Grundzüge einer Bildungsgeschichte der Germanen nach den Urdenkmalen der Sprache und der Geschichte 9783111484242, 9783111117508


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German Pages 527 [532] Year 1825

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Table of contents :
Vorrede
Inhaltsanzerge
Einleitung
Erstes Hauptstück. Die Unterworfene Thierwelt oder die Hausthiere
Erster Abschnitt. Die Rinder
Zwenter Abschnitt. Schafe Und Ziegen
Dritter Abschnitt. Die Pferde
Anhang
Vierter Abschnitt. Die Milch und Bereitnisse Daraus
Vierter Abschnitt. Die Milch und Bereitnisse Daraus
Fünfter Abschnitt. Das Borstenviez
Sechster Abschnitt. Die Hunde und die Katzen
Siebenter Abschnitt. Denamungen einiger germanischen Wald-thiere, als Anhang zum Vorigen
Achter Abschnitt. Hausgeflügel
Anhang
Neunter Abschnitt. Die Bienen
Neunter Abschnitt. Die Fische (,als Anhang)
Zwentes Hauptstäck. Der Ackerbau
Erster Abschnitt. Das Düngen de'r Aecker
Zwenter Abschnitt. Das Ackerwerk
Dritter Abschnitt. Die Getraide-arten
Vierter Abschnitt. Hülsenfrüchte
Drittes Hauptstück. Zubereitung des Fleisches, der Getraibe und Hulsenfrüchte
Erster Abschnitt. Bereitungen in der Küche
Zwenter Abschnitt. Bereitung des Brotes
Dritter Abschnitt. Brauern
Viertes Hauptstück. Anbau und Benützung de'r Wurzelgewächse und Krallter
Erster Abschnitt. Wurzelgewächse
Zwenter Abschnitt. Gemüse-pflanzen
Dritter Abschnitt. Pflanzenfrüchte
Vierter Abschnitt. Würzgewächse
Fünfter Abschnitt. Arzeneygewächse
Sechster Abschnitt. Futterkräuter; der Klee
Fünftes Hauptstück. Baumsrüchte
Erster Abschnitt. Kern- und Stein-Obst
Zwenter Abschnitt. Die Nüsse
Dritter Abschnitt. Der Wein und andere Beerenfrüchte
Sechstes Hauptstüch. Innerliche Leibespflege
Erster Abschnitt. Mahlzeiten und Zubehör
Zwenter Abschnitt. Gastfreundschaft und Gasthäuser
Dritter Abschnitt. Das Menfchenfreffen und Menschenopfern
Siebentes Hauptstück. Bekleidung und Äußerliche Leibespflege
Einleitung
Erster Abschnitt. Pelzkleidung und deren Zubereitung
Zwenter Abschnitt. Bekleidung Aus Spinn- und Webe-stoffen
Dritter Abschnitt. Namen de'r einzelen Kleidungsstücke
Vierter Abschnitt. Färberey
Fünster Abschnitt. Die Reinlichkeit
Achttes Hauptstück. Die Aerze oder Metalle
Einleitung
Erster Abschnitt. Gold und Silben
Zwenter Abschnitt. Zinn und Bley
Dritter Abschnitt. Kupfer und Messing
Vierter Abschnitt. Eisen Und Stahl
Anhang
Neuntes Havptstück. Der Schmuck Und das Glas
Einleitung
Erster Abschnitt. Der Schmuck
Zweyter Abschnitt. Das Glas
Zehntes Hauptstück. Die Fahrwerke
Erster Abschnitt. Die Wägen
Zweyter Abschnitt. Die Schiffe
Ellftes Hauptstück. Wohnungen Und Städte
Einleitung
Erster Abschnitt. Städte und Ortschaften
Zweyter Abschnitt. Einzele Gebäude
Zwölftes Hauptstück. Das Geld
Anhang
Dreyiehntes Haoptstück. Das Kriegswesen
Vierzehnte-Hauptflück. Regierungsform und Stände
Einleitung
Fäafirhrnies Hauptstück. Das Sittenthum
Erster Abschnitt. Gesäße und Gerichte
Zweyter Abschnitt. Mancherley Sittliche und Entsinnlichte Begriffe
Vechszehentes Hauptstäch Höhere, oder Künstliche und Wissenschaftliche Bildung
Einleitung
Erster Abschnitt. Kunstbildung
Zweyter Abschatte. Wissenschaftliche Bildung
Druckberichtigungen
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Grundzüge einer Bildungsgeschichte der Germanen nach den Urdenkmalen der Sprache und der Geschichte
 9783111484242, 9783111117508

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Grund zöge einer

Bildungsgeschichte

der Germane», n a cf)

den Urdenkmalen der

Sprache

-er Geschichte

und

von

I. G. Radios, Dr. und Professor, Forresponbtrenbcm und wirklichem Mitglieds der König!, bayerischen Akabemie der Wissenschaften -u München, der teutschen Gesellschaft zu Berlin, auch der kameralistischen Sozietät zu Erlangen.

Berlin, 0 t b t

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und

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bey G. Reim er.

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Seiner Majestät dem Könige

Friedrich Wilhelm m.

Merdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr!

^)ene germanischen Völker, welche in einer tiefen Vorzeit das ganze Europa erschütter­ ten, und nach einem mehr denn acht-hundert­ jährigen Kampfe das römische Weltreich zer­ trümmerten, waren zumeist von den Landern ausgegangen, welche die hohe Weisheit Ew. Majestät noch jetzo bewaltet, und leben zum Theil noch in spaten Urenkeln fort, die durch Ew. Majestät von Thaten des un­ vergänglichen Ruhmes zu den erfolgreichsten Erweiterungen in allen Zweigen des mensch­ lichen Wissens ^ geführt worden sind. Der Verfasser darf es daher auch wagen, dem hochgefeyerten Namen Ew. Majestät ein Werk zu weihen, welches den Bildungs­ stand jener Völker darzuzeichnen bestimmt ist, und er wird sich glücklich preisen, wenn das­ selbe die Allerhöchste Zufriedenheit nicht gänz-

lich verfehlt, und wenn eine nachsichtsvolle Benrtheilnng des höchsten Kenners ihn er mnthiget, im Fache

der

germanischen

Nr»

geschichte noch neuere und größere Aufhellung­ en zu versuchen. In tiefster Ehrfurcht ersterbend

Ew.

Königlichen Majestät

unterthänlgster

Johann Gottlieb Radlof.

Vorrede. 5£vetm das vorliegende Werk /über die Urheimat des germanischen Volkes bestimmtere Andeutungen giebt, und zugleich über Lebensweise, Sitte und GotteSlhum ein freudiges Licht verbreitet, indessen b>e Werke eines Adelung, Anton, Gibbon, Johannes von Müller, Rühs, Schlözec und vieler Anderen, dieselben Germanen zuerst nur als menschenfressende Wilde, dann als Nomaden, und endlich als Barbaren zu schildern pflegen, so erklärt sich dieser Unterschied sowol durch die Verschiedenheit de r Quellen, welche der Eine oder die Anderen zu ihren Forschungen benüßten, als auch durch die Verschiedenheit de r Grundsätze und Ansichten, wo­ von sie bey ihre»« Forschungen ausgegangen. Ein­ gekreiset in eine Zeit, die alles Große und Schöne der eigenen Völkerschaft daniederdrückte, und cngbefangen durch die Berichte der feindlichen Römer, deuteten sie in die Worre dieser noch hinein, was etwa zur Wildheit und Barbarey noch passte, und verglichen nunmehr die Germanen, um doch die zahlreichen Lücken in der Geschichte auszufüllen,

VIII

nicht etwa mit den übrigen Völkern Europa'-, wider die sie Jahrhunderte hindurch im Kriege aufgetreten, sondern bald mit den ganz-, bald mit den halb­ wilden Völkern Amerika'-, weil sie, nach der Ähnlichkeit, besonder- de- Klima'-, zu schließ­ en, mit diesen auf einer und derselben Bildungs­ stufe gestanden haben könnten. So wurde auf diese nur muthmaßliche Aehnlichkeic, gleichsam als auf einen geschichtlich erwiesenen Sah, ein ganzes System von Behauptungen gebaut, die bey der nahem Prüfung sämmtlich als grundlos zusammenfallen. Diese Verirrungen erklären sich leicht dadurch, dass die meisten jener Männer in ihren früheren Jahren sich fast nur mit Erforschung de r wilden und halbwilden Menschenstämme Sibiriens und Lapplandes, oder mit Ueberfehung de'r änglischfranzösischen, zu den rohen Bewohnern Australienoder Amerikas unternommenen Reisen, Jahre lang beschäftigt, dafür aber das Lesen und Wiederlesen de'r alten Schriftsteller, voran de'r Griechen, ver­ schmäht oder nur blickweise getrieben hatten. Zwar wussten einige unserer Gelehrten seit mehr denn hundert Jahren, dass unsere Sprache viele Ähnlich« keit mit der persischen, und, seit den dänischen Missionsberichten, mit der malabarischen habe; seit P. Paulinus endlich und Friedrich von Schlegel, dass ste mit der alt-indischen sehr nahe übereintreffe; doch zog man aus dieser Beobachtung gar wenig Nuhen, tändelte zu viel mit muthmaßlichen Urlaut« en, betrachtete jene Uebereintreffungen mehr als Seltsamkeiten, ohne zu ahnen, dass eben durch sie,

IX

wären sie bereits alle gesammelt, an der Hand der Geschichte sich eine beynahe vollständige Bildung«« geschichte unseres urzeitlich im Osten hausenden Volkes entwerfen lasse. Der erste hier nunmehr vorliegende Versuch dieser Art kann jedoch, obschon er seit dem Jahre lßia *) schon vorbereitet war, und in deS Vers. zu Berlin gehaltenen Vortragen weiter ausgeführt worden ist, nicht vollständige Schilderungen, sondern nur die Grundzüge einer Bildungsgeschichte geben, zumal, da bey der Sparsamkeit de'r altmorgen­ ländischen Quellen, und der fast gänzlichen Un­ brauchbarkeit aller eine weit jüngere Zeit be« handelnden Lehrbücher über die germanische Alter­ thumskunde und Geschichte, die Ausführung des­ selben mit Aufopferungen verbunden war, welche die Verhältnisse des einzelen Mannes sonst weit übersteigen. Diesem Versuche, welcher sich zum Theil auf des Vers. frühere Werke gründet, be­ sonders auf die Neuen Untersuchungen deS KeltenthumeS, Bonn igsa, und die Schrift über die Zertrümmerung de'r großen Planet­ en Hesperus und Phav'thon, Berlin 1823, wird künftig auch die eigentliche Urgeschichte de'r Germanen folgen, worüber Vers. bereits in den Jahren 1819 und 1820 öffentliche Vorlesungen an der Hochschule zu Bonn gehalten hat. *) Zn meiner Beurtheilung de'r Fr. Schlegel'schen Vor, lesungen über dir neuere Geschichte, im Münchner Literar. Verkündiger, Nr. 10,

Die stammkundlichen Grundsätze, welche in dem vorliegenden Werke beobachtet worden, können erst in dem Sprach en-all, dessen Druck nächstens beginnt, entwickelt werden. Ein kurzer, in wenigen Wochen erscheinender Anhang wird die nothwendigst.' en Zusatze und eine übersichtliche Darstellung de'r verglichenen Sprachen, nebst einem Register ent­ halten. Die hier, wie bereits in den Teutschkundlichen Forschungen (Berlin 1825), neu-ge­ brauchten Sinn- und Lese zeichen, nämlich das An­ schluss- oder Umgebungszeichen (0, das Gegnisszeichen (', das bekannte Wegfallszeichen a) in den fräulichen Gesonnen deSWemfalleS: der', ihr', welcher' s. f., l>) den zweydeutigen Gesonnen des WemfalleS in der Mehrzahl: d e'n, auch des Wess» falleS d e' r u. a. sind aus des Vers. SchreibuugSlehre bekannt.

Die Schlangelparenthese (X >)

steht anstatt de'r bisher gebräuchlichen, aber mit dem Gedanken- und dem Abbruchöstriche zweydeutelnden Strichparenthese. Berlin, am LZten Aprils 1825.

Der Verfasser.

I n h a l t sa n z e l g e Seite Einleitung. §. i Urheimat de'r keltischen Völker §. 2 AuewanderungSzeit aus dem Morgenlande

i 6

Erstes H a u p t st ü ck.

Die unterworfene Thierwelt ober die HauSthiere. Einleitung............................................................................. s

Erster Abschnitt.

Z>1 t Z. $. §. § §.

92 96

Erster Abschnitt.

Das Düngen de'r Aecker. .

$. §. 8. §. §. §.

1. 2. X 4. 5. 6.

.

Zweyter Abschnitt. Das Ackerwerk. Benamungen des Baulandes: Acker, Feld u. a. . Ackermaße....................................................... 105 Ackergcräthe: der Pflug, daS Sech . . . Fortsetzung. Die Egge, badSchiff.... Das Mähen....................................................... 110 Benamungen de'r Mähe.Werkzeuge . . .

97

102 106 109 112

XIV

Seit.' $. 7. Die Scheuer......................................................... ........ 5. h. Die Senne und da- Dreschen.................................m> (i. q. Säen, ©viame und Saat................................. ........ . Dritter A b sch ni t t.

D 1 e Öctrotbe-artcn. tz. 1. Korn, Getraide................................ 121 §. 2 Der Roggen,Serale......................................... 122 tz. 3. Der Warzen................................................................12s, fl. 4. Spelt, Versen, Arinca, Brace . 130 tz. 5. Die Gerste...................................................................132 fl. 6. Oer Hafer.................................................................13s, Vierter Lbschn itt.

Hüls»afrüchte. §. fl. §. tz. tz. fl.

t.

2. 3. 4 5G.

Einleitung................................................ 13S Die Bohne.......................................... 138 Die Erbse..................................................................140 Die Kicher oderZieser....................................................142 Der Hirse.................................................................m3 Die Linse und die Wicke 145 Drittes

H a u p t st ü ck.

Zubereitung des Fleisches, de'r Getraide und Hülsenfrüchte. Erster Abschnitt.

Dereitungen ln der Küche. §. 1. Einleitung . . . . . . . 1 tz. 2. Kochen, sieden und braten................................ 15" Zweyter Abschnitt. Bereitung des Brotes. A. Da- Mahlen. 5. 1. Einleitung.................................................................151 tz. 2. Mahlen, Mühle und Quern........................................155 §. 3. Die Siebe................................................................ 156 §. tz. (t. tz. tz.

45. 6. 7. 8.

B. Das Backen. Der Ofen, die Stube >57 Das Wort Backen....................................................... 158 Geschichtliche Bemerkungenüber das Brot . . 1G0 Namen des Brotes........................................................163 Kuchen, Fladen, Platz................................................165

Dritter Abschnitt. B r a u e r e y. § 1. Einleitung .... ... 166 8. 2. Namen deS Bieres........................................................ 168

@cit* § i Der Hopfen.....................................................................170 h 4 Der EMch.......................................... V i e rt e 6 H a u p t st ü ck. Anbau

und

Benützung dc'r Wiirzelgewächsc und der Kräuter. Einleitung

§. § y § § tz

; im Walach. cnblicf) Calu, Callu, alban. Kaie, epirot. Caale, arab. Cliaul, Chail, welches Wort in dieser Sprache zugleich eilen bezeichnet, und roo, C 2

zu vielleicht auch dar griech. /to.?,c Rennpferd gehört. im Keltenthume, S. 306 imtcr Gaballus.

Mehr darüber

Man vergleiche da- Work Gaul in dem Hauptstücke über di: Schifffahrt.

d) Da-

D i t

Wort Mähre,

Sprache» ein Mädchen,

Mähr«. welches

in

den

altnordischen

tm jetzigen Teutschen aber nur

ein weibliche- oder Mutter-pferd bezeichnet, ist eine be'r merkwürdigsten Wirker unserer Sprache, indem schon nach

einer sagenhaften Nachricht bey Aelian (Var. Hilt.

IX, 16) der

erste Anbauer Italiens

^wahrscheinlich

ein

keltischer Ombrer), vorn Mensch, hinten Pferd, den Namen

Mares geführt haben sollselbst durch

Diesen Namen übersetzt Aelian

d. i. pferdegemischt, und erklärt jene

Dildcrsage dadurch, das- jener Rosemensch zuerst ein Pferd gezäumt und bestiegen habe.

Eben so scheint er auch (Hüt.

Animal.XIV, 2Z) den Namen de'r Marko mannen durch I ./r/xoi uväQfc oder Pferdemänner ausdeuten zu woll, en.

Zn der Bedeutung eine- Pferdes überhaupt lautet es

auch schon bey denjenigen Kelten, welche,

wie vorher er,

wähnt, unter Brennus um 278 v. Chr., vor Delphi ae, schlagen wurden, Mark«, nach einer andern Lese artMarrha,

Im

ältern

Oberteutschen

March,

Marach,

altschwed.

und iöländ. Mar, Mara, galisch Marc, wälisch ;>:.d weder. 6rtt. Mar’ch, flltfranj. Mare, Moeur, Meuich: tuff. Merin (Wallach); talar. Murin, mongol. Mori, Morin, tun, gus. Murin, lamut. Murann, Murak. Vergl. hiezu Kelten, lhum S. 415 unter Trimarkisia. e) Einige nordgermanische, und fremd« Namen de« Pferde«. Noch finden

sich in den nordischen Mundarten einige

gemein-geschlechtliche Namen des Pferdes, welche hier De, achtung verdienen: Page, dänisch Dagge, itilnb. Fäk-ur, türkischLejk ir, esset. Bach, sanökrit. Vagi.

37

Hest, schweb. Hast, bin. Heft, isländ Heftur, nach Wachter tinb Ihre von Hast, hastig; doch vergl. man ba< folgend« Hengst; ferner bin. Og, schweb. Oek, ij) ''Jnnog, bey den Osseten Jcwe, und bey den Tscherkessen Schibs, die Stute; im Aengl. endlich Hobbie ein Zelter oder Passgänger, welches man, so wie die obigen Geforme, von Hüpfen, Hüppen, springen, ableiten will. Zn allen stavischen Mundarten heißt bas Pferd Kon, welches Wort üns den dunkeln Namen der Confualia er­ klärt, die RomuluS btm Cousus oder Rossneplun {ti»InnonoauSüvi) zu Ehren einführte, und wobey auch Rosse bekränzt wurden. Griechen nehmlich und Römer feyerten diesen Seeherrscher als den Schöpfer des Rosses, wahr­ scheinlich weil dasselbe über Meer zu ihnen gebracht worden war, welches auch schon die aus den Pferde-ländern des Nordens entlehnten Namen “lnnog und Equus bezeugen. Der tyrrhenische Name bet Pferdes Jiftvog, bey He, sych, hat seine Verwandten an dem lappländ.lamp Pferd Überhaupt, t«lb dem finp. Ta.ua, Tamroa, japa». Däma, Stute. Zn Osifriesland ist Temmling ein jweyjähr, igeS Füllen. Das lat. Mannas, ei» Reise- und Kutschpferd, hält man für ein keltisches Wort, weil sich dessen Ursprung aus dem Latrine nicht nachweisen lässt. Zm Daökischen ist Mandoa der Mau ltsel, im Bomanischen Men einPferd überhaupt; in einigen unserer Mundarten aber Mann der Rufname des Pferdes. Zn einigen änglischen Mundarten hat das Pferd den Namen Din, welcher mit Diin, dem Namen desselben bey den Tschetschenien Im Kaukasus, übereinkömmt.



33 §-

— 3-

Besondere Denainungen nach Geschlecht und Alter. 2) Hengst, Stute, De schäl cr, Wallach.

ScrSTiamc tc-5 männlichen Pscrde-5 ist Hengst, angcU sächs. Ilengest, tkiand. Hein gell r, lettisch Ingeil, flavoti. Hanjgir, ] Iah z altsranz. Ilennot, llunnaii; der bC6 werb­ lichen aber Stute, l;cllditb. Stovte, angelstLtood, niederst Täte, Töte st f.. Beide Namen stammen aus teutsch­ en Wurzeln, und gehören der' gcmemt|u)m Sprache eigene thümlich an. Der Schälhengst ober Beschäler, schweb. Befkallare, stltfcdnf. Scelo, lettisch Schkehlis, scheint mir dem griech. und arab. Namen desselben, K^hov, Chal, zu ein# etn Stamme zu gehören. Da das grlech. Wort besonders zur Bezeichnung des Eselhengstes gebraucht wird, so scheint auch das ratar. und falmtif. Kulan, Clmlan, wilder Esel, damit versippt. Das geschnittene Pferd oder der Wallach, bin. und schweb. Vallak, böhm. Walacb, so wie das russ. Woloch Klopphengst, soll seinen Namen aus der Walachey, wo man das Verschneiden dieser Thiere erfunden, mitgebracht haben. Manche Völker jener Gegenden, wie die Sarmaten, bedienten sich nach Ammian Marcelltn (XVII, 12) tm Kriege größtentheilö nur de'r Wallachen, und nach Degetius (de re vet, IV, 4 und 7) hieß vormals jeder Wallach hunnisches Pferd (Huniscus equus). Zm Tatarischen bezeichnet AiaKlia, und in der Sprache de'r vormaligen Kar# er, nach Stephanus von Byzanz unter Alabanda, Ala ein Pferd überhaupt. b) Dar Fohlen. Das Zunge des Pferdes oder das Fohlen, unbesser Füllen, lautet altgoth. Fula, bin. Fol, schweb. Fole, Fale, Föl, ISländ. Fyl, Fole, holläud Veulen, ängl. Foal, Fole, und FiiJy ein Stutfohien, wälisch und lUederbret.

4o jtt Lande nur auf Saumthieren fortgeschafft wurden. Das« noch de'n Massiliern da« brittlsche Zinn und andere Erzeug­ nisse des Nordens von der Küste her auf Lastthirren zu, geführt wurden, ist aus Diodor bekannt. b) 3 e l t e r. Dasjenige Pferd, welches den Zelt oder Pass geht, heißt Im Hochteulschen der Zelter, nieders. Tel der, bey den vormaligen Gallaikern und Asturiern in Hispanien Thieldo, bey den Römern Tolutarius, und wenn es von der kleinern Art war, Afturco. Das baek. Zaldia Pferd ist eigentlich auch wol der Zelter. Da diese Art Pferde, wie au« PltniuS (VIII, 67) zu erhellen scheint, erst aus Zberien nach Italien ackommeu waren, so mögen auch dirs« Namen nebst dem lat. tolutare und tolutim ire aus der keltischen Sprache entlehn: ft 'n. Dieses wird um so wahrscheinlicher, da nach Arrian Tolutegum bey den Kelten eine sehr künstliche mit Schwenkung, en verbundene Angriffsart ihrer Reiter bezeichnete; und auch die Römer, wie derselbe Schriflner versichert, dir meisten ihrer Kritgöausdrücke von den Kelten und Iberern entlehnt hatten. Vergl. Keltenthum S. 279 und 414.

Anhang. §. 5. Der Esel und der Maulesel. Da« Vaterland de« wilden E,.>» soll Arabien seyn; die vorzüglichsten fand man, nach Varro (de re ruft. II, 1 und 6) und Plintu« (VIII, 69), in Phrygien und Lyka, vnien; in Thrakien, Zllyrirn und Epiru« aber nur kleine. Zn Skythien, selbst am Pontue, ja auch im ganzen Kelten, lande (Germanien und Gallien), so wie im nordwestlichen Zberien, fehlten sie gänzlich, weil sie die Kälte weniger als andere Thiere zu ertragen vermochten. (Herodot. IV, 20, Aristot. Hist. Animal. VIII, 28, und de Generat. Anim­ al. II, Q; riia. H.N. VIII,da# Strabo u. A.). Unter einem

42

mildern Himmelsstriche brachten jedoch die frommen Hyperboräer ihrem Arollo, wIePindar (Pyth.) singt, 'sgar Hundert-opfer (Hekatomben) von Eseln dar; auch rühmt Pliniue (angef. O ) die große Fruchtbarkeit de-: kcit-: '-ertschen Esel, wvraus der Verkäufer oft ungr» heure Summen gezogen. Der' Sprache nach zu schließe:: haben die Römer bc< Pserd (Equus) von den keltischen Völkern erhalten, und diese dafür nach zahllose» Aussaug, ungen und Plündrrungen^ mit dem Grauthiere bernchert, .md sie demnach, mir dem gemeinen Sprichivorte zu reüen, t;:n Ross' auf den Esel gebracht. f'er Esel heißt bei Ulsila Afilus in den slav. Mund, < rAn Olel, Afa*, angclsi Esul, Asal, Afla, ängl. As», schweb. Asna, franz. Ane,- alt Osnc, lat. Asinus, Asellu», bc.sk. Astoa; die Eselinn, htbr. und arab. Athen, nach gemeiner Auesprache Ason, syrisch Athono. Zm Palt de, zeichnet Atsa, im Pakrit Aso, und im Tatar. At das Pferd, wovon bas obige Wort die Kleinssrm iss, und al, so ein Pferd kleinerer JSrt andeutet. Der griechische Name de« Esels, "0»ox, hangt offenbar mit dem lat. Onus, Last, zusammen. Auch den M a u l e se l und das M a u l th t e r, von dem tat. Mulus d. i. Mühlthier abstammend, haben wir durch die Rimrr erst kennen gelernt.

Vierter Abschnitt.

Die Milch und Bereitnisse daraus. §.

i.

Milch, Rahm und Schmant. Das früheste und dauerndste Nthrntss des Menschen ist die thierliche Milch, zumal da sie auch in jedem Zustande ihrer Zersetztheit noch Wohlgenuse gewährt. Skythen, Get»



42

-

on den Britten aber (IV, p. 200), dass sie in thin Sitten zum Theil den Kelten glichen, zum Theil aber nch einfacher und roher wären, so dass sogar einige, ob, fdn sie Ueberfluss an Milch hätten, kmtniss keine» Käse

dennoch aus Un,

daraus bereiteten *); ferner Cäsar

(1 G. IV, 1, und VI, 21) von den Germanen, die er je, dih nur am Mittel -

und Niederrheine kennen gelernt,

M ihre Nährmittel weniger in Getrayde, als in Milch, Kfe und Fleisch bestünden; Tacitus aber nennt (Germ. c23) als Hauptspeisen derselben 'frisches Wildbrät und g rönne ne Milch (lac concretum),

unter lehtwelchein

Asdrnckr er forool Butter alsKäfr versteht; auch meld, •) „Run, und di« hochweisen Srieche» und Römer", möchte man hier mit Penzel fragen, „machten bey ihrem Ueberfluffe an Milch keine Butter! Wa» ist aber wol dümmer, keinen Käse, »der kein« Butter zu machen!"

45 et Pllyiu«, der (m «ledern und nördlichen Germanien Kriegedienste geleistet, und nachher ln Spanien Prokurator war (II. N. XXVIII, 35): „aus Milch bereitet man auch Butter, das köstlichste Nährnlss barbarischer Vilk» er, welches die Reichen vom niedern Haufen unterscheidet; die meiste erhilt man aus Kuh-, die fetteste ans Schaf-, einige auch ausZlegen-mllch"; und an einer andern Stelle (XI, c. gd): „es ist wunderbar, dass barba rische Völk, er, welche von Milch leben, so viele Jahrhunderte hindurch das Geschenk de« Käses nicht kennen oder verachten, da sie doch sonst dieselbe zu einem angenehmen SLuernlsse (Acor), und zu fetter Butter verdicken: diese ist der Milchschaum, und dichter als die sogenannten Molken (Ser­ um); auch darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Butter den Gehalt des Oehleö hat, und dass sie allen Barbar» e n, und unfern Kindern zum Salbmittel dient". (Plutarch erzählt «dvers. Colotem p. 1109, dass eine Spartanerinn zur Derenlke, der' Gemahlinn de« galatlschen Könige« Dejotaru-, gekommen, und dass jene nach Salbe, diese aber nach Butter gerochen, wesehalb sich beide nicht leiden gekonnt. Auch war e< noch zu den Zeiten de» Sidonius Apollinaris eine Sitte be’r Burgunder, da« Haar mit flüssiger Butter (Pomade?) zu salben.) Die erstere Stelle des Plinlus findet noch jeho ihre Bestätigung, da ln den meisten unserer Landschaften die vermigendern Land, leute zum Brote meist Butter, die Armeen aber fast nur Käse genießen. Unter de'n Völkern, welche keinen Käse bereiteten, .veil sie mit dessen Stoffe vielleicht nur die Schweine mästeten, sind wahrscheinlich die Dritten zu »er» stehen; unter dem jucundus acor aber entweder der so, genannte Kr«m, oder vielleicht auch der sogenannte Mllchr,ber Sauer käse, der jedoch nur In einigen unserer Land« schäften bereitet wird. — Z» Rom, wo die Güter aller Völker zusammenflössen, lobte man unter mehrern vorzüg, lichern Arten be’r Käse den be’r keltischen Centrvnen, zwey Arten de’r kräuterlichen Alpenkäse, den umbrlschen, etrurlsch, en, den llgurlschen Schafkäse, den Ziegenkäse von Nemaus»

46 um In Sndg.-.llj-n, und anbot;, welch; (XXI, 9-) un&dolunrüa (I, .57, 5) verzeichnen, wo erstercrSchriftner zugleich bit Nachricht giebt, dass .S-oafter z-var«z'g Jahre hindurch in der Wüste von Käse gelobt, der so zubcrecket gewesen, biss man die Altheit nicht gemerkt. Dc'n Griechen und Römern dünkte der Genuss te'c Butter, d e unter ihrem Himmelsstriche leicht siießig und geschmacklos wurde, ganz seltsam, und sie scheinen denselben erst nach der sogenannten Völkerwanderung von ihren «u'vb, ischen Feilldon angenommen zu haben. Auf Sieilten je>och muss sie früh- Im Gebrauche gewesen scyn. „?lm Feste der Wiederkehr de'r Venus aus Libyen", sagt Alhcnäus (Deipn. IX, c. 11), „dustct die ganze Gegend am Cvvr' von Butter pWiroor). — Aristoteles bemerkt nur (Hist. Animal. III, 20), dass es in der Milch auch noch eine Fettigkeit gebe, welche'geronnen' ühlicht werde; desto öfter aber gedenkt er des Käses, der in wärmern Ländern viel häufiger bereitet und genösse«; «vurde. Droskorides und GalenuS rühmen nur die Heilkräfte de'r Butter bey'm äußer, lichen Gebrauche, doch bemerkt der erstere, dass sie auch an, statt des Oehles zum Schmähe«« de'r Gemüse, imglclchcn zu Dackwerken angewandt werden könne; und der letzter­ es tiliment. facultat. III, 13), dass sie sogar in den meisten kalten Ländern anstatt des mangelnden Oehl, et' in den Bädern gebraucht werde. Strabo berichtet (XVII, p. £Qi) von den Aethiepern, dass sie Butter und Fett an, statt des vehles benützten, und zum Theil von Milch und Käse lebten. Nach Ael?an (XW, 7) bestrichen die Zndi. er die Wunden ihrer Elephanten mit Butter, nach Strabo (XV, p. 705) aber gab man de nselben nach Verwund, ungen Butter, oder, wle Aristoteles, Plinius u. A. 6c, Häupten, Oehl, zu trinken. Auf einem Sprifenverzetchntsse des persischen Königes Äyrus (bey Pvlyan Strategm. IV, 352), worüber wir in der Folge noch sprechen, wird eben, falls de'r Butter unter dem Namen des MtlchLhleö ge, dacht. Ueberhaupt wechselt der Name de'r Butter in mehr,

ern Sprachen, besonders der südlichern Linder, gemelnlich mit dem des Oehles. §.

3-

VerschiedeneNamen de'rDutter und de 6 Käses. Das entflüssigte Mllchöhl heiße in der Schweiz und amOberrheine der Anken, die Anke, und schon bey Kero Anka; in einer I,iederteutschen Uebersetzung de'r Psalmen aus dem 9tcn Jahrhunderte, bey Lipsius, Kuo - smer, unb noch jetzo ln Schweden Smör, und in Dänemark Smor, wozu auch das hochtcutsche Schmär, Schmiere f. Fett, Salbe, griech. 3h'oov gehören; im neuern Teurscheli aber Butter,

nicdert. Boter, lat. Butyrum, gr. B(:: d c, rüst. und poln. Suka, womit in r.;:bcrn Sprachen der Name des Hundes, galisch Sagh; beu den 3i;varen trn Kaukasus Sohy, bey den Suanen ömingrel. TP hogo-ri, georg. Dlckag li, zigeun. In Snbicit Tzukcl, Tiduikli, kurd. Sekt, altpers. Sag, neupers. Sek (,unb Scbakal, Scheclial der Eoldwolf, Schakal), in der Hofsprache von Zava Segnwon, verwandt scheint; ferner das schweb, und icland. Tik, Tijk, lappt. Tiksjc, schottisch Fick, nordattgl. d'yk-, womit das finnlscheliekko, Wolf, üdereintrifft. Zm Aenglischen heißt der Hund ibtu Haupt Dog, woher unser Dogge, franz. Dogue, schweb. Dngg, töländ. Doggur, ein großer Fanghund. Nach Arrian (im Kynegetikcn) galten zu seiner Zeit die segustlschen für die bejvtcn Fanghunde, welche ihren Namen von dem, jenigen Volke im lugdirntschen Gallien' erhalten haben soll, ui, bey denen sie gezüchtet worden. Bey den Segusiern sclbst hießet; sie, wie bey den teutschen Sikambrern Yert. ragi, Yertrahae, worüber bereite im Keltenthume S. 217 und 417 ausführlicher gesprochen worden. Der allgemeinste Name der Hündinn in der Sprache des gemeinen Lebens ist Patze, Bätze (,eig. wol Dätse, wie Stterse, Färse s. f. von Stier, Farr), in verschied­ enen schweb. Mundarten Bet ja, Fyttja, welcher Name tn andern Sprachen den Hund überhaupt bezeichnet, wie bask. Yoizo, in den fiev. Mundarten Fes, Pas (,unb Ffitza, Tfyce Hündinn), bey den Kurälen Im Kaukasus Byz, ind­ isch Tuto, malabar. Patti, madur. Fatek, Faite. Zm Armenischen ist Puez, Lupa, INJeretrix; bey den Awaren Fat', der Wolf, und bey den vormaligen Thrakern BalT•r.i, Kallaris sowol der Fuchs, als auch ein unzüchtlges Weibsbild.

Der Bracke, brr KSter. Der gewöhnlichste Name demjenigen Jagdhunde, welche jeho häufiger Leit- oder Spür-Hunde heißen, ist Bracke, Brack, und in der weiblichen Form Drücke, im Nibel« imgettlicbe Brache, holltnd. Brak, woher auch das franz. Bra^ue, fpau. und Port. Braco; ferner noch einfacher aitnord.Kakka, angels Baeo, schott. Bache, notmanb.Baccbez, wozu auch bad ehstnische Bak kleiner Hund, und das bey den Anzug's im Kaukasus gebräuchliche Box, zigrun.Bykan Hund überhaupt, imgleichen das ungar. Boka, Fuchs, ge« hiren. Auch der Name des Rüden oder männliche« Hund» es wird in mehreren Mundarten zur Bezeichnung des Fuchses so wie des Wolfes gebraucht. Der starrt Haushund heißt bey den nlederteutfchen Landleuten der Köter, nach Einigen, well er die Koten d. t. Bauernhüiten bewacht. Seine Verwandten scheinen das galische Gadhar, slavon. Kotyor, Kotyuha, Ungar. Kutya, fotb.Kutfe, Kutska, tatar. Kutschuk, kurd. Kutschik, Indofian. Kutta, Kuteb, Kuttren, dalaband. Kuttera, Hund überhaupt. Ein rothbrouner Hund führt ln einigen Gegenden den Gemein-„amen, in andern nur den Eigenname» Füche'. Der Fuchs selbst, niedert. Dass /, wahrscheinlich so ge« nannt von seiner rothen Farbe, dem niederrhrin. fuss, lat. fuscus, griech. brandroth Sz heißt tm Dänischen Baev, schweb. Baef, und mundartlich Babbä, Böböxa, iSl. Befur, tappt. Bepe, Bupsok, sinn. Bepo, Bewon, khstn. Bebbane, mokduin. Biwne, tscheremiss. Bibik, Bubufch, und sogar auch im Spanischen und Portugies. Bapöfo, Bapoza, und im Persischen Boba, Boubab, angeblich von ruba-den rauben, wahrscheinlicher aber tbensall- von ein« em Worte für roth, lat. ruber, rufug.

58



B. Die Katzen. §- S>

Katze, Pus« und Mieze. Di« HLuSllcheMäusejägerinn, die Katze, die In unsern Waldungen auch wild lebt, scheint in einer sehr frühen Vorzeit gezähmt worben zu seyn. Bey den Aegyptlern war sie der'Isis heilig, und wurde zu Dubastis, d.i. Katzen» stabt, vorzüglich vrrehrt. Diesen Aberglauben benützend, ließ, wie die Sage berichtet, Kambyse« durch sein Kriegsherr, als er dieses dem ägyptischen zu schwach befand, alle Katzen des Lande« fangen,, und mit denselben dem Feinde entgegen» rucken, worauf dieser voll frommen Entsetzens entfloh. Nach einer Bemerkung k-es Prof. Link, die indes« wol nur.von Italien und Griechenland gilt, soll die-Katze erst im Mittel, alter das.Wiesel aus den Wohnungen verdrengr haben. Zn Beziehung auf Gi'lechrnland scheint dieses auch schon der grlech.Name der K atze, r«X,;, welcher zugleich dasWiesel bezeichnet, und oon Ztalien brr Name des Wiefels Mustela, d. i. Mäusejtgerinn, zu bestätigen. Der allgemeinste Name dieses Thiere« ist Katze (.weib­ lich Kieze, männlich Kat er), woher da« miltellarein. Catus indem der alt-e eigenthümliche und geivthnlichere Name nur Felis i|l S, span, und Port. Gato, ba«k. Catua; irisch Cat, scholt. Ket; iSländ. Kdttur, Ki£a; ehstn. Kis, sinn. Katti, KilTa, lapp. Katto; litthau. Katinos, stav. Kot, Koifcha, tarar. Kotschasch, woliak. Kotschisch, tschuwasch. Koschak; morduin. K atka, samojed. Kytiko; kurd. Kitik; mandschur. Kesike; k'ty den Kurälen im Kaukasus Kitz!, bey den LeSgiern und Tscherkrssrn Kata, Ketto, Kito, Gcdu; bey den Osten«» Gado, Gadi; bey den Tuschelen Koto, georg. Kata, armen. Katu, türk. Kjedi; arab. Katt, Katul, Kit, rabbin. Chatul, pers. Katt. Eine Mundart, liche Veränderung bei; obigen Wortes ist das schweizerische Zitz, bey den Mizdsichrgen im Kaukasus Zisik, Ziske, und bey den Suanrn Zim.

/,

59 Ela anbtrtt, doch nur landschaftlicher Rufname der Katze ist Pose, schweiz. Dußeii, Düßl, ä»gl. Fuss, holländ. Poes, womit der malabar. Name der Katze, Putscha, pers. Butfchek, bey den Awganen, auch den Dschar's im Kaukasus' Fischik nahe zusammentrifft.

Noch ein anderer Rufname der Katze ist Miez, Mih, Mlnz, Muh, in den slavischen Mundarten, wie im Ungar. Matska, Mazek, tatet. Mescbnk, Mischik, Mätsch, Mütsoh, kalmük. Miz; endlich bey den Derbern in Afrika Musch, welche Namen gesammt, wie der sines. Mao, Japan. Miao, von der Stimme dieses Thieres hergenommen, zugleich aber in einigen Sprachen mit dem Namen der diebischen Maus, persisch Musch, in entfernter Verwandtschaft stehen. Der lat. Name Felis ähnelt dem sanskrit. Namen Vilala, iadostan. Bel’Ia, Billi; das sanSkrlt. Märdjära Kohe aber, unserm Marder, lat. Martea.

Siebenter Abschnitt.

Benamungen einiger germanischen Wald« thiere, als Anhang zum Vorigen. §. i. Hirsch, Elenn, Kolos. Der Name des Hirsches lautet Im Altfränkischen und allen ältern oberteutschen Mundarten Hirz, in den niedetttUtschen Mundarten Hert, Hart, Hiort, aagelsächs. Heorot, Heort, iSländ. Hiörtr; lettisch Erfchkis; ehstn. Hirw; lapp. Sorw, Sarves, Ungar. Szarvas, lat. Cervus, wälisch Carw, gallsch Cartfhiadh; armenisch Jere, Ere, georg. Jremi, und im Sanskrit Harin-am. Ver­ wandt hiemit ist auch der Name des E l e n n t h I e r e e, sinn. Hirwi, Inppl. Sarw, roogul. Schötbur; so auch deSZiege »bockte, lat. Hircus, altspanisch Hirasco, IHpr. Jaraiz;

6o bey den Akuscha's fm Kaukasus (Bar-) herk, -heraza, bey den Awganen Sirka; imgletchen de« Ochsen, rhstn. und sinn. Härg, Härkä, wozu man Abschn. I. §. r. ver­ gleiche. Der Ursprung des Namens liegr theil« in dem Gehörne, Ungar. Szarv, griech. hebr. und syrisch Keren, arab. Karnon /, so wie sich auch der kaukas. Name dieses Thieres, Sage, Sakcb, Schah, durch das pers. Schach Horn erklärt \; theil« In dem alt teutschen hurt­ en, tngl. hurt, franz. hewter, wälisch hyrth, griechisch i'gdiiv, arab. herz, stoßen. Zm Lettischen heißt der WatzsemmesBreedis, b. t. teutsche« Elenn. Zm Galischen führt er den Namen Damh, einerley mit unserm Damhirsch, mundartlich Dämlein, Dämling, lat. Dama, Ungar. Dam-vad, ital. und pott. Gamo, armen­ isch Aidz-jamn, Aidz-jeman, und offenbar verwandt mit Gemse, worüber schon vorher (Abschn. «, §. 6.) ge­ sprochen. DaS Elenn, Cerrua Alcea L., war vormals durch den ganzen herkynlschen Wald bis tief In den Norden ver­ breitet (Caef. B. G. VI, 27, und Hin. H. N. VIII, 16), und führt daher überall, wie schon Im Keltenthume S. 2O7 —00 gezeigt, die verwandten Namen, altholländ. Allant, franz. und span. Elan, altfränk. Elach, und schon in den florentin. Glossen Elaho, trländ. Elgur, Elgs-dyr, alt. yilgur, schweb. Aelg, woraus da« griech. 'AIy.i lat. Alce und bey Pliniu« (VIII, 16) Achlis, welch' letzt­ em Namen dieser Schriftuer jedoch, vielleicht nur au« Zrr, thum, für die skandinavische Drnamung de« Rehnthier, e« ansetzt. Im Griech. ist ‘A/./.o;, und im Wälischeu Elain da« Hirschkalb; in den slavischen Mundarten Jelen, Jelin, schamait. und litthau. Ein», russ. Oien, der Htrsch, auch da« Rehnthier; im Tatar. Ilek, Ilik da« Reh, und im Syrischen Allo, hebr. Ajäl, chald. Ajela, arab. Ejal-on, der Hirsch. Der Stamm ist da« alte Ellen, griech.‘Alxri, hebr.EI, Ejal, Stärke, wozu auch da« arab. ajala dick werden gehört. Man vergleiche hie, zu Elaphoa (Abschn. 1, §. e.). Verwandt mit Oien

6i

scheint das ba«k. Orena, Orica Hirsch, so lest bar moiigol. Oron Rehnthier. Ueber Tarandus und über da« Rehnthier ist ebenfalls am vorher angeführten Orte gesprochen worden. Nach Strabo (VII, p. 312) hieß bas Elennkhler bey den Skythen und Sarmaten Ko-los; tm Land des fkyth, tscheu Volkes Loos hieß dasselbe Thier Tarandus; und bey den Slaven noch jetzo Los, wozu vielleicht auch das galische Laogl), so wie dar bihm. Kvlaudi, Hirschkalb, gehören. §.

c.

Hase und Kaninchen. Zm i'iberalplschen Gallien und In Makedonien wurden nach Varro (de re ruft. III, 12) dle Hasen sehr groß; in Spanien und Ztalien aber nur mittelmäßig. Aus dem alpischen Gallien wurden zuweilen auch weiße Hasen nach Rom gebracht. Der Name lautet im Ruff. Suez, poln. ZaLc, indisch Sarta, Sasa, und arab. Hazaz; In den nordgerman. Mund­ arten aber Hare, Ul. Miere, Herl, angels. Ilara, und bey Suidae ArQog\ im Persischen Chaer- giusch, Khar- gosli d. I. Eselsohr; Int Griechischen Auytng, und im Late!». Lepm, nach Varro (angef. O.) aus dem Aeolisch böotischen AtnoQu, welches Wort er jedoch anderswo (Ling. Lat. V) de'n Sikulern zuschreibt; mindere haben er von unserm laufen, nieders. loprn, abzuleiten versucht. Die Erdhasen oder Kaninchen stammen nach Varro (de re ruft. angef. O.) au« Hirpanien. Auf den balkarischen Zusein waren sie so häufig, dass sie die Aernden ver­ wüsteten, Hungersnoth verursachten, und dadurch die Be­ wohner zwangen, den Kays.-r Aitgiistue um Krlegöhülfe wider diese Feinde anzusprechen (Strabo III, p. 144, Plinius H. N. VIII, (31.). Bey Polyblus heißt diese« Thierchm KvvixXog, bey PlininS und Aclian (de nat. eniin. XIII, 15), die bett Namen ausdrücklich für spanisch erklären, Cuniculus

6s K6vi).o;, woher auch ba< franz Connil, 4ng(. Cony, und unser Kanin, vbert. Künleln. Wahrscheinlich stamm! dieser Name von dem allen weit verbreiteten Kan, Kon hohl, wovon denn» Rohr, Canali» Höhlung f. f,. §. 3. Biber » n d Dachs. Der Biber, welcher vormals Im ganzen Europa sehr häufig war, wurde schon ln sehr früher jjcit, besonders wegen seines Balges benützt. Da« poetische Dibergail galt, nach Strabo» für vorzüglicher als das hispanische; auch da« de'r gelonische» Biber war berühmt. Der durch alle nvrd - und west-europäische Sprachen verbreitete Name Biber, holländ. Rever, bin. ßaever, isländ. Bifur, Biör, angcls. Beofor, Beofer, Bcbrtr, In den slavischen Mundarten Bohr, ist durch de» Handel" selbst in das alt lateinische kU>er, bey Klaudian ßibrm, übergegangen, welches neben dem griechisch-lateinischen Castor (,vielleicht von Kotaus kostbares Fell, und Köms, Km; weiches woll« lg« Fell), noch im 3«!., Span, und Porkugies. Bibaro, Bivaro, seine Stelle behauptet. Der Dachs scheint im alten Germanien sehr häufig gewesen zu seyn, da sich der teutsche Name desselben, wie da« milttllat. Taxo, ital. Talso, franj. TailTon beweiien, durch viele Sprachen verbreitet hat. Ob das hebr. ThachaLh, welches Einige für ein Thier (Dachs, Marder, oder Wiesel), Andere für eine Farbe (roth oder schwarz), und noch Andere für zubereitetes Leder (Korduan, Saffian) erklären, hichcr gehört, stehe dahin. In den nlederteulschen Mundarten hat dieses Thier von seiner graue» Farbe den Namen Gräving, Ital. Graio, franz. Giifard; im Lateinischen Meies, vom grtech. (tilu; schwarz. Ob übrigens auch der Elephant, nebst andern Thieren der Urwelt, deren Ueberreste in vielen Gegenden Germaniens unter der Erde gefunden werden, in jener frühen Zeit, als die Germanen einwanderten, noch vorhanden gewesen, muss

6Z anderswo untersucht werben. Sein Name lautet mindest Im Zöländ. Fyl), im Altschwed. Fil, und gerade so chaldäisch Fil, syrisch Fhilo, arab. Phil, türk, und pers. Phill, awar. und esset. Fil und Im Sanskrit Pilu; ei» Name, welchen diese« Thier wegen seiner StoßzLhne erhalten hat, indem im Sanskrit Filu auch einen Pfeil, Filmn;

Fil aber in

den alkgerman. Mundarten sowol einen langen spitzen Körp, er,

als auch da« Horn eine« Berges bezeichnet.

Achter

Abschnitt.

Hausgeflügel. Ä. DaS Hühnergeschlecht.

§.

»-

Einleitung: Hahn, Henne,

Huhn.

DaS Haushuhn soll sich au« Ostindien, Persien, Georg, ien und den Nachbarländern über Europa und weiterhin verbreitet haben; in Griechenland, wo der Hah» auch der persische Vogel genannt wurde (Ariftoph. Aves, 484,

707), auch in Italien und Gallien, wurde es» wie au« Pliniu« u. A. »u ersehen, allgemein gezüchtet. Zn Zllurici, und am adriatischen Meere legten, nach Aristoteles (Mirab, c. 140), Plinius, Stephanus u. A., die Hennen täglich rin-, zwey-, ja sogar drey Mal; auch in Britannien pflegte man nach Cäsar (B. G. V, 12) Hühner de« Vergnügen« halber aufzusüttern, doch hielt man e« für unerlaubt, sie zu essen.

Auf Delo« hatte man, wie Pliniue bemerkt, das

Misten be'r Hühner erfunden, daher auch späterhin zu Rom dieHühnermäster nochOeliaci hießen. Nach denFabrl» be'r Griechen hatt« die au« dem Norde» nach Delo« gewanderte Latona den Hahn desehalb zum Begleiter gewählt, weil er ihr bey Gebärung de'r Zwillinge Hülfe geleistet, und über, Haupt de'n Gebärenden beysteh« (Aelian. de oat. animal.

IV/ Ly.). Aucb M den Germanen waren, w'e noch jeho tu Franken, ijat)u und «trenne die StuuLeichen der voll­ zogenen Ehe, worüber mehr bey Reynrtzsch, über Truhreu und Truhtensteine s. f. S. 551 fgg.. Der Name des Hahnes, o(tgott). Ilana, ln den fab ischen Gesehen Ghana, und der Henne, ehstnisch Kanna, bey den Awaren im Kaukasus Aneko, Auko, scheint, so wie Aen te und Gans (f. d. SB.), aus dem Spanien des Eyes, awar. Chono, Hono, Ilano, kongchines. Ch’hunn, indostan. Anä, Andn, Unda, javan. Öndo, sauskrit. An(lli;t, erbrütet zu seyn, indem gerade diese Geflügel, besonders die Hennen, die meisten Eyer legen, und überdies-auch in andern Sprachen die Namen des Vogels, lat. Avis, mit denen des Eyes, lat. Ovnm, gr.\ßov, nahe zusammentreffen. So bezeichnet im Persischen Clmrchan die Henne, und bey den Andi'S im Kaukasus Korkon das Ey; eben so auch im Ungar. Tuck, bey den Akuscha'6 im Kaukasus Tauha, den Hahn, bey beu Mongolen Taka, bey den Tataren Tauk, Tauch, die Henne, und im Ungar. Tojas, bey ^cu Akuscha'S Toka, Im Pers. und Kurd. Tochem, 'Loch hin, wieder das Ey. Eine Art kleiner Wachteln, die man ein­ zusalzen pflegte, hieß in der ägyptisch-griechischen Sprache Xtvviov.

§. 2. Das Ey, das Küchlein. Der Name des Eyes selbst lautet im ältern Obere. Aig, Etg, niedert. Aegg, Egg; galssch Ugh; russ-Jüize, poln. Jaie, veraltet Jayco, wlnd. und front. Jaizr, Jaicz-; bey den Abaßen Im Kaukasus Ech, bey den T scher kessen Icke, bey den Osseten Alk, Alk*, bey den Kurden Hak, Ek, und bey den Persern endlich Hagb, liegt). Da6 junge noch nicht vollgeficderce Hühnlein heißt itn Hochteurschen Ä ü d) l e 1 n, landschaftlich Küchen d. i. Eyltug, womit ln andern Sprachen bald die Namen des Eyes, bey einigen Samojeden Kugai, Kükai, bey den Tu scheren im Kaukasus Gaga; bald des Hahnes, obere. Gocker, Gockel, ängl. Cock, sranz. Cuq, poln. Kogut, Kokot, ehstn.

65 es)(Tn. Kuk, Kukkas, Kikkas, finnisch Kuike: bald auch der Henne, poln. Kokosz, slavon. Kokosch, syrisch Kokito, indostan. Kokir, sanskrit. Kukuda, btrman. Kyiuk, genauest verwandt sind. Zm Schwedischen heißt der Hahn, nach seinem Kamme, Tupp, welches mit dem armenischen Thup Federbusch de'e Bügel, und dem franz. Toupet, Toupillon zusammentrifft. Der lat. Name des Hahnes, Gallus, schon im Persisch, cti Gal, wird, so wie das schmelz. @8111, von seiner gLll, enden Stimme hergeleitet; eben so hat er von seinem Krähen im Send den Namen Krtl’io, und im Pchlewi Kherus. Das griech. 'Auahoq leitet man gewöhnlich von uUy.TQog, und erklärt es durch schlaflos oder wachsam. Dey den Awaren int Kaukasus heißt der Hahn Ileleko, Heiko, Alkuzi, und im Pchlewi Alka. §-

Das

3.

A u e r h u h n.

Das prächtige Auerh uhn, welches noch jetzo zur hohen Zagd gehört, war, wie Plinius (X, 29) ausdrücklich versichert, in unserm Norden und ben Alpen zu Hause. Sein isländischer Name Thidra, vorweg. Tödder, Tiur, Teer, schweb. Tjader, Kader, der früher wahrscheinlich auch südlicher verbreitet wa»-, scheint dem lat. Tetrao, griech. 1'tTQu.fov, Tlroazt fei» Daseyn gegeben zu haben. In Schweden heißt er auch Orre, Orrhane, in Norwegen Aar­ fug g l e. Die erste Hälfte des Wortes scheint aus einer Vergleichung mit dem Auerochsen, dem grüßten de'r german, ischen Vierfüßer, entstanden, indem Pliniuö berichtet, dass dieser Vogel den Geyer an Größe übertreffe, und mit Aus, nähme des Straußes schwerer als alle übrigen Vögel sey, so dass er nicht selten vor Fettigkeit sich nicht erheben könne, und so auf der Erde gefangen werde. Auch andere Arten des Hühnergeschlechtes, welche bey uns wild leben, wie das Dirk-, Hasel- und R epph uhn, die Wachtel u. a, führen bey üns auch nur kernteutsche Namen.

E

66 B.

W a sserg e flü g e l. §. 4.

Einleitung. Dir zahlreichen Sümpfe und Gewisser des nördlichen Germaniens waren in der Vorzeit mit allerley Schwimm­ vögeln so zahlreich übervölkert, dass die Befehlshaber de r römischen Hülfetruppen am Niederrhein«' oft ganze Ko­ horten auf den Fang de'r Eidergänse aussandten, und dass, wir Plinius (IV, 27) und Solin (c. 19) berichten, die Bewohner einiger Ostsee-inseln, de'r sogenannten Oonen /, welch' letztere Cäsar (ß. G. IV, 10) aus Unkenntniss unseres Nordens in die Mündungen des Rheines versetzt \, einzig von Hafer, und Eyern de'rSeevigel lebten. (Jede kleinere Insel heißt bekanntlich In unserm Norden eine O e, welchen Namen PytheaS, in dieser Beziehung mit Unrecht, für das griech. ’ßov Ey gehalten zu haben scheint). Nach Cäsar (B. G. V, 12) züchteten die Dritannler auch Gänse, aber nur zum Vergnügen, nicht zum Essen; doch meldet PliniuS (X, 29), dass di« kleinere Art derselben, die Chen-, erotes, ihre ieckerhaftestr Speise gewesen. (Harduin hält letztere für diejenige» schmackhaften Gänse, welche am adriatischen Meere sehr häufig sind, und nach Skaliger von den Anwohnern des Po's Pavaren genannt werden). De'n Germanen waren di« Gänse überhaupt, wie schon ihren Verwandten, de'n Persern (Xenoph. Anabaf. 1 9), immer eine Leckrrspeise. — Vom Lande de r Moriner Im Norden Gallien«' kamen jährlich, dem Pliniuö (X, 27) rin Wunder, Zinegänse zu Fuß nach Rom. Der' Sprache nach zu schließen, find diese Schwimm­ vögel nicht etwa erst in Europa, sondern schon im Ostlanbe von de« Germanen benützt worden.

,

§. 5.

Die Aente, dir Gans. Der Name der Aente lautet obere, und nleders. Ant, in Lübeck Ahnk, schweb. Anka (btt wilde), And(bit zahme).

67 Klinb. Önd, preuß-litthau. und schamait. Antie, alt indisch Ondani (die Euren), japan. Uno. Einerley damit ist das lat Anas, Anatis, griech. Ni-aaa, N^ttu, welch' letztere» man von vütv schwimmen herleitet, da» aber wiederum von dem uralten No, Na, An Wasser, hergeflossen ist.

Bey den Durären und den Tungusen heißt die Roth-änte (Anas rutila L.) Angir, Angder. Der franz. Name der Aente Canc, Canard trifft mit dem arab. Kenir, so wir mit Gans, galtsch Ganradb, nahe zusammen. Die See-änte (Alca arctica L.) heißt auch der L u n d v o g e l, dänisch Lund, womit der wogul. Name der wilden ©an», Lund, ungar. Lüd, so wie das tschrremiss. Luda Aente, verwandt ist.

Der Name der ©an», lat. Anfer, lautet 1) mir dem Nasenhauche schon zu de» Plinlus Zeiten bey den niederrhein. Germanen Ganta, welche» zunächst mit dem nieders. Gante, Lngi. Gander, Gänserich über« einkömmt; int Holländ. Gans, in Languedok Gans, Ganto, span, und port. Ganfo, au» der Sprache be'r Westgorhen herrührend; pers. Gandun (btt Aeme), indostan. Rja-bana (die ©an») und Madi-hana (die Aente), sanskr. Hansa; fenier im Japan- Gang, 6an, griech. Xt'v und dorisch Xuv, gvthländ. in Schweden Kan, ehstn. Ilanni, Anni, finnisch Hanho. 2) Ohne den Nasenlaut nieders. Goo», Gau», alt« holländ. Goos, Goes, bin-, schweb, und iöiind. Gaas, Gas, Gassi, angrls. Gos, Goos (Mehrj. Ges, Gees), galisch Geadh, Geoidh, wälisch Guydh, niedrrbret. Goas, Gwaz, Hwaz, in den slavischen Mundarten Gus, Hus, in allen takar., kaukas. und persischen Sprachen und Mundarten Kas/ armen. Ghas, bey dem Tatarenstammr Karatschal Gus, wozu auch da» hebr. Kos Kropfgan» gehört.

§. 6. Andere Denamungen der ©an». Ein veralteter teutscher Name der ©an», jetzo nur noch der weiblichen, vormal» auch eine« jede« Bogel», E °

63 ist Anka In den Kapitularien Karls des Großen, den allemann. Gesehen, den sächs. Provlnzialrechren s. f., woher das Ital. und span. Oca, um Brescia Oc, französ. Oie, alt Oye, Oue, altnormand. Oyson. Acan vcrgl. Keltenthum S. 292. Zm Arab. heiße die Gans sowol als die Aente Avs-on, Im Chaldäisch-rabbtn. Awä , und Im Syrischen Vaso, welcher Name wahrscheinlich mit dem hebe. Of, armenisch Ilaw, lat. Avis Vogel verwandt Ist. Bey den Tataren heißt der Schwan Akkö, Ak-kulch d. I. weiße Gans. Zn Spanien haben die frühern Beherrscher drey Nam, cti der Gans zurückgelassen, welche die Spanier tu das Sprüchwort „Pat o, Ganso y Ansaron tres cosas suena, y una son"

vereinigt haben. Der erstere auch in Portugall gebräuch, ltche stammt aus dem arab. und pers. Bat, georg. Bau, bey den Suanen und Tuscheten tm Kaukasus F>aia, grtech.alban. Fata, welches Wort als Name der Aente tllyr. Fal­ ka, bey den Wogulen Pott, Batta, bey den Tschetschenzen im Kaukaius Bai, armenisch Fad, syrisch Bato, tndostan. Badak, BatacL, Buteg lautet. 7Der Schwan, Elbisch, und andere Namen. Unter dem Schwimmgeflügel verdient noch der Schwan einige Deachtlnig, da dieser Vogel, der mehr die nördlichen als die südlichen Gegenden liebt, schon tu unserer Sagengcschichte erscheint. Der Name des Schwanes, altfränk. Svvana, holländ. Zwaan, dälilsch Svane, ieländ. Svanur, lautet bey einigen Tataren Kun, bey den Mongolen uitb Tungusen Cbun, Chuan, Chan, welche Gefonue zwar an das tatar. und mongol. Chan Herr erinnern, und also einen königlichen Vogel bezeichnen, doch aber eben so wahrscheinlich mit den obigen Namen der Gans verwandt seyn können; ferner im Griech. Kvxrog, lat. Lygmis, womit das türk. Kughu, §-

69 bey den Abaßen Kuh, georg. und armen. Kui Schwan, so wie da- bey den Andl's Im Kaukasus gebräuchliche Kog Gans verschwistert sind. Bey den Wogulen und Woti« aken heißt der Schwan Kotin, und im Griechischen nach Hesych auch Kvövog, welches Wort nach Soli», Priscia» und Zsidor Im Syrischen weiß bedeuten soll. Zm ältern Sberteutschen heißt der Schwan Albiz, Albsch, Elbsch, lei. Alst, alrschwed. Aelfter, Elftur, «ngelf. Ylfette, Ylfete, welchen Namen man bald von dem nordischen Elb, Elf, Fluss, bald von dem alten alp, als, lat. albus weiß, und dem sckweiz. 5(6, älbsch welßgelb herleiten will, der sich aber durch da« folgende Luik erst bestimmter erklären wird. Zm Russischen heißt der Schwa» Lebed, im Poln. Labedz, und im Dbhm. Labut, wo zu, gleich auch der Elbflus- den Namen Labe führt. Zm Hebr. bedeutet laben weiß seyn, und im Syrischen lebnonojo weiß. Der galischeName de« Schwane-Lala, wälisch Alaroh, Elerch, erklärt ün- den Namen des westgoth. Königes Alarich, der von dem nordischen Geschlecht« de'r Dalken abstammte, und begründet zugleich die Brrmuthung, dass auch dem Namen desBanbalenkönigSLailerich obtr Gänse­ rich das Wort Gans zum Grunde liege. Das latein. Olor scheint ebenfalls mit jener galische» Form verwandt, und ist vielleicht aus der Sprache de'r Kelten entlehnt. Der ehstnische Name de- Schwanes Luik, finnisch Luiko, und da« lappl. Likka, Männchen des Eidervogels (,verwandt dem grlech. Ativo? weiß), erklärt ünö endlich auch den Namen de'rLygier, welche unter dem Schwanen­ fürsten Kyknos voreinst vom Po her in unfern Norden zogt», und noch zu des Tacitus Zeiten in der Nähe des Al bis oder unserer Elbe wohnten. Man vergl. hiezu das Schriftchen über die Zertrümmerung de'r Planeten Hrsprrus und Phaslhon, S. 67-69.

Febern und Elderdunen. Die Federbetten sind «Ine Erfindung de'r nordgermanIschen Stämme, indem, laut der Nachrichten der Alten, die Kelten im Süden und Westen, wie noch jetzo die südlichen und westlichen Teutsche», und die Franjosen, sich -u, meist nur gewebter Decken, linnener Polster, und zur Unter­ lage de'r sogenannten Flockenbetten bedienten.

Dle zarten

Dunen der Eidergans, die sich in unserm äußersten Norden noch alljährlich in großen Schaaren zeigt, mögen schon von den Phönikern gesucht worden seyn.

Seitdem die Römer

außer dem ganzen Gallien auch Niedergermanlen lm Weste», zum Theil auch im Osten, sich' unterworfen hatten, wurden sie so verzärtelt, dass, wie Plinius ausdrücklich meldet, so­ gar dle Nacken der Männer eS nicht mehr ohne Federkissen aushalten konnten. Die Federn weißer Gänse wurden ihnen als Zoll entrichtet, und zweymal des Jahres rntrupft. Dir welchesten und beliebtesten lieferten die kleinern germanischen Gänse, welche Gantae hießen; ein Pfund derselben kostete fünf Denarien oder einen Thaler 6j Groschen, nach altem Werthe aber 2 Thaler 0 Groschen (Plin. X, 27 ). Das Wort Feder, holländ. Veder, lilinb. Fidr, dän. und nieders. Flär, Feer, lautet in den siav. Mundarten

Pero, poln. Pioro, grted). ITt^Sv (,bey Homer auch Feder, »ieh), armen. Petur, pers. und kurd. Pere, indostan. Pur, Purra, Por, For, und Padri, gevkg. Padari daS Feder­ vieh. Verwandt scheint auch der Name de'r Eiderdunen, gemein Ftd er dunen; doch bezeichnet bey den Züten und den Angelsachsen Eder, Ader, wälisch Adar, einen Vogel überhaupt. Das nlederteutsche Wort Dune, Ängl. Down-

featber, woher das franz. Du-vet, stammt von dem nieder, teutschen dunen f. dehnen, aufschwellen. §-

9.

Di« Taube, dle Schwalbe. Schon seil dem KlndeSaiter der Welt erblicken wir dle sanft» Taube nicht allein als friedliche Hausgeuvssinn des

71 Menschen,

sondern gar oft auch alt Sinnbild der Liebe,

bet ehelichen Treue, ja als Lehrerinn de» Frommsinne«, und al« Dbtinn de« Frieden«.

Schon gleich nach bet Sünd-

flut verkündete sie demNoah, einen Oehlzweig im Schnabel, die Sühne de« Himmels und da« neue Leben der Schöpft ung.

Da« Andenken an jene glutentelt hatten die Dabyl«

onier durch ihren Fischgott Oannes, die Syrer aber durch das Abblld ihrer Derketo,

Astarte oder Atargatia,

und

die Kelten ihrer Onuava, nämlich durch einen Frauenkopf mit Taubenflügeln und einem Fischleibe, zu verewigen ge, sucht; daher auch die Tauben und Fische bey den Syrern göttliche Ehre und da« Recht der Unverletzbarkeit genossen

(Xenophon. Anabas. I, 4.). Eine spätere Sage bey Dlodor (II, 22) leitet die Verehrung de'r Tauben bey den Assyrern^ von der Semirami« her,

welche nach ihrem Tode In eine

Taube verwandelt worden. Nach der Erzählung de'r Priester, innen zu Dodona, dem ältesten Orakel ln Hella«, hatte Jupiter seiner' Tochter Thebä in Aegypten^ zwey sprach, begabte Tauben geschenkt,

deren die eine nach Libyen ge»

flogen, und da« Orakel de« Jupiter Ammon gestiftet, die andere aber nach Dodona gekommen, wo sie, von einer Eiche herab, die Menschen ermahnt, dem Zeu« an dieser Stelle eine Gitterspruchstätte zu gründen. Die ägyptischen Priester in Theben haben bey Herodot (II, 54) dieselbe Sage. Da« Wort Tauben bezeichnet hier Priesterinnen, und Herodot bemerkt noch, das« sie schwarz gewesen, und darum so genannt worden, well ihre Sprache so unverständ, lich wie die de'r Tauben gewesen, und das« man erst nach, her, al« sie Griechisch gelernt, von ihnen gesagt, sie redeten mit menschlicher Stimme. Eustathiu« sagt, sie seyen mXuui d. i. (nach Aristoteles) schwarze Tauben genannt worden, weil sie Wahrsagerinnen aus Beobachtung de'r Tauben' ge» wesen. Zn Indien gab e« nach Dämacho« hochgelbe Tauben; weiße Tauben kamen erst durch die Perserkriege nach Griechen« land

(Athen. IX, 11,

und Aelian Var. Hist.).

Bey

Grieche» und Römern zogen sie den Wagen der Liebes«

73

gittinn, und wurden In dem Tempel derselben auf dem Eryx in Sicilici? in sehr großer Menge unterhalten. Die Taube, altqoth. Dubo, holländ. Duif, Duivt», ;61Ant>. Dufa, Dumbe; bin. Due, ehstn. Tui, loppl. Duvvo, heißt zigeun. In^nfcien Towa-dci, au»sel zum ersten Male gelandet war, schickte er gewöhnlich eine ganze Legion au«, um dir Aernden de'r Dritten abzu, mähen, und sein Heer täglich mit Getraide und andern Lebensmitteln (frumento commeatuque) zu versorgen (B. G. IV, go-3ß). Nach der zweyten Landung, wo er

88 ein wenig weiter »crgcbrimgen war, sandte et etrf Einmal drey Legionen und die gesummte Reircrey zum Fniterhoirn (pabulandi causa) au 5, verwüstete die Ländereyen deeKassi, vciaunus mit Feuer und Schwert, und befahl be'n Trino, bantern 'Getraide für sein ganzes Heer zu auch geschah (V, 17, 19 und 20.).

liefern

was

Vom weitern Vor«

rücken durch die Menge und Tapferkeit fcc’r Dritten abge» schreckt,

beschönigt er seine Rückkehr nach Gallien damit,

das« Im Innern die Wenigsten C.ictralbe säeten, sondern, das« sie, in Pelze gehüllt, nur von Milch und Fleische lebten (das. c. 14 ).

Bey seiner Ankunft in Gallien fand

er jedoch wegen eines dürren Sommer« Eetraide-Mangel, und vertheilte desshalb seine Legionen zur Uiberwliikerung also, das» eine zu denMorincrn, eine andere zu den Nerviern, eine dritte zu den Essuern (Arbitern?), eine vierte j:t den Reinern in derNachbarschast de'rTrevircr, drey nach Belgien, und eine nebst fünf Kohorten zu den Eburonen zwischen Maa« und Rhein' verlegt wurden. Bey seiner ersten Rück, kehr dagegen hatte er, nach Abrnähung de'r Getraide und Verwüstung aller Aecker de'r Menapier, mit den gesummten Legionen in Belgien dasLinteriagcr bezogen (kV,c.53-7,9 ). Auch Slrabo (I\ , p. 199) und Diodor (V, 21) rühmen den reichen Ackerbau de'r Dritten; und Tacitu«, zu dessen Zeiten die Römer bereite In dar Innere vorgedrungen war, ett, meldet im Agrikola (c. 12 und 19), der Boden sey er, giebig, und lasse außer 0ehibäumen und Rebenstöcken, und Was sonst nur In wärmern Länder»

zu wachsen pflege,

Früchte gedeihen (patkns f rupum), die schnell keimten, aber langsam reiften; Agrikola habe, um de'n Britten die 2(n» lässt zu fernern Kriegen ,n benehmen,

die Fruchtabgaben

und Steuern durch gleichmäßigere Vcrthctiung gemildert, und viele Ungerechtigkeiten abgeschafft, da vorher die Unter« jochten wie zum Hohne gezwungen worden wäre», vor ver, schlossenen Scheunen zu sitzen, selbst da« Getraide zu kaufen und ioezuschlageu um bestimmten Preis, ja, um dem Eigen« nutze einiger Wenigen zu sröhncn, dasselbe au« weiter Ferne herbeyjuschaffcn, obwol man eö eben so gut tu der

89 Nähe haben konnte. Nur In den schottischen Gebirgen mochte der Ackerbau selten seyn. „Gut und Eigenthum raffen die Römer", sagt bey demselben Taeitus (c. 31) der heldenmurhtge KalgakuS zum vereinten Heere, „als Steuern zusammen,

die Aernde als Fruchtlieferung.---------Aber

bey uns sind nicht Felder, nicht Bergwerke oder Häven, zu deren Bearbeitung wir gespart würden, nur zum Hinmorden."

uns verlangen sie

(Doch sollen, nach späteren Nach,

richten, die Pikten, als Bewohner des minder gebirgigen östlichen Theiles, wirklich Getraldebau gehabt, und daher den volkstümlichen NamenKruitnich d. i. Walzen- oder Korn-esser, geführt haben.) Erst späterhin, als die Römer die nördliche Hälfte der Znsel durch eine Mauer von der südlichen gesondert,

alle

bcrtlgm Länder die sie jemals betreten, verwüstet, und den Verkehr beider Hälften gänzlich abgeschnitten hatten, mussten auch die Bewohner de'r Gebirge gänzlich verarmen, so dass miß

Dio Kassius

um das

(LNXVI, 12) melden konnte,

coß nach

Chr. sogar

dle MLaten und die nord,

lichcrn Kaledonler bewohnten rauhe und wasser-arme Ge, birgt,

oder wüste und sumpfige Gegenden,

Ackerbau,

hätten keinen

sondern lebten nur von Viehzucht und Zagd,

oder von einigen Anen wildwachsender Früchte, in Wäldern auch von Baumrinden (-Brote), Wurzeln, und noch von einem eigenen Nährmittel, das, als Zukost, nur in Dohnen, grtße genommen, Hunger und Durst vertreibe •).

Auch

noch in den spätern Zeiten, nehmlich im Zcchr 359/ ließ Julian vor seinem Heereszuge wider dle Allemannen^ die von

diesen

niedergebrannten Kornspeicher wiederum auf,

bauen, tun das von den Dritten gewöhnlich herübergebrachte Gerraide darinn aufzubewahren (Ammian.Marcelliu. XVI1J,

') Nach einigen die süßholzlcht schmeckenden Wurzeln oder Knorren des Orobus cfcct Aftragilus fylvaticus. Die Bergscholten sollen noch jetzo so Etwa- kauen, daS sie Karc-myle nennen.

90 t).

Andere Drwettstrllrn über den frühen Ackerbau dr'r

Dritten findet man ln den folgenden §. §.



S'

Ackerbau dr'r Germanen 6t» auf Cäsar'» Zeiten. Doch nicht im südlichen, westlichen und nordwestlichen JMmtlanbe allein, sondern auch in dessen ganzem Norden, war schon seit Alter» der Ackerbau in Uebung. —

Von

Skandier» oder der vermaintlichen Insel de'r Hyperboräer, wo nach HekatLu« der Boden zweymal im Zahre reichliche Aernde gab,

war »ach einer allgemeinen Pest um da» Z.

547 vor Chr. der Hochpriester Abari», nebst den Gesandte» vieler andern Vilker, zum Opfer der lenzlichen Ackerwrihe nach Griechenland gekommen. (S. Keltenthum S. »4 und 43). —

Zwey Jahrhunderte später, nehmlich um da» Z.

3eo, bereiset« der Massiiier Pyrhea» die Küsten der Nordund der Ostsee, von Britannien, Thule,

und dem Lande

de'r Guttonen und Teutonen an, bi» zu den Ostionen und Skythen, »vodann er bey Strabo (IV, p. eo») bericht«: „Alle Länder,

welche

sich

dem kalten Erdstrich» nähern,

bringen Wenig oder gar Nicht» von den veredelten Baumfrüchten und zahme» Thieren hervor, »velche unsern südlich­ en Erdstrichen eigen sind;

di» Menschen leben von Hirse

und andern Gemüsen (laxüvoic), Daumfrüchren (xapnoff) und Wurzeln; da aber, wo Getraide (oiiog) und Honig gedeihen, bereiten sie auch ein Getränk daraus. DieAehren tragen sie in große Gebäude zusammen,

und dreschen sie

dort au», well Tennen im Freyen aus Mangel an heitern Sonnentagen, und »vegen der Regen unbrauchbar würden." — Die sehr großen Reiterheere, weiche im I.

279 Drennus

II,, und im 3. i»3 v. Chr. die Kimbern in's Feld stellten, sehen ebenfalls große Vorrathshäuser, diese aber reichlichen Ackerbau voraus. Ailwohin auch späterhin die Rimer in Germanien vor­ drangen, überall fanden sie so reichlichen Ackerbau vor, dass nicht allein die Germanen,

sondern auch sie selbst,

keiner

fremden Zufuhr bedurften. — So setzten nach Cäsar (B. G.

9i IV, i) die germanischen Usipeter und Tenchttrer, 430,000 Köpfe stark, unweit betn Meere über den Rhein, weil sie seit dreyen Zähren von ihren Ackerländereyen durch Sueven »erbtengt worden waren;

die

vertrieben dann (c. 4)

die Menapier zu beiden Seiten des Flusses von ihren Aeck, trn, Gebäuden und Dörfern, und lebten den Winter hin, durch von ihre» Vorräthen;

sie verlangten hierauf (/,); alle ausgezeich, net Tapfern und Kriegsmuthigen schlafften, sobald sie nicht im Kriege waren, nichtökhuend, die Sorge für Haus, Hausgötter und Aecker de'n Frauen und Greisen, und jed, Webern Kriegsunfähigen de« Gesippe« übertragend (c. ig). Während demnach der schweigend« Römer seine Landgüter unter den Händen nichreweclher Sklaven verwildern ließ, lebte der germanische Ritter, den Krieg in de« Römer« Eroberungen spielend, auf de« Feinde« Kosten, indes« seine heimatlichen Besihthümer von häuslichen Frauen, erfahrenen Greisen, und Bauern (cultores, coloni) sorgsam verwaltet wurden. Auch noch in den folgenden Jahrhunderten sehte er diese Lebensweise fort, denn Herodia» klagt (I, 5) um da« Jahr 18° nach Chr.: „die Barbaren (im Norden der Donau) verschaffen sich' ihren Unterhalt entweder durch Streifereyen, oder sie lassen sich' den Frieden^ von de» Römern mit großen Summen abkaufen". Nach Tacitu« (angef. €>.) war «ö ferner auch Sitte, das« di« Gauen Mann für Mann freywillige Geschenke an Vieh oder Früchten für die Fürsten, sowol zur Ehrengabe ale zum Unterhalte, zusammenbrachten. Die Aecker wurden, je nach Anzahl de'r Bebauer, von Alle» gesummt' wechsele, weise in Besitz genommen, und dann unter die Einzelen nach Abschätzung weiter vertheilt. Die großen Feldräum« rrleichterren die Theilung. Man wechselt« alljährlich da« Bauland, und immer blieb Acker (zur Drache) noch übrig, indem man mit der Fruchtbarkeit und Weiträumigkeit de« Boden« durch Arbeit nicht wetteiferte, so bas« man Obst­ gärten angesäet, Gemeinde-triften in Wiesen abgegränzt, und dir Gärten bewässert hätte. „Die Feidfrucht (fege»)

95 allein", fügt jener Schrlftner ganz wunderlich hinzu, „wurde der'Erd« anbefohlen" (c. 26.). — Von den Der»« stein-handelnden Aestiern endlich, denen der See-Handel noch offen stund, und die mit keinem äußern Feinde zu kämpfen hatten, berichtet Tacikus zum Schluffe: „Getraide und die übrigen Früchte (fnimenta ceterosque fructus) erarbeiten sie geduldiger, als nach dr'r Germanen gewohnter TrLg, heit (c. 45-)"Noch erfreulicher lauten wiederum die Nachrichten über den Ackerbau in den folgenden Jahrhunderten. So legte Probn« um das I- e8® de n überwundenen Germanen eine ZinSabgab« an Getraide, Rindvieh und Schafen auf (Vopisc. in Prob. c. >4 ). Kaiser Julian brachte i«n I. 357 von den fruchtvollen Feldern de'r Allemanne» Lebens« mittel auf ein volles Jahr für die Besatzung von Rhein, zabern mit gewaffneterHand zusammen: auch führten seine Krieger nochmals in demselben Jahre Vieh und Früchte aus den ländlichen Wohnungen de'r Allemannen in Menge hinweg. Im folgende» Jahr« machte er einem Kinige dieses Volk« zur Pflicht, das römische Heer, so oft es nöthig wärt, mit Lebensmitteln zu versorgen, und so gut, wie jeder andere Lieferunqrpflichtige, 'Empfangscheine für das zu den Vorrathshäusern eingebrachte Getraide anzunehmen, um sie zur bestimmte» Zeit als Belege vorzuweisen; die Gefilde und Ortschaften eine« ander» allemaimische» Kt,ilges hatte er so gänzlich niedersengen und verwüsten lassen, dass an Grtraidr-lieferungen gar nicht zu denken war, (Ammlan. Marcellin. XVI, li, XVII, I, 9 und 10.). Auch im Lande de'r Chamaver, sowie aller unterworfenen Germanen, eig­ neten die Römer für gewöhnlich di« Aerndrn sich' zu; daher auch der Gallier Rutiliu« Numantinus um das I. 417 seiner' Roma noch zurufen konnte: „Ewig soll der Rhein dir ackern, der Nil sich dir überschwemmen!" Wie gut auch im östlichen Germanien der Ackerbau be­ stellt gewesen, ergiebt sich au« einer uralten Sitte de> Burgundionen, vormaliger Anwohner der Eibe, wonach jeder König, wie bey den Aegyptiern, entsetzt wurde, sobald

durch MlSwachS de'r Feldfrüchte eine Hungersnoth ringe, brechen war (Ammian. Marcellin. XXVIII, 5.). Mau rer, gleiche hiezu auch Sinne’* schon vorher (S. ÜZ) angeführte Behauptung über den Ackerbau de'r Gothen. Den reichen Ackerbau de'r Germanen tu den folgende« Jahrhunderten, müssen wir hier übergehen. Auch die Galater, welche von Germanien aus in der Nachbarschaft PhrygienS das galatifche Reich gestiftet, waren wegen ihres vorzüglichen Ackerbaues berühmt, daher denn auch Cicero ihren König Dejotarus einen ansge, zeichneten Landbauer nennt. Ihm hatte Dlophanes aus Dirhyrucn die übersetzten Bücher des Mago über den Landbau, welche er in sechfe zusammengezogen, gewiedmer (Varro de re ruft, I, 1.). §.

7.

Irrige Ansichten einiger Neueren. Diesen Geschichtssähen zum Trohe behaupten jedoch so Manche unserer neueren Altgelehrteu noch immer, „ihre Vorfahren, die Germanen, hatten die Kunst des Ackerbaues und die Kenntniss de'r Getraide, so auch des Drotbackrns, erst von den Rimern und den Griechen erlernet", indem sie bald mit dem oft schwindelhaften Pelloutier (Bd. i, S. 27a) behaupten, „das ganze Europa, Griechenland nur etwa Unter-Italien ausgenommen, habe seit drieihalb, tausend Jahren weder vom Landbaue, noch vom Säen und Pflanzen bas Mindeste gewusst, sonder» erst durch die Phokäer, die um das I. 600 v. Chr. die gallische Stadt Massliien beseht, davonKenntmse erhalten"; bald auch mit dem frühgelehrten Heyne (Opusc. Acad. T. 1, p. 360) sogar noch wähnen, „auch die Kelten hätten bey ihrer Aus» Wanderung aus Sibirien (!) als Barbaren wol schwerlich so viel Verstand gehabt, um nur den dort frcywachsenden Roggen auf Vorrath in das Abendland milzunehmen", bald auch endlich mit Adelung (Aelkcste Gesch. d. Teutschen S. 317 u. öfter) aus der obigen Stelle des Tacitus (S. 94) in!#--

97 inlüsolgern, der Ackerbau de'r Germanen sey vor der nähern Bekanntschaft mit den Römern sehr schlecht bestellt gewesen, und sey wol gar erst durch dies», wie alle Künste de« »er« feinerten Lebens, bey ihnen eingeführt worden. Die flmrnt# lichen Denamungen, weiche in den germanischen Mundarten zur Bezeichnung de'r ackerbaulichen Gegenstände, be'rGettaide und des Brotbackens dienen, beuten jedoch nur selten auf griechischen, noch seltener auf rbmischen, zumeist aber auf morgenländischen Ursprung zurück.

Erster Abschnitt.

DaS Düngen de'r Aecker. Schon die frühesten Morgenländer so wie Grieche« und Stirn« pflegten bas unfruchtbare oder entkräftete Bau« land durch mancherley Nährstoffe wiederum traghaft zU wachen. „Das Düngen selbst", sagt PliniuS (XVII, , ist stammversd)ieden, und mit dem griech. yundaour, scharren, etnschnetden, zerschneiden, so wie mit unserer Pflugschaar, ver, wandt. Von dem obigen aren formt sich in unserer Sprache die Art, d. I. ursprünglich die zu einer Zahreszet t und zu eittem bestimmten Zwecke zugleich be, arbeiteten Aecker, imgleichen ar-beiten d. i. das A eh reu abwarten, und Arbeit d. i. Abwartung des Ackers, Sanskrit. Värtta, Vartanam, welche Wörter denn beide schon seit den ältesten Zeiten mit der Natur (Art) des Teutschen innigst verwachsen sind. Dagegen hatte der schwelgerische Römer, der alle eigentlichen Arbeiten durch Bersklapete betreiben ließ, so wie der Grieche, mit den Wärtern laborare und novtTv den Nebenbegriff von Krank,

109

seyn verbunden, indes« der neuere Gallier durch labonrer noch allein da« Pflügen bezeichnet. Der Pflug selbst heißt im Franz. Obanue d. i. Karren, und zwar besühalb, weil, wie Servius zu Virgil, der den, selben, vielleicht durch Schreibfehler Currus statt Carrus nennt (Georg .p. 141), bemerkt, dass die Pflüge de r Gallier t» Italien, also auch wol ln Gallien selbst, zweyrLdrrtg waren. Das Meldewort graben stimmt mit dem syrischen kcrab pflügen und Kcröbo Furche, da das erste Pflügen durch Umgraben geschah. Ueber den ostländischen Ursprung des Wortes Dauer sprechen wir nachher unter Stünde. §. 4. Fortsetzung. Die Egge, da« Schiff. Die Egge, oberteutsch Egde, angelsächs. Egtha, heißt ungarisch Eke, limfd)Ekketes, «hstn. Aek, Aekki, Aggel, Haggel, litthau. Akkiezios, lettisch Ezzek-lis, wülisch Oeg, bretagn. Og, Oged, lat. Occa, griech. ’Oi'/V«;, und daher im Türkischen Oekin-taragi, und hat ihren Ursprung in dem durch viele Sprachen verzweigeten Urworte Ak die Spitz», Ecke, wegen ihrer Zähne, womit auch das lat. acus, aciea, ico, das griech. üivg u. v. a. versippt sind. Die Römer scheinen ihr Occa von den Kelten in über« Italien entlehnt zu haben, da sich dieses Wort auf keine ihrer Ttchlersprachen vererbt hat. Nach Virgil (Georg. I, 94) und Pliniuü (XVIII, 46) bestunden die zum Unter« bringen des Saamens bestimmten Eggen de'r Kelten um Verona, so wie de'r RHLtler, aus gezähntem Flechtwerke. Das mitttllflt.Hercia und das franz. 'Herls die Egge, ist nebst dem wallis. Erfa und dem baskischen Erza ver» wandt mit dem änglischen Harrow, kornwäl. Haraw, fries­ isch und dänisch Harwe, schweb. Harf, und dem finnischen Hera, so wie mit Harke und Rechen, angels. Raka, ängl. Rake, treländ. Rek.

HO

Der tsltnd. Name der Egge Tindaklar und der indostan. Dandali sind ebenfalls von dem Namen de'r Zähne (indostan. Dand) hergenommen; das angelsächs­ ische Fealga aber ist mit dem unter dem Worte Pflug er, wähnten felgen, falgen, verwandt. Zn der gemein-üblichen Redensart „Schiff und Ge­ schirr eines Landgutes" bedeutet der Ausdruck Schiff alle landbaulichen Gefäße, Geschirr aber die übrigen Ger räthe. Verwandt damit ist das griechische l'ztrogf denn Nikolaus von Damaskus sagt: Wer bey den Phrygiern (einem Zweige de'r Thraker) einen Pflugstler getödtet, oder ein Ackergerät!) (axnog nyewfjyi'uy) geraubt har, wird mit dem Tode bestraft. §. 5Das Mähen. Das Mähen des Getraides geschah nach Varro (de re mit. I, 50) auf dreyerley Art. Zn Umbrien schnitt man die Halme mittels der Sichel an der Erde ab, legte jedes abgeschnittene Büsd)el nieder, und sobald deren viele waren, schnitt man Reihe-durch von jedem die Aehren vom Strohe, warf sie in einen Korb, und schaffte sie zur Tenne; das Stroh selbst aber" ließ man auf dem Felde, und brachte es auf Haufen. Um Picenum (im keltischen Ober italien) er­ fasste und schnitt man die Aehrenbüschel mit einem ge, krümmten hölzernen Werkzeuge (Batillus), das oben mit einer kleinen eisernen Säge versehen war; das Stroh aber währte man erst nachher ab. Ilm Rom endlich, wie in den meisten andern Gegenden, fasste man den Halm ganz oben an, und schnitt ihn mitten durch; das auf der Wurzel stehende Stroh aber mähete man ebenfalls erst nachher ab. Zn manchen Gegenden pflegte man auch, wie Plinius be, richtet, die Aehren sammt den Halmen auszurupfen. Auch die Dritten schnitten nach Diodor (V, 21) die Aehren allein ab, und brachten sie wahrscheinlich ebenfalls in Körben, wie rs nach Dlckson noch jetzo in Aengelland gebräuchlich ist.

111

zur Tenne. Die beiden Hirsen-arten Panlcum und Milium sammelte man in den gallischen Ländern einzeln mit einem Hand-rechen ein (Plin. H. N. XVIII, 72); auch erwähnt Pllntuü (XVI, 95) der goldenen Sichel oder Hippe, womit bey den Galliern ein Druide die Mistel feyeriich vom Elchbaume nahm. In Italien kannte man nach dem, selben Schriftner (XVIII, 67) zwey Arten der Sichel, die kleinere italische, und die größere de'r gal lischen Land, güter, oder unsere Sense. (Die Perser pflegten schon, wie Xenophon in der Kyroptdie VI, 2, berichtet, auf ihren Kriegszügen Sicheln und Sensen mit sich zu führen). Noch hatten die keltischen Völker vor den Römern eine eigene sehr vortheilhafte Art des Mähens voraus, auf deren Erfindung man erst in neueren Zeiten wiederum be, dacht gewesen ist. „Auf den großen Landgütern der beiden Gallien (Galliarum latifuudiis)", sagt PliniuS (XVIII, 72), „treibt man sehr große Behälter, am [oorbern] Rande mit scharfen Zähnen versehen, auf zweyen Rädern, von ein, cm Zugthiere geschoben, durch das Getraide, und so fallen die abgerissenen Aehren in das Behälter". Ausführlicher beschreibt der spätere PalladtuS (de re ruft. VII, 2) diese Mähungsart. „Der ebenere Theil der beiden Gallien be, dient sich einer kurzenArt zu mähen, wobey ohne Menschen­ arbeit ein einziger Ochse die Breite der ganzen Aernde hin, wegnimmt. Man macht einen Wagen, von zweyen kurzen Rädern getragen, dessen viereckige Oberfläche mit Dretern umschlossen wird, welche nach außen zurückgelehnt, oben weitere Räume lassen. An der Vorderseite dieses Wagens (Carpentum) sind die Breter niedriger, und hier werden einzeln sehr viele nach oben zurückgekrümmte ZLHnchen zur Mahung de'r Aehren Reihe nach angebracht; an der Rück, feite aber wird eine kurze Elnze oder Schäre angefügt, ähnlich den Stangen de'r Tragestnsten. Dort wird ein gänzlich gezähmter Ochse, der den Gang des Treibers nicht überschreitet, den Kopf zum Wagen gewandt, am Zoche mir Stricken angespannt. Wenn nun der hinterhergehende Ochsenknechr den Wagen durch das Getraide zu treiben

112

anfängt, häufen sich alle Aehren, von den ZLHnchen erfasst und abgerissen, ln den Wagenkasten hinein, und lassen da« Stroh zurück, dessen Größer- oder Kieinerheit jener 6t* stimmt. So wird durch wenige Hin- und Hergänge in wenigen Stunden die ganze Mäht vollendet. Diese Mäh, ungeark ist auf Gefilden oder ln ganz flachen Gegenden vortheilhaft, besonder« ln solchen, wo man de« Strohe« nicht bedarf". Auch die Dritten und Belgier mögen dergleichen Wägen gehabt habe», da sie sich mindest im Kriege der fürchterlichen Sensenwägen bedienten, womit sie die Reihen de'r Feinde niedermLheten. Zum Schärfen de'r Mähe,Werkzeuge bedienten sich die Römer anfänglich blo« de'r kretischen und de'r lakonischen Wetzsteine, wozu viel Oehl erfordert wurde; späterhin aber de'r ln Italien gefundenen, zu denen schon Wasser genügte; auch erhielte» sie dergleichen unter dem keltischen Namen PalTernices über die Alpen her. (Plin, H. N. XVIII, 67, und XXXVI, 47.). Das Wort mähe n, lat. metere, lautet schon im Alt, goth. maitan, und im Zs lind. rneiäa, ganz übereinstimmend mit dem perl", meiden. §. 6.

Denamungrn de'r Mähe,Werkzeuge. Der Name der Sichel ist uralt. Von ihr sollen die Sikeler oder Sikuler, welche voreinst au« Zberien, nach Piiniu« (III, 19) aber, durch die Umbrer vertriebe», au« Oberitalien kommend, der' Insel Trin-acria oder Triquetra den Namen ©teilten gaben, benamet worden seyn. Die dortige Hafenstadt Messina hieß, bevor die griechischen Messenier einwanderten, Zankte, und auf alt, «n Münzen, welche zugleich eine Sichel führen, Dangle, welche« mit dem teutschen Dängel, Schneide der Sichel, däugeln, di» Sichel schärfen, wovon da« Singel,

DLngelzeug, DLngrlstock, Dängelhammer a. a. genau übrreintrifft, obschon @trabe da« griech. ZdyxXi) und ZdyxXov, »in krumme« Wtnzermeffer, Sichel, von uyxvXov, gekrümmt, herleiten will. Nahe der' Stadt Mess« enien Int Peloponne« lag da« alte Pisa, von wo au« griechisch-redende Teutanen oder, wie Andere schreiben, Teutonen, nach Italien «»«gewandert waren, und dort die Stadt Pisa gegründet hatten. Die bekannte fruchtbare Znsel Corcyra hieß in den frühesten Zeiten J^mdvrj d. i. Sichel, weil, wie der Schollast »um Apollonlu« Rhodlu« sagt, di« Sichel, womit Uraitu«, oder auch Saturn, oderKrono« entmannt worden, unter derselben verborgen lag, späterhin aber Sehen«, well Demeter oder Cere« auf dieser Znsel da« Mähe» oder, nach niedersichsisch-oldenburgischem Auedrucke, da« Scheren de« Getraide« de'n' Titanen gelehrt hatte. Zm Schwedischen 1(1 Ikaer« gleichfalls mähen, Skate die Sichel, und Skörd die Aernde; im Syrischen Schero ein große« Schneidewerkzeug, im Armenischen Kieranti, im Kurdischen Kerendi die Sichel, und Ker, im Pehlewl Kared, ein Messer. Vergl. hiezu Schaar §. g. unter Pflug. — Der teutsche Name Sichel lautet bey Varro Secula, bey andem Lateiner» Sicilis, int ältern Oberteutschen Sichel«, in» Nleders.Seckel, Sekel,angels.Sicol,ängl.Sickle,hollänb» Sikkel, dänisch Segel, schweb. Sikel, grlech. ZdyxXr,, Zdyx• 7.ov, und scheint »ine Kleinform von Säge, Sech, wozn auch die lateinischen Siea, Securis, da« persisch griech. ic, da« hebt. Sakin, da« pehlewl. Sakkina, M e fser, u. v. a. gehören. Zm Aethiopischen bezeichnet lachala schärfen. Schon zu den Zeiten de« Kolumella (de re ruft. II, so) waren einige Arten der Sichel, wie häufig noch jetzo, ähn, lich de'n Sägen, gezähnet- Zm Albanischen heißt die Sichel Siaggere, im Pohlnischen Sickarti, und im Wendische en Secati. Da« Wort Sense lautet bey Pictorlu« und Dasypodiu« Sag-ysen, Sag-y«, in Gerbers« allemann. Glossen Srg-i«na, schwäbisch Srg-esen, d. t. Säg­ et se n, in den monserischen Glossen S r g - a n sa, bey Horneck



ii4



Seg ens, ifterreld). Segns, SenqS, woraus unser Sense, und das lat. Ensis, so rote das niederteutsche und holltndtsche, schon in den salischen Gesehen vorkommende Seiße^), verkürzt sind. ZmAltfrLnk. heißt sie Seche, tslLnd. Sichdur, niederrheln. Sichde, nleders. Seged, Seed, Seid, oßnabrück. Sift, und im Angels. und Aenglischen Saht. Zm NiedersLchsischen heißt die Sichel auch Lehe, bin. Lee; die Sense aber Swade, holländ. Swad, fr (es. Swae, Swah, welchen Wittern das angels. swath a bschneiden zum Grunde liegt; die Sichel im Angels, auch Bill, verwandt mit 93eil, und dem schweb. Bill Pflugschaar, worüber mehr unter dem Worte Stahl; Im Lat. Falx, verwandt dem griech. Ilutxvg Beil, und dem hebr. palach schneiden; im Griech. olc, unb "-Vorr/,, womit das ehstnische Sirp, Zirp, und das pohlnische Sierp zusammentreffen. §.

Die

7-

Scheuer.

Hohe Gebäude zum Aufbewahren des Getraides, oder Scheuern, fand schon, wie wlr oben (S. 90) gesehen, Pytheas in unserm Norden, Varro vle re ruft. I, 57) aber im diesseitigen Hiepanien und Apulien. Andere Völker bewahrten ihr Getraide, zur bessern Sicherung vor Sembcn, in Gruben (Specus, Scrobes,'Oniytuuu), wie nach Tacitus (Germ. c. iö) die Germanen, welche dieselben mit vielem Dung überdeckten, nach Diodor (V, 21) die Dritten, welche ♦) Wegen dieser platt-teutschen Form will RühS (Nord. Unten Haltungen Z. 41) die Sense von einem verlorenen Stamm, trotte herleiten,

baß sich noch im mitteUat. fafiarr,

franz.

faifir, ängl. tu fvize, ergreifen, wegnehmen, erhalten habe; auch möchte er, wegen dieser allgemeinen Bedeutung, den Gebrauch der Sense bey den Germanen, gemeinschaftliche Mähen, in Zweifel ziehen;

sowol

als auch das daß Sammeln

wildwachsender Beeren, Holz-äpfel u. bergt, verstatte keinen Gebrauch der Art.

US außerdem

noch

Scheuern

ober

der Erb« hatten (Tacit.

Agric. c. 19), nach Varro und Plinius auch dt« Hispanler diessrlt dem Ebro, nach eben denselben und Hirtlus die Afrikaner, welch' letztere, wie Scham berichtet, dergleichen noch jetzo

gebrauchen.

Zn solchen Scheuern fanden die

Kimmerier 'ju SyassuS, einem Flecken Phrygien«, so groß« WaizenvorrLthe,

dass sie sich lange Zelt davon ernähren

konnten (Steph. Byz.).

Das Grtraide erhielt sich darinn,

wie PliniuS versichert, viele Zähre lang frisch, was sich denn auch durch neuere in Frankreich angestellte Versuche wirklich

bestätigt hat *)•

Diese

unterirdischen Scheuern

hießen nach Varro und PliniuS (10, 3°) bey den Kappa» dokern und Thrakern Siri, Setgot-, und nach Kurttus (VII, 4), sogar bey den Daktrlern Siri; ja noch jetzo bezeichnen die Perser und Araber diejenigen irdenen Gesäße oder Ge» schirre, welche ebenfalls z»m Aufbewahren der GetraideS in die Erde gesetzt werden, mir dem Namen Sjirra. Zm Sanskrit bezeichnet Seirana die Scheuer überhaupt. He, sychiue erklärt —/(>»; durch Ih'Ovg oder Fass, landschaft» lich Düttt. Einige Griechisch-gelahrte leite» Staus oder Stunus von GutQttv, den Mund verzerren oder auf» reiße», gar erbaulich ab. von Sennaar,

Dir Araber auf den Ebenen

die nach Mungo Park (letzte Reise) weit

ifttt Krieg wider die Saatfelder, führen,

als wider die Menschen

nennen solche Erdscheuern Metamonen,

schon die Hebräer Mat'munim.

Zn Toskana,

wie

wo diese

Aufbewahrungeart noch jetzo gebräuchlich ist,

heißt eine

solche Grube Buche oder Tufo. Unsere Scheuer, als Denamung eines Gebäudes, stammt von dem obigen Namen der Gctraibe- grübe,

und lautet

schon im Altfränkischen Scuria, Sciura, Shiura, woher daS mlttellat. und franz. Scuria, Ecurie Stall, zu welchem Wortstamme

wahrscheinlich

auch

Schauer,

nlrbers.

») taut öffentlicher Aeitiingöberichtc au« Pari« vom lStenVtay'« 15a».

H a

Schnur, ein Schoppen, gehirt. Zm Latein» heißt die Scheuer Horreum, griech. 'Q^hov, arab. Horjon. Neben dem Schriftworte Scheuer lebt auch In vielen Mund« arten Sachsen« und Niedersachsens da« Wort Scheune, nieders. Schüne, weiche« entweder der Wurzel »ach mit dem vorigen, oder mit dem griech. Seena, russ. Skinjä, bedeckter Platz, Zeit, Hütte, und dem nocd« german. Skin die Haut, ai« Decke, verwandt ist. Zn Franken, Bayern und Oesterreich heißt die Scheuer nur Stadel; im Angelsächsischen Berern b. i. Gersten­ ort; im Altgothischen Baust», wovon da« sächsische und nirderstchflsche Danse, da« Garbenbehältnis« neben der Tenne, noch übrig ist. Zn Oesterreich bezeichnet Ose, Oese sowol die Danse, ai« auch da« darin» aufgehäuft« Getraide; ein Wort, welche« mit dem hebr. Alaw Scheuer, und dem maltesisch-arabischen Hhazen Getralde-vorrakh, so wie dem altgoth. Ahns, Aernde, verwandt scheint. Ueber da« Wort Speicher vergleiche man den fol­ genden §.). §.

6.

Die Tenne und da« Dreschen. Die Bewohner dr'r südlichen Linder draschen ihr Ge­ traide meist im Freyen; doch hakten di« Dagienner oder Vagienner, ein ligurische« Volk am Po', wegen der häufig, en Regen bedeckte Tennen (Varro de re ruft. I, 51.). Auch draschen au« demselben Grunde, wie Pythea« In der schon (>¥ und KciQCsog^ Das Eat. Talea stimmt übrigens mit dem sanskrit. PalaU, Nisz-pha la S tro h. Das alt-britt. üs, Stroh, trifft mit dem armenischen Uets zusammen. Der Halm» griech. und lat. Calamus, lautet litthauisch Kialmas, serb. Kalem, alban. Kalam, türk. Kalem, arad. Kalm-on, indisch Kalam, Kalmz pers. Halm. Matt vergl. hiezu in der Folge das Wort Kohl. Zm Tatar. Ist Ssalam, Ssolom das Stroh. §-

Sien,

9-

©narne, Saat-

Das uralte nnd einfache Meldewort säen hat sich unter mana-erley SBanbelimgcn, wie altfrank, lawen, angelf. sawan, ingl. sow, schweb, sa, wesisil. falen, gemeinsichs. si'en, tilederrhein. firnen, dergleichen noch manche in den Sprachen de'r Germanen verzeichnet sind, in allen unsern Mundarten einfach erhalten, wogegen das alr-ttalische sao, feo sich nur in den Abiritnissen sero, Srja und Segesta, de'n von Numa zur Verehrung eingesetzten S ieund S aatg Ltri unen, Seges tt. a. gefristet hat; das griech. tni leben, da alles (eben, lat. Vita, von der Säung, sanskrit. Vita, oder dem Saamen, fanskr. Vidu, ausgeht. Zm Hebräischen ist hisria, und in veralteter Form sira säen, wovon Sera der Saame; Im Syrischen aber s°ra, scrad, und Im Arabischen faraä und dlara für faiara säen, tvo;



L»9

von Sar-on im Arab. die Saat, mann.

— und Särion der Säe,

Zn eben so einfacher Form lautet dieses Wort hn Pohlnischen fieie, Im Russischen sej-at, und wahrscheinlich daraus im Samojed. soäta; im Lettischen leuti, seeti, im Böhm. syti y, in welchen Sprachen -at, -et das Zeichen der Schwebeform (des Infinitivs) ist Sz und schon Im Koptischen fit, siti; als Ableitung von dem Namenworte Sa amen aber, im Oberteutschen be saam en, lat. seminare, franz. sem-er, ehstn. seme-dama. Ableltnisse jener einfachern Form sind i) der Saame, altfränk Samo; lat. Semen, sowok die zum Genusse bestimmte Aehrenfrucht, Granum, als auch die Aus- oder Einsaat, Sementum, woraus das iral. Sentente, Semenza, portugies Semente, franz Semence u. a.; ehstn. Seme, sinn. Simeu, woneben auch noch das eigenthümliche Iwwa, Iwwike, Jywae; ungnr. Szem, russ. Sjenija, böhm- Syme, Sameno, poln. Siemie, dalmat. Szime, armen. Sierm; türkisch Sembil; ferner koptisch Dsom, Som, sanskrlr. Sumun, Sumana, Und pers. Zemen, welch' letztere Gesorme auch das Getraide bezeichnen. Htehcr scheint auch das hebr. Zamali Ke im, und das nrob. Samar, Semrat, in der Sprache de'r Inguschen im Kaukasus Sum, kalmük. Semysch die Frucht, so wie dae japan. 1'amu er­ zeugen, ernähren, zu gehören. 2)

Die Saat,

a) der ausgestreuete Saame, Int. Saturn (,tmb Satus die SLung), nteders. Saab, holländ. Zaat, dän.

und schweb. Saed, töländ. Sacdi, angels. Saed, Scd, Lngl. Seed, syr. Sid; wovon das nieders. saden, schweb, fada

säen. Hteher gehört auch das im Hebräischen sonst wurzel­ lose Sadeh Steter, Feld, das sanekrtt. Sita ein Acker­ gut; ferner Satur, der Gesang de'r römischen Acker, Priester; dann auch der Titane Satumus, der älteste Herrscher undSaaten Verbreiter im Abendlande, welcher nach der alten Bildersprache die eigenen Klnder, unter

IttO

bltfen auch bl« 6tttd, verzehrt«. Einerley mit diesem scheint der phinlkisch« Dagon, von Philo durch Siton vergriechischt, den der Phtnlker Sanchuniathon ebenfalls einen Sohn des Uranus und ausdrücklich den Gott desGetraides und des Ackerbaues (Zeus Aroteios) nennt. Die Bedeutung seines Namens findet fich ln dem hebräischen Dagan G e» tratb« auf dem Halme, arab. Dakik, womit auch das Indostan. Tcagi, buchar. und kirgis.-tatar. Tuchum Frucht überhaupt, das Im Pehlewl vorkommende Tokhme, Saame, Keim, so wie das pers. und buchar. Tocham-sar, Tochumsar, Acker, Getraldeseld, verwandt scheint. Dieses Wort erklärt sich durch das hebräische dagah sich ver, mehren, wovon auch der Name des Fisches, als eines Sinnbildes der hbchsten Fruchtbarkeit, hebräisch Dig, D;gab, welcher Name aus den ostindischen Inseln bey dm Datta'S u. A. Dakag lauter. b) Das Getralde, auch bald der Walzen, bald der Roggen, griech. Zaog, welches Wort im Griech. ohne Wurzel da steht; im Pvrtugies. Seiteju; in den meisten slavischen Mundarten Schito, illyr. Sitek; duqor. Sitga (Speit), awar. Tsched, tscheremiss. Tscbedau, Schidau, und samojed. Schic, Schitnik.

Don dem Worte Saat formt sich das veraltete Melde, wort saaten, eigentlich den Hunger durch Kbr»er stillen, davon essen überhaupt, sätt-igen, im älter» Oberktuksch satten, altsränk. und allemann. setau, fatan, niederfi saden, ehstn. söüt-ma, finnisch süeda; sogar auch Int Slavischen syt, und im Sanskrit fita gesättigt, woher uns das geschärfte satt, ängl. fated, slavtsd) fity, a>< altes Mittelwort, und die lateinischen Gesorme lat, satis, sät - m noch übrig sind. Demnach liegt diesem Worte eine edlere Bedeutung als,, die Empfindung des mit hin, länglicher Speise angefüllten Magens" »um Grunde, aus welche bauend, Adelung es mit schütten, füllen, an, fülle», In Verwandtschaft gesetzt hat.

121

Zur Bezeichnung de« Säumen« findet sich noch tm Altgoth. da« Wort Freiw, altschwed. Frae, Fraed, schweb, und dänisch auch Froe, zur Bezeichnung der Frucht aber im Altgoth. ^kran, in den niederteutschen Mundarten Au st, Aux, Ogst, in den ältern oberteutschen Wachsthum, angrls. Wtsdm f. f., über welch' letztere in den Sprache» de'r Germanen S. 243—46 ausführlich gesprochen.

Dritter Abschnitt.

Die Getraide-arten §. 1. Korn, Getralde. Das Wort Korn, nächstverwandt mit Kern, änglisch franz. Cerneau, slavisch Zerno, bezeichnet sowol das G e t r a i d e überhaupt, mlttellat. Granum, franz. Grain, in welcher Bedeutung e< schon im Altgothlschen Kaurno, und Im Altfränk. und Alleman». Korn, Chom lautet; al« auch vorzugsweise diejenige Getraide-art, welche in einer Gegend besonders angebaut wird, daher a) in Schweden und Irland Korn, in Armenien Ksri, bey den Osseten Chor, die Gerste (f. b); b) in Westphalen Kirr», in andern Ländern Kaer s. f den Hafer (s. d.); c) am Oberrheln bey Notker Kern, bey den Audi'« in Leegistan. Kir, den Walzen; bey den Tataren Kyr-lik den Duchwaizen; und noch in Schwaben und Franken Korn oder Kern den Dinkel oder Spelt; d) am häufigsten aber in Ober- und Niedersachsen Korn, am Ntederrhetn Kor, und ln der Schweiz Kern den Roggen, welche« letztere Wort daher Stiller für eine Umkehrung de« erster« hält. Man vrrgl. auch Hirse. Kernel,

122

Dir griechische oder der lafeblmoniftfre KIqiq ober Aden iS, bezeichnete, nebst der römischen Ceres, ähn, Kd) der' indischen Segensgöttinn Sris, die Saat ober der Erde, so wie die griechische Kugr,, und die römische Prolerpina die Saat unter der Erde, zu welch' lehterm Stamme vielleicht auch das russische Koren, ungarisch Koro, Wurzel, gehört. Von diesem so reichen Wortstamme hat sich im Latrine außer Ceres nur noch Curculio, Kornwurm, erhalten. Von Chor, Kor Getrai de, als der vorzüglichsten Nährfruä't, sd)etnt das persische chor-den, osset. und dugor. cliorun, cliaren, altpers. chore, pehlewi. churun, essen, und unser rheinländisches koren, kosten, abzustammen. Das Wort Getrai de lautet im Oberteutschen Ge, traldicht, Tratd, bayer. Troad, österreich. Trab. Es stammt, tute schon Frisch bemerkt hat, von dem Meldeworte tragen, z. D. in der Redensart: der Acker trägt, und zwar nach alter Umendigungsart: du tratst, er trair, altschwöb. kreist, treit. Aus ähnliche Weise sind das hebräische Bar Getraide und parali bi r en, hervor, bringe«^, Frucht tragen verwandt. Das (at. Triticum scheint aus dem teutschen Worte geformt, da der Walzen eben dasjenige Getrai de war, welches von den Römern am meisten angebaut wurde.

§.

2.

Der Roggen, Seeale. Der Roggen heißt tm Altfränkischen Roggo, und daraus im Mittellateine Rogga, holländ. Rog, Kogge, dänisch Rüg, altdäntsch Roofs, isländ. Rugur, Rüg »körn, schweb. Rag; angels. Ryge, wälisch Rhyg, ängl. Rye; im Dauphine Riguet; ehstnlsch Rukki, Rügga, Read, finnisch Ruwi», Ruis, Rukin, lievisch Rudei, kriwingo-ltevtsch Rudzi, permtsch Rutscherg, sirjäo. Ruszfzak, in einigen

123 wogul. Mundarten Raa, Ratschig, Reischach, tscheremlff.

Rasa, Resa, R’scba, morduln. und ungarisch Roa; russisch und In vielen andern slavischen Mundarten Rösch (W t n te u roggen). Roch, litthauisch Rugiei, lettisch Rudl», zlgeun. Rozo, illyr. Rasch, slavon. Hrax, dalmat Raax, pohin. und böhm. Rer, Erfthüfd) Hesch, in der Niederlausitz Rejich; bey den Awaren im Kaukasus RoodV, RotV, Rodchi, Rochi, welch' letztere Namen auch zur Bezeichnung des Walzens dienen; ferner im Tatar. Arusch, Aresch, bey den Tscheremiss.'n auch Arscha, bey den Tschuwaschen Ver­ asch, in einigen wogul. Mundarten auch Orosch, im Sa, mojed. Orh h, Oroa; im Arabischen Aruk, Aruz, Araz, und Im Malabar. Arctschzi. Das altgollische Arinca Ist nicht, wie im Keltenthume (2. 291) nach Adelung an­ gegeben worden, der Roggen, sondern, wie wir nachher sehen werden, eine Spelt-art. Eines Stammes mir Roggen scheint auch der Name des Reiß es,

Arisi (ctg.

pers. Ri», arab. Aruz, Orusa, malaba^.

gestoßener Reiß),

awganisch Urigi, welcher

Name mit der Sache selbst aus dem Morgenlande nach Europa gekommen,

daher im Griech. und Latein. Oryza,

walach. Vres, spanisch Arroz (durch die Mauren), italienisch

Reso, franz. Ris, Reyze s. f..

Lngl. Rice,

polnisch Ryz, böhmisch

Den teutschen Namen Roggen leitet übrigens Adelung von Rogen, Fischrogen her, welches Wort nach ihm vormals Frucht überhaupt bezeichnete,

jetzt aber nur noch

als Denamung de'r Fisch-eyer gebraucht wird; die Geforme

Ros, Ruis aber, nebst dem Worte Reiß, von reißen, zer, malmen.

Die erstere Ableitung wird durch Das, was oben

S. ieo) über Dagon (unter dem Worte Saat) bemerkt ist, als richtig bestätigt. Plinius gedenkt des Roggens zuerst bey den Taurin, ern, einem keltischen Volke an den Alpen, bey welchem er Afia hieß (XVIII, 4°0*

Nach Heyne (Opusc. Acad.

ist dieses Wort mit dem teutschen äsen, essen, vielleicht auch mit dem baskischen via« Ge trat de,

T. I, p. 359)

oder Acia Saame verwandt. Zm Arad, ist Afaad eben­ falls der Roggen. ein anderer Name für Roggen, an» dem die Römer ihr Seeale, bi» Italiener ihr Segele oder Segele, die Waiachen ihr Sekaro, und die Neugriechen ihr Sikali formten, ist das baskische Sekalea, Sekela, daü ntederbretagn. Legal, franz. Seiglc, altfranz. Seghiou, Solle, Mittellat. ju Karls des Großen Zeiten Segalum, Sicbalis (Baluz. Mise. T. 3, p. i44), ireländ. Segol, schottisch Seagal, Sieg­ el, kornwäl. Sygal, Segrl, »Ngels. Sigel, Sigl, in einem alten oberteutschen Wirterbuche, nach Adelung, Senkel, und das tschudisch-wotiakische Sek. Die Urbedeutung Ist wahr­ scheinlich G et rat de überhaupt, denn noch im Lettischen ist Sehkla der Saame. Verkürzungen und Verwandtnisse dieses Wortes schein­ en, nebst dem obigen altfranz. Soile, das russ. Sei Sommerrogen, toboisk-tatar. Solo, georgisch Swili, persisch Chille, und esset. Syl; ferner das abaß. Schilla Mehl; womit auch das tatar. Sulu, Sula, Solo, kaimük. Suli, wogul. Sulo, Snl, Syl, tscheremiss. Suloe, Scbnlei, Scbulu, wotiäk. Lilll H äse r, worau« viele nordische Völker ihr Brot backen, verwandt seyn können. Da« lat. Siligo eine Art Speit, und da« griech. Z/Azywg Sommerwalzen sind hievon stammverschieden. Dass die Römer da« Wort Seeale entlehnt haben, er­ hellt sowol daraus, das« sie gar keinen Roggen baurten, und Piinius denselben nur keltischen Völkerschaften zuschreibt; aie auch daraus, das« alle obigen Denamunge» des Roggens sich nur bey nordischen, besonder« bey solchen Völkern finden, in deren Ländern der Roggen wild wächst, wie nach Sinne bey Samana an der Wolga, nnd nach Marschall von Bieber, stein um Sarepta, so wie in der ganzen kaukasisch-ka«r Bezeichnung de« großen oder römischen, Cuminum sativum L., als auch brt kleineren oder unsere« Wiesen» tümmei«, Carum carvi L, lauter schon in den monseeische «« Glossen Chumi, isterreich. der Kümm, in andern teutsche« Mundarten Kim, Kümmich» nieders. Kämen, Kt hm, dänisch Kummen, isländ. und schweb. Kumin, Kummin; Ni ff., pohln. und böhm. Kmin, ehstn. Kommlid; lat. Cuminum, und eben so, nur mir verändertem End« laute in allen Töchtersprachen; griech. Ktfuvov, und schon im Hebr. Kammon, arab. Kamon-on, syrisch K«inuno. 2« letzter« Sprache« wird dadurch die größere Art bezeichnet, welche in Aegypten undAethiopten heimisch ist, über Italien zu un« gebracht worden, und daher auch römischer Kümmel genannt wird. Der äthiopisch« Kümmel, ivddyrii man nach Plinlu« (XX, 58) in Alexandrien auf da« Brot streute, hieß bey den Griechen, welche ihn vorzugsweise den könig» liche« nannten, auch mit seinem äthiopischen Name« Ammi, womit vielleicht bat armenischeHarniern Kümmel überhaupt verwandt ist. Die kleinere Art, welche lm ganze« Europa, besonder« dem nördlichen, auf Aeekrrn und Wiesen wild gedeiht, heißt ln Schlesien Garve, in andern Landschaften Karren» Karbe, Karbey, vorweg. Karvi, Katve, landschaftlichschwed. Kars, galisch Carabhi, franz. Carvi, Chervi, ital. Carvi, span, und portugies. Al-caravea, Al-chirivia, Che* rivia, und endlich Im Griech. Küqos, K(t$ovt bey Galen ij KaQto, und darau« Im Latein« Careum, Carum. Plinlu«, der (XIX, 47 und XX, 57) schon beide Arten unter» scheidet» nennt die erstere Cuminum sativum, und die andere fylveftre oder rusticum, auch Thebaicum. (Der Kümmel ist eine Lieblingsnahrung be'r Tauben.) Gewöhltlich leitetma» den Namen von der Landschaft Karten her, wo da« Gewächs ganz vorzüglich gedieh Da jedoch da« griech» *) „Pertgrmum et Careum, gentis fuae norain* appellatum»

culinii principale; in quatunque terra fcri vak Nltttw

N



i9>



Ktioov formgrsehlich nicht von KuqIu,

sondern eher der

Name des Landes vom Kümmel selbst herstammen kann, so ist es viel wahrscheinlicher, dass der Name dieser Im Norden Europa's heimischen Pflanze, wegen der ausfallend« en K e r b e n (mundartlich K e r v e n, K a r v e n) de'r Saamen, kirner, teutschen Ursprunges ist. Dieser Einschnitte wegen haben Einige sogar den Namen Kümmel selbst, von kimmen, kümmen, kämmen, d. i. Einschnitte machen, herleiten wollen. Bey den Galliern hieß nach Marcell von Durdigal der Jeldkümmel oder die Karbe Gilarus. Der Dill, Gartendill, landschaftlich auch Dül, Till, griech. und lat. Anethum, dessen )lnbau, wie wir schon oben (S. 175) gesehen, im alten Persien und Grieche», lande sehr häufig war, ist laut seines Namens wenigstens nicht aus Griechenland oder Italien zu uns gekommen. Der Ursprung des Namens ist aber dunkel; Einige suche» ihn in toll. türk, clile, pers. Jell, weil man vormal« die Narren mit Dille zu heilen pflegte, woher noch die latein. Redensart: aneilium require. §-

Der

2.

Mohn.

Der Mohn, mundartlich meist obert. Mähen, Mahn, Mäh, Mage, Magsaame, Papaver L , lautet schon im Altfrank. Mana, holländ. Maan-kop; norweg. Mue, dänisch Vall-raue, schwed. und daraus im Finnischen Vall ino, Vall-moge; ehstn. Mon-ltlli, Maggunad, Maggona, lett. Maggons, ruff., pohln., böhm., serb., illyr. und Ungar. Mak, ratar. und wotiak. Mack, tscheremiss. Mcka, morduin Mako, tschnwasch. Mogon, und ebenfalls im kriech. M/jxftv, dorisch Muyjov, woher das portugies. Viccon, Meconio. Diese'n Namen liegt entweder, wie oem span, und portugies. Dormidera, wegen der betäubend, en Eigenschaft seiner Körner, die auch wol Schlummer eadem , qua olufatrum.

Laudatiffimum tarnen in Caria,

proxiraum Phrygia." PJin. XIX, 49,

195 firner heißen, dasWort schlafen, finnisch maka, makkamaz ehstn. magga-ma, litthau. miegmi, krlwlng. miegs> und Schlaf, litthau. Miegas, altpreuß. Maiggun zum Grunde,

oder

auch

der

Mond,

dem

feine

Blumen

ähneln, goth. Mana, holländ. Maan, altfränk. Mon, Mena, persisch Maa,

buchar. Mag,

als Führer der Nacht und

Sender des Schlafes. Den Gott des Schlafes pflegten die Griechen als einen Knaben mit Mohnstengeln in der Hand^ zu versinnbilden. §.

5-

Der

Senf.

Die Senfpflanze, welche im Norden Europa's auf Dämmen wild wächst, und wegen ihrer schwarzen Körner, die gemahlen zur Würzung des Fleisches bienen, feit Alters im ganzen Europa angebaut wird, heißt im Altfränkischen

Senaf, Senef, dän. Senep, iSländ. Sinep, gvthlänb. Simp, angels. Senepe, Sinope, ltal. Senapa, span. Xcnave, lat. Sinapis, grtech. 2na;n und bey den Attikern Nänv, perf. Lena. Adelung führt im Wörterbuche das Wort Senf aus Griechenland zu uns her.

In seiner ältesten Geschichte

aber aus Germanien erst nach Griechenland hin.

Die ge,

mahlenen Senfkörner werden entweder m't Essich oder ge, wöhnllcher mit Most in eine Tunke verwandelt,

welche in

lehterm Falle Mostrich, Mostart, franz. Moutarde, heißt. Zm Arabischen, Türkischen und Armenischen heißen die Senfkörner Chaerdel, Chardal, Im Syrischen Hhardclo,

Ilhardeluno. §.

Die Minze,

4der Thymian.

Die Minze, deren meiste Arten in Teutschland heim, isch

sind,

lautet

nieders.

My nte, schweb. Mynta,

Minte,

dän.

und

norweg.

angels. Minte, Minta, üngl.

Mint, galisch Meannt, ehstn. Müntid, Ungar. Menta, lat. und in den Töchtersprachen Mentha, Mivd-a, MfoSh*, auch (%) JMfr&o;; pohtn. Mhtka, russ. Miata, böhm. und N r

Illyr. Msta, frtl. Mjitwa, fraln. Meths, und arab. Majets, syr. Mamito. Der Ursprung des Wortes Ist dunkel. Der' griechischen und teutschen Form könnte unser Wort Minne zum Grunde liegen, so das« eigentlich eine Art Liebstöckel dadurch bezetchnet würde, indem nach einer griechischen Dildersage voreinst Proserpina ihren Gemahl Albe« in einer Minnestunde bey der Nymphe Menth« überraschte, und diese dafür zur Strafe in einen Krausemiujstock verwandelte. Der Quendel oder der wilde Thymian, Thymus ferpyllom L., Ingl. the mother of thyme, wird bey UNS überall auf trockenm Plätzen wild gefunden. Der edlere Thymian, Thymus vulgaris L., bey UNS wäischer Quendel, war nach PltninS aus Attika gekvmmenr und lm narbontschen Gallien waren die sonst «rtraglosrn Steinfelder so damit besäet, das« Tausende von Schafen aus den fernsten Gegenden dorthin zur Azung zusammenkamen (XXI, 51). Zetzt wächst er im ganzen südlichen Europa auch wild. Ueber deu Hopfen ;ijl schon vorher (©. 170) gesprachen.

Fünfter Abschnitt.

ArzeneygewLchsr. Einleitung.

Obschvn de'« frühern Germanen, bey ihrer Einfachheit und Sittenrrinheir die meisten Krankheiten fern und un­ bekannt blieben, ja, wie dr'n Zndtern, nur als verächtliche Folgen der Sünde erschienen, so mussten doch ihr« Priester, die als solche, gleich de'n Druiden de'r Gallier, auch dl« Hetikunst übten, die manntchfalrtgen Heilkräfte wider zu­ fällige Uebel und äußere Verletzungen sehr wohl ergründet haben.

»97

Unter den mancherley Gewächsen, welche heiikunstiich von ihnen benützt wurden/ nennen wir hier einige wenige, worüber wir geschichtliche und sprachliche Kund» vorfinden. S.

>.

Der Alant, der Allraun, b 1t Baditia. Der Alant, dessen starkduftlge Wurzel sowol zu Arzeneyen als zur Würzung des Weines dient, wichst im Norden Europa's wild, und wurde »ach Kolumella (XI, 3) auch von den Römern neben der Pastinake und der Süßwurz auf fettem Doden angebaut. Zm Dänische«» heißt er Ellensroed d. i. Starkwurz, von dem alten Eilen, Stärke, woraus auch sein griech- Name 'hUviov, lat. Inul« geformt scheint. Da» südliche Tollkraut oder der Schiafapfel, Atropa Mandragora L., welches ursprünglich nur lm süd« lichen Europa und im Morgenlande wild gedeiht, ist wegen der ihm zugeschriebenen Heilkräfte schon früh« ln unserm Norden gezogen worden. Nach den Ailrunen d. i. All« kundigen oder Priesterinne», welche sich desselben zu ihre» Künsten bedienten, führt es bey uns den Namen Alle au», so wie es bey den Griechen nach der Zauberinn Kirke auch KtQxalut benannt war. Die Griechen, namentlich Pythagoras, nannten e» auch wegen bet menschenähnliche tu Wurzeln oder Menschengestalt ig; ge« wöhnlicher aber MuvÖQayo^ag, welchen Namen einige Ge« lehrte von dem alt germanischen Man de, isländ. Madur,. landschaftlich Mand herleiten, und durch Mann der Volksberathung erklären wollen. Die Seeblume, sowol di« weiße als die gelbe. Nympbaea alba et lutea L„ ln Mekicnburg als Mümmel» chei» und Pümmelchen unterschieden, auch Seepuppe und Nixblum« genannt, welche bey uns in allen stehenden Ge« wässern wächst, und in allen ihren Theilen heilkräftig ist, hieß bey den Galliern nach Marcell von Durdigai Baditia h. l. Dadtmidchen. Die sch Lu er e mdlsche Nympbaea



198



aber, ober die Lotosblume, führt im Sanskrit den Namen Pat-roa. Die Mistel, V'iscmn elbum L., führte bey ben Drutben einen Namen, welchen die Römer durch omnia sanans b. (. Allheil übersetzten; auch hieß sie vormals bey uns Gutil, Guthii, d. I. Gutheil, und noch in einigen Mundarten Hell aller Schäden. §.

8.

Ponero und Vibones,

Einen von der Dohne entlehnten Namen führten vormals auch zwey ganz andere Gewächse, nehmlich l) bet D eyfuß, Artemisia vulgaris L., nach DioS, korideS bey ben alten Galliern Ponem, dänisch noch graa Bonne, und landschaftlich schweb. Gra-bona, Bona, d. i. graue Dohne; e) das Kraut Britannica. Als nehmlich German, ikus im Lande be’t Friesen sein Lager hielt, beuch in sein, tm Heere, durch das süße Wasser einer Quelle verursacht, utr Scharbock aus, zu dessen Heilung ihm die Friesen ein Kraut mit länglichen schwarzen Dlittern und schwarzer Wurzel zeigten, dessen Dlüte fle Vibones nannten. Ein, gesammelt, bevor der Donner gehört wurde, stellte sie vor jener Krankheit ganz sicher, auch war sie ein wirksames Mittel wider Schlangenbisse. Pliniu« sagt (XXV, 6) »er, wundert, dieses Kraut habe nicht (durch römische Krieger) daher ben Namen erhalten können, weil es ln Britannien sehr häufig wachse, indem dieses Land damals noch frey gewesen. Schon Lipfiu« hat zu des Tacitu« Annalen (I, p. 30) bemerkt, dass eine große Sumpfgegend unweit der Ems von den Anwohnern bretanfche Haide (bour tanger Moor?) genannt werde, woher denn das Kraut benamet sey. Viel wahrscheinlicher hat jedoch dieser Sumpf de» Namen ven dem Kraute, und dieses bin (einigen durch die Druiden erhalten, die nicht allein Priester sondern auch Heiltünstler waren, und in Dritannien ihren Hauptfih hatten. Der Holländer Muoting hatte indes« den Einfall, ben Namen

>99 von einem friesischen brit eeft machen, Tan Zahn, und

Ica ober Ilica AuSwerfung herzuleiten, Gewächs

weil dieses die losen Zähne wiederum vest macht. Zsidor

nennt in seinem Glossar die Drltannika eine Blume, welche imSinne-walde (In Sinnia s>lva) gedeihe; und »och jetzo finden wir im Lippe-Dek"'oloischem den bekannt, eii Senner wald,

wonach

den»

die Verbesserung de»

Pikhoeu» in Hercynia sylva unnbthig scheint. Diese Pflanze,

welche noch jetzo unter dem Namen

Radix herbae Britannien« arzeneylich Ist, und bey den Naturkundigen Rumex aquiticua oder Hydrolapatlmm heißt,

führt

bey und

den Namen Wasser-ampfer,

W eiher,gri nbwurz. Der Name Vibonea scheint die heiligen Dohnen zu bezeichnen, von dem altgoth. wih heilig, heilsam, so wie auch im Allemann. (nach Gerbert'S Itinerar. Alle­ mann. p. 53 und 115) die Kassla, deren eine Art, Laurus Caffia L. oder bet wilde Zimmet, schon zu des PllnluS Zeiten am westlichen Rhein-ufer an Bienenständen gefäet wurde, den Namen Vichbom, Wibpoum führte. ihrer

Heilkräfte

heißen einige Arten de'r

Sene» Scniia, arab. Suna.

Wegen

letzter»

auch

Harbuin äußert die Ver­

muthung, der Name Vibon stamme von der gleichnamigen Stadt de'r Druttler oder ©realer in Unter-italien her, wo, hin nach Strabo (VI, p. 156) Persephone oder Proserpina, um Blumen zu sammeln, von Sicilien au» hingcwandert, und hier nun von Pmto geraubt worden sey. §.

3.

Da» Bilsenkraut, Haidekraut und Beinheil. Da» Bilsenkraut, Hvoscyamos niger Lbey den Kellen Belinuncia, war dem Beltmua oder dem nordischen Balder heilig, und heißt noch jetzo wäiisch y Bei«, span. Beleno, Veleno, pvrtugies. Vclenho, russ Bcslena, po!)in. Bielun, bihm. Bljn, und Ungar. Belend-fu, Bolonditö-

fü. Mehr darüber im Keltenthuine S. L97.

200

Das Haidekrau r, Etica vulgaris L., Im Altgoth, Ischen Brnscue, heißt noch jetzo Im Niebrrsächsischen und vieler, andern Mundarten Drüsch. Das De In hell, Symphytum officinale L., hollänb. Hielworte), hieß nach P!1olu« schon bey den Kelten in Oberllalieu Halus. §- 4DIt Narde, Saliuaca, und der Baldrian. Die keltisch« Narde, Valeriana Celtica L., welche nach Piiniua (XXI, 19) In den sonnigen Gegenden Pannoniens, NorlkumS und be'r Alpen freyständig wuchs, und noch jetzo auf den Alpen der Schweiz und Italiens häufig sich sinder, wurde von den Römern so sehr geschätzt, dass sie dieselbe sogar sich' als Abgabe entrichten ließen. Nächst der indische» und syrischen hatte sie bey ihnen noch den Rang vor der kretischen, welche den Namen Pliu führte (XII, 25). Dloskoribe» nennt sie Aliunca, Virgil aber (Eclog. V, v. 16) Saliunca, welcher Name noch bey den teutschen Alpenbewohnern Salunk, Srljung lautet, und wegen de'r Heilkräfte dieser Pflanze durch All- oder Seele-vrrjüngerinn erklärt wird. Zn den teutschen Mundarten führt sie auch den Namen S p e i k, Spike, lat. Spie», welches Wort, wie wir schon oben (S. 130) gesehen, Hieronymus für ein oberitalisches und pannontscheö erklärt. Der Name Valeriana oder Baldrian, welchen auch der arzeneyliche oder gewöhnlich« Baldrian (V. ofticinalis L.) führt, und der ln der lat. Sprach« nicht wurzeihaft Ist, scheint aus dem Namen Balder, als des nordischen Gottes der Schönheit und Zugenb, geformt zu seyn. §. 5. Heilpflanzen In Gallien. Diel zahlreicher sind die Gewächse, welche nach Angabe des Plinlus, Dioskorides, Apulejus, Marcel! von Burdigal

201

u. A. von den Galliern heilkunstlich benützt wurden. Unter de» vielen Denamungen, worunter wir die folgenden aus bem Keltenrhume mit Berichtigungen hier ausheben, sind mehrere griechischen, und einige lateinische» Ursprunges. Anepsa und Laginon, die weiße Nieswurz, Veratrum album L., womit nach PliniuS (XXV, 5) die Gallier ihre Pfeile vergifteten. Beliocanda, die Schafgarbe, Achillea millefoliom L. Betilole, eine Klettenart, etwa die Großklette, lat. Personata od. Personacia. Bluthegio, vielleicht eine blutstillende Pflanze. Bolus ferron, der schwarze Epheu. Callio-marchus, die Pflanze Equi ongula. Carbidolupon, oder wahrscheinlich richtiger Tarbidolopion, der große Wegerich, Plantago major L.. Ducone und Odocus, der Attich oder Nirder-hohlund, er, Sambucua ebulus L.. Gelesene, das Gnaphalium. Gigarua, das gemeine Schlangenkraut, die Drachwurz, Arom dracunculus L.. Hiera-boUne, das Eisenkraut, Verbena oEcinal« L., vormals Herba Ifidis, womit die Gallier ioftken, und wo,

zu sie die Götterantworten vorsangen (Plin. XXV, 59). HociamCani, bat Leberkrank, Agtimonia. Jumbaium, da< kimonlenkraut, Statice limonium L.

Limeom, ein Kraut, womit die Gallier ihre Jagd« pfeile vergifteten, also wahrscheinlich eine Art Niesewurz. Merifimorion, das Dienenkraut, Melissa efficinalis L.. Muio, das Mäuse-thrchen oder Vergissmeinnicht, Myosotia fcorpioidee I*, Oualidia, dl« Kamille. Pempedula, das Züufblatt, Fünsfingerkraut, Poten« Ulla L..

Rath, das Farrenkrau». Rhodota, «In« gallisch« Pflanze bey Plinlus. Samolns oder Samosn», die Küchenschelle, Anemone pulse tilla L.«

202

Sapana, bat Gauchheil, Anogallts L.. Scubuluv der schwarze Nachtschatten, bat Saukraut, Solanmn ntgrum L.. Siftra• iiieor, der Ross- oder Wasserfenchel, Phellandrium mjuaticum L., franj. la cicntaire des marais, Theximon, bas Mlltterkraut, die Mutterkamille, Matricaria pai theniuni JL. Tliona, das große Schielkraut, Chelidonium majus L,, Ura, ein Dollengewichs, Satyrium L.. Vola oder Velarus, der Hederich oder Wegesenf, Erylimum oilicinale L., franz. le Velar. Vettonica, das Betonienkraut, u. v. a..

Unter den Heilzewächsen, welche die Griechen und Römer aus Skyrhlen erhielten, sind besonders berühmt die llha Ponlicn, jetzt Rha barbara, so benannt VON Rha, dem Namen der Wolga; die Süßholzwurzel, Glycyrrhiza, bey Plintue und Dioekorides Scythico oder Scythica radlx, am Mäoris wachsend; endlich auch die Stab würz, Artemisia abrotanum L., bey den Römern pvnti scher Wermuth genannt (Vlin. II. N. XXV, 43, und Dioscorid Interpol, p. 45l sgg). Ueber die Benützung de'r Fasern, und Färbe-gewächse wird unser Kleidung gehandelt.

Sechster Abschnitt. Futterkräuter; der Klee. Germanien war in den ältern Zeiten, wie wir schon vorher S. 12 gesehen, wegen seiner Futterkrauter berühmt, „denn Was ist belobter als Germaniens Futtergervächse", sagt Plinius (XVII, 3). Zn Gallien und Britannien wurden dergleichen auch auf Feldern angesäet, und der Boden eigens dazu gedüngt (f. vorher S. 98 fgg.). Das

203

vorzüglichste bt’rfelben, der jttee, TKfoliom L., weicher nach Pliniu« (XVIII, 67) auf Wiesen angesäet wurde, wächst nach Prof. Link nur in kältern Ländern rollt, und scheint daher erst durch die Senonen, die vom Rheine her nach stallen einwanderten, zu den Rimern und Griechen, welche, nach Pllnins (XXI, 30), Dloekorides (III, 123) 11. A, bereit« drey Arten unterschieden, gebracht worden zu seyn. Das« sein Anbau In Germanien uralt ist, beweiset sowol der Name der schon von Cäsar bevestigten Rhein­ stadt Kleve (Civitas Clivensis), welche drey Klee, bl älter im Wappenschild« führt, al« auch der alt-gallische Name diese« Wiesengewächse«, Visu-marus, wostatt noch In einigen teutschen Landschaften Wiesenpreiü (Mar, Mär, Ruhm) gebräuchlich ist» welche Denennuug auch ganz der Beschreibung bes Pliniu« „trifolji herba in prato optima" entspricht. Ein Ueberrest dieser gallischen Denamung scheint noch da« galische oder schottische Seamar, Seamarag, und da« t«länd. Smaere. Da« unserer' Sprache ganz eigenthümliche Wort Klee, niederrheln. Kl re, nieders. und dänisch Klrver, schweb. Klofvcr, angels. Claefer-wyrt, ängl. Clover, Cliver, holländ- Klaver, stammt von dem altenMeldeworte klieb, en, altsränk. clouba», nieders (listn, holländ. klooven, angels. cleafan, cleofan, ängl. cleave, schweb, klyfvva, franz. cliver spalten, wozu vielleicht auch da« griech. y.hluv brechen gehört. Zm Griech. bezeichnet X).6u, X’/.or;, X/.olrt da« ©nt«, Kraut. Der Anbau diese« Ge, wichse« im Großen scheint erst um die Mitte de« vorigen Jahrhundert« durch die Niederländer in da« südliche Teutsch, land verbreitet worden zu seyn, da der gemeine Klee in Oesterreich noch jetzo brabanter Klee heißt, und selbst da« Wort Klee, welches nach hochlcurscher Formweise eig< entlich Klieb oder Klieber lauten müsste, seine» nieder» ländischen Ursprung noch deutlich verräth. Zn den meisten andern Sprachen hat der Klee den Namen Dreyblatt, angelsächs. Thrilefe, lat. Trifolium, franz. Tre-fle, ängiisch Tiefoil, und ähnliche in allen

Tochtersprachen, griech. und 7>< - :n':n).n*\ rnss. Tri-lilcnik, Ungar. Hirom-lev/dü, khst». Kolm-leht s. f.. Eine ursprünglich ansheimische Art de» Kle'er, die Luzerne (Medicago sativa L.), war nachPliniue (XVIIk, 43) durch die Kriege des Dariu«^ aus Medien nach Grieche», land gekommen. Die französische Esparsette stammt vom persischen Espasat, nach der gewöhnlicher» Aussprache Uespüft, Klee. So wie die Aecker de'r Germane» eigentlich nur Ge, meinde-gut waren, so waren auch, wie aus des Tacirus Worten prata non feparant erhellt, ihre Wiesen unabgc, theilte Gemeindrwiesen. Einige Gelehrten haben zwar statt feparent hier rigent lesen wollen; allein schon die Namen Wiese (von Waes, Well Feuchtigkeit, Wasser), und Au (von A, Aw, Wasser) zeige», dass die Grasgefilde de'r Germanen keiner fernern Wässerung bedurften. Auch das niederrhein. und fränk. D en d, Ben nt, scheint vom nord. Band Wasser herzustammen.

05

Fünftes Hauptstück.

B a ,t m f r ü ch t e. §.

i.

Einleitung. Äle füd - kaukasischen Länder, vom Osten des kaspischen bis zum Westen des schwarzen Meeres und nach Perfirns Gränzen hin, werden von ältern und neuern Reisenden als das Paradies der Erde, und als diejenige» Gegenden ge, schildert, wo alle Arten von Daumfrüchten In größter Ueppigkeit und Fülle, und Im zartesten Wohlgeschmack« freyständig gedeihen. Durch dir «elthaudelnden Phüntker aber mögen die edleren Arten schon frühe nach Thrakien, Griechenland, Hlspanien und Südgallien gebracht worben seyn, da wir schon bey'm Eintritte de'r Römer in dies« Länder, besonders in Därika, viele demselben vorfinden. Das narbontsche Gallien brachte «ach Strabo (IV, p. 524) alle Arten de r Frücht» hervor, die man in Italien fand; nur nordwärts vom Kemmenus an wurden wegen der Kälte Oliven und Felgen, und weiter hinauf auch der Wein, stock seltener. Aus Gallien kamen die größten und brfsten Pfirsiche nach Rom (Co)umell* de cultu bort. X, v, 41 r, und Flin. XV, 11). Die Kunst des Pfropfens war eben daselbst sehr in Uebung, und die Römer hatten zu dem» selben Zwecke den gallischen Hohlbohrer entlehnt, weil der italische Spitzbohrer in der Oeffnung Dohrmehl zurückließ, wodurch fich diese entzündete, so dass der Zwei- nicht »0»

2o6

wachsen konnte (Colum. de te ruft. IV, Ly, de arbor. c. 6, Plin. XVII, C5, Geopo». IV, 15). — Mit jenen Lindern stunde» bekanntlich die Germanen in naher Berührung, daher ihnen die ersten Vaumfrüchke /, wäre auch ihr Wohnlaud feit der grasen Veränderung seines Luftthumes demselben gänzlich cnt6l6f’t gewesen, y nicht etwa erst späterhin durch Griechen und Römer zugeführt werden dursten. Nach Dionys von HalikarnafS (XIV, 2) war das ganze Keltenland, sowol Germanien als Gallien, wohl­ gewässert und üppig, und hatte reichlichen Ucberfluss an Daumfrüchten {y.iiQxoTg äuWtX(g). Auch Plinius vcr, zeichnet üns, wie wir nachher sehen werden, gute Aepfel In Belgien, und Kirschen am Rheine. Taeitus schildert zwar (Germ. c. 5) den Boden Germaniens wegen der Wälder als schauderllch und feucht, aber reichgiebig an Saaten, sehr empfänglich -um Obstbaue, und fruchtbar an Viehe. Gemeines oder Feld-obst, frisches Wild, nebst Butt­ er und Käse, rühmt er (c. 2s) als die einfache und ge­ wöhnliche Nahrung be’r Bewohner; doch macht er ihnen, eingedenk de'r Obsthaine und lukullischen Gärten unter dem weichen Italischen Himmel, (c. 26) den vielleicht nicht un­ begründeten Vorwurf, sie wetteiferten nicht mit der Ueppig­ keit und Welträumigkeit des Bodens, so dass sie noch Oost« gärten anlegten f. f.; filmten weder die Schätze des Herbst, es (auctumni d. i. der Weinlese, worüber nachher), noch dessen Namen, und theilten auch bas Zahr nur in drey Jahreszeiten, weiche Eintheilung jedoch aus dem alten Mvrgenlande noch herrührte. Freylich gab es und giebt es ln Teutschland ganze Gegenden, wie vom sogenannten Hundsrück bis ln's süber, ländische Gebirge u. a., wo jeder Obstbaum verkümmert oder nur würzlose Früchte erzeugt,' daher dergleichen Länder­ strecken alles feinere und edlere Obst erst aus fruchtbarern Ortschaften erhalten müssen. Nur von einer solchen Gegend, aus welcher die Senonen des Weines halber voreinst nach Italien ausgewandert waren, gelten Appian's Worte (IV, Fragm. 7), „das Land dieser Kelten sey ergiebig an Frücht-

207 en de r Demeter, an andern aber arm (uyoroc:), und dazu ganz unbea»lagt(ü'/r«)"; so auch die Nachricht des Skrosa bey Varro (de re ruft. 1, 7), „er habe, als er Im über« alpischen Gallien innen am Rheine ein Heer führte, ein« i q e Gegenden betreten, wo weder Weinstock, noch Oehl, bäum, noch Aepfel gewachsen^. §.

2.

Einige ErlLu terungen zu Tacitus. Die bisherigen Uebcrsetzer und Ausleger des Tacitus erklären fähig

frugiferarum arborum impatiens durch un, zum Obstbau«,

untragfam dgl.,

ohne die

Doppeldeutigkeit des Wortes impatiens, vor der schon Ecneka warnt, auch nur zu ahnen, ja ohne zu bedenken, dass durch diese Erklärung

alle folgenden Stellen dieses

scharfdenkenden Schriftners (c. 10, 93 und t6) in den auf, fallendsten Widerspruch gerathen. Impatiens bedeutet nehm, iich nicht allein Etwas sondern

auch

nicht

unempfinbsam,

ertragen kinnend, folglich

sehr wohl

oder leicht ertragen kennend; so beySeneka (Lpilt.

y): — — summum bonum visum esc animus impati­ ens, d. i. ein Gemüth, das gegen Glück und Unglück gleichgültig oder unempfindlich bleibt;

wozu Seneka un,

mittelbar darauf bemerkt, wie zweydeutig man werde, wenn man das griech. u-.id'&ua durch impatientia übersehe. Die Zweydeutigkeit sehr vieler Mittelwörter,

welche theils von

solchen Meldewörttrn, die schon mit dem verstärkenden in(d. t. hinein, folglich durchaus, sehr) zusammengesetzt waren» theils von einfachen abstammen, und nun als solche bas verneinende in- angenommen, wie immaculatus unbr, fleckt und sehr befleckt, immedicatua ungehetlt und durch­ aus gehellt, imminuius unvermindert und sehr vermindert, immixtoa, immunitus, immutatna s. f., und so auch mancher Beschreibwörter: immutabüis unveränderlich und sehr veränderlich, war ja schon längst bekannt. Dass es ein Meldewort impati leicht ertragen gegeben, ist sehr wahrscheinlich.

200 Der Gartenbau

konnte

auf jenem Schauplätze

de«

ewigen Kriege« nie den sichern Gewinn de« Feldbaue« ge, währen, daher sich der Landmann für gewöhnlich mit Feldob sie behalf, b. h. entweder mit Früchten de'r Bäume, welche dort, wie noch jetzo in manchen Gegenden, mir einzeln, oder,

wie ln der Rheinpfalz, reihenweise und regelmäßlg

auf Aeckern angepflanjt wurden, oder überhaupt auch nur mir Früchten unveredelter Bäume. Obst

oder

An

eigentlich wilde«

Holzäpfel (Sylvcftria poma),

welche« Anton

(Th. i S. 7) und nach ihm Rüh« (Nord. Unterhalt. S. 41), so wie der Westphäl. Anzeiger (ißio, St. 17) dem Tacitu« unterschieben, ist hiebey nicht zu denken; doch ist auch wohl zu beachten, das« e« früherhin einige geschmack, hafrere,

ja fast edle Arten de«selben gab,

deren Stämme

aber von den Landleuten den Wäldern enthoben, und in den Gärten dann weiter veredelt worden sind. Uebrigen« bericht» ja auch Diodor,

das« Aegypten

eine« eigentlichen Herbste« ermangele, und Herodot (I, 195) schon früher von Babylonien, das« diese« Land zwar reich an Getraide, aber ohne Weinsticke, Obst- und Ochlbäume sey; und doch gehörten diese Länder zu den glücklichsten der alten Welt.

§.

3.

Milde« Loftthum und reichliche» Obst in Ger» Manien« Norden. Ein

schinere« Gegenbild

Germanien« geben

ün«

die

zu

diesen

Griechen

armen Strichen In

der Halbinsel

Sfandia, al« dem Dohnlande de'r glücklichen Hyperboräer. Unter einem milden Himmel, den ün« Diodor (II, 47) so sanft wie den indischen schildert, trug ihnen, wl« Hekattu« au« lAbdera

berichtet,

Aernde;

lebten in Fruchthainen»

sie

der

ergiebige Boden

zweymaiige

und genossen »ach

Hellaniku« (bey Kiemen« von Alexandrien

Strom. I) und

Soli« (. Nun. c. 15 und 7) meldet, inTienen (tiuae) oder bercifien Fässchen. Das Wort Tonne, eig. eine große Tiene, lautet auch franj. Tonneau, nnb span. Tunei.

P

@ Da der Wein de'n Bewohnern de« Norden« nur au« dem Süden, mithin sehr kostbar zugeführt wurde, so konnten anch, wie in Aegypten, wo der Welnstvck ebenfalls fehlte (Athen. I, *5), nur die Reicheren sich' diese« Getränk verschaffen. Indessen die Aermeren sich mit Mtthe, Biere, »der anderen weinthnlichen Getränken, deren die Gallier nach Ammian Marcellin (XV, 12) viele erfunden hakten, zu begnügen pstegten. Diodor von Sicilirn berichtet (V, ad) in Uebereinstimmung mit Ammian (XV, 12) und den meisten andern Schriftnern, das« die Gallier und German­ en dem Wein« in hohem Grade ergeben seyen, wovon denn die Habsucht de'r italischen Kaufleute ganz unglaublichen Gewinn zu ziehen wisse. Sie führten ihnen nehmlich diese« Getränk theil« in Fahrzeugen auf den schiffbaren Flüssen, theil« auf der Achse zu, und empfiengen für eine Flasche Weine« einen jungen Sklaven. Zu solchen Tausch, Mitteln dienten wahrscheinlich Diejenigen, weiche durch Spiel ihre Freyheit verloren hatten, indem der Gewinner sich schämte, den Mit-germanen al« Sklaven um sich zu haben (Tacit. Germ. c. 24). Bey jener Trinksucht musste es, wie Tacltu« (c. 33) bemerkt, viel leichter seyn, dir tapferen Germanen durch Wein al« durch Waffe» zu besiegen, da, her auch die weisen Suevrn und die Nervier die Einfuhr jene« Getränke«, al« eine« Gegenstände« der Ueppigkeit, der nur die besonnene Tapferkeit schwäche, zur dauernden Anstrengung unfähig mache, und den Geist gleichsam ent,

22

?

manne, durchaus untersagt hatten (Caes. II, 15 und IV, 2). Dt« Oberen dieser Völker mussten zudem leicht de, merken, dass jener gefährliche Welnhandel die Länder an Menschen und rdelen Metallen ausgeleert, und den Ge, brauch des Dterrs» folglich auch den Ackerbau vermindert hätte '). Zn kalten Ländern, wo wegen der Nachtfröste die Wetn-trnde kaum aller vier bis fünf Zahre einmal ge, räth, musste der Ackerbau einen weit sicherern Ertrag ge, währen, wrfehalb auch der König de'r Gekr» Doereblstus, auf Anrathen de» Oberpriesters Dekäneus, alle Weinstöcke in feinem Lande ausrotten ließ (Sirabo VII, p. 504). Um den Wein In hohem Preise zu erhalten, hatte Domitian in den Siegesländern alle Weinstöcke nieder, haue» lassen, und die ferner« Anpflanzung derselben unter, sagt (Sueton. Damit. c. 7 u »4), dis endlich um rgo n» Chr. Kaiser Probus, zur Beschäftigung feiner Legionen, den Anbau in Pannonien und am Rheine, so wir später, hin Julian In Gallien, wiederum einführte (Vopiscus c. 19, Aurel. Victor, Eutrop. u. Amm. Marcell.); seit welcher Zeit er in mehreren Gegenden Bayerns (f. Pallhausen^» Urgesch. Th. 2, S. 40 fgg.) und de« südlichen Teutsch, lande« überhaupt allgemein geworden ist. $.

2.

Wein, Herbst, Rebe, Traube. Da« Wort Wein, „ledert. W l n, nieberbretagn. Guin, ist nebst dem lat. Vinum, griech. Ohog, au« einer morgen« länd. Quelle, dem Vaterlande de« Weines,'entflossen, in» dem es persisch Vin, arab. Vajn-on, Vajnaton, in der Sprache von Tiggry Wueny (schwarze Weintraube), hebrJajin, chaid. Einu, armenisch Gini, und georgisch Ghwino lautet, woher auch da« allgemein - slavische Wino u. fl.. ») Adelung will jedoch (Aelteste Gesch. 6. 196) wissen, „sie hatten den Wein wol nicht au» der von Cäsar angegebenen Ursache nntersagt, sondern weil er für ihr« harten 6mp« sin düng» Werkzeuge zu unschmackhaft gewesen."

P L

223

Nach btn Tagen bt’i Griechen hatte Otiun«, dt5nlg von Kalydon, das Pflanzen des Wetnstockes zuerst erlernt (Apollod. I, g).

Zn der koptischen Sprache, einrm Uebrrreste der altägyptischen, bezeichnet Ilerpis den Wein, und noch jetzo bedeutet den ganzen Rhein hinlang das kernteutscheHerbst, gleichsam als Nachlas« des Rebenverbreiler« Osiris» ganz unterschieden von der uraltffn Auxt oder der Aernde, nur die Zeit der Weinlese. Die obigen Worte des Tacitus: „Mamen und Schätz« de« Herbste« kennen fit nicht", bleiben hirnach zum Theil unrrklärbar. Die tentschen Reben sind weder Absprossen de« r$m< zschea Vitis, noch auch der griechischen KküSac, Olvüi und '‘yipntXoc, sondern nebst dem böhmischen Rywa Rebe dl« leiblichen Geschwister de« arabischen Raefon die herabhangenden Daumzwelge. Der Name dieser Ranken stammt von dem alten repen, niederst k-rupe», k-rufen, lat. repere, grirch. i\)7inv, kriechen, woher auch die Raupt. Ulfila gebraucht Weina- tains (d. i. -zweig) für die Rebe, -triu (d. 1. -bäum) für den Wrlnstock, und .gard» (b. i. garten) für den Weinberg. Selbst di« «dele Traube ist keine Tochter der latein­ ischen TJva, sondern eine angedenkliche Mitgabe au« dem muttrrländischen Osten. Zm Altfränkischen lautes ihr Name Trubo, Drubo, niederst Druve» dänisch Drue, schweb. Drefva, ursprünglich wol einerley mit dem perst und türk. Sberep, Scharab, indostan. Scbereab, Scbrab, der Wein, die Weintraube. Derselbe Name lautet mit verändrrtemEnd« saute in einigen niederteutschen Mundarten T r a u ch, lsländ. Druga, unb schon indostanisch in Multan Drach, wozu auch da« griech. Bo-t(» j, Bno-rpv% /, dessen erste Hälfte sich viel­ leicht durch da« alte im Pehlewi vorkommende Bafia, perst Bade Wein erklärt S» imgleichen da« einfache Tpv4 ungegvhrener Wein, unb Tptyy Feld-, Rebenfrüchte, Wein, Weinlese, sehr wahrscheinlich gehören.

22g

Dir Obstwein, In den ntu-tat. Sprachen, wie in ein» tgen unserer Mundarten Zider, verwandt dem griech Zv&og, ist schon (S. 169) erwähnt. §.

5-

Dir übrigen Deere«. Endlich hatt« auch da» alte Germanien an allerley, theil» wild, theil» freyständig wachsenden Deere«, die an Wohlgeschmack« mit den süßesten Früchten de» Süden» wetteiferten, und di« daher auch noch jetzo auf den Tafeln dr'r Reichsten «prangen, laut ihrer urhaft teutschen De« namungen, «inen großen und reichlichen Vorrath. So di« Brombeere, Kubus fmticofus L, landschaftlich Dr0me, Br0mel, Brommer, Rhamberre, holländ. Braamen, ängl. Bramble, bitt. und schweb. Brambaer, Brombacr; so auch die blaue Dranbeere oder Dock-beere, Rubua caesius; die nordischeHimbeere oderbleAckerbeerr, Kubas arcticus; die kriechende Hlmbeere, Rubua cbamaemorns; die gerne lne H i m bee re, Kubas idaeus; die Felsenhimbeere ober Steinbrombeere, Kubas faxatilia; die Erdbeere ober Rothbeere, Fragaria vesca; die Heidelbeere, forool die schwart«, Vacciniam myrtillus, mundartlich Besing b. t. vorzug»weis« da» Deerchen, al» auch die rothe oder Preiselbeere, Vaccinum vitia idaea, tu ff, Brus • niaa; ferner die Zo« hannl»beere, sowol die wilde oder Alpen,johanni»« beere, Ribes Alpinum, bin. Field-ribs, als auch die schwarze, Ribes nigram, welche in unseren Waldungen wild wächst, und endlich dl« rothe und weiße, Ribes rubrum, mundartlich Weinbeere, in Franken Ribisel, Rie b ese l, dän. Ribs, norweg. Ribes, auf Schauen Reps, altfranz. Ribette, ltal. und span. Ribes roffo, rojo, b-hm. Rjbezle; die Stachelbeere, Ribes groflularia, mund« artl. Krau»-, Kräuselbeere, Grünbeere, obere. Agra», Agre»; endlich auch die Wachhvlderbeere, Juniperue communis, auch Queckholder, angeis. Coic-

bin. und nvkwrg. Enebaer, Jenbaer, Ener, Eene, tSländ. Einir, Einisber, Einarber, schweb. En, Entraed, Enbufke, Enbaer, wodurch sich da- lat., wahrscheinlich erst durch Dtrgil au« dem Keltischen eingeführte Junhema, spanisch Enebro, portugies. Zimbro, erklären lässt. Zn» Norweg. heißt sie auch Brose, Brisk, und um Venedig

beam,

Brusichio.

Ueber den allgemeinen Namen Beere, niedert. Dese, bey Ulfila Basi, ist schon unter Erbst (Bisum) und Dirne gesprochen.

2Z»

StchStrs Hauptsiäck.

Innerliche

Leibespflege.

Erster Abschnitt.

Mahlzeiten und Zubehör. §. i. Reiche Mahlzeiten. ©o lange noch in jene» früheren Tagen 6t« Ueberflusse« an Gewild und Härden' unser« Germanen mehr von aller» ley Fleische al« von Brotfrüchten lebten, möcht««» sie auch mol eben so glücklich, wenn nicht glücklicher, al« unser Nach, bacvolk im Westen unter jenem Herrscher sich fühlen, unter welchem auch dem arme» Lanbmann« täglich ein Huhn im 'topft' zu Theil geworden. Nicht so erfreulich konnte über diese« äußere Glücksal de'r Germanen ein Mann urtheilen, der, tme halbe Welt unter seinen Füßen, mit allen Schätz, en und Genüssen derselben prassend, von den grißten Ge, nusüsreunben und Schwelgern seiner Zeit für den Ersten aller Verschwender und Schwelger erklärt worden war. Nachdem Z. Cäsar nehmlich in allen Wollüsten M üppig, en Asien« sich geschwemmt, nahe der' Hauptstadt de'r galatischen Tektosagen, Ankyra, von der Tafel de« Könige« Dejotaru«, sobald er sich mit allerley Hochgenüssen reich, Uch überladen, einmal htnau«gktretrn war, um sich-' Luft

2Z2 za machen *),

zu baden,

beginnen; nachdem

ltnb bann wieder von vorn zu

er späterhin im Lande de'r südgalltsch,

en, vormals überreichen Tektosagen, die noch in Wohlstände und Ueppigkeit lebten,

verweilet,

und den Ariovtst aus

Gallien vertrieben hatte, musste er freylich, wie schon S. 92 bemerkt Worten, mit den Schmäusen jener armcn, von einst aus Gallien in die fruchtbarsten Gegenden des herkynIschen Waldes, etwa Daden und Würremberg, eingewandert­ en Tektosagen

/, die zu seiner Zeit in gleicher Dürftigkeit

wie die übrigen Germanen aueharreten, S viel weniger Zufriedenheit bezeugen,

als mit denen de'r Gallier,

wegen der Nähe MassUIens, über-meertschen

d. i.

die

und ihrer Bekanntschaft mit

astatischen Waaren,

in Fülle und

Ueppigkeit verweichlichet und versklavet waren. Die Mahl­ zeiten aller Germanen waren nur einfach;

man vertrieb

den Hunger ohne großen Prunk und ohne die Lockrelze ansländischer Gewürze (sin* blandimenl'n, Tacit. Germ. 6. 25). Das Wort würzen drückt Ulfila durch supon aus. §.

2.

Das Zubehör. Unter den n'.ancherley Nachrichten,

welche die Alten

ünS über die Gastmahler de'r weiten gegeben, folgende hier aus.

heben wir

Bey m Mahle an niedrigen htlzernen

Kretsrtschen (Posidon. bey Athen. IV, p. 151) lagerte man entweder auf Fellen (I)iodor. V,

eß),

oder auf Polstern

(pers. Bostar), deren Erfindung PllntuS de'n Galliern zu­ schreibt, oder, wie nach Strabo (lli, p. 155) auch in Lusttanien,

auf DLnken /, woher

in den neu - lateinischen

Sprachen ein Bankett für feyerliches Gelag,

bey den

Italienern sogar sagroBanchetto das heilige Abendmahls; oder man saß auch, wie zumeist die Germanen (Tacit. c. *) Cicero selbst sagt in seiner Verteidigungsrede bet DejotaruS zum Cäsar (c. 7): cum vomere te post coenam veile dixifles, in balneum te ducere coeperunt etc.. Ein Brechpülverchen oder ein Federchen diente de'n römischen Prassern bey Tafel zur gewöhnlichen Erleichterung.

na), tln Zeder sein« eigene Schüssel vor sich aufStühlen. (Die Heiden des Homer speisrken sitzend, bey den Make­ doniern aber nur Der, welcher einen Eber erlegt hatte; di» Thraker saßen nach Lenophon (Anebas. VII, g) auf Dreyfüßen.) Als Tisch- und KüchengcrLthe de'r Kelten werden von Phtlarch und Posidonius (bey AlhenLus IV, 13) genannt: kleine-Messer in Scheiden, irdene, silberne, auch wol Lherne Schüsseln, und statt br'rselbrn ge­ flochtene Körbchen, irdene und silberne Trinkkrügr und Decher, wonebrn außer den bekannten silbrrberandrten Trink, Hörnern, de'n rühmlichen Zeugen erlegter Ure (Caesar. B. G. VI, 2g), schon laut der Sprache noch viele andere vor­ handen gewesen seyn müssen. Nächst dem Speisegemach« erblickte man auf dem Herde vtelerley Fletsch, theil« über Kohlen geröstet, theil« an Spießen gebraten, theil« in Lherne en Kesseln gesotten (Diod. V, cg). Gabeln mögen, wle bey den Griechen und Römern, eine spätere Erfindung seyn, da man sich nl« ander« al« gewaschen ju Tische setzt« (Posidon. angef. O., Tacit. Germ. c. 22); doch sind sie weder von dem grlcch. Fleisch- und Dorlege-gabel, noch dem lat. Furca entlehnt. — Di« auf Alexander hatt­ en dl« Griechen und Makedonier nur irdene Tischgeschirr»; doch nach den Perserkriege» bedienten sich beide auch silberner und goldener (Athen. Deipn. VI, 3).

5 3Der Tisch und Zugehörden. Der Tisch, niedert. di» Scheibe genannt, oder bi« Platte, worauf die Speisen aufgeseht werden, heißt nieder, rheln. Dösch, in den nlederr. Mundarten Disk, («dnb. Dyskr, ruff. Doska, und scheint ein Verwandter de« gritch. Ji'axng Wurfscheibe, lat. Discus, welch' letztere« bey Apu, *) — — et fua cuique m en fa; ähnlich bey Virgil (Aenei'd. VII, >. 146): men fas confumimus d. i. die platten Kuchen,

die statt de'r Teller diente»; ein Sprachgebrauch, der sich im folgenden $. durch das altgoth. Mcs f. Schüssel erklärt.



254



lejirt auch ein«« Teller, und Im Mittelalter einen T i sch bezeichnet. (£< stammt entweder, wie Stalder behauptet, von eioem alten, noch (m ZelLud. vorkommenden Dys, ntedert. Ta ss, Haufe, als em Aufsah von mehreren Speisen; ober, sofern das griech. Jiaxng zum Grunde liegt, nebst diesem von Sr/.tTv werfen. Das altgoth. Mes, ohfrinf. Miss, angels. Mas«, Tisch, so wie dasselbe altgoth. Mes, pohln. Mila, Schüssel oder West«, stimmt näher mit dem indostan. Mees Tisch, als mit dem lat. Menla. Zm Alt, goth. heißt der Tisch auch Biude, imgleichen Baurd d. i. Bort oder Drrt. Die Slaven haben da« griech. Tgtlm^ zum Kirchentische, unser Stuhl aber, d. I. Gestell, wältsch Ystol, zum Spelsetische, pohln. Stöl, kasan-tatar. Stö), tschuwasch. Stel, tcheremiss. Ueftel erhoben. Der größere Speise-tisch, ursprünglich nur der lange, heißt tie Teutschen Tafel, franz. Table, armenisch Tawli; auch bezeichnet dieses Wort wie das lat. Tabula, Tabelia, sowol ein Dret, und einen diesem ähnlichen Körper, als auch insbesondere einen Wechseltisch, und stammt von dein chald. Dapb, syrisch Dapho Dret, vielleicht verwandt mit unserm Fass daube f. Fasebret. Der Teller oder dasjenige entweder flache oder et< was eingetiefte Geräth, wovon man die Speisen einzeln genießt, lautet in den gemeinen Mundarten Taller, dän. Tallerken, schweb. Tallrick, mittellat. Tallus, böhm. Talje, pohln. Talerz, mongol. Tullur, Talla, indostan. Tala, wozu vielleicht auch Tahhaleh, in der Sprache von Tiggry ebenfalls der Teller, gehört; tro Ungarischen be, zeichnet auch, wie im Persischen Tal, eine Schüssel. Da dieses Wort im Oesterreich. Theiler, und im Franz. Talloir lautet, so hat man dasselbe nebst dem Ital. Tagliere, von theilen, zerlegen, fron), tailler, ital. lagliar« her, leiten wullen; allein da das Wort theilen in Bayern nur thoaleu, und ln Oesterreich thaten gesprochen wird, und dieses a in den Ableitniffen niemals verloren geht, so kann auch das tsterrrich. Theiler hievon nicht herstammen. Wahrscheinlicher liegt demnach diesen Geformen bat ge-

2ZS meint dal niedrig, tief, und Delle kleine» Thal, mongol. und tarar. T.illa, Tale Teller

zum Grunde.

Ein ganz flacher

heißt Im Ober- und Niedert. Platte, Blakte,

ängl. Platter, franz. Plat, ital. Piatto, Piatello. verschieden

sind

da»

griech-lat. Discus

Stamm«

und Orbis,

so

wie da» griech. Jlivai und yitxog. Die Schüssel, eine Speise

für

oder da» flachrunde Gesäß, worinn

mehrere Personen

zugleich^

aufgetragen

wird, heißt schon im 2tltft4nE. Scuzzila, nieders. Schottel, Lngl. Scuttle,

della.

lat. Scutella,

Scntula,

und

ital. Sco-

Der Name stammt von der alten Benamung de»

Schildes, lat. Scutnm, holländ. Sclioud, flat». Schit, in« dem die flachen Schüsseln, ursprünglich nur zum Austragen de» Fleische» bestimmt,

den Schilden ähnlich waren.

Zm

Griech. heißt die Schüssel so wie der Napf TqvßUov. Andere

Denamungen einer

großen flachen

Schüssel

sind Asch, Back, Decken /, jetzo nur noch als Wasserbehältnis» X, Rain, oder landschaftlich Reindel, Sielt« ling, Weitling ii. a.. Eine tiefe Schüssel, ober die sogenannte Terrine, wor« in» meist Flüssigkeiten aufgetragen werden, niederkeutschen

Mundarten

der

Kump

heißt in den

oder

vergrößert

Kumpen, welche» Wort ln mehreren Landschaften zugleich auch eine liefe Stelle Im Strome bezeichnet; verwandt mit dem «titelt. Comba Thal,

und dem großen alt-teutschen

Trinkkruge, dem Humpen, sanekrit. Kumbha. Der Napf oder die kleinere Schüssel heißt nieders. Stepp, holländ. Nap, und daraus im Mittellat. Nappa, ital. Nappo, aitfranz. Hanap, angelf. Hnaeppe, und russ.

Konob.

Zn mehreren de r obige» Sprachen bezeichnet es

auch ein Trinkgefäf», einen Becher, in welcher Bedeutung e< mit unserm nippen verwandt scheint. Da»Wort Decher, alsName de«Trinkgesäße«, laut« et ober». Bacher, schweb. Bugare, lat. ober wahrscheinlich nur ital-kelt. bey Festu» Bacar, Ital. Bicchiere, mittellat. bey Zsidor Bacoarimn (Wassergefäß), und Bugario

(eine

Art kleinen Kruge»), neu-griech. Baxupwungar. und

2Z6 flae. Po har, pohln. Puhar, und (lammt nach Einigen von dem griech. Buog Irbenes Wein- oder Wassergefäß, nach Anderen selbst vom Dakchus, doch könnte «e auch mit dem hebr. Fach Flasche, welches man von pachah tröpfeln, fließen, herleitet, verwandt seyn. Das lat. Poculum, wovon unser Pokal, stammt von dem griech. 7to

Grabungen In der Erde, forool In Bergwerken als Itt Steinbrüchen, späterhin aber jedes Schürfniss nnd Miner> und endlich erst die eigentlichen Aerze bezeichnet habe. All, ein im Arab. Ist mätala schmieden, besondere Elsen, wovon das t)c6r. M’til (Hiob 40, iß), ein geschmiedet, erStab; so base bemiMutallon an sich jedes Schmied, ntss bezeichnet, und mit den nachher anzuführenden De, uarnungen des Messings, so wie mit sch - rnIeden selbst­ verwandt ist. Ein anderer Name des AerzeS im Griech. ist XuXxoc, woher der Name mehrerer Oercer mit Bergwerken, wie Chalkis, Chalkitis, Chalkedon, Chalkeritia u. a., wahr, scheinlich auch bet de'r Chalkider In Thrakien. Diesem Worte liegt entweder die B tiefe, wegen bet Dichtigkeit und Bestigkcit dieser Erzeugnisse, oder noch glaub, licher das hebr. chaiak, arab. chalaka glatt seyn, zum Grunde, da die meisten Denamungen de'r Aerze, wie oben gesagt, sich auf den Glanz beziehen. (Vergl. S. 316). Abgeleitet hievon ist Xukxtvq der Schmied, litthau. Ivalwis, lettisch Kallejs.

Erster Abschnitt.

Gold

und

Silben

A. Das Gold» §.

1.

Geschichte. Einige de'r Alten nennen den Phiniker KadllniS als Denjenigen, weicher das Gold am thraklschen Berge Panchius aufgefunden und zuerst geschmelzt habe. Andere aber des Okeanus Sehn, den Sol oder Helios (Plin. II. N. VII, 57), dem nach Pindar auch die Insel Rhodus, die vereinst mit einem Goldregen heimgesucht worden, gehetliget war. Der große tteberfluss all Golde, wegen dessen das ganze

U

Europa schon feit der ©agenjett, wie noch bey Herobot, gepriesen war, mag eine Hauptnrsache gewesen seyn, welche diesem Lanb« schon frühe vom fernen Osten her Anbauet und Eroberer zugeführt har. Das« die Tyrier, Karthager, und späterhin die Römer, zumeist besewege» ihre Heeres« züge nach Zberlen unternommen, Ist bekannt. Mit dem zu Numanz eroberten Golde belohnte Sciplo sein ganzer Heer (Plin. H. N. XXXIII, 50). Zm ganzen Kelten, lande, vom südlichen Meere bis zum nördlichen, ja von den ärze-reichen Pyrenäen an, bi« zu den fernen Rhipäen an Skythiens Nordwest gränze, wo vor Alters einäugige Arim« aspen unaufhirlich wider gierige Löwen -abler um den Besitz der Golde« gekämpft, und diese« geringer sogar alr die Griechen bar Eisen geachtet (Theopomp. ap. Aelian. var. bist. III, lg), holte man da« gepriesenste aller Met« alle, nicht mühevoll au« Schächten und Gruben, sondern fand e« in Menge zu Tage liegend, ober in Strömen und kleinen Flüssen a>< Spielwerk des Zufalles herbeygeschwemmt, so bas« Me lelchte Arbeit, die Erdschollen zu pochen, zu mahlen, zu waschen, und den gewonnenen Goldstaub ln den Tiegel (%«’»’q) oder in den Schmelzofen (xü/uvoc) zu bringen, blos Weibern und schwachen Greisen überlasse» wurde (Polidon. ap. Athen. Deipo. VI, 4, Diodor. V, L7, Plin. II. N. XXXIII, ei; und Nonn. Dionys. 1. 43 vom Rhelne). Nur in Gegenden, wo die Ober« fläche ihrer glänzenden Schätze endlich entblößt war, wie in Zberien bald nach Ankunft de'r Karthager, sahen sich Fremde und Landesbewohner genöthigt, durch Schächte in die Tiefen de'r Berge zu dringen, und, mit Pliniu« zu rede», de'r Giganten Anstrengungen zu übertreffen. Gold, bergwerke finden wir daher nicht allein im elgentilchen Gallien, wie namentlich bey den Tarbellern in Aquitanien (Strabo IV, p. 190), bey den Albikratern oder Albiökern im Narbonischen, deren Gold dar feinste war, indem e« nur den züten Theil Silber« enthielt, so wie auf dem Kemmen« u« (Strabo III, p. »46), sondern auch im keltischen Ober­ italien, sowol im Lande de'r Salaffer, al« de'r Zklimuler

30?

um Vercellä, vormals von beiden Völkern selbst, nachmals de'n Römern bearbeitet, ble, um ZtalienS Reichthümer nicht zu erschöpfen, durch ein censorische« Gesetz verordnet hatten, dass in letzteren Bergwerken die öffentlichen PLcht, er nicht mehr als 5000 Arbeiter halten sollten (Strabo IV, p. io1), Plin. XXXIII, 21). Die Beschreibungen, welche die Alten von den Gold, reichthümern der Kelten geben, gränzen zuweilen an'e Un­ glaubliche. Zn all' ihren Tempeln lagen sehr reiche, von Niemandem berührt» Schätze unverarbeiteten sowol als verarbeiteten Goldes (Diod. V, 27). Aus dem uralten Tempel de'r Tektosagen zu Tolosa raubte der römische Kon, sul &. Servil. CLpio 110,000 Pfund Silbers und fünf Millloaen Pfund Goldes, betrog den Staat um diesen Raub, und wurde dann, von der Rache der Gottheit ereilt, nebst ßo,ooo Römern durch die Kimbern am Rhodanu« vernichtet, worauf die Sieger zur Sühne der Gottheit die Kleidungsstücke zerrissen, die Panzer zerhackten, den Schmuck de'r Rosse zerschlugen, und alles Gold und Silber in die Tiefe de« Stromes versenkten (Strebe, Justin. XXXII, 3, üros. V, 16). Dieselben Reichthümer auch außer den Tempeln. Zn prächtigen Pallästen saßen die Könige auf goldenen Thronen (Dio, Chryfoftomus), und erschiene», wie bereit« der GermanenkLnig Viribomar, nebst vielen ihrer Edelen, in goldenen Panzern; alle Kämpfer in den ersten Schlacht reihen de'r Senoncn, Dojer, Zsombrer und Gäsaten strahlten von schweren reingoldenen Halsketten, Armbändern und Handringen, wie bey den Persern (Xenoph. Anabas. I, 5) Auszeichnungen der Würde; doch auch Männer und Frauen aus dem Volke prunkten mit solcherley Schmucke, und besonder- mit großen Ringen am Mittelfinger (l’olyb. 11, 30—31, Diod. V, 27, Strabo IV, p. 197, l’lin. XXXIII, 5, 6, 12); ja von den Senonen, Dojer» und Lingonen, zwischen dem Adria und den Alpen, deren Daseyn während des langen Kampfes wider die Römer' auf dem Spiele stund, berichtet Polyblns (lf, 17), das Vermögen de'r Einzelen habe in Viehe und U *

30G

Golde bestanden, weil sich diese beweglichen Güter leicht und nach Wtllkühr allhin fortschaffen ließen. Durch sehe reiche Geschenke an Gold, und Hinweisung auf weit größ­ ere Siegesbeute, hatten auch die Dojer und Zsombrer im Kriege wider Rom die GLsateu nach Italien gezogen. Eben so verließen die Tigunner und Toygener, zwey Stämme de'r Helveter, die Strabo g c id reiche Männer (tjoav ymauve Kolchier (Polyb. X, 10), der sich selbst einen Sohn der Sonne nannte; Indus, König der Skythen oder wahrscheinlich be'r Inder oder Sinder am schwarzen Meere (Hygin. fab. 274, Odilo dor. vor, epist. IV, A4), indem nach Herodot (IV, 71) das eigent­ liche Skyth'len kein Silber erzeugte; und König Crlchthon, ius, der es zuerst von dorlher in Attika eingeführt (Hygin. an gef. O.), oder, wie Andere wollen, in den Bergwerken zu Laurium erschürft haben soll. Die erste de'r obigen An­ gaben scheint jedoch nicht zeitgenau, da Plinluö (XXXIII, 15) meldet, dass schon der kolchische König Esubopes, nach Besiegung des Sesostris,

bey den Suanen und anderen

ihm unterworfenen Völkern Gold und Silber in großer Menge aus den Tiefen gegraben, und seine goldenen Ge, mächer mit silbernen Balken, Bildsäulen und Pfeilern aus, geschmückt habe. Doch reicher noch als alle Länder des Ostens war an feinem Silber das alte Iberien.

Als der Sage nach bey

einem großen Waldbrande die Pyrenäen viele Bäche von Silber verströmet,

hatten die Phönikcr,

welche dorthin

Handlung trieben, dasselbe von den Inwohnern ru ganzen Schiffsladungen eingetauscht,

unb sogar ihre Anker mlt

Silber beschwert, welches sie mm nach Griechenland, Asien und anderen Ländern verführten, uub dadurch so mächtig wurden, dass sie Jahrhunderte lang sehr viele Küsten, alle Inseln des Mittelmeercs,

ja selbst Ibenen unb andere

3io Länder beherrschten.

Ausführlichere Nachrichten über bte

dortigen Sllberbergwerke und ihre alle Vorstellung über, steigende Ausbeute, attischen Gruben,

so wie dagegen über die Armuth de'r die nicht einmal die Kosten wieder er,

starteten, findet man bey Diodor (V, 55 fgg ). 3m ganzen Italien, Germanien und Gallien, außer bey den Ruthenern und Gabalern (Strabo IV, p. 191), gab es in den früheren Zelten keine Stlberbergwerke (l)iod. V, 27),

bis endlich die allgiertgen Römer,

und namentlich

Kurtius Rufus im Gebiete de'r germanischen Mattiakcn *)

(Tacit.Annal. XIII,57) einige gerlngbeurrge eröffneten. Die Menge verarbeiteten Silbers, wie die silbernen und übersilberten Prachtwägen de'r Gallier (Florus in, 2, Flin. XXXIV, 40), die silbernen Humpen, Becher und Schüsseln de'r Kelten überhaupt (S. 235), die silberberandeten Trinkhörner de'r Germanen (Caesar VI, 20), welche wir später, hin fomol in Italien als in Gallien und einzeln auch in Germanien, und zwar in einem weit höhern als dem jetzig, en Werthe, antreffen, kam größrenthells roh aus Zberten, indem das Wenige, was man in Gallien gewann, zumeist aus andern Aerzen erst auögefchleden wurde.

§.

4.

Namen des Silbers. Das Wort Silber, bask. Cillara, lauter altgoth. Silubr, altfrättk. Silabar, angelf. Sylfor, Silvre, lsländ. Sylfar, schweb. Löltver, dänisch Lolv, loppltiub. Sill), Silba; sorbisch in der Lausitz Szljebro, Szlobro, klein-russ. Sriblo, russ. Seiebro, böhm. Strjbro. Der erste Anschein sönnt* uns leicht verführen, den Ursprung dieses Wortes entweder in dem griech. ouAsfttr strahlen, schimmern, oder such in dem griech. Namen des Mondes

und dessen

*) Gerning vermuthet, eS seyen die Hüttenwerke bey Aalen und Holzapfel, wo noch jetzo Silber gewonnen wird (die Heil­ quellen am Taunus, Leipz. 1813, S. £64); doch hat man bey dem nassauischen Dorfe Neurod unlängst Spuren eines röm­ ischen Bergwerkes gefunden.

Stammform -SA«; Glanz, Licht von ii'Xur, "Xav strah len, erhellen zu suchen, weil dieses Aerz in der Scheidekunst noch als ein Erzeugnis« de» Monde» btt zeichnet wird, allein schon Homer führt (Iliad. II, v. 0,57) dir Halizonen „fern au« Alyb» her, allwo de« Silber» Geburt ist", welchen Ortsnamen bereit« Strabo mit dem der Ehalyber für «tnrriey erklärte, wozu man Chalybs unter Stahl vergleich»; ferner waren nach Aristoteles (Mirab. c. 95) auf der Znsrl Elba, die vor Alters Iliba, bey den Griechen aber Aethalia d. i. Feurrlanb hleß, vormal« reiche Aerze, zu feiner Zelt aber nur noch Elsen, steine gebrochen worden; auch befanden sich nach Strabo (III, p. 142) Im keltischen, vormals karthagischen Zbrrien am Däti« zu Ilipa die reichsten Sllbrrbergwerke; endlich war auch die Znsrl Albion da« berühmteste und einzige Zinnland der alten Welt. Noch Im Russische» btt zeichnet Olowo, und im Lettischen Aiwa da« Zinn, in den anderen slavischen Mundarten aber, so wie Im Böhm. Olowo, Wolowo, und auf Madagaskar Wollauba, da« Bley, griech. M-olybdo» /, geformt wie fua, jon. «* eint, Müazog unb "Oo/og Ast, Mars und "Aq^q, MuXrj, Maa/jHt], lat. Ala, Axilla die Achsel u. a. S« Da« Stammwort scheint da« alte noch Im Lat. und Griech. vor« kommende ailnis, uXqsog weiß, welche« auch In dem Name» unserer südlichen Hochgebirge, de'r Alpen, noch übrig ist. Mit Silber Ist übrigen« da« lat. Sulphur, sofern e« ur­ sprünglich den Schwefelkies bezeichnet, nahe verwandt. Fremdsprachliche Namen der Silber«, dir mit den obigen mehr oder minder verflppt scheinen, sind da« alt» pers. und buchar. Lim, neupers. Sim, sipit, buchar. Sav, Lik, eine« Stamme« mit dem lnbostan. fofjat, pers. l'jafid, fefiit, kurd. sifit weiß, und dem syr. Sivo Glanz. §-

5-

Rückblick auf die Reichthümer de'r Römer. Doch alle Schätze der damal« bekannten Erd«, de« ganzen Vorberasicn«, Aegyptens, Thrakien» und Griechen»

313

landtS, voran aber Makedoniens/ welches Alerander seit seinen Zügen nach Persien mit Gold und Silber gleichsam Überschwemmt hatte, dann auch Jberien«, Gallien» und des südöstlichen Keltenlandcs wurden, besonders seit den: Kimbernkrtege, von der unauüsüllbarcn Metallgier •) d«'r Römer, wie von einem Alles umkreisenden Mahlstrome, ln den immer offenen Schlund der damaligen Hauptstadt der Welt zusammengesirudelt. Ais im Z. 590 die Senonen Rom eingenommen,

besaßen die Bürger überhaupt nicht

mehr als 2000 Pfund Goldes, und gegen das Ende ihres ^reystaates zwischen 500 bis o°o Millionen Thaler. Das gesammte Silber de'r Karlhager, welches Scipio mit nach Rom brachte, betrug 4358 Pfund: ein Reichthum, der zu des Plinius Zeiten durch bas Silbergeräth sehr vieler, ritn# ischen Tafeln weit überglänzt wurde. Unermesslich waren die Reichthümer an edelen Metallen, welch« Cäsar aus Gallien, und August aus allen Ländern, die er von den Alpen und Norlkum an bis zur Donau hin unterworfen, nach Rom gebracht.

Alle Kostbarkeiten und Schähe der

Erde, von der schaffenden Allmutter bestimmt, eine Welt zu verschinern, den Völkcrverkehr zu fördern, Bildung zu hrgkundlagen, und das Glücksal Aller vorzubereiten, lagen nun, während die Völker, aller Bildungemittel beraubt, Verarmten und verrohrten, aufgelhürmt in dem einen Rom, nur bleneud zur Unterjochung friedlicher Völker, zur Ver, zwistung ihrer Großen, und zu den Gelüste» ihrer Prasser. *) Avarilia, av-arns, bekanntlich von aiidus am's s eine Sucht, welcher' selbst die denkenden Römer das meiste in die bürgere licht Gesellschaft eingebrochene Unheil zuschrieben. Die teutsche Habsucht eher Begier, Mehr zu haben, war nie so ge­ fährlich.

3l5 Zweyter Abschnitt.

Z t n n

und §.

Bley.

i.

Geschichte. Die Benützung des Zinne« zu künstlichen Arbeiten füllt, wie schon aus der obigen Nachricht über Kintg Se« sostris (S. 298), und den bekannteren Angaben des Moses erhellet, in eine sehr tiefe Vorzeit zurück. Nach Hygin (fab. 274) soll der phrygische Kinig Mida«, Sohn der Kybel«, (um 1270 v. Chr.) sowol das Zinn als das Bley (plnmbum album et nigrum) zuerst eingeführt, nach Kassiodor (var. epift. III, 31) aber erfunden, und nach Plinius (VII, 57) endlich bey dem er Midacritus heißt, S aus der Znsel KassiterlS zuerst hergeholt haben. Nach einer andern nicht unwichtigem Nachricht bey ArlstoteleS (Mirab. ß2), welche dltscr Schrlftner wahrschtinllch von den am adrlatlschen Meer« wohnenden Selten erhalten hatte, lagen auf den damaligen Bernstein, Inseln in jenem Meere, vor der Mündung des Eridanue, zwey Bild, säulen uralter Arbeit, die eine von Zinn, die andere von Aerz, beide nach der Sage das Werk des Düdalos (,um 1260 v. Chr. lebend), ihn selbst und seinen Sohn ZkaroS zum Andenken jener Begebenheit darstellend, als Minos, von Kreta und Sizilien fliehend, an diesen Küsten gelandet war. Wollte man nun auch diese Nachrichten als nur sagenhaft bestreiten, so bleibt es doch unbestreitbare That« fache, dass die kauffahrenden Phiniker, und nach ihnen di« Karthager, wenn nicht schon früher, doch seit dieser Zeit, das Zlnn und Bley viele Zahrhunderte hindurch von den Küsten Galliens, Zberiens, und selbst von den Koffiteriden hergeholet, bis das letztere Handclsvolk durch die griechisch« en Maffilier von den nachbarlichen Küsten verdrcngt, und endlich durch die Römer vernichtet wurde. Schon Im Kriege wider Troja dient das Zinn zu allerley Verzierung,

3U «»/ denn Rosse und Wagen des thrakischen Könige« Dio, mede« waren (II. az, 499) mit Zinn und Golde ge, schmückt Noch In späterer Zelt hatten die Gallier (Plin. XXXIV, 40) die Erfindung gemacht, therne Geräthe sicher, ähnlich zu überiInnen, dann auch zu übersilbern, be< sonder« die Zlerrathrn de'r Pferde und die Joche de'r Last, thlere, ja sogar die leichten Fahrwerke, Landkutsche» und Streltwägen. Zu den Zelten de« Herodot kannten die Griechen nur keltische« Zinn, denn dieser Schriftner, der von den fernen Kaffiteriden blos gehört hatte, getrauete sich nur' al« gewiss zu behaupten, bas« da« Zinn au« dem fernen Westland« komm» (III, 115). Bestimmter meld, et indes« schon der ©teilt« Timäu«, das« e« auf der Insel Mikri« (, bey Diodor V, es Ikri«, jetzt Wight), sechs Tagereisen von Britannien «ntfernt, gefunden werde (Plin. IV, 30). Die nachherigea Schriftner, von Aristoteles an (Mirab. c. 51), erwähnen nur de« keltisch, ID Zinne« (xafiatog) dennoch ln andern Stellen als kundig« «n Arzt und Kenner de'r Edelsteine anführt. Derselbe Metro, boru«, der nicht allein Etrurien und Ligurien (Plin. III, so, XXXIV, 16), sondern auch den Padu« von seinen Quellen bi« zum Ausflusse kannte, und, wie au« diesen Stellen erhellt, auch dl« keltische Sprache verstund, scheint ebenfalls als Gesandter de« Mithridate« an die Kimbern« seine Beobachtungen in unserm Norden« selbst gemacht zu haben. Ob nun damals unsere Nordküste,

die vielleicht ganz

ander« gestaltet war, wirkliche Diamanten, wie jetzo Böhmen

339 «och «nächte, hervorgebracht, ober ob fl» durch den Handel dahin gekommen» lässt sich jetzo schwerlich entscheiden. Nach dem Griechen Sudines, der In seinem Werke über die Edelsteine auch vom ligurischen Bernsteine Nach, richt giebt, fand sich der Onyx, der sonst nur In Arabien, Karmanien und Indien» sowie nach Strabo an der Gränze Galarlen« und Kappadokiens vorkam, auch In Germanien. (Win. XXXVI, ia und XXXVII, 94). Vorzüglicher Krystall, den Rtmer und Griechen für einen Eiestel» (uto) tov xgvog) hielten, und ebenfalls zu den Edelsteinen rechneten, fand sich auf den Hihen de'r Alpen, wo Menschen, an Stricken hangend, ihn herauszogen; so auch auf den Gebirgen Lusikanlens bey Ammea, auf der Insel Glesaria In unserm Norde», ln Skythlen, in den Bergwerke» an den Gränzen KappadokienS und GalatlenS, und von vorzüglicher Güte in Indien (Plin. XXXVII, 9—10, Lolin c. 15 u. eo, Strabo XII, p. 540). Der Edelstein Morio oder Prumnion fand sich nach Lenokrate», einem Schüler des Plato, welcher auch de« Bernsteins In Skythien gedenkt, nicht allein in Indien, Tyrus und Galakien, sondern auch in unsern Alpen (Plin. angef. O. 0. 63). Außer vielen andern, noch jetzo ln Germanien vor, kommenden Edelsteinen, deren die ältere Geschichte nur In Gallien, Galatien, Thrakien, Skythien und andern Ländern erwähnt, mag auch der Smaragd, der mindest In Skythien von erster Güte und der A ch a t, der in Britannien sehr häufig gefunden wurde (Plin. XXXVII, 16 — 17, Lolin c. 15 u. 35), schon frühe gesucht worden seyn. Vollständigere Nach, richten über die Edelsteine Germaniens hätte üns Plinius ertheilen können, wäre es nicht fein Grundsatz gewesen, mehr die Eigenschaften als die Fundirter anzuführen (an, gef. O. c. 36). «

§.

.

6

D l e Perlen. Die Perlen wurden feit Altere nicht allein von den Ostlandern, besonders den Persern, sondern auch von V 2

34°





Griechen und Römern» für den höchste» und kostbarsten Schmuck angesehen. Mach seinen Siegrefesten über Mithri, bett» und ander» aflakische Fürsten brachte Pompejus eine ganz unglaubliche Menge Perlen nach Rom, die nun ein allgemeiner Gegenstand der Ueppigkeit und des Glanzbedacfs aller Vornehmen wurden. Auch im Keltenlande dienten sie, wahrscheinlich wegen der »»noch fortdauernden Verbindung mit dem Morgenlande, besonders mit König Milhridates, zum vorzüglichsten Schmucke. (c. 47) üns vermeldet,

Cäsar war, wie Suekon

nur desshalb nach Britannien ge,

gangen, um von daher Perlen (für seine Kleopatra) zu holen;

auch

hatte

er

der' Venus Genitrix,

bey

seinen

spätern Stegesfesten

ml» er durch eine eigene Unter,

schrifc beygefügt hatte, «inen Drustharnisch aus britannisch­ en Perlen, die als solche klein waren, und, wie alle eur, optischen,

keine Farbe hielten, in ihren Tempel geweiht

(Hin. IX, 57). Die edelsten Perlen kamen und kommen bekanntlich aus dem Ostlande, zumeist aus den indischen Gewässern;

unter den

europäischen gelten noch jetzo die

schottischen für die vorzüglichsten. Der älteste Name der Perle ist im Altfränk. Mari-

grozz, Merigricz, und im Angels Meregrot, d. i Meer, grieS, indem mindest die kleinsten Perlen sehr dem Griese ähneln; im Lat. und Griech. ohne Stammwort Margarita, MuQyootrr^, Blunyaoi';, woher ital. Margherita, walach.

Mergeritarju, armen. Margarit, fyr. Margonitbo, arab. Merdscbän. Plinius sagt (IX, 56), der Name Unio sey römisch, und finde sich weder bey den Griechen, noch auch den Barbaren, als den Erfindern de'r Perlen, sondern bey diesen mir Margarita; auch bemerkt ChareS von Mitylene in seiner Geschichte Alexander'S (bei Athenäus lll, p. 93), die Perlmuschel heiße bey den Völkern, bey welchen sie ge, funden werde, MuoyuQlrr^, wonach denn d?r Name auch nicht griechisch,

sondern

nur morgenländisch sey» kann.

Zm heutigen Persischen führt die Perle den Namen Mühr-

warid, welches man von Müht Sonne ableitet, und durch Sonnen- oder Licht-geborene erklärt.

Die falsche Perle



34»



Irtfll oll Schmock des Eftls im Perfischen Chi*-mübr« d. I. €ftl

Der Karren und die Catrago. Der Karren, Carrus, oder der zweyräderige Last, wagen, gehört nicht allein be'n Gallier», sondern auch, wie schon im Keltenthume (S. 309) nachgewiesen, de » Ger» manen und anderen Nordviikern an. Dey den Armeniern führt er ebenfalls den Namen Karrn, arab. Karsi, Mehrz. Karafi, in den apokryhischen Büchern /, ob au« der Sprache de'r Galater? S Ku(t()ovt alban. Ker; bey den Ehsten Karik, bey den Aware» Karika (,und Kerek da« Rad), unser landschaftliche« Karch. Dey Pindar (Fyth. v. 34) und seinem Scholiasten kommen jwey Lenker de« Rennwagen« unter dem Eigennamen Carrhotu» vor. Hesych erklärt Ka^dfia durch Wagenzelt, und KagaQvit durch stythische Häufet oder wohlau«gestattete Wägen. Davon

353 Davon Me Carrago ober Wagenburg, welche allen so# genannten Barbaren (Veget. de re milit. III, 10), noroent# llch de'n Kimbern und Teutonen, de'n Galliern (Salluft. Fragm. ed. Haverkamp. 369), Helvetiern (Caef. B. G. I, 26), Germanen (Sers. I, 51), Gothen (Amm. Marcel). XXXI, 7) unb sogar de'n Skythen (Trebell. Pollio in Gallien, c. 13) gemeinsam war. Da dieser Name nach Ammian Marcellin gothisch ist, und erst unter den morgen, ländischen Kaisern mit der Sache selbst bey den Römern in Gebrauch gekommen, so kann auch die Endsylbe *ago nur durch die teutsche Gesammtheit-sylbe icht, in einigen obert. Mundarten -ach (z. D. Leu lach für flfoenge Leute, Dtckach f. Dickicht f. f.) erklärt werden. §. 4. Prachtwigen, ba< Carpentum und ble Carroca. Das Carpentum, nach Zsidor'ö Afterableitung gleichsam carms pompaticus, war ein offener Prachtwagen, welchen die Römer bey sich einführten, aber nur de'n Priestern, und Personen vom höchsten Range gestatteten, bet aber von den prachtiiebenden Kelten auch im Kriege gebraucht wurde. In jener Schlacht wider die Römer, 295 vor Chr., hatten die Samniter und Gallier, nach Orosiu« (III, 21), 140,330 Füßer, 40,000 Reiter, und 1000 Carpentarii. Dis zum tarentinlschen Kriege führten die Römer nur Gallica carpenta in ihren Siege-festen auf; nach Besiegung de-Pyrrh, u- aber auch Elephanten mit Thürmen, s. f. (Flor. I, ,g). Bey dem spätern Siegesfeste über die Allobroger war de'n Römern Nicht- so auffallend, al-, den gefangenen König Dilulte- auf seinem übersilberten Carpentum einherfahren zu sehen, und in seinen bunten Waffen, so wie er gestritten hatte (Sets. III, 2). Nachdem die Kimbern schon vom Mariu« geschlagen, kämpften n-ch ihre Frauen von Flaust»» und Carpenti», die sie überall entgegengestemmt hatten, wie von Thürmen herab, mit Lanzen und Stangen wider die andringenden Römer (Sets. III, 3)- Eben so sagt auch

3



354



noch Ammian Marcellin (XXXI, ia) Im Zahr 378 vor Chr. von der Wagenburg de'r Gokhen, man habe die feind­ lichen Carpenta in der schönsten Ordnung, wie zu einer Rundung gedrechselt, vor sich erblickt. Die Griechen halt, en dieses Prachtgefährt ursprünglich nlcht; denn Symmach, u< beschreibt dasselbe ln elnem Briefe (X, 13) al» ein „ausiLndtscheS und stolze« Gefährt, das prächtig ver, ziert sey, worinn da« Oberhaupt der Stadt wie ein zweyter Salomo fahre", und bewirkte bey de» Kaisern Theodvsiu« und Arkadiu« dessen Wiederabschaffung. Noch im 6ten Jahrhunderte bediente sich »ach Eginhard (Vita Caroli) der Frankenkinig Chilperlch eines solchen Gefährtes. Ein anderer, wahrscheinlich ebenfalls de'n Kelten ent­ lehnter Prachtwagen, dessen Pllnius, Sueto» und Martial gedenken, war die Carruca, woraus späterhin das itallenische Carrozzo, und anser mittelalterliche« Karrat sch. Das Stammwort ist da« obige Carrus, wobey dir Endsylbe -uca die Form der Vergrißerung (da« Augmentativ) bildet, in, dem die Canaca virr-rädrrig und vornehmer war. 5Benna, Rheda und Petortitum. §-

Der leichte Korbwagen oder die Benna, welchen die Rtmrr von den Kelten annahmen, oberl. De nnenw agen, woher da« ital. Benna Korbschlitten, auch Wagen, stammt, wie bereit« im Keltenthume nachgewiesen, von Benne, holländ. Ben, Benne, franz. Banne, großer Korb, und mit diesem von binden, mundartlich bennen. Zn den galischen Mundarten ist dieses Wort eben so wenig, al« im Latelne begründet. Der Wagenkorb de« Clsium« hieß bey den keltischen Anwohnern des Padus Ploxemus, Ploxenus, ans dem griech. Jlhjzauor, n).6xuvor, IHu/uror, jedes Geflocht­ ene, Flechtwerk. Zn den »ledert. Mundarten heißt ein überdeckter Korb, wagen meist Kobelwagen, verwandt dem l«t. Cophinus,

355 griech. Koeel, syr. Chlblo, Seil, Strick, von chähal, arab. khabala, einen Strick an, ziehen, zusammendrehen, zu welchem Stamme auch da« hebt. Kebel, syr. Keblo, Fußseffei, von k'bal binden, feflV ein, gehirt. Die Log»leine, womit die Geschwindigkeit eines Schiffes zur 0ee' gemessen wirb, schweb. Log, Logg, soll nach Beigel (im Allg. Archiv f Ethnographie und Linguist, ik, Dd. 1, S. 337) vom arab. lagg zu Schiffe durch'» Meer fahren, und Logg Ue hohe See, ihre Denamung erhalten haben. Vielleicht finnte man indessen Hiebey auch an das lat. Laqueus denken. Das Dort Mast, pohin. Maszt, russ. Matschte, und Ruder, sind unserer* Sprache eigenthümlich. Das lat. Malus erinnert an das fanskrit. Mala Schiffer. Eine Art des Ruder« heißt am Niederrhelne und in Niedersachsen Riem, Reem, wahrscheinlich dem lat. Reroua verwandt, welches aus dem griech- 'E^nfAog verkürzt seyn soll; die Ruderstange aber am Rheine die Schalte, woneben auch schon im»Altfrünk. scaltan d I. schalten, für steuern, ge, bräuchlich ist, und welches In seiner zweyten Bedeutung, regtren, gubernire, mit dem hebt, schallt, syr. schelat, arab. falete, übereintrifft. — Zm Griech. ist Mov-r^g ein Schiff mit einer Ruderbank, ein Schiff mit drey, unb ‘Eg - fo^g, schweb. Sex-aering, ein Schiff mit sechs Ruderbänken, nach Zhre von Aera Ruder, welches

im Griechischen sich nur ln IqIoouv, tstritt* rudern, unb dem abgeleitete» Ruder erhalten hat. Eden so trifft das grlech. 2r6Xoe Flott« mit dem lsländ. Stol, Skipasiol „ahe zusammen. Das Wort Segel, welches vom lat. Velom und grlech. JJaxiov, ‘O&ovt) stanimverschieben ist, lautet als Kleinform des keltischen S«gnm schon bey Tacitus (Hiß. V, LI) Sagulum, altfrillk. Segel, bin. Sejl, lsländ. Seyl, pvhln. Zegiel, Zegla. Das Tau, ein starke« Schiffssril, hvlländ. Tonw, -ngl. Tow, lktt. Taue, schweb. Tog, leitet Adelung von Lehen, ingl. tow, schweb, toga, ziehen. Zm Zndostan. ist Dowt ein dicker Strick zur Bevestigung des Elephant, «n; Im Hebr. aber täuah spinnen. Die Küste heißt auch im Pehlewi Kult. Der Magnet ober Nordzelger mag schon de'n frühern Legyptern als Geheimniss bekannt, und mit dem Name» Canopos bezeichnet worden seyn. Zn unserm Mittelalter heißt er Segel stein.

3^5

Ellftes Hauptstück.

Wohnungen



und

Städte.

Einleitung.

manche de'r Griechen und Römer, welche, um den ihnen unbekannten Ursprung der europäischen Menschheit aufzuhellen,

ganze Länder

mit schlämm-geborenen

Ur#

sprünglern anvölkerten, haben ihre Träumereyen, als ob die Menschen zuerst nur unter Laubhütten, oder auch als Troglodyten *) in Höhlen gewohnt,

und erst von den

Athenern die Kunst erlernet, Häuser aus Lehm und Zieg, ein, und dann auch Städte und Vesten zu bauen (Plin. VII, 57 u. A.) für geschichtliche Wahrheiten ausgegeben, und dadurch so Manche de'r teutschen Gelehrten veranlasst, ihrer' Völkerschaft einen gleiche» Ursprung und gleiche Wohnstätten anzudichten.

So lesen wir ja im Rheinisch«

en Archive von Voigt und Weitzel, dass die frühesten Rheinanwohner —, und in Pallhausens Garibald (Th. e, S. 29), dass di» alten Teutschen überhaupt, nur in Erd- und Laub-Hütten, In Höhlen und Felsenklüsten, gehauset; in ein, *) Unsere Länderbeschreiber und Geschichtner unterscheiden leider diejenigen Troglodyten oder Hihlner, welche, wie jene an der afrikanischen Küste, in Erdhöhlen gewöhnet, von den­ jenigen zu wenr'g, welche, wie dir im eigentlichen Ostlande, ganze Städte in Felsen ringehauen, und folglich schon von den LrbeitSärzea vollständigen Gebrauch gemacht hatten.



366

-

em Aufsatze eines Herrn Gittermann

im WestphLlifchen

Anzeiger (1O10, Nr. 6Z), dass die Germanen, wie aus den lateinischen Namen morui, porta, pyla,

feneftra,

tectum, tegula, talea (Diele), Camera, cellarium, coquina, o?xo; (HauZ) und turris erhelle, die gesammte Baukunst erst von den Römern und Griechen erlernet, endlich auch bey MaScow (1,45), Pelloutier, Adelung und einer Menge anderer Schriftner, dass die Teutschen gleich de'n vormalig, en Skythen herumgewandert *), Kaiser Heinrichs I.,

nach

und erst zu den Zeiten

dem Einbrüche de'r Hunnen,

Städte angelegt, frührrhin aber, aus Scheu vor stätigen Wohnungen als dem Grabe der Freyheit» sogar die Städte anderer Völker absichtlich zerstöret hätten; Behauptungen, von denen sich kein« etnzlge,

trotz aller herbeygezogenen

Beweisstellen, durch die Geschichte und Sprache bestätigt.

Erster Abschnitt.

Städte

und A.

Geschichte.

§. Städte Tartess

«.

In H > Spanien.

und Gadeira

von den Phintkern,

Ortschaften.

waren seit Alter« in Zberlen

viele andere Städte in späterer Zeit

von den Karthagern, noch andere aber, schon seit Troja'« Zerstörung, von den Griechen alldort gegründet.

Noch zu

Strabo'« Zeilen zählten griechische Schriftner^ in Zberien über tausend Städte, von denen Pompeju« allein üü6 sich' *) Sogar in Heeren« trefflichen Jde'en s. f. (Th. 3, S. ioo) lesen wir noch zu unserm Erstaunen die Behauptung: „Gall­ ier, Spanier und Ligurer waren zu den Seiten de'r Karthag­ er wenig über di« Romaden hinan«."



36?



unttrroorftn hatt« (Plin. III, 4) ***) ). Zn der Landschaft Dittka rechnete man auf dem kleinen Raume von 2000 Stadien, wie Strabo (III, p. 140) anführt, 200 Städte; ja tn Keltiberien soll Ttberiu« Gracchus, nach des PolyLiu» Berichte, 300 verwüstet haben, worunter jedoch, wie Post, donius.und Strabo (III, p. 163) es deuten, auch gar manche Burgen und größere Flecken gewesen find. Seit, dem nun aber die Römer Im ganzen Zberien alle vestrn und haltbaren Städte entweder zerstört, oder In mauerlose Flecken verwandelt, oder mit rimtschem Gesindel bepflanz, bürgert,

mit «lgenen Besatzungen versehen, und zahllose

Tausend«

de'r

edelen Iberer entweder daniedergemorder,

oder zu Sklaven verkauft hatten, seitdem streiften, noch zu des Strabo Zeiten, den Wäldern

herum,

ganze Schaaren demselben unstät in von den Römern als Räuber ver,

folgt, indessen alle übrigen /, mit Ausnahme de'r Turdetan, er und einiger anderen, die, seit Alter« de'n Römern ver­ bündet, ihre Landsleute mit verknechten halsen, S nur, gleich de'n Keltiberern nach Zerstörung ihrer Hauptstädte, In

offenen Flecken und Dörfern ai« zinspfltchtlge Unter«

würflinge lebten (Frontin. I, 2, IV, 7, Appian. Iber. c. 51, Strabo III, p. 151). hatte, Talente

Von

diesen Kelttbereru allein

wie PosidoniuS berichtet, Marcus Marcellus 600 als Zinsabgabe

erpresst,

(III, p. 162) den Schluss zieht, Bodens ungeachtet,

woraus

schon Strabo

dass sie, de« schlechten

nicht allein sehr reich,

sondern auch

sehr zahlreich gewesen seyn müssen. Ihre berühmten Stahl, bereitereyen in der Stadt Dilbilis find schon vorher (S.

334) erwähnt •) In den Göttkng. gelehrt. Anzeigen (1810, 65t. 175) bemerkt «in

Beurthriler de'r Memoirrs de l’Academie Oitique

(T. II, Nr 5): „ES nimmt Wunder, was ff"- eine Menge unbekannter, selbst in keinem Geographen noch einem andern Schriftsteller erwähnter Städte, laut de'r gefundenen Münz­ en» dort vorhanden gewesen ist." **) X>it Behauptung P. E. Müller'« (Goldene Hörner S. 49) it. X., das- di« Keltiberer au« Mangel an Bildung niemal«

368 Dr? dem frührrhin unermesslichen Reichthum» des Landes mögen die Gebäude de'r Vornehmen sehr prächtig gewesen seyn. So schildert z. D. Polybiur den durch seine Bau-ort und den Glanz de'r Verzierungen ausgezeichnete« Palast eines iberischen Königes, welcher die Pracht-üppig, keil de'r Phäaken nachgeahmt, nur dass er mitten Im Saale goldene und silberne Humpen mit — Gerstenweine schauge, stellt habe (Athen. Deipn. I, 14). Ale eine Merkwürdig, feit rühmt Plinius (XXXV, 49) die spanischen, ursprüng« lich karthagischen Piffee- oder Stampfwände aus reiner Erde, die Jahrhunderten trotzten, unzerstörbar durch Platz­ regen, Sturm und Feuer, und vester als jedes Mauer, werk. Noch zu des Plinius Zeiten schaute Hispanien und Afrika dergleichen Warten und Thürme, von Hannibal auf den Gipfeln de'r Berge aufgeführt. Varro nennt (de re ruft. I, 14) die Stampfmauern **), womit man die Feld, er umgab, «ine neue Erfindung, und verzeichnet vier Arten demselben; die erste aus Stein, oder die berühmten Guss, mauern, wie im TuSculanlschen; die zweyte aus Backstein, en, wie auf dem gallischen Gefilde in Ober-Italien; die dritte aus ungebrannte» Ziegeln, wie im Sabinischcn; und die vierte aus Erde und klelnrm Gestein, zwischen zwey Breterwänden zusammengrpresst, wie in Hispanien und um Tarent. Ferner rühmt Hirtius (B. Hisp. g) di« DLch, er des mittlern Landes, welche nicht au« Ziegeln, sondern au< einem Aestrich von Steinchen und Kalk« bestunden. Zm übrigen Hispanien aber, so wie in Lufltanien und Gallien, waren sie aus eichenen Schindeln oder aus Ge< ströh verfertigt (Vitrnv. II, 1). §- --

ordentliche Städte gehabt, verräth demnach gänzliche Unkennt­ nis« der Geschichte. *) Maceria, von macer mürbe, wovon auch macerare mürbe machen, stammgleich dem griech. stampfen, kneten.

S- 6Städte In Gallien und In Britannien. Auch das ganze -Gallien war vom westlichen bis zum östlichen Ende, zumal ln demjenigen Theile, der von German» en bewohnt war, mit blühenden Städten zahlreich über, säet. Zwar spottet Cicero In einer ihm zugeschriebenen Rede (de prov. consul. c. ie) über die vorgeblich« Schön» heit de r gallische» Städte, imgleichen über den Wohlstand und die Sittenfelnheit ihrer Bewohner: doch kann dieser Spott einzig nur von dem ober-italischen Gallien und der neu-eroberten narbonlschen Landschaft gelten, die seit ihrer Unterwerfung beide durch römische Landpfleger bis zurVer» zweifelung ausgefogen, und ln unabsehbar« Schulden ge« stürzt worden waren. Dieses erhellt theils aus den Klag» tu, welche zur Zeit der Cakillnarlschen Verschwörung die Gesandten de'r Allobroger vor den römischen Senat brach, len, theils auch aus der Schilderung, welche Cäsar von der reichern, und der verschuldeten ärmer« Klasse de'r Gall» ier, besonders de'r Aeduer, entwirft. Zu seinen und zu August'« Zeiten zählte man in Gallien 17 Hauptstädte, worunter hundert und mehr wichtige Städte stunde», und überhaupt 1200 Oppida. Cäsar allein hatte nach Appian (Bell. Gall. 2) 800 Städte erobert. Besonders merkwürdig für uns sind darunter drey uralt« heilige und prächtige Oerter, nämlich das schon S- 8°7 erwähnte Tolosa im Land« de'r Tektosagen, Karnutum ln Mitte Gallien«, der jährliche Versammlungsort aller Druiden (Caes. B. G. VI, 13), und Avaricum (CaeC VII, 13 und 15), di« größte und vesteste Stadt de'r Bituriger, ja nach ihrer Erklärung die schönste Hauptstadt (urbs) deö ganzen Galliens, laut ihres Namens der Sitz einer Oberdruiden, die jedoch der höhnende Cäsar, im Vergleiche mit Rom, nur als Oppidmn bezeichnet. Viele dieser Städte waren auf Bergen an» gelegt, und mir einer Burg, Mauern und Wällen versehe», wie das oben erwähnte Avaricum, und die Felsenbnrg Alifia, dir nach Diodor (IV, 19) schon Herkules erbauet und bevestlget hatte, Vefoutio bey de» Seguanern u. v. a.. Aa

Seit btt Ankunft be'r Phokäer au« Asien um ba
o — 405 —

5 von oben lese man Mena st. Mana, und Man Mano st. Mon, Mena 15v. 0. l. m. altfränk. st. altgoth. 1t>. 0. l. m. Altgall- st. Altgoth17v. u. l. m. Andere st. andere. 15v. u. l. m. befolgen st. befolgten. iv. u. l. m. Einzelling st. Einjeling. yv. u. lösche man bereits. 7D. II. l. m. fiwigan st. fiwijan l3 V. 0. I. m. Juba st. Jübar. 13 V. 0. l. m. Boot (Buht) st. Boote. 15 v. u. I. m. bezeichnete st. bezeichnet. 10 v. 0. l. m. KotyS st. Koty. 13 V. c. l. m. Orc st. Or. 6 v. 0. l. m. §. 3 st. §. 2. 5 v. u. l. m. Kaffiteriden st. Koffiteridea. 15 v. 0. l. m. verarbeiteten st. verarbeiten. 9 v. 0. I. m. zuführten st. zu führten. 2 v. u. l. m. zusamw.engehLuft st. -gehänft. 7 v. u. I. m. BituituS st. Bituites. 6 V. 0. t. m. Baurgs Daweidis st. Baurg D.wedis. 6 v. u. I. m. andern st. andere. 15 V. 0. l. m. Batana st. Barana. 10 v. u. l. m. §. 2 st. §. 3. 15 v. u. I. m. Bellagines st. Pelagines. 15 v. 0. I. m. hangt st. hängt. 6 0. u. l. m. Silbers st. Silber.