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German Pages 256 [258] Year 2022
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Patrick Schollmeyer ist Klassischer Archäologe und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Altertumswissenschaften, Arbeitsbereich Klassische Archäologie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er betreut die dortige Original- und Abgusssammlung und ist Kurator der »Schule des Sehens«, des Schaufensters für Wissenschaft und Kunst der JGU Mainz. Von 2016 bis 2021 war er Vorsitzender des Deutschen Archäologen-Verbands (DArV).
Das Bildhandbuch mit 650 Strichzeichnungen in erweiterter Neuausgabe Zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der antiken Welt gehören die monumentalen Reste von Amphitheatern, Befestigungsanlagen und Tempeln. Bauwerke vom Parthenon bis zum Kolosseum künden bis heute von der einstigen Größe Griechenlands und Roms. Architekturbegeisterte bewundern vor allem die Schönheit der Relikte sowie Technik und Kunstfertigkeit des antiken Bauhandwerks. Archäologinnen und Bauhistoriker fragen nach Bautypen und -formen und erforschen deren Entwicklung. Anhand von 650 Strichzeichnungen und Grundrissen erschließt die erweiterte Neuausgabe höchst anschaulich und auf systematische Weise die Vielfalt der antiken Architektur vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.
Einbandabbildungen: Vorderseite: Ansicht des römischen Kapitols (Stich von J. A. Leveil – A. F. Lemaitre) aus: L. C. Dezobry, Rome au siècle d’Auguste (1835) 466/467 (Vorlage: Privatbesitz Mainz); Rückseite: Basilica des Maxentius, Forum Romanum (vgl. Abb. 438) Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim
Handbuch der antiken Architektur
10:17 Uhr
Schollmeyer
14.01.2022
© JGU Mainz, Foto: Thomas Hartmann
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Patrick Schollmeyer
Handbuch der antiken Architektur Erweiterte Neuausgabe
Die Baukunst der Griechen und Römer schlägt bis heute Fachleute wie Laien in ihren Bann. Kunst- und Kulturreisende stehen im 21. Jahrhundert ebenso staunend vor den griechischen Tempeln in Paestum wie einst Goethe. Bauhistorikerinnen und Archäologen untersuchen die unterschiedlichen Typen und Formen und erforschen die antike Handwerkskunst. Ihnen allen bietet Patrick Schollmeyer mit diesem Bildhandbuch einen systematischen Zugriff auf die wesentlichen Grundzüge antiken Bauens. Er erläutert Konstruktion, Bauglieder und Baudekor, die Bautypen und -formen mit ihrer Entwicklung, ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten sowie die antike Urbanistik. Eine Bibliographie sowie Register zu Namen, Orten und Begriffen ergänzen dieses nun in erweiterter Neuausgabe vorliegende, durchgehend illustrierte Lehr- und Lernbuch zu 1200 Jahren antiker Baukunst.
» Praktisch keine Konstruktion, an der antike Architekten beteiligt waren, bleibt unberücksichtigt, und alle Bauformen und -elemente werden anschaulich und stets optimal illustriert erläutert. Ein Handbuch im besten Sinne! « media-mania.de
wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8053-5324-3
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2022 (1. Aufl. 2013) © 2022 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Layout, Satz und Prepress: schreiberVIS, Seeheim Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Einbandabbildungen: Vorderseite: Ansicht des römischen Kapitols (Stich von J. A. Leveil – A. F. Lemaitre) aus: L. C. Dezobry, Rome au siècle d’Auguste (1835) 466/467 (Vorlage: Privatbesitz Mainz); Rückseite: Basilica des Maxentius, Forum Romanum (vgl. Abb. 438) Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Europe Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8053-5324-3 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-8053-5348-9 eBook (epub): 978-3-8053-5349-6
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2 Baubetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3 Bauglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Fundament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Mauertechniken . . . . . . . . . . . . . . . 19 Stützelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Säulenordnungen . . . . . . . . . . . . . 24 Bogen und Gewölbe . . . . . . . . . 27 Fenster und Türen . . . . . . . . . . . . 28 Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Dach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
4 Baudekor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Kapitelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Basen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Bauornamentik . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Konsolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Bauplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Columnae Caelatae . . . . . . . . . . 37 Stützfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Metopen und Triglyphen . . . 38 Friese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Antepagmenta und Campanareliefs . . . . . . . . . . 41 Giebel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Antefix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Wasserspeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Akrotere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Fußböden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Wanddekor und Polychromie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Deckendekor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
5 Bauaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Sakralarchitektur . . . . . . . . . . . . . . 50 Altäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Bankett- und Gästehäuser . . . 53 Schatzhäuser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Propylon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Tempel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Die Entwicklung der Heiligtümer . . . . . . . . . . . . . . . 100 Memorialbauten . . . . . . . . . . . . . . . 107 Säulenmonumente . . . . . . . . . . . 107 Pfeiler- und Rundmonumente . . . . . . . . . . . . 109 Bogenmonumente . . . . . . . . . . . 110 Choregische Monumente . . 112 Wasser- und Sonnenuhren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Hallen- und Versammlungsbauten . . . . . . . . 115 Stoa, Porticus und Macellum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Leschen und Exedren . . . . . . . . 118 Bouleuterion, Prytaneion und Ekklesia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Rednertribünen . . . . . . . . . . . . . . . 120 Comitium und Saepta . . . . . . . 121 Curia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Basilika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Vereinsbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Unterhaltungs-, Sportund Bildungsstätten . . . . . . . . . . 127 Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Odeion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Amphitheater . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Stadion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Hippodrom und Circus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Gymnasium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Palästra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 5
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Inhalt
Wasserkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Wasserzufuhr, Abwasser und Toiletten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Brunnenhäuser und Nymphäen . . . . . . . . . . . . . . . 145 Bäder und Thermen . . . . . . . . . . 147 Wohnbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Villa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Palast und Residenz . . . . . . . . . . 176 Infrastruktur-, Militärund Nutzbauten . . . . . . . . . . . . . . . 185 Stadtmauern und -tore . . . . . . . 185 Festungen, Akropolis, Arx/Kapitol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Brücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Häfen und Leuchttürme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Bauernhöfe, Werkstätten, Läden und Bordelle . . . . . . . . . . 197 Markt- und Speicherbauten . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Grabbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
6 Urbanistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Stadtplan und Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . . 209 Agora und Forum . . . . . . . . . . . . . 216 Karte: Die antike
Mittelmeerwelt in der römischen Kaiserzeit . . . . . . . . . 226
Chronologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . 230 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Abbildungsnachweise . . . . . . . 252
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Vorwort Die Baukunst der Griechen und Römer gehört zweifellos zu den auch heute noch eindrucksvollsten Zeugnissen der untergegangenen antiken Welt. Ihre monumentalen Reste sind bedeutende Tourismusmagneten und prägten respektive prägen die Vorstellung von der einstigen Größe Griechenlands und des Imperium Romanum. Diese Verankerung im kulturellen Gedächtnis setzte bereits im Mittelalter ein und besteht bis heute fort. Prominente Bauwerke wie der Parthenon in Athen oder Kolosseum sowie Pantheon in Rom sind nahezu auf dem ganzen Globus bekannt. Neben dieser populären Welt der Wahrnehmung antiker Architektur existiert eine andere, die der Archäologen, Architekten und Bauhistoriker, die sich professionell mit den Ruinen griechischer und römischer Baukunst befassen. Ihr Wissensdurst ist anders gelagert als der der interessierten Reisenden. Wo sich diese mit allgemeinen Aussagen zu Rekonstruktion, Funktion und Datierung zufriedengeben können, müssen jene zwangsläufig weitergehende Fragen stellen und ins Detail gehen. Denn nur auf diese Weise lässt sich überhaupt das Wissen generieren, das auch für ein fachfremdes Publikum von Interesse ist. Es mutet daher durchaus nicht unproblematisch an, eine zusammenfassende Darstellung antiker Architektur vorzulegen, die gemessen an der Menge erhaltener griechischer sowie römischer Bauten und der hierzu von Generationen von Fachleuten seit der Renaissance erarbeiteten Fülle fachwissenschaftlicher Erkenntnisse auf vergleichsweise wenigen Textseiten die Grundzüge dieser Baukunst zu skizzieren versucht. Dass ein solches Werk keine umfassende Enzyklopädie sein kann, liegt auf der Hand. Eine solche müsste schon auf mehrere Bände angelegt sein, um sowohl der Vielfalt der erhaltenen Bauwerke in typologischer, funktioneller, chronologischer und geographischer Hinsicht als auch der kontroversen Forschungsdiskussion einigermaßen gerecht zu werden. Ebenso vermessen wäre es, eine Architekturgeschichte im eigentlichen Wortsinn zu wagen, solange viele antike Bauwerke noch nicht oder nur unzureichend publiziert sind und es an Überblicken zur architektonischen Entwicklung sowohl einzelner Regionen sowie Epochen als auch Bautypen mangelt. Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt und ihr für den Bereich der Altertumswissenschaften zum Zeitpunkt des Erscheinens der Erstauflage zuständiger Fachlektor Dr. Harald Baulig, der die Idee zu diesem Buch hatte und dem an dieser Stelle ebenso wie Julia Rietsch sehr herzlich für die Unterstützung und wohlwollende Begleitung des Projekts gedankt sei, verfolgten daher von Beginn an ein anderes Ziel. Ergänzend zu Günther Bindings erfolgreichem, aktuell in 8. Auflage erschienenem Titel Architektonische Formenlehre soll der vorliegende Band vor allem ein Bildhandbuch antiker Bautypen und -formen der Zeit des 1. Jts. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. aus dem 7
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Vorwort
Bereich der griechischen und römischen Staatenwelt unter umfangbedingtem Ausschluss der Architektur von Kontaktkulturen wie der der Etrusker, Phönizier, Kyprer, Iberer, Kelten, Thraker, Nabatäer etc. sein. Aus demselben Grund ist ebenso die minoische und mykenische Baukunst des bronzezeitlichen Griechenlands weitgehend unberücksichtigt geblieben. Auch wurde auf ein Glossar verzichtet, da über das Begriffsregister die jeweiligen Fachtermini rasch im Haupttext aufzufinden sind, wo sie ohnehin erklärt werden. In dieser Gestalt wendet sich das Buch in erster Linie an interessierte Laien und Studierende der altertumskundlichen Fächer sowie der Architekturgeschichte, die eine überblicksartige Bilddokumentation der typologischen Vielfalt antiker Baukunst suchen, um sich auf anschauliche Weise mit deren Grundzügen vertraut zu machen. Anschauung ist hier ganz im Goetheschen Sinn zu verstehen, der in seiner Einleitung zu den Propyläen explizit sagt: „Um von Kunstwerken, eigentlich und mit wahrem Nutzen für sich und andere, zu sprechen, sollte es freilich nur in Gegenwart derselben geschehen. Alles kommt aufs Anschauen an, es kommt darauf an, dass bei dem Wort, wodurch man ein Kunstwerk zu erläutern hofft, das bestimmteste gedacht werde, weil sonst gar nichts gedacht wird.“ Verlag wie Autor halten es vor diesem Hintergrund daher für legitim, den anvisierten Nutzerinnen und Nutzern in der Hauptsache Abbildungen bedeutender antiker Bauwerke geordnet nach Bautypen und innerhalb dieser Gruppen nach Epochen und/oder Regionen zu bieten, während der Text nur die wichtigsten Grundinformationen sowie Literaturangaben bereithält. Auf diese Weise sollen die Leserinnen und Leser dazu angeregt werden, sich selbsttätig auf weiterführende Erkenntniswege zu begeben. Denn nur dort, wo durch offengebliebene Fragen der Wunsch nach tiefergehenden Informationen geweckt wird, kann diejenige Form einer letztlich wahren wissenschaftlichen Neugier entstehen, die nicht nur die Studierenden und Lehrenden der entsprechenden Disziplinen, sondern auch ein interessiertes Laienpublikum gleichermaßen auszeichnen sollte. In diesem Sinn hoffen Verlag und Autor auf eine geneigte und neugierige Leserschaft, die das vorliegende Buch ausschließlich sozusagen als eine Art Grundwortschatz ihrer eigenständigen Beschäftigung mit der antiken Baukunst versteht und in dieser Gestalt zu nutzen sowie zu würdigen weiß. Für die zweite überarbeitete und ergänzte Auflage, die ohne das Interesse und die fachkundige Betreuung durch Regine Gamm nicht hätte realisiert werden können, wurden Teile des Textes umformuliert sowie einzelne Abschnitte neu geschrieben. Dies gilt ebenso für die erweiterte Bildauswahl. Zudem hat sich der Verfasser bemüht, offenkundige Fehler zu korrigieren. Mainz, im Januar 2022
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1 Quellen Die Geschichte der antiken Baukunst ist in erster Linie eine Geschichte der auf uns gekommenen Ruinen. Da die antike Fachschriftstellerei zu diesem Thema bis auf eine Ausnahme die Zeiten nicht überdauert hat, sind es in der Hauptsache die Reste der Bauwerke selbst, aus deren Studium heraus sich eine Vorstellung von der historischen Entwicklung der griechischen und römischen Architektur erarbeiten lässt. Der Verlust wichtiger Kommentarwerke wiegt umso schwerer, als die durch nachantike Abschriften erhalten gebliebenen zehn Bücher über die Architektur (lat. de architectura libri decem) des zur Zeit des Kaisers Augustus schreibenden Architekten und Ingenieurs Vitruvius erkennen lassen, was die antiken Fachleute einst an Spezialwissen mitzuteilen hatten. Nicht minder beklagenswert ist das weitgehende Fehlen antiker Reiseberichte und kunsthistorischer Beschreibungen wichtiger Heiligtümer sowie Städte. Hiervon liegt allein die ebenfalls in zehn Büchern gegliederte Beschreibung Griechenlands (gr. hellados periegesis) des zur Zeit der Antonine lebenden Griechen Pausanias auch heute noch vor. Den beiden genannten Werken verdanken wir sowohl wichtige Einsichten in die praktische Seite des antiken, vor allem römischen Bauhandwerks (Vitruvius) als auch kunsthistorisch relevante Informationen (Pausanias) zu prominenten Bauzeugnissen der griechischen Welt. Vitruvs Abhandlung genießt seit ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance allerdings eine Wertschätzung, die ihr in der Antike sicherlich nicht zukam. So war der Verfasser nicht nur ein letztlich unbedeutender Architekt, der offenbar kaum öffentliche Aufträge hatte. Zudem schöpfte er auch als Fachschriftsteller viel aus älteren Quellen. Dass diese Fachkommentare weitaus prominenterer antiker Architekten, die in der Regel aus Griechenland stammten, in den mittelalterlich-klösterlichen Schreibstuben nicht weiter tradiert wurden, ist neben dem Zufall der Überlieferung sicherlich auch der mangelnden Kenntnis der griechischen Sprache in den westlichen nachantiken Zivilisationen geschuldet. Weitere bedeutende Quellen sind Bauinschriften, zumeist Widmungsinschriften der Auftraggeber (. 1), steinerne Abrechnungsurkunden, hauptsächlich aus der Kaiserzeit stammende Münzbil- . 1 Dedikationsinschrift des Ehrenbogens für Kaiser Tiberius in Orange der mit Architekturdarstellungen (. 2) 9
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1 Quellen
sowie gelegentliche Abbildungen von Bauwerken in anderen Bildmedien (. 3). Für die Stadt Rom besitzen wir zudem zahlreiche Fragmente eines aus severischer Zeit stammenden marmornen Stadtplans, die forma urbis romae, die uns zahlreiche Grundrisse bedeutender stadtrömischer Großbauten überliefert (. 4). Die aus diesen Quellen geschöpften Erkenntnisse zu äußerer Gestalt, Bauschmuck und Innenausstattung sowie Anlässen, Auftraggebern, Architekten und Funktionen einzelner Bauwerke stellen eine Basis für die Beurteilung der zahllosen Baureste aus der Antike dar, bei denen im Gegensatz zu • vielen nachantiken Bauwerken ausführlichere Archivdokumente fehlen. . 2 Hadriani-
sches Münzbild mit dem Tempel des Divus Iulius (Forum Romanum)
. 3 Sog. Extispicium (lat. Eingeweideschau) -Relief, Paris, Louvre, traianisch (Rom, Kapitol,
Iuppiter-Tempel?) . 4 Fragment der
Forma Urbis Romae (Teil der Region Circus Flaminius)
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2 Baubetrieb Das antike Bauhandwerk hatte bis zum Ende des Römischen Reichs, die bronzezeitlichen Hochkulturen Kretas und des mykenischen Griechenlands nicht miteingerechnet, bereits eine gut 1500 Jahre dauernde Entwicklungsgeschichte vorzuweisen, in deren Verlauf wichtige theoretische Erkenntniszuwächse sowie praktisch-technische Erfindungen die Baukunst sicherlich mehr als nur einmal revolutionierten. Eine wichtige Rolle spielten hierbei Veränderungen im Bereich der Werkzeuge und damit verbunden der bearbeitbaren Werkstoffe. Den Anfang machten am Beginn der dunklen Jahrhunderte (engl. Dark Ages), die auf die minoische und mykenische Hochkultur des bronzezeitlichen Griechenlands folgten, bescheidene hüttenförmige Architekturen (. 5), deren tragende Konstruktion zumeist aus Holz war und die in der Regel Wände sowie Dächer aus Binsengeflecht und/oder Lehmziegel aufwiesen und damit einen deutlichen Rückschritt gegenüber der minoisch-mykenischen Steinbaukunst . 5 Hüttenarchitektur (Alt-Smyrna, 8. Jh. v. Chr.) aus Lehmziegeln und darstellten. Als Fundamente dienten Steinblöcke, die das aufgehenGeflecht de Mauerwerk vor der Bodenfeuchtigkeit schützen sollten. Tönerne Ziegel und Bauschmuck blieben eine Seltenheit. Ab dem späten 8. und vor allem im 7. Jh. v. Chr. scheinen die Bauten dann weitgehend von spezialisierten Zimmerleuten in reiner Holzbauweise errichtet worden zu sein. Tönerne Ziegel und Verkleidungsplatten fanden jetzt weite Verbreitung. Solche Bauglieder aus gebranntem Ton (ital. Terrakotta) lassen sich aufgrund spezifischer technischer und vor allem stilistischer Eigenarten meist bestimmten regional operierenden Werkstätten zuweisen. Darüber hinaus sind die Wände besonders bedeutender Bauten mit getriebenen Bronzereliefs verkleidet worden. Durch die Kenntnis vor allem der ägyptischen Monumentalarchitektur, die sich durch griechische Händler und Söldner ab dem späten 7. Jh. v. Chr. in Griechenland zu verbreiten begann, entstand in der griechischen Welt – zunächst im Bereich der Tempelarchitektur – schließlich eine Bauweise, bei der nach und nach das Holz (. 6) sowie die anderen vergänglichen Baumaterialien durch sorgfältig zugehauene steinerne Bauglieder ersetzt wurden. Neben den besonders zu Beginn der Entwicklung verwendeten, einfacher zu bearbeitenden Kalksteinsorten etablierte sich bald auch die Verarbeitung harter Marmore. Wegweisend waren hier11
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2 Baubetrieb
. 6 Holzarchitektur mit tönernen Verkleidungsplatten und Dachziegeln
bei dank der bedeutenden Marmorsteinbrüche auf Naxos sowie Paros zunächst die Kykladen und dann vor allem Athen mit seinen Marmorvorkommen am Hymmetos sowie Pentelikon. Die italisch-römische Welt verfügte über eigene lokale Marmorvorkommen dagegen erst ab cäsarischer Zeit, als die auch heute noch genutzte Marmorlagerstätte von Luni (das heutige Carrara) erschlossen wurde. Bis dahin deckte man den Bedarf ausschließlich aus griechischen Importen. Man handelte nicht nur mit Blöcken, sondern auch mit fertigen respektive halbfertigen Baugliedern. Dieser Marmorhandel stellte ein einträgliches Geschäft dar und die schweren Transportschiffe befuhren die einschlägigen Handelsrouten. Sie sicherten die Verbindung zwischen den Exporteuren in Griechenland und Importeuren in Italien. In der Kaiserzeit gab es im gesamten Imperium Romanum unzählige Steinbrüche, aus denen man die unterschied-
. 7 Karte mit den wichtigsten überregionalen Marmorvorkommen
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2 Baubetrieb
. 8 Guss von Opus Caementitium in einer Holzverschalung
lichsten Marmorsorten, darunter auch buntfarbige gewann. Hiervon waren die wichtigsten Lagerstätten meist in kaiserlichem Besitz (. 7). Eine weitere echte Innovation stellte die Erfindung des antiken Zementbaus in Form der Entwicklung des sog. opus caementitium bzw. caementicium (s. Mauertechniken) im 3. Jh. v. Chr. dar. Von da an ließen sich nun größere Wand- und Deckenbereiche, darunter vor allem Gewölbe problemlos in Holzverschalungen gießen (. 8). Zusammen mit der Verwendung von gebrannten Ziegeln, die bereits im Alten Orient Verwendung fanden und sich mit nur geringem Kraft- und damit Zeitaufwand aufmauern lassen, verfügten die römischen Bauhütten damit über Techniken, die sie in die Lage versetzten, riesige Bauprogramme vergleichsweise rasch zu realisieren. Hinzu kam die stetige Verbesserung der Werkzeuge. Die griechischen und römischen Steinmetze kannten eine Vielzahl entsprechender Hämmer, Steinsägen, Meißel etc. (. 9). Größere Quader gewann man im Steinbruch mittels Absprengung durch eingeschlagene und mit Wasser übergossene Holzkeile (. 10). Anschließend wurden daraus noch im Steinbruch die für den Bau benötigten Bauglieder in Rohform herausgehauen (. 11) und über hölzerne Schienen (. 12) auf schwere Lastkarren gezogen (. 13), die den Weiter-
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. 9 Verschiedene
Metallgeräte zur Steinbearbeitung
. 10 Die Gewinnung eines Steinblocks
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transport übernahmen. An der jeweiligen Baustelle angelangt setzten die Steinmetze die Feinbearbeitung fort, wobei der letzte Schliff zur Vermeidung von Stoßverletzungen zumeist erst nach der Versetzung direkt am Bau erfolgte. Versetzungsarbeiten führte man schon in archaischer Zeit auf griechischen Baustellen mittels entsprechender Hebevorrichtungen am Stein (. 14) und Flaschenzügen aus (. 15). Die Römer kannten zudem regelrechte Baukräne aus Holz (. 16 – 17). Die Errichtung von Bauwerken war in der . 11 Ein Kapitell wird in Rohform aus einem größeren Antike, wenigstens im Bereich der öffentlichen Marmorquader herausgeschlagen. Baukunst, spätestens seit dem 7. Jh. v. Chr. das Metier spezialisierter Handwerker, der sog. Bauhütten und der diesen vorstehenden Architekten, die oftmals zugleich als Bauingenieure fungierten und sicherlich häufiger auch selbst praktische Erfahrungen in der Steinbearbeitung hatten. So erwähnt die antike Literatur mehrfach leitende Architekten, die auch als Bildhauer und/oder Steinmetzen (. 18) tätig gewesen sein sollen. Neben nur . 12 Ein Kapitell wird per Lastzug und Holzschienen aus dem Steinbruch herabgelassen.
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Inhalt
. 13 Das zum Weitertransport be-
stimmte Kapitell wird auf einen schweren Lastkarren verladen.
. 14 Hebevorrichtungen
. 15 Arbeitssituation auf einer griechischen
Großbaustelle (Akropolis von Athen, Parthenon)
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. 16. Römisches Relief aus Capua mit der Darstellung eines
Baukrans, Museum Capua, 3. Jh. n. Chr.?
lokal agierenden Bauhütten und Architekten gab es immer auch überregional tätige. Leider wissen wir nicht im Detail, wie der Entwurf eines Bauwerks genau vor sich ging, wie wenig oder wie viel sich dabei der eigentliche Auftraggeber einbrachte. Auch haben wir keine rechte Vorstellung von Material und Aussehen eventuell vorhandener Bauplä-
. 17 Moderne
Rekonstruktion eines römischen Baukrans
ne. Allerdings blieben vereinzelt geritzte Entwurfszeichnungen sowie Versatzmarken auf tatsächlich verbauten Baugliedern erhalten (. 19). Bei der Errichtung öffentlicher Bauten hatten zumindest im demokratischen Athen und republikanischen Rom die jeweiligen Volksversammlungen ein entscheidendes Wort mitzureden. In Heiligtümern übernahmen diese Funktion entweder einzelne leitende Priesterinnen und Priester oder heilige Kollegien. Oftmals wurden Baukommissionen bestellt, die über die sorgsame Verwendung der Baugelder und den fachgerechten Fortgang der Arbeiten wachten. In Rom waren dagegen zunächst fast ausschließlich jährlich gewählte Beamte, die sog. aediles (Sg. aedilis) für die Errichtung öffentlicher Bauten zuständig. Mit . 18 Römisches Relief mit arbeitenden Steinmetzen und beauf-
sichtigendem Architekten von einem Grabbau in Ostia (Isola Sacra)
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2 Baubetrieb
. 19 Umzeichnung antiker Steinmetzzeichen von
diversen Gebäuden in Rom
der Ende des 3. Jhs. v. Chr. einsetzenden Eroberung der hellenistischen Reiche durch die römischen Heere fungierten dagegen zunehmend deren auf den Kriegszügen reich gewordene Feldherren, die zugleich die politische Führung der Republik innehatten, als Finanziers und damit Auftraggeber öffentlicher Bauvorhaben. Einige römische Reliefs zeigen entsprechende Szenen, auf denen zu sehen ist, wie ein Feldherr Bauarbeiten überwacht (. 20). Sie folgten darin ihren Vorbildern, den Herrschern sowie vermögenden Eliten der eroberten Staaten, in denen das Stiften prächtiger Bauwerke, die sog. euergesia (von gr. euergeteo = gute Dinge tun) zum guten Ton öffentlichen Wohlverhaltens seitens der gesellschaftlichen Eliten gehörte. Diese prestigeträchtige Rolle übernahmen später, zumindest in Rom, fast ausschließlich die auch anderswo im Reich wirkenden römischen Kaiser. Außerhalb der Hauptstadt konnten dagegen ebenso die Angehörigen des Senatorenstandes aktiv werden und in den Provinzstädten waren es vor allem die lokalen Honoratiorenschichten beiderlei Geschlechts, die sich als Stifter betätigten. Die Bauten ausgeführt haben neben freien Handwerkern vor allem auch Sklaven (Kriegsgefangene) und zusätzlich bei den Römern Legionäre und Angehörige der Hilfstruppen mit zum Teil spezieller Ausbildung. Spätestens seit dem 1. Jh. v. Chr. wurden viele Bauglieder auf Vorrat seriell gefertigt. Dies galt insbesondere für die Kaiserzeit. •
. 20 Römisches Relief aus Terracina mit Bauarbeiten in Gegenwart eines Feldherrn, Rom,
Nationalmuseum, traianisch
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3 Bauglieder
Fundament Antike Bauwerke konnten sehr unterschiedlich fundamentiert sein. Bei simplen leichten Lehmziegel-, Flecht- oder Holzwänden verlegte man zum Schutz vor der Bodenfeuchtigkeit meist eine einfache (Bruch-) Steinlage (. 21) als Untergrund für das aufgehende Mauerwerk. Bei größeren und schwereren Architekturen wurde dagegen meist die gesamte Baufläche mit einem unterhalb des Bodenniveaus liegenden Unterbau versehen, dem eigentlichen Fundament. Vitruv (3, 4, 1) nennt dies stereobat, womit er im Grunde genommen aber nur das monumentale Podium von Tempelbauten meint. In griechischen Bauinschriften werden dagegen die Begriffe stoba und stromata verwendet. Beim griechischen Steinbau lassen sich mehre. 21 Natursteinfundament einer mittelbronzezeitlichen Wohnhütte
aus Thapsos (Phase I)
. 22 Verdübeltes Fundament des Apollontempels
von Delphi aus dem 4. Jh. v. Chr.
. 23 Fundament mit Spolien des Schatzhauses der
Sikyonier in Delphi, 6. Jh. v. Chr.
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Mauertechniken
. 24 Streifenfundament des Alten Athena-Tempels auf
der Akropolis von Athen, 6. Jh. v. Chr.
re Fundamentarten nachweisen. Neben kompakten durchgehenden, zum Teil miteinander verdübelten Quadersteinlagen (. 22), die mit Bruchsteinfüllungen oder Baugliedern, sog. Spolien (. 23) kombiniert sein konnten, gab es auch Varianten, bei denen nur die statisch relevanten Partien (. 24) fundamentiert waren (sog. Streifen- respektive Punktfundamente). Diese Idee wurde in Form der Netzfundamente weiterentwickelt (. 25). In der römischen Baukunst dominieren seit Erfindung des Gussmauerwerks dementsprechend gegossene Fundamente (. 26), die entweder kompakt oder mit verfüllbaren Hohlräumen versehen sein konnten.
Mauertechniken Am Anfang der antiken Mauertechniken stehen schlichte Wände aus Holz und Flechtwerk (. 27). Im 8. Jh. v. Chr. dominierten luftgetrocknete Lehmziegelmauern mit hölzernen Verstärkungselementen (. 28), die in der Folgezeit vor allem im Bereich . 25 Netzfundament des
Zeusaltars von Pergamon, 2. Jh. v. Chr.
. 26 Fundament des
augusteischen Dioskurentempels auf dem Forum Romanum, Rom
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3 Bauglieder
. 28 Lehmziegelmauerwerk
auf Steinfundament mit Holzverstärkung
. 27 Flecht-
mauerwerk
. 29 Serviani-
sche Stadtmauer aus Quadersteinen mit Schießkammer, Rom, Viale Aventino
der öffentlichen Architektur zunehmend von steinernen Mauern abgelöst wurden. Bei letzteren muss generell zwischen massiven Vollsteinmauern (. 29) und Schalenmauern mit diversen Füllmaterialien (. 30) differenziert werden. Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Form der hierbei verwendeten Steine: Findlinge bzw. Bruchsteine mit natürlich belassenen oder geglätteten polygonalen Kanten sind von quaderförmig zugehauenen Steinen grundsätzlich zu unterscheiden. Bei den sog. Polygonalmauern (. 31) wurde darauf geachtet, dass die hierzu verwendeten Steine trotz ihrer Mehrkantigkeit nahezu fugenlos aufeinander passten. Mit derselben Sorgfalt fügte man die Quadermauern zusammen, bei denen die Blöcke allerdings gleichmäßig rechteckig bearbeitet waren (. 32). Bei einem sog. Leitermauerwerk (. 33) gab es dagegen Zwischenräume, die durch kleine flache Steine horizontal gefüllt werden mussten. Ähnlich wie steinerne Quadermauern waren gemauerte Wände aus gebrannten Tonziegeln, in Griechenland erstmals im 4. Jh. v. Chr. nachweisbar, konstruiert, deren innere Festigkeit die verbindende Mörtelmasse garantierte. Bei den steinernen mehr-, d. h. meist zweireihigen Quadermau. 30 Schalenmauer
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Mauertechniken
. 31 Polygonalmauer des hellenistischen
. 32 Quadermauerwerk des hellenistischen
(Ende 3. Jh. v. Chr.) Hafentores von Oiniadai
. 33 Leitermauerwerk
. 34 Läufer
und Binder
(3. Jh. v. Chr.) Stadttores von Herakleia in Karien
. 35 Isodomes
Quadermauerwerk
. 36 Pseudo-isodomes
. 37 Opus quadratum
Quadermauerwerk
ern wechselten sich dagegen sog. Läufer (= ein längs zur Wandrichtung verlaufender Quaderstein) und Binder (= ein quer zur Wandrichtung verlaufender Quaderstein) ab (. 34), um die einzelnen Reihen fest miteinander zu verzahnen. Mauern aus gleich großen Steinen bezeichnet man als isodom (. 35), solche, bei denen die einzelnen Lagen unterschiedlich groß sind, als pseudo-isodom (. 36). In der römischen Welt waren die beschriebenen Mauerarten ebenfalls bekannt. Mauern aus regelmäßigen quaderförmigen Blöcken werden mit einem lateinischen Fachbegriff als opus quadratum bezeichnet (. 37). Mit der Erfindung des römischen Betons im 3. Jh. v. Chr., der aus einem Gemisch von kleineren Bruchsteinen, Sand, Wasser und gebrannten Kalksteinen bestand, setzte man jedoch vorwiegend auf ein gegossenes Schalenmauerwerk, dessen Außenseiten in der Regel in spezifischer Weise verkleidet waren. Zu den einfachsten Formen zählte ein grober Anstrich oder Rohverputz (. 38). Aufwändiger waren Stuckaturen und Malereien, die jedoch eher bei der Dekoration von Innenraumwandflächen (s. dort) Verwendung fanden (. 39). Es gab aber auch Ausnahmen. Eine besonders luxuriöse Form stellte die sog. Inkrustation dar. Je nach Geldbeutel wurden die Gussmauerwände mit geschliffenen Platten entweder aus Kalkstein (Travertin etc.) oder kostbareren Steinsorten wie den diversen (Bunt-) Marmoren sowie anderen Gesteinen (Alabaster, Porphyr etc.) verkleidet. Die . 38 Opus-Caementitium-Wand mit Verputzschichten
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3 Bauglieder
. 39 Wand mit
gemalter/ stuckierter Inkrustation
Platten waren dem tragenden Mauerwerk nicht einfach vorgeblendet, sondern meist mit diesem fest verdübelt. Noch heute sind diese Dübellöcher in den ansonsten ihres Schmucks beraubten römischen Zementwänden gut zu erkennen. Am verbreitetsten ist eine Art Klinkertechnik gewesen. Hierbei wurden die Gusswände mit einer Schicht Mörtel überzogen, in die die Maurer Tuff- und/oder Ziegelsteine drückten. Diese konnten unterschiedlich geformt sein und bildeten zusammen ein charakteristisches Muster. Horizontale Ziegellagen wechselten sich mit netz-, rauten- oder rhombenförmig gesetzten Tuff-/Ziegelsteinen ab. Nach Art der Setzung sind folgende Mauertypen zu unterscheiden, wobei in der Forschung umstritten ist, inwiefern hierbei tatsächlich von einer linearen chronologischen Entwicklungsreihe gesprochen werden kann. Nach traditioneller Auffassung beginnt die Reihe in Rom im frühen 2. Jh. v. Chr. mit dem unregelmäßigen opus incertum (. 40). Es folgen im letzten Viertel des 2. Jhs. v. Chr. das bereits regelmäßiger gesetzte opus quasi-reticulatum (. 41), welches im ersten Viertel des 1. Jhs. v. Chr. dann vom opus reticulatum (. 42) mit seinem charakteristischen gleichmäßigen Netzmuster abgelöst wird. Ab dem 1. Jh. n. Chr. (Zeit des Kaisers Tiberius) werden bis zum Ende der Antike, so vor allem in der Spätantike, immer mehr Gebäude aus Ziegelsteinmauern errichtet, dem opus latericium bzw. testaceum (Abb 43). Von flavischer bis in antoninischer Zeit war zudem eine opus mixtum genannte Mischtechnik in Gebrauch, bei dem das leicht rissig werdende Netzmauerwerk durch waagerechte Schichten aus Ziegeln verstärkt wurde (. 44). Für Bauwerke des 4. Jhs. n. Chr. ist das opus vittatum (. 45) charakteristisch. Bei diesem Schalenmauerwerk sind abwechselnde Schichten aus Ziegelsteinen und Tuffquadern miteinander kombiniert. Viele der florierenden Ziegelwerkstätten waren in der Kaiserzeit wie die meisten Marmorsteinbrüche spätestens seit dem fortgeschrittenen 2. Jh. n. Chr. in kaiserlicher Hand. Zudem ist eine große Zahl römischer Ziegeleien auf das Engste mit dem Militär verbunden gewesen, wie die zahlreichen Ziegelstempel mit Legionsangabe zeigen. Andere Stempel nennen den Produktionsort und den Besitzer der Ziegelei, in Rom selbst, vor allem während des 2. Jhs. n. Chr. (von ca. 123 – 164 n. Chr.), zusätzlich auch die Namen der amtierenden Konsuln. Zudem veränderte sich die Form der Stempel
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Stützelemente
. 40 Opus incertum
. 41 Opus quasi reticulatum
. 44 Opus mixtum
. 42 Opus reticulatum
. 45 Opus vittatum
signifikant (. 46). Die ersten Ziegelstempel stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. und waren länglich. In der flavischen Epoche lassen sich die ersten sichelförmigen Stempel . 43 Opus latericium/ nachweisen. Bis zur Regierungszeit des testaceum Caracalla schloss sich die Sichel immer mehr, bis die Stempelform schließlich komplett rund war. Aus all dem lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf die Datierung einzelner Bauwerke ziehen, sondern auch auf die gesamte Sozioökonomie des kaiserzeitlichen Baubetriebs.
. 46 Entwicklung der römischen
Ziegelstempelformen
Stützelemente Die gängigen steinernen Stützsysteme der antiken Architektur haben ihre Wurzeln allesamt in den hölzernen Stützpfosten der frühen Holzbauten. Rechteckige freistehende Stützen werden als Pfeiler, runde als Säulen bezeichnet. Treten diese direkt und nur zur Hälfte aus der Wand hervor, spricht man dagegen von Pilastern respektive Halbsäulen (. 47). Monolithe Stützen sind vergleichsweise selten. Häufiger bestanden die Pfeiler und Säulen dagegen aus einzelnen Bauelementen, den Blöcken/Quadern (Pfeiler) respektive Trommeln (Säulen). Gelegentlich kam es vor allem in der römischen Architektur vor, dass scheinbar steinerne Stützelemente bloß aus einzelnen Ziegelsteinen gemauert und anschließend mit einer täuschenden Putzschicht überzogen sein . 47 Stellungsschema (Säule, Halbsäule, Pfeiler, Pilaster) konnten. Die griechische Architektur hat im Lauf ihrer Entwicklung 23
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3 Bauglieder
. 48 Antenmauern des Schatzhauses der Siphnier in Delphi,
530/520 v. Chr.
verschiedene kanonische Säulenordnungen ausgebildet, neben denen noch, bezogen auf die zugehörigen Kapitelle (s. dort), einige chronologische sowie regionale Sonderformen existieren. Eher schmückenden als tragenden Charakter haben die Halbsäulen und sog. Pilaster, die den einzelnen Ordnungen entsprechende Kapitelle und Basen aufweisen. In der archaischen und klassischen griechischen Baukunst kommen Pilaster nur sehr selten vor. Beliebter war die Form der sog. profilierten und mit Kapitell sowie Basis geschmückten Ante (lat. vorstehend = eigentlich nur die vorstehende Stirnseite einer Wand; auch Zungenmauer genannt) (. 48). Ab hellenistischer und vor allem in römischer Zeit finden dann Pilaster als schmückende Gliederungselemente größerer Wandsysteme hauptsächlich im Bereich der Dekoration von Fenstern, Türen, Nischen etc. weite Verbreitung.
Säulenordnungen Als Säule werden im allgemeinen Sprachgebrauch runde Stützen bezeichnet. Die Griechen nannten sie stylos oder auch kion, die Römer columna. Die frühen Säulen waren in der Regel aus tragfähigem festem Holz, meist Eiche oder Kastanie. Orientalische und ägyptische Vorbilder bestimmten das weitgehend aus ornamentalen Pflanzenmotiven bestehende Formenspektrum. Ab dem späten 7. Jh. v. Chr. bildete die griechische Architektur dann kanonische Säulenordnungen aus, bei denen die Säulen nunmehr aus Stein gearbeitet wurden. Neben den seltener vorkommenden monolithischen Exemplaren bestand die überwiegende Mehrzahl der Säulen aus einzelnen miteinander verbundenen Rundblöcken, den sog. Säulentrommeln. Die dorische Säulenordnung (. 49) hat ihre Vorläufer in der Holzbauweise (zur sagenhaften Geschichte der Säulenordnungen siehe Vitruv IV 1, 1 ff.). Die frühesten steinernen Beispiele stammen aus dem späten 7. Jh. v. Chr. Verwendet wurde diese Ordnung vor allem im griechischen Mutterland sowie in Unteritalien und auf Sizilien. Die Charakteristika der dorischen Ordnung sind folgende: Über der obersten genau horizontalen Ausgleichsschicht des Fundaments, der euthynterie, erhebt sich die krepis, ein meist allseitig dreistufiger Unterbau. Die oberste Stufe der krepis heißt nach ihrer Funktion als Standfläche für die Säulen, stylobat (von gr. styloi Säulen). An den Stellen, wo sie als leicht vorspringendes und profiliertes Auflager für Mauern dient, ist sie dagegen als toichobat (von gr. tochoi Wände) zu bezeichnen. Dorische Säulen stehen ohne eigene Basis direkt auf dem stylobat. Ihr Schaft weist oft eine leichte Schwellung, die entasis, auf und ist durch vertikal verlaufende Rillen, die man Kanneluren nennt, in der 24
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Säulenordnungen
Längsrichtung optisch gegliedert. Der obere Teil des Schaftes, das hypotrachelion (von griechisch hypo unter, darunter und trachelos der Hals, der Nacken), wird durch drei Ringe, anuli, als die Stelle der Säule besonders gekennzeichnet, an der der eigentliche Säulenschaft endet und das Kapitell (s. dort) ansetzt. Darauf lagert die Gebälkzone. Sie beginnt mit einem weitgehend schmucklosen Querbalken, dem Architrav, an dessen oberen Rand sich eine vorkragende Leiste, die sog. taenia befindet, die eine Zäsur zur darüber liegenden Frieszone aus metope und triglyphe (s. dort) darstellt. Zusätzlich befindet sich an der Unterseite jeder triglyphe unterhalb der taenia eine kurze Leiste, die regula, mit je sechs zylindrischen Stiften, den guttae. Die Ähnlichkeit zu hölzernen Leisten und Nagelköpfen ist derart frappant, dass gerade dieser Teil der Baudekoration immer wieder als Beweis für die gesamte Herleitung der dorischen Ord- . 49 Schema der dorischen Säulenordnung nung aus einer ursprünglichen Holzkonstruktionsweise genommen wird. Oberhalb des Metopen-Triglyphen-Frieses setzt direkt das auf allen vier Seiten umlaufende und deshalb als Kranzgesims bezeichnete sog. (Horizontal)geison an. Die beiden schrägen Giebelseiten werden zusätzlich von einem Schräggeison eingefasst. Für dieses derart gerahmte Giebelfeld wurde der Begriff tympanon geprägt (s. dort). Die drei Giebelecken konnten mit akroteria (s. dort) geschmückt sein. Das Geison kragt vor und seine Unterseite ist oberhalb jeder Metope und Triglyphe mit einer flachen Platte, dem mutulus versehen. Den Raum zwischen den einzelnen mutuli wird als via bezeichnet. Jede Mutulus-Platte ist zudem mit drei Reihen zu je sechs guttae verziert. Oberhalb des geison beginnt das Dach, dessen aufgebogener Rand über dem geison sima genannt wird und zur Sammlung sowie Ableitung des Regenwassers dient. An den eigentlichen Traufseiten (= Langseiten) konnten Wasserspeier (s. dort) angebracht sein. An Stelle der aufgebogenen sima war es üblich, die äußersten Deckziegel in besonderer Weise mit senkrecht stehenden Antefixen (s. dort) abzuschließen. Die ionische Ordnung (. 50) wurde ebenso wie die dorische in archaischer Zeit entwickelt. Hauptzentren waren die griechischen Städte auf den Inseln der Ägäis und in Kleinasien. Im Gegensatz zur dorischen Ordnung steht die Säule bei der ionischen nicht direkt auf dem stylobat, sondern ruht auf einer eigenen Basis (s. dort). Auch ist 25
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. 50 Schema der ionischen Säulenordnung
. 51 Schema der ionisch-attischen Säulen-
. 52 Schema der ionisch-kleinasiatischen Säulenord-
ordnung, Erechtheion, Akropolis Athen, Ende 5. Jh. v. Chr.
nung, Athena-Tempel, Priene, 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.
die Form des Kapitells (s. dort) verschieden. Unterschiede existieren zudem im Bereich der Gestaltung des Architravs. Der ionische Architrav, auch epistylion genannt, ist zumeist dreigeteilt. Drei als fascies (Faszien) bezeichnete vorspringende Streifen sind übereinander abgetreppt angeordnet. In der ionisch-attischen Ordnung (. 51) folgt über dem Dreifaszienarchitrav eine zumeist undekorierte umlaufende Steinlage. In der ionisch-kleinasiatischen Ordnung (. 52) befin. 53 Schema einer Variante der ionisch-kleinasiatischen
Säulenordnung, Artemis-Tempel, Magnesia am Mäander, Mitte 2. Jh. v. Chr.
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Bogen und Gewölbe
det sich an dieser Stelle der Zahnschnitt, auch geisipodes genannt, der aus einer regelmäßigen Reihe vorspringender nahezu quadratischer Klötzchen besteht. Darüber hinaus existiert eine Variante, bei der unterhalb des Zahnschnitts ein umlaufendes flaches Reliefband, der Fries (s. dort), sitzt (. 53). Laut Vitruv (IV 1, 2) ist die sog. korinthische keine eigenständige Ordnung (. 54), da sie abgesehen von der Kapitellform (s. dort) im Gesamtaufbau wahlweise der dorischen oder ionischen folgt. Ein Charakteristikum der italisch-römischen Baukunst ist die tuskanische Säulenordnung (. 55). Ihre Entwicklung ist im 2. Jh. v. Chr. abgeschlossen. Es wurden hierbei diverse etruskische und griechische Elemente miteinander kombiniert. Etruskisch ist der unkannelierte Säulenschaft. Er ruht auf einer flachen aus der ionischen Ordnung abgeleiteten Profilbasis. Das schmucklose Kapitell mit einem wulstigen echinus und einer Abakusplatte dürfte hingegen eine Anleihe aus der dori- . 54 Schema der korinthischen Säulenordnung schen Ordnung sein.
. 55 Schema der tuskanischen Säulenord-
nung, rekonstruierter Aufriss des IuppiterTempels auf dem Kapitol, Rom, Ende 6. Jh. v. Chr.
Bogen und Gewölbe Unechte Krag-Gewölbe mit spitzbogigem Querschnitt kannte bereits die minoisch-mykenische Architektur des 2. Jts. v. Chr. (. 56). Sie konnten bis zu 14 Meter überspannen. Echte Tonnengewölbe, deren radial im Halbrund aneinander gefügte Keilsteine sich selbst tragen, wurden dagegen nicht vor der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. gebaut. Die Errichtung erfolgte über einem stabilisierenden Holzgerüst. Mit der Entwicklung der Gusszementtechnik durch die Römer wurde es möglich, richtige Kuppeln und Tonnengewölbe unterschiedlicher Formprägung zu gießen (. 57).
. 56 Falsches Gewölbe
(sog. Kraggewölbe)
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3 Bauglieder
Parallel zur Entwicklung des Keilstein-Tonnengewölbes entstanden im 4. Jh. v. Chr. in Zusammenhang mit Stadttorbauten die ersten Keilsteinbögen (. 58). Ab dem 3. Jh. v. Chr. werden Bögen dann verstärkt zur Gliederung und Dekoration in der Wand- und Fassadenarchitektur eingesetzt. . 57 Tonnengewölbe mit Kassetten, Halle des Augustus-
forums in Rom . 58 Keilsteinbogen
Fenster und Türen Bauinschriften des 5. und 4. Jhs. v. Chr. verwenden für Fenster wie Türen den Begriff thyris, thyrides. Besonders gestaltete Fenster sind seit dem mittleren 2. Jt. v. Chr. in der Architektur belegt (minoische Paläste und Häuser). Ebenso besaßen die griechischen Wohnhäuser geometrischer Zeit und die früheisenzeitlichen italisch-etruskischen Wohnbauten Fenster, wie entsprechende zeitgenössische Hausmodelle und Urnen zeigen. Allerdings ist aus geometrischer, archaischer und klassischer Zeit zu wenig aufgehendes Mauerwerk erhalten geblieben, um definitive Aussagen zur Konstruktion von Fenstern geben zu können. In der Regel wird es sich hierbei wohl um hölzerne Rahmen und Läden gehandelt haben. Steinerne Fensterrahmungen sind aus der Sakralarchitektur klassischer Zeit bekannt (Propyläen, Erechtheion). Sie besaßen hölzerne bzw. metallene Gitter oder steinerne Verschlussplatten. In den spätklassisch-hellenistischen Peristylhäusern öffneten sich die Fenster nicht zur Straße, sondern zum Hof hin. Diese Ausrichtung wurde von den Römern übernommen. In der gehobenen Villenarchitektur dienten Fenster zudem als inszenierte Ausblicke in die umgebende Landschaft. In den großen Mietshäusern waren Fenster funktional notwendig, um ein Minimum an Beleuchtung der kleinen Wohneinheiten zu garantieren. Gleichzeitig begünstigte die Entwicklung von Glas und Bleirahmen den Fensterbau insoweit, als nun auch große Rundbogenfenster möglich wurden. Diese waren aber kostspielig, weshalb sie nur in Zusammenhang mit dem Thermen- (Caracalla) und spätantiken Palastbau (Trier) sowie kaiserlichen Mausoleen (Galerius-Rotunde, Santa Costanza) Verwendung fanden. Die Fenster der frühchristlichen Kirchenbauten setzen in gewisser Weise diese Tradition fort. 28
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Fassaden
Neben einfachen Türen mit Türflügeln aus Holz gab es auch aufwändigere Formen. Man unterscheidet die dorische Tür mit einem einfachen Rahmenwerk von der ionischen Tür (. 59), die einen reichen Rahmendekor aufweist. Die Türflügel repräsentativer Bauten konnten aus (bemaltem) Marmor sowie Bronze oder kostbar dekoriertem (mit Schnitzwerk und/oder Einlegearbeiten versehenem) Holz sein. . 59 Türrahmen vom Erechtheion in Athen
Fassaden Die besondere Gestaltung von Gebäudefassaden ist in der Baukunst der Antike offenbar bis weit in das 4. Jh. v. Chr. hinein kein wirkliches Thema gewesen. Erst ab der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. und vor allem der frühhellenistischen Epoche trat hier ein Wandel ein. Bedingt war dieser durch verschiedene Faktoren. So gab es jetzt eine Reihe mehrstöckiger Gebäude und es wurden unterschiedliche Bautypen miteinander kombiniert, was insgesamt zur Entstehung größerer Wandflächen führte, die es zu gliedern galt. Hierzu fügte man nicht nur Bögen, Fenster und Nischen ein, sondern bediente sich ferner dekorativer Elemente wie rahmender Konsolen und Ornamentbänder sowie vorgeblendeter (Halb-)Säulen und Pilaster. Hinzu kam figürlicher Schmuck in Form von Reliefs und Statuen. Es sind vor allem die in römischem Auftrag arbei. 60 Prunkfassade
des Kaisersaales in den Hafenthermen von Ephesos, 2. Jh. n. Chr.
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3 Bauglieder
tenden Architekten gewesen, die sich dem Thema Fassadengestaltung annahmen. Insofern hat gerade die Architektur der Kaiserzeit eine Vielzahl herausragender Prachtfassaden (. 60) nicht nur außen, sondern auch in Innenräumen hervorgebracht (u. a. Theater, Thermen etc.).
Dach Die überwiegende Mehrzahl der antiken Bauten besaß eine hölzerne Dachkonstruktion (. 61). Dieser Grundsatz gilt im Besonderen für die frühen Architekturen. Auf den Kykladen war man allerdings bereits um 600 v. Chr. in der Lage, mittels 4 m langer Marmorbalken, die wiederum kleinere marmorne Balken und Platten trugen, eine steinerne Decke zu konstruieren. Neben Flach- sind seit dem 8. Jh. v. Chr. auch Satteldächer die beliebtesten Dachformen gewesen. Griechische Tempel waren seit dem
. 61 Schema einer hölzernen Dachkonstruktion
. 62
Korinthisches Dach
. 63 Lakonisches Dach
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Dach
späten 7. Jh. v. Chr. in der Regel mit einem Giebeldach versehen. Gedeckt wurden die Dächer mit tönernen Ziegeln. Man unterscheidet nach der Form der hierbei verwendeten Ziegel drei hauptsächliche Dachdecksysteme. Die griechischen Begriffe für Flach- sowie Deckziegel lauten stroter und kalypter. Das korinthische Dach (. 62) bestand aus sehr flachen, lediglich an den beiden Seiten leicht aufgebogenen stroteria und giebeldachförmigen kalypteria. Beim lakonischen Dach (. 63) waren die stroteria hingegen konkav gekrümmt und die kalypteria konvex gebogen. Eine hybride Variante beider Dachformen stellte das sog. sizilische Dach (. 64) dar, bei dem flache Strotere mit halbrunden Kalypteren verbunden wurden. Vereinzelt sind wie beim Zeustempel von Olympia auch dünne marmorne Ziegel belegt. Sie galten nach Pausanias (5, 10, 3) als eine Erfindung des aus Naxos stammenden Byzes. Aus der römischen Kaiserzeit kennen wir ferner Dachabdeckungen aus vergoldeter Bronze, wie sie beispielsweise die Vorhalle des Pantheons in Rom trug. Insgesamt gesehen lässt sich als bedeutendster Unterschied in puncto Baukonstruktion zwischen der griechischen und römischen Baukunst festhalten, dass die griechischen Architekten die direkte Steinbauweise, die römischen hingegen Zement- und Ziegelbaukonstruktionen bevorzugten. Im griechischen Steinbau wurden die einzelnen Blöcke (Wände) respektive Trommeln (Säulen) ohne jeglichen Mörtel aneinander gefügt. Die Festigkeit des jeweiligen Verbandes garantierten unterschiedliche Formen von Metallklammern (vgl. . 22) sowie eine besondere Zurichtung der Anschlussflächen. Um hierbei den Arbeitsaufwand möglichst gering zu halten, glättete man lediglich den umlaufenden Rand der jeweiligen Anschlussfläche der einzelnen Werkstücke. Der übrige Teil, Spiegel genannt, wurde dagegen vertiefend abgearbeitet. Auf diese Weise passten die Stoßflächen perfekt aneinander und ermöglichten so einen nahtlosen Anschluss. Für dieses Verfahren wird der griechische Begriff anathyrosis verwendet. Die Römer setzen dagegen fast ausschließlich auf den Zement- und Ziegelbau, bei dem reichlich Mörtel verwendet wurde. Dieses Verfahren ermöglichte es ihnen, relativ schnell ausgesprochen stabile Bauwerke zu errichten. Ohne dieses rationellere und preisgünstigere Verfahren wären die bauliche Monumentalisierung des gesamten Imperium Romanum in der Kaiserzeit und insbesondere der römische Kuppelbau nicht möglich gewesen. Dieser hatte schon in republikanischer Zeit großartige Beispiele wie den sog. Tempel des Merkur in Baiae, einen überkuppelten Thermensaal aus dem 1. Jh. v. Chr., hervorgebracht, und er erfuhr vor allem mit den Bauprojekten (überkuppelte Säle der Domus Transitoria/Aurea) Kaiser Neros einen deutlichen Innovationsschub. Als Höhepunkt dieser Entwicklung gilt aufgrund seiner Erhaltung und Größe das halbkugelige Kuppeldach des Pantheon aus der Regierungszeit Hadrians (s. u. . 329 – 330). •
. 64 Sizilisches
Dach
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4 Baudekor
Kapitelle Zu den ältesten Kapitellformen zählt das äolische Kapitell (. 65). Benannt ist es nach dem Hauptgebiet seines Vorkommens, dem äolischen Siedlungsgebiet auf den Inseln Tenedos und Lesbos sowie der Nordwestküste Kleinasiens. Es ist dort seit dem späten 7. Jh. v. Chr. nachweisbar und scheint von phönizischen Vorbildern abgeleitet worden zu sein. Charakteristisch sind zwei direkt aus dem Säulenschaft entspringende, sich nach außen stark einrollende Voluten, deren Zwischenraum mit einer Palmette geschmückt wird. Das dorische Kapitell stellt die einfachste Variante eines Kapitells dar (. 66). Es besteht lediglich aus einem gewölbten wulst- bzw. kissenartigen Teil, dem echinus (nach Vitruvs IV 3, 4 latinisierter Form des griechischen Wortes echinos Seeigel), sowie einer quadratischen, abacus (von lat. abax Tischplatte) genannten Deckplatte. Die dorischen Kapitelle lassen sich recht gut formtypologisch und dementsprechend relativchronologisch reihen. Den Anfang machen Kapitelle mit sehr flachem und stark ausladendem echinus (. 67), der im Lauf der Entwicklung immer kompakter und zudem steiler nach oben geführt wird (. 68). In ähnlicher Weise ist das tuskanische Kapitell (. 69) gebildet, das jedoch zum Säulenschaft hin zudem durch einen oder mehrere massive profilierte Ringe abgegrenzt wird. Das ionische Kapitell (. 70) besteht aus einem polsterartigen echinus, der zusätzlich ornamental geschmückt sein konnte, auf dem zwei quergelagerte schneckenför-
. 67 Frühes dorisches
. 65 Äolisches Kapitell
. 66 Dorisches Kapitell
Kapitell des späten 7. Jhs. v. Chr., Tempel der Athena Pronaia, Delphi
. 68 Dorisches Kapitell
des 5. Jhs. v. Chr., Parthenon, Akropolis Athen
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Kapitelle
. 70 Ionisches Kapitell
. 69 Tuskanisches Kapitell,
Kolosseum, Rom, 80 n. Chr.
. 71 Ionisches Kapitell mit Blattdekor,
Heraion, Samos, um 480 v. Chr.
. 72 Rosettenkapitell, Artemison,
Ephesos, um 500 v. Chr.
mig eingezogene Doppelvoluten ruhen, deren Rillen als canalis bezeichnet werden. Darauf lagert wie beim dorischen Kapitell eine flache, teilweise aber verzierte Abakusplatte. Der direkt darunterliegende Schaft konnte ebenfalls mit floralen Ornamenten geschmückt sein (. 71). Bei frühen ionischen Kapitellen waren die Voluten zum Teil in Blütenform gestaltet (. 72). Die Seitenansicht eines ionischen Kapitells wird vom sog. Polster dominiert, das in der Regel mit Blattzungen geschmückt und in der Mitte durch einen ebenfalls dekorierten Ring, den balteus zusammengefasst ist (. 73). Das korinthische Kapitell ist im Gegensatz zu seinem direkten Vorläufer dem ionischen sowie dem dorischen keine Entwicklung der archaischen Zeit, sondern erst wesentlich später entstanden (. 74). Vitruv (IV 1, 9 – 10) überliefert, der antike Bildhauer und Architekt Kallimachos sei durch einen von Rankengewächsen überwucherten Opferkorb (gr. kalathos), den er auf einem Grab gesehen habe, zu dieser besonderen Kapitellform angeregt worden. Kennzeichnend sind die aufrecht stehenden Akanthusblätter, aus deren Blatthülsen (cauliculi Sg. cauliculus) Volutenstengel (helices Sg. helix) herauswachsen. Die vier äußeren helices sind volutenartig eingerollt und tragen die Abakusplatte. Das älteste bekannte Exemplar stammt aus der Cella des Tem. 73 Seitenansicht eines
ionischen Kapitells
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4 Baudekor
. 75 Korinthisches Kapitell
vom Apollon-Tempel, Bassae, Ende 5. Jh. v. Chr.
. 74 Korinthisches Normalkapitell
pels des Apollon in Bassai-Phigaleia (. 75) und damit aus dem Bereich der Innenarchitektur. Erst seit dem späteren 4. Jh. v. Chr. ist die korinthische Ordnung nach und nach auch für die Gestaltung von Außenfassaden eingesetzt worden. Beliebt war sie vor allen Dingen in der Architektur der römischen Kaiserzeit. In dieser Epoche experimentierte man zudem mit verschiedenen Kompositformen. Die bekannteste Form ist das ionisch-korinthische Kompositkapitell (. 76), bei dem die großen Volutenstengel an den vier Ecken durch vier ionische Normalvolu-
. 76 Kompositkapitelle aus Pompeji (li.), Palästra, Ende 1. Jh. v. Chr. und Rom
. 77 Figürliches Kapitell
(re.), Titusbogen, nach 81. n. Chr.
. 78 Blattkelchkapitell
. 79 Nabatäisches Kapitell
. 80 Sofakapitell vom jüngeren
Apollon-Tempel, Didyma
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Basen
ten ersetzt werden. Seit späthellenistischer Zeit waren ferner Figuralkapitelle (. 77) beliebt, die als besonders aufwändige Schmuckform jedoch nur vereinzelt zum Einsatz kamen. Um eine ältere Schöpfung handelt es sich bei den Blattkelchkapitellen (. 78), bei denen der echinus wie der Name sagt aus einem Blattkelch besteht. Sonderformen wie das sog. nabatäische Kapitell (. 79) besaßen nur eine vergleichsweise geringe lokale Verbreitung. Auf Pfeilern und Pilastern konnte darüber hinaus ein sog. Sofakapitell sitzen, das beidseitig wie eine Sofalehne geschwungen ist (. 80).
Basen Während die dorische Ordnung keine Basis kennt, stehen bei den anderen die Säulen durchweg auf eigenen Basen. Die diversen ionisch-korinthischen Basentypen sind im Grunde genommen nur verschiedene Varianten einer aus einem Zylinder (gr. spira), einer Kehle (gr. trochilos) und einem Wulst (lat. torus) bestehenden Grundform.
. 81 Attische Basis
. 82 Ephesische Basis
. 83 Samische Basis
. 84 Alexandrinische
Basis
Die attische Säulenbasis (. 81) wird im Wesentlichen aus drei Teilen gebildet. Zwischen zwei Wülsten befindet sich eine Hohlkehle. Während der untere torus in der Regel glatt belassen wurde, hat man den oberen entweder durch feine Kanneluren profiliert oder mit Flechtbändern verziert, die zudem farbige Glaseinlagen aufweisen konnten. Bei der ephesischen Basis (. 82) ruht auf einer quadratischen Platte, der sog. plinthe, ein mehrfach mittels dreier wulstiger Rundstäbe und zwei dazwischenliegenden Hohlkehlen, den trochiloi, profiliertes zylindrisches Glied, die spira. Über dieser lagert wie bei der attischen Basis ein kräftiger, ebenfalls profilierter Wulst, der torus. Die samische Basis (. 83) besteht dagegen nur aus zwei Teilen, einer kantigen, mehrfach mittels Abfolge von Rundstäben und Hohlkehlen profilierten spira sowie einem ebenfalls mehrfach profilierten runden torus. In hellenistischer Zeit entstand zudem im östlichen Mittelmeerraum eine weitere, alexandrinische Pflanzenbasis genannte Form, bei der zwischen der eigentlichen Basis und dem Säulenschaft nochmals eine floral dekorierte Zone eingeschoben worden ist (. 84). 35
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4 Baudekor
Bauornamentik Unter den vielfältigen Ornamentformen antiken Baudekors sind als die bekanntesten zu nennen: Mäander- und Flechtbänder, Zahnschnitt, Perlstab (auch Astragal genannt) (. 85 – 88) sowie die diversen Varianten des sog. Eierstabs oder kymation (von gr. kyma = Welle). Man unterscheidet drei Haupttypen (. 89 – 91): das dorische (eckige mäanderförmige Gestaltung), das ionische (Eier mit Hüllblättern und dazwischen trennende Blattspitzen) und das lesbische Kyma (miteinander verbundene herz- und lanzettförmige Blätter sowie Blattspitzen in den Zwischenräumen). Daneben hat es eine Vielzahl von Blütenfriesvarianten gegeben. Mit dem griechischen Begriff anthemion (. 92) wird eine besondere Form der Rankenkette bezeichnet, bei der abwechselnd fächerartige Blätterbündel (= Palmetten) mit Lotusblüten verbunden sind. In der späthellenistisch-römischen Architektur waren ferner vor allem Rankenfriese (. 93) sehr beliebt, aus deren Blattkelchen zuweilen anthropomorphe Gestalten herauswuchsen und die man seit augusteischer Zeit mit allerlei Tieren, aber auch kleinen Eroten bevölkerte. Eine Besonderheit stellen die Bukranien- (entfleischte Stierschädel) respektive Bukephalien- (ganze Stierköpfe) Girlanden dar, die als reale Objekte um sakrale Stätten herum an Pfosten aufgehängt wurden und daher häufig als Friesdekor an Altären und Tempeln, aber auch an Gräbern Verwendung fanden (. 94). Die antike Bauornamentik war insgesamt sehr vielgestaltig und das erhaltene Material ist kaum überschau-
. 86 Flechtbänder
. 85 Mäanderband
. 89 Dorisches Kymation
. 92 Anthemion
. 87 Zahnschnitt
. 90 Ionisches Kymation
. 93 Rankenornament
. 88 Perlstab
. 91 Lesbisches Kymation
. 94 Bukranien-Girlanden-Fries
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Bauplastik
bar. Es lassen sich sowohl chronologische als auch geographische Gruppen bilden, sodass auf der Basis der Bauornamentik häufig Aussagen zur Datierung eines Bauwerks und/oder Herkunft der jeweiligen ausführenden Werkstatt getroffen werden können.
Konsolen Mit dem französischen Begriff Konsole (. 95) wird ein aus der Wand herausragendes Trageelement für Bögen, Halbsäulen und Figuren bezeichnet, das ornamental gestaltet sein kann. Insbesondere wurde es ab dem 2. Jh. v. Chr. in der gehobenen Repräsentationsarchitektur üblich, die Blöcke des Geisons mittels zahlreicher, diesen Bereich unterfangender Konsolen in besonderer Weise schmuckhaft zu gestalten. Solche Konsolgeisa hatten ihren Ursprung zunächst im östlichen Mittelmeerraum und gehörten dann zum gängigen Repertoire römischer Sakralarchitektur.
. 95 Konsole
Bauplastik Unter dem Begriff Bauplastik respektive Bauskulptur werden im archäologischen Sprachgebrauch alle figürlichen Dekorationsformen antiker Bauten zusammengefasst. Im Einzelnen sind dies: Columnae Caelatae
Eine Besonderheit der ionischen Säulendekoration waren die columnae caelatae des Tempels der Artemis von Ephesos und anderer zumeist kleinasiatisch-ionischer Sakralbauten. Hierbei handelt es sich um noch heute zum Teil erhaltene figürliche Reliefs, deren genaue Anbringung am Säulenschaft umstritten ist (. 96). Stützfiguren
Die antike Architektur kennt vor allem zwei Formen von Stützfiguren: Die männlichen werden nach dem Titanen Atlas, der in der griechischen Mythologie das Himmelsgewölbe trägt, als Atlanten (. 97) und die weiblichen auf der Basis einer von Vitruv (I 1, 5) vorgenommenen Deutung, wonach sie die versklavten Einwohnerinnen der peloponnesischen Stadt Karya(i) darstellen, als Karyatiden (. 98) bezeichnet. Atlanten und vor allem Karyatiden, die so erst ab dem 4. Jh. v. Chr. bezeichnet worden sind, Quellen des 5. Jhs. v. Chr. nennen sie dagegen einfach korai (Mädchen), lassen sich bereits für die archaische Architektur des 6. Jhs. v. Chr. nachweisen. Beliebt waren Stützfiguren ferner in der Baukunst der Römer, wo
. 96 Columnae Caelatae des
archaischen Artemisions, Ephesos
. 97 Atlant
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4 Baudekor
. 98 Karyatiden von der sog. Korenhalle des
Erechtheions, Akropolis Athen, Ende 5. Jh. v. Chr.
sie vielfach zum Einsatz kamen. Zudem weisen römische Stützfiguren eine größere Variationsbreite auf. Inwiefern diese stets im Sinn des Vitruv als Motiv der Unterwerfung (lat. servitutis exemplo) verwendet und verstanden worden sind, muss strittig bleiben. Metopen und Triglyphen
Ein wesentlicher Bestandteil der dorischen Ordnung war der oberhalb des Architravs verlaufende Metopen- und Triglyphenfries (. 99). Bezeichnet wird damit eine regelmäßige Abfolge von rechteckigen, nahezu quadratischen Platten (= Metope / gr. metope = zwischen der Öffnung), die von solchen hochrechteckigen Zuschnitts flankiert werden, die aussehen, als wären sie geschlitzt respektive eingekerbt (= Triglyphe / gr. triglyphos = Dreischlitz). Der Ursprung dieser
. 99 Schematische Darstellung eines dorischen
Metopen-Triglyphen-Frieses
. 100 Bemalte Tonmetopen des Tempels C,
Thermos/Ätolien, Ende 7. Jh. v. Chr.
. 101 Reliefmetopen, Zeus-Tempel, Olympia, um 460 v. Chr.
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Bauplastik
. 102 Hera-Tempel II mit wiederverwen-
deten hocharchaischen Metopen, Heraion am Sele, Poseidonia/Paestum,
Schmuckform hängt mit der ursprünglichen Holzarchitektur zusammen. Die Triglyphen sind nichts anderes als die ursprünglich zu Nässeschutzzwecken gekerbten Enden der einzelnen Dachbalken und die Metopen die Verschlussplatten des zwischen zwei Dachbalken liegenden offenen Dachraums. Mit dem Aufkommen steinerner Großarchitektur am Ende des 7. Jhs. v. Chr. lassen sich auch die ersten figürlich geschmückten Metopen nachweisen (. 100). Die Themen der figürlichen Metopen stammen fast ausnahmslos aus dem Mythos. Neben der in archaischer Zeit gängigen Versammlung unterschiedlicher Mythenerzählungen an einem Bau lassen sich ab der klassischen Epoche verstärkt Tendenzen zur thematischen Einheitlichkeit geschlossener Themenkreise erkennen. Der Höhepunkt dieser Erzählweise ist in der klassischen Epoche des 5. und 4. Jhs. v. Chr. erreicht. In der Regel sind niemals alle Metopenplatten eines dorischen Tempels als figürliche Reliefs gestaltet worden. Meist blieb der Metopenschmuck auf die beiden Front- und angrenzende Partien der Langseiten bzw. Teile von Pronaos sowie Opisthodom beschränkt (. 101 – 102). Eine Ausnahme stellt der Parthenonbau auf der Athener Akropolis dar, bei dem sämtliche Metopenplatten figürlich dekoriert waren. Ab hellenistischer Zeit gibt es nur noch vergleichsweise wenige Beispiele. Auch in der römischen Architektur sind sie eine Seltenheit. Friese
Der Begriff Fries ist ein moderner aus dem Französischen stammender und seit dem 17. Jh. durchgängig verwendeter Terminus technicus. Bezeichnet wird damit der direkt auf dem Architrav aufliegende Teil des steinernen Gebälks. In der dorischen Baukunst besteht der Fries aus einer Abfolge von Metopen und Triglyphen (s. dort). Bei Bauten der ionischen und korinthischen Ordnung setzt sich der Fries dagegen aus glatten oder reliefierten Steinquadern zusammen. Als Fries werden zudem gemalte oder ebenfalls reliefierte Dekorstreifen bezeichnet. In der Bauplastik kommen Friese seit dem 6. Jh. v. Chr. vor. Sie werden dort vermehrt zur Dekoration im Bereich der Architrave eingesetzt (. 103). Aus klassischer Zeit stammen zudem Beispiele von Friesen als Dekor von Außen- (. 104) und Innenwänden (. 105) der Tempelcellae. Darüber hinaus konnten Frie. 103 Fries des Erechtheions, Akropolis Athen, Ende 5. Jh. v. Chr.
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4 Baudekor
. 104 Cellafries vom Parthenon, Akropolis
Athen, 430er Jahre
. 105 Cellafries des Apollon-Tempels von Bassai/Phigalia,
Ende 5. Jh. v. Chr. . 106 Seitenwange mit Fries des Zeus-Altars von Pergamon,
2. Jh. v. Chr.
se seit dem 4. Jh. v. Chr. auch zur Schmückung größerer Wandflächen eingesetzt werden (. 106). In dieser Funktion kennt sie auch die römische Staats- und Privatarchitektur. Während die griechischen Beispiele fast ausnahmslos Themen des Mythos zeigen, die so auch in der römischen Privatarchitektur übernommen worden sind, handelt es sich bei den Friesen der römischen Staatsbauten überwiegend um historische Szenen, womit neben Kampfdarstellungen (. 107) vor allem Bilder römischer Staatsakte und wiederkehrender Ereignisse des Kaiserzeremoniells gemeint sind.
. 107 Cellafries vom Apollo-Tempel des Sosius, Rom, spätes 1. Jh. v. Chr.
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Bauplastik
Antepagmenta und Campanareliefs
Die figürliche Baudekoration der italisch-etruskischen Sakralbauten bestand bis in spätrepublikanische Zeit überwiegend aus tönernen Verkleidungsplatten und Figuren. Da der Großteil dieser Tempel im Gegensatz zu den griechischen ein offenes Giebelfeld besaß, war der hölzerne Dachstuhl, insbesondere der tragende Firstbalken, demzufolge dem Wetter schutzlos ausgesetzt. Um an dieser statisch neuralgischen Stelle das Eindringen schädlichen Regenwassers zu verhindern, wurden hier tönerne Verkleidungsplatten angebracht, die sog. antepagmenta (lat. Sg. antepagmentum). Diese konnten entweder bemalt oder auch figürlich ausgeformt sein (. 108). Die Themen stammen überwiegend aus dem mythologischen Bereich. Dies gilt auch für die tönernen Figurenfriese und Giebelfiguren. Letztere ersetzten ab dem 4. Jh. v. Chr., als die Giebelfronten der Tempel weitgehend geschlossen wurden, nach und nach die bis dahin üblichen antepagmenta. Eine besondere Form tönerner Verkleidungsplatten römischer Bauten stellen die nach ihrem ersten Sammler benannten, aus Modeln gewonnenen und meist farbigen Campanaplatten dar, die vor allem in der Zeit von der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. bis zur Mitte des 2. Jhs. n. Chr. produziert worden sind. Bemalte Vorläufer wie die in einem Grab des 6. Jhs. v. Chr. in Cerveteri gefundenen Boccanera-Platten (benannt nach den beiden Findern des Grabes) hatte es vereinzelt schon in . 108 Schematische Darstellung eines etruskischen Tempelgiebels mit Antepagment der etruskischen Kunst gegeben. Giebel
Im Griechischen wird der Giebel als a(i)etos und im Lateinischen als fastigium oder frons bezeichnet. Gemeint ist damit die dreieckige Stirnseite eines Satteldaches. Laut Pindar (Olympische Oden 13, 21) soll in Korinth die doppelte Giebelfront erfunden worden sein. Sonderformen sind der gesprengte und der syrische Giebel, bei denen jeweils die Mittelpartie des rahmenden Geisons entweder eine Lücke (gesprengter Giebel) aufweist oder als Bogen/Archivolte (syrischer Giebel) gestaltet wird(. 109). Die geschlossene Wandfläche eines Giebels nennt man in der Fachsprache griechisch tympanon (Pl. tympanoi) oder lateinisch tympanum (Pl. tympana). Auf ihm oder auch davor war Raum für ornamentalen und figürlichen Dekor. In früharchaischer Zeit besaßen die griechischen Tempel hohe schwere Giebel. Dort, wo das tympanon Giebelfiguren aufwies, gab es in der Regel noch kein einheitliches Erzählprogramm. Stattdessen dominierten wie am Tempel der Artemis auf Korfu einzelne Mythe. 109 Gesprengter (o.) und sog. syrischer (u.) Giebel
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4 Baudekor
. 110 Medusa vom Giebel des Artemis-Tempels, Korfu,
frühes 6. Jh. v. Chr.
nepisoden respektive Gestalten (. 110) oder Tierkampfgruppen (. 111), die die Macht der jeweiligen Tempelgottheit symbolisierten respektive übelabwehrende Funktion ausübten. Die späteren Tempel besitzen fast alle Giebelfiguren und erzählen von den Heldentaten der griechischen Götter sowie Heroen (. 112). Ab dem 5. Jh. v. Chr. kommen Giebel auch in der Profanarchitektur, so an Hallen-, Tor-
. 111 Tierkampfgiebel von der Athener Akropolis, 580/570 v. Chr.
. 112 Ostseite des Zeus-Tempels mit Figuren aus der
Pelops-Sage, Olympia, um 460 v. Chr.
und Grabbauten vor. Im 4. und 3. Jh. v. Chr. wurden die Giebel immer flacher. In der römischen Kultur stellte der Giebel wegen seines Ursprungs in der Sakralarchitektur zunächst ein Würdezeichen dar. In der Kaiserzeit verwendete man ihn, darin Tendenzen der hellenistischen Architektur aufgreifend, jedoch wie den Bogen vermehrt als reine Schmuckform von Fassaden. Die zumeist recht hohen steilansteigenden Giebel der kaiserzeitlichen Tempel besaßen zum Teil ein reiches Figurenprogramm, wie einige römische Staatsreliefs nahelegen, auf denen entsprechende Bilder vorkommen (. 113).
. 113 Giebel des römischen Iuppiter-Tempels (?) mit der kapitolinischen Trias (Iuppiter, Iuno und Minerva) in der Mitte, von Relief . 3
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Bauplastik
Antefix
Mit dem lateinisierten Begriff Antefix (abgeleitet vom lateinischen Adjektiv antefixus, a, um angebunden, befestigt vor) werden die Stirnziegel von Dächern bezeichnet. Seit archaischer Zeit waren diese insbesondere bei monumentalen Repräsentationsbauten wie Tempeln in besonders aufwändiger Weise entweder ornamental dekoriert oder figürlich in Form von Löwen-, Satyrn-, Mänaden- und Gorgonenköpfen gestaltet (. 114).
. 114 Antefixe desTempels der Hera, Mon Repos/Korfu, um 610 v. Chr.
Wasserspeier
Als Wasserspeier werden plastisch gestaltete Vorrichtungen an Dachrändern bezeichnet. Besonders häufig kamen Löwenköpfe vor, durch deren Mundöffnung das von der Dachschräge abfließende Wasser in einem Bogen abgeleitet wurde, sodass in die tragenden Wände des jeweiligen Bauwerks keine Feuchtigkeit eindringen konnte (. 115). . 115 Wasserspeier
Akrotere
Unter Akroteren sind schmückende Aufsätze im Bereich der drei äußeren Giebelecken eines Gebäudes zu verstehen. Man unterscheidet nach ihrer jeweiligen Position den Mittel- oder Firstakroter von den beiden Seitenakroteren. Im 7. und 6. Jh. v. Chr. waren vor allem ornamentale Scheibenakrotere in Gebrauch (. 116). Noch in klassischer Zeit wurde diese ornamentale Tradition in Gestalt vegetabiler Voluten- und Palmettenakrotere (. 117) weiter gepflegt. Seit dem 6. Jh. v. Chr. gab es zudem figürliche Akrotere, die aus einzelnen Figuren (. 118) oder auch Figurengruppen (. 119) bestanden. Besonders häufig fungierten Statuen der Gorgo, Sphinx und Nike als Akroterfiguren. . 118 Akroter des Tempels der Aphaia, Aigina, spätes 6. Jh. v. Chr.
. 116 Scheibenakroter vom
. 117 Palmettenakroter
Tempel der Hera in Olympia, um 600 v. Chr.
. 119 Schematische Darstellung von Akroteren
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4 Baudekor
Fußböden Die Böden antiker Bauten waren sehr unterschiedlich gestaltet. In der Kaiserzeit wurden generell alle festeren Fußböden als pavimentum bezeichnet. Zu Beginn der Entwicklung begnügte man sich mit einfachen gestampften Lehmfußböden, die zur besseren Festigkeit mit Einlagen aus Splitt oder Bruchsteinen versehen wurden. Allerdings kennen wir bereits aus der Bronzezeit auch stuckierte und bemalte Fußböden. Sollte ein Fußboden etwas aufwändiger und dauerhafter gestaltet werden, so wurden Platten aus zum Teil kostbareren Steinsorten verlegt. Die römische Baukunst kennt ferner ornamental verlegte Ziegelbeläge. Besonders geschätzt war ein als punisch-karthagische Erfindung geltender feingeschliffener Mörtelestrich aus polychromem Ziegelschrot (opus signinum). Zu den kostbarsten Fußböden gehörten die Mosaiken. Im 5. und 4. Jh. v. Chr. bestanden sie aus zum Teil farbigen Kieselsteinen (. 120) und waren entweder ornamental oder auch bereits figürlich gestaltet. Seit dem 3. Jh. v. Chr. setzte man die immer kleinteiliger und damit detailreicher werdenden Mosaikbilder aus kleinen geschliffenen Farb- und Glassteinchen, den sog. tessellae (. 121) zusammen. In
. 120 Kiesel-
steinmosaik mit dem Raub der Helena, Pella, 4. Jh. v. Chr.
. 122 Opus
Sectile
. 121 Tesselatmosaik eines römischen
Hauses, Aix-en-Provence
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Wanddekor und Polychromie
der römischen Kaiserzeit und vor allem in der Spätantike ist zudem ein Boden- sowie Wandbelag aus einzelnen zu Ornamenten oder Figuren zusammengesetzten Steinplatten, das sog. opus sectile (. 122) beliebt gewesen.
Wanddekor und Polychromie Antike Bauwerke wiesen in der Regel durch farbige Materialien und/oder farbige Fassungen einzelner Bauglieder ein polychromes Erscheinungsbild auf. Über diese heute allgemein akzeptierte Erkenntnis hatte man sich im 19. und 20. Jh. lange Zeit noch erbittert gestritten. Eine besondere Form der Architekturpolychromie ist die antike Wandmalerei. Dekorierte, das heißt in echter Freskotechnik bemalte Wände waren bereits für die zentralen Repräsentationsräume der minoischen Paläste und Häuser (. 123) sowie der mykenischen Burganlagen gängig gewesen. Diese Kunst scheint mit der um 1200 v. Chr. erfolgten Zerstörung dieser Anlagen weitgehend zum Erliegen gekommen zu sein. Wann sie wieder einsetzte, ist strittig. Zumindest zeigen die tönernen Hausmodelle geometrischer Zeit mit farbi- . 123 Minoische Wandmalerei der Xeste 3, Akrotiri gen Mustern dekorierte Wände, wobei es sich hierbei auch um Verkleidungsplatten aus Terrakotta handeln könnte. Ein Neufund aus Kalapodi belegt immerhin die Existenz von Wandmalerei für das 7. Jh. v. Chr. Den Schriftquellen zufolge, was in letzter Zeit auch archäologisch bestätigt werden konnte, waren die Wände früher Bauten des 8. und 7. Jhs. v. Chr. darüber hinaus mit dünnen getriebenen Bronzeblechen verkleidet. Diese zeigten neben anfänglich rein ornamental-vegetabilen Mustern auch Figürliches. Ab der archaischen Epoche wurden dann Wandmalereien meist mythologischen oder historischen Inhalts allgemein üblich. Bis zum Ende des 5. Jhs. v. Chr. blieben diese aber öffentlichen Repräsentationsbauten wie Tem- . 124 Stoa Poikile, Agora Athen, 5. Jh. v. Chr. peln oder stoai vorbehalten (. 124). Erst ab diesem Zeitpunkt begann man damit, auch private Wohnräume ausmalen zu lassen. Bedauerlicherweise hat kein einziges Originalexemplar die Zeiten überdauert. Eine gewisse Vorstellung vermitteln die in größerer Zahl vor allem in Tarquinia, aber auch an anderen Orten in Etrurien erhaltenen Wandmalereien der Kammergräber lokaler Eliten. Die frühesten Zeugnisse stammen aus dem Beginn des 7. Jhs. v. Chr. und die spätesten aus dem 2. Jh. v. Chr. Aus dem griechischen Kulturraum blieb dagegen vergleichs45
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4 Baudekor
. 125 Grab des Tauchers, Poseidonia/Paestum,
frühklassisch
. 126 Fassade des makedonisches Grabes
von Lefkadia, 4. Jh. v. Chr.
. 127 Hellenistischer Wanddekor
. 128 Erster Pom-
vom Haus der Komödianten, Delos
peianischer Stil
weise Weniges erhalten. Zu nennen sind einige klassische Kistengräber in Großgriechenland (. 125) sowie makedonische Kammergräber der späten Klassik und des Hellenismus (. 126). In hellenistischer Zeit besaßen die besseren Wohnhäuser, wie es Beispiele aus Delos nahelegen (. 127), stuckierte und farbig gefasste Wandfelder, die offensichtlich kostbare Steinquader imitieren. Diese Sitte wurde in der römischen Welt sogleich übernommen. Nach einer von August Mau bereits 1882 auf der Basis der bis dahin in den beiden Vesuvstädten Pompeji und Herculaneum entdeckten Wandmalereien publizierten . 129 Römische Wandmaler bei der Arbeit . 130 Römische Wanddekorateure mit Reliefstempel
bei der Arbeit
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Wanddekor und Polychromie
typologischen Ordnung nennt man diese spezifische Dekorationsform fälschlich Erster Pompeianischer Stil (. 128). Er heißt auch Inkrustations- oder Quaderstil und dürfte in der Zeit von 200 – 80 v. Chr. in Gebrauch gewesen sein. Die entsprechenden Wände weisen eine klare Dreiteilung auf und bestehen durchweg aus ein- oder mehrfarbigen plastisch modellierten Stuckfeldern. Über einer einfachen Sockelzone erhebt sich eine Reihe aufrechtstehender hochrechteckiger Quader, die Orthostaten. Darüber folgt eine einfache Quaderzone mit abschließendem Gesims. Um 80 v. Chr. ging man dazu über, die Wände als reine Malflächen zu begreifen. Zu diesem Zweck wurden die hierfür vorgesehenen Wandflächen zunächst grob geglättet und dann durch Auftrag verschiedener feinerer Putzschichten für den sich hieran anschließenden Vorgang des Bemalens hergerichtet (. 129). Bei der echten Freskomalerei (von ital. a fresco, affresco = ins Frische) wird die Farbe abschnittsweise auf den noch nassen Untergrund aus Kalk aufgetragen, damit die Farbe mit dem Kalk eine dauerhafte chemische Verbindung eingeht. In dieser Technik sind die letzten der drei für die Vesuvstädte nachweisbaren „Stile“ ausgeführt worden. In den noch weichen Verputz der Wände konnte zudem mittels Reliefstempel ornamentaler und figürlicher Dekor eingedrückt werden (. 130). Nach dem 1. Stil etablierte sich ca. 80 v. Chr. der Zweite Pompeianische Stil (Illusions- oder Architektur-Stil), der um 20/10 v. Chr. vom Dritten Pompeianischen Stil (Kandelaber-Stil) abgelöst wurde, dem wiederum um 40/50 n. Chr. der Vierte Pompeianische Stil (Phantasie-Stil) folgte. Die frühe Phase des 2. Stils (. 131) ist dadurch charakterisiert, dass in dieser Zeit die im 1. Stil noch dreidimensional-plastisch in Stuck ausgeführten Dekorelemente bis hin zu Säulen und Postamenten jetzt als reine zweidimensionale Malerei ausgeführt werden. Im Verlauf der Entwicklung wird die Illusion weiter . 131 Früher Zweiter gesteigert. Die Wand beginnt sich scheinbar zu öffnen und wird mehr Pompeianischer Stil und mehr zu einem architektonischen Schauprospekt umgestaltet (. 132). Im 3. Stil dominieren stattdessen geschlossene farbige Wandflächen und die bis dahin vorherrschende Säulen- und Stützenarchitektur wird abgelöst von miniaturistischen Zierelementen wie dünnen Kandelaberstengeln sowie Zierbändern (Abb.133). Der 4. Stil kombiniert . 132 Fortgeschrittener Zweiter
Pompeianischer Stil
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4 Baudekor
. 133 Dritter Pompeianischer Stil
. 134 Vierter Pompeianischer Stil
Elemente des 2. und 3. Stils zu phantasievollen Tableaus, in die große Gemäldekopien nach griechischen Vorbildern integriert sind (. 134). Mit dem Untergang der Vesuvstädte 79 n. Chr. war zwar nicht das Ende der römischen Wandmalerei gekommen, doch blieben außerhalb dieser Region nur vergleichsweise wenige Beispiele erhalten, sodass es schwerfällt, die weitere Entwicklung im Detail nachzuzeichnen. Abgesehen von Wandmalerei sind aus römischer Zeit ferner ornamentale wie figürliche Mosaik- und Stuckdekorationen sowie opus sectile (s. unter Fußböden) bekannt. Beliebt waren darüber hinaus vor allem auch diverse Inkrustationen (von lat. crustae marmoreae = marmorne Schale), bei denen Wänden aus minderwertigem Material mittels Mörtel und Dübel dünne Platten teurerer Gesteinsorten wie (Bunt-) Marmore, Alabaster, Porphyr etc. vorgeblendet wurden. Die bei Plinius dem Älteren in seiner Naturgeschichte (lat. naturalis historia 36, 48) erzählte Anekdote, die Inkrustationstechnik sei erstmals gegen 60 v. Chr. von einem sonst nicht näher bekannten Mamurra eingeführt worden, gehört in das Reich der Legende, da sich Inkrustationen bereits seit der Archaik nachweisen lassen. Es dürften vor allem die spätklassischen gehobenen Wohnbauten sowie die hellenistischen Paläste derart dekoriert gewesen sein. Von dort aus werden die Römer diese Dekorationstechnik übernommen haben. Seit augusteischer Zeit war es üblich, sowohl die Wände repräsentativer öffentlicher Architekturen wie Tempel, Basiliken, Theater als auch die gehobener Wohnsitze (domus, villa und Palast) mit Inkrustationen zu versehen. In einfacheren Häusern ersetzte man diese durch farbige Stuckimitationen (s. o. Erster Pompeianischer Stil) oder entsprechende Illusionsmalereien (s. o. Zweiter Pompeianischer Stil). Erwähnt werden sollten zudem Elfenbein- und Ebenholzverkleidungen respektive dementsprechende Intarsienarbeiten sowie applizierte (vergoldete) Zierelemente aus Bronze mit oder ohne eingelegte Edelsteine. 48
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Deckendekor
Deckendekor Am verbreitetsten sind in der antiken, vornehmlich griechischen Baukunst zunächst flache Kassettendecken gewesen (. 135). Waren diese anfänglich vor allem ornamental (plastisch oder gemalt) verziert, so wurde es im 4. Jh. v. Chr. üblich, in den Kassettenfeldern zuerst Malereien und später, so vor allem in hellenistischer und römischer (. 136) Zeit, auch Figurenreliefs anzubringen. Die Themen entstammten fast ausnahmslos dem Bereich des griechischen Mythos. Leider sind nur sehr wenige Reste von Decken und dann auch nur steinerne erhalten geblieben, sodass es schwerfällt, sich den einstigen Formenreichtum an Dekormöglichkeiten vollständig vorzustellen. Sicherlich gab es Holzdecken, die zuweilen geschnitzte oder bronzene Verzierungen sowie ferner Einlagen aus anderen edleren Materialien (Intarsien) und Vergoldung aufgewiesen haben dürften. Ebenso sind stuckierte Holzdecken durch entsprechende Funde kleinerer Fragmente belegt. Spätestens mit dem Aufkommen der Kuppelarchitektur hat man diese mit ornamentalen wie figürlichen Deckenmalereien, Mosaiken (ferner opus sectile) und Stuck dekoriert. Dies trifft insbesondere für die römische Bau• kunst zu. . 135 Kassettendecke in der Ringhalle
des Tempels der Athena Polias, Priene, 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.
. 136 Kassettendecke des
severischen Serapeions, Milet
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5 Bauaufgaben
Sakralarchitektur Altäre
Konstituierend für eine heilige Stätte war in der Antike stets das Vorhandensein eines Altars (gr. bomos, lat. ara). Er markierte den Ort der Verrichtung des Opfers und damit den der Kommunikation zwischen den Gläubigen und der Gottheit. Die Gestalt des Altares konnte variieren und ist in der gesamten Antike auch nicht zwingend eine architektonische gewesen. Es genügten ebenso einfache ephemere Aufschüttungen aus Natursteinen, Rasenstücken, Holzscheiten etc. So blieb der Hauptaltar des Zeus in Olympia die gesamte Antike über ein reiner Aschenaltar, der im Laufe der Jahrhunderte so hoch anwuchs, dass man ihn begehen konnte (. 137). Viele Altäre waren monolithe Steinblöcke, einige davon mit verzierten (bemalten, stuckierten, oder reliefierten) Außenseiten (. 138). Gebaute Altäre sind dagegen eher eine Seltenheit gewesen. Drei Grundtypen lassen sich nachweisen. Bereits in geometrischer Zeit errichtete man aus mehreren Blöcken rechteckige Altäre. In der ersten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. setzte dann eine weitere Monumentalisierung ein, bei der der eigentliche Altartisch nunmehr auf
. 138 Blockaltar
mit Volutenverzierung
. 137 Verschiedene Zeitstufen des Aschenaltars für Zeus in Olympia . 139 Einfacher Stu-
fenaltar aus Quadermauerwerk vom hellenistischen Asklepieion, Messene
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Sakralarchitektur
. 140 Altar vom
Kap Monodendri bei Milet, um 540 v. Chr.
. 141 Archaischer Triglypen-Altar im
. 142 Altar
Heiligtum der Athena, Syrakus
. 143 Altar von Ephesos
mit geschlossenem Hofgebäude, Samothrake, um 340/330 v. Chr.
. 144 Altar im Asklepieion von Kos
eine erhöhte stufenartige Plattform gestellt wurde (. 139). Im ionischen Kulturraum schmückten Eckvoluten die Altartische (. 140), im dorischen waren dagegen eher niedrige mit Triglypen- und Metopenfries verzierte Außenwände (sog. Triglyphenaltäre) die Regel (. 141). Gelegentlich standen derartige Monumentalaltäre in von geschlossenen Mauern umgebenen Höfen (. 142). Diese Art der Präsentation wurde am Ende der Spätklassik und vor allem in hellenistischer Zeit durch Hinzufügung von rahmenden Säulenstellungen sowie figürlichem Relief- und freiplastischem Skulpturenschmuck weiterentwickelt. Bekannte Beispiele sind der spätklassische Altar im Artemision von Ephesos (. 143) sowie die hellenistischen Monumentalaltäre von Kos (. 144), Magnesia am Mäander (. 145), Priene (. 146) und insbesondere der Zeusaltar von Pergamon, bei dem sich der eigentliche Altar im Innern eines monumentalen über 51
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5 Bauaufgaben
. 145 Altar im Heiligtum der Artemis in
. 146 Altar im Heiligtum der Athena in Priene
Magnesia am Mäander
. 147 Grundriss des Altars von Pergamon
. 148 Ältere Rekonstruktion des Altars von Pergamon
(180/160 v. Chr.)
. 149 Grundriss der Ara Pacis Augustae,
. 150 Rekonstruktionszeichnung der Ara Pacis Augustae
Rom, Marsfeld (13 – 9 v. Chr.)
eine Freitreppe zu erreichenden Säulenhof befindet (. 147), der wiederum auf einem mit einem umlaufenden Reliefband geschmückten Unterbau ruht (. 148). In Rom lagen wie auch in Griechenland und Etrurien die Altäre im Freien. Größere Altaranlagen, bei denen der eigentliche Altartisch auf einem stufigen Unterbau ruhte, gab es in Rom bereits seit der Königszeit. Aufwändige Monumentalaltäre in der Art der hellenistischen kennen wir dagegen aus dieser sowie der republikanischen Epo52
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Sakralarchitektur
che nicht. Die Ara Pacis Augustae ist das früheste bekannte Beispiel für einen eigenständigen römischen Altarbau, bei dem der Altartisch von einer reliefverzierten Umfassungsmauer umschlossen wird , die an der West- und Ostseite über offene Zugänge verfügt (. 149 – 150). Dieser Altartyp ist auch in den Provinzen nachweisbar (. 151). Das milesische Beispiel stand zudem nicht frei auf einem Platz, sondern innerhalb der Vorhofmauern des städtischen Rathauses (. 152).
. 151 Altar des
Kaiserkultes in Milet, augusteisch? . 152 Rathaus von Milet mit dem Altar
des Kaiserkultes im Vorhof
Bankett- und Gästehäuser
Im Zusammenhang mit gemeinschaftlichen Opferfeiern konnten vor allem in der griechischen Welt festliche Gelage abgehalten werden. Zu diesem Zweck gab es in manchen Heiligtümern und auch in den Städten selbst (dort meist auf der Agora) entsprechende Räume zur Aufnahme von Gelagebetten (gr. klinai Sg. kline), bei denen der jeweilige Zugang wegen der spezifischen Anordnung der an der Innenwand rings herumgeführten Klinen meist nicht zentral positioniert war (. 153). Solche Räume konnten als Teil einer größeren Architektur in diese integriert oder als eigenständige Annexe an diese angebaut sein (. 154 – 155). Nur bei entsprechenden freistehenden Gebäuden ist es berechtigt, von Banketthäusern (gr.
. 153 Bankettraum des Pompeions
im Kerameikos-Bezirk von Athen . 154 Pompeion
im Kerameikos, Athen
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5 Bauaufgaben
. 155 Bankettsaal in den Propyläen der Akropolis, Athen
. 156 Banketträume in den Hallen
des Heiligtums der Artemis in Brauron, Attika
. 158 Leonidaion in Olympia . 157 Festzelt Ptolemaios II. in Alexandria
hestiatorion, von gr. hestia = Herd) zu sprechen. Diese waren häufig hallenartige Bauten (. 156). Daneben gab es auch Festarchitekturen ephemeren Charakters (. 157). Regelrechte Gästehäuser mit Wohntrakt und Badebereich lassen sich seit spätklassischer Zeit für einige der prominenteren griechischen Heiligtümer, so in Olympia 54
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Sakralarchitektur
. 159 Gästehaus im
Heiligtum des Zeus, Nemea
nachweisen (. 158). Diese Bauten wurden unter römischer Herrschaft oftmals erweitert und luxuriöser umgebaut (. 159). Schatzhäuser
Schatzhäuser (gr. Sg. thesauros, Pl. thesauroi) sind spezielle Schutzgebäude archaischer und klassischer Zeit für besonders wertvolle und/oder aus vergänglichen Materialien gefertigte Weihgeschenke. Sie standen v. a. in den großen panhellenischen Heiligtümern von Delphi (. 160) und Olympia (. 161). Im Grund- und Aufriss entsprechen sie meist dem Typus des sog. Antentempels (. 162 – 163). Es gibt aber auch Beispiele, bei denen die Giebelfront vier (. 164) bzw. sechs Säulen zieren. Ebenso ist einmal ein Rundbau (gr. tholos) als Schatzhaus (. 165) belegt. Die Schatzhäuser konnten ähnlich wie die Tempel einen aufwändigen Baudekor in Form von skulpierten Metopen (. 166), Friesen (. 167), Giebel- (. 168), Aktroter-
. 160 Plan von Delphi mit Verzeichnis
der Schatzhäuser (gekennzeichnet mit römischen Zahlen)
. 161 Plan der
Schatzhausterrasse von Olympia
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5 Bauaufgaben
. 162 Schatzhäuser von Knidos, Massilia und Siphnos, Delphi, 6. Jh. v. Chr.
. 163 Schatzhaus von
Massilia, Delphi, 6. Jh. v. Chr.
. 164 Schatzhaus (?), sog. Tempel F,
Heiligtum der Demeter, Eleusis
. 165 Sog. Sikyonier-Monopte-
ros, Delphi
. 166 Metopen des Schatzhauses der Sikyonier, Delphi
. 167 Fries des
Schatzhauses der Siphnier, Delphi
. 168 Giebel des Schatzhauses
von Megara, Olympia
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Sakralarchitektur
. 169 Hypothetische Akroterrekonstruktion des Schatzhauses der Siphnier, Delphi
. 170 Stützfiguren des Schatzhauses der Siphnier,
Delphi
. 171 Terrakottaschmuck des Schatzhauses von
Syrakus, Olympia
(. 169) und Stützfiguren (. 170) aufweisen. Eine Spezialität der Schatzhäuser großgriechischer Städte waren farbige Terrakottadächer mit entsprechendem Simen- und Antefixschmuck (. 171).
Propylon
Für die monumentale Ausgestaltung der zum Teil festlich (Prozessionen) genutzten torartigen Eingänge zu Heiligtümern und anderen öffentlichen Platzanlagen ist der griechische Begriff propylon (Tor) in Gebrauch. Die Mehrzahl Propyläen bezeichnet dagegen eine konkrete Torarchitektur, nämlich die des monumentalen mehrflügeligen Eingangs zur Athener Akropolis (. 172 – 173). Eigene Propylonbauten lassen sich ab dem 6. Jh. v. Chr. im Bereich von Heiligtümern nachweisen (. 174 – 175). Von dort wird dieser Bautypus an der Wende vom 5. zum 4. Jh. v. Chr. zunehmend auch für andere öffentliche Platzanlagen wie Agora, Gymnasion (. 176), Stadien sowie einzelne Versammlungsbauten (. 177) übernommen. In der Regel hatte ein propylon eine tempelförmige Schauseite mit Säulen- und 57
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5 Bauaufgaben
. 173 wie . 172 . 172 Klassische Propyläen des Mnesikles, Akropolis
Athen
. 175 wie . 174
. 174 Archaisches Propylon, Akropolis Athen
Giebelfront (. 178), wobei wegen des notwendigen Durchlasses das Mitteljoch meist breiter war. In hellenistischer (. 179) und römischer (. 180) Zeit wiesen die Propylonbauten nicht selten mehrgeschossige Prunkfassasen auf. Tempel
Nach antiker Vorstellung war ein Tempel in erster Linie ein Aufbewahrungsort für das Kultbild, somit in gewisser Weise das Haus/die Wohnung einer Gottheit auf Erden. Tempel sind in der Antike folgerichtig keine Orte des Gottesdienstes (s. Altar) und auch keine Versammlungsbauten für die Kultgemeinde gewesen. Neben der Beherbergung des Kultbildes dienten sie zur Thesaurierung beson. 176 Propylon zum hellenistischen Gymnasion, Milet
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Sakralarchitektur
. 177 Gerichtshof mit Propylon
in der Nordostecke der Agora, Athen, 4. Jh. v. Chr.
. 178 Propylon des Demeter-Heiligtums von Eleusis, 1. Jh. v. Chr.
. 179 Propylon des Athena-Heilig-
tums, Pergamon, 2. Jh. v. Chr.
. 180 Markttor von Milet, hadrianisch
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5 Bauaufgaben
. 181 Hypothe-
tische Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts vom Innern des Tempels der Aphaia, Aigina
. 182 Antentempel mit
. 183 Antentempel mit drei
zwei Säulen
Säulen, sog. Tristyl in antis
. 186 Tetrastyler Prostylos
. 185 Doppelantentempel
. 184 Antentempel mit 4 Säulen, hypotheti-
sche Rekonstruktion des spätklassischen Tempels des Apollon Patroos, Agora Athen
. 188 Amphiprostylos
ders kostbarer oder ehrwürdiger ritueller Gerätschaften sowie ausgewählter Weihgeschenke (. 181). Beides stellte mithin den Hausrat der jeweiligen Gottheit dar. Die Griechen verwendeten für den eigentlichen Tempel den Terminus naos, die Römer die Begriffe aedis bzw. aedes. In bautypologischer Hinsicht lassen sich folgende Unterscheidungen
. 187 Hexastyler Prostylos, hypothetische Re-
konstruktion des spätklassischen Tempels des Apollon Patroos, Agora Athen
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Sakralarchitektur
. 189 Peripteros
. 190 Dipteros
treffen: Zu den einfachsten Formen zählt der sog. Antentempel, der eigentlich nur aus dem Kultbildraum selbst, dem naos (gr.) respektive der cella (lat.) besteht, dessen Seitenwände vorgezogen sind (lat. ante = vor). Zwischen diesen vorgezogenen Zungenmauern stehen Säulen in antis. Häufig sind es zwei (. 182), es gibt aber auch Beispiele mit bis zu fünf Säulen (. 183 – 184). Auf diese Weise entsteht ein im Griechischen pronaos genannter Vorraum. Gelegentlich konnten diese Tempel auch noch . 191 Pseudodipteros einen rückwärtigen Raum, den opisthodomos besitzen. Ist dieser Rückraum seinerseits geöffnet und mit Säulen in antis versehen, spricht man von einem DoppelantenTempel (. 185). Darüber hinaus gibt es noch weitere Varianten. Prostylos nennt man einen Antentempel mit einer vorgelagerten Säulenreihe an der Frontseite, der nach der Anzahl der Säulen auch als tetra- (viersäulig . 186) oder . 192 Schema mit Darstellung der Begriffe Joch (a) und Interkolumnium (b) hexastylos (sechssäulig . 187) bezeichnet werden kann. Steht auch an der Rückfront eine entsprechende Säulenreihe lautet der korrekte Begriff amphiprostylos (. 188). Als man am Ende des 7. Jhs. v. Chr. – möglicherweise angeregt durch den ägyptischen Sakralbau – dazu überging, die cella mit einem Kranz von Säulen zu umgeben, entstanden weitere Tempeltypen. Tempel mit einreihigen Säulenreihen (. 189) werden als peripteroi (gr. Sg. peripteros) und solche mit doppelter Ringhalle (. 190) als dipteroi (Sg. dipteros) bezeichnet. Von einem Pseudodipteros spricht man dann, wenn zwar nur ein umgebender Säulenkranz vorhanden ist, der Platz an sich aber für zwei Reihen von Säulen gereicht hätte (. 191). Für sämtliche dieser Formen gilt, dass der Abstand . 193 Tholos zwischen den Achsen der Säulen als Joch, der Zwischenraum zwischen zwei Säulen hingegen als Interkolumnium (von lat. inter zwischen und columna Säule) zu bezeichnen ist (. 192). Die Säulen- respektive Ringhalle selbst wird peristasis genannt. Der begehbare Raum zwischen Cellamauern und Säulenkranz heißt dagegen pteron. Als Sonderformen des griechischen Tempelbaus können die beiden Rundtempeltypen, tholos (. 193) und monopteros (. 194), sowie der sog. Hypäthraltempel (. 195) bezeichnet werden. Bei der tholos (Pl. tholoi, lat. tholus) ist der einreihige Säulenkranz . 194 Monopteros 61
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5 Bauaufgaben
. 195 Hypäthral-
tempel, ApollonTempel, Didyma
(s. auch . 265 – 266)
. 196 Kultbild-
schrein im Hof des ApollonTempels, Didyma
um eine gemauerte cella herumgeführt. Diese fehlt dagegen beim monopteros (Pl. monopteroi) vollständig. Beim Hypäthraltempel handelt es sich um einen an sich üblichen Peripteraltempel, bei dem aber gemäß der Grundbedeutung des dem Begriff zugrundeliegenden griechischen Wortes (von gr. hypaithrios = unter freiem Himmel) an Stelle der geschlossenen Cella ein offener Hof (gr. sekos) zu finden ist, sodass der Bau keine vollständige Überdachung besitzt. Im Hof selbst konnte wie in Didyma ein eigener überdachter Kultbildschrein stehen (. 196). Die Genese des antiken Tempelbaus lässt sich wie folgt kurz zusammenfassen: Die Archäologie der griechischen Heiligtümer lehrt, dass die Frühformen sakraler Gebäude recht vielfältig waren und offenbar eng mit den zeitgenössischen Hausformen in Verbindung standen. Bis heute wird die Frage der Herleitung des einräumigen Kernbaus eines griechischen Tempels vom Hauptraum bronzezeitlicher Palastanlagen, dem megaron (. 197) diskutiert. Zu den ältesten Tempeln sind einräumige hausähnliche Rechteckkapellen zu rechnen, die naiskoi genannt werden. Geometrische Tonmodelle vermitteln von deren Aussehen eine gewisse Vorstellung (. 198). Die eigent. 197 Mykenisches Megaron, Tiryns liche Geschichte des griechischen Tempelbaus beginnt im 62
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Sakralarchitektur
. 198 Geometrisches
Tempelmodell aus dem Heraion von Argos
. 199 Dionysos-
Tempel, Yria/ Naxos, von oben nach unten: Anfang 8. Jh. v. Chr., 2. Hälfte 8. Jh. v. Chr., 1. Hälfte 7. Jh. v. Chr., 580 – 550 v. Chr.
. 200 Hera-Tempel I, Samos, 1. Hälfte 8. Jh. v. Chr.
späteren 8. und vor allem im 7. Jh. v. Chr. Am Anfang stehen Hallenbauten, wie sie beispielsweise auf Naxos (. 199) respektive Samos (. 200) archäologisch belegt sind, und die noch nicht von Säulen umgeben waren. Ebenso hat es Apsidenbauten (zum Teil haarnadelförmig) mit rückwärtigen Walmdächern gegeben (. 201). Neuere Grabungen legen nahe, dass solche Gebäude durchaus die Keimzelle späterer Peripteraltempel gewesen sein können. Manche von ihnen wurden noch im 7. Jh. v. Chr. mit einem Kranz von Säulen umgeben (. 202). Damit beginnt die Entwicklung des griechischen Peripteraltempels bei gleichzeitiger Hinwendung zum Steinbau. Bei den frühesten Beispielen fällt auf, dass diese zumeist sehr langestreckte Formen mit einem Breiten-Längen-Verhältnis von 1 : 4 aufwiesen. In der Folgezeit wurden die Bauten gedrungener proportioniert (1 : 2,7), bis sich gegen 600 v. Chr. schließlich ein gewisses gestalterisches Grundprinzip herausgebildet hatte, das freilich noch eine Reihe regionaler und chronologischer Abweichungen zuließ. Die älteren, am Ende des 7. respektive am Anfang des 6. Jhs. v. Chr. errichteten dorischen Tempel von Olympia (Hera . 203) und Korfu (Artemis . 204)
. 201 Apollon-
Heiligtum, Thermos: bronzezeitliches Apsidenmegaron (A), Tempel des 11. Jhs. v. Chr. (B), Tempel um 625 v. Chr. (C).
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5 Bauaufgaben
können hinsichtlich der Proportionen, dem relativ weiträumigen pteron sowie den deutlichen Bezügen zwischen Ringhalle und naos/ cella als vorbildhaft für diese Phase gelten. Bei den nachfolgenden dorischen Tempelbauten bemühten sich die Architekten um eine noch ausgewogenere Proportionierung. Im Grundriss setzte sich . 202 Artemis-Tempel, Mazaraki, 7. – 6. Jh. v. Chr. eine Säulenzahl von 6 × 12 ± 1 bei einem Breiten-Längen-Verhältnis von 1 : 2 bis 2,3 durch. Gleichzeitig arbeitete man an der Lösung des sog. dorischen Eckkonfliktes (. 205). Hierunter ist folgendes zu verstehen: Idealiter saß oberhalb von Kapitell und Abakusplatte einer dorischen Säule genau in deren Mittelachse eine Triglyphe (s. unter Säulenordnungen), an die rechts und links jeweils eine zur nächsten Säule überleitende, das Joch überspannende immer gleich große Metope anschloss. An den Ecken der Tempel konnte dieses Prinzip aber . 203 Hera-Tempel von Olympia, Ende 7. Jh. v. Chr. nicht durchgehalten werden, da hier das Gebälk nicht mit einer angeschnittenen Metope, sondern mit einer Triglyphe abschließen sollte. Wollte man dies erreichen, so musste entweder das jeweilige Eckjoch verkürzt, damit alle Metopenplatten weiterhin die gleiche Breite aufwiesen, oder eben die letzte Metope verbreitet werden. Die erstere Lösung, für die sich die Mehrzahl der griechischen Architekten entschieden hat, wird als Eckkontraktion bezeichnet. Wurde diese auf die beiden letzten Joche angewendet, . 204 Artemis-Tempel, Korfu, spricht man von einer doppelten Eckkontraktion. Darüber hinfrühes 6. Jh. v. Chr.
. 205 Schema des
sogenannten dorischen Eckkonflikts
. 206 Innenraum des Par-
thenon, Akropolis Athen, 447 – 432 v. Chr.
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Sakralarchitektur
aus ist bei manchen Bauten ein Bemühen um eine weiterführende bessere optische Verzahnung von naos/cella, pronaos und opisthodomos mit der Säulenhalle zu erkennen. Ferner wurde verstärkt das Problem der Innenraumgestaltung in Angriff genommen. Hier kam es zu unterschiedlichen Lösungsversuchen, die an sich kleinräumigen und auf Grund fehlender Fenster sehr dunklen naoi/cellae visuell aufzuwerten. Dabei experimentierte man vor allem mit diversen Säulen und Pfeilerstellungen, um eine bessere Innenraumwirkung zu erzielen (. 206). Dass im naos des Apollon-Tempels von Bassai/ Phigalia oberhalb einer den Wänden vorgeblendeten ionischen Halbsäulenstellung ein Fries angebracht war und die direkt in der Achse, an der Rückseite stehende Säule sogar ein korinthisches Kapitell trug, gehört in diesen Zusammenhang (. 207). Das Erscheinungsbild des mutterländisch-dorischen Tempelbaus archaischer und klassischer Zeit lässt sich an mehreren Orten studieren. Aus dem 6. und 5. Jh. v. Chr. stammt eine ganze Reihe bedeutender Bauwerke (. 208 – 218). Als geradezu kanonisch gelten der Tempel der Aphaia auf Aigina (. 209) und der Tempel des Zeus in Olympia (. 210). Der aufwändigste und größte Bau, der zugleich den umfangreichsten Bildschmuck aller dorischen Tempelbauten aufwies, stand in Athen auf der Akropolis
. 207 Apollon-Tempel, Bassai-Phigalia,
430 v. Chr.
. 209 Tempel der Aphaia, Ägina,
um 500 v. Chr.
. 211 Tempel des Poseidon, Isthmia,
um 460 v. Chr.
. 208 Apollon-Tempel, Korinth,
um 540 v. Chr.
. 210 Zeus-Tempel
von Olympia, um 460 v. Chr.
. 212 Parthenon, Akropolis von Athen,
447 – 432 v. Chr.
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5 Bauaufgaben
und ist der Athena Parthenos (gr. Jungfrau) geweiht gewesen, weshalb er als Parthenon (. 212–215) bezeichnet wird. Neben den üblichen beidseitigen Giebelfiguren waren hier nicht nur alle Metopenfelder ringsum als figürliche Reliefs gestaltet – in der Regel beschränkte man sich sonst auf die Metopen der Frontseiten unter gelegentlicher Hinzunahme der ersten Platten der angrenzenden . 213 wie . 212 . 214 wie . 212
. 215 Schnitt mit den verschiedenen Bauskulpturen wie . 212
. 216 Hephaisteion, Agora Athen, um 450/440 v. Chr.
Langseiten – sondern darüber hinaus auch die Cellamauern oben allseitig mit einem umlaufenden figürlichen Fries dekoriert. In unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Parthenon entstanden in Athen und Attika weitere bedeutende Tempelbauten dorischen Stils (. 216 – 218). Im Vergleich zu den dorischen Tempeln des griechischen Mutterlands zeigten die der großgriechischen Koloniestädte in Unteritalien und auf Sizilien eine größere lokal bestimmte Variationsbreite. Bei diesen beispielsweise in Unteritalien in Metapont (. 219 – 220) und Poseidonia/Paestum (. 221 – 227) sowie auf Sizilien in Akragas/Agrigent ( . 228 – 234) , Segesta (. 235 – 236), Selinus/Selinunt (. 237 – 244) und Syrakus (. 245 – 248) errichteten Bauten ist ein anderes Raumgefühl und Formempfinden spürbar. Letzteres fand seinen Ausdruck im Festhalten an altertümlichen Einzelformen. Was den anders gelagerten Umgang mit Raum anbelangt, so ist damit gemeint, dass viele Tempel bei gleichzeitiger besonderer Betonung der Frontseite insgesamt sehr langgestreckt wirkten. Dieser Gesamteindruck wurde durch die Kombination recht kleiner, geradezu verkümmert wirkender opisthodomoi
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Sakralarchitektur
. 217 Poseidon-Tempel,
Kap Sunion, um 450/440 v. Chr.
. 218 Nemesis-Tempel,
Rhamnous, um 450/440 v. Chr.
. 219 Hera-Tempel A II, Metapont, um 540 v. Chr.
. 220 Hera-Tempel vor der Stadt (sog.
Tavole Palatine), Metapont, spätes 6. Jh. v. Chr.
. 222 wie . 221
. 221 Archaischer Hera-Tempel mit den drei
Planungsphasen, Poseidonia/Paestum
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5 Bauaufgaben
. 223 Spät-
archaischer Athena-Tempel, Poseidonia/ Paestum
. 224 wie . 223
. 225 Poseidon-Tempel (Zeus-Tempel), Poseidonia/
. 226 wie . 225
Paestum, nach 460 v. Chr.
. 227 Hera-Tempel II, Heraion am Sele,
. 228 Tempel A (sogenannter Herakles-Tempel),
Poseidonia/Paestum, spätarchaisch
Akragas/Agrigent, Baubeginn um 500 v. Chr.
mit tiefen Vorhallen erreicht, die gelegentlich eine doppelte Säulenstellung aufwiesen. Oft wurde ein kleiner zusätzlicher Raum, adyton (gr. unbetretbar) von naos/cella abgetrennt. Hinzu kam ein meist recht weites pteron. Darüber hinaus erreichten Bauten wie das Olympieion in Akragas/Agrigent (. 229 – 231) oder der Tempel G in Selinus/Selinunt (. 242) nahezu monumentale Dimensionen, die es so im Mutterland nicht gab. Zwar näherte man sich nach 480 v. Chr. mit Bauten wie dem Hera-Tempel in Paestum (. 221 – 222) und dem Tempel E in Selinus/Selinunt (. 243 – 244) sowie einigen anderen Bauten den mutterländischen Formvorstellungen durchaus an, doch bestimmte dies nur für kurze Zeit die großgriechische Tempelarchitektur. Wichtiger als 68
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Sakralarchitektur
. 229 Olympieion
(Tempel B), Akragas/ Agrigent, nach 480 v. Chr.
. 230 Ausschnitt
der Langseite wie . 229
. 232 Sog. Iuno-Lacina-Tempel (Tempel D),
Akragas/Agrigent, um 450 v. Chr.
. 233 Concordia-Tempel (Tempel F), Akragas/
Agrigent, um 425 v. Chr.
. 234 Tempel des Hephaistos, Akragas/Agrigent,
letztes Drittel 5. Jh. v. Chr.
. 231 Innenraumansicht wie . 229
. 235 Sog. Großer Tempel, Segesta, letztes Viertel
des 5. Jhs. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 236 wie . 235
. 237 Tempels C, Selinunt, vor 550 v. Chr.
. 239 Tempel F, Selinunt, um 530 v. Chr. . 238 wie . 237
. 241 Tempel D, Selinunt, um 540 v. Chr. . 240 wie . 239
. 242 Tempel G, Selinunt, um 520/510 – 470 v. Chr.
. 243 Tempel E (Hera), Selinunt, nach 480 v. Chr.
das mutterländische Streben nach einem gesamtplastisch-tektonischen Erscheinungsbild blieben den großgriechischen Architekten die Versuche, einerseits die räumlichen Qualitäten von naos/cella stärker auszubilden sowie andererseits ein Einheitsjoch zu entwickeln. Durch die für die griechischen Städte am Ende des 5. Jhs. v. Chr. durchweg katastrophal verlaufenden militärischen Auseinandersetzungen mit den Kartha70
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Sakralarchitektur
. 245 Apollon-Tempel, Syrakus, 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. . 244 wie . 243
. 247 Athena-Tempel, Syrakus, um 480 – 460 v. Chr. . 246 wie . 245
. 249 Apollon-Tempel, Delphi, 366 – 320 v. Chr.
. 248 wie . 247
. 251 Tempel der Athena Alea, Tegea,
3. Viertel 4. Jh. v. Chr. . 250 wie . 249
gern, die fast überall zu großen Zerstörungen führten, kam die großgriechisch-dorische Tempelbaukunst im letzten Jahrzehnt des 5. Jhs. v. Chr. schließlich zum Erliegen. Im griechischen Mutterland wurden dagegen im 4. Jh. v. Chr. weitere, wenn auch wenige dorische Tempel, so beispielsweise in Delphi (. 249 – 250), Tegea (. 251 – 252) und Nemea (. 253 – 254), errichtet. Hierbei machten sich eindeutige archaisierende 71
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5 Bauaufgaben
. 252 wie . 251
. 254 wie . 253 . 253 Zeus-Tempel,
Nemea, um 330/320 v. Chr.
. 255 Askleipios-Tempel, Epidauros, nach 390 v. Chr.
. 256 wie . 255
. 257 Tempel der Athena auf dem Burgberg
. 258 wie . 257
von Pergamon, 1. Viertel des 3. Jhs. v. Chr.
. 259 Hera-Tempel II, Heraion von Samos,
nach 670 v. Chr.
. 260 Innenansicht wie . 259
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Sakralarchitektur
. 261 Hera-Tempel III
(sogenannter RhoikosTempel), Heraion von Samos, 575 – 560 v. Chr.
. 262 Hera-Tempel IV (Dipteros des Polykrates),
Heraion von Samos, nach 530 v. Chr.
. 263 Älteres Artemision, Ephesos,
nach 560 v. Chr.
Tendenzen, vornehmlich durch altertümliche Proportionen bemerkbar. Kennzeichnend für diese und die nachfolgende Epoche sind ferner einige Kurztempel mit nur 6 × 11 respektive 6 × 10 Säulen, bei denen wie etwa in Epidauros (. 255 – 256) und Pergamon (. 257 – 258) der opisthodomos entweder zur Gänze fehlte oder doch zumindest stark reduziert war. Auf den Kykladeninseln sowie vor allem in Kleinasien entstand seit der ersten Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. eine eigene Tempelarchitektur. Der bereits zweischiffige Hekatompedos I (gr. Hundertfüßer) im Heraion von Samos (. 200) gilt als frühester Bau. Er wurde um 670 v. Chr. durch den Hekatompedos II ersetzt, der bereits eine hölzerne 6 × 18 Säulen umfassende Ringhalle hatte (. 259 – 260). Diese und andere frühe Bauten wiesen jedoch meist noch eine recht bescheidene Größe und Gestaltung auf. Unter ägyptischem Einfluss änderte sich dies in der ersten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. allerdings grundlegend. Auf Samos (Hera-Tempel III/IV) (. 261 – 262) sowie in Ephesos (Artemision) (. 263 – 264) und Didyma (Tempel des Apollon) (. 265 – 266) entstanden monumentale dipteroi der sog. ionischen Säulenordnung (s. dort). Überhaupt scheint es im späteren 6. Jh. v. Chr. überall in der grie-
. 264 Blick in die Vorhalle wie . 263
73
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5 Bauaufgaben
. 265 Älterer
Apollon-Tempel, Didyma, um 540 – 525 v. Chr.
. 266 wie . 265
. 267 Tempel des Zeus Olympios (Olympieion), Athen, vor der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. als Beispiel
für einen dorischen Monumentalbau
chischen Welt, zumeist im Herrschaftsbereich von Tyrannen, zum Bau von monumentalen Riesentempeln gekommen zu sein (. 267). Auf Samos und in Ephesos dauerten die Bauarbeiten bis ins 5. Jh. v. Chr. an. Der didymäische Tempel wurde dagegen 494 v. Chr. von den Persern zerstört und erst ab hellenistischer Zeit vollendet. Diese Tempel besaßen allesamt mindestens je 8 bis 9 Frontsäulen sowie bis 24 Säulen an den Langseiten, sodass sich eine Gesamtzahl von über 100 Säulen ergab. Trotz der riesigen Dimensionen wirkten die Tempel erstaunlicherweise feingliedrig und wohl proportioniert, was zumindest zum Teil an der penibel durchgehaltenen Achsenkonkordanz zwischen innerer und äußerer Säulenstellung gelegen haben dürfte. Größere Bauaktivitäten lassen sich dann erst wieder für das 4. Jh. v. Chr. und die nachfolgende hellenistische Epoche feststellen. Beim Wiederaufbau des 356 v. Chr. durch Brandstiftung des Herostratos zerstörten ephesischen Artemisions (. 268 – 269) und des Apollon-Tempels in Didyma (. 270 – 271) orientierte man sich an der Baukunst des 6. Jhs. v. Chr. Der vom Architekten Pytheos entworfene Tempel der Athena in Priene (. 272 – 273) 74
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zeigte dagegen in Bezug auf die Gesamtanordnung Anklänge an die dorische Tempelbaukunst. In hellenistischer Zeit entstanden in Kleinasien noch weitere Tempel ionischer Säulenordnung. Hermogenes entwickelte schließlich für den Tempel der
. 268 Jüngeres Artemision, Ephesos, nach
356 v. Chr. bis nach der Mitte des 3. Jhs. v. Chr.
. 269 wie . 268
. 270 Jüngerer Apollon-
Tempel, Didyma, vor 313 v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.
. 271 wie . 270
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5 Bauaufgaben
. 272 Tempel der Athena Polias des
Pytheos, Priene, 350 – 330 v. Chr.
. 273 wie . 272
. 274 Tempel der Artemis Leukophyrene des Hermo-
. 275 wie . 274
genes, Magnesia am Mäander, 206 – 130 v. Chr.
. 276 Frühklassischer Tempel D, Metapont
. 277 wie . 277
Artemis Leukophryene in Magnesia am Mäander (. 274 – 275) den neuen Grundrisstypus eines pseudodipteros, der dann in der kaiserzeitlichen Architektur besonders geschätzt und daher häufig rezipiert worden ist. Einige ionische Tempel sind ferner aus dem mutterländischen sowie großgriechischen (. 276 – 277) Raum bekannt. Eine Besonderheit stellt das sog. Erechtheion (. 278 – 279) auf der Akropolis von Athen dar, dessen eigentümlicher Grundriss dadurch begründet ist, dass der Bau verschiedene heilige Kultmale aufzunehmen hatte. 76
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Sakralarchitektur
Solche besonderen kombinierten Tempelbauten kennen wir auch aus späterer, vor allem hellenistischer Zeit. Ein Beispiel ist der Tempel der Artemis Hemeresia in Lusoi (. 280). In diesen Zusammenhang gehören auch die vielen hellenistischen Heiligtümer für orientalische und ägyptische Gottheiten (. 281 – 282. 371). Insgesamt gesehen errichte man in der hellenistischen Epoche im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrhunderten nur wenige peripterale Tempel. Einige kleinasiatische Ausnahmen wurden bereits erwähnt. Dieser Liste können der Artemis-Tempel in Sardis (. 283), der Dionysos-Tempel von Teos (. 284), das Hekateion von Lagina (. 285) sowie der letztlich gescheiterte Versuch Antiochos IV., König des Seleukidenreichs, hinzugefügt werden, in Athen das riesenhafte unter den Peisistradiden begonnene Olympieion fertigzustellen. Interessanterweise beauftragte der Herrscher damals den römischen
. 278 Erechtheion,
Akropolis Athen, nach 421 – 406 v. Chr.
. 279 wie . 278
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5 Bauaufgaben
. 280 Tempel der Artemis Hemeresia,
Lusoi
Architekten Cossutius mit dieser Aufgabe. Dem allgemeinen Desinteresse an der Errichtung peripteraler Tempel entsprach die generelle Entwicklung der Heiligtumsanlagen (s. dort) hin zu ringsum geschlossenen Platzanlagen, bei denen der Tempel nach hinten rückte und fest in die umgebende Hallenstruktur eingebunden wurde, sodass er seine bisherige Rolle als solitärer Baukörper, der die übrigen um ihn locker herum gruppierten Bauten eines Heiligtums optisch dominierte, weitgehend verlor. In letzter Konsequenz . 281 Heiligtum für die ori-
entalischen Götter, Delos
. 282 Heiligtum
für die ägyptischen Götter, Delos
78
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Sakralarchitektur
. 283 Artemis-Tempel, Sardis, letzte Bauphase,
. 284 Dionysos-Tempel, Teos
Regierungszeit des Antoninus Pius
. 285 Hekateion, Lagina
. 286 Tempel des Zeus Sosipolis, Magnesia am Mäander, nach 197 v. Chr. . 287 Tempel
der Despoina, Lykosoura
dieser Entwicklung errichtete man in hellenistischer Zeit daher stattdessen besonders häufig kleinere Antentempel und prostyloi (. 286) oder auch Gebäude wie den Tempel der Despoina in Lykosoura (. 287 – 288), die eigentlich nur noch Kultbildschreine waren. 79
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5 Bauaufgaben
. 288 Innenraum
mit Kultbildgruppe des Damophon wie . 287
Die römische Tempelbaukunst fußt zum einen auf etruskisch-italischen Traditionen und zum anderen rezipierten ihre Architekten die vorgestellten griechischen Typen. Schon Vitruv (IV 7) hat die regionalen Wurzeln in Gestalt des italisch-etruskisch oder auch tuskanisch genannten Tempeltyps beschrieben. In der modernen Bauforschung wird seine Entstehung als Produkt einer postulierten engen Beziehung zwischen dem frühgriechischen und dem frühen italischen Tempelbau sowie der Abhängigkeit des entwickelten Typs mit dreizelliger Cella von der etruskischen Haus- bzw. Grabarchitektur interpretiert. Allerdings sind die dreizelligen Tempelbauten archäologisch frühestens seit dem fortgeschrittenen 6. Jh. v. Chr. sicher nachzuweisen. Das bekannteste Beispiel in Rom aus dieser Zeit ist der Tempel des Iuppiter auf dem Kapitolshügel. Abgesehen von der strittigen Frage, wie groß der Bau einst tatsächlich gewesen ist, lassen sich mittels des zu rekonstruierenden Grund- (. 289) respektive Aufrisses (. 290) allgemein die Charakteristika dieses Tempeltyps beschreiben. Kennzeichnend für den italisch-etruskischen Tempeltyp sind demnach ein breiter fast quadratischer Grundriss, dessen Proporti. 289 Iuppiter-Tempel, Kapitol, 6. Jh. v. Chr. Neuere
. 290 wie . 289
Forschungen haben ergeben, dass die hier abgebildete Rekonstruktion nicht stimmen kann. Der Tempel muss die gesamte Podiumsfläche eingenommen haben. Zudem wird diskutiert, ob der Bau eventuell ein Peripteros gewesen sein könnte, d. h. eine umlaufende Säulenstellung besaß. Sollte dies stimmen, müsste die Frage der Genese des etruskisch-italischen Tempelbaus neu akzentuiert werden.
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Sakralarchitektur
onsverhältnis bezogen auf Breite zu Länge regelhaft 6 : 7 betrug, ferner eine tiefe Vorhalle bei gleichzeitigem Fehlen einer umlaufenden Ringhalle sowie eines rückwärtigen Raums und seine strenge Frontalausrichtung. Diese wurde durch das charakteristische hohe Podium mit frontaler Zugangstreppe noch zusätzlich verstärkt. Ein allseitig begehbarer niedriger dreistufiger Unterbau, wie sie griechische Tempel in Gestalt der sog. krepis besaßen, war beim italisch-etruskischen Tempeltyp dagegen vollständig inexistent. Dem eigentlichen Cellabereich (pars postica) ist eine vorausgehende Vorhalle (pars antica) vorgelagert, in der Säulen standen. Die später (ab etwa 500 v. Chr.) in der Regel dreigeteilte oder aus einem Hauptraum und zwei an der Frontseite über ihre ganze Breite hin offene Seitenkammern (alae) bestehende cella lag häufig nicht inmitten eines Säulenkranzes. Gängig ist dagegen die doppelte Frontsäulenstellung gewesen. Die Säulen richtete man in der Regel auf die Mauern der einzelnen cellae bzw. alae aus. Dadurch wiesen sie eine besondere Weite auf, was die Säulenvorhalle licht und luftig erscheinen ließ. Vitruv (III 3, 5) bezeichnet dies daher in korrekter wörtlicher Bedeutung des von ihm hierbei verwendeten griechischen Terminus als araeostyl. Der Aufriss wird bestimmt durch das schwere steil aufragende Dach mit offenem Giebel, sodass man in den Dachraum hineinsehen konnte. Auch endete der Giebel nicht wie bei den griechischen Tempeln direkt über den Frontsäulen, sondern kragte deutlich über diese hinaus. Insgesamt wirkte der tuskanische Tempeltyp dadurch besonders gedrungen und wuchtig. Während die frühen italisch-etruskischen Tempel einfache Holz- und Lehmziegelbauten waren, die ihre Erbauer zum Schutz vor Nässe sowie als Zier reich mit tönernen Schmuckelementen verkleideten, arbeitete man später verstärkt mit steinernen Werkstücken. Dieser Wandel begann im 4. Jh. v. Chr. und führte zu einem immer aufwändiger werdenden Materialluxus, dessen Entwicklungslinie sich als eine Abfolge der Materialien Holz/Lehm, Kalkstein/Holz, nur Kalkstein, bessere Kalksteinsorten, Kalkstein mit Stucküberzug, Kalkstein/Marmor und reiner Marmor beschreiben lässt. Rom selbst wurde seit der späteren Königszeit zu einem wichtigen Schauplatz dieser Entwicklung. Schon die letzten, aus einer etruskischen Dynastie stammenden Könige Roms hatten begonnen, in ihrer Residenzstadt zahlreiche Tempel zu erbauen (. 291 – 292). Da die Werkstätten aus Etrurien kamen, unterschieden sich diese Heiligtümer in nichts von denen der umliegenden etruskischen Stadtstaaten. An diese Bautradition knüpfte man nahtlos in der Republik an. An Stelle der vertriebe. 291 Tempel von San Omobono, repu-
blikanische Phase (frühes 4. Jh. v. Chr.)
. 292 wie . 291
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5 Bauaufgaben
. 293 Peripteros-sine-postico
. 294 Pseudo-Peripteros
nen etruskischen Könige waren von jetzt an die gewählten Magistrate der Stadt für die Errichtung von Tempeln zuständig. Nach und nach füllte sich das Stadtgebiet mit einer Vielzahl neu. 295 Römischer Peripteros, Iuppiter er sakraler Stätten. Gelegentlich engaStator, Rom (vgl. . 300) gierten die Bauherren schon im 5. und 4. Jh. v. Chr. auch großgriechische Künstler. Das Aussehen dieser früh- und mittelrepublikanischen Tempel ist jedoch weitgehend unbekannt. Darüber hinaus kam es seit der Zeit verstärkter Kontakte zur hellenistischen Welt, die am Ende des 3. Jhs. v. Chr. mit den ersten römischen Eroberungen einsetzten, unter dem Eindruck der griechischen Sakralarchitektur nach und nach zu einer Modifizierung des bis dahin gängigen tuskanischen Tempeltyps. Man variierte den Grundriss, veränderte die Zahl sowie Positionierung der Säulen und nahm ebenso Veränderungen an den Proportionen des Daches vor. Auch wurden die cellae zunehmend einräumig. Bereits im 4. Jh. v. Chr. waren die Giebelfelder weitgehend geschlossen worden. Diese Entwicklung fand ihren Abschluss in der augusteischen Phase. Als auffälligstes Merkmal einer zunehmenden Hellenisierung der italisch-etruskischen Tempelbaukunst ist der Umstand zu vermerken, dass die Architekten versuchten, die griechische Ringhalle mit dem tuskanischen Tempeltyp zu verknüpfen. Heraus kamen dabei verschiedene Grundrissvarianten. So entstand im 3. Jh. v. Chr. der peripteros sine postico (. 293), bei dem der umlaufende Säulengang (gr. pteron) an der geschlossenen, über die gesamte Breite des Podiums gezogene Rückwand der cella endete. Beim sog. Pseudo-Peripteros (. 294) war die cella hingegen an den Mauern der beiden Langseiten und der rückwärtigen Schmalseite komplett mit einer umlaufenden Halbsäulenreihe verkleidet. Es gab aber auch echte römische peripteroi (. 295), bei denen man allerdings die Proportionen des tuskanischen Tempels ebenso wie sein Podium beibehielt. Diese fortschreitende sog. Hellenisierung der römischen Baukunst, die letztlich nur eine Facette eines tiefgreifenden kulturellen Wandels gewesen ist, den die römische Gesellschaft in Folge des intensiven Kulturkontakts zur griechischen Welt aktiv mitgestaltete, lässt sich exemplarisch an Hand der baulichen Entwicklung der beiden zwischen dem frühen 3. und 2. Jh. v. Chr. unter San Nicola in Carcere (. 296 – 297) sowie am heutigen Largo Argentina (. 298 – 299) erbauten Tempelgruppen studieren. Das Nebeneinander verschiedener, im Kern italisch-etrus82
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Sakralarchitektur
. 297 wie . 296
. 296 Tempel unter San Nicolo in Carcere
. 298 Tempel am Largo Argentina
. 299 wie . 298
kischer Tempelgrundrisse mit griechisch beeinflussten Säulenstellungen sowie -ordnungen und rein griechischer Tempeltypen kann als charakteristisch für diese Phase gelten. In diese Reihe der Adaption griechischer Tempelbaukunst gehören ebenso der 146 v. Chr. geweihte Tempel für Iuppiter Stator (. 300), ein Werk des griechischen Ar83
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5 Bauaufgaben
. 301 Rundtempel am Tiber
. 300 Porticus Metelli mit den Tempeln für
Iuno Regina (li.) und Iuppiter Stator (re.)
. 303 Tempel des Portunus am Forum Boarium
. 304 wie . 303
. 302 wie . 301
chitekten Hermodoros von Salamis, der noch dazu der erste vollständig aus Marmor errichtete römische Sakralbau (Velleius Paterculus I 11, 5) gewesen ist, sowie ferner der Rundtempel (. 301 – 302) auf dem forum boarium und der benachbarte Tempel für Portunus (. 303 – 304), welche beide noch heute nahezu vollständig erhalten sind. In den letzten beiden Jahrhunderten der römischen Republik errichteten die führenden Politiker Roms, die sich zum Teil einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft lieferten, im Kontext dieser sich auf alle Lebensbereiche erstreckenden Konkurrenz weitere zum Teil spektakuläre Großbauten, darunter auch viele Tempel (. 305 – 307), die ihnen Aufmerksamkeit und dauerhaften Ruhm bringen sollten.
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Sakralarchitektur
. 305 Tempel der Venus Victrix vom
Theater des Pompeius
. 306 Tempel der Venus Genetrix, Forum
Iulium
. 307 wie . 306
. 308 Tempel
des Divus Iulius, Forum Romanum
. 309 wie . 308
Es sind jedoch kaum Spuren dieses Denkmälerkrieges auf uns gekommen, da viele Bauten entweder nur von kurzer Dauer waren oder erst gar nicht vollendet worden sind. Dieses durchaus prekäre Erbe trat am Ende der Republik der damals noch sehr junge Adoptivsohn Cäsars an, dem es schließlich in langen blutigen Auseinandersetzungen gelang, den Gewaltexzessen ein Ende zu bereiten. Der neu erreichte Friedenszustand fand seinen monumentalen Ausdruck in einem umfangreichen über das ganze Stadtgebiet verteilten Tempelbauprogramm (. 308 – 321). Nicht nur der neue Macht85
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5 Bauaufgaben
. 311 wie . 310
. 310 Tempel der Dioskuren, Forum Romanum
(Neubau durch Gaius und Lucius Cäsar)
. 312 Tempel der Concordia, Forum Romanum
haber selbst, sondern auch seine Verwandten (. 310 – 313) sowie engsten Weggefährten, darunter bezeichnenderweise auch langjäh. 313 wie . 312 rige Gegner (. 314 – 317), die noch rechtzeitig die politische Seite gewechselt hatten, restaurierten alte und/oder erbauten neue heilige Stätten. Sie tilgten damit einerseits offene Wunden. Viele Zeitgenossen hatten den zum Teil ruinösen Zustand vieler älterer Heiligtümer als Akt mangelnder Pietät empfunden und in ihm einen Ausdruck des allgemeinen Sittenverfalls gesehen. Andererseits wurden bewusst neue religiöse Akzente durchaus dynastisch-propagandistischer Natur gesetzt, indem man dem Schutzgott des Augustus, Apollo (. 316 – 319), oder dem vergöttlichten Adoptivvater (. 308 – 309) des Kaisers prachtvolle Tempel weihte. Die äußere Form dieser Anlagen ist durchaus vielfältig gewesen. Mit ihnen beginnt eine neue Ära der römischen Tempelbaukunst. Denn spätestens zur Zeitenwende verfügte die römische Tempelarchitektur über ein (Neubau durch Tiberius)
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Sakralarchitektur
. 314 Tempel des Saturn,
Forum Romanum (Neubau durch Lucius Munatius Plancus)
. 315 wie . 314
. 316 Tempel des Apollo Sosianus, Marsfeld
(Neubau durch Gaius Sosius)
. 318 Tempel des Apollo, Palatin
. 317 wie . 316
. 319 wie . 318
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5 Bauaufgaben
. 320 Tempel des Mars Ultor, Forum Augustum . 321 wie . 320
. 322 Templum
Pacis
variantenreiches Typenspektrum. Dieses schloss auch den Bau tuskanischer Tempeltypen ein. In der augusteischen Phase und auch danach noch platzierte man sie gerne an die Kopfenden von Platzanlagen. Dabei konnten sie entweder direkt an die sie umgebenden Mauern herangerückt werden oder wie im Fall des Tempels des Mars Ultor auf dem Forum Augustum (. 320 – 321) in Rom mit diesen sogar verkröpft sein. Eine Übersicht der bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Tempeltypen gibt Vitruv. Dabei unterscheidet er diese in zweifacher Weise, zum einen nach der Form ihrer Grundrisse (principia aedium) und zum anderen nach Anzahl, Proportionierung sowie Stellung der Säulen (species aedium). Was die Grundrisse anbelangt, so kennt Vitruv (III 2, 1 – 8) die folgenden bereits charakterisierten Typen: Antentempel, prostylos, amphiprostylos, peripteros und peripteros sine postico sowie dipteros, pseudodipteros und den Hypäthraltempel. Hinsichtlich der Säulenstellung definiert er (III 3, 10 – 13) wahrscheinlich unter Verwendung älterer griechischer Fachbegriffe fünf Arten: pyknostylos, systylos, diastylos, eustylos und aereostylos. Diese Reihung beginnt mit einer sehr engen und endet bei einer sehr weiten Säulenstellung. In der Regierungszeit des Kaisers Augustus erhielten viele dieser Typen ihre für die folgenden Jahrhunderte weitgehend vorbildhafte Form. Dies beinhaltete eine Vielzahl von einschlägigen Veränderungen sowohl was die Grundrissgestaltung als auch den Bauschmuck an sich anbelangt. So wurde die Verwendung der korinthischen Ordnung nahezu kanonisch. Diese Entwicklung ist
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Sakralarchitektur
. 323 Tempel des Vespasian, Forum Romanum
. 324 wie . 323
. 325 Tempel der Minerva, Forum Transitorium, domitianisch
auf materialtechnischer Ebene dadurch gefördert worden, dass neben der bereits im 3. Jh. v. Chr. erfolgten Erfindung des opus caementitium, die eine rasche Errichtung des jeweiligen Kernbaus garantierte, man seit cäsarischer Zeit zusätzlich die bis dahin unbekannten Steinbrüche von Luni (heute Carrara) ausbeuten konnte und den römischen Bauhütten somit in ausreichendem Maß lokaler Marmor zur Verfügung stand. Eine gut gefüllte kaiserliche Kasse tat dazu ihr Übriges und bescherte der Hauptstadt in der Kaiserzeit einen regelrechten Bauboom, in dessen Verlauf eine Vielzahl von Sakralarchitekturen (. 322 – 337), darunter mehrere aufwändige Tempelbauprojekte für vergöttlichte Kaiser und Angehörige der jeweiligen Dynastie (. 323 – 324, 333 – 335) sowie ganze Heiligtumsanlagen (s. auch unter forum) errichtet worden sind. Die gestalterische Raffinesse dieser Bauten manifestierte sich nicht nur in einem Reichtum 89
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5 Bauaufgaben
. 326 Schematischer Plan des Heiligtums für die ägyptischen
Götter (Iseum Campense), Marsfeld, 1./2. Jh. n. Chr.
an Grundrissvariationen, darunter auch exotische Tempelformen (. 326), sondern fand ihren Niederschlag auch in einem meist exorbitanten Dekorluxus, bei dem kostbarste Materialien sowohl außen als auch innen für ein Höchstmaß an Prachtentfaltung sorgten. Beide Facetten vereint in perfekter Form das unter Kaiser Hadrian vollendete und noch heute erhaltene Pantheon auf dem Marsfeld in Rom (. 327 – 330). Einem antiken Besucher, der das Gebäude über eine vergleichsweise bescheiden dimensionierte Platzanlage betrat, die dafür sorgte, dass er von außen nur die regelmäßige Giebel-Säulen-Front wahrnahm und deshalb zunächst glaubte, es handele sich um einen herkömmlichen Rechtecktempel, muss es beim Eintritt die Sprache verschlagen haben. Statt in einen dunklen rechteckigen Raum kam er in einen runden lichterfüllten. Die kassettierte, mit goldenen
Sternen auf dunkelblauem Grund verzierte und exakt halbkugelige Gewölbedecke verstärkte gemeinsam mit der prachtvollen Innendekoration aus unterschiedlichen Buntmarmoren den Eindruck einer geradezu kosmischen Wunderwelt. In dieser reichen baugeschichtlichen Entwicklungsreihe stan-
. 327 Pantheon, Marsfeld, traianisch/hadrianisch
90
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Sakralarchitektur
. 328 Pantheon und Platz-
anlage vor dem Tempel
. 329 wie . 327
. 330 wie . 327
den auch die übrigen kaiserlichen Tempelbauprojekte Roms. Bis zu Konstantin dem Großen wurde noch eine Vielzahl von Neubauten errichtet (. 331 – 337). Hierunter befanden sich auch einige besonders monumentale Anlagen. Mit dem vom Kaiser vollzogenen Religionswechsel kam diese Tradition dann völlig zum Erliegen. Von nun an errichtete man nur noch Kirchen. Für diese konnte in bautypologischer sowie funktionaler Hinsicht, obgleich einige . 331 Tempel der Venus
und der Roma, Forum Romanum, hadrianisch (Renovierung unter Maxentius)
. 332 wie . 331
91
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5 Bauaufgaben
. 333 Tempel des Divus
Hadrianus, Marsfeld, nach 138 n. Chr.
. 335 Tempel für Antoninus
Pius und Faustina, Forum Romanum, nach 161 n. Chr.
. 334 wie . 333
. 336 Tempel der Vesta,
Forum Romanum, severisch . 337 Tempel des
Elagabal, Palatin
92
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Sakralarchitektur
pagane Sakralgebäude in der Folgezeit zu christlichen Kultstätten umfunktioniert worden sind, der antike Tempel nicht als Vorbild dienen, da er vom Grundprinzip her lediglich das Haus der Gottheit und nicht das der Gemeinde war. Auch wenn die Tempel und Heiligtümer in den Provinzen des Reiches sicherlich nicht mit der Pracht der hauptstädtischen Anlagen Schritt halten konnten, so waren sie dennoch ebenso zahlreich wie vielgestaltig. So sind gerade in den Provinzen einige besonders gut erhaltene Beispiele römischer Tempelbaukunst (. 338 – 339) erhalten geblieben. Dies gilt insbesondere für den nordafrikanischen (. 340 – 343) und libanesisch-syrischen Raum (. 344 – 347).
. 338 Tempel in
Nîmes (sog. Maison carré), augusteisch . 339 wie . 338
. 340 Heiligtum
der Minerva in Thugga
. 341 Tempel
des Genius Coloniae in Timgad
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5 Bauaufgaben
. 342 Tempel des
Aesculap in Lambaesis
In den kulturell reicheren Provinzen des Ostens wurden vielfach die lokalen Tempelbautraditionen weiter gepflegt. Eine lückenlose Fortführung gab es beispielweise in Ägypten, wo man allerdings auch Neubauten in griechisch-römischem Stil errichtete (. 348 – 349), dem ehemals phönizisch-punischen Kulturraum, den orientalischen Regionen des Imperiums sowie insbesondere in weiten Teilen der griechischsprachigen Welt. Man kopierte dabei aber nicht nur ältere Formen, sondern entwickelte diese durchaus weiter und kombinierte Altes und Neues miteinander, sodass es neben einer Vielzahl von Einzelübernahmen in den Details auch durchaus hybride
. 343 Tempel
am Forum in Lepcis Magna (sog. Tempel der Gens Septimia)
. 344 Längs-
schnitt mit Ansicht der Nordwand des großen Tempels A von Hössn Niha/ Libanon, 1. Jh. n. Chr.
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Sakralarchitektur
. 345 Grundriss und Schnitt des Apsisbaus von
Rahle/Syrien, 1. Jh. n. Chr.
. 346 Rekonstruierte
Ansicht der Ostseite des Tempels von Ain Hersha/Libanon, 1. Jh. n. Chr.
. 347 Der große Tempel-
bezirk von Kalat Fakra/ Libanon, 1. Jh. n. Chr.
. 348 Rekonstruktion des
Stadtzentrums von Hermupolis mit einem Tempel des 2. Jhs. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 349 Nordseite
des Tempels von Philae
. 350 Tempel des Baal von Palmyra
Mischformen, so vor allem im orientalischen Raum gegeben hat ( . 350 – 352) . Griechenland und Kleinasien erlebten vor allem im 2. Jh. n. Chr. eine neue Blütezeit, die fast überall in den Städten und Heiligtümern zu Restaurierungen älterer oder zum Bau neuer Anlagen geführt hat, die durchaus tradi-
. 351 wie . 350
. 352 Heiligtum von Baalbek
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Sakralarchitektur
. 353 Tempel des Augustus und der Roma in
. 355 Tempel des Zeus in Aizanoi
Ancyra/Ankara . 354 wie . 353
tionellen griechischen Tempeltypen entsprachen (. 353 – 356). Gelegentlich vollendete man dabei auch ältere Tempel wie das bereits im 6. Jh. v. Chr. begonnene Olympieion in Athen (. 357 – 359). In den lateinischsprachigen Westprovinzen dominierte hingegen eher die Rezeption stadtrömischer Vorbilder (. 360 – 363), wenngleich es auch hier zu durchaus regionalen Eigenständigkeiten, die bis in hellenistische Zeit zurückreichen, und sogar ausgesprochenen Sonderformen gekommen ist. Lokal begrenzt
. 356 wie . 355
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5 Bauaufgaben
. 357 Bezirk des Tempels des Zeus Olympios
(sog. Olympieion) in Athen, hadrianische Phase
blieb beispielsweise der sog. gallorömische Umgangstempels (. 364 – 365), der in den Nordwestprovinzen vor allem im fortgeschrittenen 1. und dem 2. Jh. n. Chr. recht häufig gebaut wurde. Vom Grundriss her handelt es sich um ein doppeltes Mauerviereck. Dieser Tempeltyp besaß in der Regel eine quadratische oder auch rechteckige cella mit häufig nicht mehr als höchstens 15 m Seitenlänge. Um sie herum führte auf allen vier Seiten ein Umgang. Die Rekonstruktion des Aufrisses bleibt umstritten. Die ältere Forschung favorisierte eine turmartig erhöhte und im . 358 Grundriss des Tempels wie . 357 . 359 Rekonstruk-
tion der Front wie . 357
oberen Bereich mit Fenstern versehene cella, die von einem Pyramidendach bekrönt wird. Um die cella herum ist auf allen vier Seiten ein offener Umgang geführt, dessen Säulen ein Pultdach tragen. Darüber hinaus existierten sicherlich zahlreiche Varianten . 360 Asklepieion und Serapei-
on der griechischen Stadt Ampurias
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Sakralarchitektur
. 361 Ampurias, Ausbau
der Area Sacra in caesarischer Zeit
. 362 Terrassenanlage
des städtischen Zentrums von Bilbilis
. 363 Flavisches Forum
von Conimbriga
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5 Bauaufgaben
. 364 Gallo-römischer Umgangstempel
. 365 wie . 364
von Elst/Niederlande
insbesondere hinsichtlich der Gestaltung des Celladaches. Im Vergleich zu den germanischen besaßen die gallischen, spanischen und nordafrikanischen Provinzen eine noch deutlicher ausgeprägte römische Stadtkultur, sodass hier eine Vielzahl entsprechender Tempelbauten errichtet wurde, deren Reste einen Eindruck vom Formenreichtum provinzieller Tempelbaukunst zu geben vermögen. Je nach politisch-kultureller Lage endete die römische Tempelbaukunst in den Provinzen entweder im Kontext der Barbareneinfälle und der damit zusammenhängenden Zerstörungen, was verstärkt für die lateinischsprachigen Westprovinzen gilt, oder sie wurde, so insbesondere im griechischsprachigen Osten geschehen, einem nunmehr christlich dominierten Transformationsprozess unterworfen, an deren Ende die Sakralarchitektur des Mittelalters stand. Die Entwicklung der Heiligtümer
Griechische und römische Sakralstätten sind dem jeweiligen antiken Wortsinn nach Areale, die der Mensch von seiner Welt abtrennt (wörtlich herausschneidet: gr. temenos Pl. temenoi, lat. templum Pl. templa) und den Göttern weiht. Die meisten antiken Heiligtümer (gr. hiera Sg. hieron) wiesen ursprünglich nur eine sehr lockere Bebauung auf (. 366). Auch lässt sich bis in hellenistischer Zeit nicht erkennen, dass die Verteilung der Gebäude im Gelände nach einem einheitlichen Bebauungsplan erfolgte. Rechtwinkligkeit und die Beachtung von Blickachsen spielten offenbar lange Zeit keine große Rolle. Vielmehr kam es auf die Berücksichtigung lokaler Geländegegebenheiten und entsprechender Traditionen im Hinblick auf die kultische Verortung bestimmter heiliger Stätten an, die sich sakralrechtlich nicht einfach verlegen ließen. Viele gewachsene Heiligtümer wirkten daher lange Zeit ungeordnet. Etwa gleichzeitig mit der im 4. Jh. v. Chr. in größerem Umfang einsetzenden Monumentalisierung vieler griechischer Heiligtümer durch die Errichtung prunkvoller Nutz- und Zierbauten versuchte man vielerorts, mittels Erbauung rahmender Hallen den jeweiligen Platzcharakter der Anlagen stärker zu betonen. Zugleich füllten sie sich mit einer Vielzahl von kleineren Zierbauten wie exedrai sowie zahlreichen Ehrenmonumenten. Bei 100
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Sakralarchitektur
. 366 Plan des
Heiligtums von Olympia
Neuanlagen achtete man verstärkt auf gestalterische Prinzipien wie Axialität und Orthogonalität (. 367). Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass Gebäude in genauer Fluchtung und zuweilen der Symmetrie einer Anlage wegen sogar in strenger Parallelität errichtet worden sind. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markieren die helle. 367 Asklepieion
von Messene (nach 215 v. Chr.)
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5 Bauaufgaben
. 368 Asklepieion von Kos . 369 Heiligtum der Athena
in Lindos/Rhodos
nistischen Terrassenheiligtümer des Asklepios auf Kos (. 368) bzw. der Athena Lindia auf Rhodos (. 369 – 370) oder andere kleine Anlagen wie das späthellenistische Terrassenheiligtum der syrischen Götter auf Delos (. 281. 371). Im Gegensatz zu vielen gewachsenen griechischen Heiligtümern vermied man hier jede Form von Asymmetrie und bildete stattdessen klare Perspektivlinien aus. Diese Entwicklung einer orthogonalen Achsenführung griffen im
. 370 Repräsentatives
Propylon des Heiligtums der Athena in Lindos/Rhodos
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Sakralarchitektur
. 371 Heiligtum für die syrischen
Götter auf Delos
2./1. Jh. v. Chr. auch die Römer auf. Die vornehmlich in Latium errichteten römischen Terrassenheiligtümer lassen sich vom Grundprinzip her direkt auf die hellenistischen Vorläufer zurückführen und zeichneten sich durch eine vergleichbare strenge Axialität und Frontalität aus (. 372 – 377). In puncto Platzgestaltung kam es in der hellenistischen Epoche ebenfalls zu wegweisenden Neuerungen. In ähnlicher Weise, wie es zeitgleich auch bei vielen agorai der Fall war, begann man, die Plätze rechtwinklig auf zwei oder mehr Seiten mittels Säulenhallen rahmend einzufassen (. 378). Die Tempel, sofern es sich um Neubauten handelte, lagen hierbei nicht mehr in der Mitte der Plätze, sondern rückten nach hinten, sodass de. 372 Heiligtum der Iuno
von Gabii/Latium
. 373 Heiligtum des Iuppiter
von Anxur/Terracina
. 374 wie . 373
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5 Bauaufgaben
. 375 Heiligtum des
Hercules in Tibur/ Tivoli
. 376 Heiligtum der Fortuna
Primigenia in Praeneste/ Palestrina
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Sakralarchitektur
. 377 wie . 376
. 378 Heiligtum des Zeus Sosipolis in
Magnesia am Mäander, hellenistisch
. 379 Heiligtum des Zeus
in Megalopolis, spätklassisch
ren Rückwand oftmals die rückwärtige Grenze des Heiligtums markierte. Eine Weiterentwicklung dieses Prinzips stellten die bis ins 4./3. Jh. v. Chr. zurückreichenden sog. Peristylheiligtümer dar, bei denen die Tempelgebäude fast vollständig in die rahmende Hallenarchitektur integriert waren und deren Plätze den Eindruck eines geschlossenen Säulenhofes vermittelten (. 379). Solche Heiligtumsformen gelten unter anderem als Vorbilder für die späteren Kaiserfora. Auch sonst lassen sich, was die Genese der römischen Heiligtümer und Platzanlagen anbelangt, enge Parallelelen zur griechischen Ent105
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5 Bauaufgaben
. 380 Tempel des Liber Pater in Sabratha . 381 Kapitol in Lambaesis
wicklung ziehen. Dies gilt nicht nur für die Hauptstadt Rom selbst, sondern auch für viele lateinischsprachige Provinzen. So existierte in Nordafrika eine Reihe von Tempelbezirken, die aus einem oder mehreren Podientempel mit umgebenden Säulenhallen bestanden (. 380 – 381). Möglicherweise lautete der antike Begriff für diesen in Italien unter hellenistischem Einfluss entwickelten Heiligtumstyp templa cum porticibus. Als gemeinsames Kennzeichen ist trotz zahlreicher Varianten die achsiale . 382 Tempel B in Thugga Ausrichtung des stets von Säulenhallen umgebenen Platzes auf zumindest einen dem Haupteingang direkt gegenüberliegenden Podiums-tempel festzuhalten. Bei den Hofanlagen der sog. temples à cour (. 382) gab es dagegen kein das Gesamterscheinungsbild beherrschendes Tempelgebäude. Vielmehr ersetzte man den Tempel hier durch ein bis maximal fünf Kulträume, die in der Art von exedrai an die Schmalseite der Säulenhalle angegliedert waren. Solche Hofanlagen sind ausschließlich aus dem westlichen Teil Nordafrikas mit Ausnahme Tripolitaniens bekannt. Die römischen Provinzen Griechenlands und Kleinasiens knüpften dagegen nahtlos an ältere hellenistische Traditionen an. 106
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Memorialbauten
Memorialbauten
. 383 Aigina,
Aphaia-Heiligtum / Delphi, Naxier-Säule / Akropolis Athen, KallimachosSäule / Paestum, Votivsäule / Ugento, ZeusSäule (v. l. n. r.)
In den antiken Heiligtümern und auf den öffentlichen Plätzen der Städte wurde neben funktional gebundenen begehbaren Bauten auch eine Reihe von Kleinarchitekturen errichtet, die vor allem Memorialcharakter besaßen. Nicht behandelt werden sollen an dieser Stelle die zahllosen rechteckigen, runden oder oblongen ein- bis mehrstufigen Basen, Postamente und Sockel unterschiedlichen Formats, auf denen Weihgeschenke aller Art, darunter insbesondere Statuen standen.
5 Bauaufgaben
Säulenmonumente
Als Säulenmonumente werden Denkmäler bezeichnet, die aus einer oder mehreren Säulen bestehen und als Träger für ein Standbild oder anderes fungieren. Die ersten bekannten Säulenmonumente stammen aus dem 6. Jh. v. Chr. und trugen Sphinx- oder Götterfiguren. In der Frühzeit errichtete man offenbar aber auch einzelne Säulen ohne beSpätestens seit dem sondere Bekrönung als Votive (. 383). 4. Jh. v. Chr. und dann vor allem in hellenistischer (. 384) sorenstatuen auf Säulenwie römischer Zeit (. 385) galten Ehmonumenten als eine besonders prestigeträchtige Ehrung.
. 384 Ptolemäer-Weih-
geschenk, Olympia
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5 Bauaufgaben
. 385 Römisches
Säulenmonument für eine Schwester des Kaisers Caligula, Delphi
. 386 Zweisäulenmonument der Aristaineta, Delphi
. 387 Säule des Traian
Häufiger wurden jetzt auch Zweisäulenmonumente errichtet, bei der die Ehrenstatue auf einem die beiden Säulen miteinander verknüpfenden Architravbalken stand, der auch die Weihinschrift trug (. 386). Die Römer haben bereits sehr früh selbst Säulenmonumente als Sieges- und Ehrendenkmäler aufgestellt. Das älteste uns bekannte Monument ist die als Münzbild überlieferte columna Minucia aus dem Jahr 439 v. Chr. Bezog sich ein solches Denkmal auf einen Seesieg, so war der Säulenschaft rundum mit Schiffsschnäbeln (lat. rostra) geschmückt, weshalb diese besondere Form auch als columna rostrata bezeichnet wird. Besonders aufwändig waren zwei in Rom errichtete Ehrensäulen. Diese den Kaisern Traian (. 387) und Marc Aurel (. 388) geweihten Monumente trugen einst nicht nur die bronzenen Ehrenstatuen der beiden Herrscher, sondern besitzen zudem ein umlaufendes spiralförmiges Reliefband mit einer Vielzahl von figürlichen Szenen, die die herrscherlichen Feldzüge gegen die Daker (Traian) respektive Markomannen und Quaden (Marc Aurel) zum Thema haben. Ein weiteres besonders eindrückliches Säulenmonument wurde am Ende des 3. Jhs. n. Chr. auf dem Forum Romanum erbaut. Es handelt sich hierbei um das Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen (. 389). Eine vor allem im . 388 Säule des Marc Aurel
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Memorialbauten
. 389 Spätantike Säulenmonumente auf dem Forum Romanum
2. und 3. Jh. n. Chr. in den Nordwestprovinzen des Reiches beliebte Sonderform bilden die sog. Jupitergigantensäulen, die stets eine Statue des Iuppiter trugen, der dabei gezeigt wurde, wie er gerade einen häufig schlangenbeinigen Giganten meist reitend im Kampf bezwang (. 390). Die Postamente der Säulen sowie deren unteren Glieder und die Kapitelle selbst konnten zudem mit weiteren Götterdarstellungen geschmückt sein. In Niedergermanien kam es dagegen häufiger vor, dass Iuppiter lediglich thronte. In diesen Fällen spricht man folgerichtig von Jupitersäulen.
. 390 Jupiter-Giganten-
Säule + Jupiter-Säule aus Frankfurt am MainHeddernheim
Pfeiler- und Rundmonumente
Eine weitere dem Säulenmonument nicht unähnliche Denkmalsform war das Pfeilermonument. Es kam mit wenigen Ausnahmen in klassischer (. 391) vor allem in hellenistischer Zeit vor und diente in dieser Epoche als besonders prestigeträchtige Ehrung für Angehörige von Herrscherdynastien (. 392). Die hellenistischen Pfeiler trugen entsprechend ihrer Form entweder Reiterstatuen bzw. Zweigespanne (rechteckige Pfeiler) oder Viergespanne (quadratische Pfeiler). Die Höhe der Monumente erhoben diese königlichen Ehrenstatuen aus dem Kreis der übrigen Standbilder und visualisierten auf diese Wei109
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5 Bauaufgaben
. 391 Spätklassisches Pfeilermonument der
Rhodier in Delphi mit dem Wagen des Helios
se die exzeptionelle Stellung der Geehrten und zeigten ihre Nähe zu den Göttern an. Pfeilermonumente wurden vor allem im Kontext von Heiligtümern, aber auch wie im Fall Athens auf den städtischen agorai errichtet. Die Mehrzahl der besser erhaltenen Pfeilermonumente stammt aus Athen und Delphi. Mit der Machtübernahme durch die Römer wurden einige der Denkmäler inschriftlich umgewidmet und dienten fortan als Ehrenmonumente für römische Feldherren (. 393) und Kaiser. In Rom scheint diese Denkmalsform dagegen nicht rezipiert worden zu sein. Zumindest kennen wir von dort bislang kein einziges Beispiel. In den nördlichen Provinzen des Reiches gab es stattdessen besondere Rundmonumente (. 394). Bogenmonumente
Die bedeutendste öffentliche Ehrung im Römischen Reich sind die sog. Ehrenbögen (lat. arcus Sg. arcus oder fornices Sg. fornix) gewesen. Sie fungierten letztlich wie auch die Säulen- und Pfeilermonumente als Postamente, um die Ehrenstatuen verdienter Persönlichkeiten – in Rom ab Augustus nur die der Kaiser und ihrer nächsten männlichen Angehörigen – aus der Masse der übrigen Ehrendenkmäler herauszuheben und ihnen damit eine spezielle Wertigkeit zu verleihen, was bereits Plinius der Ältere klar erkannte. Die frühesten Beispiele stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. und standen in Rom. Ob es bereits in hellenis. 392 Hellenistisches Pfeilermonument auf
der Athener Akropolis
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Memorialbauten
. 393 Pfeilerdenkmal des Aemilius Paullus
. 394 Siegesmonument des Augustus, La Turbie
in Delphi (ursprünglich für König Perseus von Makedonien errichtet)
tischer Zeit im griechischen Raum Ehrenbögen gegeben hat, ist wegen des Fehlens eindeutiger Belege weiterhin fraglich. Dass die frühesten Bogenmonumente Ehrungen für bedeutende politische Führungspersönlichkeiten Roms waren, die der Senat zugleich als Triumphatoren ausgezeichnet hatte, gab der älteren Forschung Anlass, zwischen der Errichtung des Monuments und der Verleihung des Triumphs eine Verbindung herzustellen, was zu der lange Zeit üblichen irrigen Bezeichnung solcher Denkmäler als Triumphbögen führte. Letztlich sollte aber nur das Tor in Rom, die porta triumphalis, mit deren Durchschreitung der Triumphzug begann, arcus oder fornix triumphalis genannt werden. Denn die überwiegende Mehrheit der Ehrenbögen scheint tatsächlich unabhängig von Triumphzügen als reine Ehrenmonumente errichtet worden zu sein. Dies gilt vor allem im Fall der in den Provinzen für Angehörige der lokalen Eliten errichteten Bogenmonumente. Der architektonische Aufbau eines solchen Denkmals war stets recht einfach und in vielen Fällen gleich. In der Regel (. 395) erhob sich über einer profilierten Sockelzone der eigentliche Bogen, dessen beide Pylone in der Kaiserzeit zumeist mit figürlichen Reliefs verziert waren, die in Rom bestimmte kaiserliche Zeremonialszenen (Opfer, Ansprachen, Auszug und Ankunft in Rom, Unterwerfung von Barbaren, Triumphprozession) oder Bilder männlicher Bewährung (Schlacht, Jagd) zeigten. Den Abschluss bildete ein höherer, Attika genannter Sockel, 111
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5 Bauaufgaben
. 395 Bogen des Nero in Rom (nicht erhalten)
. 396 Bogen des Tiberius in Orange (Nordseite)
auf dem Reiterstandbilder, Zwei- und Viergespanne oder Einzelstatuen standen und dessen Vorder- und Rückseite Inschriftentafeln trugen, die beredt Auskunft über die Geehrten, die Stifter, das Datum und den Anlass der Ehrung gaben. Neben einbogigen Formen gab es auch dreibogige (. 396) und sogar welche mit vier Bögen, die aber nicht alle Reliefs besaßen und als Ehrenmonumente dienten (. 397). Vierbogige haben einen quadratischen Grundriss und werden entweder antikisierend quadrifrons (lat.) oder tetrapylon (gr.) genannt, was beides als Vierbogen respektive Viertor zu übersetzen ist. In Rom blieben aus der Kaiserzeit nur die Ehrenbögen für Titus, Septimius Severus und Konstantin erhalten. Des Weiteren kennen wir aus den Provinzen zahlreiche sowohl für Kaiser als auch andere Statusgruppen errichtete Beispiele. Choregische Monumente
Eine Besonderheit stellen die Stiftungen reicher Athener Bürger dar, die als sog. choregoi die Ausstattung der bei den Festspielen zu Ehren des Dionysos veranstalteten Theateraufführungen aus eigener Tasche finanziert hatten. Die gelungenste Aufführung wurde mit einem Ehrenpreis in Gestalt eines Dreifußes bedacht. Die choregoi stellten in der Regel ihre gewonnenen tripodes an der nach diesen benannte Tripodenstraße zur dauernden Erinnerung ihres Erfolges auf. Es handelte sich hierbei anfänglich um einfache Rechteck-, Dreiecks- oder Rundbasen für die Weihung des Dreifußes sowie Statuenschmuck in Gestalt von Schauspielern, dem Gott Dionysos sowie möglicherweise auch dem Stifter selbst. Im 4. Jh. v. Chr. scheint man dann vermehrt dazu übergegan112
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Memorialbauten
. 397 Quadrifrons/ Tetrapylon in Rhodos
. 400
. 398 Nikias Monument, Athen
LysikratesMonument, Athen
. 399 Thrasyllos-
Monument, Athen
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5 Bauaufgaben
gen zu sein, regelrechte Memorialbauten in Gestalt rechteckiger bzw. runder naiskoi, kleinerer stoai sowie exedrai zu errichten. Von dreien dieser Bauten besitzen wir so viele Reste, dass sich deren einstiges Aussehen sehr gut rekonstruieren lässt (. 398 – 400). Wasser- und Sonnenuhren
. 401 Einfache
Klepsydra
Messung und Bestimmung von Zeit oblag in den antiken Kulturen vielfach nur wenigen auserwählten Personenkreisen. Insofern besaßen entsprechende Installationen einen hohen Prestigewert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass spätestens seit hellenistischer Zeit vermehrt architektonisch gestaltete Wasser- und Sonnenuhren gestiftet worden sind. Im Fall der Wasseruhren (gr. klepsydrai Sg. klepsydra Wasserdieb) handelt es sich dabei meist um einfache kleinere Einfassungen zweier miteinander verbundener Becken, wovon das eine als Auslauf- und das andere als Einlaufbehälter diente (. 401). Nach dem Sanduhrprinzip zeigte eine Markierung im Einlaufbehälter die verstrichene Zeit an. Im Hellenismus kamen zudem Wasseruhren mit Zahnrad und Schwimmer auf. Ebenso waren die meisten Sonnenuhren recht einfacher Art. Hiervon zu unterscheiden sind die großen repräsentativen Anlagen in Rom. So ließ Kaiser Augustus auf dem Marsfeld eine riesige Sonnenuhr (lat. horologium augusti) errichten (. 402). Ihr Zeiger (gr. gnomon) war ein aus Ägypten herbeigeschaffter pharaonischer Obelisk, um den herum sich ein riesiges sorgfältig gepflastertes Feld mit eingelegten bronzenen Zeit-, Tages und Monatsmarkierungen sowie Tierkreiszeichen erstreckte. Möglicherweise sind sowohl der für den Kaiser errichtete Friedensaltar (ara pacis augustae) als auch sein mausoleum so angeordnet gewesen, dass der Schatten des gnomon auf sie zu bestimmten, mit dem Geburtsdatum und dem Horoskop des Augustus zusammenhängenden Daten fiel. Ein weiteres recht aufwändiges Wasser- und Sonnenuhrenensemble stand in Athen. Dieser sog. um 100 v. Chr. erbaute achteckige Turm der Winde (. 403 – 404) trägt seinen Namen nach den unterhalb der Dachzone angebrach-
. 402 Sonnenuhr des Augustus, Marsfeld Rom
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Hallen- und Versammlungsbauten
. 403 Turm der Winde, Athen
. 404 wie . 403
ten Reliefs mit Windpersonifikationen. Entworfen hatte das 13 m hohe Monument der Astronom Andronikos von Kyrrhos. Im Inneren des Turms gab es eine Wasser- und außen auf jeder der acht Seiten eine Sonnenuhr.
Hallen- und Versammlungsbauten Die Entwicklungsgeschichte der antiken Versammlungsbauten beginnt in der Bronzezeit. Die mykenischen Palastanlagen besaßen alle in Gestalt des sog. megaron einen Versammlungsraum mit zentraler Herdstelle, der offenbar auch den Herrschern als Thronsaal diente (. 405). Daraus entwickelte sich im 1. Jt. v. Chr. ein freistehender Gebäudetyp mit einem kleinen Vorraum, dem möglichen Vorläufer des griechischen Tempels im Allgemeinen und des Antentempels im Speziellen (s. dort). Die Versammlungsbauten der griechischen Heiligtümer archaischer Zeit
. 405 Palast
von Pylos mit Megaron (A)
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5 Bauaufgaben
. 406 Telesterion von Eleusis
waren dagegen in der Regel Hallen (s. stoa) oder wie im Fall des telesterions in Eleusis (. 406) hypostyle Säle. Stoa, Porticus und Macellum
Im griechischen Sprachgebrauch werden langgestreckte Säulengänge sowie -hallen als stoai (Sg. stoa) bezeichnet (. 407 – 409). Die frühesten nachweisbaren Beispiele stammen aus der Zeit um 700 v. Chr. In der archaischen Epoche sind
. 407 Übersicht verschiedener
. 409 Stoa des Attalos, Agora Athen, 2. Jh. v. Chr.
griechischer Stoaformen
. 408 Stoa des
Zeus Basileus, Agora Athen, 5. Jh. v. Chr.
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Hallen- und Versammlungsbauten
stoai vor allem in Heiligtümern errichtet worden, wo sie vornehmlich der Aufbewahrung von Weihgeschenken dienten, die man dort entweder direkt an den Wänden befestigte oder auf (mehr-)stufigen Bänken/Postamenten aufstellte. Oftmals hatten diese Hallen auch die Funktion, Plätze baulich zu rahmen. Ab dem 5./4. Jh. v. Chr. und vor allem im Hellenismus sind auf den öffentlichen Marktplätzen, den agorai (s. dort) griechischer Städte zudem mehrfach stoai als merkantile und administrative Funktionsbauten errichtet worden. Solche monumentalen Hallenbauten waren dann seit hellenistischer Zeit insbesondere bei den politischen Eliten als repräsentative Stiftungen beliebt. Diese Tradition wurde in der Kaiserzeit fortgesetzt. Eine römische Weiterentwicklung stellen die sog. Portiken (lat. Sg. porticus) dar (. 410 – 411). Mit diesem Begriff werden im Lateinischen sowohl – analog zum griechischen Terminus stoa – eine freistehende meist zweigeschossige Halle als auch einfachere überdachte Säulenstellungen bezeichnet, die anderen Bauten vorgelagert und mit diesen verbunden waren. Ferner wurde er für rechteckige, auf allen vier Seiten von Säulenhallen eingefasste Platzanlagen sowie im Bereich der Villenarchitekturen für unterschiedliche Säulenbauten (z. B. D-förmige Portiken, langgestreckte Pergolabauten etc.) benutzt. Eine Sonderform sind die Kryptoportiken (lat. Sg. cryptoporticus oder crypta, von griech. kryptos = verborgen) genannten überdachten Wandelgänge (. 412). Diese lagen entweder ganz oder zum Teil unterirdisch und waren daher wegen ihrer natürlichen Kühlung als luxuriöse Bauelemente römischer Villen sehr geschätzt. Römische
. 410 Porticus Metelli/Octaviae (republikanische Phase) vgl. . 300
. 411Porticus Pompei mit Theater
. 412 Cryptoporticus,
Aeminium/Portugal, 1. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 413 Römisches
Macellum von Lepcis Magna
porticus-Platzanlagen, die hauptsächlich dem Marktgeschehen dienten (s. u.), sind als macella (Sg. macellum) zu bezeichnen (. 413). Leschen und Exedren
Die lesche (gr. Gespräch) ist ein Versammlungsbau unbestimmter architektonischer Gestalt. Laut Pausanias (10, 15 ff.) war die von den Knidiern ins Apollonheiligtum von Delphi gestiftete lesche offenbar eine langrechteckige, von acht Innensäulen gestützte saalartige Halle. Leschai kennen wir sowohl von den öffentlichen Plätzen einer Stadt als auch aus Heiligtümern, wo sie zudem gelegentlich als Gästehäuser gedient haben. Zu den kleineren Versammlungsbauten ist die exedra zu zählen. Mit diesem latinisierten, ursprünglich griechischen Begriff ist dem eigentlichen Wortsinn nach ein Sitz im Freien gemeint. In der Tat gab es in antiken Heiligtümern, verstärkt in der hellenistischen und römischen Epoche, freistehende rechteckige oder halbkreisförmige Postamente mit integrierter umlaufender Sitzbank, die im archäologischen Sprachgebrauch als Exedren firmieren (. 414). Sie sind oftmals mit Statuen ihrer Stifter und deren Familienangehörigen geschmückt gewesen. Darüber hinaus werden mit dem Terminus Exedra auch offene Räume, die meist einen säulengeschmückten Eingang aufweisen, sowie nischenartige überdachte Annexbauten bezeichnet (. 415), die häufig als Versammlungsorte oder zur Aufbewahrung von Dokumenten/Denkmälern etc. dienten. Die Exedra im Sinn einer halbrunden Apsis ist dagegen eine mit dem frühchristlichen Sakralbau einsetzende Vorstellung.
. 414 Exedra V in der sog. Halos,
Delphi, 1. Hälfte 3. Jh. v. Chr.
. 415 Exedra m, Casa del Principe di Napoli,
Pompeji, 1. Jh. n. Chr.
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Hallen- und Versammlungsbauten
Bouleuterion, Prytaneion und Ekklesia
In den griechischen Städten begann sich erst langsam, das heißt seit dem 6. Jh. v. Chr. ein Interesse an der Errichtung eigener Bauten für wichtige Körperschaften des öffentlichen Gemeinwesens zu etablieren, das zum Bau eigener Gebäude für die städtischen Beamten (gr. prytanes = prytaneion), die Gerichte (gr. helieia) sowie die Mitglieder des Rates (gr. bouleutes = bouleuterion) führte. Abgesehen vom bouleuterion scheint hierfür jedoch kein eigenständiger Bautypus entwickelt worden zu sein. Bei den bekannten prytaneia handelt es sich eher um allgemein zugängliche Hausbauten mit einem Säulenhof (gr. peristyl) und Räume für die Gelage der prytanes sowie die öffentlichen Speisungen der mit dieser besonderen Ehre ausgezeichneten Honoratioren (. 416). Als ebenso bautypologisch indifferent können die ersten nachweisbaren bouleuteria in Form von Sälen und Hallen bezeichnet werden. Erst allmählich setzte sich dann ein Bautypus durch, der in der Grundform wie ein überdachtes Theater (gr. odeion) wirkt und eine halbrunde bzw. nur leicht gerundete oder eine über Eck geführte quadratische Stufenreihe (lat. cavea) besaß, die anstieg und als Sitzfläche für die Ratsherren diente. Solche Bauten sind gelegentlich mit einem peristylartigen Vorhof kombiniert und seit dem späten 4. Jh. v. Chr. immer prunkvoller ausgestaltet worden (. 417 – 420).
. 416 Prytaneion (li.) und Altes Bouleuterion (re.), Agora Athen,
Anfang 5. Jh. v. Chr.
. 417 Neues Bouleuterion (o.) mit Tholos (li.) und Altem
Bouleuterion (re.), Agora Athen, Ende 5. Jh. v. Chr.
. 418 Bouleuterion, Agora Poseidonia/Paestum, 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 419 Bouleuterion mit Peristyl-Hof, Milet, 2. Jh. v. Chr.
. 421 Pnyx, Athen, Zustand
des 4. Jhs. v. Chr.
. 420 Bouleuterion, Priene, 2. Jh. v. Chr.
Die Volksversammlungen (gr. ekklesia) fanden meist auf freier Fläche statt. In Athen beispielsweise versammelte man sich hierzu auf dem Hügel Pnyx (. 421). Dort lassen sich drei Bauphasen nachweisen. Im 5. Jh. v. Chr. wurde zunächst die natürliche Hanglage als Versammlungsplatz für etwa 6000 Personen genutzt. Im Norden lag eine niedrige Stützmauer, in die das bema (Rednertribüne) integriert war. Um 400 v. Chr. drehte man aus unbekannten Gründen die Anlage um 180°, was die Erbauung einer großen Stützmauer im Norden und erhebliche Erdaufschüttungen notwendig machte. Gut zwei Generationen später, um 340 v. Chr. fand eine abermalige Erweiterung statt, sodass fortan zwischen 12 000 und 24 000 Bürger Platz hatten. Zwei zu diesem Zeitpunkt in Angriff genommene Säulenhallen sollten den Bürgern wohl Schutz bei schlechtem Wetter bieten, sind aber niemals fertiggestellt worden.
Rednertribünen
Die von Rednern bei einer Volksversammlung genutzte Tribüne (gr. bema lat. rostra) war häufig nicht mehr als ein langrechteckiges steinernes Podium, zu dem eine Treppe hinaufführte. Inwiefern weiterer architektonischer und/oder dekorativer Aufwand betrieben wurde, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis. Wir wissen aber, dass die Römer ihre Rednertribünen deshalb rostra nannten, weil die des forum romanum ab 338 v. Chr. mit Schiffschnäbeln (lat. rostra Sg. rostrum) verziert gewesen ist. Wegen der immensen politischen Bedeutung der Rednertribünen zählten diese zu den bevorzugtesten Orten, an denen man Ehrenstatuen errichtete (. 422). 120
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Hallen- und Versammlungsbauten
. 422 Rostra, Forum Romanum, Rom
Comitium und Saepta
Die Reihe der römischen Versammlungsbauten beginnt mit dem comitium. Dabei handelt es sich um eine anfänglich recht einfache Anlage, ein kreisrunder unüberdachter Platz mit umlaufenden . 423 Frühe Phasen des Comitiums auf dem Forum Romanum in Rom mit der Graecostasis Sitzstufen (. 423), auf dem sich in Rom bestimmte, comitia genannte Gruppierungen/Stände zu Beratung sowie Wahlakten trafen. Im Zusammenhang mit dem römischen comitium berichten die antiken Quellen zudem von einer besonderen Sitzstufenvorrichtung für auswärtige griechischsprachige Gesandte, die nach diesen graecostasis genannt wurde. Während sich in Rom selbst keine archäologischen Reste republikanischer comitia nachweisen lassen, sieht dies im Fall der römischen Koloniestädte des 3. Jhs. v. Chr. Cosa (. 424) und Paestum (. 425) beispielsweise anders aus. Letzteres zeigt eine typologische Nähe zu den großgriechischen bouleuteria (. 418)
. 424 Comitium, Cosa, nach 273 v. Chr.
. 425 Comitium, Paestum, nach 273 v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 426 Saepta Iulia, Marsfeld Rom
und bezeugt so deren Vorbildcharakter. Ein besonderes Wahllokal ließ Iulius Cäsar auf dem Marsfeld in Rom errichten. Diese saepta iulia (. 426) genannte Anlage verlor jedoch spätestens unter Tiberius ihre Funktion und diente fortan als Einkaufszentrum für besonders teure Luxuswaren. Curia
Das Versammlungsgebäude des römischen Senats, die curia begegnet in der stadtrömischen Architekturgeschichte recht spät. Tagungen des Senats fanden häufig in Tempeln oder in Portiken statt. Das früheste wirklich archäologisch fassbare Beispiel in Rom ist erst 52 v. Chr. gebaut worden. Dieses von Iulius Cäsar am Rand des forum romanum errichtete, curia iulia genannte Gebäude wurde später zwar mehrfach umgebaut, behielt aber bis in die Spätantike sein ursprüngliches Erscheinungsbild wohl weitgehend bei. Gemäß seiner Funktion handelt es sich bei der curia um ein geschlossenes Tagungsgebäude mit Giebeldach. Das Innere ist zweigeteilt und wird von den beiden seitlich des Haupteingangs liegenden Sitztreppenanlagen für die Senatoren dominiert (. 427 – 428). Auch die aus den römischen Provinzen bekannten curiae (. 429 – 430) sind
. 427 Curia, Forum Romanum,
kaiserzeitliche Phase
. 428 wie . 427
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Hallen- und Versammlungsbauten
. 429 Curia,
Cosa (vgl.
. 424)
. 430 wie . 429
mehrheitlich solche Rechteckbauten, wobei viele von ihnen noch eine direkt gegenüber dem Haupteingang gelegene Apsis aufweisen. Basilika
Unter dem lateinischen Begriff basilica, dessen Ursprung wohl auf das griechische Adjektiv basilike (königlich) zurückgeht und dort vielleicht im Zusammenhang mit dem Terminus stoa als stoa basilike (königliche Halle) gebraucht wurde, ist ein großes hallenartiges Gebäude zu verstehen. Trotz der offenkundigen Herkunft des Wortes aus dem Griechischen kennen wir bislang keine griechischen Beispiele für diesen besonderen Bautyp. Basiliken waren mehrfunktionale Gebäude. Sie dienten als Markt- und Gerichtshallen, in denen zudem Bank- und Börsengeschäfte getätigt wurden, konnten aber auch als Thronsaal für hochgestellte Würdenträger fungieren sowie kleinere Tribunal-Heiligtümer (Postamente) beherbergen. Im Gegensatz zu den langrechteckigen stoai wirkten die basilicae gedrungener, da sie mehrschiffig (häufig drei, seltener fünf Schiffe) waren, wobei das Mittelschiff in der Regel höher als die Seitenschiffe gewesen ist, sodass genügend Licht über die obere Fensterreihe (Obergaden) des Mittel123
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5 Bauaufgaben
. 431 Basilica,
Pompeji, 2. Jh. v. Chr.
. 432 wie . 431
schiffs in das Innere fiel. Gegenüber dem Haupteingang lag häufig ein erhöhtes Tribunal, während die Schmalseiten meist mit Apsiden versehen waren. Der Zugang konnte sowohl über eine Schmal- als auch Langseite erfolgen. Die erste basilica ließ Cato der Ältere 184 v. Chr. auf dem forum romanum in Rom errichten. Sie wurde nach dem Gentilnamen seines Stifters basilica porcia genannt. Die früheste tatsächlich archäologisch nachweisbare basilica ist gegen 120 v. Chr. in Pompeji erbaut worden (. 431 – 432). Der Bautyp war als multifunktionale Repräsentationsarchitektur nicht nur in der Repub-
. 433 Basilica Aemilia, Forum Romanum, augusteische Phase
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Hallen- und Versammlungsbauten
. 434 wie . 433
lik, sondern auch in der Kaiserzeit sehr beliebt. So kennen wir nicht nur aus Rom (. 433 – 434), sondern auch aus den Provinzen zahllose Beispiele. Die prächtigsten und größten basilicae waren zweifelsohne die basilica ulpia des Kaisers Marcus Ulpius Traianus auf seinem Forum in Rom (. 435 – 436) sowie die des Maxentius am forum romanum (. 437 – 438). Basilicae kamen in der kaiserzeitlichen Architektur häufig als Platzbegrenzung zum Einsatz (s. auch unter forum). Sie sind aber auch in der Vil. 435 Basilica Ulpia,
Forum Traiani
. 436 wie . 435
. 437 Basilica des Maxentius, Forum Romanum
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5 Bauaufgaben
. 438 wie . 437
len- und Palastarchitektur nachweisbar, wo sie die Funktion eines aula regia genannten thronhallenähnlichen Saales für das kaiserlich-höfische sowie aristokratische Aufwartungszeremoniell übernahmen. Als Versammlungsbau schlechthin wird die basilica in der Spätantike schließlich zum wichtigsten Grundtyp des frühchristlichen Kirchenbaus. Anstelle des Kaisers oder des Tribunal-Heiligtums in der Achse/Apsis der basilica nahm jetzt der christliche Altar sowie der Chor der kirchlichen Würdenträger bis hin zum Bischofsthron diesen Platz ein. Vereinsbauten
In lateinischen Inschriften werden Vereine als scholae (Sg. schola, wörtlich Muße, Freizeit von gr. schole) bezeichnet. Gemeint sind damit Berufsverbünde, Bestattungsvereine, aber auch religiöse Gemeinschaften, die collegia (Sg. collegium). Bereits in hellenistischer Zeit hat es Vereinshäuser wie das der Poseidoniasten, der Verehrer des Poseidon aus Berytus (Beirut), auf Delos gegeben (. 439). Von hier aus lässt sich jedoch keine direkte Entwicklungslinie zu den römischen Vereinshäusern ziehen, die in bautypologischer Hinsicht aufgrund ihrer Multifunktionalität ebenfalls indifferent bleiben. Diese Anlagen waren in der Regel eine Kombination aus repräsentativer Versammlungsstätte und Banketthaus, wobei sich jedoch kein ausgeprägter Vereinshaustyp fassen lässt. In den größeren Städten des Imperiums hat es zahlreiche Vereinshäuser gegeben. Mehrheitlich handelte es sich hierbei entweder um Peristylhäuser oder um mittelgroße, in größere Wohnblöcke (insulae) eingebettete Raumgruppen mit zentralem Innenhof und angrenzenden Räumen, die zum Teil mit Klinen für Gelage ausgestattet waren (. 440). Größere Anlagen besaßen einen forumsähnlichen Platz (. 441). Auch sind 126
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
. 439 Vereins-
haus der Poseidoniasten von Berytus, Delos, 2. Jh. v. Chr.
regelrechte Saalbauten als Vereinshäuser belegt. Zudem zeichnen sich die Vereinshäuser oftmals durch eine figürliche Ausstattung (Plastik, Malerei, Mosaik) aus.
Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten . 440 Sede degli Augustali, Ostia, 3. Viertel 2. Jh. n. Chr.
Theater
Beim griechischen Theater handelt es ursprünglich nicht um eine Stätte der Unterhaltung. Das Theater resultierte vielmehr aus heiligen Kulttänzen zu Ehren des Gottes Dionysos in Athen und umfasste neben der Komödie und Tragödie das sog. Satyrspiel. Die wichtigsten Aufführungen fanden im Monat anthesterion (Februar/März) statt. Kultfeiern gab es auch für andere griechische Götter, und schon die minoischen Paläste besaßen in den großen, zum Teil von Sitzstufen umgebenen Plätzen offenbar entsprechende erste bauliche Anlagen, von denen allerdings keine direkte Traditionslinie zum späteren griechischen Theaterbau geknüpft werden kann (. 442). Der griechische Begriff theatron geht auf das griechische Verb theaomai zurück, was mit schauen oder auch sehen zu übersetzen ist, bzw. auf das Substantiv theama in der Bedeutung Anblick respektive Schauspiel. Die Genese des griechischen Theaterbaus ist in der Forschung nach wie vor umstritten. Die schon in geometrischer Zeit bekannten rituel127
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5 Bauaufgaben
. 441 Ärzte-Schola der Insula 2, Velia, hadrianisch
len Tänze und Gesänge zu Ehren des Gottes Dionysos fanden wohl allesamt in einer natürlichen Umgebung statt, das heißt es gab eine freie plane Spielfläche, die orchestra, um die herum die Zuschauer auf der Erde saßen oder auch standen. Da das spätere DionysosTheater in Athen am Abhang der Akropolis lag, kann man sich sehr gut vorstellen, dass dies auch der Ort der frühen Theateraufführungen gewesen ist und die Zuschauer somit die natürliche Hanglage als Sitzfläche nutzten. Eine solche topographische Situation war aber nicht an jedem Ort gegeben, sodass man auch mit aufgeschütteten Erdwällen und/oder hölzernen Tribünen (gr. ikria) rechnen muss. Ebenso umstritten bleibt die Frage der Gestaltung der orchestra. Lange Zeit ging man mit Wilhelm Dörpfeld davon aus, die Keimzelle des griechischen Theaters sei der kreisrunde Tanzplatz. Durch die Entdeckung der spätarchaischen, um 500 v. Chr. zu datierenden Theateranlage des attischen Thorikos (. 443) kennen wir aus der Frühzeit mittlerweile aber auch eine langovale Orchestra. Es erscheint daher
. 442 Stufenanlage im Westhof
des minoischen Palastes von Phaistos/Kreta
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
. 443 Thorikos,
um 500 v. Chr.
nicht mehr unmöglich sich vorzustellen, dass das archaische und klassische DionysosTheater in Athen eine ebensolche Form hatte. Kanonisch wurde allerdings der spätklassische Theaterbau, wie er uns aus dem 4. Jh. v. Chr. in Gestalt der steinernen Theater von Athen (. 444) und Epidauros (. 445) auch heute noch vor Augen steht. Vor einem natürlichen Hang, der als Zuschauerraum genutzt wurde, lag eine kreisrunde orchestra. Der Bereich für die Zuschauer bestand aus ringförmig angeordneten steinernen Sitzstufenreihen (gr. koilon), die zusammengenommen ursprünglich nicht ganz halbkreisförmig waren. Zwischen den Sitzblöcken gab es diazoma (Pl. diazometa) genannte Durchgänge. Die erste, direkt an der orchestra gelegene Zuschauerreihe hieß prohedrie und war der Ort der Ehrensitze für die Dionysospriester und andere Honoratioren. Im späten 4. Jh. v. Chr. begann man die orchestra mit einem festen Bühnengebäude, der skene abzuschließen. Die skene beherbergte die Bühnenbilder. Diese skenographia war berühmt für ihren Illusionismus. Ab dem 3. Jh. v. Chr. verlagerte sich das Spielgeschehen von der orchestra . 444 Dionysos-Theater, Athen, spätklassi-
sche Phase (Regierungszeit des Lykurg)
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5 Bauaufgaben
. 445 Epidauros, 330/320 v. Chr.
auf eine der skene direkt vorgelagerte und daher proskenion genannte erhöhte Bühne. Auch wurde der Zuschauerraum mehr und mehr zu einem Halbrund ausgestaltet, dessen Ausdehnung direkt mit der der langrechteckigen Bühne korrespondierte, was dem Theaterbau eine geschlossene Form verlieh. Die jetzt notwendigen seitlichen Zugänge, die parodoi (Sg. parodos) wurden gelegentlich mit torartigen Eingängen besonders akzentuiert (. 446). Die römischen Theater stellten wie der Begriff theatrum eine Übernahme aus dem Griechischen dar. Insofern verwundert es nicht, dass die frühesten bekannten römischen Steintheater im 1. Jh. v. Chr. in Kampanien, einer uralten Kulturlandschaft und Kontaktzone der italischen Welt zu den griechischen Städten Unteritaliens, errichtet wurden. Im Gegensatz zu ihren griechischen Vorläufern nutzten die römischen Theater in der Regel keine natürlichen Hanglagen aus, sondern waren als freistehende Bauten konzipiert, was dazu führte, dass der gesamte Zuschauerraum aufwändig mit Substruktionen versehen werden musste. Diese gewölbeartigen Strukturen dienten dann zur Aufnahme eines ausgeklügelten Treppen- und Gangsystems zwecks Leitung der Besucherströme. Beim freistehenden römischen Theaterbau (. 447 – 448) war auch die breite Bühne (lat. pulpitum) mit samt der Bühnenfront (lat. scaenae frons) mauertechnisch fest in die gesamte Gebäudestruktur eingebunden. Die scaenae frons (. 449) zeigte in der Regel eine mehrstöckige mit zahlreichem Skulpturenschmuck versehene Säulen- und Nischenarchitektur. Bei den hierbei zur Aufstellung gelangten Statu. 446 Priene,
hellenistisch
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
. 447 Theater des Baumeisters
Zenon, Aspendos, 161 – 168 n. Chr.
. 448 wie . 447
. 449 wie . 447
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5 Bauaufgaben
. 450 Theater des Pompeius, Marsfeld Rom, Einweihung 55 v. Chr.
en handelte es sich fast immer um Abbilder des regierenden Kaisers und seiner Familie, der Stifter und ihrer Angehörigen oder weiterer Honoratioren sowie Bilder von Göttern und Heroen, die meist in einem direkten Zusammenhang mit der lokalen Kulttopographie der jeweiligen Stadt standen. Am pulpitum selbst prangte häufig ein mehrfiguriger Relieffries, dessen Thema zumeist aus dem Bereich der städtischen Gründungslegende stammte und somit ebenfalls von Bedeutung für die Repräsentation lokaler Identitäten war. Die orchestra und der mit dem lateinischen Fachterminus als cavea zu bezeichnende Zuschauerraum waren bei römischen Theatern stets halbrund. Die cavea bestand aus einzelnen Sitzreihenkeilen (lat. cunei Sg. cuneus), um die herum ein Gürtelgang (lat. praecinctio) führte. In der Hauptstadt Rom hat es nach Ausweis der hierzu erhaltenen Schriftquellen vor der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. nur temporäre Holztheater gegeben. Der römische Senat hatte die Errichtung eines steinernen Baus aus politischen Erwägungen schlichtweg untersagt, da er wohl befürchtete, eine solche dauerhafte Spielstätte könnte als Versammlungsort aufrührerischer Volksmassen missbraucht werden. Erst Pompeius dem Großen gelang es im Jahr 55. v. Chr. dieses Gebot zu umgehen, indem er sein steinernes Theater (. 450 – 451) als Treppenaufgang und damit als Weihegeschenk für den oberhalb der cavea von ihm errichteten Tempel der Venus Victrix deklarierte. Vor dem Theater ließ er zusätzlich eine aufwändige von Säulenhallen gerahmte Platzanlage errichten. Dieses bauliche Ensemble stellte gewissermaßen die Ouvertüre zu den späteren Kaiserforen in Rom dar (s. unter Forum). Das Theater des Pompeius wurde bis in die Spätantike hinein genutzt. In augusteischer Zeit kamen zwei weitere Theaterbauten hinzu, das Balbus- und das Marcellus-Theater (. 452 – 453). In den Städten des Imperium Romanum erfreute sich der Theaterbau besonders im 1. und 2. Jh. n. Chr. besonderer Beliebtheit (. 454 – 456). Die Anlagen dienten nicht nur zur Veranstaltung
. 451 wie . 450
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
. 453 wie . 452 . 452 Theater des Marcellus, Marsfeld Rom, augusteisch
. 454 Aurausio/
Orange, 1. Jh. n. Chr.
. 455 Taormina, kaiserzeitliche Bauphase
(1. Jh. n. Chr.)
entsprechender Theateraufführungen, sondern funktionierten vor allem als prächtige Festkulisse für wichtige Zusammenkünfte des städtischen Gemeinwesens im Zusammenhang mit bedeutenden Kultfeiern und darin eingeschlossenen Prozessionen. Da die Zuschauer hierbei gestaffelt nach sozi. 456 Bosra, 2. Jh. n. Chr. alen Rangstufen Platz nahmen (s. auch unter Amphitheater), spiegelte die Sitzverteilung im Theaterrund gewissermaßen die gesellschaftliche Ordnung im Imperium Romanum wider. Einige dieser provinziellen Theater blieben so gut erhalten, dass sie unsere Vorstellung vom römischen Theaterbau bis heute prägen. Neben der beschriebenen kanonischen Theaterform mit halbrunder orchestra sind im griechischsprachigen Osten des Reiches aber auch Theater mit kreisrunder orchestra errichtet worden, allerdings wie bei den Römern üblich ebenfalls als freistehende Bauten. 133
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5 Bauaufgaben
Odeion
Griechen wie Römer kannten zudem unter den Begriffen odeion (gr.) respektive odeum (lat. auch theatrum tectum) ebenso die Form des gedeckten Theaters. Vorbildhaft war ein unter Perikles in der Nähe des Dionysos-Theaters errichteter überdachter Säulenbau (. 457), der wiederum nach Aussage der antiken schriftlichen Überlieferung hierzu das prunkvolle Festzelt des Perserkönigs Xerxes nachahmte. Im odeion fanden die musischen Wettkämpfe des Panathenäenfestes statt. Das Gebäude brannte während der sullanischen Belagerung der Stadt im Jahr 86 v. Chr. und wurde später durch einen Nachfolgebau ersetzt. Der Schwiegersohn und Freund des Augustus, Marcus Vipsanius Agrippa (. 458 – 459) ließ zudem auf der Athener Agora ein großes und prachtvoll ausgestattetes odeion errichten, das bautypologisch gesehen bereits auf das Engste mit kleinasiatischen bouleuteria (s. dort) verwandt war. Dieser Bautypus ist dann auch vorbildhaft für andere römische odeia . 457 Odeion des Perikles, Athen, Bezirk des Dionysos-Theaters, Mitte 5. Jh. v. Chr.
. 458 Odeion des Agrippa, Agora Athen, augusteisch
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
. 459 wie . 458
. 460 Pompeji, Theater
(li.) und Odeion (re.)
gewesen, wie sie uns außerhalb Roms in einigen Provinzstädten (. 460) bereits aus dem 1. Jh. v. Chr. erhalten geblieben sind. Die Grundrisse der stadtrömischen Bauten kennen wir dagegen hauptsächlich durch einen aus severischer Zeit stammenden marmornen Stadtplan, der sog. forma urbis romae. 135
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5 Bauaufgaben
Amphitheater
. 461 Plan des
Forum Romanum mit eingezeichnetem Plan eines ephemeren Amphitheaters
Das amphitheatrum ist eine spezifisch römische Erfindung, auch wenn der Begriff aus dem Griechischen stammt, wobei der Terminus erstmals in augusteischer Zeit verwendet wurde. Vorher sprach man von spectacula. Amphitheatron meint wörtlich (von gr. amphi um … herum, beid-, doppel-) ein Doppeltheater. Wie die regulären Theaterbauten so waren auch die Amphitheater in Rom zunächst ephemere Holzarchitekturen, die man anfangs anlässlich von Bestattungsfeiern und später dann auch Götterfesten im Bereich des forum romanum errichtete (. 461). Kennzeichnend für den Bautypus ist der elliptische Grundriss, der aus der Zusammenfügung zweier Theaterhälften entstand. Die Zuschauer hatten so auf allen Sitzen einen optimalen Blick auf die sich zu ihren Füßen in der Mitte vollziehenden Spektakel. Eine absolute Ausnahme stellt das längsrechteckige Amphitheater von Caesarea/Cherchel in Mauretanien dar. Erste steinerne Amphitheater wurden, wie dies auch bei den Theatern der Fall gewesen ist, im 1. Jh. v. Chr. in Kampanien errichtet. So dürfte das von Pompeji ca. 70 v. Chr. entstanden sein. Es war damals üblich, die Amphitheater in natürliche Felsen oder Erdreich einzubetten. Dies kann beispielsweise in Alba Fucens, Pompeji (. 462) und Sutri beobachtet werden. Spätere Bauten standen hingegen meist vollkommen frei. Insgesamt blieben 200 Beispiele erhalten. Die Mehrzahl stammt aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr. Amphitheater lagen wegen des damit verbundenen Gefahrenpotentials sowie des zu erwartenden Besucherandrangs meist auf freien Flächen am Rande der Siedlungen. Ab dem 3. Jh. n. Chr. wurden sie zumeist in die zu diesem Zeitpunkt unter dem Eindruck einer allgemeinen Krisensituation neu entstehende Befestigungssysteme integriert. Das älteste steinerne Amphitheater Roms ließ im Jahr 29 v. Chr. Statilius Taurus auf dem Marsfeld erbauen. Das berühmteste römische Amphitheater ist das nach der in der Nähe stehen. 462 Pompeji, 1. Jh. v. Chr. den Kolossalstatue des Nero sog. colosseum
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
(. 463 – 465). Erbaut wurde es 80 n. Chr. mit Geldern
aus der Beute gegen die Juden an der Stelle, wo ein zum goldenen Haus des Nero gehörender künstlicher See gelegen hatte. Das Amphitheater bot mindestens 50 000 Zuschauern Platz und konnte mit riesigen Sonnensegeln (lat. vela) abgedeckt werden, die eine extra zu diesem Dienst abgestellte Mannschaft geschulter Matrosen an langen hölzernen Stangen aufzog. Die Außenseite bestand rundum aus halbsäulengefassten Arkadengängen, wobei die Halbsäulen des Erdgeschosses dorische, die des ersten ionische und die des zweiten Obergeschosses korinthische Kapitelle trugen. Darüber erhob sich eine geschlossene mit korinthischen Pilastern geschmückte Wand, in die die Halterungen der Stangen für das Sonnensegel eingearbeitet waren. Der Zuschauerraum mit seinen steinernen Sitzstufen, die direkt auf den gewölb-
. 464 wie . 464
. 463 Kolosseum,
80 n.Chr.
. 465 Zugang zum Untergeschoss des Kolosse-
ums mit Käfigen und Hebevorrichtungen
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5 Bauaufgaben
ten Arkadengeschossen aufsaßen, war von unten nach oben hierarchisch gegliedert. Ganz unten standen die namentlich beschrifteten Ehrensitze für die Senatoren, dann kamen die Plätze für die Ritter, die Bürger, die Fremden (lat. peregrini Sg. peregrinus) und schließlich die für die Sklaven und Frauen. Der Zugang zu den einzelnen Rängen erfolgte über ein ausgeklügeltes Treppen- und Gangsystem. Die Zuschauer erhielten nummerierte Eintrittsbillets und durften nur bestimmte passend nummerierte Eingänge und Treppenhäuser benutzen. Unter der Spielfläche befand sich ein mehrstöckiges Untergeschoss, in dem die Hebesysteme für versenkbare Kulissen ebenso wie die Käfige für die Tiere sowie Gangsystem für die Gladiatoren untergebracht waren. Stadion
Der Begriff geht auf das 600 Fuß oder 6 plethra (Sg. plethron = 100 Fuß) umfassende griechische Längenmaß stadion (zwischen 162 und 210 m) zurück. Gemeint ist damit spätestens seit dem späten 6. Jh. v. Chr. ein entsprechend langer Kampfplatz im Allgemeinen oder eine Laufbahn im Speziellen (. 466). In der Antike konnten hierfür auch die Begriffe agon und dromos synonym Verwendung finden. Die archaischen Stadien waren keine gebauten Architekturen, sondern langgestreckte natürliche Anlagen, die in flachen Tälern lagen und natürliche Böschungen oder künstlich angeschüttete Wälle als Zuschauertribünen nutzen. Jedes Stadion besaß eine Startvorrichtung (gr. balbis)
. 466 Schematische Entwicklung antiker Stadionanlagen
an der Startlinie (gr. aphesis) sowie eine Wendemarke (gr. terma). Ab dem 5. Jh. v. Chr. begann man zumindest in den großen panhellenischen Heiligtümern mit der Errichtung dauerhafterer Anlagen, die jedoch auch erst im 4. Jh. v. Chr. nach und nach in Steinarchitekturen überführt wurden. Stadien gab es sowohl in den Heiligtümern als auch in den Städten, dort häufig im Zusammenhang mit dem Gymnasium oder dem Theater. Diese Bauten dienten nicht nur dem Wettkampf, sondern auch der städtischen Repräsentation, indem dort festliche Aufzüge stattfanden. Hippodrom und Circus
Gesonderte Stätten für Wagenrennen wurden in der Antike hippodromoi (Sg. hippodromos von gr. hippos Pferd und dromos Bahn, Gang) genannt. Die Römer verwendeten ebenfalls diesen Begriff oder sprachen von einem circus. Solche Anlagen sind seit dem 138
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
frühen 7. Jh. v. Chr. für Heiligtümer und Städte nachgewiesen (680 v. Chr. erster Beleg in Olympia). Es handelt sich hierbei grundsätzlich um U-förmige bis zu 800 m lange Bahnen mit Start- und Zielvorrichtungen inklusive Wendemarken sowie umgebenden Wällen für Zuschauer. Wegen der Abmessungen verzichtete man vielerorts auf eine dauerhafte architektonische Gestaltung der hippodromoi und beließ es bei einfachen Erdarchitekturen. Im Imperium Romanum waren die circi die größten Unterhaltungsbauten. Wie in Griechenland so sind auch in Rom die ältesten Anlagen in natürlichen Geländevertiefungen eingebettet gewesen. Die Spiele (lat. ludi) waren von Beginn an mit Götterfesten verbunden. Ab dem 5. Jh. v. Chr. fanden die Zwei- (lat. biga) und Viergespann(lat. quadriga) Rennen in der Senke zwischen den beiden Hügeln Palatin und Aventin statt. Dieser Ort wurde nach seiner Größe circus maximus (. 467) genannt. Der circus wurde in den folgenden Jahrhunderten ständig erweitert, wobei man die einzelnen Teile nach und nach in Stein errichtete. Der erste vollständige Steinbau stammt aber erst aus traianischer Zeit und dürfte um 100 n. Chr. geweiht worden sein. Er fasste einst auf einer Fläche von 620 × 140 m wohl 150 000 bis 200 000 Zuschauer. Weitere circi sind für Rom nachgewiesen, darunter auch ein regelrechtes stadion für griechische Wettkämpfe, der Vorgängerbau der heutigen Piazza Navona. Kennzeichnend für circi ist ein längsgestreckter U-förmiger Grundriss, der an den beiden Langseiten sowie der bogenförmigen Schmalseite von Sitzstufen eingefasst wird. Die gerade Startseite blieb ohne Zuschauertribüne. Unter den Zuschauerrängen gab es in den tragenden Substruktionen diverse Läden (lat. tabernae) sowie Bordelle (lat. lupanaria). Die Längsachse der Rennbahn wurde durch einen Entwässerungskanal (lat. euripus) und eine Barriere (lat. spina) geteilt. Auf der Spina standen Rundenzähler, Göttertempelchen, Skulpturen, Obelisken etc. In den Provinzen gab es nur vergleichsweise wenige Circusbauten, was sicher an den immens hohen Kosten für die Spiele lag, die sich nur wenige besonders reiche Städte wie Lepcis Magna (. 468), Merida oder Tarragona leisten konnten. Typisch für den griechischsprachigen Osten war ein verkürzter Typus, der auch für Gladiatorenspiele Verwendung fand. Entsprechende Beispiele blieben in Antiochia, Caesarea, Gerasa und Tyros erhalten. Des Weiteren verfügten manche besonders luxuriösen Wohnsitze und vor allem die spätantiken Palastvillen über eigene circi. Exemplarisch in dieser Hinsicht ist die an der Via Appia gelegene Villa des Maxentius (. 533).
. 467 Circus
Maximus, Rom, Zustand des frühen 3. Jhs. n. Chr.
. 468 Lepcis
Magna, frühkaiserzeitlich mit späteren Umbauphasen
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5 Bauaufgaben
Gymnasium
. 469 Unteres
Gymnasium, Priene, 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr.
Komplexere Stätten anfänglich rein sportlicher und später auch geistiger Bildung besaßen die Griechen in Gestalt des gymnasion und der palaistra. Die Römer übernahmen dieses Modell mit samt den Begriffen, die sie als griechische Fremdwörter nur leicht in gymnasium respektive palaestra veränderten. Der Terminus gymnasion/gymnasium ist erst seit dem 4. Jh. v. Chr. belegt und meint vom Wortsinn her (gr. gymnos nackt) einen Ort, an dem man sich unbekleidet zeigte, wie es im Kontext der Athletik griechische Sitte war. Spätestens seit klassischer Zeit trafen sich die jungen Söhne der städtischen Eliten im gymnasion aber nicht nur, um dort ihren Körper als Vorbereitung für den Militärdienst zu trainieren, sondern zur geistigen Bildung, wozu neben musischen Aktivitäten bald auch der Unterricht durch Philosophen gehörte. Im 6. und 5. Jh. v. Chr. scheint ein gymnasion zumeist nicht mehr als ein einfacher schattiger Platz mit langer Laufbahn gewesen zu sein. Eine wirkliche bauliche Ausgestaltung hat die Mehrzahl dieser Anlagen erst im Lauf des 4. Jhs. v. Chr. erhalten. Im Hellenismus wird der Bautypus hin zu einem multifunktionalen Architektur- und Platzensemble weiterentwickelt. Die häufig über zwei Hektar großen Areale zählen zu den größten Bauvorhaben der Zeit. Ein solches gymnasion (. 469 – 470) besteht jetzt im Kern aus einem großen freien Platz, um den herum sich verschiedene funktionell getrennte Baubereiche gruppieren. Hierbei handelt es sich im Einzelnen um eine lange Rennbahn (gr. dromos), eine überdachte Laufbahn (gr. xystos), lange Säulenhallen mit Räumen für Unterricht und Übungen, ein Umkleide-
. 470 wie . 469
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Unterhaltungs-, Sport- und Bildungsstätten
zimmer (gr. apodyterion), einen Salbraum (gr. elaioterion), Wasch- und Badezimmer (gr. loutra), einen warmen Herdraum (gr. pyriaterion), Toiletten sowie exedrai für Aufenthalt und Unterricht. Hinzu kamen Ballspielplätze und kleinere Heiligtümer für traditionell mit dem gymnasion verbundene Gottheiten wie Herakles, Hermes und die Musen. Aufwändig gestaltete Torbauten markierten den jeweiligen Eingang und dienten auch als optische Trennung zu einer häufig sich anschließenden palaistra (s. dort). Insbesondere im kleinasiatischen Raum pflegte man zudem einen ausgesprochenen Materialluxus. Diese sog. Prunkgymnasien in Ephesos, Milet und Priene glänzten durch kostbare Baumaterialien und eine reiche Ausstattung mit Bauplastik, Skulpturen und Gemälden. Hinzu kamen wie in Pergamon und Rhodos neue Raumstrukturen in Form von gesonderten Bibliotheks- und Theaterräumen. In dieser Form entwickelte sich das jeweilige gymnasion in den Städten zu einem der wichtigsten Repräsentationsorte der lokalen wie überregionalen Eliten, die in Gestalt von Ehrenstatuen dauerhaft in diesem Bereich präsent blieben. Ein gymnasion galt als Ausweis städtischer Urbanität und griechischer Kultur schlechthin. Von den einheimischen Ägyptern wurden die Griechen daher als die Leute vom gymnasion bezeichnet. Vielfach waren es deshalb gerade die Herrscher der hellenistischen Königreiche, die sich eingedenk der offenbar hohen identitätsstiftenden Bedeutung solcher Anlagen damit hervortaten, deren Bau zu finanzieren. In der römischen Architektur spielt das gymnasium abgesehen von den griechischen Provinzen, wo eine Reihe von Restaurierungen, Umbauten und Erweiterungen älterer Anlagen zu verzeichnen ist, keine große Rolle. Seine Funktion als multifunktionale Areale für Freizeit und Sport übernehmen in der Kaiserzeit weitgehend die großen Thermenbauten (s. dort). Im Villenbereich gab es allerdings zahlreiche Imitationen griechischer gymnasia, bei denen es sich häufig um kleinere mit Athletenfiguren geschmückte Platzanlagen gehandelt hat. Palästra
Eine palaistra (lat. palaestra) meint vom ursprünglichen Wortsinn her eigentlich nur eine Anlage für Ringer (Ringerschule). Tatsächlich bezeichnete man mit diesem Begriff in der Antike aber einen fast quadratischen, auf allen vier Seiten von Säulenreihen umgebenen Platz, auf dem Trainingsaktivitäten jedweder athletischen Sportart stattfanden. Hinter den Säulen lagen häufig Räume zur speziellen Vorbereitung der einzelnen Disziplinen sowie Umkleide- und Badezimmer. In dieser baulichen Gestalt hat sich die palaistra, die noch im 5. Jh. v. Chr. meist ein öffentlicher im Zentrum der Städte liegender Platz gewesen ist, vor allem seit hellenistischer Zeit (. 471) mehr . 471 Olympia, Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
und mehr aus dem gymnasion herausgelöst und als eigenständiger Bautyp verselbstständigt, so wie ihn auch Vitruv (5, 11) kennt und beschreibt. Im 2. Jh. n. Chr. wurde der Bautypus palaestra dann weitgehend in den der thermae (s. dort) integriert. Bibliotheken
Aufbewahrungsorte für Bücher (gr. wörtlich bibliotheke, von dort ins Lateinische als Sg. bibliotheca, Pl. bibliothecae übernommen) besaßen in der Antike kein festgelegtes bautypologisches Schema. In der Regel handelte es sich nicht einmal um selbstständige Gebäudetrakte. Eigene Räumlichkeiten mit speziellen Vorrichtungen zur Aufnahme der Schriftrollen (. 472) sind erst aus der Zeit des Hellenismus bekannt. Hinzu kamen Lese- und Vortragsräume (sog. exedrai). Wie die berühmte Bibliothek in Alexandria aussah, wissen wir leider nicht. Die in Pergamon (. 473) war offenbar in den Hallen des AthenaHeiligtums untergebracht und verfügte somit noch über keinen eigenen Bau. Wahrscheinlich galt dies ebenso für die frühen Bibliotheken Roms, von denen wir uns allerdings mangels archäologischer Reste keine rechte Vorstellung machen können. Zumindest ist klar, dass auch die beiden großen Bibliotheken (in der einen waren die griechischen und in der anderen die lateinischen Bücher untergebracht) des forum traiani keine selbstständigen Gebäude, sondern Annexbauten der basilica ulpia waren (. 474). Freistehende Bibliotheksgebäude sind uns dagegen vor allem aus dem 2. Jh. n. Chr. im griechischen Sprachraum bekannt. Zu den prominentesten Beispielen zählen die Bibliothek in Ephesos mit integrierter Grabkammer des Stifters Celsus und mehrgeschossiger statuengeschmückter Prunkfassade (. 475) und die als hallengesäumte Platzanlage gestaltete, von Kaiser . 472 Rekonstruktion
eines hellenistischen Bibliotheksschrankes
. 473 Bibliothek in den
Hallen des Heiligtums der Athena, Akropolis Pergamon, 2. Jh. v. Chr.
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Wasserkultur
. 475 Bibliothek des Celsus, Ephesos, 114 – 125 n. Chr.
. 474 Bibliotheksräume des Forum Traiani, Rom
Hadrian gestiftete Bibliothek in Athen (. 476). Bei den vielen bibliothecae der römischen Villen wird es sich hingegen zumeist um kleinere Annexbauten bzw. bestimmte Räume gehandelt haben.
Wasserkultur Wasserzufuhr, Abwasser und Toiletten
Wasserleitungen aus ineinandergesteckten Tonoder Bleirohren gab es ab dem 6. Jh. v. Chr. in vielen griechischen Städten. Daneben waren Stollen und gedeckte Kanäle zur Wasserversorgung üb- . 476 Grundriss der Bibliothek des Hadrian, Athen lich. Noch heute kann auf Samos der tief in den Bergfelsen getriebene mannshohe Kanal des Eupalinos aus dem 6. Jh. v. Chr. besichtigt werden (. 477). In der Regel bestand das Wassersystem in griechischen Städten aus Druckwasserleitungen, die wie in Pergamon durchaus einen beträchtlichen Umfang erreichen konnten. In römischer Zeit wurden die Wasserleitungssysteme erheb143
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5 Bauaufgaben
. 477 Kanal des
Eupalinos, Samos, 6. Jh. v. Chr.
lich ausgebaut. Bereits am Ende des 4. Jhs. v. Chr. (312 v. Chr. aqua Appia) errichtete man in Rom die ersten bogenförmigen Überlandwasserleitungen ( . 478) , die sog. Aquädukte (von lat. aquaeductus Wasserführer). Die erste komplett oberirdisch verlaufende Wasserleitung war die 144 v. Chr. in Betrieb genommene aqua Marcia. Im 1. und 2. Jh. n. Chr. stieg der Wasserbedarf der Hauptstadt durch die zahlreichen Brunnen und Thermenanlagen derart an, dass sich die Kaiser selbst um den Bau neuer Aquäduktanlagen bemühten (aqua Virgo, Iulia, Claudia, Traiana). Gesammelt wurde das Wasser in unterirdischen Riesenzisternen, die man entweder aus dem natürlichen Fels herausschlug oder mauerte und mit Mörtel abdichtete. Die Wasserverteilung erfolgte über Verteilertürme (lat. castellae) und öffentliche Brunnen(-häuser). Größere unterirdische Abwassersysteme sind vor allem aus Rom bekannt. Bereits in der Königszeit legte man dort einen riesigen, per Kahn befahrbaren Abwasserkanal an, die cloaca maxima, die direkt in den Tiber mündete. In ähnlicher Weise dürften viele an Flüssen oder dem Meer gelegene antike Städte ihren Unrat entsorgt haben. Dabei bediente man sich in
. 478 Idealansicht eines
römischen Aquädukts
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Wasserkultur
aller Regel aber oberirdisch verlaufender Kanäle und Wasserrinnen in den jeweiligen Straßen. In abwassertechnischer Hinsicht waren gerade die römischen Städte bestens organisiert. Viele von ihnen besaßen sogar öffentliche Toilettenhäuser, wo die anfallenden Fäkalien durch unterhalb der Toilettensitze verlaufende und durchgängig mit Fließwasser versehene Kanäle weggespült wurden. Toiletten mit Wasserspülung gab es zwar bereits im minoischen Palastbau und auch die nachfolgenden Epochen (. 479) kannten selbstverständlich einfache Grubenvorrichtungen, doch es war erst die römische Baukunst, in der sich die Architekten der Latrine als einer durchaus eigenständigen Bauaufgabe widmeten. Viele der kaiserzeitlichen Latrinen sind häufig ausgesprochen luxuriös gewesen. Marmor als Baumaterial und kostbare Dekore kamen nicht selten vor. Dieser Luxus korrespondierte mit einer besonderen Sorge um die eigene Gesundheit innerhalb der städtischen Eliten der römischen Kaiserzeit, was auch die genaue Beobachtung der Körperausscheidungen mit einschloss.
. 479 Latrine im
hellenistischen Gymnasium von Minoa/Amorgos
Brunnenhäuser und Nymphäen
Neben der Vielzahl kleinerer unterschiedlich gestalteter Brunnen gab es seit dem späten 7. Jh. v. Chr. in Griechenland auch repräsentative Brunnenhäuser (gr. Sg. krene). Anfänglich häufig von lokalen Alleinherrschern (gr. tyrannoi Sg. tyrannos) gestiftet handelt es sich hierbei um architektonische Fassungen von Quell-, Grund- und Leitungswasser. Diese repräsentativen Schutzbauten hatten stets eine Vorrichtung zum Schöpfen des Wassers. Bautypologisch betrachtet weisen die bekannten Beispiele eine Reihe von Anleihen (Quaderbauweise und Säulen) aus der Sakralarchitektur auf (. 480). Für die römische Zeit sind sog. Prunknymphäen (von gr. nymphaion Ort der Nymphen), monumentale Brunnenanlagen mit meist mehrgeschossiger Schaufassade charakteristisch. In den Fassadennischen standen Ehrenstatuen der Stifter sowie der kaiserlichen Familien, dazu häufig mit Wasser und Gesundheit . 480 Dorisches Brunnengebäude im Heiligtum
des Apollon, Kyrene, 3. Jh. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 481 Großes Nymphäum, Lepcis Magna, severisch
(Alexander Severus)
sowie mit den spezifischen Kulten der Stadt verbundenen Götter, Heroen sowie allgemeine Bilder menschlicher Gesundheit und Wohlgestaltetheit (Athleten etc.). Solche Nymphäen wurden nicht nur im Kontext opulenter Gartenanlagen (Villen- und Palastarchitektur), sondern auch in Heiligtümern und auf öffentlichen Platzanlagen (. 481 – 482) errichtet. Dort zählten sie zu den bedeutendsten und prestigeträchtigsten Baustiftungen. Zusätzlich zu den Brunnen schöpften die antiken Menschen ihr Wasser aus zumeist unterirdisch gelegenen Zisternen, in denen man das Regenwasser sammelte. Manche von diesen Anlagen erreichten riesige Dimensionen. Ein spezieller wasserundurchlässiger Mörtel verhinderte das Versickern des kostbaren Nass im Erdreich. Zahl. 482 Großes
Nymphäum, Milet, traianisch
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Wasserkultur
reiche Stützen ermöglichten die Abdeckung der Zisternenbecken, sodass das Wasser vor Verunreinigung geschützt blieb. Bäder und Thermen
Spezielle Baderäume (gr. Sg. balaneion, lutron, lat. Sg. lavatrina, balneum, balnea) mit eingelassener Badewanne und/oder Becken waren den Menschen im Ägäisraum seit der minoischen Kultur bekannt. Auch in geometrischer Zeit verfügten manche Häuser über diesen Luxus. Richtige Badeanlagen lassen sich freilich erst für den klassischen und spätklassischen Wohnbau nachweisen. Zur Ausbildung eines festgelegten bautypologischen Schemas ist es in der griechischen Architektur jedoch nicht gekommen. Recht häufig handelt es sich bei den griechischen Anlagen (. 483 – 484) entweder um einfache Rechteck- oder Rundräume mit radial angeordneten Sitzwannen. Größere Baderäume bzw. -häuser gehörten spätestens seit dem 4. Jh. v. Chr. zur architektonischen Ausstattung von gymnasion und palaistra. Ebenso verfügten Heiligtümer mit Wettkampf- . 483 Badeanlage, Oiniadai/Akarnanien, spätes 3./frühes 2. Jh. v. Chr. stätten für sportliche Agone wie Olympia über entsprechende Bauten. Im Römischen Reich kam es ab dem 3. Jh. v. Chr. zu einer Übernahme sowie anschließenden Weiterentwicklung der griechischen Badekultur. Dank der Erfindung des opus caementi(t/c)ium und der Hypokaustenheizung (. 485) wurde die Errichtung sowie Beheizung größerer überwölbter Räume möglich, sodass nach und nach der Bautypus der römischen Therme (lat. thermae von gr. thermos warm) entstand und sich eine neue Bade- respektive Freizeitkultur etablierte. Der Ursprung und die frühe Entwicklung der Thermen sind in der Forschung weiterhin umstritten. Die charakteristische Kombination von Badeanlage und griechischem gymnasion könnte in Kampanien, einer wichtigen Zone des Kulturkontaktes zwischen Griechen und Römern, stattgefunden haben. Als exemplarisch gilt die bauliche Entwicklung der Stabianer Thermen in Pompeji vom 4. Jh. v. Chr. bis 79 n. Chr. (. 486). In der Regel bestehen Thermen aus einer Folge von funktionell genau definierten Umkleide-, Bade-, Schwitz- und Saunaräumen (zu den Begriffen s. u. unter Reihentypus) so- . 484 Badeanlage, Gortys/Arkadien, 1. Hälfte 3. Jh. v. Chr. 147
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5 Bauaufgaben
. 485 Schema
einer römischen Hypokaustenheizung
wie diversen Unterhaltungsarealen wie Bibliotheken, Vortragssälen, Sportplätzen etc. Hinzu kommen Heizungsräume. Die Raumfolge scheint zunächst nicht festgelegt gewesen zu sein und ist auch später recht variantenreich gewesen. Nach der von Daniel Krencker 1929 entwickelten Typologie sind zwei Hauptgrundtypen zu unterscheiden: Beim Reihentyp (. 487) sind die einzelnen Räume hintereinander in der folgenden charakteristischen Weise angeordnet: apodyterium (Umkleideraum) → frigidarium (Kaltwasserraum) → tepidarium (Warmwasserraum) → caldarium (Heiß. 486 Stabianer Thermen, Pompeji
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Wasserkultur
wasserraum) → laconicum/sudatorium (Schwitz-/Saunaraum). Danach führte der Weg zurück zum apodyterium, das mit einem Schwimmbecken (lat. natatio oder piscina) verbunden war. Diese doppelte Wegführung . 487 Reihentypus nach Krencker konnte bei starkem Besucherstrom zu einem erheblichen Gedränge führen. Der Ringtypus (. 488) gilt folglich als Weiterentwicklung des Reihentypus, da hier die Abfolge der Räume zur Vermeidung von Stauungen . 488 Ringtypus nach Krencker als Rundgang angelegt ist. Mit dem Beginn der Kaiserzeit wurden in der Hauptstadt selbst bis zu Kaiser Konstantin mehrere große Thermenanlagen errichtet, die immer größere Dimensionen annahmen. Diese repräsentativen Anlagen lassen sich wegen ihrer Größe und baulichen Vielfalt nicht mehr den beschriebenen Typen zuordnen. Mit Krencker spricht man deshalb von einem kleinen und einem großen Kaisertypus. Charakteristisch für den kleinen Kaisertypus (. 489) ist die Kombination zweier ringförmig zusammengeschlossener Reihentypen. Der Besucher konnte aus der palaestra kommend rechts oder links ein aopdyterium betreten und anschließend durch mehrere Räume hindurch in das große caldarium gelangen, wo sich die Wege wieder vereinten, um dann durch die in der Mittelachse liegenden Räume tepidarium und frigidarium zu den apodyteria zurück zu gelangen. Der Typus der großen Kaiserthermen (. 490) stellt insofern eine Weiterentwicklung dar, als sich bei diesem vor dem breitgelagerten frigidarium noch eine beim kleinen Kaisertypus fehlende natatio befindet und das caldarium meist als großer rechteckiger Saal mit Apsiden gestal-
. 489 Kleiner Kaisertypus
nach Krencker
. 490 Großer
Kaisertypus nach Krencker
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5 Bauaufgaben
. 491 Thermen des
Agrippa, Rom
. 492 Nero Thermen, Rom
. 493 Titus-Thermen, Rom
. 494 Traians-Thermen, Rom
. 495 Thermen des Caracalla, Rom
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Wasserkultur
. 496 Thermen des
Diokletian, Rom
tet ist. Kennzeichnend sind ferner die große Mittelachse mit frigidarium, tepidarium und caldarium sowie die Hauptachse mit doppelten palaestrae, apodyteria und weiteren Nebenräumen. In der Hauptstadt Rom hatte sich somit in der Kaiserzeit eine regelrechte Thermenkultur entfaltet. Die Anlagen übernahmen die Funktion von Freizeitzentren. Neben den Stätten für die Spiele gehörten die Thermen zu den bevorzugten Gebäudestiftungen der Kaiser (. 491 – 496). Die Besucher konnten hier auf Kosten der kaiserlichen Stifter eine Pracht genießen, wie sie sie sonst nicht kannten. Im Kontrast zu den meist einfachen städtischen Wohnungen muss der Anblick der kostbar ausge151
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5 Bauaufgaben
statteten Baderäume überwältigend gewesen sein und der stadtrömischen plebs das Gefühl gegeben haben, der Kaiser beschere ihr einen ähnlichen Bauluxus, wie ihn sich sonst nur die vermögende Oberschicht leisten konnte. Insofern haben diese Bauten möglicherweise viel zur sozialen Stabilität in Rom beigetragen. Luxuriöse Badetempel gab es aber nicht nur in Rom. Auch in den Provinzen fungierten die Kaiser sowie zuweilen ihre Familienange. 497 Kaiserhörigen als Stifter. Zudem konnte ihre direkte thermen, Trier, Anwesenheit wie in den spätantiken Residenzorten zur frühes 4. Jh. v. Chr. Errichtung besonders prachtvoller Anlagen führen (. 497). Neben den kaiserlichen Stiftern übernahmen reichsweit zusätzlich provinziale und städtische Eliten diese wichtige Bauaufgabe. Thermenbauten sind daher in allen Provinzen des Reiches nachgewiesen, und zwar in sehr unterschiedlichen Ausformungen hinsichtlich Größe und Ausstattung (. 498). Einen eigenen Typus stellten die allem im kleinasiatischen Raum verbreiteten sog. Thermen-Gymnasien dar (. 499), die unter anderem über prachtvolle Säle mit regelrechten Schaufassaden, meist für den Kaiserkult (. 60) verfügten. Zusätzlich zu diesen Räumen und den Badebereichen gab es hier sehr ausgedehnte hallengesäumte Anlagen nach dem Muster der Gymnasien/Paläst-
.
498 Thermen, Karthago, 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.
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Wohnbauten
.
499 Beispiele sog. Thermen-Gymnasien, Ephesos: A Hafen-Thermen; B Vedius-Gymnasium; C Ost-Thermen
.
500 Bäder römischer Kastelle, Corbridge und Saalburg
ren (. 469 – 471). Welchen sozialen Stellenwert das Badewesen im Imperium Romanum insgesamt hatte, sieht man daran, dass Thermen gewissermaßen zur Grundausstattung römischer Städte, luxuriöser Wohnanlagen, aber auch der Militärlager (. 500) gehörten, wenngleich viele dieser Bauten im Vergleich mit den großen Badepalästen fürs Volk sowohl recht bescheiden dimensioniert als auch ausgestattet waren.
Wohnbauten Neuere Forschungen zum antiken Wohnbau legen Wert auf die Feststellung, dass griechische und römische Häuser multifunktional waren und deshalb in unserem modernen Sinn sowohl öffentliche als auch private Bereiche bis hin zu kleinen Heiligtümern aufwiesen und diese verschiedenen Interaktionssphären miteinander kombinierten. Größe, Ausstattung und bauliche Grundstruktur der Häuser spiegelten dabei nicht nur 153
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5 Bauaufgaben
den gesellschaftlichen Status ihrer Besitzer wider (vgl. Vitruv VI 5, 2 – 3), sondern lassen sich auch als Repräsentationsformen von Geschlechterrollen sowie des gesamten kulturellen Habitus lesen. Folgerichtig bedeutet der griechische Begriff oikos nicht einfach nur Haus. Vielmehr verstand man darunter die gesamte, auch die Sklaven umfassende häusliche Lebens- und Wirtschaftseinheit. Analog hierzu sprachen die Römer von der familia, wenn sie die Hausgemeinschaft als solche bezeichnen wollten; für die Architektur hingegen hatten sie eigene Begriffe (domus, villa, insula). Haus
Am Beginn des nachbronzezeitlichen Wohnhausbaus in Griechenland stehen recht einfache Wohnhäuser mit einem oder mehreren Räumen. Die Mykener und die nachmykenischen Griechen verwendeten einen als megaron bezeichneten HerdraumTypus, der sowohl einen rechteckigen (s. o. . 197) Grundriss haben als auch langgestreckt mit einem apsidialen Abschluss (. 201) sein konnte. Namensgebend ist die in den Hauptraum integrierte Herdstelle. Da trotz neuerer Grabungserfolge nach wie vor nur recht wenige geometrische und früharchaische Häuser in nennenswerten Resten bekannt und die tönernen Hausmodelle (s. o. . 198) vielleicht nicht in allen Details zuverlässig sind, ist es nur bedingt möglich, die Hausarchitektur dieser Zeit in allen Einzelheiten zuverlässig zu beschreiben. Üblich waren zunächst vor allem langgestreckte Häuser mit apsidialem Abschluss (s. u. . 543) sowie kleinere ovale Formen, bei denen die beiden Schmalseiten gerundet waren (s. o. . 5). Es gab aber auch einfache Rechteckbauten mit zum Teil vorgezogenen Antenmauern, die nicht nur einräumig waren. Bald entstanden vermehrt Hausbauten, die nicht nur einen Raum hatten, was auf eine stärkere Ausdifferenzierung der diversen Raumnutzungsmöglichkeiten hindeutet. So könnte es zusätzlich zum eigentlichen Wohnbereich beispielsweise bei Häusern in Alt-Smyrna bereits einen speziellen Gelageraum gegeben haben (. 501). Offenbar begann bereits damals eine Entwicklung, die zu einer deutlicheren Scheidung von reinen Wohn-, bis hin zu Wirtschafts-, Repräsentations- und Hauskulträumen führte. Im Allgemeinen lässt sich jedoch sagen, dass bis weit ins 5. Jh. v. Chr. hinein, soweit wir dies wissen, offenbar kein allzu großer Aufwand für private Wohnbauten getrieben worden ist. Die Mehrzahl der geometrischen, archaischen und klassischen Häuser waren einfache Architekturen. Das über einem Fundament aus Feldsteinen errichtete aufgehende Mauerwerk bestand aus Holz sowie Lehmziegeln oder Bruchsteinen und ist mit ebenso einfachen Dächern gedeckt gewesen. Ab dem 7. Jh. v. Chr. scheint der Hof zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Hausarchitektur geworden zu sein. .
501 Zweiraumhaus mit Andron (li.) u. Oikos (re.), Alt-Smyrna, um 600 v. Chr.
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Aus diesen Traditionen heraus entwickelten sich im 6. und 5. Jh. v. Chr. die beiden Grundtypen des mehrräumigen griechischen Wohnhauses mit Innenhof: Beim sog. quadratischen Pastas-Typ (. 502) verbindet eine querliegende Korridorhalle (gr. pastas) den Hof, um den herum weitere Räume liegen, mit einem hinter der Halle befindlichen Wohntrakt, der in der Regel wohl zweigeschossig war, wobei das Obergeschoss die Räume für die Frauen (gr. gynaikonitis, auch gynaikeion, latinisiert gynaeceum oder gynoeceum) beherbergte. Zum Haus gehörten ein spezielles Zimmer (gr. andron) für die abendlichen Gelage (gr. symposion) der Männer, das oft direkt am Hof lag und mit Gelagebetten ausgestattet war, sowie Räume für Gäste (gr. xenon), zum Schlafen (gr. thalamos) und für Wertsachen (gr. tameion). Hinzu konnte ein meist einstöckiger Wirtschaftstrakt kommen, darunter ein Speicher sowie zur Straße hin orientierte Läden respektive Werkstätten. Dieser oft annähernd quadratische und nach Süden zur Mittagssonne ausgerichtete Haustyp mit einem Hof wird in Teilen der Forschung als Keimzelle der späteren großflächigen Peristylhäuser angesehen. Hiervon zu unterscheiden ist der sog. Prostas-Typ (. 503 – 504). Er ist gekennzeichnet durch die im Vergleich zur Korridorhalle des Pastas-Hauses deutlich reduziertere Vorhalle (gr.
.
503 Häuser im Prostas-Typ, Priene, 4. Jh. v. Chr.
.
502 Haus im PastasTyp, Olynth, 5./4. Jh. v. Chr.
. 504 wie . 503
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5 Bauaufgaben
. 505 Nord-
westgriechisches Herdraumhaus, Orraon (Ammotopos), Haus 1, 4. Jh. v. Chr. . 506 Haus der
Komödianten, Delos, 2./1. Jh. v. Chr.
prostas) und den langrechteckigen Grundriss. Die prostas öffnet sich zum eingeschobenen Hof hin und kann von ihren Dimensionen her als ein offener Vorraum bezeichnet werden. Bautypologisch gesehen könnte das Prostas-Haus eine Weiterentwicklung des bronzezeitlichen Einraum-Megaron-Hauses sein. Ferner existierten in Nordwestgriechenland zweigeschossige Häuser, deren Hauptraum eine große mittige Feuerstelle aufwies (. 505), und die keinem der beiden Typen zugewiesen werden können, vielleicht sogar einen eigenen Typus bildeten. Ab dem Ende des 5. Jhs. v. Chr. lassen sich zunächst in den Schriftquellen und dann auch im archäologischen Befund selbst Indizien für eine damals beginnende, in der Forschung als Nobilitierung des antiken Wohnhauses bezeichnete, richtungsweisende Entwicklung festmachen. Gemeint ist die Aufwertung der gesamten häuslichen Lebenswelt mittels kostbarer Innenausstattung in Form von Mosaiken, Inkrustationen, Wandmalereien, edlerem Mobiliar etc. unter Einschluss einer tiefgreifenden Veränderung der baulichen Strukturen. So wurden im Verlauf des 4. Jhs. v. Chr. zahlreiche Häuser des Pastas-Typs dahingehend umgebaut, dass der Hof nunmehr ein repräsentativer, von Säulen umstandener kleiner Platz respektive Garten war (gr. peristylion, lat. peristylium). Auch erhöhte sich die bebaute Raumfläche erheblich. Besaßen die größten Pastas-Häuser des 5. Jhs. v. Chr. nur eine Grundfläche von 300 m², so umfassten die Peristyl-Häuser des 4. Jhs. v. Chr. schon bis zu 2000 m² (. 506 – 507). Die Frage nach den möglichen Vorbildern bleibt weiterhin ungeklärt. Einerseits ähneln die Peristylhöfe großen öffentlichen Platzanlagen wie den palaistrai. Andererseits lassen sich aber auch Gemeinsamkeiten mit Banketthäusern in Heiligtümern oder städtischen Festarchitek-
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turen wie dem Athener Pompeion (s. o. . Abb. 154) feststellen. Sicher ist dagegen, dass diese Form repräsentativen Wohnens vorbildhaft sowohl für die Entstehung der hellenistischen Königsresidenzen als auch der Wohnkultur römischer Eliten gewirkt hat. Die römische Wohnbautradition hat ihre Wurzeln einerseits im direkten etruskisch-italisch geprägten kulturellen Umfeld, weist andererseits aber auch Anleihen aus dem griechischen Bereich auf. Mit der Ausdehnung der römischen Herrschaft auf den gesamten Mittelmeerraum und angrenzende Gebiete kamen zudem weitere lokale Anregungen/Bautraditionen hinzu, die zu einem teilweise regional geprägten großen Variantenreichtum geführt haben. Bereits die Wohnbauten der Römer und Etrusker in der Zeit vom späten 6. bis 2. Jh. v. Chr. weisen eine große Vielfalt auf, die zu größeren Teilen noch nicht ausreichend wissenschaftlich dokumentiert ist. Die Spannbreite reicht von einfachen Rechteck- und Pfostenbauten bis hin zu komplexeren mehrräumigen Hausformen. Die neuere Forschung interessiert sich dabei unter anderem für das Problem, wie exakt regionale und damit vielleicht auch kulturelle Unterschiede tatsächlich beschrieben werden können; oder ob die gegenseitige Beeinflussung so groß war, dass sich die etruskischen Hausformen von denen anderer italischer Stämme und insbesondere denen des republikanischen Rom gar nicht trennen lassen. Diese Unsicherheit gilt auch für die Definition eventueller zeitlicher Unterschiede, deren Erforschung aktuell ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist. Und inhaltlich gesehen fragt man nach der Beziehung von einzelnen Hausformen zu bestimmten sozialen Schichten sowie vor allem nach der Nutzung einzelner Räume, und inwiefern sowohl die jeweilige Grundrissgestaltung als auch die Raumausstattung Rückschlüsse darauf zulässt. Urnen in Hüttenform für die Asche von Toten, die aus in Rom entdeckten Gräbern des 8. und 7. Jhs. v. Chr. stammen, verraten uns in gewisser Weise das Aussehen . 507 wie . 506
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der früheisenzeitlichen Wohnhäuser. Demnach bestanden die Hügelsiedlungen des frühen Rom aus zumeist einfachen rechteckigen sowie insbesondere runden oder auch ovalen Hütten (lat. casa oder tugurium) mit Walm- und kleinem Vordach. Die Wände waren bei allen Gebäuden wohl in der Regel . 508 Rekonstruktion und Grundriss aus Lehm sowie Flechtwerk und einer früheisenzeitlichen Hütte, zum Schutz vor Nässe auf BruchRom, Palatin, 9./8. Jh. v. Chr. steinfundamenten oder direkt in anstehende Felsbettungen errichtet. Noch heute auf dem Palatin nachweisbare runde Pfostenlöcher belegen entsprechende hölzerne Dachstützen (. 508). Für die beiden nachfolgenden Jahrhunderte (6. und 5. Jh. v. Chr.) können etruskische Kammergräber, die gemeinhin als Wohnhäuser der Toten zu interpretieren sind, gemeinsam mit den spärlichen oberirdischen Resten tatsächlicher Wohnbauten wie beispielsweise in Marzabotto einen Eindruck vom Aussehen der damaligen etruskischen Wohnarchitektur vermitteln. Schon im 6. Jh. v. Chr. scheint es demnach in den von den Etruskern kulturell dominierten italischen Gebieten großflächige Adelshäuser mit reicher Ausstattung (Säulenhallen, farbiger figürlicher Terrakottaschmuck) gegeben zu haben, bei denen eine Untergliederung der Räume in drei verschiedene Funktionsbereiche (Wohnen, Repräsentieren = Gelage, Hauskulte) zu vermuten ist. Da Rom selbst bis zum Ende des 6. Jhs. v. Chr. für lange Zeit eine von aus Etrurien stammenden Königen regierte Metropole gewesen ist, liegt es nahe, dass die frühen Wohnbauten Roms ebenfalls etruskischen Mustern folgen. Beispiele wie die sog. regia auf dem forum romanum (. 509) oder ein frühes am Palatin errichtetes Wohnhaus (. 510) sind entspre-
. 509 Regia, Forum Romanum, Rom (unter-
schiedliche Bauphasen, 7./6. Jh. v. Chr.)
. 510 Atriumhaus aus dem späten 6. Jh. v. Chr.,
Rom, Palatin
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chende Beispiele. Die bedeutendste Grundform des Stadthauses (lat. domus) der sozialen Elite Roms in der Republik ist das sog. Atriumhaus, dessen Raumkonzept wiederum etruskisch-italische Vorläufer hat. So spricht der augusteische Architekturschriftsteller Vitruv (VI 3, 1) von einem atrium tuscanicum. Es wird in der aktuellen Forschung freilich weiterhin darum gestritten, ob sich die Entwicklung dieses spezifischen Bautypus einfach nur formaltypologisch vollzogen hat, oder nicht doch primär inhaltliche Gründe für seine Entstehung verantwortlich waren. Letzteres würde bedeuten, dass das Atriumhaus erst zu dem Zeitpunkt entwickelt wurde, als eine politische Führungsschicht bestimmte Raumgruppen (siehe unten) zum Empfang größerer Menschengruppen zwingend benötigte. Das typische Atriumhaus (. 511 – 512) ist wie eigentlich alle antiken Wohnbauten nach außen hin weitgehend abgeschlossen und öffnet sich stattdessen nach innen, sodass der Gestaltung der Fassaden in der Regel keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Mit dem Terminus atrium bezeichnete der Römer einen sich direkt an den Eingangskorridor (lat. ostium = Eingang; lat. fauces = Korridor) anschließenden, meist ungedeckten größeren Raum mit einem Wasserbecken (lat. impluvium) für das einströmende Regenwasser. Das atrium gehörte in einer domus zu dem Teil des Hauses, der der sozialen Repräsentation des Hausherrn diente. Hier sowie in später immer größer werdenden Flurbereichen (lat. vestibulum) warteten Personen, die sog. clientes, die den vermögenden und politisch einflussreichen Besitzern solcher Häuser allmorgendlich bei der salutatio ihre Aufwartung machten. Kombiniert war dieser Bereich mit dem direkt angrenzenden tablinum, dem eigentlichen Hauptraum des Hauses, in dem in einer Truhe auch das Barvermögen und die wichtigsten Wertgegenstände sowie Dokumente aufbewahrt wurden. Zum üblichen Dekor von atrium und tablinum gehörten die mit erläuternden Täfelchen der erreichten Ämter und Ehrungen sowie anderen denkwürdigen Ereignissen versehenen Ahnenbildnisse der gens (Geschlecht im Sinn von Familie), ferner wichtige Erinnerungsstücke an vergangene familiäre Heldentaten wie beispielsweise Kriegsbeute. Welche hohe Bedeutung vestibula, atria und tablina hatten, zeigt Vitruv (VI 5 , 2 – 3), der deutlich macht, dass Leute, die nur ein durchschnittliches Vermögen besitzen, dieser Räume nicht bedürften. In vielen domus gab es darüber hinaus zur Straße hin offene Wirtschaftsräume (lat. tabernae), einen mehr oder minder breiten, zu den Haupträumen führenden Flurbereich, Schlafräume (lat. cubicula Sg. cubiculum), einen Garten (lat. hortus), der ursprünglich ein reiner Nutzgarten zur Eigenversorgung war, und zumeist türlose und offene Seitenräume (lat. alae). Trotz der scheinbar genauen Benennung ist die Forschung noch weit davon entfernt, sichere Funktionszuweisungen für einzelne Räume vornehmen zu können. Unsere heutige Idee von festgelegten Raumfunktio-
. 511 Idealtypi-
scher Grundriss und Rekonstruktion eines römischen Atriumhauses
. 512 Längs-
schnitt durch ein idealtypisches römisches Atriumhaus
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. 513 Idealtypi-
scher Grundriss und Rekonstruktion eines um einen Peristylhof erweiterten Atriumhauses
nen dürfte nicht antiker Vorstellung entsprochen haben. Wahrscheinlich nutzte man Räume durch rasche Ummöblierung in recht unterschiedlicher Weise. Dies gilt ebenso für viele Möbelstücke selbst. So diente ein Bett (gr. kline; lat. lectus) nicht nur zum Schlafen allein, sondern war auch beim Gelage unentbehrlich, da man in der Antike im Liegen miteinander tafelte und nicht wie heute im Sitzen. Für die Beurteilung der weiteren Entwicklung in der republikanischen Epoche sind aus Rom selbst zwar wiederum nur sehr wenige archäologische Zeugnisse bekannt, doch ist es unter Einbeziehung der Wohnbauten anderer Städte Italiens zu dieser Zeit, darunter vor allem aus Pompeji, das allerdings erst im 1. Jh. v. Chr. zu einer römischen Kolonie wurde, sehr wohl möglich, die weitere Geschichte des römisch-republikanischen Wohnhauses in ihren wichtigsten Entwicklungslinien nachzuzeichnen. Im 2. Jh. v. Chr. erfuhr das römische Wohnhaus offenbar weitgreifende Veränderungen. Bedingt waren diese durch einen massiven Kulturtransfer, der mit der römischen Eroberung der griechischen Staaten bereits ab dem späteren 3. Jh. v. Chr. eingesetzt hat. In der Folge gelangten sowohl Menschen als auch Güter aus der östlichen Mittelmeerwelt nach Rom und lösten eine regelrechte Hellenisierungswelle aus. Befördert wurde diese von den römischen Eliten selbst, die die hellenistische Welt aus eigener Anschauung kannten und trotz warnender Stimmen die dortige luxuria immer mehr zu schätzen begannen. Zahlreiche Feldherren, Verwaltungsbeamte, Steuerpächter und Händler schickten sich an, die neu hinzugewonnenen Provinzen regelrecht auszuplündern und in der Heimat die prachtvollen Häuser und Paläste sowie Heiligtümer und öffentliche Platzanlagen der eroberten griechischen Städte zu imitieren. In der Folge ergänzte man das traditionelle römische Atriumhaus durch Bauelemente, die man der griechischen Wohnhaus- und Palastarchitektur entlehnte. Dabei handelte es sich nicht nur um einzelne Dekorelemente wie Schmuckkapitelle und andere Bauornamentik bis hin zu einer aufwändigeren Innenausstattung in Form von kostbaren Möbeln, Bildern und Skulpturen, sondern auch um die Übernahme ganzer Raumstrukturen. Dies trifft vor allem auf das peristylium zu (. 513). Solche von Säulen gerahmten Innenhofplätze wurden häufig als Gartenanlagen gestaltet und durch Skulpturenschmuck aufgewertet. In Pompeji lässt sich an mehreren Beispielen studieren, wie ältere Häuser umgebaut wurden und ein Peristyl erhielten (. 514). Zuweilen verfügten hochherrschaftliche Anlagen wie die bereits im 2. Jh. v. Chr. erbaute und bald erweiterte Casa del Fauno in Pompeji (. 515) über zwei Atrien und Peristyle. Am Beispiel der Wohnhäuser in den Vesuv-
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. 514 Haus
des Sallust, Pompeji, 2. Jh. v. Chr.
. 515 Casa
del Fauno, Pompeji, 2. Jh. v. Chr.
städten lassen sich zudem weitere Phänomene . 516 Haus des D. Octavius Quartio, der römischen Wohnhauskultur, insbesonPompeji, 1. Jh. n. Chr. dere der der Kaiserzeit, exemplarisch verdeutlichen. Vielfach werden Elemente der gehobenen Villen- und Hausarchitektur wie beispielsweise Gärten mit Wasserkanälen (s. u. Villen) (. 516) oder Aussichtsterrassen (. 517) in kleinerem Maßstab, gleichsam zitathaft übernommen und so dem Wohngeschmack respektive den finanziellen Möglichkeiten (klein)städtischer Eliten angepasst, die nicht über die großen Vermögen der stadtrömischen Senatsaristokratie verfügten. Es fällt aber schwer die gesamte Bandbreite an Variationsmöglichkeiten darzustellen. Überhaupt zeichnete sich die Wohnbaukultur des Imperium Romanum durch einen größeren Variantenreichtum aus. Dies gilt sowohl in rein typologischer Hinsicht als auch in Bezug auf Größe, verwendete Materialien, Raumanzahl und Raumausstattung. Hinzu kommt die spezifische kulturelle 161
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. 517 Casa dei Cervi u. Casa dell'Atrio a Mosaico, Herculaneum, 1. Jh. n. Chr.
. 518 Domus Nr. 1
(sog. Casa Villanueva), Emporiae, frühe Kaiserzeit
. 519 Hausgrundrisse, Timgad, nach 100 n. Chr.
Situation in den Provinzen des Imperium Romanum, die zum einen durch die Pflege lokaler Traditionen und zum anderen durch die kombinierende Übernahme hellenistisch-griechischer und später römischer Elemente geprägt war (. 518 – 519). Im griechischsprachigen Osten baute man weiterhin vor allem großzügige Peristylhäuser oder erweiterte ältere Anlagen (. 520). In den Innenstädten führte der beschränkte Platz zuweilen zu einer blockhaften Bebauung ganzer Stadtviertel. Solche großflächigen Anlagen wie die Hanghäuser in Ephesos (. 521) waren aber keine Mehrfamilien162
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. 520 sog. Haus Omega, Athen, 4./5. Jh. n. Chr.
. 521 Hanghäuser 1 und 2,
Ephesos, ab dem 1. Jh. v. Chr. – 7. Jh. n. Chr. genutzt (mehrere Aus- und Umbauphasen)
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5 Bauaufgaben
. 522 Insula,
Ostia, sog. Casa di Diana, 2. Jh. n. Chr.
. 523 Insula
Orientalis II, Ostia, 2. Jh. n. Chr.
häuser, in denen man zur Miete wohnte, sondern städtische Residenzen der lokalen Eliten, die sogar hallenartige (basilica[e]/aula[e]) Empfangssäle hatten. Neben diesen Formen gehobener Wohnhausarchitektur hat es sowohl in Rom selbst als auch in den größeren Städten des Reiches größere Mietshäuser gegeben, die nach der Bezeichnung für die einzelnen Parzellen in einem rechtwinkligen Straßensystem insulae (Sg. insula) genannt wurden. Es sind vor allem die gut erhaltenen Beispiele aus Roms Hafenstadt Ostia, die unser Bild prägen (. 522). Solche insulae waren mehrgeschossig und im spätrepublikanischen Rom des Öfteren von Bauspekulanten so rasch in Leichtbauweise (in den oberen Stockwerken häufig Fachwerkmauern mit viel Holz) hochgezogen worden, dass nicht wenige von ihnen zusammenbrachen und die Bewohner unter sich begruben. Darüber hinaus stellten sie wegen ihrer spezifischen Konstruktionsweise (viele hölzerne Einbauten) und der offenen Herdstellen in den einzelnen Wohnungen eine ständige Gefahr dar, Stadtbrände auszulösen. In der Kaiserzeit versuchte man mehrfach, die Gefahren mittels diverser Bauverordnungen einzudämmen. Augustus, Nero, aber auch andere Kaiser bemühten sich, die Geschosshöhe zu begrenzen und Einfluss auf die zu verwendenden Materialen zu nehmen. Diese Ordnungsmaßnahmen scheinen aber nach geraumer Zeit immer wieder missachtet worden zu sein. Pro Etage gab es mehrere enge und wohl auch lichtarme Mietwohnungen (lat. cenacula Sg. cenaculum), die jeglichen Luxus entbehrten. Es sind aber auch Außenbalkons nachgewiesen (. 523). Das weitgehende Fehlen sanitärer Anlagen sorgte für unhaltbare Zustände auf den angrenzenden Straßen, da laut der Dichter Martial und Juvenal, die in ihren Satiren beredt die Zustände in der subura Roms schildern, die Nachttöpfe direkt auf diese entleert wurden. Das Erdgeschoss einer insula, dem gelegentlich eine Säulenhalle (porticus) vorgelagert war, beherbergte zahlreiche Läden und Werkstätten, was den Geräuschpegel der ohnehin nicht leisen Wohnquartiere für die Ärmeren noch zusätzlich erhöhte. Angesichts dieser für größere Teile der stadtrömischen Bevölkerung eigentlich unzumutbaren privaten Wohnsituation erscheinen die prachtvollen Stadthäuser sowie Villen der Oberschicht geradezu als Provokation und erst vor diesem Hintergrund wird verständlich, welchen Prestigegewinn die Kaiser aus ihren Stiftungen luxuriöser Freizeitareale zogen und wie sehr sie damit zur Sicherung des sozialen Friedens
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in der Hauptstadt beitrugen. Dieses Modell der Stabilisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse durch Gewährung einer partiellen Teilhabe am Reichtum des Imperiums für die breite Masse funktionierte ebenso in den Provinzen, indem die lokalen Eliten dort die Rolle des Kaisers als Stifter übernahmen. Villa
Die hellenistisch-griechische Beeinflussung römischer Wohnarchitektur hat ihre bedeutendste Ausformung in der römischen villa gefunden. Ausgangspunkt war das aus einem Wohn- und Wirtschaftstrakt bestehende, im Lateinischen als praedium bezeichnete Landgut. Diese ursprüngliche Funktion verlieren viele villae ab dem 2. Jh. v. Chr., in einer Zeit der Eroberung der vielen griechischen Stadtstaaten und Königreiche, als die politische Führungsschicht Roms, die nobiles, durch die reiche Beute mehr und mehr Vermögen anhäuften und begannen, hellenistisch-luxuriöse Lebensart zu imitieren. Gleichzeitig verloren die vielen kleinbäuerlichen, auf reine Subsistenz ausgerichteten Bauernhäufe im Gefolge der politischen Großereignisse ihre Existenzgrundlage, indem ihre Besitzer durch den von ihnen zu leistenden Militärdienst zu dauernder Abwesenheit gezwungen waren, was nach und nach zum Entstehen riesiger von Sklaven bewirtschafteter Güter (lat. latifundia Sg. latifundium) führte, die wenigen Großgrundbesitzern gehörten. Mit der villa schuf sich diese wirtschaftliche wie politische Führungsschicht zur gleichen Zeit abseits ihrer streng reglementierten juristischen und politischen Tätigkeit (lat. negotium) in der Hauptstadt, wo die Ablehnung privater luxuria und die Feier altrömischer Einfachheit sowie Sittenstrenge die öffentliche Diskussion bestimmte, nunmehr einen Rückzugsort des reinen Lebens- und Bildungsgenusses (lat. otium). Die villae wurden so zum Refugium versteckten Luxus, zu einem Griechenland im Kleinen, in dem man einzelne kulturelle wie bauliche Muster hellenistisch-griechischer Oberschichtrepräsentation ungeniert kopierte und miteinander kombinierte, zum Teil aber auch neu entwickelte. Letzteres gilt insbesondere für die Villa als Gesamtbautypus, da bislang ähnliche Anlagen für die griechisch geprägte hellenistische Staatenwelt (noch) nicht nachgewiesen werden konnten. Neuere Ausgrabungen wie die der sog. Auditoriums-Villa (benannt nach dem Fundort, dem Auditorium Parco della Musica in Rom) ermöglichen es zudem, die Genese des Bautypus besser zu verstehen. Am genannten Beispiel lassen sich insbesondere eigenständige italisch-römische Traditionslinien wie die Hinzufügung eines Atriums und damit eines repräsentativen städtischen Domus-Elements in ein ansonsten landwirtschaftlich genutztes Baugefüge aufzeigen. Ausführlich zu Anlage und Herkunft römischer Privatbauten, darunter auch Villen, äußert sich Vitruv in seinem sechsten Buch. Betrachtet man die dort getätigten Aussagen im Licht neuerer Forschungs-/Grabungsergebnisse wird nun stärker deutlich, dass die Entstehung der römischen Villa insgesamt gesehen ein sehr vielschichtiges Phänomen war. Die römischen Eliten sind folglich keinesfalls ausschließlich Rezipienten älterer griechischer Kulturformen gewesen, sondern haben durch ihr eigenes spezifisches Repräsentationsbedürfnis in vielfacher Hinsicht 165
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. 524 Villa
rustica, sog. Villa Regina, Boscoreale, 1. Jh. v. Chr.
dazu beigetragen, dass neue Formen hochherrschaftlicher architektonischer Selbstdarstellung sowohl unter Einbeziehung eigener als auch fremder Raum-/Bautypen entstanden; die römische Villa ist hierfür das beste Beispiel. Diese typisch römische otium-Welt bleibt lebendig durch ihre literarische Schilderung in den Briefen des Cicero aus spätrepublikanischer und des jüngeren Plinius aus traianischer Zeit. Als bevorzugte Orte für villae galten den reichen Römern die Gegenden um Rom (Latium), den mittel- und oberitalienischen Seen sowie vor allem in Kampanien (Golf von Neapel und vorgelagerte Inseln). In funktionaler Hinsicht sind dabei mehrere Villenformen zu unterscheiden: Bei der villa rustica (. 524) handelt es sich um einen hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Gutshof. Dieser bestand oft aus einer einzigen kompakten Raumeinheit mit einem Hof als Kern. Es gab aber auch villae rusticae, die mehrere Gebäudeteile aufwiesen. Konstituierend war in allen Fällen das Vorhandensein eines voll funktionsfähigen Wirtschaftstraktes mit hiervon separierten Schlaf-, Wohn- und Repräsentationsräumen, die häufig nur ein Drittel der Gesamtfläche einnahmen. Zudem fehlte es in der Regel an einer repräsentativen Außengestaltung bei gleichzeitig bescheidener Innendekoration (nur wenig oder gar keine Wandmalerei). Allerdings verfügten viele villae rusticae in den nördlichen Provinzen (s. u. . 537 – 538) klimabedingt über gut ausgebaute Wärmesysteme inklusive Fußbodenheizung. Bei den reinen otium-Villen wurde Landwirtschaft hingegen verstärkt in einem repräsentativ-liebhaberischen Sinn betrieben, bei dem das Vergnügen (lat. voluptas) im Vordergrund stand. Je nach örtlicher Lage unterscheidet man hier zwischen der städtischen (villa urbana, auch hortus = Garten genannt), der vorstädtischen (villa suburbana), und der am Meer oder an einem größeren Seeufer (villa maritima) situierten villa. Gerade der letztere Villentypus war sehr kostspielig und sein Besitz von daher besonders prestigeträchtig. Villae zeigen einen großen Variantenreichtum hinsichtlich Raumanzahl, -anordnung, Ausstattung sowie Platzierung im Gelände (. 524 – 540). Bei den stadtrömischen villae urbanae fällt die Abgrenzung zu großzügigen domus schwer, was schon in der römischen Terminologie sichtbar wird (s. u. Domus Aurea). Eine villa ist folglich nicht unbedingt ein fest definierter Bautypus, sondern konnte aus unterschiedlichen Raum- und Gebäudegruppen bestehen. Wichtig waren in der Hauptsache Blicke und Ausblicke, mithin das Spiel mit der umgebenden Landschaft. Zum Teil berücksichtigte man dabei landschaftliche Gegebenheiten, zum Teil gestaltete man die Landschaft aber auch rücksichtslos um, trug beispielsweise wegen der besseren Sicht ganze Hü-
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gel ab, was bereits in der antiken Literatur als Ausdruck von Macht interpretiert worden ist. So lagen die ersten Villenregionen der römischen Senatoren im unmittelbaren Umland Roms in Latium und damit bevorzugt in Gegenden, die eine hervorragende Aussicht boten (beispielsweise Tibur und Tusculum). Für die frühesten Villen des 2. Jhs. v. Chr. ist das archäologische Material allerdings relativ spärlich. Viele Anlagen sind bereits recht früh immer wieder umgebaut worden, sodass wir häufig nur den Zustand des späten 2. oder gar erst des 1. Jhs. v. Chr. kennen. Traditionell werden daher zur Darstellung der Entwicklungsgeschichte römischer Villen besser erhaltene Beispiele aus anderen Regionen Italiens, vor allem der Landschaft am Golf von Neapel herangezogen. In der späten Republik bevorzugte man zunächst offenbar kompakte blockhafte Anlagen, die sich wie die berühmte Mysterien-Villa in Pompeji (. 525) über einer gemeinsamen Plattform erhoben, die nach einem Ausdruck bei Cicero (epistulae ad Quintem fratrem 3, 1, 5) als basis villae bezeichnet wird. Diese Villa ist ein Musterbeispiel des sog. Peristyl-Typus. Kennzeichnend ist ihre spiegelsymmetrische Axialität mit eindeutigen Sichtachsen (Mysterienvilla: Vestibulum – Peristyl – Atrium – offene halbrunde Exedra mit Aussichtsplattform). Herrschaftlichere Anwesen wie insbesondere die villae maritimae lagen gar auf mehreren Terrassen, die ganz oder partiell auf hohen Substruktionen ruhten, die einen weiten Ausblick ermöglichten; oder sie nutzen geschickt bereits von der Natur terrassenartig gestaltete Geländevorsprünge, die freilich ebenfalls architektonisch überformt worden sind (. 526 – 27). Viele villae besaßen regelrechte Aussichtsplattformen, manche sogar Aussichtstürme (lat. turres Sg. turris). Die Villa Iovis des Kaisers Tiberius auf der Insel Capri ist ausgesprochen blockhaft gestaltet und wirkt mit ihren diversen
. 525 Mysterien-
villa, Pompeji, 1. Jh. v. Chr. (Zustand des 1. Jhs. n. Chr.)
. 526 Villa (sog. Grotten
des Catull, Sirmione (Gardasee), 1. Jh. v./ 1. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 527 Villa maritima (sog. Villa des
Pollius Felix), Kap Sorrent, 1. Jh. n. Chr.
. 528 Rekonst-
ruktion der Villa Iovis des Tiberius (reg. 14-37 n. Chr.), Capri
Etagen von außen geradezu turmartig (. 528). Zur baulichen Ausstattung vieler Villen gehörten darüber hinaus weiträumige Säulenhallen (lat. porticus) und unterirdische kühle Wandelgänge (lat. cryptoporticus), die zum kontemplativen Spazierengehen einluden (lat. ambulatio; ambulacrum = Wandelhalle). Große Gartenanlagen mit künstlichen Hügeln, Kanälen, Teichen und Grotten dienten dazu, die villa als lieblichen, unter dem Schutz der Götter stehenden Ort der reinen Lebensfreude (lat. locus amoenus) erscheinen zu lassen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurden die Villen im italischen Raum zusehends größer und wiesen immer ausgefallenere Grundrisslösungen mit gebogenen Wänden (ab Mitte 1. Jh. n. Chr.) auf. Statt in sich geschlossener, kompakter Anlagen existierten weiträumige Areale, in denen diverse Gebäude-/Raumgruppen miteinander verbunden wurden, ohne dass diese unbedingt axialsymmetrisch aufeinander bezogen waren. Dadurch entstand der Eindruck einer lockeren, mehr oder minder freien Gruppierung im Gelände. Beispielhaft in dieser Hinsicht ist die größte römische Villa, die Kaiser Hadrians in Tibur (Tivoli) bei Rom (. 529), die über unzählige Gebäudeteile und Raumgruppen verfügt. Besonders bemerkenswert ist bei-
spielsweise das sog. Teatro Marittimo (. 530). Inmitten dieser kreisrunden Anlage lag in einem künstlichen Wasserbecken eine bebaute Insel, die als Rückzugsort Hadrians (Villa in der Villa) interpretiert wird. Hinzu kamen sehr großzügig dimensionierte und reich ausgestattete Platzanlagen, die wie die sog. Piazza d’Oro (. 531), ein Peristylhof mit gebogenem Nymphäum, sicherlich hochrepräsentativen Charakter hatten.
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Wohnbauten
. 529 Villa des Kaisers
Hadrian (reg. 117 – 138 n. Chr.), Tibur/Tivoli
Beide Anlagen sind zudem Belege für eine immer größer werdende Freude am Spiel mit architektonischen Formen, was zur Entwicklung neuer, insbesondere kurviger Raum-/Grundrisstypen und vor allem auch Gewölbe-/Kuppelformen führte. Dies alles wurde in den nichtkaiserlichen Villen des 2. Jhs. n. Chr. nur bedingt nachgeahmt. Diese erreichten zwar ebenfalls zum Teil bemerkenswerte Dimensionen, zeigen aber eher konservative Tendenzen hinsichtlich Axialität, Kompaktheit und konventioneller rechteckiger Grundrissgestaltung. Sie verfügten an der Außenseite nicht selten über repräsentativ gestaltete Schaufassaden und Eingangsbe-
. 530 Sog. Teatro
Marittimo, Villa des Kaisers Hadrian, Tibur/ Tivoli
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5 Bauaufgaben
. 531 Sog.
Piazza d’Oro, Villa des Kaisers Hadrian, Tibur/Tivoli
reiche. Typisch waren zudem Hallenbauten, die den Villen einen stärker öffentlichen Charakter verliehen (. 532). Basilikale Säle dienten als Empfangshallen und kopierten gewissermaßen die aulae der kaiserlichen Paläste (s. u.). In dieser Form fungierten sie gemeinsam mit der kostbaren Ausstattung (Mosaiken, Wandmalereien, Skulpturen) der repräsentativen Teile solcher villae als sichtbare Zeichen der neu verstandenen Rolle der Villenbesitzer als unumschränkte Herren ihres Besitzes. Diese Tendenz setzte sich im 3. und 4. Jh. n. Chr. fort; nach und . 532 Villa Sette Bassi, Rom, Via nach wurden weitere Elemente öfLatina, 140 – 160 n. Chr. fentlicher Selbstdarstellungsformen in die weiträumigen Areale integriert. Die an der Via Appia vor den Toren der Hauptstadt für Kaiser Maxentius errichtete Villa ver-
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Wohnbauten
. 533 Villa des
Maxentius (reg. 306 – 312 n. Chr.), Via Appia, Rom
fügte ebenfalls über eine Halle und erhielt mit dem kaiserlichen Mausoleum (Nachruhm) und dem Circus (als Ort der direkten Kommunikation zwischen Herrscher und Zuschauer) weitere öffentlichkeitswirksame Bautypen (. 533). In großen Villen des 4./5. Jhs. v. Chr. wie der von Piazza Armerina auf Sizilien (. 534) ist diese Entwicklung auf ihrem Höhepunkt. Der Zugangsbereich war hier sogar triumphbogenartig gestaltet, weshalb man eingedenk der Größe und Form der übrigen Gebäudeteile sowie deren prachtvoller Ausstattung sogar einen kaiserlichen Besitzer vermutete. Auch wenn diese Annahme wohl nur sehr selten den Tatsachen entspricht, so bleibt als Phänomen festzuhalten, dass gerade in der Spätantike manche villae neu angelegt oder ältere Anlagen aufwändig umgebaut bzw. renoviert worden sind, weshalb man nicht von einer Krise der römischen villa in dieser Epoche sprechen kann. Erst mit dem weitgehenden Zusammenbruch des weströmischen Reiches und der Umverteilung des Landes durch die barbarischen Eroberer ab dem späteren 5. Jh. n. Chr. ist der antiken Villenkultur im italischen Raum vollständig die Existenzgrundlage entzogen worden; die römische villa als Bau- und Lebensform hörte für längere Zeit . 534 Villa von Piazza Armerina/Sizilien, 4./5. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 535 Gartenbezirk in der sog. Pisonen- oder
Papyrus-Villa, Herculaneum, augusteische Ausstattungsphase
auf zu existieren, bis sie von den Humanisten der Renaissance wieder zum Leben erweckt wurde. Um die römische Villegiatur als soziales Phänomen besser zu verstehen, ist noch ein kurzer Blick auf das Folgende zu werfen: In einer Reihe von Pseudokopien berühmter griechischer Landschaften und/oder Örtlichkeiten, denen man entsprechende Namen gab, manifestierte sich ein gleichsam spielerischer Umgang mit hellenistischgriechischen Vorbildern, der geradezu charakteristisch für das Gesamtphänomen der Villa als Bildungslandschaft und Griechenland im Kleinen ist. Manch nicht allzu großer künstlicher Wasserkanal wurde so zu einem Euripus (Meerenge bei Euböa), Nilus (Nil) oder Kanopus (luxuriöser an einem gleichnamigen Kanal gelegener Vorort Alexandrias mit berühmter Kultstätte) stilisiert. In ähnlicher Weise pflegte der eine oder andere reiche Villenbesitzer einen bestimmten Platz seines Anwesens in Erinnerung an Platons Athener Philosophenschule, die in einem Garten des Heros Akademos vor den Toren der Stadt lag, als Academia zu bezeichnen. Eine passende skulpturale Ausstattung mit Statuen von Dionysos/Bacchus und seinen Trabanten (Mänaden und Satyrn) sowie Waldgöttern wie Pan, die sich zusammen mit Tieren in der freien Natur tummelten und dabei nicht nur dem Wein- sondern auch dem Liebesgenuss frönten, unterstrich diese Assoziationsmöglichkeit einer heiteren dionysisch-aphrodisischen Glückswelt. Die Vorbilder hierzu stammten aus dem Hellenismus. Waren Zier- und Jagdgärten (gr. paradeisoi Sg. paradeisos) in Griechenland zunächst unbekannt gewesen, übernahm man diese Sitte ab Alexander dem Großen aus Persien. Als wichtiger repräsentativer Bestandteil des hellenistischen Königshofes gelangten diese parkähnlichen Großanlagen in die römische Villenarchitektur. Sie sind von den einfachen Nutzgärten (gr. kepoi Sg. kepos, lat. horti Sg. hortus) zu unterscheiden. Zuweilen gestaltete man die Gartenareale auch als heilige Haine und stattete sie wie Heiligtümer mit angemessenen Votivgaben aus (. 535). Die im Kontext des Sozialprestiges der römischen Oberschicht unabdingbare Aneignung griechischer Kultur brachte es mit sich, dass die vornehmen Villenbesitzer ihre Anwesen zu wahren Bildungslandschaften formierten und dabei größten Wert auf die Errichtung entsprechender Areale legten. In speziellen bibliothecae und pinacothecae sammelte man Bücher respektive Gemälde, und es gab kaum eine Villa ohne gymnasium bzw. palaestra. Zuweilen fehlten sogar eigene Theater-/Odeionbauten nicht. All diese Anlagen waren mit passendem bildhauerischem und/oder malerischem Dekor geschmückt. So standen in den gymnasia und palaestrae römische Kopien nach berühmten griechischen Athletenfiguren und in den bibliothe172
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Wohnbauten
cae Athena/Minerva, Apollon/Apollo und die Musen sowie Büsten von Philosophen, Dichtern, Denkern und Staatsmännern. Schon an der Wende vom 2. zum 1. Jh. v. Chr. hatte sich hierfür eine regelrechte Kunstindustrie entwickelt. Zu dieser Pracht gesellten sich nicht minder luxuriös ausgestattete Gelageräume (lat. triclinia Sg. triclinium) sowie verschiedene Ruhezimmer (lat. diaetae). Je nach Jahreszeit speiste man entweder in der Sonne zugewandten Winter- oder schattiger gelegenen Sommertriklinien. Ferner gab es fest gemauerte Speiselager (lat. stibadia Sg. stibadium) in Gärten, Grotten und Wasserbassins (. 536). Diese gesamte bauliche wie dekorative Pracht lässt sich, wie bereits erwähnt, nicht nach strengen bautypologischen Mustern ordnen und beschreiben. Kennzeichnend für die römische villa sind vielmehr deren Variantenreichtum und Formenvielfalt, die trotz nicht abstreitbarer konventioneller Standards, was vor allem den Bereich der Skulpturenausstattung sowie die generelle Funktion/Nutzung der Anwesen anbelangt, stets zu individuellen, der jeweiligen Landschaft sowie dem Vermögen, Bildungsniveau und speziellen Interesse der einzelnen Villenbesitzer angepassten Lösungen geführt haben. Villen waren im Imperium Romanum jedoch nicht nur auf Rom und Italien beschränkt. Auch in den lateinischsprachigen Westprovinzen sind diese weit verbreitet gewesen, wobei die ab dem 2. Jh. v. Chr. erfolgte Trennung von villae rusticae und sog. otium-Villen im Grunde genommen auf Italien beschränkt blieb. So sind die Villen beispielsweise der Nordprovinzen, auch wenn sie über eine luxuriöse Innenausstattung inklusive Fußbodenheizung, Bäder etc. verfügten, immer auch landwirtschaftlich genutzt worden. Eine Übersicht über die bautyplogische Vielfalt zu geben, ist hier nicht möglich. Beliebt waren u.a. kompakte, axial-symmetrisch angelegte Architekturen mit Betonung der zum Teil recht langen Fassaden, wobei man die beiden äußeren Ecken durch halbrunde turmartige Vorsprünge (. 537) oder rechteckige Risalite besonders . 536 Höhle von
Sperlonga/ Latium, Villa des Kaisers Tiberius, frühes 1. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 537 Römische
Villa Otrang, Fließem/Eifel, 1. – 4. Jh. n. Chr.
akzentuierte (. 538). Dieser als Portikus-Villa bezeichnete Typus scheint im italischen Raum nicht oder allenfalls äußerst selten gebaut worden zu sein. Es gab zudem Villen, die hinsichtlich Raumgröße, Raumtypen und Ausstattung durchaus mit denen Italiens zu vergleichen und zum Teil bis in die Spätantike hinein immer wieder großzügig umgebaut worden sind (. 539). Seit dem 3. Jh. n. Chr. scheint die allgemeine Krisensituation zu einer Verwandlung vieler Villenanwesen, insbesondere der großen Güter in den Provinzen zu weitgehend autarken Einheiten geführt zu haben. Die eigene Domäne wurde als selbstständiger Lebensraum gestaltet. Feste Mauern, Türme und Toranlagen sorgten für den notwendigen Schutz. Repräsentative Gebäude bildeten das Zentrum. Es sind vor allem die entsprechenden Domänenbilder nordafrikanischer Mosaiken (. 540), die uns eine Vorstellung vom Aussehen derartiger Anlagen vermitteln kön174
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Wohnbauten
. 538 Römische
Villa in Nennig (Saarland), 1. – 4. Jh. n. Chr.
. 539 Römische
Villa, Montmaurin, letzte Bauphase 4. Jh. n. Chr.
. 540 Mosaik-
darstellung einer nordafrikanischen Domäne, 3. Jh. n. Chr.
nen. Im griechisch-sprachigen Osten war die römische Villa aufgrund eigener kultureller Traditionen dagegen kein weit verbreitetes Phänomen. Hier lebten die Eliten weiterhin bevorzugt in der Stadt, wo sie großzügige Peristylhäuser bewohnten, während vergleichbare Anlagen auf dem Land sehr selten blieben. 175
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5 Bauaufgaben
Palast und Residenz
. 541 Palast
von Knossos, Innenhoffassade, 15. Jh. v. Chr.
. 542 Megaron-
bereich der Burg von Tiryns, 14./13. Jh. v. Chr.
Der neuzeitliche Terminus Palast ist abgeleitet vom Palatin, einem der sieben Haupthügel Roms. Dort war seit der frühen Eisenzeit ein wichtiger Siedlungsplatz, der als solcher bis zum Beginn der Kaiserzeit Bestand hatte. Gewohnt haben auf dem Palatin in enger Nachbarschaft zu einigen wichtigen Tempelarealen vor allem Angehörige der stadtrömischen Eliten in meist prächtigen Stadthäusern. Nach dem Einzug des ersten römischen Kaisers Augustus in mehrere, benachbart gelegene Stadthäuser, die er nach und nach aufkaufte, und der Errichtung des prachtvollen Tempels für Apollo auf eigenem Grund entwickelt sich der Palatin im Lauf des 1. Jhs. n. Chr. mehr und mehr zu einem bald exklusiven kaiserlichen Residenzort (Palatium) in der Hauptstadt Rom. Die Geschichte der antiken Palastarchitektur beginnt in der Bronzezeit mit den unbefestigten labyrinthartigen, häufig mehrstöckigen (. 541) sog. Palästen (Deutung ist umstritten) des minoischen Kretas mit ihren um Höfe herumgruppierten Raumkomplexen (s. o. . 442) und den trutzigen mykenischen Burgen (. 542), die ganz sicher als Residenzen von Herrschern (myken. wanax/wanakes) fungierten. Letztere besaßen häufig einen monumentalen Mauerring (s. u. . 561) und ihr Zentrum war ein Megaron (s. o. . 197. 405), in dem der Thron stand; es gab aber auch weitgehend unbefestigte Palastanlagen (Bsp. Pylos). Die Residenzhäuser der geometrischen Kleinkönige (gr. basileus/basileis) und die der archaischen Tyrannen kennen wir dagegen kaum bzw. gar nicht. So ist beispielsweise umstritten, ob im Bau F auf der Athener Agora (s. o. . 416 li.) die athenische Tyrannenfamilie der Peisistratiden wohnte. Immerhin blieb in Lefkandi auf Euböa ein apsidiales Langhaus (. 543) erhalten, in dem ein vornehmes Paar gegen 900 v. Chr. bestattet wurde, und das ihnen möglicherweise vor deren Tod als repräsentativer Wohnsitz gedient hatte. Ebenso wenig lässt sich ein Bild des Aussehens der Paläste der großgriechischen Tyrannen und Könige in Unteritalien sowie auf Sizilien oder der Wohnhäuser der führenden Familien der griechischen Stadtstaaten von archaischer
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Wohnbauten
bis klassischer Zeit gewinnen. Weitaus besser wissen wir dagegen über die Residenzen der makedonischen Könige in Pella und Vergina/Aigai (. 544 – 545) Bescheid. Bautypologisch gesehen handelt es sich hierbei um besonders repräsentativ gelegene Peristyl-Häuser mit einer vergleichsweise großen Anzahl von Gelageräumen. Belegt sind zudem Kultanlagen in den Palästen selbst. Wie aufwändig die Außenmauern dieser Residenzen gestaltet waren, bleibt in der Forschung umstritten. Möglicherweise liefern die erhaltenen Fassaden der unterirdischen makedonischen Kammergräber hierzu Anhaltspunkte (s. o. . 126). Demnach dürfte zumindest der Eingangsbereich als repräsentatives propylon mit Säulen- und Giebelarchitektur gestaltet gewesen sein. Im Griechischen werden diese Bauten nach ihrem Bewohner, dem König (gr. basileus) als basileia (Sg. basileion) bezeichnet. Bedauerlicherweise konnten die großen hellenistischen basileia von Alexandria und Antiochia bislang noch nicht ergraben werden. Insofern kennen wir sie lediglich aus knappen literarischen Erwähnungen, die uns zumindest einen Eindruck von der prachtvollen Innenausstattung der Räume vermitteln. Archäologisch bekannt sind dagegen einige kleinere Paläste aus dem griechischen Osten ( . 546) , die eine reiche Fassadengestaltung aufweisen. Wie stark insgesamt der persische Einfluss auf die Ausbildung und Gestaltung einer spezifischen Palastarchitektur gewesen ist, wird
. 543 Haus
von Lefkandi, 10. Jh. v. Chr.
. 544 Palast
von Vergina, 4./3. Jh. v. Chr. . 545 wie . 544
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5 Bauaufgaben
. 546 sog. Qasr
el Abd = Palast des Hyrkanios, Araq (auch Iraq) al Amir, 2. Jh. v. Chr.
in der Forschung diskutiert. Keimzelle des griechisch-hellenistischen Palastes scheint aber wie schon in Makedonien das Peristyl-Haus gewesen zu sein. So entsprechen die Paläste der AttalidenDynastie auf dem Burgberg (Ostseite) von Pergamon (. 547) diesem Bautypus. Sie sind sehr bescheiden dimensioniert; königlich zu nennen ist hier allein die exklusive Lage auf der Akropolis, wo der Herrscher in nächster Nähe zu den wichtigsten Göttern der Stadt residierte und direkten Zugriff auf die militärischen Machtmittel (Arsenale) hatte. Die römischen Kaiserpaläste lassen sich dagegen zunächst nicht als einen klar definierten Bautypus beschreiben. Den Anfang machten spätrepublikanische domus, die Augustus auf dem Palatin erwarb und zu einem Komplex zusammenfügte. In den antiken Quellen werden sie sogar als nicht besonders luxuriös beschrieben. Lediglich die im Eingangsbereich angebrachten Ehrun547 Paläste von Pergamon auf der Akropolis (re.), spätes 4. – 2. Jh. v. Chr.
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Wohnbauten
gen des Senates, der goldene Tugendschild (lat. clipeus virtutis) sowie die beiden Lorbeerbäume, gaben dem Haus ein außergewöhnliches Gepräge. Repräsentativ waren zudem die Lage des Hauses direkt oberhalb des circus maximus sowie seine unmittelbare Nachbarschaft zu einem der prachtvollsten Heiligtümer der Stadt, dem von Augustus auf seinem privaten Grund errichteten Tempel des Apollo. Nach seiner Wahl zum Pontifex Maximus scheint er einen Teil des von ihm bewohnten Areals als Domus Publica (inklusive entsprechender sakraler Einrichtungen) geweiht zu haben, um nicht in den gleichnamigen eigentlichen Amtssitz des Oberpriesters im Forumsbereich umziehen zu müssen. Diese Kombination von Privat- und Sakralraum kannte bereits die gehobene etruskische Wohnausarchitektur und wurde auch in den hellenistischen basileia gepflegt. Ob die Regia am Forum wirklich ursprünglich der Amtssitz der etruskischen Könige war, lässt sich nicht sicher entscheiden (s. o. . 509). Insofern ist es ausgesprochen schwierig, für diesen Bereich eine stringente Traditionslinie nachzuweisen. Auch sind Lokalisierung und Rekonstruktion von Augustus‘ Residenz auf dem Palatin weiterhin strittig (. 548). Alles in allem scheinen die frühen Residenzen der ersten römischen Kaiser, von Augustus über Tiberius und Caligula bis hin zu Claudius, noch vollkommen in der Tradition römischer domus zu stehen. Allenfalls lässt sich seit Tiberius ein gesteigerter Platzanspruch (inklusive Ausstattungsluxus) sowie eine Tendenz zu größerer Kompaktheit vermuten. So ließ er über seinem Geburtshaus ein größeres Areal errichten, das seine Nachfolger aus der iulisch-claudischen Dynastie weiter ausgebaut haben. Die nach ihm benannte, den Nordabhang des Palatin dominierende und das Forum im Sinn einer Machtarchitektur überragende Domus Tiberiana ist in der erhaltenen Form allerdings weitgehend domitianisch (. 549). Von Caligula heißt es zudem, er habe den Tempel der Dioskuren zum vestibulum seines
. 548 Haus des
Augustus, Palatin, älterer (li.) und neuerer (re.) Grundrissvorschlag
. 549 Sog. Do-
mus Tiberiana, Palatin, domitianische Umbauphase
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5 Bauaufgaben
. 550 Domus
Aurea, Gesamtplan, Rom, nach 64 n. Chr.
Palastes umfunktioniert. Aus all dem lässt sich wohl erkennen, dass die Nachfolger des Augustus bemüht waren, ihre herausgehobene Stellung auch durch eine extravagante Architektur visuell zu untermauern. Dies führte Nero fort, indem er zunächst die kaiserlichen Besitzungen auf dem Palatin mit denen auf dem Esquilin architektonisch in Gestalt der weitgehend archäologisch unbekannten sog. Domus Transitoria (Durchgangshaus) zu verbinden suchte; und nach dem Stadtbrand von 64 n. Chr. begannen seine Architekten Severus und Celer die gesamte Innenstadt zu einer prächtigen Villenanlage, der von den Zeitgenossen sog. Domus Aurea (Goldenes Haus) umzugestalten (. 550). Als Eingang von der Forumsseite her fungierte ein großes, als porticus gestaltetes vestibulum, in dem die Kolossalstatue des Nero als Helios stand. An der Stelle des späteren Kolosseums lag ein künstlicher See (lat. stagnum), der wiederum von künstlichen Stadtprospekten umstellt gewesen sein soll. Es gab kostbar ausgestattete, sich um die eigene Achse drehende Gelageräume, Prunknymphäen, Parkanlagen etc. Besser erhalten, weil noch in der Antike zugeschüttet, ist ein Gebäudekomplex auf dem Oppius (. 551). Für die neronische Zeit kennzeichnend und innovativ sind eini-
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Wohnbauten
. 551 Grundriss des erhaltenen Gebäudeteils der Domus Aurea am
Oppius, nach 64 n. Chr. . 552 Areal des von Domitian (reg. 81 – 96 n. Chr.) errichteten
Kaiserpalasts, Rom, Palatin, von der Südseite aus gesehen
ge gewagte Raumgrundrisse, die zum Teil gebogene Fassadengestaltung und die Kuppelarchitektur. Von der übrigen Pracht blieb nach Neros Tod kaum etwas erhalten, da die flavischen und die ihnen nachfolgenden Kaiser aus Prestigegründen die Rückgabe eines Großteils des Areals an das römische Volk anordneten und dort öffentliche Bauten (Kolosseum, Thermen des Titus und des Traian) errichteten. Während Nero offenbar seine Residenz in der Tradition römischer villae urbanae gestaltete, gelang Rabirius, dem Architekten des Domitian auf dem Palatin ein Architekturensemble, das neue Maßstäbe setzte und zurecht als erster wirklicher Palastbau gilt. Die weiträumige, dennoch geschlossen wirkende Anlage, umfasste drei Teile, die mit antik belegten Begriffen als Domus Flavia, Domus August(i)ana und Hippodromus Palatii bezeichnet werden (. 552). Der eigentliche Repräsentationstrakt (. 553), die Domus Flavia, war mit ihrer Schaufassade, die drei Eingänge aufwies, nach Norden ausgerichtet und umfasste die öffentlichen Repräsentationsräume, darunter in der Mitte unter einem Giebeldach (?) eine großzügig bemessene aula re. 553 Repräsentativer Empfangstrakt des domitianischen Kaiserpalastes auf dem Palatin, von der Nordseite aus gesehen
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5 Bauaufgaben
gia mit Thronapsis, li. flankiert von einem Raum (für die Prätorianergarde?) und rechts von einer basilica (auditorium = Sitzungshalle für das kaiserliche consilium). Hinter diesem Trakt lag ein Peristylhof mit einem oktogonalen Brunnen, der zu einem großen Gelageraum führte, die sog. cenatio Iovis, der Speiseraum Iuppiters, wiederum flankiert von baulich gerahmten Innenhöfen mit Nymphäen. Im mittleren, ebenfalls axialsymmetrisch arrangierten Teil, die eigentlichen Domus August(i)ana, dürften in den oberen Stockwerken die Privaträume Domitians gelegen haben. Auch hier gab es mehrere Peristyle. Die Schaufront zur Südseite hin war im unteren Terrassenbereich halbrund gestaltet. An der Ostseite schließt ein vertieft liegendes längliches Gartenstadion, der Hippodromus Palatii, mit einer ebenfalls halbrunden exedra (Zuschauerplattform für die kaiserliche Familie?) an. Der Palast wurde bis in die Spätantike hinein genutzt, und in severischer Zeit (prachtvolles mehrstöckiges Nymphäum als Schaufassade an der Südostseite des Palatin = sog. Septizo[d/n]ium) sowie unter Maxentius umgebaut bzw. erweitert. Das an der Ostseite vom gegenüberliegenden Caelius hierher geführte Brückenaquädukt versorgte mit dem Wasser der Aqua Claudia den Kaiserpalast, insbesondere die an dieser Stelle liegenden kaiserlichen Bäder mit Frischwasser. Ferner gehörte zum Palast eine Adonaea (Heiligtum des Adonis) genannte Gartenanlage, die nahezu den gesamten östlichen Bereich des Palatins (heute Vigna Barberini) einnahm. Dort ließ später Kaiser Elagabal einen großen Tempel für seinen syrischen Hauptgott errichten, in dem er aber auch wichtige römische Kultgegenstände aufnahm, um auf die. 554 Spalato/Split,
tetrarchisch (Diokletian)
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Wohnbauten
. 555 Gamzigrad, tetrarchisch
se Weise ein neues religiöses Zentrum zu schaffen, das direkt mit dem kaiserlichen Wohnsitz verbunden war und damit offenkundig der weiteren sakralen Erhöhung des Herrschers dienen sollte (s. o. . 337). Eine aufwändige Torgestaltung scheint den domitianischen Palast zum Forum hin begrenzt zu haben. Neben ihrer Wohnung auf dem Palatin verfügte die kaiserliche Familie über weitere, über das gesamte Stadtgebiet verteilte Stadthäuser sowie urbane (Horti) und suburbane Villenanlagen (s. u. . 569). Mit der Krise des 3. Jhs. n. Chr. verlagerte sich der Aufenthalt der meist nur für kurze Zeit regierenden sog. Soldatenkaiser von
. 556 Galerius-
Palast, Thessaloniki, tetrarchisch
der Hauptstadt Rom weg in die Provinzen. Dieser Umstand führte vor allem am Ende des 3. Jhs. n. Chr. in der Zeit der Tetrarchie zur Entstehung neuer ständiger Residenzorte und damit zur Erbauung lokaler Kaiserpaläste. Besser bekannt sind uns die Anlagen aus dem Balkanraum, Split/Kroatien (. 554) und Gamzigrad/Serbien (. 555), sowie die Anlagen in Thessaloniki (. 556) und Trier (. 557). Das antike Spalato/Split war der Altersruhesitz des vom Amt zurückgetretenen Kaisers Diokletian. In bautypologischer Hinsicht wurde für diese Großanlage, die neben den üblichen Wohn- und Repräsentationsräumen auch Tempel und das Mausoleum des Kaisers umfasste, Vorlagen aus der Militärarchitektur vermutet. Insbesondere fühlte man sich durch seine viereckige Grundgestalt mit entsprechenden vier Haupttoren sowie einer umfassenden Mauer an das Aussehen . 557 Palastaula Kaiser Konstantins, Trier, 4. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 558 Palast des
Tiberius Claudius Cogidubnus, Fishbourne, 1. – 3. Jh. n. Chr.
eines repräsentativen Militärlagers erinnert. Über Mauern und befestigte Zugänge verfügten allerdings bereits die nordafrikanischen Villenanlagen, die sog. Domänen (s. o. . 540). Man sollte deshalb bedenken, inwiefern der Bau in seiner gesamten massiven Erscheinung nicht eher im Sinn einer selbstständigen Stadtanlage verstanden worden ist, sozusagen als Abbild einer in sich geschlossenen und funktionierenden Welt als Gegenmodell zu einem immer weniger funktionierenden Gesamtimperium. Überhaupt scheint die Kombination von repräsentativen Hallenbauten (aulae, basilicae), Mausoleen und Circusanlagen ein wichtiges Charakteristikum vieler Anlagen zu sein; ein Phänomen, das auch aus dem gleichzeitigen kaiserlichen wie nichtkaiserlichen Villenbau bekannt ist (s. o. . 533). Die Paläste römischer Klientelkönige kennen wir nur zu einem sehr geringen Teil. Bautypologisch lassen sich keine Unterschiede zum bereits Bekannten feststellen. Offenbar operierte man auch hier mit großzügig gestalteten Peristyl-Höfen, Zugängen und Raumfluchten (. 558). Dies gilt ebenso für die praetorium/praetoria genannten Statthaltersitze in den Provinzen mit ihren diversen miteinander kombinierten Bautypen, darunter Basiliken und Thermen (. 559). Die Grundrisse sind jedoch vielfältig, greifen durchaus auch lokale Traditionen auf und entziehen sich so einer strengen bautypologischen Ordnung (. 560). Zusammenfassend betrachtet kann die Entwicklung des römischen Palastbaus wie folgt grob skizziert werden: Am Beginn stand das repräsentative Wohnhaus, die domus der römischen nobiles Pate. Die Residenz der Kaiser wurde durch Elemente aus
. 559 Statthalterpalast (Praetorium), Köln, li. Hälfte Bau des 2. Jhs. n. Chr. mit Basilika und re. Hälfte spätantiker
Neubau des Hauptflügels
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Infrastruktur-, Militär- und Nutzbauten
. 560 Palast des sog. Dux Ripae, Dura Europos, 3. Jh. n. Chr.
dem Villenbau angereichert und fand erst unter Domitian zu einer geschlossenen baulichen Form. Äußere architektonische Würdeformeln wie Freitreppen, Giebel, Säulenstellungen, hohe Substruktionen sowie architektonisch abwechslungsreich gestaltete Schaufassaden wurden dabei gemeinsam mit einer prachtvollen Innenausstattung und einem Luxus an Raumgröße dazu verwendet, die herausgehobene kaiserliche Stellung vor aller Welt sichtbar werden zu lassen. Zum selben Zweck errichte man großzügige Empfangshallen, die basilikalen sog. aulae regiae (Sg. aula regia = Königshalle), in denen die Kaiser in einer Apsis thronend die Besucher empfingen. Bei den spätantiken Residenzanlagen in den Provinzen legte man zudem vermehrt Wert auf eine wehrhaft geschlossene Außenansicht.
Infrastruktur-, Militär- und Nutzbauten Stadtmauern und -tore
Zum Bereich der Militärbaukunst gehören sowohl auf Dauer angelegte Befestigungsbauten wie Stadtmauern und -tore, Festungen sowie diverse Arsenale als auch die unter dem Begriff der poliorketik (gr. Städtebelagerung) zusammenzufassenden ephemeren Belagerungsarchitekturen in Form von Rampen, Tunneln, fahrbaren Türmen, Rammmaschinen sowie gedeckten Laufgängen. Durch die Lektüre von Vitruvs Büchern I und X gewinnt man den Eindruck, dass das Konstruieren und die anschließende Realisierung militärischer Bauwerke und Maschinen zu den wichtigsten Aufgaben antiker Architekten zählten und einen nicht geringen Teil ihrer Arbeit ausmachten. Zu den fortifikatorisch bedeutendsten Bauten sind zweifelsohne die seit der Bronzezeit nachweisbaren Befestigungsmauern zu rechnen. Die monumentalen polygonalen Steinmauern der mykenischen Burgen, die auch schon Türme, Bastionen und gesicherte Tore kannten, blieben lange Zeit unerreicht (. 561). Mit
. 561 Mauerring des 14./13. Jhs. v. Chr., Mykene
(mit einbezogenem Schachtgräberrund)
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5 Bauaufgaben
. 562 Mauern,
Smyrna, ab 8. Jh. v. Chr. (mehrere Bauphasen)
dem um 1200 v. Chr. erfolgten Untergang der mykenischen Staatenwelt zerfielen diese Bauten langsam zu Ruinen, sodass für mehrere Jahrhunderte lang die meisten griechischen Siedlungen nur durch einfache hölzerne Palisadenzäune und Erdwälle geschützt wurden. Im kleinasiatischen Smyrna scheint die frühe Siedlung des 8./7. Jhs. v. Chr. (Alt-Smyrna) bereits mit einer Ringmauer umgeben gewesen zu sein (s. u. . 628). Ihre Entwicklung lässt sich recht gut nachzeichnen (. 562). Ab dem späten 7. Jh. v. Chr. werden die Befestigungsmauern zusehends stabiler. Diese bestanden bis weit in klassische Zeit hinein in der Regel aus Natursteinsockeln mit aufgehendem massivem Lehmziegelmauerwerk und einem darüber liegenden hölzernen Wehrgang. Im 6. Jh. v. Chr. scheinen zudem vor den Mauern erstmals und dann ab dem 5. Jh. v. Chr. immer häufiger Gräben angelegt worden zu sein. Um Material zu sparen, wurden gelegentlich wie beim Bau der nach dem Persersturm (480 v. Chr.) errichteten neuen athenischen Stadtmauer sog. Spolien (lat. spolia = Beute), d.h. Fragmente älterer zerstörter Bauten und Denkmäler wiederverwendet (. 563). Gelegentlich kam es vor, dass die die Wände von Häusern, die an den Rändern der Siedlungen standen in den jeweiligen Mauerring mit einbezogen wurden. Schon früh, wenn auch zunächst nur selten vorkommend (Alt-Smyrna), konnten vorspringende Bastionen die fortifikatorische Kraft erhöhen, was ab dem späteren 6. Jh. v. Chr. üblicher wurde. Türme mit zunächst rechteckigem Grundriss – seit dem späteren 5. Jh. v. Chr. sind auch Rundformen belegt – fanden hingegen erst ab der klassischen Epoche eine größere Verbreitung. Ein mit dem griechischen Terminus emplekton zu bezeichnendes, zweischaliges Mauerwerk, bei dem die beiden sichtbaren Schalenmauern aus sorgfältig zusammengefügten behauenen Steinen bestanden, während das Innere der Mauer mit einem Stein-Sand-Gemisch verfüllt war, kam erst ab dem Ende des 5. Jhs. v. Chr. in Gebrauch. Die steinerne Außenseite solcher Mauern konnte besonders gestaltet sein. Es gab nicht nur gepickte und geritzte, sondern auch extrem geglättete Frontseiten. Derartige ‚Schmuckformen‘ waren aber sicherlich nicht primär rein ästhetisch zu verstehen, sondern sollten wohl eher ein Sinnbild der aufgewendeten Sorgfalt sein, robust wirken und zudem die Demontage von außen erschweren. Als besonders stabil galten fest gefugte polygonale Mau. 563 Mauern beim Dipylon-Tor, Athen
(Kerameikos), nach 478 v. Chr. (mehrere Phasen)
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Infrastruktur-, Militär- und Nutzbauten
ern (s. o. . 32) und solche aus regelmäßigen Quader- . 564 Hellenistische Stadtmauer von Rhodos mit steinen (. s. o. 33). Mit der Weiterentwicklung der BeBelagerungsturm lagerungstechnik, d.h. dem verstärkten Einsatz von neuen leistungsstarken Katapulten/Geschützschleudern und wuchtigen Konstruktionen zum Rammen der Mauern (. 564) mussten insbesondere in hellenistischer Zeit die Mauern einerseits mehr und mehr verstärkt werden; und andererseits spielten zusammen mit Gräbern spezielle Mauervorsprünge bzw. regelrechte Vormauern (gr. proteichisma) eine immer größere Rolle. Diese Maßnahmen sollten verhindern, dass die Belagerungsmaschinen überhaupt nah genug an die Mauern herankamen und ihre schädliche Wirkung entfalten konnten. Ebenso zweckmäßig war es, die Befestigungsareale zickzackförmig vorspringend anzulegen, was den Verteidigern die Möglichkeit gab, die Angreifer nicht nur von vorne, sondern sowohl von der Seite als auch hinter deren Rücken zu attackieren. Gelang dennoch der Durchbruch der Mauer verfügten einige Städte zusätzlich über eine zweite Sicherung: Diateichisma (gr. wörtlich durchgehende Mauer) nannten die Griechen eine Mauer, die innerhalb des äußeren Mauerrings durch eine Stadt verlief und es im Belagerungsfall, wenn eine der Außenmauern zu fallen drohte, ermöglichte, einen Teil des bewohnten Gebietes aufzugeben und sich hinter eine zweite Verteidigungslinie zurückzuziehen. Mit am gefährdetsten waren in fortifikatorischer Hinsicht die regulären als Stadttore zu bezeichnenden Mauerdurchlässe, die eines besonderen Schutzes bedurften. Neben einfachen Toren (s. o. . 32 – 33) existierten hauptsächlich folgende Tortypen: Das Axialtor wird auf beiden Seiten von Bastionen/Türmen gesichert und ist direkt in den Mauerverlauf achsial eingebunden. Beim Tangentialtor überlappen sich stattdessen zwei Mauernden so, dass eine meist aus mehreren Zutrittskammern/-bereichen bestehende Toröffnung entsteht (. 565). Ab dem späten 6. Jh. v. Chr. wird dieses zum Zwingertor mit vorgezogenen Zwingermauern und häufig doppelter Torkammer
. 565 Schema
mit Axial- (o.) und Tangentialtor (u.)
. 566 Dipylon-
Tor, Athen (Kerameikos), nach 478 v. Chr. (mehrere Phasen)
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5 Bauaufgaben
. 568 Teil des Befestigungs-
rings von Herakleia am Latmos, nach 300 v. Chr.
. 567 Torturm
(stadtseitige Ansicht), sog. Zeus-Hera-Tor, Thasos
erweitert (. 566). Tore konnten zudem aufwändig architektonisch akzentuiert sein (. 567). Vielfach und das durchaus schon in früherer Zeit umfassten die Mauern im Verhältnis zur eigentlichen Siedlungsfläche ein wesentlich größeres Areal und überwanden spätestens seit hellenistischer Zeit sehr unwegsames steiles Gelände (. 568). Die miteingeschlossenen freien Flächen fungierten in der Regel als Rückzugsmöglichkeit für die Landbevölkerung und deren Viehherden. Das bekannteste Beispiel aus klassischer Zeit sind die sog. langen Mauern, mittels derer Athen seine recht weit von der eigentlichen Stadt am Meer (Piräus) entfernt liegenden wichtigen Hafenanlagen mit in das Stadtmauersystem integrierte und so der Gefahr vorbeugte, von der eigenen Kriegsflotte und den Versorgungsschiffen abgeschnitten zu werden. Grundsätzlich zählten die Stadtmauern zum Schmuck (gr. kosmos) einer Stadt. Wie sehr man in der Antike eine Siedlung mit ihrer jeweiligen Befestigung identifizierte, zeigen die zahlreichen Stadtpersonifikationen aus hellenistischer und römischer Zeit. So tragen diese Stadttychen allesamt Mauerkronen. Das römische Befestigungswesen hat seine Wurzeln in der etruskischen Festungsbaukunst. Die in der Regel selbstständigen Stadtstaaten der Etrusker kannten Mauern aus un- bzw. nur roh behauenen Felsblöcken ebenso wie solides, anfänglich noch unregelmäßiges und später dann akkurat gefügtes regelmäßiges Quadermauerwerk. So erhielt Rom wie viele etruskisch-italische Städte im 4. Jh. v. Chr. einen stabilen Mauerring aus Kalkstein (s. o. . 29), die sog. Servianische Stadtmauer (. 569). Hinter den Mauern lag häufig ein agger genannter Erdwall. Seit dem späten 2. Jh. v. Chr. wurden die meisten Ringmauern nunmehr in der neuen massiven Zementbauweise errichtet. Diese Mauern verfügten in der Regel über zahlreiche Türme und waren mit gedeckten Wehrgängen versehen. Hinzu kamen massive aus mehreren Kammern bestehende Toranlagen. In der Spätantike wurden die Zementstadtmauern zumeist komplett
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Infrastruktur-, Militär- und Nutzbauten
Horti Aciliorum
Ho r ti Do mit ior um
Horti Domitiae
Horti Luculli
Ho
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S al
lus
tia
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Horti Lalliani
Horti Agrippinae
Horti Tauriani ni et Calcyclani antia i Pall Hort Hortdi itiani i hro Hort nais Epap ce Mae Horti Lamiani
Horti Getae
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inia
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Horti Torquatiani
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Caesa
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Sessorium
. 569 Rom, Stadtplan, 4. Jh. n. Chr., mit dem Verlauf der beiden römischen Mauer-
ringe (innen sog. Servianische, außen Aurelianische Stadtmauer)
mit Ziegeln abgedeckt, was ihnen eine größere Festigkeit verlieh. Auch in den Friedenszeiten des vom späten 1. Jh. v. bis zum 2. Jh. n. Chr. wurden viele Mauern, obwohl sie fortifikatorisch an sich nicht mehr benötigt wurden, weiterhin gepflegt und vielfach sogar rein repräsentative, monumentale Stadttore errichtet bzw. ältere umgestaltet (. 570). Noch stärkeren Schmuckcharakter hatten freistehende Bogenmonumente, die ohne Einbindung in Festungswerke den Zugang zu einer Stadt markierten (. 571). In Rom kam es unter Kaiser Augustus sogar zu einer pro. 571 Eingangsbogen zur Stadt über
der Via Flaminia, Rimini, augusteisch
. 570 Porta Leoni, Verona, 1. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 572 Teil der
aurelianischen Stadtmauer (Porta Appia), Rom, 3. Jh. n. Chr.
pagandistisch instrumentalisierten Schleifung von Teilen der alten Stadtmauer (vor allem auf dem Esquilin) als sinnfälliger Ausdruck des vom Herrscher für alle Zeit garantierten Friedens. Mit dem Beginn der Reichskrise und dem Einfall erster Barbarenhorden im 3. Jh. n. Chr. gewannen die Stadtmauern jedoch ihren fortifikatorischen Charakter zurück. Fortan engagierte sich auch die Reichselite, allen voran der Kaiser selbst, wieder stärker in diesem Bereich. In Rom selbst hat dieses erneuerte Engagement seinen sichtbarsten Ausdruck in der Errichtung des großen Mauerrings gefunden, mit dem in der Regierungszeit Kaiser Aurelians, dessen Namen die Mauer bis heute trägt, begonnen wurde (. 572). Nachfolgende Herrscher wie beispielsweise Maxentius haben die Höhe der Befestigung mehrfach aufgestockt. Weitere spätantike Kaiser, insbesondere die in Ostrom/ Konstantinopel residierenden, kümmerten sich zum Teil intensiv um die Befestigung der Städte ihres Reichsgebietes. Prokopios‘ Schrift ‚Über die Bauten‘, in der er entsprechende Anstrengungen Kaiser Iustinians lobt, legt hiervon ein beredtes Zeugnis ab. Festungen, Akropolis, Arx/Kapitol
. 573 Schema
eines römischen Auxiliarkastells
Zusätzlich zu den Stadtmauern besaßen viele antike, insbesondere griechische Städte einen befestigten Burgberg (gr. akropolis; lat. arx). Wo vorhanden beherbergte die Akropolis oftmals den städtischen Haupttempel und diente als letzte Fluchtburg. In Pergamon lagen innerhalb der Burgmauern auch die Paläste der pergamenischen Könige sowie Arsenalbauten. Ebenso gab es an anderen Orten der griechischen Welt städtische Areale, die gesondert befestigt waren und wie in Syrakus als bevorzugte Residenzorte der Mächtigen dienten, sowie freistehende (Grenz)festungen. Römische Koloniestädte verfügten nur selten über eine natürliche arx, weshalb das als capitolium bezeichnete städtische Hauptheiligtum hier häufig mitten in der Stadt an prominenter Stelle errichtet wurde. Gut bezeugt sind die zahlreichen römischen Militärlager (lat. castrum/castra). Schon Polybios (6, 26 ff.) beschreibt im 2. Jh. v. Chr. die Grundzüge eines römischen castrum so, wie sie auch für die späteren Bauten noch Gültigkeit haben. Castra waren in der Regel quadratisch angelegt und besaßen ein rechtwinkliges Wegenetz, dessen beiden Hauptachsen sich genau
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in der Mitte schnitten und an deren Enden die vier Haupttore lagen (. 573). Größere Legionslager konnten einen beträchtlichen Umfang erreichen und waren im Innern dicht bebaut (. 574). Die umlaufende Befestigung bestand aus einem Erdwall (lat. agger), auf dem eine Palisadenmauer (lat. vallum) errichtet wurde (. 575). Zusätzlich hob man davor einen breiten Graben (lat. fossa) aus. Dort, wo Lager eine längere Zeit bestanden, bemühte man sich häufig darum, viele der ehemals hölzernen Aufbauten durch steinerne zu ersetzen, was ebenfalls für die Mauern und Türme gilt (. 576). Zudem wurden viele Lagertore aufwändig gestaltet (. 577). Im Innern gab es einen forum genannten Versammlungsplatz sowie die beiden für den Kommandeur sowie den hauptsächlich mit Verwaltungsaufgaben betrauten Quästor errichteten Unterkünfte (lat. praetorium respektive quaestorium). Hinzu kam ein kleines Fahnenheiligtum, das fanum, wo man die Feldzeichen und Legionsadler aufbewahrte. Die Legionäre selbst nächtigten in Zelten. Dieser Grundtypus wurde im Lauf des 1. Jhs. v. Chr. insofern abgewandelt, als viele castra jetzt als dauerhaf-
. 574 Legions-
lager, Neuss, flavisch . 575 Verschie-
dene Konstruktionsweisen von Kastellmauern
. 576 Kastel-
Eckturm, Künzing an der Donau, 1./2. Jh. n. Chr. (3 Bauphasen)
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5 Bauaufgaben
. 577 Kastel-
Tor, Hesselbach, Außen(o.) und Innenansicht, 1./2. Jh. n. Chr.
. 578 Principium
des Legionslagers, Lambaesis (Algerien), hadrianisch
te Lager angelegt wurden, was dazu führte, dass das Zentrum in Gestalt des Stabsgebäudes (lat. principia) nunmehr auch aus Stein erbaut sein konnte. Diese principia (. 578) umfassten in der Regel neben einem Versammlungsplatz Räume für die Kommandantur, die Verwaltung der Truppen und abschließbare Arsenale zur gesicherten Unterbringung von Waffen sowie lebenswichtigen Vorräten. All dies gruppierte sich um einen offenen Hof, der auch als fanum diente. Hinzu konnten Gelageräume kommen. Um die principia herum standen die Unterkünfte für die Offiziere sowie die Mannschaften. Erstere wohnten in hausähnlichen Einzelquartieren, letzteren mussten sich dagegen mit großräumigen Sammelunterkünften begnügen. Des Weiteren gab es Lazarette, Latrinen und Bäder ebenso wie Werkstätten und Arsenalbauten. Oftmals entwickelte sich vor den Toren des Lagers eine Händlersiedlung, sodass die castra häufig zum Kern eines regulären, gelegentlich auch städtischen Gemeinwesens wurden. Überhaupt war ihr Grundriss häufig bespielhaft für die Anlage römischer Koloniestädte (s. u.). Berühmt ist die römische Militärarchitektur darüber hinaus für ihre weitläufigen befestigten Grenzen. Der Limes in Germanien und Raetien sowie der Hadrianswall in Britannien zählen zu den sicherlich bekanntesten Beispielen. Die befestigte Sicherung der Grenzen bestand in der Regel aus einem System aus Gräben, Erdwällen und hölzernen Palisadenzäunen. Eingebunden waren hierin in kürzeren Abständen zahllose Wachtürme, von denen aus durch Signalfeuer Nachrichten in relativ kurzer Zeit verbreitet werden konnten, sowie mit einer größeren Distanz zusätzlich Kastelle zur Aufnahme von Militär, das im Notfall einzugreifen hatte. Mächtige Flüsse wie der Rhein, auf denen Patrouillenschiffe verkehrten, fungierten als sog. nasse Grenzen. Brücken
Kurze Steinbrücken mit falschem Gewölbe waren schon in mykenischer Zeit bekannt. Mit dem Ende dieser Epoche dürfte die Kenntnis des steinernen Brückenbaus in Griechenland jedoch weitgehend verloren gegangen sein. Lange Zeit scheint man in diesem Bereich deshalb vor allem auf den Holzbau gesetzt zu haben. Steinbrücken mit Spannbreiten bis zu 10 m sind eher aus späterer Zeit bekannt. In Rom geht die Kunst des steinernen Brückenbaus wohl auf die Etrusker zurück. Die Bedeutung der Brückenbaukunst für die römische Gesellschaft ist allein daran zu erkennen, dass die Römer bestimmte Priester pontifices (wörtlich Brückenmacher) nannten. In der Stadt selbst blieben die Reste einiger 192
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Steinbrücken erhalten. In den Provinzen kommen weitere Beispiele hinzu. Häufig bestanden Brücken anfänglich aus einem steinernen Unter- und einem hölzernen Oberbau. In der Kaiserzeit sind viele Brücken dagegen massive (Zement)steinbauten gewesen, die sogar in der nachantiken Zeit noch lange Bestand hatten. Ihre Konstruktionsweise unterschied sich nicht von denen großer Bogenaquädukte (s. o. . 478). In den Flüssen ruhten die Brücken meist auf massiven Eichenholzpfählen, die man tief mittels spezieller Floß-/Bootskonstruktionen in den Untergrund rammte. Es ist vielfach das römische Militär gewesen, das solche Bauten bei Feldzügen errichtete (. 579). Die Brücken galten als Ausdruck der militär-strategischen Überlegenheit Roms. Für die eroberten Provinzen spielten sie zudem nach dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen mit dem zugehörigen Straßenbau eine wichtige infrastrukturelle Rolle. Brücken konnten zudem Träger von Bildschmuck (Statuen/Reliefs) und ihre Zugänge durch Bögen (wiederum mit Statuen/Reliefs) eigens akzentuiert sein.
. 579 Rekonst-
ruierte Ansicht der traianischen Donaubrücke des Apollodor
Straßen
Während die ältere Forschung noch weitgehend davon ausging, erst das Römische Reich habe über ein gut ausgebautes Straßennetz verfügt, wissen wir heute auf der Basis von Surveys in Griechenland, dass dort ebenfalls ein teilweise bis auf die mykenische Epoche zurückgehendes dichtes Geflecht von Verkehrswegen existiert hat. Ab der Wende vom 7. zum 6. Jh. v. Chr. können vor allem zwei Hauptarten von Straßen nachgewiesen werden: 3 bis 4 m breite architektonisch gefasste (Steinbelag, Stützmauern, Geleisführung Karren) Hauptstraßen sowie einfache 1 m breite Pfade. Es gab Wegmarkierungen in Gestalt der sog. Hermen, einem kleinen rechteckigen Pfeiler mit dem bärtigen Kopf des Hermes, dem Gott der Wege, sowie bei längeren Strecken wohl auch Gasthäuser als Stationsbauten. An den Ausfallstraßen lagen vor den Toren der Städte deren jeweilige Nekropolen. Links und rechts des Weges standen Gräber (s. u.), die die Betrachter dazu animieren sollten, der Toten zu gedenken. Diese ‚Gräberstraßen‘ waren daher eminent wichtige Orte der städtischen Erinnerungskultur und prägten das äußere Erscheinungsbild der Siedlungen erheblich. Besonders gestaltet waren darüber hinaus wichtige Prozessionswege, die von den Städten zu ihren extraurbanen Heiligtümern führten. So sind beispielsweise schon für die archaische Epoche auf dem Weg von Milet nach Didyma (berühmtes Orakelheiligtum des Apollon) mehrere Stationsheiligtümer nachgewiesen, an denen man u.a. Statuen der lokalen Priestereliten aufgestellt hatte. Vermehrt seit hellenistischer und dann römischer Zeit nimmt die luxuriöse Ausgestaltung von Straßen/Wegen weiter zu. Vor allem aus römischen Städten der Kaiserzeit (z.B. Ephesos, Palmyra usw.) sind viele Beispiele sogar innerstädtischer Prachtstraßen bekannt, die die wichtigsten öffentlichen Gebäude und Platzanlagen prominent miteinander verbanden. Gesäumt wurden sie in der Regel von Bogengän193
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5 Bauaufgaben
. 580 Idealtypi-
sche Rekonstruktion der Schichtenabfolge einer römischen Straße
gen/Portiken und mitunter Basen, auf denen Ehrenstatuen von Würdenträgern standen. Ein großes Thema im antiken Straßendiskurs war die Breite, die Durchlüftung und die gerade Wegführung von Straßen. Literarisch ist dies unter anderem in Gedichten des Martial und Iuvenal gestaltet worden, in denen die chaotische Straßensituation Roms in der Subura, dem Wohnviertel der einfachen Leute, mit einer immensen Geruchs- und Lärmbelästigung satirisch geschildert werden. Gewachsene Städte wie Athen und Rom sind daher nicht unbedingt berühmt für ihr innerstädtisches Straßensystem gewesen. An einer Metropole wie Alexandria hingegen rühmte man unter anderem gerade ihre breiten Boulevards. Nach dem großen Stadtbrand in Rom versuchte Nero in diesem Bereich für die Hauptstadt des Imperiums endlich Abhilfe zu schaffen. Er wollte die weitgehende Zerstörung der römischen Innenstadt nutzen, um dort unter anderem größer dimensionierte und architektonisch gefasste Prachtstraßen zu errichten, was selbst seine schärfsten postumen Kritiker wie der Historiker Tacitus lobend erwähnen. Römische Straßen unterscheiden sich von den griechischen bereits durch ihre Konstruktionsweise sowie durch den Umstand, dass die römischen Straßenbauingenieure im Gegensatz zu den griechischen keine Rücksicht auf die topographischen Gegebenheiten nahmen. Der Ausbau des römischen Straßennetzes setzt im 4. Jh. v. Chr. ein. Insgesamt sind es von Rom als Zentrum aus gesehen zunächst 13 große Straßen gewesen, die die Stadt mit der Welt außerhalb verbanden: via Appia, Aurelia, Claudia, Flaminia, Labicana, Latina, Nomentana, Ostiensis, Praenestina, Salaria, Tiberina, Tiburtina, Tusculana. Zum Teil wurden diese bereits in republikanischer Zeit angelegten Fernstraßen mit der Eroberung neuer Provinzen verlängert. So führte man die via Aurelia durch Südgallien bis nach Cadiz als via Augusta weiter. Darüber hinaus sind in den Provinzen bereits vorhandene Fernstraßen wie die von Dalmatien durch Nordwestgriechenland führende via Egnatia miteinander verknüpft und ausgebaut worden. Zum römischen Fernstraßensystem gehörten Rasthäuser (lat. mansiones) und Pferdewechselstationen (lat. mutationes), die in regelmäßigen Abständen errichtet wurden. Im 2. Jh. n. Chr. dürften die mansiones regelrechte Hotels gewesen sein, die ihren Gästen allerlei Komfort bis hin zu den Vergnügungsmöglichkeiten eines Bordells geboten haben. Straßenbau war im römischen Reich eine öffentliche Aufgabe, um die sich vielfach die höchsten Beamten (censores und consules) des Reiches selbst kümmerten. Die Pflege der Straßen oblag in der Kaiserzeit eigenen Prokuratoren, den procuratores viarum. Die Kosten für den Straßenbau scheinen beträchtlich gewesen zu sein. So werden für die Errichtung von einer Meile etwa 500 000 Sesterzen veranschlagt. Noch im 2. Jh. n. Chr. kostete die Reparatur einer Meile der via Appia immerhin 100 000 Sesterzen. Die römischen Straßenbauingenieure kannten verschiedene Fundamentierungsarten, die sie je nach Beschaffenheit des jeweiligen Geländes einsetzten (. 580). Zunächst wurde von den Landvermessern die jeweilige
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Trasse festgelegt und das entsprechende Erdreich sodann per Muskelkraft durch eine Vielzahl von Arbeitskräften abgehoben. Zum Einsatz kamen dabei zuweilen auch Soldaten des römischen Heeres. Die etwa 6 bis 14 m breiten Trassen erhielten danach ihren jeweiligen Belag. In der Regel wechselten sich diverse Erd- und Kiesschichten ab, wobei die oberste Kiesschicht meist aus Feinkies bestand. Darüber lag zumindest in der Nähe der Städte eine robuste Steinpflasterung. Belegt ist aber auch die Verwendung des sog. Pozzuolansandes, der mit Feuchtigkeit in Berührung kommend wie Beton aushärten konnte. Zu Entwässerungszwecken waren die meisten römischen Straßen leicht gewölbt und besaßen seitliche Abflusskanäle. Die heute oft noch sichtbaren Wagenrillen sind wahrscheinlich tatsächlich durch natürliche Abnutzung entstanden und nicht, wie allerdings auch diskutiert wird, künstlich hergestellt worden. Häfen und Leuchttürme
Viele antike Städte, die in Meeresnähe lagen, verfügten ursprünglich über natürliche Häfen in Gestalt von flachen windgeschützten Buchten, deren Vorhandensein in Kombination mit Süßwasserquellen häufig der eigentliche Anlass für die Stadtgründung genau an dieser Stelle war. Gelegentlich trennte man einen Militär- vom Zivilhafen ab. In Athen kennen wir die Hafensituation recht gut. Die Stadt verfügte im Piräus über diverse Hafenbecken (. 581). Auch in Milet gab es zwei große Hafenbuchten (. 582), an die sich direkt das städtische Zentrum anschloss. In solchen Metropolen entwickelten sich manche Hafenbereiche zu besonders mondänen Stadtgebieten. Den Besucher empfingen dort schattenspendende Säulenhallen, prächtige Ehrenmonumente sowie öffentliche Bauten (in Milet lag an einem der beiden Häfen ein großes Theater) und häufig führte eine Prachtstraße mit einer entsprechenden Toranlage ins Zentrum der jeweiligen Stadt. Ferner gehörten steinerne Molen, diverse Lagerbauten/Schiffshäuser, Befestigungen und Leuchttürme zum Inventar vieler Hafenanlagen. Fortifikatorisch bedeutsam waren Gebäude zur Aufnahme von Waffen und anderen Kriegsgeräten bis hin zu kompletten Schiffen und deren Ausrüstung sowie Vorräten. Mit dem griechischen Terminus skeuotheke wird ein Arsenal für Schiffsausrüstung bezeichnet. Bereits in der Antike erlangte die von dem Architekten Philon aus Eleusis gegen 330 v. Chr. im Piräus, dem Hafen von Athen errichtete skeuotheke eine gewisse Berühmtheit. Typologisch gesehen handelte es sich hierbei um eine langrechteckige mehrschiffige und mindestens zweistöckige Halle, in der die Takellage und andere Schiffsausrüstungsgegenstände verwahrt wurden. Formal verwandt sind die reinen Schiffshäuser (gr. neoria),
. 581 Mounichia-
Hafen, Piräus, 4. Jh. v. Chr.
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die immer direkt an den Häfen lagen und in deren Inneren sich gleisartige Spurrillen zum Hereinziehen der Schiffe befanden (. 583). In aller Regel besaßen die Arsenalbauten einen hölzernen Aufbau. Reine Steinbauten kamen in diesem Bereich wohl nur sehr selten vor. Der berühmteste antike Leuchtturm war der Alexandrias, der sogar zu den Sieben Weltwundern gerechnet worden ist. Er stand auf einer dem eigentlichen Hafen vorgelagerten Halbinsel mit Namen Pharos. Eine exakte Rekonstruktion ist kaum möglich. Gleichwohl hat es an entsprechenden Versuchen nicht gefehlt, die allerdings aufgrund des zur Verfügung stehenden Quellenmaterials hypothetisch bleiben müssen (. 584). Besser unterrichtet sind wir dagegen über andere Leuchttürme wie beispielsweise den von La Coruña an der spanischen Atlantikküste, bei dem viel vom aufgehenden römischen Mauerwerk die Zeiten über. 582 Stadtplan von dauert hat (. 585). Die größten Häfen besaß in der Milet, Zustand in der römischen Kaiserzeit Kaiserzeit Rom. Claudius und später Traian ließen in Roms Hafenstadt Ostia, die selbst eine blühende Metropole war, großzügige Hafenanlagen (. 586) mit entsprechender mariner Infrastruktur errichten, von denen aus die in unvorstellbaren Mengen aus aller Welt einströmenden Güter per Schiff auf dem Tiber weiter in die Hauptstadt Rom transportiert wurden, wo man sie schließlich in den dortigen horrea bis zur Weiterverteilung lagerte. . 583 Schiffs-
häuser, Thasos, 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
. 584 Leuchtturm (Pharos)
von Alexandria, 3. Jh. v. Chr.
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. 585 Leucht-
. 586 Häfen
turm von La Coruña, traianisch
von Ostia, 1./2. Jh. n. Chr.
Bauernhöfe, Werkstätten, Läden und Bordelle
Landwirtschaftliche Betriebe, Werkstätten und Läden waren lange Zeit in der archäologischen Bauforschung kaum von Interesse, was sich in der letzten Zeit jedoch geändert hat. Zahlreiche Surveys haben das Bild von der architektonischen Gestaltung antiker Bauern- und Gutshöfe erheblich erweitert. Insbesondere sind die Situation in Attika zur klassischen Epoche sowie die in manchen Provinzen des Römischen Reichs zur Kaiserzeit gut bekannt. Die typologische Bandbreite ist groß; sie reicht von einfachsten Behausungen/Ställen bis hin zu komplexeren architektonischen Anlagen mit zum Teil wehrhaftem Charakter wie den sog. Turmgehöften (. 587). Im römischen Kontext dominierten neben kleineren Bezirken (. 588) größere wie die villae rusticae (s. o. 524; . 537 – 538). Darüber hinaus haben jüngere Grabungen viel Neues zu antiken Werkstätten und Läden erbracht. In griechischen Städten lagen die Werkstätten wegen der Feuergefahr sowie des mit ihnen verbundenen Schmutzes und Lärms häufig im Bereich der Stadtmauern. Je nach wirtschaftlicher Lage waren die Gebäude mehr oder weniger groß und aufwändig gestaltet. Dies gilt auch für die römischen Werkstätten. Einfache Ladenlokale, meist einräumige Geschäfte (lat. tabernae, Sg. taberna) befanden sich entweder in den Erdgeschossen von Wohnbauten (. 589), den Substruktionen öffentlicher Gebäude
. 587 Turm-
gehöft, Haghia Triada/ Amorgos, 4. Jh. v. Chr.
. 588 Bezirk für
die Lagerung von Olivenöl, Viladamat, Ende 2. Jh. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 589 Via del-
l‘Abbondanza, Pompeji, Zustand vor dem Vesuvausbruch 79 n. Chr.
. 590 Schema-
tischer Plan des Forum Romanum mit frühen Marktanlagen (tabernae, macellum), 3./2. Jh. v. Chr.
wie die überdachte Ladenstraße im Hercules-Heiligtum in Tibur/Tivoli (s. o. . 375) oder lagen in stoai bzw. porticus (s. o. . 407 – 411). Wie die hölzernen republikanischen tabernae auf dem Forum Romanum aussahen, wissen wir nicht genau (. 590). Man stellt sie sich als zum Teil eigenständige Bauten langrechteckigen Grundrisses vor. In den Untergeschossen von Wohnhäusern wie beispielsweise in Ostia konnte man darüber hinaus auch zahlreiche Garküchen (lat. Sg. thermopolium) und weitere Gaststätten finden (s. o. . 638). Ebenso wie im Fall der Bordelle (lat. Sg. lupanar), manchmal genügte auch nur ein eigens dafür angemieteter Raum, lässt sich keine eigenständige Grundrisstypologie feststellen. Die Nutzung mancher Häuser oder einzelner Raumgruppen als Gasthäuser/Bordelle kann sowohl im griechischen als auch römischen Kulturraum daher weniger über die Architektur selbst und ihren Grundriss als vielmehr über die darin gefundenen Installationen/Gerätschaften etc. und die Dekoration der Räume (z. B. spezifische Malereien und Graffiti) festgestellt werden. Markt- und Speicherbauten
Erst die kaiserzeitlichen macella (Sg. macellum) sind bautypologisch gut bekannt. Im Grunde genommen handelt es sich um porticus-Bezirke (s. o. . 413) mit zusätzlichen Einbauten. Sie sind grundsätzlich mit griechischen Platzanlagen ähnlicher Funktion
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vergleichbar. So wird die sog. Agora der Italiker auf der Insel Delos für den Hauptsklavenmarkt dieses wichtigen Zollfreihafens in späthellenistischer Zeit gehalten (. 591). Die Grundrisse der macella variieren ( . 592) . Hiervon zu trennen sind mehrstöckige Bauten auf verschiedenen Laufebenen wie die Mercati Traiani in Rom (. 593). Marktcharakter konnten aber auch Bauten haben, die ursprünglich nicht dafür vorgesehen waren. So beherbergte in der Kaiserzeit ein großer Bezirk in Rom, die Saepta Iulia (s. o. . 426), die eigentlich zur Abhaltung von Wahlen gebaut worden war, laut antiken Schrift-
. 591 Sog. Agora
der Italiker (Sklavenmarkt?), Delos, ca. 120 – 88 v. Chr.
. 592 Römische
Macellumsbauten
quellen mehrere Luxusgeschäfte. Die Waren wurden in den Städten in speziellen Speicherbauten (lat. horrea, Sg. horreum) gelagert. In Rom und Ostia gab es gleich mehrere davon. Diese horrea (. 594) hatten zahlreiche Kammern, die der Aufbewahrung sämtlicher in der Hauptstadt gehandelter Güter dienten. Aber auch aus Rom selbst kennen wir solche Anlagen, und das nicht nur aus dem Bereich des antiken Hafenareals am Tiber, sondern ebenso aus der Innenstadt. Die Gebäude sind der Bevöl-
. 593 Märkte des Traian, Rom
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5 Bauaufgaben
kerungsdichte Roms entsprechend zum Teil sehr groß gewesen. Manche verfügten wie die Horrea Agrippiana im Bereich des Forum Romanum an ihren Außenseiten über eine anspruchsvolle Architekturgestaltung mittels Säulen/Pilaster und Bögen/Arkaden (. 595). In den kleineren Städten wird man sich sicher mit geringeren Dimensionen und weniger Aufwand begnügt haben. . 594 Lagerbauten (horrea), Ostia,
2./3. Jh. n. Chr. . 595 Fassade der Horrea Agrippiana,
Forum Romanum, Rom, augusteisch
Grabbauten In der Antike wurden die Toten durchgängig außerhalb der Stadtmauern direkt an den wichtigsten Toren und Ausfallstraßen bestattet. Hier bildeten sich im Laufe der Jahrhunderte regelrechte Totenstädte (gr. nekropoleis Sg. nekropolis). Die Grabstätten waren somit zutiefst öffentliche Orte. Architektur und Dekor zielten deshalb nicht selten auf die erinnernde Repräsentation des gesellschaftlichen Status und der fest modellierten sozialen Rolle des jeweiligen Toten. Die Gräber lassen sich daher als Spiegel der antiken Gesellschaft und ihrer Wertvorstellungen lesen. Gräber sind aber auch Orte der familiären Zusammenkunft im Sinn eines rituellen Kommunizierens mit den Toten in Gestalt wiederkehrender Gelage und/oder Feiern am Grabmal gewesen, weshalb manche baulichen Gegebenheiten, beispielsweise festgemauerte Gelagebetten (gr. Sg. kline) oder Opferrinnen, ebenso wie bestimmte figürliche Szenen vor diesem Hintergrund interpretiert werden müssen. 200
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Grabbauten
Die Vielfalt architektonisch gefasster Grabanlagen ist für den gesamten Bereich der Antike sowohl in chronologischer als auch geographischer Hinsicht immens. Ein knapper Überblick kann daher nur Weniges nennen. Keine Berücksichtigung finden die vielen einfachen, architektonisch nicht gefassten Gräber, bei denen die Toten in Erdgruben oder Felsbettungen bestattet und die oberirdisch allenfalls durch einfache Stelen, steinerne Male oder dergleichen gekennzeichnet worden sind (s. o. . 561). Die Geschichte des monumentalen Grabbaus beginnt in Griechenland bereits in der Bronzezeit mit den mykenischen Tholosgräbern (von gr. tholos = Rundbau), die über aufwändig herzustellende falsche Kuppeln und architektonisch gestaltete Prunkfassaden verfügten (. 596). Diese Grabform war offenbar so eng mit der gesellschaftlichen Elite der Bronzezeit verbunden, dass sie mit deren Untergang endete. In den darauffolgenden wirtschaftlich schwächeren Jahrhunderten wurden nur wenige Menschen mit besonderen Gräbern geehrt. Von großer Bedeutung ist die bei Lefkandi auf Euböa entdeckte Grablege eines mit Frau und Pferd in einem großen Langhaus bestatteten Kriegers, über die man einen riesigen Grabhügel (lat. tumulus) aufgeschüttet hatte (s. o. . 543). Dieses Grab wurde zum Mittelpunkt einer ganzen Nekropole von einfacheren Schacht- und Grubengräbern. Tumuli blieben von der Eisen- bis in die römische Kaiserzeit hinein eine beliebte Grabform für Angehörige der Oberschichten. Vornehme Phryger, Thraker, Skythen ließen sich ebenso wie Makedonen, Etrusker und Römer unter einem tumulus bestatten. Auch in Athen gab es im Bereich der Kerameikos-Nekropole einige tumuli. In archaischer und klassischer Zeit überwogen dort jedoch einfachere Grabformen. Bis zum Anfang des 5. Jhs. v. Chr. war es Sitte, die Gräber oberirdisch mittels Grabreliefs und Grabstatuen zu markieren. Dann erließen die Athener möglicherweise ein Grabluxusgesetz, das einen derartigen Aufwand verbot. Erst im letzten Drittel des 5. Jhs. v. Chr. kehrten sie zur alten Gepflogenheit der Aufstellung von Grabreliefs zurück, bis am Ende des 4. Jhs. v. Chr. wiederum ein Grabluxusgesetz dem Ganzen ein abermaliges Ende setzte. Bei den Grabreliefs handelte es sich um Darstellungen der Verstorbenen in bürgerlichem Habitus, alleine oder mit Verwandten bzw. Dienerfiguren. Die Reliefs standen gemeinsam mit marmornen Grablekythen und anderem Dekor, darunter Grablöwen, Sphingen etc., auf gemauerten Podien (. 597). Solche Grabterrassen sind auch in den Landstätten Attikas sowie andernorts üblich gewesen.
. 596 Tholos-
grab Mykene, sogenanntes Schatzhaus des Atreus, 13. Jh. v. Chr.
. 597 Grabbezirk
des Koroibos, Athen, Kerameikos, spätklassisch
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5 Bauaufgaben
. 599 Harpyienmonument
(li.) und Sarkophagpfeiler (re.), Nekropole von Xanthos
. 598 Sog.
RhomaiosGrab, Vergina, frühhellenistisch . 600 Sog.
Nereidenmonument von Xanthos, frühes 4. Jh. v. Chr.
Einen speziellen Aufwand trieben die Makedonen mit ihren vornehmen Toten. Schon vor Alexander dem Großen bestattete man die verstorbenen Mitglieder der Königsfamilie sowie des Hochadels in unterirdischen tonnenüberwölbten Kammergräbern (. 598). Hinter einer mit Tür, Säulen und gelegentlich Giebel verzierten Fassade lag meist ein Vorraum. Dann folgten die eigentliche Grabkammer sowie ab und an zusätzliche Nebenräume. Sowohl die Fassade (s. o. . 126) als auch die Innenwände konnten figürliche Wandmalereien aufweisen. Zudem stand in manchen Grabkammern kostbar dekoriertes steinernes Mobiliar, darunter Throne sowie vor allem Ruhebetten (gr. Sg. kline). Zum Schutz der mit reichen Beigaben gefüllten Kammergräber wurde über diesen in der Regel ein großer tumulus aufgeschüttet. Besonders vielfältig waren die Grabformen im antiken Kleinasien vor der Zeitenwende. Die dort ansässigen Griechen, Lyder, Phryger, Karer und Lykier hatten nicht nur ihre eigenen Traditionen, sondern ließen sich auch von der Sepulkralkunst (von. lat. sepulcrum Grab) der jeweils anderen sowie der der zeitweiligen Hegemonialmacht Persien beeinflussen, was zu einer Reihe interessanter Mischformen führte. Dieser in der Forschung mit dem Adjektiv graeco-persisch belegte Kunststil ist vor allem von den lokalen Eliten, den sog. Dynasten gepflegt worden. Insbesondere in der Landschaft Lykien blieben bemerkenswerte Grabbauten erhalten, darunter Hausund Pfeilergräber (. 599). Sehr zahlreich sind ferner Felsgräber mit architektonischen Fassaden. Aus Lykien kennen wir zudem die ersten Beispiele eines besonderen Grabtyps (. 600), der nach dem Grabmal des karischen Dynasten Maussollos mausoleum (lat./gr. maussolleion) genannt wird (. 601). Über einem hohen, zum Teil reliefgeschmückten Podium erhebt sich ein von Säulen umstandener Oberbau, dessen Dach Figurenschmuck tragen konnte. Ebenso standen zwischen den Säulen
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Grabbauten
. 602 Mausoleum von Belevi, 3. Jh. v. Chr. . 601 Maussolleion von Halikarnassos, um 350 v. Chr.
Skulpturen. Die Vorlagen für die einzelnen Architekturglieder und Dekorelemente entstammen der griechischen Tempelbaukunst und sind sicher als nobilitierende Zitate gemeint gewesen, die dem Grabbau eine sakrale Aura verleihen sollten. Spätestens mit dem für Maussollos um die Mitte des 4. Jhs. v. Chr. von seiner Schwestergemahlin Artemisa errichteten Großbau, der bereits in der Antike weltberühmt war und zu den Sieben Weltwundern gezählt wurde, erlangte dieser Grabtyp Vorbildcharakter. Zahllose hellenistische und römische Nachfolgebauten zeugen hiervon. Gut erhalten blieb beispielsweise das im späten 4. oder 3. Jh. v. Chr. für einen der Nachfolger (gr. diadochoi) Alexanders des Großen erbaute Grabmal von Belevi (. 602) in der Nähe von Ephesos. Die Gräber der Ptolemaier in Alexandria sowie vieler anderer Diadochen kennen wir nicht, wohl aber die einiger lokaler Fürsten (. 603). Eine einheitliche römische Grabbaukunst hat es ebenfalls nicht gegeben. In der Königszeit sowie der frühen römischen Republik dürften sich die stadtrömischen Gräber noch kaum von den etruskischen Kammer- und Tumulusgräber unterschieden haben. Mit der weiteren Expansion Roms entwickelte sich aufgrund der sich hieraus ergebenden neuen kulturellen Einflüssen in der Stadt selbst und im gesamten italischen Raum ein variantenreiches Typenspektrum. Besonders interessant und gut dokumentiert sind die Anlagen des 1. Jhs. v. bis 1. Jhs. n. Chr. In diesem Zeitraum blieben Gräber mit Tumulus gerade bei der Oberschicht aufgrund ihres altehrwürdigen Zeichencharakters beliebt (. 604). Weit verbreitet waren darüber hinaus mehrstöckige Gräber, deren genauer Aufbau variieren konnte (. 605 – 607) und die Darstellungen u.a. des Grabinhabers und seiner Familie aufwiesen. Daneben gab es einfachere
. 603 Turmgrä-
ber späthellenistischer Zeit (v. li. n. re.): Sabratha, Thugga, Jerusalem
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5 Bauaufgaben
. 604 Tumulusgräber der späten Republik:
Munatius Plancus (li.), Gaeta, und Caecilia Metella (re.), Rom, Via Appia
. 605 Ädikulagrab, Pompeji, Nekro-
. 606 Grabmonument des
pole vor der Porta Nuceria, Ende 1. Jh. v. Chr.
Aefionius Rufus, Sarsina/ Sassina, 1. Jh. n. Chr.
. 608 Grabexedra, Via Appia
(8. Meile), spätrepublikanisch
. 607 Bekrönung in Form eines Monop-
teros des Grabbaus von Sestino, 1. Hälfte 1. Jh. n. Chr.
. 609 Grab des G. Maenius Bassus, Vicovaro,
Via Valeria, tiberisch
Typen wie Gräber in halbrunder Form (sog. exedrae- und scholae-Gräber mit bzw. ohne vorgeblendete Sitzbank) oder als Altar gestaltete (. 608 – 609); und in Rom existierten außergewöhnliche Bauten wie die Pyramide des Cestius (. 610) sowie das vielleicht als Backofen/Getreidesilo zu deutende Grabmal des Großbäckers Eurysaces (. 611). 204
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Grabbauten
. 610 Pyramide des Cestius,
. 611 Grabmal des Bäckers
Rom, spätes 1. Jh. v. Chr.
Eurysaces, Rom, spätes 1. Jh. v. Chr.
. 612 Grabbau der Annia Regilla (sog. Deus
Rediculus), Via Appia, 150 – 175 n. Chr.
Im 2. Jh. n. Chr. errichtete man vor allem Grabtempel, in deren Innern Reliefsarkophage standen (. 612). In den Provinzen des Reichs existierte eine Fülle an Grabformen, die zu überblicken schwerfällt und die sich in ihrem Variantenreichtum jeglicher Form knapper Zusammenfassung entziehen. Eine Auswahl weniger Grabbauten muss genügen, um hiervon einen Eindruck zu geben (. 613 – 618). Zum Teil wiederholen sie bereits bekannte römisch-italische Typen. Es gab aber auch ausgeprägte lokale Traditionen und Sonderformen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die römischen Grabbauten der ausgehen-
. 613 Grabmal der Iulii,
Glanum/St. Rémy, um 40 v. Chr.
. 614 Grabmal des
Poplicius, Köln, Mitte 1. Jh. n. Chr.
. 615 Sog. Igeler
Säule, Mitte 3. Jh. n. Chr.
. 616 Grabturm des Iamblichos, Palmyra,
spätes 1. Jh. v. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 617 Grabmal des Philopappos,
Athen, frühes 2. Jh. n. Chr. . 618 wie .
617
. 619 Plan der Nekropole vor
dem Herculaner Tor, Pompeji, 1. Jh. v./1. Jh. n. Chr.
. 620 Heidnische
Nekropole unter Sankt Peter, Rom, Vatikan, 2./3. Jh. n. Chr.
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Grabbauten
. 621 Hypogä-
um der Furii, Tusculum, mittelrepublikanisch
. 622 Ideal-
ansicht eines römischen Columbariums
den Republik und der frühen Kaiserzeit vor allem auf eine Fassadenwirkung hin angelegt waren. Ausgerichtet auf die Straßen, an denen die einzelnen Nekropolen lagen, hatten die Monumente regelrechte Schauseiten (. 619). Dort waren die Inschriften, Bildnisbüsten/-statuen sowie Reliefs angebracht, die zusammen Zeugnis von dem sozialen Status und den Leistungen der Verstorbenen sowie der gesamten Familie ablegten. Im Lauf des 2. Jhs. n. Chr. errichtete man stattdessen eher nach innen gekehrte abgeschlossene Grabbezirke und -häuser (. 620). Zusätzlich zu diesen oberirdisch sichtbaren Grabmonumenten der sozialen Eliten ist eine ganze Reihe von unterirdischen, zum Teil reich mit Malereien, Stuck, Reliefs usw. ausgestatteten Grabanlagen errichtet worden. Diese werden als Hypogäen (lat. hypogeum, gr. hypogeion, von hypo unter und ge Erde) bezeichnet (. 621). Zusätzlich verwendet man die Begriffe Kolumbarien (lat. columbarium Taubenschlag) und Katakomben (nach einem spätantiken römischen Flurnamen ad catacumbas, der auf die griechischen Worte kata unter und tymbos Grab zurückgeht). Von einem columbarium (. 622) ist dann zu sprechen, wenn die Wände der unterirdischen Grabkammern zahlreiche Nischen für darin untergebrachte Aschenurnen/-kisten aufweisen und deshalb wie Taubenschläge aussehen. Bei den Katakomben (. 623) handelt es sich dagegen um zum Teil mehrstöckige labyrinthartige Gangsysteme sowohl für Brand- als auch vornehmlich Körperbestattungen. Die kaiserlichen Grablegen Roms beginnen mit dem Mausoleum Augusti (. 624), dem Grabmal des ersten römischen Kaisers Augustus. Es entstand in einer schwierigen politischen Konkurrenzsituation zu Marcus Antonius, von dem es damals hieß, er wolle sich nach seinem Tode zusammen mit Kle-
. 623 Calixtus-
Katakombe, Via Appia, angelegt im frühen 3. Jh. n. Chr.
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5 Bauaufgaben
. 624 Mausoleum Augusti,
Rom, spätes 1. Jh. v. Chr.
. 625 Mausoleum
Hadriani, Rom, hadrianisch
. 626 Mausoleum des Maxentius (Romulus), Via Appia,
frühes 4. Jh. n. Chr.
opatra in Alexandria beisetzen lassen, was bei der stadtrömischen Bevölkerung die Angst vor einem damit angeblich verbundenen Hauptstadt- und Regierungsformwechsels (hin zu einer hellenistischen Königsherrschaft) schürte. Diesen Unmut nutzte Augustus geschickt aus, indem er zeitgleich als noch sehr junger Mann für sich selbst und seine Familie auf dem Marsfeld ein großes Grab erbaute. Dass er sich dabei bewusst für einen tumulus entschied – die Zeitgenossen nannten den Bau folgerichtig tumulus iuliorum, ist kein Zufall gewesen. Vielmehr stellte sich Augustus damit in eine ehrwürdige Reihe und betonte seine tiefe Verwurzelung in der altrömischen Tradition, was sicherlich als propagandistische Speerspitze gegen den hellenistisch-griechischen Habitus seines innenpolitischen Gegners gemeint war. Die von Augustus gewählte Grabform übernahm im 2. Jh. n. Chr. Kaiser Hadrian für seinen eigenen Grabbau (. 625), den man nach dem Ende der Antike zu einer päpstlichen Fluchtburg, der bekannten Engelsburg umgestaltete. Eine Sonderform stellte die mit Reliefbildern der beiden Dakerkriege vollständig dekorierte Säule des Kaisers Traian dar, die auf dem von ihm erbauten Forum stand, und in deren Sockel er beigesetzt wurde. Ab der tetrarchischen Zeit kamen Zentralbauten mit Kuppelbekrönung als kaiserliche Mausoleen (. 626) in Mode, die oft im Zusammenhang mit spätantiken Villen- und Palastanlagen errich• tet worden sind (s. o. . 533, . 554 – 556).
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6 Urbanistik
Stadtplan und Stadtentwicklung Antike Städte lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: gewachsene und geplante Städte. Letztere zeichneten sich im Gegensatz zu den Ersteren meist durch einen geordneten Stadtplan in Gestalt eines regelmäßigen gerasterten Straßensystems aus. Antike Städte besaßen neben den Wohnbauten auch öffentliche Areale. Hierunter verstanden die antiken Menschen die städtischen Heiligtümer sowie die Plätze für das wirtschaftliche und politische Geschehen (s. weiter unten unter agora und forum). Stadtmauern gaben den Siedlungen Sicherheit und grenzten sie optisch und vielfach auch in sakraler Hinsicht vom Umland (gr. chora) ab. Vor den Toren der Stadt lagen an den Straßen die Nekropolen. In der Gegend um die Stadtmauern herum befanden sich zudem viele Werkstätten. Manche Städte verfügten ferner über extraurbane Heiligtümer, mit denen sie durch bestimmte Wege verbunden waren, und die man seit archaischer Zeit gelegentlich zu breiteren Prozessionsstraßen ausbaute. Vielfach waren diese Straßen komplett gepflastert und auch mit dem Wagen befahrbar. Es sind insbesondere die Feststraßen zwischen einer bedeutenden Polis und ihrem ebenso bedeutenden extraurbanen Heiligtum gewesen, denen von Seiten der Priesterschaft ein entsprechendes Interesse zu Teil wurde. Dieses spezifische Interesse fand seinen Niederschlag auch in der Errichtung von Ehrenmonumenten und Stationsheiligtümern, die die Straßen flankierten. Innerhalb der Städte scheint man dem Straßensystem dagegen lange Zeit nur wenig Beachtung geschenkt zu haben. Erst in hellenistischer und hauptsächlich in römischer Zeit wurde in den großen Metropolen der griechisch-römischen Mittelmeerwelt manche Hauptstraße in besonderer Weise prunkvoll ausgebaut. Beliebt waren beispielsweise flankierende Arkadengänge und mittig angeordnete künstliche Wasserläufe. Häufig begleiteten zahleiche Ehrenstatuen auf ihren mit Inschriften geschmückten Basen den Lauf dieser Prachtstraßen und machten diese so zu einem sozialen Schaufenster der Stadt. Überhaupt war das äußere Erscheinungsbild einer Stadt wichtig für das Selbstwertgefühl ihrer Bewohner. Gesellschaftliche Entwicklungen führten zu Veränderungen des Stadtbildes, das sich damit als Spiegel sozialer Identitäten lesen lässt. Einige der frühesten nachbronzezeitlichen Siedlungen in Griechenland wie beispielsweise die von Karphi/Kreta und Zagora/Andros (. 627) kannten keine frei209
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6 Urbanistik
. 627 Plan der Siedlung von Zagora, 8. Jh. v. Chr.
stehenden Einzelhäuser, sondern bestanden aus miteinander verbundenen Raum-Agglomerationen. Andere wie die von Lefkandi und Alt-Smyrna waren dagegen dicht bewohnte Streusiedlungen (. 628). Im 8. Jh. v. Chr. kam es schließlich im gesamten griechischen Raum durch Zusammenschluss dörflicher Strukturen (gr. synoikismos = wörtlich zusammenwohnen) zur Entstehung erster städtischer Gemeinwesen (gr. poleis Sg. polis). Diese Stadtgenese fand ihren sichtbaren Ausdruck in der gemeinsamen Anlage von Heiligtümern, befestigten Oberstädten (gr. akropoleis Sg. akropolis) (. 629) und Versammlungsplätzen sowie der Durchführung infrastruktureller Maßnahmen wie dem Bau von Verbindungsstraßen, Brunnen und der Abwasserregelung. Mit Gründung der ersten Koloniestädte entstanden im späten 8. sowie frühen 7. Jh. v. Chr. in Unteritalien und auf Sizilien die frühesten zumeist rechtwinklig angelegten Plansiedlungen. Sie lagen in der Regel günstig in Meeresnähe und im Gegensatz zu den griechischen Mutterstädten, wo die Errichtung von Stadtmauern vielerorts nicht vor dem späten 6. Jh. v. Chr. erfolgte, gehörte hier inmitten feindlicher indigener Stämme der Bau eines Befestigungsrings zu den ersten Bauaufgaben. Die jeweiligen Stadtgründer planten von Anfang an freie Flächen für Heiligtümer, Markt- und Versammlungsplätze ein, wobei die Heiligtümer sowohl im Zentrum als auch an den Stadträndern liegen konnten. Die späteren griechischen Städtegründungen des 5. und 4. Jhs. v. Chr. zeichneten sich durch ein noch größeres Maß an planerischer Rationalität aus. Kennzeichnend ist der nach dem Milesier Hippodamos als hippodamisch bezeichnete gerasterte Stadtplan mit gleich großen Parzellen und streng rechtwinkliger Straßenführung (s. o. . 582). Bei manchen Anlagen wie der Athener Hafenstadt im Piräus besteht in der Forschung nach wie vor Uneinigkeit in der Frage, ob die gleichgroßen Grundstücke auch mit entsprechend normierten Typenreihenhäusern bebaut waren. Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, müsste man dies wohl . 628 Ansicht der Siedlung von Smyrna, 8./7. Jh. v. Chr.
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Stadtplan und Stadtentwicklung
. 629 Stadtansicht von Rhamnous, Befestigung im 5./4. Jh. v. Chr.
als Ausdruck radikaldemokratischer Gleichheit (gr. isonomia) werten. Dem hippodamischen Prinzip folgten auch die meisten Städtegründungen der späten Klassik (. 630) und des Hellenismus. Manche Hauptstädte der in der Nachfolge Alexanders des Großen entstandenen Königreiche wie Alexandria im Nildelta zeichneten sich offenbar durch ein bis dahin unbekanntes großstädtisches Flair mit rechtwinklig angelegten breiten Straßen aus, was mit der direkten Lage am Meer für
. 630 Stadtansicht von Priene, 4. – 2. Jh. v. Chr.
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6 Urbanistik
. 631 Stadtplan
von Pergamon, ab dem späten 4. Jh. v. Chr.
eine als gesund empfundene Durchlüftung des Stadtareals sorgte. An anderen Orten wie in Pergamon (. 631) orientierte sich der Plan der Stadt stärker an den natürlichen Geländegegebenheiten. Die hellenistischen Metropolen besaßen eine Vielzahl prachtvoller Tempel, öffentlicher Bauten und Straßen sowie in Gestalt von Kanopus (Alexandria) und Daphne (Antiochia) nicht minder luxuriöse Vorstädte. Mit dieser Pracht versuchten die kleineren Städte Schritt zu halten. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Insel Delos, die als heilige Geburtsinsel Apollons und Artemis ein hohes Prestige besaß und in späthellenistischer Zeit ein Privileg als Zollfreihafen besaß. Neben dem heiligen Bezirk errichteten damals reich gewordene Kaufleute luxuriöse Wohnhäuser. Zugleich wurde das altehrwürdige Heiligtum mit neuen Bau- und Denkmalstiftungen beschenkt (. 632). Hinzu kam mancherorts ein fast antiquarisches und denkmalpflegerisches Interesse an der eigenen Geschichte. So inszenierte sich Athen seit der späten Klassik mit entsprechenden Architekturen (u. a. Theater, Odeia, Stoai, Bibliotheken) als traditionsreiche Kultur- und Wirtschaftsmetropole, darin den Verlust politischer Größe kompensierend, und wurde auf diese Weise gerade in hellenistischer und römischer Zeit zu einer Stätte des Müßigganges, zum Ziel bildungswilliger Besucher und vornehmer Stifter aus dem Kreis der politischen Eliten (. 633: 17 – 24. 33 – 34). Die Stadt Rom (s. o. . 569) entstand im 8. Jh. v. Chr. aus dem Zusammenwachsen diverser Hügelsiedlungen. Sie war damit eine gewachsene und keine geplante 212
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Stadtplan und Stadtentwicklung
Stadt. Im 6. Jh. v. Chr. scheint sie unter der Herrschaft etruskischer Könige bereits eine größere Infrastruktur besessen zu haben. Zumindest sind aus dieser Zeit zahlreiche von etruskischen Werkstätten erbaute und ausgestattete Heiligtümer archäologisch belegt. Hinzu kommt die schriftliche Überlieferung (Dionysios von Halikarnass 3, 67 – 69). Parallel zum militärischen Erfolg Roms gewann die Stadt in der Republik an Größe und die politischen Eliten begannen, das Stadtbild mittels Stiftung öffentlicher Bauten, darunter zahllosen Tempeln und Heiligtümern zu verändern. In der Senke zwischen Palatin und Kapitol lag mit dem Forum Romanum das politische Zentrum der Stadt. Noch radikaler waren die im Gefolge der römischen Eroberung der kulturell überlegenen griechischen Staatenwelt ab dem späten 3. Jh. v. Chr. einsetzenden Veränderungen. Im Kontext dieser Hellenisierungswelle gelangten zahllose eroberte griechische Kunstwerke nach Rom und die siegreichen Feldherren schickten sich an, hierfür passende, das heißt hellenistisch-griechischen Mustern folgende Bauten sowie Plätze zu errichten. Es begann ein regelrechter Denkmälerkrieg, in dem sich die einzelnen politischen Machthaber durch immer aufwändigere und luxuriösere Stiftungen gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Da das eigentliche Stadtzentrum für derartige Ambitionen zu klein war, wich man hierfür auf das unbebaute Marsfeld (lat. campus martius) aus. Trotz dieser Bemühungen erschien Rom im Vergleich zu vielen griechischen Städten als geradezu rückständig. Iu-
. 632 Ansicht
von Delos mit Heiligtum und Siedlung, 2./1. Jh. v. Chr.
. 633 Ansicht
des Stadtzentrums von Athen in der Kaiserzeit
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6 Urbanistik
. 634 Stadtplan
von Pompeji mit dunkler Markierung der öffentlichen Bauten
lius Caesar fasste daher den letztlich nicht verwirklichten tollkühnen Plan, den Tiber umzuleiten, um so Platz für einen planvollen Neubau mit rechtwinkligen Straßenzügen zu schaffen. Erst Augustus gelang es unter Einbeziehung zahlreicher Angehöriger der Oberschicht, wie sein Biograf Suetonius (Augustus 28, 5) vermerkte, Rom von einer Ziegelstadt in eine Marmorstadt zu verwandeln. Spätestens zu diesem Zeitpunkt übernahm die Stadt unangefochten die Führungsrolle. Die nachfolgenden Kaiser trugen mit ihren Baustiftungen dazu bei, dass das nun auch das gesamte Marsfeld mit einschließende Zentrum Roms in der Kaiserzeit eine sonst im gesamten Imperium Romanum konkurrenzlose dichte Bebauung mit marmornen Tempeln, öffentlichen Bauten und Platzanlagen aufwies. Dieser Monumentalisierung des gesamten Innenstadtbildes konnten auch die zahlreichen Stadtbrände letztlich nichts anhaben. Um die Fortdauer dieser Pracht, die der Römer als Spiegel der Größe und Stärke seines Imperiums verstand, sorgte man sich bereits in der Spätantike, als die Stadt schon längst nicht mehr das wirkliche politische Zentrum war. Trotzdem oder gerade deshalb bemühte man sich intensiv um den Erhalt der Bauten und unterstrich durch entsprechende Monumente diese Tradition. Rom wurde so als caput mundi (Haupt der Welt) zum unerreichbaren Vorbild glanzvoller großstädtischer Urbanität, ein Ruhm, der die Zeiten bis heute überdauert hat. Die im Gefolge der römischen Expansion vor allem ab dem frühen 3. Jh. v. entstehenden römischen Koloniestädte orientierten sich an der castrum(Feldlager)-Architektur mit zwei sich exakt im Mittelpunkt der Siedlung kreuzenden Hauptstraßen, cardo und decumanus genannt, sowie rechtwinklig angelegten Siedlungsparzellen, den insulae (Sg. insula). In diesem Raster blieben freie Flächen für den Marktplatz (lat. forum) und die Heiligtümer ausgespart. Das Phänomen der Planstadt war bereits im 6. und 5. Jh. v. Chr. auch im italisch-etruskischen Raum so in Marzabotto bekannt. Es wurden aber ebenso ältere Städte neu besiedelt und umgestaltet bzw. erweitert (. 634 – 635). Das wichtigste städtische Heiligtum hieß nach einem der sieben Hügel Roms capitolium. In diesem verehrte man wie auf dem römischen Kapitol die sog., aus Iuppiter/Zeus, Iuno/Hera und Minerva/ Athena bestehende kapitolinische Trias. In der Kaiserzeit erfuhren viele Städte im gesamten Imperi. 635 Stadtansicht von Emporiae/Ampurias mit
einem Tempel-Forum in der Mitte, frühe Kaiserzeit
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Stadtplan und Stadtentwicklung
. 636 Stadtansicht von Augusta Raurica, Augst,
1./2. Jh. n. Chr.
um eine Aufwertung durch Erweiterung des monumentalen Baubestandes. Stiftungen des Kaiserhauses und der reichsweiten wie lokalen Eliten ließen im ganzen Reich eine Vielzahl ähnlicher Prunkbauten wie Tempel, Bibliotheken, Nymphäen, Thermen, Theater und andere Vergnügungsstätten entstehen. Zuweilen kopierte man dabei stadtrömische Anlagen. Dies war insbesondere in den hauptsächlich im 1. Jh. n. Chr. prosperierenden westlichen und nordwestlichen sowie den Balkanprovinzen der Fall, wo es keine eigenständige urbane Tradition gab, die man hätte weiterpflegen können (. 636). Im Gegensatz hierzu erlebten die Städte des griechischsprachigen Ostens vielfach erst im 2. Jh. n. Chr. eine neue Blüte. Hier wie in Nordafrika konnte man allerdings nahtlos an ältere Bestrebungen anknüpfen (. 637). Vor allem in Kleinasien konkurrierten die Städte untereinander und versuchten sich gegenseitig in Sachen Bauluxus zu übertrumpfen. Dabei spielte der Rekurs auf die lokale Geschichte und das Alter städtischer Kulte eine zentrale Rolle, was ihren Niederschlag in einer entsprechenden figürlichen Ausstattung der Neubauten fand. Einen wichtigen Teil der städtischen Infrastruktur stellten die vielen Nutzbauten (Kneipen, Gasthöfe, Latrinen, Thermen) dar, ohne die ein städtisches Leben nicht denkbar war (. 638). Mit der im 3. Jh. n. Chr. beginnenden Reichskrise kamen viele Bauaktivitäten zunächst zum Erliegen. Vielerorts investierte man lieber in die militärische Infrastruktur und restaurierte alte oder errichtete neue Stadtmauern. Eine besondere Blüte erlebten hingegen Städte, die sich einzelne Kaiser als Residenzorte erkoren . 637 Stadtplan von Lepcis Magna, severische
Ausbauphase
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6 Urbanistik
. 638 Stadtplan von Ostia, 2. Jh. n. Chr.
(. 639). Sie wurden durch entsprechende Palastareale (s. o. . 554 – 557) sowie weitere kaiserliche Bau-
stiftungen architektonisch aufgewertet und zum Teil neu akzentuiert. Seit Konstantin dem Großen kamen dann Kirchenbauten (in Rom selbst zunächst außerhalb des städtischen Zentrums) hinzu, sodass sich die antiken Stadtbilder in der Spätantike in einem längeren Prozess unter vermehrt christlichen Vorzeichen grundlegend zu wandeln begannen, wobei die antike Bausubstanz noch längere Zeit weiter gepflegt und durch entsprechende kaiserliche Erlasse geschützt wurde.
Agora und Forum
. 639 Stadtplan
von Trier, spätantike Ausbauphase
Abgesehen von den urbanen und extraurbanen Heiligtümern legten die Bewohner der antiken Städte ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung gemeinschaftlich genutzter Anlagen. Dies waren die Orte, an denen man zusammenkam, um Handel zu treiben, Recht zu sprechen oder politische Entscheidungen zu treffen. Ausgehend vom griechischen Verb ageiro (versammeln) nannten die Griechen solche Plätze agorai (Sg. agora). Diese bildeten vorrangig das ökonomische, wobei eine Marktfunktion allgemein erst seit dem 6. Jh. v. Chr. nachgewiesen werden kann, und politische Zentrum einer polis, umfassten aber auch in die Gesamtstruktur integrierte sakrale Bezirke. Darüber hinaus boten
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Agora und Forum
sie Raum für öffentliche Zeremonien, darunter Wettkämpfe, Chortänze, Theateraufführungen und vieles mehr. Die Entwicklungsgeschichte der griechischen Agora beginnt im 8. Jh. v. Chr. zeitgleich mit der Etablierung der Polis als politisches Gemeinwesen. Die baugeschichtlich am besten dokumentierte und erforschte Agora ist die der Stadt Athen (. 640). Inwieweit sich deren bauliche Entwicklung allerdings auf die Agorai anderer Städte übertragen lässt, bleibt fraglich. Generell kann folgendes festgehalten werden: Agorai lagen meist an zentral platzierten Orten, die nicht anderweitig genutzt wurden. Oft waren dies wichtige Wegkreuzungen. In Planstädten sparte man von vornherein im gerasterten Stadtplan entsprechende freie Flächen aus und band diese in das regelmäßig verlaufende Straßensystem ein. Die frühen im 8. und 7. Jh. v. Chr. angelegten Agorai sind sicherlich nicht mehr als einfache freie Plätze aus gestampfter Erde gewesen. Erste architektonische Akzente wurden durch steinerne Sitzreihen für Versammlungen unterschiedlichster Art gesetzt. Ein richtiger architektonischer Ausbau setzte vielerorts nicht vor dem 6. Jh. v. Chr. ein. In der Folge entstanden Amts- und Versammlungsgebäude, Brunnenhäuser, Sportanlagen sowie Kultbauten. Bei den Agorai der gewachsenen Städte, wie dies in Athen der Fall war, gewinnt man dabei nicht den Eindruck, dass die Errichtung jeweils einem bestimmten, die gesamte Platzstruktur im Auge behaltenden Plan gefolgt sei. So legten die leitenden Architekten in archaischer und klassischer Zeit offenbar noch keinen Wert darauf, die Plätze als solche baulich zu gestalten, weshalb sie keine klaren Abgrenzungen durch rahmende Archi-
. 640 Agora
von Athen in römischer Zeit, ab dem späten 1. Jh. v. Chr.
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6 Urbanistik
. 641 Peristyl-
Forum, Römische Agora, Athen, nach 27 v. Chr.
tekturen schufen. Selbst die an sich rechtwinkligen Agorai der Planstädte wirken in der Anordnung der einzelnen Bauten vielfach ungeordnet. Erst im 4. und 3. Jh. v. Chr. entwickelte sich wie in Priene (s. o. . 630) zunehmend ein bautypologisch fest gefügtes Raumgebilde mit Hallenbauten sowie diversen Amtslokalen und einem unmittelbar benachbarten zentralen Stadtheiligtum. Die Wirkung einer geschlossenen Platzanlage wurde beispielsweise in Athen durch die Errichtung entsprechender rahmender Hallenbauten erzielt, die häufig Stiftungen auswärtiger Herrscher waren und die damit unter anderem die städtische Ökonomie fördern wollten. Kennzeichnend für die Zeit der Spätklassik und des Hellenismus ist ferner ein vermehrter Ausstattungsprunk gewesen. Insbesondere wurden die Plätze durch zahlreiche Ehrenstatuen für verdiente Mitbürger und auswärtige Potentaten zu sozialen Schaufenstern. Auf der Agora mittels eines solchen Standbildes präsent zu sein und in dauernder Erinnerung gehalten zu werden, galt als besonders prestigeträchtige Ehrung, nach der die gesellschaftlichen Eliten immer stärker trachteten. Gelegentlich wurden wie im Fall der römischen Agora von Athen (. 641) sogar neue städtische Zentralplätze errichtet (s. o. . 633: 34.). Es ist vor allem das 2. Jh. n. Chr. gewesen, das diesen Zentren der griechischen Städte des römischen Imperiums nochmals eine letzte bauliche Blüte bescherte. In der Spätantike setzte dann ein langsamer Verfallsprozess ein, in dessen Kontext einzelne Gebäude umfunktioniert oder ganz aufgegeben wurden. In vielen Städten entstanden um Kirchen herum neue Zentralorte städtischer Gemeinschaft. Eine ähnliche Entwicklung nahmen die fora (Sg. forum) römischer Städte. In Rom lag der Ursprung in einer sumpfigen Niederung zu Füßen des Palatins und Kapitols, die anfänglich als Begräbnisort diente. Nachdem die etruskischen Könige durch den Bau eines großen Abwasserkanals, der cloaca maxima den Platz entwässert hatten, entwickelte er sich unter dem Namen Forum Romanum zum ökonomischen, juristischen und verwaltungsrechtlich-politischen Zentrum der Stadt. Vielleicht besaßen sie dort bereits eine wohl vor allem sakral genutzten Residenzbau (lat. Regia, von Rex König), der nach dem Sturz der Königsherrschaft der oberste Sakralbeamte (lat. Rex Sacrorum) der Republik übernahm (s. o. . 509). Weitere Tempelbauten entstanden in unmittelbarer Nähe, die das Forum Romanum ebenso zu einem religiösen Zentrum Roms machten. Im Gegensatz zu den genannten Bauten errichtete man sonst zunächst keine dauerhaften Gebäude. Für den Handel sowie die Abhaltung von Versammlungen und Spiele genügten lange Zeit ephemere Holzarchitekturen (s. o. . 461). Ab dem 3. respektive 2. Jh. v. Chr. entstand nach und nach, finanziert von politisch ambitionierten Männern aus den führenden Familien Roms, eine Reihe von profanen Großbauten (s. o. . 590). So wurden die hölzernen Ladenlokale/Tabernen
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Agora und Forum
niedergerissen und durch die multifunktionalen Basiliken (s. o. 433 – 434) ersetzt. Auch kümmerte man sich um den Ausbau der politischen Infrastruktur und errichtete neue Architekturen für die Zusammenkunft von Senat und Volk von Rom (s. o. . 423). Seit dem späteren 4. Jh. v. Chr. war das Forum Romanum zudem zu einem wichtigen Ort öffentlich-politischer Repräsentation geworden. Den Anfang machten die in der Seeschlacht von Antium 338 v. Chr. von den besiegten Latinern erbeuteten Schiffsschnäbel, die man an der Rednertribüne zur dauerhaften Erinnerung an diesen militärischen Erfolg anbrachte (s. o. . 422). Nach und nach füllte sich der Platz mit weiteren Denkmälern sowie Ehrenstatuen für Mitglieder der politischen Führungsschicht. Trotz dieser Bemühungen wies das Forum Romanum im Ganzen gesehen bis zum Ende der Republik noch kein einheitliches Erscheinungsbild auf und wirkte auch nicht als geschlossene Platzanlage. Dies wurde erst durch verschiedene, sich über einen längeren Zeitraum hinziehende Bauaktivitäten des Augustus erreicht, an deren Ende das Forum darüber hinaus zum Repräsentationsplatz der kaiserlichen Familie der Iulier geworden war (. 642). Diese Umgestaltung begann 42 v. Chr. mit der Errichtung des Tempels für den ermordeten und später vergöttlichten Caesar, der das Areal zu der einen Schmalseite hin abschloss und es so als Platz überhaupt erst erfahrbar machte, und endete auf der gegenüberliegenden Seite 10 n. Chr. mit dem Bau des Tempels für die Göttin Concordia. In den dazwischenliegenden Jahrzehnten wurden die an den beiden Langseiten liegenden Gebäude entweder aufwändig von Familienmitgliedern respektive politischen Weggefährten des Augustus renoviert (Tempel der Dioskuren, Tempel des Saturn, Basilica Aemilia) oder neu errichtet (Basilica Iulia). Diese Grundstruktur hat die nachfolgende Dynastie der Flavier noch weiter ausgebaut, indem Kaiser Domitian neben dem Tempel der Concordia einen Tempel für seinen vergöttlichten Vater Vespasian errichten ließ. Gleichzeitig besetzte er die Platzmitte mit seinem eigenen kolossalen Reiterstandbild, das nach seiner Ermordung allerdings alsbald niedergerissen wurde. Damit war das Forum Romanum endgültig zu einer allseitig geschlossenen repräsentativen Kaiserplatzanlage geworden. Die nachfolgenden Jahrhunderte brachten in dieser Hinsicht nicht mehr viel Neues. Zuletzt errichtete man in der Spätantike einige aufwändige Säulenmonumente zu Ehren regierender Kaiser, die den Platz zusätzlich rahmten und damit die kulissenhafte Gesamtwirkung der Platzbebauung nochmals unterstrichen (s. o. . 389).
. 642 Plan des
kaiserzeitlichen Forum Romanum, nach 10 n. Chr.
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6 Urbanistik
. 643 Gesamt-
plan der römischen Kaiserfora (außer Templum Pacis)
Das Forum Romanum ist nicht das einzige Forum Roms gewesen. Die Stadt besaß schon in der Republik noch zwei weitere, architektonisch allerdings nicht besonders aufwändig gestaltete Bezirke. Ihre Namen, Forum Boarium (Rindermarkt) und Forum Holitorium (Gemüsemarkt), legen nahe, dass es offenbar bereits sehr früh zu einer funktionalen Trennung gekommen ist. Am Ende der Republik reichten die drei Anlagen jedoch nicht mehr aus, sodass Iulius Caesar in unmittelbarer Nähe des Forum Romanum sein eigenes Forum Iulium erbauen ließ. Dies war der Auftakt zur Errichtung weiterer sog. Kaiserforen (. 643 – 644) in dieser Gegend. Es folgten das Forum Augusti, das Templum Pacis, das Forum Nervae, auch Forum Transitorium genannt, und zuletzt das Forum Traiani. In allen Fällen handelte es sich dabei um hallenumsäumte marmorne Platzanlagen mit zentralen, das heißt in der Mitte der Rückseite platzierten Tempeln, auf denen allerdings kein herkömmlicher Marktbetrieb stattfand. Vielmehr boten sie einen angemessenen architektonischen Rahmen für wichtige Staatsakte und beherbergten ferner wie das Forum Augusti mit den Standbildern der bedeutendsten Persönlichkeiten der römischen Geschichte oder das Forum Traiani mit den Ehrenstatuen für siegreiche Militärs repräsentative Bildnisgalerien. In bautypologischer Hinsicht, vor allem was die Gesamtstruktur als geschlossene Platzanlage anbelangt, bilden die Kaiserforen eine einheitliche Gruppe und können hierin als typisch für die kaiserzeitliche Architektur Roms gelten. Ihre Wurzeln reichen allerdings weiter zurück. Republikanische Portikus-Anlagen auf dem Marsfeld (s. o. . 411) und einige spätklassische/hellenistische Heiligtümer (s. o. . 367. 378 – 379) wiesen bereits die gleiche Grundstruktur (Ge220
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Agora und Forum
schlossenheit, Symmetrie, Achsialität, Ausrichtung auf ein in der Fluchtachse an der Rückseite der gesamten Anlage liegendes Gebäude) auf und können daher als Vorbilder gelten. Im Fall des Forum Traiani wird in der Forschung zudem eine Beeinflussung durch die zeitgenössische Militärarchitektur diskutiert. So sehen manche in der quergelagerten Basilica Ulpia einen Reflex entsprechend orientierter Stabsgebäude der römischen Kastellbauten und interpretieren dies als einen Hinweis auf die überragende militärische Rolle des Bauherrn Traian, die sich auch in der figürlichen Ausstattung mit Schlachtenfriesen (angebracht in den Attikazonen der Basilika und der umlaufenden Säulenhallen sowie auf der Traianssäule), dem in der Mitte des Forums platzierten Reiterstandbild und den Ehrenstatuen für verdiente Offiziere manifestiert habe. Alles in allem spiegelten diese prachtvollen Kulissen das Selbstverständnis des Imperium Romanum sowie der regierenden Kaiser und dienten gewissermaßen der glanzvollen Inszenierung eines römisch-kaiserlichen Staatsmythos. Auch als die Metropole in der Spätantike längst nicht mehr das politische Zentrum des Reiches gewesen ist und zudem die Rolle der Hauptstadt an das neugegründete Konstantinopel verloren hatte, beeindruckte dieser Glanz weiterhin und erhielt die Vorstellung vom goldenen Rom (aurea Roma) als Haupt der Welt (caput mundi) noch eine Zeit lang lebendig. Mit dieser Pracht konnten die Fora der römischen Provinzstädte freilich nur bedingt wetteifern, auch wenn diese zumindest bei kaiserzeitlichen Stadtgründungen in der Regel (zum Teil mittels Terrassierung und Substruktionen) markant hervorgehoben wurden (s. o. . 635). Dennoch sind sie von besonderem Interesse, da sich an ihnen eine Entwicklung aufzeigen lässt, wie sie so in Rom selbst nicht gegeben war. Denn im Gegensatz zur Situation in der gewachsenen Hauptstadt, wo sich das Forum langsam zum Zentrum entwickelte, standen die Gründer der seit dem 3. Jh. v. Chr. planvoll angelegten Koloniestädte vor der Herausforderung, das jeweilige Forum von Anfang an in einen meist gerasterten Stadtplan einzufügen und somit in gewisser Weise einen mehr oder minder einheitlichen Grundtypus zu entwickeln. Umstritten ist dabei, in wie weit die Gebäudetypen und deren Anordnung im Gelände eventuell älteren stadtrömischen Mustern gefolgt sind. Bestimmte Grundtypen scheint es aber gegeben zu haben, wie ein Vergleich des Forums von Cosa mit dem Paestums (als Poseidonia eine ältere griechische Gründung) nahelegt (. 645 – 646). Am Beispiel des Forums von Pompeji (. 647), das ursprünglich ebenfalls keine römische Stadt gewesen ist, lässt sich über einen Zeitraum von der Republik bis in die Kaiser-
. 644 Forum
Transitorium/ Nervae (Domitian/Nerva) und Templum Pacis (Vespasian/Titus)
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6 Urbanistik
. 645 Forum
von Cosa (Baubeginn im frühen 3. Jh. v. Chr.)
zeit die bauliche Entwicklung eines solchen städtischen Zentrums nachzeichnen. Die Entstehung des Forums war in diesem Fall ein längerer gestalterischer Prozess, an dem nacheinander unterschiedliche Akteure/Stifter beteiligt gewesen sind; neue Bautypen kamen hinzu und alte wurden modernisiert. Grundsätzlich war das Forum in wirtschaftlicher wie verwaltungsrechtlicher Hinsicht stets der Mittelpunkt einer römischen Stadt. Bei den Stadtgründungen des 2. und 1. Jhs. v. Chr. ist es oft der zentrale Hauptplatz einer Stadt gewesen und lag deshalb am Schnittpunkt zwischen den beiden Hauptstraßenachsen (decumanus und cardo). Seit spätrepublikanischer Zeit wurde dies sogar zur Regel. Darüber hinaus besaßen größere Städte ab etwa 100 v. Chr. vielfach mehrere funktional getrennte Forumsanlagen. Diese waren mehrheitlich langrechteckige Plätze – es kommen aber auch andere Grundrissformen vor, gesäumt von den wichtigsten öffentlichen Bauten, wobei oft überdachte Säulenhallen/-gänge die einzelnen Teile miteinander verbanden. Manchmal verfügten Städte über diverse hintereinander gestaffelte Platzanlagen, die miteinander zum Teil über Treppen verbunden 222
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Agora und Forum
. 646 Forum
von Paestum, 3. Jh. v. Chr.
. 647 Forum
von Pompeji, Zustand vor dem Erdbeben 62. n. Chr.
waren und deren abwechslungsreiche Grundrissgestaltungen immer wieder neue Blickachsen eröffneten (. 648). Man hat versucht, die diversen Foren bautypologisch zu ordnen: Beim Peristyl-Forum beispielsweise, das besonders häufig in griechischen Städten vorkam, wurde der Platz entweder auf allen vier Seiten von Säulenhallen eingefasst (s. o. . 641) oder eine der beiden Schmalseiten blieb offen. Eine Variante hiervon stellte das Tempel-Forum dar. Hierbei lagen wie in Emporiae (span. Ampurias) an der vierten offenen Schmalseite – die übrigen wurden wiederum von Hallenbauten gesäumt – ein oder mehrere Tempel (s. o. . 635). Stand an deren Stelle eine Basilika, spricht man stattdessen vom Basilika-Forum. Es exis223
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6 Urbanistik
. 648 Stadtzentrum von Thugga, Zustand
am Beginn des 3. Jhs. n. Chr.
tierten aber auch Mischformen. So wurden vor allem in den lateinischsprachigen Provinzen die beiden letztgenannten Typen dergestalt miteinander kombiniert, dass diese Forumsanlagen an der einen Schmalseite eine Basilika und an der anderen einen Tempel besaßen (s. o. . 636). Ausgesprochene Sonderformen wie beispielsweise das ovale Forum von Gerasa (. 649) blieben dagegen lokal beschränkt. Die bautypologische Ordnung der zahlreichen aus römischer Zeit bekannten Forums-/Platzanlagen ist noch lange nicht abgeschlossen. Es fehlt weiterhin an ausreichenden Detail. 649 Ovales
Forum von Gerasa, 2. Jh. n. Chr.
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Agora und Forum
. 650 Kaiserzeitliche Statuenpostamente auf dem
Forum von Cuicul (o. Ansicht der Ostseite mit den Statuen Nr. 1 – 17 und Südseite Nr. 26 – 28), 2. Jh. n. Chr.
(einzelne Plätze und/oder Bauten) als auch zusammenfassenden (chronologische und geographische Querschnitte) Studien. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die genauen Entstehungs- und Gesamtnutzungszeiten vielfach nur schwer bzw. mitunter gar nicht ermittelt lassen. Insgesamt gesehen können Agora und Forum geradezu als Brennpunkte des gesellschaftlichen Lebens in der Antike gelten. Sie waren bevorzugte Orte für die Aufstellung von Ehrenstatuen, weshalb die Plätze gewissermaßen die sozialen Visitenkarten der Städte darstellten. Über die Inschriften auf den Basen der Standbilder konnte sich jeder Besucher leicht darüber informieren, welche Familien und Einzelpersonen im jeweiligen Gemeinwesen gerade die Macht innehatten (. 650). Agora und Forum sind aber auch in baugeschichtlicher Hinsicht von größter Bedeutung. Es gibt – abgesehen von den Heiligtümern – kaum andere Plätze der klassischen Mittelmeerwelt, an deren Beispiel sich die typologische Vielfalt und historische Entwicklung der griechischen sowie römischen Architektur aufzeigen lässt. Ebenso sind sie Orte gewesen, an denen in der Spätantike sichtbar ein langsamer Transformationsprozess von der paganen hin zur christlichen Stadt einsetzte, indem dort ältere Gebäudetypen entweder zur Gänze aufgegeben oder umgewandelt und neuen Funktionen zugeführt wurden. In Gestalt der Basilika haben die Forumsanlagen der römischen Städte zudem einen Bautypus bereitgestellt, der abgewandelt zur Kirche den Beginn einer neuen, diesmal unter christlichem Vorzeichen stehenden Architekturentwicklung markiert. Gleichzeitig war damit ein Rezeptionsprozess antiker Baukunst in Gang gesetzt, der bis heute andauert und ohne den die nachantike Architektur in weiten Bereichen nicht denkbar wäre. • 225
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Die antike Mittelmeerwelt in der römischen Kaiserzeit
Nordsee Nordsee Ostsee Ostsee
London London Elst Elst
AA t ltal a nn t itsi cs h ch e re r OO z ez a ea nn
(Colonia Agrippina) Agrippina) Köln Köln (Colonia
Paris Paris
Trier Trier
in Rhein Rhe
LoirLoeire
(Augusta (Augusta Treverorum) Treverorum) DoDo na na u
u
LaLa Coruña Coruña Bordeaux Bordeaux
Aeminium Aeminium Tajo Tajo
Mailand Mailand Nimes/ Nimes/ Glanum/ Nemausus NemaususGlanum/ Genua Genua St.St. Remy Remy Aix-en-Provence Aix-en-Provence Narbonne Narbonne Marseille Marseille
Tiber Tiber
Bilbilis Bilbilis
Octodurus/Martigny Octodurus/Martigny
Rhô Rhône ne
Saint-BertrandSaint-Bertrandde-Comminges de-Comminges
Lyon Lyon
Ampurias/ Ampurias/ Emporion Emporion
Spalato/Split Spalato/Split
Rom Ostia Ostia Rom Anxur/Terracina Anxur/Terracina Gaeta Gaeta Herculaneum Herculaneum Pompeji Pompeji
Córdoba Córdoba Cartagena Cartagena
MM i tittet lem lm e e re r
Brindisi Brindisi Poseidonia/ Poseidonia/ Meta- Ugento Ugento Paestum Paestum Metapont pont
Messina Segesta Segesta Messina Selinunt Selinunt Taormina Taormina Cuicul Cuicul Tunis Tunis Thapsos Akragas/ Akragas/ Thapsos Thugga ThuggaArgrigent Syrakus Argrigent Syrakus Lambaesis Lambaesis Timgad/ Timgad/ Piazza Piazza Thamugadi Thamugadi Armerina Armerina
Siena Siena
UU MM BR B IREI N EN
Elba Elba
Gamzi Gam
Lefkadi Lefka
Pella Pella
Delph Del
Korint Kori
Messen Messe
Adria Adria
Perugia Perugia
Sabratha Sabratha Lepcis Lepcis Magna Magna er Tiber Tib
Tibur/Tivoli Tibur/Tivoli Rom Rom Vicovaro Vicovaro Gabii Gabii Ostia Ostia Praeneste/ Praeneste/ Tusculum Tusculum Palestrina Palestrina
Anxur/Terracina Anxur/Terracina
LA LT A ITUI U MM Sperlonga Sperlonga Gaeta Gaeta
Tyrrhenisches Tyrrhenisches Meer Meer
Capua Capua Neapel Neapel Kyme Kyme Boscoreale Boscoreale Herculaneum Herculaneum Pompeji Pompeji Capri Capri
0 0
5050
100 100
150 150 kmkm
Poseidonia/ Poseidonia/ Paestum Paestum
0 0 100 100200 200300 300 400 400500 500 km km
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Kyre Ky
Die antike Mittelmeerwelt in der römischen Kaiserzeit
Lemnos Lemnos
Larissa Larissa
Kerkyra Kerkyra (Korfu) (Korfu)
Lesbos Lesbos
see tsee
plit it
Brindisi indisi Ugento gento
Samothrake Samothrake
Vergina Vergina
KK L EL IENI N AA S ISEI N EN Magnesia Magnesia
Ägäis Ägäis
Thermopylen Thermopylen
Thermos Thermos
Smyrna Smyrna Chios Chios Lefkandia Lefkandia Teos Teos Rhamnous Rhamnous Eleusis Eleusis Kephallenia Kephallenia Ephesos Ephesos Athen Athen Andros Korinth Andros Nemea NemeaKorinth Samos Samos Brauron Zagora Priene Priene Piräus Piräus Brauron Zagora Mykene Mykene Isthmia Isthmia Ägina Ägina Thorikos Thorikos Herakleia Herakleia Tenos Tenos Olympia Olympia Milet Milet Argos Argos Epidauros Epidauros Lagina Lagina Gortys Gortys Tiryns Tiryns Delos Delos Kap Kap Sunion Sunion Halikarnassos Halikarnassos Megalopolis Megalopolis Tegea Tegea Messene Messene Naxos Naxos Sparta Sparta KosKos Pylos Pylos Amorgos Amorgos P elepo Pelepon n n es n es Rhodos Rhodos Leukas Leukas
Euböa Euböa
Delphi Delphi
0 0
Thera Thera
5050 100 100 150 150 kmkm
Rhodos Rhodos
Akrotiri Akrotiri
Kaspisches Kaspisches Meer Meer
Gamzigrad Gamzigrad
noanuau DoD
Konstantinopel Konstantinopel
Lefkadia Lefkadia Pella Pella
Schwarzes SchwarzesMeer Meer
Thessaloniki Thessaloniki
Ancyra/Ankara Ancyra/Ankara
Pergamon PergamonAizanoi Aizanoi
MM i tittet lem lm e e re r
Kyrene Kyrene
Jerusalem Jerusalem
is Tigris Tigr
Delphi Delphi Sardis/Sardes Sardis/Sardes Smyrna AthenSmyrna Athen Ephesos Ephesos Samos Samos Milet Korinth Korinth Didyma Didyma Milet Antiochia Antiochia Halikarnassos Halikarnassos Yria Yria Aspendos Aspendos KosKos Messene Messene (Naxos) (Naxos) Palmyra Palmyra Lindos Lindos Xanthos Xanthos Hössn Hössn Rhodos Rhodos Knossos Knossos Niha Niha Kreta Kreta Baalbek Kalat Kalat Fakra Fakra Baalbek Phaistos Phaistos Rhale Rhale Damaskus Damaskus Ain Hersha Hersha Tyrus Tyrus Ain Bosra/Bostra Bosra/Bostra
Eu Eu ph ph ra ra t t
Gerasa Gerasa
Alexandria Alexandria
Hermopolis Hermopolis Ni Ni l l
Rotes Rotes Meer Meer
m km Insel Insel Philae Philae
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Epochen der griechischen Kultur
Epochen der römischen Kultur
Minoische und Mykenische Kultur
Früheisenzeit:
1000 – 620 v. Chr.
Ägäische Bronzezeit (Früh):
3200 – 2100
Agäische Bronzezeit (Mittel):
2100 – 1700
Agäische Bronzezeit (Spät):
1700 – 1050
Republikanische Zeit:
509 – 31 v. Chr.
1050 – 1000
frührepublikanisch: mittelrepublikanisch: spätrepublikanisch:
509 – 367 v. Chr. 367 – 202 v. Chr. 202 – 31 v. Chr.
Subminoische/Submykenische Epoche: Protogeometrische Epoche:
1000 – 900 900 – 700
Geometrische Epoche: frühgeometrisch: mittelgeometrisch: spätgeometrisch:
900 – 850 850 – 760 760 – 700
Archaische Epoche:
700 – 490/80
früharchaisch: mittelarchaisch: spätarchaisch: Klassische Epoche:
700 – 620 620 – 560 560 – 490/80 490/80 – 330/20
Strenger Stil: Hochklassik: Reicher Stil: Spätklassik:
490/80 – 450 450 – 430 430 – 400 400 – 330/20
Hellenistische Epoche:
330/20 – 30
frühhellenistisch: hochhellenistisch: späthellenistisch:
330/20 – 230 230 – 150 150 – 30
Königszeit:
620 – ca. 509 v. Chr.
Frühe Kaiserzeit:
31 v. Chr. – 69 n. Chr.
iulisch-claudisch: Augustus Tiberius Caligula Claudius Nero
31 v. Chr. – 68 n. Chr. 31 v. Chr. – 14 n. Chr. 14 – 37 n. Chr. 37 – 41 n. Chr. 41 – 54 n. Chr. 54 – 68 n. Chr.
Vierkaiserjahr: Galba, Otho, Vitellius, Vespasian
68 – 69 n. Chr.
Mittlere Kaiserzeit: Flavische Dynastie: Vespasian Titus Domitian „Adoptivkaiser“ Nerva Traian Hadrian Antoninus Pius Lucius Verus Marc Aurel Commodus
69 – 192 n. Chr. 69 – 96 n. Chr. 69 – 79 n. Chr. 79 – 81 n. Chr. 81 – 96 n. Chr. 96 – 192 n. Chr. 96 – 98 n. Chr. 98 – 117 n. Chr. 117 – 138 n. Chr. 138 – 161 n. Chr. 161 – 169 n. Chr. 161 – 180 n. Chr. 180 – 192 n. Chr.
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Epochen der griechischen/römischen Kultur
Späte Kaiserzeit:
ab 193 n. Chr.
Pertinax
193 n. Chr.
Thronwirren: Didius Iulianus, Pescennius Niger, Clodius Albinus
193 – 197 n. Chr.
Severer: Septimius Severus Caracalla Macrinus Elagabal Severus Alexander
193 – 235 n. Chr. 193 – 211 n. Chr. 211 – 217 n. Chr. 217 – 218 n. Chr. 218 – 222 n. Chr. 222 – 235 n. Chr.
Soldatenkaiser: Maximinus Thrax Gordian I. u. II. Balbinus, Pupienus Gordian III. Philippus Arabs Decius Trebonianus Gallus, Volusianus Aemilianus Valerian Gallien Claudius II., Quintillus Aurelian Tacitus, Florianus Probus Carus, Carinus, Numerian
235 – 284 n. Chr. 235 – 238 n. Chr. 238 n. Chr. 238 n. Chr. 238 – 244 n. Chr. 244 – 249 n. Chr. 249 – 251 n. Chr.
Tetrarchen: Diocletian Maximinian Galerius Constantius Chlorus Constantin Maxentius Licinius
Konstantin. Dynastie: Constantin d. Gr. Constantin II. Constans Constantius II. Iulianus Apostata
(306) 324 – 363 n. Chr. 324 – 337 n. Chr. 337 – 340 n. Chr. 337 – 350 n. Chr. 337 – 361 n. Chr. (355) 361 – 363 n. Chr.
251 – 253 n. Chr. 253 n. Chr. 253 – 261 n. Chr. 261 – 268 n. Chr. 268 – 270 n. Chr. 270 – 275 n. Chr. 275 – 276 n. Chr. 276 – 282 n. Chr. 283 – 284 n. Chr. 284 – 312/324 n. Chr. 284 – 305 n. Chr. 286 – 305 n. Chr. 293/305 – 311 n. Chr. 293/305 – 306 n. Chr. 306 – 337 n. Chr. 306 – 312 n. Chr. 308 – 324 n. Chr.
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Literaturhinweise Die folgenden Literaturhinweise dienen vordringlich einem Ziel: Den Nutzerinnen und Nutzern weiterführende Werke an die Hand zu geben, über die sich die umfangreiche Spezialliteratur zu einzelnen Themen und Bauten leicht erschließen lässt. Der Schwerpunkt liegt daher auf der Nennung von Handbüchern und Lexika sowie überblicksartigen monographischen Gesamtdarstellungen. Die Bibliographie ist zudem im Sinn eines Quellennachweises für das im Rahmen des vorliegenden Buches zusammengetragene Grundwissen zu verstehen. Dies gilt insbesondere für die zuerst genannte Überblicksliteratur zum Thema: Die zurzeit beste Gesamtdarstellung der griechischen und römischen Architektur bietet eine französischsprachige Reihe mit den Bänden: M.-Chr. Hellmann, Les principes de la construction, L’architecture grecque I (2002); Dies., Architecture religieuse et funéraire, L’architecture grecque II (2006); Dies., Habitat, urbanisme et fortifications, L’architecture grecque III (2011); P. Gros, Les monumets publics du début du 3e siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire I (1996, ²2002); Ders., Maisons, palais, villas et tombeaux, L’architecture romaine II (2001, ²2007). In deutscher und englischer Sprache liegen folgende grundlegende Überblickswerke vor: R. A. Tomlinson, Greek and Roman Architecture (1995); Chr. Höcker, Metzler Lexikon antiker Architektur. Sachen und Begriffe (2004); A. Schmidt-Colinet – G. A. Plattner, Antike Architektur und Bauornamentik. Grundformen und Grundbegriffe (2004); J. R. Senseney, The Art of Building in the Classical World (2011); H. Knell, Vom Parthenon zum Pantheon. Meilensteine antiker Architektur (2013); Cl. Marconi (Hrsg.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Architecture (2015); G. Braun, Vom Bît Hilani zum Palas der Wartburg. Band 2. Die griechische und römische Antike (2018).
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Register Verzeichnet sind die wichtigsten Personennamen und Begriffe sowie die im Text und in den Abbildungen vorkommenden Orte mit ihren jeweiligen Bauwerken. Die Zahlen vor einem Semikolon beziehen sich auf die Textseiten, die kursiven Zahlen danach auf die Abbildungsnummern.
Abacus/Abakus 32
Academia 160 Achsialität/Axialität 101, 103 Aedes/is 6 0 Aedicula-Grab 204; 605 Aefionius Rufus 204; 606 Ägina/Aigina Aphaia-Tempel 43, 65; 118, 209 Sphinx-Säule 107; 383 Aeminium (Portugal), Cryptoporticus 117; 412 Agger 173 Agora (s. auch Athen, Agora) 53, 5 7, 103, 110, 117, 134, 176, 199, 209, 216 – 218, 225; 640 f. Agrigent s. Akragas Agrippa 134 f., 150; 458 f., 491 Ain Hersha (Libanon), Tempel 95; 346 Aix-en-Provence, Mosaikfußboden 44; 121 Aizanoi, Zeus-Tempel 97; 355 f. Akragas/Agrigent Concordia-Tempel (Tempel F) 69; 233 Hephaistos-Tempel 69; 234 Herakles-Tempel (Tempel A) 68; 228 Iuno-Lacina-Tempel (Tempel D) 69; 232 Olympieion (Tempel B) 69; 229 – 231 Akropolis (s. auch Athen, Akropolis) 178, 190, 210 Akroter 43; 116 – 119 Akrotiri (Thera) 45; 123 Alae 81, 155 Alba Fucens, Amphitheater 136 Alexandria Bibliothek 142 Festzelt Ptolemaios’ II. 54; 157 Leuchtturm (Pharos) 196; 584 Alt-Smyrna s. Smyrna
Altarformen 50 – 53; 137 – 152 Altargrab 204; 609 Ammianus Marcellinus 203 Amphiprostylos 6 0; 188 Amphitheater 136 – 138; 461 – 465 Ampurias/Emporiae 98 f., 214, 223; 360 f., 635 Anathyrosis 31 Ancyra/Ankara, Augustus-Roma- Tempel 97; 353 f. Andron 153 Annia Regilla 205; 612 Ante/Antenmauer 24, 61; 48 Antentempel 6 0; 182 – 184 Antepagmentum 41; 108 Anthemion 36; 92 Antiochia, Circus 139 Antiochos IV. Epiphanes 77 Anuli 25 Anxur/Terracina 103; 373 f. Aphesis 138 Apodyterion/Apodyterium 141, 148 f., 151 Apollodor 193; 579 Apsis 118, 123, 126, 172 Aquädukt 144; 478 Ara 50 Araeostyl 81 Araq al Amir, Palast 177 f.; 546 Architekten 14 Argos, Heraion, Tempelmodell 63; 198 Aristoteles 198 Arsenal 167, 174, 180 Aspendos, Theater 131; 447 – 449 Athen Agora Apollon-Patroos-Tempel 6 0; 184, 187 Bouleuterion 119; 416 f. Hephaistos-Tempel 6 6; 216 Odeion des Agrippa 134 f.; 458 f. Propylon (Gerichtshof ) 59; 177 Prytaneion 119; 416
Rekonstruktion der Gesamt anlage 217; 640 Römische Agora 218; 641 Stoa des Attalos 116; 409 Stoa Basileus 116; 408 Stoa Poikile 45; 124 Akropolis Alter Athena-Tempel 19; 24 Erechtheion 26, 29, 38 f., 76 f.; 51, 59, 98, 103, 278 f. Kallimachos-Säule 107; 383 Parthenon 32, 40, 64 – 66; 68, 104, 206, 212 – 215 Pfeilermonument vor dem Parthenon 110; 392 Propyläen 54, 57 f.; 155, 172 – 175 Tierkampfgiebel 42; 113 Bibliothek des Hadrian 142 f.; 476 Dionysos-Theater 129; 444 Haus Omega 162 f.; 520 Kerameikos Dipylon-Tor 187 f.; 566 Grabbezirk des Koroibos 201; 597 Pompeion 53, 154; 153 f. Stadtmauer 186; 563 Lysikrates-Monument 113; 400 Nikias-Monument 113; 398 Odeion des Perikles 134; 457 Olympieion 74, 97 f.; 267, 357 – 359 Philopappos-Grab 205 f.; 617 f. Pnyx 120; 421 Stadtplan/-ansicht 212 f.; 633 Thrasyllos-Monument 113; 399 Turm der Winde 114 f.; 403 f. Atlant 37; 97 Atrium/Atriumhaus 158 – 161; 510 – 513 Augst (Augusta Raurica) 215; 636 Augustus 9, 28, 86, 88, 97, 110 f., 114, 134, 164, 176, 178 f., 189, 207 f., 214, 219
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Register
Aula/Aula Regia 126, 156, 164, 169, 172 Auxiliarkastell 190 f.; 573
Baalbek 96; 352
Bad/Badekultur 147 – 152; 483 – 496 Balbis 138 Balbus 132 Balneum/Balnea 147 Balteus 33 Banketthaus 53 f.; 153 – 157 Basileion/a 166 – 167; 524 – 526 Basilica/Basilika 48, 123 – 126, 156, 164, 172, 200, 202 f., 205 – 207; 431 – 438 Basilika-Forum 223 Basis/Basenformen (alexandrinisch, attisch, ephesisch, samisch) 35; 81 – 84 Bassai-Phigalia, Apollon-Tempel 34, 40, 65; 75, 105, 207 Bauernhof 197; 587 f. Baukräne 14 – 16; 16 f. Bauornamentik 36 f. Bauplastik 37 – 43; 96 – 119 Baustelle 14 – 17; 15 Belevi, Mausoleum 203; 602 Bema s. Rednertribüne Bibliothek 142 f, 163.; 472 – 476 Bilbilis 99; 362 Binder 21; 34 Bogenmonument 110 – 113; 395 – 397 Bomos 50 Bordell s. Lupanar Boscoreale, Villa Regina 166; 524 Bosra, Theater 133; 456 Bouleuterion 119 – 121, 134; 416 – 420 Brauron (Attika), Heiligtum der Artemis Brauronia 54; 156 Brücken 192 f.; 579 Brunnenhaus 145; 480 Bukephalien 36 Bukranien 36; 94 Byzes 31
Caecilia Metella 185; 556 re.
Caesar 122, 214, 219 f. Caesarea/Cherchel (Mauretanien), Amphitheater/Circus 136, 139 Caldarium 148 – 151
Caligula 108, 179 Campanareliefs 41 Canalis 33 Capitolium 196, 203 Capri, Villa Iovis 167 f.; 528 Caracalla 23, 28, 150 Cardo 196 Carrara 12, 89 Castellae 144 Castrum/a 174 f., 196, 202; 536 Cauliculi/us 33 Cavea 119, 132 Celer 180 Cella 61 Celsus 142 f.; 475 Cenaculum 157 Cestius 205; 610 Chora 191 Choregisches Monument 112 f.; 398 – 400 Choregoi 112 Cicero 166 f. Circus 138 f.; 467 f. Claudius 179, 196 Cloaca Maxima 199 Columbarium 207; 622 Columnae Caelatae 37; 96 Comitium 121, 203; 423 – 425 Conimbriga 99; 363 Corbridge 153; 500 Cosa Comitium 121, 123; 424, 429 f. Curia 123; 429 f. Forum 221 f.; 645 Cossutius 78 Cryptoporticus 117, 162; 412 Cubiculum 155 Cuicul, Forum 225; 650 Cunei/us 132 Curia 122 f., 203; 427 – 430
Dach/Dachformen (korinthisches, lakonisches, sizilisches) 30 f.; 61 – 64 Damophon 80; 288 Daphne 193 Decke s. Kassettendecke Decumanus 196 Delos Agora der Italiker 199; 591
Haus der Komödianten 46, 156 f.; 127, 506 f. Heiligtum der ägyptischen Götter 77 f.; 282 Heiligtum der syrischen Götter 77 f., 102 f.; 281, 371 Stadtansicht/-plan 212 f.; 632 Vereinshaus der Poseidoniasten 127; 439 Delphi Aemilius-Paullus-Pfeiler 111; 393 Apollon-Tempel 18, 71; 22, 249 f. Athena-Tempel (Pronaia) 32; 67 Halos, Exedra 118; 414 Heiligtum (Plan) 55; 160 Naxier-Säule 107; 383 Säulenmonument 108; 385 Schatzhäuser Knidos 56; 162 Massilia 56; 162 f. Sikyon 18; 23, 165 f. Siphnos 24, 56 f.; 48, 162, 167, 169 f. Wagen der Rhodier 110; 391 Zweisäulenmonument der Aristaineta 108; 386 Diaeta/ae 163 Diazoma 129 Didyma, Apollon-Tempel 34, 62, 74 f.; 80, 195 f., 265 f., 270 f. Diokletian 151, 182 f. Dipteros 61; 190 Domäne 174 f., 184; 540 Domitian 181 f., 185, 219, 221 Domus s. Hausbau Rom Donaubrücke 193; 579 Doppelantentempel 6 0; 185 Dreifaszienarchitrav 26 Dromos 138, 140 Druckwasserleitung 143 Dura Europos, Palast 184 f.; 560
Echinos/Echinus 32
Eckkonflikt, dorischer 6 4; 205 Ehrenbogen s. Bogenmonument Eierstab s. Kymation Ekklesia 119 f. Elaioterion 141 Eleusis Propylon 59; 178 245
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Schatzhaus (Tempel F) 56; 164 Telesterion 116; 406 Elst (Niederlande), Tempel 100; 364 f. Emplekton 172 Emporiae/Emporion s. Ampurias Entasis 24 Ephesos Altar (Artemision) 51; 143 Artemision 33, 37, 73, 75; 72, 96, 263 f., 268 f. Bibliothek des Celsus 142 f.; 475 Gymnasion 141 Hanghäuser 162 ff.; 521 Thermen/Gymnasion 29, 152 f.; 60, 499 Epidauros Asklepios-Tempel 72; 255 f. Theater 130; 445 Epistylion 26 Euergesie 17 Eupalinos 143 f.; 477 Euripus 139, 160 Eurysaces 205; 611 Euthynterie 24 Exedra/e/i 100, 106, 118, 141 f.; 414 f. Exedra-Grab 204; 608 Extispiciumrelief, Louvre 10, 42; 3, 113
Fanum 174
Fascies 26 Fastigium 41 Fassade 29 f.; 60 Fenster 28 f. Festungen 190 – 192; 573 – 578 Fishbourne, Palast 184; 558 Flechtband 36; 86 Flechtmauerwerk 19 f.; 27 Fließem (Eifel), Villa Otrang 173 f.; 537 Forma Urbis Romae 10, 135; 4 Forum 212 – 216, 218 – 225; 635 f., 642 – 650 Fossa 174 Frankfurt-Heddernheim, Jupiter Giganten-Säule 109; 390 Fresko 47 Fries 39 f.; 103 – 107 Frigidarium 148 – 151 Frons 41
Fundamentarten 18 f.; 21 – 25 Fußböden 4 4 f.; 120 – 121
Helices/Helix 33 Herakleia, Mauern und Stadttor 21, 188; 32, 568 Gabii (Latium) 103; 372 Herculaneum 46, 162, 172; 517, 532 Gästehaus 54 f.; 158 f. Herdraumhaus 154, 156; 505 Gaeta, Grab des Munatius Plancus Hermodoros von Salamis 83 f. 204; 604 o. Hermogenes 75 Gaius Cäsar 86; 310 f. Hermopolis/Hermupolis 95; 348 Gallo-römischer Umgangstempel Hesselbach, Kastel-Tor 192; 577 Hestiatorion s. Gästehaus 100 f.; 364 f. Gamzigrad (Serbien), Palast 183; Hexastylos 6 0 f.; 187 555 Hiera/on 100 Garten 163 Hippodamos von Milet/hippo damisch 210 f. Geison 25 Hippodrom 138 f. Gerasa Hössn Niha (Libanon), Tempel A Circus 139 94; 344 Ovaler Platz (Forum) 224; 649 Gewölbe 13, 27 f.; 56 f. Holzarchitektur 11 f.; 6 Giebelformen (gesprengter, syrischer) Holzverschalung 13; 8 Horrea 199 f.; 594 f. 41; 109 Giebelschmuck 41 f.; 110 – 113 Hortus 159, 166, 172, 183; 516, 569 Glanum/St. Rémy, Grabmal der Iulii Hymmetos 12 205; 613 Hypäthraltempel 61 f., 74; 195 f., 265 f. Gortys (Arkadien) 147; 484 Grabbauten Hypogäum 207; 621 Hypokausten 147 f.; 485 Griechenland 200 – 203; 561, 596 – 603 Hypotrachelion 25 Rom/Imperium Romanum Iamblichos 205; 616 203 – 208; 604 – 626 Guttae 25 Igel, Grab (Igeler Säule) 205; 615 Gymnasion/Gymnasium 57, 58, 138, Impluvium 155 140 – 142, 145, 147, 163, 147; 176, Infrastrukturbauten 172 – 180; 469 f., 479 534 – 546 Gynaikonitis 153 Inkrustation 21 f., 48; 39 Insula/ae 126, 154, 164, 214; 522 f. Hadrian 90 – 92, 143, 168 – 170, 208 Interkolumnium 61; 192 (b) Isodomes Mauerwerk 21; 35 Hadrianswall 192 Isthmia, Poseidon-Tempel 65; 211 Häfen 195 f.; 581 f., 586 Haghia Triada (Amorgos), TurmIuvenal 164, 194 gehöft 197; 587 Jerusalem, Turmgrab 203; 603 Halikarnassos, Maussolleion 184; Joch 61; 192 (a) 553 Halle s. Stoa/ai Jupiter-Giganten-Säulen 109; 390 Hausbau/Hausformen Griechenland 154 – 157; 501 – 506 Kaisertypus (Thermen) Rom/Imperium Romanum Großer Kaisertypus 149 f.; 490 Kleiner Kaisertypus 149; 489 157 – 165; 508 – 523 Hebevorrichtungen 14 f.; 14 Kalat Fakra (Libanon), Tempelbezirk Heiligtümer (Entwicklung) 95; 347 Kalathos 33 100 – 106; 366 – 382
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Kalypter 31 Kammergrab 46, 158, 177, 202; 126, 598 Kanopos/us 160, 192 Kapitell/Kapitellformen (äolisch, dorisch, figürlich, ionisch, korin thisch, nabatäisch, Blattkelch-, Komposit-, Sofa-) 32 – 35; 65 – 80 Kap Monodendri (Milet), Altar 51; 140 Kap Sunion, Poseidon-Tempel 67; 217 Kap Sorrent, sog. Villa des Pollius Felix 168; 527 Karphi (Kreta) 192 Karthago, Thermen 152; 498 Karyatiden 37 f.; 98 Kassettendecke 49; 135 f. Kastelle s. Festungen Kastellmauern 191; 575 Katakomben 207; 623 Kepos/oi 172 Kistengrab 46; 125 Klepsydra 114; 401 Kline 53, 126, 181, 183; 153 Knossos (Kreta), Palast 176; 541 Köln Grabmal des Poplicius 205; 614 Statthalterpalast 184; 559 Koilon 129 Konsole/Konsolgeison 37; 95 Konstantin 91, 112, 149, 183, 216 Konstantinopel 190, 221 Korai/Koren s. Karyatiden Korfu Artemis-Tempel 42, 63 f.; 110, 204 Hera-Tempel (Mon Repos) 43; 114 Korinth, Apollon-Tempel 65; 208 Kos Altar (Asklepieion) 51; 144 Asklepieion 102; 368 Krene 145 Krepis 24, 81 Kryptoportikus s. Cryptoporticus Künzing, Kastel-Eckturm 191; 576 Kykladen 12 Kymation/Kymationformen (dorisch, ionisch, lesbisch) 36; 89 – 91 Kyrene, Brunnenhaus (Apollon Heiligtum) 145; 480
Laconicum 149
La Coruña, Leuchtturm 196 f.; 585 Läden (s. auch Taberna/ae) 197 f.; 589 Läufer 21; 34 Lagina, Hekateion 77, 79; 285 Lambaesis Aesculap-Tempel 94; 342 Kapitol 106; 381 Legionslager 192; 578 Lastkarren 13 Latifundium 158 Latrine 145; 479 La Turbie, Siegesmonument des Augustus 111; 394 Lavatrina 147 Lefkadia (Makedonien), Kammergrab 46; 126 Lefkandi (Euböa), Haus/Grab 176 f., 201; 543 Lehmziegelmauer 19 f.; 28 Leitermauerwerk 20 f.; 33 Lepcis Magna Circus 139; 468 Macellum 118, 199; 413, 592 Nymphaeum 146; 481 Stadtplan 215; 637 Tempel am Forum (Gens Septimia) 94; 343 Lesche 118 Leuchttürme 195 f.; 584 f. Limes 192 Lindos (Rhodos), Athena-Heiligtum 102; 369 f. Lucius Cäsar 86; 310 f. Ludi 139 Lupanar 139, 198 Luni 12, 89 Lusoi, Artemis-Tempel 77 f.; 280 Lutron 147 Luxuria 6 0, 165 Lykosoura, Despoina-Tempel 79 f.; 287 f.
Macellum 118, 198 f.; 413, 592
Mäander 36; 85 Maenius Bassus 204; 609 Magnesia am Mäander Altar 51 f.; 145 Artemis-Tempel 26, 75 f.; 53, 274 f.
Zeus-Sosipolis-Heiligtum 105; 378 Zeus-Sosipolis-Tempel 79; 286 Mansio 176 Marcellus 132 Marcus Antonius 207 Marcus Aurelius 108 Marmorhandel/-steinbrüche/ -vorkommen 12 f.; 7 Martial 164, 194 Marzabotto 158, 214 Mauertechniken 19 – 23; 27 – 45 Mausoleum/Maussolleion 202 f.; 600 – 602, 624 – 626 Maxentius 91, 125, 139, 170 f., 182, 190, 208 Mazaraki, Artemis-Tempel 63 f.; 202 Megalopolis, Zeus-Heiligtum 105; 379, Megaron 62 f., 115, 154, 156, 176; 197, 201, 405, 542 Merida, Circus 139 Messene Altar (Asklepieion) 50; 139 Asklepieion 101; 367 Metallklammern 31 Metapont Hera-Tempel (div.) 6 6 f.; 219 f. Tempel D 76; 276 f. Metope 25, 38 f.; 99 – 102 Milet Altar 53; 151 f. Bouleuterion 53, 120; 152, 419 Gymnasion 141 Häfen 195 f.; 582 Markttor 59; 180 Nymphaeum 146; 482 Propylon (Gymnasion) 58; 176 Serapeion 49; 136 Stadtplan 196, 210; 582 Militärbauten 172 – 175; 534 – 537 Minoa (Amorgos), Latrine (Gymnasion) 145; 479 Monopteros 61 f., 204; 194, 607 Montmaurin, Villa 174 f.; 539 Mosaik (Kieselstein-, Tesselat-) 4 4; 120 f. Munatius Plancus 87, 204; 314 f., 604 o. Mutationes 194 Mutulus/i 25 247
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Opus Incertum 22 f.; 40 Opus Latericium 22 f.; 43 Opus Mixtum 22 f.; 44 Opus Quadratum 21; 37 Opus Quasi-Reticulatum 22 f.; 41 Opus Reticulatum 22 f.; 42 Naos 60 f. Opus Sectile 4 4 f.; 122 Opus Signinum 4 4 Natatio 149 Opus Testaceum 22f; 43 Naxos 12 Opus Vittatum 22 f.; 45 Negotium 165 Orange/Aurasio Nekropole 181, 188; 571 Nemea Ehrenbogen für Kaiser Tiberius 9, 112; 1, 396 Gästehaus (Zeus-Heiligtum) 55; Theater 133; 454 159 Zeus-Tempel 71 f.; 253 f. Orchestra 128 f. Nennig, Villa 174 f.; 538 Orraon (Ammotopos) 156; 505 Neoria 180; 546 Orthogonalität 101 Nero 112, 136 f., 150, 180 f., 194 Ostia Neuss, Legionslager 191; 574 Casa di Diana 164; 522 Nilus 160 Hafen (Portus) 196 f.; 586 Horrea 199 f.; 594 Nîmes/Nemausus 93; 338 Insula Orientalis II 164; 523 Nutzbauten 172 – 180; 534 – 546 Nymphaion/Nymphaeum 145 – 147; Sede degli Augustali 127; 440 Stadtplan 215 f.; 638 481 f. Otium 165 f., 173 Odeion/Odeum 119, 134 f.; Paestum s. Poseidonia 457 – 460 Oikos 152 Palaestra/Palaistra 141 f., 147, 149, 151, Oiniadai (Akarnanien) 154, 163; 471 Palast 115, 128, 176 – 185; 405, 442, Badeanlage 147; 483 541 – 560 Hafentor 21; 31 Olympia Palmyra Aschenaltar 50; 137 Baal-Tempel 96; 350 f. Heiligtum (Plan) 101; 366 Grabturm des Iamblichos 205; Hera-Tempel 43, 63 f.; 116, 203 616 Hippodrom 139 Paradeisos/oi 163 Leonidaion 54; 158 Parodoi/s 130 Palaistra 141; 471 Paros 12 Ptolemaier-Weihgeschenk Pars antica/postica 81 107; 384 Pastas/Pastastyp (Wohnhaus) 155; Schatzhäuser 55; 161 502 Megara 56; 168 Pausanias 9, 31 Syrakus 57; 171 Pavimentum 4 4 Zeus-Tempel 31, 38, 42, 65; 101, Pella 4 4, 166; 120 112, 211 Pentelikon 12 Olynth 155; 502 Pergamon Opferrinnen 181 Akropolis/Paläste 178, 190; 547 Athena-Tempel 72; 257 f. Opisthodom 61 Bibliothek (Athena-Heiligtum) Opus Caementitium 13, 21 f., 89, 142; 473 147; 38 Mykene Mauerring und Schachtgräber rund A 185 f., 201; 561 Tholosgrab (Schatzhaus des Atreus) 201; 596
Druckwasserleitung 143 Propylon (Athena-Heiligtum) 59; 179 Stadtanlage 212; 631 Zeusaltar 19, 40, 51 f.; 25, 106, 147 f. Peripteros 61, 82; 189, 295 Peripteros-sine-postico 82; 293 Peristasis 61 Peristyl-Forum 218, 223; 641 Peristyl-Haus 28, 119, 126, 155 ff., 162, 175, 177, 178; 506f, 514 f. Peristyl-Heiligtum 105; 379 Peristyl-Hof 120, 156, 160, 168, 182, 184; 419, 513, 531 Peristyl-Villa 167; 525 Perlstab 36; 88 Pfeilermonument 109 f.; 391 – 393 Phaistos (Kreta), Palast 128; 442 Philae (Ägypten) 96; 349 Philon 180 Philopappos 205 f.; 617 f. Piazza Armerina (Sizilien), Villa 171; 534 Pinacotheca/ae 163 Piräus 188, 195, 210; 581 Piscina 149 Platon 198 Plinius 48, 158 Poliorketik 172 Polis/eis 192 Polybios 174 Polychromie 45 Polygonalmauer 20 f.; 31 Pompeianische Wandmalerei (Stile I – IV) 46 – 48; 128 – 134 Pompeji Amphitheater 136; 462 Basilica 124; 431 f. Casa del Fauno 160 f.; 515 Casa del Principe di Napoli 118; 415 Forum 221 f.; 647 Grab (Ädikulagrab/Nekropole Porta Nuceria) 204; 605 Haus des D. Octavius Quartio 161; 516 Haus des Sallust 160 f.; 514 Nekropole vor dem Herculaner Tor (Plan) 206 f.; 619 Odeion 135; 460
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Palästra 34; 76 li. Stabianer Thermen 147 f.; 486 Stadtplan 214; 634 Via dell’Abbondanza 197 f.; 589 Villa dei Misteri 167; 525 Poplicius 187; 567 Porticus 84, 117, 158, 162, 179, 202 f.; 300, 410 f. Poseidonia/Paestum Athena-Tempel 68; 223 f. Bouleuterion 119; 418 Comitium 121; 425 Forum 221, 223; 646 Grab des Tauchers 46; 125 Heraion am Sele 39, 68; 102, 227 Hera-Tempel 67; 221 f. Poseidon-Tempel (Zeus-Tempel) 68; 225 f. Säulenmonument 107; 383 Praecinctio 132 Praedium 158 Praeneste/Palestrina, Fortuna Heiligtum 104 f.; 376 f. Praetorium 184, 191; 559 Principium 192; 578 Priene Altar 51 f.; 146 Athena-Tempel 26, 49, 74 – 76; 52, 135, 272 f. Bouleuterion 120; 420 Gymnasion 141 f.; 469 f. Stadtansicht/-plan 211, 218; 630 Theater 130; 446 Wohnbauten 155 f.; 503 f. Principia 174, 202 Prohedrie 129 Pronaos 61 Propylon/Propyläen 57 – 59, 166; 172 – 180 Proskenion 130 Prostas/Prostastyp (Wohnhaus) 155 f.; 503 f. Prostylos 6 0; 186 f. Prozessionsstraßen/-wege 193, 209 Prytaneion 119; 416 Pseudo-Dipteros 61; 191 Pseudo-isodomes Mauerwerk 21; 36 Pseudo-Peripteros 82; 294 Pteron 61 Ptolemaios II. 54; 157
Pulpitum 130 Pylos, Palast 115; 405 Pyriaterion 141 Pytheos 74
Boarium 220 Holitorium 220 Iulium 85, 220; 306 f. 643 Romanum 108 f., 136, 198, 213, 218 f.; 389; 461, 590, 642 Quadermauer 20 f.; 32 Templum Pacis 88, 220 f.; 322, 644 Quadrifrons 112 f.; 397 Quaestorium 174 Traiani 142 f., 220 f.; 643 Transitorium (Nerva-Forum) Rankenornamentik 36; 93 89, 220 f.; 325, 643 f. Rednertribüne 120 f.; 422 Grabmal des Eurysaces 205; 611 Regia 155, 199; 504 Horologium Augusti 114; 402 Reihentypus (Thermen) 148 f.; 487 Horrea Agrippiana 200; 595 Residenz s. Palast Kaiserfora 201 f.; 588 f. Kolosseum 33, 136 – 137; 69, Rhale (Syrien), Apsisbau 95; 345 463 – 465 Rhamnous Märkte des Traian 199; 593 Nemesis-Tempel 67; 218 Marsfeld (Campus Martius) 213 Stadtansicht 211 f.; 629 Rhodos Mauern 20, 189 f.; 29, 569, 572 Mausoleum Stadtmauer 187; 564 Quadrifrons/Tetrapylon 113; 397 Augustus 114, 207 f.; 402, 624 Rhoikos 73; 261 Hadrian 208; 625 Rimini, Bogen 189; 571 Maxentius 171, 208; 533, 626 Ringtypus (Thermen) 149; 488 Santa Costanza 28 Rom Palatin Amphitheater (s. auch Rom, Domus August(i)ana/Flavia Kolosseum) 136; 461 181 f.; 552 f. Aqua (Appia, Claudia, Iulia, Marcia, Domus Tiberiana 179; 549 Haus des Augustus 178 f.; 548 Traiana, Virgo) 144 Wohnhäuser 158; 508, 510 Ara Pacis Augustae 52 f.; 149 f. Auditoriums-Villa 165 Porta Appia 190; 572 Porticus Metelli/Octaviae 84, 117; Basilica 300, 410 Aemilia 124 f.; 433 f. Maxentius 125 f.; 437 f. Porticus Pompei 117; 411 Ulpia 125; 435 f. Regia 158, 179; 509 Bibliothek 142 f.; 474 Rostra 120 f., 200; 422 Bogen Saepta Iulia 121 f.; 426 Säule des Traian/Marc Aurel 108; Nero 112; 395 Titus 34; 76re. 387 f. Cestius-Pyramide 205; 610 Säulenmonumente (Forum Circus Flaminus 10; 4 Romanum) 109; 389 Circus Maximus 139; 467 Stadion des Domitian (Piazza Columna Minucia 108 Navona) 139 Comitium 121; 423 Stadtanlage/Stadtplan 189, Curia 122; 427 f. 193 – 196; 569 Domus Aurea/Transitoria 180 f.; Tempel 550 f. Apollon (Palatin) 87; 318 f. Forum Apollon Sosianus 40, 87; 107, 316 f. Augustum/Augusti 28, 88, Concordia 86; 312 f. 220 f.; 57, 320 f., 643 249
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Dioskuren 19, 86, 168; 26, 310 f. Divus Antoninus Pius und Diva Faustina 92; 335 Divus Hadrianus 92; 333 f. Divus Iulius 10, 85; 2, 308 f. Heliogabalus/Elagabal 92; 337 Iseum Campense 9 0; 326 Iuppiter Capitolinus 27, 80; 55, 289 f. Iuppiter Stator 82 – 84; 295, 300 Largo Argentina 83; 298 f. Mars Ultor 88; 320 f. Minerva 89; 325 Pantheon 31, 90 f.; 327 – 330 Pax (Templum Pacis) 88; 322 Portunus 84; 303 f. Rostra s. Rednertribüne Rundtempel am Tiber 84; 301 f. San Omobono 81; 291 f. San Nicolo in Carcere 83; 296 f. Saturn 87; 314 f. Venus Genetrix 85; 306 f. Venus und Roma 91; 331 f. Venus Victrix 85; 305 Vespasian 89; 323 f. Vesta 92; 336 Theater Balbus 132 Marcellus 132 f.; 452 f. Pompeius 117, 132; 411. 450 f. Thermen Agrippa 150; 491 Caracalla 150; 495 Diokletian 151; 496 Nero 150; 492 Titus 150; 493 Traian 150; 494 Vatikan, St. Peter, Nekropole 206 f.; 620 Via (Appia, Aurelia, Claudia, Flaminia, Labicana, Latina, Nomentana, Ostiensis, Praenestina, Salaria, Tiberina, Tiburtina, Tusculana) 194 Via Appia Calixtus-Katakombe 207; 623 Gräber Annia Regilla (Deus Redi culus) 205; 612 Caecilia Metella 204; 604u.
Grabexedra (8. Meile) 204; 608 Maxentius 208; 626 Villa des Maxentius 139, 170 f.; 533 Saalburg 153; 500 Sabratha Liber-Pater-Tempel 106; 380 Turmgrab 203; 603 Saepta 121 f.; 426 Säulenmonument 107 – 109; 384 – 390 Säulenordnungen (dorisch, ionisch, korinthisch, tuskanisch) 24 – 27; 49 – 55 Samos Heraion 33; 71 Hera-Tempel I 63; 200 Hera-Tempel II 72; 259 f. Hera-Tempel III 73; 261 Hera-Tempel IV 73; 262 Tunnel des Eupalinos 143 f.; 477 Samothrake, Altar (Kabirion) 51; 142 Sardis, Artemis-Tempel 77, 79; 283 Sarsina/Sassina, Grab des Aefionius Rufus 204; 606 Scaenae frons 130 Schalenmauer 20; 30 Schatzhaus 55 – 57; 160 – 171 Schiffshaus 196; 583 Schola/ae 126 Schola-Grab 204 Segesta, Großer Tempel 69 f.; 235 f. Sekos 62 Selinunt Tempel C 70; 237 f. Tempel D 70; 241 Tempel E 70 f.; 243 f. Tempel F 70; 239 f. Tempel G 70; 242 Wohnbauten 152 Septimius Severus 112 Sestino, Grabbau 204; 607 Sette Bassi, Villa (an der Via Latina) 170; 532 Severus 180 Sirmione, sog. Villa des Catull 167; 526 Skene 129
Skenographia 129 Skeuothek 195 Smyrna Befestigung 186; 562 Siedlung (Plan) 210; 628 Wohnhaus 11, 154; 5, 501 Sonnenuhr 114; 402 Sorrent s. Kap Sorrent Sosius 87; 316 f. Spalato/Split, Palast 172 f.; 554 Speicherbauten 199 f.; 594 f. Sperlonga (Latium), Villa 173; 536 Spina 139 Spira 35 Stadion 138; 466 Stadtanlage 191ff. Stadtmauern/-tore 185 – 190; 561 – 572 Statilius Taurus 136 Steinbruch 13 Steinmetz 13 – 17; 10, 15, 18, 20 Stereobat 18 Stibadium/a 164 Stoa/ai 116 f.; 407 – 409 Stoa basilike 123 Stoba 18 Straßen/-bau 193 – 195; 580 Stromata 18 Stroter 31 Stützelemente 23 f.; 47 Stylobat 24 Sudatorium 149 Sulla 34 Sutri, Amphitheater 136 Symposion 153 Syrakus Altar (Athena-Heiligtum) 51; 141 Apollon-Tempel 71; 245 f. Athena-Tempel 71; 247 f.
Taberna/ae 139, 159, 197 f.; 589 f. Taenia 25 Tameion 153 Taormina, Theater 133; 455 Tarquinia 45 Tarragona, Circus 139 Tegea, Athena-Alea-Tempel 71 f.; 251 f. Temenos/oi 100
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Register
Tempel/Tempeltypen Griechischer Tempelbau 58 – 80; 181 – 288 Römischer Tempelbau 80 – 100; 289 – 364 Tempelgrab 205.; 612 Tempel-Forum 214, 223; 635 Templa cum porticibus 106; 380 f. Temple à cour 106; 382 Templum/a 100 Teos, Dionysos-Tempel 77, 79; 284 Tepidarium 148 – 151 Terma 138 Terrassenheiligtum 101 – 105; 368 – 377 Tessellae 4 4 Tetrapylon 112 f.; 397 Tetrastylos 6 0 f.; 186 Thalamos 153 Thapsos, Wohnhaus 18; 21 Thasos Schiffshäuser 196; 583 Torturm 188; 567 Theater 127 – 133; 443 – 456 Theatrum tectum s. Odeion/ Odeum Thermae/Thermen 142, 147 – 153; 486 – 500 Thermopolium 198 Thermos (Ätolien) Apollon-Heiligtum (Phasenplan) 63; 201 Apollon-Tempel C 38; 100 Thesauros/oi s. Schatzhaus Thessaloniki, Galerius-Palast/Rotunde 28; 183; 556 Tholos 61 f., 181; 193 Thorikos (Attika), Theater 128 f.; 443 Thugga Forum 223 f.; 648 Minerva-Heiligtum 93; 340 Tempel B 106; 382 Turmgrab 203; 603 Tiberius 86, 179; 312 f. Tiberius Claudius Cogidubnus 184
Tibur/Tivoli Hercules-Heiligtum 104, 198; 375 Villa des Kaisers Hadrian 168 – 170; 529 – 531 Timgad/Thamugadi Tempel des Genius Coloniae 93; 341 Wohnhäuser 162; 519 Tiryns 62, 176; 197, 542 Titus 112, 150, 181, 221 Toichobat 24 Toiletten 141, 145; 479 Torbauten s. Propylon Tore 187 – 190; 565 – 567, 570 – 571 Torus 35 Traian 108, 125, 150, 196, 199, 208, 220 f. Transport 13 f.; 12 f. Triclinium/a 163 Trier 28, 16; 639 Kaiserthermen 152; 497 Palastaula 183; 557 Stadtanlage/-plan 215 f.; 639 Triglyphe 25, 38 f.; 99 – 102 Tripodes 112 Tristyl-in-antis 6 0; 183 Triumphbogen s. Bogenmonument Trochilos 35 Türen 28 f.; 59 Tumulus/i 201–203, 208; 604, 624 Tumulus Iuliorum 207 f.; 624 Turmgehöft 197; 587 Turmgrab 203; 603 Turris/es 160 Tusculum, Hypogäum der Furii 207; 621 Tympanon/Tympanum 25, 41 Tyros, Circus 139
Ugento, Zeus-Säule 107; 383
Urbanistik 209 – 216; 627 – 639
Vallum 174
Vela (Sg. Velum) 137 Velia, Ärzte-Schola 128; 441 Velleius Paterculus 84
Vereinshaus 126 f.; 439 – 441 Vergina Palast 177; 544 f. Rhomaios-Grab 202; 598 Verona, Porta Leoni 189; 570 Versammlungsbauten 115 – 128; 405 – 441 Versatzmarken 16 f.; 19 Vespasian 89, 219, 221 Vestibulum 155, 168 Vicovaro, Grab des G. Maenius Bassus 204; 609 Viladamat 197; 588 Villa (rustica, maritima, suburbana, urbana)/Villegiatur 165 – 175; 524 – 540 Villenbriefe 158 Vitruvius 9, 18, 24, 32 f., 37 f., 80 f., 88, 142, 154, 159, 165, 185 Vollsteinmauer 20; 29
Wanddekor/Wandmalerei 45 – 48; 123 – 134 Wasserkultur 143 – 152; 477 – 496 Wasserspeier 43; 115 Wasseruhr 114 Werkstätten 197 f. Werkzeuge 13; 9 Wohnbauten/Wohnkultur 153 – 185; 501 – 560 Xanthos
Harpyienmonument 202; 599 Nereidenmonument 202; 600 Xenon 153 Xerxes 134 Xystos 140
Yria (Naxos), Dionysos-Tempel 63; 199 Zagora (Andros), Siedlungsplan 210; 627 Zenon 131; 447–449 Ziegelstempel 22 f.; 46 Ziegelwerkstätten 22
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Abbildungsnachweise Die Bebilderung übernahm Frau Angelika Schurzig, Fotografin des Instituts für Altertumswissenschaften (Arbeitsbereich Klassische Archäologie) der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Ihr für die geleistete Arbeit herzlichst zu danken, ist dem Autor eine besonders angenehme Verpflichtung. In diesen Dank eingeschlossen sind die Zeichnerinnen und Zeichner, die die Originalvorlagen schufen, darunter insbesondere Jean-Pierre Adam, Manolis Korres und Georg A. Plattner. Die verwendeten Abbildungsvorlagen entstammen den nachfolgend aufgeführten Publikationen und wurden von Frau Schurzig bzw. im Verlag bearbeitet und zum Teil abgeändert. Bei den in den Klammern genannten Zahlen handelt es sich um die Abbildungsnummern des vorliegenden Handbuchs. G. Alföldy, Die Bauinschriften des Aquädukts von Segovia und des Amphitheaters von Tarraco (1997) 7 Abb. 3 (1). P. Zanker, Forum Romanum (1972) 13 Abb. 4 (2). M. Oppermann, Römische Kaiserreliefs (1985) 76 –77. (3, 113). E. Rodríguez Almeida, Forma urbis marmorea (1981) Taf. 23 (4). G. Gruben, Griechische Tempel und Heiligtümer (2001) 26 Abb. 14 (5), 36 Abb. 22 (202), 180 Abb. 142 (206), 427 Abb. 320 (274), 428 Abb. 321 (275), 450 Abb. 336 (369), 455 Abb. 340 (370), 423 Abb. 317 (378). H. Berve – G. Gruben, Griechische Tempel und Heiligtümer (1961) 114 Abb. 4 (6), 115 Abb. 5 (64), 255 Abb. 139 (80), 245 Abb. 129 (96), 116 Abb. 6c (99), 122 Abb. 11 (101), 152 Abb. 44 (105), 122 Abb. 10 (112), 263 Abb. 148 (135), 234 Abb. 112 (140), 271 Abb. 156 (147), 129 Abb. 20 (160), 136 Abb. 26 (162), 136 Abb. 27 (163), 127 Abb. 16 (168), 126 Abb. 15 (171), 112 Abb. 2 (186), 254 Abb. 136 (195), 254 Abb. 137 (196), 112 Abb. 1 (198), 238 Abb. 120 (200), 120 Abb. 9 (203), 152 Abb. 45 (207), 143 Abb. 39 (208), 149 Abb. 43 (209), 124 Abb. 14 (210), 203 Abb. 78 (223), 203 Abb. 77 (224), 225 Abb. 102 (228), 228 Abb. 105 (230), 217 Abb. 94 (240), 209 Abb. 83 (246), 132 Abb. 23 (249), 133 Abb. 24 (250), 154 Abb. 48 (251), 154 Abb.
49 (252), 269 Abb. 152 (257), 269 Abb. 153 (258), 238 Abb. 121 (259), 238 Abb. 122 (260), 240 Abb. 125 (261), 242 Abb. 126 (262), 244 Abb. 127 (268), 248 Abb. 131 (269), 251 Abb. 133 (270), 253 Abb. 134 (271), 262 Abb. 146 (273), 194 Abb. 73 f (406), 160 Abb. 58 (445), 260 Abb. 144 (446). Chr. Höcker, Metzler-Lexikon antiker Architektur (2004) 162 (7), 99 (23), 165 (34), 88 (86), 6 (145, 149), 230 (407), 161 (413), 270 (419 – 420), 249 (454), 9 (461), 222 (466), 52 (475), 83 (482), 254 (495), 184 (544), 187 (554), 170 (565), 60 (573), 118 (586). G. Lugli, La tecnica edilizia Romana (1957) 386 Abb. 86 (8). J.-P. Adam, La construction romaine (2008) 34 Abb. 45 (9), 52 Abb. 110 (14), 48 Abb. 92 (16), 48 Abb. 93 (17), 35 Abb. 49 (18), 237 Abb. 510 (27), 88 Abb. 183 (30), 176 Abb. 383 (31), 176 Abb. 384 (32), 236 Abb. 507 (38), 237 Abb. 510 (43), 67 Abb. 146 (46), 242 Abb. 521 (129), 246 Abb. 528 (130), 200 Abb. 443 (329), Umschlag Rückseite (478), 293 Abb. 634 (485), 302 Abb. 646 (580), 304 Abb. 650 (589). M. Korres, Vom Penteli zum Parthenon (1992) 15 (10), 25 (11), 29 (12), 33 (13), 47 (15). J. Durm, Die Baukunst der Römer (1905) 29 Abb. 28 – 29 (19).
P. Gros, Maisons, palais, villas et tombeaux, L’architecture romaine 2 (2001) 516 Abb. 624 (20), 52 Abb. 36 (39), 188 Abb. 201 (121), 33 Abb. 14 (503), 37 Abb. 21 (510), 41 Abb. 24 (514), 47 Abb. 31 (515), 104 Abb. 96 (516), 139 Abb. 136 (518), 166 Abb. 171 (519), 229 Abb. 257 (520), 129 Abb. 126 (522), 111 Abb. 105 (523), 268 Abb. 288 (524), 308 Abb. 333 (528), 330 Abb. 362 (537), 332 Abb. 365 (538), 346 Abb. 394 (539), 246 Abb. 271 (550), 254 Abb. 279 (553), 343 Abb. 389 (558), 323 Abb. 352 (588), 428 Abb. 513 (604 li.), 429 Abb. 515 (604 re.), 405 Abb. 472 (605), 404 Abb. 470 (606), 407 Abb. 477 (607), 398 Abb. 459 (609415 Abb. 491 (614), 420 Abb. 500 (615), ), 463 Abb. 566 (616), 429 Abb. 514 (624). D. Mertens, Städte und Bauten der Westgriechen (2006) 22 Abb. 13 (21), 31 Abb. 29 (49), 35 Abb. 36 (50), 101 Abb. 144 (61), 29 Abb. 27b (62), 29 Abb. 27c (63), 30 Abb. 28a (100), 222 Abb. 379 (102), 269 Abb. 478c (115), 112 Abb. 176 (141), 27 Abb. 23 (185 – 186, 189), 28 Abb. 25 (199), 152 Abb. 262 (219), 218 Abb. 362 (220), 141 Abb. 239 (221), 144 Abb. 245 (222), 286 Abb. 517 (225), 293 Abb. 527 (226), 221 Abb. 374 (227), 262 Abb. 469 (229), 265 Abb. 473 (231), 414 Abb. 705 (236), 121 Abb. 197 (237), 126 Abb. 204 (238), 228 Abb. 393 (239), 230 Abb. 396 (241), 232 Abb. 401 (242), 280 Abb. 505 (243), 108 Abb. 167 (245), 270 Abb. 481 (247), 272 Abb. 487 (248), 301
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Abbildungsnachweise
Abb. 543 (276), 296 Abb. 530 (277), 338 Abb. 605 (418), 25 Abb. 20 (628).
unten), 299 (116), 10 (119), 12 (138), 346 (183), 167 (401), 57 (622).
R. Ginouvès, Dictionnaire méthodiques de l’architecture grecque et romaine 2 (1992) 3 Abb. 3 (22), 33 Abb. 2 (170).
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Abb. 106 (311), 142 Abb. 104 (312), 142 Abb. 103 (313), 115 Abb. 86 (314), 114 Abb. 85 (315), 120 Abb. 89 (316), 121 Abb. 90 (317), 133 Abb. 97 (320), 131 Abb. 96 (321), 161 Abb. 122 (323), 160 Abb. 121 (324), 164 Abb. 125 (325), 190 Abb. 140 (327), 211 Abb. 156 (332), 214 Abb. 158 (333), 213 Abb. 157 (334), 217 Abb. 161 (335), 80 Abb. 61 (336), 86 Abb. 65 (411. 450), 101 Abb. 76 (647). H. Knell, Bauprogramme römischer Kaiser (2004) 79 Abb. 87 (57), 67 Abb. 72 (150), 54 Abb. 56 (318), 56 Abb. 59 (319), 127 Abb. 137 (322), 151 Abb. 160 (325), 89 Abb. 98 (338), 88 Abb. 97 (339), 86 Abb. 95 (394), 39 Abb. 38 (427), 45 Abb. 45 (433), 47 Abb. 49 (434), 63 Abb. 68 (453), 22 Abb. 21 (462), 132 Abb. 142 (463), 135 Abb. 144 (464), 136 Abb. 145 (465), 108 Abb. 120 (536), 118 Abb. 130 (551), 157 Abb. 167 (552), 97 Abb. 106 (640), 96 Abb. 104 (641). G. P. Stevens, The Erechtheum 2 (1927) Taf. 25 (59). F. K. Yegül, Baths and Bathing in Classical Antiquity (1992) 274 Abb. 337 (60), 12 Abb. 7 (366), 11 Abb. 3 (469), 11 Abb. 4 (470), 13 Abb. 8 (471), 28 Abb. 29 (483), 28 Abb. 30 (484), 135 Abb. 146 (491 oben), 134 Abb. 145 (491 unten), 140 Abb. 150 (492), 141 Abb. 152 (493), 143 Abb. 154 (494), 165 Abb. 180 (496 oben), 165 Abb. 181 (496 unten). K. S. Freyberger, Stadtrömische Kapitelle aus der Zeit von Domitian bis Alexander Severus (1990) Beilage 3 (70, 73), Beilage 1 (74). R. Ginouvès, Dictionnaire méthodiques de l’architecture grecque et romaine 1 (1985) 52 (85). M.-Chr. Hellmann, Les principes de la construction, L’architecture grecque 1 (2002) 205 Abb. 294 (98), 195 Abb. 275 (127), 203 Abb. 291 (264), 52 253
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Abbildungsnachweise
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Abbildungsnachweise
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W. Letzner, Ephesos. Eine antike Metropole in Kleinasien (2010) 76 (Abb. 521).
M. Eisner, Zur Typologie der Grabbauten im Suburbium Roms (1986) 139 Abb. O1a (610).
C. Krause, Villa Jovis (2003) 84 Abb. 124 (528).
P. Ciancio Rossetto, Il sepolcro del fornacio Marco Virgilio Eurisace al Porta Maggiore (1973) Taf. 44 (611).
H. Leppin u. a., Maxentius (2007) 106 Abb. 68 (533). H. Kähler, Die Villa des Maxentius bei Piazza Armerina (1973) 49 Abb. 2 (534). E. Brödner, Wohnen in der Antike (1989) 67 Abb. 21 (540). M. Cima – E. Talamo, Gli Horti di Roma Antica (2008) 17 Abb. 8 (547), 29 Abb. 1 (569).
D. E. E. Kleiner, The Monument of Philopappos in Athens (1983) Taf. 28 – 30 (617), Taf. 33 (618). P. Zanker, Die römische Stadt (2014) 98 Abb. 51 (620), 106 Abb. 57 (634), 109 Abb. 59 (636), 139 Abb. 74 (637), 124 Abb. 63b (638), 144 Abb. 78 (639), 107 Abb. 58 (650 u.). J. Fink, Die römischen Katakomben (1997) 5 Abb. 3 (623).
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G. Vlachopoulos (Hrsg.), Athens and Attica (2017) Abb. 132 (633).
E. Mayer, Rom ist dort, wo der Kaiser ist (2002) 81 Abb. 30 (555).
P. Scheding, Urbaner Ballungsraum im römischen Nordafrika (2019) 60 Abb. 32 (648).
F. F. Schäfer, Praetoria. Paläste zum Wohnen und Verwalten in Köln und anderen römischen Provinzhauptstädten (2014) 204 (559), 314 (560). Sp. Marinatos, Kreta, Thera und das mykenische Hellas (1973) 163 Abb. 30 (561).
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Patrick Schollmeyer ist Klassischer Archäologe und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Altertumswissenschaften, Arbeitsbereich Klassische Archäologie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er betreut die dortige Original- und Abgusssammlung und ist Kurator der »Schule des Sehens«, des Schaufensters für Wissenschaft und Kunst der JGU Mainz. Von 2016 bis 2021 war er Vorsitzender des Deutschen Archäologen-Verbands (DArV).
Das Bildhandbuch mit 650 Strichzeichnungen in erweiterter Neuausgabe Zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der antiken Welt gehören die monumentalen Reste von Amphitheatern, Befestigungsanlagen und Tempeln. Bauwerke vom Parthenon bis zum Kolosseum künden bis heute von der einstigen Größe Griechenlands und Roms. Architekturbegeisterte bewundern vor allem die Schönheit der Relikte sowie Technik und Kunstfertigkeit des antiken Bauhandwerks. Archäologinnen und Bauhistoriker fragen nach Bautypen und -formen und erforschen deren Entwicklung. Anhand von 650 Strichzeichnungen und Grundrissen erschließt die erweiterte Neuausgabe höchst anschaulich und auf systematische Weise die Vielfalt der antiken Architektur vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.
Einbandabbildungen: Vorderseite: Ansicht des römischen Kapitols (Stich von J. A. Leveil – A. F. Lemaitre) aus: L. C. Dezobry, Rome au siècle d’Auguste (1835) 466/467 (Vorlage: Privatbesitz Mainz); Rückseite: Basilica des Maxentius, Forum Romanum (vgl. Abb. 438) Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim
Handbuch der antiken Architektur
10:17 Uhr
Schollmeyer
14.01.2022
© JGU Mainz, Foto: Thomas Hartmann
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Patrick Schollmeyer
Handbuch der antiken Architektur Erweiterte Neuausgabe
Die Baukunst der Griechen und Römer schlägt bis heute Fachleute wie Laien in ihren Bann. Kunst- und Kulturreisende stehen im 21. Jahrhundert ebenso staunend vor den griechischen Tempeln in Paestum wie einst Goethe. Bauhistorikerinnen und Archäologen untersuchen die unterschiedlichen Typen und Formen und erforschen die antike Handwerkskunst. Ihnen allen bietet Patrick Schollmeyer mit diesem Bildhandbuch einen systematischen Zugriff auf die wesentlichen Grundzüge antiken Bauens. Er erläutert Konstruktion, Bauglieder und Baudekor, die Bautypen und -formen mit ihrer Entwicklung, ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten sowie die antike Urbanistik. Eine Bibliographie sowie Register zu Namen, Orten und Begriffen ergänzen dieses nun in erweiterter Neuausgabe vorliegende, durchgehend illustrierte Lehr- und Lernbuch zu 1200 Jahren antiker Baukunst.
» Praktisch keine Konstruktion, an der antike Architekten beteiligt waren, bleibt unberücksichtigt, und alle Bauformen und -elemente werden anschaulich und stets optimal illustriert erläutert. Ein Handbuch im besten Sinne! « media-mania.de
wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8053-5324-3