Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie 9783486726480, 9783486726473


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German Pages 708 Year 1890

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Table of contents :
Inhalts-Verzeichnis
Das bayerische Königshaus
I. Abschnitt. Der einjährig freiwillige Dienst
II. Abschnitt. Die militärischen Berufspflichten
III. Abschnitt. Die Ergänzung des Heeres
IV. Abschnitt. Die innere Einrichtung des Heeres
V. Abschnitt. Rang-Verhältnisse
VI. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse
VII. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Mannschaften des Beurlanhtenstandes
VIII. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Unteraffziere
IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Sffziere des Beurlauhtenstanders
X. Abschnitt. Bekleidung und Ausrüstung
XI. Abschnitt. Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension
XII. Abschnitt. Sanitätsdienst
XIII. Abschnitt. Belohnungen
XIV. Abschnitt. Straf- und Gerichtsordnung
XV. Abschnitt. Garnisandienst
XVI. Abschnitt. Der militärische Schnistvenkehn
XVII. Abschnitt. Das Turnen
XVIII. Abschnitt. Das Bajonettieren
XIX. Abschnitt. Bewaffnung
XX. Abschnitt. Das Schießen
XXI. Abschnitt. Das Exerzieren
XXII. Abschnitt. Der Dienst im Felde
XXIII. Abschnitt. Das Gelände und dessen Darstellung
XXIV. Abschnitt. Befestigung
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Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie
 9783486726480, 9783486726473

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Kcrnööuch für den

Einjährig -Freiwilligen^ den

Mitteroffoier, ftffoieraailfpiranten und

Offizier des Beurlaubtenstandes der

kgl. bayerischen Infanterie.

Aus Reglements. Verordnungen etr. zusammengestellt von d en Hauptleuten

K. Fy. Müller und Fß. v. Aweßü 5. Auflage.

Mit (79 Abbildungen.

München. Druck und Verlag von R. Oldenbourg.

1890.

Inhalts-Verzeichnis.

Vas Lönigliche Haus

§ § §

§

§

.

Seite

Seite

1

2. Kapitel. Das Ersatzwesen . 35 § 1. Ersatzbezirke....................... 35 § 2. Das Ersatzgeschäst ... 35 § 3. Entscheidungen der Ersatz­ behörden ................................. 36 § 4. Die Einstellung der Rekruten 38 § 5. Nachersatzgestellungen . . 38 § 6. Freiwilliger Eintritt zum Dienst..................................38

.

I. Abschnitt. Der einjährig-freiwillige Dienst 1. Allgemeines......................... 4 2. Meldung zum Diensteintritt 5 3. Dienstverhältnisse der Ein­ jahrig-Freiwilligen ... 7 4. Dienstverhältnisse der ein­ jährig-freiwilligen Mediziner 10 5. Bekleidung, Verpflegung und Ausrüstung der EinjahrigFreiwilligen ....................... 11

H. Abschnitt. Vie militärischen Lerufspflichten § 1. Der Beruf deS Soldaten . 15 § 2. Die Pflichten des Soldaten 15 § 3. Treue gegen den König . 16 § 4. KNegsfertiakeit .... 17 § 5. Mut und Tapferkeit. . .17 § 6. Gehorsam.............................18 § 7. Ehrenhafte Führung . . 21 § 8. Kameradschaft....................... 25 § 9. Belohnungen der Pflicht­ erfüllung '............................ 26 §10. Der Fahneneid .... 26 §11. Der oberste Kriegsherr . . 28

in. Abschnitt. Vie Ergänzung -es Heeres 1. Kapitel. Die Wehrpflicht und deren Gliederung .... 29 § 1. Die Wehrpflicht .... 29 § 2. Gliederung der Wehrpflicht 29 § 3. Die Dienstpflicht im stehen­ den Heere............................. 30 § 4. Die Landwehrpflicht ...32 § 5. Die Ersatzreservepflicht . .33 § 6. Die Landsturmpflicht . . 33

3. Kapitel. Entlassung . . . 39 § 1. Entlassung nach beendeter aktiver Dienstpflicht ... 39 § 2. Entlassung vor beendeter aktiver Dienstpflicht,.... 39 § 3. Entlassungs- und Uberweisungspapiere....................... 40 IV. Abschnitt. Vie innere Einrichtung des Heeres 1. Kapitel. Militärverfassung 41 § 1. Das deutsche Reichsheer . 41 § 2. Verhältnis des bayerischen Heeres zum deutschen Reichs­ heere ....................................... 42 2. Kapitel. Einteilung derStreitkräste............................................ 43 § 1. Land- und Seelruppen . . 43 § 2. Heer, Marine, Landsturm . 43 § 3. Die Waffengattungen . . 43 § 4. Die Infanterie.... 43 § 5. Die Kavallerie.................. 45 § 6. Die Artillerie.................. 48 § 7. Die Pioniere.................. 49 § 8. Der Train....................... 50 3. Kapitel. Die Gliederung des Heeres im Frieden ... 51 § 1. Die Truppenverbände der Infanterie............................ 51

IV

Inhalts-Verzeichnis.

Seite § 2. Die Truppenverbände der Kavallerie............................... 52 § 3. Die Truppenverbände der Artillerie............................... 53 § 4. Die Truppenteile der Pioniere 55 § 5. Die Gliederung des Trains 55 § 6. Zusammensetzung der Divi­ sionen .................................... 56 § 7. Zusammensetzung der Armee­ corps .......................................... 56 § 8. Die Armeecorps des deutschen Heeres..................................... 57 § 9. Die Armee-Inspektionen . 58 § 10. Die Friedensstärke d. deutschen Heeres..................................... 58 § 11. Die Friedenseinteilung der k. bayerischen Armee . . 58

V. Abschnitt.

§ 1. Allgemeines........................... 74 § 2. Rangordnung der Waffen­ gattungen ................................. 74 § 3. Rangordnung der Offiziers­ corps , des Sanitätscorps und der Beamten ... 75 § 4. Rangverhältnis der Ein­ zelnen ....................................... 75 § 5. Allgemeines militärisches Vorgesetztenverhältnis . . 77 § 6. Direktes Vorgesetzten-Ver­ hältnis ...................................... 82 § 7. Militärbeamte .... 82 § 8. Zivilbeamte der Militär­ behörden ................................. 84 § 9. Besondere Abzeichen . . 84

4. Kapitel. Die Gliederung des Heeres im Kriege .... 60

§ 1. Mobilmachung .... 60 § 2. Feld- und Besatzungsarmee 60 § 3. Ordre de Bataille ... 62 5. Kapitel. BesondereKommandound Verwaltungsbehörden und Anstalten......................... 62

§ § § §

1. 2. 3. 4.

§ 5. § 6. § 7. § 8. § 9. § 10. § 11. § 12. § 13. §14. § 15. §16. § 17. § 18.

§19. §20.

Das Kriegsministerium. . 62 Der Generalstab .... 63 Adjutantur............................... 64 Die Kavallerie- und RemonteJnspektion............................... 65 Inspektion der Fuß-Artillerie 65 Inspektion des IngenieurCorps und der Festungen 66 Inspektion des Trains . . 66 Die Militär - Bildungs - An­ stalten .....................................66 Die Militär-Schießschule . 67 Festungsgouvernements und Kommandanturen ... 67 Die Landwehr-Behörden . 68 Die Verwaltungsbehörden. 69 Die Leibgarde der Harischiere 70 Die Halbinvaliden - Abtei­ lungen ..................................... 71 Das Jnvalidenhaus... 71 Das Kastenwesen.... 71 Die Militär-Seelsorge . . 71 Die militärischen Straf-An­ stalten ..................................... 71 Die Gendarmerie.... 72 Übersicht der besanderen Kom­ mando-, Verwaltungsbehör­ den und Anstalten der k. b. Armee.....................................73

Seite

Nangverhültnisse

VI. Abschnitt.

Allgemeine Dienstverhältnisse 1. Kapitel. Ehrenbezeigungen

88

§ 1. Allgemeine Bestimmungen 88 § 2. Ehrenbezeigungen von Ein­ zelnen .................................. 91 § 3. Ehrenbezeigungen von Ab­ teilungen ............................ 94 § 4. Militärische Schicklichkeits­ regeln .................................. 96 § 5. Letzte Ehren....................... 102

2. Kapitel. Dienst der Ordon­ nanzen und Offiziersdiener 103

§ 1. Ordonnanzdienst.... 103 § 2. Offiziersdiener .... 104

3. Kapitel.

Der Appell

4. Kapitel.

Meldungen ... 105

5. Kapitel.

Gesuche......................... 106

.

.

. 104

§ 1. Gesuche der Offiziere . . 106 § 2. „ „ Mannschaften 106 6. Kapitel.

Beschwerden.

.

.107

§ 1. Allgemeine Anordnungen . 107 § 2. Beschwerden der Offiziere. 109 § 3. Beschwerden der Unteroffi­ ziere und Soldaten. . . 111

7. Kapitel.

Urlaub......................... 112

§ 1. Urlaub der Offiziere . . 112 § 2. Urlaub der Unteroffiziere und Mannschaft.... 113

8. Kapitel. Verhalten in Ka­ sernen u. Bürgerquartieren 115

§ 1. Kasernenordnung, . . • 115 § 2. Verhalten im Bürgerquartier 119

Inhalts-Verzeichnis. Seite

9. Kapitel.

Kommandos

.

10. Kapitel. Rechte und Pflich­ ten derMilitärpersonen des aktivenDienststandes 123

VII. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Mannschaften des Senrlandtenstandes § 1. Allgemeines..........................125 §2. Aufenthaltswechsel, Reise, Aufenthalt im Auslande, so­ wie dieserhalb zu erstattende Meldungen..........................126 § 3. Kontrollversammlungen. . 128 84. Übungen............................... 130 8 5. Verschiedene Bestimmungen 131 8 6. Einberufung......................... 133 8 7. Ilnabkommlichkeitsverfahren 135 8 8. Disziplinarstrafmittel gegen Personen des Beurlaubten­ standes .................................... 136 8 9. Muster für schriftliche Mel­ dungen .....................................137 VIII.

I

. 119 I

§ 1. Arbeitsdienst..........................119 § 2. Kommandos von Einzelnen 120 § 3. Transport von Gefangenen, Arrestanten.......................... 120 § 4 Kommandos von Abtei­ lungen .................................... 120 § 5. Transport-Kommandos . 121

Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Unteroffiziere 8 1. Allgemeines......................... 139 8 2. Ergänzung und Beförder­ ung der Unteroffiziere des aktiven Dienststandes . . 141 8 3. Entlassung und Verab­ schiedung der Unteroffiziere 143 8 4. Ergänzung und Beförder­ ung der Unteroffiziere des Beurlaubtenstandes. . . 143 8 5. Vorrechte der Unteroffiziere 143 8 6. Der Feldwebel .... 144 8 7. Der Vizefeldwebel . . . 145 8 8. Der Portepeesähnrich und der Vizefeldwebel des Beurlaubtenstandes . . . 145 8 9. Der Sergent......................... 146 810. Der Korporalschaftsführer. 146 811. Der Unteroffizier zur Arrestantenaussicht.... 147 812. Der Unteroffizier vom Tag 147 813. Der Kammerunteroffizier . 148

V Seite

814. 815. 816. 8 17.

Der Fourier..................149 Der Gewehrunteroffizier . 149 Der Stubenälteste . . . 150 DerGefreite..................150

IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere des Seurlanbtenstandes. 8 1. Allgemeines über die Offi­ ziere.......................................... 151 8 2 Der Kompagnie-Chef und die Kompagnie-Offiziere . 157 8 3. Der Offizier vom Kaserntagesdienst......................... 158 8 4. Militärischer Kasernvorsteher.................................... 158 8 5. Ergänzung der Offiziere des Friedensstandes . . 159 8 6. Beförderung der Offiziere. 160 8 7. Allgemeines über die Offi­ ziere des Beurlaubtenstandes.......................................... 161 8 8. Ergänzung der Offiziere des Beurlaubtenstandes. . . 162 8 9. Übungen der Offizieraspiranten des Beurlaubten­ standes .................................... 162 810. Ofsizierswahl......................... 165 811. Ofsiziersvorschlag . . . 166 8 12. Übertritt von Offizieren des aktivenDienststandes in den Beurlaubtenstand . . . 167 8 13. Dienstverhältnisse der Offi­ ziere des Beurlaubtenstandes.......................................... 167 814. Dienstverhältnisse der Re­ serve-Offiziere .... 169 8 15. Dienstverhältnisse der Land­ wehr-Offiziere .... 170 816. Überführung zur Landwehr und Landsturm, Verabschie­ dung und Entlassung . . 171 817. Dienstverhältnisse der in der Militärverwaltung angestellten Offiziere des Beur­ laubtenstandes . . . . 172 818. Tragen der Uniform nach der Verabschiedung . . . 172 819. Rangverhältnis der Offi­ ziere d. Beurlaubtenstandes 173 8 20. Urlaub in das Ausland. Auswanderung .... 173 821. Dienstunbrauch barkeit und Felddienstunsähigkeit . . 174 8 22. Pensions- u. Versorgungs­ ansprüche ............................... 174

Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige.

I

VI

Inhalts-Verzeichnis.

Seite §23. Militärische Kontrolle der Offiziere des Beurlaubten­ standes .....................................174 § 24. Rechtsverhältnisse der Offi­ ziere d. Beurlaubtenstandes in den gerichtlich zu behan­ delnden Strafsachen . 176 §25. Gebührnisse der Ossiziere des Beurlaubtenstandes . 177 § 26. Reisegebührnisse d. Offiziere des Beurlaubtenstandes . 178 § 27. Reisegebührnisse d. Offiziere des Beurlaubtenstandes in Militär- und ehrengericht­ lichen Angelegenheiten . 180 § 28. ServisberechtigungderOssi­ ziere d Beurlaubtenstandes 181 § 29. Unterstützung der Familien der Offiziere des Beur­ laubtenstandes während des Kriegszustandes .... 182 § 30. Landwehrosfiziers - Unterstützungsfonds .... 183 §31. Feldwebellieutenants . . 184 X. Abschnitt. Stkleidung und Ausrüstung

1. Kapitel. Beschasfungund In­ standhaltung der Beklei­ dung und Ausrüstung . . § 1. Bestandteile der Bekleidung und Ausrüstung . . . § 2. Betteidungswirtschaft der Truppen............................ § 3. Anspruch auf Bekleidung und Ausrüstung . . . § 4. Instandhaltung der Bekleidungs- und Äusrüstungsstücke.................................. 2. Kapitel. Anzug....................... § 1. Anzug der Unteroffiziere und Soldaten . . . . § 2. Anzug der Offiziere . .

186 186

186 188

190 192

192 197

XI. Abschnitt. Srsoldung, Verpflegung, Einquar­ tierung, Pension 1.Kapitel. Besoldung .... 202 § 1. Gehalt und Löhnung im allgemeinen......................... 202 § 2. Gehalt und Löhnung unter besonderen Verhältnissen . 202 § 3. Abzüge............................... 2u3 § 4. Zulagen............................... 204 § 5. Zahlungsverfahren . . . 204 § 6. Soldbücher......................... 205

Seite

2. Kapitel. Reisegebührnisse . 205 § 1. Allgemeines.........................205 § 2. Tagegelder . . . . 205 § 3. Fuhrkosten . . . . 206 § 4. Besondere Bestimmungen. 206 3. Kapitel. Kassen-Wesen . . 207 4 Kapitel. Naturalverflegung 208 § 1. Naturalverpflegung im Frieden...............................208 § 2. Naturalverpflegung im Kriege.................................... 211 5. Kapitel Natural-u. Quartier­ leistung für die bewaffnete Macht..........................................213 § 1. Naturalleistung im Frieden 213 § 2. Quartierleistung i. Frieden 216 § 3. Natural- und Quartier­ leistung im Kriege . . . 218 6. Kapitel. Gebührnisse der Mannschaften des Beur­ laubten st and es . . . . 220 § 1. Marschgebührnisse bei Ein­ berufung zum Dienst und bei Entlassung ...... 220 § 2. Gebührnisse bei der Übung und bei außergewöhnlichen Zusammenziehungen . . 223 7. Kapitel. Pensionswesen . 224 § 1. Offiziere.............................. 224 § 2. Unteroffiziere u. Soldaten 226 XII. Abschnitt. Aanitätsdienst 1. Kapitel. Sanitätsdienst im Frieden.................................... 229 § 1. Sanitätspersonal . . . 229 § 2. Sanitätsanstalten . . . 230 § 3. Sanitätsdienst in der Gar­ nison .................................... 230 § 4. Sanitätsdienst bei Orts­ unterkunft und in Lagern 232 § 5. Sanitätsdienst auf Mär­ schen u. bei größeren Trup­ penübungen ......................... 232 2.Kapitel. Sanitätsdienst im Kriege..........................................233 § 1. Sanitätsdienst bei der Feld­ armee .................................... 233 § 2. Sanitätsdienst bei dem Etappen-u.Eisenbahnwesen 235 § 3. Sanitätsdienst bei der Be­ satzungsarmee .... 236 § 4. Freiwillige Krankenpflege 236 § 5. Neutralitätsabzeichen . . 236 § 6. Genfer Konvention . . . 236

Inhalts-Verzeichnis. Seite 3. Kapitel. Gesundheitspflege 237 § 1. Allgemeines......................... 237 § 2. Nahrungsmittel .... 237 § 3. Getränke...............................239 § 4. Bekleidung......................... 240 § 5. Pflege des Körpers . . 240 § 6. Gesundheitspflege.auf Mär­ schen .................................... 241 § 7. Gesundheitspflege i. Biwak 243 § 8. Gesundheitspflege im Lager 244 § 9. Gesundheitspflege i. Quar­ tier ..........................................244 § 10. Gesundheitspflege a. Eisen­ bahnen .................................... 244

XHI. Abschnitt. Selohnungen

1. Kapitel. Orden und Ehren­ zeichen .......................................... 245 § 1. Der Militär-Max-JosephOrden .................................... 245 § 2. Der Militär - VerdienstOrden .................................... 246 § 3. Die Militär - VerdienstMedaille ...............................247 § 4. Das Militär - Sanitäts­ Ehrenzeichen ......................... 247

2. Kapitel. Denkzeichen . . . 248 § 1. Feldzugsdenkzeichen 1849 . 248 § 2. Denkzeichcn f. d. Jahr 1849 249 § 3. Armeedenkzeichen . . . 249 § 4. Kriegsdenkmünze von 1870 bis 1871 .......................219 3. Kapitel. Dienst lterszcichen 249 § 1. Dienstauszeichnungskreuz 1. und 2. Klasse . . . 249 § 2. Dienstauszeichnung. . . 250 § 3. Landwehr - Dienstauszeich­ nung .................................... 250 § 4. Der Ludwigsorden . . . 251 4. Kapitel. Belobungen ... 251

5. Kapitel. Auszerba yerische Orden.......................................... 251

XIV. Abschnitt. Straf- und Gerichtsordnung 1»Kapitel. Disziplinar-Strafordnung.................................... 254 § 1. Umfang der Disziplinarstrafgewalt......................... 254 § 2.. Disziplinarbestrafung der Militärpersonen des aktiven Dienststandes......................... 255

VII

Seite § 3. Disziplinarbestrafung der Militärpersonen des Beurlaubtenstandes .... 259 § 4. Ausübung der Disziplinarstrafgewalt......................... 260 § 5. Vollstreckung der Diszipli­ narstrafen ............................... 261 §. 6. Beschwerdeführung über Disziplinarbestrasung . . 262 2. Kapitel. Militärstrasgesetzbuch................................................262 § 1. Einleitende Bestimmungen 262 § 2. Bestrafung im allgemeinen 263 § 3. Teilnahme......................... 266 § 4. Gründe, welche die Strafe ansschließen, mildern oder erhöhen............................... 266 § 5. Die einzelnen Verbrechen und Vergehen unb deren Bestrafung......................... 266

3. Kapitel. Die Ne Habilitierung 270 4. Kapitel. Militärstrafgerichtsordnung.............................271 § 1. Die Militärstrafgerichtsbarkeit.............................271 § 2. Die Militärstrafgerichte . 271 § 3. Verfahren in den zur Zu­ ständigkeit der Militärbe­ zirks gerichte gehörigen Strafsachen......................... 273 § 4. Verfahren in den zur Zu­ ständigkeit d. Militäruntergerichte gehörigen Straf­ sachen ................................... 273 § 5. Verfahren bei den Stand­ gerichten ............................... 274 5. Kapitel. Die Ehrengerichte 275 § 1. Zweck und Zuständigkeit der Ehrengerichte . . . 275 § 2. Bildung der Ehrengerichte über Hauptleute und Subalternoffiziere .... 276 § 3. Vom Ehrcurat .... 277 § 4. Vom ehrengerichtlichen Ver­ fahren .................................... 278 § 5. Bildung der Ehrengerichte über Stabsoffiziere und Generale...............................283 XV. Abschnitt.

1.

Garnisondienst Kap. Garnisonwachtdienst 284 § 1. Zweck der Wachen und Posten.................................... 284 § 2. Vorgesetzte der Wachen . 284

I*

VIII

Inhalts-Verzeichnis. Seite

Seite

§ 3. Kommandierung der Offi­ ziere zum Ortsdienst und der Ronde......................... 285 § 4. Kommandierung der Offi­ ziere und Mannschaften zur Wache.......................' . . 285 § 5. Heranziehung der verschie­ denen Truppengattungen zum Nachtdienst . . . 286 § 6. Anzug.......................... 286 § 7. Wachtmäntel............... 286 § 8. Aufziehen der Wachen . . 287 § 9. Ablösen der Wachen . . 288 §10. Ausstellen und Einteilen der Wachen...................... 288 §11. Ablösen der Posten . . 289 § 12. Pflichten des Wachthabenden 290 § 13. Wachtbücher u. Meldungen 291 §14. Ehrenbezeug, der Wachen 292 § 15. Heraustreten der Wachen in besonderen Fällen . . 293 §16. Kasernenund sonstige innere Wachen der Truppen­ teile .....................................294 §17. Residenzwachen . . . . 294 §18. Pflichten derSchildwachen 295 §19. Ehrenposten............................98 § 20. Ehrenbezeugungen d. Schild­ wachen .....................................299 § 21. Verhalten der Wachen wäh­ rend der Dunkelheit Offi­ zier vom Ortsdienst und Patrouillen.............................. 300 §22. Wirtshaus-Patrouillen. . 302 §23. Parole-Ausgabe. Meldung. 302

§10. Das Einschreiten der be­ waffneten Macht zur Her­ stellung der ges. Ordnung 309 3. Kapitel. Verhalten der Gar­ nison bei Ausbruch von Feuer und bei Alarmie­ rungen .......................................... 310

2. Kapitel. Verhaftungen und vorläufige Festnahmen, Wassengebrauch u. Unter­ drückung innerer Unruhen. 304 § 1. Verhaftung............... 304 § 2. Vorläufige Festnahme . . 304 § 3. Durchsuchungen .... 306 § 4. Verfahren zur Nachtzeit . 306 § 5 Ablieferung der festgenom­ menen Personen.... 306 § 6. Verhalten der Wachen bei der Verhaftung und vorlüufigen Festnahme . . 306 § 7. Recht der Wachtmannschaften, Personen in Verwahrung zu nehmen . . 307 § 8. Verfahren mit hilflos ge­ fundenen Personen. . . 308 § 9. Bestimmungen über den Waffengebrauch d. Militärs 308

XVI. Abschnitt. Der militärische Schriftverkehr. § 1. Allgemeines......................... 312 § 2. Schreiben an vorgesetzte Stellen und Behörden . 313 § 3. Thatberichte......................... 316 § 4. Beispiele v. Dienstschreiben 316 § 5. Schreiben an neben- und untergeordnete Stellen und Personen............................... 318 § 6. Begleitschreiben .... 319 § 7. Kurze Meldungen, An­ zeigen .................................... 320 § 8. Meldungen im Garnison­ wachtdienst ......................... 320 § 9. Schriftverkehr im Felde . 321 § 10. Privatbriefe an Vorgesetzte und Gleichgestellte . . . 321

XVII. Abschnitt. Das Turnen. 1. Kapitel. Freiübungen . . 323 § 1. Freiübungen auf der Stelle 323 § 2. Freiübungen von der Stelle 325 2. Kapitel. Gewehrübungen . 326 § 1. Gewehrübungen mit beiden Armen................................... 326 § 2. Gewehrübungen mit einem Arm.................................... 327 § 3. Übungen im Anschlag. . 327 3. Kapitel. Rüstübungen . . 328 § 1. Rüstübungen für Rekruten 329 § 2. Rüstübungen für die dritte Turnklasse.............................. 329 § 3. Rüstübungen für die zweite Turnklasse......................... 330 § 4. Rüstübungen für die erste Turnklasse......................... 331 4. Kapitel. Angewandtes Tur­ nen ............................................... 332 § 1. Einfache Hindernisse . . 332 § 2. Schwierige Hindernisse . 332

XVIII. Abschnitt. Das Bajonettieren. §

1. Allgemeines .... 333 1. Zweck des Bajonettierens 333 2. Einteilung der Übungen 333

Inhalts-Verzeichnis. Seite 3. Anordnung des Unter­ richts ...............................333 4. Lehrpersonal .... 333 5. Lehr- und Schutzmittel 334 6. Klasseneinteilung . . 334 7. Erklärung einiger Aus­ drücke ...............................334 § 2. Schulsechten. . . .334 1. Stellung......................... 334 2. Tritt vorwärts (rückwürts)...............................335 3. Stöbe............................... 335 4. Deckungen......................... 335 5. NachstößeundDeckungen. gegen Nachstöße. . . 336 § 3. Kontrafechten . . . 336 1. Freie Stöße und Deck­ ungen ............................... 336 2. Freie Nachstöße und Deck­ ungen ............................... 336 3. Betrieb des Kontra­ fechtens...............................337 XIX. Abschnitt. Sewaffnung.

1. Kapitel. Einteilung der Waffen.......................................... 338 2. Kapitel. Die blankenWaffen 338 § 1. Die Seitengewehre der Truppen zu Fuß . . . 339 § 2. Die Seitengewehre der Truppen zu Pferde. . . 341 § 3. Die Lanze......................... 341 § 4. Behandlung der Seiten­ gewehre ............................... 341 3. Kapitel. Die Handfeuer­ waffen im allgemeinen .342 § 1. Einteilung der Handfeuer­ waffen .................................... 342 § 2. Allgemeines über das Jnfanteriegewehr .... 343 4. Kapitel. Das Gewehr 88 . 352 § 1. Beschreibung desGewehrs88 und seiner Theile.... 352 § 2. Die Behandlung des Gewehrs.................................... 362 § 3. Die Munition 88 . . . 371 § 4. Instandhaltung des Ge­ wehrs .....................................373 5. Kapitel. DerRevolverM/83 374 6. Kapitel. Geschütze . . . . 378 § 1. Einteilung der Geschütze . 378 § 2. Das Feldgeschütz 0/73 . 378 § 3. Belagerungs- undFestungs. geschütze............................... 385

IX

XX. Abschnitt.

Seite

Vas Schieße». 1. Kapitel. Entzündung und Wirkung des Pulvers. . 387 § 1. Der Zündsatz......................... 387 § 2. Das Pulver......................... 387 § 3. Die Wirkung derPulvergase 388

2. Kapitel. Gestaltung derGeschoßbahn.................................... 389

§ 1 Begriff der Geschoßbahn . 389 § 2. Die auf die Gestaltung der Geschoßbahn einwirkenden Kräfte.................................... 389 § 3. Wirkung der durch die Kraft derPulvergase dem Geschosse erteilten Geschwindigkeit und der ihm durch den Lauf ge­ gebenen Richtung . . . 389 § 4. Wirkung der Schwerkraft 390 § 5. Wirkung des Luftwider­ standes .................................... 391 § 6.Wirkung der Drehung des Geschosses....................... 392 § 7. Eigentümlichkeiten der.. Ge­ schoßbahn 392 3. Kapitel. Richten und Zielen 395

§ § § § §

1. Erhöhungswinkel . . . 395 2.Visierwinkel...................396 3.Visierschuß................... 397 4 Haltepunkt...................399 5.Gebr, der Visiereinrichtung 402

4. Kapitel. Einwirkungen auf die Richtigkeit des Zielens und Treffens......................... 405 § 1. Atmosphärische Einflüsse . 405 § 2. Einfluß der Beleuchtung . 406 § 3. Einfluß der Eigentümlich­ keiten d. einzelnen Gewehres 406 § 4. Einfluß der Beschaffenheit Munition...............................407 § 5. Einfluß der Bewegung des Zieles.................................... 407 § 6. Wahl des Haltepunktesund des Visieres mit Rücksicht auf die in § 1 mit 4 er­ örterten Einflüsse . . . 407 5. Kapitel.Schuß leistungendes einzelnen Gewehres. . .408 § 1. Die Gestalt der Geschoß­ bahnen (Rasanz) . . . 408 § 2. Treffgenauigkeit (Präzision, Streuung)......................... 410 § 3. Geschoßwirkung.... 414 § 4. Tragweite..... ....................... 414

X

Inhalts-Verzeichnis.

Seite 6. Kapitel. Schubleistungen einer 415 Anzahl von Gewehren § 1. Streuung............................ 415 § 2. Tresfwirkung....................... 417 § 3. Visieranwendung u. Halte­ vorschrift beim Abteilungs­ feuer .................................... 418 § 4. Das Feuer unter den be­ sonderen Verhältnissen des Festungskrieges .... 420 7. Kapitel. Feuerleitung . . 423 § 1. Allgemeine Grundsätze 423 § 2. Wahl der Stelle zur Aus­ nahme des Feuergesechtes 424 § 3. Ermittelung d. Entfernung bzw. Erschießen der Visier­ stellung ...... 425 4. Wahl des Zieles . . . 427 5. Verbrauch der Munition . 428 6. Wahl des Visiers und Halte­ punktes ............................ 428 § 7. Feuerart............................ 428 8 8. Abgabe des Kommandos. 429 § 9. Beobachtung der Wirkung des des Feuers" Feuers ....................... ....................... 430 § 10. Obliegenheiten der einzel­ nen Chargen....................... 430 §11. Feuerdisziplin . . . . 431 § 12. Munitionsergänzung . . 431 8. Kapitel. Bestimmungen über die Schi eß üb un gen mit dem Jnfantericgewehr . . . 432 § 1. Zweck der Schießübungen 432 § 2. Scheiben...................... 433 § 3. Schießvorrichtungen . . 435 § 4. Lehrpersonal................ 435 § 5. Ausbildungsgang . . . 435 § 6. Zielen........................... 436 § 7. Anschlag...................... 437 § 8. Abziehen und Abkommen 439 § 9. Zusammenfassen der ein­ zelnen Thätigkeiten beim Schießen....................... 440 §10. Entfernungsschätzen . . 440 §11. Schulschießen......................... 442 §12. Schießklassen......................... 443 §13. Dienst bei der schießenden Abteilung............................... 443 §14. Dienst an der Scheibe . 445 §15. Sicherheitsmahregeln . . 446 § 16. Übungen der drei Klassen 447 § 17. Probeschüsse......................... 447 § 18. Schießpreise und Schützen­ abzeichen ............................... 448 § 19. Besondere Übungen der Offiziere............................... 451

Seite Gefechtsmässiges Schießen 451 Belehrungsschieben . . . 453 Prüfungsschieben . . . 453 Eintrag der Schüsse in die Schießbücher......................... 454 9. Kapitel. Bestimmnngenüber die Schiebübungen mit dem Revolver...................... 454 § 1. Geräte ..... .............................454 § 2. Ausbildungsaana . . . 455 § 3. Zielen . ..... ....................... 455 § 4. Laden mit Spannen, Sichern und Entsichern, Entladen 455 § 5. Anschlag und Abziehen . 456 § 6. Der Dienst bei der schießen­ den Abteilung und an der Scheibe...............................457 § 7. Sicherheitsmaßregeln . .457 § 8. Übungen............................ 458 §20. §21. §22. § 23.

XXI. Abschnitt. Das Exerzieren. Einleitung.....................................459

I. Teil.

Die Schule.

1. Kapitel. Einzelausbildung 459 § 1. Allgemeines......................... 459 § 2. Ausbildung ohne Gewehr 460 § 3. Ausbildung mit Gewehr. 462 § 4. Ansbildnng als Schütze . 470 2. Kapitel. Der Zug . . . . 472 § 1. Allgemeines......................... 472 § 2. Geschlossene Ordnung . . 472 § 3. Zerstreute Ordnung . . 479 3. Kapitel. Die Kompagnie . 481 § 1. Allgemeines......................... 481 § 2. ^Geschlossene Ordnung . . 481 § 3/Zerstreute Ordnung . . 488 4. Kapitel. Die höheren Trup­ penverbände ......................... 489 § 1. Das Bataillon . ... 489 § 2. Das Regiment .... 494 § 3. Die Brigade......................... 496 5. Kapitel. Die Parade k. . . 497 § 1. Allgemeines......................... 497 § 2. Paradeausstellung . . . 498 § 3. Parademarsch .... 499 § 4. Das Abholen u. Abbringen der Fahnen......................... 500 § 5. Gebrauch der Signale. . 501 XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

1. Kapitel. Ordre de Bataille. Truppeneinteilung . . . 502

Inhalts-Verzeichnis.

Seite 2. Kapitel. Verbindung der Kommandobehörden und Truppen......................... 502

1. Befehlserteilung .... 502 2. Nachrichten.Meldungen. Berichte....................... 503 § 3. Übermittelung von Befehlen und Meldungen.... 506 § 4. Allgemeine Grundsätze für den schriftlichen Verkehr . 507

§ §

3. Kapitel. 4. Kapitel.

Aufklärung . Sicherung .

. .

. 510 . 511

§ 1. Allgemeines......................... 511 § 2. Sicherung des Marsches . 511 8 3. Vorposten...............................514 5. Kapitel.

7. Kapitel. Bagagen. Muni1i ons ko lonnen und Trains 541 § 1. Bagagen............................... 541 § 2. Munitions-Kolonnen und Trains.................................... 542 8. Kapitel. Beförderung auf Eisenbahnen............................... 542 9. Kapitel. Das Etappenwesen 545 § 1. Oberste Leitung d. Etappen­ wesens .................................... 545 § 2. Organisation des Etappen­ wesens .................................... 547

10. Kapitel. § § 8 §

1. 2. 3. 4.

§ 8 § §

5. 6. 7. 8.

Seite § 5. Angriff eines Transportes 600 § 6. Beitreibungen .... 600 § 7. Deckung und Zerstörung von rückwärtigen Verbin­ dungen .................................... 601 12.Kapitel. Bestimmungen für die Herbstübungen . . . 601

§ 1. Allgemeines......................... 601 § 2. Zeiteinteilung .... 602 § 3. Regiments- und BrigadeExerzieren ............................... 602 § 4. Besondere KavallerieÜbungen ............................... 602 tz. 5. Manöver............................... 602 XXIII. Abschnitt.

Marsch......................... 528

6. Kapitel. Unterkunft . . . 532 § 1. Einleitung......................... 532 § 2. Ortsunterkunft .... 533 § 3. Ortsbiwak...............................536 § 4. Biwak.....................................537

Das Gefecht

.

. 550

Gefechtszweck......................... 550 Angriff und Verteidigung 551 Durchführung des Angriffs 552 Durchführung der Vertei­ digung .................................... 558 Das Gefecht der Infanterie 564 Das Gefecht der Kavallerie 582 Das Gefecht der Artillerie 586 Die Ortsgefechte . . . 591

11. Kapitel. Besondere Unter­ nehmungen ...............................597 § 1. Der Überfall......................... 597 § 2. Der Hinterhalt und das Versteck............................... 598 § 3. Deckung von Arbeiten im Felde.................................... 599 § 4. Deckung eines Transportes 599

XI

Vas Gelände und dessen Darstellung. 1. Kapitel.

Das Gelände

.

. 607

8 1. Allgemeine Begriffe . . 607 8 2. Ebenen, Erhebungen und Vertiefungen......................... 607 8 3. Gewässer'............................... 609 8 4. Beschaffenheit des Bodens, Bewachsung, Wohnplätze, Wege.................................... 610 8 5. Anhaltspunkte für Beur­ teilung und Erkundung des Geländes...............................611 8 6. Berichte über erkundetes Gelände (RekognoSzierungsberichte)......................... 616

2. Kapitel. Darstellung des Geländes.................................... 616 8 1. Darstellung der Situation 616 8 2 Darstellung der Erhebungen und Vertiefungen . . . 622 8 3. Croquis............................... 628 § 4. Kartenlesenund Orientieren 631

XXIV. Abschnitt.

Sefestigung. 1. Kapitel. Die Feldbefestigung 632

8 § §

8 §

8

§

1. Ausbildung im Feldpionier­ dienst .................................. 2. Maße.................................. 3. Schanzzeug....................... 4. Die im Feldpionierdienst vorkommenden Arbeiten . 5. Freimachen des Schußfeldes 6. Bezeichnen d Entfernungen 7. Bau von Deckungen . .

632 633 633 634 634 635 635

XII

Inhalts-Verzeichnis.

Seite Seite § 16. Überwindung von Wasser­ § 8. Verteidigungseinrichtung vorhandener Deckungen . 641 hindernissen ......................... 664 § 17. Einrichtungen für Biwaks § 9. Bau von Stützpunkten . 644 und Lager......................... 674 § 10. Verteidigungseinrichtung vorhandener Stützpunkte . 645 2. Kapitel. Die p ermanente Be­ § 11. Anlage von Hindernis­ festigung .....................................682 mitteln .................................. 650 i § 12. Benutzung und Verstärkung § 1. Festungen und deren Haupt­ bestandteile ......................... 682 natürlicher Hindernisse . 654 § 2. Verteidigung und Angriff § 13. Beseitigung von Hinder­ nissen .....................................654 von Festungen .... 688. § 3. Verwendung d. Infanterie § 14. Verbesserung u. Sperrung von Wegen......................... 655 zur Herstellung von Lauf­ gräben .................................... 690 § 15. Eisenbahn u. Telegraphen 655

Das bayerische Königshaus. Otto i., König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben rc. :c. — Majestät; geboren den 27. April 1848; — folgte auf dem Throne Seinem Bruder Ludwig U., König von Bayern, am 13. Juni 1886; — Inhaber des 1. Infanterie-, des 2. Ulanen-, des 4. Chevaulegers- und des 4. Feld-Artillerie-Rcgiments.

cSilitpoCb, Königlicher Prinz von Bayern, öes Königreichs Bayern Verweser seit s0. 3uni 1886, Königliche Hoheit, 5r. Majestät des Königs Oheim, geboren den 12. März 1821, — Oberbefehlshaber der bayerischen Armee, Inhaber des 1. Feld-Artillerie-Regiments, vermählt am 15. April 1844 mit Augusta, kaiser­ licher Prinzessin und Erzherzogin von Östeneich, großherzoglicher Prinzessin von Toskana, Witwer seit 26. April 1864.

Luitpold, Hgl. F>rinz von Vatern, des Königreichs Bayern Verweser. Müller und v. gwehl, Handbuch f. Einjahrig-Freiwillige.

1

2

Das Bayerische Königshaus.

Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold Kinder: 1. Prinz Ludwig (Kgl. Hoheit), geboren den 7. Januar 1845, General der Infanterie, Inhaber des 10. Infanterie-Regiments, vermählt seit 20. Februar 1868 mit Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich-Este (Kgl. Hoheit), geboren den 2. Juli 1849.

Kinder (Kgl. Hoheiten): a) Prinz Rupprecht, geboren den 18. Mai 1869, Sckondelieutenant im 3. Feld-Artillerie-Regiment; b) Prinzessin Adelgunde, geboren den 17. Oktober 1870. c) Prinzessin Maria, geboren den 6. Juli 1872; d) Prinz Karl, geboren den 1. April 1874. e) Prinz Franz, geboren den 10. Oktober 1875; f) Prinzessin Mathilde, geboren den 17. August 1877; g) Prinz Wolfgang, geboren den 2 Juli 1879; h) Prinzessin Hildegarde, geboren den 5. März 1881; i) Prinzessin Wiltrud, geboren den 10. November 1884; k) Prinzessin HelmtrudiS, geboren den 22. März 1886.

2. Prinz Leopold (Kgl. Hoheit), geboren den 9. Februar 1846, General der Kavallerie, kommandierender General desI. Armee-Corps, Inhaber des 7. In­ fanterie-Regiments, ä. 1 s. des 1. Schweren Reiter-Regiments, vermählt seit 20. April 1873 mit Gisela, k k. Prinzessin und Erzherzogin von Öster­ reich (Kais. Kgl. Hoheit), geboren den 12. Juli 1856. Kinder (Kgl. Hoheiten): a) b) c) d)

Prinzessin Elisabeth, geboren den 8. Januar 1874; Prinzessin Augusta, geboren den 28. April 1875; Prinz Georg, geboren den 2. April 1880; Prmz Konrad, geboren den 22. November 1883.

3. Prinzessin Therese (Kgl. Hoheit), geboren den 12. November 1850. 4. Prinz Arnulf (Kgl. Hoheit), geboren den 6. Juli 1852, Generallieutnant, Kommandeur der 1. Division, Inhaber des 12. Infanterie - Regiments, ä 1. s. des Jnfanterie-Leib-Regiments, vermählt seit 12. April 1882 mit Theresia, Prinzessin von Liechtenstein, geboren ben 28. Juli 1850. Sohn: Prinz Heinrich (Kgl Hoheit), geboren den 24. Juni 1884.

Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold Schwester: (Kgl. Hoheit), geboren den 19. März 1823, vermählt am 30. März 1842 mit Franz V., Herzog von Modena, Witwe seit 20. Nov. 1875.

Adelgunde

Hinterbliebene dcS verstorbenen Prinzen Adalbert, Bruders Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold. Witwe: Amalia, k. Prinzessin von Spanien (Kgl. Hoheit), geboren den 12. Oktober 1834, vermählt am 25. August 1856 mit Prinz Adalbert (Kgl. Hoheit), Witwe seit 21. September 1875.

Kinder:

1. Prinz Ludwig Ferdinand (Kgl. Hoheit), geboren, den 22. Oktober 1859, Generalmajor, Inhaber des 18. Infanterie-Regiments, ä 1. s. des 2. Schweren Nciter-Rgts., vermählt seit 2. April 1883 mit Maria de la Paz, Infantin von Spanien (Kgl. Hoheit^, geboren den 23. Juni 1862. Kinder (Kgl. Hoheiten):

a) Prinz Ferdinand, geboren den 10. Mai 1884; b) Prinz Adalbert, geboren den 3. Juni 1886.

Das Bayerische Königshaus.

3

2. Prinz AlsonS (Kgl. Hoheit), geboren den 24. Januar 1862, Major im 1. Schweren Reiter-Regiment. 3. Prinzessin Isabella (Kgl. Hoheit), geboren den 31. August 1863, vermählt seit 14. April 1883 mit Prinz ThomaS von Savoyen, Herzog von Genua. 4. Prinzessin Elvira (Kgl. Hoheit), geboren den 22. November 1868. 5. Prinzessin Clara (Kgl. Hoheit), geboren den 11. Oktober 1874.

Kerjogliche Linie. Chef: Karl Theodor, Herzog in Bayern (Kgl. Hoheit), geboren 9. August 1839, General der Kavallerie, Inhaber des 14. Infanterie-Regiments; vermählt zum zweitenmal am 29. April 1874 mit Maria, Herzogin von Braganza.

Tochter erster Ehe: Amalie (Königl. Hoheit), geboren 24. Dezember 1865.

1. 2. 3. 4. 5.

Kinder zweiter Ehe (Kgl. Hoheiten): Sophie, geboren 22. Februar 1875; Elisabeth, geboren 25. Juli 1876; Marie, geboren 9. Oktober 1878; Ludwig Wilhelm, geboren 17. Januar 1884. Franz Joseph, geboren 23. Mürz 1888.

Mutier: Ludovika Wilhelmine, k. Prinzessin von Bayern, geboren 30. August 1808; Witwe seit 15. November 1888.

Geschwister:

1. Ludwig Wilhelm (Kgl. Hoheit), geboren 21. Juni 1831, General der Kavallerie ä 1. s. des 4. Chevauxleger-Regiments, morgan. vermählt mit Henrielle Freifrau von Wallersee. 2. Helene Karoline (Kgl. Hoheit), geboren 4. April 1834; verm. 24. August 1858 mit Maximilian, Erb fürsten von Thurn und Taxis; Witwe seit 26. Juni 1867. 3. Elisabeth Amalie (Kgl. Hoheit), geboren 24. Dezember 1837; vermählt 24. April 1854 mit Franz Joseph I., Kaiser von Österreich. 4. Marie Sophie (Kgl. Hoheit) geboren 4. Oktober 1841; verm. 3. Februar 1859 mit Franz II.,'König beider Sici'lien. 5. Mathilde Ludovika (Kgl. Hoheit), geboren 30. September 1843; vermählt 5. Juni 1861 mit Ludwig, Grasen von Trani, k. Prinz von Sicilien; Witwe seit 8. Juni 1886. 6. Sophie Charlotte (Kgl. Hoheit), geboren 22. Februar 1847; vermählt 28. September 1868 mit Ferdinand, Prinz von Orleans, Herzog von Alencon. 7. Maximilian Emanuel (Kgl. Hoheit), geboren 7. Dezember 1849, General­ lieutenant, Kommandeur der Equitationsanstalt; vermählt 20. September 1875 mit Amalia, Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha. Söhne (Kgl. Hoheiten): a) Siegfried, geboren 10. Juli 1876; b) Christoph, geboren 22. April 1879.

I. Abschnitt.

Der einjährig freiwillige Dienst. (Wehr- und Heerordnung für das Königreich Bayern.)

§ 1. Allgemeines. Die grundlegenden Bestimmungen über die Stellung der EinjahrigFreiwilligen im Heere sind im § 11 des Wehrgesetzes enthalten. Der­ selbe lautet: „Junge Leute von Bildung, welche sich während ihrer Dienstzeit selbst bekleiden, ausrüsten und verpflegen, und welche die gewonnenen Kenntnisse in dem vorgeschriebenen Umfange dargelegt haben, werden schon nach einer einjährigen aktiven Dienstzeit im stehenden Heere — vom Tage des Diensteintrittes an gerechnet — zur Reserve beurlaubt. Sie können nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten und Leistungen zu Offiziersstellen der Reserve und Landwehr vorgeschlagen werden." Wenn auch von dem Einjahrig-Freiwilligen ein gewisses Maß von Kennt­ nissen und Bildung gefordert wird, und wenn er auch sich aus eigenen Mitteln zu verpflegen, auszurusten und zu bekleiden verbunden ist, so genießt er doch sehr große Vorteile gegenüber dem ausgehobenen, zu dreijährigem aktiven Dienst ver­ pflichteten Soldaten: der Einjahrig-Freiwillige tritt schon nach Ablauf eines Jahres aus der aktiven Armee zur Reserve über; er kann nach Belieben innerhalb des Zeitraumes von seinem 17. bis 23. Lebensjahre an: 1. Oktober bzw. 1. April zum Dienst eintrcten; er wird also viel weniger lang seinem bürgerlichen 93cmfe entzogen und in der Ausbildung zu diesem weniger beschränkt; es steht ihm die Wahl der Garnison, der Waffengattung und des Trnppenteils frei; er genießt die Ausbildung zum Unteroffizier und Offizier der Reserve; er ist von den so­ genannten Arbeitsdiensten befreit,. wird zum Garnisonswachdienste nur in beschränktem Maße herangezogen und braucht nicht oder doch nur kurze Zeit in der Kaserne zu wohnen. Aus diesen unleugbar großen Vorteilen seiner Stellung erwachsen aber dem Einjährig-Freiwilligen auch besondere Pflichten: Er muß stets eingedenk sein, daß er während seines Dienstjahres nicht bloß alle diejenigen Kenntnisse, Fertigkeiten und Eigenschaften sich aneignen muß, welche sich jeder Soldat in drei Jahren erwerben soll, sondern daß er sich auch diejenigen theoretischen und praktischen Kenntnisse und diejenigen Eigenschaften und Anschauungen, welche ihn zum Unteroffizier und weiterhin diejenigen, welche ihn. zum Offizier befähigen, zu eigen zu machen hat. Lust und Liebe zum Militär­ stande, der größte Eifer, andauernder Fleiß, Unverdrossenheit, williger Gehorsam, fester Charakter, nie wankendes Pflichtgefühl, das regste Ehrgefühl — nur solche Eigenschaften und Tugenden befähigen den Einjährig-Freiwilligen, die ihm ge­ stellte Aufgabe zu bewältigen. Fern von ihm sei alle Trägheit und Schlaffheit; er schäme sich der Bequemlichkeit und der Verweichlichung, wie der übergroßen Empfindlichkeit. Man erwartet von der Bildung des Einjährig-Freiwilligen,

I Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

5

daß sie ihm die Einsicht und Überzeugung gibt von der hohen Bedeutung der Armee und dem Ehrenhaften des militärischen Berufes. Das Benehmen des Einjährig-Freiwilligen sei das eines wohlerzogenen, ge­ sitteten und gebildeten ManneS, zugleich aber auch das eines strammen Soldaten, welcher jederzeit und in allem, auch in seiner äußeren Erscheinung und in seiner Haltung die militärischen Formen streng beobachtet. Gegen andere Soldaten sei er ein guter Kamerad, überhebe sich nie über dieselben in anmaßender, verletzender Weise, aber ebensowenig mache er sich mit ihnen gemein oder werde vertraulich mit ihnen; er suche überall und bei allen Gelegenheiten, im Dienste und außer Dienst, in gutem Sinne auf sie einzuwirken und ihre Achtung zu gewinnen; denn nach halbjähriger Dienstzeit hat er ihnen schon vielfach als Vorgesetzter gegenüber zu treten, und er kann bloß dann auf den Gehorsam und guten Willen der Leute zählen, wenn er es verstanden hat, sich ihre Achtung zu erwerben. Unteroffizieren gegenüber zeige sich der Einjährig-Freiwillige, solange er selbst nicht zum Unteroffizier ernannt ist, stets als Untergebener, welcher niemals, auch nicht im Falle geistiger Überlegenheit und größeren Wissens, die gehörige Rücksicht auf den Vorgesetzten vergißt. Kommen ihm dieselben wohlwollend entgegen, so erkenne er dies dankbar an, hüte sich aber, mit ihnen allzubefreundet zu werden. Denn teils leidet das Dienstverhältnis darunter, teils wird es dem EinjährigFreiwilligen später als Offizier der Reserve schwer, gegen Unteroffiziere, mit denen er vertraut war, die richtige Stellung einzunehmen. Geschenke ihnen anzubieten, ist verboten, ebensowenig dürfen die Unteroffiziere selbst bei Untergebenen Geld borgen oder von diesen Geschenke fordern. Gegen Offiziere sei der Einjährig-Freiwillige stets bescheiden, dienstwillig, zu­ vorkommend, ehre in ihnen seine Vorgesetzten und Führer und suche sich ihre Zu­ friedenheit und ihr Lob zu erringen. Sein Anzug sei stets reinlich und gefällig, der Vorschrift gemäß. Der Ein­ jahrig-Freiwillige sehe sich nie versucht, ohne Erlaubnis in Zivilkleidern zu gehen. Er zeige, daß er Soldat ist, und nirgends hat er sich dessen zu schämen. Des Königs Rock ist ein Ehrenkleid, und der Einjährige sei stolz darauf, ihn zu tragen; er wache aber auch darüber, daß er ihn nicht durch unsittliches, anstößiges Be­ nehmen beflecke. Der Einjährig-Freiwillige soll sich nur in guter und anständiger Gesellschaft bewegen und den Umgang mit niedrig Denkenden und schlecht Erzogenen meiden. Befolgt er diese Grundsätze, dann wird er das eine Jahr nicht nur im Dienste seines Vaterlandes und zu dessen Nutzen verbringen, sondern auch zum eigenen Vorteil: sein Körper wird besser entwickelt und gestärkt, sein Charakter befestigt, seine Willenskraft gestählt werden; er wird sich ein männliches entschiedenes, stets aber in den Grenzen des Anstandes sich bewegendes Auftreten aneignen und auch lernen, einem Vorgesetzten und einem reiferen Urteil gegenüber sich zu bescheiden.

§ 2.

Meldung zum Diensteintritt.

1. Die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten können sich auf Grund ihres Berechtigungsscheins den Truppenteil, bei welchem sie ihrer aktiven Dienstpflicht genügen wollen, wählen. 2. Der Diensteintritt Einjahrig-Freiwilliger findet bei der Infanterie alljährlich an: 1. Oktober, bei einzelnen durch die Generalkommandos zu bestimmenden Truppenteilen sBataillonen*)j auch am 1. April statt. •) Das III. Bat. 13. Jnf.-Rgts. in Ingolstadt, das III. Bat. 16. Jnf.-Rgts. in Passau, das HI. Bat. 5. Jnf.-Rgts. in Erlangen und das 9. Jnf.-Rgt. in Würzburg sowie das II. Bat. 2. Jnf.-Rgts. in München sind zur Annahme von Einjährig-Freiwilligen — das zuletzt genannte Bataillon jedoch nur von einjährig­ fieiwilligen Medizinern — zum 1. April jeden Jahres ermächtigt.

6

I. Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

3. Die Meldung zum einjährig-freiwilligen Dienst kann zu den unter Ziffer 2 genannten Zeiten und im Laufe des den einzelnen Terminen vorangehenden Vierteljahres erfolgen. Bei der Meldung ist der Berechtigungsschein und ein obrigkeitliches Zeugnis über die sittliche Führung seit Erteilung der Berechtigung vorzuzeigen. An Stelle dieses obrigkeitlichen Zeugnisses können solche zum ein­ jährig-freiwilligen Dienst Berechtigte, welche bis zum Zeitpunkt der Mel­ dung eine Lehranstalt besuchen, ein von dem Direktor der Lehranstalt ausgestelltes Zeugnis vorzeigen. 4. Der Kommandeur des Truppenteils veranlaßt die ärztliche Unter­ suchung des sich Meldenden, sowie bei vorhandener Tauglichkeit und moralischer Würdigkeit seine Einstellung unter Berücksichtigung der be­ stimmten Termine. In größeren Garnisonen erfolgt nach Anordnung des General­ kommandos die Verteilung der Freiwilligen auf die Truppenteile der ge­ wählten Waffengattung durch die denselben vorgesetzte Militärbehörde. 5. Kann die Einstellung erst später erfolgen, so wird der Freiwillige angenommen und ihm die Annahme auf dem Berechtigungsschein bescheinigt. 6. Wird der sich meldende Freiwillige trotz zulässig geringster An­ forderungen an seine Körperbeschaffenheit für untauglich erachtet, so wird er vom Kommandeur des Truppenteils, bei welchem er sich gemeldet hat, abgewiesen und gemäß Ziffer 7 und 8 belehrt. 7. Ist der Freiwillige nur für die von ihm gewählte Waffengattung untauglich, so wird dies unter Angabe des Grundes vom Truppenteile auf dem Berechtigungsschein vermerkt und darf der Freiwillige sich, wenn er die Mittel hierzu hat, bei einem Truppenteil derjenigen Waffengattung melden, für welche er nach Ausweis der Gründe seiner Abweisung taug­ lich erscheint. 8. Die von den Truppenteilen als untauglich abgewiesenen Freiwilligen melden sich innerhalb vier Wochen bei dem Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission ihres Aufenthaltsorts. Dieser beordert sie zur Vorstellung vor der Ober-Ersatzkommission beim Aushebungsgeschäst, wo über ihre fernere Militärdienstpflicht entschieden wird (s. III. Abschnitt, 2. Kapitel). 9. Die Truppenteile, welche sich meldende Freiwillige wegen Untaug­ lichkeit abweisen, nehmen denselben, sofern nicht -Ziffer 7 Platz greift, den Berechtigungsschein ab, „vermerken auf diesem die Gründe der Abweisung und veranlassen die Übersendung an den Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission des Aufenthaltsorts. 10. Ergibt sich bei der Meldung von Freiwilligen jiini Diensteintritt, daß sie moralisch nicht mehr würdig sind, als Einjährig-Freiwillige zu dienen — (d. h. wenn sie wegen strafbarer Handlungen verurteilt werden, welche während der aktiven Dienstzeit begangen, die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zur Folge gehabt haben würden) — so wird ihnen der Berechtigungsschein abgenommen und dem General­ kommando mit Bericht eingereicht, welches in Verbindung mit der ZivilErsatzbehörde dritter Instanz die Entziehung der Berechtigung und ge­ gebenenfalls die Einstellung zum dreijährigen Dienst anordnet. 11. Vom Diensteintritt Einjährig-Freiwilliger, welche von der Aus­ hebung zurückgestellt worden sind, wird seitens des Truppenteils der Zivil­ vorsitzende derjenigen Ersatzkommission benachrichtigt, welche die Zurück­ stellung verfügt hat.

I. Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

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War eine Zurückstellung noch nicht erfolgt, so wird der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission des bisherigen Aufenthaltsorts des Freiwilligen von der Einstellung des letzteren in Kenntnis gesetzt. Der Benachrichtigung wird der Berechtigungsschein beigefügt. 12. Hat ein zum Dienst Angenommener sich zum Diensteintritt nicht gestellt, so wird dem Zivilvorsitzenden der Ersatz-Kommission, durch welche die Zurückstellung verfügt war, bzw. deut Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission des Aufenthaltsorts, sofern eine Zurückstellung noch nicht ein­ getreten, alsbald durch den Truppenteil Anzeige gentacht.

§ 3. Dienstverhältnisse der Einjährig-Freiwilligen. 1. Tie Einjährig - Freiwilligen sind, soweit sie sich durch ihre allgemeiiie Bildung, ihre militärische Beanlagung und ihren Diensteifer hierzu eignen, zu Offizieren der Reserve und Landwehr auszubilden. Sie werden zu diesem Zweck — neben ihrer Ausbildung in der Kom­ pagnie— durch hierzu kommandierte, besonders befähigte Offiziere spätestens vom Beginn des vierten Monats ihrer Dienstzeit an praktisch und theo­ retisch unterwiesen. Int Verlauf ihres Dienstjahres sind sie mit den Dienstobliegenheiten eines Unteroffiziers, und mit denjenigen eines Front­ offiziers, sowie mit den besonderen Standespflichteit des Offiziers vertraut zu machen. 2. Diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche sich zur Ausbildung zu Offizieren nicht eignen, jedoch versprechen, brauchbare Unteroffiziere der Reserve und Landwehr zu werden, sind hierzu nach den Anordnungen der Truppenbefehlshaber (Kommandeur eines Regiments oder selbständigen Bataillons) auszubilden. 3. Mit Nachdruck ist darauf zu halten, daß Einjahrig-Freiwillige, welche zum Offizier und Unteroffizier ausgebildet werden, diejenige Sicher­ heit in der persönlichen Ausführung des Dienstes und in der Kenntnis der Bestimutungett und Dienstvorschriften erwerben, tvelche für das sichere Auftreten als Vorgesetzter unbedingt erforderlich ist. Den Truppenbefehlshabern ist zur besonderen Pflicht gemacht, für kriegsmäßige Ausbildung Sorge zu tragen. Die höheren Vorgesetzten haben sich bei Besichtigungen von dem Stande der Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen zu überzeugen. 4. Diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche sich gut geführt und aus­ reichende Dienstkenntnisse erworben haben, können nach mindestens sechs­ monatlicher Dienstzeit zu überzähligen Gefreiten und diejenigen unter letzteren, welche sich besonders durch Eifer ltnb Kenntnisse auszeichnen, nach ntindestens neunmonatlicher Dienstzeit zu überzähligen Unteroffizieren befördert werden. Einjährig-Freiwillige, tvelche int Laufe des Jahres an ihrem Eifer nachlassen oder den gehegten Erwartttngen nicht entsprechen, sind durch den Truppenbefehlshaber bzw. durch den Kompagnie-Chef von der weiteren Ausbildung zu Offizieren bzw. zu Unteroffizieren auszuschließen. 5. Kurz vor Beendigung ihrer aktiven Dienstzeit werden diejenigen der nach Ziffer 1 zu Offizieren ausgebildeten Einjährig-Freiwilligen, welche sich nach dem auf die Beurteilung des Kompagnie-Chefs und des mit der Unterweisung beauftragten Offiziers gestützten Urteil des Truppenbefehls­ habers zu Reserve-Osfizier-Aspiranten eignen, einer praktischen und theo­ retischen Prüfung (Offizieraspiranten-Prüfung) unterworfen.

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I. Abschnitt.

Ter einjährig-freiwillige Dienst.

Es dürfen nur solche Einjahrig-Freiwillige zur Prüfung zugelassm werden, welche nach dem Zeugnis ihrer Dienstvorgesetzten die für einen Offizier erforderlichen praktischen Eigenschaften, namentlich ein sicheres Auf­ treten als Vorgesetzter besitzen. Die Prüfung erfolgt durch eine Kommission, deren Vorsitzender ein Stabsoffizier oder Hauptmann ist, deren Zusammensetzung im übrigen aber der Truppenbefehlshaber bestimmt. Die praktische Prüfung besteht in: a) dem Vorexerzieren einer Abteilung (Zug), b) der Vorinstruktion einer Abteilung über ein gegebenes Thema, c) dem Führen eines Zuges innerhalb der ev. zu einem Glied for­ mierten bzw. markierten Truppenverbände (Bataillon, Kompagnie», d) der Lösung einer Felddienstaufgabe mit Gegner, über welche eine Meldung nebst einfacher Skizze anzufertigen ist. Die theoretische Prüfung zerfällt in eine schriftliche und eine mündliche. Die schriftliche Prüfung besteht in der Abfassung kurzer Arbeiten unter Aussicht, zu welchen je eine Stunde Zeit zu gewähren ist, aus fol­ genden Gebieten: a) das Exerzierreglement der Infanterie. b) die Felddienstordnung. c) Schießvorschrift bzw. Kenntnis der von der Infanterie geführten Waffen und Munition. d) allgemeine Dienstkenntnis, e) eine die besonderen technischen, für die bezügliche Waffe erforder­ lichen Kenntnisse betreffende Aufgabe event, eine zweite aus dem Gebiete zu c), bei der Infanterie ev. auch aus dem Feldpionier­ dienst. Die Arbeiten werden von der Kommission nach Stimmenmehrheit — bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden—als „hin­ reichend" oder „nicht hinreichend" bezeichnet. Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf alle Teile des Erlernten. Das Schlußurteil der Kommission hat das Gesamtergebnis aller Teile der Prüfung in Betracht zu ziehen und sich lediglich darüber auszusprechen, ob die Prüfung bestanden ist oder nicht. Wer die Prüfung besteht, wird bei seiner Entlassung zum ReserveOffizier-Aspiranten ernannt, erhält ein besonderes Befähigungszeugnis und wird, sofern er noch nicht die Charge eines Unteroffiziers bekleidet, über­ zählig hierzu befördert. Das Befähigungszeugnis muß sich darüber aussprechen, daß der In­ haber seinen Leistungen und seinem Auftreten als Vorgesetzter nach ver­ spricht, bei weiterer Ausbildung ein brauchbarer Reserveoffizier zu werden. Im übrigen ist ein bestimmter Wortlaut nicht vorgeschrieben. Die Ernennung zum Reserveoffizier-Aspiranten und die Ausstellung des Befähigungszeugnisses erfolgt seitens des Truppenbefehlshabers. 6. Einjährig-Freiwillige, welche zu Reserveoffizier-Aspiranten nicht ernannt werden, sich aber nach dem Urteil ihrer Vorgesetzten zu Unter­ offizieren der Reserve und Landwehr eignen, können — sofern sie nicht bereits zu überzähligen Unteroffizieren ernannt sind — als Unteroffizier­ aspiranten entlassen werden. 7. In den Überweisungsnationalen derjenigen Einjährig-Freiwilligen, welche nicht als Reserveoffizier-Aspiranten entlassen werden, ist ausdrücklich

I. Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

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zu vermerken, ob dieselben an der Ausbildung zum Offizier (Ziffer 1) teil­ genommen haben oder nicht, oder nachdrücklich ausgeschlossen sind (Ziffer 4). Auch ist, soweit die Betreffenden an der Ausbildung teilgenommen haben, nach Bestimmung des Truppenbefehlshabers ein entsprechender Vermerk aufzunehmen, wenn von einer besonderen achtwöchentlichen Übung die nachträgliche Erwerbung der Eigenschaft als Offizieraspirant zu erwarten steht. 8. Soweit es mit dem dienstlichen Interesse vereinbar, darf den Ein­ jahrig-Freiwilligen Gelegenheit gegeben werden, sich in ihrem eigentlichen Lebensberufe weiter auszubilden. Namentlich dürfen bei Heranziehung zum Garnisondienst Erleichterungen eintreten. 9. Die Zeit eines Urlaubes von mehr als vierzehntägiger Dauer findet auf die einjährige aktive Dienstzeit keine Anrechnung. 10. Die nachträgliche Überführung junger Leute, welche zum Dienst auf Beförderung zum Offizier eingetreten sind, in die Reihe der EinjährigFreiwilligen darf durch die Generalkommandos genehnligt werden; desgleichen die Überführung Einjährig-Freiwilliger in die Reihe der auf Beförderung dienenden. 11. Wird ein Truppenteil, in welchem ein Einjahrig-Freiwilliger dient, in Friedenszeiten in einen anderen Standort verlegt, so wird der Freiwillige auf feinen Wunsch zu einem in dem Standort oder in der Nähe desselben verbleibenden Truppenteil versetzt. 12. Einjährig-Freiwillige werden bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zur Reserve ihrer Waffe beurlaubt. Hierbei dürfen durch Verfügung des Generalkommandos Einjährig-Freiwillige der Jäger zur Reserve der Infanterie und umgekehrt iibergesührt werden. 13. Die nach einjähriger aktiver Dienstzeit zur Reserve beurlaubten Einjährig-Freiwilligen gehören derselben sechs Jahre an, worauf sie zur Landwehr 1. Aufgebotes übertreten; über ihre Landwehr- und Landsturm­ pflicht siehe III. Abschnitt. 14. Einjahrig-Freiwillige, welche während ihrer aktiven Dienstzeit mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft werden, ver­ lieren die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und den Anspruch auf Entlassung nach einjähriger Dienstzeit. 15. Einjährig-Freiwillige, welche vor Erfüllung ihrer aktiven Dienst­ pflicht dienstunbrauchbar werden, oder in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse (s. III. Abschnitt) zur Entlassung kommen, werden zur Dis­ position der Ersatzbehvrden entlassen. Über die Art ihrer späteren Dienst­ pflicht wird durch die Ober-Ersatzkommision beim Aushebungsgeschaft Entscheidung getroffen. Haben die vor Erfüllung ihrer aktiven Dienstpflicht entlassenen Ein­ jährig-Freiwilligen bereits neun Monate gedient, so treten sie — abgesehen von Fällen dauernder Unbrauchbarkeit — zum Beurlaubtenstand ihrer Waffe über und dürfen nicht von neuem für den aktiven Dienst ausgehoben werden, es sei denn, daß sie sich der Verpflichtung, deren Erfüllung ihre Entlassung aus dem aktiven Dienste begründete, entziehen und das 25. Lebens­ jahr noch nicht vollendet haben. 16. Einjährig-Freiwillige werden zur Zahlmeister-Laufbahn zugelassen, sobald sie nach abgeleisteter Dienstpflicht noch 1 Jahr als Unteroffizier mit der Waffe Dienste geleistet haben; diese Dienstzeit wird zugleich für einen allenfallsigen Übertritt in den Jntendantur-Sekretariatsdienst als ausreichend angesehen.

I. Abschnitt.

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§ 4.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

Dienstverhältnisse der einjährig-freiwilligen Mediziner.

1. Mediziner, welche die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligendierst haben, genügen ihrer aktiven Dienstpflicht entweder a) ganz mit der Waffe, oder b) wenn sie in das Sanitätscorps ausgenommen zu werden wünschm und das Dienstzeugnis erlangen, ein halbes Jahr mit der Wafe und ein halbes Jahr als Unterarzt — einjährig-freiwilliger Ar^t. 2. Zum Dienst als Unterarzt werden nur diejenigen zugelassen, welcle das Dienstzeugnis und die Approbation als Arzt besitzen. 3. Das Dienstzeugnis, welches sich darüber ausspricht, daß der B> treffende nach seiner Führung, Dienstapplikation, Charakter mit) Gesinnung für würdig, sowie auch nach dem Grade der erworbenen Dienstkenntnife für geeignet erachtet wird, dereinst die Stellung eines militärischen Vor­ gesetzten zu bekleiden, wird den einjährig-freiwilligen Medizinern nah sechsmonatlicher Dienstzeit mit der Waffe bei entsprechender Führung urd entsprechenden Dienstkenntnissen von ihrem Truppenteil ausgestellt. 4. Diejenigen, welche das Dienstzeugnis nicht erhalten, dienen sogleih die übrigen sechs Monate ihrer aktiven Dienstpflicht mit der Waffe weiter. Diejenigen, welche am Schluß des halbjährigen Dienstes mit der Wafe bereits im Besitze der Approbation sind und das Dienstzeugnis erlangen, können in unmittelbareni Anschluß sogleich als einjährig-freiwilliger Ärst (Unterarzt) weiter dienen. Diejenigen Mediziner dagegen, welche nah sechsmonatlicher aktiver Dienstzeit zwar in den Besitz des Dienstzeugnissis kommen, aber die Approbation als Arzt noch nicht erlangt haben, werden behufs Vollendung ihrer Studien und Erlangung der Approbation nah halbjährigem Dienst mit der Waffe seitens des Truppenteils entlassen urd unter Vorbehalt (d. i. unter Vorbehalt der Ableistung des Restes d:r aktiven Dienstzeit) als Lazaretgehilfeu zur Reserve beurlaubt. 5. Den Rest ihrer aktiven Dienstzeit müssen sie spätestens im letztm Halbjahre ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere ableisten. Sie haben daher bis spätestens neun Monate vor Ablauf ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere — d. i. bis zum 1. Juli, sofern ihre Dienstpflicht bei der Frühjahrs-Kontrollversammlung endet, oder bis zum 1. Januar, sofern dieselbe bei der Herbst-Kontrollversammlung ihr Ende erreicht — sich bei ihrer Kontrollstelle zum Wiederantritt zu melden. Bei Unterlassung dieser Meldung werden sie durch das Bezirks­ kommando zum Dienst mit der Waffe (für das am 1. Oktober bezw. am 1. April beginnende letzte Halbjahr ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere) zu einem selbstgewählten, anderenfalls zu dem nächsten Truppenteil ihrer Waffe einberufen und überwiesen. Etwaige Anträge auf Verlängerung der unter a festgesetzten Frist dürfen unter der Bedingung der entsprechenden Verlängerung der Dienst­ pflicht im stehenden Heere und in der Landlvehr ersten Aufgebots ausnahms­ weise durch die Generalkommandos genehmigt werden. 6. Nach Beendigung des sechsten Semesters ihrer Studien dürfen die als Lazaretgehilfeu unter Vorbehalt entlassenen Mediziner durch Vermittelung des Bezirkskommandos, in dessen Kontrolle sie stehen, bei dem CorpsGeneralarzt unter Einreichung einer bezüglichen Bescheinigung der Universität den Antrag stellen, sie für den Mobilmachungsfall in Stellen von Unter­ ärzten zu verwenden.

I. Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

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7. Tie im fünften und sechsten Semester befindlichen, unter Vorbehalt entlassenen Mediziner dürfen auf ihren Antrag für den Mobilmachungsfall bis zur Beendigung ihres sechsten Semesters mit Genehmigung des CorpsGeneralarztes hinter die letzte Jahresktasse der Landwehr zweiten Auf­ gebots zurückgestellt werden. Die verfügte Zurückstellung wird in die Militärpässe und Überweisungs­ nationale eingetragen und bleibt auch beim Verziehen nach anderen Land­ wehrbezirken in Kraft, sofern die Fortsetzung der Studien nachgewiesen wird. 8. Diejenigen Mediziner, welche sich nach erlangter Approbation zum Wiedereintritt als einjährig-freiwilliger Arzt bei dem Bezirkskommando melden, haben hierbei dasjenige Armeecorps zu bezeichnen, in dessen Bereich sie den Rest ihrer aktiven Dienstverpflichtung abzuleisten wünschen; sie haben zwar nicht die unbedingt freie Wahl der Garnison und des Truppenteils, es wird jedoch ihren Wünschen in Bezug auf die Garnison möglichste Berücksichtigung durch den ihre Einstellung bewirkenden Corps-Generalarzt zu teil werden. Die Einstellungstermine sind in der Regel der 1. April nnd der 1. Oktober jeden Jahres. (Jin übrigen siehe die Druckvorschrift: „Dienstverhältnisse in der k. b. Armee — Sanitätscorps".)

§ 5. Bekleidung, Verpflegung und Ausrüstung der EinjahrigFreiwilligen. 1. Einjährig - Freiwillige müssen sich die etatsmäßigen Groß- und Kleinbekleidungsstücke aus eigenen Mitteln beschaffen und während des einjährigen Dienstes in Friedenszeiten für ihre Verpflegung, sowie für ihr Quartier selbst sorgen. Die zur Ausrüstung erforderlichen Stücke werden aus den Beständen des Truppenteils gegen Zahlung des durch die Etats festgesetzten jährlichen Ausrüstungsgeldes geliefert. Tie Waffen werden unter der Bedingung verabfolgt, sie aus eigenen Mitteln in einem brauchbaren Zustande zu erhalten und ebenso bei der Entlassung zurückzuliefern. 2. Wenn ein Freiwilliger seine Bekleidung mitbringt, so geschieht es insoweit auf seine Gefahr, als dieselbe vom Truppenteil nicht angenommen werden darf, wenn sie nicht vorschriftsmäßig angefertigt ist. Es liegt daher im Interesse jedes Freiwilligen, sich die erforderlichen Bekleidungs­ stücke durch die Bekteidungskommission des Truppenteils gegen Zahlung der Etatspreise — unter Hinzurechnung der Kosten für das EinjährigFreiwilligen-Abzeichen beschaffen zu lassen. Das Abzeichen für die Einjährig-Freiwilligen besteht in einer weiß und blauen wollenen Schnur, welche um die Schulterklappen der Waffen­ röcke und Mäntel, sowie auf den Achseln der Drillichjacken — auf letzteren an der Stelle, wo sich bei den Waffenröckcn die Schulterklappen befinden, — getragen wird. 3. Sämtliche Groß- und Kleinbekleidungsstücke verbleiben beim Aus­ scheiden des Freiwilligen aus dem Dienst Eigentum desselben. Die Aus­ rüstungsstücke sind zurückzuliefern. 4. Die Einjährig-Freiwilligen werden bei Eintritt einer Mobilmachung ebenso wie die übrigen Mannschaften unentgeltlich bekleidet und ausgerüstet. Die bereits in ihrem Besitz befindlichen feldbrauchbaren Bekleidungsstücke können ihnen zur Tragung belassen, garnisonbrauchbare Stücke dem Ersatz­ truppenteile überwiesen werden; in beiden Fällen wird ihnen vom Truppen-

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I. Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

teile der Abschätzungswert in Geld erstattet. Die von ihnen gezahlte Ver­ gütung für die Benutzung von Ausrüstungsstücken wird ihnen beim Einrücken in den Etat eines Truppenteils des Feldheeres vom 1. des Monats ab, in welchem die Mobilmachung befohlen wird, zurückgezahlt. 5. Bei der Demobilmachung liefern die Einjahrig-Freiwilligen die aus den Beständen des Truppenteils empfangenen Bekleidungs- und Ausrüstungs­ stücke an denselben zurück und haben, wenn sie nicht zur Entlassung kommen, bis zum Ablauf ihrer Dienstzeit für ihre Bekleidung wiederum zu sorgen. Wollen sie indessen die bei der Demobilmachung in ihrem Besitz befindlichen Bekleidungsstücke behalten, so dürfen ihnen dieselben gegen Zahlung des Abschätzungswertes an den Truppenteil zum Eigentum überlassen werden. 6. Die bisherigen Bekleidungsstücke der Einjährig-Freiwilligen, welche nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt zur Reserve beurlaubt werden oder den Rest ihrer aktiven Dienstzeit als Unterärzte (einjährig-freiwillige Ärzte) ableisten, werden, auf deren Wunsch, vom Truppenteile gegen Zahlung des Abschätzungswertes übernommen. Das von demselben gezahlte Ausrüstungsgeld' ist ihnen für den betreffenden Zeitraum zu erstatten. Für die Neueinkleidung als einjährig-freiwilliger Unterarzt haben die Betreffenden selbst zu sorgen. 7. ’ Einem bei der Infanterie eingestellten Freiwilligen, welchem die Mittel zu seinem Unterhalt fehlen, darf ausnahmsweise durch das General­ kommando die Geld-und Brotverpflegung und unter besonderen Umständen auch Bekleidung, Ausrüstung und Quartier unter Anrechnung auf den Etat des Truppenteils gewährt werden. 8. Wenn Einjahrig-Freiwillige während ihrer Dienstzeit erklären, sich während des Restes derselben aus eigenen Mitteln nicht unterhalten zu können, auch die ausnahmsweise '"Aufnahme derselben in die Verpflegung als Einjahrig-Freiwillige gemäß Ziffer 7 nicht gerechtfertigt erscheint, so verlieren sie die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und das Recht, nach einjähriger Dienstzeit zur Reserve beurlaubt zu werden. Eine Rückerstattung der durch die Selbstbeschaffung der Bekleidungs­ stücke li. s. w. ihnen erwachsenen Kosten findet nicht statt. 9. Soweit es für die dienstliche Ausbildung, insbesondere für die Vorbereitung zu Unteroffizieren und Offizieren des Beurlaubtenstandes (z. B. behufs Wahrnehmung der Korporalschaftsführung u.s.w.) erforderlich ist, dürfen Einjährig-Freiwillige zeitweise in die Kaserne bezw. in Mann­ schaftsquartiere unentgeltlich untergebracht werden; ebenso wird ihnen auf Märschen und bei Ortsunterkunft freies Quartier gewährt. 10. Verlassen Truppenteile zu anderen als Übungszwecken ihre Garnison, so sind die Einjährig-Freiwilligen, falls sie nicht anderen in derselben Garnison verbleibenden Truppenteilen überwiesen werden können, vom Ausmarsche ab für die Dauer der Abwesenheit aus der Garnison als Gemeine über den Etat in die Verpflegung aufzunehmen. 11. Werden Mannschaften, welche zum Dienst auf Beförderung ein­ getreten sind, nachträglich zu den Einjährig-Freiwilligen übergeführt, so haben sie die für das 1. Dienstjahr bezogenen persönlichen Gebührnisse zurückzuerstatten, falls nicht das Generalkommando ihnen wegen Bedürftig­ keit die Rückerstattung ausnahmsweise erläßt. 12. Wenn von Seiner Majestät dem König den Truppen das Revue­ geschenk bewilligt wird, so erhalten dasselbe sämtliche Einjährig-Freiwillige

I. Abschnitt.

Ter einjährig-freiwillige Dienst.

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(mit 50 zj), welche an der Besichtigung vor Seiner Majestät oder an der nachfolgenden Corpsübung teilgenommen haben. 13. Erkrankt der Einjährig-Freiwillige, so hat er dies dem Feldwebel seiner Kompagnie unter Angabe der Art der Krankheit, mutmaßlicher Dauer und Angabe des behandelnden Arztes schriftlich zu melden; der Feldwebel legt diese Meldung sowohl dem Kompagnie-Chef als dem Instruktions­ offizier vor. Die Einjährig-Freiwilligen haben ein unbedingtes Anrecht auf Auf­ nahme in die Militärlazarete und in die damit verbundene Behandlung und Verpflegung gegen Entrichtung des auf 1 Jl. 20 pro Tag inkl. Arzneiverpflegung festgesetzten Durchschnitts-Kostenbetrages. Einjährig-Freiwillige, welche in die Verpflegung ihres Truppenteils ausgenommen sind (Zisf. 7) werden unter kostenfreier Behandlung und Ver­ pflegung in die Militärlazarete ausgenommen. Kranke Einjährig-Freiwillige erhalten, gleich allen übrigen Soldaten, besondere Stuben in den Lazareten, selbst wenn dergleichen verfügbar sind, nicht eingeräumt, sondern müssen mit ihren Kameraden in einem Zimmer liegen. Stirbt ein gegen Bezahlung der Durchschnittskosten in das Lazaret aufgenommener Einjährig-Freiwilliger, so müssen die Beerdigungskosten von seinen Angehörigen getragen werden. Ist aber ein Einjährig-Freiwilliger in die Verpflegung seines Truppenteils ausgenommen, so muß im ein­ tretenden Todesfälle der Lazaretsond die Beerdigungskosten tragen. Wenn erkrankte Einjährig-Freiwillige von dem Anrecht auf Aufnahme in ein Militärlazaret keinen Gebrauch machen wollen, dürfen sie sich in ihrer Wohnung durch einen Privatarzt behandeln lassen. In diesem Falle haben sie bei voraussichtlich länger dauernder Krankheit ein Zeugnis des behandelnden Arztes an den Feldwebel ihrer Kompagnie zu senden. Der krank gemeldete Einjährig-Freiwillige darf ohne Erlaubnis seine Wohnung nicht verlassen. Er kann jederzeit auf Veranlassung der Vor­ gesetzten durch einen Militärarzt untersucht, und wenn die Vermutung einer unbegründeten Angabe vorliegt oder eine auffallend häufige Er­ krankung eintritt, in das Revicrkrankenzimmcr oder in das Lazaret ver­ bracht werden, in welch letzterem Falle die entsprechende Vergütung seitens des Einjährig-Freiwilligen zu leisten ist. 14. Auf Märschen'haben die Einjährig-Freiwilligen, insofern sie nicht schon in die Verpflegung ausgenommen sind, Anspruch auf Gewährung der Marschverpflegtmg und werden wie die in Reih und Glied stehenden Mannschaften behandelt, müssen jedoch die Verpflegung mit demselben Betrage, welcher den Quartiergebern für die an Mannschaften verabreichte Verpflegung vergütet wird, bezahlen. Diese Vergütung ist an den Kom­ mandoführer zu zahlen, der sie mit den übrigen Verpflegungsgeldcrn an die Ortsbehörde absührt. Die Verpflegung der Einjährig-Freiwilligen erfolgt nur auf Anforderung des Kommandosührers. Bei allgemeiner Verabreichung von Lebensmitteln aus Militärmagazinen darf EinjährigFreiwilligen die volle Portion einschließlich des Brotes gegen Bezahlung von 50 gewährt werden. Bei Erkrankungen auf Märschen und bei Ortsunterkunft werden die Einjährig-Freiwilligen, sofern sie sich nicht durch eigene Veranstaltungen zu verpflegen vorziehen, in das nächstgelegene Militärlazaret ausgenommen oder, wenn dies nicht ausführbar sein sollte, der nächsten Ortsbehörde

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I Abschnitt.

Der einjährig-freiwillige Dienst.

oder Zivilkrankenanstalt übergeben und daselbst auf ärarische Rechnung behandelt und verpflegt, wofür der gleiche Betrag, wie oben in Ziff. 13 bestimmt, an das Militärärar zu vergüten ist. Bei dem Wiedereinrücken nach erfolgter Heilung wird der Einjährig-Freiwillige auf ärarische Kosten in seine Garnison befördert. 15. Einjährig-Freiwillige — auch solche, die in die Verpflegung des Truppenteils ausgenommen sind, — haben für den Marsch zu ihrem selbst­ gewählten Truppenteil keinen Anspruch auf Marschgebührnisse; bei der Entlassung nur, wenn sie unter außergewöhnlichen Verhältnissen nach Er­ füllung ihrer aktiven Dienstzeit zu weiterem Dienst zurückbehalten worden sind, oder wenn sie bei der Verlegung ihres Truppenteils zu einem andern Truppenteil der selbstgewählten Garnison nicht versetzt worden sind; in diesem Falle ist bei der Entlassung zur Reserve an Marschgebührnissen der etwaige Mehrbetrag zahlbar, welcher sich für die Entfernung vom neuen Garnisonsort zum Heimatsort einerseits, gegen diejenige vom selbst­ gewählten Garnisonsort zum Heimatsort andererseits nach bcnt Tarif ergibt.

II. Abschnitt. Die militärischen Verufspflichten. (Kriegsartikel für das deutsche Heer.)

§ 1. Der Beruf des Soldaten. Der Soldat ist im Kriege berufen, den Thron und das Vaterland zu ver­ teidigen und deren Feinde zu bekämpfen, im Frieden bereitet er sich auf den Krieg vor und wirkt zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung mit Der Soldatenstand genießt viele Vorzüge; ihm ist der Schutz der höchsten Guter der Nation: deren Ehre und Unabhängigkeit, anvertraut. Ehrlose, sittlich verkommene Menschen sind von ihm ausgeschlossen; nur unbescholtene, ehrenhafte, gesunde und kräftige Männer bilden die Armee. König' und Kaiser tragen den Nock des Soldaten; Prinzen und Fürsten stehen in den Reihen des Heeres. Äußerer Glanz und innerer Wert sind nirgends in höherem Grade vereinigt als in der Armee, der Blüte und dem Stolze des Volkes. Doch der Soldatenstand ist auch der Stand vieler Beschwerden, Gefahren Anstrengungen und Entbehrungen, der Stand der Unterwürfigkeit, Selbstverleug­ nung und Aufopferung. Der Soldat muß gegebenenfalls auf alle Genüsse und Annehmlichkeiten des Lebens verzichten. Vor dem Feind ist der Tod seine nächste Aussicht und ein ehrenvolles Andenken oft seine einzige Belohnung. Ein solcher Stand stellt hohe Anforderungen an jedes einzelne seiner Mit­ glieder und legt große, schwer zu erfüllende Pflichten auf.

§ 2. Die Pflichten deS Soldaten. Die hauptsächlichsten Pflichten des Soldaten sind in den Kriegsartikeln ent­ halten; diese geben ihm die Richtschnur, wonach er im Frieden wie im Kriege zu leben und zu handeln hat, machen ihn mit den Belohnungen für treue Pflicht­ erfüllung bekannt, zeigen ihm aber auch die Strafen, welche die Verletzung der Pflichten nach sich zieht.

2(rt. 1. Der Soldat muß stets der ernsten Pflichten seines Berufes eingedenk und dieselben gewissenhaft zu erfüllen eifrig bemüht sein. Art. 2. Die unverbrüchliche Wahrung der im Fahneneide gelobten Treue ist die erste Pflicht des Soldaten. Mchstdem erfordert der Beruf des Soldaten: Kriegsfertigkeit, Mut bei allen Dienstobliegenheiten und Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen den Vorgesetzten, ehrenhafte Füh­ rung in und außer dem Dienste, gutes und rechtliches Verhalten gegen die Kameraden.

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II. Abschnitt.

Die militärischen Bcrufspflichten.

§ 3. Treue gegen den König. Treue gegen den König ist die erste und heiligste Pflicht des Soldaten. Ein treuer Soldat ist dem Landesherrn völlig ergeben, hegt die tiefste Ehrfurcht vor ihm, erweist ihm unbedingten Gehorsam, versieht dessen Dienste gewissenhaft, schützt seine Person gegen alle Feinde und verteidigt die Ehre der Krone aegen jeder­ mann, der sie anzutasten wagt; er verläßt seine Fahne unter keinen Verhältnissen, und niemals ist ihm in Ausübung der Pflicht der Treue gegen König und Vater­ land eine Anstrengung oder ein Lpfer zu groß; willig bringt er derselben sogar sein Leben dar. Des Bayern Wahlspruch lautet: „In Treue fest!"

Die Pflicht der Treue verletzt, wer sich des Kriegsverrates und der Fahnenflucht schuldig macht oder sich der Verpflichtung zum Kriegsdienste zu entziehen sucht.

Art. 3. Wer in der Absicht, den Feind zu begünstigen oder die deutschen oder verbündeten Truppen zu schädigen, sich mit dem Feinde in Verbindung setzt, oder wer in solcher Absicht durch sonstige Handlungen oder Unterlassungen die deutschen oder verbündeten Truppen in Gefahr, Unsicherheit oder Nachteil bringt, bricht die eidlich gelobte Treue und macht sich des Kriegsverrats schuldig. Der Verräter wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenstrafen, oder mit dem Tode bestraft. Gleiche Strafen treffen, wenn das Verbrechen oder ein strafbarer Versuch desselben begangen worden, denjenigen, der ein zu seiner Kennt­ nis gelangtes verräterisches Vorhaben nicht alsbald seinen Vorgesetzten anzeigt. Art. 4. Dem Soldaten soll seine Fahne heilig sein. Wer dieselbe verläßt oder von der Fahne wegbleibt, um sich seiner Verpflichtung zum Dienst zu entledigen, macht sich der Fahnenflucht (Desertion) schuldig. Art. 5. Wer im Felde eine Fahnenflucht begeht, wird mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes und Gefängnis, oder mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren, oder mit dem Tode bestraft. Art. 6. Wer vom Posten vor dem Feinde oder ans einer belagerten Festung fahnenflüchtig wird, oder wer zuin Feinde übergeht, wird mit dem Tode bestraft. Die Todesstrafe trifft auch die Anstifter und Rädels­ führer eines im Felde gemachten Komplotts zur Fahnenflucht. Art. 7. Wer in Friedenszeiten der Fahnenflucht sich schuldig, macht, wird mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldatcnstandes und Gefängnis nicht unter sechs Monaten, nach Umständen mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft. Art. 8. Wer von einem Vorhaben zur Fahnenflucht Kenntnis er­ hält und dies seinem Vorgesetzten nicht sogleich anzeigt, wird, wenn die Fahnenflucht begangen worden, mit Arrest, oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten, und wenn die Fahnenflucht im Felde begangen worden, mit Gefängnis von einem Jahre bis zu drei Jahren bestraft. Art. 9. Verleitung eines anderen zur Fahnenflucht oder vorsätzliche Beförderung einer solchen wird, wenn die Fahnenflucht erfolgt ist, mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im Felde mit Ge­ fängnis von fünf bis zu zehn Jahren, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes bestraft. Art. 10. Eigenmächtige Entfernung von der Truppe oder der Dienst­ stellung, absichtliches Fernbleiben von derselben und Urlaubsüberschreitung werden, sofern nicht Fahnenflucht vorliegt, mit Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft.

II. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

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Art. 11. Wer durch Selbstverstümmelung oder auf andere Weise zur Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienst sich untauglich macht oder durch einen anderen sich untauglich machen läßt, wird neben Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes mit Gefängnis von einem Jahre bis zu fünf Jahren bestraft. Dieselbe Gefängnisstrafe, nach Umständen unter gleichzeitiger Ver­ setzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes, trifft denjenigen, welcher einen anderen auf dessen Verlangen zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zum Dienst untauglich macht. Art. 12. Wer in der Absicht, sich der Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienst ganz oder teilweise zu entziehen, ein auf Täuschung berech­ netes Mittel anwendet, wird mit Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungs­ haft bis zu fünf Jahren bestraft, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes. Gleiche Strafe trifft den Teilnehmer. § 4. Kriegsfertigkeit. Zur Kriegsfertigkeit des Soldaten gehört, daß er in allen Zweigen des Dienstes gut ausgebildet ist, alle seine Obliegenheiten kennt, körperliche Anstreng­ ungen und Entbehrungen zu ertragen vermag, seine Waffen geschickt zu gebrauchen gelernt hat und so ein tüchtiges, allseitig verwendbares und nie versagendes Werk­ zeug der Heeresleitung geworden ist. Der Soldat mutz unausgesetzt bestrebt sein,.den erwähnten Grad von Kriegsfertigkeit zu erreichen und sich daher bei allen Übungen willig und unverdrossen zeigen, die Lehren und Ermahnungen seiner Vorgesetzten, die ihn unterweisen, genau beachten und alle seine körperlichen Kräfte und geistigen Fähigkeiten seiner militärischen Ausbildung widmen.

Art. 37. Der Soldat soll zur Erlangung der Kriegstüchtigkeit unausgesetzt sich bemühen, den Gebrauch der Waffen ganz und vollständig kennen zu lernen. § 5. Mut und Tapferkeit. Mut zeigt derjenige, welcher vor keiner Gefahr und Schwierigkeit zurück­ schreckt. Vielen ist der Mut angeboren, vielen aber, deren Natur zaghaft und ängstlich ist, muß er erst anerzogen werden durch Förderung der Kraft und Gewandtheit des Körpers, durch Stärkung des Willens, durch Belebung der Pflichttreue, durch Belehrung über das Schmachvolle und die Nachteile der Feigheit und über das Ehrenhafte und die Erfolge des Mutes, durch Erweckung eines festen Gottvertrauens u. s. w. Der Mut kann und soll sich bei allen Dienstobliegenheiten, wie beim Turneü, Schwimmen, anstrengenden Übungen, bei Ausübung des Wachdienstes, bei Ver­ haftungen , Unterdrückung von Tumulten, bei Feuer- und Wassersgefahr rc. bewähren. Die Tapferkeit ist der Mut im Kampfe, die Ausdauer im feindlichen Feuer, die Kühnheit und Todesverachtung, mit welcher der Soldat dem Führer folgt und sich gegen den Feind stürzt; sie ist die höchste Zierde des Soldaten.

Art. 13. Die Feigheit ist für den Soldaten besonders schimpflich und erniedrigend; niemals darf er sich aus Furcht vor persönlicher Gefahr von der Erfüllung seiner Berufspflickten abwendig machen lassen. Art. 14. Wer während des Gefechts aus Feigheit die Flucht ergreift oder die Kameraden durch Worte oder Zeichen zur Flucht verleitet, wird mit dem Tode bestraft. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjahrig-Freiwillige

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II. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

Art. 15. Wer sonst aus Feigheit vor dem Feinde flieht, bei dem Vormarsch zum Gefecht, während des Gefechts oder auf dem Rückzüge von seinem Truppenteil heimlich zurückbleibt, von demselben sich weg­ schleicht oder sich versteckt hält, seine Waffen oder Munition wegwirft oder im Stich läßt, oder sein Pferd oder seine Waffen unbrauchbar macht, oder durch Vorschüßen einer Verwundung oder eines Leidens oder durch absichtlich veranlaßte Trunkenheit dem Gefechte oder vor dem Feinde einer sonstigen, mit Gefahr für seine Person verbundenen Dienstleistung sich zu entziehen sucht, wird mit Zuchthaus, nach Umständen bis zu lebensläng­ licher Dauer, bestraft.

Wer außerdem eine seiner militärischen Dienstpflichten aus Besorgnis vor persönlicher Gefahr verletzt, wird mit Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft, nach Umständen unter gleich­ zeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes.

§ 6. Gehorsam. Das unerläßliche Erfordernis für die erfolgreiche Ausbildung und Führung einer Armee ist der Gehorsam, welcher verbürgt, daß der Wille der obersten Heeresleitung durchgreift durch alle Rangstufen bis hinab zu dem gemeinen Manne, und daß die Armee in allen ihren Gliedern einheitlich nach dem Plane des Führers ausgebildet und verwendet wird. Der Gehorsam besteht in der Unterordnung (Subordination) des Unter­ gebenen unter den Vorgesetzten, in der unbedingten und pünktlichen Befolgung der Befehle des letzteren. Der Untergebene hat, was ihm auch der Vorgesetzte befiehlt, ohne Widerspruch und Murren, ohne widerspenstige Geberde oder eine Miene des Unwillens anzu­ hören und unverdrossen und unverzüglich zu verrichten. Er hat den Befehl, mag dieser zweckmäßig erscheinen oder nicht, nach bestem Wissen und Gewissen, d. h. nach dem Wortlaute und im Sinne des befehlenden Vorgesetzten auszuführen. Die Verantwortung für den Befehl, dessen Zweck­ mäßigkeit 2C. trägt der Vorgesetzte. Versteht der Soldat einen Befehl nicht, so soll er bescheiden und kurz eine Er­ läuterung erbitten. Stetten sich der Ausführung eines Befehles Hindernisse entgegen, welche der Vorgesetzte nicht wissen konnte, so hat der Untergebene das Recht und die Pflicht, sinngemäße Abänderungen zu treffen und dem Vorgesetzten nachträglich darüber Meldung zu erstatten. Widerspricht ein Befehl dem von einem anderen Vorgesetzten bereits früher erteilten Befehle, so muß der Untergebene daraus aufmerksam machen, den neuen Befehl aber ausführen, wenn der Vorgesetzte darauf besteht. Nur dann, wenn der Vorgesetzte einen Verrat gegen den König und das Vaterland oder ein sonstiges Verbrechen beabsichtigt, muß ihm hierbei der (Ge­ horsam verweigert werden. Mit dem Gehorsam eng verbunden ist eine aufrichtige Ehrerbietung und Achtung gegen den Vorgesetzten. Der Untergebene würde sich eines strafbaren Vergehen schuldig machen, wenn er die dem Vorgesetzten gebührende Ehrenbezeugung unterließe, wenn er demselben nicht bescheiden und dienstwillig begegnete, sondern sich anmaßend und frech benehmen würde, wenn er den Vorgesetzten belügen, wenn er dessen Anordnungen bespötteln, seine Befehle bekritteln und wenn er von seiner Person unehrerbieiig sprechen, wenn er ihn gar durch Worte oder That.en beleidigen würde. Glaubt ein Untergebener, daß ihm durch Erteilung eines Befehles zu nahe getreten worden, so ist ihm nach Vollziehung desselben bezw. nach Beendigung des Dienstes gestattet, Beschwerde zu führen.

II. Abschnitt.

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Und ebenso steht, falls sich ein Vorgesetzter beleidigender Ausdrücke bedienen oder sich gar zu Thätlichkeiten Hinreisen lassen sollte, dem sich gekränkt Fühlenden das Recht der Beschwerde zu; niemals aber darf sich dieser unterfangen, seinen Vorgesetzten zu Rede zu stellen oder sich selbst Genugthuung zu verschaffen. Der Gehorsam wird durch die richtige Art des Befehlens und durch die Er­ ziehung des Untergebenen zum Gehorsam erzielt. Was befohlen wird, soll kurz, klar und bestimmt befohlen werden. Es genügt nicht, daß man befiehlt, auch nicht, daß man das Rechte dabei im Auge hat, viel­ mehr hat die Art, wie man befiehlt, Zeinen großen Einfluß aus den Untergebenen. Der Vorgesetzte vermeide es, zu befehlen oder zu verbieten, wenn er nicht die Mittel hat, seinem Befehl oder Verbot Geltung zu verschaffen, andererseits überwache er stets die Ausführung seiner Befehle. Einen einmal gegebenen Befehl abzuändern, ist thunlichst zu unterlassen. Während einerseits jeder Ungehorsam streng zu bestrafen ist, soll andererseits der Vorgesetzte durch ruhiges, ernstes und gesetztes Benehmen, durch Wohlwollen und Fürsorge die Achtung und das Vertrauen seiner Untergebenen sich erwerben und ihnen Liebe und Anhänglichkeit für den Dienst in dem Grade erwecken, daß sie nicht aus knechtischer Unterwürfigkeit und aus Furcht vor Strafe, sondern aus eigenem Triebe den Befehlen nachzukommen sich bestreben. Die Herablassung und Nachsicht sollen aber nie in enge Vertraulichkeit ausarten oder gar so weit gehen, daß daraus ein mit der Würde des Vorgesetzten unerträgliches Verhältnis entsteht. Der Vorgesetzte soll ferner bei Erteilung von Befehlen niemals seine Befugnisse überschreiten, von dem Untergebenen nichts fordern, was den Gesetzen des Dienstes zuwiderläuft, und soll dem Untergebenen den Dienst nicht unnötig erschweren oder sich beigehen lassen, denselben in herabwürdigender Weise zu behandeln oder gar zu mißhandeln.

Art. 16. Der Gemeine muß jedein Offizier und Unteroffizier und der Unteroffizier jedem Offizier, sowohl von dem Truppenteile, bei welchem er dient, als von jedem anderen Truppenteile des Heeres oder der kaiser­ lichen Marine Achtung und Gehorsam beweisen und ihren Befehlen pünkt­ lich Folge leisten. Art. 17. Achtungswidriges Benehmen gegen den Vorgesetzten wird mit Arrest, in schwereren Fällen, insbesondere wenn die That unter dem Gewehr oder vor versammelter Mannschaft begangen ist, mit strengem Arrest nicht unter 14 Tagen, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren; Beleidigung des Vorgesetzten oder im Dienstrang Höheren aber mit Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. Art. 18. Ungehorsam gegen einen Dienstbefehl, sowie Belügen des Vorgesetzten auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten wird mit Arrest bestraft. Wird durch den Ungehorsam ein erheblicher Nachteil verursacht, so tritt strenger. Arrest nicht unter 14 Tagen, oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu zehn Jahren, im Felde von einem Jahre bis zu lebenslänglicher Dauer ein. Art. 19. Wer den Gehorsam ausdrücklich verweigert oder seinen Ungehorsam sonst durch Worte, Geberden oder Handlungen zu erkennen gibt, sowie derjenige, der den Vorgesetzten über einen von ihm erhaltenen Dienstbefehl oder Verweis zur Rede stellt oder auf wiederholt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsam beharrt, wird mit strengem Arrest nicht unter 14 Tagen, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft. Ist eine solche Handlung vor dem Feinde begangen, so tritt Gefängnis oder Festungshaft nicht unter zehn Jahren bis zu lebens­ länglicher Dauer oder Todesstrafe ein.

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Art. 20. Wer es unternimmt, einen Vorgesetzten mittels Gewllt oder Drohung an der Ausführung eines Dienstbefehls zu hindern oter zur Vornahme oder Unterlassung einer Diensthandlung zu nötigen, wird wegen Widersetzung mit Gefängnis oder Festungshaft von sechs Monalen bis zu zehn Jahren, im Felde' mit Gefängnis nicht unter zwei Jahrm bestraft. Dieselbe Strafe tritt ein, wenn die Handlung gegen die zur Unterstützung der Vorgesetzten befehligten oder zugezogenen Mannschaften begangen wird. Art. 21. Wer sich einem Vorgesetzten thätlich widersetzt oder einen thätlichen Angriff gegen ihn unternimmt, wird mit Gefängnis oler Festungshaft nicht unter drei Jahren, in schwereren Fällen aber mit Ge­ fängnis oder Festungshaft oder Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft. Ist die Thätlichkeit im Felde verübt und zwar während des Dienstes, so tritt Todesstrafe, wenn sie außer Dienst verübt ist, Gefängnis oler Festungshaft nicht unter zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer en. Auch ist jeder Vorgesetzte berechtigt, um einen thätlichen Angriff les Untergebenen abzuwehren oder um seinen Befehlen in äußerster Not oter dringendster Gefahr Gehorsam zu verschaffen, die Waffe gegen den Untcrgebenen zu gebrauchen. Art. 22. Glaubt der Soldat wegen nicht richtigen Empfanges desstn, was ihm gebührt, wegen unwürdiger Behandlung oder aus einem anderen Grunde zu einer Beschwerde Veranlassung zu haben, so ist er denmch verbunden, seine Dienstobliegenheiten unweigerlich zu erfüllen und dcrs weder seine Kameraden auffordern, gemeinschaftlich mit ihm Beschwerde zn führen, noch sonst Mißmut unter ihnen zu erregen oder sie austuwiegeln suchen. Auch darf der Soldat nicht während des Dienstes, sondern erst nach dessen Beendigung seine Beschwerde anbringen. Dagegen tarn er sich aber versichert halten, daß seiner Beschwerde, insofern sie begrüntet ist, abgeholfen werden wird. Art. 23. Wer wider besseres Wissen eine auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerde anbringt, wird mit Arrest, oder mit Gefängnis oter Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft. Wer leichtfertig auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerden, oder wer eine Beschwerde unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege anbringt, wird mit Arrest bestraft. Art. 24. Wer es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen, wird mit Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. Art. 25. Wer seine Kameraden auffordert oder anreizt, gemeinschaft­ lich entweder dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern oder f.ch ihm zu widersetzen oder eine Thätlichkeit gegen ihn zu begehen, wird wegen Aufwiegelung mit Gefängnis nicht unter fünf Jahren, in schwereren Fällen nicht unter zehn Jahren, im Felde bis zu lebenslänglicher Dauer bestraft. Art. 26. Verabreden zwei oder mehrere eine gemeinschaftliche Ver­ weigerung des Gehorsams oder eine gemeinschaftliche Widersetzung oder Thätlichkeit gegen den Vorgesetzten, so machen sie der Meuterei sich schuldig und werden mit der für die verabredete Handlung gesetzlich angedrohten Strafe in erhöhtem Maße bestraft. Wer von einer Meuterei, welche zu seiner Kenntnis gelangt, seinem Vorgesetzten nicht sogleich Anzeige macht, hat, wenn die verabredete Hand-

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lung begangen worden ist, Arrest, oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren zu gewärtigen. Art. 27. Wenn zwei oder mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften es unternehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, sich ihm zu widersetzen oder eine Thätlichkeit gegen ihn zu begehen, so werden dieselben wegen militärischen Aufruhrs neben Ver­ setzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes mit Gefängnis nicht unter fünf Jahren, im Felde nicht unter zehn Jahren bestraft. Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Aufruhrs, sowie diejenigen, welche unter den Aufrührern den höchsten Dienstrang ein­ nehmen, oder welche persönlich von dem Vorgesetzten zum Gehorsam aufgefordert, diesen durch Wort oder That verweigern, oder welche eine Gewaltthätigkeit gegen den Vorgesetzten begehen, werden mit Zuchthaus von fünf Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer, und wenn der Aufruhr im Felde begangen wird, mit dem Tode bestraft. Wird der militärische Aufruhr vor dem Feinde begangen, so tritt gegen sämtliche Beteiligte die Todesstrafe ein. Art. 28. Wer gegen eine militärische Wache die ihr schuldige Achtung verletzt oder einer Beleidigung, eines Ungehorsams, einer Widersetzung oder einer Thätlichkeit sich schuldig macht, wird ebenso bestraft, als wenn er die Handlung gegen einen Vorgesetzten begangen hätte. Als militärische Wachen sind anzusehen: alle zum Wach- oder mili­ tärischen Sicherheitsdienst befehligten Personen des Soldatenstandes mit Einschluß der Feldgendarmen, welche in Ausübung dieses Dienstes be­ griffen und als solche äußerlich erkennbar sind. Art. 29. Wer zur Beratung über militärische Angelegenheiten, Ein­ richtungen oder Befehle ohne dienstliche Genehmigung eine Versammlung von Personen des Soldatenstandes veranstaltet, ingleichen wer zu einer gemeinschaftlichen Vorstellung oder Beschwerde Unterschriften sammelt, wird mit Arrest oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren, die an einer solchen Versammlung, Vorstellung oder Beschwerde Beteiligten aber werden mit Arrest oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu sechs Monaten bestraft. Art. 47. Wer irgend eine Dienstgewalt über andere auszuüben hat, soll durch ruhiges, ernstes und gesetztes Benehmen die Achtung und das Vertrauen seiner Untergebenen sich zu erwerben suchen. Er darf daher den Untergebenen den Dienst nicht unnötig erschweren und von denselben nur solche Geschäfte und Leistungen fordern, welche der Dienst mit sich bringt. Wer dieselben vorschriftswidrig behandelt, beleidigt oder gar mißhandelt, oder wer seine Dienstgewalt dazu mißbraucht, um auf Kosten seiner Untergebenen sich Vorteile zu verschaffen, wird nachdrücklich resp, nach den Gesetzen bestraft.

§ 7.

Ehrenhafte Führung.

Der Soldat muß im Dienste wie außer Dienst eine ehrenhafte Führung pflegen und sich dadurch die Achtung und das Vertrauen seiner Vorgesetzten, seiner .Kameraden und seiner Mitbürger zu erwerben suchen. Die ehrenhafte Führung besteht in gewissenhafter Erfüllung aller Pflichten und in einem rechtschaffenen, gesitteten und ordentlichen Lebenswandel. Der Soldat beobachte daher alles das­ jenige, was die militärischen Gesetze und Gebräuche, was die allgemeinen bürger­ lichen Gesetze, was das eigene Gewissen vorschreiben; dagegen unterlasse er alles, was schimpflich und gemein, was gegen Anstand, Sitte und Gesetz verstößt, was

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II. Abschnitt.

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Tadel und Mißbilligung der Vorgesetzten, Kameraden und Mitbürger Hervorrufen kann; er hüte sich vor allen unehrenhaften, unredlichen Handlungen, er meide die Unwahrheit, besonders in dienstlichen Aussagen und Meldungen, er lasse sich nie durch Versprechungen und Geschenke zu Pflichtwidrigkeiten verleiten; er beflecke nie seine Waffe durch rohen Mißbrauch derselben; er lasse sich nie ein ungesittetes Betragen, namentlich nicht an öffentlichen Orten, zu Schulden kommen, er meide die Trunkenheit, das Schuldenmachen, Glücksspiele, schlechten Umgang, Unterschlagung, Betrug und Diebstahl; er gebe einerseits keine Veranlassung zu Schimpf und Schande, andererseits lasse er sich aber auch nicht von anderen beschimpfen, beleidigen, oder sonst durch Wort oder That an der Ehre kränken. Er sei in allen seinen Reden und Handlungen besonnen; er beobachte Verschwiegenheit über dienstliche Angelegenheiten und Einrichtungen des Heeres : von den Gefühlen der Religion sei er durchdrungen und ehre die Vorschriften und Gebräuche aller Religions­ bekenntnisse; gegen die Einwohner des Landes und gegen Fremde beobachte er ein gefälliges und zuvorkommendes Bettagen und begegne jedem mit der seinem Stande geziemenden Achtung. Durch eine solche ehrenhafte Führung in Verbindung mit dem Gehorsam wird die Mannszucht (Disziplin) einer Truppe begründet. Man versteht unter dieser die strenge Innehaltung der militärischen Zucht und Ordnung und die Be­ folgung aller für die verschiedenen Dienstzweige gegebenen Regeln. Tie Manns­ zucht zeigt sich in dem guten Zustande und der Reinlichkeit des Anzuges, in der gewissenhaften Führung des Haushaltes, in der sorgfältigen Behandlung der Bewaffnungs- und Ausrüstungsgegenstände, in dem Sinne für Ordnung, Sauberkeit und Regelmäßigkeit, in der Pünktlichkeit des Antretens, in. der strengsten Aufmerk­ samkeit bei den Waffenübungen, in der Beobachtung auch der geringsten der dienst­ lichen Bestimmungen, in dem anständigen, durchaus militärischen Benehmen auf der Straße, im freundlichen Verkehr mit den Kameraden, in dem gefälligen Ent­ gegenkommen gegen die Bürger, in der Achtung vor dem Gesetze und seinen Vollzugsorganen. Es ist Mannszucht, dem Feinde mutig entgegenzugehen, niemals seinen Platz zu verlassen, sich allen Anstrengungen und Entbehrungen willig zu unterziehen, niemals unmutig und verdrossen zu werden. Es ist Mannszucht, als einsam stehender Postell sich "keine Bequemlichkeit zu gönnen, stets so zu handeln, wie wenn man sich unter den Augen des strengsten Vorgesetzten befände; es ist Mannszucht, Schonung und Milde gegen die friedlichen Bewohner des feindlichen Landes und gegen Gefangene zu zeigen und deren Hab und Gut nicht ohne Not anzutasten, seinen Vorgesetzten stets, in allen Lagen, an allen Orten den gebührendell Gehorsam, Achtung und Ehre zu erlveisen. Um den Soldaten zur Mannszucht zu erziehen und in ihm Rechtschaffenheit und ein reges andauerndes Pflichtgefühl zu schaffen, welches stärker ist und länger anhält als die schnell aufflackernde und ebenso schnell erlöschende Begeisterung, ist eine strenge und langwierige Schule nötig. Fortwährende Beaufsichtigung der Untergebenen in allen Dingen in und außer Dienst, nie ruhender Eifer, dieselben anzuspornen, zu belehren und zu unterweisen, gleichmäßige, strenge und dabei wohlwollende Behandlung derselben, genaue Kenntnis ihrer persönlichen Eigenschaften und Verhältnisse, Schonung ihres Ehrgefühls, Gerechtigkeit, Unparteilichkelt, Beharrlichkeit aus wohlüberlegten Befehlen, richtiger Gebrauch der dienstlichen Gewalt, sowie unnachsichtliche Bestrafung aller Pflichtverletzungen, aller Verstöße gegen strenge Zucht und Ordnung, aller Ver­ säumnisse und Nachlässigkeiten — dies sind die wirksamsten Mittel in der Hand des Vorgesetzten, die Mannszucht auftecht zu erhalten. Wohl kann der Soldat das Marschieren und die Handhabung der Waffen durch Übung erlernen, auch seine geistigen und körperlichen Kräfte lassen sich ent­ wickeln und stählen; aber nur im Lause der Zeit kann die MannSzucht erreicht werden, welche den Grundpfeiler der Armee, die Vorbedingung für jeden Erfolg bildet, und welche für alle Verhältnisse mit Energie begründet und erhalten werden muß.

Art. 30. Eigenmächtiges Beutemachen ist dem Soldaten verboten. Übertretungen dieses Verbots werden mit Arrest, oder mit Gefängnis

II. Abschnitt.

Die militärischen Berusspflichten.

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oder Festungshaft bis zu drei Jahren, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes, bestraft. Art. 31. Habe und Gut der Bewohner des feindlichen Landes steht unter dem besonderen Schutze des Gesetzes, ebenso das Eigentum der Verwundeten, Kranken und Kriegsgefangenen, sowie die Habe von ge­ bliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen. Art. 32. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung eine Sache der Landeseinwohner offen wegnimmt oder denselben abnötigt, oder des eigenen Vorteils wegen unbefugt Requisitionen vornimmt, wird wegen Plünderung mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes und Gefängnis bis zu fünf Jahren, in schwereren Fällen mit Zuchthaus von zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer oder mit dem Tode bestraft. Als Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die Aneignung nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Fourage oder Transportmittel sich erstreckt und nicht außer Verhältnis zu dem vorhandenen Bedürfnisse steht. Art. 33. Boshafte oder mutwillige Verheerung oder Verwüstung fremder Sachen im Felde wird mit Arrest oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren, in schwereren Fällen ebenso wie die Plünderung bestraft. Art. 34. Wer im Felde als Nachzügler Bedrückungen gegen die Landesbewohner begeht, wird wegen Marodierens mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft, nach Umständen unter gleich­ zeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes. In schwereren Fällen tritt Zuchthausstrafe bis zu zehn Jahren ein. Art. 35. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung einem auf dem Kampfplatz gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen eine Sache abnimmt oder einem Kranken oder Ver­ wundeten auf dem Kampfplatze, auf dem Marsche, auf dem Transporte oder im Lazaret, oder einem seinem Schutze anvertrauten Kriegsgefangenen eine Sache wegnimmt oder abnötigt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. Art. 36. Der Soldat darf seine Waffe nur in Erfüllung seines Berufes oder in rechtmäßiger Selbstverteidigung gebrauchen. Wer rechts­ widrig von seiner Waffe Gebrauch macht oder einen Untergebenen zum rechtswidrigen Waffengebrauch aufsordert, wird vorbehaltlich der etwa gesetzlich verwirkten höheren ©trafen mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu 1 Jahre bestraft. Art. 37. Der Soldat soll seine Waffen und Montierungsstücke in gutem Stande erhalten. Art. 38. Wer seine Waffen oder Montierungsstücke oder einen anderen Dienstgegenstand vorsätzlich beschädigt, zerstört oder preisgibt, wird mit Arrest oder Gefängnisstrafe oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft, in schwereren Fällen unter gleichzeitiger Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes. Art. 39. Wer durch unvorsichtige Behandlung von Waffen oder Munition einen Menschen körperlich verletzt, wird mit Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren, und wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft.

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Art. 40. Der Soldat hat mit Rücksicht auf seine besonderen Standes­ pflichten über Dienstangelegenheiten die nötige Verschwiegenheit zu be­ obachten. Bei allen dienstlichen Meldungen und Aussagen soll er sich der strengsten Wahrheit befleißigen. Wer absichtlich Rapporte, dienstliche Meldungen oder dienstliche Be­ richte unrichtig avstattet oder solche wissentlich weiter befördert, wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bis zu drei Jahren und mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes bestraft. Auch dann, wenn eine solche Handlung aus Fahrlässigkeit begangen wird, tritt Strafe ein. Art. 41. Der Soldat darf niemals, sei es durch Aussicht auf äußere Vorteile oder durch irgend einen anderen Grund, bei Ausrichtung des Dienstes sich zu Pflichtwidrigkeiten verleiten lassen. Wer für eine Hand­ lung, die eine Verletzung der Dienstpflicht enthält, Geschenke oder andere Vorteile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, hat Zuchthaus bis zu fünf Jahren zu gewärtigen. Art. 42. Wer die Wache, oder bei einem Kommando oder auf dem Marsche seinen Platz eigenmächtig verläßt, wird mit Arrest bestraft; im Felde tritt mittlerer oder strenger Arrest, oder Gefängnis bis zu sechs Monaten ein. Geschieht dies von dem Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, so hat derselbe mittleren oder strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder Gefängnis bis zu drei Jahren, im Felde Gefängnis nicht unter drei Jahren, und wenn dies vor dem Feinde geschehen ist, die Todesstrafe verwirkt. Gleiche Strafe trifft einen solchen Befehlshaber, welcher sonst in schuldhafter Weise zur Ausrichtung des ihm obliegenden Dienstes sich außer Stand setzt, oder den ihm in Bezug auf seinen Dienst erteilten Vorschriften entgegenhandelt. Art. 43. Den Schildwachen itnb Posten ist, wenn nicht ein anderes ausdrücklich bestimmt wird, verboten, sich niederzusetzen oder niederzu­ legen, das Gewehr aus der Hand zu lassen, Tabak zu rauchen, zu schlafen, über die Grenze ihres Postens hinauszugehen, denselben vor erfolgter Ablösung zu verlassen oder sonst ihre Dienstinstruktion zu übertreten. Wer als Schildwache oder Posten in schuldhafter Weise sich außer Stand setzt, den ihm obliegenden Dienst zu versehen, oder eigenmächtig seinen Posten verläßt oder sonst den ihm in Bezug auf diesen Dienst erteilten Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter 14 Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren, im Felde mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter drei Wochen, oder mit Gefängnis oder Festungshaft von drei bis zu fünfzehn Jahren, vor dem Feinde von zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer, oder mit dem Tode bestraft. Art. 44. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, oder wer als Schildwache oder Posten eine strafbare Handlung, welche er verhindern konnte oder zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wissentlich begehen läßt, wird ebenso bestraft, als ob er die Handlung selbst begangen hätte. Art. 45. Wer einen ihm zur Beaufsichtigung, Begleitung oder Be­ wachung anvertrauten Gefangenen vorsätzlich entweichen läßt oder dessen Befreiung vorsätzlich bewirkt oder befördert, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter 14 Tagen, oder mit Gefängnis oder Festungs-

II. Abschnitt.

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haft bis zu fünf Jahren bestraft; nach Umständen tritt neben der Ge­ fängnisstrafe Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes ein. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher eine von seinem Vorgesetzten ihm be­ fohlene oder ihm dienstlich obliegende Verhaftung vorsätzlich nicht zur 'Ausführung bringt. Ist die Entweichung des Gefangenen nur durch Fahrlässigkeit befördert oder erleichtert worden, oder ist die Verhaftung nur aus Fahrlässigkeit unterblieben, so tritt Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu sechs Monaten ein. Art. 48. Der Soldat soll ein ordentliches Leben führen und darf weder Schulden machen, noch der Trunkenheit, dem Spiel oder anderen 'Ausschweifungen sich ergeben. Auch muß er vom Zapfenstreich bis zur Reveille in seinem Quartiere sein, wenn er nicht im Dienst sich befindet oder von feinern Vorgesetzten Erlaubnis erhalten hat, sich anderswo aufzuhalten. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung, sowie bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Thäters keinen Strafmilderungsgrund. Art. 49. Wer im Dienst oder nachdem er zum Dienst befehligt worden, durch Trunkenheit zur Ausführung seiner Dienstverrichtung sich untauglich macht, wird mit mittlerem oder strengem Arrest, oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu 1 Jahr bestraft. Art. 50. Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung des militärischen Dienstverhältnisses eines Diebstahls oder einer Unter­ schlagung an Sachen sich schuldig macht, welche vermöge des Dienstes oder jenes Verhältnisses ihm zugänglich oder anvertraut sind, hat mitt­ leren oder strengen Arrest nicht unter 14 Tagen, oder Gefängnis bis zu fünf Jahren zu gewärtigen, unter Umständen unter gleichzeitiger Ver­ setzung ui die 2. Klasse des Soldatenstandes und Aberkennung der bürger­ lichen Ehrenrechte. Gleiche Strafen treffen denjenigen, welcher einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden oder gegen seinen Quartierwirt oder eine zu dessen Hausstand gehörige Person begeht. Art. 51. Der Soldat, der einem Kameraden Eßwaren, Getränke, Tabak oder Gegenstände zum Reinigen oder zum Ausbessern von Montierungs- oder Armaturstücken, wenn auch nur von unbedeutendem Werte oder in geringer Menge und zuni alsbaldigen eigenen Gebrauch entwendet oder veruntreut, wird nachdrücklich bestraft. Art. 52. Die in den Militär-Strafgesetzen für militärische Verbrechen oder Vergehen im Felde erteilten Vorschriften finden auch in Friedens­ zeiten Anwendung, wenn bei außerordentlichen Ereignissen der befehligende Offizier dienstlich hat bekannt machen lassen, daß diese Vorschriften auf die Dauer des eingetretenen außerordentlichen Zustandes auf seine Untergebenen zur Anwendung kommen.

§ 8. Kameradschaft. Die Kameradschaft ist das brüderliche Band, das sich um alle Angehörigen der Armee zieht. Sie gründet sich auf die Gemeinsamkeit des ehrenvollen Berufes und äußert sich in der gegenseitigen Wertschätzung, der Eintracht, Anhänglichkeit und in dem gegenseitigen Beistand.

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Ein guter Slamerab teilt mit dem anderen den letzten Bissen Brot, den letzten Labetrunk. Sieht er diesen in Gefahr, so steht er ihm bei, betrachtet dessen Sache ganz wie die seine und eilt ihm selbst mit Gefahr seines Lebens zu Hilfe. Eine falsche Auffassung der Kameradschaft ist es aber, einem Kameraden in unerlaubten Dingen beizustehen. Die Kameradschaft ist die Quelle des GemeingeisteS, welcher in dem überein­ stimmenden Bestreben aller besteht, die Gebote der militärischen Standes- und Berufspflichten zu Grundsätzen ihrer Handlungsweise zu erheben und den guten 9iuf und die Ehre der eigenen Abteilung, der eigenen Armee und des eigenen Standes zu fördern und zu erhallen. Kennzeichen des richtigen Gemeingeistes in einer Truppe sind daher: wenn ein jeder sich den Tadel seiner Kameraden zuzuziehcn fürchtet, falls er pflichtwidrig handelt; wenn keiner sich ein tadelndes Wort über Vorgesetzte erlauben darf, ohne von Kameraden zurechtgewiesen zu werden; wenn die Kameraden Unwürdigen offen ihren Abscheu und ihre Verachtung zeigen; wenn jeder einzelne bestrebt ist, gemeinschaftlich mit den übrigen das Beste des Truppenteils zu fördern.

Art. 46. Ter Soldat darf in Not, Kamps und Gefahr seine Kame­ raden nicht verlassen, muß ihnen nach allen Kräften Hilfe leisten, wenn sie in erlaubten Dingen seines Beistandes bedürfen, und soll mit ihnen in Eintracht leben. Schlägereien der Soldaten untereinander und Be­ leidigungen, durch welche die militärische Zucht und Ordnung gestört wird, werden nachdrücklich bestraft.

§ 9.

Belohnungen der Pflichterfüllung.

Art. 53. Während der Soldat, welcher seine Pflichten verletzt, Strafe zu gewärtigen hat, darf dagegen jeder rechtschaffene, unverzagte und ehrliebendc Soldat der Anerkennung und des besonderen Wohlwollens seiner Vorgesetzten sich versichert halten. Art. 54. Dem Soldaten steht nach Maßgabe seiner Fähigkeiten und Kenntnisse der Weg zu den höheren und selbst zu den höchsten Stellen im Heere offen. Derjenige, der sich durch Tapferkeit und Mut heroorthut, wird sich aller Auszeichnungen zu erfreuen haben, welche zur Belohnung für Tapfer­ keit im Kriege bestimmt sind. Desgleichen hat derjenige, welcher infolge von vor dem Feinde erhaltenen Wunden dienstunfähig wird oder sonst im Dienst zu Schaden kommt, oder welcher nach längerer vorwurfsfreier Dienstzeit die Beschwerden des Dienstes nicht mehr zu ertragen vermag, für seine treu geleisteten Dienste die verdiente Belohnung durch ehrenvolle Auszeichnungen, sowie durch Anstellung im Zivildienst nach den darüber bestehenden Vorschriften zu gewärtigen. Art. 55. Von dem Ehr- und Pflichtgefühl der Soldaten wird da­ gegen erwartet, daß sie fort und fort ihre Pflichten treu und gewissenhaft erfüllen, durch ehrenhafte Führung in und außer dem Dienste ein Muster ordentlichen und rechtschaffenen Lebens geben und nach Kräften dazu beitragen werden, den guten Ruf des Heeres im In- und Auslande zu bewahren.

§ 10. Der Fahneneid. Jeder in die Armee Eintretende gelobt die Erfüllung der ihm durch Vorlesung der Kriegsartikel bekannt gegebenen Pflichten in dem Fahneneid, welcher folgendermaßen lautet:

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„Ihr sollt schwören zu Gott dem Allmächtigen einen körperlichen Eid, daß ihr dem allerdurchlauchtigsten, großmächtigsten König und Herrn Otto L, unserm allergnädigsten Kriegsherrn, treu dienen, Allerhöchstdesselben Wohl nach Kräften fördern, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold von Bayern als Regenten, alsdann allen Vorgesetzten den gebührenden Respekt und Gehorsam leisten, deren Befehle ohne Wider­ rede und unverdrossen vollziehen, im Kriege wie im Frieden, zu Wasser und zu Laude, bei Tag und bei Nacht, auf Märschen und Wachen, bei Belagerungen, in Stürmen und Schlachten, überhaupt bei allen Gelegen­ heiten als tapfere und treue Soldaten euch erweisen, eure Fahne niemals treulos und meineidig verlassen, vielmehr sie stets mutig verteidigen und euch nach Vorschrift der Kriegsgesetze jederzeit so benehmen wollet, wie es ehrliebenden Soldaten geziemt. Auch schwört ihr, im Kriege den Befehlen seiner Majestät des deutschen Kaisers als Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leisten." Die nun folgende Stabung wird von dem zu Verpflichtenden laut und vernehmlich von Wort zu Wort nachgesprochen, indem dieser bei entblößtem Haupte die rechte Hand zum Schwur erhebt: „Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich alles dasjenige, was mir soeben vorgehalten worden und ich wohl verstanden habe, genau befolgen will, so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort." Jeder Nichtbayer, welcher auf Grund des Kriegsdienstgesetzes in der bayeri­ schen ..Armee seine Dienstpflicht ableistet, schwört den bayerischen Fahneneid mit der Änderung, daß an Stelle des Namens Se. Majestät des Königs von Bayern der Name des allerhöchsten Landesherrn des zu Beeidigenden bzw. bei den Angehörigen des Neichslandes Elsaß-Lothringen der Name Se. Majestät des deutschen Kaisers tritt und daß, wenn der zu Vereidigende preußischer Staats­ angehöriger oder Elsaß-Lothringer ist, der 2. Absatz der Eidesformel hinwegzu­ fallen hat. Ferner wird dem Treffenden zu Protokoll eröffnet, daß der Fahneneid in sich schließe, Sr. Majestät dem Könige von Bayern als Kontingentsherrn und Bundes­ fürsten treue Dienste zu leisten, Atterhöchstdessen Nutzen und Bestes zu befördern, Schaden und Nachteil aber abzuwenden. Das hierüber von dem Auditeur errichtete Protokoll wird bei der Abteilung ausbewahrt. Bei der Infanterie geschieht die Verpflichtung auf die Fahne (bei den Kavallerie-Regimentern auf die Standarte, bei den übrigen Truppenteilen auf den Säbel des Kommandeurs). Die Fahne vertritt in diesem Falle die Person Seiner Majestät des Königs, dem man durch den Eid unverbrüchliche Treue gelobt. Sie erinnert uns stets an diesen Eid und an die damit übernommenen Pflichten und ist somit das Mahnungszeichen der Treue und der Anhänglichkeit an die eigene Truppenabteilung, an das eigene Heer und vor allem an dessen obersten Kriegs­ herrn, den Monarchen, der die Fahne dem Truppenteile verliehen hat. Außer­ dem ist die Fahne das Feldzeichen der Truppen, welches ihnen im Kampfe voran­ getragen wird, um welches sich alle scharen, welchem alle pslichtgetreu, mutig und begeistert zum Siege folgen sollen. Sie ist das Sinnbild des Ruhmes und der Ehre einer Abteilung; ihr Verlust ist eine Schmach, und daher ist jeder verpflichtet, sein Leben einzusetzen und zu opfern für die Verteidigung dieses Heiligtumes. Wer im Kriege eine Fahne, die in Gefahr war, in die Hände des Feindes zu fallen, errettet, hat die größten Belohnungen zu erwarten, ebenso derjenige, welcher eine Fahne des Feindes erobert. Der Name desjenigen, welcher mit der Fahne in der Hand fällt, wird auf einem silbernen an der Fahnenstange angebrachten Ringe eingeschnitten zum

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II. Abschnitt.

Die militärischen Berufspflichten.

Andenken an seine ehrenvolle Haltung und seine treue Pflichterfüllung, in welcher er den Tod für König und Vaterland nicht scheute. Um auch äußerlich die Würde und Bedeutung der Fahne zum Abdruck zu bringen, werden derselben die höchsten militärischen Ehrenbezeugungen erwiesen. Die Fahnen und Standarten der in München garnisonierenden Truppenteile werden in der k. Residenz, die der Truppenteile in den übrigen Garnisonsorten in der Wohnung des Gouverneurs, Kommandanten bzw. Garnisonsältesten auf­ bewahrt.

§ II. Der oberste Kriegsherr. Der oberste Kriegsherr der bayerischen Armee ist Seine Majestät König Otto I. von Bayern. Da aber Seine Majestät durch Krankheit dauernd verhindert ist, die Regierung selbst zu übernehmen, so führt verfassungsmäßig Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern die Regierung des Königreiches als Regent und damit den Oberbefehl über die bayerische Armee. Im Kriege führt den Oberbefehl über sämtliche deutsche Armeen Seine Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, als Bundesfeldherr.

III. Abschnitt.

Die Ergänzung des Heeres. (Wehr- und Heerordnung für das Königreich Bayern 1889).

1. Kapitet. Die Wehrpflicht und deren Gliederung. § 1.

Die Wehrpflicht.

1. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. 2. Ausgenommen von der Wehrpflicht sind nur: a) die Mitglieder regierender Häuser; b) die Mitglieder der mediatisierten, vormals reichsständischen und der­ jenigen Häuser, welchen die Befreiung von der Wehrpflicht durch Ver­ träge zugesichcrt ist oder auf Grund besonderer Nechtstitel zusteht.

3. Diejenigen Wehrpflichtigen, welche zwar nicht zum Waffendienste, jedoch zu sonstigen militärischen Dienstleistungen, welche ihrem bürgerlichen Berufe entsprechen, fähig sind, können zu solchen herangezogen werden. 4. Die Wehrpflicht beginnt mit dem vollendeten 17. und dauert bis zum vollendeten 45. Lebensjahr.

§ 2. Gliederung der Wehrpflicht. 1. Die Wehrpflicht zerfällt in die Dienstpflicht (d. i. die Pflicht zum Dienst im Heere oder in der Marine) und die Landsturmpflicht. 2. Die Dienstpflicht dauert in der Regel vom vollendeten 20. Lebens­ jahre bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird. 3. Die Pflicht zum Dienst im Heere wird eingeteilt in: a) Dienstpflicht im stehenden Heere, b) Landwebrpflicht, c) Ersatzreservepflicht. 4. Alle nicht Hum Dienst im Heere oder in der Marine eingezogenen Wehrpflichtigen sino landsturmpflichtig.

30

III. Abschnitt.

Die Ergänzung deS Heeres.

§ 3. Die Dienstpflicht im stehenden Heere/ Die Verpflichtung zum Dienst im stehenden Heere beginnt mit dem 1. Januar desjenigen Kalenderjahres, in welchem der Wehrpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet, d. h. von diesem Zeitpunkte an ist jeder Wehr­ pflichtige der Aushebung unterworfen (militärpflichtig) und hat sich vor der Ersatzbehörde zu gestellen, bis über seine Dienstverpflichtung endgültig entschieden ist. Für diejenigen, welche zum Dienst im stehenden Heere tauglich be­ funden und in dasselbe eingestellt werden, dauert die Dienstpflicht darin 7 Jahre. Die Dienstpflicht im stehenden Heere umfaßt die aktive Dienstpflicht und die Reservepflicht. Die aktive Dienstpflicht dauert drei Jahre, während welcher der Mann in ununterbrochenem ausübenden Dienst unter der Fahne behalten werden kann. Die Dauer der aktiven Dienstzeit wird nach dem wirklich erfolgten Dienst­ antritt mit der Maßgabe berechnet, daß diejenigen Mannschaften, welche in der Zeit vom 2. Oktober bis 31. März eingestellt werden, als am vorhergehenden 1. Oktober eingestellt gelten. A. Verkürzung der aktiven Dienstpflicht. 1. Die aktive Dienstpflicht der Einjährig-Freiwilligen dauert ein Jahr. 2. Volksschuttehrer und Kandidaten des Volksschulamtes werden nach zehn­ wöchentlicher aktiver Dienstzeit bei einem Infanterie-Regiment zur Reserve beururlaubt; (ihre aktive Dienstzeit, sowie auch die beiden Übungen während der Zu­ gehörigkeit zur Reserve von sechs- und vierwöchentlicher Dauer leisten sie in der Zeit der Ersatzreserve-Übungcn ab). 3. Krankenwärter dienen nur zwei Jahre, 4. Trainsoldaten in der Regel sechs Monate aktiv. 5. Rach einer zweijährigen aktiven Dienstzeit können Mannschaften zur Dis­ position des Truppenteils beurlaubt werden, sofern die entstehenden offenen Stellen durch Einstellung von Rekruten oder Freiwilligen gedeckt werden können. Für die Auswahl der Mannschaft ist Lebensalter, sowie Rücksicht auf gute Führung und Ausbildung, sowie auf häusliche und dienstliche Verhältnisse maßgebend. Die zur Disposition der Truppenteile beurlaubten Mannschaften können bis zum Ablauf ihres dritten Dienstpflichtjahres (d. h. bis zu ihrem Übertritt zur Reserve) jederzeit wieder zu ihren Truppenteilen einberufen werden. 6. In Berücksichtigung bürgerlicher und familiärer Verhältnisse (s. 2. Kapitel § 3 Ziff. 3) können Mannschaften infolge Ansuchen (Reklamation) vor Zurück­ legung einer dreijährigen aktiven Dienstzeit entlassen werden. 7. Eine weitere Verkürzung der aktiven Dienstzeit ergibt sich durch den in der Regel auf den Anfang des ÄkonatS November festgesetzten Einstellungstermin der Rekruten, durch die Einstellung der Nachersatz-Nekruten zwischen diesem Ein­ stellungstermine und dem 1. Februar, ferner durch den zwischen 1. Oktober und 31. März erfolgten Eintritt Freiwilliger und durch die übliche Entlassung des 3. Jahrganges unmittelbar nach Beendigung der größeren Übungen, d. i. Mitte September.

B. Verlängerung der aktiver: Dienstzeit.

1. Infolge freien Entschlusses: a) Mannschaften, welche nach erfüllter aktiver Dienstzeit freiwillig weiter­ dienen wollen, schließen mit dem betreffenden Truppenteil einen schrift­ lichen Vertrag — Kapitulation — ab, durch welchen sie sich zum Wciterdienen auf eine bestimmte Zeit — in der Regel mindestens auf

1. Kapitel.

Die Wehrpflicht und deren Gliederungen.

31

ein Jahr — verpflichten. Als Kapitulanten werden nur solche Mann­ schaften angenommen, durch welche ein wesentlicher Nutzen für den Dienst zu erwarten ist. Mannschaften, welche eine Kapitulation ab­ schließen wollen, müssen das 21. Lebensjahr vollendet haben; vor erreichter Großjährigkeit haben 'sie die schriftliche und beglaubigte Zu­ stimmung ihres Vaters oder Vormundes herbeizusühren. Die Kapitulation kann vor Ablauf der Kapitulationszeit aufgehoben werden: Durch den Truppenteil, sobald der Kapitulant in. die 2. Klasse des Soldatenstandes versetzt oder degradiert, oder sobald er zu einer Frei­ heitsstrafe von mindestens sechs Wochen verurteilt wird. Durch das Generalkommando auf Grund einer Übereinkunft zwischen dem Truppenteil und dem Kapitulanten, wenn die häuslichen Verhält­ nisse desselben seine Entlassung dringend wünschenswert machen, oder wenn bei fortgesetzt schlechter Führung des Kapitulanten dessen Ent­ lassung im Interesse des Truppenteils liegt. Leute von zwölfjähriger Dienstzeit dienen ohne Kapitulationserneuerung weiter und können ohne ihren Willen nicht entlassen werden. b) Brotlose Rekruten können auf ihren Wunsch in der Zeit zwischen Aus­ hebung und Rekrulen-Einstellungslermin eingestellt werden; ihre aktive Dienstzeit rechnet jedoch erst vom nächsten allgemeinen Rekruten-Einstellungstermine ab. 2. Infolge eigenen Verschuldens:

a) Unsichere Dienstpflichtige, d. h. solche, welche sich der Gestellung vor den Ersatzbehörden böswillig entziehen, können außerterminlich gemustert und sofort zum Dienste eingestellt werden. Ihre aktive Dienstzeit wird jedoch erst vom nächsten Rekruteneinstellungstermine ab gerechnet. b) Mannschaften, welche während ihrer aktiven Dienstzeit eine Freiheits­ strafe von mehr als sechswöchentlicher Dauer erstanden haben, müssen die gleiche Zeit nachdienen; auch bleibt die Zeit einer Fahnenflucht, unerlaubter Entfernung und Urlaubsüberschreitung, sofern dieserhalb eine gerichtliche Bestrafung erfolgt ist, von der Anrechnung auf die aktive Dienstzeit ausgeschlossen.

Nach abgeleistetem aktivem Dienste werden die Mannschaften zur Reserve beurlaubt. Die Rescrvepflicht dauert in der Regel vier (bei Einjahrig-Freiwilligen sechs) Jahre. Die Mannschaften der Reserve sind während dieser Zeit beurlaubt, insoweit nicht die jährlichen Übungen, notwendige Verstärkungen oder Mobilmachungen die Einziehung zum Dienst erfordern. Die Mann­ schaften der Reserve (Reservisten) werden in Jahresklassen nach ihrem Dienstalter eingeteilt. Sie sind zur Teilnahme an zwei Übungen, welche die Dauer von je acht Wochen nicht überschreiten, verpflichtet, der mili­ tärischen Kontrolle unterworfen und haben an den im Frühjahr und Herbst stattfindenden Kontrollversammlungen teilzunehmen. Mannschaften der Reserve, welche sich der Kontrolle länger als ein Jahr ent­ ziehen oder einen Befehl zum Dienste ohne anerkannte Entschuldigung unbefolgt lassen, können unter Verlängerung ihrer Dienstpflicht in die nächst jüngere Jahres­ klasse versetzt werden. Dauert die Kontrollentziehung zwei Jahre und darüber, so können sie entsprechend weiter zurückversetzt werden. Die Entscheidung hierüber steht dem Bezirks-Kommandeur zu.

Die Versetzung aus der Reserve in die Landwehr ersten Aufgebots erfolgt bei.den nächsten auf Erfüllung der Dienstzeit im stehenden Heere folgenden Frühjahrs-Kontrollversammlungen.

in. Abschnitt.

32

Die Ergänzung des Heeres.

Nur diejenigen Mannschaften, deren Dienstzeit im stehenden Heere in der Periode vom 1. April bis zum 30. September ihr Ende erreicht, werden bei den Herbst-Kontrollversammlungen des betreffenden Jahres zur Landwehr versetzt. Für die Dauer des mobilen oder Kriegszustandes unterbleibt der Übertritt vom stehenden Heere zur Landwehr.

§ 4.

Die Landwehrpflicht.

Die Landwehr wird in 2 Aufgebote eingeteilt. Die Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr ersten Aufgebots ist von fünfjähriger Dauer. Die Mannschaften der Landwehr ersten Aufgebots, welche im Frieden während der Zeit ihrer Landwehrpflicht beurlaubt sind, können in dieser Zeit zweimal auf 8—14 Tage zu Übungen einberufen werden; sie sind der militärischen Kontrolle unterworfen und zur Teilnahme an den im Frühjahr stattfindenden Kontrollversammlungen verpflichtet. Der Eintritt in die Landwehr zweiten Aufgebots erfolat a) nach abgeleisteter Dienstpflicht in der Landwehr ersten Aufgebots, d) für die Ersatzreservisten, die geübt haben, nach abgeleisteter Ersatzreservepflicht. Die Versetzung aus der Landwehr ersten Aufgebots bzw. der Ersatz­ reserve in die Landwehr zweiten Aufgebots erfolgt im Frieden bei den nächsten auf Erfüllung der betreffenden Dienstzeit folgenden FrühjahrsKontrollversammlungen. Diejenigen Mannschaften, deren Dienstzeit in der Landwehr ersten Aufgebots in der Zeit vom 1. April bis zum 30. September abläuft, treten bei den Herbst-Kontrollversammlungen des betreffenden Jahres zur Landwehr zweiten Aufgebots über. Tie Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr zweiten Aufgebotes dauert bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchen: das 39. Lebensjahr vollendet wird. Für Dienstpflichtige, welche vor vollendetem 20. Lebensjahre in das Heer eingetreten sind, endigt die Verpflichtung am 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem der Dienstpflichtige sechs Jahre der Landwehr zweiten Aufgebotes an­ gehört hat.

Die Mannschaften der Landwehr zweiten Aufgebots werden Frieden zu Übungen und Kontrollversammlungen nicht herangezogen.

im

In Berücksichtigung dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse können Mannschaften der Landwehr ersten und zweiten Aufgebots, sowie in be­ sonders dringenden Fällen auch einzelne Reservisten für den Fall der Mobil­ machung hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebots zurück­ gestellt werden, jedoch darf in keinem Aushebungsbezirk die Zahl der hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebots zurückgestellten Mannschaften drei Prozent der Reserve und der gesamten Landwehr übersteigen. Über Versetzung von Landwehrleuten in jüngere Jahresklassen wegen Kontrollentziehung gilt das von den Reservisten Gesagte.

Der Übertritt aus der Landwehr zweiten Aufgebots zum Landsturm zweiten Aufgebots erfolgt nach erfolgter Dienstpflicht ohne weiteres. Für die Dauer einer Mobilmachung ist der Übertritt von der Land­ wehr ersten Aufgebots zur Landwehr zweiten Aufgebots und von dieser zum Landsturm aufgehoben.

1. Kapitel.

§ 5.

Die Wehrpflicht und deren Gliederungen.

33

Die Ersatzreservepflicht.

Die Ersatzreserve dient zur Ergänzung des Heeres bei Mobilmachungen und zur Bildung von Ersatztruppenteilen. Derselben werden in erster Linie diejenigen Personen überwiesen, welche zum Militärdienst tauglich befunden, aber als Überzählige d. i. wegen hoher Losnummer auch in ihrem dritten Militärpflichtjahr nicht zur Eingestellung gelangt sind. Der weitere Bedarf wird entnommen a) aus der Zahl derjenigen tauglichen Militärpflichtigen, deren häusliche Verhält­ nisse die Befreiung von der Ableistung der aktiven Dienstpflicht zur Folge haben (siehe 2. Kapitel § 3 Ziffer 3); b) aus der Zahl derjenigen Militär­ pflichtigen, welche wegen geringer körperlicher Fehler von der Ableistung der aktiven Dienstpflicht befreit werden (d. h. bedingt tauglich sind); c) aus der Zahl derjenigen Militärpflichtigen, welche wegen zeitiger Dienstuntaug­ lichkeit von der Ableistung der aktiven Dienstpflicht befreit werden (d. h. zeitig untauglich sind), deren Kräftigung aber während der nächstfolgenden Jahre in den: Maße zu erwarten ist, daß sie den Anstrengungen des Dienstes gewachsen sind. Die der Ersatzreserve überwiesenen Personen gehören wie die Reservisten und Landwehrleute zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes, sie können alljährlich einmal — und zwar zu den im Frühjahr stattfindenden Kontroll­ versammlungen — herangezogen werden und sind im Frieden zur Ableistung von drei Übungen verpflichtet, Don denen die erste zehn Wochen, die zweite sechs Wochen und die dritte vier Wochen dauert. Die Zugehörigkeit zur Ersatzreserve (Ersatzreservcpflicht) dauert zwölf Jahre und rechnet vom 1. Oktober desjenigen Kalenderjahres ab, in welchem das 20. Lebensjahr vollendet wird. Nach Ablauf der Ersatzreservepflicht treten die Ersatzreservisten, welche geübt haben, zur Landwehr zweiten Aufgebots, die übrigen Ersatzreservisten zum Landsturm ersten Aufgebots über. Die Versetzung erfolgt im Frieden bei den nächsten, nach Ablauf der Ersatzrescvepslicht folgenden Frühjahrs-Kontrollversammlungen; für die Dauer einer Mobilmachung ist sie aufgehoben. Militärpflichtige römisch-katholischer Konsession,, welche sich dem Studium der Theologie widmen, werden in Friedenszeitcn während der Dauer dieses Studiums bis zum 1. April des siebenten Militärjahres zurückgestellt. Haben dieselben bis zu den: vorbezeichneten Zeitpunkte die Subdiakonatsweihe empfangen, so, werden diese Militärpflichtigen der Ersatzreserve überwiesen und bleiben von Übungen befreit.

§ 6.

Die Landsturmpflicht.

Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder dem Heere noch der Marine angehören; er wird in zwei Aufgebote eingeteilt. Zum Landsturm ersten Aufgebots gehören die Landsturmpflichtigen bis zum 31. März des­ jenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebensjahr vollenden, zum Landsturm zweiten Aufgebotes von dem eben bezeichneten Zeitpunkt bis zum Ablauf der Landsturmpflicht. Wehrpflichtige, welche vor vollendetem 20. Lebensjahre in das Heer eingetreten sind, werden am 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie 6 Jahre der Landwehr zweiten Aufgebotes angehört haben, zum Landsturm zweiten Aufgebotes übergeführt. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjahrig-Freiwillige.

3

34

III. Abschnitt.

Die Ergänzung des Heeres.

Der Übertritt vom Landsturm ersten Aufgebots zum Landsturm zweiten Aufgebots erfolgt im Frieden ohne weiteres; ebenso das Ausscheiden aus dem Landsturm. Der Aufruf des Landsturms erfolgt durch königliche Verordnung, bei unmittelbarer Kriegsgefahr im Bedarfsfälle durch die kommandierenden Generale, Gouverneure uud Kommandanten von Festungen. Nachdem der Aufruf ergangen ist, finden auf die von demselben betroffenen Landsturm-Pflichtigen lie für die Landwehr geltenden Vor­ schriften Anwendung. Insbesondere sind die Aufgerufenen den MilitärStrafgesetzen und der Disziplinarstrafordnung unterworfen. Der Aufruf des Landsturms ersten Aufgebots, bzw. zweiten Auf­ gebots, erfolgt nach Jahresklassen, mit den jüngsten beginnend, soweit die militärischen Interessen dies gestatten. „Nach Erlaß des Aufrufs bis zur Auflösung des Landsturms findet ein Übertritt vom ersten zum zweiten Aufgebot, sowie ein Ausscheiden aus dem Landsturm nicht statt. Dem Aufrufe unterliegeu die wegen körperlicher und geistiger Gebrechen dauernd untauglich erklärten Wehrpflichtigen nicht. Die vom Ausruf betroffenen Landsturmpflichtigen, welche sich im Aus­ lande befinden, haben in das Inland zurückzukehren, sofern sie hiervon nicht ausdrücklich befreit waren. Landsturmpflichtige, welche durch Konsulats­ atteste nachweisen, daß sie in einem außereuropäischen Lande eine ihren Lebensunterhalt sichernde Stellung als Kaufmann, Gewerbetreibender re. erworben haben, können für die Dauer ihres Aufenthaltes außerhalb Europas von der Befolgung des Aufrufs durch die Ersatzkommission ent­ bunden werden. ' Die ausgebildeten Landsturmpflichtigen, d. h. solche, welche aus der Landwehr zweiten Aufgebots zum Landsturm übergetreten fiiib, werden nach erfolgtem Aufruf unmittelbar zum aktiven Dienst einberusen. Die unausgebildeten Landsturmpftichtigen, d. h. solche des Landsturms ersten Aufgebots und diejenigen des zweiten Aufgebots, welche aus dem Landsturm ersten Aufgebots übergetreten sind, werden vor der Einberufung zum aktiven Dienst der Musterung und Aushebung durch die Ersatzbehörden unterzogen. Die Bestimmungen über Zurückstellungen bzw. Befreiungen finden auf die Landsturmpflichtigen mit der Maßgabe sinngemäße Anwendung, daß die Zahl der infolge häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse hinter die letzte Jahresklasse des Landsturms zurückgestellten Landsturmpflichtigen fünf Prozent des Bestandes nicht übersteigen darf. Wehrfähige Deutsche, welche zum Dienst im Heer oder der Marine nicht verpflichtet sind, können als Freiwillige in den Landsturm eingestellt werden. Wenn der Landsturm nickt aufgerufen „ist, dürfen die Landsturm­ pflichtigen keinerlei militärischer Kontrolle und Übungen unterworfen werden. Die Auflösung des Landsturms wird vom König angeordnet. Mit Ablauf des Tages der Entlassung hört das militärische Dienstverhältnis der Landsturmpflichtigen auf.

s. Kapitel. ' Das Ersatzwesen.

35

2 Kapitel. Das Ersatzwesen. § 1.

Ersatzbezirke.

Das Gebiet des Deutschen Reiches ist in militärischer Hinsicht in 19 (Bayern in 2) Armeecorps-Bezirke eingekeilt. Jeder ArmeecorpS-Bezirk bildet einen Ersatzbezirk. Jeder Ersatzbezirk zerfällt in der Regel in vier Infante rie-BrigadeV ezirke. Jeder Jnfanterie-Brigade-Bezirk besteht aus mehreren (in der Regel 4) Land­ wehrbezirken. Die Landwehr-Bezirke sind in Rücksicht auf die Ersatzangelegenheiten in Aushebungs bezirke und diese letzteren, wenn nötig, in Musterungsbezirke cingeteilt In Bayern bildet jedes Bezirksamt und jede unmittelbare Stadt einen selb­ ständigen Aushebungsbezirk. Die Armee-Corps rekrutieren sich aus den eigenen Ersatzbezirken. Ein Bezirk, aus welchem ein Truppenteil sich rekrutiert, wird sein Rekrutievungsbezirk genannt. Die Anweisung der letzteren auf die einzelnen Truppenteile ist Sache des General-Kommandos. Das Jnfanterie-Leibregiment und das Eisenbahn-Bataillon rekrutieren sich aus dem ganzen Königreiche, während das in Metz stehende 4. und 8. InfanterieRegiment ihren Ersatz aus den Bezirken des 2.'bzw. 1. Armee-Corps erhalten. Die Zahl der einzustellenden Rekruten bestimmt alljährlich Sr. Maj. der König; der Gesamtbedarf wird behufs Aushebung auf die einzelnen Ersatzbezirke verteilt.

§ 2.

Das Ersatzgeschäft.

Das Ersatzgeschäft zerfällt in 3 Hauptabschnitte: Den 1. Abschnitt bildet das Vorbereitungs geschäft; dieses umfaßt vom Jahres- bis zum Musterungsbeginn seitens der Ortsbehvrden die Ermittelung der im laufenden Jahre zur Gestellung vor den Ersatzbehörden verpflichteten Militärpflichtigen (d. i. derjenigen jungen Leute, welche in dem betreffenden Jahre das 20. Lebensjahr vollenden und derjenigen, über deren Dienstpflicht noch nicht endgültig entschieden ist), sowie die Eintragung derselben in die Grundlisten (Rekrulierungsstammrollen, alphabetische Listen und Restantenlisten). Den 2. Abschnitt bildet das Musterungs-Geschäft, welches in der Regel Mitte März beginnt; die durch öffentliche Aufforderung der Gemeindevorsteher zur Musterung beorderten Wehrpflichtigen werden von der Ersatzkommission (bestehend cuä dem Bezirks-Kommandeur und dem BezirkSamtmann bzw. Bürgermeister des betreffenden Aushebungsbezirkes — bcigegcben ist ein Arzt —) ärztlich untersucht, gemessen, nach ihren Personalverhältnisscn befragt und je nach ihrer Tauglichkeit für die verschiedenen Waffengattungen oder, weil nur bedingt tauglich, für die Ersatzreserve oder den Landsturm ersten Aufgebots in Vormerkung genommen oder als zeitig untauglich vorläufig zurückgestellt, oder als dauernd untauglich oder un­ würdig bezeichnet; ferner werden Anträge (Reklamationen) auf vorläufige Zurück­ stellung auf Grund bürgerlicher Verhältnisse durch die durch 1 Offizier und 4 bür­ gerliche Mitglieder verstärkte Ersatzkommission entschieden. Nach beendigter Musterung findet die Losung der Militärpflichtigen des laufenden Jahrganges und hiernach die Bestimmung der Reihenfolge, in welcher sie auszuheben sind (Rangierung) statt. Den 3. Abschnitt bildet das Aushebungsgeschäft, welches Ende Mai oder im Juni beginnt. Bei diesem werden die bei der Musterung als tauglich befun­ denen Militärpflichtigen vor der Ober-Ersatzkommission (bestehend aus dem Jnfanterrie-Brigade-Kommandeur und einem Regierungsrat — beigegeben ist ein oberer 3*

36

III. Abschnitt.

Die Ergänzung des. Heeres.

Militärarzt —) nochmals ärztlich untersucht; sodann entscheidet der Militär-Vor­ sitzende über ihre Tauglichkeit, hebt die tauglich erklärten, in der Neihenfolg». der Losnummer, soweit es zur Deckung des Rekrutenbedarfs erforderlich, je nach ihrer Größe und ihren besonderen Eigenschaften für die verschiedenen Waffengattungen und Truppenteile aus *) und bestimmt eine gewisse Anzahl für allenfallsigen Nach­ ersatz. Die Oberersatzkommission entscheidet zugleich auf Grund der Vorschläge der Ersatzkommissionen endgültig über die wegen Zuchthausstrafe k. vom Dienst Auszuschließenden, über die wegen dauernder Untauglichkeit Auszumusternden, über die als überzählig, wegen geringer körperlicher Fehler, zeitiger Untauglichkeil und auf Grund von Reklamationen wegen häuslicher Verhältnisse zur Ersatzreserve, sowie zum Landsturm ersten Aufgebots zu Überweisenden. In Kriegszeiten wird das Musterungs- mit dem Aushebungsgeschäfte vereinigt.

§ 3.

Entscheidungen der Ersatzbehörden.

Die Entscheidungen der Ersatzbehörden sind entweder vorläufige oder end­ gültige. A. Die vorläufigen Entscheidungen bestehen in der Zurückstellung Militär­ pflichtiger vor der Aushebung für einen bestimmten Zeitraum, in der Regel für die Dauer eines Jahres. Diese Zurückstellung kann erfolgen: 1. wegen zeitiger Ausschließungsgründe, 2. „ ,, Untauglichkeil, 3. in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse, 4. als überzählig. Zu 1. Die Zurückstellung wegen zeitiger Ausschließungsgründe findet bei demjenigen statt, welcher wegen einer strafbaren Handlung, die mit Zuchthaus oder mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft werden kann, oder wegen der die Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mehr als sechswöchentlicher Dauer oder zu einer entsprechetldcn Geldstrafe zu erwarten ist, in Unter­ suchung sich befindet oder zu einer Freiheitsstrafe verurteilt oder nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte ist, d. h. die Einstellung zum Dienst im Heere darf nicht vor Beendigung der Untersuchung bzw. erst nach Vollstreckung der Strafe geschehen. Zu 2. Wegen zeitiger Untauglichkeit werden solche Militärpflichtige vorläufig zurückgestellt, welche noch zu schtvach oder zu klein sind für den Dienst im Heere oder welche mit heilbaren Krankheiten von längerer Dauer behaftet sind. Das geringste Maß der Körperlänge für den Dienst mit der Waffe beträgt 1,57 m. Für den Dienst ohne Waffe (Militärapotheker, Krankenwärter, Ökonomie­ handwerker) und für die Ersatzreserve sowie für den Landsturm ist ein geringstes Körpermaß nicht vorgeschrieben. Zu 3. Zurückstellungen in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse finden auf Ansuchen (Reklamation) der Militärpflichtigen oder deren Angehörigen statt. Es dürfen vorläufig zurückgestellt werden: a) die einzigen Ernährer hilfloser Familien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern und Geschwister; b) der Sohn eines zur Arbeit und Aussicht unfähigen Grundbesitzers, Pächters oder Gewerbetreibenden, wenn dieser Sohn dessen einzige und

•) Für die Infanterie und die Jäger sollen Militärpflichtige ausgewählt werden, welche den Anstrengungen der Märsche gewachsen und zum Gebrauche des Gewehres befähigt sind, und zwar die gewandtesten für die Jäger, welche letzteren 1,57—1,75 groß sein sollen, während das geringste Körpermaß für die Infanterie 1,57 m beträgt. Das Jnfanterie-Leib-Regiment erhält nur Mannschaften, welche mindestens 1,70 m (ausnahmsweise 1,65 m) groß sind.

2. Kapitel.

Das Ersatzwesen.

37

unentbehrliche Stütze zur wirtschaftlichen Erhaltung des Besitzes, der Pachtung oder des Gewerbes ist; c) der nächstälteste Bruder eines vor dem Feinde gebliebenen oder an den erhaltenen Wunden gestorbenen oder infolge derselben erwerbsunfähig gewordenen oder im Kriege an Krankheit gestorbenen Soldaten, sofern durch die Zurückstellung den Angehörigen des letzteren eine wesentliche Erleichterung gewährt werden kann; d) Militärpflichtige, welchen der Besitz oder die Pachtung von Grund­ stricken durch Erbschaft oder Vermächtnis zugefallen, sofern ihr Lebens­ unterhalt auf deren Bewirtschaftung angewiesen nnd die wirtschaftliche Erhaltung des Besitzes oder der Pachtung auf andere Weise nicht zu ermöglichen ist; e) Inhaber von Fabriken und anderen gewerblichen Anlagen, in welchen mehrere Arbeiter beschäftigt sind, sofern der Betrieb ihnen erst innerhalb des dem Militärpflichtjahre vorangehenden Jahres durch Erbschaft oder Vermächtnis zugefallen und deren wirtschaftliche Erhaltung auf andere Weise nicht möglich ist. Auf Inhaber von Handelshäusern findet diese Vorschrift sinngemäße Anwendung; f) Militärpflichtige, welche in der Vorbereitung zu einem Lebensberufe oder in der Erlernung einer Kunst oder eines Gewerbes' begriffen sind und durch eine Unterbrechung bedeutenden Nachteil erleiden würben; g) Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufenthalt im Auslande haben. Durch Verheiratung eines Militärpflichtigen können Ansprüche auf Zurück­ stellung nicht begründet werden. Zurückstellungen in Berücksichtigung von Neklamationen finden nur nach ein­ gehender Prüfung der Verhältnisse durch die Ersatzkommission statt; im dritten Militärpslichtjahr muß über solche Zurückgestellte endgültig entschieden werden. Die Zurückstellung oder Befreiung ganzer Berufsklassen ist unzulässig. Zu 4. Sobald der Bedarf an Ersatzmannschaften einschließlich der für Ausfall und Nachersatz erforderlichen Prozentmannschaften gedeckt ist, werden die noch vor­ handenen diensttauglichen Militärpflichtigen bis zum nächsten Jahr als überzählig Zurückgestellt. B. Die endgültigen Entscheidungen der Ober-Ersatzkommission bestehen in der: 1. Ausschließung vom Dienst im Heere, 2. Ausmusterung „ „ „ 3. Aushebung für einen Truppenteil, 4. Überweisung zur Ersatzreserve, 5. „ zum Landstürme ersten Aufgebots. Zu 1. Militärpflichtige, welche zur Zuchthausstrafe verurteilt worden sind, oder im fünften Militärpflichtjahre sich noch nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte oder noch in gerichtlicher Untersuchung befinden, werden vom Dienst im Heere ausgeschlossen. Zu 2. Militärpflichtige, welche wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienst mit der Waffe, als auch zum Dienst ohne Waffe dauernd un­ tauglich befunden werden, werden ausgemustert, d. h. vom Dienst im Heere und im Landsturm befreit und von weiterer Gestellung entbunden. Zu 3. Die Aushebung erfolgt entweder zum Dienst mit der Waffe oder zum Dienst ohne Waffe oder zum Dienst als Arbeilssoldat. Zum Dienst mit der Waffe werden solche Militärpflichtige ausgehoben, welche nach Gesundheit, Größe und Kraft allen Anforderungen des Kriegsdienstes gewachsen sind, während solche Militärpflichtige, welche nur zu Dienstleistungen in der Kranken­ pflege oder als Handwerker geeignet sind, zum Dienst ohne Waffe (als Kranken­ wärter, Ökonomiehandwerker) ausgehoben werden; als Arbeilssoldaten werden solche Militärpflichtige ansgehoben, welche auch in ihrem vierten Militärpflichtjahre

III. Abschnitt.

38

Die Ergänzung des Heeres.

nicht im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind, sofern sie im nächsten Jahre wieder in den Besitz derselben gelangen und zum Dienst mit der Waffe tauglich sind. Zu 4. Bezüglich der Überweisung zur Ersatzreserve siehe 1. Kap. tz 5 S. 33. Zu 5. Dem Landsturm ersten Aufgebotes werden überwiesen: a) Militärpflichtige, welche mit solchen unheilbaren körperlichen Gebrechen behaftet sind, die die Heranziehung zum Dienst im stehenden Heere sowie in der Ersatzreserve ausschließen, eine Verwendung im Landsturm — sei es zum Waffendienst oder zum Dienst ohne Waffe — noch zulassen. b) Militärpflichtige, welche wegen zeitiger Üntauglichkeit zurückgestellt, auch in ihrem dritten Militärpflichtjahr nur bedingt tauglich oder noch zeitig untauglich und den Anstrengungen des Dienstes der Ersatzreserve nicht gewachsen befunden werden. c) Militärpflichtige, deren bürgerliche Verhältnisse eine weitergehende Be­ rücksichtigung als durch Zuweisung zur Ersatzreserve angezeigt erscheinen lassen. d) Militärpflichtige, welche der Ersatzreserve zu überweisen wären, aber für diese, weil der Bedarf gedeckt, nicht mehr erforderlich sind. § 4.

Die Einstellung der Rekruten.

Die Termine für die Einstellung der Zehnten werden alljährlich (für die Infanterie gewöhnlich auf Anfang November) festgesetzt. Die Gestellung der Rekruten zur Einstellung in die Truppenteile findet bei demjenigen Bezirks-Kommando statt, in dessen Bereich sie ausgehoben worden sind. Die Rekruten werden an den Gestellungsorlen in Transporte zusammen­ gestellt und an die Stabsquartiere der Regimenter oder selbständigen Bataillone verbracht, sofern sie nicht direkt zu diesen einberufen werden. Nach Übernahme der Rekruten durch die Truppenteile wird eine ärztliche Untersuchung veranlaßt und die tauglich befundenen Rekruten in die Truppenstammrollen ausgenommen. Nach Verlesung der Kriegsartikel werden die Rekruten vereidigt.

§ 5.

Nachersatzgestellungen.

Für Abgang an Mannschaften sämmtlicher Jahresklassen, welche in der Zeit von der Einstellung der Rekruten bis zum 1. Februar entsteht, wird Nachersatz aus demjenigen Brigadebezirk gestellt, aus dem der Truppenteil bei der letzten Einstellung seine Rekruten erhalten hat.

§ 6. Freiwilliger Eintritt zum Dienst. Jedem jungen Manne ist es überlassen, schon nach vollendetem 17. Lebens­ jahre freiwillig zum dreijährigen aktiven Dienst im stehenden Heere oder in der Flotte einzutreten. Der Betreffende hat die Erlaubnis zur Meldung bei einem Truppenteil bei dem Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission seines Aufenthaltsorts nachzusuchen. Dieser gibt seine Erlaubnis durch Erteilung eines Meldescheines, wenn die Einwilligung des Vaters oder Vormundes vorliegt und der sich Meldende nach obrigkeitlicher Bescheinigung durch Zivilverhältnisse nicht gebunden ist und sich untadelhaft geführt hat. Den mit Meldescheinen versehenen jungen Leuten steht die Wahl des Truppen­ teils, bei welchem sie dienen wollen, frei. Sie haben sich behufs Annahme unter Vorlegung ihres Meldescheines an den Kommandeur dieses Truppenteils zu wenden, der, sofern er kein Bedenken gegen die Annahme hat, ihre körperliche Untersuchung veranlaßt und über ihre Annahme entscheidet. Sofortige Einstellung von Freiwilligen findet nur bei vorhandenen Vakanzen und nur in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März statt. Außerhalb dieser Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung dienen wollen, oder welche in ein Militär-Musikcorps einzutreten wünschen, eingestellt werden. ^tier den einjährig-freiwilligen Dienst siehe I. Abschnitt.

3. Kapitel.

Entlassung.

39

3. Kapitel. Entlassung.

§ 1.

Entlassung nach beendeter aktiver Dienstpflicht.

Nach abgeleistetem aktiven Dienste werden die Mannschaften zur Reserve be­ urlaubt. Vor der Entlassung hat eine eingehende Belehrung über das Verhallen im Beurlaubtenstande und die Melde- re. Pflichten zu erfolgen. Wer nach siebenjähriger aktiver Dienstzeit entlassen wird, tritt zur Landwehr ersten Aufgebots, nach zwölfjähriger aktiver Dienstzeit zur Landwehr zweiten Auf­ gebotes und mit dem vollendeten 39. Lebensjahre bzw. wenn er seiner Dienst­ pflicht bereits vollständig genügt hat, zum Landsturm zweiten Aufgebotes über.

§ 2. Entlassung vor beendeter aktiver Dienstpflicht. Entlassung vor beendeter aktiver Dienstpflicht findet statt: 1. durch Beurlaubung zur Disposition des Truppenteils, 2. durch Beurlaubung zur Reserve unter Vorbehalt, 3. durch vorzeitige Entlassung auf Reklamation, 4. durch Entlassung wegen Dienstunbrauchbarteit, 5. durch Entlassung wegen vor der Einstellung begangener strasbarer Handlungen, 6. durch Invalidisierung, 7. durch Entfernung aus dem Heere. Zu 1 siehe 1. Kapitel § 3 A Ziss. 5 (Seite 30), Zu 2 siehe I. Abschnitt § 4 (Seite 10), Zu 3 Gesuche um Entlassung im aktiven Dienst befindlicher Mannschaften können auf Grund der Festsetzungen des 2. Kap. § 3 Ziss. 3 a mit e S. 36 ge­ stellt und berücksichtigt werden. Die Gesuche sind von den Familienangehörigen oder Verwandten der Be­ teiligten bei der Gemeindebehörde anzubringen. Über die Zulässigkeit des Gesuches entscheidet nach Begutachtung der Ver­ hältnisse durch die ständigen Mitglieder der Ersatzkommission der kommandierende General desjenigen Armeecorps, in welchem der Reklamierte seiner aktiven Dienst­ pflicht genügt, in Gemeinschaft mit der in der dritten Instanz fungierenden Zivil­ behörde (Regierungspräsident von Oberbayern bzw. Unterfranken). Die Entlassung des Reklamierten erfolgt erst zu dem nächsten allgemeinen Entlassungstermin, sofern nicht ein ungewöhnlicher Grad der Dringlichkeit die frühere Entlassung notwendig macht. Ist der zu Entlassende militärisch ausgebildet, so wird er zur Reserve beur­ laubt,,, andernfalls zur Disposition der Ersatzbchörden entlassen. Über die fernere Dienstverpflichtung der zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen entscheiden diese Behörden nach den allgemein gültigen Grundsätzen. Gesuche um Beurlaubung eines Soldaten, sei es zeitliche oder bleibende, sind durch die Distrikts-Verwaltungsbehörden dem betreffenden Truppenkommando zu­ zusenden, welches Entscheidung zu treffen hat. Zu 4. a) Finden sich bei der ärztlichen Untersuchung der Rekruten, welche nach deren Ankunft beim Truppenteil vorgenommen wird, Fehler vor, welche die Tauglichkeit überhaupt oder nur in Bezug auf ihre Waffe ausheben, so wird deren Wiederentlassung als dienstunbrauchbar auf Grund des militärärztlichen Zeugnisses durch den kommandierenden General verfügt. b) Mannschaften, welche bereits aktiv gedient haben und vor vollendeter achtjähriger Dienstzeit wegen Krankheit oder Gebrechen, die nicht durch Beschädigung bei Ausübung des aktiven Militärdienstes entstanden waren, zur Fortsetzung des­ selben unfähia geworden sind, werden als dienstunbrauchbar aus dem aktiven Dienste zur Disposition der Ersatzbehördcn entlassen. Dem Entlassungsantrage seitens des Truppen-Kommandeurs an das Generalkomnlando wird ein gehörig begründetes militärisches Attest beigesügt.

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III. Abschnitt.

Die Ergänzung des Heeres.

Zu 5. Kommen strafbare Handlungen, welche Personen des Soldatenstandes vor dem Diensteintritt verübt haben, und wegen deren eine mehr als sechswöchige Freiheitsstrafe zu erwarten ist, erst nach dem Diensteintritt zur Sprache, so werden die betreffenden Mannschaften entlassen und an das zuständige Zivilgericht ver­ wiesen; ebenso werden diejenigen Mannschaften wieder entlassen, gegen welche von dem Zivilgericht eine Freiheitsstrafe rechtskräftig erkannt ist, und welche diese noch nicht verbüßt haben, insofern die noch zu vollstreckende Freiheitsstrafe die Dauer von sechs Wochen übersteigt. Die Entscheidung über die Entlassung steht dem kom­ mandierenden General zu. Zu 6. Unteroffiziere und Gemeine, welche durch Dienstbeschädigung oder nach einer Dienstzeit von mindestens acht Jahren (unter Doppelrechnung der Feldzugs­ jahre) dienstunbrauchbar geworden sind, scheiden als Invaliden unter Zuerkennung einer Versorgung durch Geld oder Zivilstellung aus. Zu 7. Die Entfernung aus dem Heer wird von den Militärgerichten wegen gewisser Verbrechen verfügt (siehe XIV. Abschnitt 2. Kap.).

§ 3.

Entlassungs- und Überweisungspapiere.

Jeder Soldat, welcher aus dem aktiven Dienste entlassen wird, erhält einen Militärpaß nebst einem Führungszeugnis. Während der aktiven Dienstzeit dienen die Soldbücher und Auszüge aus der Truppen-Stammrolle (Nationale) als Überweisungspapiere. Bei der Entlassung von Mannschaften aus dem attiven Dienst werden die­ jenigen, welche zum Beurlaubtenstande übertreten, dem Bezirks-Kommando, in dessen Bezirk sie ihren Aufenthalt nehmen, zur Aufnahme in die Kontrolle durch Übersendung eines Überweisungs-Nationale überwiesen.

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres. 1. Kapitel. Militärverfassung.

§ 1.

DaS deutsche Reichsheer. (Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871.)

Die gesamte Landmacht des Reiches bildet ein einheitliches Heer, welches in ^Krieg und Frieden unter dem Befehl des Kaisers steht. Die Regimenter re. führen fortlaufende Nummern durch das ganze deutsche Heer. Für die Bekleidung sind die Grundfarben der kgl. preustischen Armee mas;-gebend. Dem betreffenden Kontingentsherrn bleibt es überlassen, die äustcrcn Abzeichen (Kokarden re.) zu bestimmen. Der Kaiser hat die Pflicht und das Recht, dafür Sorge zu tragen, daß inner­ halb des deutschen Heeres alle Truppen vollzählig und kriegstüchtig vorhanden sind und dast Einheit in der Organisation und Formation, in Bewaffnung und .Kommando, in der Ausbildung der Mannschaften, sowie in der Qualifikation der Offiziere hcrgestellt und erhalten wird. Zu diesem Behuf ist der Kaiser be­ rechtigt, sich jederzeit durch Inspektionen von der Verfassung der einzelnen Kontingente ,zu überzeugen und die Abstellung der dabei gefundenen Mängel anzuordnen. Der Kaiser bestimmt den Präsenzstand, die Gliederung und Einteilung der .Kontingente des Reichsheeres, sowie die Organisation der Landwehr, und hat das 'Recht, innerhalb des Bundesgebietes die Garnisonen zu bestimmen, sowie die kriegsbereite Aufstellung eines jeden Teiles des Reichsheeres anzuordnen. Alle deutschen Truppen sind verpflichtet, den Befehlen des Kaisers unbedingt Folge zu leisten. Diese Verpflichtung ist in den Fahneneid aufzunehmen. Der Hvchstkommandierende eines Kontingents, sowie alle Offiziere, welche Truppen mehr als eines Kontingentes befehligen, und alle Festungskommandanten werden von dem Kaiser ernannt. Die von demselben ernannten Offiziere leisten ihm den Fahneneid. Bei Generalen und den Generalstellungen versehenden Offizieren innerhalb des Kontingents ist die Ernennung von der jedesmaligen Zustimmung des Kaisers abhängig zu machen. Wo nicht besondere Konventionen ein Anderes bestimmen, ernennen die Bundes­ fürsten bzw. die Senate die Offiziere ihrer Kontingente. Das Recht, Festungen innerhalb des Bundesgebietes anzulegen, steht dem Kaiser zu. Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter Oberbefehl des Kaisers.

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IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

(Diese durch die Neichsverfassung festgestellte allgemeine Grundlage wird durch besondere, zwischen Preußen und den anderen Staaten des Reiches abgeschlossene Konventionen und Verträge in manchen Punkten modifiziert und es haben selbst diejenigen Bundesstaaten, welche [mit Ausnahme von Bayern, Sachsen und Würt­ tembergs ihre Kontingente der preußischen Armee einverleibt haben, dies nur unter gewissen Bedingungen gethan.)

§ 2. Verhältnis des bayerischen Heeres zum deutschen Reichs­ heere. Laut Bündnisvertrag von Versailles vom 23. November 1870 bildet bayerische Heer einen tn sich geschlossenen Bestandteil des deutschen Neichsheeres selbständiger Verwaltung unter der Militärhoheit Sr. Majestät des Königs Bayern, im Kriege — und zwar mit Beginn der Mobilmachung — unter Beseht des Bundesfeldherm, d. h. des Deutschen Kaisers. Bayern trägt die Kosten und Lasten seines Kriegswesens und den Unterhalt der auf seinem Gebiete gelegenen festen Plätze und sonstigen Fortifikationen ausschließlich und allein. Es verpflichtet sich, für sein Kontingent und die zu demselben gehörigen Einrichtungen einen gleichen Geldbetrag zu verwenden, wie nach Verhältnis der Kopsstttrke durch den Militäretat des deutschen Bundes für die übrigen Teile des Bundesheeres ausgesetzt wird. Dieser Geldbetrag wird im Vundesbudger für das kgl. bayerische Kontingent in einer Summe ausgeworfen, während die Ausstellung des Spezialetals Bayern zusteht. Hierbei dienen im all­ gemeinen diejenigen Etatssätze nach Verhältnis zur Richtschnur, welche für dasübrige Bundesheer in den einzelnen Titeln ausgeworsen sind. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres wird durch das Reichsgesetz bestimmt. In Bezug auf Organisation, Formation, Ausbildung und Gebühren, dann hinsichtlich der Mobilmachung wird Bayern volle Übereinstimmung mit den für das Bundesheer bestehenden Nonnen herstellen. Bezüglich der Bewaffnung und Ausrüstung, sowie der Gradabzeichen behält sich die kgl. bayerische Negierung die Herstellung der vollen Übereinstimmung mit dem Vundesheere vor. Der.Bundesseldherr hat die Pflicht und das Recht, sich durch Inspektionen von der Übereinstimmung in Organisation, Formation und Ausbildung,., sowie von der Vollzähligkeit und Kriegstüchtigkeit des bayerischen Kontingents Überzeugung zu verschaffen, und wird sich über die Modalitäten der jeweiligen Vornahme und über das Ergebnis dieser Inspektionen mit Sr. Majestät deut Könige von Bayern ins Benehmen setzen. Die Anordnung der Kriegsbereitschaft (Mobilisierung) des bayerischen Kon­ tingents oder eines Teiles desselben erfolgt auf Veranlassung des Bundesfeldherm durch Se. Majestät den König von Bayern. Im Kriege sind die bayerischen Truppen verpflichtet, den Befehlen des Bundes­ feldherrn unbedingt Folge zu leisten. Diese Verpflichtung wird in den Fahneneid ausgenommen. Die Anlage von neuen Befestigungen auf bayerischem Gebiete im Interesse der gesamtdeutschen Verteidigung wird Bayern im Wege jeweiliger spezieller Ver­ einbarung zustehen. (Diejenigen Gegenstände des bayerischen Kriegswesens, betreffs welcher der Bundesvertrag nicht ausdrückliche Bestimmungen enthält — die Bezeichnung der Regimenter 2C., die Uniformierung, Garnisonierung, das Personal- und Bildungs­ wesen rc. bleiben unberührt. Innerhalb der bayerischen Armee steht dem Kaiser kein Emennungsrecht zu; Versetzung von der bayerischen Armee zu einem andern Kontingente und umgekehrt können vom Kaiser nicht verfügt werden. Im Frieden können bayerische Tmppen durch den Bundesfeldherrn nicht einseitig disloziert noch andere deutsche Truppen nach Bayern verlegt werden. Es finden also die den eben erwähnten vertragsmäßigen Abmachungen ent­ gegenstehenden Bestimmungen der Neichsverfassung auf Bayern keine Anwendung.)

das mit von dem

2. Kapitel.

Einteilung der Streitkräfte.

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2. Kapitel. Einteilung der Streitkräfte. § 1. Land- und Seetruppen. Die Streitkräfte des deutschen Heeres bestehen aus Land- und See­ truppen. Die ersteren bilden — zum Kampfe zu Land bestimmt — das Heer, die letzteren — zum Kampfe zur See bestimmt — die Marine.

§ 2. Heer, Marine, Landsturm. Nach der durch das Wehrgesetz vorgezeichneten Einteilung der Wehr­ pflichtigen (vgl. III. Abschn. 1. Kap. S. 29—33) unterscheidet man 1. das Heer und die Marine und 2. den Landsturm. Heer und Marine sind zunächst zum Kriegsdienst bestimmt; der Landsturm hat im Kriegsfälle an der Verteidigung des Vaterlandes teil­ zunehmen und kann in Fällen außerordentlichen Bedarfes zur Ergänzung des Heeres und der Marine herangezogen werden. Das Heer zerfällt in das stehende Heer, die Landwehr und die Ersatzreserve; die Marine in die Flotte, die Seewehr und MarineErsatzreserve. Das stehende Heer und die Flotte sind beständig zum Kriegsdienst bereit; beide sind die Bildungsschule der ganzen Nation für den Krieg. Die Landwehr und Seewehr dienen zur Unterstützung des stehenden Heeres und der Flotte und bestehen aus einem ersten und einem zweiten Aufgebot. Tie Ersatzreserve und die Marine-Ersatzreserve dienen zur Ergänzung des Heeres und der Marine bei Mobilmachungen und zur Bildung von Ersatztruppenteilen. Der Landsturm wird in ein erstes und ein zweites Aufgebot ein­ geteilt.

§ 3.

Die Waffengattungen.

Je nach der Bewaffnung und Ausrüstung der Truppen und je nach ihrer dadurch bedingten Befähigung zu den verschiedenen Gesechtsthätigfeiten unterscheidet man: Infanterie (Truppen zll Fuß), Kavallerie (Reiterei, Truppen zu Pferd), Artillerie (Geschütz-Truppen). Zu diesen drei Hauptwaffengattungen, den eigentlich kämpfenden Truppen, treten noch Hilsswaffengattungen, wie Pioniere, Eisenbahn­ truppen, Train, welche teils zur Ausführung besonderer, technische Vor­ bildung erheischenden Arbeiten wie Befestigungen, Brückenbauten, Bau und Betrieb von Eisenbahnen und Telegraphen 2c., teils zur Versorgung der Hauptwaffengattungen mit Lebensmitteln, für den Sanitätsdienst :c. bestimmt sind.

§ 4.

Die Infanterie.

Die Infanterie ist die Hauptwasfe und der Kern der Armee, sowohl der Zahl als ihrer Bedeutung nach. Sie kann in jedem Gelände, selbst

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IV. Abschnitt. Die innere Einrichtung des Heeres.

auf dem durchschnittensten Boden, welcher die Thätigkeit der Kavallerie und Artillerie beschränkt, verwendet werden. Sie ist infolge ihrer Be­ waffnung sowohl zum Ferngefecht (mittels des Feuers) als auch zum Nahgefecht (mittels des aufgepflanzten Seitengewehres), ebenso zur ge­ schlossenen wie zur zerstreuten Fechtart, zum Kampf bei Tag und bei Nacht, zum Angriff wie zur Verteidigung, zum Sicherungs- uud Aufklärungs­ dienst, zu letzterem allerdings in räumlich beschränkten Grenzen, befähigt; sie ist die selbständigste Waffengattung. Sie trägt die Hauptlast des Gefechtes und erkämpft die Entscheidung der Schlachten. Während man früher verschiedene Arten von Infanterie unterschied, je nachdem die einzelne Art vorzugsweise zum Nah- oder zum Fern­ kampfe, zum Kampf in der geschlossenen oder zu dem in zerstreuter Ord­ nung bestimmt war (daher die in Preußen jetzt noch bestehenden Be­ nennungen der Grenadiere, Musketiere, Füsiliere re.), hat man heutzutage nur eine einzige Art der Infanterie, welche für alle Gefechtsaufgaben gleich geschickt sein soll. Selbst die Jäger, denen die gewandteren Leute von den zur Infanterie tauglichen Rekruten zugewiesen werden und deren Ausbildung auf besonders hohe Schießfertigkeit und auf Findigkeit und Gewandtheit im Sicherheits- und Kundschaftsdienst gerichtet ist, werden im Gefecht gleich der übrigen Infanterie verwendet.

a) Uniformierung der kgl. bayerischen Infanterie: Hellblauer Waffenrock mit hochrotem Kragen, ebensolchen Ärmelaufschlägen (mit Palten), Schulterklappen und Vorstößen; hellblaue Beinkleider mit hochroten Vorstößen; dunkelgraue Mäntel mit blauen, rot vorgestoßenen Schulterklappen und grauen, hohen Kragen mit Kapuze und roten Patten. Die Knöpfe sind an Waffenrock und Mantel gelb; auf den Schulterklappen der Wasfenrvcke und Mäntel die Negimentsnummern von gelber Schnur. Feldmützen von blauem Tuch mit hochrotem Besatzstreifen und Vorstoß und mit weiß-blauer Kokarde. Die Regimenter des I. Armeecorps tragen als Unterscheidungszeichen um die Patten der Ärmelausschläge einen weißen Vorstoß. Das Leibregiment hat an den Wasfenröcken weiße Doppellitzen auf jeder Seite des Kragens, sowie auf den Ärmelaufschlägen (diese ohne Patten), ferner weiße Knöpfe mit ausgeprägter Krone, auf den hochroten Schulterklappen gelbe Krone. Die Knöpfe des Mantels sind weiß und glatt, die Schulterklappen des­ selben sind wie die des Wassenrockes. Die Jäger sind wie die Infanterie uniformiert; nur sind die Kragen, Ärmelausschläge (diese ohne Patten), Vorstöße und Schulterklappen von hellgrüner Farbe, ebenso die Mantelkragenpatten und der Besatzstreifen der Mütze. Die Schulterklappen der Mäntel sind blau mit grünem Vorstoß. Die Jäger tragen kein Corpsabzeichen, nur gelbe Bataillonsnummern auf den Schulterklappen der Wafsenröcke und Mäntel. Die Kompagnie ist bei der Infanterie kenntlich durch den Nummernknopf an der Schulterklappe, sowie durch die Säbelquaste am weißen Bande; die Eichel ist beim I. Bataillon weiß, beim II. rot, beim III gelb (beim IV. blau); der Kranz und Schieber bei der 1., 5., 9. (13.) Kompagnie weiß, bei der 2., 6., 10. (14.) rot, bei der 3., 7., 11. (15.) gelb, bei der 4., 8., 12. (16.) blau. Die Ausrüstung der Infanterie nnd der Jäger besteht aus dem Helme von schwarzlackiertem Leder mit Spitze und bayerischem Wappen von gelbem (beim Infanterie-Leibregiment von weißem) Metall, aus dem Leibriemen, 3 Patron­ taschen, dem Tornister, dem Kochgeschirr, der Feldflasche, dem Brotbeutel und dem tragbaren Schanzzeug (kleine Spaten und Beilpicken). Die Bewaffnung besteht in dem Gewehr 88 nebst zugehörigem Seitengewehr. Feldwebel, Vizefeldwebel, Fahnenträger und Bataillons- (Regiments-) Tambours sind außer mit Seitengewehren mit Revolvern bewaffnet.

2. Kapitel.

Einteilung der Streitkräfte.

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Die Landwehrtruppentcile tragen die nämliche Uniform und Ausrüstung wie die entsprechenden Linientruppenteile (d. h. Truppenteile des stehenden Heeres); an ihrem Helm befindet sich dasselbe Wappen, jedoch mit einem länglichen Kreuze versehen und zwar das Kreuz aus gelbem Wappen in weißer, aus weißem Wappen in gelber Metallfarbe; an der Mütze befindet sich eine weiß und blaue Kokarde mir ausgeprägtem Kreuz und der Inschrift: „In Treue fest". Ihre Bewaffnung besteht, in dem Jnfantericgewehr 71/84. Über die Uniform der Reserve- und Landwehr-Offiziere s. IX. Abschnitt. b) Uniformierung der kgl. preußischen Infanterie*): Die In­ fanterie hat dunkelblaue, die Jäger und Schützen haben dunkelgrüne Waffenröcke mit rotem Vorstoß. Kragen und Aufschläge sind bei der Infanterie und den Jägern rot, bei den Schützen schwarz. Tie Garde-Infanterie hat Litzen an Kragen und Ausschlägen. Die Achselklappen sind bei den Jägern und Schützen rot, bei der Infanterie weiß, rot, gelb, hellblau oder grün. Die Knöpfe an den Waffenröcken sind gelb mit Ausnahme beim 1. Garde-Regiment zu Fuß und beim Garde-Füsilier-Regiment, welche beiden Regimenter weiße Knöpfe haben. Mehrere Armeecorps tragen Vorstöße an den Ärmelplatten und zwar weiße, gelbe oder hellblaue. Die Feldmützen sind von demselben Tuch wie die Waffenröcke. Bei der In­ fanterie und den Jägern ist der Besatzstreifen rot, bei den Gardcschützen schwarz. Die Mäntel sind von duntelgrauem Tuch mit metallenen Knöpfen von der Farbe der Waffenrocksknöpfe. Die Beinkleider sind aus dunkelblau-meliertcm Tuch und haben roten Vorstoß. Die Helme sind oben mit einer Spitze, vorn mit einem Wappenadler mit der Inschrift: „Mit (Mott für König und Vaterland" versehen. Die GardeInfanterie hat zur Parade weiße, (Spielleute rote), die Garde-Füsilier-Bataillone und die Grenadier-Regimenter schwarze Haarbüsche aus den Helmen. Die Jäger und Schützen tragen den Tschako (zur Parade mit schwarzem Haarbusch). Das Lederzeug ist bei der Infanterie, den Jägern und Schützen schwarz, nur die Grenadier-Bataillone der Garde und die Grenadier-Regimenter Nr. 1—12 tragen weißes Lederzeug. Die Landwehr-Infanterie trägt den Helm und die Mütze mit dem Landwehr­ kreuz, sonst die Uniform der entsprechenden Linicn-Negimenter. c) Uniformierung der kgl. sächsischen Infanterie: Die Wasfenröcke sind dunkelblau, haben kurze Schöße, rote Kragen und Ausschläge, gelbe Knöpfe, dunkelblaue Achselklappen mit rotem Vorstoß, am Helm einen messingenen Stern mit neusilbernem Landeswappen. Die Grenadier-Regimenter haben weiße Litzen und schwarze Haarbüschc. Die Abzeichen, Kokarden 2C., sind weiß - grün. Das Schützen-Regiment hat dunkelgrüne Wasfenröcke, schwarze Kragen und Ausschläge, grüne Achselklappen, woraus ein Horn, am Tschako einen mcjfingencn Stern mit neusilbcrnem Wappen. Die Jäger-Bataillone haben dieselbe Uniform, aber weiße Knöpfe und am Tschako einen weißen Stern mit gelbem Wappen. d) Die Uniformierung der kgl. Württembergischen Infanterie ist analog der kgl. preußischen mit der Ausnahme, daß jene kurze Wasfenröcke mit zwei Reihen Knöpfen, rote Achselklappen, am Helm das gelbe Landeswappen mit Hirsch und Löwe, und wciß-schwarz-rote Tcrritorialabzeichen und schwarz-rote Kokarde trägt.

§ 5. Die Kavallerie. Die Kavallerie ist vermöge ihrer Schnelligkeit vorzugsweise zum Sicheruugs- und Aufklärungs-, zum Nachrichten- und Ordonnanzdienst, *) Die Uniformierung der großherzoglich hessischen, großherzoglich mecklen­ burgischen, herzoglich braunschweigischen Truppen und der Kontingente der übrigen kleineren deutschen Staaten stimmt mit der Uniformierung der kgl. preußischen Truppen im allgemeinen überein; sie unterscheidet sich hauptsächlich nur durch die Landesabzeichen (Wappen auf dem Helm, Farbe der Kokarden).

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IV. Die innere Einrichtung des Heeres.

zur Unterhaltung der Verbindung zwischen getrennten Heeresteilen, sowie zur Verfolgung des geschlagenen Feindes, zu weitergehenden Operationen in Flanken und Rücken des Gegners, um dessen Zufuhr- und Rückzugs­ wege zu unterbrechen re., geeignet. In das Gefecht der beiden übrigen Waffengattungen greift sie handelnd ein, wenn es gilt, dieselben im Ringen um den Sieg zu unterstützen oder sie vor Mißerfolgen zu bewahren, oder wenn sich ihr ein günstiges Angriffsziel bietet. Ihre Schnelligkeit und Stoßkraft bringt sie in der Attacke, in dem in der Carriere aus­ geführten Angriffe mit der blanken Waffe, zur Geltung. Der Angriff ist ihr eigentliches Gefechtselement; selbst um sich zu verteidigen, geht sie zum Angriff über. Die Kavallerie kann bei der heutigen Feuerwirkung gegen Infanterie und Artillerie mit besonderem Erfolg wirken, wenn diese Waffengattungen durch starkes Feuer bereits erschüttert und in Unordnung gebracht sind, oder wenn es der Kavallerie gelingt, überraschend aufzutreten. Von dem Gelände ist die Kavallerie sehr abhängig; zu ihrer Attacke er­ fordert sie ein ziemlich ebenes, freies und nicht durchschnittenes Gefechts­ feld. Die Feuerwaffen der Kavallerie sollen diese zu dem Gefecht zu Fuß, zu größerem Widerstande, zur leichteren Durchführung der Ausgaben des Sicherungsdienstes, zur vorübergehenden Verteidigung schnell gewonnener wichtiger Punkte wie Engnisse re., überhaupt zu größerer Selbständigkeit befähigen. Je nach dem verschiedenen Ersatz an Menschen und Pferden unter­ scheidet inan eine schwere und leichte Kavallerie. Zur schweren Kavallerie werden die größeren und stärkeren Pferde und die kräftigeren Leute ge­ nommen. Zu der schweren Reiterei werden die Kürassiere, schweren Reiter und Ulanen, zu der leichten die Dragoner, Husaren, Chevaulegers gezählt. Die bayerische Kavallerie besteht aus schweren Reitern, Ulanen und Chevaulegers, die preußische Kavallerie aus Kürassieren, Ulanen, jDragonern und Husaren. a) Uniformiernng der kgl. bayerischen Kavallerie. Die „schweren Reiter" tragen hellblauen Wasfenrock mit hochroten Kragen, ebensolchen Auf­ schlägen (ohne Patten) und Schulterklappen (ohne Rcgimcntsnummer); das 1. Re­ giment weiße, das 2. gelbe Knöpfe, Reitbeinkleider^) von schwarz- und btaumcliertem Tuche nebst Besatz von schwarzem Wildleder, Reitstiefel, dunkelgraue Mäntel, das 1. Regiment hochrote, das 2. blaue, rot vorgestoßcne Schulterklappen auf den­ selben, hellblaue Mützen mit hochrotem Besatz und Vorstoß, Lederhelme ähnlich wie die Infanterie; das Helmbeschläge hat die Farbe der Knöpfe des Waffenrockes; auf dem Helm wird zum Paradeanzuge ein weißer Haarbusch getragen. — Blaue Schabracke mit rotem Besatz und Krone. Ihre Bewaffnung besteht in dem Pallasch mit gelbmctallenem Korbe, der Lanze und dem Karabiner (Unteroffiziere und Spielleute führen den Revolver). Die Ulanen tragen stahlgrünen zweireihigen Wasfenrock (Ulanka) mit karmoisinroten Kragen, Aufschlägen (diese bilden nach aufwärts eine Spitze) und Vorstößen auf den Rücken- und hinteren Ärmelnähten, Schulterblätter (Epaulettes), deren Halbmonde, Knöpfe und Seilenschuppen aus Metall.von der Farbe der Knöpfe, deren Felder und Untersutter von karmoisinrotem Tuche sind; das I. Re­ giment gelbe, das 2. weiße Knöpfe, grüne mit schwarzem Wildleder besetzte Reit­ hosen mit Reitstiefeln, Anschnallsporen; das 1. Regiment karmoisinrote, das 2. grüne, *) Im kleinen Dienst und außer Dienst ist das Tragen einer langen Tuch­ hose mit rotem Streifen allen berittenen Truppenteilen (Kavallerie und Artillerie) gestattet. '

2. Kapitel.

Einteilung der Streit fräste.

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karmoisinrot vorgestobene Schulterklappen auf den dunkelgrauen Mänteln; Ezapka von schwarzlackiertem Leder und viereckigem Deckel, mit dem bayerischen Wappen. Das Beschlag hat die Farbe der Knöpfe des Waffenrockes. Grüne Mütze mit karmoisinrotem Besatz und Vorstoß. Grüne Schabracken mit rotem Besatz und Krone. Zum Parade-Anzug tritt hinzu: die Tuchrabatte von der Farbe des Rock­ kragens, die Fangschnur und der weiße bezw. unten blau eingefaßte weiße Haarbusch. Ihre Bewaffnung besteht in der Lanze, leicht gekrümmtem Säbel mit eisernem Korb und Karabiner (bzw. Revolver). Die Chevaulegers tragen stahlgrünen zweireihigen Wasfenrock mit rotem Kragen, ebensolchen Aufschlägen (ohne Patten) und Schulterklappen, roten Vor­ stößen, dann zur Parade Rabatten von rotem Tuch; grüne mit schwarzem Wild­ leder besetzte Reithosen, dunkelgraue Mäntel, Reitstiefel mit Anschnallsporen. Die Regimenter unterscheiden sich durch die Farbe der Kragen, Aufschläge und Schulterklappen und der metallenen Knöpfe. Das 1. und 2. Regiment haben karmoisin-, das 3. und 6. psirsichrot, das 4. und 5. scharlachrot; die mit ungeraden Nummern gelb?, die mit geraden Nummern weiße Knöpfe; erstere rote, letztere grüne, rot eingefaßte Schulterklappen auf den Mänteln. Lederhelme wie die schweren Reiter; das Helm beschlag hat die Farbe der Knöpfe des Wassenrockes; zur Parade werden auf dem Helm weiße Noßhaarbüsche getragen; grüne Mützen mit Besatz und Vorstoß nach Farbe der Kragen. — Grüne Schabracken mit rotem Besatz und Krone. Bewaffnung: Leicht gekrümmter Säbel mit Korb, Lanze, Karabiner (bezw. Revolver). Die Eskadrons unterscheiden sich durch die Nummernknöpfe an den Schulter­ klappen und durch die Farbe der Säbelquaste am rotjuchtenen Faustriemen wie bei der Infanterie; die 5. Eskadron hat grünen Kranz und Schieber. Landwehr-Kavallerie. Äon der Landwehr-Kavallerie hat neben den allgemeinen Landwehr-Abzeichen (s. S. 45) das 1. Regiment die. Uniform wie das 4., das 2. Regiment wie das 5. Chevaulegers-Regiment. b) Uniformierung der kgl. preußischen Kavallerie: Die Küras­ siere tragen weiße Koller (vorn zum Zuhaken) (im kleinen Dienst und außer Dienst auch dunkelblaue Waffenröcke) mit verschiedenfarbigen Kragenpatten und Aufschlägen und mit weißen und gelben Knöpfen; am Kragen und vorn längs des Rockes und um die Ausschläge eine Borte, die in der Mitte weiß, am Rande von der Farbe der Kragenpatte ist. Weiße Reithosen ohne Vorstoß, hohe Stulp­ stiefel und Anschnallsporen, außerdem dunkelgraue lange Beinkleider mit farbigem Vorstoß. Dunkelgrauer Mantel mit farbigen Kragenpatten und Schulterklappen. Die Mütze weiß mit einem Besatzstreifen von der Farbe der Kragenpalten; Metall­ helme mit Adler, bei den Garde-Kürassieren mit neusilbernem Stern. Statt der Helmspitze tragen die Garde-Regimenter zur Parade einen neusilbernen Adler und Kürasse. Ihre Bewaffnung besteht in Lanze, Pallasch, Karabiner (bezw. Revolver). Die Ulanen tragen dunkelblaue Ulankas mit verschiedenfarbigen Kragen, polnische Aufschläge, zur Parade Rabatten von der Farbe des Kraaens, Schulter­ blätter mit messingenen Schuppen und Halbmond: dunkelblauer Leibgürtel mit Streifen von der Farbe des Kragens (Paß), dunkelblaue Reithose ohne Vorstoß, mit Leder besetzt; Reitstiefel bis an die Knie, Lanzen, leicht gekrümmte Säbel, Karabiner (bzw. Revolver). Schwarzlederne Czapka mit weißem hängenden Haar­ busch und weißen Fangschnüren. Die Dragoner tragen kornblumenblaue Waffenröcke mit verschiedenfarbigen Kragen, Ausschlägen und' Achselklappen, dunkelblaue Reithosen mit Lederbesatz, Reitstiefel bis zum Knie, Lederhelm mit Metallbeschlag (nach Art des Infanterie­ helmes) und mit Haarbusch und zwar mit weißem bei den Garde-Dragonern und den badischen, mit schwarzen bei den übrigen Dragonern. — Leicht gekrümmte Säbel, Lanzen Karabiner (bezw. Revolver). Die großherzoglich hessischen Dragoner tragen dunkelgrüne Röcke, am Helm den hessischen Löwen, grüne Mütze mit weißem bzw. rotem Besatz (sonst wie die preußischen Dragoner).

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IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Die Husaren tragen Attilas von verschiedener Farbe (rot, schwarz, braun, grün, blau) nut gelben oder weißen Schnüren besetzt, statt der Knöpfe Knebel; an jeder Brustjchnurreihe zwei Metallrosetten; kurze, enge, dunkelblaue Reithosen mit Lederbesatz und einer gelben oder weißen Borte; kurze Reitstiefel mit selbem oder weißem Besatz, Anschlagsporen mit gebogenen Hülsen, Pelzmütze mit jiolpack von farbigem Tuch, zur Parade mit weißem Haarbusch und Fangschnüren: Säbel­ taschen, Leibbinden, Säbel, Lanzen und Karabiner (bezw. Revolver). Die Oardeund Zieten-Husaren tragen außer dem roten Attila noch dunkelblaue Pelze.

c) Uniformierung der kgl. sächsischen Kavallerie: Die sächsischen Reiterregimenter tragen hellblaue Waffenröcke mit weißem Vorstoß (vorn zum Zuhaken) und Borte am Kragen und längs des Rockes, messingene Schuppen­ epaulettes, Metallhelme mit messingenem Stern; hellblaue Reithosen mit breiten, roten Streifen. Tie Ulanen tragen hellblaue Ulankas mit dunkelrotem Kragen, Aufschlägen und Rabatten und mit weißem Vorstoß; Schulterblätter, weiße Mützen, Czapkas. Die Husaren haben blaue Attilas mit weißen bzw. gelben Schnüren, sonst sind sie wie die preußischen uniformiert. d) Die kgl. Württembergischen Dragoner sind wie die preußischen uniformiert, nur auf dem Helme ist das Landeswappen mit Hirsch und Löwe. Die württembergischcn Ulanen unterscheiden sich ebenfalls nur wenig von den preußi­ schen; ihre Lanzenfähnchen sind rot und schwarz.

§ 6. Die Artillerie. Die Artillerie wirkt durch das Feuer ihrer Geschütze und zwar auf große Entfernungen mit verheerender Wirkung und mit einer Durchschlags­ kraft, welche sie in den Stand setzt, Hindernisse und Deckungen zu zer­ stören; sie leitet das Gefecht ein, bereitet den Kampf der beiden andern Hanptwaffengattungcn vor und unterstützt denselben, auf diese Weise durch ihr Feuer die Bahn zum Siege brechend; sie verfolgt den weichenden Feind mit ihren Geschossen und deckt den Rückzug der eigenen Truppen; sie bedarf aber, da sie zum Sicherungs- und Äufklärungsdienst, sowie zum Nahkampf nicht befähigt ist, in der Nähe des Feindes stets des Schutzes der andern Waffen. Je nachdem die Artillerie zum Feld- oder zum Festnngskricge be­ stimmt ist, unterscheidet man Feldartillerie und Festungs- (Fuß-) Artillerie. Die Feldartillerie, die mit leichteren Geschützen ausgerüstet ist und eine verhältnismäßig große Beweglichkeit besitzt, dient zum Kampf im freien Felde; sie zerfällt in fahrende und reitende Batterien. Bei den fahrenden Batterien fährt die Bedienungsmannschaft bei Be­ wegungen im Gefecht auf Geschütz, Protze und Munitionswagen, während bei den reitenden Batterien, die vorzugsweise dazu bestimmt sind, größere Kavalleriekörper zu begleiten und zu unterstützen, die Bedienungsmannschaft zur Verminderung des Zuggewichtes beritten ist. Die fahrenden Batterien sind mit dem Geschütz 6/73 von dem Kaliber 8,8 cm, die reitenden Batterien mit dem leichteren Geschütz 0/73 von dem Kaliber 7,85 cm ausgerüstet. Diejenigen Batterien, welche den Infanterie-Divisionen ständig zu­ geteilt sind, bilden.die Divisionsartillerie, während aus denjenigen Batterien, welche für die unmittelbare Verfügung des kommandierenden Generals in eigenem Verbände zusammengehalten werden, die Corps­ artillerie besteht.

2. Kapitel.

49

Einteilung der Streitkräfte.

Die Fußartillerie, welche zur Belagerung und Verteidigung von Festungen bestimmt ist, bedient die zum Festungs- und Belagerungsmaterial gehörenden schweren Geschütze. a) Uniformierung der kgl. bayerischen Artillerie: Wasfenrock und Beinkleider sind von dunkelblauem Tuch mit hochrotem Vorstoß; Kragen und Aufschläge von schwarzem Tuch mit hochrotem Vorstoß; glatte gelbe Knöpfe. Die fahrenden Abteilungen haben Aufschläge mit Palten, die reitenden Abteilungen ein­ fache Aufschläge; beide die Regimerttsnummern mit arabischen Ziffern in gelber Schnur aus den roten Schulterklappen; die berittenen Mannschaften tragen Reit­ hosen von dunkelblauem Tuche mit sämischem Leder besetzt, Reitstiefel, Anschnall­ sporen. Die Fußartillerie Regimenter tragen Ausschläge mit Patten, die Regiments­ nummern in arabischen Ziffern in roter Schnur aus den weißen Achselklappen. Die Feldartillerie trügt dunkelgraue Mäntel mit schwarzen Kragenpatten und dunkelblaue, rot vorgestoßene Schulterklappen, die Fußartillerie mit weißem Vorstoß, beide die Nummern gelb. Die Unterscheidungszeichen der Abteilungen und Batterien resp. Bataillone und Kompagnien sind wie bei der Infanterie; die Berittenen tragen die Säbelquaste an einem rotjuchtenen Faustriemen. Die fahrenden Batterien führen an den Schulterklappen der Waffenröcke Knöpfe mit der Batterienümmer, die reitenden Batterien überdies mit gekreuzten Kanonen­ rohren. Tie Mütze der gesamten Artillerie ist von dunkelblauem Tuch mit schwarzem Besatz und hochrotem Vorstoße. Lederhelme mit Spitzen; als Paradeschmuck tragen die Feldartillcrie-Regimenter rote hängende Haarbüsche auf den Helmen. Die Feld- und Fuß-Artillerie trägt weißes Lederzeug. Die Berittenen der Artillerie sind mit dem Artilleriesübel und dem Revolver, die Unberittenen mit dem Artilleric-Faschinenmcsser, die Fußartillerie mit dem Jnsanteriegewehr M. 71 bewaffnet, und mit Tornister, Patrontaschen, Leibriemen, Kochgeschirr, Brotbeutel, Feldflasche wie die Infanterie ausgerüstet.

b) Die Uni form ter u itg :c. der kgl. preußischen Artillerie unter­ scheidet sich von der bayerischen hauptsächlich dadurch, daß bei jener die Berittenen die Beinkleider wie die preußischen Dragoner, die Unberittenen wie die preußische Infanterie, einen Helm mit einer Kugel auf der Spitze und mit Ausnahme der Garde-Artillerie-Regimenter, welche zur Parade lvciße Haarbüsche tragen, nur die reitenden Abteilungen Haarbüsche und zwar schwarze (die Trompeter rote) tragen. e) Die kgl. sächsische Artillerie trügt dunkelgrüne Wafsenröcke mit rotem Kragen und Ausschlügen und mit dunkelgrünen Achjelklappen, auf welchen über der roten Drummer eine Granate sich befindet. Die reitende Artillerie hat messingene Schuppcnepaulettes. Die gesamte Artillerie trägt den Helm mit Kugel und schwarzem Busch. d) Die kgl. württembergische Artillerie trägt im allgemeinen die­ selbe Uniform wie die kgl. preußische Artillerie.

§ 7. Die Pioniere. Die Pioniere haben die Aufgabe, zur Erleichterung der Verteidigung und des Angriffs der anderen Waffengattungen Schanzen au erbauen, Deckungsgräben auszuheben, Gehöfte, Dörfer und Wälder zur Verteidigung einzurichten, Bewegungshindernisse zu beseitigen und solche für den Feind zu schaffen, Brücken zu schlagen und zu zerstören, Wege herzustellen oder auszubessern, Telegraphenleitungen zu legen, Eisenbahnen herzustellen und zu zerstören, Minen zu graben u. s. w. Wenn nötig, können die Pioniere gleich der Infanterie im Gefechte verwendet werden. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjahrig-Freiwillige.

4

50

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Je nachdem sie im Feld- oder Festungskriege Verwendung finden sollen, unterscheidet man Feld- und Festungspioniere. Für den Bau und den Betrieb von Eisenbahnen sind eigene Eisenbahntruppen gebildet, während für den Bau und den Betrieb von Telegraphenlinien im Bedarfsfälle Feldtelegraphen-Abteilungen aufgestellt werden. Das Ingenieur-Corps besteht aus den Ingenieur- und Pionier-Offizieren, welche teils mit dem Bau und der Instandhaltung der Festungen beschäftigt sind, teils den Dienst bei den Pionier-Bataillonen versehen. a) Uniformierung der kgl. bayerischen Pioniere: Waffenrock und Beinkleider sind von dunkelblauem Tuche mit hochrotem Vorstoß; schwarze Kragen und schwarze einfache Aufschläge, hochrote Schulterklappen, weiße glatte Knöpfe. Mützen von dunkelblauem Tuch mit schwarzem Besatz und hochrotem Vorstoß. Die Pioniere trägen die Bataillonsnummer, die Eisenbahn-Kompagnien ein E, die Feldtelegraphenabtcilungen ein T in gelber Schnur auf den Schulterklappen der Waffenröcke und Mäntel. Die Pioniere haben dunkelblaue Schulterklappen mit hochrotem Vorstoß auf den Mänteln, die Eisenbahn-Kompagnien und die Feldtelegraphenabteilungen hoch­ rote Schulterklappen mit den betreffenden Initialen. Die Mantelkragenpatten sind schwarz; weiße Knöpfe. Die Pioniere sind mit dem Jnfanteriegewehr M/71 bewaffnet; als Seiten­ gewehr führen sie das Pionierfaschinenmesser M/71 mit Sägerücken. Die Aus­ rüstung ist gleich derjenigen der Infanterie. b) Die kgl. preußischen Pioniere sind im allgemeinen mit Ausnahme der dunkelblau-melierten Beinkleider ähnlich wie die bayerischen Pioniere uniformiert. Die Luftschifserabteilung hat ein L auf den Achselklappen. c) Die kgl. sächsischen Pioniere haben dunkelgrüne Waffenröcke mit pvnceauroten Kragen, Aufschlägen und Vorstößen, weiße Knöpfe, dunkelgrüne Achselklappen mit rotem Vorstoß und darauf über der Bataillons-Nummer gekreuzte Haken und Spaten (die Pontoniere statt dieser Anker). d) Die kgl. württembergischen Pioniere sind ähnlich wie die kgl. preußischen uniformiert. § 8.

Der Train.

Der Train (das Fuhrwesen) dient zur Fortschaffung von Armeematerial und begreift die verschiedenen Formationen in sich, welche zur Verpflegung des Heeres, zur Aufnahme und Fortschaffung der Kranken und Ver­ wundeten bestimmt sind, wie Proviant-, Fuhrpark-, Feldbäckerei-Kolonnen, Sanitäts-Detachements, Feldlazarete, Briickentrains. a) Uniformierung der kgl. bayerischen Trainableilungen: Der Wassenrock ist von dunkelblauem Tuch mit hellblauem Kragen, (einfachen) Auf­ schlägen, Schulterklappen und Vorstößen; auf den Schulterklappen sind die Bataillonsnummern in roter Schnur angenäht; Knöpfe gelb und glatt, dunkelgraue Mäntel mit hellblauen Kragenpatten, dunkelblauen Schulterklappen mit hellblauem Vorstoß. Die Berittenen ttagen dunkelblaue Reithose und Reitstiefel, außerdem wie die Unberittenen dunkelblaue Beinkleider mit rotem Vorstoß. Helm mit schwarzem hängenden Haarbusch; Mütze von dunkelblauem Tuch mit hellblauem Besätze und Vorstoß. Die Berittenen sind wie die Feldartillerie bewaffnet; die Unberittenen mit dem Jnfanteriesäbel M/38, beide mit Karabinern bezw. Revolvern. Die Uniform der Sanitäts-Kompagnien besteht in dunkelblauen Waffenröcken mit karmesinroten Kragen, Aufschlägen, Vorstößen und Schulterklappen; die Ba­ taillonsnummer in gelber Schnur; dunkelblaue Mütze mit karmoisinrotem Besatz und Vorstoß; Mäntel mit ebensolchen Patten; Schulterklappen dunkelblau mit karmoisinrotem Vorstoß; weiße Knöpfe an Waffenrock und Mantel. Infanterie­ helm; Karabiner; Säbel M/38; schwarzes Lederzeug.

3. Kapitel.

Die Gliederung des Heeres im Frieden.

61

b) Der kgl. preußische Train ist ähnlich uniformiert; nnr trägt dieser statt der Helme Tschakos mit schwarzem (bei der Garde mit weißem) Haarbusch. c) Der kgl. sächsische Train trägt hellblaue Waffenröcke mit hellblauen Achselklappen, schwarzen Kragen und Ausschlägen, rotem Vorstoß und gelben Knöpfen; Tschakos mit weißer Sonne. d) Der kgl. württembergische Train ist ähnlich dem kgl. preußischen uniformiert.

3. Kapitel. Die Gliederung des Heeres im Frieden.

§ 1. Die Truppenverbände der Infanterie. Den kleinsten Körper der Infanterie, welcher eine gewisse Selbständig­ keit sowohl in Beziehung auf seine Verwendung im Gefecht als auch hinsichtlich seiner Verwaltung besitzt, die Grundabteilung für den inneren Dienst und die Ausbildung bildet die Kompagnie, mit einer Friedensstärke von durchschnittlich 130 Mann (darunter 4 Spielleute, nämlich 2 Hornisten und 2 Tamboure). Sie wird durch einen Hauptmann (Kompagniechef) mit Hilfe eines Premier- und zwei oder drei Sekondelieutenants und der ent­ sprechenden Anzahl von Unteroffizieren (1 Feldwebel, 1 Vicefeldwebel, 1 Portepee-Fähnrich, 4 Sergeanten, 7 Unteroffizieren, 1 Lazaretgehilfen) militärisch ausgebildet und befehligt. In taktischer Hinsicht (zum Exer­ zieren) wird sie in drei Züge und diese wieder in Halbzüge und Sektionen, zur besseren Beaufsichtigung im innern Dienst dagegen wird sie in Korporalschasten, die von Unteroffizieren geführt werden, eingeteilt; mehrere Korporalschaften können in eine Inspektion vereinigt einem Lieutenant unterstellt werden. Je vier Kompagnien bilden ein Bataillon, das im Frieden un­ gefähr 500*), im Kriege 1000 Mann stark ist. An der Spitze desselben steht ein Stabsoffizier (Major) als Bataillons-Kommandeur. Aus je drei (oder vier) Bataillonen wird ein Infanterie-Regiment gebildet, welches von einem älteren Stabsoffizier (Oberst, Oberstlieutenant) als Regiments-Kommandeur befehligt wird. Die Kompagnien werden innerhalb eines Regiments mit 1 bis 12 (bzw. 16) numeriert. Die 1., 2., 3., 4. Kompagnie bilden das I., die 5., 6., 7., 8. Kompagnie das II, und die 9., 10., 11., 12. Kompagnie das UI. (die 13., 14., 15., 16. Kompagnie das IV.) Bataillon. Das bayerische Heer zählt 20 Infanterie-Regimenter (zu je 3 Bataillonen), von denen ein Regiment als Jnfanterie-Leibregiment, die übrigen mit den Nummern 1 bis 19 und dem Namen des betreffenden Regiments-Inhabers bezeichnet werden. Die Jäger sind bloß in Bataillone zu vier Kompagnien, nicht aber in Regimenter zusammengestellt. Bayern hat 2 Jäger-Bataillone, die mit den Nummern 1 und 2 bezeichnet werden. *) Mit Ausnahme des 4., 8, 17. und 18. Jnf.-Regts., welche einen höheren Friedens-Etat haben, beträgt die Zahl der Gemeinen bei den übrigen Jnfanterieund Jäger-Bataillonen 468 bezw. 444.

52

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

(In Preußen besteht für die Jäger- und Schützen-Bataillone eine eigene „Inspektion der Jäger und Schützen".) Tie Infanterie und Jäger (Schützen) der übrigen deutschen Kontingente ftnb im allgemeinen wie die des bayerischen Heeres gegliedert. Königreich Preußen einschließlich der kleineren norddeutschen Staaten zählt: 4 Garde-Negimenter zu Fuß, 4 Garde-Grenadier-Negimenter, 1 Garde-Füsilier-Regiment, 13 Grenadier-Regimenter, 12 Füsilier-Regimenter, 88 Infanterie-Regimenter, 1 Garde-Jäger-Bcttaillon, 1 Garde-Schützen-Bataillon, 12 Jäger-Bataillone, Königr. Sachsen: 2 Grenadier-Regimenter, 9 Infanterie-Regimenter, 1 Schützen- (Füsilier-) Regiment, 3 Jäger-Bataillone, Königr. Württemberg: 2 Grenadier-Regimenter, 6 Infanterie-Regimenter. Großherz. Baden: 2 Grenadier-Regimenter, „ 5 Infanterie-Regimenter, Hessen: 1 Leib-Garde-Jnfanterie-Regiment, 3 Infanterie-Regimenter, Das deutsche Heer zählt demnach 173 Infanterie-Regimenter zu 519 Ba­ taillonen und 19 Jäger-Bataillone oder in Summa 538 Infanterie-Bataillone. Während in Bayern die Mannschaften aller drei Bataillone jeden InfanterieRegiments Gemeine heißen, werden die Mannschaften in den übrigen deutschen Kontingenten je nach der Nummer ihres Bataillons verschieden bezeichnet. Bei den Garde-Regimentern zu Fuß und den Grenadier-Regimenterm heißen die Mannschaften der 1. und 2. Bataillone Grenadiere, die der 3. Bataillone Füsiliere. Bei den Füsilier-Regimentern heißen die Mannschaften aller Bataillone Füsiliere. Bei den Infanterie-Regimentern heißen die Mannschaften Musketiere. Bei den sächsischen Infanterie-Regimentern heißen die Mannschaften der drei Bataillone Soldaten. Die Mannschaften aller Jäger-Bataillone (auch der bayerischen) heißen Jäger, die der Schützen-Bataillone Schützen.

Aus zwei bis drei Infanterie-Regimentern oder zwei Jnfanterie-Regimenterlr und einem Jäger-Bataillon wird eine Infanterie-Brigade gebildet, welche von einem Generalmajor befehligt wird. In Bayern bestehen 10 Infanterie-Brigaden. Im übrigen deutschen Heere sind die Infanterie-Brigaden in der Regel aus zwei bis drei Infanterie-Regimentern formiert, da die Jäger-Bataillone den General­ kommandos direkt unterstellt zu sein pflegen.

§ 2.

Die Truppenverba'nde der Kavallerie.

Die niederste Einheit der Kavallerie ist die Eskadron, welche von einem Rittmeister als Eskadronschef befehligt wird und im Frieden eine durchschnittliche Stärke von 4 Offizieren, 18 Unteroffizieren (einschließlich 3 Trompeter), 120 Mann und 130 Pferden hat und im Kriege ungefähr 150 Mann (einschl. der Unteroffiziers-Chargen) stark ist. Sie wird in zwei Gliedern aufgestellt und in vier Züge und diese wieder in Abmärsche zu je drei Rotten eingeteilt. Für den inneren Dienst wird sie in Beritte eingeteilt, welche von Unteroffizieren beaufsichtigt werden. Fünf Eskadrons bilden ein Kavallerie-Regiment.

3. Kapitel.

Die Gliederung des Heeres im Frieden.

53

Die Eskadrons numerieren in jedem Regiment von 1 mit 5. Im Kriegsfälle bleibt eine dieser fünf Eskadrons als Ersatzeskadron in der Garnison zurück, so daß ein Kavallerie-Regiment nur mit vier Eskadrons ins Feld rückt.

Die bayerische Kavallerie besteht aus 10 Regimentern und zwar: zwei Schweren Reiter-Regimentern, zwei Ulanen-Regimentern, sechs Chevaulegers-Regimentern. Zwei Kavallerie-Regimenter bilden eine Kavallerie-Brigade. Zwei bis drei Kavallerie-Brigaden werden zu einer KavallerieDivision vereinigt. In Bayern bestehen fünf Kavallerie-Brigaden zu je zwei Kavallerie-Regimentern, aber keine Kavallerie-Division. Im deutschen Reichsheere ist im Frieden über­ haupt bloß eine Kavallerie-Division gebildet und zwar die Garde-Kavallerie-Division. Die 11. und 30. Kavallerie-Brigade sind aus je drei Kavallerie-Regimentern zusammengesetzt. Die Kavallerie des deutschen Heeres besteht aus: 8 preußischen Garde-Kavallerie-Regimentern (und zwar 1 Garde du Eorps-, 1 Garde-Kürassier-, 1 Garde-Husaren-, 2 Garde-Dragoner-, 3 Garde-Ulanen-Regimentern), GO Preußisch-norddeutschen Kavallerie-Regimentern (und zwar 8 Kü­ rassier-, 19 Dragoner-, 17 Husaren-, 16 Ulanen-Regimentern), 6 sächsischen Kavallerie-Regimentern (davon 1 Garde-Reiter-, 1 Karabinier-, 2 Ulanen-, 2 Husaren-Regimenter), 4 Württembergischen Kavallerie-Regimentern (2 Ulanen-, 2 Dra­ goner-), 3 badischen Dragoner-Regimentern, 2 hessischen ______ 10 bayerischen Kavallerie-Regimentern,__________ in Summa 93 Kavallerie-Regimenter a 5 Eskadrons, also 465 Eskadrons,

oder 10 28 20 25 4 _____________ 6 Summa 93

Kürassier-Regimentern, Dragoner„ Husaren„ Ulanen„ schweren Reiter-Regimentern, Chevauleger-______ „ Regimenter.

§ 3. Die Truppenverbände der Artillerie. 1. Feldartillerie.

Die niederste Einheit ist die Batterie, die von einem Hauptmann als Batteriechef befehligt wird und im Frieden durchschnittlich 4 Offiziere, 100 (reitende Batterie 90) Mann (einschl. 19 Unteroffiziers-Chargen) und 40 (bzw. 80) Pferde stark ist. Sie besteht aus sechs Geschützen, acht Munitionswägen, drei Vorratswägen (zur Fortschaffung von Reserve­ stücken, dem Gepäck re.) und einer Feldschmiede; in Summa aus 18 sechs­ spännigen Fahrzeugen. Die Batterie wird in drei Züge zu je zwei Ge­ schützen eingeteilt. Die Abteilungen, in welche die Batterie zum Zwecke der Beaufsichtigung des inneren Dienstes zerfällt und denen Unteroffiziere als „Führer" vorstehen, heißen „Geschütze". Im Frieden sind bei jeder Batterie in der Regel bloß vier Geschütze bespannt.

64

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Drei bis vier Batterien bilden eine fahrende bzw. reitende Ab­ teilung. Aus drei bis vier Abteilungen wird ein Feld-Artillerie-Regiment zusammengesetzt. Zwei Feldartillerie-Regimenter bilden eine Feldartillerie-Brigade. Die bayerische Feldartillerie umfaßt fünf Feldartillerie-Negimentcr. Das 1. und 3. Feldartillerie-Regiment bilden die 1., das 2., 4. uib 5. Feldartillerie-Regiment die 2. Feldartillerie-Brigade. Das 1., 2. und 3. Feld-Artillerie-Regiment bestehen aus je drei Ab­ teilungen zu je drei fahrenden Batterien und aus je einer reitenden Tlbteilung zu je zwei reitenden Batterien, während das 4. FeldartillereRegiment aus drei Abteilungen zu je drei fahrenden Batterien und das 5. Feldartillerie-Regiment aus zwei Abteilungen zu je drei fahrenden Batterien gebildet ist, so daß die bayerische Feldartillerie 14 fahrende uib 3 reitende Abteilungen oder 42 fahrende und 6 reitende, im Ganzen 48 Batterien (288 Geschütze) zählt. Die reitenden Artillerie-Abteilungen haben die Abstellung von reitenden Batterien an größere Kavallcriekörper (Kavallerie-Divisionen) zu leisten Die fahrenden Abteilungen numerieren in jedem Regiment mit I, II bzw. HI, und werden nach Nummer und Regiment, die reitenden Tb­ teilungen, welche keine Nummern führen, nur nach dem Regiment bezeichnet. Die fahrenden Batterien numerieren von 1 mit 9, die reitenden Batterien mit 1 und 2. Die Feldartillerie des deutschen Heeres umfaßt 434 Batterien.

2. Fußartillerie. Der kleinste selbständige Körper der Fußartillerie ist die Komp a gne, welche im Frieden 4 Offiziere, 130 Mann stark ist. Vier Fußartillerie - Kompagnien bilden ein FußartillerieBataillon; aus zwei Bataillonen wird ein Fußartiller eRegiment zusammengesetzt; zwei Fußartillerie-Regimenter bilden ene Fußartillerre-Brigade. Die bayerische aus zwei Regimentern bestehende Fußartillerie ist ber Inspektion der Fuß-Artillerie in allen Beziehungen des Dienstes unmittel­ bar untergeordnet, nur in Mobilmachungs-, Landwehr- und Ersatzanzelegenheiten ist das 1. Fußartillerie-Regiment dem I. Armeecorps, las 2. Fußartillerie-Regiment dem II. Armeecorps unterstellt. Die Fußartillerie-Bataillone numerieren in ihren Regimentern rls 1. und 2., die Fußartillerie-Kompagnien der 1. Bataillone von 1 nut 4, jene der 2. Bataillone von 5 mit 8. Die Fußartillerie des deutschen Heeres besteht aus: 1 preußischen Garde-Fußartillerie-Regiment, 10 „ Fußartillerie-Regimentern, Bataillon, 1 1 sächsischen Regiment, 1 Württemberg. Bataillon, 1 badischen Regimentern 2 bayerischen Summa 14 Fußartillerie - Regimenter und 3 nicht im Regimentsverbcnde befindliche Fußartillerie-Bataillone oder in Summa 31 Fußartillerie-Bataillone mit 124 Kompagnien.

3. Kapitel.

§ 4.

Die Gliederung des Heeres inu Frieden.

55

Die Truppenteile der Pioniere.

1. Pioniere. Man unterscheidet Feldpionier-Kompagnien und Festungs­ pionier-Kompagnien. Fünf Kompagnien und zwar drei Feld- und zwei FestungspionierKompagnien bilden ein Pionier-Bataillon. In Bayern bestehen zwei Pionier-Bataillone, welche teils den Armee­ corps, teils der Inspektion des Jngenieurcorps und der Festungen unter­ stellt sind. Die übrigen Pionier-Bataillone des deutschen Heeres bestehen bloß aus vier Kompagnien, und zwar drei Feldpionier-Kompagnien und einer Mineur-Kompagnie.

Das deutsche Heer besitzt an Pionier-Bataillonen: 1 14 1 1 1 2 Summa 20

preußisches Garde-Pionier-Bataillon, preußische Pionier-Bataillone, sächsisches württemb. „ „ badisches „ „ bayerische ________„___________________________ Pionier-Bataillone.

2. Eisenbahntruppen.

In Bayern besteht ein Eisenbahn-Bataillon zu 2 Kompagnien; dasselbe ist in personeller und technischer Beziehung der Inspektion des Jngenieurcorps und der Festungen unterstellt. 3. Luftschiffer-Abteilung; ebenfalls der Inspektion des Jn­ genieurcorps und der Festungen unterstellt, hat die Aufgabe, Versuche auf dem Gebiete der Luftschifffahrt zu unternehmen und in dieser Leute auszu­ bilden, welche im Kriege Luftballons (gefesselte oder freie) zu lenken haben, mittels deren man die Aufstellung und Bewegung des Feindes erkundet und den Verkehr zwischen belagerten Festungen mit der Außenwelt unterhalb. In Preußen besteht eine Eisenbahn-Brigade zu 2 Regimentern zu je 2 Ba­ taillonen mit je vier Kompagnien, und eine Lustschiffer-Abteilung. Die EisenbahnBrigade und die Lustschiffer-Abteilung stehen unter dem Ches des Generalstabs der Armee; der preußischen Eisenbahn-Brigade ist eine württembergische und eine sächsische Eisenbahn-Kompagnie einverleibt.

§ 5.

Die Gliederung des TrainS.

Der Train des bayerischen Heeres ist in zwei Train-Bataillone ge­ gliedert. Jedes derselben ist in allgemein dienstlicher und taktischer Hin­ sicht dem betreffenden Generalkommando, beide zusammen in personeller und technischer Beziehung der Inspektion des Trains unterstellt. Jedes Train-Bataillon besteht aus drei Train-Kompagnien, einer Sanitäts-Kompagnie mit Krankenwärterabteilung, einer Verpflegs-, einer Handwerkerabteilung und einem Train-Depot. (In Preußen hat ein Train-Bataillon drei Kompagnien nebst Train-Depot und Bäckerabteilung; im Kriege werden Krankenträger-Kompagnien zum Fort­ schaffen der Verwundeten formiert.)

Im Kriege haben die Train-Kompagnien die Bestimmung, die verschiedenen Wagenkolonnen, die zu dem Train eines Armeecorps ge­ hören, zu bespannen.

IV. Abschnitt.

56

Die innere Einrichtung des Heeres,

Die Sanitäts-Kompagnien haben auf dem Schlachtfelde die Verbandplätze einzurichten, die Verwundeten dahin zu verbringen und den Dienst in den Kriegs- und heimatlichen Lazareten zu versehen. Die Mannschaften der Verpflegsabteilungen sind für den Dienst bei den Proviantämtern und den einschlägigen Feldverwaltungen bestimmt. Im Frieden besteht bei jedem Armeecorps eine Militär-Bäckerabteilung zur Herstellung des Brotbedarfes für die Truppen in den GarnisonBäckereien; dieselben ergänzen sich aus des Bäckerhandwerks kundigen Mannschaften der Infanterie. In den Handwerkerabteilungen sind die für den Diewt der Train-Bataillone bestimmten Ökonomiehandwerker vereinigt. Die Train-Depots haben die Bestimmung, das zur Kriegsaus­ rüstung der Train-Bataillone und der bei diesen mobilzumachenden Ver­ waltungsbehörden, Kolonnen und Sanitätsanstalten gehörige Train- und Lazaretmaterial zu beschaffen, aufzubewahren und nach Bedürfnis zu ergänzen. Der Train des deutschen Heeres besteht aus:

1 14 1 1 1 2 1 Summa 21

§ 6.

preußischen Garde-Train-Bataillon, „ Train-Bataillonen, sächsischen württemb. „ badischen „ bayerischen „ hessischen ,,______________ Train-Bataillone.

Zusammensetzung der Divisionen.

Je zwei Infanterie- und eine Kavallerie-Brigade bilden eine Division. Der Stab einer solchen besteht aus einem Generallieutenant oder General­ major als Divisions-Kommandeur, einem Stabsosfizier oder Hauptmann des Generalstabes, einem Hauptmann als Adjutant; hierzu kommt noch die DivisionsIntendantur. Die Funktion des Divisionsarztes ist dem ältesten am Divisions­ sitze befindlichen Truppenarzt übertragen.

In Bayern bestehen fünf Divisionen, welche sich in zehn Jnfanterieund fünf Kavallerie-Brigaden gliedern. In dem gesamten deutschen Heere Infanterie und Kavallerie und 2 beim Der 25. (grobherzoglich hessischen) und Train-Formationen zugeteilt. Die 1. preußische Division besitzt Brigaden.

§ 7.

bestehen 43 Divisionen, von denen 41 aus Gardecorps nur aus Infanterie bestehen. Division sind auch die hessischen Artillerie-,

neben 2 Infanterie-Brigaden 2 Kavallerie-

Zusammensetzung der Armeecorps.

Ein Armeecorps besteht im Frieden in der Regel aus zwei Divisionen (zu zwei Infanterie- und einer Kavallerie-Brigade), einer FeldartillerieBrigade, einem Fußartillerie-Regiment, einem Pionier- und einem TrainBataillon. Das I. bayerische Armeecorps ist aus der 1. und 2. Division, das II. bayerische Armeecorps aus der 3., 4. uud 5. Division zusammengesetzt. An der Spitze eines Armeecorps steht das Generalkommando, bestehend, aus dem kommandierenden General mit seinem Stab (einem Chef des General-' stabes des Armeecorps, zwei Generalstabsoffizieren, zwei Adjutanten), dem Landwehr-

3. Kapitel.

Die Gliederung des Heeres im Frieden.

57

Referenten (inaktiven Stabsoffizier), dem Corpsarzt, dem Corpsauditeur, dem CorpsStabsveterinär, dem Corps-Stabs-Apotheker, der Corpsintendantur und Corpszahlungsstelle. Das deutsche Heer zählt 20 Armeekorps; zwei Armeekorps werden von Bayern, je eines von Sachsen und Württemberg aufgestellt, während Preußen gemein­ schaftlich mit den übrigen deutschen Staaten 16 Armeecorps formiert. Das preußische Gardecorps besteht aus zwei Infanterie-Divisionen zu zwei Infanterie-Brigaden und einer Kavallerie-Division zu drei Kavallerie-Brigaden. Das XI. Armeecorps besteht aus drei Divisionen, da ihm die großherzoglich hessische (25.) Division zugeteilt ist. Das XU. (sächsische) Armeecorps besteht aus drei Divisionen (zu je zwei Infanterie-Brigaden und einer Kavallerie-Brigade), die drei Jägerbataillone sind bei einer Infanterie-Brigade eingeteilt. Die übrigen Armcecorps bestehen aus je zwei Divisionen.

§ 8.

Die Armeecorps des deutschen Heeres.

Nr.

Sitz des General­ kommandos

Gardecorps

Berlin

1. Armeccorps 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Königsberg i. Pr. 'Stettin Berlin Magdeburg Posen Breslau Münster Cvblenz Altona Hannover Kassel

12. 13. 14. 15. 16. 17. I. bayerisches Armeccorps n. bayerisches Armeecorps

Dresden Stuttgart Karlsruhe Straßburg i. E. Mey Danzig München

Würzburg

Bezirke, aus denen sich das Armeecorps rekrutiert. Aus allen preußischen Provinzen und ElsaßLorhringen Ostpreußen Pommern Brandenburg Provinz Sachsen, Anhalt Reuß K. Posen Schlesien Westfalen Nheinprovinz, Hohenzollern Schleswig-Holstein, Mecklenburg rc. Hannover, Braunschweig ?c. Hessen-Nassau, Sachsen-Meiningen, SachsenWeimar, Großherzogtum Hessen rc. Königreich Sachsen „ Württemberg Großherzogtum Baden steht in Elsaß „ „ Lothringen Westpreußen

Ober-, Niederbayern, Schwaben. Teil von Niederbayern, Oberpfalz, Franken, Pfalz.

Demnach umfassen das preußische Gardecorps und das I. bis XI., sowie bas XVII. Armeecorps die Truppen des Königreichs Preußen und der nord­ deutschen Staaten, während die Truppen des Königreichs Sachsen das XU. Armeecorps bilden; die großherzoglich hessische (25. Division) ist dem XI. Armeecorps zugeteilt. Das XIII.. Armeecorps besteht aus kgl. württembergischcn Truppen, das XIV. Armeecorps umfaßt die Truppen des Großherzogtums Baden nebst einigen zugeteilten preußischen Regimentern, das XV. und XVI. Armeecorps sind aus verschiedenen Regimentern der nord- und süddeutschen Truppen zusammen­ gesetzt und bilden die'Friedensbesatzung von Elsaß-Lothringen.

58

IV. Abschnitt.

§ 9.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Die Armee-Inspektionen.

Im deutschen Heere besteht für je drei bis vier Armeecorps eine ArmeeInspektion.

1. Armee-Inspektion — Hannover. I., IL, IX., X, XVII. Armeecorps.

GeneralInspekteur: General-Feldmarschall Albrecht, Prinz von Preußen. Kgl. Hoh. — Dresden. V., VI., XU. (kgl. sächsisches) Armeecorps. General-Inspekteur: General-Feldmarschall Georg, Prinz von Sachsen. Kgl. Hoh. — Darmstadt. VH., XVHL, XI. Armeecorps. GeneralInspekteur : General der Infanterie Ludwig IV., Großherzog v. Hessen und bei Rhein. Kgl. Hoh. '— Berlin. HI., IV., XIII. (kgl. württembergisches) Armee­ corps. Gen.-Jnspekteur: Gen.-Feldmarschall Gras v. Blumenthal. Der General-Inspekteur der 4. Annee-Inspektion ist nach Maßgabe des Bündnisvertrages mit der periodischen Inspi­ zierung des kgl. bayerischen I. und II. Armeecorps beauftragt. — Karlsruhe. XIV. XV. und XVI. Armeecorps. GeneralInspekteur: General-Oberst der Kavallerie Friedrich, Groß­ herzog von Baden. Kgl. Hoh.

2. 3.

4.

5.

§ 10. Die Friedensstärke des deutschen Heeres. Die Friedensstärke des deutschen Heeres (einschl. des baye­ rischen) beträgt: 486983 Mann, diese Friedensstärke ist durch Reichsgesetz. vom 15. Juli 1890 für die Zeit vom 1. Oktober 1890 bis zum 31. März 1894 festgesetzt. Die Einjährig - Freiwilligen kommen aus die Friedensprttsenzstärke nicht in Anrechnung.

§ 11. Die FriedenSeinteilung der königlich bayerischen Armee.

Kriegsministerium (München). I. Ärmcecorps. Generalkommando (München).

1. Division (München). 1. Anfanterie-Arigade (München). Onfantcrte • Leib - Regiment (München). 1.Infant.-Regiment „König" (München). (II. Bat. Fürstenfeldbruck.) (Bezirkskommando: Rosenheim, Wasser­ burg, Weilheim, I München).

2. Infanterie-ZSrigade (München). 2. Infanterie-Regiment „Kronprinz“ (München).

16. Infanterie-Regiment vac. „König ctsfons von Spanien" (Passau). (I. Bataillon Landshut.) (Bezirkskommando: II München, Lands­ hut, Vilshofen, Passau.)

le Kavasserie-Nrigade (München). 1. Schweres Reiter-Regiment „Prinz Kars von Rayern" (München). 2. Schweres Reiter - Regiment vac. .^Kronprinz Erzherzog Rudolf von Österreich" (Landshut).

S. Division (Augsburg). 3. Infanterie-Arigade (Augsburg). 3. Infanterie - Regiment „Prinz Kart von Rayern" (Augsburg). (III. Bataillon Lindau.) 12. Infanterie-Regiment „Prinz Rrnulf" (Neu-Ulm). 1. Iäger-Rataillon (Kempten). (Bezirkskommando: Kempten, Mindel­ heim, Augsburg.)

3.

Kapitel.

Die Gliederung des Heeres im Frieden.

4. Insanterie-Nrigade (Ingolstadt). 10. Insanterie-Regiment.PrinzLudwig" (Ingolstadt). (I. Bataillon Landsberg.) 13. Onfanterie-^egünent „Kaiser /ranz Joseph von Österreich" (Ingolstadt). (Bezirkskommando: Ingolstadt, Gunzen­ hausen, Dillingen.)

59

2. Aavalkerie-Nrigade (Augsburg). 2. Thevauleger8-Regiment „Taxi8" (Dillingen). 4. Lhevautegers-Regiment „König" (Augsburg). (1 Eskadron Neu-Ulm.)

1. Jetdartisserie Nrigade

Ilestimgs Houvernement (Ingolstadt).

(München). I. /eldartillerie-Regiment „Prinzregent Cuitpofd“ (München). (II. Abteilung Freising.) 3. /eldartillerie ■ Regiment „Königin Mutter" (München). I. «fuß»Sri.-Regt. „Lothmer" (Ingol­ stadt). (1. Bat. Neu-Ulm.) 1. Nionier-Nataissou (Ingolstadt). Kisenvahn-Natailkou (München). 1. Hrain Natailkon (München). (1. Train-Kompagnie Ingolstadt.)

Kommandanturen und NtahKommandos im Corpsbezirke.

ßorps-Intendantur (München). Corpszahlungsstelle (München).

Intendanturen der 1. u. 2. Division. RMttär-Magazin8verwattungen.

Harnisonsverwattungen, Harnison8tazarete, Rkontierungsdepot (Ingol­ stadt).

II. Armeecorps. Generalkommando (Würzburg). S. Division (Nürnberg). 5. Jnfanterie-ZSrigade (Regensburg). 11. Infanterie-Regiment „von der Tann" (Regensburg). (III. Bataillon Straubing.) 15. Infanterie-Regiment „König Albert von 8achsen" (Neuburg a. D) (Bezirkskommando: Regensburg, Strau­ bing, Amberg).

6. Insanterie-Nrigade (Nürnberg). 14. Infanterie-Regiment „Herzog Kart Theodor" (Nürnberg). 19. Infanterie-Regiment (Erlangen). (III. Bataillon Eichstädt.) (Bezirkskommando: Nürnberg, Ansbach, Erlangen, Kitzingen.) 3. Kavallerie-Arigade (Nürnberg). Chevaulegers - Regiment „Kaiser Alexander von Rußland" (Nürn­ berg). 6. Thevauteger8 - Regiment „Hrogsürst Konstantin Nikolajewitsch (Bay­ reuth). (2 Eskadrons Bayreuth, 2 Esk. Am­ berg, 1 Esk. Neumarkt i O.)

I.

4. Division (Würzburg).

7. Jnfanterie-Arigade (Würzburg). 5. Infanterie - Regiment „Hroßherzog von Hessen" (Bamberg). 9. Infanterie-Regiment „wrede" (Würzburg). 2. Iäger-Rataillon (Aschaffenburg.) (Bezirkskommando: Bamberg, Kissingen, Würzburg, Aschaffenburg).

8. Jufanterie-Nrigade (Bayreuth). 6. Infanterie-Regiment „Kaiser UJishelm I., König von Preußen" (Am­ berg). (II. Bataillon Sulzbach). 7. Infanterie-Regiment „PrinzLeopotd" (Bayreuth). (Bezirkskommando: Weiden, Hof, Bay­ reuth.)

4. Kavasserie-Nrigade (Bamberg). 1. Alanen--Regiment„KaiserMthelmII., König von Preußen" (Bamberg). 2. Alanen-Regiment „König*1 (Ans­ bach).

60

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

5. Division (Landau i. Pf.). 9. Infarrterte-Arigade (Landau). 17. Infanterie Regiment „Lrss" (Ger­ mersheim). (I. Bataillon Zweibrücken.) 18. Infanterie-Regiment „Prinz Ludwig Ferdinand" (Landau).

10. Infanterle-ZSrigade (Metz). 4. Infanterie-Regiment „Röntg Rarl von Württemberg" (Metz). 8. Infanterie ■ Regiment „Pranckh" (Metz).

5. Kavalterie-Arigade (Dieuze).

3. Chevautegers-Regiment „Herzog Rlaximittan" (Dieuze). 5. Lhevaufeger8'Regiment „Erzherzog Llürecht von Österreich" (Saargemünd). (1. Eskadron Zweibrücken.)

2. KetdartMerie-Nrigade (Würzburg). 2. cketdartillerre-Regiment „Horn" (Würzburg). (II. Abteilung Fürth) 4. ck'etdartillerie - Regiment „Rönig" (Augsburg). (HL Abteilung Nürnberg) (später Fürth). 5. «fetdartisserie-Regiment (Landau). 2. /utzartillerie-Regiment (Metz). (II. Bataillon in Germersheim). 2. F^ionier-AataUkon (Speier). (5. Kompagnie Germersheim.)

2. Hraln-Aalaillon (Würzburg). (1 Kompagnie Germersheim.) Kestungs-Kommandantur Hermersheim.

Sonstige Kommandanturen und F»tahKommgndos im Corpsbezirke. tzorps-Jntendantur (Würzburg). Eorp5zahtung5stelle (Würzburg). Intendanturen der 3. u. 4. Division. ZMfitär-RlagazinsverwaNungen. Harnison8verwattungen. Harnison8fazarete.

4. Kapitel. Die Gliederung des Heeres im Kriege.

§ 1. Mobilmachung. Der Übergang von dem Friedens- zum Kriegszustände heißt Mobil­ machung. Sie umfaßt die Ergänzung der Feldtruppen an Offizieren, Mann-, schäften und Pferden auf die vorgeschriebene Kriegsstärke, ihre kriegs­ gemäße Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnimg, ferner die Aufstellung der Feldreserve-, Besatzungs- und Ersatztnippen, die Armierung der Festungen rc.

§ 2. Feld- und Besatzungsarmee.

In der Kriegsformation gliedert sich das Heer in 1. die Feldarmee und 2. die Besatzungsarmee. Die Feldarmee ist zunächst zur Ausführung der kriegerischen Opera­ tionen und zur Vernichtung des Feindes in den Gefechten und Schlachten bestimmt; die Besatzungsarmee dient zur Besetzung der Festungen des Inlandes und zur Aüfrechthaltung der Ruhe und Ordnung in den heimat­ lichen Garnisonen; sie ist teilweise auch Reserve der Feldarmee.

4. Kapitel

Die Gliederung des Heeres im Kriege.

Feld- und Besatzungsarmee werden eingeteilt 1. Kommando- und Verwaltungsbehörden, 2. Feldtruppen, 3. Reservetruppen, 4. besondere Feldformationen, 5. Etappen- und Eisenbahnformationen, 6. die stellvertretenden Kommando- und Verwaltungsbehörden, 7. Ersatztruppen, 8. Besatzungstruppen, 9. Landsturmtruppen,

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in \ I \ Feldarmee; I J

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Besatzungsarmee.

Zu 1. Die Kommandobehörden handhaben die Befehlsführung, während den Verwaltungsbehörden (Administrationen) die verschie­ denen Zweige der Verwaltung, die Geld- und Naturalverpflegung der Truppen, die Sorge für die Kranken und Verwundeten, die Ergänzung des Kriegsmaterials re. zustehen. Zu 2. Die Feldtruppen bilden den Kern der Feldarmee. Ihre Kriegsformation lehnt sich an die Friedensformation des stehenden Heeres an. Zu 3. Die Reservetruppen, durch die Landwehr 1.Aufgebots ge­ bildet, werden zur Verstärkung der Feldarmee, zur Besetzung und Deckung der Etappenstraßen, sowie zur Besetzung von Festungen oder von okku­ piertem feindlichen Gebiet verwendet. Zu 4. Die besonderen Feldformationen sind für den Tele­ graphendienst int Felde, zur Herbeischaffung des Munitionsersatzcs und für den Belagerungsdienst bestimmt. Zu 5. Unter Etappenlinien versteht man die rückwärtigen Ver­ bindungslinien der operierenden Armee mit der Heimat. Sie bestehen in Eisenbahnen — Etappenbahnen und in Land- und Wasserstraßen — Etappenstraßen. Auf diesen Etappenlinien fließen der Armee Verstärkungen und Er­ gänzungen an Mannschaften, Pferden, Bckleidungs-, Bewassnungs-, Aus­ rüstungsstücken, Munition, Lebensmittel u. s. w. zu, auf ihnen werden Kranke, Verwundete, Kriegsgefangene, Kriegsbeute?c. zurückgeschafft. Zur Regelung des Dienstes auf den Etappcnlinien und zu deren Schutz dienen die Etappen- und Eisenbahnformationen, die teils aus Behörden, wie die Etappenkommandanturen (d. s. Kommandanturen der an der Etappenlinie gelegenen größeren Orte), Bahnhofskomman­ danturen, Etappeninspektiouen, Eisenbahndirektionen, teils aus Truppen — Etappentruppen bestehen, welche mit der Bewachung und Sicherung der Etappenlinien betraut sind. Zu 6. Die stellvertretenden Kommando- und Verwal­ tungsbehörden handhaben die Befehlsführung bzw. die Verwaltung der in den heimatlichen Garnisonen zurückgebliebenen Truppen und Anstalten. Zu 7. Zur Ausbildung und Nachsendung des Ersatzes für die Feld­ truppen an Offizieren, Mannschaften und Pferden dienen die Ersatz­ truppen; diese haben auch für die Ergänzung der Feldtruppen an Be­ kleidung und Ausrüstung zu sorgen.

IV. Abschnitt.

62

Die innere Einrichtung des Heeres.

Zu 8. Die Besatzungstruppen — durch die Landwehr 2. Auf­ gebots gebildet — dienen zur Besetzung von Festungen, befestigten Kü'tenpunkten oder anderen eine Besatzung erfordernden Orten. Zu 9. Die Landsturmtruppen werden verwendet, um Rescrveoder Besatzungstruppen abzulösen und für den Gebrauch im Felde frei zu machen. In äußersten Fällen können auch sie ini Feld verwindet werden.

§ 3. Ordre de Bataille. Mit der Mobilmachung der Feldarmee wird die Ordre de 3 ataille (Zusammensetzung der größeren Truppenköroer) erlassen, welche die Befehls- und Verwaltungsverhältnisse für den ganzen Feldzug regelt. Nach der Ordre de Bataille besteht die Feldarmee aus Armeen, die Armee aus Armeecorps, Kavallerie-Divisionen und Reserve-Divisionen. Ein Armeecorps (ungefähr 40000 Mann stark) besteht in der Regel aus zwei Infanterie-Divisionen, der Corps-Artillerie, den Munitions-Kolonnen und Trains (Proviantkolonnen, Fuhr­ parkkolonnen, Pferde-Depot, Feldbäckerei-Kolonne, Corps-Brückentrain, Feldlazarete). Eine Infanterie-Division besteht aus zwei Infanterie-Brigaden, einem Kavallerie-Regiment (Divisions-Kavallerie), einem FeldArtillerie-Regiment (Divisions-Artillerie), ein bis zwei Feldpionier-Kompagnien, einem Divisions-Brückentrain und einem Sanitäts-Detachement. Eine Kavallerie-Division besteht aus Kavallerie-Brigaden und reitender Artillerie. Eine Reserve-Division ist im allgemeinen wie eine Jufanterie-Division zusammengesetzt.

5. Kapitel. Besondere Aommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

§ 1.

DaS Kriegsrntrristerium.

(Außer Bayern haben unter den deutschen Staaten Preußen, Sachsen und Württem­ berg eigene Kriegsministerien, alle übrigen deutschen Militärkoniingenie stehen unter Verwaltung des preußischen Kriegsministeriums.)

Das Kriegsministerium ist das Organ Sr. Majestät des Königs in allen Militärangelegenheiten; es ist zugleich oberste Kommandostelle und Verwaltungsbehörde der Armee. Es ist in Abteilungen, jede unter einem besonderen Chef, gegliedert. 1. Zentralabteilung: Betrieb des formellen Dienstes und innere Verwaltung des Kriegsministeriums; sie umfaßt das Sekretariat, die Registratur, die Hausverwaltung und die lithographische Offizin. 2. Abteilung für., persönliche Angelegenheiten der Offiziere, Portepeefähnriche, Ärzte und Beamten. (In Preußen besteht neben dem Kriegsministerium das Militärkabineti, welches die Beförderung, Ver­ setzung, Verabschiedung:c. der Offiziere bearbeitet.)

5. Kapitel.

Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

63

3. Abteilung für allgemeine Armeeangelegenheiten: Or­ ganisation, Formation, Mobilmachung, allgemeine Dienstverhältnisse, Dislokation, Ausbildung und Übungen der Truppen; Artillerie- und Waffenwesen; Kriegsbauwesen; Militärbildungs- und Erziehungswesen; Ersatz- und Landwehrangelegenheiten rc. 4. Militär-Ökonomieabteilung. 1. Sektion: Etats- und Kassenwesen. 2. Sektion: Naturalverpstegungs-Angelegenheiten, Militär-Fonds. 3. Sektion: Bekleidungs-, Geldverpflegungs-, Reise- und VorspannAngelegenheiten. 4. Sektion: Servis wesen. 5. Sektion: Bauwesen. 5. Abteilung für das Jnvalidenwesen: Jnvaliditätserklärung von Offizieren, Sanitätsoffizieren und oberen Beamten, Pensionsanweisung, Zivilversorgungswesen, Witwen- und Waisenpensionen rc. 6. Militär-M edizinalabteiluna: Ärztliche Ausrüstung der Armee; Gesundheitspflege im allgemeinen, Lazaretwesen rc., Personalangelegen­ heiten der Militärärzte und Militärapotheker. 7. Justitiar: Rechtsverhältnisse, Militärstrafgesetzgebung, Angelegenheiten der Presse rc. 8. Der Mi litärfiskal: Vertretung der Eigentumsrechte des Ärars und der Militärfonds, Kapitalanlagen der letzteren. 9. Die Rechnungsrevisionsstelle. 10. Die Ober-Examinationsk ommission für Kandidaten des höheren Militärverwaltungsdienstes. 11. Die Mi litärfonds-K ommission: Verwaltung sämtlicher Militär­ fonds und der zugewiesenen Stiftungen zum Besten kranker oder unter­ stützungsbedürftiger Militärs oder ihrer Familien. Die Offiziere des Kricgsministcriums sind ä la suite der Truppenteile ge­ stellt, aus denen sie entnommen sind, und tragen deren Uniform, jedoch im Epauletteseld eine goldene Krone. Die Beamten tragen die Uniform ihrer Branche. Alle das Heerwesen betreffenden und zur Veröffentlichung sich eignenden Verordnungen und Instruktionen, sowie Veränderungen im Personalstande des Heeres werden durch das periodisch erscheinende Verordnungsblatt bekannt gemacht. Außerdem ergehen Verordnungen, Instruktionen und allgemeine Verordnungen durch lithographierte Reskripte.

§ 2. Der Generalstab. Der Generalstab ist bestimmt, militärwissenschaftliches Material für den Zweck der Vorbereitung auf den Krieg zu sammeln und zu be­ arbeiten und die höheren Befehlshaber in ihren Dienstobliegenheiten in Bezug auf strategische, taktische und administrative Anordnungen zu unterstützen. Der Generalstab teilt sich in die in München befindliche Zentral­ stelle und in den Generalstab bei den höheren Truppenkommandos. Uniform: Wafsenrock und Beinkleid hellblau mit karmoisinroten Kragen, ebensolchen Ausschlägen (diese ohne Patten) und Vorstoß; am Kragen und an den Aufschlägen zwei gerippte silberne Litzen; am Beinkleid zwei karmoisinrote Streifen; weiße Knöpfe. Helm mit weißem Beschläge und hängendem Haarbusch, Säbel der leichten Kavallerie. (Der preußische Generalstab tragt dunkelblaue Waffenröcke und schwarz-graue Beinkleider, sonst dieselben Auszeichnungen wie der bayerische.) Die Zentralstelle des preußischen Generalstabes heißt „großer Generalstab".

64

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Dem Chef des Generalstabs sind unterstellt: 1. Das Topographische Bureau. Dasselbe ist zur militärischen Landesvermessung, Kartenzeichnung und Kartenvervielfültigung bestimmt. Die Offiziere des topographischen Bureaus tragen die Uniform der General­ stabsoffiziere, jedoch ohne Litzen aus den Kragen und Ausschlägen und ohne Streifen an den Beinkleidern; sie tragen den Helm und den Säbel der Infanterie­ offiziere. Das topographische Bureau gibt heraus: den topographischen Atlas von Bayern in 110 Blättern int Maßstabe 1:50000, ferner Positionsblätter von Bayern im Maßstabe: 1 : 25 000, eine Karte von Südwestdeutschland im Maß­ stabe 1 : 250 000, eine Einteilungskarte des Landes in Landwehr-Bezirke, die bayerischen Sektionen der deutschen Gradeinteilungskarte im Maßstabe 1 : 100000 rc.

2. Das Hauptkonservatorium der Armee; es enthält eine reich aus­ gestattete Bibliothek von militärischen Werken, Plänen, Karten, Doku­ menten rc. Die Offiziere des Hauptkonversatoriums sind wie die des topographischen Bureaus uniformiert.

3. Das Kriegsarchiv (heeresgeschichtliche Bureau des Generalstabes). Dasselbe dient zur Sammlung und Sichtung des Materials für bayerische Heeresgeschichte. 4. Das Armeemuseum, im Zeughansgebäude in München befindlich, enthält die für die Entwickelungsgeschichte des bayerischen Heerwesens charakteristischen Waffen, Rüstungen, dann die Kriegstrophäen und die zur Erinnerung an hervorragende Persönlichkeiten geeigneten Gegen­ stände. 5. Die Linienkommissionen — aus einem Stabsoffizier und einem höheren Eisenbahnbeamten nebst Unterpersonal bestehend — bearbeiten die Eisenbahntransporte der Truppen im Frieden und im Kriege und sind dem großen Generalstab unterstellt. Für Bayern besteht je eine Linienkommission in München und Ludwigshafen a. Ich.

§ 3.

Adjutantur.

Hierher zählen die Königlichen General- und Flügeladjutanten, dann die Adjutanten der königlichen Prinzen, des Kriegsministers, des General­ stabes, der höheren Kommando- und der Jnspektionsstellen. Die Generaladjutanteu (im Range von Generalen) tragen die Uniform der Generale, jedoch Goldstickerei auf dem Paradewaffenrock, dann auf dem Kampagnewasfenrock goldene Litzen auf rotsamtenen Kragen und Aufschlägen, gelbe Knöpfe; auf silbernen Epaulettefeldern die Königskrone in Gold; goldene Achselschnüre zu den Epauletten und Feldachsclstückcn. Tie Flügeladjutanten im ditinge von Stabsoffizieren und Hauptleuten tragen den hellblauen Waffenrock mit Kragen und einfachen Aufschlägen von hochrotem Samt, auf diesen in Silber gestickte Litzen; weiße Knöpfe; Epaulettes mit sil­ bernem Halbmonde und auf dem Felde die Königskrone in Gold; Achselschnüre von Silber; Beinkleid wie die Generale; Helm mit'weißem Beschläge und hängendem Haarbusch; im Hosdienste Hut mit Federbusch. Die Adjutanten der Mitglieder des kgl. Hauses tragen die Uniform des Truppenteils, welchem sie zuletzt angehört haben; auf dem Epauletteselde weder Nummer noch Initial: silberne Achselschnüre zum Dienstanzug. Die Adjutanten der höheren Kommandostellen stehen a la suite des Truppen­ teils, dem sie entnommen sind, und tragen dessen Uniform. Dieselben sind den höheren Befehlshabern zugeteilt, um die schriftlichen Geschäfte zu besorgen und Befehle an die Truppen zu überbringen.

5. Kapitel.

Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

65

Alle Adjutanten, dann die Generalstabsoffiziere (die Chefs ausgenommen), welche sich bei den Armeecorps und Divisionen befinden, tragen die Schärpe über die rechte Schulter.

§ 4.

Die Kavallerie- und Remonte-Jnspektiou.

Dem Kavallerie-Inspekteur obliegt unbeschadet des Besichtigungsrechtes der Divisions-Kommandeure und kommandierenden Generale die Be­ sichtigung der Kavallerie hinsichtlich der technischen Ausbildung. Gleichzeitig hat der Inspekteur der Kavallerie die Geschäfte des Remonte-Jnspekteurs zu versehen und als solcher das Remontierungs­ wesen der Armee, die Verwaltung des Remontedepots zu leiten und die Musterung der Dienstpferde sämtlicher berittener Truppenteile vor­ zunehmen. Der Remontierung der Armee dienen die Remonte-Ankausskommissionen, welche junge Pferde für die Armee ankaufen, und die unter einer Remontedirektion stehenden 4 Remontedepots: Schwaiganger, Benediktbeuren, Fürstenfeld und Schleißheim, in welchen die jungen Pferde so lange verbleiben, bis sie stark genug sind, um an die Truppenteile ab­ gegeben und zugeritten werden zu können. Dem Kavallerie-Inspekteur sind ferner unterstellt: a) Die Equitationsanstalt, welche die Aufgabe hat, die richtige und gleichheitliche Ausbildung im Reiten und in der Abrichtung der Pferde zur Verbreitung zu bringen, sowie Lehrer für den Reit-, Turn-, Fechtund Voltigierunterricht der Kavallerie und Artillerie zu bilden. Die Anstalt gliedert sich in eine Lehrabteilung für Offiziere der Kavallerie- und Artillerie-Regimenter und in eine solche für die Ange­ hörigen der Militär-Bildungsanstalten. (In Preußen bestehen zwei Kavallerie-Inspektionen, ferner ein Militär-Reitinstitut zu Hannover, eine Militär-Roßarztschule zu Berlin; Sachsen hat eine Militär-Neitanstalt zu Dresden).

b) Die Militär-Lehrschmiede, welche eine gleichmäßige Heranbildung von Beschlagschmieden bezweckt. § 5.

Inspektion der Fuß-Artillerie.

Inspektion der Fuß-Artillerie unterstehen: beide Fuß-Artillerie-Regimenter, die Oberfeuerwerker-Schule, die Gewehrfabrik, die technischen Anstalten der Artillerie: a) Geschützgießerei und Geschoßfabrik, b) Artillerie-Werkstätten, c) Hauptlaboratorium, d) Pulverfabrik, 5. die Artilleriedepots. Die Oberfeuerwerker-Schule dient zur Ausbildung des Feuerwerks­ personals, welches neben anderen Zwecken für die Munitionsangelegenheiten bei den Artillerietruppenteilen bestimmt ist. Die Gewehrfabrik hat die Bestimmung, die zur Ausrüstung der Armee erforderlichen Handfeuerwaffen und deren Ersatzteile anzufertigen. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige. 5 Der 1. 2. 3. 4.

66

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Die Geschützgießerei stellt die Geschützrohre in Bronzeguß her, montiert sowohl diese Rohre als jene von Gußeisen und Gußstahl, und arbeitet sie aus. Sie ist mit der Geschoßfabrik vereinigt; letztere stellt die Artilleriegeschosse her. Die Artilleriewerkstätten haben das für den Feld- und Festungskrieg erforderliche Armeematerial zu fertigen und zu unterhalten. Dem Hauptlaboratorium obliegt die Fertigung und Unterhaltung der Munition und der Kriegsfeuer. Die Pulverfabrik verfertigt das Schießpulver. Die Artilleriedepots (München, Augsburg, Ingolstadt, Germersheim, Würzburg mit dem Filial-Artilleriedepot Nürnberg) haben die Bestimmung, die ihnen zugewiesenen Streitmittel des Staates (Waffen- und Munitions­ vorräte) aufzubewahren, in stand zu halten, nach Bedürfnis zu ergänzen rc. In denselben sind die Zeugoffiziere thätig. In Preußen besteht eine Inspektion der Feld-Artillerie, eine General-Inspek­ tion der Fuß-Artillerie, unter welcher 4 Fuß-Artillerie-Jnspektionen (jede 3—4 Fuß-Artillerie-Regimenter umfassend) sowie 4 Artillerie-Depot-Jnspektionen, ferner eine Schießschule der Feld-Artillerie mit Lehrbatterien und eine Schießschule der Festungs-Arttllerie mit Fuß-Artillerie-Lehrkompagnien, sowie eine Artillerie-Prüsungs-Kommission mit einer Versuchsabteilung und einer Versuchskompagnie und die Oberfeuerwerkerschule stehen.

§ 6.

Inspektion deS Jngenieur-CorpS und der Festungen.

In derselben -vereinigt sich die Leitung aller ingenieurdienstlichen Angelegenheiten; ihr sind unterstellt: 1. die Fortifikationen Ingolstadt und Germersheim; 2. die Pionier-Bataillone und das Eisenbahn-Bataillon in per­ soneller und technischer Beziehung. 3. die Lustschiffer-Abteilung. 4. die Militär-Telegraphenschule in München (zur telegraphen­ technischen Ausbildung von Mannschaften der Kavallerie und Pioniere). Die Fortifikationen entwerfen die baulichen Anlagen in den Festungen und überwachen die Ausführung der Arbeiten. In Preußen stehen je sieben bis acht Pionier-Bataillone unter einer PionierInspektion, deren es zwei gibts außerdem sind zehn Festungs-Inspektionen zu vier Ingenieur-Inspektionen vereinigt. An der Spitze der Pioniere und des Jngenieurwesens steht der Chef des Ingenieur- und Pionier-Corps, General-Inspekteur der Festungen; ihm ist auch das Zngenicur-Komite, die Festungsbauschule und die Inspektion der Militärtelegraphie mit der Telegraphenschule unterstellt.

§ 7.

Inspektion deS Trains.

Der Train-Inspektion unterstehen die beiden Trainbataillone nebst Train-DepotI in personeller und technischer Beziehung.

§ 8.

Die Militar-Bildungsanstalten.

Der Inspektion der Militär-Bildungsanstalten sind unterstellt: 1. Das Kadetten-Corps. Die Bestimmung desselben ist die Er­ ziehung junger Leute, für welche der Offiziersstand in Aussicht genommen ist. In Hinsicht des Umfanges seines Unterrichtes und seiner Schluß­ prüfung ist das Kadetten-Corps mit dem Realgymnasium gleichgestellt.

5. Kapitel.

Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

67

Die Zöglinge des Kadetten-Corps, wie auch jene der kgl. Pagerie, welche sich item Militärstande widmen, treten nach bestandener Schlußprüfung als Portepee­ fähnriche in die Armee ein.

2. Die Kriegsschule; sie bildet in zehnmonatlichem Knrse die Osfizierospiranten (Portepeefähnriche) aller Waffen für ihre Verwendung als Offiziere theoretisch und praktisch aus. 3. Die Artillerie- und Ingenieurschule; sie dient zur speziellen Be­ rufsausbildung der Artillerie- und Jngenieuroffiziere. 4. Die Kriegsakademie; sie bezweckt die höhere wissenschaftliche Aus­ bildung von Offizieren aller Waffen, sowie deren Vorbildung für den Dienst im Generalstab, der höheren Adjutantur und für das Lehrfach in militärwissenschaftlichen Gegenständen. Sie umfaßt drei Jahreskurse. Die Oberstudien- und Examinationskommission, welche die Lehrprogramme zu beraten und ihre Durchführung zu überwachen, sowie die Prüfungen an den verschiedenen Militär-Bildungsanstalten abzuhallen hat, besteht aus dem Inspekteur der Militär-Bildungsanstalten, den Direktoren dieser Anstalten nnd je einem Stabsoffizier des Generalstabes, der Infanterie, Artillerie und des IngenieurCorps. In Preußen besteht eine General-Inspektion des Militär-Erziehungs- und Vildungswesens; derselben sind unterstellt: die Ober-Militär-Studien-Kommission, die Ober-Militär-Examinations-Kommission, die Inspektion der Kriegsschulen — von diesen bestehen 8 — das Kadetten-Corps mit einer Haupt-Kadettenanstalt und 6 Voranstallen. Die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule steht unter dem GeneralInspekteur der Fuß-Artillerie und des Ingenieur- und Pionier-Corps; die Kriegs­ akademie unter dem Chef des Generalstabes. Unter der Inspektion der Infanterie-Schulen stehen Unleroffiziersschulen bzw. Vorschulen, das Militür-Knaden-Erziehungs-Jnstitut, die Militär-Schießschule und die Militär-Turn-Anstall.

§ 9.

Die Militarfchießschnle.

Die Militärschicßschule bezweckt die Heranbildung von Schießlehrern und die Bermittelung einer gründlichen Kenntnis der Handfeuerwaffen und einer sachgemäßen Behandlung derselben. Die Schießschule garnisoniert in Augsburg und nimmt den jähr­ lichen Lehrkurs auf dem Lechfelde vor. Der Lehrkurs beginnt in jedem Jahre Mitte April und endet Mitte August. Zu demselben werden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Infanterie und Jäger kommandiert. Uniform und Ausrüstung des Stammpersonals sind wie die der Infanterie, jedoch auf den Epaulettefeldern und Schulterklappen ein 8. In Preußen besteht neben einer Militär-Schießschule und Gewehr-Prüfungs­ kommission noch ein Lehr-Jnfanterie-Bataillon zur Herbeiführung einer gleich­ mäßigen Ausbildung der Infanterie.

§ 10.

Die FestrrrrgSgouvernemerrtS und Kommandanturen.

Den Gouvernements und Kommandanturen obliegt die Regelung des Garnisonsdienstes und die Anordnung der militär-polizeilichen Maß­ regeln in den betreffenden Garnisonen und innerhalb der in der Regel mehrere Bezirksämter umfassenden Kommandanturbezirke, den Festungs­ gouvernements bzw. Kommandanturen (erstere für größere, letztere für kleinere Festungen), außerdem die Maßregeln für Instandhaltung der Festungen und deren Vorbereitungen für ihre Verteidigung.

5e

IV. Abschnitt.

68

Die innere Einrichtung des Heeres.

Bayern besitzt die Festungen Ingolstadt und Germersheür. In Ingolstadt besteht ein Festungsgouvernement, in Germersheim eine Festungskommandantur. Die Festung Ulm beider Ufer bildet vorbehalt­ lich der Souveränitätsrechte der hohen Territorialherren und der be­ stehenden Eigentumsrechte einen einheitlichen Waffenplatz unter einheit­ lichem Kommando und einheitlicher Verwaltung durch Organe des Reiches. Unter den offenen Garnisonsstädten hat bloß München eine eigene Kommandantur unter der Bezeichnung: Kommandantur der Haupt- und Residenzstadt München; ferner ist ein Platzkommandant für das Lager Lechfeld aufgestellt. In allen übrigen Garnisonen werden die Kcmmandanturgeschäfte von dem Garnisonsältesten besorgt. Den Kommandanten bzw. Garnisonsältesten sind als Hilssorgane Platzmajore in Ingolstadt, Germersheim, München, Nürnberg, Würzburg und Augsburg bei­ gegeben.

§ 11.

Die Landwehr-Behörden.

Die Landwehr-Behörden wirken bei der Rekrutierung des Heeres mit, üben die Kontrolle über die nicht zum aktiven Heere gehörigen Wehrpflichtigen aus, ver­ mitteln die Mobilmachung des Heeres durch Einberufung der Offiziere und Mann­ schaften des Beurlaubtenstandes, und bearbeiten die dienstlichen Angelegenheiten der in der Heimat lebenden Invaliden. Die Landwehr-Behörden werden durch .die Bezirks-Kommandos dargestellt; unter ihrer Leitung stehen die Hauptmelde-Ämter bzw. Melde-Ämter und die Bezirks-Feldwebel. Melde-Ämter werden an Orten errichtet, an denen mehrere Kompagniebezirke ihren Standort haben. Die Melde-Ämter an den Stationsorten der BezirksKommandos führen die Bezeichnung „Hauptmelde-Ämter". Kontrollbezirke sind die Landwehrbezirke und innerhalb derselben die Kom­ pagnie-Bezirke bzw. die Bezirke der Hauptmelde-Ämter oder Melde-Ämter. Das Königreich Bayern ist in 32, nach Verwaltungsbezirken abgegrenzte und nach den Kommandositzen benannte Landwehr-Bezirke eingeteilt, von denen je 3 oder 4 zu den 9 territorialen Infanterie-Brigaden gehören. Die Landwehrbehörden stehen unter Leitung des Kommandos der InfanterieBrigaden oder der Landwehr-Inspektionen. Die Kommandos der Infanterie-Brigaden oder der Landwehr-Inspektionen sind in allen Ersatz- und Kontrollsachen, sowie in den Jnvaliden-Angelegenheiten des Beurlaubtenstandes den Generalkommandos unmittelbar unterstellt. Jedem Landwehrbezirk ist ein Stabsoffizier als Bezirks-Kommandeur vor­ gesetzt. Derselbe führt den Diensttitel „Kommandeur des Landwehrbezirts N. N." Zur Unterstützung der Bezirks-Kommandeure in den Bureaugeschäften sind Lieutenants des aktiven Dienststandes aus 2 bis 3 Jahre kommandiert (BezirksAdjutanten). Bei Abwesenheit des Bezirks-Kommandeurs ist — sofern nicht ein dienstthuender älterer Offizier des Bezirkskommandos im Stabsquartier anwesend ist — der Bezirksadjutant dessen Vertreter in Leitung der laufenden Geschäfte. Zur Unterstützung der Bezirks-Kommandeure innerhalb des Landwehrbezirks dienen Bezirks-Offiziere und Kontrollossiziere. Bezirksoffiziere sind in der Regel Hauptmelde-Ämtern oder Melde-Amtern vorgesetzt. Sie tragen die Verantwortung für das gesamte Kontrollwesen im Bereich des ihnen unterstellten Bezirks, vermitteln den Verkehr desselben mit dem Bezirkskommando, halten innerhalb ihres Bezirks Kontrollversammlungen ab und vertreten den Bezirks-Kommandeur bei dessen Abwesenheit. Die Bezirksoffiziere gehören zum Osfizierkorps des Landwehrbezirks. Sie bilden für die Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten des Beurlaubtenstandes keine Dienst­ stelle zwischen diesen und dem Bezirkskommando.

5. Kapitel.

Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

69

Kontrolloffiziere werden den innerhalb der Landwehrbezirke bestehenden KonIrollbezirken, sofern dieselben Bezirksoffizieren nicht unterstellt sind, oder Teilen dieser Bezirke vorgesetzt. Sie dienen zur Unterstützung der Bezirks-Kommandeure. Bei Melde-Ämtern, welche Bezirks-Offizieren unterstellt sind, finden KontrollOffiziere in der Regel nicht Verwendung. Kontrolloffiziere halten innerhalb des Kontrollbezirks Kontrollversammlungen ab. In welchem Umfange dieselben zu anderweitem Dienste heranzuziehen sind, bestimmen die Bezirks-Kommandeure. Die Kontrolloffiziere werden durch die Generalkommandos in Grenzen der in den Friedens-Verpflegungsetats vorgesehenen Zahl ernannt, und zwar aus den­ jenigen Hauptleuten und älteren Lieutenants des Beurlaubtenstandes der Infanterie und Jäger, welche ihre Befähigung zum Kompagnieführer im Mobilmachungsfall bereits nachgewiesen haben und als solche bestimmt sind. Sind geeignete und zur Verwendung bereite Offiziere zur Disposition (Hauptleute und ältere Lieute­ nants aller Waffen) vorhanden, so kann deren Verwendung als Kontrolloffiziere in erster Linie erfolgen. Sind vorgenannte Persönlichkeiten nicht verfügbar, so darf auf Offiziere des Beurlaubtenstandes anderer Waffen, sofern dieselben zur Verwendung bereit sind, zurück gegriffen werden. Die Kontrolloffiziere müssen im Kontrollbezirk und sofern sie HauptmeldeÄmtern oder Melde-Ämtern vorstehen, am Ort derselben, ihren festen Wohnsitz haben und durch ihre Persönlichkeit und Lebensstellung zu erfolgreichem Einfluß im dienstlichen Interesse befähigt sein. Beim Verziehen nach anderen Kontrollbezirken bezw. anderen Orten erlischt ihre Verwendung als Kontrolloffizier, auch kann die Enthebung von derselben durch die Generalkommandos jederzeit erfolgen. Militärärzte und Zahlmeister werden einzelnen Bezirkskommandos im Be­ darfsfälle ausnahmsweise zugeteilt. Das Unterpersonal der Bezirkskommandos besteht aus Unteroffizieren (Be­ zirks-Feldwebel, Sergenten, Unteroffiziere) Gefreiten und Gemeinen und befindet sich entweder im Stabsquartier, bei den Melde-Ämtern oder in den Stationsorten der Kompagniebezirke.

§ 12.

Die Verwaltungsbehörden.

Die Intendanturen leiten und beaufsichtigen die militär-ökonornischen Angelegenheiten der Truppen und Behörden, sowie das Garnisons­ Bauwesen. Jedes Armcecorps und jede Division haben eine Intendantur (Corps-, Divisions-Intendanturen). Zu den Beamten der Intendanturen zählen außer dem Corpsintendanten die Intendantur-Räte, -Assessoren, -Sekretäre und -Assistenten. Als bautechnische Organe der Corpsintendanturen fungieren Garni^sons-Baubeamte und zwar: Bauräte und Garnisons-Bauinspektoren, ivelche letzteren die Garnisonsbau-Angelegenheiten der ihnen zugewiesenen Baudistrikte bearbeiten. Die von der Corpsintendantur ressortierenden Verwaltungsbehörden sind: 1. die Proviantämter, 2. die Garnisons- und 3. die Lazaretverrvaltungen, 4. das Montierungsdepot. Die Proviantämter dienen zur Beschaffung der Verpftegungsmittel (Brot) und Fourage (Hafer, Heu, Stroh). Proviantämter bestehen in: Ingolstadt, Germersheim, Neu-Ulm, Augsburg, Nürnberg, Würzburg, Landau — hier überall mit Bäckereien —, in München, Amberg, Ansbach, Bamberg, Bayreuth, Dillingen, Landshut, Freising, Lechfeld, Schleißheim. In letzterem Orte, wie in Ingolstadt und Germersheim, befinden sich MilitürMahlmühlen.

70

IV. Abschnitt.

Die innere Einrichtung des Heeres.

Die Vorstände der Proviantämter sind je nach dem Geschäftsumfang entweder Proviantmeister oder Proviantamts-Rendanten; weitere Beamte der Proviantämter sind: Proviantamts-Kontrolleure und ProviantamtsAssistenten. Der Wirkungskreis der Garnisonsverwaltungen erstreckt sich auf Unterhaltung, innere Einrichtung und Benutzung der Militärgebäude, sowie auf Sicherstellung der laufenden Bedürfnisse für die Truppen, wie Brenn- und Beleuchtungsmaterial, Zimmereinrichtungs - Gegenstände. (Beamte: Garnisonsverwaltungs - Direktoren, Garnisonsverwaltungs­ Oberinspektoren, Garnisonsverwaltungs-Inspektoren, Kaserninspektoren, Kasernaufseher, Kasernwärter.) Die Garnisonslazarete dienen zur Aufnahme erkrankter Militärs; sie sind der Leitung von Chefärzten unterstellt, welchen das für den Lazaretdienst erforderliche militärische, ärztliche und administrative Personal beigegeben ist. Zu letzterem zählen die Lazaret-Oberinspektoren und Lazaretinspektoren. Das Montierungsdepot beschafft das Material zur Bekleidung der Truppen. § 13. Die Leibgarde der Hartschiere. Dieselbe besteht aus 1 Fourier, 1 Profos und 100 Hartschier-Unterosfizieren, welche lange und mit Auszeichnung gedient haben; sie bewacht die kgl. Residenz in München. Die Offiziere führen als Diensttitel die Bezeichnungen: Generalkapitän (General der Infanterie oder Kavallerie oder Generallieutenant), Premier- und Sekondlieutenant, Kornett, Exempt(Gencrallieutenants, Generalmajore bezw. Stabsoffiziere). Die Unteroffiziere heißen: Premier-, Sousbrigadiers (im Range von Premier- und Sekondlieutenants), die Leibgardisten heißen Hartschiere (im Rang vor den Feldwebeln). Uniform: Kampagnewasfenrock von hellblauem Tuche mit Kragen, Auf­ schlägen und Vorstößen von schwarzem Sammt; eine Reihe weißer Knopfe; auf Kragen und Ausschlägen zwei glatte silberne Litzen. Die Harischiere schwarzsammtne Schulterklappen mit Silberlitzen eingefaßt und in der Mitte eine Krone in Gold als Abzeichen. In den Epaulettcseldern der Offiziere eine goldene Krone. Galawaffenrock wie der Kampagnewasfenrock, nur sind die Schöße bis her­ unter zugeknöpft. Um den Kraaen sowie um die hohen gegen außen abgerundeten Ärmelaufschläge eine einfache, silbergestickte Leiste mit schwarzer Füllung und an den Ausschlägen zwei stehende Litzen. Die Vorderteile des Leibes wie der Rock­ schöße von den Knöpfen und Knopflöchern ausgehend mit flachen silbernen Litzen reich besetzt, ebenso die Taillenknvpfe und Taschenpatten der Rückseite. Die Generale tragen auf dem Paradewaffenrock die Generalstickerei in Silber, aber keine Achselschnüre, sondern die Epauletten ihres Ranges. Die Supraweste von weißem Tuch; Manschetten und Wings von schwarzem Sammt mit Silberlitzen besetzt, auf der Brust den in Farben und Gold gestickten Ordensstern vom heiligen Hubertus. Beinkleid blau mit schwarzem Vorstoß; in Gala von weißem Hirschleder in hohen schwarzen Reitstiefeln, Anschnallsporen, zur Supraweste hellgraue hohe Stiefel von weichem faltigen Kalbleder ohne Sporen. Weiße Mäntel. Helm von Neusilber mit vergoldetem bayerischen Wappen uni> Spitze mit weißem Noßhaarbusch. Zur Supraweste statt der Spitze ein ver­ goldeter Löwe. Eartouchebandelier von schwarzem Sammt mit Silberlitzen. Degen mit silbernem Griff. Karabiner; zu Supraweste die Cuise (Hellebarde). Die Offiziere vom Generalkapitän bis zum Rittmeister einen Stock von Ebenholz mit elfenbeinernem Knopfe und Stiesel. (In Preußen besteht eine Schloß-Garde-Kompagnie, in Hessen eine GardeUnteroffiziers-Kompagnie.

5 Kapitel. § 14.

Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten.

71

Die Halbirrvaltderr-Abteilrmgen.

Bei jedem Generalkommando besteht eine Halbinvaliden-Abteilung. In dieselbe werden halbinvalide, versorgungsberechtigte Unteroffiziere eingestellt, welche um fernere Verwendung im aktiven Dienst gebeten haben, wenn bei ihren Abteilungen für sie geeignete Stellen nicht vorhanden sind. Die Angehörigen der Halbinvaliden-Abteilung finden als Ordon­ nanzen und Schreiber bei höheren Kommandostellen, als Hilfsaufsichts­ personal bei militärischen Fabriken, bei Arbeiterabtellungen rc. Verwendung. Die Bekleidung und Ausrüstung der Halbinvaliden ist die jener BezirksKommandos, denen sie attachiert sind. (Wasserburg und Würzburg.)

§ 15.

Das Jnvalidenhaus.

Ganzinvaliden kann auf Ansuchen gestattet werden, an Stelle der Pensionierung in das Jnvalidenhaus zu Benediktbeuren einzutreten. Borzugsweise werden solche ausgenommen, denen hohes Alter, schwere Wunden oder sonstige bedeutende Gebrechen den Erwerb des Lebens­ unterhaltes unmöglich machen. UniformHellblauer Waffenrock mit zwei Reihen gelber Knöpfe, hochrotem Kragen und Ärmel-Ausschlägen mit Patten von schwarzem Sammt, letztere mit hochrotem Vorstoß. In Preußen bestehen drei Jnvalidenhäuser (Berlin, Stolp, Karlshafen).

§ 16.

Das Kaffenwesen.

Die Bataillone, Artillerie-Abteilungen, Kavallerie-Regimenter und Bezirks-Kommandos haben „Kassen", in welchen die für Ausgaben erforderlichen Gelder, etwaige Urkunden u. dgl. ausbewahrt und durch Kassen-Kommissionen verwaltet werden. Bei jedem Armee-Corps befindet sich eine Corps-Zahlungs­ stelle; ferner besteht die dem Kriegsministerium unmittelbar unterstellte General-Militärkasse. Diese ist die Zentralkasse und zugleich Rechnungsstelle für die General- und die Flügeladjutanten, die Inspektion der Artillerie und des Trains, die Inspektion des Ingenieur-Corps rc.; sie verwaltet ferner die reservierten Fonds („Militär-Fondskasse") und die „Militär-Pensionskasse". § 17.

Die Militär-Seelsorge.

Die gottesdienstlichen Funktionen und die Seelsorge in der Armee werden im Frieden von denjenigen Pfarrämtern versehen, in deren Sprengel die Truppenteile garnisonieren. In einigen Garnisonen sind eigene Militärkuraten aufgestellt. Im Kriege werden Feldgeistliche bestellt. In Preußen hat jede Division einige Divisionspsarrer eines oder beider Glaubensbekenntnisse; in größeren Garnisonen sind Garnisonspfarrer; an der Spitze der protestantischen bzw. katholischen Militärgeistlichkeil steht je ein Feldprobst.

§ 18.

Die militärischen Strafanstalten.

Die militärischen Strafanstalten sind einem eigenen Inspekteur der militärischen Strafanstalten unterstellt, dessen Funktionen dem Kommandeur einer Brigade übertragen sind. Sie bestehen aus den militärischen Strafanstalten auf Oberhaus bei Passau und der Arbeiterabteilung in Ingolstadt. Die ersteren dienen zur Auf­ nahme von Mannschaften, welche eine mehr als dreimonatliche Gefängnis­ strafe zu erstehen haben, sowie zur Abbüßung von Festungsstrafen. Die

IV. Abschnitt.

72

Die innere Einrichtung des Heeres.

Arbeiter-Abteilung besteht vorzugsweise aus Mannschaften, welche un­ würdig sind, in der Truppe zu bienen, und ist zur Ausführung von Arbeiten für militärische Zwecke bestimmt. In dieselbe werden eingestellt: a) Mannschaften, welche wegen des Verlustes der bürgerliche Ehrenrechte als Arbeitssoldaten ausgehoben werden; b) Mannschaften, welche sich durch Selbstverstümmelung oder auf andere Weise zum Dienst mit den Waffen untauglich gemacht haben, zu Arbeiten für militärische Zwecke aber noch fähig geblieben sind; c) Gemeine der 2. Klasse des Soldatenstandes, bei welchen die Anwendung der vorschriftsmäßigen Disziplinarstrafen fruchtlos geblieben ist. Die Uniform der Arbeitssoldaten besteht: 1. für die Arbeitssoldaten der 1. Klasse des Soldatenstandes aus einer­ hellblauen Mütze mit einem Schirm, schwarzem Streifen und Kokarde, aus einem hellblauen Waffenrock mit gelben Knöpfen, schwarzem Kragen und Achselklappen; ferner aus einer grauen Tuchhose ohne Vorstoß; 2. für die Arbeitssoldaten der 2. Klasse des Soldatenstandes wie zu 1, statt des Waffenrockes jedoch Jacke von hellblauem Tuche, die Mütze ohne Kokarde.

§ 19.

Die Gendarmerie.

Die Gendarmerie, welche zur Erhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicher­ heit im Innern des Landes dient, bildet keinen Bestandteil der bewaffneten Macht; sie steht nur in personeller und disziplinärer Beziehung unter dem Kriegsministerium, sonst aber, in Ansehung ihrer Dienstleistung und der ökonomischen Verhältnisse unter dem Staatsministerium des Innern. Sie ist entsprechend der Einteilung des Landes in acht Kreise und der Auf­ stellung einer eigenen Kompagnie für die Haupt- und Residenzstadt in neun Kom­ pagnien gegliedert, welche unter dem Gendarmerie-Corpskommando stehen. Zur Vorbildung der Gendarmen besteht eine Gendarmerie-Schule. Uniform: Wafsenrock dunkelgrün mit hochroten Kragen, Aufschlägen und Vorstößen. Beinkleid dunkelgrau mit hochrotem Vorstoß, Helm mit geloem Beschläg. Dienstmütze mit dunkelgrünem, Offiziere und Oberwachtmeister mit rotem Besatz­ streifen. Gendarmerie-Säbel und Karabiner. Im Kriegsfalle werden zum Zwecke der Aufrechterhaltung und Ausübung der Hecrespolizei bei der Feldarmee und auf den Etappenstraßen die Fel dgendarmerieDetachements organisiert. Die Feldgendarmene hat unberechtigtes Beitreiben und Plündern, sowie Aus­ schreitungen aller Art zu verhindern und für das Freihallen der Straßen zu sorgen, Fuhrleute, Marketender zu überwachen, alle ohne Nachweis betroffenen Soldaten und Zivilpersonen, Nachzügler u. dgl. festzunehmen, Versprengte zu sammeln und der nächsten Truppe oder Äehörde zuzuführen. Sie hat ferner Wirtshäuser, Bahnhöfe, Magazine und sonstige öffentliche Gebäude unter Aufsicht zu nehmen, Telegraphen und Eisenbahnen vor Beschädigungen zu schützen, eine feindliche Bevölkerung im Zaume zu halten, die Entwaffnung derselben zu vollziehen, Spionieren zu verhüten re. Die Bekleidung der Feldgendarmen ist die der Landgendarmen, ihr Dienst­ abzeichen ein Ningkragen von weißem Metall mit der Nummer des betreffenden Feldgendarmen. Wenn im Dienst befindlich, stehen sie zu sämtlichen Militär­ personen, mit Ausnahme der Offiziere, Ärzte und Beamten in dem Verhältnis der Wachen, sowohl bezüglich ihrer Befugnisse als bezüglich ihrer Unverletzlichkeit und Bestrafung der gegen sie verübten Beleidigungen und Widersetzlichkeiten. Ihre Anordnungen müssen befolgt, ihre Fragen genau und wahr beantwortet werden. Anmerkung: In Preußen steht die Landgendarmerie (12 Brigaden) unter dem Minister des Innern. Ordonnanzdienst bei Sr. Majestät dem deutschen Kaiser versieht dessen Leibgendarmerie, welche sich aus Unteroffizieren der Kavallerie ergänzt. In Preußen besteht noch das reitende Feldjäger-Corps (zu Berlin); das­ selbe ergänzt sich aus Oberförster-Kandidaten, die in der Armee gedient haben (Reserve­ offizieren) und ist für den Kurierdienst im Frieden und im Kriege bestimmt.

5. Kapitel. Besondere Kommando-, Verwaltungsbehörden und Anstalten

Pt 35 25 Ld •6’«' *ä‘6' o.§ M |g

letzten Prüfung zuzulassen sind. Die übrigen können von den Truppenteilen zu einem erneuten Besuch der Kriegsschule angemeldet werden. Bei ungenügender Führung kann auch Kriegsschülern, welche die Osfiziersprüfung bestanden haben, das Reifezeugnis zum Offizier noch bis zu sechs Monaten vorenthalten werden. Offiziere..des Beurlaubtenstandes, welchen Allerhöchsten Ortes die Erlaubnis zum Übertritt in den Friedensstand des Heeres erteilt wurde, haben sich zunächst, insofern sie ein Abiturientenzeugnis nicht besitzen, der Portepeesähnrichs-Prüfung zu unterziehen: sie können aber eventuell nach bestandener Portepeefähnrichs-Prüfung sofort und ohne Besuch einer Kriegsschule zur Offiziers­ prüfung zugelassen werden. Vizefeldwebel der Reserve oder Landwehr ebenso wie die übrigen Mann­ schaften des Beurlaubten st andes, welche auf Beförderung dienen wollen, haben sich, wenn sie kein Abiturientenzeugnis besitzen, ebenfalls der Portepeefähnrichs-Prüfung zu unterziehen und werden nach Erlangung des Reifezeugnisses für Beförderung zum Portepeesähnrich vorgeschlagen. Die Erteilung des Zeug­ nisses der Reife zum Portepeefähnrich ist an eine bestimmte Truppendienstzeit nicht gebunden. Die Zöglinge des kgl. Kadetten-Corps und der kgl. Pagerie werden nach be­ standener Abiturientenprüfung sofort zu Portepcefähnrichen ernannt. Auszeichnung vor dem Feind befreit von der Prüfung zum Portepee­ fähnrich und fortgesetztes, ausgezeichnetes Benehmen im Kriege auch von der zum Offizier. Doch muß stets vollständige moralische und dienstliche Reife als die Grundbedingung für den Eintritt in das Ofsiziercorps gefordert werden. Die Zeug- und Feuerwerksosfiziere ergänzen sich aus dem Unteroffizier-stande, werden nicht gewählt, aber von Sr. Majestät dem König ernannt, und zwar letztere nach Ablegung einer besonderen Pr-üfung.

§ 6.

Beförderung der Offiziere.

(Allerhöchstes Signal vom 4. September 1883, Verordnungsblatt Nr. 35.)

Jedes Regiment, Jäger-Bataillon, der Generalstab, das Ingenieur-Corps, der Train, dann das Zeugdienst- und das Feuerwerkspersonal bilden einen in sich geschlossenen Avancementskörper, für welchen die Vorrückung innerhalb desselben nach Maßgabe der Rangliste zum Portepeefähnrich und zu den Ossizierschargen bis zum Stabsoffizier einschließlich die Regel ist. Qualifizierte Offiziere des Beurlaubtenstandes avancieren bis einschließlich zum Hauptmann oder Rittmeister gleichzeitig mit dem nach dem Dienstrange vorrückenden Hintermanne vom Friedensstande des Truppenteiles rc. Auftücken in einen höheren Grad tritt nur ausnahmsweise ein. Bei erheblicher Ungleichheit im Avancement einzelner Truppenteile ist Aus­ gleich durch Versetzungen Vorbehalten. Bei Beförderung zum Oberstlieutenant und in höhere Chargen wird das Armee-Rangverhältnis zu Grunde gelegt.

IX. Abschnitt.

§ 7.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

161

Allgemeine- über die Offiziere de- Beurlaubtenstande-. (Heer- und Wehrordnung.)

Die Offiziere des Beurlaubtenstandes sind dazu bestimmt, Lei Mobilmachungen und außerordentlichen Verstärkungen des Heeres den Mehrbedarf desselben an Offizieren zu decken, sowie bei den Übungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes als Lehrer und Abrichter mitzuwirken. Die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die Dauer der Dienstpflicht finden auch auf die Offiziere des Beurlaubtenstandes Anwendung. Diese sind daher bis zu vollendeter siebenjähriger Dienst­ zeit zum Dienst im stehenden Heere und demnächst 5 Jahre zum Dienst in der Landwehr ersten Aufgebotes, sodann bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie das 39. Lebensjahr vollenden, oder wenn sie vor dem 20. Lebensjahre in das Heer eingetreten sind, bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie 6 Jahre der Landwehr zweiten Aufgebotes angehört haben, zum Dienst in der Landwehr zweiten Auf­ gebotes verpflichtet (s. S. 30—32). Dementsprechend werden die Offiziere des Beurlaubtenstandes in Offiziere der Reserve und Offiziere der Landwehr ersten und zweiten Aufgebotes eingeteilt. Die Reserve- und Landwehr-Offiziere sind beurlaubt, insoweit nicht die vorgeschriebenen Übungen oder notwendige Verstärkungen bzw. Mobilmachungen des Heeres die Einberufung zum Dienst erfordern. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes aller Waffen, welche in einem Landwehr-Bezirke ihren Wohnort haben, bilden das unter der Leitung des Bezirks-Kommandeurs stehende Offiziercorps dieses Landwehr-Bezirks. Die Offiziere der Reserve stehen in bezug auf ihre Verwendung im Falle der Mobilmachung, bei größeren Truppenübungen zunächst zur dienstlichen Verfügung ihres Truppenteils, bei welchem sie auch ihre Befähigung zur Beförderung nachzuweisen haben, Die Zahl der Reserve- und .Landwehr-Offiziere bemißt sich im allgemeinen nach dem Gesamtbedarf an Offizieren auf den Mobil­ machungsstand, doch können Secondlieutenants der Reserve und Landwehr in unbeschränkter Zahl ernannt werden. Die Reserve-Offiziere der Infanterie tragen die Uniform ihres Truppen­ teiles mit dem Landwehrabzeichen. Die Landwehroffiziere der Infanterie tragen im Frieden die Nummer ihrer Jnfanteriebrigade und an den Ärmelaufschlägen resp. Ärmelpatten des Waffenrocks die Abzeichen jenes Armeecorps, in dessen Bezirk sie in militärischer Kontrolle stehen. Im Mobilmachungsfalle tragen sie die Uniform desjenigen Regiments, welchem sie zugeteilt werden, mit dem Abzeichen der Landwehr (Landwehrkreuz) an der Kopfbedeckung. Die Landwehroffiziere der Kavallerie tragen die Uniform desjenigen KavallerieRegiments, welchem sie als Reserveoffiziere angehört haben; jene, welche im Landwehrverhältnis zu Offizieren befördert werden, die Üniform jenes Kavallerie-Regiments, dessen Kommandeur für sie die auf S. 164 Abs. 6 erwähnte Erklärung abgegeben hat, hierzu das Abzeichen der Landwehr (Landwehrkreuz) an der Kopfbedeckung und im Frieden die Nummer (römisch) desjenigen Armeecorps, in dessen Bezirk sie in militärischer Kontrolle stehen, auf den Epauletten bzw. Achselstücken. Im Mobil­ machungssalle legen die in einem Kavallerie-Regiment eingeteilten LandMüller und v. Zwehl, Handbuch f. EinjLhrig.Freiwlllige. 11

162

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Wehroffiziere die Nummern ab, die übrigen legen die Nummern jenes Armeecorps bzw. jener Reserve-Division (römisch) an, in welchen sie ein­ geteilt werden. Die Landwehroffiziere der Jäger, der Feld- und Fuß­ artillerie, der Pioniere und des Trains tragen die Uniform der Jäger bzw. der Feld- und Fußartillerie, der Pioniere und des Trains mit dem Abzeichen der Landwehr (Landwehrkreuz) an der Kopfbedeckung. Im Frieden tragen dieselben die Nummer (römisch) desjenigen Armeecorps, in dessen Bezirk sie in militärischer Kontrolle stehen, auf den Epauletten bzw. Achselstücken. Im Mobilmachungsfalle legen sie die Nummer der­ jenigen Regimenter bzw. Bataillone an, bei welchen sie zugeteilt werden. Offiziere der Jäger, welche im Mobilmachungsfalle bei Infanterie-Truppen­ teilen eingeteilt werden, tragen die Uniform des betreffenden InfanterieRegiments mit dem Abzeichen der Landwehr (Landwehrkreuz) an der Kopfbedeckung. Die Landwehr-Offiziere der Eisenbahntruppe tragen die Uniform des Eisenbahn-Bataillons mit dem Landwehr-Abzeichen.

§ 8.

Ergänzung der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Die Offiziere des Beurlaubtenstandes ergänzen sich: a) aus Mannschaften, welche mit dem Befähigungszeugnis zum Offizier aus dem aktiven Dienst entlassen worden sind oder dasselbe später erwerben (Offizieraspiranten); b) durch Übertritt von Offizieren des aktiven Dienststandes in den Beurlaubtenstand; c) aus Mannschaften, welche sich vor dem Feinde auszeichnen. Die unter a) und c) bezeichneten Personen müssen, bevor sie Aller­ höchsten Orts zur Ernennung zum Osfizier vorgeschlagen werden, seitens des Offiziercorps, welchem sie anzugehören wünschen, gewählt fein. Den Offizieraspiranten steht bei ihrer Beurlaubung zur Reserve die Wahl frei, in welchem Kontingente sie zum Offizier vorgeschlagen zu werden wünschen. Sie verbleiben beim Verziehen nach anderen Bundesstaaten mit eigener Militärverwaltung in der Kontrolle desjenigen Bezirks-Kommandos, durch dessen Vermittelung sie ihre künftige Beförderung wünschen, oder werden nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst dahin überwiesen. Wünschen sie zu einem späteren Zeitpunkt ihre Überweisung zu einem andern Bundeskontingent, so erfolgt dieselbe, sofern sie nach diesem Bundesstaate verziehen, wie bei allen übrigen Mannschaften der Reserve und Landwehr, jedoch unter Wegfall der Eigenschaft als Offizieraspirant. Die Wiedererlangung dieser Eigenschaft ist von dem Ergebnis einer besondern achtwöchigen Übung abhängig. § 9. Übungen der Offizieraspiranten des Beurlaubtenstandes. Die Offizieraspiranten müssen nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst zwei achtwöchige Übungen ableisten, um ihre dienstliche und außerdienstliche Be­ fähigung zur Beförderung zum Offizier darzuthun. Die Übungen finden in der Regel in den beiden auf die Entlassung aus dem aktiven Dienst folgenden Jahren statt. Befreiungen von den Übungen auf Grund häuslicher, gewerblicher oder amt­ licher Verhältnisse können bei Offizieraspiranten nur durch die Generalkommandos verfügt werden.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

163

Die Bezirkskommandos reichen zum 1. Januar jeden Jahres eine namentliche Liste sämtlicher zu Übungen heranzuziehenden Ofsizieraspiranten ein. Diese Listen gehen von den Bezirkskommandos durch die vorgesetzte InfanterieBrigade..zur Division und von dieser an das Generalkommando. Dieses verteilt die zur Übung heranzuziehenden Offizieraspiranten., auf die Truppenteile nach dem Mobilmachungsbedars und bestimmt die Zeit der Übung der verschiedenen Klassen. Wünsche der Ofsizieraspiranten u. s. w. sind nur insoweit zu berücksichtigen, als es das Dienstinteresse zuläßt. Die Verteilung für die erste Übung (Übung A) ist grundsätzlich derart vor­ zunehmen, daß den Truppenteilen diejenigen Ofsizieraspiranten zugewiesen werden, welche bei ihnen, die Erfüllung der Anforderungen vorausgesetzt, Neserve-Offiziere werden sollen. Die zweite Übung (Übung B) ist im allgemeinen bei demselben Truppenteile abzuleisten. Die bei einem Truppenteil übenden Ofsizieraspiranten derselben Klasse üben grundsätzlich zu gleicher Zeit. Etwaige Ausnahmen verfügen die Generalkommandos; diese dürfen auch unter besonderen Verhältnissen die Ableistung mehrerer Übungen im unmittelbaren Anschluß aneinander genehmigen. Die nicht Einberufenen werden im nächsten Jahre wieder zur Übung vor­ geschlagen. -Wer in zwei aufeinanderfolgenden Jahren von Übungen entbunden werden mußte, wird von der Liste der Ofsizieraspiranten gestrichen. Ausnahmen können die Generalkommandos verfügen. In die von den Bezirkskommandos einzureichenden Listen über die zu Übungen heranzuziehenden Ofsizieraspiranten dürfen auch solche Mannschaften aus­ genommen werden, welche das Befähigungszeugnis nachträglich zu erlangen bzw. die Eigenschaft als Ofsizieraspiranten wieder, zu erwerben wünschen, und zu diesem Zweck zu einer besondern achtwöchigen Übung bereit sind. Übungen behufs nachträglicher Erlangung des Befähigungszeugnisses müssen in der Regel derart stattsinden, daß sie mit der Teilnahme an der Ofsizieraspiranten - Prilfung der Einjahrig-Freiwilligen abschließen. Falls Mannschaften bei dieser Übung die Eigenschaft als Ofsizieraspiranten er­ werben, gelten von da an für sie die allgemeinen Bestimmungen für die Übungen der Ofsizieraspiranten. Sind dieselben nicht mehr..übungspflichtig, so müssen die vorgeschriebenen weiteren Übungen als besondere Übungen abgeleistet werden. Die Übung A soll grundsätzlich in dem Standort des Stabes des betreffenden Truppenteils stattsinden. Ausnahmen regeln die Generalkommandos. Während dieser Übung thun die Ofsizieraspiranten Unteroffizierdienst in den Kompagnien und finb außerdem durch besonders hierzu kommandierte Offiziere praktisch und theoretisch weiter zu unterrichten. Der Umfang des zu erteilenden Unterrichts, welcher die Befestigung und die Vervollständigung des während der einjährigen Dienstzeit Gelernten bezweckt, ist im allgemeinen folgender: a) . Die Taktik der eigenen Waffe (Exerziervorschrift, Felddienstordnung); die Taktik der verbundenen Waffen in großen Zügen. b) Das Lesen der Karlen und die Anleitung zum Anfertigen einfacher Krokis. c) Die Kenntnis der eigenen Waffen nebst Munition (nach Behandlung und Wirkung), die eigene Schießvorschrift rc., allgemeine Begriffe über andere Waffen, namentlich über deren Wirkung. d) Pionierdienst der eigenen Waffe. e) Grundzüge der Armee-Organisation im Frieden und im Kriege; all­ gemeine Dienstkenntnis, im besondern Kenntnis der ehrengerichtlichen Bestimmungen, Militärbriesstil. Am Schluß der Übung A findet für diejenigen Ofsizieraspiranten, welche in ihrer dienstlichen und außerdienstlichen Haltung befriedigt haben, nach näherer

11*

164

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Anordnung des Kommandeurs des Regiments oder selbständigen Bataillons eine praktische und theoretische Prüfung — letztere sowohl schriftlich als mündlich und in allen oben angeführten Unterrichtszweigen statt (Reserveoffizierprüfung). Für die theoretische Prüfung finden die Bestimmungen über die Prüfung der Einjährig-Freiwilligen behufs Ernennung zum Ofsizieraspiranten (s. I. Ab­ schnitt tz 3 S. 8) sinngemäße Anwendung. Die Prüfungskommission ist in der dort bezeichneten Weise zusammenzusetzen. Das Ergebnis der Prüfung bildet nebst dem Urteil über die dienstliche Haltung des Betreffenden die Grundlage für das seitens des Kommandeurs abzugebende Gesamturteil, welches derselbe in dem Überweisungsnationale dahin zum Ausdruck bringt, ob die Übung behufs Ablegung der Reserveosfizierprüfung „erfolgreich" oder „ohne Erfolg" abgeleistet worden ist. Wird die Übung A als erfolgreich angesehen, so erfolgt gleichzeitig die Be­ förderung zum Vizefeldwebel durch den Truppenkommandeur. Während der Übung B thun die zu Vizefeldwebeln beförderten Ofsizieraspiranten Offizierdienst. Der Hauptwert ist auf ihre praktische Ausbildung bei der Truppe zu legen. Neben derselben findet wie bei der Übung A eine praktische und theo­ retische Weiterbildung durch besonders hierzu kommandierte Offiziere statt, auch ist das früher Erlernte zu wiederholen. Die Offizieraspiranten sind auch bei dieser Übung thunlichst nur in die Stand­ orte der Stäbe der Truppenteile einzuberufen. Am Schluß der Übung..B hat der Kommandeur des Regiments oder selbst­ ständigen Bataillons in das Überweisungsnationale einzutragen, ob er damit ein­ verstanden ist, daß der Offizieraspirant zum Reserveoffizier des Truppenteils bzw. zum Landwehrosfizier in Vorschlag gebracht werde. Dieses Einverständnis wird neben der Beurteilung der außerdienstlichen Haltung des Offizieraspiranten von dem Ausfall einer besondern Praktischen Übung abhängig sein. Trägt der Kommandeur Bedenken, dieses Einverständnis zu erteilen, so bedarf es einer ausdrücklichen Ausführung im Überweisungsnationale nicht, die Übung gilt vielmehr ohne weiteres als „ohne Erfolg" abgeleistet. Die sonstigen Ein­ tragungen im Überweisungsnationale werden auch in diesem Falle durch den Kom­ mandeur selbst vollzogen. Bietet der Offizieraspirant nach dem Urteil des Kommandeurs, selbst bei Voraussetzung der einmaligen Wiederholung der Übung B keine Aussicht, das Einverständnis für den Vorschlag zum Offizier zu erlangen, erscheint er dagegen zur Verwendung als Ossizierstellvertreter im Kriegsfall geeignet, so hat der Kom­ mandeur diese Geeignetheit im Überweisungsnationale zu vermerken. Ofsizieraspiranten, welche a) wegen mangelnder Dienstkenntnis trotz wiederholter Übungen oder aus anderen Gründen nicht als geeignet zur Beförderung zum Offizier erachtet, oder b) nachdem sie eine der beiden Übungen A und B ohne Erfolg abgeleistet haben, sich zur Wiederholung derselben nicht bereit erklären, oder c) „geeignet zur Verwendung als Osfizierstellvertreter" im Kriegsfall er­ achtet sind, werden durch die Bezirkskommandos von der Liste der Ofsizieraspiranten gestrichen. Im Falle c) wird der entsprechende Vermerk durch den Kommandeur des Truppenteils im Überweisungsnationale nachgetragen. Ofsizieraspiranten, welche während dreier Jahre nach erlangter Einverständnis­ erklärung des Truppenkommandeurs nicht zur Einziehung gelangt sind, müßen in der Regel, bevor der Beförderungsvorschlaa zum Offizier Allerhöchsten Orts unter­ breitet wird, in ihrem Verhältnis als Vizefeldwebel in den Grenzen der regel­ mäßigen gesetzlichen Übungen zu einer solchen oder zu einer besondere (freiwilligen) Übung bei demjenigen Truppenteile heranaezogen werden, dessen Kommandeur seinerzeit die Einverständniserklärung abgegeben hat. Am Schluß der Übung hat der Kommandeur in das Überweisungsnationale einzutragen, ob die früher abgegebene

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

165

Erklärung aufrecht erhalten wird, bzw. eventuell, ob derselbe den Betreffenden zur Verwendung als Offizierstellvertreter im Kriegsfall geeignet erachtet.

§ 10. Offizierswahl. Jeder Offizieraspirant muß, ehe er Allerhöchsten Ortes zum Offizier in Vorschlag gebracht werden darf, gewählt werden. Die Wahl erfolgt durch das Offiziercorps desjenigen LandwehrBezirks, welchem der betreffende Offizieraspirant angehört oder bei Offizier­ aspiranten, welche zum Dienst einberufen sind, durch das Offiziercorps des Truppenteils. Zur Wahl dürfen nur solche Ofsizieraspiranten gestellt werden, welche a) nach dem Urteil des Bezirkskommandeurs mit Rücksicht auf ihre Lebens­ stellung und ihr außerdienstliches Verhalten zum Offizier geeignet sind, b) die Charge eines Vizeseldwebels bekleiden, c) den Vermerk, daß der Truppenbesehlshaber damit einverstanden ist, daß der Offizieraspirant zum Reserveoffizier des Truppenteils bzw. zum Landwehroffizier in Vorschlag gebracht werde, in ihrem Überweisungs­ nationale, sowie d) eine gesicherte bürgerliche Existenz besitzen und e) sich mit ihrer Beförderung zum Offizier schriftlich einverstanden erklärt haben. Ofsizieraspiranten, welche sich noch als Studierende auf Universitäten oder anderen höheren Lehranstalten befinden, dürfen im Friedensverhältnis als diejenige Sicherheit ihrer bürgerlichen Existenz besitzend nicht angesehen werden, von welcher der Besörderungsvorschlag zum Offizier abhängt. Gewählt dürfen nur diejenigen Ofsizieraspiranten werden, welche bei ehren­ hafter Gesinnung eine dem Ansehen des Ofizierstandes entsprechende Lebensstellung besitzen. Offizieraspiranten, welche hinter die letzte Jahresklasse der Reserve oder Landwehr zurückgestellt sind, dürfen während dieser Zeit nicht zur Wahl gestellt werden. Zur Teilnahme an der Wahl sind sämtliche Mitglieder des Offizier­ corps berechtigt und verpflichtet, sofern sie nicht infolge zwingender Gründe durch den Bezirkskommandeur hiervon befreit sind. Die Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebotes können auf ihren Antrag von der Teil­ nahme an der Osfizierswahl durch den Bezirkskommandeur dauernd befreit werden. Die Teilung des Osfiziercorps eines Landwehr-Bezirks mit Rücksicht auf die bedeutende Zahl der Mitglieder in mehrere Wahlabteilungen geschieht in derselben Weise, wie die Teilung im Ehrengerichte. Die Abgabe der Stimmen kann mündlich oder schriftlich geschehen. Die Stimmen werden von dem Bezirkskommandeur gesammelt. Die Abstimmung im Wahltermin selbst leitet der Bezirkskommandeur. Der jüngste Offizier gibt zuerst seine Stimme ab. Über die Wahl wird ein Wahlprotokoll nach bestimmtem Schema geführt und dasselbe vom Bezirkskommandeur unterschrieben. Bei der Abstimmung entscheidet die absolute Stimmenmehrheit. Werden Thatsachen zur Sprache gebracht, deren nähere Aufklärung der Bezirkskommandeur für erforderlich erachtet, so wird der Vorschlag zurückgezogen. Die Gründe der Minderzahl gegen die Wahl werden nur dann in die Wahlverhandlung ausgenommen, wenn die Minderzahl mindestens ein Drittel der gesamten Zahl der Stimmenden gewesen ist.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Osfiziere des Beurlaubtenstandes.

Können nicht mindestens neun Offiziere zur Stimmenabgabe heran­ gezogen werden, so findet die Festsetzung des § 47 der Verordnung über die Ehrengerichte sinngemäße Anwendung. (S. XIV. Abschnitt 5. Kap. § 2.) Das Wahlprotokoll wird später demjenigen Bezirkskommando zu­ gestellt, welches den Beförderungsvorschlag aufzustellen hat. Findet die Wahl beim Truppenteil selbst statt (wie z. B. bei mobilen und kriegsbereiten Truppen), so hat der Kommandeur ein Zeugnis des Bezirkskommandeurs, welcher den Offizieraspiranten in den LandwehrStammrollen führt, über die bürgerlichen und sonstigen Verhältnisse des zur Wahl zu Stellenden einzufordern. Das Zeugnis muß sich bestimmt darüber aussprechen, ob der betreffende Ofmieraspirant für würdig und geeignet zur Beförderung zum Offizier erachtet wird oder nicht.

§ 11.

Ofstziersvorschlag.

Der Vorschlag zum Offizier wird für alle Offizieraspiranten des Beurlaubten­ standes, welche nicht zum Dienst im Kriegsfälle einberusen sind, durch den Bezirks­ kommandeur auf dem Waffen-Dienstwege mittels Gesuchsliste an das Kriegsministe­ rium für Herbeiführung der Allerhöchsten Entscheidung in Vorlage gebracht. Die Gesuchslisten für Infanterie werden durch die Divisionskommandos dem Kriegs­ ministerium vorgelegt. In die Gesuchslisten sind Nachrichten über die militärische Laufbahn und die bürgerliche Stellung aufzunehmen; außerdem werden denselben Wahlverhandlungen und Personalbogen beigefügt. Offizieraspiranten des Beurlaubtenstandes dürfen zu Reserveoffizieren nur dann in Vorschlag gebracht werden, wenn dieselben sich schriftlich verpflichtet haben, nach eventueller Ernennung zum Reserveoffizier noch mindestens drei Jahre in der Reserve zu verbleiben. Sie werden alsdann zu Neserveossizieren desjenigen Truppenteils vorgeschlagen, dessen Kommandeur sich damit einverstanden erklärt hat, sofern nicht besondere Gründe für Zuteilung zu einem andern Truppenteil sprechen. Offizieraspiranten der Reserve, welche die vorhin angeführte Verpflichtung nicht übernehmen, dürfen im Frieden erst nach abgeleisteter Dienstpflicht in der Reserve zu Landwehrossizieren in Vorschlag gebracht werden. Offizieraspiranten der Reserve, welche im Kriegsfall zu Reserve- und Landwehr­ truppenteilen einberufen sind, werden zu Reserveoffizieren dieser Truppenteile vorgeschlaaen. Dieselben treten nach der Wiederentlasfung zu den Reserveoffizieren ihres Landwehrbezirks über, bis Allerhöchsten Orts üver ihre auf dem WaffenDienstwege von dem Bezirkskommando zu beantragende, anderweile Zuteilung Bestimmung getroffen ist. Offizieraspiranten der Landwehr ersten Aufgebots dürfen zu Landwehrossizieren nur dann in Vorschlag gebracht werden, wenn dieselben sich schriftlich verpflichtet haben, nach eventueller Ernennung zum Landwehrossizier eine besondere Übung

bis zur Dauer von acht Wochen bei Linientruppenteilen abzuleisten. Mit Ernennung zum Landwehroffizier erfolgt stets der Eintritt in die jüngste Jahresklasse der Landwehr ersten Aufgebots. Beförderungen von Offizieraspiranten der Landwehr zweiten Aufgebots erfolgen im Frieden grundsätzlich nicht. Vor Aufforderung zur Einverständniserklärung mit der Beförderung zum Offizier bzw. vor Überführung zur Landwehr zweiten Aufgebots ist dem betreffenden Offizieraspiranten dieses zu eröffnen. Offizieraspiranten, welche während der Dauer einer Einberufung im Kriegs­ fälle zum Offizier vorgeschlagen werden, sind in der Gesuchsliste des Truppenteils aufzunehmen. Das Zeugnis des Bezirkskommandeurs ist außerdem beizusügen. Die Benachrichtigung der Offizieraspiranten über erfolgte Beförderung geschieht durch diejenige Stelle, welche den Vorschlag eingereicht hat.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

167

§ 12. Übertritt von Offizieren des aktiven DienststandeS in den Beurlaubtenstand. Offiziere des aktiven Dienststandes, welche vor Beendigung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht aus dem aktiven Dienst entlassen werden, treten nach der Jahresklasse, welcher sie angehören, zur Reserve oder Landwehr ersten bzw. zweiten Aufgebots über. Ausgenommen hiervon sind diejenigen Offiziere, welche verabschiedet, sowie diejenigen, welche mit schlichtem Abschiede entlassen oder aus dem Offiziersstande entfernt werden; diese sind von der ferneren Ableistung der Dienstpflicht entbunden. Offiziere, welche zur Reserve übertreten, werden zu Reserveoffizieren ihres bisherigen Truppenteils vorgeschlagen. Bei Offizieren, welche zur Landwehr übertreten, braucht ein bestimmter Truppenteil nicht genannt zu werden. Die Einreihung erfolgt durch das Bezirkskommando des späteren Aufenthaltsortes. Gesuche verabschiedeter Offiziere um Wiederanstellung im Beurlaubten­ stande werden durch das Bezirkskommando ihres Aufenthaltsortes mittels Gesuchsliste weitergereicht.

§ 13. Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes im allgemeinen. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes gehören zum Osfiziercorps desjenigen Landwehr-Bezirks, welchem sie überwiesen sind. Gesuche und Meldungen sind stets an das Bezirkskommando zu richten. Gesuche um Zurückstellung auf Grund dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse hinter die letzte Jahresklasse der Reserve, Landwehr ersten Aufgebots oder Landwehr zweiten Aufgebots unterliegen der Begutachtung des Bezirkskom­ mandos und der Entscheidung des Generalkommandos. Während der Dauer der Zurückstellung auf Grund düngender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse, sowie wegen Unabkömmlichkeit finden Beförderungen nicht statt. Im übrigen kann die Beförderung der Offiziere des Beurlaubtenstandes nach Maßgabe der Bestimmungen der §§ 14 und 15 ohne Rücksicht darauf erfolgen, daß dieselben etwa noch Vorderleute im Beurlaubtenstande haben, welche mit oder ohne ihr Zuthun die Befähigung zur Beförderung noch nicht dargethan haben. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes erscheinen, wenn sie zum Dienst einberufen sind, stets in Uniform. Während der Beurlaubung sind dieselben berechtigt, die Uni sonn bei feierlichen Gelegenheiten, im besondern bei den von den Krieger­ vereinen veranstalteten vaterländischen Festen zu tragen. Außerhalb des Deutschen Reiches ist das Uniformtragen nicht gestaltet. Wenn ausnahmsweise Umstände vereinzelt ein zeitweises Anleaen der Uniform im Aus­ lande erwünscht machen, bedarf es der ausdrücklichen Allerhöchsten Genehmigung, welche auf dem Dienstwege einzuholen ist. Auf Botschafter, Gesandte und Konsuln des Deutschen Reiches, sowie auf das denselben untergebene Personal finden die Bestimmungen im vorigen Absatz keine Anwendung; für dieselben bestehen besondere Festsetzungen. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes unterliegen den Bestimmungen der Verordnung über die Ehrengerichte (s XIV. Abschnitt 5. Kapitel). Die Teilnahme am Ossizier-Unterstützungsfonds regelt sich nach der Instruktion für die Verwaltung der Unterstützungsfonds (s. S. 183 § 30). Offiziere des Beurlaubtenstandes verbleiben stets im Beurlaubtenstande des­ jenigen Bundesstaates, von dessen Kontingentshenm sie zum Offizier befördert worden sind.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Beim Verziehen nach anderen Bundesstaaten mit eigener Militärverwaltung oder beim Verziehen ins Ausland bleiben sie in Kontrolle eines Bezirkskommandos des eigenen Kontingents. Offiziere des Beurlaubtenstandes dürfen Anträge auf Entlassung aus der Staatsangehörigkeit nicht stellen; es muß solchen Anträgen vielmehr der Antrag auf Abschiedsbewilligung vorhergehen. Die Offiziere, Ärzte und Beamten des Beurlaubtenstandes werden im Mobil­ machungsfalle durch die Bezirkskommandos durch Gestellungsbefehle oder öffent­ liche Aufforderung einberufen. Es hat dies derart zu geschehen, daß ihnen, wenn thunlich, 24 Stunden zur Ordnung ihrer häuslichen Angelegenheiten verbleiben. Über Kontrolloffiziere siehe Seite 69.

Sofern Osfiziere des Beurlaubtenstandes wegen Auswanderns ohne Erlaubnis oder ohne der Militärbehörde von der beabsichtigten Auswanderung Anzeige er­ stattet zu haben, verurteilt werden, ist, sobald die Verurteilung rechtskräftig ge­ worden, Allerhöchsten Ortes die Entlassung aus jedem Militärverhältnis behufs Streichung in den Listen zu beantragen. Diejenigen Osfiziere des Beurlaubtenstandes, welche Militärbeamte des Friedensstandes oder Zivilbeamte der Militärverwaltung sind, bleiben in der listlichen Kontrolle der Bezirkskommandos und sind Mitglieder des Ossiziercorps des Landwehrbezirks. Sie sind grundsätzlich von Kontrollversammlungen befreit und für den Fall einer Mobilmachung als unabkömmlich anzusehen. Osfiziere des Beurlaubtenstandes, welche, während sie zum Dienst einberufen sind, sterben, werden mit militärischen Ehrenbezeigungen begraben. Befreiung von den Übungen oder Abkürzung einer bereits angetrctenen Übung auf Grund häuslicher, gewerblicher oder amtlicher Verhältnisse kann bei Offizieren durch die Generalkommandos verfügt werden. Bei der Beurteilung der Gesuche,.von Offizieren der Reserve und Landwehr ersten Ausgebotes um Befreiung von Übungen bleibt zu berücksichtigen, daß die gesetzlichen Übungen bei den gesteigerten dienstlichen Anforderungen, welche an den Offizier gestellt werden müssen, für die Ausbildung der letzteren nur zur Not genügen. Die nachgesuchte Entbindung von einer Übung wird daher in der Regel nur dann zu verfilzen sein, wenn der Betreffende nach der Dauer seiner noch nicht erfüllten Dienstpflicht trotzdem voraussichtlich noch zu den gesetzlichen Übungen in der Reserve bezw. zu den in Aussicht genommenen Landwehrübungen heran­ gezogen werden kann, oder wenn er sich schriftlich verpflichtet, behufs Ableistung derselben entsprechend länger in der Reserve bzw. Landwehr ersten Aufgebots zu verbleiben. Auch bei der Bemessung der Dauer einzelner Übungen wird in der Regel an dem zulässigen höchsten Maß festzuhallen sein. Es bleibt hierbei zu bedenken, daß der Vorzug, Offizier zu sein, dem Betreffenden auch die Pflicht auferlegt, sich für diesen Beruf in der ausgiebigsten Weise vorzubereiten und sich in demselben zu üben. Für die zweckentsprechende kriegsgemäße Ausbildung der zu Übungen ein­ berufenen Osfiziere des Beurlaubtenstandes sind die Truppenbefehlshaber aller Grade in ihrem Befehlsbereich verantwortlich. Den Offizieren muß während der Übungszeit die umfassendste Gelegenheit aegeben werden, Sicherheit in der eigenen Haltung vor der Front und in der Ausübung der verschiedenen Dienstzweiae zu erlangen. Dieses Ziel werden sie aber nur erreichen können, wenn sie außer der möglichst weitgehenden Teilnahme am praktischen Dienst auch durch theoretische Weiterbildung sich diejenige Kenntnis der allgemeinen Dienstverhältnisse, sowie der wichtigsten Dienstvorschriften ihrer Waffe (Exerzierreglement, Schieffvorschrift, Felddienstordnung u. s. w.) erwerben, ohne welche ein bestimmtes Äuftreten vor der Front, eine straffe Handhabung der Disziplin und die erforderliche Sicherheit in Ausübung des Dienstes nicht möglich ist.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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Es ist daher den Kommandeuren der Regimenter und selbständigen Bataillone zur Pflicht gemacht, sowohl für die praktische, als auch für eine zweckentsprechende theoretische Weiterbildung — verbunden mit Wiederholung des früher Erlernten — durch besonders hierzu geeignete ältere aktive Offiziere Sorge zu tragen und sich persönlich von den Leistungen der einberufenen Offiziere zu überzeugen. Um mehr Zeit für die kriegsgemäße Ausbildung der letzteren zu gewinnen, sind sie zu denjenigen Dienstzweigen, welche mit der kriegsgemäßen Verwendung nicht in unmittelbarem Zusammenhänge stehen, nur in dem Maße heranzuziehen, als es für ihre allgemeine Ausbildung erforderlich erscheint. Eine besondere Sorgfalt ist der Ausbildung der älteren Offiziere zuzuwenden, insoweit sie zur Beförderung zum Premierlieutenant oder Hauptmann bzw. zur Führung von Kompagnien im Mobilmachungsfall heranstehen.

Bei der Beurteilung der Befähigung zur Beförderung rc. ist ein strenger Maßstab anzulegen. Insbesondere ist hierbei auch mit zu berücksichtigen,,, ob der Betreffende durch die seiner Dienstzeit entsprechende Zahl und Dauer von Übungen sich die erforderliche Sicherheit in Ausübung des Dienstes angeeignet hat.

Offiziere, welche die Befähigung zur Beförderung zum Hauptmann noch nicht dargethan haben, sind in der Regel nicht zu Führern von Kompagnien im Mobil­ machungsfall zu verwenden, das Datum des Patentes allein begründet einen An­ spruch hierauf nicht. Über die Offiziere, Ärzte und Beamten des Beurlaubtenstandes wird ein Personal- und Qualifikationsrecht in der Regel nur einmal, und zwar zu dem ihrer Ernennung zunächst folgenden 1. Januar ausgestellt und dem Kriegsmini­ sterium in Vorlage gebracht. Im Falle, daß sich in personeller, sittlicher oder dienstlicher Hinsicht wesent­ liche, auf die Stellung oder Verwendbarkeit „günstig oder nachteilig einwirkende Änderungen ergeben, ist jedoch zu dem der Änderung nachfolgenden 1. Januar erneuter Personal- und Qualifikationsbericht zu erstatten, abgesehen von, durch die Sachlage etwa gebotener, umgehender Berichterstattung.

Die Aufstellung der Personal- und Qualisikationsberichte über Reserveoffiziere obliegt dem Kommandeur des treffenden Truppenteils, über die Landwehroffiziere vom Hauptmann abwärts und die Ärzte und Beamten des Beurlaubtenstandes dem betreffenden Bezirkskommandeur. Wenn jedoch ein Offizier der Reserve, ohne zum Dienst einberufen gewesen zu sein, Anlaß zu erneuter Berichterstattung bietet, so obliegt diese alsdann ebenfalls dem betreffenden Bezirkskommandeur, welcher die Abschrift seines Berichtes dem Truppenteil zusendet.

Die bei den Truppenteilen erstellten Berichte über Offiziere der Reserve werden in doppelter Ausfertigung an die treffenden Bezirkskommandeure gesendet. Diese fügen ihre eigenen Bemerkungen bei, reichen je ein Exemplar auf dem Dienst­ wege ein und nehmen die Duplikate zu den Akten. Alle militärischen Vorgesetzten, durch deren Hand die Berichte laufen, sind berechtigt, ihr ergänzendes bzw. abänderndes oder gegenteiliges Urteil beizufügen. § 14.

Dienstverhältnisse der Reserveoffiziere.

Die Reserveoffiziere verbleiben, beim Aufenthaltswechsel in der Reserve ihres Truppenteils und leisten auch ihre Übungen in der Regel bei demselben ab. Beim Verziehen .in einen andern Corpsbezirk bleibt die Verpflichtung zu einer bereits verfügten Übung unverändert bestehen. Die Heranziehung zu den Übungen wird durch die Truppenteile auf Grund der Ranglisten auf den« Waffen-Dienstwege beantragt und durch die General­ kommandos verfügt. Falls Offiziere nach erfüllter Reservepflicht noch länger in der Reserve zu verbleiben wünschen, so kann dem, insoweit es im dienstlichen Interesse liegt, seitens der Kommandeure ihrer Truppenteile Folge gegeben werden, jedoch nur unter der

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Voraussetzung, daß diese Offiziere nach Ableistung der gesetzlichen Übungen zu besonderen für ihre Ausbildung nötig erachteten Übungen bereit sind. Die Reserveoffiziere rücken, wenn sie zur Beförderung befähigt sind, zu dieser mit ihrem Hintermann im Linientruppenteil, bei den Jägern im gesamten Jägerosfiziercorps, heran. Die Befähigung zur Beförderung ist bei Gelegenheit der gewöhnlichen Übungen festzustellen. Der Vorschlag zur Beförderung wird durch den Bezirkskommandeur auf Ansuchen des Linientruppenteils aus dem Waffen-Dienstwege mittels Gesuchsliste eingereicht. Reserveoffiziere, welche im Kriegsfälle zum Dienst einberufen sind, werden bei erwiesener Befähigung durch den Linientruppenteil mit ihrem Hintermann ohne Mitwirkung des Bezirkskommandeurs zur Beförderung vorgeschlagen. Versetzungen von Reserveoffizieren zur Reserve eines andern Truppenteils bedürfen der Allerhöchsten Genehmigung. Versetzungen zu einer andern Truppen­ gattung sind nur mit Einverständnis der Betreffenden zu beantragen. Die Offiziere der Reserve können während der Dauer des Reserveverhältnisses dreimal zu vier- bis achtwöchigen Übungen herangezogen werden. Offizieren der Reserve, welche bei außergewöhnlicher Veranlassung (Mobil­ machung 2C.) zum Dienst einberufen werden, ist dies als eine Übung zu rechnen.

§ 15.

Dienstverhältnisse der Landwehroffiziere.

Die Einberustmg der Offiziere der Landwehr ersten Aufgebotes richtet sich nach ihrer Mobilmachungsbestimmung. Dieselben werden im Frieden, sofern sie nicht zu besonderen Übungen bereit sind, nur zu den Landwehrübungen herangezogen.

Hingegen müssen sie ihre Befähigung zur Weiterbeförderung durch eine vierbis achtwöchige Übung bei Linientruppenteilen darthun. Diese Übung ist keine freiwillige und Wiederholung bei nicht erlangter Be­ fähigung ohne weiteres zulässig. Eine Entbindung von derselben ist nur durch die oberste Wassenbehörde im Ausnahmefall zulässig. Die Heranziehung zur Übung behufs Darlegung der Befähigung zur Weiter­ beförderung wird durch diejenige Behörde, welche den Landwehroffizier listlich führt, beantragt. Tie Einberufung zu den Übungen erfolgt durch die kommandierenden Generale. Die Übungen finden, abgesehen von denjenigen Fällen, in welchen durch den im ersten Absatz gegebenen Grundsatz Abweichungen bedingt werden, in den Corps­ bezirken statt, in welchen die betreffenden Offiziere kontrolliert werden. Ausnahmen regeln die Generalkommandos rc. nötigenfalls untereinander. Freiwillige Übungen bei Linientruppenteilen auf die Dauer von 4 bis 8 Wochen dürfen die Generalkommandos genehmigen. • Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebots sind zu Übungen nicht verpflichtet. Freiwillige Übungen derselben bei Linientruppenteilen auf die Dauer von 4 bis 8 Wochen dürfen die Generalkommandos genehmigen. (Gebührnisse sind zuständig.) Landwehroffiziere, welche zur Beförderung befähigt sind, dürfen hierzu nach ihrem Dienstaller in der zugehörigen Infanterie-Brigade vorgeschlagen werden. Der Vorschlag von Offizieren der Landwehr zweiten Aufgebotes zur Beför­ derung hat die erfolgreiche Ableistung einer besondern 4- bis 8wöchigen Übung bei Linientruppenteilen während der Zugehörigkeit zur Landwehr zweiten Aufge­ botes zur Voraussetzung. Die Rückversetzung von Offizieren der Landwehr zweiten Aufgebotes in das erste Aufgebot unterliegt der Genehmigung des Generalkommandos.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

171

§ 16. Überführung zur Landwehr und Landsturm, Verabschie­ dung und Entlassung. Die Versetzung der Offiziere von der Reserve zur Landwehr ersten Aufgebots erfolgt durch den Bezirkskommandeur nach denselben Grund­ sätzen wie die der Mannschaften (s. S. 31 und 32). Wer freiwillig in der Reserve zu bleiben wünscht, hat dies seinem Bezirkskommando zu melden. „ Ist der Truppenteil des Reserveoffiziers einverstanden, unterbleibt die Überführung zur Landwehr. Erteilt der Truppenteil sein Einverständnis nicht oder zieht er es zurück, so erfolgt die Überführung zur Landwehr. In letzterem Falle ist auf Antrag des Truppenteils auch außerterminliche Versetzung zur Landwehr zulässig. Die Überführung aus dem ersten in das zweite Aufgebot erfolgt — bei Voraussetzung der erfüllten Dienstpflicht in ersterem — auf eigenen Antrag der Offiziere oder wenn das Dienstinteresse es erheischt, jedoch im allgemeinen nur „zu den vorgesehenen Zeitpunkten (Kontrollver­ sammlungen). Die Überführung wird durch den Bezirkskommandeur verfügt, und zwar, sofern ein eigener Antrag vorliegt, ohne weiteres, sofern ein solcher nicht vorliegt, nach Einholung des Einverständnisses des Brigade­ kommandeurs bzw. auf Anordnung oder Antrag desselben. Auf die Dauer der Dienstpflicht im allgemeinen hat das längere Verbleiben in der Reserve bezw. in der Landwehr ersten Aufgebots keinen Einfluß. Der Übertritt zur Landwehr ersten Aufgebots und zweiten Aufgebots wird in den Personalbogen vermerkt. Überführung von Offizieren des Beurlaubtenstandes zum Landsturm findet nur auf Grund Allerhöchster Genehmigung der von ihnen einzu­ reichenden Abschiedsgesuche bezw. bezüglicher Anträge der vorgesetzten Behörden statt. Für Offiziere, welche dem zweiten Aufgebot der Landwehr angehören, ist nach erfüllter Gesamtdienstpflicht die Verabschiedung behufs Überführung zum Landsturm nachzusuchen, sofern sie nicht freiwillig im Beurlaubten­ verhältnis verbleiben wollen. Offiziere, welche für den Mobilmachungsfall unabkömmlich erklärt sind, sind in der Regel nicht über den Zeitpunkt des Ablaufs ihrer Dienst­ pflicht im Beurlaubtenverhältnis zu belassen. Von dieser Festsetzung sind die vom Waffendienst zurückgestellten Offiziere jedoch nicht betroffen.

Die Verabschiedung der Offiziere wird durch den Bezirkskommandeur mittels Gesuchsuste beantragt. Die Mitteilung der Allerhöchsten Ent­ scheidung hat durch dasjenige Bezirkskommando zu erfolgen, welches die Verabschiedung beantragt hat. Jedem Offizier, welcher verabschiedet wird, wird auf seinen Antrag über den Austritt aus seinem militärischen Verhältnisse eine Urkunde (Militärabschied) ausgefertigt. Bei Entfernung aus dem Heere, Ent­ fernung aus dem Öffiziersstande oder Dienstentlassung unterbleibt die Ausfertigung eines Abschiedes, vielmehr wird dem auf diese Weise aus­ scheidenden Offizier auf Verlangen eine das Sachverhältnis kurz ent­ haltende Notifikation zugestellt. Für die Abschiede zahlen die Offiziere des Beurlaubtenstandes keine Stempelgebühren.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Die „Entlassung mit schlichtem Abschied", sowie die „Entfernung aus dem Offiziersstande" erfolgen auf Grund ehrengerichtlichen Spruches (f. XIV. Abschnitt 5. Kap. § 4), die „Entfernung aus dem Heere" und die „Dienstentlassung" auf Grund militärgerichtlichen Erkenntnisses (s. XIV. Abschnitt 2. Kap. § 2), die Entlassung aus allen Militärverhältnissen" auf Grund der Ver­ urteilung wegen unerlaubter Auswanderung, und die „Erteilung des Abschiedes aus allen Militärverhältnissen" und die „Entlassung aus dem Militärdienste" aus dienstlichen Erwägungen.

§ 17. Dienstverhältnisse der in der Militärverwaltung ange­ stellten Offiziere des Beurlaubtenstandes. Anstellung im Militär-Verwaltungsdienst von Offizieren des Be­ urlaubtenstandes ändert an deren allgemeinen Dienstverhältnissen nichts; sie sichrem neben dem Beamtentitel den zukommenden Offizierstitel und sind berechtigt, zur Beamtenuniform das Offiziersportepee zu tragen.

§ 18. Tragen der Uniform nach der Verabschiedung. Jeder Offizier, der um seinen Abschied einkommt, hat in seinem Ge­ suche zu erwähnen, ob er die Berechtigung zum Tragen der Uniform nach­ sucht oder nicht. Insofern nicht besondere Umstände, wie namentlich Dienstuntauglichkeit infolge von Verwundung oder Beschädigung vor dem Feinde u. dgl. eine Ausnahme rechtfertigen, darf für Offiziere des Beurlaubtenstandes nur in Antrag gebracht werden: a) die Erlaubnis zum Tragen der Landwehr-Uniform, wenn sie ihrer vollen gesetzlichen Dienstpflicht ohne Übertritt zur Land­ wehr II. Aufgebotes genügt und mindestens eine 20jährige Dienstzeit zurückgelegt haben, b) die Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform nur aus­ nahmsweise bei ganz besonderer Dienstbethätigung und nach einer in der Reserve bzw. dem I. Aufgebot der Landwehr zuriickgelegten 25jährigen Dienstzeit. Die im Abschnitt V § 9 (©. 84) enthaltenen allgemeinen Bestim­ mungen über die Abzeichen der verabschiedeten Offiziere :c. finden analoge Anwendung auf die mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform verabschiedeten Offiziere und Sanitäts-Offiziere des Beurlaubtenstandes. Die mit der Erlaubnis zum Tragen der Landwehr-Uniform verab­ schiedeten Offiziere des Beurlaubtenstandes tragen die für Landwehr­ offiziere ihrer Waffe vorgeschriebene Üniform mit dem Abzeichen für Ver­ abschiedete und der weiteren Uniformsänderung, daß der farbige Vorstoß am Wasfenrocke vorn herunter wegfällt. Offiziere, welche mit dem Rechte, die Uniform zu tragen, verabschiedet worden sind, deren äußere Lebensverhältnisse in der Folge sich derart gestalten, daß ihnen der Austritt aus der Offiziersgenossenschaft ange­ messen erscheint, haben um ihre Versetzung in die Kategorie der ohne Berechtigung des Uniformtragens Verabschiedeten einzukommen. Ein Antrag auf Entziehung der Erlaubnis des Tragens der Uniform gegenüber einem verabschiedeten Offizier, ohne daß derselbe ein bezüg­ liches Gesuch gestellt hat, kann nur auf Grund ehrengerichtlichen Spruches gestellt werden.

IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Ossiziere des Beurlaubtenstandes. 173

§ 19.

Rarrgverhä'ltniS der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Die zu Offizieren des Beurlaubtenstandes Ernannten erhalten ein Patent, wodurch sich dieselben ausweisen. Offiziere, welche vor erfüllter gesetzlicher Dienstpflicht aus dem aktiven Dienste treten und sofort zu Reserve- oder Landwehroffizieren ernannt werden, rangieren nach dem Patente ein, welches sie als Linienoffiziere erhalten haben. Das Rangverhältnis der Offiziere des Beurlaubtenstandes zu den Offizieren der Linie bemißt sich nach der Charge, bei gleicher Charge nach dem Patent. Das Rangverhältnis der Offiziere des Beurlaubtenstandes zu den Offizieren der Linie ist für die ersteren insofern maßgebend, als eine Beförderung so lange nicht Platz greifen soll, als in dem betreffenden Truppenteil ein dem Patente nach älterer, zur Beförderung geeigneter Offizier der Linie vorhanden ist. Diese Bestimmung findet auch auf die Vizefeldwebel der Reserve und Landwehr insofern Anwendung, als dieselben nicht vor denjenigen Portepeefähnrichen, welche gleichzeitig in das Heer eingetreten sind, zur Beförderung vorgeschlagen werden dürfen. Offiziere des Beurlaubtenstandes werden als die jüngsten ihrer Charge in den aktiven Dienst übernommen. Bezüglich derjenigen Offiziere dieser Kategorie, welche vor ihrem Übertritt in die Aktivität bereits in der Offizierseigenschaft dienstpräsent waren, bleibt es Allerhöchstem Ermessen Vorbehalten, eine der Dauer solcher Dienstleistung entsprechende günstigere Rangesbemessung eintreten zu lassen. Bei Anträgen auf Versetzung von Offizieren des Beurlaubtenstandes in die Aktivität muß die von den Vorgeschlagenen bereits in der Offiziers­ eigenschaft abgeleistete Dienstzeit, ausgedrückt durch die Zahl der Präsenz­ tage, angegeben werden.

§ 20.

Urlaub in daS Ausland.

Auswanderung.

Der Infanterie-Brigadekommandeur kann im Frieden Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche nach außereuropäischen Ländern gehen wollen, unter Befreiung von den gewöhnlichen Dienstobliegenheiten, jedoch unter der Bedingung der Rückkehr im Falle einer Mobilmachung auf zwer Jahre beurlauben. Wer keinen Urlaub nachsucht oder erhält, ist zwar in der Wahl seines Aufenthaltsortes in Friedenszeiten nicht beschränkt, muß jedoch die gewöhnlichen Dienstobliegenheiten erfüllen. Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche in einem außereuropäischen Lande, ausgenommen die Küstenländer des Mittelländischen und Schwarzen Meeres, eine feste Stellung als Kaufmann, Gewerbetreibender erworben haben, und deshalb von der Rückkehr im Falle einer Mobilmachung befreit sein wollen, haben unter Vorlage einer Konsulatsbescheinigung über ihre erworbene feste Stellung die Verabschiedung nachzusuchen. Dem Beurlaubten­ stande angehörige Reichs- und Staatsbeamte, welche ihren dienstlichen Aufenthalt im Auslande haben, sind auf ihren Antrag durch die Bezirks­ kommandos allgemein von den gewöhnlichen Friedensdienstobliegenheiten ausschließlich der Übungen zu befreien.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Den Offizieren der Reserve und Landwehr ersten Aufgebotes darf — falls sie nicht nachweisen, daß sie in einem andern Bundesstaat die Staats­ angehörigkeit erworben haben — die Entlassung aus der Staatsangehörig­ keit nur mit Genehmigung der Militärbehörde erteilt werden. Derartige Gesuche werden an das zuständige Bezirkskommando gerichtet und von diesem zur Herbeiführung der Beabschiedung weiter befördert. Den Offizieren der Landwehr zweiten Aufgebotes darf die Entlassung aus der Staatsaugehörigkeit nur erteilt werden, nachdem sie auf die von ihrer bevorstehenden Auswanderung an die Militärbehörde gemachte An­ zeige ihre Verabschiedung erhalten haben. Offiziere der Reserve und Landwehr ersten Aufgebotes, welche ohne Erlaubnis auswandern, werden mit Geldstrafe bis zu 3000 dt. oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten, Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebotes, welche es unterlassen, von ihrer bevorstehenden Aus­ wanderung dem Bezirkskommando Anzeige zu machen, mit Geldstrafe bis zu 150 JL oder mit Haft bestraft. Der Bezirkskommandeur hat die gerichtliche Untersuchung herbeizuführen.

§ 21.

Dienstunbrauchbarkeit und Felddienstunfähigkeit.

Personen des Beurlaubtenstandes, welche wegen Dienstunbrauchbarkeit aus jedem Militärverhältnis auszuscheiden oder wegen Felddienstunfähigkeit hinter die letzte Jahresktasse der Reserve oder Landwehr zurückgestellt zu werden wünschen, sind bei Gelegenheit des Aushebungsgeschäftes dem Jnfanterie-Brigadekommandeur vorzustellen. Dieser befindet über solche Gesuche. Offiziere, die dienstunbrauchbar erklärt werden, werden zur Ver­ abschiedung beantragt, solche, welche zwar felddienstunfähig, jedoch noch garnisonsdienstfähig erklärt werden, werden durch das Generalkommando zurückgestellt.

§ 22.

Perrsions- und Versorgungsausprüche

werden nach den Bestimmungen des Militär-Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871, den Gesetznovellen vom 4. April 1874 und vom 21. April 1886, und nach den bezüglichen Ausführungsbestimmungen und Erläuterungen erledigt. (S. XI. Äbschn. Kap. 5.) § 23. standes.

Militärische Kontrolle der Offiziere deö Beurlaubten­

Die Offiziere des Beurlaubtenstandes sind während der Beurlaubung den zur Ausübung der militärischen Kontrolle erforderlichen Anordnungen unterworfen und haben die besonderen Ehrenpflichten ihres Standes als Offizier zu erfüllen. Sie haben geeignete Vorkehrungen zu treffen, daß dienstliche Befehle ihrer Vorgesetzten und namentlich Gestellungsordres ihnen jederzeit zugestellt werden können. Für den richtigen Empfang derselben sind sie allein verantwortlich. Jur dienstlichen Verkehr mit ihren Vorgesetzten, oder wenn sie in ihrer Militäruniform erscheinen, sind sie der militärischen Disziplin unterworfen. Bei eintretender allgemeiner Mobilmachung haben alle im Auslande befindlichen Personen des. Beurlaubtenstandes sich unverzüglich in das Inland zurückzubegeben.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurtaubtenstandes.

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Die Offiziere sind in der Wahl ihres Aufenthaltsortes im In- und Auslande, in der Ausübung ihres Gewerbes, rücksichtlich ihrer Verheiratung und ihrer sonstigen bürgerlichen Verhältnisse Beschränkungen nicht unter­ worfen. Zur Verheiratung bedürfen sie keines militärischen Konsenses, haben dieselbe jedoch ihrem Bezirkskommandeur anzuzeigen.

Die militärische Kontrolle der Offiziere des Beurlaubtenstandes wird durch die Bezirkskommandos ausgeübt und durch die Jnfanterie-Brigadekommandeure beaufsichtigt. Die Vorschriften über die von den Mannschaften des Beurlaubten­ standes zu erstattenden, zur Ausübung der militärischen Kontrolle erfor­ derlichen Meldungen finden auf die Offiziere des Beurlaubtenstandes mit der Maßgabe Anwendung, daß sie nur zu Meldungen an die Bezirks­ kommandos verpflichtet sind (s. S. 125 u. f.). Wenn Offiziere des Beurlaubtenstandes ihren Wohnort — in großen Städten auch ihre Wohnung — verändern, so haben sie dies innerhalb 14 Tagen dem Bezirkskommandeur zu melden. Wenn sie aber in einen andern Landwehr-Bezirk verziehen, so haben sie sich bei dem Bezirkskommandeur des bisherigen Aufenthaltsortes abund spätestens 14 Tage nach erfolgten! Umzüge bei den: des neuen Bezirks anzumelden. Wenn Offiziere eine Reise von längerer als 14tägiger Dauer an­ treten, so haben sie dies dem Bezirkskommandeur, unter Angabe, auf welchem Wege ihnen etwaige Befehle zugehen, zu melden. Eine gleiche Meldung haben sie bei der Rückkehr von der Reise zu erstatten. Offiziere, welche auf Reisen sind, haben jedem an sie ergehendem Einberufungsbefehle Folge zu leisten und sind allein dafür verantwortlich, daß ihnen dergleichen Befehle richtig zugehen. Wünschen die Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche ihren dauernden Aufenthalt außerhalb Bayern nehmen oder welche sich auf einer längeren 9kife befinden, für die Dauer ihres Aufenthaltes im Auslande oder ihrer Reise von etwaigen Übungen befreit zu sein, so bedürfen sie hierzu der durch den Bezirkskommandeur einzuholenden Genehmigung. Über die Beteiligung der Offiziere des Beurlaubtenstandes an der Kontrollversainmlung siehe S. 128. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes sind zur Teilnahme an den Kontrollversamuunlungen in demselben Maße wie die Mannschaften der Reserve und Landwehr verpflichtet; sie erscheinen hierbei in Uniform. Die Einberufung hierzu erfolgt durch den Bezirkskommandeur. Von der Teilnahme an der Kontrollversammlung können diese Offiziere durch den Bezirkskommandeur auf ihren Antrag entbunden werden. Die Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebotes sind im Frieden von den Kontrollversammlungen befreit und genießen alle Erleichterungen in bezug auf den Aufenthaltswechsel, welche den Mannschaften der Landwehr zweiten Aufgebotes zugestanden sind. Den Offizieren des Beurlaubtenstandes, welche Zivilbeamte sind, liegt die Verpflichtung ob, von jedem militärischen Einberufungsbefehle unverzüglich ihrer vorgesetzten Zivilbehörde Meldung zu machen. Wenn Reserve- und Landwehrosfiziere aus einem Landwehrbezirk in einen andern verziehen, so werden sie unter Benachrichtigung des Linien-Truppenteils und unter Übersendung der Personalpapiere von

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

dem Bezirkskommando des bisherigen an das des neuen Aufenthaltsortes überwiesen. Nach erfolgter Überweisung treten dieselben zu dem Offizierscorps des neuen Bezirks über, ohne daß es hierzu eines weiteren Befehles bedarf. Verändert ein Reserve-Offizier seinen Wohnort, so kann er nach erfolgter Überweisung eventuell um Versetzung zu einem seinem Wohn­ orte näher dislozierten Truppenteile derselben Waffengattung nachsuchen. Offiziere, welche ihren dauernden Aufenthalt außerhalb Bayern nehmen, sind, wenn sie dies beantragen, nach einem ihrem zeitigen Auf­ enthaltsorte zunächst gelegenen bayerischen Bezirkskommando zu über­ weisen und haben sich bei dem Bezirkskommandeur unter Angabe, auf welchem Wege ihnen etwaige Befehle rc. zuzustellen sind, zu melden. Für den richtigen Empfang der letzteren sind sie allein verantwortlich. Über die Einberufung im Mobilmachungsfalle siehe S. 168.

§ 24. Rechtsverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes in den gerichtlich zu behandelnden Strafsachen. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes unterstehen der Militärstraf­ gerichtsbarkeit a) in Ansehung der militärischen Verbrechen und Vergehen jeder­ zeit, dagegen b) in Ansehung der gemeinen Verbrechen, Vergehen und Über­ tretungen nur während der Zeit, in welcher sie zum Dienst präsent sind. Von jeder gegen einen Offizier des Beurlaubtenstandes erkannten Strafe ist, wenn der Offizier zu den Zivilbeamten gehört, der vorgesetzten Zivilbehörde sofort Mitteilung zu machen. Bei Bestimmung des Zeit­ punktes für die Vollstreckung der Strafe ist den Wünschen der letzteren thunlichst Rechnung zu tragen. Den geschärften Stubenarrest verbüßen die Offiziere des Beurlaubten­ standes in einer Offiziersarreststube, den einfachen Stubenarrest dagegen unter denselben Voraussetzungen wie die Offiziere des aktiven Dienststandes in ihrer Wohnung. Wird ein Offizier des Beurlaubtenstandes zur Festungshaft verurteilt, so kann dem Verurteilten, wenn er nicht verhaftet ist, gestattet werden, sich ohne Eskorte nach dem Straforte zu begeben und dort bei dem Kommandanten zum Antritt der Strafe zu melden. Soll dagegen der Verurteilte zur Festung abgeführt werden, so be­ wirkt dies der Bezirkskommandeur, indem er den Verurteilten von einem Offizier der auf die seinige unmittelbar folgenden Charge oder von einem jüngeren Offizier seiner Charge begleiten läßt. Wenn von einem Zivilgericht gegen einen Offizier des Beurlaubten­ standes eine Untersuchung eröffnet wird, so ist hiervon dem Bezirkskom­ mandeur Mitteilung zu machen. Ebenso ist der Bezirkskommandeur von dem Ausfall des (Äckenntnisses, nachdem dasselbe rechtskräftig geworden, durch Übersendung einer beglaubigten Abschrift des Urteilstenors in Kenntnis zu setzen. Geldbußen werden von den Offizieren des Beurlaubtenstandes ohne Mitwirkung der Militärbehörden eingezogen. Gefängnisstrafe erleiden die­ selben in einem ihren Verhältnissen angemessenen bürgerlichen Gefängnis.

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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Der Verlust der bürgerlichen Ehre, sowie die Untersagung der Aus­ übung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Zeit hat für die Offiziere stets die Entfernung aus dem Offizierstande zur unmittelbaren Folge. Das Patent ist in einem solchen Falle den Verurteilten von der die Strafe vollziehenden Behörde abzunehmen und an das Kriegsministerium einzureichen. § 25.

Gebührnifse der Offiziere des Beurlaubtenstandes. (Friedens-Besoldungs-Vorschrift.)

a) Dienst innerhalb des Landwehr-Bezirks. Für den im Beurlaubtenstande innerhalb des heimatlichen LandwehrBezirkes zu verrichtenden laufenden Dienst wird keine Vergütung gewährt. Nur die Kontrolloffiziere erhalten zur Bestreitung der Kosten des Dienstes im Kompagnie-Bezirke und der hiermit verbundenen Reisen eine Zulage von .30 JL monatlich; dieselbe wird, wenn sie frei ist, schon für den Monat der Ernennung, sonst vom nächsten Monat ab und für den Monat des Abganges voll gewährt. Die den Stellvertretern gewährten verordnungsmäßigen Fuhrkosten sind aus der Zulage des Kontrolloffiziers zu ersetzen; andere Gebührnisse der­ selben werden aus Militärfonds bestritten.

b) Übungen. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes erhalten während der Zeit, auf welche sie zur Dienstleistung (Übung) einberufen sind, für,jeden Tag, den sie aus dieser Veranlassung im Dienste zubringen, ein Übungsgeld. Dasselbe betrügt für: den Hauptmann sowie den Kontrolloffizier (letzteren ohne Rück­ sicht auf Charge und Art der Dienstleistung) 7 JL 50 J’, den Premierlieutenant 3 JL, den Secondlieutenant 2 JL 50 Bei einer Beförderung während der Übungszeit wird das Übungs­ geld der höheren Charge von den: Tage ab gewährt, an welchem dieselbe dem beförderten Offizier dienstlich bekannt wird. Neben dem Übungsgelde wird beim Ausrücken des Truppenteils aus der Garnison bzw. bei Einberufung in ein Barackenlager als Kommando­ zulage für den Hauptmann 4 JL., für Lieutenants 3 JL täglich gezahlt. Als Garnisonsort gilt hierbei der Garnisonsort des Truppenteils, zu welchem die Einberufung behufs Dienstleistung „erfolgt ist, für die zu Übungsformationen Einberufenen der festgesetzte Übungsort. Durch Urlaub, auch zur Wiederherstellung der Gesundheit bewilligten, sowie durch Empfang von Tagegeldern wird die Zuständigkeit des Übungs­ geldes ausgeschlossen. Auch fällt der Anspruch fort für die Zeit, lvelche über die Übungs­ dauer hinaus im Stubenarrest verbracht wird. Im Falle gänzlicher Mittellosigkeit darf durch Verfügung des kommandierenden Generals den im Arrest befindlichen Offizieren,, eine Beihilfe zum Unterhalt bewilligt werden, welche den Betrag des Übungsgeldes nicht erreichen darf. Bei einer Untersuchungshaft während der Übungszeit wird das Übungs­ geld weiter gewährt. Der Abzug von dem vollen Übungsgeld in Fällen der Verweisung zur Hauptverhandlung bemißt sich nach Artikel 122 der Militär-Strafgerichtsordnung. Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige. 12

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Die Gebührnisse bei Verbüßung einer Festungshaft oder Gefängnis­ strafe sind in den provisorischen Bestimmungen über die Verpflegung der Militär-Gefangenen:c. festgesetzt. Bei Erkrankungen am..dienstlichen Aufenthaltsort wird das Übungs­ feld unverkürzt gezahlt. Überschreitet die Dauer der Erkrankung die Ubungszeit, so darf gänzlich unbemittelten, in einem Militärlazaret befind­ lichen Offizieren ein Teil des Übungsgeldes durch Verfügung des kom­ mandierenden Generals bewilligt werden, ebenso den in Untersuchungshaft befindlichen Offizieren. Bei jeder Einziehung zu einer Übung, und zwar bei Wiederholung der letzteren, auch im unmittelbaren Anschlüsse an die erste Übung, wird von neuem an Einkleidungsgeld gezahlt: für den Hauptmann und den Kontrolloffizier 150 JLt den Lieutenant 120 Die zur Ausbildung als Adjutanten auf den Mobilmachungsfall ein­ berufenen Offiziere erhalten das Einkleidungsgeld ihrer Charge. Der. Anspruch auf das Einkleidungsgeld wird durch den Dienstantritt bei der Übung erworben. Der Brigadekommandeur ist jedoch befugt, dasselbe auch solchen Offi­ zieren zu bewilligen, welche durch Krankheit oder sonstige, seinem Er­ messen nach berücksichtigungswerte Gründe an der Beteiligung bei der Übung behindert sind, falls die hierzu erforderliche Bekleidung und Aus­ rüstung bereits beschafft war. Fällt die Übung aus, so wird das Einkleidungsgeld nur an diejenigen Offiziere gezahlt, an welche der Einberufungsbefehl bereits ergangen war, und welche nach dem Ermessen des Brigadekommandeurs die Einkleidungs­ und Ausrüstungseinrichtungen schon getroffen haben mußten. Offizieraspiranten, welche während einer Übung zu Ofsizieren befördert werden, erhalten das Einkleidungsgeld nur, wenn sie noch vor Beendigung derselben die Ofsiziersbekleidung und Ausrüstung beschafft und benutzt haben. Offiziere, welche behufs Übertrittes in den Friedensstand in offene etatsmäßige Stellen des Heeres cinberusen sind, werden wie Offi­ ziere des Friedensstandes verpflegt. Erfolgt die Einberufung, ohne daß eine etatsmäßige Stelle offen ist, so bedarf es zur Gehaltszahlung einer besondern Allerhöchsten Bestimmung. Bei Einziehung zu außergewöhnlichen Verstärkungen des Heeres werden die Offiziere des Beurlaubtenstandes wie die des Friedensstandes verpflegt (s. XI. Abschnitt, 1. Kapitel); sie erhalten jedoch vom Tage des Dienstantrittes ab bis zum Ende des laufenden Monats das Übungsgeld, sowie das Einkleidungsgeld. Die Zulage für Kontrolloffizicre wird monatlich vorausgezahlt. Bei Übungen wird das Übungsgeld beim Dienstantritt, bzw. am 1. jeden Monats, jedoch .mit der Verpflichtung zur Rückerstattung der infolge einer Abkürzung der Übungszeit u. s. w. etwa zu viel empfangenen Beträge, und das Einkleidungsgeld beim Dienstantritt vorausgezahlt.

§ 26.

Reisegebührnisse der Offiziere deS Beurlaubtenstandes. (Reife-Ordnung für die Personen des Soldatcnstandes.)

Bei Einberufung zu Dienstleistungen empfangen die Offiziere des Beurlaubtenstandes:

IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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a) für.die Tage der Hin- und Rückreise, sofern dieselben nicht in die Übungsdauer fallen, eine Entschädigung in Höhe des chargen­ mäßigen Übungsgeldes. Tritt eine Unterbrechung der Reise be­ hufs des Übernachtens ein, so sind statt dessen die verordnungs­ mäßigen Tagegelder für je einen Tag zuständig; b) für die auf dem Landwege zurückzulegenden Entfernungen die verordnungsmäßigen Fuhrkosten; c) für die auf der Eisenbahn (einschließlich Schnell- und Kurier­ züge) oder dem Dampfschiff zurückzulegenden Entfernungen das Fahrgeld für die zweite Wagenklasse bzw. für den ersten Platz, sowie 3 JL für jeden Zu- und Abgang.

Der Berechnung ist die Entfernung vom Aufenthalts- nach dem Ein­ berufungs- (Übungs-) Ort zum Grunde zu legen; die Einberufung hat stets unmittelbar nach demjenigen Orte zu erfolgen, in welchem die Dienst­ leistung anzutreten ist.

(Als Aufenthaltsort gilt: a) für Offiziere, welche sich im Jnlande aufhalten, derjenige Ort, in welchem dieselben ihren stündigen Wohnsitz haben, wobei es ohne Einfluß bleibt, ob der betreffende Ort sich innerhalb des heimatlichen Landwehrbezirks bzw. Bundesstaates befindet; b) für Offiziere, welche nach dem Auslande beurlaubt sind oder sich im Auslande ohne Urlaub aufhalten, derjenige innerhalb des heimatlichen Landwehrbezirks bzw. Bundesstaates belegene Ort, in welchem der betreffende Offizier von dem Bezirkskommando in Kontrolle geführt wird.) Findet die Dienstleistung im Bezirksstabsquartier statt, so wird eine Entschädigung grundsätzlich nicht gewährt. 9?ut ausnahmsweise sind auch in diesem Falle die oben festgesetzten Gebührnisse zuständig für diejenigen Offiziere, welche infolge ihrer zivildienstlichen Stellung als Beamte ihren Aufenthalt in einem andern Bundesstaate mit eigener Militärverwaltung oder im Auslande haben. Für die Reise vom Entlassungsorte nach dem Aufenthaltsorte gelten dieselben Bestimmungen, welche für die Hinreise maßgebend sind. Wechselt der Offizier während der Übung oder gleich nach Beendi­ gung derselben seinen Aufenthaltsort, so wird der Berechnung der Fuhr­ kosten die Entfernung vom Entlassungsorte nach dem neuen Aufenthalts­ orte nur dann zum Grunde gelegt, wenn dieselbe nicht mehr beträgt als die Entfernung nach dem alten Aufenthaltsorte. Offiziere, welche auf eigenen Antrag oder auf Reklamation ihrer Zivil­ behörde vor Vollendung der Übung entlassen werden, haben für die Rück­ reise eine Reisevergütung aus Militärfonds nicht zu empfangen. Offiziere des aktiven Dienststandes, welche zur Abhaltung von Kon­ trollversammlungen außerhalb ihrer Garnison kommandiert werden, em­ pfangen die verordnungsmäßigen Reisegebührnisse. Offiziere des Beurlaubtenstandes erhalten für Abhaltung von Kontroll­ versammlungen, zu welchen sie für ihre Person gestellungspflichtig sind, keine Entschädignng. Für die Abhaltung anderer Kontrollversammlungen werden ihnen die verordnungsmäßigen Reisegebührnisse gewährt, an deren Stelle eine tägliche Entschädigung in Höhe der chargenmäßigen Tagegelder

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes,

tritt, falls der Kontrollort zugleich Aufenthaltsort des betreffenden Offi­ ziers ist. Die Kontrolloffiziere haben mit Rücksicht auf ihre etatsmäßige Zulage für derartige Reisen innerhalb des zugewiesenen Bezirks keinerlei Reise­ gebührnisse zu beanspruchen. Vorkommendenfalls sind die den Vertretern der Kontrolloffiziere gewährten verordnungsmäßigen Fuhrkosten den Militärfonds aus der ge­ dachten Zulage zu ersetzen. Reisen oder Umwege nach dem Bezirksstabsquartier behufs Entgegen­ nahme von Instruktionen, oder nach Beendigung des Geschäfts behufs mündlicher Berichterstattung über den Ausfall desselben, werden nicht vergütet. Offiziere des Beurlaubtenstandes erhalten im Mobilmachungsfall bei der Einberufung für die Tage der Reise, sofern das Kriegsgehalt noch nicht zuständig ist, die verordnungsmäßigen Tagegelder. Das Gleiche gilt bei der Entlassung für die Tage der Rückreise, sofern das Kriegsgehalt nicht mehr zuständig ist. Im übrigen werden nach ausgesprochener Mobilmachung und bis zum Eintritt der Demobilmachung Tagegelder weder für mobile, noch für immobile Heeresangehörige gewährt. Soweit die Reise nicht kostenlos erfolgt, werden die wirklich ent­ standenen notwendigen Fuhrkosten erstattet.

§ 27. Reisegebührnifse der Offiziere des Beurlaubtenstandes tu Militär- und ehrengerichtlichen Angelegenheiten. In allen ehrengerichtlichen Untersuchungen sind Reisen des Ehren­ rates möglichst zu vermeiden. Wo dergleichen Reisen sich nicht umgehen lassen, erhalten die Mitglieder des Ehrenrates für die Reise und für die unumgänglichen Aufenthaltstage die verordnungsmäßigcn Reisekosten und Tagegelder. Dieselben Kompetenzen stehen den Mitgliedern des Ehren­ gerichtes zu, wenn sie zum Zwecke der Abhaltung des Spruchgerichtes ihren Wohnort verlassen müssen. Jedoch sind die Spruchgerichte, soweit dies ohne wesentliche Verzögerung angängig, bei solchen Gelegenheiten abzuhalten, wo die betreffenden Offiziere sich ohnedies aus dienstlicher Veranlassung im Landwehr-Bezirks-Stabsquartier zu versammeln haben. Offiziere, Sanitäts-Offiziere, Portepecunteroffiziere und Unterärzte des Beurlaubtenstandes erhalten, wenn sie während des Beurlaubten­ verhältnisses als Zeugen bei einem Militär- oder Ehrengerichte auf­ treten, und wenn sich die erforderliche Vernehmung nicht im Wege der Requisition erledigen läßt, ebenso wie die Zivilpersonen die zuständigen Reise- re. Kosten nach den bei den Zivilgerichten geltenden Grundsätzen vergütet. Den Offizieren und Sanitäts-Offizieren des Beurlaubtenstandes, welche sich in militärgerichtlicher bzw. ehrengerichtlicher Untersuchung befinden, dürfen im Falle nachgewiesener Mittellosigkeit bei Reisen, welche infolge von Vernehmungen, die nicht im Wege der Requisition erledigt werden können, notwendig sind, die verordnungsmäßigen Reisekosten, ferner ein ermäßigtes Tagegeld in Höhe der chargenmäßigen Übungsdiäten, sowie als Entschädigung für das nichtzuständige Natural-

IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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quartier ein Zuschuß von 1 JL für den Tag schon während der Unter­ suchung von den Generalkommandos bewilligt werden. Im Falle völliger Freisprechung erhalten sie den Mehrbetrag bis zur Höhe der chargen­ mäßigen Tagegelder nachgezahlt.

§ 28. Servisberechtigung der Offiziere des Beurlaubtenstandes. Die Personen des Beurlaubtenstandes treten bei der Zusammen­ ziehung zu den jährlichen Übungen und bei der Einberufung zu anderen vorübergehenden Zwecken, und zwar auf die wirkliche Dauer der Übung re. exkl. des Abgangstages in die Berechtigung zu freiem Quartier (Naturalquartier-Servis). Beziehen die Offiziere des Beurlaubtenstandes aber nicht Diäten, sondern das chargenmäßige Gehalt, so kompetiert ihnen der Servis nach den Grundsätzen und dem Tarife für die Selbstmieter.

Unter Servis versteht man die Geldvergütung, welche den Militärpersonen zur Selbstbeschaffung ihrer Wohnungsbedürfnisse gezahlt wird. Für die zur Übung oder zur Ausbildung bei den Truppen des stehenden Heeres kommandierten Landwehr-Offiziere und -Unteroffiziere wird auf die Dauer dieses Kommandos — zur Befriedigung der Ge­ meinde (oder des Kommandierten im Falle der Selbsteinmietung) — der tarifmäßige Servis des Kommando-Ortes gewährt. Ist dagegen das Kommando einer Versetzung gleich zu achten und beziehen die gedachten Offiziere das chargenmäßige Gehalt, so finden die Bestimmungen für Selbstmieter Anwendung. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes sind in gleicher Weise wie die Offiziere des Friedensstandes verpflichtet, leerstehende Offiziers-Kasernen­ quartiere zu beziehen. Demzufolge wird ihnen Naturalquartier bzw. Servis nur daun gewährt, wenn das Wohnbedürfnis nicht durch ein Kasernen­ quartier sichergestellt ist. Den zu Übungen eingezogenen Offizieren des Beurlaubtenstandes, wKche in den auf "Artillerieschießplätzen erbauten Barackenlagern untergcbracht werden, gebührt zur Beschaffung und Unterhaltung der kleineren Ouartierbedürfnisse der sechste Teil des reglementmäßigen Servises. Offiziere, welche auf eigenen Antrag den gedachten Übungen bei­ wohnen und nicht in die Zahl der aus etatsmäßigen Fonds zu besoldenden Offiziere eingerechnet werden können, sind zu Servis (resp. Quartier) nicht bcreühtigt. Die von des Königs Majestät definitiv oder interimistisch zu KomPcgnieführern ernannten Lieutenants der Landwehr erhalten während dir Zusammenziehung der Landwehr den Hauptmannsservis. Den zur Dienstleistung eingezogenen Reserveoffiziers - Aspiranten, welche die Charge eines Vizefeldwebels bekleiden, ist der Servis ihrer Charge zu gewähren. Wenn Offiziere des Beurlaubtenstandes während der Übung oder bü anderweiten Zusammenziehungen erkranken und in ein Militärlazaret arfgenommen werden, erhalten dieselben den Servis nur dann unverkürzt fort, wenn nach ärztlichem Ermessen anzunehmen ist, daß der Erkrankte in Laufe des nächsten Monats oder früher aus dem Lazaret zurückkehren iwrde. Andernfalls hört die Zahlung des Servises mit dem Tage der Alfnahme in die Heilanstalt auf.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstand's.

Verbleiben die erkrankten Offiziere in einer selbstgemieteten Wolnung, so wird der Servis so lange gewährt, als die Zahlung des Gchaltes erfolgt. Bei dem im Arrest befindlichen Reserve- und LantwehrOffhieren hört die Zahlung des Servises mit dem Tage des Arrestantrtttes auf. Der Servis wird an die Selbstmieter monatlich pränumerando, mithin am 1. jeden Monats (falls die Kompetenz nicht später beginnt) gezahlt. Wo sich die Serviskompetenz nicht auf den vollen Kalender­ monat erstreckt, wird dieselbe nach der Zahl der Tage, auf welche der Anspruch begründet ist, und zwar zu Vao des Monatsbetragcs für jeden Tag gerechnet.

Der Personalservis zerfällt nach der Jahreszeit a) in Winterservis für die Monate Oktober bis inkl. März, b) in Sommerservis für die Monate März bis inkl. September. Der Servis für das Selbstmieter-Quartier a) des Hauptmanns, b) des Lieutenants beträgt für die Servisklasse A (München) pro Wintermonat, pro Sommermonab a) 94 Jt. 50 67 Jt. 50 A 52 „ 50 „ b) 37 „ 50 „ I. Servisklasse: 68 „ 40 „ 48 „ 60 „ a) 43 ,, 80 „ b) 31 „ 20 „ 39 „ 90 „ II. Servisklasse: 56 „ 10 „ a) 24 „ 90 35 „ 10 „ b) 48 „ 90 „ 35 „ 10 „ HI. Servisklasse: a) 29 „ 70 „ b) 21 „ 30 „ — „ 42 IV. u. V. Servisklasse: 30 a) 27 ", 90 b) 20 „ 10 „ Wohnungsgeldzuschuß: n. in. IV. I. Servisklasse A a) des Hauptmanns jährlich 900 JL 660 540 480 420 b) des Lieutenants 420 „ 270 240 225 216

Die Offiziere des Beurlaubtenstandes erhalten Wohnungsgeldzuschuß nur dann, wenn sie das chargenmäßige Gehalt — nicht Diäten — be­ ziehen, und zwar erhalten sie den Wohnungsgeldzuschuß für die Zeit, für welche sie bestimmungsmäßig Gehalt beziehen, nach dem Garnisonsresp. Formationsorte der Kommandobehörde oder des Truppenteils, denen sie zur Dienstleistung überwiesen worden sind.

§ 29. Unterstützung der Familien der Offiziere des Beurlaubten­ standes während des Kriegszustandes. (Reglement bont 15. Februar 1873.)

Bei eintretendem Kriegszustände erhalten die Familien der Offiziere des Beurlaubtenstandes bis zum Hauptmann II. Klasse einschließlich auf­ wärts, so lange solche Familien getrennt von ihren Männern oder Vätern leben müssen, Unterstützungen, und zwar sind zum Empfange der Unter­ stützung nur berechtigt:

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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1. Frauen, welche mit ihren Männern in ungetrennter Ehe leben; 2. eheliche Kinder, zu deren Unterhalt der Vater, wenn auch nur teilweise, verpflichtet ist. Die zu gewährenden Unterstützungen bestehen in einer Servisunter­ stützung. Die Höhe derselben richtet sich nach dem Garnisonsorte resp, dem Wohnorte und nach der Charge des Mannes oder Vaters. Die Einreihung der Garnisons- resp. Wohnorte in die Servisklasse ist durch einen besondern Servistarif festgesetzt. Es erhalten z. B. die Frau oder die mutterlosen Kinder eines 'Premier- oder Secondlieutenants Servisklasse A (München) monatlich 22 JL 49 für die 1. 18 . 57 „ 2. 15 „ — „ 3. 12 „ 75 „ 4. 12 „ — „ 12 „ — „ „ ft 5. Verläßt eine Familie den Garnisonsort resp, den früheren Wohnort And wählt einen andern Aufenthaltsort innerhalb des Deutschen Reiches, so verbleibt ihr die Servisunterstützung nach dem Satze des verlassenen Garnisons- oder früheren Wohnortes. Der Anspruch auf die Gewährung beginnt mit dem Zeitpunkte, an welchem die Zahlung des Servises an den betreffenden Mann oder Vater infolge des Ausmarsches aus der Garnison aufhört, resp, für die Familien derjenigen Offiziere, welche zur Zeit der Mobilmachung nicht servis­ berechtigt waren, mit dem Tage, an welchem die Männer oder Väter infolge ihrer Einberufung zum Militärdienst ihre Familien verlassen. Mit der Rückkehr der Truppenteile in die Friedensgarnison hört die Gewährung der Unterstützung auf. — Tie Unterstützungen werden monatlich postnumerando von den Garnisonsverwaltungen bzw. Rentämtern gegen vorschriftsmäßige Quittung gezahlt.

§ 30.

Landwehroffiziers-Unterstützungsfonds.

Gegründet 1869 aus dem einmaligen Zuschuß, welchen der Militär­ ärar leistete; dazu kommen a) ordentliche Beiträge der Offiziere, Ärzte und Militärbeamten des Beurlaubtenstandes, b) Zuschüsse von Vermächt­ nissen oder sonstigen freiwilligen Gaben und Geschenken, c) die Zinsen aus den Aktivkapitalien. Der Fonds dient zur Unterstützung hilfsbedürftiger Offiziere (Haupt­ leute und Lieutenants), Ärzte und Militärbeamten des Beurlaubtenstandes. Jeder zur Teilnahme an diesem Fonds berechtigte Offizier rc. hat von je 6 Jt. seiner aus dem Militäretat fließenden baren Bezüge — mit alleiniger Ausnahme der Servisbezüge und Reisekostenvergütungen — 10 zj Beitrag zu leisten. Diese Beiträge werden von den Bezirks­ kommandos und Abteilungen, von welcher die Bezüge ausbezahlt werden, erhoben. Aus diesem Fonds finden nur Unterstützungen, keine Darlehen statt. Die Offiziere rc. des Beurlaubtenstandes sind mit ihren Ansprüchen auf Unterstützung auf jenes Generalkommando hingewiesen, zu dessen Bezirk das Bezirkskommando gehört, bei welchem sie im Stande geführt werden. Die Einberufung zum Dienst bei einer Heeresabteilung ändert an diesem Verhältnisse nichts.

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IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Ein Unterstiitzungsgesuch ist nur zulässig, wenn 1. der Gesuchsteller die festgesetzten Beiträge entrichtet hat; 2. derselbe nicht im stände ist, ohne Beeinträchtigung seiner oder seiner Familie Existenz sich die nötige Hilfe zu verschaffen; 3. die Ursache der Unterstützung in Beziehung zu dienstlichen Ver­ hältnissen des Gesuchstellers steht und nicht durch dessen eigenes Verschulden herbeigesührt wurde.

Namentlich kann Anspruch geben: größere Kurkosten oder notwendiger Besuch von Bädern, um die Gesundheit wiederherzustellen, wenn Be­ schädigung, Verwundung oder Krankheit infolge dienstlicher Leistungen erfolgt ist; Verlust von Equipierungsstücken, sei es durch Brand, Dieb­ stahl 2C., oder sonst unverschuldete Unglücksfälle. Da die Offiziere re. des Beurlaubtenstandes behufs der ersten Selbst­ beschaffung der Uniformierung und Ausrüstung das Einkleidungsgeld erhalten, so findet hierfiir keine weitere Unterstützung aus dem Fonds statt. Ein beurlaubter Offizier, welcher für einen Zweck bereits als Zivilbeamter von seiner Zivilbehörde mit einer Beihilfe berücksichtigt worden ist, kann keine Subvention zu demselben Zwecke aus dem OffiziersUnterstützungsfonds erhalten. Zuständig zur Bewilligung der Unterstützungen sind die bei den Generalkommandos auch für den Unterstützungsfonds der aktiven Armee niedergesetzten Kommissionen. Eingereicht werden die Gesuche entweder beim einschlägigen Bezirks­ kommandeur, oder von denen, welche bei einem Truppenteil cinberufen sind, bei dessen Kommandeur. Sie gehen auf dem Dienstwege an das Generalkommando. Die Eröffnung des über das Gesuch gefaßten Beschlusses erfolgt mittels Auszugs aus dem Sitzungsprotokoll. Die gewährten Unterstützungen an Offiziere ?c. des Beurlaubten­ standes, welche sich mit Sitze eines Generalkommandos befinden, zahlt die Corps-Zahlungsstelle gegen Übergabe des Auszugs aus dem Sitzungs­ protokoll. Bei auswärtigen Stellen zahlt sie jene Kasse, auf welche die Corps-Zahlungsstelle die Assignation ausstellt. Die Empfangsbestätigung erfolgt unmittelbar auf dem Auszug des Sitzungsprotokolls. Vermächtnisse, freiwillige Gaben und Geschenke zu Gunsten des Fonds können die Geber direkt an die Militärfonds-Verwaltung gelangen lassen, damit diese die Allerhöchste Genehmigung zur Einziehung und Verein­ nahmung erhole. § 31.

Feldwebellieutenants.

Zur Besetzung der Secondlieutenants-Stellen bei den Ersatztruppen, den Land­ wehrbataillonen und Landsturmformationen können diensterfahrene inaktive Unter­ offiziere in Aussicht genommen werden. Dieselben müssen sich in geordneten Ver­ hältnissen und in einer entsprechenden bürgerlichen Lebensstellung befinden. Diese Unteroffiziere werden bei ihrem Dienstantritt zu Vizefeldwebeln bzw. Vizewachtmeistern ernannt, falls sie nicht bereits früher Feldwebel oder Vizeseldwebel 2C. waren und erhalten die Gebührnisse eines Secondlieutenants, ausge­ nommen den Wohnungsgeldzuschuß. Bekleidung und Ausrüstung erhalten sie vom Truppenteil in natura. Haben dieselben ihre dienstliche Brauchbarkeit dargethan, so können sie drei Monate nach erfolgtem Dienstantritt ohne vorhergegange Wahl des Offiziercorps zur Ernennung zum Feldwebellieutenant vorgeschlagen werden

IX. Abschnitt.

Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

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Die Feldwebellieutenants gehören zu den Landwehr-Offizieren, und zwar zur Hauptklasse der Subalternosfiziere im Range des Secondlieutenants, hinter denen sie rangieren. Aus sie finden demgemäß alle auf die Offiziere bezüglichen gesetz­ lichen und sonstigen Vorschriften Anwendung. Ausgenommen hiervon sind nur die Bestimmungen über die Ehrengerichte uiib über die Wahl der Offiziere, und sollen Feldwebellieutenants an den Ehrengerichten und der Offizierswahl weder teilnehmen, noch ihnen unterworfen sein. An Stelle von Patenten erhalten sie Bestallungen. Die Feldwebellieutenants erhalten neben den bis dahin empfangenen Gebühr­ nissen auch noch den Wohnungsgeldzuschuß eines Lieutenants. Sie haben für ihre persönliche Bekleidung und Ausrüstung selbst Sorge zu tragen und erhalten daher auch das verordnungsmäßiae Einkleidungsgeld. Die Uniformsabzeichen der Feldwebellieutenants s. S. 80. Die Feldwebellieutenants entrichten die gleichen Beiträge zum LandwehrOffiziers-Unterstützungssonds wie die Offiziere des Beurlaubtenstandes. Bei Auflösung des betreffenden Truppenteils oder einer aus anderen Gründen -gebotenen Entlassung treten die Feldwebellieutenants in das Jnaktivitäts-Berhültnis zurück.

X. Abschnitt.

Dekleidmrg und Ausrüstung. 1. Kapitel. Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung. § 1. Bestandteile der Bekleidung und Ausrüstung. 1. An Bekleidungsstücken sind voraeschrieben: a) Großmontierungsstücke: Die Feldmütze, an deren Stelle für Feldwebel, Vizefeldwebel und Portepeefähnriche die Dienstmütze (mit Schirm), der Waffenrock, die Drillichjacke für die Gemeinen, der Drillichrock für die Unteroffiziere, die Halsbinde, die Tuchhose, die weißleinene Hose, die Drillichhose, die Unterhosen (zwei für jeden Mann), der Mantel, die Tuchhandschuhe für die Gemeinen und die Lederhandschuhe für die Unter­ offiziere; b) Kleinmontierungsstücke: Die Stiefel, die Schnürschuhe, Sohlen nebst Absatzslecken, das Hemd. Für das Feldverhältnis ist nur eine Unterhose, dagegen 2 Hemden zuständig, während die Drillichjacke bzw. der Drillichrock und die weiß­ leinene Hose in Wegfall kommen. (Die Schnürschuhe dienen als zeitweiser Ersatz der langschäftigen Stiefel, als Hausschuhe, bei Eisenbahnsahrten, in Biwaks, sowie für wundgelaufene oder durchgescheuerte Füße.) 2. Die Ausrüstungsstücke bestehen aus: Dem Helm, dem Tornister mit Tornisterbeutel und Tragegerüst, dem Leibriemen mit Schloß und Seitengewehr­ tasche, den 3 Patrontaschen (die beiden vorderen Patrontaschen für Unteroffiziere und Gemeine, die Hintere Patrontasche nur für Gemeine), dem Kochgeschirr mit Riemen, dem Brotbeutel, der Feldflasche mit Trinkbecher, zwei Mantelriemen, der Säbeltroddel, dem Schanzzeug (Spaten, Beilpicken, Beile) mit Futteral, dem Salzund Kaffeebeutel, dem Verbindezeug, der Erkennungsmarke, denl Putzzeug (Kleider-, Stiefel-, Auftrag-, Schmierbürste, Wichs-, Putzpommade-, Lederputz- und Gewehrsett-Büchse), dem Nähzeug (Täschchen aus Tuch mit Nadeln, Knöpfen, Faden, Schere).

§ 2.

Bekleidungswirtschaft der Truppen.

Die im Frieden bestehenden Truppenteile werden bei ihrer Errichtung oder bei der späteren Ergänzung ihrer Vorräte seitens der Heeresverwaltung mit dem Bedarf an Bekleidung und Ausrüstung ausgestattet. Um die in Tragung genom­ menen und dadurch abgenutzten und verbrauchten Stücke wieder ergänzen zu können.

1. Kapitel.

Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

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erhallen die Truppen jährlich bestimmte Entschädigungen in Geld („Jahres-Bekleidungsentschädigung, Nebenkosten- und allgemeiner Unkostenfonds"). Aus diesen Mitteln werden einerseits die Rohstoffe zu den in den Handwerksstätten der Truppen­ teile zu fertigenden Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, anderseits die fertigen Stücke, soweit sie nicht in jenen Handwerksställen hergestellt werden können, auf dem Wege der Verdingung der Lieferungen von Fabrikanten und Zivilhandwerkern beschafft. Das Luch zu den Bekleidungsstricken muß jedoch aus dem Montierungsdepot bezogen werden; auch kann das Kriegsministerium, wenn das Staatsinteresse es erheischt, alle übrigen Materialien und Stücke in natura überweisen lassen. Die Anfertigung der Bekleidungs- und soweit als angängig auch „der Aus­ rüstungsstücke in den Handwerksstätten der Truppenteile geschieht durch die Ökonomie­ handwerker (Schneider und Schuhmacher) unter Aussicht von Meistern. Bei deren Unzulänglichkeit können auch die vorhandenen, mit der Waffe ausgebildeten Hand­ werker zu den Anfertigungen herangezogen werden; soweit diese Kräfte nicht aus­ reichen, muß auf Zivilhandwerker zurückgegriffen werden. Innerhalb der Kom­ pagnien sind die mit der Waffe ausgebildeten Handwerker und Hilfshandwerker für Ausführung von Reparaturen re. bestimmt. Die fertigen und als probemäßig befundenen Stücke werden mit dem den Truppenteil bezeichnenden Annahmestempel, ferner, sobald sie auch bei der alle zwei Jahre stattfindenden und durch den Brigadekommandeur und einen Intendantur­ beamten vorgenommenen ökonomischen Musterung probemäßig befunden sind, mit einem zweiten, das Musterungsjahr angebenden Stempel versehen und auf den Montierungskammern des Regiments aufbewahrt. So viel neue Stücke hier nieder­ gelegt werden, ebensoviele der ältesten bzw. am längsten lagernden Stücke werden den Bataillonen zur Auffrischung ihrer Vorräte übergeben und mit dem Stempel des Bataillons bezeichnet. Die Bataillone geben ihrerseits nach den besonderen Bestimmungen des Regimentsommandeurs aus den in ihren Montierungs­ kammern ausbewahrten Beständen eine bemessene Anzahl der am längsten lagernden an die Kompagnien ab, welche dieselben mit dem Stempel des Empfangsjahres und der Kompagnie versehen. Die Vorräte der Kompagnien an Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken werden nach dem Alter der Anfertigung und der Beschaffenheit in Garnituren eingeteilt, von welchen jede so viele Stücke umfaßt, als die Friedens­ stärke der Kompagnie an Mannschaften beträgt. Die Garnituren werden entweder mit ihrer Nummer oder mit dem Zweck, zu dem sie bestimmt sind, bezeichnet; in letzterer Beziehung bestehen bei den Truppenteilen verschiedene Bezeichnungen. Es werden z. B. der 1. oder Kriegsgarnitur die neuesten vollkommen kriegsbrauch­ baren Stücke beigezählt; die nächstbesten Stücke bilden die 2. oder Paradegarnitur, die drittbesten die 3. oder Sonnlagsgarnitur, die 4. Garnitur besteht aus den zum Garüisonswachdienst verwendeten Stücken, die 5. Garnitur bildet den Exerzier­ anzug, eine etwa noch vorhandene 6. Garnitur aus den am längsten in Tragung befindlichen Stücken bestehend, gibt die Bekleidung für die Arbeitsdienste, den Stuben- und den Entlassungsanzug. Diejenigen Stücke, welche nicht mehr reparaturfähig sind, werden entweder als Flickmaterial verwendet, oder wenn hierzu nicht verwendbar, Öffentlich versteigert. Aus den Beständen der Kompagnie werden Unteroffiziere und Mannschaften beklejdet und ausgerüstet. Die an dieselben abzugebenden Sachen müssen ihnen sorgfältig verpaßt sein, und es muß auf einen besseren Anzug der Unteroffiziere Bedacht genommen werden. Alle Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke sind mit dem Namen des Mannes, dem sie zum Gebrauche übergeben sind, zu versehen; der Name wird auf einen Leinwand- oder Papierstreifen geschrieben oder gedruckt, und wird in das betreffende Bekleidungs- oder Ausrüstungsstück eingenäht oder aufgeklebt.

Kleinere, beim Gebrauch entstehende Schäden, wie abgerissene Knopfe, auf­ gegangene Nähte, zerrissenes Futter, bessert der Soldat selbst aus; die größeren Flickarbeiten, die Erneuerung der Kragen und Ausschläge, die Reparatur der Stiefel 2C. werden von den bei den Kompagnien befindlichen Militärhandwerkern (Handwerkern mit der Waffe) besorgt; die Kompagnien erhalten hierfür die nötigen

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X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Mittel in der ihnen zustehenden Quote aus den Unkostenfonds und den von der Negimentsbekleidungskommission überwiesenen Materialien. Die nicht im Gebrauche der Leute befindlichen Stücke werden auf den Kom­ pagniekammern ordnungsgemäß und übersichtlich aufbewahrt, und ebenso wie die im Gebrauch befindlichen Gegenstände durch ein Kompagniekammer-Buch, in welchem die überschiebenden, nicht mehr kriegsbrauchbaren Stücke von den kriegsbrauchbaren getrennt ersichtlich zu machen sind, nachgewiesen. Damit die für die Kriegsausrüstung bestimmten Bestände möglichst geschont und dauernd in einem kriegstüchtigen Zustand erhallen bleiben, die Mannschaften für die verschiedenen Dienste in entsprechender Weise bekleidet und ausgerüstet, und die aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Leute mit einem Entlassungsanzug versehen werden können, damit ferner der Bedarf an Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücken für die Kriegsaugmentations-Mannschaften, den Ersatztruppenteil und die von den Truppen zu formierenden Besatzungtruppen gedeckt zu werden vermag, müssen sich die Truppen einer sparsamen, umsichtigen und zweckent­ sprechenden Bekleidungswirtschast befleißigen. Im Mobilmachungsfall werden aus den kriegsbrauchbaren Beständen der Kompagnie zunächst die im Frieden präsenten Mannschaften bekleidet und ausge­ rüstet, während die überschiebenden Bestände an die Ersatztruppenteile übergehen und zur Deckung des Bedarfs für neu zu formierende Feld- und Besatzungstruppen verwendet werden; die Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke für die' einrückenden Augmentationsmannschasten sind in den Bataillonskammern, die für die Landwehr­ bataillone in den eigens hierfür bestimmten Kammern bereitgestellt. Den Truppen ist in Verwaltung ihres Bekleidungs- und Ausrüstungswesens eine gewisse Selbständigkeit eingeräumt. Eine Aussicht über den inneren Betrieb der Bekleidungswirtschast wird lediglich durch die Musterungs-Kommission (Brigade-Kommandeur und ein Jntendanturbeamter) — die Musterungen finden alle 2 Jahre statt — ausgeübt. Der Regiments- bzw. selbständige Bataillons-Kommandeur ist für den kriegs­ tüchtigen Bekleidungs- und Ausrüstungszustand seines Truppenteils sowie für die zweckmäßige Verwendung der zu diesem Behufe gewährten Mittel verantwortlich. Seine aussührenden Organe sind die Bekleidungskommissionen und die KompagnieChefs. Der Regiments-Bekleidungs-Kommission, welche aus dem etatsmäßigen Stabsoffizier als Vorstand, dem überzähligen Hauptmann, ein bis zwei Lieute­ nants und einem Zahlmeister als Mitgliedern besteht, ist übertragen: die Ver­ waltung der Bekleidungssonds, die Beschaffung, Ausbewahrung und .Auffrischung der noch nicht in Gebrauch gegebenen Bekleidungs- und Ausrüstungsgcgenstände und die Abfindung der Bataillone. Den Bataillons-Bekleidungs-Kommissionen, welche aus einem Hauptmann als Vorstand, einem Lieutenant und dem Zahlmeister des Bataillons als Mit­ gliedern zusammengesetzt sind, liegt die Aufbewahrung und Auffrischung der ihnen überwiesenen Vorräte, insbesondere der Augmentationsbestände und die Abfindung der Kompagnien ob. Die Kompagnie-Chefs sorgen dafür, daß die Mannschaften vorschriftsmäßig bekleidet und ausgerüstet sind, daß die dazu überwiesenen Gegenstände ordnungs­ gemäß aufbewahrt und geschont und stets in gebrauchsfähigem Zustande erhalten werden. Die spezielle Ausführung der Geschäfte besorgen die Kammerunteroffiziere, auch können die Kompagnieosfiziere zur Beaufsichtigung derselben herangezogen werden.

§ 3.

Anspruch auf Bekleidung und Ausrüstung.

Offiziere, Ärzte und Beamte sind verpflichtet, sich die Dienstbekleidung und Ausrüstung ohne besondere Vergütung aus dem Gehalte zu beschaffen. Unteroffiziere und Mannschaften (exkl. Einjährig-Freiwillige) werden während ihrer Dienstzeit bei der Fahne mit allen erforderlichen Bekleidungs- und Aus­ rüstungsgegenständen unentgeltlich versehen. Die Bekleidungs- und Ausrüstungs-

1. Kapitel.

Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

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stücke gehören stets zum Gesamtbestande des Truppenteils und bleiben ärarisches Eigentum. Die an Unteroffiziere und Kapitulanten verabreichten Kleinmontierungsstücke werden nach Ablauf der festgesetzten Tragezeit Eigentum der betreffenden Mann­ schaften, dürfen jedoch von ihnen nur mit Genehmigung ihres Vorgesetzten und insoweit veräußert werden, als nicht die längere Borrätighaltung derselben durch das notwendige Wechseln der Stücke geboten ist. Die Unteroffiziere und Kapitulanten sind unbeschadet des Eigentumrechts an den ausgettagenen Kleinmontierungsstücken verpflichtet, die Stieselschäste, sofern und so oft sich dieselben zum Vorschuhen eignen, zu diesem Behufe zurückzugebcn. Den Truppen ist gestattet, auch die nicht zu den Unteroffizieren und Kapitu­ lanten zählenden Mannschaften mit Kleinmontierungsstücken nach Maßgabe der reglementsmäßigen Tragezeit unter der Vergünstigung abzusinden, daß die Stücke nach Ablauf der Tragezeit den Mannschaften belassen werden. Den Unteroffizieren und Kapitulanten des stehenden Heeres kann auf Ver­ langen zur Selbstschaffung der Kleinmontierungsstücke das etatmäßige Klein­ montierungsgeld halb- oder vierteljährlich oder monatlich postnumerando gewährt werden, wenn dieselben in hinreichender Weise mit Kleinmontierungsstücken von probemäßiger Form und probemäßigem Material versehen sind. — Für die Unter­ offiziere und Kapitulanten führen die Kompagnien ein spezielles Kleinmontierungskonto, welches jeden einzelnen Empfang (in Geld und in natura) nach weisen muß. Über die Bekleidung und Ausrüstung der Einjährig-Freiwilligen s. S. 11. Vizefeldwebel des Beurlaubtenstandes haben die speziellen Abzeichen wie Lssizierskotarde, Osfiziersseitengewehr und Portepee selbst zu beschaffen. Den auf vorübergehende Zeit beurlaubten Mannschaften verbleibt während der Urlaubsdauer der volle Anspruch auf die vorgeschriebene Bekleidung und Ausrüstung. Alle zu Truppen oder Militärbehörden abkomm an dierten Mann­ schaften erhalten von^ihrem Truppenteil, so lange sie im Etat desselben stehen, die vollständige Bekleidung und Ausrüstung. Erkrankte Mannschaften geben bei ihrer Aufnahme in das Lazaret die in dasselbe mitgebrachtcn Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke — mit Ausnahme der Hemden, welche sie im Gebrauch behalten — an die Lazaretverwaltung ab und empfangen von letzterer die erforderlichen Krankenkleider. Unteroffiziere und Kapitulanten erleiden während des Aufenthaltes im Lazaret von ihrer Kompetenz an Kleinmontierungsstücken nur in betreff der Stiefel einen tageweise zu berechnenden Abzug, wenn die Lazaretverpflegung mindestens die Dauer eines Monats erreicht. Bei Versetzungen hat der abgebende Truppenteil dem Versetzten eine für den Marsch ausreichende Bekleidung mitzugebcn, welche von dem empfangenden Truppenteile sogleich zurückzusenden ist. Allen nach Ableistung der gesetzlichen Dienstpflicht entlassenen oder vorher durch den Dienst invalide gewordenen, sowie den zur Disposition der Truppen beurlaubten Mannschaften soll eine für die Reise in die Heimat genügende Bekleidung (Entlassungs-Anzug) mitgcgeben werden. Den auf Grund von Reklamationen sowie den wegen Untauglichkeit vor Ablauf der gesetz­ lichen Dienstzeit entlassenen Leuten sind nur dann, wenn sie zur Erreichung der Heimat Märsche zurückzulegcn haben, keine eigene Bekleidung besitzen und mittellos sind, die für den Marsch unumgänglich notwendigen Stücke zu verabreichen. Die zum Dienst wieder einberusenen Reservisten, sowie die wieder einbeorderten, zur Disposition der Truppen beurlaubt gewesenen Mannschaften haben bei ihrer demnächstigen Entlassung für den Rückmarsch in die Heimat keinen besonderen Ent­ lassungsanzug zu fordern, sondern sind verpflichtet, diesen Marsch ebenso wie bei ihrer Einberufung den Marsch zu ihrem Truppenteil in eigener Bekleidung zurück­ zulegen, auch für die Bereithattung der letzteren zum Entlassungstermine zu sorgen. Wo es den Mannschaften dazu an Gelegenheit fehlt, hat der Truppenteil die Ver­ pflichtung, die milgebrachten für den Rückmarsch unentbehrlichen Stücke der Zivil-

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X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

bekleidung in seinen Kammern aufzubewahren. Unteroffiziere und Kapitulanten, welche freiwillig aus der Reserve re. wieder eintreten, haben bei ihrer Wieder­ entlassung auf einen Entlassungsanzug nur in dem Falle Anspruch, wenn sie mindestens zwei Jahre wieder gedient haben. Die Einjahrig-Freiwilligen, sowie alle diejenigen Mannschaften, welchen die Ableistung der gesetzlichen Dienstpflicht in kürzerer Zeit gestattet ist, wie Bolksschullehrer rc., haben aus Entlassungsanzug keinen Anspruch. Der Entlassungsanzug wird in ausgetragenen Stücken gewährt und besteht aus einer Feldmütze, Wasfenrock, Halsbinde, leinenen resp. Tuchhose, je nach der Jahreszeit, 1 Paar Stiefel und .1 Hemd, event, auch 1 Mantel, welch letzterer jedoch wieder an den Truppenteil zurückzuschicken ist. Landwehrmänner müssen die Märsche zur Übung und in die Heimat in eigener Bekleidung zurücklegen. So lange dieselben bei der Fahne sind, werden sie voll­ ständig wie Soldaten des stehenden Heeres bekleidet. Unteroffiziere und Gemeine erhallen die Klemmontierungsstücke bei den.,Übungen in natura, doch kann den­ jenigen Mannschaften, welche während der Übung ihre eigenen Kleinmontierungsstücke tragen, die nach der Dauer der Übung zu berechnende reglementsmäßige Geld­ vergütung gezahlt werden. Die Unteroffiziere erwerben nur bei außergewöhnlichen Zusammenziehungen Anspruch auf den Kleinmontierungsgelder-Zuschuß. Ausgaben für Putzmaterial und die Reinigung der dem Soldaten in Gebrauch gegebenen Stücke hat derselbe aus seiner Löhnung zu bestreiten. Die von den Soldaten an die Kompagnie zurückzugebenden Sachen müssen von denselben stets in gereinigtem Zustande abgeliefert werden, wovon nur die Landwehrmänner in Betreff der leinenen Bekleidungsstücke entbunden sind, wenn bei der Entlassung die Zeit zur Reinigung derselben fehlt.

§ 4.

Instandhaltung der Bekleidnngs- und Ausrüstungsstücke.

Die möglichste Schonung der dem Soldaten zum Gebrauche übergebenen Bekleidnngs- und Ausrüstungsstücke ist ihm zur strengen Pflicht gemacht. Es sotten die Tuchsachen besserer Qualität nur dann angezogen werden, wenn dies der Dienst erfordert, außerdem wird der Haus- und der ^tubenanzug und, wenn nötig, die Schürze angelegt; es sollen die Kleider vor jeder Verunreinigung bewahrt, nicht unnötig abgerieben, nach jedem Gebrauch sofort gereinigt, wenn nötig ausgebessert und ordnungsgemäß ausbewahrt werden, Kragen und Ausschläge dürfen nur mit ganz reinen und trockenen Händen angefaßt werden. Tas Reinigen der Tuchsachen (Rock, Hose, Mütze, Mantel) geschieht durch Ausklopsen und Abbürsten. Zum Ausklopfen, wozu ein schmiegsamer Ausklopsstock verwendet wird, thun sich am besten zwei Mann zusammen, indem sie mit der linken Hand das Kleidungsstück ausgebreitet hallen und mit der rechten Hand den Ausklopsstecken gebrauchen. Beim Ausklopsen ist darauf zu sehen, daß man die Aufhängschlingen nicht abreißt, keine Löcher durch zu starkes Schlagen und Ziehen in das Tuch schlägt, die Knöpfe nicht verbeult. Das Abbürsten hat mittels der Kleiderbürste zu geschehen, indem man stets in der Richtung des Tuchstriches bürstet. Finden sich nach dem Abbürsten noch Flecken, so ist zunächst zu versuchen, dieselben durch stärkeres Bürsten und Reiben des Tuches aneinander zu entfernen, sodann sind warmes Wasser und Seife, und wenn auch dieses Mittel erfolglos bleibt, Spiritus, Terpentin, Benzin oder ein anderes gutes Fleckwasser oder eine Fleckseife anzuwenden. Alte klebrige oder fettige Flecke werden vorher mit Terpentin an­ gefeuchtet. Flecke, welche durch fettigen Schweiß in Verbindung mit Staub ent­ standen sind, lassen sich mit Salmiakgeist ausreiben. Auch eine Lösung von Soda in warmem Wasser eignet sich zum Entfernen fettiger bzw. schweißiger Flecke. Ein Kratzen mit den Fingernägeln, Messer oder anderen harten und scharfen Gegen­ ständen darf nicht stattfinden. Das rote Auszeichnungstuch darf mit der Bürste nur leicht berührt werden, und ist besonders sorgfältig zu behandeln. Das Putzen der Knöpfe, welches vor dem Abbürsten stattsindet, geschieht derart, daß 2—3 Knöpfe aus die Knopsgabel genommen, mit der linken Hand festgehalten

1. Kapitel.

Beschaffung und Instandhaltung der Bekleidung und Ausrüstung.

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und mit der rechten Hand durch Putzkalk und Spiritus oder durch Putzpommade oder Putzseife und einem Leder- oder Tuchlappen blank gerieben werden. Waren die Bekleidungsstücke naß geworden, so werden sie vor der Reinigung gehörig getrocknet. Drillich- und leinene Bekleidungsstücke, sowie Brotbeutel, werden entweder vom Soldaten selbst gewaschen oder einer Wäscherin übergeben. Das Waschen darf nur mit Wasser, Seife und mit den Händen geschehen; die Anwendung scharfer Mittel wie Lauge, Chlor, sowie Reiben mit Bürsten, Schlagen mit Holz ist verboten. Die Sachen werden zuerst in warmem Wasser eingeweicht, mit Seife tüchtig eingerieben, alsdann unter fortwährendem Eintauchen in das Wasser mit den Händen gegen­ einander gerieben, bis sie rein sind; dann werden sie mehrmals in reinem Wasser ausgespült, gut ausgedrückt und dann zum Trocknen aufgehängt oder auf einen Rasen gelegt. Ein zu starkes Auswinden ist den Sachen schädlich. Bevor die Sachen vollständig trocken werden, werden sie fest zusammengerollt und dann geglättet. Säbeltroddeln werden, wenn nötig, mit warmem Wasser und Seife ge­ waschen. Die Halsbinde wird, wenn sie vom Schweiße feucht geworden, getrocknet und dann ausgebürstet. Das Futter läßt sich mit Benzin oder verdünntem Salmiak­ geist und einem reinen Lappen reinigen, ohne daß man es herauszutrennen braucht. Das Schuhzeug wird zunächst mit der Kotbürste und einem Holzspan gereinigt; ist es sehr schmutzig, so ist es mit Wasser leicht abzuwaschen; ist es sehr naß geworden, so ist es, um ein Einschrumpfen des Leders zu verhüten, mit Heu, Stroh, Lappen, Erbsen, Getreide oder einem Leisten auszustopfen; nasse Stiefel dürfen zum Trocknen nicht zu nahe an den heißen Ofen oder das Feuer gestellt werden. Sollen die Stiefel eingefettet werden, was sich öfter, namentlich bei nassem Wetter empfiehlt, so werden Schmutz und Wichse mit lauwarmem Wasser abge­ waschen und sodann werden die Stiefel, bevor sie ganz getrocknet sind, eingeschmiert. Die Schmiere (Schweinefett, Vaselin, Fischthran, Degrasfett re.) wird mit einem Lappen oder einer kleinen Bürste (Schmierbürste) aufgetragen und dann tüchtig mit der Hand eingerieben. Sollen die Stiefel gewichst werden, so wird die Wichse mit der Auftragbürste gleichmäßig und nicht zu dick aufgetragen und dann werden die Stiefel durch die Glanzbürste blank gewichst. Zum Putzen des schwarzen Lederzeuges empfiehlt sich der sog. Lederputz (Vaselin mit etwas Terpentinöl, Wachs und Nigrosin). Das Leder wird zunächst mit Bimsstein oder Bimssteinmehl, welches man auf einen Tuchlappen streut, ge­ glättet und dann durch Aufträgen von Eisenschwärze mit einem schwarzen Unter­ gründe versehen. Hierauf wird der Lederputz mit einem Tuchlappen möglichst dünn aufgetragen und, nachdem er getrocknet (einige Minuten), mit einem Tuchlappen blank gerieben oder mit einer weichen Bürste blank geputzt. Die Behandlung des Lederzeuges mit Lack ist nicht gestattet. Der Helm muß mit Vorsicht in freier Hand geputzt werden. Die blanken Teile des Beschläges werden mit einem Leder- oder Tuchlappen, Putzkalk und Spiritus oder Putzpommade oder Putzseife geputzt, wobei man den Lack des Helm­ kastens nicht berühren darf. Die Schuppenketten werden nach dem Strich geputzt, und dann wird mit einem Lappen flach unter jede Schuppe gefahren. Die Wappen werden in der Regel mit einem wollenen Lappen leicht abgerieben; ab und zu werden sie vom Helm herabgenommen, mit warmem Wasser und Seife abgewaschen und in Sägespünen getrocknet. Der Helmkasten wird mit einem weichen Leder­ oder Seidenlappen abgerieben; das Innere des Helms, namentlich das Schweiß­ leder, wird durch Abwischen mit einem Tuchlappen gereinigt. Der Tornister wird leicht ausgeklopft, im Innern ausgewischt und außen in Richtung des Striches der Haare leicht abgebürstet. Das Kochgeschirr wird mit einem Gemenge von Kreide und Weizenkleie abgerieben; haben sich Rostflecken gebildet, so sind dieselben zunächst mit einem in Öl getränkten Tuchlappen zu erweichen und wiederholt gehörig abzureiben. Scharfe Mittel wie Sand, Asche, Ziegelmehl dürfen nicht angewendet werden.

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X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Die Feldflasche wird im Innern mit reinem Wasser, dem man etwas Essig und Salz beigeben kann, ausgespült und äußerlich mit einem feuchten Lappen ab­ gewischt und das Leder getrocknet; der Trinkbecher ist wie das Kochgeschirr zu behandeln. Die Eisenteile des Schanzzeuges werden durch leichtes Einfetten vor Rost geschützt; die Stiele werden wie die Gewehrschüsse öfter mit Leinölfirnis eingerieben, die Futterale werden abgewischt und wo sie braun werden, mit Eisenschwärze nach­ gefärbt und mit dem Lederputz behandelt. Waschlederire Handschuhe werden 24 Stunden in Seifenwasser (Regen-, Schnee­ oder Flußwasser, Brunnenwasser ist weniger gut) gelegt, sodann in lauem Wasser mit weißer Seife (guter Fettseife, Marsellaseife) gewaschen, wobei das schmutzig gewordene Wasser etwa dreimal durch reines zu ersetzen und die Seife nicht zu sparen ist; wenn nur mehr ganz reines Wasser abtropft, rverden die Handschuhe ganz leicht ausgedrückt, mit Seife tüchtig eingerieben, umgewendet, aufgeblasen und an einem luftigen, schattigen Platz zum Trocknen ausaehängt; bevor sie völlig trocken geworden sind, werden sie mit den Händen gerieben, damit sie geschmeidig werden, dann, wenn nötig, geflickt, schließlich gedehnt und glatt gestrichen. Sehr empfehlenswert ist es, dem Wasser, in welchem die Handschuhe gewaschen werden, eine Mischung von Stearinöl und Salmiak (zu gleichen Teilen, ungefähr ein Liqueurgläschen voll aus einen Liter Wasser) beizugeben. Die Herstellung (Reparatur) entstandener kleinerer Schäden wie das Annähcn von Knöpfen, Zunähen aufgegangener Nähte (was stets von innen und mit passendem Zwirn zu geschehen hat), das Flicken des Futters ist durch den Soldaten selbst zu besorgen, und zwar sobald der Schaden bemerkt wird; alle anderen, und namentlich die größeren Schäden, werden durch die Handwerker aus­ gebessert, hierzu werden die schadhaften Stücke dem Korporalschaftssührer vorgezeigt und auf dessen Veranlassung dem Kammerunteroffizier übergeben, welcher die Aus­ besserung aussühren läßt. Selbständige Abänderungen an den ärarialischen Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücken darf der Soldat nicht vornehmen noch vornehmen lassen; ebenso­ wenig ist ein Vertauschen, Herlcihen oder Verkaufen von Sachen gestattet. Damit der Einjährig-Freiwillige stets in gutem Anzuge erscheinen kann, muß er seine Bekleidungs- und'Ausrüstungsstücke sorgfältig schonen und sobald sie schad­ haft geworden sind, reparieren lassen oder, wenn dies nicht mehr angängig, durch neue ersetzen. Läßt er sich seine Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke gegen Ver­ gütung durch einen Soldaten der Kompagnie reinigen, so hat er diesen anzuhallen, die Reinigung auch gründlich vorzunehmen. Niemals kann der Einjährig-Frei­ willige den mangelhaften und unsaubern Zustand seiner Bekleidungs- und Aus­ rüstungsstücke mit der Nachlässigkeit-des für die Reinigung derselben gedungenen Soldaten entschuldigen, er trägt vielmehr ganz allein die Verantwortung für den tadellosen Zustand seiner Bekleidung und Ausrüstung.

2. Kapitel. Anzug. (Unterbeilage 30 des V. - Bl. Nr. 18 des Jahres 1873 und Beschreibung der Infanterie-Ausrüstung M/87.)

§ 1.

Anzug der Unteroffiziere und Soldaten.

1. Paradeanzug: Helm (Schuppen unter dem Kinn); Waffenrock, Tuch­ beinkleider (vom 1. Juni mit 31. August weißleinenes Beinkleid), Seitengewehr, Gewehr; Tornister, Leibriemen mit Säbeltasche, Säbeltroddel, die zwei vorderen und die Hintere Patrontasche und das Kochgeschirr mit Riemen. Der Mantel in der gewöhnlichen Weise um die 4 Ecken des Tornisters gelegt; Kochgeschirr ent­ weder querliegend an der oberen Tornisterkante oder senkrecht auf der Klappe, je

2. Kapitel.

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Anzug.

machdem die eine oder die andere Trügeweise von dem Truppenteil angenommen worden. 2. Dienstanzug: a) Zum Garnis ons wach dienst: Helm (Schuppenbänder aufgeschlagen), Wasfenrock, Tuchbeinkleid. Patrontasche, Tornister; wann die Mäntel an­ gezogen werden sollen, wird ausdrücklich besohlen. An den beiden Weih­ nachts-, Oster- und Pfingstfeiertagen, am Neujahrs- und Himmelfahrts­ tage, ferner an den Namens- und Geburtslagen Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, sowie am Geburtslage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers legen die Wachen den Paradeanzug an (Schuppen­ bänder unter dem Kinn); siehe XV. Abschnitt. b) Zur Paroleausgabe (Garnisonswachparade): Helm, Waffenrock, Tuchbeinkleid, Seitengewehr; bei schlechtem Wetter oder Kälte wird der Mantel angelegt. c) Zum Ordonnanzdienst, zum Gerichtsdienst, zur Kirche, wie bei b). d) Zum Exerzieren: je nach besonderer Anordnung Helm oder Feld­ mütze, Waffenrock, Tuch- oder Drillichbeinkleid mit oder ohne Mantel und Feldausrüstung (gewöhnlich ohne letztere). e) Zum Scheibenschießen (s. XX. Abschnitt). f) Marsch- oder feldrnäßiger Anzug: Helm, Wasfenrock, Tuchbein­ kleid (über oder in den Stieseln), 3 Patrontaschen, Tornister mit Koch­ geschirr, Brotbeutel, Feldflasche, Schanzzeug, Mantel um den Tornister gelegt. g) Appellanzug: Feldmütze, Waffenrock oder Drillichjacke, Tuch- oder Drillichbeinkleid, je nach Anordnung des Kompagnie-Chefs. h) Zum kleinen Dienst im Innern der Truppenteile wie zum Detailexerzieren, Turnen rc.: je nach besonderer Anordnung Feldmütze oder Helm, Waffenrock oder Drillichjacke, Tuch- oder Drillichbeinkleid, mit oder ohne Ausrüstung und Waffen. i) Zum Arbeils- und Stubendienst: Mütze, Drillichjacke und Drillich­ beinkleid oder wegen Kälte oder sonstiger besonderer Veranlassung Waffen­ rock und Tuchbeinkleid. 3. Anzug außer Dienst: a) Sonntagsanzug: An Sonn-, Feier- und politischen Festtagen Waffenrock, Tuch- oder weißleinenes Beinkleid, Seitengewehr, ohne oder mit Mantel je nach der Witterung; ob und zu welchen Tagesstunden der Helm anstatt der Mütze getragen werden soll, wird durch den Kom­ mandanten bzw. Garnisonsältesten bestimmt. b) Anzug an Werktagen: wie bei a, jedoch Mütze statt Helm; statt der Tuch- oder weißleinenen Beinkleider darf auch das Drillichbeinkleid getragen werden. 4. Allgemeine Bestimmungen: Welche Garnitzir der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke zu den verschiedenen Diensten anzulegen ist, ist durch die Be­ zeichnung der einzelnen Garnituren bereits angedeutet oder wird jedesmal eigens bestimmt. Die von Unteroffizieren und Mannschaften selbstbeschafften Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke müssen in Farbe, Schnitt rc. der Vorschrift entsprechen. Jedoch im Dienst dürfen von denselben (ausschließlich der Einjährig-Freiwilligen) nur die von der Kompagnie empfangenen Stücke getragen werden. In der Garnison, und zwar außer Dienst, dürfen alle Unteroffiziere und Mannschaften statt der Feldmützen Mützm mit Schirm tragen. Wenn zum Schutz gegen die Kälte nötig, kann die Drillichjacke unter dem Waffenrock angezogen werden; es bleiben alsdann deren Haften offen und der Kragen wird umgeschlagen. Der Mantel soll von Seite der Mannschaft zum Schutze gegen die Kälte in der Regel erst dann angezogen werden, wenn auch die unter dem Waffenrock angelegte Drillichjacke nicht mehr genügend erscheint; ins­ besondere gilt solches für alle Exerzier- und Felddienstübungen. Müller und v. gwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige.

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X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Die Beinkleider werden in der Regel über den Stiefeln getragen; es kann jedoch für Märsche und Felddienstübungen je nach den Witterungs- und Boden­ verhältnissen angeordnet werden, die Beinkleider in die Stiefel zu stecken. Außer Dienst erscheinen Unteroffiziere und Mannschaften einschließlich der Einjahrig-Freiwilligen (aber ausschließlich der Gemeinen II. Klasse) stets mit Seiten­ gewehr und Säbeltroddel, Unteroffiziere und Einjährig-Freiwillige auch mit weißen ledernen Handschuhen; nur wenn Mannschaften größere Gegenstände tragen, im Arbeitsdienst sich befinden, einen Wagen schieben ?c., lassen sie das Seitengewehr zurück. Bei gegebener Veranlassung kann einzelnen oder sämtlichen Gemeinen die Erlaubnis zum Tragen des Seitengewehrs außer Dienst aus bemessene Zeit von den Truppenbesehlshabern entzogen werden. Der Soldat muß in und außer Dienst stets reinlich und ordentlich angezogen sein; namentlich zu Paraden und Besichtigungen, sowie zum Garnisonsdienste und beim Erscheinen an öffentlichen Orten mutz er aus einen tadellosen Anzug bedacht sein. Dies gilt besonders für Unteroffiziere und Einjährig-Freiwillige. Unge­ ziemend ist es, langes ungeschnittenes Haar, weit über die Nockärmel hervorstehende Manschetten, weiße Halskragen an Stelle der Halsbinden, breite, lang herab­ hängende Bänder an den Zwickern (beweglichen Augengläsern), am Oberleder ge­ flickte oder mit schief getretenen Absätzen versehene Stiefel oder Schuhe von anderer Art als die vorgeschriebenen zu tragen, die Uhrketten aus dem Wafsenrock hervor­ hängen zu lassen, Zigarren zwischen die Knöpfe des Waffenrockes oder in Ärmel­ umschläge des Mantels zu schieben, Blumen in das Knopfloch zu stecken, das Settengelvehr unter dem Waffenrock oder bei angezogenem Mantel unterhalb des­ selben zu tragen rc.; die Handschuhe sollen stets sauber, zugeknöpft und nicht zer­ rissen sein; überhaupt muß der Anzug frei von allem unmilitärischen Beiwerk und fern von jeder Mode, anständig, gefällig und vorschristsgenläß sein. Bei Besuchen, auf Bällen, bei Leichenbegängnissen und festlichen Gelegenheiten trägt der Ein­ jahrig-Freiwillige den Helm. Zivilkleider ohne Erlaubnis der Vorgesetzten zu tragen, ist verboten. Die Feldmütze muß gerade, die Kokarde über der Mitte der Stirne, der untere Mützenrand einen Finger breit von den Augenbrauen und ein bis zwei Finger breit von den Ohren entfernt sitzen; (bei Mützen mit Schirm soll letzterer mit den Augenbrauen abschneiden); der Deckel darf nicht nach hinten oder nach einer Seite heruntergezogen werden. Der Helm soll so sitzen, daß der Vorderschirm mit den Augenbrauen ab­ schneidet; sind die Schuppenketten (Sturmriemen) unter dem Kinn zu tragen, so müssen dieselben glatt an dem Gesicht anliegen, ohne zu briicfeit, und unter der Kinnlade sitzen; die Schnalle sitzt an der linken Seite; die im Schweißleder befind­ liche Schnur darf nur ganz lose gebunden sein. Die Halsbinde muß gleichmäßig rings herum den glatt gelegten Hemd­ kragen umschließen und der obere Rand etwas (’/□ cm) aus dem Rockkragen vor­ stehen; sie darf keine Falte machen; Schnalle und Schnallgurt müssen von der Überfallzunge ganz bedeckt sein. Der Hemdkragen darf nicht aus der Halsbinde hervorsehen. Der Wafsenrock muß in seiner Taille bis an die Hüften stoßen und vorn und hinten gleich lang sein; er soll möglichst glatt anliegen, jedoch so weit sein, daß er in keiner Bewegung hindert. Der Kragen soll auf dem Schlüsselbein auf­ sitzen, gleichmäßig an der Halsbinde anliegen und so weit sein, daß zwischen Kragen und Hals bequem drei Finger eingeschoben werden können. Haken und Ösen dürfen nicht sichtbar sein; die Ärmel sollen bei herunterhängenden Armen bis zur Mitte des Handrückens reichen. Der Waffenrock muß stets zugeknöpft und der Kragen vollständig zugehakt sein; der Unterschlag des rechten Vorderteils muß vor dem Zu knöpfen des Waffen­ rockes glatt unter den linken Vorderteil gelegt werden; die hinteren Schoßteile dürfen nicht auseinanderstehen.

2. Kapitel.

Anzug.

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Die Hose soll glatt sitzen; sie muß durch die Hosenträger in den Spalt ge­ zogen, oben über die Hüften, mit ihrem unteren Rand vorn bis auf das halbe Fußblatt, hinten bis an den oberen Rand des Stiefelabsatzes reichen und darf das Bücken und das Beugen des Knies nicht hindern. Der Mantel soll bequem über dem Waffenrock getragen werden können und bis an die Mitte der Wade reichen; wird der Mantel außer Dienst getragen, so darf er nicht bloß umgehangen werden, sondern er ist stets anzuziehen, und der Leibriemen derart darüber anzulegen, daß er hinten unmittelbar über den Knopf des Gurts, vorn das Schloß des Leibriemens zwischen dem ersten und zweiten Knopf von unten sitzt. Der Leibriemen wird dicht über den Hüften hintenüber die Taillenhaken gelegt; vorn bedeckt sein Schloß den untersten Knopf des Waffenrockes; es dürfen in letzterem weder vom noch Hutten Fallen entstehen; dieselben werden nach der Seite hin gestrichen. Für gewöhnlich ist der Leibriemen so fest zu tragen, daß er anliegt, ohne zu drücken; beim Marschanzug ist er so locker zu schnallen, daß man mit der Hand noch bequem unter ihm durchgreisen kann. Die Säbeltroddel wird an der Gabel der Seilengewehrlasche derart befestigt, daß die Quaste zwischen dieser Tasche und der Parierstange des Seitengewehres hervortritt. Wird das Obergewehr (Infanterie-Gewehr) nicht getragen, so wird das Band der Säbeltroddel um den Griff des Seitengewehres selbst geschlungen. Die mit Revolver bewaffneten Unteroffiziere tragen die Revolvertasche auf der linken Seite am Leibriemen zwischen Schloß und Seilengewehrtasche. Bei einer Patrontasche rahmt dieselbe das Leibriemenschloß ein; bei zwei vorderen Patrontaschen sind die inneren Schlaufen dicht an das Schloß heran­ gezogen. Die Hintere Tasche sitzt mit ihren Schlaufen zwischen den Gürtelknöpfen (-haken). Das Kochgeschirr wird querliegend aus den oberen Tornisterrand geschnallt, die flache Seite nach unten, der Deckel nach rechts, der Bügel wird unten nach links gelegt: der Kochgcschirriemen mit dem Ledersteg ist rechts, der andere links; der linke Riemen greift von außen durch den Bügel, innen läuft er über denselben hinweg, um ihn festzuhallen. Die Riemenspitzen zeigen auf den Rücken des Mannes; die Schnallen sind so weit nach unten gezogen, daß sie nicht zu sehen sind. Das Kochgeschirr kann auch in senkrechter Lage hinten auf dem Tomisterdeckel befestigt werden. Der Deckel ist oben, schneidet mit dem Tornister ab; die stäche Seite des Kessels und der nach abwärts stehende Drahtbüael am Tornisterdeckel, der auswärts laufende Riemen wird. nachdem er durch die Blechstrupfe am Kessel­ deckel gezogen, in die am oberen Tornisterboden befindliche Schnalle, der Quer­ riemen, nachdem er durch die Schlaufe am Vertikalriemen gezogen, um den Kessel geschnallt, so daß er zwischen Kessel und Drahtbügel zu liegen und die Riemenschnalle aus der linken Seite 5 cm von der Mitte des Kessels entfernt zu stehen kommt. Im Brotbeutel werden das Eßbesteck, das Brot und die etwa sonst vorhan­ denen Lebensmittel und kleinen Bedürfnisse wie Tabak, Waschzeug (Seife, Kamm, Spiegel re.) untergebracht. Die Trageweise des Brotbeutels, sowie der übrigen Ausrüstungsstücke geht aus den nachfolgenden Vorschriften über das Anpassen der Ausrüstung und über das Ab- und Umhängen des Gepäckes hervor.

a) Das Verpassen der Ausrüstung.

1. Ein Mann im Appellanzuge mit umgehängtem Brotbeutel (dieser an der rechten Seite; Tragband zwischen 3. und 4. Knopf) befestigt am Leibriemen die beiden vorderen und die Hintere mit scharfer Munition gefüllten Patrontaschen; an der linken Seite außerdem Seitengewehr und Schanzzeug. Alsdann legt er den Leibriemen auf die Taillenhaken und schließt den Koppel derart locker, daß er zwischen Leibriemen und Wassenrock bequem mit der Hand durchgreisen kann. 2. Die Hintere Tasche sitzt mit ihren Schlaufen hinter den Taillenhaken, das Schanzzeug unmittelbar hinter der Schlaufe der Säbeltasche, das Beil mit Schneide ncch hinten, Stiel nach unten. Der Spaten liegt mit dem Blatt unter dem

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X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Seitengewehr, Höhlung nach dem Körper, Stiel nach unten. Das Ortband des Seitengewehrs wird durch den Riemen des Spatenfutterals, welcher den Stiel umschlungen hat, gesteckt und somit eine Verbindung des Spatens mit dem unteren Teil der Seitengewehrscheide herbeigeführt. 3. Hieraus erfolgt die Befestigung des Brotbeutels am Leibriemen (Anknöpfen der beiden Schlaufen und Einhaken), sowie das Einhaken der Feldflasche mittels des Karabinerhakens in den bezüglichen Brotbeutelring. 4. Der Mann hängt nun das Tragegerüst (ohne Tornister) um, bringt den Haken des Rückenstückes zwischen den Schlaufen der hinteren Tasche unter den Leibriemen, ersaßt mit beiden Händen die vorderen Teile der Tragriemen und zieht diese, ohne den Leibriemen aus den Taillenhaken zu heben, straff nach unten. 7. Ein zweiter Mann bringt nun den Knopf des Rückenstückes durch Höher­ oder Tieserknöpfen an die Stelle, wo er, je nach dem Körperbau des Mannes, keinen Druck auszuüben vermag (in der Regel eine Hand breit unterhalb der Schulterblätter). Der Knops darf hierbei nicht zu fest sitzen und nicht aus dem Rückgrat oder auf einem Hosenknopf oder Hosenträger aufliegen. 6. Ist dies erreicht und das Rückenstück unter die Tragriemen geknöpft, dann werden die vorderen Haken der letzteren in die Ösen der Patrontasche eingehakt. Drückt der Leibriemen hierbei mit seiner Belastung fühlbar auf die Hüften, so muß das Tragegerüst mittels der Schnallvorrichtung so lange verkürzt werden, bis die Hüften erleichtert und die Schultern zum Tragen der Last mit herangezogen worden sind. Ein Zuhochziehen, so daß der unterste Nockknopf sichtbar wird und der Leib­ riemen die Taillenhaken verläßt, darf nicht stattfinden. 7. Nun wird der feldmarschmäßig gepackte Tornister (durch den zweiten Mann) mit dem Boden lose auf die obere Fläche der hinteren Patrontasche gesetzt und mit der Tasche durch Riemchen des Tornisters verbunden. Alsdann erfolgt die Befestigung des Tornisters am Tragegerüst durch die Nadel. Hierbei muß der Tornister in loser Verbindung mit der hinteren Tasche bleiben, ohne daß letztere in die Höhe gezogen wird. Wird die Tornisternadel zu tief gesteckt, so drückt der Tornister aus das Kreuzbein (Wundscheuern) und schnürt den Rockkragen zu. 8. Die obere Kante des Tornisters wird, außer bei Leuten mit sehr kurzem Oberkörper, tiefer als in Höhe der Schulter sitzen. 8. Die Hilfstrageriemen sind derart zu verpassen, daß sie, eingehakt, straff anliegen, und hierdurch die Last mittragen. Bilden die Trageriemen in ihrem vorderen, zwischen Knops und Haken liegenden Teil eine Ausbauchung, so sind die Hilfstrageriemen zu kurz. Die Trageriemenknöpfe dürfen nicht zu hoch sitzen, um ein Kneifen unter den Armen zu vermeiden. Bemerkung. Es ist strengstens verboten, an irgend einem Riemen eigen­ mächtig Löcher einzuschneiden. b) Trageweise; Ab- und Umhängen des Gepäckes.

1. Zum feldmarschmäßigen Anzuge gehört: Leibriemen mit 2 vor­ deren und der hinteren Tasche, Brotbeutel, Feldflasche, Schanzzeug, Tornister mit Kochgeschirr. 2. Der flach zusammenaelegte (nicht gerollte) Mantel wird derart um den Tornister gelegt, daß der Boden desselben frei bleibt; die Enden des Mantels werden am besten an der linken unteren Ecke, ohne eine sog. Schnecke zusammen­ geschnallt. Das obere Ende greift über das untere. Die Feldmütze wird aus der oberen Tornisterkante zwischen dieser und dem Mantel untergebracht. 3. Abhängen des feldmarschmäßigen Gepäckes. Der Mann öffnet Schulterklappen und Leibriemen, löst den Brotbeutel vom Leibriemen, hebt letzteren aus dem Taillenhaken (beide Hilfstrageriemen, sowie beide Trageriemen bleiben eingehakt), läßt das Gepäck rechts und links von den Schultern herunter­ gleiten und legt es vor seine Fußspitzen nieder. Den Brotbeutel mit hieran hängender Feldflasche behält der Mann um, setzt den Helm ab und die Feldmütze auf.

2. Kapitel.

Anzug.

197

4. Umhängen des feldmarschmäßigen Gepäckes. Der Mann legt die Mütze unter den Mantel, ergreift mit der linken Hand den linken, mit der rechten Hand den rechten Trageriemen in der Höhe des Knopfes derart, daß beide Arme sich kreuzen und der rechte über den linken zu liegen kommt; bringt das Gepäck, den linken Hilfstrageriemen auf den linken Arm und Schulter schiebend, auf den Rücken und steckt den rechten Arm unter dem rechten Hilfstrageriemen durch. Sodann setzt er den Helm auf, bringt den Leibriemen auf die Taillenhaken, befestigt den Brotbeutel am Leibriemen und schließt letzteren. Je nachdem Eile geboten ist, können die letzten Handgriffe auch in der Bewegung ausgeführt werden. Sämtliche Haken müssen vor dem Umhängen befestigt sein. Nötigenfalls kann das Umhängen durch Aushaken der Hilsstrageriemen erleichtert werden. 5. Soll nur der Tornister (mit hinterer Patrontasche und Tragegerüst) abge­ legt werden, so löst der Mann die Schlaufen, welche die hinteren Taschen am Leibriemen befestigen, hakt das Rückenstück aus, löst Trage- sowie Hilfstrageriemen und legt Tornister nebst Tragegerüst und Tasche vor seine Fußspitzen nieder. Leibriemen, vordere Taschen, Brotbeutel, Feldflasche und Schanzzeug bleiben am Körper. Das Umhängen erfolgt demnächst so, daß der Mann den Tornister bei den Traaeriemen erfaßt, ihn umhängt und die Riemen einhakt. Das Einhaken des Rückenstückes und die Befestigung der hinteren Tasche am Leibriemen sowie eventuell Befestigung des Tragebandes am Brotbeutel können, wenn Eile geboten ist, vor­ läufig auch unterbleiben. 6. Wird nur eine vordere Tasche getragen, so ist dieselbe über das Koppel­ schloß zu schieben. Sott hierzu der Tornister (ohne hintere Patrontasche) getragen werden, so sind dessen Trageriemen unter den Leibriemen einzuhaten und zu dem Zweck ent­ sprechend lang zu schnallen. c) Packen des Tornisters und Tornisterbeutels.

Zunächst der Rückwand werden Hemden, Unterhosen (leinene Hose) und Fuß­ lappen (Strümpfe) glatt zusammengelegt; hierauf die Schnürschuhe rechts und links an die Seitenwand geschoben, Sohlen nach oben — nach der Klappe — Absätze nach dem Boden zu; unter den Schuhspitzen je 2 Blechbüchsen mit Putzzeug (Gewehrfett, Lederputz, Messingputz, Wichse); in dem freien Raume: Soldbuch, Kleider- und Stiefelbürste mit dem Rücken zusammengelegt, den unteren Boden berührend; rechts und links von diesen Bürsten der Stiel der Schmier- und Auftragebürste, die Borsten oberhalb der Kleiderbürste einander zugekehrt und durch das Nähzeug von einander getrennt. Marschiert der Mann in Schnürschuhen, so sind die langschäftigen Stiefel unter der Klappe zu tragen, Schäfte stach zusammengelegt, Sohlen nach außen gekehrt, zu beiden Seilen des Tornisters sichtbar, Absätze nach unten, hohle Seite dem Rücken des Mannes zugekehrt, aus den Schäften findet der Tornisterbeutel Platz, welcher zur Ausnahme der eisernen Portionen bestimmt ist, und mittels einer durch 5 Lederösen zu steckenden Nadel an den Tornister befestigt wird. Soll der Tornister zurückgelassen werden, so wird der Tornisterbeutel in die bezüglichen Ringe des Hilsstrageriemens des Tragegerüstes eingehängt. Die Packung des Beutels ist folgende: Unten die 3 Fleischbüchsen, darüber die Gemüsekonserven und obenauf der Zwieback nebst Salz- und Kasfeebeutel.

§ 2.

Anzug der Offiziere.

1. Hofanzug.

a) Beim Erscheinen vor Ihren Kgl. Majestäten (einschließlich festlicher Gelegenheiten, an welchen Se. Majestät der König oder ein Allerhöchst bestimmter Stellvertreter teilnehmen, für die befohlenen

198

X Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Offiziere): Helm, Wafsenrock, Epaulettes, Orden und Ehrenzeichen, lange Tuchhose, Halsbinde, Säbel, Schärpe, weißlederne Handschuhe, die Kompagnieführer und Adjutanten außerdem Sporen. b) Beim Erscheinen vor Ihren Kgl. Hoheiten: wie vorstehend, jedoch ohne Schärpe. 2. Anzug zu großen Paraden: (Parade-Anzug) wie bei 1 a, jedoch weißleinenes Beinkleid vom 1. Juni mit 31. August, Tornister auf besondere Anordnung, Mantel ohne Überwurf auf besondere Anordnung (wenn die Mannschaft mit Mantel auszurücken hat); Schuppenbänder unter dem Kinn. Die Kompagnieführer zu Fuß und je nach dem Anzug der Mannschaften in weißen Beinkleidern bzw. in langen Tuchbeinkleidern und mit Sporen.

3. Anzug bei Meldungen: a) Zu persönlichen Meldungen und Vorstellungen bei Ihren Majestäten: wie bei la. b) Zu dienstlichen Aufwartungen und zu Meldungen bei Beförderung, Ernennung und Versetzung: wie bei la.

4. Dienstanzug.

a) Zum Wacht- und sonstigen lausenden Garnisonsdienst (wie zur Ronde, zum Garnisonstagesdienst): Wafsenrock, Achselstücke, Helm, Schärpe; bei angezogenem Paletot die Schärpe über dem Paletot, (ohne Tornister). An besonderen Fest­ tagen: Parade-Anzug (wie bei 2). b) Zu Garnisons-Wachtparaden (Paroleausgabe): Vom 1. Mai bis 30. September Wafsenrock mit Achselstücken und Helm, vom 1. Oktober bis 30. April Überrock mit Achselstücken und Helm; bei schlechtem Wetter oder Kälte wird der Paletot angelegt. Der Paradeanzug ist von den Offizieren bei der Paroleausgabe an denselben Tagen anzulegen, an welchen solcher von den Wachen ge­ tragen wird; (s. S. 193). c) Zum gewöhnlichen Kirchgänge: wie bei 4 a, jedoch ohne Schärpe d) Zu militärgerichtlichen Verhandlungen: wie bei 4a; die Schärpe wird bloß von den Geschworenen und Richtern getragen. e) Zu Deputationen (soweit nicht für einzelne Fälle besondere An­ ordnungen erlassen sind): wie bei 4 a, jedoch ohne Schärpe*). f) ZupersönlichenGesuchen, Meldungen und Vorstellungen (mit Ausnahme der Fälle 3a und b): wie bei 4a; die Schärpe wird jedoch nur zu Meldungen getragen, welche bis zum kommandierenden General und darüber hinausgehen. Die weitzleinenen Beinkleider sind an Wochentagen und zu Mädungen im inneren Truppendienst gestattet. (Werden Meldungen und Gesuche während des Dienstes angebracht, dann geschieht dies in dem Anzuge, der bei diesem getragen wird). g) Zu Truppenbesichtigungen: Der Anzug der ausrückenden Truppen wird von dem besichtigenden Vorgesetzten bestimmt. Bei allen Exerzierbesichtigungen im Garnisons­ verhältnis wird jedoch die Hose über den Stiefeln und bis' einschließlich *) Als Ehrenbegleiter und Ehrenträger zu militärischen Leichenbegängnissen kommandierte Offiziere tragen den Parade-Anzug wie bei la.

2. Kapitel.

Anzug..

199

der Bataillons - Vorstellung kein Gepäck getragen. Die beiwohnenden Offiziere erscheinen bei den im Garnisonsverhältnisse stattstndenden Exerzierbesichttgungen in dem Dienstanzuge (Waffenrock mit Achselstücken und Orden, langes Tuchbeinkleid, Helm); die dienstlich beschäftigten Offiziere vom bestchtigenden Kommandeur abwärts tragen neben dem Dienstanzuge die Schärpe. h) Zum kleinen Dienst im Innern der Truppenteile (Detail­ exerzieren, Schießen, Turnen, Unterricht ic.): „ Nach jeweiliger Bestimmung des die Übung., anordnenden Vor­ gesetzten: in der Regel.Mütze, Waffenrock oder Überrock, Achselstiicke, Paletot mit oder ohne Überwurf. 5. Exerzieranzug. Nach den jeweiligen Anordnungen des befehligenden Vorgesetzten; in der Regel Helm, Waffenrock, Achselstücke, Tuchbeinkleid, dasselbe über oder in den Stiefeln je nach dem Anzuge der Mannschaft, die berittenen Offiziere mit Reitstiefeln.

6. Feldmäßiger Anzug.

Helm; Wasfenrock, Ordensbänder, bei Besichtigungen die vaterländischen militärischen Orden und Ehrenzeichen (die fremdherrlichen nur dann, wenn die Souveräne, welche sie verliehen haben, anwesend sind); Achselstücke; Hosen.über oder in den Stiefeln; Säbel; Tornister; eventuell Mantel ohne Überwurf, wenn die Mannschaft den Mantel trägt; lederne Hand­ schuhe. Den Offizieren ist das Tragen von schwarzledernen am Leib­ gurt der Säbellasche zu befestigenden Kartentaschen gestattet. — Die Offiziere vom Kompagnieführer abwärts, außer dem Adjutanten, legen im Felde die Schärpe nicht an. 7. Anzug außer Dienst. a) Sonnlagsanzug: An Sonn-, Feier- und politischen Festtagen; ferner zu Festvorstellungen im Theater und bei sonstigen Gelegenheiten, für welche dieser Anzug durch Kommandanturbefehl besonders angeordnet oder anderweit üblich ist (Gesellschastsanzug). Helm, Wasfenrock mit Epaulettes, Orden und Ehrenzeichen, Tuchhose über den Stiefeln; Säbel; eventuell Mantel ohne oder mit Überwurf; Regenmantel gestattet. Für die Haupt- und Residenzstadt gilt bezüglich des Anzuges auf der Straße an Sonn- und Feiertagen als Bestimmung, daß alle Offiziere rc. an diesen Tagen in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nach­ mittags in der Umgebung der königlichen Residenz mit Helm zu erscheinen haben. In den übrigen Garnisonen ist es den Kommandanten überlassen, etwaige Bestimmungen über den Sonntagsanzug zu treffen, Das Tragen des weißleincnen Beinkleides ist außer Dienst und im kleinen Dienst allen Offizieren vom 1. Mai bis 1. Oktober gestaltet. b) An öffentlichen Orten (auch bei gewöhnlichen Theatervorstellungen): Helm oder Mütze; Waffenrock mit Epaulettes oder Feldachselstücke, oder Überrock mit Feldachselstücken; Orden und Ehrenzeichen können getragen werden, auch die Bänder allein auf Ordensschnallen befestigt; Hosen über den Stiefeln; weißleinenes Beinkleid vom 1. Mai bis 1. Oktober gestattet; Säbel; eventuell Mantel ohne oder mit Überwurf; lederne Handschuhe. 8. Besondere Bestimmungen: Epaulettes werden nur getragen zum Hofanzuge (Ziff. 1), zum Parade­ anzuge (Ziff. 2) und in üblicher Weise zum Gesellschastsanzuge (Ziff. 7). Die berittenen Jnfanterieofsiziere, zu welchen auch die Kompagniesührer gehören, erscheinen bei jedem Dienst zu Pferd in Reitstiefeln; bei großen

200

X. Abschnitt.

Bekleidung und Ausrüstung.

Paraden erscheinen die Kompagniesührer zu Fuß, und je nach dem Anzug der Mannschaften in weißen Beinkleidern bzw. mit langen Tuchbeinkleidern und mit Sporen. Die Kompagnieführer legen beim Exerzieren und bei Felddienstübungen die Schärpe nicht an. Die unberittenen Offiziere der Infanterie dürfen hohe Stiefel bei jedem Dienste tragen, bei welchem die Hosen von den Mannschaften bestimmungsgemäß in den Stiefeln getragen werden dürfen. Den aktiven Offizieren ist das Anlegen von Zivilkleidern nur zur Jagd, zu Urlaubs- und Badereisen und zu Maskenbällen gestattet, sowie in Krankheitsfällen mit Genehmigung des Kommandanten bzw. Gar-nisonältesten auf Grund ärztlichen Zeugnisses.

Anlegen von Trauer. Bei Allerhöchst angeordncter Hoftrauer wird zum Erscheinen bei Hofe ein handbreiter glatter schwarzer Flor von Krepp am linken Oberarm getragen. Für Armeetrauer ergehen in jedem einzelnen Falle besondere Bestimmungen. Bei Familientrauer ist es den Offizieren gestattet, den schwarzen Flor am linken Oberarm auch im Dienst, jedoch nicht während des Erscheinens bei Hof und nicht zu Ausrückungen in Parade zu tragen. Einzelne Offiziere, welche sich außerhalb Bayerns aus dienstlicher Veranlassung oder in Urlaub befinden, verhalten sich, wenn in Uniform, hinsichtlich des Anzuges für das Erscheinen bei Hof, zu militärischen Übungen re. nach dem lokalen Ge­ brauche, unter Vorbehalt der Vereinbarung mit den diesseitigen Uniformierungs­ vorschriften. DasAnlegen derUnisorm während eines Aufenthaltes außer­ halb des Deutschen Reiches ist den Offizieren des Friedensstandes, des Beurlaubtenstandes re. nicht gestattet. Wenn ausnahmsweise Umstände dem einzelnen ein zeitweises Anlegen der Ofsiziersuniform im Auslande erwünscht machen, bedarf es ausdrücklicher Allerhöchster Genehmigung. Dieselbe ist Vor­ kommendenfalls auf dem Dienstwege einzuholen. Die Schuppenbänder werden unter dem Kinn getragen: bei Paraden und Besichtigungen (von den in Reih und Glied befindlichen Offizieren) und bei allen Gelegenheiten, wo sie die Kopfbedeckung vor dem Hcrunterfallen schützen müssen oder ivo der Vorgesetzte es sonst in einzelnen Fällen zu befehlen für zweckmäßig hält. Die Jnfanterieossizicre tragen die Säbelkoppcl stets unter dem Rock. Zu Meldungen rc. haben die Offiziere das Seitengewehr am Trag­ riemen hängend, die linke Hand leicht auf das Gefäß gestützt. In Reih und Glied verhalten sich die Offiziere mit dem nicht ergriffenen Seitengewehr in gleicher Weise, bei ergriffenem Seitengewehr dagegen wird die Säbelscheide unter dem Wasfcnrockschoße an dem Kettchen der Säoelkuppel aufgehängt getragen. In Fällen, wo die Mannschaft in Mänteln erscheint, haben die Offiziere gegebenen Falls die Schärpe über den Mantel anzulegen. Innerhalb der zu gleicher Bestimmung ausrückenden Truppe, bzw. selbständig übenden Truppenteile muß vollständige Übereinstimmung des Anzuges der einge­ tretenen Chargen mit jenen der übrigen Mannschaften herrschen. Die unberittenen Offiziere tragen, wenn von den Mannschaften die Hosen in den Stiefeln getragen werden, solche mit etwas höheren Schäften als wie die Mannschaft; die Schäfte geschwärzt. Die Schäfte reichen vorn bis an den unteren Knierand und sind rückwärts mäßig ausgeschnitten. Die Ossiziersmäntel sind mit einem bis zum halben Schenkel herabfallenden Überwurf versehen, welcher abgeknöpft werden kann; die Offiziere der Infanterie erscheinen im Dienste im Mantel ohne Überwurf (d. h. im Paletot). Im Felde und in der Garnison, bei Felddienstübungen und im kleinen Dienst dürfen von den Offizieren Regenmäntel von wasserdichtem, dunkelm und nicht glänzendem Stoff, im übrigen nach Form und Abzeichen mit den Tuchpaletots übereinstimmend getragen werden.

2. Kapitel.

Anzug.

201

Die Offizierstornister der Subalternoffiziere werden zum Feldanzuge angelegt, im der Garnison jedoch nur auf ausdrückliche Anordnung des Kommandeurs, und zm Paraden dann, wenn auch die Truppe hierzu mit dem Tornister ausrückt. Im kleinen Dienst und außer Dienst dürfen von den Offizieren auch Lederh.cmdschuhe von grauer Farbe getragen werden; außerdem tragen sie stets Hand­ schuhe von weißem, waschbarem Wildleder. Die Schärpe wird von allen Offizieren (mit Ausnahme der Adjutanten rc.) itm den Leib getragen; hierbei befindet sich die Schließe über der linken Hüfte, und d.as Band ist so weit durch deren Schnallenteile gezogen, daß die Schärpe sowohl fest in der Taille sitzt, als auch mit ihren Frangen bis an die Fingerspitzen des natürlich herabhängenden Armes reicht. Das übrigbleibende Band wird an der Hüfte in Form einer Schleife ineinander gesteckt. Die Offiziere tragen stets geschlossene Ausschläge an den Waffenröcken. Der Schirm der Mütze ist weder faconiert noch an seinem unteren Rande eiingesäumt. Mützen, welche durch die Art ihres Schnittes von der Vorschrift auffällig abweichen, werden auch außer Dienst unter keiner Bedingung geduldet. Die Offiziere tragen an den Beinkleidern Hosenstege (Strupfen oder Strippen) v on dünnem schwarzgewichstem Rindsleder; dieselben dürfen nur bei Märschen und Felddienstübungen abgeknöpst werden. Die Feldachselstücke werden beim feldmäßigen Anzuge, zum Exerzieren, des­ gleichen beim kleinen Dienst im Innern der Truppenteile und außer Dienst, wenn das Tragen der Epauletten nicht ausdrücklich vorgeschrieben ist, angelegt. Ohne Epaulettes und ohne Feldachselstücke aus dem Waffenrock dürfen Offiziere bei keiner Gelegenheit erscheinen. Zu dem Überrock tragen Infanterie-Offiziere nur die Feldachselstücke. Die Tragweise des Revolvers ist den Offizieren freigegeben. Während der Wintcrmonate dürfen Offiziere — im Frieden jedoch nicht beim Dienste im Gliede — Pelzkrägen von braunem Pelze auf dem Mantel tragen. Den Offizieren ist beim Turnen, Bajonetfechten, beim Unterricht u. bergt innerhalb der Kasernhöfe, in Zimmern und Kanzleien das Tragen von Röcken aus granem Drillich oder weißer Leinwand nach dem Schnitt der Waffenröcke gestaltet; an diesen Röcken werden Achselstücke aufgeknöpft. Der Koffer eines Lieutenants ist von Leder oder wasserdichter Leinwand und darf inkl. aller vorstehenden Beschläge, Bodenleisten, Handgriffe rc. nicht über 590 mm lang, 350 mm breit und 280 mm hoch sein. Das Maximalgewicht des gepackten Koffers ist auf 21 kg normiert.

8. Ausrüstung des unberittenen Offiziers im Felde.

Der Offizier trägt am Körper: Helm, Wasfenrock, Achselstücke, Ordensbänder, Beinkleider, Stiefel, Handschuhe, Halsbinde, Hemd, Unierbeinkleid, Socken, Taschen­ tuch, Erkennungsmarke, Säbel mit Koppel, Portepee und Tasche von Leder: darin Karlen, Meldekarten, Notizbuch, Postkarten; Revolver mit Munition; Taschen­ messer, Feldflasche mit Trinkbecher, Geldbeutel, Uhr mit Kelte, Schlüssel und Kompaß, Taschcnkamm, Rauchutensilien; Feuerzeug, Doppel-Fernrohr, Verband­ zeug, Signalpfeife; Kofferschlüssel. Im Tornister: Soldbuch, Mütze, 1 Hemd, 1 Unterbeinkleid, 1 Paar Socken, Hausschuhe (von Leder), Waschzeug, Handtuch, Halstuch, Taschentuch, Messer, Löffel, Gabel, Nähzeug, Lebensmittel, Laterne. Im Koffer: Mütze, Waffenrock, Achselstücke, Orden und Ehrenzeichen, zwei Beinkleider, Unterjacke, Drillichrock oder Blouse, zwei Paar Stiefel, x/i Dutzend weiße, 1 Paar graue Handschuhe, zwei Halsbinden, vier Hemden, drei Paar Manschetten nebst Knöpfen, zwei Unterbeinkleider, sechs bis acht wollene Socken, Leibbinde, sechs bis acht Taschentücher, Schreibmaterial, zwei Handtücher^ Spiegel, Rauchutensilien, Lichter, Konserven, Thee, Kaffee, Zucker, Senf u. dgl. Der Paletot wird entweder (angezogen) getragen oder in dem KompagniePackwagen bei dem Ofsiziersgepäck untergebracht.

XI. Abschnitt.

Vesoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension. 1. Kapitel. Besoldung. (Friedens-Besoldungsvorschrist — 1889.)

Gehalt und Löhnung im allgemeinen.

§ 1.

Die Offiziere empfangen Gehalt,.die Mannschaften Löhnung. Neben dem Gehalt erhalten die Offiziere den Servis (Wohnungsentschädigung) und den Wohnungsgeldzuschuß; s. S. 182. Das monatliche Gehalt eines Hauptmanns I. Klasse der Infanterie beträgt: 300 A

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II-



.

.

.

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180 „ - „

Premierlieutenants .... 90 „ - „ Secondlieutenants....................... 75 „ — „ Die monatliche Löhnung eines Feldwebels.................................. 60 „ - „ Vizefeldwebels....................... 45 „ - „ Sergenten.................................. 36 „ - „ Portepeefähnrichs....................... 27 „ - „ Unteroffiziers............................. 25 „ 50 „ „ als Nichtkapitulanten 15 „ - „ Gefreiten als Kapitulanten . 13 „ 50 „ w fr „ bzw.' Gemeinen als ft ft Kapitulanten. . . 12 ,, - „ Genleinen.................................. 10 „ 50 „ ff „ Diejenigen Gemeinen, welche für fehlende Unteroffiziere den Dienst in der Front thun, erhalten eine monatliche Zulage von 3 ~ Unteroffiziere, welche sich noch in Erfüllung ihrer dreijährigen Dienstpflicht befinden, beziehen die chargenmäßige Löhnung nur dann, wenn sie sich verpflichten, nach erfüllter gesetzlicher Dienstzeit weiter zu dienen. Als Nichtkapitulanten wird ihnen die Löhnung der Gefreiten nebst der Zulage der Unterofsiziersdienstthuer gewährt.

§ 2. a) beginnt 1. Tag datiert,

Gehalt und Löhnung unter besonderen Verhältnissen,

Gehalt. Bei Anstellung, Beförderung und Versetzung von Offizieren der Bezug des entsprechenden Gehaltes, wenn dasselbe frei ist, mit dem desjenigen Monats, aus welchem die betreffende Allerhöchste Entschließung sonst mit dem Eintritt der Verfügbarkeit.

1 Kapitel.

Besoldung.

203

Stirbt ein Offizier, so wird sein Gehalt noch für den Monat nach dem Ab­ leben seiner Familie gewährt. Aus diesem Gnadengehalt sind zunächst die Kosten d er letzten Krankheit und der Beerdigung zu decken. Offiziere, welche krank gemeldet sind, beziehen das Gehalt unverkürzt. Wenn ihre Aufnahme in ein Militärlazaret erfolgt, entrichten sie dafür aus ihrem Ge­ halt die festgesetzte Vergütung (für den Tag 1 kleine Bagage. zneistännige Kompagnie-Patronenwagen J zneistänniger Stabs-Packwagen \ zneistännige Kompagnie-Packwagen \große Bagage. zneistännige Lebensmittelwagen J

542

XXII. Abschnitt.

Der Dienst int Felde.

Die einzelne Kompagnie: 1 Handpferd \ {reine Baaaae 1 zweispänniger Komvagnie-Patronenwagen f B B 1 zweispänniger Kompagnie-Packwagen \ = Baaaae 1 zweispänniger Lebensmittelwagen /9p 99 § 2. Munitions-Kolonnen und Trains. Über die Munitions-Kolonnen (Infanterie- uitb Artillerie-MunitionsKolonnen) und Trains (Proviant-Kolonnen, Fuhrpark-Kolonnen, Feldlazarete, Feldbäckerei-Kolonnen, Pferde-Depot, sowie den Corps-Brückentrain) verfügt das General-Kommando bzw. das Kommando einer selbst­ ständigen Division. Auf dem Marsche folgen sie den Truppen mit dem nötigen Ab­ stande, erforderlichenfalls unter Bedeckung. Ein Teil derselben folgt behufs leichterer Heranziehung auf das Gefechtsfeld als 1. Staffel der Munitions-Kolonnen und Trains mit 10—12 km Abstand hinter der großen Bagage. Der Rest folgt als 2. Staffel der Munitions­ Kolonnen und Trains mit 20—25 km (1 Tagmarsch) Abstand hinter den Truppen. Über die Verpflegung im Felde s. S. 211. Über den Sanitätsdienst im Felde s. S. 233. Über Munitionsergänzung s. S. 431. Über den Dienst der Feldgendarmerie s. S. 72.

8. Kapitel. Beförderung auf Eisenbahnen. Ein jeder Transportführer hat innerhalb des Bahnbereiches mit allen Mitteln für die innere Ordnung des Transportes Sorge zu tragen, sich jedoch jeglichen Eingriffes in den vorgeschriebenen Gang des Zuges, sowie jeder Einwirkung auf die Handhabung des Bahndienstes zu ent­ halten. Er ist für sich und seinen Transport verbunden, den dienstlichen Anordnungen der durch Uniform oder sonstiges Dienstabzeichen kenntlichen Bahnbeamten Folge zu leisten. Sparsamste Ausnutzung des Wagenmaterials ist eine wesent­ liche Bedingung, um sowohl den Eisenbahnen die Befriedigung aller Trans­ portanforderungen zu ermöglichen, als auch die Durchführbarkeit der Trans­ portanordnungen in der militärisch gebotenen und dabei betriebssichern Weise zu gewährleisten. Fassungsvermögen und Tragfähigkeit ist an der Außenseite der Per­ sonen- und Güterwagen angeschrieben. Die zum Truppentransport überhaupt geeigneten Personen- bzw. Güterwagen vermögen im Durchschnitt aufzunehmen: 24 Offiziere oder Beamte, 32 Mann, 6 bis 10 liegende Kranke,

8. Kapitel.

Beförderung auf Eisenbahnen.

543

24 sitzende Kranke, 6 Pferde mit 2 Pferdewärtern, 2 kleine Fahrzeuge oder Fahrzeugteile, 1 großes Fahrzeug. Hieraus folgt, daß bei vorschriftsmäßiger Ausnutzung des Fassungs­ vermögens es ohne Überschreitung der zulässigen Achsenzahl eines Militär­ zuges (100, höchstens 110 Achsen, bei nahezu 500 m Länge) möglich ist, mit 1 Zuge zu befördern: 1 Infanterie-Bataillon mit Regiments- oder Brigade-Stab, 1 Jäger-Bataillon, 1 Eskadron mit Regiments- und Brigade-Stab, 1'/- Eskadron, 1 fahrende Batterie mit Regiments- oder Abteilungs-Stab, B/e reitende Batterie, l112 Pionier-Kompagnien nebst 1 Divisions-Brückentrain. Jeder Militär-Transport muß von der absendenden Militär-Behörde mit einem Ausweise für die Fahrt — dem Militär-Fahrscheine — versehen werden, in welchem der Einladeort, die Hauptzwischenorte und der Ausladeort eingetragen sind; bei Benutzung von Militärzügen erhält der Transportführer durch die vorgenannte Stelle außerdem noch eine Fahrtliste (bzw. Auszug), welche über den Lauf des Zuges, die Stationen mit längerem Halt oder wenigstens die Verpflegungspunkte re. Auf­ schluß gibt. Vor Ausführung des Transportes, möglichst Tags zuvor, läßt die absendende Militärbehörde durch einen Beauftragten — unter Umständen den Transportführer selbst — mit dem Bahnhofs-Kommandanten bzw., wo ein solcher nicht vorhanden, dem Stationsvorsteber, die nötigen Ver­ einbarungen zum Einladen treffen. (Aufstellungsplatz, Ladestellen, Zugangswege, Zeit für das Bereitstehen des Transportes, zu gestellende Arbeitskräfte :c.) Die Zeit der Bereitstellung des Transportes ist abhängig von der erforderlichen Ladezeit. Diese ist nach Maßgabe der Zu­ sammensetzung und Stärke des Transportes einerseits und der Beschaffen­ heit und ^ahl der benutzbaren Ladeeinrichtungen anderseits möglichst kurz zu betreffen. Aufgabe der Eisenbahn-Verwaltung ist es, dafür zu sorgen, das mit den vorhandenen Ladeeinrichtungen ein geschlossener Militärzug mit Fußtruppen innerhalb einer Stunde vor der Abfahrts­ zeit Verlader, werden kann. Die Ankunft des Transportes an der Einladestation hat der Trans; ortfübrer dem Bahnhofs-Kommandanten (Stationsvorsteher) anzuzeigen. Dieser bezeichnet die Einladestelle, die auf dem Bahnhöfe dorthin inni zu haltenden Wege und den Platz für die Aufstellung vor dem Einladm. Der Transportführer läßt den Transport, der Örtlichkeit entsprechend, zum Einladen ordnen und die zum Verladen der Pferde und Fahrzeuge ^forderlichen Arbeiter, sowie eine Wache abteilen. Ist eine Bahnhofswcche nicht vorhanden, so stellt die Wache des Transportes die zur Aufreckthaltung der militärischen Ordnung innerhalb der Station erforderlicher Posten aus. Das große Gepäck (besonders verpackte Bekleidunas- und Aus­ rüstungsstück, loses Offiziersgepäck), sowie die Musikinstrumente und Trommeln verden an der Ladestelle des Gepäckwagens dem Zugbeamten

544

XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

nach Art und Stückzahl übergeben und von ihm mit militärischer Hilfe nach Maßgabe der Zusammengehörigkeit zu Kompagnien re. verladen. Mit der Fahne oder Standarte findet dann auch der zugehörige Posten Unterkunft im Gepäckwagen. Nachdem die Mannschaft den Wagenräumen eutsprechend geordnet und aufgestellt ist, erfolgt das Einsteigen auf Kommando oder Signal (Infanterie: Ruf) mit größter Stille, Ordnung und Pünktlichkeit; es muß bei Militärzügen spätestens 10 Minuten vor der Abfahrtszeit des Zuges beginnen und 5 Minuten vor derselben beendet sein. Den Offizieren des Transportes werden die Wagen zur Be­ aufsichtigung besonders zugewiesen. Für jeden Wagen bzw. jedes Coupv wird ein Ältester bestimmt und derselbe über die Mittel belehrt, welche in Fällen außerordentlicher Gefahr anzuwenden sind, um die Auf­ merksamkeit des Zugpersonals zu erregen; den Mannschaften wird die Wagennummer besonders genannt. Bei Fahrten in der Nähe des Feindes bestimmt der Transport­ führer, ob ein Offizier oder ein Unteroffizier auf der Lokomotive oder bei dem Zugführer mitfahren soll. Militärischerseits darf weder eine Verzögerung der Abfahrt veranlaßt, noch eine Verschiebung derselben gefordert werden. Für Massentransporte ist die Einhaltung des Fahrplans von der allergrößten Bedeutung. Nötigenfalls müssen die Haltezeiten, selbst die für die Ver­ pflegung bestimmten, verkürzt werden oder ganz fortfallen, um etwaige Verspätungen einzuholen. Allen hierauf bezüglichen Ansprüchen des Zug­ führers oder Stationsvorstehers ist nach Möglichkeit durch den Transport­ führer Vorschub zu leisten. Während der Fahrt dürfen die Mannschaften die ihnen ange­ wiesenen Wagenräume uicht verlassen. Sitzen in den Thüröffnungen der Güterwagen und auf dem Wagenbord ist untersagt. In Pferde- und Futterwagen, auf Wagen mit Munition ist Feuermachen und Rauchen verboten. Vor der Abfahrt sagt der Stationsvorsteher bzw. Zugführer dem Transportführer an, auf welchem der nächsten Anhaltepunkte die Mannschaften aus st eigen können. Bei kleineren, Züge des öffentlichen Verkehrs benutzenden Trans­ porten dürfen die Mannschaften an den für diese zugelassenen Stationen aussteigen; bei Militärzügen ist das allgemeine Aussteigen auf diejenigen Stationen beschränkt, an welchen mindestens 10 Minuten gehalten wird. Sobald der Zug hält, öffnen die Schaffner, nachdem die Dauer des Aufenthalts dem Transportführer angesagt, zunächst die Thüren der von den Offizieren und der Wache besetzten Wagen. Die letztere stellt, wenn eine Bahnhofswache nicht vorhanden ist, dem örtlichen Bedürfnis entsprechend, jedenfalls an den Ausgängen, Posten aus. Die Schaffner öffnen unterdessen die Thüren der Mannschaftswagen, das Aussteigen erfolgt aber erst auf Kommando bzw. Signal Marsch. Während einzelner Halte läßt der Transportführer die benutzten Wagenräume hinsichtlich der inneren Ordnung besichtigen. Der Stationsvorsteher teilt dem Transportführer mit, wann wieder eingestiegen werden muß; es geschieht dies auf Kommando bzw. Signal. Kleinere Transporte, welche Züge des öffentlichen Verkehrs benutzen, folgen dem für diesen gegebenen Zeichen zum Einsteigen.

9. Kapitel.

Das Etappenwesen.

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Auf der letzten Haltestation vor dem Ziele wird dem Transport befohlen, sich zum Ausladen vorzubereiten. Nach Ankunft eines Militärzuges trifft der Transportführer je nach den örtlichen Verhältnissen und im Einvernehmen mit dem BahnhofsKommandanten (Stationsvorsteher) die nötigen Anordnungen über das Ausladen, die Aufstellung der Mannschaft, Pferde und Fahrzeuge, Be­ wachung 2C. Die Offiziere, die Wache und die bereits abgeteilten Arbeitertrupps steigen zuerst aus; letztere rücken, wenn erforderlich, mit dem NotrampenMaterial, nach den Entladestellen der Fahrzeuge und Pferde ab; dann steigen auf Kommando oder Signal die Mannschaften aus. Bei Militärzügen sind im allgemeinen zulässig für das Aussteigen und Ordnen der Mannschaften 10 bis 15 Minuten, für jede Gruppe gleichzeitig zu entladender Pferdewagen 10 bis 20 Minuten, für jede Gruppe von Fahrzeugwagen 20 bis 30 Minuten. Jedenfalls muß der Transportführer alles ausbieten, um einen glatten Verlauf des Aus­ ladens und ein rasches Freimachen der Station zu sichern. Für den Verlauf von Massen-Transporten ist dies von entschei­ dender Bedeutung. Hält der Zug auf freier Strecke, so meldet der Zugführer den Anlaß des Halts dem Transportsührer, welcher darüber befindet, ob das Ausladen zu bewirken oder die Rückfahrt, sofern sie überhaupt aus­ führbar ist, etwa nach einer geeigneteren Stelle der Bahn oder nach der nächsten Station versucht werden soll. Auf hohen Dämmen, auf Briicken und in tiefen Einschnitten ist ein Ausladen auf freier Strecke meist nur bei mindestens zwei Geleisen..möglich. Über Zerstörung von Eisenbahnen und Telegraphen s. XXIV. Ab­ schnitt.

9. Kapitel. Das Ltappenwesen. (Auszug aus der Kriegs-Ettappenordnung — München 1887.) § 1. Obersie Leitung -es Etappenwesens.

1. Der Generalinspekteur des Etappen- und Eisenbahnwesens Derselbe leitet in oberer Instanz: Das Etappenwesen, das Eisenbahnwesen, die Feldintendantur, das FeldSanitätswesen, die Etappentelegraphie, das Feld-Postwesen.

Jeder dieser Dienstzweige hat seine besonderen Organe, welche die Direktiven des Generalinspekteurs innerhalb ihres Ressorts unter eigener Verantwortlichkeit zur Ausführung bringen, und zwar: a) für die Leitung des Etappenwesens: ein Stab der General­ inspektion und die Etappeninspektionen, deren für jede Armee eine auf­ gestellt wird; b) für die militärische Leitung des Eisenbahnwesens auf dem Kriegsschauplätze und die Militärtransporte auf den inländischen Bahnen: der Chef des Feld-Eisenbahnwesens; Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjahrig-Freiwillige

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

c) für die Leitung der Militär-Verwaltungsangelegenheiten auf dem Kriegsschauplätze: der Generalintendant der Feldarmee als Chef des Feld-Jntendanturwesens; d) für die Leitung des Feld-Sanitätsdienstes auf dem Kriegs­ schauplätze: der Chef des Feld-Sanitätswesens; e) für die Leitung der E tapp entelegraphie: der Chef der Militär­ telegraphie ; f) für die Herstellung und Erhaltung der Postverbindungen bis -um Wirkungskreise der inländischen Postanstalten, sowie zur Beauf­ sichtigung des Dienstbetriebes bei den Feldpost-Anstalten: der FeldOberp ostmeister. 2. Das Etappenwesen. Das Etappenwesen erhält die rückwärtigen Verbindungen der operierenden Armee mit der Heimat. Sofern nicht andere Festsetzungen erfolgen, erstreckt sich die unmittelbare Wirksamkeit der Etappenbehörden von der Grenze des durch die Feldarmee besetzten Bereiches rückwärts bis zur Grenze des unter die Verwaltung von Generalgouver­ nements gestellten feindlichen Gebietes, nach Umständen auch über solche Kriegs­ bezirke, welche zum Kriegsschauplätze gehören. Die Aufgabe des Etappenwesens besteht: a) in der Heranziehung des Nachschubes aller Bedürfnisse für die Armee; b) in der Zurückführung aller von der Armee abgehenden Menschen, Pferde und Gegenstände, z. B. der Kranken, Verwundeten, Kommandierten, Kriegsgefangenen, der schadhaft gewordenen oder überschießenden Waffen rc. sowie der gewonnenen Waffen und Kriegsbeute; c) in der Unterbringung, Verpflegung bzw. Wiederherstellung der zu und von der Armee gehenden Personen, Pferde und Gegenstände, wenn und so lange deren Verbleib innerhalb des Bereiches der Etappenbehörden erfolgt; d) in der Erhaltung und Sicherung der Verbindungslinien innerhalb des von den Etappenbehörden verwalteten Gebietes, also in der Erhaltung, Wiederherstellung und Neuherstellung von Land- und Wasserstraßen, Brücken, Fähren, Feldbahnen, Telegraphen- und Postverbindungen, so­ wie in deren militärischer Besetzung und Verteidigung, in der Hand­ habung der Polizei; e) in der Organisation und Verwaltung des in Besitz genommenen feind­ lichen Gebietes, bis für dasselbe ein Generalgouvernement eingesetzt wird.

3. Das Eisenbahnwesen. Das Eisenbahnwesen hat außer den Aufgaben, die ihm behufs unmittelbarer Mitwirkung bei den Operationen zufallen, die Erfüllung der Aufgaben des Etappen­ wesens durch Organisation des Eisenbahnbetriebes auf feindlichen Bahnen zu unter­ stützen. Dem Chef des Feld-Eisenbahnwesens sind unterstellt: a) Militär-Eisenbahndirektionen für Bahnen im Militärbetriebe; b) die Eisenbahnabteilung des stellvertretenden Generalstabes der Armee; c) die Linienkommandanturen für die Regelung der Militärtransporte auf bestimmten Bahngebieten des Inlandes (Linien); d) die Bahnhofskommandanturen. Diese Behörden werden mit der Mobilmachung der Armee je nach Bedarf eingesetzt. Der Chef des Feld-Eisenbahnwesens verfügt ferner über die aus dem preu­ ßischen Eisenbahnregiment bzw. dem bayerischen Eisenbahnbataillon hervoraehenden Formationen (Militär-Betriebsinspektionen, Eisenbahnbau-, -Betriebs- und -Arbeiterkompagnien) teils zur Herstellung, Erweiterung u. s. w. der Bahnlinien und Be­ triebseinrichtungen, teils zur Betriebsführung.

9. Kapitel.

Das Etappenwesen.

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4. Der Generalintendant. Demselben liegt die allgemeine Leitung der Verwaltungsangelegenheilen der Feldarmee ob, bezüglich deren er den einheitlichen Mittelpunkt der gesamten Intendantur bildet.

5. Der Chef des Feld-Sanitätswesens.

Derselbe bildet die Zentralstelle für die Leitung des Sanitätsdienstes auf dem Kriegsschauplätze und steht zu diesem Zwecke in ununterbrochener Verbindung mit den betreffenden Kriegsministerien. Die verfügbaren Sanitätszüge läßt er heranziehen und wie die Krankenzüge dorthin führen, wo die für den Einzeldienst der Krankenzerstreuung eingesetzten Transportkommissionen sie in Empfang nehmen und die weitere Entsendung der Kranken an die zu ihrer Aufnahme vorbereiteten Orte bewirken. Die freiwillige Krankenpflege, d. h. die deutschen Vereine vom roten Kreuze und die mit ihnen verbündeten deutschen Landesvereine, sowie die Ritterorden (Johanniter-, Malteser- und St. Georgsritter) sind berechtigt, den Kriegssanitäts­ dienst zu unterstützen, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß sie in dieser Be­ ziehung den Anordnungen der Militärbehörde unbedingt Folge leisten, weshalb die leitende Spitze der freiwilligen Krankenpflege (Kaisers Kommissar und Militär­ inspekteur der freiwilligen Krankenpflege) in dauernder Verbindung mit den bezüg­ lichen Kriegsministerien und mit dem Chef des Feldsanitätswesens steht. 6. Chef der Militärtelegraphie.

Als solcher wird ein Stabsoffizier deS Jngenieurcorps dem Generalstab des Großen Hauptquartiers zugeteilt. Derselbe hat für die organische Verbindung der Feld- und Etappentelegraphie unter sich und mit der Staatstelegraphie zu sorgen und dieselbe allen wesentlichen Zwecken der Heeresleitung dienstbar zu machen. 7. Der Feld-Oberpostmeister.

Derselbe sorgt für Herstellung und Erhaltung der Postverbindungen auf dem Kriegsschauplätze, sowie für einheitliche Regelung und Beaufsichtigung des Dienst­ betriebes bei den Feldpostanstalten.

§ 2. Organisation des Etappenwesens.

1. Allgemeines. Die Etappenverbindung erstreckt sich von den einzelnen Armeen oder Armee­ corps bis in die heimatlichen Corpsbezirke und stützt sich so viel als möglich auf die Eisenbahnen. Die Transporte werden nahe ihrem Ursprünge auf den Haupt-Eisenbahn­ strecken gesammelt, in möglichst geschlossenen Zügen über die Bahn geführt und an einer geeigneten Station in der Nähe des Zieles wieder zerteilt. Demgemäß werden in den heimischen Bezirken Etappen-Anfangsorte bestimmt, an welchen die vorzuführenden Transporte zu sammeln, die zurück­ kehrenden zu zerteilen sind. Bevor der Nachschub an Heeresbedürfnissen jedoch auf die Bahnen des Kriegs­ schauplatzes übergeht, fließt derselbe auf den Sammelstationen mit Sammel­ magazinen und Güterdepols zusammen, in welchen in nicht zu großer Entfernung vom Kriegsschauplätze Vorräte aller Art bereit gehalten werden. Die­ selben bilden gleichzeitig einen Regulator für das Vorströmen der Güter. Von hier aus werden die Züge in möglichst einfacher Weise nach den Etappenhauptorten vorgeschoben. Es sind dies die Stationsorte, in welchen der Betrieb der Eisenbahnen hinter der operierenden Armee endigt und auf denen die Zerteilung des Ankommenden und die Ansammlung des Zurückzuführenden stattfindet.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

2. Die Etappeninspektion. An der Spitze des Etappenwesens einer Armee steht ein Ge­ neral, welchem die nötigen mobilen Feldverwaltungsbehörden, Truppen, Trains und sonstigen Formationen (wie Etappen-Bäckereikolonne, Lazaret-Reservedepot, Kranken-Transportkommission, Etappen-Telegraphendirektion, Wasser- und StraßenBaudircttion, Post-, Pferde- und Wagendepot, Armee-Bekleidungsdepot, Feldgendarmerie-Abteilung, Etappen-Fuhrparkkolonne, Kriegs-Lazaretpersonal re.) zu­ gewiesen werden. Die dem Etappeninspekteur zur Verfügung gestellten Truppen sorgen für die Sicherung aller Verbindungen innerhalb des Mappenbezirkes durch Anlage und Besetzung von Befestigungen, Bahnhofswachen, Patrouillen, sowie für die Sicher­ heit des Bezirkes selbst durch mobile Kolonnen. Gute Organisation des Nach­ richtenwesens und strenge Kontrolle sind hierfür wesentlich.

3. Etappenorte und -kommandanturen. Jede Etappenkommandantur besteht ans einem Kommandanten (Stabsoffizier oder Hauptmann), einem Adjutanten und den nötigen Schreibern. Nach Maßgabe des Bedürfnisses kann das Personal verstärkt werden. Für jedes Armeecorps wird ein Etappen-Anfangsort, für jede zur Armee führende Eisenbahnlinie ein Etappenhauptort (Endstation) bestimmt (siehe oben unter 8 2 Z. 1.). Auf dem Wege von den Etappenhauptorten zu den Armeecorps, ferner auf dem Kriegsschauplätze neben den Eisenbahnen oder in Ermangelung von solchen werden Etappen st raß en und auf letzteren durchschnittlich alle drei Meilen Etappenorte mit einer Etappenkommandantur gebildet. Bestimmung der Landelappen ist außer der allgemein bezeichneten Auf­ gabe auch, das feindliche Land durch Herbeischaffung von Geld und aller Gegen­ stände, welche für das Heer brauchbar sind, auszunutzen. Aufgabe des EtappenkomMandanten ist es, den ganzen Durchgangs­ verkehr von und zu der Armee zu vermitteln, die in sein Ressort einschlägigen Vorbereitungen hierfür zu treffen, für Sicherung der Verkehrswege und Telegraphen­ anlagen seines Bezirkes zu sorgen und erforderlichenfalls Transportkommandos zu gestellen. Er hat daher nicht nur den Wachtdienst im Etappenorte selbst zu regeln und für die Verteidigung desselben gegen einen Angriff von außen zu sorgen, sondern auch Unordnungen und Ausschreitungen im Äezirke vorzubeugen. In Feindes­ land hat er selbst die Polizei zu verwalten und muß sich auf die Zivilverwaltung des Etappcnbczirkcs maßgebenden Einfluß sichern. Außerdem hat er für die Ver­ pflegung der durchpassierenden Truppen, für Einrichtung von Etappenmagazinen und Etappenlazareten, unter Umständen auch für die Rechtspflege zu sorgen. Die Erhebung von Geldausschreibungen darf er nur nach der Anweisung der Territorial­ behörden verfügen, es sei denn, daß es sich um Eintreibung von Strafgeldern oder um Deckung von Verpflegungs- und Arbeitskosten handelt. Durchpassierende Offiziere und Mannschaften dürfen zu Zwecken des Etappen­ dienstes nicht zurückgehalten werden; anderseits ist darauf zu sehen, daß alle am Etappenorte sich einzeln aufhaltenden Mannschaften nicht länger dort bleiben, als unumgänglich nötig ist. Die Verpflegung der mittels Eisenbahn durchgehenden Truppen wird auf den Bahnhöfen der Regel nach vom Bahnhosskommandanten sichergestellt, dem der Etappenkommandant in Bezug auf Herbeischaffung und Zubereitung der Lebens­ mittel jede mögliche Unterstützung zu leihen hat. Für diejenigen Truppen, deren. Unterbringung im Etappenorte oder Etappenbezirke dem Etappenkommandanten, obliegt, hat dieser auch die Verpflegung zu regeln. Mannschaften, welche den Verdacht erregen, Krankheiten nur vorzuschützen^ ohne wirklich krank zu sein, werden nach Orten befördert, wo sie in Behandlung von Militärärzten treten können.

9. Kapitel.

Das Etappenwesen.

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Zur Unterbringung einer größeren Anzahl leicht verwundeter und Leicht­ kranker können nach Anordnung des Etappen-Jnspekteurs im Anschluß an die Etappenlazarete Leichtkranken-Sammelstellen eingerichtet werden. Alle marschierenden Kommandos, einzelne Mannschaften, Transporte u. s. w. erhallen Marschrouten. Änderungen in der Zusammensetzung des Kommandos sind von den Etappcnbehörden einzutragen. Die Kommandantur des EtappenAnfangsortes bewirkt die Absendung der Transporte nach Vereinbarung mit der betreffenden Militär-Eisenbahnbehörde bis zum Bestimmungsorte oder bis zum betreffenden Etappen-Hauptorte. Die Kommandantur dieses Ortes weist den Trans­ port weiter mittels neuer Marschroute bis zur Armee. Auf jeder Etappe, auf welche die Marschroute lautet, ist dieselbe in der Rubrik Bemerkungen zu visieren. Militärpersonen, welche außerhalb der Etappenstraße ohne ausdrücklichen Ausweis eines Truppenteils oder einer Ettappenbehörde betroffen werden und des Marodierens verdächtig sind, werden arretiert und zur nächsten Etappenkommandantur gebracht. Ebenso darf kein Angehöriger der Armee sich auf der Etappen­ straße ohne Marschroute oder schriftlichen Ausweis einer Militärbehörde bewegen, auch in keiner Art von der durch die Marschroute vorgeschriebenen Richtung ab­ weichen. Der Führer einer Truppe oder eines Detachements, so wie einzeln eintreffende Militärpersonen haben sich gleich nach der Ankunft am Etappenorte beim Komman­ danten zu melden oder, sofern sie in Rang und Dienstalter über dem EtappenKommandanten stehen, ihm ihre Ankunft anzeigen zu lassen. Geschlossene Truppenteile, welche den Etappenbezirk berühren, neben den Etappenstraßcn marschieren oder dieselben kreuzen, haben dem betreffenden Etappen­ kommandanten gleichfalls eine bezügliche Mitteilung machen zu lassen. Beitreibungen, welche ohne ausdrückliche schriftliche Anweisung des EtappenKommandanten in seinem Bezirke vorgenommen werden, werden als unerlaubt bestraft, wenn sie nicht lediglich den Zweck haben, das augenblickliche Bedürfnis der marschierenden Truppe zu decken. Niemand kann ohne Anweisung der Kommandantur Quartier, Verpflegung oder Vorspann auf der Etappe oder in deren Bezirk erhalten. Soweit als an­ gängig wird stets Quartier mit Verpflegung gegeben; als Anweisung hierzu dienen Quartierbillets, während für den Empfang von Portionen und Nationen aus den Etappenmagazinen, sowie für Aufnahme in Arrest oder ins Lazaret besondere An­ weisungen erteilt werden. Erlauben die Verhältnisse die Unterbringung im Ettappenorte nicht, so ist von dem Kommandanten event, im Einvernehmen mit den Fourier-Offizieren die Dislokation für den Ettappenbezirk zu entwerfen. Ruhetage dürfen in der Regel nur an solchen Etappenorten gehalten werden, die dazu besonders geeignet und deshalb von der Etappen-Jnspektion bezeichnet sind. Die an Etappenorten sich zusammenfindenden Transporte und einzelne Mann­ schaften werden in Marschdetachements vereinigt und unter einen Führer gestellt. Innere Einrichtung der Etappenorte: An den Eingängen des Ortes sind Einrichtungen zu treffen, durch welche man die Lage der Kommandantur bzw. des Lazarets und Magazins, der Post- und der Telegraphenanstall erfährt. Alle diese Gebäude sind durch Aufschriften kenntlich zu machen. Jede Etappenkommandantur wird außerdem bei Tage durch eine schwarz-weiß-rote Fahne, bei Nacht durch eine rote Laterne bezeichnet. An den hervorragendsten Punkten der Ortsstraßen sind Wegweiser anzubringen; für die Erleuchtung der Straßen bei Nacht ist zu sorgen. Auf dem Hauptplatze des Ortes wird die Wache eingerichtet; Posten werden zur Sicherung des Ortes nach Bedarf ausgesetzt; ein Patrouillendienst wird für die Sicherung und die Aufrechterhaltung der polizeilichen Ordnung eingerichtet und das schnelle und geräuschlose Versammeln der Besatzung auf dem Alarmplatz geübt. In Feindesland ist die Bevölkerung sogleich zu entwaffnen, und bei Zeiten zu erwägen, welche Maßregeln im Falle von Widersetzlichkeit der Bevölkerung zu

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

treffen sind. Ist der Etappenort von außen durch den Feind bedroht, so werben, soweit es die Besatzungsstärke erlaubt, Feldwachen ausgestellt, die Eingänge ver­ barrikadiert, Patrouillen vorgeschickt. Auch eine schwache Besatzung wird sich in einem verteidigungsfähigen, möglichst abgeschlossen liegenden, mit Wasser, Lebens­ mitteln und Munition versehenen Reduit, auf welches sie sich nachts beschränkt, und in das sie Geiseln ans der Bevölkerung mitnimmt, gegen feindliche Truppen wie gegen aufständische Einwohner lange halten können. Zu Magazinen, Lazareten werden geeignete Gebäude, zur Ausstellung von Pulverwagen, Geschützen und Fahrzeugen passende Plätze, die sich außerhalb des Ortes befinden, ausgesucht, und auf Errichtung eines Fuhrparks zur Fortschaffung von Marschunfähigen, von Magazinbedürfnissen, Feldpostsendungen rc. Bedacht genommen.

10. Kapitel. Das Gefecht.

§ 1. Gefechtszweck. Befindet sich ein Heereskörper in solcher Nähe des Feindes, daß ein Zusammen­ stoß mit demselben bevorsteht, so handelt es sich für den Führer zunächst um den Entschluß, ob er das Gefecht annehmen oder ob er es vermeiden soll. Der erhaltene Auftrag, die Nachrichten und Beobachtungen über den Feind, die gegenseitigen Stärkeverhältnisse, der Zustand der eigenen Truppen, die Beschaffenheit des Geländes, sowie die Rücksicht auf andere Heeresteile werden darüber entscheiden. Ohne bestimmten Zweck oder klare Absicht und ohne jegliche Aussicht auf Er­ folg wird man aus freiem Entschluß nicht in ein Gefecht eintreten, sondern sich dem Gegner zu entziehen suchen. Hat der Führer sich entschlossen, das Gefecht anzunehmen, so tritt die Frage an ihn heran, in welcher Weise das Gefecht durchzusühren ist, ob eine Entscheidung angestrebt oder der Gegner nur hingehalten, ob angrifss- oder verteidigungsweise verfahren werden soll Bei dem Zusammenstoß großer Heereskörper und ganzer Armeen handelt es sich in der Regel darum, den Gegner zu überwältigen und zu vernichten; ein solcher Zweck bedingt einen ernsten, hartnäckigen Kampf, der mit Ausbietung aller Kraft geführt wird, bis der Sieg der einen Partei über die andere endgültig ent­ schieden ist. (Hauptschlachten.) Bei dem Zusammenstoß kleinerer Heeresteile tritt jener allgemeine Kriegszweck gegenüber einem besonderen Gefechtszweck, der sich aus dem empfangenen Auftrag oder, wo ein solcher fehlt, aus dem Verhältnis zu anderen Truppenteilen ergibt, meist in den Hintergrund. So wird bei gewaltsamen Erkundungen (Rekognos­ zierungen), bei den Gefechten der Avant- und Arrieregarden, der Flankendeckungen, der Vorposten, bei den Kämpfen zum Schutz eines Brückenschlages, eines Trans­ portes, einer Beitreibung u. s. w. der nächste Gefechtszweck nicht sowohl in der Vernichtung des Gegners in einem entscheidungssuchenden Kampfe, in dem Siege schlechthin, als vielmehr in der Erfüllung des erhaltenen Auftrages oder der zu­ gefallenen Aufgabe, wie Erkundung der feindlichen Stärke und Ausstellung, Deckung des Aufmarsches einer Marschkolonne, Zeitgewinn für den Rückzug, Schutz eines Flankenmarsches, Sicherung ruhender Truppen u. s. w. bestehen. Hierbei wird der Kampf nur in einer solchen Ausdehnung und in einem solchen Hestigkeitsgrade durchzusühren sein, als die Lösung der Aufgabe erheischt. In der Regel wird dies zn einem hinhaltenden Gefechte führen, bei welchem man den Gegner nur be­ schäftigt und Zeit zu gewinnen sucht, dagegen einer Entscheidung ausweicht, indem man wenig Truppen einsetzt, den Nahkampf vermeidet und auf einen rechtzeitigen, geordneten Rückzug bedacht ist. Anderseits können auch die Gefechte kleinerer Truppenkörper und Detachements die Form des entscheidungssuchenden Kampfes annehmen müssen, wenn der Feind sich der Durchführung der Aufgabe mit aller

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Kraft widersetzt oder die Durchführung derselben mit größtem Nachdruck zu stören unternimmt und die Ausgabe selbst das Einsetzen der ganzen eigenen Kraft bis zum äußersten verlangt oder gerechtfertigt erscheinen läßt. (Gefechte mit be­ sonderem Gesechtszweck.) Übrigens wird man niemals eine Gelegenheit, dem Gegner Schaden zuzusügen und den gerade gegenüberstehenden feindlichen Truppenteilen eine Niederlage zu bereiten, vorübergehen lassen, wenn die Aussicht dazu vorhanden ist, die Umstände es gestalten und die gestellte Aufgabe es nicht geradezu verbietet.

§ 2.

Angriff und Verteidigung.

Das Hauptmerkmal des Angriffes beruht darin, daß man den Feind aufsucht und gegen ihn vorgeht, um ihn mit Gewalt vom Kampfplatze zu vertreiben, das Hauptmerkmal der Verteidigung darin, daß man stehen bleibt und den Gegner er­ wartet, um ihn abzuwehren. Der Angriff gibt seelische Überlegenheit, indem er den Mut, die Sieges­ zuversicht der eigenen Truppen erhöht, auf den Feind einen demütigenden Eindruck macht; er gewährt die Freiheit der Handlung, indem er die freie Wahl der Zeit und der Richtung für das Vorgehen zum Kampfe gestattet und die Möglichkeit bietet, den Feind zu überraschen, durch Scheinangriffe zu täuschen und gegen einen schwachen Punkt seiner Aufstellung überlegene Kräfte zur Verwendung zn bringen. Nur durch den Angriff werden entscheidende Gefechtsergebnisse erzielt. Der Verteidigung dagegen steht die Wahl der Stellung, in welcher sie sich schlagen will, frei; sie vermag die Vorteile, welche das Gelände hinsichtlich der Deckung der Truppen gegen Einsicht und Feuer des Feindes bietet, für sich zu verwerten und die Wirkung der eigenen Feuerwaffen besser auszunutzen; sie ist je­ doch von den Maßregeln des Feindes abhängig; läßt sich infolgedessen gern ver­ leiten, ihre Kräfte frühzeitig auszugeben und zu zersplittern, um für alle etwa eintretenden Fälle bereit zu sein, oder sie kommt mit ihren Gegenmaßregeln zu spät; durch das Abwarten und die Ünsicherheit, ob der Feind überhaupt und in welcher Richtung er angreift, gehen Ruhe und Zuversicht leicht verloren und die Gedanken sind mehr auf die eigene Sicherheit als auf die Überwältigung des Gegners hingelenkt. Ob man den Angriff oder die Verteidigung wählen soll, hängt von dem gerade vorliegenden Gefechtszweck oder der gefaßten Absicht, von den beiderseitigen Stärke­ verhältnissen, der Beschaffenheit des Geländes, der allgemeinen Kriegslage, dem moralischen Zustande der eigenen und der gegnerischen Truppen, von der Persön­ lichkeit des Führers der feindlichen Partei u. s. w. ab. Angriff und Verteidigung können ebensowohl für das entscheidungssuchende wie für das hinhaltende Gefecht in Anwendung gebracht werden. Wer die Ent­ scheidung ernstlich sucht, wird zwar von vornherein den Angriff wählen, aber auch der Verteidiger kann es durch einen hartnäckigen, zähen Widerstand auf eine Ent­ scheidung ankommen lassen oder diese selbst erkämpfen, indem er nach anfänglicher Verteidigung zum Gegenangriff übergeht. Die Absicht eines hinhaltenden Gefechtes neigt im allgemeinen mehr der Ver­ teidigung als dem Angriff zu, weil die erstere abwartet, die Feuerwaffen aus größere Entfernung, foiuie die Vorteile des Geländes auszunutzen gestattet, den Gegner zu zeitraubenden Umfassungsbewegungen veranlaßt, durch ein Zurückgehen von Abschnitt zu Abschnitt Zeit gewinnen läßt. So weist der Zweck der Arrieregarde, der Flankendeckung, der Vorposten, der Deckung eines Transportes, einer Beitreibung, das Abwarten von Verstärkungen rc. aus ein verteidigungsweises Ver­ fahren hin. Dort aber, wo es gilt, den Feind über die eigene Absicht zu täuschen, einen in Stellung befindlichen Gegner zu erkunden, zu beschäftigen oder einen im Abzug begriffenen festzuhalten, wird das hinhaltende Gefecht mit dem angriffsweisen Verfahren zu verbinden sein, ebenso wie die Verfolgung eines im Rückzug be­ griffenen Gegners, die Wegnahme eines feindlichen Magazins, die Zerstörung einer von feindlichen Truppen bewachten Eisenbahnlinie, der Überfall eines feindlichen Quartiers u. dgl. das angriffsweise Verfahren bedingen.

XXII. Abschnitt.

552

Der Dienst im Felde.

Anderseits wird der Schwächere und Vorsichtigere die Vorteile einer sich gerade darbielenden günstigen Stellung in der Verteidigung auszunutzen geneigt sein, der Stärkere und Kühnere dagegen den Angriff vorziehen. Zu letzterem kann man auch hingeführt werden, wenn sich das Gelände nicht zur Verteidigung eignet oder sich ein geringer moralischer Halt des Feindes voraussetzen läßt. Im allgemeinen wird man auf die Vorteile des Angriffes nur aus triftigen Gründen verzichten wollen und daher bei Lösung einer Gefechtsaufgabe, wenn die Verteidigung nicht bestimmt vorgeschrieben ist, ein angriffsweises Verfahren dem ver­ teidigungsweisen vorziehen. Es lassen sich übrigens manche, eigentlich defensive Gefechtsaufgaben auch in offensiver Weise lösen; so sind z. B. die Deckung einer Eisen­ bahnlinie, eines Etappenmagazins, einer Brücke u. s. w. in erster Linie Aufgaben defensiver Natur; geht man jedoch dem im Anmarsch gemeldeten Feind entgegen, um ihn durch einen Angriff zurückzuwersen, so ist bei glücklichem Ausgang des Kampfes die Aufgabe mindestens so gut gelöst wie in der Verteidigung, welche ja an und für sich keine unbedingte Gewähr für den Erfolg bietet. Rücken beide Gegner gegen einander an, so entsteht ein Zusammenstoß, ein Begegnungsgefecht (Rencontre), bei welchem der eine oder der andere Teil sich so­ gleich, namentlich wenn das Gelände dazu einladet, zur wenigstens vorläufigen Verteidigung entschließt, oder jeder der beiden Teile im angriffsweisen Verfahren beharrt und den andern in die Verteidigung zurückzudrängeu sucht.

§ 3.

Durchführung des Angriffes.

1) V ormarsch. Der Angriff setzt den Vormarsch gegen den Feind voraus. Die Grundsätze für die Versammlnng der Truppen, die Zeit des Aufbruches, für das Vorschieben einer Avantgarde zum Zwecke der Aufklärung und der Sicherung, für die Marsch­ ordnung und Marschsormation der Tnlppe, für die Abzweigung der Bagage sind bereits in dem 3., 4., 5. und 7. Kapitel enthalten. Die einzuschlagende Straße ist entweder in der Aufgabe bestimmt vorgezeichnet oder man wählt denjenigen Weg, welcher am schnellsten zu dem angegebenen Ziele führt, oder denjenigen, welcher bei einem zu erwartenden Zusammenstoß mit dem Feinde die meisten Aussichten für einen Erfolg, wie gedeckten Anmarsch, Überhöhung des Gegners, freien Bewegungs- und Entwicklungsraum, günstige Angrisfsrichtung, bietet, ohne daß die Verbindung mit dem Ausgangspunkt der Operation oder mit rückwärtigen oder benachbarten Truppen der eigenen Partei, wohin man sich im Falle des Mißerfolges zurückzuziehen hätte, gefährdet erscheint.

Während größere Heereskörper stets auf mehreren Straßen vorrücken, so daß auf eine Straße in der Regel nicht mehr als ein Armeecorps trifft und ein solches bei günstigem Wegnetze seine beiden Divisionen wieder nebeneinander marschieren läßt, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, die Unterbringung der Truppen zu er­ leichtern und die Zeit des Aufmarsches aus der Marschkolonne zum Gefecht zu ver­ kürzen, besteht für kleinere Truppenabteilungen und Detachements selten Veran­ lassung, sich zu teilen. Und wenn es für diese auch manchmal verführerisch er­ scheint, in zwei Kolonnen vorzugehen, um einerseits eine größere Sicherheit der Flanken zu genießen und anderseits den Gegner leichter und sicherer zu umfassen, so ist doch damit eine Zersplitterung der eigenen Kräfte angebahnt und es besteht die Gefahr, daß man am entscheidenden Punkt zu schwach ist, daß die getrennten Teile nicht zu einer gleichzeitigen, übereinstimmenden Gefechtsthätigteit gelangen und die einzelnen Teile von dem versammelten Feinde geschlagen werden. Es gilt da­ her der Grundsatz, seine Kräfte zusammenzuhalten und Entsendungen (Detachierungen) möglichst zu vermeiden. Erweisen sich solche jedoch als unbedingt notwendig, z. B. zum Schutze der Flanke, so muß man sie so schwach, als mit ihrem Zwecke nur irgend vereinbar, machen; man muß sich hierbei die Frage vorlegen, ob die Ent­ sendeten bloß sehen und melden sollen oder auch kämpfen müssen, und sie dann im ersteren Falle bloß aus Patrouillen (Kavallerie-Patrouillen) bestehen lassen.

10. Kapitel.

Das Gerecht.

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Alle Anordnungen, welche für den Vormarsch zu erlassen sind, werden in einen Befehl, bei Detachements in den sogenannten Detachementsbefehl, für welchen die im 2. Kap. Z 1 S. 502 gegebenen Grundsätze maßgeben sind, zusammengefaßt.

2) Angriffsrichtung. Greift man mit seiner gesamten Kraft direkt die Front des Gegners an, so bezeichnet man dies als einen Frontalangriff. — Diese Form des Angriffes führt gegen die in der Regel stärkste Seite des Feindes, verlangt die größten Opfer, und im Falle des Gelingens sind keine weiterreichenden Vorteile, wie z. B das Ab­ drängen des Gegners von seiner Rückzugslinie mit ihr verbunden; dagegen ist sie die einfachste Angriffsform, sie führt am raschesten an den Feind und die eigene Rückzugslinie ist bei ihr am meisten gesichert. Man wird sie dort anwenden müssen, wo des Gegners Flügel sich an ungangbares Gelände anlehnen oder ein Ausbiegen nach der Seite durch die Unwegsamkeit des Geländes ausgeschlossen ist, eine weit ausgreifende, zeitraubende Umgehung der feindlichen Stellung aber nicht angängig oder rätlich erscheint, wo es sich also darum handelt, den Gegner in möglichst kurzer Zeit anzufassen, um ihm vielleicht nicht die Zeit zu lassen, unbehelligt abzu­ ziehen oder nahe Verstärkungen heranzuziehen, Verschanzungen auszuführen, Brücken zu schlagen oder zu zerstören, aus einem Engnis sich heraus zu entwickeln, u. dgl. oder wo Truppenteilen, rechts und links von anderen beengt, für ihre Kampfesthätigkeit nur der Raum gerade vorwärts gegen die feindliche Front zur Verfügung steht u. s. w. Greift man mit der gesamten Macht eine Flanke des Gegners an, so entsteht der Flankenangriff. Dieser ist gegen eine schwache, wenig widerstandsfähige Seite des Feindes gerichtet und bedroht in hohem Grade dessen Rückzuaslinie. Führt die Anmarschstrabe jedoch nicht ohnehin direkt gegen die feindliche Flanke, so muß man, um diese zu gewinnen, in größerer Entfernung vom Gegner, jeden­ falls außerhalb des Feuerbereiches nach der Seite abbiegen und die feindliche Front auf einem weiten Bogen umgehen. Eine solche Umgehung kostet viel Zeit und wird selten unbemerkt vom Feinde bleiben; wenn sie nicht durch Deckungen des Geländes, durch Nacht und Nebel verborgen ausgeführt und wenn der Aufklärungs­ und Sicherheitsdienst seitens der feindlichen Truppen nicht nachlässig betrieben werden. Der Feind vermag in den meisten Füllen Gegenmaßregeln zu ergreifen; entweder verändert er seine Front, so daß der Angriff statt, wie beabsichtigt, auf eine Flanke des Verteidigers, auf dessen neu gebildete Front trifft oder er weicht nach rückwärts aus oder er stößt gegen den im Flankenmarsch befindlichen An­ greifer vor. Der Angreifer, welcher durch seinen Umgehungsmarsch die Rückzugs­ linie des Verteidigers zu bedrohen beabsichtigt, gibt dadurch seine eigene Preis und kommt, im Falle der Angriff mißlingt, in eine sehr gefährdete Lage. (Wer umgeht, ist umgangen.) Will er einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt sein, so muß er dem Feinde überlegen und des Erfolges unter allen Umständen sicher sein oder er muß in der Wahl der Rückzugslinie freie Wahl haben, sich also im Falle eines Miß­ erfolges ohne Nachteil auch senkrecht zu der nach vollzogener Umgehung ange­ nommenen Angriffsfront zurückziehen können. Dieselben Verhältnisse, wie für den Flankenangriff, jedoch in mehr ausge­ prägter, Erfolg wie Mißerfolg noch mehr beeinflussender Weise gelten für den Angriff gegen den Rücken des Feindes. Übrigens muß betont werden, daß die Rücksichten auf einen sicheren Rückzug für kleinere Abteilungen, die sich dem Feinde leicht entziehen können, keinen Troß hinter sich haben und, wenn auch auf Umwegen, ohne große Schwierigkeiten zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren vermögen, von wesentlich geringerer Bedeutung sind, als für große Armeekörper, und ebenso muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß man im Kriege ohne kühnes Wagen selten große Erfolge erzielt. Greift man die Front und eine Flanke des Feindes zugleich an, so nennt man dies einen umfassenden oder überflügelnden Angriff. Durch einen solchen Angriff sucht man die Vorteile des Front- und des Flankenangriffes zu vereinigen und deren Nachteile zu vermindern. Derjenige Teil der Truppen, welcher die Front des Feindes angreist, sucht den Feind in seiner Stellung fest-

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

zubannen, also sowohl ein Abziehen als eine Frontveränderung, als eine Verstärkung der angegriffenen Flanke oder einen Vorstoß desselben zu verhindern, und deckt zugleich die eigene Rückzugslinie, während der gegen die Flanke des Feindes vor­ gehende Teil der Truppen denselben an seinem schwächsten Punkte fassen und so seine Bekämpfung erleichtern und den Erfolg größer und wirksamer gestalten soll. Um den Gegner zu umfassen, ist es nötig, daß entweder der Angreifer in mehreren Kolonnen vorrückt und diese durch konzentrischen Anmarsch von weither gegen Front und Flanke des Feindes geführt werden oder daß die Truppen des Angreifers sich erst, bevor sie in den Feuerbereich des Feindes kommen, teilen und der eine Teil gerade gegen die feindliche Front vorgehl, während der andere aus­ biegt, um die feindliche Flanke zu gewinnen. In dieser Teilung liegt der größte Nachteil des umfassenden Angriffes, weil dieselbe zu einer allzugroßen Ausdehnung und Zersplitterung der Kräfte führt, den Gegner ansfordert, über einen der beiden Teile, so lange diese getrennt, mit aller Macht herzufallen, und weil der vor­ gebogene Flügel dem Feinde die eigene Flanke bloßgibt. Daraus folgt, daß man, wenn man sicher gehen will, nicht zu weit ausholen darf, daß die beiden Teile nicht zu weit und namentlich auch nicht durch ungangbares Gelände, und nicht zu lange Zeit von einander getrennt sein sollen, sondern eine gegenseitige Unterstützung in icdem Augenblicke möglich sein soll, daß der umfassende Flügel nicht zu weit vorgebogen, also nicht senkrecht, sondern mehr schräg gegen die feindliche Front angesetzt wird, und daß für den Schutz der äußeren Flanke des vorgebogenen Flügels durch rück- und seitwärts desselben aufgestellte starke Reserven (Echelons) vorgesorgt sein muß. Welche der beiden Flanken man neben der Front angreifen soll, hängt davon ab, auf welcher Seite die Möglichkeit eines überraschenden Auftretens gegeben ist, wo also das Gelände ungehinderte, gegen Feuer und Sicht am meisten gedeckte Annäherung und gedeckte Bereitstellung und Entwickelung der angreifenden Truppen oder die wirksamste Vorbereitung des Angriffes durch Feuer der Artillerie und Infanterie gestattet, auf welcher Seite die Stellung des Feindes, sei es infolge der Beschaffenheit des Geländes, sei es infolge der Verteilung der Truppen, am schwächsten ist, auf welcher Seite man am ehesten die feindliche Rückzugs- oder Verbindungslinie bedroht, ohne die eigene allzusehr preiszugeben. Der umfassende Angriff ist die am häufigsten angewandte Form „des An­ griffes; sie ist für den an Zahl Überlegenen die natürlichste, weil der Überschuß an Kraft am vorteilhaftesten zur Umklammerung des feindlichen Flügels benutzt wird, und selbst bei nahezu gleicher Stärke der beiden Gegner ist sie empfehlens­ wert, weil sie gegenüber der rein frontalen Entwicklung den Vorteil der konzentri­ schen Wirkung und des größeren Eindruckes auf den Feind bietet, und zwar selbst dann, wenn es diesem gelingt, an Stelle der angegriffenen Flanke eine neugebildete Front entgegenzusetzen. Werden neben der Front die beiden Flanken des Feindes angegriffen, so bezeichnet man dies als einen doppelt umfassenden Angriff; derselbe ist äußerst wirksam, wenn er von Erfolg gekrönt wird, doch birgt er die Gefahr in sich, in der Mitte auseinandergesprengt zu werden, und ist deshalb an die Bedingung großer numerischer Überlegenheit geknüpft. Gelingt es, den Gegner völlig zu um­ zingeln, und vermag derselbe nicht den ihn umschließenden Ring zu durchbrechen, so ist er völlig verloren und muß sich dem Sieger ergeben (kapitulieren). Wenn die feindliche Stellung allenthalben sehr stark erscheint und das Ge­ lände eine gedeckte Annäherung ausschließt, auch der Versuch, den Gegner durch Umgehung herauszumanövrieren, keinen Erfolg verspricht, so kann die Nächt dazu benutzt werden, den Feind zu überfallen oder doch sich der feindlichen Stellung so weit zu nähern, daß diese bei Tagesanbruch unter wirksamstes Feuer genommen und mit Erfolg angesallen werden kann.

3. Verteilung der Kräfte. Bezüglich der Verteilung der Kräfte gilt der Grundsatz, daß an einem Punkte der Gesechtslinie überlegene Kräfte anzusammeln sind und von diesem der entscheidende Angriff, der Hauptangriff, ausgeführt wird, während auf dem

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übrigen Teile der Gesechtslinie der Gegner durch schwächere Kräfte mittels eines mehr in demonstrativer Absicht geführten Kampfes, mittels des Nebenangriffes beschäftigt und festgehalten wird, um ihn zu verhindern, Gegenmaßregeln gegen den Hauptangriff zu treffen. Der Nebenangriff geht in der Regel dem Hauptangriff voran; obwohl er nicht die Aufgabe hat, die Entscheidung herbeizuführen, so muß er doch, will er wirk­ lich stärkere Kräfte des Feindes auf sich ziehen und festhalten, um die Durchführung des Hauptangriffes zu erleichtern, im Verlaufe des Gefechtes die Art des entscheidungssuchenden Kampfes wählen, also fest anpacken. Allerdings soll er sich hüten, vorzeitig eine partielle Niederlage zu erleiden, und muß deshalb den richtigen Moment wählen, um auS dem anfänglichen mehr hinhaltenden zu dem entscheidungssuchenden Kampfe überzugehen. Dieser Moment ist spätestens dann gegeben, wenn der Hauptangrisf durchgesührt zu werden beginnt. Der Hauptangrisf muß möglichst überraschend in Scene gesetzt werden; dies bedingt eine durch das Gelände, sowie durch einen Schleier von Patrouillen verdeckte, ohne Zeitverlust vollzogene Annäherung und Entwicklung und ein entschiedenes Vorwärtsdringen. Der Hauptangrisf hat die meiste Aussicht, zu gelingen, wenn er gegen einen schwachen Punkt der feindlichen Ausstellung geführt wird. Deshalb wird er bei der Form des umfassenden Angriffes in der Regel gegen eine feind­ liche Flanke gerichtet sein. Welche der beiden Flanken als Hauptangrisfspunkt auszuwählen ist, wurde bereits oben erwähnt. Es kann aber auch der Haupt­ angriff gegen die feindliche Front und der Nebenangriff gegen eine feindliche Flanke geführt werden, wenn die feindliche Front durch die Beschaffenheit des Geländes nicht sehr widerstandsfähig oder nur schwach besetzt ist, während der Feind in seinen Flanken starken Schutz im Gelände besitzt oder seine Hauptkräste, um einem Flankenangriff zu begegnen, von vornherein gegen die Flanke ausgestellt hat. Hat sich der Gegner in einer im Verhältnis zu seinen Kräften allzulangen Front aus­ gedehnt und seine Kräfte zersplittert, bestehen in dieser Front Lücken oder befinden sich in ihr weit vorspringende Punkte, die der Angreifer mit überlegenen Kräften umspannen und durch konzentrisches Feuer leicht zu überwältigen vermag, so kann von einem umfassenden Angriff abgesehen, dagegen der Feind, während er auf seiner ganzen Front beschäftigt wird, an dem einen schwachen Punkt der Front mit den hier angesammelten Hauptkrästen entscheidend angegriffen werden. Ein solches Verfahren, welches allerdings nur bei größeren Verhältnissen zur Anwen­ dung gelangen wird, bezeichnet man mit dem Durch brech en der feindlichen Front oder mit dem Angriff gegen die Mitte; gelingt dieser Angriff, so ist er sehr erfolgreich, weil die feindlichen Kräfte auseinandcrgesprcngt werden; andern­ falls läuft er Gefahr, selbst in beiden Flanken zangenförmig umfaßt und erdrückt zu werden. Aus dem Gebote, dort wo die Entscheidung gesucht wird, die Mehrzahl der Kräfte anzusammcln, selbst auf die Gefahr hin, auf anderen Teilen des Gefechts­ feldes zeitweise im Nachteil zu sein, und aus der Notwendigkeit, eine Reserve be­ reit zu haben, mit welcher man unvorhergesehenen Maßregeln des Feindes be­ gegnen oder dem etwa erlahmenden Angriff frische Kräfte zusühren oder den an einem Punkte errungenen Erfolg weiter ausbeuten kann re., ergibt sich folgende allgemeine Verteilung der Truppen, wobei jedoch aus die Wahrung der organisa­ torischen (bzw. taktischen) Verbände Rücksicht zu nehmen ist: mindestens die Hälfte der Infanterie wird für den Hauplangriff, ein Viertel oder weniger für den Nebenangriff bestimmt und der Nest vorläufig in Reserve zurückgehalten; die Kavallerie tritt zur Reserve, soweit sie nicht zur Aufklärung oder zur Flanken­ sicherung notwendig ist, die Artillerie beteiligt sich zunächst am Neben- und dann am Hauptangrisf. 4. Allgemeiner Verlauf eines Angriffsgefechtes.

Ter Avantgarde voraus klärt die Kavallerie das Gelände auf, sie sucht den Feind auf und erkundet dessen Aufstellungsort und Stärke, hierbei die feindlichen Patrouillen von der eigenen Marschkolonne fernhaltcnd und die größeren feind-

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lichen Kavallerieabteilungen, wenn diese die Aufklärung zu hindern suchen, anareifend und auf ihre Infanterie zurückwerfend; sie tastet längs der vom Gegner besetzten Front und sucht Einsicht um die Flügel herum zu gewinnen. Die Meldungen der Kavallerie geben dem Führer die Grundlage für die Anordnungen über die Art und Weise der Durchführung des Angriffes. Die Avantgarde übernimmt zunächst die Einleitung des Gefechtes; sie ver­ folgt dabei die Aufgabe, die Stellung und Kräfteverteilung des Gegners näher, als es der Kavallerie möglich war, zu erkunden, den Aufmarsch des eigenen Gros zu decken und zu verschleiern, allenfalls vor der feindlichen Front gelegene Punkte und Terraingegenstände (Höhen, Dörfer, Gehöfte, Gehölze, Brücken u. s. w.), welche für den späteren Verlauf des Kampfes von Wichtigkeit sind, in Besitz zu nehmen, und weiterhin den Gegner in der Front zu beschäftigen und festzuhatten. Während die Kavallerie bei der Annäherung der Avantgarde die Front der Infanterie und Artillerie freimacht und sich seitwärts rückwärts bereit stellt, um später bei passender Gelegenheit in den Kampf einzugreifen, dabei die Flanken der eigenen Truppen schützend und zugleich durch (Offiziers-) Patrouillen die Aufklärung des Feindes fortsetzend und namentlich dessen allensallsige Kräfteverschiebungen ins Auge fassend, sucht die Artillerie der Avantgarde zunächst auf größere Entfernung (ca. 2500 bis 2000 m) feuernd, die feindlichen Batterien hervvrzulocken und diese, unterstützt von den Batterien, das Gros zu bekämpfen. Die Infanterie der Avantgarde rückt, nachdem sie sich außerhalb des feindlichen Feuerbereiches entwickelt hat, gegen die feindliche Stellung vor, erfaßt die oben erwähnten, vor der gegnerischen Front gelegenen Stützpunkte und dient so hauptsächlich zum Schutz der Artillerie. In­ dem die Avantgarde zunächst entscheidende Angriffe vermeidet, also mit der In­ fanterie vom Feinde weiter abbleibt, nur dünne Schützenlinien entwickelt, starke Reserven aber zurückhält, wartet sie das Eingreifen des Gros ab; nur dann, wenn der Gegner Miene macht, aus feiner Stellung abzuziehen, faßt sie ihn energisch an, um ihn festzubannen, oder wenn er einen Vorstoß unternimmt, tritt sie diesem mit aller Kraft entgegen. Eine entschiedene Offensive ist der Avantgarde gestattet, wenn sie beim Vormarsch aus so schwache feindliche Abteilungen stößt, daß sie diese selbständig zurückzuwerfen erwarten kann, ferner wenn sie mit dem Feinde bei oder in einem Engnis zusammentrisft und es sich darum handelt, dem eigenen Gros die Entwickelung aus dem Engnis zu ermöglichen oder die des FeindeS zu verhindern, oder wenn die Avantgarde einen ruhenden Gegner überrascht oder sich eines wichtigen Punktes leicht bemächtigen kann. Während des einleitenden Gefechtes der Avantgarde orientiert sich der Führer über die feindliche Aufstellung und erläßt die Anordnungen für die Durchführung des eigentlichen Angriffes; er verfügt die Kräftegruppierung und bestimmt die den einzelnen Gruppen Anfallenden Aufgaben; er trifft Bestimmung über die Verband­ plätze, den Munitionsersatz, über Bagage und Trains u. s. w. Zunächst werden die Batterien des Gros vvrgezogen, um die feindliche Artillerie zu bekämpfen, zu welchem Zwecke sie gleich auf wirksame Schußweite (2000—1500 m) an dieselbe Herangehen und gewöhnlich seitwärts der Avantgarde gegen denjenigen Flügel hin, auf welchem der Hauptangriff auszuführen beabsichtigt ist, Position nehmen. Die Batterie der Avantgarde schließt sich ihnen alsbald an. Die Infanterie des Gros wird nach derjenigen Seite dirigiert, wo der Haupt­ angriff durchgeführt werden soll. Sie legt den Marsch dahin außerhalb des feind­ lichen Feuerbereiches möglichst durch das Gelände verdeckt und durch Patrouillen verschleiert, zurück, marschiert hier auf und stellt sich zum Angriff bereit. Die zur allgemeinen Reserve bestimmten Infanterie-Truppenteile nehmen ihren Platz auf bemessene Entfernung in der Regel hinter dem Hauptangriffsflügel. Wenn die Artillerie die des Feindes niedergedrückt oder doch merkbar ge­ schwächt hat, dann richtet sie ihr Feuer gegen die als Hauptangriffspunkte aus­ ersehenen Objekte, um die feindliche Infanterie zu erschüttern und so den Angriff der eigenen Infanterie vorzubereiten. Hat sich diese Vorbereitung nahezu vollzogen, dann tritt der zum Hauplangriff bestimmte Jnfanteriekörper an; er entwickelt sich in mehreren Treffen, von denen die hinteren die vorderen nach der äußeren Seite

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zum Schutz der Flanke überragen; das erste Treffen gliedert sich in Vor- und Haupttreffer:; das Vortressen löst eine starke Schützenlinie auf, welcher geschlossene Unterstützungen folgen; die Bataillone der hinteren Treffen ziehen sich in Kom.pagniekolonnen auseinander. So formiert rückt der Hauptangriffsflügel möglichst ohne Unterbrechung und ohne zu feuern aus wirksame Schußweite an die feindliche Infanterie heran und eröffnet hier ein kräftiges Feuer. Es beginnt nun das sprungweise Vorgehen der Schützenlinie; die Unterstützungen und die Kompagnien des Haupttreffens rücken nach und nach in die Schützenlinie ein, um deren "Ver­ luste zu ersetzen, ihr Feuer zu verstärken und sie weiter vorzureißen. Die hinteren Treffen rücken möglichst unaufhaltsam nach. Ist die möglichst verdichtete Schützen­ linie auf Sturmdistanz (ca. 200 m) an den Gegner herangelangt, so wird das Feuer zum höchsten Grade gesteigert; die hinteren Treffen sind unterdessen nahe herangekommen und geben den Antrieb zum allgemeinen entscheidenden Sturm aus die feindliche Stellung. Die allgemeine Reserve ist währenddessen vielleicht zur Abwehr eines Gegen­ angriffes einzusetzen gewesen oder folgt dem Hauptaugriffsflügel, um diesen nach Bedarf zu verstärken. Sobald der Hauptangriffsflügel sich zum Gefecht entwickelt, dann ist in der Regel auch für die zu dem Nebenangriff bestimmten Truppen (die ursprüngliche Avantgarde, vielleicht noch verstärkt durch einige Truppen des Gros) der Zeitpunkt gekommen, energisch vorzugehen, um zur Entscheidung möglichst beizutragen. Die Artillerie fährt, so lange als 'thunlich, fort, den Angriff der Infanterie durch ihr auf die Einbruchstelle gerichtetes Feuer zu unterstützen, einige Batterien können dabei zur Erhöhung der Wirkung auf nähere Entfernung an die feindliche Infanterie heranfahren. Sobald die beiderseitigen Infanterien einander so nahe gekommen sind, daß die Artillerie ohne Gefährdung der eigenen Infanterie nicht mehr zu feuern vermag, richtet sie ihr Feuer aus die feindlichen Reserven. Die Kavallerie deckt die Flanke der zum Angriff vorgehenden eigenen Infanterie gegen allenfalls vorbrechende feindliche Kavallerie oder beteiligt sich bei der Abwehr des Gegenangriffes der feindlichen Infanterie oder unterstützt den eigenen Angriff durch eine Attacke gegen die feindliche Flanke oder den feindlichen Rücken. Ist die Infanterie in die feindliche Stellung eingedrungen, so wird dem weichenden Gegner das heftigste Feuer, wozu möglichst viele Gewehre in Thätigkeit gesetzt werden, nachgesendet; die Artillerie eilt in die eroberte Stellung vor, um auch ihrerseits den Feind mit Feuer zu verfolgen, und die Kavallerie ergreift die Gelegenheit, in die zurückslutende feindliche Infanterie einzuhauen, feindliche Ge­ schütze wegzunehmen u. s. w. Hat sich der Feind dem wirksamsten Feuer entzogen, so wird zur eigentlichen Verfolgung geschritten, um den Gegner möglichst weit zurückzutreibcn, zu zersprengen und auszureiben, ihm Gefangene und Trophäen abzunehmen und so den Sieg zu vervollständigen. Zu der Verfolgung werden die gesamte Kavallerie und Artillerie und die frischesten Infanterie-Truppenteile (in der Regel die Reserve) verwendet; die übrigen Jnfanterieabteilungen werden nach dem Eindringen in die feindliche Stellung und nach dem Erlöschen des Verfolgungsfeuers gesammelt und geordnet und dann vorwärts geführt. Mißlingt dagegen der Angriff, so haben die nicht unmittelbar in den Nah­ kamps verwickelten Truppen der hinteren Treffen und der Reserve, namentlich aber die Artillerie und die Kavallerie alles aufzubieten, um den Gegner von der Ver­ folgung abzuhalten und den zurückweichcnden Jnfanterieabteilungen das Sammeln und Ordnen hinter dem nächsten Abschnitt zu ermöglichen und den weiteren Rück­ zug zu decken. (Einen so einfachen, methodischen Verlauf, wie in Vorstehendem geschildert, wird das Gefecht in größeren Verhältnissen kaum nehmen, sondern sich in mehr oder weniger voneinander getrennte Teilgesechte scheiden, welche bei hartnäckigem Widerstand des Verteidigers meist ein Hin- und Herschwanken der Erfolge, einen öfteren Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, ein allmähliches Abzehren der Kräfte zeigen werden.)

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§ 4.

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Durchführung der Verteidigung.

I. Wahl der Stellung. Die Stellung soll die feindliche Anmarschrichtung durchschneiden und zu dieser, wie zu der eigenen Nückzugslinie möglichst senkrecht stehen; ungünstig ist es, wenn die letztere schräg zur Stellung läuft und nicht von der Mitte, sondern von einem Flügel aus ansetzt. Doch diese Verhältnisse fallen für kleinere Abteilungen, weil diese beweglicher sind und keinen Troß hinter sich haben, weniger in das Gewicht als für größere Truppenkörper.

(Eine Stellung, welche mehr oder weniger parallel zur Anmarschstraße des Feindes liegt und die Flanke des vorrückenden Gegners bedroht, nennt man eine Flankenstellung. Dieselbe ist vorteilhaft, wenn man von ihr aus die Anmarschstraße des Feindes mit Feuer beherrscht oder aus ihr angriffsweise gegen die Flanke des vorüberziehenden Feindes entwickelt Vorbrechen kann. Voraussetzung ist, daß man in der Wahl der Nückzugslinie nicht beschränkt ist, also ohne Gefahr auch eine senkrecht zur Flankenstellung stehende Rückzugsrichtung einschlagen kann und daß die dem Feinde zugekehrte Flanke infolge der Beschaffenheit des Geländes unan­ greifbar oder doch sehr stark und gut verteidigungsfähig ist. — Immerhin ist es das Einfachste und Natürlichste, daß man sich dem Gegner frontal entgegenstellt.) Die vorderste, eigentliche Verteidigungslinie soll, den Formen des Geländes sich anschmiegend, möglichst frontal zur feindlichen Anariffsrichtune ziehen und keine zu stark ausspringenden Winkel bilden; sie soll der Infanterie eine gute Feuer­ stellung bieten, in welcher dieselbe, gegen das feindliche Feuer gedeckt, von ihren Gewehren vollen Gebrauch machen und das Vorfeld ganz bestwichen kann; es sollen also keine toten Winkel und keine unbestrichenen Räume vorhanden sein. Starke Stützpunkte in der Front sollen die Widerstandskraft der Jrsanterie steigern. Für die Artillerie sollen Vatteriestellungen vorhanden sein, welche iv6cn der Deckung ein weit reichendes Schußfeld nach vorn und nach den Seiten bieten und mehrere hundert Meter hinter der Jnsanteriefeuerstellung liegen, damit ncht die Artillerie zugleich mit der Infanterie in'den Nahkampf verwickelt wird, soidern den Schutz der letzteren genießt. .. ~ Das Vorgelände soll eine möglichst weite Übersicht und freies Schußfeld bieten, so daß der Gegner nirgends Deckung gegen Sicht und Feuer findet Ein Hindernis (Fluß, Sumpf u. dgl.) so nahe vor der Front, daß cs der Gegner, iin, wirk­ samen Feuer überschreiten muß, ist nur auf demjenigen Teil d's GkfktMsl'ldcs erwünscht, auf dem man nicht selbst zum Gegenangriff zu schreiten beabsichtigt (Verteidigungs- oder Defensivfeld), oder dort, wo man sich auf eine rein passive Abwehr beschränken will oder, wo die Verteidigung lediglich behus Zeitgewinnes, Deckung oder Terrainbehauptung (z. B. von einer Arrieregarde) g führt wird. Wo aber eine Stellung zu einem entscheidenden Gefecht dienen soll, muß sie neben einem starken Verteidigungsfeld ein geräumiges, für ungehindert Bewegung ent­ sprechend starker Kräfte geeignetes Angriffsfeld besitzen, auf dem br Verteidiger in dem Momente, wenn der Feind zum entscheidenden Angriff, vorceht, uuversehens aus einer Deckung heraus gegen die Flanke des Angreifers zum Gegenstoß vor­ brechen kann. Das Seitengelände soll ebenfalls frei und übersichtlich sein damit etwaige Unternehmungen des Feindes gegen die Flanken des Verteidigers frühzeitig ent­ deckt und abgewehrt werden können. Nichts ist ungünstiger, as ausgedehntes, bedecktes Gelände (Waldungen, Höhen) an den Flügeln oder ü der Flanke zu haben. Lassen sich die Flügel nicht an ungangbares Gelände anehnen, was be­ sonders für eine hinhaltende oder rein passive Verteidigung erwmscht ist, so sind an den Flügeln gut zu verteidigende Stützpunkte und Batteriestellmgen mit weit­ reichender Feuerwirkung notwendig. Das Innere der Stellung soll behufs Leitung der Truppen übersichtlich sein und diesen Deckung gegen das Feuer und den Einblick des Findes gewähren und nach allen Seiten gangbar sein, damit eine gegenseitige Interstützung der Truppen und ein rechtzeitiges Eingreifen der Reserve möglich ist.

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.Die Fwntausdehnung der Stellung soll den gegebenen Kräften entsprechen (F ontausdetnung eines Armeecorps 4—6 km, einer Division 2- 3 km, einer Bvgade 1—L’/i km, eines Regiments 500—800 m, eines Bataillons 300—400 m.) Das rickwärtige Gelände soll freien Abzug gestatten, kein Hindernis, fern Ergnis enthalten; ferner soll es die zurückgehenden Truppen möglichst bald der Scht und lern Feuer des Feindes entziehen und Ausnahms- und Arrieregardenstelungen beten.

Nieden Höhenrücken oder Terrainwellen, welche gegen den Feind zu flach gelöscht sind urd freies Schußfeld nach Front und Flanke besitzen und hinter sich eil zwar üteral gangbares, aber welliges und bedecktes Gelände haben, bieten im allgemeinen die vorteilhafteste Stellung. 2. Verkeilung der Stellung. Die ölen in Ziffer 1 erwähnten allgemeinen Anforderungen an eine Verleidigungssttllmg findet man selten in einer Stellung vereinigt und sehr ost ist mm in der Wchl der Stellung durch höhere Rücksichten und besondere Umstände beschränkt, ji läufig muß man eine gegebene Stellung, mag sie sich zur Vertedigung grt iber schlecht eignen, benutzen und sie eben nehmen, wie sie ist. Vor der Besetzung einer Stellung handelt es sich darum, die Stellung in allm ihren Teil-n anzusehen und zu prüfen, inwieweit sie der mit der Verteidigung verbundenen Alsicht (Entscheidung oder Zeitgewinn) entspricht, damit man danach sehe Maßregel: in Bezug aus Verteidigungseinrichtung und Truppenverteilung treffen kann. Man 'egt bei dieser Prüfung der Stellung die in Ziffer 1 gegebenen An­ haltspunkte als allgemeinen Maßstab an und sieht zu, inwiefern das Vorgelände, das Innere drr Stellung, das seit- und rückwärts gelegene Terrain den An­ forderungen entprechen oder nicht, worin die starken und schwachen Seiten der Stellung, itre Bor- und Nachteile bestehen. Dabei empfiehlt es sich, die Stellung nicht nur vom Standpunkt des Verteidigers, sondern auch von dem des Angreifers aus anzusehen. Man wird alsdann erkennen, wo das Gelände eine gedeckte Annäherung ds Feindes am meisten begünstigt, welcher Flügel mit Rücksicht darauf und aus die Lage der eigenen Rückzugslinie am meisten bedroht erscheint; man wird danus einen Schluß auf die wahrscheinliche Angrisfsrichtung des Feindes zieten können, obgleich man sich hierin nicht einer allzu sichern Voraus­ setzung hingebel darf, wenn man durch die späteren Thatsachen nicht manchmal eines Irrtums geziehen werden will; man wird einsehen, welcher Teil der Stellung dü Tine Abwehr bedingt, welcher Gelegenheit zum Gegenstoß bietet; man wird einet etwaigen Schlüsselpunkt der Stellung herausfinden, dessen Besitz über die Bchawtung der ganzen Stellung entscheidet, sei es, daß er diese domi­ niert oder die rückzugslinie beherrscht; man wird danach ermessen, welche Vor­ sichtsmaßregeln zu ergreifen, welche Befestigungsarbeiten auszusühren, wie die Truppen zu vrteilen sein werden und in welcher Weise die Verteidigung durch­ zuführen sein lird.

3. Bererschaftsstellung und Aufklärung. Die Trupe, welche mit der Verteidigung einer Stellung beauftragt ist, nimmt, so large der Feind noch nicht in der Nähe oder seine Anmarschrichtung überhaupt nochzweifelhaft ist, zunächst eine Bereitschaftsstellung ein, d. h. sie stellt sich möglichst zsammengehalten und gegen Sicht gedeckt hinter der zu verteidigenden Stellung in dc Nähe guter Wegeverbindungen auf, so daß sie bei Annäherung des Feindes di Stellung in kurzer Zeit besetzen und rasch einrücken kann. Nur einige Hauptsttzpunkte der Stellung, welche eine Verteidigung erfordern, aus welcher Richtmg der Feind auch kommen mag, können mit Infanterie besetzt und hinter weilhinbeherrschenden Artillerie-Feuerstellungen einzelne Batterien zum Einfahren beregestellt werden.

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Um den Anmarsch des Feindes frühzeitig zu erfahren, wird die Kavallerie nebst Osfizierspatrouillen zur Aufklärung auf eine geraume Strecke weit vorgesandt; wo Kavallerie fehlt, müssen Jnsanteriepatrouillen und berittene Jnfanterieofsiziere vorgeschickt werden. Auf Übersichtspunkten werden Beobachtungsposten (einzelne Reiter oder Unteroffiziersposten) ausgestellt; ebenso werden die Flanken durch Patrouillen und Unterofstziersposten überwacht. Bei Nacht und Nebel oder be­ decktem Vorterrain müssen zum Schutz gegen Überraschung die Sicherungsmaßregeln umfassender sein und dann wird man zu einer förmlichen, über die Stellung hinaus vorgeschobenen Vorpostenaufstellung schreiten. Sonst aber bieten vor­ geschobene Punkte und Avantgardestellungen, die man nur vorübergehend ver­ teidigen will, vielleicht um dem Gegner Aufenthalt zu bereiten, ihn zum Aufmarsch zu veranlassen u. dgl. in den meisten Fallen wenig Vorteile. Denn die Truppen, welche mit der Verteidigung solcher Punkte beaustragt sind, vermögen sich dem übermächtigen, umfassend vorgehenden Feinde gegenüber nicht lange zu behaupten, kommen meistens ermüdet, erschüttert und für weitere Verwendung unfähig in die Hauptstellung zurück und machen aus die Verteidiger derselben einen üblen moralischen Eindruck oder man läßt sich verleiten, zu ihrer Unterstützung Truppen aus der Hauptstellung vorzusenden, so daß schließlich der entscheidende Kampf nicht in der als am günstigsten erkannten Hauptstellung, sondern unter ungünstigeren Verhältnissen weiter vorn geführt wird. Es ist also ratsam, solche vorgeschobene Punkte gar nicht zu besetzen, jedenfalls aber nur dann vorübergehend verteidigen zu lassen, wenn die Hinteren Truppen längere Zeit brauchen, die Hauptstellung zu besetzen. Einzelne Objekte, wie Gehöfte, Waldstücke :c., welche im Bereich des wirksamen Jnfanterieseuers vor der Front der Stellung liegen, und deren Besitz den Angriff wesentlich erleichtern würde, müssen übrigens besetzt und hartnäckig ver­ teidigt werden, gelten dann aber auch nicht als vorgeschobene Posten, sondern nur als bastionsartig vorspringende Teile der Hauptstellung. Im allgemeinen gilt für eine hartnäckige, ernste Verteidigung die Regel, die gesamten Kräfte, wenn auch allmählich, so doch in einer und derselben Linie, also in der eigentlichen Verteidigungsstellung zur Verwendung zu bringen. Deshalb ist es auch zu verwerfen, Truppen von vornherein in Aufnahmsstellungen behufs Sicherung eines attenfallsigen Rückzuges zurückzuhalten; denn solche Truppen würden bei dem Kampf um die Entscheidung nur fehlen und die Verteidigung von HauS.aus schwächen. Überhaupt ist jedes Künsteln mit dem successiven Beziehen und Verteidigen mehrerer, namentlich nahe hintereinander gelegenen Stellungen verwerflich, denn es lähmt jede energische Verteidigung und reibt die Truppen nutzlos auf. Der Führer muß vielmehr einen einfachen, klaren und bestimmten Entschluß fassen itnb diesen mit Folgerichtigkeit sonder Wanken und Schwanken durchführen. (Das Beste ist des Guten Feind 1)

4. Vorbereitung der Verteidigung. Die Zeit, welche von der Einnahme der Stellung verstreicht bis zu dem Momente, wo der Gegner in Sicht kommt, ist zur Vorbereitung der Verteidigung nach Thunlichkeit auszunutzen. Dazu gehört, daß sich der Führer, soweit er es noch nicht gethan, über das Gelände genau orientiert, daß er die Stellung mit Rücksicht aus die Ausdehnung und Gestaltung der Front in Abschnitte einteilt, deren je einer einem besonderen Truppenkörper zur Verteidigung überwiesen wird, daß er seine Unterführer mit der Stellung und den ihnen zufallenden Aufgaben, soweit sich diese mit Sicherheit schon bestimmen lassen, bekannt macht, daß Munition bereitge­ stellt, Vorsorge für die Verwundeten getroffen, und die Stellung fortifikatorisch zur Verteidigung eingerichtet wird; es müssen die Entfernungen abgemessen und abgesteckt, das Schußfeld frei gemacht, Deckung für die Infanterie durch Schützen­ gräben, für die Artillerie durch Geschützeinschnitte geschaffen, die vorhandenen Stützpunkte in der Front und im Innern der Stellung widerstandsfähiger ge­ staltet, Verbindungen über allenfalls im Rücken der Stellung befindliche Hinder-

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nise wie Brücken über Flüsse u. s. w. hergestellt werden (vgl. Abschn. XXIV. 1. Kapitel). Dabei ist daraus zu achten, day die Berteidigungseinrichtungen nicht bliß den wahrscheinlichen, sondern auch den sonst möglichen Angriffsrichtungen de? Feindes Rechnung tragen, daß die Arbeiten ungesehen und vor allen Dingen urbeschossen vom Feinde ausgesührt werden, daß sie also beendigt und die zur Arbeit verwendeten Truppen wieder in die Deckung der ursprünglichen Bereitschistsstellung zurückgezogen sein müssen, bevor der Feind in Sicht kommt, weil sie sonst nur dem Feinde die ganze Stellung verraten würden. Andrerseits darf aber mit den Arbeiten nicht begonnen werden, bevor die Alsichten der Führung zweifellos seststehen, weil sie nur dann der Führung dienen uw nicht umgekehrt dazu gelangen, sie zu beherrschen. Verfrühte Verstärkung des Geländes kann geradezu schädlich werden und henmt die Bewegungsfreiheit.

5. Besondere Maßregeln der Verteidigung.

Der Verteidiger kann sich darauf beschränken, alle seine Kräfte nach und nah dem Angreifer frontal entgegenzustellen und ihn lediglich durch das allmihlich auf die höchste Intensität gesteigerte Feuer abzuwehren. Dort, wo ihn bei Angreifer zu umfassen sucht, verlängert er entweder seine Front, oder er bibet einen zurückgebogenen Haken (Desensivflanke) oder, was vorteilhafter, er fielt einen Teil seiner Truppen in einer rückwärtigen, nach der Seite hinaus gehobenen Staffel auf, welche ihrerseits den vorgeoogenen feindlichen Angriffsflüzel flankiert. Es ist dies die einfachste, natürlichste und bei der heutigen Knftäußerung des Feuers zuverlässigste und sicherste Art der Verteidigung. Sie mccht sich jedoch völlig abhängig von den Maßregeln des Angreifers und führt bliß dann zu entscheidenden Erfolgen, wenn sie, nachdem der Angriff abgewiesen, selbst zur Offensive übergeht, den Feind zurücktreibt und verfolgt. Es kann aber bet Verteidiger auch schon früher den Angriff mit der Verteidigung in der Weise veibinden, daß er mit einem, und zwar in der Regel kleineren Teil seiner Truppen der Angreifer durch die reine Verteidigung mittels Feuer abwehrt, während er mi dem andern, anfänglich zurückgehaltenen und seitwärts geschobenen größeren Tel seiner Truppen zum Gegenstoß gegen die Flanke des Angreifers in dem Mimente vorstößt, wo derselbe zum entscheidenden Angriff sich anschickt. Dieses Befahren wird dem ersteren, auf der reinen Abwehr durch Feuer beruhenden we;en der größeren moralischen Wirkung und des entscheidenden Erfolges vor­ gezogen und daher für eine entscheidungssuchende Verteidigung meistens angewerdet; es ist der richtige Moment zur Ausführung des Gegenstoßes jedoch schwer zu erfassen. Teilt sich der Gegner beim Angriff, indem er mit einem Teil in der Front denonstriert und mit dem andern Teil weit ausholt, um einen Flügel des VerteUigers zu umfassen, so kann der Verteidiger entweder mit überlegener Kraft gecen den feindlichen Demonstrativflügel vorgehen, um diesen zu schlagen, bevor der feindliche Hauptangriffs- (Decisiv-) Flügel zum Eingreifen gelangt ist, oder der Verteidiger kann durch die Lücke zwischen Haupt- und Nebenangriff durchbrchen und beide Teile auseinandersprengen. Ein solches Verfahren, mit Geschick ausgesührt, verspricht großen Erfolg, weil es den Angreifer in Verwirrung setzt uw seine Pläne über den Haufen wirst, setzt aber voraus, daß der Verteidiger üb«r die Bewegungen des Gegners frühzeitig und gut unterrichtet ist, der Gegner in zwei weit oder durch unpassierbares Gelände getrennte Teile gespalten ist, daß der eine Teil entschieden geschlagen ist, bevor der andere zur Unterstützung hennkommt und daß der letztere dem aus seiner Stellung vorgebrochenen Verteidiger nicht überlegen ist, sonst läuft dieser Gefahr, seinen Rückzug zu vetieren. Greift der Gegner die besetzte Stellung nicht an, sondern sucht er dieselbe zu umgehen und so den Verteidiger aus seiner Stellung, die jenem vielleicht zu staik erscheint, herauszumanövrieren, so bleibt dem Verteidiger, wenn er seinen Rükzug nicht bedrohen lassen will, nichts übrig, als entweder offensiv aus der Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige.

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Stellung gegen den vorbeimarschierenden Feind Vorzubrechen und diesen zürn Kampfe zu zwingen, oder, wenn die Verhältnisse dies nicht rötlich erscheinen lassen, möglichst rasch zurückzugehen, um sich dem Gegner weiter rückwärts in einer neuen Stellung vorzulegen. 6. Allgemeiner Verlaus eines Berteidigungsgefechtes. Die zur Aufklärung vorgeschickte Kavallerie bzw. deren Patrouillen machen von der Annäherung des Feindes möglichst frühzeitig Meldung; sie suchen weiterhin seine Stärke, die Gruppierung seiner Kräfte und seine Angriffsrichtung zu erkunden. Indem die Kavallerie vor dem anrückenden Feind nach Maßgabe der Vorwärtsbewegung desselben zurückweicht, zieht sie sich, die Front der Stellung freimachend, an einen Flügel, um seitwärts rückwärts desselben Aufstellung zu nehmen und bereit zu sein, bei passender Gelegenheit in das Gefecht einzugreifen, gt aber die Aufklärung des Feindes fort und sichert die Flanken der eigenen uppen. Sie wählt denjenigen Flügel für ihre Aufstellung aus, welcher des besonderen Schutzes bedarf, oder auf welchem der Gegenstoß beabsichtigt oder die Verwendung der Kavallerie am wenigsten beschränkt, vielmehr die Möglichkeit zu einem überraschenden Vorbrechen gegen die feindliche Flanke gegeben ist. Sobald der Anmarsch des Feindes gemeldet wird, gehen die Batterien in Position, um die feindlichen Kolonnen zu beschießen, welche sich innerhalb des Geschützbereiches zeigen, und weiterhin die auffahrenden feindlichen Batterien unter Feuer zu nehmen und zu bekämpfen. Von der Infanterie besetzt, wenn dies noch nicht geschehen, zunächst ein kleiner Teil die Front der Stellung, und zwar nament­ lich die Stützpunkte, um die feindliche Avantgarde aufzuhalten und die eigene Artillerie gegen die feindliche Infanterie zu schützen. Der Nest der Infanterie bleibt vorläufig noch geschlossen in der Reserve. Im allgemeinen empfiehlt eS sich, die Truppen nicht zu früh auszugeben, Sondern möglichst lange verdeckt zusammenzuhalten, um sie den Maßregeln des feindes entsprechend verwenden zu können; andrerseits darf man, wenn der Zeit­ punkt gekommen ist, auch nicht zu lange mit der Verwendung der Truppen zögern, weil man sonst leicht zu spät kommt. In dem richtigen Erfassen dieses Zeitpunktes liegt die Schwierigkeit der Verteidigung; je sorgfältiger die Aufklärung betrieben wird, je friihzeitiger gute Meldungen einlausen und die Absichten des Feindes erkannt werden, desto leichter thut sich der Verteidiger. Übrigens gestattet die Stärke der Front einer Stellung eine schwächere Besetzung derselben und läßt in gleichem Maße das Zusammenhalten stärkerer Kräfte in einer vorläufigen Bereit­ schafts- bzw. Reservestellung zu. Letztere Truppen stehen hinter der Mitte der Stellung, wenn ihre Verwendung nach beiden Flügeln gleich möglich erscheint; es kann jedoch die wahrscheinliche Angriffsrichtung des Feindes, die Deckung der eigenen Rückzugslinie, die beabsichtigte Richtung des Gegenstoßes re. ihre Auf­ stellung hinter einem bestimmten Flügel erheischen. Sobald sich die Angrisfsrichtung des Feindes klar ausspricht, besetzt ein weiterer Teil der Infanterie diejenige Seite der Stellung, gegen welche der Feind seine Hauptkrast entwickelt. Diese Infanterie, sich nach der Tiefe gliedernd und ihre äußere Flanke durch rückwärtige Staffeln (Echelons) schützend, sucht das Vorgehen des Feindes aufzuhalten und ihm möglichst viele Verluste beizubringen. Zu diesem Behufe entfaltet sie von vornherein eine starke Feuerkraft und steigert dieselbe im Verhältnis zu dem Näherkommen des Feindes durch Vorziehen von Unterstützungen und Hinteren Treffen zu einem möglichst hohen Grade. Die an­ fänglich schwache Besetzung einer Front, in der Hoffnung, etwa verlorene Punkte durch Reserveabteilungen wieder zu gewinnen, wäre fehlerhaft. Die Artillerie, welche sich von der feindlichen Artillerie abwendet, sobald die feindliche Infanterie zum Hauptangriffe vorgeht, richtet ebenfalls das lebhafteste Feuer gegen diese. Zu gleicher Zeit schiebt sich der zum Gegenstoß bestimmte Infanterie­ truppen körper, durch das Gelände möglichst gedeckt, so weit seitwärts, daß er beim demnächstigen Vorrücken geradeaus gegen die Flanke des feindlichen An­ griffsflügels trifft; möglichst verdeckt entwickeln sich die Truppen des Gegenstoßes und brechen in dem Moment, in welchem der Feind in die wirksamste Schuß-

10. Kapitel.

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Das Gefecht.

weite vor die Front der Stellung gelangt ist, spätestens aber, bevor er selbst .zum Sturm ansetzt, aus der Deckung vor, geben ein kurzes, aber mächtiges Feuer aus möglichst vielen Gewehren ab und gehen energisch zum Sturm vor. Es kommt für den Erfolg eines Gegenstoßes neben der Richtung, in welche er geführt wird, und neben der Stärke der hierzu verwendeten Truppen, wesentlich auf die Überraschung des Gegners und auf die Wahl des richtigen Zeitpunktes an. Die Kavallerie begleitet den Gegenstoß auf der äußeren Seite, um die Flanke der eigenen Truppen gegen feindliche Kavallerie zu schützen, oder um den Gegenstoß durch eine Attacke gegen Flanke oder Rücken der feind­ lichen Infanterie wirksamer zu gestalten. Die Truppen in der Front unterstützen den Gegenstoß durch ihr zur höchsten Intensität gesteigertes Feuer, die Artillerie beschießt die feindlichen Reserven, wenn sie die vordere feindliche Linie wegen Gefährdung der eigenen Infanterie nicht länger unter ihrem Feuer halten kann. Wird der feindliche Angriff abgewiesen und weicht der Feind zurück, so wird er von dem lebhaftesten Feuer, an dem sich alle verfügbaren Truppen (Infanterie wie Artillerie) beteiligen, verfolgt. Das Feuer wird so lange fortgesetzt, bis der Feind hinter eine Deckung gelangt ist oder sich außerhalb wirksamer Schußweite befindet. Lassen die Verhältnisse ein offensives Vorrücken aus der Stellung zu, so werden demnächst die frischesten Truppen der Infanterie mit der gesamten Kavallerie und Artillerie zur weiteren Verfolgung des Gegners vorgesendet; die übrigen Truppen werden gesammelt, geordnet und dann ebenfalls nachgeführt. Die Verfolgung muß möglichst energisch und, so weit die Kräfte der Menschen und Pferde reichen, durchgeführt werden, um jeden weiteren Widerstand des Feindes zu brechen, ihn zu zersprengen und aufzureiben. Nur durch eine solche Verfolgung hat eine Verteidigung entscheidenden Erfolg. Lassen jedoch die Verhältnisse, wie z. B. bei Vorposten-, ArrieregardenGefechten rc. ein Aufgeben der Stellung und ein Übergehen zur Offensive nicht zu, so werden die Truppen gesammelt, geordnet, die frühere Ausstellung wieder eingenommen und dem Feinde lediglich die Kavallerie (bzw. Patrouillen) nach­ gesendet, um den Verbleib des Feindes und seine Rückzugslinie festzustellen; stärkere Kavallerie kann in Verbindung mit Artillerie, namentlich reitender, dem zurückweichenden Feind noch möglichst Abbruch zu thun versuchen. Hat man eine Stellung entschieden zu behaupten, handelt es sich also nicht um bloßen Zeitgewinn, so wird man die Stellung nicht räumen, so lange noch einige Aussicht besteht, den Gegner abzuwehren, und wenn man dazu auch seine letzte Kraft und seine letzte Patrone einsetzen müßte. Ist man nach einem solchen bis auf das Äußerste getriebenen Widerstand schließlich dennoch zum Rückzug ge­ zwungen, so bleibt nichts übrig, als zu trachten, möglichst schnell aus dem Bereich des feindlichen wirksamen Feuers in einen deckenden Abschnitt zu gelangen, hinter welchem man die Truppen etwas ordnen und wieder in die Hand nehmen kann, um dann ohne weitere Verzögerung unter dem Schutze einer Arrieregarde den Rückzug fortzusetzen, für den das Dunkel der Nacht besonders erwünscht sein wird.

Ist gar keine Aussicht vorhanden, die Stellung zu behaupten, oder ist der Zweck einer vorübergehenden Verteidigung, nämlich den Feind eine Zeit lang hin­ zuhalten, erreicht, so hat man den Entschluß zum Rückzug rechtzeitig zu fassen und ins Werk zu setzen. Der Zeitpunkt ist hierzu gekommen, wenn der Feind seine Kräfte völlig entwickelt hat, aber bevor er auf die Entscheidungsdistanz heran­ gekommen oder es ihm gelungen ist, den Verteidiger zu umfassen und bevor die eigenen Reserven ganz ausgegeben sind. Verspätet man sich, so kann der Rückzug nicht mehr mit Ordnung und Sicherheit ausgeführt werden, sondern artet sehr leicht in Flucht und Niederlage aus. Zur Einleitung des Rückzuges wird entweder dem etwa besonders bedrängten Flügel durch einen mit der Reserve ausgeführten Gegenstoß Luft gemacht und unter Wirkung dieses Gegenstoßes zurückgegangen, oder es wird, wenn ein solcher Gegenstoß wenig Erfolg verspricht oder der Gegner noch ziemlich weit ab ist, die Reserve nebst einem Teil der Artillerie zurückbeordert, um eine Aufnahmsstellung 36e

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

zu beziehen. Eine solche Stellung wird am besten rückwärts seitwärts der bis­ herigen Stellung, und zwar hinter demjenigen Flügel, an welchem der Feind am meisten drängt, liegen. Läuft die Aufnahmsstellung etwas schräg, so daß sie den zur Ver­ folgung vorrückenden Feind in der Flanke bedroht, so wird sie um so wirksamer sein; die in der Stellung zunächst verbliebenen Truppenteile steigern ihr Feuer zur größten Lebhaftigkeit und verlassen dann rasch ihre Stellung, um sich auf die Auf­ nahmsstellung, deren Front frei machend, zurückzuziehen. Findet der Abzug aus der Stellung wie bei größeren Truppenkörpern staffelweise statt, so ist er von dem­ jenigen Flügel aus zu beginnen, an welchem der Feind am wenigsten drängt. Die Truppen der Aufnahmsstellung beginnen zu feuern, sobald sich Gelegenheit hierzu bietet, um den Feind von den zurückgehenden Truppen abzuziehen; es kann öfter angezeigt sein, aus der Aufnahmsstellung heraus einen Vorstoß gegen die Flanke des vorrückenden Gegners auszusühren. Der weitere Rückzug vollzieht sich, wenn der Feind heftig nachdrängt, staffelförmig, bis es gelungen ist, einen größeren Vor­ sprung vor dem Feinde zu gewinnen und in die Marschkolonne überzugehen. Kavallerie und Artillerie sind zur Deckung des Rückzuges in erster Linie berufen und haben mit den zur Arrieregarde bestimmten Jnfanterietruppenteilen von günstigen, vorübergehend zu behauptenden Stellungen aus den Feind von einer zu scharfen Verfolgung abzuhalten.

§ 5.

Das Gefecht der Infanterie.

(Exerzierreglement für die Infanterie.

Abdruck von 1889, II. Teil.

1. Allgemeines.*) Die völlige Aneignung der im I. Teil des Exerzierreglements (siehe Abschn. XXI., Seite 459—496) vorgeschriebenen einfachen Formen bildet die Grundlage für eine sorgfältige und gleichmäßige Ausbildung der Infanterie. Dieselbe würde aber ihren Hauptzweck verfehlen, wenn sie nicht mit einer verständnisvollen, den Bedürfnissen des Krieges entsprechenden Anwendung Hand in Hand ginge. Die Bedingungen des Gesechtsseldes auf dem Übungsplatz im vollsten Um­ fange zum Ausdruck zu bringen, ist freilich nicht möglich. Neben den Verlusten fehlen auch die sonstigen Eindrücke, welche im Ernstfälle nachteilig einwirken. In der Regel werden dieselben eine Herabsetzung der idealen Leistungen der Truppe zur Folge haben, und das Maß, in welchem dies geschieht, wird sich nach dem moralischen Wert der letzteren und nach der Größe der Verluste bemessen. Eine wesentliche Ausgabe der Friedensausbildung ist es daher, den morali­ schen Wert der Truppe zu begründen und zu steigern und alle auf dieses Ziel wie auf die Erhaltung der Mannszucht hinwirkenden Mittel in Bewegung zu setzen. Diese Aufgabe wird zu einem nicht geringen Teil gelöst, durch Erhaltung der Straffheit in Darstellung der einzelnen Formen bei allen Übungen. Das Kriegsgemäße in Ausführung der Übungen beruht in der richtigen Wahl der Formen für den jedesmaligen, aus der angenommenen Lage sich ergebenden Zweck. Die Wahl muß eine solche sein, wie sie im Ernstfälle zur Er­ zielung höchster Waffenwirkung geboten und zur Minderung der feindlichen ge­ stattet ist. Jedes Gefecht muß nach Maßgabe des vorliegenden Zweckes, der ver­ fügbaren Kraft und Zeit und des Geländes geführt werden. Der erste dieser Gesichtspunkte ist der entscheidende und beeinflußt die Ent­ schließungen am zwingendsten. Er fordert den Angriff, die Abwehr oder den Abmarsch unter Festhaltung bestimmter Bedingungen und Richtungen. Er kommt auf dem Exerzierplatz vorzugsweise zur Darstellung und verleiht den Übungen auf demselben ihren besondern Wert.

*) Die charakteristischen Eigentümlichkeiten der Infanterie siehe Seite 43.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Doch beschränkt sich die Anwendung der Formen auf dem Exerzierplatz auf solche Übungen, welche allgemein gültige taktische Grundsätze in den Entwicke­ lungen, Gliederungen und Gefechtsdurchsührungen darstellen. sollen. Für diese Zwecke müssen die Bodenformen des Platzes unberücksichtigt bleiben und können es, weil die Wahl der zweckmäßigen Formen mehr durch die Besonderheit des vorausgesetzten Gefechtsauftrages und des Verhältnisses zu anderen Truppen­ abteilungen, als durch die Eigenartigkeit des Geländes bedingt wird. Diese Bestimmung schließt jedoch nicht aus, daß auch die Bodengestaltung des Platzes gelegentlich kriegsmäßig benutzt wird, oder einfache und allgemein verständliche Annahmen über das Vorhandensein eines Abschnittes, eines Engnisses 2C. den Übungen zu Grunde gelegt werden. Der übenden Truppe muß milgeteilt werden, wann der Exerzierplatz als Gelände benutzt werden soll. Für die Gefechtsübungen aller Art ist es zweckmäßig, die Linie des Feindes, wenn auch nur durch wenige Mannschaften und einige Flaggen, bezeichnen zu lassen. Zuweilen kann diesem markierten Feind eine etwas reichlicher bemessene Stärke gegeben und damit die Bezeichnung der Ausstellung und Bewegung seiner weiter rückwärtigen Abteilungen bewirkt werden. Ebenso ist es nicht aus­ geschlossen, gelegentlich in zwei annähernd gleich starken Abteilungen gegen­ einander zu exerzieren. 2. Zerstreute u nd geschlossene Ordnung. Die Infanterie muß in jedem für einen rüstigen Mann überhaupt gangbaren Gelände zu fechten und selbst erhebliche Hindernisse in voller Ausrüstung zu über­ winden verstehen. Hierzu eignet sich vorzugsweise die zerstreute Ordnung. Das Jnfanteriegefecht wird der Regel nach durch die Feuer­ wirkung entschieden und diese kommt zur vollständigen Ausnutzung in der zerstreuten Ordnung. DaS Feuer in geschlossener Ordnung ist Ausnahme. Größere geschlossene Abteilungen tonnen im wirksamen feindlichen Infanterie­ feuer binnen kürzester Frist höchst empfindliche Verluste erleiden. Dies nötigt dazu, die Zeitmomente für ihr unmittelbares Eingreifen in das Gefecht eng zu­ sammen zu fassen, während das Schützengefecht Stunden überdauern kann. Die geschlossene Ordnung hat die durch das Kommando zusammengefaßte, gleichmäßige Thätigkeit einer auf engem Raum, sei es nach der Front, sei es nach der Tiefe, zusammengedrängten Masse zum Zweck. In der zerstreuten Ordnung ist der Soldat nicht peinlich an einen beftinimteii Platz, an die Haltung des Körpers und die Handhabung des Gewehrs durch exakte Griffe gebunden. Dafür wird von dem Schützen Urteilskraft, körper­ liche Gewandtheit, Kühnheit und Selbstvertrauen, große Geschicklichkeit im Gebrauch der Schußwaffe und in der Ausnutzung des Geländes sowie gleichzeitig unaus­ gesetzte Aufmerksamkeit auf seine Führer gefordert. Die Schwierigkeit der Leitung der zerstreuten Ordnung wächst im durch­ schnittenen und bedeckten Gelände und fenter durch den Lärm und sonstige auf­ lösende Einflüsse des Gefechts. Es zeigt sich deshalb am besten im zerstreuten Gefecht, ob eine Truppe vollkommen ausgebildet und diszipliniert ist. Die zerstreute Ordnung ist diejenige Form, welche im Gefecht vorzugs­ weise zur Anwendung kommt. In derselben wird das Gefecht eingeleitet und in den meisten Fällen auch bis zur Entscheidung durchgesührt. So wird der Schützenschwarm die Haupttampfform der In­ fanterie. Die geschlossene Ordnung behält aber darum nicht weniger ihre volle Bedeutung für Zwecke der Bereitschaft, als Rückhalt und Ersatz für die Schützen­ schwärme, als treibendes und — unter Umständen — schließlich ausschlaggebendes Moment in der Entscheidung. In vorderer Linie wird sie jedoch nur ausnahms­ weise Verwendung finden. Nie aber wird ein Gefecht in ihr ohne Verbindung mit der zerstreuten Ordnung durchgeführt werden können.

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XXII. Abschnitt.

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3. Das Schützengefecht. a) Entwickelung. Jedes Gefecht beginnt mit der Entwickelung von Schützen.

Es kommt zunächst daraus an, mit dem Feinde Fühlung zu gewinnen und sich die Freiheit des Handelns zu wahren. Deshalb must die erste Schützenentwickelung eine sparsame sein und ohne Übereilung erfolgen. Aber schon um der Überraschung zu entgehen, ist in der entsprechenden Rich­ tung eine schwache Schützenlinie zu entwickeln, wie sie etwa die Einleitung eines Gefechts erfordert. Wird dennoch die Truppe überrascht, so kommt es vor allem darauf an, schnell eine der feindlichen Wafsenwirkung ebenbürtige Kraft entgegenzusetzen, um die Freiheit des Handelns wieder zu gewinnen. Für die weitere Entschlußfassung wird es sich darum handeln, ob ein nur hinhaltendes oder entscheidendes Gefecht geführt werden soll. Im letzteren Falle darf man nicht zögern, die zur Durchführung erforderlichen Kräfte, sobald man über das Maß derselben eine feste Anschauung gewonnen hat, zu entwickeln und in einer das zweckmäßige Zusammenwirken begünstigenden Form einzusetzen. Jedes die Entscheidung suchende Gefecht wird zur vollen Ausnutzung des vorhandenen Enwickelungsraumes durch Besetzung mit dichten Schützenlinien führen. Dieser Raum wird durch Gelände und nebenkämpfende Truppen bedingt. Bei der Einleitung des Gefechts, für dessen Durchführung der Befehlshaber die weitere Verwendung des größten Teils seiner Truppe sich noch Vorbehalten will, ist zunächst verhältnismäßig schmale Front erforderlich. Der ersten Schützenentwickelung kann ein verschiedenes Maß der Dichtigkeit gegeben werden. Jedenfalls ist es zu vermeiden, die Front so sehr auszudehnen, daß sie für voraussichtlich längere, verlustreiche Gefechte nicht dauernd dicht mit Schützen besetzt und auf ihrer vollen Feuerkraft erhallen werden kann. Hiernach würde eine Kompagnie in Kriegsstärke sich nicht erheblich über 100m Frontraum auszubreiten haben. Auch bei Gefechtsübungen im Frieden ist der normale Frontraum für die Schützenentwickelung einer Kompagnie auf etwa 100 m zu bemessen. Diese Aus­ dehnung ist im Verhältnis zur Stärke der Kompagnie größer als im Kriege; dies wird jedoch dadurch ausgeglichen, daß die Schützenlinie nicht wie im Kriege, durch Verluste gelichtet wird. Auf peinliches Festhalten der bei der Entwickelung sich ergebenden Zwischen­ räume in der Schützenlinie ist niemals Wert zu legen. Die Schützen sind vielmehr ausdrücklich anzuleiten, namentlich wenn die Entwickelung in einer zu­ nächst auf eigene Feuerwirkung verzichtenden Vorwärtsbewegung erfolgt, sich zum Zweck besserer Ausnutzung des Geländes zeitweise zusammenzuschieben oder etwas von einander zu entfernen Es darf hierbei weder die Marschrichtung und Schnelligkeit der Bewegung leiden noch die Gesamtausdehnung der Linie merkbar wachsen. Von noch geringerem Werte als das Jnnehalten der Zwischenräume ist die ängstliche Beobachtung der Seilenrichtung. Es kommt in dieser Beziehung nur darauf an, daß die einzelnen Teile der Schützenlinie sich nicht untereinander in Bewegung und Feuer hindern. Hierdurch ist nicht ausgeschlossen, daß in kleineren Verbänden, wenn die Ein­ wirkung des Gegners noch nicht bestimmend ist, zur Erleichterung der Führung eine Abteilung der Schützenlinie bezeichnet wird, an welche der Anschluß zu halten ist. Nähert sich die Schützenlinie der einzunehmenden Feuerstellung bzw. erfolgt die Entwickelung von Schützen unmittelbar zur Einnahme einer solchen, so haben die Unterführer ihre Abteilungen so zu führen, daß innerhalb des zur Verfügung stehenden Raumes die einzelnen Schützen den für Wafsenwirkung und Deckung günstigsten Platz finden.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Sind die Flügel. nicht durch andere Truppen oder durch natürliche Hinder­ nisse gedeckt, so müssen immer einige Mann nnter einem umsichtigen Führer als Gefechtspatrouille zur Beobachtung seitwärts entsendet werden. Soll die Schützenlinie unter Voraussetzung erlittener Verluste auf ihrer Feuerkraft erhallen oder auf eine höhere Feuerkraft gebracht werden, oder endlich den Antrieb zu weiterem Vorgehen erhalten, so ist ihre Verstärkung not­ wendig (s. S. 488).

b) Feuer. Siehe XX. Abschnitt 7. Kapitel S. 428 u. s.

c) Bewegungen. Die Bewegungen ausgedehnter Schützenlinien vollziehen sich grundsätzlich unter der Voraussetzung, daß man mit dem Feinde in Berührung steht. Sie bedürfen deshalb der arößten Einfachheit. Außerhalb des Bereichs des feindlichen Feuers kommt es hauptsächlich auf Erhaltung der Ordnung und des Zusammenhanges an. Für die Bewegungen im Feuerbereich ist die entscheidende Rücksicht, auf nächstem Wege an den Feind zu kommen. Bei einer Bewegung vorwärts oder rückwärts ist es vorzugsweise wichtig, die gegebene Marschrichtung festzuhallen. Geringe Veränderungen derselben können, so lange das feindliche Feuer sich noch nicht empfindlich geltend macht, durch Ziehen bewirkt werden; größere Flankenbewegungen im feindlichen Feuer sind unzulässig. Frontveränderungen werden sich im Feuerbereich durch Schwenken nur ganz ausnahmsweise vollziehen lassen. Ergibt sich die Notwendigkeit der Bildung einer Schützenlinie in anderer Front, so geschieht dies, indem aus den geschlossenen Teilen der Truppe eine neue Linie in der beabsichtigten Front ent­ wickelt wird, unter Einziehung der entbehrlich werdenden Teile der bisherigen Schützenlinie. Die Bewegungen der Schützenlinie geschehen in der Regel im Schritt. Wenn es sich darum handelt, einen Abschnitt vor dem Gegner zu erreichen, oder durch vom feindlichen Feuer bestrichene Räume zu schreiten, wird Marsch! Marsch! an­ gewendet. Sind die zu durchschreitenden Strecken von längerer Ausdehnung, so kann es sich empfehlen, nach einer im Laufen zurückgelegten Strecke eine Ruhepause eintreten zu lassen, während welcher die Schützen sich hinlegen. In wirksamer Schußweite angekommen, wird das weitere Vorgehen dadurch vorbereitet, daß die Schützen während der Ruhepausen das Feuer aufnehmen. Ein Teil des Ganzen muß bei diesem sog. sprungweisen Vorgehen (s. XXI. Abschnitt 2. Kap. § 3c S. 480) den Gegner abwechselnd unter Feuer halten, und so dem andern Teil die Möglichkeit der Vorwärtsbewegung verschaffen. Wie weit das jedesmalige Vor­ lausen auszudehnen ist, wird vor dem Feinde durch sehr verschiedene Um­ stände (Bodenbeschaffenheit, Verfassung der Truppe, Stärke des feindlichen Feuers rc.) bedingt werden. Für diese Art von Angrifssbewegung kommt indessen in Betracht, daß die­ selbe viele Kräfte verbraucht und doch das Vorwärts komm en leicht verlangsamt. Auch muß die große und mit jedem Sprunge wachsende Schwierigkeit, eine im wirksamsten Feuer eingenistete Schützenlinie zum wirksamsten Vorgehen zu bringen, zur Vorsicht in Anwendung des sprungweisen Vorgehens mahnen. Ist es mit Rücksicht auf die Wirkung des feindlichen Feuers möglich, im ununterbrochenen Vorgehen zu bleiben, so hat dies unter allen Umständen zu geschehen, und darf daher bei den Übungen das sprungweise Vorgehen weder auf zu weite Ent­ fernungen begonnen, noch als die einzige Form des Vorgehens über ebenes Ge­ lände geübt werden. Vielmehr muß jedermann von der Einsicht durchdrungen werden, daß nur unaufhaltsames Streben nach vorwärts, verbunden

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

mit wohlüberlegter Vorbereitung durch Feuer, den Erfolg verbürgt, daß dagegen jedes lange Verweilen im Feuer eines besser gedeckten Gegners zu starken Ver­ lusten führen muß, — daß ein Zurückgehen aber mit der eigenen Vernichtung gleichbedeutend ist. Am meisten wird die ununterbrochene Vorwärtsbewegung begünstigt, wenn es möglich ist, durch überlegenes Feuer aus flankierender oder überhöhender Stellung das feindliche Feuer niederzuhalten. Feuer in der Bewegung ist von beschränkter Wirkung, weil hierbei eine ruhige Handhabung der Waffe, überlegtes Zielen und sorgfältige Beobach­ tung erschwert sind. Es ist daher nur unter besonderen Umständen anwendbar, z. B. wenn es beim Zurückgehen der Schützenlinie darauf ankommt, dem Feinde eine unbeeinträchtigte Abgabe seines Feuers zu erschweren.

d) Das Sammeln. Eine Schützenlinie wird gesammelt, wenn die Gefechtshandlung einen Ab­ schluß erreicht hat und das Verfolgungsfeuer ausgenutzt worden ist. Beim Rück­ züge ist ein Sammeln erst möglich, nachdem der Feind die Verfolgung ein­ gestellt hat. Das Sammeln geschieht grundsätzlich bei dem geschlossenen Teil der Truppe mit der Front nach dem Feinde; wenn es in der Bewegung erfolgt, in der Marschrichtung. Es kommt im Gefecht nicht darauf an, daß jeder einzelne Mann und jede kleinere Abteilung ihren ursprünglichen Platz erreichen, sondern darauf, daß rasch wieder geschlossene Trupps versammelt werden. 4.

Verhalten gegenüber den verschiedenen Waffen.

Im Gefecht von Infanterie gegen Infanterie beruht der Erfolg, abgesehen von den moralischen Faktoren, auf der Schießausbildung, Feuerdisziplin und Feuerleitung. Aufgabe der Führer ist es, möglichst viel Gewehre ins Feuer zu bringen oder das Übergewicht durch Zusammenfassen der Feuerwirkung ausgedehnter Linien gegen die entscheidenden Punkte herbeizusühren. Die Durchführung dieses Grundsatzes wird erleichtert, wenn man Deckung gegen die übrigen Teile der feindlichen Linie finden kann. Der einzelne Infanterist muß sich bewußt sein, daß er auch im freien und offenen Gelände dem einzelnen Reiter überlegen ist, wenn er ihm feuerbereit entgegentritt. Selbst gegen mehrere braucht er den Kampf nicht zu scheuen, wenn er Ruhe und Besonnenheit bewahrt und sein Gewehr richtig verwendet, ohne seine Gegner aus dem Auge zu lassen. Ebenso darf die Infanterie sich überzeugt halten, daß sie bei kaltem Blut und in fester Haltung die Kavallerie auch in der Überzahl nicht zu fürchten hat. Zur Abwehr ist jede Formation geeignet, welche gestattet, der Kavallerie ein in Ruhe abgegebenes und wohlgezieltes Massen­ feuer entgeaenzusetzen. Der Kavallerie ist die Entwickelung einer mög­ lichst großen Zahl von Feuergewehren am gefährlichsten, und haben daher nur solche Formations- bzw. Frontveränderungen stattzusinden, welche dies begünstigen. Eine Infanterie, welche nicht wagt, die Kavallerie in entwickelter Linie zu empfangen, wenn ihre Flanken durch Feuer rückwärtiger Staffeln ge­ sichert sind, wird auch in Karreebildungen keine Rettung finden. Laufende Schützen sind der Kavallerie gegenüber wehrlos, während ruhig feuernde dem Angriff mit vollem Vertrauen entgegensehen dürfen. Ihre Stärke wächst, wenn sich ihnen im Gelände Schutz und Deckung bietet. Jedenfalls müssen Schützen, welche sich im Gefecht mit feindlicher Infanterie befinden, auch bei Bedrohung durch Kavallerie die Annahme einer geschlossenen Formation zu vermeiden suchen.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Die Infanterie ist sogar durchaus in der Lage, im freien Felde ohne Rück­ sicht aus feindliche Kavallerie vorzugehen, so lange diese nicht durch überlegene Artillerie oder Infanterie unterstützt wird oder selbst so überlegen ist, daß sie gleichzeitig von verschiedenen Seilen mit mehreren Treffen angreifen kann. Nur wenn besondere Umstände es fordern, z. B. wenn die Truppe sich ver­ schossen hat, die Haltung derselben durch ein vorangegangenes, opfervolles Gefecht erschüttert ist, oder ein Rückzug über freies Gelände unter steter Bedrohung durch überlegene Kavallerie ausgeführt werden muß, kann die Annahme des Karrees zweckmäßig erscheinen. In allen anderen Lagen muß die Infanterie im Gefecht gegen Kavallerie sich gegenwärtig Hallen, daß die letztere es sich bereits als Erfolg über die Infanterie anrechnen kann, wenn sie dieselbe zur Einstellung ihrer Bewegung oder zur An­ nahme von Formationen veranlaßt, welche die kräftigste Feuer­ entwickelung beeinträchtigen. Im Gefecht gegen Artillerie ist zu beachten, daß dieser Waffe die Über­ legenheit des Feuers auf die weiten und mittleren Entfernungen beiwohnt. Erst von etwa 1000 m ab gleicht sich das Verhältnis aus und auf die näheren Ent­ fernungen gewinnt die Infanterie die Überlegenheit. Die Infanterie muß unter Ausnutzung des Geländes suchen, möglichst nahe an die feindliche Artillerie heranzukommen. Das Feuer hat sich zunächst gegen die etwa sichtbare Bespannung, dann gegen die Bedienung zu richten. Fälle sind auch denkbar, in welchen Infanterie mit Nutzen gegen Artillerie auf weitere Ent­ fernungen zu wirken vermag. Dann bedarf es des Einsatzes einer ansehnlichen Menge von Munition. Niemals aber darf die Infanterie es als ihre Aufgabe betrachten, auf weite Entfernungen die Artillerie ersetzen oder mit deren Wirkung wetteifern zu wollen. Ein solches Bestteben führt lediglich zur Munitionsverschwendung.

5. Benutzung 6.

Verhalten

des Schanzzeuges.

der Führer

und

(Siehe Abschnitt XXIV.)

des Soldaten

im Gefecht,

a) Der Führer.

Di e Führung wird um so schwieriger, je weniger ein persönliches Ein­ greifen bis zu den untersten Gliedern herab möglich ist und Kommandos ange­ wendet werden können. Die Befehlserteilung muß deshalb diejenigen Wege suchen, welche im Gefecht am leichtesten zum Ziele führen. Dazu gehört die zweckmäßige Wahl des Platzes. Schon bei den Friedensübungen haben daher alle Führer ihre Befehle von derjenigen Stelle und in derjenigen Körperlage zu erteilen, die sie im Ernstfälle einnehmen würden. Eine Abweichung von diesen Grundsätzen darf sich stets der Leitende für seine Person gestatten und für die unteren Führer anordnen, wenn und soweit dies der Truppenausbildung förderlich erscheint. Die berittenen Offiziere werden jedoch durch gelegentliches Absteigen die Schwierigkeiten der Befehlsführung im vollen Maße kennen und überwinden lernen und die Soldaten daran gewöhnen, ihre Führer im heftigen Feuer zu Fuß zu sehen. Bei dem Vorwallen der zerstreuten Fechtart muß die Aufmerksamkeit der Führer aller Grade besonders darauf gerichtet sein, Zusammenhang, Ordnung und Leitung aufrecht zu erhalten. Außerdem haben die oberen Führer darüber zu wachen, daß ihre Truppen ihnen nicht aus der Hand kommen, und alle unteren Führer dahin zu trachten, nach Erfüllung eines ihnen erteilten Auftrages sich schnell ihrem Verbände wieder anzuschließen oder demselben sich zur Verfügung zu stellen. Diese Forderungen werden erfüllt, wenn von den höheren Stellen nicht mehr befohlen wird, als von ihnen befohlen werden muß und kann, wenn die ausführenden Stellen zu dem hingestellten Zweck zusammenwirken und die ihnen eingeräumte Selbständigkeit nicht zur Willkür mißbrauchen.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Die in solchen Grenzen sich geltend machende Selbstthätig leit ist die Grundlage der großen Erfolge im Kriege. Diese Gesichtspunkte gelten bis in die Führungen der untersten Grade. Der Zugführer hat seinen Platz so zu wählen, daß er die Feuerwirkung seines Zuges übersieht. Er ordnet die Einrichtung seines Zuges in der ihm über­ wiesenen Stellung an und bestimmt nach den ihm erteilten Anweisungen oder selbständig die Ziele des Feuers. Er verfolgt aufmerksam die Maßnahmen des Feindes und sucht nach Kräften mit den in der Gefechtslinie anschließenden Zügen gemeinsam zu wirken. Er sucht im voraus sich Klarheit zu schassen, wie die Schützenlinie oder Teile derselben im Vorgehen dem Feinde näher gebracht, ob und wie eine Umfassung desselben eingeleitet oder eine Blöße des Gegners be­ nutzt werden kann. Nicht selten auch wird der Zugführer in der Schützenlinie am besten übersehen, wo es möglich ist, sich eines Vorteils im Gelände oder gegen den Feind zu bemächtigen. Er muß sich dann darüber klar werden, wie weit er auS eigener Verantwortung solchen Vorteil auSbeuten kann.

Der Gruppenführer unterstützt den Zugführer und ist in dem ihm über­ wiesenen Bereich für die Einrichtung der Schützen,' für das Einstellen ter Visiere, die sachgemäße Handhabung der Waffe und den Patronenverbrauch verantwortlich,

b) Der Soldat. Der Soldat tritt gewöhnlich nach vorangegangenen Anstrengungen und Märschen, deren Ausführung im Kriege vielfach noch durch Entbehrungen er­ schwert wird, ins Gefecht. Auch unter solchen Verhältnissen soll er Thatkraft, Mut, ruhige Überlegung und rasche Entschlußfähigkeit bewahren. Er hat diese Eigenschaften in den Augenblicken der höchsten Gefahr am nötigsten und muß durch die Ausbildung für diese Eigenschaften erzogen werden. Der Mann, welcher in guter Schule charakterfest, selbständig, zur Rücksichts­ losigkeit gegen sich selbst erzogen, durch allmähliche Gewöhnung an starke körper­ liche Anstrengung diese zu überwinden weiß und in den einfachen Segeln für die sich immer wiederholenden Fälle eines Gefechts unterwiesen ist, wir) auch den starten Eindrücken des Jnfanteriekampses gegenüber staub halten un> sich als zuverlässiger Soldat bewähren. Beim Vorgehen hat er festzuhalten, daß er nicht ohne Befehl Hrlt machen darf, seien die Verluste auch noch so groß, das Feuer noch so heftig. Gin Zurück­ laufen führt zur Vernichtung. Dagegen wird ein wirklich mit aller Entschiedenheit bis an den Feind herangetragener Angriff stets ge­ lingen. In der Verteidigung muß der Soldat auf dem Platz bleibm, den er halten soll. Er darf das mit vollem Vertrauen, denn je näher der Fend heran­ drängt, desto vernichtender für ihn wird unsere eigene Feuerwirkung. 2er Schütze hat daher seine Munition für die nahen Entfernungen auszusparen und dann mit gesichertem Erfolg einzusetzen. Jeder Soldat hat danach zu streben, bei der Abteilung, zu der er gehört, zu bleiben. Wer ohne Auftrag und ohne verwunde zu sein, hinter der fechtenden Truppe unthätig betroffen wird, oder wer ohne Befehl Ver­ wundete aus dem Gefecht bringt, macht sich der Feigheit schuldig. Wer von seiner Kompagnie abkommt, schließt sich sofort dem nächstfolgenden Truppenter am, stellt sich unter den Befehl des dort kommandierenden Offiziers oder Unterofjziers und gehorcht diesem wie den eigenen Vorgesetzten. Nach dem Gefecht hat jed-er von der eigenen Truppe abgekommene Soldat dieselbe unverzüglich wieder mszusuchen. Wer merkt, daß er im Drange des Gefechts die Entschlossenheit mb Über­ legung verliert, soll auf seine Offiziere sehen. Sind diese nicht mehr wrhariden, so gibt es Unteroffiziere und brave Leute genug, an deren Beispiel e srch aus­ richten kann.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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7. Ausdehnung und Gliederung. Die Ausdehnung einer Truppe wird dadurch beeinflußt, daß sie entweder für sich ein selbständiges Gefecht durchzuführen hat, oder daß sie im engen Ver­ bände mit anderen Truppen ficht. Im letzteren Falle findet sie für beide oder einen ihrer Flügel Anlehnung. Ferner kommt in Betracht, ob die Truppe anzugreifeu, abzuwehren oder fich zurückzuziehen hat. Die Notwendigkeit, ein selbständiges Gefecht unter wechselnden Verhält­ nissen durch verschiedene Entwickelungsstufen führen zu müssen, schließt es aus, von Anfang an alle Kräfte gleichzeitig in einer Linie zur Verwendung zu bringen. In der Regel wird die Notwendigkeit eintreten, sich durch die Einleitung nähere Kenntnis von den die Durchführung desselben beeinflussenden Ver­ hältnissen zu verschaffen. Hieraus schon ergibt sich die Gliederung nach der Tiefe in mindestens zwei Teile, deren vorderer, schwächerer zur Einleitung des Gefechts dient. Ist durch diesen die Lage so weit geklärt, daß Maßregeln für die Durchführung ge­ troffen werden können, so wird sich vorerst noch die Notwendigkeit herausstellen, einen Teil der Kräfte als Reserve für unvorhergesehene Fälle und zur Herbei­ führung der Entscheidung zurückzuhallen. Es ergibt sich dann für die Gliederung nach der Tiefe eine Dreiteilung und es kann eine weitere Teilung notwendig werden, wenn Verhältnisse, z. B. die Notwendigkeit besonderer Flankendeckung dies bedingen. Doch sind diese weiteren Teilungen möglichst zu vermeiden, da eine richtige Verwendung der Reserven sie meist entbehrlich machen.

Die Stärkebemessung der einzelnen Teile der Tiefengliederung läßt sich nicht für alle Verhältnisse gleichmäßig festsetzen. Grundsätzlich wird man den für die Einleitung bestimmten Teil so schwach als angängig, den als Reserve zurückgehaltenen Teil so stark als möglich machen. Im allgemeinen wird zur Einleitung nicht mehr als ein Viertel verwendet, zur Reserve nicht weniger als ein Viertel des Ganzen zurückbehalten werden. Doch dürfen diese Verhältniszahlen nur als allgemeiner Anhalt gellen und nicht zu einem Zerreißen der Truppenverbände führen. Die angenommene Teilung wird im Verlauf des Gefechts nicht beibehalten werden können. Zunächst wird der zur Durchführung bestimmte Teil auf einmal oder nach und nach mit dem zur Einleitung verwendeten zusammenwirken und endlich wird auch die Reserve nach Bedarf zur letzten Entscheidung oder zur Deckung eines Rückzuges einzusetzen sein. Fast immer wird diese Verschiebung eine Verbreiterung der Gefechtsfront veranlassen. Schon deshalb muß in der Einleitung des Gefechts bte frontale Ent­ wickelung eine verhältnismäßig schmale sein. Andernfalls gelangt man in der Durchführung zu ungebührlicher Ausdehnung der Front oder zu vorzeitiger Ver­ mischung verschiedener Kommandoverbände. Bei den ersten Anordnungen für die Entwickelung zu einem Gefecht entsteht also die Frage: wie tief man sich gliedern muß und wie schmal man seine Front halten darf. Die allein fechtende Truppe muß sich vergegenwärtigen, daß die Frontentwickelung nur dann den angestrebten Erfolg fördern wird, wenn zugleich die Flanken vor Umfassung geschützt sind. Für eine im Anschluß an andere Truppenteile zum Gefecht berufene Truppe wird die Ausdehnung der Front meist gegeben sein. Eine Bedrohung ihrer Flanken oder die Möglichkeit, selbst einen Flankenangriff unternehmen zu können, wird stets ausgeschlossen sein, wenn sie nicht wenigstens einen Flügel frei hat. Diese Umstände weisen auf eine Gliederung hin, die sogleich mehr in erster Linie entwickelt und einer besonderen oder besonders starken Reserve nicht bedarf.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Die auf beiden Seiten angelehnte Truppe ist daher zur stärksten Front­ entwickelung berechtigt; die auf einem Flügel angelehnte wird ihre Tiefengliederung Hilt) Frontentwickelung in der Mehrzahl der Fälle auf dem nicht angelehnten Flügel zu suchen haben. Unsere im Schießen gut ausgebildete Infanterie vermag jeden Angriff in her Front durch ihr Feuer zurückzuweisen. Der Angreifer wird dabei so maffenhafte Verluste erleiden, daß er im inneren Halt auf das Tiefste erschüttert, einmal abgewiesen, denselben Versuch schwerlich erneuern wird. Die Infanterie, welche die Verluste durch Fernfeuer nicht achtet und dem Ansturm des Feindes ein kaltblütiges Feuer entgegenstellt, ist, wenn sie die Vor­ teile des Geländes oder die mit dem Schanzzeug geschaffenen geschickt benutzt, in der Front so stark, daß sie hier die unmittelbare Unterstützung entbehren kann. Sie hat nur eine verwundbare Stelle. Diese liegt in ihrer Flanke, soweit dieselbe nicht durch das Gelände oder durch andere Truppen gesichert ist. Damit gewinnt die Sicherung der Flanken eine für den Erfolg ent­ scheidende Bedeutung. Das wirksamste Mittel der Flankensicherung liegt in der zweckmäßigen Gliederung nach der Tiefe. Für den vorliegenden Zweck kommt aber wesentlich in Betracht, welcher Platz den zurückgehaltenen Abteilungen (Reserven) gegeben wird. Hinter der Mitte der Front können sie leicht durch das auf die vordere Gefechtslinie gerichtete Feuer schon im Bereitschastsverhältnis starke Verluste er­ leiden. Um sie dieser Einwirkung zu entziehen, müßten sie so weit zurückgehalten werden, daß ihre rechtzeitige Verwendung durch den räumlichen Abstand in Frage käme. Es wird daher, wenn besondere Verhältnisse es nicht anders bedingen, der Platz für die zurückgehaltenen Abteilungen hinter den Flügeln der vorderen Gefechtslinie der zweckmäßigere "sein. Hinter welchen Flügel die Reserven zu nehmen sind, hängt von der Lage und dem Gelände ab. Derjenige, auf welchem die Entscheidung am wahrschein­ lichsten liegt, wird der Berücksichtigung vorzugsweise bedürfen. Zu beachten bleibt, daß eine seitliche Schiebung zurückgehaltener Kräfte mit Zeitverlust verbunden ist und meist im feindlichen Feuer ausgeführt werden muß. Die Ab stände für die. zurückgehaltenen Abteilungen richten sich zunächst nach der Gefechts absicht. Vor Eintritt in die Entscheidung sind geschlossene Abteilungen dem Feuer möglichst zu entziehen. Wird die Entscheidung gesucht, so müssen sich die Abstände im Gange des Gefechts kürzen. Es soll dann bis zum untersten Befehlshaber nur das eine Streben hervortreten, vorn zu sein, um mitzuwirken zu Erringung des Sieges. Die Zeitdauer der Krisis ist meist eine kurze und in schnell vorübergehenden Augenblicken muß über die noch verfügbaren Truppen Bestimmung getroffen werden. Wird die Entscheidung noch nicht gesucht, so sind erweiterte Tiefen­ abstände geboten. Die Abstände richten sich ferner nach dem Gelände. Offenes Gelände bedingt größere Abstände und im feindlichen Feuer breitere Formen (starke Schützenlinien mit Linienformationen dahinter).' Können die Hinteren Linien bei Angriffsbewegungen dem feindlichen Feuer nicht entzogen werden, so ist doch Sorge zu tragen, daß nicht eine Jnfanterie-Geschoßgarbe oder €in Shrapnelschuß gleichzeitig zwei Stufen der Tiefengliederung trifft. Der erforderliche Abstand erweitert sich damit bis über 200 m und ist erst mit dem Rahen der Entscheidung zu verkürzen. Bedecktes Gelände gestattet Verkürzung der Abstände. Die Führung darf sich diesen Vorteil umsoweniger entgehen lassen, als die schnelle Unterstützung her vorderen Linie hier häufiger nötig wird. Schmale Front, verkürzte Abstände, geschlossenere Formationen und starke Flügelreserven sind hier am Platz. Dies

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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gilt besonders im Waldgefecht, in welchem die Bewegungen geschlossener Abteilungen vorzugsweise an die Straßen gebunden werden. Bei Kämpfen in der Dunkelheit wird die Bedeutung aller Geländeoegenstände erheblich geändert und die Möglichkeit ausgeschlossen, ein gezieltes Feuer auf entscheidende Punkte zu richten. Angrifssbewegungen sind ohne Wechsel der Marschrichtung sowie unter vorheriger Bezeichnung eines ganz be­ stimmten Ziels aus kurze, bereits bekannte, möglichst begrenzte Strecken beschränkt. In den einfachsten Formen der Kompagniekolonnen neben- oder hintereinander, ohne oder mit wenig Schützen dicht vor der Front ist der Angriff aus das Hand­ gemenge am besten vorbereitet oder vermag mit den Kolonnenteten in nächster Nähe einen kurzen, energischen Feuerkampf durchzuführen. Jede weitere Gliederung des Angriffs wäre geeignet, Verwirrung zu erzeugen. In der Verteidigung handelt es sich darum, sich in der besetzten Stellung zu wehren, ohne neue Gliede­ rung vorzunehmen. Der Feuerkampf ist auf die nächsten Entfernungen kurz und energisch zu führen; die Bestreichung der vom Feinde herführenden Wege ist dazu bereits bei Tageslicht ins Auge zu fassen Wenn die Truppe daher sich einem nächtlichen Angriff besonders ausgesetzt glaubt, ist sie zur Verstärkung der vorderen Sicherungslinie genötigt. Die Mitwirkung der Nebentruppen ist in nächtlichen Verteidigungskämpfen aus überraschende Flankenangriffe beschränkt. Auf dem Exerzierplatz sind die Tiefenabstände häufig nach den Raumverhättnissen einzuschränten. Ist eine solche Einschränkung nicht geboten, so wird eine der Wirklichkeit entsprechende Bemessung der Abstände von vorteilhafter Wirkung auf die Ausbildung von Führern und Truppen sein. Die geschlossenen Abteilungen haben in der Regel ihr Ver­ halten der Thätigkeit der Schützen anzupassen. Ihr Vorführen an die Schützenlinie bedeutet stets das Herannahen der Ent­ scheidung. Ihre Verwendung kann in einer Verstärkung der Schützenlinie oder im Beibehalt der geschlossenen Ordnung beim Angriff bestehen. Gefcchtszweck, verfügbare Zeit und andere Rücksichten entscheiden über die Art ihrer Verwendung.

8. Angriff und Ver 1 eidigun9.*)

a) Angriff. Beim Angriff ist grundsätzlich zwischen dem Begegnungsgefecht und dem Angriff auf eine entwickelte, zum Widerstand vorbereitete Front zu unterscheiden. 1. Das Begegnungsgefecht (Renkontre), im Bewegungskriege so häufig, entwickelt sich aus der Tiefe der Marschkolonne gegen einen meistenteils selbst noch im Aufmarsch begriffenen Gegner. Die Teten müssen bei solchen Gefechten den Kolonnen Zeit und Raum zum Aufmarsch sichern. Von den Unterführern ist dabei dasjenige Maß von Selbstthätigkeit zu fordern, welches nur irgend zulässig ist, ohne daß der Zusammenhang mit dem Fortschritt in der Gesamtentwickelung dadurch beeinträchttgt wird. In diesem Sinne verfährt die Kompagnie an der Tete des Bataillons; dieses an der Tete der Avantgarde rc. Einerseits kommt es darauf an, dem Feinde in der Ent­ wickelung den Vorsprung abzugewinnen, andrerseits, dabei dasjenige Maß inne­ zuhatten, welches der höheren Führung und ihren Absichten nicht vorgreift. Der Angriff darf durch die Entwickelung so wenig als möglich aufgehatten werden; vorangehende Entwickelungen aus der Grundlinie führen dabei zum Zeit­ verlust. Die meisten unserer Gefechtseinleitungen werden dieses Gepräge tragen. Hat der Gegner seinen Aufmarsch nahezu vollendet, befindet er sich wenigstens zum Teil bereits in Stellung, so muß bei der Entwickelung der Tete vorsichtiger verfahren werden. Durch die Fortsetzung des Aufmarsches muß der Gesechtsbreite

*) Vergleiche auch 10. Kap. 8 2 S. 551.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

eine größere Ausdehnung gegeben und die Absicht der höheren Führung abgewartet werden. 2. Der Angriff auf eine voll entwickelte, wohl gar bereits vor­ bereitete Verteidigungsfront muß hingegen ein von seinen Anfängen an durch die Führung geplanter sein. Die Selbstthätigkeit des Einzelnen darf dabei die Entwickelung nicht in die Bahnen des Zufalls hineinreißen. Der Feind hat offenbar hier auf den Angriff zunächst verzichtet, und damit die eigene Führung den Vorteil erlangt, die Richtung und Art des Angriffs zu wählen. In solchem Falle geht der Aufmarsch nach der Absicht des Führers dem Eintritt in das Ge­ fecht voran. Die Schwierigkeit, eine vom feindlichen Feuer beherrschte Fläche zu durch­ schreiten, kann dazu auffordern, die Dunkelheit zur Annäherung zu benutzen. Gewöhnlich wird man in solchem Falle schon Tags zuvor bis an die Grenze des feindlichen Feuerbereichs heranrücken und gegen Morgen die Truppen der ersten Linie noch in der Dunkelheit so vorführen, daß mit Beginn der Morgendämmerung das Feuer seinen Anfang nimmt.

Der geplante Angriff hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn ihm die Herbeiführung der Feuerüberlegenheit gelingt. Zunächst wird die artilleristische Feuerüberlegenheit anzustreben sein; sie soll den Weg bahnen, welchen der Jnfanterieangriff zu durchlaufen hat. Bieten sich im Gelände vor der Angriffs front geeignete Stützpunkte dar, so hat sich der An­ griff ihrer zunächst zu bemächtigen. Unter dem Schutz solcher Stützpunkte finden die größeren Entwickelungen statt. Grundsatz ist, mit Vortruppen zur Eröffnung des Feuers so nahe an die Stellung heran zu gelangen, als das Gelände es zuläßt. Starke Schützenschwärme werden sich an die feindliche Stellung heranzuarbeiten und dieselbe mit Feuer niederzukämpfen trachten. Sie werden zweckmäßig den­ jenigen Verbänden entnommen, welche den Angriff durchzuführen berufen sind. Sind die Schützen auf nahe Entfernung an die feindliche Stellung herangegangen, so müssen die Unterstützungstruppen in thunlichster Nähe dahinter zum unmittel­ baren Eingreifen bereit sein. So lange nicht die Überlegenheit im Feuer gewonnen ist oder doch der Feind wesentlich erschüttert erscheint, ist die Durchführung des Angriffs nur unter großen Verlusten ausführbar. Es bleibt daher vor Führung des letzten Stoßes die Feuer­ wirkung abzuwarten. Die erlangten Erfolge werden am besten von der Schützen­ linie beurteilt; sie erkennt zuerst, wann und wo der Widerstand beim Feinde nachläßt, sie vermag alle Vorteile am schnellsten auszunutzen, und wird daher häufig von ihr der Anstoß zur Durchführung des Angriffs ausgehen. Es ist alsdann Aufgabe der geschlossenen Abteilungen, der Schützenlinie sofort zu folgen, sie zu unterstützen und gegen Rückschläge zu sichern. Aber im allgemeinen wird doch der oberste Führer der Angriffstruppen darauf bedacht sein müssen, daß von ihm der Befehl zum Sturm rechtzeitig ge­ geben wird. Hat die Schützenlinie die nahen Entfernungen erreicht und, beständig verstärkt, durch das höchste Maß der Feuerleistung den Sturm hinreichend vorbe­ reitet, so sind die Hinteren Staffeln in ununterbrochenem Vorgehen an die vorderste Linie heranzuführen, um mit dieser vereint den Kampf zur Entscheidung zu bringen. Hierbei schlagen die Tamboure aller geschlossenen Abteilungen von dem Zeitpunkt an, wo die Angriffsbewegung dem Äuge des Feindes nicht mehr entzogen werden kann. Ob alsdann die geschlossenen Abteilungen sich neben- oder hintereinander befinden, welche Formation sie haben, ob der Gesamtführer sich eine Reserve noch vorzubehalten vermag, ist lediglich von den Umständen abhängig. In diesem entscheidensten Augenblick des Angriffs gibt es für eine Angriffsfront nur eine Losung, welche Vorwärts heißt — Vorwärts geradeaus zum Ziel! Das Schlagen der Tamboure, das von allen Hornisten unausgesetzt zu blasende Signal „Rasch vorwärts!" setzt alles, auch das letzte in Bewegung, und mit Hurrah werfen sich die stürmenden Truppen auf den Feind.

10. Kapitel.

Das Gefecht

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Jede weitere Schematisierung des Angriffsverfahrens ist untersagt. 3. Verhalten nach gelungenem Angriff. Es genügt nicht, eine feindliche Stellung erobert zu haben, man muß sich ihrer dauernd versichern. Hierzu gehört Verfolgung des weichenden Feindes und Sicherung der errungenen Objekte. Befinden sich Dörfer, Gehöfte, Waldstücke re. in der feindlichen Stellung, so muß der Angriff ununterbrochen bis zum jenseitigen Rande fortgesetzt werden. Die weitere Verfolgung geschieht in der Regel nicht durch unmittelbare Fortsetzung der Angriffsbewegung, sondern zunächst durch Feuer, während die Truppen, welche den Sturm ausgeführt haben, gleichzeitig die eroberte Stellung besetzen und die Verbände herstellen. Auf diesem Wege werden dieselben binnen kurzem für neue Unternehmungen gefechtsbereit. 4. Die Umfassung. Die Herbeiführung der für den Erfolg eines Angriffs unerläßlichen Feuerüberlegenheit wird am leichtesten durch die Umfassung gelingen. Eine solche muß aber schon in der ersten Entwickelung vorbereitet sein, möge sie aus dem Anmarsch auf verschiedenen Linien oder aus dem Eingreifen der Gefechts­ staffeln entstehen. Umfassungsversuche aus vorderster Gefechtslinie mit Teilen bereits entwickelter, vielleicht gar schon fechtender Infanterie sind, wo das Gelände sie nicht besonders begünstigt, aussichtslos und führen zu schädlicher Zersplitterung der Kräfte.

b) Die Verteidigung. Keine Fechtweise ist derart abhängig von der Gestalt des Geländes als die Verteidigung. Sie bedarf zu ihrer Durchführung der Ortschaften, Höhen und Schluchten, Waldstücke, Engwege re. Bei jeder Verteidigung kommt es auf die ausgiebige Ver­ wertung der Feuerwaffen an. Unter diesem Gesichtspunkt erfolgt die Wahl der Stellung und deren künstliche Verstärkung. Sobald die feindliche Angriffsrichtung erkannt worden ist, wird die Schützen­ linie von vornherein so stark bemessen, als dies zum Festhalten der Stellung nach Gefechtszweck und Gelände notwendig erscheint. Schützengräben und sonstige Deckungen werden hergestellt, die Entfernung nach wichtigen Punkten im Vor­ gelände ermittelt, Munition aus den Patronenwagen an die Mannschaft verteilt und von dieser nach Besetzung der Verteidigungslinie handgerecht bereit gelegt. Die Unterstützungstrupps werden nahe herangezogen, unter Umständen dicht hinter der Schützenlinie ausgestellt. Alle Tiefenabstände sind zu verkürzen. Zurückgehaltene Abteilungen bleiben nur so weit zurück, daß sie dem feindlichen Feuer entzogen, aber so nahe, daß sie zur Verteidigung ihres Abschnitts zur Hand sind. Die Zahl und Breite der Abschnitte wird nach der Beschaffenheit der Stellung sehr verschieden sein. Je ungangbarer und unübersichtlicher die Stellung, desto zahlreicher und schmaler ihre Abschnitte. Für die Besetzung ist die Tiefengliederung Vorbedingung. Jeder Abschnitt fällt einer entsprechenden KommandoEinheit zu, welche sich ihre eigene Reserve ausscheidet. Für den Platz der Hauptreserve, also derjenigen Kräfte, welche nicht an bestimmte Abschnitte gebunden werden, bleibt Folgendes hervorzuheben: Eine Ver­ teidigung, welche nur die Abwehr sucht (Vorposten-, Arrieregarden-Gefechte), kann sich auf Behauptung des Geländes beschränken. Dagegen muß eine Defensive, welche einen Waffenerfolg herbeiführen will, mit angriffsweisem Verfahren gepaart sein. Verteidigung allein kann nie die Vernichtung des Gegners herbeiführen. Demgemäß muß mit den Kräften zur örtlichen Verteidigung spar­ sam verfahren, die Hauptreserve aber auf demjenigen Punkte versammelt werden, von welchem aus nach allgemeiner Gefechtslage und dem Gelände am leichtesten im gegebenen Augenblick zum Angriff übergegangen werden kann. In der Regel wird dies einer der Flügel sein. Mit der Wahl dieses Mittels wehrt man auch am besten der Umfassung, diesem gefährlichsten Gegner starker Stellungen. Je größer der Körper, welcher sich verteidigt, desto größer muß der Seitenabstand der

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XXH. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Hauptreserve sein, denn es wird dadurch Raum für Entwickelung und Ansatz zum Angriff geschaffen, der gegnerische in der Flanke bedroht und der Schutz gegen Umfassung vermehrt. Vor Durchführung der Besetzung von Stellungen, bevor die feindliche Angrifssrichtung erkannt worden, ist zu warnen.

c) Der Rückzug. Für den Rückzug, unter Voraussetzung vorgängiger Niederlage, reglementarische Bestimmungen nicht gegeben werden.

können

Jede mit dem Feinde im Gefecht stehende Truppe hat, geworfen oder zurück­ genommen, nicht mehr die Wahl der Rückzugsrichtung. Sie muß, wenn ihr der Gegner folgt, ohne Wechsel in der Formation senkrecht zur Front zurück und bedarf der Aufnahme, um sich zu neuem Widerstände vorzubereiten. Daraus ergibt sich, daß die Anordnung eines Rückzuges nur ausgesührt werden kann, wenn die Truppe noch Tiefengliederung hat. Doch bleibt wohl zu beachten, daß es für eine zum entscheidenden Gefecht berufene Truppe falsch wäre, sich eine Reserve zur Deckung des eigenen Rückzuges vorzubehalten, statt sie zur Durchführung des Gefechts zu verwenden. Über Annahme der Enscheidung oder Durchführung eines Rückzuges muß sich die Führung recht­ zeitig schlüssig sein. Der Platz für die Ausnahmestellung ist im Gelände nach Maßgabe der Widerstandsfähigkeit, namentlich aber nahe genug zu wählen, um die weichende Linie nicht der Auslösung preiszngeben. Jede Ausnahme liegt günstiger unmittelbar seitwärts der Rückzugslinie als in ihr. Der Führer bezeichnet die Abteilungen, welche zur Aufnahme bestimmt sind, aus dem noch frischen Teil seiner Truppe. An der Ausnahmestellung findet der Gegner Widerstand, welcher so zu leisten ist, daß der abziehenden Truppe Zeit und Raum zur Wiederherstellung auf dem nun­ mehr unbelästigten Abmarsch geschafft wird. Danach bemißt sich die Dauer des Widerstandes. Dann tritt die Aufnahme selbst den Rückzug an, sofern nicht vom rechtzeitigen Eingreifen frischer Truppen eine Wendung zu erhoffen ist. Meistenteils wird eine erneute Aufnahme nötig sein. Ein gut geleitetes Rückzugsgefecht muß schließlich zur Herstellung der Marsch­ formation mit einer räumlich gegliederten Arrieregarde führen. Zur Durchführung des Verfahrens gehört mithin seitens der Führung die bestimmte Bezeichnung des Marschziels und demnächst der Befehl, wo im Gelände und durch welche Truppe die Aufnahme stattfinden soll. Der Führer wird diesen Aufgaben nur gewachsen sein, wenn er, nachdem er diese Befehle gegeben hat, das Gefechtsfeld verläßt und die jurückkehrenden Truppen mit den entsprechenden Befehlen empfängt. Der Rest ist Sache der Unterführer. Jedes unnütze Frontmachen zur Unterstützung einer Ausnahmestellung wird meist zum verhängnisvollen Fehler, da es die Loslösung vom Feinde in hohem Maße erschwert. Das Reglement gibt keine Vorschriften oder Gesichtspunkte für die Gefechte aller Schattierungen. Es läßt die hinhaltenden, die Schein- oder Demonstrativ­ gefechte unbeleuchtet. Ihre Behandlung ist Sache der Führung im jedesmaligen Falle und wird nach der Lage beständig wechseln. Es wird dabei immer des Entschlusses der Führer bedürfen, ob sie sich in diesem Falle tiefer gliedern wollen, und welche Breite sie in jenem zu ihrer Entwickelung für nötig erachten. 9. Gefecht

der

Truppenverbände

(Kommando-Einheiten).

a) Gefecht der Kompagnie. Die Kompagnie muß alle reglementarischen Leistungen: Auflösen und Sam­ meln, den raschen Übergang von der zerstreuten zur geschlossenen Ordnung und die Rückkehr aus dieser zu jener rc. auf kurzen Befehl oder aus den Wink des Führers auszuführen vermögen.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Die zerstreute Fechtart bedingt ferner, daß jeder Zug und innerhalb desselben jede Gruppe selbständig die richtigen Mittel zur Durchfuhruna der gestellten oder aus der Gefechtslage sich ergebenden Aufgaben zu finden wisse. Der aufgelöste Zug sammelt sich und schließt sich, ohne den Befehl hier abzuwarten, an die Kom­ pagniekolonne an, sobald der Gefechtszweck das Verbleiben in zerstreuter Ordnung nicht mehr erheischt. Die Gruppe sammelt sich, wenn sie nicht mehr zu wirken vermag,und tritt schon geschlossen in den sich sammelnden Zug rc. Die Befolgung dieses Grundsatzes muß durch Übung zur Gewohnheit werden. Zur Entwickelung erhält der Zugführer den Befehl, empfängt er das Kommando. Zu rechtzeitiger Übermittelung des Befehls für Frontveränderung oder Sammeln fehlt es der Führung im Gefechtsverlauf häufig an Zeit, noch häufiger an Mitteln. Der Ab­ schluß des Gefechts muß dennoch den Zug, in ihm die Gruppe am richtigen Platz vorfinden. Wo dieser liegt, läßt sich nicht vorher bestimmen. Die Kompagnie kommt nur ausnahmsweise, wenn sie detachiert ist, in die Lage, ein Gefecht selbständig durchführen zu müssen; der Regel nach führt sie ihre Gefechte im Verbände des Bataillons. Während der Kompagnieführer im deta­ chierten Verhältnis zur Erfüllung seines Auftrages ausschließlich auf eigene Ver­ antwortung zu handeln hat, ist er bei einem Gefecht int Bataillonsverband mit seinen Anordnungen auch noch an das Verhältnis zu den anderen Kompagnien gebunden. Letzteres fordert, daß der Führer, wenngleich die Verhältnisse vor der Front seine Aufmerksamkeit vorzugsweise in Anspruch nehmen, auch dasjenige im Auge behält, was neben und hinter ihm vorgeht. Das Bataillonsgefecht ist ein Ganzes, dessen Rahmen von keinem seiner Teile überschritten werben darf. Aber auch innerhalb dieses Rahmens ist die Selbstän­ digkeit der Kompagnie eine große und derselben gar nicht abzunehmende, sobald sie in das Gefecht eingetreten ist. Anordnungen von rückwärts werden leicht durch die Handlung überholt. Ein beständiges Abwarten der Befehle würde richtiges und rechtzeitiges Eingreifen der Kompagnie unmöglich machen. Die selbständig zu fassenden Entschlüsse müssen aber stets durch den Gesichtspunkt geregelt werden, den Zusammenhang mit dem Bataillon und den richtigen Platz in ihm durch alle Wechselfälle des Gefechts festzuhalten. Beim Eintritt in das Gefecht empfiehlt sich meistenteils zunächst spar­ same Schützenentwickelung, weil Änderungen der Aufstellung oder Frontveränderunaen mit starken Schützenlinien immer schwierig und im feindlichen Feuerbereich von Verlusten begleitet sind. In der Regel wird zur Verwendung in der Schützen­ linie über ganze Züge nach und nach verfügt. Während es nur bei besonderen Verhältnissen geboten sein wird, mehrere Züge gleichzeitig als Schützen aufzulösen, ist cs andererseits nicht ausgeschlossen, daß da, wo die Kompagnie lediglich gegen Überraschungen gesichert werden soll, die Schützenlinie aus einem Halbzuge und selbst aus einer kleineren Abteilung bestehen kann. Die Fortentwickelung des Gefechts verlangt die Verstärkung der Feuer­ leistungen in vorderster Linie, gleichzeitig den Ersatz der Verluste. Die Schützen­ linie einer Kompagnie kann dabei verlängert oder durch Einschieben frischer Kräfte verstärkt werden. Das erstere Verfahren begünstigt eine geordnete Befehlsführung und die Feuerleitung, muß daher, wo angängig, gewählt werden. Das letztere wird trotz alledem das häufigere sein, denn es fehlt im Zusammenhang mit Reben­ kräften meist der Raum zur Verlängerung der Schützenlinie. Eine Kompagnie muß daher so ausgebildet sein, daß bei der Jneinanderschiebung der Schützen ver­ schiedener Züge und Gruppen die Sicherheit der Führung nicht verloren geht. Über das Verhallen der Zug- und Gruppenführer s. 3. Kapitel tz 3 d S. 488.

Das Auflösen der ganzen Kompagnie ist nach Möglichkeit zu vermeiden oder doch so lange als angängig hinauszuschieben. Die ganz aufgelöste Kompagnie ist dem Kompagniesührer beim Angriffsgefecht aus der Hand und auch in einer Stellung nicht immer einheitlich von ihm zu beherrschen. Roch mehr entzieht sie sich der Führung des Bataillons-Commandeurs. Der Kompagnieführer mutz daher danach trachten, sich hinter der Schützenlinie so lange als möglich eine geschlossene Müller und v. Zwehl, Handbuch f. Einjährig-Freiwillige.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Abteilung zu erhalten. Nur mit dieser vermag er Verluste auszugleichen, dem Angriff oder der Verteidigung Nachdruck zu geben oder eine Bedrohung der Flanken abzuwehren. In der Regel wird eine Kompagnie, welche Schützen entwickelt hat, mit dem geschlossenen Teil den Unter st ützungstrupp bilden. Einen schwächeren Unterstützungstrupp als Zwischenglied zwischen Schützenlinie und Haupttrupp der Kom­ pagnie auszuscheiden, wird dann notwendig sein, wenn es darauf ankommt, einen solchen in größerer Nähe der Schützenlinie zu halten. Ebenso kann die Rücksicht auf notwendige Flankendeckung zur Aufstellung besonderer Abteilungen hinter einem der Flügel der Schützenlinie führen. Solche Teilung bleibt immer ein Übelstand, der sich auf Ausnahmefälle beschränken muß. Die Tiefenabstände der geschlossenen Teile richten sich nach den Gefechts­ verhältnissen und nach dem Gelände. Die rechtzeitige Unterstützung der Feuerlinie muß dabei gewährleistet sein. Die Wahl der Formation ist abhängig vom Gelände und der feindlichen Feuerwirkung. Vom Feinde gesehen empfiehlt sich die Linie, die Kolonne dagegen findet eher Deckung im Gelände. Zur Durchführung des Gefechts ist erforderlichenfalls die ganze Kraft der Kompagnie einzusetzen. Ob dabei schließlich alles in die Schützenlinie aufgelöst wird oder auch zuletzt geschlossene Abteilungen Verwendung finden, hängt von den Umständen ab, unter welchen die Kompagnie ficht. Jedenfalls ist die Feuerkraft auf die größte zulässige Höhe zu bringen und biszum Eintritt der Entscheidung möglichst auf dieser zu erhalten. Die allein fechtende Kompagnie, welche sich eigene Gliederung und Flankensicherung bis zuletzt zu wahren hat, verwendet den Unterstützungstrupp am zweckmäßigsten geschlossen beim Angriff wie bei der Verteidigung. Im Bataillonsverband werden sich die Kompagnien in die verschiedenen Aufgaben des Angriffs oder der Verteidigung teilen. Der Angriff erfolgt nach erzielter Feuerwirkung auf Kommando des Führers im energischen Anlauf auf den dazu bezeichneten Punkt der feindlichen Stellung. Der Kompagnieführer muß die Leitung des Gefechts seiner Kompagnie in der Hand behalten. Er trifft seine Anordnungen an die Zugführer in Form kurzer und klarer Befehle und hat sich da aufzuhalten, wo er die Leitung seiner Kompagnie bewirken zn können glaubt. Er sorgt für Ergänzung und Verteilung der von rückwärts herangebrachten Munition mit allen auf dem Gefechtsfelde sich bietenden Mitteln.

b) Gefecht des Bataillons. Das Bataillon besitzt in seinen vier Kompagnien eine Gliederung, mit deren Hilfe es sich jeder Gefechtsaufgabe auf das geschickteste anzupassen vermag. Es führt sein Gefecht, indem der Commandeur den Kompagnien ihre Auf­ träge zuweist. Nur bei augenscheinlichen Mißverständnissen oder Fehlgriffen, welche das Gefecht in unbeabsichtigte Bahnen ziehen würden, ist der unmittelbare Eingriff auf Züge 2c. einzelner Kompagnien geboten. Der Bataillonsführer hat beim Eintritt in den Kamps seine Befehle an jeden der Kompagnieführer — möglichst im Beisein aller — kurz, klar und bestimmt zu erteilen, die Wahl der Mittel aber zu überlassen. Von diesem Grundsatz hat er sich auch bei der Durchführung des Gefechts leiten zu lassen. Sein Trachten muß darauf gerichtet sein, den Gefechtszusammenhang unter den Kompagnien auf­ recht zu erhalten. Die Kompagnien ihrerseits streben bei Lösung ihrer Aufträge gleichfalls nach Aufrechthaltung dieses Zusammenhangs. Zur rechtzeitigen Übermittelung eines Befehls fehlt es dem Bataillonsführer häufig an Zeit, noch häufiger an den Mitteln. Der Abschluß des Gefechts muß dennoch die Kompagnien am richtigen Platz finden. W o dieser liegt, läßt sich nicht vorher bestimmen. Der Führer wird in der Mehrzahl der Fälle gut thun, die Auflösung ganzer Kompagnien möglichst lange vermeidlich zu machen. Ganz ausgelöste Konv-

10. Kapitel.

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pagnien sind ihm beim Angriffsgefecht aus der Hand und auch in einer Stellung nicht mehr einheitlich zu beherrschen. Man wird bei Bedarf starker Schützenlinien vorziehen, alsbald mehrere Kompagnien zu verwenden, welche eigene Unterstützungskrupps behalten. Gleichzeitig wird dadurch dem verfrühten Vermischen verschiedener Kompagnien nach Möglichkeit vorgebeugt. Nach der Gefechtsabsicht und dem Gelände regelt sich die Gliederung des Bataillons. Einen allgemein gültigen Grundsatz, ob ein Bataillon alle vier Kom­ pagnien in die vordere Linie nimmt oder nur eine, ob es in einer, zwei oder drei Tiefenabstufungen in den Kampf tritt, gibt es nicht. Der Führer hat die freie Wahl nach den Verhältnissen. Das Bataillon kann die Gesamtentwickelung zum Gefecht auf der Grund­ linie auf eine bestimmte Kompagnie vornehmen oder sie nach Bedarf nach vorwärts ausführen. Der erstere Fall wird der seltenere sein, gleichwohl aber geübt werden müssen. Keine der verschiedenen Formen darf zu einem Schema werden. In der Mehrzahl der Fälle wird es sich empfehlen, die Kompagnien nur nach Bedarf zu entwickeln und den Rest des Bataillons an der Hand zu behalten. Wird z. B. ein Begegnungsgefecht mit der Kompagnie des Vortrupps eingeleitet und tritt demnächst das Bedürfnis der Fronterweiterung auf einem der Flügel hervor, so wird hierzu eine zweite Kompagnie eingesetzt. Läßt der Fortschritt des Gefechts erkennen, auf welchem Flügel die Hauptkraft einzusetzen, bzw. welcher der bedrohte ist, so werden hinter diesem die zurückgehaltenen Kräfte gestaffelt rc. Sehr verschieden können die Verhältnisse sein, welche die Art des Zusammenwirkens der vier Kompagnien, mithin auch ihre Entwickelungen und ihr Gefechtsverhältnis LU einander bedingen. Immer wird der Bataillonsführer diesen Verhältnissen ge­ wachsen bleiben, wenn er Tiefengliederung wahrt und seine Kompagnien nur nach klar erkanntem Bedürfnis verwendet. Er muß zulängliche Kräfte rechtzeitig einsetzen, sich aber vor jeder übereilten Verausgabung hüten. Die Bewegungen des einmal entwickelten Bataillons sind durch Bezeichnung Les gemeinschaftlichen Marschrichtungspunktes zu regeln. In Bezug auf die Breitenausdehnung eines Bataillons im Gefecht ist festLuhalten, daß das äußerste Maß, welches überhaupt eintreten könnte, durch die Ent­ wickelung der vier Kompagnien nebeneinander gegeben ist. Offenbar hat damit aber der Bataillonsführer einen wesentlichen Teil der Einwirkung auf den Gang der Handlung aus der Hand gegeben. Auch fehlt es im Zusammenhang mit anderen Truppen meist am Entwickelungs­ raum für solche Ausdehnung der Front. Bei dem allein fechtenden Bataillon aber, wo derselbe zweifellos vorhanden, ist gerade Schmälerung der Front und Vertiefung der Gliederung für die Fechtweise am häufigsten geboten. Gemeinhin muß daher die Gefechtsfront eine schmalere sein.

Am größten ist das Bedürfnis der Tiefengliederung in Verteidigungsstellungen, demnächst bei dem allein fechtenden Bataillon und bei allen Anfangsentwickelungen. Die Seitenabstände der Flügelstaffeln werden erweitert, je schmaler die entwickelte Gefechtsfront ist.

Zur Durchführung des Gefechts steht dem Bataillonsführer immer nur die noch, sei es als Staffel oder hinter der Mitte zurückgehaltene Kraft zur Ver­ fügung. Mit Rücksicht hierauf wählt er seinen eigenen Platz. Derselbe ist nur ganz ausnahmsweise in vorderster Linie, fast immer bei den noch zurückgehaltenen Teilen, jedenfalls aber da, wo er das Gefecht seines Bataillons gut übersetzen kann. Seine Einwirkung auf die Feuerthätigkeit der Kompagnien wird oft nur darin bestehen können, daß er den Nachschub an Munition denjenigen Punkten der Feuerlinie zuführen läßt, wo der Bedarf am größten ist.

Wird ein Bataillon aus der Reserve zur unmittelbaren Durchführung eines von anderen Truppen durch den Feuerkampf vorbereiteten Angriffs berufen, so wird es den Vorteil der bisherigen Versammlung auszunutzen trachten. Die auf kurze Zwischenräume auseinandergezogenen Kompagnien können in solchem Falle eine zweckmäßige Kampfform bilden.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

c) Gefecht des Regiments. Das Regiment ist durch seine Geschichte, durch die Einheitlichkeit seiner Aus­ bildung, die Zusammengehörigkeit seines Offizierscorps und die Zahl seiner Glieder — drei bzw. vier Bataillone — ganz besonders für die Durchführung einheitlich ihm zuzuweisender Gefechtsaufgaben geeignet. Im Regimentsverband wird der Trieb zum Zusammenwirken am allerlebendigsten sein und seine Gliederung erleichtert der Führung die genaue Abmessung der Kampfeinsätze. Der Führer sichert sich seinen Einfluß auf die Gesechtsthätigkeit der in vorderster Linie zu verwendenden Bataillone am wirksamsten dadurch, daß er in der Ver­ teidigung ihnen bestimmte Abschnitte der Gesechtsfront zuweist, bei Marsch- und Angrifssbewegungen ihnen die Ziele verschreibt. Letzteres kann je nach den Um­ ständen geschehen, indem den Bataillonen ein gemeinsamer, genügend weit vor der Front gelegener Marschrichtungspunkt bezeichnet wird oder indem man jedem der­ selben einen besonderen Zielpunkt angibt oder endlich, indem man einem Bataillon die Marsch- bzw. Angriffsrichtung vorschreibt und die anderen anweist, Anschluß an jenes zu halten. Nur in den zurückgehaltenen Kräften besitzt der Regimentsführer das Mittels, fein Gefecht in Breite und Tiefe nach Bedarf und Absicht fort zu entwickeln. Niemals wird derselbe mehr Bataillone aus der Hand geben, als die vorschreitende Gefechtsentwickelung fordert. Ein großer Unterschied besteht darin, ob das Regiment aus der Marschkolonne­ oder der Versammlung ins Gefecht tritt. Bei der Entwickelung aus ersterer kann das Teten-Bataillon bereits in vollem Gefecht stehen, wenn das nächste das Gesechtsfeld bettitt. Dieses Verhältnis bedingt Tiefengliederung bei dem TetenBataillon, möglichst baldigen Übergang in die Kolonnensormation bei den folgenden zur Verkürzung der Marschtiefe. Ein etwa notwendig werdender Flankenmarsch vor feindlicher Front ist nur dann mit ausreichender Sicherheit zu unternehmen, wenn durch die Form des Abmarsches die rechtzeitige Entwickelung in richtiger Gliederung nach der feind­ lichen Seite vorbereitet ist. Aus wirksame Schußweite vom Feinde kann jedoch eine derartige Flankenbewegung nur ausgeführt werden, wenn sie Deckung im Gelände findet. Eine normale Frontausdehnung für das Infanterie-Regiment läßt sich nicht feststellen. Die Breite der Front richtet sich neben Zweck und Gelände nach dem Verband, in welchem das Regiment zu fechten hat. Die Frontbreite eines allein fechtenden Regiments hingegen wird anfänglich die Frontbreite zweier neben­ einander entwickelter Bataillone selten überschreiten dürfen. Bei der Durchführung des Angriffsgefechts gehen die Bewegungen des ein­ mal entwickelten Regiments grundsätzlich geradeaus. Jede Seitwärtsschiebung bezeichnet, wenn jetzt noch erforderlich, einen Fehler bei der ersten Entwickelung. In der Regel wird ein solcher Fehler besser durch Vorziehen von Staffeln aus­ geglichen werden, fast immer aber wird eine Abschwächung der Kraft des Stoßes die Folge sein.

d) Gefecht der Brigade. Die Brigade ist die größte Kommando-Einheit, welche noch auf begrenzten^ Plätzen vorgeübt werden kann. Nur bei einer Brigade zu drei oder zu zwei Regimentern mit einem JägerBataillon hat die Führung den Vorteil der Dreiteilung. In der Zweiteilung wird daher der Brigadesührer häufig gezwungen sein, sich je nach den Kampfes­ zwecken eine Reserve — mindestens ein Bataillon — auszuscheiden. Am besten ist die Brigade kampfgegliedert, wenn ihre Regimenter neben­ einander fechten, sich in die Gesechtsfront teilen und ihre Kampseinsätze nach Bedarf bestimmen. Aber diese Normalgliederung ist weder immer von Hause aus herstellbar, noch dürfen ihr wichtigere Gefechtsrücksichten zum Opfer gebrachte werden.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Zumal beim Begegnungsgefecht kann der Bedarf in vorderer Linie die be­ schleunigte Zunahme der Breitenentwickelung zwingend fordern und daher die Mehrzahl der Bataillone des Teten-RegimentS alsbald nebeneinander in die erste Linie bringen. Solche Umstände fordern diese Bataillone besonders dazu auf, in sich für Tiefengliederung zu sorgen, denn niemals hat das Teten-Regiment darauf zu rechnen, daß das nachfolgende zur Unterstützung seiner Gefechtsfront verfügbar bleibt. Das in der Marschkolonne folgende Regiment wird in der Mehrzahl solcher Fälle hinter einem der Flügel ausmarschieren und dort für den entscheidenden Einsatz um so mehr zusammenzuhallen sein, je mehr die Verhältnisse anfänglich zu beschleunigter Ausdehnung in der Breite nötigten. Die Brigade ist nach ihrer Gefechtskrast und räumlichen Ausdehnung in Gefechtsbreite oder Marschtiefe ein so bedeutender Körper, daß an sie die Forderung herantreten kann, in verschiedenen Fronten gleichzeitig und einheitlich zu wirken. Die Entwickelungen in der Anmarschrichtung müssen dabei aus ansehnlicher Tiefe erfolgen. Die Seitwärtsschiebung einmal entwickelter Fronten ist hier nicht mehr nngänaig. Bei jedem Aufmarsch wird die Führung darauf Bedacht nehmen müssen, daß die Marschtiefe der Brigade rechtzeitig durch Aufmärsche ihrer einzelnen Glieder und darauf folgendes Aufschlüßen der rückwärtigen Abteilungen gekürzt wird. Jeder Teil wird zweckmäßig jedes etwa eintretende Haltmachen ausnutzen, um unnütze Verzögerungen in der Gesamtentwickelung zu vermeiden. Die Regimenter erhallen mit dem Gefechtsbefehl ihre Angriffsziele oder 23erteidigungsabschnitte zugewiesen. Je einheitlicher dieselben sind, desto einheitlicher wird auch das Zusammenwirken der Kräfte sein. Im übrigen erfolgt die Durchführung des Kampfes nach den für die Regi­ menter und Bataillone gegebenen Grundsätzen. Für die durchschnittliche Frontausdehnung einer Brigade im Gefecht lassen sich Anhalte aus den Erfahrungen des Krieges entnehmen. Die Gefechtsbreite einer Brigade zu sechs Bataillonen hat in der ersten Ent­ wickelung etwa 1000 bis 1200 m betragen.

10. Schlußbemerkungen. Die vorangeschickten Gesichtspunkte für das Gefecht bieten den Exerzitien eine reiche Abwechselung. Unter Annahme möglichst einfacher Kriegslagen sind die Grundsätze der Entwickelungen für Angriff, Verteidigung, Rückzug oder Umfassung, mit oder ohne Anlehnung an andere Truppen oder das Gelände, unter Front­ veränderung und mit Übergang aus einer taktischen Leistung in die andere, endlich ohne oder mit Benutzung des Geländes auf dem Exerzierplatz zur Anschauung, Übung und klaren Einprägung zu bringen. Der Truppenführer hat die Pflicht, in der ihm zu Gebote stehenden Aus­ bildungsperiode alle durch das Reglement hingestellten Grundsätze zur Übung ge­ langen zu lassen. Abwechselung in den Lagen fördert die taktische Ausbildung. Die Einübung bestimmter Gefechtsbilder ist verboten. Bei der Besichtigung stellt der Vorgesetzte die Aufgabe. Nur auf diesem Wege erlangt er ein zutreffendes Urteil über die taktische Durchbildung der Truppe, ins­ besondere auch diejenige der Führer aller Grade. Festzuhalten ist, daß die ausgestellten Formen und Grundsätze nur den ein­ fachsten Verhältnissen Rechnung tragen und in der Anwendung vor dem Feinde durch die Umstände ost eine Abänderung erfahren werden. Für den Fall, daß die Gestaltung des Gefechts dies bedingt, müssen alle Commandeure, jeder an seiner Stelle, geübt sein, ihre Anordnungen schnell und ohne Schwanken der jedesmaligen Lage anzupassen, und sich stets bewußt bleiben, daß Unterlassen und Versäumnis eine schwerere Belastung bildet, als ein Fehl­ greifen in der Wahl der Mittel. Ihre Aufmerksamkeit darf durch die Rücksicht auf Einhaltung bestimmter Formen niemals vom Wesentlichen abgelenkt werden.

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XXII. Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Bei allen Übungen, sowie in dem Gange der gesamten Ausbildung muß danach getrachtet werden, daß die der Infanterie innewohnende Neigung zu an­ griffsweisem Verfahren gewahrt und gepflegt wird. Sobald sich ein einigermaßen freies Schußfeld findet, und die Verhältnisse nicht darauf Hinweisen, eine Entscheidung schnell herbeizuführen, muß die In­ fanterie das große Übergewicht auszunutzen suchen, welches in einem ruhigen Feuer stehender Abteilungen liegt. Sie muß daher gewöhnt sein, in jedem Moment und bei jeder Wendung des Gefechts schnell zu einer möglichst großen, wenn auch nur zeitweisen Entfaltung ihrer Feuerkraft überzugehen, um dann den Feind um so lebhafter und wirksamer angreifen zu können. Bei den Übungen größerer Truppenverbände im Gelände muß auch der Gesichtspunkt zeitgerechter Schonung der Kräfte angemessene Berück­ sichtigung finden. Diese Rücksicht soll um so mehr eine stete Sorge aller Führer sein, weil im Bedarfsfälle rücksichtsloses Einsetzen, äußerste Ansttengung und Hin­ gebung von der Truppe gefordert werden muß. Je größer die Verhältnisse sind, in denen gefochten wird, desto mehr wächst der Spielraum für die Thätigkeit des Einzelnen. Die Aufmerksamkeit der Führer muß der Erfüllung ihrer besonderen Ausgabe im Rahmen der Gesamt­ heit mehr zugewandt sein, als der Überwachung der Einzelheiten. Es darf daher kein Wert darauf gelegt werden, daß zur Erreichung eines Zweckes von allen Teilen die gleichen Mittel angewendet werden. Niemals aber darf der den Untersührern gelassens Spielraum die Sicherheit der oberen Führung beeinträchtigen und unter allen Umständen muß darauf gehalten werden, daß die taktische Ordnung und der innere Zu­ sammenhalt der Truppen vorhanden ist. Die erweiterten Übungen im Verbände gemischter Waffen und selbst schon Gefechtsübungen unter Annahme des Auftretens anderer Waffen, bringen eine Menge von taktischen Erscheinungen und rufen Entschlüsse hervor, welche das reglementarische Gebiet weit überschreiten. Das Reglement erschöpft die taktischen Lehren nicht; es beschränkt sich auf die grundlegenden Gesetze. Aber die Truppe wird auch im Ernstfälle allen „Aufgaben gewachsen sein, wenn sie sich die Grund­ sätze des Reglements durch Übung angeeeignet hat. Ihre Ausbildung ist nach richtigen Gesichtspunkten erfolgt, wenn sie das kann, was der Krieg erfordert, und wenn sie auf dem Gefechtsfeld nichts von dem wieder abzustreifen hat, was sie auf dem Exerzierplatz erlernte.

§ 6.

Das Gefecht der Kavallerie. (Exerzier-Reglement für die Kavallerie 1886.)

1. Die Charakteristik und Organisation der Kavallerie s. IV. Ab­ schnitt S. 45 u. 52. 2. Gefechtsformen der Kavallerie: Die Kavallerie wird in zwei Gliedern mit 2 A, (in der Kolonne mit 1 A, für alle Frorttbewegungen mit 3 A), Glieder­ abstand aufgestellt; die Leute eines Gliedes reiten Bügel an Bügel; die Breite einer Rotte beträgt 1 A, ihre Tiefe bei 2 A Gliederabstand 8 A. Richtung und Fühlung werden nach der Mitte genommen. Die Eskadron wird in vier gleich starke, aus 10 bis 17 Rotten bestehende Züge, die Züge werden in Abmärsche zu drei Rotten (und zum Auf- und Ab­ sitzen in Nummer 1 und 2) eingekeilt. Die Kavallerie bewegt sich im Schritt (125 A in der Minute), im Trabe (300 A in der Minute), im Galopp (500 A in der Minute) oder in der Karriere (voller Lauf). Die Wendungen werden in der Weise ausgeführt, daß je drei Mann jeden Gliedes in sich eine Schwenkung nach der betreffenden Seite vollziehen, so daß nach ausgeführter Wendung rechts- oder linksum die beiden Glieder eines Abmarsches nebeneinander, also sechs Mann in einer Reihe, und die so formierten Abmärsche hintereinander stehen; die Wendungen bei der Kavallerie dienen bloß

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Das Gefecht.

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zum Übergang von einer Formation zur andern und zu Veränderungen in der Aufstellung bei beschränktem Raum; den Wendungen zieht die Kavallerie die Schwenkung mit Zügen vor. Die Kavallerie hat außer den Viertelschwenkungen (im rechten Winkel) auch die Achtel- (um 45 °), die Dreiachtel- (um 135°) und die Kehrtschwenkungen (um 180 °). Die Kavallerie kämpft zu Pferd vorzugsweise in der geschlossenen Ordnung; die wichtigsten Formationen dieser Ordnung sind folgende: Bei der Eskadron in Linie stehen die vier Züge ohne Zwischenraum neben­ einander, die Zugführer mit 2 A Abstand vor der Mitte ihrer Züge; bei dem Regiment in Linie stehen die vier bzw. fünf in Linie formierten Eskadronen mit 6 A Zwischenraum nebeneinander, die Eskadrons-Chefs 30 A vor der Mitte ihrer Eskadronen). Die Linie ist die eigentliche Kampsformation der Kavallerie, indem sie nur in derselben die Attacke ausführt, um einerseits möglichst viele blanke Waffen zur Thätigkeit zu bringen, anderseits dem Gegner eine breite Front entgegen­ zusetzen und mittels derselben ihn zu umfassen oder sich doch vor einer Umfassung zn schützen. Nachdem aber die Linie sich für Ausführung von Direktionsveränderungen weniger eignet und weniger lenksam ist, auch im Terrain leichter auf Schwierig­ keiten stößt, so wendet die Kavallerie zu den den Kampf vorbereitenden Be­ wegungen, d. h. um sich dem Gegner möglichst ungesehen zu nähern, sich vor seinem Feuer zu decken und ihn in einer für die Attacke günstigen Richtung (d. i. in seiner Flanke) möglichst überraschend anfallen zu können, also zum Manöverieren die verschiedenen Arten von Kolonnen an, und geht, sobald der Moment zur Ausführung des Stoßes (Choks) gekommen, auf möglichst einfache und schnelle Weise durch Aufmarsch oder Einschwenken zur Linie über.

Die Eskadron bildet folgende Arten von Kolonnen: a) die Zug sko lonne» die Züge stehen mit vollem Abstand (von Zugsbreite) hintereinander, sie ist die Rendezvous- und Manöverierformation der Eskadron; b) die Halbko lonne: die mit etwas weniger als Zugsbreite hintereinander stehenden Züge decken sich nicht, sondern jeder folgende Zug überragt den vorderen nach der Seite mit un­ gefähr drei Viertel seiner Breite; sie wird hauptsächlich zu Bewegungen in schräger Richtung (auf der Diagonale) benutzt; c) die Kolonne zu Dreien: die Abmärsche stehen ohne Abstand hintereinander; die 2. Glieder reiten auf die Lücken des 1. Gliedes, und d) die Kolonne zu Zweien: die zwei Leute einer Rotte reiten neben, die Rotten ohne Abstand hintereinander. Die Kolonne zu Dreien ist die gewöhnliche Marschformation der Kavallerie; die Kolonne zu Zweien dient zu Märschen auf schmalen Wegen. Das Regiment formiert außer den erwähnten Kolonnen der Eskadron noch folgende: a) das Regiment in Eskadronskolonnen: die in sich in Zugskolonnen formierten Eskadronen befinden sich mit dem für ihren Aufmarsch in Linie erforderlichen Zwischenraum von drei Zugsbreiten und 6 A nebeneinander („Eskadronskolonnen nach der Front"), diese Formation dient zum Manöverieren; es können bei ihr auch die Eskadronen in Halbkolonnen formiert („nach der halben rechten [linsen] Flanke abgeschwenkte Eskadronskolonnen") oder die Eskadronen nach der rechten bzw. linken Flanke abgeschwenkt sein („nach der rechten [linken] Flanke abgeschwenkte Eskadronskolonnen"), im letzteren Falle stehen die in Linie formierten Eskadrons hintereinander; d) die Regiments ko lonnen: die in sich in Zugskolonne formierten Eskadronen befinden sich mit einem Zwischenraum von 6 A nebeneinander; diese Formation bildet die Versammlungsformation des Regiments und wird zu Bewegungen auf dem Gefechtsselde in größerer Ent­ fernung vom Feinde benutzt. Zn der Regimentskolonne kann mit Zügen halb­ seitwärts oder seitwärts abgeschwenkt und in letzterem Falle von den Eskadronen auf Zugbreite und 6 A aufgeschlossen werden. („Regimentskolonne nach der halben rechten [linken] Flanke abgeschwenkt." — „Regimentskolonne nach der rechten Flanke abgeschwenkt.")

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Abschnitt.

Der Dienst im Felde.

Größere Kavalleriekörper wie Kavallerie-Brigaden und -Divisionen formieren sich in mehrere Treffen mit größeren Abständen; so wird eine Kavallerie-Tivision zum Fechten gegen Kavallerie meist in drei ungleich starke Treffen gegliedert. Das 1. Treffen, zunächst in Eskadronskolonnen, dann in Linie formiert, führt den Hauptstoß und wird deshalb möglichst stark gemacht (etwa drei Regimenter); das 2. Treffen (etwa zwei Regimenter), welches das 1. Treffen unterstützen soll, folgt in Eskadronskolonnen auf 300 A Abstand, mit dem größeren Teil der Eska­ dron als Flankenschutz das 1. Treffen überragend, mit dem kleineren Teil — die Eskadronen mit großen Zwischenräumen — direkt hinter dem 1. Treffen; das 3. Treffen (etwa ein Regiment) bildet die Reserve und folgt, zunächst in Regiments­ kolonnen formiert, hinter der Mitte oder einem Flügel des 1. Treffens, 450 a von diesem entfernt. In der aufgelösten Ordnung beweat sich das Kavalleriegefecht im Anschlüsse an die geschlossene Attacke und als Folge derselben, also beim Hand­ gemenge und bei der Verfolgung. 3. Aufklärung und Sicherung während des Gefechtes. Eine einzelne Eskadron (bzw. ein Regiment) gibt auf dem Gefechtsfelde in jeder der beiden Flanken eine Gefechtspatrouille, bestehend in der Regel aus einem Unteroffizier (bzw. einem Offizier) und zwei bis drei Mann. Dieselben haben die Bestimmung, in den Flanken zu beobachten und über Vorkommnisse von Be­ deutung Meldung zu erstatten. Sobald die Eskadron bzw. das Regiment sich zur Attacke in Bewegung setzt, werden von jeder Eskadron einzelne findige Reiter (Eklaireurs) auf größeren Abstand vorausgesendet. Dieselben haben die Gangbarkeit des Terrains, in welchem sich die Eskadron (daS Regiment) vorbewegen wird, zu untersuchen und Hinder­ nisse durch verabredete Zeichen anzudeuten, sowie auch über Bewegungen des Feindes, welche dem Führer und den Gesechtspatrouillen verborgen bleiben könnten, Mel­ dung zu machen. Geht die Eskadron zur Attacke vor, so machen sie unmittelbar vor dem Zusammenstoß die Front frei. Zur Abwehr einzelner feindlicher Patrouillen und Reiter und zugleich zur Beobachtung des Feindes kann ein Zug (bzw. Eskadron) zum Flankieren auf arößeren Abstand vorbeordert werden, welcher seinerseits einige Rotten die Flankeurs — weiter voraussendet; diese haben sich, um feindliche Reiter fern­ zuhalten, der Schußwaffe zu bedienen. 4. Bereitschafts st ellung. Die Kavallerie nimmt nach DurchfÜhNMg des Aufklärungs- und Sicherheitsdienstes, wobei sie zu Attacken gegen feindliche Kavallerie Veranlassung gefunden haben kann, beim Beginn des Gefechtes ge­ wöhnlich seit- und rückwärts eines Flügels der Gefechtsaufstellung der Infanterie und Artillerie eine Ausstellung, aus welcher sie leicht zur Attacke übergehen kann, ohne das Feuer der andern Truppen zu hindern und welche — soweit dies mit der Bedingung der Gefechtsbereitschaft zu vereinigen — ihr nach Möglichkeit Deckung gegen Einblick und feindliches Feuer gewährt. Der Führer der Kavallerie nimmt hierbei seinen Platz auf einem Übersicht gewährenden Punkt, um den Verlauf des Gefechtes zu beobachten.

5. Vorgehen zur Attacke. Ist der Moment zum Eingriffen der Kavallerie gekommen, sei es, daß die feindliche Kavallerie zum Angriff anrückt oder die feindliche Infanterie in ihrer Haltung erschüttert ist und durch den Stoß der Kavallerie zum Umkehren veranlaßt werden kann, oder sich G'.legenheit bietet, überraschend die Flanke der gegnerischen Infanterie anzusallen vier unge­ schützte Batterien wegzunehmen, seines um den fliehenden Feind zu verfolgen oder um der eigenen bedrängten Infanterie oder Artillerie Lust zu macken, oder gemeinsam mit der eigenen Infanterie den Feind mit Ausbietung all?r Kräfte durch gleichzeitigen Anfall zum Weichen zu bringen rc. — so geht die Kavallerie, nachdem sie durch rasche Bewegungen und Manöver die entsprechende Richtung für den Stoß erlangt und sich schnell entwickelt hat, zur Attacke über. 6. Die Attacke ist die gegen den Feind gerichtete, mit wachsender Schnellig­ keit und in entwickelter Linie ausgesührte Bewegung, deren Zweck ist, dm Feind

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Das Gefecht.

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mie)erzureiten unb mit der blanken Waffe zu vernichten. Das Seitengewehr wird dalei in die Auslage vorwärts gebracht, die Lanze gefällt; der Einbruch erfolgt uiii Hurrah. Der Angriff der Kavallerie gegen Kavallerie wird in breitester Form um­ fastend gegen Front und Flanke gerichtet. Es kommt dabei weniger aus schnelles .Zurücklegen weiter Strecken als auf geschlossenen, kräftigen Chok an. Gelingt es, Vie feindliche Kavallerie, während sie in der Entwickelung begriffen, anzufallen, so kam auch eine Minderzahl den Sieg davontragen. Die Kavallerie darf niemals stehenden Fußes den Angriff der feindlichen Kavallerie erwarten, sondern muß diesem entgegengehen. Eine einzelne Eskadron wird nur in seltenen Fällen einen Teil ihrer Stärke ubzweigen, um sich eine Reserve zu bilden, sondern meist ihre ganze Kraft gleichzeitig einsetzen. Die Attacke des Regiments wird ebenfalls in der entwickelten Linie ausgeführt, für ein selbständig auftretendes Regiment kann es jedoch rötlich sein, eine Eskadron als Echelon anzuhängen, um sie nach dem Zusammenstoß in vorteilhafter Richtung ins Handgemenge zu werfen. Die Attacke in Echelons wird sich ergeben, wenn beim Herausbrechen aus einem Defilee, beim Entwickeln nach der Flanke rc. die Zeit zur Entwickelung des ganzen Regiments fehlt und daher die zuerst entwickelten Eskadronen zur Attacke Vorgehen und die andern Es­ kadronen als Echelons folgen, sobald sie entwickelt sind Die Formation einer Kavallerie-Division zur Attacke in drei Treffen ist be­ reits oben erwähnt. Sobald der Einbruch in den Feind erfolgt, findet das Handgemenge statt, Lei welchem die Ordnung sich löst und die Reiter, Hiebe und Stiche ausführend, durcheinander reiten. Ist die Attacke gelungen und wendet sich der Feind zur Flucht, so muß der Erfolg durch energische Verfolgung bis aufs äußerste ausgebeutet werden, um den Feind nicht wieder zum Stehen und zum Sammeln kommen zu lassen; es bleiben hierzu die ausgelösten Züge bzw. Eskadronen dem Feinde an der Klinge und geschlossene Züge bzw. Eskadronen rücken nach. Nimmt eine feindliche Kavallerie die Attacke nicht an, so werden Teile der Truppe zum „Nach hau en" bestimmt. Die einzelnen Reiter verfolgen ohne jede Rücksicht auf Geschlossenheit und Richtung in schnellster Gangart, um die rück­ gängige Bewegung des Feindes in Flucht zu verwandeln und ein Wiederfrontmachen desselben zu verhindenr. Bein Angriff aus Infanterie oder Artillerie wird die Kavallerie auf Über­ raschung des Gegners oder doch darauf Bedacht nehmen, durch Benutzung des Geländes den im feindlichen Feuer zurückzulegenden Raum zu verkürzen, sowie diesen Raum in möglichster Schnelligkeit zu durchreiten. Ist das Gelände nicht besonders günstig, so beginnt schon auf große Entfernung (700 A und mehr) vom Feinde der Attackengalopp. Die Kavallerie wird suchen, die Infanterie in Flanke oder Rücken zu fassen; oft aber wird sie auch gegen die Front derselben anreiten müssen. KavallerieDivisioner führen den Angriff auf unerschütterte Infanterie in drei gleichstarken Treffen hntereinander mit 200 A Abstand aus; die Hinteren Treffen, welche mit je einer Eskadron das vordere Treffen überragen, führen ihren Stoß gegen die­ jenigen Truppenteile, welche von den vorderen Echelons nicht überwältig werden konnten, oder wenden sich gegen Abteilungen, welche von den ersten Echelons durchritter wurden. Gegen erschütterte schwächere Infanterie-Abteilungen kann der Kavalerie-Angriff der Tiefe entbehren, so daß selbst kleinere Abteilungen wirk­ sam einzrgreifen vermögen. In )er Bewegung befindliche Artillerie ist einem Kavallerie-Angriff gegenüber wehrlos. Beim Angriff auf eine im Gefecht stehende Batterie sucht die Kavallerie die Flanke dcrselben zu gewinnen und wendet sich gleichzeitig gegen die Batterie und gegen derm Bedeckung. Bedingen Terrain- und Gefechtsverhättnisse, daß gegen die Front einer längeren Arttllerie-Linie angeritten werden muß, so gliedert sich ein größter Kavallerie-Körper in zwei Treffen, deren vorderes die eingliederige

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Der Dienst im Felde.

Formation mit 1—3 A Zwischenraum der einzelnen Reiter annimmt, während in zweiter Linie geschlossene Eskadronen mit größeren Zwischenräumen und mit einem Abstand von etwa 200 A folgen. Einem dritten Treffen fällt die Aufgabe zu, sich gegen etwa vorgehende feindliche Kavallerie zu wenden. Wenn auch der Angriff der Kavallerie gegen unerschütterte Infanterie und Artillerie mit großen Verlusten verbunden zu sein Pflegt, so können in der Schlacht doch Krisen eintreten, welche den rücksichtslosen Massengebrauch der Kavallerie auch gegen unerschütterte Infanterie und Artillerie gebieten. 7. Das Gefecht zu Fuß bietet der Kavallerie die Möglichkeit, auch in solchen Lagen ihre Aufgabe zu lösen, in denen das Gefecht zu Pferde nicht an­ wendbar ist, z. B. im Aufklärungsdienst und bei Unternehmungen für andere Zwecke, um besetzte Engnisse zu „öffnen, welche das weitere Vorgehen hemmen, oder wenn es darauf ankommt, Örtlichkeiten vor dem Feinde zu gewinnen und festzuhalten bis zum Eintreffen der eigenen Infanterie, oder bei rückgängigen Bewegungen, um dem Feinde Aufenthalt zu bereiten, oder zur Aufnahme zurück­ gehender Kavallerie an Engnissen u. s. w. Die Kavallerie hat nicht die Mittel, ein hin- und herwogendes Feuergefecht nachhaltig durchzuführen, sie muß daher das Gefecht zu Fuß beim Angriff wie in der Verteidigung in der Regel von Anfang an mit allen verfügbaren Kräften führen und schnell ihr Ziel zu erreichen suchen; gelingt dies nicht, so kann sie sich nachteiligen Lagen durch ihre Beweglichkeit entziehen, wie auch diese anderseits das Mittel bietet, in Flanke und Rücken des Gegners das Gefecht überraschend zu beginnen. Die Einheit für das Gefecht zu Fuß bildet die Eskadron. Diese gliedert sich in den zu Fuß fechtenden Teil — die Schützen, die Reserve zu Pferde und die Handpferde. Das Absitzen zum Gefecht zu Fuß geschieht, wenn möglich, an einer gegen das Feuer und das Auge des Feindes verdeckten Stelle. Von den zum Gefecht zu Fuß bestimmten Abteilungen (Züge, Eskadronen) sitzen in der Regel die Num­ mern 1 und 2 ab, während die Nummern 3 zu Pferde bleiben, um die Pferde der Schützen zu halten. Die Schützen eines Zuges zu Pferde bilden zwei Gruppen; aus je vier Gruppen wird ein Schützenzug formiert. Das Gefecht zu Fuß wird in gleicher Weise wie von der Infanterie geführt. Die Reserve zu Pferd hat die Bestimmung, während des Gefechtes zu Fuß die Beobachtung fortzujetzen, die Gelegenheit wahrzunehmen, um die durch den Widerstand des Feindes unterbrochene kavalleristische Aufgabe wieder aufzunehmen, das Ab- und Aufsitzen der Schützen zu decken, die Handpferde zu sichern. Die Handpferde werden durch verdeckte Aufstellung dem Feuer und Auge des Feindes entzogen; im offenen Gelände bleiben sie mindestens 800 A von der Schützen­ linie entfernt.

§ 7.

Das Gefecht der Artillerie. (Exerzierreglement für die Feldartillerie 1889.)

1. Die Charakteristik und Organisation der Artillerie siehe S. 48 und S. 53. 2. Gefechtsformen. Das einzelne Geschütz besteht aus der Lafette mit Rohr, der Protze mit der Bespannung und aus der Bedienungsmannschaft. Zur Abgabe des Feuers wird die Lafette von der Protze getrennt (das Geschütz wird abgeprotzt), für die Bewegung werden beide wieder miteinander vereinigt (das Geschütz wird aufgeprotzt). Das Abprotzen im Zurückgehen geschieht einfach durch Abheben des Lafettenschwanzes vom Protzhaken, worauf die Protze 8a weiter fährt; beim Abprotzen im Vorgehen wird das Geschütz, nachdem der Lafettenschwanz vom Protzhaken abgehoben ist, von der Bedienungsmannschaft mit der Mündung gegen den Feind gedreht, während die Protze linksumkehrt macht und auf 8a hinter dem Geschütz sich aufstellt. Beim Aufprotzen zum Zurückgehen wird das Geschütz

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Das Gefecht.

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von der Bedienungsmannschaft zu der Protze gebracht und dann der Lafettenschwanz in den Protzhaken eingehängt; beim Aufprotzen zum Vorgehen fährt die Protze mit einer Linksurnkehrt-Schwenkung vor und an das Geschütz, welches gleichzeitig gewendet und mit der Protze vereinigt wird. Die Gangarten der Artillerie sind dieselben wie die der Kavallerie (S. S. 582). Zur Ausführung der Wendungen halbrechts(-links), rechts- (links-)um und kehrt fährt jedes Geschütz auf einem Kreisbogen von ungefähr 16a Durchmesser. Die Bespannung des einzelnen Geschützes besteht aus drei Paar Pferden, welche von je einem Fahrkanonier vom Sattel auS gelenkt werden. Zur Bedienung eines Geschützes sind bei der fahrenden Batterie 6 Mann unter einem Unter­ offizier bestimmt, welche bei aufgeprotztem Geschütze grundsätzlich auf Protze und Lafette aussitzen. Bei der reitenden Batterie befinden sich die 7 Mann der Be­ dienung zu Pferd stets hinter dem Geschütz. Beim abgeprotzten Geschütz befindet sich der Geschützführer und 3 Bedienungsmannschaften am Geschütz, 2 Bedienungs­ mannschaften an der Protze, bei der' reitenden Batterie halten 2 Kanoniere die Pferde. Eine Kriegs-Batterie besteht aus 6 Geschützen, 8 Munitionswagen, 3 Vorrats­ wagen, 1 Feldschmiede, sowie den Offizier- und Vorratspferden. Je 2 Geschütze bilden einen Zug. 2 oder 3 Batterien setzen eine Abteilung zusammen. Formationen der Batterie.

a) Die geöffnete Batterie: (6 Geschütze in Linie mit 20* Zwischen­ raum, die I. Staffel (3 Munitions-, 1 Vor-ratswagen) in Kolonne zu Einem hinter dem rechten oder linken Flügelgeschütz. Sie wird zu Vorund Rückwärtsbewegungen im Bereich des feindlichen Feuers angewendet. b) Die geschlossene Batterie: (Geschütze mit 6* Zwischenraum, ebenso die mit einem Abstand von 15* in zweiter Linie dahinter aufaestellten Fahrzeuge der I. Staffel). Sie dient zur Versammlung, zum Parkieren und zu Paradezwecken. c) Die Batteriekolonne: (Kolonne zu Einem, die Geschütze mit 6* Ab­ stand hintereinander). Sie dient zu Vorwärts-, Rückwärts- und Flanken­ bewegungen im Bereiche des feindlichen Feuers, als Marschkolonne und zur Versammlung auf der Straße.