Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie: Teil 2 Dienstkenntnis [9. Auflage. Reprint 2019] 9783486734027, 9783486734010


188 72 25MB

German Pages 233 [232] Year 1903

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Table of contents :
Verzeichnis Der Abkürzungen
Inhalts-Verzeichnis Des Ii. Teils
V. Abschnitt. Ute Militärischen Verufspflichien
VI. Abschnitt. Mang- Und Vorgesetzten-Verhiiltniffe
VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse
VIII. Abschnitt. Vtknßverhsuaisse Der Unteroffiziere Des Aktive Vtenststankes
IX. Abschnitt. Virnssoetchsttmssr Der Offiziere Des Aktiven Vienwsndes
X. Abschnitt. Der Militärische Lchristenverkehr
XI. Abschnitt.Sekletdaag Und Ausrüstung
XII. Abschnitt. Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Peustoa
XIII. Abschnitt. Sanitätsdienst
XIV. Abschnitt. Disziplin, Strafrechtspflege, Ehrengerichte
XV. Abschnitt. Vrlohauugrn Und Auspichautmo
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Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie: Teil 2 Dienstkenntnis [9. Auflage. Reprint 2019]
 9783486734027, 9783486734010

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Handbuch

Emjshri g-Freiwill i gen, den

Unteroffizier, Gffiziersafpiranten

Offizier des Beurlaubtenstandes der

Kgl. Bayerische« Infanterie.

II. Teil:

Dierrstkenntnis. Aus Vorschriften, Verordnungen rc. zusammengestellt von

L. Th. Müller und Th. v. Jwehl. Neunte, uoUstLndig veviehtigle und uevdefterte Auflage. Bearbeitet und herausgegeben von

Th. Frhr. von Malsen, Oberleutnant im K. B. )nf.»Letb«Legt., kommandiert zum Generalstab.

I —

München. Druck und Verlag von R. Oldenbourg. 1903.

Verzeichnis der Abkürzungen.

A. = Anl. = Beil. = Bkl.O. — D A. — ER. — ft.O. = ^r.BB. — Fr.SO. — Fr.B.B. — (^arnB. — £>.O. — .^r.A. — Kr B.B. — Ä.M.E. — KrS.O. — Kr B.B. — M.St.G.B. — M.St.GO. — MB — R.O. — S. = SB.^— Sch.V. — BBl. — WO. — Z. = X =

Abschnitt. Anlage. Beilage. Bekleidungs-Ordnung. Dienstanweisung zur' Beurteilung der Militärdienstfähigkeit. Exerzier-Reglement. Felddienst-Ördnung. Friedens-Besoldungs-Borschrift. Friedens-Sanitäts-Ordnung. Friedens-Berpslegungs-Borschrist. Garnisondienst-Borschrift. Heer-Ordnung. Kriegs-Arttkel. KriegS-Besoldungs-Borschrist. KriegSministerial-Erlaß. Kriegs-Sanitäts-Ordnung. Kriegs-Berpflegungs-Borschrist. Militär-Strafgesetzbuch. Milttär-Strasgerichtsordnung. Marschgebührnis-Borschrift. Reise-Ordnung. Seite oder siehe. Servis-Borschrist. Schieß-Vorschrift. Verordnungsblatt*). Wehr-Ordnung. Ziffer. Schritt.

*'■ B Bl 450/78 bedeutet z. B. „B.Bl. vom Jahre 1878, S. 450"

Inhalts-Verzeichnis des II. Teils.

Seite

2. Ehrenbezeigungen

V. Abschnitt.

§

Ute militärischen iöerusspstichten. 8 §

£ £

§ 8

§

1. Der Beruf des Soldaten 1 2. Die Pflichten des Sol baten; Belohnungen und Strafen.................................... 1 3 Treue gegen den König 2 4. Kriegsfertigkeit, Mut und Tapferkeit.............................. 3 5 Gehorsam 4 6. Ehrenhafte Führung und Kameradschaft . ... 6 7. Der Fahneneid ... 10

VI. Abschnitt. Mang- und Vorgesetzten-verhiiltniffe. 8 1. Allgemeines .... 11 8 2. Rangordnung der Waf­ fengattungen .... 12 8 3. Rangordnung der Offi­ zierskorps, des Sanitäts­ korps und der Beamten 12 § 4 Rangverhältnis deS ein­ zelnen .................................. 12 § 5. Allgemeines militärisches Borgesetzten-Berhältnis. 14 § 6. Direktes Vorgesetztenver­ hältnis .................................. 18 8 7. Militärbeamte .... 19 § 8. Zivilbeamte der Militär­ verwaltung ............................ 21 § 9 Besondere Abzeichen. . 22

8 8

8 8

1. Rechte undPflichtender Militärpers onen des aktiven Dienststandes .

27

1. Auszug auS dem ReichsMilitärgesetz ....

27

Seite 28

2. Allgemeine Bestim­ mungen ..................................28 3. Ehrenbezeigungen von einzelnen außerhalb der . Truppe ...... 32 4. Ehrenbezeigungen von Abteilungen .... 37 5. Militärische Schicklich­ keilsregeln ............................ 39 6. Verhaften kirchlichen Ge­ bräuchen gegenüber . .41 7. Letzte Ehren .... 42

3. Dienst der Ordonnanzen und Offiziersburschen .

46

8. Ordonnanzdienst ... 9. Die Offiziersburschen

46 46

§ 8

4. Appelle.

Meldungen

47

§ 10. Der Appell . .... 47 § 11. Meldungen............................ 47

5. Gesuche....................................... 48

§ 12. Gesuche der Offiziere . § 13. Gesuche der Mannschaften

48 49

6. Beschwerden............................ 49

§ 14. Beschwerden der Offiziere und Sanitätsoffiziere . 8 15. Beschwerden der Beamten 8 16. Beschwerden der Personen des Soldatenstandes vom Feldwebel abwärts . .

49 53

54

7. Urlaub............................................. 56

8 17. Urlaub der Offiziere. . § 18. Urlaub der Unteroffiziere und Mannschaften . .

VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

8

§

.

8. Verhallen in Kasernen nnb Bürgerquartieren

56 58 59

§ 19. Kasernenordnung... 59 8 20. Verhaften im Bürgerquartter..................................62

VI

JnhattS-LerzeichntS deS H Teils.

Seite 9. Kommandos............................63 8 21. Arbeitsdienst .... 63 § 22. Kommandos von ein­ zelnen ................................. 63 § 23. Transport von Ge­ fangenen, Arrestanten . 63 8 24. Kommandos von Ab­ teilungen ............................64 § 25 Transport-Kommandos. 64

VIII. Abschnitt.

vtknßverhSUaisse der Unteroffiziere des aktive« vtenststankes. 1 Allgemeines .... 67 2. Ergänzung und Beförde­ rung der Unteroffiziere des aktiven Dienststandes 69 3. Entlassung und x Verab­ schiedung der Unteroffi­ ziere ....................................... 72 4. Vorrechte der Unteroffi­ ziere ....................................... 72 5. Der Feldwebel ... 73 6. Der Bizefeldwebel . . 74 7. Der Fähnrich .... 75 8. Der Sergeant .... 75 9. Der Korporalschafts führer................................. 75 10. Der Unteroffizier zur Arrestantenaussicht . . 76 11. Der Unteroffizier vom Tag....................................... 76 12. Der Kammerunteroffizier 77 13. Der Fourier .... 78 14. Der Schießunteroffizier. 79 15. Der Stubenälteste . . 79 16. Der Gefreite .... 79

8 §

8

8

8 § 8 8 8 8

8 § 8 8 8 8

Seite 3. Schreiben in urschrift­ licher (brevi manu) Form 96 8 4. Kurze (offene) Meldungen 96 8 5. Schreiben an neben- und untergeordnete Stellen und Personen .... 98 8 6. Tatberichte. Anzeigen strafbarer Handlungen . 99 8 7. Meldungen im Garnison­ wachtdienst ............................99 8 8. Schriftenverkehr im Felde 101 8*9. Privatbriefe an Vor­ gesetzte und Gleichgestellte 101 8 10. Umschlag- und äußere Adressen............................... 101 8 11. Portofreiheit .... 103 8

XI. Abschnitt.

Sekletdaag «ad Ausrüstung. 1. Beschaffung und In­ st andhaltungderBekleidung und Ausrüstung . 104

8 8 8 §

1. Bestandteile der Beklei­ dung und Ausrüstung 2. Grundzüge des Beklei­ dungswesens . ... 3. Anspruch auf Bekleidung und Ausrüstung . . . 4. Instandhaltung der Bekleidungsund Aus­ rüstungsstücke ....

104

}05

107

108

2. Anzug.......................................... 111 8

8

5 Anzug der Unteroffiziere und Soldaten .... 111 6. Anzug der Offiziere der Infanterie und Jäger . 117

IX. Abschnitt.

XII. Abschnitt.

Vienßverhältvise der Offiziere des aktiven vien-ftaudes.

1. Allgemeines über die Of­ fiziere .......................................80 2. Der Kompagniechef und die Kompagnieoffiziere . 86 3. Der Offizier vom Kaserntagesdienst............................87 4. Der militärische Kasernvorsteher............................87 5. Ergänzung der Offiziere des Friedensstandes. . 88 6. Beförderung der Offiziere 89

§

8 8

8 8

8

X. Abschnitt. Der militärische Lchristenverkehr.

8 8

1. Allgemeines .... 2. Schreiben in Dienstform

90 92

Stsol-ang, Verpflegung, Einquartierung, Peustoa. 1. Kassenwesen und Be­ soldung .....................................123 8 §

§

§ 8 8 8 §

1. Kassen wesen..........................123 2. Gehalt rc. und Löhnung im allgemeinen . . . 124 3. Gehalt und Löhnung unter besonderen Ver­ hältnissen ..........................126 4. Gehalt und Löhnung im Kriege......................... 128 6. Abzüge vom Gehalt. . 128 6. Zulagen....................... 128 7. Zahlungsverfahren . . 129 8. Soldbücher.................. 130

JnhastS-BerzeichniS des II. Teils.

Seite

Seite

2. Reisegebührnisse § 9. § 10. § 11. 8 12.

.

.

. 130

Allgemeines .... 130 Tagegelder............... 130 Fuhrkosten................131 Besondere Bestimmungen 131

3. Naturalverpflegung.

. 132

§ 13 Naturalverpflegung im Frieden............................... 132 § 14. Naturalverpflegung im Kriege ...... 137

4. Natural- und Quartier­ te i st u n g fürdiebewasfn et e Macht............................... 141 S 15. Naturalleistung für die bewaffnete Macht im Frieden............................... 141 8 16. Quartierleistung für die bewaffnete Macht im Frieden............................... 146 tz 17. Natural- und Quartier­ leistung für die bewaff­ nete Macht im Kriege . 148

5. Pcnsionswesen

.

.

.

. 150

§ 18. Offiziere............................... 150 § 19. Unteroffiziere und Sol­ daten .....................................153

XIII. Abschnitt.

§ § 8 8

§ §

§ § §

1. Umfang des Sanitäts­ dienstes im Frieden . . 155 2. Organe des Sanitäts­ dienstes 156 3. Leitung des.. Sanitäts­ dienstes ............................... 156 4. Sanitätsdienst bei den Truppenteilen . . . . 157 5. Friedenslazarette . . . 160

2. Sanitätsdienst im Kriege 160

§ §

§ § § 8

6. Sanitätsdienst bei der Feldarmee......................... 160 7. Sanitätsdienst bei dem Etappen- und Eisenbahn­ wesen ..................................... 162 8. Sanitätsdienst bei der Besatzungsarmee . . . 163 9. Freiwillige Krankenpflege 164 10. Neutralitätsabzeichen . 164 11. Genfer Konventton . . 164

3. Gesundheitspflege . . 165 8 12. Allgemeines..... 165 § 13. Nahrungsmittel . . . 165

14. 15. 16. 17.

§ 18. § 19. § 20.

8 21.

Getränke............................... 167 Bekleidung.......................... 168 Pflege des Körpers . .168 Gesundheitspflege aus Märschen.......................... 169 Gesundheitspflege im 172 Büvak ...... 172 Gesundheitspflege im Laaer..................................... 172 Gesundheitspflege im Quartier ..... 172 Gesundheitspflege auf Eisenbahnen .... 172

XIV. Abschnitt,

visfipttn,

Strafrechtspstege, Shreogerichtr.

1. Disziplinar-Straford­ nung ............................... 173

S §

§

8

8

Sanitätsdienst. .

1. Sanitätsdienst im Frie­ den .................................................. 155

VII

8

§

1. Umfang der Disziplinarstrafgewalt..........................173 2. Disziplinarbestrasung der Militärpersonen des aktiven Dienststandes. . . 174 3. DiSziplinarbestrafung der Militärpersonen des Beurlaubtenstandes . . 178 4. Ausübung der Militär­ strafgewalt .......................... 180 5. Vollstreckung der Dis­ ziplinarstrafen . . . . 181 6. Beschwerdeführung über Disziplinarbestrasuna . 182 7. Beaufsichtigung der Disziplinarstrafgewalt durch die höheren Vorgesetzten 182

2. Militär-Strafgesetz buch §

§ § 8

§

§

182

8. Einleitende Bestim­ mungen ........................... * 182 9. Bestrafung im all­ gemeinen ..........................183 10. Teilnahme..........................186 11. Gründe, welche die Strafe ausschließen, mildern oder erhöhen............................... 186 12. Die einzelnen Verbrechen oder Vergehen und deren Bestrafung..........................186 13. Die Rehabilitierung. . 198

3. Militär-Strafgerichts ordnung..................................... 199 § 14. Umfang der Militärstrafgerichtsbarkeit .... '199 § 15. Ausübung der Militär­ strafgerichtsbarkeit . . . 200 § 16. Das Verfahren . . . 202

vin

JnhaltS-BerzeichniS deS II. Teils. Sette

Seite

§ 17. Rechtsmittel........................ 205 § 18. Bestätigung der Urteile und Sttafvollstreckung . 206

2. Dentzeichen............................. 220 § 6. Das Armee-Denkzeichen 1866 ................................. 220 § 7. DaS Feldzugs-Denk­ zeichen 1849 .... 220 £ 8. Das Denkzeichen für das Jahr 1849 ...................... 220 § 9. Die Kriegsdenkmünze für 1870/71 ........................... 221 § 10. Die China-Denkmünze . 221 § 11. Die Erinnerungsmedaille 221

4. Die Ehrengerichte. . . 206 § 19. Zweck und Zuständigkeit der Ehrengerichte. . . 206 § 20. Bildung der Ehren­ gerichte ..............................207 § 21. Born Ehrenrät . . . 208 § 22. Bon dem ehrengericht­ lichen Verfahren . . . 209 § 23. Verhalten der Offiziere bei Ehrenhändeln mit Offizieren und Zivil­ personen ............................. 214 XV. Abschnitt.

Lelohaungea mrd Xur-etchnungen. 1. Militärische Orden

§

§ §

§

.

. 216

1. Der Militär-Max-JosephOrden ...................................216 2. Der Militär - VerdienstOrden ............................. 217 3. Die Militär-VerdienstMedaille ........................... 218 4. DaS Militär-Sanitäts218 5. DaS Berdienstkreuz für freiwillige Krankenpflege

3. Dienstallerszeichen . . 221 § 12. Das Dienstauszeich­ nungs-Kreuz 1. und 2. Klasse..............................221 § 13. Die Dienstauszeichnung. 222 § 14. Die Landwehr-DienstauSzeichnung .... 222 § 15. Der Ludwigs Orden . . 223 4. Anderweitige Auszeich­ nungen.- ................................... 223 § 16. Bayerische Hausritter­ orden und Zivilverdienst­ orden ................................... 223 § 17. Autzerbayerische Orden . 224 § 18. AllgemeineBestimmun­ gen 225

Berichtigungen............................ 225

V. Abschnitt.

Di» miMsnischen Verufspflichien. (Kriegsartikel für daS Heer, B-Bl. 258/02.)

§ 1.

Der Beruf des Soldaten.

Der Soldat ist im Kriege berufen, den Thron und das Vaterland zu ver­ teidigen und deren Feinde ju bekämpfen; im Frieden bereitet er sich aus den Krieg vor und wirkt zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung mit. Der Soldatenstand genießt viele Vorzüge; ihm ist der Schutz der höchsten Güter der Nation, deren Ehre und Unabhängigkeit, anvertraut. Ehrlose, sittlich verkommene Menschen sind von ihm ausgeschlossen; nur unbescholtene, ehren­ hafte, gesunde und kräftige Männer bilden die Armee. König und Kaiser tragen den Rock deS Soldaten; Prinzen und Fürsten stehen in den Reihen des Heeres. Äußerer Glanz und innerer Wert sind nirgends in höherem Grade vereinigt, als in der Armee, der Blüte und dem Stolze deS Volkes. Doch der Soldatenstand ist auch der Stand vieler Beschwerden, Gefahren, Anstrengungen und Entbehrungen, der Stand der Unterordnung, Selbstver­ leugnung und Aufopferung. Eer Soldat muß gegebenenfalls auf alle Genüsse und Annehmlichkeiten deS Lebens verzichten. Bor dem Feinde ist der Tod seine nächste Aussicht und ein ehrenvolles Andenken oft seine einzige Belohnung. Ein solcher Stand stellt hohe Anforderungen an jedes einzelne seiner Mit­ glieder und legt große, schwer zu erfüllende Pflichten auf. § 2.

Die Pflichten deS Soldaten; Belohnungen und Strafen.

Die hauptsächlichsten Pflichten des Soldaten sind in den Kriegsartikeln enthalten; diese geben ihm die Richtschur, wonach er im Frieden wie im Kriege zu leben und zu handeln hat. Sie stellen ihm Belohnungen für treue Pflicht­ erfüllung in Aussicht, weisen ihn aber auch auf die Strafen hin, welche Pflicht­ verletzung nach sich zieht. Artikel 1. Eingedenk seines hohen Berufs, Thron und Vaterland zu schützen, muß der Soldat stets eifrig bemüht sein, seine Pflichten zu erfüllen. Der Dienst bei der Fahne ist die Schule für den Krieg; was der Soldat während seiner Dienstzeit.gelernt hat, soll er auch im Beur­ laubtenstande sich erhalten.

Artikel 2. Die unverbrüchliche Wahrung gelobten Treue ist die erste Pflicht des Soldaten. Müller und v. Zwehl, Handb. f. Tinj.Freiw. II. teil.

der im Fahneneide Nächstdem erfordert 1

2

V. Abschnitt.

Die militärischen BerufSpstichten.

der Beruf deS Soldaten: Kriegsfertigkeit, Mut bei allen Dienstobliegen­ heiten, Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen die Vorgesetzten, ehrenhafte Führung in und außer Dienst, gutes und redliches Verhalten gegen die Kameraden. Artikel 3. Jeder rechtschaffene, unverzagte und ehrliebende Soldat darf der Anerkennung und des Wohlwollens seiner Vorgesetzten ver­ sichert sein. Artikel 4. Dem Soldaten steht nach seinen Fähigkeiten und Kenntnissen der Weg selbst zu den höchsten Stellen im Heere offen. Wer sich durch Tapferkeit und Mut hervortut oder in langer Dienst­ zeit gut führt, hat für seine treue Pflichterfüllung die verdiente Belohnung durch ehrenvolle Auszeichnungen zu erwarten. Wer nach längerer vorwurfsfreier Dienstzeit die Beschwerden des Dienstes nickt mehr zu ertragen vermag, wer durch Verwundung vor dem Feinde dienstunfähig wird oder sonst im Dienste zu Schaden kommt, erwirbt den Anspruch aus Pension oder Anstellung im Zivildienste. Artikels. Dagegen trifft denjenigen Soldaten, welcher seine Pflicht verletzt, die verdiente Strafe. Geringere Vergehen werden disziplinarisch geahndet, bei schweren tritt gerichtliche Bestrafung ein. Die Strafen, auf welche gerichtlich er­ kannt werden kann, sind Arrest, Festungshaft, Gefängnis, Zuchthaus und in den schwersten Fällen Todesstrafe. Der Arrest ist gelinder, mittlerer oder strenger. Der Höchstbetrag der beiden ersten Arten ist 6 Wochen, der des strengen Arrestes 4 Wochen. Festungshaft, Gefängnis und Zuchthaus sind entweder von zeitiger Dauer bis zu 15 Jahren oder lebenslänglich. Freiheitsstrafen von mehr als 6 Wochen werden auf die aktive Dienst­ zeit nicht angerechnet. Neben diesen Strafen kommen als besondere Ehrenstrafen gegen den Soldaten zur Anwendung: Versetzung in die 2. Klaffe des Soldaten­ standes, Degradation und Entfernung aus dem Heere. Bei Zuchthaus wird stets auf Entfernung aus dem Heere erkannt. Gegen Mannschaften von besonders schlechter Führung kann Ein­ stellung in eine Arbeiter-Abteilung verfügt werden. Ist der Kriegszustand erklärt, so werden die Strafen verschärft.

§ 3.

Treue gegen den König.

Treue gegen den König ist die erste und heiligste Pflicht des Soldaten. Ein treuer Soldat ist dem Landesherrn völlig ergeben, hegt die tiefste Ehrfurcht vor ihm, erweist ihm unbedingten Gehorsam, versieht seinen Dienste gewissenhaft, schützt seine Person gegen alle Feinde und verteidigt die Ehre der Krone gegen jedermann, der sie anzutasten wagt; er verläßt seine Fahne unter keinen Berhältnisien, und niemals ist ihm in Ausübung der Pflicht der Treue gegen König und Vaterland eine Anstrengung oder ein Opfer zu groß; willig bringt er ihr sogar sein Leben dar. Des Bayern Wahlspruch lautet: „In Treue fest!"

Artikel 6. Die Pflicht der Treue gebietet dem Soldaten bei allen Vorfällen im Krieg und Frieden mit Aufbietung aller seiner Kräfte, selbst mit Aufopferung des Lebens, jede Gefahr von Seiner Majestät dem Könige und dem Vaterlande abzüwenden.

V. Abschnitt.

3

Die militärischen Beruf-Pflichten.

Artikel 7. Wer sich mit dem Feinde in Verbindung setzt oder auf sonstige Weise durch Handlungen oder Unterlassungen die deutschen oder verbündeten Truppen absichtlich schädigt oder zu schädigen unter­ nimmt, bricht die eidlich gelobte Treue und macht sich des Kriegsverrats schuldig. Der Verräter wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenstrafen oder mit dem Tode bestraft. Auch im Frieden wird der Verrat militärischer Geheimnisse mit schwerer und entehrender Strafe belegt. Wer von einem verräterischen Vorhaben Kenntnis erhält, ist ver­ pflichtet, dies sofort seinem Vorgesetzten auzuzeigen, er zieht sich sonst selbst schwere Strafe zu. Artikel 8. Die Erfüllung der Dienstpflicht ist eine Ehrenpflicht jedes deutschen Mannes; wer sich ihr durch Selbstverstümmelung,' durch Täuschung oder auf andere Weise entzieht oder zu entziehen versucht, wird in die 2. Klasse des Soldatenstandes versetzt und mit Freiheitsstrafe belegt. Gleiche Strafe trifft den Teilnehmer. Artikel 9. Dem Soldaten soll seine Fahne heilig sein. Er darf sie niemals verlassen. Wer die Fahne verläßt oder von ihr fortbleibt, um sich seiner Verpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, macht sich der Fahnenflucht schuldig. Die Fahnenflucht wird mit den schwersten Freiheits- und Ehren­ strafen, im Felde selbst mit dem Tode bestraft. Schwere Strafe trifft denjenigen, der einen anderen zur Fahnenflucht verleitet oder diese be fordert, sowie auch den, welcher von einem zu seiner Kenntnis gelangten Vorhaben der Fahnenflucht seinen Vorgesetzten nicht alsbald Anzeige macht. Auch wenn der Soldat nicht beabsichtigt, dauernd fern zu bleiben, sind eigenmächtige Entfernung von der Truppe und Nrlaubsüberschreitung strafbar.

§ 4.

Krieg-fertigkeit, Mut und Tapferkeit.

Zur Kriegsfertigkeil des Soldaten gehört, daß er in allen Zweigen des Dienstes gut auSgebi'ldet ist, alle feine Obliegenheiten kennt, körperliche An­ strengungen und Entbehrungen zu ertragen vermag, seine Waffen geschickt zu gebrauchen gelernt hat und so ein tüchtige-, allseitig verwendbares und nie versagendes "Werkzeug der Heeresleitung geworden ist. Der Soldat muß unausgesetzt bestrebt sein, den erwähnten Grad von Kriegsfertigkeil zu erreichen, und sich daher bei allen Übungen willig und un­ verdrossen zeigen, die Lehren und Ermahnungen seiner Vorgesetzten, die ihn unterweisen, genau beachten und alle seine körperlichen Kräfte und geistigen Fähigkeiten seiner militärischen Ausbildung widmen. Mut zeigt derjenige, welcher vor keiner Gefahr und Schwierigkeit zurück­ schreckt. Bielen ist der Mut angeboren, vielen aber, deren Natur zaghaft und ängstlich ist, muß er erst anerzogen werden durch Förderung der Kraft und Gewandtheit des Körpers, durch Stärkung des Willens, durch Belebung der Pflichttreue, durch Belehrung über das Schmachvolle und die Nachteile der Feigheit und über das Ehrenhafte und die Erfolge des Mutes, durch Erweckung eines festen Gottvertrauens. Der Mut kann und soll sich „bei allen Dienstobliegenheiten, wie beim Turnen, Schwimmen, anstrengenden Übungen, bei Ausübung des Wachtdienstes,

P

4

V. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

bei Verhaftungen, Unterdrückung von Tumulten, bei Feuer- und WafferSgefahr re. bewähren.

Die Tapferkeit ist der Mut im Kampfe, die Ausdauer im feindlichen Feuer, die Kühnheit und Todesverachtung, mit welcher der Soldat dem Führer folgt und sich gegen den Feind stürzt; sie ist die höchste Zierde deS Soldaten.

Artikel 10. Die Feigheit ist für den Soldaten besonders schimpf­ lich und entehrend; niemals darf er sich durch Furcht vor persönlicher Gefahr von der Erfüllung seiner Berufspflichten abwendig machen lassen.

Der feige Soldat hat schwere Freiheits- und Ehrenstrafen, im Kriege Zuchthaus oder die Todesstrafe zu erwarten. § 5.

Gehorsam.

DaS unerläßliche Erfordernis für die erfolgreiche Ausbildung und Führung einer Armee ist der Gehorsam, welcher verbürgt, daß der Wille der obersten Heeresleitung durchgreift durch alle Rangstufen bis hinab zum gemeinen Manne und daß die Armee in allen ihren Gliedern einheitlich nach dem Plane deS Führers ausgebildet und verwendet wird. Der Gehorsam besteht in der Unterordnung (Subordinatton) des Unter­ gebenen unter den Vorgesetzten, in der unbedingten und pünktlichen Befolgung der Befehle deS letzteren. Der Untergebene hat, waS ihm auch der Vorgesetzte befiehlt, ohne Wider­ spruch und Murren, ohne widerspenstige Geberde oder eine Miene deS Unwillens anzuhören und unverdroffen und unverzüglich zu verrichten.

Er hat den Befehl, mag ihm dieser zweckmäßig erscheinen oder nicht, nach bestem Wissen und Gewissen, d. h. nach dem Wortlaute und im Sinne deS befehlenden Vorgesetzten auszuführen. Die Verantwortung für den Befehl, dessen Zweckmäßigkeit re. trägt der Vorgesetzte. Versteht der Soldat einen Befehl nicht, so soll er bescheiden und kurz eine Erläuterung erbitten.

Stellen sich der Ausführung eines Befehls Hindernisse entgegen, welche der Vorgesetzte nicht wissen konnte, so hat der Untergebene daS Recht und die Pflicht, sinngemäße Abänderungen zu treffen und dem Vorgesetzten nachträglich darüber Meldung zu erstatten. Widerspricht ein Befehl dem von einem anderen Vorgesetzten bereits früher erteilten Befehle, so muß der Untergebene darauf aufmerksam machen, den neuen Befehl aber auSführen, wenn der Vorgesetzte darauf besteht. Nur dann, wenn der Vorgesetzte einen Verrat gegen den König und das Vaterland oder ein sonstiges Verbrechen beabsichtigt, muß ihm der Gehorsam verweigert werden. Mit dem Gehorsam eng verbunden ist eine aufrichtige Ehrerbietung und Achtung gegen den Vorgesetzten. Der Untergebene würde sich eines strafbaren Vergehen- schuldig machen, wenn er die dem Vorgesetzten gebührende Ehren­ bezeigung unterließe, wenn er ihm nicht bescheiden und dienstwillig be­ gegnete, sondern sich anmaßend und frech benehmen würde, wenn er den Vor­ gesetzten belügen, wenn er deffen Anordnungen bespötteln, seine Befehle bemtteln und wenn er von seiner Person unehrerbietig sprechen, wenn er ihn gar durch Worte oder Taten beleidigen würde.

Glaubt ein Untergebener, daß ihm durch Erteilung eines Befehles zu nahe getreten worden, so ist ihm nach Vollziehung desselben bzw. nach Beendigung deS Dienstes gestattet, Beschwerde zu führen. Und ebenso steht, falls sich ein Vorgesetzter beleidigender Ausdrücke be­ dienen oder sich gar zu Tätlichkeiten hinreißen lassen sollte, dem sich gekräntt

V. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

5

Fühlenden das Recht der Beschwerde zu; niemals aber darf sich dieser unter­ fangen, seinen Vorgesetzten zur Rede zu stellen oder sich selbst Genugtuung zu verschaffen. Der Gehorsam wird durch die richtige Art des Befehlens und durch die Erziehung deS Untergebenen zum Gehorsam erzielt. Was befohlen wird, soll kurz, klar und bestimmt befohlen werden. ES genügt nicht, daß man befiehlt, auch nicht, daß man das Rechte dabei im Auge hat, vielmehr hat die Art, wie man befiehlt, einen großen Einfluß auf den Untergebenen. Der Vorgesetzte vermeide es, zu befehlen oder zu verbieten, wenn er nicht die Mittel hat, seinem Befehl oder Verbot Geltung zu verschaffen; anderseits überwache er stets die Ausführung seiner Befehle. Einen einmal gegebenen Befehl abzuändern, ist tunlichst zu unterlassen. Während einerseits jeder Ungehorsam strenge zu bestrafen ist, soll anderseits der Vorgesetzte durch ruhiges, ernstes und gesetztes Benehmen, durch Wohl­ wollen und Fürsorge die Achtung und das Vertrauen seiner Untergebenen sich erwerben und in ihnen Liebe und Anhänglichkeit für den Dienst in dem Grade erwecken, daß sie nicht aus knechtischer Unterwürfigkeit uud aus Furcht vor Strafe, sondern aus eigenem Triebe den Befehlen nachzukommen sich bestreben. Die Herablassung und Nachsicht sollen aber nie in enge Vertraulichkeit ausarten oder gar soweit gehen, daß daraus ein mit der Würde des Vorgesetzten un­ verträgliches Verhältnis entsteht. Der Vorgesetzte soll ferner bei Erteilung von Befehlen niemals seine Befugnisse überschreiten, vom Untergebenen nichts fordern, was den Ge­ setzen des Dienstes zuwiderläuft und ihm den Dienst nicht unnötig erschweren oder sich beigehen lassen, ihn in herabwürdigender Weise zu behandeln oder gar zu mißhandeln.

Artikel 11. Der Gemeine muß jedem Offizier und Unteroffizier, und der Unteroffizier jedem Offizier des Heeres, der Marine oder Schutz­ truppe Achtung und Gehorsam beweisen und hat ihre Befehle pünktlich zu befolgen. In gleicher Weise ist den Anordnungen und Weisungen aller zum Wacht- oder militärischen Sicherheitsdienst befehligten Personen des Soldatenstandes sowie den zeitweilig zum Vorgesetzten bestellten Mannschaften und den im Dienst befindlichen Feldgendarmen Gehorsam zu leisten. Artikel 12. Achtungswidriges Benehmen gegen einen Vorgesetzten, Beleidigung eines solchen, Ungehorsam gegen einen Dienstbefehl, sowie Belügen des Vorgesetzten auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten werden nachdrücklich geahndet. Bei achtungswidrigem Benehmen unter dem Gewehr oder vor ver­ sammelter Mannschaft*), bei ausdrücklicher Verweigerung des Gehorsams, Kundgebung des Ungehorsams durch Worte, Geberden oder andere Hand­ lungen oder Beharren im Ungehorsam sowie bei Bedrohung des Vor­ gesetzten tritt erhebliche Verschärfung der Strafe ein. Artikel 13. Wer sich einem Vorgesetzten tätlich widersetzt oder einen tätlichen Angriff gegen ihn unternimmt, hat schwere Freiheitsstrafe, unter Umständen Zuchthaus verwirkt. Im Felde tritt, wenn die Tätlich­ keit während des Dienstes verübt ist, die Todesstrafe ein. Auch ist jeder Vorgesetzte berechtigt, um einen tätlichen Angriff des Untergebenen abzuwehren oder um seinen Befehlen in äußerster Not und *) D. h. wenn außer dem Vorgesetzten und den einzelnen Beteiligten noch mindestens drei andere zu militärischem Dienste versammelte Personen deS SoldatenstandeS gegenwärtig sind (M.St.G.B. § 12).

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V. Abschnitt.

Die militärischen Beruf-pflichten.

dringendster Gefahr Gehorsam zu verschaffen, die Waffe gegen den Unter­ gebenen zu gebrauchen. Artikel 14. Jede Aufforderung oder jeder Anreiz, gemeinschaftlich dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern oder sich ihm zu wider­ setzen oder eine Tätlichkeit gegen ihn zu begehen, wird als Aufwiegelung aufs strengste bestraft. Verabreden sich mehrere zur gemeinschaftlichen Begehung einer solchen Tat, so liegt Meuterei vor. Wenn mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften eine Gehorsamsverweigerung, Widersetzlichkeit oder Tätlichkeit gegen den Vor­ gesetzten begehen, so machen sie sich des militärischen Aufruhrs schuldig; als Strafe hiefür kann auf Zuchthaus bis 511 lebenslänglicher Dauer, im Felde auf Todesstrafe erkannt werden. Wer von einer Meuterei, welche zu seiner Kenntnis gelangt, nicht sofort seinen Vorgesetzten Anzeige macht, hat strenge Strafe zu erwarten.

§ 6.

Ehrenhafte Kührnng und Kameradschaft.

Der Soldat muß in wie außer Dienst eine ehrenhafte Führung pflegen und sich dadurch die Achtung und das Vertrauen seiner Vorgesetzten, seiner Kameraden und seiner Mitbürger zu erwerben suchen Die ehrenhafte Führung besteht in gewissenhafter Erfüllung aller Pflichten und in einem rechtschaffenen, gesitteten und ordentlichen Lebenswandel. Der Soldat beobachte daher alles dasjenige, was die militärischen Gesetze und Gebräuche, was die allgemeinen bürgerlichen Gesetze, was das eigene Gewissen vorschreiben; dagegen unterlasse er alles, was schimpflich und gemein, was gegen Anstand, Sitte und Gesetz verstößt, was Tadel und Mißbilligung der Vorgesetzten, Kameraden und Mit­ bürger Hervorrufen kann; er hüte sich vor allen unehrenhaften, unredlichen Handlungen, er meide die Unwahrheit, besonders in dienstlichen Aussagen und Meldungen, er lasse sich nie durch Versprechungen und Geschenke zu Pflicht­ widrigkeit verleiten; er beflecke nie seine Waffe durch rohen Mißbrauch derselben; er lasse sich nie ein ungesittetes Betragen, namentlich nicht an öffentlichen Orten, zu Schulden kommen, er meide die Trunkenheit, das Schuldenmachen, Glücks­ spiele, schlechten Umgang, Unterschlagung, Betrug und Diebstahl; er gebe einer­ seits keine Veranlassung zu Schimpf und Schande, anderseits lasse er sich aber auch nicht von anderen beschimpfen, beleidigen oder sonst durch Wort oder Tat an der Ehre kränken. Er sei in allen seinen Reden oder Handlungen besonnen; er beobachte Verschwiegenheit über dienstliche Angelegenheiten und Einrichtungen des Heeres; von den Gefühlen der Religion sei er durchdrungen und ehre die Vorschriften und Gebräuche aller Religionsbekenntnisse; gegen die Einwohner des Landes und gegen Fremde beobachte er ein gefälliges und zuvorkommendes Betragen und begegne jedem mit der seinem Stand geziemenden Achtung. Durch solch ehrenhafte Führung in Verbindung mit dem Gehorsam wird die Mannszucht (Disziplin) einer Truppe begründet. Man versteht unter dieser die strenge Innehaltung der militärischen Zucht und Ordnung und die Befolgung aller für die verschiedenen Dienstzweige gegebenen Regeln. Die Mannszucht zeigt sich in dem guten Zustande und der Reinlichkeit des Anzuges, in der gewiffenhaften Führung des Hau-Haltes, in der sorgfältigen Behandlung der Bewaffnungs- und Ausrüstungsgegenstände, in dem Sinne für Ordnung, Sauberkeit und Regelmäßigkeit, in der Pünktlichkeit des Antreten-, in der strengsten Aufmerksamkeit bei den Waffenübungen, in der Beobachtung auch der geringsten dienstlichen Besttmmungen, im anständigen, durchaus mili­ tärischen Benehmen auf der Straße, im freundlichen Verkehr mit den Kameraden, im gefälligen Entgegenkommen gegen die Bürger, in der Achtung vor dem

V. Abschnitt.

Die militärischen Beruf-Pflichten.

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Gesetze und seinen Vollzugsorganen. ES ist MannSzucht, dem Feinde mutig entgegenzugehen, niemals seinen Platz zu verlassen, sich allen Anstrengungen und Entbehrungen willig zu unterziehen, niemals unmutig und verdrossen zu werden. Es ist Mannszucht, als einsam stehender Posten sich keine Bequemlich­ keit zu gönnen, stets so zu handeln, wie wenn man sich unter den Augen deS strengsten Vorgesetzten befände; es ist Mannszucht, Schonung und Milde gegen die friedlichen Bewohner des feindlichen Landes und gegen Gefangene zu zeigen und deren Hab und Gut nicht ohne Not anzutasten; es ist MannSzucht, seinen Vorgesetzten stets, in allen Lagen, an allen Orten, den gebührenden Gehorsam, Achtung und Ehre zu erweisen. Um den Soldaten zur Mannszucht zu erziehen und in ihm Rechtschaffenheit und ein reges, andauerndes Pflichtgefühl zu schaffen, welches stärker ist und länger anhält als die schnell aufflackernde und ebenso schnell erlöschende Be­ geisterung, ist eine strenge und langwierige Schule nötig. Fortwährende Beaufsichtigung der Untergebenen in allen Dingen in und außer Dienst, nie ruhender Eifer, sie anzuspornen, zu belehren und zu unterweisen, gleichmäßige, strenge und dabei wohlwollende Behandlung derselben genaue Kenntnis ihrer persönlichen Eigenschaften und Verhältuisse, Schonung ihres Ehrgefühls, Gerechtigkeit, Unparteilichkeit, Beharren auf wohlüberlegten Befehlen, richtiger Gebrauch aller dienstlichen Gewalt sowie unnachsichtliche Be­ strafung aller Pflichtverletzungen, aller Verstöße gegen strenge Zucht und Ord­ nung, aller Versäumnisse und Nachlässigkeiten — dies sind die wirksamsten Mittel in der Hand des Vorgesetzten, die Mannszucht aufrecht zu erhalten. Wohl kann der Soldat das Marschieren und die Handhabung der Waffen durch Übung erlernen, auch seine geistigen und körperlichen Kräfte lassen sich entwickeln und stählen; aber nur im Laufe der Zeit kann die Mannszucht er­ reicht werden, welche den Grundpfeiler der Armee, die Vorbedingung für jeden Erfolg bildet und welche für alle Verhältnisse mit Energie begründet und er­ halten werden muß.

Artikel 15. Der ehrenvolle Beruf des Soldaten darf durch ehrenwidrige Behandlung desselben nicht herabgewürdigt werden. Wer die Untergebenen vorschriftswidrig behandelt, beleidigt oder gar mißhandelt, oder wer seine Dienstgewalt dazu mißbraucht, um auf Kosten seiner Untergebenen sich Vorteile zu verschaffen, wird nachdrücklich bestraft. Glaubt der Soldat, Veranlassung zur Beschwerde zu haben, so ist er dennoch verbunden, seine Dienstobliegenheiten unweigerlich zu er­ füllen und erst demnächst seine Beschwerde auf dem verordneten Wege anzubringen. Wer eine Beschwerde auf unwahre Behauptungen stützt oder unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege anbringt, wird mit Freiheitsstrafe belegt. Artikel 16. Gemeinsame Beratungen von Soldaten über mili­ tärische Angelegenheiten, Einrichtungen oder Befehle ohne dienstliche Ge­ nehmigung, sowie das Sammeln von Unterschriften zu einer gemeinsamen Beschwerde sind mit der militärischen Mannszucht nicht vereinbar und werden bestraft. Schwere Strafe trifft denjenigen, welcher es unternimmt, Miß­ vergnügen in Beziehung auf den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen. Artikel 17. Im Felde darf der Soldat nie vergessen, daß der Krieg nur mit der bewaffneten Macht des Feindes geführt wird. Hab und Gut der Bewohner des feindlichen Landes, der Verwundeten, Kranken und Kriegsgefangenen stehen unter dem besonderen Schutz des Gesetzes,

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V. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

ebenso das Eigentum von gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen. Eigenmächtiges Beutemachen, Plünderung, boshafte oder mutwillige Beschädigung oder Vernichtung fremder Sachen im Felde, Bedrückung der Landesbewohner werden mit den schwersten Strafen belegt. Als Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die Aneignung sich nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Futter und Beförderungsmittel erstreckt und dem vorhandenen Bedürfnis ent­ spricht. Artikel 18. Der Soldat darf seine Waffen nur in Erfüllung seines Berufes oder in rechtmäßiger Selbstverteidigung gebrauchen. Rechts­ widriger Waffengebrauch wird schwer bestraft; desgleichen die unvorsichtige Behandlung von Waffen und Munition, wenn dadurch ein Mensch körper­ lich verletzt oder getötet worden ist. Artikel 19. Der Soldat soll sein Dienstpferd, seine Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke in gutem Stande halten und zur Er­ langung der Kriegstüchtigkeit unausgesetzt sich bemühen, den Gebrauch der Waffen ganz und vollständig zu erlernen. Wer sein Dienstpferd, seine Waffen, Bekleidungs- oder Ausrüstungs­ stücke oder einen andern Dienstgegenstand vorsätzlich beschädigt, unbrauch­ bar macht oder preisgibt, hat Freiheitsstrafe verwirkt, in schweren Fällen zugleich Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes. Artikel 20. Der Soldat hat über Dienstangelegenheiten Ver­ schwiegenheit zu beobachten. Bei allen Meldungen und Aussagen muß er sich der strengsten Wahrheit befleißigen. Die absichtliche unrichtige Abstattung von Rapporten, dienstlichen Meldungen oder dienstlichen Berichten oder ihre wissentliche Weiter­ beförderung unterliegt strenger Bestrafung. Auch Fahrlässigkeit ist hiebei strafbar. Artikel 21. Der Soldat darf niemals, sei es durch Aussicht auf äußere Vorteile, sei es durch irgend einen andern Grund, bei Aus­ übung des Dienstes sich zu Pflichtwidrigkeiten verleiten lassen. Wer für eine Handlung, die eine Verletzung einer Dienstpflicht enthält, Geschenke oder andere Vorteile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, hat Zuchthaus zu gewärtigen. Artikel 22. Ein verantwortungsvoller Dienst ist der Wachtdienst; seine gewissenhafte Ausführung muß der Soldat sich besonders angelegen sein lassen. Dem Wachtposten ist, wenn nicht ein Anderes ausdrücklich bestimmt wird, verboten, sich niederzusetzen oder niederzulegen, die Waffe aus der Hand zu lassen, zu essen, zu trinken, Tabak zu rauchen, Geschenke an­ zunehmen, zu schlafen, über die Grenze seines Postens hinaus zu gehen, ihn vor erfolgter Ablösung zu verlassen oder sonst seine Dienstvorschrift zu übertreten. Entsprechend der Wichtigkeit dieses Dienstes werden Wachtvergehen besonders streng bestraft; vor dem Feinde kann auf Todesstrafe erkannt werden. Artikel 23. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, oder als Wachtposten eine strafbare Handlung, die er verhindern konnte und zu verhindern dienstlich ver-

V. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

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pflichtet war, wissentlich begehen läßt, wird ebenso bestraft, als ob er die Handlung selbst begangen hätte. Sind einem Soldaten Gefangene zur Bewachung anvertraut, so haftet er für deren sichere Bewachung. Wer die Wache oder bei einem Kommando oder auf dem Marsche seinen Platz eigenmächtig verläßt, wird mit Arrest bestraft. Artikel 24. Der Soldat soll ein ordentliches Leben führen und darf weder Schulden machen, noch dem Trünke, dem Spiel oder anderen Ausschweifungen sich ergeben. Auch muß er vom Zapfenstreich bis zum Wecken in seinem Quartier sein, wenn er nicht im Dienst sich befindet oder von seinem Vorgesetzten Erlaubnis erhalten hat, sich anderswo auf­ zuhalten. Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung, bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Täters keinen Milderungsgrund. Wer im Dienst oder nachdem er zum Dienst befehligt worden ist, durch Trunkenheit zur Ausführung seiner Dienstverrichtung sich untauglich macht, wird mit harter Freiheitsstrafe belegt. Die Kameradschaft ist das brüderliche Band, das sich um alle Angehörigen der Armee zieht. Sie gründet sich auf die Gemeinsamkeit des ehrenvollen Be­ rufes und äußert sich in der gegenseitigen Wertschätzung, der Eintracht, Anhänglichkeit und in dem gegenseitigen Beistand. Ein guter Kamerad teilt mit dem andern den letzten Bissen Brot, den letzten Labetrunk. Sieht er diesen in Gefahr, so steht er ihm selbst bei, be­ trachtet dessen Sache ganz wie die seine und eilt ihm mit Gefahr seines Lebens zu Hilfe. Eine falsche Auffassung der Kameradschaft ist es aber, einem Kameraden in unerlaubten Dingen beizustehen. Die Kameradschaft ist die Quelle des Gemeingeistes, welcher in dem über­ einstimmenden Bestreben aller besteht, die Gebote der militärischen Standesund Berufspflichten zu Grundsätzen ihrer Handlungsweise zu erheben und den guten Ruf und die Ehre der eigenen Abteilung, der eigenen Armee und des eigenen Standes zu. fördern und zu erhalten. Kennzeichen des richtigen Gemeingeistes in einer Truppe sind daher: wenn ein jeder sich den Tadel seiner Kameraden zuzuziehen fürchtet, falls er pflichtwidrig handelt, wenn keiner sich ein tadelndes Wort über Vorgesetzte erlauben darf, ohne von Kameraden zurechtgewiesen zu werden, wenn die Kameraden Unwürdigen offen ihren Abscheu und ihre Verachtung zeigen, wenn jeder einzelne bestrebt ist, gemeinschaftlich mit den übrigen daS Beste deS Truppenteils zu fördern.

Artikel 25. Der Soldat darf im Kampf, in Not und Gefahr seine Kameraden nicht verlassen, muß ihnen nach allen Kräften Hilfe leisten, wenn sie in erlaubten Dingen seines Beistandes bedürfen, und soll mit ihnen in Eintracht leben. Schlägereien und Beleidigungen der Soldaten untereinander werden nachdrücklich bestraft. Artikel 26. Strenge Redlichkeit gehört zu den besonderen Pflichten des Soldaten. Diebstähle oder Unterschlagungen bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung des militärischen Dienstverhältnisses werden mit Freiheits­ und Ehrenstrafe belegt. In gleicher Weise bestraft wird derjenige, der einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden oder gegen seinen Quartierwirt oder eine zu dessen

V. Abschnitt.

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Die militärischen Beruf-Pflichten.

Hausstand gehörige Person begeht. Strafe tritt auch dann ein, wenn der Wert des gestohlenen oder veruntreuten Gegenstandes unbedeutend ist, oder die Tat auch nur versucht wurde. Artikel 27. Auch im Beurlaubtenstande muß der Soldat den ihm obliegenden besonderen Pflichten pünktlich nachkommen und macht sich bei Zuwiderhandlungen strafbar. Artikel 28. Bon dem Ehr- und Pflichtgefühl des Soldaten wird erwartet, daß er alle strafbaren Handlungen vermeidet und fort und fort seine Pflichten treu und gewissenhaft erfüllt, durch Gottesfurcht und ehren­ hafte Führung in und außer Dienst ein Muster ordentlichen und recht­ schaffenen Lebens gibt und nach Kräften dazu beiträgt, den guten Ruf des Heeres im In- und Auslande zu bewahren. § 7.

Der Fahneneid.

Jeder in die Armee Eintretende gelobt die Erfüllung der ihm durch Vorlesung der Kriegsartikel bekannt gegebenen Pflichten im Fahneneide, welcher folgendermaßen lautet: „Ihr sollt schwören zu Gott dem Allmächtigen einen körperlichen Eid, daß ihr dem allerdurchlauchtigsten, großmächtigsten König und Herrn Otto L, unserm allergnädigsten Kriegsherrn, treu dienen, Allerhöchstdesselben Wohl nach Kräften fördern, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold von Bayern als Regenten, alsdann allen Vorgesetzten den ge­ bührenden Respekt und Gehorsam leisten, deren Befehle ohne Widerrede und unverdrossen vollziehen, im Kriege wie im Frieden, zu Waffer und zu Lande, bei Tag und bei Nacht, auf Märschen und Wachen, bei Be­ lagerungen, in Stürmen und Schlachten, überhaupt bei allen Gelegen­ heiten als tapfere und treue Soldaten euch erweisen, eure Fahne niemals treulos und meineidig verlassen, vielmehr sie stets mutig verteidigen und euch nach Vorschrift der Kriegsgesetze jederzeit so benehmen wollet, wie es ehrliebenden Soldaten geziemt. Auch schwört ihr, im Kriege den Befehlen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers als Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leisten." Die nun folgende Stabung wird von dem zu Verpflichtenden laut und vernehmlich von Wort zu Wort nachgesprochen, indem dieser bei ent­ blößtem Haupte die rechte Hand zum Schwur erhebt: „Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich alles dasjenige, was mir soeben vorgehalten worden und ich wohl verstanden habe, genau befolgen will, so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort." Jeder Nichtbayer, welcher auf Grund des Kriegsdienstgesetzes in der bayerischen Armee seine Dienstpflicht ableistet, schwört den bayerischen Fahneneid mit der Änderung, daß an Stelle des NamenS Sr. Majestät des Königs von Bayern der Name des Allerhöchsten Landesherrn des zu Vereidigenden bzw. bei den Angehörigen des Reichslandes Elsaß-Lothringen der Name Sr. Majestät deS Deutschen Kaisers tritt und daß, wenn der zu Vereidigende preußischer Staatsangehöriger oder Elsaß-Lothringer ist, der 2. Absatz der Eidesformel hinwegzufallen hat. Ferner wird dem Betreffenden zu Protokoll eröffnet, daß der Fahneneid in sich schließe, Sr. Majestät dem Könige von Bayern als Kontingentsherrn und Bundesfürsten treue Dienste zu leisten, Allerhöchstdessen Nutzen und Bestes zu fördern, Schaden und Nachteil aber von ihm abzuwenden. DaS hierüber vom Gerichtsoffizier errichtete Protokoll wird bei der Ab­ teilung aufbewahrt.

VI. Abschnitt.

Rang- und Vorgesetzten-Berhättniffe.

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Bei der Infanterie geschieht die Verpflichtung auf die Fahne (bei den Kavallerie-Regimentern auf die Standarte, bei den übrigen Truppenteilen auf den Säbel des Kommandeurs). Die Fahne vertritt in diesem Falle die Person Seiner Majestät des Königs, dem man durch den Eid unverbrüchliche Treue gelobt. Sie erinnert uns stets an diesen Eid und an die damit übernommenen Pflichten und ist somit das Mahnungszeichen der Treue und der Anhänglichkeit an die eigene Truppenabteilung, an das eigene Heer und vor allem an besten obersten Kriegsherrn, den Monarchen, der die Fahne dem Truppenteile ver­ liehen hat. Außerdem ist die Fahne das Feldzeichen der Truppen, welches ihnen im Kampfe vorangetragen wird, um welches sich alle scharen, welchem alle pflichtgetreu, mutig' und' begeistert zum Siege folgen sollen. Sie ist daS Sinn­ bild des Ruhmes und der Ehre einer Abteilung; daher ist jeder verpflichtet, sein Leben einzusetzen und zu opfern für die Verteidigung dieses Heiligtumes. Wer im Kriege eine Fahne, die in Gefahr war, in die Hände des Feindes zu fallen, errettet, hat die größten Belohnungen zu erwarten, ebenso derjenige, welcher eine Fahne des Feindes erobert. Der Name desjenigen, welcher mit der Fahne in der Hand fällt, wird auf einem silbernen an der Fahnenstange angebrachten Ringe eingeschnitten zürn Andenken an seine ehrenvolle Haltung und seine treue Pflichterfüllung, in welcher er den Tod für König und Vaterland nicht scheute. Um auch äußerlich die Würde und Bedeutung der Fahne zum Ausdruck zu bringen, werden ihr die höchsten militärischen Ehrenbezeigungen er­ wiesen. Die Fahnen und Standarten der in München garnisonierenden Truppen­ teile werden in der Kgl. Residenz, die der Truppenteile in den übrigen Garnisons­ orten in der Wohnung des Gouverneurs, Kommandanten bzw. Garnisons­ ältesten aufbewahrt.

VI. Abschnitt.

j^ang- und Vong-sehten-VvrhäUniffe. (Grundsätze für die allgemeinen Dienstverhältnisse in der Armee, 1872. 580/75, 496/87 u. a. — Bekleidungs-Ordnung.)

§ 1.

V.Bl.

Allgemeines.

Die im Armeedienst Stehenden scheiden sich in: I. Militttrpersonen und zwar 1. Personen des Soldaten st andes als: a) Angehörige des Waffendienstes, b) Angehörige des Sanitätskorps; 2. Militärbeamte. II. Zivilbeamte der Militärverwaltung. Die Personen des Soldatenstandes bilden außerhalb der Truppe bestimmte Gruppen — „Korps" —, während sich die Beamten in verschiedene „Branchen" scheiden. Für alle Fälle, in welchen Truppenabteiluugen in gegenseitige Beziehung treten, oder wenn mehrere Offizierskorps rc. sich versammeln, sowie für alle

VI. Abschnitt. Rang- und Borgesetzten-Berhältnisse.

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gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Armee-Angehörigen besteht eine be­ stimmte militärische Rangordnung. Bei allen Aufstellungen von Truppenabteilungen und bei jedem Zusammen­ treten von KorpS- rc. nach der Rangordnung bezeichnet der rechte Flügel den ersten Platz.

§ 2.

Rangordnung der Waffengattungen.

Die Rangordnung der verschiedenen Waffengattungen ist folgende: die Leibgarde der Hartschiere, die Infanterie, die Kavallerie, die Artillerie (und zwar Feld-, dann Fuß-Artillerie), die Pioniere, das Eisenbahn-Bataillon, die Telegraphen-Kompagnie, die Luftschiffer-Abteilung, der Train. Innerhalb der einzelnen Waffen- und Truppengattungen entscheidet bei gleichem Range stets die Nummerfolge der Abteilungen Bei der Infanterie folaen sich: das Jnfanterie-Leib-Regiment, die InfanterieRegimenter und die Jäger-Bataillone, bei der Kavallerie Schwere Reiter, Ulanen und Chevaulegers nach ihren Nummern. Formierte Landwehr-Abteilungen rangieren nach ihren Nummern am linken Flügel ber betreffenden Waffengattungen, Landwehr-Bataillone am linken Flügel derjenigen Infanterie-Regimenter, zu welchen sie gehören. In selbständige Körper nicht formierte Landwehr deS präsenten Dienst­ standes tritt — gleich der Reserve — in den bezüglichen HeereSabteilungen mit den Angehörigen der attiven Armee zu gleichem Range berechttgt ein.

§ 3. Rangordnung der Offizierskorps, des EanitätSkorpS und der Veamten. Die Offizierskorps beobachten unter sich nachfolgende Rangordnung: die Generale; die Kgl. Flügeladjutanten; die Adjutanten der Kgl. Prinzen; die Offiziere des Kriegsministeriums; die Offiziere der Leibgarde der Hartschiere; die Generalstabsoffiziere; die Offiziere der Generalkommandos, der Divisionen und Brigaden; die Offizierskorps der Infanterie, der Jäger, der Kavallerie, d.»r Artillerie, der Pioniere, des Eisenbahn-Bataillons, der Telegraphen-Kompagnie, der Lustschiffer-Abteilung, des Trains, der Landwehr rc. Innerhalb der einzelnen Korps reihen sich die Offiziere je nach Zweck und Anlaß entweder nach ihrer Kompagnie- rc. Einteilung oder nach dem RangverhältniS der Einzelnen. DaS SanitätSkorpS folgt nach dem Offizierskorps. Zwischen Personen des Soldatenstandes und den Beamten besteht ebenso­ wenig ein bestimmter Rang als zwischen den Militärbeamten und den Zivil­ beamten der Militärverwaltung. Bei Versammlungen, Aufwartungen rc. treten die Beamten nach den Offi­ zieren und Ärzten ein. Unter sich folgen die Beamten im allgemeinen nach dem Range der Stelle, bei welcher sie verwendet sind. Wenn Unteroffiziere und Mannschaft anzutreten haben, ohne in Abteilungen formiert zu sein, so rangieren dieselben nach den Bestimmungen für die Rang­ ordnung der Waffen- und Truppengattungen, sowie der einzelnen Abteilungen komgagnie- rc. -weise

§ 4. Rangverhältnis des Einzelnen (Anh. 4 zur DisziplinarStrafordnung). Das gegenseitige Rangverhältnis der Einzelnen wird durch den höheren Rang oder durch die Vorgesetzten-Eigenschaft bedingt. Der höhere Rang ist entweder an einen höheren Dienstgrad, inner­ halb des gleichen Dienstgrades an das Dienstalter (nach Ernennungs­ datum bzw. Datum und Nummer des Patents) oder ohne Rücksicht auf den Dienstgrad an die höhere Funktion geknüpft.

VI. Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältniffe.

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Jeder Ranghöhere ist befugt, in wie außer Dienst in allen Fällen den Rangniederen, wenn er den Berufs- oder Standespflichten entgegen­ handelt, auf seine Pflichten aufmerksam zu machen und nach erfolgter Warnung sich zu ihm in das Verhältnis eines Vorgesetzten mit dessen vollen Befugnissen zu versetzen, und wenn notwendig, denselben zu verhaften oder dessen Verhaftung zu bewirken. Unter Offizieren gibt die Eigenschaft des Ranghöheren das Anrecht, von Seite aller Offiziere niedereren Ranges jedweder Waffe oder Abteilung des Heeres stets und bei allen Gelegenheiten achtungsvolles Benehmen zu fordern.

Zwischen den einzelnen Dienstgraden der Unteroffiziere besteht an sich kein Unterordnungsverhältnis; indessen sind sämtliche Unteroffiziere, welche das Offiziers-Seitengewehr nicht tragen, verpflichtet, die mit demselben ausgerüsteten Unteroffiziere militärisch zu grüßen.

Die Vorgesetzten-Eigenschaft ist a) eine allgemein militärische, durch das allgemeine Rangverhältnis gegebene, oder b) eine direkte, in der dienstlichen Stellung (Funktion) begründete.

Die allgemeine militärische Vorgesetzten-Eigenschaft äußert sich in dem Rechte und in der Pflicht, den Untergeordneten gegenüber die Be­ achtung der allgemein dienstlichen Vorschriften zu überwachen, Unter­ lassungen oder Zuwiderhandlungen zu rügen, bzw. zur Anzeige zu bringen, auf pünktliche Befolgung der erteilten Dienstbefehle zu halten, ferner die dem Vorgesetzten gebührende Ehrerbietung bei allen Gelegenheiten zu verlangen. Dieses militärische Vorgesetztenverhältnis bleibt stets in wie außer Dienst in Kraft. Es besteht innerhalb festgesetzter Rangabstufungen sowie unter Voraussetzung bestimmter Bedingungen ohne Rücksicht auf Waffe, Abteilung oder Branche zwischen allen Angehörigen des Waffen­ dienstes, sowie zwischen jenen des Sanitätskorps. In diesem Sinne sind die Offiziere (sowie die im mobilen Ver­ hältnis in Offiziersstellen verwendeten Unteroffiziere — „Offiziers-Stell­ vertreter") die Vorgesetzten sämtlicher Unteroffiziere und Gemeinen, die Unteroffiziere Vorgesetzte sämtlicher Gemeinen.

Außerdem stehen Offiziere jeder höheren Hauptklasse zu allen Offi­ zieren der darauffolgenden niederen Hauptklassen in dem Verhältnis allgemeiner Vorgesetzten. In gleicher Weise sind die Offiziere einer höheren Hauptklasse die Vorgesetzten sämtlicher Militärärzte der analogen niederen Hauptklassen. » ES ist also jeder General Vorgesetzter aller Stabsoffiziere rc., jeder Stabsoffizier Vorgesetzter aller Hauptleute rc. und jeder Hauptmann Vorgesetzter aller Oberleutnants und Leutnants. Wo gleiche Rangklassen in ein gemeinsames Dienstverhältnis oder in eine gemeinsame Dienstverrichtuna treten, ist bei Ab­ wesenheit eines gemeinsamen Vorgesetzten der im Dienste Ältere der Vorgesetzte des Jüngern, wenn nicht diesem die höhere Funttion ausdrücklich übertragen ist; z. B. beim Zusammentreffen mehrerer Quartiermacher bei einer Ortsunterkunft. Zur Disposition gestellte, mit Pension verabschiedete Offiziere, sowie Offiziere ä la suite der Armee treten in gleicher Weise in das Verhältnis von Vorgesetzten, wenn und solange sie zur aktiven Dienstleistung be­ rufen sind.

VI. Abschnitt.

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Rang- und Lorgesetzten-Berhältnisse.

(Wegen der Befugnisse militärischer Wachen, Posten und Patrouillen so­ wie der Feldgendarmerie vgl. XXI. A. u. IV. A. § 49.)

Innerhalb des Sanitätskorps findet das gleiche Verhältnis wie bei den Offizieren und Unteroffizieren statt. Die Sanitätsoffiziere sind Vor­ gesetzte der Unteroffiziere und Soldaten. Die direkte Vorgesetzten-Eigenschaft begründet nicht nur alle Rechte und Pflichten der allgemein militärischen, sondern verleiht auch die Be­ fugnis, die Einhaltung der innerdienstlichen Vorschriften zu überwachen und gibt das Ausübungsrecht der Disziplinargewalt innerhalb der fest­ gesetzten Grenzen und des zugewiesenen Dienstbereichs (f. XIV. A.). Dieselbe wird bedingt durch dienstliche Übertragung eines bestimmten — sei es vorübergehenden, sei es bleibenden — Kommandos, der Vor­ standschaft einer Stelle rc. Der durch die vorgesetzte Dienstesstelle iibertragene Funktionsrang geht stets dem Dienstgradrange vor und verleiht, ohne Rücksicht auf diesen, die direkte Vorgesetzten-Eigenschaft sowie das Vorrecht zur Kommando­ führung, Repräsentation rc. Die direkte Vorgesetzten-Eigenschaft wirkt gleichfalls in wie außer Dienst und zwar gegenüber den formationsmäßig Ünterstellten ständig, gegenüber den durch besonderen Befehl oder durch zwingende Umstände Unterstellten auf die Dauer der Unterstellung. Sie findet in gleicher Weise wie die allgemein militärische Vorgesetzten-Eigenschaft zwischen den Personen des Soldatenstandes statt und kommt außerdem auch den Be« fehlshabern und den Vorständen, welche Offiziere sind, gegenüber den unterstehenden Militärbeamten zu.

§ 5.

Allgemeine- militärische- Vorgcsetzten-Verhältnis.

Das uachfolgend festgesetzte Rangverhältnis der Personen des Sol­ datenstandes begründet in den im § 4 bezeichneten Grenzen das Vor­ gesetztenverhältnis im allgemeinen (Anlage znm M.St.G.B).

A. Angehörige des Waffendienstes. Zu den Personen des Waffendienstes zählen: I. Die Offiziere.

Sie zerfallen in 4 Hauptklassen:

1. Generale: a) der Generalfeldmarschall, der Generaloberst, der Generalfeldzeugmeister — b) die Generale der Infanterie, Kavallerie und Artillerie — c) die Generalleutnants — d) die Generalmajore.. 2. Stabsoffiziere: a) die Obersten — b) die Oberstleutnants — c) die Majore. 3. Hauptleute und Rittmeister (letztere bei der Kavallerie und dem Train).

4. Subalternoffiziere (Leutnants): a) die Oberleutnants — b) die Leutnants. Die Feldwebelleutnants, welche erst im Kriegsfälle aus der Reihe der diensterfahrenen inaktiven Unteroffiziere ernannt werden, zählen zu den Sub­ alternoffizieren der Landwehr und rangieren hinter den Leutnants.

VI. Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältniffe.

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II. Die Unteroffiziere. Sie scheiden sich in zwei Kategorien: 1. Unteroffiziere, welche das Offiziers-Portepee tragen (Portepee-Unteroffiziere):

a) Offiziers-Stellvertreter, d. h. die im mobilen Verhältnis in Offiziersstellen verwendeten Unteroffiziere; b) Hartschiere, Oberwachtmeister (der Gendarmerie); c) Feldwebel, Wachtmeister (bei Kavallerie, Artillerie, Train und Gendarmerie), Oberfeuerwerker, Zeugfeldwebel, Wallmeister, Zahlmeisteraspiranten (wenn Feldwebel), Stabshoboisten, Stabshornisten, Stabstrompeter *); d) Fähnriche; Vizefeldwebel und Vizewachtmeister des Beurlaubten­ standes; e) Vizefeldwebel, Vizewachtmeister und Vizeoberfeuerwerker des aktiven Dienststandes.

2. Unteroffiziere, welche das Offiziers-Portepee nicht tragen (Unteroffiziere ohne Portepee): a) Sergeanten, Zeugsergeanten, Feuerwerker, Oberfahnenschmiede; b) Unteroffiziere, Oberjäger (bei den Jägern), Zahlmeister­ aspiranten, Regiments- und Bataillonstamboure, (Hornisten der Jäger, Fußartillerie und Pioniere, Trompeter der Ka­ vallerie, Feldartillerie und des Trains können Sergeanten oder Unteroffiziere sein), Hoboisten, Gendarmen; c) Fahnenschmiede (bei Kavallerie, Artillerie und Train), Zu­ schneider. III. Die Gemeinen. Zu diesen gehören:

1. die Obergefreiten (bei der Fußartillerie); 2. die Gefreiten (Tamboure, Hornisten der Infanterie, Trompeter des Trains, Einjährig-Freiwillige, wenn zu Gefreiten ernannt); 3. die Gemeinen, Einjährig-Freiwilligen, Tamboure, Hornisten, Okonomiehandwerker, Krankenwärter, Militärbäcker, Arbeits­ soldaten rc.

Uniform, Rang- und Gradabzeichen. a) Der Offiziere. Die Generale tragen ohne Rücksicht auf die Waffengattung, welcher sie zu­ gehören, hellblaue Röcke und Beinkleider. Am Waffenrock sind, der Kragen, die Aufschläge, die Vorstöße und daS Schoßfutter hochrot; der Überrock hat tot gefütterte Brustklappen, der Dienstwaffenrock einfachere, der Paradewaffenrock reichere Silberstickerei auf Kragen und Ärmelaufschlägen. Die Knöpfe sind weiß und glatt. An den Beinkleidern befinden sich Doppelstreifen von hochrotem Tuch; die Mäntel sind grau mit hellblauem, rotgefüttertem Kragen und rot gefütterten Brustklappen. •) Stabshoboisten rc. mit besonderen Verdiensten in der Leitung ihrer MusikkorpS erhalten den Titel: Musikdirektor, Obermusikmeister, Musikmeister oder Musikdirigent.

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VI. Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältniffe.

Der Säbel ist nach der Waffengattung verschieden. Zum Gala-, Hof- und Paradeanzug wird der Helm mit hängendem weiß­ blauem Hahnenfederbusch gettagen. Die preußischen Generale haben die hochroten Doppelstreifen an den Bein­ kleidern, die Epaulettes, Achselstücke, roten Brustklappen an Überrock uud Mantel wie die bayerischen Generale, außerdem einen Helm mit vergoldetem Beschläg, aereifetter Spitze (die Generale der Artillerie mit Kugel), fliegendem sogenannten Garde-Adler mit Stern, zur Parade mit schwarz-weißem Federbusch; Paraderock mit goldener Eichenlaubstickerei auf Kragen, Aufschlägen und Schoßtaschenleisten; JnterimSwaffenrock dunkelblau mit rotem Kragen, auf Kragen und Aufschlägen die Sttckerei des Regiments Alt-Larisch; auf dem Waffenrock vornherunter zwölf Knöpfe, wovon vier auf dem Rockschoß nicht zugeknöpft. Stabsoffiziere in Generalsstellung oder -Rang tragen die Uniform ihrer letzten Dienststellung ohne jede Veränderung. Die Uniform der übrigen Offiziere ist im allgemeinen gleich der Uniform der zu derselben Waffengattung und Truppenadteilung gehörigen Unteroffiziere und Mannschaften. Die wesentlichen Unterschiede sind: Offizlers-Kokarde (mit versilberter Einfassung) bzw. Feldzeichen (an Tschako und Tschapka), das Offiziers­ seitengewehr, Achselstücke und Epaulettes, Offiziersmantel (Paletot), Schärpe bezw. Feldbinde, OffizierShelm. Die Offiziere der Artillerie tragen schwarz­ samtene Kragen und Aufschläge, die des Jngenieurkorps (Pionier- und Eisenbahn-Bataillon) ebenso mit gerippter,, silberner Sttckerei, die Offiziere der Kavallerie und Feldartillerie die Reiterpatrontaschen mit goldener oder silberner Borte (Kartusche). Das Gradabzeichen der Generale besteht in silbernen Epaulettes mit silbernen Bouillons (d. s. feststehende Frangen) oder in Feldachselstücken, welche ein Ge­ flecht von goldener und silberner, hellblau durchwirkter Schnur sind. Zum Parade-Waffenrock tragen die Generale auf der rechten Schulter ein goldenes Achselband mit den Rangsternen und mit über die Brust herabhänaenden gol­ denen Achselschnüren, auf der linken Schulter eine dick gewundene Schnur von Silber — Raupe. Die Rangabzeichen sind bei allen Offizieren in den Epaulettefeldern und auf den Feldachselstücken angebracht. Der Generalfeldmarschall trägt 2 gekreuzte Marschallstäbe, der Generalfeldzeugmeister und Generaloberst 3 Sterne (der Generaloberst mit dem Range eines Generalfeldmarschalls zu diesen die gekreuzten Mar­ schallstäbe), der General der Infanterie, Kavallerie oder Artillerie 2 Sterne, der Generalleutnant 1 Stern, der Generalmajor leeres Epaulettefeld.

Das Gradabzeichen der Stabsoffiziere besteht in Epaulettes mit Halbmond und einem Epaulettefeld von Tuch, daran lose silberne Frangen, oder in Feldachselstttcken aus zwei verschlungenen, mit hellblauer Seide durchwirtten Silberschnüren. Rangabzeichen: Der Oberst trägt 2 Sterne, der Oberstleutnant 1 Stern, der Major leeres Epaulettefeld.

Die Hauptleute bzw. Rittmeister und die Subalternoffiziere tragen Epau­ lettes wie die Stabsoffiziere, jedoch ohne Frangen. Ihre Feldachselstücke bestehen aus silbernen, mit hellblauen Streifen durchzogenen Schnüren; deren Futter entspricht der Farbe des Epaulettefeldes. AlS Rangabzeichen trägt der Hauptmann oder Rittmeister 2 Sterne, der Oberleutnant 1 Stern, der Leutnant leereS Epaulettefeld. Auf den Epaulettes und Feldachselstücken der Stabsoffiziere, Hauptleute und Subalternoffiziere der Infanterie, Artillerie, Pion'-ere und deS TrainS sind die betreffenden Regiments-, bzw. Bataillonsnummern oder NamenSzüge angebracht.

und

Als Dienstzeichen tragen die Offiziere deS stehenden Heeres, der Landwehr Gendarmerie zum Gala- und Paradeanzug die silberne Schärpe, zum

VI. Abschnitt. Rang- und Borgesetzten-Berhältnisse. Dienstanzug die Feldbinde. Adjutanten lichen Generalstabsoffiziere der höheren Schärpe über der rechten Schulter. Bon Portepee (Säbelgehänge) von Silber mit

17

und die nicht in Chefstellen befind­ Kommandobehörden tragen nur die allen Offizieren und Ärzten wird das hellblauen Streifen getragen.

b) Der Unteroffiziere.

Die Rang- und Gradabzeichen der Unteroffiziere im allgemeinen sind: 1. Die Tresse von Gold oder Silber, je nach der Farbe der Knöpfe, am Kragen und Ärmelausschlag des Waffenrocks bzw. am Kragen der Litewka, 2. eine schmale weiß und blaue Borte aus der Kragenpatte des Mantels; ferner auf den beiden äußeren Seiten des Mantelkragens (bei aufge­ schlagenem Kragen) je ein metallener Knopf. Die Feldwebel, Wachtmeister, Vizefeldwebel und Bizewachtmeister, sowie die mit ihnen int gleichen Range stehenden Oberfeuerwerker, Stabshoboisten rc. rc. und Zahlmeisteraspiranten haben folgende. Abzeichen: 1. Das silberne Portepee, 2. die Überschnallkoppel bzw. den Leibriemen mit Hängeriemen (bei der Fußartillerie) zum Offiziersseiteitgewehr, 3. die Offizierskokarden, 4. auf jeder Kragenseile oder Kragenpatte des Waffenrocks, der Litewka und des Mantels einen großen Knopf mit dem heraldischen Löwen, 5. die Schirmmütze.

Die etatsmäßigen Feldwebel und Wachtmeister, sowie die Stabs­ hoboisten, Stabshornisten und Stabstrompeter außerdem am Unterärmel des Waffenrocks, außer der Aufschlagtresse noch eine etwas schmälere, an der Litewka am linken Ärmel drei Sparren von goldener bzw. silberner Tresse, am Mantel außer der Abzeichenborte für Unteroffiziere noch eine zweite. Die Fähnriche tragen die Abzeichen, Bewaffnung und Ausrüstung der Unteroffiziere, jedoch das Offiziersportepee und die Offizierskokarde; jene, welche das Reifezeugnis zum Offizier erlangt haben, den selbst zu beschaffenden Offizierssäbel mit Koppel, wie für die Offiziere vorgeschrieben, ferner beit Osfizierspaletot mit Achselklappen und den Offizierstornister; im kleinen Dienst und außer Dienst ist ihnen die Anlegung des Überrockes nach dem für Offiziere vorgeschriebeuen Muster, jedoch mit den Schulterklappen und Tuchkragen des Truppenteils, gestattet. Sie haben sich diese Gegenstände selbst zu beschaffen. Die Sergenten tragen die Auszeichnungsknöpfe wie oie Feldwebel am Kragen des Waffenrockes/ der Litewka und des Mantels, jedoch die Mannschafts­ kokarden (von Blech) und die weißblaue Unteroffiziers-Säbeltroddel, sowie die Feldmütze (ohne Schirm). Die Unteroffiziere haben keinen Auszeichnungsknopf, sondern nur Tressen wie oben unter 1., Mannschaftskokarden, Feldmütze, Unteroffizierstroddel von weiß und blauer Wolle, am Mantel Borte und Knopf (gleich den andern Mantelknöpfen wie oben unter 2). Die Obergefreiten der Fußartillerie tragen den großen Auszeichnungsknopf am Krugen deS Waffenrocks bzw. der Litewka (jedoch keine Unteroffizierstreffe am Kragen und Aufschlag) und die Unteroffiziers-Säbeltroddel. Die Gefreiten tragen den kleinen Auszeichnungsknopf auf jeder Kragen­ seite des Waffenrocks und der Litewka. Im übrigen f. § 9 B.

B. Angehörige des Eanilatskorps. Zum Sanitätskorps gehören: 1. Der General-Stabsarzt mit dem Range eines Generalmajors;

2. a) Die Generalärzte mit dem Range eines Obersten, b) die General-Oberärzte mit dem Range eines Oberstleutnants, c) die Ober-Stabsärzte mit dem Range eines Majors;

Müller und v. Zwehl, Handb. f. Einj.Freiw. n. teil.

2

VI. Abschnitt. Rang- und Borgesetzten-Berhältnifse.

18

3. Die Stabsärzte mit dem Range eines Hauptmanns; 4. a) Die Oberärzte mit dem Range eines Oberleutnants, b) die Assistenzärzte mit dem Range eines Leutnants;

5. a) Die Unterärzte

1 mit dem Range des Fähnrichs b) die einjährig-freiwilligen Ärzte j mit Offiziers-Seitengewehr;

6. Die Sanitatsunteroffiziere und zwar a) die Sanitätsfeldwebel (mit Offiziers-Seitengewehr), b) die Sanitätssergeanten, c) die Sanitätsunteroffiziere; 7. Die Sanitätsgefreiten und Sanitätssoldaten; 8. Die Krankenwärter. Uniform, Rang- und Gradabzeichen:

Die Angehörigen des Sanitätskorps tragen dunkelblaue Uniform mit eben­ solchen Kragen und Aufschlägen und hochroten Vorstößen, den Mantel wie die Infanterie bzw. Kavallerie und den Jnfauteriehelm. Unteroffiziere und Mann­ schaften haben auf den dunkelblauen Schulterklappen des Waffenrocks und Mantels die (arabische) Nummer des Armeekorps in roter Schnur. Die Knöpfe sind gelb. Die Sanitätsoffiziere tragen den Waffenrock mit glatten goldenen Litzen an Kragen und Aufschlägen oder den Überrock ohne Litzen, ferner den JnfanterieOffiziershelm, den Jnfanterie-Offizierssäbel an goldener Säbelkoppel und das Offiziersportepee sowie Epaulettes mit vergoldetem Halbmond, mit Feldern von dunkelblauem Sammt und mit hochrotem Unterfutter oder silberne Feld­ achselstücke mit dunkelblauem Futter. Auf den Epaulettes wie auf den Feld­ achselstücken befindet sich ein goldener Äskulapstab (Stab mit einer Schlange umwunden).

Der Generalstabsarzt und jene Generalärzte, welchen der Generalsrang besonders verliehen ist, tragen die Brustklappen des Mantels mit hochrotem Tuch gefüttert, die Beinkleider mit ebensolchen Doppelstreisen besetzt, ferner Epaulettes mit (feststehenden) goldenen Bouillons oder Feldachselstücke aus einem breiten Geflecht von einer goldenen, silbernen und hellblauen Schnur und zum Gala-, Hof- und Paradeanzug den Generalsfederdusch. Die Ärzte im Stabsoffiziersrang tragen Epaulettes mit goldenen Fransen und Feldachselstücke aus einem Geflecht von zwei silbernen und einer hellblauen Schnur, die Ärzte im Rang der Hauptleute und Subalternoffiziere einfache Epaulettes oder Feldachselstücke nach dem für die entsprechenden Offiziersklassen vorgeschriebenen Muster.

Die Gradabzeichen sämtlicher Sanitätsoffiziere bestehen außerdem in goldenen Sternen wie bei den entsprechenden Klassen der Offiziere. Die Unterärzte und einjährig-freiwilligen Ärzte tragen die Uniform, jedoch ohne Stickerei, und den. Säbel der Sanitätsoffiziere. An den Schulterklappen befindet sich außer dem Äskulapstab eine silberne Tresseneinfassung, außerdem bei den einjährig-freiwilligen Ärzten die weißblaue Schnur, bei den Unterärzten ein roter Vorstoß.

§ 6.

Direktes Vorgesetztenverhältnis.

Direkte Vorgesetzte innerhalb des unmittelbaren Truppenverbandes sind dem Soldaten gegenüber, sowie der Reihenfolge nach unter sich: der Korporalschaftsführer, der Feldwebel (der Offiziersstellvertreter), die Kompagnieoffiziere, der Kompagniechef; der Bataillons-, der Regiments-, der Brigade-, der Divisions-Kommandeur, der kommandierende General, der Kriegsminister.

VT. Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhällnisse.

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Ferner gelten als direkte Vorgesetzte der Gouverneur und Kommandant, sowie die Garnisonsältesten in allen Garnisonsangelegenheiten. Feldwebel sind in und außer Dienst Vorgesetzte der Unteroffiziere derselben Kompagnie, ausgenommen der Offiziersstellvertreter im mobilen Verhältnis und der Stabshoboisten (Stabshornisten). Innerhalb der übrigen Dienstgrade der Unteroffiziere tritt derjenige, welchem durch allgemeine Dienstvorschriften oder durch besondere Anord­ nung der Befehl über andere Unteroffiziere übertragen worden ist, 311 diesen für die Dauer und den Umfang des Dienstes in das Verhältnis eines Vorgesetzten. Fähnriche, welche das Offiziers-Seitengewehr führen, sind durch die Verleihung dieser Waffe ohne weiteres mit der Wahrnehmung vom Offiziers­ dienst beauftragt imh sind ebenso wie die mit Offiziersdienst betrauten Vizefeldwebel des Beurlaubtenstandes und in gleicher Weise wie solche Vizefeldwebel des aktiven Dienststandes, welche vorübergehend Osfiziersdienst versehen, nur während der Dauer der Diensthandlung selbst Vorgesetzte der anderen Unteroffiziere der Kompagnie, mit Ausnahme des Feldwebels, dessen Untergebene sie stets bleiben. Die Befugnisse von Vorgesetzten haben außerdem: der Unteroffiziers­ dienste verrichtende Gefreite und der als Stubenältester oder dessen Ver­ treter diensttuende Gemeine, jedoch nur bezüglich der ihnen übertragenen Funktionen. Werden einzelne Personen, Kommandos oder ganze Truppenteile auf kürzere oder längere Zeit einen Kommandeur attachiert oder in anderer Weise unterstellt, so kommt diesem für die Dauer der Unterstellung die Eigenschaft eines direkten Vorgesetzten zu. Die gleiche Vorgesetzteneigen­ schaft kommt auch den Offizieren und Unteroffizieren der Kompagnien re. zu, welchen der Attachierte zugewiesen ist.

§ 7.

Militärbeamte.

(Uni. Beil. 3 z. V.Bl. 1873 Nr. 18; V.Bl. 309/94; B.Bl. 118/98; Kr. San. O. S. 617; Fr. San. O. S. 789; Mil.Bet. O. S. 10 usw.) Die Militärbeamten scheiden sich in: I. Obere (höhere) Militärbeamte (Rangklassen I, II, III, Illa, IV, IVa, V), II. A. Titularräte (Rangklassen I, II), B. Subalternbeamte (nur Rangklassen II, III, IV), III. Untere Militärbeamte (nur 1 Rangklasse). Den Kategorien I und II kommt der Offiziersrang im allgemeinen, jedoch ohne Gleichachtung eines bestimmten Dienstgrades zu. Die Uniform der Kategorien 1 und II unterscheidet sich von derjenigen der Offiziere vor allem dadurch, daß jene auf den Epaulettes und Feldactpelstücken den gekrönten Wappenschild und statt der Rangsterne eine oder zwei Rosetten tragen; die höheren Grade sind durch Frangen bzw. Bouillons von Silber ausgezeichnet. Rock und Beinkleider dunkelblau, Mäntel grau mit dunkelblauem Kragen und Vorstoß des Waffenrocks, glatte weiße Knöpfe, Helm mit weißem Beschläge, Jnfanterieoffizierssäbel (mit Ausnahme der Veterinäre, welche Artilleriesäbel tragen) mit Koppel mit silbernem Tressenbesatz, silbernes Portepee mit dunkelblauen Streifen und ebensolcher Füllung, silberne Epaulettehalter und Silberiressen ohne blaue Streifen auf den Epaulettes, im letzteren ein gepreßter Kranz von Silber; Feld­ achselstücke mit silberner Tresse und 2 dunkelblauen Streifen in der Mitte. Alle Beamten tragen an der Mütze zwischen den beiden Kokarden einen heraldischen Löwen.

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VL Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältniffe.

Das Justizpersonal scheidet sich in die juristischen Mitglieder des bayerischen Senates beim ReichSmilitärgericht (SenatSpräsident, MilitärgerichtSräte, Militäranwatt) und in die Beamten der OberkriegSgerichte und Kriegsgerichte (Oberkriegs- und Kriegsgerichtsräte, Militärgerichts­ schreiber).

Die ersteren tragen die Uniform der Beamten des ReichSmilitärgerichts; die Uniform der Oberkriegs- und Kriegsgerichtsräte ist: Waffenrock und Beinkleid dunkelblau mit hochroten Vorstößen, Kragen (dieser auch am Über­ rock) und einfache Aufschläge von hellblauem Samt, glatte silberne Stickerei an Kragen und Aufschlägen des Waffenrocks. Epaulettes mit silbernem Kranz oder Halbmond und Feld von hellblauem Samt. Oberkriegsgerichtsrätc und Kriegsgerichtsräte der IV. Rangklasse silberne Fran gen, dazu die der HL Rang­ klasse angehörenden Oberkriegsgerichtsräte eine, die der IV. Rangklasse ange­ hörenden und die Kriegsgerichtsräte der IV. Rangklasse keine Rosette. Kriegsgerichtsräte der V. Rangklasse Epaulettes ohne Frangen mit zwei Rosetten. Die letztgenannten glatte, alle übrigen geflochtene silberne Achselstücke mit den oben genannten Gradabzeichen. Mantelkragen und Mützenbesatz von hellblauem Samt; Jnfanterieoffizierssäbel, Jnfanterieoffiziershelm mit silbernem Beschläg. Militäraerichtsschreiber: Wie die Kriegsgerichtsräte, jedoch statt des hellblauen Sammts ebensolches Tuch; solche, die Kanzleiräte sind, eine, die übrigen keine Rosette. Militärgerichtsboten (Unierbeamte): Nur dunkelblauer Überrock mit hellblauem Kragen, dunkelblaues Beinkleid, ebensolche Dienstmütze mit hell­ blauem Besatz.

Das Ad minist rations- (Verwaltungs-) Personal besteht aus den Jntendanturbeamten, den Zahlmeistern und den Fortifikationsbeamten. Zu den Jntendanturbeamten, welche für die Besoldung, Bekleidung, Ver­ pflegung und Unterkunft der Truppen zu sorgen haben, zählen die KorpsIntendanten, die Jntendanturräte und Jntendanturasjessoren, die Intendantur­ sekretäre und -Registratoren. Die Korps-Intendanten, Jntendanturräte und Assessoren tragen Kragen und Aufschläge von dunkelblauem Samt mit zwei glatten Silberlitzen, die Jntendantursekretäre und Registratoren ohne Litzen; karmoisinrote Vorstöße, silberne Achselstücke. Die Militär-Intendanten (Armee- und Feldintendanten) mit dem Ranae der I. Klaffe haben karmoisinrotes Schoßfutter am Waffenrock, ebensolches Klappenfutter am Überrock und Paletot, Epaulettes mit silbernem Bouillons, Kantillen und Feldern, in letzterem gekrönten Wappenschild, Achsel­ stücke von breitem Geflecht aus zwei goldenen, einer silbernen und einer dunkelblauseidenen Schnur und an den Beinkleidern breite karmoisinrote Doppelstreifen, sowie den Generalsfederbusch.

Die Zahlmeister, welche das Verwaltungs- und Rechnungswesen sowie die Kassengeschäfte der Truppenabteilungen besorgen, tragen Kragen und Aufschläge von dunkelblauem Tuch, weißen Vorstoß am Rock, im Epaulettefeld weißes Tuch mit Wappenschild, silberne Achselstücke, am Beinkleid roten Vorstoß, Oberzahl­ meister 2, Zahlmeister 1 goldene Rosette auf Epaulettes und Achselstücken. Zahlmeisteraspiranten tragen die Uniform der Zahlmeister, jedoch mit den Abzeichen der Unteroffiziere, den Jnfanteriehelm mit weißem Beschläge, Dienst­ mütze mit weißen Vorstößen, an dem dunkelblauen Waffenrock und dem Mantel weiße Schulterklappen mit der Nummer des Armeekorps in arabischen Ziffern von roter Schnur.

Die Fortifikationsbeamten (Festungs-Oberbauwarle und Bauwarte) tragen Kragen, Aufschläge und Epaulettefeld von schwarzem Samt, silberne Achsel­ stücke, hochrote Vorstöße. Das Sekretariats- und Regi st raturpersonal (Registratoren, Kanzleisekretäre) trägt Kragen, Ausschläge und Epaulettefeld von dunkelblauem Samt, Vorstöße pfirsichrot.

VI. Abschnitt. Rang- und Vorgesetzten-Verhältnisse.

21

Das militärpharmazeutische Personal (Korpsstabs-, Stabs- und Oberapotheker) trägt Kragen und Aufschläge von dunkelblauem Tuch, karmoisinrote Vorstöße und ebensolche Epaulettefelder, goldene Achselstücke.

Die Unterapotheker tragen an den Achselklappen von karmoisinrotem Tuch eine goldene Einfaffungstresse, die einjährig-freiwilligen Militärapotheker statt derselben die weißblaue Schnur. Beide haben den Jnfanterie-Offizierssäbel. Das Veterinärpersonal, zu welchem die Korps-Stabsveterinäre, die Stabsveterinäre und Veterinäre zählen, trägt Kragen, Aufschläge und Epaulette­ feld von schwarzem Tuch, silberne Achselstücke, karmoisinrote Vorstöße. Es ergänzt sich ans Tierärzten, welche die tierärztliche Hochschule absolviert haben. (In Preußen heißen die Veterinäre „Oberveterinäre"; die „Vetertnäraspiranten" werden dort auf der Militär-Veterinär-Akademie ausgebildet.) Die Unter- und einjährig-freiwilligen Unterveterinäre haben die (schwarzen) Schulterklappen des Waffenrocks und Mantels am oberen Rand und an beiden Seilen mit Silbertresse eingefaßt, dazu Unterveterinäre karmoisinroten Vorstoß, einjährig-freiwillige Veterinäre weiß-blaue Schnureinfasiung.

Das gesamte Veterinärpersonal trägt den Artillerie-Offizierssäbel und das Portepee wie die übrigen Militärbeamten. Im Kriege zählen zu den höheren Militärbeamten: die oberen Beamten der Feldkriegskasse, die oberen Feldmagazinsbeamten, die oberen Feldpostbeamten, die oberen Feld-und Etappen-Telegraphenbeamten, die oberen Feldlazarettbeamten, die Feldgeistlichen. Untere Militärbeamte sind die Unterapotheker und Militärapotheker, die Büchsenmacher, Waffenmeister und Regimentssattler. Mit Ausnahme der beiden Erstgenannten tragen diese nur eine Uniform, wenn sie mit den Truppen in dienstliche Berührung kommen, und zwar einen dunkelgrauen Überrock, eben­ solches Beinkleid und eine Dienstmütze mit heraldischem Löwen sowie Kokarden­ ringe von Neusilber.

Zivilbeamte der Militörverwalturrg.

§ 8.

(Unt. Beil. 4 z. B.Bl. 1873 Nr. 18; B.Bl. 118/98.)

B.Bl.

143/83:

B.Bl. 309/94;

Die Zivilbeamten der Militärverwaltung scheiden sich sprechend den Militärbeamten in:

ent­

I. Höhere Beamte (Rangklassen I, II, HI, IV, V);

II. A.

B.

Titularräte (Rangklaffen I, II), Subalternbeamte (Rangklassen I, H, III, IV);

III. Zivilbedienstete. Außerdem scheiden sie sich in Administrations- und Sekretariatspersonal.

Zum Administrationspersonal zählen Kriegsräte, Rechnungsräte, Kontrolleure, Garnisonsverwaltungsbeamte, Garnisonsbaubeamte, Proviantamts­ beamte, Rendanten, Lazarett- und Kasern-Jnspektoren usw., zum SekretariatsPersonal: Sekretäre, Registratoren usw. Uniform: Im allgemeinen dunkelblau (Rechnungsbeamte karmoisinrote, Lazarettbeamte kornblumenblaue, Garnisonsverwaltungsbeamte hellblaue, Maga­ zinsverwaltungsbeamte gelbe, Rendanten?c. hochrote, Sekretariatspersonal pfirsich­ rote Vorstöße), gelbe Knöpfe mit Wappen, goldene Epaulettetressen mit 2 dunkelblauen Streifen, Rosetten in Silber, goldene Kantillen und Frangen, Wappenschild, goldene Achselstücke, Degen (Proviantamts-, Garnisonsverwaltungs­ und Lazarettverwaltungsbeamte sowie die Beamten der Bekleidungsämter und des Garnisonsbauwesens Jnfanterie-Offizierssäbel) mit goldenem Portepee, graue Mäntel mit glatten gelben Knöpfen, Dienstmütze mit heraldischem Löwen in Gold und Helm der Jnfanterieoffiziere.

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VI. Abschnitt.

Rang- und Vorgesetzten -Verhältnisse.

Die der I. Rangklasse angehörenden Wirklichen Geheimen Kriegsräte und Geheimen Oberbaurüte tragen Generalsabzeichen wie die entsprechenden MilitärIntendanten (s. S. 20), jedoch mit der Änderung, daß Stickereien, Epaulette­ felder, Kantillen und Bouillons von Gold sind und der Überrock wegfällt. Zu den Zivilbedien st eien gehören: das Kanzleipersonal, Bureau­ diener, Backmeister, Magaziusaufseher, Maschinisten, Kasernenwärter usw. Diese tragen mit Ausnahme der Feld-Backmeister und Feld-Magazinsaufseher im allgemeinen keine Uniform, sondern sind nur an der dunkelblauen Dienst­ mütze mit verschiedenfarbigen Vorstößen und dem heraldischen Löwen erkennbar.

§ 9.

Besondere Abzeichen. A. Offiziere.

(Offiz.-Bekleidungs-V. 1. Teil II. F.) Den Inhabern von Regimentern (Regirnentschefs) ist gestattet, außer der nach ihrem sonstigen Dienstverhältnis ihnen zusteheudcu Uniform diejenige ihrer Regimenter mit den Gradabzeichen ihres Dienstgrades zu tragen. Generale als Inhaber eines Infanterie-Regiments können jedoch zur RegimentsUniforin auch das für die Generale vorgeschriebene Beinkleid tragen.

Generale, welche durch Stellung ä la suite von Truppenteilen ausgezeichnet werden, treten hiedurch außeretatsmäßig in den Verband dieser Truppenteile und sind berechtigt, die Uniform derselben mit dem Gradabzeichen ihres Dienstgrades (Bouillons und Rangsterne yn den Epaulettes der Truppen­ teile oder Generalsachselstücke mit den entsprechenden Rangsternen sowie mit Abzeichen der Truppenteile) zu tragen. Zur Parade rc. tragen sie auch zum Helm des Truppenteils den Gencralssederbusch. Generale als Inhaber oder ä la suite von Ulanen-Regimentern haben statt des weiß-blauen Hahnenfederbnsches einen weißen Reiherbusch. Stabsoffiziere in Generalsstellung s. S. 16. Die Uniform der General- und Flügeladjutanten, der Generalstabsoffiziere, der Offiziere des Kriegsministeriums, des topographischen Bureaus, der Militär­ schießschule, der Hartschiere, der Invaliden, der Gendarmerie siehe IV. A. Zur Disposition gestellte Offiziere behalten im allgemeinen die Uniform des Truppenteils, welchem sie zuletzt angehört haben: jedoch sind bei ihnen die Epaulettehalbmonde von Gold, wo sic für die attiven Offiziere von Silber sind und umgekehrt, und die Einfassungs-, sowie die Epaulettehaltertressc ist mit drei feinen blauen Streifen durchzogen. Im aktiven Dienst verwendete Offiziere z D. tragen bei den Bezirkskommandos, wenn sie nicht in der Infanterie gedient Haben, ihre bis­ herige Uniform mit der silbernen Brigadenummer auf Epaulettes und Achsel­ stücken (unter Wegfall von andern Nummern und Namenszügen) fort, andern­ falls die Uniform der Bezirkskommandos (Jnfanterieuniform mit der arabischen Nummer derjenigen Infanterie-Brigade, zu welcher der Landwehrbezirk gehört, in weißer Farbe). Bei allen anderen Stellen und Behörden tragen sie die ihnen bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bewilligte Uniform — allerseits mit den aktiven Dienstabzeichen. Die etatsmäßigen Offiziere der Bekleidungsämter haben aus den Epaulettes und Achselstücken die Nummer des Armeekorps in römischen Ziffern aus vergoldetem Metall. Inaktive Offiziere, welchen die Erlaubnis zum Tragen einer Uniform verliehen worden ist, können diese (mit den vorgeschriebeucn Jnaktivitätsabzeichen: weißblau geschilderte Epaulettehalter, auch am Überrock) entweder für alle Zeiten mit denjenigen Unterscheidungszeichen tragen, welche bei ihrem Ausscheiden vorgeschrieben waren, oder nach Maßgabe etwaiger neuer Vor­ schriften. Verabschiedete Offiziere tragen weder Schärpe (Feldbinde) noch Kartusche. Entsprechend sind die Uniformänderungen für Ärzte und Landwehroffizicre,

VI. Abschnitt. Rang- und Borgesetzten-Berhältnisse.

23

welche mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform verabschiedet worden sind (s. III. A. § 26). Einberufung im Mobilmachungsfall: a) Die Abzeichen für Verabschiedete (z. D. oder a. D.) kommen in Fort­ fall, außer beim Landsturm; b) Offiziere, welche die Erlaubnis zum Tragen einer Uniform haben, sind als Regiments- ?c. ?c. Kommandeure verpflichtet und im übrigen berechttgt, an deren Stelle diejenige des neuen Truppenteils an­ zulegen; c) Offiziere, welche sonst eine Uniform zu tragen nicht berechtigt sind, haben diejenige des neuen Truppenteils bzw. als nicht Regimesitierte die Uniform desjenigen anzulegen, aus welchem sie verabschiedet wurden. Außerhalb dieser Zeit tragen nur ausgeschiedene Generaladjutanten bzw. Generale ä 1. h. Sr. Maj. des Königs, sowie Generale, welche Inhaber eines Truppenteils sind, bzw. a 1. s. eines Truppenteils oder der Armee ge­ führt werden, die aktiven Dienstabzeichen. Alle anderen Offiziere tragen die Abzeichen der Offiziere z. D. bzw. a. D. auch bei Dienstleistungen, jedoch legen sie während der letzteren gegebenen Falles Schärpe (Feldbinde) und Kartusche an. Offiziere a. D., welche int Frieden zur Ausbildung für Stellen im Mobil­ machungsfall eingezogen werden und sonst zum Tragen einer Uniform nicht berechtigt sind, legen während dieser Zeit mit den Abzeichen für Verabschiedete die Uniform jenes Truppenteils an, welchem sie zuletzt angehörten. Uniform der Zen goffiziere: Helm wie für die Jnfanterieoffiziere, Dienstmütze von dunkelblauem Tuch mit Besatz von schwarzem Samt und hochrotem Vorstoß, Waffen rock von dunkelblauem Tuch mit hochrotem Vorstoß, Kragen und einfache Aufschläge von schwarzem Samt, Epaulettes mit ver­ goldeten glatten Halbmonden, Füllung von schwarzem Samt, Untersntter von hochrotem Tuch, silberne Achselstücke mit Vorstoß von schwarzem Samt, Hosen von dunkelblauem Tuche mit hochrotem Vorstoß, Jnfanterie-Offizierssäbel mit Stahlscheide, Säbelkoppel wie für Jnfanterieoffiziere (silberne Borten). Die Feuerwerksoffiziere tragen die Bekleidung der Zeugosfiziere mit dem Unterschiede, daß sie ein F in den Epaulettes und den Helm und den Säbel mit Koppel, sowie die Ärmelaufschläge am Waffenrock wie die Offiziere der Fußartillerie tragen. Die F e l d w e b e l l e u t n a n t s im mobilen Verhältnis (III. A. § 37) tragen die Uniformsabzeichen der Bizefeldwebel bzw. Bizewachtmeister, daneben aber statt der Achselklappen die Achselstücke der Leutnants, OffizierS-Helm, -Tornister und -Seitengewehr, an den Mänteln statt der Kragenpatten Rosetten aus Unteroffizierstreffen. Die Offiziers st ellvertreter, das sind die beim Eintritt einer Mobil­ machung oder während derselben mit einer Offiziersstelle beliehenen Unter­ offiziere, tragen die Uniform und Ausrüstung der Bizefeldwebel, das selbst­ zubeschaffende Offiziersseitengewehr an der Offizierskoppel, Offizierstornister und als besonderes Abzeichen am Waffenrock, an der Litewka und am Mantel eine Einfassung der Schulterklappen aus goldener bzw. silberner Tresse. Die Nummern und Namenszüge auf den Schulterklappen sind aus gelbem Metall geprägt (Bkl. O. II. T. § 145). B. Unteroffiziere und Mannschaften. (Bekleidungsordnung 1898.) Die Zeugunteroffiziere tragen im allgemeinen dieselbe Uniform wie die Zeugoffiziere, als Abzeichen goldene gemusterte Tressen und den großen Auszeichnungsknopf. Kragen, Aufschläge und Schulterklappen sind bei den Zeugscldwebeln von Samt, bei den Zeugsergenten von schwarzem Tuch. Zeug­ feldwebel und Depot-Vizefeldwebel tragen den Jnfanterie-Offizierssäbel an einer Unterschnallkoppel von weißlackiertem Leder.

24

VI. Abschnitt. Rang- und Borgesetzten-Berhältnisse.

Die Feuerwerksunteroffiziere (Oberfeuerwerker und Feuerwerker) tragen die Uniform der Feuerwerksoffiziere mit goldenen Tressen auf Kragen und Armelaufschlägen und großen AuSzeichnungsknöpfen auf beiden Seiten des Kragens. Kragen, Ärmelaufschläge und Schulterklappen sind bei den Ober­ feuerwerkern von Samt, bei den Feuerwerkern von Tuch. Erstere tragen weißlackierte Unterschnalltoppel, letztere weiße Leibriemen bzw. Säbelkoppel (Be­ rittene im Mobilmachung-fall). Bewaffnung: Artillerieoffizierssäbel bzw. Seiten­ gewehr oder Säbel (Berittene).

Die Spielleute (Hoboisten, Hornisten, Trompeter, Tamboure) tragen als gemeinsames Abzeichen am Waffenrock und an der Litewka Schwalbennester, welche bei jenen der Fußtruppen mit 8 senkrechten, bei jenen der berittenen Waffen mit 7 schrägen Streifen besetzt sind. Die Besatzstreifen sind an den Schwalbennestern der Hornisten und Tamboure der Infanterie aus leinenen Borten, bei den Hoboisten und Hilfshoboisten der Infanterie, den Trompetern der Kavallerie, Feldartillerie und des Trains, sowie den Hornisten der Jäger, Fußartillerie, Pioniere und Eisenbahntruppen, auch wenn sie sich noch im Range der Gefreiten oder Gemeinen befinden, auS den für den betreffenden Truppenteil vorgeschriebenen Unteroffizierstressen. Die Hoboisten und HilfShoboisten deS Jnfanterie-Leib-RegimentS und die Hornisten des Eisenbahn-Bataillons führen außerdem an den Schwalbennestern silberne dünne, 3 cm lange Fransen, die Tamboure und Hornisten des JnfanterieLeib-RegimentS und die Spielleute des Eisenbahn-Bataillons, soweit sie nicht zur Musik kommandiert sind, 5,5 cm lange weißleinene Fransen. Die Abzeichen ihres Dienstgrades tragen die Spielleute im übrigen ganz wie die übrigen Mannschafen. Die Stabshoboisten, Stabshornisten und Stabstrompeter tragen zu der Uniform der Hoboisten rc. rc. die Abzeichen der etatsmäßigen Feldwebel ihres Truppenteils und an den Schwalbennestern 7 cm lange goldene bzw. silberne Fransen. Ferner: a) Schulterstücke mit den Unterscheidungszeichen des betreffenden Truppenteils aus wollener Schnur. Für Musikdirigenten ist die mittlere Schnur' deS Geflechts und für Musikdirettoren außerdem die Rand­ borte je nach der Tressenfarbe golden oder silbern. Die Regimentsnummern (Namenszüge) sind auS Metall hergestellt, b) Eine Leibbinde von der Farbe des Schulterstücks mit Treffenbesatz und Schloß. Auf letzterem ruht eine Lyra über gekreuzten Schwertern, umgeben von einem geprägten Lorbeerkranz, c) Eine Unterschnallkoppel. Die Regiments- und Bataillons-Tamboure bei der Infanterie haben Schwalbennester wie die StabShoboisten (Eisenbahn-Bataillon wie Jnfanterie-Leib-Regiment). Die Fahnen- und Standartenträger tragen als Abzeichen am rechten Oberarm zwei gekreuzte gesttckte Fahnen, darüber die Königskrone, darunter den Namenszug Sr. Kgl. Hoh, des Prinz-Regenten, sowie einen Ring­ kragen von der Farbe der Waffenrockknöpfe, der zu jedem Dienst mit Helm anzulegen ist, außerdem die Fahnenträger, soweit sie nicht den Offizierssäbel haben, ein besonderes (längeres) Seitengewehr. Die Oberfahnenschmiede tragen als Abzeichen unten auf dem linken Ärmel deS Waffenrocks, des Drillichrocks und «der Drillichjacke ein doppeltes Hufeisen von Tresse (Waffenrock) oder Borte (Drillich), die Fahnenschmiede ein einfaches Hufeisen auS Treffe oder Borte, die zu Fahnenschmicden befähigten Beschlagschmiede ein einfaches nur aus Borte. Im übrigen tragen diese Kate­ gorien Bekleidung und Ausrüstung wie die Unteroffiziere ihres Truppenteils. Die alS Stabs Ordonnanzen zu den höheren Kommandobehörden aus der EtatSstärke der Kavallerie- und Feldartillerie-Regimenter abkommandierten Mannschaften tragen im Frieden einreihigen dunkelgrünen Waffenrock mit korn­ blumenblauem Kragen und Aufschlag mit gelben Litzen, dunkelgraue Reithose, Helm mit gelbem Beschläge, Epaulettes mit gelben Halbmonden und rotem Felde mit der arabischen Korpsnummer, weißes Lederzeug. Zur Parade schwarzen Helmbusch; im kleinen Dienst und außer Dienst dunkelgraue Tuchhose mit blauen

VL Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältniffe.

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Doppelstreifen, dunkelgrüne Feldmütze mit kornblumenblauen Besahstreifen und roten Vorstößen.*)

Die Sanitätsmannschaften sämtlicher Truppenteile tragen dunkel­ blauen Waffenrock mit gleichfarbigen Schulterklappen, Kragen und Aufschlägen; Vorstöße von rotem Tuche, gelbe KnöpLe, auf den Schulterklappen die arabische Armeekorpsnummer von rotem Tuch, dunkelblaue Mütze mit gleichem Besatzstreisen und roten Vorstößen, dunkelblaue Tuchhose, bzw. schwarzblau­ melierte Reithose, Infanterie- bzw. Kavalleriemantel mit Schulterklappen wie am Waffenrock, Jnfanteriehelm mit gelbem Beschläge. Sie sind mit dem Jnfanteriesäbel M/38 mit schwarzem Lederzeug, einer Arznei- und Bandagentaschc und einer Labeflasche ausgerüstet. Die Ökonomiehandwerker der Truppen tragen im allgemeinen die Uniform der Gemeinen des betreffenden Truppenteils mit den Abzeichen der­ jenigen Kompagnie rc. rc., welcher sie zugeteilt sind, jedoch ohne Paradestücke Bei der Infanterie tragen sie den Säbel M/38, bei der Kavallerie haben sie statt der Reithosen und Reitstiefel mit Sporen lange Tuchhosen und Infanterie­ stiefel ohne Sporen. Bei der Feldartillerie und dem Train werden sie als Fußmannschaften eingekleidet und ausgerüstet. Die Unteroffiziere und Mannschaften der Bezirkskommandos tragen die weiße Brigadenummer entsprechend den betreffenden Offizieren (s. S. 22). Die Unteroffiziere und Gemeinen der H a n d w e r k e r a b t e i l u n g e n bei den Bekleidungsämtern tragen die Nummer des Armeekorps in gelben römischen Ziffern (vgl. 22), die Vorarbeiter bei diesen Handwerkerabteilungen auf dem linken Unterärmel des Waffenrocks und der Litewka ein V aus dem Tuch der Schulterklappen. Diejenigen Gefreiten und Gemeinen, welche nach erfüllter akttver Dienst­ pflicht freiwillig noch länger im Dienst bei der Truppe rc. rc. als Kapitu­ lanten verbleiben, tragen die weißblaue Unterosfizierstroddel am Bande der Gemeinen mit den Abzeichen der betreffenden Kompagnien rc. rc., außerdem an Waffenrock, Mantel und Litewka quer über den unteren Teil der Schulterklappe eine weiße Borte mit blauen Streifen. Für die besten Leistungen im Schießen werden bei der Infanterie, den Jägern, Pionieren, Eisenbahntruppen und Luftschiffern Schützenabzeichen, bei der Kavallerie, Feld- und Fußartillerie, sowie dem Train Schießauszeich­ nungen verliehen. Dieselben bestehen a) bei einmaliger Auszeichnung aus einer wollenen Fangschnur mit einer Eichel bzw. einer Stahlgranate (Artillerie), b) bei zwei- und dreimaliger Auszeichnung auS einer Fangschnur wie vor, aber mit zwei bzw. drei Eicheln (Stahlgranaten), c) bei viermaliger Auszeichnung aus einer seidenen Fangschnur, d) bei fünfmaliger Auszeichnung auS einer Fangschnur wie zu c, aber mit Medaille, auf welcher der bayerische Wappenschild mit Krone ge­ prägt ist, e) bei sechs- biS achtmaliger Auszeichnung aus einer Fangschnur wie zu d mit einer bzw. zwei und drei Eicheln (Nickelgranaten).

Die Abzeichen werden von der rechten Schulter nach der Brust getragen. Die bei der Schießschule erworbenen Abzeichen bzw. Auszeichnungen erhalten noch je eine silberne Eichel hinzu. Außerdem erhält diejenige Kompagnie (Batterie), welche in ihrer Gesamt­ heit im Schießen als die beste im Armeekorps befunden wird, auf ein Jahr ein von sämtlichen Unteroffizieren und Mannschaften am rechten Oberarm zu tragendes Königsabzeichen. Unteroffiziere und Kapitulanten behalten indes das Abzeichen bis zum Ausscheiden aus dem Etat der betreffenden Kom­ pagnie rc. rc. Bei wiederholter Erwerbung kommt für sie die Jahreszahl des e) Im Mobilmachungsfall tragen sämtliche Stabsordonnanzen die Uniform ihres Regiments.

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VI. Abschnitt.

Rang- und Borgesetzten-Berhältnifse.

wiederholt erworbenen Abzeichens zum ersterworbenen hinzu. DaS Abzeichen ist für: a) Infanterie: Gelbmetallener Eichenlaubkranz mit zwei kreuzweise aujeinanderliegenden Gewehren, darüber die Königskrone, zwischen den Gewehrkolben die Jahreszahl; b) Jäger: Hirschgeweih vbn gelbem Metall mit Krone wie zu a, über dem Blatt ein auf Strahlen ruhendes Kreuz, auf dem Blatt die Jahreszahl; c) Feld- und Fußartillerie: Kranz wie zu a, jedoch statt der Gewehre zwei Kanonenrohre. Die Richtkanoniere tragen auf dem linken Unterärmel bei der Feld­ artillerie eine gelbe dreiflammige, bei der Fußartillerie eine ebensolche ein­ flammige Rundgranate. Die besten Lanzenfechter der Kavallerie tragen am rechten Oberarm, je nach der Zahl der erworbenen Auszeichnungen, ein- oder mehrfache Abzeichen in Form eines nach oben offenen Winkels (V) ans weißer Borte bzw. silberner Tresse (vierfaches Abzeichen) mit blauen Streifen. Unteroffiziere und Mannschaften, welche in der Militärschicßschule einen Lehrkurs durchgemacht haben, sowie die zum Stamm dieser Schule kom­ mandierten Mannschaften tragen als Auszeichnung an Stelle der glatten Knöpfe auf dem Ärmelaufschlag Gefreitenknöpfe (mit heraldischem Löwen). Die Berechtigung zum Anlegen der Abzeichen für Kapitulanten, Schützen und Schießschule verbleibt dem damit Ausgezeichneten auch beim Übertritt zur Landwehr, Gendarmerie und zu den Invaliden. Die zur Dienstleistung bei der Unter Offiziersschule kommandierten Unteroffiziere tragen, wenn sie sich bewährt haben, an den Schulterklappen eine weißwollene Auszeichnungsschnur. Alle von der Kavallerie-Telegraphenschule als ausgebildet im Feldtelegraphendienst entlassenen Mannschaften haben am oberen Rand der Schulterklappen des Waffenrocks und Mantels eine weißblaue Borte. Die Trainsoldaten nichtregimentierter Offiziere und Be­ amter (bei Kriegsformationen) tragen die Uniform desjenigen Truppenteils, welchem ihre Einkleidung übertragen wird, jedoch nur bei der Kavallerie Helm rc., bei den übrigen Waffen die Dienstmütze. Besonderes Abzeichen: eine breite, hellblaue Binde am linken Oberarm. Die Mannschaften der Stabs wachen (im mobilen Verhältnis) behalten die Uniform der Truppenteile, von welchen sie abgegeben sind. Dienstabzeichen: Ringkragen mit dem bayerischen Wappen, der an einer Kette um den Hals ge­ tragen wird. Einjährig-Freiwillige tragen um die Schulterklappen der Röcke, Mäntel und Litewken eine weißblaue wollene Schnur (einj.-frw. Ärzte s. S. 18, einj.-frw. Unterveterinäre und Apotheker s. S. 21). Soldaten 2. Klasse tragen an Helm und Mütze keine Kokarden, haben das Kapitnlantenabzeichen, die Schützenauszeichnung, das Abzeichen der Militärschießschule, gegebenenfalls auch das Einjährig-Freiwilligenabzeichen abzulegen und dürfen außer Dienst das Seitengewehr nicht tragen. Das Neutralitätsabzeichen (Feldarmbinde) wird im Felde von dem gesamten Sanitätspersonal (Ärzte, Unteroffiziere und Mannschaften), von den Feldgeistlichen, deren Trainsoldaten, den Feldküstern, endlich von den Train­ soldaten der Ärzte, den Führern der Medizinwagen und sämtlichen Mitgliedern

der freiwilligen Krankenpflege getragen. Dieses internationale Erkennungszeichen besteht in einer weißen Binde mit rotem Kreuze, welche sowohl über dem Waffenrock als über den Mantel am linken Oberarm angelegt wird. Die Hilfskrankenträger tragen im Feld rote Armbinden. Jedem Unteroffizier, welcher 21 Jahre — unter Doppelrechnung der Feldzugsjahre — gut gedient hat und als Invalide ehrenvoll verabschiedet worden ist, kann das Forttragen der Uniform und des zugehörigen Seiten-

1. Rechte und Pflichten der Militärpersonen des aktiven DienststandeS.

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Gewehres unter Bedingung der Selbstbeschaffung mit den Abzeichen der Ver­ abschiedeten bewilligt werden. Verabschiedete Unterosfsziere tragen die Koppel des Seitengewehres unter denl Rocke und am unteren Rand der Schulterklappen eine weiß und blau ge­ schilderte Borte. Unwürdiges Betragen bedingt den Verlust der Erlaubnis zum Tragen der Uniform; in Ausübung eines bürgerlichen Berufs darf sie nicht angelegt werden.

VII. Abschnitt. Allgemeine OienstioelchsUnisse.

1. Rechte und Pflichten der Militärpersonen des aktiven Dienststandes. § 1. Auszug auS dem ReichS-Militärgesctz Dom 2. Mai 1874. (Aul). 3 z. W O.)

3um akiven Heere gehören: a) die M ilitärpers ane n des Friedensstandes und zwar die Offiziere, Ärzte und Militärbeamten des Friedensstandes, die Kapitulanten, die ausgehobenen Mannschaften, die Frei­ willigen Dom Tag ihres Eintrittes in den aktiven Dienst bis zum Zeitpunkt ihrer Entlassung aus demselben: b) die aus dem Beurlaubtenstande zum Dienst einbe­ rufenen Offiziere, Ärzte, Militärbeamten und Mannschaften von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlassung; c) die Zivilbeamten der Militärverwaltung. Als Ausweis für Militärpersonen des aktiven Heeres dienen die Sold­ bücher. Ossiziere und Sanitätsoffiziere weisen sich durch ihre Patente, Beamte durch ihre Bestallung aus. Bei Märschen dienen die Marschrouten, bei Eisen­ bahnfahrten die Militärfahrscheine als Ausweis. Zeitweise beurlaubte Mann­ schaften erhalten Urlaubskarlen oder Urlaubsscheine. Die besondere Gerichtsbarkeit über Militärpersonen beschränkt sich auf Strafsachen. Den allgemeinen Gerichtsstand haben die Militärpersonen bei dem Gerichte des Garnisonsortes; diejenigen jedoch, welche nur zur Erfüllung der Wehrpflicht dienen oder welche selbständig einen Wohnsitz nicht begründen können, nur be­ züglich der Klagen wegen vermögensrechtlicher Ansprüche. Die Militärpersonen des Friedensstandes bedürfen zu ihrer Verheiratung der Genehmigung ihrer Vorgesetzten. Die Militärpersonen des Friedensstande?, können die Übernahme von Vor­ mundschaften ablehnen, sind aber zu deren Übernahme nur mit Genehmigung ihrer Vorgesetzten berechtigt. Zum Betriebe eines Gewerbes bedürfen die Militärpersonen des Friedens­ standes der Erlaubnis ihrer Vorgesetzten, insofern nicht das Gewerbe mit der Bewirtschaftung eines ihnen gehörigen ländlichen Grundstückes verbunden ist. In Kriegszeiten oder während eines Belagerungszustandes können die Personen des attiven Dienststandes letziwillige Verfügungen unter besonders

VII. Abschnitt.

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Allgemeine Dienstverhältnisse.

erleichterten Formen gültig errichten. Solche privilegierte militärische letziwillige Verfügungen sind in gültiger Form errichtet*):

a) wenn sie von dem Testator eigenhändig geschrieben und unterschrieben sind; b) wenn sie von dem Testator eigenhändig unterschrieben und von zwei Zeugen oder einem Auditeur oder Offizier mitunterzeichnet sind; c) wenn von einem Auditeur oder Offizier unter Zuziehung zweier Zeugen oder noch eines Auditeur- oder Offiziers über die mündliche Er­ klärung des Testators eine schriftliche Verhandlung ausgenommen und diese dem Testator vorqelesen sowie von dem Auditeur oder Offizier und den Zeugen unterschrieben ist (vgl. Bürgerl. Gesetzbuch § 2281).

Bei verwundeten und kranken Militärpersonen können die unter b und c) erwähnten Auditeure und Offiziere durch Militärärzte oder höhere Lazarett­ beamte oder Militärgeistliche vertreten werden. Zur Annahme von Ämtern in der Verwaltung und Vertretung von kirch­ lichen und politischen Gemeinden und weiteren Kommunalverbänden bedürfen aktive Militärpersonen der Genehmigung ihrer Dienstvorgesetzten. Für die zum akttven Dienststande gehörigen Militärpersonen, mit Aus­ nahme der Militärbeamten, ruht die Berechtigung zum Wählen sowohl inbetreff der ReichSvertretung als inbetreff der einzelnen LandeSverttetungen. Die Teilnahme an polittfchen Vereinen und Versammlungen ist den zum attiven Dienststande gehörigen Militärpersonen untersagt. Die Entlassung auS der ReichSangehörigkcit (Genehmigung zur Auswan­ derung) darf Militärpersonen deS aktiven HeereS nicht erteilt werden, bevor sie auS dem Dienst entlasten sind.

2. Ehrenbezeigungen. (Ehrenbezeigungs-Vorschrift. § 2.

München 1894.)

Allgemeine Veftimmnuge«.

Die militärischen Ehrenbezeigungen sind einerseits der öffentliche Ausdruck der Ehrfurcht, Wertschätzung oder Anerkennung für Personen, Symbole oder für hervorragende Dienststellung, anderseits ver­ wirklichen sie nach außen die Begriffe der Unterordnung und gegen­ seitigen Achtung. 1. Zweck des militärischen Grußes. Durch deu militärischen Gruß bringt der einzelne, als Person und Soldat, bei dienstlicher wie außerdienstlicher Begegnung zum sichtbaren Ausdruck: die Ehrerbietung für die Allerhöchsten und höchsten Personen, gegen den Vorgesetzten und für Symbole; die Achtung für den Gleichstehenden, wie für den Untergebenen. Durch solche öffentliche Darlegung steter Hochhaltung der Standes­ würde, der Unterordnung und Kameradschaft gewinnen diese militärischen Begriffe nicht nur einen festeren Halt innerhalb des Standes, sondern es wird auch dessen Ansehung und Achtung außerhalb desselben wesent­ lich gefördert. •) Über den Zeitpunkt des Beginnens und Erlöschens dieses Privileginms s. R.-Mil -Ges. tz 44 (Anh. 3 zur Wehrordnung). S. a. EinsührungSgesetz zum Bürgerl. Gesetzbuch v. 18. 8. 1896, Art. 44.

2. Ehrenbezeigungen.

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2. Allgemeine Einteilung. Die militärischen Ehrenbezeigungen im engeren Sinne werden erwiesen:

von von von von

einzelnen Personen außerhalb der Truppe, Abteilungen, Wachen und Schildwachen*): an einzelne Personen, an Abteilungen und an Symbole.

Nebstdem ist mit den Ehrenbezeigungen int innigsten und unerläßlichen Zusammenhang das allgemeine Verhalten gegenüber dem Vorgesetzten bei dienstlicher wie außerdienstlicher Berührung. (Militärische Schicklichkeits­ regeln s. § 5.)

3. Grundsätze für Erweisung und Empfang. Die militärischen Ehrenbezeigungen werden mit dem vollen dienst­ lichen Ernst und A n st a n d ehrerbietig gegeben; den empfangenen gebührt achtende Erwiderung. Von Seiner Majestät dem Könige und Kriegs­ herrn angeordnet und zuerkannt, sind sie Befehl. Engere kameradschaftliche oder Privat-Be^iehungen entschuldigen nie­ mals eine Vernachlässigung der Form; Verschiedenheit der Abteilung und Waffe übt auf diese keinerlei Einfluß. Die zugesprochene Ehrenbezeigung nicht bloß selbst in strengster Form zu fordern, sondern auch darüber zu wachen, daß Untergebene das Gleiche von ihren Untergeordneten verlangen, ist Dienstpflicht. In beiderlei Richtung ist das Ansehen des Befehles ohne jedwelche Rück­ sicht zu wahren, sei es durch Rüge, sei es strafend. Seiner Majestät dem König gebührt allerwegs die höchste Beehrung. Weiters werden die Fahnen und Standarten als die Symbole mili­ tärischer Treue beehrt. Mit bestimmten Auszeichnungen Beliehenen kommt gleichfalls Ehren­ erweisung zu zur Anerkennung der durch Tapferkeit oder treue Hingebung an den Allerhöchsten Dienst erworbenen besonderen Verdienste. Der direkte Vorgesetzte wird stets zuerst gegrüßt und zwar auch der Jüngere, wenn er mit einer Dienststellung betraut ist, welche dem Älteren gegenüber die direkte Vorgesetzten-Eigenschaft begründet. Außerdem begrüßt der jüngere Offizier den älteren zuerst, auch bei gleichem Dienstgrad. Die Unteroffiziere grüßen unter sich nur nach den aus ihrem gegen­ seitigen Dienstverhältnis sich ergebenden Hauptrangstufen. Sämtliche Unteroffiziere erweisen allen militärischen Vorgesetzten, vom Subalternoffizier, aufwärts, sämtliche Soldaten jenen vom Unteroffizier aufwärts Ehrenbezeigung. Die Ärzte und Beamten empfangen — in Uniform — von ein­ zelnen den Gruß wie Offiziere. Dienstinteresse und Anstand erfordern, daß gegenseitige Begrüßung der Beamten im Armeedienst nickt nur unter sich, sondern auch gegenüber den übrigen Armeeangehörigen stattfinde. Ehrenbezeigungen von Abteilungen siehe § 4. •) Die von Wachen und Schildwachen zu erweisenden Ehrenbezeigungen sind im XXI. A. enthalten.

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VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Von den Unteroffizieren und Soldaten werden die Schildwachen nicht gegrüßt; nur die Inhaber von Kriegsdekorationen haben die ihnen gebührende Ehrenbezeigung der Schildwachen zu erwidern. (Vgl. XXL 91.) Offizieren, Ärzten und Beamten in Zivilkleidung gebührt keine Ehren­ bezeigung. Angehörige der deutschen — und im Kriegsfälle auch verbündeter — Armeen und Marinen, sowie die 9lngehörigen der deutschen Schutztruppen empfangen die vollen Ehrenerweisungen, Offiziere fremder Armeen re. den Gruß von einzelnen und die Ehrenbezeigungen von Wachen und Schild wach en wie jene der bayerischen 9lrmee. Die in ein nicht­ deutsches Gebiet beurlaubten Militärpersonen erweisen, wenn in Uniform, die Ehrenbezeigungen nach den dortigen Bestimmungen. Zwischen den Personen des Soldatenstandes und den 9lngehörigen des Gendarmeriekorps findet — insoweit dies der Sicherheitsdienst der letzteren gestattet — nach Maßgabe der allgemeinen Rangverhältnisse militärische Begrüßung statt. Stete Beachtung standesgemäßen Benehmens und der iiblichen Schicklichkeitsregeln ist schuldige Ehrenerweisung. Durch Abwinken darf erlasien werden: a) das Frontmachen, insbesondere wenn es Störung veranlassen würde; b) das Aufnehmen der Hand bei öfterer Begegnung — aus demselben Wege re. — innerhalb kurzer Zeit; einmaliges Ab­ winken hat in diesem Fall bleibende Wirkung; c) das Übergehen in den Schritt aus höherer Gangart; d) das Aufstehen an öffentlichen Orten und Bergniigungsplätzen. In Begleitung eines Vorgesetzten kann es dem Jüngeren im Range nidjt zustehen, die ihm etwa gebührenden Ehrenbezeigungen des Frontmachens ohne Genehmigung des Höheren zu erlassen.

4. Ausführung im allgemeinen. Jede Ehrenbezeigung bedingt stramme Stellung und Haltung nach den Vorschriften für den Waffenunterricht. Die Annayme dieser Haltung wird stets und in allen Fällen — von einzelnen wie von der Truppe — von der Wendung des Kopfes nach dem zu Beehrenden begleitet; der freie Blick folgt demselben. Die Ehrenbezeigungen sind kurz und straff, jedoch ohne Tempos auszuführen. Die Ehrenbezeigung des e i n z eln e n M a n n es besteht in Frontmachen, Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung, Borbeigehen in gerader Haltung oder Stillstehen mit der Front nach dem Vorgesetzten. Front macht der Soldat, indem er beim Heranziehen des Fußes während des letzten Schrittes die halbe Wendung nach dem Vorgesetzten ausführt. Im übrigen ist die Haltung wie auf Kommando „Still­ gestanden". Bei der Ehrenbezeigung durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung wird in freiem Schritt vorbeigegangen und die rechte Hand kurz derart an die Kopfbedeckung gebracht, daß letztere ungefähr über dem äußeren Winkel des rechten Auges berührt wird und der Mann vor der rechten Hand vorbeisehen kann. Die aneinander geschlossenen Finger werden hiebei ungezwungen ausgestreckt, der Daumen unter den Zeigefinger gelegt. Das Handgelenk ist nach abwärts leicht

2. Ehrenbezeigungen.

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gebogen, der rechte Ellenbogen kommt etwas vorwärts und befindet sich etwa in Schulterhöhe. Bei Beendigung der Ehrenbezeigung geht der Kopf gerade aus und die rechte Hand kurz herunter. Grundsätzlich nehmen die Unteroffiziere und Soldaten stehenden Fußes und zu Pferde niemals die Hand auf. Beim Vorbeigehen in gerader Haltung werden die Arme nicht bewegt. Zum Stillstehen ist durch die entsprechende Wendung die Front nach dem Vorgesetzten zu nehmen. Die den Offizierssäbel tragenden Unteroffiziere der Fußtruppen halten bei der Ehrenbezeigung die Säbelscheide mit der linken Hand derart zwischen den Ringen, daß die ersten beiden Finger davor, der Daumen und die beiden anderen Finger dahinter liegen. Der linke Arm wird leicht gekrümmt. Die Schleppe des Säbels darf den Boden nicht berühren. Zu Pferde machen nur Offiziere Front. Der einzelne Mann zu Pferde erweist die Ehrenbezeigung, indem er an dem Vorgesetzten unter Annahme des vorschriftsmäßigen Sitzes im Schritt vorbeireitet und ihn frei ansieht. Zu Pferde befindliche Offiziere und Mannschaften gehen vor jedem Ranghöheren, deu sie 311 begrüßen verpflichtet sind, aus schärferer Gangart in den Schritt über*); nur Dienstbestellung, bei welcher tatsächlich Eile notwendig ist, entschuldigt hievon (Meldereiter). Zu Fuß wird der Laufschritt auf die Dauer des Grußes eingestellt. Verbieten besondere Umstände oder Rücksichten auf deu Verkehr an engen Stellen (Brücken, Torbogen rc.) dem Soldaten, eine der vorstehend erwähnten Ehrenbezeigungen auszuführen, so hat er eine gerade Haltung anzunehmen und den Vorgesetzten frei anzusehen. Die Unteroffiziere und Soldaten nehmen die Kopfbedeckung, wenn ohne Seitengewehr, zur Ehrenbezeigung ab im Innern von Kasernen, von öffentlichen und Privatgebäuden, dann in Stallungen. Die abgenommene Kopfbedeckung wird mit ungezwungen gestrecktem Arm in der rechten Hand gehalten. Die Innenseite der Mütze ist gegen den Schenkel gewendet. Wenn mehrere Offiziere außerdienstlich zusammengehen, so erfolgt die Erwiderung der Ehrenbezeigungen, welche von Truppenteilen, von Wachen und Posten, ferner von Unteroffizieren und Gemeinen erwiesen werden, nur durch den Höchsten im Range. Mehrere außerdienstlich zusammengehende Unteroffiziere erwidern sämtlich den Gruß von Unteroffizieren, dagegen haben sie sich gegenüber den Ehrenbezeigungen, welche ihnen von Gemeinen erwiesen werden, wie in Vorstehendem für die Offiziere angegeben, zu verhalten. Das Begrüßen der Fahnen wird hiedurch nicht berührt. Die Ehrenbezeigung des einzelnen Mannes beginnt 6 Schritte vor dem Vorgesetzten und endet 3 Schritte hinter demselben. Bei Verspätung gelangt die Ehrenbezeigung trotzdem zur vollen, nachträglichen Ausführung. Vor Ihren Majestäten und Hoheiten ist jede Beehrung schon auf 10 Schritte Entfernung zu erweisen. In Kaser «zimmern, Gängen und Höfen, dann in Stal­ lungen gebührt der Gruß einzelner nicht minder, wie auf der Straße.

*) Etwa durch die örtlichen Verhältnisse gebotene Abänderungen sind dem Gouverneur rc. überlassen.

VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

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Die Gesamtheit mehrerer in Kasernzimmern und Stallungen anwesender Unteroffiziere und Soldaten wird als Abteilung angesehen und vollzieht daher die Beehrung auf Kommando. An öffentlichen Orten — Vergnügungsplätzen rc. — erhebt sich jeder zum Gruß verpflichtete Mann vor dem sich nähernden Vorgesetzten, und zwar in Heineren Lokalitäten immer, in größeren aber dann, wenn der Vorgesetzte in die Nähe kommt. Ein tretend begrüßt der Unter­ gebene anwesende Vorgesetzte, ehe er den Mantel, das Seitengewehr ?c. ablegt oder Platz nimmt, durch Stillstehen mit der Front gegen dieselben, jedoch nur, wenn er in deren Nähe Platz nehmen muß. Andernfalls geht er mit Handaufnehmen an dem Vorgesetzten vorbei. Wird der Gruß des Untergebenen von dem Vorgesetzten nicht sogleich bemerkt und kann ersterer dem letzteren nicht in schicklicher Weise sich bemerkbar machen, so ist der Untergebene berechtigt, ohne weiteres seinen Weg forizusetzen bzw. abzu­ legen und Platz zu nehmen (Kr.M.E. 9h*. 1026/96). In sinngemäßer Weise hat sich der Untergebene beim Verlassen des Lokales zu verhalten.

Jedem Vorgesetzten ist von einzelnen wie von Abteilungen L vr tritt und Raum zu geben. Das Ausweichen erfolgt, wenn tunlich, nach rechts. Ist der Bürgersteig schmal oder stark begangen, so treten die Mannschaften auf den Fahrweg hinunter. Das Überholen Vorgesetzter ist im allgemeinen gestattet, jedoch wird — zu Fuß wie zu Pferd — in gleicher Höhe mit ihnen und dis auf einige Schritte vorwärts derselben der «schritt des Mannes oder die Gangart des Pferdes sichtlich abgemindert. Befindet sich der Vorgesetzte selbst in höherer Gangart, so soll ihm ohne dienstliche oder sonst dringende Veranlassung nicht vorgeritten werden. JhrenMajestäten undHoheiten vorzugehen oder vorzureiten ist unstatthaft; nötigenfalls ist ein Neben­ weg einzuschlagen.

Belästigung des Vorgesetzten muß sorgfältig vermieden werden, insbesondere von Berittenen unter Rücksichtnahme auf Raum, Boden­ beschaffenheit und Charakter des Pferdes. Zur Nachtzeit werden, infoferne die Vorschrift nicht ausdrücklich anderes befiehlt, die Ehrenbezeigungen ebenso, wie am Tage, erwiesen. Ist hiebei, oder auch am Tage, wegen Tragens des Mantels re. die Rangauszeichnung nicht erkennbar, so wird der Offizier beziehungsweise Unter­ offizier im allgemeinen begrüßt. § 3.

Ehrenbezeigungen von einzelnen außerhalb der Truppe.

1. Ehrenbezeigungen von Offizieren. Die Offiziere erweisen Ehrenbezeigung:

durch Frontmachen unter Handaufnehmen:

a) Seiner Majestät dem König,

b) Ihrer Majestät der Königin,

c) den Prinzen und Prinzessinnen der Königlichen Hauptlinie und der Herzoglichen Nebenlinie des Königlichen Hauses, d) Ihren Majestäten Gemahlin.

dem Deutschen Kaiser und Allerhöchstdessen

2. Ehrenbezeigungen.

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Die Offiziere grüßen ferner: durch Aufnehmen der Hand: a) alle nichtbayerischen Fürsten und Prinzen, deren Gemahlinnen, Witwen und Prinzessinnen der I., H. und III. Beehrungs­ kategorie (s. S. 45),

b) die Fahnen und Standarten, c) die rangälteren Offiziere und Ärzte. Allen nichtbayerischen regierenden Fürsten und deren Ge­ mahlinnen werden innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen die dort für Offiziere vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen erwiesen.

Prinzen, welche in irgend einer Ausübung des Militärdienstes begriffen sind, empfangen nur die ihrem militärischen Range zukommenden Ehrenbezeigungen, werden aber von sämtlichen Offizieren gegrüßt. Ärzte und Militärbeamte*) erweisen an Ihre Majestäten und Hoheiten,

dann an die Fahnen und Standarten die gleichen Ehrenbezeigungen, wie die Offiziere. Unter sich und gegenüber den Offizieren erweisen und empfangen die Ärzte Ehrenbezeigung nach dem Range. Bei gleichem Range grüßt der Arzt den Offizier zuerst.

Die wechselseitige Begrüßung der Militärbeamten, sowie der Offiziere und Ärzte ist Gebot der Schicklichkeit und deS Anstandes, welches Männer dieser Stellung nie außer acht lassen dürfen. Für die Begrüßung der MilitärLenmten unter sich gilt die gleiche Norm. Verabschiedete rc. Offiziere, Ärzte und Militärbeamte erweisen und empfangen — wenn in Uniform — die gleiche Ehrenbezeigung wie in der Aktivität. Es erfordert jedoch hier der Takt, daß der im Range höhere aktive Offizier rc. den Gruß eines altgedienten, ihm früher vielleicht vorgesetzten Kameraden rc. mit besonderer Zuvorkommenheit erwidert.

Bei Begrüßung von Ranghöheren darf der Säbel nicht schleppen.

Zu Meldungen bei abgenommener Kopfbedeckung trägt der Offizier den Helm in der rechten Hand an der Spitze gefaßt — Wappen nach vorwärts —; der Säbel wird zu Meldungen an der Scheide mit der linken Hand zwischen beiden Ringen derart umfaßt, daß die zwei ersten Finger der Hand vor, der Daumen und die zwei anderen Finger hinter der Scheide liegen. Zur Meldungserstattung an einen zu Fuß befindlichen Vorgesetzten sitzt der berittene Offizier stets ab; ausgenommen hievon ist die Befehlsüberbringung, wenn Eile geboten. Radfahrende Offiziere erweisen Ehrenbezeigung durch Handaufnehmen. Grußbewegungen mit Peitsche, Reitstock u. dgl. sind untersagt. Der zum Tragen von Zivilkleidung berechtigte Offizier rc. hat ihm begegnende Vorgesetzte zu begrüßen.

Bei Versammlung einzelner oder mehrerer Offizierskorps zu dienstlichem wie außerdienstlichem Zwecke wird jeder ankommende oder eintretende Vorgesetzte des Höchsten der bereits Anwesenden — im Freien durch Entgegengehen — begrüßt. Im übrigen regelt sich das Verhalten der Offiziere nach den allgemein üblichen Formen des Anstandes. •) Die hier für die Militärbeamten gegebenen Bestimmungen haben auch für die Zivilbeamten der Militärverwaltung — wenn diese in Uniform — Gültigkeit. Müller und v. Zwehl, Handb. f. Tinj.-Freiw. II. Teil.

3

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VH. Abschnitt.

Allgemeine DienstverhÄtniffe.

2. Ehrenbezeigungen von Unter Offizieren und Soldaten ohne Obergewehr. a) Arten der Ehrenbezeigung.

Im Gehen erweisen die Unteroffiziere *) vom Feldwebel rc. abwärts und die Soldaten — wenn ohne Obergewehr — Ehrenbezeigung: durch Frvntmachen:

a) Ihren Majestäten und Hoheiten, vor welchen die Offiziere nach Z. 1 Front machen; b) allen direkt vorgesetzten Offizieren**) und dem Regimentsinhaber; durch Aufnehmen der Hand: a) vor den Fahnen und Standarten, b) vor sämtlichen Offizieren des deutschen Heeres und der Kaiser­ lichen Marine***), vor welchen nicht Front zu machen ist, c) vor den Ärzten, den Beamten der Militärverwaltung und den Feldgeistlichen, wenn dieselben Uniform beziehungsweise Ornat oder Dienstmütze tragen. Außerdem werden in dieser Weise gegrüßt:

d) die Unteroffiziere, welche das Offiziersseitengewehr tragen, sowie die Hartschiere, Oberwachtmeister und Wachtmeister der Gendarmerie, dann die Unterärzte, einjährig-freiwilligen Ärzte, Unterveterinäre und einjährig-freiwilligen Unterveterinäre: von allen Unteroffizieren, welche das OffiziersSeitengewehr nicht tragen;

e) alle Unteroffiziere: von den Gefreiten und Gemeinen.

Stehenden Fußes wird von Unteroffizieren und Soldaten Ehren­ bezeigung erwiesen: durch Stellungnehmen unter Frontmachen:

in allen Fällen, für welche laut Vorstehendem eine Ehrenbezeigung vor­ geschrieben ist. Die Zöglinge des Kadettenkorps erweisen vor den Allerhöchsten und höchsten Personen, den Fahnen und Standarten, den Offizieren, Ärzten und Beamten der Militärverwaltung die für die Unteroffiziere und Soldaten vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen. Die Zöglinge der Unteroffiziers-Vorschule haben allen Offi­ zieren, Ärzten und Beamten der Militärverwaltung — dann den Unteroffizieren die vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen zu erweisen. •) Die hier für die Unteroffiziere vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen gellen auch für die Unterärzte, einjährig-freiwilligen Ärzte, Unterveterinäre und ein­ jährig-freiwilligen Unterveterinäre.

••) Auch dem Gouverneur bzw. Kommandanten, nicht aber dem Garnisons­ ättesten, wenn dieser nicht an sich schon diretter Vorgesetzter der Betreffenden ist (V.Bl. 14/99).

••*) Betr. Ehrenbezeigungen vor Offizieren ftemder Armeen s. S. 30.

2. Ehrenbezeigungen.

35

Einzelne oder mehrere außerhalb desStandortesauf Marsch befindliche Unteroffiziere und Soldaten melden sich bei jedem begegnenden Offizier unter Angabe des Marschzweckes und -Zieles.*) Bei einem Transport- rc. Kommando meldet sich nur der Führer. Beurlaubte Unteroffiziere und Soldaten in Uniform haben sich während der Reise nur dann bei Offizieren zu melden, wenn sie letzteren auf der Land­ straße begegnen; auch haben dieselben am Urlaubsorte nur beim Kommandanten bzw. Garnisonsältesten — an Orten ohne Garnison, in welchen sich ein Melde­ amt befindet, bei dem demselben vorstehenden Bezirksoffizier, in sonstigen Orten ohne Garnison bei der Ortsbehörde — Meldungen zu erstatten. Den nichtbayerischen regierenden Fürsten und deren Gemahlinnen erweisen innerhalb Ihrer Landesgrenzen die Unteroffiziere und Soldaten die dort vorgeschriebene Ehrenbezeigung.

b) Besondere Bestimmungen. Untere Militärbeamte in bezeigungen wie die Unteroffiziere.

Uniform erweisen die gleichen Ehren­

Auch wenn sie keine Uniform tragen, haben sie Offiziere, soweit sie ihnen bekannt sind, jedenfalls aber die Offiziere rc. ihres Truppenteils oder ihrer Stelle zu grüßen.

Wenn eine Wache oder Abteilung Stellung zum Gebet nimmt, so haben die in der Nähe befindlichen Unteroffiziere und Soldaten die gleiche Stellung anzunehmen, indem sie — auch aus dem Gehen — gegen die Ab­ teilung rc. Front machen.**) Statt des Frontmachens auS dem Gehen wird von den hiezu ver­ pflichteten Unteroffizieren und Soldaten im Vorübergehen die Hand aus­ genommen, wenn der Vorgesetzte steht, überholt wird oder abwinkt.

Auf die Ehrenbezeigung vor Ihren Majestäten und Hoheiten finden die beiden ersten Ausnahmen keine Anwendung. Es ist daher, auch wenn Höchstdieselben stehen, nötigenfalls ein Nebenweg einzuschlagen. Das Frontmachen* hat auch dann vor den direkten Vorgesetzten stattzufinden, wenn sich diese in Gesellschaft höherer Offiziere befinden, vor welchen die betreffenden Mannschaften nicht Front zu machen haben.

Unteroffiziere oder Gemeine, welche in Begleitung eines Vorgesetzten gehen, erweisen beim Begegnen eines ihnen direkt vorgesetzten Offiziers, sobald dieser unter dem Range des ersteren, Ehrenbezeigung durch Auf nehmen der Hand. Die vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen gebühren jederzeit, wenn der zu beehrende Vorgesetzte irgendwie als solcher erkennbar ist. Unteroffiziere und Soldaten ohne Kopfbedeckung erweisen die Ehren­ bezeigung lediglich durch Annehmen von Haltung.

*) Solche Meldungen unterbleiben jedoch auf belebten Bahnhöfen, Dampsschiffsanlegeplätzen rc. und im Innern eines fremden Standortes. **) Auf das Kommando: „Zum Gebet" geht bei den mit Gewehr ab stehenden Fußtruppen die linke Hand an die Kopfbedeckung, der Kopf neigt sich ein wenig. Die Offiziere salutieren. Die Tamboure und Musikkorps schlagen und blasen das Zeichen zum Gebet bzw. die Gebeishymne. Auf das Kommando: „Herstettt euch" geht die linke Hand an den Schenkel, der Kopf erhebt sich; die Offiziere salutieren zurück. Ohne Gewehr wird ent­ sprechend die rechte Hand ausgenommen. Die übrigen Waffen verhallen sich dem Vorstehenden sinngemäß. Bon den zu Pferde ausgerückten Offizieren und Mannschaften aller Waffen wird bei Ausführung des Kommandos „Zum Gebet" die gerade Haltung des Kopfes beibehalten.

36

VH Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Tragen Unteroffiziere und Soldaten einen größeren Gegen st and •), so gehen sie statt des Frontmachens oder Handaufnehmens in Haltung vorüber, yn gleicher Weise tragen Tamboure, Hornisten, Trompeter und Hoboisten die Musik-Instrumente wie bei der Parade.

Gegenstände von geringer Größe und Schwere sind zur Ehren­ bezeigung in die linke Hand zu nehmen. Führt der Mann ein oder mehrere Pferde, so nimmt er sie zur Ehrenbezeigung, selbst Haltung annehmend, mit hochgestelltem Kopfe kurz. Fahren Unteroffiziere oder Soldaten in oder auf einem Wagen, so nehmen sie gerade Haltung mit an der Seite angelegten Armen an, ohne aufzustehen. Ist eine Meldung zu erstatten, so hat der Meldende auS- bzw. ab­ zusteigen. Beim Besteigen oder Verlassen einer Pferdebahn rc. rc. wird mit Front gegen den Borgesetzten stillgestanden. Kutschierend nehmen Unteroffiziere oder Soldaten zur Ehrenbezeigung Haltung an. In Käserngän gen, auf Treppen und in Stallungen wird von einzelnen vor allen Vorgesetzten Front gemacht, wenn solches zum Raumgeben erforderlich; außerdem auch hier nur vor den diretten Vorgesetzten. In Zivilbureaus und vor Gericht nehmen die Unteroffiziere und Soldaten ohne Seitengewehr die Mütze ab; mit Seitengewehr behalten sie jedoch auch hier die Kopfbedeckung auf und grüßen durch Aufnehmen der Hand. Für die Dauer der Eidesleistung oder des Handgelübdes wird dagegen Helm rc. oder Mütze — und allenfalls der ausgezogene rechte Hand­ schuh — in die linke Hand genommen.*) **) In öffentlicher Verhandlung haben die Unteroffiziere und Soldaten, wenn auf die Zeugen- oder Anklagebank gewiesen, die Kopfbedeckung auch bei umgeschnalltem Seitengewehr abzunehmen. Die Unteroffiziere und Soldaten deS Beurlaubten st andes verhalten sich — wenn in Uniform — wie die des attiven Dienststandcs. Unteroffiziere und Gemeine einschließlich der Einjährig-Freiwilligen deS aktiven Standes haben in bürgerlicher Kleidung***) außer ihren diretten Vor­ gesetzten jeden Offizier rc. und die Unteroffiziere ihres Truppenteils oder ihrer Stelle zu begrüßen. Dies gilt auch von den Offiziersdienern sowie von den Ordonnanzen der OffizierS-Speiseanstalten, wenn sie nicht Uniform tragen. Sie nehmen zum Gruße die Kopfbedeckung ab, dieselbe mit herabhängendem gestteckten Arme haltend. In gleicher Weise grüßen OffizierSdiener zu Pferd, wenn sie keine Hand­ pferde führen. Wenn der Offiziersdiener einen Offizier zu Pferde begleitet, so ist er bei Begegnung eines Offiziers von der vorgeschriebenen Abminderung der Gangart entbunden. Beim Radfahren ist von den Mannschaften die Ehrenbezeigung zu erweisen durch Einnehmen einer geraden Haltung und Ansehen deS Vorgesetzten, wobei langsamer gefahren wird. Jede Belästigung Vorgesetzter, insbesondere Allerhöchster und höchster Personen, ist sorgfältig zu vermeiden, wobei dem Taktgefühl des einzelnen daS richttge Verhalten in besonderen Fällen überlassen werden muß. *) Das Verhalten des ManneS hiebei hängt wesentlich auch von der Art deS betreffenden Gegenstandes ab.

•*) Der abgenommene Helm wird an der Spitze gefaßt, Wappen nach vorwärts. ***) Die Genehmigung zum Tragen von Zivilkleidern außer Dienst kann Unteroffizieren und Gemeinen einschließlich Einjährig-Freiwilligen in besonderen Fällen durch die Truppen-Kommandeure rc. erteilt werden.

2.

Ehrenbezeigungen.

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3. Ehrenbezeigungen von Unteroffizieren und SoldatenmitObergewehr.

Arten der Ehrenbezeigung. 1. Im Gehen erweisen einzelne mit Obergewehr bewaffnete Unter­ offiziere und Soldaten Ehrenbezeigung mit Gewehr über und unter Blick­ wendung nach Nr. 34 Teil I des Exerzier-Reglements für die Infanterie: a) Ihren Majestäten und Hoheiten, wie dieselben vorstehend in 8 3 Z. 1 angeführt sind; b) allen Fahnen und Standarten; c) allen Offizieren; d) den Ärzten im Offiziersrang; e) vor dem Hochwürdigsten des katholischen Kultus. 2. Stehenden Fußes wird Ehrenbezeigung erwiesen: durch Stellungnehmen mit Gewehr beim Fuß: allen jenen, vor welchen ohne Obergewehr nach § 3 Z. 2 a Front zu machen oder Hand aufzunehmen wäre, dann vor dem Hochwürdigsten.

§ 4. Ehrenbezeigungen von Abteilungen. 1. Arten der Ehrenbezeigung. Von Abteilungen wird je nach dem Range des Führers Ehren­ bezeigung erwiesen. Im Marsch beehren durch Annehmen von Haltwig und durch Blickwendung: A. von jedweder Rangklasse geführte Abteilungen: a) Ihre Majestäten und Hoheiten, wie dieselben in 8 3 Z. 1 auf­ geführt sind; b) alle direkt vorgesetzten Offiziere des Führers; c) das Hochwürdigste des katholischen Kultus; außerdem: B. von Stabsoffizieren geführte Abteilungen: alle Generale; C. von Hauptleuten re. und Leutnants geführte Abteilungen: alle Generale und alle Stabsoffiziere; D. von Unteroffizieren, Gefreiten und Gemeinen geführte Abteilungen: alle Offiziere. Stehenden Fußes wird Ehrenbezeigung erwiesen: a) durch Präsentieren des Gewehres und Marsch­ schlagen: Ihren Majestäten und Hoheiten (siehe vorstehend unter Aa); b) durch Stellungnehmen mit Gewehr a b: allen Vorgesetzten des Führers, welchen im Marsch Ehren­ bezeigung zu erweisen ist, dann dem Hochwürdigsten.

2. Allgemeine Ausführung. Hat der abteilungsführende Offizier den Säbel gezogen, so salutiert er zu jeder Ehrenbezeigung, in größeren Verbänden bis einschließlich Kompagnie- rc. Führer.

38

VII. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Die Fahnen (Standarten) salutieren im Marsche nicht. DaS Spiel wird, auch- im Marsche, nur zur Ehrenbezeigung vor Ihren Majestäten und Hoheiten eigens gerührt. Abteilungen von der Stärke einer Kompagnie rc. an erweisen in Marsch­ kolonne die Ehrenbezeigungen zugweise. Die Ehrenbezeigungen von Abteilungen enden, nachdem der letzte Mann der Abteilung 3 Schritte an dem zu Beehrenden vorbei ist. Bom Abteilungsführer wird allen Vorgesetzten, welche außerhalb der Truppe zu begrüßen wären, denen aber Ehrenbezeigung von der Abteilung nicht zukommt, diese — wenn das Seitengewehr ergriffen ist — durch Salutieren erwiesen; bei nicht ergriffenem Seitengewehr legt der kommandierende Offizier die Hand an die Kopfbedeckung, in größeren Verbänden bis einschließlich Kom­ pagnie- rc. Führer. Den Führern von Abteilungen ist gestattet, in gleicher Weise den Gruß von rangHleichen oder rangniedereren Offizieren zu erwidern. AbteuungSführende Unteroffiziere rc. ohne Obergewehr beziehungsweise zu Fuß nehmen zur Ehrenbezeigung die Hand auf. Zur Meldung an jeden Vorgesetzten salutiert der Offizier, wenn er das Seitengewehr ergriffen hat; ohne ergriffenes Seitengewehr nimmt er die Hand auf. Unteroffiziere, Gefreite und Gemeine nehmen als Abteilungsführer das Gewehr zur Meldung über.

3. Verhalten in besonderen Fällen. Begleitmannschaften eines Transportes rc., dann Abteilungen, welche Pferde bewegen oder auf Arbeit marschieren, Wagenkolonnen im Ortsfuhrendienste rc. erweisen gleichfalls Ehrenbezeigung durch Annehmen von Haltung und durch Blickwendung. Abteilungen, welche mit dem Transport von Gewehren oder anderen Gegenständen beschäftigt sind, vollziehen keine Ehrenbezeigung, dagegen grüßt der Führer durch Aufnehmen der Hand. Begleitet ein Höherer als der Führer eine Abteilung, so erweist diese Ehrenbezeigung nach dem Range des Begleitenden/ Erfordern dienst­ liche Verhältniße, daß Führer statt an der Spitze ihrer Abteilung hinter derselben reiten, so wird gleichfalls die Ehrenbezeigung nach dem Range des Führers erwiesen.

4. Beschränkung, Unterlassung. Innerhalb des Standortes*) erweisen Abteilungen die in Z. 1 vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen. Wenn hingegen eine Abteilung innerhalb des Standortes mit zusammen­ gesetzten Gewehren ruht oder ab gesessen ist, so erweisen die Mannschaften für sich Ehrenbezeigung, wie solche außerhalb der Truppe für einzelne vor­ geschrieben ist. Nur vor Ihren Majestäten und Hoheiten wird auch in diesem Falle zur Erweisung der vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen rasch angetreten oder aufgeseflen (s. Z. 1). Außerhalb des Standortes*) beehren marschierende oder ruhende Abteilungen nur Ihre Majestäten und Hoheiten. In allen übrigen Fällen unterbleibt jede Beehrung, dagegen melden die Abteilungsführer den Vorgesetzten, welchen nach 8 4 Z. 1 Ehrenbezeigung innerhalb deS Standortes zukommt, Zweck und Ziel des Marsches. Die Mannschaften ruhender Abteilungen bleiben hiebei liegen oder sitzen. Wenn Unteroffiziere oder Soldaten während des Marsches rauchen, so haben sie vor jedem passierenden Offizier Pfeife oder Zigarre aus dem Munde zu nehmen. *) Dem Standorte wird gleichgeachtet daS Lager oder der Unterkunftsort.

2. Ehrenbezeigungen.

39

Eingetretene Offiziere grüßen, wenn das Rühren gestaltet ist, die im Range Höheren durch Handaufnehmen. Bon eingetretener Dunkelheit bis zum Tagesanbruch wird von Ab­ teilungen keinerlei Ehrenbezeigung erwiesen. Bei Übungen findet nur Meldung an direkte Vorgesetzte statt.

§ 5. Militärische SchicklichkeitSregel«. 1. Im allgemeinen.

Es muß eines jeden ehrliebenden Soldaten Bestreben sein, auch außer Dienst bei allen Gelegenheiten durch sein Verhalten nicht bloß die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu erwerben, sondern auch vor der Öffent­ lichkeit dem Stande, welchem er — sei es freiwillig, sei es berufen — angehört, Geltung und Achtung zu verschaffen. Dies geschieht durch stete Beachtung der gewöhnlichen Regeln des Anstandes, durch bescheidenes, höfliches Betragen, durch gefälliges, zuvor­ kommendes Benehmen von feiten aller Standesangehörigen. Dem Vorgesetzten gegenüber ist solches Betragen schuldige Ehrenerweisung. Hier will nur das bei den gewöhnlichen Begegnungen re. im all­ gemeinen zu beobachtende Benehmen angegeben werden. Die entsprechende Anwendung auf andere Fälle bleibt der Belehrung der Mannschaft durch die hiezu Berufenen überlassen. 2. Verhalten auf der Straße. Aui der Straße muß der Soldat aufmerksam sein, damit er keinen zu begrüßenden Vorgesetzten übersehe. Erblickt er den Vorgesetzten am Fenster, so hat er denselben gleichfalls dienstlich zu grüßen. Hat der Soldat einen Offizier zu begleiten, so folgt er ihm gewöhnlich auf 5 Schritte Abst an d. Wird er aber befohlen, nebenher zu gehen oder zu reiten, so läßt er den Vorgesetzten rechts. Bor der Erweisung der Ehrenbezeigungen ist der Anzug stets in Ordnung zu dringen. Auf der Straße hat der Soldat an und für sich stets wohl ange­ zogen und daher mit geschlossenem Rock und Mantel zu erscheinen.*) Alle die Haltung des Mannes beeinträchtigenden Gepflogenheiten (so insbesondere das Einstecken der Hände in die Hosentaschen rc.) sind zu ver­ meiden. Niemals darf der Soldat einen Seitenweg einschlagen oder in eine Türe zurücktreten, um sich dem Blick des Vorgesetzten zu entziehen. Muß er tatsächlich in eine Nebenstraße einbiegen oder in ein Haus treten, so erweist er vorher die schuldige Ehrenbezeigung; steht er in einer Türe, so tritt er zur Ehrenbezeigung vollends heraus; befindet er sich an einem Fenster, so tritt er, wenn ein Vorgesetzter vorübergeht, nicht zurück, sondern nimmt dienstliche Haltung an, die Mütze allenfalls abnehmend. Dem Vorgesetzten, welcher rascheren Schrittes von rückwärts kommt, gibt der Untergebene durch seitwärtstreten Raum. Längere Zeit auf sehr kurzen Ab st and dem Vorgesetzten zu folgen ist unpassend; der Untergebene hat daher solches zu meiden, indem er vor­ geht oder weiter zurückbleibt. *) Den Ordonnanzen rc. kann seitens der zuständigen Truppen-Kommandeure rc. für besondere Fälle die Genehmigung erteilt werden, den Mantel umzuhängen.

40

VII. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

3. Verhalten bei Meldungen und Bestellungen. Zur Meldung tritt der Untergebene auf 2 Schritte heran. Ist der Vorgesetzte zu Fuß, der Meldende aber zu Pferd, so.sitzt letzterer zur Meldung ab. An den zu Pferd haltenden Vorgesetzten rettet der Meldende im Galopp heran und pariert an desien linker Sette. Rettet dagegen der Vorgesetzte vorwärts, so weicht der zur Meldung ihm Entgegenkommende nach recht- aus und wendet sein Pferd derart, daß er links neben den Vorgesetzten zu retten kommt.

Bon rückwärts kommend, reitet der Meldende gleichfalls an die linke Seite des die Meldung Empfangenden. Mannschaften mit Obergewehr erstatten die Meldung im Freien mit Ge­ wehr über, im Zimmer mit Gewehr ab. Der Karabiner wird in beiden Fällen im Arm getragen.

Hat der Meldende ein Schreiben rc. zu über geben, so vollzieht er die-, auf 1 Schritt sich nähernd, mit den Worten: „Dem Herrn (Leutnant rc. rc.) ein re. rc. von rc. rc. zu übergeben!" Hierauf wird wieder zurückgetreten und die Entlastung oder weiterer Bescheid erwartet.

4. Verhalten im Zimmer eines Offiziers. Der Unteroffizier und Soldat, welcher einen Offizier in der Wohnung auf­ zusuchen hat, erscheint stets vorschriftsmäßig und ordentlich angezogen. Nachdem er auf dem Vorplatz die Fußbekleidung gereinigt, läßt er sich an meld en und tritt sodann — ohne anzuklopfen — ein; ist niemand zum Anmelden gegenwärttg, so klopft er — wenn ohne Seitengewehr, mit bereits abgenommener Mütze — an. Eingetreten schließt der Mann die Türe und nimmt gegen den Vor­ gesetzten Front. Das weitere Verhalten ist, wie für Meldungen (Z. 3) bestimmt.

Entlassen, entfernt sich der Untergebene, ohne die Hand aufzunehmen, die Türe geräuschlos schließend.

5. Verhalten, wenn ein Offizier ins Zimmer rc. tritt. Tritt ein Offizier in ein Zimmer oder in eine Stallung, so wird von sämtlichen Unteroffizieren und Soldaten sofort jede Beschäftigung eingestellt, der Rock — wenn abgelegt — rasch angezogen, oder — wenn offen — zugeknöpft. Wachtmannschaften und Ordonnanzen, wie überhaupt alle, welche das Seitengewehr umgeschnallt haben, setzen die Kopfbedeckung auf. Beim Austritt deS Offiziers auS dem Zimmer rc. öffnet der zunächst befindliche Mann die Türe.

6. Verhalten im Verkehr mit den Vorgesetzten. Nie darf der Soldat seinem Vorgesetzten einen Gruß mit Worten bieten; wird ihm aber von diesem ein solcher, so erwidert er denselben mit den gleichen Worten unter Beisetzung von: „Herr" und „Rang", oder „Prädikat", wie: „Guten Morgen, Herr Leutnant!", oder „Guten Tag, Exzellenz!" Spricht der Vorgesetzte den mit aufgenommener Hand Vorüber­ gehenden an, so macht dieser Front, nimmt die Hand ab und setzt, wenn ent­ lasten, seinen Weg unter entsprechender Wendung fort, ohne die Hand wieder aufzunehmen.

Ruft der Vorgesetzte den Untergebenen heran, so antwortet dieser durch Nennung des Ranges oder Prädikates: „Herr (Hauptmann rc.)!" oder „Exzellenz", eilt auf 2 Schritte herzu und fragt: „Was befehlen der Herr (Hauptmann rc.)?" rc.

2. Ehrenbezeigungen.

41

War der Gerufene in einem HauS am Fenster, so eilt er rasch auf die Straße. Zu dem amFenster eines Erdgeschosses stehenden Vorgesetzten tritt er heran; außerdem begibt er sich rasch in das betreffende Stockwerk und Zimmer. Dem Vorgesetzten ins Wort zu fallen, ist ungeziemend und unter­ sagt. Nimmt derselbe das Wort, so schweigt der Untergebene sogleich. Er­ achtet dieser etwas noch besonders erwähnenswert, so behält er eS im Gedächtnis und sagt später: „Ich bitte den Herrn (Leutnant rc.) gehorsamst, noch erwähnen zu dürfen, daß rc." Auf gestellte Fragen antwortet der Untergebene kurz, bestimmt und un­ befangen; einen Auftrag hört er mit Aufmerksamkeit und Überlegung an. Versteht er das Gefragte oder Aufgetragene nicht vollkommen, oder bleibt ihm ein Zweifel, ob er richtig aufgefaßt hat, so fragt er: „Wie be­ fehlen der Herr (Major rc.)?", oder: „Verzeihen Euer Exzellenz, ich habe Sie nicht vollkommen verstanden!" Glaubt er dagegen, alles richtig verstanden zu haben, so ist die Antwort: „Zu Befehl, Herr (Major rc.)!" Eine Ein spräche gegen die Voraussetzung eines Höheren wird durch die Redewendung eingeleitel: „Entschuldigen der Herr (Leutnant rc.), es ist (so und so)!" Einfach mit „Ja" oder „Nein" zu antworten, ist unschicklich; man sagt stets: „Zu Befehl, Herr (Leutnant rc.)!" oder „Nein, Exzellenz!" Im Verlauf der Rede gibt der Untergebene jedem Vorgesetzten, dessen er zu erwähnen hat, das Prädikat: „Herr". Während der Beantwortung gestellter Fragen, der Entgegennahme eines Auftrages, einer Rüge rc. steht der Untergebene still.

7. Dienstwilligkeit.

Jeder Soldat muß sich beeifern, allen Vorgesetzten seine stete Dien st Willigkeit zu bezeigen. Läßt der Offizier einen Gegenstand fallen, so hebt ihn der in der Nähe befindliche Mann aus. Will der Vorgesetzte durch eine Türe ein oder austreten, so beeilt sich der zunächst befindliche Soldat, dieselbe zu öffnen, und hält sie, dem ersteren den Bortritt lastend, geöffnet. Sieht der Soldat einen Offizier vom Pferde steigen oder aussitzen, so begibt er sich auf besten rechte Seite und hält mit der rechten Hand daPferd am Backenstück der Zäumung, (nicht am Zügel!), mit der linken den Steigbügelriemen. Nach dem Absitzen hält er das Pferd oder führt dasselbe unter Ver­ meidung von Zug und starker Sonne herum, bleibt jedoch in hinreichender Nähe, daß er errüfen werden kann. Zwei Pferde führt er zwischen denselben gehend. Beim Halten oder Führen nimmt er sorgfältig Bedacht, jeder möglichen Beschädigung des oder der anvertrauten Pferde vorzubeugen. Zum Aufsitzen muß das Pferd so gestellt werden, daß der Aufsitzende nicht tiefer steht. Das Verhalten ist außerdem wie zum Absitzen. Dem Aufgesessenen wird der rechte Bügel an den Fuß gegeben.

§ 6. Verhalten kirchlichen Gebrauchen gegenüber. Kirchen besuch der Truppen s. XXL A. Beim Besuche der Kirchen oder sonstiger zum Gottesdienste bestimmter Räume beobachte der Soldat außer Dienst im allgemeinen die Gebräuche deS treffenden Bekenntnistes. Er vermeide, durch ungeziemendes Betragen Störung zu veranlaffen und Ärgernis zu geben.

42

VII. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Bei Begegnung des Hochwürdigsten des katholischen Kultus, der kirch­ lichen Leichenzüge der verschiedenen Bekenntnisse rc. richtet sich das Benehmen nach den Regeln des Anstandes und nach eigenem religiösen Gefühl. Es ist hiefür zu berücksichtigen, daß die Gottesfurcht zu den Soldaten­ tugenden zählt und es deshalb dem Soldaten zukommt, nicht bloß den gottes­ dienstlichen Gebräuchen des eigenen Bekenntnisses gegenüber sich mit Ehrfurcht zu verhalten, sondern auch jene aller übrigen Bekenntnisse zu ehren. Überhaupt muß der Soldat stets erwägen, daß es seines Standes un­ würdig wäre, die religiösen Begriffe anderer zu mißachten oder über dieselben auch nur zu spötteln.

§ 7. Setzte Ehren. Die letzten Ehren werden Angehörigen der Armee erwiesen durch: Schmückung der Bahre, Bespannung- des Trauerwagens, Abstellung von Trägern, Ausrücken der Trauerparade, Ehrensalven, Trauer-Abordnungen. Beerdigungen mit militärischen Ehrenbezeigungen stehen zu:

a) den Rittern, Kommandeuren und Großkreuzen des Militär-Max-JosephOrdens, gleichviel, ob diese in der Aktivität stehen oder nicht — und zwar mit den letzten Ehren des nächsthöheren Dienstgrades —, dann b) den zur Disvositton gestellten Generalen, welche in der Rangliste als Regimentsinhaber, ä 1. s. von Truppenteilen und ä 1. s. der Armee, sowie als Generaladjutanten und Generale äl. s. Sr. Maj. des Königs geführt werden, c) allen aktiven Offizieren der deutschen Armee und Marine und denen fremder Armeen rc., endlich d) allen im aktiven Dienst verstorbenen Unteroffizieren und Gemeinen der deutschen Armee und Marine.

Ehrensalven erhalten alle nach vorstehendem zu beehrenden Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, welche einen Feldzug oder eine diesem gleichzu­ achtende militärische Unternehmung mitgemacht haben. In der zweiten Klasse des Soldaten st andes stehende Soldaten werden nicht mit militärischen Ehrenbezeigungen beerdigt (lediglich Sargträger, eventuell Kreuzttäger). Vorstehende Bestimmungen gellen in gleicher Weise für die Bestattung von Offizieren zur Disposition und außer Dienst, dann von Offizieren, Unter­ offizieren und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, insoweit dieselben während ihrer Verwendung im aktiven Dienst, bzw. während ihrer Einziehung zur Fahne verstorben sind.*) Ablehnung zukommender letzter Ehren durch letztwillige Verfügung oder von seilen der Angehörigen des Verstorbenen ist gestattet. Bei Bestattungen mit Trauerparaden erscheinen diejenigen Offiziere, welche sich am Leichenbegängnisse beteiligen, ohne in der Parade zu stehen, in kleiner Uniform (Helm ohne Busch, Waffenrock mit Epaulettes und Orden, ohne Schärpe). Zum. Leichenbegängnisse von zur Disposition oder außer Dienst stehenden Offizieren, welche das Recht zum Tragen der Uniform besitzen, können —- in­ soweit denselben nicht nach vorstehendem letzte Ehren zustehen, auf Ansuchen der

•) Bis auf weiteres ist auch denjenigen inaktiven Offizieren, welche einen Feldzug mitgemacht haben und das Recht zum Tragen der Uniform besitzen, Anspruch auf Beerdigung mit militärischen Ehren gewahrt, wenn von den Hinterbliebenen angezeigt wird, daß der Verlebte diesen Anspruch erhoben hat.

2. Ehrenbezeigungen.

43

Hinterbliebenen in Standorten der bespannte Trauerwagen, die Sargträger, sowie ein Mufikkorps in Uniform gestellt werden. Bei Beerdigungen von Unteroffizieren und Gemeinen muß außer der Trauerparade eine entsprechende Anzahl Mannschaften aus den Kompagnien 2c. bestimmt werden, dem Sarge zu folgen. Selbstmördern gebühren — wenn nicht beschränkte Zurechnungsfähigkeit ärztlich nachgewiesen ist — lediglich Sargträger. Schmückung der Bahre: Auf das Bahrkissen wird dem Verlebten die Kopfbedeckung und das Seitengewehr gelegt. Das Seitengewehr wird hiezu aus der Scheide gezogen und mit dieser gekreuzt. Dem Feldmarschall ist zudem der Marschallstab auf die Bahre niederzülegen. Ferner werden am Bahr­ kissen die Orden und Ehrenzeichen derart befestigt, daß sie an dessen rück­ wärtiger Kante herabhängen. Die Anbringung von Wappen, Kränzen ?c. bleibt der Familie des Verlebten überlassen. Der Trauerwagen wird für alle Offiziere mit 4, in allen übrigen Fällen mit 2 Pferden militärisch bespannt. Für das Tragen des Grabkreuzes wird ein Mann im Paradeanzug beordert. Zu Sargträgern werden je nach dem Range des Verlebten Unter­ offiziere oder Gefreite im Paradeanzug beordert. Die Stärke und Zusammensetzung der Trauerparade richtet sich nach dem Rang des Verstorbenen. Anzug der Truppe: Paradeanzug ohne Gepäck. Die Trauerparade wird still nach dem Trauerhause geführt und dem­ selben gegenüber aufgestellt. Zur Einsegnung der Leiche nimmt die Trauer­ parade Stellung an. Wenn die Leiche aus dem Hause gebracht wird, wird das Gewehr über genommen und präsentiert. Die Spielleute (Musiken) schlagen (spielen) den ersten Teil des Präsentier­ marsches (Paradepost). Wenn die Leiche hierauf auf den Trauerwagen oder sonst außer dem Hause niedergesetzt worden, wird das Gewehr über genommen und wie gewöhnlich abmarschiert. Während des Marsches schlagen bzw. blasen und spielen die Spielleute und Musiken abwechselnd Trauermärsche; die Trom­ meln sind gedämpft. Die Trauerparade macht von dem Augenblick an, wo sie vor dem Sterbe­ hause aufmarschiert ist, bis der Abtrupp der Wachen geschlagen ist außer den vorstehend gedachten keinerlei Ehrenbezeigungen. Sie marschirt unmittelbar vor dem Leichenwagen; bei Beerdigung von Generalen immer die Kavallerie vor den Fußtruppen, und zuletzt die Feldartillerie. Die Trauerparade nimmt in oder außerhalb des Friedhofes Aufstellung nach Bestimmung des Führers; die den Friedhof betretenden Truppen mar­ schieren in möglichster Nähe des Grabes auf. Wenn die Trauerparade vor der Kirche oder dem Kirchhof angelangt ist, hören die Hoboisten rc. zu blasen und die Tamboure zu schlagen auf. Der kommandierende Offizier läßt nach erfolgtem Aufmärsche das Gewehr präsentieren und solange präsentiert behalten, bis die Leiche vom Wagen gehoben und weiter getragen ist, worauf das Gewehr ab genommen wird. Die gebührenden drei Ehrensalven werden von der Trauerparade beim Einsenken der Leiche in das Grab gegeben.*) •) Zur Abgabe von Ehrensalven durch die Fußtruppen wird kommandiert 1. Ehrensalven — Fertig! — 2. Legt — an! — 3. Feuer! — Aus das 1. Kom­ mando machen die Leute unter gleichzeitiger Vollziehung der Ladung fertig, wobei jedoch das Vor- und Seitwärtstreten des zweiten Gliedes zu unterbleiben hat. Auf das 2. Kommando schlagen beide Glieder so hoch an, daß die linke Hand in die Höhe des Helmschildrs zu stehen kommt. Nach Abgabe des Feuers wird ohne weiteres geladen. Nach der dritten Salve bringt die Mannschaft das Gewehr an die rechte Hüfte, ohne wieder zu laden und erwartet die weiteren Kommandos. Die Ehrensalven werden von den Fußtruppen bataillonsweise ab­ gegeben. Bei gemischten Waffen feuert in jeder Salve zuerst die Feldartillerie geschützweise durch, dann die Infanterie; die Kavallerie feuert in diesem Falle nicht.

44

VIL Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Nach jeder Salve der einzelnen Abteilungen wird von der zugehörigen Musik rc. der erste Teil deS Präsenttermarsches geschlagen und gespielt, bzw. eine Paradepost geblasen.

Die Musik rc. der bei größeren Verbänden auSgerückten Kavallerie fällt am Schluß jeder durchgefeuerten Salve ein. Wenn Ehrensalven nicht gebühren, wird bei Einsenkung deS SargeS von der Trauerparade daS Gewehr präsentiert und der Präsenttermarsch (Paradepost) mit Hellen Instrumenten geschlagen und geblasen. Bei Beerdigungen vom Leichenhaus auS stellt sich die Trauerparade am Leichenhaus oder außerhalb deS Friedhofes auf und verhält sich im übrigen im Sinne der im vorstehenden gegebenen Besttmmungen. Nach beendeter Feierlichkeit wird in der gewöhnlichen Art abmarschiert und dabei der Abtrupp der Wachen geschlagen. Erst einige hundert Schritte von der Grabstätte gehen die Tamboure und die Musik in die gewöhnlichen Musikstücke über.

Trauerabordnungen: Zur Begleitung des Leichenzuges eines General­ oder eine- in GeneralSstelluna verstorbenen Stabsoffiziers sind sämtliche direkt unterstellt gewesenen ortsanwesenden Offiziere verpflichtet. An der Beerdigung regimentierter oder bei einer Stelle eingeteilt gewesener Offiziere haben sämtliche ortsanwesenden Offiziere des Regiments oder der Stelle, zu welcher der Verlebte gehörte, teilzunehmen. Den Leichenzug eine- int aktiven Dienst verstorbenen Arztes oder Be­ amten haben die Ärzte, bzw. Beamten deS Truppenteils oder der Dienstesstelle deS Standortes zu begleiten. War der Verlebte bei einem Truppenteil eingeteilt, so hat der Komman­ deur eine dem Range des Verstorbenen angemessene Offiziersabordnung hiezu zu bestimmen. Zum Trauergottesdienst für verstorbene aktive Offiziere, Ärzte oder Beamte der Militärverwaltung beordert der Truppenteil oder die Stelle, welcher der Verlebte angehörte, eine entsprechende Abordnung. *) Für Berttetung der Kameraden bei Seelenmessen für verstorbene Unter­ offiziere und Soldaten verfügt der nächstvorgesetzte Kommandeur oder Chef da- Geeignete. Die Armee-Trauer stuft sich nach 3 Graden ab. Im ersten Grade ttagen die Generale und die Flügeladjutanten Achsel­ band und Raupe bzw Achselschnüre, General- und Flügeladjutanten außerdem am Hut die Kokarde, die Sternschleife und die beiden Quasten mit Flor umhüllt. Sämtliche Offiziere tragen das Wappen und die Kokarden am Helm (Tschako, Tschapka), die Epaulettes (Achselstücke) mit Haltern, die Schärpe, die Feldbinde, das Portepee, die Kartusche und die Fangschnüre mit Flor überzogen und einen Flor am linken Oberarm.

Im zweiten Grade wird von allen Offizieren der Flor am linken Ober­ arm und das mit Flor umhüllte Portepee gettagen. Im dritten Grade tragen alle Offiziere Oberarm, der auch zum Mantel angelegt wird.

nur

den Flor

am

linken

Alle Sanitäts-Offiziere, oberen Militärbeamten und oberen Zivilbeamten der Militärverwaltung tragen die entsprechenden Trauerabzeichen gleich den Offizieren. Die Fahnen (Standarten) werden während der ganzen Trauerzeit mit Flor behangen. Bis zur Beisetzung wird von den Truppen bei Aus­ rückungen kein Spiel gerührt, die Wachen ziehen still auf. Während deS ersten Trauergrades haben keine Parademusiken stattzufinden. Während der ganzen Trauerzeit haben dienstliche Ausfertigungen unter schwarzem Siegel und während der ersten beiden Trauergrade auf schwarzgerändertem Papier zu geschehen.

•) Anzug: Kleine Uniform.

V b rrlic h k

w

R

a

Deszendenz).

i

alle übrigen majorennen Prinzen und Prinzessinnen der Königlichen Haupt ­ linie und der Herzoglichen Nebenlinie des Königlichen Hauses;

Linie in B ayern;

regierenden Könige, die majorennen Söhne des Hauptes und früherer Häupter der herzoglichen

alle übrigen majorennen Prinzen Kaiserlicher, König ­ licher und der übrigen souveränen Häuser.

alle majorennen Erbprinzen regierender souveräner Herzoge und Fürsten, alle majorennen Brüder von Erbgroßherzogen, alle majorennen Urenkel vorregierender Kaiser und Könige.

die übrigen majorennen Urenkel der vor ­

B ayern ;

regierenden Könige, da- Haupt der herzoglichen Linie in

alle regierenden souveränen Herzoge und Fürsten, alle majorennen Erbgroßherzoge, alle majorennen erstgeborenen Söhne Kaiserlicher und Königlicher Kronprinzen (Thronfolger), alle übrigen majorennen Enkel vorregierender Kaiser und Könige.

alle Großherzoge, alle Kaiserl. und König!. Kronprinzen (Tronfolger), alle majorennen Söhne vorregierender Kaiser u. Könige.

die übrigen majorennen Enkel der vor ­

K önige ;

die übrigen Söhne der vorregierenden

der Papst, alle Kaiser, alle Könige.

auS den n ich tb ayerisch en R e g e n te n -H ä u s e r n :

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Ih re Majestäten und Hoheiten die Gemahlinnen, W itwen ’unb Schwestern aller vorbezeichneten Allerhöchsten und höchsten Persönlichkeiten rangieren m it Hochdiesen gleich.

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(mit Borrang der männlichen

Seine Königl. Hoheit der erstgeborene Enkel des Kronprinzen

Seine König!. Hoheit der erstgeborene Sohu des Kronprinzen.

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Seine Königs. Hoheit der

König

Seine Majestät der

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1

der verhrnngS-Kategorien für Erweisung militärischer Ehren en Allerhöchste und höchste Personen.

2. Ehrenbezeigungen.

45

46

VH. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältniffe.

Zur gewöhnlichen Hoftrauer wird auf die Dauer ihrer Anordnung von allen bei Hof Erscheinenden, einschließlich der zu Audienzen und Auf­ wartungen Beschiedenen, ein handbreiter glatter Trauerflor am linken Oberarm aetraaen. ES ist jedem Armee-Angehörigen bei Familientrauer gestattet, das gleiche Trauerzeichen in wie außer Dienst (auch am Mantel) zu tragen. Zu AuSrückungen in Parade jedoch, sowie für das Erscheinen bei Hof ist der Trauer­ flor abzulegen.

3. Dienst der Ordonnanzen und Offiziersburfchen. § 8.

Ordovnanzdienst. (Garnisondienst-Borschrift II. Teil.)

Gefreite oder Gemeine (zu höheren Befehlshabern auch Unteroffiziere) werden alS Ordonnanzen entweder zur Person eines Vorgesetzten oder in ein Geschäftszimmer kommandiert zum Zwecke verschiedener dienstlicher Verrichtungen, wie r. B. Anmeldungen beim Vorgesetzten, Begleiten desselben bei dienstlichen Gängen, Ausrichtung mündlicher Bestellungen, AuStragen von Dienstbriefen u. s. w. Die Ordonnanzen werden entweder täglich oder monatlich, vierteljährlich rc. abgelöst, den höheren Truppenbefehlshabern vom Brigadekommandeur auf­ wärts sind ständige berittene Ordonnanzen — StabSordonnanzen — zugeteilt, welche eine besondere Uniform tragen (s. VI. A. § 9 B). Die Ordonnanz meldet sich beim Antritt ihres Dienstes entweder bei dem Vorgesetzten, dem sie zugeteilt ist, oder bei dessen Adjutanten, und hat sich von diesem oder dem abzulösenden Kameraden über die besonderen dienstlichen Ob­ liegenheiten belehren zu lassen, jederzeit zur Erfüllung von Aufträgen bereit zu sein, dieselben pünttlich zu besorgen und bei der Rückkehr den Vollzug des Auftrages zu melden („z. B. Befehl richttg vollzogen", „die Schriftstücke bei der Post richttg abgeliefert" rc.). Die ihr zur Bestellung übergebenen Schriftstücke oder Drucksachen darf eine Ordonnanz weder selbst lesen noch jemand lesen lassen. „Ehrenordonnanzen" werden zur Beehrung fürstlicher Personen bei Reisen und beim Aufenthalte außerhalb des gewöhnlichen Residenzortes und zugleich für entsprechende dienstliche Verwendung gegeben. Es werden hiezu je nach dem Rang der zu beehrenden Personen Hauptleute, Leutnants, Unteroffiziere oder Gemeine bestimmt. Die Ehrenordonnanzen verrichten ihren Dienst im Paradeanzug, Unter­ offiziere und Soldaten ohne Obergewehr. Die übrigen Ordonnanzen haben ihren Dienst in Uniform, soweit erforderlich im Dienstanzuge zu verrichten, doch dürfen sie bei Regen und Schnee zur Schonung der zu tragenden Gegen­ stände den Mantel umhängen. Die Offiziere vom Ordonnanzdienst melden sich bei der zu beehrenden Allerhöchsten oder höchsten Person, Unteroffiziere und Soldaten bei dem be­ gleitenden Adjutanten. Der Dienst der Ehrenordonnanzen endet mit erfolgter Abreise oder bei früherer Entlassung; eine Ablösung findet nicht statt.

§ 9.

Die OfstzierSbrrrfcheu. (Garnisondienst-Vorschrist. II. Teil; V.Bl. 90/96.)

Alle aktiven Offiziere, Sanitätsoffiziere und Zahlmeister (daher auch die zum Dienst berufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes) haben auf die Dauer ihrer Dienstleistung Anspruch auf einen Burschen (Gemeinen), welcher in der Regel von ihren Truppenteilen abgestellt wird. Zu Burschen dürfen nur Mannschaften gewählt werden, die völlig aus­ gebildet sind und eine Herbstübung in Reih und Glied milgemacht haben.

4. Appell-Meldungen.

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Die Burschen der Generale, Stabsoffiziere und dienstlich berittenen, sowie der erkrantten Offiziere, die nicht in einem Lazarett Aufnahme gefunden haben, sind dienstfrei, jedoch zweimal monatlich zu einem höchstens zweistündigen Appell heranzuziehen. Die Burschen abkommandierter und nicht regimentierter Offiziere, welche von auswärtigen Truppenteilen gestellt sind, werden bis wöchentlich dreimal zu Exerzierübungen, Appells und sonstigen Dienstverrichtungen hcrangezogen.*) Die Burschen der übrigen Offiziere können nach Ermessen des Kompagniechefs insoweit herangezogen werden, als es zu ihrer weiteren Ausbildung erforderlich ist. Die Burschen tragen die Uniform ihrer Abteilung oder anständige Livree unter Ausschluß des gleichzeitigen Tragens von Unisorms- und Livreestücken. Der Bursche, welcher von dieser Verwendung enthoben werden will, muß dies dem Offizier 1 Monat vorher melden; dagegen kann der Offizier jenen zu jeder Zeit dieser Verwendung entheben. Die als Burschen verwendeten Mannschaften dürfen unter Fortgewähr der Gemeinengebühren zu Gefreiten ernannt werden, wenn sie den an einen Ge­ freiten zu stellenden Anforderungen genügen.

4. Appelle. § 10.

Meldungen.

Der Appell.

Unter Appell versteht man die Versammlung der Kompagnie rc zur Be­ kanntgabe der Tagesbefehle und Bestrafungen, zum Vorlesen und Erklären der Kriegsartikel, zur Einwirkung auf den guten Geist der Truppe durch Lob und Tadel (Dienstappell), zur Ausgabe der Löhnung (Löhnungsappell), zum Nach­ sehen von Betteidungs-, Ausrüstungsstücken und Waffen u.s.w, (Betteidungs-, Gewehr- rc. Appell), zur Besichtigung der Reinlichkeit des Körpers u.s.w. Die Versammlung zu den verschiedenen Appellen findet nach Anordnung des Kompagniechefs statt. Die Mannschaften erscheinen hiebei einzeln oder werden torporalschaftsweise hingeführt. Nachdem durch die Korporalschaftsführer die Namen verlesen sind, wird die Stärke dem Feldwebel, durch diesen dem etwa anwesenden Offizier gemeldet. Sollen Befehle vorgelesen werden, so kann der Feldwebel bzw. Offizier zum Kreise rechts und links einschwenken lassen.

§ 11.

Meldungen.

Jede auf dienstliche Verhältnisse sich beziehende Anzeige eines Untergebenen an seinen Vorgesetzten heißt Meldung. Die Meldungen sind entweder mündliche oder schriftliche. Mündliche Meldungen geschehen: 1. wenn eine Entschließung nicht not­ wendig ist und die Meldungen bloß zur Nachricht dienen, 2. wenn eine augen­ blickliche mündliche Entschließung erfolgen kann oder 3. wenn der Gegenstand so dringend ist, daß er eine schriftliche Meldung nicht gestattet.

Schriftliche Meldungen aeschehen: 1. wenn die Entfernung des Unter­ gebenen von dem Vorgesetzten solche notwendig macht, 2. wenn eine schrift­ liche Entschließung erfolgen muß, 3. wenn durch die Meldung ein gerichtliches Verfahren herbeigeführt wird, 4. wenn darin entweder dienstliche oder ökonomische, attenmäßig zu belegende Verhältnisse berührt werden oder 5. wenn der Meldende die vorzutragenden Tatsachen als so wichtig für den Dienst, seine Ehre oder sein Jntereffe erachtet, daß es ihm notwendig scheint, sie durch einen schriftlichen Att darzulegen.

•) Erleichterungen München) sind zulässig.

je nach den

örtlichen Verhältnissen (vor allem von

48

VH. Abschnitt.

Allgemeine DienswerhLltniffe.

Alle Meldungen über Untergebene oder über sonstige Verhältnisse, welche die Kompagnie betteffen, sowie alle Anträge und Bitten der Untergebenen werden seitens der Unteroffiziere mündlich an den Feldwebel gerichtet; durch diesen gelangen sie an den Kompagniechef. Wie die mündlichen. Meldungen erstattet werden sollen, ist im tz 3 Z. 1 und tz b Z. 3 erwähnt. Über die Form der schriftlichen Meldungen siehe X. A. „Schriftenverkehr" und XXL A. „Garnisondienst". Die Offiziere richten ihre mündlichen Meldungen an den Kompagniechef, ihre schriftlichen an die Kompagnie. Mündliche Meldungen in persönlichen Verhältnissen, z. B. beim Anttitt eine- Urlaubs, Einrücken zum Dienst, bei Beförderung, Versetzung, bei Kom­ mandierung zu einem Dienst re. geschehen, soweit wie möglich, zur Zeit der ParoleauSgabe (s. XXL A ), wenn keine Paroleausgabe stattfindet, in dem Geschäftszimmer des Vorgesetzten zur festgesetzten Meldestunde (gewöhnlich zwischen 10 und 12 Uhr Vormittags). Trifft der Meldende seinen Vorgesetzten nicht, so schreibt er sich in daS in dessen Kanzlei aufliegende Meldebuch ein oder läßt in Ermangelung eines solchen seine aus 1/10 Bogen geschriebene Meldung zurück (s. X. A.).

5. Gesuche. § 12.

Gesuche brr Offiziere. (B.Bl. 327/83.)

Kein Offizier darf dienstliche Gesuche mit Umgehung seiner nächsten diretten Vorgesetzten an einen höheren Vorgesetzten oder an eine höhere Behörde oder gar an Se. Majestät den König richten. JedeS Gesuch muß dem tiüchsten direkten Vorgesetzten voryetragen werden, mag dieser darüber entscheiden können oder nicht, denn jedes Gesuch soll von unten nach oben durch alle Rangstufen vom Bittenden an bis zu der entscheidenden Stelle gehen. Es werden daher alle mündlichen Gesuche der zum Dienst anwesenden Offiziere deS Beurlaubtenstandes zunächst an den Kompagniechef gestellt; dagegen stellen sie, wenn beurlaubt, ihre mündlichen wie schriftlichen Gesuche an den BezirkSkommandeur. Schriftliche persönliche Gesuche dienstpräsenter Offiziere des Beurlaubtenstandes werden an den Regiments- oder selbständigen Bataillons­ kommandeur gerichtet, nachdem fich der Gesuchsteller vorher der mündlichen Zustimmung der Zwischenvorgesetzten (Kompagniechef und Bataillonskomman­ deur) versichert hat. Daß solche erfolgt, ist im Gesuche anzugeben. Angehörige detachierter Truppenteile legen das an den selbständigen Kom­ mandeur gerichtete Gesuch zuvörderst dem höchsten Zwischenvorgesetzten im detachierten Verhältnis vor, welcher seine etwaigen Bemerkungen beisetzt. Jedem Offizier ist unbenommen, ein Gesuch in Privatanaelegenheiten seinem Regiments- oder Bataillonskommandeur unmittelbar vorzuvringen. Über die Form der schriftlichen Gesuche siehe X. A: die mündlichen Gesuche werden eingeleitet mit den Worten: „Ich bitte den Herrn (Dienstgrad) gehorsamst rc." Gesuche um Belohnung oder Auszeichnung an eine fremde Regierung rc. persönlich zu richten oder Schriftstücke mit einer dahin abzielenden Darstellung von Verdiensten rc. abzusenden, ist verboten. Derlei Schriftstücke müssen auf dem Dienstwege an das Kriegsministerium eingereicht werden. Will man irgend ein literarisches Werk an auswärtige Höfe oder fremde Regierungen übersenden, so muß man sich vorher auf dem Dienstweg die Er­ laubnis hiezu bei dem Kriegsministerium erbitten. Literarische Veröffentlichungen sind überhaupt nur unter der Bedingung gestattet, daß sie entweder mit vollem Namen und Dienstgrad gezeichnet oder über die gewählte Chiffre der vorgesetzten Dienstesstelle vorher Meldung erstattet ist.

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6. Beschwerden.

Alle beim Regiments- bzw. Bezirkskommando einlaufenden persönlichen Gesuche werden am 15. jedes Monats mittels Gesuchsliste in höhere Vorlage gebracht und laufen am ersten des darauffolgenden Monats im Kriegsmini­ sterium ein, sofern das betteffende Gesuch der höchsten Stelle vorzulegen ist. Gesuche von besonderer Dringlichkeit können außerterminlich vorgelegt werden; hierüber entscheidet der Kommandeur. Insbesondere gilt dies für Gesuche um Urlaub zur Wiederherstellung der Gesundheit, bei welchen alsbaldige Abreise erforderlich ist (K.M.E. Nr. 6281/94).

§ 13.

Gesuche der Mannschaften.

Will der Soldat eine Bitte Vorbringen, so wendet er sich zunächst an seinen Korporalschaftsführer, welcher den Feldwebel davon in Kenntnis setzt. Üblich ist es, daß der Soldat seine Bitte auch dem Unteroffizier vom Tage mitteilt, wenn dieser den Morgenrapport entgegennimmt. Der Feldwebel bringt die Bitten und Anliegen der Soldaten und Unteroffiziere der Kompagnie an den Chef. Die Bitte wird von den Soldaten stets mündlich vorgebracht, z. B. „Ich bitte zum Herrn Arzt", oder „Ich bitte um Erlaubnis bis 11 Uhr", oder „Ich bitte zum Kompagnie-Rapport", falls der Soldat dem Kompagniechef eine Bitte persönlich vortragen will. Es steht jedem Soldaten zu, auch in Privatangelegenheiten sich an seinen Hauptmann zu wenden, doch muß dies ebenfalls auf dem Dienst­ weg geschehen, indem er sich zum Kompagnie-Rapport meldet. Außer auf dem Dienstwege darf der Soldat nur dann seinen Kom­ pagniechef oder einen anderen Vorgesetzten der Kompagnie angehen, wenn ihm der Zutritt zu diesem auf dem Dienstwege durch einen Zwischen­ vorgesetzten unberechtigt verweigert wurde und sich der betreffende Vor­ gesetzte in den Kasern- oder Kompagnieräumen befindet. Auf der Straße darf ein Vorgesetzter, um eine Bitte an ihn zu richten, nicht angesprochen, im Privatquartier darf er nur ausnahmsweise in dringenden Fällen aufgesucht werden.

6. Beschwerden. (Allerhöchste Bestimmungen vom 12. Juli 1894 und vom 1. Juni 1895.) § 14.

Beschwerde« der Offiziere und Tanitätsoffizicre.

A. Bestimmungen für den Beschwerdeführer.

1. Offizieren und Sanitätsoffizieren, welche Grund zu einer Klage über Vorgesetzte zu haben glauben, ist es gestattet, wider diese Vor­ gesetzten Beschwerde zu führen. 2. Die Beschwerde kann: a) eine von einem Vorgesetzten verhängte Disziplinarstrafe, b) Handlungen des Vorgesetzten, durch welche der Beschwerdeführer «) persönlich, oder in seinem berechtigten Standesbewußtsein, ß) in seinen dienstlichen Gerechtsamen und Befugnissen sich ver­ letzt oder geschädigt fühlt, zum Gegenstände haben. 3. Als ein Vorgesetzter, gegen den Beschwerden erhoben werden diirfen, ist anzusehen: a) derjenige, welcher infolge gesetzlicher Vorschriften, dienstlicher Anordnungen, allgemeiner militärischer Grundsätze, sowie durch Müller und v. Zwehl, Handf. f. Linj.-Freiw. II. Teil.

4

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VH. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Rang oder Patent die Befugnis besitzt, für den Beschwerde­ führer oder dessen Befehlsbereich Befehle oder Rügen zu er­ teilen oder Anordnungen zu treffen, b) ein jeder Offizier oder Sanitätsoffizier, welcher sich verpflichtet fühlt, gegen einen jüngeren Kameraden dienstlich einzuschreiten.

Für das Vorgesetztenvenhältnis, welches im Sinne dieser Vorschriften eine Bedingung des Beschwerderechtes bildet, ist lediglich die Zeit, zu welcher der Anlaß zur Beschwerde gegeben ist, nicht der Zeitpunkt der Beschwerdeführung maßgebend.

4. Eine Beschwerde darf niemals während oder unmittelbar nach Beendigung des Dienstes, sondern erst am folgenden Tage dem Vermittler (f. Z. 9 ff.) zugeführt, bzw., falls eine Vermittelung nicht eintritt, dem ent­ scheidenden Vorgesetzten vorgetragen und, wenn sie sich gegen eine Dis­ ziplinarstrafe richtet, erst nach deren Verbüßung eingebracht werden. Eine Ausnahme von dieser Vorschrift ist zulässig, wenn durch Innehaltung derselben die Entscheidung wesentlich erschwert oder eine Verzögerung erleiden würde, welche in Berücksichtigung des Falles bedenklich erscheint.

5. Jede Beschwerde muß innerhalb einer Frist von drei Tagen, die durch Wahl und Benachrichtigung des Vermittlers gewahrt wird, ein­ geleitet werden:

a) In diese Frist wird der Tag, an dem der Anlaß zur Beschwerde gegeben bzw. zur Kenntnis des Beschwerdeführers gelangt ist, sowie die Zeit der Verbüßung einer Disziplinarstrafe, wegen der Beschwerde geführt wird, nicht eingerechnet. b) Falls eine Vermittelung nicht e'mzutreten hat und die Beschwerde­ führung schriftlich geschieht, so genügt es, wenn die Beschwerdeschrift nachweislich innerhalb der Frist zur Post gebracht wird.

6. Gemeinschaftliche Beschwerden mehrerer Personen sind unstatthaft. Gibt ein und derselbe Vorgang mehreren Personen Anlaß zur Beschwerde, so ist es jedem Beteiligten überlassen, für sich Beschwerde zu führen. 7. Wer leichtfertig oder wider besseres Wissen eine auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerde anbringt oder eine Beschwerde unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege oder unter Nicht­ einhaltung der festgesetzten Frist einlegt, wird bestraft (vgl. B. 4). 8. Offiziere und Sanitätsoffiziere, welche sich beschweren wollen, haben zunächst innerhalb der in Z. 5 bestimmten Frist die dienstliche Bermittelung in Anspruch zu nehmen, damit der zu verklagende Vor­ gesetzte Gelegenheit erhalte, unbewußt oder in der Übereilung zugefügtes Unrecht sofort abzustellen oder auszugleichen. den,

Die Inanspruchnahme einer Vermittelung ist unzulässig bei Beschwer­ welche a) eine verhängte Disziplinarstrafe oder die Vollstreckung einer solchen zum Gegenstände haben, b) sich als weitere Beschwerden (vgl. Z. 14) darstellen.

9. Zur Führung der Vermittelungsverhandlungen hat der Beschwerde­ führer eine dritte Person als Vermittler zu wählen. a) Der Bermittelung hat sich zu unterziehen: a) bei Beschwerden der Offiziere und bei den gegen Offiziere gerichteten Beschwerden ein Offizier; /?) bei Beschwerden der Sanitätsoffiziere über militärärztliche Vor­ gesetzte ein Sanitätsoffizier oder in Ermangelung eines solchen ein Offizier.

51

6. Beschwerden.

In der Regel ist als Vermittler ein älterer und erfahrener, im Range unter dem Verklagten, jedoch tunlichst mindestens im Range des Beschwerdeführers stehender Offizier bzw. Sanitätsoffizier zu wählen, welcher, wenn möglich, zu demselben Truppenverbande, der­ selben Behörde rc. wie der Beschwerdeführer oder der Beklagte gehört,

b) Bei Beschwerden der zur Zeit weder im Truppenverbande noch im Verbände eines anderen Offizierskorps stehenden Offiziere oder Sani­ tätsoffiziere, z. B. der Generalstabsosfiziere, Artillerie- und Ingenieur­ offiziere vom Platz, der Adjutanten höherer Stäbe, der zu den Be­ zirkskommandos gehörenden, der einzeln abkommandierten, sowie der in Abbüßung einer Freiheitsstrafe auf einer Festung befindlichen Offiziere rc., hat ein zu derselben Behörde oder zu demselben Dienst­ bereiche gehörender Offizier, oder wenn ein solcher nicht vorhanden ist, ein Offizier aus der Garnison des Verklagten zu vermitteln. Dasselbe gilt auch, wenn ein beurlaubter Offizier oder Sanitäts­ offizier eine Beschwerde außerhalb der Garnison seines Truppenteils führen muß.

10. Nach Wahl und Benachrichtigung des Bermittlers hat der Be­ schwerdeführer ohne Verzug von dem Beschreiten des Beschwerdeweges seinem nächsten Vorgesetzten unmittelbar Meldung zu erstatten. Weitere Meldung auf dem Instanzenwege bleibt, soweit sie nötig ist, Sache des von Einleitung der Beschwerde in Kenntnis gesetzten Vorgesetzten. Richtet sich die Beschwerde gegen den nächsten Vorgesetzten selbst, so erfolgt die Meldung des Beschwerdeführers an den nächsthöheren Vor­ gesetzten, welcher dem Verklagten entsprechende Mitteilung zu machen hat. Ist der nächsthöhere Vorgesetzte gleichzeitig zur Entscheidung über die Beschwerde zuständig, so fällt diese Meldung weg. 11. Der zum Vermittler Erwählte ist zur Übernahme der Ver­ mittelung grundsätzlich verpflichtet. Der Vermittler hat sich zunächst durch den Beschwerdeführer über die einzelnen Beschwerdepuntte genau unterrichten zu lassen. Hienach darf er die Übernahme einer vermittelnden Tätigkeit nur dann ablehnen, wenn er entweder die Beschwerde in allen Puntten für vollkommen unbegründet oder die Verletzung des Beschwerdeführers für eine so schwere hält, daß er eine Beseitigung derselben im Wege der Bermittelung nicht für tunlich erachtet. Auch neben der Ablehnung der Übernahme einer vermittelnden Tättgkeit hat der Betreffende im ersteren Falle von der Einreichung der Beschwerde abzuraten, im letzteren dem Beschwerdeführer die dirette Eingabe der Beschwerde anheimzustellen. Der Vermittler ist berechtigt, die schriftliche Niederlegung der Be­ schwerdepunkte und des Tatbestandes zu fordern und ist auch verpflichtet, die von dem Beschwerdeführer etwa selbständig angefertigte Beschwerde­ schrist anrunehmen. Er hat die Befugnis, dem Beschwerdeführer etwaige Bedenken über nicht genügende Begründung der Beschwerpe kundzugeben. Wenn der Vermittler sich nicht zur Ablehnung der Vermittelung ver­ anlaßt sieht, so hat er das durch die Verhandlungen gewonnene Material, wenn tunlich mündlich, zur Kenntnis des Verklagten zu bringen. Ob er letzterem die schriftliche Darlegung vorlegen darf, ohne den Zweck der Bermittelung zu gefährden, muß seinem Ermessen über­ lassen bleiben. Sofern er diese Frage verneinen muß, ist der Einblick in die Klage­ schrift dem Verklagten vorzuenthatten. Er muß diesem auf Befragen 4*

52

VH. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

offen seine Ansicht zur Sache aussprechen und dessen Entscheidung darüber entgegennehmen, ob derselbe beabsichtigt, die Veranlassung zur Beschwerde aufzuheben oder letztere dem zuständigen Vorgesetzten zur weiteren Be­ schlußfassung zuführen zu lassen.

Das Ergebnis der Vermittelung ist dem Beschwerdeführer ohne Verzug mitzuteilen. Der Beschwerdeführer hat dasselbe, sowie vorliegenden Falles seinen Entschluß, die Beschwerde weiter zu verfolgen, sogleich seinem nächsten Vorgesetzten unmittelbar zu melden. Für diese Meldung gelten die Be­ stimmungen der Z. 10. In gleicher Weise ist von der beabsichtigten Beschwerdeführung in den Fällen, in welchen eine Vermittelung nicht eintritt, Meldung zu erstatten. 12. Nach einer erfolglos gebliebenen Vermittelung ist der Regel nach unverzüglich die Beschwerde weiter ui leiten. Will der Beschwerde­ führer jedoch, bewogen durch die im Laufe der Verhandlungen gewonnene Einsicht, seine Beschwerde zurückziehen, so ist dies statthaft. Der Beschwerdeführer hat jede Beschwerde, welche er einzubringen oder weiter zu verfolgen beabsichtigt, bei dem zur Entscheidung derselben zuständigen Vorgesetzten (vgl. Z. 13) mündlich 'oder schriftlich vorzu­ tragen und demselben gleichzeitig über die stattgehabte Vermittelung Mel­ dung zu erstatten. 13. Zuständig zur Entscheidung über eine Beschwerde in erster Instanz ist in der Regel der nächste mit Disziplinarstrafgewalt versehene Vorgesetzte desjenigen, gegen welchen die Beschwerde gerichtet ist. Beschwerden über Vorgesetzte, welche einem eigenen Offizierskorps­ verband angehören, sind zur Entscheidung des Kommandeurs oder Direk­ tors desselben auch dann zu bringen, wenn schon einer seiner Unter­ gebenen zuständig wäre. a) Beschwerden gegen solche Offiziere, welche Seiner Majestät dem König unmittelbar unterstellt sind, werden durch eine Immediateingabe des Beschwerdeführers der Allerhöchsten Entscheidung unmittelbar zu­ geführt.

b) Beschwerden gegen Offiziere der Fußartillerie, des Jngenieurkorps, des Eisenbahn-Bataillons und der Luftschiffer-Abteilung, soweit diese Offiziere nicht anderen Vorgesetzten unterstellt sind, werden von den Wafsenvorgesetzten, im mobilen Verhältnisse jedoch von den mobilen Befehlshabern dieser Offiziere entschieden. c) Beschwerden gegen Vorgesetzte, für welche das Kriegsministerium bzw. der Generalstab die nächste vorgesetzte Dienststelle bildet, sind der Entscheidung des Kriegsministers bzw. des Chefs des General­ stabes der Armee unterworfen.

14. Der Beschwerdeführer hat das Recht, gegen die über seine Be­ schwerde getroffene Entscheidung innerhalb einer Frist von drei Tagen an den nächsthöheren Vorgesetzten und so fort bis zur Allerhöchsten Stelle eine weitere Beschwerde einzulegen. Das Recht zur weiteren Beschwerde steht auch dem verklagten Teil zu. Die Frist für die weitere Beschwerde beginnt nach Ablauf des Tages, an welchem der Beschwerdeführer bzw. der Verklagte von der Entscheidung dienstlich Kenntnis erhält. Die weitere Beschwerde gegen die Entscheidung einer unteren Instanz ist ohne Inanspruchnahme einer Vermittelung stets schriftlich vorzutragen.

6. Beschwerden.

53

Bezüglich der Meldung von dem Einlegen der weiteren Beschwerde gelten die Bestimmungen der Z. 10. 15. Offiziere und Sanitätsoffiziere des Beurlaubten­ standes haben, auch während sie zum Dienste nicht einberufen sind, die Vorschriften dieser Verordnung zu beachten. Bei Beschwerden der Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes gegen militärärztliche Vorgesetzte kann in Ermangelung eines militärärztlichen Vermittlers auch ein Offizier gewählt werden.

B. Bestimmungen für den entscheidenden Vorgesetzten. 1. Jede Beschwerde ist — gleichviel, ob sie auf dem vorgeschriebenen Dienstwege und bei Innehaltung der verordneten Fristen angebracht ist oder nicht — sachlich zu untersuchen und zu erledigen.

Die Entscheidung muß so schnell getroffen werden, als die für Beurteilung der Beschwerde unerläßliche Sorgfalt es gestaltet.

Eine Einwirkung auf den Untergebenen behufs Zurückziehung der Be­ schwerde ist untersagt und gegen Personen des Svldatenstandes nach Maßgabe des § 117 des M.St.G.B. strafbar.*) Hiedurch wird indes die Pflicht des Vorgesetzten nicht berührt, den Beschwerdeführer über etwaige unrichtige Rechts­ auffassung oder unrichtige dienstliche Anschauung zu belehren. Beharrt in solchem Falle der Beschwerdeführer auf seiner Klage, so hat der Vorgesetzte Entscheidung zu treffen bzw. herbeizuführen. 2. Der Vorgesetzte ist verpflichtet, in jedem Falle vor der Entscheidung den Hergang der Sache vermittelst mündlicher oder schriftlicher Berichterstattung der Beteiligten festzustellen. Erscheint hiedurch der Tatbestand nicht hin­ reichend geklärt, so hat eine protokollarische Vernehmung der Beteiligten und Zeugen durch einen dem Verklagten im Range nahestehenden Offizier statt­ zufinden. 3. Die Entscheidung über eine Beschwerde ist ihrem wesentlichen Inhalte nach schriftlich dem Beschwerdeführer, sowie dem höchsten der von der Beschwerde dienstlich in Kenntnis gesetzten Vorgesetzten desselben und dem Verklagten mitzuteilen, in jedem Falle schriftlich niederzulegen und vom entscheidenden Vor­ gesetzten aufzubewahren. 4. Sind Beschwerden als unbegründet zurückzuweisen, so wird, soweit nicht § 152 des M.St.G.B. **) Anwendung findet, im Einzelfalle zu erwägen sein, ob die Auftechterhaltung der Disziplin ein Einschreiten gegen den Beschwerde­ führer erfordert.

Eine unrichtige dienstliche Anschauung ist an sich nicht strafbar. Nichteinhaltung der für die Anbringung der Beschwerden vorgeschriebenen Frist ist aus Grund des § 1,1 der Disziplinarstrafordnung disziplinarisch zu ahnden (s. XIV. A.).

§ 15.

Beschwerden der Beamten.

Auf Militär- und Zivilbeamte finden vorstehende Vorschriften — vor­ behaltlich der besonderen Bestimmungen über Beschwerden gegen die nach den Disziplinar-Vorschristen der IX. Verfassungsbeilage verfügten Disziplinarstrafen — mit einigen Modifikationen sinngemäße Anwendung. *) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren; zugleich kann auf Dienst­ entlassung oder Degradation erkannt werden. **) Handelt von der Bestrafung leichtfertiger und unwahrer Beschwerden (vgl. XIV. A.).

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VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

§ 16. Beschwerden der Personen deS SoldatenftandeS vom Feldwebel abwärts. A. Bestimmungen für den Beschwerdeführer.

1. Jedem Soldaten, welcher glaubt, daß ihm durch unwürdige Be­ handlung, durch Vorenthaltung geldwerter Gebührnisse oder aus einem anderen Grunde von Vorgesetzten oder Kameraden Unrecht zugefügt sei, ist es gestattet, sich zu beschweren. Jede Beschwerde ist dem Kompagnie- rc. rc. Chef unmittelbar und mündlich vorzutragen, ohne daß der Beschwerdeführer an eine vor­ gängige Meldung bei einem Zwischenvorgesetzten gebunden ist. Richtet die Beschwerde sich gegen den Kompagniechef selbst, so ist sie bei dem nächstältesten Offizier der Kompagnie usw. anzubringen. a) Ist die mündliche Anbringung der Beschwerde nicht ausführbar, so kann dieselbe schriftlich eingereicht werden. b) Mannschaften, welche einem Detachement angehören, haben ihre Be­ schwerde bei dem Führer desselben anzubringen. Richtet sich die Beschwerde gegen den Führer selbst, so ist sie bei dem nächstältesten Offizier, und ist ein solcher nicht vorhanden, bei dem nächsten Vorgesetzten des Kommandoführers anzubringen. c) Ebenso können Unteroffiziere usw., die zur Probedienstleistung bei Zivilbehörden abkommandiert find, etwaige militärische Beschwerden schriftlich bei ihrem Kompagnie- rc. Ches anzubringen Eine Beteiligung der Zivilbehörden bleibt ausgeschlossen. 3. Der Soldat darf niemals während oder unmittelbar nach Be­ endigung des Dienstes, sondern erst am folgenden Tage seine Beschwerde anbringen. Richtet sich die Beschwerde gegen eine über den Soldaten verhängte Disziplinarstrafe, so darf er sich erst nach deren Verbüßung beschweren.

' 4. Jede Beschwerde muß innerhalb einer Frist von fünf Tagen an­ gebracht werden. a) In diese Frist wird der Tag nicht eingerechnet, an dem der Anlaß zur Beschwerde gegeben ist. b) Wird die die Beschwerde veranlaßende Handluna oder die Person des Urhebers dem Beschwerdeführer erst später bekannt, so beginnt die Frist mit dem Tage der erlangten Kenntnis. c) Bei schriftlicher Beschwerdeführung genügt es, wenn die Peschwerdeschrift nachweislich innerhalb der Frist zur Post gebracht wird. 5. Gemeinschaftliche Beschwerden mehrerer Personen s. § 14. A. 6. 6. Bestrafung leichtfertiger oder wider befieres Wissen oder sonst vorschrifts­ widrig vorgebrachter Beschwerden s. § 14. A. 7. Nichteinhaltung der Frist bleibt in solchen Fällen straffrei, in welchen besondere Umstände, die außerhalb des Verschuldens des Beschwerde­ führers liegen, die vorzeitige oder verspätete Anbringung der Beschwerde gerechtferttgt erscheinen lassen. 7. Der Soldat hat das Recht, gegen die über seine Beschwerde getroffene Entscheidung innerhalb einer Frist von fünf Tagen an den nächsthöheren Vorgesetzten und so fort bis zur Allerhöchsten Stelle eine weitere Beschwerde einzulegen. Das Recht zur weiteren Beschwerde steht auch dem beklagten Teil zu. Die Frist für die wettere Beschwerde beginnt nach Ablauf des Tages, an welchem der Beschwerdeführer von der Entscheidung dienstlich Kenntnis erhält. 8. Mannschaften des Beurlaubtenstandes haben, solange sie nicht zum Dienst einberufen sind, Beschwerden, welche Militärdienst­ angelegenheiten betreffen, ihrem Bezirkskommandeur vorzutragen.

6. Beschwerden.

55

Richtet sich die Beschwerde gegen diesen, so ist sie bei dem vorgesetzten Bezirks- oder Kontrolloffizier, wenn aber ein solcher nicht vor­ handen ist, bei dem Bezirksadjutanten anzubringen.

Im übrigen gelten auch dieser Verordnung.

für diese Mannschaften

alle

Vorschriften

Die Vorschriften dieser Verordnung finden Anwendung auch auf diejenigen Fälle, in welchen die Beschwerde gegen einen Beamten der Militärverwaltung gerichtet ist.

B. Bestimmungen für den entscheidenden Vorgesetzten. 1. Die Vorschriften dieser Verordnung beziehen sich auf alle Be­ schwerden über Handlungen, durch welche der Beschwerdeführer persönlich oder in seinem berechtigten Standesbewußtsein, in seinen dienstlichen Gerechtsamen und Befugnissen verletzt oder geschädigt wird, auch dann', wenn diese Handlungen sich als Zuwiderhandlungen der Vorgesetzten gegen die Strafgesetze, z. B. Beleidigungen, Mißhandlungen usw. Unter­ gebener darstellen. 2. Die dienstliche Pflicht der Vorgesetzten, derartige Strafhandlungen, so­ fern sie auf anderem Wege zu ihrer Kenntnis kommen, also ohne daß Beschwerde erhoben wird, zu verfolgen, wird hiedurch nicht berührt (M.St.G.B. § 51). 3. Sachliche Prüfung und Entscheidung der Beschwerde, Verbot einer Ein­ wirkung auf den Beschwerdeführer s. § 14. B. 1. 4. In erster Instanz entscheidet über eine Beschwerde in der Regel der nächste mit Disziplinarstrafgewalt versehene Vorgesetzte desjenigen, gegen welchen die Beschwerde gerichtet ist. Der Vorgesetzte ist verpflichtet, vor der Entscheidung den Hergang der Sache durch mündliche oder schriftliche Verhandlungen aufzuklären.

Bildet aber eine gerichtlich zu ahndende Zuwiderhandlung gegen die Straf­ gesetze den Gegenstand der Beschwerde, so hat der erwähnte Vorgesetzte sogleich nach § 153 Abs. 2 der M.St.G.O. •) den vollständigen Tatbericht anzufertigen und die Sache der gerichtlichen Untersuchung und Entscheidung zuzuführen, soweit nicht § 3 Abs. 2 des E-G. zum M.St.G.B. Platz greift und Disziplinar­ bestrafung eintreten kann (vgl. XIV. A.). 5. Die Entscheidung über eine Beschwerde ist dem Beschwerdeführer und dem Verklagten ihrem wesentlichen Inhalt nach mitzuteilen, in jedem Falle schriftlich niederzulegen und seitens des Bataillons usw. aufzu­ bewahren. a) Beschwerden, welche gegen den Kompagnie- ?c. Chef selbst gerichtet sind und deshalb bei dem nächställesten Offizier der Kompagnie usw. angebracht werden, sind von letzterem ohne Verzug zur Entscheidung des höheren Befehlshabers zu bringen. Dem Kompagnie- rc. Chef ist Meldung zu erstatten. b) Beschwerden gegen Offiziere der Fußartillerie sowie des Ingenieur­ korps, soweit diese Offiziere nicht anderen Vorgesetzten unterstellt sind, werden von den Waffenvorgesetzten, im mobilen Verhältnisse jedoch von den mobilen Befehlshabern dieser Offiziere entschieden. *) „Der militärische Vorgesetzte hat über die ihm angezeigten oder sonst zu seiner Kenntnis gelangten strafbaren Handlungen seiner Untergebenen, soweit die Handlungen gerichtlich zu verfolgen sind, einen genauen, die Ber­ dachtsgründe und Beweismittel umfassenden Tatbericht anzustellen und den­ selben an den Gerichtsherrn einzusenden."

VII. Abschnitt.

56

Allgemeine Dienstverhältnisse.

c) Beschwerden gegen solche Offiziere, welche Seiner Majestät dem König unmittelbar unterstellt sind, werden durch eine Immediateingabe des Kompagnie- rc. Chefs der Allerhöchsten Entscheidung unmittelbar zugefühtt. d) Beschwerden gegen Vorgesetzte, für welche das Kriegsministerium bzw. der Generalstab die nächste vorgesetzte Dienststelle bildet, sind der Entscheidung des Kriegsministers bzw. des Chefs des General­ stabes der Armee unterworfen. e) Beschwerden von Unterärzten und einjährig-freiwilligen Ärzten über ärztliche Vorgesetzte werden durch den Kompagnie- rc. Chef zur Kenntnis des vorgesetzten Stabsarztes bzw Regimentsarztes gebracht, welcher das weitere zu veranlassen hat. f) Beschwerden über einen Beamten der Militärverwaltung werden dem ihm vorgesetzten Milttärbefehlshaber oder höheren Beamten durch den Kompagnie- rc. Chef zur weiteren Veranlassung vorgelegt. 6. Mannschaften, welche gegen eine Entscheidung auf ihre Beschwerde die weitere Beschwerde einlegen, sind von dem Kompagnie- rc. Chef und, wenn dieser der entscheidende Vorgesetzte war, von dem nächst öltest en Offizier der Kompagnie usw. protokollarisch zu vernehmen. Die weitere Beschwerde wird ebenfalls in Gestalt einer Beschwerde gegen den Vorgesetzten, der die letzte Entscheidung getroffen hat, eingelegt und ist von dem Beschwerdeführer zu begründen. 7. DaS über eine etwaige wettere Beschwerde aufzunehmende Protokoll mit Begründung ist von dem Kompagnie- rc. Chef bzw. dem nächstältesten Offizier der Kompagnie usw. dem zur Entscheidung zuständigen Vorgesetzten vorzulegen. Geht die wettere Beschwerde an die Allerhöchste Stelle, so ist das Protokoll durch eine Immediateingabe des Kompagnie- rc. Chefs bzw. des nächstälteflen Offiziers der Allerhöchsten Entscheidung zuzusühren 8. Verfahren bei Abweisung unbegründeter oder unrichtig vorgebrachter Beschwerden s. § 14. B. 4.

7. Urlaub. *) (Bestimmungen bett, die Befugnisse zur Beurlaubung..

B.-Bl. 348/96.)

Die den Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen erteilte Erlaubnis, sich aus dem dienstlichen Kreise und aus dem Standorte zu entfernen, heißt Urlaub. § 17.

Urlaub der Offiziere.

Hauptleute und Leutnants können beurlaubt werden und zwar innerhalb des Deutschen Reiches, Österreich-Ungarns und der Schweiz: durch den kommandierenden General bis zu 3 Monaten, durch den Divisionskommandeur bis zu V/a Monaten, durch den Brigadekommandeur bis zu 1 Monat, durch den Regimentskommandeur oder Kommandeur eines selbständigen Bataillons bis zu 14 Tagen, durch einen detachierten Stabsoffizier, Hauptmann, Rittmeister oder Subatternoffizier bis zu 7 Tagen. Jede Beurlaubung außerhalb der deutschen Reichsgrenze, ausgenommen Osterreich-Ungarn und die Schweir, und die Erteilung der Erlaubnis', während eine- Urlaubes im Auslande die Uniform anlegen zu dürfen, haben sich Seine Majestät der König Vorbehalten. Die kommandierenden Generale dürfen jedoch (mit Ausnahme der Schweiz) das Uniformttaaen innerhalb der nächsten Grenz­ gebiete ihres TerrttorialbezirkeS gestatten (Offiz.-Bekl.-B. Z. 72).

*) Über Verhalten bei Erkrankung s. XIII. A. § 4.

7. Urlaub.

57

Gebühren während eines Urlaubs s. XII. A. § 3. A. Jede Bitte um Urlaub muß auf dem in g 12 angegebenen Wege vor­ gebracht werden. Der Subalternoffizier bittet also zunächst den Kompagnieches und dann den Bataillonskommandeur, um Urlaub einkommen zu dürfen, und trägt nach erhaltener Zustimmung sein Urlaubsgesuch schriftlich oder mündlich dem Regimentskommandeur vor. Das Gesuch um Urlaub muß, sofern der Regimentskommandeur nicht selbst den Urlaub zu genehmigen vermag, schriftlich abgefaßt sein und die Bitte um Vermittelung des Urlaubs resp. Vertretung der Bitte höheren Orts, ferner die eventuelle Begründung der Bitte, die Zeitdauer des Urlaubes, den Ort, wo der Urlaub zugebracht wird, und falls man nicht unmittelbar nach Bekanntgabe des Urlaubs diesen antreten will, den Tag, an welchem man den Urlaub anzutreten gedenkt, endlich das mündliche Einverständnis der direkten Zwischenvorgesetzten enthalten (s. i. übrig. X. A). Kommandierte Offiziere erbitten Urlaub, welcher die Dauer des Kommandos nicht überschreitet, bei den Vorgesetzten, denen sie durch das Kommando unter­ stellt sind; andernfalls ist das Einverständnis der im neuen Dienstverhältnis vorgesetzten Befehlshaber erforderlich. Uber die Meldungen bei Beurlaubungen s. g 11 und XXI. A. Beim Truppenteil rc. muß die Adresse hinterlassen bzw. eine Persönlichkeit namhaft gemacht werden, welche dienstliche Schreiben usw. an den Beurlaubten vermittelt. Die Erlaubnis zum Tragen der Uniform im Ausland wird im allgemeinen nur in besonders begründeten Fällen gewährt und beschräntt sich in der Regel auf bestimmte Gelegenheiten. Offiziere, welche bei einem Aufenthalt im Auslande in Uniform zu er­ scheinen wünschen und die Erlaubnis hiezu auf dem Dienstwege erholt haben, sind gehalten, sich dem höchstkommandierenden Offizier der Garnison, sowie während etwaiger Anwesenheit in den Hauptstädten der betreffenden bayerischen bzw. deutschen Gesandtschaft vorzustellen, resp, dieser von ihrem Eintreffen Kenntnis zu geben. Urlaub nach Frankreich und dessen Kolonien unterliegt nachstehenden Einschränkungen (B.Bl. 200/00, 218/01). 1. Urlaub nach oder in die unmittelbare Nähe von befesttgten Orten der Ostgrenze (z. B. Verdun, Toul, Nancy, Epinal, Belfort, Reims und Langres) darf nur unter ganz besonderen Verhältnissen — etwa zum Besuche naher Verwandter — befürwortet werden. 2. Unter Hinweis auf die Bestimmungen des französischen Spionage­ gesetzes vom 18. April 1886 muß jedem Offizier vor Beginn seines Urlaubs eingeschärft werden, sich jeder auch nur im entferntesten verdächtigen Handlung zu enthalten und niemals in den Gasthofs- oder polizeilichen Anmeldelisten Namen, Stand und Staatszugehörigkeil zu verschweigen oder falsch anzugeben. 3. Jeder Offizier ist verpflichtet, innerhalb der ersten 24 Stunden seines Aufenthaltes: in Garnisonen beim dienstältesten Offizier oder bei der Komman­ dantur sich persönlich oder schriftlich unter Angabe der Wohnung zu melden, in Paris außerdem beim Kal. Bayerischen Geschäftsträßer gleicherweise sich zu melden und bei der Kais. Deutschen Botschaft stch vorzustellen, in Orten ohne Garnison bei der örtlichen Zivilbehörde sich vor­ zustellen. Jedem Urlaubsgesuch ins Ausland ist ein ausgefüllter Militärpaß beizulegen. (Vorstehende Bestimmungen gelten für die Offiziere des Beur­ laubtenstandes nur insolange, als dieselben zum Dienst ein berufen sind.) Eine Urlaubsverlüngerung kann in wohlbegründeten Fällen nachgesucht werden. Solche Gesuche müssen jedoch so früh abgeschictt werden, daß im Falle einer abschlägigen Antwort der Offizier noch zu rechter Zeit zurückkehren kann.

VH. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

58

Erkrankt ein Offizier im Urlaub, und verhindert die Erkrankung die recht­ zeitige Rückkehr deS Beurlaubten, so hat er sich unter Vorlage eines ärzt­ lichen Zeugnisses bei seinem Kommandeur krank zu melden; er wird dann, nachdem der Urlaub abgelaufen, nicht als „beurlaubt", sondern als „krank" in den Rapporten geführt. Kranke Offiziere bedürfen zu einem Wechsel des Aufenthallsortes der Genehmigung des Regimentskommandeurs bzw. der höheren Vorgesetzten.

§ 18.

Urlaub der Unteroffiziere und Mannschaften.

Mannschaften (Unteroffiziere und Gemeine) können innerhalb der deutschen Reichsgrenzen, sowie nach Österreich-Ungarn und der Schweiz beurlaubt werden: durch den kommandierenden General bis zu 3 Monaten, durch den Divisions-, Brigade-, Regiments- und selbständigen Bataillonskommandeur bis zu P/2 Monat, durch einen anderen Bataillonskommandeur und einen deta­ chierten Stabsoffizier bis zu 1 Monat, durch den Kompagnie- rc. Chef und einen detachierten Haupt­ mann oder Subalternoffizier bis zu 14 Tagen. Gesuche um Beurlaubung von Mannschaften der. aktiven Armee außerhalb der deutschen Reichsgrenze — ausgenommen Österreich-Ungarn und die Schweiz — entscheiden die kommandierenden Generale. Über Löhnung bei Beurlaubungen s. XII. A. § 3. B. Beurlaubungen zur Wiederherstellung der Gesundheit sind ausnahms­ weise gestattet, wenn der Erkrankte und seine Angehörigen die Be­ urlaubung wünschen und diese sich zur Aufnahme und unentgeltlichen Verpflegung des Beurlaubten schriftlich verpflichten, ferner auch von der Ortsbehörde bescheinigt wird, daß die Angehörigen zur Erfüllung eitet solchen Verpflichtung in der Lage sind (Fr. Bes. V. § 56). Die Bitte um Urlaub geht mündlich durch den Korporalschaftsführer bzw. den Unteroffizier vom Tage an den Feldwebel und durch diesen an den Kompagniechef.

Beim Antritt des bewilligten Urlaubs melden sich die Mannschaften frei ihrem Korporalschaftsführer, dem Feldwebel, dem Fourier, dem Schieß- rnd dem Kammerunteroffizier, welchem sie bei Urlaub über drei Tage die nicht in Urlaub mitzunehmenden Bewaffnungs-, Ausrüstungs- und Bekleidunosgegenstände in wohlgereinigtem Zustande überliefern, sodann bei den in der Kaserne anwesenden Offizieren der Kompagnie und dem Kompagnieckxf. Die Meldung lautet: „Auf n Tage nach X. beurlaubt". Um sich als beurlaubt ausweisen zu können, erhält der Soldat eiwn Schein, welcher von dem Befehlshaber, der ihn erteilt, unterschrieben mb gestempelt wird (Urlaubsschein, Urlaubskarte, Vorweis). Bei der Rückkehr aus Urlaub meldet sich der Soldat sogleich beut Uuteroffizier vom Tage, dem Korporalschaftsführer, Fourier- und Kamnurunteroffizier, dem Kompagniechef und den Öffizieren der Kompagnie md empfängt Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke zurück. Die Meldung lautrt: „Aus Urlaub". Meldungen am Urlaubsorte und auf der Reise s. § 3. Z. 2. Jeder Soldat hat sich in seinem Urlaub ebenso wie in der Garnistn anständig und militärisch untadelhaft zu betragen; er beobachte gecstn jedermann ein gesittetes Betragen und begegne jedem öffentlichen Beamrn

8. Verhalten in Kasernen und Bürgerquartieren.

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mit der ihm gebührenden Achtung. Sein Anzug muß immer vorschrifts­ mäßig und reinlich sein. In Garnisonen steht der beurlaubte Soldat unter dem Kommandanten bzw. Garnisonsältesten. Wenn sich der vorübergehend beurlaubte Soldat über einen Tage­ marsch von seinem Urlaubsorte entfernen will, muß er dies der be­ treffenden Ortsbehörde bzw. der Kommandantur ebenso wie jede Ver­ änderung des Aufenthaltsortes anzeigen, da die Vermittelung etwaiger Einberufungsschreiben an zeitweilig beurlaubte Mannschaften des aktiven Dienststandes nicht durch die Landwehr-, sondern durch die Ortsbehörde geschieht. Jedes Gesuch um Urlaubsverlängerung muß durch ein die Verhältnisse darlegendes ortsbehördliches oder ärztliches Zeugnis belegt sein. Dieses Gesuch wird von dem Soldaten an die Kompagnie gesandt, aber so frühzeitig, daß es dem Bittsteller nach erhaltener abschlägiger Antwort oder wenn er keine Antwort erhält, noch möglich ist, unfehlbar auf den Tag des Ablaufes seines Urlaubes bei seiner Abteilung einzutreffen. Wird ein Beurlaubter krank, so daß er nicht rechtzeitig zu seinem Truppenteil zurückkehren kann, so meldet er dieses der betreffenden Kom­ mandantur bzw. Ortsbehörde, damit der Truppenteil benachrichtigt wird. Er wird dann nicht mehr als beurlaubt, sondern als krank behandelt. Erkrankte beurlaubte Mannschaften des stehenden Heeres werden in Militär­ lazaretten ausgenommen, müssen jedoch für ihre Überführung in die Lazarette selbst Sorge tragen; nur in dem Falle, wenn sich im Urlaubsorte oder, falls die Erkrankung während des Hin- und Rückmarsches erfolgt, in dem Erkrankungs­ orte kein Militärlazarett befindet und nach dem von einem approbierten Arzt auszustellenden und von der Ortsbehörde zu bestätigenden Zeugnisse der Kranke nicht ohne Gefahr für Gesundheit und Leben in das nächste Militärlazarett transportiert werden kann, ist in Ermangelung eines im Orte befindlichen Militärarztes die Kur und Behandlung durch einen Zivilarzt zulässig. Die alsdann entstehenden Kosten trägt die Intendantur auf Grund gehörig belegter und bescheinigter Liquidationen der Ortsbehörden. Zieht der Beurlaubte es jedoch vor, sich durch Verwandte rc. pflegen und von einem Zivilarzt behandeln zu lassen, so hat der auf Erstattung der Kosten aus dem Militärfonds keinen Anspruch. Wer in der Garnison die Erlaubnis haben will, über den Zapfenstreich außerhalb der Kaserne oder seines Quartiers zu bleiben, hat darum auf dem für Urlaubsgesuche vorgeschriebenen Dienstwege zu bitten. Im Falle der Ge­ nehmigung seiner Bitte erhält er eine Urlaubskarle (ein Zertifikat), die er bei der Rückkehr in die Kaserne an den Unteroffizier der Kasernwache zurück­ zuliefern hat.

8. verhalten in Kasernen und vürgerquartteren.

§ 19.

Kasernenordnung.

Die polizeiliche Ordnung und Reinlichkeit in der Kaserne wird durch die Kasernwache, die Stubenältesten, die Unteroffiziere vom Tage imb den Offizier vom Kaserntagesdienst erhalten. (Über den Dienst der Offiziere vom Kaserntagesdienst, der Unteroffiziere vom Tage, der Stubenältesten s. VIII. und IX. A.)

60

VH. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Mit der Verwaltung der Kasernengeräte ist ein Kaserninspektvvr, welchem ein oder mehrere Kasernwärter unterstellt sind, betraut. Der zum militärischen Kasernvorsteher ernannte Offizier vermitteblt die Dienstgeschäfte mit dem Kaserninspektor; unter ihm besorgen ddie Fouriere alle Quartierangelegenheiten. Die Namen aller auf der Stube einquartierten Unteroffiziere undd Soldaten müssen auf einer an der inneren Seite der Türe befestigtem Tafel verzeichnet sein, und zwar an oberster Stelle die Namen des vonm Kompagniechef ernannten Stubenältesten und seines Stellvertreters. Düie Namen der übrigen Mannschaften folgen nach dem Alphabet. Die Zeit des Aufstehens ist vom Beginn deS Frühdienstes abhängigg. Später als im Sommer um 6, im Winter um 7 Uhr morgens darf nur miiit besonderer Erlaubnis aufgestanden werden. Im Sommer spätestens um 8 Uhr, im Winter spätestens um 9 Uhr müssten die Stuben vollkommen in Ordnung, d. h. alle Lagerstätten zurecht gemachht und aufgeräumt sein, nachdem sich jeder selbst gereinigt hat. Zur vollständigen Austäumung der Lagerstätten gehört das tägliche Aufrfschütteln der Strohsäcke, sowie daS Umwenden der Mattatzen. In den Lagerstätten darf nichts aufbewahrt werden. Bom Wecken bis zum Zapfenstreich oder der von dem Kommandanten rec. anderweit festgesetzten Stunde kann jeder Soldat, insoweit er dienstfrei und ihnm die Freiheit nicht entzogen ist, nach Belieben äusgehen Zu der festgesetzten Zeit muß jeder Soldat, der nicht zum längeren Aussbleiben Erlaubnis hat, auf seiner Stube sein. In jeder Stube hat täglich ein Mann — vom Stubendienst — beim Reinigungsdienst, dessen Name auf einer Tafel an der Tür besonders ersichtlicdh gemacht werden muß. Je nach der Größe und Belegung der Stube können hiezu auch zweei oder mehr Leute bestimmt werden. Der betreffende Mann reinigt die Stube einschließlich der Türen, Fensterr, Öfen, sowie alle im gemeinsamen Gebrauch befindlichen Geräte, schafft Müllll und Asche an die hiezu bestimmten Orte, sorgt für den Bedarf an Trink- undd Waschwasser und im Winter für die Heizung. Berlassen die Mannschaften diee Stube gemeinschaftlich, so hat er diese zu verschließen und den Schlüssel cmn den dazu bestimmten Platz zu bringen. Andernfalls hat der letzte die Stuboe verlaffende Mann diese Pflicht. Für die Reinlichkeit aller dem einzelnen Mann zur persönlichen Benützunog übergebenen Gegenstände, wie der Lagerstätte, des Schrankes, des Schemels?c.., ist dieser selbst verantwortlich. Soweit die Geräte mit einem Anstrich versehen sind, dürfen dieselben gleickh den angestrichenen Türen, Fenstern rc. nur feucht abgewischt, keinesfalls mitt scharfem Material (Sand) gescheuert werden. Zur täglichen Reinigung der Treppen und Gänge und zu der an einemi bestimmten Tage in jeder Woche stattfindenden allgemeinen Reinigung dess ganzen Kompagniereviers werden die Mannschaften besonders kommandiert. Während die Stube gereinigt wird, sind — ohne Rücksicht auf die Jahres-zeit — die Fenster. und Türen offen zu halten; auch ist im Laufe des Tagens für Lüftung durch. Öffnen der Fenster nach Bedürfnis Sorge zu tragen. Bei jedem Öffnen der Fenster sind diese mit der vorhandenen Stellvor-richtung zu befestigen. Jede vorsetzliche oder mutwillige Beschädigung, insbesondere das Beschmutzem, Bekritzeln, Beschneiden der Fensterbretter, Türen, Tische, Schemel usw., des-gleichen das heftige Zuwerfen der Türen ist strafbar. Das in jeder Stube befindliche Geräleverzeichnis darf nicht beschriebene, beschmutzt oder sonst beschädigt werden; Abänderungen darin dürfen nuir

8. Verhallen in Kasernen und Bürgerquarlieren.

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auf gemeinsame Veranlassung des militärischen Kasernvorstehers und des Kaserninspektors getroffen werden. Die Benützung der Geräte zu fremdartigen, nicht in ihrer Bestimmung liegenden Zwecken ist unstatthaft. Wollene Decken dürfen nicht ohne Überzug gebraucht, nicht an den Über­ zug oder in sich zusammengenäht werden. Auch dürfen keinerlei Wäsche- oder sonstige Jnventarienstücke in andere Stuben verschleppt werden, so daß jederzeit die im Geräteverzeichnis aufgeführten Stücke vorhanden sind und vorgezeigt werden können. Innerhalb der einzelnen Stuben ist — damit die Dielen nicht unter der Nässe leiden — der Stand der Wassereimer und Waschtische (bzw. des Platzes, an welchem die Mannschaften sich waschen) von Zeit zu Zeit zu wechseln, und für die rechtzeitige Leerung der Fensterbecher — wo dergleichen vorhanden sind — zu sorgen; auch ist während der Heizperiode darauf zu achten, daß Betten und sonstige Geräte in der unmittelbaren Nähe der Öfen, insbesondere der eisernen, nicht aufgestellt werden.

Das Schlafen in zwei übereinander stehenden Bettstellen ist unstatthaft. Bei Tage darf sich niemand ohne besondere Erlaubnis auf die Lagerstätte legen oder setzen. Soweit den Mannschaften die Erlaubnis hiezu ausnahmsweise erteilt ist, haben sie während der Ruhezeit die Stiefel oder Schuhe auszuziehen. Bon den Lagerstätten der auf längere Zeit abkommandierten, tranken, beurlaubten oder in Arrest befindlichen Mannschaften darf nur die Bettstelle nebst gefülltem Strohsack in der Stube verbleiben. Während der Schlafzeit darf in der Kaserne kein ruhestörender Lärm ge­ macht werden. Bei Heizung der Öfen, insbesondere der Regulieröfen, bei der Behand­ lung und beim Gebrauch der Petroleumlampen oder der Gasbeleuchtung muß mit" größter Vorsicht verfahren werden. Petroleum darf nur bei Tage in die Lampe eingefüllt und die Ofenklappe — wenn eine solche vorhanden — nur nach völligem Verlöschen der Flamme geschlossen werden.

Nach dem Schlafengehen der Mannschaften darf kein Feuer mehr im Ofen und die Ofenklappe nicht geschlossen sein. Licht darf im Sommer von ViH Uhr, im Winter von Vi 10 Uhr abends ab in den Stuben nicht mehr brennen, wenn es vom Truppenteil nicht besonders genehmigt worden ist. Das Rauchen im Bett, auf den Montierungskammern, den Trocken- und Vorratsböden, in den Küchen- und Brennmaierialiengelassen ist streng untersagt. Jede Tabakspfeife soll mit einem Deckel versehen sein. In den Stuben dürfen weder scharfe noch Platzpatronen, noch loses Pulver aufbewahrt werden. Die Lampen auf den Gängen dürfen nicht aus ihren Behältnissen heraus­ genommen werden. Desgleichen darf niemand die Stubenlampe, wo sie zur allgemeinen Benützung ausgehängt oder aufgestellt ist, wegnehmen, um davon für andere Zwecke Gebrauch zu machen.

Zigarren und Pfeifen dürfen über den Lampen nicht angezündet werden. An den Brennern der Gäsarme darf nicht geschraubt werden. Die Stuben sind stets sauber und reinlich zu halten. Arbeiten, welche die Stube verunreinigen, dürfen in der Regel in denselben nicht, ausnahmsweise nur mit ausdrücklicher Genehmigung getrieben werden. Niemand darf seine Sachen umherliegen lassen oder an einem anderen als dem ihm angewiesenen Orte aufhängen, noch weniger zu letzterem Behufe beliebig Nägel einschlagen. In die Stuben oder Gänge zu spucken, ist verboten. Pfeifen- oder Zigarren­ asche müssen ebenso wie Zigarrenreste, benützte Streichhölzer rc. in die Spucknäpfe geworfen werden.

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VII. Abschnitt.

Allgemeine Dienswerhältniffe.

Ein jeder darf nur den seiner Kompagnie zugewiesenen Brunnen benützen. Niemand darf an anderen als den allgemeinen Reinigungsplätzen Waffen- und Kleidungsstücke putzen; insbesondere ist hiebei beim Auswaschen der Gewehr­ läufe jede Verunreinigung der Wände, Maliern rc. sorgsam zu vermeiden. Jede Entledigung von Bedürfnissen an anderen als den vorgeschriebenen Orten, sowie jede Unreinlichkeil wird bestraft. Kehricht ist in die Müllgruben, Asche in die Aschenbehälter, schmutziges Waffer in die dazu bestimmten Ausgüsse oder Gerinne zu gießen. In das int Eimer befindliche Schmutzwasser darf kein Kehricht, Asche rc. geworfen werden.

Speisereste müssen in besonders dazu bestimmten Gefäßen gesammelt, nur geleerte Speisetöpfe dürfen an den Pumpen gespült werden.

Zur Erhaltung der Reinlichkeit sind beim Eintritt in die Kaserne die an den Eingängen angebrachten Fußreinigungseisen zu benützen.

Aus den Fenstern darf nichts gegoffen, nichts hinausgeworfen, nach der Straße zu auch nichts herausgehängt werden. Das Aufstellen von Blumenbrettern und Töpfen auf den äußeren Fenster­ abdeckungen ist verboten. Das Aus- und Einsteigen zu den Fenstern, sowie das Überklettern der Einfriedigungen ist strafbar. In den Mannschaftsstuben dürfen Hunde durchaus nicht, Katzen nur mit Genehmigung des Truppenteils gehalten werden. Jeder Soldat ist verpflichtet, das Schloß und den Schlüssel seines Schrankes aus eigenen Mitteln zu beschaffen und im Stande zu halten.

Beim Verlassen des Zimmers hat ein jeder bei Strafe seinen Schrank zu verschließen und den Schlüssel an sich zu nehmen. Die Küche darf außer den dahin kommandierten Mannschaften niemand betreten. Zivilpersonen ist der Eintritt in die Kaserne nur bedingungsweise nach näherer Festsetzung des Truppenteils bzw. der Wachtvorschrift gestattet. Die Stubenältesten haben nach Maßgabe der hier erteilten Vorschriften innerhalb ihres AufsichtsUeises für die Aufrechterhaltung der Ordnung und Reinlichkeit und für die Abwendung von Schaden und Gefahr zu sorgen und nach den Umständen die Zuwiderhandelnden zu melden, damit diese bestraft und im Vermögensfalle zur Erstattung des angerichteten Schadens angehalten werden können. Insbesondere haben sie darauf zu halten, daß beim Heizen der Öfen

und bei der Beleuchtung durch Petroleum oder Gas die vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln aufs strengste beachtet werden, auch daß die zum Stubeninventar gehörigen Geräte stets vollzählig vorhanden sind, wovon sie sich wöchentlich mindestens einmal unter Zugrundelegung des Geräte­ verzeichnisses überzeugen. Hiebei vorgefundene Unordnungen sind sofort zur Anzeige zu bringen. Desgleichen hat der Stubenälteste sofort Meldung zu machen, sobald sich Schäden in den Stuben, sei es an den Wänden, Decken, Dielungen, Öfen, Fenstern oder an den Geräten zeigen.

§ 20.

Verhalte« im Bürgerquartier.

Ist der Soldat nicht in der Kaserne, sondern bei den Einwohnern, also in Bürgerquartieren, z. B. gelegentlich der größeren Truppenübungen, untergebracht, so sind hier im allgemeinen, dieselben Verhaltungsmaßregeln zu beobachten wie in der Kaserne. Der Älteste oder als solcher Bestimmte

9. Kommandos.

63

ist der Quartierälteste und somit Vorgesetzte in allen Quartierangelegen­ heiten. Gegen den Quartierwirt und seine Angehörigen muß sich der Soldat anständig und höflich betragen; bei seiner Ankunft übergibt er ihm den Quartierzettel (Quartierbillett). Hat ein Mann Grund zur Klage, so macht er den Quartiergeber bescheiden darauf aufmerksam; hilft dies nichts, so macht er seinem Korporalschaftsführer bzw. dem Feldwebel Meldung, welcher sie an den Kompagniechef weitergibt; keinesfalls darf er sich in einen Streit einlassen, auch nicht mehr fordern, als ihm rechtmäßigerweise gebührt (f. XII. A. § IG). Sind die Leute nach ihrer Ankunft im Quartier vom Marsche etwas ausgeruht, so werden sofort die Bewaffnungs-, Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücke gereinigt und geordnet aufbewahrt, damit sie gleich zur Hand sind und nicht beschädigt werden oder zu Verlust gehen. Mit Feuer und Licht ist vorsichtig umzugehen; in Ställen, Scheunen ?c. darf nicht geraucht werden. Abends zur Zeit des Zapfenstreichs hat der Soldat sich in sein Quartier zu begeben. Lautes Singen und Lärmen in den Wirtshäusern und Quartieren ist nicht gestattet. Jeder Mann muß den Alarmplatz, das Quartier seines Korporal­ schaftsführers, Feldwebels und der Kompagnieoffiziere wissen.

9. Kommandos. § 21.

Arbeitsdienst.

Der Älteste oder als solcher Bestimmte führt die zur Arbeit (z. B. in den Artilleriedepots, in den Montierungskammern ?c.) beorderten Mannschaften an den bezeichneten Ort und macht über das Eintreffen hier Meldung. Die auf­ getragenen Arbeiten müssen unter möglichster Schonung der eigenen Bekleidungs­ stücke fleißig und sorgsam ausgeführt werden.

§ 22.

Kommandos von einzelnen.

Wird ein Soldat oder Unteroffizier vou seinem Truppenteil weg zu einer anderen Abteilung oder Behörde zu irgend einer dienstlichen Verrichtung, z. B. als Schreiber oder zur Erlernung der'Feldpionierarbeiten oder in den Urtterrichtskurs der Militärschießschule u. dgl. kommandiert, so meldet er sich vor seinem Abgänge bei seinem bisherigen nächsten Vorgesetzten innerhalb der Kompagnie wie beim Urlaub (s. § 18.) ab und nach dem Eintreffen am Kommandoorte bei denjenigen nächsten Vorgesetzten an, welchen er auf die Dauer des Kom­ mandos unterstellt ist. Während der Dauer des Kommandos muß er sich so führen, daß er seinem eigenen Truppenteil nur Ehre macht. Der zu einem Kommando bestimmte Offizier meldet sich vor Beginn des Kommandos bei allen unmittelbaren Vorgesetzten bis zu demjenigen hinauf, welcher die Kommandierung befohlen hat, ab und nach der Rückkehr vom Kommando an; am Orte des Kommandos meldet er sich bei demjenigen Vor­ gesetzten an und ab, welchem er auf die Dauer des Kommandos unterstellt ist, sowie beim Gouverneur, Kommandanten, Garnisonältesten rc. (s. XXL A ).

§ 23.

Transport von Gefangenen, Arrestanten.

Bei der Beförderung eines.Arrestanten hat der das Kommando führende Unteroffizier ersteren bei der Übernahme genau nachzusehen, ihm Waffen,

64

VII. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Messer rc. abzunehmen und ihn über sein Verhalten und über die Folgen etwaigen Fluchtversuches zu belehren. Der Arrestant geht auf dem Marsche vor dem Unteroffizier und hinter dem zur Begleitung kommandierten Soldaten; in der Eisenbahn fährt er in demselben Raum mit dem Kommando. Beim Marsch durch Orte sind die belebteren Straßen zu vermeiden. In größeren Städten ist die Benützung einer Droschke zum Transport gestattet. Beim Aufenthalt über Nacht in einem Orte wird der Arrestant an die Kommandantur oder an die Polizeibehörde übergeben. Der Kommandoführer ist dafür verantwort­ lich, daß er den Arrestanten an den Bestimmungsort richtig ab liefert, daß er ihm also nicht entweicht. Über den Gebrauch der Waffen bei Fluchtversuchen s. XXI. A.

§ 24.

Kommandos von Abteilungen.

Wird eine Abteilung von ihrem Truppenteil zu irgend einem Zwecke (z. B. Bewachung einer (Strafanstalt, Absperrung der Grenze aus sanitätspolizeilichen Gründen u. dgl.) auf längere Zeit entsendet, so hat sich der Führer eines solchen Kommandos oder Detachements vor seinem Abgänge über Zweck und nähere Bestimmung deS Kommandos, über seine eigenen Obliegenheiten, über die ihm etwa rustehende Strafgewalt, über die Berpflegsgebührnisse der unterstellen Mannschaft, die Art der Verpflegung und Unterbringung, über Führung und Erstattung von Rapporten und Meldungen rc. zu unterrichten; er läßt sich eine namentliche Liste, eine BekleidungS-, Verpflegungs- und LöhnungSnachweisung seiner Mannschaft, deren Nationale und Lazarettaufnahmescheine, die Marschroute und Militärfahrscheine und den zur Bestreitung etwaiger Kosten für Verpflegung, Borspann rc. erforderlichen Vorschuß aushändigen; er überzeugt sich, daß die Leute vorschriftsmäßig und gut bekleidet und ausgerüstet, ihre Soldbücher mit den entsprechenden Vermerken und Coupons versehen sind, er belehrt sie über ihr Verhalten und ihre besonderen Obliegenheiten. Bor Antritt des Kommandos meldet sich der Kommandoführer bei seinem direkten Vorgesetzten ab. Soll ein stärkeres Kommando auf der Eisenbahn transportiert werden, so ist die Eisenbahnbehörde rechtzeitig zu benachrichtigen, damit die erforderlichen Vorbereitungen gettoffen werden können. Über Eisenbahntransport s. XXII. A. Auf dem Marsche hält der Kommandoführer auf beste Ordnung und Mannszucht. Beim Einrücken in eine Garnison oder in einen mit Truppen belegten Ort macht er Meldung bei dem Kommandanten; bei größeren Kom­ mando- wird auch Meldung durch einen vorausgesandten Offizier oder Unter­ offizier erstattet; kleinere Kommandos marschieren vor dem GarnisonSkommando rc. auf, während der Führer meldet. Ist das Kommando aus Einquartierung oder Quartierverpflegung an­ gewiesen, so ist nach XII. A. tztz 15 u 16. zu verfahren. In Orten mit Garnison werden die Quarttere durch das Garnisonkom­ mando bzw. den Garnisonältesten, in solchen ohne Garnison durch die Orts­ behörde überwiesen. Über daS Verfahren bei Krankheitsfällen s. XIII. A. §4; über jenes bei Bestrafungen und Verhaftungen, welche bei schweren Vergehen, Verbrechen und bei Fluchtverdacht eintreten, s. XIV. A. § 2.

§ 25.

TrarrSport-KommandoS.

(Militär-Transport-Ordnung 1899; Transportführer-Borschrist 1900.)

Mannschaften, welche gleichzeitig in größerer Anzahl zum Dienst ein­ berufen werden, wie Rekruten, Reservisten, Ersatzreservisten, Landwehrleute, oder welche auS dem Dienste entlassen werden, werden in Transporte zusammen­ gestellt, die unter milttärischer Führung stehen und im Bedarfsfälle ein militärisches Begleitkommando erhalten.

9. Kommandos.

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Der Transportführer ist für die richtige Ankunft deS Transports am Bestimmungsort verantwortlich. Wird der Lauf des Zuges durch Unfall, Be­ triebsstörungen, Feind usw. voraussichtlich auf längere Zeit gehemmt, so hat der Transporlführer nach Lage der Verhältnisse die zuständigen Vertreter der Bahnverwaltung, den Bahnhofskommandanten (im Kriege oder bei größeren Truppentransporten im Frieden) oder die Linienkommission (ständige militärische Bahnbehörde), in deren Bezirk (in Bayern 3) sich die Störung ereignet hat, an die Weiterbeförderung mit einem anderen Zuge oder auf einer anderen Bahn­ strecke, erforderlichenfalls telegraphisch, zu erinnern (s. u.). über die Marschrichtung solcher Transporte, über Zeit und Art ihrer Entsendung (Fußmarsch, Eisenbahn oder Dampfschiff), über die Gestellung und Stärke des Transportbegleitkommandos treffen die zuständigen Militärbehörden bzw. Truppenteile mit Rücksicht auf möglichste Kostenersparnis nähere Bestim­ mung; dabei wird festgesetzt, ob Offiziere, Unteroffiziere oder Gemeine mit der Führung zu beauftragen sind. Die Stärke des Begleitkommandos richtet sich nach der Stärke des Transportes. In der Regel werden die den Truppenteilen zuzuführenden Mannschaften (Rekruten, eingezogene Reservisten rc.) in den Stabsquartieren der Bezirks­ kommandos durch diese und die zur Reserve rc. zu entlassenden Mannschaften in den Garnisonsorlen der Truppenteile durch diese den Transportführern überliefert. Die beteiligten Militärbehörden sind verpflichtet, den Transporlführer durch Stellung eines Begleitkommandos, durch Belehrung der Mannschaften über ihr Verhallen während der Fahrt, durch angemessene Verstärkung der Begleitkommandos während des Sammelns und der Märsche nach und von den Bahnhöfen, durch Gestellung von Bahnhofswachen aus der Garnison usw. in der Durchführung seiner Ausgabe zu unterstützen. In Städten sind größere Transporte getrennt und in angemessenen Zwischenräumen auf verschiedenen wenig belebten Straßen nach und von den Bahnhöfen zu führen. Die abwesende Militärbehörde übergibt dem Transportführer die nach dem Umfang und der Art des Transportes notwendigen Schristsachen, ins­ besondere : Fahrtliste (oder Auszug, d. i. Mitteilung für die Eisenbahnverwaltung), Liste der Einteilung des Transportes und Begleitkommandos (nach Zielpunkten und Truppenteilen), Angaben über Verpflegung und Einquartierung, Transportführervorschrist, Marschgebührnisvorschrift, Militärtransportordnung, Fahrt­ ausweise (Militärfahrscheine), die sonst notwendigen Listen, Bescheinigungen und Formulare sowie einen entsprechenden Barvorschuß. Außerdem muß der Transporlführer vor Übernahme des Transportes noch unterwiesen werden über: Einladebahnhof, Einladestelle mit Anmarschweg, Berpflegungs- rc. rc. Angelegenheiten, Ab- oder Zugang von Teiltransporten, Streuen von Stroh in ausgerüsteten Güterwagen, empfangende Militärbehörden, Zahlung von Geld- und Transportgebühren, Rückreise des Transportführers und Begleitkommandos. Im übrigen hat sich der Transporlführer an der Hand der Vorschriften und Begleitpapiere über seine Obliegenheiten zu unterrichten. Über die Stärke des Transportes ist von seiner Formation bis zur Ab­ lieferung bzw. Ablösung ein nach bestimmtem Muster täglich zu vervollständigender Rapport zu führen. Sind Veränderungen in der Kopfstärke bis dahin nicht vvrgekommen, so vertritt bei der Rechnungslegung die Übergabebescheinigung die Stelle des Rapports. Die geleisteten Ausgaben sind einzeln und mit größter Genauigkeit sofort nach ihrer Entstehung in ein einfaches Verzeichnis einzutragen, die dazu gehörigen Quittungen und sonstigen Belege mit dem Geldbestande sorgsam aufzubewahren, Vorschußzahlungen aber in dem Verzeichnis unter besonderen Abschnitten zu notieren. Änderungen in der Transportstärke sind pünktlich im Militärfahrschein zu vermerken. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einj.-Freiw. II. Teil.

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VH. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Erkrankt ein Mann während der Fahrt, so ist er tunlichst bis zu seinem PestirnrnungSorte mitzunehmen. Erscheint dies nicht angängig, so erfolgt die Übergabe an die nächste Garnison oder nächst größere Station. Etwa erfolgte Überweisunaen von Kranken oder Arretierten an Militär­ oder Gemeindebehörden bzw. Lazarette sind dem Truppenteil, für welchen die Mannschaften bestimmt, bzw. von welchen sie entlassen sind, tunlichst bald schrift­ lich zu melden, soweit dies nicht bei unmittelbar bevorstehender Rückkehr zum Truppenteil rc. persönlich geschehen kann. Nach dem Wiedereintreffen beim Truppenteil ist diesem über die aus der erhaltenen Borschußsumme geleisteten Ausgaben Nachweis zu führen, indem das namentliche Verzeichnis, der Stärkerapport, das Verzeichnis der geleisteten Aus­ gaben rc. mit sämtlichen Quittungen, Belegen, Übergabe- und Ablieferungs­ Bescheinigungen, sowie der etwa „verbliebene Vorschußbestand überliefert wird. „Im übrigen gelten für die Übergabe des Transportes sinngemäß die für die Übernahme gegebenen Bestimmungen. Bei Abzweigung eines Teiliransportes ist der Führer des letzteren von dem des Haupttranspvrtes rechtzeitig über seine Aufgaben zu belehren, ebenso sind einzelne Mannschaften, die den Transport unterwegs verließen, rechtzeitig mit den entsprechenden Weisungen zu versehen. Die nötigen Papiere rc. sind zu übergeben. Wird einem Haupttransport ein Nebentransport zugesührt und kehrt der Führer des letzteren nach Abgabe der Mannschaften zu seinem. Truppen­ teil zurück, so wechseln die beiden Führer die Übergabe- und Übernahme­ bescheinigungen aus und der Führer des Haupttransportes empfängt zugleich Abschrift des namentlichen Verzeichnisses nebst den etwa dazu gehörigen Militär­ fahrscheinen oder Marschrouten für wieder zu veranlassende Entsendungen. Geht dagegen der Führer des Nebenttansportes mit diesem in den Haupt­ transport über, so liefert er mit den Mannschaften auch die sämtlichen Rechnungs­ belege, sowie den ihm etwa verbliebenen Borschußrest an den Führer des Haupt­ transportes ab und weist demselben die gemachten Ausgaben auf Grund des abgeschlossenen AuSgabeverzeichniffes im einzelnen nach. Der Führer des Haupttransportes übernimmt den von dem Nebentransportsührer übergebenen baren Betrag in Einnahme, während er die Summe der Ausgabe auf sein eigenes Ausgabeverzeichnis überträat. Bei einem Wechsel in der Person des Transportführers übergibt der Ab­ gehende dem übernehmenden den Rapport, das Ausgaben- rc. Verzeichnis nebst allen übrigen Papieren, sowie den Barbestand gegen Quittung und setzt sich überhaupt vollständig mit ihm auseinander. Haben sich die Mannschaften eines Transportes während der Fahrt bzw. auf dem Marsche selbst zu verpflegen, so werden sie seitens des Transportführers schon vor dem Abgänge Dom Gestellungsort abgefunden. Wird die Verpflegung in Form von Quartier- oder Etappenverpflegung oder durch Bahnhof- rc. Wirte (Unternehmer) auf Berpflegungsstationen (Kriegs­ verpflegungsanstatten) geliefert, so bezahlt der Transportführer, bar, oder er erteilt auf für ihn bereitgehaltenen Formularen Quittung. Über benütztes Quartier wird der Gemeindebehörde Bescheinigung ausgestellt. Berzichtleistung auf die Verpflegung gegen Gewährung der Geldvergütung ist unstatthaft. Zu dringlichen militärischen Mitteilungen dürfen erforderlichensalles sämtliche Telegraphenlinien im Reichsgebiet benützt werden, die Tele­ graphen- und Fernsprecheinrichtungen der Eisenbahnen jedoch nur mit aus­ drücklicher Genehmigung einer Station. Offiziere und Personen im gleichen Range ohne Dienstsiegel, die während und aus Anlaß eines Bahntransportes Telegramme absenden müssen, können diese durch die Aufgabestation mit deren Dienststempel beglaubigen lassen. Derarttge Telegramme sind möglichst mit dem Bahntelegraphen alS Militärtelegramme mit der Bezeichnung 8. 8. zu befördern. Im übrigen s. XXII. A.

Vm. Abschn. Dienstverhältniffe d. Unteroffiziere d. attiv. Dienststandes.

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VIII. Abschnitt.

Viraflio-phWnisso den ÖCnfeFofßihit» des aktiven VirnWsndes. (Grundsätze für die allgemeinen Dienstverhältnisse in der Armee 1872.)

§ 1.

Allgemeine-.

Man versteht unter dem Ausdruck „Unteroffiziere" im weiteren Sinne die Gesamtheit jener Dienstgrade, welche zwischen den Offizieren und der Mann­ schaft stehen, während man mit dem Worte „Unteroffizier" im engeren Sinne den niedersten Grad jener Gesamtheit bezeichnet. Die Unteroffiziere sind dazu berufen, den dienstlichen Verkehr zwischen den Offizieren und der Mannschaft zu vermitteln. Sie finden ihren Wirkungskreis hauptsächlich darin, daß sie die Soldaten im Exerzieren ausbilden, ihnen die nötigen körperlichen Fertigkeiten beibringen, sie in der Reinigung und Behand­ lung der Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Bewaffnungsstücke unterrichten, über Kasern- und Zimmerordnung, über den Umgang mit den Kameraden, über das Verhalten gegen Vorgesetzte, über das Betragen in und außer Dienst ein­ gehend belehren, sie zu wackeren, pflichtgetreuen und gesitteten Soldaten erziehen, indem sie ihnen soldatischen Sinn und militärische Anschauungen einflößen und ihren ganzen Lebenswandel, ihre ökonomische Wirtschaft und ihr dienstliches und außerdienstliches Verhalten beaufsichtigen, Nachlässigkeiten und leichte Über­ tretungen tadeln und rügen, gröbere Fehler und Vergehen zur Anzeige bringen und so an der Aufrechthaltung der Disziplin in ihrem Truppenteil mitwirken. Neben dieser Tätigkeit als Lehrer und Erzieher des Soldaten kommt den Unteroffizieren auch noch die nicht minder wichtige Funktion als befehlender Vorgesetzter, als Führer zu, z. B. als Führer einer Gruppe, einer Patrouille, Befehlshaber einer Wache u. dgl. Ferner sind die Unteroffiziere unentbehrliche Gehilfen der Offiziere bei dem Betrieb des inneren Dienstes, bei der Verwaltung rc. als Kammerunter­ offiziere, Schießunteroffiziere, Fouriere, Korporalschaftsführer, Stubenälteste, Schreiber u. dgl. Der Wirkungskreis der Unteroffiziere ist also von ziemlich weitem Umfang, unzweifelhaft aber von sehr großer Wichtigkeit für die Armee, so daß die Brauch­ barkeit und Tüchtigkeit der Unteroffiziere einen wesentlichen Faktor der Güte und der Tüchtigkeit des Heeres bilden Der Unteroffizier muß vor allem ein in jeder Beziehung gut ausgebildeter, verwendbarer, tüchtiger Soldat sein, um der Mannschaft als Muster und Vor­ bild dienen zu können. Doch es genügt nicht, daß der Unteroffizier die Übungen des Ezerzierens, des Turnens, des Bajonettfechtens rc. gewandt und vollkommen richtig auszuführen imstande ist, er muß wissen, auf was es bei der einzelnen Übung ankommt, welches der Zweck derselben ist, wie er sie dem Verständnis und der Auffassungsgabe des Soldaten entsprechend zu erklären, vor welchem Fehler er zu warnen, wie er die gemachten Fehler zu verbessern hat. Der Unteroffizier muß ferner einen höheren Grad von Schulbildung besitzen als der gemeine Soldat. Denn einmal bedarf er gewisser Kenntnisse wie Lesen, Schreiben, Rechnen für seine Dienstverrichtung selbst, und dann ist für ihn als Vorgesetzten und Lehrer erweiterte Kenntnis, ein besseres Verständnis und raschere Auffassungsgabe erforderlich. Geistige Überlegenheit und besseres Wissen sind die Grundlagen des Ansehens. Bon militärischen Kenntnissen muß sich der Unteroffizier mindestens so­ viel angeeignet haben, als er zur gründlichen Unterweisung der ihm unter­ stellten Leute und zu seinen besonderen Dienstverrichtungen bedarf.

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Vin. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere d. aktiv. DienftstandeS.

Ganz besonders aber muß der Unteroffizier den Soldaten in moralischer Beziehung, in bezug auf Charakter, Pflichttreue, Ehrgefühl und in bezug auf anständiges, gesittetes und würdige- Benehmen übertreffen, er muß ihm ein leuchtendes Borbild in der Treue gegen den König, im Gehorsam gegen die Vorgesetzten, in Mut, Tapferkeit und Entschlossenheit sein. Er muß in Erfüllung seiner Pflichten tätig und unverdrossen, gegen seine Untergebenen leutselig, gegen seine Vorgesetzten ehrfurchtsvoll und in allen seinen Diensthandlungen pünklich und zuverlässig sein. Gesetzt von Charakter und würdig in seinem Betragen, meide er jede Ausschweifung und weiche nie vom Pfade der Pflicht und Ehre ab. Seine Untergebenen behandle er stets mit strenger Unparteilichkeit, ohne Leidenschaft und Überhebung, und suche sie mehr durch Zutrauen erweckende Ermahnungen und gründliche Belehrung als durch harte Drohung zur Er­ füllung ihrer Obliegenheiten zu bewegen. Er zeige sich stet^ruhig und besonnen und trete immer bestimmt und entschieden auf. Außer Dienst betrage er sich gegen seine Untergebenen männlich und mit bescheidenem Ernste, sowie mit einer gewissen Zurückhaltung, er lasse sich mit ihnen nie in Zechgelage ober ungeziemende Possen ein und werde nie mit ihnen zu vertraulich. Besonders darf er nie mit ihnen spielen, nie von ihnen Geschenke annehmen, Geld oder andere Sachen entlehnen und nie zugeben, daß Untergebene sich in seiner Gegen­ wart über Befehle und Vorschriften mißliebig äußern oder sich sonst ungeziemend betragen; er mißbrauche nie seine Befehlsbesugnisse zu Zwecken, die dem Dienste gänzlich fremd sind, am wenigsten zur Beförderung des persön­ lichen Vorteils. In der Reinlichkeit, Ordnungsliebe und dem guten Anzuge soll der Unter­ offizier den Untergebenen stets mit seinem Beispiele vorangehen, also in allen Stücken sauber und nach der Vorschrift angezogen sein. Eine Strafgewalt ist dem Unteroffizier nicht verliehen, er hat aber das Recht, Zurechtweisungen und Rügen an seine Untergebenen zu erteilen und Wiederholung kleiner Dienstbeschäftigungen bei den ihm direkt unterstellten Soldaten anzubefehlen. Er enthalte sich hiebei aller rohen Schimpfreden und vermeide jede ungerechte, gehässige, ungestüme und verächtliche Behandlungsweise, besonders aberjede Mißhandlung der Untergebenen (M.St.G.B. Z114ff.;s.XIV.A.). Bei keiner Gelegenheit soll sich der Unteroffizier mit seinen Untergebenen in einen Wortwechsel einlassen; nur ihren achtungsvoll geäußerten Entschuldigungen und begründeten Einwendungen soll er Gehör geben. Wenn wiederholte und ernstliche Ermahnungen nicht helfen, so muß zur Bestrafung des Fehlenden unnachsichtlich Meldung gemacht werden. Der Unteroffizier hat auch das Recht und die Verpflichtung, sein Ansehen als Vorgesetzter gegen jeden gemeinen Soldaten, von. welchem Truppenteile und welcher Waffengattung er auch sei, mit dem er zufällig zusammentrifft, ohne daß ein unmittelbarer Befehlshaber desselben zugegen ist, geltend zu machen, sobald das Beste des Dienstes, die militärische Zucht, die Ehre des Soldatenstandes oder die öffentliche Ruhe und Ordnung es erfordern. Gegen betrunkene Soldaten verfahre der Unteroffizier mit Ruhe und Be­ sonnenheit und vermeide es, den Trunkenen zu einer Unbotmäßigkeit zu reizen, lasse ihn vielmehr, wenn möglich, durch Kameraden ruhig nach Hause bringen. Gegen Wachtmannschaften darf ein Unteroffizier, insofern er nicht selbst im Wachtdienste ist, sich weder einen Befehl noch eine Zurechtweisung, viel weniger eine Arretierung erlauben. Bemerkte Vernachlässigungen und Dienstwidrigkeiten ober Vergehen von Wachtmannschaften sind vom Unteroffizier entweder dem betreffenden Wachtbefehlshaber ober dem eigenen Kompagniechef behufs weiterer zu melden. Auf Märschen soll sich der Unteroffizier unter keinerlei Vorwand aus seiner Einteilung begeben und auf die seiner Aufsicht anvertrauten Untergebenen ein wachsames Auge haben, damit sich auch von diesen keiner aus Reih und Glied entfernen könne. Sieht er, daß die Soldaten anfangen, aus Ermattung schlecht zu marschieren, so muß er ihnen Mut zusprechen, sie ermahnen, alle Kräfte anzustrengen und die Schande des Zurückbleibens nicht auf sich kommen zu lassen.

Vm. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des aktiv. Dienststandes.

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Im Lager und bei Ottsunterkunft soll der Unteroffizier ebenso wie in der Garnison strengstens auf Ordnung und Reinlichkeit sehen. Er muß stets für das Wohl seiner Untergebenen, deren Gesundheitszustand, Lebensmittel, Kleidung und Wohnung besorgt sein. Im Gefecht ist es Pflicht des Unteroffiziers, die Untergebenen durch kräftige Ermahnungen, durch gesetzten Ernst und besonders durch sein Beispiel zu ihrer Schuldigkeit aufzufordern. Er soll sich bestreben, die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten und genau darauf sehen, daß die Soldaten ihre Munition nicht unnütz verbrauchen/ daß sich keiner dem Gefechte entziehe oder sonst unter irgend einem Vorwand Reih und Glied verlasse, daß sie vielmehr in gefährlichen Lagen tapfer aushalten und mutig ihren Führern gegen den Feind folgen. Gegen seine Standesgenossen sei er stets ein guter, verträglicher Kamerad, schließe sich ihnen im freundschaftlichen Verkehr an und halte zu ihnen. Die Unteroffiziere sollen unter sich ein anständiges, gesittetes Benehmen beobachten und in ihrer Gesamtheit bestrebt sein, den guten Ruf und die Ehre ihres Standes sowohl als auch ihres Truppenteils zu wahren und zu fördern.

§ 2. Ergänzung und Beförderung der Unteroffiziere des aktiven Dienststandes. (Anl. z. K.M.E. Nr. 12678/03.

V.Bl. 223/03.)

Der Fähnrich wird durch Seine Majestät den König ernannt und erhält ein Patent. Zu Bezirksfeldwebeln ernennen die Brigadekommandeure. Be­ förderungen zu Feldwebeln und Vizefeldwebeln der Unteroffiziersschule, sowie von Unterosfiziersschülern zu Unteroffizieren verfügt der Inspekteur der Unter­ offiziersschule. Alle übrigen Feldwebel, Wachtmeister, Vizefeldwebel, Vize­ wachtmeister, Stabshoboisten, Stabshornisten, Stabstrompeter, Sergeanten und Unteroffiziere werden von den nächsten, mit mindestens der Disziplinarstrafgewalt eines Regimentskommandeurs beliehenen Vorgesetzten desjenigen Truppenteils ernannt, zu welchem sie gehören. Dieselben Vorgesetzten befördern auch zu Sanitätsunterosfizieren, Sanitätssergeanten und Sanitätsfeldwebeln, zu Fahnenschmieden und Oberfahnenschmieden. Über die Ernennung der Feldwebel, Wachtmeister, Vizeseldwebel, Vize­ wachtmeister, Stabshoboisten, Stabshornisten, Stabstrompeter, Sergeanten und der Unteroffiziere gleichen Ranges wird eine Bestallung ausgefertigt. Diese unterschreibt derjenige Vorgesetzte, welcher die Beförderung ausgesprochen hat. Bei der Beförderung der Unteroffiziere kommen in Betracht: I. der Besoldungsetat des betreffenden Truppenteils, II. das dienstliche Verhältnis, III. die Befähigung des zu Befördernden. IV. das.Dienstaller. Zu I. Über die Etats der betreffenden Dienstgrade, jedoch ohne Ge­ währung des Mehrbetrages ihrer Gebührnisse, dürfen befördert werden: l.zu Vizefeldwebeln und Vize Wachtmeistern: A. nach zurückgelegter 9 jähriger Dien st zeit: Sergeanten, die die Gebührnisse ihres Dienstgrades beziehen und durch hervorragende Leistungen bei tadelloser Führung einer besonderen Berücksichtigung würdig erscheinen; jedoch bleibt die Beförderung insofern eine beschränkte, als von den in der Kompagnie, Eskadron, Batterie Dienst mit der Waffe leistenden Ser­ ge a n 1 e n bei jedem Regiment, selbständigem Bataillon usw. nur soviel zu überzähligen Bizefeldwebeln und Vizewachtmeistern ernannt werden dürfen, als der betreffende Verband Kompagnien, Eskadrons oder Batterien hat;*) e) Maschinengewehr- und Bespannungs-Abteilungen rechnen hiebei für eine Kompagnie, die Equitationsanstalt für eine Eskadron.

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Vm. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des aktiv. DienststandeS. B. nach zurückgelegter 15jähriger Dienstzeit: überzählige Sergeanten, die in Anerkennung guter und treu­ geleisteter Dienste einer besonderen Auszeichnung würdig sind;

2. zu Sergeanten: a) etatSmäßige Hoboisten der Infanterie, etatsmäßige Trompeter der Kavallerie, der Feldartillerie, des Trains, der Maschinengewehr- und der Bespannungs-Abteilungen der Fuhartillerie, etatmäßige Hornisten der Jäger, der Fuhartillerie, der Pioniere und des EisenbahnBataillons, die bei der Unteroffiziersschule zugleich als Musiker Dienste leistenden Spielleute — nach Maßgabe des Dienslalters —, b) diejenigen Unteroffiziere, welche bei Herstellung des früheren Dienstaltersverhältnisses nach einer Demobilmachung nicht in die Stelle eines Sergeanten aufrücken können, während dieser Grad von jüngeren Kameraden während der Dauer des mobilen Verhältnisses (bei mobilen oder immobilen Truppen) bereits erreicht ist, — sobald beide bei einem Truppenteile wieder vereinigt werden — bis zum Freiwerden einer Sergeantenstelle; 3. z u Unteroffizieren: a) auheretatsmähige Hoboisten, Hornisten und Trompeter, die bei etats­ mäßigen Hoboisten-, Hornisten- oder Trompeterkorps Dienste leisten, — nach zurückgelegter zweijähriger Dienstzeit —, b) die bei der Unteroffiziersschule zugleich als Musiker Dienste leistenden Spielleute, — jedoch nicht vor Ablauf der gesetzlichen aktiven Dienst­ zeit —, c) die auf Beförderung zum Offizier des Friedensstandes dienenden Gemeinen — sofern Unteroffiziersstellen in dem betreffenden Truppen­ teil nicht frei sind —, d) Kapitulanten, die die Kapitulantenlöhnung beziehen und sich zu Unteroffizieren eignen, wegen Mangel an offenen Stellen aber nicht zu etatSmäßigen Unteroffizieren befördert werden können, e) StabSordonnanzen, die Kapitulanten sind, die Kapitulantenlöhnung beziehen und sich zu Unteroffizieren eignen, f) Einjährig-Freiwillige — nach Maßgabe des I. A. § 3 Z. 4, g) Unteroffiziersschüler, die durch Leistung..und Führung sich auszeichnen, in den letzten 6 Monaten vor ihrem Übertritt in die Archee, h) Büchsenmacher-Anwärter des aktiven DienststandeS vor Anttitt der Probedienstleistung bei einem Truppenteil,— sofern sie die Kapitulantenlöhnung beziehen — auf Ansuchen der Gewehrsabrik, i) die in den Druckereien des Kriegsministeriums ständig kommandierten Mannschaften und der zu den Milttärbildungsanstalien ständig kom­ mandierte Modellarbetter — nach zurückgelegter zweijähriger Dienstzeit.

Zu II: Eine Beförderung innerhalb der Etats ist von dem dienstlichenVerhältnisderzu befördernden Mannschaften insofern abhängig, als:

a) zu Feldwebeln und Wachtmeistern, etatSmäßigen und außeretatsmäßigen Bizefeldwebeln und Vizewachttneistern Unteroffiziere nur dann befördert werden dürfen, wenn sie von der Beförderung ab den Dienst ihrer neuen Stelle wahrnehmen, wobei es keinen Unter­ schied macht, ob in dieser Stelle Frontdienst stattfindet oder nicht; — Feldwebel und Wachtmeister, etatsmäßige und außeretatSmäßige Bizefeldwebel'und Vize Wachtmeister dürfen — unbe­ schadet der Bestimmungen über die Kommandierung der Militär­ anwärter im Interesse ihrer Zivilversorgung — nur behufs Besetzung anderer etatsmäßiger Stellen von Feldwebeln, Wachtmeistern, Bizefeldwebeln und Vizewachtmeistern auS ihren Dienststellen abkom­ mandiert werden; — b) zu Unteroffizieren, auch nicht bei der Entlassung, Ökonomiehandwerker, ausgenommen bei ihrer Verwendung als Handwerksmeister, oder

Vm. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des attiv. DienststandeS.

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solche Gemeine nicht zu befördern sind, deren dienstliches Verhältnis — z. B. als Offiziersburschen — der Stellung eines Vorgesetzten nicht entspricht. Die Beförderung ehemaliger Offiziersburschen zu Unteroffizieren ist nur dann zulässig, wenn sie in den Frontdienst zurückgetreten sind und dort ihre Geeignetheit zum Unteroffizier während längerer — mindestens einhalbjähriger — Dienstzeit nachgewiesen haben. Zu HI: Erprobte dienstliche und außerdienstliche Zuver­ lässigkeit und militärische Brauchbarkeit sind Vorbedingungen jeder Beförderung. Je höher der Unteroffiziersgrad ist, um so größere Ansprüche müssen an die zu Befördernden gestellt werden. Bei den Bezirks­ kommandos und Bekleidungsämtern darf die Beförderung der Unteroffiziere zu Sergeanten, auch wenn Stellen offen sind, erst nach mehrjähriger Dienstzeit als Unteroffiziere erfolgen. Bei Beförderung von Abkommandierten ist das Urteil desjenigen Truppen­ teils oder derjenigen Militärbehörde zu berücksichtigen, welcher die Betreffenden im Kommandoverhältnis unterstellt sind. Wird eine Stelle frei und ist für die Beförderung zu dem entsprechenden Dienstgrad ein geeigneter Unteroffizier nicht verfügbar, so darf an Stelle eines Feldwebels und Sergeanten je ein Unteroffizier, an Stelle eines Vizefeld­ webels ein Sergeant mehr gelöhnt werden (Fr.B.B. § 38,4). Zu IV: 1. Das Di en st alter richtet sich nach dem Tage desjenigen Befehls, welcher die Beförderung zum Feldwebel, Vizefeldwebel, Sergeanten ?c. ausgesprochen hat, — bei Gleichheit dieses Tages nach demjenigen der Beför­ derung in den zuvor innegehabten Dienstgrad. Gefreite oder Gemeine, welche an demselben Tage zu Unteroffizieren befördert werden, folgen einander nach der Dauer der aktiven Dienstzeit, bei Gleichheit der letzteren nach dem Lebensalter. Unteroffiziere und Kapitulanten, die zu einem anderen Truppenteile übertreten, dürfen mit ihrer Zustimmung hinter Angehörige desselben Grades, welche nach dem Dienstalter jünger sind, und auch in Stellen eines niedrigeren Grades eingereiht werden. In letzterem Falle behalten sie indessen die einmal erdiente Gradbezeichnung und die betreffenden Abzeichen bei. Das Ergebnis einer solchen Übereinkunft zwischen Truppenteil und Kapitulanten ist in der Kapitulationsverhandlung bestimmt zu bezeichnen. 2. a) Bei Beförderung zum etatsmäßigen Vizefeldwebel und Vize­ wachtmeister kommt das Dienstalter — bei der Kavallerie innerhalb des Regiments, bei den übrigen Waffengattungen innerhalb der Kompagnie oder Batterie, bei sonstigen Formationen und Anstalten innerhalb desjenigen Verbandes, für welchen ein Besoldungsetat zur Ausgabe gelangt — insofern in Betracht, als der älteste außeretatsmäßige oder überzählige Vizefeldwebel (Bizewachtmeister) bezw. der älteste Sergeant, sofern er den Anforderungen entspricht, und ist dies nicht der Fall, der zweitälteste in die. etatsmäßige Stelle einzureihen bzw. zu befördern ist. Noch weitere Übergehung zur Beförderung nicht ge­ eigneter Sergeanten usw. als des jedesmal Ältesten des Dienstgrades ist nicht zulässig. Hiewegen kann das in Fr.B.B. § 38,4 (f. o.) be­ zeichnete Verfahren angewendet werden. d) Bei Beförderung zum außeretatsmäßigen und zum über­ zähligen Vizefeldwebel und Bizewachtmeister sowie zum Sergeanten (etatsmäßigen oder überzähligen) kommt daS Dienstatter — bei der Kavallerie innerhalb des Regiments, bei den übrigen Waffengattungen innerhalb des Bataillons oder der Abteilung, bei sonstigen Formationen und Anstalten innerhalb desjenigen Verbandes, für welchen ein Besoldungsetat zur Ausgabe gelangt — in Betracht. Eine Abweichung von der regelmäßigen Reihenfolge im dienstlichen Interesse ist gestattet. 3. Die Auswahl der zu Feldwebeln und Wachtmeistern, zu Stabshoboisten, Stabshornisten, Stabstrompetern und zu Unteroffizieren zu Befördernden findet ohne die Beschränkungen unter Z. 2 statt.

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Vm. Abschn. Dienstverhältniffe d. Unteroffiziere des aktiv. Dienststandes.

4. Beförderungen über die Etats können nach Ermessen des befördernden Borgesetzten schon dann befohlen werden, wenn andere Unteroffiziere, ausschließlich der Sanitätsunteroffiziere, Zahlmeisteraspiranten rc. von geringerem oder gleichem Dienstalter innerhalb des in Z. 2 b bezeichneten Verbandes zu Sergeanten befördert werden und in dem Verbände verbleiben. 5. Versetzungen von Unteroffizieren innerhalb des Regiments, Bataillons oder der Abteilung, um die Dienstgrade auf die Kompagnien, Eskadrons oder Batterien gleichmäßig zu verteilen, sind nur ausnahmsweise und auch nur in dem Falle zulässig, wenn die beteiligten Kompagnie-, Eskadrons- oder Batteriechefs sich damit einverstanden erklären. Wird diese Erklärung ver­ weigert und würden durch beantragte Beförderungen erhebliche Ungleichheiten in der Verteilung der Dienstgrade der Unteroffiziere auf die Kompagnien usw. des Truppenteils herbeigesührt werden, so hat der befördernde Befehlshaber zu erwägen, ob nicht die Beförderung zunächst auszusetzen oder nach Fr.B.V. § 38,4 (s. o.) zu verfahren ist.*) Versetzungen von Unteroffizieren zu anderen Truppenteilen, um ihre Be­ förderung zu ermöglichen und ihnen die damit verbundenen höheren Gebührnisse zuzuwenden, sind nicht statthaft. Jedoch darf zur Wahrung des Dienstaltersverhältnifles unter den Schreibern ein unb derselben Kommandobehörde eine tauschweise Versetzung in der Art stattfinden, daß die Beförderung der älteren Schreiber an Stelle der jüngeren ermöglicht wird. 6. Die Beförderung von Sanitätsgefreiten zu Sanitätsunteroffizieren erfolgt nach Maßgabe der Führung und Befähigung, die Beförderung von Sanitätsunteroffizieren zu Sanitätssergeanten nach siebenjähriger Dienst­ zeit. Rücken jüngere oder ebenso alte Unteroffiziere ihres Truppenteils in etats­ mäßige Sergeantenstellen auf, so dürfen Sanitätsunteroffiziere schon vor vollen­ deter siebenjähriger Dienstzeit zu Sanitätssergeanten befördert werden und deren Gebührnisie erhalten. Sanitätssergeanten dürfen zu Sanitätsfeldwebeln unter Beibehalt der seitherigen Gebührnisse befördert werden, wenn die Besttmmungen der Z. I, 1 A auf sie zutreffen. 7. Die HeranbildungundBerwendungder sämtlichen Unteroffiziere einer Kompagnie ist Sache des Kompagniechefs.

§ 3.

Gntlaffrmg und Verabschiedung der Unteroffiziere.

Die Unteroffiziere scheiden aus dem attiven Dienst aus: 1. nach Erfüllung ihrer attiven Dienstpflicht durch Übertritt zur Reserve; 2. nach Ablauf derjenigen Zeit, auf welche sie sich zum Weiterdienen über die aesetzliche aktive Dienstpflicht hinaus freiwillig verpflichtet haben, durch Übertritt zur Reserve oder Landwehr bzw. zum Landsturm nach

Maßgabe der bereits erfüllten Dienstpflicht (bezüglich Aufhebung der Kapitulation siehe II. A. § 3 B); (Unteroffiziere, welche nach zwölfjähriger attiver Dienstzeit.den ZivilversorgungSschein erhalten haben, können jederzeit behufs Übernahme einer Zivilstelle aus dem attiven Dienste auSscheiden); 3. durch Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörde wegen Dienst­ unbrauchbarkeit ; 4. durch Verabschiedung mit Pension infolge einer Dienstbeschädigung oder bei Invalidität nach einer mindestens 8 jährigen Dienstzeit; 5. durch Entfernung aus dem Heere infolge gerichtlicher Verurteilung.

§ 4.

Vorrechte der Unteroffiziere.

Die Unteroffiziere erhalten den Soldaten gegenüber neben den höheren Bezügen (s. XII. A. § 2) ein höheres Beköstigungsgeld, werden besser betteidet und

e) Versetzungen innerhalb des Regiments, Bataillons oder der Abteilung auS anderen Beranlaffungen, z. B. um Kompagnien, Eskadrons oder Batterien nach einer gewissen Reihenfolge den Ausfall eines Sergeanten oder Unteroffiziers tragen zu fassen, sind gestattet.

VIII. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des aktiv. Dienststandes.

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wohnen in eigenen Stuben oder doch in einer durch entsprechende Aufstellung von Schränken oder eine hölzerne Schirmwand gebildeten, von der übrigen Mannschaft gesonderten Schlaf- und Aufenthallsstelle mit verbesserter und ver­ mehrter Ausstattung. Es ist für sie auch eine besondere Unteroffiziersspeiseanstalt mit Speise- und Bersammlungszimmer eingerichtet. Sämtlichen Feldwebeln, sowie jenen Bizefeldwebeln, Sergeanten und Unter­ offizieren, welche in Mannschaftsstuben oder sonstigen Kasernwohnräumen unter­ gebracht sind, werden die Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Bewaffnungsstückc von kommandierten Gemeinen gereinigt, welche hiestr keine Geldentschädigung erhallen. Desgleichen sind die sämtlichen Unteroffiziere von dem Reinigen ihrer Stuben, und, wenn arretiert, des Arrestlokales entbunden. Die Unteroffiziere, welche das Offiziersseitengewehr tragen, brauchen nicht zu einer bestimmten Abendstunde in das Quartier zurückgekehrt zu sein; die übrigen Unteroffiziere dürfen eine Stunde länger als die Gemeinen außerhalb des Quartiers verbleiben.

§ 5.

Der Feldwebel.

Dem Feldwebel obliegt besonders die Aussicht über die innere Ordnung der Kompagnie. Er besorgt die Führung des Listen- und Rechnungswesens und die Anfertigung der von der Kompagnie einzureichenden schriftlichen Eingaben und Meldungen. Sämtliche Unteroffiziere der Kompagnie sind seinen Befehlen untergeordnet. Bei seinen Untergebenen wird er sich die nötige Achtung durch praktische Dienstkenntnis, Pflichttreue, Festigkeit des Charakters und Pünktlichkeit im Dienst verschaffen. Bor allen Dingen muß er stets mit der größten Rechtlichkeit und Besonnen­ heit verfahren. Er hat sich bei jeder Gelegenheit auch in der äußeren Erscheinung als Muster zu zeigen, unpassende Gesellschaften und unangemeffene Vertraulich­ keiten mit seinen Üntergebenen zu vermeiden und diese zur genauen Erfüllung

ihrer Pflichten anzuhalten. Dem Feldwebel steht keine Strafgewalt zu; alle Unregelmäßigkeiten, welche durch ihn nicht beseitigt werden können oder welche strafbar sind, muß er dem Kompagniechef melden; er darf diesem nichts Wesentliches verheimlichen. Der Feldwebel muß von allem, was in der Kompagnie vorgeht, unterrichtet werden, um nöttgenfalls dem Kompagniechef davon Anzeige zu machen. An ihn gehen zuerst alle Meldungen und Gesuche ehe sie an den Kompagnie­ chef kommen; jene der Soldaten durch den Korporalschastsführer. Bei der Aussicht über den inneren Dienst und die innere Ordnung sind dem Feldwebel die Unteroffiziere behilflich; je angemessener er diese zur Erfüllung ihrer Pflicht in den kleineren Wirkungskreisen anhält, desto leichter wird ihm die Handhabung seines Dienstes. Es ist für ihn nötig, sich die genaueste Kenntnis der Eigenschaften und des Lebenswandels, sowie der anderen Verhältnisse der einzelnen Leute zu verschaffen, um darüber genügende Auskunft geben zu können; er wacht über das dienstliche und außerdienstliche Verhalten der Unteroffiziere und Gemeinen. Die Ordnung der Zimmer rc. hat er genau zu beaufsichtigen. Jeden Morgen übergibt der Feldwebel dem Kompagniechef den Rapport und macht demselben von allem, was sich während der letzten 24 Stunden bei der Kompagnie zugetragen hat, Meldung. Besondere Vorfälle werden, wenn sie wichtig oder dringend sind, sofort gemeldet. Die übrigen Kompagnieoffiziere erhalten die Meldung beim Appell. Die beim Appell nicht anwesenden Offiziere werden von allem Borgefallenen durch den die Befehle (Parole") überbringenden Gefreiten in Kenntnis gesetzt. Der Feldwebel schreibt den Befehl auf und ist verantwortlich, daß die Offiziere, welche Dienst tun, unter allen Umständen die für den Tag gegebenen Befehle erfahren.

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VHi. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere deS aktiv. DienststandeS.

Offizieren, welche abkommandiert, aber in der Garnison anwesend sind, müssen die allgemeinen, dem Offizier zu wifien nötigen Befehle am Tage, an welchem, sie gegeben worden, mitgeteilt werden. Kranken oder beurlaubten Offizieren schickt der Feldwebel an dem Tage, an welchem sie ihre Genesung anzeigen oder aus Urlaub zurückkehren, das Befehl­ buch mit dem Befehl für den folgenden Tag zu. Der Feldwebel kommandiert den Dienst der Unteroffiziere und Gemeinen in der Kompagnie und soll dieses mit unbestechlicher Gerechtigkeit tun. Wo es nötig ist, hat er kommandierte, beurlaubte, zu entlaffende 2c. Mannschaften vor ihrem Abgang über ihre Obliegenheiten zu belehren. Zu besonderen Dienst­ leistungen. z. B. Ordonnanzdienst, sind die entsprechenden Leute auszuwählen. Der Feldwebel stellt die Kompagnie auf, teilt sie in Züge usw. ein und berechnet bei jedem Antreten, ob alles zur Stelle ist Ferner ist es seine Sache, die verschiedenen Abteilungen, welche zum Dienst kommandiert sind, die Wache, bevor sie aufzieht re., antreten zu lassen und nachzusehen. Der Feldwebel führt folgende dienstliche Bücher: a) die Truppenstammrolle, in welcher die genaueste Auskunft über jeden, der bei der Kompagnie gestanden hat oder steht, zu finden sein muß, b) die Kommandierrolle, worin jeder nur irgend vorkommende Dienst aufgeführt und jedermann, der einen Dienst verrichtet hat, nach­ gewiesen sein muß, c) das Besehlbnch, in welche- alle bei der Parole erlassenen Befehle eingetragen werden, d) das Jnstruktionsbuch, welches alle bleibenden Bestimmungen enthält, e) das Rapportbüchlein, welches zugleich als Dienst- und Neuigkeitsbuch der Kompagnie, sowie als Angabsrapport beim Adjutanten dient, f) ein Übungsjournal, worin alle Exerzier- und sonstigen Übungen nach Art, Ort, Zeit und Stärke der übenden Abteilung, sowie der jeweilige Leitende nachgewiesen werden, g) die Strafbücher (je eines für die Kapitulanten und jeden Mannschafts­ Jahrgang), in welchen der Name des Bestraften, die Ursache der Be­ strafung, die Bezeichnung des Vorgesetzten oder des Gerichts, auf dessen Veranlassung die Bestrafung erfolgte, die Dauer der Strafe und der Tag des Strafantrittes verzeichnet werden, soweit diese Ein­ träge nicht vom Kompagniechef persönlich zu fertigen sind, h) das Postquittungsbuch zur Beglaubigung der Übergabe aller dienst­ lichen Wertausläufe, sowie der richtigen Aushändigung der ein­ gelaufenen Geldbriefe, i) den Terminkalender, in welchem alle periodischen und die sonstig ein­ verlangten Eingaben rc. vorgemerkt werden. Außerdem obliegt dem Feldwebel die Führung aller auf das Rechnungswesen Bezug habenden, durch die betreffenden administrativen Vorschriften bestimmten Bücher, Listen, Liquidationen, wie Unkostenbuch, Löhnungsliste, Soldbücher ?c.

§ 6.

Der Vizefeldwebel.

Die Vizefeldwebel werden als Kammerunteroffiziere, Fouriere und Korporal­ schaftsführer in der Regel nicht verwendet; vom Dienst als Unteroffizier vom Tag, sowie vom Kommando kleiner Wachen sind sie befreit. Im übrigen werden sie wie die Sergeanten zum Unterosfiziersdienste und namentlich zum Wachtdienste herbeigezogen. Sind Offiziere nicht in ausreichendem Maße verfügbar, so kann der Kompagniechef den Vizefeldwebel zeitweise mit der Aufsicht im kleinen und inneren Dienst der Kompagnie 2c. beauftragen. Der Vizefeldwebel soll fähig sein, den Feldwebel im äußeren Dienst — also ohne Rücksicht auf Buch- und Rechnungsführung — zu ersetzen. Außeretatsmäßige Vizefeldwebel werden als Osfiziersdiensttuer verwendet; ihrer Ausbildung wird — auch im Hinblick auf ihre eventuelle Verwendung als Feldwebelleutnants im Mobilmachungsfall — die größte Sorgfalt zugewendet.

VIII. Abschn Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des aktiv. Dienststandes.

§ 7.

75

Der Fähnrich.

Der Fähnrich ist bestimmt, zum Ersatz des Offizierskorps herangebildet zu werden. Er gehört zur Klasse der Unteroffiziere und hat dieselbe Dienstfunktion wie die andern Unteroffiziere. Der Fähnrich muß so weit ausgebildet werden, daß er eine kleine Abteilung exerzieren, die richtigen Kommandos beim Zugführen geben und einfache Aufgaben im Felddienst lösen kann. Es genügt aber keineswegs, daß er sich die theoretischen Kenntnisse und die erforderlichen Fähigkeiten für den praktischen Dienst erwirbt; das Herz, die ganze Denkungsweise muß dem Soldatenstand entsprechend gebildet werden. Bei eintretenden Vakanzen oder auch zum Zweck weiterer Ausbildung kann er zur Dienstleistung als Kompagnieoffizier verwendet werden (jedoch ohne Änderung seines Untergebenenverhältnisses gegenüber dem Feldwebel). Im allgemeinen muß der Fähnrich bestrebt sein, sich durch gebildetes, be­ scheidenes Benehmen würdig zu machen, zur Offiziersgesellschast und insbesondere zum gemeinsamen Offizierstisch beigezogen zu werden. Das hier über den Fähnrich Gesagte findet auch im allgemeinen Anwendung auf den Bizefeld Webel des Beurla übten st andes, welcher zum Ersatz des Offizierskorps des Beurlaubtenstandes bestimmt ist.

§ 8.

Der Sergeant.

Die Sergeanten bilden die ältere Klasse der Unteroffiziere einer Kompagnie, haben aber keine anderen Rechte oder Funktionen als diese. Sie werden vor­ zugsweise als Kammer-, Gewehrunteroffiziere, Fouriere verwendet.

§ 9.

Der Korporalschaftsführer.

Jede Kompagnie wird zum Zwecke der besonderen Beaufsichtigung des inneren Dienstes in kleinere Abteilungen (Korporalschasten) geteilt, deren jeder ein Unteroffizier oder Gefreiter (Korporalschastsführer) als unmittelbarer Vor­ gesetzter vorstehl (vgl. V. A. § 4).

Der Korporalschastsführer hat seine Leute nicht allein zur Ausführung aller gegebenen Vorschriften und Befehle anzuhalten und die Erfüllung aller ihrer Pflichten zu überwachen, sondern auch ihre Führung und ihren Lebens­ wandel zu beaufsichttgen und sie durch Belehrung und praktische Anleitung zu ihren dienstlichen Bestimmungen auszubilden; er soll sie zum Gehorsam, zu einem ordentlichen Lebenswandel, zur Reinlichkeit, Ordnungsliebe, Mäßigkeit erziehen, ihnen gute Sitten und ein anständiges Benehmen beibringen, sie zu wackeren, ehrenhaften, pflichttreuen, tüchtigen Soldaten machen. Er muß über jeden seiner Leute die genaueste Auskunft geben können, sowohl über dienstliche Brauchbarkeit und Pflichttreue als über geistige und moralische Eigenschaften, Gemütsart, Geldverhältnisse, Umgang, Lebensweise rc. Er soll seine Untergebenen streng, aber wohlwollend und stets innerhalb der Grenzen seiner Befugnisse behandeln; er soll ein gleichmäßiges, festes, ruhiges Auftreten in und außer Dienst bewahren, eine grobe, abstoßende Be­ handlung aber vermeiden, anderseits sich aber auch nicht in zu große Ver­ traulichkeit und lange überflüssige Verhandlungen einlassen, sondern nur dienstlich mit ihnen verkehren und sich einer kurzen Befehlserteilung befleißigen. Der Korporalschastsführer ist für die Erhaltung der Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Bewaffnungsstücke seiner Leute verantwortlich und hat vor jedem Dienst und jedem Ausgang den Anzug nachzusehen; er hat darüber zu wachen, daß seine Leute ihren Änzug stets sauber und in guter Ordnung erhalten, ihre Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke schonen, sorgsam reinigen, schadhafte Stücke sofort selbst ausbessern oder zur Ausbesserung dem Kammerunteroffizier über­ bringen.

76

VHL Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere des aktiv. DienststandeS.

Bei Besichtigungen, Musterungen oder Paraden muß er schon am Tage vorher den ganzen Anzug streng nachsehen, um etwaige Mängel noch abstellen zu können. Der Korporalschastsführer hat nicht minder für die Gesundheit der Mann­ schaft zu sorgen und zu diesem Zwecke auf Reinlichkeit der Wohnung oder des Körpers zu achten, sowie alle schädlichen Einflüsse möglichst fern zu Hallen. Bei jedem Antreten der Kompagnie meldet er dem Feldwebel, ob die Korporalschast richtig ist, oder warum Leute fehlen. Er führt eine namentliche Liste seiner Leute mit ihrem Nationale und, sind sie bei Bürgern einquartiert, auch von ihren Quartieren. Er muß alle Mittel anwenden, um den Soldaten zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten. Er hat zwar nicht das Recht der Disziplinarstrafgewalt, aber er kann den ihm direkt unterstellten Soldaten Wiederholungen kleiner Dienstbeschäftigungen anbefehlen oder sie im Anzug, Packen, Reinigen der Sachen so oft nachsehen*), als er es für nötig hält. Bei Vernachlässigungen und geringen Pflichtversäumnissen kann der Korporalschastsführer Zurechtweisungen anwenden. Nur wenn diese fruchtlos bleiben, macht er dem Feldwebel Meldung. Gröbere Vergehen oder gar Verbrechen muß er unverzüglich melden.

§ 10.

Der Unteroffizier zur Arrestanteuaufficht.

Im monatlichen Wechsel wird ein Unteroffizier aus dem Stande der Kornpagnieen zur Arrestantenaufsicht bestimmt Seine Dienstverrichtungen bestehen in der Verwahrung der Arrestanten, in der Aussicht über diese und über deren richtige Verpflegung. Zur Unterstützung in diesen dienstlichen Verrichtungen und insbesondere zur Reinigung re der Arrestlokale ist ihm der Kasernwärter unterstellt. Über Zahl, Zu- und Abgang der Arrestanten führt er eine Liste. Vom Kompagnie- und Regimentsdienst ist er befreit. Er meldet sich zum Dienstantritt und Austritt beim Regimentsadjutanten, an welchen er in der Regel täglich zweimal meldet, und von dem er seine Dienstanweisung erhält. Hinsichtlich seines Dienstes ist er außerdem der Aussicht des Offiziers vom KaserntageSdienst unterstellt, welchem er alle einschlägigen Vorkommnisse, ins­ besondere auch Erkrankungen von Arrestanten, meldet.

§ 11.

Der Unteroffizier vom Tag.

Bon jeder Kompagnie wird im täglichen Wechsel ein Unteroffizier zum Dienst vom Tag bestimmt. Dieser Dienst beginnt vom Ausgeben der Parole und dauert 24 Stunden. Der Unteroffizier vom Tag ist im allgemeinen zur Unterstützung des Feld­ webels bei Handhabung des inneren Kompagniedienstes und zu allen darin vorkommenden Dienstverrichtungen, wozu ein Unteroffizier erforderlich ist, bestimmt. Der Unteroffizier vom Tag meldet sich zum Dienstantritt bei dem Feld­ webel und den beim Appell anwesenden Offizieren. Bei kasernierten Truppen meldet er sich vor Beginn seines Dienstes bei dem Offizier vom Kaserntagsdienst, gewöhnlich beim Aufziehen der Kasernwache. Während der Dauer seines Dienstes muß der Unteroffizier vom Tag zu Hause sein, wenn er nicht dienstlich verschickt ist, in welchem Falle er hinterläßt, wo er zu finden ist. Bon seinem Vorgänger im Dienst vom Tag läßt er sich alles überliefern, was in bezug auf diesen Dienst etwa besonders besohlen ist. Bei dieser Über­ lieferung gehen beide Unteroffiziere gemeinschaftlich durch das Kompagnierevier, *) Das Antreten in einem bestimmten Anzuge ist eine Disziplinarsttafe, die er nicht verfügen kann. S. XIV. A. § 2.

Vin. Löschn. Dienstverhältniffe d. Unteroffiziere des aktiv. Dienststandes.

77

um sich von der Reinlichkeit der Gänge, Treppen und anderer zur allgemeinen Benützung dienenden Räume zu überzeugen. Die Ordnung, Ruhe und Reinlichkeit in dem Revier seiner Kompagnie sind ihm anvertraut. Verstöße hiegegen, ebenso alle besonderen Vorkommnisse inner­ halb der Kompagnie meldet er dem Feldwebel und je nach der Wichtigkeit und Dringlichkeit des Falles auch dem Offizier vom Kaserntagesdienst. Der Unteroffizier vom Tag muß bei der Versammlung der Mannschaft zum Appell oder bei dem Antreten derselben zu einer Ausrückung eine Viertelstunde vor der festgesetzten Zeit auf dem Aufstellungsplatze anwesend sein, um bis zur Ankunft des Feldwebels bzw. der betreffenden Korporalschaftsführer die Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhallen. Den Offizieren bringt er die Befehl- und Jnstruktionsbücher (insofern dies nicht von dem Gefreiten vom Tag geschieht) und besorgt im Innern der Kom­ pagnie alle Meldungen, Bestellungen und dienstlichen Anfragen. Er kommandiert im Auftrage des Feldwebels den Dienst auf den fol­ genden Tag und erhält in dieser Beziehung alle näheren Bestimmungen von demselben. Er hat alle Leute, welche zu einem besonderen Dienste, wie Ordonnanz­ dienst, Arbeitsdienst rc. kommandiert werden, antreten zu lassen, ihren Anzug nachzusehen, ihnen allenfallsige Belehrungen zu erteilen und sie rechtzeitig ab­ zusenden. Er führt diejenigen Leute, welche sich krank gemeldet haben, zur bestimmten Stunde zum Arzte; ebendahin auch diejenigen Leute, welche eine Arreststrafe zu verbüßen haben, damit sie vor Antritt des Arrestes ärztlich untersucht werden. Er bringt die Erkrankten ins Lazarett, wenn nicht örtliche Verhältnisse es anders bedingen, Verhaftete in Arrest und holt diese aus demselben. Beim Abführen von Arrestanten hat er diese zu untersuchen, ob sie Geld, Feuerzeug, Messer oder andere scharfe Instrumente, Tabak ober Zigarren, Lebensmittel mit sich tragen, und hat gegebenenfalls solche Gegenstände abzunehmen. Er beaufsichtigt die Revierkranken, damit diese sich nicht umhertreiben und nichts gegen die ärztlichen Anordnungen tun, ebenso die mit Quartier- bzw. Kasernarrest Bestraften, und überwacht das Zurückkehren derjenigen Mannschaften in die Kaserne, welche strafweise vor dem Zapfenstreiche in der Kaserne an­ wesend sein müssen. Er sieht zur Zeit des Zapfenstreiches in den mit Unteroffizieren und Soldaten belegten Stuben nach, ob jeder Mann zur Stelle ist, und meldet das Ergebnis dem Feldwebel und dem Offizier vom Kaserntagesdienst. Später hat er nachzusehen, ob die Lichter ausgelöscht sind und überall Ruhe herrscht. Eine ähnliche Visitation findet morgens zur bestimmten Stunde statt, um sich von der wiederhergestellten Stubenordnung und dem Gesundheitszustand der Leute zu überzeugen; in der Regel hat er hiebei den Morgenrapport ein­ zunehmen, d. h. er schreibt die Leute auf, welche sich krank melden, um Erlaubnis über den Zapfenstreich nachsuchen, dem Kompagniechef- persönlich eine Bitte vortragen wollen rc. Ist die Kompagnie einquarttert, so visitiert der Unteroffizier vom Tag in der Regel nur jene Quartiere, welche ihm der Feldwebel benennt. Bei besonders frühzeitigem Ausrücken sorgt er für richtiges Wecken der Mannschaft.

§ 12.

Der Kammerunteroffizier.

Der Kammerunteroffizier besorgt das Ausrüstungs- und Bekleidungswesen der Kompagnie. Er empfängt die der Kompagnie gebührende Bekleidung, besorgt die Ver­ ausgabung derselben nach Befehl des Chefs und führt über beides Buch, nämlich a) das Kammerbuch, den Bestand an Bekleidungsstücken enthaltend, b) den Kleinmontterunaskonto für die Unteroffiziere und Kapitulanten, c) außerdem die noch sonst vorgeschriebenen Listen, Nachweisungen und Berechnungen.

78

Vni. Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere deS aktiv. DienststandeS.

Der Kammerunteroffizier verwaltet die MontierungStammer nach den Be­ stimmungen deS Kompagniechefs und ist diesem für jede Entwendung und anderen Schaden, der durch Versäumnis entsteht, verantwortlich. Den Schlüssel zur MontierungStammer darf er nie in andere Hände geben, noch irgend jemand, ohne daß er selbst zugegen wäre, in der MontierungStammer ver­ weilen lassen. Er muß bemüht sein, durch zweckmäßige Aufbewahrung die Erhaltung der Sachen zu befördern und die Ausgabe an die Korporalschaften möglichst zu erleichtern. Die Verausgabung von BekleidungS- und Ausrüstungsgegenständen besorgt er selbst; auch nimmt er die auf die Kammer zurückzugebenden Stücke in Empfang, wobei diese völlig gereinigt und in gutem Zustande sogleich wieder in der gehörigen Ordnung auf die angewiesenen Plätze gebracht werden müssen. Die Kompagniehandwerker unterstehen der besonderen Aufsicht deS Kammer­ unteroffiziers; er kontrolliert deren Arbeiten. Schadhaft gewordene BekleidungS- und Ausrüstungsgegenstände werden ihm von den Korporalschaftssührern vorgezeigt. Er bewirkt deren Ausbesserung, bzw. — nach erholter Genehmigung des Kompagniechefs — deren Ersatz. Der Kammerunteroffizier ist in der Regel vom Garnisonwachtdienst und den kleineren Übungen befreit.

§ 13.

Der Forrrier.

Der Fourier besorgt alle Unterkunftsangelegenheiten und die Natural­ verpflegung für die Kompagnie sowohl in der Garnison als auch auf Märschen, bei Ortsunterkunft usw. In der Garnison übernimmt der Fourier — wenn die Kompagnie nicht kaserniert — die Naturalquartiere vom Magistrat, prüft ihre vorschriftsmäßige Beschaffenheit oder macht die von der Kompagnie zu mietenden Quartiere aus­ findig ; er hält sich stets eine Übersicht (Quartierliste), wie die Kompagnie unter­ gebracht ist, und insbesondere, wer im Natural- oder selbstgemieteten Quartiere wohnt. Ist die Kompagnie kaserniert, so ist der militärische Kasernvorsteher (ein Offizier des Truppenteils) in Quartierangelegenheiten der nächste Vorgesetzte des Fouriers. Der Fourier empfängt daS Feuerungs- und Beleuchtungsmaterial, daS Bellstroh, die Bettwäsche, die Handtücher und die Gerätschaften der Stuben vom Kaserninspektor oder vom militärischen Kasernvorsteher, verwaltet die emp­ fangenen Gegenstände und führt darüber ein Inventar- und Materialienbuch. In diesen Angelegenheiten wendet er sich an den militärischen Kasernvorsteher. Ist z. B. ein Ersatz an Einrichtungsgegenständen nötig, so wird das Gewünschte auf einen Zettel geschrieben und dieser dem militärischen Kasernvorsteher zur Begutachtung und Unterschrift vorgelegt, worauf der Empfang vom Kasern­ inspektor erfolgt. Auf Märschen sagt er nach Empfangnahme der Billette die Quartiere an und überzeugt sich von der vorschriftsmäßigen Einrichtung derselben. (Anforde­ rungen an die Quartiere s. XII. A. § 16).

Die Quartierzettel sind korporalschastsweise zu ordnen, die Quartierlisten in der beim Truppenteil üblichen Weise anzulegen. Der Fourier geht der Kompagnie, soferne deren Anmarschslraße feststeht, auf 1—2 km entgegen, macht dem Kompagniechef über die vorbereitete Einquartterung Meldung und verteilt alsdann noch während des Marsches die Zettel (Einrichtung der Quarttere s. F.O. I. Teil F). Berechnung, Empfang und Austeilung des Brotes, sowie der Natural­ gebühren überhaupt gehört in den Dienstkreis des Fouriers. Beim Empfang der Lebensmittel überzeugt er sich sowohl von dem Gewicht bzw. der Zahl als der Beschaffenheit; findet er begründete Ausstellungen, so trägt er diese der abgebenden Behörde oder Person vor; erfolgt keine Abhilfe, so

VIIL Abschn. Dienstverhältnisse d. Unteroffiziere deS aktiv. Dienststandes.

macht er, bevor er Meldung darüber.

die

Lebensmittel

weiter

verteilt,

dem

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Kompagniechef

Bei der Verteilung muß der Fourier mit der vollkommensten Unparteilich­ keit verfahren und nicht den mindesten persönlichen Vorteil zu ziehen suchen.

§ 14.

Der Schießrmterofstzier.

Der Schieß- (Gewehr-) Unteroffizier beaufsichtigt die Instandhaltung der Waffen und sorgt nach Vorzeigung „bei dem Waffenoffizier (der Waffeninstandsetzungskommission) für rechtzeittge Überweisung der instandsepungsbedürstigen an den Büchsenmacher. Über alle bei der Kompagnie vorkowmenden Instandsetzungen von Waffen führt er Buch (s. XVIII. 91.).; ebenso führt er unter Aufsicht des Feldwebels die Schießbücher (SchB. XIII). Ferner empfängt er die Munition, verrechnet sie, gibt sie aus, besorgt alle beim Scheibenschießen nötigen Vorkehrungen, sowie auch die Instandhaltung der hiezu erforderlichen Geräte, verwaltet das aufgefundene Blei, die Hülsen, die Zielapparate, Zielmunition ?c. (Sch.V. XIII.) In der Regel ist er von der Führung einer Korporalschaft befreit.

§ 15.

Der Stubenälteste.

Die Namen aller auf einer Stube einquartierten Unteroffiziere und Soldaten müssen auf einer an der Innenseite der Stubentüre befestigten Tafel ver­ zeichnet fein, und zwar an oberster Stelle die Namen des vom Kompagniechef ernannten Stubenältesten und seines Stellvertreters, welcher ebenfalls vom Kompagniechef zu bezeichnen ist. Die Namen der übrigen Mannschaften folgen nach dem Alphabet. Verläßt der Stubenälteste das Zimmer, so geht seine Funktion auf den Stellvertreter über. Der Stubenälteste ist für die Ruhe, Ordnung und Reinlichkeit, sowie die Befolgung der in bezug auf die Kasern- und Zimmerordnung gegebenen Bestimmungen verantwortlich. Ihm müssen alle Stubengenossen in Hinsicht der Stubenordnung Folge leisten. Er kommandiert täglich einen Mann zum Stubendienst (s. VII. 91. § 19). Tritt ein Offizier ein, so meldet der Stubenälteste, mit wie viel Mann das Zimmer belegt ist, und gibt auf Befragen die abwesenden Leute und den Grund ihrer Entfernung an. Der Stubenälteste hat darauf zu sehen, daß jeder seiner Kameraden zur befohlenen Zeit zu Hause ist. Bleibt ein Soldat über den Zapfenstreich oder die ihm auf Grund einer Urlaubskarte gestattete Zeit außerhalb der Kaserne, so meldet ihn der Stubenälteste dem Unteroffizier vom Tag. Desgleichen sind alle wichttgeren Vorkommnisse in de.r Stube, wie Diebstahl, Schlägereien, Ex­ zesse, dem Unteroffizier vom Tag oder dem Feldwebel und in solchen Fällen, welche ein sofortiges Einschreiten eines höheren Vorgesetzten dringend geboten erscheinen lassen, dem Offizier vom Kaserntagesdienst vom Stubenältesten zu melden.

§ 16.

Der Gefreite.

Der Gefreite ist nur dann Vorgesetzter der Gemeinen, wenn ihm eine die Vorgesetzteneigenschast bedingende Funktion zukommt. Außer Dienst findet kein Rangunterschied statt.

Der Gefreite wird vom Kompagniechef aus der Zahl der Gemeinen gewählt, dem Bataillonskommandeur vorgeschlagen und vom Regimentskommandeur ernannt.

80 IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere deS attiven DienststandeS. Die Gefreiten dienen innerhalb ihrer Korporalschaft zur Unterstützung der KorporalschastSführer, versehen den Dienst fehlender Unteroffiziere und, soweit möglich, die Stelle der Quartterältesten. In diesem Falle sind sie für die Ruhe und Ordnung im Quartter verantwortlich. Auch in manchen anderen dienstlichen Berührungen ist der Gefteite nächster Vorgesetzter des Gemeinen. Er hat das Kommando über kleine Wachen, führt bei größeren die Posten auf, ist bei Ausbildung der Rekruten tätig rc. In der Reael kommandiert jede Kompagnie einen Gefreiten zum Dienst vom Tag, der seine Dienstesverrichtungen vom Feldwebel angewiesen erhält, im allgemeinen den Unteroffizier vom Tag unterstützt und die weniger wichtigen Gänge abmacht. Die Enthebung des Gefteiten von seinem Dienstgrad kann nicht nur als Straf­ folge, sondern auch aus dienstlichen Rücksichten durch den Regimentskommandeur verfügt werden. Es kann sohin die Enthebung ohne Urteilsspruch oder vorher­ gehende Sttafe stattfinden, sobald der Betreffende sich moralisch oder dienstlich nicht mehr zum Gefreiten befähigt.

IX. Abschnitt.

Virnssoetchsttmssr der Offiziere des aktiven VienWsndes. § 1.

Allgemeines über die Offiziere.

(Allgemeine Dienstvorschriften, Felddienstordnung und Kabinetsorder zu Verordnung über die Ehrengerichte.')

der

Der Offizier ist Lehrer und Führer des Soldaten auf allen Gebieten der Ausbildung. Dies fordert von ihm sowohl Überlegenheit an Kennt­ nissen und Erfahrungen, wie Stärke des Charakters. Ohne Scheu vor Verantwortung soll jeder Offizier in allen Lagen — auch den außer­ gewöhnlichsten — seine ganze Persönlichkeit einsetzen, um seinen Auftrag zu er­ füllen, selbst ohne Befehle für Einzelheiten abzuwarten.

Diese verantwortungsvollen Aufgaben des Offiziers erheischen eine besondere Fürsorge für eine gründliche Ausbildung in seinem Berufe. Zunächst kommt hier die Fortentwickelung derjenigen körperlichen Fähigkeiten in Betracht, welche die Vorbedingungen für die Kriegstüchtigkeit deS Offiziers sind. Der Offizier soll sich nicht verweichlichen und verzärteln, sondern seinen Körper durch eine zweckmäßige Lebensweise gesund erhalten, durch fortgesetzte Übung kräftigen und abhärten, damit er imstande ist, die An­ strengungen und Entbehrungen des Krieges zu ertragen und hierin der Mann­ schaft ein leuchtendes, aufmunterndes Beispiel zu geben. Er muß durch Turn­ übungen sich die Gewandtheit bewahren, die im Felde vorkommenden Bewegungs­ hindernisse mit den Mannschaften und an deren Spitze zu überwinden; er muß sich durch Fecht- und Schießübungen eine möglichst große Sicherheit im Gebrauche der Waffen aneignen, und zwar sowohl zum Zwecke der Selbstverteidigung, als auch, um als Lehrer der ihm unterstellten Mannschaft mit Erfolg tätig sein zu können. Auch eine gewiße Fertigkeit im Reiten muß sich jeder Offizier, wenn sich nur irgendwie Gelegenheit dazu bietet, zu erwerben suchen; ebenso ist Rad­ fahren von Nutzen. Die Stellung des Offiziers erfordert weiterhin neben einer gediegenen allgemeinen wissenschaftlichen Bildung ein gewisses Maß Militärwissen-

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des aktiven Dienststandes.

81

schaftlicher Kenntnisse. Er muß nicht nur alle dienstlichen Vorschriften und Reglements, namentlich das Exerzierreglement seiner Waffe, die Felddienst­ ordnung, die Schießvorschrist genau kennen und vollkommen beherrschen, er muß nicht nur mit der inneren Einrichtung der Armee, dem militärischen Schriftverkehr, dem ganzen Dienstbetrieb im Heere, sondern auch mit den Grundzügen der Tattik iber Lehre von der Verwendung der Truppen), mit den wichtigeren Kapiteln der Waffenlehre (Kenntnis der Infanterie- und Artilleriewaffen, ihrer Wirkungsweise und ihres Gebrauches), mit der Lehre der Feldbefestigung, den allgemeinen Ein­ richtungen von Festungen, den Eigentümlichkeiten des Festungskrieges, mit der Lehre vom Gelände und dessen Darstellung (Kartenzeichen und Kartenlesen) vertraut sein. Diese theoretischen Kenntnisse bilden die Grundlage für die besonders wichttgen praktischen Fertigkeiten des Offiziers, welche ihn befähigen, die ihm unterstellte Abteilung nicht nur in allen Zweigen des Dienstes mit Erfolg aus­ zubilden, sondern sie auch in allen Lagen zweckentsprechend zu führen. Der Subalternoffizier muß sich eine große Gewandtheit im Exerzieren, in dem Kommandieren einer Abteilung in geschlossener wie in geöffneter Ordnung, in der Leitung des Feuers, in der Durchführung eines Gefechtes mit den ver­ schiedensten Zwecken, unter den verschiedensten Umständen, in der Verwertung des Geländes aneignen: er muß seine Obliegenheiten auf Märschen, bei Orts­ unterkunft, in Biwaks, in der Führung der Spitze und des Vortrupps, einer Feldwache usw. praktisch wohl zu erfüllen imstande sein. Zur Ausbildung aus letzterem Gebiet dienen vorzugsweise die Felddienstübungen in zwei Parteien, bei denen dem Offizier eine besondere Aufgabe gestellt wird. Sie vervollkommnen ihn in der Beherrschung der Truppe, schärfen sein taktisches Verständnis und geben ihm Gelegenheit zu selbständigen Entschlüssen und Aus­ führungen. Zur Fortbildung auf theoretischem Gebiet dienen Kriegsspiel, Lösung taktischer Aufgaben, Borträge, Winterarbeiten und Übungs­ reisen (F.O. Eint.). Das Kriegsspiel, bei welchem eine Kriegshandlung zweier Parteien aus einem Plane mit Hilfe der die Truppen darstellenden Steine durchgeführt wird, und taktische Aufgaben gewähren bei geschickter Leitung eine Fülle von An­ regung für daS Studium der Vorschriften, taktischen Grundsätzen und Erfahrungen und bieten gleichzeitig Gelegenheit, schnelle Entschlüsse zu fassen. Borträge im versammelten Offizierskorps und in militärischen Gesellschaften dienen ebenfalls zur Anregung und Belehrung, sei es, daß sie kriegerische Er­ eignisse oder militärische Fragen beleuchten, sei es, daß sie zum Verständnis von Vorschriften usw. gehalten werden. Dieselben Zwecke verfolgen die von den Offizieren des Friedensstandes zu fertigenden Winterarbeiten, deren Aufgaben dem militärwissenschaftlichen oder praktischen.. Gebiet zu entnehmen sind. Die Übungsreisen, sowie die von den Kommandeuren mit ihren Offizieren auszusührenden Übungsritte oder Besprechungen in möglichst unbekanntem Ge­ lände bezwecken, den Gesichtskreis der Offiziere zu erweitern und zugleich Findiakeit im Gelände und Kartenlesen zu fördern. £)ic alljährlich bei den Armeekorps stattfindenden Generalstabsreisen sind vorzugsweise zur Ausbildung für größere Verhältnisse des Krieges bestimmt. Wesentlich anders liegen die Verhältnisse für die Offiziere des Be­ urlaubtenstandes. Einjährige Dienstzeit, sowie Kürze und geringe Zahl der späteren Dienstleistungen stehen der gründlichen Schulung entgegen. Bei jeder Dienstleistung muß daher das Kriegsmäßige der Ausbildung betont werden Die eigene Haltung vor der Truppe, Aufrechthaltung der Mannszucht, Kenntnis int Gebrauch der Waffe, Felddienftübungen und Schießen sind deshalb bei ihnen in erster Linie zu berücksichtigen. Doch nicht bloß Kenntnisse und Wissenschaften sind Erfordernisse für einen guten Offizier, sondern vor allem müssen moralische Eigenschaften ihm die Überlegenheit über die Untergebenen gewähren. Dazu gehört, daß der Müller und v. Zwehl, Handb. f. Linj.-Freiw. LL Teil.

6

82 IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere des aktiven DienststandeS. Offizier die allgemeinen militärischen Berufspflichten (s. V. A.) im vollsten Um­ fange mit der größten Gewissenhaftigkeit erfüllt; außerdem aber werden von ihm höhere Auffassung seines Berufes, höhere Begriffe der Ehre und des kriegerischen Ruhmes erwartet. Im Bewußtsein der Erhabenheit seines Berufes hat der Offiziersstand ganz besonders die Ehre als das unverletzliche Gut des ganzen Standes wie des einzelnen heilig zu Hallen und dies höchste Kleinod stets rein und fleckenlos zu bewahren. Hiezu hat er einerseits alles zu tun, was die Gebote der Ehre verlangen, und alles zu unterlassen, was einem feinen, richtigen Ehrgefühl und den Verhältnissen des Osfiziersstandes zuwider ist, anderseits aber jedem Angriff auf die eigene Ehre oder die des Standes mit Entschlossenheit entgegenzutreten und sich für jede Beleidigung und für jede Bemängelung der Ehre die entsprechende Genugtuung zu verschaffen. Die Ehre selbst muß die Quelle aller übrigen für einen Offizier erforder­ lichen Tugenden sein. Denn „wahre Ehre kann ohne Treue bis in den Tod, ohne unerschütterlichen Mut, feste Entschlossenheit, selbstverleugnenden Gehorsam, lautere Wahrhaftigkeit und strenge Verschwiegenheit wie ohne aufopfernde Er­ füllung selbst der "anscheinend kleinsten und unbedeutendsten Pflichten nicht be­ stehen. Sie verlangt, daß auch in dem äußeren Leben des Offiziers sich die Würde ausdrücke, die aus dem Bewußtsein hervorgehl, dem Stande anzugehören, dem die Verteidigung von Thron und Vaterland anvertraut ist." Wie aber der Offizier seine eigene Ehre fleckenlos erhallen soll, so muß er es auch als Unrecht erkennen, die eines anderen anzutasten. Hat er hiegegen in Übereilung oder Erregung gefehlt, so handelt er ritterlich, wenn er an seinem Unrecht nicht sesthält, sondern zu gütlichem Ausgleiche die Hand bietet. Nicht minder muß derjenige, dem eine Kränkung oder Beleidigung widerfahren ist, die zur Versöhnung gebotene Hand annehmen, soweit Standesehre und gute Sitte es zulassen (s. XIV. A. 4. Die Ehrengerichte). Der Offizier muß sein Betragen stets so einrichten, daß er, jedem bearündeten Tadel entgehend, die Liebe seiner Vorgesetzten, die Freundschaft seiner Kameraden, die Ehrerbietung und Zuneigung seiner Untergebenen und die Hochachtung seiner Mitbürger aus allen Ständen verdient. Er soll fich also darstellen als ein Mann von unbefleckten Sitten, wahrer und richtiger Ehr­ begierde, gebildeten Umgangsformen, ritterlichem, edlem Charatter, überlegter Vorsicht und unerschütterlicher Standhaftigkeit; er soll sich auszeichnen durch Geistesgegenwart, schnellen Blick, Pünktlichkeit, Ordnung im Dienst und anstän­ diges Betragen überhaupt. Unordnungen sehen den Offizier herab; Untugenden erniedrigen und Laster entehren ihn. „Bon allen Handlungen, welche dem Ruf des einzelnen oder der Genossen­ schaft nachteilig werden können, besonders von allen Ausschweifungen, Trunk und Hazardspiel, von Übernahme solcher Verpflichtungen, mit denen auch nur der Schein unredlichen Benehmens verbunden sein könnte, von hazardmäßigem Börsenspiele, von der Teilnahme an Erwerbsgesellschaften, deren Zweck nicht unantastbar und deren Ruf nicht tadellos ist, sowie überhaupt von jedem Streben nach Gewinn auf einem Wege, dessen Lauterkeit nicht klar erkennbar ist, muß der Offizier sich weitab Hallen." Sein Ehrenwort darf er nie leichtsinnig verpfänden, er darf mit der Einsetzung desselben nicht voreilig sein, auch sich nicht angewöhnen, viele seiner Äußerungen mit ihm zu beteuern, vor allem aber niemals damit etwas ver­ bürgen, wovon er nicht auf das gründlichste überzeugt ist. Alle Angehörigen des Offiziersstandes müssen von jenem Korpsgeiste beseelt sein, demgemäß alle Standesgenossen sich als Kameraden betrachten, sich gegenseitig höflich und achtungsvoll entgegenkommen, dagegen alle niedrigen und anstößigen Ausdrücke, alle unnützen Händel und unwürdigen Zänkereien vermeiden, auch im Scherz alles, was einer Verachtung oder Verspottung eines Kameraden gleichen könnte, unterlassen. Sie müssen sich in dem Bestreben ver­ einigen, die Ehre des Standes rein zu erhallen und kein Mitglied zu dulden, welches die Ehre eines anderen Kameraden freventlich entastet oder welches seine eigene Ehre nicht zu wahren weiß.

IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere beS attiven Dienststandes. 83 Die Offiziere des Beurlaubten st andes nehmen mit dem Eintritt in den Offiziersstand Anteil an dessen allgemeiner Standesehre; damit ist ihnen aber auch die Verpflichtung auferlegt, allen Pflichten und Anforderungen des Offiziersstandes zu jeder Zeit, bei jeder Handlung und Urtteöassung gerecht zu werden und auf Wahrung ihrer eigenen wie der gemeinsamen Ehre stets, also auch in ihren bürgerlichen Verhältnissen bedacht zu sein. Im Verhältnis der Untergebenen zum Vorgesetzten müssen neben der dienstlichen Pflicht des Gehorsams die kameradschaftlichen Rücksichten insofern beobachtet werden, als der untergebene Offizier dem Vorgesetzten durch freiwilliges, verständnisvolles Entgegenkommen seine verantwortliche Stellung im gemeinsamen dienstlichen Interesse erleichtern soll. Wer aus Bequemlichkeit oder anderen Beweggründen dieses Entgegenkommen unterläßt und in seinem Handeln stets den Druck der dienstlichen Autorität abwartet oder sich gleich­ gültig der Notwendigkeit dienstlicher Zurechtweisung oder einer Rüge aussetzt, hat die Pflichten seiner bevorzugten Stellung noch nicht erfaßt und ist nicht von dem richtigen Ehrgefühl beseelt. Es erstreckt sich die Forderung des Ent­ gegenkommens gegen Vorgesetzte nicht bloß auf Diensthandlungen, sondern auch aus die Beobachtung der Dienstformen im gesamten persönlichen und dienstlichen Verkehr; der Offizier muß daher jede Gelegenheit suchen, mit diesen Dienst­ formen sich vertraut zu machen. Auch bei geselligen Zusammenkünften sind die Rücksichten gegen den Vorgesetzten nicht außer acht zu lassen. Man legt erst ab, wenn dieser es getan, setzt sich nicht, ohne daß er das Zeichen dazu gegeben, steht nicht eher von der Tafel auf, zündet sich nicht eher eine Zigarre an rc. Tritt ein Offizier an einen sitzenden Offizier heran, so geziemt es sich, daß dieser sich erhebt. Erachtet sich ein Offizier durch Handlungen eines Vorgesetzten persönlich oder in seinem berechtigten Standesbewußtsein oder in seinen dienstlichen Ge­ rechtsamen und Befugnissen verletzt oder geschädigt, so steht ihm das Recht der Beschwerde zu, vor dessen Anwendung indes die dienstliche Vermitte­ lung in Anspruch zu nehmen ist (s. VII. A. § 14). Wenn ein Offizier mit anderen Offizieren zusammenttifft, denen er dem Namen nach nicht bekannt ist, so soll er sich ihnen durch Nennung seines Namens vorstellen.

Die jüngeren Offiziere sollen den wohlgemeinten Weisungen ihrer älteren Kameraden nachkommen, alle Erläuterungen und Erklärungen dieser mit Dank annehmen und die älteren und erfahreneren selbst um Rat und Be­ lehrung bitten; die Pflicht der älteren Offiziere dagegen ist es, ihre jüngeren Kameraden zu sich heranzuziehen und über alles, was diese nicht wissen, mit Höflichkeit und Leutseligkeit zu belehren.

Wenn auch unter Offizieren der Ton einer guten Kameradschaft und einer hochachtungsvollen Freundschaft herrschen soll, so darf anderseits eine enge, bis zur Brüderschaft gehende, die dienstlichen Formen beiseite lassende Berttaulichkeit zwischen Offizieren in Dienstangelegenheiten, in Gegenwart von höheren Offizieren und vor allem unter den Waffen niemals stattfinden, da hieraus sehr leicht unangenehme, der Unterordnung und Mannszucht gefährliche Folgen hervorgehen können.

Das Auftreten des Offiziers muß stets ein männliches und würde­ volles sein. Am wenigsten an öffentlichen Orten darf er aus dem Auge lassen, daß er nicht bloß als gebildeter Mann, sondern auch als Träger der Ehre und der gesteigerten Pflichten seines Standes austritt. Er soll stets mit nachahmungswürdiger Reinlichkeit und gefälliger Nettigkeit in Übereinstimmung mit den einschlägigen Vorschriften gekleidet erscheinen, aber sich jeder unmännlichen Putz­ sucht enthalten. Außerhalb seines Quartiers, zeige er sich nie anders als im völligen Uniformanzuge mit Waffen- oder Überrock (sofern nicht die Litewka gestattet ist, s. XI. A. K6II) und mit dem umgehängten Säbel. Seine Haltung, sein Gang, alle seine Bewegungen seien anständig und militärisch stramm, fern von aller Lässigkeit und Bequemlichkeit; namentlich unter den Waffen, bei 6*

84

H Abschnitt.

Dienstverhältniffe der Offiziere deS attiven DienststandeS.

Exerzierübungen und bei Paraden muß er fich einer vorzüglichen Haltung und eines mustergültigen Marsches befleißigen.

Als allgo^neiner Vorgesetzter ist der Offizier befugt und ver­ pflichtet, alles, was er Dienstwidriges, Unmilitärisches oder gegen Anstand und gute Sitte Anstößiges bei Untergebenen, seien diese von der eigenen oder einer fremden Abteilung oder Waffengattung, bemertt, abzustellen, zu rügen und behufs Bestrafung zur Anzeige zu bringen oder bei gröberen Vergehen und bei Verbrechen die Täter zur Haft bringen zu lassen oder selbst zu verhaften.

Auch ist jeder Ranghöhere befugt, in wie außer Dienst in allen Fällen, in welchen der Rangniedere den Berufs- und Standespflichten entgegenhandelt, letzteren nicht nur aus seine Pflichten aufmerksam zu machen, sondern auch nach erfolgloser Warnung sich zu ihm in das Verhältnis eines Vorgesetzten mit dessen vollen Befugnissen zu versetzen und, wenn notwendig, ihn zu verhaften oder dessen Verhaftung zu bewirken. Gegenüber den ihm direkt Unterstellten ist der Offizier verpflichtet, sie zu tüchtigen Soldaten zu erziehen, über alle ihre Obliegenheiten zu belehren, in allen Zweigen des Dienstes auszubilden, ihr Verhallen in und außer dem Dienst streng zu überbewachen, auf ihre vorschriftsmäßige Bekleidung zu sehen, für ihre Verpflegung und Unterbringung, für ihre Gesundheit zu sorgen, sie zur gewissenhaften Pflichterfüllung anzuhalten, ihr Ehrgefühl zu wecken und zu fördern, die Säumigen anzuspornen, die Nachlässigen und Fehlenden zu beahnden oder ihre Beahndung zu erwirken.

Der Offizier soll sich bei seinen Untergebenen vor allem Ehrfurcht, Gehorsam und Zuneigung verschaffen, und diese wird er sich am sichersten er­ halten, wenn er Ernst mit Leutseligkeit verbindet und jedem Mann Gerechtig­ keit widerfahren läßt. Wie verderblich es ist, wenn ein Offizier sich gegen seine Untergebenen zu weit herabläßt oder auf eine unanständige Art mit ihnen scherzt, ebenso schädlich ist es, wenn er sie immer mit finsterem Gesichte ansieht und bei allen Gelegenheiten gegen sie schreit und poltert. Niemals aber darf sich ein Offizier gegen einen Soldaten oder Unteroffizier unanständige Ausdrücke, Schimpfreden oder andere Beleidigungen oder gar tätliche Mißhandlungen er­ lauben. Die Mannszucht muß immer mit Schonung des Ehrgefühls des Unter­ gebenen gehandhabt werden. Der Offizier darf seine Befugnisse nicht über­ schreiten und eine Gewalt auf Untergebene ausüben wollen, die ihm nicht zukommt; er soll niemand im Genuß seiner Rechte oder im erlaubten Vergnügen stören oder durch übel angebrachte Autorität beeinträchtigen. Mit den Unteroffizieren müssen die Offiziere besonders vorsichtig umgehen, denselben so selten als cs sein kann, in Gegenwart der Gemeinen Verweise erteilen, vielmehr überall ihr Ansehen aufrecht erhalten, übrigens aber ihnen einen wohl abgemessenen Ernst zeigen und sie streng zu ihrer Schuldig­ keit anhalten.

Mißhandlung Untergebener und Mißbrauch der Dien stgewalt sind nicht nur gesetzlich strafbar, sondern auch geradezu als der Ehre des Osfiziersstandes zuwiderlaufend zu bezeichnen, wenn sie mit Überlegung und roher Gewalttätigkeit ausgeführt werden (s. XIV.A. 2. Militär-Strafgesetzbuch). Bei den Übungen jeder Art muß neben der zu erzielenden Abhärtung und Kräftigung auf die Erhaltung der Gesundheit alle mögliche Rücksicht ge­ nommen werden. Zugleich ist aber auch mit Strenge darauf zu halten, daß das unter dieser Rücksicht Verlangte stets mit Eifer und Anstrengung jedes Einzelnen zur Ausführung gelangt, daß guter Wille und Liebe zum Dienst stets rege bleiben, daß jeder Einzelne die peinlichste Erfüllung seiner Obliegen­ heiten unausgesetzt als Ehrensache betrachtet, daß die größte Strammheit, die strengste taktische Ordnung, Gehorsam und Mannszucht in der unterstellten Ab­ teilung herrscht und daß zugleich jeder selbständig mit Sicherheit aufzutreten vermag, wo die Umstände eine selbständige Handlungsweise erheischen.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des attiven Dienststandes.

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Im Felde soll und muß der Offizier das Beispiel der Beschränkung, ja der gänzlichen Entbehrung gewohnter Bedürfnisse zuerst geben; alsdann kann er mit Recht Gleiches von seinen Soldaten fordern. Seine erste Sorge gehört immer den Soldaten; daher ist es unpassend und von schlimmen Folgen, wenn er im Überflüsse schwelgt, während jene darben. Ebenso muß der Offizier in der Ausdauer bei allen Anstrengungen, im Zutrauen zu der Kraft des eigenen Kriegsheeres und zum Feldherrn dem Soldaten Muster und Beispiel zur Nach­ eiferung sein. Er muß sich selbst ein durch höhere Bildung und Lebensweisheit erstarktes Gemüt zu schaffen wissen, fähig, alles, auch das Unangenehmste und Härteste standhaft zu ertragen. Dann wird er niemals über ermüdende Märsche, über Mangel an Lebensmitteln, über Entfernung von dem Baterlande und über andere mißliche Verhältnisse Klagen hören lassen; er wird dann fähig sein, auch bei seinen Soldaten eine ähnliche Stimmung zu erregen und zu er­ halten Die Vergehen des Nachzügelns, des Plünderns und Stehlens, des mutwilligen Zerstörens fremden Eigentums wird er mit allen Mitteln hintan­ zuhalten suchen und auf strenge Disziplin hinwirken. Im Gefecht bietet sich dem Offizier die günstigste Gelegenheit, sich zu bewähren. „Ohne Scheu vor Verantwortung soll jeder Offizier in allen Lagen — auch in den außergewöhnlichsten — seine ganze Persönlichkeit einsetzen, um seinen Auftrag zu erfüllen, selbst ohne Befehle für Einzelheiten abzuwarten. Die persönliche Haltung des Offiziers ist für die Truppe von bestimmendem Einfluß, denn der Untergebene folgt dem Eindruck, welchen Kaltblütigkeit und Entschlossen­ heit vor der Front hervorbringen. Es genügt nicht, daß man befiehlt, auch nicht, daß man das Rechte dabei im Äuge hat; vielmehr hat die Art, wie man befiehlt, einen großen Einfluß auf den Untergebenen. Haltung und Beispiel stählen das Vertrauen und reißen die Truppen zu Taten fort, welche den Erfolg verbürgen " An den Offizieren ist es daher auch, in den ersten Reihen zu kämpfen, sich durch Mut und Tapferkeit, Ehrgefühl und Pflichttreue bis in den Tod auszuzeichnen.

Was den außerdienstlichen Verkehr anlangt, so darf das.berechtigte Selbstgefühl des Offiziers niemals in Mangel an Achtung oder in Überhebung gegen andere Stände ausarten. Er benehme sich gegen jedermann anständig und höflich, zeige sich in allen seinen Handlungen offen, in seiner Lebensart gebildet, in seinen Gesprächen bescheiden und umsichtig und übe stets, namentlich in Gesprächen über dienstliche Verhältnisse, eine gewisse Zurückhaltung. Er unter­ stütze nach Kräften Bedürftige, eile den in Not und Gefahr Befindlichen zu Hilfe, stehe den Schwachen und Schutzlosen bei und sei ritterlich gegen die Frauen. Im allgemeinen muß der Offizier bestrebt sein, nur diejenigen Kreise für seinen Ümgang zu wählen, in denen gute Sitte herrschend ist und wo er jederzeit unbedenklich in Üniform erscheinen kann. Wird ihm in guter Gesellschaft eine Beleidigung zuaefügt, so hat er die Möglichkeit zur standesgemäßen Sühne; begegnet ihm Ähnliches in einer von ihm freiwillig aufgesuchten Gesellschaft, deren zweifelhafte Zusammensetzung ihm bekannt ist, so hat er sich selbst der Möglichkeit beraubt, die Folgen von sich abzuwenden; er wird auch bei voller persönlicher Schuldlosigkeit an einem ehrverletzenden Konflikt dadurch schuldig, daß er die Gelegenheit hiezu freiwillig geboten hat. Wenn einerseits der Offizier bestrebt sein muß, jeden Anlaß zu Konflitten, die sein Standesgefühl verletzen und der Ofsiziersehre Schaden bringen können, zu vermeiden, insbesondere, soweit dies von persönlichen, moralischen oder sozialen Eigenschaften und der Beherrschung leidenschaftlicher Gemütserregungen abhängt, so darf anderseits ein solches Ausweichen nicht auf Kosten der männ­ lichen und ritterlichen Gesinnung geschehen, die der Offizier jederzeit betä­ tigen muß.

Tritt ein Konflikt an den Offizier heran, dem er ohne Preisgebung des männlichen Selbstgefühls oder der Achtung Dritter nicht mehr ausweichen oder vorbeugen kann, so muß er ohne Rücksicht auf anderweite persönliche Interessen

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere deS aktiven DienststandeS.

mit Ruhe und Festigkeit in ihn eintreten und seine vollständige und standes­ gemäße Erledigung durchführen. ES ist Grundsatz bei einem ernsten Konflitte, sofort jeden mündlichen und schriftlichen Verkehr abzubrechen. Kommen zwischen Offizieren Privatstreittgkeilen und Beleidigungen vor, die nicht alsbald auf gütlichem Wege standesgemäß beglichen werden, so sind die Beteiligten verpflichtet, unter Unterlassung aller weiteren Schritte ihrem Ehrenrate sofort Anzeige zu erstatten. Gleiche Verpflichtung obliegt einem Offizier, der mit einem den Ehren­ gerichten nicht unterworfenen Offizier oder mit einer Zivilperson in einen Ehrenhandel gerät, der nicht alsbald auf gütlichem Wege einen standesgemäßen AuSttag findet. (Näheres hierüber siehe XIV. A.)

§ 2.

Der Kompagniechef und die Kompagnieoffizere. (Grundsätze für die allgemeinen Dienstverhältnisse I.)

Der Kompagniechef ist zunächst für die vorschriftsmäßige Ausbildung, die Dispiplin und innere Ordnung seiner Kompagnie verantworlich. Er wird in der Wahl der Mittel hiezu so wenig beschräntt, als es nur immer die vor­ geschriebene Gleichmäßigkeit und Sicherstellung des Erfolges gestattet. Sein Dienst umfaßt hauptsächlich die Erziehung und Ausbildung des ein­ zelnen Mannes, die Heranbildung tüchtiger Unteroffiziere, Einwirkung auf die Offiziersaspiranten und Einjährig-Freiwilligen und deren Unterweisung, die Ausbildung der Kompagnie in allen Dienstzweigen. Er setzt den Dienst an und überwacht ihn, er handhabt die Disziplinarstrafgewalt und führt die Kompagnie. Ihm obliegt die Verwaltung der der Kompagnie überwiesenen Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke und Gelder. Er hat dafür zu sorgen, daß die Mannschaften vorschriftsmäßig bekleidet und ausgerüstet sind, daß die hiezu überwiesenen Gegenstände ordnungsmäßig laufbewahrt und stets in gebrauchsfähigem Zustand erhallen werden. Die Kompagnieoffiziere verrichten ihren Dienst aus Befehl und im Auftrag deS Kompagniechefs nach den bestehenden Dienstvorschriften, mit denen sie völlig verttaut sein müssen; sie haben keine Disziplinarstrafgewalt und müssen daher dem Kompagniechef über alle Unregelmäßigkeiten, Verstöße gegen die Disziplin u.s.w. Meldung erstatten. Die Kompagnieoffiziere müssen als Organe des Kompagniechefs bei der Ausbildung der Mannschaften in den verschiedenen Dienstzweigen, wie beim Einzel- und Zugexerzieren, Turnen, Bajonettfechten, Schießen, bei Felddienst­ übungen bestrebt sein, im Sinne des Kompagniechefs zu verfahren. Sie sind seine Hauptgehilfen bei der Erhaltung der inneren Ordnung; sie müssen alle Einzelheiten der Kompagnie rc., sowie jeden einzelnen Mann kennen ernen und in pünktlichster Befolgung der gegebenen Befehle, in angestrengtem Diensteifer und gewissenhafter Pflichterfüllung wetteifern. Jedem Kompagnieoffizier kann die Aufsicht über die Mannschaft seines Zuges (Jnspektton) auch in bezug auf den inneren Dienst, Reinlichkeit des Körpers, Behandlung der Waffen, Bekleidung und Ausrüstung, der Ordnung im Haushalt u.s.w. überttagen werden. Das Schießen ist stets durch einen Offizier oder Portepee-Unteroffizier zu leiten (Sch.B. Z. 98); auch beim Exerzieren der Rekruten, beim Turnen wie bei jeder mit gewiffer Gefahr und höherer Verantwortung verbundenen Übung soll, wenn irgend tunlich, eiu Offizier anwesend sein. Der Unterricht, welcher ein wirksames Mittel für die Offiziere bildet, die Mannschaften kennen zu lernen und ihr Vertrauen zu gewinnen, soll dem Bildungsgrade der Mannschaft angepaßt und weniger eine Beschwerung des Gedächtnisses als vielmehr die Erziehung und Belehrung des Soldaten und seine Befähigung zum prattischen Dienste im Auge haben.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des attiven Dienststandes.

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Die Kompagniechefs müssen bei der ihnen obliegenden Ausbildung ihrer Kompagnien die bei diesen eingeteilten Offiziere zur Pünktlichkeit im Dienst anhalten, ihnen keine Versäumnis oder Abweichung von irgend einer Vorschrift nachsehen und sie so beschäfttgen, daß sie lehrend sich selbst vervollkommnen. Ebenso müssen die Unteroffiziere in allen Zweigen des Dienstes zu brauchbaren Lehrern und Abrichtern ausgebildet werden.

Ein Kompagniechef wird auf kurze Zeit durch den ältesten Offizier der Kompagnie re., auf längere Dauer durch den ältesten Oberleutnant des Regiments vertreten.

§ 3.

Der Offizier vom KaserntageSdienst.

Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wird für jede Kaserne täglich ein Oberleutnant oder Leutnant als Offizier vom KaserntageSdienst bestimmt, welcher für die polizeiliche Ordnung in der Kaserne ververantwortlich ist. Die Kasern wache steht unter dem unmittelbaren Befehl des Offiziers vom KaserntageSdienst, wird oft und zu unbestimmten Zeilen von ihm nach­ gesehen und meldet nur an ihn. Bon allem, was sich in der Kaserne ereignet, erhält der Tagesdienst durch die Unteroffiziere vom Tag Meldung, er trifft die nötigen Anordnungen und meldet erforderlichenfalls weiter an den Bataillons- bzw. Regiments­ kommandeur.

Er übt auch die Aufsicht über den Unteroffizier der Arrestanten­ aufsicht, welcher ihm alle einschlägigen Vorkommnisse, insbesondere auch Er­ krankungen von Arrestanten meldet. Ebenso obliegt ihm die Aufsicht über die Küchen und die Prüfung der Mannschaftskost. Bor Antritt seines Dienstes meldet er sich beim Bataillons- bzw. Regimentskommandeur und darf dann während seines 24 stündigen Dienstes die Kaserne nicht verlassen. Rückt jedoch das ganze Bataillon bzw. Regiment zum Exerzieren rc. aus, so tritt er mit ein. Besucht ein Stabsoffizier (in größeren Garnisonen ein General) die Kaserne, worüber der Wachthabende der Kasernwache sofort zu melden hat, so meldet sich der Offizier vom KaserntageSdienst bei ihm im Dienstanzug und begleitet ihn.

Besichtigung einer Kaserne durch Offiziere oder Beamte fremder Armeen ist ohne höhere Genehmigung verboten. Jeglicher Verkehr von Zivil­ personen unterliegt genauester Beaufsichtigung. Einzelheiten sind durch besondere Dienstanweisungen geregelt.

§ 4.

Der militärische Kasernvorfteher.

Bei jedem Truppenteil ist ein Offizier zum militärischen Kasernvorsteher ernannt. Dieser vermittelt im Namen des Truppenteils die Dienstgeschäfte mit der Garnisonsverwaltung, tritt mit ihr über die Einzelheiten der Geschäfte ins Einvernehmen und setzt sie von Anforderungen sowie Beschwerden des Truppen­ teils in Kenntnis. Er übergibt alles von der Garnisonsverwaltung Übernommene unter Zuziehung der Fouriere an die Kompagnien gegen Haftscheine. Er läßt die Materialien für Beheizung, Beleuchtung und Reinigung auf Grund der von ihm geprüften Quittungen durch die von ihm beauftragten Fouriere empfangen und an die einzelnen Kompagnien unter Kontrolle ihrer Vorgesetzten ver­ teilen. In gleicher Weise wird beim Austausch der Handtücher und unbrauch­ baren Stubengerätschaften verfahren.

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IX. Abschnitt

§ 5.

Dienstverhältnisse der Offiziere des aktiven Dienststandes.

Srg-n-rtrrg der Offiziere des Friedeusstandcs.

(Verordnung über die Ergänzung der Offiziere des Friedensstandes 1883.) Junge Leute, welche aus Beförderung zum Offizier zu dienen beabsichtigen, haben sich bei dem Kommandeur desjenigen Regiments bzw. JägerbataillonS, bei dem sie einzutreten wünschen, zu melden. Ihre Annahme wird seilen­ des betreffenden Kommandeurs, welcher für den Ersatz des ihm unterstellten Offizierskorps verantwortlich ist, abgesehen von der körperlichen Tauglichkeit von den vorhandenen freien Stellen und der Würdigung der persönlichen Ver­ hältnisse abhängig gemacht. Auch solche junge Leute, welche erst nach ihrem Diensteintritt die Absicht zu erkennen geben, auf Beförderung zu dienen, können von dem betreffenden Kommandeur in die Kategorie der Fahnenjunker (Offiziersaspiranten) ausgenommen werden. Diejenigen jungen Leute, welche das Abiturientenzeugnis eines deutschen humanistischen oder Realgymnasiums nicht besitzen, haben zum Nach­ weis der erforderlichen wissenschaftlichen Bildungsgrades die Fähnrichs­ prüfung vor der Oberstudien- und Examinationsprüfung abzulegen. Diese ist vor dem Eintritt in den Dienst von allen denjenigen jungen Leuten abzulegen, welche mit der ausgesprochenen Absicht, aus Beförde­ rung zum Offizier zu dienen, in die Armee einzutreten wünschen. Nur solche junge Leute, welche erst nach ihrem Diensteinttitt die Absicht zu erkennen geben, auf Beförderung zu dienen, sind während ihrer Dienstzeit zur Prüfung zu­ zulassen. Die Fähnrichsprüfung, welche in der Regel mit der Abiturientenprüsung des Kadettenkorps vereint wird, umfaßt je nach den früher betriebenen Studien deS Examinanden das Lehrprogramm eines humanistischen oder Realgymnasiums. Die Zulassung zur Prüfung ist abhängig von der Beibringung von Zeugniffen, welche einen dem Prüfungsprogramm entsprechenden Bildungsgang nachweisen. Frühestens nach fünfmonatlichem prakttschem Dienst bei der Truppe darf den Fahnenjunkern das von dem Chef und den Offizieren der Kompagnie, dem Bataillons- und Regimentskommandeur auszustellende Dienstzeugnis ausgeferttgt werden, welches die Würdigkeit des Betreffenden zum Fortdienen mit Aussicht auf Beförderung feststellt und sich über seine körperlichen, geistigen und sittlichen Eigenschaften, über seine Führung und seinen Diensteifer, sowie über den Grad der von ihm erworbenen Dienstkenntnisse auSspricht. Für diejenigen Fahnenjunker, welche die Fähnrichsprüfung bestanden haben oder im Besitz eines vollgültigen Abiturientenzengniffes sind und welche sich daS Dienstzeugnis erworben haben, wird die Ausfertigung des Zeugnisses der Reise zum Fähnrich durch den Truppenteil bei der Jnspettion der MilitärbildungSanstalten beantragt. Der betreffende Fahnenjunker muß min­ destens 17 Jahre alt sein und darf das 23. Lebensjahr nicht überschritten haben. Auf Grund der an die Truppen gelangten Reifezeugnisse erfolgt nach Maßgabe der vorhandenen Vakanzen der Vorschlag zum Fähnrich. Die Ernennung zum Fähnrich erfolgt durch Se. Majestät den König. Fähnriche, welche vor zurückgelegtem 25. Lebensjahre mindestens sechs Mo­ nate in ihrem Dienstgrad patentiert sind, sich auf der Kriegsschule befinden, sich gut geführt haben und als reif für die Prüfung erachtet werden, können bei der Jnspettion der Militärbildungsanstalten zur Offiziersprüfung, welche die Militärwissenschaften in dem Umfange des Lehrprogramms der Kriegs­ schule umfaßt, angemeldet werden. Ausnahmsweise Zulassung zur Prüfung ohne vorgängigen Besuch der Kriegsschule unterliegt strenger Würdigung. Junge Männer, welche im Besitze eines AbiturientenzeugniffeS sind und den mehrjährigen Besuch einer deutschen Universität, technischen Hochschule, Berg- oder Forstakademie nachzuweisen vermögen, bedürfen für das Reifezeugnis zum Fähnrich zwar ebenfalls des vorgehend erwähnten Dienstzeugnifses, sie rönnen aber ohne vorgängigen Besuch der Kriegsschule und ohne sechsmonat-

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des aktiven Dienststandes.

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liche Dienstzeit als Fähnrich zur Offiziersprüfung zugelassen und unter den nachstehenden allgemeinen Voraussetzungen gegebenenfalls sofort zum Leut­ nant vorgeschlagen werden.

Diejenigen, welche die Offiziersprüfung bestanden haben, werden Sr. Majestät dem Könige zur Beförderung zuLeutnants bzw. überzähligenLeutnants vorgeschlagen, nachdem das Offizierskorps des betreffen­ den Truppenteils in einem eigenen Protokolle erklärt hat, daß es den Borzuschlagen­ den für würdig erachtet, in seine Mitte zu treten (Offizierswahl), und nachdem in einem besonderen Atteste bezeugt ist, daß dieser die einem Offizier nötige praktische Dienstkenntnis besitzt. Jene Fähnriche, welche die Ofsiziersprüfung mit Allerhöchster Be­ lobung bestehen, erhallen das Patent vor den übrigen Fähnrichen, welche am gleichen Tage befördert werden. Sind sie in jeder Hinsicht vorzüglich qualifiziert, so kann ihr Patent bis zum Tage des Eintrittes in die Armee vordatiert werden. Von den Kriegsschülern, welche die Ofsiziersprüfung nicht be­ standen haben, werde jene bezeichnet, welche nach mindestens drei Monaten zu einer zweiten und letzten Prüfung zuzulassen sind. Die übrigen können von den Truppenteilen zu einem erneuten Besuch der Kriegsschule angemeldet werden. Bei ungenügender Führung kann auch Kriegsschülern, welche die Ofsiziersprüfung bestanden haben, das Reifezeugnis zum Offizier noch bis zu sechs Monaten vorenthalten werden. Bezüglich Übertritts aus dem Beurlaubtenstand s. III. A. § 20. Die Zöglinge der Kgl. Page.rie und des Kgl. Kadetten-Korps werden nach bestandener Äbiturientenprüfung sofort zu Fähnrichen ernannt.

Auszeichnung vor dem Feind befreit von der Prüfung zum Fähnrich und fortgesetztes ausgezeichnetes Benehmen im Kriege auch von der zum Offizier. Doch muß stets vollständige moralische und dienstliche Reife als die Grundbedingung für den Eintritt in das Offizierskorps gefordert werden. Die Zeug- und Feuerwerksoffiziere ergänzen sich aus dem Unteroffiziers­ stande, werden nicht gewählt, aber von Sr. Majestät dem König ernannt, und zwar letztere nach Ablegung einer besonderen Prüfung.

§ 6.

Beförderung der Offiziere.

(Allerhöchste Verordnung vom 4. September 1883, V Bl. S. 321.)

Jedes Regiment, Jäger-Bataillon, der Generalstab, das Jngenieurkorps, der Train, dann das Zeugdienst- und das Feuerwerkspersonal bilden einen in sich geschlossenen Avancementskörper, für welchen die Vorrückung innerhalb des­ selben nach Maßgabe der Rangliste zum Fähnrich und zu den Offiziersgraden bis zum Stabsoffizier einschließlich die Regel ist. Qualifizierte Offiziere des Beurlaubtenstandes avancieren bis einschließlich zum Hauptmann oder Rittmeister gleichzeitig mit dem nach dem Dienstrange vorrückenden Hintermanne vom Friedensstande des Truppenteiles ?c.

Aufrücken in einen höheren Grad außer der Reihe tritt nur ausnahms­ weise ein. Bei erheblicher Ungleichheit im Avancement einzelner Truppenteile ist Ausgleich durch Versetzungen Vorbehalten. Bei Beförderung zum Oberstleutnant und in höhere Dienstgrade wird das Armeerangverhältnis zugrunde gelegt.

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X. Abschnitt.

Der militärische Schristenverkehr.

X. Abschnitt. Dtit miMsntschr SchtkifKnornKehlk. (Kr M.E. v. 8. Nov. 1875, B -Bl. S. 526 u. v. 24. März 1899 Nr. 3572a).*)

§ 1.

Allgemeines.

Der militärische Schriftenverkehr trägt den Eigentümlichkeiten des militäri­ schen Standes Rechnung. Seine Formen sind einfach und lassen innerhalb weniger feststehender Regeln genügenden Spielraum. Sorgfältige Beobachtung dieser Regeln, insbesondere Dienstesstellen und Vorgesetzten gegenüber, ist nicht nur Gebot des Anstandes, sondern Dienstpflicht. Als Schreibmittel dienen: 1. Bogen: a) ganze Bogen (Reichsformat, 33 X 21 cm) für Berichte, umfangreichere Meldungen, Gesuche (§§ 2 und 3), b) Teile derselben, wie halbe Bogen, Quartblätter und in Quartsorm zusammengelegte halbe Bogen, für „offene Meldungen" rc. (88 4 u. 5). c) Briefbogen (sog. Diplomatenformal, 28 X 22 cm) für Privatbriefe an Vorgesetzte (§ 9). Außerdem werden Telegramme und im Feld und Manöver Meldekarten benützt. 2. Umschläge: a) Aktenumschläge, zu l a, b) Kreuzumschlätze, zu Id (Oktavformal), c) gewöhnliche Briefumschläge zu lc, so groß, daß der Briefbogen nur zweimal gebrochen werden muß. 3. Tiefschwarze Tinte, die nicht abfärben darf. Zum Trocknen bedient man sich deS Löschpapiers. Stteusand darf nicht gebraucht oder muß jedenfalls vor dem Absenden des Schriftstückes sorgfältig entfernt werden. Das Papier von Bogen und Umschlägen muß gut, fest, zugeschnitten, rein und nicht zerknittert sein. Für Briefe und Schreiben untergebener Behörden an vorgesetzte ist stets weißes Papier zu verwenden, in allen anderen Fällen genügt gelbes oder graueS (Konzept-)Papier. Behörden bedienen sich in der Regel auch brauner Umschläge. Schriftstücke in der Stärke von mehr als einem Bogen sind mit einem weißblauen Faden znsammenzuheften; die einzelnen Seiten sind fortlaufend zu numerieren. Die Zeilen sollen nicht schief, sondern gleich mit dem oberen Blattrande lausen und einen nicht zu engen und stets gleich großen Abstand voneinander haben. Die Anwendung eines Linienblattes ist daher empfehlenswert. Die Zahlen müssen senkrecht untereinander ansangen und bis zum rechten Rande durchgeschrieben sein. Bei gebrochenen Bogen muß hart am Bruch begonnen, darf aber nicht über diesen hinaus geschrieben werden. Wo in einem Schreiben ein neuer Gegenstand berührt wird oder eine neue Gedankenfolge beginnt, bildet man der größeren Übersichtlichkeit halber einen Absatz und beginnt mit einer neuen Zeile, wobei mit dem ersten Wort etwas eingerückt wird. Die Schrift soll nicht zu klein und flüchtig, sondern leicht leserlich und möglichst schön sein Man muß vermeiden, sich zu verschreiben und dann zu radieren oder Worte auszulassen und diese dann über die Zeile zu schreiben. In Schriftstücken

*) Leitfaden für den Unterricht im Militärschreibwesen an der Kgl. Kriegs­ schule. München, Theodor Riedel.

X. Abschnitt.

Der militärische Schriftenverkehr.

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an Vorgesetzte dürfen keine durchstrichenen, unterstrichenen, eingeklammerten und überschriebenen Stellen vorkommen. Die Ferttgung eines Entwurfes und dessen sorgfältige Reinschrift ist daher angezeigt.

Richtigkeit und Reinheit der Sprache, Einhaltung der grammatischen Regeln, guter Satzbau und logische Gedankenfolge sind die wesentlichen Er­ fordernisse eines guten Stiles. Jedes Schreiben muß klar und deutlich, dabei bündig und knapp, sachlich einfach und schlicht, ohne jede Ausschmückung und Phrase abgefaßt sein; lange, schwerfällige Perioden und vielfach ineinander geschachtelte Sätze, Weilschweifigteil und Wiederholung derselben oder gleich­ lautender Wörter sind zu vermeiden. Die Sprechweise muß in jeder Beziehung dem Dienst- und Unterordnungsverhältnis des Schreibenden Rechnung tragen. Fremdwörter, die durch ebenso treffende deutsche Wörter ersetzt werden können, sind zu vermeiden. Man bedient sich stets der neuen Rechtschreibung. Als Anhalt hiefür dient das Büchlein: „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterver­ zeichnis, München, R. Oldenbourg, 1903". Ebenso bedient man sich deutscher Buchstaben; eine Mischung dieser mit lateinischen ist ebenso unschön wie ungehörig. Nur Familiennamen (nicht Bornamen) und Ortsnamen werden mit lateinischen Buchstaben geschrieben, womit jedoch für Unterschriften eine einschränkende Bestimmung nicht gegeben ist. Im Kopf und Datum werden Ortsnamen deutsch geschrieben. Die Unter­ schriften sind stets deutlich und leserlich zu schreiben. Die Taufnamen werden vor die Familiennamen gesetzt.

Die Bor- und Zunamen sowie die Ortsnamen sind richttg, d. h. ohne vermeintliche Verbesserung der Rechtschreibung, genau so, wie letztere z. B. auf einer benützten Karte stehen, zu schreiben- Sind verschiedene Karten in Ge­ brauch, deren Schreibweise öfters voneinander abweicht, so ist anzugeben, nach welcher die Ortsnamen geschrieben sind (vgl. F.O. 111). Zahlen werden gewöhnlich mit arabischen Ziffern bezeichnet: nur für Be­ zeichnung der Nummer eines Armee-Korps und der Bataillone, sowie zur Unter­ scheidung von Personen gleichen Namens und Ranges bedient man sich der römischen Ziffern. In allen Dienstschreiben (nicht Briefen) sind nicht mißzuverstehende Abkürzungen gestattet, z. B. Obstlt.; B.Bl. 312/97; Anl. z. B.Bl. Nr. 27/1894 ; Rgts. Bef.; ferner bei Hinweisen auf Druckvorschriften entweder die letzteren aufgedruckten Abkürzungen, wie Fr. Bes. B., Fr. B. B. rc. oder § 3 der D. B. 387, — sowie die in der Felddienstordnung aufgeführten Abkürzungen (F.O. 115).

Bezugnahmen auf höhere Erlasse rc. brauchen sich nur der Nr. und des Jahres der bezüglichen Erlaßbezeichnung, nicht aber des Datums zu bedienen, z. B. „mit Bezug auf K. M. E. Nr. 14212/96".

Allgemein im Gebrauch befindliche Abkürzungen sind ferner: Journalnummer... Marschquartier ... Ortsunterkunft ... Reisequartier .... Gegen Rückgabe . . oder Gegen gefällige Rück­ gabe Unter Rückerbittung Unter Rückerbittung auf dem Dienstweg Im Umlauf dieses Jahres (Mo­ nats)

— — — — —

J.-Nr. M.-Q. O.-U. R.-Q. G. R.

— G. g. R. — U. R. — U. R. a. D. — I. Uml.

--- d.J.(M.)

vorgelegt — praesen= pr., praes. tatum = empf. empfangen expediert, ausgeferttgt = expeditum . . gezeichnet Auf Befehl In Vertretung . . . Im Auftrage .... zur Disposition . . . außer Dienst der Reserve der Landwehr . . . . Landwehr I.Aufgbots

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X. Abschnitt.

Der militärische Schristenverkehr.

a la suite

= ä 1 8. aggregiert = agar. laufenden Jahrezu Fuß -- z. F. (MonatS) = l- I. (M.) zur See — z. S. nächsten Jahres Zur Sache — Z. S. Zur Person — Z. P. (Monats) = n. I. (M.) Zum Beispiel . . . . — Z B. vorigen Jahres (Monats) = v. I. (M.) vorgelesen, genehmigt, zur Zeit unterschrieben . . — v. g. u. = z 3 einschließlich............. — einschl. geschehen wie oben . — g. w. o. ausschließlich — ausschl. siehe = f. und so weiter [et ce­ Seite — S. tera] — usw. [etc.] Absatz = Abs. bezüglich Ziffer = Ziff. (Z.) = bez. beziehungsweise [re­ Stelle des ©icgelS — locus sigilli. . = L. S. spektive] = bzw. [resp.] vergleiche [conferatur, Laut Unterschrift .. — LU. confer] — Vgl. [cfr.] S. auch Verzeichnis der Abkürzungen am Anfang des Buches. Außerdem werden für Maß-, Gewichts- und Geldangaben die allgemein üblichen Abkürzungen gebraucht Schlußpuntte sind biefen nicht bei­ zufügen.

§ 2.

Schreibe« in Dieuftform.

Ist das Schreiben — Antrag, Bericht, Meldung genannt, wenn es dienstlicher, Gesuch, wenn es persönlicher Art — an eine vorgesetzte Behörde oder Person gerichtet, so benützt man den ganzen weißen Bogen, bricht seine beiden Blätter gleichzeitig von rechts nach links genau in der Mitte und beschreibt ihn auf der ersten Seite mit dem Text rechts vom Bruch; auf den folgenden wird durchaus geschrieben und links ein 5 cm breiter Rand gelassen. Am Eingänge jedes Dienstschreibens, und zwar in der linken oberen Ecke 1 cm vom Blattrande steht die Journalnummer, rechts oben in der gleichen Höhe der Ort und die Zeit (Tag, Monat, Jahr) der Ausfertigung.*) Wird von dem Schreibenden kein Journal geführt, so bleibt selbstverständlich die Journalnummer weg und Ort und Zeit der Ausfertigung stehen alsdann in gleicher Höhe mit der Bezeichnung des Einteilungsverhältnisses. Diese enthält nur soviel als zur Erkennung des Einteilungsverhältnisses unbedingt nötig ist, bei einzelnen Truppenoffizieren z. B. nur Regiment, Kom­ pagnie und Name mit Dienstgrad, wenn das Schreiben persönlicher Art ist. Bei einem Bericht in allgemein dienstlicher Angelegenheit fällt der Name weg; ein den Kompagniechef vertretender Subalternoffizier hat in diesem Fall am Schlüsse vor seiner Namensunterschrift „I. B" (in Vertretung) zu setzen. Die Bezeichnung von Regimentern geschieht nach Nummer und Namen der Jnhaher. Die Uberschrift(Kopf)vom Dienstschreiben der Offiziere des Beurlaubten­ standes hat in erster Linie deren Kontrollverhältnis**) ersichtlich zu machen, *) Bon jedem Bataillon, Regiment, Bezirkskommando rc. wird ein Ge­ schäftsjournal geführt, in welchem alle bei der betreffenden Stelle ein- und von ihr auslaufenden Schriftstücke unter fortlaufenden Nummern mit Bezeich­ nung ihres Betreffs vorgetragen werden. Auf den einlaufenden Schriftstücken wird der geschehene Eintrag, der Einlaufsvermerk oder das „Präsentatum" in der Weise gemacht, daß die empfangende Stelle, der Tag des Einlaufs und die betreffende Nummer des Geschäftsjouruals bezeichnet werden, z. B. „empf. (praes.) 2. Jnf.-R. HL Bat. 14. 1.9 1. Nr. 106". **) Es ist falsch, „Bezirkskommando N." zu schreiben, denn der Offizier des Beurlaubtenstandes gehört zum L a n d w e h r b e z i r k N., nicht zum Bezirks­ kommando N., welches nur die dem betr. Landwehrbezirk vorgesetzte Dienststelle ist (s. Muster S. 95).

X Abschnitt. Der militärische Schriftenvssrkehr.

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während dem hierunter folgenden Namen und dem Dienstgrad des betreffenden Offiziers auch der Truppenteil beizusetzen ist, welchem er angehört. Unter der Überschrift folgt nach Freilassung einer Zeile als „Betreff" eine kurze Bezeichnung des Gegenstandes, über welchen das Schreiben handelt, nebst Angabe der Zahl und eventuell der Gattung der etwa dazu gehörigen Beilagen. In derselben Zeile wie der Betreff beginnt der Text. Dieser wird nur auf der ersten Seite halbbrüchig geschrieben, wobei unten ein etwa 5 cm freier Raum bleibt. Auf allen folgenden Seiten schreibt man ihn durchaus unter Freilassung eines je etwa 5 cm breiten Randes links, oben und unten. Die Unterschrift darf aber nie allein auf einer Seite stehen. Behandelt der Text einen Stoff, welcher geheim zu halteu ist, z. B. Mobilmachungsangelegenheiten, so wird auf der rechten Hälfte der ersten Seite etwa 4 Zeilen über dem Text „Geheim" oder „Vertraulich" gesetzt. Unmittelbar unter der letzten Zeile des Textes steht als Unterschrift der Name des Schreibenden (nur Familiennamen, ohne Dienstgrad). Bei Schriftstücken, welche von Organen höherer Kommandostellen ?c. nicht selbständig, sondern im Auftrage des Kommandeurs oder Chefs unter persön­ licher Verantwortung dieses ausgefertigt werden, wird über die Namensunter­ schrist „A. B." gesetzt. Bei den Unterschriften auf dienstlichen und persönlichen Eingaben bleiben Dienstgrad- und Dienststellungsbezeichnungen weg; auf Quittungen, Reisekosten­ liquidationen, Forderungsnachweisen, Prüfungsvermerken rc. sind sie beizusetzen (K.M.E. 14050/99). Die dienstlichen Schreiben an vorgesetzte Stellen und Behörden sind so zu fassen, daß nicht die berichtende Stelle, sondern stets deren Inhaber oder Verweser als redend gedacht ist. Der Schreibende spricht von sich selbst in der ersten, niemals in der dritten Person; ebenso wird auch in Zuschriften an Personen die dirette Anrede gebraucht. Dienstschreiben (Gesuche; bez. Meldungen rc. vgl. unten!) sind so ein­ zuleiten, daß der Vortrag nicht mit der Bezeichnung der schreibenden Stelle oder Person, sondern vielmehr mit der Bezeichnung der Behörde, an welche geschrieben wird, oder mit dem dem Adressaten zukommenden Prädikate beginnt. Solche Prädikate sind: „Königliche Hoheit" für Prinzen Königlicher Häuser und Großherzöge rc.; „Hoheit" für Herzöge und Prinzen ihrer Häuser: „Durchlaucht" für regierende und standesherrliche Fürsten, gegebenen­ falls die Häupter fürstlicher Familien; „Erlaucht" für die Familienhäupter einzelner früher reichsunmittelbarer gräflicher Familien; „Durchlauchtig" bzw. „Erlauchtig Hochgeboren" für die übrigen Mit­ glieder solcher Familien; „Hochgeboren" für die übrigen Grafen; „Hochwohlgeboren" für andere Adelige, Offiziere, Sanitätsoffiziere und höhere Beamte; „Hochwürden" oder „Hochehrwürden" für die Geistlichen; „Wohlgeboren" für alle anderen Militärpersonen über Feldwebelrang; „Exzellenz" für den Kriegsminister, die kommandierenden Generale, Divisions-Kommandeure und jene Generalleutnants, denen dies Prä­ dikat besonders verliehen ist. Das Prädikat „Königlich" (Kgl.) wird im schriftlichen Verkehr nach oben wie auch nach unten, sowohl gegenüber von Truppenteilen und Behörden, als auch von Personen gebraucht. Ebenso kommen in Dienstschreiben gegenüber von Personen auch die Prädikate „Exzellenz", „Hochwohlgeboren" rc. sowohl von Vorgesetzten als von Untergebenen in Anwendung. Alle diese Titulaturen

X. Abschnitt.

94

Der militärische Echriftenverkehr.

sind jedoch sowenig alS möglich zu wiederholen. Statt dessen gebraucht man die Ausdrücke: „Höchstdieselben, Hochdieselben, Wohldasselbe" u. a.

Gesuche aller Art, sowie Meldungen persönlicher Natur werden in der Regel nicht an die betreffende Dien st es stelle, sondern an die Person des (Regiments-, Bezirks-) Komman­ deurs gerichtet, doch ist ersteres zumal dann nicht ausgeschlossen, wenn die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit besteht, daß die betteffende Person z.Z. ihre Dienstesstelle nicht versieht und in diesem Falle ihr Vertreter zur Berbescheidung des Gesuches rc. zuständig wäre. Vor der Einreichung des Gesuches haben regimentierte Gesuchsteller sich der mündlichen Zustimmung der Zwischenvorgesetzten zu versichern und, daß solche erfolgt, in den» Gesuche ausdrücklich zu erwähnen. In allen Fällen, in welchen der regimentterte Gesuch­ steller nicht in der Lage ist, sich der mündlichen Zustimmung der Zwischenvor-^ gesetzten zu versichern, hat dagegen die Erholung der Einverständniserklärung zu unterbleiben (K.M.E. 10463/94). Angehörige detachierter Truppenteile legen das an den selbständigen Kommandeur gerichtete Gesuch zuvörderst dem höchsten Zwischenvorgesetzten im detachierten Verhältnisse vor, welcher sein Ein­ verständnis oder etwaige Gegenerinnerungen darauf vermertt. Ein Gesuch beginnt mit den Worten; „Euer Hochwohlgeboren bitte ich gehorsamst, mir.............. vermitteln (genehmigen) zu wollen — sich für mich dahin verwenden zu wollen, daß" und ähnlich. „Gehorsamst" wird stets geschrieben; im übrigen sind Höflichkeilsformeln tunlichst einzuschränken oder am besten ganz wegzulassen.

Meldungen, Berichte rc. beginnen sofort mit ihrem Inhalt. Ein­ leitende Wendungen wie „Der Kgl. Kompagnie melde ich gehorsamst" usw. sind unnötig. S. § 6. Hat das Schreiben Vorgänge, auf welche Bezug genommen werden muß, so werden solche möglichst kurz und klar gleich im Beginn des Schreibens angegeben, z B.: „Unter Bezugnahme auf den K.M.E. Nr. 1304/99 melde ich rc." In allen jenen Fällen, in welchen gesonderte Berichterstattung oder Ent­ schließung durch einen höheren Erlaß oder durch die Vorlage einer unter­ geordneten Stelle veranlaßt ist, soll übrigens die betreffende Bezugnahme oberhalb des Betreffes erfolgen, z. B.

Nr. 4. Division. (Zur Vorlage Nr. 416/99 der 7. Jns.-Brig.) Betreff:

Der Vortrag der Meldung, des Gesuches rc. erfolgt sodann in der Regel im ersten Absätze kurz, jedoch möglichst vollständig; im zweiten und in den folgenden Absätzen wird hierauf die weitere Ausführung, Begründung des Gesuches rc. gegeben. Darin erstmals vorkommende Personen sind mit Vor­ namen, Stand rc. aufzuführen; die Bezeichnung der Regimenter geschieht im Text nur nach Nummern. Sind dem Schreiben Anlagen beigefügt, so werden sie in der Regel im Text geeigneten Orts (am Schluffe) deutlich bezeichnet. Dient ein Schreiben überhaupt nur als Begleitschreiben für dergleichen An- oder Einlagen, so wird es „Begleitschreiben" genannt.

Bei Denkschriften, Schreiben durchaus (in extenso) ist es hie und da auch üblich, daß neben der Zeile, wo die einzelnen Anlagen jeweils zuerst erwähnt werden, links vom Bruch bzw. Text ein etwas geneigter 3 cm langer „Anlagestrich" gezogen und die Zahl der Anlagen darüber geschrieben wird, sofern mehr als eine daselbst aufgesührt ist.

Wünscht man die Anlagen zurück, so setzen Vorgesetzte und Gleichgestellte „g. R." oder „u. R." in den Text; Untergebene drücken die bezügliche Bitte im Text selbst aus, nötigenfalls unter Angabe der Gründe.

X. Abschnitt.

Der militärische Schristenverkehr.

95

Beispiel eines Gesuches (Reichsformat, ganzer Bogen):

Landwehrbezirk Kempten. Leutnant der Reserve 20. In­ fanterie-Regiments N.

Lindau, 1. April 1902.

Betreff: Bitte um Übungsbe­

Euer Hochwohlgeboren bitte ich gehorsamst, meine Befreiung von der Übung beim Kgl. 20. Ins-Reg., zu welcher ich auf den 5. Mai einberufen bin, vermitteln zu wollen. Ich habe

freiung. (Mit 2 Beilagen.)

Das Zeugnis der (des) . . . und eine schriftliche Verpflichtung, im Falle der Genehmigung meines Gesuches bis zur Ableistung meiner gesetzlichen drei Übungen in der Reserve verbleiben zu wollen, lege ich bei.

N.

An den Kgl. Major z. D. und Kommandeur des LandwehrbezirkS Kempten

T

g

Herrn N. Hochwohlgeboren, j,

Im Dienstschreiben an Vorgesetzte sind folgende Zeitwörter gebräuchlich: Hielten, berichten, vortragen, bitten, Bitte Vorträgen, überreichen, vorlegen, in Vorlage bringen, unterbreiten. Die üblichen Höflichkeitssormeln sind: a) Eigenschafts- und Umstandswörter, den Absender betreffend: ge­ horsamster, gehorsamst; b) Eigenschaft- und Umstandswörter, den Empfänger betreffend: geneigt, gütig, geneigtest, gütigst; bei geneigt kann man auch „sehr" oder „hoch" vorsetzen. In die Linke untere Ecke der ersten beschriebenen Seite kommt die innere Adresse unter einen etwa 5 cm vom untern Rande bzw. in gleicher Höhe mit der letzten Zeile der Unterschrift bis zur Mitte der ganzen Seite zu ziehmden Strich.

X. Abschnitt.

96

Der militärische Schristenvertehr.

Die Adresse an eine Behörde beginnt mit dem Worte „An", dann folgt die Bezeichnung der Adreßbehörde unter Borsatz der Bezeichnung „Kgl." („König­ lich"); z. B.: „An das Kgl. Bezirkskommandv I München" oder: „An die Kgl. 10. Kompagnie" oder: „An das III. Bat. Kal. 14 Jnf.-Rgts. Hartmann". Die Adresse an eine Person beginnt ebenfalls mit dem Worte „An", dem die Bezeichnung des Dienstgrades unter dem Vorsatze des Wortes „Kgl." („König­ lich"), dann die Bezeichnung des Truppenteils, eventuell der Dienststellung und des besonderen Kommandos folgt. Hierauf wird in neuer Zeile, etwas nach rechts gerückt, der Name mit allenfallsigem Adelsprädikat und dem Worte „Herrn" davor, ferner in ueuer Zeile, noch mehr nach rechts gerückt, das Dienst-, Geburts- oder Standespräditat angegeben (s. o.). z. B.:

An den Kgl. Major und Bataillons-Kommandeur Herrn von N. Hochwohlgeboren

oder: An den Kgl. Hauptmann und Kompagniechef Herrn K. Freiherrn von N. Hochwohlgeboren Betr. äußerer Adresse s. § 10.

§ 3.

Schreiben in urschriftlicher (brevi manu) Form.

Berichte, Meldungen, Gutachten, Mitteilungen, Entschließungen rc. sind, wenn sie sich auf Einläuse beziehen, urschriftlich zu erledigen: in allen anderen Fällen bleibt die eigentliche Form der Dienstschreiben (§ 2) aufrecht erhallen. Durch die urschriftliche Erledigung wird das Schristwesen erheblich abgekürzt und ist alles, was sich auf dieselbe Angelegenheit bezieht, auf einem und demselben Schriftstücke enthalten. Bei allen Schreiben werden urschriftliche Erledigungen im Anschlüsse an den unmittelbar unter den Schluß deS Textes zu setzenden Eingangsvermerk geschrieben, daher auf der ersten Seite halbbrüchig, auf den folgenden durchaus. Das Datum der Erledigung wird im Texte bezeichnet, ebenso etwa hinzu­ gekommene Beilagen; den Schluß bildet die Unterschrift wie oben unter tz 2; z. B.: 2. Jnf.-Rgt empf. 8. 1. 01 Nr. 300 und am 9 1. 01 der Kgl. 7. Komp, nebst zwei Beilagen zur Kenntnisnahme g. R. zugeleitet. N. oder: Nürnberg, 10. Februar 1900. Dem Kgl. Bat. gehorsamst in Vorlage mit dem Beifügen, daß N. oder:

präs. 14. Jnf.-Regt. 1. Bat. 1. 3. 02. Nr. 304 u. g. R. dem Kgl. Leutn. d. Res. Herrn N. Hochwohlgeboren für Kenntnisnahme ergebens! zugeschlossen. N. Als Antwort: Nürnberg, 3. März 1902. Dem Kgl. Bat. nach Kenntnisnahme gehorsamst in Rückvorla^e.

§ 4.

Kurze (offene) Meldungen.

Anzeigen und Meldungen sehr kurzen Inhalts, welche der Natur der Sache nach zu wiederum nur kurzen Randbemerkungen, nicht aber zu größeren Entschließungen oder zu Vorlagen an höhere Instanzen Ber-

X. Abschnitt.

Der militärische Schristenverkehr.

97

anlassung geben können, zumal solche, die nur momentane Bedeutung haben, werden auf doppelte, unter Umständen auch einfache Quartblätter gesetzt. Auf der ersten Seite wird halbbrüchig geschrieben, auf den folgenden durch­ aus mit einem freien Rand (links) von einem Viertel der Breite des Papiers (4—6 cm). Beispiel (doppeltes Quartblatt — quergeschnittener halber Bogen deS Reichsformats): 1



1

■ 21 cm

Landwehrbezirk Regensburg. Oberleutnant der Landwehr-In­ fanterie 1. Aufgebot- N.



■■

Regensburg, 1. April 1901.

Betreff: Wohnungswechsel.

Ich wohne seit heute X.-Straße 24/11.

An das Kgl. Bezirkskommando T Regensburg.

fl

1 In kurzer, klarer Weise ist die zu meldende Tatsache — unter Fortlassuna jeder Höflichkeitsform und der nicht zur Sache gehörigen Einzelheiten — so erschöpfend darzustellen, daß Rückfragen unnötig werden. Bei wichtigen und eiligen kurzen Meldungen, denen baldtunlichst ein­ gehende Berichte (§ 2) folgen, bedient man sich auch folgender Form und ver­ merkt unter dem Datum die Abgangszeit, z. B. (Quartblatt); 21 cm



1. Infanterie-Regiment. 5. Kompagnie. Leutnant A.



■ ■■

München, Schießplatz NeuFreimann. 3. 3. 04. 830 Morg.

Meldung.

«—

| * -

4-6 cm

Der alS Anzeiger kommandierte Gemeine 8 ... ist soeben infolge eigener Unvorsichtig—>feit von dem Gemeinen X ... in den linken Oberarm geschossen worden. Notverband ist durch San.-Urtteroff. B. angelegt. Bom GarnLaz. wurde Wagen telephonisch erbeten. Gleichlautend an die Kgl. Kommandantur.

An die Kgl. 5. Kompagnie.

T l

Offiziere benützen zu Meldungen in persönlichen Berhältnisien, z. B. bei Erkranttmg, bei Antritt eines Urlaubes oder bei Rückkehr auS diesem, bei ikommandoS, wenn sie den betteffenden Vorgesetzten nicht aufsuchen oder treffen önnen, Vja Bogen. Eine solche Meldung lautet beispielsweise: 12. Infanterie-Regiment. Neu-Ulm, 6. Februar 19 . . 1. Kompagnie. Leutnant der Reserve N. N. meldet sich gehorsamst an Halsentzündung erkrantt. Voraussichtliche Dauer der Erkrankung 8 Tage. Behandelnder Arzt: Dr. N., X-Straße 24/11. Uber Meldungen der Mannschaften des Beurlaubten st andes s. III. A. tz 13; über Meldungen in fremden Garnisonen s. XXI. A.

§ 5. Schreiben an «eben- und untergeordnete Stellen und Personen. Sie werden auf doppelte Quartblätter geschrieben; der Bogen wird nicht gebrochen, sondern es bleibt nur links ein freier Rand von einem Viertel der Breite des Papiers (4—6 ein); der Text wird auch auf der ersten Seite durch­ aus geschrieben. Überschrift, Betteff, innere und äußere Adresse sind wie bei anderen Dienst­ schreiben. Auch hier ist auf möglichste Kürze und Einfachheit zu sehen; Höflichkeits­ formeln sind tunlichst einzuschränken. Bon Zeitwörtern sind dabei üblich: anzeigen, in Kentnis setzen, mitteilen, benachrichtigen, aufmerksam machen, ersuchen, bestimmen, befehlen, übersenden, zusenden, übergeben, zuleiten, zurückleiten. Das Zeitwort erlauben (z. B. dem Kgl. Bezirkskomando erlaube ich mir, mitzuteilen rc.) ist zu ver­ meiden ; dagegen ist das Zeitwort beehren (z. B. das Kgl. Bataillon beehre ich mich ergebenst zu benachrichtigen rc.) gebräuchlich. Übliche Höflichkeilsformeln sind folgende: a) Eigenschafts- und Ümstandswörter, den Absender betreffend: ganz ergebenster, ganz ergebenst, ergebenster, ergebenst; b) Eigenschasts- und Umstandswörter, den Empfänger betreffend: gefällig, gefälligst, sehr gefällig; c) bei Wiederholung von Anreden „Hochdieselben" bzw. „Wohldieselben". Beispiel (Papier wie zu § 4): ■ »

Nr. . . Bezirkskommando Ingolstadt.

21 cm ■—

■ ■■ ■

- 1

Ingolstadt, 7. Januar 1899.

Betreff:

Der vormalige Gemeine N. N. des jen­ seitigen Rgts Kgl. Rgt. ersuche ich daher ergebenst . .

An daS Kgl. 10. InfanterieRegiment

t §

X Abschnitt.

§ 6.

Tatberichte.

Der militärische Schriftenverkehr.

99

Anzeigen strafbarer Handlungen.

(M.St.G.O. §§ 153, 156. — B.Bl. 228/00.)

1. Tatbericht ist eine dienstliche Meldung, der eine strafrechtlich zu ver­ folgende Handlung oder Unterlassung (Bergehen, Verbrechen) einer Militär­ person zu Grunde liegt. Der Tatbericht wird in der Regel von dem nächsten mit Disziplinarstrafgewatt über den Beschuldigten versehenen Vorgesetzten nach feststehendem Formular (Form. 10 für die höhere, Form. 11 für die niedere Gerichtsbarkeit, Formularbuch zur M.St.G.O.) erstellt und von ihm unmittelbar an den ihm wieder zunächst vorgesetzten Gerichtsherrn — der niederen bzw. höheren Gerichtsbarkeit — eingereicht. Der hiebei etwa übergangenen vor­ gesetzten Dienstesstelle ist gesondert Meldung zu erstatten, z. B. von der Kom­ pagnie dem Bataillon. (S. auch XIV. A. § 16). Bei einfach liegenden Sachen genügt die Feststellung des Tatbestandes durch den Disziplinarvorgesetzten. Unter „einfach liegenden Sachen" sind solche geringfügige Sachen zu verstehen, bei denen es sich um einen in engem Rahmen sich haltenden Vorgang handelt, der durch Zeugen oder Geständnis alsbald völlig klar gestellt werden kann. Z. B. der Rondeoffizier trifft einen Posten schlafend an; er meldet dies schriftlich der Kommandantur, welche ihrerseits die Meldung zunächst dem Regiment zur weiteren Feststellung des Tatbestandes, Vernehmung des Angeschuldigten und allensallsiger Zeugen usw. zuleitet; das Regiment gibt diesen Auftrag weiter an den nächsten mit Disziplinarstrafgewatt über den Beschuldigten versehenen Vorgesetzten, d. i. an den Kompagniechef. Bezüglich der Form der hier in Betracht kommenden Meldungen ist § 2 maß­ gebend.

Im Text muß alles das möglichst gründlich, unter zweifellos genauer Anführung der Zeugen, Aufnahme finden, was zur Klar­ legung des Tatbestandes irgend beitragen kann. Soldaten sind als solche durch Beifügung des Truppenteils und der Kompagnie rc., andere Personen durch Angabe des Standes sowie nach Möglichkeit auch der Wohnung näher zu bezeichnen.

2. Bon dem Tatbericht zu unterscheiden ist die „Anzeige strafbarer Hand­ lungen" sowie der „Antrag auf Strafverfolgung" gegen Personen, die der Milttärgerichtsbarkeit unterstehen. Diese werden von Offizieren und Sanitäts­ offizieren — soferne ihnen nicht gemäß vorstehender Z. 1 ohnedies die Erstellung des Tatberichts obliegt — bei dem Gerichtsherrn oder einem mit Disziplinar­ strafgewalt versehenen Vorgesetzten des Beschuldigten mündlich oder schriftlich angebracht. Die Personen des Soldatenstandes vom Feldwebel usw. abwärts haben solche Anzeigen oder Anträge ihrem Kompagnie- rc. Chef unmittelbar und mündlich vorzutragen. Ein mündlich vorgebrachter Antrag auf Strafver­ folgung ist zu Protokoll zu nehmen. Über jede vorgekommene Mißhandlung Untergebener ist mit allen jeweiligen Aufschlüssen und Anträgen im Dienstwege dem Kriegsministerium alsbald Bericht zu erstatten, ohne die etwaige strafrechtliche Behandlung hiedurch auszuhalten. Das Ergebnis der Untersuchung ist nach Erledigung jedes einzelnen Falles s o fort zu berichten.

§ 7.

Meldungen im Garnisonwachtdienft.

Die Meldungen der Garnisonwachen über außergewöhnliche Vorfälle an die Kommandantur und den Offizier vom Ortsdienst werden auf einem Viertels­ bogen erstattet. Vorkommnisse verschiedenen Betreffes bedingen jedes gesonderte Meldung. Der Inhalt der Meldung ist bestimmt und kurz zu hallen.

X. Abschnitt.

100

Der milttärische Schristenverkehr.

Man bedient sich folgender oder ähnlicher Form: >

-

21 cm

--

Meldung Rr. 3. (Mit 1 Beilage.)

München, 7. 5. 04. Bon der Hauptwache.

Der Arbeiter N. N. von hier, Heustraße 5 wohnend, ist heute 4"»Morg. von dem Posten im „alten Hof", Inf. C .... 2. Kp. k. I.-JnfRgts., wegen Widersetzlichkeit festgenommen und durch den Gefreiten A ... . derselben Kp. der Polizeiwache Straße 24 zugeführt worden. Ablieferungsschein liegt bei.

. S A H

N. Leutnant im k. 1. Jnf.-Rgt.

T

An die k. Kommandantur.

g

r An Truppenteile, die Ortspolizeibehörde und an die Garnisonverwaltungen werden statt der „Meldungen" in gleicher Form „Anzeigen" erstattet. In An­ zeigen an Truppenteile wird z. B. um Ersatz abzulösender Wachmannschaften ?c. —



- 21 cm

- -

-



München, 7. Mai 1901.

Anzeige von der ^.-Wache. Der Brenner der mitfolgenden Lampe ist zerbrochen. Um Austausch wird gebeten.

g ®

N. Unteroffizier x.Kp. n. Jnf.-Rgt.

An die k. Garnisonsverwaltung.

t

r gebeten. Anzeigen an die Polizeibehörde dienen als Mitteilung bei Ablieferung arretierter Zivilpersonen, zur Verständigung über stattfindende Exzesse rc.; AnÄan die Garnisonverwaltung veranlassen die Befriedigung bestehender Wachtjnisse, wie den Umtausch zerbrochener Wachteinrichtungsgegenstände u. dgl. Meldungen und Anzeigen über stattgehabte Verhaftungen müssen enthalten: Namen und Stand der Verhafteten, Grund der Arretterung, etwaige Zeugen

X. Abschnitt.

Der militärische Schriftenverkehr.

101

des Vorfalles nach Namen und Stand bezeichnet, überhaupt alles, was zur Feststellung des Tatbestandes dienen kann.

Wie die Wachttapporte zu führen sind, ergeben die in jedem Wachtlokale niedergelegten von der betreffenden Kommandantur vorgeschriebenen Muster nebst dazu gehörigen Erläuterungen.

§ 8.

Schriftenverkehr im Felde s. F.O. B.

§ 9.

Privatbriefe an Vorgesetzte und Gleichgestellte.

Privatbriefe, welche in keiner Beziehung zu militärdienstlichen Verhältnissen stehen, sondern nur rein persönliche und private Angelegenheiten behandeln, sind stets an die Person, nicht an die Stelle zu richten. Man benützt hiezu einen Briefbogen in Quartformat, welcher nicht farbig, verziert oder zu dünn sein darf. Dieser wird nicht gebrochen, sondern es wird links ein Rand von 3—4 cm Breite freigelassen; in den Brief kommt keine Adresse, sondern er beginnt 4—5 cm vom oberen Rande mit bet Anrede, die beispielsweise lautet: Hochwohlgeborener Herr! (Hochwohlgeborener Herr Baron!) Hochzuverehrender Herr Oberst!

Diese Anrede steht in der Mitte des Briefbogens; 5—6 cm unter ihr beginnt der Text in der Regel mit „Euer Hochwohlgeboren"; statt dieses Prä­ dikat im ferneren Bortrage zu wiederholen, gebraucht man „Hochdieselben". Die Schreibweise hält sich an die von dem Verhältnis des Schreibers zu dem Empfänger gebotenen Schicklichkeitsregeln. Der Schreibende nennt sich gegenüber Vorgesetzten „gehorsamst", gegenüber Gleichgestellten oder Unter­ gebenen „ergebenst"; von dem Adressaten spricht er „hochgeneigt, geneigt, gütigst, gefälligst"; ein früheres Schreiben des Adressaten, auf welches man sich bezieht, heißt: „hochgeehrt bzw. geehrt".

Die Schlußformel lautet z. B. Mit der vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Euer Hochwohlgeboren gehorsamster N. N. Leutnant der Reserve,

oder: Genehmigen Hochdieselben den Ausdruck ehrerbiettgster Hochachtung, womit ich verbleibe Euer Exzellenz gehorsamster N. N. oder (gegen Gleichgestellte oder Untergebene):

Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung bin ich (habe ich die Ehre zu sein) Euer Hochwohlgeboren ergebenster N. N. Name des Schreibenden, darunter Dienstgrad und Truppenteil stehen unter dem Brief, Ort und Datum links des Namens in gleicher Höhe mit diesem.

§ 10.

Umschlag- ttttb äußere Adressen.

1. Über die Form der Umschläge f. § 1. Bei Versendung geheimer Schriften ist auf die Haltbarkeit des Um­ schlages besonders zu achten. Zum Verschluß dient außer der allgemein angewendeten Gummierung die Siegelung. Sie erfolgt mit rotem (während Landestrauer mit schwarzem) Siegellack so, daß der Kopf jedes Siegels nach oben zeigt.

102

X. Abschnitt.

Der militärische Schristenverkehr.

Kreuzumschläge versieht man mit einem, Attenumschläge und Geldbriefe mit zwei Siegeln. Verwendet man bei Geldsendungen gewöhnliche Kreuz­ umschläge, so sind fünf Siegel nötig. Behörden verschließen die Briese an Stelle der Siegel auch mit einem farbigen (bezw. schwarzen) Stempel oder einer farbigen (bezw. schwarzen) Verschlußmarke. Personen, welche sich nicht im Besitze eines Dienststempels befinden, schließen den Brief mit dem eigenen Siegel, müssen dann aber, so ferne porto­ freie Beförderung (s. § 11) beansprucht wird, auf die Adresse (links unter Militaria rc. — vgl. u.) die Worte setzen: „In Ermangelung eines Dienst­ siegels" unter Hinzufügung des NamenS, deS Ranges und des Truppenteils, wobei verständliche Abkürzungen gestattet sind. Bei allen militärischen Schreiben, ausgenommen Privatbriefen, ist über der Adreffe die absendende Person oder Stelle kurz zu bezeichnen (s. Beisp.). 2. Adressen an Personen beginnen unter „An" mit dem Range, welchem daS Wort „Königlich" (k.) vorgesetzt wird. Dem Königlich wird nur dann „Bayerisch" beigesetzt, wenn der Empfänger sich außerhalb Bayerns aufhält. Bei Personen der nichtbayerischen deutschen Armee wird dem Range „Kaiserlich, Königlich Preußisch (Sächsisch usw.) oder „Großherzoglich" ent­ sprechend dem Truppenteil des Empfängers vorausgesetzt. Angehörige derjenigen Truppen, welche die Grobherzogtümer Baden und Oldenburg, die Thürinaischen Staaten, sowie die Herzogtümer Anhalt und Braunschweig stellen, heißen „Königlich Preußisch", die der mecklenburgischen und hessischen: „Großherzoglich". Rach dem Range wird die D i e n st st e l l u n g, der Truppenteil und ein etwaiges Kommandoverhältnis angegeben. Die Bezeichnung des Regiments geschieht nach Nummer und Name oeS Inhabers. Hierauf folgt, ohne daß eine neue Zeile begonnen wird, die Angabe der Orden in fol­ gender Form: „Ritter" bei einem [bic Bezeichnung Ritter pp. ist unstatthaft^, „Ritter mehrerer Orden" bei mehreren Orden, „Ritter hoher Orden" bei Orden 1. Klasse, „Ritter höchster Orden" bei Orden höherer Klassen. Großkreuze, Großkomture rc. werden namentlich aufgeführt, z. B.: „Großkomtur deS Militärverdienstordens". In Preußen werden der Schwarze Adlerorden und der Orden pour le mdrite stets besonders aufgeführt, z. B.: „Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und Großkreuz", wie auch: „Großkreuz und Ritter des Ordens pour le mörite", in Bayern der Militär-Max-Joseph-Orden und der Verdienstorden der bayer. Krone. Im übrigen fällt bei Vorhandensein höherer Orden die Angabe solcher einer niederen Klasse fort; die Schreibweise der Orden richtet sich nach dem „Militärhandbuch des Königreichs Bayern". Nach den Orden setzt man — in die Mitte des Umschlages — den Namen mit dem Zusatze: „Herrn", „Herrn Grafen" rc. in eine besondere Zeile und darunter das dem Stande bezw. der Dienststellung des Empfängers zu­ kommende besondere Prädikat. Unter diese Angaben kommt rechts der Bestimmungsort, links in gleicher Höhe bei portofreien (s. § 11) Dienstschreiben das Wort »Militaria«. 3 Auch bei Adressen an Behörden geht der Angabe der Behörde der Zusatz „Königlich" (k.) wie bei Personen voraus. „Kaiserlich" sind: A. Sämtliche Marinebehörden. B. In den Reichslanden: 1. Die Festungs- und Garnisonbehörden (wie die Gouvernements rc., Forttfikattonen rc., Garnisonkommandos),

X Abschnitt.

103

Der militärische Schriftenverkehr.

2. die Ersatzkommissionen und Bezirkskommandos (alle anderen Kom­ mandobehörden sind „Königlich l^Preußisch^"), 3. die Berwaltungs- (auch Zivil-) Behörden mit Ausnahme der Inten­ danturen. C. Die Reichspost- und Telegraphenbehörden (wozu die in Bayern und Württemberg nicht gehören). Unter dem Wort »Militaria« sind ev. die Journalnummern sämtlicher im Umschlag enthaltener Schriftstücke zu verzeichnen. Im übrigen richten sich die weitere Aufschrift und die Raumverteilung nach dem unter 2 Gesagten.

4. Beispiele von äußeren Adressen. A. ju § 2 (Oktav formal):

Vom Leutnant der Res. k. 1. Jnf.-Regts. N

An den k. Oberst z. D. und Kommandeur des Landwehrbezirks I München Ritter hoher Orden

Herrn von N Hochwohlgeboren

München

Militaria.

Herzog-Max-Burg.

L. zu tz 2 u. 6 (Oktav formal):

Vom 2. Jägerbataillon An

das III. Bataillon k. 1. Infanterieregiments König

München.

Militaria. Nr. 560. 566. 0. zu 8 10 (Quart formal): An

Matte

den k. Major und Abteilungskommandeur im 3. Feldartillerieregiment Königin Mutter, Ritter hoher Orden Herrn Grafen von 8 Hochgeboren

München.

frei.

Ludwig-Straße 6/II.

§ 11.

Portofreiheit.

In reinen Dienstangelegenheiten werden Postsendungen jeder Art ausschließlich jener im Ort- oder Landbestellbezirke der Aufgabepostanstalt p k r 1 o f r e i befördert.

104

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Zur Anerkennung dieser Portofreiheit ist erforderlich, daß die Sendungen a) mit amtlichem Siegel oder Stempel verschlossen und b) in der Aufschrift mit dem Vermerk »Militaria« versehen sind. Bon dem Erfordernis eines amtlichen Siegels oder Stempel- ist nur dann abzusehen, wenn der Absender eine aktive Militärperson ist, sich nicht im Besitze eine- amtlichen Siegels oder Stempels befindet und dies unter dem PortofreiheitSvermerk, wie im tz 10 Z. 1 angegeben, bestätigt. Offiziere des Beurlaubten st andeS genießen auch außerhalb der Zeit, während welcher sie zum Dienst einberufen sind, für ihren dienstlichen Schriftverkehr mit dem militärischen Kommandobehörden und Dienstesstellen innerhalb Bayerns Portofteiheit, wenn auf der äußeren Adresse die Bezeichnung des Absender- und der Vermerk »Militaria« enthalten sind (BÄl. 56/82).

Betr. Mannschaften deS Beurlaubten st andeS s. III. A. § 3.

Da- Gewicht einer portofreien Sendung in Bries- oder ähn­ licher Form soll in der Regel über 250 g nicht hinausaehen. (Soldatenbriefe sind indesien schon portopflichtig, wenn sie über 60 g wiegen.) Briefe mit teils dienstlichem, teils persönlichem Inhalt, wie z. B. die Briefe in Privatform, sind stets portopflichtig und ohne die Aufschrift »Militaria« abzusenden. Bei Sendungen durch Eilboten ist das Eilbestellgeld zu ent­ richten, auch wenn sie sonst portofrei find. DaS Marine-Postbureau vermittelt Briefe, Postkarten und Drucksachen, Zeitungen und Postanweisungen, die den Vermerk tragen „durch Vermittlung deS Hofpostamts in Berlin" an die Besatzungen der außerhalb des Deutschen Reiches befindlichen Kriegsschiffe zu den innerhalb desselben gilttgen Sätzen. Briefe an und von Mannschaften über 20 biS 60 g kosten 10 Pfg. Zu den gleichen Sätzen werden auch Postsendungen nach den deutschen Kolonien befördert.

XI. Abschnitt. V-bkidung und Ausrüstung. 1. Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung. (BekleidungSordnung.

§ 1.

I. Teil.

München 1901.)

Bestandteile der Bekleidung und Ausrüstung.

1. Die Bekleidungsstücke werden unterschieden in: a) Großbekleidungsstücke: Feldmütze (für Unteroffiziere auch Schirmmütze), Waffenrock, Litewka, Drillichjacke, Halsbinde, Tuchhose, weißleinene Hose, Drillichhose, Unterhosen (zwei für jeden Mann), Mantel, Tuch­ handschuhe für Gemeine und Lederhandschuhe für Unteroffiziere; b) Kleinbekleidungsstücke: Stiefel, Schnürschuhe, Hemden (zwei für jeden Mann). Für daS Feldverhältnis find nur eine Unterhose (im Winter — 1. Oktober biS Ende März — jedoch noch eine gewalkte), dagegen zwei Hemden zuständig, während Litewka und weißleinene Hose in Wegfall kommen.

1. Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

105

2. Die Ausrüstungsstücke bestehen aus: Helm mit Kinnriemen (im Frieden Schuppenketten), Tornister mit Lebensrnittel-, Wäsche- und Zeltzubehör­ beutel, Leibriemen mit Schloß und Seitengewehrtasche, beiden Patrontaschen, Kochgeschirr mit Riemen, Brotbeutel, Feldflasche mit Trinkbecher, drei Mantel­ riemen, Säbeltroddel, Schanzzeug (Spaten, Beilpicken, Beile) mit Futteral, Salzbeutel, Fettbüchse, Verbindezeug, Erkennungsmarke, Putzzeug (Kleider-, Stiefel-, Auftrag-, Schmierbürste, Wichs-, Putzpomade-, Lederputz- und Gewehr­ fettbüchse), Nähzeug (Täschchen aus Tuch mit Nadeln, Knöpfen, Faden, Schere), endlich der Zeltausrüstung (für jeden Unteroffizier und Mann eine Zeltbahn, eine Zelt- und Halsleine, ein dreiteiliger Zeltstock, drei Häringe, zwei Hülsen mit Halteschraube).

§ 2.

Grundzüge des BekleidungSwefcnS.

A. 3m Trieben. Auf dem Gebiete des Bekleidungswesens haben die Truppen im Frieden die dreifache Aufgabe zu erfüllen: 1. die ihnen überwiesenen eisernen Bestände an Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücken zu verwalten und zu erhalten; 2. den Friedensstand unter zweckmäßiger Verwendung der hiefür ver­ fügbaren Mittel zu bekleiden und auszurüsten; 3. durch umsichtige und sparsame Wirtschaft Vorräte zur Bekleidung und Ausrüstung derjenigen Kriegsfonnationen anzusammeln, für welche die eisernen Bestände nicht ausreichen.

Die eisernen Bestände werden den Truppen als einmalige Abfindung überwiesen und müssen jederzeit in fertigen, seldbrauchbaren Stücken zum sofor­ tigen Gebrauch im Kriegsfalle bereit liegen. Die über den eisernen Bestand hinaus vorhandenen Vorräte bilden — soweit nicht ein Teil derselben ausschließlich für den Kriegsbedarf niedergelegt wird — die Gebrauchsgarnituren. Zum Ersatz der abgenützten Stücke erhalten die Truppen alljährlich im voraus eine BerbrauchSentschädigung, deren Höhe sich richtet nach der Friedensstärke, sowie nach den Etatspreisen und Tragezeiten der, BekleidungSund Ausrüstungsstücke. Ein außergewöhnlicher Verbrauch (für ÜbungSmannschasten uff.) wird besonders vergütet. Für solche Ausgaben und Nebenkosten, die sich nicht im einzelnen vorausberechnen lassen, werden den Truppen Pauschsummen gewährt. Über diese, gesonderten Fonds zufließenden Mittel verfügen die Truppen innerhalb des in der Bekleidungsordnung festgesetzten RahmenS selbständig. Der Regiments- bzw. selbständige Bataillonskommandeur ist für den krieaStüchtigen BekleidungS- und Ausrüstungszustand seines Truppenteils, sowie für die zweckmäßige Verwendung der zu diesem Behufe gewährten Mittel verant­ wortlich. Seine ausführenden Organe sind die BeNeidungskommissionen. Der Regiments-Bekleidungskommissiön ist übertragen: die Verwaltung der Wirtschaftsfonds, die Anmeldung oder Ausführung der Be­ schaffungen, die Aufbewahrung und Sicherung, sowie die Auffrischung der noch nicht in Gebrauch gegebenen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände und die Abfindung der Bataillone. Den Bataillons-Bekleidungskommissionen obliegt die Siche­ rung, Aufbewahrung und Auffrischung der im Gewahrsam des Bataillons be­ findlichen Vorräte, sowie die Abfindung der Kompagnien. Die Kompagniechefs sind für die Sicherung» Aufbewahrung, Instand­ haltung und Schonung der ihnen überwiesenen Stücke, sowie dafür verantwort­ lich, daß die Mannschaften vorschriftsmäßig bekleidet und ausgerüstet werden. Ihre Hilfsorgane sind die Kammerunteroffiziere, auch können die Kompagnie­ offiziere zur Beaufsichtigung derselben herangezogen werden.

106

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Die Herstellung bzw. die Beschaffung deS gesamten Bedarfes an Bekleidung und Ausrüstung (ausschließlich Pferderüstung, welche die Sattler der Regimenter fettigen) obliegt den BekleidungSämtern, welche sich am Standotte der Generalkommandos befinden.*)

Zu diesem Behufe haben die Truppen ihren Bedarf alljährlich auf Grund eines aufzustellenden WittschaftSplanes den Bekleidungsämtern anzuzeigen. Bei jedem Infanterie-Regiment befinden sich vier Handwerker (Schneider) zur Ausführung von kleinen Abänderungen und zur Anfertigung von neuen Abzeichen an Waffenröcken und Mänteln. Um die nicht im Gebrauch befindlichen Bestände des Kriegsbedarfs vor dem Verderben zu schützen, findet eine regelmäßige Auffrischung derselben statt, d. h. es werden die im Laufe des Wirtschaftsjahres beschafften Stücke zu­ nächst gestempelt und den lagernden Beständen des Regiments zugewiesen und dafür die ältesten von diesen an die Bataillone abgegeben. Die Bataillone geben aus ihren ältesten Beständen ebensoviel an die Kom­ pagnien ab, welche diese mit dem Stempel deS EmpsangsjahreS und der Kompagnie versehen. Die Vorräte der Kompagnien an Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücken werden nach dem Alter der Anfertigung und der Beschaffenheit in Garnituren eingeteilt, von welchen jede so viele Stücke umfaßt, als die Friedensstärke der Kompagnie an Mannschaften beträgt. Die Garnituren werden entweder mit ihrer Nummer oder mit dem Zweck, zu dem sie bestimmt sind, bezeichnet; in letzterer Beziehung bestehen bei den Truppenteilen verschiedene Bezeichnungen. Es werden z. B. der 1. oder Kttegsgarnitur die neuesten voll­ kommen kttegSbrauchbaren Stücke beigezählt; die nächstbesten Stücke bilden die 2. oder Paradegarnitur, die drittbesten die 3. oder SonntagSgarnitur; die 4. Garnitur besteht aus den zum Garnisonwachtdienst verwendeten Stücken, die 6. Garnitur bildet den Ererzieranzug, eine etwa noch vorhandene 6. Garnitur, auS den am längsten in Tragung befindlichen Stücken bestehend, gibt die Be­ kleidung für die Arbeitsdienste, den Stuben- und den eventuell leihweise abzu­ gebenden Entlaffungsanzug (s. § 3). Diejenigen Stücke, welche nicht mehr reparaturfähig find, werden zu Aus­ besserungen benützt oder, wenn hiezu nicht verwendbar, verkauft. Aus den Beständen der Kompagnie werden Unteroffiziere und Mann­ schaften bekleidet und ausgerüstet Die an diese abzugebenden Sachen müssen ihnen sorgfältig verpaßt sein und es muß auf einen besseren Anzug der Unter­ offiziere Bedacht genommen werden. Die nicht im Gebrauche der Leute befindlichen Stücke werden auf den Kompagniekammern ordnungsgemäß und übersichtlich aufbewahtt und ebenso wie die im Gebrauch befindlichen Gegenstände durch ein Kompagniekammerbuch, in welchem die überschießenden, nicht mehr kriegsbrauchbaren Stücke von den kttegSbrauchbaren getrennt ersichtlich zu machen sind, nachgewiesen. Wenn der laufende Verbrauch an einzelnen Bekleidungsstücken aus Be­ ständen gedeckt werden, kann, welche über den Kriegsbedarf überschießen, darf die Genehmigung zu Überschlagungen erteilt, d. h. die Beschaffung solcher Stücke, an denen Überschüsse vorhanden sind, ausgesetzt werden. Aus den so gewonnenen Mitteln werden andere Bekleidungs- oder Ausrüstungsstücke neu beschafft, namentlich solche, welche zur Deckung des Kttegsbedarss noch fehlen. Die Verwendung der im Besitz eines jeden Truppenteiles befindlichen Bestände für den Fall einer Mobilmachung wird sschon im Frieden sorgfältig geregelt. Der gesamte Wirtschaftsbetrieb, die bestimmungsgemäße Verwendung der Wirtschaftsfonds und der Bekleidungs- und Ausrüstungszustand der Truppen werden bei den alle zwei Jahre stattfindenden Musterungen durch die Brigadekommandeure eingehend geprüft.

•) Die Beschaffung deS Bedarfs für das III. A.K. ist zur Zeit noch den Bekleidungsämtern I. und II. A.K. mitübertragen.

1. Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

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B. 3m Kriege.

Sobald ein Truppenteil des stehenden Heeres mobil wird, geht die eigent­ liche Bekleidungswirtschaft auf dessen Ersatztruppenteil über. Den Feld truppen verbleibt nur die Verpflichtung, die mitgenommenen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke solange wie möglich brauchbar zu erhallen, die unvermeidlichen Verluste auf das geringste Maß zu beschränken und deren Ersatz rechtzeitig in die Wege zu leiten. Die Bereitstellung und Nachsendung des erforderlichen Ersatzes an Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken, sowie die Einkleidung der nach­ zuschickenden Ersahtransporte ist Aufgabe der Ersatz trupp en. Um in möglichster Nähe der Feldarmee einen Vorrat von den der Ab­ nützung am meisten unterworfenen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken bereit­ zuhallen, werden Armee-Bekleidungsdepots errichtet, in der Regel für jede Armee eines, über dessen Bestände das Armee-Oberkommando verfügt. C. Nach dem Kriege.

Sobald die Truppenteile in die Friedensformation wieder übergegangen sind, ist die schleunigste Wiederherstellung der Kriegsbereitschaft der Truppen in Bezug auf Bekleidung und Ausrüstung mit allen Kräften anzustreben. Die gesamten Bestände werden auf ihre Brauchbarkeit geprüft und gesichtet und danach der Umfang der Beschaffungen und Instandsetzungen festgesetzt. Jeder Truppenteil stellt sodann seinen Beschasfungsplan auf, aus dem der Bedarf in neuen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken, wie auch die not wendigen Instandsetzungen hervorgehen. Im übrigen beginnt in dem auf die Demobilmachung folgenden Monat die Friedenswirtschaft aufs neue.

§ 3.

Anspruch auf Bekleidung und Ausrüstung.

Offiziere, Militärärzte und Beamte sind verpflichtet, ihre Bekleidung und Ausrüstung aus dem Diensteinkommen selbst zu beschaffen und zu unterhalten. Unteroffiziere und Mannschaften erhalten Bekleidung und Ausrüstung von ihrem Truppenteil, ohne daran Eigentumsrecht zu erwerben. Nur die an Unteroffiziere des Friedensstandes und Kapitulanten verab­ reichten Kleinbekleidungsstücke werden nach Ablauf der festgesetzten Tragezeit ihr Eigentum. Sind die Unteroffiziere mit probemäßigen Kleinbekleidungsstücken hin­ reichend versehen, so wird ihnen auf Wunsch an Stelle der zuständigen Klein­ bekleidungsstücke der etatmäßige Betrag dafür — das Kleinbekleidungs­ geld — gewährt, welches auch an Fahnenjunker gezahlt werden kann. Zur Bestreitung etwaigen Mehraufwandes für Fußbekleidung erhallen sämtliche Unteroffiziere des Friedensstandes einen Bekleidungszuschuß (0,75 monatlich). Über die Bekleidung und Ausrüstung der Einjährig-Freiwilligen siehe I. A. § 5. Bizefeldwebel des Beurlaubtenstandes haben sich die besonderen Abzeichen, wie Offizierskokarde, Offiziersseilengewehr und Portepee, selbst zu beschaffen. Den auf vorübergehende Zeit beurlaubten Mannschaften verbleibt während der Urlaubsdauer Bekleidung und Ausrüstung. Alle zu Truppen oder Militärbehörden abkommandierten Mann­ schaften erhalten Bekleidung und Ausrüstung von dem Truppenteil, in dessen Etat sie stehen. Erkrankte Mannschaften geben bei ihrer Aufnahme in das Lazarett die mitgebrachten Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke an die Lazarettverwaltung ab und empfangen von dieser die erforderlichen Krankenkleider. Unteroffiziere und Kapitulanten beziehen, während sie lazarettkrank sind, das Kleinbekleidungsgeld sowie den Bekleidungszuschuß unverkürzt weiter.

XI. Abschnitt.

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Bekleidung und Ausrüstung.

Bei Versetzungen hat der abgebende Truppenteil dem Versetzten eine für den Marsch ausreichende Bekleidung mitzugeben, welche von dem empfangen­ den Truppenteile zurückzusenden ist. Fall-Mannschaften bei ihrem Ausscheiden oder bei ihrer Entlassung eine eigene Bekleidung nicht rechtzeittg herbeizuschaffen vermögen, dürfen ihnen die für den Marsch notwendigen Stücke vom Truppenteile leihweise verabreicht werden. Ebenso ist die leihweise Überlastung von Mänteln in rauher Jahres­ zeit und aus Gesundheitsrücksichten statthaft. Für die Rücksendung sorgt daS betreffende Bezirkskommando. Bei vorliegender Bedürftigkeit darf einzelnen Mannschaften auf Antrag deS Bezirkskommandos der Marschanzug belassen werden. Der Marschanzua wird in ausgetragenen Stücken gewährt und besteht aus Feldmütze, Waffenrock oder Litewka, Halsbinde, leinener oder Tuchhose je nach der Jahreszeit, Unterhose, Hemd und Fußbekleidung. ..Mannschaften deS Beurlaubten st andes müssen bei Einberufung zu Übungen den Hin- und Rückmarsch in Zivilkleidung zurücklegen. Der Truppenteil hat die eigenen Kleidungsstücke dieser Mannschaften auf deren Wunsch aufzubewahren. Bei der Fahne werden sie wie Mannschaften des Friedensstandes bekleidet. Wird ihnen gestattet, während dieser Zeit ihre eigenen Kleinbekleidungsstücke zu tragen, so erhalten sie hiefttr eine tageweise zu be­ rechnende Vergütung. Bzgl. eigener Stiefel s. HI. A. § 4. Ausgaben für Putzmaterial und die Reiniaung der dem Soldaten in Ge­ brauch gegebenen Stücke hat dieser aus seiner Löhnung.zu bestreiten. Bei einer Mobilmachung erhalten Offiziere, Ärzte und Beamte zur Vervollständigung der Bekleidung und Ausrüstung ein Mobilmachungsgeld, daneben in besonderen Fällen Emkleidungsbeihilfen und bei Verlusten selbst­ beschaffter Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke Unterstützungen (vgl. XII. A § 4). Im übrigen erfolgt die Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaften ledig­ lich nach dem Bedarf ohne Rücksicht auf Tragezeiten. Diejenigen Mannschaften, welche kriegsbrauchbares eigenes Schuhzeug mitbringen, erhalten dieses vergütet. Mannschaften, welche bei Eintritt einer Mobilmachung mit Offiziersstellen beliehen werden, sind von dem Truppenteil, bei welchem sie Dienste leisten, feld­ mäßig einzukleiden und auszurüsten. Aus dem ihnen bei mobilen Formationen zustehenden Mobilmachunasgelde haben sie Offiziersseilengewehr mit Koppel, Revolver, Fernrohr, sowie Offiziers­ koffer und Offizierstornister nebst Mantelriemen zu beschaffen. Die Einjährigfreiwilligen werden wie die übrigen Mannschaften unent­ geltlich bekleidet und ausgerüstet. Die in ihrem Besitz befindlichen feldbrauch­ baren Stücke können ihnen belasten, garnisonsbrauchbare den Ersatzttuppen überwiesen werden. Der Abschätzungswert wird vom Truppenteil vergütet.

§ 4.

Instandhaltung der Bekleidung-- und Ausrüstungsstücke.

Alle Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke sind mit dem Namen deS Mannes, dem sie zum Gebrauch übergeben sind, zu versehen. (Der Name und die Kom­ pagnie werden in der Regel auf Leinwand oder Papier gedruckt und eingenäht ober aufgeklebt.) Die möglichste Schonung der dem Soldaten zum Gebrauche übergebenen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke ist ihm zur strengen Pflicht gemacht. Es sollen die besseren Tuchsachen nur dann angezogen werden, wenn dies der Dienst erfordert, außerdem wird der Haus- und der Stubenanzug und, wenn nötig, die Schürze angelegt; es sollen die Kleider vor jeder Verunreinigung bewahrt, nicht unnötig abgerieben, nach jedem Gebrauch sofort gereinigt, aus­ gebessert und ordnungsgemäß aufbewahrt werden; Kragen und Aufschläge dürfen nur mit ganz reinen und trockenen Händen angefaßt werden. Das Reinigen der Tuchsachen (Rock, Hose, Mütze, Mantel) geschieht durch Ausklopfen und Abbürsten. Zum Ausklopfen, wozu ein schmiegsamer Stock verwendet wird, tun sich 'am besten zwei Mann zusammen, indem sie mit

1. Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

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der linken Hand das Kleidungsstück ausgebreitet hatten und mit der rechten Hand den Ausklopsstock gebrauchen. Beim Ausklopfen ist darauf zu sehen, daß man die Anhängschlingen nicht abreißt, keine Löcher durch zu starkes Schlagen und Ziehen in daS Tuch schlägt, die Knöpfe nicht verbeult. Das Abbürsten hat mittels der Kleiderbürste zu geschehen, indem man stets in der Richtung des TuchstricheS bürstet. Finden sich nach dem Abbürsten noch Flecken, so ist zunächst zu versuchen, sie . durch stärkeres Bürsten und Reiben des Tuches aneinander zu entfernen, sodann sind warmes Wasser und Seife, und wenn auch dieses Mittel erfolglos bleibt, Spiritus, Terpentin, Benzin oder ein anderes gutes Fleckwasser oder eine Fleckseife anzuwenden. Alte, klebrige oder fettige Flecke werden vorher mit Terpentin angeseuchtet. Flecke, welche durch fettigen Schweiß in Verbindung mit Staub entstanden sind, lassen sich mit Salmiakgeist ausreiben. Auch eine Lösung von Soda in warmem Wasser eignet sich zum Entfernen fettiger bzw. schweißiger Flecke. Ein Kratzen mit den Fingernägeln, mit einem Messer oder anderen harten und scharfen Gegenständen darf nicht stattfinden. Das rote Auszeichnungstuch darf mit der Bürste nur leicht berührt werden und ist besonders sorgfältig zu behandeln. Das Putzen der Knöpfe, welches vor dem Abbürsten stattfindet, geschieht derart, daß 2—3 Knöpfe auf die Knopfgabel genommen, mit der linken Hand festgehalten und mit der rechten Hand durch Putzkalk und Spiritus oder mit Putzpomade oder Putzseife und einem Leder- oder Tuchlappen blank gerieben werden. Waren die Bekleidungsstücke naß geworden, so werden sie vor der Reinigung gehörig getrocknet. Drillich- und leinene Bekleidungsstücke werden entweder vom Soldaten selbst gewaschen oder einer Wäscherin übergeben. Das Waschen darf nur mit Wasser, Seife und mit den Händen geschehen; die Anwendung scharfer Mittel, wie Lauge, Chlor, sowie Reiben mit Bürsten, Schlagen mit Holz ist ver­ boten. Die Sachen werden zuerst in warmem Wasser eingeweicht, mit Seife tüchtig eingerieben, alsdann unter fortwährendem Eintauchen in das Wasser mit den Händen gegeneinander gerieben, bis sie rein sind; dann werden sie mehr­ mals in reinem Wasser ausgespült, gut ausgedrückt und zum Trocknen aufaehängt oder auf einen Rasen gelegt. Ein zu starkes Auswinden ist den Sachen schädlich. Bevor die Sachen vollständig trocken sind, werden sie fest zusammengerollt und dann geglättet. Säbeltroddeln werden, wenn nötig, mit warmem Wasser und Seife gewaschen. Die Hals bind e wird, wenn sie vom Schweiße feucht geworden, getrocknet und dann ausgebürstet. Das Futter läßt sich mit Benzin oder verdünntem Salmiakgeist und einem reinen Lappen reinigen, ohne daß man es herauszu­ trennen braucht. Das Schuhzeug wird zunächst mit der Kotbürste und einem Holzspan gereinigt; ist es sehr schmutzig, so ist es mit Wasser leicht abzuwaschen; ist es sehr naß geworden, so ist es, um ein Einschrumpfen des Leders zu verhüten, mit Heu, Stroh, Lappen, Erbsen, Hafer oder anderm Getreide oder einem Leisten auszustopfen; nasse Stiefel dürfen zum Trocknen nicht zu nahe an den heißen Ofen oder das Feuer gestellt werden. Sollen die Stiefel eingefettet werden, was sich öfter, namentlich bei nassem Wetter, empfiehlt, so werden Schmus und Wichse mit lauwarmem Wasser abgewaschen und sodann die Stiefel,

bevor )te ganz getrocknet sind, eingeschmiert. Die Schmiere (Schweinefett, Vaselin, Fischtran, MarSöl rc.) wird mit einem Lappen oder einer kleinen Bürste (Schmier­ bürste) aufgettagen und dann tüchttg mit der Hand eingerieben. Sollen die Stiefel gewichst werden, so wird die Wichse mit der Auftragbürste gleichmäßig und nicht zu dick ausgetragen und dann werden die Stiefel durch die Glanz­ bürste blank gewichst. Zum Putzen des schwarzen Lederzeuges empfiehlt sich der sog. Lederputz (Vaselin mit etwas Terpentinöl, Wachs und Nigrosin). DaS Leder wird zunächst

110

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

mit Bimsstein oder BimSsteinmehl, welches man auf einen Tuchlappen streut, und dann durch Aufträgen von Eisenschwärze mit einem schwarzen Untergründe versehen. Hierauf wird der Lederputz mit einem Tuchlappen mög­ lichst dünn aufgettagen und, nachdem er getrocknet (einige Minuten), mit einem Tuchlappen blank gerieben oder mit einer weichen Bürste blank geputzt. Die Behandlung des Lederzeuges mit Lack ist nicht gestattet. Der Helm muß mit Vorsicht aus freier Hand geputzt werden. Die blanken Teile des Beschläges werden mit einem Leder- oder Tuchlappen, Putzkalt und Spiritus oder Putzpomade oder Putzseife geputzt, wobei man den Lack des Helmkastens nicht berühren darf. Die Schuppenketten werden nach dem Strich O, dann wird mit einem Lappen flach unter jede Schuppe gefahren, appen werden in der Regel mit einem wollenen Lappen leicht abgerieben; ab und zu werden sie vom Helm herabgenommen, mit warmem Wasser und Seife abgewaschen und in Sägespänen getrocknet. Der Helmtasten wird mit einem weichen Leder- oder Seidenlappen abgerieben; das Innere des HelmS, namentlich das Schweißleder, wird durch Abwischen mit einem Tuchlappen ge­ reinigt.

Der Tornister wird leicht ausgeklopft, im Innern ausgewischt und außen in Richtung des Striches der Haare leicht abgebürstet.

Das Kochgeschirr wird mit einem Gemenge von Kreide und Weizen­ kleie abgerieben; haben sich Rostflecken gebildet, so sind sie zunächst mit einem in Ol getränkten Tuchlappen zu erweichen und wiederholt gehörig abzu­ reiben. Scharfe Mittel wie Sand, Asche, Ziegelmehl, dürfen nicht angewendet werden. Die Feldflasche wird im Innern mit reinem Wasser, dem man etwas Essig und Salz beigeben kann, auSgespült und äußerlich mit einem feuchten Lappen abgewischt und das Leder getrocknet; der Trinkbecher ist wie das Koch­ geschirr zu behandeln. Die Eisenteile deS Schanzzeuges werden durch leichtes Einfetten vor Rost geschützt; die Stiele werden wie die Gewehrschäste öfter mit Leinölfirnis eingerieben, die Futterale werden abgewischt und wo sie braun werden, mit Eisenschwärze nachgefärbt und mit dem Lederputz behandelt. Die Zeltbahnen ftnb nach jeder Durchnässung bei erster Gelegenheit zu trocknen, worauf sie vorsichtig abgeklopft und ausgebürstet werden. Nur wenn auf diese Weise die Entfernung des Schmutzes nicht zu erreichen ist, darf aus­ nahmsweise die Zeltbahn mit der Hand gewaschen werden. Beim Zusammen­ legen der Zeltbahnen ist zur Vermeidung von Brüchen darauf zu achten, daß sie nicht stets in dieselben Falten gelegt werden. Waschlederne Handschuhe werden 24 Stunden in Seifenwasser (RegenSchnee- oder Flußwasser, Brunnenwasier ist weniger gut) gelegt, sodann in lauem Wasser mit weißer Seife (guter Fettseife, Marsellaseife) gewaschen, wobei das schmutzig gewordene Wasser etwa dreimal durch reines zu ersetzen und die Seife nicht zu sparen ist. Wenn nur mehr ganz reines Wasser abtropft, werden die Handschuhe aanz leicht auSgedrückt, mit Seife tüchtig eingerieben, umge­ wendet, aufgeblasen und an einem luftigen, schattigen Platz zum Trocknen auf­ gehängt; bevor sie völlig ttocken geworden sind, werden sie mit den Händen gerieben, damit sie geschmeidig werden, dann, wenn nötig, geflickt, schließlich ge­ dehnt und glatt gestrichen. Sehr empfehlenswert ist es, dem Wasser, in welchem die Handschuhe gewaschen werden, eine Mischung von Stearinöl und Salmiak (zu gleichen Teilen, ungefähr ein Likörgläschen voll auf einen Liter Wasser) beizugeben.

Die Ausbesserung kleinerer Schäden, wie das Annähen von Knöpfen, Zunähen aufgegangener Nähte (was stets von innen und mit passen­ dem Zwirn zu geschehen hat), das Flicken des Futters ist durch den Soldaten selbst zu besorgen, und zwar sobald der Schaden bemertt wird; alle anderen, und namentlich die größeren Schäden, werden durch die Handwerker ausgebessert;

2. Anzug.

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hiezu werden die schadhaften Stücke dem Korporalschaftsführer vor gezeigt und auf dessen Veranlassung dem Kammerunteroffizier übergeben, welcher die Aus­ besserung ausführen läßt.

Selbständige Abänderungen an den ärarialischen Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücken darf der Soldat nicht vornehmen noch vornehmen taffen; ebenso­ wenig ist ein Vertauschen, Herleihen oder Verkaufen von Sachen gestattet.

Damit der Einjährig-Freiwillige stets in gutem Anzuge erscheinen kann, muß er seine Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke sorgfältig schonen und, sobald sie schadhaft geworden sind, ausbessern lassen oder, wenn dies nicht mehr angängig, durch neue ersetzen. Läßt er sich seine Bekleidungs- und Ausrüstungs­ stücke gegen Vergütung durch einen Soldaten der Kompagnie reinigen, so hat er diesen anzuhatten, die Reinigung auch gründlich vorzunchmen. Niemals kann der Einjährig-Freiwillige den mangelhaften und unsauberen Zustand seiner Bekleidunas- und Ausrüsmngsstücke mit der Nachlässigkeit des für die Reinigung derselben gedungenen Soldaten entschuldigen, er trägt vielmehr ganz allein die Verantwortung für den tadellosen Zustand seiner Bekleidung und Ausrüstung.

2. Anzug. (Osfiziersbekleidungsvorschrift, I. T. 1895. Bekleidungsordnung, II. T. 1898. Zeltvorschrift 1892. Vorschrift über den Gebrauch der Jnfanterieausrüstunq M/96. 1899.)

8 5.

Anzug der Unteroffiziere und Soldaten.

1. Paradeanzug: Helm (Schuppenketten unter dem Kinn), Waffenrock, Tuchbeinkleider (vom 1. Juni mit 31. August weißleinenes Beinkleid), Seiten­ gewehr, Gewehr; Tornister, Leibriemen mit Säbettasche, Säbeltroddel, Patron­ taschen und das Kochgeschirr mit Riemen. Der Mantel um die drei Seiten des Tornisters gelegt; Kochgeschirr auf der Tornisterklappe, Deckel nach rechts. 2. Dienstanzug:

a) Zum Garnisonwachtdienst: Helm (Schuppenbänder aufgeschlagen), Waffenrock, Tuchbeintleid, Patrontaschen, Tornister; wann die Mäntel angezogen werden sollen, wird ausdrücklich befohlen. An den Namens- und Geburtslagen Seiner Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin, sowie am Geburtstage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, ferner an den beiden Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertagen, am Neujahrs- und Himmelsahrtstage und am Karfreitag legen die Wachen und Posten den Paradeanzug (Schuppenketten unter dem Kinn) an (s. a. XXL A.).

b) Zum Ordonnanzdienst, zum Gerichtsdienst, zur Kirche, wie bei b). Ordonnanzen dürfen bei Regen oder Schnee den Mantel zur Schonung der zu ttagenden Gegenstände umhängen. c) Zum Exerzieren: je nach besonderer Anordnung Helm oder Feld­ mütze, Waffenrock, Tuch- oder Drillichbeinkleid mit oder ohne Mantel und Feldausrüstung (gewöhnlich ohne letztere). d) Zum Scheibenschießen (s. Sch.B. 91).

e)

Marsch- oder feldmäßiger Anzug: Helm mit Sturmriemen, Waffenrock, Tuchbeinkleid in den Stiefeln, Patrontaschen, Tornister mit Kochgeschirr, Brotbeutel, Feldflasche, Schanzzeug, Mantel um den Tornister gelegt, Zeltausrüstung.

f) Appellanzug: Feldmütze, Waffenrock oder Litewka (Drillichjacke), Tuch- oder Drillichbeinkleid, je nach Anordnung des Kompagniechefs.

112

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

8) Aum kleinen Dienst im Innern der Truppenteile wie zum Detailexerzieren, Turnen rc: je nach besonderer Anordnung Feldmütze oder Helm, Waffenrock oder Litewka (Drillichjacke), Tuch­ oder Drillichbeinkleid, mit oder ohne Ausrüstung und Waffen. h) Zum Arbeils- und Stubendienst: Mütze, Litewka (Drillich­ jacke) und Drillichbeinkleid oder wegen Kälte oder sonstiger besonderer Beranlaffung Waffenrock und Tuchbeinkleid. i) Radfahrer feldmäßig: Schirmmütze, Litewka, Tuchhose mit Ga­ maschen, Schnürstiefel, Umhang, Feldflasche, Brotbeutel, Leibriemen mit Meldelasche, Seitengewehr (auf der Lenkstange), Gewehr 91 bzw. Revolver. Tornister und Mantel werden gefahren. In der Rahmen­ tasche kann Wäsche, eiserner Bestand usw. Platz finden.

3. Anzug außer Dienst:

a) SonntagSanzug: An Sonn-, Feier- und polittschen Festtagen Waffenrock, Tuch- oder weißleineneS Beinkleid, Seitengewehr ohne oder mit Mantel, je nach der Witterung; ob und zu welchen Tages­ stunden der Helm anstatt der Mütze getragen werden soll, wird durch den Kommandanten bzw. Garnisonältesten bestimmt. b) Anzug an Werktagen: wie bei a), jedoch Mütze statt Helm; statt der Tuch- oder weißleinenen Beinkleider darf auch daS Drillichbeinkleid getragen werden. 4. Allgemeine Bestimmungen: Welche Garnitur der Bekleidungs­ und Ausrüstungsstücke zu den verschiedenen Diensten anzulegen ist, ist durch die Bezeichnung der einzelnen Garnituren bereits angedeutet oder wird jedesmal eigens bestimmt. Die von Unteroffizieren und Mannschaften selbstbeschafften Bekleidungs­ und Ausrüstungsstücke müssen in Farbe, Schnitt rc. der Vorschrift entsprechen, im Dienst dürfen (ausschließlich der Einjährig-Freiwilligen) nur die von der Kompagnie empfangenen Stücke getragen werden. In der Garnison, und zwar außer Dienst, dürfen alle Unteroffiziere und Mannschaften statt der Feldmützen Schirmmützen tragen. Die Beinkleider werden in oder über den Stiefeln getragen; bei allen Manövern werden die Beinkleider in die Stiefel gesteckt. Außer Dienst erscheinen Unteroffiziere und Mannschaften einschließlich der Einjährig-Freiwilligen (aber ausschließlich der Gemeinen II. Klasse) stets mit Seitengewehr und Säbelttoddel, Unteroffiziere und Einjährig-Freiwillige auch mit weißen, ledernen Handschuhen; nur wenn Mannschaften größere Gegenstände tragen, im Arbeitsdienst sich befinden, einen Wagen schieben rc., lassen sie daS Seitengewehr zurück. Bei gegebener Veranlassung kann einzelnen oder sämtlichen Gemeinen einer Truppe die Erlaubnis zum Tragen des Seitengewehrs außer Dienst auf bemessene Zeit von den Truppenbefehlshabern entzogen werden. Der Soldat muß in und außer Dienst stets reinlich und ordentlich an­ gezogen sein; namentlich zu Paraden und Besichtigungen, sowie zum Garnison­ dienste und beim Erscheinen an öffentlichen Orten muß er auf einen tadellosen Anzug bedacht sein. Dies gilt besonders für Unteroffiziere und EinjährigFreiwillige. Verboten ist es, langes ungeschnitteneS Haar, über die Rockärmel hervorstehende Manschetten, weiße Halskragen an Stelle der Halsbinden, breite, lang herabhängende Bänder an den Zwickern (beweglichen Augengläsern), am Oberleder geflickte oder mit schief getretenen Absätzen versehene Stiefel oder Schuhe von anderer Art als die vorgeschriebenen zu tragen, die Uhrketten aus dem Waffenrock hervorhängen zu laffen, Zigarren zwischen die Knöpfe deS Waffenrocks oder in die Ärmelaufschläge deS Mantels zu schieben, Blumen in das Knopfloch zu stecken, das Seitengewehr unter dem Waffenrock oder bei angezogenem Mantel unterhalb desselben zu tragen rc. Die Hand­ schuhe sollen stets sauber, zugeknöpft und nicht zerriffen sein; überhaupt muß der Anzug frei von allem unmilitärischen Beiwerk und jeder Mode,

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2. Anzug.

anständig, gefällig und vorschriftsmäßig sein. Bei Besuchen,aus Bällen, bei Leichenbegängnissen und festlichen Gelegenheiten trägt der Einjährig-Freiwillige den Helm. Zivilkleider ohne Erlaubnis der Vorgesetzten zu tragen, ist verboten.

5. Sitz der einzelnen Bekleidungsstücke:

Die Feldmütze soll, von vorn gesehen, wagrecht auf dem Kopf sitzen, mit den Kokarden in der Mittellinie des Gesichts, ihr unterer Rand etwa 2 cm oberhalb der Augenbrauen und Ohren. Sie soll so wett sein, daß sie den Hinterkopf bedeckt und ganz über ihn gezogen werden kann, aber nicht von selbst hinüberfäüt. Ein Herunterziehen des Deckels nach hinten oder nach der Seite ist unstatthaft. Sitz der Schirmmütze wie der der Feldmütze, jedoch nur so wett,' daß sie den Hinterkopf bedeckt, ohne hinüberzufallen; der Deckel darf durch die Wölbung des Kopfes nicht gehoben werden. Der untere Rand des Schirmes soll an seinem tiefsten Punkte mit den Augenbrauen abschneiden. Der Helm soll so tief auf den Kopf gehen, daß sein unterer Rand etwa 3 cm über dem Ohr sitzt und die Vorderschiene gerade noch den oberen Rand der Augenbrauen von vorn sehen läßt. Die Mittellinie des Zierats und der Helmspitze liegt in der Verlängerung der Mittellinie des Gesichts. Die heruntergeschlagenen Schuppenketten sollen etwa mit der Verlängerung der Mundwinkel abschneiden und dabei glatt im Gesicht liegen, die Schnalle links seitwärts auf dem Unterkiefer sitzen; der Lederriemen muß durch die ganze Schnalle gesteckt und sein — mindestens 1 cm überstehendes — Ende unter die letzte Schuppe geschoben werden. Der Waffenrock muß — der Dienstwaffenrock über einer Drillichjacke ver­ paßt — im Rumpfteil anliegen, ohne von vorn Falten zu schlagen und ohne zu zwängen. Der Vorstoß vorn herunter muß für das Auge eine gerade Linie bilden, die Knopfreihe in der Verlängerung des Kragenschlusses und in der Mittellinie des Mannes liegen. Die Schoßnaht muß etwa 1 cm über den Hüsten sitzen, so daß sie — ebenso wie vorn der unterste Rockknopf — durch den Leibriemen verdeckt wird. Zwischen den Taillenhaken oder Knöpfen kann der Rock eine leichte Falte schlagen; bei umgeschnalltem Leibriemen sind die Fallen auf die beiden Seiten über den Hüften zu verteilen. Der rechte Vorderschoß darf nicht unter dem linken hervortreten, hinten müssen die offenen Schöße derart übereinander fallen, daß die Taschenleiste des rechten Rockschoßes frei bleibt. Bei vorschriftsmäßiger Armhaltung soll der untere Rand des Ärmelauffchlages etwa bis an den Daumenknöchel heranreichen. Der Kragen muß so weit sein, daß man zwischen ihm und der Binde mit zwei Fingern der flach an den Hals gelegten Hand bis an den unteren Rand des Kragens und so um den Hals herumfahren kann; dabei darf er auf der Seite und hinten nicht abstehen. Die Vorstöße am Kragenschluß müffen fest gegeneinander liegen, ohne daß der Kragen vorn eine Spitze bildet. Die Schulterklappen müssen, von der Sette gesehen, mitten auf der Schulter liegen und rechtwinklig gegen den unteren Rand des Kragens ver­ lausen ; sie sollen mäßig straff sitzen und dürfen keine Falten schlagen. Der Waffenrock muß stets zugeknöpft, der Kragen vollständig zugehatt sein. Der Sitz der Litewka regelt sich sinngemäß nach den für den Waffen­ rock gegebenen Bestimmungen. Die Zugvorrichtung gestattet eine Veränderung der Leibweite nach dem Körperumfang des Mannes. Die Drillichjacke soll weit sitzen, muß aber auch unter dem Waffenrock rc. getrauen werden können. Die Halsbinde soll über dem Rockkragen rundum etwa 3 mm breit sichtbar sein; sie muß so locker sitzen, daß jeder Druck auf die Blutgefäße des Halses vermieden wird. Die Tuchhose ist mäßig stramm — bis auf etwa 1 bis V/a Fingerbreite — durch Hosenträger über den Spalt zu ziehen und muß mit ihrem unteren Müller und v. Zwehl, Handb. f. Einj.-Freiw. H. Teil.

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114

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Ende bis zur oberen Absatzkanle deS Stiefels reichen. Faltenbildung durch Stauchen der Hose auf dem Fuß muß tunlichst vermieden werden. Der Schnallgurt muß oberhalb der Hüsten sitzen, der umgeschnallte Leibriemen voll auf den Hosenbund zu liegen kommen und zwar unterhalb der Knöpfe desselben. Der Mantel soll — über den Waffenrock angezogen — hinten ungefähr bis zur halben Wade reichen (Länge für einen Mann in der Größe von 1,67 m etwa 1,19 m). Der unterste Knopf des untergezogenen Waffenrocks soll annähernd in der Mitte zwischen den beiden untersten Mantelknöpfen sitzen. Der umgeschnallte Leibriemen liegt über dem Taillengurt und läßt den letzteren frei. Bei reichlicher Brustweite soll der Mantel im Rücken bequem anschließen, die Schultern dürfen nicht auf den Oberarm herabfallend hängen. Die. freie Bewegung der Arme darf nicht behindert sein. Die umgeschlagenen Ärmel reichen bei ausgestrecktem Arm bis zu den Handknöcheln. Der Kragen liegt im Halsloch hinten leicht am Waffenrockkraaen an und muß vorn so bequem sitzen, daß eine flache Hand zwischen Waffenrock und Mantelkragen Platz hat. Von dem Bruststück des Waffenrocks darf nichts sichtbar sein. Der hochgeschlagene Kragen soll bis über den Mund völlig geschlossen werden können; die Ecken des Einschnitts für die Kapotte sitzen dann vor den Ohren des Mannes. Die Kapotte bedeckt den ganzen Kopf und reicht bis etwa 'zur Mitte der Sttrn. Die Schulterklappe liegt mitten auf der Schulter.

6. Sitz der Ausrüstungsstücke:

Der Leibriemen muß ohne Gepäck so anliegen, daß man mit zwei nebeneinander liegenden Fingern leicht hineingreifen kann, die linke Seite aber durch das Seitengewehr nicht heruntergezoaen wird. Die Seitengewehrtasche sitzt unmittelbar hinter der linken Hüfte. Das Schloß muß derart schließen, daß der Schließhaken oben und unten auf der Ausfräsung des Schlosses aufliegt. Die Mittellinie der Krone deckt sich mit der vorderen Knopfreihe, das Schloß sitzt beim Waffenrock auf dem untersten Knopf, beim Mantel zwischen den beiden untersten Knöpfen, bei der Litewka etwa auf den dritten Knopf von unten. Hinten liegt der Leibriemen beim Waffenrock und der Litewka auf den Taillenhaken, beim Mantel nahe über dem oberen Rande der Leisten. Die Säbeltroddel wird derart an der Säbeltasche bzw. Parierstange befestigt, daß sich der Schieber 6 cm unter der letzteren befindet. Der Brotbeutel hängt über der linken Schulter nach der rechten Seite des Mannes herab derart, daß das Traaeband zwischen dem dritten und vierten Knopf des Waffenrocks liegt. Durch Anknüpfen der beiden Schlaufen und Einhaken des Messinghakens wird der Brotbeutel am Leibriemen befestigt. Die Patrontaschen werden am Leibriemen getragen; letzterer liegt auf dem Taillenhaken des Waffenrocks rc. und muß — abweichend von der Trageweise ohne Gepäck — so lose sitzen, daß die Hand noch bequem zwischen Leibriemen und Waffenrock durchgreifen kann. — Die Schlaufen der hinteren Patrontasche liegen zwischen den Taillenhaken. Die Feldflasche hängt in dem Ringe an der hinteren oberen Ecke des Brotbeutels; die Knopslochstrippe ist durch die Lederschlaufe des Brotbeutels gezogen. Die Tornisterriemen müssen so geschnallt sein, daß sie die Patron­ taschen mit tragen helfen, ohne letztere oder den Leibriemen hoch zu ziehen. Das Tragegerüst greift hinten mit dem Haken des Rückenstücks zwischen den Schlaufen der hinteren Pattontasche unter den Leibriemen; der Sitz des Verbindungsknopfes ist nach dem Körperbau des Mannes durch Höher- oder Tieferknöpfen so zu regeln, daß derselbe auf den Rücken keinen Druck ausübt, also etwa eine Hand breit unterhalb der Schulterblätter in der

2

Anzug.

115

Höhlung des KreuzeS liegt. Besonders wichtig ist, daß der Knopf nicht auf einem harten Gegenstände (Hosenknopf, Hosenträgerschnalle) oder fest auf dem Rückgrat aufliegt. Born sind die Tragriemen in die Ösen der Patrontaschen eingehakt und müssen mittels der Schnallvorrichtung so lang geschnallt werden, daß die Schultern zum Tragen der vorderen Patrontaschen mit in Anspruch genommen werden, der Leibriemen aber nicht in die Höhe gezogen wird. Die Hilfstragriemen sind in die Haken am Tornisterboden eingehatt, derart, daß die Schnallen nach oben zu liegen kommen; sie müssen straff an­ liegen und hiedurch die Last des Tornisters mittragen. Die Tragriemenknöpfe müssen etwa in Höhe der Achselhölung sitzen, damit die Hilfstrageriemen nicht unter den Armen kneifen. Der Tornister wird am Tragegerüst durch die Tornisternadel befestigt und mit der hinteren Patrontasche mittels der an seinem Bodenteil befindlichen Schnall- oder Knopfriemen verbunden. Der Tornisterbeutel wird mit dem Tornister durch die besondere Nadel verbunden, indem letztere abwechselnd durch die Lederösen des Beutels und die des Tornisters gezogen wird. Bei Paraden, Besichtigungen, beim Exerzieren und Wachtdienst soll die untere Kante des Tornisterkastens etwa auf die Mitte deS Leibriemens, die obere Kante etwa 3—5 cm unterhalb der Schulterlinie liegen; die obere Fläche der Mantel-(Zelt-)Rolle schneidet alsdann ungefähr mit dem unteren Rande des Kragens ab. Bei Märschen und feldmäßigen Übungen ist es dem Mann gestattet, Trageriemen und Hilfstrageriemen nach eigenem Ermessen zu verlängern bzw. zu verkürzen; auch ist ihm ein zeitweises Abheben des Tornisters vom Rücken, sowie eine Unterstützung desselben mit den Händen erlaubt. Der Zeltzubehör beutel ist mit der Öffnung nach links an den Schlaufen am oberen Rande der Tornisterklappe zu befestigen. Zeltstöcke, Häringe und Zeltschnur müssen nebeneinander in dem Beutel liegen. Letzterer ist so zu verschieben, daß er bei geschlossener Tornisterklappe möglichst wenig aufträgt. Das Kochgeschirr ist, nachdem der Tornister gepackt ist, auf der Tor­ nisterklappe — Deckel nach rechts — aufzuschnallen; die Schnallenden der beiden Riemen zeigen nach der Mantelrolle zu. Die Mantel-(Zelt-)Rolle wird zunächst so lang gelegt, daß sie über die Schulter getragen werden kann; alsdann wird sie um die drei Seiten des Tornisters gelegt und, nachdem beide Enden so weit nach innen um­ geschlagen sind, daß sie ungefähr mit der unteren Kante des Tornisters ab­ schneiden, an den drei Seiten mittels der Mantelriemen befestigt. Die Zeltbahn wird hiebei für sich zusammen- und flach oben auf den gerollten Mantel gelegt. Die drei Mantelriemen werden nur mäßig fest um die Mantel-(Zelt-) Rolle geschnallt, bevor dieselbe an den Tornister angeknöpft wird, und zwar derart, daß der mittlere Mantelriemen genau in der Mitte, die beiden anderen etwa 6—8 cm von den unteren Enden entfernt sitzen. Die Schnallenden zeigen nach dem Rücken des Mannes zu. Eine richtig gelegte Mantel-(Zelt-)Rolle ist 12—14 cm breit und 8—10 cm hoch. Das Schanzzeug wird mittels der an den Futteralen befindlichen Trageriemen am Leibriemen unmittetbar hinter der Seitengewehrtasche befesttgt, Stiele nach unten zeigend. Das Beil wird mit der Schneide unter die Seitenaewehrtasche geschoben und in dieser Lage durch einen um dieselbe geschnallten Riemen gehalten. Die Beilpicke wird ebenfalls unter der Seitengewehrtasche getragen und mit dem Seitengewehr durch einen Riemen verbunden. Seitengewehr und Beilpickenstiel werden außerdem durch einen am Futteral befindlichen Riemen mit Doppel­ schlaufe zusammengehalten. Der Spaten liegt mit seinem Blatt, Höhlung dem 8*

116

XI. Abschnitt.

Körper zugewandt, durch den Riemen schlungen hat.

Bekleidung und Ausrüstung.

unter der Seilengewehrlasche; des Spatenfutterals gesteckt,

daS Seitengewehr wird welcher den Sttel um­

7. Packen des Tornisters mit den zur kriegsmäßigen Aus­ rüstung gehörenden Stücken. Die Lebensmittel mit Ausnahme der Fleischbüchse sind möglichst flach und gleichmäßig in den hiefür bestimmten Beutel zu verpacken; die Gemüse­ konservenrolle wird hiebei zweckmäßig längs der Oberwand des Kastens gelegt. Die Fleischbüchse wird mit dem Boden auf die Mitte des in dem unteren Teile des Tornisterkastens befindlichen Polsters gestellt. Die Schnürschuhe werden mit den Sohlen nach oben — der rechte Schuh rechts, der linke links — längs der Settenwände des Tornisters derartig in dem Kasten untergebracht, daß die Spitzen unter dem an der Oberwand über­ stehenden und nach innen umgelegten Kalbfellstreisen, die Borderblätter auf dem gefüllten abgeschlossenen Lebensmittelbeutel, die Kappen und Absätze in der unteren Abteilung, zu beiden Seiten der Fleischbüchse, liegen. Die Spitzen be­ sonders großer Schuhe können, statt unter, au f den Kalbfellstreifen gelegt werden. Marschiert der Mann in Schuhen, so werden die Stiefel unter der Tornister­ klappe untergebracht, derart, daß die Schäfte flach auf dem Tornisterkasten zusammengelegt werden, die Sohlen — nach außen gekehrt, Absätze nach unten, hohle Seite dem Rücken des Mannes zugewendet — zu beiden Seiten des Tornisters auf der Mantel- und Zelttolle liegen. Das Putzzeug wird in dem zwischen Fleischbüchse und Schuhkappen frei­ bleibenden Raum sowie neben oder auch in den Schuhen verpackt; Fett- und Auftragebürsten lassen sich zweckmäßig an den Tornisterwänden in den Höhlungen der inneren Schuhseiten unterbringen. Die Mütze wird unterhalb des Zell­ zubehörbeutels flach auf den zugeschnallten Kasten gelegt. Die Schnallriemen der inneren Stoffklappen sind vor dem Zuschnallen durch die Lederschlaufen des schmalen oberen und unteren Kalbfellstreifens zu stecken. Der Zeltzubehörbeutel ist — Öffnung nach links — unter der Tornisterklappe in die Schlaufen am oberen Rande derselben einzuschnallen und so zu schieben, daß er bei geschlossener Tornisterklappe möglichst wenig austrägt. Zeltstöcke, Häringe und Zeltleine müssen flach nebeneinander in dem Beutel liegen. In dem Wäschebeutel unter der Tornisterklappe finden Hemd, Fuß­ lappen oder Strümpfe, Taschentuch, Soldbuch und Löffel, im Winter außerdem die Unterhose Aufnahme. Die Gegenstände sind möglichst flach so zusammen­ zulegen und zu verpacken, daß sie gleichmäßig in dem Beutel verteilt sind. Bor dem Zuschnallen des Wäschebeutels muß die Schnallstrippe durch die beiden Öffnungen in den. Seitenklappen und durch die Lederöse an der oberen Klappe des Beutels gezogen werden. Die Patronenbehälter in den beiden unteren Ecken der Tornister­ klappe sind für je ein Patronenpaket, welches mit der schmalen Bodenfläche zuerst eingeführt wird, bestimmt. Vor dem Zuschnallen des Behälters ist die Metallöse durch die Öffnung der gegenüberliegenden kleinen Klappe zu stecken und dann die Schnallstrippe durch die so hervortretende Metallöse zu ziehen. Beim Z u s ch n a l l e n des Tornisterkastens und der Tornisterklappe dürfen die Riemen nur mäßig fest angezogen werden, da andernfalls die Konserven die Rückenwand des Tornisters nach hinten herauspressen und den Mann drücken. Leute mit empfindlichem Rücken können zum Schutz gegen Druck Hemd oder Fußlappen auf der Rückenwand des Tornisterkastens innen unterlegen.

8. Bestandteile und Gewicht des Marschgepäcks. Der mit dem Gepäck M/96 ausgerüstete Infanterist trägt im Kriege insgesamt etwa 27 kg. Im einzelnen setzt sich dieses Gewicht folgendermaßen zusammen: a) Bekleidung am Leibe (Waffenrock, Halsbinde, Tuchhose, Unterhose, Hosenträger, Hemd, langschäftige Sttefel, Sttümpfe oder Fußlappen, Verbandpäckchen, Taschentuch, Erkennungsmarke, Brustbeutel) 5,4 kg,

2 Anzug.

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b) Ausrüstung mit Ausnahme des Tornisters (Helm mit Überzug, Leibriemen, Brotbeutel, Säbeltroddel, Patrontaschen, Feldflasche, Trink­ becher — alles leer) 1,9 kg, e) Tornister mit Trageriemen, Mantel- und Zeltrolle mit Riemen, Kochgeschirr mit Riemen, Tornisterinhalt (Zeltzubehörstücke, Feldmütze, Hemd, Schnürschuhe, Strümpfe oder Fußlappen, Soldbuch, Zahn­ bürste, Taschentuch, Messer, Löffel, Nähzeug, Putzzeug, Wischstrick, sowie drei eiserne Portionen (s. XII. A. § 14) und 30 scharfe Patronen, endlich Tabak und Zigarren) rund 11,2 kg, d) Inhalt der Patrontaschen 3,0 kg, e) Inhalt des Brotbeutels (Frühstück) und der Feldflasche 0,7 kg, f) Waffen 4,3 kg. — Zusammen 26,5 kg.

§ 6.

Anzug der Offiziere der Infanterie und Jager. (Offiziers-Bekleidungsvorschrift 1895.)

I. Allgemeines. 1. Die nachfolgenden Anzugsbestimmungen gelten gleichmäßig für die Offiziere des aktiven Heeres und des Beurlaubtenstandes. 2. Einzelne Offiziere, welche sich außerhalb Bayerns in dienstlicher Ver­ anlassung oder in Urlaub befinden, verhalten sich hinsichtlich des An­ zuges nach dem örtlichen Gebrauche, soweit dieser mit den bayerischen Anzugsbestimmungen sich vereinbaren läßt.

II. Anzugsarten. A. Dienstanzug: Waffenrock, Achselstücke, Helm*), Feldbinde, lange Tuchhosen zu Fuß (Unberittene mit Stiefelhosen, wenn die Mannschaft die Hosen in den Stiefeln trägt), Stiefelhosen und hohe Stiefel zu Pferde, Orden und Ehrenzeichen (zu Besichtigungen und im Garnisondienste; sonst ist es gestattet, nur die Ordensbänderschnalle zu tragen; vgl. III. G). v. Kleiner Dienstanzug: Waffen- oder Überrock, Achselstücke, Mütze, Stiefelhosen und hohe Stiefel (zu Pferde stets) oder lange Tuchhosen. C. Paradeanzug: Waffenrock, Epaulettes, Helm, ev. Haarbusch, Schärpe, lange Tuchhosen zu Fuß, ev. weißleinene Hosen, Stiefelhosen und hohe Stiefel zu Pferde; Orden und Ehrenzeichen. D. Klei ne Uniform: Waffenrock, Epaulettes, Helm, lange Tuchhosen; Orden und Ehrenzeichen. E. Galaanzug: Waffenrock, Epaulettes, Helm, Schärpe, lange Tuchhosen; Orden und Ehrenzeichen. F. Hofanzug: für Infanterie wie Galaanzug, jedoch ohne Schärpe. Erläuterungen zu den Anzugsarten: 1. Zu jedem Dienst in Gegenwart Sr. Majestät des Königs legen sämt­ liche Offiziere die Schärpe an, infoferne dies nicht ausdrücklich anders befohlen ist. 2. Wenn zum Paradeanzug oder zur kleinen Uniform der „angezogene Mantel" befohlen ist, werden immer Achselstücke getragen; Schärpe und Feldbinde über.dem Mantel. 3. Das Anlegen des Überwurfs zum Mantel ist allen Offizieren zum kleinen Dienst und außer Dienst, den., berittenen Offizieren außerdem im Felde und bei allen feldmäßigen Übungen gestattet.

*) Unter „Helm" ist überall der Tschako, unter „Feldbinde" die Adjutantenschörpe mit inbegriffen.

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XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

4. Der Umhang wird allein und zum Paletot, die Kapuze allein, zum

5.

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10. 11. 12.

Paletot oder in Verbindung mit dem Umhang gettagen; sie wird auch zu letzterem nur im Bedarfsfall mitgeführt. Die hochgeschlagene Kapuze liegt mit dem Oberteil unter der Kopfbedeckung; sie wird zum Umhang in der Regel innen angeknöpft, so daß der Kragen außen bleibt; bei Regenwetter ist es zulässig, die Kapuze außen an den Umhang zu knöpfen. Die nicht hochgeschlagene Kapuze hängt flach unter dem Umhang (B.Bl. 349/99). Die Litewka mit Achselstücken darf innerhalb der Kaserne, zum Dienst mit Mannschaften jedoch nur, wenn diese in Litewka oder Drillich­ jacke erscheinen, zum Dienst außerhalb der Kaserne, infoferne die Mannschaften in Litewka oder Drillichjacke ausrücken, sowie außer Dienst auf Truppenübungs- und Schießplätzen, in der Ortsunterkunft (außer in Städten) und im Biwak getragen werden. Auf der Straße ist sie beim dienstlichen Radfahren gestattet. (B.Bl. 117/98). In den Fällen, für welche nach der Garnisondienst-Borschrift mili­ tärische Beflaggung vorgesehen ist (Geburts- und Namensfeste Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, Geburtstag Seiner Maje­ stät des Deutschen Kaisers, bei Reisen Allerhöchster und Höchster Mitglieder des Königlichen Hauses, zu Ehren fremder Fürstlichkeiten usw.), wird untertags auf der Straße der Helm getragen (B.Bl. 186/01). Rotbraune Handschuhe sind zum Dienstanzug und zum kleinen Dienst­ anzug von den Offizieren und Sanitätsoffizieren anzulegen: 1. im Felde; 2. im Manöver und während des Aufenthalts auf Truppen­ übungsplätzen sowie während der Märsche dorthin und zurück; 3. bei allen Exerzier-, Felddienst- und Schießübungen und Besichttgungen von der Kompagnie rc. einschließlich aufwärts, auch von den anwesenden dienstlich nicht beteiligten Offizieren; 4. bei Generalstabsreisen, Übungsreisen und Übungsritten. Außerdem dürfen sie bei Reit-, Fahr- und Radfahrübungen sowie beim außerdienstlichen Reiten und Radfahren und zu Wagen beim Selbstfahren gettagen werden (B.Bl. 206/03) Hemdkragen, Manschetten, Nhrketten dürfen nicht sichtbar sein. Die Schuppenketten werden unter dem Kinn getragen: bei Parade­ aufstellungen, Vorbeimärschen und Besichtigungen von allen in der Front stehenden Offizieren; bei anderen Gelegenheiten, bei welchen dies durch besondere Vorschriften bestimmt ist oder befohlen wird, sowie von einzelnen Reitern, um die Kopfbedeckung vor dem Herunter­ fallen zu schützen. Stöcke und Gerten dürfen nur beim Reiten außer Dienst getragen werden. Weißleinene Hosen werden stets lang über den Stieseln getragen. Fernglas und Revolver werden an der Feldbinde getragen und zwar das Fernglas mittels der Schlaufen des Futterals vor der rechten, der Revolver — den Kolben nach rechts zeigend — mit den Taschen­ schlaufen vor der linken Hüfte.

ni. Anzug bei verschiedenen Gelegenheiten. A. Im Dienst. 1. Feldverhältnis. Für das Feldverhältnis kommen nur Dienstanzug und kleiner Dienstanzug zut Anwendung. Generale, Stabsoffiziere in Generalsstellung und Offiziere der höheren Stäbe trugen den Überrock. Zur Feldausrüstung der Leutnants der Infanterie und Jäger gehört außerdem:

2. Anzug.

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Mantel, Revolver, Fernglas, schilffarbener Helmüberzug, Signalpfeife, Tornister. Das Feldverhällnis besteht vom 1. Mobilmachungstage ab. Das Tragen der Kartentasche ist freigestellt. Unberittene Offiziere dürfen den Mantel gerollt über der linken Schulter tragen.

2. Manöver.

Dienstanzug (ohne Revolver), jedoch Fernglas, Signalpfeife, Tor­ nister*), Kartentasche. Der Mantel wird von den Unberittenen in Übereinstimmung mit den Mannschaften getragen; für Berittene kann dies der Leitende 'anordnen. Helmüberzug in Übereinstimmung mit den Mannschaften. 3. Felddienst, Exerzieren, Schießen, kleiner Dienst.

a) in größeren Verbänden vom Bataillon aufwärts: Dienstanzug (Fernglas, Signalpfeife). d) innerhalb der Kompagnie: kleiner Dien st anzug (Fernglas, Signalpfeife). Abweichungen können durch Tagesbefehl angeordnet werden. Zuschauer: kleiner Dienstanzug, jedoch bei allen Übungen vom Regiment einschließlich auswärts mit Helm. 4. Besichtigungen. Die dienstlich beteiligten Offiziere (einschließlich des Be­ sichtigenden) : a) bei allen Exerzierbesichtigungen: Dien st anzug mit Fernglas und Signalpfeife; b) bei Besichtigungen im Abteilungsschießen: Dienstanzug mit Fenralas und (Signalpfeife; c) bei Besichtigungen in der Einzelausbildung: kleiner Dienstanzug. jedoch beim Exerzieren mit Helm. Zuschauer. a) bei Besichtigungen im Exerzieren und Abteilungsschieben bis ein­ schließlich Kompagnie: Dien st anzug (ohne Feldbinde); für Offi­ ziere, welche im Range über oder neben dem Besichtigenden stehen, Überrock gestattet; b) bei Besichtigungen in der Einzelausbildung: kleiner Dienstanzug, jedoch beim Exerzieren mit Helm.

5. Paraden. Paradeanzug für alle dienstlich Beteiligten und Zu­ schauer (auch solche auf Tribünen oder Wagen). Hinsichtlich des Mantels ist der Anzug der Mannschaften maßgebend.

6. Paroleausgabe. An den Namens- und Geburtstagen Seiner Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin, sowie am Geburtstage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, an den beiden Oster-, Pfingst- und Weihnachts­ feiertagen, am Neujahrs- und Himmelfahrtstage und am Charfreitag. (Garn.V. Z. 145): Paradeanzug (angezogener Mantel besonders zu befehlen). An anderen Tagen: kleiner Dienstanzug mit Helm.

7. Garnisonwachtdienst. a) an den unter Z. 6 angegebenen Festtagen: Paradeanzug; *) Zum Exerzieren im Manövergelände wird der Tornister nicht angelegt.

120

XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

b) an andern Tagen: Dienstanzug Beim Nachsehen der Wachen die Offiziere vom Ortsdienst und der Ronde im Dienstanzug, erstere an hohen Festtagen (Z. 6) im Paradeanzug. 8. Gerichtsdienst. a) Bei öffentlichen Verhandlungen der Militärgerichte für Vorsitzende, Richter und Geschworne, dann bei Spruchsitzungen der Ehrengerichte, der Vereidigungen einzelner Rekruten für die dienstlich beteiligten Offiziere: Dienstanzug; b) für die als Staatsanwälte und Verteidiger fungierenden Offiziere, die Zeugen und Angeklagten (auch beim Ehrengerichte): Kleiner Dienstanzug mit Waffenrock und Helm.

Für Offiziere als Zeugen vor Zivilrichtern :kleinerDienstanzug mit Helm. 9. Meldungen und Anbringung von Gesuchen.

Im allgemeinen bei Meldungen: Dienstanzug.

a) Zu Meldungen bei Seiner Majestät dem Könige und anderen regierenden Fürsten, bei Königlichen Prinzen (soferne diese nicht zu den unmittelbaren Vorgesetzten gehören), b) zu Meldungen aus Anlaß einer Beförderung, Ordensverleihung oder sonstiger Gnadenbeweise: Paradeanzug.

Bei Gesuchen in persönlicher Angelegenheit, oder wenn ein Offizier zu einem Vorgesetzten bestellt wird, ohne daß ausdrücklich „kleiner Dienstanzug" besohlen ist: Dienstanzug ohne Feldbinde.

10. Kirchenbesuch. Die dienstlich beteiligten Offiziere:

a) an den in Z. 6 bezeichneten Festtagen, sowie zur Fronleichnams­ prozession : Paradeanzug. b) an Sonn- und Feiertagen: kleine Uniform. Die Offiziere vom Kirchendienst: Dienstanzug.

Bei freiwilligem Besuch deS Gottesdienstes: a) zu dem für die Garnison besonders angeordneten Gottesdienste: wie die dienstlich beteiligten Offiziere; b) zu anderen Gottesdiensten am Vormittage mit Helm; c) zur Fronleichnamsprozession: kleine Uniform, wenn Seine Majestät der König diese begleiten: Paradeanzug; d) bei der eigenen Trauung: Paradeanzug; e) bei der hl. Kommunion bzw. dem hl. Abendmahle werden Waffe und Mantel vor dem Herantreten an den Altar abgelegt.

11. Trauerfeierlichkeiten. Bei Beerdigung und Trauergottesdiensten von Angehörigen der Armee: kleine Uniform, Mantel gestattet. 12. Besondere dienstliche Veranlassungen.

a) Bei allen feierlichen Gelegenheiten in Anwesenheit Seiner Majestät deS Königs, bei der Rekrutenvereidigung: Paradeanzug; b) bei sonstigen öffentlichen Feiern: kleine Uniform.

Bei Anwesenheit Seiner Majestät des Königs Standorten tragen die Offiziere den Helm.

in auswärtigen

121

2. Anzug. B. Hoffeierlichkeiten.

Die Anzugsart (Paradeanzug, Galaanzug, Hofanzug, kleine Uniform) wird stets besonders befohlen.

C. Auf den Straßen*), zu Privatgesellschaften, bei Besuchen.

1. Straßenanzug bei besonderen Gelegenheiten s. Erläuterungen zu II. Z. 6. 2. Zu Privatgesellschaften, wenn kein anderer Anzug bezeichnet ist: kleine Uniform. 3. Zu Besuchen,, von offiziellem Charakter: übrigen Helm, Überrock.

kleine Uniform, im

D. Sonderbestimmungen für München. Straßenanzug:

An Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags: Helm

auf den nächsten um die Königliche Residenz gelegenen Straßen und Plätzen (s. Standort-Vorschrift). E. Besuch der Königlichen Theater. Zu Fe st Vorstellungen: kleine Uniform, wenn nicht anders be­ stimmt. F. Offiziere und Sanitätsoffiziere des Beurlaubten st andes.

S. HI. A. § 26. G. Orden und Ehrenzeichen.

Wann Orden und Ehrenzeichen zu tragen sind, s. unter II.

Diejenigen Orden und Ehrenzeichen, für deren Trageweise besondere Vor­ schriften nicht bestehen, werden mit den Bändern auf einer 4—5 cm breiten Ordensschnalle vereinigt auf der linken Brust des Waffenrocks getragen. Der obere Rand der Ordensschnalle soll zwischen dem ersten und zweiten Knopfloch ab­ schneiden, so daß die Ecke bis an die Knopflöcher heranreicht. Zum Waffenrock werden zum Parade-, Gala- und Hofanzug sämtliche Ordenszeichen getragen: im übrigen ist es gestattet, auch nur die bayerischen und Kriegsdekorationen anzulegen. Eine Verpflichtung zum Anlegen nicht­ bayerischer Dekorattonen besteht bei Anwesenheit des betreffenden Landesherrn und in dessen Staate. Die Ordensbänderschnalle allein ist in Verbindung mit Epaulettes nicht zu tragen (Dgl., II. A.). Zum Überrock werden Halsorden, dann Ritterkreuze bzw. die Ordens­ bänder im 2. Knopfloche von oben, ferner Dekorationen ohne Band (jedoch immer nur ein Orden) getragen. Im Feldverhältnis und im Manöver wird nur die Ordensbänderschnalle angelegt (vgl. LL A.). Die in anderen deutschen Heereskontingenten erworbenen Ordens- und Ehrenzeichen können beim Übertritt der Inhaber in bayerische Militärdienste ohne weiteres fortgetragen werden. Während Verbüßung einer Freiheitssttafe dürfen Orden und Ehrenzeichen mir außerhalb der Strafanstalt getragen werden. Die Orden sind nach der Reihenfolge ihres Ranges (Militärhandbuch) von rechts nach links anzuordnen. *) Ohne Seitengewehr Gouverneurs re.

nur

zu Pferde

mit

besonderer Erlaubnis

deS

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XI. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

H. Anlegen der Uniform im Auslande.

a) Den Offizieren und Sanitätsoffizieren der aktiven Armee und des Be­ urlaubtenstandes 2C. rc. ist außerhalb des Deutschen Reiches das Uniform­ tragen verboten. b) Wenn besondere Verhältnisse es wünschenswert machen, im Auslande zeitweise die Uniform anzulegen, so ist auf dem Dienstwege die Aller­ höchste Genehmigung einzuhölen. e) Die kommandierenden Generale dürfen (mit Ausnahme der Schweiz) das Uniformttagen innerhalb der nächsten Grenzgebiete ihres Territorial­ bezirkes gestatten.

J. Anlegen von Zivilkleidern. Das Anlegen von Zivilkleidern ist den akttven Offizieren, sowie den zu einer Dienstleistung einberufenen Offizieren innerhalb des Deutschen Reiches nur gestattet: a) zur Jagd; b) bei Maskenbällen (bei Karnevalsaufzügen nach Anordnung der Gou­ verneure rc.); c) bei Urlaubsreisen; d) bei Krankheitsfällen bzw. auf Anraten eines Arztes nach eingeholter Genehmigung.

K. Ausrüstung des unberittenen Offizieres im Felde.

Der Offizier trägt am Körper: Helm, Waffenrock, Achselstücke, Feldbinde, an dieser links den Revolver, rechts das Fernglas; Ordensbänder, Beinkleider, Sttefel, Handschuhe, Halsbinde, Hemd, Unierbeinkleid, Socken, Taschentuch, Erkennungsmarke, Säbel mit Koppel, Portepee und Kartentasche: darin Karten, Meldekarten, Notizbuch, Postkarten, Zirkel usw.; Taschenmesser, Feldflasche mit Trinkbecher, Geldbeutel, Uhr mit Kette, Kompaß, Taschenkamm, Rauchutensilien; Feuerzeug, Verbandzeug, Signalpfeife; Kofferschlüssel. Im Tornister: Soldbuch, Mütze, 1 Hemd, 1 Unterbeinkleid, 1 Paar Socken, Hausschuhe (von Leder, ohne Absätze), Waschzeug, Handtuch, Halstuch, Taschentücher, Messer, Löffel, Gabel, Nähzeug, Lebensrnittel, Laterne. Im Koffer*): Mütze, Waffenrock, Achselstücke, Orden und Ehrenzeichen, 2 Beinkleider, Unterjacke, Litewka, 2 Paar Stiesel, 2 Paar braune Handschuhe, 2 Halsbinden, 4 Hemden, 3 Paar Manschetten nebst Knöpfen, 2 Unterbein­ kleider, 6—8 Paar wollene Socken, Leibbinde, 10—12 Taschentücher, Schreib­ material, 2 Handtücher, Spiegel, Rauchutensilien, Lichter, Konserven, Tee, Kaffee, Zucker u. dgl. Der Mantel (Umhang) wird entweder angezogen oder gerollt über der Schulter getragen oder im Kompagniepackwagen beim Offiziersgepäck unter­ gebracht. Bei berittenen Offizieren tritt noch die Pferdeausrüstung hinzu, in deren Packtaschen noch weitere Gegenstände untergebracht werden können. Das Waren­ haus für Armee und Marine, Berlin NW., Neustädtische Kirchstraße, hat voll­ ständige Ausrüstungen in erprobten Mustern vorrätig. *) Vorschriftsmäßiges Offiziersgepäck. (Ausrüstungsnachweisung für ein Infanterie- oder Jäger-Bataillon 1898.)

A. Koffer: für Kompagnieführer „ Subalternoffiziere

Länge 69 cm 60 „

Breite 39 cm 34 „

Höhe 30 cm 28 „

B. Außerdem: Ein Mantel und eine wollene Decke, Gewicht 7 kg.

Gewicht 28 kg 24 „

1. Kaffenwesen und Besoldung.

123

XII. Abschnitt. Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Nenflou.

1. Kafsenwesen und Vesoldung. (Friedensbesoldunasvorschrist 1898; Servisvorschrift 1899; Servistarif 1897; Bestimmungen über die Wohnungsgeldzuschüsse und die Gewährung von Dienstwohnungen.)

§ 1.

Kafferrwefen. (Kassenordnung für die Truppen 1897.)

Bei jedem Truppenteil, welcher eiaismäßig einen Zahlmeister hat, besteht eine Kassenverwaltung mit der Bestimmung, die Kassengeschäfte des Truppen­ teiles wahrzunehmen, d. i. alle der Kasse zustehenden Gelder und Forderungen einzuziehen, die eingehenden Gelder und Wertpapiere anzunehmen und aufzu­ bewahren, Zahlungen zu leisten, über Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen und den gesamten Schriftwechsel zu bearbeiten. Der Zahlmeister führt die Kassenverwaltung selbständig, und unter alleiniger Verantwortung. Der Kommandeur führt die allgemeine Dienstaufsichl über die Kassen­ verwaltung, regelt deren Verkehr mit der Truppe und stellt ihr das erforder­ liche Personal zur Verfügung. Er ist befugt, jederzeit die Kasse und Bücher 2C. einzusehen und hält am 1. jedes Monats Kasjenprüfung ab. Die Kassenverwaltung ist unbeschadet der dem Kommandeur zustehenden Rechte der Intendantur unterstellt. Die Kasse wird in einem verschließbaren Raume auf der Wache aufbewahrt; auf Märschen hat der Kommandeur für die gesicherte Aufbewahrung der Kasse zu sorgen (Bataillonsstabswagen, Wache). Zahlungen finden in der Regel nur am 1., 11. und 21. jedes Monats statt und zwar direkt an die Empfangsberechtigten oder deren Bevollmächtigte. Für die Angehörigen eines Bataillons empfangen die Kompagniechefs. Vorschüße dürfen nur zu dienstlichen Zwecken nach Maßgabe der bestehenden Vorschriften gezahlt werden. Hinterlegungen sind nach bestimmten Vorschriften entweder geboten oder erlaubt; andere als die eigens bezeichneten Hinterlegungen sind verboten. Die Intendantur nimmt jährlich mindestens eine unvermutete Kassen­ prüfung vor. Bei Krankheit, Abwesenheit oder sonstiger Behinderung des Zahlmeisters kann, wenn die Abwesenheit nicht länger als drei Tage dauert, von einer Ver­ tretung abgesehen werden. Andernfalls wird diese einem etatsmäßigen Zahlmeisteraspiranten übertragen. Ist dies nicht angängig, so wird aus dem Kom­ mandeur und dem nächsten rangältesten Offizier eine Kassenkommisfion gebildet, welche die gesamten Geschäfte der Kassenverwaltung unter alleiniger Verant­ wortung übernimmt und führt. Ähnlich wird die Kassenkommission bei Truppenteilen ohne Zahlmeister gebildet. Ebenso werden im Kriege die Kassengeschäfte, je nachdem ein Zahlmeister zugeteilt ist, von Kassenverwaltungen oder Kommissionen geführt.

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m Abschnitt.

§ 2.

Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension.

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