. Was geliebter H . Amtsbruder gemeldet wegen des Pferdes, daran kann mich nicht besinnen, daß es mir positive von jemand versprochen war, sondern ich vermuthete es daher, weil die Gemeinen in Hannover etc. im ersten Jahre meines Dienstes bey ihnen ein Pferdt für 11 £ gaben und ich solches von ein und andern Wispern hörete, daß wohl ein gleiches geschehen mögte mit Ihnen. Wenn ich es aber positive gesagt oder geschrieben haben solte, weil das lte mahl nicht Zeit habe eine Copie von meinen Briefen zu nehmen, oder wenn ichs
428
D i e Briefe des Jahres 1766
versprochen habe, so will an meinen Theil 5 £ von den Meinigen mit zu Hülfe geben. Ich gedachte gewiß die Peikstowner Gemeine würde auch ihren Theil gethan haben. Ew. WohlEhrw. sind aber auch selber mit Schuld daran, daß die Schulkieler mißvergnügt werden. Denn wie vernommen, so sollen Sie gleich nach der Zurückkunft von Synodo in Providence öffentl. verkündiget haben, daß die Schulkieler keinen Theil mehr haben, s[on]d[ern] anderweit versorgt werden solten 16 ; und da eben 3 Glieder von der Schulkiel mit zu gegen gewesen; so h[a]t solches Unruhe und Mißvergnügen erwecket. Es wäre noch Zeit genug gewesen, wenn es publicirt worden, eine kurze Zeit vor dem Ausgange des Jahres, und vielleicht besser, wenn man erst Hülfe für die Peikstowner bey der H a n d gehabt. Mr. Valfentin] Scherer sagte zu mir auf dem Synodo, die Providencer Gemeine würde gar fügl. die Hälfte Salarii aufmachen, denn es gienge nun besser, weil ich nichts mehr mit dem Salario zu thun hätte, welches sich auf die alte Historie beziehet, neml. in der Vacantz der Gemeinen, war ich ein einfältiger N a r r e und sagte, die alten Gemeinen mögten das Salarium an mich entrichten, wenn das Jahr aus wäre. Wenn denn ein halb oder ganzes Jahr aus war, und ich den H h . Pfr. Hartwich Schrenck oder Buschkirch gehalten, die sie bedienen solten; und solche ihren Lohn foderten, so mußte ich aus meinem Sack bezahlen, und selber aus der Stadt hinnauf kommen und ab und zu reisen, und wenn ich dann das Salarium von den Gemeinen erwartete, so hieß es, wir sind nicht recht, s[on]dern nur schlecht bedienet worden, und mußte dann vorlieb nehmen, was vom Salario fiel. So daß ich die Ehre hatte meine Ritte von Philadelphia selber zu bezahlen und Pfunde weise aus meinem Sacke zu zu legen, und oben drauf hiesse es denn: der Mb. nimmt das Salarium ein und die armen Pfarrer müssen die Arbeit umsonst thun. Ich habe Gottlob die Rechnungen noch accurat bey der H a n d und verlange nichts mehr mit Salariis zu thun zu haben und deswegen werden Ew. WohlEhrw. so gütig seyn und mich verschonen, und lieber selber mit Germantown, Barrenhill etc. mündl. oder schriftl. sprechen, weil Sie mir nicht, s[on]d[ern] den Gemeinen gediennt, wenn Sie noch was zu fodern haben. Was Sie mir gediennt, durch ein und andern Besuch in Philadelphia, dafür habe ich eine kleine Erkenntlichkeit, ob wol nicht hinreichend, gemacht, neml. ich habe für Sie baar bezahlt, a) zu ein Sommer Schlafrock 4 yard die yard 4 s. 9 pence thut b. Ein und 1 / 2 yard Tuch zu weissen Lappen c. Für einen H u t h an Mr. Abel d. Für einen ledern Mantelsack
19sch. 76 d. 2£ — — 1£ — —
Dieses war zu einer kleinen Erkenntlichkeit]
4£
6 s.
6 d.
Und da mir von Hochwürdigen Hh. D[octor] und Director Francke Anweisung gegeben, daß bey ihnen in Halle an Liebesgaben für die hiesigen Prediger etwa 23 £ werth eingesandt 17 , worann ich mit Theil haben solte, und ich fand, daß Ew. WohlEhrw. etwas zu kurz gekommen mit den Gemeinen in Germantown, so gedachte es möchte wohl billig seyn, wenn ich ein zieml. Theil davon
Nr. 377
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an Sie gäbe, damit die Germantowner in ihren zerrissenen Umständen nicht vollends erbittert werden und sagen könten, die Prediger von Halle wären Geldgeizig und könten nicht genug kriegen etc. Zu dem Ende bezahlte von der Summa an Sie baar a. Neun £ i[d] e[st] 9£ b. Für fein Linnen zu 7 Hemdern baar 4 £ 16 sch. c. Zehn yard Linnen zu Betttüchern a yard 2 sch. 4 d. thut 1£ 3 s. 4 d. d. Für ein Hallisch Gesangbuch — 12 s. — e. Für Hh. Prof. Franckens Postill 1£ 5 s. — Für eine Lampe — 3 s. — Für eine Kehrbürste und Lichterstöcke — 4 s. 4 d. Sum. des baar ausgelegten
17 £
3 s. 4 d.
Hemde, Lappen, Schlafrock machen, Knöpffe Zwirn und ein kleiner Rest des Maydlohn bis aufs Neujahr etc. ist mit Freuden darzu gethan und nicht gerechnet, noch viel weniger aus einiger Neben Absicht, oder Gunnst Bewerbung geschehen. Habe auch an Sr. Hochw. H. Dfoctor] Francke in generalen Terminis berichtet18, daß Sie wegen des erbärml. Streits in Germantown treu gearbeitet, aber verkürzt worden. Wenn nun Geliebter H. Bruder einmal in des alten Mbs Umstände und Beschaffenheit] / : [we]lches Ihnen zwar nicht wünsche :/ und der Mb. in Dero kommen solte, und Sie thäten, wie Sie wünschten gethan zu haben; so dürfte Argwohn und Verdacht oder Obstruction weichen, und Liebe Gedult und Treue ohne Compliments sich begegnen sorgen und tragen. Hiemit schliesse die unerbaul. Sache, und wünsche, ja bitte von Herzen, daß der grosse Hirte der Schafe 19 in uns seinen Geist und Sinn zum Lehren, Leiden Nachfolgen vermehren, und zum Seegen im Amte, wie auch zur Errettung unserer eigenen Seele erhalten wolle und verbleibe mit herzl. Empfehlung von meiner Fr[au] Ew. Wohl Ehrwürden etc. Diener Mb. Philadelphia d 10 Julii 1766 Gestern habe Gelegenheit gehabt mit einem Manne ein Circular Schreiben20 an Ew. WohlEhrw: und übrige Herren Amts = Brüder, nach Providence zu geben, worinnen die Hh. Prediger und Kirchen = Räthe gebeten werden, ob sie in Vereinigung mit uns den 1 August nächst zum Bet= und Danck = Feste21 anwenden wolten. Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 82—87. Die Datumszeile und der nachfolgende Zusatz sind von Mühlenbergs Hand. 1 Vgl. Nr. 364 Anm. 20. Vgl. Nr. 362 Anm. 14. 3 Nicht erhalten. 4 Dazu ausführlich Nr. 350. 5 Nicht erhalten. 2
430 6 7 8 9 1C 11 12 13 14
15
16
17 18 19 20 21
Die Briefe des Jahres 1766
Nicht erhalten. = Nichtsnutz. Vgl. Mt 6,33. Vgl. Nr. 364 mit Anm. 35. Vgl. 2 Kor 12,9. Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 und Wander Bd. 3 Sp. 1694. Vgl. Nr. 350 Anm. 3. Von engl, „to blame", die Schuld geben an (verantwortlich machen für). = Nr. 327 Anm. 6. Zur Berufung Voigts nach Providence und Neuhannover vgl. Nr. 330; Nr. 350 und Nr. 351 S. 347. Vor seiner Berufung nach Pennsylvania stand Mühlenberg als Diakonus der Gemeinde und Inspector über das Waisenhaus in Großhennersdorf/Oberlausitz im Dienst des Grafen von Reuß-Köstritz; vgl. Bd. I Nr. 1 — 5. Zur Beratung dieses Punktes auf der Synode vgl. Nr. 366 Anm. 6. — Die Gemeinde von Pikestown wurde auch mit dem Zusatz „über der Schuylkill" bezeichnet. Vgl. Nr. 324 unter Punkt 2.). In Nr. 364 S. 384. Vgl. Hebr 13,20. Nicht erhalten. Aus Anlaß der Aufhebung der Stempelakte. Vgl. Nr. 384 mit Anm. 18 und 19 sowie Nr. 386 S. 463.
378. [G. A. Francke an M.J
Halle, 12. 7. 1766
D. 12ten Jul 66 P[ro] M[emoria] Was des H n . P. Mühlenberg ältesten lieben Sohn 1 betrifft: so beziehe mich der Kürze halber auf das Pro Mem. vom Martio a[nni] c[urrentis] 2 und füge nur noch dieses hinzu. 3 Die Handlung des H n . Niemeiers ist für einen, der in Europa bleiben will, hinlänglich, daß einer der dieselbe erlernet und sie künftig treiben will, davon leben und ganz gut fortkommen kan. Da aber der junge M r Mühlenberg die Munterkeit und Kräfte hat, daß er sich zu etwas mehrerem tüchtig machen kan; so hat man des Herrn Vaters Absicht, einige Jahr von den vestgesetzten sechs Lehr Jahren zurückzukaufen, damit er sich in andern Conditionen weiter perfectioniren könne zu unterstützen gesucht, worauf sich auch H . Niemeier erkläret, daß er gegen 50. Rthl. in Lübisch Courant für jedes fehlende Jahr sich dieser Absicht fügen wolle. Doch gehet er nicht gerne daran, indem er den jungen M r Mühlenberg noch immer zu persuadiren gesucht davon abzustehen. U m nun die Sache völlig auszumachen, hat man einem andern bekannten Kaufmann 4 aufgetragen, durch mündliche Unterredung einen Vergleich zu stände zu bringen. Mi Mühlenberg 5 hatte Lust schon diesen Michaelis sich von seinem Principal loß zu machen und also 3. Jahre zurückzunemen, welches man ihm aber nicht rathen kan, und wenigstens dafür hält, daß er bis Ostern in seiner Station bleibe, da es auch nicht zu viel wäre, wenn er noch ein ganzes Jahr nemlich bis Micfhaelis] 1767. bliebe, da es erst 4. Jahre seyn
Nr. 3 7 7 / 3 7 8
10. 7./12. 7 . 1 7 6 6
431
würden. Man hat hierauf noch keine Antwort, um etwas gewisses melden zu können. Indessen frage vorläufig an, ob der H e r r Vater es zu frieden sey, daß dem H . Niemeier für 2. Jahre 100 rthl. Lüb[sche] Courfant] oder höchstens für 2 1 / 2 Jahr 125 Rthl. Lüb. C. gegeben werden. Und übrigens rathe sehr die Correspondence mit H . Niemeier und Rewersen an denselben durch meine H ä n d e gehen zu lassen, damit man im Stande bleibe für das Beste des lieben Sohns zu sorgen. Was die hiesigen beyden lieben Söhne betrifft: so sind Dieselben, so wie der Alteste ganz wohl und gesund. Der Mittlere 6 ist aber von viel lencksamerem Gemüthe als der Jüngste 7 , mit welchem man zuweilen recht viel zu thun gehabt hat, um ihn in O r d n u n g zu halten, da er ein etwas verstecktes und trotziges Wesen von Anfang gezeiget, wie er sich denn auch verleiten lassen, unrechte Wege zu erwählen, um nur etwas mehreres Geld zum Naschen zu bekommen, ob ihnen gleich von demjenigen was die Frau Mutter für sie überschickt 8 von Zeit zu Zeit etwas gewährt worden. Indessen wird man ferner mit aller Treue an ihm zu arbeiten fortfahren um ihn auf den rechten Weg zu bringen, da er sonst noch mehr Kräfte des Gemüts hat, als der Mitlere und in Absicht auf das Zunemen im Lernen aber keine Klage über ihn ist. Ich kan auch dem H . Inspector Wuse [?] und denen Waysen = Praeceptoribus das Zeugniß geben, daß sie sich das Beste Ihrer lieben Söhne vorzüglich angelegen seyn lassen. Der H e r r gebe seinen Segen und erhöre unser und der lieben Eltern Gebet, TU unserer Freude ¡Halle den 12 ten Jul. 1766.
Entwurf in AFrSt IV C Ii: 18 S. 68/.; LC Abt. HIVFach E Nr. 110 S. 68f. Dieses Pro Memoria wurde zusammen mit Nr. 374 abgeschickt. Vgl. S. 421 und Mühlenbergs Empfangsbestätigung vom 2. 11. 1766 in Nr. 389Anm. 7. 1 2
3
4
5
6 7 8
Johann Peter Gabriel. Abgefaßt von Fabricius. Nicht erhalten. Vgl. die Empfangsbestätigung in Nr. 370 Anm. 7 unter Punkt 9). Zur Auseinandersetzung über eine Verkürzung der Lehrzeit von Johann Peter Gabriel vgl. Nr. 347; Nr. 348 S. 337f. unter Punkt 5); Nr. 349 und zum weiteren Verlauf Nr. 379; Nr. 382; Nr. 387; Nr. 392. D e n in AFrSt IV B 6 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 18) erhaltenen Briefen Johann Peter Gabriels an Francke bzw. Fabricius ist zu entnehmen, daß der Vermittler „Herr Meyman ein Vetter von meinem Principal" ist (so in AFrSt IV B 6:9 S. 25; LC Abt. H IV Fach A Nr.18 S. 22). Eine weitere Vertrauensperson in Lübeck war die Witwe des Johann Adolph Neubauer. An dieser Stelle ist am Rand von anderer Hand vermerkt: „denkt bereits zu weit hinaus und will gerne bald ein grosser Kaufmann werden; möchte aber nur glauben, daß auf den göttlichen Segen alles ankommt." Friedrich August Conrad. Gotthilf Heinrich Ernst. Vgl. Nr. 314 Anm. 7 (2).
432
Die Briefe des Jahres 1766
379. [G. A. Francke] an M.
[Halle, Aug. 1766]
An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia (H. Mühlenbergs ältesten Sohn betr.) P[ro] Mfemoria] In meinem vorigen P. M. vom 12. Iul.1 meldete, daß ich einem dritten Kaufmann 2 Commision gegeben, einen Vergleich mit H. Niemeier zu vermitteln, dieser ist nun zustande gekommen, wie die beyliegende Abschrifft 3 zeiget. Die Entfernung verstattet nicht, des H . Vaters Consens vorhero einzuholen. Weil aber die Billigkeit dabey auf allen Seiten vorwaltet, der H . Vater sich offerirt einige Jahre abzukaufen 4 , auch der Unterhändler disen Accord vor billig gehalten: so habe kein Bedenken getragen, denselben in Ihrem Namen zu ratihabiren [!], auch zu versprechen, daß ich auf Ihre Rechnung zu Ostern 1767 die versprochene 100. Rth. Lüb. Cour, wie auch die Kosten zu einem Gesellen = Kleide und was etwa von iezt bis Ostern noch sonst nötig, zu zahlen, und zweifele keines wegs, Sie werden solches alles zu frieden seyn, da hierunter nichts geschehen ist, als was Sie selbst veranlasset und also auch Ihre Meinung erfüllet seyn wird. Was ich nun hier aus zahle, das werden Sie dort in die Collecten = Casse ersetzen. Was nun aber die künftige Umstände Ihres lieben Sohns betrifft: so bin ich weiter davor zu sorgen eigentlich nicht im Stande. Doch will ich ihm gerne mit meinem guten Rath dienen, wenn er solchen annemen will. Seine Absicht ist dermalen, daß er zu Ostern eine andere Condition annemen wolle, bey welcher er hinlänglichen Unterricht im Rechnen und Buchhalten haben könne, welches denn auch wohl gut seyn möchte. Ich kenne denn aber niemand weiter in Lübeck, wo ich doch vermuthe, daß er am ersten eine solche Gelegenheit finden werde; daher ich denn nicht urtheilen kan, was für ihn nützlich sey oder nicht, und es auf die Gnädige Führung Gotts ankommen lassen muß, welcher der lieben Eltern Gebet erhören und ihn so führen wolle, daß Sie sich darüber zu freuen Ursach haben mögen.
Entwurf in AFrSt IVB 6:11 S. 29; LC Abt. HIV Fach A Nr. 18 S. 26. Ohne Datum. In seiner Antwort vom 9. 12. 1766 (= Nr. 392) erwähnt Mühlenberg, daß das Schriftstück vom August 1766 datiert sei. Francke bezieht sich in Nr. 382 auf dieses Pro Memoria. Dort sind zwar Aussparungen für das genaue Datum vorgesehen, es ist aber nicht nachgetragen worden. Aus Nr. 384 geht hervor, daß der Brief nicht nach dem 8. 8. 1766 abgefaßt worden sein kann. 1 2 3
4
= Nr. 378. Vgl. Nr. 378 Anm. 4. Die Vereinbarung über die Verkürzung der Lehrzeit Johann Peter Gabriels ist erhalten in AFrSt IV B 6 : 1 6 S. 49f.; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 35f. Vgl. Nr. 348 S. 337f. unterPunkt 5) und Nr. 349 S. 341.
Nr. 379/380
380. [G. A. Francke] an M.
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Aug./12. 8. 1766
Halle,
12.8.1766
d. 12ten Aug: 66. Gedancken Bey H. Past. Mühlenbergs Brief vom 6ten Jun. 1766.1 Die Vorschläge von einer Anstalt betrf. A. Wenn man seine Vorschläge von einer Anstalt im Ganzen betrachtet so concentriret sich seine ganze Absicht dahin, daß in derselben treue Arbeiter für Kirchen und Schulen zugezogen werden sollen. Obs[ervatio] 1.) Absicht ist gut, allein die Erfahrung zeiget, daß der Endzweck bey einer solchen Art der Anstalten, wie vorgeschlagen ist, selten und an den wenigsten Subiectis erreichet wird, mithin der Pensilvanischen Kirche doch nicht damit lediglich geholfen seyn würde. 2.) Die Missionarien in Ostindien geben sich alle Mühe in Zubereitung ihrer Catecheten, sie finden aber a.) daß wenige nach Wunsch einschlagen auch manche, die die beste H o f f n u n g gegeben, wieder umschlagen, obgleich davon ins publicum nicht viel bekannt wird, b.) Zeigt sich auch, daß durch solche im Lande zubereitete Subiecta die Anstalt gar nicht fortgesetzt werden könne, und die Anzal der nötigen Europäischen Arbeiter dabey nicht verringert werden können sondern vermehret werden müssen. B. Zum Fond reflectiret H. P. Mühlenberg auf das Vermächtniß d. H. Streits in Italien und auf einen Arzney = und Bücher = Handel. 2 obs 1. Das Streitische Legat komt erst nach dessen Tode der Anstalt zu nutz. obs 2. Was den Arzney = und Bücherhandel betrifft; so ist davon nicht so viel Profit zu erwarten, daß eine besondere Person um desselben willen unterhalten werden und für die Anstalt viel übrig bleiben könte. Am wenigsten würde das eine Sache für den Sohn des H . P: Mühlenbergs seyn 3 , zu dem man auch nach seinem bisherigen Betragen das Vertrauen nicht faßen könnte; wie denn überhaupt zu besorgen ist, daß dabey entweder hiesige Anstalten, oder die dortige Cassa nicht ohne Schaden bleiben dürfte. C. Die vorgeschlagene Einrichtung solle darinnen bestehn, daß in einem gemieteten Hause ein verheiratheter Prediger ein und andere wohl ausgewählte meist erwachsene junge Leute zu sich in die Wohnung und Kost nähme, an denselben, nebst den andern Predigern und H. Probst Wrangel, durch Unterricht und Anweisung arbeitete, sie dabey in der Schule sich im catechisiren üben auch in entblösten Gemeinen einen Vortrag thun Hessen; sie mit zu Krancken nähme u[nd] d[er] gleichen] und also practisch zum Dienst der Schule und Kirche zu bereitete, damit solche Subiecta bey der Hand wären, die bey verlassenen und armen Gemeinen gebraucht werden sich mit wenigem zu ihrem Unterhalt begnügen, und sich zugleich in alle dortige Umstände schicken könten, ohne daß alle Arbeiter mit grossen Kosten und vielen Schwierigkeiten aus Europa geschickt werden müsten.
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Obs. 1.) Die Sache selbst, daß auf solche Weise Catecheten zubereitet würden, wäre allerdings von grosser Wichtigkeit, und möchte auch wol, wenn sich zuverläßige subjecta fänden, ihren Nutzen haben, (wie das Exempel der von Hn. Wheelock 4 angerichteten Schule von Indianern und jungen Engländern dazu Hoffnung aber auch das Bedencken machet, wo Leute zu finden, die in solche Verleugnung eingehen, wie diese) zumal wenn die Hn. Prediger Zeit und Kräffte haben sollten, sie hinlängl. zu bearbeiten, doch 2.) wäre zugleich wichtig, daß sie beständig unter der Subordination der H. Prediger erhalten und vermieden würde, daß sie nicht nach eigenem Gefallen, wenn sie umschlügen, die Anzal der selbstlaufenden gottlosen Prediger vermehreten, wie bereits Exempel vorhanden, daß es mit einigen, die in eine Zubereitung genommen werden, gar übel gelungen, wenn sie nachmals ordinirt worden; dazu kommt noch, daß bey der dortigen Freyheit schwer seyn dürfte, solche Subordination beständig zu erhalten. 3.) Doch wäre von solchen, zumal wenn sie nicht ordinirt würden, so viel Schade nicht zu befürchten, als von denen, die mehr Studia haben und ordinirt sind. 4.) Die übrigen Schwierigkeiten bey diesem Project sind a.) daß der Fond schon vorhero da seyn müste, ehe man die Anstalt anfangen könte, man müste denn solche Spuren haben, daß man es im Glauben wagen, und nicht voraussetzen wollte, von hier aus oder durch Collecten aus Europa werde man unterstützet zu werden davon man nichts gewißes sich zum Voraus versprechen kann, b.) Daß alle die junge Leute, die darinnen aufgenommen würden eine Hoffnung bekämen hernach emploirt zu werden, dabey diejenige die umschlügen und die man nicht emploiren könte viele Noth verursachen würden, c.) Daß die zur Direction dieser Anstalt erforderliche Personen, wenn auch H. P. Mühl, dieselbe ietzo übernähme, doch wenigstens künftig schwehr zu finden seyn dürften und also doch auf die Zukunft derjenige Nutzen vielleicht nicht für beständig zu erwarten seyn möchte, auf welchen man rechnet. Wenn man die Umstände im Ganzen betrachtet; so wäre rathsamer statt einer nach einem vorher formirten Plan projectirten Anstalt auf die Fußtapfen der Göttlichen Direction zu sehen5 und nur denselben nachzugehen. In der Bekehrung und Heiligung muß allezeit die Gnade Gottes den Anfang machen, auf deren treue Anwendung folgt immer mehrere Gnaden Wirkung und so thut Gott alles alleine zur Besserung des Menschen. Eigenes Wirken auf eigene Kräfte hingegen hat als ein pures Menschen Werk keinen Bestand. So geht es auch gewisser massen mit den äußerlichen Gerüsten zu dem Werk Gottes. Eine nach guten menschlichen Speculationen projectirte Anstalt hat zu viel menschliches, daher man insgemein wahrnimmt, daß dergleichen entweder wenn es am neruo rerum fehlet, nicht völlig zu stände kommt, in der Hälfte stehn bleibet und hernach gar wieder eingehet etc. etc. oder daß sie zwar, wenn sie durch äußerliche hinlängliche Mittel unterstützt werden kan, anfänglich ziemlich weit poussirt wird, dabey aber selten die Hauptsache erreicht und am Ende endlich gar negligirt wird und die Sache dahin degenerirt daß die Arbeiter gute Tage und Ueberfluß darinnen suchen, bis darüber das Werk auch wieder zu gründe
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gehet. Mit unsern auch bestgemeinten menschlichen Speculationen können wir nicht alle Schwierigkeiten und Folgen voraussehen, wir können auch nicht die Mittel die zu unserm Zweck erfordert werden, selbst erzwingen, und wenn wir dem lieben Gott vorgelaufen sind, so sind wir ungewiß, ob es Gott gefällig, just in dieser von uns selbst erwählten Ordnung die Mittel darzu reichen. Tunc haeret aqua. 6 Wenn wir aber dem Wink Gottes folgen, in dem was er uns an die Hand gibt treu sind und ihm in die Hände und auf die Fußtapfen sehn; so gehn wir sicher und er hilft uns immer weiter. Dieses auf die Pensilvanische Umstände zu appliciren; so werden wir, wenn wir Achtung geben, was die dringende Noth der anvertraueten Selen von uns fordere und was uns Gott durch seine Vorsehung für einen Wink gebe, leicht folgendes finden 1.) Gott hat in der Philadelphischen Schule eine feine Anzal hoffnungsvoller Jugend der Pflege der Herrn Prediger anvertrauet. 2.) Dieselbe ist durch einen Schulmeister noch nicht hinlänglich versorgt 7 , sie brauchte vielmehr einen Unterricht und Bearbeitung, es müste die Arbeit an derselben mehr getheilt und nach den profectibus mehrere Classen gemacht werden, wenn sie auch nur in der äußern Erkentniß Gottes und in dem zum menschlichen Leben erforderlichen Lesen, Schreiben und Rechnen hinlänglich solte angewiesen werden. 3.) Gott hat schon ein kleines Legatum von ein paar hundert Thalern zur Verbesserung der Schulanstalten beschehrt 8 und dadurch einen Wink gegeben, daß wir hoffen können, wenn wir damit treu sind, Er werde uns auf disem Wege unterstützen. 4.) Hier wäre eine Gelegenheit im Kleinen und mit Wenigen anzufangen, und immer so viel zu thun als man den Wink Gottes vor sich hätte, und also der vorlaufenden Providence nur treulich Schritt vor Schritt nachzufolgen. Hierinnen nun aber kan nichts specialisirt vorgeschrieben werden: sondern es komt darauf an, wie die Hh. Prediger die Umstände finden, oder wie sie ihnen Gott in die Hand giebt und zugleich wie sie sich nach den Umständen von dem Willen Gottes überzeugt finden, dabey aber eine sorgfältige Prüfung nöthig, daß man Gott nicht versuche. 9 Wolte es Gott fügen, daß Sie nach und nach einige muntre junge Leute, an denen sie wenigstens ein unter der Arbeit Gottes stehendes ehrliches Herz fänden, in dieser Schule emploiren, und mehrere Classen formiren könten; so wären solches Subiecta an denen weiter gearbeitet werden könte. Wolte der Herr ein gutes Subiectum zeigen, welches als Adiunctus des H. Past. Mühlenbergs cum spe Succedendi in die zweyte Prediger = Stelle, wenn der zweyte künftig Rector würde oder auch als dritter Prediger und in beyden Fällen als Rector oder Inspector der Schule vociret werden könte: so wäre denn der gegenwärtigen Noth der Schule inmittelst abgeholfen und man würde weiter sehen was Gott für Wege zeigete. Zur Annehmung mehrer junger Leute in die Schul = Arbeit könte die oben schon gedachte Wohlthat eines regierenden Herrn im Reich vor ietzt angewandt werden, da solche nicht ausdrücklich zum bleibenden Capital bestimmt ist, und wenn Gott ferner Wohlthaten zufliessen läßt; so könte denn wohl immer was nachgeschaffen und was Gott beschehrte vor allen Dingen für die Schul = Anstalt, so weit es nötig, angewendet werden; wie denn auch, wenn nicht gleich
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Die Briefe des Jahres 1766
anfänglich für den Adiunctum und Rectorem scholae ein hinlänglich Salarium ausgemacht werden könte, wenigstens ein Theil desselben von den einlaufenden Wohlthaten bestritten werden könte. Es müste auch mit dem Schulgelde eine Einrichtung gemacht werden, daß die Kosten dadurch erleichtert würden. Der Nutzen würde auch von dem guten Unterricht der Jugend den Eltern in die Augen fallen und die vermögenden willig machen, etwas mehreres dazu beyzutragen. Die anzunemende Jüngere Mitarbeiter an der Schule müsten nicht als ordentlich beständige Schulmeister, sondern nur ad tempus zur Probe angenommen werden, damit man nicht an sie gebunden sey, sondern allemal thun könne, was man wolle. Man müste ihnen keine weitere Absicht bekannt machen, als daß man sie zu Schulmeistern praepariren wolle (ja auch dieses wäre nicht nöthig; man braucht keine weitere Absicht zu sagen, als daß die Kinder mehr Unterricht nöthig hätten), dabey müste man vornemlich an ihrem Herzen arbeiten, sie zum besondern und gemeinschaftlichen Gebet ermuntern, erst im A.B.C. lesen, schreiben und rechnen informiren lassen und nach und nach zum catechisiren anführen, der Rector Scholae auch so viel möglich die übrigen H. Prediger müsten die Schule fleißig visitiren. Es ist wohl eine Hauptsache mit, daß solchen jungen Subiectis, die man weiter zu zu bereiten sucht keine hohe Gedanken in den Kopf gesezt werden, nur andre zu bekehren oder grosse Pfarrer zu werden, damit sie in der Demuth erhalten werden und zuvörderst sich selbst recht gründlich bekehren lernen. Da sich junge ledige Leute am allerbesten zu diesem Zweck schicken; so wird sehr füglich aus den ältesten Schulkindern einer oder der andere, an dem man etwas gutes merkte auszulesen seyn, dergleichen denn auch mit weniger Kosten zu erst im A.B.C. etc. zur Information der kleinsten Kinder zu brauchen seyn. Was den A r z n e y = und Bücher = Handel betrifft; so müste man sich, wenn etwa der älteste Schulmeister oder eine solche Person zum einzelnen Verkauf gebraucht werden könte (so daß ihm etwa für 10. 20. 30. rth. herausgegeben würde, so er alle wiederum mit Gelde belegen müste oder wie solches eingerichtet werden möchte) doch an die H. Prediger lediglich halten, so wohl in Absicht des Waysenhauses, als auch der Collecten Casse, daß solche in richtiger und accurater Ordnung erhalten würde. Die Wahren müsten assecurirt, und alle Kosten darauf geschlagen und so gerechnet werden, daß auch wenn sie wie zuweilen geschiehet, höher kommen solten, man doch ohne Schaden wäre. Die Uebersendung müste allemal im Frühjahr geschehen, mithin im Herbst verschrieben werden, was nötig wäre. Solchergestalt könte wohl etwas Nutzen für die Anstalt heraus kommen, doch aber darauf so gar viel nicht zu rechnen und, wie oben gedacht, noch manches zu bedencken, besonders, daß die H. Prediger nicht dabey distrahiret werden, seyn. Halle den 12. Aug. 1766. P.S. Nachdem dieser Aufsatz fertig geworden; hat man erst aus den eingelaufenen Extracten des Kirchenprotocolls 10 ersehn, daß bereits 3. Schulmeister 11 angenommen sind. Nur scheints eine Unbequemlichkeit, daß sie alle in einem
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Saal zugleich informiren. Auch möchte mit denselben, da sie verheirathete Leute zu seyn scheinen, der obige Zweck wohl nicht erreicht werden.
Entwurf in AFrSt JVC 15:19 S. 70- 73; LC Abt. HIV Fach E Nr. 10 S. 70- 73. Formal ist das Schriftstück nicht als Brief an Mühlenberg konzipiert, es wurde ihm aber im Rahmen der üblichen Korrespondenz zugesandt. Vgl. die Empfangsbestätigung in Nr. 393 Anm. 12. 1 = Nr. 364. Vgl. ebd. S. 378. 3 Hier folgte ursprünglich: „welcher sich zu etwas mehrerm tüchtig machet, und wohl eine völlige Handlung anlegen wird, wenn er zurückkommt". 4 Eleazar Wheelock (1711 — 1779); von 1735 bis 1770 Pastor der kongregationalistischen Gemeinde in Lebanon, N.H. Dort richtete er 1754 eine Freischule für Indianer ein. Sie erhielt 1769 eine königliche Charter und wurde nach ihrem bedeutendsten Gönner William Legge, 2nd Earl of Dartmouth benannt. Wheelock verlegte das Dartmouth College 1770 nach Hanover, N.H.; von nun an diente das College der Ausbildung englischer Missionare. Vgl. James Dow McCallum, Eleazar Wheelock, Founder of Dartmouth College, Hanover, N.H. 1939 und James Axteil, The Invasion Within: The Contest of Cultures in Colonial North America, New York 1985, S. 204—217. — Francke mag durch Wheelocks Schrift „A Plain and Faithful Narrative of the Original Design, Rise, Progress and Present State of the Indian Charity-School at Lebanon, in Connecticut", Boston 1763 (Evans Nr. 9537) beziehungsweise durch die Fortsetzung von 1765 (Evans Nr. 10207) über die Schule in Lebanon informiert gewesen sein. 5 Vgl. 1 Petr 2,21. 6 Vgl. Cicero, De officiis III; 33, 117: „Sed aqua haeret ut aiunt." Bezieht sich auf die Wasseruhr. Eine freie Ubersetzung wäre etwa: „Da klemmt der Zeiger". 7 Vgl. das Postskriptum S. 436f. mit Anm. 11. 8 Vgl. Nr. 338 S. 309 unter Punkt 4.) und Nr. 348 S. 338 unter Punkt 6). 9 Vgl. Mt 4,7. 10 = AFrSt IV C 13:14. Vgl. Nr. 364 Anm. 62. 11 Hafner, Enderlein und Heimberger. Vgl. AFrSt IV C 13 = 14 S. 6 3 - 6 6 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 6 3 - 6 6 ; H D S. 1713 - 1 7 1 5 ; Tappen II S. 276f. 2
381. An die Gemeinde in Tohickon
Philadelphia, 21. 8. 1766
Ehrsame Älteste, Vorsteher und übrige Glieder der Evangel. Gemeine an der Tohickon, Geliebte Mitbrüder, Wir haben Euer geliebtes Schreiben vom 19 Aug: 1766 1 durch Herrn Ender2 lin richtig empfangen, und vermöge Eures Zeugnißes und Begehren, ihn nach Gottes Wort geprüfet, und nach den Umständen für nöthig erachtet, ihm die Vollmacht zum Versuch zu ertheilen, daß er in Eurer Gemeine, nach der in unsern vereinigten Gemeinen üblichen Ordnung die heiligen Sacramenta reichen, und vor Gott, wie auch auf unserer jährlichen Synodal Versamlung, wegen der Führung seines Amtes Rede und Antwort geben solle. Wir haben denn nun auch das Vertrauen zu unsern geliebten Mitbrüdern, denen Ältesten und Vorstehern des Tohickoner Gemeinleins, sie werden ihm zu allen guten Bemühungen Ihr Hertz und Hand biethen, damit durch seine Lehre und guten
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Die Briefe des Jahres 1766
Wandel der Name Gottes in Ihrer Gemeine bey Alten und Jungen geheiliget, das Reich Jesu Christi erbauet, und das Reich des Satans verstöret, und der Gnädige Wille unsers himmlischen Vaters vollbracht werden möge. Sie werden auch für seine leibliche Nothdurfft sorgen, nach Christi; unsers großen Hirten und seiner Aposteln Befehl, daß er sein Amt ungehindert in der Schule und Kirche im Segen treiben könne; welches wünschen von Hertzen, Eure alten Freunde und Wohlwünscher Sr: Hochw: Herr Probst von der Schwedisch = Evangel. Kirche, und Henrich Mühlenberg, der Zeit Praeses. Philadelphia d 21 Aug: 1766.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 1 2
S. 91.
Nicht erhalten. Johann Michael Enderlein (1726—1800) war Mitglied der St. Michaelis Gemeinde und von 1764—1766 Lehrer an der Gemeindeschule. Von 1766—1770 versorgte er als Katechet Tohickon und benachbarte Gemeinden. Danach war er bis zu seinem Tod in verschiedenen Gemeinden an der Siedlungsgrenze von Pennsylvania als Pastor tätig, ohne vom Ministerium ordnungsgemäß ordiniert worden zu sein. Allerdings wurde er 1787 ermächtigt, unter der Aufsicht eines ordinierten Pastors die Aufgaben eines solchen in vollem Umfange wahrzunehmen. Vgl. GlatfelterlS. 3 3 - 3 5 .
382. [G. A. Francke] an M. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia.
Halle, 28. 8. 1766
d. 28 t e n Aug:66.
Pro Mem. In meinem vorigen Pro Mem. vom . . . ten . . habe ich mit mehrerm berichtet, daß ich mit H. Niemeier wegen Ihres ältesten Sohnes einen Vergleich gemacht, ihm 100. rthl. Lüb. Cour, zu zahlen dagegen er ihn auf Ostern 1767. dimittiren soll. Ich kan nicht leugnen, daß ich von Anfang nicht recht Lust gehabt, mich in solchen Vergleich einzulassen, weil ich immer befürchtet, es möchte etwas anderes darunter stecken, daß der junge Mensch nicht zu frieden. Ich habe mich aber doch durch Zureden persuadiren lassen, ihm seinen Willen zu thun, 1.) weil sein Vorgeben, daß er bey einer andern Handlung mehr profitiren könte, wahrscheinlich war, und von andern unterstüzt wurde, und 2.) weil Sie solches selbst wünschten und bereits an H. Niemeier desfalls geschrieben 2 , ich auch wohl einsähe, daß Sie 3.) ihm schon überhaupt sehr nachgegeben, ja so gar die Englische Freyheit, nach welcher die Kinder nach dem 21$ten
Nr. 381/382
21. 8-/28. 8.1766
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Jahr den Eltern nicht mehr gehorsam seyn dürften 3 , ihm in den Kopf gesetzt, daher ich nichts gutes befürchtete, wenn man ihm nicht zu willen seyn wolte. Nunmehr aber ist es mir um so viel lieber, daß ich ihm in allem nachgegeben, und da er in den beygehenden Brief an den H . Inspector Fabricius 4 seine sehr grosse Zufriedenheit bezeuget, so dachte ich nichts weniger, als daß ich die Nachricht bekomen würde, die H . Niemeier und die Madame Neubauer in den beygehenden Briefen 5 berichtet, da er denn in seinem an H . Niemeier zurückgesandten Billet, wovon derselbe die beygehende fidimirte Copie beygelegt 6 , selbst bekennet, daß H . Niemeier ihn nicht zu seiner übereilten Entschliessung veranlasset, und nun auch mir die Schuld nicht geben kan, daß man ihm sein vermeintes Glück weiter zu machen nicht hätte behülflich seyn wollen etc. Man hat ja nun alles gethan, was möglich gewesen, und würde sich gewiß nicht so vile Mühe gegeben, wenn es nicht aus besonderer Liebe gegen Sie geschehen wäre. Es muß aber noch eine heimliche Ursach darunter stecken, daß er nun auch die kurze Zeit bis Ostern nicht aushalten wollen, wie er auch selbsten in seinem Brief an H . Niemeier zu verstehen gibt. Um nun alles zu thun, ob man ihn nicht könte aus seiner Verwirrung heraus ziehen, habe ich ihm noch einen nachdrücklichen Brief 7 schreiben lassen, weil der Capitaine noch 4. Wochen in Lübeck liegen bleiben solte 8 , und ihm nicht nur vorstellen, daß er sich ins Verderben stürzen und seine liebe Eltern sehr betrüben würde, sondern auch bitten lassen, daß er nur einem einigen guten Freund sich vertrauen möchte, damit man ihm, wenn er sich auch vergangen hätte, wieder zurechthelfen könte. O b dieser Zweck noch erreicht werden möchte, stehet nun zu erwarten. Im übrigen sind dem H . Niemeier nicht nur für die abgekaufte 2 1/2 Jahr die 100 rt. Lüb. Cour, versprochen, sondern ich vermuthe auch sehr wahrscheinlich, daß er nun für die 3 / 4 Jahre die Ihr Sohn anticipirt hat und für den Schaden, daß er ohne vorherige Anzeige ins Blosse gesezt worden, eine besondere Vergütung praetendiren werde 9 , worin man denn auch nothwendig thun muß, was die Billigkeit erfordert. Ich werde denn zwar Ihren Nutzen so vil möglich ist suchen, weil ich aber einmal meinen Namen interponirt habe, so muß ich auch meinen Credit dabey zu erhalten suchen, daß man ehrlich und billig zu handeln trachte. Ich bedaure nun Ew. Wohlehrw. herzlich, da ich mir Ihren Kummer, der Sie in Ihrem Alter beugen wird, wohl vorstellen kan. Von meiner Seite weiß ich, daß ich nichts unterlassen, und daß ich mir desfalls nichts vorzuwerfen habe. Ich wünsche indessen, daß das Gebet und die Thränen der lieben Eltern auch disen in die Irre gehenden Sohn wieder zurückbringen, und daß Sie an Ihren hiesigen beyden lieben Söhnen durch Gottes Gnade mehr Freude erleben mögen, da bey ihm kein Ding unmöglich ist10, ob ich gleich nicht leugnen kan, daß ich wegen des Jüngsten 11 insonderheit sehr besorgt bin, welcher sich schon auch einmal verlauten lassen, daß er davon gehen wolle. Wir fahren aber fort an Ihnen nicht nur mit Ernst, sondern auch mit Liebe und Geduld zu arbeiten und erwarten von dem Herrn seinen Segen. Halle den
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Die Briefe des Jahres 1766
Entwurf in AFrSt IVB 6:24 S. 77}.; LCAbt.
HIV Fach A Nr. 18 S. 57}
1
= Nr. 379. Z u r Datierung siehe die Nachbemerkung. = Nr. 349. 3 Vgl. ebd. S. 341. 4 Erhalten in AFrSt IV B 6:14 S. 41f. (LCAbt. H I V F a c h A N r . 18 S. 2 9 f ) : „Copia eines Schreibens des jungen Mühlenbergs an H . Inspector Fabricius d.d. Lübeck d. 20 t e n Julii 1766. resp: d. 12 ten Aug: 1766. Hochgeehrter etc. D e r o geehrtes von dem l l t e n dieses unter Einschluß Madame Neubauer, habe richtig erhalten, und dancke E[uer] E[hrwürden] gehorsamst, daß Sie meine Bitte gewillfähret, und Madame Neubauer die Commission aufgetragen. Mein Principal wurde zugleich durch den Überbringer des Briefes ersucht, mir zu erlauben nach Madame Neubauer zu kommen, welches auch zugab. Nach dem Sie mir das nöthigste gesagt hatte, sandte Sie Ihren Buchhalter mit mir, zu versuchen, ob mein Principal zu einer billigen Erklärung zu disponiren wäre. Nach dem ihm die Sache vorgestellt, erbot er sich auf d 14 ten Madame Neubauer die Antwort zu geben. Der neue Contract wurde auch so weit, bis zum Unterschreiben geschloßen auf den 14 ten , und zwar, daß ich auf künftigen Ostern, gegen Auszahlung 100 rth. solte dimittirt werden, überdies solte ich auch von Michaelis bis Ostern wöchentlich 4 Stunden Unterricht im Rechnen, Buchhalten und andern der Kaufmanschaft nützlichen Sachen haben auf meine Kosten. Die Unterschreibung beruhet blos auf die Billigung des H . D. Francken H o c h w ü r d e n und EE.; so bald Madame Neubauer Nachricht davon erhält wird es unterschrieben werden. Ich glaube, daß das Mittel ziemlich getroffen ist, daß kein Theil den Schaden allein trägt. Ich glaube kaum, daß mein Prinzipal, nachdem es einmahl versehen, solche conditiones in der Güte eingehen würde. Es hielt auch sehr hart, ehe er die 4 Stunden wöchentliche Information zugeben wolte. Und mit 100 rth. hat mein Principal auch keinen Schaden in Salarirung eines Gesellen. Weil die grösten Krämer Gesellen nur 30 bis 40 rth. jährliches Salarium andere aber nur 20 bis 30 r. haben, das meiste ist, daß ein Geselle nicht genöthiget werden kan, grobe Arbeit zu thun, und mein jetziger Consorte, als ein Kind noch zu schwach im Mörser zu stoßen und dergleichen Arbeit zu thun. Was meine Kleidung betrift so bin ich Gott sey Danck auf diesen Winter schon ziemlich versorgt, und wolte nur gehorsamst bitten, daß H . D. Francken Hochwürden, mich gegen meiner, Gott gebe, glücklichen Quitirung meiner Dienstjahre mit den nöthigsten Kleidungs Stücken versehen wolte, weil ich doch hernach etwas beßer in Kleidung gehen muß. Weiter habe vor diesesmahl nichts zuschreiben, als danke H . D. Francke H o c h w ü r d e n und EE. gantz gehorsamst, vor die Mühe und Unruhe die Sie meinetwegen gehabt haben, weil ich es mit nichts anders vergüten kan. 2
5
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Ich habe mich mit meinem H . Principal wegen dieser Umstände nicht gestoßen, sondern bleibe, vor als nach gute Freunde, so daß ich allem Ansehen nach gantz in der Güte von ihm komme. Er hatte sich auch würcklich längstens zu einer billigen Erklärung entschloßen, wenn andere Stimmen nicht gälten als seine, denn er ist ein sehr stiller und friedsamer Mann, und habe so lange ich bey ihm gewesen noch kein leides W o r t von ihm empfangen. Bitte meine gehorsamste Empfehlung an H . Dr. Francken Hochwürden an H . Archidiac: Niemeier etc. Johann Peter Gabriel Mühlenberg." Erhalten in AFrSt IV B 6:14 S. 42f. und S. 44; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 30f und S. 32 (beide vom 16. 8. 1766). Vgl. auch Mühlenbergs Empfangsbestätigung in N r . 392 Anm. 18. Erhalten in AFrSt IV B 6:13 S. 39 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 28): „Copia des Brieffes von J. P. G. Mühlenberg empfangen d. 14. August Ao 1766. des Morgens eine Stunde nach seiner Entfernung um 6 U h r von einem frembden Kerl. Rubrica H e r r n H e r r n Niemeyer Eigenhändig Mein lieber H e r r Niemeyer, Sie werden sich gewiß nicht wenig Alteriren, wen Sie hören, daß ich so unvermuthet mich entfernet habe; ohne eigene Ursach zu weißen, Sie haben gewiß alles an mir gethan was möglich und gebe Ihnen gar keine Schuld, die Liebe zu meinem Vaterland, ist eines Theils schuld daran,
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die anderen Ursachen kan ich Ihnen nicht offenbahren. Ich habe mich unter den Engelländer die nach America in Garnison kommen als Cadet annehmen lassen. N u n bitte ich gehorsamst schaden Sie Ihrer Gesundheit nicht durch einen vergeblichen Eyffer, weil es nun nicht mehr zu ändern ist. Ertragen Sie es doch mit Gedult, und ich schwöre Ihnen alles zu thun was in meinem Vermögen stehet, daß Sie keinen Schaden leiden, das Geld von Madam Neubauer bekommen Sie doch, und vergleichen Sie sich hier mit mir Gütlich, so will ich sehen Ihnen Hier noch 50 R. auszuwirken bey meinem Capitain; werden Sie mich aber suchen hier gewalthätig anzugreiffen, so muß ich mich nach Ratzeburg begeben. Ich wolte mich auch gerne anbiethen noch 14 Tage oder 4 Wochen bey Ihnen zu bleiben biß Sie ein wenig in O r d n u n g sind, Sie werden aber bedencken tragen mich nun in die Bude zu nehmen. Indessen kan ich Ihnen einen Theuren Eid schwören, das ich mit reinem Gewissen von Ihnen gehe ohne das geringste zu entfernen; ob ich zwar Gelegenheit genug gehabt hätte. Trösten Sie sich mit meinen lieben Eltern, denen Ich es gewiß nicht zu wieder gethan haben würde, wenn ich nicht H o h e Ursachen hätte, die aber Gott alleine weiß. Was Sie an mir gethan haben, werde ich solange ich lebe mit Danck erkennen Dero Biß hieher getreu gewesener Diener
J.P.G.M
g.
Mittwoch morgen bitte mir heute Vormittag gehorsamst eine Antwort von Ihnen auß. Anno 1766. d. 14 Aug. Nachmittags um 5 Uhr, empfing durch ein Paruquenmacher Jungen dieses Billet Mein werthester H e r r Niemeyer. Wenn Sie nach Halle schreiben so bitte Gehorsamst zu melden, daß mich der H e r r Capitain zum Regiments Secretair erwählet hat, und Morgen schon dieses Amt antrete
J.P.G.M 7 8
9 10 11
g."
Nicht erhalten. Johann Peter Gabriel hatte sich in Lübeck bei einem Captain Fiser freiwillig zu einem englischen Regiment gemeldet. Dazu Nr. 387. Vgl. Lk 1,37. Gotthilf Heinrich Ernst.
383. An [M. Beronius]
Philadelphia, 1. 9. 1766
Hochwürdigster Herr Ertzbischof 1 , Hoch Zuvenerirender Herr Doctor und H o c h Kantzier, Theurester Vater in Christo. Ew. Eminence wollen hochgeneigt geruhen, daß ein hiesig deutsch = lutherisch Ministerium, durch mich als Senior und Praeses, der vermöge eines ordentlichen Berufs, bey vier und zwantzig Jahre her in Pennsylvania und angrentzenden Provintzen unter Gottes Gnade; die zerstreueten Lutheraner Deutscher Nation zu sammeln gesucht, ein Wehmuth volles Anliegen der Lutherischen Kirche in dieser Abend = Wüste, zu Dero Füßen legen dürfe. Das Unternehmen geschiehet nicht aus Vorwitz, oder einiger Partheylichkeit, sondern hat die Sache Gottes und das Wohl oder Wehe unserer Lutherischen
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Die Briefe des Jahres 1766
Kirche Schwedisch = und Deutscher Nation in diesem Theil der Welt zum Gegenstande und darf ohne große Verantwortung vor Gott und der Christenheit nicht verschwiegen bleiben. Während der vier und zwantzig Jahre meines Hierseyns im Amte, habe die Ehre gehabt mit denen WohlEhrwürdigen Herren Missionariis Tranberg 2 und Naesman 3 , und absonderlich mit denen HochEhrwürdigen Herren Pröbsten Sandin 4 , Acrelius5 und Parlin 6 gottseligen Andenckens in Amts = brüderlicher Liebe und Einigkeit zu leben, und dero tröstlichen Rath und Beystand unter hoher Genehmhaltung Ihro, der Gottselig = Hochwürdigsten Ertzbischöfe, so wol unsere Synodal = Versamlungen, als auch in besondere Angelegenheiten, zum Besten unserer Kirche zu genießen; wodurch beyderseits Gemeinen, Schwedisch = und Deutscher Nation zu mehrern Kräften und Ansehen gediehen, wie es heißt: Vis unita fortior. 7 Es hat aber auch nicht an harten Prüfungen gefehlt, die uns kleinmüthig und verzagt machen wollen, maßen die aller weiseste Regierung Gottes es zu unserer Demüthigung also fügte, daß der, mit erhabenen Gnaden = Talenten, und sanften Christen = Geiste begabte Herr Probst Sandin, so frühzeitig ins Reich der Herrlichkeit versetzet, der wackere Herr Probst Acrelius, der ein Ornamentum unserer Kirche war, zurück berufen, und der Herr Probst Parlin in seinen besten Jahren, durch den zeitlichen Tod, von uns genommen wurden! So empfindlich unserer gantzen Kirche Schwedisch = und Deutscher Nation der Abschied zweyer Herren Pröbste war, so musten wir doch die Hand auf den Mund legen8, und den Verlust in der Stille beweinen. Da aber Sr: HochEhrwürden Herr Probst Acrelius heimgerufen und diesem Theil der Welt entzogen ward, konten wir unsern Wehmuth nicht länger bergen, sondern bezeugten selbige schriftlich 9 gegen den Hochwürdigst = Gottseligen Ertzbischof, Herrn Heinrich Benzelius10, und empfiengen von Hochgedacht Denenselben, eine herablaßende höchst väterlich = und tröstliche Antwort 11 , und in derselben eine theure Versicherung, daß unsere Evangelisch = Lutherische Kirche, die noch zart und ohne Zaun 12 , und in diesem Abend = Lande mit vielerley misgünstigen Partheyen und Versuchungen umgeben ist, in Dero höchst väterlichem Angedencken vor dem Gnaden = Throne erhalten und mit Nachdruck unterstützet werden solte. Wir können auch unserer Seits, zunächst dem aller Gnädigsten Gott, denen Hochwürdigst = Gottseligen, in Gott ruhenden Ertzbischöfen in Ewigkeit nicht genug verdancken, daß die entledigte Probstes Stelle durch gnädige Vorsorge mit Sr: Hochwürden Herrn Doctor Wrangel besetzet worden 13 , mit einem Manne nach dem Hertzen Gottes, dem alle ächte Kenner und Liebhaber der gründlichen Gelahrheit, des ungeheuchelten Christenthums und exemplarischen Wandels, das unwiedersprechliche Zeugniß einer gründlichen Gottes = Gelahrheit, ausnehmender Gnaden = Gaben, unermüdeten Amts Treue und besten Characters geben müßen, und stündlich bereit sind, solche zu Steuer der Wahrheit zu stellen, wenn etwa in der Ferne der aller geringste Zweifel darwieder haften, oder der Fürste der Finsterniß durch seine Werckzeuge und listigen Methoden, den Character des treuen Knechtes Gottes unterminirt haben solte.
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Alle redliche Glieder unsers deutschen Minister», alle Wahrheit liebende, unpartheyisch = protestantisch = rechtgläubige Christen, unter der Schwedisch = Englisch = Hoch = und Niederdeutschen Nation in unsern Gegenden, sind Augen = Zeugen, daß seit dem die Gnädigste Vorsehung Gottes, unsere in Gefar schwebende Americanisch = Lutherische Kirche mit dem Herrn D r : und Probst Wrangel begäbet, unter seiner unermüdeten Amts = Treue und Göttlichen Segen, die Gemeine auf Wicacoa 14 , gesammelt und vermehret, die erste Lutherische Schule mit mehr als 60 Kindern angelegt, die Evangelische Lehre und Liturgie von dem Indiffentismo [!] gesäubert, die Kirchen = Güter verbeßert und versichert, eine schöne Gemeine und Schule in Kingcess 15 aus der vermoderten Asche heraus catechisirt, und eine räumlich = dauerhafte Kirche gebauet, in Upper Merion, oder Matthon 1 6 , eine Gemeine und starcke Kirche aus den alten Ruinen heraus gelesen und errichtet; ein zerstreuet und verlaßen Filial auf Pennepeck 17 gesammelt; und wo nur eine gantze, halbe oder vierteis Familie von Schwedischer Abkunft hie oder da, bis nach Egg Harbour 1 8 an der [See] = Kante, auf dem vesten Lande oder einiger Insul verborgen gewesen, hervor gesucht, und mit Gottes = Wort, und den heiligen Sacramenten, nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augspurgischen Confession und übrigen Libris Symbolicis gemäß, vom geistlichen T o d e zum Glauben und Leben erweckt worden. Und da unser vereinigt = deutsches Ministerium in Pennsylvania und angrentzenden Provintzen, von verschiedenen Jahren her gewohnt war, die jedesmaligen HochEhrwürdigen Herrn Pröbste der altberühmten Schwedischen Mission, zu unsern Synodal = Versamlungen, und andern Solemnitaeten nemlich Legung der Ecksteine und Einweihung neuer Lutherischen Kirchen und Schulen, feyerlich einzuladen, und ihnen nach der Prioritaet den Vorsitz, die ersten Vorträge und Stimmen, ihrem Amt und Character als Praepositis gemäß, gebührend aufzutragen; so sind auch unsere Deutsch = Lutherische Gemeinen, durch den liebreichen Beystand des Herrn Doctor und Probst Wrangeis nicht wenig vermehret, gestärket, angebauet, und beyderseits Gemeinen dadurch ermuntert und getröstet worden, also, daß unsere Lutherische Kirche, Schwedisch = Englisch = und Deutscher Nation eben angefangen, denen misgünstigen großen und kleinen Partheyen fürchterlich, und Heils begierigen Seelen in denselben reitzend und lieblich zu werden: Absonderlich, da Sr: H o c h w : H e r r D r : und Probst Wrangel nebst der eleganten Mutter = Sprache, im Englisch = und Deutschen so mächtig sind, daß sie die Evangelischen Lehren bey allerhand Solemnitaeten, mit großer Kraft und Uberzeugung zur Ehre Christi, und Nutzen unserer Lutherischen Kirche vortragen, woraus nebst vielfältiger Seelen = Erbauung auch dieser Vortheil entstehet, daß die Nachkommen von Schwedischen Eltern und Vorfahren, welche sich unter allerley Nationen und Partheyen zerstreuet und ihre Mutter = Sprache mit andern verwechselt haben, die Evangelischen Wahrheiten, in einer ihnen bekanten Sprache hören, in sich gehen, zu ihrer Mutter = Kirche umkehren und mit der reinen Lehre und übrigen Gnaden = Mitteln verpflegt werden. Ferner fallen auch dadurch die irrigen Meinungen unter verschiedenen Englischen Partheyen weg, welche sie gehegt und oft gesagt, als ob die Lutherische
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Kirche eine papistische Lehre und Liturgie unterhielte, maßen wir mehr Fest = und Feiertage begingen, bey dem heiligen Abendmahl Hostien gebrauchten, Kreutze machten etc. und man unsere Sprachen nicht verstünde, nun aber eines Beßern überzeugt würden. Ja es gediehe so weit, daß nicht allein wir Deutsche Prediger von des Herrn D r : Wrangeis Gnaden = Gaben profitirten, sondern auch so gar ein junger ansehnlich = und beliebter Prediger 19 an der hiesig = englischen HochKirche und etliche Studenten aus der Academie durch eigenen, und ihrer Angehörigen Trieb bewogen, sich bey dem Herrn D r : Wrangel Unterricht in der Exegesi und Lutherischen Lehre ausbaten und auch empfiengen, und das Ansehen hatte, als ob die Lutherische Lehre den Vorzug haben solte. Solchen blühend = reitzenden und herrlichen Anwachs unserer Kirche, konte Satan, der Gottes = und Menschen Feind nicht unangefochten laßen, sondern arbeitete durch seine grobe und subtile Werckzeuge, mit seinen gewönlich Waffen der List und Boßheit dagegen. Und hier dringet uns die äuserste N o t h Ew. Eminence von Gottes und Gewißens wegen, mit Wehmuth und Thränen, in Demuth eine Sache vorzulegen, die numehro Stadt == und Land = kundig ist, und mit unverwerflichen Zeugen und qualificirten Zeugnißen, vor einig = unpartheyischen Foro hinreichend bekräftiget werden kan. Die drey Herren Missionarien, Boreil 20 , Wicksell21 und Heggeblad 2 2 ; welche gesandt waren, die von so vielen Jahren her, in der Christenheit b e k a n t = und berühmt Schwedische Kirche und Mission in dieser Abend = Wüste mit gesunder Lehre und exemplarischen Wandel zu unterstützen, fortzupflantzen und Gott in Christo um Gedeihen zu bitten; diese sind die vornehmsten unglücklichen Wirckzeuge, die der herrlich blühenden Kirche die Axt an die Wurtzel gelegt 23 , und ihren eigenen Ruin damit beschleunigen! Es möchte wol scheinen, als ob wir uns zu weit wagten, und in frembde Händel verwickelten, die nicht unsers Amtes wären. Wir wolten auch gern den Schein vermeiden; und der Mühe und des Verdachts überhoben seyn, wenn wir nur hinreichende Gründe hätten, die uns vor Gottes = Richterstuhl und der Christenheit entschuldigen könten. Weil aber das Schwedisch = und Deutsche Ministerium gleichsam zwey mutuelle Stützen vorstellet, worauf nächst Gott der hiesige Lutherische Bau beruhet, und wenn eins weichet und fält, das Gantze endlich auch fallen muß; so achten wir uns verbunden, die Gefahr zu rechter Zeit und am rechten Orte zu bezeugen und um gnädige Remedirung demüthigst zu flehen. Wir wollen uns nicht in Zeit verderbliche Streitigkeiten einlaßen, sondern nur überhaupt die Sache bemercken, wie sie unpartheyischen Menschen in die Augen und Ohren fält. Die zu den Zeiten des Herrn Probsts Acreiii in Wilmington so zahlreiche und herrlich blühende Gemeine, ist im Verfall und betrübten Umständen, nemlich ein nach dem H . Boreil hangender Theil, ist ihm ähnlich gesinnet und tröstet sich mit dem Poculo Hilaritatis; ein ander Theil schämet und zerstreuet sich unter andern Religionsverfaßungen, wo ehrbarer hergehet, und giebet der Schwedischen Kirche gute Nacht! Noch andere, sonst verständige und wohlmeinende Glieder sind im Begrif an die hiesige Landes = Regierung zu suppliciren, daß sie das verliehene Charter annihiliren soll,
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damit sie des H . Borells los werden, und sie als Brittannische Unterthanen ihre Gewißens = Freyheit genießen könten, wie uns ein hiesig angesehener Englischer H e r r versichert, welchen sie ersucht, daß er solches bey der hohen Oberkeit auswircken soll, und behauptet, es sey wieder die Großbrittannischen Gesetze; wenn eine geistliche Macht, und so gar eine ausländische oder frembde, die hiesigen Kirchen und Gemeinen ohne ihren Consens Prediger aufdringen wolte etc. So hat auch ein Theil von der Wilmingtoner Gemeine kürtzlich mit zu einer Englischen HochKirche subscribirt, welche nicht weit von Wilmington erbauet werden soll, und was solches zu bedeuten, ist leicht zu erachten. H . Borell hat sich die letztern Jahre her unserer Freundschaft gantz entzogen, und zu solchen gesellet, welche seiner Inclination favorisiren. Ich ließ ihm einstens wegen eines gefährlichen Gerüchtes durch seinen intimen Freund wohl meinend warnen, und bitten, daß er auch bösen Schein vermeiden mögte, fand aber schlecht Gehör. Auf böse Gerüchte kan man in diesem Lande nicht fußen, sondern muß nach Christi Lehre den Baum an seinen Früchten erkennen 24 , Effectus testatur de causa. 25 Die Zerstreuung und Zerrüttung der sonst schönen = und erfreulichen Gemeinen ist vor Augen. Fragt man verständige Schwedische Glieder, und unpartheyisch = Englisch = und Deutsche Nachbarn, was die Ursache von der jämmerlichen Verstöhrung der Gemeine sey? so antworten sie mit Betrübniß also: wenn H . Borell sich hätte folgende Sprüche zur Warnung dienen laßen, so würde es beßer aussehen, nemlich 1 Tim o t h y , 8 , 9 . O f f e n b : 3,15,16: Psalm: 50,16 = 21. Rom: 13,13. Ephes: 5,3,4. 1 Thessal: 5,22. Jerem 5,8. Ezech: 22,8 = 11. Sr: H o c h w : H e r r D r : und Probst Wrangel haben es nie an hertzlich = Christ brüderlichen Ermahnungen fehlen laßen. Was hilft es aber in diesem freyen Lande, wenn sich die Menschen Gottes Geist nicht wollen strafen laßen Gen: 6,3. Solche statuiren keine Subordination, und halten es für Joch und Tyranney. H e r r Wickseil war anfangs, so lange er sein Logis und Pflege bey dem Herrn Probst Wrangel, und die höchst väterlichen Ermahnungen von Heim noch in frischen Andencken hatte, ein Hofnungsvoller Mann, und kam in eine Gemeine bey Racoon, welche H e r r D r : Wrangel mit unbeschreiblicher Mühe wieder gesammelt, von den Hernhuthern und eingerißenen Unordnungen gesäubert, vereiniget, und in schöne Ordnung gebracht. So bald er aber die Gemeine hatte, bekümmerte er sich wenig oder nichts um den Probst und seinen guten Rath, sondern vermischte sich mit dem, wegen Scandalorum abgesagten Pfr: Lydenio 26 , und Herrn Borell und half allerhand niederträchtige Anschläge wieder den Herrn Probst Wrangel schmieden, und die im Finstern bereiteten Pfeile unter Schweden, Engelländern und Deutschen ausbreiten. Endlich zogen die drey nemlich Mess" Borell, Wicksell und Lydenius auch den Ehrlichen Missionarium Herrn Heggeblad, und einen schwachen Deutschen Prediger 27 von unserm Ministerio in ihr Complot, und damit ihre Bande gegen den Herrn Doctor Wrangel noch stärcker werden mögte, so muste der arme H e r r Heggeblad mit niederträchtigen Kunst = Griffen, den jungen Englischen Prediger von der HochKirche 2 8 , der viel Gutes vom Herrn D r : Wrangel empfangen, zur Feindschaft aufstiften. Unserm Deutschen Prediger, der
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schwach am Geiste, und starck von Einbildungen ist, hatten sie weiß gemacht, der Mr: Wrangel wäre ein gefährlicher Mann, er suchte nicht allein über sie, die Schwedischen Missionarien zu tyrannisiren, sondern wolte auch die Herrschaft über das Deutsch = Lutherische Ministerium haben etc. Den Englischen Prediger griffen sie von der schwachen Seite an, mit der Topic, dem Point d'honeur etc. und insinuirten, der Doctor Wrangel sey ein Feind von der HochKirche, wolte nicht zugeben, daß sie die Englische Liturgie und den Englischen Catechismum in ihren Gemeinen gebrauchen solten: es lieffe wieder das Ansehen der HochKirche und seiner Person, wenn er vom Dr: Wrangel Unterricht in der Lutherischen Lehre nähme, er machte sich damit groß, und erzehlete allen Leuten, daß er ihm die Materie zu seinen Predigten procuriren müste etc. Der junge Herr konte sich nicht änderst einbilden als daß es war seyn müste, weil ja Herr Heggeblad des Probstes H a u s = und Tisch = Genoße wäre, und alle Heimlichkeiten wüste, und auch die übrigen Herren Schweden als, Boreil und Wicksell es bekräftigten und mit noch mehrern groben Unwahrheiten zu erhärten suchten. Er ward darüber heftig entrüstet und sagte dem Herrn Dr: Wrangel ungebührlicher Weise die Freundschaft auf. Es that mir im Hertzen wehe um des Gantzen willen, daß die drey Herren so unnatürlich wieder ihr eigen National Blut, wieder die Regeln der Ehrlichkeit, und des Christenthums handeln und unserer Kirche, eine solche Maculam anhängen konten! Gieng zu dem Englischen Prediger und wolte ihn besänftigen und eines Beßern überzeugen; er meinete aber, was drey Schweden von einem vierthen bezeugten, das müste wahr seyn etc. und sagte ich wäre alt, hätte vieles erfahren etc. Er könte aber nicht begreiffen, wie mirs möglich mit einem solchen Manne, als Dr: Wr[angel] Freundschaft zu halten? Resp: in foro juridico und divino sey nicht eher eine Sentence oder Urtheil erlaubt, bis beyde Partheyen völlig gehöret, alle Acten gantz durchsucht, und unverwerfliche Zeugen hinreichend geprüft worden etc. Nun war der Sauerteig29 unter den Schweden und Engelländern angebracht, es fehlete aber noch ein Versuch zum Miscredit unter den Deutschen. Dannenhero wurde durch den eingenommenen Deutschen Prediger propagirt, Herr Wr[angel] sey nicht als Probst aus Schweden hieher gesandt, sondern als gemeiner Prediger gekommen, und folglich ein Impostor etc. Die bösen Gerüchte wurden mit Verläumbdungen und Lästerungen vermehret, und häuften sich, wie ein gewältzter Schnee = Ball beym Thau = Wetter. Nur ein Exempel davon anzuführen: es kamen etliche angesehene, im Amte stehende Männer, zu mir, und rühmten mit Hertzens = Bewegung, wie sie durch Herrn Dr: Wrangeis Englischen Vortrag überzeugt worden etc: bedauerten aber, daß der Mann so einen übelen Character bey seinen eigenen Schwedischen Collegen trüge, maßen das Gerüchte in der Stadt und Lande umgiengen, daß er in Wilmington eine falsche infame Schrift der Gemeine vorgelegt, und ihre Unterschrift begehret, wie auch die Gemeine um Geld betrogen hätte. Weil mir diese ex Inferno entlehnte Verläumbdung schon bekant war, so erklärte den Männern die Sache, worüber sie erfreuet, mit den Ausdrücken fort giengen: sie wolten ihr Blut für seine Lehre und Person laßen etc. Bald darauf ließen sich die zum Ruin unserer Kirchen verkuppelte Herren
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Schweden, Engelländer und etliche unruhige Deutsche Köpffe im Geheim Vernehmen, der Dr: Wrangel sey nun daheim bey dem Hochwürdigsten Consistorio in Schweden, wie auch in Engelland verklagt worden, und werde ohnfehlbar mit nächstem einen Rapel, Mr: Boreil die Probstes Commission, und Mr: Heggeblad die Gemeinen auf Wicacoa etc. als Pastor Ordinarius bekommen. J a die drey Herren waren so gewiß von der Sache, daß sie es im vorigen Jahre bey Mr: Grant in der Kingcesser Gemeine mit Ausgelaßenheit versicherten, und insistirten, er solte es in der Gemeine kund machen, wogegen aber sein eigener Sohn, der junge Grant protestirte, zu mal da es hieße, daß H. Borell als Probst succediren, und H. Heggeblad Pastor ord: von Wicacoa etc. seyn würde. Diese von Mess" Borell, Wickseil und Heggeblad ausgebreitete Nachricht, hat in denen Schwedisch = und Deutschen Gemeinen verschiedene Würckungen gehabt, was maßen nach und nach ihre vorsetzliche Verläumbdungen ans Licht gekommen, und den verfolgten Herrn Dr: Wrangel in seiner Unschuld verherrligt, und noch Verehrungs = und Liebenswürdiger bey allen nüchtern und redlichen Einwohnern der Schwedisch = Englisch = und Deutschen Nation gemacht, aber auch zugleich den Character der Verläumbder eckelhafter und abscheulicher darstelt. Die Wehmuth aller honetten und aufrichtigen Glieder der Schwedisch = und Deutschen Gemeinen, über die Nachricht, als ob Sr: Hochw: Herr Dr: die Kirche in der jetzigen Crisi verlaßen und keine beßern Successores haben solte, ist unbeschreiblich, und konte nicht änderst als ein schweres Strafgerichte Gottes über die Lutherische Kirche erachtet werden. Daher auch einige sagen, die Successores wären im Vergleich anzusehen wie Pulver = Fäßer, womit man die Kirche auf einmal in die Luft sprengen, und derjenigen Mission ein Ende machen wolte, die schon über hundert Jahre gedauert, und von denen aller = Christlich = gekröneten Häuptern, und allertheurest = Hochwürdigsten Gottseligen Ertzbischöfen des Großmächtig = protestantisch = Schwedischen Reiches mit unbeschreiblicher Mühe und vielen Kosten unterhalten worden. Ich war im vorigen Jahre gegenwärtig in der Wicacoa Kirche, als Sr: Hochw: H : Dr: Wrangel die versammelten Herren Trustees, Vorsteher und Altesten der Gemeinen frug, ob sie gehöret, daß seine drey Collegen ihn bey dem Hochwürdigsten Consistorio daheim verklagt und um seinen Rapel ersucht hätten? Antwort: Ja, das Gerüchte lieffe so. Was die Klage Punckten beträfe davon wüsten sie das Gegentheil und wolten es vor einigem unpartheyischen Foro beweisen, wenns erfodert würde. Ferner sagte Herr Dr: Wrangel: er hoffte, wenn er heim gerufen werden solte daß sie Herrn Heggeblad als Pastorem ordinarium erkennen, lieben und ehren würden. Darauf antworteten alle Anwesende, daß könte unmöglich geschehen, denn er wäre zu schwächlich nach seines Leibes Beschaffenheit, und hätte gar keine hinreichende Gaben für ihre Gemeinen: Sie könten es zwar dem H. Dr: Wrangel nicht verargen wenn er heim wünschte, weil ers in Schweden viel commoder und beßer als hier haben mögte, hoffeten aber nicht daß Hochwürdigste Väter ihn in der jetzig gefährlichen Crisi heim ruffen würden etc. Gesetzt es solte so kommen, so könten sie weder H n : Heggeblad, noch einigen andern Schweden, der nicht perfect im Englischen etc. wäre, zur Erhaltung ihrer Gemeinen gebrauchen, sondern müsten auf andere Mittel bedacht seyn.
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Auf solche Weise komt der redliche Herr Probst in große Beklemmung und Gedrenge. Denn seine nach ihrem eigen Verderben ringende Mitarbeiter, oder vielmehr Gegen Arbeiter dräuen, drücken, schieben und poltern, er soll fort und ihnen Raum machen, und alle wohlmeinende und verständige Lutheraner werffen es auf sein zartes Gewißen und provociren auf seine Verantwortung vor Gottes Gerichte, wenn er in der jetzigen Crisi sie verlaßen wolte, und was hitzige Köpfe sind, die laßen sich verlauten: gehet er fort, so sollen ihm die übrigen, als Mr: Borell etc. bald nach geschickt, unsere Gemeinen mit Englischen Predigern versehen, und die Connection abgebrochen werden. Die Vernünftigen in unsern Deutschen Gemeinen lamentiren auch und sagen: wenn die alte Schwedische Kirche, die unsere Brust = Wehr gewesen, in Englische Hände und Formen geräth, so ist unsere auch dahin etc. Die alles regierende Hand Gottes hat zwar in diesem Jahre schon eine kleine Veränderung in dem gelegten Plan gemacht, maßen es seiner Vorsehung gefallen, den Herrn Heggeblad aus der Zeit in die Ewigkeit zu ruffen 30 , und wird ferner alles zum Besten ausführen. Bey dieser Veränderung haben wir mit Hertzens = Freude vernommen, daß Herr Heggeblad vor seinem Abschiede, sich mit dem Herrn Probst versöhnet, und ihm die Interiora des Complots entdecket haben soll. O daß doch der Gnädigst = und barmhertzige Gott, um Christi und seines Namens willen, auch die übrigen, in des Satans Stricken verwickelten Prediger, die nur zur Unehre Gottes und Schaden unserer Kirche hier sind, in Gnaden herum hohlen und bekehren, oder die Hertzen unserer theurest Hochwürdigsten Väter so leiten wolte, daß Sie selbige rapelliren mögten; so könten sie unter Gottes Langmuth, durch beßere Zucht und Mittel wieder zu Menschen, von Menschen zu Christen, von Christen zu Seelsorgern hergesteilet, und als ein Brandt aus dem Feuer gerückt werden! 31 Denn die Mutter = Kirche in wohlbestelten Reichen hat Christliche Subordination und Zucht. Hier aber ist unsere Kirche ohne Zaun, bloß und entdeckt, und mit allerley ersinlichen Gesinnungen, neidischen Partheyen, Spectatoren, lieblosen Splitter = Richtern 32 und Spöttern umgeben, welche auf alle Fehl Schritte, Tritte, Geberden, Worte und Wercke der Prediger Acht haben und gar zu gern a particulari ad universale schließen, und dadurch des Satans = Reich zu erweitern und zu bevestigen trachten; worunter rechtschafene Prediger und Gemein = Glieder allemal am empfindlichsten leiden müßen, weil Diabolus nach seinen Maximen gern alles in eine Brühe, und das Kind mit dem Bade weg wirft 33 , wie wir in dergleichen Streitigkeiten oft von frechen Menschen hören müßen, nemlich, „Ihr sehet ja daß die Prediger und so genante Seel = Sorger in allerley Lastern und Eitelkeiten voran, und unter sich selber nie recht einig sind: Jagt sie zum T[eufe]l, wo sie hergekommen sind, so habt Ihr Friede, und Ruhe: oder werdet Quaker, Hernhuther etc. so kan ein Jeder selber predigen, und hat nicht nöthig, seinen sauern Schweiß und Blut an die Pflaster = Treter und geilen Müßiggänger zu verwenden". Hingegen sieget auch ein rechtschafner Lehrer, der die Evangelische Lehre mit Christlichen Wandel zieret, über Sünde, Welt und Satan, und bleibet nicht ohne Segen, wie unsere alten Theologi zu sagen pflegten: ubi vita fulgur, ibi doctrina tonitru. 34 Wir bedauren nebst der
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Wilmingtoner, auch die Racoon Gemeine, welche von Sr: Hochw: Herrn Dr: Wrangel so lieblich gesammelt und vereiniget war, und nun durch H. Wickseil zerstreuet wird. Hätte er dem Rath des Herrn Probstes gefolgt, so würde es beßer stehen. Er folgte aber seinen eigenen Phantasien, und übte sich alle mal das Contrarium zu thun. Seit einem Jahre her schleichen sich die Hernhuther daselbst wieder ein und profitiren von dem Abfall seiner Gemeine. V o r kurtzem hat er wieder ein neues Argerniß und Anstoß unserer Lutherischen Kirche gegeben, indem er den hiesigen Anabaptisten nach geahmet, und nach dem er Gottes = Dienst geendiget, vor vielen Zuschauern mit einem betagten corpulenten, oft durstig seyenden Manne in den Fluß gestiegen, und den Mann drey mal unter Waßer getaucht, und ihn solcher Gestalt getauft, wobey sich ein Zufall ereiget, daß er nach dem dritten mal des Untertauchens den Mann bey nahe verloren, weil er zu schwach war, den schweren Mann wieder unter dem Waßer herauf zu heben, worüber viel Gespötte entstanden, und noch heißt, die Lutheraner werden Wiedertäuffer etc. Dieses ist die kurtze und unvollkomne wehmüthige Nachricht, welche Ew. Eminence von Gewißens wegen, im Namen unsers Deutsch = Vereinigten Ministerii zu Füßen legen müßen, mit unterthänig = kindlichem Flehen, dieselbe einer HochVäterlich = herablaßenden Beurtheilung zu würdigen, und die Brüche Zions zu heilen. 35 Ich zweifele nicht, die Herren Borell und Wickseil werden sich durch ihren gleich gesinneten Anhang rein und klar zu machen, und das Gegentheil mit Zeugnißen, Unterschriften, ja wol gar Siegeln darzuthun suchen. Denn es giebt hier Creaturen genug, und werden jährlich noch mehrere aus Engelland, als unbrauchbare Waare herein geschickt, welche theils aus Haß und Neid gegen unsere Lutherische Kirche, theils aus privat Interesse, oder auch aus Dumheit und für starck Geträncke, einige Kunst = und Gunst = Stücke zur Unterdrückung unserer Kirche und Religion befördern helffen. Dem sey aber wie es wolle, und wie es Gott zuläßet, so haben wir hiedurch wenigstens unser Gewißen von der Anklage vor Gottes allwißenden Majestaet und seiner Kirche zu entledigen gesucht. Gott der Herr müste außerordentliche Wunder thun, wenn die Schwedische Kirche und Mission durch Mess" Borell und Wicksell aufrecht und im Segen erhalten werden solte. An der Möglichkeit ist kein Zweifel, weil der Herr sein Israel auch durch Bileam segnen konte. 36 Wenn man aber die hiesigen Umstände und Situation der Lutherischen Kirche nach dem ordentlichen Lauf und Praemissis ansiehet, so mögten wol dieses die nächsten Folgen seyn, nemlich: a) Solte Sr: Hochw: Herr Dr: Wrangel in der gegenwärtigen Crisi, entweder aus eigenem Triebe und Verlangen zu seiner leiblichen Verbeßerung heimgehen, oder b) vom Hochwürdigsten Consistorio befehliget werden, seine hiesigen, in der Blüte stehenden Gemeinen zu quitiren, und für seine treuen Dienste daheim mehr Ruhe und Vergeltung zu genießen; so ist wol nichts änderst zu gewarten, als ein unheilbarer Riß, und Verwahrlosung vieler Seelen; und als denn mag der Herr D r : Wrangel daheim in den äuserlich = glückseligsten Umständen und Ansehen sich befinden, so wird doch ein nagender Wurm in seinem Gewißen bleiben, und es hier bey Kindes = Kindern heißen: der Mietling sähe den Wolf kommen,
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verließ die Schafe und flöhe: und der Wolf erhaschete und zerstreuete die SchafeJoh: 10,12. Es giebt misgünstige Leute genug, die da wünschen, daß es so, und nicht änderst ergehen mögte, weil die Gemeinen in Wicacoa und Wilmington von vielen Jahren her Güter gesammelt, welche dadurch frembden und lachenden Erben 37 zutheil werden könten. Unsere Deutsch = Lutherische Kirche hat keinen Faden davon zu erwarten, denn die Nachkommenschaft der ersten Schweden verstehet kein Deutsch, und kan nunmehro gröstentheils nicht änderst als in der praedominanten Englischen Sprache bedienet werden. Die zwey Herren, Borell und Wickseil haben sich zwar auf die Englische Sprache gelegt, und auch Englisch = vacante Gemeinen wieder den Rath des Herrn Probstes, lucri caussa 38 , angenommen, welche sie mit der Liturgie und Catechismo von der HochKirche, und Vorlesung auf geschriebener Predigten bedienet, und denen hiesig gebornen Schweden, den nutzbaren Indifferentismum damit begreiflicher gemacht, thun aber im Gantzen und sich selber mehr Schaden dadurch, als sie meinen; Ursache: wenn die Hochlöbl: Societaet 39 mit nächstem neue Missionarien für die Vacanten Gemeinen schicket, die einen beßern Moralischen Character als Mess" Borell und Wickseil haben; so werden die Schwedischen Gemeinen sich für solche Prediger bedancken, die nur gebrochen Englisch vom Papier lesen, und mit unzüchtigem Wandel die Kirche und Nation beschimpfen, und zum Gespötte machen, und lieber mit Englischen Predigern halten, weil doch nach ihrer Meinung in der Lehre und Liturgie kein Unterschied sey. Gantz änderst verhält sichs mit Sr: H o c h w : H n : D r : Wrangeis Amts = Führung. Er prediget nebst dem Schwedischen, auch Englisch, und dann und wann bey Solemnitaeten Deutsch. Und ob wol die Aussprache im Englisch = und Deutschen noch etwas hart und nach dem Schwedischen Accent klinget, so überwiegen doch seine gründliche Gelahrheit in der Theologie, seine ausnehmende Gnaden = Gaben und Stärcke in der Exegesi, sein fließend = erwecklich = lebhaft = bündig = lehrreich = überzeugender Vortrag; sein gesalbter, liebreicher, demüthig = sanftmüthig = keuscher und treuer Character im Amte, Leben und Wandel, solche Kleinigkeiten unzehlige mal, und locken nicht allein, die unter allerley Nationen und Partheyen zerstreuete Schafe von Lutherischer Abkunft, in die Schwedische Mutter = Kirche zurück, sondern vermehren auch unsere Kirche mit verlornen und wiedergefundenen Schafen, Groschen und Söhnen Luc: 15. welches die Engel im Himmel erfreuet, und den Satan und seinen Schuppen verdrießet. 40 O wie viele schöne und hertzerfreuende Exempel sind davon vorhanden! Epicurer, Sadducaeer, nichts = irr = aber = und wahngläubige Subiecta sind hie und da durch seinen Evangelischen Vortrag und exemplarischen Wandel zur Buße, oder Umkehr zu Gott, und Glauben an den Herrn Jesum bewegt und erweckt worden! Von ihm in der Evangelischen Lehre gründlich unterrichtet, theils als ungetaufte, nach öffentlich = abgelegtem Glaubens = Bekentniß, getauft, theils auch nach weitern Unterricht und Beweisung eines Christlich = Ehrbaren Wandels, als Glieder der Lutherischen Kirche angenommen, zum heiligen Abend = Mahl gelaßen, und in derselben mit Gottes W o r t verpfleget worden!
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Ein solcher glückseliger Periodus zum reellen An = und Aufbau der Schwedischen Kirche in diesem Theil der Welt, ist meines geringen Erachtens noch nicht gewesen, und darum befrembdet es uns auch nicht, wenn der Satan und sein Anhang das Böcklein gerne tödten und kochen wolte, weil es noch an seiner Mutter = Milch ist Exod: 23,19. Wehe aber solchen, die da ärgern der geringsten einen, die an Christum glauben etc. Matth: 18,5 = 7. Alles was wir demnach unsererseits zunächst Gott dem Höchsten Regierer und Hertzens = Lencker 41 , von Ew. Eminence, als unseren Theurest = Hochwürdigsten Vater in Christo, in tiefster Demuth wünschen, erbitten und erflehen könten, wäre dieses: ob Hochgedacht Dieselben, um Gottes Ehre, um Christi, um der gantzen Lutherischen Kirche und um der unschätzbaren Mission willen, wofür so viele gesalbt und gekrönte Häupter und Gottselig = Hochwürdigste Ertzbischöfe besorgt geruhen wolten, durch Dero hohe Autoritaet und Weisheit es zu vermitteln und zu dirigiren, daß der Herr Doctor Wr[angel] noch ein Zeitlang in der hiesigen Station verbleiben, und die zwey Herren Borell und Wickseil zu unserer Kirchen, und ihren eigenem Besten rapellirt, und der Herr Probst Wrangel mit neuen und beßern Amts = Brüdern unterstützet, und also die Kirche und Mission zur Ehre Gottes erhalten werden mögte! Unsere Bitte ist groß und könte als Arrogance und Vorwitz aufgenommen und geahndet werden, wenn uns nicht die Nothwendig = und Wichtigkeit der Sache selbst, die Gefahr unserer Kirche und Gewißens = Angst dazu gedrungen hätte. Solte aber kein Remedium möglich, und die Sache von der allerweisesten Regierung zur gerechten Straffe oder Züchtigung über die hiesige Schwedische Kirche so, und nicht änderst bestimmet seyn, so würden doch unser Deutsches Ministerium und Gemeinen noch den letzten Versuch wagen, und Sr: Hochwürden Herrn Doctor Wrangel auf alle ersinnlich = mögliche Weise ersuchen und bitten, daß er sich gefallen ließe in unserer Americanisch = Deutsch = Lutherischen Kirche zu verbleiben, und unser Praepositus, Rector und Vorgänger zu seyn, unter uns seine empfangene Gnaden Talenta auf Wucher aus zu legen42, und mit unserer Armuth um Christi willen vorlieb zu nehmen. Da wir uns aber nicht vorläufig mit solcher Hofnung trösten können, maßen es sehr muthmaßlich, daß Ew. Eminence die hiesigen Intricaten Umstände, entweder nur dunckel, oder einseitig berichtet, und nicht zum wahren Besten und Nutzen der Kirche und Mission vorgelegt seyn dürfte; so läßet uns die große Güte und hertzlenckende Macht Gottes, und Ew. Eminence geheiligster Eifer für die Ehre Gottes, und Errettung vieler Seelen, zuversichtlich trauen, die wichtige Sache werde vom Herrn Probst Wrangel vollständiger vorgelegt, im rechten Licht eingesehen, beurtheilet, zum Besten remedirt, und uns, samt allen, nach Gottes = Reich und seiner Gerechtigkeit trachtenden Seelen43 gnädig erlaubt seyn zu beten, und zu verbleiben Philadelphia d. 1 Sept: 1766.
Hochwürdigster Herr Ertzbischof, Hochzuvenerirender Herr Doctor, Hoch = Kantzier etc. Ew. Eminence demüthigst = ergebenste Kinder
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D i e Briefe des Jahres 1766
und Knechte Henrich Mühlenberg p[ro] t[empore] Senior et Praeses Min: teuton: mit Genehm Haltung. P.S. a) Das Stück vom Journal44 betrift das Verhalten des H. Wickseils in einer deutschen Gemeine. b) Die gedruckte Rede45 wird Sr: Eminence in kindlicher Einfalt demüthigst übersandt, zum höchst väterlichen Angedencken vor dem Gnaden = Throne, von Ihro unterthanigem Knecht. c) Die Schreib = Art dieses Briefes ist contra Decorum, und aus Noth Compress gemacht, weil die Briefe auf den Englischen Posten nach dem Gewicht des Papiers, und nicht nach dem Inhalt geschätzt werden.
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Uppsala, Domkapitlets
Arkiv F VIII,
87—93v.
M a g n u s Beronius (1692—1775), 1764 als N a c h f o l g e r von Samuel Troilus z u m Erzbischof der schwedischen Kirche und P r o k a n z l e r der Universität Uppsala ernannt. Er trat sein A m t zu Beginn des Jahres 1767 an und verwaltete es bis zu seinem T o d . Peter T r a n b e r g w a r von 1726 bis 1741 P f a r r e r der schwedisch-lutherischen G e m e i n d e n zu P e n n s n e c k und R a c c o o n und d a n a c h bis zu seinem T o d 1748 P f a r r e r in Christina (heute: Wilmington). Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 294—299 und 327 — 329 sowie Bd. I passim. Gabriel N ä s m a n w a r von 1743 bis 1750 P f a r r e r an der Gloria Dei Kirche in Wicaco. Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 241 — 259 sowie Bd. I passim. J o h a n n Sandin starb 1748, ein halbes J a h r nach seiner A m t s e i n f ü h r u n g als P f a r r e r von Pennsneck und R a c c o o n . Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 336—338 sowie Bd. I und Bd. II passim. Israel Acrelius w a r von 1749 bis 1756 P f a r r e r in W i l m i n g t o n und P r o b s t der schwedisch-lutherischen G e m e i n d e n in N o r d a m e r i k a . Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 300 — 313 sowie Bd. I und Bd. II passim. N a c h seiner R ü c k k e h r aus Amerika verfaßte er die „Geschichte v o n N e u = Schweden o d e r der Niederlassungen am Fluß D e l a w a r e " (siehe Bd. I N r . 80 Anm. 1), in der er über das W i r k e n aller hier g e n a n n t e n schwedischen Prediger berichtet. Olaf Parlin w a r v o n 1750 bis zu seinem T o d 1757 P f a r r e r an der Gloria Dei Kirche in Wicaco. Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 255 — 261 sowie Bd. I u n d Bd. II passim. Vereinte K r a f t (ist) stärker. Vgl. Spr 30,32 sowie W a n d e r Bd. 2 Sp. 316. N i c h t erhalten. V o n 1747 bis 1758 Erzbischof der schwedischen Kirche. N i c h t erhalten. Vgl. Mt 21,33; Sir 36,27. W r a n g e l k a m 1759 nach Amerika. Z u r ersten Begegnung mit M ü h l e n b e r g vgl. Bd. II N r . 195 S. 429. W r a n g e l w a r P f a r r e r in W i c a c o / P h i l a d e l p h i a und Probst d e r schwedisch-lutherischen Gemeinden in N o r d a m e r i k a . Kingsessing/Philadelphia, jenseits des Schuylkill River. Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 345 — 349. U p p e r Merion (auch: Matson's Ford) nahe N o r r i s t o w n am Schuylkill River. Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 3 4 5 - 3 5 0 . Nordöstlich von Philadelphia am P e n n y p a c k Creek. Vgl. Acrelius, A H i s t o r y S. 69 mit der auf S. 66 folgenden Karte von 1654/55. Im Süden von N e w Jersey.
Nr. 383
1.9.1766
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J a c o b Duché; vgl. Nr. 279 S. 126. Von 1760 bis zu seinem T o d 1768 Pfarrer in Wilmington. E r war 1761 zusammen mit Wrangel Arbitrator bei der Auseinandersetzung zwischen Mühlenberg und Rauß. Vgl. Bd. II Nr. 216 und Nr. 217. 2 1 Johann Wicksei kam 1762 in Philadelphia an und wurde Pfarrer in Raccoon. Vgl. auch Nr. 340 und Nr. 342. 2 2 Adiunctus bei Wrangel; er war zu Anfang des Jahres 1766 verstorben (vgl. Nr. 355 mit Anm. 23). 2 3 Vgl. Mt 3 , 1 0 ; Lk 3,9. 2 4 Vgl. Mt 12,33; Lk 6,44. 2 5 Das Ergebnis zeugt von einer Ursache. 2 6 Abraham Lidenius jr., Vorgänger von Wicksei in Raccoon (vgl. Acrelius, A History S. 343f. sowie Bd. II passim). Auf der schwedischen Ministerialkonferenz am 3. 8. 1761 wurde unter anderem „die Streit Sache mit der Schwed: Gemeine und H. L i d e n i u s . . . in Gegenwart 2er Ältesten von Wicaco und 2er aus Jersey" verhandelt (PM 95 A Nr. 5 1760—62 S. 93; vgl. AFrSt I V H 16:2 S. 46; H N 1 S. 868; H N 2 Bd. 2 S. 3 7 6 ; T a p p e r t I S . 462). 2 7 Wahrscheinlich ist Hausihl gemeint, der zu der Zeit, als die schwedischen Prediger gegen Wrangel vorgingen, in Philadelphia gegen Mühlenberg operierte. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 11. und 13. 9. 1765 in P M 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S. 236f. und 2 3 9 - 2 4 1 und T a p p e n II S. 2 6 8 — 2 7 0 sowie Nr. 340 und Nr. 342. 2 8 Jacob Duché. 2 9 Vgl. 1 K o r 5 , 6 — 8 ; Gal 5,9. 3 0 Siehe Anm. 22. 3 1 Vgl. Am 4,11. 3 2 Vgl. Mt 7,1 — 5; Lk 6,41f. 3 3 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1321. 3 4 W o das Leben der Blitz ist, da ist die Lehre der Donner. Das Zitat (Gregor von Nazianz über Basilius) war Mühlenberg wohl durch Philipp Jacob Speners „Pia desideria" vertraut; vgl. die Ausgabe von K.Aland (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 170, Berlin 3 1 9 6 4 , S. 68). 3 5 Vgl. Ps 60,4. 3 6 Vgl. 4 Mos 2 2 - 2 4 . 3 7 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 830. Gemeint ist die anglikanische Kirche; vgl. Joyce L. White, T h e Affiliation of Seven Swedish Lutheran Churches with the Episcopal Church, in: Historical Magazine of the Protestant Episcopal Church, 46 (1977), S. 171 — 186. 3 8 Des materiellen Vorteils wegen. 3 9 Die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. 4 ° Vgl. etwa Luther in W A 10 11,11,11 und dazu S. 507; W A 38,103,6. Schuppen = ursprünglich: Schuppen des als Drache gedachten Teufels; übertragen: Anhänger und Diener des Teufels. 4 1 Vgl. Ps 33,15. 4 2 Vgl. Mt 2 5 , 1 4 — 3 0 ; Lk 1 9 , 1 1 - 2 7 . 4 3 Vgl. Mt 6,33. 4 4 Wahrscheinlich eine Abschrift aus Mühlenbergs Tagebuch über seine Reise nach Cohenzy vom 3 0 . 1 0 . bis zum 4 . 1 1 . 1 7 6 5 (PM 95 A Nr. 10 1 7 6 4 - 6 5 S . 2 6 1 - 2 7 6 und T a p p e n II S. 2 7 9 - 2 8 6 ) . Zur Sache vgl. Nr. 340 und Nr. 342. 4 5 Die von Mühlenberg am 1 . 8 . 1766 auf dem „Bet- und Dankfest" anläßlich der Aufhebung der Stempelakte gehaltene Rede. Vgl. Nr. 384 Anm. 18 und 19 und S. 12 —15. 19
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384. An F.W. Pasche
Die Briefe des Jahres 1766
Philadelphia, 18. 9. 1766
Extract aus H n P. Mühlenbergs Schreiben an Pasche dat. Philadelphia d. 18ten Sept: 1766. (Er agnosciret 1 außer dem Paquet, w o f ü r hier 1 £ 3 shill. st. porto bezahlet habe, und welches den 12ten April an ihn abgeschicket worden, noch nichts weiter; hat also auch die beyden Pro Memoria's 2 wegen seiner Kinder, und das vom H . Darnman 3 (welches zusammen den 8tcn Aug. abgefertiget worden) damahls noch nicht empfangen.) Seit der Zeit (den 28sten Junii) 4 habe noch per varios casus gemußt, maßen mein auf gebürdetes Praeses-Amt meine übrige Amts-Bürde noch schwerer macht, und besonders viel Schreibens in den weitläuftigen Gemein = Umständen verursachet. Zu Ausgange des Julii fiel unser ohnedem von der unerträglichen Hitze schon aus gemergelter lieber H . Pfr. Schultz in die schwere und gefährliche Kranckheit der Dysenterie. Wir mietheten mit Vorbewust des Kirchen = Raths, das nächste Haus zu unserm Pfarrhause für 20 £ des Jahrs, und brachten ihn aus dem Schulhause dahinein, gebrauchten Artzney und Pflege nach unserm Vermögen. Es sähe mißlich mit ihm aus. Und weil in der weitläuftigen Gemeine die Kranckheiten auch einrißen: so fiel mir alle Last allein heim. H e r r Doct: Wrangel ist auch allein, und so occupirt, daß er eher Hülffe nöthig hat, als leisten kann. 5 H . Br. Schultz wurde endlich wieder befreyet von dem Malo; aber zur Erholung seiner Kräfte war kein Anschein. Das allerschwerste ist, wenn ein Prediger allein, daß Sontags nur in einer Kirche Gottesdienst seyn kann, und ein großer Theil der Gemeine zerstreuet gehet etc. H e r r Doct: Wrangel ward schlüßig, ein neu aus gefunden Mineral-Waßer von etlichen Meilen her täglich in sein Haus holen zu laßen, und auf etliche Wochen zu trincken, und invitirte H n . Schultz Companie zu halten; welches er auch bey 3 Wochen mit Beschwerde aus hielte, und täglich ab und zu gieng oder fuhr, und dabey Sontags einmahl predigte. Dieses Waßer that so weit seine Wirckung unter Gottes Segen, daß H . Schultz wieder Appetit zum Eßen bekam, und etwas Kräfte sammlete, zumahl im Ausgange Augusti und Anfange des Septembris die Hitze von 94 Grad 6 nach dem Thermomet: auf einmahl brach, und rauhe Lüfte einfielen. Ich hatte die Tage zur Amtslast, und die Nächte zum Schreiben anwenden müßen, und ward am 1 l ten Sept: Nachts mit einer Pneumonie 7 überfallen, welche eine Suffocation drohete; wolte aber nicht gern die Meinigen erschrecken: sondern blieb allein und stille bis Morgens den 12 Sept: ließ den kundigsten Doctor rufen, welcher gleich Venaesection verordnete, und durch Mittel gegen die Inflammation, auf Vertheilung der Stasium 8 operirte. Es that mir leid, daß just auf den nächsten Sontag das heil. Abendmahl in der Gemeine bestimmet, und die A n m e l d u n g s = T a g e der Communicanten waren, und Krancke und Leichen vorfielen, und die gantze Last nun auf H n . Pfr. Schultz allein kam. Den 13ten Sept: fühlte ein klein wenig Erleichterung, mußte aber das Bette hüten. Sontags den 14ten Sept: konte noch nicht auf seyn, und der arme H . Schultz mußte allein die Arbeit unternehmen, Vormittags im grossen
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18.9.1766
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Gedränge predigen, hernach 200 Communicanten das Abendmahl reichen, Nachmittags 3 Leichen bestellen, nach dem letzten Dienst aus gehen und krancke Kinder taufen, gegen Abend eine Meile weit aus der Stadt gehen, und Krancke besuchen, am Abend außer der Stadt noch ein kranckes Kind taufen, und solte Nachts noch zu einem gefährlich Krancken kommen, welches aber nicht geschehen konnte. Zwey starcke Männer haben beständig genug zu thun; aber für Einen ist es über Vermögen. — Den 15ten und 16ten Sept: konnte zur Noth auf seyn, und wieder anfangen zu schreiben; fühlte aber noch Drücken und Stechen in den Pulmonibus. 9 O b mirs wohl wehe thut, wenn an meine arme Frau und hiesige noch unerzogene Kinder gedencke, wie wenig noch für ihre Wohlfart nach meinem Tode, Versorgung geschehen können: so empfehle doch in der Stille mein Anliegen dem Herrn, lege die H a n d auf den Mund 10 , und muß dencken, daß mirs so bestimmet und auferlegt sey, ohne einige Recolligirung und proportionirte Sublevation meiner letzten Stunden zu enden. Ich bins nicht beßer wehrt, und habe es noch viel ärger verdient; freue mich auch, daß meine Lebenszeit in der argen und verkehrten Welt bald am Ende ist, und hoffe, mein angefangen 56 st " Jahr, nemlich das 8te Septenarium 11 werde nach Gottes gnädigen Willen den Schluß machen, und die Erde von dem inutili pondere entledigen. Wir haben im Nachsommer ungemein viele und starcke Gewitter und Schlag = Regen gehabt, welches unserm Kirchbau nicht günstig gewesen, und den Fortgang ziemlich schwer gemacht; sind aber bald mit dem Mauerwerck fertig, und hoffen noch vor Winter, wenn uns Gott gnädig ist, es unter Dach zu kriegen. Die Geburts = Schmertzen und Nachwehen werden wohl ziemlich scharf auf einander folgen, wenn beym Ausgange dieses Jahrs die ZahlungsTermine zusammenstoßen. Der liebe H . Collega Schultz hat sich im Nahmen des Herrn, mit Überlegung entschloßen in den Ehestand zu treten, und um meine älteste Tochter Eva Elisabeth von 18 Jahr 7 Monath alt, angehalten. Ich konnte sie ihm nicht versagen, weil hoffete, daß ihm das Heimweh darüber vergehen möchte. Die Gemeine ist auch sehr vergnügt darüber, wie wohl es mir mit der Aussteuer schwer fällt, massen mich seine Erhaltung in der Kost im leiblichen etwas zurückgesetzet, und die Gemein = Glieder ihre Nahrungs-Scherflein in diesem Jahre an den Bau12 verwandt, und wenig an mein Salarium dencken können, dazu auch die Last der Barrenhiller-Kirche 13 mich drücket etc. Doch sind das nur die geringsten Sorgen, weil der H e r r solche Sachen drein geben will, wenn man am ersten nach seinem Reiche und nach seiner Gerechtigkeit trachtet. 14 Ich pinsele [klage] auch nicht deswegen, als ob E. W. das Herze schwer machen, oder zum Mitsorgen bewegen wolte. Es liegt mir mehr an, daß noch ein starcker Mitarbeiter erfunden, und zu Hülfe gesandt werden möchte! Denn wenn ich in den gegenwärtigen Umständen weggerißen und H . Schultz allein gelaßen werden solte: so könnte natürlicherweise nichts anders als Confusion, Schade und Zerrüttung entstehen. Unser höchstweiser H e r r und Heyland hat den Seinigen die Vorsichtigkeit und Klugheit empfohlen, und ich sehe nicht, warum ein kluger Hausvater nicht sein Haus beyzeiten unterstützen solte,
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Die Briefe des Jahres 1766
wenn er siehet, daß die Schwellen mürbe worden, und das Haus am Sincken ist. Nach meiner natürlichen Leibes = Constitution hätte vielleicht noch ein paar Jahre länger leben, und den armen Mitbrüdern und Gemeinen in etwas nützlich seyn mögen. Daß ich aber in der Stadt wie auf einem Festungsbau verschloßen seyn, Tag und Nacht den Schubkarch schieben muß, und nie frische Luft schöpfen darf, das verdirbt die stärckste Natur; und die Erfahrung bezeugt, daß die jüngern stärcksten Brüder in kurtzer Zeit hinfallen, und ihre Gesundheit dabey einbüßen. Zuviel reisen, und zuviel eingeschloßen seyn, ruinirt beydes die Gesundheit. Ich habe deßfals in meinem letztern Schreiben an Hochwürdigste Väter 15 meine einfältige Meinung berichtet, und hoffe, Sie werden die Sache vor Gott, nach Ihro alten Liebe und Erbarmung gegen das hiesige arme Werck, noch einmahl behertzigen und das Beste rathen und befördern, und sich durch meine Trübsal, Leiden, Verfolgung und Wiederspruch meiner Gegner nicht ermüden laßen. Ich verlange ja nicht dazwischen heraus, oder zu fliehen; sondern nur proportionirliche Sublevation, und der Sachen Erhaltung und Fortgang. So gern ich auch in der jetzigen Kranckheit gestorben wäre: so kam mirs doch in der jetzigen Crisi und Betrachtung der Gemein = Umstände fürchterlich und wehmüthig vor, daß meinen jungen Bruder Schultz allein laßen, und ihn muthmaßlich unter der unerträglichen Last versincken sehen solte! Und wie würden die neidischen Partheyen und Feinde der guten Sache frolocken, wenn es so kommen solte! Ich weiß gar wohl, daß ich die Sache Gottes nicht heben noch tragen, und Er ohne mich sein Werck aus führen kann. Wege hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dirs nicht etc.16 Inzwischen ist es doch auch die Pflicht eines Christen, gehörige Mittel zu gebrauchen, und über die Sache Gottes mit Vorsichtigkeit zu wachen. Halte was du hast, daß niemand deine Krone nehme.17 Ich übersende hiemit ein armselig Tractätlein 18 oder Zeugniß eines historischen Inhalts, wozu mich die hiesigen Umstände fast mit den Haaren gezogen. Bey solchen Vorfallenheiten darf man nicht gantz schweigen; und wenn man reden soll, weiß man nicht was, und wie man zwischen durch kommen soll. Was werden unsre Hochwürdige Väter dazu sagen? Ich vermuthe einen derben Verweis, weil mirs bey den vielerley Zerstreuungen gehet wie den Spinnerinnen, die immer abgerufen werden, den Faden zu oft abbrechen, und immer wieder anknüppeln, und einen unebenen höckerichten Faden, bald zu grob, bald zu fein spinnen, der nicht zum Nehen und nicht zum Weben taugt; oder wenn sie des Nachts spinnen, und wegen gehabter Tages-Arbeit sich des Schlafs nicht erwehren können, und bey dem Nicken den Faden brechen und knüpfen. Unsere verständige Altesten haben gemeint, es möche etwas mit zur Beförderung ihrer gehofften Collecte für den Zions-Bau helffen, wenn die Rede an das gesamte Hochwürdige Ministerium in der Metropolis dedicirte19 etc. Wegen meines Knaben in Lübeck wird mir offt bange, weil besorge, daß er dem redlichen Herrn Niemeyer zum Mißvergnügen werden, und unserm theuresten und hohen Wohlthäter, Sr. Hochwürden Herrn Doctor Francken einige Kränckung verursachen möchte.20 Der Herr solle es doch in Gnaden verhüten, und den Knaben durch seinen guten Geist bearbeiten und bekehren, und da-
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18.9.1766
durch unsre hohe Wohlthäter erfreuen und trösten! Ich habe meinen Kindern nichts anders als Verderben und Unarten anerben können, welche die Gnade Gottes nur allein verbeßern kann, wenn sie derselben Raum laßen wollen. Von den vorerwähnten Piecen21 wolte gern ein paar an Sr: Sr: Hochwürden Hochw: Herren Väter Ziegenhagen und Dir: Francken, eins an E. W. und das Päcklein an S[alvo] T[itulo] Herrn P. Pittius bestellt haben, und ist mir leid, daß nichts beßeres zu senden weiß noch habe. — Hiemit muß denn für dieses Mahl schließen, weil meine Kräfte nicht mehr erlauben etc. etc. Philadelphia d. 18tcn Sept: 1766. am Abend.
Henrich Mühlenberg
Extract bzw. Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C13:20 S. 171 —174; LCAbt. Nr. 9 S. 171 — 174. 1
HIVFach
E
Der im Extract nur als Quintessenz wiedergegebene Teil aus Mühlenbergs Brief umfaßt einen ausführlichen Bericht über seine Korrespondenz und ist als Entwurf in seinem Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 9 3 - 9 5 erhalten: „Anno 1766 Sept: d 18 an H . Wilhelm Pashe in London, d 18 Sept: a[nni] c[urrentis]. S[alvo] T[itulo] Theurester H e r r Bruder in Christo, 1) Im jetztlauffenden Jahre am 18 Mart: empfieng Dero Geliebtes vom 7 t e n dec: 1765 [nicht erhalten]. Meine Antwort gieng von hier ab mit Capt: Egdon den 7 Jun: a c: worin enthalten [vgl. Nr. 364 Anm. 62] a) Copie vom Charter der Michaelis Kirche, b) Extract aus unserm Protocoll. c) des sei. H P. Handschues einseitige Rechnung, d) ein Stück Zeitung vom 26 Maii a c e) ein und andere Stücklein vom Journal, f) 3 'A an Hochwürdige Väter etc. 2) Am 16 Junii a c : Empfieng ein paquet p[er] Capt: Friend worin enthalten [vgl. Nr. 370 Anm. 7] a) Ew. W. Ehrw: Geliebtes vom 8 April a c b) Copie von Jacob Beyerles Klagen an Rev: D r : Wfachsel] c) Ein Geehrtes von Sr. H. D r : W[achsel] dat: d 3 Jan. a c d) Verschiedene Briefe weg[en] Petfer] M[ühlen]b[erg] und 2 angenehme TractaetI vom H . Sen: Urlsperger etc. 3) Auf diese letztern antwortete [vgl. Nr. 372 Anm. 83] 1) Vom 20sten Junii a c: an Sr: H . D r : W[achsel] 2 'h Bogen, beygeschloßen a) eine Copie von der Urkunde, welche am 11 Junii in den Eckstein der Zions Kirche geschloßen. b) Copie von einem Versuch zur Synodal Conferentz von 1743 bis 1766. Solch paquet gab bey mit Capt: Rankin nach Cork in Irrland, weil sonst keine Gelegenheit bey d[er] Hand war. 4) Zu Ausgange des Junii a.c. schrieb [vgl. Nr. 373 Anm. 20] a) An Theuresten H . Bruder Pasche. b) An Hochw. Väter. Beylagen waren 1) Copie von der Philadelphischen Kirchen = Ordnung. 2) Copie vom Protocoll der letztgehaltenen Synodal = Versamlung. 3) Copie von einer Streitschrift zwischen Bayerle und mir etc. d[atirt] Nov. 1764. 4) 2 Bogen voll Copie von meinem Schreiben an H. Rev: D r : Wfachsel] vom 20 Junii. 5) ein Stück von der deutschen Zeitung. 6) wo nicht irre, auch die Copie von H. D r : Wachseis Brief an mich. Seit der Zeit bis hieher haben H. P: Schultz und ich, unter Gottes Gnade, Erbarmung und väterlichen Schutz unsere Amts = Arbeit an der Gemeine fortsetzen können, ob wir wol beyde mit Schwerer Kranckheit heimgesucht worden, nemlich zu Ausgange des Julii, bekam unser H. Br: Schultz einen Anfall von der Dysenterie, welche ihn, zumal in der fast unerträglichen Hitze
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Die Briefe des Jahres 1766
fast auf den Tod abnagte. Wie solche durch Göttliche Hülffe und Gebrauch der Arzeney Mittel abgewandt, aber die Natur so sehr abgemattet, daß eine Erholung und Genesung vor Menschen Augen zweifelhaft schiene, wurden Sr: H. H. Dr: Wrangel und H. P. Schult Raths, daß sie mit einander auf Wicacoa ein neu erfunden Mineral Waßer trinken wolten, welches auch bey 3 Wochen lang geschähe, wo bey H. Br: Sch: die Beschwerde hatte, täglich die 2 Meilen in der Hitze hin und her zu reisen. Gott sey aber hertzlich gedanckt, der seinen Segen darzu gegeben. Kaum war er wieder hergestelt und bey Kräfften, so wurde ich hefftig über fallen etc. etc. 2) gleichfals schrieb einen Bogen an Hochw: Väter Hh Zfiegenhagen] und Fr[ancke] a) wegen meiner peripneumonie b) wegen eines Adiuncti, gestern am 18 Sept: im Kirchen = Rath abgeredter Maßen c) wegen H. Sfchultzes] Vorhaben d) wegen Sr: H. Dr: Wr[angels] Umstände dat: d 19 Sept: 1766. [ = Nr. 385] 3) Am 20sten Sept: 1766. packte in ein Kistgen oder Box: 1) meine Defens: Schrifft wieder Lucas Rauss. [ = Bd. II Nr. 216] 2) 3 Tractaetl. Zeugniß genant und ein Schreiben Nomine Corporat[ionis] an Sr: Hoch E. Pastor Pittius at Savoy. [Nicht erhalten] 3) 4 Zeugniße mit H. P: Schultzens Schreiben an den jungen H n : Hofpr: Lüdersen. 4) An H. W m Pasche 1 xh Bogen [ = Nr. 384], worin alle vorige von mir hinaus gesandte Briefe vom Junii/Julii a c: berichtete; und beylegte a) die deutsche Zeitung, worin unser Danckfest vom 1 Aug: berührt. b) eine Copie von des Schneiders Briefe d[e] d[ato] 11 Julii 1765 von London, hier arrivirt im Sept: 1765 c) Ein Versuch zu einer Synodal = Conferentz d Anno 1743 bis 1766. d) Einen Catechismum von hier, mit der August: Confess: 5) Apart hatte eingepackt a) ein Schreiben Nom: Corpor: in einem Tractaetl. nebst der Copie von Georg Schneiders Briefe, und versiegelt adressirt to the Rev d Mr: Gustavus Wachsei D D. and Pastor of the german Lutheran St: Georg's Church in White Chappel Street, London [nicht erhalten] 6) Apart ein Schreiben Nom: Corporat: mit einem Tractaetl. versiegelt addressirt To the Revd Mr: Creuter D. D. and Pastor of the German Lutheran Church near Trinity Lane and Thames Street London. [Nicht erhalten] Diese 2 aparte paquetgens und obige Box mit M Z. bemerckt, habe an den jungen Herrn Keppele gesandt und gebeten, daß er sie mit Capt: Nuttel, des Mr: Christoph Marshals Schif befördern mögte. Act: d 20sten Sept: 1766." 2 = Nr. 378 und Nr. 379. 3 Vgl. Nr. 374 mit Anm. 27 und 28. 4 Vgl. Nr. 373 Anm. 20. 5 Zur damaligen Situation Wrangeis siehe Nr. 383. 6 Fahrenheit, entspricht 34 Grad Celsius. 7 = Lungenentzündung. 8 Med.: Stauungen. 9 Lungenflügel. 10 Vgl. Spr 30,32; Wander Bd. 2 Sp. 316. 11 Zeitraum von sieben Jahren. 12 Vgl. Nr. 364 S. 382f. mit Anm. 41 — 43 und Nr. 355 unter Punkt 2) mit Anm. 9 und 10. 13 Vgl. Nr. 323; Nr. 358; Nr. 359. • 4 Vgl. Mt 6,33. 15 = Nr. 364. 16 Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. 17 Apk3.ll. 18 Vgl. den Titel S. 12. — Im Tagebuch kommentiert Mühlenberg die Nachricht von der Aufhebung der Stempelakte so: „ Pfingst Montag den 1[9] Maii [ 1 7 6 6 ] . . . Heute kam mit einem Schiffe die gewiße Nachricht von Engelland, daß die Stämpel Acte in beyden Parliaments Häusern völlig wiederruffen, und die Wiederruffung am 18 Mart: a[nni] c[urrentis] von Sr: Großbrittanischen Majestaet genehmiget worden, welches große Freude erweckte." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 65f.; vgl. AFrSt IV C
N r . 384/385
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13:14 S. 109; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 109; H D S. 1740; T a p p e n II S. 303). - Vgl. Lawrence H e n r y Gipson, T h e Great Debate in the Committee of the Whole House of Commons on the Stamp Act, 1766, as Reported by Nathaniel Ryder, in Pennsylvania Magazine of History and Biography, 86(1962), 10—41. „Dienstags den 20sten M a i i . . . welcher Abend, und der folgende tag in der Stadt nach Weltüblicher Art von Ihren Liebhabern mit Illuminationen, Lustfeuern, Schießen, Läuten etc. etc. und Kranckmachenden Gesundheits = Trincken, doch alles nach Aristotelis D e c o r o etc. zugebracht wurde." (AFrSt IV C 13:14 S. 109f.; LC Abt. H IV Fach E N r . 9 S. 109f.; vgl. H D S. 1740; Tappert II S. 303). Die W i d m u n g lautet: „Denen Hochwürdig = und Hochgelehrten Lehrern der Gottesgelahrtheit, zwiefacher Ehrenwehrten Aufsehern, Seelsorgern, Hirten und Pflegern, Derer respective Gemeinen an Seiner Großbrittanischen Majestät Deutschen Hof = Capelle zu St. James's, an der Savoyer, Hamburger, und St. Georgen Kirche, des Deutsch = Evangelischen Zions in London, Seinen in Christo dem höchsterhabenen Zions = Könige und Grossen Hirten der Schafe tief zu verehrenden Vätern, Gönnern und Fürbittern, wiedmet diese in Schwachheit, unter vielerley Geschäften, drückender Sonnenhitze, und Zerstreuung gehaltene und verfassete Rede, ergebenst, und empfiehlet sich anbey, nebst allen redlichen Amts = Brüdern und Gemeinen, in der Americanischen Wüste, zu Dero hochgeneigten Andenken und Fürbitte vor dem Gnadenthrone, ein abgenutzter und auf baldigen Abschied wartender Diener, H.M. Philadelphia, den 4ten August, 1766." Zu Mühlenbergs damaliger Kenntnis von den Ereignissen in Lübeck siehe S. 454 mit Anm. 2. Von der Predigt; vgl. Anm. 1 unter dem 20. 9. 1766 und Anm. 18 und 19.
385. An [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 19. 9. 1766
Hochwürdige in Christo tief zu verehrende Väter und Wohlthäter, Gestern am 18 Sept: bin zum erstenmal wieder heraus gekrochen, wie wol sehr matt und beklemt, weil seit dem 11 Sept: an der Peripneumonie laborire, und noch nicht durch bin.1 Die Glieder der Corporation waren beysamen, und verlangten, daß w o möglich, bey wohnen mögte. Ihr Vortrag war unter andern dieser: „Wir und alle fühlbare Glieder in der Gemeine sind in großer Furcht und Beklemmung, weil unser alter Lehrer etc. von Gott dem Herrn mit einer Kranckheit heimgesucht, da von die Arzeney Verständige sagen, daß sie gefährlich sey, zu mal, wenn vielerley Fatiguen vorher gegangen, und Alter und Entkräfftung des Leibes damit verbunden, und nicht einmal Zeit zum Verschnauben und Erholung da ist. Wir stecken in dem schweren Bau, der uns ohne das Grund Stück gerechnet, drey tausend £ curr: nur bis unter Dach kosten wird. Solte ein geschwinder Hintritt geschehen; so viele die unerträgliche Last auf die noch zarte, und dieser Americanischen Umstände noch ungewohnte Schultern des H. Sch[ultze] der zwar sehr beliebt und geachtet in der Gemeine, aber allein zu schwach ist für die Bürde. Wir sind verlegen um guten und schleunigen Rath, wolten gern gleich einen förmlichen Beruf an unsere unschätzbare alte venerable Hochw: Väter und Wohlthäter stellen, aber wie? Soll es heißen, wir ersuchen demüthigst etc. um einen Rector an H. Mb: Stelle etc. so kommen wir in Noth mit der Gemeine; denn die will den alten Mb:
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brauchen, so lange noch ein Faden dran ist, und wäre auch nicht recht in Ansehung unsers H . Pf: Sch: weil er der nächste ist, und wol nicht gern einem Nachkommenden subordinirt seyn würde. Soll es heißen: um den dritten Prediger, so ist es sehr schwer in den jetzigen höchst armseligen Bau Umständen ein Salarium zu bestimmen. Soll es heißen: um den zweyten Prediger, so sind wir und Gemeine besorgt, der alte erste werde uns verlaßen und dar zwischen heraus gehen etc. Unser einfältiger Rath und hertzen Meinung wäre, wenn Sie Mb: unsere Hochwürdige Wohlthäter in unserm Namen kindlich ersuchten und um Gottes und seiner Sache willen anfleheten, um einen Adiunctum, Substituten oder wie man die Herren nennet, der sich für die Gemeine schicken und mit Herrn Pfr: Schultz in Liebe und Einigkeit dem wichtigen Amt vorstehen mögte. Ein solcher könte die kurtze Zeit der Adiuncture wohl an wenden und bey dem alten Mb: der hiesigen Umstände kundig und gewohnt werden, und wenn denn ein Hintritt geschähe, so wäre die Gemeine versehen." Ich sagte, sie könten ja nach ihrer Kirchen = Ordnung, an einig Gottsei. Rev d Consistorium oder Minist: senden etc. etc. Antwort: ich mögte sie doch damit nicht kräncken etc. es hätte ja schon vor alters in Philadelphia Offenb: 3.8 = 10 pretendirte Bekenner, ja auch Saneballats Nehem. 4 seq. gegeben etc. dafür könten sie nicht; man müste auf die Sache Gottes Achtung haben. Ich erwiderte, daß ihre Meinung mit meiner über einkäme, und meine Gedancken des wegen schon vor etlichen Monathen an Hochwürdigste Väter berichtet 2 , worüber sie sehr froh wurden, und inständigst baten, daß doch gleich in ihrem Namen die wichtige Sache Hochwürdigsten Vätern bittlich flehend vorlegen solte, weil periculum in mora wäre. Die gantze Gemeine würde sich freuen und Gott dancken, wenn es hieße, daß ich einen Adiunctum zu hoffen und bald zu erwarten hätte, zumal da die neue Kirche 107 Fuß lang 71 Fuß breit und in der Mauer etwas über 40 Fuß hoch wäre und eine penetrante T e n o r oder Alt stimme und gesunde pulmones erfoderte, und es dabey hieße wie man singt in dem Liede: Stilles Lamm und Friede Fürst: 3 Daß ich mög ein Lamm und Löwe vor dir seyn. Um nun in dieser wichtigen Sache und bedencklichem Crisi nichts zu versäumen; so habe gleich, so mat und elend auch noch bin, die Feder ergreiffen, und Hochwürdigsten Vätern, nächst dem Barmhertzigen Heilande, der die Gemeinen mit seinem eigenen Blute erworben 4 , die N o t h vor legen und um gnädige Erhörung und Hülffe demüthigst bitten müßen. H . P f r : Schultz denckt, daß Möns: Abner, davon in meinem letztern Meldung gethan 5 , zu klein und schwach für solchen Adiunctus in Philadelphia seyn, aber sich sehr gut für Barrenhill und übrig Vereinigte vacante Gemeinen nicht weit ab, schicken würde. Der Herr, deßen die Sache ist, gehe in Gnaden vor an, und helffe um seines Namens willen amen! Uber dieses wolte ergebenst berichten, daß H . P f r : Schultz vor etlichen Monathen auf eine anständig = Christliche Weise um meine älteste Tochter im 19ten Jahre ihres Alters zur Ehe angehalten. Wir Eltern haben ihm beyderseits vorgestelt, daß wir nicht bemittelt und nicht im Stande sind zu seiner leiblichen Wohlfart was bey zu tragen. Er sagte aber, daß ers vor Gott überlegt und gebetet hätte, und es seinem Stande und Amte gemäß hielte. Man hat freylich in
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solchen Umständen offt einen starcken sinnlichen Glauben, der hernach mannichmal schwach wird, wenn die Wehen des Ehe = Standes in ihrer Serie ankommen etc. Dagegen ist auch hier zu Lande für den ledigen Stand der Prediger schwer und giebt vielerley Versuchungen und Anstoß in mannicherley Zufällen. 6 Nach dem die Gemein = Umstände überlegt etc. haben wirs gebilliget, gestern in der Corporation kund gethan, und wie man sagt, soll es in der gantzen Gemeine angenehm seyn. Dahero nächste Woche gfeliebts] G[ott] die Trauung geschehen mögte. Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen heist es im gemeinen Sprichwort. 7 Für den ältesten Buben in Lübeck bin unter andern am meisten besorgt, weil er schon verwachsen und in seiner ersten Jugend versäumt war. Wenn nur der barmhertzige Vater im Himmel es so dirigirt, daß er seinem redlich und gütigen Principal nicht zur Last, und hohen Wohlthätern nicht zur Kränckung werden mögte! Die Jugend ist unverständig, hat mehr mit sinnlichem Gefühl als den Gnaden Zügen des guten Geistes zu thun, und weiß ihr eigen Bestes nicht. Ich bitte und flehe für die Kinder, daß der H e r r sie bekehren und ihre Seelen erretten wolle. Im leiblichen mag es gehen wie es kan, wenn sie nur lernen ihr Brodt ehrlich zu erwerben und dem gemeinen Wesen nicht schädlich, sondern nutzbar werden. Mit unserm redlichen Herrn D r : Wrangel siehet es noch sehr bedencklich aus.8 So lange die 2 vorhergehende Ertzbischöfe H e r r Heinrich Benzelius etc. lebten hatte er gute Unterstützung, und durffte sein Journal von mannichen schönen Gnaden Spuhren vorlegen, worüber sie selber in der 1 lten Stunde noch erweckt wurden und sich freueten etc. Seit dem sie aber zur Ruhe gegangen, und der Sadducaeismus im Synedrio die Oberhand gewonnen 9 , so haben seine gottlose Amts = Brüder hier das Tempo in acht genommen, und ihn hart daheim verklagt und ihn des Hallischen Pietismi, Enthusiasmi etc. etc. beschuldiget, und es so weit gebracht, daß ihm nun schon das zweyte mal der Rapel vom Synedrio mit französischen Complimenten und Verheißungen insinuirt worden, nemlich Sr. Mafjestät] verlange ihn wieder zurück in die H o f p r e d : Stelle, ohne was sonst noch f ü r fette Parochien auf ihn warten, nebst Ordre, daß er den nächsten Pastor B[orell] ein prostibulum unserer Religion und Stein des Anstoßens 10 als Probst zum Successor introduciren soll. Seine Gemeinen, worunter sich wakkere begnadigte Glieder befinden sind darüber auf gebracht, und sagen: wenn D r : W r : weg gehet, oder weg genommen wird; so soll es ein Ende mit der Schwedischen Mission haben, und sie wollen sich an die Englische Societaet wenden, und von daher versehen seyn. N u n steckt der treue Bruder in großer Beklemmung, und war fast willens, er wolte sich von allem los machen und eine vacante deutsche Gemeine annehmen, oder auch dem Synedr: gute Nacht geben, und seine Gemeinen auf Wicacoa Kingcess, upper merion etc. independent bedienen und hier ein oder andere junge Leute prepariren, die ihm als Lutherische Lehrer in Englischer Sprache succediren mögten, welches letztere, ex duobus mir vorzüglich scheinet. Er bat mich sehr, ich mögte mit H a n d anlegen, und als preses, nomine Ministerii einen Brief schreiben, an den jetzig neuen H . Ertzbischöfe11 seinen nahen Anverwandten und die Sache in ihren Folgen vorstellen, wenn er in der jetzigen Crisi fort gehen und den P: B[orell]
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als seinen Successor introduciren solte. Ich konte wegen der Connection unserer beyder seitigen Kirchen, und seiner Treue, die er mir im Leiden und Trübsal erwiesen, ihm solches nicht abschlagen, und schrieb 3 Bogen 1/2 erstlich ins rauhe 2) ins feine 3) ins Reine, und als eben am 11 Sept: Nachts, den letzten Buchstaben geschrieben, ward überfallen mit der Pneumonie, welche aber eine andere Caussam hatte, nemlich, wir haben Zeit meines Hierseyns in Pennsylvania nicht so ausnehmende Hitze als in diesem August Monathe gehabt, so daß ich offt bey der Amts = Arbeit dachte, der Cörper würde schmeltzen und sich dissolviren. Und plötzlich darauf kamen etliche kalte Tage und rauhe Winde und verschloßen die erweiterten poros etc., daher auch allerley hitzige febres inflammat[ae] erfolgten. Dancke dem Gnädigst = und barmhertzigen Vater in Christo, der mir so viele Kräffte verliehen, diese Zeilen noch zu schreiben und mein schweres Anliegen vorzutragen, bitte um Jesu Christi und seines vollgültigen Versöhn = Opfers willen, Er wolle unsere theuresten Väter noch ein Zeitlang bey Leben, Kräffte und Christlicher Großmuth zum Besten seiner Kirche in der Nähe und Ferne erhalten bis der gute Kampf vollends gekämpfet, und der Lauf zur herrlichen Crone gantz vollendet12 und keine Zeit mehr ist! Welches von Hertzen in der Schwachheit bittet und wünschet
Philadelphia d. 19 Sept: 1766.
Hochwürdige, in Christo tief zu verehrende Väter und Wohlthäter, Ew. Ew. Hochw: Hochw: unnützer und lastbarer Knecht Henrich Mühlenberg.
Reinschrift inAFrStIVC 13:21 S. 175-179; LC Abt. HIVFach E Nr. 9 S. 175-179. Auch in HD S. 2005—2012. — Auf der ersten Briefseite steht unten von Mühlenbergs Hand: „An Sr: Sr: Hochw: Hochw: Herren Hofpr: 2: u Dr: Fr:". 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Vgl.Nr. 384S.454f.undNr.386. = Nr. 364. Kirchenlied von Christian Friedrich Richter (1676—1711); aus der vierten Strophe. Vgl. Apg 20,28. In Nr. 364 S. 381. Vgl. Mühlenbergs Rechtfertigung seiner eigenen Heirat in Bd. I Nr. 45 S. 201. Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1299. Zum folgenden ausführlich Nr. 383. Gemeint sind Boreil, Wicksei, Lidenius und Heggeblad. Vgl. dazu ausführlicher Nr. 383. Vgl. 1 Petr 2,8 und Wander Bd. 4 Sp. 818. = Nr. 383. Vgl. 2 Tim 4,7f.
Nr. 385/386
19.9./25.9. 1766
386. An[G. A. Francke und F. M. Ziegenbagen]
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Hochwürdige in Christo hertzlich zu venerirende Väter und Wohlthäter, Vorige Woche am 19 Sept: a[nni] c[urrentis] habe an Hochwürdige Väter geschrieben und den Brief 1 mit in ein Boxlein geschloßen, worin etliche piecen von unserm hiesigen Danck = Fest wegen Aufhebung der Parliam: Acte etc. enthalten etc. und solches mit Capt: Nuttle abgeschickt. 2 Das haupt Anliegen in demselben war um einen Adiunctum an meine Stelle und hiesige Philadelphische Gemeine, welches am 18ten Sept: a c : mit den Gliedern der Michaelis Corporation in der Stille verabredet, dabey die Glieder vernünfftig dachten nemlich: „Wir sehen daß die Kräffte des Mbs weichen und der letzte Zufall vom 11 Sept: nemlich eine Peripneumonie uns in Schrecken gesetzt. Solte er abscheiden, so käme unsere Gemeine in eine gefährliche Crisin. H . Pfr: Schultz ist beliebt bey der Gemeine, aber noch zu frembd und zu schwach allein vor zu stehen, und im Lande ist keiner der gemißet werden könte oder sich schickte zum Mitarbeiter in Philadelphia etc. Wir stecken nun in der äusersten Noth mit dem Zions = Bau, und müsten alle drunter brechen und und vielen neidischen Partheyen zum Spott und H o h n = Gelächter dienen, wenn der Gottes = Dienst nicht continuiren solte etc. Es ist hohe Zeit die gefärliche Sache und Noth unsern Hochwürdigsten Vätern vorzu legen, aber wie? Sollen wir suppliciren für einen Rector, was kan ein mit den hiesigen Umständen noch gantz unbekanter Herr ausrichten? Zu mal es auch nicht recht gethan wäre gegen H . P f r : Schultz, der doch der nächste ist, und schon etwas Erfahrung von den hiesigen Umständen hat. Soll es heißen um einen dritten Prediger, so können wir in den jetzig armseligen Bau = Zeiten kein hinlänglich Salarium bestimmen: Soll es heißen der zweyte Prediger, so befürchten wir große Unruhe in der Gemeine, denn sie befürchten, daß der alte Mb: Philadelphia verlaßen mögte, wenn er einen in seine Stelle bekäme etc. Wie wir uns wenden und drehen, so sind finstere und fürchterliche Wolcken vor Augen, und wißen keinen Rath. Der füglichste Rath nach den Umständen deuchte uns zu seyn, wenn der Gnädigst = und barmhertzige Mittler 3 [das] Hertz unserer Hochw: venerablen Väter dahin lencken mögte, [daß sie] einen starcken Mann mit aufrichtigem Hertzen und gesunden pulmonibus für die neue Zions Kirche von 107 Fuß lang, etl. 70 Fuß breit etc. auffinden, und als Adiunctum des Mühlenbergs berufen könten etc. Ein solcher könte die noch übrige kurtze Zeit mit dem alten Mb: conferiren, und der hiesigen Umstände kundig werden. Wenn als denn ein vermutheter Abschied erfolgte, so wäre doch die Vacantz ersetzt. Wenn es hieße, der alte Mb: kriegte einen Adiunctum, so würde die gantze Gemeine sich freuen und ruhig seyn, denn es überhebet viele Mühe und Schwierigkeit, wenn ein Successor bey der Hand ist, ehe die Vacantz sich ereig[n]et. An Unterhalt und Nothdurfft soll es nicht fehlen. Und wenn es ja wegen der Bestimmung eines gewissen Salarii Anstand haben solte; so mögten Hochwürdige Väter nur 70 £ curr: freye Wohnung, und frey Winter Holtz für einen solchen Prediger gantz sicher zu bestimmen und in den Beruf zu setzen geruhen. Denn ich will
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Die Briefe des Jahres 1766
gern mein Salarium von 90 £ jährlich abtreten und ins Gantze zweyer ordentlichen Prediger vermachen, dazu auch die Hälffte der Accidentien. Denn da mein Salar: auf 90 und H. Schultz seins auf 60 £ bestimmet ist und 150 im Gantzen ausmacht; so könte H. Schultz davon 80 und der neue 70 nehmen, bis die Gemeine in beßern Stand komt, mehreres zu thun. Es wird daran, nemlich die Nothdurfft zu bestreiten; nicht fehlen, wenn man nur am ersten nach dem Reiche Gottes, und nach seiner Gerechtigkeit trachtet." 4 Ich gienge gern zur Ruhe, wenn es Gottes Wille wäre mich aus zu spannen, doch solte es mir schwer und ängstlich seyn, wenn Hn. Schultz allein zurück laßen müste. Denn er ist nicht im Stande der weitläufftigen Gemeine vor zu stehen, und müste im kurtzen erliegen. Sr: H. H. Dr: Wrangel kan nicht mehr zu Hülffe kommen, weil er keinen Adiunctum hat5, und selber Hülffe bedarf, in seinen weitläufigen Gemeinen. Ich habe nun mein Hertze ausgeleert, werffe mein Anliegen auf den Herrn Herrn 6 , und in den Schooß unserer Hochwürdigsten Väter und Wohlthäter. Entkräfftet und schwach bin ich von der Peripneumonie und thut mir weh, wenn in die Witterung hinaus, laut reden und predigen sol, habe Lust abzuscheiden und bey Christo zu seyn!7 Es wird denn auf Gottes Direction ankommen. Nach meinem Gefühl kan es wol nicht lange mehr mit meinem Leben dauern, wie verständige Doctores gleich[fal]ls meinen. In deßen stehet alles in Gottes Hand und seinem allergnädigsten [Willen]. H. Pfr: Schultz ist vorgestern mit meiner ältesten Tochter 8 vom Hn. Dr: Wrangel [copulirt worden, worüber die Gemeine sich vergnügt bezeigt, weil sie immer] befürchteten, er mögte das Heimweh zu starck kriegen und wieder zurück gehen. Die Zions = Kirche ist nun dem Mauer = Werck nach aufgeführet; so daß die Zimmer leute am H o l t z = und Dachwercke arbeiten. Die Witterung ist aber gar nicht bequem, weil es zu viele Regen = Güße giebt und die kalte Witterung heran rücket. Des Beyerles und seiner Consorten Unternehmung mit der neu Reformirten Streit = Kirche 9 ist nun unterbrochen, denn sie hatten veste Hofnung, daß durch des Apothec: Schneiders etc. Fürsprache in London bey Sr: H. Dr W[achsel] und von Deutschland eine große Collecte von etl. Hundert Pfunden ankommen solte, womit sie ihre versprochene Hälffte an den Schulden abtragen wolten. Als aber die reform: Parthey sähe, daß von Beyerles Seite nichts erfolgte, wurden sie böse und schloßen ihre Kirche zu, daß der Pfr: Hausile mit seinen paar Anhängern heraus bleiben muste. Nun dräuet er die jenigen, die ihn beruffen haben mit Prozess vor der Obrigkeit, und will sein versprochenes Salarium haben, für die mit ihm stipulirte 3 Jahre. Der Pfr: Hausile wurde auf unserer letzten Synodal = Versamlung vom Ministerio aus geschloßen10, ohne [mein] Begehr. Vor gestern ist schon ein Schiff aus Holland mit [200 deutschen] Frachten angekommen. So sind auch von der Rev: Synode [3 reform.] deutsche Prediger arrivirt, und 3 kamen zu Anfange dieses Jahres. 11 Die Holländische Mutter thut ungemein viel für die deutsch Reformirten in Nord America. Sr: Hoch Ehrw: Richard Peters, Commissarius von der hiesigen Hoch Kirche besuchte mich in meiner Kranckheit, und [eröffnete unter andern, daß er Ordre von Sr: Em: dem Ertzbischof hätte, er solte mit mir sprechen, ob ich junge Prediger aus unserm Ministerio recommendiren könte,
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welche der Englisch = und deutschen Sprache m[ächtig], eines Christlichen Characters und belebt wären? Solche solten reichlich salarirt und in vacante Plätze verordnet werden, wo Englisch = und Deutsche wohneten ex: gr: in Neuschottland oder Hallifax, und an 4 bis 5 Orten mehr. Ich antwortete: 1) Er wüste wohl, daß unsere Augsfburgischen] und ihre Articuln differirten: resp[ondit] zu Christi und seiner Apo[stel Zeiten] hätte man weder von Augsp: noch andern Artic: was gewust, [sondern] gelehret: thut Buße und glaubet ans Evangel: 12 Christus, der gekre[uzigte] und aufferstandene sey der Grund 1 3 und Augenmerck etc. 2) Wir hätten [dermalen] selber noch großen Mangel an deutschen Predigern, und [wüsten keinen der englischen Sprache so mächtig und willig sich reordinieren] zu laßen, zu mal wir Christum den gekreutzigt = und aufferstandenen verkündigen könten ohne Episcopal Succession und Ordination etc. etc. Er bedauerte und meinete, daß solche von Menschen gemachte zwischen = und quer Verzäunungen dem Reiche Christi großen Schaden thäten etc. gedächte es könte ein Medium erfunden werden, so daß beyder seits Articul und Gewißen unbeschädigt blieben, in diesem Theil der Welt etc. nahm freundlichen Abschied. Es fiel mir hierbey ein, daß Hochwürdige Väter in vergangenen Jahren mit dergleichen Vermuthungen und Fragen genug beunruhiget. Nach menschlichem Ansehen und Überlegung der hiesigen Umstände, mögte eine kühle Betrachtung also dencken: 1) Die hiesigen Schweden haben eine Mutter zur H e b = und P[f]leg = Amme, die Erfahrung zeigt aber, wie wenig damit geholffen, wenn die Missionarien das rechtschafne Wesen in Christo haßen, und nicht einmal das Opus operatum treiben, und noch dazu die praxin des Evangelii nach der Augsb. Conf: und Libr: Symb: für Hallische Pietist= und Enthusiasterey ausschreien. 14 2) Die zerstreuet hochdeutsche Reformirte erschracken wenn sie vom Absoluto [Dec]reto, absolfutae] Elect[ionis] und praedest[inationis] höreten. Weil aber eine Mutter in Holland [sich] ihrer erbarmet, und Prediger frey herein sendet und unterstützet, welche [auf] die Artic: des Dortdrechter Synods schweren; so werden sie nach und [nach] gewohnt, die härtesten Brocken zu verschlucken, und sie zu vertheidigen. Ein Theil der zerstreueten Lutheraner, wenigstens die ersten Vereinigten Gemeinen 15 haben, wie der weg geworfene, auf dem Nilus schwimmende Moses, durch göttliche Vorsehung die rechte Mutter zur Pflegerin bekommen. 16 Aber wie gehet es mit den übrigen Verlaßenen? Können die hochdeutschen Ref: den Dord: bon pour Nicle [!] nach und nach gewohnt werden; so sehe nicht, was die verlaßene deutsche Lutheraner in America verhindern könte, eine Englische Mutter anzunehmen, zu mal wenn sie [ihre] Brüste und Milch umsonst anbiethet, und der Hunger der beste Koch ist17, und die flatte [„platte"] Sinnlichkeit mehr auf bunte und gläntzende Farben, als [aufs] Tuch selber siehet 18 , und die Schwäche oder Stärcke nicht unterscheidet. [So] werde ich genöthiget zu dencken, aber nicht zu sagen. Denn ich weiß, daß [ein] allmächtig allweiser und alles regierender H e r r und Heiland zur Rechten [des] Vaters sitzet, der sich so wol um das Kleinste als Gröste beküm-
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Die Briefe des Jahres 1766
mert, und alles [regijret und zum Besten seines Reiches ausführet. H o f f e auch Hochwürdigste [Väter] werden väterlich und herablaßend excusiren, daß solche Sachen so vorflege wie] sie sich nach den Umständen praesentiren, und gütigst erlauben, daß [bis in den Tod] mich nennen darf Ew. Ew. Hochw: Hochwür[den schwacher und unnütz beschwerlicher Knecht Philadelphia den 25ten Sept. 1766.]
Henrich Mühlenberg.
Reinschrift in AFrSt IV 13:22 S. 180—183. Das Manuskript weist Randschäden auf. Datumszeile und Unterschrift fehlen. Oben auf der ersten Seite des Briefes ist von fremder Hand notiert: „Mühlenberg 2i Sept. 1766. pr. 1. Febr. 1767." — Auch in HD S. 2013—2020; danach Ergänzung fehlender Textstellen. 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
= Nr. 385. Vgl. Nr. 384 mit Anm. 1 und 21. Vgl. 1 Tim 2,5. Vgl. Mt 6,33. Heggeblad war zu Beginn des Jahres 1766 gestorben. Vgl. Nr. 355 S. 362 und Nr. 383 S. 444—447. Vgl. Ps 55,23'. Vgl. Phil 1,23. Eva Elisabeth. Dazu Nr. 353 und ausführlich Nr. 372 und Nr. 373. Siehe Nr. 372 Anm. 75. Am 10.9. 1766 kamen Karl Lange (geb. 1731), Johann Theobald Faber ( 1 7 3 9 - 1 7 8 8 ) und Johann Georg "Wittner (1735—1779) in New York an; vgl. Glatfelter I S. 78, 39, 167. Bereits im September 1765 waren Friedrich Julius Berger (geb. 1740), Friedrich Ludwig Henop ( 1 7 4 0 - 1 7 8 4 ) , Johann Nikolaus Pomp ( 1 7 3 4 - 1 8 1 9 ) und Johann Jacob Zufall (geb. 1730) in Philadelphia angekommen; vgl. Glatfelter I S. 19f., 62, 104f., 170f. Mk 1,15. Vgl. 1 Kor 3,11. Dazu ausführlich Nr. 383. Providence, Neuhannover und Philadelphia, später auch Germantown. Vgl. 2 Mos 2 , 1 - 1 0 . Sprichwort. Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 912. Sprichwörtlich. Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 927.
387. [G. A. Francke] an M.
Halle, 13./14. 10. 1766
D. 13 Octob. 1766 An H. Mühlenberg zu Philadelphia Pro Memoria. In meinem lezten Pro Mem. vom 28 ten Aug. 1 habe gemeldet, daß ich Ihrem ältesten lieben Sohn noch nachdrückliche Vorstellung thun lassen und erwarten
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wolle, was dieselbe für Wirkung haben werde. Es ist denn aber aus seiner hierbey gehenden Antwort an Fabricius 2 mit mehrerm zu ersehen, daß er von seiner Resolution nicht abzubringen gewesen. Ich communicire zugleich d[es] H . Niemeiers Brief an mich 3 , nebst einen Extract seines Briefs an H . Archidiac. Niemeier 4 , ingleichem den Brief von H . Walther, Bedienten bey der Frau Neubaurin, an Fabricius. 5 Da übrigens H . Niemeier für die am lezten Accord 6 noch fehlende 30. Wochen, ausser den ihm vorher accordirten 300 M[ar]ck oder 100. R[eichs]th[a]l[er] Lüb[scher] Courfant] annoch 60. Mck. oder 20 Rthl. verlanget, solche Forderung auch von andern für billig gehalten wird; so habe nicht angestanden, ihm selbige zu accordiren, und versprochen, so bald er mir die Rechnung übersenden werde 7 , wie viel noch für Ihren Sohn in Cassa eigentlich habe, ihm das übrige zu übermachen. Der Louisd'or gilt aber nach dem Lübischen schwachen Geld nicht 5. rth. oder 15. Marek sondern 12. bis 13. Mck. steigend und fallend, wie der Cours ist. P.S. Weilen ich noch vor Abgang dieses einen Brief von H . Niemeier aus Lübeck erhalten 8 , so habe demselben hiebey in Copia zugleich übersenden wollen. Hailed. 14 (en Oct.66. Entwurf in AFrSt IVB 6:30 S. 95;LCAbt.
HIV Fach A Nr. 18 S. 66.
i = Nr. 382. Nicht erhalten. 5 Vom 16. 8. 1766; erhalten in AFrSt IV B S. 44 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 32). Mit diesem Brief schickte Niemeyer eine Kopie des „Abschiedsbriefes" (siehe Nr. 382 Anm. 6) von Johann Peter Gabriel an Francke. 4 Nicht erhalten. 5 Vom 13. 8. 1766; erhalten LC Abt. H I V Fach A Nr. 18 S. 27. 6 Die Vereinbarung vom 16.7. 1766 (AFrSt IV B 6:16 S. 49f.; LC Abt. H IV Fach A Nr. 18 S. 35f.) über die Verkürzung der Lehrzeit um 2 1 / 2 Jahre. Vgl. Nr. 349 Anm. 7. 7 Niemeyer reichte folgende Endabrechnung (AFrSt IV B 6:26 S. 86f.) ein: 1
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Die Briefe des Jahres 1766
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13., 14. 10./30.10. 1766
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Zu der Teilrechnung von 1763 bis 1766 ist folgende Erklärung Johann Peter Gabriels erhalten (AFrStIVB6 = 27S. 91): „ Copia Daß Ich alles was Herr Niemeyer laut specificirten Rechnung (die Summa beläufft sich auf 256 Mark 1V2 Schilling Lübs[che] Cou[rant] vor mir während meinen Diensten ausgeleget, richtig Empfangen habe, bescheinige hiemit Lübeck d. 20 Aug: 1766. J. P. G. Mühlenberg." Die weitere Teilrechnung lautet detailliert (AFrSt IV B 6:26 S. 89): „Lübeck Ao 1766 den 16 Julii Herr Pastor Mühlenberg Hoch Ehrwürden Dbt Auf Ew. Hochehrwürden Verlangen, habe mit des hiesigen Sehl. Herrn Joh. Adolph Neubauhrs nachgelassene Frau Wittwe, in Krafft habender Vollmacht des S. T. Herrn Doctor u. Director Francken in Halle, ein Vergleich untern 16 Julii 1766 errichtet, Krafft welchem contrahiret ist, meinen Discipul Joh: Peter Gabriel Mühlenberg Vh Jahr von denen laut Contract 1763 d. 29 ten Septembr. sechs stipulireten Dienst = Jahren zu erlassen, und selbigen auf Ostern des von Gott zu erlebenden 1767sten Jahr zu dimittiren, wo für mir soll vergütet werden in Lübsfche] Courant Mark 300 — Da nun der Discipul J. P. G. Mühlenberg solches nicht schuldigst nachgekommen ist; sondern schon 1766. d. 14 Aug. früh, mir gantz ohnwissend aus mein Dienst sich entfernet hat, ist mir zur Schadloshaltung von dato biß Ostern 1767. accordiret worden Mark 60 — Aug. 18. 20.
An den Schneider Nebbin vor das 1765. d. 25 Maii vor Mons r Mühlenberg verfertiget Kleid Mark
7—
H. Notarius Schappius vor das Gewerbe an ihm nach der Entfernung, ob Auslagen Rechnung er in allen richtig befunden Mark
2—
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7 br. 17.
Laut Schein Ms Mühlenberg bey seiner Abreise von hier geben müssen . Mark 30 —
9br. 26.
An hiesige Ordre, d. Herren Ganslandt & Göttze, für Rechnung H. Friederich Teise in London, für verlegtes Porto von 23 Junii 1766. biß d. 17 8br. 1766. Neun Schilling Acht Pens Sterling bezahlet so in Lübs[che] Courant Mark
7 10
Lübsfche] Cour[ant] Mark 406 10/. Leonhard Hinrich Niemeyer." Wie die letzten Eintragungen zeigen, bezieht sich die Datumszeile nicht auf den Zeitpunkt der Rechnungserstellung, sondern auf das Datum des Vertragsabschlusses. 8
Vom 8. 10. 1766; vgl. Germann (Nr. 285 Anm. 4) S. 192f.
388. An J. J. Plitt Hochwürdig = Hochgelehrter Herr Doctor, Hochzuehrender Herr Senior 1 , In Christo Hochgeneigter Gönner!
Philadelphia, 30.
10.1766
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Die Briefe des Jahres 1766
Ew. Hochwürden aus America mit Schreiben anzulaufen, und Dero durch wichtigere Amts = Geschäfte eingeschränkte Zeit zu unterbrechen, hätte nicht gewagt, wann nicht einige Gründe meine Furcht überwogen, und die Noth mich getrieben hätte, die Regeln der Billigkeit zu überschreiten. JEsus Christus, das Haupt der Christlichen Kirche in allen Theilen der bewohnten Welt, ließ mir vor verschiedenen Jahren die Gelegenheit angedeihen, daß mit Ew. Hochw. Vorfahren, dem Wohlseel. Herrn Doctor und Senior Fresenius, einen Briefwechsel halten 2 , die Noth unserer von der Mutter = Kirche entferneten Filiale vorlegen, und heilsamen Rath, Trost und Aufmunterung erhalten dürfte. Da es nun dem Allerhöchsten Eigenthums = Herrn gefallen, seinen treuen Knecht heim zu ruffen 3 , und die bewährte Seele unter die Geister der vollendeten Gerechten 4 zu versetzen, und die göttliche Vorsehung Ew. Hochw. zum würdigsten Nachfolger in der sehr wichtigen Station unserer Mutter = Kirche zu verordnen; so lässet uns die Güte Gottes hoffen, daß unser schmertzlich = betrübter Verlust in Dero geheiligten Person und Geist zwiefältig ersetzt worden, und kan uns dahero in dieser entfernten Abendwüste wohl nicht verdacht werden, wenn wir Praetension machen, uns einen freyen Zugang erbitten, und Rath und Trost erwarten. Offenbahrung und Erfahrung bezeugen, daß ein jeder Gotteslehrer unserer Evangelischen Kirche, der durch die Gnaden = Mittel von oben gebohren, und Christo dem Haupte ähnlich gesinnet geworden, unter andern die Eigenschaft habe, das Reich seines Herrn und Meisters auszubreiten, und alle ihm mögliche Mittel zum Zweck anzuwenden wünsche und suche. Im jetztlaufenden Jahrhunderte sind tausende von unserer Evangelischen Mutter = Kirche aus Europa in diesen Theil der Welt gekommen, und in dieser ungeheuren Abendwüste zerstreuet, von tausend wieder tausende gezeuget worden, welche sich in tausende vermehren. Diese Menschen haben unsterbliche Seelen, welche der grosse Menschenfreund und Versöhner mit seinem vollkommenen Gehorsam, Leiden, und Tode blutsauer erworben, und gewonnen, und verordnet hat, daß sie durch sein Evangelium zur Busse, Glauben und Gottseligkeit beruffen, erleuchtet und geheiliget werden sollen. Nun ist wohl die Frage: Wenn das hunderte Schaaf in der Wüste verlohren 5 , ob auch periculum in mora, wie die Juristen sagen, statt finde? Ob der Hausvater und seine Knechte und Kinder am besten warten, bis es selber zurück komme? Ob es nicht leichter gehe, verlohrne Schaafe und Söhne 6 zurück zu bringen, wenn sie noch etwas von ihres ehemaligen guten Hirten seiner Weyde, oder von ihres Vaters Hause im Gedächtnis übrig haben? Oder ob es leichter sey, die Seelen aus der Finsternis selbst, aus dem Heidenthum, aus dem Nicht = Glauben, Irr = und Aberglauben heim zu bringen? Einige meynen, man solle sie zur Strafe lassen, bis sie von selber wiederkommen; andere schieben es wohl einer ausserordentlich = miraculeusen Haushaltung, oder unmittelbahren Heimsuchung Gottes anheim: noch andere sagen, man solle warten, bis die Verlohrnen Hülffe begehren und darum bitten etc. Im Vergleich mit den leiblichen Kranckheiten, mögen die Patienten wohl ihre Noth angeben und um Hülfe schreyen, so lange sie noch bey Verstand und Sinnen sind: Es giebt aber auch sehr viele Deliria, worinnen die Patienten nichts klagen, sondern frölich sind, und über alles lachen etc.
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So lang unter denen hieher zerstreueten, so genannten Lutheranern, etliche übrig waren, die noch einige Ideen von ihres Vaters Hause im Gedächtnis hatten, und ihre Seelen = N o t h und Gefahr fühleten, stelleten sie selbige durch Briefe aufs wehmütigste bey S[alvo] T[itulo] Herren Hofprediger Ziegenhagen in London, Dr. Francken etc. in Halle, Dr. Pfeiffer 7 in Leipzig, Senior Urlsperger 8 in Augsburg, Dr. Senior Fresenius in Franckfurt etc. ja gantzen S. Rev. Consistoriis und Ministeriis in Schweden, Hamburg, Herzogthum Würtemberg etc. vor, und baten um Arbeiter und Materialien zum Bau des verwilderten Weinberges. 9 Hochgedachte Väter in London, Halle etc. liessen sich die Sache mühsam und ernstlich angelegen seyn, berieffen mich 10 (weil sie wegen Mangel tüchtiger Arbeiter keine andere finden konten) 1741. aus meinem Amte aus der Ober = Lausnitz, auf eine Vollmacht auf 3 so genannte Lutherische Gemeinen in Philadelphia, Neuprovidentz und Neuhannover in einem District von 40 Meilen. Ich folgte in Einfalt und Vertrauen auf göttliche Barmherzigkeit, trat im Winter 1741. die mühsame Reise durch die Sächsisch = Brandenburgisch = Hannöverisch = Westphälisch = und Holländische Gebiete, kam im Frühjahr 1742. bey Sr. Hochw. Herrn Hofprediger Ziegenhagen in London an, blieb da bis Monaths Junii, gieng zur See in der Kriegeszeit, landete nach einer 14wöchigen mühseligen Schiffahrt in Süd = Carolina, reisete über 200 Meilen auf inländischen Flüssen nach Georgia, machte mich mit den lieben Saltzburgern und ihren treuen Seelsorgern bekannt, gieng denselben Weg wieder zurück nach Charles = Stadt in Süd = Carolina, begab mich von da auf das stürmende und wütende Meer, etwan über 600 Meilen nach Pensylvania, und trat am 25ten November 1742. bey Philadelphia ans Land, und suchte meine bestimmte Gemeinen in Philadelphia, und auf dem Lande. Hier hatte die Zinzendorffische Epocha schon ein paar Jahr her ihren Anfang genommen, und mit ihrem sinnlichen Gespiel die Erde und den Luftcreiß erfüllet, und was noch von deutschen Lutheranern übrig geblieben, war in der cura animarum eines im Zweybrückischen abgesetzten und hieher geflüchteten Predigers 11 , der mit erdichteter Vollmacht vom Darmstädtischen Consistorio sich eingeschlichen, und im gantzen Lande ein Presbyterium generale und speciale von seines gleichen aufgerichtet, welches ein Bollwerck gegen die Zinzendorffische Unternehmung seyn sollte. Wären die Zinzendorffer lauter Creutzluft = Vögelein gewesen, so hätten sie sich von dem Rev. Presbyterio gen. und spec. vielleicht verscheuchen lassen, denn sie warfen mit Prügeln unter die Vögel, aber die C r e u t z = Erd = Thierlein 12 fürchteten sich nicht, und spotteten ihrer, und thaten einander wechselsweise in den Bann, ohne mercklichen Effect. Ich gerieth nach einer so langen mühsamen Reise als ein Frembdling zwischen zwey hervor ragende W ä n d e und harte Steine. 13 Die Zinzendorffische Parthey erklärete mich für einen Hallischen Pietisten, heterodoxen Lehrer etc. und das Presbyterium verdammete mich als einen Zinzendorffer, Herrnhuter etc. unverhörter Sachen, und beyderseits versuchten ihr möglichstes, den Bann und Acht = Erklärung auszuüben. Der H e r r aller Herren stunde mir bey, und eröfnete mir eine Thür 1 4 zu den drey bestirnten Häufleins in Philadelphia, Neu = Hannover, und Neu = Providentz, in welchen aber nicht einmal das auswendige Gerüste
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zum Bau fand. In Philadelphia muste in einem alten Metzger = Hause, oder ehemaligen Schlacht = Schoppen, den Gottesdienst halten. In Neu = Providentz dienete uns eine räumliche durchsichtige Scheuer zur Versamlung, und in Neu = Hannover war ein höltzernes Gebäude statt einer Kirche aufgerichtet, aber noch nicht ausgebauet. Der alte Praeses Presbyterii [Kraft] verließ Philadelphia ohne Abschied, weil er eingeladen wurde, an einem gewissen Tage zu erscheinen, und seinen Beruf und Vollmacht aus Europa mit meinem zu compariren. Das Häuflein in Neu = Hannover hatte bisher einen wohlberedten Zahn = Artzt zum Prediger gehabt 15 , welcher seinen Abschied nahm, und sich weiter ins Land verfügte. Meine erste und nöthigste Arbeit war, die gantz versäumte Jugend zu unterrichten, und denen Alten mit Catechetischen Predigten zu dienen; fand aber auch, ausser dem Wiederstand von beyden obbemeldten Partheyen, viele Hindernisse in meinen Gemeinleins selbst, nemlich an der äussern Rüstung, und vielerley Unordnung, welche tief eingewurtzelt, und zudem muste in den Gemeinen umwechseln, nemlich allemal eine Woche in einer Dienste thun, und auch die ausserordentlichen Vorfälle in allen 3 besorgen. Die Gemeinen nahmen unter Gottes Segen und Beystand zu. In Philadelphia eröfneten uns die Herrn Vorsteher der Schwedischen Gemeinen ihre Kirche, weil sie eben keinen Prediger hatten; wogegen die Zinzendörffer, obwohl vergeblich, allerley Anschläge machten, es zu hindern. Wir musten demnach in unserer Armuth es wagen und ans Bauen gehen; fiengen dahero 1743. die ersten Evangelischen Kirchen in Philadelphia und Neu = Providence, und in Neu = Hannover ein Schulhaus zu bauen an, und das höltzerne Kirchlein fertig zu machen, und geriethen darüber, besonders in Philadelphia, in grosse Schulden. Nun ward gedrungen, um Collecten und mehrere Prediger bey Hochwürdigen Vätern in Europa zu bitten. Was noch von Collecten nach Abzug meiner Reise = Kosten übrig war, wurde von Sr. Hochw. Herrn Hofprediger Ziegenhagen getreulich hieher gesandt, und den Gemeinen laut Quittung übergeben zum Bau, und die hertzlich zu venerirende Theologi bemüheten sich äusserst, noch mehrere Arbeiter auszufinden, die sich für hiesige arme Umstände und mühsamen Dienst schicken mögten, machten die hiesige Noth durch den Druck in Europa bekannt 16 , wodurch verschiedene liebthätige Christen in Europa, allerley Standes und Würden, bewegt wurden, ihre Liebes = Gaben und Scherfleins beyzulegen, womit die Reise = Kosten bestritten, und das übrige zum Bau der Kirchen und Schulen angewandt wurde. Im Jahr 1745. wurden mir 3 Arbeiter zu Hülfe gesandt 17 ; im Jahr 1748. der 4te 18 ; Anno 1752. wieder 2.19 Wir praeparirten auch hier ein und andere Subjecta zu Catecheten, und behalfen uns überhaupt kümmerlich mit den freywilligen Gaben unserer Gemein = Glieder zur leiblichen Nothdurft. So bald verschiedene andere zerstreuete Lutheraner in Pensylvania und angräntzenden Gegenden höreten, daß unsere erste Gemeine [Philadelphia] einigermassen aus dem Chaos entwickelt, und in einige Form gebracht, wie auch mit den Gnaden Mitteln versehen wären, bekamen wir aus der Nähe und Ferne von Weit und Breit Ueberlauf, und wurden um Hülfe geplagt. So viel es unsere anvertrauten Gemeinen und Kräfte
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erlauben wollten, besuchten wir verlassene Häufleins auf ihr anhaltendes Bitten und Flehen in den weitläuftigen Provinzen, Pensylvanien, Jerseys, Maryland, Neu = York etc. und fanden an allen Orten Mangel an Kirch = und Schul = Gebäuden und treuen Arbeitern, die mit dem Salario Apostolorum, 2. Cor: 6,4—10. vorlieb nehmen wolten. Was vermögende Gemeinen waren, denen rieth ich, sie sollten sich an einig Hochwürdig Consistorium oder Ministerium in Europa wenden, und um orthodoxe Lehrer, und exemplarisch lebende Vorgänger suppliciren, welches sie auch zum theil thaten. Armer Gemeinen ihre Noth und Anliegen berichtete an Se. Se. Hochw. Herren Ziegenhagen und Dr. Francken, welche liebenswürdige Väter zwar Mühe und Noth genug mit den 3 ersten Gemeinen hatten, aber doch auch väterlich sorgten, daß verschiedene Arbeiter für manche arme verlassene Gemeinen frey herein gesandt, und ans Werck gestellt wurden. Da inzwischen aber nicht allen übrigen armen Häufleins in dem weitläuftigen Nord-America geholffen werden konte, so zerstreueten sich viele unter allerley frembde Religions = Partheyen, oder wuchsen ins Wilde, oder nahmen solche Prediger an, die von Jahr zu Jahr mit den emigrirenden Deutschen herein gekommen, und in ihrem Vaterlande ohne Beruf und Zeugnisse etc. erlassen worden. Solche haben aber meistentheils dem Reiche Christi und unserer Evangelischen Religion und Kirche absonderlich grossen Schaden verursacht, und schaden noch bis dato. Solche Menschen machen nicht allein unsere Religion stinckend, sondern (weil sie ihren Beruf nicht legitimiren können) wenden auch allen Fleiß an, diejenigen zu verketzern, welche ordentlich herein gesandt sind. Wegen dieser Noth und Mangel an rechtschaffenen und getreuem Arbeitern, habe schon verschiedene Jahre her correspondirt nach meiner Einfalt mit Hochwürdigen Bischöffen, Superintendenten, einzelen Theologen unserer Evangelischen Mutter = Kirche in Europa, und absonderlich mit unserm Wohlseeligen Herrn Dr. und Senior Fresenius: denn im gantzen betrachtet, so hat in diesem sogenannten Neuen Lande, oder Abendtheil, fast eine jede Religions = Verfassung ihren Vorschub von der Mutter aus Europa. Die hiesigen Filiale von der Hoch = Kirche werden unterstützt von der berühmten Societät in Engeland: die Schwedisch = Lutherische von der Mutter in Schweden: die Deutsch = Reformirte auf erhabene Weise von der Mutter in Holland: die Catholischen von allerley Gegenden: die Quaker von ihrem gesamieten Honig, und auch der Mutter in Engeland: die Mährische von der Heilands = Cassa: die Englischen Presbyterianer von verschiedenen Gegenden : und die Englisch = Anabaptisten auch von Hause aus. Und so sind denn noch übrig die Deutschen Lutheraner in denen weitläuftigen Ländern und Provinzen, Pensylvania, Jerseys, Neu = York, Neu = England, Neu = Schottland, einer seits; Maryland, Virginien, N o r d = und Süd = Carolina, anderer seits. Ein und andere noch Gefühl habende Seelen von allen benahmten Gegenden nehmen ihre Zuflucht nach Philadelphia, bitten uns flehentlich um Collecten, und solche abgehärtete Arbeiter, die Christi Sinn haben, und sich schicken zur Ecclesia plantanda, oder colligenda. Aber woher sollen wir helffen? von der Tenne, oder Kelter?20 Wir haben hier in Philadelphia 1743. eine Kirche von etwas über 70 Fuß lang, und 35 breit, zu bauen
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angefangen 21 , 2 Kirchhöfe, oder Begräbniß = Plätze angeschaft, und ein räumliches Schulhauß errichtet, und sind durch kräftige Fürbitten unserer H o c h würdigen Väter Ziegenhagen und Francke etc. mit vielerley Liebesgaben von liebthätigen Kindern Gottes in Europa, allerley Standes und Würden, wie auch mit redlichen Arbeitern unterstützt worden, das der allvermögende gütige Gott reichlich vergelten wolle! Aber die erste Kirche ist, vermöge des jährlichen Anwachses der Gemeine, um die Hälfte zu klein, und die äusserste N o t h hat uns gedrungen und gezwungen, einen neuen Kirchen = Platz in der Stadt auf Credit zu kauffen, und eine Kirche anzufangen von 107 Fuß lang, und 80 breit, deren Mauerwerk schon bis unter Dach aufgeführet. Dieser 2te Bau würde uns etwas erträglicher seyn, wann wir nicht noch von dem ersten Begräbniß = Platz und Schul = Gebäude in schweren Schulden steckten. Inzwischen ist doch auch sehr empfindlich, wenn man siehet, daß der Satan und sein Anhang von nichts glaubenden Welt = Menschen, ihre Capellen, C o m ö d i e n = T a n z = Häuser etc. anrichten, und unser H e r r und Heiland soll nicht haben, wo Er sein H a u p t hinlege 22 , in einem so grossen Theil seiner geschaffenen Welt! W o sollen wir uns aber nächst Gott änderst hinwenden, als zu unserer Mutter = Kirche? Und weil Franckfurt ein grosser Theil unserer Evangelischen Mutter, und wegen Christlichen Liebthätigkeiten von alters her berühmet ist, auch jederzeit mit solchen Lehrern, durch Gottes sonderbare Regierung, versehen wird, die die Ausbreitung des Reiches Christi am Herzen haben, und den Menschen, der unter die Mörder gefallen war, nicht vorbey gehen, sondern ihn verbinden, und Oel und Wein in seine Wunden giessen etc.23 und noch niemals einen Ansuch von der Art, sollte es auch von Constantinopel seyn, ohne Erhörung und Trost gelassen; so leben wir der vesten Zuversicht und H o f n u n g , Ew. Hochw. werden um Christi und vieler armen Seelen willen in dieser Abend = Wüste, unter Gottes Beystand und seinem Gnaden = Einfluß auf die Herzen, uns einen Weg bahnen zu einer Collecte in Franckfurt, und geruhen, uns eine Direction zu verleihen, an Wen und in welchem stylo wir eine Supplique von hier übersenden mögen, weil wir von hiesig wohnenden Fremden aus Franckfurt gebürtig vernommen, daß daselbst mehrmals im Jahr eine Collecte für auswärtige Bedürfnisse gehoben würde; sie können mir aber nicht sagen, wie das Memorial oder Supplique 24 nach der Form und Addresse gestellet seyn müsse. Meine einfältige Meynung, welche Sr. Hochw. dem Wohlseel. Dr. Fresenio zur Beurtheilung vorzulegen die Ehre hatte, war diese: wenn man in Philadelphia, als der Metropoli, die Gemeine, Kirche und Schule könnte in guten Stand und ausser Schuld setzen, und denn ein Seminarium aufrichten 25 , und in demselben junge Leute zu Schulmeistern, Catecheten, Landpredigern etc. praepariren, so möchte unter Gottes Segen dem gantzen nach und nach geholfen werden. Denn ich habe innerhalb 24 Jahren hier bemercket, daß die Hereinsendung der Missionarien vielen Schwierigkeiten unterworffen. E[xempli] g[ratia] die Europäische Pflantzen finden hier andern Grund und Clima, und kommen nicht zum intendirten Zweck, verwelcken zum Theil, oder sterben gar, oder gedeihen nicht zum Wachsthum etc. a) Die Englische Hoch = Kirche bleibt kräncklich wegen mancher unerfahrner oder fahrläßiger Arbeiter; b) die alte Schwedische Mis-
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sion hat liegende Gründe und Mittel, und auch viele Bediente; c) die Deutsch = Reformirten werden gewaltig unterstützt und jährlich mit neuen Arbeitern versehen, wie denn innerhalb 2 Jahren 6 bis 7 Missionarien von der Hochw. Classe nach dem Dordrecher Synod frey herein gesandt sind, gerathen aber nicht alle nach Wunsch. Die Englische Presbyterianische Kirche war anfangs eine kleine Schwester ohne Brüste. 26 Ein einziger Prediger aber, der verschiedene Söhne hatte 27 , fieng ein klein Seminarium in seiner Bauerhütte auf dem Lande an, welches nun so weit gediehen, daß sie eine grosse Academie in Prince-Town in Jersey besitzen, und man auf ihrem jährlichen Synod wohl 100 und mehrere Prediger beysammen sieht aus Pensylvania und angrenzenden Provinzen in N o r d = America, welche der hiesigen Luft, Lebensart und Fatiguen gewohnt sind, und vieles mit wenigem vermögen. Wir haben in Philadelphia 1765. ein unerwartetes Privilegium auf Ansuchen von der hohen Obrigkeit erlanget [Nr. 345], vermöge welchem unter dem grossen Siegel unsere 2 Kirchen, Schulhauß, Pertinentien und Gemeinen nach dem Grund der Apostel, Propheten, invariatae August. Confessionis, und übrigen Symbolischen Büchern, auf immer incorporiret worden, so, daß von der Seite der Weinberg einen Zaun 28 hat gegen wilde Thiere. Wenn uns nun die liebe Mutter = Kirche in Europa ihren Beystand verleihen wollte, daß wir aus der schweren Schuldenlast herauskommen, und mit der Zeit ein oberwehntes Seminarium vom kleinen anfangen möchten; so könnte solches unter Gottes Gnade und Segen einen A u s = und Einfluß aufs gantze unseres Theils Weinberges in Nord = America haben. Unsere arme Prediger und Gemeinen seufzen unter Mühe und Last, und schwimmen, so gut sie können mit dem Schiflein unter Wogen und Wellen. Ich bin am Ufer der Ewigkeit, und erwarte täglich die Losung. Wenn uns nun die liebe Mutter = Kirche nicht zu Hülfe komt, so bin ich nicht schuldig. Es giebt hier vielerley Mütter, die dem armen auf dem Nilo schwimmenden Kinde 29 theils den Untergang wünschen, theils sich auch erbieten, es an ihre Brust zu legen und nach ihrer Art zu erziehen, welches anfangs wohl schwer fallen dürfte, weil das Kind schon einen Geschmack von der vernünftigen lautern Milch 30 gehabt; doch was thut der H u n g e r und die N o t h nicht! Die vornehmen und reichen Quaker liessen schon vor einigen Jahren eine ganze Schifsladung von des Barclay seiner ins Hochdeutsche übersetzten Apologie 31 hereinkommen, und theilten solche umsonst unter die deutschen Einwohner aus. Die Englische H o c h = Kirche ist sehr gütig, und im Anschlage, ein Seminarium aufzurichten, und junge Leute in der Theologie Deutsch und Englisch zu praepariren, zu ordiniren, und solchergestalt eine Union zu treffen; und es fehlet ihnen nicht an leiblichen Mitteln, zum Zweck zu gelangen etc. etc. etc. Könnte ich einen T a g mit Ew. Hochwürden mündlich conferiren, so würde mein H e r z recht ausleeren; aber es hat kein Ansehen dazu, weil ich alt, und zusehr eingeschränkt bin. Der Ueberbringer dieses Briefes 32 ist ein honetter Bürger, und bisher ein ordentliches Gemein = Glied unserer St. Michaelis Kirche gewesen. Der H E r r wolle ihn bewahren, daß er nicht Schaden nehme. Ich habe eine gedruckte Rede von unserm letzt gehaltenen Dankfeste 3 3 beyzulegen die Kühnheit genommen, nicht in der Absicht, Wasser in den Rhein zu tragen,
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auch nicht in der Meynung, als ob es mehr als gemein wäre, weil man hier wenig Zeit hat, ordentlich zu denken, und gleichsam damit gehet, als ob ein Postreuter im Galopp eine verbrochene Sackuhr ausbessern wollte; sondern nur einigermassen die hiesige Umstände und Geister zu zeigen, womit man zu streiten hat, mit gehorsamer Bitte, es nicht ungütig zu deuten. Ob Ew. Hochwürden geruhen werden, uns einer kleinen geneigten Antwort 34 zu würdigen, wird die Zeit lehren. Indessen bitte nur noch diß einige, daß Ew. Hochwürden unserer hiesigen Umstände vor dem Gnaden = Thron gütigst eingedenck seyn, und erlauben wollen, mich zu nennen: Ew. Hochwürden etc. Meines Hochzuehrenden und Hochgeneigten Gönners, zu Liebe und Dienst verbundener Diener, Heinrich Mühlenberg p(ro] t[empöre] Prediger der Evangel. Gemeine in Philadelphia. Philadelphia, den 30 October 1766.
Als Druck erhalten im August-Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 33 Faszikel 2 Abt. 1 S. 79—92 und in PM9} Z33. Das Titelblatt lautet: „Zween Briefe / von / Herrn Heinrich Mühlenberg, / Evangelischem Prediger zu Philadelphia, / an/ D. Johann Jacob Plitt, / des Ev. Minis terii zu Franckfurt am Mayn / Seniorn, / Von dem Zustand der Christi. Kirche in America. / Franckfurt am Mayn, 1768." Das Original von Nr. 388 ging bei einem Schiffsunglück verloren (vgl. Nr. 403 unter Punkt 9) S. 517) und Mühlenberg schickte ein Jahr später eine Kopie zusammen mit Nr. 410 nach Frankfurt. Nr. 388 umfaßt die Druckseiten 3—10, Nr. 410 die Seiten 11 —14. 1
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Johann Jacob Plitt (1727—1773) studierte 1744 in Marburg und ab 1745 in Halle Theologie. 1748 wurde er zunächst Magister in Marburg und noch im gleichen Jahr Prediger in Kassel. 1755 wurde er Professor der Theologie in Rinteln und als Nachfolger von Johann Philipp Fresenius 1762 Erster Prediger an der Barfüßerkirche in Frankfurt. Vgl. Nr. 372 Anm. 31. Fresenius war am 4. 7. 1761 gestorben. Vgl. Hebr 12,23. Vgl. Mt 1 8 , 1 0 - 1 4 ; Lk 1 5 , 4 - 7 . Vgl. Lk 15,11-32. Vgl. Nr. 372 Anm. 58. Vgl. Nr. 372 Anm. 59. Vgl. Mt 20,lf. Zur Berufung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 3 — 5, Nr. 8 und Nr. 9; zu seinen Anfangsschwierigkeiten in Philadelphia Bd. I Nr. 1 4 - 1 7 , Nr. 23, S. 1 0 1 - 1 0 3 , Nr. 54 S. 2 2 6 - 2 3 0 . Valentin Kraft; vgl. Nr. 372 mit Anm. 46. Ironisierende Nachahmung der Zinzendorfischen Terminologie. Vgl. Nr. 372 Anm. 43. Vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12; Kol 4,3. Johann Georg Schmidt; vgl. Bd. I Nr. 14 S. 40f. mit Anm. 9.
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Durch die seit 1744 in Fortsetzungen veröffentlichten „Kurtzen Nachrichten von einigen Evangelischen Gemeinen in America, absonderlich in Pensylvanien". Peter Brunnholz mit den Katecheten Johann Nicolaus Kurz und Johann Helfrich Schaum. Johann Friedrich Handschuh. Friedrich Schultze und Johann Dietrich Heinzelmann kamen am 1. 12. 1751 in Philadelphia an (vgl. Bd. I Nr. 109 S. 471 mit Anm. 14). Vgl. 2 Kön 6,27. Zur Vorgeschichte Nr. 290; Nr. 317; Nr. 351; Nr. 355; Nr. 364 S. 382f. mit Anm. 42. Vgl. Mt 8,9; Lk 9,58. Vgl. Lk 10,30-35. Vgl. Nr. 389. Dazu ausführlich Nr. 364 S. 378f., 385 und Franckes Antwort in Nr. 380 und Nr. 405 unter Punkt (3.). Vgl. Hhld 8,8. William Tennent (1673 — 1746) und seine Söhne Gilbert, John und William; vgl. Nr. 364 Anm. 14. Vgl. Mk 12,1 ;Mt 21,33. Vgl. 2 Mos 2 , 1 - 1 0 . Vgl. 1 Petr 2,2. Robert Barclays (1648 — 1690) Theologiae verae Christianae Apologia, Amsterdam 1676 (engl.: Apology for the true Christian Divinity, 1678). Das Werk erschien in zahlreichen Auflagen und Übersetzungen. Vgl. Bd. II Nr. 137 Anm. 5. In Nr. 403 S. 517 gibt Mühlenberg die Namen der Überbringer mit Sensfelder und Ernst an. Sie kamen ums Leben, als ihr Schiff vor der französischen Küste kenterte. Vgl. auch Nr. 410 S. 548. Vgl. Nr. 384 Anm. 18 und 19. Plitt antwortete am 7. 11. 1768 (nicht erhalten). Vgl. Mühlenbergs Brief an ihn vom 18. 10. 1769 (Bd. IV).
389.
M. und die Korporation der Michaelis- und Zionskirche an den [Magistrat der Reichsstadt Frankfurt] Philadelphia, 30. 10. 1766
Wohl = und Hoch = Edel = gebohrne, Gestrenge Hochwürdige, Hoch = Edle, und H o c h = gelahrte H o c h gebietende und Hochzuehrende Herren Director und Räthe! Ew. Wohl = und HochEdel = gebohrne, Hochwürden und Hochgelahrte Herrlichkeiten wollen nach Ihro preißwürdigen Hulde herablaßend geruhen, daß eine von hoher Obrigkeit privilegirte Corporation der Hochdeutsch = Evangelische Gemeine an der St: Michaelis Kirche in Philadelphia in der Provintz Pennsylvania sich unterwinde, Ihre Noth zu Hochgedacht Ihro Füßen zu legen, und demüthigst um eine Collecte zu einem schweren Kirchen = Bau zu flehen. Wir sind ein Volck, das theils in Europa, theils in dieser Americanischen Abendwüste gebohren und also Bein von deutschen Bein 1 , und haben nächst Gottes allmächtigen Schutz und der großbritanischen Regierung die unschätzbare Gewißens = Freiheit und Gelegenheit unsere Evangelisch = Lutherische Religion nach dem Grunde der Apostel und Propheten der ungeändert Augspurgischen Confession und übrigen Symbolischen Büchern
478
Die Briefe des Jahres 1766
gemäß, auch unsere zahlreiche Nachkommenschaft rein und lauter fortzupflantzen, in so fern unsere liebe Mutter Kirche in Europa ihres entfernten hülflosen Kindleins nicht vergeßen, sondern über den Sohn ihres Leibes sich erbarmen, und gnädige Hülfe, wie andern Ihro armen Filiale in entlegenen Theilen der Welt angedeien laßen wolte. Wir dürften unserer lieben Mutter in Europa nicht geschwerlich fallen, wenn wir der Rathgebenden Stimme des Indifferentismi ohne Gewißens = Scrupel ein so zahlreiches Volck entweder der hiesig = reichen Quäker Parthey, oder der Hochdeutsch = reformirten Verfaßung nach dem Dordrechter Synod, oder auch der Engl, etablirten N a tional Kirche welche von ihren respective Mutter = Kirchen in Europa mächtig unterstützet werden, einverleiben könten. Weil aber solches nicht nach besten Gewißen ohne völlige Ueberzeugung geschehen mogte so legten unsere Vorfahren und etliche Lutherische 1733 ihre N o t h vor Sr: H o c h w : H e r r n Ziegenhagen Königl Hofprediger, wie vor mehrere ansehnliche Theologos in Halle, Leipzig, Franckfurt und Augsburg etc. 2 und wurden durch liebreiche Beysteuern aus der Mutter = Kirche 1742 etc. mit Evangel. Seelsorgern versehen und errichteten im Jahre 1743 die erste Hochdeutsch Lutherische Kirche 3 in Philadelphia unter harten und kummervollen Umständen; Nachdem denn Ps: 84,4 der Vogel ein Haus funden und die Schwalbe ein Nest, da sie Junge hecken konte, so wuchs die leiblfich] arme Gemeine unter allerley Anfechtung und Verfolgung Esra 4. von Jahr zu Jahre, so starck, daß die erste Kirche kaum die Hälfte halten konte. Und damit keine Klaue womöglich dahinten bleiben mögte Exod: 10,26. so trieb uns die äuserste N o t h die zweyte räumliche Kirche 4 von 108 Fuß lang und 86 breit Anno 1766 anzufangen, mit Gesinnung den Bau stuffenweise zu vollenden und im Stande zu seyn die alten und neuen Schulden auf etliche Jahre zu verzinsen; da zumal aus besonderer Gunst uns die Universitaets Kirche zum Gebrauch unsers Deutsch = Evangelischen Gottes = Dienstes geliehen ward und wir die Hälfte unserer Gemeine darin verbedienen konten. Weil aber in diesem Jahre ein Regiment Sr: Majestaet Soldaten hier zu stehen kam, deren Staats = Officirs die Universitaets Kirche verlangten; so musten wir weichen, und wurden getrieben Schulden mit Schulden zu häuffen und das Gewölbe und Plaister Werck 5 zu vollenden, damit die Gerüste heraus genommen werden, und wir ohne Fenster und Stühle etc. eine Zuflucht darin finden mögten. Da nun aus bewährten Zeugnißen in der gantzen Christenheit erhellet, daß eine hochmild = und huldreiche Regierung der Kaiserlich = freyen Reichs = Stadt Franckfurt seit der gesegneten Reformation Ihro Evangelisch = Augspurgischen Confessions Verwandten in allen Theilen der Welt zur Fortpflantzung der Evangelischen Religion recht väterliche Hülfe angedeien laßen, so leben wir der vesten Zuversicht, die alles regierende und H e r t z lenkende Kraft Gottes werde unser Bitten und Flehen gnädigst unterstützen, und hochgedacht die huldreiche Regierung bewegen durch eine liebreiche Collecte zur Ehre seines großen Namens bey uns und unsern Nachkommen ein D e n c k = und D a n c k = Mahl zu stiften, welches mit aller tiefster Devotion und Danckbegierde erkennen und verehren werden.
Nr. 389
30.10.1766
479
W o h l = und HochEdel = gebohrene, gestrenge, Hochwürdige, HochEdle, und Hochgelahrte, Hochgebietende und HochzuEhrende Herrn Director und Räthe Ihro bedrengte und unterthänige Supplicanten6 Philadelphia in der Versamlung der Corporation von der St: Michaelis und Zions Kirche registrirt d 30 Octobr: 1766. Und zum zweyten mahl unter schrieben und versiegelt 1767. Durch die Committee besagter Corporation. 7
Entwurf von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 210—212. 1 Vgl. 1 Mos 2,23. Zur Vorgeschichte der Entsendung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 3—9 und Nr. 54. 5 Die Michaeliskirche. 4 Die Zionskirche. Vgl. Nr. 388 Anm. 21. 5 = Verputz. 6 Aus Mühlenbergs Tagebucheintragung vom 7. 11. 1767 (siehe Nr. 413 Anm. 18) geht hervor, daß er selbst und Schultze sowie mehrere Mitglieder des Kirchenrates der Michaelisgemeinde die Petition unterzeichneten. 7 Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 388 sowie Nr. 410 S. 548. Für die Zeit bis zum 4. 11. 1766 ( = Nr. 390) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „November den 2ten 1766. Empfieng von Mr: Bennezet p[er] Capt Chancellor ein Paquet von London ohne Postgeld: worin enthalten 1) ein Brief von S: W. E: Friedr: William Pasche dat: Kensington d 31: Julii 1766. mit P.S. vom 8 August. 2) ein Pro Memoria von H . M. Friedrich Conrad Darnmann, Pastor zu St Pauli, und des Neu = auch Altstädtischen Ministerii: Datirt: Brandenburg in der Churmarckd 28sten Jun: 1766. 3) Ein Väterl: Schreiben von Sr: H o c h w : D r : Francke datirt Halle den 28sten Junii: 1766 Mit einem pro Memoria wegen der Mühlberg. Söhne datirt Halle d. 12 Julii 1766. [ = Nr. 374 und Nr. 378] 4) Eine Specification der Anno 1756 den 1 Mart: und 9ten Julii in 2 Kästen nach Pennsylvanien gesandten Büchern, welche der sei. H. P: Handschue zum Verkauf in Händen gehabt, Summa 353 rh. 8 gr. etc. 5) Ein lateinischer Brief von Friedrich Mühlenberg dat: Halle, den 1 Aug: 1766, mit einem Engl. P.S. vom selbigen Dato: Auf das vorhergehende Paquet vom 2ten November: 1766 habe im selbigen Monath Novembr: geantwortet 1) an H . W m Pasche [ = Nr. 390] 2) einen vom 25 Sept: an Hochwürdige Väter [ = Nr. 386]. 3) 7 Bogen Anmerckungen über 12 verstorbene Gemein = Glieder mit Capt: Davison [in H N 1 S. 8 0 9 - 8 4 2 und H N 2 Bd. 2 S. 3 3 9 - 3 5 9 abgedruckt]". (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 95f.) 2
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Die Briefe des Jahres 1766
390. An F.W. Pasche
Philadelphia,
4.11.1766
Extract aus Hn. P. Mühlenbergs's Brief an Pasche dat[iert] d[en] 4 Nov. 1766.
Für die Barrenhiller Kirche 1 — daß die Collectanten hinaus reisen solten, sähe ich gar zu gefährlich und schädlich an. Doch hätte sie mögen nur gehen laßen, so hätte nicht nöthig gehabt mich zu verbinden. H. Keppele hat nun genug mit dem Zions-Bau zu schaffen, und steckt tief drinnen. H. D. Wrangel ist im Begriff nach Schweden zu retourniren, und in diesem Monath Nov: sind 100 £ curr[ency] an der Barrenhiller Kirchen = Schuld abzubezahlen, die muß ich schaffen und suchen vor eigene Securitaet wo zu lehnen; und die damahls sich angebotene Collectanten stehen heimlich in den Gedancken, als ob ich schon Collecten aus Europa für ihre Kirche bekommen, aber solche an den philadelphischen Bau gelangen laße. Allmosen fallen auch nicht an der Barrenhiller Kirche, womit man die Interessen bezahlen könnte, weil wir keinen Prediger darin setzen könnten. Den H . Pfr. Schaum wolten seine Gemeinen durchaus nicht weglaßen. 2 H. Prycelius von Raritan war dahin bestimmet, aber es wolte auch nicht gehen wegen vielerley Hindernißen 3 und so haben H . Schultz, H. Dr. Wrangel und ich nebenher müßen besuchen und Gottes dienst halten, daß es nur einiger maaßen für gänzlicher Zerstreuung bewahret worden. O wie nöthig und heilsam wäre uns noch ein Mit-Arbeiter gewesen! Doch genug von solchen Klagen. Ich will Gott vertrauen, und Ihm alles im verborgenen empfehlen. Ich will schweigen, Er wirds wohl machen. Die Zeit will es nicht erlauben, weil das Schiff bald abgehet 4 , in der Zerstreuung an Sr. Hochwürden den theuresten Herrn Dr. und Director Francken auf das väterliche Pro Memoria 5 wegen meiner Kinder zu antworten. Wenn E. W. E. mein theurer H . Br. Pasche die Güte für mich haben, und bey erster Gelegenheit vorläufig Hochwürdigsten Herrn Doctor in meinem Nahmen demüthig zu melden belieben wolten 1. Daß sowohl aus Lübeck 6 als nun auch aus dem hochväterl. Pro Memoria ersehen 7 , wie durch hochväterlich condescendirende Vermittelung es dahin gediehen, daß Peter Mühlenberg für 100 rth. oder Lübecksche Thaler auf Ostern g[eliebts] G[ott] 1767 los gegeben werden solte. 2. Ich verbunden und willig sey für die 100 rth. zu stehen, und selbige zu erstatten, wenn sie um die Zeit ausgezahlet werden. Ratio, es war auf meine Bitte und Vollmacht und des Knaben Consens, ein ordentlicher Contract gemacht, und dem zu folge war der Knabe verpflichtet, die 6 Jahre zu stehen, und ich hatte den Contract über alles noch bekräftiget, weil auf Insinuation des Hn. Principal Hn. Niemeyers und meines Knabens von hier aus 14 £ St. ob mir wohl nur 10 £ St. vom Hn. Principal bestimmet, für nothdürftige Kleidung in den stipulirten Jahren per Wechsel über machete 8 , weil es in den Lübeckschen Briefen hieß, es wäre ein näher und geschwinderer Weg über London und Hamburg als über Halle.
Nr. 390
4.11.1766
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3. Der erste Contract, den ich schriftlich habe, und auch die Briefe von Sr. Hochw. H. Niemeyer, zeigen völlig daß der Junge die Druigisterey etc. als die Basin von der Apothecar Kunst und Kaufmanschaft erlernen solte; und waren mir zwar etwas bedencklich, weil solche Kunst in diesem Lande kein Brodt gibt, maaßen die hiesigen wilden Indianer die eigentlichsten Druigisten sind; und was die Kaufmanschaft anlanget, die erfordert große Anlage, und ist hier sehr leicht und wohlfeil zu erlernen, und die Krämerey noch leichter, weil hier fast ein jeder Schneider, Schumacher, Bürstenbinder, Strumpfweber, Bauer und gewesener Soldat einen Kram-Laden hält neben dem Handwerck. Inzwischen beruhigte mich, daß die Druigisterey das eigentliche Metier und die Basis der Pharmacopie wäre, und gedachte der Junge könnte auf solche Basin weiter bauen, wenn er ein paar Jahr eher durchkäme und frey gekauft würde. 4. Da nun Se. Hochw. H. Niemeyer sich geneigt erkläret und contrahiret 9 , den Knaben auf Ostern 1767 für 100 rth. zum Gesellen aus zuschencken so ist der Knabe doch in einem Stück perfect, nemlich in der Materialisten-Kunst oder Druigisterey, und deucht mir nach meinen undeutlichen Begriffen, er müßte nun am ersten zu einer Apothec[a] paßen, weil er die Basin in den 3 1 / 2 Jahren davon erhalten. Solte er nun erst anfangen, sich zur Kaufmanschaft zu praepariren: so müßte er erst Schreiben, Rechnen, die Buchhalterey etc. erlernen; und da würden wieder etliche Jahre verfließen, in welchen ich ihn in Kleidung etc. etc. erhalten müßte, oder er müßte sich wieder zum Lehrjungen verbinden, und würde denn endlich ein Kaufmann ohne Geld und Anlage werden. Ich will hertzlich gern die 100 rth. für ihn bezahlen, und bitten daß die 13 und 1/4 Ducaten, welche H. Niemeyer auf meine Anweisung wegen der Kuhlemannischen Vollmacht empfangen hat, davon abgerechnet werden mögen; und H. Niemeyer werden auch so gütig seyn, und bey Sr. Hochwürden Hn. Dr. Francke die Rechnung einsenden, ob und wie weit die 14 £ Sterling zur nothdürftigen Kleidung in 3 1/2 Jahren gereicht haben.10 5. Nur aber bin ich hertzlich verlegen, was aus dem Menschen werden möchte, wenn er frech wird, und nicht mehr unter der Zucht stehet? Ich fürchte mich, und weiß nicht was rathen soll. Solte er zurück kommen hieher, so wüste nicht wie er sich nähren könnte. Ich müßte ihn etwa selber noch etwas unterrichten, und zum Schulhalter oder Catecheten praepariren, oder weit ins Land schicken, und ihn das Bauer-Handwerck lernen laßen, daß er lernete im Schweiß des Angesichts sein Brodt verdienen und eßen." Ich weiß nicht wo hinaus. Wenn Se. Hochwürden Herr Dr. und Director Francke wolten die Barmhertzigkeit erzeigen, und das beste zu rathen geruhen, solte mir sehr tröstlich seyn. Könnte er etwa gleich, so bald er frey wäre, in die Apotheca der gesegneten Anstalt genommen, und darin perfectioniret werden: so wolte gern noch etwas auf ihn verwenden, und die erforderlichen Unkosten bezahlen. Da hätte er die schönste Gelegenheit, seiner Seelen zu rathen und auch was rechts zu erlernen, und einmahl mit Ehren nach America zu seiner Heimath zu kehren und sein Brodt zu verdienen. Ich wolte nicht wünschen, daß er einen Tag länger in Lübeck bleiben, wenn er frey wird; sondern gleich unter die unmittelbare Aufsicht meiner hochwürdigen Väter und Brüder in Halle kommen möchte,
482
Die Briefe des Jahres 1766
nicht in der Absicht, als ob er den lieben Anstalten zur Last fallen solte, oder sonst wo unter guter Auf sieht seyn, und was lernen möchte. Wenn solches nicht geschehen kann, so mag er heim kommen, denn es ist gefährlich für einen jungen Menschen in der Fremde frey und sein eigner Meister auf seines Vaters Credit zu seyn. Dieses habe vorläufig voraus melden wollen, weil Periculum in mora' 2 , der Weg weit ist, und die Zeit bis Ostern geschwind vorbey streichet. Se. Hochwürden haben schon so viele Mühe und Gnade für meine Kinder gehabt, und werden um Gottes willen noch ferner die gütige H a n d darüber halten, und besonders für den in Lübeck das Beste rathen, ob ichs gleich mit nichts vergelten kann, so wird es doch der H e r r thun, der alles vermag. Ich habe in meiner Schwachheit unter vielerley Angst und Mühe bey Nachtzeit wieder angefangen, die verlangten Exempel nach zu suchen, aber noch nicht mehr als die 12 erobern können, welche hiebey folgen 13 , und werde continuiren so weit damit kommen kann, doch nicht länger als ich lebe. Wenn todt bin, so werde excusiret seyn. Um diese Zeit herum sind die Zimmerleute beschäftig gewesen, das Dachwerck auf die Zions-Kirche zu bringen, und wollen bald decken. Mit herzinnigster Veneration und Empfehlung an Hochwürdigste Väter verharre Ihro Knecht Henrich Mühlenberg
Abschrift von Pasches Hand in AFrStIVC S. 184—187. 1
2
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
13:23 S. 184—187;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
Bezieht sich auf Pasches Brief vom 31.7. 1 7 6 6 m i t P S vom 8. 8. 1766 (vgl. Nr. 3 8 9 Anm. 7 unter 1). In seinem Bericht über den Kirchenbau in Barrenhill bemerkt Mühlenberg dazu: „Im Monat October 1766 bekam ich ein Schreiben von Sr: W. Ehrw: H n : Pasche, worin gemeldet, daß in London noch nichts für Barrenhill gesammelt worden, und sich die Sache nicht erzwingen ließe." (PM 95 Z 6 S. 16; AFrSt IV F 8 S. 100). Vgl. auch Nr. 321 mit Anm. 21; Nr. 323; Nr. 358 und Nr. 359. Mühlenberg hatte Schaum für die Gemeinde in Barrenhill vorgesehen. Vgl. Nr. 351 S. 347. Schaum versorgte mehrere Gemeinden in den Olyer Bergen. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter I S. 116. Vgl. Nr. 354; Nr. 357; Nr. 364 S. 385; Nr. 370; Nr. 391. Vgl. Nr. 389 Anm. 7 nach 5). = Nr. 378. Zum Empfang Nr. 389 Anm. 7. Vgl. Nr. 370 Anm. 7. = Nr. 378. Vgl. die Rechnung in Nr. 387 Anm. 7. Zur Vorgeschichte Nr. 349 mit Anm. 7 und Nr. 387 mit Anm. 6. Beide Posten sind in Niemeyers Rechnung in Nr. 387 Anm. 7 aufgeführt. Vgl. 1 Mos 3,19. Gefahr (liegt) im Verzug. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1410. Vgl. Nr. 389 Anm. 7 unter 5). Die Fortsetzung schickte Mühlenberg erst am 8. 6. 1768. Siehe das Postskriptum zu Nr. 430.
Nr. 390/391
391. An J. Stein undR. Roelofson
4.11.1766
483
Philadelphia, 4. 11. 1766
Geehrte Brüder Mess" Stein und Roelofson 1 Ich habe Ihr geliebtes Schreiben2 mit Dom: Brycelius empfangen, und das war auch das einzige, das wir von ein oder andern Hh. Altesten seit dem letzten Synod 3 empfangen haben. Es dienet hiermit zur Antwort: 1) Wir hatten hier 3 Gemeinen für Dom: Brycelius besteh, und hoften die Gemeinen in Jersey solten alles richtig machen, daß er herüber in seine neuen Gemeinen ziehen könte, wenigstens 2 oder 3 Wochen nach dem Synod. 2) Die hiesigen Gemeinen warteten mit Schmertzen, aber es vergiengen 3—4—5—6—7—8—9— 10 —etc. Wochen, daß man nichts von den Hh. Ältesten oder Vorstehern hörete, ob sie die vom Synod gesetzte Punckte 4 erfüllet oder nicht, und kam auch kein Domine. Darüber wurden die hiesigen Gemeinen muthlos, und versahen sich so gut sie konten, und kündigten auch das Haus wieder auf, welches sie für Domine Brycelius gemiethet hatten. 3) Als endlich H. Brycelius allein hier ankam, so sorgten etliche Vornehme Freunde für ihn, und wollen sein Glück beßer befördern, so daß er in der Englischen Sprache in dem Weinberge 5 [. ..] dienen und arbeiten soll. 4) Deswegen bitten wir unsere geliebte Brüder Stein und Roelofson und alle übrige Brüder, die noch Liebe gegen uns und H. Brycelius haben, daß sie ihm von allen Seiten helffen um sein ausstehend Salarium geschwind einzukriegen, und alles in Ordnung zu bringen. Denn er muß innerhalb 14 Tagen wieder hier seyn, und mit einem Schif nach Engelland fahren. 6 Seine Familie bleibet über Winter noch in der Pfarr = Wohnung, bis auf nächste Frühjahr, dann wird sie nachgeholt. 5) Und damit die Gemeinen bey Ihnen wieder in Ordnung kommen mögten; so haben wir beschloßen, den jungen Dom: Kurtz 7 hinüber zu schicken, welcher H. Pfr. Kurtz in diesem Monat Novembr: nemlich am 22 Novembr: bey Ihnen ankommen am 23sten Novembr: i[d] e[st] am 26sten Sontage nach Trinit: in der Neugermantowner Kirche predigen wird, wenn nicht erhebliche Verhinderungen darzwischen kommen. 6) Wenn denn H. Kurtz bei Ihnen gepredigt hat, so können sich die Gemeinen und H Pfarrer mit einander besprechen, ob er Ihr Seelsorger seyn will, und sie ihn dafür erkennen wollen? 7) Wenn sie in dem Punckte mit einander einig sind, so laßen sie die Kirchen Ordnung unterschreiben, und nach Anleitung der Kirchen = Ordnung die Ältesten und Vorsteher erwählen und der Gemeine vorstellen. 8) Wenn Dom: Kurtz die Gemeinen annehmen will, und die Gemeinen ihn gleichen [entlohnen], so machen sie einen Beruf, und schicken denselben mit Dom: Kurtz zu uns, damit er vom Ministerio approved werde: 9) H. Pfr: Kurtz kan nicht eher zu Ihnen hinüberziehen, bis nächstes Frühjahr Gfeliebts] G[ott]. Und so lange laßen Sie des Dom: Brycelii seine Familie daselbst wohnen, und thun als Vater bey ihr und Kindern, und sorgen, daß sie keine Noth leiden, noch daß jemand ihnen Leides thue. Denn des Herrn Auge siehet alles, belohnet das Gute und bestrafet das böse.8 Sorgen Sie doch ja, daß Dom: Brycell: innerhalb 2 Wochen wieder hier
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Die Briefe des Jahres 1766
seyn möge, denn die Schiffe warten nicht, und er würde sein Glück verschertzen, wenn er sich zu lange aufhalten solte. Übrigens grüße etc. etc. H : M Philad: d 4 Novembr: 1766
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68
S. lOlf.
1
Alteste in N e w Germantown. Nicht erhalten. 3 V o m 10. bis zum 12. 6. 1766 in Philadelphia. Zum Synodalbericht Nr. 360 Anm. 1. 4 Siehe Nr. 370. 5 Mt 20,1—2. 6 Vgl. Nr. 392 Anm. 18. Bryzelius erhielt 1767 in London die Ordination der anglikanischen Kirche und versorgte bis zu seinem Tod (9. 4. 1773) die Gemeinden von Halifax und Lunenburg in N o v a Scotia. Vgl. Nr. 403 S. 517f.; Nr. 409 S. 540 und Glatfelter I S. 24 und 210. 7 Johann Wilhelm Kurz. Vgl. Bd. II Nr. 181 S. 336 Anm. 31. Er hatte die Berufung jedoch nur unter Vorbehalt angenommen und schließlich abgelehnt (vgl. Nr. 399 Anm. 8). Die Gemeinden beriefen daraufhin Mühlenberg selbst. Vgl. Nr. 402 Anm. 10 und Nr. 403. 8 Vgl. Spr 15,3. 2
392. An [G. A. FranckeJ
Philadelphia, 9. 12. 1766
Philadelphia den 9 Decembr: 1766. Hochwürdig = Hochzuvenerirender Herr Director, theurester Wohlthäter! Aus Ew. Hochwürden 2 letzten pro Mem: vom Aug: a[nni] cfurrentis] 1 habe heute am 9ten Dec: a. c. mit Betrübniß ersehen, daß mein ältester Bube sich von Fleisch, Welt und Teufel bemeistern und ins Verderben stürtzen laßen; und daß der Jüngste auch nicht weit davon sey. Eines theils beschämet und beuget michs aufs Leben, daß Ew. Hochwürden und mehrern Kindern Gottes durch die Außendung meiner verdorbenen Ausschößlinge, so viele Sorge, Mühe und Verdruß verursachet, welches zu ersetzen ich nicht im Stande bin! Andern theils giebt mirs einige Beruhigung vor Gott, daß ein Versuch gemacht worden und alle mögliche Mittel zu deren Leibes = und Seelen Wohlfart angewandt. In den gottseligen Anstalten sind hinreichende Mittel zur wahren und gründlichen Bekehrung. Es wird gepflantzet und begoßen, und Jesus der wahre Philanthropos ist höchst geneigt das Gedeihen zu geben. 2 Wers nicht in gehöriger Ordnung annehmen will, habeat sibi. Doch endet sich Gottes Erbarmung nicht gleich nach unserm Ziel. Er hat allerley Hülfs = Mittel und Wege. Es kam ja auch ein verlorner Sohn wieder zurük. 3 Nur ist mirs leid, daß Ew. Hochw: ich
Nr. 391/392
4. 11./9. 12. 1766
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damit Leiden verursachet habe, und zu Dero ohnehin fast unerträglichen höhern Amts = Bürden diese Last hinzugethan! Was ich hier befürchtete, ist nun in Europa geschehen; der Feind hat seinen Zweck erreichet und zwar doppelt, nemlich mich durch meine Kinder untüchtig zum Amte, und stinkend bey den Kindern Gottes in Europa zu machen. Denn wenn der Bube nun auch als ein Soldat hier nach America komt; es sey in der Nähe oder Ferne, so wird es ausposaunet, und nicht allein allen Feinden zum Spott und Hohngelächter 4 , sondern auch allen noch redlichen Seelen zum Anstoß und Betrübniß gereichen. Bleibt mir also nichts mehr übrig, als mich unter Gottes Erbarmung in eine entfernte Land Gemeine zu begeben, und so zu setzen, daß nach der nächsten und schuldigsten Pflicht meine Kinder zum Beten und Arbeiten anhalten, und die noch übrigen wenigen Kräfte zum Dienst einer verdorbenen Gemeine anwenden möge.5 Ehe die Sache Gottes durch mich und die Meinigen den geringsten Anstoß oder Schaden leiden solte, desto mehr bin verbunden aus der Connection der Gemeinen herauszutreten, und sie nächst Gott der weitern Versorgung denen hohen Mittels Personen zu überlassen, deren unbeschreibliche Sorge und Liebes = Bemühungen nicht um meinent, sondern um Christi und der armen verlornen Schafe 6 willen von so vielen Jahren bis hieher, nicht ohne Segen noch gantz fruchtlos gewesen. Dieses erkenne ich als einen göttlichen Winck und als meine schuldigste Pflicht, nemlich in solchen Umständen, nicht zu fliehen, sondern nur der Spuhr einfältig nachzugehen, und mich an einen Ort zu begeben, wo ich meine Kinder vollends erziehen, und die übrigen Kräfte zum besten gantz verlaßener Menschen opfern möge. Ist das Americanische — unsers geringen Theils — Werk von Gott, so wird es bestehen, und durch jüngere Arbeiter mit mehr Segen fort geführet werden. Es ist mir dahero sehr tröstlich, wenn Sr: W. E. H. Pasche berichtet 7 , daß Hochwürdige Wohlthäter dieser Anstalten, mit Ernst, Fleiß und Gebet darauf dencken, um einen neuen Gehülfen als Prediger zu Philadelphia auszufinden! Der Herr wolle sein gnädigst Gedeihen dazu geben! daß balde einer erfunden und gesandt werden möge, damit doch kein Schade geschehe. Und ob ich gleich in einem Winckel abwesend seyn solte, so werde doch nicht unterlaßen, meine Mitbrüder hier schriftlich aufzumuntern und mit Rath an die Hand zu gehen, wenns verlanget wird. Was Ew. Hochwürden wegen Herrn Niemeyer in Lübeck zu eröfnen geruhet, so bin auch ich der ernstlichen Gesinnung, daß er vollkommen ehrlich und billig zufrieden gestellet werden müße. Kan es von Halle aus geschehen, so bin ich bereit auf den ersten Winck hier alles auf Anweisung zu ersetzen. Es war gleich anfangs her mein Wunsch, dem Herrn Niemeyer nichts zu versagen. So bald er in seinen Briefen nur einen Winck gab, wegen der Kleidung des Bubens, und mir den Weg zeigte, wie etwas p[er] Wechsel zu übermachen sey, ließ es nicht ermangeln. Und da es schiene, als obs nicht hinreichen dürfte, gab ja Gelegenheit die 13 und 1 /4 Ducaten von Kuhlemans Erbschaft, zu verschaffen. 8 Als er schrieb, daß sein guter Freund Herr Edler einige Naturalien haben mögte, suchte so gut mirs möglich war, etwas zusamen zu stoppeln9, ob es gleich nicht nach Wunsch praeservirt worden, so kostete es mir doch mehr Zeit etc. als es werth war. Ich könte nicht ruhig aus der Welt gehen, wenn der
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redliche Herr Niemeyer im geringsten verkürtzet werden solte. Die Absicht warum den Jungen gern 2 Jahr eher frey kauffen wolte, war 2erley: 1) weil ich selber gesegnete Eindrücke in den Glauchischen Anstalten empfangen, so gedachte es könte dem Jungen keine größere Glückseligkeit wiederfahren, als wenn er in Lübeck erst eine menschliche Form bekommen, er als denn die übrige Zeit in den gesegneten Anstalten, ein wahrer Christ werden mögte. 2) War auch besorgt wegen seines trotzig und verzagten Hertzens 10 , und seines läppisch veränderlichen Temperaments, das einer Sache bald müde wird und auf Extrema fält, wenn es anhalten soll. Meine Anmerckung wegen der Englischen Majorennitaet nach den hiesigen Gesetzen, hatte meines Wißens nicht an den Knaben geschrieben11, denn das hat er gewust, ehe er 7 Jahr alt war. Der sei. Herr Brunnholtz pflegte bisweilen eine Diversion in der Kinder = Lehr zu machen. Wenn ein Kind das 4te Gebot nicht wüste, so frug er: Kinder, wenn seyd ihr frey nach den hiesigen Gesetzen? Das wüsten sie alle zu beantworten. Daher nahm er denn Gelegenheit, das Gesetze Gottes, und der Menschen zu erklären, und den Kindern einzuschärfen, wie weit sich beyde erstreckten etc. Hätte ich meinem Buben nach der Affen = Liebe, was beßers zugetrauet, so würde die Anmerckung nicht aus Furcht gemacht haben. Meine englischen Briefe an ihn enthielten nöthigere Ermahnungen. Der Erfolg hat es leider gezeigt, daß er sich los gerißen, ehe er zu der besagten Englischen Majorennitaet gelanget. Nach den hiesigen englischen Gesetzen haben Eltern den Vortheil dagegen, daß ein Sohn vor seiner Majorennitaet auf keinerley Weise ohne des Vaters Consens sich zu etwas engagiren kan. Wenn auch ein Knabe vor der Zeit sich annehmen ließe, oder Heyraths Contracten ohne des Vaters Consens machte, so gilt es nicht. Der Vater kan ihn als denn ins Zuchthaus setzen, oder verkauffen, bis auf seine Majorennitaet. Und wenn ein Kind den Eltern ungehorsam ist, so hat der Vater Recht und Macht, daßelbe, außer einen Shillig sterl., erblos zu machen. Hätte mein Bube mir hier den Streich gemacht und sich werben laßen, so würde ich ihn bis auf seine Alte [Volljährigkeit] zum Knecht verkaufft, oder ins Zuchthaus gesetzt haben. Und ich wundere, wie der Junge Fug und Recht hatte sich zu engagiren, da er nach der Vollmacht seines Vaters und hohen Vorgesetzten noch zu seinem Herrn Principal rechtmäßig verbunden war, wenigstens nach dem neuen Contract bis auf Ostern 1767.12 Ich weiß die Lübeckischen Gesetze nicht, dächte aber man hätte den Buben in gefängliche Verhafft nehmen, und ihn bey Waßer und Brod fasten laßen können, bis auf Ostern 1767 oder so lange es denen hohen Vorgesetzten beliebt. Solte er mir solcher Gestalt hier zum Vorschein kommen, und wenn er auch etliche hundert Meilen ab in Garnison wäre, so würde ich ihn belangen und mein väterlich Recht üben. Capt Fise13 als ein Engl. Officier solte doch wol wißen, daß er in den freyen englischen Ländern keinen verbundenen Lehrling, ohne des Principáis oder Meisters Consens annehmen darf, viel weniger in einer freyen Reichs = Stadt, einen annehmen, der durch ordentlichen Contract verbunden ist. Hat er sich durch die Güte Gottes, duch die huldreiche Stimme seiner besten Gönner, Wohlthäter und Freunde nicht wollen leiten laßen; so mag er dem Kalbfell und Báculo14 des Corporals folgen und mein Gebet zu
Nr. 392
9. 12. 1766
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Gott soll ihn verfolgen, wo er auch ist. Wäre er etwa von Heimweh überwältiget, und zu lüstern nach dem americanischen Knoblauch gewesen, so hätte ers ja schreiben können, und man würde ihn nach Ostern 1767 die Rückreise nicht so übel genommen haben, als ein infames desertiren. Und da bey den Jüngsten auch sehr zu besorgen stehet, daß er nicht gut einschlagen werde, und der mitlere F[riedrich] A[ugust] vielleicht auch das Heim Weh kriegen mögte, wenn er allein zurück bleiben solte; so bitte unterthänig Ew. Hochwürden wollen zu befehlen geruhen, daß sie beyde mit den neuen Missionariis für Pennsylvania oder Ebenezer zurück gesand werden mögten, auf meine Kosten und Erstattung, ich will sie nach Verdienst hier schon in eigner Zucht halten, daß sie mir weiter keinen Schaden thun können. Denn ich bin nach göttlich und gesellschafftlichen Gesetzen verpflichtet meinem eigenen Hause wohl vorzustehen, und nicht Kinder zu haben, die zur Unehre Gottes dem gemeinen Wesen zur Last werden 15 , und noch viel weniger Knechten und Kindern Gottes zum Eckel und Verdruß Anlaß geben sollen. Sie können hier noch ehrliche Handthierungen lernen, und haben doch das zum Vortheil, was sie in den gesegneten Anstalten erlernet. Gottes gnädigste Vorsehung wird mir inzwischen ein Plätzgen anweisen aut in, aut sub coelo, wo ich mit meiner Familie ihm nach proportionirten übrigen Kräften dienen, meinem Hause vorstehen, und meine letzten Stunden zur Vorbereitung auf die Ewigkeit anwenden möge. Ich kan es mit gutem Gewißen sagen, daß nicht nöthig gehabt hätte meinen Theuresten Gönnern mit meinen Kindern beschwerlich zu fallen, wenn nicht gezwungen worden, meine gantze Zeit zu den überhäufften Gemein = Geschafften zu verschwenden, und die Kinder mit den Rücken anzusehen. Hätte auch meinen Kindern für gute Bezahlung was gutes lernen laßen können, wenn bey den kümmerlichen Salariis nicht nöthig gehabt ihr großväterliches Erbe mit zur N o t h d u r f t anzuwenden 1 6 , denn die Umstände haben es immer erfodert, daß mit bey der äusern Bau Rüstung H a n d anlegen müßen. Mein Bitten und Flehen von vielen Jahren her, bald für Neuyork, bald Tulpehocken, Reading, Jersey, Georgien, Wernigerode 1 7 , oder ein Winckelgen, wo mich sammeln, meine Kinder erziehen, und dabey dennoch einer Gemeine dienen könte, hat kein Gehör gefunden, sondern ist als Unglaube, Creutzflüchtigkeit etc. etc. angesehen worden etc. und nun sehe den Erfolg davon. Meiner Frauen Erbgütgen ist ziemlich geschmoltzen, und wird noch kleiner, wenn erst meine rechtmäßige Schulden bezahlet. Wer meine Umstände im Zusammenhange einsehen könte, der würde es für keine unvernünfftige Sache halten, wenn die übrigen Stunden noch auf meine Kinder wendete, und mich nach Gottes Winck aus der weitläufftigen Connection in eine Land Gemeine machte. Wegen des betrübten Zufalles meiner Kinder werde ich müßen sagen nach Lutheri Ubersetzung aus Cantic: 1,6. Sehet mich nicht an, daß ich so schwartz bin etc. und Ew. H o c h w : an die Worte des großen Erlösers erinnern Matth 25,40 Was Ihr gethan habt den Geringsten etc. etc. womit ersterbe Ihro: Mühlenberg 18 Reinschrift in PM 95 D 7. Daß Mühlenberg den Brief abgeschickt hat, geht aus seinem Tagebuch hervor (siehe Anm. 18) wie auch aus dem Vermerk aus Halle („praes/entiertj 1. Mart. 1767.") oben
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Die Briefe des Jahres 1766
rechts auf der ersten Seite. Wie ein weiterer Bearbeitungsvermerk auf der ersten Seite zeigt, wurde der Brief 1883 für die HD (S. 1741—1745) abgeschrieben und befand sich folglich inAFrSt. 1
= Nr. 379 und Nr. 382. Vgl. 1 Kor 3,6f. 3 Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . 4 Vgl. Ps44,14;Jer 29,18; Hes 22,4. 5 Hierzu ergänzt Mühlenberg am Rand: „1 Tim 5,8 giebt mir eine Lection. Wer die Seinen nicht versorget, sondern sie den Anstalten aufbürdet — 6 Vgl. Lk 1 5 , 1 - 7 . 7 Nicht erhalten. Vgl. Anm. 18. 8 Vgl. Niemeyers Endabrechnung in Nr. 387 Anm. 7. 9 Siehe Nr. 349 Anm. 2. Vgl. Jer 17,9. 11 Bezieht sich auf Franckes Vorwurf in Nr. 382 S. 438f. 12 Siehe Nr. 349 Anm. 7. 13 Von ihm hatte Johann Peter Gabriel sich anwerben lassen. Vgl. Nr. 382 Anm. 6 und 8. 14 D. h. Trommel und Stock. 15 Vgl. 1 Tim 3,1 — 5. Vgl. Nr. 258 mit Anm. 12 und Nr. 275 S. 11 lf. 17 Gegen Ablauf der ihm gewährten dreijährigen Probezeit in Pennsylvania stellte Mühlenberg Überlegungen an, eine andere Gemeinde zu übernehmen, etwa Tulpehocken, die Raritan Gemeinden in New Jersey oder das Mohawk-Tal in New York (Bd. I Nr. 43 S. 193f.). Vgl. auch Bd. I N r . 39 S. 157 und Nr. 41 S. 163f.Zu New York vgl. weiterhin Bd. I N r . 84; Nr. 86; Nr. 93; Nr. 102 und Nr. 105; zu Wernigerode Nr. 280; zu Georgia Nr. 288 Anm. 10; zu Reading Nr. 266 mit Anm. 10 (6) und Nr. 277 mit Anm. 22. 18 Für die Zeit bis zum 3. 1. 1767 ( = Nr. 393) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Decembr: 9 t e n 1766. empfieng ein Paquet p[er] Capt: Faulkner. welches nichts kostete, und enthielt 1) Von H . Pasche dat: Sept: 26sten 1766. 2) pro Memoria von H. Dr. Frfancke] Litt: A: [ = Nr. 382] nebst Copie vom Vergleich Litt: B. [ = AFrSt IV B 6:16 S. 49f.] 3) Schreiben des Joh: Pet: an H . Inspector Fabricius Litt: C. [Siehe Nr. 382 Anm. 4] 4) H . Niemeyers Schreiben an H . Dr. Fr[ancke] Litt: D. [ = AFrSt IV B 6:16 S. 44] 5) Madame Neubauers Schreiben an Ditto. Litt: E. [ = AFrSt I V B 6:16 S. 42f.] 6) Cop[ie] des Briefes und Billets des J: Pet: an H . Niemeyers Litt: F. [Siehe Nr. 382 Anm. 6] und 7. H . D r : Fr[anckes] pro Memoria Litt: G. [ = Nr. 387] nebst einem Brieflein an D r : Martins etc. etc. Darauf habe geantwortet vom 9 und 10 ten Decembr: 1766. a) An Herrn W m Pasche einen halben Bogen, beygeschloßen den Danedistels Brief wegen mutmaßlicher Erbschafft von Emerich, bey der Ostind: Company b) ein Schreiben an Sr: H o c h w : H . D r : Francken 2 halbe Bogen voll beyde dat: d 9 Dec: 1766 [ = Nr. 392]. mit Capt: Beeves in Mr. Bertrams Snow, welche erst kurtz vor Weyhnacht abgieng, worauf auch H . B[ry]z[elius] war." (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 96; vgl. Tappert II S. 317, der den Namen des Kapitäns mit „Reeves" wiedergibt.) 2
Die Briefe des Jahres 1767
393. J. S.
GerockanM.
Lancaster, 3. 1. 1767
Lancaster d 3 Januar: 1767. S[alvo] Tfitulo] HochEhrwürdiger Herr-Pastor! Hochwerthester H e r r Amts = Bruder! In Anerinnerung der Ehre so E: H . E: mir gethan, da dieselbe im Jahr 1761 Ihre vorgegangene Verhausung und Hinabkunft nach Philad: mir auf eine damahls recht freundschaftliche und vertrauliche Weise berichteten 1 , halte ich mich verbunden, und finde mich durch Dero Beyspiel angereitzet zu versuchen, ob ich Dero so große Höfflichkeit einigermaaßen erwiedern, und eine geringe Probe meiner fortdaurenden Wertachtung Dero Person geben könne, wenn ich Ihnen von meiner vorhabenden Veränderung folgende aufrichtige Nachricht ertheile: da es unter der Göttlichen Vorsehung geschehen, daß der Efhrwürdige] H e r r Br. Bager von der mit 3 Predigern nahe umgebenen und doch leer gestandenen Luth. Gemeine in York einen freyen Beruf bekommen und angenommen 2 , und nachhero die Hochdeutsche Luth. Gemeine in N. York mit einem einmüthigen Beruf einen Versuch an mich gemacht hat, mich alß ihren Pfarrer zu erhalten 3 , zu weiteren Forthelfung ihrer Kirchensache, so habe nach möglichem guten Vorbedacht und gewißenhaffter Überlegung, und Berhertzigung mit Gott, mich einfältig und demüthiglich entschloßen den Beruf dorthin freywillig anzunehmen, mein 14 Jahr sinnd [!] vielleicht lang genug i[m] V[ertrauen] mein geführtes bißheriges Amt und Dienst vor dißmahl zu beschließen in Lancaster, und im Vertrauen auf Gottes gnädige Hülfe und Beystand wieder einen andern Versuch an einer neuen Gemeine zu thun und die empfangene Gabe 4 zum Seegen und Seelenerbauung derselben anzuwenden; So gering und arm ich bin, so weiß ich doch, daß ich nur meinem Gott und Jesu und den L[ieben] Seinigen gehöre, ich könte zwar jetzo und dürfte mit Ehre und Freude in mein leibl. Vaterland heim kommen, halte es aber vor jetzo noch für nöthig und beßer noch eine Zeit lang hier zu bleiben in America, biß Gott und die Umstände mich vielleicht fortrufen werden; die Gründe und Ursachen meines Entschlußes sind folgende 1) Weil ich von Hertzen glaube Gott werde fernerhin mit meiner Gemeine in Lfancaster] seyn, und mit Ihm werden sie es gar wohl ohne mich machen können, und gegen einigen Wolf sicher seyn. 5 2) Weil ich mich gar nicht für unvergleichlich halte, sondern wohl weiß daß aus allen Landschaften Deutschlands und aus andern Reichen in Europa tüchtige Werckzeuge des Hl. Geistes und treue Diener Jesu Christi zu haben sind 3) Weil weder meine hiesige Gemeine mich ausdrücklich auf lebenslang berufen, noch auch mein hochw Consistor[ium] mich so gesandt hat, es auch nicht nöthig und thunlich ist um
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Die Briefe des Jahres 1767
gültiger Ursachen willen 4) Weil es niemanden schaden, aber im gantzen und einzlen nutzen kan und hoffentlich wird, 5). Weil des H. Br. Weygands Gemeinen von dieser6 nun gantz geschieden ist, und diese niemahls auf seine Seite treten wird, folglich er von mir und meinem Daseyn keinen Schaden Schande und Verdruß zu bestahren [?] hat, wovon ich ihm auch schon im Julii 1762 deutlich überzeugt habe. 6) Weil ohnerachtet zerschiedener Verläumdungen, und Ohrenblasungen von etlichen — vorgegebenen, und so anscheinenden guten Freunden — hie und da, die Gemeine in N. York doch liebe und gutes Zutrauen zu mir gefaßt und behalten hat, und folglich um so mehr meiner Liebe und Dienstfertigkeit werth ist 7) Weil ich sehe daß ich nicht vergeblich gearbeitet, und von meiner Gantzen Gemeine wohl verstanden und geliebet, und gar nicht unwerth gehalten wurde; wie ich mir denn nicht getraue mit guten Gewißen, drey Feinde dahier zu zehlen. Jederman liebt mich mehr alß ichs werth bin, und hin und wieder bekenne ichs frey — doch ohne dieselben der H. Amtsbrüder damit zu beleidigen oder zu trotzen oder einen andern oder eiteln Prahlerey damit zu treiben — daß ich meine hiesige Werthe Gemeine um vieler Ursachen Willen, der besten im Lande wenigstens gleich achte; darum glaube ich im Gewißen Erlaubniß zu haben zu dieser Veränderung. Nun! Bestätigen Sie meinen Sinn, oder belehren mich beßer! Ich wolte denenselben diese Beweggründe meiner bevorstehenden Veränderung nicht verheelen, damit es niemand zum Anstoß gereiche, und nicht scheine, alß ob ich meine Gemeine in L. im Stich laßen wolte. Und ich sage frey heraus, wann jemand etwa, es seye Priester oder Laye, mir deßen halber Geldsüchtig, oder andere böse und thörichte Absichten aufbürden und andichten wolte, daß ichs von Hertzen nur verachten und verlachen würde; um Geldes willen bin ich nicht hieher gekommen, nicht da gewesen, bleibe ich nicht und gehe ich nicht fort. Ein Verständiger und Erfahrener kan doch wohl aus rechnen, den Welt- und Zeitlauf und die Beschaffenheit der Umstände recht schätzen. Solte denen Richtern, viel wißenden Tadlern und Spöttern solchen falls eine Antwort gegeben werden, so meyne ich diese wäre die beste Richtet nicht vor der Zeit biß Lob wiederfahren. 7 Und es ist ein bedenckliches Versgen: die Welt vergißet unsrer bald, es sey Jung oder Alt, auch unsrer Ehren mannigfalt. 8 Das verdrießt mich nicht, ich bin zufrieden. Mit diesem geringen Schreiben begehre ich keine Erneuerung des Ehemaligen Briefwechsels zu erzwingen, sondern wünsche nur, wan nebst Christbrüderlicher Liebe noch etwas von der Alten Freundschaft in Ihrem Hertzen verborgen liegt, eine beliebige Antwort darauf zu erhalten. 9 Unter andern glaube ich von Hertzen eine Allgemeine Christliche Kirche — Sine Syncretismo — und die Gemeinschaft der Heiligen.10 Ich muß dermahlen meinem Hertzen eine weitere Eröfnung wehren; aber ich kans nicht verbergen daß ich hertzinnigst wünsche und den Vater unsers Herrn Jesu Christi bitte, Er wolle Ew. H. E und Dero sämtliche Hochwerthe Familie reichlich seegnen, Ihnen im nunmehrigen Alter und Schwachwerden nach Seel und Leib wohl thun, Friede, Ruhe, Trost und Freude schencken, und zum besten der liebwerthen Ihrigen, und Vergnügen vieler Seelen Ihre Tage verlängeren, um unseren Herrn und Ertzhirten" Jesu
Nr. 393
3. 1.1767
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Christo zu Ehre und den Seinigen zu Dienst und Seegen zu leben. Womit unter Empfehlung zu göttlicher Gnade taglebens verharre Ew. H Ehrw. Aufrichtig geringer Fr[eund] und Brfuder] Meines hochwerthen H. Amts Bruders Johan Sigfried Gerock Minister] E[vangelii]12
Abschrift im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 157—160. Datumszeile und Anrede stammen dabei von Mühlenbergs, das übrige von einer fremden Hand. 1
Im Oktober 1761 bereitete Mühlenberg seinen Umzug von Providence nach Philadelphia vor, wo er am 29. 10. 1761 eintraf. Hinweise auf einen Brief, in dem er Gerock darüber berichtet, sind nicht erhalten. Allerdings hatte er Gerock bereits Anfang Oktober ausrichten lassen, ihn doch in Philadelphia zu besuchen (vgl. AFrStIV H 16 S. 5 3 - 5 5 ; H D S. 3498; Tappertl S. 466f.). 2 Gerock selbst hatte die Berufung nicht angenommen und Bager vorgeschlagen. Vgl. Bd. II Nr. 220 S. 529f.; Nr. 237; Nr. 241; Nr. 245 sowie Nr. 249 und Nr. 251. 3 Zur Vorgeschichte des Wechsels von Gerock nach New York und von Bager nach Yorktown verfaßte Mühlenberg einen Bericht, in dem auch der hier abgedruckte Brief Gerocks überliefert ist (vgl. PM 95 A Nr. 11 1765-1768 S. 1 4 9 - 1 6 1 ; Tappen II S. 318-322). Mühlenberg sah sich von Gerock vor vollendete Tatsachen gestellt und verzichtete auf eine Antwort (siehe Anm. 9). Der Schluß seines Berichtes leitet zur Tagebucheintragung vom 31.3. 1767 über und datiert diesen somit auf Ende März des Jahres 1767. Dem Tagebuch vom 3. 4. bis zum 17. 7. 1767 zufolge ist Mühlenberg in dieser Zeit nahezu ausschließlich mit Schwierigkeiten befaßt, die aus dem Schritt Gerocks und Bagers resultieren. Die Gemeinde von Lancaster erhielt erst 1769 mit Justus Heinrich Christian Helmuth (vgl. Nr. 433 Anm. 1 und 2) wieder einen regulären Prediger. — Zur weiteren Entwicklung Nr. 399—402 und Nr. 405. 4 Vgl. 1 Petr 4,10. 5 Vgl. Joh 10,12f. 6 = die hochdeutsche Gemeinde; Weygand versorgte die niederdeutsche Gemeinde von New York. 7 1 Kor 4,5. 8 Vgl. die 7. Strophe des Kirchenliedes „Ich hab mein Sach Gott heimgestellt" von Johann Leon (gest. 1597). 9 Dazu notiert Mühlenberg im Tagebuch im Anschluß an die Abschrift des Briefes: „Ich wüste nichts auf den vorhergehenden Brief zu antworten, und hatte auch keine Zeit noch Kräffte zum Schreiben übrig, weil mit in der Tages = und Abendschule arbeiten muste." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 161; vgl. Tappert II S. 322). 10 Vgl. den 3. Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses; BSLK S. 21. " Vgl. 1 Petr 5,4. 12 In seinem Bericht (siehe Anm. 3) über die Gemeinde von Lancaster erwähnt Mühlenberg mehrere nicht erhaltene Briefe aus der zweiten Hälfte des Jahres 1766. Da sich seine Tagebuchaufzeichnungen von Mitte Juni 1766 bis Ende März 1767 auf die Notierung von Postsendungen von und nach Europa beschränken, sind diese Briefe nicht genau zu datieren. Im einzelnen erwähnt Mühlenberg: „Wie die Gemeine [die hochdeutsche Gemeinde von New York] sähe, daß etwas Zuwachs war unter seinem [Bagers] Dienste, faßeten sie das Hertz, kaufften ein theures Grundstück in der Stadt, etwas neben aus, und fiengen an eine räumliche neue Kirche zu bauen, alles auf Credit mit Schulden nemlich Anno 1766. und sandten ihren Pfarrer nachdem die Synodal = Versamlung [10. 6.—13. 6. 1766] etliche Wochen vorüber, nach Philadelphia etc. mit einer Bittschrift an den sogenanten Praesidem Ministerii, um Beysteuer und Collecten in den vereinigten Gemeinen, welches aber eine unmögliche Sache war, maßen fast eine jede Gemeine ihre eigene Noth hat. ...
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Als Herr Pfr: Bager von Yorktown über Lancaster wieder zu mir kam, erzehlte er den Verlauf der Sache und brachte mir auch einen Brief mit von den Altesten aus Yorktown.... Die Ältesten der Neuyorker Gemeine schrieben darauf an mich und schärfften mirs Gewißen, als ob ich ihren Prediger wegnehmen und nach Yorktown versetzen wolte.... Besagten Brief brachte ein Altester, Pet[er] Gr[im] welcher von der Gemeine abgeschickt und bevollmächtiget war, daß er erst zu H. Pfr. Kurtz Sen: reisen, und ihm den Beruf auf ihre Gemeine antragen, und wenn er ihn abschlüge, als denn nach Lancaster sich verfügen, und dem H. Gerock den Antrag thun solte.... Einer von den Herrn Altesten aus Lancaster schrieb an mich und verlangte Rath, wie ihre Gemeine nach Herr Gerocks Abzüge versehen werden mögte? welches auch nicht beantwortete [siehe Anm. 9], weil nicht Zeit und auch nicht Sinn hatte mich einzulaßen." (PM 95 A Nr. 11 1765-68 S. 154-156,161; vgl. Tappen II S. 320-322). Für die Zeit bis zum 29. 1. 1767 ( = Nr. 394) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Am 14 Januar 1767empfieng ein Paquet, mit der Neuyorker Post, welches auf dem Packet Boot von Sr: W. E. H. W m Pasche angekommen und für 35 Sh. 4 d: porto kostete: enthielte: 1) Sr: W. E: H. W m Pasche Schreiben vom 7«" Novembr: 1766. 2) Von Sr: Hochw. Dr: Franken Wiederlegung [ = Nr. 380] meines Vorschlags [ = Nr. 364], wegen einer Anstalt vom 6 Jun: a[nni] pr[aeteriti]. Ferner eine Copie von den Rechnungen für die penns: Gern: de Annis 1764 et 65. datir[t] vom October 1766. [Reinschrift vom 13. 2. 1766 in AFrSt IV G 2 S. 2 9 0 - 2 9 3 ] 3) Am 14 Jan: kam auch ein Brief aus Neuyork von J[ohann] P[eter] M[ühlen]b[erg]." (PM 95 A N r . 11 1765-68 S. 97; vgl. Tappen II S. 318).
394. A. Prévost an M.
New York, 29. 1. 1767 Newyork le 29 l Janvier 1767.
Je suis charmé Monsieur de l'occasion, qui se présente de rendre justice à Votre fils, qui a passé avec moi d'Hambourg. Si le hazard m'eut conduit à Lubeck, il n'auroit pas eu besoin de s'engager 2 pour sortir de l'Etat disgratieux, ou il se rencontroit, et connoissant sa famille 3 , Je lui aurois volontiers donné une Passage dès quil ma eu joint Je lui ai donné toute Confiance, et il soit acquitté, de tout ce dont il a été Chargé avec exactitude; et honneur J'ai été content de lui au possible, et ce n'est que parceque Je crois que c'est pour son plus grand bien, que je me Suis déterminé à lui donner un Congé en substituant un homme à sa place, J'espère que vous trouverer sa décharge suffisante, Si non, J'en ferai une telle que vous le Souhaiterer, Je Souhaite de tout mon Coeur qui'l vous donne toute la Satisfaction possible, en mon particulier Je serai toujours charmé de vous témoigner combien Je Suis sincèrement Monsieur Votre très humble obéiss[ant] serviteur Augustin Prévost
Nr. 393/394/395
3. 1./29. 1./9. 2. 1767
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Kopie von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV G 7 S. 15f. mit dem Nachsatz:„Dieses ist die Copie von dem original Briefe des Herrn Obristen H. Augustin Prevost." 1
2
3
Lieutenant Colonel der britischen Armee. Er war zu Beginn des Siebenjährigen Krieges (French and Indian War) als Major in ein durch Initiative seines Bruders James Prevost neugeschaffenes Regiment eingetreten. In diesem Regiment, als dessen Rekrutierungsgebiet in Amerika Pennsylvania bestimmt war, dienten protestantische Flüchtlinge vor allem aus der Schweiz. Neben einem weiteren Bruder, James Marcus Prevost, diente auch sein Sohn Augustine Prevost Jr. in diesem Regiment. Vgl. Nicholas B. Wainwright, Turmoil at Pittsburgh: Diary of Augustine Prevost, 1774, in PMHB 85 (1961) S. 111 — 113. Johann Peter Gabriel hatte sich in Lübeck bei einem Captain Fiser freiwillig zu einem englischen Regiment gemeldet. Weder Tagebücher noch Korrespondenz geben Hinweise auf eine nähere Bekanntschaft zwischen Mühlenberg und Prevost. Neben zahlreichen anderen Persönlichkeiten lud er ihn am 24. 6. 1769 zur Einweihung der Zionskirche ein (vgl. Bd. IV).
395. F. M. Ziegenhagen an M.
[Kensington], 9. 2. 1767
Copia des Pro Memoria für H. Pasche, wenn er nächstens an H n Past: Mühlenberg schreiben wird. 1 Ich nehme wahres hertzliches Antheil an dem schmertzlichen Leiden, so der liebwehrte Mann aus väterlicher Liebe und Sorge für das wahre Wohlseyn seiner Kinder, in seinem Hertzen empfunden, da ihm die erste Nachricht von der kindlichen Pflicht = Vergeßenheit und strafbarem Verhalten seines ältesten Sohns in Lübeck kund worden. 2 Es ist auch (wie H . Pasche wohl weiß) dis nichts unerwartetes; sondern wir haben es beyde von Anfang gar sehr befürchtet und beseufzet, gleichwie auch andre, die den Mann als einen rechtschaffenen und treuen Knecht Christi kennen, mit uns gethan. Und in soweit ist seine Bekümmerniß und Traurigkeit über das grobe Vergehen seines Sohnes, der ohne Vorwißen und Einwilligung seines Vaters den Soldaten = Stand erwählet hat (denn andrer Laster ist er von H n Niemeyer, so viel mir bekant worden, nicht beschuldiget worden) untadelhaft; wiewohl auch darin christliche Mäßigung billig hat erwiesen werden sollen, und wird auch, wie ich hoffe, nachdem die erste heftige Bewegung etwas nachgelaßen, wircklich erwiesen seyn. Was ich aber von Hertzens = Grunde dabey bedaure und nicht zu entschuldigen weiß, ist, daß der von mir hertzlich geliebte Bruder, dem es sonst in andern Fällen, an gutem Verstände und Überlegung nicht fehlet, sich dismahl durch den ersten Anfall der Unruhe und Schmertzens, dennoch so übereilen laßen, daß er in diese zwar bedauerliche, aber doch nicht eben unerhörte Soldaten = Sache des Sohnes, die in Lübeck vorgegangen, sein heiliges Amt, so er etliche zwantzig Jahr mit aller Treue und großem Segen geführet, mit einmischet, und sich einbildet, daß die That des Sohnes so stinckend, daß der Gestanck davon über einige tausend Meilen bis nach America riechen, und gar sein gesegnetes Amt künftig unfruchtbar und verächtlich machen werde. Er
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findet also große Ursach, sein Amt in Philadelphia niederzulegen, und lieber zu einer entfernten Land = Gemeine sich zu begeben (eben als ob der imaginaire Gestanck nicht auch bis dahin durchdringen und Schaden anrichten werde). Diese sehr übereilte Gedancken sind schon sehr zu bedauren; aber fast noch mehr die Gründe, die zur Justification (oder wenigstens Apologia) derselben angeführet worden. Uberhaupt wird wohl, wie es scheinet, der Zufall, daß eines Priesters Sohn ein Soldat wird, und zwar vom Vater weit entfernt, in einem andern Theil der Welt, übermäßig angerechnet; da es doch ein Casus ist, der großen Lehrern unserer Kirche begegnet ist, und in England so gewöhnlich ist, daß ob Bischofs Sohne Soldaten werden, solches keinen Anstoß gibt, viel weniger ihrem Amte nachtheilig geachtet wird. Gott wird nach seiner Barmhertzigkeit den bekümmerten Vater durch seinen Geist zurückgehalten haben, daß er den Vorsatz, den Sohn bey seiner Ankunft in America arrestiren zu laßen, nicht vollzogen hat, als wodurch, wenn er dergleichen gethan, oder noch thun wolte, er sein Amt mehr kräncken würde, als nicht durch das unverständige Verhalten des Sohnes geschehen kann; indem dergleichen Eifer nicht für ein väterliches Recht, sondern für bittere Rache würde angesehen werden. Doch ein Haupt = Vorwand der heftigen Unzufriedenheit wird daher genommen, „daß das üble Verhalten des Sohnes vornemlich herkomme, weil der liebe Vater, wegen vieler Amts = Geschaffte und öftern Reisen zum Dienst der verlaßenen Gemeinen an entfernten Orten, nicht Zeit und Fleiß genug auf die rechte Erziehung seiner Kinder und sonderlich der Söhne, wenden können; weswegen er auch schon längst gewünscht, aus solchen beschwerlichen Umständen heraus zu seyn, damit er für das beste seiner Kinder auch beßer sorgen könnte". 3 Was zur Ursach der versäumten und verhinderten genauem Erziehung hierin angeführet wird, ist außer Zweifel die völlige Wahrheit. Aber 1) Hiermit wiederleget und bestraft er selbst seine zu große Bekümmerniß und Kleinmüthigkeit: denn er bezeuget, daß die beßere Erziehung nicht durch seine Schuld, sondern durch den Dienst des Herrn, und aus Begierde das Heil armer Seelen in ihrem geistlichen Elend zu schaffen, veranlaßet worden. Gut. Und weiß denn der allsehende gütige und reichlich vergeltende Heyland das alles nicht vollkommen wohl? Ferne sey es, daß der liebe Bruder sich solcher Mühe und Arbeit jemahls wolte gereuen laßen. Daher es mir recht leid thut, daß er sich so vergeßen, und die Worte Tim: 34 so übel mißdeuten und selbige auf diesen seinen Casum (davon sie doch sehr weit entfernet sind) appliciren können. Aber so gehets, wenn man aus der gehörigen Gemüthsfaßung einmahl heraus ist, so folget ein Fehltrit auf den andern. 2) Doch zugegeben, daß es gut gewesen, wenn er auf besagte Erziehung mehr Zeit und Fleiß wenden können; ist es darum gäntzlich gewiß, daß er keinen ungerathenen Sohn würde gehabt haben? Wer hat bessere Sorge für seine Familie angewendet als der Herr Christus? und ward einer davon nicht doch ein Teufel? Und erfahren viele christliche Eltern bey der sorgfältigsten Erziehung, nicht gleiche traurige Schicksale? Viele Exempel, auch von Prediger Söhnen könnten angeführet werden. Also ist das Pochen des lieben Bruders eine große Schwachheit. (Cor. 3.) Paulus pflantzet etc.5
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3) Aber endlich, gesetzt der Mangel der Erziehung sey mit Ursach an der Unart seiner nunmehro abwesenden Söhne. Was hat denn die Philadelphische Gemeine dabey gesündiget, daß sie verdienet hat, von ihrem treuen Lehrer verlaßen zu werden? O ' welche schwere Versündigung würde solches an Seiten der Lehrer seyn! Dafür behüte ihn lieber Herr Gott, richte ihn auf, und tröste ihn kräftig! Dein Geist lehre ihn nach deinem Willen allein! Dis sey genug, zu einem Pro Memoria an den lieben Bruder H n Mühlenberg. Von dem Herrn Hoffprediger Ziegenhagen auf H n P. Mühlenbergs Briefe vom 9 t e n Dec. 1766.6 Dis Pro Mem: ist an Hn. P. Mühlenberg in originali beygeschloßen worden den 9ten Febr. 1767. Entwurf Ziegenhagens; als Abschrift für Halle von Pascbes Hand erhalten in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, August-Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 30 Faszikel V S. 199-201. 1
Vgl. den Briefschluß und die Empfangsbestätigung in N r . 402 Anm. 11. A m 9. 12. 1766; vgl. N r . 392. 3 Sinngemäß nach N r . 392 formuliert. 4 Vgl. 1 T i m 3 , 1 - 5 . 5 Vgl. 1 K o r 3,6f. * = N r . 392. 2
396. An [J. C. Stöver]
Philadelphia, 19. 2. 1767
Philadelphia den 19Febr: 1767. Wohl Ehrwürdiger Herr Pastor. In Christo sehr werther Herr Amts = Bruder Mit Wehmuth muß endlich klagen, daß meine schrifftlich und mündliche Vorstellung wegen Beyhülffe zum Bau der armen Gemeine in Libanon 1 , noch nichts verfangen wollen; ich sprach 1) mit ein und andern Altesten von der Lancfaster] Gemeine, und bekam zur Antwort, daß es nicht geschehen könte weil sie selber [in Schulden] steckten, 2) in Philadelphia ist es den[n] realiter ultra posse, weil wir in extremis schwimmen 3). Die New Yorker gaben ein Echo und meineten wir könten ihnen helffen, von der Tenne oder Kelter 2 , 4ten die Gemeine aufm Raritan in Jersey sind wie zerstreuete Schafe ohne Hirten 3 und etliche der ehmaligen Altesten antworteten es könte vielleicht ins künftige geschehen wenn ein ordentlicher Prediger unter ihnen wohnete und die Gemeinen wieder gesamlet wären. 5). Unsere Nachbarn die Germantowner sind an
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Die Briefe des Jahres 1767
sich selber arm, stecken noch in Hauptschulden vom Kirchenbau, und schweren Nebenschulden wegen des langen Processes mit R[app] und dergleichen und geben mir abschlägige Antwort 6. Die Gemeine in Providence ist klein und hat keine Resolution gegeben 7). die in Neuhannover ist größer und eben im Begrif einen nöthigen und schweren Bau anzufangen und wolten gerne Hülffe von andern Gemeinen haben. 8) Die Readinger haben geantwortet sie hätten nach ihrem schwachen Vermögen etwas weniges collectirt. 9. in Engelland haben unsere alten Patrioten und lieben Freunde, die H. Beyerly und Schneider einen Riegel vorgeschoben und sich selber so wohl alß uns, den Weg verzäunet 4 und so bleibt uns nur noch ein, und zwar der beste Weg offen, nemlich nach Anleitung des 143sten Psalms: Wer Gott vertraut hat wohl gebauet etc.5 wir müßen glauben, wo nichts zu sehen ist6, und acquiesciren biß sichs weiter auf kläret. PS. unsere Corporation hat Ihren und unseren Freund H. Francke 7 hieher berufen. Ich gedachte wen es auf Genehmhaltung Ew. Wohl Ehrwürden und des Ehrsamen Kirchen Raths Dero Gemeine in Libanon geschähe, solte sich M r Heimberger 8 sehr wohl zum Schuldienst daselbst geschickt haben denn 1). Mr Heimberger ist ein Mann unermüdet in der Schularbeit 2. schreibt eine orthographische Hand, ist noch jung und bey Kräften, hat eine gute und vortheilhafte Methode in der Information, und ist liebreich und gedultig unter den Kindern, kan einen lateinische casum flectiren, gute Zeugniße von Deutschland aufweisen, hat Gaben zum Singen und Catechisiren, und nur eine kleine Familie 3). daß übele Gerücht welches H. Haffner 9 über ihn verursachet, hat sich durch allerley Zusätze zwar ausgebreitet ist aber noch auf keinen Weg bewiesen, denn einen gantz kurtzen Bericht davon zu geben so nahm H. Hafner im Jahre 1765 den Mr Heimberger zum Gehülffen ohne vollen Consent des Kirchen Raths und zwar auf ein geringes Salarium dabey der Mann nicht leben konte, der Kirchen Rath wolte sich die inne habende Gerechtigkeit nicht von Hafner nehmen laßen und verordnete auch einen Helffer 10 zur Schule so daß den 3 Arbeiter waren; Wie nun H. Hafner seinen Haß und Zorn wieder den von uns gesetzten 3ten Arbeiter nicht bändigen konte und wir indeßen sahen daß Mstr. Heimberger treu geschickt und fleißig in seinem Beruf war und doch nicht leben konte, von dem mit Hafner accordirten Lohn, so verordnete die Corporation am 22ten 8br 176511 daß alle 3 gleiche Arbeit an der Schule und gleichen Theil am Schulgelde haben Sölten, und den Hafner zu besänftigen, erhöheten sie sein Organisten Salarium, und ließen ihn für die Anzahl der Freyschüler, daß Schuldgeld aus der Kirchen cassa, vor aus und allein, nebst dem Drittel und anderen Accidentien mehr haben. Daher warf er denn seinen Haß und Neid auf beyde Helffer, im Julii 1766 danckte der von uns verordnete Helffer ab, und zog ins Land12, und so blieben Hafner und Heimberger allein, arbeiteten gleich in der Schule, und hatten folglich auch gleichen Lohn, vom gemeinen Schulgelde verdienet. Nun fiel dem Hafner ein, daß er gern den M r Heimberger von der Schule weg practisiren und seinen Sohn von 15 Jahren von unartigen Sitten, statt deßen zum Adjuncto haben mögte; Weil solcher Plan aber nicht so leicht ausgeführet werden könte, so legte er neben seinem heil. Amte eine Schencke oder Wirthshaus an, und verursachte dadurch schädliche
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19.2.1767
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Reflectionen auf und Unruhe in der Gemeine — Die Corporation ließ einen Schluß in der Gemeine publiciren daß die Schullehrer neben ihrem Amte keine Wirtschafft halten Sölten, und frug ihn ob er solche ablegen, seine Kräfte und Gaben allein zum Schul Amte anwenden, und sich mit seinem Salarium begnügen laßen wolle? Resp[onsio] wenn wir seinen Sohn zum Adjuncto verordnen und für seinen Unterhalt sorgen wolten. Alß wir solches nicht mit guten Gewißen so gleich konten, so erfolgte ein Gerüchte in der Stadt, nemlich der Heimberger hätte sich mit M r H a f n e r seiner Frau zu weit eingelaßen. Ich wurde hingerufen zu Hafners Wohnung. Die Frau lag im Kindbette, und bat ich mögte sie anhören, sie wolte mir was sagen, daß sie vor Gottes Richterstuhl, und hier in aller Welt vor einigem Gerichte beschweren könte, nemlich 1). ihr Mann — H a f n e r — hätte Argwohn als ob er nicht Vater zu dem Kinde wäre und hielte Heimberger in Verdacht. 2. sie könte aber darauf leben und sterben daß H a f n e r der Vater und Heimberger nicht an ihren Leib kommen wäre 3) Heimberger wurde darauf herbey gerufen und die Hafnerin blieb bey dem abgelegten Zeugniß daß H a f n e r der eigentliche Vatter zu dem Kinde und Heimberger nicht an ihren Leib kommen wäre. 4) Demnach versöhnte sich H a f n e r und seine Frau mit einander, diß ist der wahrhaffte Verlauf.
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 11 1765-68 gabe ist von Mühlenberg selbst. 1
2 3 4 5 6 7 8 9 10
11 12
S. 103 — 106. Die Datumsan-
Im März 1765 hatten Lutheraner in Lebanon ein Grundstück für einen Kirchenbau erworben, dessen Durchführung sich jedoch verzögerte. Stöver nahm an der Synode im Juni 1766 teil und Delegierte von Lebanon brachten dort ihr Anliegen vor; vgl. den Synodalbericht (Nr. 360 Anm. 1) zum 10.6. 1766 unter Punkt 4. Briefe des Ministeriums oder Mühlenbergs an die im folgenden aufgeführten Gemeinden sind nicht erhalten. Zur Stadt- und Gemeindegründung in Lebanon Glatfelter IS. 329; 333f. Vgl. 2 Kön 6,27. Vgl. Hes 34,5; Mt 9,36. Dazu ausführlich Nr. 353; Nr. 372; Nr. 373. Kirchenlied von Joachim Magdeburg (1525— nach 1583). Vgl.Joh20,29; 1 Petr 1,8;Hebr 11,1. Jacob Frank war von 1767 bis 1775 Lehrer in Philadelphia. Thomas Heimberger. Lehrer in Philadelphia. Johann Michael Enderlein. — Vgl. das Protokollbuch S. [33 — 35] und die Tagebucheintragung zum 19. 11. 1764 (PM 95 A Nr. 9 1763—64 S. 470—472; Tappen IIS. 148f.). Vgl. Nr. 364 mit Anm. 31. Als Katechet nach Tohickon; siehe Nr. 3 81.
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Die Briefe des Jahres 1767
397. An den Kirchenrat in Germantown
Philadelphia, 25. 3. 1767
Ehrsame Glieder des Kirchen = Raths der Evangel. Gemeine in, und um Germantown, Wir haben eine güldene Regel und Lehre von unserm allerhöchsten Eigenthums Herrn Jesu Christo, welche also lautet: Alles, was Ihr wollet, daß Euch die Leute thun sollen, das thut Ihr Ihnen auch 1 also: Wenn die Germantowner in den Umständen der Barrenhiller 2 wären, so würden sie just dasjenige von ihnen verlangen, was Sie nun den Barrenhiller nach Christi Lehre schuldig sind. Ich kan nicht begreifen, warum die Germantowner Gemeine sich nicht mit der Barrenhiller vereinigen will? 1) solte das ein großer Schade und Nachtheil seyn, wenn die Germantowner Gemeine ihren Prediger alle 4 Wochen einmal des Vormittags und das anderemal Nachmittags die benachbarte Gemeine von einerley Glaubens = Genoßen bedienen ließe? Was verlöre Germantown? Sie musten alle 4 Wochen statt des Vormittags, Nachmittags Kirche halten. 2) Wenn 2 Kirchen von einerley Religion so nahe beysamen sind, und die Glieder zum Theil fast unter einander wohnen, daß sie beyde Kirchen erreichen können; so ist es ja gar nicht weißlich, sondern schädlich und gefährlich, wenn sie sich nicht vereinigt zusamen, und einen Prediger halten. Die Reformirte Gemeine in Germantown läßet ihren Lehrer alle 4 Wochen einen gantzen Sontag weg, und handelt klüger, weil sie auf ihr gemeines Beste siehet. 3) Ich weiß wohl, was der Ehrsame Kirchen = Rath in Bethel Hausen 3 einwenden mögte, nemlich; wir sind noch in Schulden, und werden dadurch an den Allmosen verkürtzet etc.4 Das hat einen Schein 5 ; aber man sagt auch im Sprichwort: es sey oft so bald etwas erschlichen, als eriaget. 6 Jener Fuhrmann lachte, als ihm ein verständiger Mann antwortete und sagte, wenn er gemach fahren thäte, so würde er noch vor Abend in die Stadt kommen etc. Er wolte aber klüger seyn, jug mit Gewalt, brach ein Rad und kam nicht hinein. Der Prediger Salomo sagt cap: 4,10 Weh dem, der allein ist etc. Im 133. Psalm heißt es lieblich und fein wenn Brüder und Nachbarn einträchtig bey einander wohnen. 7 4) Gesetzt die Germantowner Gemeine lebt mit der Barrenhiller in brüderlicher Vereinigung und nachbarlicher Freundschaft, und haben einen Prediger gemeinschaftlich, so sehen beyderseits Gemeinen als eine Familie und beyderseits Kirchen als ein Haus an, und sammeln sich desto lieber und häuffiger daselbst, wo Vormittags Gottes = Dienst gehalten wird, welches die Germantowner dennoch 3 mal hinter einander, und nur den 4ten Sontag Nachmittags haben. Wenn aber eine jede Gemeine ihren eigenen Prediger für sich haben will; so suchet eine der anderen Abbruch zu thun, und müßen zuletzt beyde, oder doch wenigstens eine unterliegen. 5) Ich will dem Ehrsamen Kirchen = Rath von Germantown gar nichts vorschreiben, sie auch nicht überreden, sondern Ihnen Ihre Freiheit gern laßen, und nur wünschen, daß sie der Gemeine ihr eigen Bestes nicht versäumen. Auf Barrenhill kan mit Gottes Hülfe und mit der Zeit eine große Gemeine gesam-
Nr. 397/398
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melt werden von allen Gegenden daherum, wenn sie einen wohl begabten ordentlich lebenden Prediger und erbaulichen Gottes = Dienst bekommen. Es wird ihnen mit der Zeit gereuen, wenn sie die Gelegenheit mit Barrenhill aus der Acht laßen. D e n n es ist nicht brüderlich, nicht weißlich, wenn Einerley Glaubens Genoßen sich nicht zu vereinigen suchen, sondern eine jede Partey nur auf ihr Eigenes sehen will. Eine 2 fache Schnur reißet nicht so leicht als die Einfache. 8 D e r Ehrsame Kirchen = Rath wolle diese Sache reiflich überlegen, und mir so bald als möglich eine Antwort 9 ertheilen und Ihren Entschluß wißen laßen, damit ich mich künftig darnach richten könne. Verbleibe mit allen billigen Sachen Ihr Freund und Wohlwünscher Philad. den 25 Mart. 1767.
H:M.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68
S. 107—109.
1
Mt 7,12. Die Gemeinde von Barrenhill hatte keinen regulären Prediger und war in großer finanzieller Not wegen ihres Kirchenbaus. Vgl. Nr. 323; Nr. 358 und Nr. 359. 3 Gemeint ist Germantown. 4 Sprichwörtlich. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 364: „Allererst die Schulden, dann die Almosen." 5 = gewisse Berechtigung. 6 Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 847. 7 Vers 1. 8 Vgl. Pred 4,12. 9 Nicht erhalten. 2
398. An F. W. Pasche
Philadelphia, 29. 3. 1767
Extract Schreibens des H n . Past: Mühlenbergs an Pasche dat: Philadelphia d. 29. Mart. 1767. Tit[ulus] So eben k o m m t Mr. Daniel Williams zu mir, und bittet, ich solte ein Couvert über seinen Brief nach Cudulur an Ew. W . E. machen 1 , weil in einer Stunde ein Schiff von hier auf Irrland absegelte Mit wenigem wolte denn nur in der Geschwindigkeit an mercken 1) E w : W : E: vom 7 ten N o v : 1766 2 mit Einlagen traf hier am 15ten J a n u a r 1767 über N e u y o r k ein, und kostete p o r t o 35 shill. 4 d. U n d zu eben der Stunde kam auch Nachricht 3 in Philadelphia, daß der junge Mb. in N e u y o r k mit deutschen Recruiten als ein Recruit unter Col. Prevost arriviret. 4 In dieser Crisi zeigten sich meine Freunde und Feinde in Lebens = Größe, welches, wenn lebe, zu gelegener Zeit beschreiben werde. Es kam durch Freunde so herum, daß ich ihn
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Die Briefe des Jahres 1767
zu Hause nehmen, und für seine Fracht und nöthige Kleidung 30 £ st. bezahlen mußte. Sein Vorgeben, warum so und nicht anders, sey gewesen a) das überwiegende Heimweh b) weil er gesehen, daß sein Metier hier zu Lande nicht füglich gienge, und bey längerm Verharren die Unkosten sich häufen, und nicht den erwünschten Zweck erreichen würden. Ich schicke ihn hier in eine Englische Privat-Schule, wo er das Buchhalten erlernet, und ziemliche Progreßen macht. Er hält sich stille und eingezogen, und ist noch zur Zeit beliebt unter Freunden 2) Daß meine Vorschläge von einer Anstalt1, abermahl reiflich erwogen und gründlich wiederlegt sind, das beruhigt mich und macht mich acquiesciren in mancherley Gegenständen, die mir fürchterlich schienen Ew. — — belieben sich nicht zu fürchten wegen Porto, wenn es nöthig ist, mit dem Packet Boat eine Nachricht zu beschleunigen: denn ich bezahle es von Hertzen gern, und werde nichts davon in Rechnung bringen. (Specificirt seine abgesandten Briefe und Paquete) 6 Decembr. 9ten empfieng Ew. — Paquet p[er] Capt. Faulkner vom Sept: und returnirte im selbigen Monath 2 Paquete, a) per Capt. Davison b) p Capt. Beeves.7 Hiemit muß schließen, denn Mr. Williams stehet bey mir und zehlet die Minuten. Mit tausendfacher demüthigster Empfehlung an Hochwürdige Väter und Seufzen für Ihr Leben und Wohlseyn verharre etc. etc. Philadelphia d. 29 Mart: 1767.
Henrich Mühlenberg
P.S. H e r r Heinrich Keppele Kaufmann allhier bittet sich auf sein Conto und Credit von Sr. Hochwd. Herrn Director Francken für 4 hundert und 50 Reichsthaler Hallischer Arzney aus, nemlich am meisten von der Essent[ia] dulc[is] pulv[is] vitalfis] Miltz Essence und übrige nach Proportion aus, nemlich zu addressiren T o Messrs. Mildred and Roberts, Merchants in London H . Keppele hat an besagte Merchants Order gegeben, solche zu empfangen, und hieher zu senden. Er gedencket einen jungen Menschen hier auf zusetzen 8 etc. und bittet order aus, wie und wohin er die 450 rhl. bezahlen muß?
Extractvon 1 2 3 4 5 6
Pasches Handin AFrSt IV C 13:24 S. 188f.; LCAbt.
HIV Fach E Nr. 9S. 188f.
Siehe Anm. 8. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 393 Anm. 12. Vgl. ebd. 3). Vgl. Nr. 394. Vgl. Nr. 393 Anm. 12 und Nr. 409 S. 541. Wohl entsprechend der Tagebucheintragung vom 30. 3. 1767; siehe Anm. 8.
Nr. 398/399 7 8
29. 3-/8. 4. 1767
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Vgl. Nr. 392 Anm. 18. = etablieren. — Hierzu ist unter dem Brieftext von fremder Hand vermerkt: „allem Vermuthen nach ist der junge Mühlenberg gemeinet, qufaestio] ob es ratsam mit selbigem dergleichen zu wagen." Daneben findet sich folgende Berechnung: „Die Rechnung ist 405. r[eichstha]l[er] 3 g[roschen] 40. 12. 364. 15. so mit 60. £ st[erling] zu bezahlen." — In Nr. 408 S. 538 kündigt Francke an, daß die Arzneien an die genannten Kaufleute in London geschickt würden. Für die Zeit bis zum 8. 4. 1767 ( = Nr. 399) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontags den 29sten Marti a[nni] c[urrentis]... Mit den besagten Expressen [Mr. Windisch aus New York] empfieng zugleich ein Schreiben vom Kirchen = Rath der Neuyorkischen Gemeine, worin unter andern gemeldet, daß sie ihre neue Kirche nun gantz fertig gemacht, ich hinüber kommen und die Einweihung ihrer Kirche helffen zieren mögte." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 161; vgl. Tappert II S. 318). (2) „Am 30sten Mart: 1767 kam Mr: Daniel Williams zu mir hatte einen Brief an seinen Vetter Stephan Williams in Cudulur to the Care of Mr: Hutman Missionary, und bat, ich mögte ein Couvert drüber machen und an H. W m Pasche addressieren. Ich that solches, und antwortete in Eil auf Herrn Pasches letzten Brief ut supra [siehe Nr. 393 Anm. 12], vom 7 ten Novembr. 1766, datirte meine Antwort [ = Nr. 398] vom 29sten Mart: a.c. berichtete, daß mein J[ohann] P[eter] daheim sey, a) was es gekostet viz 30 [£] st[erling] b) was er gelernet in Europa d) [!] agnoscirte Sr: H. H. Dr: Fr[ancke] Wiederlegung [ = Nr. 380] meines Vorschlages zu einer Anstalt. e) Zeigte an, daß seit dem Jun: a[nni] pr[aeteriti] nemlich vom 18 ten , 19 ten , 20sten Sept: Briefe datirt und solche mit einem Kistlein von tractaet. wegen Aufhebung der Stempel Acte, durch Capt: Nutle und Spark, durch H. Heinrich Keppele an Mess" Mildred and Roberts Merchants in London abgesandt. [Siehe Nr. 384 Anm. 1] f) Ferner, daß verschiedene Paquets Briefe im Novembr: und Decembr: 1766 wie auf dem vorhergehenden Blatt bemeldet, ausgesandt. [Siehe Nr. 389 Anm. 7 und Nr. 392 Anm. 18] g) In einem P.S. bat im Namen des H. H[einrich] K[eppele] Sr: H : H. Dr: Fr[ancke] daß sie für 450 R[eichst]h[aler] Hallische Arzeney an die Messieurs Mildred and Roberts, Merchants in London senden, und Ordre ergehen laßen mögten, wo? H. K: und wie? er das Geld bezahlen müste? und daß H. K: auch an seine Corresp: obige Merchants in London, davon Bericht erstattet." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 97f.; vgl. Tappert IIS. 318). (3) „Sontags den 10ten Maii... Im vorigen spät Jahre, nachdem H. Brycelius Abschied genommen, war der junge Herr Wilhelm Kurtz zum ordentlichen Prediger für diese Jerseyer Gemeinen berufen; er hatte den Beruf mit dem Beding angenommen, wenn das Ministerium einen andern Arbeiter in seinen weitläufftigen Platz stellen könte, und übrige Umstände es zuließen. Die erste Condition konten wir nicht erfüllen, und Herr Kurtz hatte auch sonst keine Neigung seine Freundschafft in Pennsylvanien zu verlaßen; dahero schrieb er im Monath Mart: a c an mich und schlug den Beruf nach Jersey gäntzlich ab." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 136; vgl. Tappert II S. 333).
399. An [J. A. Weygand]
Philadelphia, 8. 4.1767
W. Ehrw. in Christo inniggeliebter Herr Bruder, Schon lange hätte sollen und wollen schreiben, nun aber muß es thun, weil mein Gemüth voll ist.
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Die Briefe des Jahres 1767
1) Was die Berufs Sache zwischen unserer hoch[deutschen] Gemeine in N[ew] Y[ork] und H. P f r : Gferock] betrifft 1 , k[a]n Ew: W. E nicht verborgen seyn, im Gantzen und deßen Theilen. 2) Ich war in der Sache neutral und konte weiter nicht als passive handeln, weil H . M[agister] G[erock] sich niemals gantz mit den Hall[ischen] schließen wollen, und praeiudicia hegte, die ich nie errathen, noch weniger von ihm deutlich eröfnet, und also auch nicht Gelegenheit zur Verantwortung kriegen konte. 3) Wie weit die Intention des H . P f r : G. seyn mogte mit Ew WE. in Neuy. aufs Gantze zu wircken, und in brüderl. Vereinigung zu handeln, das war mir unbekant, hoffe aber nach der Liebe das Beste, so weit die Gnade Gottes Platz hat, ob gleich in einem Briefe von H . G. der Ausdruck fiel, daß die hochd: Gemeine in N.Y. keine weitere Connection mit der alten Niederd: hätte, und also H . W. E sein hinüber komen nicht verargen würden. 2 4) N u n aber ist der armen H o c h d : Gemeine in N.Y. ein Disappointment wiederfahren, das so unbegreiflich als gefärlich zu seyn scheinet, weil neml. die armen Leute mit Versprechen und Versicherung bis auf den letzten T a g verleitet und nun gantz neben ausgesetzet, und in desperate Umstände, die dem Gantzen schaden können, versetzet worden sind 3 ; nemlich H . P f r : G hatte schon seine Abschieds Predigt gehalten, schon alles zur Abreise fertig gemacht, und siehe auf einmal geschieht eine Revolution und zwar bey d. Kirchen = Rath erst, und hernach bey den Gliedern, und H . M. G. nimt einen neuen Beruf an, auf 5 Jahre, und s[ein] Salar: wird erhöhet bis auf 100 £ mit einer Clausul, wenn künftig was Streit entstehen mögte, so solte d[a]s gegenwärtige Vereinigt = Evangel. Minist. Arbitrator seyn Observationes 1) Ich verdencke wol die Gemeine in Lanc[aster] wegen der Sache selber nicht, denn ihre Gemeine hätte mögen in Parteyen zerrißen werden, wenn sie ihren alten Lehrer verloren; weil keiner bey der H a n d war, der die Vacantz gleich wieder füllen können. Die Art und Weise der Procedour betrübet mich aber sehr, weil da[durc]h harte und unvergeßliche Eindrücke und Reflectionen a partic: aufs gantze Minist: verursachet werden. 2) Die äusern Umstände der armen H o c h d : Gemeine in N.Y. sind dermalen in einer solchen Crisi, daß sie desperate ausfallen können, wenn nicht Patrioten vorhanden, die aufs gantze sehen, und sich vor den Riß werfen. 4 Denn ein Mensch der ins Waßer und in Todes = Gefar geräth, arbeitet mit Leib und Seele sich zu erretten und ergreift, was ihm am ersten vorkomt, es sey was es wolle. Es ist den erstaunt = und bedrengten Männern von N.Y. hier in Philad. schon gerathen, sie solten den am Marckte müßigstehenden 5 Orator H . P f r : H[ausihl] annehmen, und nichts mehr mit dem so genant, vereinigten Minist, zu schafen haben Herzlieber Br: Ich sehe die Sachen im Zusamenhange an, wie sie mir aus Erfahrung bekant sind, und sehe die Folgen voraus, welchen W e g es ausfalle, und will meine
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8. 4. 1767
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einfältige Hertzens = Meinung sub rosa eröfnen und Ihrem Iudicio anheimstellen. 1) Nun ist ein periodus und Gesichtspunkt da, wo mit Behutsamkeit eine Vereinigung beyder Gemeinen nicht nur möglich, s[on]d[ern] probable und würcklich scheinet. 2) Gel. Br: müßen um Gottes, um unserer Evangel. Kirche ja um der Seelen willen alles Alte vergraben, sich vor den Riß werfen, und mit Sanftmuth und Weisheit 2 Häufleins in eins zu bringen suchen. 6 Ich hoffe, die Kurtzsichtigen und Engebrüstigen Impedimenta, welche sonst im Wege waren, sind removirt; so daß die T h ü r zu einer Gott wohlgefälligen, unserer Kirche und Religion nutzbaren Vereinigung offen stehet, und eine Mediation thunlich sey. 3) Die neue Kirche wird räumlich genug seyn fürs Ganze auf etliche Jahre; Gel. Bruder werden noch so viel Kräfte haben das gantze Häuflein zu weiden, und wenn die Kräfte weichen solten, so könte mit der Zeit ein rechtschafner sich für die Umstände schickender zweyter Prediger, Adiunctus oder dergl. verschrieben, und Sie, wie ich sublevirt werden. Wegen der Schulden ist meines Erachtens keine Gefar vorhanden, denn der Werth ist da. Es komme wie es wolle, so können beyde Gemeinleins nicht in den Umständen separatim bestehen, entweder bleibet zuletzt eine, oder sie versincken beyde. Wenn sie aber in ein Corpus kommen und alles in eins werfen, Einnahmen und Ausgabe, Credfit] und Debet, so kan es eine dauerhafte Gemeine und gesegnete Heerde, und ein Hirte werden 7 , und auch zur Ordnung und Disciplin gerathen. So lange solche 2 Fukmühlen 8 an einem Orte sind, ist kein Segen, noch Ordnung möglich; so bald man Einem oder dem andern nur sauer ansiehet, oder die allernöthigste Wahrheit saget, läuft er zum andern und so vice versa. Ich bin versichert, Gel: Br: spühren wie ich, noch eine Wallung im National = Geblüte gegen unsere Hochdeutsche Bein von unserm Bein etc. 9 daß sie deren Verfall nicht gleichgültig ansehen können. Solten aber an Seiten der Niederd: noch überwiegende Impedimenta vorhanden seyn, und Ew. W H und der zu hoffenden glücksei. Vereinigung wiederstehen, und die H o c h d : als denn verlangen, daß ihnen geholfen werden mögte, so würde mich um Gottes, und der N o t h willen nicht enthalten, entweder mich selbst, obgleich decrepitus, in die Lücke zu werfen 10 gfeliebts] G[ott] oder meinen rechten Arm daran wagen. Gesetzt aber, daß die H o c h d : Gemeine desperate werden, aus Unwillen einen streitbaren Orator, oder dergl. ergreiffen solten, und E W E. auch nicht zu der so nöthigen Vereinigung gelangen könten; so müste ich acquiesciren, und mein Gewißen damit beruhigen, daß ultra posse nicht obligirt. Hiemit habe mein Hertz ausgeschüttet und empfehle E. W. E. hertzl. geliebten Bruder und Wertheste Familie der Fülle Jesu 11 , unsers Herrn und Meisters, die Sache aber und mich Dero Überlegung und Wohlwollen, verbleibend Dero unnützer Diener Philadelphia den 8 April 1767
H : M.
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Die Briefe des Jahres 1767
P.S. Der Ehrsame Kirchen = Rath der Hochd: Gemeine in N.Y. hat dem H. Dr: Wrfangel] und auch mir ein Invitations = Schreiben12 gesandt und gebeten, daß wir nach N.Y: kommen und der Einweihung der neuen Kirche assistiren mögten, da waren sie aber noch in der Meinung, daß H. Pfr: Ger: gewiß hinüber kommen würde. Ich hatte mir schon vorher vorgenommen g: G. Ew W E wo nur immer möglich im Frühjahr zu besuchen und meine Dankergebenheit wegen Dero vielen Mühe mit meinem Sfohn] P[eter]13 zu bezeugen, und auch mit der Condition versprochen die Gemeinen in Neugermant[own] und Bedminster zu besuchen, wenn sie mich mit einem Jagt Wagen von hier, abholen und auch nach Neuyork befördern wolten. Da nun die Jerseyer Antwort gesandt14, daß sie mich am 22sten April a[nni] c[urrentis] abholen, und ich am 26sten April g: G: daselbst predigen werde, so gedächte den 27sten April von da weiter nach Neuyork zu zu reisen, und ein paar Tage meine alten Freunde zu genießen. Der Mensch denckt, Gott lenckt nach seinem Rath und Willen. 15 —
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 1
S. 110—113.
Vgl. Nr. 393. Vgl. ebd. S. 492. 3 Dazu ausführlich die Tagebucheintragungen vom 3. bis zum 7. 4. 1767 in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 162—170; vgl. Tappert II S. 3 2 2 - 3 2 6 . 4 Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. 5 Vgl. Mt 20,3. 6 Weygand meinte, dies erreichen zu können, und Mühlenberg gab sich nur zu gern dieser H o f f n u n g hin, die sich jedoch nicht erfüllte. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 4. 4. und 10. 4. 1767 (PM 95 A Nr. 11 1765 —68 S. 169 und 171; Tappert II S. 325f.) sowie Nr. 400. 7 Vgl. Joh 10,16. 8 Gemeint ist: Zwickmühle. 9 Vgl. 1 Mos 2,23. 10 Vgl. Hes 13,5 sowie Wander Bd. 3 Sp. 247. » Vgl. Kol 2,9. 12 Vgl. Nr. 398 Anm. 8. 13 Zur Ankunft Johann Peter Gabriels in New York Nr. 393 Anm. 12 unter Punkt 3) und Nr. 394. 14 Nicht erhalten. Mühlenberg trat seine Reise am 23. 4. 1767 an (vgl. PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 123; Tappert II S. 328). Zuvor setzte er Schultze offiziell als Vertreter ein: „April the 22d Anno Domini 1767 T o all Persons whom it may concern, be it known that whereas I the Subscriber being by Charter appointed and Constituted Rector of St. Michaels Corporation in and near the City of Philadelphia, and intending a Journey into the neighbouring Colonies of New Jersey and New York, with Approbation of the Said Corporation and Congregation, I do therefore by these Presents appoint and Constitute in my Stead, the Revd. Mr. Emanuel Schultz, ordinary minister of St. Michaels- and Zion's Congregation, to be Rector of the Said Corporation, and devolve upon Him, all my Power, wherewith the said Charter haad [!] invested me, to Act accordingly, as witness my hand and Seal, 22d day of April 1767 Henry Mühlenberg Evidences at the Signing 8c Sealing" (Maschinenschriftliches Transkript in PM 95 Z 23). • 5 Vgl. Spr 16,9; von daher sprichwörtlich. Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 593. 2
Nr. 399/400/401
400. J. S. Gerock an M.
507
8. 4./5. 5./9. 5. 1767
New York, 5. 5. 1767
Hoch Ehrwürdiger Herr Pastor und Rector! Sie haben gelesen, daß ich in dem Advertisement der letzten Zeitung mich vor dem Publico als den called Minister of the new built Evangelical Church in this City declarirt und am Freytag als berufener Pastor Ordinarius die Dedication und Consecration der Kirche verrichtet habe 1 , und ich hatte es auch schon dem H . Br. Weygand, wie auch Ihnen selbst gestern gesagt, daß ich den neuen Beruf in Lancaster nicht angenommen, sondern deutlich, mündlich und schriftlich refusirt habe 2 etliche mahl, und auch noch am Oster Montag. Damit ich nun Ew H E so sowohl als auch den H. Br. Weygand außer aller Ungewißheit und Zweifel heraus setze, so erkläre ich Ihnen hiemit noch mahls schriftlich und zuverläßig, daß ich kraft des erhaltenen und angenommenen Berufs der Pfarrer und Lehrer dieser Gemeine und Kirche bin, und Kraft meines hertzlichen Verspruchs, als ein ehrlicher und Christlicher Mann durch göttl. Hülfe mein Wort erfüllen, und alß Pfarrer hier verbleiben will — So helfe mit Gott! Und gebe mir Gnade mein Amt dahier gewissenhaft und treulich auszurichten zum Heil und Seegen meiner l[ieben] Zuhörer. Meine 1. Familie wird verhoffentlich in Zeit von drey Wochen hier seyn die Anstalt darzu ist schon gemacht, und auch also nach Lancaster berichtet. Ich wünsche und hoffe, mit dem H. Br. Weygand in Friede und Amtsbrüderlicher Freundschaft zu leben, der Ertzhirte Jesus Christus 3 wende und regiere alles zum besten auf beeder Seiten nach seinem Sinn, Ich verharre mit schuldigen Respect Ew. H. Ehrw. aufrichtiger D[iener] und geringer Brfuder] New York den 5ten Maii 1767.
Johan Sigfried Gerock.Pfr:
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 Briefanfang bis einschließlich „declarirt" stammt von Mühlenbergs Hand. 1
2
3
S. 133f; lediglich der
Dazu ausführlich Mühlenbergs Tagebucheintragung zum 1.5.1767 in PM 95 A Nr. 11 1765 - 68 S. 125 - 1 2 7 und Tappen II S. 329f. Für Mühlenberg muß sich die Entscheidung Gerocks weniger eindeutig dargestellt haben. Vgl. die Tagebucheintragungen vom 3.4. bis zum 5 . 5 . 1 7 6 7 in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 123—132sowie 169—175 undTappert IIS. 322—332. Vgl. 1 Petr 5,4.
401. J. A. Weygand an M.
New York, 9. 5. 1767
Newyork d 9tcn Maii 1767. Wohl Ehrwürdiger H . Senior etc. An Ew. WohlEhrw: zuschreiben, ergreife die Feder Samstags zu 5 p[ost]
508
Die Briefe des Jahres 1767
Mer[idiem] über eine Sache so wichtig als unangenehm und ungern ich daran gedencke. Es ist Ihnen bekant, wan dem Reich Ch[rist]i am armse[lig]sten Gewalt angethan wird, daß der Feind am geringsten. Nach Ew. WohlEhrw. Abreise1 — welche einen Tag zu frühe geschah — ward ein allgemein Rumor in meiner Gemeine: Wann H: Mühl[enberg] Dom[ine] Weygand überreden kan, Raretans anzunehmen, will er in seine Stelle kommen, andere: wann H. Gerock den Beruf nicht angenommen hätte in den Swamb, und H. Weyg: den Beruf nach Raretans acceptirt, so hätte H. Mühl, den Beruf nach Neuyork acceptirt. Die Confectaria hirvon sind mannichfaltig. Ich habe alles gethan, es zu contradiciren, Dero Character auf zu halten, daß es nich unter die Englische möge kommen etc. Nichts kan dem Unheil remediren, als Ew. WohlEhrw: Declaration, daß Sie fürneml. meine Gemeine nicht können, noch begehren, welche mein Schwager ab zu holen expresse gekommen.2 Ich habe ein so starckes Zutrauen zu Ew: W. Ehrw: Gewißen und Ehrlichkeit, daß an meinem Petito nicht zweifele, da darauf viel dependirt, die nöthige Ruhe meiner Gemeine, welche sie vor Dero Besuch beseßen, und nun beraubt. 2) Meine schwache Frau hat davon Wind empfangen, welcher die geringste Alteration schadet. 3) Ew. Wohl Ehrw: Character zu viel sich dadurch werden exponiren. 4) Und Sie ohne dem wißen, daß es ohne der Hochw: Väter Consent nicht von Ihnen geschehen kann. Sie sind zu durch sichtig, daß ich etwas zu addiren solte nöthig haben. Im völligen Vertrauen bitte mir zu meinen übrigen Petitis noch aus, Lutheri Anmerckungen über privat Erbauung wahrer Christen, welche ich gehabt aber durch verlehnen verloren. Die bestehen Kirchen = Bücher sind noch nicht fertig, werden aber noch diese Woche kommen. Ich wünsche nebst allen bedencklichen Segen auf Raretans etc. zu bleiben Ew. WohlEhrw: aufrichtig ergebener Diener d 9ten Maii 1767.
J. A: Weygand.
Abschrift von Miihlenbergs Hand unter dem 10. 5. 1767 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 S. 138f. 1
2
1765—68
Mühlenberg brach am 6. 5. 1767 von N e w York auf; vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 134undTappert IIS. 332. Siehe Nr. 402.
402.An[J.A.
Weygand]
New Germantown, 12. 5. 1767
Vir plur[ime] Reverende Ew. Wohl Ehrw: von mir gefoderte Declaration 1 ist diese 1) Ich war vom Kirchen = Rath der Hochdeutschen Gemeine eingeladen, die Einweihung Ihrer
Nr. 401/402
9. 5./12. 5. 1767
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Kirche mit helfen zu zieren.2 2) Ich wüste, daß die Lancaster Gemeine den H . P : Gerock nicht loslaßen wolte, und gedachte nebst andern in solchem Fall, daß eine Vereinigung beyder Gemeinen in N e u y o r k desto nöthiger wäre, und schrieb deswegen meine völlige Meinung zuvor an H . P: Weygand. 3 3) Ich folgte im Gehorsam der Einladung, genoß liebreiche A u f n a h m e bey Sr. W . Ehrw. H . P : W e y g a n d , wohnete der Einweihung der Kirche mit bey, und leistete Gehorsam zum Predigen wann, und wie mirs aufgetragen w u r d e : gen o ß auch Liebe bey Mr. Lucam. 4 tcn Es ward nicht nöthig erachtet von beyderseits Lehrern der Gemeinen, Kirchen = Rath zu halten, und wegen Vereinigung beyder Gemeinen zu conferiren. 5) Ehe H . P : G e r o c k sich explicirte und völlig erklärte, den Beruf würcklich zu vollziehen 4 — das Avertisement in der Zeitung, hatte ich nicht, und habe es auch noch nicht mit Augen gesehen — fiel an 2 O r t e n die Frage vor, nemlich bey meinem liebreichen Gastwirth M r : Lucam und bey M r : Kress, ob, und wie fern eine Vereinigung möglich schiene, im Fall H . P : Gerock den Beruf nicht annehmen würde? 5 U n d da fiel dieser unmaßgebliche Vorschlag vor, neml: wenn H . Gerock nicht acceptirte und H . P. W e y gand einen Wechsel beliebten, und zwar nach Raretan in eine beßere Station, so mögte wol eine Vereinigung beyder Gemeinen möglich seyn. In solchem Nothfall wolte Mühlenberg einen Versuch auf ein paar Monathe zur Vereinigung wagen, und den H . P. Hartwich mit anspannen. Dieses alles kan H . P. Hartwich bezeugen, weil er mit gegenwärtig w a r bey dem Gespräch gutmeinender Glieder. 6) So bald H . P : Gerock sich völlig erklärte, so waren keine weitern Gedancken, Fragen, Meinungen etc. etc. mehr nötig: cessante causa etc. 7) Ich habe also mit beyderseits Gemeinen in N e w y o r k weiter nichts zu schaffen, als daß ihnen christliche Eintracht, Liebe, Friede und Wachsthum in der G n a d e anwünsche, und beyderseits Lehrer im Segen arbeiten, und ihr Amt mit Freuden und nicht mit Seufzen thun mögen. 6 Übrigens will noch folgende Anmerckungen hin zu thun 1) Ich habe nicht nöthig einen Beruf in N e u y o r k zu suchen oder anzunehmen, maßen mir vor mehr befohlen, weder ausrichten kan, habe auch eher einen Beruf f ü r N e u y o r k gehabt 7 , als einige meiner H e r r e n Amts = Brüder. 2) Ich mißgönne keinem Amts = Bruder die Freiheit, über meine Person, Verhalten und Umstände der Gemeinen nach eigener Einsicht zu urtheilen und zu reden, und nehme mir auch dieselbe Freiheit nach meiner Einsicht zu dencken und zu reden. 3) Es ist nichts neues mit mir, daß mich schon verschiedene mal mit meinem personellen Schaden in Lücken 8 , und zwischen Partheyen geworffen und stercus pro solatio 9 empfangen. 4) U n d im Fall H . P : Gerock den Beruf nicht angenommen, so hätte mich die allgemeine Liebe gedrungen ein paar Monathe zu wagen, und zu versuchen, ob eine Vereinigung unter Gottes Beystand möglich gewesen; und alsdann würde wol so behertzt gewesen seyn und gefragt haben, ob H . P : Weygand einen Wechsel mit Raritan f ü r dienlich erkennen, und der Ehrsame Kirchen = Rath und Gemeine es zulaßen wolten? D e n n man kan in den hiesigen Gemein = und Berufs = Umständen nichts einzeln determiniren, sondern muß von allen Seiten die Einstimmung haben. So gering auch die Gemeinen aufm Raritan gegen N e u y o r k gehalten werden mögten; so solte ich mirs f ü r eine
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Die Briefe des Jahres 1767
besondere Wohlthat und Erleichterung achten, wenn meinen Platz in Philadelphia beßer bestellen und Raritan bedienen könte. 10 Henrich Mühlenberg P.S. Wenn noch was Mehrers nöthig seyn solte; so werde noch deutlicher erklären, wenn die Reise vollendet. Neugermantown den 12 Maii 1767.11
Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 11. 5. 1767im Tagebuch in PM 95 A Nr. S. 140—142. 1
2 3 4 5
6 7 8 9 10
111765—68
Vgl. Nr. 401. Im Tagebuch schreibt Mühlenberg: „Montags d 1 l t e n Maii: ohnerachtet meine Hand inflammirt war, muste doch schreiben, weil der Neyyorker Gentleman [Weygands Schwager] bald wieder fort wolte. Folgendes war die Antwort, welche aber erst am folgenden Tage datirt und abgeholt wurde." In Anschluß an den Brieftext notiert Mühlenberg: „Meine Hand wurde durch obiges Schreiben und copiren noch schmertzhaffter und schlimmer." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 139 und 142; vgl. Tappert II S. 334f.). Siehe Nr. 398 Anm. 8. Vgl. Nr. 399. = Nr. 400. Vgl. die Tagebucheintragungen zum 3. und 4. 5. 1767 in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 128—132 und Tappert IIS. 330—332. Vgl. Hebr 13,17. Vgl. Bd. I Nr. 84; Nr. 86; Nr. 93. Vgl. Hes 13,5 sowie Wander Bd. 3 Sp. 247. Derb für: Undank ist der Welt Lohn. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 776: „Stank vor Dank". Am 10. 5. 1767 hatte Mühlenberg eine Berufung der Gemeinde von Neugermantown und Bedminster erhalten: „Im Namen der Heiligen Drey Einigkeit Amen! Wir, die unten benamten, der Zeit verordnet = und vorgesetzte Trustees, Vestrymen und Wardens der Evangelisch = Lutherischen Zions = Kirche und Gemeine in Hunterdon County, Tuixburry Township in Neugermantown genant in West New Jersey Province, wie auch wir, die Trustees, Vestrymen und Wardens der, mit vorbenamter Zions = Kirche und Gemeine, Vereinigten Kirche und Gemeine in Bedminster, Bridg Water und Bernards Townships, Somersett County, der Province West Jersey, Seiner Großbrittanischen Majestaet getreue Unterthanen, entbiethen hiemit unsern Gruß, und bestimmen und berufen hiedurch mit Consent unserer Gemeinen und unserer innhabenden Vollmacht Seiner Ehrwürden Herrn Heinrich Mühlenberg zum Rector, Pfarrherrn und Seelsorger unserer besagten Kirchen und Gemeinen, und vermachen ihm den, beyden Gemeinen zugehörigen Pfarr = Platz, mit allem Zugehör, ungestört zu bewonen und zu benutzen, und mit dem jährlichen Interessen von dem Vermächtniß und Beysteuren der Gemeinen, die Summe von 130 £, sage: ein hundert und dreißig £ at 8 shfilling] the Ounce, welche er zu seinem und der Familie Unterhalt richtig empfangen soll, so lange er der besagten unserer Kirchen und Gemeinen Pfarr Herr ist und bleibet. Ein solches bestättiget und bekräftiget unsere Hand und Unterschrift, so geschehen zu Neugermantown den 10ten Maii 1767. Laurentz Rulofson sen. Lucas Dippel Samuel Bernhard David König Christopher Vogt Jacob Eoff Philip Weiss Johannes Appelman Jacob Klein Conrad Meizing
Nr. 402/403
12. 5./23. 5. 1767
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Balthas Pickel Leonhard Strait Wilhelm Kraft Ehrenreich Mölich John Stein Marcus König Hermán Rulofson Jacob Vosseier Rulof Rulofson Christopher Dipple Anthon Melich Peter Melich Peter Rish John Teple." (Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 13.5. 1767 im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 145f.; englische Übersetzung in T a p p e n II S. 336). In AFrSt ist keine Kopie erhalten. — Im Anschluß an die Berufungsurkunde notiert Mühlenberg im Tagebuch: „Ehe die heutige Conferentz angieng rief mich einer der Altesten neml. Mr: Joh: Appelman beyseits und gab mir einen Englischen Brief zu lesen, welchen H e r r Pfarr Weygand in Neuyork an ihn geschrieben. In diesem Briefe warnet H . Weygand ihn und übrige Ältesten, sie solten sich mit dem Mühlenberg nicht einlaßen wegen eines Berufs für ihre Gemeinen, der Mühlberg könte ihnen doch nicht helffen. Er: H . Weygand und H. Pfr: Hartwich wolten die Gemeinen der weile bedienen, bis sie einen Prediger von Deutschland verschrieben und bekämen. Nachdem ich den Brief ein paar mal durch gesehen, so antwortete dem Altesten, es wäre noch Zeit ehe die Conferentz angefangen; wenn er dächte, daß die H h . Weygand und Hartwich ihren Gemeinen beßer rathen und helffen könten, so wäre mirs sehr lieb, maßen meine Absicht und Wunsch, nur dahin zielten, daß den Gemeinen geholffen und Seelen errettet werden mögten. Er solte den Brief der gantzen Versamlung vorlegen, und wenn sie das Anerbiethen genehm hielten, so hätte ich nichts darwieder. Er erwiederte, daß weder er, noch die übrigen Glieder sich damit einlaßen würden; er hätte sich im Gewißen gedrängen gefunden, mir den Brief zu zeigen, damit ich erachten könte, was mich zu dem Herrn Amts Bruder in Neuyork H. W : zu versehen hätte." Für die Zeit bis zum 23. 5. 1767 ( = Nr. 403) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1767 d 15 Maii, am Tage meiner Heimkunfft von der Neuyorker und Raritaner Reise Empfieng ein Paquetgen aus London, worin enthalten 1) Ein Schreiben von Hn. William Pasche datirt vom 9ten Febr: a[nni] cfurrentis] worin alle meine ausgesandte Briefe agnoscirt. 2) Ein pro Memoria von Sr: H W. H . Ziegen[hagen], wegen meines S[ohnes] Jfohann] P[eter]. [ = Nr. 395] 3) Eine vom H . H o f p r : Z[iegenhagen] gehaltene, und vom H. Pasche nachgeschriebene Predigt : über 2 post Epiphan:" (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 98; vgl. T a p p e n II S. 337).
403. An F.W. Pasche
Philadelphia, 23. 5. 1767
Copia Schreibens Hn. P. Mühlenberg dat. Philadelphia d. 23ten Maii 1767 an Pasche. — Im Monath April a[nni] c[urrentis] ward genöthiget eine Reise nach Readingtown 57 Meilen zu thun, weil H. Bruder Krug durch Unvorsichtigkeit Anlaß zu einem Zwiespalt in der Gemeine gegeben, und fast den größten Theil des Kirchenraths wieder sich hatte.1 Es kostete Gebet, Mühe und Arbeit den Wagen aus der Mudde zu heben 2 , und wieder in den Gang zu bringen; wurde aber durch Gottes Gnade und Erbarmung wieder aufs Trockene und in Ordnung gebracht zu aller Verständigen Freude und Trost.
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Die Briefe des Jahres 1767
Als kaum wieder zu Hause gekommen, und die überhäufte Arbeit in der Marter = Woche und Osterfeste überlebt, und mit einem schwerem Catharr und Sprachlosigkeit überfallen, mußte eine Reise von 70 Meilen nach N e u germantown und Bedminster in Neu Jersey nolens volens antreten 3 , weil die 2 Kirchen 4 und 3 Gemeinen 5 daselbst vacant, und nicht allein deutsche vagirende Prediger von schädlichen Seiten eingeschlichen; sondern auch Englische Partheyen Possession suchten, maßen die verlaßenen Gemeinen kein Charter 6 obwohl 2 schöne Kirchen, einen Pfarr-Platz und ein Vermächtniß von tausend £ Jerseyer Currency haben, und in Gefahr stehen, alles zu verlieren, wenn sie ohne einen der hiesigen Landes-Umstände kundigen treuen Seelsorger, der in deutsch und englischer Sprache bewandert ist, gelaßen werden. Reiten konnte nicht so weit, sondern mußte einen Bauer-Wagen nehmen, und die verwachsenen Glieder auf die Tortur geben. Am Sontage nach Ostern predigte mit rauher Stimme in der Neugermantowner Kirche vormittags deutsch vor großer Versammlung, nachmittags Englisch vor zahlreicher Versammlung. Es schiene wie ein sanfter Regen auf ein dürres Land und verwelckte Gewächse zu seyn. Montags den 27sten April hatte die Gemein-Glieder in der Neugermantowner Kirche beysammen, that eine Predigt, und wählete einen neuen Kirchen-Rath von 12 wohlgesinneten Personen, und versprach solche am Sontage Jubilate g[eliebts] G[ott] öffentlich der Gemeine vorzustellen. Dienstags den 28sten April mußte in der Bedminster-Kirche 7 Meilen weiter, vormittags deutsch und nachmittags Englisch vor zahlreichen Versammlungen predigen. Ich ließ auch in Bedminster 12 gutgesinnte Männer zum Kirchenrath wählen und stellete sie der Gemeinen vor. Mittwochs den 29sten April ward genöthigt auf meine eigene Kosten die mühsame Reise nach Neuyork von Bedminster mit einem Landwagen anzutreten im kalten Regen, und absolvirte über 40 Meilen aufs Staaten Eiland bis an die Bay von Neuyork weil am 1 Maii die neuerbaute Kirche der hochdeutschen Gemeine daselbst eingeweihet werden solte, welche Gemeine vor etlichen Jahren sich mit unsern Gemeinen vereiniget 7 , und nun den W. Ehrw. H n . Past. Gerock aus Lancaster zu ihrem Ordinario berufen hatte, welcher voraus gereiset, und nebst H n . P. Hartwich den Plan zur Einweihung formiret hatten, und sowohl unsre Philadelphier als Neuyorker Ältesten verlangten, daß ich mit beywohnen solte. Donnerstags den 30sten April fuhr mit einem Boat von Staaten Eiland unter contrairen und stürmischen Winde innerhalb 4 Stunden 9 Meilen über die Bay, und kam unbeschädigt in Neyyork an, nahm mein Logis bey H n . P. Weygand, und wurde begrüßet von den Altesten der hochdeutschen Gemeine, wie auch von Mess" Hartwich und Gerock. Freytags den 1 Maii wohnete der Einweihung der hochdeutsch lutherischen benannten Christi-Kirche mit bey, alwo 4 Ministers von der Hoch-Kirche, 2 von der Holländischen, 2 von der Englisch-presbyterischen, 1 von der Engl. Baptisten, 1 von der Hochdeutsch-reformirten und der H . President von der College, und also in allen 15 Lehrer zugegen waren. 8 Vormittags that H . P. Ge-
Nr. 403
23. 5. 1767
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rock die Einweihungs = Predigt, und nachmittags H. P. Hartwich die Englische zum Vergnügen der Engl. Anwesenden. Am Abend nahm uns der President von der College in seiner Wohnung liebreich auf, und führte anständiges Gespräch. Sambstags den 2te" Maii veranstaltete H. P. Weygand eine Reise ins Land zu einem alten Bekannten 4 Meilen außer der Stadt. Sontags den 3ten Maii mußte in der eingeweiheten Hochdeutschen Kirche vormittags predigen, und nachmittags in der alten niederdeutsch lutherischen Kirche. Abends wohnete einer so genannten Singe = Stunde etlicher erweckten Glieder von H. P. Weygands Gemeine im Schulhause mit bey, und fand ein und andere wackere Seelen, welche ehemahls in dem deutschen Zion in London erwecket worden. Hernach hielte H. P. Weygand noch eine niederdeutsche Rede in seiner Kirche. Nach allem mußten wir noch einen Besuch abstatten bey Hn. Achmuty, Commissair von der Hoch-Kirche, und Abend speisen, welche Visite daurete bis 12 Uhr Nachts. Montags den 4ten mußte mein Quartier nehmen bey einem Altesten von der Christ-Kirche 9 , hatte den gantzen Tag Besuch, und stattete Besuch ab, im Regen und schlackigten Wetter bis Nachts um 11 Uhr. Dienstags den 5ten Maii mußte auf Ansuchen des H. P. Weygand und persuadiren der Engl. Prediger in der alten lutherischen Kirche Englisch predigen, und die übrige Zeit mit Visiten zubringen Mittwochs den 6ten Maii riß mich von dem Gewirre los, gieng mit meinem Reisegefährten zu Waßer, kam glücklich über die Bay, fuhren hernach mit unserm dagelaßenen Wagen und Pferden noch etliche 30 Meilen über Land, und arrivirten Donnerstags d. 7 Maii bey Bedminster. Freytags wandte an zum Haus-Besuch etlicher Gemein-Glieder in Bedminster Township, examinirte und taufte J[acob] F[alk] seine Engl. Ehefrau. Sambstags den 9ten Maii fuhr 10 Meilen mit einem Landwagen nach Neugermantown, hielte Vorbereitung und Beichte mit den Confitenten, und wurde abends noch 5 Meilen weiter ^eholet zu einer alten frommen Witwe, welche sehr krank lag, und das heil. Abendmahl begehrte. Sontags den 10ten Maii Vormittags deutschen Gottesdienst, taufte 11 Kinder, predigte vom Abendmahl, stellete der Gemeine den Kirchenrath vor, hielte noch einmahl Vorbereitung und Beichte mit weitentfernt wohnenden Dienstboten, welche in den Wochen = Tagen keine Erlaubniß bekommen, und nur Sontags abkommen können; theilte an 108 Communicanten das heil. Abendmahl aus, und ward gegen 3 Uhr nachmittags fertig. Die Englischen waren in ziemlicher Anzahl auch bey der Kirche, hatten alles mit Geduld abgewartet, und baten sehr, daß ihnen auch noch eine Predigt halten mußte, worüber sie sich sehr vergnügt bezeugten. Die Arbeit ward mir schwer, weil gestern auf dem Wagen meine rechte Hand verrencket hatte. Abends hatte in meinem Quartier noch ein Häuflein von Gemein-Gliedern bey mir, mit welchen erbauliche Lieder sang etc. Montags den ll t e n Maii hatte großen Schmertz und Entzündung an der verrenckten Hand, und mußte dem ohngeachtet verschiedene Briefe schreiben.10
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Die Briefe des Jahres 1767
Dienstags den 12ten Maii ritte 10 Meilen zu der dritten Gemeine in der Valley oder Thal 11 zwischen dem Füchse = und Schules = Berge, hielte daselbst dem versammleten Volcke Predigt, taufte etliche Kinder, hielte Vorbereitung, Beichte und Abendmahl, besuchte etliche Freunde, und übernachtete daselbst. Mittwochs den 13tcn Maii ritte zurück nach Neugermantown, hatte beyderseits Kirchenräthe von Germantown und Bedminster eingeladen und conferirte mit ihnen wegen der Kirchen = Gemein = und Berufs = Umstände bis gegen Abend. 12 Sie hatten vor einiger Zeit dem H n . Kurtz Senior einen ordentlichen Beruf gegeben. Er schug es aber ab, weil er keinen an seine Stelle wußte in Tulpehocken. Zuletzt beriefen sie den jüngern H n . Kurtz, er schrieb es aber auch ab, weil er keinen Prediger in seine Stelle kriegen konnte. 13 Beyderseits Kirchenräthe sind sehr verlegen. Sie wolten gern einen Prediger verschreiben und auch die Fracht bezahlen; aber was kann der beste neue Prediger aus Europa, wenn er zumahl auch der Englischen Sprache nicht mächtig ist, in solchen Gemeinen aus richten? Sie konnten sich nicht änderst rathen, als mich zu berufen, und ich mußte es leiden, damit es nur einen Nahmen hätte, und nicht mehr Anlaß zur Zerstreuung geben, und den Feinden die T h ü r nicht noch weiter auf gethan werden möchte. Ihr Beruf an mich lautet im Original also: wie die beyliegende Copie 14 zeiget. Sie haben mir aber dabey Vollmacht gegeben, daß ich einen an meine Stelle berufen, und ihm meinen Beruf assigniren könnte, wenn er sich für ihre Gemein = Umstände schickte. Was soll ich nun thun? Ich war der festen H o f n u n g , daß auf mein inständiges Flehen von beynahe einem Jahre, und besonders vom September 15 , seit meiner letzten Kranckheit her, ein Subjectum zu meiner und der Gemeinen allernöthigsten Hülfe und Unterstützung ausgefunden und balde herausgesandt werden möchte. Als aber am 14ten Maii ermüdet heim kam, und das sehr tröstliche Schreiben von Ew. WohlEhrw. werthesten H e r t z und H a n d d[e] d[ato] Kensington den 9ten Febr. 1767 mit dem Pro Memoria des theuresten Vater Z[iegenhagen] nebst dem mir höchst angenehmen Manuscr[ipt] 16 empfieng 17 : so sähe daß die Stunde des H E r r n noch nicht gekommen, in welcher Waßer zu Wein werden soll18, und die Erklärung des herrlichen Textes verhinderte auch den Anfall meiner aus schweifenden Gedancken. Doch konnte den Einfall nicht wehren, daß der Mangel in den hiesigen Umständen den Wein-Mangel auf einer Hochzeit weit übertreffe, weil man mit Waßer und Brodt das Leben unterhalten, aber ohne daßelbe nicht wohl thun kann. Was Er Euch sagen wird, das thut, weiter weiß für dismahl nichts zu antworten, und werde das übrige nur so historice vorlegen, wie sichs hier befindet und mir representiret. 1) Ich bin völlig überzeugt, daß die theuresten Väter mit ernstlich = und kräftigstem Gebet die hiesigen Sachen vor den Gnaden-Thron gelegt und legen, und auch alle nur mögliche Mittel von Hertzen anwenden noch weiter zu helfen. 2) Völlig überzeugt daß in Europa sowohl als hier ein Uberfluß an so genannten Dienern und großer Mangel an wahren Nachfolgern Christi sey; wie B[eatus] Arndius gesagt. 19 Es werden sich schwerlich auch die besten Diener resolviren in diese Abendwüste zu gehen, so lange sie noch nach ihrem Augenpunct in Europa gemächlichere Dienste kriegen können. Die also hier hereinkommen, müßen entweder recht-
Nr. 403
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schaffene Nachfolger Christi, oder gebrechliche Diener, oder wohl gar desperate Flüchtlinge und Auswürflinge seyn. 3) Mir scheinet es fast, daß eine große Hinderung darin bestehe, weil die hiesigen Gemeinen nicht formale Berufe hinaus senden, und darin bestimmen, wie viele Pfunde zum jährlichen Unterhalt, wie der Leib zu erhalten etc. etc. und da solches in Ecclesia plantata deutlicher bestimmet ist: so wird sich nicht leicht jemand entschließen, das Ungewiße fürs Gewißere zu erwählen. 20 Entschließen sich gebrechliche Nachfolger Christi zu solchen entlegenen Berufen, und finden es nicht wie sie sichs vorgestellt, so gerathen sie auch in allerley Versuchung und Anfechtung. 4) Meine unreife Einfälle von einer hiesigen Anstalt 21 sind mir von H . H . Vfätern] durch reifere Einsichten und Aufklärungen überzeugend und hinreichend als impracticable und vorläufig evolvirt und erkläret worden 2 2 , und so bin ich nun Gottlob! in diesem Punct beruhiget und befriediget, und der Sorgen entlediget. 5) Menschlich = vernünftigem Ansehen nach, stehet es mit unserer philadelphischen und übrigen Gemeinen in einer besondern Crisi, wenn in Europa keine Arbeiter mehr gefunden, und in diesem Theil der Welt keine zubereitet werden können. Denn ich bin auf der Neige, mein lieber Schwieger = Sohn H . Schultz hat mehr als muthmaßlich, sub rosa gesagt, einen Anfang von der Hectis 23 , und wird den Criteriis nach nicht lange mehr aufrecht bleiben. H . Kurtz und Schaum sind abgenutzt und baufällig. H . Voigt u. Krug haben beyderseits gefährliche Wurmstiche mit aus Europa gebracht, welche hier nicht vermindert, sondern vergrößert werden, und wenn keine neue Arbeiter nachkommen, so ist es bald aus. Ich bin froh, daß unter Gottes Erbarmung und Verschonen so nahe zum Ende gelanget, und an der Auflösung stehe. Der fromme und nun selige Rath Cellarius 24 pflegte zu sagen: wenn man in einem neugebauetem Hause einen starcken Nagel an der Wand findet, und unbedachtsamer weise alles daran hänget, so wird er vor der Zeit krumm, bricht ab, und fällt mit dem gantzen Plunder herunter auf den Boden in den Staub. 6) Unsere Zions-Kirche in Philadelphia gelangte zu Ausgang des vorigen Jahrs unter Dach ins T r o k kene, und stehet nun stille, weil wir uns nicht tiefer in Schulden stecken dürfen, als wir verinteressiren [verzinsen] können. So unausgebauet nutzet sie uns nicht, sondern schadet vielmehr, weil sie nichts ein trägt, und das angewandte Capital auf Interesse läuft. Wir hoffeten das Evangelische Zion in London würde eine Barmhertzigkeit erweisen, und etwas beysteuern, damit wir in diesem Frühjahr das allernöthigste inwendig hätten ausbauen, und sie zum Gebrauch aptiren können, haben aber noch keine Antwort, ob unser Ansuchen 25 geneigt erhöret, und in Betracht genommen worden. Es wäre mit beyden Predigern eine ziemliche Erleichterung und Hülfe, wenn wir unsre gantze Gemeine in der großen Kirche mit eins bedienen könnten, und nicht nöthig hätten, an 2 Orten zugleich Gottesdienst zu halten; und so könnte einer von uns auch füglicher die Barrenhiller Kirche, welche vacant ist, versehen. Wenn ich abwesend seyn, und andere vereinigte Gemeinen besuchen muß: so bin allemahl genöthiget, einen Amts-Bruder aus andern vereinigten Gemeinen in meinen Platz zu stellen. In meiner letzten Abwesenheit 26 war H . P. Krug so gütig und vertrat meine Stelle in Philadelphia, welches aber mit Schwierigkeit
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und Kosten an beyden Seiten verknüpft ist. Denn wer für mich vicarirt, der muß es auf seine Kosten thun, weil ich gleichfals die vielfältigen Nothreisen in gemeinschaftlichen Angelegenheiten meist auf meine eigene Kosten thun muß. 7) Ich erwarte nun unter Gebet und Geduld eine hochgeneigte vollständige Antwort und Belehrung auf meine verschiedene Briefe 27 und Vorstellungen an Hochwürdigste Väter, woraus den Winck und Willen Gottes gegen die hiesigen Umstände abnehmen werde, besonders wegen der Hülfe für Philadelphia zu meiner und H n . Schultzens Sublevation. Weil Adjunctus, Collaborator oder dergl. zu klein und fürchterlich lautet: so war meine Meinung, einen zweyten Prediger für die philadelphische Gemeine zu erbitten, und solches ist von der St. Michaelis Corporation am 18ten Sept: 1766. beschloßen und ins Protocoll registriret worden. 28 Solte ein rechtschaffener Arbeiter, worauf Hochwürdigste Väter ein Augenmerck haben, gern noch beßer versichert seyn wollen: so möchten Hochw. Väter geruhen, ihn auf die Philadelphier und Neujerseyer Gemeine zugleich zu berufen, weil ich die Vollmacht habe, einen an meine Stelle nach Neugermantown und Bedminster ein zuführen, und deswegen auch die Copie vom Jerseyer Beruf beygelegt habe. 29 Ist es ein begabter und für die hiesigen Umstände sich schickender Mann, so will ihm gerne den Vorzug laßen. An Arbeit Brodt und Leiden fehlt es in America nicht, wenn man Christo dienen und am ersten nach seinem Reiche etc. trachten will.30 Solte ich aber noch leben, und aus allen Umständen deutlich erkennen, daß Gott der H e r r sein Werck hier nicht weiter aus führen, sondern in einen andern Canal geleitet laßen werden wolte: so verlangte ich kein indifferenter Zuschauer zu seyn, und etwa zu dencken: wenn nur Friede ist, so lange ich lebe etc. Nein! es ist mir wahrlich nicht um meine H a u t und Bauch zu thun, sondern um Gottes und die Seelen = Sache. Es ist gewiß Theuer geschätzter H . Bruder, daß die Philadelphier Gemeine am schwächlichsten versehen: denn ich habe so viele menschliche Einsicht in die Cörper und status morbor[um] daß nicht zu weit urtheile, wenn ich sage: H . Schultz hat den Anfang von der Consumtion, und ich bin auf der Neige, supponire aber allezeit, daß Gott mehr thun kann als wir bitten und verstehen. 31 Und wenn Philadelphia fällt, so brechen die Branches [Filialen] mit. 8) Die Ankunft meines Sohnes Peters 32 war in einer sehr besondern Crisi worin ich stund mit der hiesigen Schule etc. Satan hatte seinen Bogen gespannet, und meinen Sohn zum Pfeil darauf gelegt, und alle seine Waffenrüstung bey sich, schoß auch los, und gedachte das gantze Haus in den Brand zu stecken. Es waltete aber eine unsichtbare Schutzhand, die es dirigirte und moderirte. Ich habe nicht Zeit, die merckwürdige Sache im Zusammenhang zu berichten. Ich sähe das gantze Heer der Finsterniß gerüstet, und bekam auch Pfeile genug etc. etc. a particulari ad universale — — aber damit ist es noch nicht aus. Ich habe ihn bey mir, schicke ihn in die Schule, um das Buchhalten ihn lehren zu laßen. H . Keppele und andre gute Freunde haben gerathen, ich solte ihn aufsetzen [etablieren], und einen Würtzkram anfangen laßen, weil er sonst auf keine Weise im Stande ist sein Brodt zu erwerben, und mir nur zur Last wird. Er meinete zwar, daß er allerley Aquaviten von Brantwein machen, und eine Schencke damit halten könnte, welches sich aber nicht schicket für
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meine Umstände, weil dergleichen Winckel schon mehr als zu viel sind, und Anlaß zum Ruin vieler Familien geben. Meine Freunde meinen, er könnte neben dem Gewürtzladen die hallische Artzney halten. Und weil Se. Hochwürden der theureste H e r r Dr. Francke in einem väterlichen Schreiben oder Pro Memoria zu melden geruhet, daß sie einem solchen als dem Peter keine Artzney aus der Anstalt creditiren würden 3 3 : so hat sich H . Keppele und noch ein und ander guter Freund erboten und engagiret, nebst mir, für etwa 100 £ oder für 400 R[eichs]th[aler] wehrt Artzney Bürge zu stehen, wenn solche mit der ersten Gelegenheit über Hamburg nach London to Messrs. Mildred and Roberts, Merchants in London addressiret, und an M r H e n r y Keppele Merchant in Philadelphia bestimmet werden könnte. H . Keppele hat davon Nachricht an besagte Kaufleute in London gegeben und wolte auch ordren, daß die Bezahlung richtig gehoben werden möchte, wenn, wie und wo es gefordert würde. Ich habe bereits Meldung davon gethan in meinem Schreiben mit Dan. Williams's Briefe vom 29stcn Mart: a[nni] c[urrentis] 34 um keine Zeit zu versäumen; überlaße es aber der beßern Einsicht und Gutbefinden der hochwürdigen Väter und Gönner in Halle und sehe dabey auf Gottes gnädige Direction, weil überhaupt noch nicht weiß, wie die Andwort auf meine vorherige Briefe 35 lauten wird. Wie es Gott fügt, so will mich drein schicken. Der redliche H . Miß: Zeglin, mit welchem intime bekant war, pflegte zu sagen: Wilst du mich todt? hier bin ich mein Gott: Wilst du, daß ich soll leben? so will mich drein ergeben. 36 9) Ich hatte im vergangenen October einen Brief an Sr. H . Dr. P[litt] 37 den Successor des seel. H n . Fressenii in Franckfurt, wie auch H . P. Starcke 38 geschrieben, um eine Collecte für unsere hiesige Zions-Kirche angehalten, und die Briefe zweyen wackern Männern von unserer Gemeine, nemlich Sensfelder aus dem Darmstädtischen, und Ernst aus Berlin, zur Bestellung mit gegeben. Selbige Männer schiffeten hier am ersten Novembr. 1766 mit Capt: Smith nach Rotterdam bestimmt ab. Wir haben aber die betrübte Nachricht, daß selbiger Capitain im Monath Decembr. mit seinem Schiffe im Canal an der französischen Küste zwischen den Felsen gefahren und zerscheitert, alwo zwar der Capitain und seine Sailors wie auch 10 Passagirs nackt und bloß mit dem Leben gerettet, aber 6 Passagirer jämmerlich ums Leben gekommen, worunter meine 2 Freunde mit ertruncken, und meine Briefe verlohren. 39 10) Wir haben auch einen aus unserm vereinigtem Ministerio neml. Paul Brycelius verlohren 40 , der vor 6 Jahren durch Se. H . H . Dr. Wrangel von der Zinzendorfischen Faction und ihrem U n f u g überzeugt und zurück gebracht und uns zu theil wurde. Sein Gemüth war wohl redlich gesinnet, aber seine Gaben nicht hinreichend für unsre deutschen Gemeinen, seine leibliche Armuth zu nachtheilig und seine starcke Familie zu lastbar für Ecclesiam colligendam. Dem Zinzendorfischen Heylande konnte er Seelen werben; aber dem wahren Heylande der Welt 41 konnte er nicht viele nutzen. Er bedienete die Gemeinen in Neugermantown und Bedminster etliche Jahre, sie fanden aber seinen Vortrag und Umgang zu trucken, und konnten sich nicht wohl mit einander stellen. Er war doch so glücklich, daß er von dem sterbenden Ältesten Balthas. Pickel eine
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Legacy von 1000 £ Jers: Currency für die Kirche in Neugermantown zu Wege brachte, ut supra commemoratum [S. 512]. Wir solten ihn nach Pensilvania nehmen, und hätten, besonders der Dr. Wrangel und ich, eine große Bürde und Last mit leiblicher Versorgung auf den Hals bekommen, weil keine Gemeine in Pensilvania zu finden, die hinreichend Salarium für seine starcke Familie aufbringen kann. Endlich als der H. Commissar: the Rev. Mr. Peters etc. von Sr. Emin: dem Ertzbischof von Canterbury [Thomas Secker] und dem Bischof von London [Richard Terrick] Ordre hatte, einen Deutsch = Englischen aus unsern Luth. Predigern hinaus zu senden, wegen der Mission in Neuschotland und unsere arme Deutsche daselbst unter der Mission stehen, und bisher mit stock = englischen Missionarien sich behelfen, und sich auf keine Weise selber helfen können, und zufrieden seyn müßen etc. so ließen H. D. Wrangel im Discours ein Wort von Hn. Brycelius fallen, welches Mr. Peters etc. auf faßeten, ihn selber frugen, seine Einwilligung kriegten, ihn prüften, und eine ProbePredigt in Englisch thun ließen, und im Decembr. mit Recommendation heim nach London sandten, von wannen die Nachricht eingelaufen, daß er am 4ten Febr. a[nni] cfurrentis] in London arriviret und am 15ten Mart: a.c. in His Majesty's Chapel royal priest's Ordination empfangen, und wie Mr. Peters sagt, jährlich 150 £ Sterl. pro Salar. und Land für seine Kinder in Nova Scotia haben soll. Auf solche Weise sind wir seiner los, und den armen Deutschen geschiehet ein großer Dienst damit, weil etwas in ihrer Sprache beßer ist, als gar nichts. Mr. Peters wolte gern noch 6 oder 7 haben. Und wenn die orthodoxe Väter unserer Etablirten Luth: Kirche in Schweden, Dänemarck etc. etc. Holland etc. etc. die so viele Geschrey wieder die Hallenser gemacht, und zum Theil noch darüber grumbeln, ihren Filialen und verlohrnen Töchtern in America nicht realiter zu Hülfe kommen, so wird es nach und nach in denselben Canal fließen, und kann mir mit Recht die Schuld nicht beygemeßen werden: denn ich habe es bey 24 Jahre her eingesehen, und genug davon nach Schweden etc. etc. geschrieben 42 , und die Noth des Gantzen vorgestellt als ein engbrüstiger Bigot [scheinheiliger Eiferer] für die Lutherische Verfassung, und muß bey alle dem noch den Nahmen eines gefährlichen Pabsts und heterodoxen Hallensers tragen; habe auch des wegen hier verschiedene höckerigte Scheidhöltzer zwischen offene Thüren gestecket, um die Thüren für die erwartete nachkommende Hülfe aus der Mutter-Kirche auf zu halten, habe allen Gewinn außer meines anvertraueten Berufs für Schaden geachtet 43 , mich mit den armen Gemeinen gelitten, mein Armüthlein zugesetzt etc. Solte was weiteres paßiren zum Schaden unserer Lutherschen Kirche in America, und mir der Herr noch ein paar Tage Muße und Ruhe gönnen: so würde mein letzter Versuch seyn a) die Gnaden-Spuren an Seelen ferner zu beschreiben 44 b) eine Nachricht in Zusammenhange von unserer Lutherischen Kirche in America zu geben, und insonderheit zu zeigen, was unsre hochwürdigsten Väter etc. etc. etc. für die unter die Mörder gefallenen in der Americanischen Wüste gethan, gestritten und gelitten 45 , und was andere Orthodoxotati nicht gethan, die sich einbilden, daß sie die wachsamsten Wächter auf den Mauren des lutherschen Zions sind.46 Es wird mir aber freylich wohl ein Riegel vorgeschoben werden, daß ich keine
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müßige oder ruhige Stunde übrig behalten darf, wenn es der liebe Gott nicht haben will. H. Dr Wrangel läßt seine hertzliche Empfehlung an Hochwürd. Väter machen. Er arbeitet noch immer im Segen. H. Pfr. Schultz ist unpäßlich, läßt sich gleichfals kindlich empfehlen. Die beyliegende Sachen sind a) Copie des Berufs47 b) Copie von des Hn. Obrist. Prevost Briefe48 c) ein Brief, den meine Costa 49 an ihre 2 Söhne zur Ermahnung und Aufmunterung geschrieben50, mit einem kleinen Stücklein Goldes, zu der Kinder eigenem Empfang und Erbrechung [des Siegels] etc. 11) Mir deucht der wohlfeilste Briefwechsel und Porto sey, wenn wir hier unsre Paquetchens ins Coffehouse bringen und in des Capit: Brief-Sack thun. Ehe das Schiff abgehet, wird der Sack im Coffehouse verschloßen und aufs Schiff gebracht, und wird im Londoner Coffeehouse 51 abgegeben, und die Briefe durch die Pennypost heimgebracht. Die Paquete, welche bisher mit Kaufmanns-Schiffen hier angekommen, sind mir aus dem Coffeehouse ohne Porto, except a small matter, von dem Postträger worden. Der Brief, welcher mit dem Paquet Boat im Januar, a.c. über Neuyork an mich gelangete, kostete 35 Shill. Porto. 52 Mit submissen Respect an H[ochwürdige] Väter und hertzlicher Empfehlung an E. W. ersterbe Dero mühsamer Henrich Mühlenberg 53 Kopie von Paschel Hand in AFrSt IV C 13:25 S. 190—201; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 190—201. !
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Mühlenbergs Reise dauerte vom 31. 3. bis zum 8. 4. 1767. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 1 6 1 - 1 7 0 und Tappert II S. 3 2 2 - 3 2 6 . Seine Aufzeichnungen beziehen sich allerdings fast ausschließlich auf den geplanten Wechsel Gerocks von Lancaster nach New York. Welche Schwierigkeiten Krug in Reading hatte, geht daraus nicht hervor. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1146—1148. Mudde = Morast, von norddeutsch Modder oder engl, mud abgeleitet. Mühlenberg brach am 23. 4. 1767 auf und kehrte am 15. 5. 1767 von seiner Reise zurück, auf der er die Gemeinden in der Stadt New York und in New Jersey besuchte (vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 123-148;Tappert IIS. 3 2 8 - 3 3 7 ) . Neugermantown und Bedminster. Neugermantown, Bedminster und „The Valley". Vgl. Glatfelter IS. 209f. Mühlenberg hatte für die Michaelisgemeinde eine solche erwirken können. Siehe Nr. 345. — Zum folgenden Bericht über die Ergebnisse seiner Reise vgl. die parallelen Tagebuchaufzeichnungen (wie Anm. 3). Die hochdeutsche Gemeinde von New York hatte 1762 das Ministerium von Pennsylvania um einen Prediger ersucht. Johann Georg Bager trat das Amt 1763 an (vgl. Nr. 393 mit Anm. 2). Im Tagebuch gibt Mühlenberg folgende Namen an: „1) Der HochEhrw: Herr Praeses von der College in Neuyork H. Cooper 2) H. Achmuty Rector von der Hochkirche 3) die Hh. Ogelvie 4) Ingliss 5) und Prevost als Prediger von der Hochkirche. 6) Die Hh. Pastores Ritzma 7) Dom: de Ronda von der Holländischen Kirche. 8) Die Herren Prediger von der Presbyterianischen Kirche S[alvo] Tfitulo] Roger und 9) Treat. 10. Ein Prediger von der Engl. Baptistkirche. 11) Ein Lehrer von der hochdeutsch reformirten Kirche. 12) H. Pfr: Weygand 13) H. Pfr: Gerock 14) H. Pfr: Hartwich und 15 ich, nebst dem Kirchen = Rath von H. Weygands Gemeine". (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 120; vgl. Tappert II S. 329). - Tappert II S. 329 identifiziert folgende Personen: 1) Myles Cooper (1735 — 1785), 2) Samuel Auchmuty (1722—1777), 3) John Ogilvie (1724-1774), 4) Charles Inglis (1734-1816), 5) Samuel Provoost (1742-1815), 6) Johannes
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Ritzema (1710—1796), 7) Lambertus de Ronde (1720—1795), 8) John Rodgers (1727—1811), 9) Joseph Treat, 10) John Gano (1727-1804), 11) John Daniel Gros (1737—1812). Die Kirche der hochdeutschen Gemeinde. 10 Vgl. Nr. 402 mit Anm. 1. 11 „The Valley"; vgl. oben mit Anm. 5. 12 Am 13.5. 1767 führte Mühlenberg in den Gemeinden der Zionskirche von Neugermantown und der St. Paulskirche in Bedminster eine Kirchenordnung (erhalten in AFrSt IV C 13:26 S. 2 0 2 - 2 5 7 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 2 0 2 - 2 5 7 ) nach dem Vorbild der philadelphischen Ordnung ein. In einer Charter für die Gemeinden wurden diese, dem Vorbild von Philadelphia folgend (vgl. Nr. 345), als rechtsfähige Körperschaft anerkannt und Mühlenberg zum Rektor berufen. Dies konnte er am 18. 6. 1767 in Burlington, N.J., als „die Landes = Regierung daselbst noch saß", erwirken (vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 180—182 und Tappert II S. 340). Eine Abschrift der Urkunde von Mühlenbergs Hand ist erhalten im Gettysburg Seminary; AFrSt IV C 13:27 S. 258 - 263; LC Abt. H I V Fach E Nr. 9 S. 258 - 263; eine deutsche Wiedergabe des englischen Textes von fremder Hand in AFrSt C 13:28 S. 2 6 4 - 2 7 3 . Vgl. Honeyman 12 (1927), S. 3 2 6 - 3 3 5 . 13 Vgl. Nr. 391 und Nr. 398 Anm. 8 (3). 14 Abgedruckt in Nr. 402 Anm. 10. 13 Vgl. Nr. 364 S. 3 8 0 - 3 8 2 , Nr. 384, Nr. 385 und Nr. 386. 16 Hier fügt Pasche erklärend hinzu: „Das Manuscr. war die Predigt am 2 p. Epiphan: dieses Jahrs, so der H. Hoffprediger gehalten, die ich aus guter Meinung, so wie ich sie nachgeschrieben, übersandt hatte." »7 Vgl. Nr. 402 Anm. 11. 18 Vgl. auch zum folgenden Joh 2,1 —11. 19 In seiner Vorrede (§ 2) zum ersten Buch der „Vier Bücher vom Wahren Christenthum". 20 Sprichwort: „Wer das ungewiss vor das gewiss nimmt, der geht mit lehren Händen davon." Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1436. 2 1 Vgl. Nr. 364. 22 Vgl. Nr. 380. 23 Febris lentica et hectica, auszehrendes und hitziges Fieber (Schwindsucht). 24 Ludwig Johann Cellarius; vgl. Nr. 255 mit Anm. 5. 25 Vgl. Nr. 384 Anm. 1. 26 Siehe oben mit Anm. 3. 27 Nr. 384; Nr. 385; Nr. 386;Nr. 392. 28 Mühlenberg zitiert daraus in Nr. 385 und Nr. 386. Vgl. Protokollbuch S. 53. 29 Siehe Nr. 402 Anm. 10. 30 Vgl. Mt 6,3 3. 31 Vgl. Eph 3,20. 32 Vgl. Nr. 398 S. 50lf. 33 Vgl. Nr. 380 S. 433 sowie Nr. 398 Anm. 8. 34 Vgl. Nr. 398 Anm. 8. 35 Siehe oben Anm. 27. 36 Daniel Zeglin (1716—1780) studierte in Halle Theologie und wurde 1738 Informator an der Latina. 1739 nahm er nach anfänglicher Ablehnung die Berufung als Missionar nach Tranquebar an. Den Wahlspruch Zeglins zitiert Mühlenberg auch in seiner Selbstbiographie, S. 116. 37 = Nr. 388. 38 Johann Jacob Starck; Pastor an St. Katharinen in Frankfurt. Der Brief ist nicht erhalten. 39 Vgl. Nr. 410 S. 548. 40 Vgl. Nr. 391 mit Anm. 6. 41 Vgl. Joh 4,42. 42 Vgl. zuletzt Nr. 383. 43 Vgl. Phil 3,7. 44 Mühlenbergs „Merkwürdige Exempel" die als Fortsetzung in den „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pensylvanien" abgedruckt wurden. Zur letzten Beispielsammlung siehe Nr. 389 Anm. 7. 9
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Vgl. Lk 10,30—35. Vgl. Jes 62,6. 47 Abgedruckt in N r . 402 Anm. 10. 48 = Nr. 394. 49 Lat. „Rippe". Scherzhaft f ü r Ehefrau. Vgl. 1 Mos 2,21f. 50 Nicht erhalten; vgl. Anm. 53. 51 Hierzu fügt Pasche die Erklärung an: „Das geschiehet nicht. Auch das itzige Paquet ist zu Portsmouth von dem Captain auf die Post gegeben worden, und hat von daher 3 Shill. 11 p sterl. gekostet." 52 Vgl. Nr. 393 Anm. 12. 53 Für die Zeit bis zum 27. 5. 1767 ( = Nr. 404) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1767. Antwort auf letzteres vom 9ten Febr: [vgl. Nr. 402 Anm. 11] 1) Drey Bogen voll an H n : W m Pasche, worin das Paquet vom 9ten Febr: a[nni] c[urrentis] agnoscirt und beygeschloßen a) meine Rechnung mit Sr: H o c h w : H . D r : Francken b) eine Quitung von Christoph Kuhleman, daß er von mir 100 Marek Lübsch, neml. mit 13 und 1 viertel Ducaten, welches H e r r Niemeyer eingenommen, empfangen, c) ein paar Zeilen, wegen H n : Senior Darnmans 10 rh. d) Copie von meinem Beruf [ = Nr. 402 Anm. 10] auf Neugerm[antown] etc. etc. e) Copie von des H n : Col: Prevost seinem französisch: Briefe [ = Nr. 394] f: ein Brief von meiner Fr[au] an ihre Kinder Friedr. und Henrich mit einem Span: Luis d'or g) Ein Brief von Daniel Bürchard an seinen Bruder bey Magdeburg. 2) Dieses Paquet habe datirt vom 23sten Maii 1767. und mit Capt: Friend seinem Schiffe gesandt." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 98f.; vgl.Tappert II S. 337). 46
404. An[J. W. S. Schwerdtfeger]
Philadelphia, 27. 5. 1767
WohlEhrwürdiger H. Amts = Bruder, Am 22ten April a[nni] cfurrentis] abends alß Herr Pastor Gerock in Philadelphia war, und ich mich rüstete, umb an folgenden Morgen eine lange Reise nach Jersey und N e w York an zu treten 1 , kam des jungen Mr Brunner sein Servant Boy, brachte ein Brief = Paquet an mich addressirt, sagend der H. Pastor Gerock hätte ihm befohlen er solte es mir bringen; Als ichs erbrach und unter Zerstreuung in Eil durchsähe, fand darin einen umständlichen Bericht 2 von Ew. Wohl Ehw: und etlichen Ehrsamen Gliedern, wegen der Anfechtung in der Gemeine geschrieben und unterschrieben, und ein Latein akademisches] Gutachten von Rev. Bfacon] 3 beygeschloßen. Weil es Gemeinsachen betraf, so behielte den Lateinishen Brief bey mir, wickelte daß übrige zusammen, gab dem Boten ein douseur, und orderte daß ers augenblicklich dem H. P. Gerock einhändigen und ihm sagen solte, er mögte es durchlesen, und wohl verwahret mit nach N e w York bringen, alwo wir ein Stündlein Zeit gewinnen, und die Wichtige Sache gemeinschaftlich überlegen, und unsere Opinion zur Antwort geben könten. 4 Ich nahm daß Lateinishe mit, und alß in N e w York den H. P. Gerock frug ob er den Bericht verwahret mit gebracht? antwortete Sr. W E er wüßte von keinem Bericht, hätte wohl ein Pacquet an mich addressirt gesehen aber weiter nichts davon erfahren. Nachdem von der langen Reise
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heim gekommen, und den Kopf noch nicht einmahl aus den vielerley zurückgebliebenen und überhäuften Geschäften emporgehoben, empfieng Ew. Wohl Ehrw. zweyten Brief vom 12ten Maii a.c.5 mit Schrecken und Verdruß, daß es so und nicht anders ergangen! Eins bedaure, wenn der junge H e r r Grosh 6 mir die Liebe erwiesen und daß Pacquet selber eingehändiget, so wäre es nicht so ergangen, factus infectum fieri nequit 7 , ich bin ein geplagter Mensch mit unzäligen kleinen Geschäften. V o n allen Seiten umgeben solte einen Esels Rücken, Orpheus Augen, Mercurius Flügel etc. etc. haben — Die Schuld liegt an mir in so fern, daß ich den H e r r n Gerock selber hätte aufsuchen, meine Reise aufschieben und gleich antworten sollen; hiernächst ist die Schuld an dem teutschen Buben, der den Brief brachte, denn es ward ihm deutlich und zu wiederholten Mahlen eingebläuet er solte daß Pacquet an H . Gerock einhändigen und sagen: Er mögte es heute Abend noch durchlesen, und wohl verwahret mit nach N e w York nehmen, alwo wir-s weiter überlegen wolten etc. weil ers von H . P. Gerock wie er sagte, empfangen und an mich gebracht; Es ward mir auch mit keinem W o r t gesagt, daß es der junge H e r r Grosh gebracht und in Philad. wäre, sonst wäre es mir nicht zu spät gewesen, ihm eine mündliche Antwort zu geben weil ohne dem die Nacht spät aufblieb um meine Reise Geschäfte in O r d n u n g zu bringen. Kurtz ich bitte um Verzeihung und Gedult, weil es so und nicht änderst ergangen, und gebe hie mit meine einfältige Meynung, weil Sr. H . H . Dr. W r [angel] abwesend, und auf einer Reise begriffen 8 H . P. Gerock nicht Zeit hatte darüber zu conferiren und wir nun auf solcher Gestalt des umständlichen Berichts beraubt sind, nemlich 1. Wollen unsere Evangelish-Lutherish Glaubens Verwandte in Maryland, nun Vereinigte Gemeine vorstellen, so müßen sie eine O r d n u n g haben, lieben und halten denn Gott liebet und gebietet Ordnung 9 , und ohne O r d n u n g kan keine Gemeine oder Societät bestehen, ja ohne Ordnung verdienet keine Societät oder Gemeine den Namen. 2) Ordentliche Gemeinen in America bestehen aus einem oder mehrere Ordentliche Seelsorger, Ältesten, Vorstehern und Gemein Glieders, und haben gewiße Grund Regeln unter sich, wornach einem jedem Branche [Teil] seine Pflichten bestimmet sind, der Prediger regieret nicht allein, die Ältesten nicht allein, die Vorsteher nicht allein und auch die Glieder nicht allein, denn wen ein H a u ß oder Familie unter sich selber uneins wird so kans nicht bestehen 10 3) Wen Sachen in der Gemeine vorfallen die den Wohl oder Wohlstand derselben betreffen, so sitzet der Kirchen Rath i e. der Lehrer, Aelteste und Vorsteher zusammen und conferirt und räth daß beste und machet solches der Gemeine kund etc. 4) Wir wohnen unter Englischer Obrigkeit und Constitution werden tolerirt und genießen freye Religions Übung als Protestanten, nach dem Nahmen, den wir führen, es sey Evangelish Lutherish oder Reformirt oder etc. eine jede Verfaßung muß bey ihrem Nahmen und Grundregeln halten, und allen Mishmash und Confusion oder Unordnung suchen sorgfältig zu vermeiden, änderst thut es Schaden, es mag anfangs noch so erwecklich, liebreich und reitzend gläntzen
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5) Gesetzt nun es komt ein bekandter oder unbekandter ansehnlicher Prediger in eine Gegend, der da predigen soll oder will, wo ein ordentlicher Prediger an der Gemeine stehet, ein solcher, wenn er Ordnung liebt und Erbauung und Friede sucht, gehet erst zu seiner eigenen Kirche und Verfaßung, und tritt nicht eher auf biß er vom Kirchen Rath gebeten, oder genöthigt wird, oder Erlaubniß hat, wenn aber der Kirchen Rath einer ordentlichen reformirten Gemeine nicht Rathsam findet einen Frembden vor ihrer Verfaßung predigen zu laßen, so wird ja wohl ein Kirchen Rath einer ordentlich = Evangelischen Lutherischen Gemeinde so verständig seyn, und einen solchen Prediger in die Lutherische Kirche nicht zum Predigen zu laßen, wenn es gleich ein oder ander von Kirchen Rath selber oder von Gemein Glieder, welche die Ohren nach Neuigkeit jukken, verlangen Sölten11; denn solche Procedouren geben Anlaß zu bittern H a ß Neid und schädlichem Streit zwischen ordentlichen Gemeinen und Nachbarn. Wenn solche Unordnungen eingerißen, so können unsere Reformirten Freunde und Nachbarn mit eben dem Maaß uns wieder meßen 12 , in ihren Kirchen so genante Lutherische Apostel aufstellen, und unruhige Partheyen unterstützen, und unsere Gemeine brechen 13 etc. Ich habe aber in den 25 Jahren meines Hierseins die Ordentlich Vereinigt = reformirten Seelsorger und Kirchen Räthe, nicht so unweislich und liebloß, sondern weislich und O r d n u n g liebend gefunden gegen uns, und so wäre es ja niederträchtig und unverantwortlich wenn wir sie beleidigen sollten. 6) Ordentliche Prediger, sie mögen Evangelish oder Reformirt heißen, und mit den grösten Gaben versehen seyn, wenn sie Gottes Ehre, die Erbauung der Seelen, Friede und Eintracht der protestantischen Kirchen Christi etc. zum Zweck haben, können nicht mit guten Gewißen in frembde Amter gewiesen, noch sich aufdringen, oder aufdringen laßen ohne vollen Consens des ordentlichen Kirchen Raths, oder Invitation in Kirchen zu predigen, wen sie nicht schaden oder Zwiespalt verursachen wollen, ja es komt Redlichen und Friedliebenden Knechten Gottes, wenn es auch Engel wären nicht zu, in Privathäußern zu predigen, wo ordentliche Gemeinen, bestehe Seelsorger und Kirchen Räthe sind. Von unordentlich = ausschweifenden Parthey Geistern denen der Bauch vor überflüßiger Weißheit bersten will, wenn sie solche nicht ausschütten können, die sich nicht hüten vor ihrem eigenen Geiste, und lauffen wo sie nicht gesandt werden 14 , die von der Americanish freyen Luft profitiren, und die Edle Gewißens Freyheit in Frechheit verwandeln und ihr Vergnügen in Zerstreuungen und unerbaulichen Zwiespalt suchen etc. ist es nicht zu verwundern. Denn so lange sie in dem Wind Wirbel 15 sind, meynen sie, sie thun Gott einen Dienst damit. Von dem Wahren Welt Heiland 16 und Eigenthums Herrn Jesu Christo haben sie keine ordre so zu thun; Er als der Eigenthums H e r r selber wolte nicht den geringsten Eingrif in die Mosaische Kirche und Haußhaltung thun, sondern sagte, gehe hin und zeige dich dem Priester 17 etc. ließ die Verfaßung ungescholten stehen, bis auf die bestirnte Zeit, befahl auch seinen Jüngern für Mosis Stuhl regard zu haben 18 und nicht von Jerusalem zu weichen, biß sie den heiligen Gruß empfangen und zu dem neuen Periodo bereitet und beordert waren. 19 So thun unsere Schwärm und Parthey Geister nicht, weil sie ihren
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Trieb nicht von Christo, sondern von niemand Geiste zu haben scheinen, der sich in den Engel des Lichts verstellet 20 seine Boten in die Häußer zu schleichen, und die Weiblein gefangen zu führen treibet. 21 7) Wir wolten doch einmahl klug werden und die Augen auf thun, weil schon seit 50 biß 60 Jahren her in America, ein außerordentlicher Geist nach dem Andern aufgetreten die Armen Leute von Gottes W o r t und heil. Sacramenten und von ihrer Kirchen Verfaßung abgezogen, einen Sprach Weisen erfunden, kleine Partheyen in ihre Formen gegoßen Meinungs = Genoßen von ihrem Geblüt, und Kinder vom Willen des Fleisches gezeuget, und sich selber unter einander auf zu reiben, und eine Seite die andere zu verschlingen getrachtet haben und noch biß dato thun 8) Ich liebe und lobe die jenigen Brüder vom Kirchen Rath und den Gemeinen, welche vernünftig und Christlich ohne fleischlichen Eifer allen Unordnungen, welche unter dem Schein und Glantz des Guten einschleichen wollen, wieder stehen und der Gemeinen Ordnung, Eintracht, und Fortpflanzung des Heil: Evangelii am Hertzen haben, sich nicht bloß bey dem Schein eines Gottseeligen Menschens aufhalten, sondern auch die Kraft des Wortes Gottes 22 , und der Heil. Sacramente am Hertzen erfahren, und mit ihrem Wandel erweißen, daß sie ächte Evangelische Christen seyn, und überzeugend wißen an wen sie glauben. Woher sind die vielerley Partheyen in America entstanden? Durch hochfliegende Geister, welche Christi Lehre nicht verstehen und seinen Geist und Sinn nicht haben; wollen was beßers auf richten und wenn mans beym Lichte besiehet, so wird daß letzte mit ihnen Arger, ohne daß erste war. 23 Wer Sinn und Verlangen hat ein rechtschaffener bekehrt und begnadigter [Jünger] Christi zu werden, der findet hinreichende Gnaden Mittel in der Evangelish protestantischen Kirche und Verfaßung, wie die Erfahrung bezeuget; W e r aber sein Heil bey Partheyen oder Menschen sucht, dem gehts wie der H e r r klagt. Mich die lebendige Quelle verlaßen sie, und suchen aus geheimen Waßer Gruben, die doch löchericht sind, und kein Waßer des Lebens geben. 24 9) Ich kan mir fast nicht einbilden daß ein oder ander Bruder von ihrem Ehrsamen Kirchen Rath oder Gemeine so kurtzsichtig und schwach seyn und dräuen solte, die Evangelish Kirche zu verlaßen, weil etwa der ordentliche Lehrer und weitersehende Glieder des Raths und der Gemeine nicht Rathsam befunden, den H . Pfr. Otterbein 25 in ihre Kirche zu nötigen, damit sie nicht Anlaß zum Wiederwillen des Ehrsamen Kirchen-Raths von der ordentlich reformirten Gemeine geben mögten; Ich halte auch den H . P. Otterbein so klug Christlich und vorsichtig daß er bey so gestalten Sachen nicht würde in der Lutherischen Kirche geprediget haben, wenn ihm gleich der gantze Kirchen Rath und Gemeine darum gebeten hätte. Denn ein ordentlicher Diener des Evangelii muß klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben seyn 26 und verhüten daß er nicht statt der Erbauung Zwiespalt und Ärgerniß anrichte, viel weniger solten auch einige Glieder vom Kirchen Rath oder der Gemeine in solchen Umständen so etwas begehren oder zu muthen 10) Solte sichs aber wie ich nicht weiß befinden, daß der Größte Theil vom Lutherischen Kirchen Rath und Gemeine ihren bisher gewesenen ordentlichen
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Lehrer Herrn Schwerdfeger haßeten, wen er etwa nicht gern gesehen daß H. P. Otterbein wegen des Streites mit der reform. Gemeine, in der Lutherischen Kirche predigen möge, so weiß keinen andern Rath, als daß unser vereinigter Amtsbruder — wenn er sonst nichts beweißliches gegen die Evangelishe Lehre und Amts' pflicht gesündiget hat — andere vacante Gemeinen annehme 27 , weil derselben genug sind, die nach Seelsorgern verlangen, und sich gerne in Ordnung fügen wollen; denn wo keine Ordnung gehandhabet wird noch werden soll, da ist keine Erbauung, Segen und Fortgang zu erwarten, und auch kein ordentlicher Prediger nöthig Inzwischen grüße den Ehrsamen Kirchen Rath und ganze Gemeine hertzlich und wünsche ihnen den Geist der Gnade und Gebets, der Liebe, Eintracht und des Friedens, oder die gantze Salbung von oben28, aus dere Fülle deßen der alles in allem erfüllet. 29 Und verhoffe eine frölichere Nachricht zur Antwort zu bekommen, verharre indeßen Ew. Wohl Ehrw. meines Werthen Amtbruders dero geliebten Familie und allen Ordnung liebenden Mitbrüder alter Freund und Diener Philadelphia d 27ten Maii 1767.
H. M.
P.S. heute ist H. P. Gerock mit seiner Familie von hier abgereiset über Land nach Neu York zu, aus Arabia petr[ina] ins gelobte Land Inliegenden Brief30 habe bekommen für 3. [Sh.] 6. [d.] — daß Tuch zum Chor Rock ist noch nicht angekommen wird aber täglich erwartet. N[ota] B[ene] Wen G[eliebter] Br[uder] dort abkommen können, hier ist Arbeit Noth und Brod. Von Barrenhill bis Peikestown eilf Meilen von Philadelphia etc. belieben Sie balde zu antworten. 31 Es solte mir lieb seyn, wenn wir nach Gottes willen näher beysammen wohnen könten. Den lateinishen Brief32 habe noch nicht abcopirt sonst hätte ihn retournirt, wie wohl mirs scheint alß daß es nur eine Copie sey und Sie ein Original haben. Abschrift von fremder Hand im Tagebuch PM 95 A Nr. 111765—68 1
2 3
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S. 115—122.
Vgl. Nr. 403 S. 512 —514 mit Anm. 3 sowie die Tagebucheintragung zum 2 1 . 4 . 1 7 6 7 in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 174f. und Tappen II S. 328. Nicht erhalten. Thomas Bacon (ca. 1700—1768); seit 1759 Rector der All Saints Parish, Frederick County. — Das Gutachten ist nicht erhalten. Diese Gelegenheit ergab sich nicht, da Gerock eine klare Aussprache vermied und Mühlenberg erst sehr spät darüber informierte, daß er die Berufung nach N e w York offiziell angenommen habe (vgl. die Tagebucheintragungen vom 2. bis zum 4. 5. 1767 in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 128 — 132 und Tappert II S. 330—332 sowie Nr. 400). Dadurch brachte er Mühlenberg gegenüber Schwerdtfeger in eine gewisse Verlegenheit, da Mühlenberg diesem auf Veranlassung Gerocks eine Berufung nach N e w York für den Fall angeboten hatte, daß Gerock in Lancaster bleiben würde. Mühlenberg bot Schwerdtfeger daher eine andere Gemeinde an (siehe unten Anm. 27). Nicht erhalten. Im Tagebuch erwähnt Mühlenberg diesen Brief nicht. Sohn des Altesten Conrad Grosch aus Frederick Town.
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Die Briefe des Jahres 1767
Geschehenes kann man nicht ungeschehen machen. Vom 26. 5. bis zum 4./5. 6. 1767 besuchte Wrangel zahlreiche schwedische und deutsche Gemeinden, insbesondere auch die Gemeinde von Lancaster, für die nach dem Wechsel Gerocks noch kein Nachfolger in Aussicht war. Sie sollte zunächst abwechselnd von den Mitgliedern des Ministeriums versorgt werden. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 1 7 5 - 1 8 0 u n d T a p p e r t I I S . 3 3 7 - 3 4 0 . 9 Vgl. 1 Kor }4,33.40. 10 Vgl. Mk 3,25 par. 11 Vgl. 2 Tim 4,3. 12 Vgl. Mk 4,24; Mt 7,2. 13 Vgl. Nr. 372 Anm. 72 und Nr. 351 Anm. 22 mit weiteren Hinweisen. 14 Vgl. Jer 23,21. 15 Vgl. Jes 41,16. 16 Vgl. Joh 4,42. 17 Vgl. Mk 1,44 par. 18 Vgl. Mt23,2f. 19 Vgl. Lk 24,49; Apg 1,4. 20 Vgl. 2 Kor 11,14. 21 Vgl. 2 Tim 3,6. 22 Vgl. 2 Tim 3,5. 23 Vgl. 2 Petr 2,20. 24 Jer 2,13. 25 Philipp Wilhelm Otterbein (1726—1813) kam im August 1753 mit 5 weiteren reformierten Predigern in Philadelphia an (Bd. II Nr. 134 Anm. 13) und erhielt eine Berufung nach Lancaster, wo er bis 1758 blieb. Dann versorgte er Tulpehocken (1758—1760), Frederick (1760—1765), York (1765—1774) und Baltimore (1774—1813) jeweils mit umliegenden kleinen Gemeinden. Er war ein erfolgreicher Erweckungsprediger und Pastor; gehörte zum pietistischen Flügel der deutschen Reformierten. Vgl. Glatfelter I S. 101 — 103; Arthur C. Core, Philip William Otterbein: Pastor, Ecumenist, New York und Nashville 1971; J. Steven O'Malley, The Otterbeins: Men of Two Worlds, in: Methodist History, 15 (1976), S. 3 — 21. Zum Anlaß der Schwierigkeiten in Frederick vgl. Nr. 426. 26 Vgl. Mt 10,16. 27 Am 4. 4. 1767 hatte Mühlenberg an Schwerdtfeger geschrieben und ihm die Predigerstelle in New York angetragen, da Gerock nun doch in Lancaster bleiben wollte: „Endlich fiel H. Pfr: Gerock auf den H. Pfr: Schwerdtfeger, der in Friedrichstown in Maryland stehet, und begehrte ich solte ein paar Zeilen an ihn schreiben, die Umstände kurtz berichten und ihn fragen, ob er Neigung hätte, einen Besuch nach Neuyork zu thun? Ich versprach zu schreiben, und that es auch [nicht erhalten], führete in demselben das Exempel aus Actor: 27 V[ers] 30 bis 32. zum Vergleich der Lancaster Sache an. ... Nach dem ich auf sein [Gerocks] Verlangen die Zeilen an H. Pfr: Schwertfeger geschrieben und ihm zugesand, ritte er fort." (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 163f.; vgl. Tappertll S. 322f.). Grundsätzlich dürfte Schwerdtfeger die Möglichkeit einer Veränderung begrüßt haben, legte er doch 1768, allerdings ohne auf das Angebot Mühlenbergs einzugehen, sein Amt in Frederick nieder. Er reiste zunächst nach Europa, kam 1769 wieder nach Amerika, hatte dann aber Schwierigkeiten, eine reguläre Berufung zu erhalten. Von 1774 bis 1784 versorgte er die Gemeinde in Albany und von 1777 bis 1788 Hosek (Feilstown) in New York. 1786 war er noch Gründungsmitglied der New Yorker Synode, nahm dann aber 1790 die Berufung an eine Gemeinde von Loyalisten in Williamsburgh, Ontario an. Vgl. Glatfelter I S. 130f. 28 Vgl. 1 Joh 2,20.27. 29 Eph 1,23. 30 Nicht erhalten. 31 Nicht erhalten. 32 Vgl. S. 521. 8
Nr. 404/405
27. 5./4. 7. 1767
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405. Der Kirchenrat von Lancaster an M., C. M. v. Wrangel und Ch. E. Schultze Lancaster, 4. 7. 1767 Hoch und Wohl Ehrwürdige Lehrer der Vereinigten Evangelischen Gemeinen in Philadelphia Providence Hannover etc. Insonders Werthe Seelsorger Herrn Di Wrangel Heinrich Mühlenberg Emanuel Schultze und übrige, wie auch Achtbare und Geliebte Glieder der St: Michaelis Corporation in Philadelphia. Wir die unterschriebene dermahlige Alteste und Vorsteher der Mitvereinigten Evangelischen Gemeine in, um die Stadt Lancaster in Pensylvania an der heil. Dreyeinigkeits Kirche, entbieten hie durch unsern hertzlichen Gruß, und berichten daß unsere zahlreiche Gemeine vacant, und ohne ordentlichen Seelsorger sey1, und da uns als Vorgesetzten und Regierern besagter Gemeine von Gottes und Gewißens wegen höchst ob und anlieget zu sorgen, daß die Gemeine nicht verwahrloset, sondern durch Gottes Gnade sobald als möglich mit einem Pastore versehen werde, der die heilsame Evangelische Lehre nach dem Grunde der Apostel und Propheten, mit der ungeändert Augspurgischen Confession und übrigen Symbolischen Schriften unserer Mutter Kirche übereinstimmig, als eine theure Beylage in reinem Gewißen trage, und solche mit Leben und Wandel zum Vorbilde der Heerde beweise, der von einigen Rev do Consistorio oder Ministerio unserer Kirche gebührend geprüft, zu dem heil. Amte geordinirt bevollmächtigt und mit glaubwürdigen Zeugnißen versehen, der Gnade und Gaben habe unsere Gemeine mit Lehre und Leben zu erbauen, und insonderheit unsere zahlreiche Jugend in der Evangelischen Lehre gründlich unterrichten und confirmiren und auch ein friedliebend und nutzbares Glied des Vereinigten Rev.d' Ministerii sein möge. Und da ein hiesig HochEhrw. Ministerium aus eigener Einsicht und Erfahrung weiß, daß neue aus der Europäischen Mutter Kirche berufene Lehrer, wenn sie auch gleich ein ziemlich Maaß von Gottes Gelährtheit, guten Vorsätzen und Amtsfertigkeit mitbringen, dennoch nach der hiesigen Situation in mancherley Anfechtung und Noth gerathen, wenn sie gleich in so wichtig und weitläuftigen Stationen alß Lancaster allein und von ältern H h Amtsbrüdern entfernet, zu stehen kommen, und von allen Seiten mit vielerley Netz stellenden 2 Religions Partheyen umgeben und versucht werden. So ergehet unsere hertzliche Bitte an obgedacht HochEhrw. Ministerium und Corporation in Philadelphia, im Namen unserer und mit vom ersten Julii a[nni] c[urrentis] erhaltenen Consent unserer Gemeins Glieder, Sie wollen um Christi, um seiner Schaafe und Lämmer 3 willen, die er mit seinem theuren Blute erkauft hat 4 , in möglichster Eil einen ordentlichen Beruf, für einen solchen Lehrer und Seelsorger, der sich für die hiesig Vereinigt = Evangelischen Gemeinen schicket, an den durch vieljährige Proben bewährte Hoch zu venerirende Wohlthäter, Väter und Gotteslehrer unserer Mutter Kirche in Europa, für nemlich an S. S r Hochw. Hochw. Königlich H. Hofprediger zu St. James in London 5 und H . Seniorem der Theologischen Facultät auf der Fridrichs Universität in Halle in Sachsen 6 , andringend ergehen laßen, und hochgedacht
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dieselben ersuchen, daß sie unter Gottes Gnade und Beystandt einen solchen Seelsorger für das gantze der hiesige vereinigten Gemeinen berufen, prüfen, ordiniren, und mit Zeugnißen hieher zu senden geruhen wollen. Da wir denn an unserm Theil, und im Rahmen unserer Gemeine hiedurch versichern, daß ein, zu unserer Gemeine bestirnter und anzunehmender Seelsorger, zu seiner leiblich = hinlänglichen Versorgung, gesunde, anständige freye Pfarr Wohnung für sich und seine Familie, Küchen Garten und Stallung, jährlich zehen Klafter Brennholtz, und alle viertheil Jahre fünf und zwantzig £ hiesiger currente, und die hier gewöhnliche Accidentien zu genießen haben soll. Weil uns aber auch am Hertzen liegt, daß so wohl das allgemeine alß besondere beste unserer Kirche befördert und erhalten werden mögte, so ersuchen wir ferner, wen ein neuer berufener Prediger hier ankörnt7, daß das Vereinigte Rev. Ministerium, oder eine Committee aus demselben, wie auch eine Committee von der St. Michaelis Corporation in Philadelphia, mit dem Kirchen Rath von Lancaster zusammen sitze und vor Gottes Angesicht unpartheyisch und reiflich überlege und beurtheile, ob es rathsamer sey den respective neuen H. Lehrer, oder einen der hiesigen Umstände mehr kundig und erfahrnere Amts Bruder aus den ersten Vereinigten Gemeinen nach Lancaster mit aller seitiger Genehmhaltung zu bestimmen, und den neuen H. Seelsorger an deßen Platz oder Vacantz zu verordnen maaßen die Vereinigung das beste des Gantzen und seiner Theile zum Augenmerk haben soll. — Diesem noch schlißlich zu zufügen, so ergehet unsere Bitte, daß obgedacht HochEhrw. Ministerium unser Anliegen mit Fürbitte unterstützen unsere Gemeine indeßen Wechsels weise zu besuchen mit den Gnaden Mitteln bedienen, und erlauben wolten daß wir verbleiben
Lancaster den 4ten Julii 1767 8 , Vorsteher Christian App Christian Liebe Anton Zehmer Melchior Rudisille
Hoch und Ehrwürdige Seelsorger Dero Vereinigte und zu allen Liebes und Gegen Diensten verpflichtete Mitältesten, Vorsteher und Glaubens Genoßen Aelteste Adam Simon Kuhn Esq Michael Gross Barnd Hubley Ludwig Lauman Michael Hubley Gerhard Brenner
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 194—196. Als Abschrift von einer weiteren Hand in AFrSt IVD 1:15 S. 59—62. Englische Übersetzung in Tappert II S. 345f. 1
Am 30. 3. 1767 hatte Gerock der Gemeinde ein Zeugnis über das gute Zusammenwirken während seiner Amtszeit ausgestellt und darin mitgeteilt, daß er sich entschlossen habe, die Berufung
Nr. 405
4. 7. 1767
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nach N e w York anzunehmen (erhalten in P M 95 A Nr. 11 1765 - 68 S. 192f.; AFrSt IV D 1:14 S. 57f.; englische Übersetzung in Tappen: II S. 345). — Mit der Berufungsurkunde f ü r einen neuen Prediger band sich die Gemeinde von Lancaster enger als bisher an das Ministerium. Diese Entscheidung war durch eine Reise Mühlenbergs nach Lancaster und wiederholte Verhandlungen mit den Gemeindevertretern vorbereitet worden. Vgl. die Tagebucheintragungen vom 23.6. bis zum 4 . 7 . 1 7 6 7 in P M 95 A Nr. 11 1765—68 S. 1 8 2 - 1 9 3 und T a p p e r t l l S. 341 - 3 4 6 sowie H N I S . 1 3 3 0 - 1 3 3 2 ; H N 2 Bd. 2 S. 680f. Vgl. Ps 35,7; 57,7. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. 1 Petr l,18f. Friedrich Michael Ziegenhagen. Gotthilf August Francke. Am 2. 4. 1769 kamen Justus Heinrich Christian Helmuth und Johann Friedrich Schmidt in Philadelphia an; Helmuth übernahm die Gemeinde in Lancaster, Schmidt die in Germantown. Für die Zeit bis zum 21. 8. 1767 ( = Nr. 406) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags den 7ten J u l i i . . . Heute schrieb auch einen Brief an Sr: W : E: H . P. Krug und Kirchen = Rath in Readingtown um Hülfe zu dieser Gemeine [Lancaster] etc." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 198; vgl. T a p p e n II S. 347). (2) „Freytags d 10 ten J u l i i . . . Etliche Tager vorher, ehe die Reise nach Lancaster antrat und sie schon versprochen hatte, schrieb H e r r Pastor Voigt im N a m e n seiner und des Kirchen = Raths von Neuhannover und berichtete, daß sie beschloßen im N a m e n Gottes am 25sten Junii D o n nerstages Vormittages den Eckstein zu ihrer neuen Kirche zu legen und begehrten, daß ich mit dabey seyn, und auch die übrigen H h . Amts = Brüder, dazu einladen sollte. Die Zeit war aber zu kurtz anberahmt, oder zu spät berichtet, so daß es schon nach Lancaster versprochen und nicht an 2 Orten zugleich seyn konte ... Weil denn Sr: H : H . Doctor Wr[angel] den ersten Besuch in der vacanten Gemeine zu Lancaster gethan, und ich den zweyten; so wünschten die Altesten daselbst, daß H . P: Voigt der nächste in der Reihe seyn mögte. Ich schrieb des wegen von Lancaster an Sr: W E : H . P . V o i g t und beyderseitigem Kirchen = Rath in Neuhannover und Providence, welches durch Expresse an H . Voigt überbracht ward ... [3] Bekam auch in Philadelphia ein Schreiben vom H . P: Voigt datirt Julii 5 t e n 1767. worin unter andern folgendes stand: Ich habe das Verlangen der Gemeinde zu Lancaster vorgetragen, und von dem hiesigen Kirchen = Rath diesen unvermutheten Entschluß bekommen. 1) Die Lancaster Gemeinde hat den H . Handschue unverantwortlicher Weise vertrieben. 2) hat sich aus T r o t z selbst einen Prediger verschrieben, und uns denselben jederzeit, als einen Goliath entgegen zu stellen gesucht. 3) Sie haben sich von uns getrennet und keine Gemeinschaft haben wollen. Unser gethanes Abschlagen ihres Vorhabens ist gerecht. In unserer Kirchen = O r d n u n g haben wir uns nur verbunden wenn ein Prediger in den vereinigten Gemeinden stirbet oder in eine andere Gemeinde gerufen wird, denselben so lange Hülfe zu leisten, bis sie wieder mit einem ordentl. Prediger versehen ist. Beyde Fälle finden aber in Lancaster nicht statt — Unsere Umstände laßen auch gegenwärtig nicht zu, daß unser Prediger 4 Sontage von uns gehet. Kaum einen Sontag wollen wir erlauben und das nicht einmal gern. Adhuc relata retuli Vir reverende Läßet mir Gott das Leben, so hoffe unter seinem Beystand D o m i n i c a ] 6 und auch D o m i n i c a ] 7 p[ost] Trinit[atem] zu Lancaster Gottes = Dienst zu halten. Dieses letztere berichtete so gleich nach Lancaster. [4] Am 17 Julii bekam abermal ein Schreiben von Sr: W . E. P : Voigt, datirt den 10 ten Julii 1767. worin er meldete, daß zu Neuhannover ihm ein Ältester im N a m e n des gantzen Kirchen = Raths verboten nach Lancaster zu gehen. Ich schrieb demnach in Eil a) eine Antwort an H . P: Voigt, und schloß b) mit ein, eine Bittschrift an H . P: Krug und den Kirchen = Rath in Reading. In selbiges schloß c) ein Schreiben an H . Pfr.
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Die Briefe des Jahres 1767
Kurtz in Tulpehocken, mit dem Verlangen, wenns möglich, so mögte H. Krug den 6 u : 7. Dom : p: Trinit: und H. Kurtz Dom: 10 und 11p: Trinit: in Lancaster versehen, und bat Hn: P: Voigt Sie mögten solches Paquetgen per Express auf meine Kosten nach Reading promoviren laßen. [5] Darauf erfolgte das dritte Schreiben von H. P: Voigt datirt den Julii: woraus erhellete, daß der eine Alteste keine Vollmacht gehabt von beyderseits Kirchen Rathen, ihm den Besuch nach Lancaster zu verbiethen, und wie es zur Untersuchung gekommen, habe besagter Älteste geleuchnet, daß er so etwas dem H. Pfr: Voigt insinuirt weil keine Zeugen dabey gewesen. Ich hatte inzwischen nach Empfang des zweiten Briefes datirt den 10 Julii: nach Lancaster berichtet, daß H. P: Voigt nicht kommen dürfte auf die bestirnte Zeit, H. P: Krug aber am 6 Dom: post Trinit: die Arbeit in Lancaster versehen würde g[eliebts] G[ott] [6] Empfing auch einen Brief von H. P: Krug dat: Lancaster d 25 Julii ac, berichtend, daß er in Lancaster sey, und H. Kurtz Sen: am 8 post Trinit: in Lancaster g. G. den Dienst versehen würde." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 2 0 1 - 2 0 3 ; vgl. Tappert II S. 348f.). [7] „Anno 1767:A 12 August: Empfieng ein Paquet by the Friendship, Capt: Gilbert und in demselben 1) Ein Schreibenvom Herrn W m Pasche dat: Kensington den 3 Junii 1767. worin enthalten a) wegen Jfohann] P[eter] M[ühlenberg] b) Agnoscirt mein Schreiben [ = Nr. 398] vom 29 Mart.: a[nni] c[urrentis] und alle vorhergesandte etc. etc. 2) ein pro Memoria vom H n : Inspector Fabricius aus Halle dat: d 16ten Maii a. c. wegen des Hn : Hofmeisters Beithiers Cand : Theol : 3) ein Briefvon Friedr: und Henry M[ühen]b[erg] aus Halle dat. d 6ten Mart: a. c. 4) Ein Extract Schreiben des H. Pastor Studers d[e] d[ato] Wyl bey Bern Jan : d 9 ten 1767. wegen Erkundigung etlicher von da verreiseten Familien. Das Paquet kostete nichts. Obiges vom 3 Junii a. c. habe mit 3 Bogen an H. Pasche zu Anfang des Sept: ac: beantwortet." [ = Nr. 409] (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 99; vgl. Tappert II S. 350). - Zu (7) 4): Studers an G.A. Francke; erhalten in AFrSt IV C 15:36 S. 1 2 3 - 1 2 6 c ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 10 S. 123 — 126c. Francke bemerkt dazu : „Pro Mem[oria] Vorstehendes Extract communicire an die Hh. Prediger in Pensilvanien. Weil aber nicht einmal gewiß, daß die hierinnen gemeldte Personen nach Pensilvanien gekommen; so glaube nicht, daß Sie auf andere Weise, wenn Ihnen nicht ohnedem etwas von selbigen bekannt geworden wäre, einige Nachricht von ihnen werden einziehen können, als daß Sie eine Nachfrage in die Zeitung einrückten, und demjenigen, wahre Nachricht ertheilen könte, ein Recompens versprechen; so ihm ohne Bedenken aus der Collecten = Cassa gegeben werden könte, weil H. Past. Studer solches gewiß gerne ersetzen wird." (S. 126c)
406. [G. A. Francke] an M. An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia.
[Halle], 21. 8. 1767
D.21 t e n Aug. 1767.
Wohlehrwürdiger, in dem Herrn herzl. gel. Bruder, Ich habe es mir bisher unverrückt am Herzen liegen lassen, zwey neue
Nr. 405/406
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Mitarbeiter für die Pensilvanische Gemeinen ausfindig zu machen, nemlich einen Adjunctum für Sie und einen Prediger für Barrenhill oder wo er sonst am nöthigsten wäre, indem ich hinlänglich überzeugt bin, daß es die höchste N o t h d u r f t erfordere, Ihnen zu Hülfe zu kommen. Ich habe auch nicht nur Gott angerufen, daß Er ein paar tüchtige Männer anzeigen wolle, sondern ich habe mir auch alle Mühe gegeben, jemand zu finden und verschiedenen, die ich noch am ersten dazu für tüchtig gehalten, den Beruf angetragen; es hat aber Gott noch nicht gefallen, seinen Segen zu meinen Bemühungen zu geben, indem die, auf welche reflectirt worden, den Beruf abgelehnet und sich noch keine andere weiter gefunden. Und eben dieses ist die Ursach, daß ich bisher nicht geschrieben, indem ich immer in der H o f f n u n g gelebet, daß ich zugleich durch die Nachricht von einigen gefundenen Subiectis Dieselbe erfreuen könte. Ich habe aber bey alledem erfahren müssen, daß man nichts erzwingen könne. Sie werden sichs freylich kaum vorstellen können, daß es iezt so schwehr halte, treue Arbeiter für das Werk Gottes in der Ferne zu finden: allein, wenn Sie hier wären, würden Sie es auch selbst sehen. Auch in vorigen gar viel bessern Zeiten ist es öffters durch grosse Prüfungen gegangen, daß keine Subiecta zu Missionarien sich finden wolten, da doch damals ganz andere Leute und viel mehr Erweckung unter den Studiosis war: daher es iezt nicht zu verwundern, da es so gar sehr an redlichen Leuten fehlet. Es hat schon seit zwey Jahren ein neuer Missionarius nach Ostindien geschickt werden sollen und da nun der T o d d. H . Miss[ionar] Dame 1 bekannt worden, werden von dem Missions-Collegio nunmehr deren zwey verlangt, die nothwendig disen Herbst abgehn müssen, ich habe aber bis dato noch keinen gefunden. Das auf der hiesigen Universität zunehmende Verderben ist die Ursach, daß die Anzal brauchlicher Studiosorum immer geringer wird, und da iezt die wenigsten länger als 2 Jahr hier bleiben; so fehlt es um so viel mehr an reifen Leuten, auf die man sich mit einiger Zuverlässigkeit verlassen könte. Sie können nicht glauben, wie mich dieser Jammer in meinem Herzen bekümmert, da ich den Mangel treuer Arbeiter schon in den Anstalten gar sehr fühle. Ich will mich gerne verleugnen, die mir selbst bey den Anstalten nöthigen und unentbehrlich scheinenden Arbeiter herzugeben, allein theils haben auch dieselbe keine Neigung oder andere Hindernisse, die sie abhalten, theils ist auch sonst dieses oder jenes Bedenken dabey. Mit einem Wort, was nicht zu zwingen ist, das ist nicht zu zwingen. Indessen fahre ich fort, Gott herzlich anzurufen, daß Er treue Arbeiter in diese auch so grosse E m d e aus senden wolle 2 , und unterlasse nicht mir ferner alle Mühe zu geben, und ob ich gleich in der Geduld geübet werde, und es mir herzlich nahe gehet, daß ich Ihnen nicht so bald, wie gerne wolte, zu Hülfe kommen kan: so wird doch Gott die rechte Zeit und Stunde wissen, und wenn seine Stunde kommt, uns auch nach solcher langen Prüfung mit seiner Hülfe erfreuen. Es kränket mich absonderlich um deswillen, daß ich Ihnen noch keinen Gehilfen vornehmlich in der Philadelphischen Gemeine zusenden können, weil mich die Nachricht von den Krankheiten, die so wohl H . Past. Schulze als Sie kurz nach einander aus gestanden 3 , sehr afficirt und von der Nothwendigkeit Ihnen in Ihrer überhäuften Arbeit bald = 4 . . .
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... machen eine wohlgegründete Vergleichung zwischen dem Wein Mangel auf der Hochzeit zu Cana 5 und dem Mangel an nötigen Arbeitern in dem dortigen Weinberg 6 , und sagen: Ohne Wein kan man mit Wasser und Brod das Leben erhalten, ohne dieses aber nicht. Ganz recht! N u n mache ich den Schluß: erkennet Christus diese N o t h ebenfalls in diesem Grad der Unentbehrlichkeit, wie es denq, kein Zweifel ist, Er kennet die N o t h der zerstreueten Schafe seiner Herde, die keinen Hirten haben, und zwar mit dem heiligsten Affect des Jammerns Marc. 6, 34. O so wird Er auch sich dieser Noth erbarmen und wir können uns mit so viel grösserer Gewißheit versichert halten, er werde in dieser Noth auch seine überschwängliche Hülfe erzeigen, je wichtiger und ungleich grösser dieselbe gegen den Mangel des Weins ist, so bald nur seine Stunde komt, da Er vielleicht gut findet, den H u n g e r nach seinem W o r t desto stärker durch den Verzug zu erwecken, wie Er bey jener leiblichen Speisung das Volk drey Tage und fast bis zum Verschmachten hatte warten lassen 7 , aber auch hernach seine desto herrlichere Hülfe erzeigte. (2.) Der Fehler daß sich keine Mitarbeiter finden wollen, lieget nicht daran, daß das Salarium in dem Beruf nicht gewiß genug bestimmt werden könne. Redliche Diener und Nachfolger Christi, dergleichen doch nur allein zu diesem Beruf in die Wahl kommen können, trauen Ihrem Heyland die N o t h d u r f t zu, und diese kan man auch allezeit versprechen, da es noch keinem daran gemangelt; Sondern es fehlt nur an Subiectis die in einer wahren Verleugnung stehen und zugleich im übrigen die nöthige Tüchtigkeit haben. (3.) Ihre Vorschläge von einer dortigen Anstalt haben wir nicht verworfen, sondern vielmehr approbirt, aber einen andern modum vorgeschlagen 8 ; nemlich, daß sie mit der Schule combinirt würde, welcher modus sich in den hiesigen Anstalten von Anfang legitimirt hat. Ich habe auch das Exempel der von H . Wheelock 9 angerichteten Schule von Indianern mit angeführt, zum Beweiß, daß die Sache unter Gottes Segen von Nutzen seyn könne. Bey der Mission ist auch keine andere Anstalt zu Erziehung der Catecheten als die Schule. Wenn nur die Schulanstalten so eingerichtet würden, daß mehrere separirte Classen gemacht werden könten und die Subiecta von welchen man H o f f n u n g hätte, daß sie sich zubereiten lassen würden, nicht zu viele Stunden zu informiren bekämen, und dabey angewiesen würden, gute dogmatische, moralische und ascetische Bücher zu lesen, Betrachtungen aufzusetzen, sich unter einander durch Colloquia biblica und gemeinschaftlichen Gebet zu erbauen; so würden solche, denen ihr Christenthum ein Ernst, unter der Aufsicht und Anweisung der Hh. Prediger, die sich in den Unterricht dieser jungen Leute theilen könten, schon in der Erkenntnis solchergestalt zu nehmen, daß sie mit der Zeit zu öffentlichen Vorträgen gebraucht und erstlich als Catecheten oder Helfer bey auswärtigen Gemeinen auf eine Zeitlang angenommen werden könten. Aus der Schul = Jugend hätten Sie immer einen guten Zuwachs solcher jungen Leute, die bey gutem Unterricht schon in der Erkenntniß einen ziemlichen Grund in der Schule würden geleget haben. (4.) Da die neue Zions Kirche im vorigen Herbst bis unters Dach fertig geworden, und es nun an dem nothdürftigsten innern Ausbau lieget, daß Sie
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dieselbe noch nicht brauchen können: so hätte gewünscht, daß von den hiesigen eingelaufenen Collecten zu diesem Kirchbau etwas erkleckliches hätte contribuiret werden können. Weil es aber an der Zeit gefehlet, die zu einer neuen Fortsetzung der Pensilvanischen Nachrichten gehörige Materien aus den verschiedenen Diariis und Briefen zusammen zu suchen und in O r d n u n g zu bringen 10 ; so ist so gar viel nicht in der Casse und weil doch die Uebersendung neuer Mitarbeiter das vornehmste und nöthigste ist und ich die H o f f n u n g habe, daß Gott doch endlich dazu tüchtige Subiecta anzeigen werde : so wolte ich die Gelder doch vornehmlich zu diesem Zweck conserviren. Es hat zwar auch eben dieselbe Herrschaft, welche den Beytrag zu Beförderung der Schulanstalten gethan per tertium wissen lassen, daß sie gewillet sey ein ansehnliches Capital zum Besten der Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Pensilvanien zu vermachen, es ist aber davon ein mehreres noch nicht bekannt geworden, auch vermuthlich, daß es ein erst nach dem Absterben zu erhebendes Legat seyn werde." Indessen, da Gott so weit geholfen: so ist kein Zweifel, Er werde Sie auch in der weiteren Ausführung nicht verlassen, daher denn auch zu rathen alles daran zu wagen, daß die Kirche nur erst in den Stand gesezt werde, um sie gebrauchen zu können, welches denn doch besser und nützlicher seyn wird, als wenn sie länger so unausgebauet und ungebraucht stünde, da die Interessen von den Schulden täglich auflaufen und keine Einkünfte zu erwarten. Dahingegen wenn sie ausgebauet, sogleich von der Verlosung der Stühle ein erkleckliches zusammen kommen, und der Klingebeutel etwas austragen wird, auch als denn in der Gemeine wiederum etwa eine Collecte gesamlet werden kan, und vielleicht finden Sie es rathsam und schicklich, alle viertel = oder halbe Jahre oder auch nur alle Jahre so lange bis die Schulden getilget, zu deren Abtragung eine Sammlung anzustellen. Gott hat doch geholfen, daß die Schulden von der vorigen Kirche und von dem Schulhause nach und nach so viel ich weiß, meist abgetragen werden können; daher ich hoffe, Er werde auch bey dieser Kirche Sie nicht stecken lassen, und ich werde auch an meinem Theil, wenn der H e r r fernere Wohlthaten zufliessen lässet, nicht ermangeln so viel als möglich, aus der Collecten = Casse zu diesem Kirchenbau in specie zu destiniren. Es ist denn aber auch um deswillen zu wünschen, daß Sie bald zum Gebrauch der neuen Kirche kommen mögen, damit Sie nicht nöthig haben, an beyden Orten zugleich zu predigen und doppelt zu arbeiten. (5.) in der Absicht, damit eine Collecte zu diesem Kirchenbau veranstaltet werden könne, hat der werthe H . Pasche mehrmalen angerathen, einen kurzen Aufsatz von dem Zustand der Pensilv. Gemeinen zu verfertigen, den er zum Besten derselben unter den Teutschen in Engelland gebrauchen könne. Ausser andern Ursachen aber wurde man auch dadurch von Abfassung eines solchen Aufsatzes abgehalten, daß man doch nur in generalibus reden können. N u n ist iezo die Materie zu der 10ten Fortsetzung der Nachrichten in der Arbeit, worinnen die eingesandte Exempel das vornehmste Stück werden sollen, und dazu man einen Vorbericht machen wird, darinnen überhaupt die grosse Schuldenlast, die Sie wegen der neuen Z i o n s = und wegen der Barrenhiller Kirche drücket, angezeiget werden soll.12 N u n würde sehr gut seyn, wenn Sie oder
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H. Past. Schulze, wer am besten die Zeit hätte, in Ihrer beyder Namen einen aus führlichen Aufsatz von dem gegenwärtigen Zustand der sämtlichen Pensilvanischen Gemeinen, so bald als möglich, einschickten, darinnen die gegenwärtige Schulden sowohl was noch von der alten Kirche und Schulhause übrig seyn möchte, als auch von der neuen Zions = Kirche und der Barrenhiller Kirche specificirt wären. Einen solchen Aufsatz könte man der 10ten Fortsetzung vorsetzen, damit dadurch die Wohlthäter, durch die Vorstellung der Noth, in welcher Sie in dieser Absicht stecken, desto eher zu einem milden Beytrag erwecket werden möchten, wovon man denn den Segen von der herzlenkenden Kraft Gottes 13 zu erwarten hätte. (6.) Wegen der Benennung eines neuen Mitarbeiters hat es eben keine grosse Schwierigkeit oder Anstand in Absicht auf dessen Beruf. Wenn Ihnen recht geholfen werden solte; so müsten drey neue Prediger übersandt werden, einer für Philadelphia, einer für Barrenhill und einer für Neugermantown und Bedminster. Solte Gott nun wenigstens zwey Subiecta gnädig anzeigen: so würde ich Ihnen und den Gemeinen die Wahl lassen, wo Sie einen ieden am füglichsten hinbestimmen wolten, doch so daß der Wichtigste freylich in Philadelphia bleiben müste, mithin würde ich ihnen vielleicht eine nicht so genau determinirte Vocation geben. Ich bitte mir aber eine Erläuterung aus wie es zu verstehen und gemeinet sey (a.) wenn der neue Prediger als Ihr Adiunctus berufen würde; in welche Stelle derselbe nach Ihrem Absterben einrücken solle? Ich kan es nicht anders verstehen, als daß H. P. Schulze alsdenn Rector und der neue zweyte Prediger würde, (b.) wenn Er nach dem Brief an H. Pasche14 als der zweyte Prediger berufen würde; wie solches damit übereinstimme, daß Sie und der Kirchenrath oder die Corporation für unbillig erkannt dem H. P. Schulzen einen neuen vorzuziehen? da Sie doch, als Rector, der erste, und H. P. Schulze der zweyte Prediger sind. Nun will noch sonst hinzuthun was mir einfällt. Die beyderseitige Anverwandten so wohl des H. Krugs als auch H. Voigts plagen mich einmal nach dem andern, daß sie Nachricht von ihnen haben wollen. Es wäre doch ihre Schuldigkeit, daß sie auch mir einmal selbst von Ihren Umständen Nachricht gäben.15 Das erhöhete Postgeld dürfen sie sich nicht abhalten lassen, man kan solches nicht ändern und muß gleichwol um deswillen nicht unterlassen das nöthige zu schreiben. Melden Sie Ihnen doch solches und bitten sie zugleich, daß sie auch wenigstens eine kurze Nachricht an die Ihrigen schreiben. Die Verwandten können sich nicht vorstellen, daß sie gar nicht an sie schreiben solten, und könten auf den Verdacht kommen man hielte ihre Briefe zurück, woraus allerley Argwohn und übele Nachrede entstehn könte. Absonderlich erwartet der Vetter des Herrn Krugs solches als eine Schuldigkeit, da er ihm ehedem so viele Liebe erzeigt. Es ist billig, daß Sie das Post Geld, so Sie dort ausgeben müssen, aus der Collecten Casse nehmen, wie es hier gleichfalls derselben zur Last gerechnet wird. Desgleichen ist es zwar von Ihnen eine Liebe und Verleugnung, wenn Sie andere um des Besten der Gemeinen willen vorfallende Unkosten aus dem Ihrigen bisher getragen haben. Da Sie aber schon von dem Vermögen Ihrer
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werten Frau Liebste vieles zugesezt, und selbst Kinder haben: so thun Sie gar nicht unrecht, wenn Sie solche Ausgaben auf die Rechnung der Collecten = Casse schreiben, als bey den Reisen zu andern Gemeinden und sonst bey aller Gelegenheit vorfällt, wohin z[um] E[xempel] auch das Kost Geld für Arme beym Unterricht zur hfeiligen] Taufe, it[em] Schulgeld vor arme Kinder, Boten = Lohn und dergleichen gehöret. Was Sie von dergleichen bisher selbst getragen, haben wir als eine Wohlthat für die Gemeinen mit Dank zu erkennen und wünschen, daß Ihnen Gott solches aus Gnaden vergelten und Ihnen und Ihren lieben Kindern mit reichem Segen ersetzen wolle, wollen aber aufs künftige keine Schuldigkeit daraus machen. Die beyliegende Nachricht 16 von einem M. loh. Kelpius communicire um der Curiosität willen, ob Sie wohl noch von diesem Mann einige Nachricht erfahren möchten. Den mir sehr theuren Herrn Probst Wrangel bitte im Herrn herzlich zu grüssen. Gott vergelte es ihm, daß er Ihnen in so manchen Umständen treulich beygestanden, schenke ihm aber auch, da er selbst verlassen ist17, Hülfe und Beystand und setze ihn noch viele Jahre zum grossen Segen. Aus der übersandten Rechnung 18 habe ersehen, daß die Bücher und Arzneyen, die so wohl mit d. Hh. Voigt und Krug gesandt als hernach an H. Reinhold Übermacht worden, bezahlet und nebst den Auslagen für Ihre Kinder bereits zum Besten der Gemeinen angewandt und zugleich das zur Verbesserung der Schule destinirte Capital an die Kirche ausgezahlt worden, und Sie noch über 6. R[eichs]th[aler] aus der Collecten Casse desfalls zu fordern haben. Nun wünschte ich übrigens, daß die Fortsetzung der Rechnungen wegen der Collecten = Casse formirt werden möchte, da nun wohl auseinander gesezt seyn wird, was der sei. H. P. Handschuh in dieselbe schuldig geblieben. Wie gehet es denn übrigens seiner Witwe und Kindern? Der hiesige Schwager verlanget sehr nach einen Brief von ihr, da Sie einmal eines mitkommenden Briefs Erwähnung gethan 19 , welcher sich aber nicht gefunden und verlohren gegangen seyn muß. Mich hat Gott in meinem Alter in diesem Jahr gar empfindlich angegriffen, da im Febr. mein redlicher College an der Mar. Kirche, der H. Diac. Litzmann 20 sei. verstorben, dessen Stelle sehr schlecht besezt worden, in der Ostern aber mein Adiunctus im Archidiaconat, H. Niemeier 21 , da man es von seiner leidlichen Kranckheit nicht vermuthet gleichfalls selig hinüber gegangen ist, wodurch ich in die höchste Verlegenheit wegen eines neuen Adiuncti versezt worden, und viele Verdrießlichkeiten desfalls mit dem wiedrig gesinnten Kirchen = Collegio gehabt, welche das von mir dazu ausersehene redliche Subiectum durchaus nicht auch nur ad dies vitae zu meinem Adiuncto erwählen wollen. Wovon künftig ein mehreres. Bey dem allen drückt mich der so mannigfaltige Kummer wegen des Werks Gottes, die grosse Noth daß es in Ost und Westindien so sehr an Arbeitern fehlet, und man nicht helfen kan. Dazu kommt noch, daß meine Frau seit dem Tod des sei. Niemeiers aus Bekümmerniß krank gewesen ist, und man auch noch keine völlige Besserung warnehmen kan ob sich gleich nunmehr dazu eine mehrere Hoffnung zeiget. Es ist nur die Kraft
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Gottes, die mich bey alle diesem Leiden und der ohne dem beständig auf mir liegenden Last in meinem hohen Alter unterstützt, daß ich nicht unterliege. Nun der Herr erbarme sich über uns und stehe Ihnen und mir, unter allem dem Gedränge gnädig bey, in welches wir bey seinem Werke kommen, und helfe aus Gnaden, daß sein Werk nicht liegen bleibe, sondern herrlich hinaus geführt werde, zum Preise seines Namens. Den werten H. Past. Schulze und alle übrige treue Mitarbeiter grüsse ich herzlich und verharre mit wahrer Liebe alstets Ew.r
S. 1
Entwurf in AFrSt IV C 15:20 S. 74-84; 2097-2110.
LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 74-84.
Auch in HD
Peter Dame (1731 —1766); Missionar inTranquebar. Vgl. Bd. II Nr. 171 S. 300. Vgl. Mt 9,37; Lk 10,2. 3 Vgl. Nr. 3 8 4 - 3 8 6 . 4 An dieser Stelle (von S. 75 auf S. 76 des Briefentwurfs) wird der Text nicht sinngemäß weitergeführt. Möglicherweise ist nur eine Zeile ausgefallen, eventuell fehlt eine Seite. 5 V g l . J o h 2 , 1 — 11. 6 Vgl. Mt 2 0 , 1 - 1 6 . 7 Vgl. M k 8 , l - 9 ; M t 1 5 , 3 2 - 3 8 . 8 Vgl. Nr. 364 und Nr. 380. 9 Vgl. Nr. 380 S. 434 mit Anm. 4. 10 Vgl. dazu auch Pasche in Nr. 410 Anm. 32. 11 Das Vermächtnis des Grafen Wilhelm Carl Ludwig von Solms-Rödelheim? Vgl. Bd. IV, zur ersten Spende Nr. 324 und Nr. 355 Anm. 17. 12 Die 10. Fortsetzung erschien 1768. Vgl. den Vorbericht in H N 1 S. I—XVII (zwischen S. 808 und 809) und H N 2 Bd. 2 S. 328 —338; die Merkwürdigen Exempel sind in H N 1 S. 809—842 und in H N 2 Bd. 2 S. 3 3 9 - 3 5 9 abgedruckt. '3 Vgl. Ps 33,15. 14 Vgl. Nr. 403 S. 516 unter Punkt 7). 15 Zu den Briefen an Francke siehe Nr. 374 mit Anm. 9. Ein Brief Krugs an seinen Vater (vom 3. 3. 1768) und ein weiterer an den Grafen zu Stolberg in Wernigerode (vom 25. 1. 1768) sind erhalten in AFrSt IV C 13:38 S. 3 2 3 - 3 3 0 und C 13:41 S. 338f.; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 323 —330und338f. 16 Auf einem separaten Blatt findet sich folgende Mitteilung: „Bey loh. Fabricii Dissert. de bonorum opp: ad salutem necessitate. Heimst. 1700. ist ein Brief de dato Nürnberg den 9 t e n Nou. 1699. angedruckt, darinnen gemeldet wird, daß M. loh. Kelpius Dalia-Transylvanus Saxo, der nach absolvirten academischen Leben eine Zeitlang in Lübeck gestanden, vor 10. Jahren von da nach Copenhagen und ferner nach London gekommen, wo er in das 4 te Jahr gewohnt auch das Englische Bürgerrecht erhalten: A[nn]° 1694. sey Auct. Littmann mit ihm daselbst bekannt worden und hätten sich beyde resolvirt, nebst noch andern 3 Studiosis nach Pensilvanien zu reisen. Ungefehr 46. teutsche Familien wohneten auf dem Lande, und Kelpius 4. Meilen von der Stadt und mache nebst den übrigen daraus sein Geschäfte, die teutsche Kinder, auch wohl Erwachsene, die zuhören wollen, zu informiren, und weil die Bücher rar, habe er erfunden selbige neu einzubinden. Er habe unlängst eine grosse Heyrath thun und in eine vornehme Handels Compagnie kommen können, aber sich den armen Leuten nicht entziehen, noch sie unter die Quäcker verfallen lassen wollen." — Johann Kelpius (1673—1708), aus Siebenbürgen gebürtig, kam 1694 nach Amerika und ließ sich als Einsiedler am Wissahickon nahe Philadelphia nieder. Zur Wirkung der von ihm geführten Bewegung der Rosenkreuzer Julius Friedrich 2
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Sachse, The German Pietists of Provincial Pennsylvania, Philadelphia 1895; zu Kelpius speziell S. 2 1 9 - 2 5 0 . Zu den Anfeindungen, denen Wrangel sich ausgesetzt sah, siehe Nr. 383 und die Tagebucheintragung zum 4./5. 6. 1767 (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 177f.;Tappert II S. 338). Vgl. Nr. 403 Anm. 53. Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 351. Matthias Laurentius Litzmann (1709—1767), 1732 Informator an der Latina in den Franckeschen Anstalten, 1738 Adjunctus und 1745 Diacon an der Marienkirche, an der er zusammen mit Niemeyer die Funktionen G. A. Franckes wahrnahm. Er starb am 1. 2. 1767. Johann Conrad Philip Niemeyer (1711 — 1767), gestorben am 20.4. 1767; vgl. Bd. I Nr. 10 Anm. 8.
407. An [J. Duché]1
Philadelphia, 22. 8.1767
Vir plurimum Reverende, Fautor omni observantia colende, Your Reverency's continued Benevolence towards me, an undeserving and unprofitable servant, will I hope, comply with an humble Request viz: You have in former times elaborated, composed and preserved in Manuscript some Dogmatics = Exegetical pieces appertaining to Divinity, as concerning Loca de Peccato, de Christo, de Sacramentis, Explanationem Epistolae Pauli ad Galathas et quae sunt reliqua. And since I have two Sons 2 , who incline by the Assistance of God to studye Divinity; I humbly beg, Your Reverency may please to favour me with the said Manuscripts for copying; knowing omne bonum esse communicabile, Amicorumque omnia communia. I am perswaded, Your Goodness will communicate, and permit to remain Fautor optime, Your humble and sincere servant Philadelphia Aug : 22d 1767.'
H :M.
P :S. our devfoted] Respects, Love and service to Your worthy family. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111763—68 1
2
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S. 204.
Jacob Duché; Prediger der englischen Episkopalkirche und 1762 an die Christ Church in Philadelphia berufen. Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst, die sich noch zur Ausbildung in Halle befanden. Im Anschluß an den Brief notierte Mühlenberg Duchés Antwort: „Mr: Duche presents his affectionate Respects to the Reverend M: Mühlenberg, and would gladly have complied with his Request; but he has parted with the Manuscripts he mentions some time ago, to a Friend. Those which he refers to, Mr: Duché was favoured with from the Rev*1 D : Wrangel and he makes no Doubt, but the D : will oblige M: Muhlenberg with the same. Monday Morn: Aug: 24 th " (PM 95 A Nr. 11 1765—1768 S. 204).
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D i e Briefe des Jahres 1767
Halle, 5. 9.1767
D. 5 t e n Sept: 1767. P.S. An H . Past. Mühlenberg. Aus dem Brief an H. Pasche habe ersehn 1 , daß Ihr ältester Sohn nunmehr wirklich wieder bey Ihnen ist, und von dem Obristen einen favorablen Abschied und Zeugniß seines Wohlverhaltens bekommen 2 , Sie aber dabey zwar in nicht geringes Gedränge gekommen, da wohl die Angreifung des Gemüths den grösten Antheil daran gehabt, daß aber doch die Gnädige Hand Gottes dabey gewaltet und es moderirt. Ihrem Amte kan dieser Vorfall, (wie der Herr Hofprediger Ziegenhagen in einem Pro Mem. vom 9 Febr. 1767. bereits mit mehrerm gezeiget) um so weniger nachtheilig seyn 3 , da zwar das Verhalten des lieben Sohns vor Gott nicht zu entschuldigen ist, weil er wieder den Willen seiner Eltern gehandelt, doch aber nichts vor der Welt unehrbares ihm erwiesen werden kan, er auch nicht bey dem Soldaten = Stand geblieben sondern denselben nur als ein Mittel der Passage nach Hause gebraucht, und einen honorablen Abschied erhalten. Nun wünsche ich von Herzen, daß er zuvörderst sein Herz rechtschaffen zu Gott ziehen lassen und dadurch die elterliche Herzen über die ihnen verursachte Betrübniß am gewissesten trösten, mithin den sonst verdienten Unsegen in einen wahren Segen verwandeln möge. Hiernechst ist es freylich am besten, daß Sie ihn in eine christliche und unanstössige Lebens = Art zu bringen suchen, wozu freylich nichts füglicher als ein Gewürz Kram ist. Zu Beförderung dieser Ihrer Absicht denn auch nächstens die auf Ihren und des H . Keppele Credit verlangte Arzney für 400. Rth. oder 100. Pfund Pens, an die gemeldete Kaufleute in London, Mess" Mildred and Roberts, abgesandt werden wird. 4 Was die Bezahlung betrifft; so hätte dieselbe gerne an die Zions-Kirche assigniret. Weil aber, wie ich im Briefe gedacht, auf die Absendung neuer Prediger zu erst und vornehmlich zu denken ist; so bitte ich, daß H . Keppele veranstalte, daß solche an den H . Hofprediger Ziegenhagen in London geschehe, der so gut seyn und selbige für meine Rechnung in Empfang nehmen wird. Die Quitung über die von H. Gravenhorst in Kiel an H . Niemeier aus gezahlte und ihnen berechnete 100. Marek Lübisch Cour[ant] habe ich an H. Niemeier übersandt und ist also nunmehr alles mit demselben richtig abgethan. 5 Es ist mir höchst bedenklich, wenn Sie von H. P. Schulzen Gesundheit melden, daß er bereits den Anfang von der Auszehrung habe. Der Herr wende es doch ab, daß dieser Mann nicht auch den Gemeinen zu frühzeitig entrissen werde, welches bey den Gegenwärtigen Umständen gar zu betrübt wäre, da es so fehlet. Der Herr, der mehr thun kan, als wir bitten und verstehn, erbarme sich seines Werks und stärke auch Ihre Gesundheit. Sie schreiben auch von H . Krug und H . Voigt, daß sie gefährliche Wurmstiche aus Europa mitge-
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bracht; so ich nicht anders als von der Gesundheit verstehen kan, davon mir aber hier nichts bekannt worden, ausser daß H. Voigt etwas hypochondrisch war. Was Ihre beyde jüngere liebe Kinder betrifft: so hat sich bisher der Ältere von ihnen so ziemlich wohl verhalten, daß man hoffen kan, er werde ferner gut einschlagen. Ueber den Jüngeren sind auch bisher nicht mehr so viele Klagen als sonst, gekommen, und da er gute Fähigkeit hat, so ist er fleissig und nimmt gut zu und thut es dem altern zuvor; beyde aber sind in ihren Classen die besten. Der jüngere hat eine Anlage zum Trotz und Ambition, läst sich aber doch nun eher zurecht weisen, als sonst. Wir wollen ferner alles mögliche thun zu ihrem Besten; Gott aber erhöre das flehendliche Gebet der Eltern, und lasse Sie Freude an ihnen und Ihren übrigen lieben Kindern erleben. Den Brief an Sie 6 habe ihnen zustellen lassen. Die in der ersten Alteration über den ältesten lieben Sohn überschriebene Ordre, daß ich Ihnen diese beyden Kinder mit den neuen Predigern wieder zurückschicken möchte 7 , habe ich noch nicht für Ihren rechten Ernst aufgenommen. Indessen ist nun Zeit zu überlegen, was Ihre weitere Absicht mit denselben sey? ob sie, wenn sie Lust haben, beym studiren bleiben, und was sie vor ein Studium erwählen sollen? Hierüber bitte ich mir Ihre vorläufige Gedanken zu melden. Auf Befragen hat der Altere sich erkläret, er stelle es dem H. Vater anheim ob er theologiam oder medicinam studiren solle, der Jüngere aber erklärte sich positive für die Theologie, und beyde bezeugten ein Verlangen beym studiren zu bleiben. Sie sitzen dermalen in Tertia inferiori, und ist es also noch Zeit, ihre künftige Studia in weitere Ueberlegung zu ziehn. Der Herr regiere alles zu der Kinder Besten und der werthen Eltern Vergnügen. Halle ut in litteris den
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7
Entwurf in AFrSt IV C 15:21 2111-2114.
S. 85—87;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 10 S. 85—87. Auch in HD
Vgl. Nr. 398 S. 50 lf. und N r . 404 S. 516f. Vgl. Nr. 394. = N r . 395. Vgl. das Postskriptum zu N r . 398 mit Anm. 8 und N r . 403 S. 516f. Vgl. N r . 403 Anm. 53 und die Rechnung Niemeyers in N r . 387 Anm. 7. = N r . 406. — Hier folgte ursprünglich: „hat der Herr Hofprediger mit der Post noch nicht übersenden können, weil Geld darinnen ist, und er also nicht ins königliche Paquet kommen können. Er wird ihn aber nächstens, entweder mit dem Hanöverischen Courier oder über H a m b u r g über machen." Vgl. Nr. 392 S. 487.
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409. An F.W. Pasche
Die Briefe des Jahres 1767
Philadelphia,
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Copia Schreibens Hn. P. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia 12ten Sept: 1767. Tit. Mein letztes von hier abgelaßenes mit Capt: Friend an E. W. war vom 23 ten Maii a[nni] c[urrentis]' mit beygeschloßenen — — ,2 Im Monath Julii kam H. Brycelius von Neu-Schottland hier an, und erzählte uns seine Begebenheiten von der Reise 3 , insonderheit wie er die Ehre gehabt mit Sr. Hochw. Herrn Hoffpr. Ziegenhagen zu sprechen, und mit Hn. Dr. Wachsei, Hn. P. Pittius etc. etc. zu conversiren. Er meinete, wenn er von mir und unserm Philadelphischen Kirchenrath Vollmacht gehabt hätte, so würde in allen deutschen und auch Schwedischen Gemeinen eine Collecte für unsern armen Zions-Bau gesammlet worden seyn etc. So bald er mit seinen Credentialien in Hallifax angekommen und geprediget, hätten ihn die deutschen Lutheraner und Reformirten, welche alle unter der Hochkirche stehen, und sich bisher mit Englischen Missionariis behelfen müßen, mit Freuden = Thränen bewillkommet, und Gott gedanckt, daß sie Gottes Wort und heil. Sacramenta wieder in der Mutter spräche genießen könnten. Denn der Ertzbischof 4 etc. etc. hätten ihm erlaubt, die Liturgie von Sr. Majest. Luth. deutschen Hoff = Capelle zu St. James, in seiner Mission unter den Deutschen zu gebrauchen, davon er ein Exemplar mitgebracht, welches er hier etliche hundert mahl nachdrucken laßen, und unter seine deutschen Pfarr-Kinder aus theilen wolte.5 Der H. Gouverneur in Hallifax 6 habe sich auch gefreuet, daß ein deutscher Missionarius gesandt, weil die Deutschen wegen ihres Fleißes im Ackerbau etc. etc. daselbst berühmt sind, und jährlich viele Familien aus den übrig hiesigen Colonien dahin ziehen, und noch mehr und lieber, wenn sie hören, daß deutscher Gottesdienst und wohlfeil Land zu finden ist. Und weil H. Brycelius 7 lebendige Kinder hat: so habe ihm der H. Gouverneur gleich beym Eintrit sieben tausend Acker Land von dem besten, für seine Kinder zu Erb und Eigen geschenckt, und für ihn selber eine schon angebauete Plantage; dazu er bey 4 hundert Pfund jährlich am Salario bekäme. Ich glaube fast, wenn unsre Parochien in Pensilvania, Maryland, Jersey und Neuyork solche Salaria fixa hätten: so Sölten sich vielleicht noch Arbeiter in Europa finden, die es wagten heraus zu kommen. Am 12ten Aug. a. c. ward mit einem Paquet von E. W. durch Capt. Gilbert hertzlich erfreuet, worin enthalten7 a) Dero eigenhändiges — d[e] d[ato] 3ten Junii b) ein Pro Memoria vom hochwehrten Hn. Inspector Fabricio wegen des Hn. Hofm: Beithiers etc. etc. c) ein Brief von meinen Söhnen Friedr. und Henrich d) ein Extract Schreiben des Hn. P. Studers aus Wyl bey Bern. Das Paquet kostete nichts, als ein klein Douceur. E. W. — Vollständiges enthält multa cum paucis theils zur Betrübniß, theils zum Trost, a) Der allzufrühe Abschied des gottsei. Herrn Archidiac. Niemeyers8 ist mir sehr nahe gegangen! b) Daß Einer den Beruf hieher wieder abgesagt, und ein anderer, der aus eigenem Triebe wegen Schul = Anstalt hieher kommen wollen, aus Furcht nicht
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näher wie es scheinet, untersucht, encouragirt und zum Beruf anzunehmen animirt worden, da wir eben so zwey wichtige Vacancen, als die Gemeinen beym Raritan in Jersey, und die große Gemeine in Lancaster auf dem Halse haben, ist mir bedencklich vorgekommen! c) Daß im vorigen Jahre unsern nöthig= und schweren Zions-Bau in Philadelphia an S.T. H. H. H. Hn. D. Wachsei und P. Pittius etc. etc. berichtet 9 , und im Nahmen unserer Corporation um eine christlich = liebreiche Beysteuer geflehet, und nicht einen Buchstab oder Tüttel 10 zur Andwort bekommen, ist mir in den critischen sehr bedencklichen Umständen worin ich stecke, nicht weniger nachdencklich! d) Und noch schwerer kommt mit vor, daß nun schon ein Jahr lang meine eigene Noth und höchste Bedürftigkeit eines Adjuncti vor Gott und Hochwürdigen Vätern aus geschüttet, und bis dato noch nicht weiß, ob was zu hoffen habe oder nicht, und doch von allen Seiten hin und wieder genagt und geplagt, und hin und wieder in den Gemeinen herum gezogen, und auch in Philadelphia gefangen gehalten werde! Ein paar vornehme Englisch = gelehrte Freunde gaben mir vor kurtzem folgenden Rath, nemlich a) Eure Mutter Kirche wird euren Plan zur Erhaltung der lutherischen Kirche in Nord-America nicht hinlänglich unterstützen etc. Wir wollen es dahin bringen, daß ihr Profeßor Theol. in der hiesigen Academie seyn, euren Unterhalt bekommen, junge Leute von deutsch = und englischer Nation, die Humaniora absolvirt, in der deutschen Theologia unterrichten sollet; und solche wenn sie zu Predigern oder Catecheten tüchtig sind, mit Licences vom Archipisc. versehen laßen, und sie ans Werck stellen; so können wir deutsch = und englische Lutheraner in eins bringen. Oder thut diesen Herbst eine Reise nach England, wir wollen euch die stärcksten Recommendationen mit geben. Unser gnfädiger] König" hat eine Academie in Göttingen, alwo ein Seminarium aufgerichtet, mit einigen Beneficiis versehen, und arme Studenten in Englich und Deutschen praepariret, von der Societ: de propag. fide 12 hieher gesandt werden können. In den Winter-Monathen könnet ihr den jungen Leuten deutsche Lectiones geben, und in den Sommer-Monathen Reisen in Pensilvania, Jersey, Neuyork, Maryland, Virginia, Nord-Carolina mit einem gemächlichen Wagen anstellen, Gemeinen sammlen und Bericht davon abstatten, damit sie nach und nach mit Predigern und Schulmeistern etc. versehen werden. Die Societaet wendet jährlich etliche tausend Pfund auf Missionarien in America ohne wenig oder gar keinen Purpose. Stockenglisch = und stockdeutsche Missionarien erreichen den Zweck nicht in America; und für die großen Summen, welche die Englische Mission: kosten, können noch einmahl so viel Arbeiter gehalten werden, welche beyde Sprachen verstehen etc. etc. von deutscher Nation. Ich sagte, wie der sei. H. P. Sommer 13 zu seinem Symbolo hatte, Credo providentiam divinam etc. Respond. nicht immediatam sondern mediatam etc. recte admonuistis. „Wenn ich gantz ohne Hülfe gelaßen würde, so wolte lieber diesen Herbst, wenns Gott beliebte, auf meine eigene Kosten eine Reise nach England, Holland, Deutschland etc. etc. thun, und unsere Mutter Kirche mündlich fragen, ob Sie den Rath für gut hielten etc.? Denn ob ich in solcher
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Crisi hier bleibe und ohne Hülfe nicht leben und nicht sterben kann: so will lieber eine Reise in Gottes Nahmen wagen, und lieber, wenns Gott beliebt, meinen Geist in der Ferne, als in den gegenwärtigen Umständen aufgeben." Gottes gnädige Vorsehung wies mir in diesem Jahre eine gute Gelegenheit, nemlich den Beruf in Neugermantown und Bedminster an14, allwo ich vermuthlich meine Gesundheit erholen, meine Familie beysammen haben, von da aus Philadelphia und übrig vereinigte Gemeinen und Mitarbeiter in Nothfällen durch Gottes Gnade unterstützen und beyspringen mögen, wenn ich nur einen gesunden Helfer unter und mit H. Pfr. Schultz in Philadelphia bekommen hätte. In diesem Puncte deucht mir, bin ich nie recht verstanden worden. Ich verlange nicht aus der Connexion und Last heraus zu seyn, noch zu fliehen; sondern weil ich Seelen = und Leibes = Kräfte meist verzehret, und in den armen Umständen genöthiget worden, das Wenige, was von meiner Frauen wegen geerbt, meist mit zuzusetzen, was zur Nothdurft für meine Kinder hätte sparen sollen, die nun von allen Seiten von mir fordern, und noch nicht erzogen sind: so verlangte nur unter Gottes Direction eine kleine Anhöhe, wo ich unter proportionirter Arbeit und Last meine Kinder unter Aufsicht und Arbeit, ein nothdürftig Salarium ohne Zusatz meiner Kinder Scherfleins, und Gelegenheit haben könnte unsern vereinigten Gemeinen und Arbeitern in Nothfällen beyzuspringen, und so mihi magis conscius mein Leben beschließen möchte. Und hierzu schiene Gottes Vorsehung mir selbst den Weg zu bahnen mit dem Beruf in Jersey beym Raritan. Und da ich besagten Gemeinen zweyerley Schwierigkeiten vorwarf a) daß sie kein Charter oder Privilegium vom Könige für ihre Kirchen, Estate etc. für Evangelisch lutherische Verfaßung, und Gefahr hätten der Episc. Church heimzufallen b) ich auch noch keinen in meiner Stelle für Philadelphia bekommen. Siehe, so fügte es Gottes Vorsehung so wunderbar, daß auf mein einfältig Ansuchen bey Sr. Majest: Gouverneur und Council von Neujersey am 18ten Junii a.c. Versprechen zu einem Königl. Charter für die Gemeinen erlangte, welches auch am 29tcn Junii a.c. das große Siegel passirte und mir zugesandt wurde. 15 In welchem Patent die Gemeinen und Kirchen in Zion und Bedminster incorporirt, und als evangelischdeutsche Kirchen nach unsern Glaubens-Lehren und Articuln auf immer versichert, und ich und meine Successores als Rectores oder Parochi declarirt sind, die ihre Diaconos, Adjunctos oder Mitarbeiter halten dürfen. Wenn ich aber nun das Charter, welches gewiß als eine Gabe Gottes anzusehen, nicht introduciren kann, und in Philadelphia als ein Gefangener ohne Sublevation seyn muß: so gehets verlohren, und so leidet unsre arme evangelische Kirche in dem Theil Schaden. Diese Charter-Sache hat mir bey 30 bis 40 Bogen Schreibens gekostet, weil man der hohen Obrigkeit die gantze lutherische Verfaßung und Kirchenordnung im Englischen vorlegen, ja allerdings die Contenta des Charters vorlegen muß. Und da ich am Tage meine schwere Amts-Last in Philadelphia bestreiten, und die Nächte zum Schreiben anwenden muß: so ist leicht zu erachten, wie es mit den Augen und übrigen Leibes = und wenigen Seelen = Kräften aussehen müße.
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In Lancaster ist uns wieder eine Thür zu einem großen Felde auf gethan 16 , nachdem die sonst oben schwimmende Antihallenser ihren Stachel17 verlohren, und ihr H. Magister einen Beruf zu der hochdeutschen Gemeine in Neuyork angenommen 18 , wie die Beylage weiset.19 Dis wäre eine gute Gelegenheit für Hn. Pfr. Schultz, wo er seine Gesundheit wieder erholen, und unter Gottes Beystand im Segen arbeiten könnte, wenn nur jemand in seinem Platz wäre. Es beruhet also auf der gnädigen Direction Gottes, ob wir ein oder ein paar gesunde und sich schickende Arbeiter zu Hülfe bekommen, und sonst auch unterstützet werden. Der Herr, deß die Sache ist, thue was vor ihm gefällig ich kann und vermag nichts. Ich habe in dem verfloßenen halben Jahre eine Reise nach Neuyork, nach den Gemeinen in Jersey, nach Burlington, nach Readingtown in Pensilvania, wo H. P. Krug stehet, nach Lancaster thun müßen 20 , und bin im Begriff, die nächste Woche g[eliebts] G[ott] die letzte nach Neugermantown und Bedminster zu thun; und fühle schon wieder Vorboten von der Peripneomonie, weil sichs jähret, und die rauhe Lüfte ankommen. Endlich wird der Feyerabend kommen, da ich aus Gnaden und Erbarmung Gottes meines Heylandes werde aus gespannt, und vom Leibe des Todes erlöset werden !21 Herr gedencke nicht meiner unzähligen Übertretungen, Fehler und Gebrechen, sondern laß Gnade für Recht und Barmhertzigkeit für Gericht ergehen!22 Ps: 130 [Vers 1]. Aus der Tiefen rufe ich Herr zu dir etc. etc. Ich habe meine Mitbrüder ermahnet, sie möchten auch schreiben 23 ; sie sind aber alle im Joch, und klagen, daß sie nicht viel Zeit übrig haben, erinnern sich auch, daß hochwürdige Väter gerathen, sie solten die ersten Jahre nicht viel schreiben, bis sie der Landes = Umstände kundiger wären. Es ist auch wircklich so: die ersten Jahre ist man blind, wenn man aus Ecclesia plantata in Ecclesiam colligendam kommt, und des Creutz = Reichs nicht gewohnt ist. Die Deutschländer Ministerial Officia kommen mir vor wie Kriegsbeute, die in Garnison liegen, sie haben ihren Commiss, Sold, gewöhnliche Wachen und Exercitia; hier liegen wir aber zu Felde, und auf verlohrnen Schildwachen, sind mit irregulär und regulären Feinden umringet, und sehnen uns nach der Garnison hinter den warmen Ofen. Wen würde auch des Weges End erschrecken, wenn er aus Mördervollen Hecken gelangte in die Sicherheit?24 Sie wolten auch gern was recht schönes und triumphirendes schreiben, und erwarten erst Sieg; dürften es nur machen, wie Lutherus von Mose sagt: Er schreibt wie sichs treibt.25 Zu einem Bau gehören allerley Arbeiter, der Handlanger, der Leimklecker, der Maurer, Zimmerman, Schreiner, Mahler und Fenstermacher, mag ein jeder seine eigene Arbeit und Geschäfte beschreiben, so wird er genug zu beschreiben haben etc. etc. Wir sind mit dem inwendigen Ausbau der Zions-Kirche ins Stecken gerathen weil der Geld-Mangel und Armuth bey dem Americanischen Thiere 26 zu weit eingerißen, und die Beyhülfe von der lieben Mutter Kirche aus geblieben. Wir hatten bisher und auch noch die Academie-Kirche zu Hülfe. Weil aber ein neu Regiment Soldaten von Irrland in diesem Jahr hier angekommen, und in Garnison liegen, und auch Gottes dienst von dem Provost der Academie neml. Hn. William Smith D.D. verlangten, und die Herren Trustees der Academie uns
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nicht gern vertreiben wolten: so ist es so verordnet, daß das Regiment Sontags Vormittags von 8 bis 10 Uhr Gottesdienst hält, und wir von 10 bis 12 Uhr welches zur Noth in den Sommer Tagen angehen wollen, aber in den kurtzen Winter Tagen nicht thunlich ist, wird also der Zaun Igel den Hasen nach und nach aus dem Nest vertreiben, welches uns auch Sorge und Kummer machet, weil wir die Neue nicht gebrauchen können, und sonst keine Gelegenheit wißen. Die Barrenhiller Kirche und Gemeine haben Herr Dr. Wrangel, ich und H. Schultz im vergangenen Sommer Nachmittags wechselsweise besucht und bedienet, weil uns ein Helfer fehlt, und im Winter solches wegen Kürtze der Tage nicht thunlich ist. Die übrigen Beylagen können auch zu einiger Einsicht dienen, und den Brief bitte an meine Kinder mit Gelegenheit zu befördern. 27 H. Pfr. Schultz war vor einem Jahr mit meiner ältesten Tochter getrauet um diese Zeit, und vor 14 Tagen ist sie mit einer gesunden Tochter 28 entbunden, so daß er nun auch schon für Weib und Kind zu sorgen hat. Er hat schon ein paar mahl in der heißen Zeit wieder Anfall von der Dysenterie gehabt, welche aber Gottlob, durch baldigen Gebrauch der Artzney= Mittel debatirt. Es ist eine gantz besondere Gnade und Barmhertzigkeit Gottes, daß unsere Hochwürdigsten Väter H. Zfiegenhagen] und H. D. Francke im hohen Alter zum Besten des Gnaden = und Creutz = Reichs noch beym Leben und erträglicher Gesundheit erhalten worden. Ach daß der gnadenreiche Beherrscher des Gantzen Dieselben noch länger erhalten und mächtig unterstützen wolle, ist der hertzlich demüthigste Wunsch aller um den Schaden Josephs29 bekümmerten Seelen, und insonderheit Dero unterthänigen unnützen Knechts Henrich Mühlenbergs P.S. Sr. H. H. D. Wrangel haben meinen Sohn Peter zu sich genommen und im Unterricht, und gedencken mit göttlicher Hülfe noch einen Schulmeister oder Catecheten aus ihn zu machen, weil er zum Nachdencken gelangt, wie es heißt, und zur Bekehrung Hofnung gibt. Bey Gott ist kein Ding unmöglich. 30 Ex[empli] Gr[atia] Onesimus in der Ep[istel] ad Philemon. 31 A[nno] 1767 den 20sten Julii Montags war nach öffentlicher Einladung eine volle Vestry von der St. Michaelis Corporation versammlet, und hatte folgende Handlungen zum Gegenstand: 1) Movirt daß die Corporation und Gemeine an alt= und neuen Schulden schon über 4 tausend Pfund verhaftet, wovon die Interessen jährlich nahe zu 3 hundert Pfund sich beliefen, und nun richtig abgetragen werden müßten um den Credit zu erhalten. 2) Der H. Treasurer ward gefragt, wie viel an Vorrath in der Caßa vorhanden. Nur hundert und etliche Pfund, welche aber schon bestimmet um noch rückständige Schulden abzutragen — 3) Fr[age]: Was wohl überhaupt die Ausgaben bis daher gewesen? Andw. Rückständige Schulden an Wercksleute und Material zum Zions-Bau Organisten, Sextons Lohn, Schulgeld für arme Kinder, für Winterholtz an die Pfarr-
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herrn, wie auch für die Fr. Witwe Handschue, und 22 Pfund für ein Jahr Haus = Rente für die Fr. Handschue. 4) Erinnert, daß die Corporation in dem gegenwärtigen sehr schweren Zeitlauf und armseligen Umständen die äußerste Vorsichtigkeit und Sparsamkeit zu beobachten hätte. Von allen bekräftiget. 5) Erinnert: Die Frau Handschue hätte in der vorigen Jahrs Rechnung schon 22 Pfund H a u s = Rente, wie auch für Winter Holtz gehabt, und wären ihr auch von etlichen Altesten ohne Consens des gantzen Raths noch 15 Pfund an Gelde aus der Cassa gereicht worden, worüber ein heimlich Murmeln in der Gemeine entstanden, und einige Verminderung und Schaden an den Allmosen verursachen könnte, zumahl in den jetzigen armselig = und kitzlichen Umständen, da man mit solcher Summa wohl die Interesse von 600 Pfunden bestreiten mögen. 6) Hierauf erfolgte eine Erklärung von einem Altesten: a) Die Häuser seyen vor 2 Jahren, als die Witwe das Pfarrhaus räumen müßen, rar zu bekommen und höher in Rente gewesen, als nun in der nahrlosen und geldklemmen Zeit. b) Man habe vermuthet, daß es nicht lange dauren, und sie durch göttliche Schickung ihren Stand verändern würde. c) Die 15 Pfund am baaren wären ein Überschuß von der Pfr. Hhn. ihrer eingekommenen Besoldung gewesen, welche die Gemein = Glieder für das verfloßene Jahr eingebracht. Und wenn mitleidige Glieder ihre freywillige Gaben zum Salario einbrächten, so hätten sie die Witwe wohl mit in Gedancken, und legten wohl etliche Pfund mehr ein, als sie sonst thun würden, wenn die Witwe nicht da wäre etc. 7) Der Rector hat folgende Erklärung hiezu: Es stünde überhaupt bey Gemeinen ohne erhebliche Schulden, christlich, löblich und aufmunternd, wenn sie sich der hinterbliebnen armen Prediger-Witwen annähmen, und würde sich wohl mancher Prediger bedencken, einen Beruf zu solchen Gemeinen anzunehmen wo er bey Lebzeiten unter vieler Mühe und Arbeit, mit der äußersten N o t h d u r f t vorlieb nehmen, und nach Ableben seine Witwe versäumet seyn solte. Unsre Nachbarn die Reformirten, hätten für ihres verstorbenen Predigers Witwe ein paar mahl in der Kirche eine Collecte gesammlet, bis sie sich ins Land zu ihren Freunden begeben, wo wohlfeiler zu leben. Es sey auch in Deutschland an vielen Orten der Gebrauch bey bemittelten Gemeinen, daß die hinterbliebene Witwe wohl ein halb oder gantzes Jahr in der Pfarr = W o h nung bliebe, und während der Vacantz die Einkünfte genöße. Inzwischen triebe uns doch die Noth in diesem Stücke sparsam zu handeln, und die Mittelstraße zu gehen. Denn an beyden Seiten gantz unpartheyisch betrachtet, so seyen Kirchen und Schulen als Rüstungen zum Bau des Reichs, zur Fortpflantzung des Evangelii, und Erbauung der unsterblichen Seelen, in dieser noch ungebaueten Wüste höchst nöthig, die Philadelphische Gemeine aber dem allergrößten Theil nach arm, die Armen müßten ihre Scherflein, die sie in den Klingebeutel legen 32 , zur Kirche, Schule und Gottesdienst geben, sehr kümmerlich suchen, mit saurem Schweiß verdienen, und aus der Nahrung nehmen. Die Gemeine steckte in der schweren Schuldenlast, und die Corporation würde
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Arbeit genug finden in der Geld mangelnden Zeit, die bey 300 Pfund Interessen jährlich aufzubringen, und über das, der Prediger nothdürftig Salarium, Brennholtz, Schulgeld für arme Kinder, Organisten und Sextons Besoldung etc. etc. zu bestreiten. Gottes und die Seelen = Sache gienge über alles. Er hätte solche Empfindung über Gottes Sache und den armen Zustand der Gemeine, zumahl da es mit ihm auf der Neige, und seine Witwe mit nächstem der armen Gemeine auch zur Uberlast werden könnte, daß er wünschte seine Stelle, wie schon im vorigen Jahre deßfals ein Schluß gemacht und protocolliret stünde, möchte mit einem jungen zweyten Prediger versehen, und ihm erlaubt werden, noch vor seinem Ende mit seiner Familie in eine vereinigt-vacante Land = Gemeine zu ziehen, seine übrig wenigen Kräfte da auf zu opfern, und seiner Familie nach ihrem sehnlichen Verlangen, Gelegenheit zu geben, daß sie sich nach seinem T o d e mit Beten und Arbeiten christehrlich durchbringen, und dem zarten und schwachen Wercke Gottes in Philadelphia nicht zur Last fallen möchte. Er sage dieses nicht aus Ungeduld oder einigen Verdruß, sondern meine es zum Besten des Wercks Gottes, und würde mit göttlicher Hülfe noch beßere Gelegenheit haben, in solchen Umständen der Philadelphischen Gemeine, besonders in Nothfällen beyzuspringen, ohne ihr beschwerlich zu seyn. Er hätte die Sache mit der Witwe ihrer Haus-Rente etc. nicht gewußt, bis ers bey der vorigjährigen Rechnung gehöret, daß es aus der armen Caße bezahlt, weil er zuvor vermuthet, es möchte von etlichen vermögend = liebreichen Freunden unter der H a n d zusammen gelegt seyn. Indeßen sey es ihm doch eine Aufmunterung gewesen, weil er den guten Willen vermerckt, daß der Witwe geholfen werden solte, wenn nur die Gemein-Caße einigermaaßen vermögend wäre. Wenn er aber in der Frau Witwe ihre Stelle und Umständen sich befände: so könnte er unmöglich in einem solchen Hause wohnen, das dem armen bedrängten Gotteskasten nun schon zwey mahl 22 Pfund gekostet ohne das übrige, zumahl da sie allein sey, nur ein Kind bey sich; keine Handthierung, Amt oder weitläuftig Geschäfte um sich habe, und hinlänglich-bequeme Wohnung jährlich für 8 — 9—10 Pfund haben könnte. Wenn die Gemeine und Kirche aus der gefährlichen Schuldenlast befreyet, so wäre es billig, daß der arbeitenden Lehrer an Kirch und Schule ihre Salaria verbeßert, und auch ihre hinterlaßene Witwen, wenn sie arm und unvermögend sich selber zu helfen, verbeßert würden etc. etc. etc. 33 Kopie von Pasches Hand in AFrStIV S. 274—283. 1 2 3
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C 13:29
S. 274-
283; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9
= Nr. 403. Nicht genannt, in Nr. 403 Anm. 53 aufgeführt. Bryzelius war kurz vor Weihnachten 1766 nach London abgereist; vgl. Nr. 391 mit Anm. 6 und Nr. 392 Anm. 18. Thomas Secker, der in seiner Amtszeit (1758 — 1768) den Einfluß der anglikanischen Kirche in Nordamerika auszudehnen suchte. Vgl. Arthur Lyon Cross, The Anglican Episcopate and the American Colonies, N e w York 1902, S. 133f., 2 4 8 - 2 5 2 , 1 8 6 - 1 8 9 ; Carl Bridenbaugh, Mitre and Sceptre: Transatlantic Faiths, Ideas, Personalities, and Politics, 1689—1775, N e w York 1962, S. 268—270. In Amerika wurde Secker vor allem von Samuel Johnson unterstützt, der
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selbst vom Kongregationalismus zum Anglikanismus konvertiert war. Vgl. Joseph J. Ellis, The New England Mind in Transition: Samuel Johnson of Connecticut, 1696—1772, New Haven, Conn, und London 1973, S. 244—256. Wahrscheinlich Nachdrucke aus „Ein Gebet-Büchlein: theils aus der englischen Liturgie, theils aus andern geistreichen Gebet-Büchern zusammengetragen; und zum Gebrauch der Königlichen Deutschen Lutherischen Hof-Capelle zu St. James eingerichtet. Nebst den Formularen der Heiligen Tauffe, des Heil. Abendmahls, der Trauung und Confirmation, wie auch der PassionsGeschichte unseres Herrn Jesu Christi, aus den vier Evangelisten des Herrn zusammen gezogen", London 1757. Die erste Ausgabe dieser Art hatte Anton Wilhelm Böhme (1673—1722), der Vorgänger Ziegenhagens in London, 1707 herausgegeben. Die Einführung in Nova Scotia führte zu Mißverständnissen in den verschiedenen Gemeinden; vgl. Winthrop Pickard Bell, The „Foreign Protestants" and the Settlement of Nova Scotia: The History of a Piece of Arrested British Colonial Policy in the Eighteenth Century, Toronto 1961, S. 594—598. — Zu Klerus, Laien und kirchlichem Leben in den verschiedenen Konfessionen vgl. Patricia U. Bonomi, Under the Scope of Heaven. Religion, Society, und Politics in Colonial America, New York und Oxford 1986. Lord William Campbell; 1766—1773 Gouverneur in Halifax. Vgl. die Empfangsbestätigung in Nr. 405 Anm. 8 (7). Vgl. Nr. 406 Anm. 21. Vgl. Nr. 372; Nr. 373; Nr. 384 Anm. 1. Vgl. Mt 5,18; Lk 16,17. Georg III (1738 — 1820), von 1760 bis 1820 König von England und seit 1814 auch König von Hannover. Die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. Johann Heinrich Sommer (1675—1758); als Verfasser von Erbauungsschriften und Liedern bekannt. Vgl. Bd. I Nr. 71 S. 313 Anm. 17. Abgedruckt in Nr. 402 Anm. 10; vgl. auch Nr. 403 S. 513f. Zur Uberlieferung der Urkunde Nr. 403 Anm. 12. Vgl. 1 Kor 16,9; Kol 4,3. Vgl. 1 Kor 15,55. Dies teilte Gerock Mühlenberg endgültig am 5. 5. 1767 mit; vgl. Nr. 400. Siehe unten Anm. 33. Vgl. Nr. 403 Anm. 1, 3 und 12. Vgl. Rom 7,24. Vgl. Ps 25,7. Dazu Nr. 374 mit Anm. 9. Vgl. die fünfte Strophe des Kirchenliedes „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen" von Wolfgang Christoph Deßler (1660-1722). Vgl. Vorrede zum Alten Testament, 1523;WADB 8,18. Nach Dan 7 bildlich für Königreich bzw. Staatswesen. Siehe unten Anm. 33. In einem Brief an Pasche vom 12. 8. 1769 (vgl. Bd. IV) teilt Mühlenberg mit, daß sein Enkelkind an den Blattern gestorben sei. Vgl. Am 6,6. Lk 1,37. Vgl. Phlm V. lOf. Vgl. Mk 12,41 —44; Lk 21,1 —4. Vgl. zum Ganzen das Protokollbuch S. 113—117. — Pasche fügt der Kopie des Briefes noch den folgenden Abschnitt hinzu: „Noch ist von den itzt mit gekommenen Briefen hier 1) Ein Beruf von der Gemeine zu Lancaster für einen neuen Prediger an Hn. Gerock's Stelle, nebst Copia von deßen guten Zeugniß von der Gemeine und ihrer Liebe gegen ihn. [Vgl. Nr. 405 mit Anm. 1] 2) Ein Brief an Hn. P. Mühlenbergs Kinder in Halle ditto an Hn. Insp. Fabricius von Hn. Schultz
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Die Briefe des Jahres 1767
ditto von eben demselben an seine Mutter ditto an den Studiosum in Halle Hn. Diemer." Der Brief von Schultze an Fabricius datiert vom 18. 9. 1767 und ist in H D S. 1909f. erhalten; die übrigen unter Punkt 2) genannten Briefe sind nicht erhalten.
410. An[J. J. Plitt]
Philadelphia, 30.
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Hochwürdiger, in Christo unserm Erz Hirten H o c h zu venerirender H e r r Doctor und Senior. Obiges [ = N r . 389] ist eine, wiewohl schlecht gerathene, Copie von meinem Original, welches im vorigen Jahre, einem wackern Gemein Gliede 1 , das mit Capitaine Charles Schmidt im November von hier absegelte, und nach Franckfurth wollte, mitgegeben. Wir bekamen aber im Frühjahr die betrübte Nachricht, daß das Schiff an den französischen Küsten gestrandet, und der ehrliche Mann nebst etlichen andern Paßagieren sein Leben verlohren, und die Briefschaften mit versunken. Wiewohl mir nun das Schreiben durch den Brill2 unter vielerley Amts = Last und Zerstreuung schwerer fällt als in der Jugend, und noch nicht weiß, ob es Eingang bey Ew. Hochwürden finden, oder nicht vielmehr Dero wichtigern Amts = Geschafften und kostbaren Zeit zur Beschwerde fallen mögte so habe es doch gewagt, weil D e r o Hochw. Antecessor 3 , gleichfalls mit allzu vieler Arbeit in der Kirche Christi überhäuffet, und mich doch ins Register der mühsamen Correspondenten zu setzen geruheten, welches den armen Soldaten, die weit vom Lager, und gleichsam wie auf der verlornen Schildwacht stehen müssen, zur Aufmunterung und Trost dienet, wenn sie von ihrem Obern dan und wann mit Zuspruch, Rath und That begünstigt werden. Was unsere Amts = Arbeit betrifft, so müssen wir zum Preise Gottes bekennen, daß sein heiliges W o r t und übrige Gnaden = Mittel, ihre Würkungen und Kraft an manichen Seelen, die nicht vorsetzlich wiederstreben, beweisen, so daß sie denen Hungrigen ein Geruch des Lebens zum Leben, und denen Reichen und Satten ein Geruch des Todes zum Tode werden. 4 In diesem Theil der Welt kan man am besten sehen wie weit die Kraft des Wortes reichet; Jud[icum] 17.6. Zu der Zeit war kein König in Israel, und ein jeder that was ihm recht dauchte. Wir haben hier einen completen Jahr Markt, wo alle wunderliche Meinungen vom Nicht = Aber = Irr = und Wahn = Glauben, aus allen Theilen der Welt zusammen gebracht, und noch neue fabricirt, und feil geboten werden. Wer recht glaubt, und die Früchte des Glaubens beweißt der fleucht nicht, und wer Luft hat in der Peripherie sich auf zu halten, der kan seine Tage zubringen wie ein Geschwätz 5 , seinen Vätern nachfahren und das Licht nimmer mehr sehen 6 , oder des Glaubens Ende der Seelen Seligkeit 7 leicht verfehlen. Die civil Oberkeit bekümmert sich wenig oder nichts um Religions Sachen sondern läßet nach den ersten Grundplan einen jeden Einwohner, wenn er einen Gott mit dem Munde bekennet 8 , seine so genannte
Nr. 409/410
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vollkommene Gewissens Freyheit. Was daraus für Früchte erwachsen ist leicht zu erachten, wenn man das unergründlich tieffe Verderben des menschlichen Hertzens, und die Tieffen des Satans 9 verstehet. An einer Seite agirt der Fürst der Finsterniß 10 , mit den Reichen und Fetten, wie die Wallfisch = Fänger die den Wallfischen leere Fäßer vorwerfen das sie was zu spielen haben, und die Fänger indeßen Gelegenheit kriegen ihre Lantzen ein zu werfen, und die Thiere zu verstricken und zu verbluten. Denn es giebt hier kostbare Wettjagen mit Pferden nach dem erhöheten sinnlich = und sündlichen Geschmack, wo Mercurius und Venus praesidiren; es werden auch nach einer neuen Anstalt unter Autoritaet Comedien bey Nachtzeiten gespielt wo Alte und Junge hauffenweise die Moralitaet nach dem so genanten rafinirten Geschmack erlernen. Kurz der schwartze und grose Satan ist gantz ausgelassen, und wenn redliche Englische Prediger oder Christliche Eltern dagegen reden, oder schriftlich zeugen so werden sie auf grobe und subtile Art in öffentlichen Zeitungen und Schrifften vorgestellt als alte Calender, als Miltzsüchtige 11 , als Aufrührer, die Israel verwirren 12 , als Friedens Stöhrer die die unschätzbaren Gesetze für die edle Gewissensfreyheit kräncken, und zum äusersten ridiculirt. Auf der andern Seite, wendet der alte listige Feind alle seine Krieges = Listen und Ränke in Religions Sachen an, welche wohl werth wären, daß sie ans Licht gestellet würden, wenn jemand dazu Zeit, Vermögen, und Muth genug hätte. Es ist wohl keine Art einer Religions = Übung zu erdenken, die auf diesen großen Freyheitsplan nicht zu finden. Man findet 1) Juden, das Ceremonial Gesetz Beobachtende, und Gesetzlose. 2) Catholiquen meistentheils Glaubende wie ihnen vorgesagt wird, das ihre Kirche glaubt, theils auch die die Bibel lesen und moderat sind. 3) Englische Episcopalen in 2 Partheyen, davon der gröste Theil in gehöriger Ordnung unter Protection S r Emminentz des Erzbischoffs in Canterbury und Bischoffes von London und der Societaet 13 stehen, und auch Abgesonderte welche zwar die Kirchen Gesetze und Liturgie beobachten, aber nicht unter besagten Eminencen stehen wollen. 4) So genannte Mährische welche ihren Plan durch die Heilands Cassa etablirt, und nicht mehr werben. 5) Presbyterianer in 2 Partheyen die alte und neue genannt, die beyderseits in ein und andere Zweige aus schlagen. 6) Deutsch = Reformirte in zweyerley Sorten, deren gröster Theil unter der Pflege von der Hochw. Synod und Classi von Holland stehen, und andere die sich selbst zu Lehrern aufgeworfene Prediger halten. 7) Englische und Deutsche Quaker welche in der auserlichen Tracht und Sprache ziemlich einig, aber in Meynungen und Wandel differiren, und noch zur Zeit wegen ihres Reichthums sehr gelehrt und formidable in der Ethica naturale ad utile honestum etc. sind. 8) Menonisten zweyerlei Art etc. Schwenckfelder, Sambstags und Sonntags, Englisch und Deutsch Anabaptisten, Seperatisten Einsiedler und dergleichen. 9) Lutheraner zweyerley Sorten. Einige welche zu der Zeit Deutschland verlaßen da in unserer Mutter Kirche so gewaltige Feder Kriege über Theologische Materien wegen Orthodoxie und Heterodoxie etc. etc. herscheten, und meynen daß der Krieg noch immer fortdaure wie ihnen einige so genante Lutherische Prediger die als Flüchtlinge ohne ordentlichen Beruf nach America kommen, einbilden sie treulich war-
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nende daß sie bey Verlust ihrer Seeligkeit sich für Johan Arndts 14 , Speneri 15 , Franckii 16 , Anthonii 17 , Pfeifferi 18 , Porstii 19 , Rambachii 20 , Pfaffii 21 , Fresenii 22 , Bengelii 23 etc. etc. Schrifften sehr hüten müsten! Dahero gilt die Regul bey ihnen, wenn ein Prediger nur orthodox in der Lehre, so mögte er übrigens ein Teufel im Leben und Wandel seyn. Die übrigen glasirten oder übertünnigten Secten, nehmen daher einen guten Theil ihrer Gerechtigkeit, und danken Gott, daß sie nicht sind wie solche Lutheraner 24 , die bey der praetendirten Orthodoxie kaum Differentiam specificam von allerley vierfüßigen Thieren der Erden, von wilden Thieren, Gewürmen und Vögeln des Himmels zu haben scheinen. 25 Es giebt auch viele Häufleins armer Lutheraner, welche von Herzen wünschen, daß sie ihre Evangelische Lehre und O r d n u n g auf ihre Kinder fortpflanzen könnten, sind aber nicht vermögend, die Mittel und Mittels = Personen zum Zweck zu erlangen, und dingen deswegen ein und andere abgedankte Soldaten, oder sonst Müßiggänger, die etwas Lesen und Schreiben können, zu Schulhaltern und Vorlesern. Wenn solche Creaturen ein wenig warm werden, so fällt ihnen der große Plan von Religions und Gewissens Freyheit bey, werden außerordentlich inspirirt, und ordinirt ziehen loß auf die buchstäbliche Gelahrtheit, allegiren die Mißbräuche auf Hohen Schulen, predigen aus dem Geist, wenn sie zuvor eine starke Portion von materiellen Geistern verschluckt und administriren Tauff und Abendmahl, und biethen dem T r o t z der es ihnen wehren wolte, bis endlich Patroni Ecclesiae und Priester einander in die Haare gerathen, und der Geist ausgetrieben wird, der denn dürre Stätte durchwandert. 2 6 So viel Gemeinen aber bisher durch Beyhülffe der lieben Mutter = Kirche mit Seelsorgern versehen, welche die Orthodoxie mit dem Leben zieren, arbeiten leiden und vorlieb nehmen können, und O r d n u n g lieben, so viele kan man eigentlich zu der Evangelischen Kirche rechnen, und werden auch von den übrigen ordentlichen Religions Verfassungen dafür respectirt. In solchen ordentlichen Gemeinen wo die Gnaden = Mittel treulich gehandhabet werden, verleihet der Ertz Hirte Jesus = Christus manchen schönen Seegen 27 , und hält seine Schutz H a n d darüber so daß mans wohl in einigen Respect nach den hiesigen Umständen eine kleine Christo = Kratie nennen mögte. N u r fällt uns die äusere Rüstung am schwersten, da man doch ein H a u ß nicht ohne Rüstung bauen, und ein Ey nicht ohne Schale nicht wol ausbrüten lassen kan, nemlich wenn wir nicht so schwer mit Baulast beschweret wären, so könnten wir beßer auf den Seelen Bau dringen, welches dennoch nach dem Vermögen so Gott darreichet, unter mancherley Kummer und Gedrenge nicht unterlaßen wird. Ich hatte im ersten Schreiben um eine Vorschrifft zur Supplique für eine Collecte ersucht 28 , weil aber durch den Unglücksfall eine geraume Zeit verstrichen, und die N o t h bey uns größer wird, und wir in Einfalt gedacht, daß eine genuine ohne Form in Einfalt gestellte, Supplique, bey Christlich erhabenen Seelen, öfters eher Eingang finden, als die gewöhnlich gekünstelten Formalien, so haben wirs gewagt eine einfältige nach Americanischer Art bey zu legen 29 mit unterthanigster Bitte Ew. Hochwürden und übrige H o c h würdige Knechte Gottes, in dem Evangelischen Zion zu Franckfurth wollen geruhen unser Vormünder und Fürbitter zu sein, um des großen Mittlers 30 und seiner schwachen Anstalt willen, in dieser
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entfernten Abend Wüsten! Von der Schwedischen Lutherischen Mission, und Kirche alhier gedachte noch einige Anmerckungen zu machen wie daß vor 8 Jahren Herr Carl Magnus Wrangel als Probst hieher gesandt der in Göttingen studirt, und den Gradum Doctoris daselbst erlangt, und hier mit gesunder Lehre und erbaulich Christlichen Wandel, unter Schweden, Engelländern, und Deutschen vielen Seegen gestiftet, aber von seinen weltlich gesinten Hh. Amtsbrüdern gottlos verfolgt, und es so weit incubinirt, daß er heim beruffen, aber bis dato von seiner Lieben Gemeine noch zurück behalten worden. 31 Zeit und Raum will aber nicht mehr erlauben als unsere arme Umstände der Gemeine und uns selber Ew. Hochw. väterlichen Fürbitte demüthigst zu empfehlen Philadelphia, den 30ten October 1767.32
Henrich Mühlenberg Pred.
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 224—229. Als Druck erhalten in August-Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 33 Faszikel 2 Abteilung 1 und in PM 95 Z 33. Vgl. dazu die Nachbemerkung zu Nr. 388. 1
In Nr. 403 S. 517 identifiziert Mühlenberg die Überbringer als Sensfelder und Ernst. Mit Hilfe einer Brille; vgl. Nr. 409 S. 542. 3 Johann Philipp Fresenius ( 1 7 0 5 - 1 7 6 1 ) ; vgl. Nr. 388 S. 470. 4 Vgl. 2 Kor 2,14—16. 5 Vgl. Ps 90,9. Vgl. Ps 49,20. 7 Vgl. 1 Petr 1,9. 8 Vgl. Rom 10,9f. 9 Vgl. Apk 2,24. 10 Vgl. Eph 6,12. 11 malum hypochondriacum; siehe Nr. 364 Anm. 20. 12 Vgl. l K ö n 18,17f. 13 Die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. 14 Johann Arndt (1555—1621); vgl. Bd. II Nr. 137 Anm. 6 (dort Druckfehler Paderborn statt Badeborn). 15 Philipp Jacob Spener( 1 6 3 5 - 1 7 0 5 ) ; vgl. Bd. II Nr. 137Anm.lO. 16 August Hermann Francke (1663 — 1727); vgl. Bd. II Nr. 137 Anm. 12 (dort Druckfehler). 17 Paul Anton ( 1 6 6 1 - 1 7 3 0 ) ; vgl. Bd. I Nr. 78 Anm. 5. 18 Johann Gottlob Pfeiffer ( 1 6 6 7 - 1 7 4 0 ) ; vgl. Nr. 372 Anm. 58. 19 Johann Porst (1668—1728); Probst an St. Nicolai in Berlin, seit 1716 Konsistorialrat, Schüler Speners und einflußreicher Repräsentant des Pietismus, insbesondere durch seine weitverbreiteten Gesangbücher (1708/09 bzw. 1713). 20 Johann Jakob Rambach (1693 — 1735), Schüler und (1727) Nachfolger in der Professur Franckes in Halle, 1731 Professor primarius in Gießen. Einflußreicher praktisch-theologischer Schriftsteller (besonders in der Homiletik und Pädagogik), Lieder- und Kantatendichter, Herausgeber mehrerer Gesangbücher. 21 Christoph Matthäus Pfaff (1686—1760). Seit 1716 Professor in Tübingen, 1721 Kanzler der Universität, 1756 in Gießen. Sein umfangreiches und vielfaches Schrifttum machte ihn zu einem der bekanntesten Theologen der Zeit, sein Bibelwerk (mit J. D. Klemm) bekam im württembergischen Pietismus maßgebenden Einfluß. 22 Siehe Anm. 3. 23 Johann Albrecht Bengel (1687—1752); vgl. Bd. I I N r . 2 2 1 A n m . 1 9 u n d 2 0 . 2
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Vgl. Lk 18,11. Vgl.Apg 10,9ff. Vgl. Mt 12,43; Lk 11,24. Vgl. 1 Petr 5,4. Vgl. Nr. 388 S. 474 und Nr. 389. = Nr. 389; siehe dort den Schlußsatz. Vgl. 1 Tim 2,5. Vgl. Nr. 412 mit Anm. 9; zu den Vorwürfen gegen Wrangel Nr. 383. Für die Zeit bis zum 30. 10. 1767 ( = Nr. 411) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1767-. Im Monath October Erapfieng p[er] Capt: Barnes von London Ein Schreiben vom H n . W m Pasche dat: Kensington d 24 Julii 1767. des Innhalts: a) agnoscirt, daß mein Schreiben vom 23sten Maii a[nni] cfurrentis] [ = Nr. 403] nebst Beylagen [erhalten], b) H . C o n sist[orial] Rath Fr[ancke] haben nach Magdeburg reisen müßen. c) In Ostindien sey H . Miss i o n a r ] Dame plötzlich und sel[ig] verschieden, d) H . Beithier sey nach Rusland gezogen, e) wegen der verlangten Medic: die könten sie nur dem H n : Keple creditiren, wie H . Insp: Fabricius vom 6 Junii a c: geschrieben, f) die von ihnen erbetene Collecte f ü r die pennsylv: Gemeinen, und sonderl. f ü r Philadelphia und Barrenhill sey nicht aufgegeben [sondern] sie warten nur auf die neue Fortsetzung von Halle: g) daß eben zu der Zeit 2 neue schwedische Predfiger] f ü r Penns: abgegangen, h) Ein Brief von Ostind: mit gekommen an M r : Daniel Williams, welchen ich d[urc]h M r : Lewis Weiss bestellen ließ." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 99f.; vgl. T a p p e n II S. 350) In seinem Bericht über den Kirchenbau in Barrenhill vermerkt Mühlenberg zu diesem Brief Pasches: „Anno 1767 kam keine Beysteuer von Europa und auch keine von der St. Peters Kirche und Gemeine auf Barrenhill. Im Monat Februar: waren schon 2 Jahrs Interesse verfallen f ü r die 300 £ an Esq. Coleman. Es bekümmerte sich keine Seele darum, sondern hieß: den Bürgen muß man würgen. In einer Antwort von Sr: W . E. H . William Pasche aus London, datirt d 24 Julii 1767 hieß es folgender maßen ,Die von hier aus erbetene Collecte f ü r die Pennsylvanischen Gemeinen, und sonderlich f ü r Philadelphia und Barrenhill, ist nicht aufgegeben, sondern wir warten nur bis auf die A n k u n f f t der neuen Pennsylvanischen Fortsetzung von Halle' etc." (PM 9 5 Z 6 S . 51 f.) (2) „Anno 1767. d 19 Octobr: Empfieng ein Paquet p/er]the Mary and Elisabeth Capt: Sparkes. Enthaltend 1) Ein Schreiben von H n : William Pasche dat: d 10 ten August 1767.2) Brieffschafften von Stephen Williams aus Cudulur to Daniel Williams in Philad: nemlich: 1) a power of Attorney to M: M[ühlen]b[erg] Sch[ultze] and D a n : Williams. 2) a letter from Stephen to D a n : Williams dated Cuddalore Januar: 2 d 1767. 3) a Bill of Exchange for 200 £ St: ordered to be paid to O r d e r of the Rev d M r : Thomas Broughton Secret: of the Society and the Rev d Mr: W m Pasche Reader to His Majesty's German Chappel at St: James's. 4) a letter returned f r o m Stephen Williams: dated Philadelphia Januar the 30 th 1766. Diese besagte Schrifften übergab dem Attorney M r : Lewis Weiss und nahm von ihm ein Receivt: dated Octobr: 26 , h 1767 L Weiss, liegt im kleinen Fächlein in meinem unter Schreib Tisch; wie auch des H n : Pasches Briefe." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 100; vgl. Tappert II S. 350).
Nr. 410/411
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411. M. und der Kirchenrat von Philadelphia an [G. A. Wachsei u. a.J [Philadelphia, 30. 10. 1767] Hochwürdig = Hochzuvenerirender Herr Doctor Hoch = und WohlEdle Herren Kirchen = Räthe der Evanglisch = Lutherischen Gemeine an der St: Georgen Kirche, in Christo Werthgeschätzte Väter und Gönner; Wir hatten im vorigen Jahre 1766 unsere Noth wegen eines neuen Kirchen = Baues in Philadelphia Ew. Hochwürden und HochEdlen schriftlich vor zu legen, und um eine liebreiche Collecte zur Beysteuer an zu flehen uns erkühnet, und die Bittschrift mit hiesig abfahrenden Schiffen befördert 1 , haben aber bis hieher nicht erfahren können, ob sie richtig eingelauffen, oder verloren gegangen. Bitten uns dahero die Erlaubniß aus durch diese Zeilen unser Anliegen zu erneuern. Es ist vom Anfange bis hieher unsere redliche Absicht und Verlangen gewesen, daß unsere Evangelische Religion nach dem Grunde der Apostel und Propheten der ungeändert Augspurgischen Confession und übrig = Symbolischen Büchern gemäß bey uns und unsern Nachkommen in dieser Abendwüste durch reine Lehre und Gottseligen Wandel aufgerichtet, erhalten und fortgepflanzet werden mögte, welches aber nicht geschehen kan, ohne Beyhülffe und Unterstützung von unserer Mutter Kirche in Europa. Unser Anliegen ist seit 1733 bis hieher theils mündlich, theils schriftlich der Werthen Mutter Kirche in Europa vorgelegt, und die verlorene Sache seit 1742 von vielen um den Schaden Josephs 2 bekümmerten Gottes = Lehrern und liebreichen Kindern Gottes, allerley Standes und Würden ernstlich gesucht, unterstützet und so weit befördert, daß nicht allein in der Stadt Philadelphia, sondern auch hin und wieder in einigen Land Gegenden an Jungen und Alten mit den Gnaden Mitteln gearbeitet und ein Versuch zu vieler Seelen Errettung gemacht worden. Da nun ohnerachtet der vielen Wiedersetzungen, Anfechtungen und Verfolgungen vom Fürsten der Finsterniß und seinem sieht = und unsichtbaren Heer und deren Krieges = Listen und Ränken 3 , der allmächtige, gnädige und barmhertzige Heiland dennoch die kleine Krafft in Philadelphia so wunderbar erhalten, daß sich unsere Evangelische Religion mercklich aus gebreitet und mehrere Beyhülffe zur Erhaltung und Fortpflantzung, als wir annoch vermögend sind, erfodert; so leben wir der Zuversicht Ew. Hochwürden, und ein Hoch Edler und wohlweiser Kirchen = Rath werden unsere jetzige Noth und Anliegen um Christi und so vieler armen Seelen willen gutigstbehertzigen, zum Vorwurf Dero Liebe und Mitleiden gutigst annehmen, und eine Gemein Collecte zu dem schweren Z i o n s = und Kirchbau, absonderlich in Philadelphia und auf Barrenhill zu veranstalten geruhen und angedeien laßen. Denn wo sollen und können wir nächst Gott änderst Beyhülfe und Unterstützung suchen als bey unserer Mutter Kirche, wenn wir die theure Beylage unserer anvertraueten Evangelischen Lehre und den damit verbundenen Gnaden = Mitteln zu erhalten und fort pflantzen wollen? Und wie könte eine Mutter ihres Kindleins vergeßen, daß sie sich nicht erbarmete über den weit entfernten Sohn ihres Leibes? Zumal da die in der gantzen Christenheit bekante
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berühmte Evangelische Gemeinen in London mit Preißwürdigen Exempeln ihren Glauben durch die Liebe gegen arme bedrengte Glaubens Verwandte thätig bewiesen 4 , und ihre zarte mitleidige Hertzen nicht gegen uns verschließen werden. Wir beneiden nicht, sondern freuen uns vielmehr, wenn wir sehen, daß andere protestantische Verfaßungen in diesem Theil der Welt mit Beyhülffe und Unterstützung ermuntert und angefrischet, da zum Exempel die Schwedischen, Englischen, Episcopal, Presbyterial Babtisten, Deutsch Reformirten, ja so gar die papistischen Gemeinen mit kostbaren Missionen von ihren respective Mutter Kirchen in Europa unterhalten und verstärcket werden, können aber auch nicht bergen, daß es harte Versuchung seyn würde, wenn wir deutsche Evangelische Einwohner gantz allein als Mutter lose Waisen angesehen verlaßen und endlich genöthiget werden müßten entweder ins Heidenthum zu verfallen, oder in den Hütten anderer und frembder Religions Gesinnungen Einverleibung zu suchen, zu wohnen, wohin es doch endlich kommen dürfte, wenn unsere liebe Mutter Kirchen in Europa uns nicht eignen und wir aus zweyen Übeln das Kleinste erwählen 5 solten. Wir haben Misgönner und Beneider genug wie auch Rathgeber welche mündlich und schriftlich vorgeben, daß die Aufrichtung der Evangelisch = Lutherischen Verfaßung bey unsern dermaligen armen Um[ständen] in Pennsylvanien und andern Provincen unnöthig und thörigt sey, was maßen uns die besten Gelegenheiten angeboten und noch freystunden, entweder der reichen Quaker Parthey oder dem Zinzendorfischen Sprengel, oder der deutsch Reformirten Verfaßung, oder der Großmutter als etablirten National Kirche einverleibet zu werden. Wir arme Prediger die bey der hiesigen Ecclesia colligenda unter vieler Mühe, Arbeit und Leiden unseren nothdürftigsten Unterhalt von den Scherfleins der Glieder suchen müßen, sind nicht vermögend der Sache zu helffen, und müsten wol mit Hertzeleid in die Grube fahren 6 , wenn wir sehen solten, daß eine ob zwar noch kleine, doch seit 1742 von so vielen Gott liebenden und die Ausbreitung des Reiches Christi am Hertzen habenden Seelen in Europa mit Gebet, Rath und That unter stützete, und von dem Gnädigsten Gott mit einigen Segen legitimirte Anstalt aus Mangel der Beyhülffe zur äusern Rüstung von unserer lieben Mutter Kirche versäumet und zum Schifbruch über laßen würde. Denn was den großen Kirchbau in Philadelphia betrifft, so trieb uns die äuserste N o t h denselben im Vertrauen auf Gottes Hülffe und unserer Mutter Kirche anzufangen. Die erste St. Michaelis Kirche war um die Hälffte zu klein für den Anwachs der jährlich herein kommenden armen Deutschen, und der hiesigen sich zahlreich vermehrenden Jugend. Es funden sich zwar etliche heillose Geisttreiber, welche die eine Hälffte unserer Religions Verwandten zu einer halb erbaueten Calvinischen Streit = Kirche verleiten und einen Syncretismus aufrichten wolten. Als aber durch Gottes Erbarmung der zweyte Prediger 7 für Philadelphia hereingesandt und uns die hiesige Universitaets Kirche im Nothfall geliehen wurde, so zerfiel der gefährliche Anschlag zur Zwiespalt unserer Gemeine, und wir fiengen unter Gebet und Vertrauen auf göttliche Hülfe den schweren Bau an, nahmen den noch eintzig = übrig = zu einer Kirche bequemen theuren Platz in der Stadt auf, und brachten das Gebäude im November 1766 unter Dach, und
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versuncken dabey just so tief in Schulden, als wir muthmaßlich gedachten auf etliche Jahre zu verzinsen im Stande zu seyn. In dem jetzt lauffenden Jahre kam ein Regiment Soldaten hier zu stehen, deren Vorgesetzte auch um die Universitaets Kirche anhielten, welche ihnen nicht versagt werden d ü r f f t e , mit der Accommodation daß wir etwa wechseis weise um den zweyten Sontag Gebrauch davon haben dürfften. Dieses machte uns neue N o t h , daß wir gegen den Herbst über V e r m ö g e n Schulden mit Schulden häuften und das Gewölbe und Pflaister = Arbeit 8 machen laßen müsten, damit wir die inwendigen Gerüste heraus nehmen, und ohne Fenster und Stühle etc. eine Zuflucht zum G o t tes = Dienst darin finden könten. O wie wohl w ü r d e es demnach thun, wenn der allergnädigste Gott auf unser Flehen die Engel der vermögenden Gemeinen in Europa und besonders in London zur Veranstaltung einer liebreichen Beysteuer in unserer N o t h rühren und ermuntern wolte! W i r haben o f t die T h r ä n e n nicht verbergen können, wenn so gar auch die ärmsten unserer Witwen und Waisen, Dienstboten und selbst nothleidende Glieder deren ein großer Theil ist, ihre Scherfleins 9 der N a h r u n g herbey gebracht und gerne helffen wollen! U n d sind deßen versichert, wenn eine H ü l f e von der Mutter Kirche zu rechter Zeit geschiehet, daß die hiesige T o c h t e r wenn sie bey Leben bleibet und manbar wird, es f ü r ihre schuldigste Pflicht achten werde, dasjenige Nothleiden, den Gemeinen in der Mutter Kirche zu leisten, was sie so sehnlich wünschet und bittet in ihrer gegenwärtigen N o t h erwiesen zu haben. W o m i t verharren Ew. H o c h w ü r d e n H o c h = und WohlEdlen geneigter Väter und G ö n n e r zu allen möglichen Gegendiensten ergebene Supplicanten. 1 0 Entwurf von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 S. 205—209. 1
Vgl. Nr. 384 Anm. 1. Vgl. Am 6,6. 3 Vgl. Eph 6,1 Off. 4 Vgl. Nr. 321 Anm. 11. 5 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1385. 6 Vgl. Ps 28,1 u.ö.;Spr 1,12. 7 Christoph Emanuel Schultze. — Zum folgenden vgl. auch Nr. 409 S. 543f. und Nr. 403 unter Punkt 6) S. 515f. 8 = Verputz; von engl, „plaster". 9 Vgl. Mk 12,41 —44; Lk 21,1 —4. 10 Zu den Unterzeichnern vgl. Nr. 413 Anm. 18. 2
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D i e Briefe des Jahres 1767
Philadelphia, 31. 10. 1767
Extract. Schreibens Hn. P. Mühlenbergs an den seel. H. P. Pittius dat. Philadelphia d. 31ten Octobr. 1767. Unser Anschlag war freylich so, daß wir der lieben Mutter-Kirche nicht beschwerlich fallen, sondern uns nur so weit in Schulden laßen wolten daß wir stuffenweise procediren, etliche Jahre die Interessen bestreiten und auch jährlich etwas am Capital abtragen möchten. Da wir aber nach hiesiger Currente noch bey 1300 £ vom Schulhausbau, Pfarrhaus und neuen Kirchhof zurück stunden, und den noch eintzig in Philadelphia zu einer Kirche bequemen Platz für 1540 £ Curr. käuflich nehmen, und wegen Verlust der schönen und nöthigen Gelegenheit in der hiesigen College Hall 1 , in der großen Kirche das Gewölbe und Plaister-Werck 2 in diesem Jahre machen laßen, und solchergestalt über 4000 £ curr. in Schulden versincken mußten, um nur einigen Gebrauch zum Gottes dienst in der neuen Kirche zu finden 3 : so ist die Noth groß, und wir sind gedrungen bey unsern liebreichen Glaubens-Verwandten in der MutterKirche Unterstützung und Beyhülfe zu suchen. 4 Unsre Leute haben sich bis aufs äußerste angegriffen und ihre Scherflein 5 aus der Nahrung beygetragen. Englische Kirchen-Gemeinen sind auch im Bauen begriffen, und stecken in selbiger Noth, und Quäker und andere Secten welche vermögend sind, spotten unserer und sagen, sie wolten wohl Beysteuer zum Abbrechen, aber nicht zum Aufbauen der Kirchen geben. So bleibet uns denn nichts übrig, als nächst Gott unsre Beyhülfe von der Mutter-Kirche zu suchen und zu erwarten. Und da Gottes hertzlenckende Kraft 6 allvermögend ist, so wird unser Bitten, Suchen und Anklopfen auch in diesem Respect nicht leer ausgehen. 7 — Der Probst von der hiesigen Schwedischen Mission Dr. Wrangel, welcher 8 Jahre hier gestanden, und mit aller möglichen Treue gearbeitet, und unter Schweden, Englisch = und Deutschen viele Erweckung und Segen gehabt, ist nach und nach von seinen neidischen Amts-Brüdern daheim beym K[önig] und Consist[orium] verklagt, angeschwärtzet etc. worden 8 , daß von daher ein ander Prediger in seinen Platz gesandt, und er, D. Wr. scharf befehliget worden, sogleich seine Station zu laßen und heim zu kommen. Was nun Seelen sind, die durch sein Amt erweckt und zu Christo geführet worden, die jammern sehr und wollen ihn nicht laßen 9 ; andre aber von Schlangen-Saamen, frohlocken und treiben mit List und Gewalt, daß er heim soll, in H o f n u n g er werde daheim seinen Lohn für die Pietisterey bekommen. Er ist ein vortreflicher Exeget und durch seine exegetischen und applicativischen Lectures hat er größten Segen unter allen Denominationen gehabt. Ich wünschte, daß er sich los machen, und unsrer deutschen Gemeinen sich annehmen möchte wenn er sich so weit herablaßen, und mit den armen Umständen vorlieb nehmen wolte. Die Freunde der Engl. Episcop. Kirche wolten ihn auch gern mit beyden Armen aufnehmen. Gott der Herr wolle alles zum Besten seines Reichs wenden! — Der H. D. Wrangel hat bisher meinen ältesten Sohn Peter im Unterricht gehabt, und gedencket mit Gottes Hülfe einen Catecheten aus ihn zu machen, wie er
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denn auch noch etliche mehr, die die Humaniora auf der hiesigen Academie durchgegangen in der Theologia theoretica und practica übtet. Dieses wenige habe unter allerley Mühe und Zerstreuung erlaßen und Ew. HochEhrwd. ergebenst bitten wollen unserer armen Umstände vor dem Gnaden Thron mit zu gedencken, und wo möglich auch die Liebes Collecte zu befördern. Der Herr wird es vergelten in der Auferstehung der Gerechten etc.10
Abschrift von Pasches Hand inAFrSt IV C13:31 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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S. 2H5f.;LCAbt.
HIV Fach E Nr. 9 S. 285f.
Vgl. N r . 409 S. 543f. = V e r p u t z ; von engl, „plaster". Vgl. N r . 411 S. 555 mit A n m . 8. Siehe N r . 413 Anm. 18. Vgl. M k 1 2 , 4 1 - 4 4 ; L k 2 1 , 1 - 4 . Vgl. Ps 33,15. Vgl. Mt 7,7f.; Lk 11,9f. Vgl. N r . 383, Mühlenbergs Petition f ü r W r a n g e l an den Erzbischof von Uppsala. Im T a g e b u c h in P M 95 A N r . 12 1769—71 S. 9f. findet sich von Mühlenbergs H a n d folgende Abschrift einer Petition: „A true C o p y of an original Piece of Writing, which by Accident came t o h a n d viz: W e the C h u r c h W a r d e n s and Vestry men of the incorporated Swedish Congregations of W i c a c o a , Kingsessing and U p p e r m e r i o n in the C o u n t y of Philadelphia and province of Pennsylvania, taking into our most serious Consideration the State of the said Congregations, and finding, that all the Members thereof d o fully understand Divine Service in the English T o n g u e and that there are at present but a few, and there will probably soon be n o n e , w h o are able to understand Divine Service in the Swedish T o n g u e , and considerung f u r t h e r the great Inconvenience of continuing the present M e t h o d of Calling h o m e o u r Ministers to Sweden without o u r Consent, w h e n they become capable of officiating t o us in English, and of sending others in their stead, w h o f o r several years can n o t be able to speak that L a n g u a g e ; by which Means the cause of Religion must s u f f e r a m o n g us, we must be deprived of o u r Ministers perhaps w h e n they b e c o m e most useful to us, and obliged to receive others w i t h o u t k n o w i n g them, or having any voice in their Choise — W h e r e f o r e , in Consideration of the Premisses, and that we live u n d e r an English G o v e r n m e n t , and are entitled to all the Privileges t h e r e o f , and t h o r u g h l y approve of the C h u r c h established in England, as agreeing in all Essential Points with the swedish C h u r c h , whereof we are Members, we have f o u n d it necessary / : with all possible Gratitude f o r the C a r e h e r e t o f o r e manifested to us by the C h u r c h and G o v e r n m e n t of the K i n g d o m of Sweden :/ hereby to resolve, that f o r the f u t u r e , agreable to the Privileges of o t h e r English Subiects in this Province, o u r Ministers shall be chosen by the C h u r c h W a r d e n s and Vestry men of the said Churches, and r e c o m m e n d e d f o r the Licence of Approbation of this Bishop of L o n d o n , o r such o t h e r Bishop as shall be authorised by His Majesty, the King of G r e a t Britain to superintend the Episcopal C h u r c h e s in America, agreable to the C u s t o m of the o t h e r Episcopal C h u r c h e s in the City of Philadelphia. And we do hereby accordingly nominate and appoint o u r present w o r t h y Minister, Charles M a g n u s W r a n g e l D o c t o r in Divinity, to be o u r Minister f o r the next three years succeeding the D a t e hereof, and to officiate to us, c o n f o r m a b l e to the Liturgy of the C h u r c h of E n g l a n d ; and we will respectfully address the Lord Bishop of L o n d o n t o take o u r C h u r c h e s u n d e r H i s Protection in C o m m o n with the Episcopal C h u r c h e s of this Province and to approve and licence o u r said Minister accordingly. E n t e r ' d in o u r Minutes and given u n d e r the Seal of o u r C o r p o r a t i o n this D a y of O c t o b e r 1767. W i e v e r n o m m e n , ist obiges nicht vor die Vestry g e k o m m e n , und also nicht geenter'd in the Minutes [in das Protokoll a u f g e n o m m e n ] ; sondern nur ein V e r s u c h von ein und a n d e r n gewesen." Vgl. Lk 14,14.
558 413. An F.W. Pasche
Die Briefe des Jahres 1767
Philadelphia,
7.11.1767
Extract Schreibens des H n . P. Mühlenberg an Pasche dat: Philadelphia d. 7 ten Nov. 1767. V o n 14ten bis 21 ten Sept: w a r ich in der N e u G e r m a n t o w n e r und BedminsterGemeinen in N e u Jersey und introducirte das Charter. 1 — D a ß die erbetene Collecte f ü r P h i l a d e l p h i a ] und Bfarrenhill] nicht auf gegeben, war mir lieb zu vernehmen 2 ; ob die einfältigen Exempel den Teich zu Bethesda bewegen 3 , und uns Eingang geben werden, stehet in Gottes gütigen und hertzlenckenden Kraft 4 , und von den Freunden, die bey der H a n d sind, zu erwarten. Die 2 neue Schwed. Prediger 5 sind zwar glücklich arriviret, es siehet aber dabey finster aus f ü r H n . D. W r a n g e l : denn wenn mans kurtz nimmt, so ist der redliche D r von seinen hiesigen Amts Brüdern und einer heimlich feindseel. Rotte beym C o n sistí und K ö n : sehr verklagt und unter andern auch des Pietismi und Crimfinis] laes[ae] Maj[estatis] beschuldiget worden. 6 Laut der Consist. O r d r e solte er gleich seine Gemeinen resigniren sobald der neue Missionair Fuß an Land setzen würde, und gleich heimkommen. Die Vorsteher und Altesten seiner drey Gemeinen 7 wollen aber nichts von resigniren hören, und berufen sich darauf, daß sie erste eine A n d w o r t auf ihre Suppliquen an Se. Maj. und Consist. in Schw[eden] f ü r sein Hierbleiben haben möchten. Es scheinet aber, die Suppliquen sind beym Consist: angekommen, ehe sie die 2 neue Missionairs abgesandt, und Sr. Maj. nicht vorgelegt und concealed 8 worden. Die Sache ist sehr critisch und wenn der höchste Regierer es zuläßt, wird wohl H . D. Wr[angel] zwischen 2 Stühlen niedersitzen und ein Sacrifice f ü r seine treuen Dienste werden müßen. Es heiße Exegesis, Dogmatisch oder Ascetisch, ungeänderte oder Symbolische Bekänntniß etc. W e n n dem Reiche des Teufels Schade geschieht so schlafen Demetrius und seine Beyarbeiter nicht, und Paulus muß der Sündenbock werden. 9 Übrigens wolte noch melden, daß wir nun bey den kurtzen T a g e n keine hinlängliche Gelegenheit zum Gottesdienst in der College Hall mehr haben, weil das Regiment Soldaten just die Stunden zum Gottesdienst nimmt welche wir hatten. 1 0 Die Zions-Kirche ist nun inwendig gewölbet und geplaistert 11 und werden mit nächstem g[eliebts] G[ott] die Gerüste heraus so daß man zur N o t h eine Zuflucht ohne Fenster etc. etc. darin finden möchte, wenn man sich w a r m ankleiden und gegen die rauhe Nordwestwinde und Schnee versehen kann. Die Zimmerleute haben vergeßen meine hohle Brust zu wölben und plaistern. — — Den beyliegenden Schein 12 bitte bey sicherer Gelegenheit an Sr. H o c h w ü r d e n H e r r n D r . und Consist. Rath [Francke] zu promoviren. Die Fr. Witwe H a n d s c h u e hat auch ein Schreiben nach Halle beygelegt, und bittet ergebenst, daß ihr H . Schwager H a n d s c h u e die restirende Schuld 13 , w o ich nicht irre, von 500 rthl. und Interesse nach seinem eigenem Versprechen an Sr. H o c h w . H e r r n D. u. Cons. Rath auszahlen möchte, weil sie ihren ältesten Sohn hier auf 7 J a h r zum H u t m a c h e r H a n d w e r c k verbunden, den noch übrigen kleinsten Sohn auch hier behalten will, und das Geld sehr nöthig f ü r die Söhne gebraucht. Solte solches bemeldtermaaßen ausgezahlet
Nr. 413
7.11.1767
559
werden so wäre meine demüthigste Bitte, daß meine restirende Schulden wegen des ältesten Sohns davon vergütet, und mir von dem hochwehrtgeschätzten Herrn Inspector Fabricius eine Quittance deßfals angedeihen würde, welche Summam denn sogleich nach Empfang an die Frau Witwe Handschue auszahlen oder zahlen laßen wolte. H . Pfr. Schultz besuchte auf Verlangen die vacante Gemeinen in Lancaster, reisete von hier am 1 Oct: kräncklich und hectisch scheinend ab, blieb 3 W o chen droben, predigte 2 Sontage Vormittags, Nachmittags und Abends mit großem Applause der Gemeine und aller übrigen gegenwärtigen Partheyen, hatte in den Wochentagen beständig Amts-Geschäfte, hielte in der letzten Woche Vorbereitung, und reichte am 3ten Sontage 400 Communic[anten] das heil. Abendmahl, hielte auch in den Wochen an ein und andern Abenden Erbauungs-Stunden in der großen neuen Kirche, welche wohl bey 4000 Seelen halten kann; kam nach 3 Wochen obwohl in schlimmen Wegen und rauhen Winden wohlbehalten wie der Vollmond wieder nach Philadelphia. Solcher Unterschied ist hier im Climate und Lage und Situation der Umstände und Recreation des Gemüths. Die gantze Gemeine in Lancaster unanimiter ist nun in Expectation, diesen Mann zum Seelsorger zu bekommen. Vox populi vox Dei 14 sagten unsre alten Kirchen Väter; und wenn ichs vernünftig ohne Enthusiasmo betrachte, so solte ein nützlicher Arbeiter in dem Theil vom Gantzen stehen, wo man seines Lebens Verlängerung nach gesunden Gründen muthmaßen könnte, und wüßte daß es dem Reiche Christi nützlich und gesegnet seyn möchte. Ich hätte nichts dawieder wenn es nach göttlich gnädigen Willen mit Genehmhaltung Hochwürdiger Väter geschehen, und seine Stelle hier mit einem starcken discreten Arbeiter versehen werden solte. Am vergangenen Sontage war er abermahl zum Besuch in Cohenzy in Neu Jersey, allwo er den hirtenlosen Schaafen 15 das Evangelium verkündigte, bey 30 Kinder taufte, hundert und etlichen Communicanten das heil. Abendmahl reichte und wohlbehalten wieder zurück kam Gottlob! Hier muß schliessen wie sonst Dero Mühlenberg. 16 P.S.17 1) Laut dieses bey gelegten Scheins von der Corporation den Leuchter betreffend, und meiner vom 23sten Maii 1767 eingesandten Rechnung, bin ich nichts mehr schuldig in die Cassa, und wäre wol nöthig und billig, wenn vor meinem Ende wegen meiner selbst und Kinder, eine Quitance erlangen könte. 2) Der sei. H . P : Handschuch ist vermöge seiner eigenen Handschrifft in der hinausgesandten Rechnung mit des sei. H . P: Brunnholtz Executors Jacob Graef Sen: in die Cassa noch 32 £ curr. schuldig. 3) Von den noch übrigen zum Verkauf herein gesandten Büchern haben die Erben des H . H[an]ds[chuh] nichts zu fodern, sondern sie gehören in die Cassa und gehen von des H . Brunnholtz so genanten verlornen Schulden ab. H . P f r : Schultz hat von den übrigen Büchern ein Catalogum gemacht, und die Bücher dem Mr: Reinhold zum Verkauffen anvertrauet. Es ist aber bey der Geldklem-
560
D i e Briefe des Jahres 1767
men [-armen] Zeit kein Kauf und Verkauf, massen er nur in aller Zeit kaum 2 Tractaetl. abgesetzt, da sonsten der gantze Vorrath noch wol zwischen 20 und 30 £ werth wäre, die an den 73 £ so genanten verlornen Schulden abgehen müsten. 4) Es ist überhaupt schwer die Sache in rechte Richtigkeit zu bringen, denn die Frau Handschue will sich nicht überzeugen laßen, daß ihr sei. Mann noch 32 £ etc. in die Cassa schuldig geblieben, da ers doch selber mit eigener Hand bezeuget hat. Wir Prediger können nichts verschencken aus der Cassa ohne Ordre, und wenn sie es verlanget, so muß sie es am rechten Orte suchen. 5) Kein Wunder wenn die redlichen Herrn Inspectores scheu werden und nicht trauen, und auch kein Wunder, wenn die armen Prediger in Philadelphia kaum ihre nöthigsten Amts = Geschäfte bestreiten können, und auch Actor: 6,2 — doch ohne Vergleich — zu Tische dienen sollen. Es schlüpfet ohn vermercket durch die Finger und giebt am Ende Confusion. Ich werde meinem Weib und Kindern eine kurtze und richtige Oeconomische Rechnung hinterlaßen 0 — 0 — geht auf, wenn nur durch Gottes Erbarmung der Cassa nicht beschwerlich werde. Papier, was jährlich verschmieret, Postgeld etc. etc. Kleinigkeiten, will nicht rechnen, sondern als eine gantz geringe Erkentlichkeit ansehen, gegen die Wohlthaten, die mir dann und wann in der äusersten Bedürfftigkeit aus der Cassa gereichet worden. Übrigens habe noch diese große Bitte, daß Ew.Wohl Ehrw: meine schuldigst = demüthigst = hertzinniglichste Devotion und Danck Begierde gegen Hochwürdigste Väter H. Hofpr: Ziegenhagen und H. Consistorial Rath Francken bezeugen, und erlauben wollen daß mich nennen dürffe Ew. Wohl Ehrwürden meines in Christo theuer geschätzten Herrn Amt Bruders beschwerlicher Mitleider und Mitstreiter Mühlenberg. 18 * Dieses Paquet hat ein Gentl. Mr: Herberg mit genommen, und versprochen in London durch die Pennypost bestellen zu laßen.
Abschrift von Pasches Hand inAFrSt IV C 13:32 S. 287f.; LCAbt. Postskriptum ist als Reinschrift in AFrSt IVG 6 S. 161f. erhalten. 1 2 3 4 5
HIV Fach E Nr. 9 S. 2S7f. Das
Vgl. Nr. 403 mit Anm. 12 sowie Nr. 345. Vgl. Nr. 410 Anm. 32. Vgl. Joh 5,2—4. Vgl. Ps 33,15. Lars Girelius, von 1768 bis 1791 Pastor in Wilmington, und Anders Göranson, von 1768 bis 1779 Pastor an der Gloria Dei Kirche in Wicaco.
Nr. 413
7. 11.1767
561
* Vgl. Nr. 383. 7 Wicaco, Kingsessing, Upper Merion. 8 = verheimlicht. 9 Vgl. Apg 1 9 , 2 3 - 4 0 . Vgl. Nr. 411 S. 555. 11 = verputzt. 12 Vgl. unten das Postskriptum, u Vgl. Nr. 312 mit Anm. 46. 14 Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1682. 15 Vgl. M k 6 , 3 4 ; Mt9,36. 16 Im Anschluß an den Brieftext findet sich folgende Notiz von Pasche: ,,N[ota] B[ene] Das P.S. zu diesem Brief kommt in Originali auf einem halben Bogen hier bey. Wie auch ein Extract aus seinem Brief an den seel. H . P. Pittius [ = Nr. 412] auf einem halben Brief-Bogen." 17 Die Rechnungen und Memoranden zu den folgenden Punkten sind erhalten in AFrSt IV G 6 S. 1 4 6 - 1 7 3 . 18 Für die Zeit bis zum 9. 11. 1767 ( = Nr. 414) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Memorand: Anno 1767: erließ mit H e r r n H e r b e r g : 1) 3 Bogen particulier Schreiben A Möns: Monsieur Blitt, Docteur en Theologie, premier Pasteur et Intendant tres Reverend du Diocese de et a Franfort [!] Sur le Mayn. dat: a) Die Copie vom verlornen Original Octobr 30 th 1766. [ = Nr. 388] b) einen Bogen dazu vom neuen dat: d 30 O c t o b r : 1767. [ = Nr. 410] c) Im selbigen Paquet eine Supplique an die Regierung f ü r eine Collecte dat: d 30 Oct: 1767. unterschrieben von uns 2 Predigern Mess rs Kühl, Rauh: Jac: Graef und 5 Vorstehern, und mit dem Corp: Siegel drunter. [ = Nr. 389] d) Ein Tractaetl. vom Danckfest d 1 Aug: [vgl. Nr. 384 Anm. 18und 19] 2) a) Ein und halben Bogen privat Schreiben an Sr. H E: H . P: Pittius, dat: d 30 Octobr: 1767. [ = Nr. 412] b) eine Petition f ü r Collecte, ut supra unterschrieben und gesiegelt, dat: 30 O c t o b r : c) mit eingeschloßen eine Petition ut supra an Rev: D r : Creuter und Kirchen = Rath dat: d 30 O c t o b r : a[nni] c[urrentis] 3) a) Einen Bogen privat Schreiben an Sr: H . D r : Wachsei dat: d 30 Octobr: 1767. b) eine Petition ut supra. [ = Nr. 411 ] 4) Zwey und 'A Bogen an Sr: W. E. H . W m Pasche datirt d 7 Novembr: a.c. [ = Nr. 413] Darin habe a) agnoscirt sein Schreiben vom a ) 3ten Junii 1767. ß) vom 24sten Julii a c. y) vom 10 Aug: a c: mit Stephen Williams Schriften. 8) Anmerckungen über D r : Fr[anckes] Consistorial = Rath Amt: über des sei: Mission: Dames Abschied, über H . Insp: Fabricii Nachricht wegen Medicam[enten] über m[einen] Sohn Pet[er] was f ü r qualitaet: hiesige Arbeiter he[tz]en über H . D r : Wr[angel] und die neuen Schwedischen] Missionairs: über Zions Bau und College Hall: Beygeschlossen [vgl. das P.S. mit Anm. 17] a) eine quitung oder Schein von der C o r p o r a t : aus dem Vestry book pag: 44. b) wegen der Fr: Witwe Handschue ihrer Erbschafft an H . D r : Fr[ancke] auszuzahlen, und daß davon meine Schulden wegen Petri [Peter] liquidirt werden mögten, die ich hier an die Witwe bezahlen wolte. c) Der Frau Witwe ihren Brief a Möns. H a n d s c h : in Halle. d) Anmerck: wegen des, was H d s : Erben noch in die Cassa schuldig, dat: d 7 N o v : 1767. Die 4. Obige Paquete hat H e r r Herberg am 7 Novembr: a c. von mir empfangen und will sie mit nach London nehmen per Capt: Sparkes." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 229f.; vgl. T a p p e n II S. 350f.).
562
Die Briefe des Jahres 1767
414. [M. und der Kirchenrat von Philadelphia an A. Struensee] [Philadelphia, 9. 11. 1767] Hochwürdig = Hochgelehrt, Hochzuverehrender Herr General Superintendent, theuerster Vater in Gott, Ew. Hochwürden wollen nach Dero in der ächten Christenheit bekanten Hulde väterlich geruhen, daß eine Corporation oder ein von hiesiger Oberkeit privilegirte Hochdeutsche Evangelisch Gemeine an der St. Michaelis und Zions Kirche in Philadelphia, sich erkühnen ihre Noth zum Mitleiden vorzulegen und demüthigst um eine Collecte zu einem neuen und schweren Kirchen Bau zu flehen. Wir sind ein Volck das theils in Europa, und theils in dieser Americanischen Wüste gebohren und also Bein von deutschen Bein1 und haben nächst Gottes allmächtigen Schutz unter der großen Brittanischen Regierung, die unschätzbare Gewißens Freyheit, und Gelegenheit unsere Evangelische Lutherische Religion nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augspurgischen Confession, und übrig Symbolisch Büchern gemäß auf unsere zahlreiche Nachkommenschaft rein und lauter fortzupflantzen insofern unsere liebe Mutter Kirche in Europa ihres entfernten hülflosen Kindleins nicht vergeßen, sondern über den Sohn ihres Leibes sich erbarmen und ferner Christlich = liebreiche Hülfe angedeihen laßen wolten. Wir dürfften unserer Lieben Mutter Kirche in Europa nicht beschwerlich fallen, wenn wir der Reitzenden Lockstimme des Indifferentismi ohne Gewißens Scrupel folgen, und ein so zahlreiches Volck von Tausenden entweder der hiesig reichen Quaker Parthey oder der Hochdeutsch = Reformirten Verfaßung nach dem Dordrechter Synod oder auch der English = etablirten national Kirche welche von ihren respective Mutter Kirchen in Europa mächtig unterstützt werden, einverleiben könten weil aber solches nicht nach bestem Gewißen ohne hinreichende Uberzeugung geschehen mögte, so legten unsere Vorfahren, und etlich noch Lebende Lutheraner, seit 1733 ihre Noth vor S. r Hochw. H. Ziegenhagen Königl. Hofpr. in London wie auch vor mehrere um den Schaden Josephs 2 bekümmerte ansehnliche Hochw. Theologos in Halle, Leipzig, Augspurg Frankfurth etc. etc.3 und wurden durch Liebreiche Beysteuren von Kindern Gottes aus der Mutter Kirche seit 1742 bis hieher mit Evangelischen Seelsorgern versehen errichteten 1743 die erste deutsch Evangelische Kirche in Philadelph. Neuprovidence etc. etc. unter harten und kummervollen Umständen wie Ew. How. als hohen Wohlthäter und Beförderer aus den Nachrichten 4 wohl bekant sein muß. Nachdem dann der Vogel in dieser ungeheuren Abend Wüste ein Hauß funden und die Schwalbe ein Nest da sie Jungen hecken konte [Ps] 845 so wuchs die arme Gemeine unter allerley Anfechtung von Jahr zu Jahre Esra. 4. So starck daß die erste St. Michaelis Kirche kaum die Hälfte Glieder halten konte. Dahero etliche heillose Geist Treiber, Vorwand nahmen, und die übrige Hälfte zu einer halb gebaueten Calvinischen in Schulden versunckene Streit Kirche verleiten, unsere Gemeine spalten und einen Syncretismum aufrichten wolten 6 , der gnädigste Gott trat aber ins Mittel, daß uns von Hochwürdigen Väter der 2,e Prediger Herr Emmanuel Schultze gesandt 7 , und uns die hiesig Englische Universitaets
Nr. 414
9.11.1767
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Kirche zu unsern deutschen Gottes Dienst geliehen wurde, damit wir die gantze Gemeine sontäglich an 2 Orten zugleich versehen mögten. Da aber die Universitaets Kirche nur auf Interim geliehen, und wir nicht gern eine Klaue dahinten laßen wolten Exod. X. 26. so trieb uns die äußerste N o t h einen zweyten räumlichen Kirchbau von 108 Fuß lang und 80 breit im Jahre 1766 im Vertrauen auf göttliche Hülfe anzufangen ohnerachtend wir noch von dem nöthigen Räumlichen Schulhauß Bau, Erkaufung eines neuen Begräbniß Platzes und Pfarrhauses über 1300 £ hiesig curr. in Schulden steckten, und nur noch ein eintziger zur Kirche bequemen Platz in der Stadt käuflich übrig war, welchen wir für 1540 £ curr. aufnahmen. 8 Wir gedachten mit dem neuen Bau stufen weise anzugehen so daß wir alte und neue Schulden etliche Jahre verzinsen, und auch etwas an Capital abtragen mögten, in H o f n u n g die Universitäts Kirche so lange bey zu behalten, bis wir den neuen Bau gebrauchen könten, brachten auch den neuen Bau zu Ausgange des 1766 Jahres mit genauer Noth unter Dach, und meyneten nun eine Zeitlang Athem zu schöpfen, als aber unvermuthet Anno 1767 ein Regiment S r Majestaet Soldaten hier zu stehen kamen, deren H . Obristen Englischen Kirchen Dienst in der Universitäts Kirche suchte, und solches nicht wohl abgeschlagen werden durfte, so wurde uns höflich insinuirt daß wir weichen müsten, dieses trieb uns zu neuer Noth daß wir Schulden mit Schulden häuften und im Herbst a[nni] c[urrentis] daß Gewölbe und Plaister Werck 9 dem neuen Bau machen laßen musten, damit die inwendige Gerüste heraus genommen werden, und die Gemeine darin neue Zuflucht zum Gottes Dienst ohne Fenster Thüre und Stühle finden dürfte. Da nun die aller gnädigst göttliche Vorsehung, Ew. Hochw. nicht allein ein solches H e r t z verliehen, daß die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi, und die Kraft der Gottseligkeit mit allem Ernst und gesalbter Großmuth wünschet, erbittet und suchet, sondern auch in eine erhabene Station seines Gnaden Reiches verordnet worin hoch gedacht dieselben der Mittel zum heiligen Zweck fähig werden; so haben wir das feste Vertrauen, die alles regierende und hertzlenckende Kraft Gottes 10 werden Dero ohnedem zartes und sympatirendes [!] H e r t z leicht entzünden und zu einer Liebes Collecte, in Ew. Würden großen Diocese bewegen und dadurch zur Ehre seines Herrlichen Nahmens an diesem Ende der Erden bey unseren bedrengten Gemeinen und Nachkommen ein Denck und Danckmahl stiften welches mit aller tiefster Devotion und Danckbegierde erkennen und verehren werden. Hochwürdig = Hochgelahrt: Hochzuverehrender H e r r Generali Superintendent: theuerster Vater und Gönner Ihre bedrengten Supplicanten" Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 213—216. 1 2
Vgl. 1 Mos 2,23. Vgl. Am 6,6.
564 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Die Briefe des Jahres 1767
Zur Frühgeschichte der Gemeinden vgl. Bd. I Nr. 54. Siehe Nr. 415 Anm. 10. Vers 4. Siehe Nr. 415 mit Anm. 24. Siehe Nr. 415 mit Anm. 26. Vgl. Nr. 355 mit Anm. 9 und 10. = Verputz. Vgl. Ps 33,15. Zu den Unterzeichnern vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 415.
415. An [A. Struensee]
[Philadelphia,
10.11.
1767]
Hochwürdiger, Hochgelahrter, Hochzuverehrender Herr General Superintendent, theurester Vater, Ew. Hochwürden wollen herablaßend geruhen, daß mich zum zweyten mal erkühne aus diesem AbendLande mit Schreiben beschwerlich zu fallen. Wir wurden vor etlichen Jahren mit erbaulichen Relationen aus Halle in Manuscript sub rosa erfreuet worin einige Nachrichten von Ew. Hochw: wichtigen Station und hohen Amts = Geschäften im Reiche Christi befindlich. Weil ich denn durch Gottes gütigste Vorsehung ebenfalls die Gnade gehabt Ew. Hochwürden in Halle von Angesicht zu kennen, Dero Paulinischen Vortrag zu meiner Seelen Erbauung und als ein Beicht Kind Dero väterliche Seel Sorge zu genießen und auch nachher durch Dero edirten Theologischen Schriften mich zu stärcken, so wagte vor etlichen Jahren ein Schreiben1 von hier über Halle zu erlaßen, weiß aber nicht ob es sein vorgesetztes Ziel erreichet habe. Ew. Hochwürden kan als Hoher Wohlthäter und Mitbeförderer der armen Mission nicht verborgen seyn, wie die Sache seit 1742 hier mit Kleinem angefangen, und sich in benachbarten Provincen ausgebreitet, ich meyne die Fortpflantzung unserer Evangelischen Religion. Zweierley impedimenta haben bisher gehindert, daß das Werck Gottes nicht so ergiebig ist, als es unter Gottes Segen numehro seyn mögte, weil aller Orten die äusere Rüstung zum innern Bau2 fehlet, und wir niemals eine hinlängliche Anzahl für hiesigen Umstände bequeme Arbeiter erlangen mögen. Wenn es dem Ertzhirten 3 und Eigenthums Herrn gefiele die verlornen Menschen unmittelbar zu berufen zu erleuchten und heiligen4, so hätte man keine äusere Rüstung und Mittels Personen nöthig. Weil aber solches nicht göttliche Ordnung ist, so kan man die Jugend nicht unterrichten ohne aptirte Schulhäuser, noch die Gnaden = Mittel vorlegen ohne Gottes = Häuser. Wir behalfen uns zwar Anfangs mit privat Hütten zum Unterricht der Jugend, mit Scheuenen [!] oder Feldern im Lande, mit schattigten Bäumen im Walde, mit Metzger Schoppen 5 , Brau= und Rahts-Häusern in Städten zu Gottes = dienstlichen Handlungen, konten aber den gehörigen Zweck nicht erreichen, und sahen es mit Betrübniß an, daß allerley große Gebäude zur Vorsorge der leiblichen Nahrung für den vergänglichen Maden = Sack bereitet, aber für den Herrn Jesum und der allerwichtigsten Seelen Sache kein Eigenthum übrig, wo Er sein Haupt hinlegen könte. 6 Wir wurden zwar von allerley andern
Nr. 414/415
9. 11./10. 11. 1767
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Religions Verwandten bedeutet, daß es für ein armes Volck unnöthig, verwegen ja unmöglich seyn würde eine Evangelisch = Lutherische Anstalt aufzurichten, maßen wir unsere Zuflucht bey der reichen Quäker Parthey, bey der Zinzendorfischen Epocha 7 , bey der Englischen Kirche oder dergleichen finden, und einer oder andere einverleibt werden könten. Weil solcher Saltus8 aber auf einer Seite entweder in frembde Gehäge oder auf der andern Seite ins Heidenthum zu gefärlich schiene; so musten wir das nächste wählen und eigene Rüstung anfangen. So bald dieselbe nur einiger maßen in der Hauptstadt und an etlichen Gegenden im Lande zum Vorschein kam, und mit liebreichen Beysteuern und einigen Seelsorgern aus der Europaeischen Mutter = Kirche unterstützet ward, so kamen aus allen Gegenden Pennsylvanien, ja aus benachbarten Provincen Deputirte mit den aller = beweglichsten und hertzbrechenden Bittschriften um Arbeiter und Hülffe zur äusern Rüstung. So viel uns eintzeln dem schon überladenen Arbeitern möglich war, besuchten wir die zerstreueten Schafe 9 in den Wüsten weit und breit, sammelten und bedienten sie mit den Gnaden = Mitteln und wurden um Hülfe geplagt bis aufs Blut. Wir berichteten die Not an die Hochwürdigen Väter in Europa, hochgedacht Dieselbe ließen es durch den Druck bekant machen 10 begnadigte und liebreiche Seelen ließen ihren Glauben durch die Liebe thätig seyn, so daß noch verschiedene Arbeiter berufen und frey herein gesandt theils für die ersten Gemeinen, theils auch für neue Gegenden, und die übrigen Gaben zur Bey hülfe an der äusern Rüstung überschickt wurden, maßen ein Haus nicht wol ohne Rüstung gebauet, und ein Ey ohne Schale nicht ausgebrütet werden mag. Mit sothanem Anfange war wol einem Theile ziemlich geholfen, aber nicht dem Gantzen. Und wie der immer wachsame Menschen Feind seine nsOoSeiag übet und diversiones macht, so fanden sich bald ein und andere Spießträger oder so genante Neuländer welche nach Deutschland reisen und die Emigration befördern. Solche breiteten in Deutschland aus, daß hier in den NordAmericanischen Provincen ein ungemeiner Heißhunger nach Lutherischen Predigern und Schulmeistern wäre, sammelten auch allerley so genante Geistliche auf, die etwa unutilia [!] terrae Germaniae pondera waren, und gebrauchten sie als Lockspeise um die Schiffe vollzukriegen, brachten sie herein und versetzten sie durch ihre Agenten vom gleichen Gelichter. Solcher gestalt wurden die armen verirreten Schafe" versehen, weil sie unserer seits keine hinlängliche Hülffe zu gewarten. Diese Art Hirten wüsten sich bey dem armen Volcke nicht änderst zu insinuiren und legitimiren, als daß sie ihnen öffentlich und besonders einbildeten, sie wären die ächten orthodoxen Lutherischen Lehrer nach der ungeändert Augspurg. Confession, die von Halle gesandten aber heterodoxe gefährliche Leute, Crypto = Hernhuther etc. etc. welche deswegen sich vereinigten, daß sie die Deutschen um ihre Bürger: und Gewißens = Freiheit bringen wolten etc. etc. Was das arme Volck noch nicht wüste von Lastern das erlerneten sie von ihren Vorgängern, nach ihrer Regel: wenn die Lehrer nur orthodox wären, so mögten sie übrigens leben wie das Vieh denn es hieße: was sie Euch sagen, das thut, aber nach Ihren Wercken solt Ihr nicht thun 12 : conf: 8 Art: invariatae August: Confessionis.13 O großer Seelen Schade! den wir wol beweinen aber nicht
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Die Briefe des Jahres 1767
verbeßern konten. Denn es fehlete uns an hinreichenden Arbeitern und noch bis diesen Tag, die sich schicken ad Ecclesiam colligendam. In dieser ungeheuren Abend = Wüste liegt unser Lutherthum wie der Mann, der unter die Mörder gefallen, ausgezogen, verwundet und halb tod! Priester und Leviten gehen vorbey! Der Samariter hat ihn zwar am Haupte verbunden, aber ist zu schwach, kan nicht alle übrige Wunden verbinden ihn nicht allein aufs Thier heben, noch zur Herberge bringen!14 Ich habe wol tausendmal gewünschet und auch von Erfahrnen gehöret, wenn es Gottes Wille wäre, daß entweder in Halle oder hier ein Seminarium aufgerichtet, und eine Anzahl zu diesem Zweck tüchtiger Arbeiter bereitet werden mögte.15 Ich sage für die hiesige Umstände sich schickende Arbeiter! Leute die Jesum lieb haben, und um seiner Liebe willen Lämmer und Schafe sammeln und weiden16, mit dem Salario Apostolice 2 Cor: 6,8,9,10. zufrieden seyn, nach der Diaet der Propheten Knaben leben 2 König.: 4, 38 = 41 mit Heuschrecken und Wildhonig vorlieb nehmen 17 , und sich nach 2 Cor: 8,1—7. verhalten wolten. Denn ein anders ist ein Seminarium für Ecclesiam plantatam, und anders für plantandam oder colligendam. Junge Herren die zwischen den Büchern in warmen Stuben aufgewachsen, auf niedern und hohen Schulen den Cursum philologicum, Philosophicum, Theologicum und historica criticum durchgewandert, nebenher die galanten Studia nach dem erhöhten Geschmack erlernet, und den allerliebsten Cörper durch Mittel, die etc. etc. bey Gesundheit zu erhalten suchen dienen hier nicht mehr als das fünfte Rad am Wagen. Armer Leute Kinder, die hart erzogen, etwas Arbeit und harter Kost gewohnt, grade Glieder, gesunde Lungen, unverstopfte Miltz, gereinigt Gewißen, geheiligte Seelen Kräfte, gelösete Zungen, biblische Erkentniß, Compendium historiae ecclesiasticae, Theologiae practicum wohl inne haben, sind die dienlichsten zum hiesigen Zweck, wenn sie auch keine andere als ihre ehrliche Mutter = und hiesige Landes = Sprache verstünden und in Europa nur für Catecheten paßiren würden. Die Englisch presbyterianische Kirche und Gemein = Verfaßung war vor etlich und dreißig Jahren hier sehr schwach und gering. Ein einziger alter gottseliger Land Prediger 18 , der 4 Söhne hatte, fieng ein Seminarium in seiner Landhütte an19, woraus nach und nach eine Academie und die Anzahl ihrer Prediger von Americanischen Landes Kindern über 100 worden, denen die meisten 2 bis 3 Gemeinen versehen, jährlich auf ihren Synoden zusamen kommen und es denen von Europa kommenden fast zu vor thun in der Arbeit und Lebens = Art. Die Zinzendörfer haben seit 27 Jahren her auch die Methode gebraucht und ein Seminarium gehalten worinnen sie Arbeiter nach ihrem Plan formirten und in alle Nord Americanische Provincen aussandten und viele [Glaubens = Genoßen ge]2Cmacht etc. Doch ich gehe zu weit und verliere den Faden. Unsere annoch arme Kirche und Verfaßung schwimmet fast wie der kleine Moses zwischen dem Schilf = Rohr auf dem Nilus.21 Sie schreiet, aber die rechte Mutter ist weit ab, und weiß nicht zu helfen. Die Schwester in England stehet in der Distance und siehet, wo es hinaus will. Es ist wol eine vornehme reiche Mutter bey der Hand, die das Knäblein aus Erbarmung aufnehmen und nach ihrer Art erziehen will. Die Vornehmen von der Hofkirche haben einen Plan im Vorschlage,
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nemlich sie wollen auf der hiesigen Universitaet ein Seminarium errichten, und darin junge Leute, welche die humaniora durchgegangen, in Englisch = und deutscher Sprache zur Theologie anführen und zum Predigt = Amt bereiten, und damit die deutsche = und Englische Gemeinen zu vereinigen suchen. Solche Prediger sollen ordinationem episcopalem, und Beyhülffe von der berühmten Societaet haben. 22 Wenn nun unsere Liebe Mutter Kirche in Europa ihres Kindleins nicht vergeßen und sich ferner über den entfernten Sohn ihres Leibes erbarmen wolte! Philadelphia ist wol der Haupt = Ort, welcher am ersten Hülfe nöthig hatte. Im Jahre 1743 ward die erste Evangelische St: Michaelis Kirche daselbst unter kümmerlichen Umständen mit Beyhülffe durch Hochwürdige Väter erbauet. Die Gemeine mehrete sich von Jahr zu Jahr. Ehe dieselbe bezahlt, waren sie genöthiget das zweyte Grundstück f ü r 900 £ zum Begräbniß Platz zu kaufen und einmauern zu laßen. Hernach trieb die N o t h ein räumlich Schulhaus zu bauen, welches mit dem Grunde bey 1400 £ kostete, ferner eine Pfarr W o h n u n g für 500 £ mit der Reparation, so daß die Gemeine 1761 über 3000 £ in Schulden war, welche sie jährlich mit 180 verzinsen muste. In den Jahren 1765 und 66 war durch den Anwachs der Gemeine um die Hälfte zu klein, und da eben mein H e r r Collega Pfrr. Handschue verschieden war 23 , so nahmen etliche heillose Geisttreiber die Gelegenheit in Acht, und wolten die übrige Hälfte unserer Gemeine zu einer unter Dach stehenden Calvinischen in Schulden versunckenen Streit Kirche verleiten und einen Syncretismum aufrichten. 24 Der gnädigste Hüter Israel 25 trat aber ins Mittel, und verliehe uns durch Hochwürdiger Väter Vorsorge, nachdem ich ein Jahr allein gestanden, 1765 den H . Emanuel Schultz zum zweyten Prediger in Philadelphia 26 , und wir bekamen aus besonderer Gunst Erlaubniß zu der hiesigen Universitaets Kirche da wir denn im Stande waren unsere gantze Gemeine sontäglich an beyden Orten zugleich zu bedienen. Die Universitaets Kirche war nur ein Interims = Behelf und nicht sicher, dahero trieb uns die N o t h auf einen neuen räumlichen Kirch Bau zu dencken. Die Schulden waren indeßen bis auf 1300 £ liquidirt, und nur noch ein einziger zu einer Kirche tüchtiger und gelegener Platz in der Stadt verkäuflich, welchen wir auf Credit für 1540 £ erkauften, im Monath Maii 1766 den Grundstein zu einer genanten Zions Kirche von 108 Fuß lang und 80 breit legten 27 , und zu Anfang Decembr: e[jusdem] a[nni] unter Dach brachten, und fanden bey abgelegter Rechnung, daß wir ohnerachtet unserer äusersten Contribution, mit alten und neuen Schulden bey über 4000 £ versunken waren, welches zwar eine große und schwere Schuld ist aber doch den Werth der Kirchen Güter nicht übersteigt. Denn die Evangelische Gemeine hat numehro am Werth 2 Kirchhöfe, 2 Kirchen Plätze, 2 Kirchen darauf, ein Schul = und ein Pfarrhaus, wenn es der H e r r bewahrt. Wir gedachten nun zwar ein wenig zu verschnauben, auf etliche Jahre die Capitalien zu verzinsen und wo möglich auch etwas an dem Capital abzutragen, wenn wir änderst die Universitaets Kirche bey behalten könten. Als aber in diesem 1767sten Jahre unvermuthet ein Regiment Sr: Majestaet Soldaten hier zur Garnison zustehen kam, deßen Chef die Universitaets Kirche zum Gottes = Dienst verlangte; so wurde uns höflich insinuirt, daß wir weichen müsten.
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Dies setzte uns in eine Noth und trieb, daß wir das Gewölbe und Plaister Werck 28 in Zion machen laßen und Schulden mit Schulden häuffen musten, damit wir die Gerüste herausnehmen und in dem Bau ohne Fenster, Stühle etc. etc eine Zuflucht zum Gottes = Dienst finden mögten. Die Noth würde uns nicht so hart drücken, wenn nicht seit etlichen Jahren her Handel und Wandel gebrochen und Geldklemme, nahrlose Zeit darzwischen gekommen. Nun heißt es aut stat aut cadit. Wenn die Lutherische Verfaßung in der Metropoli sincken solte, so wüste nicht wie es mit der Peripherie ergehen mögte. Es hätte übrigens keine große Gefahr, weil 1765 unsere Gemeine von dem Landes Herrn ein besonders Privilegium bekommen 29 , und den Landes = Rechten incorporirt worden, so daß Kirchen und Schulen zu keinem andern Zweck gebraucht werden darf, als zu deutsch Evangelischer Lehre und Ordnung nach dem Grunde der Apostel und Propheten der invar[iatae] Aug[ustanae] Conffessionis] caeterisque libr[is] Symbfolicis] gemäß, welche so beschaffen, daß Seelen durch treue Seelsorger mit den Gnaden = Mitteln bearbeitet, und errettet werden mögen. Gleicherweise stecken wir auch im Gedränge mit einem Filial 11 Englische Meilen von Philadelphia allwo von allen Seiten herum arme Deutsche wohnen und eine große Gemeine gesammelt werden könte. W i r haben daselbst eine räumliche Kirche von massiven Steinen unter Dach gebracht 30 , und sind auch wol bey 500 £ drauf schuldig. Weil unserer 2 Prediger in Philadelphia sind, so gedachten wir besagtes Filial dann und wann an Sonn = und Wochentagen zu sammeln und zu erbauen. So lange wir aber unsere Gemeine in Philadelphia in 2 Kirchen zugleich bedienen müßen, können wir dem Filial auf Barrenhill in dem Amt Whitemarsh nicht zu Hülfe kommen, und die Interessen und Capital lauffen auf und die armen Seelen bleiben unerbauet. O wie gern wolten wir am Hause bauen, wenn nur erst einmal das nöthige Gerüste fertig wäre! Jetzo aber gehet es kümmerlich, und ich bin abgemattet und versehe mich täglich des Endes. So viel mir möglich, lege die Umstände unserer hiesigen Anstalt nächst Bitten und Flehen zu Gott in Christo, vor die um den Schaden Josephs 31 bekümmerten Väter und Stützen unserer Mutter = Kirche und bitte um Hülfe. Es ist ja gewöhnlich, daß Collecten für neue Kirchen gesammelt werden. Als die erste Lutherische Kirche in Constantinopel errichtet ward 32 , wurde ja an vielen Orten in der Europaeischen Mutter = Kirche eine Beysteuer gesammelt. Und wie könten wir Ew. Hochwürden vorbey gehen? Einen theuren Knecht Jesu Christi, Dero Hertz jederzeit von Liebe zu dem großen Welt Heilande und seinem verirrten hunderten Schafe in der Wüsten 33 überfließend, und für die Ausbreitung seines Reiches entzündet gewesen! Wie ich aus den Relationen verstanden, so stehen Ew. Hochwürden auf einem so erhabenen Posten und weitläuftigen Felde, daß Hochgedacht Dieselben Gelegenheit haben werden eine liebreiche Beyhülffe zu veranstalten. Der Höchsterhabene Zions König 34 und große Hirte der Schafe 35 wird nicht einen kalten Trunck Waßer in seinem Namen gereichet unbelohnet laßen 36 und Ew. Hochwürden Schild und sehr großer Lohn 37 seyn! Welches wünschet und erflehet Hochwürdigster Vater etc. Dero armer und bedrengter Knecht H :M:
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P.S. Die beygelegte Supplique38 an Ew. Hochwürden ist in hiesigem versammelten Gemein = Rath, der nach dem verliehenen Privilegio eine Corporation genant wird am 9ten Novembr: 1767. vollzogen, registrirt, von der Comittee der Corporation mit dem publiquen Siegel und ihres Namens Unterschrifft bescheiniget worden. Ew. Hochw: Seele ist zu groß und erhaben, daß Sie Fehler am Schreiben und Formalien beobachten solte. Ich muß durch den Brill und meistens bey Nachts schreiben, weil abgelebt und mit vieler Zerstreuung aus der Stadt und vom Lande überladen bin. Mit wie viel größern, höhern und wichtigern Amts = Geschäften müßen Ew. Hochw: umgeben seyn! Daß im Schreiben unter, oben und an den Seiten nicht gehöriger Raum gelaßen wie in Deutschland gebräuchlich ist, rühret nicht von der Americanischen Unsittlichkeit her. Da das erste mal an Sr: H. Hofpr: Z[iegenhagen] in London schrieb, und die Mode beobachtet, bekam einen eindrücklichen Verweiß, daß von so viel hundert Meilen her weiß Papier gesandt, woran doch in Europa kein Mangel wäre.39 Entwurf von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 9} A Nr. 11 1765—68 S. 231 — 239. Im Anschluß an den Brieftext notiert Mühlenberg: „ Obigen Brief habe etwas verändert auf 2 große Bogen geschrieben datirt den 10"n Novembr: 1767. und die petition von Mr* Mb., Sch[ultze], Kühl, Greff, Franck, Hagner, Fleischer unterschrieben zusamen gelegt und am 13 Nov: afnnij c[urrentis] Herrn Rühl zur Bestellung gesandt. Address: A Monsieur Monsieur Struensee Sur=Intendant General du Diocese de Holstein de Sa Majeste le Roi de Dannemarc etc: a Rembourg." 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17 18 19
= Nr. 310; zum vorhergehenden vgl. dort Anm. 1 — 3. Vgl. Eph 2,19—21. Vgl. 1 Petr 5,4. Vgl. 1 Petr 2,9. Norddeutsch für Schuppen. Vgl. Mt 8,20; Lk9,58. Ironisch gemeint. = sprunghafter Wechsel. Vgl. 1 Kön 22,17; Hes 34,5; Mt 9,36. Durch die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in H N 1 (sowie H N 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Nord = America, absonderlich in Pensylvanien". Vgl. Hes 34,12; Mt 18,12f. Mt 23,3. Vgl. BSLK S. 62: „VIII. Was die Kirche sei?". Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 . Vgl. Nr. 364; Nr. 380; Nr. 406. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. Mk 1,6; Mt 3,4. William Tennent; vgl. Nr. 388 mit Anm. 27 und Nr. 364 mit Anm. 14. In Neshaminy, Bucks County. Aus dieser Initiative entstand The College of N e w Jersey (1746), später die Universität Princeton.
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Die Briefe des Jahres 1767
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Im Manuskript gestrichen. Vgl. 2 Mos 2 , 1 - 1 0 . 22 Vgl. Nr. 409 S. 541 mit Anm. 12. 23 Handschuh war am 9. 10. 1764 gestorben; vgl. Nr. 312 S. 211. 24 Vgl. Nr. 346; zur Vorgeschichte Nr. 334 Anm. 6 und Nr. 372 S. 408 — 410 mit Anm. 70—81. 25 Vgl. Ps 121,4. 26 Zur Ankunft und Amtseinführung Schultzes vgl. Nr. 348 mit Anm. 2—6. 27 Vgl. Nr. 372 Anm. 64. 28 _ Verputz. 29 = Nr. 345. 30 Zur Vorgeschichte Nr. 323 mit weiteren Hinweisen; Nr. 358 und Nr. 349. 31 Vgl. Am 6,6. 32 Mühlenberg bezieht sich hier auf Vorgänge unmittelbar vor seiner Entsendung nach Amerika. Unter dem 20.12.1740 berichten die Acta Historico-Ecclesiastica (Bd. VI, Weimar 1744, S. 847): „Nachdem schon bisher die beyden schwedischen Ministri zu Constantinopel, wie andere evangelische Gesandte, beständig einen evangelischen Prediger bey sich gehabt, und durch denselben in ihrem Hause den evangelischlutherischen Gottesdienst in teutscher Sprache gehalten, so ist hierauf vor wenigen Jahren in dem zwischen I. Maj. dem König in Schweden und der ottomanischen Pforte geschlossenen Tractat der schwedischen Nation die Religionsfreyheit und Aufbauung einer lutherischen Kirche in Constantinopel zugestanden worden. Obgemeldeter Prediger kam alsdenn selbst nach Stokholm, die Erbauung der Kirche und weitete [!] Beförderung des evangelischen Gottesdiensts den Reichsständen zu recommandiren. Man machte hierauf sogleich alle nöthige Anstalt hierzu, und sonderlich ließ der Herr Bischof Benzelius eine lateinische Epistel drucken, um die zu einem so großen Werk erforderliche Kosten einzusaugen." Das Rundschreiben des schwedischen Erzbischofs Erich Benzelius aus dem Jahr 1741 ist ebd. S. 8 4 8 - 8 5 3 abgedruckt. In Bd. VIII (Weimar 1744, S. 625) können die Acta von keinem konkreten Fortgang berichten, veröffentlichen aber noch ein Schreiben des schwedischen Königs vom 23. 11. 1741, in dem die protestantischen Stände des deutschen Reiches um Unterstützung ersucht werden. Die Kollektengelder sollen für einen Kirchenbau und den Loskauf gefangener evangelisch-lutherischer Christen verwendet werden. Zur Ausführung des Kirchenbaus kam es wohl nicht. Die erste evangelisch-lutherische Kirche in Istanbul wurde am 17. 11. 1861 eingeweiht; als Gründungsdatum der Gemeinde gilt der 14. 7. 1843. Vgl. dazu [Hans Gottfried Schubert], 125 Jahre Deutsche Evangelische Kirche in Istanbul, [Istanbul 1986], 21
33 34 35 36 37 38 39
Vgl. Mtl8,12f.;Lk 1 5 , 4 - 6 . Vgl. Ps 2,6; Mi 4,6. Vgl. Hebr 13,20. Vgl. Mk 9,41; Mt 10,42. Vgl. 1 Mos 15,1. = Nr. 414. Für die Zeit bis zum 20. 11. 1767 ( = Nr. 416) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Memorand: Am 13 tcn Novembr: 1767. schrieb eine Antwort auf H. Pastor Friedrich August Roesners Brief vom 14 Maii 1767. in 2 halben Bogen. A Monsieur, Monsieur Frederic Auguste Roesner, Pasteur tres digne a Mettenheim p[er] Franckfurt et Worms. C'est une feuille volante a Couvert." (PM 95 A N r . 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 239; vgl. Tappert II S. 351).
Nr. 4 1 5 / 4 1 6
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10. 11./20. 11. 1767
416. An F. W. Pasche
Philadelphia, 20. 11. 1767
Extract Schreibens des H . P. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia d. 20stcn Nov. 1767. Ich habe vom 7ten Novembr. A[nni] c[urrentis] an E. W. geschrieben 1 — und weil endlich einmahl so viel Respiration gewonnen, daß am 17ten Nov. die intricaten Rechnungen der weiland Hhn. Br[unhol]tz und H[an]ds[chuh] mit Beyhülfe guter Freunde einiger maaßen entwickeln können, so wolte nicht säumen, den Abriß davon vor Hochw. Väter zu legen. 2 — Nach dem WortKlange dürfte es nun wohl heißen Jer. 8,20 die Erndte ist vergangen, der Sommer ist dahin, und uns ist keine Hülfe kommen etc. nemlich kein Mitarbeiter etc. worauf so sehnlich hoffete. Der Herr thue wie es ihm wohlgefällig ist! Er hat noch niemahls was versehn in seinem Regiment etc.3 Er mache uns durch seinen Geist von Hertzen danckbar und eingedenck seiner unzählbaren Wohlthaten an Seel und Leibe de tempore praeterlapso! Wenn ich einigermaassen Hülfe im Amt erlanget, so hätte einen Besuch nach Eben Ezer gethan, um dem Winter zu entfliehen Valetud[inis] caussa, denn die Brustbeschwerden vermehren sich hier per Defluctiones. — Mit schuldigst tiefem Respect an Se. Se. Hochw. Hochw. Vater Ziegenhagen und Consistorial Rath Vfater] Fr[ancke] ersterbe etc. etc. Mühlenberg. 4
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 13:30 S. 284;LCAbt. 1 2
3 4
HIV Fach E Nr. 9 S. 284.
= Nr. 413. Die Rechnungsaufstellung ist erhalten in PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 254f.; ein Memorandum von Mühlenbergs Hand über die Sitzung vom 17. 11. 1767, an der außer Mühlenberg noch Schultze, die Witwe Handschuhs, zwei Älteste sowie die Testamentsvollstrecker von Brunnholtz und Handschuh teilnahmen, ist erhalten in AFrSt IV G 6 S. 163f. (als Abschrift von fremder Hand ebd. S. 167f.). Die dazu angestellten Überlegungen in Halle sind in einem Pro Memoria festgehalten worden (ebd. S. 171f.). Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit H e r z und Mund" von Paul Gerhardt. Für die Zeit bis zum 26. 11. 1767 ( = Nr. 417) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1767. habe ein paar Zeilen an Sr: W. E. H. W m Pasche datirt d 20 N o v : geschrieben [ = Nr. 416] und gemeldet, daß am 7 N o v : a[nni] c[urrentis] ut supra [vgl. Nr. 413 Anm. 18] agnoscirt Bey geschloßen a) die am 17 N o v : a.c. gesettelte Rechnungen Mess rs Br[unnhol]z et H[an]ds[chuh] [siehe Anm. 2] b) einen Brief an meine Freunde in Einbeck c) ein Säckgen mit gedürreten Pfirschen. D e m Valentin Geiger mit gegeben p[er]Capt. Story." (PM 95 A N r . 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 230;vgl.Tappert IIS. 351).
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Die Briefe des Jahres 1767
417. An F. W. Pasche
Philadelphia, 26. 11. 1767
Extract aus Hn. P. Mühlenberg's Brief an Pasche dat. Philad. d. 26sten Nov. 1767. — — Wegen der St. Peters Kirche und Gemeine auf Barrenhill bin ich in empfindlichem Gedränge, weil wir nicht hinlängliche Hülfe zum Gottesdienst leisten können, und also auch keine Einkünfte erfolgen, womit man die aufschwellende Interessen vermindern möchte. 1 Wegen des Zions-Baues in Philadelphia habe mich ziemlich gewehret, daß nicht bin in personelle Bürgschaften verwickelt worden; aber mit Barrenhill bin verwickelt 2 , und solte mich noch nicht so sehr kräncken, wenn nur einen Arbeiter aus finden und die Seelen = Sache hätte befördern können. Von Barrenhill auf Peikes-Town etc. etc. einer volckreichen Gegend über 30 Meilen weit liegt alles wüste und unbebauet, aus Mangel eines Predigers. Die Gemeinen in Neugermantown und Bedminster in Jersey haben nun die schönsten Privilegia etc.3 und müßen wüste bleiben aus Mangel eines rechtschaffenen Arbeiters. Die große Gemeine in Lancaster stehet offen, und wartet vergeblich auf Hn. Schultz. 4 Ich hatte noch immer Hofnung, daß der Herr der Ernte mein armes Flehen erhören5 und vor Winter noch eine erfreuliche Botschaft und Hülfe angedeyen laßen möchte. Jerem: 8, 20—22. Der Sommer ist dahin. Synodal-Versammlung habe in diesem Jahr nicht gehalten, weil keinen finem sine mediis erhalten kann. Er ist der Herr, Er thue was Ihm wohlgefällig ist! Ich will nun schweigen und meinen Mund nicht aufthun, Er wirds wohl machen. 6 Hiemit ersterbe etc. etc. Heinrich Mühlenberg
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 13:33 S. 289;LCAbt. 1
HIV Fach E Nr. 9 S. 289.
Vgl. den Kommentar Mühlenbergs im Anschluß an Pasches Brief vom 24. 7. 1767 (Nr. 410 Anm. 32) und die sich anschließende Kopie eines Gesuchs der Gemeinde von Barrenhill an die Corporation der Michaelis- und Zionskirche: „Solcher Gestalt wurde die N o t h immer größer, weil nichts von Europa kam, und die Ältesten und Vorsteher der St. Peters Gemeine, immer vorwandten, daß sie mit der Rechnung nicht zu frieden waren! Dem konte aber nicht anders geholffen werden, als daß die Altesten und Vorsteher bey der St: Michaelis = Corporation in Philadelphia um eine gesetzmäßige Arbitration zur Untersuchung der Rechnung anhielten, welches folgendermaßen geschähe: ,Ehrsame Corporation der Evangelisch = Lutherischen Kirchen in Philadelphia, geliebte Mitbrüder; Wir, die Unterschriebenen, sind von der Gemeine an der St. Peters Kirche auf Barrenhill, der O r d n u n g gemäß, zu Vorstehern und Ältesten erwählt, und von Sr: E: P f r r : Mühlenberg öffentlich vorgestellet worden. D a wir nun mit Philadelphia und Ihrer Corporation vereinigt, und Ihrer Aufsicht und Pflege genießen, und uns von Gottes = und Gewißens wegen oblieget f ü r das Beste unserer Gemeine zu sorgen; so bitten wir die Corporation um folgende zwey nöthige Stücke 1) Sie mögten doch veranstalten, daß eine volkomne, deutliche, recht und gesetzmäßige Rechnung von dem Kirchen = Bau auf Barrenhill, so weit er da stehet, ans Licht gegeben werde. W a r u m ? Weil zu besagten Kirch = Bau Collecten in Pennsylvania und der Provintz N e u y o r k gesammelt worden, und es recht und billig ist, daß ein jeder Wohlthäter sehe und höre, wie seine
Nr. 417/418
26. 11./3. 12. 1767
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Liebes = Gaben und Scherfleins angewendet sind, b) weil eine Lotterie gehalten, und das Publicum oder gemeine Wesen ein Recht hat zu wißen, wohin der Überschuß verwandt ist. c) weil Sr: H o c h w : der Ertzbischof von Engelland eine Gabe von 20 Guineas dazu verehret hat. d) weil die Kirche noch nicht ausgebauet ist, und wie man höret, in schweren Schulden stecket, die auf Interesse lauffen. e) weil die jetzigen Gemein = Glieder noch wenig zum Bau beygesteuret, und desto beßer aufgemuntert werden, ihre Gaben und Scherfleins bey zu tragen, wenn die Rechnung klar zeiget, was angewandt und noch schuldig ist. f) weil auch durch eine gesetzmäßige Rechnung die ausgesprengten V o r w ü r f f e in Deutschland am besten wiederlegt, und die Glaubens = Genoßen ermuntert werden, ihre Liebes = Gaben und Scherfleins mit bey zu legen, g) und weil es überhaupt den Männern und ihren Nachkommen die gröste Ehre und Belohnung f ü r ihre Mühe und Arbeit giebet, welche den Bau geführet, wenn sie ihre Rechnung von unpartheyischen, der Bau und Rechnungs = Sachen erfahrnen Männern beurtheilen, und als rechtmäßig erkläret, ans Licht geben laßen. Das 2te betreffend, so ersuchen wir die Ehrsame Corporation, sie wollen doch sorgen, daß unsere arme Kirche und Gemeine mit ordentlich = Evangelisch = Lutherischen Gottes = Dienst versehen, gesammelt und erbauet werden mögte. Wenn wir alle 14 Tage Sontags vormittags Gottes = Dienst haben könten; so würde sich die Gemeine beßer sammeln, und auch vermögender werden, die Schulden mit helffen zu vermindern, und den vornehmsten Zweck, der Seelen Erbauung zu erreichen suchen. In H o f n u n g geneigter Willfährung verharren wir, Einer Ehrsamen Corporation getreue Mitgenoßen. Barrenhill d 28 Novembr: 1767 Ludwig Kolb Henrich Koch Andreas Köth 2 3 4 5 6
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Philippus Lehr Johannes Bauer Johannes Fischer Wilhelm Hiltner Georg Wumbold.'
Nr. 323. Nr. 403 Anm. 12. Nr. 413 S. 559. M t 9 , 3 7 f . ; L k 10,2. Ps 37,5.
418. An R. Smith
Philadelphia, 3. 12. 1767
Hon rd Sir, You are the Master = Builder or Architector of our new Church. The large Cost and Expense must be raised mostly by free Gifts and Contribution among the Members of the Congregation, which has many Members, but the most part of them are new beginners and poor. W e ought therefore to use all honest Means and little Maxims to humour and encourage the Members, in order to keep them in good Harmony and Unity, because a Disharmony and Dissolution would rendre us and the Work undone. There is at present Hn: Sr: one Maxim in Your power which would do us service to the purpose viz: The floor is to be laid under Your Direction. N o w , instead You let or cause the Work to be done by Your hands, You may be pleased to take Hands of our german Members, and let or cause this piece of Work be done by them under Your Direction. This will give an Encouragement in our Congregation and
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Die Briefe des Jahres 1767
pave the Way for some new Contribution. I need to say no more to a christian public spirited Gentleman; Sapienti sat: remaining Your humble servant H.M. Philad: dec: 3d 1767. T o Mr: Robert Smith Architector.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68
419.An[G.
S. 240.
Garbek und den Magistrat der Stadt Danzig] [Philadelphia, 10.12. 1767]
Hochwohl gebohrne Hoch weise Gnädige fürsichtige Herrn Herrn etc:etc: Ihro Hochwohlgebohrne Herrlichkeiten wollen nach Dero in allen Theilen der Welt, unter Christen bekanten und preißwürdigen Huld herablaßend geruhen, daß eine von hiesiger Landes = Regierung privilegirte teutsche Evangelische Gemeinde in und um Philadelphia der Province Pensylvania in Nord America 2 durch ihre Vorsteher sich unterwinden, die trückende Noth zu Hochgedacht Dero Füßen zu legen, und aller demüthigst um eine Collecte zu Fortpflantzung der reinen Evangelischen Lehre und gottseeligen Wandel zu flehen. Ew. Hochwohlgebohrne, demüthigste Supplicanten sind nun zwar zahlreich aber auch armes Volck daß theils in Europa, theils in dieser americanischen Abend Wüste gebohren und also Bein von teutschen Bein3, und haben nächst Gottes allmächtigen Schutz, unter der Groß Brittanischen Regierung die unschätzbahre Gewißens Freyheit und Gelegenheit unsere Evangelische Religion nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeänderte Augspurgischen Confession und übrig Symbolischen Bücher gemäs auf unsere zahlreiche Nachkommenschaft, in diesem weitläuftigen, Welttheile fort zu pflantzen, in so fern unsere liebe Mutter Kirche in Europa ihres entfernten hülflosen Kindleins nicht vergeßen sondern über den Sohn ihres Leibes erbarmen, und gnädige Hülf angedeihen laßen wolle. — — Wir dürften unserer werthen Mutter Kirche in Europa nicht beschwerlich fallen, wenn wir der Rathgebenden Stimme des Indifferentismi mit guten Gewißen folgen und ein zahlreiches Volck von vielen tausend Seelen, entweder der hiesig reichen quaker Parthey, der Englisch etablirten Kirche Romish Catholisch, oder andern Partheyen welche von ihren respective Mutter Kirchen in Europa, mächtig unterstützt werden, einverleiben, oder gar in das Heidenthum verfallen laßen könten. Weil aber solches nicht ohne schwere Verantwortung, geschehen mögte so legten unsere Vorfahren, und etlich noch lebende Lutheraner die gemeine Noth vor verschiedene, ansehnliche Gottes Lehrer in Teutschland 4 , und wurden durch Beysteuer, aus der Mutter Kirche mit etlichen Evangelischen Seelsorger versehen und errichteten im Jahr 1743 die erste hochteutsche Evangelische Kirche
Nr. 418/419
3. 12./10. 12. 1767
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Sanct Michaelis genant in Philadelphia, unter harten und kummervollen Umständen. Nachdem den der Vogel in dieser umgeheuren Wüste ein Haus gefunden Psalm 84 [V.] 4. und die Schwalbe ihr Nest da sie Junge hecken konte, so wuchs die arme Gemeine unter allerley Anfechtung Esra. 4. von Jahr zu Jahr so starck, daß die erste Kirche um die Helfte zu klein wurde. — Wir wolten nicht gerne eine Klaue dahinten laßen Exod. 10. V.26. und wurden aus Noth getrieben Anno 1766. den 2ten Kirchen Bau von 108 Fuß lang und 80 breit anzufangen mit Gesinnung den schweren Bau, stuffen weise zu vollenden und die alte und neue Schulden, auf etliche Jahre zu verzinsen dazumahlen, aus besonderer Gunst uns die hiesige Englische = Universitaets = Kirche zum Gebrauch unseres Deutsch = Evangelischen Gottes Dienstes auf eine Zeit lang geliehen ward, und wir die Helfte unserer Gemeine darinn bedienen konten. Weil aber im jetzt lauffenden Jahre ein Regiment Seiner Majestaet Soldaten hier in Garnison zu stehen kommen deren Chefs die Universitaets Kirche verlangten so musten wir weichen, und wurden getrieben Schulden mit Schulden zu häuffen, und das Gewölb und Pflaster Werk 5 in dem neuen Bau zu vollenden, damit die Gerüste heraus genommen werden und wir ohne Fenster und Stühle eine Zuflucht darinnen finden mögten — Da nun aus bewährte Zeugnißen in der gantzen Christenheit erhellet, daß eine Hochmild = und huldreiche Regierung ein Dantziger Zion, seyd der gesegneten Reformation ihro zartes Vater und Mutter Hertz gegen bedrängte Augspurgische Confessions Verwandte in entlegenen Theilen der Welt, niemahls verschließen können, sondern zu Fortpflantzung des Gnaden Reichs Christi ihro allerheiligsten Glauben durch die Liebe thätig sein wollen, und tröstliche Hülffe angedeihen laßen. So leben wir der vesten Zuversicht, die alles regierende und hertz lenkende Kraft Gottes 6 , werde unser Bitten und Flehen allergnädigst unterstützen, und hochgedachte huldreiche Regierung bewegen durch eine liebreiche Collecte, zur Ehre seines großen Nahmens, bey uns und unseren Nachkommen in dieser Abend = Wüste ein Denk und Dank Mahl zu stiften, welches mit allertiefster Devotion, und schuldigen Dankbegierde erkennen und verehren werden, Ihro hochwohlgebohrne Hochweise Gnädige fürsichtige Herrn, Herrn etc. bedrängte und unterthänige Supplicanten. 7 Obige Supplique ist mit einhelliger Übereinstimmung der St. Michaelis Corporation am 10 Decemb r 1767 verfertiget der Registratur einverleibet und von der Committee besagter Corporation unterschrieben. In cujus Rei fidem has a manu mea suscripsi et publico ecclesia sigillo corroboran — Henricus Mühlenberg Coetus Evangelici Germanorum invariatae Augustanae Confessionis in Civitate Philadelphia Minister senior et Collegii St: Michaelis ibidem Regio Diplómate constituti Rector
576
Die Briefe des Jahres 1767
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 9i A Nr. 11 1765—68 Adressaten vgl. Nr. 421 Anm. 13(1). 1 2 3 4 5 6 7
S. 241—243.
Zu den
Gottlieb Gärber, Kaufmann in Danzig; vgl. Nr. 421 Anm. 13(1). Vgl. Nr. 345. Vgl. 1 Mos 2,23. Zur Vorgeschichte der Entsendung Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 3—9 und Nr. 54 S. 226—230. = Verputz. Vgl. Ps 33,15. Zu den Unterzeichnern vgl. Nr. 421 Anm. 13(1).
420. An die Gemeinden in New Germantown
undBedminster Philadelphia, 10. 12. 1767
Mühlenberg To the Wardens and Vestries of the united Lutheran Churches in Neugermantown and Bedminster. Ehrsame Corporation Geliebte Brüder, Ich habe neulich an Sie geschrieben und den Brief dem Mr: Bartheis mit gegeben. Der alte Herr Pfr: Kurtz 1 hat versprochen nach den Fest = Tagen geliebts Gott, einen Besuch bey den Vereinigten Gemeinen zu thun. Solte er aber zu schwach für eine so schwere Winter Reise seyn, so mag ein Jüngerer kommen. Ich wolte aber bitten, daß die Ehrsame Corporation Ihr Charter und Ordnung 2 in acht nehmen, und keinem unordentlichten Predigern oder Landläuffern die Kirchen erlauben. Die flüchtigen Läuffer welche lauffen wo sie nicht gesandt sind3, müßen sich bey Ihres gleichen auf halten. Denn wo Aäß ist, da sammeln sich die Adler.4 Die Ehrsame Corporation wird auch in Überlegung nehmen, und rathschlagen, daß aufs Früh Jahr g[eliebts] G[ott] das Pfarr Haus in wohnbare Ordnung gestellet werden möge. So wäre auch wol gut, wenn die Gottfürchtende Glieder in beyden Gemeinen an Sontagen in ihren Kirchen zusamen kämen, mit einander ein erbaulich Lied süngen, etwas vorlesen ließen und beteten. Es wird ja einer oder ander unter den Vätern oder Brüdern seyn, der es thun könte. Mit hertzlichem Gruß und Wunsch nach baldigem Wiedersehen, bin Ihr alter Philad. d. 10 Dec. 1767. Reinschrift sowie im Druck erschienene englische Übersetzung Seminary. Auch in Honeyman 12 (1927), S. 33i. 1 2 3 4
Johann Nicolaus Kurz. Vgl. Nr. 403 Anm. 12. Vgl. Jer 23,21. M t 2 4 , 2 8 ; L k 17,37.
Freund Mühlenberg (vom 31. 3. 1898) im
Gettysburg
Die Briefe des Jahres 1768
421. An F. W. Pasche
Philadelphia, 7. 1. 1768
Extract aus Ejusd. an Ditto 1 dat. Philad. d. 7ten Jan: 1768 Ich bin wieder all mein Vermuthen noch auf dißeit der Ewigkeit, habe noch nicht genug geschrieben, noch nicht genug gelitten, gestritten und gekämpft und unter Gottes Langmuth, Geduld und Verschonen um Christi des höchsten Versöhners willen, das 1768ce Jahr angefangen. Hat nach unsers hochgelobten Erlösers Lehre ein jeder Tag seine eigene Plage 2 , wie groß muß der Bündel von einem gantzen Jahre seyn! Er legt eine Last auf und hilft sie auch tragen. 3 Er ist treu und läßt nicht über Vermögen versuchet werden. 4 Man wird so nach und nach von geschaffenen Stützen abgewehnt, und lernet das alte Lied: Von allen Menschen abgewandt etc.5 und das schwerste ist, von sich selber abgewandt zu werden. Denn je länger man in der menschlichen Gesellschaft lebet, destomehr findet man, daß es allenthalben menschelt, und weil ich auch ein Atom von dem Gantzen bin, so fühle aus eigener Erfahrung, daß es in meinem Theile auch genug menschelt. — Ich hatte das Paquetchen fertig gemacht, und den Zettel vom 26sten Nov. 1767.6 beygelegt, weil es hieß, daß das letzte Schiff vor Winter von hier auf London segeln solte. Ehe aber das Schiff geladen, brach schon der harte Winter ein, und machte unsern Delaware Fluß voll Eis und unschiffbar. Folglich wartet der Capitain bis hieher auf Thau wetter und Ofnung; und das gibt mir Gelegenheit, diese Zeilen etc. noch beyzufügen. Im vergangenen Spätjahre sind wieder 5 bis 6 Schiffe voll mit deutschen Emigranten vor Philadelphia angekommen, davon noch ein großer Theil auf dem Waßer liegen, weil nicht allein ihre Frachten sehr hoch gestiegen, sondern auch ein allgemeiner Geld-Mangel vorwaltet, so daß sie nicht wie in vorigen Zeiten, verkauft werden können, und so zu sagen in ihrem Elende umkommen müßen. Denn die mit solchem Menschen = Handel interessirte Herren wollen das Geld für ihre Fracht-Waare haben. Wenn aber keine Käufer sind, so behalten sie ihre Waare, und laßen sie lieber verderben, als daß sie solche verschencken solten. Landes = und Gemein = Anstalten sind ohnedem schon überladen mit unbrauchbaren, verschuldet = verarmet = veraltet = und krancken verlaßenen Gliedern, und können nicht dazu so viele hundert Neukommende auf nehmen und versorgen. Es ist ein großer Jammer, wenn man seine betrogenen armen Mit-Geschöpfe so im Elende siehet und nicht helfen kann. Weil ich in den vergangenen rauhen November und December Monathen durch Gottes Erbarmung mit der Peripnevmonie und andern sonst um die Zeit gewöhnlichen Brust = Kranckheiten verschonet blieb: so verwandte verschiedene Nächte auf Anmerckungen von verschiedenen verstorbenen Gemein = Gliedern, und brachte etwa bey 18 Bogen voll zuwege, worunter mein gewesener Schwieger Vater Conrad Weiser und andere merckwürdige Personen mit begriffen 7 , mußte aber aufhören, weil
580
Die Briefe des Jahres 1768
es nicht in meinen Kräften war, es bey andern mühseligen Geschäften und Schreibereyen aus zuhalten. Vielweniger konnte die 18 Bogen ins reine schreiben, noch Gelegenheit finden, sie abschreiben zu laßen, weil der alte H . Vigera bey 40 Meilen von mir wegwohnet und Schule hält, welcher mir sonst einen Bogen für 2 Schillinge ins reine geschrieben. Muß es demnach liegen laßen bis wieder Kräfte, Zeit und Gelegenheit finde. 8 Und weil ich vermercket, daß die Pensilvanischen Nachrichten 9 von denen aus = und ein = reisenden mit in diesen Theil der Welt, besonders nach Pensilvania gebracht, und nach verschiedenen Augen-Puncten gelesen, und aus Liebe oder Neid entweder gebraucht oder gemißbraucht werden: so habe die letztern Anmerckungen nach der Liebe und Wahrheit so eingerichtet, daß sie hier ohne Gefahr, theils zur Vergnügung, theils zur Beschämung, theils auch zur Ermahnung und Trost, und zu etwaniger Erbauung, und den kriechenden Kunst richtern zum Niesewurtz dienen dürften. Es ist gantz natürlich und leicht zu erachten, daß solche Nachrichten den hiesigen vielerley Partheyen und ihren Vorfechtern, ja nicht einmahl groben und blinden Lutheranern etc. oder so genannten Orthod-Oxen, wie sie der alte Zeitungs-Schreiber buchstabirte, gefallen können; noch viel weniger den hiesigen Philosophen, welche besagter Calender-Macher 1 0 auch mit Fleiß nicht recht buchstabirte, sondern stat Philosophie, Viellos-Vieh setzte, um das lateinische Wort den Bauren verständlich und begreiflich zu machen. Ich hätte noch viele Bogen voll Anmerckungen von der Güte und dem Ernst Gottes an verstorbenen Gliedern zu schreiben, muß es aber wohl bleiben laßen in den gegenwärtigen Umständen und der jetzigen Station und Condition. Ich habe zwar in einem gewissen Todten-Register 1 1 alle vorgefallene bemerckte Umstände theils mit Buchstaben theils mit Zahlen und Figuren zur Hülfe des Gedächtnißes bezeichnet; solche aber kann niemand gantz verstehen, noch viel weniger in einigen Zusammenhang bringen, wer es nicht selber erfahren, und ist also niemanden nutz. Gestern als am 6ten Januar, haben wir vor der Gemein-Versammlung die jährliche Kirchen-Rechnung abgelegt, wobey ich als so genannter Rector auch viele Bogen zu schreiben gehabt. Der schlechten und Geld mangelnden Zeit unerachtet, war doch die Einnahme über tausend Pfund, aber die Ausgabe bey 17 hundert Pfund wegen des Baues, wozu wir den Uberschuß haben lehnen oder borgen müßen. Der Segen des H e r r n ist noch bisher mercklich zu spüren gewesen, wenn es nur könnte fortgesetzt werden. Solte aber der Gottes dienst unterbrochen werden, so müßte menschlichem Ansehen nach die Anstalt unter den Schulden versincken. Und da wir wegen des Regiments Soldaten die Universitaets-Kirche nur dann und wann genießen können, so leiden wir Schaden an Allmosen, und finden auch, daß sich die Leute in andere Kirchen zerstreuen, welche keinen Raum in der Michaelis Kirche finden können, und werden wir dahero gedrungen, noch ein paar tausend Pfund mehr Schulden zu machen, um die Zions-Kirche gantz fertig zu machen. Denn so bringet sie nichts ein. Zum Beschluß wolte Ew. sehr hertzlich und inständig bitten, mit sicherer Gelegenheit das beygeschloßene Paquetchen nach Danzig zu befördern. Es ist uns sehr viel daran gelegen, weil darin eine Supplique 12 befindlich an die Regierung in der Stadt Danzig um eine Collecte für den
Nr. 421
7.1.1768
581
Zions-Bau, welche Bittschrift von einem hiesigen treuen Mitgliede unterstützet, und an Hn Gottlieb Gärber einen Raths-Verwandten seinen Hn Vetter zur Bestellung recommendiret ist. Wir wollen das Porto, es mag kosten was es will, gerne bezahlen, wenn es nur mit sicherer Gelegenheit dahin kommen könte. Herr Schultz ist wieder beßer, und wird nach und nach das Clima gewohnt. Die andern Arbeiter sind auch noch alle am Leben und fleißig, Gott sey Danck! Hiemit muß schließen, wie gewöhnlich Dero Mühlenberg.13 P.S. Eine hiesige arme Frau, deren Mann 1766 von hier aus von einem zerscheitertem Schiff gerettet und nach Saltzwedel gekommen, bittet um Bestellung des Briefes über Halle.
S. 1
Abschrift von Pasches Hand in AFrStIVC 289—293.
13:33a S. 289— 293; LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
Bezieht sich auf Nr. 417. Vgl. Mt 6,34. 5 Vgl. Mt l l , 2 9 f . 4 Vgl. 1 Kor 10,13. 5 Kirchenlied von Andreas Knöpken (ca. 1468—1539). 6 = Nr. 417. 7 Vgl. H N 1 S. 973ff. und H N 2 Bd. 2 S. 445ff. 8 Vgl. Nr. 424 Anm. 3. 9 Siehe Nr. 415 Anm. 10. 10 John H e n r y Miller (1702—1782), seit 1762 Drucker in Philadelphia, Herausgeber des Pennsylvanischen Staatsboten. Mühlenberg bezieht sich auf die aktuelle Ausgabe seines Kalenders „Der Neueste, Verbessert- und Zuverlässige Americanische Calender auf das 1768ste Jahr Christi". Vgl. Donald J. Lineback, Johann Heinrich Muller: Printer, Moravian, Revolutionary, in: Transactions of the Moravian Historical Society, 23 Part I 1977 S. 61—76. 11 Ein solches ist erhalten in P M 95 Z 1 S. 1 —211. 12 = Nr. 419. 13 Für die Zeit bis zum 13. 1. 1768 ( = N r . 422) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1768. d 7ten J a n u a r : habe an H n : William Pasche einen Bogen voll geschrieben dat: d 7 Jan: [ = Nr. 421 ] und mit bey geschlossen 1) eine Supplique von mir und einer Committee der Corporation unterschrieben, an den H [ o c h ] Edflen] Magistrat in der Stadt Danzig, wegen einer Collecte f ü r den Zions = bau. Mit dem Couvert A Möns: Möns: Godlieb Gärber Marchand tres renommé a Danzig. [ = Nr. 419] 2) Ein Blatt vom Protocoll wegen der Kleinen Contrib: zu d Fr[au] H[an]ds[chuhs] Hausrente. 3) Ein Briefl[ein] an Johann Jacob Dieder in Saltzwedel, von hier. 4) Eine Copie von der Rechnung des H h h . Br[unn]h[ol]tz und H[an]ds[chuh] wie sie gesettelt am 17 Novembr: und 1/2 Bogen an H . W m Pasche. [Vgl. Nr. 416 mit Anm. 2]" (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 251; vgl. T a p p e n II S. 352). (2) „Anno 1768. den 8 J a n u a r empfieng p[er]Capt: Hammit ein Paquet worin enthalten 1) Das letzte Schreiben vom vorigen Jahre des H n : W m Pasche dat: d 9 Septembr: 1767. 2) Drey Bogen von Sr: H o c h w : H n : D r : u: Consistorial Rath Franken in part eines Gantzen, also ohne Schluß und dato. [ = Nr. 406; vgl. Nr. 423 Anm. 11] 3) Zwey Briefe von Frideric und Henrich Mühlenberg aus Halle a) datirt d 18 Julii 1767. in Engl, b) in Deutsch datirt den 21 Aug: 1767." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 251; vgl.Tappert II S. 352). 2
582
Die Briefe des Jahres 1768
422. An F.W. Pasche
Philadelphia, 13. 1. 1768
Extract aus H n P. Mühlenberg's Brief an Pasche dat. Philadelphia den 13ten Januar. 1767. forte 1768. Als am 7 ten Januar, a.c. ein Paquetchen mit — versiegelt und dem jungen H n Kepple zur Bestellung durch seine Correspondenten in London übergeben: so bekam am T a g e darauf neml. den 8ten Januar. Ew. sehr geneigtes vom 9 ten Sept. 1767. mit der huid reichen Beylage von Sr. H o c h w ü r d e n H e r r n H e r r n Dir. Dr. und Consistorial-Rath Francken von 3 Bogen und 2 Briefe von meinen Kindern 1 , welches mich bewog diese Zeilen noch nachzusenden, obwohl nicht unter eben dem Couvert, weil es schon eingepact war. Capt. H a m m e t hat eine lange Reise gehabt, mußte auch beym Eingange der Delaware bleiben, weil die Revier [Delaware] schon mit Eis erfüllet. Mit eben dem Schiffe kam auch des deutschen Bürgermeisters Adam Kühn Esq. Sohn 2 heim, der sich etliche Jahre in Schweden, Deutschland, England und Franckreich aufgehalten und Medicin studiret hat. Ein wackerer junger Mensch von 26 Jahr alt, der was gründliches erlernt, und berühmten Character erhalten hat. Ein solcher Virtuose besonders in der Botanic etc. kann hier noch zur N o t h sein Fortun machen, sonst aber ist es so sehr von Engl, deutsch-französischen etc. Doctors, Chirurgis, Fellscherern, Apothecars, Baders, Empiricis etc. etc. übersetzt, daß man fast mehrere Artzte als krancke findet. Transeat ad rem. 1) Das wichtigste von allem ist der Segens wünsch und G r u ß des theuresten H e r r n H o f f p r e d i g e r s und D e r o unter Gottes Beystand noch einiger maaßen erträglicher Zustand. W e n n die Sonne sich allgemach schon unsern Augen entziehet und langen Schatten und Kühlung verursachet: so scheinet sie doch auf der andern Seite desto lieblicher und herrlicher hervor. W a s hier kräncket seufzt und fleht, wird dort frisch und herrlich gehen. Irdisch werd ich aus gesät, himmlisch werd ich auf erstehen: nur die Schwachheit um und an wird von mir seyn abgethan. 3 Gleicherweise kann die alles regierende Weisheit und Liebe nicht genug verehret und gepriesen werden, die Se. H o c h w ü r d e n H e r r n Consistorial-Rath im hohen Alter unter so vielen unbeschreiblichen Lasten und wichtigen Geschäften im Gnaden-Reiche erhalten, unter stützet und belebet hat, zum T r o s t und E r b a u u n g vieler Tausenden in diesem Jammerthal. 2) Es dauret und jammert mich, daß Se. H o c h würden den Mangel tüchtiger und treuer Arbeiter fast zu tief zu H e r t z e n nehmen, und bis zur K r ä n c k u n g und Schwächung der so nöthigen K r ä f t e zum Gantzen empfinden möchten, welches freylich mit daher rühret, wenn ein ohnedem schon zartes erweiterndes, hungernd und dürstendes V a t e r h e r t z nach der Gerechtigkeit im Reiche Christi, noch dazu von allen Seiten um etwas bestürmet und angelaufen wird, was doch nicht oder schwerlich zu finden ist. U n t e r welcherley ich leider! wohl der ungestümste und gröbste mit gewesen. Bleibet also ein unumstößlicher Erfahrungs = Satz: was nicht zu zwingen ist, das ist nicht zu zwingen oder zu übertreiben. 4 Indeßen bleibet die Regel des Eigenthums H e r r n in ihrem rechten Platz: Bittet den H e r r n der Ernte etc. 5 als ein Praemissum.
Nr. 422
13.1.1768
583
3) Daß Se. Hochwürden so herablaßend zärtlich und väterlich sympathiren mit meiner und H n Schultzens gehabten schweren Kranckheit, die Ersetzung der Kräfte, Verlängerung unsers Lebens, Vereinigung im Geiste, als kleine Gegenstände an sich selber doch einen Platz mit finden in Dero Anbetung vor dem Gnaden-Throne, ja so gar Antheil an der nähern Familien-Verbindung 6 zu nehmen geruhen, das hätte meinem aus schweifenden Geist bald zur Aufblähung verleiten können, wenn das Bewußt seyn und Gefühl meiner Nichts = und Unwürdigkeit nicht im Hinterhalt gelegen, und ins O h r geflistert, daß es um Christi willen geschehe, und mit zum Gantzen gehöre. Es fiel mir dabey ein, was mir einstens von dem wohlsei. Herrn Prof. Francken 7 jemand erzehlte, nemlich es sey eine begnadigte hohe Person bey ihm gewesen, und habe nach der Wahrheit seine vorzügliche Salbung 8 und Gaben gerühmet, welches der Gottes-Mann gelaßen und stille angehöret und sich umgesehen, ob etwa jemand hinter ihm stünde, dem das Lob angehörete. Womit die sprechende Person ohne W o r t und Erklärung sogleich auf den Urheber und Geber aller Guten Gaben gewiesen worden. W e r die Braut hat der ist der Bräutigam etc. Er muß wachsen, ich abnehmen 9 , nemlich der Ego. Ich lebe aber doch nun nicht Ich, sondern Christus lebet in mir. 10 4) Sr. Hochwürden väterlich = reifer Rath „alles dran zu wagen daß die Zions-Kirche nur erst in den Stand gesetzt werde, um sie gebrauchen zu können" 1 1 etc. kam mir wie von oben just recht. Ich habe der Gemeine heute einen Winck davon gegeben und sobald es die Corporation zuvor hörete, ließen sie den Architector einen Uberschlag machen, was der gantze noch übrige Ausbau kosten würde? Andw. nach der Computation Ein und zwanzighundert Pfund, ob wir gleich im vergangenen Herbst schon das Gewölbe und PlaisterWerck 12 machen, und das Gerüste haben herausnehmen laßen, welches auch über 400 £ gekostet hat. Gegenwärtig arbeiten die Zimmerleute und Schreiner an dem untern Flur oder Boden. 13 Bis hieher hat der allmächtige gnädigst = und barmhertzige Gott seine H a n d noch über uns gehalten, und uns nicht versincken laßen. Der Satan, der gottlose Diabolus feyert gewiß nicht, und übet seine Kriegs-List und Räncke 14 so daß wir oft rufen müßen: H e r r hilf uns wir verderben! 15 Das übrige muß versparen, bis das wichtige Schreiben von Sr. Hochwürden H n Dr. und Consistorial-Rath 16 vollends bekommen, wenn so lange lebe. Ich habe nun zwar 30 Bogen von verlangten Anmerckungen fertig. 17 Es ist mir aber gantz unmöglich sie ins reine abzuschreiben, weil meine Augen und Leibes-Kräfte fehlen. — Ich habe hier beygeschloßen das Exempel meines sei. Schwiegervaters 18 , mehr konnte vor dieses mahl nicht abschreiben. 16 Bogen habe an den H n Vigera zum abschreiben ins Land geschickt, und werde es bey Gelegenheit übersenden 19 wenn die Delaware aufbricht, und die Schiffart wieder angehet und ich etwa noch lebe. Ich hätte die Woche bald meine Frau verlohren. Sie fiel nieder, hatte starcke epileptische Convulsiones und wolte lange nicht wieder zu ihr selbst kommen. Wir solten beyde, weil wir viele harte Fatiquen in den jüngern Jahren aus gestanden, nun nach Proportion ein wenig Relaxation haben, aber — Ich ersterbe Dero Mühlenberg.
584
Die Briefe des Jahres 1768
P.S. Bitte meine hertzlich unterthänige Empfehlung an Hochwürdigste Väter zu vermelden. — Dem Ansehen nach ziehet sich ein Gewitter über America auf, nemlich die heidnischen Nationen und Völcker vereinigen sich und gehen mit Unglück schwanger. 20 Die Straf wir wohl verdienet han.21 Die Indianer haben schon hin und wieder etliche Englische Unterthanen ermordet. Und so eben haben wir Nachricht, daß ein Deutscher 22 auf den pensilvanischen Gräntzen 10 Indianer Seelen vorsetzlich ermordet hat. Böse Sache! Einer von den letzt gesandten Schwedischen Mißionairs, der den Dr Wr[angel] ablösen solte Mr Jorison23, ist in Melancholie und Maniam verfallen und laboriret noch daran.24
Abschrift von Pasches Hand in AFrStIVC 13:34a S. 294-296; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 294—296. Auch in HD S. 2089—2095. Mühlenberg datierte den Brief versehentlich in das Jahr 1767. Aus dem Briefanfang und dem Tagebuch (vgl. Nr. 421 Anm. 13) geht eindeutig hervor, daß nur das Jahr 1768 gemeint sein kann.
1
Vgl. Nr. 421 Anm. 13. Adam Kuhn jun., Sohn des in Lancaster lebenden Arztes Adam Simon Kuhn. Vgl. Glatfelter II S. 385f. 3 Vgl. die 7. Strophe des Kirchenliedes „Jesus, meine Zuversicht" von Luise Henriette Kurfürstin von Brandenburg (1627—1667). 4 = zu sehr betreiben. 5 Mt 9,38; Lk 10,2. 6 Schukze hatte am 23. 9. 1766 Mühlenbergs Tochter Eva Elisabeth geheiratet. 7 August Hermann Francke. 8 Vgl. 1 Joh 2,20.27. 9 Joh 3,29f. 10 Gal 2,20. 11 Zitiert nach Nr. 406 S. 533 unter Punkt (4.). 12 = Verputz. 13 Vgl. Nr. 418. 14 Vgl. Eph 6,11 ff. 15 Mt 8,25. 16 Vgl. Nr. 423 Anm. 13. 17 Mühlenbergs „Merkwürdige Exempel"; vgl. Nr. 424 mit Anm. 3. 18 Conrad Weiser, vgl. Anm. 24. 19 Siehe Nr. 424 Anm. 3. 20 Vgl. Hi 15,35; Ps 7,15; Jes 59,4. — In einem Brief des „Pennsylvania Assembly Committee of Correspondence" vom 19. 1. 1768 an Richard Jackson und Benjamin Franklin nennen die Unterzeichner als Hauptgrund für die Unruhe unter den Indianern die Tatsache, daß eine 1765 ausgehandelte Regelung über den Verlauf der Grenzlinie noch nicht ratifiziert worden sei (vgl. The Papers of Benjamin Franklin, vol. 15: January 1 through December 31, 1768, hg. von William B. Willcox et al., New Häven und London 1972, S. 21f.). Zum offenen Ausbruch von Feindseligkeiten kam es nicht. Im Vertrag von Fort Stanwix (vgl. Nr. 447 Anm. 55) wurde eine neue Einigung erzielt. Zu den seit Pontiac's War (1763/64) anhaltenden Spannungen zwischen Indianern, Siedlern und Händlern vgl. Gipson XI S. 417—454. 21 Vgl. die 1. Strophe des Kirchenliedes „Ach lieben Christen, seid getrost" von Johann Gigas (1514-1581). 22 Friedrich Stump; zum Vorfall vgl. Graeff S. 245f. 23 Anders Göranson; vgl. Nr. 413 Anm. 5. 2
Nr. 422/423 24
13. 1./18.1.1768
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Für die Zeit bis zum 18. 1. 1768 ( = Nr. 423) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1768 d 13 January habe geschrieben an Hn: William Pasche [ = Nr. 422] und etwas geantwortet auf H. Consistori[al] Rath Frfancke] 3 Bogen [ = Nr. 406]. Bey gelegt a) einen Englischen Brief an Friedr. und Henry Mühlenberg, und eingeschloßen a) einen französ: Guinea dat: 28 Januar: ß) Margretha [Tochter Mühlenbergs] ihre paar Zeilen: y ein Blat aus Mr: Millers Calender. 8) ein Blatt von Israel Heinzelmann seinem Schreib = Buch, b) Zwey Bogen voll von des sei. Hn: Weisers L e b e n s l a u f [AFrSt IV H 20 S. 1 - 8 ; H N 1 S. 9 7 3 - 9 8 4 ; H N 2 Bd. 2 S. 445 — 451]. c) des Gouvern: Penns Proclamation wegen Friedrich Stump, der 10 Indianer Seelen ermordet. Dieses Paquet übergab heute an Mr: Daniel Williams, welcher versprach, es bey Gelegenheit mit seinem Schreiben T o Mr: Thomas Broughton Secretary etc. and Mr: W m Pasche, wegen eines Wechsels concerning Stephan Williams in Cudalore einzuschließen und abzusenden. Übergeben an Mr. Dn: Williams d 30 Januar: 1768." (PM 95 A Nr. 11 1765 — 68 S. 251; vgl. Tappen IIS. 352).
423. [G. A. Francke] an M. An H . Past Mühlenberg zu Philadelphia.
[Halle], 18. 1. 1768
D.18 tcn Jan: 1768.
Wohlehrwürdiger, herzlich Geliebter Bruder in dem Herrn, Ich hätte längst wieder an Sie geschrieben, wenn ich nicht von einer Zeit zur andern gehofft, Sie durch eine gute Nachricht von Erwählung einiger Mitarbeiter zugleich zu erfreuen. Denn ob ich gleich in dem abgewichenen Jahr 2. neue Missionarien nach Trankenbar senden müssen, so mir viel Mühe gekostet und die Gott endlich an ein paar Subiectis gezeiget, die sich wohl nach Ostindien geschickt, gewisser massen aber für Pensilvanien nicht so bräuchlich gewesen seyn auch den Beruf dahin nicht angenommen haben würden: so habe ich doch Sie darunter nicht vergessen, sondern es ist dieses Anliegen, Ihnen absonderlich mit treuen Mitarbeitern und hiernächst unter Gottes Segen auch mit einem erklecklichen Beytrag zu Ihrem Kirchenbau zu Hülfe zu kommen beständig in meinem Herzen gewesen. In der ersteren Absicht habe verschiedenen den Beruf angetragen, die aber denselben decliniret, und nun habe einige Subiecta in Franckfurth am Mayn im Vorschlag, welche zu dem Ende sondiren lassen, ob Gott etwa selbige zu Ihren Gehülfen ersehen habe, wovon ich aber die Antwort erst erwarten muß. Gott wird denn endlich auch unser Gebet erhören und zu rechter Zeit seine Hülfe erzeigen und vielleicht desto herrlicher, je länger Er dieselbe nach seinem uns unerforschlichen Rath auf geschoben hat. Ich mache an meinem Theil den Zuschnidt auf 4. neue Mitarbeiter, die Sie vor erst nöthig haben, wir wollen uns aber zu frieden geben, wenn wir auch vorerst nur 2. finden und übersenden können, auf deren Treue man sich so viel man als ein Mensch nach bester Prüfung vor Gott zu verlassen habe. Denn was würde Ihnen damit gedienet
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D i e Briefe des Jahres 1768
seyn, wenn man Ihnen Leute schickte die nur das ihre suchten, und Ihnen doppelte Noth machten. Was das andere betrifft; so bin ich schon längst von Engelland aus aufgefordert worden, einen kurzen Aufsatz von den Umständen, in welchen sich die Pensilvanische Gemeinen befänden zu dem Ende zu veranstalten, daß dadurch eine Collecte für die Gemeinen veranlasset werden könne. Ich hätte solches auch gerne gethan, wenn ich im Stande gewesen wäre, aus den bisherigen Berichten einen genauen Begriff von dem Zusammenhang der Umstände, zumalen 1 in Absicht der Kirchen = Schulden zu formiren davon ich keine richtige Summa anführen können; und eben dis hat mir die Sache bis iezt schwehr gemacht, da ich die von Ihnen eingesandte Aufsätze von Exempeln der verstorbenen zu ediren und einen Yorbericht zu praemittiren gedachte. 2 Zu dem hat es diesen Sommer bey denen mich betroffenen vielen und schwehren Umständen (da mir dieses ganze Jahr von Anfang bis zu Ende ein rechtes Leidens = Jahr und schwerer als alle Vorige meines Lebens worden ist; darin ich doch Gottes heilige Regierung nicht tadle) an der Zeit gefehlet, daß nicht einmal die 103te Cont. des Miss. Berichts 3 heraus kommen können, die erst iezo nächstens die Presse verlassen wird; worauf nun die 10. Fortsetzung der Pensilvanischen Nachrichten das erste seyn soll, da ich nun auch aus Ihrem Brief an Ew. Pasche vom 12Kn Sept. 4 noch einige nähere Determinativen von den Schulden ersehn, so es mir erleichtern wird. Ich habe sonst immer noch gehofft, daß das Capital, so der H . Streit für die Pensilvan. Gemeinen geschenkt 5 , eingehen würde, und war ceteris paribus willens, selbiges Ihnen zu übermachen mit der Condition, daß Sie zwar andere dringende Schulden damit abstossen und Ihren Credit erhalten könten, aber doch noch jährlich die Interessen davon ä 5 p[ro] C[en] to von der Kirche entrichten, auch das Capital nur als geliehen ansehen müsten, indem der H . Streit noch lebet, und ich mir auch hätte vorbehalten müssen künftig weiter darüber zu disponiren. Es ist aber bis dato noch nicht möglich gewesen, das Capital zu erheben, ich kan auch des falls nicht gewisses versprechen, weil noch andere Schwierigkeiten concurriren, daher ich auch recht sehr bitte, sich davon gegen Ihre Vorsteher nichts vernehmen zu lassen, und diese meine vorläufige Gedanken Ihnen nur in der Absicht im Vertrauen entdecke, damit Sie sehen, daß es mir in der T h a t am Herzen lieget, auf alle Art und Weise Ihnen zu Hülfe zu kommen. Es hat auch der hohe Wohlthäter, welcher ehedem schon ein erkleckliches Geschenk insonderheit für die Schulen hergegeben, H o f f n u n g zu einem erklecklichen Legato gemacht, welches aber noch nicht zu stände gekommen, auch vermuthlich nur ein Vermächtnis auf den Todesfall seyn wird. 6 Um aber doch auch nur noch einigen Beytrag zu Ihrem neuen Kirchenbau vorläufig zu thun; so assignire ich von dem Wert der Arzneyn, davon ich iezt gleich reden werde 40. £ st. oder 240 R[eichs]th[aler] zu demselben. Es ist nemlich laut des beyliegenden Pro Mem. 7 bereits im Oct. a[nni] pr[aeteriti] auf Ihr Verlangen f ü r 400. rthl. Arzneyn abgesandt worden, die aber, weil das Schiff durch contrairen Sturm zurückgeschlagen worden, zu spät nach Engelland und erst im Frühjahr nach America kommen wird. N u n schei-
Nr. 423
18.1.1768
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net es wohl aus Ihren neuern Briefen 8 , daß Ihr lieber Sohn kein Krahmer werden, sondern sich zu etwas Besserem appliciren, mithin die erste Destination so theuer Arzneyen verändert werden wird. Weil aber nun einmahl selbige gepackt und abgesandt sind, so zweifele nicht, es werde sich doch sonsten Gelegenheit finden, die Arzneyn zu debitiren zumal Sie keine Contreordre gestellet. Die H o f f n u n g die ged[achte] r Ihr lieber Sohn giebet, daß er Ihnen noch zur Freude werden könne, ist mir überaus angenehm gewesen, welches der Trost war, den ich Ihnen gleich anfänglich bey Ihrer Betrübnis zu rief. Den Werten H . Pastor Schultze bitte herzlich zu grüssen und ihn zu versichern, daß ich auf sein an H . Fabricius gemeldetes Verlangen sogleich 4 Louisd'or an seine liebe Frau Mutter nebst seinem Brief 9 übersenden lassen, auch damit jährlich continuiren werde. Vermuthlich wird ihre Antwort 10 noch vor Abgang dieses einlaufen, daß ich solche mit übersenden kan. Ihm so wohl, als den übrigen lieben Mitarbeitern in den vereinigten Gemeinen, die ich sämtlich herzlich im Herrn grüsse, bitte zu melden, daß ich mich gar nicht erinnere ihnen gesagt zu haben, als wenn ich nur von Ew. Wohlehrw. die Briefe und Berichte erwartete. Wäre dergleichen etwas gesagt worden; so möchte es etwa dahin gegangen seyn, daß sie im Anfang wohl nicht vom ganzen Zusammenhang der Gemeinen etwas Zuverlässiges berichten könten, weil sie davon nicht hinlänglich informirt seyen, welches aber nicht hindert, daß sie nicht berichten könten, wie es ihnen selbst und in ihren eigenen Gemeinen und Amtsführung ergehe. So viel erinnere mich wol, daß ich einige gebeten, sie möchten nicht zur Unzeit an die ihrigen mancherley, sonderl. widriges berichten, welches sie selbst nachmals gereuen möchte. N u n m e h r " aber könnten sie gar wol, was die Umstände ihrer Gemeinen und ihre Amtsführung betrifft, wie ehemals H . Kurtz und andere gethan berichten, wenn solches nur, was wichtige Hauptumstände betrifft, communicato consilio geschiehet. Von H . Krug und H . Voigt die gar zu nachläßig im Schreiben sind bitte absonderlich auch Briefe an die ihrigen zu procuriren 12 , die gantz schwierig sind, daß sie von ihnen gar nichts, was ihr Befinden betrifft, erhalten, und wol gar gedencken, daß man ihre Briefe unterschlage, welche denn auch wohl ein wenig mehr Zeit haben mir einige Nachricht zu geben, da sie Ihnen nicht zumuthen können von jenen und ihren Gemeinen alles alleine zu schreiben. Ich verharre in herzl. Liebe und Ergebenheit EwV 3
S. 1 2 3 4
Entwurf in AFrSt IVC 2115-2120.
15:23 S. 90—93; LC Abt. HIV
Fach E Nr. 10 S. 90—93. Auch in HD
Hier folgte ursprünglich: „wie man es in Engelland zu verlangen pfleget, absonderlich". Vgl. Nr. 389 Anm. 7 und Nr. 406 Anm. 12. Die in Halle seit 1713 in Fortsetzungen edierten Berichte der Missionare aus Ostindien. = Nr. 409.
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Die Briefe des Jahres 1768
Vgl. das Postskriptum zu Nr. 335. Vgl. Nr. 406 S. 533 mit Anm. 11. Erhalten in AFrSt IV C 15:23 S. 94 (LC Abt. H IV Fach E N r . 10 S. 94): „Pro Mem an H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia. Nach dessen Verlangen sind f ü r Rechnung des H e r r n Keppele an die Kaufleute H h . Mildred and Roberts in London die verlangte Medicamente in einem Kasten sign. H . H . K. übersandt, davon die Rechnung welche in dem Avisbrief eingeschlossen ist beträgt — 405.rth. 3.gr. Davon gehet ab 10. pro C[ent] rabbat 40. 12.gr. bleiben 364.r. 15.gr. Welche ä 6.r. pro l . £ st. mit 60.£ ster. zu bezahlen und davon 40.£ st. an die arme Kirche zu Philadelphia abzugeben, die übrigen 20.£ st aber an den H e r r n Hofprediger Ziegenhagen zu vergüten sind, und 4 r. 15 g. annoch erlassen werden. Halle den 18 ten Januar. 1768." Vgl. das Postskriptum zu Nr. 409 S. 544. Vgl. Nr. 409 Anm. 33. Vgl. die Empfangsbestätigung in Nr. 431 Anm. 8. Hier folgte ursprünglich: „sind sie von dem ganzen Zusammenhang auch bereits so vil unterrichtet, daß sie auch, was Ihnen einfällt und Sie noch nicht gemeldet haben, gar wohl mit einfliessen laßen oder weiter aus und ausführlicher melden können; und wenn Sie etwan nicht Zeit haben, so können jene das nöthige melden und berichten". Vgl. Nr. 406 mit Anm. 15 und N r . 425. Für die Zeit bis zum 9. 2. 1768 ( = Nr. 424) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1768 den 3 Febr.'habe ein Paquetgen von London empfangen, worin enthalten 1) Ein paar Zeilen von H W m Pasche dat. d 22sten Septembr: 1767 2) V o n Sr: H o c h w : H . Consistor i a l Rath Frfancke] den 4 t c n Bogen in füll dat: Halle d 21sten Ag: 1767. [ = Nr. 406] 3) ab eodem noch 1 Bogen P.S. datirt Halle d 5"" Sept: 1767 [ = Nr. 408]." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 252; vgl. Tappert II S. 352).
424. An F.W. Pasche
Philadelphia,
9. 2. 1768
Extract aus Ejusd. Schreiben an Ditto 1 dat. Phil, d 9 Febr. 1768. Ich habe eben so viel Zeit, daß die letztern wichtigen Schriften agnosciren kann, als: den 3ten Febr. empfieng ein Paquet 2 worin enthalten a) ein Schreiben von Ew. dat. d. 22 sten Sept. 1767. b) V o n Sr. H o c h w . Hn. Consistorial Rath den 4ten Bogen in füll dat. d. 21 sten Aug. 1767 c) noch einen Bogen P.S. dat. d. 5ten Sept. D a nun Morgen Gfeliebts] G[ott] das erste Schiff von hier durch die noch mit Eis gehende Revier [Delaware] zu versuchen und nach London zu gehen gedenckt, so habe nicht unterlaßen wollen dieses Acknowledgement und zugleich 10 Bogen Contin[uatio] Anmerckungen auf zu geben. 3 In Eil noch wegen der Hall, für 100 hiesiger Cúrrente zu melden (Medicin und £ ist aus gelaßen) 4 so sagte mir der H. Keppele, er hätte an seine Kaufleute in London Ordre gegeben, wenn dergleichen käme, so solten sie es mit anderer Waare hieher an ihn senden, und es wäre Kaufmans Gebrauch, daß man 6 Monathe nach
Nr. 423/424
18. 1 . / 9 . 2 . 1768
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Empfang der Waare bezahlete. Ob nun dergleichen mit der Artzney auch angehe weiß ich nicht. Die Bezahlung kann und soll durch die Kaufleute an Se. Hochwürden Herrn Hoffprediger Ziegenhagen richtig geschehen. Ich weiß nur nicht wie es mit dem Ris[i]co von Halle auf London gehet, ob es bis dahin assecuriret wird? Von London bis hieher wird die meiste Waare assecurirt. Es ist freylich viel Nachfragens nach der Essfentia] dulc[is] und pulv[is] vitalfis] und Miltz Essentz etc. und wenn es nur einmahl in sicherm Gange wäre, so könnte ziemlich abgesetzt werden, und man könnte auch das Geld voraus assigniren. Ich kann mich nicht mit dem Verkauf einlaßen, weil nicht Zeit und Kräfte habe. Bitte Ew. wollen mein confuses Schreiben gütigst excusiren, denn ich bin schwach und zerstreuet, und spüre Mangel am Gedächtniß das sonsten die stärkste Facultaet bey mir war. Mach End o Herr! mach Ende an aller meiner Noth etc.5 Mit dem aller devotest- und demüthigsten Respect an die Theurest-Hochw. Väter Z[iegenhagen] und Fr[ancke] ersterbe Dero elender und geplagter Knecht Mühlenberg. P.S. Meine aufrichtig und ernstliche Meinung war und ist noch, wenn ein Prediger für Philadelphia durch Gottes Gnade aus gefunden werden könnte, so möchte H Schulze der Rector und der neue der zweyte Prediger seyn 6 , und ich wolte mich ins Land setzen: denn es ist unmöglich für mich und meine Familie wenn ich noch ein paar T a g e leben solte, in Philadelphia aus zuhalten. Wenn es aber mir so gut nicht werden kann, so muß zufrieden seyn und desto hertzlicher um ein selig Ende bitten. H Schulz ist Gottlob wieder gesünder, weil sichs in der Crisi auf die gute Seite lenckte. Sobald die Wege wieder passable werden, will die Hhn. Amtsbrüder P. P. Voigt und Krug bitten, daß sie schreiben.7 Nächst Frühjahr gfeliebts] G[ott] dencket H. Dr Wrangel von hier abzusetzen und über England nach Schweden etc. zu reisen. Er meinet im Monath Maii oder Junii, wenn er sobald fertig werden kann. Alsdenn werde Gelegenheit haben wenn es erlebe, vielerley mit zu senden. 8 Abschrift von Pasches Hand in AFrSt JVC 13:34b S. 296}.; LC Abt. HIVFach Auch in HD S. 209^f. 1 2 3
4 5 6
E Nr. 9 S. 296f.
Folgt unmittelbar auf N r . 422. Vgl. N r . 423 Anm. 13. Erhalten in A F r S t IV H 20 S. 9ff.; abgedruckt in H N 1 S. 985ff. und H N 2 Bd. 2 S. 452ff. Vgl. N r . 422 mit Anm. 24. E n d e Februar schickte Mühlenberg einen weiteren Teil dieser Beispielsammlung, die mit dem Lebenslauf seines Schwiegervaters C o n r a d Weiser beginnt und insgesamt 50 Exempel umfaßt: „ A n n o 1768 zu A u s g a n g e Februarii sind mit Jeremia Warders S c h i f f e C a p t : C o x 3 Paquetgen von diesem J a h r e mit 12 B o g e n voll Anmerckungen nach L o n d o n gesandt." ( P M 95 A N r . 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 2 5 2 ; v g l . T a p p e r t I I S . 352). Bezieht sich auf Nr. 408 (vgl. dort Anm. 4); ergänzender T e x t in Klammern von Pasche. Vgl. die 12. Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine W e g e " von Paul Gerhardt. Dies zur Antwort auf Franckes F r a g e in N r . 406 S. 534 Punkt (6.).
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Die Briefe des Jahres 1768
Vgl. Nr. 425 und Nr. 428 Anm. 19 (6); zur Vorgeschichte Nr. 406 mit Anm. 15. Wrangel reiste erst am 1. 9. 1768 ab; vgl. die Tagebucheintragung in Nr. 435 Anm. 4.
425. J. A. Krug an M.
Reading, 7. 3. 1768
Hoch Ehrwürdiger Vater Dero väterliche Ruthe hat dismal durchgedrungen und mich sehr verwundet. Sie haben Recht und wohl gethan daß Sie so hart zugeschlagen haben und ich muß gestehen, daß ich sehr gesündiget, und Ihnen die meiste Arbeit und Verdruß gemacht, daß ich bis her so nachläßig im Brief-Schreiben nach Teutschland gewesen bin. Ich kan mich nicht länger mehr entschuldigen sondern muß das Kind bey dem Namen nennen. 1 Nun verzeihen Sie es mir und zürnen nicht länger mit mir. Hier sind 3 Briefe und ein Stück von meinem Diario. 2 Ob ich gleich bisher alle Tage dran gewesen bin, so habe doch nicht mehr fertig machen können, als was Sie sehen. Haben dieselben Zeit, so sehen Sie es durch und wo es zu ungeschickt ist, so verbeßern Sie es und schicken mir es zurück. Nur laßen Sie es andere nicht wißen, damit ich nicht ausgelacht werde und dadurch ins künftige noch träger werde zum Schreiben, als ich bisher gewesen bin. Den H. Consistorial-Rath Francken habe gebeten 5 £ Pensylvanisch Geld an meinen Vetter für meine Stiefmutter und Geschwister auszahlen zu laßen. Ich habe versprochen solches Geld hier an Ew. HochEhrw. mit Gottes Hülfe zu bezahlen. Dieselben werden also die Gütigkeit haben und Bandsmann 3 für mich werden bey Hochw. und Theuresten Vater dem H. D. Francken. Es haben Dieselben mir es ersparet, da nicht gleich nach meinem Verlangen die Bücher gekauft, welche mir nicht nöthig sind, da Sie mir Ihr Ludewigs Dictionary 4 zum Gebrauch eine Zeitlang angeboten haben. Das deutsche und englische habe ich von H. Voigten und brauche also nur das englische und deutsche Dictionary. Welches Sie mir bey Gelegenheit belieben mit zu übersenden mit den andern Büchern nemlich den Bibeln. Wenn Sie Fresenii Epistelpredigten 5 bey Gelegenheit um einen wohlfeilen Preis etwa 18 oder 20 Schillinge kaufen können, so bitte gehorsamst es mir zu schicken. Die Lancäster haben mich durch Dfoctor] Kuhn ersucht einen Sonntag bey Ihnen zu predigen und D. Kuhn schreibt daß es mit Ihrer und des H . Probst Wrangel Bewilligung geschehe. Ich habe daher versprochen D[ominica] Judica als den 20 Märtz mit Gottes Hülfe droben die Gemeine zu bedienen. Vorigen Sonnabend war der iunge H e r r Kurz bey mir, und weil ich eben in aller Eil einen Brief schreiben muste nach Lancaster so hatte er unter meinen Sachen Ihren Brief 6 gefunden und gelesen, und da ich es gewahr wurde wolte ich ihn nicht stören weil ich dachte daß nichts heimliches drinnen wäre. Er ward dadurch so gerührt daß er sagte: Er wollte auch einen Brief an Hochw. Väter schreiben. Ich bat ihn solches ie eher je lieber zu thun, und ließ ihn auch lesen was ich damals aus meinem Diario ausgeschrieben hatte.
Nr. 4 2 4 / 4 2 5 / 4 2 6
9. 2./7. 3./16. 3. 1768
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Uebrigens sage herzlichen D a n c k f ü r alle Liebe so dieselbe mir erzeigen, bitte darinn f o r t z u f a h r e n und verbleibe unter herzlichen G r u ß an Ihre werthe Familie, Frau H a n d s c h u e n und H . D. Wrangel Readingen d 7 Martii 1768.
H o c h Ehrwürdiger Vater Dero gehorsamer Sohn Joh. And. K r u g
Reinschrift in AFrSt IVC 13:40 S. 335-337; LC Abt. HIVFach E Nr. 9 S. 335—337. Auch in HD S. 2046— 2048. — Auf der ersten Seite hat Mühlenberg notiert: „an Heinrich Mühlenberg. Empfangen d 14 Mart: 1768." 1 2
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Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1321. Vgl. Nr. 406 mit Anm. 15. Ein Tagebuch Krugs (aus dem Jahre 1764) ist erhalten in H D S. 1 9 1 1 - 1 9 2 0 . = bondsman, dt. Bürge. Christian Ludwigs „Teutsch-Englisches Lexicon" (Leipzig 1716 u.ö.) und „Englisch-TeutschFrantzösisch Lexicon" (Leipzig 1706 u.ö.). Johann Philipp Fresenius' „Heilige Reden über alle Epistolische Texte" (Frankfurt 1755). Nicht erhalten. Vgl. Nr. 424 mit Anm. 7.
426. An
[Roemer]
Philadelphia, 16. 3. 1768
Philad: d 16 Mart: 1768. Geehrt und geliebter Freund in Christo, f ü r sein treuhertzig und geliebtes Schreiben vom 14 Sept a[nni] pfraeteriti] 1 sage hertzlich = und schuldigen D a n c k ! Ich hätte schon längst darauf antworten sollen, wenn mir in demselben nicht H o f n u n g gemacht worden, daß wir mündlich mit einander sprechen würden, und ich nicht so sehr mit allerhand Zeit wegnehmenden Geschafften über h ä u f f t und schwächlich wäre. Es war mir sehr leid, daß ein Misverständniß in Ihrer Gemeine entstanden, und kan wohl versichern, daß mit meinem Schreiben vom 27 Maii a p2 nicht intendirte jemanden zu beleidigen, und solte mir leid seyn, wenn jemanden ohne meinen Vorsatz damit gekräncket hätte. D e n n 1. S.W.E H . P f r : Schwertfeger hatte nicht über gel. M r : Roemer namentlich, noch weniger über Sr: W . E H . P f r : Otterbein 3 geklagt, sondern nur meine Meinung gefragt, wie man sich in solchen Zufällen weißlich zu verhalten hätte? U n d meine A n t w o r t von Parthey Geistern w a r nur general wie es in diesem Theil der Welt ergangen, und wie man dagegen wachen müßte. 2) Es sey ferne, daß ich den lieben H P f r . Otterbeyn der Sectirerey beschuldigen solte. D e n n ich habe die Ehre gehabt ihn bey der A n k u n f f t in N e u y o r k zu bewillkommen. Ich weiß, daß er als ein ordentlicher reformirter Lehrer von der H o c h w : Synode erkant,
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Die Briefe des Jahres 1768
ordentlich gesandt, und nicht selbst ohne Beruf gelauffen ist4, habe mit vielem Vergnügen von seinem heiligen Ernst und Eifer gehört wie gern er dem Ertzhirten Jesu Christo5 Seelen zu führen wolle und auch Gelegenheit gehabt vor verschiedenen Jahren mich in seinem Umgange zu erbauen. 3) Meine gegebene Meinung in meinem Schreiben No: 9 war diese a) wenn zwischen ihm, und dem ordentlichen Lehrer der gleichfalls von der Hochw: Synode gesandt und der ordentlichen reformierten Gemeine in Friedr[ichs]t[own] ein Streit obgewaltet, so wäre es nicht rathsam gewesen, wenn ihn die Luth: Gemeine nötbigen wolten in ihrer Kirche zu predigen, b: Und ich hielte den Hn. Pfr O. so klug, christlich, und vorsichtig, daß er bey so gestalten Sachen auch nicht würde gethan haben, wenn ihn gleich der gantze Luth. Kirchen=Rath würde darum gebeten haben, denn ein ordentlicher Diener des Evangelii /: wie ich den H. Pfr: dafür halte :/ sey klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben.6 Anders konte ich nicht urtheilen, wenn es auch mein leiblicher Vater, oder bester Freund in der Welt wäre. Zum Ex: Ich hatte vor diesem einen Amts = Bruder in Germantown.7 Die Germantowner Gemeine wurde aufgestiftet.8 Das neu kommende Volck empörte sich durch die Anstiffter gegen den grösten Theil des Kirchen Raths und die ältesten Gemein Glieder, welche die Kirche mit ihrem sauren Schweiß und Blut erbaut hatten und gegen den Prediger. Ich sagte: wir sind nicht gesandt um Kirchen Gebäude zu fechten und zu balgen, wir wollen so gleich unsern Amts = Bruder in andere Gemeinen setzen und den Staub abschütteln.9 Die verstoßenen Altesten und Glieder hielten mit Thränen an, wir solten den Prediger bey ihnen laßen, und mietheten ein Haus, worin sie ihren Gottes = Dienst hielten, und wolten nicht processen um die Kirche. Nach etlichen Jahren als die reform: Gemeine in Germfantown] keinen Prediger hatten, war der reformirte Kirchen Rath so gütig und bot unserm Häuflein an, daß wir in ihrer Kirche Gottes Dienst halten mögten. Ich frug, ob der gantze Kirchen = Rath und Gemeine einstimmig wäre? und ob sie sich nicht fürchteten für den unordentlichen Hauffen an der Luth: Kirche? Antwort: sie wären alle einstimmig, und hielten nichts von dem unordentlichen Hauffen und ihren aufgerafften Predigern. Solcher gestalt nahmen wir die gütige Anerbiethung der reformirten mit Dancke an. So war aber der Casus oder Zufall in Fr[ederick] T[own] nicht, sondern ich sähe aus einem lateinischen Briefe von dem Engl. H. Pfr: Bacon10, daß ein ordentlicher Lehrer an der reform: Gemeine stunde, der auch von der Hochw: Synode gesandt, und daß zwischen dem besagten Lehrer und H. Pfr: Otterbein ein Streit obwaltete, und des wegen war mir bange, der ordentliche Lehrer und seine Gemeine mögten es übel nehmen, wenn unsere Gemeine den H. Pfr: O nöthigen wolte, in ihrer Kirche zu predigen, und gedachte auch H. Pfr: O: sey so klug, christlich und vorsichtig, daß ers nicht thäte, wenn er gleich darum gebeten würde}1 Diese meine einfältige Meinung wird mir hoffentlich Niemand übel deuten, denn ich habe leider in den 20 Jahren meines Hierseyns Streitigkeiten genug erfahren, und rathe gern zum Frieden. Wenn in Fr. T. kein Misverständniß zwischen der ref: Gemeine, ihrem ordentl. Pfr: L[ange] u und H. Pfr: O gewesen, so hätte unsere Gemeine wohl gethan, wenn sie den H. Pfr. O. genöthiget,
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16.3.1768
und er würde es auch aus christl. Liebe wol nicht versagt haben. Als ich vor vielen Jahren einen Besuch in Fr: T. that, so war die ref: Gemeine so freundlich und liebreich, daß sie mir ihre Kirche offerirte. Und wenn der ordentliche Lehrer aus Friedrt: oder H . Pfr: Otterbein, oder einiger ordentl. reformirter Lehrer nach Philadelphia käme, mit der ordentl. ref: Gemeine in gutem Vernehmen und Einigkeit stände, und auch in unsern Kirchen predigen wolte, wir solten ihn mit Freuden hören. Wenn aber Streit und Zwiespalt ist, so läßet sichs nicht wol thun, wenn man Öhl ins Feuer gießet. 13 Übrigens hat michs sehr erfreuet, daß mein alter treuhertziger Freund und Bruder Mr: Roemer geschrieben, er verlaße die Kirche nicht, halte vest an der Evangel. Lehre und Glauben! Sey getreu bis an den Tod, so will ich dir die Crone des Lebens geben !u O ich wünschte ihn noch ein mal zu sehen und zu sprechen ehe denn ich sterbe! Grüße er doch seine liebe Frau und Kinder von mir hertzinniglich! Bitte auch den H. Pfr: Schwertfeger, Mr: Grosch und alle übrige alte Freunde zu grüßen! Ich verbleibe sein aufrichtiger alter Freund H : M.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765-68 1
S. 15—17.
Nicht erhalten. = Nr. 404. 3 Vgl. Nr. 404 Anm. 25. 4 Vgl. Jer 23,21. 5 Vgl. 1 Petr 5,4. 6 Vgl. Mt 10,16. — Mühlenberg zitiert aus Nr. 404 S. 524. 7 Johann Friedrich Handschuh. 8 Zum Verlauf des Streits in Germantown Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 138; Nr. 230; Nr. 233 und Nr. 238 sowie Nr. 304; Nr. 305; Nr. 327; Nr. 330 und Nr. 346. 9 Vgl. M k 6,11 par.;Apg 13,51. 10 Nicht erhalten; vgl. Nr. 404 mit Anm. 3. 11 Zitiert aus Nr. 404 S. 524. 12 Karl Lange, 1731 in Innsbruck geboren, war im September 1766 als ordinierter Prediger nach Amerika gekommen (vgl. Nr. 386 mit Anm. 11) und hatte die Nachfolge Otterbeins in Frederick T o w n angetreten. Seine starr-orthodoxe Haltung führte zum Konflikt mit der Gemeinde und Otterbein, der auch noch nach der Ankunft Langes dort predigte. Die Angelegenheit wurde vor den Coetus gebracht, der Lange nahelegte, sich um eine Berufung durch eine andere Gemeinde zu bemühen. 1768 verließ er Frederick T o w n und suchte ein neues Betätigungsfeld in Virginia. Vgl. Minutes and Letters of the Coetus of the German Reformed Congregations in Pennsylvania, 1 7 4 7 - 1 7 9 2 , Philadelphia 1903, S. 2 5 3 - 2 5 5 , 2 6 1 ; Glatfelterl S. 78. 13 Sprichwort. Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 998. 14 Apk 2,10. 2
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427. An]. A. Neidhard1
Die Briefe des Jahres 1768
Philadelphia, 25. 3. 1768
Hochwürdig = Hochgelahrt, Hochzuehrender Herr Superintendent, Endlich muß es wagen Ew Hochw. noch vor meinem Abschiede aus der Ferne mit Schreiben anzulauffen, in Hofnung nicht beschwerlich zu fallen und Dero wichtigern Amts = Geschaffte zu unterbrechen, sondern eine gütige Aufnahme zu finden. Ew Hochw: haben Dero geneigtes Andencken meiner geringen Person unverdienter weise zu verschiedenen Malen durch gewesene Beicht Kinder mündlich bezeugen laßen, welches mir jeder Zeit wie ein Balsam aufs truckne Haupt 2 und Cordial fürs matte Hertz 3 und ein Antrieb vor dem Gnaden = Thron gewesen, Dero theuren Person und wichtigen Station im Reiche Christi zu gedencken. Ich werde hoffentlich nicht irren, daß Ew Hochw: in den gesegneten Glauchischen Anstalten zu Halle persönlich gekant und durch Dero Umgang erbauet worden 4 , und getrauete mir noch, wenn ein Mahler wäre Dero liebreich = ernstlich Angesicht nach den Lineamenten zu entwerffen, welches ich beßer als ein Frembder könte, weil Dero von oben gesalbten Geist der die Züge formirte zu kennen das Vergnügen gehabt. Ist dem also, so habe Theil an ihnen, wie Paulus sagt: alles ist Euer. 1 Cor: 3,21 =23. und freue mich von Hertzen, daß der große Hirte der Schafe 5 Dero Leben und Kräffte in seinem Dienste zum Besten der anvertraueten Heerde bisher erhalten, und flehe desto mehr, daß Ers continuiren möge bis ins graue Alter, je weniger der treuen Arbeiter in der großen Erndte 6 zu finden sind. Wie es in diesem Theil der Welt mit dem Schiflein Jesu unter den Wellen7 ergehe, werden Ew Hochw: aus den Nachrichten 8 zu ersehen belieben. Per varios casus etc. per aspera etc.9 denn wir haben in der alten und neuen Welt mit einerley Feinden zu streiten, und einerley Waffen = Rüstung Ephes:6 10 nöthig, obwohl die Wendungen Lincks und rechts, sich nach den Methodeias, Krieges Listen und Räncken des verschmitzten Feindes und listigen Practici richten müßen. Mit unsrer Macht ist nichts gethan etc.11 Herr hilf uns, daß wir nicht verderben! 12 Ich werde alt und des Fechtens müde, wünsche als ein Invalid abgedanckt und in den ewigen Hütten 13 mit dem Gnaden Brod versehen und durch muntere Jüngern treuem und hertzhafftern Arbeitern und Streiter abgelöset zu werden. O helffen Sie doch bitten, daß der Herr treue Arbeiter auch zu dieser Americanischen Erndte aus stoßen, oder aus werffen wolle! Hier ist nur erst Ecclesia Plantanda oder Colligenda wo Arbeiter Streiter und Mitleider nöthig sind und nach des Ertzhirten 14 Wort, klug wie Schlangen, und ohne Falsch wie Tauben 15 seyn solten. Ach wer ist hier zu tüchtig?16 Ich nicht. Dieses als mein wichtigstes Anliegen voraus gesetzt, so habe noch ein kleiners, welches Ew Hochw: in herablaßender Liebe entschuldigen und nicht ungeneigt vernehmen wollen, nemlich: es ist hier eine lebendige Frauens Person Anna Catharina Müllerin, die laut ihres Taufscheins Anno 1712 d 23sten Martii zu Creutz = Wertheim dem Jacob Müller von seinem Eheweib Maria Barbara geboren, von Anna Catharina des Christoph Senflebens Tochter über die heil: Tauffe gehoben. Bemeldte Anna Catharina Müller sey 1752 von Creutz = Wertheim weg gezogen, da ihr
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25.3.1768
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Vater Jacob Müller noch gelebt. Sie habe ihrem Vater vorher sechs Gulden vorgestreckt, und da sie weg gezogen, haben sie von ihrem Vater zehn Gulden, und also vier Gulden über ihr geliehenes empfangen. Da sie nun die 15 Jahre sich hier in Philadelphia auf, und zu der Evangelischen Gemeine an der St Michaelis Kirche treulich gehalten, sich ihrer Hände Arbeit ehrlich und säuerlich ernähret und einen Christlich = ehrbaren Wandel geführet, nun aber alt und gebrechlich wird, und der Nahrung nicht hinreichend mehr nachkommen kan, und vernommen daß ihre beyderseitige Eltern mit Tode abgegangen, und sie als ein ehlich erzeugtes Kind, ihren Erbtheil zu fodern hat; so nimt sie nächst Gott ihre Zuflucht zu Ew. Hochwürden mit unterthänig-kindlicher Bitte, Dieselbe wolten geruhen, daß sie eine nach hiesiger Art gerichtliche Vollmacht zu stellen, sich erkühnet, in demuthsvoller Zuversicht, daß Ew. H o c h w : mögten durch tüchtige Personen, ihren Erbtheil zu erhalten suchen, in Empfang nehmen, die verursachten Kosten abziehen und das übrige an Sr: Hochwürden Herrn Doctor und Consistorial Gotthilf August Francken oder aber Agenten zu über machen geruhen. So bald ich denn von daher Nachricht bekomme, daß es dahin geliefert, und wie viel die Summa an Luisd'ors nach Abzug der Unkosten betragen, will es hier an die arme Waise Anna Catharina Müllerin auszahlen, oder auszahlen laßen. 17 Sie hat versprochen ein Scherflein davon an unsern armen und schweren Zions Bau in Philadelphia zu geben; ich habe die Vollmacht an Ew. H o c h w : und den Brieflein an ihre Freunde mit bey gelegt. Solte ich die Ehre und Vergnügen erleben von Ew. Hochwürden noch ein paar Zeilen zur Antwort zu bekommen, würde michs sehr erfreuen und antreiben ein solches zu erwiedern und durch Gottes Gnade zu bezeugen wie sehr verlange zu verharren Ew. Hochwürden etc., meines Herrn Superintendenten und theuren Gönners demüthig verbundener Knecht Philadelphia d 25 Mart: 1768.
H : M.
1) Einen Brief mit eingeschloßen von Anna Catharina Müllerin an ihren Bruder Johan Georg Müller, Sternwirth in Creutz = Wertheim. 2) Die Vollmacht war vom 17ten Mart: 1768 unterschriebene Zeugen Michael H o t z , Peter Kurtz. 3) Ein Brieflein von der Tannebergerin an H . Neidhard. Entwurf von Mühlenbergs Hand im Tagebuch inn PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 18—20. — Im Anschluß an den Brieftext notiert Mühlenberg: „Address: A Monsieur Monsieur Neidhard, premier Pasteur et Superintendant tres Reverend a Wertheim sur le Mayn. An Sr: Hochwürden Herrn, Herrn Neidhard, Consistorial Rath und Ober Pfarrherrn, der gefürsteten Grafschafft Wertheim in Wertheim am Mayn." 1
Johann Andreas Neidhard (1717—1787), seit 1746 Stadtpfarrer und später bis zu seinem Tod Superintendent und Oberpastor in Wertheim.
596
Die Briefe des Jahres 1768
2
Vgl. Ps 141,5.
3
Vgl. Jes 1,5. In seiner Selbstbiographie erwähnt Mühlenberg Neidhard nicht. Vgl. Hebr 13,20. Vgl. Mt 9,37; Lk 10,2. Vgl. Mk 4 , 3 5 - 4 1 par. Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in H N 1 (sowie H N 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinden in Nord = America, absonderlich in Pensylvanien". Per varios casus per tot discrimina rerum. Durch wie viele Vorfälle, durch so viele gefährliche Situationen hindurch (vgl. Vergil, Aneis 1, 204). Per aspera ad astra. Auf rauhem Weg zu den Sternen. Vers 11 — 17. Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. Vgl. Mt 8,25. Vgl. Lk 16,9. Vgl. 1 Petr 5,4. Mt 10,16. Vgl. 2 Kor 2,16. Am 24. 2. 1773 erhielt Mühlenberg Neidhards Antwort und zahlte daraufhin £ 22 an Anna Catharina Müller; vgl. PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 74 und Tappert II S. 536.
4 5 6 7 8
9
0 1 2 3 4 5 6 7
428. An F. W. Pasche
Philadelphia, 30. 3./18. 5. 1768
anSr: W. E. H n : W m Pasche Wohl Ehrwürdiger in Christo theurer Gönner, und Br[uder] Ew. Wohl Ehrw: letzers empfieng den 3 Febr. 1768.1 von dato d 22 Sept: 1767. eingeschloßen a) der 4te Bogen von Sr: Hochw: theuresten Herrn Consistorial Rath Frfancke] dat: d 21 Aug: a[nni] pfraeteriti] b) noch ein Bogen P.S. dat d 5 Sept: a.p. Ich habe vom Anfange Anni curr[entis] einmal nach dem andern geschrieben, und wie es beym Lichte besähe, waren alle Paquete auf einem Schiffe, das ein gefroren, welches erst zu Aus gange des Februar: abgieng. In einem Paquete hatte 2 Bogen, und im andern 10 Bogen Journal oder Anmerckungen über Verstorbene. 2 Seit der Zeit habe von Revdls pastoribus Hh. Voigt und Krug Paquete zur Bestellung bekommen und etwa auch bey 24 Bogen von meinen Anmerckungen abschreiben laßen und noch neben Schrifften. 3 Weil solche Sachen aber zu hoch am Post Gelde lauffen mögten wenn sie paquet Weise schickte, so habe gedacht, es mögte leichter gehen, wenn alles offen in ein Kistgen packte, und es durch den jungen Herrn Keppele an seinen Kaufman in London absendete, der es nach Kensington zu Sr: Hochw: Herrn Hofpr: und Ew. Wohl Ehrw: befördern würde.
Nr. 427/428
25. 3./30. 3., 18. 5.1768
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Dabey wol diese Bitte sehr nöthig, ob Ew. Wohlehrw: die Briefe von H h . Voigt und Krug etc. welche ein Siegel gehabt, wieder zu versiegeln belieben mögten. Denn ich sorge, wenn ein solch Kistgen im Custom House erbrochen, und versiegelte Briefe darin gefunden würden, daß solches wieder das Post Reglement lauffen dürffte. Was aber ohne Jurnals oder Papieren sind, daran hat wol keiner was zu fodern; wie ich glaube, daß das Kistgen mit den Tractaetleins etc. welches auf eben die Weise sandte, nicht so hoch mag gekommen seyn. Das beyliegende Paquetgen an den H n : Superintendent Neidhard in Werthheim 4 , wollen Ew. WohlEhrw. geneigt mit einem Wörtlein nach Halle recommendiren, daß es von da aus nach Werthheim promovirt werden mögte. Die Brief Unkosten werden vergütet, wenn etwa die kleine Erbschafft nach Halle komt, und kan vielleicht, nebst der Frau Witwe Handschue ihrem zu fodernden Theil von ihres sei. Mannes H n : Bruder zur Bezahlung der Arzeney, wenn sie ja kommen solte, gebraucht werden, welches leichter wäre als Geld von hier auf London, oder p/er/Wechsel zu übermachen. Der barmhertzige Gott hat mein Leben diesen Winter durch noch gefristet, und mich schon ein paar Schritte wieder übers Aequinoctium 5 thun laßen, laborire aber schon wieder an Brust Beschwerden und Catharral Fiebern, welche sich gemeinichlich zweymal des Jahrs um die Aequinoctia einfinden. Die Zimmerleute und Schreiner sind in voller Arbeit um den Zions Bau zu vollenden, wenns Gott beliebt; und wir beyde Prediger haben über 80 junge Leute im Unterricht, welche nächsten Charfreytag gfeliebts] G[ott] confirmirt werden Sölten. Und da ich gezwungen bin gleich den T a g nach Ostern g: G. in der noch rauhen Zeit, da wir noch Schnee und schlackligte Witterung haben, eine Reise nach Lancaster zu thun 6 , um auch über 70 junge Leute in der vacanten Gemeine zu unter richten und zu confirmiren, und auch die erste Woche im Monath Maii nothwendig in Jersey bey den Gemeinen in Neugermantown und Bedminster, wegen der fernem Introduction des erlangten Charters seyn solte 7 , und bey den schlimmen Wegen zu Pferde reisen muß, nemlich 66 Meilen hin, und eben so viel zurück, und wenig Kräffte dazu fühle, so muß lediglich auf die Hülffe, Schutz und Beystand des allmächtigen und gütigsten Erlösers hoffen! Und das ist auch die Ursache, warum diese Zeilen in Eil und Confusion schreibe, weil gerne die obbemeldten Papieren vor meiner Abreise einpacken, und sie auf eine Gelegenheit zur Absendung bereit haben wolte. 8 Aber ach! wie ängstlich ist es hier, wenn einer von uns beyden auf die Reise, und der andere der weile allein unter der Last bleiben muß, zumal da die Michaelis Kirche zu klein, und die Hälffte der Gemeine in deßen Sontags zerstreuet gehen muß. Solches thut schaden. Wenn sie aber alle in einer Kirche Raum hätten, so könte es ein Prediger zur N o t h eher versehen. Mit tiefster Ehrerbiethung gegen Hochwürdige Väter und sehnlichen Wunsch für Dero Wohlseyn und erträgliche Gesundheit, und mit schuldiger Hochachtung gegen Ew. Wohl Ehrw: meines geneigten Gönners und Bruders verharre Dero unnützer Knecht
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Die Briefe des Jahres 1768
Philadelphia d 30sten Martii 1768 Mitwochs vor Ostern.
Henrich Mühlenberg.
P.S. Weil keine Gelegenheit fand obige Zeilen mit dem Paquet vor meiner Reise ab zu senden und in meiner Abwesenheit mit Capt: Sparks ein Paquet von London hier angekommen, so nehme die Freiheit demüthig zu agnosciren 9 neml. April d 21sten 1768 empfieng p[er] Capt. Sparks a) Ein Geehrtes von Sr: W: E. H. W m Pasche dat: Kens[ington] d 11 Febr: 1768 b) ein Kistlein mit 2 Dozen Engl. Schatzkästl.10 N.T. etc. Meine 2 obbemeldete Reisen habe vom 6 April a[nni] c[urrentis] bis auf den 16 Maii a c unter Gottes Schutz und Erbarmung mit vieler Mühsamkeit und Beschwerde vollendet und bin gestern Nachmittags am 17ten Maii heimgekommen. In Lancaster habe 101 Personen, worunter 18 verehlichte theils schon alte Leute unterrichtet und confirmirt, wobey sich manniche Segens = Spuren geäusert, nach meiner schwachen Einsicht. Aber ach! wie weh thut mirs, wenn eine so große Gemeine wegen Mangel tüchtiger Arbeiter, ein Raub des Wolfes, zerrißen und verlaßen werden solte! Betrübt! daß in solcher Anstalt wie Glaucha, nicht ein Seminarium für Asia und America auf gerichtet worden! qui vult finem etc.11 H. Pfr: Schultz ist durch Gottes Gnade gesund und starck gewesen und hat sich tapffer gehalten in meiner Abwesenheit; er muß aber gleich nach Pfingsten die Gemeine in Lancaster besuchen, und mich allein in Philadelphia lassen! Die Lancaster Gemeine stehet in der vesten Hofnung H. Schultz müße ihr Prediger werden. Die Gemeinen in Neugermantown und Bedminster leiden Noth von allen Seiten, weil kein Hirte da ist. Der Wolf erhaschet und zerstreuet die Schafe!12 Könte ich nach Göttlichem Willen mich in eine oder andere dieser Gemeinen setzen, entweder in Lancaster oder Neugermantown; so wolte durch Gottes Beystand neben dem Amte noch junge Leute zu Catecheten bereiten. Es haben sich aufs neue wieder bey 6 Gemeinen in Pennsylvania gemeldet und sehr um 2 Arbeiter angehalten. 13 Es ist mir unmöglich zu begreiffen, warum so mit Händen und Füßen gebunden seyn muß, daß weder auf der einen, noch andern Seite dem agonizirenden Werck in der Noth meine letzten Stunden nach Wunsch widmen kan. Befiehl dem Herrn deine Wege etc.14 Herr Dr: Wrangel nimt hier Abschied und gedencket im Sommer noch von hier abzureisen.15 Gestern bekam die betrübte Nachricht von H. Pfr: Zublin16, daß H. Missionarius Lemke in Eben Ezer am letzten Oster Montage zur ewigen Ruhe gegangen!17 So ersterben die erwachsenen fruchtbaren Bäume ein nach dem andern, und wir haben keine Nursery oder Baumschulen. Ein jedes Land und Nation solte Seminaria haben und Pflantzen ziehen, die sich für Clima und Erdreich schicken. Mach End, O Herr, mach Ende, an aller meiner Noth etc.18 so flehet Dero D[iener] Mühlenberg Maii 18ien 1768.19
Nr. 428 Reinschrift in AFrSt IVC 13:46 S. 396-399; HDS. 2186-2191. 1
30. 3./18. 5. 1768 LC Abt. HIVFach
599 E Nr. 9 S. 396—399. Auch in
Vgl. Nr. 423 Anm. 13. Vgl. Nr. 421 Anm. 13; Nr. 422 Anm. 24; Nr. 423 Anm. 13; Nr. 424 Anm. 3. 3 Zu den Briefen Krugs und Voigts Nr. 406 Anm. 15 und Nr. 425; zu den „Merkwürdigen Exempeln" siehe unten Anm. 19 (6). 4 Vgl. Nr. 427. 5 = (Tag- und) Nachtgleiche; am 21. März (Frühlingsanfang) und am 23. September (Herbstanfang). 6 Mühlenberg brach am 6. 4. nach Lancaster auf und kehrte am 26. 4. 1768 nach Philadelphia zurück. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 37—43 und Tappert II S. 3 5 2 - 3 5 6 . 7 Vgl. Nr. 403 Anm. 12. — Die Reise nach New Jersey dauerte vom 28. 4. bis zum 17. 5. 1768. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 43—46 und Tappert II S. 356—358 sowie Honeyman 12 (1927), S. 462—464. 8 Vgl. die Tagebucheintragung zum 30. 3. 1768 in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 252 und Tappert IIS. 352. 9 Dazu Anm. 19(3). 10 Karl Heinrich von Bogatzkys „A Golden Treasury for the Children of God". 11 Qui vult finem obtinere, media etiam habere debet. Wer einen Zweck erreichen will, muß auch die Mittel haben. Vgl. Lk 14,28. 12 Vgl. Joh 10,12. 13 Wahrscheinlich die Gemeinden, die sich nach dem Tod von Jakob Friedrich Schertlin an das Ministerium gewandt hatten, um einen Nachfolger zu erhalten, sowie mehrere Gemeinden westlich von Lancaster, deren Anliegen ebenfalls auf der Synode im November 1768 zur Sprache kamen. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 432 Anm. 2) zum 6. 11. 1768 sowie die Tagebucheintragung zum 30. 4. 1769 in PM 95 Z 8 1 7 6 8 - 6 9 S. 1 2 5 - 1 2 7 und Tappert II S. 387f. Demnach handelt es sich einerseits um die Gemeinden Macungie, Upper Milford, Saccona und Heidelberg (Lehigh County) sowie andererseits um Maytown, Donnegal, Middletown und Hummelstown. Es kann sich auch um die Gemeinden Jordan, Heidelberg (Lehigh County), Lynn Township und Egypt handeln, denen Mühlenberg Ende 1768 den Katecheten Johann Georg Jung zuwies (vgl. Nr. 449). 14 Ps 37,5 und Kirchenlied (vgl. Anm. 18). "5 Vgl. Nr. 424 mit Nr. 8. 16 Vgl. Nr. 364 Anm. 10. 17 Lemke war am 4. 4. 1768 gestorben. — Vgl. Bd. I Nr. 107 Anm. 28. 18 Vgl. die 12. Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. 19 Für die Zeit vom 30. 3. bis zum 23. 5. 1768 ( = Nr. 429) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freytags und Samhstags d 8 und 9 ten April.. . schrieb auch Briefe an die Meinigen in Philadelphia, an H. P: Krug in Reading und H Pfr: Kurtz Jun: in Earltown . . ." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 37; vgl. Tappert II S. 353). (2) „Samhstags A 16 A p r i l . . . Empfieng Briefe von Philadelphia etc." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 39; vgl. Tappert IIS. 354). (3) „Anno 1768: April 21: Ist Capt: Spark from London hier arrivirt. Mit selbigen habe Empfangen a) Ein Schreiben vom H. W m Pasche: dat: Kensington d 11 Febr: 1768. Darin meine 3 letzten Paquete vom Sept: und Nov: 1767 [vgl. Nr. 409 Anm. 33; Nr. 413 Anm. 18; Nr. 416 Anm. 4] agnoscirt so daß vom 1767 Alles zurecht gekommen b) ein Kistlein mit verschiedenen Engl. Schatzkästlein 2 dutzen, wie auch noch etliche deutsche N. T und andere Tractaetl." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 252; vgl. Tappert IIS. 354) Aus dem unter a) aufgeführten Brief Pasches zitiert Mühlenberg in seinem Bericht über den Kirchenbau in Barrenhill: „,So beruhet die hiesige zu haltende Collecte noch immer auf die Edirung der 10ten Pennsylv: 2
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Die Briefe des Jahres 1768
Fortsetzung, und kan nicht füglich eher vorgenommen werden, zumal bey den jetzigen sehr bedrängten Umständen der lieben Gemeine in der Savoy, und der Zerrüttung, so bisher auch in der neuen Kirche in Goodman's Fields gedauert hat.' Und in einer gedruckten Nachricht von den American: Gemeinen datirt Halle d. 22 Julii 1768 am Ende des 17§ im Vorbericht heißt es also: ,Da aber bishero die ein gelaufene milde Wohlthaten haben conserviret werden müßen, um die schwere Reise Kosten der gesuchten und nunmehr gefundenen neuen Prediger vornehmlich damit zu bestreiten; so ist man noch nicht im Stande gewesen zu Bezahlung der Kirchenschulden in Philadelphia und Barrenhill etwas nach Pennsylvanien zu übermachen; wird aber sich von Hertzen freuen, wenn man durch den göttlichen Segen in den Stand gesetzet werden solte diese beyden Kirchen etwas erkleckliches zu fließen zu lassen.'" (PM 95 Z 6 S. 58f.; vgl. PM 95 Z 6 S. 18; AFrSt I V F 8 S. 1 0 4 v - 1 0 5 ) . (4) „Montags d 9 Maii schrieb Briefe . . ." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 45; vgl. T a p p e n II S. 357). (5) „Maii d !9-en 1768: Empfieng 3 Briefe a) dat: Catores Township in York County d 17 April 1768. b) dat: Canewage d 13 April: mit einer Copie dat: d 10 Aug: 1767 in York County Manheim Township. c) ein Schreiben von Valentin W e n t z und Nicolaus Wercking." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 49; vgl. Tappert II S. 358). (6) „Anno 1768 d 19 und 20sten Maii: habe ein Paquet Briefe versiegelt und ins Coffee H a u s in den Sack der Capt: Falconer und Storey gethan; darin war enthalten a) 1 Bogen an H . W m Pasche [ = Nr. 428], und agnoscirt, das letztern Paquet des H . W m Pasche vom 11 Febr: 1768 und Kistl: mit Schatzkästl. etc. etc. [siehe oben unter (3)] b) die Vollmacht an H . Superint: Neidhard [vgl. Nr. 427] c) Brief von D r : Martin an s[einen] Vater, d) H . P. Voigts Brief an H o c h w : Väter in Halle [siehe Anm. 3]. Ferner sandte ab ein Boxgen darin enthalten 1) der H h . P P. Voigt und Krugs Journals. 2) Von meinen Anmerckungen 26 Bogen. 3) Der Landmans Deutsche Advocat. 4) Copie von dem Charter der Jerseyer Gemeinen [vgl. N r . 403 Anm. 12]. 5) Copie von der Kirchen = O r d n u n g der Jerseyer Gemeinen [vgl. Nr. 403 Anm. 12] 6) 4 Piecen wieder den Americanischen Episcopatum 7. 2 Indianische Strumpfbänder 8) eine Ounce von Sassafras Blüte, und Pfirschen Blüte ana[log]. Das Boxlein sandte an H . Keppele Jun: welcher es an seinen Kaufmann in London recommendiren wolte." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 252 f.; vgl. Tappert II S. 359).
429. An [die Gemeinden in Codorus und Manheim]
Philadelphia, 23. 5. 1768
1) Gott ist ein Gott der Ordnung, und wer ihn fürchtet, der liebet Ordnung um Gottes willen. 1 Wollen wir Evangelische Christen und Gemeinen seyn, so müßen wir Christlich = Evangelische Ordnung halten und beobachten. Wollen wir aber Schwärmer und Sectirer werden, so müßen wir uns nicht EvangelischLutherisch nennen. 2) Mr: Wildbahn 2 wurde vor etlichen Jahren auf schrifftlich Anhalten etlicher Ältesten etc. von Winchester hier in Philadelphia von einer Committee des Rev: Ministerii geprüfft und im Nothfall erlaubt an dem Platz, bis auf weitere Untersuchung, die Sacramenta zu reichen. Als er den Ort verließ, so hörete sein Vollmacht auch auf. Cessante caussa, cessat Effectus. 3 3) Als Mr: Wildbahn sich in Canewage setzte, und die Gemeine durch ihre Abgeordnete auf dem Synod in Philadelphia seinent wegen eine Antwort foderte, so wurde ihnen eine schrifftliche Antwort ertheilet 4 , die sie noch haben werden, wie sie hier im Protocoll zu finden ist. 4) Seit der Zeit ist weiter nichts beschloßen.
Nr. 428/429
30. 3., 18. 5723. 5. 1768
601
Wenn also Mr: Wildbahn vorgeben solte, als ob ich ihn ordinirt, oder Vollmacht gegeben, die Heil. Sacramenta in Canewage, oder daherum zu administriren, so thäte er mir groß Unrecht, und versündigte sich sehr; denn es ist von mir nicht geschehen. Theilet er das Abendmahl aus ohne Ordination, so reißet er sich loß von unserer Evangelischen Kirche und derselben Ordnung, und so wol er, als seine Anhänger können nach dem Recht nicht anders angesehen und gehalten werden als unordentliche Menschen, Sectirer und Verstöhrer der Evangelischen Kirche, die Zerrüttung und Zertrennung anrichten, für welche man die ordentlichen Gemeinen öffentlich warnen muß, und gebühret ihnen nicht in unsern Kirchen zu dienen, haben auch kein Recht in denselben. Eine jede Verfaßung in diesem Lande hat ihre Regeln und Ordnung, und wer sich nicht denselben gemäß verhalten will, der hat Freiheit davon zu bleiben, hat aber nach den Landes Gesetzen keine Macht noch Recht, der geringsten Gemeine was in den Weg zu legen. Wenn dem also ist, wie unsere Mitbrüder von unsern vereinigten Gemeinen in Canewage geschrieben und geklagt haben 5 , so wäre mein vorläuffiger Rath und Meinung wie folget 1) die H h . Altesten und Vorsteher ihrer Gemeinen müßen zusamen in Vereinigung stehen, und einen ordentlichen Prediger je eher je beßer beruffen. 2) Und da Sr: W. Ehrw. H . Pfr. Schwertfeger in Friedrichstown der nächste ist, so mögte es meines Erachtens wol dienlich seyn, wenn sie ihn berieffen 6 , weil er mit in unserer Vereinigung steht. Denn es ist nicht rathsam, wenn die Gemeinen lange ohne einen ordentlichen Prediger bleiben, weil die Zerrüttungen immer größer werden, wenn kein Seelsorger bey der H a n d ist. Dieses ist meine vorläuffige Meinung und Antwort, welche Ew. W E. gel. H e r r Amts = Bruder Bager denen an mich geschriebenen Freunden und Mitbrüdern der vereinigt Evangelischen Gemeinen in Catores, Manheim etc. Townships, so bald als möglich ertheilen wollen, der ich verharre aller O r d n u n g liebhabenden Glieder und Mitbrüder dienstwilliger Henrich Mühlenberg p[ro] tfempore] Senior Philadelphia d 23 ten Maii 1768. Entwurf von Miihlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 Übersetzung in Tappert IIS. 358f. 1
S. 49f. Englische
Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1143. Vgl. das PS zu Nr. 332 S. 296f. mit Anm. 18 sowie Glatfelter I S. 164f. — Im Synodalbericht 1768 (wie Nr. 432 Anm. 2) findet sich zum 6. 11. eine ausführliche Darstellung von Wildbahns Werdegang wie auch der im folgenden angesprochenen Probleme. 3 Wenn die Ursache wegfällt, erlischt auch die Wirkung. 4 = Nr. 369. 5 Vgl. Nr. 428 Anm. 19 (5). 6 Am 22. 6. 1768 hatte Mühlenberg in Lancaster eine Unterredung mit Schwerdtfeger. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 40 und Tappert II S. 355. Vgl. auch Nr. 404. 2
602
Die Briefe des Jahres 1768
430. An G.A. Francke und F. M. Ziegenhagen
Philadelphia, 8. 6. 1768
An Sr: Sr: Hochw: Hochw H. Hofpr[ediger] Z[iegenhagen] und Consfistorialrat] Fr[ancke] Hochwürdigste, in Gott kindlich = und tief zu verehrende Väter und Wohlthäter! Ew: Ew: Hochw: Hochwürden wollen geruhen, daß meine besondere Noth und Anfechtung nächst Gott auch zu Dero Füßen legen dürfe, weil sonst Niemanden mehr auf Dießeit der Ewigkeit habe, dem etwas klagen dürffte, als Hochw: Väter, die im Creutzes Reiche durch viele Trübsal, Versuchung, und Anfechtung in der Nachfolge Christi bewähret worden, und Christlich Mitleiden gegen so schwache, gebrechliche und mangelhaffte unter welchen ich der elendeste bin, beweisen können und würcklich bewiesen. Ich gedachte nicht daß den vergangenen Winter noch erleben sollen, kam aber doch unter Gottes Erbarmung mit dem Leben durch! Im Monath Februar und Mart arbeitete mit H. Pfr: Schultz an 70 bis 80 etc. jungen Leuten in Unterrichtung zur Confirmation, und wandte die Nächte an zum nöthigen Schreiben, weil am Tage mit so vielerley in und aus wendigen Geschafften überhäuffet war, daß keine Stunde übrig blieb. Als wir mit unsern jungen Leuten so weit gethan, und das Oster Fest zurück gelegt, ich aber von dem vielen Reden alle Säffte zur Sprache verloren und catharral Fieber im höchsten Grad bekommen, muste nothwendig die mir jetz schwerfallende Reisen nach Lancaster zu Pferde antreten 1 , weil die Wege für Fuhrwerck nicht passable waren. Die Witterung war so kalt und naß, daß s[alva] v[enia] einen Fuß verfror und lahm nach Lancaster kam, und in großer Beklemmung nicht wüste, ob wegen der Heiserkeit predigen könte. Der barmhertzige Gott verliehe mir aber nach etlichen Tagen so viel Stimme und Kräffte daß der zahlreichen Gemeine dienen konte, bekam auch gleich 101 Personen zum Unterricht in der Evangelischen Lehre2, worunter 18 erwachsene meist Väter und Mütter von Familien. Die alten unterrichtete des Abends in meinem Logis und die jüngern am Tage in der Kirche, unterrichtete und tauffte auch eine Ehe = Frau und einen jungen Menschen von 18 Jahren. Sontags predigte Vor und Nachmittags, hielte Kinder Lehre mit zahlreicher Jugend, und Abends wenn es die Kräffte erlauben wolten, Erbauungs Stunden in der Kirche vor zahlreichen Versamlungen, wie auch einmal Abends in jeder Woche. So daß der unvergängliche Saame des Wortes Gottes reichlich aus gestreuet wurde, und auch wol nicht ohne Würckung blieb, oder leer zurücke kam.3 Denn wenn die armen Knechte pflantzen und begießen, und den Eigenthums Herrn um Gedeihen bitten, so gehet es nicht leer ab 4 ; wie denn das meine gröste Sorge und sehnlichstes Verlangen ist, daß bey der Jugend die Göttl: Wahrheiten Eindruck finden mögten! In der Arbeit bey der hiesigen Jugend muß man sich aber ungemein herab laßen, und gleichsam auch ein Kind und Jüngling werden, sonst gewinnet man nichts. Es that mir und der Gemeine recht wehe, daß nicht
Nr. 430
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länger als 3 Wochen bleiben konte, weil auch Nothwendig einen Besuch nach den verlaßenen Gemeinen zu Neugermanton und Bedminster thun solte. Von Lancaster reisete 66 Meilen zu Pferde wieder nach Philadelphia, gebrauchte einen Tag zur Anschickung, und fuhr mit einem Post Wagen 33 Meilen bis zum Fluß Delaware, wurde von da mit einem Land Wagen abgeholet, blieb 3 Wochen in den Jerseyer Gemeinen 5 und fand auch überhäuffte Arbeit, Mühe und Noth von innen und außen, und kam in der Woche vor Pfingsten ermüdet zu Hause, traf meinen lieben H . Collega Schultz munter und wohlbehalten auf seinen gehabten schweren Posten an, beschickten mit einander das heil: Pfingst = Fest, und theilten über vierte halb hundert Communicanten das heilige Abend = Mahl aus, und H . Schultz trat gleich nach dem Fest die Reise nach Lancaster an und ließ mich allein in Philadelphia. Als mich nun eben ein wenig zu erholen gedachte, über fiel mich eine noch nie erfarne neue Noth, wegen der Barrenhiller Kirchen Sache. Es ist Hochwürdigsten Vätern bekant, wie daß 1765 die unvermögenden 4 Trustees auf den desperaten Anschlag geriethen 2 Collectanten nach Europa zu senden und auch zu dem Ende eine Recommendation vom H . Gouverneur erhalten, wie in der Vorrede der 9ten Fortsetzung beschrieben. 6 Hier fand ich ein Dilemma. Entweder hätte durch die 2 Collectanten unser gantzes Ministerium und das kleine Werck Gottes in Europa exponiren und den Kindern Gottes zur Uberlast und Argerniß werden müßen, weil es Personen waren die nicht gehörige Qualitaeten zu dem delicaten Geschaffte besaßen und auch keine Bürgschafft für ihr Wohl Verhalten geben konten. Inzwischen trieben die unvermögenden Trustees mit aller Ersinnlichkeit darauf, daß die Sache vor sich gehen solte, und schmeichelten sich und andern Gemein Glieder, mit der süßen H o f n u n g , daß durch den Weg ihrer Bürgschafft und Noth auf einmal abgeholffen werden könte. Weil denn D r : Wrangel, H . Keppele und ich den Schaden und Gefar des Gantzen verhüten wolten; so blieb nichts anders übrig, als daß wir uns zur Bürgschafft versprechen musten. 7 Das Protocoll von dieser Conferentz ließen die unvermögenden Trustees sich abschreiben und von uns 3en unterschreiben, publicirten es in der Barrenhiller Kirche und wiesen hernach die Creditores auf uns Drey, und hatten gar keine Sorge mehr. H e r r Keppele ein sehr guthertziger Mann und Wohlwünscher unserer Evangelischen Kirche, der aber auch eine Familie von 12 lebendigen Kindern hat, und fast über seine Kräffte sich in der Bürgschafft mit den Philadelphischen Kirchen Schulden verwickelt hat, ward auch Bürge für 300 £ und ließ selbige an der Barrenhiller Schuld ablegen. Ich borgte 100 £ und gab sie ab. 150 £ stund noch mehr und lief auf Interesse, wo für die 4 unvermögende Trustees Obligationes gegeben. Von den 4 Trustees blieb nur noch einer am Leben und bey der H a n d , und wenn er wegen der 150 £ und Interesse vermöge der Obligation gemahnt würde, so wieß er das Protocoll und bedeutete, daß wir 3 die Bürgschafft auf uns genommen. Ich konte keinen Prediger und auch keinen ordentlich gesetzten Gottes = Dienst für das Filial anschaffen, denn da ich allein stund in Philadelphia, war es unmöglich. Als H . P f r : Schultz zu Hülffe kam, musten wir Sontags allemal an 2 Orten in Philadelphia predigen. H . D r : Wr[angel], H . Schultz und ich thaten dann und wann
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einen Besuch nach dem Filial, meist des Nachmittags, aber dadurch konte keine Gemeine gesammelt, keine Ordnung gemacht und auch keine Allmosen zur Bestreitung der Interessen erhalten werden, und die wenigen Allmosen die bey dann und wannigen Besuch fielen wurden angewandt, nur erst die Fenster in die Kirche zu bekommen, weil man bey rauher und windiger Witterung fast die Gesundheit einbüßen muste, wenn man Gottes = Dienst hielte. Solcher gestalt blieb denn Capital und Interesse zusamen stehen von 1765 bis 1768.8 Ich hatte diese besondere Noth an Hochwürdigste Väter gleich berichtet 9 und sie war auch wehmüthig und lebhafft in der 9ten Continuation publicirt. Gott der H e r r hat aller Menschen Hertzen in seiner H a n d und kan sie lencken. 10 Es ist noch weiter nichts erfolget als die 20 Guineas welche Mr: Peters von Sr: H o c h w : dem Ertzbischof mit brachte. 11 Endlich brach es aus in dieser Woche. H e r r Keppele wurde angegriffen seine verbürgte 300 £ mit 3 Jahrs Interesse nemlich 54 £ zu bezahlen. Des noch übrigen Trustees seine Obligationen wurden in des Advocaten H a n d gegeben und der Mann des wegen arrestirt und vor Gericht citirt. Der Mann überfiel mich und wieß das unter schriebene Protocoll auf, und pretendirte mit Recht, daß wir 3 auch die 150 £ mit Interesse bezahlen müsten. H e r r D r : Wrangel, weil er immer mit für das Gemeine Beste gestanden, und selbst mit einer neu erbaueten Schwedischen Kirche über der Schuilkiel 12 sich in Schulden verwickelt hat, stecket auch darin und kan sich selber nicht, viel weniger uns helffen. Folglich komt H e r r Keppele in Groß Gedränge mit seinen 354 £ und mir fallen außer dem schon geliehenen 100 £ auch die 150 £ samt 3 jährigen Interessen auf den Hals, und wäre noch leichter, wenn man nur bey der Geldklemmen [-armen] Zeit was geliehen bekommen könte. Nach dem ich meine älteste Tochter aus steuren, auf meinen ältesten Sohn eine Summe verwenden, und auch in Philadelphia zusetzen müßen, ist meiner Frauen Vorrathgen wacker geschmoltzen, und das bißel Land, was noch übrig war, gilt alle Weile wenig oder nichts. Wenn ich keine Familie hätte, würde mir nichts draus machen, ob auch keinen Faden am Leibe behielte. Da ich aber alt und unvermögend bin, und meine Frau auch sehr kümmerlich an der passione histerica laborirt und schon etliche mal umgefallen und mit starcken Convulsionen geplagt ist, und die Kinder mir auf dem Halse liegen, so werde in solchen Anfechtungen von innen und außen sehr krum und gebeugt, und verhoffentlich eher zum erwünschten Ende befördert. Denn ob wol die Gnade in den Schwachen mächtig ist13, so muß ich doch bey allen und jeden Anfällen erst einen derben Stoß von meinem trotzig und verzagten Hertzen 1 4 empfinden und ausstehen, ehe mich recolligiren kan, womit Hochwürdigste Väter nur gar zu offt und viel beleidiget und betrübet und Dero ausnehmende Gedult geübet habe, welches mir von hertzen leid ist! Ich bin ein geplagter Mensch von allen Seiten, und das benimt mir offt die Freudigkeit zur Amts = Führung. Was mir die Barrenhiller Sache noch schwerer machet ist dieses, daß feindselige Secten Leute den einfältigen Vorstehern und Gliedern einblasen und sagen, der Mühlberg hat schon große Summen von Collecten von Europa heraus bekommen, aber er behält sie theils für sich und wendet sie den Philadelphiern zu, anders könten sie nicht mit ihrem großen Kirchen = Bau so fort fahren etc. Ich muß
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mich dahero durch die jeder Zeit empfangne Briefe recht fertigen vor Verständigen, und was ich zum besten der Barrenhiller Kirche auf zu weisen habe, mag das letztere durch meinen theuren Bruder Pasche vom 11 Febr: 1768 empfangene 15 , seyn, worinnen gütigst gemeldet, daß auf 25 Guineas von dem lieben sei. H e r r n Pastor Pittius rechnen könte 16 , und davon bereits 2 £ sterl. am Werth übersandt. Wobey unterthänig bitte, wenn künfftig was herein gesandt werden solte, daß Hochwürdigste Väter nur positiv zu bestimmen geruhen mögten, was an die Philadelphier und an die Barrenhiller Kirche soll, so komme ich beßer und leicher durch; und so mögte auch die Hochväterliche Bestimmung mit zusendenden neuen Arbeitern füglicher seyn, so wol an Seiten der Prediger als auch meiner und der Gemeinen seits. Denn wenn ich aufweisen kan: so und so, haben es H o c h w : Väter und Vorgesetzte zu ordren geruhet, so heißt es fiat, taceas quaeso. 17 Nach dem sich die Lancaster Gemeine wieder zu unserm Vereinigten Ministerio gehalten und durch den abwechselnden Besuch der Prediger, so zu sagen auf zu leben anfängt, so hat es Einfluß in der weiten Gegend daherum, wie denn bey 6 Gemeinen sehr anhalten, daß sie aus Lancaster mögten versehen und als Filiale auf genommen werden 18 , wenn ein Prediger in Lancaster verordnet würde, und zugleich ein Helffer mit. Diese Gemeinleins sind mit hinreichenden Kirchen versehen und des fals nicht beschwerlich. So haben auch schon 2 bis 3 Gemeinen über ein Jahr flehentlich bey mir um einen Prediger von unserer Vereinigung angehalten, wo sonst der H . P f r : Schertie aus dem Würtenbergischen gestanden und gestorben ist.19 Diese Leute haben Kirchen ohne Schulden, auch 50 Acker Land zum Pfarr Platz gekaufft und ein Pfarrhaus zu bauen angefangen, welches aber jetzt stille liegt, weil man ihnen keinen Prediger verschaffen kan, und die so genanten Orthodoxen, oder vagirende Prediger herum schwermen, und ihren Anhang suchen. Sie offerirten jährlich 60, 70, bis 80 £ Salar: und freyen Platz und Wohnung zu geben, wenn wir ihnen einen Prediger verschaffen könten. Wenn mein Hertz noch weiter ausschütten und es Hochwürdigsten Vätern nicht zu beschwerlich fallen mögte, so wolte auch etwas von meinem Sohn Peter anführen. Nach dem er heim gekommen 20 , versuchte ichs nebst andern Freunden auf 5 bis sechserley Wege und Weise ihn in ein ehrlich Geschaffte zu bringen, wo er seine Noth durfft so finden könte, daß es meinem Amte nicht nachtheilig fiele. Ich unterließ nicht Gott den Herrn zu bitten, daß er seinen W e g zeigen mögte. 21 So offt einen Versuch machte, wurde immer ein Riegel vorgeschoben. Endlich in Betrachtung so nöthiger Catecheten in den verlaßenen Land Gemeinen, entschloßen H e r r D r : Wrangel einen Versuch mit ihm zuwagen, nahm ihn ins Haus, arbeitete auf sein Hertz, und suchte seine Seelen Kräffte an zu bauen, fieng mit ihm die Grundlegung der Theologie an theoretisch und practisch, brauchte ihn als Amanuensem, so daß er alle Predigten, nemlich in Englisch, in der Kirche unter dem Gehör des Herrn Doctors nach schreiben muste, wobey H . D r : Wr[angel] sehr bewunderte daß er eine gantze Predigt so geschwind als sie abgelegt wurde, nachschreiben konte. Einige Zeit hernach sagten H . D r : W r : es wäre Himmel Schade, wenn man den jungen Menschen nicht bey dem so nöthig und nützlichem Geschaffte laßen und ferner
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anhalten solte. Und da ich beynahe ein Jahr lang einen wackern jungen Menschen 22 frommer armer Eltern in Absicht aufs Künfftige in meinem Hause logirt und gratis erhalten, daß er in der hiesigen Englischen Academie den Cursum philologicum und philosophicum vollends durch gehen und Gradum Magistri annehmen solte, so nahm Herr Dr: W r : denselben auch zu sich und übete meinen und diesen zugleich, welcher letztere in den Neben Stunden meinen Peter im Latein und Griechischen unterrichtete. Wie es schiene blieb die Arbeit und Bemühung des H. Dr: W r : nicht ungesegnet an beyden, und zeigte auch besondern Einfluß im Leben und Wandel, so daß es in der Stadt einig Aufsehen und Verwunderung machte, wobey der Satan auch nicht feierte. Im letztern Winter wurde für nöthig und gut befunden, daß Peter ein und ander mal in kleine entlegene Land Gemeinen reisen, und einen memorirten Catechetischen Vortrag thun muste. Die Leutlein nahmen es sehr wohl auf und bedanckten sich sehr. Hernach that H. Dr: W r : einen Besuch nach der vacanten Gemeine in Lancaster 23 , weil die Reihe ihm traf, und ließ wärend seiner Absence die jungen Leute Englisch predigen in den Schwedischen Kirchen auf Wicacoa und im Lande, welches großen Zulauf und Applausum von Freunden verursachte. Mir war es fürchterlich und ängstlich, weil des Satans Räncke schon ziemlich erfahren und gebrandt worden. Endlich ließ ich ihn einen Versuch machen auf Barrenhill und in dem alten verlaßenen Filial Peikestown genant, welches sonst von Providence und Neuhannover aus bedient, aber seither gäntzlich verlaßen worden. Beyde Gemeinleins baten sehr, man mögte ihn doch mehr senden und sie bedienen laßen. Nach dem H. Dr: W r : wieder heim war, gab der Schwedische] Kirchen = Rath eine schrifftliche Invitation an den Peter, und ersuchte, daß er als ein Probationer wieder in ihrer Kirche auf Wicacoa predigen mögte, welches auch geschähe. Weil solches aber einen kleinen Abtrag an Allmosen in unserer Michaelis Kirche verursachen mögte, weil viele Freunde zu der Schwedischen Kirche lieffen, wenn er predigte etc. so entstund wol eine heimliche ängstliche Frage, warum er nicht so wohl in unserer Deutschen Kirche predigen dürffte? Ich verhielt mich passive und wolte es wegen verschiedener Gründe nicht gerne zulaßen, und bat vor dem Gnadenthrone um Barmhertzigkeit und gnädigen Schutz wieder des Satans Tücke etc. Endlich erlaubte es, daß er am Charfreytag Abend a[nni] c[urrentis] vor dem Begräbniß unsers Heilandes reden durffte. Als solches kund wurde, ward ein solcher Zusamen Lauf in der Michaelis Kirche und Gedränge, dergleichen nie gewesen seyn soll, wie es hieß so lange die Kirche stehet. Ich gieng aber nicht hinein, sondern lag zu Hause in meinem Kämmerlein als ein verurtheilter Zöllner und Wurm, bittende mit Thränen den Ober = Hirten und Bischof der Seelen 24 , daß Er das Gantze um seines Namens willen für des Satans List schützen, und weder durch mich, noch die Meinigen seine Sache beschädigen laßen wolte! Nach der Predigt kamen die Ältesten, oder so genante Glieder der Corporation zu mir ins Haus, gratulirten mit starckem Affect und Bewegung wegen meines Sohnes abgelegten Predigt. Ich danckte. Es weiß aber Niemand wie mir bey solchen Sachen zu muthe ist, weil ich langsam zu begreiffen bin, und weder mir, noch den Meinigen etwas Gutes zutraue, es sey denn von Oben, und Gnade, und Barmhertzigkeit. Ich
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konte es meinen Freunden in Christo nicht verargen, wenn sie heimlich und aus Liebe zur Sache, zu einander sagten: N u n Gott sey gelobt! wenn auch der alte, der an den Grentzen der Ewigkeit stehet, abtreten solte; so zeiget uns Gottes Vorsehung doch schon eine Sproße, die uns im Nothfall dienlich, und tröstlich seyn kan etc. Nach der Zeit hat er etlichemal auf Barrenhill und in Peikstown geprediget. Ich unterlaße nicht ihm gehörige Arzeney an zu weisen, die zur Reinigung und Genesung dienen mögte, wenn er sie ordentlich gebraucht. Zu Ausgange des Aprils trieb mich die äuserste N o t h ihn einmal zu den obgemeldten vacanten Gemeinen, wo H. Pfr: Schertie gestorben 25 , und von da nach Neugermantown und Bedminster in Jersey zu senden, in welchen Gemeinen er deutsch und Englisch geprediget mit besonderen Applausu der Deutschen, und vornehmlich der Englischen. Ich habe ihn selber noch nicht gehöret, wol aber allemal seine Compositionen geprüfft, wogegen nichts ein zu wenden gefunden, weil er mit D r : W r : seinem Kalbe pflüget. 26 Unpartheyisch verständige und erfahrne sagen, er habe eine angenehme Tenor Stimme, sehr deutlich und vernehmliche Aussprache, setze Emphasin am rechten Orte, sey sittsam, stille und behutsam in Umgange, könne und wolle nichts vertragen von starckem Geträncke etc. womit er versucht worden, denn es fehlt nicht an allerley Versuchungen von allen Seiten. Ist die Sache von Oben, so wird sie bestehen, ist sie von Menschen, so wirds vergehen. 27 Weil doch unter Gottes Gnade und Beystand Prediger erwartet werden, so dienet er mir inzwischen einiger maßen zu einem Plock, welchen zwischen die offenen Thüren stecke, damit die T h ü ren nicht zufallen, und verschloßen sind, wenn die neuen Prediger kommen, wie mirs mit dem Diácono van Buskerk gieng, welchen zwischen Providence und Hannover steckte, weil aber die Hülffe mit H . P: Voigt so spät kam, so konte fast den Plock nicht wieder heraus ziehen ohne Schaden. 28 H . P f r : Voigt bestraffte mich und H . D r : W r : sehr scharf, warum wir einen solchen, der nicht im Latein etc. etc. versirt, dahinein geflicht? Antw: Wenn H e r r Voigt 3 oder 2 Jahr eher gekommen, so hätten wir nicht nöthig gehabt den Buskerk ein zu flicken. Kan er nicht Latein, so kan er Englisch, welches hier nöthig und nützlicher ist, als Latein und Griechisch. Wir brauchen hier in den armen Land Gemeinen keine Criticos, sondern Catecheten, die die göttlichen Wahrheiten aus der Deutschen Bibel und Catechismo einfältig vortragen, und mit nüchtern und ehrbaren Wandel vorgehen können, und wie die Propheten Knaben mit Zugemüse vorlieb nehmen. 29 In dieser Woche habe auf Anhalten der Corporation in Neugermantown und Bedminster, den Peter auf etliche Wochen wieder dahin gesandt, daß er, wie sie gebeten, die jungen Leute in Catechismo unterrichten solte. Just eben, da die Barrenhiller Sache mit mir und H . Keppele aus brach, bekam H . Keppele einen Brief und Specification von S[alvo] T[itulo] Herrn Maday 30 durch seine Kaufleute aus London dat: Halle im Monath August 1767; nemlich daß für 405 rhl. Arzeney auf dem Wege, welche besagte Summa H . Keppele durch seine Kauf Leute in London an Sr: Hochwürden Herrn H o f p r e diger Ziegenhagen aus zahlen laßen solte. 31 Der Kaufman schrieb dabey, daß die Arzeney schon auf dem Schiff gewesen. Weil aber das Schiff lack [leck],
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oder seicht worden, und W a ß e r gezogen, so sey es wieder zurück in den H a f e n gegangen, weiß aber nicht, ob es nach Hamburg oder nach Engelland zurück gegangen. Die Sache bedarf wol einiger Erleuterung. 1) Es ist immer hin Nach frage nach der ächten Hallischen Arzeney gewesen, nemlich der Essent: dulc: pulv: Vitalis, Miltz Essence, Saltz tinct: polychr: Pill:32 / : Pulv: Antisp: Bezoard: Pill: cont: obstr. etc. etc.33 werden hier im Uberfluß für halb den Preiß gemacht :/ 2) Mein steter Wunsch war, daß ein W e g nach Kaufmans Art aus gefunden werden könte, wodurch man die obbenamte Arzeneyen feil und zum Verkauf haben könte. 3) Ich conferirte mit Mr: Keppele, ob er den W e g durch seine Kaufleute in London ausmachen könte. Antw: Er wolte es versuchen, und an seine Kaufherren berichten, nemlich, wenn von Halle eine Quantitaet solcher Arzeney addressirt und gesandt würde, so solten sie es annehmen als seine, neml. Keppeles Waare und mit andern seiner Waaren nach Philadelphia schiffen. Wenn die Arzeney hier ankäme, so fiele sie in sein Debet, als wie seine andern Waaren. Nach Kaufmans Gebrauch müste Mr: Keppele seine empfangene Waaren an seine Kaufleute in London inner halb 3, und zum höchsten 6 Monathen bezahlen. 4) Mr: Keppele wolte die Arzeney nicht selber hier verkauften, weil es nicht in sein Metier fält, sondern weil er aus Liebe zu mir, meinen Peter zu etabliren gedachte 34 , so solte er der Verkäuffer unter seiner Aufsicht werden. Ich sähe es zum gemeinen, und meiner particulier Nutzen an, und versprach für 450 rhl. Bürge zu stehen. Die S[alvo] Tfitulo] Herren Verwalter oder Inspectores der Arzeney Anstalt thun gar nicht unrecht, sondern treu und weißlich wenn sie sorgfältig sind und nicht jedem creditiren. Inzwischen da Mr: Keppele aus Liebe zu mir und den Meinigen versprach für die Bezahlung der Arzeney zu stehen, so war ich doch auch verpflichtet, ihn schadlos zu halten. Es mögte mir noch so kümmerlich in der Welt ergehen, so wolte doch nicht gerne daß die Waisen Cassa um das geringste Scherflein verkürtzet werden solte. Darum versicherte dem H e r r n Keppele als er den Brief empfangen, daß ich ihn schadlos halten, und ihm bezahlen wolte, was er für die Arzeney aus legen würde. Ich selber habe nicht Zeit, kan und darf auch nicht die Arzeney hier verkauffen, weil zu viel Uberlauf von Armen und allerley Freunden besorge, die es ohne Geld begehren. Es findet sich aber leicht jemand, der sie verkauffen und mir einigen Profit davon geben kan. Wie es mit dem Risiko von Halle auf Engelland ist, verstehe ich noch nicht. Was die Kaufleute von Engelland hieher senden, das wird assecurirt, bis weilen auch nicht. Noch leichter hätte es mir geschienen, wenn der Fr. Witwe Handschue ihr zu foderndes Capital 35 von 400 rhl. mit Interesse die Arzeney Cassa aus bezahlen können; so wäre ihr auch damit geholffen worden, wenn sie es hier nach dem Werth der Luisd'ors empfangen. Es komme nun wie es Gott füget, so muß die Arzeney bezahlt werden, so bald sie anlanget, wie es bestimmet ist. Ich war immer der H o f n u n g , sie würde dieses mal mit neuen Predigern unter Gottes Geleite ankommen. Sr: H : H . D r : Wrangel hat nun schon in 2 Orten seine Abschieds Predigt gethan und wird in wenig Wochen g[eliebts] G[ott] mit einem Schiffe von hier auf Bristol segeln 36 , und von da nach London kommen. Es ist mir leid und wehe,
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daß der Mann diesen Theil der Welt verläßet. Durch seine Gabe in der Exegesi hat er Jesum Christum recht verherrlichet, und des wegen auch den Satan und seinen Anhang zu gifftigen Feinden und Verfolgern gehabt. Er hinterläßet viele erweckte junge Leute, besonders unter Englischen, welche, wie ich sorge sich gröstentheils unter allerley Partheyen zerstreuen dürfften, weil er keinen Successor hat. Wie ich verstehe, so gedencket er auch in London und Schweden zu collectiren für eine neuerbauete schwedische Kirche 6 bis 7 Meilen über der Schuilkiel in Kingsessing St: James's Kirche genant. H o f f e aber nicht daß er in dem Deutschen Zion einen Versuch für die hiesigen Schweden machen werde, weil unsere armen deutschen Gemeinen hier eine Beyhülffe viel nöthiger gebrauchen. Ich kan es Hochwürdigsten Vätern nicht wemüthig genug klagen, wie hart mich die Barrenhiller Versuchung drücket! Da es mir just in solchen Umständen begegnet, welche die Last und Noth vergrößern, nemlich in der Neige meiner Tage, in der Abnahme meiner Seelen = und Leibes = Kräffte, in einem frembden Theile der Welt unter so vielerley neidischen Secten, die schon lange auf meinen Untergang gehoffet, daß ich meiner armen hülflosen kräncklichen Frau ihren noch übrigen Erbtheil aus guter Meinung so verbürget, daß sie als eine arme Witwe mit noch unerzogenen Kindern hinterlaßen und den Vorwurf mit ins Grab nehmen soll, daß nicht für die Meinigen gesorget! Unter der großen Bau last in Philadelphia, da nicht mit gutem Gewißen unter weg gehen kan, sondern bleiben muß, so lange noch Othem habe, bis es dem Herrn gefält mich weg zu nehmen. Die Barrenhiller Kirche ist noch eine Frucht von der Gemantowner Revolution. 37 Etliche Altesten, welche verstoßen wurden, fiengen den Bau auf Barrenhill an, und gedachten dadurch die Verstoßenen zu erhalten und auch Fuß zwischen Philadelphia, Providence und Hannover zu behalten, maßen es fast nicht zu thun, wenn so Zwischen = Nester sind, wo sich die vagirenden feindseligen Prediger einnisten und das Gute verhindern was etwa gestifftet werden mögte. Weder ich, noch die weil: H h . Brunnholtz und Handschue haben dazu gerathen; sondern es geschähe durch die paar Altesten in der Hitze. Als es denn angefangen war, so wurden wir arme Prediger mit unaufhörlichen Nagenden Anhalten geplagt, daselbst zu predigen etc. welches denn meistens auf mich fiel gratis, und auf meine eigene Reise Kosten. Die Männer schickten Collectanten aus in Pennsylvanien und Neuyork, aber allemal mit meiner Recommendation, und bekamen auch etwas, aber nicht viel. Wie das nicht flecken [vorankommen] wolte, stelleten sie mit Obrigkeitlicher Erlaubniß eine Lottery an, aber auch das abortirte, und brachte etwa nur zwischen 40 a 50 £. Als H e r r P f r : Kurtz sen: ein Jahr in Germantown wohnete 38 , und sich unserer Parthey annahm, so bedienete er die Barrenhiller Kirche um den 2ten Sontag, und da sammelte sich eine artige Gemeine, welche ihm zum Salario f ü r das Jahr 40 £ aufbrachten. H . P f r : Voigt bediente sie auch ein Zeitlang von Germantown aus; nach dem aber die Kirche in Germantown unserer Parthey gantz wieder zufiel 39 , so muste daselbst alle Sontage Gottes = Dienst seyn, und so ward Barrenhill verlaßen, und so bald kein gesetzter ordentlicher Gottes = Dienst in einer Gegend ist, zerstreuen sich die Menschen werden kalt, oder verführt zu andern Partheyen
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und Secten, dann folgen keine Allmosen, die Kirche bleibet stehen, die Schulden liegen auf den wenigen Männern, die Interessen häuffen sich, und die Gesetze exequiren da, wo die Bürgschafft ist, an den Gütern, oder mit Verhafft an den Personen. Die unvermögenden Trustees geriethen in N o t h wüsten weder aus noch ein, fielen auf den Anschlag, Collectanten nach Europa zu senden, würckten eine Recommendation vom Herrn Gouverneur auß, und konten keine andere als 2 untüchtige verschuldete Leute finden, welche aber nicht änderst als mit Fürsprache von unserm Vereinigten Ministerio gehen Sölten. N u n Stack ich in der äusersten Angst und Bangigkeit, stellete die daraus zu befürchtende Gefahr dem H . D r : Wrangel und H . Keppele vor. H e r r D r : W r : war in großer H o f n u n g in Schweden eine Collecte für Barren Hill zu wege zu bringen, welches aber hernach gäntzlich fehl geschlagen, weil der gute Mann von seinen Gottlosen Amtsbrüdern beym Ertzbischof und Consistorio wegen des Pietismi so angeschwärtzet, als ob er das Anathema 40 verdienet. Ich hoffete zu Gott dem Allmächtigen und seinen Kindern in Europa auch einige Hülffe, und H e r r Keppele gedachte, es würde nicht fehlen, wenn er den D r : W r : und Mb: auf der Seite hätte. Komt Zeit, so komt Rath 41 , wenn wir nur diesen Angst Stein von Hertzen hätten 42 , daß die Collectanten nicht hinaus giengen, weil schon so verschiedene Collectanten vorher, die Americanische Sache stinckend gemacht. Da blieb denn nichts übrig, als daß wir 3 die Bürgschafft auf nehmen musten. 43 H . D r : W r : fiel aus, ex nihilo nihil fit 44 , und so blieb es auf Mr. Kfeppele] und mir und brach aus, wie oben gemeldet. Wenn nun auch mit der Zeit die Kirche auf Barrenhill als ein Filial von Philadelphia aus versehen werden mögte, so muß doch erst die Gemeine wieder gesammelt werden, und wenn denn die Glieder ihren Theil zum Salario des Arbeiters jährlich auf bringen, so werden die Klingel Beutels Collecten schwerlich die Interessen von dem Capital bestreiten, wo nicht das Capital der Schulden nach und nach vermindert werden kan. Die Lage und Gegend der Kirche ist bequem und groß genug für eine Gemeine, und sind die 2 Gegenden als Germantown und Barren hill oder Whitemarch gleichsam die Vorstädte von Philadelphia, wo die Deutschen meist auf Lehn Lande wohnen, und wöchentlich ihre Armüthgens 2 mal zu Marckte bringen. Wenn nun an solchen Orten Prediger von der Gottlosen Seite wohnen solten, so ist fast kein Aus kommen für den stärcksten und besten Prediger in Philadelphia, wie wir schon mit Schmertzen erfahren haben, als die nimmer ruhende feindselige so genante orthodoxe Prediger ihr Nest in Germantown hatten. Wir haben ja dergleichen Kriege in Deutschland leider genug erlebt. Was für Noth, Mühe und Arbeit konte nicht ein unverschämter Schelwig 45 etc. dem treuen Knechte Gottes D r : Spener, ein Timotheus Diabolo verinus 46 denen Gottsei. Vätern in Halle machen! etc. etc. Der Saame des Unkrauts gehet viel eher auf, als des Waitzen etc.47 Ich stecke nun dar zwischen, und werde fürchterlich und sehr geängstiget im Gemüthe von allen Seiten. Wolte der aller gnädigst = und barmhertzige Heiland mir eine Ö f n u n g zeigen aus diesen Labyrinth heraus zu kommen, so wüste nicht was zur Danckbarkeit opffern solte, weil nichts übrig habe als ein elendes, nichts würdiges Hertz, und einen ermüdeten Leib, der in den 26 Jahren meiner hiesigen
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Pilgrimschafft durch Hitze und Frost, durch Leiden und Trübsal so mürbe gemacht, daß er nicht lange mehr dauern kan. Da aber Gott der H e r r durch Mittel mit uns handelt; so wäre wol mein demüthigstes Bitten und Flehen, ob Hochwürdigste Väter wenn sie noch im Jammerthal sind, geruhen mögten dieses mein elendes Schreiben nicht im Druck publiciren zu laßen 2 Sam: 1,20. sondern gantz unmasgeblich, es an ächte, um den Schaden Josephs 48 bekümmerte Kinder Gottes zu communiciren. W e r weiß, vielleicht erwecket der alles vermögende barmhertzige H e r r vermögende Seelen zu einiger Beysteuer und Hülffe, wodurch ich der Gnädigen Erhörung meines Anliegens vor dem Gnaden = Throne versichert, getröstet und zur f e r n e m Arbeit gestärcket werden könte. Solte ich aber in deßen von hinnen gefodert werden, so wird es so wol meiner Hülflosen Witwe und Kindern, als der gantzen hiesigen Gemein Sache zu Gute kommen, wenn die Schulden der Whitemarsher oder Barrenhiller Kirche gemindert, und meine Nachkommen von der verwickelten Bürgschafft und Obligationen frey werden. Denn wenn ich jetzt sterben solte; so müßen meine Schulden, dafür ich mich verbürget, aus meiner Frauen eingebrachten Rest erst bezahlt werden, und so behalten meine Nachkommen nichts übrig als ein Wenig Land bey meinem ehemaligen Platz in Neuprovidence, ein Lott 49 ohne Haus in Readingtown und ein oder 250 Acker Holtzland an den Grentzen der Indianer, wo es gefärlich ist. Der gantze Staat meiner Frau und meiner selbst, betraff etwa 900 £ ohne das vorbemeldte Land. Davon sind noch 300 £ in Obligationen übrig. Und da ich schon jetzo mich für 350 £ verbürget habe, so müßen die übrigen 50 £ noch aus dem Lande kommen. Alles was ich meiner Frau und Kindern zum Trost sagen kan, ist, daß ichs nicht verpraßet, sondern in guter Meinung und Noth, zum Intendirten Besten der Evangelischen Kirche angewendet habe, und hoffe, daß Gott der H e r r nach meinem Abschiede ihr Schutz und Versorger nach Seel und Leib seyn werde, wenn sie sich ihrem Heilande ergeben und in seinen Geboten wandeln. Sie wißen aber auch Sprüche anzuführen : ex gr: wer die Seinen nicht versorget etc. etc.50 Man hätte zur Noth wol können mit den Deutsch ref: Gemeinschafft machen und ihnen die Hälffte Recht an der B[arren]h[iller] Kirche verkauffen, es thut aber nie gut, sondern giebt immer wärenden Krieg uti Experientia docuit. Die Engl. Hochkfirche] in Philad: hätte sie auch wol zum Filial aufgenommen, aber cui bono? nicht unserer Gemein Sache. Wenn mir dieser schwere Stein nicht wäre aufgeweltzet worden, so schiene es fast, als ob unsere lange in Agone gelegene Kirche sich nun erholen solte. Denn Germantown war einig und ruhig. Lancaster und ein großes Feld daherum kam herzu, Yorktown war vereinigt, Neugermantown und Bedminster zur Vereinigung durchs Charter verbunden, Providence, Neuhannover, Reading, und so fort in einer Reihe vereiniget, Barrenhill als ein Filial an Philadelphia gehefftet. Zwey neue Arbeiter hätten die grösten Lücken vor erst büßen, in guter Harmonie das Werck des Herrn treiben können; so aber fühle mich zu schwach und eingefeßelt, daß nicht vor angehen kan. Gott der H e r r ist aber nicht an Menschen, viel weniger an mich gebunden, und kan sein Werck herrlich hinaus führen, wenn ich nicht
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da bin. An der Kirche in Philadelphia schaffen täglich 15 Schreiner, bis weilen noch mehr und gedencken in ein paar Monathen fertig zu werden, ausgenommen die Fenster, weil das Glaß von Bristol noch nicht angekommen. Die geliebten Hh. Amts = Brüder Voigt und Krug, Kurtze, Schaum etc. sind Gottlob ! noch alle am Leben, treu und fleißig in ihrem Beruf. Der Brüder Voigt und Krug ihre Briefe und Journale samt meinen Beylagen und Anmerckungen von 27 Bogen habe in einem Kistlein gepackt, durch den jungen H . Keppele an seinen Kaufmann in London zur Bestellung übergeben und mit Capt: Storey oder Falconer abgehen laßen zu Ausgange des Monaths Maii a[nni] cfurrentis].51 H e r r D r : Wrangel wolte mir gerne auch noch eine Last auf legen, nemlich er hält bey unserm Kirchen = Rath und mir an, daß ich den 4ten Sontag in der Schwedischen Kirche auf Wicacoa Englisch predigen, das Heil. Abend Mahl halten, dann und wann in der Woche eine Erbauungs = Stunde mit seinen erweckten jungen Leuten üben und mich der Gemeine bis auf weitere Hülffe annehmen sollte, ratio: weil er nach des sei. H n : Handschuchs Abschiede, da ich allein war, unserer Michaelis Gemeine ein Jahr lang gratis gedienet. So gern auch meine Danckbarkeit einiger maßen erstattete, so scheint mirs post festum, denn ich fühle mich in den gegenwärtigen Umständen zu ohnmächtig und matt meinem eigenen Beruffe vor zu stehen; und empfehle mich, meine arme Kinder und insonderheit die wichtige Gemein = Sache, meine lieben Amts = Brüder in dieser Abend = Wüste zum Christlichen Mitleiden und hertzlichen Erbarmen, und dancke viel tausendmal für alle Wohlthaten die sie den geringsten unter allen in diesem Theil der Welt um Christi willen erwiesen haben und noch erweisen werden! Es ist nichts geringes die Gaben und Scherfleins zu Anstalten mit bey zu legen, welche die Errettung der Seelen zur Absicht und Zweck haben, die Jesus Christus mit seinem eigenen theuren Blute erkaufft hat! 52 und solche Gaben werden auch mild = und huldreich genug von der Liebes Quelle in der Aufferstehung der Gerechten vergolten werden 53 , die da versichert hat nicht einen kalten Trunck Wassers unbelohnet zu laßen !54 H a b ichs gleich in vielen Dingen verfehlet und mannicherley Ausschweiffungen gemacht, und nicht so weit bringen können als gewünschet; so weiß doch der Hertzens Kundiger, daß mein Verlangen gewesen seine Ehre und der armen Schafe Erettung zu befördern, und der mitleidigste H o h e Priester, der selbst allenthalben versucht worden 5 5 , und am besten weiß und fühlet, wie seinen hülflosen Schafen mitten unter den Wölffen zu muthe ist56, der wird auch mit mir nicht ins Gericht gehen, sondern seine Versöhnung für mich den grösten Sünder laßen gültig seyn! In solchem Sinn und in solcher Gerechtigkeit hoffe zu ersterben und mit unter den gesegneten erfunden zu werden, und alle bekante und dem Leibe nach unbekante Kinder Gottes, Wohlthäter und Gönner, insonderheit Hochwürdigste Väter vor dem Throne des Lammes zu sehen und nichts mehr zu klagen 57 , sondern weil auch ein Liebhaber vom Singen gewesen, das Gloria in Excelsis Deo et Agno mit reinerer Stimme als hier in Catharral Fiebern, im höhern Chor anzustimmen! 58 Mich verlangt dich mit der Schaar, die dich loben anzuschauen, die da weiden ohn Gefahr in den süßen Himmels Auen! die nicht mehr in Furchten stehn etc. 59 Nebst hertzinniger demüthiger
Nr. 430
8.6.1768
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Empfehlung an die Gnädige Frau Consistorial Räthin und alle hochtheure Angehörige, nehme die Freiheit mich zu nennen
Philadelphia d 8 Junii 1768.
Hochwürdige, in Christo kindlich und tief zu verehrende Väter Dero bedrengter Knecht Henrich Mühlenberg.
P.S. In meinen jetzigen bedrengten Umständen, wo von a u ß = und innen gantze Schwärme von finstern versuchenden Gedancken auf mein mattes Hertz loß stürmen, lag heute vor dem Gnaden Throne im Verborgenen, und als auf stund, griff nach des theuren Herrn von Bogatzky's Schatz Kästlein 60 und bekam den Zettel Num: 100 vom 10ten April: Führe uns nicht in Versuchung etc.61 P.S. Ich habe noch 18 Bogen meiner Anmerckungen über Verstorbene zurück, welche dem H . H. Dr: Wrangel zur Bestellung mit geben werde. 62 ""Da mir Hochväterl. und gütigst erlaubt worden wegen meiner 2 in den Waisen Anstalten seyenden Kindern 63 , meine Meinung vor zu legen, so weiß gegenwärtig nichts anders zu sagen, als daß von Hertzen wünsche, sie mögten Catecheten werden für unsere hiesige armen Gemeinen. Ich kan sie nicht auf Universitaeten erhalten, und solches wäre auch meiner geringen Einsicht nach nicht nöthig für die hiesigen Umstände, sondern vielmehr schädlich, wie die jetzigen Beschaffenheiten auf den Univers: seyn mögen. Was sie in den gesegneten Anstalten in humanioribus gelernet, das ist hinreichend sie hier mit unter die Gelehrtesten zu rechnen. Konten sie nun in der Grundlegung der Theologie als Catecheten für die hiesige Umstände preparirt und geübt werden, so mögte das wol der kürzeste, nächst und beste Weg seyn, Gott und ihren neben Menschen und sich selber nützlich zu werden, und das erlanget man nicht auf Universitaeten, wie sie heut zu tage beschaffen, sondern nur in Anstalten wie Glaucha. Was kan man mit allen Schalen und Hecksei der so genanten hohen Wißenschafften aus richten, wenn man den Kern nicht hat? Das eine Jahr was in den gesegneten Anstalten zu brachte 64 , und die bey nahe 3 Monathe bey Sr: Hochw: Herrn Ziegenhagen 65 haben mir mehr Nutzen geschafft, als die vorhergehenden kostbaren Jahre, da man nach dem alten Schlendrian unzählige Heffte sammelt, immer dar lernet und nie zur rechten Erkenntniß und Praxi komt. Können sie in den Anstalten zu einem so nützlich und seligen Zweck durch Gottes Erbarmen gelangen, so werde es als eine große Wohlthat erkennen, oder wolte ein oder ander treuer Seelsorger sie zu sich nehmen und zu dem Zweck üben, und prepariren, so geschähe mir und dem hiesigen Werck ein großer Dienst. Änderst weiß mir nicht zu rathen. Nur nicht auf Universitaet. Reinschrift inAFrStIVC HDS. 2139—2186.
13:43 S. 376—393; LC Abt. HIVFach
E Nr. 9 S. 376—393. Auch in
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Die Briefe des Jahres 1768
Vgl. Nr. 428 mit Anm. 6. Die N a m e n sind im Tagebuch in P M 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 4 1 - 4 3 und Tappert II S. 355f. überliefert. 3 Vgl. M k 4 , l — 2 0 p a r . 4 Vgl. 1 Kor 3 , 6 - 8 . 5 Vgl. Nr. 428 mit Anm. 7. 6 Vgl. H N 1 S. VHIf. des Vorberichts, der auf S. 700 folgt, sowie H N 2 Bd. 2 S. 237. 7 Vgl. Nr. 323. 8 Vgl. die Rechnungsaufstellungen Mühlenbergs in P M 95 Z 6 und AFrSt IV F 8. 9 = Nr. 323. 1C Vgl. Ps 33,15. 11 Vgl. Nr. 358 und Nr. 359. 12 Gemeint ist Kingsessing. 13 Vgl. 2 Kor 12,9. 14 Vgl. Jer 17,9. 15 Vgl. Nr. 428 Anm. 19(3). 16 Mühlenberg hatte auch an Pittius eine Bittschrift gerichtet; vgl. N r . 412 und Nr. 413 Anm. 18. Pittius war 1768 gestorben. 17 So soll es geschehen, schweig also bitte. Vgl. Nr. 428 Anm. 13. 19 Macungie, Upper Milford, Saccona und Heidelberg; vgl. Nr. 428 Anm. 13 und Nr. 449. 20 Vgl. Nr. 394 und Nr. 398. 21 Vgl. Ps 25,4. 22 Christian Streit; vgl. Glatfelter I S . 146. 23 Vgl. die Tagebucheintragungen vom 23. 5. bis zum 5. 6. 1767 in P M 95 A Nr. 11 1765—67 S. 1 7 5 - 1 7 8 und Tappert I I S . 337f. 24 Vgl. 1 Petr 2,25. 23 Vgl. Anm. 19. ^ Vgl. Ri 14,18 und W a n d e r Bd. 2 Sp. 1107. 27 Vgl. Apg 5,38f. 28 Zum Wechsel zwischen Voigt und van Buskerk vgl. Nr. 350. 29 Vgl. 2 Kön 4 , 3 8 - 4 2 . 30 David Samuel von Madai, 1739—1780 Leiter der Medikamenten-Expedition in den Franckeschen Stiftungen. „Das Madai-Manual" (Anm. 32), eine Rezeptsammlung Hallescher Arzneien, geht maßgeblich auf ihn zurück. 31 Vgl. dazu das P.S. zu Nr. 398 sowie Nr. 403 unter Punkt 8) S. 516f.; Nr. 408 S. 538; Nr. 424. 32 Essentia dulcis, pulvis Vitalis, Milzessenz (essentia antihypochondriaca), Salztinktur (tinctura salina), pilulae polychrestae. Vgl. die Rezepturen unter dem entsprechenden Stichwort in „Die Hallischen Waisenhaus-Arzeneyen. Kommentar, Glossar und Transkription", hg. von HansJoachim Poeckern, Leipzig 1984 (Zürich 1985) sowie die dazugehörige Faksimile-Edition „Das Madai-Manual. Eine handschriftliche Rezeptsammlung zwischen 1740 und 1840" von David Samuel von Madai und Carl Wilhelm Samuel von Madai. 33 Pulvis antispasmodicus, pulvis bezoardicus, pilulae contra obstructiones. Vgl. ebd. 34 Vgl. N r . 398 mit Anm. 8. 35 Vgl. Nr. 314 mit Anm. 46. 36 Vgl. Nr. 424 mit Anm. 8. 37 Vgl. dazu Nr. 426 Anm. 8. 38 Vgl. Nr. 304 Anm. 1. 39 Vgl. Nr. 350 Anm. 1. 40 Vgl. 1 Kor 16,22 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. 41 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 540. 42 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 821. 43 Vgl. Nr. 323. 44 Aus nichts wird nichts. 2
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Samuel Schelwig (1643—1715), lutherischer Gegner des Pietismus. 1668 Konrektor des Gymnasiums in T h o r n , 1673 Professor der Philosophie und Bibliothekar am Gymnasium Athenäum in Danzig, 1675 dort Professor der Theologie. Aus einer örtlichen Auseinandersetzung mit Constantin Schütze entwickelte sich ein umfassender Schriftenstreit besonders mit Spener. Eine Serie von Aufsätzen („Timotheus Verinus"), in denen Valentin Ernst Löscher (1673—1749), seit 1709 Superintendent und Assessor im Dresdener Konsistorium, den Pietismus angriff und damit eine langjährige Kontroverse (besonders mit Joachim Lange, 1670—1744) auslöste. 1718 erschien in Wittenberg sein „Vollständiger Timotheus Verinus", 1772 ein Nachtrag. Vgl. Mt 1 3 , 2 4 - 3 0 . Vgl. Am 6,6. = Grundstück. Vgl. 1 Tim 5,8. Vgl. Nr. 428 Anm. 19 (6). Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,18f. Vgl. Lk 14,13f. Vgl. Mt 10,42. Vgl. H e b r 2,17f. Vgl. Mt 10,3. Vgl. Apk 7,17; 22,1.3. Vgl. Lk 2,14; Apk 5,13. Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Guter Hirte willst du nicht deines Schäfleins dich erbarmen" von Johann Scheffler (Angelus Silesius), 1624—1677. Karl Heinrich von Bogatzkys „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes". Mt 6,13; Lk 11,4. Vgl. Nr. 435 Anm. 4. Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst; vgl. Nr. 408 S. 593. V o m Mai 1738 bis zum Juli 1739; vgl. die Selbstbiographie S. 9—11. Auf seiner Reise nach Amerika hielt sich Mühlenberg 1742 von April bis Juni bei Ziegenhagen in London auf. Vgl. die Selbstbiographie S. 32 — 37 sowie Bd. I Nr. 6; Nr. 7; Nr. 11.
431. An J. Th. Engelland
Philadelphia, 15. 6. 1768
An S[alvo] T[itulo] H. Theophilus Engeland1 A[rtium] M[agister] in Heidelberg.2 W.E: Herr. Nach dem E.W. Antrag3 weiter überlegt, mich erinnert, daß allein nichts beschließen dürffte, ohne Beystimmung der übrigen resp: Glieder des vereinigten Ministerii deren Zusamen Kunfft wol nicht vorm Herbst geschehen mögte 4 , die vacanten Gemeinen auch noch nicht ordentlicher Weise bey unserm Coetu um Hülfe angehalten, und nur ein Privat Brief von ein oder andern des Ortes vorfanden 5 , die Sache aber eigentlich in den Händen Sr: W. E Hn: P: Bagers und Hn: Pastor Gerocks zur best möglichen Bestellung haftet, weil wohl gedacht dieselben, die eigentliche Vollmacht noch haben, und des Ortes und der Gemeinen Beschaffenheit am besten wißen, maßen Sr: W. E. H. P: Bager selber persönlich da gewesen, und Sr: W. E. H. P: Gerock in derselbigen Province und näher bey wohnen 6 , und beyderseits W. E. Hh. Amts = Brüder
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Die Briefe des Jahres 1768
Ew: W. E länger zu kennen die Ehre gehabt; so unterließ nicht in einem Schreiben an S T. H. P: Bager [de] d[ato] 23 Maii a.c.7 der Sache wegen Meldung zu thun, und sie ihm heim zugeben, weil ich nicht berechtiget bin in einer so wichtigen Sache zu procediren. Mit diesem Wenigen nehme die Freiheit mich zu nennen und nebst unbekanter Respects Vermeidung an Dero Werte Familie zu seyn Ew. W. E: gehorsamer Mühlenberg. Philadelphia d 15 Junii 1768. 8
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 111765—68 S. 50. 1
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Vgl. Bd. I Nr. 125 Anm. 3 und Glatfelter I S. 35. — Engelland hatte sich 1765 neben Hausihl für die Bildung einer zweiten lutherischen Gemeine in Philadelphia engagiert. Vgl. Nr. 346 Anm. 4. Heidelberg, Lebanon County (heute: Schaefferstown). Nicht zu ermitteln. Die Predigerversammlung fand am 6. und 7. 11. 1768 in Neuhannover statt. Im Synodalbericht (wie Nr. 432 Anm. 2) wird das Anliegen Engellands nicht erwähnt. Wohl Briefe aus den Gemeinden Stone Arabia und Falls in New York, die Engelland von 1768 bis 1773 versorgte. Vgl. Glatfelter I S. 35 und 221. Bager hatte von 1763 bis 1767 die hochdeutsche Gemeinde in New York versorgt; Gerock hatte 1767 die Berufung dorthin angenommen. Vgl. dazu Nr. 393; Nr. 400—403. Nicht erhalten. Für die Zeit bis zum 27. 6. 1768 ( = Nr. 432) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1768. Am 21 Juni ward erfreuet mit einem Paquet von London p[er] Capt: fefferiesby the Britannia. Darin enthalten 1) VonH. W" Pasche datirt d 24 Febr: 1768. 2) ditto aus dem Pennsylvania Coffeehouse dat: d 7 April: 1768. 3) Von Sr. Hochw. H Dr: und Consistor[ialrat] Fr[ancke] dat: d 18 Jan: 1768 [ = Nr. 423], 4) Ein Briefen H. P: Schultz von Sr: Fr[au] Mutter etc. 5) Ein Schreibenwon Sr: HochEhrw: H. Insp: Darnmann dat: d 7 Novembr: 1767. 6) Ein pro Memoria wegen der Arzeney von H. Cons: Dr: Fr: [vgl. Nr. 423 Anm. 7]." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 253; vgl. Tappert II S. 359).
432. [„Etliche Deutsche" aus Lunenburg, N.S.J an M.
Lunenburg, 27. 6. 1768
Wohlgebohrner, Hochgelehrt und Ehrwürdiger H. Herr Inspector und Pfarrherr: Wir bitten Ihre Ehrwürden nicht übel zu nehmen, daß wir sämbtlich Ihnen unser hertzliches Verlangen vortragen, indem wir nirgends keine Hülffe noch Rath wißen, als zuvörderst bey dem lieben Gott, und bey Ihnen als bey Haushaltern Gottes. 1 So kan ja kein größerer Verfall seyn als hier in unserer Evangelisch = Lutherischen Gemeinde, indem wir schon geraume Zeit bis 15—16 Jahr in diesem wüst gewesenen Lande, wie auch frembdt, so wol von Sprache als Sitten und Rechten gewesen; so bitten wir nochmalen sämbtlich, Ihre Ehrwür-
Nr. 431/432
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den mögten doch Ihre treue Hirten Pflicht uns wißen laßen und für uns sorgen, ob nicht ein Evangelisch = Lutherischer Prediger bey Ihnen in Ihrem Lande zu finden ist, welcher sich hieher schicken mögte 2 , und uns nach aller Treue weiden möge, weilen wir befinden, daß das W o r t des Herrn an uns erfüllet ist, da Er spricht durch seinen Propheten: Ich will einen Hunger und Durst ins Land schicken, nicht nach Brod und Waßer, sondern nach meinem Wort 3 , welches uns sehr schmerzet, wenn wir an Heim und unser Vaterland gedencken, so daß wir wohl fühlen müßen, was es ist, den Herrn unsern Gott verlaßen! Unsere Jugend zum Theil ins zweyte Glied, und keines ist confirmirt in ihrem Christenthum. Sie wachsen wie die wilden Reben; so bitten wir nochmalen Ihre Ehrwürden mögten sich doch diesen Jammer vollen Zustand zu Hertzen gehen laßen um unsers treuen Ertzhirten Jesu Christi 4 willen, welchen wir auch darum anflehen, in H o f n u n g , daß Er ja noch keinen von seinen Schafen hat verschmachten laßen, so wird Er ja an uns auch nicht den Anfang machen. So leben wir ja auch in guter H o f n u n g zu Sie, daß Sie unser ächzendes Verlangen nicht verschmähen werden, und uns wißen laßen wie, und auf was Art wir unser Begehren erlangen mögten. Und ob zwar unsere Evangelische Gemeinde beynahe auf anderthalb hundert oder mehr Familien sich befinden; so ist es Ihnen doch nicht möglich kund zu thun die große Verdorbenheit. Wie sollen sie aber glauben, da sie nichts von wißen? W o sollen sie aber wißen, so Ihnen nicht gepredigt wird? 5 Wir befehlen Ihr Hertze dem, den meisten unbekanten Gott zur Regierung zu seiner Ehre, und unsers und seiner Gemeinden Bestes, verbleiben aber dennoch Ihre von ferne anvertraute untergebenste Gemeinde: Lünenburg, in der Province Nova Scotia d 27sten Junii 1768.6
N. N. N. N. N. N.
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM95Z8 S. 29f.; AFrSt IV C 13:43 S. 358 f.; LCAbt. HIV Fach E Nr. 9 S. 358f. Auch in HD S. 2230— 2232. Englische Übersetzung in Documentary History S. 96f. 1 2
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Vgl. 1 Kor 4,lf.;Tit 1,7; 1 Petr4,10. Paul Daniel Bryzelius, der bis 1766 die deutschen lutherischen Gemeinden in Neugermantown und Bedminster versorgt hatte, trat 1767 nach seiner Ordination in London sein Amt als anglikanischer Geistlicher in Lunenburg an. Mühlenberg begrüßte diese Lösung unter anderem auch deshalb, weil so die deutschen Lutheraner in Neuschottland in ihrer Muttersprache mitversorgt werden konnten (vgl. Nr. 391 mit Anm. 6). Die Eingabe der Briefschreiber wurde am 6. 11. 1768 auf der Synode in Neuhannover ohne Ergebnis verhandelt. — Der Synodalbericht von Mühlenbergs Hand ist auf den 1.12. 1768 datiert und findet sich in PM 95 Z 8 S. 18 —40; AFrSt IV C 13:43 S. 3 4 5 - 3 7 3 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 345—373. Als Abschrift auch in H D S. 2211 —2254. Englische Ubersetzung in Documentary History S. 86—103 und Tappert II S. 3 6 4 - 3 7 6 . Vgl. Am 8,11. Vgl. 1 Petr 5,4. Vgl. Rom 10,14. Für die Zeit bis zum 21. 7. 1768 ( = Nr. 433) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:
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„Anno 1768. Obiges Paquet so am 21 Junii a[nni] cfurrentis] empfangen [siehe Nr. 431 Anm. 8], habe mit einem halben Bogen vom 5 Julii a. c. an H . W m Pasche agnoscirt, und den Brief an Sr: H o c h E h r w : H n M[agister] Friedrich Conrad Darnmann Pastor zu St: Pauli, und des N e u = auch Altstädtischen Rev dl Ministerii Senior in Brandenburg, mit beygeschloßen." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 253; vgl. Tappert II S. 359).
433. [G. A. Francke] an M.
Halle,
21.7.1768
D. 21ten Julii 1768. An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia. P[ro] M[emoria] Die beyden neuen Mitarbeiter H . Helmuth 1 und H . Schmidt 2 ergeben sich zu vorderst dem Herrn und hier nächst dem vereinigten Ministerio in Pensilvanien, wo es disem nach näherer Prüfung des göttlichen Willens, und genauerer Ueberlegung der gesamten Umstände, am nöthigsten und nützlichsten scheinen wird, ihnen ihre Arbeit anzuweisen. Sie werden sichs auch nicht zu viele seyn lassen einige Arbeit mit an den Schulen, wo es die Nothdurft erfordert zu übernehmen. An ihrem Theil haben sie zwar den Wunsch geäussert, daß es der Herr so regieren möchte, daß sie wenigstens einige Jahre in Philadelphia bleiben und des nähern Umgangs mit dem werten Herrn Past. Mühlenberg gemessen, mithin da sie sich selbst noch für unerfahren ansehen, von dessen Erfahrung und von seiner Einsicht in die dortige Umstände profitiren könten; doch lassen sie sichs auch gefallen, wenn es nicht anders seyn könte, dahin zu gehen wohin sie der Herr senden würde, in dem Vertrauen der Herr werde ihrer Schwachheit nach Nothdurft zu Hülfe kommen. Weil man nun von hieraus nichts Determinirtes in disem Stück vorschreiben kan: so will ich nur einige Anmerckungen machen 1.) Wünsche ich angelegentlich, daß der werthe Herr Past. Mühlenberg die Hauptgemeine in Philadelphia nicht verlassen möge 3 zumalen es die Erfahrung gelehret, wie schwehr es werde von andern Gemeinen wieder los zu kommen. Da doch allemal Herr Pastor Mühlenberg wegen seiner noch mehrern Erfahrung, Alters, Ansehens und Eingangs bey allen dortigen Gemeinen den besten und nützlichsten Einfluß ins ganze haben kan: so wünsche ich, daß er den Haupt Posten in Philadelphia niemals und auch alsdann nicht verlassen möge, wenn seine abnehmende Kräfte ihm nicht mehr erlauben solten, so viele Arbeit, wie bisher, zu übernehmen, da denn doch seine Gegenwart, Rath, Instructiones, Anweisungen und Gebet dem Ganzen allemal nützlich bleiben werden. Dagegen wünsche ich, daß ihm möge die nöthige und hinlängliche Erleichterung in der Arbeit verschaffet werden können, und ersuche die übrigen Herrn
Nr. 432/433
27.6./21. 7.1768
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Prediger, dahin zu sehen und mit gutem Rath und Handreichung es dahin vermitteln zu helfen, daß ihm seine Arbeit erleichtert, auch zu seiner nöthigen Erholung auf dem Lande oder durch Reisen, wenn sie auf eine etwas bequemere Weise angestellt werden können, Gelegenheit gegeben werden möge. 2.) Sölten es etwa die Umstände erfordern daß H . Past. Schulze vorerst den Beruf nach Lancaster annehmen müste: 4 so wird doch nöthig und rathsam seyn, daß er seinen Beruf für Philadelphia nicht aufgebe und es ausdrücklich so wohl mit der Gemeine in Philadelphia als auch mit der Gemeine in Lancaster aus gemacht werde, daß er, wenn es die N o t h erfordere, denselben, ohne Contradiction weder von der einen noch andern Gemeine, entweder als Adiunctus und künftiger Successor Rectoris oder unter welchem Namen es für gut erachtet wird, reassumiren könne. Es ist ja auch mehrmals eine solche Stelle nur ad interim auf einige Jahre von einem Prediger versehen worden, bis mehrere Hülfe aus Europa komme und solche wieder abgelöset werden könne. 3.) Solte in diesem Fall H . Past. Mühlenberg die beyden neuen Arbeiter bey sich in Philadelphia behalten; so werden sie gerne etwas von ihrer Zeit der Arbeit in der Schule widmen. Ich werde schon erinnert haben, daß meine Meinung niemals gewesen, des Herrn Mühlenbergs Vorschläge von Zubereitung eingebohrner Subjectorum zum Dienst des H e r r n gänzlich zu verwerfen; sondern nur eine Anweisung zu geben, damit nicht ein Project und Plan vorher gemacht werde, der hernach aus Mangel der Arbeiter oder Kosten oder wegen anderer Hinderniße nicht hinaus geführt werden könte etc. etc. Blieben nun die neuen Mitarbeiter in Philadelphia; so wäre es zuvörderst nöthig und nützlich, daß diselbe eine Arbeit in der Schule 5 und die Aufsicht über diselbe mit übernähmen. Konten denn einige junge Leute, die vor andern so wohl Fähigkeit, als auch ein gutes Gemüth zeigeten ausgelesen und, als Classes selectas, in der Theologie und, so weit es nöthig, in humanioribus näher unterrichtet werden; so wäre solches ein Anfang, worauf man, wenn Gott seine Spuren zeigte, weiter bauen könte. Das Exempel des H . Buskerks, welcher durch H . Past. Mühlenbergs Anweisung so weit gebracht worden, daß ihm nunmehr die wichtige Stelle in Germantown anvertrauet werden können; ist ein Beweiß, daß dieser Weg möglich und nützlich; und es möchten doch unter göttlichem Segen wohl solche Diaconi erzogen werden, die hier und da den verlassenen Gemeinen mit Predigen und Schulhalten dienen und in manchen Fällen gebraucht werden könten. Was ich ehedem weitläuftig von diser Materie geschrieben 6 , kan zu mehreren Vorschlägen, wie eine solche Anstalt am nützlichsten einzurichten, Gelegenheit geben. Die erforderliche Kosten wird der H e r r auch zuflissen lassen. 4.) Ferner wäre denn auch, in disem Fall wenn die neuen Arbeiter beyde in Philadelphia blieben, dahin zu sehen, daß sie dem Herrn Pastor Mühlenberg zur hinlänglichen Erleichterung gereichen mögen, in welcher Absicht sie alle ihm auftragende Arbeit im Predigen, catechisiren, Kranckenbesuchen, Schreiben, Reisen und was dergleichen ist, gerne übernehmen werden. Es könte auch einer von ihnen 7 oder auch beyde abwechselnd zugleich Prediger in Barrenhill seyn und, wenigstens bey gutem Weg 8 , Sonnabends zu Verrichtung des Gottes-
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Die Briefe des Jahres 1768
dienstes, und sonsten zu Bestellung der Leichen und bey andern Vorfällen dahin reiten, wenn erst in Philadelphia die Zions Kirche gebraucht werden kan und nicht mehr an zwey Orten zugleich geprediget werden darf. D o c h bleiben solches alles nur Vorschläge, darinnen ich doch nichts gewisses determiniren kan, weil es auf die Umstände ankommt. 5.) Die Erhaltung und Fortsetzung des angefangenen Werks wird vornehmlich darauf ankommen, daß 1.) der Herr ferner treue Arbeiter in die Pensilvanische Ernte sende worum wir unabläßig zu bitten haben 9 2.) daß Er insonderheit auch ferner unter den Herrn Predigern solche mit Weisheit, Eifer und unverdrossener Sorge für das Ganze aus rüste, die die Gabe haben, die verschiedenen Gemüther der Arbeiter zusammen zu halten, die vorfallende Irrungen in den Gemeinen auf eine schickliche Weise beyzulegen und die verschiedene Köpfe in den Gemeinen in Ordnung zu halten und 3.) daß das Ministerium in seiner Vereinigung ferner zusammenhalte, damit dessen Autorität die Besetzung der Prediger = Stellen also dirigiren könne, wie es das wahre Beste erfordert. Der Leib dieses vereinigten Ministerii aber muß eine Seele haben, die einen hinlänglichen Einfluß in alle Glieder beweisen kan. Es ist daher mit eine Hauptsache, daß die Synodi nicht aus dem Gebrauch kommen; auch 4.) daß das Ministerium Subiecta bey der Hand habe, welche in den Gemeinen gebraucht werden können, so wohl aus Europa gesandte, als in Pensilvanien zubereitete. Gott wolle denn nur selber seine väterliche Vorsorge für sein Werk zeigen, und absonderlich auch mehr Subjecta zubereiten, die Ihnen zu Hülfe gesandt werden können. Halle d 21 Julii 1768. Entwurf in AFrSt IVC S. 2120—2126. 1
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15:25 S. 96-99;
LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 96-99.
Auch in HD
Justus Heinrich Christian Helmuth (1745 —1825) wurde als Waise in die Latina aufgenommen und studierte 1764/65 Theologie in Halle. Im September 1765 wurde er Informator an der Knabenschule und im Mai 1766 an der Latina. 1768 entschloß er sich nach manchem Zögern, zusammen mit Johann Friedrich Schmidt, die Berufung nach Pennsylvania anzunehmen. Im August desselben Jahres wurde er vom Konsistorium in Wernigerode ordiniert und kam am 2. 4. 1769 in Philadelphia an. Die Berufungsakte ist erhalten in AFrSt I V A 8 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 10). Helmuth übernahm die Gemeinde von Lancaster, die seit dem Wechsel Gerocks nach New York (1767) vakant war. Am 5. 7. 1770 heiratete er Barbara Keppele, die Tochter Heinrich Keppeles. Von 1779 bis 1820 war er Prediger in Philadelphia und entwickelte sich in dieser Zeit zu einer der herausragendsten Persönlichkeiten des Ministeriums. Vgl. Glatfelter I S. 57f. und Mann S. 4 1 6 - 4 1 9 . Johann Friedrich Schmidt (1746—1812) besuchte die Latina in Halle und studierte dort Theologie (1765/66). 1766 wurde er Informator an der Knabenschule. Zusammen mit Justus Heinrich Christian Helmuth nahm er 1768 die Berufung nach Pennsylvania an, wurde mit ihm im August desselben Jahres in Wernigerode ordiniert und kam am 2. 4. 1769 in Philadelphia an. Die Berufungsakte ist erhalten in AFrSt IV A 8 (LC Abt. H IV Fach A Nr. 10). Schmidt übernahm die Gemeinde in Germantown zusammen mit einigen Landgemeinden. Am 26. 5. 1772 heiratete er Anna Barbara Schauwecker. 1786 wurde er Nachfolger von Johann Christoph Kunze in Philadelphia, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Auch er war eine der führenden Persönlichkeiten des Ministeriums. Vgl. Glatfelter I S . 119f. und Mann S. 414—416.
Nr. 433/434 3
4 5 6 7
8 9
21. 7./20. 8. 1768
621
Hier folgte ursprünglich: „so lange bis wenigstens der werthe Herr Pastor Schulze oder einer von den andern die hinlängliche Erfahrung erlanget haben würde, dem Ganzen und allen seinen Theilen vorzustehen". Vgl. Nr. 413 S. 559. Hier folgte ursprünglich: „und zugleich die fleissige Aufsicht auf die Schulmeister etc.". Vgl. Nr. 380 und Nr. 406. Hier folgte ursprünglich: „etwa H. Schmidt, wenn villeicht dessen Stimme für die Philadelphische Kirche zu schwach wäre". Hier folgte ursprünglich: „Sontags oder". Vgl. Mt 9,37f.; Lk 10,2.
434. [G. A. Francke] an M.
[Halle], 20. 8. 1768
D. 20ten Aug. 1768. An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia Wohlehrwürdiger in dem Herrn herzlich Gel. Bruder, 1.) Ich habe das Memorandum wegen der Brunnholz = und Handschuchischen Rechnungen 1 erhalten. Es ist deutlich genug, daß der sei. H. Past. Handschuch selbst gestanden 32. £ 5. sh. 5. d. in die Brunnholzische Rechnung schuldig zu seyn, und gar nicht zu vermuthen, daß Jacob Graf, der Executor des Brunnholzischen Testaments 2 , selbige empfangen haben solte, da er solches nicht negiren vielweniger zum Eide sich erbieten würde. Mithin wäre die Frau Witwe Handschuchin schuldig dieselbe zu bezahlen, von der es eine grosse Uebereilung ist, daß sie die Briefschaften verbrannt, so sie nicht hätte thun sollen, ohne sie von Ihnen durchsehen zu lassen, und da sie es gethan hat, so kan sie um so weniger vorgeben, daß diese Schuld bezahlt sey, weil sie schuldig gewesen wäre die Quitung aufzuheben. Weil denn aber der sei. H . Handschuch seine Kräfte im Dienst Gottes verzehret und seine Frau Witwe und Kinder arm sind; so laße es geschehen daß denselben diese Schuld geschenkt, und als ein solches Geschenk in Ausgabe gebracht werde, welches sie aber als ein solches Geschenk erkennen und in der Quitung melden muß, daß ihr sei. Mann solches schuldig geblieben. Es wird aber, wie ich schon mehrmalen gemeldet habe 3 , am besten seyn, daß die Bücher und Arzneyen, die von hier verlanget werden künftig nicht mehr von Predigern debitirt werden, eines theils weil sie zu solchen Nebensachen nicht Zeit und Kräfte übrig haben, daher sie denn auch in der darüber zu führenden Rechnung nicht gehörige Accuratesse beweisen
622
Die Briefe des Jahres 1768
können, und andern theils, weil die Prediger zu vielen Anlauf von Armen haben, denen sie denn nicht wohl abschlagen können, dieses und jenes zu schenken, welches ihnen am Ende doch zu schwehr wird. Hingegen wenn Bücher und Arzneyen zum Verkauf verlangt werden; so ist es am füglichsten, daß solche einem sichern Kaufmann zu debitiren überlassen und von demselben gehörige Sicherheit gemacht werde. Und ehe dieses geschiehet, werde nichts verabfolgen laßen, indem weder die hiesige Anstalten noch die dortige Casse den Schaden tragen kann. 2.) Sie haben auch eine Quitung über die eingesandte Rechnung verlanget. Ich habe dieselbe darunter geschrieben und schicke sie des falls in Originali zurück. 4 3.) Die Frau Witwe Handschuhin bekommt hierbey einen Brief von der Witwe ihres hiesigen Schwagers, darinnen sie ihres seligen Mannes T o d notificirt aber auch zugleich anzeiget, daß sie iezt nicht im Stande sey, ihre Schuld an ihre Frau Schwägerin zu bezahlen. 5 Diese Unmöglichkeit kan ich attestiren, indem ihr seliger Mann ihr das Haus mit vielen darauf haftenden Schulden hinterlassen hat, da sie von einigen Schuld Leuten gedränget wird, deren Capitalien zu bezahlen oder die Execution erwarten muß. Es ist also um so viel billiger daß die Frau Past. Handschuhin ietzo Geduld mit ihr habe, weil ihr sei. Mann das Haus theurer angenommen, als es wert ist, welches sie beym Verkauf nicht wieder bekommen wird. Sie wolte indessen dasselbe iezt gerne verkaufen und die Schulden bezahlen, wenn nur Käufer da wären, die aber bey den dermaligen Geldlosen Zeiten nicht zu finden sind, indem schon mehrere H ä u ser bereits seit einigen Jahren zum Verkauf stehen und keine Käufer finden können. Ich kan mich aber zu keiner Zeit mit Eintreibung dieser Schuld mehren, sondern die Fr. P. Handschuhin muß einen hiesigen Advocaten dazu annehmen. 4.) Da H . Past. Voigt hier an seine Eltern 100 Rth. auszuzahlen assigniret hat: so ist er nicht so arm, daß ihm dasjenige, was er anfänglich in die Casse schuldig geworden 6 , geschenkt und nun unter solchem Namen in der Rechnung passiret werden könte. Ich erinnere mich aber daß laut meines Pro Mem. beym Brief vom 16. Mart. 1765.7 von den für die Herrn Prediger in specie destinireten Wohlthaten 10. Rth. für Sie Nahmentlich bestimmet worden, da Sie doch nur 8. rth. berechnet. 8 Ich hatte Ihnen H . Sen. Mühlenberg, aber ausser diesen 10. Rth. von den für sämtliche Prediger bestimmten 90 rth. noch 35 Rth. assignirt weil Sie die meiste Mühe und auch Kosten für das Ganze haben. Es stehet Ihnen also noch frey diese 35 rth. oder vielmehr 37 rth. von solchen 90 rth. für sich zu nehmen und nachher das Übrige unter die übrigen Prediger zu vertheilen, wovon denn das dem sei. H . Past. Handschuch zu fallende Antheil von seiner Schuld der 32. £ abgehen und das daran noch fehlende als ein Geschenk verrechnet werden kann. 5.) Die 100. Rth. aber so H . Voigt an seinen Vater assigniret hat, werde ich nicht eher aus zahlen bis derselbe eine Quitung an mich überschickt, daß er das an den 67. r. 12. g. zu viel empfangene wieder zurückgegeben und die assignirte 100. Rth. an Ew. Wohlehrw. zur Collecten = Casse aus gezahlt habe; wundere
Nr. 434
20. 8. 1768
623
mich übrigens sehr, daß da er noch sonst gar nicht geschrieben, und von seiner Amts = Führung Nachricht gegeben 9 , er bloß mit einer solchen assignation, ohne sonst etwas bey zu fügen, den Anfang gemacht. 6.) Ich werde die Rechnung für die Pensilvanische Gemeinen abschliessen lassen und diselbe 10 nächstens übersenden. 7.) Die Reise Kosten des Herrn Helmuths und H . Schmidts kan ich noch nicht bestimmen, weil ich nicht weiß, was noch in Engelland erfordert wird. Ich werde aber, ehe sie aus Engelland abgehen, die Summe, was ihre Reise bis dahin gekostet, melden und H . Pasche wird so gut seyn und zugleich berichten, was in Engelland darzu gekommen. Da nun die Gemeinen schuldig sind, die Reisekosten ihrer Prediger zu tragen; so ist auch iezo meine Absicht nicht, daß denen Gemeinen, welche diese neue Prediger bekommen werden, dise Reisekosten simpliciter geschenkt seyn sollen. Denn wenn Gemeinen Prediger verlangen, ist es billig, daß sie die Reisekosten tragen, wie ja bey H . M. Gerock geschehen seyn muß; und da mehrere Gemeinen Prediger verlangen, als man Subiecta so gleich verschaffen kan, ist es billig, daß solche, die die Reisekosten bezahlen, den andern vorgehen. Denn sonst werden immer mehr Prediger verlangt, wenn man meynet, man könne sie ohne Kosten erhalten; dazu man sich nie verbindlich gemacht. Trifft es solche Gemeinen 11 , die noch in schwehren Schulden stecken, bleibet es doch dabey, daß andere, die die Reise Kosten sogleich bezahlen vorgehen; indeß, wenn sich solche nicht finden, so ist zwar meine Meinung nicht, daß arme Gemeinen sogleich zu deren Bezahlung angehalten werden sollen; sie müssen aber die Schuld erkennen und darüber einen Schein aus stellen und das Geld künftig wieder zur Casse kommen. Doch müste aber auch die Billigkeit beobachtet werden, wenn einer von diesen neuen Predigern an eine andere Gemeine vociret würde, ehe die erste ihn hinlänglich genossen, die neue Gemeine entweder die ganze Schuld, oder wenigstens, nach Maßgab der Umstände einen Theil derselben jener ab und auf sich nähme. Solte einer von ihnen nach Lancaster als ordentlicher Prediger kommen; so müste die dasige Gemeine die Reisekosten desselben bezahlen. Würde aber, weil die neuen Prediger derselben noch nicht hinlänglich gewachsen, H . Schulze inmittelst dahin überlassen und bliebe denn doch zugleich, wie ich in meinem Pro Mem. vom 20ten Jul. 12 erinnert, Philadelphischer Prediger; so würden vor denjenigen welcher seine Stelle in Philadelphia Vicarie verträte, vor iezt die Reisekosten nicht angerechnet werden können, und es würde auch, wenn einer vor erst nur zur Probe auf eine Zeit bey einer Gemeine wäre, von derselben nicht eher das Reise Geld gefordert werden, bis sie oder eine andere Gemeine ihn zu ihrem ordentlichen Prediger annähme. Ich behalte mir übrigens vor künftig über das Reise = Geld zu disponiren, und wenn es etwa nach den Umständen künftig auch einer Gemeine geschenkt werden solte; so ist es doch gut, daß sie einen Schein darüber aus stellet, daß sie es schuldig sey, um mancher Ursachen willen. 7.) Weil auch meistens einige Zeit erfordert wird, ehe die Einrichtung mit den neuen Predigern zu Stande kommt: so kan ihnen auf ein viertel Jahr das zu ihrem Unterhalt nötige aus der Collecten = Casse gereichet und solches zu den
624
Die Briefe des Jahres 1768
Reisekosten geschlagen werden. Es muß aber darüber eine Rechnung geführet und selbige von Ihnen attestiret werden. 8.) Ich beziehe mich vorläufig auf das schon gedachte Pro Mem. vom 21ten Julii13 und werde das weiter nöthige noch in einem andern Briefe14 melden. Indessen empfehle Sie dem Herrn und wünsche von dem Herrn reiche Gnade, Kraft, Stärke und Segen von Herzen an, der ich nebst einem herzlichen Gruß von meiner Frau mit aufrichtiger Liebe verharre Ewr. Entwurf in AFrStIVC HDS. 2127-2134. 1 2 3 4
15:26 S. 100-103;
LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 100-103.
Auch in
Vgl., auch zum folgenden, Nr. 416 mit Anm. 2. Vgl. Nr. 265; Nr. 266 und Nr. 300. Vgl. Nr. 324 S. 275f. unter Punkt 3.) und Nr. 380 S. 436. Hier ist am Rand vermerkt: „Diese Rechnung kann H. Beyer um der künftigen Nachricht willen, copiren." — In AFrSt IV G 6 S. 172(b) findet sich folgende Erklärung von Mühlenbergs Hand: „Die vorstehende Rechnung bis zum 24sten December 1766, ist mir in Copie zurückgesandt und mit folgender Unterzeichnung von Sr: Hochwürden, damals noch lebenden, und nun Wohlseifigen] theuresten Herrn Consistorial Rath Francken agnoscirt worden; neml: ,Diese Rechnung hat ihre völlige Richtigkeit und hat H. P. Mühlenberg nach derselben annoch zu fordern 6 rth. 4 gg. 6 d, welche er aus der Collecten Casse zu empfangen hat. Halle den 20sten August 1768. G A: Francke'mfanu propria]"
5
Vgl. Nr. 312 mit Anm. 46. ^ Vgl. Nr. 350; Nr. 355 unter Punkt 3) S. 360f.; Nr. 374 unter 6 tens S. 421; Nr. 377. 7 = Nr. 324. 8 Hier folgte ursprünglich noch: „und also 2 rth. der Casse geschenkt haben; gleichwie Sie auch nicht Gebrauch". 9 Vgl. Nr. 374 mit Anm. 9 und Nr. 428 Anm. 19 (6). 10 Hier folgte ursprünglich: „diesem Brief beyfügen". 11 Zur Berufung Gerocks nach Lancaster Bd. I Nr. 114 mit Anm. 14; Bd. II Nr. 130 mit Anm. 7; Nr. 134 S. 43f. 12 = Nr. 433. 13 = Nr. 433. 14 Vgl. Nr. 448.
435. A. GaarundA.
Wayland an M.
Culpeper, 1. 9. 1768
Tfitulus]. Die nicht fruchtlose Bemühungen des Herrn Schwarbachs gefallen uns sehr wohl, und statten wir nochmalen den verbindlichsten Danck ab, daß ein HochEhrw: Consistorium uns diesen wachsamen Mann bestimmet haben.1 Allein unser Vermögen hindert uns, diesem braven Manne eine gehörige Besoldung
Nr. 434/435
20. 8./1. 9. 1768
625
zu verschaffen, in dem wir auch zum Unterhalt des Englischen County Predigers das unsrige beytragen müßen, von dem wir doch keinen Nutzen haben. 2 Der Englische Prediger copulirt, aber unser H. Schwarbach darf nicht. Es ist zwar vor Jahren zum Behuf der hiesigen Kirchen und Schulen in Europa durch collectiren ein beträchtliches von gutthätigen Hertzen gegeben, und die noch stehende Kirche erbauet. Wann aber diese schier fast zu klein und bereits baufällig, so wißen wir nicht, wann dieselbe verdorben, wie wir uns helffen sollen. Unsere Vorfahren hätten freylich das gesammelte nicht so einfältig verschläudern sollen; wir können aber das Geschehene nicht abwenden. Das wenige was noch da ist, wird jetzt gehörig administrirt. Konten wir durch Ew. Hoch. Ehrw: Beyhülffe und Rath von der English Parish Levie — Engl. Prediger Taxe — und daß unser deutscher Prediger die Deutschen zu copuliren Erlaubniß kriegte, befreyet werden, so wäre uns gleich geholffen. Wir werden aber ohne Ew. H. E Bericht hierin nichts unternehmen. Der Grundgütige Gott und Vater in Christo wolle zu E. H. E. Bemühungen seinen gnädigen Segen geben. Deßen allmächtigem Schirm 3 E. H. E bestens empfehlend versichern wir mit aller Untergebung Culpeper in Virginia d 1 Sept: 1768
E. H. E dienstergebene Diener Adam Gaar Adam Wayland Vorsteher
N[ach] Sfchrift] D[er] H[err] President Muhlenberg wolle so gütig seyn und dieses denen sämtlichen Membris eines Ehrw: Consistorii communiciren. 4 Extrakt von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S. 35f.; AFrStIVC 13:43 S. 368; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 368. Auch in HD S. 2244f. Englische Übersetzung in Documentary History S. 101 und TappertIIS. 373f. 1 2
3 4
Vgl. Nr. 3 5 2 ; Nr. 356; Nr. 366. Unabhängig von seinem Bekenntnis w a r jeder Einwohner der Provinz Virginia durch Gesetz verpflichtet, jährlich einen bestimmten Beitrag f ü r den Unterhalt des Predigers der anglikanischen Staatskirche zu leisten (county parish tax). Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 432 Anm. 2) unter Punkt 3 im Anschluß an den hier abgedruckten Brief. Vgl. Ps 3 2 , 7 ; 9 1 , 1 ; Jes 4,5f. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 432 Anm. 2) zum 6. 11. 1 7 6 8 : „Nach dem obigen Briefe [ = Nr. 435 und Nr. 436] gelesen, ward folgendes angemerckt: 1) Der Praeses hat dieselben gleich nach dem Empfang beantwortet und dem Land Prediger ein paar von den neuesten Malabarischen Nachrichten, welche mit der Arzeney Kiste angekommen [vgl. Nr. 438 Anm. 4 (2)], mit gesandt, welche ihm in der dasigen Wüste zu besonderer Erwekkung und Ermunterung dienen können." Für die Zeit bis zum 2. 9. 1768 ( = Nr. 436) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Donnerstags d 1 Septembr: trat S r : Hochw: H. D r : Wrangel die Rückreise nach Schweden an. W i r begleiteten ihn aus Philadelphia bis an die Schuilkiel und nahmen wehmütigen Abschied." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 2 2 ; vgl. Tappert II S. 359f.)
626
Die Briefe des Jahres 1768
„Anno 1768 zu Ausgange des August habe an H. W m Pasche geschrieben 17 Bogen Observatfiones] bey geschloßen und am 1 Sept: Sr: H : H. Dr: Wrangel mitgegeben." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 253; vgl. Tappen IIS. 360).
436. J. Schwarbach an M.
Culpeper, 2. 9. 1768
T[itulus]. Da im vorigen Jahre mir die Freiheit nahm E: H. E die Nachricht von einem Theil meiner Arbeit zu übersenden 1 — und jetz sichere Gelegenheit habe abermal nach Dero Wohlbefinden mich zu erkundigen so — Ich wäre selbst nach Pennsylvanien gekommen, weilen aber mit Arbeit überhäuft und nicht gewust, wann das S[alvo] T[itulo] Rev: Consistorium zusamen kommen würde —. Wenn in beliebiger Antwort 2 erfahren mögte, auf welche Zeit eine Synodalversamlung aufs nächste Jahr bestimmet, so wolte g[eliebts] G[ott] meine Aufwartung machen, und mich verschiedener Sachen wegen Raths erholen. Ich werde mit zu vieler Arbeit überhäufft, laße mich aber unter Gottes Beystand nichts verdrießen. In Zeit von 6 Monathen habe in 7 unterschiedenen Gemeinden die ziemlich weit von einander entfernt liegen junge Leute unterrichtet und confirmirt. E H.E können hieraus auf das übrige schließen. H o f f e daß der Allwaltende Gott ferner sein Gnädiges Gedeyen um Christi willen zu meiner Arbeit geben werde! 3 Nebst hertzl. Empfehlung ans Hoch Ehrw. Consistorium, insonderheit an den Hn. Dr. Wrangel und H . Pfr: Schultz beharre E: Gebet und Dienstschuldigster Diener Culpeper d 2ten Sept: 1768.
Johannes Schwarbach.
Extrakt von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S. 35; AFrSt IV C 13:43 S. 367; LCAbt. HIV Fach E Nr. 9 S. 367. Auch in HD S. 2243f. Englische Übersetzung in Documentary History S. 100 und TappertIIS. 373. 1 2 3
Nicht erhalten. Vgl. Nr. 438 Anm. 2. Vgl. l K o r 3 , 6 f .
437. J. L. Voigt u. a. an M. und an das Ministerium
New Hanover, 10. 9. 1768
Hoch = und Wohl Ehrwürdige Hoch zu Ehrende, H e r r Praeses und sämtlichen Glieder des Ministerii reverendi, der vereinigten Evangelisch = Lutherischen Gemeinden in Pennsylvanien etc. etc.
Nr. 435/436/437
1.9./2.9./10.9.1768
627
Der von der Gemeinde zu Neuhannover, im Namen und auf den Beystand deßen der da mehr thun kan als wir bitten und verstehen 1 , angefangene neue Kirchen Bau 2 ist durch der Allmacht Stärcke mit einem so erwünschten Fortgang begleitet worden, daß wir die Vollendung in Kurtzen vor Augen sehen werden. Hallelujah! Erfüllt von eifrigen Trieben ist nun unser Verlangen darauf gerichtet, dem durch Leiden des Todes vollendeten Hertzog unserer Seligkeit 3 nach seinem Siege williglich zu opffern im heiligen Schmuck 4 ; so wie auch durch die Kraft Gottes unsere Seelen laßen zu bereiten, damit wir das neue Lied Mosis 5 , wenn wir versichert des verheißenen Seegen, verkläret mit singen können. Zur Vollbringung eines so über allemaßen wichtigen Vorhabens, ergehet unser gehorsamstes Ersuchen an das reverendum Ministerium durch Gebet, Fürbitte und Dancksagung 6 unsere neu erbauete Kirche zum Dienst des Immanuels zu widmen und in dieselbe, durch die Verkündigung der heilsamen Lehre Jesu Christi, glühende Kohlen zu tragen 7 zur Anzündung eines Feuers 8 das da brenne in unsern so wohl als auch in unserer Nachkomen Hertzen mit Inbrunst und mit heiliger Andacht. Unsere einmüthiglichen Wünsche gehen alle dahin, daß dis geschehen möge auf Dominica p[ost] X X I I I Trinitatis, welches wird seyn der 6 te T a g des Monats Novembr: dieses jetzt laufenden Jahres. 9 Nicht nur das fleißige Halten der Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens 10 ; sondern auch das Begehen einer solchen feyerlichen Handlung läßt uns hoffen, daß ein Reverendum Ministerium sich der Willfahrung unserer Bitte nicht weigern, sondern auch mehr dazu mit der Gegenwart einiger Glieder Dero respectiven Gemeinden uns beehren werden, die wir als unsere Glaubens Brüder hiedurch liebreich ersuchen und freundschafftlich einladen. Mit Bereitseyn und Anerbieten aller nur möglichen Gegenliebe, verbleiben wir dieses unterschriebene H o c h und WohlEhrwürdige H o c h zu Ehrende, H e r r Praeses und sämtl[iche] Glieder des reverendi Ministerii Newhannover d 10 September 1768.
Michael Weygel, Adam Wartman, Georg Burkard, Georg Beck, Adam Kurtz, Ludewig Bickel, Moses Binder, Valentin Stigter, Cassimir Misemer, Jacob Eppele, Michael Schan = ecker Jun: Georg Schweighard, Jacob Kop, Conrad Gilbert, Johannes Schweighard.
Dero ergebenste. Lewis Voigt
628
Die Briefe des Jahres 1768
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S. 16f; AFrStIVC 13:42 S. 340—342; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 340—342. Auch in HD S. 2155—2157. Englische Übersetzung in Documentary History S. 86f. 1 2
3 4 5 6 7 8 9
10
Vgl. Eph 3,20. Der Neubau war nötig geworden, als die alte hölzerne Kirche von 1741 am Ostersonntag des Jahres 1765 während des Gottesdienstes einzustürzen drohte. Vgl. Nr. 328 Anm. 1 und Nr. 351 Anm. 24. Vgl. Hebr 2,10. Vgl. Ps 110,3. Vgl. 5 Mos 32 und Apk 15,3f. Vgl. 1 Tim 2,1. Vgl. Jes 6,6f. Vgl. Lk 12,49. Mühlenbergs Bericht über die Einweihung der Kirche ist als Teil des Synodalberichts erhalten in PM 95 Z 8 S. 1 8 - 2 0 ; AFrSt IV C 13:43 S. 3 4 5 - 3 4 8 ; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 3 4 5 - 3 4 8 ; H D S. 2211 — 2216 sowie in englischer Ubersetzung in Documentary History S. 8 8f. und Tappert II S. 364f. Vgl. Eph 4,3.
438. J. L. Voigt an M.
New Hanover; 12. 9. 1768
HochE: HochzuverEhrender Herr Senior! Auser freundl. Ersuchen so die gantze Gemeinde an ein reverendum Ministerium ergehen laßen 1 ; unterwinde mich selbst um die Einweyhung der neuen Kirche allhie auf die bestirnte Zeit, hertzlich und um Gottes willen zu bitten. Verschiedene Umstände machen es zur hohen Nothwendigkeit. Ew. H. E werden eine allgemeine Freude erwecken, wenn Sie geruhen wollen das eingegebene Memorial denen Wohl Ehrwürd. Gliedern des Ministerii durch ein circular Schreiben bekant zu machen: 2 so wie auch der Gemeinde zu Newhannover eine baldige gütige Antwort zu überschicken 3 ob ihre Wünsche in die Erfüllung gehen sollen oder nicht. Wollen Sie mich beehren und im dem erkaufften Pfarrhause bey Dero von jederman recht sehnlich erwarteten Ankunfft, ein kehren; wird es mir zum ausnehmenden Vergnügen gereichen auch Dieselben nach meiner Armuth zu bewirthen suchen. Mit An wünschung meines hertzl: Grußes an Dero ganzes Haus verbleibe Newhannover d 12ten Sept: 1768.4
HochEhrw: HochzuverEhrender Herr Senior Dero unter den armen ärmster Diener Lewis Voigt.
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 2 8 S. 17; AFrSt IVC 13:44 S. 374f.; LC Abt. Fach E Nr. 9 S. 374f.Auch in HD S. 2158. Englische Übersetzung in Documentary History S. 87.
HIV
Nr. 437/438 1 2
3 4
10.9./12.9.1768
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= Nr. 437. Im Anschluß an Nr. 437 vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Dem Reverendo Ministerio der vereinigten Evangelisch = Lutherischen Gemeinden in Pennsylvanien zu publiciren." Im Anschluß an Nr. 438 führt er dazu aus: „Auf obiges Verlangen sandte ein Circular Schreiben aus an die nächst zu erreichenden H e r r e n Amts = Brüder in Pennsylvania mit folgenden Beweg = und Reitzgründen a) daß man zugleich auf die bestimmte Zeit eine Gemein Conferentz halten b) und ich hoffe daß, wenn die neuen Arbeiter Mess" Helmuth und Schmid unter Gottes Geleit ankämen selbige mitbringen und sie mit den vereinigten Arbeitern bekant machen könte." Nicht erhalten. Für die Zeit bis zum 4. 10. 1768 ( = Nr. 439) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1768. d 17 Sept: empfieng p[er]Capt: Somervill: ein Schreiben von H n : W m Pasche, dat: d 20 Julii 1768." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 253; vgl. Tappert II S. 361). (2) „Anno 1768. d 21 Sept: empfieng p / e r / C a p t : Friend einen Brief vom H . W m Pasche, dat: d 10 Jun: 1768. es ist auch die Artzeney mit dem Schiffe gekommen." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 253; vgl. Tappert I I S . 361). (3) Anno 1768. den 29sten Sept: ward in Philadelphia a[nte] meridfiem] von 8 bis 9 Uhr 3 mal mit den Glocken der St: Michaelis und Zions Kirche geläutet, weil am Sontage zu vor ein Gedächtniß = Fest verkündiget w o r d e n : U m 9 U h r beym zusamen Läuten führeten die 2 H h . Schulmeister etwa 200 Kinder aus dem Schulhause in procession zur St: Michaelis Kirche, alwo sich auch Erwachsene und Alte, nebst dem Kirchen Collegio und Lehrern einfanden. 1) ward der Gottes = Dienst angefangen mit dem Liede: Er stehe vor Gottes T h r o n e etc. 2) Eine Predigt gehalten über Matth: 18,3. 3) Nach dem Schluß der Predigt ein Extract von dem Bemerkwürdigen Lebens Lauf aus den Epicediis der Wohlsel. Frau Seniorin, weiland Frauen Maria Sabina Darnmannin [vgl. Nr. 374 Anm. 28] gebornen Olischern beweglich vorgelesen, und insonderheit die Anzahl der Mahl Sprüche und Verse welche die theure, nun unter den Geistern der vollendeten Gerechten vor dem T h r o n e des Lammes wohnende Seele in Ihrem Leben, Leiden und seligen Abschiede vor andern erfahren, dem Auditorio ans Hertze gelegt, als neml: R o m : 7,24. Psalm 34,7. Psal: 25,17,18. Ps 118,5 Jesa: 43,25 Parentat: Spruch und Leich = Text: 2 T i m : 4,18. Psal: 30,12,13. J o h : 16,20 Ach ich habe schon erblicket; diese große Herrlichkeit etc. Weicht Ihr Trauer Geister etc. 4) darauf wurde von dem C h o r und den Singe Classen der Schulkinder lieblich gesungen: Wie schön ist unsers Königs=Braut etc. Mein Freund der schönste aller Schönen etc. O Ursprung des Lehens etc. Die Versamlung mit Segen erlaßen und verkündiget daß Sr. H o c h Ehrw H e r r Senior Darnman von wegen der wohlsel. Pastorin gewiße Wohltaten zur Erquickung f ü r Dürftige verordnet, welche im großen Schulhaus Saal aus getheilet werden solten, welches gleich nach dem Gottesdienst geschähe, zu vieler kindlichen Freude und Erquickung. Obiges habe etwas vermehret, aufgesetzt und sub dato d. 1 O c t o b r : 1768 mit nach Europa gesandt. Addresse: An Sr: H o c h Ehrw: H e r r n M: Friedrich Conrad Darnmann, Best Verdienten Pastorem zu St Paul, und Seniorem Rev: Ministerii in der Neustadt zu Brandenburg." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 21; vgl. Tappert II S. 361). (4) „Octoher 1. 1768.: Empfieng by the Pennsylvania Paquet Capt: Gill: ein Schreiben von Sr: W.E H . William Pasche dat. d 4 t e " Aug: 1768." (PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 256; vgl. Tappert I I S . 361). (5) „Anno 1768. d. 1 October empfieng von M r : Michael Albrecht Zucker Becker mit Capt: Gill arrivirt folgendes Paquet von Sr: H o c h w : H . D r : Wachsei folgende Briefe: 1) Ein Consistorial Schreiben an St: Michaelis Corporation in Philadelphia per D r : Gustav Anton Wachsei praesid: und John Heinrich Viedebrants Secretair: dat: in der Sacristey der St. Georgen Kirche in little Ayliff Street Goodman's Field, London d. 30 ten Martii 1768. 2) Ein hochgeneigt Schreiben von H . D r : Wachsei dat: London d. 29sten Mart: 1768. 3) Ein hochgeneigtvom H . D r : Wachsei dat: London d. 27 Julii 1768. 4) Ein Versuch von einer Kirchen = O r d n u n g f ü r St: Georgen Kirche und Gemeine: Actum in unserm Consistorio d 2 t e n Mertz 1768. Z u r Beurtheilung des hiesigen Evangel. Minister[ii]. 5) Gedruckte Beylagen wegen der Berufs = Sachen in der Savoyer Gemeine in London 6) Ein Schreiben per couvert a) Von Rev d o Pastore Roesner: dat: Mettenheim bey Worms d 4 Julii 1768. b) mit demselben ein Schreiben A Möns: Möns: Schräder tres savant Candidat en
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Droits et Mathématique a Philad: bey Ludwig Sengeisen." (PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 256; vgl. Tappert II S. 361). - Zu 5): Nach dem Tod von Pittius kam es an der Marienkirche zu einer Doppelwahl. Vgl. Burckhardt S. 93.
439. An G. A. Wachsei
Philadelphia, 4.10.1768
Extract Schreibens Hn Past. Mühlenbergs an Hn D. Wachsei, datirt Philadelphia d 4ten Octobr. 1768 — Am Abend des ersten Oct. nemlich Sambstags empfieng auch ein paar Zeilen von dem Candid. Th. Mr Jung 1 vom Schiffe, worin er bat, daß ihm Erlaubniß verschaffen möchte zu mir zu kommen, weil er Recommendation von Sr: Hochw. Hn D. Wachsei hätte. Der finstere Abend und folgende Sontag wolten nicht erlauben, die Bitte zu gewähren. Montags den 3ten Oct. kam er zu mir und übergab Ew. Hochw: hochgeneigtes vom lten August a[nni] c[urrentis] mit Dero reifen Einsicht ich völlig über einstimme, nemlich „daß die erste Sorge, um hinreichender Gründe willen nöthig sey, von denen hochangesehenen Gotteslehrern unserer Mutter = Kirche S[alvo] T[itulo] Hn Dr. Faber2, Dr Cotta 3 , Dr Benner4, Testimonia zu procuriren, wenn er anders in diesen Gegenden durchkommen, und mehr Nutzen als Schaden zu stiften gedencket". Inzwischen war nun hier auch die erste Sorge, wie er vom Schiffe ranzioniret [freigekauft] werden möchte? maßen seine Fracht auf 9 Guineas zu stehen kommt, und das Schiff an einen hiesigen Quaker = Kaufmann assigniret ist, der sich kurtzum verlauten ließ, daß er baar Geld haben, oder ihn, wie andere gemeine Servants für die Fracht verkaufen müßte. Es war daher Mr Jung sein Glück, daß er von Ew Hochw. eine Recommendation erhalten, weil er sonst keine Testimonia aus seinem Vaterlande bey sich hatte, und ohne solche zur Servitude verkauft werden müßen. Denn es sind in verschiedenen Jahren so viel und mancherley Avanturiers herein gekommen, die sich für deutsche Printzen, Baronen, Grafen, Edelleute, Admirals, Generals, Banquiers, Candidatos omnium Facultatum, besonders für Mag. Licent: Pfarrherrn, Specialen, Superintend: Bischöfe etc. etc. aus gegeben, und ehrliche Leute angeführet, daß keinem mehr getrauet wird, wenn er seine Fracht nicht bezahlen, oder sich mit hinreichenden Testimoniis und Recommendationen legitimiren, oder seinem vorgegebenem Stande und Amts-Titel aus eigenen Mitteln gemäß leben kann. Ich habe also, unerachtet meiner drückenden Umstände, für die 9 Guineas gutgesprochen, und werde unter göttlichem Gnaden = Beystande, nebst meinem Hn Collegen [Schultze], versuchen, ob und wie man ihn nach und nach, zur Ehre Gottes, zum Besten der hiesigen Ecclesiae colligendae und seiner eigenen Wohlfahrt anweisen möge, wenn er anders gutem Rath folgen, und sich in die Arbeit und Leiden schicken will. Denn es gehet hier fast wie mit etlichen auf hohen Schulen in Europa: das erste Jahr ist man Prorector, das zweyte Professor Extraordinarius, das dritte Mag. legens, das vierte studiosus, und endlich
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gar nichts. Ich bin schon so oft und derbe auf die Finger geklopft, daß mich fast fürchte, die H a n d auszustrecken, es sey denn, daß Recommendation von hocherleuchtet und erfahrnen Lehrern unserer Europaeischen Mutter Kirche vorhanden. Es ist ein großer Fehler, daß außer den gesegneten Anstalten in Glaucha auf manchen hohen Schulen so wenig Anweisung und Übung zum catechisiren, oder der Jugend die lautre Milch des Evangelii 5 auf kindliche Weise einzuflößen gegeben wird. Und wie kann man immer ein ächtes Christenthum, oder das seligmachende Evangelium, zumahl in dieser Abendwüste fortpflantzen, wenn die Jugend versäumet wird? Wenn in der Jugend kein Grund geleget wird, so prediget man sich an dem Alter zu Tode, und kriegt Herrlinge anstat der erwarteten Trauben. 6 Das hochw. Consistorium im H[erzogtum] W ü r t temberg] hatte vor 15 Jahren geruhet auf einiger Bürger Beruf aus Lancaster, einen wackern, gelehrten und honetten Magister herein zu senden. 7 Der Mann meinete es redlich in seinem Amte, stund 14 Jahre daselbst und lebte ab und zu, mit uns in brüderlicher Vereinigung, je nachdem wir viel oder weniger Verfolgung und Leiden, oder böse und gute Gerüchte hatten. N u r Jammer und Schade, daß der liebe Bruder nicht die Gabe zur Catechisation besaß! Vor mehrern Jahren hatten 2 Gemeinen in der Province Neuyork, nemlich Rheinbeck und Camp durch Fürsprache des weyl. H n P. Berckenmeier 8 und gütige Vermittlung Sr. Hochw. H n D. Creuter 9 an das hochw. Consistorium in H a m burg um einen Prediger supplicirt, und H n Hartwig als Candidatum erhalten. 10 Der Mann ist sehr bewandert in Orient: und Occidental. Sprachen, in der Philosophie, Theologie, und kann methodo mathematica predigen. Er hielte die erstem Jahre brüderliche Freundschaft und Vereinigung mit uns. Er verfiel mit seinen anvertrauten Gemeinen in bittre Streitigkeiten. Ich reisete mit seiner und des hiesigen Ministerii Genehmhaltung zu ihm, versuchte eine Versöhnung zwischen ihm und dem streitenden Theil seiner Gemeinen; konnte aber weiter nichts zuwege bringen, als daß unser Ministerium einen auf genommenen Studiosum" auf eine Zeitlang in seine Stelle setzen, und ihn so lange in unsern pensilvanischen Land-Gemeinen arbeiten laßen Sölten, damit der Streit sich legen, und er hernach seine Gemeinen mit beßerm Nutzen bedienen möchte. Die Arbeit in unsern rauhen Land-Gemeinen wurde ihm aber bald zu schwer und verdrießlich, so daß er wieder in seine eigene gieng. Es daurete nicht gar lange, so zerfiel er noch mehr mit seinen Gemeinen, und war willens sie gantz zu verlaßen, wenn er bey uns in Pensilvanien beßere Gemeinen finden könnte. Ich schlug ihn vor bey einer vacanten Gemeine in einer neu angelegten Stadt Reading an der Schuilkiel genannt, alwo er etwa ein halb Jahr unsern deutschen Lutheranern und verlaßenen Engl. Gliedern von der Hoch Kirche dienete und angenehm war. Es fiel ihm bey, seine Gemeinen im Neuyork schon wieder zu besuchen, und sich mit Reisen Motion zu machen, weil Variatio delectat, und hinterließ deswegen in Reading einen schriftlich-förmlichen Beruf und eine Obligation, worin sich der County Clerk und noch ein paar Englische Einwohner verbinden solten, daß sie ihm jährlich hundert Pfund liefern müßten, beorderte mich, daß solchen Beruf und Bond, wenn vollzogen, ihm nach ins Neuyorksche schicken solte: Es kam aber nichts zu mir von Reading, und ich reiste
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nach Verfließung einiger Zeit dahin, und frug warum sie ihre Sachen nicht vollzogen? Die Englischen Männer andworteten, ob H . Hartwig und ich sie für Narren hielten, daß sie sich und ihre Kinder verbinden solten, einem Manne jährlich 100 Pfund zu bezahlen, von dem sie nicht versichert, ob er sein Amt treulich führen, und den Leuten in die Länge angenehm bleiben würde? Wenn er ihnen nicht ein mahl die leibliche Nothdurft zutrauete ohne gesetzliche Verbindung, so wolten sie ihm vielweniger ihre und der ihrigen Seelen anvertrauen etc. H . Hartwig hatte sich zu viel H o f n u n g auf die Obligation gemacht, und indeßen seine erste Gemeine im Neuyorkschen einem hereingekommenen Prediger Möns. Rieß 12 abgetreten, ehe er von Reading Bescheid erhalten. Als ich ihm demnach die Andwort der Männer von Reading schrieb, und unter andern, daß ich keinen andern als apostolischen Beruf zuwege bringen könnte; so nahm er mirs sehr übel, und kann es bis diesen T a g noch nicht vergeßen, sondern propagirt es bey Leuten, die es nicht im Zusammenhang wißen als ein großes Gravamen wieder mich. Nach dem Disappointment practisirte er einen großen Strich Landes auf zu nehmen, dem Vorgeben nach eine deutsche Colonie in den wilden Waldungen zu etabliren, und eine reine evangelische Gemeine auf zurichten. Weil aber nach den Landes Gesetzen eine Privat-Person nur etwa 6 tausend Acker als eigenthümlich erlangen kann: so beredete er 9 ehrliche Männer von unserer Gemeine in Philadelphia, daß sie mit ihm anstehen mußten, damit er und die 9 etwa einen Strich von 60 tausend Ackern nach dem Recht bekamen, um die Landes Gesetze zu überlisten und Advocaten Streiche zu spielen. Die 9 Männer mußten denn ihr Recht an Mr Hartwig wieder zurück verschreiben als sein Eigenthum. Er begab sich auch bey einem vornehmen Advocaten dem King's Attorney zu Neuyork in die Lehre, um die Englischen Jura zu profitiren, und ersuchte mich in einem Schreiben, daß um Gottes Beystand zu seinem wichtigen Unternehmen bitten solte. Weil ihm denn zu verstehen gab, daß Gott um seine Veränderung und Wahrnehmung seines Amts bitten wolte: so verließ er seinen Lehrmeister und predigte hin und wieder in den Provintzen, und bemühete sich dabey, deutsche Familien anzuwerben, die auf sein Land ziehen und es anbauen solten, hintergieng die armen Leute mit allerley Contracten, so daß bis diese Zeit noch keine Familien auf seinem Lande haften oder bleiben mögen, und Ach und Weh über ihn schreyen, wenn sie ihr Armüthlein verzogen und sich angeführt finden. Als ich meine 2 Land Gemeinen verlaßen und nach Philadelphia ziehen mußte 13 , und gar niemand für die Land-Gemeinen wußte: so versuchte es abermahl, und setzte ihn dahin, bezahlte die Kost für ihn etc. Es daurete aber etwa nur ein halb Jahr: so waren die Gemeinen seiner überdrüßig und er ihrer satt. Indeßen war eine Lutherische Gemeine zu Friedrichstown in Maryland vacant, wo er sich hinbegab, etliche Wochen predigte, der Gemeine eine Englische Vocation vorschrieb, sie verband, und es so einfädelte, daß weder die Gemeine noch er, mit unserm schwedisch und deutsch vereinigtem Ministerio einige Connexion haben solte. Ehe er den besagten Beruf antrat, reisete er wieder ins Neuyorksche wegen seiner Landes - Äffairs; da indeßen ein paar Vorsteher von Friedrichstown Gelegenheit gefunden, mit Sr. Hochw. H n D. Wrangel zu sprechen und zu fragen,
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obs recht wäre, daß ihre Gemeine die von vielen Jahren gepflogene Vereinigung mit dem pensilvan. Ministerio um H n Hartwigs willen abbrechen solte? Da nun Se. Hochw. die armen Leute nach der Wahrheit und Liebe verständiget, und die Altesten auch hin und wieder von seinem Verhalten Nachrichten eingezogen: so schickten sie ihm Botschaft, daß sie seiner nicht verlangten. Darüber faßte er denn auch bittern H a ß und Neid gegen H n D r Wrangel, und ich solte vor andern ihm das Waßer trübe gemacht, und seine gerechte Ahndungen verdienet haben. Sein Land wolte ihm nichts einbringen, und was es etwa per fas und nefas 14 einbrachte, das dienete ihm zum Müßiggang und Wohlleben. Wenn das nicht reichen wolte, so suchte er Einquartirung bey uns armen Predigern, lag bey uns gleichsam wie auf Execution, wie H D. Wrangel ich und andre lebhaft genug erfahren haben. Seine Beschäftigungen in den Recreations-Stunden, zwischen Morgen, Mittags und Abendbrodt, waren theils allerley Erfindung von plans wie unserer evangelischen Kirche in America in der besten Welt und methodo mathematica geholfen werden möchte etc. theils wie er seinen eigenen Zustand durch eine reiche Heyrath vollkommener machen könnte, wie er sich denn auch durch anstößig scheinenden Umgang mit ein und andern Familien nicht berufs mäßig aufführete, und sogar einer honetten Tochter unserer Altesten einen angemuthet, daß sie ohne Consent ihrer Eltern sich heimlich mit ihm trauen laßen solte, wozu sie aber nicht stimmen wolte. So bedienete er auch eine vacante Engl. Gemeine an der separirten St. Paul's Kirche in Philadelphia 15 eine Zeitlang, welches aber, wie gewöhnlich, nicht lange hielte. Endlich suchte er seine Ahndung an mir und unserer armen Michaelis-Gemeine zu üben, vereinigte sich mit Mess rs Bayerle Apoth. Schneider etc. 16 fieng so genannten Gottes Dienst in der neu reformirten Zanck Kirche an, und suchte dadurch unsre Gemeine zu spalten und zu miniren, konnte es aber nicht nach Wunsch vollbringen. In gegenwärtiger Zeit maßet er sich das Amt eines Inspectoris generalis an, hält Kirchen-Visitationes gleichsam wie Hiob: 1,7. steht: Ich habe das Land umher durch zogen; nicht, daß er sich einer oder andern verlaßenen oder vacanten Gegend annehmen, und eine Gemeine sammlen solte; sondern er visitiret nur die Gegenden, wo sich Arbeiter finden, die im Schweiß des Angesichts ihr Brodt eßen 17 , und gerne wolten, daß Zion gebauet 18 , und verlohrne Schaafe heimgebracht 19 werden möchten. Ew. H . hätte mit obiger Ausschweifung nicht belästiget, wenn H Hartwig sich nicht vermercken laßen, als ob er mich in Europa verklagen wolte. Ich habe Documenta und gesetzmäßigen Beweis genug in Reserve. Inzwischen kann man auch daraus sehen, wie man hier mit solchen falschen Bogen nicht zum Ziel gelanget, und sehr übel dran ist, wenn Menschen Lämmer und Schaafe weiden sollen und wollen, und Jesum Christum nicht recht lieb haben. 20 Es ist ein Creutzes-Reich und Ecclesia militans. Aber der feste Grund Gottes bestehet, und hat dieses S[i]egel: Der H e r r kennet die Seinen, und es trete ab von der Ungerechtigkeit wer den Nahmen Christi nennet! 21 etc. 22 Abschrift von Pasches Hand in zwei Teilen in AFrSt IVC S. 298f.; LCAbt. HIV Fach E Nr. 9 S. 410—413 und298f.
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Johann Georg Jung (ca. 1742 — 1793); zu seinem frühen Werdegang äußert sich Mühlenberg in Nr. 447 S. 667f. unter Punkt 8). Er wird zunächst als Katechet in den Gemeinden Jordan, Heidelberg, Egypt und Lynn Township in Lehigh County eingesetzt (vgl. Nr. 449), 1770 auf der Predigerversammlung in Reading geprüft und ordiniert und läßt sich 1773 schließlich in Hagerstown, Maryland nieder, wo er mehrere Gemeinden versorgt. Vgl. Glatfelter I S. 169 und 199-202. Johann Gottlieb Faber (1717—1779), 1746 Pfarrer in Dußlingen, 1748 als Professor der Geschichte, Rhetorik und Poesie nach Tübingen berufen, dort 1754 ordentlicher Professor der Theologie und Stadtpfarrer, 1767 Konsistorialrat; 1772 übernahm er die Abtei Adelberg und das Amt des württembergischen Oberhofpredigers und General-Superintendenten. Johann Friedrich Cotta (1701 —1779), 1734 ordentlicher Professor der Philosophie in Tübingen, 1735 — 1739 außerordentlicher Professor der Theologie und ordentlicher Professor der Orientalischen Sprachen in Göttingen. Nach Tübingen zurückgerufen, wurde er dort 1755 erster Professor der Theologie und Kanzler der Universität. Johann Hermann Benner (1699—1782), 1733 Professor der Rhetorik und Poesie in Gießen, 1740 ordentlicher Professor der Theologie. 1770 erhielt er die erste Professur in seiner Fakultät und wurde zum Kirchenrat und ersten Superintendenten ernannt. Vgl. 1 Petr 2,2 sowie Speners Schrift: Die lautere Milch / / Des / / Evangelii / I I Oder / / die Lehr von den / / Gnaden = und Heils = / / Schätzen / / / welche die Glaubige in JESU / / CHristo haben / besitzen und I I geniessen. I I Auffs einfältigste und kürtzeste / vorgestellt / und mit Sprüchen der I I Schrifft bewehrt.. ., Frankfurt 1685. Jes 5,2 nach der ursprünglichen Übersetzung Luthers. — Herling = unreife Weintraube. Johann Siegfried Gerock; vgl. Nr. 434 Anm. 11. Wilhelm Christoph Berckenmeyer (1686—1751); vgl. Bd. I Nr. 42 Anm. 7 und Glatfelter I S. 217f. Philipp David Kräuter; Mitarbeiter Ziegenhagens und von 1742—1767 Pastor an der „Hamburg Lutheran Church" in London. Vgl. Burckhardt S. 103—108. Vgl. Bd. I Nr. 276 Anm. 17 und Nr. 89 mit Anm. 8. Lucas Rauß; vgl. Bd. I Nr. 107 S. 458. Johann Friedrich Rieß; vgl. Bd. II Nr. 215 mit Anm. 2. Im Oktober 1761; vgl. Bd. II Nr. 218 mit Anm. 7. Durch gute und schlechte Mittel, d.h.: ohne Beachtung von Recht und Gesetz. Anglikanische Kirche in der Third Street gegenüber Willing's Alley. Gemeint sind vor allem Hausihl und neben Hartwich noch Engelland, die 1765 vesuchten, in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren. Vgl. insbesondere Nr. 346. Vgl. 1 Mos 3,19. Vgl. Ps 102,14-17. Vgl. Mt 18,12f.;Lk 1 5 , 4 - 6 . Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 2 Tim 2,19. Für die Zeit bis zum 7. 10. 1768 ( = Nr. 440) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1768. habe Sr: Hochw: H. Dr: Wachseis Paquet beantwortet p[er] Ca.pt: Frienddat: vom 3 und 5 ten October; 1) 2 Bogen von hiesigen vacanten Pred: [ = Nr. 439] 2) 2 1 /2 Bogen zur eigentlichen Antwort stück vor Stück. [ = Nr. 440]. 3) bey geschloßen ein Schreiben to the Rev^ Mr: Roesner Pastor at Mettenheim near Worms welches war eine Antwort wegen Möns. Schräder. Das Schiff ist abgegangen am 13 Octobr: a[nni] c[urrentis]." (PM 94 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 256; vgl. Tappert II S. 361f.).
Nr. 439/440
440. An [G. A. Wachsei]
4.10./7. 10. 1768
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[Philadelphia], 7. 10. 1768
Ditto an Ditto 1 d[e] d[ato] Ocv.7. 1768. — Der leibliche Handel und Wandel ist in Agone. Die Ruthe über America wird nicht unbekant seyn. H e r r ! Du wollest um des großen Versöhners willen uns nicht im Zorn aufreiben, und mit Maßen züchtigen. 2 Es ist nicht sicher davon zu schreiben, und nicht der Werth bey Caussis secundariis zu verweilen, weil nichts von ungefehr kommt. 3 Man wird hier in Philadelphia fast übertäubet von Armen und Bettlern, und ist fürchterlich, daß von Jahr zu Jahr noch gantze Schiffs Ladungen von armen und bedürftigen Deutschen darzu kommen 4 , welche einem das Blut aus saugen möchten, weil sie meinen, die Pfarrer könnten und müßten von der Tenne oder Celter helfen. 5 Ew. H . hochgeneigte Zuschrift an unsre Corporation 6 ist mir sehr dienlich damit die bedrängten Brüder sehen, daß ihre Supplique nicht verlohren, und auch nicht verworfen, sondern noch tröstliche H o f n u n g gemacht worden. Sie und ich dancken demüthigst und flehen um gütiges Andencken. Wir gedachten die Zions-Kirche in diesem Spät Jahre fertig zu kriegen, ist aber nicht in unserm Vermögen, weil kein Geld mehr auf Interesse zu finden ist. Der Versuch einer festzusetzenden Kirchen O r d n u n g oder Liturgie 7 (in H n D. Wachseis Gemeine selbst) ist meiner geringen Einsicht nach bündig, gründlich und überzeugend, und bestärckt meine gehegte Gedancken von eben der Sache. Ich habe die deutsche erbauliche und nützliche Liturgie aus der Evangel. Schloß Capelle zu St James's im vorigen Jahre 1767 ohne Vorwißen unserer hochwürdigen Väter H n . Z[iegenhagen] und F[rancke] mit in die Kirchenordnung der 2 Jerseyer Gemeinen zu Neu-Germantown und Bedminster eingeschaltet 8 , und auch schon unter Gottes Beystand ein Königl. Charter von Sr Excell. H n Gouverneur in Jersey erhalten 9 , worin selbige Liturgie mit confirmiret ist. — Ich bin auch völlig der Meinung daß man mit ruhigem Gewißen von dem Grunde der Apostel und Propheten und unsern Evangelischen Lehr Articuln nicht einen Tüttel vergeben dürfe noch solle 10 ; daß man aber nach denselben Erlaubniß und Freyheit habe, in einem jeden Lande die erbaulichst = und für die Umstände schicklichst = und nützlichsten Cerimonien zu wählen verpflichtet sey, wenn man christlich vernünftig handeln darf und will, ex gr. die lutherischen Prediger, welche vor meiner Zeit im Neuyorkschen Government vom H[ochwürdigen] Hamburg[ischen] Ministerio begehret und gesandt wurden, führeten nicht die hamburgische Agende hier ein, sondern diejenige, welche unsre evangelische Kirche in Holland gebrauchet, wo die reformirte Kirche praedominirt. Warum? weil in der Province Neuyork die reform: Holländische Kirche und Liturgie praedominirt war, und die Caerimonien, welche in manchen lutherischen Kirchen noch beybehalten, ihre Praejudicia von Crypto Papisten würden bestärckt haben. In der deutschen Hoff Capelle war nach den Umständen wohl keine andre möglich, und hätte wohl keine beßere und erbaulichere auserlesen und componiret werden können, und hat mich oft
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gewundert, warum in der Savoy" etc. nicht eben dieselbe eingeführet worden von den Stiftern und Anfängern, um beßerer Harmonie und Symmetrie willen. Es läßt sich aber nicht wohl urtheilen, wenn man die Gründe nicht weiß warum so und nicht anders. Was ein mahl eingeführet ist, läßt sich schwer ändern, wo es nicht ein müthig von den respectiven Lehrern, Repraesentanten und Constituenten einer Gemeine geschieht. Ein ehemahliger Lehrer in Göttingen erzehlte einst, daß das H. Ministerium in H[amburg] in alten Zeiten Bolten [!] Kragen und Schnurbärte getragen, wie noch an alten Pictures zu sehen. Da sie aber schlüßig worden, dieselbe abzulegen, und so kleine zu tragen als nun Mode ist, habe es viele Unruhe erweckt; und als unter andern ein alter standhafter Patriot in den letzten Zügen gelegen, und das heil. Abendmahl zum viatico verlanget, habe er mit Thränen bezeuget, daß er mit gutem Gewißen das heil. Sacrament nicht von einem Beicht fader nehmen könnte, wenn er nicht mit der alten Tracht erschiene. Was für Gewissens Angst und Bangigkeit verursachte es nicht, als ehedeßen ein großer Monarch das Singen der Collecten[gebete] beym öffentlichen Gottes Dienst abschaffen wolte? Es ist freylich ein altes Sprichwort wenn man die kleinen Löcher zu zustopfen nachläßet, so reißet es gern ins gantze 12 , oder wie B[eatus] Lutherus sagte: Bey dem Lederkäuen lernen die jungen Hunde das Beißen. 13 Ich habe oftmahls von angesehenen wohlmeinenden Gliedern der Episcopal Kirche hier in America wünschen gehöret, wenn doch ihre Common Prayers oder Liturgie verkürtzet werden möchten! und es wird auch nicht an solchen Wünschen daheim in Gremio Matris fehlen, wie mir einstens der King's Attorney in N[eu]y[ork] sagte, daß es noch bey Lebzeiten S. M. Gfeorgii] IIdl 14 in Agitation gewesen etc hätte sich aber nicht wollen thun laßen. Denn wenn man aus einem alten Waßer-Damm bis weilen nur kleine Füllsteine nähme, und das Waßer Luft kriegte: so krümelte es so lange, bis alles zusammen bräche. Weil es nun einmahl by Law etabliret ist, und der Lebens Faden davon abhänget so gilt keine Indulgence, solten auch alle Glieder darüber Lutheraner oder Presbyterianer etc. werden. Unter der Königin Anna Reg[ierung] 1 5 wurden etliche tausend deutsche Emigranten in die Province Neuyork gesandt. 16 Man gedachte der Religion und Kirche, wie auch den armen Protestanten zu helfen, gab einem ref. deutschen Candidat: die Episc. Ordination, recommandirte ihn der hochlöbl. Societaet de propag. fide, welche ein Salarium annectirte, und die ins deutsche übersetzte Liturgie mit gab. Der Ehrw. H. E. [?] hielte etliche Wochen unter den Luth. und Calv. Gottes Dienst mit großem Applausu. Die Menschen wurden aber der öftern Wiederholung so satt und müde, daß sie den Lehrer endlich gantz allein ließen, und sich reform, und luth: Prediger anschaften. Die deutschen Einwohner in Nova Scotia, besonders eine zahlreiche aber arme Colonie in Lüneburg haben schon viele Jahre her nach Europa suppliciret, und um Luth: oder ref. Prediger Ansuchung gethan, auch mich geplagt. 17 Die Umstände waren so, daß ihnen nicht füglich ein deutscher Prediger frey gehalten werden konnte. Sie gabelten dann und wann einen verlohrnen Sohn, wenn er nur ein schwartz Camisol und Kragen bey sich hatte, auf. Wenn solche aber nichts zu leben, und unsre heilige Religion aufs äußerste prostituiret hatten, so schieden sie von
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einander. Die hochlöbl. Societaet nahm sich der Einwohner an, und versähe sie mit ein oder andern Englisch = und französischen Missionairs, welche etwa ein Dutzend halbe deutsche Worte sprechen konnten. Die Kinder lernten bald Englisch, aber die Eltern wünschten das trostreiche Evangelium in ihrer Muttersprache nur noch einmahl zu hören. Das lamentiren nach deutschem Gottes Dienst wurde endlich dem hiesigen Commissario von der Engl. Kirche Mr Richard Peters beygebracht, welcher es bey dem M: Rev. Primat: [Thomas Secker] daheim so weit brachte, daß ein Missionar von der deutschen Nation vorgeschlagen reordiniret und dahin bestimmet werden solte. Wir hatten niemand übrig, der nebst der deutschen der Engl. Sprache gewachsen, hinaus reisen etc. wolte, außer H . Br[yzelius] 18 , der unsern jungen und annoch armen Gemeinen mit seiner starcken Familie zu [gejwichtig, zur Veränderung willig, wie auch des Reisens und der Umstände gewohnt war. Er hielte auch die Aus = und Einreise unter Gottes Erbarmung aus, und gieng mit vielen guten Vorsätzen und Meinungen schwanger zu seiner Station, mit Vergnügen, daß er seinen kümmerlichen Unterhalt nicht mehr von den Scherfleins der armen Glieder, sondern reichlich Aus kommen für seine zahlreiche Familie aus der Fülle haben solte etc. W e r war wohl froher als die deutschen Lutheraner in Neu Schottland! Er brachte 2 Exempl. von Liturgie mit, eins das in der deutschen Hoff Capelle gebräuchlich, und das andre eine höltzerne deutsche Übersetzung der Engl. Liturgie. Als er das erste mahl Gottesdienst hielte, gebrauchte er die Agende aus der Capelle, und es war Zufriedenheit, Leben und Erbauung, und die Zeit währete den Leuten nicht zu lang, bekam auch bey 40 junge Leute zum Unterricht und Confirmation. Da er aber (weiß nicht warum?) anfieng die große Ubersetzung der Kirchen-Agende zu gebrauchen, worin sich das Gebet des Herrn Unser Vater: anhebet so entstund Streit und Zwiespalt zwischen den Luth: und Calv: deren sich ein ziemlicher Theil abgesondert und einen aparten so genannten Lutherischen Gottes Dienst angefangen, und von daher mir heute einen lamentablen Brief geschrieben haben 19 , worin sie melden, daß sie bey ihrer alten Lutherischen Lehre und Verfaßung zu bleiben entschloßen, und bitten, daß wir ihnen einen Seelsorger schicken sollen etc. Wer kann aber den armen Leuten helfen? Wenn nun ein oder ander von denen hiesigen gelehrten Müßiggängern, die sich selbst vermeßen, daß sie ächte Orthodoxe nach der ungeänderten Augsburgischen Confession sind, und die andern verachten, so heldenmäßig wäre und den armen Leuten zu Hülfe käme, so möchte ich des Anlaufs entübriget werden. Aber die Herren wagen sich nicht gerne in solche kalte und rauhe Gegenden, wo keine Salaria fixa zu finden, etc.
S.
Abschrift von Pasches Hand in AFrStIVC 299-303.
13:34d S. 299-303;
LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
' Schließt an Nr. 439 an. Vgl. Jer 10,24. — Mühlenberg spielt auf eine Reihe von Besteuerungsmaßnahmen (Townshend Acts) an, die auf Initiative von Charles Townshend 1767 vom britischen Parlament mit der Begründung verabschiedet wurden, das Mutterland für den Unterhalt der zivilen Behörden in
2
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Die Briefe des Jahres 1768
den Kolonien finanziell zu entschädigen. Neben einer Reorganisation der Zollbehörde wurden Einfuhrsteuern für Glas, Porzellan, Farben, Papier und Tee beschlossen. Vgl. Gipson XI S. 107-135. 3 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 1782: „Nichts ist von ungefähr, von Gott kommt alles her." 4 Nach dem Siebenjährigen Krieg (French and Indian War) setzte die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania wieder ein und erreichte bis zum Ausbruch des Revolutionskrieges in den Jahren 1764, 1767 und 1773 noch einmal einen Höhepunkt, auch wenn die Zahlen deutlich unter denen der Jahre 1749—1754 lagen. Vgl. die Ubersicht in Marianne Wokeck, The Flow and the Composition of German Immigration to Philadelphia, 1727—1775, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 105 (1981) S. 260f. sowie Nr. 318 mit Anm. 2 und Nr. 321 mit Anm. 11. — Zur wirtschaftlichen Entwicklung in Philadelphia und insbesondere zur Armut dort vgl. Gary B. Nash, The Urban Crucible. Social Change, Political Consciousness, and the Origins of the American Revolution, Cambridge, Mass. 1979, S. 292 —338; John K. Alexander, Render Them Submissive. Responses to Poverty in Philadelphia, 1760—1800, Amherst, Mass. 1980; Billy G. Smith, The Material Lives of Laboring Philadelphians, 1750—1800, in: William and Mary Quarterly, 3rd series, 38 (1981) S. 163 — 202 sowie Hermann Wellenreuther, Labor in the Era of the American Revolution. A Discussion of Recent Concepts and Theories, in: Labor History 22 (1981), S. 573 — 600; Gary B. Nash, Billy G. Smith, Dirk Hoerder, Laboring Americans and the American Revolution, in: Labor History 24 (1983), S. 414—439 und Hermann Wellenreuther ebd. S. 440—454. 5 Vgl. 2 Kön 6,27. 6 Nicht erhalten. Vgl. Nr. 438 Anm. 4 (5). 7 Vgl. ebd. und Burckhardt S. 101-115. 8 Vgl. Nr. 403 Anm. 12. 9 Vgl. ebd. 10 Vgl. Mt 5,18; Lk 16,17. 11 Die Marienkirche in der Savoy, wo Reinhard Pittius bis 1768 Prediger war. Zur Kirchenordnung Burckhardt S. 9 2 - 9 7 ; vgl. Schmauk S. 185 - 1 8 9 . 12 Vgl. etwa Wander Bd. 3 Sp. 2 1 3 - 2 1 5 , 220f. und Bd. 5 Sp. 1564. 13 Vgl. WA 5, 649 und Wander Bd. 2 Sp. 1791. 14 Georg II. (1683-1760), seit 1727 Königvon England. 15 1702 bis 1714. 16 Die ersten pfälzischen Auswanderer; vgl. Bd. II Nr. 151 mit Anm. 6. 17 Vgl. Bd. II Nr. 184 S. 352f. 18 Vgl. Nr. 403 S. 517f. und Nr. 409 S. 540. 19 = Nr. 432.
441. A. B. Mensch an M.
[Cohansey], 10. 10. 1768
Gott zum Gruß! Ich kann nicht unterlassen, Ihn den H : Pfarrer Mühlenberg in diesem Elenden und betrübten Zustand, zu berichten, wie gefährlich es stehet, um eine Heerde ohne Hirten, ich wollte den Herrn Mühlenberg hertzlich gebeten haben, daß er sich dieser armen Heerde in Gnaden annehmen und sich ihrer erbarmen, und sie ihrer Bitt gewähren mögte, ich will Gottes Wort rühmen, auf Gott will ich hoffen, und mich nicht fürchten. 1 Es ist ihm bekannt, daß der
Nr. 440/441
7. 10./10. 10. 1768
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Natürliche Mensch nichts vernimmt vom Geiste Gottes 2 , Ach leider! wie schreiet mein Hertz so manchen heißen Zähren 3 , über solchen elenden Kirchengang, ich habe Gestern gesehen, daß der Schafe so wenig geweßen sind, das wohl zu sagen und mit Warheit zu bekennen ist, aus Mangel eines Hirten, sich wohl Neun und Neunzig verirren, als Eins gefunden wird, oder versucht, und heimgetragen wird 4 , Es heißt wohl mit Warheit bey uns, als wie wir singen, O Herre Gott, dein Göttlich wort, u:s:w: 5 N u n Sie seind Tausendmal gegrüßt und gebäten, H : Pf: Mühlenberg, von mir Anna Barbara Menschin, die ich Ihm wohl bekannt werde seyn, welche ich das bekannte Schatzkästlein 6 von Ihm habe, das ich mit Grund der Warheit sagen kann, das ich ohngefähr in 18 Jahren keinen betrübten Zustand gesehen, als nun bey diesem Neuen Kirchen B a u / Was hilft uns die neue schöne Kirch, wann wir nicht einen Pfarrer oder Prediger haben; Sie werden sich wohl zu erinnern wissen, daß die Ostern der wohlbekannte Pfarrer, H : Hartwig 8 , allhier in Gohänsi 9 gepredigt hat, welcher auch ein rechter Jünger Christi 10 ist, oder ein guter Hirt, welcher die verlohrnen Schafe sucht mit Freuden auf seinen Achseln heimzutragen, mich dünckt meinem Einfältigen Verstand nach, dieser obgemeldete Prediger wollte sich am besten für uns schicken, weilen er die Landes = Rechten besser erlernet als ein junger Prediger welcher erst von Deutschland herein kommt. Ein solcher will sich nicht so gut schicken als dieser Evangelischer Prediger. Das verachtete hat Gott erwählet 11 , oder graue H a a r sind eine Crone der Ehre, die in Gerechtigkeit erfunden werden. 12 Das looß falle wie der H e r r will13, dann der große sichere H a u f f e gehet auf breiten wegen. 14 Er wird auch uns einmal wie wir bitten, wie den Sim[e]on im Friede fahren lassen 15 und uns alles geben, da Er uns schon seinen Sohn die höchste Gabe geben hatte. Meinen Tausend fälligen Gruß, von mir Anna Barbara Menschin An H : P f r : Mühlenberg d lOten october 176 816
Abschrift von Mühlenbergs Hand im August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32, Faszikel la S. 38—40. Auf der ersten Seite ist von anderer Hand notiert: „ Copie. An H. P. Mühl, von Cohenzy d. 10. Oct. 1768. Herrn Hartwich betr." 1 2 3 4 5 6 7 8
9 10
Ps 56,5. Vgl. 1 Kor 2,14. Vgl. Klgl 2,18. Vgl. Mt 1 8 , 1 2 - 1 4 ; Lk 1 5 , 4 - 7 . Kirchenlied; Verfasser unbekannt. Karl Heinrich von Bogatzkys (1690 —1774) „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes". Vgl. Nr. 317 Anm. 75 (3) sowie Nr. 340 und Nr. 342. Zu Hartwich äußert sich Mühlenberg ausführlich in Nr. 439. Vgl. auch die Antwort an Anna Barbara Mensch ( = Nr. 443). Cohansey, N.J. Vgl. Joh 8,31.
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Die Briefe des Jahres 1768
1 Kor 1,28. Vgl. Spr 16,31. Vgl. Spr 16,33. Vgl. Mt 7,13f. Vgl. Lk 2,29. Für die Zeit bis zum 25. 10. 1768 ( = Nr. 442) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1) ZM Ausgange des Octobris gab ein Paquetgen mit Capt: Sparks nach London viz: a) bey 3 Bogen privat Schreiben an H. W m Pasche b) eingeschloßen eine kleine Beschreibung eines Gedenckfestes vom 29sten Sept: 1768 wegen der sei. Frau Darmannin vidfe] Memorand: Buch vor diesem [vgl. Nr. 438 Anm. 4], c) ein paar abgeschnittene Stücke von der Engl. Zeitung. Der Brief war datirt vom 25 Octobr: 1768:" (PM 95 Z 8 S. [180]; vgl. Tappert II S. 363).
442. An F. W. Pasche
Philadelphia, 25.
10.1768
Copia Schreibens des H n P. Mühlenberg an Pasche, datirt Philadelphia d. 25ten Oct: 1768 Tit[ulus] Meine letztere an Ew. W. waren vom Anfange Julii 1 und Ausgange Aug: a[nni] c[urrentis] 2 Seit der Zeit bin reichlich gesegnet und getröstet worden mit Zuschriften von E. W. als d[e] d[ato] 20ten Julii 3 p[er] Capt. Sommervil. und 10ten Junii 4 p[er]Capt. Friend, womit auch, nemlich am 21sten Sept: die Artzney = Kiste angekommen. Und endlich auch d.d. 4ten Aug. 5 p[er] Capt. Gill welches hier am l ten Octobr. arrivirte. Mit selbigem Capt: Gill empfieng zugleich ein Paquet durch 2 Passagirer nemlich einen Zuckerbecker Mich: Albrecht und Studiosum Theol. Georg Jung 6 von S. H . Hn. D. Wachsei; und weil bemeldter Studiosus von S. H . D. Wachsei an mich recommendiret war, so mußte auch für seine Fracht 8 1 / 2 Guineas Bürge werden, und ihn ad interim aufnehmen. Gleich darauf kam ein Schiff mit 300 deutschen Frachten von Holland an, und brachte einen lutherischen Prediger 7 von 60 Jahr alt, aus dem Würtenbergischen mit, der in höchst erbärmlich = und armseligen Umständen sich befindet, und versuchet, ob ich vermöge der Menschlichkeit oder Samariter-Liebe, nicht gedrungen werden müße, seine Wunden zu verbinden, und in die Herberge zu schleppen? 8 Er kam zu mir elend und kranck, und verlangte auf genommen zu werden. Ich frug, wer ihn hieher berufen! Andw. Die Neuländer 9 etc. Er ist der Sprache nach ein orthodoxer Confrater, nach der ungeändert Augsp. Confess. Nachdem ihm die hiesigen Umstände erkläret, und ein Almosen gegeben hatte, gieng er betrübt fort, suchte Zuflucht bey Leuten, welche gern ein und andere deutsche Emigranten ein nehmen, welche noch etwas Kleider und Geld zu haben scheinen, und H o f n u n g geben, daß sie bald sterben möchten. Als er aber nicht gleich sterben wolte, und auch nichts nachzulaßen hatte: so ließen sie ihn 8 Tage in seinen Kleidern liegen, daß er so lebendig von Ungeziefer und Unrath wurde, daß er keinem Menschen mehr
Nr. 441/442
10.10725.10. 1768
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ähnlich sähe, bis ein deutsch-reformirter Mann, der selber arm ist, und eine lutherische Frau hat, ihn ins Haus nahm, und vom Schlamm reinigte. Der Mann kam aber zu mir und H n Schultz, stellete die Noth vor und bat um Hülfe. So feindselig und neidisch auch die vielerley Partheyen überhaupt gegen Prediger und das Amt sind: so schlagen sie sich doch im Urtheilen auf die Seite des Leidenden, bezeugen groß Mitleiden mit dem Munde, und pretendiren, daß wir wenigstens allgemeine Liebe, wo nicht besondere Barmhertzigkeit und Hülfe erweisen müßten, wenn wir änderst den christlichen Prediger-Character behaupten wolten. Die elenden Gottsvergeßenen Neuländer fangen ihr altes Handwerck wieder an, und locken um ihres schändlichen Gewinns willen Prediger und Schulmeister herein, die uns Noth und Leiden verursachen, und unserer Religion großen Schaden thun. N u n auf die Sache zu kommen, so will von dem letztern erst anfangen. In E.W. geneigtem vom 4ten Aug. 176810 stehen folgende Worte: „habe im N a h men, und' unter hertzinnigem Gruß und Segenswunsch des theuren Herrn Hoffpredigers — Ew. H . hiemit zu bevollmächtigen, vors erste Ein hundert £ Sterl. so gleich und unverzüglich zu erheben, und die Bezahlung auf den Herrn Hoffprediger auszustellen. Welche Summe denn in der N o t h so lange aus helfen wird, bis der theure H e r r Consist: Rath Francke auf Ew. Verlangen im letzten Briefe an Hochwürdige Väter 11 , näher bestimmen werden, wie viel davon für Philadelphia und für Barrenhill angewendet werden soll." Dieser Ordre und Vollmacht zu folge habe im Nahmen Gottes die bestimmte Summe von Ein hundert Pfund Sterl. von dem jungen H n Heinrich Keppele Merchant in Philadelphia erhoben, und die Bezahlung auf Sr. Hochw. Herrn Hoffprediger Ziegenhagen in London ausgestellt, in H o f f n u n g und Zuversicht, der alles wohl regierende Herrscher werde auch seine Gnadenhand über die Sache halten, und mich noch vor meinem Abschiede, wenn es sein gnädiger Wille ist, aus solchen Banden etc. vollends befreyen. Amen! Das ist es werde wahr: stärck unsern Glauben immerdar etc.12 Wenn ich leben und den Kopf noch einmahl unter der Last ein wenig empor heben und durch sehen solte, so würde deutlichere Anmerckungen von dieser Sache zur Glaubens Stärckung machen, und meinen allerschuldigsten Danck nicht vergeßen. Es ist aber Einer, der den reellesten und thätlichsten Danck und Lohn über hinreichend erstatten kann und will um seines Nahmens willen. Ich habe denn nun vor hochwürdigsten Vätern zu respondiren 1) laut des Pro Memoria vom 18ten Januar. 176813 wegen der Medicamenten 364 rthl. 15 g. welches a 6 rthl: pro 1 £ Sterl: 60 £ Sterl. machen 2) laut der verliehenen Vollmacht vom 4ten Aug. 1768 die gehobene 100 £ St. Summa 160 £ St. 3) Wie auch die vom ll t e n Febr. 1768. übersandte 2 £ St. an Schatzkäst, als ein Theil des Vermächtnißes von dem sei. H n Past: Pittius 14 Nun noch etwas weniges von den gegenwärtigen Gemein-Umständen hinzuzufügen 1) so wird alle Sontage öffentlich gebetet für die neu erwählte Arbeiter Messrs. Helmuth und Schmidt, daß der H e r r der Ernte sie wohl bewahret zum Segen ankommen laßen wolle! 15 2) Die vacanten Gemeinen
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Die Briefe des Jahres 1768
warten mit Schmertzen auf baldige Besetzung, und werden noch wechseis weise mit großer Beschwerde besucht. 3) Mit dem Zions-Bau in Philadelphia haben wir nicht gantz fertig werden können, wegen verschiedener erheblichen Ursachen a) weil wegen des allzugroßen Geld-Mangels in der politischen Crisi 16 zwischen der histerischen Mutter in Alt-Engl. und ihren verwilderten Kindern in Am: fast nichts mehr auf Credit zu bekommen, b) Der Arbeit zu viel für die Zeit: c) Die Einkünfte an Allmosen sich nach der nahrlosen Zeit richten d) Das Regiment der Soldaten auf eine Zeitlang verlegt, und uns die AcademieKirche ad interim alle Sontage vergönnet gewesen, welches festina lente 17 verursachet etc. 3) H . Br. Voigt und sein Kirchen = Rath in Neuhannover haben den nächsten 23sten Sontag p. Trin. i.e. den 6ten Nov. a.c. zur Einweihung ihrer neu erbauten Kirche bestimmet, und von mir begehret, die Glieder des Rev. Ministerii und Deputirte von den vereinigten Gemeinen dazu einzuladen 18 , bey welcher Gelegenheit denn auch wohl gfeliebts] G[ott] eine Conferentz gehalten werden dürfte 1 9 ; nur Schade, daß es im Winter bey rauhem Wetter und tiefen Wegen fällt. Sub rosa der liebe Br. V[oigt] hat eine hypochondrische Blähung wieder mich, davon er noch nicht gantz los zu seyn scheinet, nemlich er hielte in Ehren bey uns Alten um unsere älteste Tochter an, ehe H . Schultz arrivirte. Wir hätten ihm gern mit unserm Blut gedienet. Es fanden sich aber 2 Impedimenta: a) Das Mägdlein wolte sich auf keinerley Weise überreden laßen, wie man hier sagt: ich habe keine Neigung, ob es wohl selten aus zufinden, wo die Neigung ihren Grund hat, in den obern oder untern Seelen-Kräften b) war das Mensch wohl eine gute Näherin, Spinnerin etc. aber doch sonst nur ein Piep-Gössel, nicht hart genug für die rauhere Oeconomie und Lebensart im Lande, und unser einer hat nicht das hinlängliche Vermögen, die Haus haltung zu erleichtern in Ecclesia plantanda. Es war mir leid, daß sichs nicht fügen wolte und konnte, und er nahm es sehr empfindlich, daß Heterogenea nicht Homogenea werden wolten; hoffe aber, die Blähungen werden sich nach und nach vollends legen, weil ich nun wieder Pill[ulae] contra Obstr[uctiones] bey der H a n d habe. 20 4) H . Schultz ist Gott sey Danck! diesen vergangenen Sommer durch bis hieher gesund und munter gewesen, hat auch verschiedene Reisen zu vacanten Gemeinen zu Pferde gethan, welches er anfangs nicht konnte, sondern fahren mußte. Die Lancästerer sind der festen Meinung und H o f n u n g , daß sie ihn zum Seelsorger bekommen werden. Unsere hiesigen Glieder der Corporation sagen aber, sie wolten das behalten, was ihnen Gott und unsere hochw. Väter verliehen ratio a) Der alte M[ühlenberg] stünde am Ufer der Ewigkeit, und sie wüsten bis dato noch keinen im Ministerio, der sich für die Rector-Stelle und übrige Umstände so gut schickte als H . Sch: b) Zu der neuen großen Kirche würde eine helle und penetrante Stimme erfordert, die nicht ein jeder hätte etc. c) Wenn es aber hochw. Väter so bestimmen und ordiniren wolten, so müsten sie sichs gefallen laßen etc. c) Wenn es etwa auf Verbeßerung der leiblichen Umstände abzielen solte, so hoften sie auch darin zu helfen, wenn sie nur erst einigermaßen unter der Bau-Last Luft schöpfen, und Erleichterung finden könnten, e) H . Sch. habe aber auch seine Freyheit, wenn er positive den Beruf
Nr. 442
25. 10. 1768
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dahin annähme, und Philadelphia auf kündigte, so müßten sie es leiden. 5) H . Kurtz Sen: wird steif und baufällig von dem vielen Reiten Winter und Sommer in seinen Land-Gemeinen. Er seufzet um Erleichterung, möchte wohl gern in eine Stadt-Gemeine so als Lanc[aster] oder Yorckt[own]. Ich hätte gewünschet, wenn sichs so fügen wollen, daß er nach Lancaster gerufen wäre, habe auch dann und wann sondiret; es zeigen sich aber in dem respect 2 Partheyen Pro und Contra womit der Sache im gantzen nicht geholfen wird; und so möchte der liebe Br. K. auch wohl über mich seufzen, wenn ich ihm keine so nöthige als gerechte Erleichterung verschaffen kann auf die Art, wie er wünschet, und ich selber gern sähe. Wer hanget, der langet. 21 Experientia docet. Vielleicht kann man dem H n Kurtz etwas Erleichterung verschaffen, wenn die neuen Mitarbeiter ankommen. Erleichterung concentriret immer wieder auf Salarium: Denn wenn man Adjunctos etc. hat, so wollen sie auch leben, und wenn man selber starcke Familien hat, wie H . K. nemlich 10 lebendige Kinder, so paßet man schwerlich in Städte, wo man alles nothdürftige für Geld kaufen, und sich auch einigermaaßen bürgerlich etc. tragen muß. 6) Der Br. Schaum hat sich bisher unter Gottes Beystand noch immer durchgearbeitet in seinen Land-Gemeinen 22 , obwohl nicht ohne Leiden und Trübsal. Die Vagabunden oder aufgeworfene Prediger, welche noch immer in seinen, wie allen übrigen Gegenden umherschwärmen, und viele Noth machen, schneiden noch immer mehr zu als man verarbeiten oder flicken kann. E.g. von denen ehemahls angesehenen Predigern nunmehro aber fast Emeritis, halten sich 2 in Philadelphia auf, nemlich Mess" Hartwich und Hausile. 23 Letzterer hält Privat-Schule in Französisch = Englisch = und Deutscher Sprach Gelahrtheit, und behilft sich noch mit dem durch gerichtlichen Process erobertem Salario von der neu reformirten Streit-Kirche. Ersterer thut nichts, als daß er ein und andere von unserer Gemeine besucht, wo er eine Mahlzeit oder Thee genießet, und mich beurtheilet und durch ziehet, weil ich die besten und fettesten Pfarrereyen besitze, und ihm keine gebe, wo er ohne Arbeit geheget und verpfleget, und als Bischof oder Probst übers Ministerium gehalten werden möchte. In den Gegenden von Germantown, Barrenhill, Shippach etc. gehet der sogenannte Pfr. Rapp umher, und suchet, welchen er verschlingen möge etc.24 Nicht weniger laufen auch in Philadelphia, und von da in allen Land-Gegenden sogenannte deutsche Quaker umher, reden aus ihrem Geiste, und stürmen gegen das Lehr amt, Taufe, Abendmahl und übrige Hülfs-Mittel. Unter den Englischen und Schweden fehlt es auch nicht an Versuchungen. Seit dem der theure H . D r Wrangel weg ist25, wolte der von Schweden gesandte Successor M r G[öranson] gern die Schaafe weiden, der ehrliche Mann ist aber fremd und schwach, und weiß nicht, ob er die Böcke bey den Hörnern oder Schaafe beym Schwantz oder Wolle ergreifen und halten soll. H . Hartwich hat ihm schon ein und andermahl geholfen, aber ohne Effect. Die durch Sr. H . H . D. Wrangel erweckte Englische Leute geselleten sich nach seiner Abreise zu dem kurtz vorher durch Mr. Whitefield recomm e n d i r t = und angekommenen Engl. Prediger an der St. Pauls Kirche H n Stringer 26 , und finden auch da gute Weide, weil es heißt, daß er ein im practischen Christenthum wohl erfahrner Mann sey, und liebreich mit ihnen conver-
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sire. Ich frug ein und andere, ob sie es nöthig erachteten, daß ich nach des theuren H n . D. Wr[angel] Verlangen dann und wann in der Schwed. Kirche Englisch predigen und das heil. Abendmahl administriren solte? Sie andworteten für sich und andere, daß es wohl nicht nöthig wäre, weil sie genügsame Weide bey H n Pfr. Stringer fänden, und was die Schweden beträfe, die hätten ihren Missionar: M r Georgison. 27 Und da mich der Kirchen Rath von Wicacoa auch noch nicht um Beystand gefragt hat, so bin von Hertzen froh, weil mir so schon mehr befohlen, weder [als] ich ausrichten kann. Ehe mans versähe, kam schon ein neuer Englischer Prediger von Neuyork hier in Philadelphia an. Er heißet Web, wie sie sagen, soll als Quartir-Meister unter den Engl. Truppen gedienet, und im letzten Kriege ein Auge verlohren haben. 28 Er ist nicht ordinirt, hat eine laute Stimme, und prediget sehr erwecklich, wie es heißt, weinet auch bis weilen überlaut, und so weinet ein Theil des Auditorii auch mit etc. affectirt den H n Whitefield, und heißt auch deswegen schon der zweyte W. Wie man sagt, so dringe er gewaltig auf Hertzens-Veränderung und rechtschaffen Wesen, und daß es nicht bestehe in Taufen, Abendmahl geben, Formeln beten, Singen, Allmosen geben, Kirchen gehen etc. etc. und scheinet also, daß er Früchte ohne Pflügen und Säen erziehen, ein Haus ohne Gerüste bauen, ein Ey ohne Schale ausbrüten, Trauben ohne Weinberg und Weinstock ernten etc. und schießen will, ehe er geladen hat. Die obbemeldte Englische aufgeweckte Seelen liefen gleich hinter ihm her, weil sie bey ihm fast noch süßere Weide 29 zu finden meinen als bey dem H n Stringer. Ich sagte Ihnen zum Theil privatim, sie möchten vorsichtig seyn, wachen und beten 30 , und bedencken was Paulus erinnert: Wenn auch ein Engel vom Himmel ein ander Evangelium verkündigte etc. etc.31 Er predigte erst etliche Mahl in Häusern weil aber der Zulauf zu groß wurde, so wolten seine Anhänger gern einen größern Platz haben, versuchten Erlaubniß in der Schwedischen Kirche ohne Effect, hernach um unsere Michaelis Kirche und Schulhaus, welches auch nicht angieng. Endlich erlangten sie die vacante halb ausgebaute Reform: Streit Kirche, wo letzten Sontag Abend ein großer und zahlreicher Confluxus war. Es war vielen sehr zu Hertzen gegangen, daß er unter andern erbaulichen Aus drücken auch gesagt: Er predige nicht für Geld wie andre zunft mäßig gelehrte Prediger etc. 7) So eben kommt H . Pfr. Weygand von Neuyork zum Besuch bey mir an, und ersuchet um einen Helfer 3 2 , weil er die Auszehrung hat, wie er klagt. Sub rosa gesagt, ist der arme Mann in bedrängten Umständen aus Unvorsichtigkeit und nicht genügsamer Wachsamkeit in der leiblichen Oeconomie. Er hatte nemlich ein paar Vormundschaften über hinterlassene Waisen auf sich genommen, und 6 bis 7 hundert Pfund Geld in Verwahrung bekommen. Und ob er wohl jährlich 150 Curr. pro Salario hatte, ist doch das Waisen Geld nebenher mit verschwunden. Und da die Waisen nun bald zu ihrer Majorennitaet gelangen, und ihr Erbe fordern, so ist es fort und setzet ihn in große Bangigkeit, so daß man sein Malum wohl eine zweyfache Auszehrung nennen möchte. Mein Malum ist zwar auch ein Analogon quid von der Consumption; aber ich habe es doch zum Gemeinen Besten intendirt, und hoffe, der gnädige und barmhertzige Gott, der um Christi willen solche Fehler über siehet, werde es zum Besten
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25.10.1768
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wenden. Ich kann ihm nicht helfen in dieser Privat-Sache. So lange ich in den Land-Gemeinen diente, hatte jährlich auf und ab von 30, 40, 50 bis 60 £ Curr. und in Philadelphia habe 90 und unaufhörlich viele Ausgaben, weil von allen Seiten überlaufen und gepreßet werde vermöge meiner nichtswürdigen Titulaturen als: erster Prediger, Senior, Praeses, ehemaliger Assessor des Schwedischen Consistorii auf Wicacoa, Mitglied der deutschen Gesellschaft, Rector der Corporationen in Pensilvania und Nova Caesarea. 33 Und wenn ich gleich meinen vielfältigen Competenten ein Drittel, die Hälfte oder das gantze Salarium fixum und Accidentien von allen obgedachten vornehmen Bedienungen in specie mittheilen möchte, so machen sie nur höfliche Verbeugungen und wollen lieber reale als verbale Hülfe haben. Ich habe schon oft gesagt, Pensilvania werde mich sehr vermißen, wenn ich sterben oder wegziehen solte. Denn ich bin so eine wichtige Person oder Objectum wie eine Scheibe, wo jede muth willige Person entweder aus Neid, Bosheit oder Zeit vertreib nach schießet, oder wie —. Was die Amtshülfe betrift, so will um der armen Gemeine willen gerne so viel helfen als der H e r r Gnade verleihet. Ich habe einen wackern jungen Menschen von armen Eltern aus der Jerseyer Gemeine schon bis ins zweyte Jahr im Hause und Kost, Nahmens Christian Streit 34 , der die Philologie in der hiesigen Engl. Academie durchgegangen und Gradum Magistri erhalten, auch eine Zeitlang gratis bey Sr. H . D. Wrangel logiret und einen schönen Anfang in der Theologie gemacht. Dieser Jüngling von etwa 20 Jahr alt, hat schon vielmahl in den schwedischen Gemeinen Englisch geprediget, und nun auch ein paar Mahl Deutsch in unsern Deutschen Gemeinen; hat bishero noch den Gnaden = Bearbeitungen des guten Geistes Raum gegeben, und überaus schöne Gaben. Denselben werden wir wohl dem H n Weygand zum Versuch auf ein halb oder gantz Jahr zu Hülfe geben, unter andern auch um der Ursach willen, weil die hiesigen Patroni Eccles: Ang. um ihn buhlen, und gern sehen möchten, daß er nach Eng. reisen, einen Gown 35 holen, und hier in America Deutsche und Englische combiniren könnte. Wir haben selber Arbeit und Salarium apostolicum genug für ihn, und gebrauchen die Societaet nicht zu beschweren, deren Missionarii zum Theil nicht des Caiphas Joh: 11,49 etc. Meinung hegen, sondern meinen, es sey beßer, daß Ein Mensch lebe, und das Volck verderbe. Heute sind wieder 2 Schiffe mit deutschen Emigranten angekommen. 36 Der allwißende Herrscher und Regierer muß doch was mit diesem Theil der Welt uns noch Verborgenes vorhaben, weil wenigstens unter seiner Zulaßung jährlich so viele Saamkörner von der deutschen Nation herein gebracht, und weit und breit zerstreuet werden. Allem Ansehen nach wird der H e r r auch wohl balde eine General-Visitation vornehmen, seine Tenne fegen, und die Mixtur worfeln. 37 Ich besorge, wir kommen aus einem Extremo ins andre, aus der allzugroßen Gewißens = Freyheit in den Druck und Sclaverey, wenigstens so, wie es dem Missions-Werck in Ost = Indien auf eine Zeitlang unter den Franzosen ergangen. 38 Es blühet schon. Die Land = und See = Macht ist aus Nova Scot: neulich weggezogen, und nach B[ritannien] gebracht, just als ob man den benachbarten See = Mächten daheim wincken wolte: Kommt und nehmet derweile euer altes Nest wieder ein 39 , weil es offen stehet etc. Doch was
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Die Briefe des Jahres 1768
gehen mir Caussae secund. an, es muß sich alles nach der obern Regierung schicken, wie es seyn und kommen soll. Heute kam auch ein Gerücht, es wäre ein Schiff unten in der Revier [Delaware], in 5 Wochen von London gekommen, und darauf müßten die 2 neuen Prediger seyn, habe aber noch nichts gesehen. In voriger Woche habe mit Capt. Friend ein Paquetchen Briefe zur Antwort an Sr. H . D r Wachsei gesandt. 40 Er bezeugt eine große Hochachtung nächst Sr. Hochw. Vater Z[iegenhagen] zu E.W. und weil ich keine Copie von den 4 1 / 2 [Bogen] an ihn nehmen können, so wünsche wohl, daß er den Brief E.W. communiciren möchte. Weil ich jetzt in großer Zerstreuung schreibe, mit vielerley ängstlichen Gegenständen umgeben, und auch schwach am Cörper, nemlich motib[us] peripnevm[oniae] als um die gewöhnliche Zeit 41 behaftet bin: so werden mein th[eurer] Br. das Schreiben darnach beurtheilen und gütigst excusiren. Die übrigen Amts-Brüder als Mess rs Krug, Kurtz jun: etc. sind Gottlob! noch ziemlich gesund. Mein Sohn Peter hat mich bisher durch Gottes Erbarmung einiger maaßen sublevirt. Er hatte in Pikestown 22 junge Leute in der Catechisation, welche so weit avancirt, daß ich sie in einer Woche vollends unterrichten, vor der Gemeine examiniren und confirmiren konnte. In den Jerseyer-Gemeinen hatte er 31 theils verheyrathete theils ledige Leute mit gutem Success unterrichtet, daß ich sie im September in einer Woche vollends praepariren und confirmiren konnte. Er hat aber einen Zufall, daß er Blut speyet, so oft er eine Rede gehalten, und ein hiesiger sehr erfahrner Doctor, ein sehr guter Freund von mir, ließ mir per Tertium sehr behutsam sagen, der Peter hätte die Consumption, fürchtende, ich möchte darüber erschrecken. Es ist mir aber nicht schrecklich, wenn seine Seele nur errettet wird, so mag er sterben, wenn es dem Eigenthumsherrn gefällt. Je länger hier, je später dort. 42 Wenn nur Christus unser Leben, so ist Sterben Gewinn. 43 — Die reifen väterlichen Gedancken von Sr. Hochw. dem theuresten H n . Consistorial-Rath Fr[ancke] Dr. Dr. die Sie mir vor ein paar Jahren auf mein Treiben wegen einer acad. Anstalt zu ertheilen geruheten 44 , werden mir nun immer deutlicher und verehrungswürdiger. Was für eine Gnaden-Wohlthat ist es, wenn man so alte erfahrne und allenthalben versuchte Knechte Gottes zu Vorgesetzten hat, die zum Besten rathen, und einem zurufen: festina lente. Man will bis weilen aus Kurzsichtigkeit und wohl meinenden Trieben fliegen, ehe man Flügel hat. 45 Man schreitet beßer oder sicherer a facilioribus ad difficiliora, lernet erst an den Bäncken gehen etc.46 und giebt dabey Achtung auf die leitende und lenckende H a n d Gottes. Den jungen Heintzelman 4 7 habe beynahe 2 Jahre in Kost und Kleidung erhalten, und zur Schule gehalten, und denselben auf 7 Jahre zu dem jungen H n . Heinrich Keppele verbunden, um die Kaufmanschaft zu erlernen weil er sich zum Studio nicht schicket wegen schwacher Brust und mangelhafter Sprache, und er auch mehrere Neigung zu dem Metier äußerte. Er ist nun bey 13 Jahre alt, und wird nach dem Contract mit Kleidern und Zubehör, wie auch mit fernerm Schul gehen versorget, so daß ich keine Kosten seinetwegen haben darf. Und wenn etwa der junge Streit nach Neuyork kommen solte, so werde auch der Bürde los, damit wieder neue aufnehmen kann, weil die Natur der Sache, wie es scheinet, kein Vacuum leiden will. Denn wenn durch Gottes
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25.10.1768
Gnade die neuen Arbeiter ankommen, so werden sie, wenn ich lebe, bey mir ihren Abtrit nehmen. Meine demüthige hertzliche Danckbegierde und wahre Ehrfurcht gegen Hochwürdigste Väter bitte zu bezeugen und zu versichern, daß mich durch Gottes Gnade bestreben werde, den kurtzen Rest meines Lebens zu verbleiben Dero treuer Knecht und Angedencker vor dem Gnaden Thron, und insonderheit zu verharren etc. etc. Philadelphia d 25tcn Octobr. 1768
Kopie von Paschel Hand in AFrStIVC 15:47 S. 400—409, S. 400-409, 414. Auch in HD S. 2193 - 2210. 1
Henrich Mühlenberg
414; LC Abt. HIV
Fach E Nr. 9
Vgl. Nr. 432 Anm. 6. Vgl. Nr. 435 Anm. 4. 3 Vgl. Nr. 438 Anm. 4(1). 4 Vgl. Nr. 438 Anm. 4 (2). 5 Vgl. Nr. 438 Anm. 4 (4). 6 Zu Jung vgl. Nr. 439 mit Anm. 1. Albrecht gehörte der St. Georgengemeinde in London an. 7 In der Passagierliste der Minerva nicht zu ermitteln (Strassburger 1 S. 721 f.). An Pasche berichtet Mühlenberg unter dem 29. 5. 1769 (vgl. Bd. IV), daß der Betreffende vor etlichen Wochen außerhalb von Philadelphia tot aufgefunden worden sei. 8 Vgl.Lk 10,30-37. 9 Vgl. S. 641. 10 Nicht erhalten. Vgl. Nr. 438 Anm. 4 (4). 11 = Nr. 430; vgl. S. 605. 12 Vgl. die 9. Strophe des Kirchenliedes „Vater im Himmelreich" von Martin Luther. 13 = Nr. 423. 14 Pittius war 1768 gestorben. Vgl. Nr. 430 S. 605. 15 Vgl. Mt 9,37; Lk 10,2. — Helmuth und Schmidt kamen am 2. 4. 1769 in Philadelphia an. Vgl. Nr. 433 Anm. 1 und 2 sowie Bd. IV. 16 Gemeint sind die Auswirkungen der Townshend Acts (vgl. Nr. 440 Anm. 2) und die Gegenmaßnahmen der Kolonien; vgl. Gipson X I S . 136—190. 17 Eile mit Weile. 18 Vgl. Nr. 437 und Nr. 438. 19 Zur Uberlieferung des Synodalberichts f ü r 1768 Nr. 432 Anm. 2. 2 ° Vgl. Nr. 438 Anm. 4 (2). 21 Sprichwort; vgl. W a n d e r Bd. 2 Sp. 347. 22 Schaum versorgte mehrere Gemeinden in den Olyer Bergen. Vgl. Nr. 303 S. 182 und Glatfelter I S. 116. 23 Beide hatten im Sommer 1765 gemeinsam versucht, in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren. Vgl. insbesondere Nr. 346 und Nr. 372 S. 408—410 wie auch Mühlenbergs Äußerungen über Hartwich in Nr. 439 und Nr. 443. Hausihl war 1766 vom Ministerium ausgeschlossen worden (vgl. Nr. 372 Anm. 75). 24 Vgl. 2 Petr 5,8. 25 Wrangel hatte am 1. 9. 1768 seine Rückreise nach Schweden angetreten. Vgl. Nr. 435 Anm. 4. 26 William Stringer. 27 Gemeint ist Anders Göranson, der Nachfolger Wrangeis. 28 Thomas Webb (ca. 1724—1796), ein Veteran der Armee General Braddocks, die beim Angriff auf Fort Duquesne (1755) vernichtend geschlagen wurde. Vgl. dazu Bd. II Nr. 162. 29 Vgl. die 5. Strophe des Kirchenliedes „Wie herrlich ist's ein Schäflein Christi werden" von Johann Jacob Rambach. 2
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Die Briefe des Jahres 1/68
Vgl. Mt 26,41. Vgl. Gal 1,8. Daniel Kuhn, Sohn des Arztes Simon Kuhn aus Lancaster, hatte sich zusammen mit Christian Streit noch von Wrangel in der Theologie unterweisen lassen und wurde auf der Synode in Neuhannover zur Unterstützung Weygands ausgewählt. Vgl. den Synodalbericht zum 6. 11. 1768 (wie N r . 432 Anm. 2) sowie Glatfelter I S. 74. = N e w Jersey. (17 49—18 1 2). Sohn des Johann Leonhard Streit aus der Gemeinde Bedminster in N e w Jersey. Er wurde von Mühlenberg und, zusammen mit Johann Peter Gabriel Mühlenberg, auch von Wrangel in der Theologie unterwiesen. Er begann 1769 als Katechet in Easton und wurde am 25. 10. 1770 in Reading vom Ministerium ordiniert. Zu seinem weiteren Werdegang Glatfelter I S. 146. = Talar. Die beiden Schiffe Crawford und Betsy aus Rotterdam; vgl. Strassburger 1 S. 722 — 725. Vgl. Mt 3,12; Lk 3,17. V o r allem in Cuddalore, nach dessen Eroberung (1758) die Franzosen f ü r kurze Zeit eine überlegene Stellung an der Koromandelküste einnahmen. Vgl. Gipson VIII S. 144—146 und LehmannS. 236—238. Die Einwohner französischer Abstammung wurden während des Siebenjährigen Krieges (French and Indian War) vertrieben und die Provinz seit 1759 unter britischer Hoheit rekolonisiert. Wegen der strategischen Bedeutung Nova Scotias wurden dort starke Truppenkontingente stationiert (vgl. Gipson I X S. 127—155 und X S. 38 — 52). Lediglich aus dem Landesinneren wurden 1767/68 Truppen abgezogen; Nova Scotia und speziell Halifax blieben wichtiger Stützpunkt der englischen Marine und Armee. Zur britischen Militärpolitik dieser Jahre D o n Higginbotham, T h e W a r of American Independence. Military Attitudes, Policies and Practice, 1763 — 1789, Bloomington, Ind. 1971, S. 40—43; vgl. auch W.S. MacNutt, T h e Atlantic Provinces. Emergence of Colonial Society, 1712—1857, London und N e w York 1965, S. 67—72. Vgl. Nr. 439 mit Anm. 22 und N r . 440. Vgl. Nr. 428 S. 597. Sprichwort; vgl. W a n d e r Bd. 2 Sp. 643. Vgl. Phil 1,21. Vgl. Nr. 380 und Nr. 406. Sprichwörtlich; vgl. W a n d e r Bd. 1 Sp. 1070. D. h.: Mit fremder Hilfe anfangen. Vgl. W a n d e r Bd. 1 Sp. 228. Israel Matthias Heinzelmann w u r d e am 10. 2. 1756 einen T a g nach dem T o d seines Vaters Johann Dietrich Matthias geboren. Dieser war seit 1753 zweiter Prediger in Philadelphia und hatte Mühlenberg vor seinem T o d e gebeten, f ü r seine Witwe, eine Schwägerin Mühlenbergs, und das zu erwartende Kind zu sorgen. Vgl. Bd. II Nr. 167 S. 284f.
443. An A. B. Mensch
Philadelphia,
1. 11. 1768
Ehrsame Fr: Anna Barbara Menschin Ich kan nicht unterlassen auf Ihr treuhertzig Schreiben vom 10 Octbr 1768 1 in Einfalt zu antworten. Sie klaget in ihrem Briefe sehr, wie gefährlich] und betrübt es mit der Cohenzyer Heerde stehe, weil sie keinen Hirten habe und daß wegen Mangel eines Hirten sich wol 99 Schafe verirren, ehe eins gefunden oder gesucht und heim getragen wird. U m solcher N o t h und Gefar nun abzuhelffen wünschet und flehet die liebe Fr: Menschin, „daß der wohl bekante Pfarrer Herr Hartwich, der die Ostem in Cohenzy geprediget hat, welcher ein rechter Jünger
Nr. 442/443
25.10./I. 11.1768
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Christi ist, oder ein guter Hirte, welcher die verlornen Schafe suchet, und mit Freuden auf seinen Axeln heimzutragen, welcher sich am besten für sie schicket, weilen er die Landes = Rechten beßer erlernet, daß er die Cohenzyer Heerde weiden mögte: daß Gott das Verachtete erwehlet oder graue Haar eine Crone der Ehre sind, die in Gerechtigkeit erfunden werden." Geliebte Fr Menschin, ich bin fast gedrungen die Worte und Fragen des König Davids zugebrauchen 2 Sam[uel] 14,1 bis 21. / f i nicht die Hand Joab mit dir in diesem allen ?2 Man darf wol von dem Größern aufs Kleinere schließen, wenigstens scheinet was Ahnliches darzwischen zu seyn. Sie ist weise und klug liebe Menschin, und hat ein redl[ich] Hertz, weil wie sie in ihrem Schreiben bezeuget, ihr Hertz so manchen heißen Zähren schreiet über solchen elenden Kirchen = Gang etc. Aber leider! Wir leben in einer gantz verkehrten Welt upside down wie es heißt. Der rechte Jünger, der gute Hirte, der die Schafe mit Freuden auf seinen Axeln heimtragen wolte und auch könte, weilen er die Landes = Rechte beßer erlernet hat, und sich am besten schickte etc. der muß brachliegen, und sein verliehenes Talent in der Erden vergraben etc. 3 Wer mag doch wol schuld daran seyn? Sie nicht Fr: Menschin, denn Sie will ja gern, daß er arbeiten soll, weil er noch eßen will 4 , daß er würcken und wandeln mögte, weil es noch etwas T a g und Licht ist.5 Gott ist auch nicht schuld daran, denn Er hat ihm die Talenta zu keinem andern Zweck geliehen, als daß er damit wuchern solte. America ist auch nicht schuld daran, denn es liegen noch so viele Gegenden in Nova Scotia, Neuengland, Neuyork, Jersey, Pennsylvania, Maryland, Virginia, Carolina und Neuflorida ungebauet, wo unsere armen Deutschen etc. etc. im alleräusersten Mangel an Gnaden = Mitteln zerstreuet, wie Schafe ohne Hirten wohnen und verschmachten 6 , daß einem das Hertze bluten mögte, wenn man siehet, daß Evangelische Prediger aus Faulheit oder Commoditaet am Marckte müßig stehen 7 , ob sie schon beruffen sind. Ein rechter Jünger Christi, oder guter Hirte muß Jesum recht lieb haben, so wird er Lämmer und Schafe genug zu weiden finden 8 in dieser ungeheuren Americanischen Wüste. Ich nehme es dem guten Hirten nicht übel, daß er hin und wieder bey Leuten, welche die Sache nicht in Zusamenhang wißen, klaget, ich sey schuld daran, daß er keine Arbeit habe. Denn das bin ich schon gewohnt, daß man Stanck für Danck 9 in der Welt bekomt, wenn man Leuten nach Möglichkeit Gutes gethan, die kein menschlich, geschweige denn christlich Gefühl haben, oder nach ihrer verblendet = und verderbten Eigenliebe sich vest einbilden, als ob ihre einzelne Persönlichkeit, der Mittelpunckt sey, um welches willen alles was sieht = und unsichtbar ist, geschaffen sey und existire. 10 Solche gute Hirten können nicht so gut weißagen als Caiphas Joh: 11.49,50. welcher meinete, es wäre beßer, wenn ein Mensch stürbe für das Volck, als daß das gantze Volck verdürbe; sondern sie dencken, es sey beßer, daß das Volck verderbe, wenn nur ein Mensch erhalten werde. Ich bin über die 20 Jahre her ein wohlwünschender Freund und Zuschauer zwischen ihrem so genanten guten Hirten und vielerley Gemeinden gewesen und will nur etliche Exempel zur Erläuterung anführen: 1) Warum stehet der gute Hirte nicht noch bis diesen T a g in den Gemeinen zu Rheinbeck, Camp etc. etc. wozu er beruffen war im Neuyorkischen? Ant-
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Die Briefe des Jahres 1768
wort: Er sagt, die Schafe waren Schuld daran. Die Schafe sagen: Der Hirte war schuldig. Wäre es nicht der Wahrheit gemäßer, wenn beyde Partheyen die Schuld theileten und sich beßerten? Sollen die Schafe den guten Hirten hüten, oder der Hirte die Schafe? 2) Ich recommendirte ihn nach Reading bey der Schulkiel. Er predigte den Deutschen und Englischen daselbst und war anfangs beliebt. Warum blieb er nicht? Er hatte Englische Banden 11 geschrieben, und verlangte, daß sich 2 oder 3 Englische Männer verbinden solten ihm jährlich hundert £ zu bezahlen für seinen Dienst. Er reisete ins Neuyorkische und orderte mich, daß ich den Beruf in Reading nach seiner Vorschrift vest machen und ihm Bericht davon geben solte. Ich reisete deswegen nach Reading und frug die Männer, ob der Beruf fertig wäre? Die Englischen Männer viz: Esq. Read etc. schneutzten mich an, und frugen, ob ich dächte, daß sie Narren wären? Daß sie sich verbinden solten jährlich 100 £ zu schaffen? Wenn der gute Hirte ihnen nicht die nothdürftige N a h r u n g des Leibes ohne Banden zutrauen wolte so könten sie ihm viel weniger ihre Seelen anvertrauen etc. Ich schrieb ihm solches ins Neuyorkische, und meldete unter andern, daß ich ihm keinen andern als Apostolischen Beruf verschaffen könte, daß man am ersten nach dem Reiche Gottes trachten müste, so würde das andere auch zufallen. 12 Der gute Hirte schämet sich nicht, bis diesen T a g zu sagen, ich wäre schuld daran, daß er die Gemeinde in Reading nicht bekommen. 3) Die Frau Anna Barbara Menschin hat wol nicht unrecht wenn sie schreibt, daß er die Landes Rechten beßer erlernet, ah die jungen Prediger von Deutschland etc. Denn er hat die Landes = Rechten erlernet bey einem vornehmen Lawyer oder Rechtsgelehrten in Neuyork, und sich viele Mühe gegeben dieselbigen zu practisiren. Er suchte und fand einen großen Strich Landes von viel tausend Ackern 13 , wo schöne Castanien drauf waren. Weil er aber seine Finger nicht gern verbrennen wolte, so eroberte der gute Hirte eine Anzahl unschuldiger Hände oder Pfoten in Philadelphia etc. die durch seine erlernte Landes = Rechten die gebratene Castanien aus dem Feuer holen musten. Ich habe viele mündlich = und schriftliche Zeugniße, woraus erhellet, wie der rechte Jünger oder gute Hirte sich bemühet hat, die verlornen Schafe mit Freuden auf Axeln, Pferden und zu Fuß auf sein Land zu bringen. V o n dieser Sache, wie auch dem Glebe Lande 14 im Neuyorkischen, könte ein gantzes Buch geschrieben und unter vielen andern auch der noch lebende Johannes Müller, Jacob Meyer von Pennebeck etc. etc. George Meyer der Becker aus Philadelphia etc. etc. etc. mündlich gesprochen und verhöret werden. Warum wohnet der alte Jünger nun nicht auf seinem eroberten Lande, und weidet seine dahin getragene oder verlockte Schafe? Der Hirte hat nicht Zeit, sondern ziehet umher wie ein Inspector, Reformator, oder Provost und hält lieber Kirchen Visitation fast wie es heißt Hiob 1,7,8. und seine armen verführten Schafe sind zerstreuet, haben ihr Armüthel verzogen 15 , murren, seufzen, weinen, schelten, und wünschen den Hirten nie gesehen zu haben! Wer ist Schuld daran? Ohne Zweifel die verirreten Schafe selber, weil sie die Landes Rechten nicht so gut verstunden als der Hirte. Wer gern tantzet, dem ist leicht gepfiffen. 16 4) Weil der Arbeit hier in America, in dem verwilderten Weinberge so viel ist, und so wenig treue Arbeiter bey der H a n d sind; so
Nr. 443
1.11.1768
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versuchte ichs 1761 abermal, bat den guten Hirten, er mögte doch um Gottes Willen die verlaßenen Schafe in Providence und Hannover weiden 17 , und bezahlte auch für seine nothdürftige Kost und Logis. Aber wie lange dauerte es? Kaum ein halbes Jahr, so waren Schafe und Hirte ein ander satt und müde. Warum wohnet er nicht noch daselbst? Der Hirte gibt mir und dem Volcke die Schuld, und das Volck dem Hirten: 5) Ich konte noch nicht ruhen, und wünschte daß er arbeiten, und sein Brodt nicht mit den erlernten Landes = Rechten, sondern im Schweiß des Angesichts eßen 18 , und seinem Beruffe gemäß in Christi Weinberge schaffen mögte, recommendirte ihn des wegen an den H. Pfr: Gerock in Lancaster, und von da nach Friedrichstown in Maryland zu Heerden ohne Hirten. 19 Er machte auch allda einen schriftlichen Accord in Englischer Sprache mit den Leuten, weil er die Lande Rechten beßer erlernet. Er ließ mir den Berufs Brief lesen, und ich hatte nichts dawieder. Als er aber in deßen wieder ins Neuyorkische reisete und die Leute in Friedrichstown ausfanden, daß er mit den vereinigt Evangelischen Predigern nicht in Vereinigung stehen, sondern sein eigener Herr seyn wolte, auch hin und wieder höreten, daß er kein Sitz = Fleisch hätte und lieber hin und her reisete, als die Lämmer und Schafe weidete; so kündigten sie seinen Beruf wieder auf. Wer war Schuld daran? Der redliche Herr Doctor Wrangel wird bis diesen Tag von dem guten Hirten beschuldigt und blamirt, daß er das Waßer soll trübe gemacht haben. Ich habe nichts dagegen, daß er außer unserer Gemeinschaft für sich arbeiten, Gemeinden sammeln, und seine grauen Haare mit Ehre tragen und in Gerechtigkeit erfunden werden mögte wie die Frau Menschin wünschet. Denn so lange es hieß, daß er mit mir in Brüderlicher Vereinigung lebte, und dabey nach seiner erlernten beßern Erkäntniß der Landes Rechten sich übete, hatte ich steten Uberlauf von allerhand Klagen und bittern Vorwürfen, just als ob ich allein schuldig wäre und die Früchte seiner erlernten Landes Rechten um die Hälfte genöße etc. Und wenn er nirgens hin wüste, so lag er bey mir, oder meinen Hh. Amts = Brüdern gleichsam wie auf Execution und bauete Schlößer in der Luft zwischen den Mahl und Schlaf Zeiten, oder machte Plans, wie unserer armen Evangelischen Kirche in America nach der strengsten Schluß Art, oder nach seinen erlernten Landes = Rechten auf geholffen werden könte etc. oder wie er seinen Zustand durch Heirathen vollkomner machen, oder seine Länderey mit Unterthanen besetzen und seinen erhabenen Einsichten gemäßig ruhig leben könte. Ob dieses heißen solle, die verirreten Schafe suchen, und mit Freuden auf den Axeln heim tragen, das weiß ich nicht, weil die Landes Rechten nicht verstehe, sondern Tag und Nacht in meinem mühseligen Amte arbeiten, leiden und beten muß. Ich bin nicht schuldig an seinem Müßiggang. Wenn er vor verblendeter Eigenliebe sich selber nicht schuldig erkennen, und durch Gottes Gnade nicht beßern will; so mag er beschuldigen wen, und wie er beliebt, und mag das Volck, wo er gedienet hat, Sünder heißen, bis es beßer untersucht und ans Licht gebracht wird, wer schuldig sey. Denn ich habe ihm nie gehindert, sondern ihm seine Freiheit gelaßen, und verlange meine Freiheit auch zu genießen, die mir Gott und die Landes = Gesetze gönnen. Wer weitere Nachricht begehret und nöthig hat, der mag die Leute selber fragen 1) Warum er nicht in
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Die Briefe des Jahres 1768
seinen Gemeinden in Rheinbeck und Camp etc. geblieben? 2) W a r u m nicht in Indienfeld und Goschehoppe? 3) Warum nicht in Reading? 4) W a r u m nicht als Feld Prediger bey ein oder andern Regiment? 5) Warum nicht bey dem Rechts = Gelehrten in Neuyork? 6) W a r u m nicht als Proprietor, Hirte und Bischof auf seiner Länderey? 7) Warum nicht als Prediger in Providence, Hannover und Friedrichstown? 8) W a r u m nicht als Englischer Prediger bey der St: Pauls Kirche in Philadelphia? 9) W a r u m nicht als Prediger bey der Reformirten Streit Kirche in Philadelphia? 10) Warum nicht Prediger bey der Schwamber Kirche in Neuyork 2 0 , die er selber nach den Landes = Rechten verschrieben und eingeweihet hat? 11) Oder warum nicht Prediger an der alten Lutherischen Kirche in Neuyork? 2 1 Ich habe übrigens nicht dawieder zu sagen, wenn die Heerde in Cohenzy ihn annehmen will, so hat sie ihre völlige Freiheit; denn ich wünsche ihm und der Heerde, was mir selber wünsche, nemlich Gottes Gnade und Barmhertzigkeit, und insonderheit der wohlmeinenden Frau Menschin die Erfüllung ihres Wunsches zum Heil vieler Seelen! Philadelphia d 1 Novembr 1768.
Henrich Mühlenberg.
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 2 8 S. 11 — 15 und im August-Hermann-FranckeNachlaß, Kapsel 32, Faszikel la S. 41—52. Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 11 1765—68 S. 88—91. Sofem nicht anders vermerkt sind die kursiv gesetzten Zeilen (im Manuskript von Mühlenberg unterstrichen) direkte oder indirekte Zitate aus dem Brief der Anna Barbara Mensch vom 10. 10. 1768 (= Nr. 441). — Mühlenberg hielt den Brief zurück, nachdem er von Hartwichs Abreise erfahren hatte. Vgl. seinen Brief an die Gemeinde von Albany vom 12. 7. 1773 (Bd. IV) unter „Ad. 6". 1
= Nr. 441. 2 Sam 14,19. 5 Vgl.Mt25,14-30. 4 Vgl. 2 Thess 3,10 sowie Wander Bd. 1 Sp. 122: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." 5 Vgl. Joh 9,4. 6 Vgl. Mt 9,36. 7 Vgl. Mt 20,3. — Hier spielt Mühlenberg auf Hausihls und Hartwichs Versuche an, in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren. Vgl. insbesondere Nr. 346 und auch Mühlenbergs Äußerungen über Hartwich in Nr. 439. 8 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 9 = Arger Undank. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 776. 10 Vgl. Kol 1,16. 11 = bond; dt. urkundliche Verpflichtung. 12 Vgl. Mt 6,33. 13 1 acre = 4046,8 m 2 . 14 = Pfarrland. 15 = einen Zustand ungebührlich in die Länge ziehen. 16 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1030. 17 Hartwich versorgte die beiden Gemeinden, nachdem Mühlenberg im Oktober 1761 nach Philadelphia gezogen war, um den Streit in der Gemeinde beizulegen. Vgl. Bd. II Nr. 218 Anm. 9 ( 1 ) und Nr. 225 Anm. 5 ( 6 ) . 18 Vgl. 1 Mos 3,19. 19 Vgl. Bd. II Nr. 220 S. 529 mit Anm. 5 und Nr. 245 S. 594. 2
Nr. 443/444 20 21
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1. 11./3. 11.1768
Christ Church, die Kirche der hochdeutschen Gemeinde. Vgl. Glatfelter I S. 217f. Trinity Church, die Kirche der niederdeutschen Gemeinde. Vgl. Glatfelter IS. 218.
444. G. W. Schilling an M.
Boston,
3.11.1768
G: W. Schillingius 1 Reverendissimo Viro H : Mühlenbergio s[alutem] plur[imam] dic[it] eumque semper valere iubet: Vir Revsme! Tantorum Beneficiorum civilitatumque Tuorum erga me ex mero Christiano amore collatorum, ingratissimum me haberis [!], nisi Tibi Vir Revme gratias agerem. Quamvis me peccasse video ob tarditatem, quod spero excusaris ideo certiorem! Sane arripui hanc occasionem, quae nobis in mutando datur anno. Nunquem deero infinitam summi Ter optimi Maximi implorare clementiam, ut omnes actiones et Consilia in Christo incepta tua secundet, Teque longa vita ad Nestoris usque annos non solum constanti beet sanitate; sed ut sis / : sicut dicit ille sanctus et verax in Apocalypsi cap: 3,7. usque 12. tibi nota :/ columna in tempio eius ad salutem tantorum, quorum salus Tibi confidetur! Quinimo in ilio magno remunerationis die Tibi non ultima largiantur praemia. Adversariorum meorum in itinere conscribere omitto, quum temporis pretium plus aestimem quam praeteritorum memoriam revocando, quam quod Adventus meus per gratiam Dei X X I X a[nte] Calend[as] Octobr[is] 2 incolumis fuerit Bostoniem. Nova tibi etiam nota esse credam. Rogo solum Vir optime a Te ac peto, ut me in Tuam Amicitiam and fidem recipias. Saluta familiam tuam, vale et fave. Dabam Bostonii X X I X Calend. Xbr. 3
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S. 67. 1
2 3
Georg Wilhelm Schilling, Doktor der Medizin, stammte aus der Prignitz in Brandenburg. Er führte 1769 noch einen kurzen Briefwechsel mit Mühlenberg (vgl. Bd. IV), bevor er nach Europa weiterreiste. Aus Paramaribo in Holländisch Guayana wandte er sich 1776 noch einmal an Mühlenberg (vgl. Tappert II S. 737). = 3.9. 1768. = 3. 11. 1768. Vielleicht ist auch der 29. 12. 1768 gemeint, da es oben heißt: „in mutando datur anno".
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Die Briefe des Jahres 1768
445. L. Clotz1 an M.
Macungie, 4. 11. 1768
Macunshy d 4 Nov 1768.
T o the Revd Henry M
W. E: vielgeliebter Herr Vetter 2 Ich hatte mir vorgenommen selber mit auf die Versamlung 3 zu kommen um einen gottesfürchtigen und getreuen Seelsorger noch ferner anzuhalten, bin aber durch wichtig Geschäfte zurück gehalten. Die Vorsteher von den Gemeinen zu Macunshy, Obermillfort, Obersaccon und Saltzburg sind gestern alle bey mir gewesen, und haben sich gemeinschafftlich vereiniget mit einander den Ehrwürd: Coetus um einen Prediger zu ersuchen, wolten auch daß ich einen Beruf aufsetzen und darin 150 £ curr: bestimmen solte, ohne Leichen = und Trauungs Accidentien, mit der Hofnung, daß die Besoldung in ein oder 2 Jahren mit Früchten und andern Nothwendigkeiten verstärcket werden mögte. Weil ich aber ein schlechter Schreiber bin und nicht weiß, wie ein Beruf gesetzet werden muß; so habe gedacht, es könte vielleicht jemand von den Gelehrten thun, und die Deputirten bey dem Coetus selbigen unterschreiben. Aber der obbemeldten vier Gemeinen ihr Sinn und Vertrauen stehet auf den Herrn Vetter Mühlenberg, oder auf Herrn Pfarrer Kurtz in Tulpehocken, welcher die letzte Woche in Geist und Krafft bey uns geprediget, und eine rechte Erwekkung unter den Menschen verursachet hat, so daß ich glaube, wenn es des lieben Gottes Wille wäre den Herrn Kurtz für unsern Pfarrherrn zu bekommen, daß noch viele Seelen errettet, und unserm getreuen Erlöser Jesu Christo eine Braut 4 für seine Mühe und Schmertzen zugeführet werden mögten. Bitte derowegen meinen Herrn Vetter hertzlich und demüthig als einen Haupt Arbeiter in des Herrn Weinberge 5 , daß er uns Beystand leiste bey dem Ehrwürdigen Coetus, ob es möglich wäre den H. Pfr: Kurtz zu überreden Tulpehokken zu verlaßen und zu uns zu kommen. 6 Hat ja der gute Hirte die 99 Schafe, die seiner Stimme gehorsam waren in der Wüste gelaßen und ist dem verlornen nach gegangen, es zu suchen. 7 Hier ist mehr denn eins, ja mehr als 2 oder 3 hundert, die keinen Hirten haben und um Hülffe ruffen die hungrig und durstig sind nach dem lautern Worte Gottes. 8 Ich dencke ein wahrer Knecht Jesu könte es nicht wohl abschlagen. Tolpehacken könte ja mit einem andern getreuen Prediger versorget werden. H . Pfrr. Kurtz wäre ja vor diese Zeit in unserer Gegend nothwendig wegen der vielen Secten und Separatisten, und wegen der Gottlosen Land = Läuffer 9 , die sich vor Prediger aus geben. Er hat ja den Tulpehakern schon lange geprediget und sie in eine gute Christliche Ordnung gebracht; so wäre es ja hoch von Nöthen, daß uns das Glück auch einmal zufiele. Mit der Besoldung soll er gewiß zufrieden seyn, wir wollen ja geben, was Tolpehaken auch giebt. Mein Lieber Herr Vetter, mit einem neuen oder jungen Prediger ist uns nicht geholffen, wir haben einen alten erfahrnen Lehrer hochnöthig für uns und unsere Kinder. Unsere gute Christliche Religion wird sonst gantz in Abgrund gehen in unserer Gegend. Bitte also meinen lieben Herrn Vetter um Gottes Willen uns zu helffen und unser Fürbitter zu seyn bey dem lieben Gott und dem Ehrw: Coetus, daß wir vor dismal einen treuen
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erfahrnen Lehrer bekommen mögen. Was ich versprochen habe in meinem vorigen Schreiben 10 , will ich treulich halten. Der liebe barmhertzige Menschen Freund Jesus Christus wird meinem Herrn Vetter, und dem Lehrer und Seelsorger, der sich unserer annehmen wird, reichlich dafür belohnen hier in der Zeit, und vielmehr in der Ewigkeit. 11 Ich grüße meinen vielgeliebten Herrn Vetter, wie auch den H. Pfr: Kurtz, sonderlich meinen H n : Vetter Peter Mühlenberg vielmals hertzlich und verbleibe Ihr aufrichtiger Freund. L.C.12
P.S. Was noch weiter zu reden ist wegen der Wohnung für einen Seelsorger bey uns, werden die abgeordneten Altesten und Vorsteher von den 4 Gemeinen mündlich ausrichten bey meinem Herrn Vetter.
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S.21f.; AFrSt IVC 13:43 S. 349-351; LC Abt. HIV Fach E Nr. 9 S. 349-351. Auch in HD S. 2217—2219. Englische Übersetzung in Documentary History S. 90f. 1 2 3
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Lewis Clotz, Friedensrichter in Macungie. Uber die Familie Weiser mit Mühlenberg verwandt? Die Synodalversammlung am 6. und 7. 11. 1768 in Neuhannover. Der Brief wurde am 6. 11. auf der internen Predigerversammlung verlesen. Vgl. den Synodalbericht (wie Nr. 432 Anm. 2). Vgl. Apk 19,7; 21,2.9ff. Vgl. Mt 2 0 , 1 - 1 6 . Dies war nicht möglich. Daher konnten sich die versammelten Prediger nur darauf einigen, die vakanten Gemeinden abwechselnd zu besuchen. Vgl. den Synodalbericht zum 6. 11. 1768 (wie Nr. 432 Anm. 2). Vgl. Mt 18,12 —14; Lk 15,4—7. Vgl. Am 8,11 und 1 Petr 2,2. Damit ist vor allem Daniel Schuhmacher gemeint, der sich in Weisenberg, Lehigh County niedergelassen hatte und ohne Bindung an das Ministerium zahlreiche Gemeinden versorgte. Vgl. Glatfelter I S . 1 2 7 - 1 2 9 . Nicht erhalten. Vgl. Nr. 428 Anm. 10. Vgl. Mt 5,12. Aus dem Synodalbericht erhalten wir noch folgende Informationen über die Korrespondenz Mühlenbergs: „Der Praeses legte seinen Mitbrüdern erst alle Briefschafften von Gemeinsachen vor, die er seit dem letzten Synod bekommen und zur Communication auf gehoben: von welchen nur ein und andere mittheilen kan, wegen allzu großer Menge und Kürtze der Zeit. . . . 3) Kamen in Betrachtung 5 bis 6 Briefe von Gemeinleins theils an den Grentzen von Pennsylvanien, theils in Maryland, worin sie anhalten, daß das Ministerium ihren Catecheten [Karl Friedrich Wildbahn] und die Gemeinen zur Vereinigung aufnehmen, und die Ordination verleihen mögte. . . . 5: Wegen der Evangelischen Gemeine zu Friedrichs T o w n in Maryland wurde auch ein Schreiben von daher angeführt, nemlich weil H e r r P f r r : Schwertfeger, welcher etliche Jahre daselbst als Prediger gestanden, wegen ein und anderer Verdrießlichkeit, seine Abschieds Predigt gehalten und eine Reise nach Deutschland vorgenommen, und also eine Vacantz ist; so mögten sie gern den H n : P f r r : Kurtz senior oder einen andern sich schickenden zum Seelsorger haben. . . . 7 Kam ein s c h r i f f t = und mündlich Begehren vom H . P. Weygand aus Neuyork um einen Helffer zu betrachten vor. . . .
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Die Briefe des Jahres 1768
8: Wurde ein Brief von 8 Personen unterschrieben und aus Reading eingesandt gelesen, worin die 8 Personen ersuchen, ob nicht ein Wechsel mit H. Pfr: Krug und einem nahen Anverwandten des Praesidis /: i e H. Pfr: Schultz :/ getroffen werden mögte? . . ." (PM 95 Z 8 S. 20, 23f., 33, 34; vgl. AFrSt IV C 13:43 S. 348, 352, 365, 366; LC Abt. H IV Fach E Nr. 9 S. 348, 352, 365, 366; H D S. 2216, 2222, 2240, 2241, 2242; Documentary History S. 89f., 92, 99, 100; Tappert II S. 365, 366, 372, 373).
446. An F.W. Pasche
Philadelphia, 18. 11.1768
Copia Schreibens H n P. Mühlenbergs an Pasche dat[iert] Philadelphia d 18ten Nov. 1768 Ob wohl erst zu Ausgange des Octobris a[nni] c[urrentis] an Ew. d[urc]h Capt Sparks 3 Bogen geschrieben 1 — so habe doch die Gelegenheit, da H . Pfr. Schwerdtfeger von hier auf Bristol fähret, ein paar Zeilen mit zugeben 2 nicht versäumen sollen. Nachdem wir durch Ew. angenehme Nachricht 3 , daß die 2 neuen Arbeiter Messrs. Helmuth und Schmidt am 23ten Julii a. c. von Halle abgegangen, erfreuet worden, haben wir allemahl bey jedem ankommenden Schiffe von London nachgefraget, ob sie da wären? Weil aber nun, wie es heißt, Capt: Osborne mit dem letzten Schiffe arriviret ist, und keines mehr vor Winters erwartet wird: so müßen wir in Geduld harren, und so gut thun als wir können. Befiehl dem Herrn deine Wege etc.4 Durch stille seyn und hoffen wird man starck. 5 Mit Sorgen und mit Grämen, und mit selbst eigner Pein läßt Gott ihm gar nichts nehmen etc.6 Am 6ten Novembr Dom: 23 p. Trin. a.c. haben wir die wohlgerathene Massive Kirche in Neuhannover eingeweihet 7 , wo alle unsre vereinigte Arbeiter beysammen waren; wie auch Deputirte von den besetzten und vacanten Gemeinen, welche Montags den 7ten die Gemein-Conferentz hielten.8 Es ist wohl ein Vergnügen, die armen Brüder beysammen zu haben, und sich mit Gebet, Gespräch, Nothklagen, auch Loben und Dancken, wie es im Creutzes-Reiche ergehet, zu ermuntern; aber mir sind es allemahl MarterTage, wenn man in allerley Fällen rathen und helfen soll, und nicht kann. H. Pfr. Schultz mußte Sontags erst den Vormittags Gottes dienst in Philadelphia versehen, ritte Nachmittags noch bis nach Providence, und kam Montags den 7ten noch früh genug zur Conferentz. Gegen Abend ritte er mit den Deputirten von Lancaster noch 20 Meilen weiter bis Reading, predigte da am 8ten Novembr. und arrivirte d 9ten in Lancaster. Weil die neuen Arbeiter nicht gekommen sind, so drücket uns die Last mit den vacanten Gemeinen, daß man die Thür nur offen behält, weil der Satan und seine Gesandten immer auf den Haspel 9 paßen, eindringen und Verheerung anrichten. Am 9ten Novembr. kam ich wieder heim, bin die Zeit allein gewesen im Amte, aber mit so viel Überlauf von allen Seiten her aus dem Lande etc. über häufet, daß nicht weiß wo mir der Kopf stehet; bitte derowegen dis mein Schreiben mit Mitleiden auf zu nehmen. Ich empfinde ein recht sehnlich Verlangen, meine Hertzens Danckbegierde gegen Hochwürdigste Väter und auch Ew. für die aus nehmende thätliche Güte und Hülfe,
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womit Sie mich in der äußersten Noth wegen Barrenhill noch zu rechter Zeit, da ich eben am Versincken war, zu erretten geruhet, ein oder die andre Zeit zu bezeugen, wenn der liebe Gott mein Leben fristet und so viel K r ä f t e verleihet — Beyliegende Copien 1 0 können ohnbeschwer eine kleine Probe zeigen, daß ich noch immer von allen Seiten zu streiten und zu leiden habe. D a s Protocoll von der Einweihung und Conferentz d.d. 6 — 7 Nov. a.c. 11 habe noch nicht ins reine bringen oder componiren können, werde es aber gfeliebts] G[ott] bey Gelegenheit übersenden. Bitte meinen unterthänigen tiefsten Hertzens-Respect und schuldigste Veneration gegen die wahrhaftig venerablen Väter und Wohlthäter von mir und allen übrigen Amts-Brüdern zu bezeugen. Der H e r r wolle aus Gnaden es so ordren daß sie bleiben bis Er k o m m e ! An Creutz und Leiden fehlet es ihnen nicht. O b sie deßen gleich viel viel haben, so werden sie auch desto reichlicher dafür getröstet werden. Es ist noch eine Ruhe vorhanden 1 2 Gottlob! Unsers lieben Bruders Voigt seine 2 letztern Briefe 1 3 habe auch beygeschloßen, damit Sie unbeschwer sehen, daß das liebe Brüderlein noch activ und munter ist, und Gottlob bey seiner vielfältigen Motion gute Gesundheit genießet. Es ist mir schwer abzubrechen, so lange noch weiß Papier übrig sehe. Weil aber die Zeit verfloßen, und eben ein paar Leute von Neugermantown und Bedminster anhalten, daß noch vor Weynachten hinüber reisen, und das heil. Abend mahl halten solte etc. und mehrere Geschäfte auf mich warten, so muß schließen etc. etc. Henrich Mühlenberg 1 4 P.S. Der Herr Schwerdtfeger hat bisher einen ordentlichen Wandel geführet, und sich zu unserer Vereinigung gehalten wie sein von hier empfangenes Zeugniß besagt.
S.
Kopie von Pasches 303—305.
Hand
in AFrStIVC
13:4Je
S. 303-305;
LC
Abt. HIV
Fach E Nr. 9
= N r . 442. S i e h e A n m . 14. 3 P a s c h e s Brief v o m 4. 8. 1768. V g l . N r . 4 4 2 mit A n m . 5. 4 Ps 3 7 , 5 ; vgl. d a s K i r c h e n l i e d „Befiehl du deine W e g e " von P a u l G e r h a r d t . 5 V g l . J e s 30,15. 6 V g l . die zweite S t r o p h e des K i r c h e n l i e d e s „ B e f i e h l du deine W e g e " . 7 M ü h l e n b e r g s Bericht d a r ü b e r ist als Teil des S y n o d a l b e r i c h t s erhalten. V g l . N r . 4 3 7 A n m . 9. 8 Z u r U b e r l i e f e r u n g des S y n o d a l b e r i c h t s N r . 4 3 2 A n m . 2. 9 = Türangel. 1 0 S i e h e A n m . 14. 1 1 W i e A n m . 8. '2 V g l . H e b r 4,9. 13 = N r . 4 3 7 u n d N r . 438. 1 4 F ü r die Z e i t bis z u m 16. 12. 1768 ( = N r . 4 4 7 ) erhalten wir aus den T a g e b ü c h e r n M ü h l e n b e r g s f o l g e n d e I n f o r m a t i o n e n über seine K o r r e s p o n d e n z : 1
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Die Briefe des Jahres 1768
„2) Mit Sr: W. E. H. Pfr: Schwertfeger p[er] Snow auf Bristol, sandte 1) ein Paquetgen an Sr: Hochw: Dr: Wachsei in little Aylithe Street Goodmans Fields London enthielt a) einen Bogen an ihn selbst b) eine Brief an Mr: Heidrich Blacksmith, von seinem Bruder zur Bestellung in London. 2) ein Paquetgen an Sr: W. Ehrw: H. Friedr: W[ilhel]m Pasche Lector of H M: German Chappel drey Seiten eines Bogens an ihn selbst [ = Nr. 446]. Bey geschloßen a) H. P: Voigt seine 2 Schreibens vom 10 u: 12 Sept: 1768 wegen Einweihung der Kirche in Neuhannover d 6 Nov: [ = Nr. 437 und Nr. 438] b) eine Copie von der Barbara Menschin aus Cohenzy, und von meiner Antwort [ = Nr. 441 und Nr. 443]. c) ein Brieflein von dem Demmen über der Susquehanna wohnend, an seinen Bruder Hans Michael Demmen in Schoningen, Uslar Amts im Churfürstenth: Hannover. 3) a) Gab dem Herrn Schwertfeger sein lateinisch Zeugniß aus Deutschland von Sr: H: H. Hofpr: Ziegenhagen agnoscirt, daß Apographon cum Autographo congruirn zurück, b) Gab ihm einen Brief mit von meiner Frau an ihre Söhne Friedrich August und Henrich Mühlenberg in Halle datirt d 18 Nov: 1768. Obige Briefe an H. Dr: Wachsei und H. Pasche waren auch datirt vom 18 Novembr: 1768. c) H. Schwertfeger gab mir seinen letzten Willen zur Verwahrung, welcher liegt in meinem kleinen Schreib Pult, rechter Hand in der untersten Zuglade." (PM 95 Z 8 S. [180]; vgl. Tappen IIS. 377).
447. An [G.A. Francke und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 16. 12. 1768
Hochwürdigste in Christo hertzlich zu verehrende Hh. Väter, theureste geist und leibliche Wohlthäter! Ew. Ew. Hochwürden Hochwürden wollen väterlich geruhen daß Dero venerable graues Alter noch einmal beschweren und mein Hertze ausschütten und so viel in der Unvolkommenheit und Schwachheit möglich meine Sachen in Ansehung der Gemeinen in einige Richtigkeit bringen und vorlegen dürffe. 1) Anlangend unsern schweren und kostbaren Zions = Bau in Philadelphia, so habe zwar ehe den Anfang gemacht die Nothwendigkeit eingesehen, weil Philadelphia gleichsam die Metropolis (Mittelpunct), wo alle zerstreuet arme deutsche Lutheraner in gantz Nord America die noch ein Füncklein von Religion übrig haben nächst Gott ihre Augen und Ohren hinrichten und von daher Beystand erwarten, und wo auch die Haupt Anfurt oder Hafen ist, wo eigentlich die deutsche Emigration von Jahr zu Jahre ihren Zug hinthut und ihre Lagerstadt hält, und von da weiter ausbreitet etc. bin aber auch sehr schwer zur Einwilligung gegangen, weil die vielerley Gefahr, Anfechtungen und Versuchungen, wodurch ein solches Werck gehen muß vor aus gesehen, und des wegen offt auf den Knien gelegen im Verborgenen geseufzen und gerungen daß der Gnädigste und Barmhertzige Sünder Freund Jesus Christus es verhindern mögte, wenn es nicht zu seiner Ehre und der armen Seelen Besten gereichen solte. Er hat es aber nicht verhindert, sondern uns anfangen laßen, und es muß jederman, wer nicht boßhafftig blind ist gestehen, daß von Anfange bis hieher eine verborgene gnädige Aufsicht über das Werck gewaltet und Schutz verliehen. Die trüben Wolcken und finstere Stunden, welche bereits darunter empfunden, laßen sich nicht wohl beschreiben. Satans Methoden und Stratage-
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mata gegen das kleine Werck sind sehr kunstreich, unzählig, theils handgreiflich, theils tiefe Geheimnißen der Boßheit 1 , und wenn nicht eine verborgene alles überwiegende Macht und Schutzhand darüber gehalten, so wäre das Böcklein schon längst in der Mutter Milch getödtet und zuschanden gemacht worden. 2 Dahero ist immer mein eintzig Flehen im Kämmerlein gewesen und auch noch: Der alles regierende und alles vermögende Vater in Christo wolle es doch als eine Waisen Sache 3 ansehen, und gantz zu seinem Werck machen! Anfangs hatten die Glieder wol nahe zu 2 tausend Pfund dazu verschrieben, ist aber vieles davon aus gefallen, maßen einer gestorben, der andere verdorben 4 , der dritte weggezogen, und der vierte sein Versprechen nicht erfüllen können. Man gedachte die Englischen würden ein erkleckliches beysteuern, aber weit gefehlt. Denn des heimlichen Neides, welchen die Englischen gegen den Anwachs und Vermehrung der Deutschen hegen nicht zu gedencken; so hatten sich die reichen Quaker fast durch gängig vereiniget nichts zu geben, die Presbyterianer, waren und sind selber noch im Kirchen Bau begriffen, konten und wolten nichts thun. Die von der Hochkirche waren auch im Bau und Schulden, und so gieng es mit allen übrigen, ja sogar auch die Deutsch Reformirten konten grösten theils ihren Neid nicht bergen, als ob ihnen die Lutheraner zuvor kommen Sölten. Dem ohngeachtet half der Gnädige und Barmhertzige H e r r daß wir das Gebäude im ersten Jahre unter Dach kriegten und Credit behielten. Im 2ten Jahre ward der Boden und Gewölbe durch Gottes Beystand zustande gebracht. Die gantze Schuld war aber auch schon auf 5 tausend und etliche hundert Pfund gestiegen. Da nun solches auf Interesse lief und der Bau so nichts ein brachte, und wir gerne zur Vollendung schreiten wolten, die Bau Meister die fernere Ausbauung auf 2 tausend 5 hundert £ anschlugen; so thaten wir einen Versuch in der Gemeine, wie viele ein jedes vermögende Glied dazu lehnen und auf das erste Jahr ohne Interesse laßen wolte? Es wurden ohngefehr 13 hundert Pfund dazu versprochen, und wir wagten es darauf und giengen zu Werck. Indeßen da uns wie bekant von der wunderlichen Regierung der Nahrungs = und Lebens Faden abgeschnitten 5 , so fallen große Bäume um und zerbrechen auch große Aste und kleine Zweige und der Geld Mangel ist so groß, daß wir von den versprochenen 13 hundert kaum 7 hundert £ haben gelehnt bekommen können. Es fehlt den Gliedern nicht am guten Willen, sondern am Vermögen. Die Stühle und Empor Kirchen sind meistens fertig, und die Fenster meist eingesetzt, können aber wohl nicht eher einziehen bis gfeliebts] G[ott] auf nächsten Sommer 6 , wers erlebt. Wenn die gar zu handellose und Geld mangelnde Zeit nicht darzwischen gekommen wäre; so hätte es wohl weniger Gefahr und Schwierigkeit gehabt. Denn so lange eine Societaet den Werth für Schulden hat, will es noch wol angehen. Doch komt nichts von ohngefehr 7 , und also auch die schlechte Zeit nicht. 2) Mitten unter diesen beschwerlichen Umstände betraf mich eine neue Versuchung mit dem St Peters = Bau in Whitemarsh, dergleichen noch nicht erfahren hatte, nemlich wie schon an Hochwürdigste Väter berichtet 8 , so hatte 1765 ich, H . D r : Wrangel und H . Keppele sen. um aus zweyen nothwendigen
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Die Briefe des Jahres 1768
Übeln das Kleinste zu wählen 9 , unser Wort schrifftlich gegeben, daß wir die 550 £ Schulden auf uns nehmen wolten. H. Dr. Wr[angel] ward in seinen Gemein Sachen wegen Baues etc. selbst verwickelt und unvermögend uns zu helffen, H. K[eppele] Stack bis an die Ohren unter dem Zions Bau und mehrern Schwierigkeiten wegen der schlechten Handel und ich hoffte auf Hülffe aus Europa und verließ mich im Nothfall auf den kleinen Rest von meiner Costa 10 , hatte keinen Arbeiter bey der Hand, um die Gemeine in Whitemarsh zu sammeln etc. Die Schuld lief vom Jahr zu Jahre auf Interesse und wuchs wie Unkraut von selber. Ehe mans versähe wurden 2 bis 3 Obligationen von den Creditoren in der Advocaten Hände gegeben und zum gerichtlichen Process angesponnen, uns Arreste nach hiesiger Art, entweder auf Hab und Gut, wenn was da ist, oder auf die Person zu legen, wenn weiter nichts da ist. Als ein vornehmer Engelländer, dem wir 300 £ in einer Summa schuldig waren hörete daß die kleinen Hunde blafften, fieng er auch an, und wolte Capital und Interesse ohn Verzug haben, oder Arrestiren. Nun wurde mir ausnehmend bange, daß es einen übeln Einfluß in die Zions Schulden verursachen mögte! Wenn ich dem H. Dr: Wr: die Noth und Gefahr vorstellete, so meinte er ich mögte etwa einen Anfall von der Hypocondrie haben etc. zuckte die Achseln und brach ab von der Materie. Dem H. K. konte auch nicht ohne Mitleiden ansehen oder sprechen, weil er von Spöttern gar offt das gemeine Sprichwort hören muß: Wer nichts hat zu schaffen, der fange an mit Kirchen und Pfaffenn, und doch war periculum in mora. Ich rückte endlich heimlich mit den noch übrigen Obligationen, die ich als Creditor von meiner Frauen Erbschafft hatte, heraus und gebrauchte solche zum Aufschub der Execution. Als meine Frau und Kinder solches gewahr wurden, so erfolgten Passiones histéricas und wunderliche Motus, welche mich noch banger machten wie alles übrige. Wir hatten vorher offt gesungen: nehmen sie uns den Leib, Gut, Ehre, Kind und Weib, laß fahren dahin etc.11 fand aber aus daß Theorie und Praxis unterschieden, und dachte wie gut es wäre, wenn man in Ecclesia colligenda ohne Anhang seyn könte. H. K: that was er konte, und wie ein ächter Freund in der Noth thun soll, Gott vergelte es ihm und den Seinigen um Christi willen. Ich flehete vor dem Gnaden Throne zu aller erst und nahm nächst Gott auch meine Zuflucht zu hochwürdigsten Vätern und klagte meine Noth sub rosa. Und siehe! mein Brief13 war wol kaum halb weges, so kam schon die höchst geneigte väterlich = herablaßende, von Leutseligkeit und Trost fließende Zuschrifft Sr: Hochwürden H. Dir und Consistorial Rath Francken d[e] d[ato] Halle d 18 Januar: 176814 ferner erfolgte die hertzstärckende Nachricht 15 , daß Hochwürdigste Väter nach vieler Hertzbeklemmung und Gebet 2 neue Arbeiter erobert, nach der selben arrivirte die Medicin mit beygelegter Seelen Arzeney aus Ostindien 16 und endlich so gar eine Vollmacht 17 , daß unverzüglich auf Sr: Hochwürden den theuresten H. Hofpr: Ziegenhagen einen Wechsel von hundert Pfund Sterl. ziehen und die Noth damit bestreiten solte. Das war Gottes Finger.18 Vermöge der gütigsten Ordre von Sr: Hochw: H : Dr: und Consistorial Rath, dem theuresten Vater Francken solte von der Arzeney die auf 60 £ Sterl. erlaßen 40 £ Sterl. an den hiesigen Zions = Bau verliehen seyn. Das konte
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nicht verändert werden, und dienete auch zu gantz besondern Trost, Erquikkung und Aufmunterung, wie das beygelegte Recepisse 19 von 60 £ curr: in Schwachheit bescheiniget. Und weil ich und Mr: Keppele die nächsten zur Execution reiffen Schulden zusamen gebracht und die Gefahr damit abgehalten, so war zuerst nöthig solche zu remediren. Dahero nahm die noch übrige 20 £ Sterl. von der Arzeney an Curr. 30 £ den Wechsel von 100 £ Sterl. der an Current 165 £ trug und 14 £ 17 s 4d current: aus der alten Brunnh: und Handsh: Bücher Cassa welche H e r r P f r r : Schultz in Verwaltung hat, nahm die 209 £ 17 sh 4 d und legte von den Meinigen so viel zu, wie die äuserste N o t h erfoderte und die beygelegte Rechnung 2 0 zeiget, so daß die St: Peters Kirche nun aus der hiesigen Cassa empfangen hat 209 £ 17 sh 4 d worauf ich gelegt habe 66 £ 5 sh 2 d welches beträgt in allem 276 £ 12 sh 6 d und ist also die St. Peters Kirche noch schuldig 300 £ welche bey einem Manne stehen, wofür H . Heinrich Keppele senr: und ich verbunden, und jährlich mit 18 £ curr: verintereßirt werden müßen. Besagte 18 £ Interesse können von der armen Gemeine noch eher bestritten werden, als wenn das gantze Capital von 576 £ 12 shill. und 6 d: auf Interesse geblieben wäre, wenn anders die Gemeine künfftig mit den Gnaden = Mitteln bedienet werden kan. N u n sind wol wichtige Anmerckungen nöthig. Gesetzt die arme Cassa würde durch Gottes Gnade und Erbarmung so reich daß sie meine vorgeschoßene Summa von 94 £ 15 s 2 d wieder ersetzen könte und wolte, wie solte es denn wohl mit den 276 £ 12 s 6 d welche das Philadelphische Filial empfangen gehalten werden? Ich ersuchte in einem Schreiben a[nni] c[urrentis] 21 ob Hochwürdigste Väter zu bestimmen und ordren geruhen mögten, was eine jede der supplicirenden Gemeinen von den ein kommenden Liebes = Gaben haben solte. Weil denn wegen der St: Peters Kirche zuerst und gleich hernach auch des Zions Baues supplicirt worden und die Gemeinen wißen, daß solches geschehen ist, so mögte mir es wol zur Erleichterung dienen, wenn solche Bestimmung von hochw: Vätern geschähe. Damit ich hier wüste so und so viel oder wenig soll zur Hülffe des Zions und zur Hülffe der St Peters Kirche geschenckt seyn, wie Sr: H o c h w : der theureste H e r r Consistorial = Rath Hochgeneigtes vom 18 Jan: zu bestimmen geruheten: „Um aber doch auch nun noch einigen Beytrag zu Ihrem neuen Kirchen Bau vorläuffig zu thun; so assignire ich von dem Werth der Arzeneyen 40 £ sterl. oder 240 rthl. zu denselben" etc.22 Solchergestalt ist mirs denn zur Erleichterung und kan mich im Protocolliren darnach richten, wie die Beylage 23 von der letztern hohen Wohlthat zeiget. Wenn es aber Vermächtniße oder bestirnte Gaben zu einer künfftigen beßern Schul Anstalt betreffen, so können solche wol nicht änderst als unter gewißen Bedingungen geliehen werden, so daß entweder Capital oder leidliche Interesse auf die Zeit bestimmet würde, wenn solche Anstalt angehet. Ex: gr: die St: Peters Kirche bekäme aus der Cassa ein Capital von 300 £ und könte es auf etliche Jahre ohne Interesse oder für leidliche Interesse haben, so wäre das eine fürtrefliche Hülffe in der Noth. Könte sie das Capital nicht so balde wieder abtragen so müste sie es stück und termin weise thun, und die Interesse richtig bezahlen, welche zu einem von Hochwürdigsten Vätern und Wohlthätern bestimmten Zweck es sey für eine
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Schul Anstalt, oder arme gebrechliche Prediger; oder für verlaßene Prediger Witwen und Waisen und dgl. Wenn die Philadelphische Gemeine einmal aus den allzu schweren oder überwiegenden Schulden erlöset, so wäre da der sicherste Ort zu Vermächtnißen wegen des Charters und der Corporation. Und so auch Barrenhill in Whitemarsh für eine Summa von 300 oder 400 £ wenn das Hundert etwa 5 £ Interesse trüge. Denn wie die Schulden Last auf mich und Mr: Keppele fiel, so sorgte ich, mit vieler Mühe, daß der Kauf Brief vom Lande worauf die Kirche und Begräbniß Platz sind zum Eigenthum nach den hiesigen Landes = Rechten an die St: Michaelis Corporation in Philadelphia verkaufft wurde. Nun kan die besagte Corporation zwar nicht das Land mit allem was drauf ist verkauffen, aber doch versetzen für eine Summa Geldes, und der Gemeine die Interesse bezahlen machen. Wenn demnach die Cassa 300 £ für die Peters = Kirche liehe, so müste die Corporation den Kaufbrief an die hohe Directores der Cassa zur Hypothec geben. Wäre die Michaelis Corporation nicht selber unter der schweren Bau Last gewesen, so hätte sie gar wohl die Schulden ihres Filials über nehmen und mich den ohne dem genug geplagten mit solcher Bürgschafft verschonen und meiner alten abgematteten Last und Creutzträgerin ihr Scherflein lassen können. 3) Das Vermächtniß der Christlich = erhabenen theuren Dame von Brfedow] stehet hier an der Michaelis und Zions = Kirche, und soll nach der Bestimmung von der Interesse jährlich eine Gegend oder Gemeine besucht werden, die keinen Prediger hat. 24 Mein Herr Collega Schultz und ich haben jährlich der Bestimmung gemäß, solche Gegenden und Gemeinen besucht, und unserer armen Kirche die Interessen gelaßen, weil sie es nöthig hat. So steht auch bey derselbigen, das geheiligte Vermächtniß des Hohen Wohlthäters aus dem Reich 25 nebst andern Wohlthaten von 123 £ curr. oder 492 rthl. auf Interesse. Da aber eine solche Schul = Anstalt noch nicht angefangen werden können, so werden für die 7 £ Interesse arme Kinder frey zur Schule gehalten und die Corporation thut noch mehr als einmal soviel aus der Cassa darzu. J a ich habe alle die Jahre her von meiner Nothdurfft 7 bis 8 £ jährlich für Schul Geld bezahlt, weil der armen Kinder viele sind, die das Schulgeld nicht aufbringen können, und gantz verwildern müsten, wenn ihnen nicht geholffen würde. 4) Hochwürdigste Väter wollen nicht zürnen wenn durch vorhergehende Worte gereitzet und verleitet werde wieder auf eine SchulAnstalt zu gerathen, denn es gehet mir fast wie den Patienten die eine Delirium haben circa certum obiectum. Ich stelle mir fast vor, daß Sr: H. H. Dr: Wr[angel] wenn er glücklich in London angekommen seyn und auch wie seine Intention war in Halle einen Besuch bey Sr: Hochw: Herrn Dr: und Consistorial Rath abstatten solte, sehr lebhafft auf eine Anstalt zur Erziehung und Bereitung junger Prediger und Catecheten dringen werde. Seine Gedancken von einer solchen Anstalt haben mir aber immer noch zu hoch, weitläufftig und inpracticable geschienen, weil sie einen starcken Fundum erfodern. Gottes Sachen fangen gerne vom Kleinen an, und gehen gradatim a facilioribus ad difficiliora. Menschen Sachen fangen vom Großen an und hören gern beym Kleinen auf. Die reiffen Gedancken Sr: Hochwürden des theuresten Herrn D r : und Consistorial Raths 26 haben mir
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noch am besten eingeleuchtet, nur daß es bey dermaligen Umständen in unserer Philadelphischen Schule nicht practicable seyn würde. Denn es ist kein Probst Wrangel mehr auf Wicacoa, der die geringste H a n d leisten könte. Und wenn auch 2 starcke Prediger bey unserer Gemeine in Philadelphia wären, so haben sie keine Zeit übrig sich mit Schul = Arbeit einzulaßen, nicht einmal mit Inspection etc. geschweige wenn sie noch gar die Correspondence zwischen hier und Europa, und absonderlich zwischen den hiesig vereinigten Gemeinen in N o r d America unterhalten solten. Eine Anstalt zur Erziehung und Bereitung tüchtiger Schulmeister, Catecheten und Prediger wäre so nöthig als das liebe Brodt, und wenn nicht balde etwas angefangen wird; so ist kein Ansehen zur Fortpflantzung unserer Deutsch Evangelischen Religion übrig. Denn 1) die Beruffung der Arbeiter aus Europa ist ungemein mühsam für Hochwürdigste Väter, kostbar und viel gewagt. 2) Die lieben Kinder Gottes und gelehrten Europaeer sind wie unmündige Kinder wenn sie in diesen Theil der Welt kommen und gleichsam etliche Jahr blind ehe sie die hiesigen Umstände nur ein wenig kennen und sich schicken lernen. 3) Es kostet viel Verleugnung für Europaeische Söhne, ihr Vaterland, Freundschafft und Connection zu verlaßen, als arme Frembdlinge hier in der Wüste zu wallen, allein auf Posten zu stehen und mit tausenderley Versuchungen von innen und außen umgeben zu seyn, davon man in der vaterländischen Ecclesia plantata nichts weiß und unter Subordination stehet und ist schwerer seinen Unterhalt in gesunden und krancken Tagen von allerley Art Menschen, denen man die Wahrheit sagen muß, zu erwarten. Und wohin sollen die armen Würmer nächst Gott ihre mittelbare Zuflucht nehmen, wenn sie verfolgt, unwerth, unbrauchbar, gebrechlich oder kranck werden? Sie haben als Frembdlinge keine Connection mit den Einheimischen. Wollen sie ihren Zustand durch Heirathen verbeßern so treffen sie selten das Ziel mußen von der niedrigsten Sorte nehmen, vermehren dadurch ihre leibliche Armuth, werden den jungen und armen Gemeinen mehr zur Last und desto eher zum Überdruß, werden mit Kindern gesegnet, können sie nicht erziehen, und verursachen auch damit bisweilen übele Exempel etc. Bleiben sie ledig, so giebt es auch ungemein viele Schwierigkeiten. Als ich noch in Providence wohnete, mein eigen räumlich Haus und Land = Platz hatte, so wüsten die armen Brüder doch einigermaßen eine kleine mittelbare Zuflucht, wo sie sich in Schwachheiten erholen, in Ermüdungen auf etliche Tage verschnauffen, in Anfechtungen berathen, in Traurigkeit trösten, in Schläfrigkeit aufmuntern, in vielerley Gewißensfällen besprechen und ihres Hertzens Anliegen ohngehindert vor dem Gnaden = Throne ausschütten konten. Wir haben nicht alle den Apostolischen Glauben und den Grad der Freudigkeit den Staub abzuschütteln 27 , und den Wanderstab getrost zu ergreiffen, und kommen gern damit zu früh oder zu spät. Seit dem ich aber in der Stadt auf dem theuren Pflaster wohne, wo man alles für Geld kauffen muß etc. so kan kaum einem armen Bruder Nachtherberge geben, noch weniger Zeit gewinnen, mich mit ihm zu besprechen, bin eingeschrenckt, und nicht im Stande Liebes Dienste nach Wunsch zu erweisen, oder auch die lieben Amts = Brüder in ihren Gemeinen zu besuchen, und mich von ihnen aufmuntern zu laßen.
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4) Die geneigten Patroni von der Engl. Kirche, meditiren schon lange mit Fleiß daran um der Sache zu helffen und aus zweyen eins zu machen. Es fehlet ihnen nicht an Mitteln, wißen nur den Modum noch nicht recht, wie den Compas anzusetzen. Und was wird zu letzt daraus werden? Sie haben die Academie hier, dürffen nur ein Seminarium anfangen, und junge Leute von deutscher Nation aufnehmen welche beyder Sprachen mächtig; so werden sie schon zum Zweck gelangen ihrer Meinung nach. Versetzlich [!] mögte nicht gern was versäumen in der bedencklichen Sache, so lange noch ein Remedium möglich scheinet und zu hoffen ist. Solte es aber dennoch in den Canal kommen; so müste mich getrösten, daß nichts von ohngefehr geschieht 28 , sondern große und kleine Dinge unter Gottes Aufsicht und Direction stehen und nach den untrieglichsten Regeln seiner Regierung zum Besten ausgehen und gereichen werden. 5) Inzwischen da Gott der H e r r nicht unmittel = sondern mittelbar mit uns handelt und von uns fodert, alles zu prüfen und das Gute oder Beste zu wählen 29 ; so ist man ja auch wol verbunden solche Sachen zu überlegen und sich Rath zu erholen. Es fehlet meiner Phantasie nicht an Bildern, aber das Judicium ist zu schwach, ein jedes hinlänglich zu beurtheilen, deutlich zu unterscheiden und nach seiner Art anzuwenden. Ich hatte als nach Philadelphia zog meinen Platz in Providence an einen Chirurgum verkaufft 3 0 und noch 200 £ daran zu fodern. Der Mann ist wegen der Geldmangelnden Zeit zurück geblieben und gebrochen 31 , wie man hier sagt. Der Platz ist von andern Creditoren arrestirt und soll nächsten Monath Märtz versteigt [!] werden. N u n muß ich oder die Meinigen entweder die 200 £ verlieren, oder den Platz wieder steigern [!] oder kauffen. Beydes fält mir schwer, in meinen gegenwärtigen Umständen. Gesetzt die 2 neuen Arbeiter kommen mit nächsten unter Gottes Schutz und Erbarmung hier an. Könte nicht H . P f r : Schultz Rector, und einer von den Neuen der Zweyte Prediger in Philadelphia seyn? Könte nicht etwa der Mühlenberg die Interessen von dem Capital, was bereits hier für eine Schul = Anstalt stehet zu genießen und mittelmäßige Hülffe zum Unterhalt von Vermächtnißen aus Europa haben, auf seinen Platz ziehen und eine solche Schul = Anstalt anfangen, den Jungen Art[ium] Bac[calaureus] Mr. Streit oder einen andern in Philologicis wohl beschlagenen ledigen Amts Bruder zur Hülffe halten, und erstlich etliche junge Subiecta in Praeparation nehmen. V o n da aus den vereinigten Gemeinen und Amts = Brüdern in Nothfällen beyspringen etc. etc.? Im Lande kan man weit geringer zu kommen als in der Stadt, wie auch die Praeparanden mit wenigem Kosten in Speise und Kleidung unterhalten, sie härter und mänlicher gewöhnen, weil ihre Bestimmung doch fürnemlich auf Schul = Catecheten und Prediger Arbeit in den Land Gemeinen abzwecken würde, wozu man keine Zärtlinge, Beau garcons oder Puppen, sondern abgehärtete compendisule 32 Jünglinge und Arbeiter, wie die Propheten Knaben nöthig hat, die mit Coloquinten 33 Heuschrecken und Wildhonig 34 vorlieb nehmen können. Man mögte vielleicht einwenden eine solche Anstalt schicke sich beßer in Philadelphia, Lancaster, Reading und dergleichen, wo ein Prediger im Amte stehet, der diese Arbeit neben seinen Amts = Geschafften verrichten
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könte. Das würde aber meines geringen Erachtens wol nich thunlich sondern ex duobis aliquid et in toto nihil35 seyn. Es müste auch eben nicht just Providence, sondern könte vielleicht noch an einem bequemern Orte seyn. Per inde est, wo der Zweck am wohlfeilsten und besten erreichet werden kan. Weil noch kein Fundus und doch die Sache nöthig, so muß man sich nach der Decke strecken 36 und erst an den Bäncken gehen lernen. 37 Es ist häuslicher, wenn man multa cum paucis als pauca cum multis ausrichten kan. Wenn ein großer Fundus vorhanden wäre, so würden sich auch bald große begabte geschickte Meister und Schüler zu dem Wercke finden und meine Wenigkeit gantz unnöthig und entbehrlich seyn. Dieser Vorschlag deucht mir hieße von kleinen angefangen, und würde vor der Hand nichts weiter erfodern als ein nothdürfftig hinreichend Salarium für einen Mann. Solte der sterben, wo würden Hochwürdigste Väter geruhen einen andern von dem hiesigen Ministerio sich schickenden, oder einen aus den gesegneten Anstalten erfahrnen Inspector zur Succession zu verordnen. Hiemit endet sich der Paroxismus meines dismaligen Delirii. Der rechte Eigenthums H e r r und Liebhaber seiner theuer erkaufften Seelen 38 wolle um seines Namens willen sich seiner Heerde selber annehmen, und durch seine Liebe Knechte und Kinder das jenige in diesem Theil der Welt veranstalten was am nächsten zu seiner Ehre und Wohlfart der Seelen gereichen mag. 6) Die Neuhannoveraner waren genöthiget den schweren Kirchbau anzufangen und auszuführen. Ich hielte mich davon zurücke, weil bey der gleichen Sachen die Finger schon genug verbranndt und das Feuer scheue. 39 Da ich aber nun mit zur Einweihung gepreßet worden; so liegen sie mir schon wieder auf dem Halse und lamentiren um Hülffe und H . Bruder Voigt wird auch schon bey H o c h würdigsten Vätern desfals Ansuchung gethan haben. 40 Ich habe oben schon etwas von der Sache erinnert. Wenn ich die Vorreden der Nachrichten von den Orientalisch = und Occidentalischen Missionen betrachte 41 , so bemercke einen Ausschuß, einen Selectum und Kern von bewährter gläubiger und Liebthätiger Seelen von hohen, mittlem und niedrigen Stande in der Christenheit. Diese von oben gesalbte Familie des großen Welt Heilandes 42 , achtet und hält Sr: H o c h w : Herrn Dr. und Consistorial [Rat] Francken und Sr. H o c h w : Herrn Hofprediger Ziegenhagen als Haushalter 4 3 Vormünder und Agenten im Reiche Christi. Sie schicken ihre Gaben und Scherfleins bey Hochgedacht Denenselben ein und bestimmen sie theils allgemein oder theils besonders. Die vornehmste Absicht dieser theuren Seelen und Jungfrauen des Lammes 44 ist die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi und Errettung der verlornen Schafe, durch die verordneten Gnaden = Mittel. Die theuresten Vormünder disponiren nach besten Wißen und Gewißen die Liebes = Gaben zum Zweck, beruffen treue Arbeiter, senden sie frey aus zu dem Zweck: Sie verordnen Beysteuern zu nöthigen Schul = und Kirchen Gebäuden; weil man ohne äusere Rüstung das Reich Gottes nicht bauen kan. Da nun die Errettung der Seelen die H a u p t Absicht ist und bleibet, und diese nicht beßer kan erreichet werden als durch treuer Hirten Arbeit an Lämmern und Schafen 45 ; so solte wol billig zu allerförderst f ü r eine solche Anstalt zur Weide gesorgt werden, und deucht mir unmaßgeblich, daß solche besondere geheiligte Liebes Gaben ins künfftige nicht wohl dürffen zu
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Kirch Gebäuden verliehen, sondern nur auf gewiße Bedingungen so geliehen werden, daß eine mittelmäßige Interesse davon gegeben und zu der zum vornehmsten Zweck nöthigen Schul Anstalt verwendet würden. Solch Gestalt käme nach und nach ein Fundus zustande von deßen Interessen nach und nach die treuen Arbeiter an Schulen und Kirchen unterstützet werden könten. Ex: gr: Wenn Hochwürdigste Väter geruhen wollen positiv zu ordern, daß die eingesandte Liebes = Gaben nicht änderst als geliehen werden, und eine leidliche Interesse davon zu dieser oder jenen nöthigern Anstalt verwandt werden solte; und es hieße daß sich die Summa etwa auf 1 — 2 — 3 — 4 — 5 hundert Pfund beliefe, und Neuhannover, Provid: Barrenhill, Philadelphia sagte, wir haben so oder so viel zum äusersten nöthig, so mögten sie so viel haben als da ist, Versicherung dafür geben und die bestimmte Interesse davon richtig abtragen. Zu dem Ende wäre aber auch nöthig, daß Hochwürdigste Väter ein oder 2 Bevollmächtigte hier zu verordnen beliebten, welche davon Rechenschafft geben müsten. Meine demüthige Meinung ist nur bloß von den Vermächtnißen Hoher Wohlthäter und den geheiligten Liebes Gaben, welche bei Hochwürdigsten Vätern für America eingesandt werden. Ein anders ist, wenn für die St: Peters Kirche in Whitemarsh, oder den Zions Bau in Philadelphia um Collecten und Liebes Beytrag Supplicirt, und dazu was gesammelt und auch bestirnt worden. Solches geschiehet ja auch in Europa, und was fält, das wird nicht geliehen, sondern verliehen oder gegeben. Es hanget hier in Ecclesia colligenda eben alles an einander und mangelt an allen Orten, aber eine Schul = Anstalt ist doch das aller nöthigste. Und wenn es in den Bestimmungen der Liebes = Gaben heißet, für die Pennsylvanischen Gemeinen, so kan wol einer jeden Gemeine in Pennsylvania oder angrentzenden Provincen kein größer und beßer Dienst geschehen als wenn sie zu ihrem Theil einen wohlbereiteten Schulmeister Catecheten oder Prediger aus dem Seminario bekomt. 7) Ich hätte gern nach Hochväterlichem Begehren eine nähere Beschreibung von den gesamten Kosten und Schulden des Zions Baues zur Beschleunigung der 10ten Fortsetzung Americanischer Nachrichten übersandt 46 , wenn nicht etwas befürchtet, nemlich die gedruckten Nachrichten werden von reform: Predigern und andern Spectatoren hieher verschrieben wol mehr aus Neid als Liebe zur Erbauung. Wenn denn etwa die Summa der Schulden hoch und fürchterlich lauten dürffte, so wären unsere niederträchtigen Misgönner wol nicht ungeneigt die Creditores etc. aufzureitzen, daß sie nemlich in Gefar stünden ihr Geld zu verlieren, wie wol nur etwa ein tausend Pfund von Englischen Creditoren dazu geliehen, und das übrige von Gemein Gliedern, darunter Mr: Keppele der vornehmste auf Interesse genommen worden. Indeßen wenn der gnädigste Gott den Bau bewahren, und die Einigkeit der Gemeinen erhalten und die Armuth nicht allzu groß werden solte; so hoffen wir die Interessen grösten theils jährlich mit dem Stuhlgelde zu bestreiten. Es hanget bloß von der Gnade und Erbarmung Gottes, und den Beystand seiner Kinder ab. Werden wir Glauben und Gnade finden vor dem Herrn, so wird Er uns erhalten und seine Herrlichkeit sehen laßen. Spricht Er aber: Ich habe nicht Lust zu Euch; siehe, hie sind wir, Er mache es mit uns, wie es Ihm wohlgefällig
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ist. 2 Sam: 15 [Vers 26]. Es hat weder Rector, noch einig Glied der Corporation oder Gemeine bisher nöthig gehabt, seine Person oder Haab und Gut für Zion zu verpfänden, wie es in vorigen Zeiten geschähe ehe die Gemeine ein Charter hatte. 47 Was geliehen ist, davor hat die Corporation jedem eine Obligation gegeben, für sich und ihre Successores aus der Kirchen Cassa mit Interesse zu bezahlen. Wenn jemand sein Capital wieder haben will, muß ers vorher aufkündigen. Ist es nicht da, so kan er keinen Arrest auf die Glieder oder ihre eigene Habseligkeiten legen, sondern muß die Cassam exequiren, welche ihren Zufluß von der Klingelbeutel Collection, von einer quartal Collecte, vom Stuhl und Grab Gelde hat, und mehr oder weniger empfängt, je nach dem die Handels = und Nahrungs Zeit sich befinden, welche aber gegenwärtig gantz im Staube liegt. 8) Mit der Fracht wegen des vom H . D r : Wachsei ans hiesige Ministerium recommendirten Candidat Georg Jung 48 konte mir fast nicht anders helffen als sie aus der Cassa an den Kaufmann zu bezahlen. Ich habe von ihm desfals eine Obligation genommen, daß ers mit der Zeit wieder in die Cassa bezahlen soll, wenn und wie er kan. Er scheinet ein natürlich ehrlich und aufrichtig Gemüth zu haben, ist eines Predigers Sohn vom Lande aus dem Zwey Brückischen, etwa 27 Jahr alt, robust und starck gewachsen wie H . Kurtz senior nicht hypocondrisch, von vesten Pulmonibus guten Appet[it] hat seinen Cursum theologicum in Giessen und Tübingen vor 4 Jahren absolvirt, und seit dem denselben acquiesciren laßen. Ich habe mit seinem Vater vor etlich und dreißig Jahren in Göttingen Mathesin puram gehört und viele H e f f t e gemacht. Sein Vater hat eine arme Dorf Pfarre, diesen seinen Sohn in Humanioribus selber unter richtet und so weit gebracht, daß er ihn nach Universitaeten senden können. Als er aus gelernet und heim kam, wüste sein Vater ihm nicht weiter zu helffen. Als Informator konte er ihn nicht anbringen, weil in dem Amte nur 3 vornehme Herren sind, die Informatores gebrauchen, nemlich der Amts Voigt, der Schultze und Müller, und alle 3 schon versehen waren. Und da in der gantzen Grafschafft nur 32 Dienste von dem Inspector= bis aufs Substituten Amt zu vergeben oder zu verhandeln, und die Bediente in den Bergigten Gegenden ziemlich starck und gesund sind, auch schon 15 ältere Candidaten auf der Anwartschafft sitzen, so schiene es dem H . Vater nicht wahrscheinlich, daß sein Sohn die Zeit einer Beförderung erleben würde. Und weil der Vater ein guter Mathematicus war, und in seinen Recreations Stunden der Mechanic oblag, so lernete der Sohn Uhren zu verfertigen, machte Eisen, Stahl, Meßing etc. gläntzen und ließ Humaniora und Theologica indeßen verrosten. Unser Ministerium hatte auf der letzten Synodal=Versamlung wie das Protocoll zeigt, einen Catecheten aus Virginia 49 auf Anhalten der Gemeinen geexaminirt und zum Land Prediger verordnet. Selbiger hatte in nachfolgender Zeit an den alten H . P f r r : Jung als seinen sehr guten Freund geschrieben und so wohl seine Begegniße als den Mangel an Arbeitern in der Wüste berichtet. Darauf empfand der Candidat einen Trieb sich nach Virginia zu begeben, der Vater erließ ihn auch mit Thränen und hertzlichem Wunsch, denn Geld konte er ihm wenig mit geben. Wie nun Sr: H : D r : Wachsei wegen Gutthätigkeit weit und breit bekant
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ist; so fand der Candidat ihn auch aus, wurde liebreich aufgenommen, wohnete etliche Wochen ihro privat Erbauungs = Stunden mit bey, bekam Rührung, Aufweckung und Geschmack an practischen Wahrheiten Gott lob! Die Führungen Gottes sind wunderbar. H. Dr: Wachsei rieth ihm, er solte sich bey Sr: Hochw: Herrn Vater Ziegenhagen melden, er war auch in Kensington, und hatte das Vergnügen Sr: W. E : Herrn Pasche kennen zu lernen, begab sich mit einem erweckt und begnadigten Zucker Becker Mr: Albrecht zu Schiffe und kamen hier am 1 Octobr: a[nni] c[urrentis] vor Philadelphia an, und brachten mir beyde Recommendation von meinem werthen Gönner Sr: Hw. Dr: W[achsel]. Mr: Albrecht hatte seine Fracht bezahlt. Ich konte ihn aber auf keine Weise anbringen, weil hier die Zuckersiedereyen wegen des gestopten Handels in Agone liege. Dannenhero recommendirte ihn an meine Herren Amts = Brüder im Lande, und H. Kurtz sen: hat ihn an Schul Arbeit gesetzet wozu ein erweckt und begnadigter Mann sehr nützlich und gesegnet seyn kan. Mr. Jung schrieb zwar an mich vom Schiffe. Weil er mir aber die Recommendation vom H. Dr: W: nicht schickte, und ich mich fürchtete für solchen Avanturiers, so ließ ihn ihm noch etliche Tage sitzen, und doch den Kaufman fragen, ob er ihn ohne meine Bürgschafft an Land erlauben wolte? Als aber der Kauffman grob antwortete und dräuete, daß er ihn zur Dienstbarkeit verkauffen wolte, ich auch von Mr: Albrecht nähere Nachricht von der Recommendation bekam; so machte ihn los und nahm ihn auf. 9) Die Bau Sachen in Philadelphia, Whitemarsh und Neuhannover sind annoch die schwersten Knoten. Wenn uns der Gnädigst und Barmhertzige Gott darin nicht versincken laßen, sondern nach und nach heraus helffen, und zu einer kleinen Anstalt für Bereitung mehrerer Arbeiter verhelffen wolte; so mögte man denn den innern Bau 50 auch mit vereinigter Kraft unter göttlichen Beystand beßer treiben. Denn es sind doch nun albereits viele Gegenden wo sie Kirchen und Schulgebäude als die äusere Rüstung meist fertig haben als Ex: g: Friedrichstown in Maryland, und ihre Filiale, Culpeper und Winchester in Virginia mit ihren Filialen, Yorktown über der Susquehana mit ihren Filialen, Lancaster mit ihren benachbarten Filialen — Tolpehaken mit ihren Fil. Libanon etc Reading etc: Earltown etc. Providence etc. Macunshy etc: Germantown etc: Neugermantown Bedminster etc: Neuyork etc: Alle diese und übrige Gegenden haben Gottlob die äusere Rüstung und sind theils nichts, theils nur so viel noch drauf schuldig, daß sie es selber bestreiten können. Und wenn die 2 neuen Arbeiter durch Gottes Gnade auch angelanget seyn mögten, so höreten ja auch die schweren Reise = Kosten ein Zeitlang auf, und könte mit göttlicher Hülffe ein Fundus gesammelt und so wol die offt erwähnte Schul Anstalt als auch arme treue Arbeiter unterstützet werden. 51 P:S: Noch einen Punckt darf Hochwürdigst = und theuresten Väter nicht verbergen. Die Corporation der vereinigten Gemeinden zu Neugermantown and Bedminster in Jersey machten am 12ten Maii 1768 mit Genehmhaltung aller regulairen Gemeins = Glieder einen einmüthigen Schluß, erwähleten und berie-
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fen den Peter Mühlenberg zu Diácono oder Assistenten des Rectors für ihre Gemeinden, ließen den Schluß protocolliren und verlangten in einer Bittschrift an den Praesidem des vereinigten Ministerii 52 daß er weil die Versammlung des Minister» zum Synod noch weit hinaus schiene, einen Committee aus dem Ministerio beruffen, und den Peter Mühlenberg examiniren und zum Diácono ordiniren laßen mögte. Sr. Hochw. Df Wr[angel] waren willig einer mit von der Committee zu seyn, und als einige Zeit hernach ein Geliebter Amts Bruder aus dem Lande uns besuchte, und ich ihn frug ob er auch einer von der Committee mit sein wolte? So antwortete er in Liebe daß ich ihn damit verschonen mögte weil er von etlichen unserer Herren Amts Brüdern im Lande sub rosa verstanden, „daß sie es nicht Rathsam hielten, einen solchen jungen Menschen, der erst so kurtze Zeit daß Studium Theolog[iae] ergriffen und noch keine Erfahrung hätte ins Amt zu stecken. Man solte ihn lieber erst in der Schule Arbeiten laßen, noch ein paar Jahre damit warten, oder wenigstens es aufschieben bis zur weitern Überlegung auf einer Synodal Versammlung, es gäbe wie die H . Brüder angemerckt eine Geringschätzigkeit des Amts wenn junge Leute in so kurtzer Zeit daß Predigen lernen könten, wie auch einige Leute schon gesagt die ihn predigen gehört, daß ers eben so gut wo nicht beßer könte als ein und andern von Deutschland gekommene ja daß er seinen Vater bald übertreffen würde wenn er anhielte 53 , und daß man nun sähe, wie auch hiesige Landes Kinder zu dem Lehr = Amte bereitet werden könten, und man mit der Zeit die Lehrer nicht so weit her bemühen dürffte etc." Ich erwiederte zwar, daß bey so vielen weit entfernten vacanten Gemeinen unmöglich selber seyn und Tauf oder andere Ministerial Actus verrichten und auch nicht genügsame Beyhülffe von meinen Herren Amts = Brüdern im Lande haben könte, und entweder die vacanten Gemeinen auf geben, oder Sublevation haben müste etc. Verstund aber das schwache so wohl, als das Starcke in den obigen Argumenten, ließ die Sache beruhen und danckte meinem lieben Bruder für seine treu = und offenhertzige Entdeckung, und behalf mich so gut, als es die Umstände leiden wolten. Vor etlichen Monathen reiseten unser H e r r Gouverneur 54 und etliche andere Gouverneurs von benachbarten Nördlichen Provincen mit Ihren Suiten etliche hundert Meilen weit zu unsern Alliirten Indianer Nationen, um mit denselben die Friedens Tractaten zu erneuern und die Grentz Linien vest zu setzen 55 , wobey der General Johnson 5 6 Baronet der haupt Agente war. Der H : Ehrw: H e r r Richard Peters Commissarius der Engl. Kirche in Philadelphia muste mit dabey seyn. Bey dem Congress sind 3 tausend Indianer als ein Ausschuß von allen Nationen gewesen. Eine Nation davon welche zu nächst an den Grentzen der Province Neuyork, bey unsern H o c h = und Niederdeutsch und Englischen Ein wohnern ihren Auffenthalt hat, ist schon vor vielen Jahren von Englischen Missionarien besucht und bearbeitet worden, und haben sich zum Theil tauffen laßen und Gottes Dienst gehalten, durch Verdolmetschung. Unter dieser N a tion 57 war mein Schwieger Vater, weiland H . Conrad Weiser adoptirt oder incorporirt, und in ihre Geschlechts Freundschafft aufgenommen, welches sie für den ältesten Adel nach ihrer Art rechnen, weil er ihre Sprache erlernet, und
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als Interpreten zwischen ihnen und der Pennsylvanischen Regierung gedienet hatte. Bey bemeldtem Congress hat denn Sr. H Ehrw: Herr Peters unter besagter Nation mit Hülffe eines Dolmetschers geprediget, und viele Kinder getaufft etc. Nach dem Herr Peters wieder heim gekommen und ich ihm gratulirte wegen glücklicher Vollendung seiner schweren Reise, war er ungemein freundlich, erbot sich mit in die Bürgschafft für die noch übrige 300 £ Schulden an der Peters Kirche auf Barrenhill zu treten, wofür ich mit gehöriger Verbeugung demüthig danckte. Und als ich eine Fürbitte von ihm bey unserm Herrn Gouverneur für einen Lutheraner aus einer unserer Land Gemeinen, begehrte, der wegen eines Sündenfalles Jahr und Tag im Gefängniß liegen und 50 £ Straffe erlegen solte, welches er nicht konte und Reu und Leid über seine Sünden bezeugte, und sein armes Weib und Kinder ins äuserste Elend dadurch gerathen; siehe! so gieng Herr Peters augenblicklich zum H n : Gouverneur, und brachte mir vom H. Gouverneur schrifftlichen Pardon für den armen Menschen, und erzehlte mir nachher, wie die Indianer bey dem General Johnson und übrigen Herren ernstlich angehalten, daß Christliche Schulen unter ihnen angelegt, und ihre Jugend in der Christlichen Religion unterrichtet werden mögten. Er hätte also Ordre von der Regierung, daß er zu erst ein oder 2 junge Menschen zu dem wichtigen Werck und Vorhaben aus suchen, vorschlagen und zu dem General Johnson senden solte allwo sie auf Kosten der Regierung die indianische Sprache erlernen, wenn sie dieselbe zur Fertigkeit gebracht, die Schule unter seiner Protection anfangen, ein jeder jährlich 50 £ sterl. von der Societaet aus Engelland 58 zur Aufmunterung, nebst gehörigen Unterhalt, und eigenthümlich Land haben solte. Weil denn zu solchem Christlichen Werck hiesig geborne Kinder sich beßer schickten als Europaeer, und solche nöthig wären, die Deutsch und Englisch verstünden, maßen diese Indianer zunächst bey den Deutsch = und Englischen wohneten, welche mit einander von solcher Schul = Anstalt profitiren könten, und ich einen gelehrten frommen Magister den Christian Streit bey mir, und auch einen Sohn von gutem Character, nemlich den Peter hätte, der für nemlich bey den Indianern lieb und werth 59 seyn würde, weil sein Groß Vater Mr: Weiser ihr besonderer Freund gewesen, und bey ihnen noch im feyerlichen Andencken wäre, so wolte er diesen 2 jungen Leuten das Glück für vielen andern gönnen, und sie zu dem wichtigen, auf die Ehre Christi und der Seelen Besten zielenden Wercke vorschlagen, wenn es mein Wille wäre. Ich antwortete, daß meines theils nichts dagegen hätte wenn ich oder die Meinigen etwas zur Ehre Gottes, zum besten des Nächsten und eigenen Wohlfart durch Gottes Gnade beytragen könten. Weil sie aber beyderseits erwachsen und Majorenn wären; so mögte er belieben sie selber zu fragen. Am folgenden Tage musten sie zu ihm kommen, und er frug sie selber, ob sie sich getraueten die Indianische Sprache zu lernen, und in derselben das wahre Christenthum unter Denselben zu pflantzen? Antw: sie wären willig und bereit sich tüchtig machen zu laßen und ihrem Herrn zu dienen, wenn und wo es ihm gefiele, und wolten die wichtige Sache dem Herrn im Gebet vortragen. Die armen Jünglinge über legten es nun pro und contra, und wolten gern meinen Rath und Ausschlag wißen; aber was kan ich rathen?
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oder vor aus sehen? In unsern Vereinigten Gemeinen ist nur eine Sprache nöthig. Sie können schon 2, nemlich Deutsch und Englisch. Konten sie noch eine darzu lernen, und ihrem Herrn und Erlöser in allen dreyen besser dienen und den Herrlichsten Versöhnungs = Plan unter der Heidnischen Jugend bekant machen, so würde mirs doch lieber seyn! O daß ich tausend Zungen hätte! und einen tausendfachen Mund!60 aber auch ein gantzes Hertz! W e r weiß ob das nicht Spuhren, Gedancken und Criteria von einer noch unbekanten höhern Art waren, daß meine geliebten Herrn Amts = Brüder im Lande einer Übereilung der intendirten Diaconats Verordnung vorbeugten, und rathsamer erachteten, wenn man so junge Cornuten 6 1 erst etliche Jahre in Schul = Arbeit steckte und die H ö r n e r ablauffen ließe. B[eatus] Lutherus war auch der Meinung 62 , und ich glaube, daß es thunlich, nützlich und gut sey in Ecclesia plantata, wo man gewiße Fächer, Abtheilungen und Salaria, auch die Wahl der Arbeiter hat. Aber hier in Ecclesia colligenda hat man noch nicht die Auswahl, wenig und ungewißen Unterhalt und vielerley Arbeit. Hier concentriren vielerley Amter in mannichen Gegenden auf ein schmales Salarium, und muß offt ein Prediger zugleich Schulmeister, Vorsinger, Cüster, Glocken Läuter, Catechet, Pfarr H e r r und sein eigener Substitute oder Diaconus etc. seyn. Das Salarium ist gleichsam die Nadelspitze, und die Ämter wie Geister deren viel auf einer solchen Spitze sollen tantzen können 63 , wie mir ehedem ein Philosophus in Göttingen als ein Arcanum 64 entdeckte. Wenn man hier schon viele Jahre ein Pfarrherr geheißen hat, und sich recht besinnet; so fält einem wohl bey, daß es nöthig sey, auch ein rechter Schulmeister und Catechet zu werden. Meiner geliebten Herren Amts = Brüder ihr Rath und Gutachten ist unverwerflich, und ich wolte gern die jungen Leute zur Schul = Arbeit in unsern deutschen Gemeinen widmen, wenn sie bey dermaligen Umständen Nahrung und Kleider dabey erobern, oder ein Handwerck wie an mannichen Orten im Lande gebräuchlich und nöthig, nebenher treiben, und sich tüchtiger zum Predigt = Amt machen könten. Mein Salarium so wol, als meiner Herren Amts = Brüder ist noch nicht hinreichend, solche junge Anfänger zu unter halten und sie ins Gantze arbeiten zu laßen. Ich hätte also nichts dagegen, sondern wünschte vielmehr, daß auch das Christenthum zur Ehre unsers Erlösers auf der Regierung Kosten, unter den armen Heiden gepflantzet und begoßen werden mögte 65 , wenn es nur bey Schul = Arbeit und Catechisiren bleiben, und nicht zuletzt, ob wol an protestantische, doch frembde Articuls und canones, gerathen dürffte, weil wir nicht mehr in der Apostel Zeit leben, sondern zu gewißen Regimentern und ihren Articuln zu schwören verbunden werden, und nicht ohne Schiboleth durch kommen können. 66 Gleich wie die Engl. Episcopal. auf die Articuln schwören und die Luth: Explanation darunter verstehen, so schwören auch wol nicht wenige von den unsrigen auf die Formulam Concordiae, ob sie wol dieselbe nie mögen gelesen oder betrachtet haben. Ich hatte das Glück, in Göttingen ein Collegium disputatorium darüber mit zu halten, und Mühe genug den Kern einiger maßen aus der Aristotelischen harten Schaale zu enucleiren. Ich bin schon alt, und weil schon einmal an der Peripneumonie laborirt, etwas Engebrüstiger als vor diesem, habe aber doch noch so viel Gefühl, daß von Hertzen wünsche, der
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herrlichste Versöhnungs = Plan mögte in aller Welt, unter allen Nationen und Völckern bekant, erkant, angenommen und erfahren werden! weil doch durch den einen Saamen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollen.67 Habe auch offt mit meinem H. Schwäher 68 in seinem Leben davon gesprochen, und solte mir kein Kind so Affen mäßig lieb seyn, das nicht gerne hergeben wolte, wenn es zu einem solchen Versuch ordentlich beruffen und willig wäre; nur daß man Freiheit behielte, den Zweykampf mit dem Goliath Im Namen Des Herrn zu wagen, und nicht genöthiget würde Sauls Kleider, Helm und Pantzer anzulegen 1 Sam: 17.69 Eine Hochlöbliche Societaet in Engelland ist ja so erhaben Edelmüthig und catholique, daß sie Evangelisch = deutsche Missionarien unter den Heiden in Ostindien halten oder unterstützen etc. 70 Und endlich Hochwürdigst = und Theureste Väter! wie siehet es doch schon wieder so finster und fürchterlich aus am E r d = und Kirchen = Himmel! Was für Wolcken und Gewitter ziehen sich zusamen! Kaum ist eine Wehe dahin; siehe! so ist schon ein noch größer schwerer und hefftiger an der Geburt oder im Anzüge! 71 Wie unbarmhertzig gehen die leichtfertigen Buhler mit der alten Hure ihrer eigenen Mutter um! wollen sie gantz nackend aus ziehen, und vielleicht dem noch schrecklicherm Thiere Raum machen !72 Lieber Herr Gott,
wecke uns auf! daß wir bereit seyn, wenn dein lieber Sohn komt, ihn mit Freuden zu empfahen etcP Gott lob, daß wir unsern Lauf bald vollendet haben. 74 Doch wünsche, bitte und flehe mit allen Selen, die Christum und sein Wort in der That lieben, daß der Gütigste Heiland aller Welt 75 und absonderlich seiner Gläubigen, um seines Wercks und Namens willen unsere theurest venerablen Väter seinem Gnaden = Reiche noch nicht entziehen, sondern noch ein Zeitlang laßen wolle. Wird es ihnen gleich schwer, und häuffet sich gleich mannicherley Leiden und Creutz mit den Jahren und Zeiten, je näher es zum Ende gehet: ey was ist es denn? es ist ja eine Wolcke von Zeugen 76 vor an gegangen, und wenn sie nur die erste Viertel Stunde im Reiche der Herrlichkeit dagegen rechnen; so wird ja schon alles Leiden und Creutz damit bezahlt und vergolten seyn. Denn dieser kurtzen Zeit Leiden komt doch in keinen Vergleich mit jener unendlichen Wonne und Seligkeit! Dort gilt kein Weinen, kläglich thun; da muß
Geschrey und Schmertzen ruhn: Was hier zur alten Welt gehört, ist dort vernichtet und verstört. Der auf dem Throne sitzt verkündigt frey: seht, lieben, hier ist alles wieder neu.77 Mit demüthigster Danck begierde gegen Gott dem Vater aller vollkommenen Gaben in Christo und alle seine Knechte und Kinder, für alle erkante und unerkante unzählige Geist und leibliche Wohlthaten verharre hier in Schwachheit
Philadelphia d. 16 t c n Decembr: 1768.
Hochwürdigst und theureste Väter geist= und leibliche Wohlthäter, Dero geringster Knecht Henrich Mühlenberg
P.S. Von meinen 2 Söhnen, dem Fr[iedrich] Aug[ust] und H[einrich] Ernst die meinem natürlichen Bilde ähnlich waren 78 , habe lange nichs mehr gehört oder
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gesehen. Gott verleihe, daß sie ihren K o s t = ja unschätzbaren Gnaden = Periodum in den gesegneten Anstalten wohl anwenden und Gefäße dem Herrn zu Ehren, ihren Nächsten zum Nutz und ihren Vorgesetzten zur Freude werden mögten! 79 Wenn Zeit und Gelegenheit übrig wäre, mögte wol wünschen, daß sie neben dem Studio catechetico im Singen, Choral = und General Baß auf dem Ciavier geübt werden könten, weil solches in diesem Theil der Welt auch nützlich ist, wie ich selber erfahren, maßen damit gleich Anfangs bey meiner Ankunfft das erste halbe Jahr den Tisch verdiente, Freunde erwarb, und den alten Weiser seine untern Seelen Kräffte über zeugte, daß er mir seine Tochter zum Weibe oder zur Gehülffin gab, weil ihm beym ersten Besuch erbauliche Hallische Lieder auf seiner Haus Orgel vorspielte und dabey sung. So kan man auch bis weilen damit ein hartes Gemüthe erweichen, und hernach Eingang mit dem Worte Gottes finden. Ein gewißer alter deutscher Separatist wandte einstens mit großem Ernst vor, daß er wegen der Orgel nicht in die Kirche gehen, noch drinnen bleiben könte wenn er die Eitelkeit hörete. Der dabey stehende sagte, das wäre kein Wunder, der böse Geist hätte auch nicht in dem Saul bleiben können, wenn David die Harffe gespielt. 80 Ich will gern die Kosten für meine Knaben bezahlen, wenn es ihnen erlaubet wird.
Entwurf von Mühlenbergs Hand in PM 95 Z 8 S. 41 — 57. Mit dem letzten Satz auf S. 57 setzt eine andere Hand ein, von der auch die beiden Postskripte in PM 95 Z 8 S. 60—64 stammen. Die Reinschrift in AFrSt IV C 14:3 S. 56-61 (LCAbt. HIVFach E Nr. 11 S. 56-61) bietet nur den Schlußteil des Briefes. Eine Erklärung liefert Mühlenberg zum Schluß seines Briefes an Francke vom 15. 4. 1769 (vgl Bd. IV). Er hatte im Winter 1768/69 keine Gelegenheit mehr, den Brief nach Europa abzuschicken und fertigte zum 15. 4. 1769 eine aktualisierte und gekürzte Neufassung an, der er lediglich den Schlußteil der Reinschrift vom 16. 12. 1768 beifügte. Der ursprüngliche Brieftext vom 16. 12. 1768 wird hier aus dem Entwurf im Tagebuch und dem erhaltenen Teil der Reinschrift rekonstruiert abgedruckt. Die Wiedergabe folgt zunächst dem Entwurf von Mühlenbergs Hand, dann der Kopie von fremder Hand (vgl. Anm. 51) und gibt ab S. 669 die Reinschrift wieder (vgl. Anm. 53).
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Vgl. 2 Thess 2,7. Vgl. 2 Mos 2 3 , 1 9 ; 5 Mos 14,21. Vgl. 5 Mos 10,17f.; Ps 6 8 , 6 ; Hos 14,4. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1534. Mit „verdorben" ist finanzieller Ruin und Verlust des Vermögens gemeint. Gemeint sind die Auswirkungen der Townshend Acts (vgl. Nr. 440 Anm. 2). Am 26. 6. 1769 wurde die Zionskirche feierlich eingeweiht (vgl. Bd. IV). Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 1782: „Nichts ist von ungefähr, von Gott kommt alles her." = Nr. 323. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1385 Dt: „Rippe"; scherzhaft für Ehefrau. Vgl. 1 Mos 2 , 2 1 — 2 3 . Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 74. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. = Nr. 430. = Nr. 4 2 3 ; Mühlenberg erhielt den Brief am 21. 6. 1768 (vgl. Nr. 431 Anm. 8). = Nr. 433. Am 2 1 . 9 . 1768; vgl. Nr. 438 Anm. 4 (2). Mühlenberg zitiert daraus in Nr. 442. Vgl. ebd. S. 641 mitAnm. 10.
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Vgl. 2 Mos 8,15. Nicht erhalten. Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 174. Mühlenberg schickte die Rechnung erst am 15. 4. 1769 nach Halle. Vgl. Nr. 430 S. 605. Zitat aus Nr. 423 S. 586. Nicht erhalten, vgl. Anm. 19. Vgl. Nr. 355 Anm. 18. Vgl. ebd. Anm. 17. Vgl. Nr. 380 und Nr. 406. V g l . M k 6 , l l p a r . ; A p g 13,51. Sprichwörtlich; vgl. Anm. 7. Vgl. Phil 1,10. Als Mühlenberg im Oktober 1761 nach Philadelphia zog, verkaufte er sein Haus in Providence an den Arzt Christian Friedrich Martins. Vgl. Bd. II Nr. 218 Anm. 7. = bankrott; von engl, broke. Vom lat. compendiosus, vorteilhaft, brauchbar? = Bittergurken; vgl. 2 Kön 4,38—41. Vgl. Mk 1,6; Mt 3,4. Von beidem etwas und insgesamt nichts. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 566. D. h.: Mit fremder Hilfe anfangen. Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 228. Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,18f. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1285 und Bd. 4 Sp. 1532. Vgl. Nr. 374 Anm. 9 und Nr. 428 Anm. 19 (6). Die „Halleschen Berichte" (1713ff.) über die Mission in Ostindien und die „Halleschen Nachrichten" (1744ff.) über Nordamerika. Vgl.Joh 4,42; l j o h 4,14. Vgl. 1 Kor 4,lf.;Tit 1,7; 1 Petr 4,10. Vgl. Apk 1 4 , 1 - 5 . Vgl.Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. den Vorbericht (SS V I I - X I ) in H N 1 (auf S. 808 folgend) und H N 2 Bd. 2 S. 3 3 2 - 3 3 4 . Vgl. Nr. 345. Vgl. Nr. 439 mit Anm. 1. Karl Friedrich Wildbahn; zur Uberlieferung des Synodalberichts Nr. 432 Anm. 2. Vgl. 1 Kor 3,9; Eph 2 , 1 9 - 2 2 . An dieser Stelle verweist Mühlenberg mit „!"!"1'vide postea" darauf, daß der Brieftext mit dem hier anschließend wiedergegebenen Postskriptum fortsetzen soll. Die ursprünglichen Ausführungen, die im „P:S:" in verbesserter Form wiederholt werden, lauten: „10) Noch einen Punckt darf Hochwürdigst und theuresten Vätern nicht verbergen, ob es eine Versuchung zum guten oder bösen ist, kan ich nicht voraussehen, nemlich unser Herr Gouverneur und verschiedene andere Gouverneurs von nördlichen Provincen haben neulich die Friedens Tractaten mit unsern alliirten Indianer Nationen erneuert, wo der H. General Jonson als der vornehmste Agent gewesen. Der HochEhrw. H. Richard Peters, Commissarius von der Englischen Kirche war mit dabey, etwa 4 bis 5 hundert Meilen von hier, alwo 3 tausend Indianer als ein Ausschuß von allen Nationen versammelt gewesen. Eine Nation davon welche zunächst an den Grentzen der Province Neuyork bey unsern Hoch und Niederdeutsch und Englischen Einwohnern wohnen, haben schon vor vielen Jahren Englische Missionarien unter sich gehabt, sich zum Theil unterrichten und tauffen laßen und Gottes = Dienst gehalten. Unter dieser Nation war mein Schwieger Vater weiland H. Conrad Weiser adoptirt oder incorporirt und in ihre Geschlechts Freundschafft aufgenommen weil Er ihre Sprache gelernet. Bey diesem letztern Congress hat Sr: H. Ehrw: Herr Peters unter besagter Nation p[er] Interpreten geprediget und viele Kinder getaufft etc. Nach dem Herr Peters wieder heim kam ließ er mich ruffen, erzählte wie die Indianer bey dem General Johnson und übrigen Herren ernstlich angehalten, daß Christliche Schulen unter ihnen angelegt und ihre Jugend in der Christlichen Religion unterrich-
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tet werden mögten. Er hätte also O r d e r von der Regierung, daß er zuerst ein oder 2 junge Menschen zu dem wichtigen Wercke und Vorhaben aus suchen, vorschlagen und an den Baron Johnson General senden mögte, allwo sie auf Kosten der Regierung die Indianische Sprache erlernten, wenn sie dieselbe zur Fertigkeit gebracht, die Schule unter seiner Protection anfangen, ein jeder jährlich von der Societaet aus Engelland 50 £ sterl. Zuschuß, nebst gehörigen Unterhalt, und eigenthümlich Land haben solten. Weil denn zu solchem Christlichen Werck hiesig geborne Kinder beßer schickten als Europaeer, und solche nöthig wären die Deutsch und Englisch verstünden, maßen die Indianer zunächst bey den Deutschen und Englischen wohneten, welche mit einander von solcher Anstalt profitiren könten, und ich einen jungen Magister den Christan Streit bey mir, und auch einen Sohn vom guten Character nemlich den Peter hätte, der fürnemlich bey den Indianern lieb und werth seyn würde, weil sein Großvater Mr: Weiser ihr besonderer Freund gewesen und bey ihnen noch in feyerlichen Andencken wäre, so wolte er diesen 2 jungen Leuten das Glück für vielen andern gönnen und sie zu dem wichtigen auf die Ehre Christi zielenden Wercke vorschlagen, wenn es mein Wille wäre. Ich antwortete daß meines theils nichts dagegen einzuwenden hätten, wenn die Meinigen etwas zur Ehre Gottes zum Besten ihres Nächsten und eigenen Wohlfart durch Gottes Gnade beytragen könten und wolten. Weil sie aber beyderseits Majorenn wären; so mögte er belieben sie selber zu fragen. Am folgenden Tage musten sie zu ihm kommen und er f r u g sie selber, ob sie sich getraueten die Indianische Sprache zu lernen, und in derselben das Christenthum unter den Indianern zu pflantzen? Resp: Sie wären willig und bereit ihrem H e r r n zu dienen, wenn, und wo es ihm gefiele, wenn er sie durch seinen Geist dazu tüchtig machte, wolte die wichtige Sache vor Gott im Gebet überlegen. Die armen Jünglingen verwegen [erwägen] es nun pro und contra und wolten gerne meinen Rath und Ausschlag wißen, aber was kan ich rathen? In unsern vereinigten Gemeinen ist nur eine, nemlich die liebe deutsche Mutter Sprache nöthig. Könten sie noch eine zu der Englisch und Deutschen Sprache lernen und ihrem H e r r n in allen dreyen beßer dienen so wäre mirs lieb, und könten sie gar den herrlichen Versöhnungs Plan in einer frembden Sprache unter der heidnischen Jugend bekant machen, so würde mirs noch lieber seyn, wenn es nur bey Schul Arbeit und Catechisiren bleiben und nicht zuletzt zur Verbindung an frembde Articul und Canones kommen mögte; wie wol sie doch mit der Zeit an ein oder ander Schiboleth gebunden werden müßen, weil wir nicht mehr in der Apostel Zeit leben sondern zu gewißen Regimentern und ihren Articuln zu schwören verbunden sind. Gleich wie die Englischen Episcopalen auf die Articul schwören und die Explanationem darunter verstehen, so auch wol viele von den unsringen auf die Formulam Concordiae, ob sie wol dieselben niemals gelesen oder gesehen haben. Ich hatte das Glück in Göttingen ein Collegium disputatorium darüber zu halten und die Wahrheiten aus dem Aristotelischen Vehiculum mit vieler Mühe einiger maßen zu enucleiren. Weil ich nunmehro alt und schon einmal an der Peripneumonie laborirt habe, so bin engebrüstiger als vor diesem, habe aber doch noch so viel Gefühl, daß von H e r t z e n wünsche der herrlichste Versöhnungs Plan mögte in aller Welt unter allen Nationen bekant, angenommen und recht gebraucht, weil doch durch den einen Saamen alle Nationen und Völcker auf Erden gesegnet werden solten. Ich habe mit meinem H . Schwieger Vater in seinem Leben gar o f f t davon gesprochen, und solte mir kein Kind so sinnlich lieb seyn, das nicht hergeben wolte, wenn es zu einem solchen Versuch ordentlich beruffen, und von Gott tüchtig gemacht würde, wenn man nur Freiheit behielte den Zweykampf mit dem Goliath im Namen des Herrn zu wagen, und nicht genöthiget würde Sauls Kleider, Helm und Pantzer anzulegen. 1 Sam 17.[38 — 40] Eine Hochlöbliche Societät in Engelland ist ja so erhaben, Edelmüthig und Catholique, daß sie Evangelisch = deutsche Missionarien unter den Heiden in Ostindien halten oder unterstützen." 52
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Nicht erhalten. — Zur Sache vgl. die Tagebucheintragung zum 12. 5. 1768 in PM 95 A Nr. 11 1 7 6 5 - 6 8 S. 46 und T a p p e n II S. 357. Ab hier Wiedergabe nach der Reinschrift. Oben auf der Manuskriptseite ist (irrtümlich?) von fremder H a n d notiert: „Der Anfang von diesem Brief ist in Engelland zurück behalten." Bis zum Ende des Abschnitts ist der Text durchgestrichen, aber noch deutlich lesbar. Wahrscheinlich hat Mühlenberg den Brief selbst zurückbehalten; vgl. den Schluß seines Briefes an Francke vom 15.4. 1769 (Bd. IV). John Penn (1729—1795), von 1763 bis 1771 und von 1773 bis 1776 Gouverneur von Pennsylvania.
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Bezieht sich auf den Vertrag von Fort Stanwix (6. 11. 1768), in dem Vertreter der Sechs Nationen in Anwesenheit der Vertreter weiterer Indianerstämme das Gebiet östlich und südlich einer Linie vor Lake Oneida in New York über Fort Pitt und dann dem Lauf des Ohio bis zur Mündung des Tennessee River folgend abtraten. An den Verhandlungen waren Vertreter von New York, Pennsylvania, New Jersey und Virginia vertreten. Vgl. Gipson XI S. 446—448 und die Karte nach S. 454. Sir William Johnson (1715-1774). Die Mohawk-Indianer, eine der Sechs Nationen des Irokesenbundes. Die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. Der folgende Text bis zum Ende des Abschnitts ist bei der von fremder Hand stammenden Abschrift im Tagebuch ausgelassen und durch „etc etc" wiedergegeben worden. Kirchenlied von Johann Mentzer (1658 — 1734). = Gehörnte; aus dem anschließend zitierten Sprichwort abgeleitete bildliche Bezeichnung (vgl. Wander Bd. 2 Sp. 784). Vgl. WA T R Bd. 5 Nr. 5252 2. 2 5 - 2 9 . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 859. Geheimnis. Vgl. 1 Kor 3 , 5 - 9 . Vgl. Ri 12,5f. — In einem kurzen PS zu seinem Brief an Francke vom 15. 4. 1769 (vgl. Bd. IV) erklärt Mühlenberg, daß er den Vorschlag Peters' abgelehnt habe, weil er auf eine Eingliederung in die anglikanische Kirche abziele. Vgl. 1 Mos 12,3; 26,4; 28,14; Apg 3,25. = Schwiegervater; Conrad Weiser (1696—1760). Vers 38—40. Zur Unterstützung der halleschen Missionsarbeit in Ostindien durch die Society for Promoting Christian Knowledge vgl. Lehmann S. 172—174, 225f., 301f,; W.O.B. Allen und Edmund McClure, Two Hundred Years: The History of The Society for Promoting Christian Knowledge, 1698 — 1898, London 1898, S. 258 — 288; William Kemp Lowther Clarke, History of the Society for Promoting Christian Knowledge. With an Epilogue of F.N. Darey, London 1959, S. 59—76; Leonard W. Cowie, Henry Newman, An American in London, 1708 — 1743, London 1956, S. 104-131. Vgl. Apk 9,12; 11,14. Vgl. Hos 2,7.12; Apk 17. Vgl. Mt 24,42.44. Vgl. Apg 20,24; 2 Tim 4,7f. Vgl.Joh 4,42; l j o h 4,14. Vgl.Hebr 12,1. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Wie schön ist unsers Königs Braut" von Gottfried Arnold (1666-1714). Vgl. 1 Mos 5,3. Vgl. 2 Tim 2,20f. Vgl. 1 Sam 16,14-23.
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Halle,
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D.20 t e n Dec. 1768. An H . Past Mühlenberg zu Philadelphia Wohlehrwürdiger, in dem Herrn herzlich Geliebter Bruder, Ich habe schon unterm 21ten Jul. a[nni] c[urrentis] ein Pro Mem. 1 geschrieben in Absicht auf die neue Arbeiter, darinnen ich nur überhaupt meine Gedanken, wie sie mir ins Gemüt gekommen, niedergeschrieben und bereits angezeigt habe, daß ich von hieraus gleichwohl nichts gewisses determiniren könne, weil man sich die Umstände nicht so genau vorstellen kan, als dazu erfordert wird, positive zu sagen, was am besten sey, auch inmittelst manches verändert seyn könte, ehe die neuen Arbeiter ankämen, da denn auch andere Consilia erfordert würden. Meine bisherige überhäufte Arbeit hat mich abgehalten, vor Abgang der neuen Arbeiter aus Engelland Ihre Briefe umständlich zu beantworten, wie ich mir vorgenommen gehabt, und da ich nun vernehme, daß sie eher abgehen werden, als anfänglich vermuthet worden; so will ich iezt nur etwas weniges schreiben. Ich habe gestern in den Zeitungen gelesen, daß bey Philadelphia ein eigenes Revier von Wohnungen für die Indianer angelegt werde, welche häufig die christliche Religion annähmen, und daselbst alleine und doch beysammen wohnen solten. 2 Es ist auch sonst mehr mal von der häufigen Bekehrung der Indianer in den Zeitungen geschrieben worden, man kan sich aber auf solche Nachrichten wenig verlassen, daher ich wünsche von Ihnen zu vernehmen, wie viel davon in der Wahrheit gegründet ist. Der theure H e r r Hofprediger Ziegenhagen haben bereits 100. Pfund sterl. Übermacht 3 , um Ihnen in der gegenwärtigen Noth zu Hülfe zu kommen. Sie wünschen, daß von hier ausdrücklich bestimmt werde, wo die Collecten = Gelder angewendet werden sollen. N u n kan iezo nichts anders determinirt werden, als: zu den dringenden Schulden, um sich und Ihren Credit zu inacuteriren. Dis dependirt aber mehr von der Billigkeit der Creditoren, welche unter ihnen am längsten Geduld haben wollen oder können, mithin kan dabey nicht auf die grössere N o t h d u r f t der Gemeinen und die Egalität, die nach derselben in Austheilung der Collecten = Gelder billig zu beobachten, gesehen werden. Eben um deswillen ist aber auch meine Absicht nicht, daß solche Gemeine, für welche die übermachte Collecten = Gelder zu erst angewandt werden, sie als geschenkt hinnehmen sollen, sondern der H e r r Hofprediger Ziegenhagen und ich wollen uns überhaupt vorbehalten, darüber künftig zu disponiren, und werden dabey nicht hauptsächlich oder wenigstens nicht allein auf die Bedürfnisse der Gemeinen, sondern auch auf ihr Wohlverhalten, auf Ihre Einigkeit und gute Ordnung und auf Ihr Bezeigen gegen die Prediger sehen. Voriezt [Für
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jetzt] muß nun wohl alles das, was Gott in unsere H ä n d e leget, den Gemeinen zufliessen läßt, und von den Reisekosten der neuen Arbeiter übrig bleibt, an die Kirchen zu Bezahlung der Schulden gegeben werden, aber nur als ein Vorschuß oder dargeliehenes Capital, welches ordentlich zu verinteressiren, doch nur ä 4. pro Ct., darüber dann die Gemeine, oder der Kirchenrath oder die Corporation ein ordentliches Instrument ausfertigen und darinnen sich so wohl zur Bezahlung der Interessen als hiernechst des Capitals anheischig machen, auch die lezten wirklich jährlich abtragen muß. Uber beydes, so wohl Capital als Interesse reserviren wir uns die Disposition, und wenn wir es denn auch möglich finden, den Gemeinen die Interessen wiederum zu schenken: so müssen doch die Interessen wircklich in Ausgabe und das Geschenk wieder in Einnahme geschrieben werden. Damit wir nun wissen können, wo die meiste Hülfe nöthig: so wäre aus einer ieden Kirchrechnung jährlich ein Extract einzusenden, darinnen weiter nichts zu melden, als die Summe der Einnahme, die Summe der Ausgabe, und die Summe der Schulden. Es wäre gut, wenn mit dem ersten Schiff ein solcher Extract aus den lezten Rechnungen der Kirchen, wo noch Schulden sind, übersandt würde, um davon in Edirung der ll t e n oder folgenden Pensilvanischen Fortsetzung bey der Anzeige der Schulden einen Gebrauch zu machen. 4 Ich bitte solches den übrigen H . Predigern, die solches angehet, auch zu melden. Wie hoch sich die in Engelland veranstaltete Collecte belaufen, werden Sie aus Engelland vernehmen. So bald ich nun, was noch für die neuen H . Prediger an Reise = und Zehrungs = Kosten erfordert worden, aus Engelland vernommen haben werde, will ich die bis herige Collecten = Rechnung abschliessen lassen und Ihnen übersenden. Weil auch die neuen H . Prediger nichts eigenes im Vermögen haben: so muß was deren Unterhalt [angeht], bis sie wirklich placiret sind, von den Collecten gleichfalls bestritten, doch aber von denselben eine Rechnung darüber geführet und an uns eingeschickt werden. Daß d. H . Probst D r Wrangel nunmehr wirklich Pensilvanien verlassen 5 , bedaure ich recht sehr, weil ich solches für die Pensilvanische Gemeinen für einen grossen Schaden achte, denen dieser treue Knecht Christi gedienet, als wenn er ihr eigen gewesen wäre. Der H e r r regiere es, daß er entweder wieder hineingesendet werde, oder wenigstens ein redlicher und eben so freundschaftlicher Mann an seine Stelle komme, mit dem Sie wenigstens auch in guter Harmonie stehn können, worauf vieles ankommt. Was sonst nöthig ist muß iezt bis auf ein andermal versparen, empfehle Sie in den Schutz des Herrn und wünsche von Herzen, daß Sie der H e r r stärken und zum Besten der Gemeinen noch lange erhalten, auch durch vielen Segen von Ihrer unermüdeten Arbeit reichlich erquicken und erfreuen wolle. Nebst mein und meiner Frauen herzlichen Gruß an Ihre werteste Frau Liebste verharre mit aller Liebe und Ergebenheit Ew r . P.S. ä part Daß Ihr lieber ältester Sohn sich bisher wohl angelassen, und Sie dadurch seinetwegen einiger massen getröstet worden, hat mich herzlich gefreuet. Ich
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bitte ihn herzlich zu grüssen und auch in meinem Namen zu ermahnen und zu bitten, daß er nicht bey einer äussern Erbarkeit stehn bleibe, sondern sein H e r z völlig durch die Gnade ändern lasse und einen wahren Grund in der Bekehrung zu legen suche; dabey er auch nicht allein dabey stehen zu bleiben hat, daß er seine liebe Eltern durch Ungehorsam, zum Anstos der Gemeinen, betrübet hat, sondern das unergründliche natürliche Verderben recht vor Gott zu erkennen, damit seine gründliche Bekehrung und Herzens = Änderung, ein Beyspiel sey, wodurch Ihre Predigten bestätiget werden. Ich fürchte aber doch indessen, daß es etwas zu früh sey, daß Sie ihn in Philadelphia predigen lassen, und daß etwan seine Munterkeit und Stimme Beyfall gefunden haben möchte, ehe er die Ordnung des Heils aus eigener Erfahrung vortragen können und ehe er vielleicht redlich dahin trachtet, das zu erfahren, was er selbst geprediget, auch ehe seine Einsicht in christlichen Sachen hinlänglich gegründet. Ich glaubte vielmehr es wäre besser gewesen, wenn man ihn zuvörderst mehr zu einem Catechetischen Untericht der Schul Jugend und etwan zum Besuch kleiner und armer Gemeinen zu erst noch gebraucht hätte, bis sein Grund mehr geprüfet worden. Im übrigen wären ihm Speners 6 , Freylinghausens 7 und meines seligen Vaters 8 Schriften zu lesen zu geben, damit er auch in der Erkenntniß gegründet werde. Ihre beyden hiesige lieben Kinder haben sich bisher wohl verhalten und insonderheit der ältere gute H o f f n u n g gegeben, wie Ihnen H . Helmuth die umständlichste Nachricht von ihnen geben wird. Der H e r r erfreue Sie an allen zu seinem Preise, ut in litteris Halle d. 20ten Dec. 1768.
Entwurf in AFrSt IVC HDS. 2134—2140. 1 2
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15:27 S. 104—107;
LC Abt. HIVFach
E Nr. 10 S. 104-107.
Auch in
= Nr. 433. In seiner Antwort an Francke vom 15. 4. 1769 (vgl. Bd. IV) erweist Mühlenberg dies als Gerücht, dessen Entstehung er auf die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Six Nations und General Sir William Johnson im Herbst 1768 zurückführt. D a z u ausführlich Nr. 447 S. 6 6 8 — 6 7 2 m i t A n m . 51. Vgl. Nr. 442 S. 641. In Nr. 447 unter Punkt 7) S. 666 teilt Mühlenberg mit, daß es besser sei, davon abzusehen, um weder etwaigen Neidern eine Handhabe zu liefern noch die Gläubiger zu beunruhigen. Vgl. die Vorrede zur 11. Fortsetzung der „Halleschen Nachrichten" von Johann Georg Knapp, dem N a c h f o l g e r Franckes, in H N 1 (auf S. 972 folgend) und H N 2 Bd. 2 S. 4 4 2 — 4 4 5 . D o r t sind auch die im folgenden erwähnten Einnahmen aus Kollekten in England im einzelnen aufgeführt. Mühlenberg verabschiedete Wrangel am 1. 9. 1768. Vgl. Nr. 435 Anm. 4. Philipp Jacob Spener (1635 — 1705), „Vater des Pietismus". Seine „Pia desideria" (1675) sind die Programmschrift des Pietismus; seine zahlreichen Schriften (vgl. die Bibliographie in Max Grünberg, Philipp Jakob Spener, Bd. III, Göttingen 1906, S. 211 — 268) bestimmen maßgeblich mindestens den frühen Pietismus. Johann Anastasius Freylinghausen ( 1 6 7 0 — 1 7 3 9 ) , 1695 Helfer August Hermann Franckes in Glaucha, 1715 sein Adjunkt an der Ulrichskirche in Halle und schließlich 1727 sein N a c h f o l g e r als Direktor der Halleschen Anstalten. Bekannt als Liederdichter, als Verfasser einer „Grundlegung der Theologie" (die in zahlreichen Auflagen und auch Übersetzungen erschien), als Herausgeber von Predigtsammlungen und eines Gesangbuches (1704, erweitert 1714), das in vielen Auflagen erschien.
680 8
Die Briefe des Jahres 1768
August Hermann Francke (1663—1727), Gründer der Halleschen Anstalten. Die in Fortsetzungen von 1702 bis 1709 erschienenen und 1709 gesammelt veröffentlichten „Segensvollen Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen Gottes etc." stellten die Programm- und Werbeschrift des Halleschen Pietismus dar. Eine Auswahlausgabe seiner Schriften bietet E. Peschke, Hg., August Hermann Francke. Werke in Auswahl, Berlin 1969.
449. An die Gemeinden Jordan, Heidelberg, Lintown und Egypten^ Philadelphia, 21. 12. 1768 Denen Ehrsamen Altesten, Vorstehern und Gliedern unserer Mitvereinigten Hochdeutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinden am Jordan, Heidelberg, Lintown und Egypten unseren Geliebten Mitbrüdern Sey hiermit kund und zu wißen gethan, daß wir den von S.r Hochwürden Herr D r und Pastor Wachsei aus London ans hiesig = vereinigt = Evangelische Ministerium recommandirten Candidat, der Gottes Gelahrtheit Herrn Johann Georg Jung 2 , nach vorläuffiger Prüfung auf Anhalten der 4 besagten Gemeinden 3 , zum Versuch bis auf unsere nächst zu haltende Synodal Versammlung als Catecheten und Prediger für die bemeldten 4 Gemeinden verordnen und vorbenamten Ehrw Herrn Jung hiedurch bevollmächtigen in den Gemeinden Gottes Wort zu lehren nach dem Grunde der Apostel und Propheten unserer ungeänderten Augspurgischen Confession und übrigen Symbolischen Büchern wie auch die Heil. Tauffe nach unserer eingefürten Agende zu administriren et in ulteriori casu necessitatis Aegrotis bene praeparatis Sacrum viaticum zu reichen mit der Bedingung daß diese Vollmacht nicht länger gültig sey bis zum nächst zu haltenden Coetus et usque ad ulteriorem probationem und er verpflichtet sey von seiner Amtsführung ein Diarium zu halten und nächst Gott vor dem vereinigten Ministerio auf der Synodalversammlung Red und Antwort zu geben und die Gemeinden auch nach Christi Befehl für seinen leiblichen Unterhalt sorgen werden so lange er sie bedienet d 21. Decembr. 1768
Actum Philadelphiae H.M.
Abschrift von fremder Hand in PM 95 2 8 S. 59f. ' Es handelt sich um Gemeinden in Lehigh County, noch nördlich des unmittelbaren Wirkungskreises von Pastor Schertlin aus Macungie gelegen. Zur Entstehung und Entwicklung der vier Gemeinden Glatfelter I S . 344—346, 348 —353. Zur Situation nach dem T o d Schertlins Nr. 445. 2 Vgl. Nr. 439 mit Anm. 1.
Nr. 448/449 3
20.12./21.12.1768
681
Vgl. Nr. 428 mit Anm. 13. In einem Brief an Stöver vom 16. 1. 1769 (vgl. Bd. IV) schreibt Mühlenberg, daß die vier Gemeinden schon seit zwei Jahren bei ihm eindringlich um einen Prediger angehalten hätten. Delegierte aus Jordan und Heidelberg waren bei der Einweihung der neuen Kirche in Neuhannover und demnach wohl auch auf der sich anschließenden Synodalversammlung zugegen, auf der die Lage der Gemeinden in Lehigh County nach dem T o d von Pastor Schertlin besprochen wurde. Vgl. den Synodalbericht zum 6. und 7. 11. 1768 (vgl. Nr. 432 Anm. 2).
Verzeichnis der Abkürzungen 1. Archive AFrSt
Archiv der Frankeschen Stiftungen, Halle/Saale
HD
Halle Documents
LC
Library of Congress, Washington D.C.
PM
Mühlenberg-Materialien des Lutheran Archives Center, Philadelphia
2. abgekürzt zitierte Darstellung I
Darstellung II
Archivalien
Die f ü r den D r u c k bestimmte Darstellung Mühlenbergs von den Streitigkeiten in der Gemeinde zu Philadelphia vom 8. 10. 1762 in P M 95 Z 3 S. 1 — 106; von Mühlenberg angefertigter Auszug als „Litt. A" in P M 95 Z 27 (o. S.); Kopie des Auszugs von fremder H a n d in P M 95 Z 3. Unvollständige Abschrift in H D S. 7 3 7 - 7 7 6 . Fortsetzung f ü r 1762 - 12. 7. 1763 in PM 95 Z 3 S. 1 0 7 - 1 1 2 und S. 1 - 4 3 .
Gegenschrift
Gegenschrift der acht klagenden Gemeindemitglieder an die Ältesten und Vorsteher der Gemeinde von Philadelphia vom 3./4. 9. 1762 als Abschrift von Mühlenbergs H a n d in P M 95 Z 2 (o. S.); Auszug von Mühlenberg als „Litt. B." in P M 95 Z 27 (o. S.). Z u r Datierung der Schrift vgl. P M 95 Z 3 S. 95. Unvollständige Abschrift in H D S. 7 7 6 - 8 0 9 .
Protokollbuch
Dieses Protocoll Buch ist gewidmet zum Gebrauch f ü r dem nach der neuen Kirchen = O r d n u n g am 6 t e n January 1763, durch eine recht = mäßige Wahl von der Gemeine an der St. Michaelis Kirche in Philadelphia verordneten Kirchen = Rath . . . (vgl. den Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien unter Lutheran Archives Center Philadelphia)
3. abgekürzt zitierte Acrelius, A History BSLK
Literatur
Acrelius, Israel: A History of new Sweden; or the Settlements on the River Delaware. Translated by William Reynolds. Philadelphia 1876. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. H e r ausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930. Zehnte Auflage. Göttingen 1986.
Burckhardt
Burckhardt, Johann Gottlieb: Kirchen = Geschichte der Deutschen Gemeinden in London nebst historischen Beylagen und Predigten. Tübingen 1798.
Documentary History
Documentary History of the Evangelical Lutheran Ministerium of Pennsylvania and Adjacent States. Proceedings of the Annual C o n ventions from 1748—1821, compiled and translated from records in the archives and from the written protocols. Philadelphia: Board of Publication of the General Council of the Evangelical Lutheran Church in N o r t h America 1898.
684
Verzeichnis der Abkürzungen
Evans
Charles Evans: American Bibliography. A Chronological Dictionary of All Books, Pamphlets and Periodical Publications Printed in the United States of America from the Genesis of Printing in 1639 down to and Including the Year 1820 with Bibliographical and Biographical Notes. 12 vols. Reprint New York 1941/42 [1903-1934],
Germanica-Americana I
The First Century of German Language Printing in the United States of America. A Bibliography Based on the Studies of Oswald Seidensticker and Wilbur H. Oda. Edited by Karl John Richard Arndt and Reimer C. Eck. Compiled by Gerd-J. Bötte and Werner Tannhof Using a Preliminary Compilation by Annelies Müller. Volume 1: 1728—1807. Göttingen 1989 ( = Publications of the Pennsylvania German Society No. XXI).
Gipson VIII
Gipson, Lawrence Henry: The Great War for the Empire. The Culmination, 1760—1763. New York 1954 ( = The British Empire before the American Revolution Vol. VIII). Gipson, Lawrence Henry: The Triumphant Empire. New Responsibilities Within the Enlarged Empire, 1763-1766. New York 1956 ( = The British Empire before the American Revolution Vol. IX). Gipson, Lawrence Henry: The Triumphant Empire. Thunder-Clouds Gather in the West, 1763-1766. New York 1961 ( = The British Empire before the American Revolution Vol. X). Gipson, Lawrence Henry: The Triumphant Empire. The Rumbling of the Coming Storm, 1766-1770. New York 1967 ( = The British Empire before the American Revolution Vol. XI). Glatfelter, Charles H.: Pastors and People. German Lutheran and Reformed Churches in the Pennsylvania Field, 1717—1793. 2 vols. Vol. I: Pastors and Congregations, Breinigsville, Pa. 1980. Vol. II: The History, Breinigsville, Pa. 1981 ( = Publications of the Pennsylvania German Society Vols XIII and XV).
Gipson IX
Gipson X
Gipson XI
Glatfelterl.il
Graeff
Hanna
Hinke, Ministers
HN1
HN 2
Honeyman
Hutson
Graeff, Arthur D.: The Relations Between the Pennsylvania Germans and the British Authorities, 1750—1776. Pennsylvania German Society Vol. XLVII. Norristown, Pa. 1939. Hanna, William S.: Benjamin Franklin and Pennsylvania Politics. Stanford, Calif. 1964. Hinke, William J.: Ministers of the German Reformed Congregations in Pennsylvania and Other Colonies in the Eighteenth Century. Edited by George W. Richards. Lancaster, Pa. 1951. Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Nord = America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Halle 1787. (Kurtze Nachricht von einigen Evangelischen Gemeinen in America. Halle 1744-1787). Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch = Lutherischen Gemeinen in Nord = America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Neu hrsg. von W. J. Mann, B. M. Schmucker und W. Germann. Bd. 1, Allentown, Pa. 1886. Bd. 2, Philadelphia, Pa. 1895. Honeyman, John C.: Zion, St. Paul and Other Early Lutheran Churches in Central New Jersey, to 1800. In: Proceedings of the New Jersey Historical Society, n.s. vols. 9—16 (1924—1931). Hutson, James H.: Pennsylvania Politics 1746—1770. The Movement for Royal Government and Its Consequences. Princeton, N. J. 1972.
Verzeichnis der Abkürzungen Mick Jensen
685
Mick, Joseph E.: Colonial Pennsylvania. A History, N e w York 1976. Jensen, Merrill: T h e Founding of a Nation. A History of the American Revolution 1 7 6 3 - 1 7 7 6 . N e w York 1968.
Klinefelter
Walter Klinefelter: T h e ABC Books of the Pennsylvania Germans. Breinigsville, Pa. 1973 ( = Publications of The Pennsylvania German Society Vol. VII).
Kreider
Kreider, H a r r y Julius: Lutheranism in Colonial N e w York. N e w York 1942 (Nachdruck 1972).
Lehmann
Lehmann, Arno: Es begann in Tranquebar. Die Geschichte der ersten evangelischen Kirche in Indien. 2. Aufl. Berlin 1956. Mann, William J.: Life and Times of H e n r y Melchior Mühlenberg. 2. Aufl. Philadelphia 1888.
Mann Morgan Mühlenberg, Selbstbiographie
Pritzker-Ehrlich
Riforgiato
Rothermund Schmauk
Morgan, Edmund S. und Helen M.: T h e Stamp Act Crisis. Prologue to Revolution. Revised Edition. N e w York 1983. Mühlenberg, Heinrich Melchior: Selbstbiographie, 1711 — 1743. Aus dem Missionsarchive der Franckischen Stiftungen zu Halle. Mit Zusätzen und Erläuterungen versehen von W. Germann. Allentown, Pa. 1881. Pritzker-Ehrlich, Marthi: Michael Schlatter von St. Gallen (1716—1790), eine biographische Untersuchung zur schweizerischen Amerika-Auswanderung des 18. Jahrhunderts. Diss. Zürich 1981. Riforgiato, Leonard R.: Missionary of Moderation. H e n r y Melchior Mühlenberg and the Lutheran Church in English America. Lewisburg, Pa. 1980. T h e German Problem of Colonial Pennsylvania. In: T h e Pennsylvania Magazine of History and Biography, 84 (1960), S. 3—21. Schmauk, T h e o d o r e Emanuel: A History of the Lutheran Church in Pennsylvania (1638 — 1820) from the Original Sources. Vol. I, Philadelphia 1903.
Schomerus
Schomerus, Rudolf: Die verfassungsrechtliche Entwicklung der lutherischen Kirche in Nordamerika von 1638 bis 1792. Diss. Göttingen 1965.
Strassburger 1,2
Strassburger, Ralph Beaver/Hinke, Williams J o h n : Pennsylvania German Pioneers. A Publication of the Original Lists of Arrivals in the Port of Philadelphia from 1727 to 1808. 3 vols. Norristown, Pa. 1934.
T a p p e r t l , II, III
Tappert, Theodore G./Doberstein, John W . (eds.): T h e Journals of H e n r y Melchior Muhlenberg. 3 vols. Vol. 1, Philadelphia 1942. Vol. 2, Philadelphia 1945. Vol. 3, Philadelphia 1958. D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. (Reihe 1). Bd. I f f . W e i m a r 1883ff.
WA Wander
Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörterlexikon. Ein Hausschatz f ü r das deutsche Volk, in 5 Bänden. N e u d r u c k der Ausgabe Leipzig 1867—1880. Aalen 1963.
Wellenreuther
Wellenreuther, H e r m a n n : Glaube und Politik in Pennsylvania 1681 — 1776. Die Wandlungen der Obrigkeitsdoktrin und des Peace Testimony der Quäker. ( = Kölner Historische Abhandlungen Bd. 20). Köln, Wien 1972.
Winde
Winde, H e r m a n n : Die Frühgeschichte der lutherischen Kirche in Georgia. Diss. (Ms.) Halle/Saale 1960.
Wust
Wust, Klaus: T h e Virginia Germans. Charlottesville, Va. 1969.
686
Verzeichnis der Abkürzungen
Die identifizierten Kirchenlieder sind in der Regel in einem der beiden Gesangbücher enthalten: „Erbauliche Lieder = Sammlung zum Gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch Lutherischen Gemeinen in N o r d = America, Gesamlet, eingerichtet und zum D r u c k befördert durch die gesamten Glieder des hiesigen Vereinigten Evangelisch Lutherischen Ministeriums" (Germantown 1786) oder Johann Anastasius Freylinghausens „Geistreiches Gesang = Buch, den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend: Jetzo von neuen so eingerichtet, D a ß alle Gesänge, so in den vorhin unter diesem N a m e n alhier herausgekommenen Gesang = Büchern befindlich, unter ihre Rubriquen zusammengebracht, auch die Noten alles alten und neuen Melodeyen beygefügt worden, und mit einem Vorbericht herausgegeben von Gotthilf August Francken" (Halle 1741). W o das nicht der Fall ist, erfolgen die Nachweise nach A. F .W. Fischers „Kirchenlieder-Lexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über ca. 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder aller Zeilen in alphabetischer Folge nebst Übersicht der Liederdichter" (Neudruck Hildesheim 1967 [Gotha 1878/79]). Vgl. auch M. Albert Knapp, Evangelischer Liederschatz f ü r Kirche und Haus. Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten, gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet, 2 Bde., Stuttgart und Tübingen 1837.
Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien Bd. IS. 1. Archiv der Franckescben Stiftungen, AFrSt IV A 1 AFrSt IV A 2
AFrSt IV A 3 AFrSt I V A 6 AFrSt I V A 7
545—556
Halle/Saale
Correspondentz den von den Evangelischen Prediger in Virginien H . Storer [Stöver] begehreten Gehülfen betr. 1736. H . Past. Brunnholzen und der Catecheten H . Schaum und Kurzen Beruf und Absendung nach Pensylvanien betr. de ao. 1744 mit anliegenden und anfänglichen Amts Diario vom 13te Martii bis 11 te Julii. H e r r n Heinzelmanns und H e r r n Schulzens Absendung nach Pensylvanien Ao. 1751. Des in Philadelphia verstorbenen H . Pastor Brunnholtzens Testament und Vermächtniß an seine Geschwister betr. 1757. Vokation Handschuh 1747, Schulz 1765.
AFrSt I V B 1
Nachrichten die von denen drey Evangelisch Lutherischen Gemeinden zu Philadelphia, N e u - H a n n o v e r und Providence in Pensylvanien suchende Collecte zur Erbauung Kirchen und Schule wie auch deren Versorgung mit einigen tüchtigen Predigern und Schul-Leuten betreffende 1734.
AFrSt IV C 7
Schriftwechsel mit den Predigern 1754.
AFrSt IV C 11
Correspondentz mit denen H e r r n Predigern in Pensylvanien de 1761. 1762. 1763. 1764. 1765.
AFrSt IV C 19
Neueste Pensilvanische Correspondenz von 1778. Sqq. Berechnung der Ausgaben behuef der N o t h d u r f t derer Herrn Heintzelmann und Schultzen, welche den 7ten Julii 1751 nach Pensylvanien abgegangen.
AFrSt IV F 1
AFrSt IV F 3
Bitte der deutsch-lutherischen Kirche in Nordamerika um die Beihilfe ihrer europäischen Glaubensbrüder zur Einrichtung eines theologischen Seminariums. Zum Besten des Seminars abgedruckt. Berlin 1827.
AFrSt IV F 5
H . Mühlenbergs Berechnung von 1743—1748. [und 1750—1753]
AFrSt IV F 6
Streitsche Legatensachen.
AFrSt IV F 8
Acta die von Sr. hochgräfl. Excell. zu Solms Roedelheim denen Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Pensylvanien geschenckten 13.000 Th. betr. anno 1769. Darmstädt. Kollekte f ü r die Pennsyl. Gemeinden. Rechnung f ü r die Pensylvanischen Gemeinden in America, in Einnahmen und Ausgaben, samt den Belägen, de Martio 1743 bis Jul: 1744. u n d v o m j u l i o 1744. bis Ende g e d a c h t e n j a h r e s . i t . dito de ao 1745. Rechnung f ü r die Pensylvanischen Gemeinden in America, vom Jahr 1746 und 1747.
AFrSt IV F 10 AFrSt IV G l
AFrSt IV G 2 AFrSt IV G 4
Rechnung d. Pennsylv. Gemeinden 1776—1812.
AFrSt IV G 6
Lieferungen nach Pennsylvanien (1740)—1768.
AFrSt IV H 3
Kurze Nachrichten von Evang. Gemeinden aus Amerika 1744— 1746.
688
Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien
AFrSt IV H 5
H. Sch[aums] Diar. vom 17ten Maii bis 10. Jun. 1748. [mit Fortsetzungen vom 11.6. 1748 bis zum 28. 7. 1748 und vom 1. 8. 1748 bis zum 31. 10. 1748]
AFrSt IV H 6
Kurtzes Diarium geführet von einem Evangelischen Lutherischen Prediger Johann Albert Weygand von 1748 d. 22. Novembr — 1750 d. 1. Jan. Readingstown vulgo Raritant — West new Jersey. Diarium auf das Jahr 1750 geführt von Joh. Albert Weygand Prediger bey den Evangel. Luth. Gemeinen auf dem Rareton. Diarium des Evangelischen Lutherischen Predigers auf dem Raretown vulgo Raritant in der Provintz West New Jersey von 1751 —1752 Diaria v. Pastor Handschuh 1748 — 1753. Relation H. Past Handschuhs aus Germantown de 1754. a) Stück = Diar. H. Past. Mühlenbergs von 11 bis 22. Oct. 1763 von einer jährlichen Versammlung. b) Tagebuch vom 22. 10. 1 7 6 3 - 3 1 . 12. 1763. c) Tagebuch vom 11. 11. 1763 — 7. 12. 1763.
AFrSt IV H 7 AFrSt IV H 8
AFrSt IV H 10 AFrSt IV H 14 AFrSt IV H 18
2. Library of Congress, Washington D. C. Box 2322 Abt. H IV Fach E Nr. 9/14. 1. 1 7 6 2 - 1 4 . 10. 1768: „Missions Correspondenz mit den H : Predigern in Philadelphia 6 2 . - 6 8 . " Box 2323 Abt. H I V Fach E Nr. 11/15.4. 1 7 6 8 - 2 0 . 12. 1770: „Correspondenz mit den Herrn Predigern in Philadelphia 69 et 70." Box 2324 Abt. H I V Fach E Nr. 12/22. 1. 1 7 7 1 - 5 . 12. 1772: „Pensilvanische Briefe 1771 u. 1772." Box 2325 Abt. H I V Fach F Nr. 1/1.3.1773-25. 8. 1775: „Briefe aus Pensilvanien 1773. 74. 75." Abt. H I V Fach F Nr. 2/Juni 1771 - 24. 10. 1774: „Pensilvanische Briefe 1774." Abt. H I V Fach F Nr. 5/24. 10. 1 7 7 8 - 2 1 . 2 . 1781: „Neueste Pensilvanische Correspondenz von 1778. Sqq." Box 2326 Abt. H I V Fach F Nr. 8/28. 12. 1781-12. 5. 1791: „Pensilvanische Correspondez 1783. Sqq. 84. 85. 86. 87. Hierbey einige Pro Mem Rechnungs Sachen it die Bücher, und Arzney Schulden betr." Abt. H I V Fach F Nr. 12/26.7. 1 7 9 1 - 2 2 . 9. 1798: „Missions-Correspondenz mit Philadelphia 1792—1795." Box 2328 Abt. H I V Fach E Nr. 10/30. 8. 1 7 6 3 - 2 8 . 2. 1774: „Briefe nach Pensilvanien 1763 —1771." Abt. H I V F a c h F N r . 7/22. 3. 1784-15. 11. 1785: „ZurPensylv. Corr. 85. als Nebenfach."
689
Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien
3. Staatsbibliothek
Preußischer Kulturbesitz
Berlin
August- Hermann-Francke-Nachlaß Kapsel 30
4. Staatsarchiv Ministerium III A2 k
Hamburg
Sammlung von Briefen, Protokollen und Aktenstücken des hamburgischen Seniors über Kirchenwesen der Lutherischen Gemeinden Augsburger Konfession in der Kolonie N e w York.
5. Lutheran Archives Center
Philadelphia
Protokollbuch: Dieses Protocoll Buch ist gewidmet zum Gebrauch f ü r dem nach der neuen Kirchen = O r d n u n g am 6 t e n January 1763, durch eine recht = mäßige Wahl von der Gemeine an der St. Michaelis Kirche in Philadelphia verordneten Kirchen = Rath, bestehend aus sechs regierenden Ältesten und sechs Vorstehern, in Sachen die Sie nach Anweisung der Kirchen = Ordnung, ohne Beywohnung der H h . Trustees zum Besten der Gemeine berathen und beschließen werden. Ferner ist es auch gewidmet zum Record der wichtigern Sachen und Schlüße welche nach der Kirchen = O r d n u n g im gantzen Gemein = Rath von denen Herren Trustees, Altesten und Vorstehern nach den meisten Stimmen zum Besten der Gemeine überlegt und beschloßen worden. (1763-1779) Vestry Book: Vestry = Book for the Corporation of St. Michaels and Zions = Churches in the City of Philadelphia in N o r t h = America containing the Minutes and Resolves of the Rector Vestrymen and Churchwardens of the said Churches and german Lutherian = Congregation transacted in their respective Meetings from the fourth Day of May Anno Domini 1779. (1779 —1801) Rechnungsbücher über Einnahmen und Ausgaben der St. Michaelis- und Zionskirche, -gemeinde und -korporation: I: 1762-1774 II: 1774-1775 I I a : 1775 III: 1774—1794 Liturgy 1748 / N 2 1748 B P M 95 — D 5: Brief Mühlenbergs vom 25. 8. 1752 (Typoskript) Brief Mühlenbergs an die Gemeinde in Germantown (undatiert): St. Michael's Lutheran Church in Germantown, Box A Folder 1.4
6. Historical Society of Pennsylvania, Brief Mühlenbergs u . a . vom [ O k t . / N o v . 1754] Brief Mühlenbergs vom 21. 1. 1761 Brief Mühlenbergs vom 22. 1. 1766 Brief Mühlenbergs vom 10. 3. 1775 Bescheinigung Mühlenbergs vom 26. 7. 1773 Gratz Collection. American Colonial Clergy. Case 8, Box 23. Brief Mühlenbergs vom 20. 6. 1786 Simon Gratz Autograph Collection, Alphabetical Series Brief Mühlenbergs vom 3. 7. 1774 Brief Mühlenbergs vom 2. 10. 1776 Society Collection Brief Mühlenbergs vom 24. 1. 1754 Dreer Collection. American Clergy. Vol. 5, fol. 43.
Philadelphia
(Pa.)
690
Nachtrag zum Verzeichnis der Archivalien
7. American Philosophical Society Library, Philadelphia
(Pa.)
Brief Mühlenbergs vom [7. 3. 1776] Collection 803. Muhlenberg Family. Papers, 1769—1866. BM891. Lebenslauf Mühlenbergs Collection 798. Muhlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst (1753 —1815), Journals, 1 7 7 7 - 1 8 1 5 . BM892. Wallace E. Fisher. H e n r y Melchior Muhlenberg's Knowledge and Practice of Medicine. 1949, 67pp. Seminar Paper.
8. Gettysburg
Seminary
Brief Mühlenbergs vom 6. 8. 1947 Charter vom 29. 6. 1767 (in Bd. I Druckfehler).
9. Muhlenberg College, Allentown Brief Brief Brief Brief Brief
Mühlenbergs Mühlenbergs Mühlenbergs Mühlenbergs Mühlenbergs
vom vom vom vom vom
(Pa.)
25. 8. 1752 7. 10. 1775 6. 9. 1779 22. 7.1785 28. 11. 1785
10. John Brinton,
London
Petition Mühlenbergs u. a. vom 1.8. 1754 Brief Mühlenbergs vom 3. 8. 1754 Petition Mühlenbergs u. a. vom 4. 8. 1754 Brief William Smiths an Mühlenberg vom 23. 10. 1754 Petition Mühlenbergs u a. vom 28. 10. 1754 Brief Mühlenbergs vom 29. 10. 1754 William Smith Collection, „German Free Schools, Pennsylvania 1755"
11. Landsarkivet F VIII: 6,87—93v
i Uppsala, Domkapitlets
Brief Mühlenbergs vom 1. 9. 1766
Arkiv
Briefregister (Die Briefe sind unter dem Stichwort von Verfasser — außer Mühlenberg selbst — mit Nummern in halbfettem Satz verzeichnet, unter dem des Empfängers und Abfassungsortes mit Nummern in Normalsatz.) Ackermann, David Nr. 293 Alsentz, Johann Georg Nr. 253 Amwell Nr. 360 Amwell, Vorsteher Nr. 360 Augusta County Nr. 356 Augusta County, Vorsteher und Gemeinde Nr. 356, 366 Bager, Johann Georg Nr. 368 Barrenhill, Gemeinde Nr. 305 Bayerle, Jacob Nr. 317 Bedminster, Gemeinde Nr. 325, 357, 370, 420 Beronius, Magnus Nr. 383 Boltzius, Johann Martin Nr. 308, 315, 319, 329 Boston Nr. 444 Buskerk, Jacob van Nr. 333 Canterbury, Erzbischof N r . 358 Clotz, Lewis N r . 445 Codorus Nr. 270 Codorus, Gemeinde Nr. 429 Cohansey N r . 441 Conewago, Kirchenrat und Gemeinde Nr. 369 Culpeper County Nr. 352, 435, 436 Culpeper County, Vorsteher und Gemeinde Nr. 352, 366 Danzig, Magistrat Nr. 419 Duché, Jacob Nr. 407 Easton, Vorsteher, Alteste und Gemeinde Nr. 307, 311 Ebenezer Nr. 315,319 Egypten, Gemeinde Nr. 449 Engeland, Johann Theophil Nr. 431 Francke, Gotthilf August Nr. 252, 254, 255, 258, 259, 273, 274, 275, 277, 284, 285, 286, 288, 291, 292, 294, 300, 301, 306, 312, 313, 314, 320, 321, 322, 323,
324, 331, 335, 337, 338, 344, 348, 364, 374, 378, 379, 380, 382, 385, 386, 387, 392, 406, 408, 423, 430, 433, 434, 447, 448 Frankfurt, Magistrat Nr. 389 Frederick T o w n Nr. 363 Gaar, Adam Nr. 435 Gärber, Gottlieb N r . 419 Germantown Nr. 253, 304 Germantown, Älteste und Gemeinde N r . 304, 305, 327, 350, 354, 397 Germantown, reformierte Gemeinde N r . 253 Gerock, Johann Siegfried N r . 249, 251,257, 326,365,393, 400 Graaf, Wilhelm Anton Nr. 299 Graf, Jacob Nr. 265, 266 Groot, Heinrich Nr. 282 Gruber (Gemeindeglied aus Tohickon) Nr. 293 Halle Nr. 252, 258, 259, 274, 284, 285, 286, 291, 292,294, 300, 301, 320, 322, 324, 335, 337, 338, 344, 374, 378, 379, 380, 382, 387, 406, 408, 423, 433, 434, 448 Hampshire County Nr. 362 Hampshire County, Vorsteher N r . 362 Handschuh, Johann Friedrich Nr. 256, 284,292,300 Hausihl, Bernhard Michael N r . 334 Heidelberg, Lehigh County, Gemeinde Nr. 449 Jacobi, Christoph N r . 316 Jordan, Gemeinde Nr. 449 Kensington/London N r . 250, 259, 272, 395 Keppele, Johann Heinrich Nr. 276, 290, 302, 358
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Briefregister
Kern, Matthias Nr. 307 Kirchner, Johann Caspar Nr. 270, 271 Krug, Johann Andreas Nr. 328, 425 Kurz, Johann Nicolaus Nr. 261, 296, 297 Lancaster Nr. 326, 365, 393, 405 Lancaster, Kirchenrat Nr. 405 Lintown, Gemeinde Nr. 449 London Nr. 353 Lunenburg Nr. 432 Lunenburg, „Etliche Deutsche" Nr. 432 Macungie Nr. 445 Magistrat Nr. 269 Manheim, Gemeinde Nr. 429 Mensch, Anna Barbara Nr. 441,443 Neidhard, Johann Andreas Nr. 427 New Germantown Nr. 402 New Germantown, Gemeinde Nr. 325, 357,370,420 New Hanover Nr. 267, 437, 438 New Hanover, Kirchenrat Nr. 267 New Jersey, Amtsbrüder Nr. 343 New York Nr. 368, 394, 400, 401 New York, Amtsbrüder Nr. 343 New York, niederdeutsche Gemeinde Nr. 248 Niemeyer, Leonhard Heinrich Nr. 349 Northern Liberty/Philadelphia Nr. 266,268 Pasche, Friedrich Wilhelm Nr. 347, 355, 384, 390, 398, 403, 409, 413, 416, 417, 421, 422, 424, 428, 442, 446 Penn, John Nr. 283, 339, 375 Penn, Richard Nr. 345 Penn, Thomas Nr. 345 Pennsylvania, Ministerien der schwed. und dt. luth. Gemeinden Nr. 283 Pennsylvania, Pastoren und luth. Kirchenräte Nr. 260, 309 Peters, Richard Nr. 303, 359 Philadelphia Nr. 247, 248, 249, 251, 254, 255, 256, 257, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 269, 271, 273, 275, 276, 277, 278,279,280, 281, 282, 283, 287,288, 289, 290, 293, 295, 296, 297, 298, 299, 302, 303, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 311,312,313,314,316,317,318,321, 323, 325, 327, 328, 329, 330, 331, 332,
333, 334, 336, 339, 340, 341, 343, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 354, 355, 357, 359, 361, 364, 366, 367, 369, 370, 371, 372, 373, 375, 376, 377, 381, 383, 384, 385, 386, 388, 389, 390, 391, 392, 396, 397, 398, 399, 403, 404, 407, 409, 410, 411, 412, 413, 414, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 424, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 439, 440, 442, 443, 446, 447, 449 Philadelphia, Corporation Nr. 389 Philadelphia, Gemeindeglied Nr. 256 Philadelphia, Hausbesitzer Nr. 376 Philadelphia, Kirchenrat Nr. 263, 267, 278, 289, 302, 314, 339, 345, 411, 414 Philadelphia, Prediger und Kirchenrat Nr. 259, 270, 282 Philadelphia, protestantische Geistlichkeit Nr. 361 Philadelphia, Trustees Nr. 268 Pittius, Johann Reinhard Nr. 412 Plitt, Johann Jacob Nr. 388, 410 Prévost, Augustin Nr. 394 Providence Nr. 267 Providence, Kirchenrat Nr. 267 Raritan, „Gemeinde im Gebirge" Nr. 295 Reading Nr. 424 Reading, Alteste und Vorsteher Nr. 281,328 Roelofson, Roelof Nr. 391 Roemer (Gemeindeglied aus Frederick Town) Nr. 425 Schaefer, David Nr. 276 Schilling, Georg Wilhelm Nr. 444 Schrack, Johannes jun. Nr. 262 Schultze, Christoph Emanuel Nr. 404 Schwarbasch, Johann Nr. 436 Schwerdtfeger, Johann Wilhelm Samuel Nr. 363,403 Smith, Robert Nr. 418 Stein, Johann Nr. 391 Stein, Philipp Nr. 293 Stellwagen (Altester der ref. Gemeinde in Philadelphia) Nr. 264 Stöver, Johann Caspar Nr. 396 Stolberg-Wernigerode, Graf Heinrich Ernst von Nr. 280 Struensee, Adam Nr. 310, 414, 415
Briefregister
Swedesboro Nr. 342 The Valley, Gemeinde Nr. 325, 357, 370 Tohickon, Gemeinde Nr. 287, 381 Upper Dublin, Gemeinde Nr. 305 Upper Milford, Gemeinde Nr. 247 Voigt, Johann Ludwig Nr. 330, 377, 437,438
Wachsei, Gustav Anton Nr. 353, 372, 373,410,439, 440 Wayland, Adam Nr. 435 Weiss, Lewis Nr. 318
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Weygand, Johann Albert Nr. 248, 298, 341,371,398,401,402 Whitemarsh Nr. 358 Wicksei, Johann Nr. 340, 342 Wrangel, Carolus Magnus von Nr. 248, 358, 405 York, Vorsteher und Älteste Nr. 332, 336, 367 Ziegenhagen, Friedrich Michael Nr. 250, 254, 259, 272, 273, 275, 279, 288, 301, 306, 312, 313, 314, 321, 323, 331, 351, 364, 385, 386, 395, 430, 447
Personen- und
Ortsregister
(Die Namen werden modernisiert wiedergegeben — in Klammern ist die Schreibweise M.'s hinzugefügt bzw. wird darauf verwiesen. Anmerkungen werden nur angeführt, wenn sie Erläuterungen zu Personen bieten. Sie werden zusätzlich zur Seitenzahl, durch einen Punkt getrennt, angegeben.) Abel 428 Abner 381 Ackermann, David 162 f. Acrelius, Israel 241, 442, 444, 452.5 Adlum 395 Albany/N. Y. (Albanien) 183, 300, 302, 526, 652 Alberti, Johann Philipp 226 Albinus, Samuel T h e o d o r 288 Albrecht, Michael 629, 640, 647, 668 Alexandria 31 Alison, Francis (Allison) 81,203 Allen, William 4 6 , 4 8 , 1 8 6 Allentown/Pa. (Allenstown) 96 Alsentz, Johann Georg 47 f., 58, 81 Altona 208 A m b o y / N . J. 301 f. Amerika (America) 26, 30, 39, 44, 94, 103, 129,145,160,164, 209, 218 f., 223, 229, 238, 243, 265, 270, 272, 293, 308, 310, 321, 337f., 341 f., 361, 379, 404, 441, 452, 536, 541, 546, 549, 570, 584, 586, 593, 615, 633,635 f., 642, 645, 649 ff., 666 - , Amerikanische Gemeinden 208 Amsterdam 26 f. Amwell/N. J. (Amivell, Anweil, Annweihl) 30 f., 370 Anabaptisten (Wiedertäuffer, Wieder Täuffer, Tuncker) 233, 251, 386, 449, 473, 549 Andreae, Johann Conrad 243, 251 f., 405,412,419 Anglikanische Kirche (s. a. Englische Hochkirche, Church of England, Epi-
skopalkirche, Episkopale) 453,546, 625,634 Anna, Königin von England 636 Antes, H e n r y 203 Anton, Paul (Anthonius, Antonius) 131, 133.4, 550 f. Anweil s. Amwell App, Christian 528 Appelman, Johannes 510 f. Armbrüster, Anton 135, 317 ff. Arndt, Johann 514, 550 f. Ashmead (Friedensrichter) 168, 173 Asselheim (Astelheim) 139 Athens s. Loonenburg Auchmuty, Samuel (Achmuty) 513,519 Augsburg (Augspurg) 257,292,413, 471,478,562 Augsburger Konfession (Augspurgische Confession, Augstspurige Confection, Augustan Confession) 136, 163, 183, 206, 220, 232, 237 ff., 243 f., 248, 271 f., 285, 300, 338, 370, 390f., 413, 443, 458, 465, 475,477f., 527, 553, 558, 562,565, 568, 574f., 637, 680 Augusta C o u n t y / V a . (Augustin County, Augustin Caunty, Augusta Graffschaft) 365 f., 390 f. Autenrieth, Friedrich Wilhelm 18 0, 196, 202,258,269,318 Axtat/Ostgotland 220 Bacon, Thomas 521, 525, 592 Bager, Johann Georg (Bäger, Bagger) 26, 29 ff., 42 f , 4 6 , 9 2 , 9 7 , 1 0 1 f., 146, 170, 183, 191,215, 220, 230, 294,
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Personen- und Ortsregister
300f., 322, 373, 385, 388, 393f., 491, 493 f., 519,601, 615 f. Baier, Georg 196 Baltimore/Md. (Baltimore Town) 41, 94,182, 526 Baptisten 512,519,554 Barclay, Robert 477 Barkley, David 203 Barmholt s. Bernhold Barnes (Kapitän) 552 Barren Hill/Pa. (Barrenhill, Barenhill, Berenhill; s. a. Whitemarsh) 47, 51, 99, 121, 142, 187 ff., 207 ff., 212,216,219, 230, 240, 244, 248, 266, 270 f., 273 f., 283 f., 287, 289, 299, 303, 311, 343 f., 346ff., 351, 356, 368 f., 380ff., 384, 397, 407, 411, 421, 427 f., 455, 460, 480, 482, 500f., 515, 525, 531, 533f., 544, 552 f., 558, 568, 572 f., 599 f., 603 ff., 609 ff., 619, 641, 643, 657, 662, 666, 670 Bartheis, Friedrich 576 Bartram, John (Bertram) 305 Bast, Lorenz (Laurentz, Lawrence) 313, 325 f., 328 Bastian, Michael 89 Bauer 47 Bauer, Eva Rosina (Baurin, Bäuerin) s. Rößlein Bauer, Johannes 573 Baumgarten, Siegmund Jacob 101, 103.20,191,195 Bayerle, Johann Jacob (Beyerle, Beierle, Beyerly) 155,157,224,231 ff., 240 ff., 248.1, 250f., 357, 397, 403, 405 ff., 415, 417ff., 457, 464, 498, 633 Beck, Georg 627 Beck, Lorentz 226 Becker, Friedrich 203 Bedminster (heute: Pluckemin/N. J.; s. a. Gebirgte) 183, 278 f., 281 f., 358, 366, 385, 395 ff., 506, 510, 512 ff., 516 f., 519 f., 534, 542 f., 558, 572, 576, 597 f , 603, 607, 611,617, 635, 648, 657, 668 Korporation 520, 607, 645, 668 Beeves (Kapitän) 48 8, 502 Behrens, Rosina, s. Diehl Behrings, John 318 f. Beithier 530,540,552
Bender, Alexander 366 Bender, Daniel 91 Benezet, Anthony (Benneset, Bennezet) 142,151 f., 479 Bengalen 220 Bengel, Johann Albrecht 550 f. Benner, Johann H e r m a n n 630, 634.4 Bennhortwest, Johann 373 Bense (Bensen) 104 ff.,205 Benzelius, Heinrich 442,461,570 Berckenmeyer, Wilhelm Christoph 399, 631,634 Berge, Jacob 253 Berger, Friedrich Julius 466 Berleburg 208 Berlin 177, 227 ff., 517, 551 Berlinger 395 Bernards T o w n s h i p / N . J. 510 Berner Konsistorium 26 Bernhard, Samuel 510 Bernhold, Friedrich (Barmholt) 204, 210, 335f., 340 Bernthaler, Daniel 187 Bernville s. Northkill Beronius, Magnus 441,452.1 Bertsch, Andreas (Bertch, Andrew) 153 f., 226, 313, 326 Bethel Hausen s. Germantown Bethlehem/Pa. 121 f , 197, 203, 406 Beyer 624 Beyer, Theobald 41 Beyerle s. Bayerle Bick, Christian 364 f. Bickel, Ludewig 89,627 Billmeyer, Jacob 204 Binder, Moses 627 Blankenbicher, Michael 390 Blue Mountains (Blaue Berge) 85,92, 102,182, 203,231 Bodner, Elias (Botmer) 75, 77 Boeckle, Heinrich (Böckle, H e n rich) 226 Böhme, Anton Wilhelm 547 Bogatzky, Karl Heinrich von 92, 117, 639 Bohländer, Johannes 323, 333 Bohnen 298 Boltzius, Catharina Maria (Bolzius) 229
Personen- und Ortsregister
Boltzius, Gotthilff Israel 199 ff., 223, 252,259, 309,311 Boltzius, Johann Martin 198 f., 201, 205, 221, 227, 2 2 9 , 2 5 2 , 2 5 7 , 2 5 9 , 288, 293, 305, 375, 381, 387f. Bonner 68 Boreil, Andreas 46, 112, 294, 297, 444 ff., 461 f. Bossart, Andreas (Boshard, Boßhart) 90f., 124, 226, 313, 325 f., 328,365 Boston 653 Braddock, Edward 647 Brandenburg 127, 422 f., 479, 618,629 Brechel, Christoph 118, 125, 389 Bredow, Frau von (de Bredow) 39, 45, 5 8 , 2 1 2 , 2 1 8 , 3 6 1 , 3 6 4 , 662 Breitenbach, Philip 339 Brenner, Gerhard 77, 528 Breye, Adam 390 BridgewaterTownship/N. J. (Bridg Water) 510 Brinklow, John (s. a. John Hudson) 198, 202
Bristol 6 0 8 , 6 1 2 , 6 5 6 , 6 5 8 Brosius 153 Broughton, Thomas 39, 552, 585 Broyl, Adam 390 Brüssel (Brüxel) 129 f. Brunner 521 Brunnholz, Anna (Brunholtz, Brunnholtz), s. Iversen Brunnholz, Jürgen 174 Brunnholz, Peter 59, 62, 65f., 70, 83 ff., 88, 89.4, 92f., 109 ff., 118,121 f., 174, 179, 181,211,213, 240 ff., 313,412, 421, 477, 468, 559, 571, 581, 609, 621, 661 Bryzelius, Paul Daniel (Psryaelius, Brycelius, Brizelius) 93, 99, 127, 150, 183, 230, 278 f., 281 f., 299, 357 f., 366 f., 385, 394ff., 480,483f., 488, 503, 517f., 540, 546,617.2, 637 Budden (Kapitän) 56, 87, 203, 336, 340, 342, 346, 359, 375, 389 Bürchard, Daniel 521 Burchard, Heinrich 419 Burkard, Georg 89,627 Burlington/N. J. 520,543 Buskerk, Jakob van (Buschkirch, Bus-
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kirck, Buschkerk, Buschkerck, Jakob, Jacobus, von) 46, 87, 9 3 , 1 0 2 , 1 1 4 , 123,170 f., 1 8 2 , 2 0 3 , 2 1 6 , 2 1 9 , 2 3 0 , 252, 254, 299, 318, 344f., 347, 360, 373, 3 7 8 , 4 2 8 , 6 0 7 , 6 1 4 , 6 1 9 Buskerk, Maria, geb. Hollebach 170 Calvinisten 127, 386, 408,636f. Camp/N.Y. 9 2 , 1 8 3 , 2 3 0 , 3 2 2 , 6 3 1 , 6 4 9 , 652 Campbell, Lord William 547 Carolina 649 Carpenter, Johannes 390 Carst, Georg 48,284 Cathores s. Codorus Cellarius, Ludwig Johann 60,66.5, 515, 520 Chanceier 79 Chancellor (Kapitän) 479 Charleston/S. C. (Charles-Town, Charles = Stadt) 257 Chesterfield, Gräfin 98 Church of England (English Church; s. a. Englische Hochkirche, Anglikanische Kirche, Episkopalkirche, Episkopale) 138,181 Clausewitz, Benedikt Gottlob 101, 103.20 Claverack/N. Y. (Cloverack) 183 Clotz, Lewis 654 f. Cocalico/Pa. (Cocallico) 182 Codorus/York County (Cathores, Catores Township) 94, 600 f. Cohansey/N. J. (Cohenzy, Cohensie, Gohänsi) 81,121, 252, 299, 305, 313f., 316f., 320, 336, 346,453,468, 559, 638 f., 648 f., 652,658 Colebrookdale/Pa. 182,273 Coleman 119,552 Conestoga/Pa. (Canestoga, Canestoge) 182, 323, 333 Conewago/Pa. (Canewaga Canewage, Canawaga, Canawage) 42 f., 92, 96, 182, 191, 202,294, 296,298, 301, 394, 600 f. Cooper, Myles 519 Cork/Irland 410, 416f., 457 Cotta, Johann Friedrich 630, 634.3 Cox (Kapitän) 589
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Personen- und Ortsregister
Croesmann, Hans Jürgen (Croesman, Jürg) 41 Croesmann, Johann Nicolaus 162 f. Crusius, Karl (Crysius) 157,205,215,269 Cuddalore (Cudulur) 220, 359, 362, 375, 389, 501,503, 552,585,648 Culpeper County/Va. (Colepepper, heute: Madison County) 350, 390f., 624 ff., 668 Custer, Nicholaus 89 Dänemark (Dänemarck, Dännemarck) 28,127,208,213,238,245, 297, 383, 518 Dame, Peter 531,536,552,561 Danecker, Christian 226 Danhauer 284 Daniels, Jacob, s. Jacobs, Christian Danzig (Dantzig) 383, 574ff., 580 f., 615 Darmstadt (Darmstädtische Lande) 302, 405, 471,517 Darnmann, Friedrich Conrad 422, 423.28, 454, 479, 521,616,618,629 Darnmann, Maria Sabina, geb. Olischer 629, 640 Davison (Kapitän) 479, 502 Degling 404 Delaware 46, 122, 138, 262, 292f., 299, 312, 314, 325 ff., 579, 582f., 588,603, 646 Demmen 658 Demmen, Hans Michael 658 Den Haag 26 Detterer, Conrad 41 Deutschland (Teutschland) 28, 30, 38 f., 50,56,95,97,112,127,131 f., 152,162, 204, 226, 236, 238,245,257, 260,292, 302 f., 310, 342, 344, 360, 372, 402, 404, 410, 413, 464, 491, 498, 511, 541, 545, 565, 569, 573, 582, 590, 610,639, 650, 655,658,669 Deutsche Gesellschaft von Pennsylvania 253,645 Dick 86 Dickinson, John 177 Dieder, Johann Jacob 581 Diehl, Eberhard (Deel) 93 Diehl, Rosina 93 Diemer, Johann Christmann 548
Dieren, Johann Bernhard von 171 Dietz 252 Dillingerville 26 Dippel, Christopher 511 Dippel, Lucas (Dipple) 510 Dirck, Christian (Dierk) 364 f. Döbele, Georg 28 f. Doerbaum 119,135 Dominique 163,171 ff. Donnegal 599 Dordrechter Synode (Dortdrechter Synod) 465,475, 478, 562 Draess, Peter (Dreß) 226, 313, 325 f. Dransfeld 71 Drehna/Niederlausitz 66 Dresdener Konsistorium 615 Duché, Jacob (Duchee) 37,126,129, 198,204, 453,537 Duchee 168 Dürr, Andreas 27 Dußlingen 634 Dylander, Johann 240 f. Earltown (heute: New Holland/Pa.) 48, 96,182, 241,373,388,599, 668 East Hampton/Long Island (Easthampton) 262 Easton/Pa. (Easttown) 135, 163, 182, 196 ff., 203, 209 f., 230, 252, 263 f., 302, 333, 648 Ebele, Georg 317,319 Ebenezer/Ga. (Eben Ezer) 61, 123, 151 f., 200 f., 205, 221, 223, 227, 229, 257, 288, 292, 305, 388, 487, 571, 598 Ebert 29 Eckhard, Michael 245 Edler, Johann Heinrich 203 f., 235, 323, 3 4 0 f f , 359, 375,389,485 Egdon, Samuel Richardson 389,457 Egg Harbour/N. J. (Eggharbour) 294, 296,443 Egypt/Pa. 182, 599,634,680 Ehler, Hinrich 390 Einbeck 66, 9 8 , 1 0 4 f f , 115, 210, 571 Emden (Embden) 104 Enderlein, Johann Michael (Enderlin) 388,437,438.2,499 Engelland, Johann Theophilus (Engel, , Anthonius) 333, 3 7 2 f , 419, 6 1 5 f , 634
Personen- und Ortsregister
Engelmann, Johann Ludwig 103 England (Engelland, Engeland) 27 f., 30, 43 f., 49, 52, 66, 79, 87, 98,102,127, 141, 147, 152, 156 ff., 160, 177, 185, 192,195, 204, 208, 213, 216, 223, 236, 273 f., 276, 293, 303, 305, 307, 309 f., 313, 324, 327, 329, 337, 340, 342, 362, 368 f., 397, 408, 447, 449, 458, 473, 483, 496, 498, 533, 541, 557, 566, 582, 586 f., 589, 608, 623, 642, 645, 675, 677 ff. Englische Hochkirche (Englische Kirche; s. a. Anglikanische Kirche, Church of England, Episkopalkirche, Episkopale) 185,193, 204, 207, 247, 273, 408, 444ff., 450, 464, 473 ff., 478, 512 f., 519, 540, 562, 574, 611,631, 637,659, 664, 669, 674 Eoff, Jacob 510 Ephrata/Pa. 152 Episkopale (Engländer, Englische; s. a. Englische Hochkirche, Anglikanische Kirche, Church of England, Episkopalkirche) 1 2 6 , 2 4 9 , 5 4 9 , 6 4 3 , 6 5 2 , 6 7 1 , 675 Episkopalkirche (Episkopal Kirche, Episcopal = Gemeinen, Episcopal Church; s. a. Englische Hochkirche, Anglikanische Kirche, Church of England, Episkopale) 101, 1 1 4 , 2 1 0 , 2 1 2 , 2 9 2 , 3 9 8 , 415,537, 542, 554, 556 f., 636 Epple, Jacob (Eppele) 89,627 Erlangen 406 Ernst 477,517, 551 Ernst, Christoph 397 Ernst, Michgel 373 Esslingen (Eßlingen) 100, 102 Europa 27 f., 44, 49, 52, 55, 59, 61, 63, 89f., 102,108f., 113 f., 1 1 6 f , 125,130, 156,184, 200, 203, 205ff., 212f., 215, 217, 220, 222 f., 230, 235 ff., 240, 245, 247, 265, 270f., 274, 280, 285, 290, 292 f., 300, 318, 322, 337, 349, 361, 364, 380f., 386, 400, 410, 413f., 423, 430, 433 f., 470, 472ff., 477f., 480, 485, 491, 493, 503, 514f., 526f., 538, 540, 552 f., 555, 562, 565 ff., 569, 572, 574, 603 f., 610, 619 f., 625, 629ff., 633, 636, 653, 660, 663 f., 666, 673
699
Faber, Johann Gottlieb 630, 634.2 Faber, Johann Theobald 466 Fabricius, Johann 536 Fabricius, Sebastian Andreas 40 f., 104, 106.7,157, 323, 335, 337, 342f., 397, 431, 439f., 467, 488, 530, 540, 547 f., 552,559, 561,587 Falconer (Kapitän) 205,600,612 F a l k j a c o b 513 Falkenhan, Samuel (Falckenhan, Falckenham) 28 f., 41 ff., 66 Falls, N . Y . 616 Faulkner (Kapitän) 488, 502 Feilstown s. Hosek Fenn, Johann Salomon (Fenne) 127, 130 Fiedler, Georg 86, 364 Fischer, Jacob 187 Fischer, Johannes 573 Fiser (Fise) 441,486,495 Fix 187 Flaake, Conrad Arnd 77 Fleischer, Balthasar 130,569 Fleischer, Johannes 95 Fleischmann, Johannes 390 Florida (West Florida) 305 Fontainebleau 45 Formula Concordiae s. Konkordienformel Forst/Niederlausitz 229 Fort Duquesne 647 Fort Pitt 676 Fort Run (Port Ron) 366,391 Fort Stanwix 584, 676 Fosseler, Jacob (Foßeler, Vosseier) 166 f., 511 Fox, Jacob 313, 325 f. Fox H i l l / N . J. (Füchse = Berge) 31,514 Franck 569 Franck, Johann Adam 302 Francke, August Hermann 229, 550 f., 584, 679f. Francke, Eva Wilhelmine, geb. von Gersdorf 6 6 , 1 2 3 , 1 4 5 , 1 9 6 , 227, 262,678 Francke, Gotthilf August 31 f., 35, 37, 39ff., 43, 45, 48 f., 55ff., 59, 61,66, 68, 71 f., 76 f., 88, 92,98 ff., 102 ff., 107 ff., 117, 119,121 ff., 127, 132, 135, 139, 145 f., 1 4 9 f , 152, 158, 160 ff., 164, 173 f., 177 f., 180 f., 190,195 f., 198,
700
Personen- und Ortsregister
205, 210, 215, 217 ff., 225, 234 f., 257, 260, 262, 265, 267, 270, 274 f., 278, 2857 292, 300, 302, 305, 307, 309, 311, 323, 330, 332 ff., 339, 341 f., 346, 359, 361, 363, 375, 378, 384, 389, 404, 406, 412f., 419, 423, 428 ff., 437f., 440, 456 ff., 462 f., 466, 468 f., 471, 473 f., 479ff., 484, 488, 494, 502f., 517, 521, 529f., 536, 538, 544, 552, 558, 560f., 571, 583, 585, 588 ff., 595f., 602, 616, 618, 621, 624, 635, 641, 646, 658, 660 ff., 665, 673, 675 ff., 679 Frankfurt am Main (Frankfurth am Mayn, Franckfurth, Franckfurt, Frankfort sur le Mayn) 27, 224,276, 336, 339, 346, 359, 371, 375, 389, 403, 471, 474, 477, 478, 517, 520, 548, 550, 561 f., 570, 585 - , Ministerium 411,476 F r a n k f o r d / P a . (Franckfurt) 181 Franklin, Benjamin 220, 584 Frankreich (Franckreich) 66, 102, 582 Frantz, Jacob 498 f. Franz von Waldeck 251 Frederick County/Va. (Friedrichs Grafschafft) 142,525 Frederick T o w n (Friedrichs T o w n , Fried richstown, heute: Frederick/Md.) 92, 96, 101 f., 139, 174, 182, 230, 373, 525 f., 592 f., 601, 632, 651 f., 655, 668 French and Indian W a r s. Siebenjähriger Krieg Fresenius, Johann Friedrich 27 Fresenius, Johann Philipp 27, 403, 411.31, 470 f., 473 f., 476, 517, 550 f. Frey, Jacob 226 Freylinghausen, Johann Anastasius 679 Friderichs, Johannes Andreas (Friederichs, Friedrichs, Fried) 25 f., 92, 99, 101, 182, 203,231 Friend (Kapitän) 92, 100, 109, 262, 323, 332, 397, 457, 540, 629, 634, 640, 646 Fries, Jacob (Friess, Friesen) 81, 313 ff. Fulda 27 Gaar, Adam 350, 390, 624f. Gabler, Johann Basilius 105 Gänßlein, Jacob 245 Gärber, Gottlieb 574, 576,581 G a n o , J o h n 520
Gant 67 Gartenmeyer, Anna Agatha 142 Gebauer, Johann Justinus 218, 221.48, 223 Gebirgte (heute: Pluckemin, N . J . ; s. a. Bedminster) 164, 166, 281 f. Geiger, Valentin 89,571 Gelwich 395 Gensei, Martin 245 Georg II., König von England 636, 638 Georg III., König von England 138, 312, 329,390,413, 547.11 Georgia (Georgien) 123, 198, 201, 222, 227, 229, 238, 305, 387, 471, 487f. German Society s. Deutsche Gesellschaft Germantown (Bethel House, Bethel H a u sen) 27, 41, 46 ff., 52 ff., 57 f., 63 f., 75ff., 79, 81,89, 99, 101 f., 110, 112ff., 117,121, 140 ff., 147 f., 150, 158, 168, 173 f., 177 f., 186 ff., 199, 202 ff., 210, 212, 214, 216, 219, 221, 229 ff., 237, 240 f., 243 ff., 251 f., 263 f , 266, 270, 272 f., 282 ff., 289 f., 292, 299, 311, 316, 330, 331 ff., 343 ff., 360, 370, 384, 397, 399, 412, 415, 418, 424, 426, 428, 429, 466, 497, 501, 529, 592f., 609ff., 619, 643,668 - , Gemeinde 51, 168, 182, 240, 343, 345, 360,427,500, 592, 620 - , reformierte Gemeinde 47, 500 - , Kirchenrat 500 - , Kirchenstreit 31, 42 f., 46 f., 50, 92, 113, 168, 177, 186f., 219, 221,240, 285,316, 429 Gerock, Johann Siegfried 2 6 , 2 9 , 3 1 , 42 f., 46, 48, 67 f., 77, 79, 97, 101, 118, 163,173,180,182, 230, 268,270, 283 f., 294ff., 302, 369, 373, 389, 406, 412, 491, 493, 504, 506ff., 512f., 519, 521 ff., 525, 528, 547, 615 f., 620, 623 f., 634,651 Gersdorf, Eva Wilhemine von s. Francke Gießen (Giessen) 551,634,667 Gilbert (Kapitän) 530, 540, 629 Gilbert, Anthon (Anthony) 46, 48, 284 Gilbert, Bernard 89 Gilbert, Conrad 627 Gillmann, Johann Adolph 187 Girelius, Lars 560
Personen- und Ortsregister
Glaucha/Halle 49f., 55, 127, 177,195, 214,219,333, 338,679 Göranson, Anders (Jorison, Georgison) 560,584, 643 f., 647 Göttingen 119, 122, 130, 209, 238, 404, 410, 541, 551, 634,636, 6 6 7 , 6 7 1 , 6 7 5 Goshenhoppen (Goschenhoppe) 652 Graaf 363 Graaf, Wilhelm Anton 101,139,163, 171,174,183, 230, 299, 318, 320, 322 Graf, Jacob, sen. (Gräff, Graeff, Graef, Greif) 82 f., 85 f., 155, 173 f., 205, 226, 300, 313, 324 ff., 328, 330, 363 ff., 559, 569, 621 Gräf, Jacob, jun. 364 f. Graeflen, Christoph 86 Grant (Vater und Sohn) 447 Gravenhorst 340, 468, 538 Gravesand 158 G r e e n w i c h / N . J. 182,252 Greifswald 357 Greiz 66 Grigler, Christoph 390 Grigler, Nicolaus 390 Grim 29,96 Grim, Peter 494 Gros, John Daniel 520 Grosch, Conrad (Grosh ; Vater) 139, 525, 593 Grosch (Sohn) 522 Gross, Michael 528 G r o ß Bockenheim (Bockerheim) 13 8 f. Großbritannien (Britannien, Great Britain, Großbritanien) 312, 327, 413 f., 645 Großhennersdorf (Groß = Hennersdorf) 130,382,430 Groot, H e n r y de 87,135, 137,142,155, 157 Groothaus, Johann (Groothause, Johan, John) 48, 187,284 Grub, Daniel 313, 325 f., 328, 364 Gruber 162 f. Gründler, Johann Christian 324 Grünstadt 139, 171 Guthman 323 Haas, Johannes 187 Haas, Otto 162 f.
701
Habersham, James 198,201.2 H a c k e n s a c k / N . J. (Hackinsack) 139, 163,171 f., 182,230, 299, 320, 322 H a c k e t t , J o h n 186 Häuser, Ernst 138 H a f n e r ( H a f f n e r ; Schulmeister) 66, 73, 179,388,437, 498 f. H a g e r s t o w n / M d . 634 Hagner, Johann Friedrich 569 Haiti (Hispaniola) 149 Halberstadt (Halberstad) 130,133 H a l i f a x / N . S. (Hallifax) 282, 299, 465, 484, 540,547,648 Hall, Philip 313, 325 f., 364 f. Halle 39, 43, 48 f., 52, 56 f., 66,68, 71 ff., 77, 88, 92, 97ff., 103f., 106f., 109, 115 ff., 1 2 3 , 1 2 9 , 1 3 1 , 1 3 3 , 1 3 6 , 139, 141,145 f., 157 f., 160,163 f., 173f., 177,181,190 f., 195,202, 205 ff., 210, 215 f., 218 ff., 223, 225 f., 267,272, 274f., 285, 292, 302, 305, 307ff., 311, 323 f., 333, 335 ff., 339, 341 f., 356, 359, 362 f., 378, 387, 397, 401 ff., 412 f., 418 f., 423, 428 ff., 432f., 436, 438 f., 466ff., 471, 476, 478 ff., 485, 497, 517, 520, 527, 530, 537ff., 5 4 7 f , 551 f., 558, 561 f., 564ff., 571, 581, 585, 587ff., 597,600,607 f., 610, 618,620f., 624, 656, 658, 660, 662, 677, 679 Hallenser (Hallische Pietisten) 53, 95, 109,112f., 1 2 7 , 1 2 9 , 1 3 7 , 1 7 4 , 2 0 0 , 222, 230 f., 234, 236, 239, 241 f., 244, 249, 266, 330, 356, 382, 402, 406, 410, 471,518 Hallische Anstalten (Glauchische Anstalten, Franckesche Anstalten, Franckesche Stiftungen) 49 f., 71 f., 103, 119f., 122,166,206, 225, 278,355, 363, 404, 423,481 f., 486 f., 537, 594, 598, 613f., 622,631,673, 679f. Hailing, Jensen 123 Hailing, Michael 122 f., 292 f., 300, 330 H a m b u r g (Hambourg) 49, 52, 66, 100, 104, 164, 173, 208f., 213, 271, 277, 303, 307, 383, 422, 480, 494, 517, 539, 608 - , Konsistorium (Ministerium) 471, 631, 635 f. Hamilton, James 138
702
Personen- und Ortsregister
Hammet (Hammit ; Kapitän) 5 81 f. Hampshire County/W. Va. (Hämsching County) 371,373 Handschuh 311,561 Handschuh, Gottlieb Henrich (Sohn H.'s) 337 Handschuh, Johann Friedrich (Handsuchs, Handschuch, Handschue, Handshoe) 32 f., 40 f., 44, 51, 53 ff., 57 ff., 62 ff., 66 f., 69 f., 73, 77, 81 ff., 96, 98,100 f., 103,109 ff., 116 ff., 121, 123 ff., 127 ff., 135,137,139,146,150, 158, 160 ff., 165, 173,175 f., 178, 180f., 188, 194, 197, 199, 201, 204 f., 208, 211,213, 216, 218, 221 ff., 225 ff., 240 ff., 244, 249, 252,260,262, 275 ff., 284, 298, 310, 313, 330, 337, 360, 362, 388, 412, 421, 423,427, 457, 477, 479, 529, 535, 559, 567, 570 f., 581, 593, 609,612, 621 f., 661 Handschuh, Susanne Barbara, geb. Beizner 218, 221, 226ff., 262ff., 309f., 337 f., 348 f., 421, 545, 558, 560 f., 571, 581,591,597, 608, 621 f. Hannover 50, 66,104 f., 152, 383, 539, 658 Hansmann, Christoph (Hänsmann) 364 f. Happel, George (Georg) 241,245 Harr, Simon (Harre) 142,174, 373 ff. Hartman 284 Hartwich, Johann Christoph 193 ff., 201 f., 222, 230, 264, 349, 363, 428, 509, 511 ff., 519, 631 ff., 639,643, 647 f., 652 Hauber, Eberhard David 251 Hauser, Joseph 27 ff., 41, 422 Hausihl, Bernhard Michael (Hausile) 101 f., 134.1, 135, 163, 182, 196 ff., 202 f., 209 f., 224, 230, 252, 263 f., 300, 302, 316, 330, 332 ff., 349, 363, 382, 408 ff., 412, 415, 453, 464, 504, 616, 634,643, 647, 652 Hebron/Va. 350,391 Heggeblad, Johann 101,114,129,170, 362, 365, 401, 423, 444 ff., 462, 466 Heidelberg/Berks County 76, 101, 182, 188,202, 261
Heidelberg/Lebanon County (heute: Schaefferstown) 615 f. Heidelberg/Lehigh County 182, 599, 614,634,680 f. Heidrich 658 Heilman, Adam 79 Heilman, Michael 79 Heimberger, Thomas 388,437, 498 f. Heinzelmann, Israel Matthias (Heinzelman, Heintzelman) 585, 646, 648.47 Heinzelmann, Johann Dietrich Matthias 59, 62 ff., 88,121 f., 179,181,211,213, 240,313,381,412,477,648 Helmstedt 356 f., 406, 536 Helmuth, Barbara, geb. Keppele 620 Helmuth, Justus Heinrich Christian 493, 529, 618, 620.1, 623, 629, 641, 647, 656,679 Henop, Friedrich Ludwig 466 Herberg 560 f. Herborn 31 Herrnhuter (Herrnhutther, Herrnhutische, Crypto = Hernhuther; s. a. Mährische, Zinzendorfer) 114, 175, 249, 273, 386, 412, 445,448 f., 471, 565 Hiltner, Wilhelm 573 Höck, Heinrich (Hoek, Hoeck) 66, 209, 213,219, 271,422 Höörs/Schonen 297 Hofman, William 253 Holland (Vereinigte Niederlande) 28, 30, 53, 81, 98,104,127,163, 172,207, 216, 237, 251, 336, 359, 383, 464f., 473,518,541,549,635, 640 Hollebach, Maria, s. Buskerk Hollebach, Matthias 79, 89, 170 f. Honig, Georg (Honich) 31 Horn, Margretha 83 f. Hornell, Nikolaus (Nicolaus) 46, 67 f., 77, 92 f., 97,101,117,146,182,191, 195, 203f., 214f., 230, 263, 292, 294ff., 300, 306,316,350 Hosek/N. Y. (Feilstown) 526 Hotz, Michael 595 Hubele, Bernhard (Hubley, Barnd) 528 Hubele, Michael 528 Hudson, John (s. a. John Brinklow) 198 Hummelstown/Pa. 599 Hunterdon County/N. Y. 510
Personen- und Ortsregister H u t (Huth) 394,397 H u t m a n 503 Indianer 39, 96, 99,101, 103, 121 f., 133, 147 f., 182,189, 192, 195, 341, 434, 437, 481, 532, 584, 611, 669f., 674ff. Indianfield/Pa. (Indienfield, Indian Field) 2 6 , 3 1 , 4 1 , 9 6 , 1 0 1 , 1 4 6 , 1 8 2 , 186,652 Indien (Ostindien) 38, 220, 433, 531, 535, 552, 585, 587, 645, 660, 674 ff. Inglis, Charles (Ingliss) 519 Innsbruck 593 Irland (Irrland) 171, 336, 346, 501, 543 Italien 2 0 0 , 3 0 4 , 4 3 3 Iversen, Anna, geb. Brunnholz 174 Iversen, Christen 174 Jackson, Richard 584 Jacobi, Christoph 27, 48, 187, 229f., 284, 397, 399 Jacobs, Christian 321 f. Jamaica 149 Jefferies (Kapitän) 616 Jeger, Adam 350,390 Jeger, Michael 390 Jena 2 0 8 , 2 3 8 , 3 7 1 , 4 0 4 , 3 5 6 , 4 0 6 Jerger, Georg (Jürger, Jürg) 46, 89 Jörger, Martin 89 Johnson 395 Johnson, Samuel 546 Johnson, William (Jonson) 186, 669 f., 674,676,679 Jones 242 Jordan (Fluß) 95,680 Jordan (Gemeinden) 599, 634, 680 f. Jürger s. Jerger Jütland 123 Jung (Vater) 667 Jung, Johann Georg (Sohn) 599, 630, 634.1, 640, 647, 667 f.,680 Kaiisch (Brüder) 70 Kanada 66 Karl Rudolph („Prinz von Württemberg") 419 Kassel 476 Katharinenrieth/Sachsen 71 Katholiken (Catholiquen, Catholische) 54, 114, 207, 473, 549, 574
703
Kaufman, Joseph 253 Keimle, Conrad (Kemle) 33f., 40.8, 41, 49, 112 Keller 150 Kelpius, Johann 535 f. Kensington/London 31, 72 f., 92, 97, 1 1 6 , 1 5 7 , 1 7 7 , 1 9 0 , 1 9 5 , 2 0 5 , 265, 300, 323, 330, 332, 336, 397, 479, 495, 514, 530,552, 596, 598 f , 668 Kensington/Philadelphia 155 f., 181 Kent County/Del. 312, 325 f., 423 Kepner, Andreas 89 Keppele, Barbara, s. Helmuth Keppele, Heinrich (Sohn) 66, 114,117, 123,125,151, 458, 582, 596, 600,612, 641,646 Keppele, Johann Heinrich (Keple, H e n rich, H e n r y ; Vater) 2 7 , 5 9 , 7 7 , 8 1 , 9 0 , 92,118, 124, 137, 139, 153ff., 157,164, 173, 178, 212, 226, 253, 270ff., 282, 284 f., 303, 313, 325 f., 328, 349, 363 ff., 367ff., 419,480, 502f., 516f., 538, 552, 588,603 f., 607 f., 6 1 0 , 6 2 0 , 6 5 9 f f . , 666 Kern, Matthias 197 Kiel 3 3 7 , 3 4 0 , 4 6 8 , 5 3 8 Kiernander, Johann Zacharias 214, 220.27 Kingsessing/Philadelphia (Kingcess) 347, 421, 443, 447, 452, 461, 557, 561, 609,614 Kirchhof (Witwe) 27 Kirchner, Johann Caspar 94 ff. K l e i n j a c o b 367,396,510 Klug, Georg Samuel 350 Knapp, Johann Georg (Knap) 101, 103.20,679 Knipperdolling, Bernhard 235, 243, 251.28 Knoll, Michael Christian 77 Koch, Adam 390 Koch, Henrich 573 Koch, Hinnerich 370 König, Marcus 511 Köth, Andreas 573 Kolb, Ludwig (Lewis) 368, 573 Konkordienformel (Formula Concordiae) 232 f., 236 ff., 243 f., 246 ff., 251, 417f.,671,675
704
Personen- und Ortsregister
Konstantinopel (Constantinopel, Istanbul) 474,568,570 Kop, Jacob 627 Kopenhagen (Copenhagen) 536 Kräuter, Philipp David 458, 561, 631, 634.9 Kraft, Valentin 177, 273, 412, 418, 476 Kraft, Wilhelm 511 Krause, Heinrich (Krauss, Krauß, Henry, Henrich) 118, 124, 226, 313, 325 f. Krebs, Adam 226, 313, 325 f., 328, 364 f. Kress 509 Kreuter, Jacob 46, 77, 202, 344 f., 426 Krüger, Caspar 46 Krug, Johann Andreas 98, 99.5, 107, 139,141 f., 148 f., 158, 160f., 171, 177 ff., 185,187 f., 190,195f., 199, 202ff., 210, 214, 216, 219f., 223, 252, 263, 268, 270, 275, 282, 286, 288 ff., 292f., 300, 308, 322f., 330, 333, 373, 385, 401, 420ff., 511, 515, 519, 529f., 534ff., 538, 543, 576, 587, 589ff., 596f., 599f., 612, 646, 656 Kühn, Georg Stephan 397 Kühn, Johannes (Kuhn, John) 226, 313, 325 f. Kühntz, George 68 Kühl, Friedrich 363 ff., 561, 569 Kuhlemann, Johann Christoph (Kuhleman, Kuhlmann) 152, 340,342, 389, 468,521 Kuhn, Adam, jun. 584 Kuhn, Adam Simon, sen. (Kühn) 66, 77ff., 93, 118, 135, 137, 205,299, 528, 582, 584, 590 Kuhn, Daniel 648 Kunze, Johann Christoph 620 Kurtz, Adam 627 Kurtz, Peter 595 Kurz, Anna Elisabeth, geb. Seidel 76 Kurz, Johann Nicolaus (Kurtz, Curts, Niklas) 27, 45 ff., 51,59, 75 ff., 79, 82 f., 85, 87 f., 91, 101 f., 112, 114, 140,142, 150, 158, 166 ff., 170, 173, 182, 186ff., 190, 195, 199, 202, 204, 212, 214, 244, 246, 261, 263, 270, 284, 287, 293 f., 300, 305 f., 308, 320, 373, 377, 385, 391 f., 412, 420, 426, 477, 494, 514f., 530, 587, 609, 612, 643, 654f., 667 f.
Kurz, Johann Wilhelm 101 f., 182, 263, 373, 385, 483 f., 503, 514, 590, 599, 646 Lake O n e i d a / N . Y. 676 Lancaster (Lancaster) 26, 41, 43, 46, 54, 57 ff., 66, 77,79, 93, 101, 110, 113, 118, 135, 137, 163, 180, 205, 216, 226, 230, 270, 283, 294, 299, 302, 363, 373, 389, 405, 419, 491, 494, 507, 509, 512, 525, 527ff., 543, 559, 584, 590, 597ff., 601 ff., 605 f., 611, 619, 623 f., 631, 642 f., 648,651,656, 664, 668 - G e m e i n d e 117,182,240,268,406, 492 f., 497, 504, 509, 526, 529, 541, 547,572, 605, 619f. - K i r c h e n r a t 369, 527 f. Lange, Joachim 615 Lange, Karl 466, 592, 593.12 Lauman, Ludwig 528 Lebanon/Pa. 182, 391, 437, 497 ff., 668 Legge, William, Earl of Dartmouth 437 Lehigh C o u n t y / P a . 680 f. Lehman, Christian 242,251 Lehr, Philippus 573 Leidemann 324 Leiden, Jan van (Johan Bockelson) 251 Leipzig 238,404,412f., 423,471,478,562 Lemke, H e r m a n n Heinrich 199, 201, 388, 598 f. Lenz, Christina Elisabeth, s. Stapel Leydig (Leydich) 2 9 , 4 1 , 1 3 5 Lidenius, Abraham, jun. (Lydinius) 445, 453.26, 462 Liebe, Christian 528 Liebegut 46 Lindegren, Andrew 52, 66, 115 Lindegren, Charles 52, 66, 115 Linee, Carl von 77 f. Littmann 536 Litzmann, Matthias Laurentius 535, 537.20 Löscher, Valentin Ernst 615 Löser, Johann Jacob (Loeser) 42,43.1 London 26, 37, 48, 50, 52, 56, 66, 78, 88, 92, 98 ff., 104,107,109, 115,117,142, 145,152, 157, 160, 203f., 207, 209, 219, 225 f., 236, 251 f., 257, 259, 272, 274, 276, 278, 285, 292f., 297, 300, 310, 318, 323, 330, 332, 335ff., 340,
Personen- und Ortsregister 351, 355 ff., 359, 375, 383, 401 ff., 407 f., 412, 416 f., 419, 422, 457 ff., 464, 468 f., 471, 479 f., 482, 484, 502 f., 511, 513, 515, 517 i., 527, 536, 538, 546 f , 552, 554f., 557, 560ff., 569, 579, 582, 588 f., 596, 598 ff., 607 f f , 612, 615 f , 629,634, 640f., 6 4 6 f , 656,658,662, 680 Loonenburg (Loneburg; heute: Athens/ N.Y.) 77,318 Lower Merion/Pa. (Lower = Merion) 382, 397 Lucam 509 Luckenwalde 70 Luden, von 66 Lübeck 104 f f , 145 f f , 157 f f , 164,194, 203 f f , 2 0 9 f , 213, 215, 253, 278, 304, 323, 333 f f , 339, 342, 359, 375, 389, 397, 431 f , 439 f f , 456, 459, 461, 4 6 7 f f , 4 8 0 f f , 4 8 5 f , 4 9 4 f , 536 Lüdersen 458 Lund 46,297 L u n e n b u r g / N . S. (Lüneburg) 282, 484, 616 f , 636 Luther (Hofrat) 27 Luther, Martin 101, 103, 233, 235, 242 f , 246, 249 f , 400, 407, 543, 636, 671 Lutheraner (Lutherans) 53, 79, 8 0 f , 127,171,181 f , 185, 2 0 2 f , 212, 2 3 4 f f , 245, 247, 249, 252, 264, 271 f f , 313, 315f., 330, 344, 3 6 9 f , 415, 441, 448, 465, 471 f f , 499, 540, 5 4 9 f , 562, 574, 580, 631, 6 3 6 f , 6 5 8 f , 670f. Lynn Township (Lintown) 599, 634, 680 Macungie (Macunshy) 92, 95,182, 230, 599,614, 654 f , 668,680 Madai, David Samuel von (Maday) 607, 614.30 Mährische (Mährische Brüder; s. a. Herrnhuter, Zinzendorfer) 121,233, 473, 549 Magdeburg 57,521,552 Magenet, Daniel 253 Majer, Johann August (Meier) 406, 412 Malabarische Mission 214,378 Manaquesy s. Monocacy Manchester/Pa. 96 f. Manheim/Pa. 600 f.
705
Marburg 476 Marshai, Christoph 458 Marsteller, Friedrich 290 f. Martins, Christian Friedrich (Martin, Martini, Martens) 26 f , 95, 135, 152, 157, 177, 202, 204, 227, 252, 262, 2 9 0 f , 488, 600, 674 Martling 97 Maryland (MaryLand) 95,181 f , 238, 408, 473, 522, 540 f , 649, 655 Matson's Ford s. Upper Merion Maxetawny/Pa. 182, 273 Mayer, Johann Andreas (Meyer, Andreaß, Andrew) 226, 313, 325 f. Mayer, Johann Georg (Maier) 364 f. Mayer, Thomas 82 Maytown/Pa. 599 Mecklenburg 383 Meizing, Conrad 510 Melcher, Leonhard 58 Melich s. Mölich Meitzer, Daniel Hinrich 468 Memminger, Christoph 139 Mennoniten (Mennonisten, Menonisten, Memmonisten) 273, 386, 549 Mensch, Anna Barbara 638 f , 648 f f , 658 Merckle, Jacob 89 Meteln/Mecklenburg-Schwerin 31 Mettenheim 570,629,634 Metz, Conrad 4 6 , 4 8 , 2 8 4 Meyer, Charles 321 f. Meyer, George 650 Meyer, Jacob 650 Meyer, Justus Friedrich 50, 56, 92, 97, 100,104 f , 1 0 7 , 1 0 9 , 1 1 4 , 1 2 5 , 1 5 8 f . Meyman 431 Michaelis, Johann David 126,130 Middletown/Pa. 203 f , 599 Miller j o h n Henry 138, 388, 581.10, 585 Mink, Christian Ludwig 397 Misemer, Cassimir 627 Mississippi 66 Mölich, Anthon (Moelich, Melich) 511 Mölich, Ehrenreich 511 Mölich, Johannes (John) 278, 282, 357, 366 f , 396 Mölich, Peter 511 Mohawk Tal 186,488
706
Personen- und Ortsregister
Monocacy/Md. (Manaquesy) 241 Montreal 204 Morgan, Evan 27 Mosel 302 Moser, Paul 89 Mosheim, Johann Lorenz von 8 7 Motte, Francisca de la (Delamotte) 97 f. Mühlenberg, Anna Maria, geb. Weiser (FrauM.'s) 62, 86,107, l l l f . , 120, 123, 131, 133, 145, 192, 195, 227, 262, -289, 320, 407, 431, 519, 521, 535, 604, 611,658,660, 678 Mühlenberg, Catharina Salome (Tochter M.'s) 195 Mühlenberg, Eva Elisabeth (Tochter M.'s; s. Schultze) Mühlenberg, Friedrich August Conrad (Sohn M.'s) 48 ff., 5 6 , 5 9 , 7 5 , 92, 133, 205, 227, 278, 323, 333, 336, 341, 431, 479, 487, 521, 530, 537, 540, 581, 585, 615,658,672 Mühlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst (Sohn M.'s) 48 f., 56,59, 133,205, 227, 278, 323, 333, 336, 341, 431, 441, 521, 530, 537, 540, 581, 585,615, 658, 672 Mühlenberg, Johann Enoch Samuel (Sohn M.'s) 133, 158, 195 Mühlenberg, Johann Peter Gabriel (Sohn M.'s) 48 f., 52, 56, 5 9 , 9 2 , 1 0 4 , 1 0 6 , 115, 119f., 125, 133, 146, 157, 203ff., 209, 227, 253, 278, 323, 333 ff., 339 ff., 378, 389, 397, 430 ff., 440 f., 457, 467ff., 480, 488, 494f., 501, 503, 506, 511, 516f., 530, 544, 556, 561, 605ff., 646, 648, 655, 669 f , 675 f. Mühlenberg, Margretha Henrietta (Tochter M.'s) 133,585 Mühlenberg, Maria Catharina (Tochter M.'s) 133 Müller 77, 314 Müller, Anna Catharina 594 ff. M ü l l e r j a c o b 594 ff. Müller, Johan Georg 595 Müller, Johannes 650 Müller, Maria Barbara 594 Müller, Peter (Miller) 253, 370 Müller, Valentin (Miller) 266, 270, 272, 368, 395
Müller, Wighard 48,284 Münch, von 257 Münchhausen, Gerlach Adolf, Freiherr von (Munchhauß) 404 Münster 251 Musconetgung Musquenicon, heute: Musconetcong) 183 Myconius, Friedrich 101,103 Nachs, Michgel 366 Näsman, Gabriel (Naesman) 442, 452.3 Nagle 395 Naumann 66 Neate, William 252 Nebbin 469 Nedermeyer (Bankier) 27 Negus, William (?) 300, 330 Neidhard, Johann Andreas 594, 595.1, 596 f., 600 Neshaminy/Bucks County 569 Neubauer, Johann Adolph 431, 469 Neubauer (Witwe) 431, 439 ff., 467, 488 N e u m a r k (Neumarck) 127 Neuschoharie s. Schoharie N e w Brunswick/N. J. (Brunswig) 202 N e w Castle County/Del. 312, 325 f., 423 N e w England (Neu England) 138, 190, 473, 649 N e w G e r m a n t o w n / N . J. (Neugermantown) 99, 183,230, 278, 281 f., 299, 357f., 366, 370, 385, 395ff., 483f., 506, 508, 510, 512ff., 516ff., 534, 542f., 558, 572, 576, 597f., 603, 607,611, 617, 635,657, 668 - , Korporation 520, 607, 645, 668 N e w H a n o v e r / P a . (Neuhannover, Neuhanner, Hannover) 32, 46, 52, 63 ff., 67, 75 f., 87 ff., 91, 93, 102, 121, 135, 139, 148, 162, 170, 178, 181, 192f., 202 f., 214, 216 f., 223, 230, 236, 241, 252, 254, 263, 265, 270, 273, 280, 285 ff., 289 ff., 299f., 311, 316, 332, 344, 346 ff., 360, 373, 380, 420, 427, 430, 437, 466, 472, 527, 529,606 f., 609, 611, 616f., 6 2 6 f f , 642,648, 651 f , 655 f , 658, 665 f , 668,681 - G e m e i n d e 42, 51, 114, 170, 181 f , 333, 345, 360, 391, 405, 427, 471, 498 N e w Holland s. Earltown
Personen- und Ortsregister
New Jersey (Jersey, East Jersey's, West New Jersey, Nova Caesarea) 58, 76, 181 ff., 189, 238,282, 297, 318,321, 340, 396, 408, 452f., 473, 487, 503, 506, 510, 519, 521, 540 ff., 599, 603, 635, 648 f., 676 - , Gemeinden 51, 282, 483, 503, 506, 516, 543, 600,645 f. New Providence s. Providence New York (Newyork, Neyyork, Neu = York, Neuyork, Nyork) 26 f., 29, 41 ff., 66, 77, 79, 92, 9 7 , 1 0 2 , 1 3 9 , 1 4 6 , 164,171,183, 189, 191,193,195,199, 202ff., 209, 215, 230, 239, 262f., 294, 300f., 317ff., 321 f , 372f., 385, 393 f., 397, 399, 420, 466, 487 f., 493 f., 497, 501, 503 f., 506 ff., 519, 521 f., 525 f., 529, 543, 591,620,631 f., 636,644, 646,650, 652, 655, 668 - , hochdeutsche (Schwamber) Gemeinde 2 8 , 4 2 , 4 6 , 9 6 , 1 0 1 , 1 8 3 , 3 8 5 , 388, 400, 491 ff., 503ff., 508, 512f., 519 f., 543, 652 f. - , niederdeutsche Gemeinde 28, 96, 183, 388, 398 ff., 423, 493, 504 f., 513, 652 f. New York (Provinz) 77, 181,186,238, 280, 301, 473, 506, 540f., 572, 609, 631, 635 f., 649 ff., 669, 674, 676 Niemeyer, Johann Anton 106 Niemeyer, Johann Conrad Philipp 104, 106.10, 145, 160, 397, 467, 535, 537, 540 Niemeyer, Leonhard Heinrich (Niemeier) 104 ff., 146 f., 157 f., 164, 194, 203f., 209, 215, 253, 278, 335ff., 339 ff., 359, 375, 389, 397, 421, 430 ff., 438 ff., 456, 467ff., 480 ff., 485, 488, 495,521,538 Nordamerika (s. a. Amerika) 131, 133, 185, 202, 321, 338, 400, 452, 464, 473, 475, 541, 546, 565 f., 658, 663,674 Norristown/Pa. 452 North Carolina 185,238,473,541 Northampton County/Pa. 25, 96,182 Northern Liberty/Philadelphia 83, 85, 90 f. Northkill (Nordkiel, Northkiel, heute: Bernville/Pa) 101, 182,202 Nova Scotia (Neuschottland, Neuschot-
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land) 4 6 5 , 4 7 3 , 5 1 8 , 5 4 0 , 5 4 7 , 6 1 7 , 636 f., 645, 648 f. Nübel 46 Nürnberg (Nüremberg) 149,292,536 Nuttle (Nutle, Nuttel; Kapitän) 458, 463, 503 Nyberg, Laurentius Thorstonson 412 Oberlausitz (Oberlaußniz, Ober = Lausnitz) 404,471 Ogilvie, John (Ogelvie) 519 Ohio (Fluß) 676 Oley/Pa. (Olyer Berge, Oly) 96,149, 182,273, 388,482, 647 Oporin, Joachim 119,122.7, 404 Osborne (Kapitän) 656 Ostindien s. Indien Otterbein, Philipp Wilhelm 524 f., 526.25, 591 ff. Otto, Bodo 315 f. Paradise Township (Paradies) 96 f. Paramaribo/Holländisch Guayana 653 Paris 45,66 Parlin, Olaf 442,452.6 Pasche, Friedrich Wilhelm (Pashe) 104, 157,190,195 f., 203, 205, 210, 217, 223, 257, 274, 278, 292 f., 300, 302, 309f., 323, 329f., 332, 334, 336, 342, 350, 355 f., 358, 362, 365, 375, 386, 389, 397, 401 f., 407, 411 f , 415, 417 ff., 454, 457 f., 479f., 482, 485, 488, 494f., 497, 501 ff., 511, 520 f., 530, 533 f., 538, 540, 546f., 552, 557f., 560f., 571 f., 579, 581 f., 584ff., 588 f., 596, 598 ff., 605,616, 618, 623, 6 2 6 , 6 2 9 , 6 3 3 , 6 3 7 , 640,647, 656 ff., 668 Paxton Riots (Paxton Boys) 122, 152, 155 Penn,John 138.1,271,312,329,334, 338,413,423,585,675 Penn, Richard 325,334,413 Penn, Thomas 325,334,413 Penn, William 138,312,329,424 Pennebeck ( = Pennybackers Mill/ Pa.?) 650 Pennsneck/N. J. 452 Pennsylvania (Pensylvanien) 35 ff., 39 f., 57, 69 ff., 74, 79, 94 ff., 114, 123, 129 f f .
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Personen- und Ortsregister
138,141 f., 1 4 5 , 1 5 2 , 1 5 9 , 1 6 1 , 1 6 5 , 171, 174,177, 182, 186, 1 9 1 , 2 2 0 , 2 2 2 , 226, 229, 238, 2 4 4 , 2 5 8 , 265, 2 6 8 , 2 7 3 , 276, 280, 285, 301, 303 ff., 312, 325 ff., 329, 336, 343, 351, 356, 367 f., 373, 379, 390 f., 3 9 6 , 4 0 8 , 4 1 2 , 4 2 0 , 4 2 3 f., 430, 435, 438, 441, 462, 471 ff., 475, 477, 479, 487f., 495, 503, 518, 530, 536, 540f., 552, 554, 565, 572, 580, 585, 598, 600, 609, 6 2 0 , 6 2 3 , 626, 629, 631, 638, 645, 649, 655, 675 f., 678 - , Gemeinden 36, 41, 43, 136, 138 ff., 161, 165, 181, 184f., 1 9 3 , 1 9 6 , 267, 274 f., 303, 308 f., 323, 332, 375, 412, 420, 442, 447f., 451, 494, 526, 531, 533 f., 540, 552, 5 8 6 , 6 3 1 , 6 4 5 , 6 6 6 , 6 7 1 , 6 7 5 , 678 - , schwedische Gemeinden 63, 138, 308, 442, 447, 449 ff., 472, 526, 540, 554, 557, 643 ff. - , Ministerium 138, 181, 185, 196f., 219, 225, 245, 285, 350, 390 f., 393, 397, 409, 416, 418, 443 ff., 449, 451, 464, 519, 5 2 6 , 6 1 0 , 615, 6 1 8 , 6 2 0 , 626 f f , 632 f , 642, 647 f , 6 5 5 , 6 6 7 , 6 6 9 , 6 8 0 Pennsylvanische Mission 48 Pennypack Creek (Pennepeck) 443, 452 Peters, Richard 2 7 , 7 8 f , 163 f , 180, 185, 1 9 0 , 1 9 3 , 195 f , 2 1 0 , 2 7 3 f , 300, 330, 359, 368 f , 380, 464, 5 1 8 , 6 0 4 , 637, 669 f , 674 Petrentz, Christoph 77 Petterson, George (Petersen) 397, 399 Pfaff, Christoph Matthäus 550, 551.21 Pfeiffer j o h a n n Gottlob 406, 412, 471, 550 f. Pfeil, Dr. 293 Pfister, Georg Adam (Phister) 226, 313, 325 f. Philadelphia 25, 28 f , 33 f f , 40 f f , 48 f , 51 f f , 55 f , 58 f , 63, 65 f f , 7 4 f f , 82, 88 f f , 93, 95, 9 7 f f , 1 0 7 f f , 125, 128 f f , 133 f f , 137 f f , 145 f f , 150 f f , 1 5 4 f , 158 f f , 171, 173 f., 178, 180 f f , 185, 189 f , 193 f f , 204 f , 207 f f , 218, 221 f f , 229 f f , 236, 240, 247 f , 2 5 3 , 2 5 7 , 260, 262, 2 6 4 f f , 275, 278, 280, 2 8 3 f f , 298 f f , 306 f , 309 f f , 319 f , 322 f f , 329 f , 333 f f , 338, 340, 344, 346, 348 f f .
357 f , 362 f f , 368 f f , 374 f f , 378, 3 8 6 f , 390 f , 393 f f , 407 f , 412, 415 f , 418 f , 422 f , 425 f , 428 f , 432, 4 3 5 , 4 3 7 f , 441, 451, 453 f , 457, 4 5 9 f , 462 f , 466, 469, 471 f f , 4 7 9 f , 483 f f , 491, 493, 496 f , 499 f f , 510 f , 515 f f , 521 f., 525 f f , 529 f , 534, 537, 540 f f , 546, 548, 551 f f , 556 f f , 562, 564, 567 f , 571 f f , 579, 581 f , 585, 588 f , 591, 593 f f , 598 f f , 608 f f , 613, 615 f , 619 f f , 623, 625, 630, 632 f , 635, 640 f , 643 f f , 650, 652, 656, 6 5 8 , 6 6 4 , 666, 6 6 8 , 6 7 2 , 674, 677, 679f. - , lutherische Gemeinde 32, 40 f , 45, 50, 53, 59, 70, 86, 8 8 , 9 2 , 1 0 0 , 1 1 3 , 125, 1 2 8 , 1 4 6 f f , 153 f f , 1 6 4 , 1 7 7 , 1 9 6 , 2 0 4 , 220, 223, 225, 267, 269, 272, 276, 2 8 4 f , 303, 325 f f , 332 f , 345, 359, 363 f , 370, 382, 384, 398, 405, 4 0 7 f f , 414, 420, 4 2 3 f , 438, 4 5 9 f , 463, 471, 475, 497, 515 f , 519, 531, 545 f , 567, 574, 595, 612, 619, 633, 662 f. - , Kirchenrat 80, 87, 96, 123, 1 5 2 f f , 177 f f , 225, 231 f , 252, 312, 325, 336, 346, 409, 41 l f , 479, 553, 562 - , Korporation 332, 349, 363, 390, 417, 422, 424, 459, 461, 463, 477, 479, 506, 516, 520, 5 2 7 f , 544, 562, 5 7 2 f , 575, 581, 583, 606, 629, 642, 645, 6 6 2 , 6 6 7 - , St. Michaelis Kirche 90 f , 1 0 2 , 1 2 0 , 122, 124, 137, 154, 156, 186, 196, 201, 211, 222, 225, 235, 237, 264, 270 f f , 283, 2 9 2 f , 306, 3 1 2 f , 3 2 5 f , 328, 330 f , 334, 336 f f , 346, 348 f , 360 f , 376, 378, 380, 410, 413, 478 f , 554, 567, 574 f , 580, 597, 606, 629, 644, 662 - , Zionskirche 3 7 1 , 3 8 1 , 390, 407, 411, 414, 416, 419, 4 5 6 f , 4 6 3 f , 4 7 9 f , 482, 495, 515, 517, 5 3 3 f , 538, 541, 5 4 3 f , 553, 558, 561, 567, 5 7 2 f , 5 8 0 f , 583, 585 f , 595, 597, 612, 620, 635, 642, 6 5 8 , 6 6 0 f f , 6 6 6 f , 673 - , reformierte Gemeinde 53, 58, 8 0 f , 194, 196, 202, 222, 264, 305, 313, 330, 408, 410, 415, 464, 554, 562, 567, 633, 643 f , 652 Phillipsburg/N. J . (Philipsburg) 182 Pickel, Balthasar, sen. (Balthes, Balther) 2 7 9 , 2 8 2 , 3 6 6 f , 385, 517
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Personen- und Ortsregister
Pickel, Balthasar, jun. 367, 369, 511 Pikestown/Pa. (Pike's Town, Peikstown, Peikestown, Peikes Town) 78 f., 102, 192 f., 204, 214, 216, 360, 391, 397, 4 2 8 , 4 3 0 , 525, 606 f., 646 Pittius, Johann Reinhard 4 8 , 6 6 , 9 7 , 99.2, 104, 117, 176, 274, 457 f., 540 f., 556, 561, 605, 614, 630, 638, 641, 647 Platzmann, Johann Hinrich 468 Pütt, Johann Jacob (Blitt) 469, 476 f , 517,548,561 Pluckemin s. Bedminster und Gebirgte Plütschau, Heinrich 387 Pomp, Johann Nikolaus 466 Pontiac's W a r 86, 1 0 3 , 5 8 4 Popham, William 416 Porstjohann 550,551.19 Portsmouth 521 Potapsco/Md. 182 Potomac 3 7 1 , 3 7 3 Presbyterianer (Presbyterianische Kirche) 101, 114, 126, 2 7 3 , 2 9 2 , 3 9 8 , 4 7 3 , 4 7 5 , 512, 519, 549, 554, 5 6 6 , 6 3 6 , 659 Preußen 127 Prevost, Augustine, sen. (Augustin) 494, 4 9 5 . 1 , 5 0 1 , 5 1 9 , 521 Prevost, Augustine, jun. 495 Prevost, James 495 Prevost, James Marcus 495 Prignitz/Brandenburg 653 Princeton (Prince = Town) 475, 495 Probstzella 305 Providence (Providentz, New Providence, Neuprovidence) 27, 32, 51 f., 63 ff., 67, 75, 78 f., 87 ff., 91, 95 f., 102, l l l f . , 115, 120f., 135, 139, 147 f., 162f., 178, 181, 186, 189, 193, 202ff., 211 f., 214, 216 f., 223, 230, 236, 242, 252, 262f., 265, 269f., 273, 280, 282, 285ff., 289 ff., 311, 316, 332, 336, 344, 346 ff., 360, 380, 387, 391, 420, 427 ff., 466, 472, 493, 527, 529, 562, 606 f., 609, 611, 651 f., 656, 663 ff., 6 6 8 , 6 7 4 - , Gemeinde 42, 6 3 , 1 1 4 , 1 6 2 , 1 8 1 f., 333, 345, 360, 391, 405, 471, 498 Quäker (Quaker, Quäcker) 54, 114, 151 f., 212, 273, 331, 386, 410, 418, 448, 473, 475, 478, 536, 549, 554, 556, 5 6 2 , 5 6 5 , 5 7 4 , 630, 6 4 3 , 6 5 9
Quitopahilla/Pa. (Quitobehela)
182
Raben, Christoph (Robin) 266, 272, 368 Rabenhorst, Christian 199 f., 2 0 1 . 6 , 2 2 3 Raccoon (Racoon, später: Swedesboro/ N.J.) 129,252,297,299,314,316, 320, 449, 453 Rambach, Johann Jakob 550, 551.20 Ramminger 226, 262 Rankin (Kapitän) 4 1 6 , 4 5 7 Rapp, Philipp Heinrich (Rap) 46 f., 51, 167 f., 173, 187, 190, 202, 230, 240, 244, 246, 248, 264, 266, 284, 331 ff., 384,419, 498,643 Raritan (Raretan, Gemeinen aufm Raritan) 40 f., 70, 93, 109 ff., 116, 282, 297, 346, 385, 480, 488, 497, 508 ff., 541 f. Ratzeburg 441 Rau, Martin (Rauh) 9 2 , 1 1 8 , 1 2 4 , 226, 313, 325 f., 363 ff., 561 Rauß, Lucas (Rauss) 41, 112 f., 294, 45 8, 634 Read, James 650 Reading/Pa. (Readingen, Reding, Readingtown) 47, 96, 101, 104, 107, 121, 1 3 5 , 1 3 7 , 1 3 9 , 1 4 9 ff., 1 5 9 , 1 6 2 , 1 6 4 , 1 7 7 , 1 8 2 , 188, 192, 198 f., 202ff., 216, 252, 263, 273, 282, 289, 300, 305, 322, 373, 388, 420, 487f., 511, 519, 529 f., 543, 590 f., 599, 611, 631 f., 634, 648, 650,652,656, 664,668 Gemeinde 87, 102 f., 114, 122, 134, 1 6 9 , 1 8 7 , 197, 214, 2 1 9 f , 286f., 498, 511 Reichard 204 Reichert, Caspar 89 Reichert, Matthaeus 89 Reinhold, Georg Christoph 2 1 6 , 2 2 0 , 223, 262, 275 f., 309 f f , 337, 421, 535, 559 Reith (Reidtin) 3 0 0 , 3 3 0 Reformierte (Reformirte, Zürcher, Zwinglianer) 5 3 , 8 1 , 1 1 4 , 2 0 2 , 2 0 7 , 2 2 2 , 245, 249, 270, 273, 386, 407 f , 410, 4 6 4 f , 473, 475, 478, 512, 519, 526, 540, 545, 549, 554, 562, 611, 635 f , 659, 666 Regensburg 324 Remersbach/N. J . (Remmerspach) 183
710
Personen- und Ortsregister
Rendsburg (Rembourg) 208, 569 Reuß-Köstritz, Heinrich XXIV., Graf von 404 Reyß (Schulmeister) 323 Rhinebeck/N. Y. (Rheinbeck, Bachqel) 92, 183, 230, 372 f., 631, 649, 652 Richmond Township/Pa. (Richmont) 182, 273 Richter, Christian Friedrich 462 Ries, Martin (Rees) 313, 325 f. Rieser, Friederich (Rießer) 89 Rieß, Johann Friedrich (Ries, Rees, Reis, Conrad) 92, 101, 183, 230, 322ff., 372 f., 632, 634 Rinteln 105,476 Rish, Peter 511 Ritzema, Johannes (Ritzma) 519 f. Roan, Henry 93 Roberdeau, Daniel (Roberdo) 100 Roberts (Kapitän) 149 Robison (Kapitän) 359 Rockaway/N. J. 31 Rodgers, John (Roger) 519 f. Roemer 591,593 Roesner, Friedrich August 570, 629, 634 Rößlein, Eva Rosina, geb. Bauer 135, 149, 152 Rößlein, Johann Leonhard 135,149,152 Ronde, Lambertus de (Ronda) 519 f. Rose, Arnd 66 Rosenkreuzer 536 R o s s j o h n 27,188,202 Roth (Generalsuperintendent) 364 Roth, Johann Josef 25 ff., 31, 46, 96, 101, 146, 163,177,187,191,215, 220 Rothenbühler, Friedrich Samuel 26 f., 58, 80 f., 194,196, 408,415 Rothenburg ob der Tauber (Rotenburg) 92, 100, 109, 135, 149, 151 Rotterdam 92, 100, 109, 221, 252, 517, 648 Rudel (Rüdel) 97,157 Rudisille, Melchior 528 Rued/Schweiz 26 Rühel, Johann Georg 92,100, 109,135, 149,151 Rühle, Siegmund (Rühl, Reely, Rielg) 313, 325 f., 364 f., 569 Rulofson, Herman 511
Rulofson, Laurentz 510 Rulofson, Rulof 367,396,511 Rußland (Rusland) 552 Saalfeld (Salfeld) 302f., 305, 381 Saccona/Pa. 599,614 Saccum (heute: Saucon/Pa.) 25, 27, 31, 96, 101, 182, 187 Sachsen 235,330,427 Säckel, Johann David (Seckel) 80 f., 90, 226
Salzburg (Saltzburg) 654 Salzburger (Saltzburger) 123, 229, 471 Salzwedel (Saltzwedel) 581 Sandin, Johann 442,452.4 St. Croix/Jungferninseln (Santa Cruce) 321 f. Saueon s. Saccum Sauer, Christoph, sen. 412,424 Sauer, Christoph, jun. 412 Savannah/Ga. (Savanna) 376 Sayn-Wittgenstein, Gräfin von 208 Schade, Johann Kaspar 22 8 f. Schaeder, Philipp 390 Schäffer 48,210 Schäffer, David (Schaefer, Schaeffer, Scheffer) 90, 118, 124,226,253,282, 313, 325 f., 328, 363ff. Schanecker, Michael, jun. 627 Schappius (Notar) 469 Schaum, Johann Helfrich 76, 92, 99, 101, 112, 181 f., 199, 203,263,270, 287, 308, 347, 373, 385, 412, 420f., 477, 480, 482, 515, 612, 643, 647 Schauwecker, Anna Barbara, s. Schmidt Scheibeier, Christoph 138,171 Scheilkel, Anna Maria 149 Scheilkel, Joseph Anthon 149 Schelwig, Samuel 610,615.45 Scherer, Valentin 428 Schertlin, Benigna Catharina 302 Schertlin, Jakob Friedrich (Schertlein, Schertie) 92, 95 f., 101, 182,230,302, 599, 605, 607,680 f. Schilling, Georg Wilhelm 653.1 Schleswig-Holstein 208, 213, 383, 569 Schleydorn, Elisabeth 99 Schleydorn, Heinrich, sen. 110
Personen- und Ortsregister
Schleydorn, Heinrich, jun. (Wilhelm) 98 f. Schlitz 27 Schlunecker, Michael 89 Schmidt, Anna Barbara, geb. Schauwecker 620 Schmidt, Johann Friedrich (Schmid) 529,618, 620 f., 623, 629,641,647, 656 Schmidt, Johann Georg 476 Schmidt, Michael 390 Schneider, Christian 47, 80, 253, 284f. Schneider, Johann Georg 86 f., 96, 118, 125,137,153 ff., 157, 202,410,416, 458,464, 498,633 Schneider, Nicolaus 89 Schöner, Johann Daniel 251 Schoharie/N. Y. (Neuschoharie, Schochery, Stocherin) 300 f., 372 f. Schonen/Schweden 46, 191, 295, 297 Schoningen 658 Schrack, Christian 89 Schrack,Jakob 162 Schrack, John (Johannes) 27, 78 f., 89, 162, 202,216,287, 290 Schräder 629,634 Schrenck, Ludolph Heinrich 26,109, 116.19, 127, 171,313,428 Schubert, Johann Ernst (Schubart) 142, 356 f., 404 Schütze, Constantin 615 Schuhmacher, Daniel 655 Schules = Berge/N. J. 514 Schultze, Christoph Emanuel (Schult, Schulze, Immanuel) 302, 304, 305.2, 307 ff., 323 f., 333, 335 ff., 340, 346 f., 359 f., 362, 365, 376 f., 380 ff., 385, 396, 401, 410, 420, 425, 4 5 4 f f , 463f., 4 7 9 f , 506, 515 f., 519, 527, 531, 534, 538, 542 ff., 547f., 552, 555, 559, 562, 567, 569ff., 581, 583f., 587, 589, 598,602f., 616, 619, 621, 623, 626, 630, 641 f., 656, 661 f., 664 Schultze, Eudemilie M. (Mutter von Ch. E.) 323,333,616 Schultze, Eva Elisabeth, geb. Mühlenberg 1 3 3 , 2 0 5 , 4 2 5 , 4 5 5 , 4 6 6 , 5 8 4 Schultze, Friedrich (Schultz, Schulte) 109, 116,164,170, 181, 183,412,477 Schultze, Johann Christian 251
711
Schuylkill (Schuilkill, Schuilkiel, Schulkill) 101, 200, 373, 428, 452,604, 609,625 Schwalbach, Henrich (Schwallbach) 125, 226 Schwan, Gottfried (Swan, Godfred) 317 ff. Schwarbach, Johannes (Schwahrbach) 96 f., 350.2, 365, 373 f., 390 f., 624 ff. Schweden 2 8 , 5 2 , 1 2 7 , 1 2 9 , 1 3 1 , 2 0 8 , 213 f., 245, 271,294f., 297ff., 315, 383, 403, 446f., 471,480, 518, 557,582, 589, 609f., 625,647 - , Kirche 181,207, 209, 247, 444, 448 ff., 473 - , Konsistorium/Uppsala 238, 273, 297 f , 316, 447, 471,558 - , Ministerium/Nordamerika 184, 244, 298,444, 453, 471,632, 645 - , Mission 443, 446, 449, 461, 474 f., 551,556 Schweighard, Georg 627 Schweighard, Johannes 627 Schweinhard, Johann Georg 89 Schweiz 495 Schwenckfelder 233,273, 549 Schwerdtfeger (Schwertfeger, Shwordfeger, Swertfeger) 92, 101, 182, 230, 373, 375, 521, 525f., 591, 593, 601, 655 ff. Schwingel, Nicolaus 77 Seckel, Johann David (Sickle, Sickel) 313, 325 f., 328,363, 365 Secker, Thomas 274,368.1,380,518, 546,637 Seidel, Anna Elisabeth, s. Kurz Selig, Christoph 74 f., 213, 266, 270 Selig, Michael 272 Senfleben, Anna Catharina 594 Senfleben, Christoph 594 Sengeisen, Ludwig 630 Senger 77 Sensfelder 477,517,551 Separatisten (Seperatisten) 386, 549, 673 Seyter, Georg 245 Shirley (Kapitän) 419 Siebenjähriger Krieg (French and Indian War) 38,41,62,86,349,412,495, 638,648 Skippack (Shippach) 643
712
Personen- und Ortsregister
Smissen, Jacob Gysbert van der (Gisbert) 221,252, 259 Smith, Charles 517,548 Smith, George 93 Smith, Robert (Schmied) 236, 250, 573 f. Smith, William 193,195, 203 f., 222 f., 313,317, 362, 543 Society for Promoting Christian Knowledge 181,672, 675 f. Society for Promoting Religious Knowledge and the English Language among the German Emigrants in Pennsylvania 79 Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts 4 5 0 , 4 5 3 , 4 6 1 , 4 7 3 , 541, 547, 549, 551, 567,636f., 670, 675 f. Solms-Rödelheim, Wilhelm Carl Ludwig Graf von 278, 311, 536 Somerset County/N. J. (Somersett County) 510 Somervill (Sommervil; Kapitän) 629, 640 Sommer, Johann Heinrich 228 f., 258, 541,547.13 Sommer, Matthias 266, 272, 368 Sommer, Peter Nikolaus (Georg) 372 f. South Carolina (Süd = Carolina) 185, 238,292, 305,387,473 Spät, Johannes 77 Sparks (Sparkes; Kapitän) 300, 330, 503, 552, 561,598,640, 656 Spener, Philipp Jacob 56, 550f., 610, 615,679 Spiegel, William van der 419 Stamp Act (Stempelakte, Stämpel Acte) 339, 400, 422, 430, 453, 458, 503 Stapel, Caspar Michael 30,31.7, 127, 130 Stapel, Christina Elisabeth, geb. Lenz 31 Starck, Johann Jacob (Starcke) 517,520 Statesburg/N.Y. 183 Staten Island (Staaten Eiland) 512 Stedman, Alexander 169 Steffanns, Johann Peter 370 Stein 302 S t e i n j o h n 367,396,511 Stein, Philip 162 f. Steiner, Conrad 26 Steinfurth, Balthasar (Steinfert) 92
Stellwagen 81 f. Stettin 46, 364 Stichter, Valentin (Stigter) 89, 627 Stockholm (Stokholm) 126,570 Stockton, Richard 367 Stöver, Johann Caspar, jun. (Stöber, Stoeber) 101 f , 146, 148.3, 174 f., 177, 182, 215, 220, 230, 373, 412, 497, 499, 681
Stolberg-Wernigerode, Christian Ernst Grafvon 50, 56, 66, 70,129f., 134, 140, 203,336,536 Stolberg-Wernigerode, Heinrich Ernst Grafvon 133, 164 f. Stone Arabia/N. Y. (Steinarabien, Steinrabge, Arabia petrina) 372 f., 394, 525,616 Story (Storey; Kapitän) 571, 600, 612 Stoy, Georg 221 Strasburg/Va. 375 Straßburg 406 Streit, Christian 614, 645 f., 648, 664, 670, 675 Streit, Johann Leonhard (Strait) 278, 282,511,648 Streit, Sigismund 202, 305, 433, 586 Streiter 139 Streiter, Johann Philipp 419 Stringer, William 643 f., 647 Struensee, Adam 205, 208 f., 213, 219, 271,564, 569 Studer (Pastor) 530,540 Stump, Friedrich 584f. Stuttgart (Stutgard) 242 - , Konsistorium 241, 251 Südamerika 133 Susquehanna (Susquehana) 182, 300, 658,668 Sussex County/Del. 312, 325 f., 423 Swatara Cave/Pa. 101,182 Swatara (Fluß) 189, 230, 373 Swedesboro/N. J. (Svedesborrough, früher: Raccoon) 319 Symbolische Bücher (Symbolische Schriften, Libri Symbolici) 194, 206, 212, 233, 239 f., 390, 404, 407, 413, 443, 465, 475, 477, 527, 553, 558, 562, 568, 574
Personen- und Ortsregister
Tambach/Thüringen 104 Teise, Friedrich (Teisse, Teiße, Theis, Friederich) 203, 209, 252 f., 335, 359, 375, 468 f. Tennent, Gilbert 477 Tennent, John 477 Tennent, William, sen. 477, 569 Tennent, William, jun. 477 Tennesse River 676 Teple, John 511 Terrick, Richard 274,518 Tewksbury Township/N. J. (Tuixburry) 510 Thiel, Gottfried (Theil) 157,204 Thomson 425 Thorn 615 Timanns, Jacob 27 Tohickon/Pa. (Tohicon) 150,162 f., 190, 204, 437 f., 499 Townshend Acts 637, 647, 673 Tranberg, Peter 442, 452.2 Tranquebar (Trankenbar) 220, 387, 520, 536,585 Treat, Joseph 519 f. Triebner, Christian Friedrich 201,388 Troilus, Samuel 452 Tübingen 406, 551,634, 667 Tulpehocken/Pa. (Tulpehoken, Tolpehacken, Tolpehaken, Volpehaken) 27, 46, 75 ff., 87, 102, 115, 121, 140f., 149f., 158, 163, 190, 195, 202, 204f., 214,261, 273, 300, 305 f., 320, 372 f., 388, 420, 426, 487, 514, 526, 530,654, 668 - G e m e i n d e 51, 182, 187f., 263, 378, 392,488 Uhi, Reinhard 292 f. Ulrich, Philip 253 Upper Dublin/Pa. (Upperdoublin) 27, 121,182, 188, 199,216, 231,287, 343, 346, 397 Upper Merion/Pa. (Matthon, Matson's Ford) 4 4 3 , 4 5 2 , 4 6 1 , 5 5 7 , 5 6 1 Upper Milford/Pa. (Uppermillfort, Uppermilfort, Obermillfort) 25 f., 96, 182, 599,614, 654 Upper Saucon/Pa. (Obersaccon) 654
713
Uppsala (Upsala, Upsalia) 77 f., 220, 297 f., 4 0 6 , 4 5 2 , 5 5 7 Urlsperger, Samuel 45, 92,100, 151 f., 212,257, 406,412, 457,471 Uslar 658 Utrechter Union 251 The Valley/N. J. (Valley, Thal) 183, 278, 282, 366, 385, 395f., 514, 519f. Vernonburg/Ga. 201,229 Viedebrants, John Heinrich 629 Vigera, Johann Friedrich 122, 123.27, 124, 187, 189, 198, 226, 384, 580, 583 Vincent Township/Pa. 78, 182,193 Virginia (Virginien) 174, 182, 185, 195, 204, 350 f., 371, 373 ff., 390 f., 408, 473, 541,593,625,649, 667, 676 Vogt, Christopher 357, 366,510 Voigt, Johann Ludwig 71, 98 f., 107, 116,120,123,128,130,132,139, 141 f., 148 f., 158,160 f., 171,177 ff., 185,187ff., 1 9 4 f f , 199, 2 0 2 f f , 2 1 0 , 212, 214, 216, 218, 220f., 2 2 3 , 2 2 9 f f , 252, 254, 257, 2 6 3 f , 266, 268, 275, 282 f f , 2 9 9 f , 308 f , 311, 316, 323, 330, 332 f , 343 f f , 347, 349, 360, 373, 380, 384f., 388, 391, 401, 4 2 0 f f , 425, 430, 515, 5 2 9 f , 5 3 4 f , 5 3 8 f , 587, 5 8 9 f , 596 f , 599 f , 607, 609, 612, 614, 622, 626 f f , 642, 657 f , 665 Volhaupter, David 28 f. Voogd (Bankier) 27 Vriesberg, von (Leutnant) 204 Wachsei, Gustav Anton 355 f f , 397, 400, 404, 408, 416, 418 f , 457, 464, 540 f , 553, 561, 630, 6 3 4 f , 640, 646, 658, 6 6 7 f , 680 Wagner, Tobias 419 Waitz (Justizrat) 173 Walcker, Georg (Walter) 364 f. Walter, Leonhard 46, 79, 202, 252, 290 Walther 467 Wambold 41 Warder, Jeremia 589 Wartman, Adam (Warthman) 89, 627 Wayland, Adam 350, 390, 624 f. Webb, Thomas 644,647.28 Weber, Adam 90, 226, 313, 3 2 5 f , 328, 364 f.
714
Personen- und Ortsregister
Weber, Johannes 390 Weber, Mattheis Koch (Matheus) 371 ff. Weber, Nicolaus 313, 325 f., 363 ff. Weese, de (Friedensrichter) 167 Weiny, Jacob (Wayny) 41,253 Weisenberg/Pa. 655 Weiser 202 Weiser, Anna Eva (Schwiegermutter M.'s) 75, 107, 149, 162, 192, 203, 252, 300 Weiser, Anna Maria, s. Mühlenberg Weiser, Benjamin 205 Weiser, Conrad (Schwiegervater M.'s) 131,133,149, 579, 584 f., 589, 669 f., 673 ff. Weiser, Friedrich 202,261 Weiser, Peter 202 f. Weiser, Samuel 47, 77, 96,137, 202 f. Weisinger, Daniel 251 Weiss, Lewis (Weiß, Ludwig) 253 f., 552 Weiss, Philip 510 Weitenthal s. Whitehall Weitzel 363 Wentz, Valentin 600 Wercking, Nicolaus 600 Wernigerode 56, 70, 98 f., 107,121,132, 140, 164f., 177, 203, 211, 220f., 303, 307f., 336, 487 f., 536 Konsistorium 71, 140, 308, 620 Wertheim 594 f., 597 Westfälischer Friede (Westphalien Congress) 183 Westindien 38,535 Weygand, Johann Albert (Weigand) 26 ff., 41, 43, 79,92, 9 6 , 1 0 1 , 1 3 9 , 1 6 4 , 1 6 9 , 1 7 1 , 1 7 4 , 1 8 1 , 1 8 3 , 1 9 9 , 2 0 3 f., 230, 261 ff., 308, 317, 319, 322, 373, 385, 388, 397, 420, 492 f., 503, 506 ff., 511 ff., 519, 644 f., 648, 655 Weygel, Michael 627 Wheelock, Eleazar 434, 437.4, 532 Whitefield, Georg (Whitfield) 100, 102 f., 121,126 f., 146,186,190, 201 f., 212, 219 f., 227, 229, 260, 643 f. Whitehall Township/Pa. (Weitenthal) 92 Whitemarsh/Pa. (s.a. Barren Hill) 51, 74,182,199, 207f., 212, 226, 270f.,
273f., 367f., 568, 610f., 659ff., 666, 668 Wicaco/Philadelphia (Wicacao) 68, 89, 129,150,180, 411, 443, 447, 450, 452f., 458, 461, 557, 560f., 606, 612, 644 f., 663 Wicksei, Johann (Wichseil, Witzsell, Wichzsel, Wigsell) 129, 252, 297, 299, 313, 316 f., 319 f., 444 ff., 449 ff., 453.21,462 Wiedertäufer s. Anabaptisten Wiesener 71 Wildbahn, Karl Friedrich (Wildban) 202.296, 298, 395, 600 f., 655, 674 Williams, Daniel 362, 501 ff., 517, 552, 585 Williams, Stephan (Stephen) 359, 362, 375,389,503, 552, 561,585 Williamsburgh/Ontario 576 Willing, Thomas 155,157 Wilmington/Del. (früher: Christina) 46, 294.297, 444ff., 449f., 452f., 560 Winchester/Va. (Wincester) 96, 182, 600,668
y
Windisch 503 Wissahickon 536 Wister, Daniel 363 Witman (Schultheiß) 138 Wittenberg 615 Wittner, Johann Georg 466 Wohlfahrt, Cunigunda 83 f. Wolf, Henrich 152 Wolff, Catharina 152 Wolff, Christian 412 Wolff, Johann August 282 Worms 235, 570 Wortmann, Heinrich Burchard Gabriel 419 Wrangel, Carolus Magnus von 27 ff., 31, 41, 43, 45, 49, 51 f., 55, 59, 63, 66 f., 77ff., 87, 91 f., 99ff., 108f., 112ff., 118, 124 ff., 129 ff., 137 f., 150, 158, 166, 168 ff., 174,176,180, 187ff., 191, 193 f., 197 f., 204, 209, 212, 214, 258 f., 264f., 270ff., 281 f., 284, 294ff., 3 0 3 f f , 308, 3 1 4 f f , 320 f f , 336, 349, 357, 362, 3 6 7 f , 378, 396 f , 410 f , 422, 433,438, 442 f f , 445 f f , 454, 458, 461, 464, 480, 506, 5 1 7 f f , 522, 5 2 6 f , 529, 535, 537,
Personen- und Ortsregister
544, 551 f., 556ff., 561, 584, 589ff., 598, 603 ff., 610, 612 f., 625 f., 629, 632 f., 643 ff., 647 f., 651, 659 f., 662 f., 669, 678 Wumbold, Georg 573 Wuse 431 Württemberg (Würtenberg) 244, 252, 302, 403, 406, 471, 605, 631, 640 Wyl/Bern 530,540 Wynkoop, Henry (Wyncop) 126, 130
Y o r k / P a . (Yorck, Yorcktown, Yorktown) 67 f., 77, 92 ff., 96 f., 101 f., 146 f., 182,191, 203, 214, 226,230, 241, 263, 292, 294 ff., 300, 306, 346, 392, 395, 493 f., 526, 511, 643, 668 - , Gemeinde 41 f., 46, 113, 182, 294, 298, 391 f., 491 - , Kirchenrat 27, 29,297 f., 306, 320, 391 York C o u n t y / P a . 350
Zeglin, Daniel 517,520.36 Zehmer, Anton 528 Ziegenbalg, Bartholomäus
387
715
Ziegenhagen, Friedrich Michael 30 f., 40, 45,48 f., 55, 5 9 , 6 6 , 6 8 , 70ff., 77, 88, 9 2 , 9 7 , 9 9 f f . , 103f., 107ff., 116ff., 127, 135,139, 141 f., 147, 150 ff., 164, 174,181,190, 196, 198, 205, 210, 215, 217,219, 221, 223, 225, 234 ff., 257, 260 ff., 270, 274,285, 292, 300, 308 f., 330, 333, 336, 346, 348, 355 f., 359, 364, 375, 389, 405f., 412f., 419, 457ff., 462 f., 471 ff., 478, 495, 497, 511, 514, 520, 527, 529, 538 ff., 544, 547, 560, 562, 569, 571, 582, 588 f., 596,602, 607, 613, 615, 635, 641, 646, 658, 660, 665,668,677 Zinser, Johann Michael 86 Zinzendorf, Nicolaus Graf von 177, 412 Zinzendorfer (Zinzendoerffer, Zinzendörfer, Zinzendorfische Parthey/Epocha/Faction/Sprengel; s. a. H e r r n h u ter, Mährische) 233, 405, 471 f., 517, 554, 565 f. Zübly, Johann Joachim (Zubly, Zublin) 376, 387, 598 Zufall, Johann Jacob 466 Zweibrücken (Zweybrücken, Zwey brück, Zwey Brücken) 163, 172, 243, 405,471,667
ARBEITEN ZUR
KIRCHENGESCHICHTE
REINHARD SCHLIEßEN
Christliche Theologie und Philologie in der Spätantike
Die schulwissenschaftlichen Methoden der Psalmenexegese Cassiodors Groß-Oktav. X, 132 Seiten. 1974. Ganzleinen D M 5 6 , I S B N 3 11004634 2 (Band 46)
HANS S C H N E I D E R
Der Konziliarismus als Problem der neueren katholischen Theologie Die Geschichte der Auslegung der Konstanzer Dekrete von Frebonius bis zur Gegenwart Groß-Oktav. VIII, 378 Seiten. 1976. Ganzleinen D M 148,I S B N 3 110057441 (Band 47)
G E R H A R D MAY
Schöpfung aus dem Nichts
Die Entstehung der Lehre von der creatio ex nihilo Groß-Oktav. XII, 196 Seiten. 1978. Ganzleinen D M 101,I S B N 3 110072041 (Band 48)
GERHARD SIMON
Humanismus und Konfession Theobald Billican, Leben und Werk
Groß-Oktav. XII, 260 Seiten. Mit 1 Abbildung. 1980. Ganzleinen D M 9 8 , I S B N 3 11007862 7 (Band 49)
Text - Wort - Glaube
Studien zur Uberlieferung, Interpretation und Autorisierung biblischer Texte Kurt Aland gewidmet Herausgegeben von Martin Brecht Groß-Oktav. VIII, 397 Seiten, Frontispiz. 1980. Ganzleinen D M 136,I S B N 3 11007318 8 (Band 50)
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ARBEITEN ZUR K I R C H E N G E S C H I C H T E MARTIN
SCHNEIDER
Europäisches Waldensertum im 13. und 14. Jahrhundert Gemeinschaftsform - Frömmigkeit - Sozialer Hintergrund
Groß-Oktav. XII, 157 Seiten. 1981. Ganzleinen DM 68,DIETRICH
ISBN 3 11007898 8 (Band 51)
WÜNSCH
Evangelienharmonien im Reformationszeitalter Ein Beitrag zur Geschichte der Leben-Jesu-Darstellungen Groß-Oktav. XII, 282 Seiten, 11 Grafiken und 1 Falttabelle. 1983. Ganzleinen DM 142,- ISBN 3 11008600 X (Band 52) DIETMAR
WYRWA
Die christliche Piatonaneignung in den Stromateis des Clemens von Alexandrien Groß-Oktav. X, 364 Seiten. 1983. Ganzleinen DM 84,KARL CHRISTIAN
ISBN 3 11008903 3 (Band 53)
FELMY
Die Deutung der Göttlichen Liturgie in der russischen Theologie Wege und Wandlungen russischer Liturgie-Auslegung Groß-Oktav. XIII, 509 Seiten, 19 Abbildungen. 1984. Ganzleinen DM 136,ISBN 3 11008960 2 (Band 54) E . I. K O U R I
Der deutsche Protestantismus und die soziale Frage 1870-1919 Zur Sozialpolitik im Bildungsbürgertum Groß-Oktav. X, 256 Seiten. 1984. Ganzleinen DM 1 0 8 - ISBN 3 11009577 7 (Band 55) HEINZ
OHME
Das Concilium Quinisextum und seine Bischofsliste Studien z u m Konstantinopeler Konzil von 692 Groß-Oktav. XII, 423 Seiten. Mit 5 Karten. 1990. Ganzleinen DM 136,ISBN 3 11012432 7 (Band 56)
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