Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie. Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziersaspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie: In sieben Teilen 9783486731019, 9783486731002


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Table of contents :
Vorwort zur achten Auflage
Verzeichnis der Abkürzungen
Inhaltsübersicht
Inhalts-Verzeichnis
I. Teil. Heeresergänzung und Dienstverhältnisse des Beurlaubtenstandes
Das bayerische Königshaus
I. Abschnitt: Der einjährig-freiwillige Dienst
II. Abschnitt. Ergänzung des Heeres
III. Abschnitt. Dienstverhältnisse des Beurlaubtenstandes
II. Teil. Heeresorganisation
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis
IV. Abschnitt. Gliederung und Uniformierung des Heeres
Änderung während des Druckes
III. Teil. Innerer Dienst
Inhaltsübersicht
Inhalts-Verzeichnis
V. Abschnitt. Die Militärische Berufspflichten
VI. Abschnitt. Rang- und Vorgesetzten-Verhältnisse
VII. Abschnitt. Allgemeine Dienstverhältnisse
VIII. Abschnitt: Dienstverhältnisse der aktiven Unteroffiziere
IX. Abschnitt. Dienstverhältnisse der aktiven Offiziere
X. Abschnitt. Den militärische Schriftenverkehr
IV. Teil. Verwaltung, Sanitätsdienst
Inhaltsübersicht
Inhalts-Verzeichnis
Berichtigung
XI. Abschnitt. Bekleidung und Ausrüstung
XII. Abschnitt. Besoldung, Verpflegung, Unterkunft, Pension
XIII. Abschnitt: Sanitätsdienst
V. Teil. Disziplin, Rechtspflege, Ehrengerichte, Auszeichnungen
Inhaltsübersicht
Inhalts-Verzeichnis
XIV. Abschnitt: Disziplin, Strafrechtspflege, Ehrengerichte
XV. Abschnitt: Belohnungen und Auszeichnungen
VI. Teil. Gymnastik, Exerzieren, Waffen und Munition, Schießen, Garnisonsdienst
Inhaltsübersicht
Inhalts-Verzeichnis
XVI. Abschnitt. Das Turnen
XVII. Abschnitt. Das Bajonettieren
XVIII. Abschnitt. Bewaffnung
XIX. Abschnitt. Das Schießen
XX. Abschnitt: Exerzieren
XXI. Abschnitt. Der Garnisonsdienst
VII. Teil. Dienst im Felde (Manöver)
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis
XXII. Abschnitt. Felddienst, Gesechtslehre, Manöver
XXIII. Abschnitt. Das Gelände und dessen Darstellung
XXIV. Abschnitt: Feldbefestigung
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Handbuch für den

Einjährig-Freiwilligen, den

Unteroffizier, Gffiziersaspiranten und

Offizier des Beurlaubtenstandes der

kgl. bayerischen Infanterie. Kn stetren TeUen.

Aus Vorschriften, Verordnungen ic. zusammengestellt

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Besoldung

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22

XII. Abschnitt.

Besoldung, Verpflegung, Einquartterung, Pension.

Diese Kürzung tritt auch dann ein, wenn der Offizier rc. mit seinem Burschen den Standort im dienstlichen Interesse vorübergehend verläßt und den Servis während der Abwesenheit fortbezieht. Sie tritt nicht ein, wenn der Bursche infolge einer längeren Abwesenheit des Offiziers rc. vom Standort in den Frontdienst zurücktritt und aus diesem Grunde in der Kaserne oder im Naturalquartter untergebracht wird. Der Servis wird, sofern der Anspruch auf die Gebührnis nicht etwa später beginnt, am 1. eines jeden Monats im voraus gezahlt, und zwar in der Regel für den vollen Kalendermonat. Beurlaubten Selbstmietern wird der Servis ihres Standorts so lange fortbezahlt, als sie Gehalt beziehen. Dasselbe gilt für gerichtliche Untersuchung und Strafverbüßung. Der Wohnungsaeldzuschuß wird sämtlichen etatsmäßigen Offizieren !gewährt, soweit sie nicht eine Dienstwohnung innehaben oder anstatt einer olchen eine besondere Mietsentschädigung beziehen. Sämtliche Orte des Reichsgebiets sind in sechs Servisklassen ein­ geteilt, welche mit A, bezw. I mit V bezeichnet werden. Bon bayerischen Standorten gehören zu Servisklasse A nur München und Metz. Über die Gebührnisse der Offiziere des Beurlaubten­ standes siehe IT!. Abschn. 2. Kap. § 20. B. Die monatliche Löhnung beträgt:

Für den Feldwebel...................................................56 10 „ „ Bizefeldwebel.................................41 „ 10 „ „ „ Fähnrich............................................ 23 „ 10 „ „ Sergenten...................................... 32 „ 10 „ „ „ „ Unteroffizier als Kapitulanten. . 21 „ 60 „ „ „ „ „ Nichtkapitulanten 11 „ 60 „ „ „ Kapitulanten in Gemeinenstelle 12 „ 60 „ „ „ Gefreiten (Nichtkapitulanten) 8 „ 10 „ „ Gemeinen . ....................................... 6 „ 60 „ „ Die Löhnung ist zur Befriedigung der persönlichen Bedürfniffe des Soldaten bestimmt, auch muß er aus ihr die Kosten für Putz-, Näh- und Waschzeug, sowie für Reinigung der in seinem Gebrauch befindlichen Sachen bestreiten. Diejenigen Gemeinen, welche für fehlende Unteroffiziere den Dienst in der Front thun, erhalten eine monatliche Zulage von 3 vM. Die Löhnung ihres Dienstgrades beziehen Unteroffiziere nur dann, wenn sie sich zu einer längeren als zweijährigen Dienstzeit verpflichten, in diesem Falle vom Tage der abgeschlossenen Kapitulation ab. Solange sie nicht Kapi­ tulanten sind, erhalten sie die Löhnung der Gefreiten, sowie die Zulage der Unteroffiziersdienstthuer. Die Kapitulantenlöhnung wird mit Beginn des 3. Dienstjahres und zwar mit dem Tage der Entlassung der Reservisten zuständig, soferne der Kapitulant sich zu einer mindestens 4jährigen G e s a m t dienstzeit verpflichtet hat. Mannschaften, die freiwillig nur ein drittes Jahr aktiv dienen, erhalten mit Beginn des 3. Dienstjahres einen Löhnungszuschuß von monatlich 3 (Über Kapitulationshandgeld f. § 5 g.) § 2.

Gehalt und Löhnung unter besonderen Verhältnissen. A. Gehalt.

Bei AnsteNung, Beförderung und Versetzung von Lffizieren beginnt der Bezug des entsprechenden Gehaltes, wenn dasselbe frei ist, mit dem 1. Tag desjenigen Monats, aus welchem die betreffende Allerhöchste Ent­ schließung datiert, sonst mit dem Eintritt der Verfügbarkeit.

1. Kapitel.

Besoldung.

23

Beurlaubte Offiziere erleiden während der ersten l1/« Monate keinen Gehaltsabzug. Für weitere 4'/, Monate tritt ein nach der Höhe des JahreSgehalts sich abstufender täglicher Gehaltsabzug (Hauptmann 1. Kl. 4 «/#, Haupt­ mann 2. Kl. 2 JL 50 Oberleutnant 1 75 Leutnant 1 JC) ein. Nach Ablauf von sechs Monaten sowie bei Urlaubsüberschreitung wird das volle Gehalt tageweise abgezogen, für den 31. eines Monats aber kein Abzug berechnet. Der Fortbezug des vollen Gehalts bei einem die Dauer von 1'/, Monaten übersteigenden Urlaub unterliegt der Allerhöchsten Genehmigung. Bei einem ohne Gehalt erteilten Urlaub behält der Beurlaubte indes für den Monat, in welchem der Urlaub angetreten wird, das empfangene Gehalt ohne Abzug. Ist der Urlaub zur Wiederherstellung der Gesundheit erteilt, so findet biS zur Dauer von sechs Monaten kein Gehaltsabzug statt. Zur weiteren Zahlung des Gehalts bedarf es der Allerhöchsten Genehmigung. Offiziere, welche krank gemeldet sind, beziehen das Gehalt unverkürzt. Wenn ihre Aufnahme in ein Militärlazaret erfolgt, entrichten sie dafür aus ihrem Gehalt die festgesetzte Vergütung (für den Tag 1 50 H).

Bei gerichtlicher Untersuchung (Verweisung zur Hauptverhandlung) tritt ein Abzug vom Gehalt ein, bei Stubenarrest und Haft nicht. Mit der Verbüßung einer Festungshaft oder Gefängnisstrafe ist der für Urlaub vor­ geschriebene Gehaltsabzug verbunden.

Offiziere, die mit Pension ausscheiden, behalten für den Monat der Pensionierung ihr volles Einkommen, für den folgenden Monat beziehen sie ein Gnadengehalt. Die Witwe oder die ehelichen Nachkommen eines verstorbenen Offiziers erhalten dieses Gnadengehalt, das zunächst zur Deckung der Kosten der letzten Krankheit und der Beerdigung bestimmt ist, für den auf den Sterbe­ monat folgenden Monat.

B. Löhnung. Die neu oder wieder angenommenen Kapitulanten und die Freiwilligen, soweit diese überhaupt auf Gebührnisse Anspruch haben, sowie die Rekruten empfangen die Löhnung vom Tage des Dienstantritts an, als welcher stets der Tag der Ankunft beim Truppenteil gilt. Beförderten wird die höhere Löhnung, wenn sie frei ist, vom Tage des Beförderungsbefehls, sonst von dem Tage ab gezahlt, an welchem sie frei wird. Mannschaften, welche versetzt werden, treten mit dem Tage des Abgangs vom alten Truppenteile aus der Verpflegung des letzteren in die des neuen Truppenteils über.

Aus dem aktiven Dienst ausscheidende Mannschaften treten mit dem Tage der Entlassung aus der Verpflegung des Truppenteils.

Kapitulanten verbleiben während eines Urlaubs bis zu drei Monaten im Genusse der Löhnung. Nichtkapitulanten werden im allgemeinen ohne Löhnung beurlaubt. In Ausnahmefällen darf jedoch die Löhnung auf 8 Tage, unter besonderen Um­ ständen selbst auf 3 Monate bewilligt werden. Auf Urlaub erkrankte Mann­ schaften werden vom Tage der Erkrankung ab nicht mehr als beurlaubt, sondern als krank behandelt und haben die Aufnahme in das nächstgelegene Garnisonslazaret zu beanspruchen. Werden sie durch eine Ortsgemeinde verpflegt, so werden letzterer die Kosten durch die Intendantur vergütet. Bei ausnahmsweise genehmigten Beurlaubungen zur Wiederherstellung der Gesundheit darf die Löhnung auch über drei Monate hinaus bewilligt werden (vgl. VII. Abschn. 8. Kap. § 2).

24

XII. Abschnitt. Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension.

Revierkranke Mannschaften beziehen die Löhnung fort Lazaretkranke scheiden mit dem Tage ihrer Aufnahme in die Lazaretverpflegung aus der Ver­ pflegung des Truppenteils und beziehen demnächst vom Lazaret die Kranken­ löhnung, und zwar der Gemeine täglich 3 Unteroffizier 20 H, Sergent 20 Bizefeldwebel und Fähnrich 40 Feldwebel 50 Bei Verbüßung des gelinden Arrestes und der Haft wird die Löhnung unverkürzt fortbezahlt, ebenso während einer gerichtlichen Untersuchung. Bei Gefängnisstrafe wird zur Bestreitung der Arrestantenverpflegung an Stelle der sonst zuständigen Löhnung ohne Unterschied des Dienstgrades eine tägliche Löhnung von 30 neben der gewöhnlichen Brotportion (750 g), bei strengem und mittlerem Arrest eine tägliche Löhnung von 15 H neben der schweren Brotportion (1000 g) gewährt. Die Familien der verheirateten Unteroffiziere erhalten, wenn diese dienstlich aus der Garnison abwesend sind, einen Löhnungszuschuß von 50 H für den Tag. Ferner erhalten die Familien derjenigen Kapitulanten, welche sich in einem Militärlazaret befinden, einen Löhnungszuschuß, welcher: beim Feldwebel...................................................... M 50^ „ Bizefeldwebel................................................. 1 „ 20 „ „ Sergenten....................................................... — „ 90 „ „ Unteroffizier..................................................— „ 60 „ „ Kapitulanten in Gemeinenstelle . . . . — „ 50 „ „ Gemeinenkapitulanten ohne Anspruch auf Kapitulantenlöhnung — „ 20 „ betrügt. § 3.

Gehalt und Löhnung im Kriege. (Kriegsbesoldungsvorschrift 1888.)

Im Kriege erhöhen sich die Gebühren.

der Hauptmann . . . .' Oberleutnant.... Leutnant ...................... Feldwebel...................... Bizefeldwebel, Fähnrich Sergent...................... Unteroffizier .... Gefreite...................... Gemeine......................

Es erhält:

bei mobilen Formationen 575 JL — H 265 „ — 240 „ — 90 „ — 57 „ — 49 „ 50 36 „ — 16 „ 50 13 „ 50

bei immobilen Formationen 475 v* -4 215 „ — 180 „ — 75 „ — 51 „ — 42 „ — 30 „ — 9 „ — 7 „ 50

Außerdem erhalten Offiziere rc. als einmalige Ausrüstungsbeibilse ein Mobilmachungsgeld, aus dem sie sich auch einen Revolver nebst Munition und ein gutes Fernglas zu beschaffen haben, und solche Gehaltsempfänger, welche im Frieden noch keine Offiziers- ?c. Uniform hatten, eine einmalige Einkleidungsbeihilfe. Alle Angehörigen mobiler Formationen können sich einen Teil ihrer Be­ soldung zur Unterhaltung ihrer in der Heimat zurückgebliebenen Familien in Abzug bringen lassen — Familienzahlungen. § 4.

Abzüge vom Gehalt.

Die regimentierten Hauptleute und Leutnants haben monatlich mindestens 24 (Kavallerie 30 JC) in die Offizierskleiderkasse einzubezahlen. Dieser Betrag wird vom Gehalte einbehalten. Im Laufe des Jahres darf der Offizier über die von ihm eingezahlten Beträge nur zu Zwecken seiner Bekleidung und Ausrüstung verfügen und erst am Jahresschluffe die Aushändigung seines Guthabens verlangen.

1. Kapitel.

Besoldung.

25

Die Beiträge zum Militär-Witwen- und Waisenfonds, dann die Beiträge und Darlehensrückersätze zum Offiziersunterstützungsfonds werden vom Gehalt in Abzug gebracht. Zur Zahlung von laufenden öffentlichen Abgaben, zur Erlegung von Geld­ strafen, zur Deckung von Forderungen des Militärfiskus an überhobenen Ge­ bührnissen oder an zu erstattenden Beträgen sind Abzüge vom Gehalt zulässig, ebenso werden die Beiträge zu verschiedenen Einrichtungen des Truppenteils, wie zur Musik-, Bibliothek-, Fechtkasse u. s. w. regelmäßig abgezogen.

§ 5. Zulage«. a) Etats,näßige Zulagen für Offiziere: Leutnants als Adju­ tanten erhallen eine monatliche Zulage von 18 v*.

b) Kommandozulage. Die Kommandozulage wird Offizieren als Entschädigung für Mehraus­ gaben infolge des Verlassens der Garnison auf mehr als 24 Stunden und längstens sechs Monate gewährt. Der Tagessatz der Kommandozulage beträgt für Hauptleute 4 Jt, für Leutnants 3 Jt, für Fähnriche, welche nach bestandener Offiziersprüfung Offiziers­ dienste thun, 1 Die Kommandozulage wird nicht gewährt: «) bei allen Kommandos, deren längere als sechsmonatliche Dauer von vornherein feststeht; ß) bei allen Kommandos, mit welchen eine besondere Zulage ver­ bunden ist: /) bei Kommandos, welche durch besonderen Wunsch des Betreffenden hervorgerufen sind, ohne daß nach den Dienstvorschriften ein Anlaß hiezu vorliegt; d) für die Dauer des Empfangs von Tagegeldern (s. S. 27); t) bei Truppenübungen, mit welchen eine höchstens 24stündige Abwesen­ heit vom Garnisonsorte verbunden ist. c) Werden aus Mannschaften des Beurlaubtenstandes besondere selbst­ ständig übende Abteilungen (Kompagnien, Bataillone) gebildet, so xrhalten die dazu Kommandierten des Friedensstandes auf die Dauer der Übung eine besondere Zulage, und zwar der Leutnant als Kompagnieführer 40 «X die anderen Leutnants und Osfiziersdienstthuer 24 JL, Feldwebel und Feldwebelsdienstthuer 15 vN,, Unteroffiziere und Gefreite als Unteroffiziersdienstthuer, sowie Schreiber 6 JC. d) Für die an, gemeinsamen Offiziersmittagstische teilnehmenden unverhei­ rateten Leutnants wird das durch die Berpflegungsetats bestimmte Tischgeld gezahlt. e) Wenn von Sr. Majestät dem König den Truppen das Revue­ geschenk bewilligt wird, so erhalten dasselbe alle Personen des Soldatenstandes vom Feldwebel abwärts, welche an der betreffenden Besichtigung rc. teilaenommen haben, und zwar Unteroffiziere im Betrage von 1 Gemeine mit 50 H (auch Einjährig-Freiwillige, und zwar nach ihrem Dienstgrad). f) Diejenigen Ünteroffiziere, welche nach zwölfjähriger aktiver Dienstzeit mit dem Zivilversorgungsschein rc. ausscheiden, empfangen eine einmalige Dien st Prämie von 1000 t/H. g) Mannschaften, welche sich verpflichten, nach Ableistung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht weiter zu dienen, erhalten ein Kapitulationshandgeld, und zwar solche, die freiwillig ein 3. Jahr aktiv dienen, im Betrage von 50 solche, welche sich schon bei der ersten Kapitulation zu einer mindestens 4 jährigen (ehemalige Einjährig-Freiwillige mindestens 3jährigen) Gesamtdienstzeit verpflichten, im Betrage von 100 Jt. Das Handgeld ist mit dem Zeitpunkt der Erfüllung der gesetzlichen aktiven Dienstpflicht — Tag der Entlassung der Reservisten — zuständig.

26

XII. Abschnitt.

Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension.

§ 6. ZahlrmgSverfahre«. Gehälter, sowie alle in Monatssätzen zu gewährenden Zulagen werden am 1. Tage des Monats im voraus bezahlt. Die Kommandozulage wird nach­ träglich nach Bedarf an den Kassenlagen gezahlt.

Die reglementsmäßigen Abzüge erfolgen bei der Gehaltszahlung im voraus.

Die Löhnung wird am 1., 11. und 21. Tage jedes Monats im voraus bezahlt. Der Monat wird dabei zu 30 Tagen (3 Dekaden) gerechnet. Nur in dem Falle, daß Mannschaften nach dem 26. Taae eines Monats eingestellt werden, erhallen dieselben auch für den 31. Tag die Löhnung.

§7.

Soldbücher.

Für die Unteroffiziere und Gemeinen sind im Frieden Soldbücher einge­ führt. In dieselben sind die Gebühren, wie Löhnung, etwa zustehende Dienstund außergewöhnliche Zulage, sowie jede durch Beförderung rc. eintretende Ver­ änderung der Gebühren einzutragen. Damit die Soldbücher zugleich dem Zwecke, besondere Verpflegungsalleste entbehrlich zu machen, genügen können, sind außer der Gebühr auch alle solche Vorkommnisse einzutragen, welche z. B. bei Versetzungen, Abkommandierungen rc. für den übernehmenden Truppenteil rc. zu wissen notwendig sind, insbesondere muß genau der Zeitpunkt angegeben werden, bis zu welchem der Bezug an Löhnung und sonstigen Kompetenzen bei dem Truppenteil erfolgt ist. Dem Soldbuche ist jeweils nur ein für ein Jahr reichender Couponbogen beigeheftet.

Bei jeder Löhnungszahlung ist sogleich der über die betreffende Dekade lautende Coupon zu entfernen.

Die Soldbücher haben die Eigenschaft von Urkunden, weshalb sie sorg­ fältig aufzubewahren und zu behandeln sind.

2. AcrpiLet.

Reisegebührnisse. (Reiseordnung für die Personen des Soldatenstandes.) § 1.

Allgemeines.

Wenn Militärpersonen aus dienstlichen Gründen sich an Bestimmungsorte außerhalb des gewöhnlichen Aufenthaltsortes zu begeben haben, so geschieht dies entweder marsch- oder reisemäßig. Bei der marschmäßigen Beförderung (von Truppenteilen, Transporten, Kommandos) werden Eisenbahnfahrscheine abge­ geben oder die wirklich entstandenen Kosten für die bestimmungsmäßige Be­ nützung der Transportmittel vergütet. Nachtquartier wird in Natur gewährt und Kommandozulage gezahlt, bei längeren Eisenbahntransporten auch Ersrischungszuschuß. Dagegen wird bei der reisemäßigen Beförderung (Dienstreise einzelner ohne Begleitung von Mannschaft) je nach dem Dienstgrad ein be­ stimmtes Reisegeld nebst Tagegeld gewährt, in welchen Beträgen die Vergütung für Quartier, Verpflegung und Reisekosten inbegriffen ist; bei Reisen aus Eisen­ bahnen oder Dampfschiffen wird außerdem zur Bestreitung der Kosten bei dem Zugang zur Bahn und dem Abgang ein Pauschquantum gegeben. Bei Kom­ mandos mit Mannschaften in der Stärke von 20 Köpfen und darunter, mit Aus­ nahme von Fourierkommandos, sind die Offiziere, sofern nicht ein Anderes be­ fohlen wird, während des Marsches (Militäriranspories) von der Begleitung derselben entbunden und erhalten Fuhrkosten, aber keine Tagegelder.

2. Kapitel.

Reisegebührnisie.

27

Offiziere und PortepeeunterOffiziere haben bei Dienst- und BersetzungSreisen im Frieden Anspruch auf Reisegebührnisie (Tagegelder und Fuhrkosten), sofern die von denselben zurückzulegende Entfernung mindestens 2 km von der Grenze des Garnisonsortes beträgt. Reisegebührnisie für Unteroffiziere ohne Portepee und Gemeine sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zuständig.

§ 2.

Tagegelder.

Die Tagegelder betragen für Hauptleute.............................................................................................. 9 Leutnants ..................................................................................................... 7 Unteroffiziere, welche das Offiziersportepee trauen 4 Unteroffiziere, welche das Offiziersportepee nichttragen . . . 3 Überzählige Unteroffiziere und Gemeine....................................... 2

„ „ „ „

H 50 „ 50 „ —„ —„

Bei Dienstreisen werden die Tagegelder sowohl für die Tage der wirklichen Reise wie für diejenigen des Aufenthalts am Bestimmungsorte, an dem letzteren jedoch im Jnlande längstens für einen Monat, den Tag der Ankunft mit­ gerechnet, gewährt. Dauert der Aufenthalt länger als einen Monat, so hört die Zahlung der Tagegelder mit dem Tage nach Ablauf des 1. Monats auf; dauert derselbe voraussichtlich länger als sechs Monate, so fallen die Tagegelder mit dem Ablauf des Tages der Ankunft fort. Bei Märschen, Militärtransporten, bei Ortsunterkunft und bei den Übungen der Truppen sind Tagegelder nicht zuständig (sondern Kommandozulagen). 8 3.

Fuhrkosten.

1 Bei Reisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurückgelegt werden können, erhalten a) die Offiziere 13 H für das Kilometer, 3 Jt für jeden Zu- und Abgang; b) die übrigen Personen des Soldatenstandes

7 H für das Kilometer, 1 für jeden Zu- und Abgang. 2. Bei allen anderen Reisen erhalten

Hauptleute und Leutnants 40 Unteroffiziere 30

1 für jedes Kilometer nach der nächsten fahrf baren Straßenverbindung.

Haben erweislich höhere Fuhrkosten aufgewendet werden müssen, so werden die Mehrausgaben erstattet.

Die Fuhrkosten werden für die Hin- und Rückreise besonders berechnet. Im mobilen Zustande werden bei Dienst- und Versetzungsreisen Tagegelder und Reisekosten in der Regel nicht gewährt. Für Dienstgeschäste in der Garnison, im Garnisonsverbande, im Orts­ quartier oder Kommandoorte oder außerhalb derselben in einer Entfernung von nicht mehr als zwei Kilometer werden weder Tagegelder noch Reisekosten gewährt.

Reisen, welche lediglich das Privatinteresse spruch auf Tagegelder und Reisekosten aus.

§ 4.

berühren, schließen

den An­

Besondere Bestimmungen.

Das Tagegeld wird auf die zur Zurücklegung wendeten Tage (Reisetage) gewährt. Der Tag der Abreise und werden als Reisetage gerechnet.

der Tag

der Reise wirklich ver­

der Ankunft am Bestimmungsorte

28

XU. Abschnitt.

Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension.

Dienstreisen sind, sofern dadurch die Zahl der Reisetage beeinflußt werden kann, in den Morgenstunden (im Sommer von 6, im Winter von 7 Uhr ab) anzutreten, wenn nicht besondere dienstliche Ursachen ein Anderes bedingen. Durch persönliche An- und Abmeldungen dürfen keine Mehrkosten entstehen.

Alle Reisen sind je nach Unterbrechung zurückzulegen.

den vorhandenen Kommunikattonsmitteln ohne

Bei Reisen von größeren Entfernungen, deren Zweck keine außergewöhnliche Beschleunigung bedingt, werden mindestens 112,5 km auf dem Landwege, 375 km auf Dampfschiffen und 500 km aus Eisenbahnen als Tagreise ange­ nommen. Dieser Satz ist jedoch nur festgestellt, um bei größeren Reisen einen Anhalt zur ungefähren Abmessung der Tagestour zu geben. Bei Versetzungen werden die Tagegelder nur bis einschließlich des Tages der Ankunft am neuen Bestimmungsorte gewährt. Für die Zeit, in welcher Tagegelder gegeben werden, fällt der Anspruch auf Naturalquartier oder Servis am Kommandoorte fort. In der Regel sind Tagegelder und Fuhrkosten zu zahlen und zu liquidieren: 1. bei Dienstreisen von dem Trupventeil rc., welchem der Reisende an­ gehört, bezw. bei welchem derselbe zur Zeit der Reise kommandiert ist:

2. bei Kommandos zu Truppenteilen rc. oder Militärbehörden:

a) für die Hinreise, bezw. den Aufenthalt am Kommandoorte von dem Truppenteil rc., zu welchem die Kommandierung erfolgt ist, bezw. welchem der Kommandierte attachiert wird; b) für die Rückreise von dem Truppenteil rc., zu welchem der komman­ dierte zurückkehrt. 3. Bei Bersetzungsreisen von dem Truppenteil rc., zu welchem die Ver­ setzung erfolgt. Bei Reisen, welche nur mittels Umwegs auf Eisenbahnen ganz oder teil­ weise zurückgelegt werden können, entscheidet der Kostenpunkt die Frage, ob die Reisekosten nach der Eisenbahnverbindung oder nach dem kürzeren Landstraßen­ wege zu gewähren sind. Reisegebührnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes s. III. Abschn. 2. Kap. § 21 u. 22.

3. Kcrpitet.

Kassenwesen. (Kassenordnung für die Truppen 1897.)

Bei jedem Truppenteil, welcher etatsmäßig einen Zahlmeister hat, besteht eine Kassenverwaltung mit der Bestimmung, die Kassengeschäfte des Truppen­ teiles wahrzunehmen, d. i. alle der Kasse zustehenden Gelder und Forderungen einzuziehen, die eingehenden Gelder und Wertpapiere anzunehmen und aufJubewahren, Zahlungen zu leisten, über Einnahmen und Ausgaben Buch zu ühren und den gesamten Schriftwechsel zu bearbeiten.

Der Zahlmeister führt die alleiniger Verantwortung.

Kassenverwaltung

selbständig

und

unter

Der Kommandeur führt die allgemeine Dienstaufsicht über die Kassen­ verwaltung, regelt deren Verkehr mit der Truppe und stellt ihr das erforder­ liche Personal zur Verfügung. Er ist befugt, jederzeit die Kasse und Bücher ?c. einzusehen und hält am 1. jedes Monats Kassenprüfnng ab. Die Kassenverwaltung ist unbeschadet der Rechte der Intendantur unterstellt.

dem Kommandeur zustehenden

4. Kapitel.

Naturalverpflegung.

29

Die Kasse wird in einem verschließbaren Raume auf der Wache aufbewahrt; aus Märschen hat der Kommandeur für die gesicherte Aufbewahrung der Kasie zu sorgen (Bataillonsstabswagen, Wache). Zahlungen finden in der Regel nur am 1., 11 und 21. jedes Monats statt und zwar direkt an die Empfangsberechtigten oder deren Bevollmächtigte. Für die Angehörigen eines Bataillons empfangen die Kompagniechefs. Borschüsse dürfen nur zu dienstlichen Zwecken nach Maßgabe der be­ stehenden Vorschriften gezahlt werden. Hinterlegungen sind nach bestimmten Vorschriften entweder geboten oder erlaubt: andere als die eigens bezeichneten Hinterlegungen sind verboten. Die Intendantur nimmt jährlich mindestens eine unvermutete Kassen­ prüfung vor. Bei Krankheit, Abwesenheit oder sonstiger Behinderung des Zahlmeisters kann, wenn die Abwesenheit nicht länger als drei Tage dauert, von einer Vertretung abgesehen werden. Andernfalls wird diese einem etatsmäßigen Zahlmeisteraspiranten übertragen. Ist dies nicht angängig, so wird aus dem Kommandeur und dem nächsten rangältesten Offizier eine Kassenkommission gebildet, welche die gesamten Geschäfte der Kasienverwaltung unter alleiniger Verantwortung übernimmt und führt. Ähnlich wird die Kaffenkommission bei Truppenteilen ohne Zahlmeister gebildet. Ebenso werden im Kriege die Kassengeschäfte, je nachdem ein Zahlmeister zugeteilt ist, von Kassenverwaltungen oder Kommissionen geführt.

4. Kcrpitek. Naturalverpflegung. § 1.

Naturalverpflegung im Friede«.

(Entwurf zu einer Verpflegungsvorschrift für das bayerische Heer im Frieden (Friedensverpflegungsvorschrift) 1898.)

1. Allgemeine-. Jeder Löhnungsempfänger, gleichviel ob er dem Friedensstande angehört oder aus dem Beurlaubtenstande eingezogen ist, hat Anspruch auf freie Verpflegung in Natur oder in Geld. Die in Natur gewährte Verpflegung besteht in einer auskömmlichen Mittags-, Abend- und Morgenkost, wobei Mittags- und Abendkost des einen Tages und Morgenkost des folgenden Tages als zusammengehörig betrachtet werden. Der Anspruch auf Verpflegung beginnt mit dem Tage des Dienst­ eintritts und dauert bis zum Tage des Ausscheidens, letzteren ausgenommen. Die in Natur gewährte Verpflegung setzt sich zusammen auS a) Brot: Brotp ortion, b) den übrigen zur Herstellung der Tageskost erforderlichen Lebensmitteln in zubereiteter Form: Beköstigungsportion. Bei der Abfindung in Geld tritt an die Stelle der Brotportion das Brot­ geld und an die Stelle der Bekösttgungsportion ein Beköstigungsgeld, a) Die tägliche Brotportion beträgt 750 g oder an Stelle der­ selben 500 g Feldzwieback. Bei Verpflegung in der Garnison aus militärischen Bäckereien kommen jedoch hievon nur 500 g Schwarzbrot wirklich zur Verabreichung; l/s der Brotportton erhält der Truppenteil in Geld, um davon Frühstücksbrot oder Brot für die Küche zu beschaffen. Das Brotgeld beträgt allgemein 12 H für 750 g Brot oder 500 g Feldzwieback; für den Zuschuß (im Arrest, s. S. 24) von 250 g Brot bezw. für ’/s der Brotportion 4

30

XII. Abschnitt.

Besoldung, Verpflegung, Einquartierung, Pension.

b) Die Beköstigungsportion zerfällt in die kleine und die große. Zur kleinen BekösttgungSportion gehören: 10 g Kaffee in gebrannten Bohnen, 180 g rohes Fleisch (Rind-, Hammel­ oder Schweinefleisch), nebst 40 g Rindernierenfett, oder 120 g geräucherter Speck, oder 100 g Fleischkonserven, 250 g Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen oder Linsen), oder 125 g Reis, Graupe oder Grütze (Hafer-, Buchweizen- oder Gerstengrütze), oder 150 g Gemüsekonserven von Hülsenfrüchten, oder 1500 g Kartoffeln, sowie 25 g Salz nebst den erforderlichen sonstigen Speisezuthaten. Zur großen Bekösttgungsportton gehören: 15 g Kaffee in gebrannten Bohnen, 250 g rohes Fleisch (Rind-, Hammel- oder Schweinefleisch) nebst 60 g Rindernierenfett, oder 200 g Fleischkonserven oder geräucherter Speck, 250 g Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen oder Linsen), Buchweizen- oder oder 125 g Reis, Graupe oder Grütze . ..............(Hafer-, * Gerstengrütze), oder 150 g Gemüsekonserven von Hülsenfrüchten, oder 1500 g Kartoffeln, oder die Hälfte der voraufgeführten Portionssätze für trockene Gemüse nebst 750 g Kartoffeln, sowie 25 g Salz nebst den erforderlichen sonstigen Speisezuthaten.

Der kleinen und großen Bekösttgungsportton entsprechend Beköstigungsgeld in das niedrige und daS hohe.

zerfällt

das

Das niedrige Beköstigungsgeld wird jährlich zweimal und zwar im Dezember für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni des folgenden Jahres und int Juni für die Zeit vom 1. Juli bis Ende Dezember vom Kriegsministerium für jede Garnison festgesetzt und durch das B.Bl. bekannt gemacht. Dasselbe setzt sich zusammen a) aus den feststehenden Beträgen von 3 für die Morgenkost und von 10 H für den Gemüseteil der Mittags- und Abendkoft sowie für Salz und die sonstigen Speisezuthaten zur Tageskost,

b) aus dem veränderlichen Betrage für den Fleisch- und Fettteil der Mittags- und Abendkost, welcher sich nach den Marttpreisen richtet und halbjährig neu festgestellt wird. Das hohe Beköstigungsgeld besteht für den ganzen Verwaltungs­ bezirk eines Armeekorps aus dem niedrigen Beköstigungsgelde für Gemeine der­ jenigen Garnison, in der das Generalkommando seinen Sitz hat, mit einem Zu­ schläge von 15

Die Verpflegung wird gewährt entweder in Geld zur Selbstbeschaffung durch den Truppenteil oder durch den einzelnen Empfangsberechtigten, oder im Wege der Magazinsverpflegung, oder im Wege der Quartierverpflegung.

Es kann jedoch auch ein gemischtes Verfahren eintreten, indem die Ver­ pflegung teils aus dem einen, teils auf dem andern Wege gewährt wird.

Unter Magazinsverpflegung versteht man die Verabreichung des Brotes oder der zur Beköstigunasportion gehörenden, besttmmungsmäßigen Lebensmittel an den Truppenteil behufs Verteilung derselben an den einzelnen

4. Kapitel.

Naturalverpflegung.

31

Empfangsberechtigten zur Selbstbereitung der Speisen aus ständigen oder vor­ übergehend eingerichteten Magazinen.

2. Verpflegung im einzelnen. a) In der Garnison. In der Garnison ist außer der Brotportion die kleine Beköstigungsportion zuständig. Unteroffiziere, Löhnung oder Übungsgeld beziehende Unterärzte und Unter­ veterinäre, Löhnung beziehende einjährigfreiwillige Ärzte, ferner diejenigen Ge­ meinen, welche für fehlende Unteroffiziere deren Dienst in der Front thun und auS der ersparten Unteroffizierslöhnung eine Zulage beziehen, erhallen in der Garnison rc. eine bessere Kost als die übrigen Gemeinen.

Die Brotportion wird in der Regel aus Magazinen geliefert. Kann dies ausnahmsweise nicht geschehen, oder ist der Brotempfang mit einem unverhältnismäßigen Aufwande an Zeit und Kräften verknüpft, so wird zur Selbstbeschaffung des Brotes durch den Truppenteil oder durch den einzelnen Empfangsberechtigten das Brotgeld gewährt. Außerdem darf das Brotgeld auch in solchen Füllen gewährt werden, in denen das dienstliche Interesse oder Billigkeitsrücksichten dafür sprechen.

Die BeköstigungsPortion wird den Empfangsberechtigten ebenfalls grundsätzlich in Natur geliefert und zwar durch den Truppenteil, dem der Em­ pfangsberechtigte angehört oder zugeteilt ist.

Zur Beschaffung der Tageskost in gehöriger Zubereitung erhält der Truppen­ teil das niedrige Beköstigungsgeld. Zur Bestreitung der besseren Kost für die oben bezeichneten Personen wird dem niedrigen Beköstigungsgelde für die Gemeinen die Hälfte der Vertragspreise für Fleisch hinzugesetzt.

Die Speisen werden ist der Regel in gemeinschaftlichen fiskalischen oder für Rechnung der Militärverwaltung ermieteten Speiseanstalten (Truppenküchen) durch die Truppen selbst zubereitet. In Ausnahmesällen darf die Lieferung der zubereiteten Speisen für Rechnung des Truppenteils Speisewirten über­ tragen werden. An den gemeinschaftlichen Speiseeinrichtungen nehmen grundsätzlich sämt­ liche Mannschaften, einschließlich der Zugeteilten, teil. Nur in besonders be­ gründeten Fällen dürfen Mannschaften seitens der Bataillons- rc. Kommandeure hiervon entbunden werden. Für Verheiratete, die im eigenen Hausstande leben, bedarf es einer besonderen Genehmigung nicht. b) I n Barackenlagern. In Barackenlagen erhalten die Truppen zum niedrigen Beköstigungsgeld der Garnison des Generalkommandos, in dessen Bezirk das Lager liegt, einen täglichen Zuschuß von 5 für jeden Kopf.

c) In Zeltlagern und Biwaks. In Zeltlagern und Biwaks ist außer der Brotportion die große BeköstigungSportion zuständig. Die Brotportion oder das Brotgeld wird nach denselben Grundsätzen gewährt, wie in der Garnison.

Die Gewährung der Beköstigungsportion erfolgt entweder DaS Schützeufeuer. „Das Feuer einer Schützenlinie wird in der Regel als Schützenfeuer abgegeben. Es hat die Wahrscheinlichkeit größerer Treffwirkung für sich, weil der Mann ruhig zielen und den günstigsten Augenblick zur Abgabe des Schusses abwarten kann." „Die Lebhaftigkeit des Feuers richtet sich nach dem Ge­ fechtszweck, der Beschaffenheit des Ziels und der vorhandenen Munition. Ungünstige Beleuchtung wird häufig mäßigend auf die Feuergeschwindigkeit wirken." ER. 1.133. „Gegen niedrige, auf mittleren Entfernungen befindliche Ziele darf, wenn überhaupt gefeuert wird, nur langsam ge­ schossen werden. Lebhaftes Feuer ist auf den nahen Ent­ fernungen und gegen solche Ziele angezeigt, welche nur auf kurze Zeit in günstiger Zielhöhe sichtbar sind. Gegen Artillerie wird auch auf Entfernungen jenseits 1000 m meist ein lebhaftes Feuer am Platze sein." E.R. I. 74. „Der Schütze soll so erzogen werden, daß er der Regel E.R. 1.134. nach den Erfolg nicht im schnellen, sondern im wohlgezielten und überlegten Schießen sucht. Behufs Gewöhnung an langsames Feuern muß der Schütze in der Regel mit seinem

E.R. 1.134.

7. Kapitel.

Das Feuergefecht der Infanterie.

99

Nebenmann gemeinschaftliche Sache machen: während der eine schießt, beobachtet der andere und darf — muß aber nicht — dann schießen, nachdem der erste wieder geladen hat. Soll lebhaft oder schnell gefeuert werden, so hört dieser Feuer­ wechsel auf."

ER II 32.

„Geeignete Zeitpunkte zur Anwendung des Schnellfeuers sind: a) beim Angriff: die letzte Vorbereitung vor dem Sturm; b) in der Verteidigung: die Abwehr des feindlichen Sturmanlaufes; c) Abwehr von Kavallerie und alle Gefechtsmomente, in welchen ein plötzlicher und unmittelbarer Zusammen­ stoß mit dem Feinde stattfindet (Kampf um Ver­ schanzungen, in Örtlichkeiten, im Walde); 6) Verfolgungsfeuer hinter einem weichenden Gegner. In der Regel findet Schnellfeuer nur in Verbindung mit dem Standvisier oder der kleinen Klappe An­ wendung. Nur ausnahmsweise darf das Schnell­ feuer auch auf Entfernungen zwischen 350 und 1000 m in solchen Fällen zur Anwendung kommen, in welchen das Beschießen besonders vorteilhafter Ziele sich auf kurze Zeit beschränkt und in dieser eine größere Feuerwirkung geboten ist."

§ 7. Feuerleitung. „Die Leitung des Feuers muß so lange als möglich aufrecht erhalten werden, die Verwertung der Waffe in der Hand der Führer liegen. Die Feuerleitung wird erleichtert, wenn die Züge in sich selbst möglichst zusammengehalten werden können, wenn die Züge scharf hervortretende Zwischen­ räume scheiden und jedem ein bestimmter Abschnitt zur Be­ setzung zugewiesen wird." ER- n. 21. „Die gesteigerte Bedeutung des Schützengefechts verleiht der Führung desselben den besonderen Wert." E.R. II. 35. „In der Regel beschränkt sich die Teilnahme an der Leitung des Feuers auf diejenigen Führer, welche in der Feuerlinie selbst sich befinden, also die Zug- bezw. Kompagnie­ führer. Den höheren Befehlshabern fallen im Gefecht andere Aufgaben zu, denen sie sich durch Eingreifen in den Befehls­ bereich ihrer Untergebenen nicht entfremden dürfen. Ihre Mitwirkung kann nur darin zur Geltung kommen, daß sie die erforderlichen Kräfte an diejenigen Stellen der vorderen Gefechtslinie disponieren, von welchen sie eine verstärkte oder konzentrierte Feuerwirkung ausgehen lassen wollen." Demnach werden im allgemeinen der Bataillons­ kommandeur und die höheren Führer der Truppe nur die Richtung für das Vorgehen bezw. die einzunehmende Stellung bezeichnen und für Heranziehung frischer Munition sorgen.

ER-1-133.

100

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

Der Kompagniechef weist den Zügen die Stellung an, sorgt für Ermittelung der Entfernungen nach wichtigen Punkten im Borgelände, befiehlt in der Regel die Eröffnung des Feuers und bestimmt so lange wie irgend möglich das zu beschießende Ziel. Er regelt die Bewegungen, beobachtet den Gegner sowie die diesseitige Feuerwirkung gegen den­ selben, sorgt für Ergänzung der Munitton mit den auf dem Gefechtsfeld sich bietenden Mitteln, sowie für Verteilung der von rückwärts herangebrachten Munition auf die Züge. E.R. II. 55.

„Der Zugführer hat seinen Platz so zu wählen, daß er die Feuerwirkung seines Zuges übersieht. Er ordnet die Einrichtung seines Zuges in der ihm überwiesenen Stellung an und bestimmt nach den ihm erteilten An­ weisungen oder selbständig die Ziele des Feuers. Er ver­ folgt aufmerksam die Maßnahmen des Feindes und sucht nach Kräften mit den in der Gefechtslinie anschließenden Zügen gemeinsam zu wirken."

E.R. II. 56.

„Der Gruppenführer unterstützt den Zugführer und ist in dem ihm überwiesenen Bereich für die Einrichtung der Schützen, für das Einstellen der Visiere, die sachgemäße Handhabung der Waffe und den Patronenverbrauch verant­ wortlich." Die Feuerleitung liegt mithin im allgemeinen in der Hand der Kompagnie- (soweit sich diese schon in der Feuerlinie befinden) und Zugführer. Diese bestimmen das zu beschießende Ziel, das Visier, den Moment der Feuer­ eröffnung und, soweit notwendig und möglich, die Feuerart: auch erteilen sie im geeigneten Moment den Befehl zum Vorgehen beim Angriff und zum Halten in der von ihnen gewählten neuen Stellung.

E.R. 1.133.

„Hilfsorgane derZugführer sind die Entfernungs­ schätzer, welche erscheinende Ziele ohne weiteres schätzen und das Ergebnis dem Zugführer mitteilen. Den letzteren unter­ stützen sie ferner dadurch, daß sie nicht allein das beschossene Ziel, sondern auch den übrigen Teil des Gefechtsfeldes im Auge behalten." Weitere Hilfsorgane der Zugführer sind die Gruppen­ führer, deren Obliegenheiten im allgemeinen darin bestehen, daß sie die Befehle des Zugführers, wenn notwendig, an die Mannschaften übermitteln und deren Ausführung überwacher, und daß sie gegebenen Falles den Zugführer ersetzen, wenr. dessen Einwirkung nicht mehr möglich ist. Im besonderer, besteht die Thätigkeit des Gruppenführers ir folgendem: 1. Sachgemäße Anweisung des Platzes der Gruppc innerhalb der dem Zug zugewiesenen Stellung: 2. Weitergabe aller Kommandos und Befehle des Zug führers, sofern dieselben nicht von allen Mannschafter gehört werden können, ev. Weitergabe von Befehler an die Nebengruppen, Züge 2c.;

7. Kapitel.

Das Feuergefecht der Infanterie.

101

3. Genaue Bezeichnung des Zieles für die Gruppe und richtige Lenkung des Feuers auf dasselbe im Sinne einer gleichmäßigen Feuerverteilung; 4. Kontrolle der befohlenen Visierstellung; 5. Überwachung der gesamten Schießthätigkeit der Mann­ schaften, insbesondere in Bezug auf sorgfältigen An­ schlag, genaues Zielen, richtiges Feuertempo und Munitionsverbrauch; energisches Einschreiten bei Ver­ fehlungen gegen die Feuerdisziplin; 6. Beobachtung der Feuerwirkung sowie des Verhaltens des Gegners (Fernglas); 7. Regelung der Verteilung eingetroffener Ersatzmunition. Überflüssiges Kommandieren und Befehlen ist jedoch zu vermeiden, um die Schützen nicht unnötigerweise in ihrer Thätigkeit zu stören. Die Einwirkung des Gruppenführers erstreckt sich nicht in allen Fällen lediglich auf die Leute seiner eigenen Gruppe, sondern je nach Umständen auf alle ihm zunächst befindlichen Schützen, soweit seine Stimme reicht. Die Zug- und Gruppenführer sind in der Stelluna an keinen bestimmten Platz gebunden. Ihr Platz ist da, wo sie ihre Leute am besten zu übersehen ver­ mögen. In der Regel wird dies etwa hinter der Mitte der Abteilung sein. Abgabe der Kommandos. (5.9t.1.130.

„Das Kommando muß möglichst kurz sein und zuerst die Richtung, dann das Ziel, das Visier und zuletzt die Feuerart bestimmen. Die Benennung des Ziels soll jedes Mißverständnis ausschließen; feindliche Abteilungen sind so zu bezeichnen, wie sie vom Schützen aus gesehen werden lz. B. „die Geschütze am weitesten rechts" und nicht „linker Flügel der Batterie"). Bei großer Entfernung wird das Ziel bisweilen nur mittels Ferngläser, von den Schützen selbst aber nicht erkannt werden können. Es handelt sich dann darum, den letzteren als Zielpunkte Stellen im Gelände zu bezeichnen. Das Befohlene ist von den weiter entfernten Gruppen­ führern nachzukommandieren. Das für den geschlossenen Zug vorgeschriebene Kom­ mando: Char-giert! Fertig! (Zum Chargieren — Halt!) fällt in der Schützenlinie fort. Nur wenn eine Salve abgegeben werden soll, erfolgt nach Bezeichnung des Ziels und Be­ stimmung des Visiers das Kommando: Fertig! ; bei Schützen­ feuer wird auf den betreffenden Befehl ohne weiteres entsichert und gefeuert. Beispiele: Links an der grünen Kuppe Artillerie! Visier 900 und 1000! Fertig! Legt —an! Feuer! Geladen! Geradeaus liegende Schützen! Visier 500! Schützen­ feuer!"

XIX. Abschnitt.

102

DaS Schießen.

Eiuftelleu des Feuers.

E.R. 1.131.

„Hiezu erfolgt der Zuruf: Stopfen! oder, sobald derselbe nicht mehr verständlich, der Pfiff. Soll das Feuer auf das­ selbe Ziel fortgesetzt werden, so unterbleibt eine nochmalige Benennung des Ziels, und das Kommando lautet: Weiter feuern! Soll nur eine der gebrauchten Bisierstellungen umgeändert werden, so wird z. B. kommandiert: 800 in 1000 umstellen! Weiter feuern! Zur Änderung des Haltepunktes kommandiert der Zugführer, nötigenfalls nach Benützung der Pfeife, z. B. Kopf halten! (unter das Ziel halten!)"

E.R. 1.134.

§ 8.

„Erachtet beim Schützenfeuer der Führer eine Steigerung oder Verminderung der Feuergeschwindigkeit angemessen, so wird nach Benützung der Pfeife: Lebhafter (langsamer) feuern! oder Schnellfeuer! kommandiert."

Verhalten deS Schütze«; Fenerdiszipli«.

E.R. 1.129.

„Durch

häufige Übung muß erreicht werden, daß jeder

Mann der Leitung des Führers und den Verhältniffen der Nebenleute entsprechend in der Schützenlinie den besten Platz für sich findet. Hin- und Herrücken in der Stellung ist zu vermeiden."

E.R. I. 74.

„Der Schütze muß imstande sein, aus jeder Körper­ lage sowohl einen einzelnen Schuß wie mehrere Schüsse hintereinander schnell und mit Sicherheit abzugeben."

E.R. I. 75.

„Hat der Mann im Liegen kein freies Schußfeld, so muß er sich zur Abgabe des Schuffes gewandt zum Knieen oder Stehen erheben und nach dem Schuß wieder hinlegen."

E.R. 1.135.

„Die Feuerdisziplin umfaßt die gewissenhafte Ausfüh­ rung der im Feuergefecht erfolgenden Befehle sowie die peinliche Beachtung der für die Handhabung der Waffe und das Ver­ halten im Gefecht gegebenen Vorschriften. Sie fordert ferner ruhiges Ausharren im feindlichen Feuer, auch dann, wenn dieses noch nicht erwidert werden darf, Sorgfalt in der Ab­ gabe des Schuffes und Ausnützung des Geländes zur Steigerung der Treffwirkung, stete Aufmerksamkeit auf die Führer und den Feind, Stopfen, sobald das Ziel ver­ schwindet, die Pfeife des Führers ertönt oder in anderer Weise der Befehl zum Einstellen des Feuers gegeben wird. Die Feuerdisziplin muß so anerzogen werden, daß sie auf den Mann auch dann ihre Einwirkung behält, wenn im Gefechtsverlauf die Feuerleitung seitens der Führer nur un­ vollkommen durchführbar wird und schließlich bestimmend am das Verhalten der Feuerlinie nur noch die eigene Überlegung des einzelnen Mannes oder das Beispiel besonders beherzter und umsichtiger Leute wirkt. Um das selbständige Handeln zu wecken und zu beleben, müssen die Leute an Gefechtsverhaltniffe, in welchen die Feuerleitung aufhört, gewöhn: und über ihr Verhalten in solchen Fällen belehrt werdend

7. Kapitel.

E R. II. 33.

§ 9.

DaS Feuergefecht der Infanterie.

103

„Es muß an eine gute Truppe die Forderung gestellt werden können, wenn das eigene Feuer keine Wirkung ver­ spricht, im feindlichen Feuer auszuharren, ohne dasselbe zu erwidern." Im übrigen siehe über das Verhalten des Soldaten im Gefecht XXII. Abschn. 10 Kap. § 5.

UrrgeleiteteS Feuer.

„Im Gefechtsverlauf läßt sich die Feuerleitung häufig nur unvollkommen durchführen, da bei lauge andauernden Feuergefechten ein verhältnismäßig starker Teil der in der Schützenlinie thätigen Führer kampfunfähig wird. Aber auch dann muß die Feuerdisziplin der sich mehr oder weniger selbst überlaffenen Mannschaften standhalten. Bei einer gut ausgebildeten und disziplinierten Truppe wird die Über­ legung des einzelnen Mannes und das Beispiel besonders umsichtiger und beherzter Leute bestimmend auf das Verhalten der Feuerlinie wirken und so dem sich in gleich schwieriger Lage befindlichen Gegner gegenüber die erfolgreiche Weiter­ führung des Gefechts ermöglichen." E.R. 1.133. „Für solche Fälle muß dem Schützen bei der Ausbildung die Regel eingeprägt werden, daß bei fehlender Leitung innerhalb 600 m alle Ziele, zwischen 600 und 1000 m nur hohe und breite Ziele be­ schossen werden können (nicht müssen), und daß über 1000 m im allgemeinen nicht mehr gefeuert werden darf."

E.R. II. 36.

§ 10. E. R- II. 37.

F. O. 476 bis 482.

Verbrauch der Munition und MunitiouSergänznng. Ein Verschießen beraubt die Infanterie ihrer besten Gefechtskraft. Die rechtzeitige Munitionsergänzung in und nach dem Gefecht ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Führer aller Grade. „Vom Beginn des Feuergefechts an bleibt zu bedenken, daß die Zahl der mitgeführten Patronen begrenzt ist, und daß der Aufwand einer gewissen Menge von Munition eine Ausgabe an Kraft bedeutet, die nur da stattfinden darf, wo sie sich lohnt. Ist andererseits der Entschluß, ein Ziel unter Feuer zu nehmen, gefaßt, so muß die zur Erreichung des Gefechtszweckes erforderliche Munition auch voll eingesetzt werden, da wirkungsloses Feuer das moralische Element der eigenen Truppe schwächt, dasjenige des Feindes hebt. Ein zweckmäßiges Haushalten mit der Munition, nament­ lich auf den weiten und mittleren Entfernungen, damit es im entscheidenden Augenblick nicht an der zum Herbeiführen des Erfolges nötigen Munition fehlt, ist daher eine unerläß­ liche Bedingung." „Die Führer aller Grade sind verpflichtet, einerseits für sachgemäßes Haushalten mit der Munition, andererseits für deren rechtzeitige Ergänzung zu sorgen.

104

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

Kein Mittel darf unversucht bleiben, um der Truppe im Gefecht Munition zuzusühren und das Feuer zu nähren, in dessen Erhalten oder Erlöschen das Schicksal des Tages liegen kann. Innerhalb des Armeekorps regelt den Munitionsersatz im großen das Generalkommando. Steht ein Gefecht bevor, so werden die Infanterie- und Artilleriemunilionskolonnen vom Truppenführer näher heran-, zum Teil auf das Gesechtsfeld vorgezogen. Ort und Zeit des voraussichtlichen Eintreffens der Kolonnen teilt der Truppenführer den unterstellten Befehlshabern mit. Die Munitionskolonnen sind verpflichtet, an jeden Offizier oder augenscheinlich berechtigten Unteroffizier auf Verlangen Munition zu verausgaben. Nach jedem Gefecht ist dem Trnppenführer zu melden, ob der Munitionsersatz erfolgt ist, oder ob und weshalb er nicht hat ermöglicht werden können. Vor Eintritt in das Gefecht ist der Inhalt der Patronen­ wagen ganz oder teilweise an die Mannschaften zu verteilen und in Brotbeutel, Hosen- und Rocktaschen u. s. w. unter­ zubringen. Wiedergesüllte Patronenwagen nehmen während des Gefechts nach Anweisung des berittenen Wagenführers gedeckte Aufstellung möglichst nahe hinter der fechtenden Truppe, in dringenden Fällen ohne Rücksicht auf Verluste. Sie müssen jedem Truppenteile, auch dem nicht zugehörigen, auf Verlangen Munition abgeben. Im Gefecht erfolgt der Patronenersatz nach Möglichkeit durch jede in die Feuerlinie einrückende Verstärkung. Wo ausnahmsweise das Heranschaffen frischer Munition*) für die in vorderster Linie Kämpfenden durch einzelne Mann­ schaften geschehen muß, sind diese grundsätzlich den rück­ wärtigen, noch nicht in das Gefecht eingesetzten Truppen za entnehmen. Auch ist es durchaus nötig, den Verwundeten und Ge­ fallenen die Munition abzunehmen. Führer und Mannschaften müssen diese Ergänzung ohne besonderen Befehl bei jeder Gelegenheit vornehmen, überhaupt dafür sorgen, daß nicht nur die vorgeschriebene Patronen­ zahl, sondern stets so viel Munition wie irgend möglich bei der Truppe vorhanden ist. Soll in vorbereiteter Stellung ein Verteidigungsgefecht geführt werden, so sind Munitions­ vorräte in der Feuerlinie niederzulegen. Für rechtzeitigen Ersatz der den Patrvnenwagen eninommenen Munition sorgt der Bataillonskommandeur. Auf dessen Meldung, wenn nicht schon früher aus eigener Fürsorge, muß der höhere Führer einzelne Munitionswager der Kolonne zuweisen, aus denen sich die entleerten Patronen­ wagen alsbald ergänzen. •) Die Tragschlaufen je zweier Packhülsen können ineinandergesteckt und durch einen Knebel (Seitengewehr rc.) verbunden werden. Die Packhülsen werde: dann über die Schulter gehängt.

7. Kapitel.

DaS Feuergefecht der Infanterie.

105

Bis zum Eintreffen der Munitionskolonnen werden die Truppenführer gut thun, sich für solche Fälle frühzeitig in den Patronenwagen noch rückwärtiger Truppen eine bereite Reserve zu sichern."

Der Vorrat an Munition beträgt: a) in den Patrontaschen pro Mann 120 Stück, b) in den Kompagniepatronenwagen pro Gewehr 72 Stück, c) bei den Munitionskolonnen eines Armeekorps pro Gewehr 100 Stück.

§ 11. Angaben der Felddienstordunng über die Feuerwirkung der Infanterie. (II. Teil, Bestimmungen für die größeren Truppenübungen.

Schiedsrichter.)

„Die Feuerwirkung der Infanterie wird durch verschiedene Umstände beeinflußt, z. B.: Entfernung des Gegners sowie richtiges Schätzen der­ selben, Visierwahl und Visierstellung, Beschaffenheit des Ziels, Dauer des Feuers, Feuerdisziplin und sonstige Feuerthätigkeit, auch Überraschung sowie Beunruhigung der feuernden Truppe durch den Gegner u. s. w. Gut geleitetes und kräftiges Jnfanteriefeuer hat gegen ungedeckt stehende oder marschierende geschlossene Abteilungen von Kompagnie- oder Eskadronsstärke sowie gegen ungedeckte (abgeprotzte) Artillerie schon auf Entfernungen zwischen 1500 und 1000 m beträchtliche Wirkung; auf 1000—800 m können geschlossene Abteilungen bei mangelnder Deckung nur dann vorübergehend halten oder sich seitwärts bewegen, wenn das Feuer der eigenen Schützen dem des Gegners einigerrnaßen gewachsen ist. Den mit Feuer gedeckten Raum von 800 m ab vermögen ungedeckte geschloffene Jnfanterieabteilungen selbst hinter starken Schützenlinien nur in der Bewegung vorwärts oder rückwärts zu durchschreiten. Ungedeckt sich bewegende Schützenlinien erleiden, von einer durch Feuer nicht beunruhigten Infanterie beschossen, von 1000 m ab erhebliche Verluste; längere ununterbrochene Vorwärtsbewegungen werden daher in der Regel nur bei entsprechender Feuerunterstützung ausführbar sein. Auf Entfernungen innerhalb 400 m fällt in kurzer Frist die Ent­ scheidung über das Feuergefecht. Durch das Gelände nicht begünstigte Kavallerieabteilungen können einer geordneten Infanterie, gleichviel ob diese geschlossen oder aufgelöst ist, frontal gegenüber nur in der Attacke erscheinen. Artillerie kann im feindlichen Jnfanteriefeuer innerhalb 1000 m nur unter besonders günstigen Umständen, wie hinter wirklichen Deckungen, abprotzen; andernfalls erleidet sie sehr starke Verluste. Auf geringere Entfernung ungedeckt stehende Artillerie büßt in kurzer Zeit ihre Bewegungssähigkeit ein; auf 300—400 m kann sie überhaupt nicht mehr aufprotzen. Flankierendes Jnfanteriefeuer hat erhöhte Wirkung."

106

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

8. KcrpiLet.

Bestimmungen über die Schießübungen mit dem Infanterie­ gewehr. (Schießvorschrist für die Infanterie 1900.*)

§ 1. Zweck der Schietzübrrrrgeir. Durch die Schießübungen soll die Infanterie diejenige Ausbildung im Schießen erhalten, deren sie für den wirksamen Gebrauch der Schuß­ waffe im Gefechte bedarf. Demgemäß bilden diese Übungen einen der

Ringscheibe.

wichtigsten Dienstzweige, welcher in allen Teilen mit größter Sorgfalt betrieben und derart gefördert werden muß, daß der Infanterist bereits nach dem ersten Dienstjahre in dem kriegsmäßigen Schießen geübt ist. In *) Für die Schießübungen der Jägerbataillone bestehen besondere Vor­ schriften , welche sich von jenen der Infanterie hauptsächlich durch höhere Munittonsgebühr und erhöhte Anforderungen im Schul- und Gefechtsschießen unterscheiden.

8. Aapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. 107

der weiteren Dienstzeit wird auf Vervollkommnung und Befestigung des Erlernten hingearbeitet. Die Schießausbildung gliedert sich in: 1. Die vorbereitenden Übungen, 2. das Schulschießen, 3 das gefechtsmäßige Schießen. Es gelangen ferner zur Ausführung : 4. Belehrungsschießen und 5. Prüfungsschießen.

§ 2.

Scheiben.

Die Scheibenrahmen sind Pappe oder Leinwand.

aus Holz zu fertigen, die Überzüge aus

1. Ringscheibe, Bild 81. 170 cm hoch, 120 cm breit; von weißer Farbe.

Vom Mittelpunkt der Scheibe aus werden 12 Kreise gezogen und die dadurch entstehenden Ringe von außen nach innen mit den Zahlen 1 bis 12 bezeichnet. Der Halb­ messer des innersten dieser Kreise, die Zwölf, beträgt 5 cm; die Halb­ messer der übrigen wachsen um je 5 cm. Die Ringe 10 und 11 werden schwarz ausgefüllt und bilden mit der Zwölf den „Spiegel". Die Scheibe ist in der Mitte senkrecht durch einen 6 cm breiten, den Spiegel freilassenden schwarzen Strich durchsetzt. Die Abgrenzungen des Ringes 10 nach außen innerhalb des Strichs sowie gegen Ring 11 sind durch rote Linien herzustellen. Die Ringe 1 bis 9 können im Strich mit Blei nachgezogen werden.

23—».

2. Figurscheibe und deren Abarten, Bild 82. 29** 170 cm hoch, an der breitesten Stelle 40 cm breit, mit dem farbigen Bild eines Infanteristen versehen. Lederzeug und Beinkleider desselben sind dunkel gehalten. Bild 82. Es wird gebildet: L) die Kopfscheibe durch den oberen 35 cm hohen, d) die Brustscheibe durch den oberen 50 cm hohen, c) die Rumpfscheibe durch den oberen 85 cm hohen, ä) die Kniescheibe durch den oberen 120 cm hohen Teil der Figurscheibe.

108

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

3. Ningkopfscheibe und Ringbrustscheide, Bild 83.

Die Kopf- bezw. die Brustscheibe wird auf eine aus grauer Pa^pe ohne Papierüberzug hergestellte Ringscheibe derartig aufgeklebt, daß die senkrechte Mittellinie der Abarten der Figurscheibe mit der senkrechten Mittellinie der Ringscheibe zusammenfällt. Der untere Rand der Kcpfscheibe muß 67,5 cm, derjenige der Brustschreibe 70 cm vom unteren

Rande der Ringscheibe entfernt sein. Die Auftragung der Ringe erfolgt wie bei der Ringscheibe; ihre Abgrenzungen innerhalb der Kopf- bezw. Brustscheiben werden durch rote Linien hergestellt.

Ring 10 und 11 werden nicht schwarz ausgefüllt; der schwarze Strich kommt in Fortfall. 4. Sektionsscheibe 400, 500 und 600 m, Bild 84, und SektionSfigurscheibe, Bild 85.

170 cm hoch, 200 cm breit. Sie wird aus grauer Pappe ohne Papierüberzug oder aus Leinwand, welch letztere mit einem der grauen Farbe der Pappe genau entsprechenden Papierüberzug zu versehm ist, hergestellt. Auf diese Scheibenwand werden 3 Brust- oder 5 Figur­ scheiben so aufgeklebt, daß der untere Rand der Brustscheiben 60 cm vom unteren Rande der Scheibenwand entfernt ist, die Figurscheiben aber die ganze Scheibenwand decken. Außerdem werden die Sektionsscheiben 400,

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. 109 Eektionsscheibe.

1,30

Bild 84.

-

170

Gektionsfigurscheibe.

Bild 85.

XIX. Abschnitt.

110

Das Schießen.

500 und 600 m durch zwei horizontale, nur dem Anzeiger sichtbare rote Linien in ein mittleres und zwei gleiche äußere Querbänder eingeteilt. Die Breite des mittleren Ouerbandes beträgt bei der Sekttonsscheibe 400 m 70 cm, „ „ „ 500 m 102 cm, „ „ „ 600 m 130 cm. Dieses Querband heißt Querband 2, die beiden äußeren heißen Quer­ bänder 1. § 3.

Schietzvorrichturrgen.

Deckuugsmittel.

1. Zum Schießen stehend aufgelegt wird das Auflagegestell benützt. Behufs schnellen AuffindenS des Auflegeplatzes sind die Stufen der schrägen Auflagefläche mit Zahlen bezeichnet. 2. Zur Übung des Feuers hinter Brustwehren und aus Lauf­ gräben werden solche auf den Schießplätzen hergestellt. 3. Zur Sicherung der Gewehrlage während des Schießens in der Dunkelheit und bei Nebel (im Festungskriege) dienen Auflagegestelle mit Unterlage oder Auflegepfähle (s. 6. Kap. § 4). 4. Zur Deckung der Schützen (im Festungskriege) werden Stahl­ blenden aus Stahlblechtafeln benützt (s. 6. Kap. § 4).

§ 4.

Lehrperforml.

In erster Linie ist der Kompagnieführer für die Ausbildung der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Kompagnie im Schießen verantwortlich. Offiziere und Unteroffiziere haben sich neben genauer Kenntnis der Schieß­ lehre eine derarttge Schießfertigkeit anzueignen, daß sie Gewehre anzuschießen und etwaige Fehler derselben durch Probeschüsse festzustellen vermögen. Sie müssen sich Ziel- und Anschlagübungen unausgesetzt selbst unterziehen, um die Fettigkeit im Schießen zu bewahren und zu vervollkommnen. Jeder Offizier und Unteroffizier muß nicht allein über die seinem Dienst­ grade im Feuergefecht zusallenden Obliegenheiten genau unterrichtet werden und letztere sicher auszuüben verstehen, sondern auch imstande sein, den Kom­ pagnieführer bei Ausbildung der Mannschaft zur Feuerthätigkeit im Gefecht wirksam zu unterstützen. Der Lehrer beeinflußt die Fortschritte des Mannes im Schießen durch sein persönliches Verhalten im hohen Grade. Er muß daher der körperlichen und geisttgen Eigenart des einzelnen Schützen Rechnung tragen und jede Einschüch­ terung vermeiden. Schlechtes Schießen wird nur in sehr seltenen Fällen Folge von Fehlern sein, welche der Schütze aus grober Nachlässigkeit oder Trägheit begeht, denn in der Regel bringt der Mann gerade für diesen Dienstzweig be­ sondere Lust und Liebe mit. Es ist Sache des Lehrers, diese zu erhalten und zu fördern.

§ 5.

ArrSbildungSgang.

Die Ausbildung des Mannes muß stufenweise vor schreiten; bei allen Ausführungen ist auf die Eigenart des Mannes zu rücksichtigen und in erster Linie Genauigkeit bei jedem Einzelnen anzu st reden, weniger auf Gleichmäßigkeit bei allen zu sehen. Die vorbereitenden Übungen beginnen damit, daß der Lehrer dem Rekruten in faßlicher Weise den Vorgang in der Waffe beim Schuß erläutert und dann die Visiereinrichtung sowie den Begriff Zielen erklärt. Gleichzeitig wird die Einrichtung der Scheiben besprochen.

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. Hl

Bei dem nun erfolgenden Unterricht im Zielen wird dem Manne das Umfassen des Kolbenhalses und das Abziehen des festliegenden Gewehrs gelehrt. Neben diesen Übungen sind solche Frei-, Gewehr- und Rüstübungen zu betreiben, welche vorzugsweise geeignet sind, die bei dem Schießen in Thätig­ keit kommenden Gelenke lose zu machen und die Arm- und Fingermuskeln zu stärken, z. B. Kopfbeugen, Kopfdrehen, Rumpfbeugen, Rumpfdrehen, Arme strecken und rollen, Handrollen, Gewehr strecken, vorwärts und seitwärts führen, schwenken, Mündung senken aus dem Hochanschlag, sowie sämtliche Übungen an den Tauen. Nunmehr werden die Anschlagübungen vorgenommen: die Fußstellung (zuerst ohne, dann mit Gewehr), das Fertigmachen und das Einsetzen in die Schulter bei stehend freihändigem Anschlag. Übermüdung ist zu vermeiden, alle Ausstellungen müssen kurz gefaßt werden. Ist die Stellung des Mannes im freihändigen Anschlag eine genügende, so wird zu den Zielübungen im freihändigen Anschlag übergegangen, wobei von Druckpunktnehmen und Abziehen vorläufig abzusehen ist. Zum Schlüsse werden Anschlägen, Zielen und Abziehen — zunächst im Anschlag stehend aufgelegt und dann im Anschlag stehend frei­ händig — vereinigt. Der Anschlag stehend aufgelegt bewahrt den Schützen durch Unterstützung des Gewehrs vor Ermüdung und gestaltet dem Lehrer, den Schützen in seinem ganzen Verhalten sorgsam zu überwachen. Auf das Üben des freihändigen Anschlags folgt die Unterweisung über den Anschlag im Liegen, Knieen, hinter Brustwehr, im Schützengraben, hinter einem Baumstamm, gegen bewegliche Ziele rc., anfänglich im Anzug der Vor­ übung. Den Schluß der Vorbereitungen zum Schießen mit scharfen Patronen bildet das Abfeuern von Platzpatronen gegen Scheiben und das Schießen mit Zielmunition. Erst dann, wenn im Anschlag vollkommene Sicherheit erlangt ist, wird zu den Schießübungen mit scharfen Patronen übergegangen. Zu diesem Zeitpunkt muß der Rekrut in den Anfangsgründen des Entfernungsschätzens unterwiesen sein. Bei Leitung von Anschlag- und Schießübungen befindet sich die geeignetste Stelle für den Lehrer im allgemeinen links vorwärts des Schützen. Bon hier aus sind die Fehler desselben in Bezug auf Stellung, Haltung, Lage des Gewehrs, Nehmen des Druckpunktes, Abseuern rc. am leichtesten zu erkennen. Selbstverständlich bleibt es unbenommen, jenen Platz nach Erfordernis zu wechseln. Fehler, die der Schütze im Anschlag begeht, werden oft besprochen werden müssen, ohne den Mann absetzen zu lassen, um desto überzeugender und be­ lehrender auf denselben wirken zu können. Solche Belehrungen müssen mit möglichster Ruhe, jedoch kurz gegeben werden, damit der Mann, vornehmlich beim freihändigen Anschlag, nicht übermüdet wird. Wird der Schütze unruhig, so läßt man ihn absetzen, bezw. Gewehr abnehmen und wegtreten; unter Umständen wird das Schießen eines solchen Mannes an dem betreffenden Tage gänzlich abzubrechen sein. Nachdem der Schuß gefallen, muß der Mann noch einen Augenblick im Anschlag liegen bleiben. Den Fehlern, welche in Unruhe, Unsicherheit und Feuerscheu ihren Grund haben, wird hiedurch am besten entgegengewirkt. Das Absehen erfolgt mit Ruhe. Nach Abgabe eines Schusses bespricht der Lehrer die etwa begangenen Fehler und gibt die zur Vermeidung derseben dienlichen Hilfen an; ebenso werden die den Sitz des Schusses beeinflussenden äußeren Einwirkungen, wie die zu ergreifenden Gegenmaßregeln erörtert. Richtiae Wahl des einzunehmenden Standpunktes mit Rücksicht auf das Schußfeld, Ausnützen aller sich darbietenden Gegenstände im Gelände zur Üntersrützung des Gewehrs und zur Deckung des Schützen, richtiges Schätzen der

112

XIX. Abschnitt.

DaS Schießen.

Entfernungen, schnelles Laden, rasches und sicheres Einstellen der Visiere, schnelles und aewandteS Anschlägen in den verschiedensten Körperlagen, schnelleErfassen des Ziels — sind unablässig zu übende Fertigkeiten, ohne welche die Schußwaffe im Gefecht nicht mit Erfolg gebraucht werden kann.

§6.

Zielen.

1. Zunächst wird dem Mann der Begriff des Zielens beigebracht und die hiebei vorkommenden Fehler erklärt (s. S. 73 u. ff.), sodann der Einfluß der Beleuchtung, des Windes und der Witterung besprochen (f. S. 75 u. ff).

2. DieZielübungen desRekruten beginnen damit, daß der Lehrer das auf einem Sandsack liegende Gewehr einrichtet und sich den Zielpuntt vom Manne angeben läßt. Späterhin muß letzterer selbst ein bestimmtes Ziel ersassen. Das linke Auge ist hiebei zu schließen und der Mann zu gewöhnen, vor Beginn des eigentlichen Zielens nachzusehen, ob der Bisierkamm wagerecht steht. Wenn einzelne Leute beim Zielen beide Augen offen lassen, so steht diesem Verfahren nichts entgegen. Eine Prüfung über die erlangte Fertigkeit im Zielen erhält man anfangs am sichersten dadurch, daß man das auf dem Sandsack liegende Gewehr auf einen beliebigen Puntt der in diesem Falle etwa 10 m abstehenden Scheibe richtet und den Rekruten anweist, den an der Scheibe stehenden Mann durch Winke zu veranlassen, eine an einem Stäbchen befestigte, durchlochte, kleine Blechscheibe so lange auf der Scheibe hin- und herzubewegen, bis die Visier­ linie den Mittelpunkt der Blechscheibe trifft. Wird der Zielpunkt auf der großen Scheibe mit einem Bleistiftpunkt bezeichnet und dieses Verfahren, ohne daß der Mann das Gewehr berührt, noch ein- oder zweimal wiederholt, so läßt sich aus der größeren oder geringeren Abweichung der auf der Scheibe ausgezeichneten 2 oder 3 Punkte unschwer erkennen, ob und wie der Mann zielen kann. Hat der Mann im Zielen am festliegenden Gewehr auch auf weiteren Entfernungen eine gewisse Ferttgkeit erlangt, so wird zu dem Zielen im frei­ händigen Anschlag übergegangen, und empfiehlt es sich hiebei, einen Zielapparat zur Überwachung des Schützen zu verwenden. Bei dem Anschlag stehend freihändig ist wie in allen anderen Anschlags­ arten anzustteben (unter Schließen des linken Auges), dem Gewehr sogleich die möglichst genaue Richtung auf den Haltepuntt zu geben, gleichzeitig die wage­ rechte Stellung des Visiers zu prüfen und sofort mit dem eigentlichen Zielen zu beginnen.

Auf sich seitwärts bewegende Gegenstände wird unter Rücksicht auf die Schnelligkeit ihrer Bewegung und auf die Entfernung derart gezielt, daß man, mit dem Gewehr gleichmäßig in der Bewegungsrichtung mitgehend, vorhült.

Leute mit mangelhaftem rechten, aber besserem linken Auge haben, wenn dies nicht aus anderen Gründen unthunlich ist, den Linksanschlag zu erlernen. §7.

Anschlag.

Bei allen Arten des Anschlags muß der Körper fest, aber frei und un­ gezwungen gehalten werden. Jede unnatürliche Körperverdrehung sowie jeder übermäßige Kraftaufwand stört die ruhige Lage des Gewehrs oder erschwirt dem Auge das Zielen. Auch schlecht angepaßte Bekleidungs- und Ausrüstungs­ stücke behindern den freien Gebrauch der Waffe. 1. Um in den Anschlag stehend aufgelegt zu gehen, tritt der Schütze ungefähr einen Schritt hinter das Auflegegestell, wendet sich — unter Anheben des Gewehrs — halbrechts, setzt den rechten Fuß in der neu gewonnenen Linie etwa einen halben Schritt nach rechts und stellt das Gewelr, Kasten nach vorn, an die innere Seite des rechten Fußes. Die Kniee sind mit geringer Anspannung der Waden durchgedrückt.

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. HZ Hüsten und Schultern machen genau dieselbe Wendung wie die Füße, so daß keine Verdrehung des Körpers stattfindet. Es wird weder der Unterleib eingezogen, noch die Brust herausgedrückt; auch dürfen die Schultern nicht hoch­ gezogen werden. Der Oberleib ruht naturgemäß auf beiden Hüften und wird nicht vornüber gelegt. Das Gewicht des Körpers wird daher nicht von den Ballen der Füße allein, sondern von den ganzen Fußflächen, die Haken mit eingeschlossen, gleichmäßig getragen. Der Kopf wird mit losem Genick so weit nach links gewendet, daß ein ungehinderter Blick auf das Ziel möglich ist.

Behufs Berichtigung der Haltung ist es zweckmäßig, den Mann die Fersen heben und beim Senken sein Körpergewicht gleichmäßig auf beide Beine und beide Füße verteilen zu lassen. In dieser Haltung wird das Gewehr, wie beim Fertigmachen im Gliede, so an die rechte Brustseite gebracht, daß es mit seiner unteren Kolbenecke fingerbreit über der oberen Kante der rechten Tasche steht; dann wird geladen. Hierauf umfaßt die rechte Hand den Kolbenhals so weit vorn, daß der Zeigefinger auf die innere untere Seite des Abzugsbügels zu liegen kommt und später beim Abziehen mit der Wurzel des ersten Gliedes den Abzug berühren kann. Die übrigen Finger umspannen den Kolbenhals fest, gleichmäßig, gewissermaßen saugend und möglichst so, daß der Daumen dicht neben dem vorderen Gliede des Mittelfingers liegt. Der Handteller paßt sich ebenfalls und zwar bis zur Handwurzel an den Kolbenhals an. Der rechte Arm liegt leicht an der äußeren Seite des Kolbens.

Von dieser Stellung aus wird das Gewehr mit beiden Händen gehoben, so wett vorwärts gebracht, daß der Kolben unter dem Arm nicht anstößt, und dann vornehmlich durch die rechte Hand fest in die Schulter zurückgezogen, nicht aber die Schulter gegen den Kolben vorgebracht oder gar gehoben. Der rechte Ellenbogen wird gleichzeitig bis in etwa gleiche Höhe mit der Schulter gehoben; der Kolben ruht in der hiedurch gebildeten Höhlung der Schulter, zwischen dem Kragen und dem Muskelwulste der Achsel. Es ist ein grober Fehler, den Kolben auf das Schlüsielbein oder aus den Muskelwulst des Ober­ armes zu setzen. Während des Hebens und Einziehens des Gewehrs wird leicht ein- und ausgeatmet und hierauf bis zum Abziehen der Atem angehatten. Ein Nachgreifen der rechten Hand oder ein Lüften derselben, nachdem angelegt worden, ist unstatthaft. Das Gewehr, dessen Mündung beim Einsetzen in die Schulter etwas ge­ hoben wurde, wird nun mit seinem vorderen Teil auf das Auflegegestell, ohne letzteres zu drücken, niedergelegt. Unbedeutende Höhenunterschiede dürfen durch etwas breitere oder engere Stellung der Füße, durch Vor- und Zurückrücken des Mannes, niemals durch Heben oder Senken der Schultern, Verbiegen in den Hüsten oder Bor- und Zurücklegen des Oberkörpers ausgeglichen werden. Die linke Hand, den Daumen längs des Schafts ausgestreckt, die vier anderen Finger gekrümmt und lose angelegt, trägt mit der vollen Handfläche das Gewehr ungefähr unter dem Schwerpunkt. Es ist gestattet, die linke Hand etwas weiter nach vorn zu legen. In ganz natürlicher Lage, also ohne den Ellenbogen zu sehr nach links oder rechts zu drehen, richtet der linke Arm das Gewehr aus den Zielpunkt, ohne daß dabei das Kreuz gebogen wird oder die Hüften verdreht werden. Der Kopf, mäßig nach vorn geneigt, liegt ganz leicht an dem Kolben, die Halsmuskeln sind nicht angespannt. 2. Der Anschlag stehend freihändig wird ebenso ausgeführt, nur wird die Mündung des Gewehrs nicht gehoben, sondern sofort auf den Ziel­ punkt gerichtet. 3. Die Ausführung des Anschlags im Liegen, Knieen — hinter deckenden oder zur Unterstützung des Gewehrs zu benützenden Gegenständen — hängt von dem Körperbau des einzelnen Mannes, vom Gelände, von der Be­ schaffenheit des Ziels und den Gefechtsverhältnissen ab. Müller und v. Zwehl, Handb. f. Einj.-Freiw. VI. Teil.

8

114

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

Beim Schulschießen ist auch für diese Anschlagsarien — abgesehen von der Unterstützung des Gewehrs im Anschlag liegend aufgelegt — jegliche Be­ nützung von Gegenständen zur Unterstützung bezw. Anlehnung des Körpers oder des Gewehrs unstatthaft. Im allgemeinen gelten die nachstehenden Regeln: a) Für die Sicherheit und Bequemlichkeit des Anschlags im Liegen ist die Unterstützung der Waffe von besonders hohem Wert. Das Seitengewehr darf zum Auflegen des Gewehrs nicht benützt werden. Der Anschlag „liegend aufgelegt" wird im allgemeinen derartig aus­ geführt, daß der Schütze sich mit ausgestreckten und nicht übermäßig auseinander genommenen Beinen etwas schräg "zum Ziel flach auf die Erde legt und das Gewehr zwischen Ober- und Unterring unterstützt. Es ist hiedurch nicht ausgeschlossen, daß einzelne Leute durch Kreuzen der Beine einen für ihre Körperverhältnisse geeigneteren Anschlag gewinnen. Mit der linken Hand, welche den Kolben fest mit vier Fingern nach außen und mit dem Daumen nach innen umfaßt, wird das Gewehr gegen die Schulter gezogen und gerichtet. Der Körper ruht auf beiden Ellenbogen. Der Daumen der rechten Hand wird fest oben auf den Kolbenhals gedrückt. Für das Schießen auf weite Entfernungen muß die Auflage für das Gewehr, behufs lieferen Einsetzens des Kolbens, verhältnismäßig erhöht, er­ forderlichen Falles auch das Gewehr so weit nach vorn geschoben werden, daß es ungefähr mit dem Teil hinter dem Unterring auf der Auflage ruht. Beim Anschlag „liegend freihändig" werden beide Ellenbogen auf die Erde gestützt. Die linke Hand umgreift den Kasten und stützt das Gewehr von unten, während die rechte Hand dasselbe im Kolbenhals umfaßt, gegen die Schulter zieht und richtet. Im übrigen ist die Körperlage dieselbe wie beim Anschlag liegend aufgelegt. b) Der Anschlag knieend, in welchen stets aus der Wendung halbrechts gegangen wird, kann auf einem oder beiden Knieen ausgeführt werden.

Beim Anschlag auf einem Knie ruht das rechte auf dem Erdboden, das linke ist ungefähr rechtwinkelig gebogen. Der Schütze schlägt hiebei entweder freihändig an oder er stützt den linken Arm auf das Knie. Im letzteren Falle zieht der rechte Arm den Kolben gegen die Schulter, bei hohen Visierstellungen mit abwärts gebogenem Ellenbogen gegen die Brust. Letztere Art des Anschlags, bei welcher die linke Hand das Gewehr ähnlich wie beim Anschlag liegend frei­ händig umfaßt, ist namentlich bei hohen Visierstellungen zu empfehlen und muß daher allen Mannschaften vollkommen geläufig fein.

Beim Anschlag auf beiden Knieen sind diese möglichst weit auseinander zu nehmen. Der Körper darf aufgerichtet bleiben oder nach hinten niedergelassen werden, in welch letzterem Falle die Füße entweder zu kreuzen sind, oder die Haken geschlossen bleiben. e) Hinter einem Baum wird mit möglichst zurückgenommener rechter Schulter unter entsprechender Fußstellung angeschlagen. Hiebei wird bei einem dicken Baum der linke Unterarm, bei dünneren Bäumen die innere Fläche der linken Hand gegen den Stamm gelehnt. Das Gewehr findet in ersterem Falle in der inneren Handfläche, in letzterem zwischen Daumen und Zeigefinger eine Auflage. Der vorbezeichnete Anschlag wird aber nur dann ausgeführt, wenn der Schütze im Liegen oder Knieen kein freies Schußfeld hat. d) Beim Anschlag hinter einer Brustwehr legt sich die volle linke Seite des Körpers mit zurückgestelltem rechten Fuß gegen die innere Brustwehrböschung. Bei vorhandenem Absatz sind beide Ellenbogen auf diesen zu stützen und wird das auf der Brustwehrkrone ruhende Gewehr wie beim Anschlag liegend auf­ gelegt gegen die Schulter gezogen. Ob der Schütze hiebei zur größeren Bequem­ lichkeit im Anschlag die linke Seite gegen die innere Brustwehrböschung legen will, bleibt ihm überlassen.

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr^ 115

§ 8.

Abziehen und Abkommen.

Die Art des Zurückführens des Abzugs bis zur Schußabgabe (Abziehen) hat einen außerordentlichen Einfluß auf das Treffen und muß deshalb eingehend besprochen sowie unausgesetzt auf das sorgsamste geübt werden. Das Abziehen wird zuerst am festliegenden Gewehr vorgenommen und dabei gelehrt, wie der Zeigefinger mit der Wurzel des ersten Gliedes energisch an den Abzug heranzugehen, Druckpunkt zu nehmen und unter unausgesetztem, allmählichem und gleichmäßigem Krümmen der zwei vorderen Glieder das Ab­ ziehen (Ab krümm en) zu bewirken hat, sobald der Haltepunkt mit Sicherheit erfaßt ist. Je mehr der Zeigefinger beim Abziehen sich krümmt, um so notwendiger ist es, daß die rechte Hand bis zur Handwurzel fest an dem Kolbenhals ver­ bleibt. Nur dann findet die Bewegung des Fingers in seinem Wurzelgelenk einen Abschluß und teilt sich nicht der ganzen Hand und durch diese dem Arm mit. Es empfiehlt sich, daß der Lehrer, nachdem der Schütze Druckpunkt ge­ nommen, durch Auflegen des eigenen Fingers auf den des Mannes diesem die Art des Abziehens veranschaulicht. Späterhin wird das Druckpunktnehmen und Abziehen im freihändigen Anschlag geübt. Das richtige Berständnis des Schützen für das Abziehen kann durch genaues Beobachten des ersten Gliedes des Zeige­ fingers geprüft werden. Während des Abziehens bleibt das rechte Auge fest auf das Ziel gerichtet, weder der Kopf noch die rechte Schulter oder die linke Hand dürfen sich rühren. Nach dem Schuß hält der Mann noch einen Augen­ blick den Abzug zurück, gibt den Punkt an, auf welchem er abgekommen, bezw. welchen er getroffen zu haben glaubt, öffnet das linke Auge, streckt den Zeige­ finger langsam und setzt dann unter Erheben des Kopfes ruhig ab. Wenn es bei den vorbereitenden Übungen gelungen ist, die Schwierigkeiten in der Gewöhnung an ein gleichmäßiges und allmähliches Abziehen zu be­ seitigen, so pflegen dieselben sich erneut geltend zu machen, sobald scharfe Patronen zur Anwendung gelangen.

Der Schütze neigt, nachdem er den Haltepunkt richtig erfaßt hat, zur Be­ sorgnis, daß er den günstigen Augenblick zur Abgabe des Schusses verlieren wird, wenn letzterer nicht unverweilt erfolgt. Anstatt im ruhigen Abziehen zu verharren, erfolgt dieses übereilt, ruckweise, d. h. der Schütze „reißt". In Er Wartung des den Schuß begleitenden Knalles und Rückstoßes verfällt der Schütze leicht noch in andere Fehler: er neigt den Kopf nach vorn, schließt das rechte Auge, bringt die rechte Schulter vor ic., d. h. er „muckt". In beiden Fällen kann weder von einer Sicherheit in der Abgabe des Schusses überhaupt, noch in der Bestimmung des Sitzes desselben die Rede sein. Die Fehler des Reißens und Muckens sind äußerlich nicht immer wahrnehmbar, sie entziehen sich viel­ mehr oft im Augenblick der Schußabgabe der genaueren Beobachtung des Lehrers und der eigenen Erkenntnis des Schützen. Meist treten sie erst dann deutlich zu Tage, wenn dem Schützen wider Erwarten der Schuß versagt. Um dem Manne die ihm in dieser Hinsicht anhaftenden Mängel zum Bewußsein zu bringen, empfiehlt es sich, ihm zeitweise ein ungeladenes, aber gespanntes Gewehr zuzureichen. Ferner ist mit aller Kraft zu bekämpfen, wenn der Schütze nicht unmittelbar nach Erfassen des Haltepunktes den Entschluß findet, mit dem Ab­ ziehen zu beginnen. Ein gewohnheitsmäßiges Absetzen vor Abgabe des Schusses darf nicht gestattet werden. Dem richtigen Melden des Abkommens ist hoher Wert beizulegen.

Die zur Gedankenlosigkeit führende Meldung „gut abgekommen" ist nicht zu dulden und der Mann mit Ernst und Geduld anzuhalten, wenn er sein Ab­ kommen nicht anzugeben vermag, dies wirklich durch die Meldung „ungewiß abgekommen" oder dergleichen einzugestehen. Nur ein in diesem Sinne be­ lehrend und unermüdlich geleitetes Schießen gewährleistet eine fortschreitende Verbesserung der Schießfertigkeit. Während von den Leuten der 2. Schießklasse die Angabe des Punktes, auf dem sie abgekommen, zu verlangen ist, muß von 8*

XIX. Abschnitt.

116

Das Schießen.

den Schützen der übrigen Schießklaffen die Angabe des Punttes, woselbst sie vermutlich die Scheibe getroffen haben, gefordert werden.

§ 9. Zrrsammerrfaffe» der einzelne» Thätigkeiten beim Schieße« stehend freihändig. Die einzelnen Thättgkeiten beim Anschlägen, Zielen und Abziehen werden nach ihrer Reihenfolge für den Anschlag stehend freihändig in folgendem zusammengefaßt: Wendung halbrechts unter Anheben des Gewehrs, rechter Fuß in der neugewonnenen Linie etwa einen halben Schritt rechts. — Niedersetzen des Gewehrs an die innere Seite des rechten Fußes; Verteilung des Körpergewichts gleichmäßig auf beide Beine sowie auf die ganzen Flächen beider Füße. Wenden des Kopses nach dem Ziel. Gewehr in Fertigstellung bringen und laden bezw. entsichern. Saugendes Umfassen des Kolbenhalses. Heben des Gewehrs, wobei dasselbe gleichzeitig etwas nach vorwärts ge­ bracht und hauptsächlich durch die rechte Hand bei unbeweglich bleibender rechter Schulter fest in letztere eingezogen wird. Hiebei wird leicht ein- und aus­ geatmet, dann der Atem bis zum Abziehen angehalten. Die linke Hand, in ganz natürlicher Lage, trägt das Gewehr unter Ver­ meidung jeder unnötigen Kraftansttengung. Unmittelbar nach dem Einziehen des Gewehrs hat der Zeigefinger der rechten Hand Druckpunkt genommen, unter Schließen des linken Auges wird die wagerechte Stellung des Visierkammes ge­ prüft und dann gezielt. Hiebei wird dem Gewehr sofort, ohne jede Biegung im Kreuz oder in den Hüsten, die möglichst genaue Richtung auf den Halrepuntt gegeben. Mit dem Erfaffen des Punttes, auf den gezielt werden soll, und unter Festhatten desselben beginnt das durch eine allmähliche, kaum watrnehmbare Krümmung des Zeigefingers zu bewirkende Abziehen, so daß der Schuß losgehl, ohne daß der Schütze genau weiß, wann es geschehen wird. Während des Abziehens bleibt das Auge auf das Ziel gerichtet. Nach bau Schuß meldet der Schütze das Abkommen, bezw. den Treffpunkt, öffnet drs linke Auge, streckt den Zeigefinger, setzt unter Erheben des Kopfes ab und stellt das Gewehr nieder.

§ 10.

Entfernungsschätzen.

1. Allgemeines. Fertigkeit im richttgen Schätzen von Entfernungen ist für Offiziere, Untlroffiziere und Mannschaften unerläßlich; von derselben hängt die richtige Wohl der Visiere und des Haltepunktes und damit wesentlich der Erfolg des Feulrgefechts ab. Mannschaften müssen Entfernungen bis 600 m (nahe Entfernungen) nit Sicherheit schätzen lernen und im Schätzen von Entfernungen von 600 bis 1000 n (mittlere Entfernungen) geübt werden. Offiziere, Unteroffiziere und gut beatlagte Mannschaften sollen bis 1000 m schätzen können und sind außerdem m Besttmmen von weiteren Entfernungen zu üben. Endlich sollen Offiziere Ettfernungen schnell und richtig von Karten größeren Maßstabs ablesen können. Über die verschiedenen Arten der Ermittelung von Entfernungen s. S. 9>. Beim Schätzen der Entfernungen wird die Sttecke am Erdboden mit den Auge abgemessen, wobei vielfach der Grad der Deutlichkeit des anzuschätzendn Gegenstandes die richtige Bestimmung der Entfernung begünsttgt. Das Abmessen der Entfernungen am Erdboden mit dem Auge muß nit größter Sorgfalt geübt werden und ist in dieser Hinsicht allseitig Sicherheit herbeizuführen. Die Endpuntte der zu schätzenden Strecken sind zeitweise mit seldmarsomäßig ausgerüsteten liegenden, knieenden oder stehenden Leuten und Abteilungn zu besetzen.

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. 117

Das Schätzen selbst ist nicht nur stehend, sondern hauptsächlich auch liegend und knieend vorzunehmen. Die Übungen haben im wechselnden Gelände stattzufinden. Neben der Art des Geländes kommt der Einfluß der Beleuchtung, der Witterung und der Tagesfrcit in Bettacht. Es wird meistens zu kurz geschätzt: bei grellem Sonnenschein, bei reiner Lust, beim Stand der Sonne im Rücken des Schätzenden, auf gleichförmigen Flächen, über Wasser, bei Hellem Hintergrund, bei welligem Gelände, namentlich sobald einzelne Strecken nicht einzusehen sind. Dagegen wird häufig zu wett geschätzt: bei flimmernder Luft, dunkelem Hintergrund, bei einem Standpunkt gegen die Sonne, bei trübem, nebligem Wetter, in der Dämmerung, im Walde und gegen nur teilweise sichtbare Gegner. Unabhängig von obigen Einflüssen wird im wirklichen Gefecht meist zu kurz geschätzt. Die thatsächliche Enfernung nach den zu schätzenden Gegenständen, Leuten, Abteilungen ist auf zuverlässige Weise mit Hilfe von Entfernungsmessern oder durch Abschreiten, Abmessen mit Leinen, bei größeren Entfernungen auch unter Benützung von Plänen zu bestimmen. Mit dem Fortschreiten der Übungen im Schätzen von Entfernungen haben solche in der Verwendung der Waste stets Hand in Hand zu gehen.*)

2. Vorbereitende Übungen. a) Abschreiten.

Zunächst sind Unteroffiziere und Mannschaften im sicheren Abjchreiten aus­ zubilden. Die Betreffenden gehen in ihrem gewöhnlichen, ihrer Person eigen­ tümlichen Schritt eine genau abgemessene Strecke von 100 m ab und merken sich dabei, wieviel Schritte sie zum Durchschreiten brauchen. Sollen sie nun Strecken abschreiten, so machen sie jedesmal, wenn sie die der Länge 100 m entsprechende Schrittzahl zurückgelegt haben, einen Augenblick Hatt, gehen von neuem zählend 100 m weiter und wiederholen dieses Verfahren, indem sie sich die Zahl der in m zurückgelegten Hunderte, erforderlichen Falles unter Zuhilfe­ nahme von Zeichen, genau merken. Der zuletzt übrig bleibende, unter 100 m betragende Rest wird nach der erforderlich gewordenen Schrittzahl in ungefährem Überschlag in m übertragen. Beim Abschreiten werden am besten Doppelschritte gezählt. b) Einprägen von Maßeinheiten. Die Entfernungen 50 und 100 m werden in verschiedenen Richtungen ab­ gesteckt und ist anzustreben, daß diese Maßeinheiten dem Auge möglichst geläufig werden. Der Schätzende muß wissen, daß Strecken von bestimmter Länge um so kürzer erscheinen, je weiter sie entfernt liegen. Zur Prüfung der gewonnenen Fertigkeit im Einprägen der genannten Entfernungen befiehlt der Lehrer den Leuten, bis auf eine bestimmte Entfernung an eine Linie heranzugehen oder Punkte auf dem Boden zu bezeichnen, welche 50 oder 100 m von dem Standpunkte abliegen. Die Prüfung wird in jedem einzelnen Falle durch Nachmessen mit Leinen oder vorher angebrachte, nur dem Lehrer bekannte Merkmale bewirkt. Erst nach erlangter Sicherheit im Festlegen der fraglichen Maßeinheiten darf zu weiteren Übungen im Schätzen übergegangen werden. •) Zur Förderung der Übung im Entfernungsschätzen sind in der Um­ gebung der meisten Standorte sogenannte Schätz st ationen eingerichtet, d. h. ständige Darstellungen feldmäßiger Ziele, deren Entfernung von bestimmten Punkten und untereinander genau festgelegt ist.

118

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

3. Schätzen von Entfernungen bis 600 m. Bei Entfernungen zwischen 100 und 200 m ist es zweckmäßig, die bekannten Maßeinheiten in die zu schätzende Strecke einzutragen oder durch Bestimmung eines Punktes, welcher in der Mitte liegt, zunächst eine Teilung der Strecke vorzunehmen und die Hälfte der Gesamtentfernung zu ermitteln. Bei Entfernungen über 200 m führt das erstere Verfahren leicht zu falschen Ergebnissen, weshalb das zweite den Vorzug verdient. Ist das Gelände bis zum Schätzungsgegenstand nicht überall einzusehen oder sollen auf langen, gleichmäßigen Flächen Entfernungen geschätzt werden, so kann es bisweilen vorteilhaft sein, die Anfangs- und Endpunkte der zu schätzenden Sttecke seitwärts auf eine Baumreihe, einen Waldrand 2c. zu übertragen und an diesen Linien die Schätzung vorzunehmen. Im Felde wird es sich jedoch fast stets darum handeln, Entfernungen auf der geraden Linie möglichst schnell zu ermitteln. Hierauf wird demgemäß bei allen Übungen und Besichtigungen im Entfernungsschätzen das Hauptgewicht zu

legen sein. Das schnelle Schätzen auf gerader Linie wird wesentlich gefördert, wenn man sich nicht nur die Entfernungen von 100 m, sondern auch größere so fest eingeprägt hat, daß letztere mit Sicherheit in die zu schätzenden Sttecken eiugettagen werden können. Bekannte Strecken, welche täglich durchschritten werden, wie beispielsweise diejenigen des Exerzierplatzes, des Kasernenhofes, einer Straße, müssen als wertvolle Hilfsmittel für das Schätzen im Gelände dem Auge immer wieder eingeprägt werden.

4. Schätzen von Entfernungen über 600 m. Auf diesen Entfernungen, welche nur nach und nach größer zu nehmen sind, kann in derselben Weise wie unter 3 geschätzt werden. Die Schätzung wird erleichtert durch Fertigkeit in der Bestimmung, ob sich ein Schätzungs­ gegenstand diesseits oder jenseits 600 m befindet. Auch ist es zweckmäßig, wenn der Schätzende zunächst darüber urteilt, wie groß die Entfernung bis zum Schätzungspunkt höchstens sein kann, und wie groß sie mindestens sein muy. Aus beiden, übrigens in möglichst engen Grenzen zu haltenden Annahmm wird alsdann das Mittel gezogen und das so gewonnene Ergebnis unter Un­ ständen auf Grund anderer Wahrnehmungen berichtigt.

§ 11. Schulschießen. 1. Zweck. Durch das Schulschießen sollen Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine einm möglichst hohen Grad von Schießfertigkeit erlangen und bewahren, die Anwendurg der Regeln bezüglich Bisierbenützung und des Haltepunktes kennen lernen urd zum Gebrauch ihrer Waste in allen Anschlagsarien befähigt werden. So wichtg das Schulschießen an und für sich bleibt, ist es dennoch nicht als Endzwek, sondern lediglich als Vorschule für das gefechtsmäßige Schießen zu betrachten.

2. Allgemeines. Das Schießübungsjahr beginnt mit dem 1. Oktober des einen uid endet mit dem 30. September des folgenden Jahres; nach letzterem wird ,s benannt. Jeder Schütze hat grundsätzlich — auch beim gefechtsmäßigen Schießen uid Prüfungsschieben — nur mit dem ihm dauernd zugewiesenen Gewehr ,n schießen und im laufenden Übungsjahre sämtliche für seine Klasse festgesetztm Übungen durchzuschießen. Es kann daher mit Rücksicht auf die vorhandere

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. H9 Munition notwendig werden, auch solche Schützen in der Übung weiter vor­ schreiten zu lassen, welche einzelne oder mehrere Bedingungen wiederholt nicht erfüllt haben. Stehen nach dem Durchschießen aller Übungen noch Patronen zur. Ver­ fügung, oder läßt sich eine Patronenersparnis bereits im Laufe der Übung voraussehen, so ist die Erfüllung der unerledigt gebliebenen Bedingungen er­ neut zu versuchen. Bei Bemessung der Patronenzahl, welche auf einer Übung verschossen werden darf, bevor zur nächstfolgenden übergegangen wird, hat der Kompagnie­ führer darauf Rücksicht zu nehmen, daß es zur Herbeiführung einer gründlichen Ausbildung vorteilhaft ist, die Schützen der jüngsten Jahresklasse, wenn irgend möglich, nicht eher in die Hauptübung eintreten zu lassen, bis die Bedingungen der Vorübung erfüllt sind. Leute mit ungenügender Sehleistung schießen mit einer Brille. Die Schützen, bei denen die Sehschärfe des zum Zielen benützten Auges nach Ausgleich eines etwa vorhandenen Brechungssehlers durch eine Brille weniger als s/4 der normalen beträgt, dürfen auf Anordnung des Bataillons­ kommandeurs die vorgeschriebenen Übungen auf verkürzten, durch ihn festzusetzenden Entfernungen erledigen. Bon der Versetzung in eine höhere Schießklasse sind solche Mannschaften ausgeschlossen. Bei Wahl der Übungstage ist zu beachten, daß ungünstige Witterung, insbesondere für die erste Anleitung der Rekruten, von nachteiligem Einfluß ist. Anstrengende Übungen dürfen dem Schulschießen niemals vorangehen. Jeder Bor- und jeder Nachmittag gilt als besonderer Übungstag. Ein rasches Hindurchtreiben durch die Übungen ist ebenso schädlich wie eine längere Unterbrechung derselben. Indessen kann es sich empfehlen, einzelne schlechte, mutlos gewordene Schützen, bei welchen auch Nachhilfeübungen eine Verbesserung der Ergebnisse nicht herbeigeführt haben, einige Zeit überhaupt nicht mehr schießen zu lassen. Der Anzug ist: a) Für die Vorübung: Mütze, Leibriemen, Patrontaschen. b) Für die Hauptübung: Helm, Kinnriemen (Schuppenketten) aufgeschlagen oder unter dem Kinn, Tornister mit 4 kg beschwert, Kochgeschirr — in der bei dem Truppenteil auf Märschen gebräuchlichen Art befestigt —, Leibriemen, Patrontaschen, Mantel. Zu allen Schießübungen wird von den Unteroffizieren und Mannschaften der Waffenrock getragen; das Anlegen des Brotbeutels bleibt freigestellt; auch ist den Truppenteilen die Bestimmung überlassen, ob der Tornister auf dem Marsch zum Schießstand beschwert getragen werden soll; die Unteroffiziere legen den Tornister stets erst auf dem Stand an. Gewehrriemen lang.

§ 12. Schießklaffen. Der 2. S chie ßklas s e gehören die Mannschaften der jüngsten Jahresklasse und die noch nicht ausgebildeten Schützen der älteren Jahresklasse, der 1. K l a s s e die ausgebildeten Schützen an. Nach Beendigung der Schießübung findet durch den Kompagnieführer die Auswahl der Leute statt, welche sich zur Versetzung in die höhere Klaffe eignen, gnd kommen hiebei nur diejenigen Schützen in Betracht, welche sämtliche Übungen der bisherigen Klasse auf unverkürzten Entfernungen durchgeschossen und die Bedingungen ausnahmslos erfüllt haben. Grobe Fehler, welche dem Manne noch anhaften und seine dauernde Zuverlässigkeit im Schießen in Frage stellen, berechtigen den Kvmpagnieführer, die Versetzung zu unterlassen, selbst

120

XIX. Abschnitt.

DaS Schießen.

wenn die von dem Schützen zur Erfüllung der Bedingungen seiner Klasse ver­ wendete Patronenzahl eine verhältnismäßig geringe war. Es ist also keines­ wegs Bedingung, daß alle Leute sich stets in der ihrem Dienstaller entsprechenden Schießklasse befinden, wenngleich solches eifrigst angestrebt werden muß.

Offiziere, Unteroffiziere und Kapitulanten, welche alle Bedingungen der 1. Klasse zweimal erfüllt haben, bilden die besondere Schießklasse. Die Zurückversetzung aus einer höheren in eine niedere Schießklasse ist nicht angängig, vielmehr ist solchen Schützen, welchen die Anforderungen der höheren Klasse Schwierigkeiten bereiten, die größte Sorgfalt zu widmen. Über die Schießklasse wird ein Vermerk in die Entlassungspapiere nach Anhalt der betreffenden Muster ausgenommen.

§ 13.

Der Dienst bei der schießenden Abteilung.

Die Vorbereitungen zum Abhalten des Schießens trifft der Schießunterosfizier der Kompagnie. — Er sorgt für das Heranschaffen von Munition, Schraubenziehern, Schutzvorrichtungen, Scheiben, Schreibgerät und der Schieß­ vorschrift, von welcher bei jedem Schießen auf jedem Stand ein Abdruck zur Stelle sein muß. Ferner übernimmt er die Verteilung der Arbeiter. Seine sonstigen Obliegenheiten bestehen in der Führung des Schießbuches und aller auf den Schießdienst Bezug habenden Listen, in der Instandhaltung des gesamten, zum Schießen und zu den vorbereitenden Übungen erforderlichen Geräts, in der besonderen Beaufsichtigung der Gewehre, der Munition, der wieder aufgefundenen Geschosse und der Hülsen rc. Es ist zulässig, dem Schießunteroffizier behufs Führung des Schießbuches und der Listen zeitweise einen schreibgewandten Mann zuzuteilen. Gemeine werden zum Schießstand und von demselben zurück in geschlossenen Abteilungen geführt. Vor dem Abmarsch zum Schießstand sowohl als auch kurz vor Beginn des Schießens sind die Gewehre nachzusehen, insbesondere darauf, daß das Innere der Läufe und der Kasten rein und vollkommen frci von fremden Körpern sind und der Berschlußkops aufgesetzt ist. Diese Bestinrmungen finden sinngemäße Anwendung bei jedem Schießen mit scharfen Patronen und mit Platzpatronen. Jeder Schütze hat das kleine Schießbuch zur Stelle.

Das Aufsichtspersonal, welches im allgemeinen nach zwei Ständer abzulösen ist, besteht aus: a) Dem Offizier. Derselbe ist für den gesamten Betrieb des Schießens, für die Ordnung arf dem Schießstand und für die Innehaltung der Sicherheitsmaßregeln veranrwortlich. Steht der Kompagnie für das Schießen die erforderliche Zahl von Offiziere: nicht zur Verfügung, so kann der Kompagnieführer Portepeeunteroffiziere zuc Leitung des Schießdienstes heranziehen. Bor Beginn des Schießens überzeugt sich der Offizier von der bestimmungs mäßigen Beschaffenheit des Schießstandes und der erforderlichen Geräte. Währen) des Schießens liegt die Anleitung des Schützen, die Überwachung des Schreibet und der Anzeiger vorzugsweise ihm ob. Wenn bei trübem Wetter auf 500 oder 600 m geschossen wird, ist Beobachtun; des Anzeigedienstes durch Ferngläser nötig. Reicht das Fernglas nicht meh' aus, so ist das Schießen abzubrechen. Nach beendigtem Schießen hat der Offizier die Richtigkeit der ausgeschriebener Schüsse und den Patronenverbrauch mittels Unterschrift zu bescheinigen, sowv erforderlich scheinende Bemerkungen hinzuzufügen. Es ist zur Prüfung des Anzeigens empfehlenswert, daß der Offizier zeit weise vor Beginn des Schießens die auf den einzelnen Scheibenteilen sitzender Pflaster vermerkt und während des Schießens oder nach Schluß desselben dieß

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. 121 Vermerke nebst den Einträgen in dem Schießbuch mit den auf der Scheibe be­ findlichen Geschoßlöchern vergleicht. Die Anwendung von Scheiben, die so stark beschossen sind, daß eine solche Prüfung nicht möglich ist, darf nicht gestattet werden. b) Dem Unteroffizier beim Schützen. Derselbe überwacht die Ausführung des Ladens, Entladens, Sicherns und Entsicherns und sieht darauf, daß erst geladen, bezw. entsichert oder entladen wird, nachdem die Scheibe sichtbar gemacht worden, bezw. das Anzeigen beendet ist. Ferner achtet dieser Unteroffizier auf die Zeichen des Anzeigers. Ist der Offizier mit Überwachung des Schreibers beschäftigt, ohne die Unterbrechung des Schießens angeordnet zu haben, so liegt dem Unteroffizier die Überwachung sämtlicher Handlungen des Schützen ob.

c) Dem Unteroffizier oder Gefreiten zur Beaufsichtigung und Ausgabe der Munition. Derselbe hat außer der Beaufsichtigung der Munition während des Schießens den Arbeitsdienst bei der schießenden Abteilung zu regeln. d) Dem Schreiber z u m A u f s ch r e i b e n der Schüsse. Er erhält seinen Platz in der Nähe des die Übung leitenden Offiziers derart angewiesen, daß er die von dem Anzeiger gemachten Zeichen genau er­ kennen kann. Der Schreiber hat aus diese Zeichen zu achten und die einzelnen Schüsse nach erfolgter Meldung durch den Schützen in die Schießkladde und in die unmittelbar vorher an ihn übergebenen kleinen Schießbücher mit Tinte ein­ zutragen. Gleichzeitig wiederholt er laut den Namen des Schützen sowie das Ergebnis des Schusses, wobei er verpflichtet ist, etwaige Verschiedenheiten zwischen der Angabe des Schützen und den seitens der Anzeiger gemachten Zeichen sofort zur Sprache zu bringen. Auch diejenigen Fehlschüsse, welche Mängeln der Waffe oder Munition zugeschrieben werden, sind als solche zu buchen. Auf unrichtiges Aufschreiben der Schüsse findet, sofern es vorsätzlich geschehen, § 139 des Militär­ strafgesetzbuches Anwendung.*) Auf dem Stand stellt sich die Abteilung welche schießen s o l l — in der Regel nicht stärker als 5 Mann — mit geöffneten Gewehren einige Schritte hinter dem Standort des Schützen der Scheibe gegenüber auf. Von dort aus „tritt der einzelne Schütze mit Gewehr beim Fuß vor und nimmt die für die Übung vorgeschriebene Stellung ein. Er ladet, außer bei Übung 12 und 15 der 2. und den Übungen 12 der 1. und der besonderen Klasse, einen vollen Rahmen mit Patronen ohne Kommando und ohne An­ wendung der Sicherung, sobald dies nach den vorstehend gegebenen Bestim­ mungen zulässig ist. Setzt der Schütze ab, bevor er geschossen hat, ohne forttreten zu wollen, so läßt er sein Gewehr in fertig gemachtem Zustand, anderen Falles ist das­ selbe zu sichern. Versagt eine Patrone, so muß der Schütze langsam absetzen und das Ge­ wehr mit Vorsicht öffnen, um bei einem etwaigen Nachbrennen des Zündhütchens nicht beschädigt zu werden. Dem Zündhütchen ist dann im Patronenlager durch Drehen der Patrone eine veränderte Lage zu geben, demnächst ist das Gewehr zu schließen und nochmals abzudrücken. Versagt die Patrone wieder, so ist sie in ein anderes Gewehr einzuladen. Wird die Patrone auch in dem zweiten Gewehr bei einmaligem Abdrücken nicht zur Entzündung gebracht, so ist sie als „Versager" anzusehen. *) 139 des M.-St.-G.-B. lautet: „Wer vorsätzlich unrichtige Dienstatteste ausstellt oder Rapporte, dienstliche Meldungen oder dienstliche Berichte unrichtig abstattet oder solche wissentlich weiter befördert, wird mit Gefängnis von 6 Monaten bis zu 3 Jahren und mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldaten­ standes bestraft. In minder schweren Fällen tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu 6 Monaten ein."

122

XIX. Abschnitt.

DaS Schießen.

Ist eine Patrone wegen unrichttger äußerer Abmessunaen nicht ladefähig, ist die Hülse gequetscht oder nicht ganz, fehlt daS Zündhütchen rc., so wird sie als „unbrauchbare Patrone" bezeichnet und zurückgegeben. In beiden Fällen erfolgt ein Eintrag in der Schießkladde und im Schießbuche. Nachdem der Schuh angezeigt ist, meldet der Schütze unter Angabe seines Namens das Tresiergebnis, ladet dann von neuem und sichert. Hierauf tritt der Schütze in die Abteilung zurück und mit dem gesicherten Gewehr zur Abgabe eines Schusses vor, wenn die Reihe wieder an ihn kommt. Er darf sich erst dann schußbereit machen, wenn die Scheibe sichtbar gemacht worden und die Anzeigetafel eingezogen ist. Hat der Schütze abgeschosien, so ladet er nicht wieder. Er entfernt die Hülse bezw. den Rahmen mit den darin befindlichen Patronen, läßt das Gewehr offen und tritt ein. Laden, Entladen, Sichern und Entsichern sind mit der Front nach der Scheibe auszuführen. Beim Schießen im Knieen oder Liegen kann der Schütze mehrere Schüsse hintereinander abgeben. Es ist nicht gestattet, den Schützen an einem Übungstaae zur Erfüllung von mehr als zwei Bedingungen zuzulassen. Anderseits darf er in der Regel nicht weniger als fünf, in der Vorübung nicht weniger als drei Patronen an einem Übungstage verschießen. DaS Nachgeben von Patronen regelt der Kompagnieführer mit der Maß­ gabe, daß mehr als drei Patronen in der Bor- und fünf Pattonen in -er Hauptübung nur ausnahmsweise und unter besonderer öegrünbung zur Er­ füllung einer Bedingung nachaegeben werden dürfen. Diese sowie die zu Probeschüssen zu verwendenden Pattonen können ohne Benützung von Rahmen einzeln in den Lauf geladen werden. Wenn die. für eine Übung gestellte Bedingung erfüllt sein soll, so müssen die an einem Übungstage abzugebenden fünf bezw. drei letzten Schüsse die Er­ füllung der Bedingung ergeben, so daß z. B., wenn sechs Pattonen verbraucht sind, mit der zweiten bezw. vierten bis sechsten die Bedingung erfüllt wird. Wird eine Bedingung mit weniger als fünf bezw. drei Pattonen erfiüt, so sind dennoch fünf bezw. drei Pattonen zu verschießen. ES ist durchaus unstatthaft, einzelne schlechte Schützen durch Nachgeben einer unverhättnismäftg großen Zahl von Pattonen alle Bedingungen ihrer Klasse erfüllen zu lassen. Scheinbar bessere Erfolge durch Erleichterungen zu gewinnen, welche )ie kriegsmäßige Ausbildung beeinträchtigen, z. B. durch Anbringung besonderer Merkmale an den Scheiben, ist verboten, dagegen die Benützung von Schirmm, welche nur aus Dach und einer Sxitenwand bestehen dürfen, gestattet. 9te Benützung von Zielapparattn zur Überwachung des Schützen ist beim Schrlschießen ausgeschlossen, desgleichen die Verwendung von Mattatzen, Armstüfin und Kissen bei Benützung der Schießlager. Diese dürfen nur mit einer dünren Decke aus Kokos oder dergleichen bedeckt werden.

§ 14. Der Dienst an der Scheibe. Die Anzeiger, aus einem Unteroffizier oder Gefreiten und den nötign Arbeitern bestehend, werden der schießenden Kompagnie entnommen. Die Anzeiger dürfen nicht länger als 2 Stunden hintereinander ihren Dierst versehen. Bei Schießständen mit Anzeigerdeckungen verdeckter Art ist der Verkhr der Anzeiger eines Standes mit denjenigen der Nebenstände verboten. Der Unteroffizier oder Gefreite trägt die Verantwortung für die sogfälttgste Beobachtung der Sicherheitsmaßregeln an der Scheibe, für die richtge Ausstellung der letzteren und der Spiegelvorrichtung, für gewissenhaftes Fststellen und Anzeigen der Tressergebnisse sowie für sorgsames Zukleben er Geschoßlöcher. Auf unrichtiges Anzeigen findet, sofern es vorsätzlich geschehn,

8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr. 123 § 139 des Militärstrafgesetzbuches Anwendung. Den Unteroffizieren und Mann­ schaften ist alljährlich vor Beginn der Schießübungen durch den Kompagnie­ führer eine belehrende Verwarnung über das Vergehen des falschen Anzeigens zu erteilen. Hat ein Geschoß die zwischen zwei Ringen oder Querbändern befindliche Linie berührt, so wird die höhere Nummer angezeigt; nach gleichem Grundsätze wird verfahren, wenn der Scheibenrand gestreift ist. Bei der Sektions­ figurscheibe werden alle Rundtreffer, gleichviel ob in den Figuren oder in den Zwischenräumen, als Treffer angezeigt; bei den Sektions­ scheiben 400, 500, 600 m gelten Treffer innerhalb des mittleren Querbandes, ohne Rücksicht darauf, ob Figuren getroffen sind oder nicht, 2 Puntte, innerhalb der äußeren Querbänder 1 Punkt. Treffer im Querband 2 werden mit Anzeige­ tafel 12, Treffer im Querband 1 mit Anzeigetafel 10 angezeigt. Bei Quer­ schlägern wird nur das Geschoßloch mit der Zeigestange gedeckt und sodann der Schuß als Fehler angezeigt. Der Anzeigedienst ist je nach der Art der Deckungen ver­ schieden:

a) Bei verdeckten Anzeigerdeckungen. Sobald von der schießenden Abteilung der Befehl oder das Zeichen zum Beginn des Schießens gegeben und darauf die Scheibe sichtbar gemacht worden ist, darf geschossen werden. Ein Betreten der Schießbahn durch die Anzeiger oder das Herausstrecken einzelner Körperteile über die der Schießbahn zugekehrte Wand der Anzeigerdeckung hinaus ist in der Zeit vom ersten Sichtbarwerden der Scheibe bis zur Beendigung des Schießens — besondere Fälle, welche eine Unterbrechung desselben notwendig machen, ausgeschlossen — verboten. Dem Unteroffizier oder Gefreiten liegt die Beobachtung der Schießbahn durch den Spiegel, das Bezeichnen der Geschoßlöcher mit einem Bleistiftstrich und das Anzeigen derselben mittels der Zeigestange ob.

Ein in der Anzeigerdeckung hinter dem großen Rade sitzender Mann be­ wegt den Scheibenwagen, ein zweiter besorgt das Zukleben der Geschoßlöcher, der dritte schiebt nach Anweisung des Unteroffiziers die das Treffergebnis be­ zeichnenden Tafeln vor und zurück. Der mit dem Zukleben der Geschoßlöcher beauftragte Mann tritt, sobald die Scheibe sichtbar gemacht wird, an die Rücken­ wand der Anzeigerdeckung zurück. Nachdem der erste Schuß gefallen ist, wird die Scheibe in die Deckung gezogen, das Geschoßloch ausgesucht und mit einem Bleististstrich bezeichnet. Demnächst wird mittels der Tafeln des Anzeigekastens das Treffergebnis ge­ meldet, die Scheibe für die schießende Abteilung wieder sichtbar gemacht, der Sitz des Schusses durch Decken des Geschoßloches mit der Zeigestange angezeigt und darauf die Zeigestange sowie die Anzeigetafel wieder einzogen. Dieses Verfahren wird bei jedem folgenden Schuß wiederholt,.doch hat der Kleber außerdem, sobald die Scheibe in die Deckung gezogen ist, das offen gebliebene Geschoßloch des vorletzten Schusses zuzukleben, bevor das Geschoßloch des letzten Schusses mit Bleistift bezeichnet worden ist. Fehlschüsse werden durch Auf- und Abwärtswinken mit der Zeigestange angezeigt. Soll nicht nach jedem einzelnen Schuß, sondern nur angezeigt werden, wenn eine gewisse Reihe von Schüssen gefallen ist, so wird die Scheibe erst dann in die Deckung gezogen, nachdem die betreffende Schußzahl abgegeben worden ist. Muß in besonderen Ausnahmefällen das Personal an der Scheibe aus der Deckung heraustreten, so wird zunächst die Scheibe in die Deckung zurück­ gezogen, darauf mittels des Anzeigekastens ein weiteres, lediglich für diesen Fall verabredetes Zeichen gegeben und gleichzeitig durch den Spiegel beobachtet, ob dieses Zeichen von der schießenden Abteilung verstanden und durch Einstellen des Schießens und ein Gegenzeichen beantwortet wird.

124

XIX. Abschnitt.

Das Schießen.

Sollte eine Störung das Zurückziehen der Scheibe unmöglich machen, so muß jenes Zeichen so oft wiederholt werden, bis die schießende Abteilung auf­ merksam geworden ist und dieses durch ein Gegenzeichen oder Entsendung eines Mannes zu erkennen gegeben hat. Alsdann erst wird die Schießbahn vorsichtig betreten. Nach erfolgter Beseitigung der Störung wird die Scheibe für die schießende Abteilung nicht früher sichtbar gemacht, als bis sämtliche Anzeiger wieder in die Deckung zurückgetreten sind und die Schießbahn frei ist. Sobald der Anzeiger das Zeichen zur Beendigung des Schießens im Spiegel wahrnimmt, läßt er die Scheibe in die Deckung ziehen.

b) Bei versenkten Anzeigerdeckungen. Ein Mann bedient das die Scheibe tragende Drehgestell, ein zweiter be­ sorgt das Zukleben der Geschoßlöcher, ein dritter schiebt die das Treft'ergebnis bezeichnenden Tafeln hoch und nieder, während der Unteroffizier oder Gefreite durch den Spiegel die Schießbahn beobachtet. Fehlschüsse werden durch Rechts- und Linkswinken der Zeigestange an­ gezeigt. Im übrigen finden die Bestimmungen unter a) sinngemäße Anwendung.

8 15.

Sicherheitsmaßregeln.

Außer den bereits in Vorstehendem erwähnten Sicherheilsmaßregeln ist zur Verhiitung von Unglücksfällen folgendes zu beachten: Jeder persönliche Verkehr der schießenden Abteilung mit den Anzeigern findet bei Ständen mit Anzeigerdeckungen verdeckter Art auf der Schießbahn, bei Ständen mit versenkten Anzeigerdeckungen unter Benützung der besonders angelegten Verbindungswege statt. Alles Schreien während der Schießübungen ist verboten. Den Anzeigern darf unter keinen Umständen von der schießenden Abteilung aus etwas zu­ gerufen werden. Behufs Zeitersparnis ist es gestattet, wegen Beginns und Einstellens des Schießens, Scheibenwechsels und nochmaligen Anzeigens besondere mittels Flaggen oder in anderer Weise abzugebende Zeichen anzuwenden, deren Be­ deutung auf einer in der Anzeigerdeckung und einer beim Schreiber befindlichen Tafel verzeichnet sein muß. Die Benützung des Horns (beim Schulschießen) oder der Trommel ist ausgeschlossen. Auf demselben Stand auf mehreren Schußlinien gleichzeitig schießen zu lassen, ist nicht gestattet. Gewehre, welche aus der Hand gesetzt werden, sind zu öffnen. Sie dürfen keine Patronen im Kasten enthalten. Wird ein geladenes Gewehr bezw. ein geöffnetes Gewehr mit Patronen im Kasten an einen anderen übergeben, so hat dies mit den Worten „ist ge­ laden" zu geschehen. Ziel- und Anschlagübungen dürfen während des Schießens auf den Ständen nicht stattfinden. Nach Beendigung des Schießens müssen Läufe und Kasten der Gewehre sowie die Patroniaschen aller Mannschaften nachgesehen werden und ist dem die Aufsicht führenden Offizier hierüber zu melden. Soll nicht nach jedem einzelnen Schuß, sondern erst nach Abgabe mehrerer Schüsse angezeigt werden, so sind die Anzeiger rechtzeitig zu benachrichtigen und auf besondere Vorsicht hinzuweisen.

§ 16.

Übung der Schießklassen.

Das Schulschießen zerfällt für jede Klasse in eine Bor- und Hauptübung. In der Vorübung sollen die Anfangsgründe der Schießkunst auf kurzen Entfernungen in den verschiedenen Anschlagsarten erlernt und die Leute geübt

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8. Kapitel. Bestimmungen über d. Schießübungen mit d. Jnfanteriegewehr.

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Lind die Schützen auf nahe Entfernung an die feindliche Stellung herangegangen, so müssen die Unterstützungstruppen in thunlichster Nähe da­ hinter zum unmittelbaren Eingreifen bereit sein. So lange nicht die Überlegenheit im Feuer gewonnen ist oder doch der Feind wesentlich erschüttert erscheint, ist die Durchführung des Angriffs nur unter großen Verlusten ausführbar. Es bleibt daher vor Führung des letzten Stoßes die Feuerwirkung abzuwarten. Die erlangten Erfolge werden am besten von der Schützenlinie beurteilt; sie erkennt zuerst, wann und wo der Widerstand beim Feinde nachläßt, sie vermag alle Vorteile am schnellsten auszunützen und wird daher häufig von ihr der Anstoß zur Durchführung des Angriffs ausgehen. Es ist alsdann Aufgabe der geschlossenen Abteilungen, der Schützenlinie sofort zu folgen, sie zu unterstützen und gegen Rückschläge zu sichern. Aber im allgemeinen wird doch der oberste Führer der Angriffstruppen darauf bedacht sein müssen, daß von ihm der Befehl zum Sturm rechtzeitig gegeben wird. Hat die Schützenlinie die nahen Entfernungen erreicht und, beständig verstärkt, durch das höchste Maß der Feuerleistung den Sturm hinreichend vorbereitet, so sind die Hinteren Staffeln in ununterbrochenem Vorgehen an die vorderste Linie heranzuführen, um mit dieser vereint den Kampf zur Entscheidung zu bringen. Hiebei schlagen die Tamboure aller geschlossenen Abteilungen von dem Zeitpunkt an, wo die Angriffsbewegung dem Auge des Feindes nicht mehr­ entzogen werden kann. Ob alsdann die geschlossenen Abteilungen sich neben­ öder hintereinander befinden, welche Formation sie haben, ob der Gesamtführer

sich eine Reserve noch vorzubehalten vermag, ist lediglich von den Umständen abhängig. In diesem entscheidendsten Augenblick des Angriffs gibt es für eine Angriffsfront nur eine Losung, welche Vorwärts heißt — Vorwärts gerade­ aus zum Ziel! Das Schlagen der Tamboure, das von allen Hornisten unaus­ gesetzt zu blasende Signal „Rasch vorwärts!" setzt alles, auch das letzte in Bewegung und mit Hurrah werfen sich die stürmenden Truppen aus den Feind. Jede weitere Schematisierung des Angriffsverfahrens ist untersagt. 3. Verhalten nach gelungenem Angriff. Es genügt nicht, eine feindliche Stellung erobert zu haben, man muß sich ihrer dauernd versichern. Hiezu gehört Verfolgung des weichenden Feindes und Sicherung der errungenen Objekte. Befinden sich Dörfer, Gehöfte, Waldstücke rc. in der feindlichen Stellung, so muß der Angriff ununterbrochen bis zum jenseitigen Rande fortgesetzt werden. Die weitere Verfolgung geschieht in der Regel nicht durch unmittelbare Fort­ setzung der Angriffsbewegung, sondern zunächst durch Feuer, während die Truppen, welche den Sturm ausgeführt haben, gleichzeitig die eroberte Stellung besetzen und die Verbände herstellen. Auf diesem Wege werden dieselben binnen kurzem für neue Unternehmungen gefechtsbereit. 4. Die Umfassung. Die Herbeiführung der für den Erfolg eines Angriffs unerläßlichen Feuerüberlegenheit wird am leichtesten durch die Umfassung gelingen. Eine solche muß aber schon in der Entwickelung vorbereitet sein, möge sie aus dem Anmarsch auf verschiedenen Linien oder aus dem Eingreifen der Gefechtsstaffeln entstehen. Umfassungsversuche aus vorderster Gesechtslinie mit Teilen bereits ent­ wickelter, vielleicht gar schon fechtender Infanterie sind, wo das Gelände sie nicht besonders begünstigt, aussichtslos und führen zu schädlicher Zersplitterung der Kräfte. b) Die Verteidigung. Keine Fechtweise ist derart abhängig von der Gestalt des Geländes als die Verteidigung. Sie bedarf zu ihrer Durchführung der Ortschaften, Höhen und Schluchten, Waldstücke, Engwege rc. Bei jeder Verteidigung kommt es auf die ausgiebige Ver­ wertung der Feuerwaffen an. Unter diesem Gesichtspunkt erfolgt die Wahl der Stellung und deren künstliche Verstärkung. Sobald die feindliche Angriffsrichttrng erkannt worden ist, wird die Schützen­ linie von vornherein so stark bemessen, als dies zum Festhalten der Stellung nach Gefechtszweck und Gelände notwendig erscheint. Schützengräben und sonstige Deckungen werden hergestellt, die Entfernung nach wichtigen Punkten im Vor­ gelände ermittelt, Munition aus den Patronenwagen an die Mannschaft verteilt und von dieser nach Besetzung der Verteidigungslinie handgerecht bereit gelegt. Die Unterstützungstrupps werden nahe herangezogen, unter Umständen dicht hinter der Schützenlinie ausgestellt. Alle Tiefenabstünde sind zu verkürzen. Zurückgehaltene Abteilungen bleiben nur soweit zurück, daß sie dem feindlichen Feuer entzogen, aber so nahe, daß sie zur Verteidigung ihres Abschnitts zur Hand sind. Die Zahl und Breite der Abschnitte wird nach der Beschaffenheit der Stellung sehr verschieden sein. Je ungangbarer und unübersichtlicher die Stellung, desto zahlreicher und schmaler ihre Abschnitte. Für die Besetzung ist die Tiefen­ gliederung Vorbedingung. Jeder Abschnitt fällt einer entsprechenden Kom­ mandoeinheit zu, welche sich ihre eigene Reserve ausscheidet. Für den Platz der Hauptreserve, also derjenigen Kräfte, welche nicht an bestimmte Abschnitte gebunden werden, bleibt Folgendes hervorzuheben: Eine Verteidigung, welche nur die Abwehr sucht (Vorposten-, Arrieregardengefechte), kann sich aus Behauptung des Geländes beschränken. Dagegen muß eine Defensive, welche einen Waffenerfolg herbeiführen will.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

95

mit angriffsweisem Verfahren gepaart sein. Verteidigung allein kann nie die Vernichtung des Gegners herbeiführen. Demgemäß muß mit den Kräften zur örtlichen Verteidigung sparsam verfahren, die Hauptreserve aber auf demjenigen Punkte versammelt werden, von welchem aus nach allgemeiner Gefechtslage und dem Gelände am leichtesten im gegebenen Augenblick zum Angriff übergegangen werden kann. In der Regel wird dies einer der Flügel sein. Mit der Wahl dieses Mittels wehrt man auch am besten der Umfassung, diesem gefährlichsten Gegner starker Stellungen. Je größer der Körper, welcher sich verteidigt, desto größer muß der Seitenabstand der Hauptreserve sein, denn es wird dadurch Raum für Entwickelung und Ansatz zum Angriff geschaffen, der gegnerische in der Flanke bedroht und der Schutz gegen Umfassung vermehrt. Vor Durchführung der Besetzung von Stellungen, bevor die feindliche Angriffsrichtung erkannt worden, ist zu warnen.

c) Der Rückzug.

Für den Rückzug, unter Voraussetzung vorgängiger Niederlage, können reglementarische Bestimmungen nicht gegeben werden. Jede mit dem Feinde im Gefecht stehende Truppe hat, geworfen oder zurück­ genommen, nicht mehr die Wahl der Rückzugsrichtung. Sie muß, wenn ihr der Gegner folgt, ohne Wechsel in der Formation senkrecht zur Front zurück und bedarf der Aufnahme, um sich zu neuem Widerstände vorzubereiten. Daraus ergiebt sich, daß die Anordnung eines Rückzuges nur ausgesührt werden kann, wenn die Truppe noch Tiefengliederung hat. T)och bleibt wohl zu beachten, daß es für eine zum entscheidenden Gefecht berufene Truppe falsch wäre, sich eine Reserve zur Deckung des eigenen Rückzuges v o r z u b e h a l t.e n , statt sie zur Durchführung des Gefechts zu verwenden. Über Annahme der Entscheidung oder Durchführung eines Rückzuges muß sich die Führung rechtzeitig schlüssig sein. Der Platz für die Ausnahmestellung ist im Gelände nach Maßgabe der Widerstandsfähigkeit, namentlich aber nahe genug zu wählen, um die weichende Linie nicht der Auflösung preiszugeben. Jede Aufnahme liegt günstiger un­ mittelbar seitwärts der Oückzugslinie als in ihr. Der Führer bezeichnet die Abteilungen, welche zur Aufnahme bestimmt sind, aus dem noch frischen Teil seiner Truppe. An der Aufnahmestelle findet der Gegner Widerstand, welcher so zu leisten ist, daß der abziehenden Truppe Zeit und Raum zur Wieder­ herstellung der Ordnung auf dem nunmehr unbelästigten Abmarsch geschafft wird. Danach bemißt sich die Dauer des Widerstandes. Dann tritt die Auf­ nahme selbst den Rückzug an, sofern nicht vom rechtzeitigen Eingreifen frischer Truppen eine Wendung zu erhoffen ist. Meistenteils wird eine erneute Aus­ nahme nöttg sein. Ein gut geleitetes Rückzugsgefecht muß schließlich zur Herstellung der Marsch­ formation mit einer räumlich gegliederten Arrieregarde führen. Zur Durch­ führung des Verfahrens gehört mithin seitens der Führung die bestimmte Bezeichnung des Marschziels und demnächst der Befehl, wo im Gelände und durch welche Truppe die Aufnahme stattfinden soll Der Führer wird diesen Auf­ gaben nur gewachsen sein, wenn er, nachdem er diese Befehle gegeben hat, das Gefechtsfeld verläßt und die zurückkehrenden Truppen mit den entsprechenden Befehlen empfängt. Der Rest ist Sache der Unterführer. Jedes unnütze Front­ machen zur Unterstützung einer Ausnahmestellung wird meist zum verhängnis­ vollen Fehler, da es die Loslösung vom Feinde in hohem Maße erschwert. Das Reglement gibt keine Vorschriften oder Gesichtspunkte für die Gefechte aller Schattterungen. Es läßt die hinhaltenden, die Schein- oder Demonstrativ­ gefechte unbeleuchtet. Ihre Behandlung ist Sache der Führung im jedesmaligen Falle und wird nach der Lage beständig wechseln. Es wird dabei immer des Entschlusses der Führer bedürfen, ob sie sich in diesem Falle tiefer gliedern wollen und welche Breite sie in jenem zu ihrer Entwickelung für nötig erachten.

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XXII. Abschnitt.

Felddienst, GefechtSlehre, Manöver.

9. Gefecht der Truppeuverbände iSommandoeiuheiteu) a) Gefecht der Kompagnie.

Die Kompagnie muh alle reglementarischen Leistungen: Auflösen und Sammeln, den raschen Übergang von der zerstreuten zur geschlossenen Ordnung und die Rückkehr aus dieser zu jener re. auf kurzen Befehl oder aus den Wink des Führers auszuführen vermögen. Die zerstreute Fechtart bedingt ferner, daß jeder Zug und innerhalb des­ selben jede Gruppe selbständig die richtigen Mittel zur Durchführung der gestellten oder aus der Gefechtslage sich ergebenden Aufgaben zu finden wisse. $)er aufgelöste Zug sammelt sich und schließt sich, ohne den Befehl hiezu abzu­ warten, an die Kompagniekolonne an, sobald der Gefechtszweck das Verbleiben in zerstreuter Ordnung nicht mehr erheischt. Die Gruppe sammelt sich, wenn sie nicht mehr zu wirken vermag, und tritt schon geschlossen in. den sich sammelnden Zug ?c. Die Befolgung dieses Grundsatzes muß durch Übung zur Gewohnheit werden. Zur Entwickelung erhält der Zugführer den Befehl, empfängt er das Kommando. Zu rechtzeitiger Übermittelung des Befehls für Front­ veränderung oder Sammeln fehlt es der Führung im Gefechtsverlauf häufig an Zeit, noch häufiger an Mitteln. Der Abschluß des Gefechts muß dennoch den Zug, in ihm die Gruppe am richtigen Platz vorfinden. Wo dieser liegt, läßt sich nicht vorher bestimmen.

Die Kompagnie kommt nur ausnahmsweise, wenn sie detachiert ist, in die Lage, ein Gefecht selbständig durchführen zu müssen: der Regel nach führt sie ihre Gefechte im Verbände des Bataillons. Während der Kompagnieführer im detachierten Verhältnis zur Erfüllung seines Auftrages ausschließlich auf eigene Verantwortung zu handeln hat, ist er bei einem Gefecht im Bataillonsverband mit seinen Anordnungen auch noch an das Verhältnis zu den anderen Kom­ pagnien gebunden. Letzteres fordert, daß der Führer, wenngleich die Verhält­ niße vor der Front seine Aufmerksamkeit vorzugsweise in Anspruch nehmen, auch dasjenige im Auge behält, was neben und hinter ihm vorgeht. Das Bataillonsgefecht ist ein Ganzes, dessen Rahmen von keinem seiner Teile überschritten werden darf. Aber auch innerhalb dieses Rahmens ist die Selbständigkeit der Kompagnie eine große und derselben gar nicht abzunehmende, sobald sie in das Gefecht eingetreten ist. Anordnungen von rückwärts werden leicht durch die Handlung überholt. Ein beständiges Abwarten der Befehle würde richtiges und rechtzeitiges Eingreifen der Kompagnie unmöglich machen. Die selbständig zu fassenden Entschlüsse müssen aber stets durch den Gesichts­ punkt geregelt werden, den Zusammenhang mit dem Bataillon und den richttgen Platz in ihm durch alle Wechselfälle des Gefechts sestzuhalten. Beim Eintritt in das Gefecht empfiehlt sich meistenteils zunächst sparsame Schützenentwickelung, weil Änderungen der Ausstellung oder Front­ veränderungen mit starken Schützenlinien immer schwierig und im feindlichen Feuerbereich von Verlusten begleitet sind. In der Regel wird zur Verwendung in der Schützenlinie über ganze Züge nach und nach verfügt. Während es nur bei besonderen Verhältnissen geboten sein wird, mehrere Züge gleichzeitig als Schützen aufzulösen, ist es. andererseits nicht ausgeschlossen, daß da, wo die Kompagnie lediglich gegen Überraschungen gesichert werden soll, die Schützenlinie aus einem Halbzuge und selbst aus einer kleineren Abteilung bestehen kann.

Die Fortentwickelung des Gefechts verlangt die Verstärkung der Feuerleistung in vorderster Linie, gleichzeitig den Ersatz der Verluste. Die Schützenlinie einer Kompagnie kann dabei verlängert oder durch Einschieben frischer Kräfte verstärkt werden. Das erstere Verfahren begünstigt eine geordnete Befehls­ führung und die Feuerleitung und muß daher, wo angängig, gewählt werden. Das letztere wird trotz alledem das häufigere sein, denn es fehlt im Zusammen­ hang mit Nebenkräften meist der Raum zur Verlängerung der Schützenlinie. Eine Kompagnie muß daher so ausgebildet sein, daß bei der Jneinanderschiebung

10. Kapitel.

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Das Gefecht.

der Schützen verschiedener Züge und Gruppen die Sicherheit der Führung nicht verloren geht. Über das Verhalten der Zug- und Gruppenführer siehe C. 88/89 u. XIX. Abschn. Das Auflösen der ganzen Kompagnie ist nach Möglichkeit zu vermeiden oder doch so lange als angängig hinauszuschieben. Die ganz aufgelöste Kompagnie ist dem Kompagnieführer beim Angriffsgefecht aus der Hand und auch in einer Stellung nicht immer einheitlich von ihm zu beherrschen. Noch mehr entzieht sie sich der Führung des Bataillonskommandeurs. Der Kompagnieführer muß daher danach trachten, sich hinter der Schützenlinie so lange als möglich eine geschlossene Abteilung zu erhallen. Nur mit dieser vermag er Verluste aus­ zugleichen, dem Angriff oder der Verteidigung Nachdruck zu geben oder eine Bedrohung der Flanken abzuwehren. In der Regel wird eine Kompagnie, welche Schützen entwickelt hat, mit dem geschlossenen Teil den Unterstützungstrupp bilden. Einen schwächeren Unterstützungstrupp als Zwischenglied zwischen Schützenlinie und Haupttrupp der Kompagnie auszuscheiden wird dann notwendig sein, wenn es darauf ankommt, einen solchen in größerer Nähe der Schützenlinie zu halten. Ebenso kann die Rücksicht auf notwendige Flankendeckung zur Aufstellung besonderer Abteilungen hinter, einem der Flügel der Schützenlinie führen. Solche Teilung bleibt immer ein Übelstand, der sich auf Ausnahmefälle beschränken muß. Die Tiefenabstände der geschlossenen Teile richten sich nach den Gefechts­ verhältnissen und nach dem Gelände. Die rechtzeitige Unterstützung der Feuerlinie muß dabei gewährleistet sein. Die Wahl der For­ mation ist abhängig vom Gelände und der feindlichen Feuerwirkung. Vom Feinde gesehen empfiehlt sich die Linie, die Kolonne dagegen findet eher Deckung im Gelände. Zur Durchführung des Gefechts ist erforderlichenfalls die ganze Kraft der Kompagnie einzusetzen. Ob dabei schließlich alles in die Schützenlinie ausgelöst wird oder auch zuletzt geschlossene Abteilungen Verwendung finden, hängt von den Umständen ab, unter welchen die Kompagnie ficht. Jedenfalls ist die Feuerkraft auf die größte zulässige Höhe zu bringen und bis zum Eintritt der Entscheidung möglichst auf dieser zu erhallen. Die allein fechtende Kompagnie, welche sich eigene Gliederung und Flankensicherung bis zuletzt zu wahren hat, verwendet den Unterstützungstrupp am zweckmäßigsten geschlossen beim Angriff wie bei der Verteidigung. Im Bataillonsverband werden sich die Kompagnien in die verschiedenen Auf­ gaben des Angriffs oder der Verteidigung teilen. Der Angriff erfolgt nach erzielter Feuerwirkung auf Kommando des Führers im energischen Anlauf auf den dazu bezeichneten Punkt der feindlichen Stellung. Der Kompagnieführer muß die Leitung des Gefechts seiner Kompagnie in der Hand behalten. Er trifft seine Anordnungen an die Zugführer in Form kurzer und klarer Befehle und hat sich da aufzuhatten, wo er die Leitung seiner Kompagnie bewirken zu können glaubt. Er sorgt für Ergänzung und Verteilung der von rückwärts herangebrachten Munition mit allen auf dem Gefechtsfelde sich bietenden Mitteln.

b) Gefecht des Bataillons. Das Bataillon besitzt in seinen vier Kompagnien eine Gliederung, mit deren Hilfe es sich jeder Gefechtsaufgabe auf das geschickteste anzupassen vermag. Es führt sein Gefecht, indem der Kommandeur den Kompagnien ihre Auf­ träge zuweist. Nur bei augenscheinlichen Mißverständnissen oder Fehlgriffen, welche das Gefecht in unbeabsichtigte Bahnen ziehen würden, ist der unmittel­ bare Eingriff aus Züge rc. einzelner Kompagnien geboten. Müller und v. Zwehl, Handb. f. Linj.-Freiw. Vll. Teil.

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XXII. Abschnitt.

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

Der Bataillonsführer hat beim Eintritt in den Kampf seine Befehle an jeden der Kompagnieführer — möglichst im Beisein aller — kurz, klar und besttmmt zu erteilen, die Wahl der Mittel aber zu überlassen. Bon diesem Grundsatz hat er sich auch bei der Durchführung des Gefechts leiten zu lassen. Sein Trachten muß darauf gerichtet sein, den Gefechtszusammenhang unter den Kompagnien aufrecht zu erhalten. Die Kompagnien ihrerseits streben bei Lösung ihrer Aufträge gleichfalls nach Aufrechterhaltung dieses Zusammenhangs. Zur rechtzeitigen Übermittelung eines Befehls fehlt es dem Bataillons­ führer häufig an der Zeit, noch häufiger an den Mitteln. Der Abschluß des Gefechts muß dennoch die Kompagnien am richtigen Platz finden. W o dieser liegt, läßt sich nicht vorher bestimmen. Der Führer wird in der Mehrzahl der Fälle gut thun, die Auflösung ganzer Kompagnien möglichst lange vermeidlich zu machen. Ganz aufgelöste Kompagnien sind ihm beim Angriffsgefecht aus der Hand und auch in einer Stellung nicht mehr einheitlich zu beherrschen. Man wird bei Bedarf starker Schützenlinien vorziehen, alsbald mehrere Kompagnien zu verwenden, welche eigene Unterstützungstrupps behalten. Gleichzeitig wird dadurch dem verfrühten Vermischen verschiedener Kompagnien nach Möglichkeit vorgebeugt. Nach der Gefechtsabsicht und dem Gelände regelt sich die Gliederung des Bataillons. Einen allgemein gültigen Grundsatz, ob ein Bataillon alle vier Kompagnien in die vordere Linie nimmt oder nur eine, ob es in einer, zwei oder drei Tiefenabstufungen in den Kampf tritt, gibt es nicht. Der Führer hat die freie Wahl nach den Verhältnissen. Das Bataillon kann die Gesamtentwickelung zum Gefecht auf der Grund­ linie aus eine bestimmte Kompagnie vornehmen oder sie nach Bedarf nach vor­ wärts ausführen. Der erstere Fall wird der seltenere sein, gleiwohl aber geübt werden müssen. Keine der verschiedenen Formen darf zu einem Schema werden. In der Mehrzahl der Fälle wird es sich empfehlen, die Kompagnien nur nach Bedarf zu entwickeln und den Rest des Bataillons an der Hand zu behalten. Wird z. B. ein Begegnungsgefecht mit der Kompagnie des Vortrupps eingeleitet und tritt demnächst das Bedürfnis der Fronterweiterung auf einem der Flügel hervor, so wird hiezu eine zweite Kompagnie eingesetzt. Läßt der Fortschritt des Gefechts erkennen, auf welchem Flügel die Hauptkraft einzusetzen, bezw. welcher der bedrohte ist, so werden hinter diesem die zurückgehaltenen Kräfte gestaffelt re. Sehr verschieden können die Verhältnisse sein, welche die Art des Zusammenwirkens der vier Kompagnien, mithin auch ihre Entwickelungen und ihr Gefechtsverhältnis zu einander bedingen. Immer wird der Bataillonsführer diesen Verhältnissen gewachsen bleiben, wenn er Tiefengliederung wahrt und seine Kompagnien nur nach klar erkanntem Bedürfnis verwendet. Er muß zu­ längliche Kräfte rechtzeitig einsetzen, sich aber vor jeder übereilten Ver­ ausgabung hüten. Die Bewegungen des einmal entwickelten Bataillons sind durch Bezeich­ nung des gemeinschaftlichen Marschrichtungspunktes zu regeln. In Bezug auf die Breitenausdehnung eines Bataillons im Gefecht ist festzuhalten, daß das äußerste Maß, welches überhaupt eintreten könnte, durch die Entwickelung der vier Kompagnien nebeneinander gegeben ist. Offenbar hat damit aber der Bataillons führ er einen wesentlichen Teil d^r Einwirkung auf den Gang der Handlung aus der Hand gegeben. Auch fehlt es im Zusammenhang mit anderen Truppen meist am Entwicklungsraum für solche Ausdehnung der Front. Bei dem allein fechtenden Bataillon aber, wo derselbe zweifellos vorhanden, ist gerade Schmälerung der Front und Vertiefung der Gliederung für die Fechtweise am häufigsten geboten. Gemeinhin muß daher die Gefechtsfront eine schmalere sein. Am größten ist das Bedürfnis der Tiefengliederung in Berteidigung-5stellungen, demnächst bei dem allein fechtenden Bataillon und bei allen Anfangs­ entwickelungen. Die Seitenabstände der Flügelstaffeln werden erweitert, je schmaler die entwickelte Gefechtsfront ist.

10. Kapitel.

99

Das Gefecht.

Zur Durchführung des Gefechts steht dem Bataillonsführer immer nur die noch, sei es als Staffel oder hinter der Mitte, zurückgehaltene Kraft zur Verfügung. Mit Rücksicht hierauf wählt er seinen eigenen Platz. Derselbe ist nur ganz ausnahmsweise in vorderster Linie, fast immer bei den noch zurück­ gehaltenen Teilen, jedenfalls aber da, wo er das Gefecht seines Bataillons gut übersehen kann.

Seine Einwirkung auf die Feuerthätigkeit der Kompagnien wird oft nur darin bestehen können, daß er den Nachschub an Munition denjenigen Punkten der Feuerlinie zuführen läßt, wo der Bedarf am größten ist. Wird ein Bataillon aus der Reserve zur unmittelbaren Durchführung eines von anderen Truppen durch den Feuerkampf vorbereiteten Angriffs be­ rufen, so wird cs den Vorteil der bisherigen Versammlung auszunützen trachten.

Die aus kurze Zwischenräume auseinandergezogenen Kompagnien können in solchem Falle eine zweckmäßige Kampfform bilden.

c) Gefecht des Regiments. Das Regiment ist durch seine Geschichte, durch die Einheitlichkeit seiner Ausbildung, die Zusammengehörigkeit seines Offizierskorps und die Zahl seiner Glieder — drei bezw. vier Bataillone — ganz besonders für die Durchführung einheitlich ihm zuzuweisender Gefechtsaufgaben geeignet. Im Regimentsverband wird der Trieb zum Zusammenwirken am allerlebendigsten sein und seine Gliederung erleichtert der Führung die genaue Abmessung der Kampfeinsütze.

Der Führer sichert sich seinen Einfluß aus die Gesechtsthätigkeit der in vorderster Linie zu verwendenden Bataillone am wirksainsten dadurch, daß er in der Verteidigung ihnen bestimmte Abschnitte der Gefechtssront zuweist, bei Marsch und Angriffsbewegungen ihnen die Ziele vorschreibt Letzteres kann je nach den Umstünden geschehen, indem den Bataillonen ein gemeinsamer, genügend weit vor der Front gelegener Marschrichtungspunkt bezeichnet wird, oder indem man jedem derselben einen besonderen Zielpunkt angibt oder endlich, indem man einem Bataillon die Marsch- bezw. Angriffsrichtung vorschreibt und die anderen nnweist, Anschluß an jenes zu halten. Durch die Bezeichnung eines Ziels vor, niemals durch die seitliche Richtung i n der Front kann das Zusammenwirken nebeneinander fechtender Bataillone geregelt werden. Bataillone werden also nicht gerichtet nebeneinander fechten. Dagegen wird es sehr häufig unbedingt erforderlich sein, den Gefechts a n s ch l u ß nach der Mitte oder einem der Flügel zu bestimmen.

Nur in den zurückgehaltenen Kräften besitzt der Regimentsführer das Mittel, sein Gefecht in Breite und Tiefe nach Bedarf und Absicht fort zu ent­ wickeln Niemals wird derselbe mehr Bataillone aus der Hand geben, als die fortschreitende Gefechtsentwickelung fordert.

Ein großer Unterschied besteht darin, ob das Regiment aus der Marsch­ kolonne oder der Versammlung ins Gefecht tritt. Bei der Entwickelung aus ersterer kann das Tetenbataillon bereits im vollen Gefecht stehen, wenn das nächste das Gesechtsfeld betritt. Dieses Verhältnis bedingt Tiefengliederung bei dem Tetenbataillon, möglichst baldigen Übergang in die Kolonnenformation bei den folgenden zur Verkürzung der Marschtiefe. Ein notwendig werdender Flankenmarsch vor feindlicher Front ist nur dann mit ausreichender Sicherheit zu unternehmen, wenn durch die Form des Abmarsches die rechtzeitige Entwickelung in richtiger Gliederung nach der feind­ lichen Seite vorbereitet ist. Auf wirksame Schußweite vom Feinde kann jedoch eine derartige Flankenbewegung nur ausgeführt werden, wenn sie Deckung im Gelände findet.

Eine normale Frontausdehnung für das Infanterieregiment läßt sich nicht feststeüen. Die Breite der Front richtet sich neben Zweck und Gelände nach dem Verband, in welchem das Regiment zu fechten hat. Die Frontbreite eines allein

1*

100

XXII. Abschnitt.

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

fechtenden Regiments hingegen wird anfänglich die Frontbreite zweier neben­ einander entwickelter Bataillone selten überschreiten dürfen. Bei der Durchführung des Angriffsgefechts gehen die Bewegungen des einmal entwickelten Regiments grundsätzlich geradeaus. Jede Seitwärtsschiebung bezeichnet, wenn jetzt noch erforderlich, einen Fehler bei der ersten Entwickelung. In der Regel wird ein solcher Fehler besser durch Borziehen von Staffeln aus­ geglichen werden, fast immer aber wird eine Abschwächung der Kraft des Stoßes die Folge sein.

d) Gefecht der Brigade. Die Brigade ist die größte Kommandoeinheit, welche noch auf begrenzten Plätzen vorgeübt werden kann. Nur bei einer Brigade zu zwei oder zu drei Regimentern mit einem Jägerbataillon hat die Führung den Vorteil der Dreiteilung. In der Zwei­ teilung wird daher der Brigadeführer häufig gezwuugen sein, sich je nach den Kampfeszwecken eine Reserve — mindestens ein Bataillon — auszuscheiden.

Am besten ist die Brigade kampfaegliedert, wenn ihre Regimenter neben­ einander fechten, sich in die Gefechtsfront teilen und ihre Kampfeinsätze nach Bedarf bestimmen. Aber diese Normalgliederung ist weder immer von Hause aus herstellbar, noch dürfen ihr wichtigere Gefechtsrücksichten zum Opfer gebracht werden. Zumal beim Begegnungsgefecht kann der Bedarf in vorderer Linie die beschleunigte Zunahme der Breitenentwickelung zwingend fordern und daher die Mehrzahl der Bataillone des Tetenregiments alsbald nebeneinander in die erste Linie bringen. Solche Umstände fordern diese Bataillone besonders dazu auf, in sich für Tiefengliederung zu sorgen, denn niemals hat das Tetenregiment darauf zu rechnen, daß das nachfolgende zur Unterstützung seiner Gefechts­ front verfügbar bleibt. Das in der Marschkolonne folgende Regiment wird in der Mehrzahl solcher Fälle hinter einem der Flügel ausmarschieren und dort für den entscheidenden Einsatz um so mehr zusammenzuhalten sein, je mehr die Verhältnisse anfänglich zu beschleunigter Ausdehnung in der Breite nötigten. Die Brigade ist nach ihrer Gefechtskraft und räumlichen Ausdehnung in Gefechtsbreite oder Marschtiefe ein so bedeutender Körper, daß an sie die Forderung herantreten kann, in verschiedenen Fronten gleichzeitig und einheitlich zu wirken. Die Entwickelungen in der Anmarschrichtung müssen dabei aus ansehnlicher Tiefe erfolgen. Die Seitwärtsschiebung einmal entwickelter Fronten ist hier nicht mehr angängig. Bei jedem Aufmarsch wird die Führung darauf Bedacht nehmen müssen, daß die Marschtiefe der Brigade rechtzeitig durch Aufmärsche ihrer einzelnen Glieder und darauf folgendes Aufschlüßen der rückwärtigen Abteilungen gekürzt wird. Jeder Teil wird zweckmäßig jedes etwa eintretende Haltmachen ausnützen, um unnütze Verzögerungen in der Gesamtentwickelung zu vermeiden. Die Regimenter erhallen mit dem Gefechtsbefehl ihre Angriffsziele oder Verteidigungsabschnitte zugewiesen. Je einheitlicher dieselben sind, desto einheit­ licher wird auch das Zusammenwirken der Kräfte sein. Im übrigen erfolgt die Durchführung des Kampfes nach den für die Regimenter und Bataillone gegebenen Grundsätzen. Für die durchschnittliche Frontausdehnung einer Brigade im Gefecht lassen sich Anhalte aus den Erfahrungen des Krieges entnehmen. Die Gefechtsbreite einer Brigade zu sechs Bataillonen hat in der ersten Entwickelung etwa 1000 bis 1200 m betragen.

10. Schlußbemerkungen. Die vorangeschickten Gesichtspunkte für das Gefecht bieten den Übungen eine reiche Abwechselung. Unter Annahme möglichst einfacher Kriegslagen sind

10. Kapitel.

Das Gefecht.

101

die Grundsätze der Entwickelungen für Angriff, Verteidigung, Rückzug oder Um­ fassung, mit oder ohne Anlehnung an andere Truppen oder das Gelände, unter Frontveränderung und mit Übergang aus einer taktischen Leistung in die andere, endlich ohne oder mit Benützung des Geländes auf dem Exerzierplatz zur An­ schauung, Übung und klaren Einprägung zu bringen.

Der Truppenführer hat die Pflicht, in der ihm zu Gebote stehenden. Aus­ bildungsperiode alle durch das Reglement hingestellten Grundsätze zur Übung gelangen zu lassen. Abwechselung in den Lagen fördert die taktische Ausbildung. Die Einübung bestimmter Gefechtsbilder ist verboten. Bei der Besichtigung stellt der Vorgesetzte die Aufgabe. Nur auf diesem Wege erlangt er ein zutreffendes Urteil über die taktische Durchbildung der Truppe, insbesondere auch diejenige der Führer aller Grade. Festzuhalten ist, daß die aufgestellten Formen und Grundsätze nur den ein­ fachsten Verhältnissen Rechnung tragen und in der Anwendung vor dem Feinde durch die Umstände oft eine Abänderung erfahren werden. Für den Fall, daß die Gestaltung des Gefechts dies bedingt, müssen alle Kommandeure, jeder an seiner Stelle, geübt sein, ihre Anordnungen schnell und ohne Schwanken der jedesmaligen Lage anzupassen, und sich stets bewußt bleiben, daß Unterlassen und Versäumnis eine schwerere Belastung bildet, als ein Fehl­ greifen in der Wahl der Mittel. Ihre Aufmerksamkeit darf durch die Rücksicht auf Einhaltung bestimmter Formen niemals vom Wesentlichen abgelenkt werden. Bei allen Übungen, sowie in dem Gange der gesamten Ausbildung muß danach getrachtet werden, daß die der Infanterie innewohnende Neigung zu angriffsweisem Verfahren gewahrt und gepflegt wird. Sobald sich ein einigermaßen freies Schußfeld findet und die Verhältnisse nicht darauf Hinweisen, eine Entscheidung schnell herbeizuführen, muß die In­ fanterie das große Übergewicht auszunützen suchen, welches in einem ruhigen Feuer stehender Abteilungen liegt. Sie muß daher gewöhnt sein, in jedem Moment und bei jeder Wendung des Gefechts schnell zu einer möglichst großen, wenn auch nur zeitweisen Entfaltung ihrer Feuerkraft überzugehen, um dann den Feind uni „so lebhafter und wirksamer angreifen zu können. Bei den Übungen größerer Truppenverbände im Gelände muß auch der Gesichtspunkt zeitgerechter Schonung der Kräfte angemessene Berück­ sichtigung finden. Diese Rücksicht soll um so mehr eine stete Sorge aller Führer sein, weil im Bedarfsfälle rücksichtsloses Einsetzen, äußerste Anstrengung und Hingebung von der Truppe gefordert werden muß. Je größer die Verhältnisse sind, in denen gefochten wird, desto mehr wächst der Spielraum für dieThätigkeit des Einzelnen. DieAufmersamkeit der Führer muß der Erfüllung ihrer besonderen Aufgabe im Rahmen der Ge­ samtheit mehr zugewandt sein, als der Überwachung der Einzelheiten. Es darf daher kein Wert darauf gelegt werden, daß zur Erreichung eines Zweckes von allen Teilen die gleichen Mittel angewendet werden. Niemals aber darf der den Unterführern gelassene Spielraum die Sicherheit der oberen Führung beeinträchtigen und unter allen Umständen muß darauf gehalten werden, daß die taktische Ordnung und der innere Zusammenhalt der Truppen vorhanden ist. Die erweiterten Übungen im Verbände gemischter Waffen und selbst schon Gefechtsübungen unter Annahme des Auftretens anderer Waffen bringen eine Menge von taktischen Erscheinungen und rufen Entschlüsse hervor, welche das reglementarische Gebiet weit überschreiten. Das Reglement erschöpft die taktischen Lehren nicht; es beschränkt sich auf die grundlegenden Gesetze. Aber die Truppe wird auch im Ernstfälle allen „Aufgaben gewachsen sein, wenn sie sich die Grund­ sätze des Reglements durch Übung angeeiget hat. Ihre Ausbildung ist nach richtigen Gesichtspunkten erfolgt, wenn sie das kann, was der Krieg erfordert, und wenn sie auf dem Gefechtsfeld nichts von dem wieder abruftreifen hat, was sie auf dem Exerzierplatz erlernte.

XXII. Abschnitt.

102

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

§ 6. DaS Gefecht der Kavallerie. (Exerzierreglement für die Kavallerie 1895.)

1. Charakteristik und Organisation der Kavallerie i. IV. Abschn. 2. Aufstellung und Einteilung der Eskadron und des Regiments. Die tattische Einheit — die Eskadron — wird in zwei Gliedern niuif aestellt (Gliederabstand in der Linie 3 x, in der Kolonne 1 "). 4 Zuge zu 3 Abmärschen zu 4 Rotten. Breite jeder Rotte 1y; Tiefe 9 . Richtung ininb Fühlung in Linie nach dem Mittelreiter des 3. Zuges. Offiziere vor der Miütte der Zuge bezw. Eskadron. Beim Regiment in Linie die Eskadrons mit 6 ' Zwischenraum uebeeu einander.

Eskadron in Linie. Zeichenerklärung.

4.Zug

2

3.

1.

i fi y ö H ä

ESkadronschef

Zugführer

Wachtmeister

Rechter 1 Flügel­ unteroffizier Linker

1

Rechter |

Linker

schließender | Unteroffizier

Trompeter

Bild 96.

0 ä

Reiter des 1. Gliedes

Reiter des 2. Gliedes

1, 2, 3, 4 Nummern in den Abmärschen.

3. Gangarten: Schritt zu 125, Trab zu 300, Wnlopp zu 500, verstärkter Galopp zu 700x in der Minute: Karriere ist der volle Lauf der Pferde. Wendungen. An deren Stelle treten Schwenkungen, auch Kehrtschwen­ kungen mit Zügen (45°, 90°, 135° und 180°) oder Abbrechen zu 4 und 2, in der Marschkolonne Kehrtschwenkungen zu 4 oder 2.

4. Bewegungen in Linie vorwärts, rückwärts und halbseitwärts in allen Gangarten, wobei im Regiment die erste Rücksicht ist, daß jede Eska-ron in sich geschlossen bleibt. Kurze Bewegungen halbseitwärts geschehen in der Eskadron durch Reiten mit halblinks (-rechts). Geringe Richtungeveränder ungen werden ohne Kommando nach Zeichen ausgeführt. Grrßere Frontveränderungen geschehen bei der Eskadron durch Schwenkungen, im Regiment durch Abschwenken mit Zügen oder Eskadrons.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

103

5. Die Kolonnen der Eskadron: a) Die Zugkolonne entsteht durch Abbrechen oder gleichzeitige Viertel­ schwenkung aller Züge. Sie ist die Hauptbewegungsfonnation der Eskadron.

b) Die Halbkolonne entsteht durch gleichzeitige Achtel- oder Dreiachtelschwenkung der Züge, die infolgedessen nicht Vorderrichtung haben, sondern um 3/4 ihrer Breite immer den vorderen überflügeln. Sie dient zu Bewegungen auf der Diagonale und in Verbindung mit der Zugkolonne zum Manövrieren.

Eskadron in Halbkolonne. (Rechts abmarschiert).

6

c) Die Marschkolonne zu Vieren und zu Zweien bildet man durch Abbrechen aus der Zugkolonne gelten aus der Linie). Die Ab­ märsche folgen hintereinander ohne Abstand, die zweiten Glieder rechts auf die Lücken der ersten. In der Kolonne zu Zweien reiten vorne zwei Mann des ersten Gliedes, dann zwei des zweiten Gliedes.

R i ch t u n g s v e r ä n d e r u n g e n der Kolonnen erfolgen durch Schwenken oder Drehen der Tete; die folgenden Glieder der Kolonne (Züge) schwenken an derselben Stelle (Hakenschwenkung). Das Herstellen der Linie aus der Kolonne erfolgt entweder durch Aufmarsch oder Einschwenken.

6. Die Kolonnen des Regiments. Das Regiment formiert sämtliche Kolonnen der Eskadron (mit Ausnahme der Halbkolonne), nur werden die Zugkolonnen nicht durch Abbrechen, sondern durch Abschwenken gebildet.

104

XXII. Abschnitt.

Feld dienst, Gefechtslehre, Manöver.

a) Die Eskadronskolonnen nach der Front entstehen aus der Linüie durch Abbrechen jeder Eskadron in die Zugkolonne. Vorderste Zügge in gleicher Höhe; Entwicklungszwischenraum: 3 Zugsbreiten unud 6 Schritt. Sie sind die Hauptbewegungsform des Regiments, nach allen Seilern entwicklungsfähig und schmiegen sich leicht dem Gelände an. Statt der Halbkolonnenformation werden die Teten der einzelneen Eskadronszugkolonnen zu Bewegungen auf der Diagonale gedrehbt.

Regiment in Linie.

Bild 98.

Regiment in Eskadronskolonnen.

Regiment in Regimentskolonne.

o

o

o

o

o

Bild 100.

Bild 99.

Regiment in Zugkolonne. ZeicheaerNLnmg.

A

Regimentskommandeur mit Adjutanten Major beim Stabe

°

ESkadronSchef

Zugführer Trompeter Eine ESkadron

Ein Zug

Bild 101.

b) Die Regimentskolonne besteht aus den Eskadrons in Zugkolonne mit 6 Schritt Abstand nebeneinander. Sie ist die Versammlungs­ formation des Regiments und soll auf dem Gefechtsfelde ihrer ge-

10. Kapitel.

Das Gefecht.

105

ringeren Entwicklungsfähigkeit halber nur in größerer Entfernung vom Feinde angewendet werden. Sie kann, jede Eskadron für sich, nach der Flanke abschwenken. Zur Herstellung der Linie müssen die Eskadronszugkolonnen erst Entwicklungsabstand gewinnen.

7. Die Linie ist die einzige Gefechtsformation der Kavallerie; da aber Kavallerie sich niemals stehenden Fußes angreifen lassen darf, muß sie sich auch als Notbehelf rücksichtslos in jeder Formation dem Feinde entgegen werfen. Der Erfolg des Angriffes (Attacke) beruht auf der Wucht des Stoßes und auf den blanken Waffen. Die Linie hat auch den Vorzug der größeren, eine Umfassung ermöglichenden Breite. Kavallerie, in der Flanke angegriffen, ist ebenso geschlagen wie stehenden Fußes. Da auch die Flanken der Infanterie und Artillerie günstigere Angriffs­ punkte sind, so muß die Kavallerie stets dem Feinde die Flanke abzugewinnen suchen. Daraus folgt die Forderung großer Bewegungs­ fähigkeit, welche gewandtes Manövrieren in Kolonne und schnellste und ein­ fachste Entwicklungsfähigkeit zur Voraussetzung hat.

8. Das Gefecht. Die Attacke ist eine gegen den Feind gerichtete, mit wachsender Schnellig­ keit und in Linie ausgeführte Bewegung zu dem Zweck, den Feind niederzureiten und ihn mit der blanken Waffe außer Gefecht zu setzen. Die Attacke wird in der Regel im Trabe begonnen und steigert sich zur vollen Karriere. Bor der Front einer attackierenden Linie müssen stets zur Aufklärung des Geländes (Zeichen mit der Lanze) und der Bewegungen des Feindes Aufklärer sein; außerdem befinden sich Gefechtspatrouillen auf den Flanken. Auf: Marsch! Marsch! erfolgt der Einbruch mit dem äußersten Leistungs­ vermögen der Pferde, doch müssen beide Glieder fest geschloffen und deutlich von einander unterschieden bleiben. Der Einbruch erfolgt mit Hurrah.

Die verschiedenen Attacken.

Man unterscheidet Attacken gegen Kavallerie, Infanterie, Artillerie, Attacken in Linie und Staffeln sowie in aufgelöster Ordnung.

a) Attacke gegen Kavallerie.

Einem bereits formierten Gegner gegenüber bleibt man möglichst lange im Trabe, um die Pferde nicht vorzeitig außer Atem zu bringen; ist der Gegner noch in der Entwickelung begriffen, so ist ein langer Galopp gerechtferttgt. Die Verfolgung soll energisch, aber nicht planlos sein, daher nur mit Teten nachhauen und alle Reiter sammeln, die dem Feinde nicht unmittelbar an der Klinge sind. In größeren Verbänden folgen geschloffene Abteilungen in einem 2. und 3. Treffen zur Unterstützung des 1. und zur Sicherung des Erfolges gegenüber überraschenden Maßnahmen des Gegners. d) Attacke gegen Infanterie.

Gegen Infanterie muß die Kavallerie in erster Linie verdeckte An­ näherung und Überraschung versuchen. Ist dies nicht möglich, dann ist die Kavallerie meist gezwungen, noch größere Strecken zu galoppieren, um die Zeit im feindlichen Feuer abzukürzen. Wenig erschütterte Infanterie wird in zwei bis drei Staffeln von höchstens 200 Schritt Abstand hintereinander attackiert. Die Hinteren Staffeln wenden sich dabei gegen diejenigen Abteilungen, die unberührt

106

XXII. Abschnitt.

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

oder durchritten waren, oder sie erneuern die Attacke, wo der erste Stoß er­ folglos blieb. Unsicherheit, Unordnung, Munitionsmangel der Infanterie sind entschlossen und schnell auszunützen.

c) Attacke gegen Artillerie.

Glückt es ausnahmsweise nicht, gegen die Flanken der Arttllerie und gleich­ zeitig gegen deren Bedeckung vorzugeben, so ist die Kavallerie gezwungen, gegen die Front anzureiten. Sie gliedert sich dann in mehrere Treffen, und zwar das erste Treffen eingliederig mit 1 bis 3 Schritt Zwischenraum der Reiter, das zweite Treffen in geschlossenen Eskadrons mit größeren Zwischenräumen. Einem dritten Treffen fällt der Angriff der Bedeckung zu. Können die gewonnenen Geschütze nicht behauptet werden, so werden sie möglichst unbrauchbar gemacht, d) Staffelattacke. Sie wird vom Regiment aufwärts angewendet, wenn Zeit zur vollen Ent­ wickelung fehlt; die folgenden Staffeln greifen nach vollendetem Aufmarsch selb­ ständig ins Gefecht ein.

v) Attacke in aufgelöster Ordnung. Kavallerie ficht in aufgelöster Ordnung nach dem Einbruch sowohl im Handgemenge als in der Verfolgung, ausnahmsweise auch, wenn eine feindliche Kavallerie die Attacke nicht annimmt.

9. Die Kavalleriedivision. In der Schlacht können Krisen eintreten, die den rücksichtslosesten Waffen­ gebrauch auch gegen unerschütterte Infanterie und Artillerie fordern. Die Kavalleriedivision (3 Brigaden, 2 reitende Batterien) gliedert sich so, daß der Sieg schon dem ersten Treffen möglichst sicher ist. Dieses kann zu diesem Zweck stärker als eine Brigade sein. Es wird von rückwärts und von den Flanken von den andern Treffen unterstützt, zunächst vom zweiten, das sich öfters teilen wird. Das 3. Treffen bildet die Reserve des DivisionsKommandeurs.

10. Das Gefecht zu Fuß bietet der Kavallerie die Möglichkeit, auch in solchen Lagen ihre Aufgabe zu lösen, in denen das Gefecht zu Pferde nicht an­ wendbar ist, z. B. im Ausklärungsdienst und bei Unternehmungen für andere Zwecke: um besetzte Engnisse zu öffnen, welche das weitere Vorgehen hemmen, oder wenn es darauf ankommt, Örtlichkeiten vor dem Feinde zu gewinnen und festzuhalten bis zum Eintreffen der eigenen Infanterie, oder bei rückgängigen Bewegungen, um dem Feinde Aufenthalt zu bereiten, oder zur Aufnahme zurück­ gehender Kavallerie an Engnissen u. s. w. Die Kavallerie hat nicht die Mittel, ein hin und herwogendes Feuergefecht nachhaltig durchzuführen, sie muß daher das Gefecht zu Fuß beim Angriff wie in der Verteidigung in der Regel von Anfang an mit allen verfügbaren Kräften führen und schnell ihr Ziel zu erreichen suchen: gelingt dies nicht, so kann sie sich nachteiligen Lagen durch ihre Beweglichkeit entziehen, wie auch diese ander­ seits das Mittel bietet, in Flanke und Rücken des Gegners das Gefecht über raschend zu beginnen. Die Einheit für das Gefecht zu Fuß bildet die Eskadron. Diese gliedert sich in den zu Fuß fechtenden Teil — die Schützen, die Reserve zu Pferde und die Handpserde. Das Absitzen zum Gefecht zu Fuß geschieht, wenn möglich, an einer gegen das Feuer und das Auge des Feindes verdeckten Stelle. Für die Zahl der Schützen ist die Gefechtsaufgabe und die Rücksicht maßgebend, ob die Handpferde

10. Kapitel.

DaS Gefecht.

107

beweglich bleiben sollen. Hiernach sitzt entweder nur die Hälfte der Reiter ab, während die andere Pferde und Lanzen hält (bewegliche Handpferde), oder es sitzt alles ab mit Ausnahme von 1 bis 2 Mann jedes Gliedes zum Hallen der Pferde, während die Lanzen in den Boden gesteckt werden (unbewegliche Hand­ pferde). Die Schützen werden in Gruppen und Züge formiert. Das Gefecht zu Fuß wird in gleicher Weise wie von der Infanterie geführt.

Die Reserve zu Pferd hat die Bestimmung, während des Gefechtes zu Fuß die Beobachtung fortzusehen, die Gelegenheit wahrzunehmen, um die durch den Widerstand des Feindes unterbrochene kavalleristische Aufgabe wieder aufzu­ nehmen, das Ab- und Aufsitzen der Schützen zu decken, die Handpferde zu sichern. Die Handpferde werden durch verdeckte Ausstellung dem Feuer und Auge des Feindes entzogen; im offenen Gelände bleiben sie mindestens 800K von der Schützenlinie entfernt.

§ 7. Das Gefecht der Artillerie. (Exerzierreglement für die Feldartillerie 1899.)

1. Die Charakteristik und Organisation der Artillerie siehe IV. Abschnitt.

2. Gefechtsformen. Das einzelne Geschütz besteht aus der Laffete mit Rohr, der Protze mit der Bespannung und der Bedienungsmannschaft. Zur Abgabe des Feuers wird die Laffete von der Protze getrennt (das Geschütz wird abgeprotzt), für die Bewegung werden beide wieder miteinander vereinigt (das Geschütz wird aufgeprotzt). Beim Abprotzen nach vorwärts wird das Geschütz, nachdem der Laffetenschwanz vom Protzhaken abgehoben ist, von der Bedienungsmann­ schaft mit der Mündung gegen den Feind gedreht, während die Protze linksumkehrt macht und auf 8 hinter dem Geschütz sich aufstellt; das Abprotzen nach rückwärts geschieht einfach durch Abheben des Laffetenschwanzes vom Protzhaken, worauf die Protzen 8' vorrücken; das Abprotzen nach der Flanke durch Drehen des Geschützes nach der befohlenen Seite, woraus die Protzen hinter ihre Geschütze fahren. Im letzteren Falle kann auch geschützweise nacheinander abgeprotzt werden. Immer werden die Geschütze nach dem Ab­ protzen noch durch die Kanoniere an die durch die Ausstellung der Geschützführer bezeichneten Plätze gebracht. Dies gilt besonders auch für das Abprotzen hinter Höhen, wobei die Bespannungen so halten müssen, daß die Truppe der Sicht des Feindes entzogen bleibt. Beim Geschützführerausmarsch begeben sich die Zug- und Geschützführer zu Fuß in die einzunehmende Stellung, die Geschütze fahren auf Kommando oder Wink in Richtung auf ihre Geschütz­ führer ein. Zum Aufprotzen nach vorwärts und nach der Flanke fahren die Protzen an die Geschütze heran, beim Aufprotzen nach rückwärts werden in der Regel die Geschütze zu den Protzen zurückgebracht.

Die Gangarten der Artillerie sind dieselben wie die der Kavallerie (s. S. 102\ Zur Ausführung der Wendungen halbrechts(-links), rechts- (links-) um und kehrt fährt jedes Geschütz auf einem Kreisbogen von ungefähr 16 Durchmesser.

Die Bespannung des einzelnen Geschützes besteht aus drei Paar Pferden, welche von je einem Fahrkanonier vom Sattel aus gelenkt werden. Zur Be­ dienung eines Geschützes sind bei der fahrenden Batterie 5 Mann unter einem Unteroffizier bestimmt, welche bei aufgeprotztem Geschütze auf Protze und Laffete aufsitzen. Bei der reitenden Batterie befinden sich 7 Mann der Bedienung zu Pferd stets hinter dem Geschütz. Beim abgeprotzten Geschütz befinden sich der Geschützführer und 4 Bedienungsmannschaften am Geschütz, 1 Mann an der Protze; bei der reitenden Batterie Hallen 2 Kanoniere die Pserde.

108

XXII. Abschnitt.

Felddienst, GefechtSlehre, Manöver.

Die Batterie hat 6 Geschütze, 6 Munitionswagen, 2 Vorratswagen, Offiziers- und Vorratspferde, 1 Lebensmittelwaaen, 1 Futterwaqen. Sie gliedert sich nach Bild 102.

Gliederung der Batterie.

Gesechtsbatterie

| 1 1 1 1 1 |

1. Geschütz 2. 3. 4. 5. 61. Munitionswagen

1 2. I 3.

Staffel

1. Zug 2.

3.



Munitionszug

I |

4. Munitionswagen I „ 5 „ | 1 Wagenzug

|

1. Vorratswagen

| 2‘

Offiziers- und Borratspferde

Große Bagage

| 2. Vorratswagen | Lebensmittelwagen | Futterwagen. Bild 102.

Je 2 Geschütze bilden einen Zug, je 3 fahrende oder je 2 rettende oder Feldhaubitzbatterien eine Abteilung.

Formationen der Batterie. a) Die geöffnete Batterie: Sie dient zu Bor- und Rückwärts­ bewegungen im Bereich des feindlichen Feuers; b) Die geschlossene Batterie: Sie dient zur Versammlung und zu Bewegungen in derselben, zum Parkieren und zu Paradezwecken, bei den reitenden Batterien auch zu Bewegungen auf dem Gefechtsfelde. c) Die Kolonne zu Einem: (die Geschütze mit 4X Abstand hinter­ einander). Sie dient zu Vorwärts-, Rückwärts- und Flankenbewegungen im Bereiche des feindlichen Feuers, als Marschkolonne und zur Ver­ sammlung auf der Straße. 6) Die Zugkolonne: (die Züge mit 22* Abstand hintereinander). Sie dient zu Flankenbewegungen, als Marschkolonne und zur Ver­ sammlung auf breiten Straßen, in letzteren beiden Fällen die Züge auf 6X aufgeschlossen (aufgeschlossene Zugkolonne).

Formationen der Abteilung. a)Die Abteilung in Linie: Die geöffneten Batterien stehen mit einem Zwischenraum von 30 * nebeneinander; jede Folge der Batterien ist gleichberechtigt. Der Batteriezwischenraum kann ver-

10. Kapitel.

109

Das Gefecht.

Die geöffnete Batterie.

Bild 103.

Die geschloffene Batterie.

30*

fi ö : fi W ffl) fflLfiffl Bffl W ffl ffl ffl ffl ffl ffl Zeiche»erNSr»ng.

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ffl ffl ffl ffl ffl ffl

Batterieführer

fl ä

Zugführender Offizier

9 0

MunittonSunteroffizier

ö ffl

Schließender Unteroffizier

8 0 i

Wachtmeister

Geschütz- oder Wagenführer

Trompeter

Fahrer oder Reiter Handpferd

Geschütz 2',

Wagen

ffi Pild 104.

XXII. Abschnitt.

110

b)

c)

d;

e)

f

g)

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

ringert oder vergrößert werden. Ein Schließen der Geschützzwischen­ räume darf beim Bor- und Zurückgehen nur vorübergehend und batterieweise stattfinden. Die Breilkolonne: Die geschlossenen Batterien stehen mit 15 * Zwischenraum nebeneinander und haben ihren Munitions­ zug hinter sich. Sie dient zur Versammlung und zu Bewegungen in derselben, zum Parkieren und zu Paradezwecken, bei reitenden Abteilungen auch zu Bewegungen auf dem Gefechtsselde. Die Tiefkolonne: Sie bestem aus den geschlossenen und auf 15, bei der reitenden Abteilung auf 24 aufgeschlossenen Batterien, welche ihren Munitionszug hinter oder neben sich haben. Sic dient zur Versammlung, zu Bewegungen in derselben und zu Parade­ zwecken, bei reitenden Abteilungen auch zu Bewegungen auf dem Gefechtsfelde. Die Abteilun g in der K o l o n n e zu Einem: Sie besteht aus den mit 10x Abstand hintereinander folgenden Batterien in der Kolonne zu Einem. Werden die Munitionszüge neben die Bat­ terien gezogen, so rücken diese auf. Zweck und Verwendung wie bei der Batterie. Die Abteilung in Zugkolonne: Sie besteht aus den sich mit 32 x Abstand folgenden Batterien in Zugkolonne. Zweck und Ver­ wendung wie bei der Zugkolonne der einzelnen Batterie. Bei der aufgeschlossenen Zugkolonne folgen die Batterien mit 20 Abstand, Die Abteilung in B a 11 e r i e k o l o n n e n: Sie besteht aus den mit 130x Zwischenraum nebeneinander befindlichen Batterien in der Kolonne zu Einem. Reitende Batterien können auch in Zug­ kolonne formiert sein. Der Zwischenraum kann den für den Auf­ marsch beabsichtigten Geschützzwischenräumen entsprechend verringert oder vergrößert werden, auch braucht er nicht immer gleich groß zu sein. Die Formation dient auf dem Gefechtsfelde als Bewegungssorm nach vorwärts und rückwärts. Die Abteilungskolonne (nur für reitende Abteilungen : Sie besteht aus den mit 15 ' Zwischenraum nebeneinander befindlichen Batterien in Zugkolonne. Die Formation dient zur Versammlung, zu Bewegungen in derselben nnd als Übergangsformation.

3. Das Gefecht. a) Allgemeine Grundsatz e.

Gewöhnlich wird die Feldartillerie das Feuergefecht eröffnen. Es ist da­ bei in den meisten Füllen von Wichtigkeit, gleich anfangs eine überlegene Geschützzahl zu entwickeln und frühzeitig eine Masse n w i r ku n g zu entfalten. Die Verwendung im Regiments- oder Abteilungsverbande ist die Regel; sie wird begünstigt durch räumliche Bereinigung der Batterien. Innerhalb der Brigade ist ein nahes Zusammenhalten der Regimenter nicht immer notwendig oder zweckmäßig. Vereinzeltes Auftreten von Batterien ist die Ausnahme; nur­ ganz besondere Umstände können eine zugweise Verwendung rechtfertigen. Da die Wahl der ersten Artilleriestellung von den Gefechtsabsichten des Truppenführers abhängig ist, so muß der Artilleriekommandeur von diesen Kenntnis sowie über die Stärke der zunächst zu entfaltenden Artillerie, über Crt und Zeit ihres Auftretens Befehl erhalten. Die Feuerwirkung d e r A r 1 i l l e r i e ist vorherrschend mif Entfernungen auszunützen, welche außerhalb des wirksamen Feuer bereichs der Infanterie liegen. Als Regel ist aber festzuhalten, daß die eigene Infanterie

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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niemals der Unterstützung der Artillerie entbehren darf. In entscheidenden Augenblicken darf die Artillerie auch das s ch w e rste Infanterie­ feuer nicht scheuen. Grundsätzlich ist die Artillerie durch vorgeschobene Infanterie gegen das Feuer gegnerischer Infanterie zu schützen. (Liner besonderen Bedeckung bedarf die Artillerie im allgemeinen nicht. Jeder in der Nähe bedrohter Batterien befindliche Truppenteil ist zur Hilfeleistung verpflichtet. Eine Batterie, welche sich verschossen hat, geht nicht zurück: sie wartet in der Feuerstellung die Heranführung von Munition ab. Im Feuer stehende Batterien werden nicht abgelöst, sondern durch das Ein­ rücken neuer unterstützt. Selbst größere Verluste können an sich keinen Grund zur Räumung der Stellung geben. Rückgängige Bewegungen werden grundsätzlich im Schritt begonnen. Ein Über schießen eigener Truppen ist in Stellungen, welche keine klare Übersicht gewähren, möglichst zu vermeiden. Müssen eigene Truppen überschossen werden, so ist, namentlich wenn sie sich in Bewegung befinden, besondere Aufmerksamkeit nötig, um vor eintretender Gefährdung das Feuer mif andere Ziele zu lenken oder zeitweise einzustellen. Die K a n o n e n b a 11 e r i e n sind gegen alle Ziele zu wenden mit Aus nähme solcher, welche durch stärkere Eindeckungen geschützt sind. Zur Bekämpfung der letzteren dienen die F e l d h a u b.i tz b at t e r i e n; diese sind ferner gegen Ziele dicht hinter Deckungen, sowie gegen Örtlichkeiten ?c. zu größerer Wirkung befähigt, außerdem gegen alle anderen Ziele verwendbar. Da die Feldhaubitzen in erster Linie für die erwähnten Sonderzwecke bestimmt sind, so werden sie nur dann von vornherein wie Kanonenbatterien einzusetzen sein, wenn sich voraussehen läßt, daß sie eine ihrer Eigenart ent sprechende Verwendung nicht finden werden. Reitende Batterien eignen sich, abgesehen von ihrer Verwendung bei Kavalleriedivisionen, vorzugsweise zur raschen Unterstützung eines bedrohten Punktes oder zur Ausnützung günstiger Gefechtslagen. b) Erkundung und Wahl der Feuer st ellung. Während der Kriegsmärsche und bei Bereitstellung von Truppenverbänden für das Gefecht befindet sich der Artilleriekommandeur bei dem Truppenführer. Von diesem empfängt er die für Führung des Gefechts zunächst nötigen Befehle. Dann übernimmt er das Kommando seiner Truppe oder des nach der Truppen­ einteilung vereinigten größeren Teils derselben. Er hält jedoch mit dem Truppenführer ständige Verbindung, um ihn über die Thätigkeit der Truppe auf dem Laufenden zu halten und selbst über den Gang des Gefechts, auch bei den Nachbardivisionen, unterrichtet zu werden. Beim Vorgehen und in Verteidigungsstellungen erkundet der Artillerie­ kommandeur selbst. Zur Beschleunigung kann er schon vorher Aufklärer entsenden, auch die eigene Erkundung durch Erteilung von Einzelaufträgen unterstützen. Bei rückgängigen Bewegungen haben der Regel nach die Ärtilleriekommandeure zur Erkundung der Stellungen vorauszureiten. Die übrigen Artillerie­ führer bleiben so lange bei der Truppe, als sie sich im wirksamen Feuerbereich des Gegners befindet. Zur Erkundung senden sie ältere Offiziere zurück, müssen aber vor Eintreffen der Truppen die Stellung selbst geprüft haben. Für eine Stellung sind erwünscht: ausgedehntes freies Schußfeld, möglichst rechtwinklig zur Schießrichtung liegende Frontlinie, ausreichender Raum, Möglichkeit der Bestreichung des Geländes bis auf die nächsten Entfernungen, ebene Geschützstände, Deckung gegen Sicht, Wegsamkeit hinter der Feuerlinie. Vorteilhaft ist eine Ausstellung hinter dem Kamm von sanft nach dem Feinde zu abfallenden Höhen. Weicher oder durchschnittener Boden vor der Front ist günstig, wenn durch ihn die eigene Bewegungsfähigkeil nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Jegliche Art von Masken, selbst künstlich hergcstellte, bieten Vorteile, da sie dem Feinde die Beobachtung erschweren.

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XXII. Abschnitt.

Felddienst, GefechtSlehre, Manöver.

Nicht vorteilhaft ist es, unmittelbar in der Nähe besonders hervorttetender Gegenstände, noch weniger, dicht vor denselben in Stellung zu gehen, weil dies dem Feinde das Einschießen erleichtert; jedoch erschwert die Aufstellung vor dunklem Hintergrund, besonders dunklem Wald, dem Feinde meist das Auffinden des Ziels. Die Zwischenräume der Geschütze auf das geringste für den Arttlleriekampf zulässige Maß von 10 Schritt zu verkleinern, ist, soweit irgend angängig, zu vermeiden. Gleichmäßige Zwischenräume sind nicht erforderlich. Zwischenräume der Batterien von etwa 30 Schritt sind für die Feuer­ leitung vorteilhaft, dürfen jedoch nicht auf Kosten der Geschützzwischenräume erzielt werden. Größere Zwischenräume der Abteilung sind der Übersicht wegen erwünscht, dürfen aber die Befehlsführung im Regiment nicht zu sehr verlangsamen. In größeren Verhältnissen kann es geboten sein, auf eine angemessene Beschränkung der Fronlausdehnung Bedacht zu nehmen, um nach­ träglich eintreffende Artillerie ohne Mischung der Verbände in Stellung zu bringen. Bei Raummangel kann, wenn das Gelände dies begünstigt, die Aufstellung zweier Geschützlinien hintereinander von Nutzen sein.

c) Vormarsch und Einrücken in die Feuerstellung. Die Erkundung des Feindes ist zwar zunächst Sache der anderen Waffen, gleichwohl hat auch die Arttllerie sich selbst gegen überraschenden Angriff durch Aufklärung zu sichern. Die Erkundung der Gangbarkeit des Geländes fällt stets der Feldartillerie selbst zu. Zum Vormarsch sind so lange als möglich die Wege zu benützen. Vorteil­ haft ist gleichzeitiges Vorgehen auf mehreren Weaen und, wenn angängig, Verkürzung der Marschtiefe durch Anwendung der Zugkolonne.

Beim Anmarsch in die Feuerstellung muß der Benützung von Deckungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sie verschafft den Vorteil überraschenden Auftretens und läßt frühe Verluste vermeiden. Häufig empfiehlt sich ein Vorgehen in Kolonne zu Einem bis dicht an die Stellung. Auch in offenem Gelände kann je nach Beleuchtung und Gangbarkeit ein Vorgehen in Batteriekolonnen bis dicht an die Stellung statt des Vorgehens in Linie von Vorteil sein. Ein gleichmäßiges Vorfahren der Batterien ist nicht geboten. Die Gangarten sind abhängig von den Absichten der Führung, der Gefechtslage und der Bodenbeschaffenheit. Die Pferde haben ihrer Bestimmung genügt, wenn sie die Geschütze in die Feuerstellung bringen, sei es auch mit Auf­ bietung ihrer letzten Kraft.

Aus verdecktes Ein nehm en der Stellung, insoweit nicht die Lage ungesäumtes Auftreten fordert, und auf überraschende Feuereröffnung ist besonders hinzuwirken. Das verdeckte Einbringen der Geschütze verliert jedoch an Wert, wenn Teile der Truppe sich bereits beim Herankommen der Sicht des Gegners aussetzen mußten; die entstehende Verlangsamung kann sogar nach­ teilig wirken. Daher muß, wo Deckung nicht voll ausgenützt werden kann oder ganz fehlt, Schnelligkeit des Vormarsches und Einfahrens den Ersatz bieter. Die Anordnungen zum Einnehmen der Stellung müssen so schnell getroffen werden, daß eine unnötige Verzögerung der Feuereröffnung vermieden wird. Oft wird es sich, namentlich bei größeren Verbänden, empfehlen, de Batterien zunächst hinter der Feuerstellung in einer verdeckten Bereitstellung zu versammeln, um so die gleichzeitige Feuereröffnung, sowie Ruhe und Ordnung beim Einrücken sicherzustellen. Je näher die Bereitstellung hinter der Feuer­ stellung liegt, desto vorteilhafter ist sie.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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In der Bereitstellung werden alle Vorbereitungen getroffen, wie Laden der Geschütze, wenn dies ausnahmsweise nicht schon geschehen sein sollte, Stellen der Aussätze oder Nichtbogen; auch können die Zugführer, Geschützführer und Richtkanoniere über die nächste Aufgabe der Batterie unterwiesen werden, soweit es, ohne die Aufmerksamkeit des Feindes zu erregen, möglich ist.

Später in den Kampf eintretende Batterien haben thunlichst zu vermeiden, dicht neben oder in gleicher Höhe mit einem Ziel in Stellung zu gehen, auf welches sich derFeind bereits eingeschossen hat; jedoch schützen geringe Unterschiede in der Tiefengliederung nicht gegen die Wirkung -überschwenkenden Schrapnelfeuers. d) Feuerleitung.

Der Truppenführer bestimmt den Gefechtszweck und damit das Ziel im allgemeinen. Ohne Rücksicht auf e 1 waige Verluste ist ste 1 s dasjenige Ziel z u bekämpfen, welches für die Ge sech 1 s l a g e e n 1 scheide n d ist. Das Beschießen von M a r s ch k o l o n n e n auf große Entfernungen empfiehlt sich so lange nicht, als es darauf ankvmmt, die Kenntnis der eigenen Stellung dem Gegner vorzuenthalten.

Im Anfang des Gefechts wird meist die feindliche Artillerie zu be­ kämpfen sein. Zunächst werden diejenigen Teile derselben unter Feuer genommen, deren Wirkung sich am meisten fühlbar macht oder deren Beschießen am schnellsten Erfolg verspricht. Läßt der Stand des Artilleriekampfes es zu, so ist es cur gezeigt, geschlossene Infanterie schon während desselben unter Feuer zu nehmen. Beim Beschießen entwickelter Infanterie wird auf die vorderste Linie gefeuert, falls nicht rückwärtige geschlossene Abteilungen ein besonders günstiges Ziel bieten. Beim Bekämpfen von Schützenlinien müssen nach und nach alle Teile, auch die weniger sichtbaren, unter Feuer genommen werden.

Kavallerie kann bereits aus größere Entfernungen wirksam beschossen werden, wenn sie in Massen auftritt. Ein Angriff derselben ist durch rasches Feuer zurückzuweisen. Gute Feuerverteilung gegen die ganze anreitende Linie, Achtsamkeit auf nachfolgende Linien und auf die eigenen Flanken sind Vor­ bedingungen für das Gelingen der Abwehr. Das Beschießen von höheren Stäben wird sich mitunter empfehlen.

und

von

Luftballons

Die Wirkung wird durch gleichzeitige Eröffnung eines gut vorbereiteten, überraschenden und einheitlich geleiteten jyeuers wesentlich erhö ht. Aussicht auf raschen und entscheidenden Erfolg bietet die Vereinigung mehrerer Batterien gegen dasselbe Ziel und Steigerung der Feuergeschwindigkeit.

Die Verteilung des Feuers auf mehrere Ziele ist meist nicht zu umgehen, um nicht einzelne Teile des Feindes völlig ungehindert zur Thätigkeit gelangen zu lassen. Doch darf eine solche Verteilung niemals in zwecklose Zer­ splitterung des Feuers ausarten, denn Überlegenheit in der Zahl der Geschütze gelangt erst durch Feuervereinigung zum wirksamen Ausdruck. Hiebei ist kreuzendes Feuer oft nicht zu vermeiden. Auch da, wo keine Überlegenheit in der Zahl vorhanden ist, muß versucht werden, zeitweilig durch Feuervereinigung eine überlegene Wirkung gegen einen Teil des Feindes auszuüben. Das Einschießen, die Wahl der Geschoßart und die Feuerordnung sind Sache des Batterieführers, die Feuerleitung liegt im wesentlichen in den Händen des Abteilungskommandeurs. Der Regiment«' und der Brigadekom­ mandeur haben die Oberleitung (Zuweisung von Abschnitten, Verteilung der Ziele, Beobachtung des Gegners und der eigenen Truppen u. s. w.). Müller und v. Zwehl, Handb. f. Einj.Freiw

VII Teil.

8

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XXII. Abschnitt.

Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

Im gewöhnlichen Feuer wird eine Batterie zu 6 Geschützen durchschnittlich 4 bis 6 Schuß, im Schnellfeuer bis zu 50 Schuß in der Minute abgeben können. Die Feuergeschwindigkeit der Feldhaubitzbatterien ist etwas geringer. Der Aufwand an Munition und die Feuergeschwindigkeit richten sich nach dem Gefechtszweck und der Bedeutung des Ziels. Wenn angängig, werden die Feuerpausen verlängert, zur Erzielung plötzlicher Wirkung, im Augenblick der Entscheidung, zur Ausnützung schnell vorübergehender Gefechislagen aber soweit verkürzt, als es die zuverlässige Bedienung der,Geschütze noch zuläßt. Uber die Verwendung der verschiedenen Geschoße siehe XVIII. Abschn. 6. Ltap.

e) Munitionsersatz. Rechtzeitiger Munitionsersatz ist von höchster Wichtigkeit. Das Zurückschicken der Protzen in Deckung bildet die Regel. In Feuerstellungen, welche voraussichtlich nur kurze Zeit beibehalten werden oder in denen erheb­ liche Verluste nicht zu befürchten sind, können die Protzen bei den Geschützen verbleiben. Mit Ausnahme der ersten Schüsse erfolgt die Entnahme der Munition aus den Munitionswagen der Gefechtsbatterie, auch wenn die Protzen nicht in Deckung geschickt sind; auf die Protzmunition wird bei Störungen des Munitions­ ersatzes zurückgegriffen. Die Munition der Wagenprotzen kann entnommen und bei den Hinter­ wagen niedergestellt werden. Die Staffeln verbleiben auf Reisemärschen bei den Batterien. Auf Kriegsmärschen werden sie abteilungsweise unter Kommando des ältesten Staffel­ führers (Offizier) zusammengezogen und marschieren in der Reihenfolge der Batterien unmittelbar hinter der letzten Batterie der Abteilung. Auf dem Gefechtsfelde werden sie etwa 300 m hinter den Batterien nach dem Gelände ausgestellt; auf Deckung, wenigstens gegen Sicht, ist zu achten; stete Verbindung mit den Batterien ist Erfordernis. Bevor die Munition bei der Batterie völlig aufgebraucht ist, führt der Stast'elführer seine Munitionswagen zu ihr vor. Rach Austausch der Hinter­ wagen und etwaiger Leerung der Wagenprotzen kehren die Fahrzeuge zu ihrem Aufstettungspunkt zurück. Die leichten Munitionskolonnen sind den Divisionen unterstellt. Ihr Platz während des Marsches ist der Regel nach am Schluß der fechtenden Truppen der Division. Zeit und Richtung ihres Vorziehens bestimmen die Divisionskommandeure. Dem Divisionskommandeur steht es frei, bei Beginn des Gefechts dem Feldarttlleriebrigadekommandeur die Verfügung über die leichten Munitionskolonnen zu übertragen. Die leichten Kolonnen nehmen aus dem Gefechtsfelde ihre Aufstellung etwa 600 m hinter den Batterien. Der Munitionsersatz erfolgt in der Regel derart, daß die geleerten Wagen der Batteriestaffeln durch volle Wagen ausgelauscht werden. Die Wiederfüllung der leichten Kolonnen erfolgt aus den Artillerie­ munilionskolonnen und zwar, soweit angängig, auf dem Gefechtsfeld selbst. In obigen Füllen können auch Munitionskolonnen oder Teile solcher unmittelbar zu den Truppen vorgezogen werden. Nach dem Gefecht wird der Munitionsbedarf der Batterien der Regel nach unmittelbar aus den herangezogenen Artilleriemunitionskolonnen gedeckt.

f) Ersatz an Personal und Material. Jede im Feuer stehende Batterie hat mit äußerster An­ spannung i h r e r K r ä f 1 e und u n 1 e r A u s n ü tz u n g i h r e r g e s a m m t e n Mittel, einschl. derjenigen der Staffel, dasFeuer ohne Unter­ brechung j ortzusetzen.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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Ebenso ist die Bewegungsfähigkeil mit allen Mitteln zu erhalten. In der Bewegung sind Beschädigungen und Verluste, welche das Fort­ kommen der Batterie nicht unbedingt verhindern, nicht zu beachten, um mit sämtlichen Geschützen so schnell als möglich in die Feuerstellung zu gelangen.

8) Wechsel der Feuerstellung. Jeder Wechsel der Feuerstellung unterbricht die Wirkung. Er ist nur da vorzunehmen, wo der Gefechtszweck ihn bedingt. Er erfolgt auf Befehl des Truppenführers, dessen Genehmigung, wenn nötig, einzuholen ist. Wenn die Gefechtsverhältnisse aber ein sofortiges Vorgehen fordern, wenn es sich darum handelt, errungene Vorteile entschlossen auszu­ nützen, muß hievon abgewichen werden.

h) Eingriff.*) Beim Angriff ist zwischen dem Begegnungsgefecht und dem Angriff auf einen bereits entwickelten Feind zu unterscheiden. Beim Begegnungsgefecht, das sich aus der Tiefe der Marschkolonne gegen einen selbst noch im Aufmarsch begriffenen Gegner entwickelt, soll die Avantgarde dem Gros Zeit und Raum zum Aufmarsch sichern. Diese Aufgabe fällt in hervorragendem Maße der Feldartillerie zu. Je mehr es ihr gelingt, den Kampf zunächst ohne Inanspruchnahme erheblicher Jnfanteriekräfte zu führen, desto mehr gewährt sie dem Truppenführer die Freiheit der Ent­ schließung. Zur Durchführung des Angriffs ist es von größter Bedeutung, daß die feindliche Artillerie von vornherein niedergehalten wird. Schnelligkeit in der Bewegung niib im Einschließen können ein Übergewicht schaffen, das der Gegner sch wer wieder auszugleichen vermag.

Erleichtert wird diese Aufgabe, wenn der eigene Aufmarsch bereits weiter gediehen ist als der feindliche. Hat umgekehrt der Gegner hierin einen Vor­ sprung, befindet er sich zum Teil schon in Stellung, so wird der entscheidende Artilleriekampf, soweit mit der Aufgabe der Sicherung des Aufmarsches des Gros vereinbar, hinauszuschieben sein. Er wird erst ausgenommen werden dürfen, nachdem eine annähernde Ebenbürtigkeit in der Zahl der Geschütze Erreicht ist. Der Angriff auf eine voll entwickelte, vielleicht vor bereitete Ver­ te i d i g u n g s s r o n t erfordert, daß der Aufmarsch im wesentlichen vor Eintritt in den Kampf beendet, die Hauptmasse der Artillerie jedenfalls zur Stelle ist. Der geplante Angriff hat nur dann Aussicht aus Erfolg, wenn die Herbei­ führung der Feuerüberlegenheit gelingt, und zwar zunächst diejenige der Artillerie. Zu dem Zweck sind thunlichst sämtliche Batterien unter voller Aus­ nützung des vorhandenen Raumes in Stellung zu bringen. Die Schwierigkeit, eine vom seindlichen Feuer beherrschte Fläche zu durch­ schreiten, kann dazu auffordern, die Dunkelheit zur Annäherung zu benützen. Wenn angängig, wird man in solchem Falle schon Tags zuvor bis an die Grenze des feindlichen Feuerbereichs heranrücken, die Batterien noch unter dem Schutz der Dunkelheit in die ausgesuchte, thunlichst vorzubereitende Feuerstellung bringen und mit beginnendem Licht den Kampf aufnehmen.

Die Entfernung vom Feinde, in welcher die erste Feuerstellung zu wühlen ist, hängt von den Absichten der Führung, der Gefechtslage, dem Gelände und dem Wetter ab; sie ist stets so nahe zu wählen, als es die Verhältnisse gestatten. Falls die erste Stellung ein Niederkämpfen der feindlichen Artillerie nicht ernlöglicht, muß auf wirksamere Schußweite vorgegangen werden.

') Vgl. auch 8 5 Z. 8.

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XXII. Abschnitt. Felddienst,. Gefechtslehre, Manöver.

Sobald das feindliche Artilleriefeuer gedämpft ist und der Truppen­ führer denjenigen Teil der feind lichenStellung bestimmt hat, den er an greisen will, muß ein überwältigendes Artillerie­ feuer, m ö g l i ch st a u s u m f a s s e n d e n S t e l l u n g e n, d v r t h i n v e r e i n ig 1 werden, während einem Teil der Batterien die Aufgabe zufällt, die feindliche Artillerie, besonders diejenige, welche nach dem Angriffsfeld zu wirken vermag, niederzuhalten. Auch während der Durchführung des Jnfanterieangrisfs ist die Mitwirkung der Artillerie möglichst in vollem Umfange notwendig. Sollten neu auftretende oder den Kamps wieder ausnehmende feindliche Batterien sich gegen die Artillerie wenden, so muß trotzdem die Hauptfeuerkraft zur Unter­ stützung des Jnfanterieangrisfs eingesetzt bleiben. Vorteilhaft ist es, wenn die Beschießung der Angriffsstelle aus einer Stellung mit guter Übersicht oder aus seitlicher Richtung erfolgen kann, da dann ein Stellungswechsel unnötig ist, so lange die für eine sichere Feuerleitung in Betracht kommenden Verhältnisse — Unterscheidung von Freund und Feind, Streuungen der Geschosse, Beobachtung der Schüsse rc. — eine Gefährdung der eigenen Truppen ausschließen. Sobald der Angriff sich der feindlichen Stellung nähert, ist auch das Gelände hinter derselben unter Feuer zu nehmen, um das Borführen seindlicher Reserven zu erschweren. Die richtige Rollenverteilung hiebei ist eine der wichtigsten Auf­ gaben des höheren Artillerieführers. Sie erfordert volle Kenntnis der Absichten des Truppenführers und klare Beurteilung der Gesechtslage. Um den Ana riss der Infanterie zu erleichtern, empfiehlt es sich, ihr Vorgehen ourch einzelne Batterien oder Abteilungen bis a u f n ä ch sl e, w i rks a m st e E n t f e rn u n g begleiten zu lassen. Die Stärkung, welche besonders in moralischer Beziehung der Angriff durch ein solches Begleiten erfährt, wiegt die hiemit für die Artillerie verbundenen Verluste reichlich auf. Bei siegreichem Ausgang findet die e r ft e Verfol g u n g d u r ch Feuer statt. Hiebei hat die Artillerie in ausgedehntem Maße mitzuwirken. Ein Teil der Artillerie hat, sobald der Sieg erkannt ist, in die genommene Stellung vorzueilen, um die Infanterie in deren Behauptung zu unterstügen. Es ist dies einer derjenigen Fälle, wo der Artillerieführer, auch ohne das; Befehl ihn erreicht hat, selbständig Stellungswechsel wird vornehmen müssen. Sobald der zurückweichende Feind aus dem wirksamsteil Fellerbereich kommt, folgt die Masse der Artillerie in schneller Gangart, überschüttet den Gegner mit Feuer und läßt ihn nicht zum Halten und Sammeln kommen. Mißlingt der Jnfanterieangriff, so hat die Artillerie, besonders die am weitesten vorgegangene, die zurückgehende Infanterie auszunehnlen urld die Verfolgung durch den Gegner zurttckzllweisen.

i) A n g r i f f auf befestigte Feldstellungen.*) Alle Arten von Feldbefestigungen, in denen die Besatzung erkennbar ist, werden am schnellsten und wirksamsten durch Schrapnel feuer bekämpft. Feldbefestigungen, deren Besatzung der Sicht entzogen und vermutlich durch Eindeckungen geschützt ist, werden durch Feldhaubitzbatterien, unterstützt durch das Granatfeuer von Kanonenbatterien, bekämpft. Der Gang der Bekämpfung der Stettuilg muß planmäßig geregelt werden; einheitliche Feuerleitung auch in großen Verbänden ist notwendig. Sorgfältige Auswahl Deckung gewährender Feuerstellungen, ergänzende Erdarbeiten, Niederlegung reichlicher Munition in den Batteriestellungen, Ein­ richtung von Beobachtungsposten, Vorkehrungen für schnelle Besehlsübermittelung

•) Vgl. auch S. 126.

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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sind angezeigt. Liehen Einrichtungen zur Verbindung durch Sehzeichen, Fern­ sprecher re. 2C. zur Verfügung, so sind sie auszunützen. Gegen die wichtigsten und stärksten Verteidigungsanlagen oder die Ein­ bruchsstelle sind die Feldhaubitzabteilungen einzusetzen. Ist bei Beginn des Gefechts noch nicht zu übersehen, welche Teile der Stellung durch Haubitzen bekämpft werden müssen, so empfiehlt es sich, die Feldhaubitzbatterien vorläufig zurückzuhallen. Die Erschütterung der feindlichen Stützpunkte kann erst nach Schwächung der Verteidigungsartillerie erfolgen. Die Bereinigung starken Feuers gegen die nach Gelände und Absicht der Führung wichtigsten Teile der Stellung, unter gleichzeitiger Beunruhigung ihrer Umgebung und weiterer Niederhaltung der Verteidigungsartillerie, ist zu erstreben. Die Artilleriewirkung gegen die Stütz­ punkte wird am ergiebigsten sein, wenn gleichzeitiges Borfühlen und Anfassen der eigenen Infanterie den Verteidiger zum Besetzen seiner Linien und Zeigen seiner Truppen zwingt. Es ist eine Hauptaufgabe der Führung, die allmähliche Entwickelung derJnfanterie mit dem durch das A rt i l lerieseuer gewü h rte n Schutz in Einklang zu bringen. Sobald der Verteidiger sich zeigt, wird zum Schrapnelfeuer übergegangen und dabei auch der Raum hinter der feindlichen Feuerlinie bestrichen, besonders an solchen Stellen, welche sich als Brennpunkte des Jnfanteriekampses heraus­ bilden. k) Verteidigung. Die Verteidigung erfordert zur ausgiebigsten Feuerwirkung vor allem geschickte Benützung des gegebenen Geländes. In den meisten Fällen wird sich für die Feldartillerie zunächst die Ein­ nahme einer Bereitstellung auch dann empfehlen, wenn die Stellung künstlich verstärkt ist. Nur so ist gewährleistet, daß die Artillerie in der richtigen Front dem Angriff entgegentritt und nicht frühzeitig zu Stellungswechseln ge­ zwungen ist. Auch wird hiedurch ein Einblick des Feindes in die eigenen Maßnahmen und Absichten vor Eröffnung des Kampfes am besten verhindert. Bei Vorbereitung von Stellungen ist ausgiebigster Gebrauch von Erddeckungen zu machen. Reicht die Zeit aus, so ist die Anlage von Masken, sowie Verbesserung des Schußfeldes durch Niederhauen von Hecken und Bäumen rc. ratsam. Das Bereitstellen zahlreicher Munition in unmittelbarer Nähe der Ge­ schütze ist von größter Wichtigkeit. Sobald die feindliche Angriffsrichtung im allgemeinen erkannt ist, möglichst jedoch bevor der Feind seine Batterien ausgefahren hat, wird die Feuerstellung eingenommen. Zuweilen kann flankierendes Artilleriefeuer mit Vorteil zur Bestreichung toter Winkel vor der Gesechtslinie angewendet werden. Meist wird der Truppenführer den ersten Schuß befehlen. Eine vorzeitige Feuereröffnung stuf zu große Entfernung und aus kleine feindliche Abteilungen ist zu vermeiden, da hiedurch dem Feinde der Einblick in die eigene Stellung erleichtert wird. In der Regel wird der Kampf zunächst mit der Artillerie des An­ greifers aufzunehmen und, um eine Überlegenheit zu erzielen, meist die gesamte Artillerie in Thätigkeit zu bringen sein. Für die Abwehr des Jnfanterieangriffs ergehen die allgemeinen An­ weisungen vom Truppensührer. Geht die Infanterie des Gegners zum Angriff vor, so muß die Artillerie, ohne das feindliche Geschützfeuer zu beachten, und, wenn nötig, unter Aufgeben der Deckung, die Infanterie zum Ziel nehmen. Thunlichst sind die gegnerischen Batterien gleichzeitig zu beschäf­ tigen, das Bekämpfen des Jnfanterieangriffs bleibt aber un­ bedingt d i e Hauptsache. Zeigt sich schon vor Beginn des Jnfanterieangriffs die feindliche Artillerie so überlegen, daß die Fortsetzung des Artilleriekampfes ganz aussichtslos wird, so können auf Befehl des Truppenführers die Batterien sich der Wirkung

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XXII. Abschnitt. Felddienst, Gefechtslehre, Manöver.

des feindlichen Feuers vorübergehend entziehen. Sobald aber der Gegner zuir entscheidenden Angriff schreitet, muß, auch ohne besonderen Befehl, die Artillerie mit allen Geschützen sofort wieder lediglich gegen die feindliche Infanterie mit ohne Rücksicht auf das feindliche Geschützfeuer in Thätigkeit treten. Von be­ sonderem Vorteil können hiebei selbst einzelne, an anderer Stelle überraschend eingesetzte Batterien sein. Gelingt trotzdem der Angriff, so wird ein Teil der Artillerie das Bor­ führen feindlicher Batterien in die genommene Stellung zu verhindern, der andere das Feuer gegen die eingebrocheue Infanterie des Gegners zu ver­ einigen haben, um im Zusammenwirken mit den Reserven den Feind aus der genommenen Stellung zu vertreiben. Es ist dies eine der Gefechtslagen, in welchen ein unerschütterliches Ausharren bis zum letzten Augenblick geboten und selbst dann im höchsten Maße ehrenvoll ist, wenn es zum Verlust der Geschütze führen sollte.

1) Verfolgung. Sobald nach gelungenem Hauptangriff die Batterien bis in die feindliche Stellung gelangt sind, muß ganz besonders die Feldartillerie in rücksichts­ losester Weise zur Ausnützung des Sieges in der Verfolgung ver­ wendet werden. Sie eignet sich dazu in hervorragender Weise, da sie Schnellig­ keit mit Feuerkraft vereint. Als Einleitung der Verfolgung wird zunächst ein allgemeines Vorgehen des Siegers stattfinden, das fortgesetzt wird, solange es die Kräfte irgend erlauben. Hiebei ist vor allem die gesamte Artillerie in Thätigkeit zu bringen und zu erhalten. Sie hat thunlichst bis auf wirksamste Ent­ fernung an den Feind heranzugehen. Sie muß mit Massenfeuer jede neue Aufstellung des Gegners verhindern und seine noch geordnet abziehenden Kolonnen beschießen. Dies ist selbst auf den größten Entfernungen geboten: oftmals wird es angezeigt sein, die entfernteren Teile zum Ziel zu nehmen, da dort am leichtesten die Auflösung beginnt. Von der Aufrechterhaltung der Verbände wird häufig abgesehen werden müssen. Schnelles Vorgehen ist das einzige Gebot, und alle Mittel sind erlaubt, cs zu ermöglichen. Der Befehl zum Stellungswechsel im einzelnen wird nicht mehr ergehen können; hier wird die Entschlossenheit der Führer, bis zum Batterieführer hinab, zur Geltung kommen.

m) Rückzu g. Beim Abbrechen eines Gefechts oder bei einem unglücklichen Kampfausgang kann die Artillerie die wesentlichsten Dienste leisten, indem sie sich ohne Rück­ sicht auf den etwaigen Verlust der Geschütze dem Feinde entgegen­ stellt und ihn mit Feuer überschüttet. Im offenen Gelände vermag nur sie allein die gewaltige Feuerwirkung eines verfolgenden Feindes von den sich oft unter schwierigen Verhältnissen bildenden Marschkolonnen so fern zu Hallen, daß der geordnete Abmarsch über­ haupt möglich wird. Vorzugsweise geeignet sind Stellungen hinter Engen und solche, aus denen der Rückmarsch vom Feinde unbemerkt angetreten werden kann, sowie Flankenstellungen. n) Gefecht der reitenden Artillerie in Verbindung mit s e l b st ä n d i g e r Kavallerie. Die einer selbständigen Kavallerie beigegebene reitende Artillerie ist bestimmt, die Offensivkraft der Kavallerie zu erhöhen, ihr die erforderliche Feuerkraft für die Verteidigung zu leihen und dadurch die Möglichkeit selbständiger weitaus­ greifender Verwendung größerer Kavalleriekörper zu gewährleisten. Die ihr

10. Kapitel.

Das Gefecht.

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hiebei zufallenden Aufgaben bedingen große Beweglichkeit und höchste Feuer­ gewandtheit. Der Führer der selbständigen Kavallerie trifft über die Verwendung bq reitenden Artillerie Bestimmung. Er hat dem Artilleriekommandeur rechtzeitig seine Gefechtsabsichten mitzuteilen und ihn besonders über das erste Auffahren der Batterien mit Befehlen zu versehen. Soll die Arttllerie nicht verwendet werden, so kann es sich empfehlen, sie in geeigneter Ausnahmestellung zurück­ zulassen. Die Artillerie gegen feindliche Angriffe zu schützen, ist, ohne daß es eines besonderen Befehls hiezu bedarf, Pflicht des ihr zunächst befindlichen Treffens oder Truppenteils. Wenn nötig, ist ihr eine besondere Bedeckung zuzu­ weisen. Im Aufklärunqsdienst der Kavallerie wird reitende Artillerie am häufigsten in. der Weise Verwendung finden, daß sie den Widerstand des Gegners an besetzten Örtlichkeiten oder Engen bricht oder umgekehrt den eigenen Wider­ stand an solchen Stellen verstärtt. Mitunter wird hiebei schon die Beigabe einzelner Züge, denen Munitionswagen beigegeben werden können, an Kavallerie­ abteilungen nützlich und angängig sein. Beim Kampf von Kavallerie gegen Kavallerie muß die Artillerie, wenn es sich nicht darum handelt, den Feind zu überraschen, so früh als möglich in Stellung gehen, um zunächst die Entwickelung, dann die Attacke der Kavallerie zu unterstützen. Die Feuerstellung wird am zweckmäßigsten seit­ wärts der vorgehenden Kavallerie gewählt, da von dort aus die Fortsetzung des Feuers bis unmittelbar vor dem Zusammenstoß ermöglicht und eine feind­ liche Umfassung des betreffenden Flügels verhindert werden kann. Erwünscht ist eine gegen direkten Angriff gesicherte Stellung, jedoch geht auch hier die Rücksicht auf Wirkung derjenigen auf Deckung unbedingt vor. Befindet sich die feindliche Kavallerie im wirksamen Feuerbereich, so wird, unter Nichtbeachtung der gegnerischen Artillerie, das Feuer auf sie gerichtet, die Gesamtwirkung möglichst auf die Hauptmasse des Feindes vereinigt. Ist die eigene Kavallerie noch nicht in der Lage, ihre Attacke auszuführen, so kann die Artillerie versuchen, das Feuer der feindlichen Artillerie von der Kavallerie ab und auf sich zu lenken. Sobald der Zusammenstoß der Reitermassen erfolgt ist, wendet sich die Artillerie gegen die feindlichen Batterien, falls nicht neu auftretende feindliche Kavallerie ein günstiges Ziel bietet. Bei günstigem Verlauf kvmntt es auf schnelles Vorgehen an, um den geworfenen Feind mit Feuer zu verfolgen oder um in Thätigkeit zu treten, sobald der Gegner sich zu neuem Widerstande sammelt. Bei ungünstigem Verlauf wird der Artilleriekommandeur sich rechtzeitig zu entscheiden haben, ob ein Ausharren in der Feuerstellung oder ein Zurückgehen in eine Ausnahmestellung angezeigt ist. Die Eigenart des Kavalleriekampfes wird öfters Veranlassung geben, die Protzen bei den Geschützen zu behalten und die Staffel-, ja selbst die Munitions­ wagen der Gefechtsbatterie zurückzuhalten. Die den Kavalleriedivisi onen zugehörigen Abteilungen verbleiben ersteren auch in der Schlacht, da sie für die vielseitigen Aufgaben der Kavallerie während und namentlich nach der Schlacht unentbehrlich sind. Der Divisionsführer hat zu erwägen, ob er unter besonders dringenden Umständen seine Batterien im Anschluß an die übrige Artillerie verwenden will. In der Schlacht kann die reitende Artillerie von besonderem Nutzen sein, wenn die Kavalleriedivisionen gegen Flanke und Rücken des Gegners ver­ wandt werden. Schnelles Erscheinen seitwärts oder rückwärts der feindlichen Stellung, überraschendes Feuer gegen ungenügend angelehnte Flügel werden nicht nur an sich stärkeren Erfolg haben als frontales Feuer, sondern häufig auch der Kavallerie die Vorbedingung zu wirksamem Eingreifen schaffen.

XXII. Abschnitt. Feld dienst, Gefechtslehre, Manöver.

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Auch bei der Verfolgung ist es anzustreben, dem Gegner die Flanke abzu­ gewinnen. Zurückgehende Kolonnen, sowie Artillcrielinien und Ortsbesatzungcn, welche den Rückzug decken, können von hier aus der Auflösung entgegen­ geführt werden.

§ 8.

Die Ortsgefechte.

Bei dem Kampf kleinerer Truppenteile handelt cs sich meist um den Besitz einzelner Örtlichkeiten wie Höhen, Thäler, Wälder, Dörfer, Gehöfte, Brücken re., und auch die Schlacht größerer Truppcnkvrpcr setzt sich mi