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Serbian; Croatian Pages 687+1 [709] Year 1960
BIBLIOTHECA SLAVICA
GESCHICHTE
DER SERBOKROATISCHEN SPRACHE
VON
IVAN POPOVIC
1960
OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN
GESCHICHTE DER SERBOKROATISCHEN SPRACHE
VON
IVAN POPOVIC
1960
OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN
Alk Rechte Vorbehalten C Otto Harnssowitz, Wiesbaden 1960
Photographische und pbotomcchanische Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages
Gesamtherstellung: Buchdruckerei Hubert dc Co., Göttingen
Printed in Gtrmany
Inhalt
Kartenwerzeichnis ................................................................................... Vorwort..........................................................................................................
Abkürzungen der Literatur und Quellen Sonstige Abkürzungen
IX
...............................
XVI
.........................................................................
XIX
I. Kap.: Das Ursüdslavische in der alten Heimat. — Zerfall des Urslawischen. Die südslawische Spracheinheit. Die Beziehungen des Südslawischen zum Nordslawischen. Das slowakische Problem. „Pannonischslawisch“ und Dakoslawisch
1
II. Kap.: Vorslawische Substrate auf dem Balkan, inNoricum, Pannonien und Dacien. — „Balkanromanisch“. Problem der rumänischen Urheimat. Illyrisches Problem. Albani sches Problem. Problem des Indogermanentums des Pelasgischen
48
III. Kap.: Die Slawen in Mitteleuropa und auf dem Balkan. — Problem der Slawisierung Ungarns und Rumäniens. Slawonischwojwodinisches Problem. DieKaraäewer inWestrumänien.Chronologie der Slawisierung Mitteleuropas. Problem der Slawisierung Serbiens und Westbulgariens. Kroatische Einwanderung in Südistrien ............................................................................................... 104
IV. Kap.: Die frühen Superstrate in Mitteleuropa und auf dem Balkan und die Lostrennung des Südslawischen wom Nordslawischen .............................................................. 178 V. Kap.: Die Sprach- und Kulturbedeutung der Südslawen für die Substrate und Superstrate. — Südslawische Ele mente im Rumänischen, Albanischen, Magyarischen, Neugriechi schen, Deutschen und Italienischen ........................................... 196 VI. Kap.: West- und Ostgruppe des Südslawischen. — Sopisches und mazedonisches Problem. „Balkanisierung“ eines Teiles des Südslawischen. Problem der Zugehörigkeit der Südslawen in Ungarn, Rumänien, Albanien und Griechenland.................... 231
VII. Kap.: Die Entstehung und der Zerfall der südslawischen Westgruppe. Serbokroatische und slowenische Spra ehe. — Die Chronologie der slowenisch-öakavischen Sprachsymbiose.. 303
VI
Inhalt
VIII. Kap.: Die jungen Berührungen der südslavischen Spra chen in der neuen Heimat. — Das Problem der angeblichen balkanischen Einheit der südslavischen Sprachen ............ 338 IX. Kap.: Periodisierung der Geschichte der serbokroati schen Sprache .......................................................................... 347
X. Kap.: Die serbokroatische Sprache und deren Dialekte zur altserbokroatischen Zeit (IX.—XIV. Jh.). — Šćakavisches Problem. Problem der Genese des Kroatisch-Kajkavischcn. Die Geographie des Kajkavischen in Kroatien. Problem der ursprünglichen Mundart in Dubrovnik. Problem der Ikavismen im Ekavischen ................................................................................ 351 XI. Kap.: Die serbokroatische Sprache und deren Dialekte zur mittelserbokroatischen Zeit (XIV.—XVIII. Jh.). — Die Metastase der Mundarten. Zerfall der štok.-čak. Symbiose. Große Verbreitung des Štokavischen auf Kosten anderer Dialekte. Štokavisierung des šćakavischen. Die Sprachgeographie des Skr. nach den Volksbewegungen: das progressive Zentrum und die konservativen Randgebiete. Die Dialektgliederung des skr. Sprachgebietes ...................................................................................... 401
XII. Kap.: Die serbokroatische Sprache und deren Dialekte in der neuserbokroatischen Epoche. — Die weitere Štoka visierung des skr. Sprachbereiches. Herausbildung der Systeme der metanastasischen Dialekte. Aufgaben der künftigen For schung in bezug auf die moderne Epoche der skr. Mundarten.... 455 ХШ. Kap.: Weitere geographische Verbreitung des Serbo kroatischen in Jugoslavien und im Ausland. — Boden gewinne in Jugoslavien auf Kosten anderer Sprachen. Serbische und kroatische Diaspora im Ausland..................................... 463 XIV. Kap.: Neuere geographische Verringerungen des serbo kroatischen Sprachgebietes. — Bodenverluste in Jugo slavien zugunsten anderer Sprachen ................................... 477
XV. Kap.: Slavische Erbelemente in der grammatischen Struktur der serbokroatischen Sprache. — Erhaltenes ursl. Erbgut. Neuerungen, entwickelt im alten ursl. Geist. Ab weichungen des Skr. vom ursl. Typus ................................... 495 XVI. Kap.: Slavischer Erbwortschatz in der serbokroati schen Sprache. — Erhaltenes Wortgut im Gemeinskr. und in den Mundarten. Neuerungen im Bereiche des Erbwortschatzes. Erhaltenes und Aufgegebenes in der Wortbildung............ 521
XVII. Kap.: Fremde Elemente im grammatischen System des Serbokroatischen. — Fremdes in der Schriftsprache und in
Inhalt
УП
den Mundarten. Nichtslaviscbe Erscheinungen im Bereiche der Lautlehre und der Syntax ................................................................ 554 XVHL Kap.: Fremde Elemente im Wortschatz des Serbokroati schen.— Lehnwörter. Entlehnte Wortbildungselemente. Lehn übersetzungen. Tautologische Bildungen ....................... 585 XIX. Kap.: Geschichte der serbokroatischen Schriftsprache. — Volkstümliche skr. Elemente in der sl. Kirchensprache. Regio nale Schriftsprachen in der Vergangenheit. Die moderne Nationalsprache der Serben und Kroaten. Bedeutung des Schriftskr. für die Kultur anderer Völker ................................................................. 623
Wortregister.................................................................................................... Ortsnamenregister........................................................................................
651
§
Sachregister ....................................................................................................
II
Verzeichnis der Hauptquellen ...............................................................
Kartenverzeichnis
Karte 1. Heutige slovakische Mundarten.....................................................
35
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2. Vorslavische Substrate in Noricum, Pannonien, Dacien und auf dem Balkan zur Zeit der lateinischen Eroberungen...................
90
,,
3. Karaševisch und Dakoslavisch ......................................................
138
„
4. Hauptrichtungen der slavischen Einfälle im VI. Jh.............
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5. Annäherndes Bild der einstigen und jetzigen Verbreitung der Südslaven ............................................................................................ 193
,,
6. Šopluk ....................................................................................................
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7. Südslavisch und Ostslavisch in Rumänien..........................
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8. Rumänische Ausdrücke für 'Taube* ..............................................
291
,,
9. Grenze zwischen dem westlichen und dem östlichen Südslavischen kurz nach der Einwanderung ............................................
301
„
10. Gebiet der šćakavischen Mundarten ..............................................
358
,,
11. Wahrscheinliche Dialektverhältnisse im Serbokroatischen im Mittelalter (um IX. Jh.) ................................................... 372
„
12. Dichte der Ortsnamen mit Suffix 4Ć in skr. Ländern.................
„
13.
— *kyša 'Regen’....................................................................
441
,,
14. zetezo— *gvozdbje 'Eisen’ ...............................................................
442
,,
15. *sad'a— cadfaJ'RuQ’......................................................................
443
„
16. Die serbokroatischen Dialekte am Ende der metanastasischen Periode ........................................................................ nach 448
169
243
285
439
Vorwort
Diese Geschichte der serbokroatischen Sprache stellt eine völlig ver änderte und stark erweiterte Umarbeitung meiner kleinen, in serbo kroatischer Sprache veröffentlichten Istorija srpskohnatskog jezika. Novi Sad 1956, dar. Im allgemeinen ist in dieser deutschen Ausgabe die Hauptkonzeption dieselbe geblieben — es ist im Grunde der Plan meiner einstigen Universitätsvorlesungen —, doch vieles ist diesmal anders bearbeitet worden. Die deutsche Fassung ist etwa viermal umfangreicher und enthält unvergleichlich mehr Literatur, die ich seitdem gesammelt habe. Die Literatur ist auch anders geordnet, nämlich nicht am Ende des betreffenden Kapitels, sondern nach jedem Textabschnitt, der auf ihr beruht. Diesmal gehe ich auf viele Einzelheiten ein, die damals unberücksichtigt bleiben mußten. Zuerst in dieser deutschen Ausgabe habe ich dem Erbwortschatz, im Einklang mit den modernen Forde rungen, viel Raum gewidmet. Das in der jugoslawischen Ausgabe fehlende Kapitel über die Geschichte der skr. Schriftsprache wurde in die deutsche Ausgabe aufgenommen. Außerdem haben sich im Laufe der Zeit, dank meiner neuen Kenntnisse und eigener sowie fremder Untersuchungen, einige meiner Ansichten auch über gewisse prinzipielle Fragen geändert. Hier behandle ich das Material natürlich so, wie ich darüber heute urteile, ohne Rücksicht auf gewisse frühere Ansichten, die ich nunmehr aufgebe.
Es sind viele Jahrzehnte vergangen, seit die großen Slavisten F.Miklosich und V.Jagić der slawischen Sprachwissenschaft festen Grund gelegt und seitdem die serbischen Philologen V.StefanovićKaradžić und Đ. Daničić die systematische Erforschung der serbo kroatischen Sprache begründet haben. Im Laufe dieser Zeit haben inund ausländische Forscher Beiträge zur Weiterentwicklung der Sla wistik im allgemeinen und der skr. Sprachwissenschaft veröffentlicht. Besondere etwa in den letzten 60 Jahren wurde die Erforschung der skr. Sprache gefördert, woran, neben den Slavisten. auch hervorragende Linguisten anderer Richtungen teilnahmen. Es kann gesagt werden, daß dabei alle wichtigeren Disziplinen der skr. Sprachwissenschaft — wenn
Vorwort auch bei weitem nicht gleichmäßig — erfaßt wurden. Wir besitzen schon eine erfreuliche Anzahl von Sonderstudien, die verschiedene Fragen der skr. Sprache behandeln, und müssen mit Dankbarkeit ihrer Verfasser gedenken. Trotzdem besaßen wir leider bis vor kurzem keine Geschichte der skr. Sprache, d.h. keine Synthese, die auf diesen Sonderstudien beruht. Das Fehlen eines derartigen Handbuches auf dem Gebiet der skr. Sprache, dieses „Italienischen unter den slavischen Sprachen", wurde m.W. nicht nur in der Slavistik, sondern auch in anderen Fachdisziplinen, als eine große Lücke empfimden, um so mehr, als entsprechende Handbücher der Sprachen der meisten Kulturländer schon bestehen. Man kann zwar nicht behaupten, daß heute diese monographische Arbeit auf dem skr. Sprachgebiet erschöpft sei, — es gibt noch viel an Quellenforschung, Mundartenmitersuchung, an Etymologie usw. zu tun. Doch diese Ein schränkung gilt auch für andere Sprachen — und doch wurden Hand bücher der Geschichte dieser Sprachen geschrieben. So gab es m. E. keinen Grund, nicht schon jetzt auch für das Serbokroatische eine solche Syn these zu schaffen. Deshalb entstand vor vier Jahren meine kurzgefaßte Istorija srpskohrvatskog jezika in skr. Sprache. Die jugosl. Ausgabe war jedoch sehr knapp — sie war nur als Lehrbuch für Studenten gedacht — und ist außerdem, trotz gewissen Widerhalls, wegen der Sprache, in welcher sie erschienen ist, in der internationalen Wissenschaft ziemlich unbekannt geblieben, — besonders in nichtslavischen Ländern. Deshalb hielt ich es für nötig, ein entsprechendes Buch in einer großen europäischen Sprache zu veröffentlichen und so den Stoff meines Faches dem ganzen interessierenden Publikum — auch außerhalb der slavietischen Kreise — zugänglich zu machen. Da nun die deutsche Ausgabe vor allem den Slavisten und anderen Linguisten außer halb Jugoslaviens zugedacht ist, mußte hier auch einiges erklärt werden, was für die inländischen jugoslavischen Leser als selbstverständlich angenommen werden könnte. Dagegen sind allgemeine Kenntnisse aus dem Bereiche der vergleichenden slavischen Grammatik und einzelner nichtskr. sl. Sprachen sowohl hier als auch dort ausgeblieben, weil man sie als bekannt voraussetzt. Der Zweck meiner Geschichte der serbokroatischen Sprache ist demnach, die bisherigen Forschungsergebnisse in diesem Bereich zu sammeln und, darauf gegründet, die Entwicklung der skr. Sprache vom Zerfall der gemeine!. Einheit bis zum heutigen Tag zu umreißen, zugleich aber auch die Richtungen des wissenschaftlichen Denkens jener Gelehrten zu zeigen, die sich mit dem Skr. oder mit den damit irgendwie zusammen hängenden Sprachen befaßten. Dort, wo die endgültige Lösung eines Problems schon vorzuliegen scheint, habe ich mich bemüht, jenes zu
Vorwort
XI
bieten, was als allgemein angenommen gilt; dort aber, wo die Diskussion noch andauert, jene Erklärung zu geben, die mir am begründetesten scheint. Obwohl also das Buch keinen polemischen Charakter tragen soll, mußte ich natürlich immer eine kritische Stellung einnehmen. Bei der Ausarbeitung des Buches schwebte mir ständig die realistische Methode vor Augen, die in jenen Ländern gepflegt wird, wo die Sprach wissenschaft am entwickeltsten ist. Dabei denke ich besonders an die großen Ergebnisse der Sprachgeographie, der Wort- und Orts namenforschung. Das bedeutet, daß ich mich nicht mit der rein „grammatischen“ Behandlung des Skr. begnügen wollte, sondern daß ich es für meine Pflicht hielt, auch den Wortschatz und die Ortsnamen in die Betrachtungen einzuschließen. Bekanntlich ist ohne diese Diszi plinen die moderne Sprachgeschichtswissenschaft undenkbar. Dagegen hielt ich es ganz bewußt für unerwünscht, zu verschiedenen modernen theoretischen Doktrinen der allgemeinen Sprachwissenschaft Stellung zu nehmen, weil das für das Verständnis der historischen Entwicklung des Skr. praktisch kaum von Belang ist, bemühte mich jedoch, auch einige Ergebnisse dieser Lehren in der Praxis anzuwenden, soweit sie einiges zu erklären vermögen. Ich möchte aber betonen, daß ich zu den jenigen gehöre, die am realistischen Historizismus noch immer stark festhalten. Es ist nötig, hier eine strenge Distinktion zwischen der Sprach geschichte und der historischen Grammatik zu treffen. Während die hist. Grammatik nur die Systematik (und zwar unvollkommen, weil sie den Wortschatz nicht umfaßt) darlegt, behandelt die Sprach geschichte die Entwicklung einer Sprache in ihrer Gesamtheit: sie um faßt sowohl die hist. Grammatik — und zwar in ihren Kernpunkten — als auch alle anderen Disziplinen, die Material zur Aufklärung der Geschichte der betreffenden Sprache bieten, nämlich: die Wortforschung, die Etymologie, die Einflüsse einer Sprache auf andere Sprachen, die Kulturbedeutung der Sprache usw. Die Sprachgeschichte — so wie ich sie verstehe — ist eine allgemeine Lehre von einer einzelnen Sprache und bietet gewissermaßen enzyklopädische Kenntnisse über diese Sprache in ihrer Entwicklung; sie ist also keine Systematik. In diesem Zusammenhang ist noch eine Bemerkung nötig. Die skr. Sprache steht mit verschiedenen Sprachen auf zweierlei Arten in Ver bindung. Mit einigen steht sie im nahen genetischen Zusammenhang: mit den übrigen slavischen Schwestersprachen. Mit anderen Sprachen steht das Skr. entweder gar nicht im Zusammenhang — soweit heute bekannt —, so mit dem Türkischen und Magyarischen, oder nur mittel bar, in einer entfernten, indogermanischen Perspektive, so mit dem Italienischen, Neugriechischen, Deutschen u.a., doch in Berührung mit
XII
Vorwort
diesen Sprachen wurde das Skr. durch historisch bedingte, reelle Er eignisse gebracht, nämlich durch ein Zusammenleben auf demselben Boden. Und wie diese Symbiose von größerer oder minderer Bedeutung für das Schicksal dieser Völker war, so auch entsprechend für das Schick sal ihrer Sprachen. Und zwar war dabei das Skr. nicht nur passiv, sondern ebenfalls aktiv, so daß seine Geschichte unvollständig wäre, wenn diese Tatsache nicht in Betracht gezogen wäre. Doch obwohl bereits der geniale Miklosich so richtig die Aufgabe der sl. Sprachwissenschaft begriff und, besonders in bezug auf das Südslavische, neben der sl. Sprachwissen schaft, auch andere Sprachen, die damit in Berührung stehen, einbezog, — wird dieses gesunde Prinzip heute, vor allem in der einheimischen skr. Sprachwissenschaft, in der Regel vernachlässigt (einige wenige Forscher ausgenommen) und das Skr. so behandelt, als ob es seit seiner Los trennung aus der ursl. Gemeinschaft keine fremden Elemente aufnahm bzw. keine eigenen Elemente den Fremden gab. Es seien hier erwähnt z.B. die Geschichte der deutschen Sprache von A.Bach, die, mit viel Nutzen, auch sehr stark besonders romanistische Ergebnisse in Betracht zieht, oder die Arbeiten des großen Romanisten W.Meyer-Lübke, wo in Analysen der Entwicklung der rom. Sprachen ungemein viele Tat sachen aus der Germanistik, Slavistik, Albanologie benutzt werden. So hielt ich es für unbedingt nötig, in meinem Buch auch solchen Beziehun gen des Skr. zu den Sub-, Ad- und Superstraten genügend Raum zu geben, um so mehr, als einige dieser nichtsl. Sprachen von sehr großer Bedeutung für die Entwicklung des Skr. waren (bes. verschiedene rom. Sprachen). Außerdem ist es heute auch möglich, auf dieses Problem ein zugehen, weil diese Fragen sowohl praktisch als auch theoretisch schon sehr gut bearbeitet worden sind: dabei denke ich besonders an die Arbeiten der hervorragenden Balkanologen und Romanisten K.Sand feld, P.Skok u.a. In dieser Beziehung stellt mein Buch im Hinblick auf die üblichen Methoden der jugosl. Slavistik ein Novum dar, und ich hoffe, daß sich insbesondere die jüngeren Forscher diese für ihre eigenen Arbeiten aneignen. Ein Kritiker meiner skr. verfaßten Istorija wirft mir zwar, m.E. ungerechtfertigt, vor, daß ich „auf gleiche Stufe“ die Erbelemente und die Fremdelemente des Skr. setze, obwohl es sich im ersten Fall um die „Struktur“, im zweiten um „Elemente außerhalb der Struk tur“ handle. Woher weiß er das? Natürlich hatte das Skr. einst seine eigene Struktur und besitzt sie auch heute. Aber die heutige Struktur ist in der Tat Ergebnis einer Entwicklung, in welcher, neben den Erbkräften, auch Fremdkräfte mitgespielt und zu der Veränderung dieser Struktur sicher stark beigetragen haben. Eine andere Frage ist es, was vom Erbgut erhalten wurde und was diesen fremden Einwirkungen zu geschrieben werden muß.
Vorwort
XIII
Das sind also die Prinzipien, welchen ich folgte, als ich die Geschichte der serbokroatischen Sprache schrieb, und die Umstände, die mich ver anlaßt haben, sie zu schreiben.
Zu den Einzelheiten muß noch einiges gesagt werden.
Die Literatur wird im allgemeinen, wie erwähnt, nach den betreffen den Abschnitten, je nachdem, wie es das Material verlangte, angeführt. Jedoch mußte dieses Prinzip bei der Behandlung des Erbwortschatzes z.T. aufgegeben werden. Wir besitzen nämlich bisher fast keine Sonder studien über den skr. Erbwortschatz, so daß hier die meisten Ausführun gen erst aus meinem, größtenteils noch nicht veröffentlichten Zettelmaterial zusammengestellt werden mußten. Deshalb war ich oft ge zwungen, der Methode zuliebe, die Belege unmittelbar, wie in mono graphischen Aufsätzen, anzuführen (und zwar in jenen Fällen, wo der Leser schwer die Quelle feststellen könnte). Die Leser werden um Nachsicht dafür gebeten, daß, infolge einer technischen Schwierigkeit, in der Literatur manchmal (besonders in den Kapiteln, die die skr. Mundarten behandeln) nicht die betreffende Stelle, sondern evtl, die Anfangsseite eines Werkes angeführt wird. Ein Teil meines Buches ist in Berlin verfaßt worden, wo mir besonders viele jugoslavische Ausgaben, die ich früher benutzte, nicht zur Verfügung standen. Der andere Teil wurde dagegen in Beograd geschrieben, wo mir die einheimische jugosl. Literatur zugänglich war, dagegen mehrere ausländische Publikationen, deren ich mich in Berlin bedienen konnte, nicht mehr. Auf die jugoslavische Ausgabe berufe ich mich nirgends; alles, was in dieser deutschen Ausgabe ausgeführt wird, geht aus den Quellen hervor, die hier angegeben werden. Die skr. Betonung ■wird im Prinzip dort angegeben, wo innerserbokroatische Verhältnisse behandelt werden und auch sonst, wo sie von Belang ist; in den Kapiteln dagegen, die das Verhältnis des Skr. zu den anderen Sprachen behandeln, werden die Akzente nur dann gesetzt, wenn das zweckmäßig ist. Die Abkürzungen einiger sich im Text oft wiederholenden Wörter sind nicht überall gleich, das empfiehlt sich durch Gründe der Verständ lichkeit des Textes sowie durch rein stilistische Gründe. Zur Orthographie muß folgendes festgestellt werden. Die traditio nellen schriftsprachlichen slavischen (čech., pol. usw.) und nichtslavischen (ital., Ungar, u.a.) lateinischen Orthographien werden als dem Leser bekannt angenommen. Nur in der lateinischen Schrift des Serbokroati-
XIV
Vorwort
sehen selbst habe ich in den Beispielen, anstatt des amtlichen nj, Ij, dž (= kyrill. н>, љ. џ), — die phonetischen Zeichen n, [, J eingeführt (n, ( aus dem Gebrauch der Zagreber Slavistik, Jf als phonet. Transkription), um einfache Laute auch einfach zu notieren, auch đ (= ђ) wird immer so geschrieben (dj bedeutet nur d + j), in den Literaturangaben bleibt jedoch (soweit nicht anders im Original) die amtliche Schreibung nj, Ij, dž, evtl, auch dj. Die phonetische Transkription ist die übliche slavistische (bzw. für nichts!. Sprachen die betreffende); dort, wo das nötig war, habe ich im Text die Transkription erklärt. Die Kyrillica wird durch die übliche latein. Schrift in den Beispielen transkribiert, in der Literatur translitteriert, für das kyrill. x steht jedoch kein lat. cä, sondern x, das auch sonst in sl. Fachliteratur im Gebrauch ist. Nur dort, wo das aus irgendwelchen Gründen nötig war, werden Beispiele kyrillisch angeführt. Zu der Terminologie, die im Buch benutzt wird, sind folgende prin zipielle Erklärungen nötig. Der Ausdruck Mittekuropa wird nicht im üblichen Sinne gebraucht, sondern nur in der Bedeutung jenes Teiles von Mitteleuropa, der von den Südslaven bewohnt war bzw. ist, d.h. als ein Gesamtausdruck für die Gebiete Jugoslaviens nördl. der Save und der Donau, Österreichs, Ungarns und Rumäniens — im Gegen satz zur südl. der Save und der Donau liegenden Balkanhalbinsel. — Die Mundarten des eigentlichen Serbiens, die keine linguistische Einheit bilden, werden nach dem serb. Adjektiv srbijanski (zu Srbija 'Serbien’) — serbianisch genannt. — Übrige Termini sind aus dem Text selbst ver ständlich.
* Ich empfinde es als eine angenehme Pflicht, hier nochmals denjenigen in Deutschland, Jugoslavien und Österreich herzlichst zu danken, die die Herausgabe dieses Buches ermöglicht und unterstützt haben, — ebenso den Jugoslaven, die bei der erwähnten jugoslavischen Ausgabe geholfen und diese bekannt gemacht haben. An erster Stelle danke ich dem Verlag Otto Harrassowitz (Wiesbaden), der liebenswürdig die Herausgabe des Buches übernahm, sowie seinem Leiter, Herrn Dr. L. Reichert, der sich mit viel Verständnis und Energie um mein Manuskript bemühte. Ebenso danke ich Herrn Dr. G. Kennert (Osteuropa-Institut an der Freien Universität Berlin), daß er sich lebhaft für mein Buch einsetzte und mich mit dem Verlag in Verbindung brachte, und Herrn Prof. Dr. R. v. Kienle (Freie Universität Berlin), daß er in manchen wichtigen Fragen die Vermittlung zwischen dem Verlag und mir übernahm, sowie dafür, daß er das II. Kapitel des Buches durchlas und mir hierfür viele wertvolle Ratschläge gab.
Vorwort
XV
Für die deutsche Redaktion meines Textes bin ich den Berliner Slavisten, vor allem Frau Dr. H. Striedter-Temps und Herrn Doz. Dr. J. Striedter, dann Herrn Dr. N. Reiter sowie Herrn Studienassessor W. Miedlich (Kiel), dankbar, IJür wichtige Auskünfte über den kroatischen Mundartenbereich sowie für die Verbreitung meiner jugosl. Ausgabe danke ich meinem Zagreber Freund von der Jugoslavenska akademija, Herrn B. Finka. Dem Sekretär der Matica srpska (derzeit Direktor des National theaters) Herrn M. Hadžić (Novi Sad) danke ich, daß er sich für die jugosl. Ausgabe einsetzte. Für technische Arbeiten um mein Manuskript danke ich Herrn Dr. H. Sauer-Nordendorf (Wien). Mit Dankbarkeit und Pietät gedenke ich meiner seligen Mutter, die so viel geopfert hat, um mir die Arbeit zu ermöglichen. Berlin 1958/1959 — Beograd 1959. Ivan Popović
Abkürzungen der Literatur und Quellen AECO Arh.arb. ASPh BA BB
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Abkürzungen der Literatur und Quellen
XMI
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XVIII
Abkürzungen der Literatur und Quellen
Riječka Revija, Rijeka [Fiume] Rocznik slawistyczny, Kraköw Govont na а. Govedarci, Samokoveko, ПВЕ IV, 296ff. nicht veröffentlichtes Material der Beograder Akad. der Wissen * schäften SbĐAN Sbomik na Bilgarska akademija na naukite, Sofija Scando-Slavica Scando-Slavica, Kobenhavn SDZ Srpski dijalektološki zbornik, Beograd SEW E.Berneker, Statisches etymologisches Wörterbuch A—M, Heidelberg 1908—1913 SEZ Srpski etnografski zbornik, Beograd SF Slavjanskaja filologija I—III, Moskva 1058 Slana Slavia, Praha Slovenskä reč Slovenski reč, Bratislava SXUNK Sbomiki za narodni umotvorenija, nauka i knižnina, Sofija SO Slavia Occidentalis, Poznan SOF Südost-Forschungen, München SOVJ Sbomik otvetov na voprosy po jazykoznaniju (k IV Meždunarođnomu stezdu slavistov), Moskva 1958 SpBAN Spisanie na Bilgarska akademija na naukite, Sofija SPSSF Sbomik praci I. Sjezdu slovanskvch filologu v Praze 1929, Praha 1932 SR Slaviatična revija, Ljubljana SS Studia Slavica, Budapest Sušak J.Hamm - M.Hraste - P.Guberina, Govor otoka Suska, HDZI,7ff. TCLP Travaux du Cercle linguistique de Prague Tm D.Iv.Gospodinkini, Tnntanüi t trt>nskijah> govort, Izvčstija na Seminara po slavjanska filologija pri Universiteta vb Sofija 1921, S.148ff. UZLGPI Učenve zapiski — Leningradskij gosudarstvennyj pedagogičeskij institut imeni A. I. Gercena, Leningrad Vaamer-Festschr. Festschrift für Max Vasmer ..., Berlin 1956 VBST Vorträge auf der Berliner Slawistentagung (11—13. November 1954), Berlin 1956 VJ Voprosy jazykoznanija, Moskva VSJ Voprosy slavjanskogo jazykoznanija, Moskva WdS Die Welt der Slaven, Wiesbaden WSJ Wiener atavistisches Jahrbuch, Graz/Köln ZFFZ Zbornik radova Filozofskog fakulteta Sveučilišta u Zagrebu ZfS Zeitschrift für Slawistik, Berlin ZMS Zbornik Matice srpske, Novi Sad ZONF Zeitschrift für Ortenamenforschung, München ZRPh Zeitschrift für romanische Philologie, Halle, Tübingen ZSPh Zeitschrift für slavische Philologie, Leipzig, Heidelberg ZTK M.Stanojević, Zbornik priloga za poznavanje Timočke Krajine I—1П, Beograd ŽA Živa antika — Antiquiti vivante, Skoplje 2ylko F.T.Zylko, Narysy z dialeklolohii ukrainebkoi movy, Kyiv 1955 RR RS Samok. SAN
Sonstige Abkürzungen*) a. acc. adj. adv. agr. ahd. akroat. aksl. aküst. alb. amaz. aor. arom. aserb. balk. balk.-rom. balt. balt.-el. BN bulg. č., бесћ. čak., čakav. dak. dakosl. dalm. dat. dial., Dial. dt. eig. Serb. einh. ek.» ekav. entl. Erbw. erbsl. erschl. f. FlurN FN friaul. frz.
*alt accusativus adjectivum adverbium altgriechisch althochdeutsch altkroatisch altkirchenslavisch altküstenländisch albanisch altmazedonisch Aorist aromunisch altserbisch balkanisch balkanromanisch baltisch slavisch * balto Bergname bulgarisch čechisch čakavisch dakisch dakoslavisch dalmatisch-romanisch dativus dialektisch, Dialekt deutsch eigentliches Serbien einheimisch ekavisch entlehnt Erbwort, Erbwortschatz erbslavisch erschlossen femininum Flurname Flußname friaulisch französisch
fut. futurum gemeinserbokroatisch gem.-akr. gemeinslavisch gem.-sl. genetivus gen. germanisch germ. got. gotisch gr., griech. griechisch indogermanisch idg. ik., ikav. ikavisch ill., illyr. illyrisch imper. imperativum impf. imperfectum, imperfektiv instr. inst rumentalis istr. istrisch istr.-rom. instroromanisch istr.-rum. istrorumänisch it., ital. italienisch jek., jekav. jekavisch kajk., kajkav. kajkavisch kr., kroat. kroatisch kroat.-kajk. kroatisch-kajkavisch küst., küstenl. küstenländisch 1., lat. lateinisch Lehnw. Lehnwort, -Wörter Lehnüb. Lehnübersetzung loc. locat ivus m. masculinum magy. magyarisch maz. mazedonisch Mda.» Mdaa. Mundart, -en mgr. mittelgriechisch mserb., mitt. serb. Mittelserbien« mont. montenegrinisch n. neu; neutrum N Norden, Nord-; Name NN Namen ngr. neugriechisch nichtidg. nicht indogermanisch nom. nominativus nsorb. niedersorbisch
’) Abkürzungen, die entweder aus dem Text verständlich oder ganz üblich sind, werden hier nicht angeführt.
XX
Sonstige Abkürzungen
Osten, Ost * Ortsname obersorbisch oeorb. ostserb. Ostaerbienostslavisch oetsl. oetsudd. oet-südslavisch Palatalisierung, -ation Palat. Pal.Korr. Palatalitätskorrelation pann. pannonisch pelasgisch pelaag. pluralis plPersonenname PN polnisch pol. praesens, -tis praes. protobulgarisch pr.bug. portugiesisch P*gГ., FUSS. russisch ragus. ragusanisch (Dubrovnik-) rom.« roman . romanisch nun., ruman. rumänisch S Süden, SüdSA Sonderabdruck SB Sitzungsberichte sehr. schrift serb. serbisch skr. serbokroatisch d. slavisch davon. slavonisch ulk. slovakisch ein. slovenisch d.-serb. slavjanoserbisch sorb. sorbisch 0
ox
»p. spanisch Sp. Spalte Spr. Sprache St. Stamm Südserbiensüdserb. süddavisch südsl. s.v. sub voce Sćak., šćnkav. Šćakavisch šop. Sopisch Štok. Stokavisch thr., thrak. thrakisch tü., türk. türkisch ukr. ukrainisch ung. ungarisch urslavisch ursl. urvw. urverwandt vb., Vb. verbum venerisch venet. venez. venezianisch vergleiche Vgl. vidg., voridg. vorindogermanisch VN Volksname, Ethnikum voc. vocativus vojv., vojvod. vojvodiniech vorgr. vorgriechisch vorsl. vorslavisch W Westen, Westweetsl. westslavisch wruss. weiß russisch wserb. Westserbienweetsüdsl. west-südslavisch zigeunerisch zig-
I. Kapitel
Das Ursüdslavische in der alten Heimat Zerfall des Urslavischen. Die südslavische Spracheinheit.
Die Beziehungen des Südslavischen zum Nordslavischen. Das slovakische Problem.
„Pannonischslavisch“ und Dakoslavisch.
1. Als Urheimat der Slaven werden allgemein angenommen die sumpfi gen Ebenen nördlich der Karpatenkette. Diese annähernde geographische Lage läßt sich sowohl auf Grund der inneren Verhältnisse als auch durch das Studium der Ortsnamen und Lehnbeziehungen erschließen: im Nord westen waren die Germanen die Nachbarn der Slaven, im Südwesten die Veneter und Illyrier, im Nordosten die baltischen Völker, im Osten die Westfinnen und im Südosten verschiedene iranische und thrakische Stämme (diese letzteren wohnten schon an der oberen Weichsel); zu den Römern und Griechen hatten die Slaven nur mittelbare Beziehungen1’. In der ersten Zeit war diese slavische Urheimat auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt ; später aber vergrößerte sich dieses Gebiet allmählich, so daß am Ende der gemeinslavischen Periode die slavischen Stämme einen ziemlich weiten Raum bewohnten, der Teile des heutigen Polens und der Ukraine umfaßte und im Norden zweifellos bis zur Ostsee reichte. A.Meillot, Ле slave commun*2*S. , Paris 1934; N. van Wijk,Ze slave commun dane l’ensemble indo-europeen, MS XTV/L S.472ff.; Lee languu slavee — De l’unili ä la pluralili2, ’s-Gravenhage 1956, Kap. I; T.Lehr-Splawinski, 11 Die Annahme A.Saxrnato vs und einiger polnischer Gelehrter einer Nachbar schaft der Urslaven mit den Kelten ist nicht überzeugend, und ebenso die Theorie einiger ungarischer Fachleute über die frühen Berührungen des Slavischen mit dem Turkotatarischen. — Was die eventuellen Zusammenhänge der Urslaven mit den Tocharern und Hettitern betrifft (vgl. H.Barić, Miscellen, Arh.arb. III, 214ff.; Vl.Georgiev, Problema voznlknovenija indoevropejekix jazykov,VJ 1956, Nr. 1, S. 65; T.Milewski, Paralele hetycko-slowianske w ewolucji kategorii rodzaju, RS XVI, 14ff.; V.Machek, Hitlito-slavica, Archiv Orientälni, Praha, XVII, 131ff.; V.V.Ivanov, 0 znalenii xettskogojazyka dlja eravnitelbno-ietorileekogo iesledovanija elayjanekix jazykov, VSJ II, 3ff.; V. Georgiev, Baltoslavjanekij i toxarskij, VJ 1958, No. 6. S. 1 ff.), so können diese heute noch schwer mit Sicherheit angenommen werden. 1
Popovif, Serbokroatische Spreche
I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat 0 pochodzeniu i praojczyznie Slowian, Poznan 1946; dere., Poczqtki Slowian, Kraköw 1946, Kap. I; dere., Praslou'ianska wspolnota j^zykowa, in: PrzQglad, 27ff.; ders., Bemerkungen zu N.van Wijks Periodisierung des Urslawischen, WSJ V, 5ff.; ders.. Nacrt na istorijata na praslovenskiot jazik, MJ VII. 145ff.; ders......... SOVJ. 176ff.; ders.. Das Problem der Zusammenfassung der slavisehen Sprachen zu Gruppen, VBST, 46ff.; J.M.Kofinek.Od indoeuropskiho prajazyka k praslovančine, Bratislava 1943; V. R.Kiparski], Kak sleduet * predstavljat territoriju slatjanskoj prarodiny, SOVJ, 179ff.; A.Meillet.Les dialectes indo-europčens, Paris 1950, S. 17ff.; V. N.Toporov, Novejtie raboty v oblasti izučenija baltoslavjanskix jazykovyx otnoienij, VSJ III, 134ff.; V.V. Ivanov • V.N.Toporov. K postanovke voprosa o drevnejüx otnotenijax baltijskix islavjanskix jazykov, Moskva 1958; Vl.Georgiov, Balto-slaijanskij, germanski) i indo-iranskij, SF I, 7ff.; S.B.Bernätejn. Balto-slaxjanskaja jazykovaja soobččnostb, SFI, 45ff.; A.Senn.Die Beziehungen des Baltischen zum Slawischen und Germanischen, KZ LXXI, 162ff.; ders., Verbal Aspects in Germanic, Slavic and Baltic, Language XXV, 402ff.; J. Rozwadowski, Stosunki leksykalne mi^dzy jfzykami slowianskiemi a irariskiemi, Rocznik oryentalistyczny, Krakdw I, 95fT.; H.Arntz, Sprachliche Beziehungen zwischen Arisch und Balto-slavisch, Heidelberg 1933; V.Pisani,L'albanais et les autres langues indo-europiennes, Annuaire de l'Institut de philologie et d’histoire orientales et slaves, Bruxelles, X, 523—524 und 531; G.Reichenkron,.Der lokaiivische Zähltypus für die Reihe 11 bis 19: „eins auf zehn“, SOF XVII, 152ff.; M.Budimir....... RIEB II, 240; H.Barić,Zh'rsfce jezične studije I, Rad CCLXXII. 34; J.Rozwadowski, Kilka uwag do przedhistorycznych stosunkow wschodniej Europy i praqjczyzny indoeuropejskej na podstawie nazw wod, RS VI, 39ff.; ders., Studia nad nazwami wod slowianskich, Krakow 1948; M. Vasmer.Dt'e Urheimat der Slaven, in: Der ostdeutsche Volksboden1, Breslau 1926, S.llSff.; ders., Die alten Bevölkerungsverhältnisse Rußlands im Lichte der Sprach forschung, Berlin 1941; ders., Germanen und Slaven in Ostdeutschland in alter Zeit, Namn och Bygd, Uppsala, 1933,S. 113ff.; ders., Alte geographische Na men zwischen Elbe und Weichsel, SPSSFII, 735—736; ders., Beiträge zur historischen Völkerkunde Europas l. Die Ostgrenze der baltischen Stämme, Berlin 1932; ders., Beiträge zur historischen Völkerkunde Europas П. Die ehemalige Ausbreitung der Westfinnen in den heutigen slawischen Ländern, Berlin 1934; V.Kiparsky,Chronologie des relations slavobaltigues et slavofinnoises, RES XXIV,29ff.; ders., 0 xronologii slavjano-finskix leksi(tskix otnoienij, ScandoSlavica IV, 127ff.; ders., The Earliest Contacts of the Russians with the Finns and Balte, Oxford Slavonic Papers III, 67ff.; J.Kalima, Die slawischen Lehn wörter im Ostseefinnischen, Berlin 1956; E.Nieminen.K voprosu o vlijanii praslavjanskogo jazyka na pribaltijsko-finskie jazyki, BMSS, 497ff.; ders., über ein vermeintliches urslawisches Lehnwort im Ostseefinnischen, WdS III, lOlff.; M.Vasmer, Untersuchungen über die ältesten Wohnsitze der Slaven I: Die Iranier in Südrußland, Leipzig 1923; K.Buga,Kann man Keltenspuren auf baltischem Gebiet nachweisen, RS VI, Iff.; T.Lehr-Splawihski,Kilka uwag o stosunkach j^zykowych celtycko-praslowiahskix, BMSS, 543; Vl.Georgiev, Vwprosi na Inlgarskata etimologija, Kap. Trakijci, mizijei, dakijei . .., Sofija 1958.S. 108; St. Rom ans ky, Slave communetgrecancien, RES II, 47ff.11.
11 Kur die wichtigste diesbezügliche Literatur wurde angeführt; sonst behandeln dieselbe Frage sowohl allgemeine idg. Studien als auch die sehr zahlreichen Spezial* Studien über verschiedene Probleme des Urslavischen.
§§2-3
Dialektgliederung im Urslaviechen
3
2. In der umrissenen Urheimat sprachen die slavischen Stämme eine in hohem Maße einheitliche Ursprache, die in der Literatur Urslavisch bzw. Gemeinslavisch genannt wird (vgl. frz. slave commun). Die Einheit lichkeit des Urslaviechen bezeugen noch heute alle slavischen Sprachen, die auch heutzutage sehr konservativ sind und sich voneinander wenig unterscheiden, nach den Worten V.Georgievs, nicht stärker als die heutigen deutschen Mundarten.
A.Meillet.Le slave commun1, Paris 1934; ders., L'uniti linguütique slave, Scientia, Bologna, XXVII, 41 ff.; H.v&nWijk, Les languesslaves— De l'uniti d lapluraliti1, ’s-Gravenhage 1956, Kap.II; T.Lehr-Splawiriaki, O pochodzeniu i praojczyznie Slowian, Poznan 1946;ders.,Praslowianskawspölnotajfzykowa, in: Przegl^d, S.llff.; V.Falkenhahn. Entstehung, Entwicklung und Ende der urslaviechen Sprachgemeinschaft in polnischen Veröffentlichungen von T.Lehr-Splawihski, ZfS 1/2, S.49ff.; N.Durnovo.X voprosu o vremeni razpadenija obiHeslavjanskogo jazyka, SPSSF II, 514ff.; F.V.Mareä, Vznik elovansklho fonologickiho systimu a jeho vyvoj do konce obdobi slavonski jazykovi jednoty, Slavia XXV, 443ff., bes. 494. 3. Trotzdem bestanden bereits im Urslavischen Sprachzüge, die nicht das ganze ursl. Gebiet umfaßten, d.h. es war schon im Ursi, eine, wenn auch nicht starke, Dialektgliederung vorhanden. Das erkennen wir an der heutigen Verbreitung jener Züge, die sich nicht mit der heutigen Ein teilung deckt, die also früher als diese letzte sein muß. So wird z.B. die Endimg -p im instr. sg. der ä-St. im Westsl., im Sin. und in einem Teile des Skr. gebraucht: ač. rybu, pol. sin. ribo, kr. kajk. čak. ribu, wäh rend im ganzen Ostsl., im Aksl. und im übrigen Teile des Skr. dafür nur -ojp vorkommt (r. ryboju, ryboj, aksl. rybojg, skr. ostčak. ribov, aserb. ribovb, §§ 13, 14), welches Verhältnis offenbar noch aus der Urheimat stammt. So erscheint ebenfalls in der 1. P. PI. praes. -mo im Skr. und Sin., aber auch im Ukr. und Wruss., dann in slk. Mundarten, während C. ebenso wie Bulg. und Maz. gemeinsam ein -me haben, und R., Bulg. und Pol. (Apol.) die Endung -mz gebrauchen (vgl. skr., sln., ukr., slk. mda. pišemo 'wir schreiben’: Č., maz. pišeme: г., bulg. pišem., aksl. pišeim), was ebenfalls auf besondere Verhältnisse bereits in der Urheimat hinweist. Auch im Wortschatz sind Fälle zu finden, wo wohl noch in den alten Wohnorten verschiedene Isolexen vorhanden waren. So vgl. man znajp 'ich weiß’ im Ostsl., Bulg., Maz. und östlichen Skr. (r., ukr. znaju, bulg., maz., skr. Stok. znam) gegenüber včmb'ds’ im Westsl., im Sln. und west lichen Skr. (pol. wiem, č. vim, slk. viem, sln. vem, skr. čak. vin), wobei znajg im Westen 'ich kenne’ heißt. Ebenfalls selo 'Dorf’ im Ostsl. (daraus pol. siolo, nicht * siodlo), Bulg. und Skr. gegenüber vbsb 'ds.’ im Westsl., Sln. und teilweise auch im äußersten skr. Westen (č. ves, pol. wies, sorb. wjes, ujas, polab. vas, slk. mda. ves, sln. vas, ves, skr. in Istrien vas, ON
4
I. Das Ursuđslavische in der alten Heimat
Лој-tw*11; einst auch in Slavonien PZizynryn-иш”), obwohl hier wie auch dort oft Überbleibsel einer früheren Doppelheit fortleben. Allerdings kann man annehmen, daß diese dialektischen Unterschiede im Ursi, lange Zeit ziemlich belanglos blieben und das Gesamtbild einer Einheitlichkeit im allgemeinen nicht trübten. Und sogar heute zeigen die Verhältnisse innerhalb der verschiedenen sl. Sprachen, daß die Übergänge von Mundart zu Mundart im Ursi, nur stufenartig und fließend waren (vgl. weiter unten, § 12). Erst als gegen Ende der ursl. Periode Krisen eintraten, die die ver schiedenen territorialen Umgruppierungen der sl. Stämme verursachten — die Ursachen dieser Bewegungen sind bis heute leider noch nicht mit Sicherheit feststellbar —, kam es zu stärkeren Spaltungen des Urslavischen. So entstanden ursl. Dialektgruppen, die jedoch nicht immer gleiche geographische Verteilung hatten, da sich nämlich das Gesamtbild mehrere Male auf verschiedene Weise veränderte. Die künftigen südsl. Sprachen standen zur Zeit dieser dialektischen Differenzierung des Ursl. nicht stets auf derselben Seite, sondern sie er lebten einige Prozesse zusammen mit einem Teile der übrigen Urslaven, andere dagegen mit dem anderen, was gerade von den verschiedenen Bewegungen auf dem Terrain abhängig war.
4. In den ersten Jahrhunderten des 1. Milleniums n.Chr. kam es zur ersten Spaltung des ursl. Volkes und der ursl. Sprache, und zwar in zwei Hauptgruppen: in eine konservativere nordwestliche und eine pro gressivere südöstliche; in diesen letzten befanden sich die Almen der Südslaven und die der Ostslaven, die zu dieser Zeit gemeinsam gewisse wichtige Neuerungen im Sprachsystem durchführten. Unter diesen Neuerungen sind am besten kontrollierbar die folgenden: 1. Der Übergang von tl-, dZ-Gruppen zu l: skr., sln., bulg., r., ukr. ralo 'Art Pflug’: č. radio, pol., sorb. radio; skr., sin. jela 'Tanne’, bulg. eia, russ.jeZ' : č.jedle, sorb. jedia, pol. jodla, polab. jadlä; skr. moliti 'bitten’, sin. moliti 'beten’, bulg. mol'a 'ich bitte’, r. molit' 'beten’, ukr. molyty : č. modliti, pol., osorb. modlić, nsorb. modlid; skr., bulg., russ., ukr. salo 'Speck, Fett’ (urspr. 'Angesetztes, Schicht’ zu saditi 'legen’) : б. sadio, pol. sadio; skr., bulg., russ., ukr. plela f. '(sie hat) geflochten’ (zu pZelp 'ich flechte’) : б. pUtla, sorb. pletia, pol. plotia usw.; Ausnahmen davon sind als Entlehnungen aus anderen sl. Sprachen erklärbar. Manchmal deckt sich geographisch damit auch der Übergang von dn (tnl) zu n: vgl. skr. venuti 'welken’, sln. veniti, aksl. vyigti, r. v'anut', ukr. v'anuty gegenüber б. vadnouli, pol. wiqdnqd, sorb. wjadnyi (doch im Sorb. vielfach 11 I.Popović, Lingvistika a vremenu naseljenja Hrvata u juinu Istru, RR V, 140. 11 Е.Мобг, Die slawischen Ortsnamen der Theissebene, ZONF VI, 36.
§4
Südostelaviech und Nordweetelavisch
5
dn zu n bzw. zu m); aber manchmal sind die Isoglossen auch anders ver teilt (vgl. 6. rouno 'Vließ’ ~ skr., r. runo 'ds.’ aus * rpdno zu rpd» 'gekraust1 ~ lit. rAndas, nach J.Schütz); und bei den dm-, yn-Gruppen haben wir es mit andersartigen Isophonen zu tun.
2. Der Übergang von kv, gv (xv) zu cv, 50 (> zv), (h) vor i, i (s) aus
*oi: skr. cvet, cvijet 'Blume1, sln. cvet, maz. cul *(cw>(-, * cvt-; vgl. skr. cvat), bulg. cv'at ; r. cvet 'Farbe1, cvetok 'Blume1, wruss. cvet (neben kvetka), cvisci 'blühen1, ukr. c'vit (neben kvit), c'vitka (neben kvitka) gegenüber Č. kvü, slk. kvet, pol. kwiat, sorb. kwit, polab. kjot; skr. cviliti 'winseln, wehklagen1, u-cveliti 'traurig machen1, sin. cviliti, bulg. cvil'a; aruss. cviliti, ukr. mda. c'vylity (Zylko, 89; neben kvylyty, auch r. kv'elit') gegenüber Č. kviliti, pol. kwielic; skr. zvezda, zvijezda 'Stern1, sin. zvezda, maz. yvezda, bulg. zv'azda; russ. zvezda, ukr. z'vizda gegenüber pol. gwiazda, nsorb. guičzda, polab. gjozda, б. hvtzda (mit h aus g), slk. hviezda, osorb. Äic&da; vgl. auch aksl. vhsvi nom. pl. 'Zauberer1 zu vlbxvs nom. sg. 3. Der Übergang von x vor e, i (i>) aus * oj zu i (dagegen westsl. zu i): skr. sav 'ganz1, mda. vas (vgl. schr.-skr. vazdan 'immer1 aus vas + dan), sin. ves, bulg. vs-iiki, maz. se-to (aus * vse-to) ; russ., ukr. ves', wruss.ures' gegenüber č. vS-ecek, slk. vi-etok, pol. wsz-ystek, sorb. wl-en, wS-on; auch im loc. sg. der ä-Stämme: so zu muxa 'Fliege1 : loc. aksl. musi, skr. musi; ukr. mus'i, wruss. mus'e gegenüber pol. musze, sorb. muie, 6. mouie, auch slk. muče (neben muse) u. a. 4. Der Übergang von ski, zgl zu sei, zjl (dagegen westsl. ići, žji): von diska 'Brett1 : loc. sg. aksl. dbsci, skr. dasci; ukr.dosc'i :ač. dići > diti, apol. deszcze, w Polszcze (so auch westruss. Mda.); ferner skr. is-cepati 'zerreißen1 : ač. ččiepati, pol. roz-ezepić u.a.; jedenfalls ist das ostsl. Gebiet in diesem Punkt nicht einheitlich (Durnovo). 5. Der Übergang des anl. jb- zu i- : skr. igla 'Nadel1 (čakav. igla neben
jagla), sin., bulg., r. igla (aber ukr., wruss. mda. holka aus * jbgshka) gegenüber pol. mda., kasch., osorb. jegla (aber schr.-pol. igla), polab. jdgla, t.jehla; skr. igrati 'spielen; tanzen1, sin. igrati 'spielen1, bulg. igraja 'ich spiele; ich tanze1; r. igrat' 'spielen1, ukr. yhraty (aber auch hraty, ebenfalls wruss. hrać) gegenüber ač.jhrdti, 6. hräti, pol. grać (neben igrač) usw. Auch im Bereich des Wortschatzes lassen sich solche südsl.-ostsl. Zu sammenhänge nachweisen; beim heutigen Stand der Forschung ist es aber nicht immer leicht zu sagen, ob es sich um Neuerungen oder bloß um erhaltene Archaismen handelt; doch auf jeden Fall sind solche Zusammen hänge nicht ohne Bedeutung, da auch im Bereich des Wortschatzes be reits im Ursi, wichtige Dialektunterschiede vorhanden waren, wie es der sovjetische Indogermanist 0. N.Trubače v kürzlich bewiesen hat, so daß
6
I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
die alte Meinung St.Mladenovs”, daß Elemente des Wortschatzes in dieser Beziehung keine Beweiskraft besitzen, als überholt betrachtet werden muß. Vgl. z. B. den mythol. Namen Perum 'Gott des Donners’ sowohl im Südsl. als auch im Ostsl., wogegen westsl. регипЂ (б. perun, pol. piorun usw.) nur 'Donner’ bedeutet’1; kfma 'Steuer’ ebenfalls ein nur südsl. und ostsl. Wort11; weiter skr. badar 'munter’, aksl. bt>dn~ russ. '; * bodryj askr. la kam 'nur’, maz. tokmo, bulg. tbkmo 'eben’, sln. tekma 'gleich’ ~ russ. tokmo ('Шт-)!|; skr. petao (-tla) 'Hahn’, bulg. petel, sln. peielin. skr., sln. mda. peteh ~ russ. (nordruss.) petux (also zu p&i 'singen’) gegenüber den westsl. Typen mit lautnachahm. k- (Č. kohouk, pol. kogut, kokot u.a.)’1; skr. kravaj, kraval 'Art Brot, Kuchen’, sln., bulg. kravaj (daraus ngr. xaoßeki) ~ r., ukr. korovaj71; skr., sln., bulg. slana 'Reif’ ~ russ. mda. slan' 'ds.’ gegenüber den westsl. Typen mit «r-el; skr., sln., bulg. žica 'Draht, Faden’ ~ russ. mda. žica 'Faden (auf den Bauemkleidem’), zu ži-la 'Ader’’1; südsl. da 'daß’ ~ r. da (mit beschränkterem Verwendungsbereich, vgl. § 8), wogegen im Westsl. das Wort fehlt; südsl. motriti 'schauen’, smotriti 'erblicken’ ~ ostsl. smotr- (r. smotret' usw.) gegenüber westsl. patriti101; solche südsl.-ostsl. Wörter sind ferner govoriti 'sprechen’, pin> 'Fest’, szfz 'Honigwabe’, vpv- 'Riemen’111 und wohl noch zahlreiche andere. Auch in ONN ist das Suffix -ovbee, -ovbei eben falls auf das Südsl. und Ostsl. beschränkt, wogegen im Westsl. ein -ovice (mit altem -i-) steht; und auch sonst sind mehrere Suffixe auf dieselbe Weise geographisch verteilt, wie es I. Lekov gezeigt hat. Von einem einstigen gemeinsamen Leben der südsl. und ostsl. Sprachen in der sl. Urheimat können wir also mit vollem Recht sprechen. 5. Dieser Zusammenhang dürfte jedoch nicht lange gedauert haben; bald kam es zu einer anderen Spaltung des Ursi., wohl deswegen, weil sich die Ahnen der Südslaven, etwa einige Jahrhunderte vor ihrem end-
11 Belizki Hffib slovaikija reinikb, SpBAN XXX, 72. «’ V.V.Ivanov, K etimologii ballijskogo i slavjanskogo nazvanija boga groma, VSJ Ш, bes. 106ff. •I V.Machek.ESJČS, 8.222. 41 St.M.Kuljbakin.O rečničkoj sirani staroslavenskog jezika, Glas CXXXVIII, 136. »» St.M.Kuljbakin.op.cit., 137. •> I.Popović, Serbskoxorvatsko-bolgarskie leksićeskic etjudy, VSJ (im Druck); L.A.Bulaxovskij,OM P.J.Cernyx,O&rfc russkoj istoriČeskoj leksikologii, Moskva 1956, S.95. •i N.P.Grinkova,Nekotorye voprosy izuČenija slovamogo sastava slavjanskix jazykov, UZLGPI XCII, 68. •> N. P. Grinkova, Ob oblastnyx slovax v sovremennom literaturnom russkom jazyke, UZLGPI CXXII, 156 Anm. 1. J w p.J.Cernyx,Oierk russ. ist. leks., a.a.O. in A.a.O.
§5
Südelavisch und Nordnlaviech
7
gültigen Zug nach Süden, in ungefähr südlicher Richtung von der übrigen sl. Masse entfernten. Zu dieser Zeit hatten die künftigen Südslaven schon die Karpatenkette gegen Süden überschritten, ohne noch zu weit vom ursl. Kern entfernt zu sein; nach Lehr-Splawinski fällt dieser Vorgang in das III.—IV. Jh. In dieser Epoche entwickelten sich neue ursl. dialektische Sprachzüge, die nun die künftigen Westslaven mit dem nördlichen Teil der Südost slaven, d.h. mit den künftigen Ostslaven verbanden; die Südslaven sind daran nicht mehr beteiligt. Es sind die folgenden Erscheinungen: 1. Metathese der anl. zirkumflektierten * ort-, * oft-Gruppen : west- u. ostsl. zu ro-, lo--, südsl. dagegen ra-, la- (mit verschiedenartigen Aus nahmen auf beiden Seiten, die auf verschiedene Weise gedeutet werden; vgl. unten, §§ 13, 14): nordruss. rokita 'Art Weide’, ukr. rokyta : б. rokyta (neben mda. rakyta), pol. rokita, nsorb. rokit, osorb. rokot gegenüber südsl. (skr., sln., bulg.) rakita; i. lad’ 'Schiff’, pol. lodi : russ. mda. und aruss. lod'ja, lodija 'Art Schiff’, ukr. mda. lod’a, lod’äk 'Wassermühle’ gegenüber skr. lađa 'Schiff; Kahn’, sln. ladja, aksl. lodija, ladii, bulg. mda. lag'a-, 6. role 'Acker’, pol., sorb. rola : russ. mda. rol'a, ukr. rill'a (aus * roll'a) gegenüber aserb. ralija, serb. ON Raja usw. 2. Übergang des ausl. *-{ in einigen Kasusendungen (gen. sg., nom.acc. pl. der jä-St.; acc. pl. der iö-St.) im Westsl. u. Ostsl. zu ■(, wogegen die Südslaven -? bzw. dessen Reflexe bewahrt haben: ač. duši, č. dude, pol. dusze : aruss. pšenici, zem[š, russ. jejä uusjeji, ukr. nom. p\.hrišnyći (aus grššbnicš), duši, zeml'i, wruss. maji, tvaje usw. (aus mojejš . . .) gegen über aksl. zemjt, duš^, ovbct, skr. zimfe, dude, 6vce, sln. zemlje, duše usw. 3. Verallgemeinerung des instr. sg. der ü-St. * -»ms bei allen mase. u. neutr. Stämmen im Westsl. u. Ostsl. gegenüber dem bewahrten -omb im Südsl.: б. hradem * (gordbmb), pol. grodem : ukr. selom (nicht * selim; also mit *b, nicht * o), nordruss. selom (nicht s'i-, * selom ; vgl. selo-, also mit *ђ, nicht * o), südruss. s'ilom (nicht * s ’i7om), aruss. sehmb usw. gegenüber skr. gradom, selom usw., aksl. gradomb, selomb (im Bulg. ist der Instr. ge schwunden; in erstarrten Ausdrücken wird -om behalten, z. B. vikom adv.; im Sln. sind die Verhältnisse unklar, vgl. § 16, Anm. auf S.44).
4. Vorkommen eines analogischen -a im Part. Praes. im West- und Ostsl. gegenüber -y im Südsl.: аб. nesa, feka, rnoha, bera, apol. rzeka, aruss. nesa, moga, ida, zova usw., russ. mda. gl'adä adv. 'offenbar’, smoga 'nach Möglichkeit’, ukr. mda. moha ’ds.’ gegenüber aksl. nesy, zivy, gory (neben einem rätselhaften glagolit. r pochen31;
skr. opanakm. 'Bundschuh’, skr. čak. opanka f., sin. opanka t., bulg. opinsk, opinok; daraus rum. opincä, alb. opinge,jopinge, opange; auch slk. opanok, Č. mda. opanek über magy. t-opänka 'Schuh’. Zu sl. ptfi 'spannen’, also * ob-ptn-bh>, ob-pbn-vka '; * skr. veđa, vjeda 'Augenbraue’, Ostserbien ve$a (IJS, 179), čak. vija 'Augenbraue; Pupille’ (Susak, 182); maz. veg'ica (Poreče, 57) vežda 'Linie’, » Die Annahme V.Georgievs,Vvprosi na Inlgarskata etimologija, Sofija 1958, S. 38—39, einer thrakischen Herkunft dieses Wortes könnte lautlich einwandfrei sein (zu aind. gddhä- 'Furt , * mit * dhi = z wie alb.); aus geogr. Gründen ist es aber wenig wahrscheinlich (vgl. Kap. II. § 24). •> So V.Machek. Qnelgues mots slavo-germanigues, Slavia XXI, 253ff. 31 E.Berneker.SEW, S.107. 31 M.Tontor,Leks.sl., 80; A,M.Seliäöev,Stae;a;isl'oe naselenie v Albanii, Sofija 1931, S.175—170; N.Jokl.Die magyarischen Bestandteile des albanischen Wortschatzes, Ungarische Jahrbücher, Berlin/Leipzig, VII, 48; V. Machek, ESJČS, 339, 532. 2 Popovlć. Serbokroatische Sprache
18
I. Das Ureüdslavische in der alten Heimat
aksl., bulg. včžda; daraus alb. vazhde 'Spur . * führe’, vad'ati (aksl. važdati) 'führen’11;
Urform * vid'a
zu vedp 'ich
skr., sln., bulg. lubenica 'Wassermelone’; daraus alb. lubenice, aus luba (lupa) 'Rinde’, doch sonst im Sl. unbekannt (ö. lubenka, libenka, slk. l'ubienka sind gelehrte Entl. aus dem Skr. * 1); skr. cvičak, sin., bulg. cviček 'sauere Milch’ zu cfvjicati (kv-) 'rauschen’, doch sonst unbekannt’1; skr. trus 'Erdbeben’, sln. tros, aksl. trpsi. Also trpsb zu tresti 'schütteln’, doch sonst unbekannt”; südsl. sprež, sprž, sprez 'eine Pflanze, die von der Volksmedizin als blut stillendes Mittel gebraucht wird’, zu pr^gnpti 'pressen’”; skr. stublina 'ausgehöhlter Baumstamm als Sammelbehälter des schwach hervorquellenden Wassers’, auch stubal, stubao, sln. slublo 'die aus einem Baumstamm verfertigte Röhre’, bulg. stubel 'ausgehöhlter Baumstamm als Brunnen’ zu stilbt 'Säule’”; skr. topao, topal, sln. topel, bulg. topil 'warm, heiß’; sonst sl. tepli, mit e-Ablaut; südsl. topli ist sekundär, nach dem faktit. topiti 'schmelzen’ (im skr. Cak. jedoch das ältere fepaZ)”;
skr. tisuća 'IOOO’, sln. tisoća, aksl. tyspita, also * tyspt ’a gegenüber nordsl. *tys#'a, d.h. Ablaut -on-: -en-"1;
skr., ein., bulg. jasika 'Espe’ gegenüber č., pol. osika, ukr. osyka, r. osina, also Verhältnis 6s-: ös-’1; skr. pelao (-tla) 'Hahn’, bulg. petel, sln. petelin, also eine Z-Bildung wie sonst bei Vögelnamen; im R. dagegen pet-ux; im Wests], fehlt es101;
skr. česan, sln. ćesen, bulg. čestn 'Lauch’; anderswo im Sl. andere Bil dungen: r. öesnok, t. iesnek, slk. iesnak, pol. czosnek111; 11 A.M.Seližčev, op.cit., 182; St.M.Kuljbakin,O rečničkoj strani staroslovenskog jezika, Glas CXXXVIU, 135. 11 V.Machek, ĆesJbd a slovenska jmćna rosllin, Praha 1954, S.229; A.M.Selid* čev, op.cit., 162. ” I.Popović,Slave mtridional c(v)ik-, c(v)i&, etc., efermenten, RES XXXI, lOlff. “ St.M.Kuljbakin, op.cit., 138. »> R.Bernard, Bulgare karp „elUbore", strdlur „amarante”, RES XXIII, 161. •’ J.Schütz,Die geographische Terminologie des Serbokroatischen, Berlin 1957, S.67. 7> V.Machek, E8JCS, 8.526; I.P opovi Ć,Zur südslawischen Sprachgeographie I. V.Kiparsky ,Die gemeinslawischenLehnwörter aus demGermanischen, Helsinki 1934, 8' 88 (kein Lehnw.!). •' V.Machek,ćeskd a slovenskä jmina rosllin, 132. I. Popović, Serbskoxorvaisko-bolgarskie leksifieskie etjudy, VSJ (im Druck). i» V.Machek,će«, a sl. jm. rostl., 265.
§8
Gemeinsüdslavisch (Wortschatz)
19
skr., ein. grahor, bulg. graxor 'die Pflanze Lathyrus’ zu gorzb; die Bil dung nur südsl.; č. hrachor ist eine gelehrte Entl. aus dem Skr.11; skr. gori (aus * gorji), ein. gorji, aksl. gorii 'schlechter, schlimmer’, ge bildet mit -jb-Suffix; sonst andere Bildungen: r. goršij, pol. gortzy, 6. * horki 1;
skr. mda. crevja 'Schuh’, sin. črevelj, mazed. čegel, aksl. črčvii; sonst andere Bildungen: ukr. čerevik, pol. trzeurik, Č. tfevic1';
skr., sin., bulg. globa 'Geldbuße’; in anderen Slavinen fehlt diese Be deutung und das Wort heißt nur 'Quäl’. Aus dem Südsl. auch rum. globa, gloabä, alb. gjobe, gäbe, ngr. уЛб/гла, xAona 'Geldbuße’41; skr., sin., bulg. obraz 'Gesicht’; sonst im SI. obrazi nur 'Figur, Bild, Gestalt; Symbol’51; skr. obil, obilat 'Überfluß’, sin. obilo, obil 'reichlich, in Fülle’, aksl.
obih 'reichlich’; sonst im Sl. obihje nur 'Getreide’51; skr., sin., bulg. planina 'Gebirge’ ; sonet im Sl. nur die urspr. Bedeutung 'wüste Gegend, Wüste’ (pol. pionina u.a.) zu pofe 'Feld’, lat. polus usw. (ukr. mda. polonina 'Gebirge * dürfte im Zusammenhang mit dem südsl. planina stehen)’1;
skr. ft, rat (čak. art) 'Landzunge, die ins Wasser ragt, Kap; Berggipfel’, sln. rt 'Anhöhe, Gipfel, Felsenspitze’, bulg. nt 'Hügel’; sonst im Sl. nicht mit dieser Bedeutung51; skr., sin., bulg. pečurka 'Pilz’; sonst andere Bildungen (r. dial. peiura, pečerica, 6. pečdrka, slk. peciarka, pol. pieczarka) und mit weniger allgem. Bedeutung (nur 'Pilz zum Braten’)’1; skr., sln., bulg. da 'daß’, mit einer Bedeutung, die sonst im Sl. nicht vor kommt (vgl. oben, § 8).
Solche Beispiele ließen sich noch leicht vermehren.
11 V.Machek, op.cit., 127. 51 St.M.Kuljbakin,0 relfnikoj strani starost. jez., 116. 51 St.M.Kuljbakin, op.cit., 131. 41 E.Borneker, SEW, 304—305; A.M.Selifičev, op.cit., 181; D.Matovb, Gncko-bslgarski studii, SNUNK IX/1, S. 62. 51 G. Reichen krön, Der rumänische Sprachatlas und seine Bedeutung für die Slawistik, ZSPh XVII, 152—153. 51 O.N.Triibaäev,Slatj'a>wtie etimologii 8—9, Ezikovedski izsledvanija v deet na akad. Stefan Mladcnov, Sofija 1957. S.337—338. 71 M.Vasmer, REW II, 391; J.Schütz, op.cit., 23; L. A.Bulaxovsbkyj, Pytannja poxodiennja ukrainsskol mowy, Kyiv 1955, S.204; I.Popović......... ZSPh XXVI, 454. •> J.Schütz, op.cit., 81. 51 St.Mladenowk, BtlUki keme slovaikija refniks, SpBAN XXX, 45—47. £•
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
Manchmal fehlt ein ursl. Wort in allen südsl. Sprachen, so daß auch in diesem negativen Sinne eine Gemeinsamkeit des Südsl. sichtbar wird: vgl. z.B. г. руГ, б. pyl, pol. pyl 'Staub’, das im Südsl. unbekannt ist (südsl. heißt 'Staub’ praxt>)u. Wie ersichtlich, ist es schwer, die südsl. Einheit zu leugnen, wenn man nicht, mit Ramovš, eine agnostizistische Einstellung vertreten will. Die südsl. Spracheinheit ist also eine Tatsache, obwohl sie nicht so ohne weiteres feststellbar ist, wie dies der Fall mit der westslavischen und besonders mit der ostslavischen Spracheinheit ist. Dieser Lage ent spricht also vortrefflich die folgende — wenn auch ein wenig unbestimmte — Formulierung Meillets: „Die südlichen Mundarten, bulgarisch, serbo kroatisch und slovenisch genannt, haben als Ganzes wenige identische Neuerungen, die vollkommen charakteristisch w’ären, doch auch sie lassen sich ohne Zwang in eine Einheit zusammenstellen.“ V.Jagić.Fin Kapitel aus der Geschichte der südslawischen Sprachen, ASPh XVII, 47ff.; dere., Einige Streitfragen — 2. Veruandtschaftsverhältnisse innerhalb der slawischen Sprachen, ASPh XX, 34ff.; A.Meillet.Le slave *, commun Paris 1934, S. 1—13; N. van Wijk, Taalkundige en historiese gegevens betreffende de oudste betrekkingen tussen Serven en Bulgaren, Mededeelingen der Koninklijke akademie van wetenschappen, Amsterdam, afdeel. letterkunde, deel 55, ser. A, Nr.3 , S. 55—61; ders., Les langues slaves du Sud, MS XIV/ *» S.76ff.; ders., 0 stosunkach pokrewiehstua mifdzy j^zykami poludniowo-slowianskiemi, PF XI, 94ff.; ders., Les langues slaves — De l'uniii ä la pluraliti , * ’s-Gravenhage 1956, Kap. V; A.Marguličs,Historische Grund lagen der südslawischen Sprachgliederung, ASPh XL, 197ff., bes. 198—201; F. Ramovš, Kratka zgodovina slovenskega jezika I, Ljubljana 1936, S.23ff.; 83—95; ders., Über die Stellung des Slovenischen im Kreise der slawischen Sprachen, Suomalaisen tiedeakatemian toimituksia, Helsinki, XXVII, 218ff.; ders., Obti momenti iz razvoja slovenskega jezika, III MKS, Bd. IV, S. 37ff.; O.Hujer,Uvod u istoriju slovenskih jezika, Beograd 1935, S.lllff.; I.Lekovt,Karakteristika na obštite čerti vb bblgareki i iztočnoslavjanski, SbBAN XXXVII, 25; K.Mir Čev,l8toriteska gramatika na bblgarski ezik, Sofija 1955, S. 19; T.Lehr-Splawinski.O wzajemnym stosunku j^zykow poludniowoelowianskich, Sprawozdania Towarzystwa naukowego Iwowskiego 1924, S. 111 bis 112; ders., Poczqtki Slowian, Kraköw 1946, S.56ff.; F.Slawski,Vzaimootnoienijata meidu južnoslavjanskite ezici, BEVI, 97ff.; ders., Cechy wspdlne jfzykowpoludniowoslowiahskich, in: PrzegltyJ, 126ff.; St. Romanski, ..., MP II/l, S.117ff.; F.V.Mares, Vznik slovanskćho fonologicktho sysUmua jeho vyvoj do konce obdobi slovanski jazykovi jednoty, Slavia XXV, 443ff., bes. 495; V.Georgiev,..., SF I, 13—14; W.Porzezinski.O stosunkach wzajemnych j^zykow zachodnioslowiahskich, SO III—IV, 231; F.Коребпу, K otdzce klasifikace slovanskych jazykü, Slavia XIX, Iff.; R.Bošković,jRazvilafc su fiksa u juinoslovenskoj jeziikoj zajednici, JF XV, bes. 1—13; I.Lekov.Zz slavjanskata leksikologija, IIBE III, 1 Iff., bes. 31—32; I.Duridanov, Toponimitnile t-sufiksi v juinoslavjansküe ezici, BE VIII, 343ff.; O.N.Trubaöev, n P.J.Cernyx,Oterk russkoj istoriteskoj leksikologii, Moskva 1956, S.95.
§§ 8—0
Serbokroatisch und Bulgarisch
21
Princip»/ postroenija elimologi&skix slovarej slavjanskixjazykov, VJ 1957, No.6, S.70; L.Sadnik,Zur Frage des slavischen -eno-Suffixes, SR III, 297ff.; T.Lehr-Splawinski, Jfzyl’i zachodnio-elawianskie, in: Przeglqd, 40; J.Sta nislav, Über die Stellung des Slowakischen innerhalb der slawischen Sprachen, ZfS 1/2, S.7; B.Conevs,Istorija na btJgarskij ezikv II, Sofija 1934, S.440; Stj.Ivšić,Olagol morali „debeo1* i imperfekt morah „poteram , ** JF X, I66ff.; I.Popović, Nai jezik kao odraz druitvenih zbivanja, Savremenik, Beograd, IV, 680; K.Hordlok, Üvod do studia slovanskych jazykü, Praha 1955, S.59, 202, 206; H. Schuchardt.Slawo-deuMcAea und Slawo-italienisches, Graz 1884, S.86; G.Vidossich,Suffissi triestini, ZRPh XXVII, 761; A.Rosetti, Influenfa limbilor slave meridionale asupra limbii romäne (sec. VI—XII), Bucu resti 1953, S.53; K.Dietrich, Die Suffixbildung im Neugriechischen, BA IV, 139—141; M.Vasmer....... RS VI, 338—339. 9. Es entsteht nun aber die Frage nach der Chronologie und Geo graphie dieser südsl. Sprachgemeinschaft. Wann und wo ist diese ent standen? Bereits in der Urheimat, irgendwo auf dem Wege der künftigen südsl. Stämme in ihre neue Heimat (vgl. Kap. III) oder erst auf dem Balkan und in den benachbarten Gebieten nördlich der Save und der Donau ? Schwierigkeiten bereitet das Bulgarische, das sich besonders in einem Punkt vom Skr. und Sin. stark unterscheidet, nämlich in der Behandlung des ursl. * t', * d' (u. kt, gd vor Palatalvokalen). Denn während sowohl das Skr. als auch das Sin. dafür Vertretungen haben, die sich nicht viel von denen im Nordsl. unterscheiden, nämlich c, d (so auch Altslovenisch, vgl. Kap.VII, § 91), entwickelte sich ursl. * f, * d ‘ (* kt ‘, * gd ‘) im Bulgarischen sehr eigenartig, nämlich zu St, id (maz. auch Sc, £$, das aber sekundär zu sein scheint), was immer für die Slavisten rätselhaft gewesen ist. Vgl. z. B. bulg. gakti 'Hose’ gegenüber skr. gaće, sin. gaće, aruss. gaci, ukr. mda. gäti (Zylko, 301), ö. hace (pol. gacie ist abwegig); bulg. saidi 'Ruß’: gegen über skr. mda. sada (IJS, Verz.), sin. saja (asln. * sađa), r. saia, ukr. mda. sa$ä (Zylko, 142), pol. sadza, ö. saze usw. Wie und wann ist diese eigen artige bulgarische Vertretung — für deren Entwicklung wolü längere Zeit nötig war — entstanden? Denn davon hängt auch die Antwort auf die Frage nach der Chronologie der südsl. Einheit ab. Die Slavisten sind sich darüber nicht einig: einige halten diesen bulg. Wandel von t', d' zu St, id für verhältnismäßig spät imd nehmen an, daß er erst in der neuen Heimat auf dem Balkan entstanden sei, allerdings bis zum IX. Jh., da zu dieser Zeit schon die ältesten aksl. Texte vorhanden waren, die schon konsequent St, id für * /', * d ’ aufweisen; so meinte Jagić und offenbar auch Marguli es; eine solche Deutung wäre auch auf Grund der Auffassung N.Durnovos möglich, der in aksl. kyrillischen Schrei bungen h und ip die Laute k', g', also wie heute im Nordmazed. (nicht St, id, wie man es gewöhnlich annimmt) erblickte. Andere Slavisten da gegen glauben, daß die Entwicklung von St, id (evtl. SS, £j) bereits eine
22
I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
ursl. Dialekterscheinung sei; so ausdrücklich Fürst Trubeckoj und B.Havranek, die die Entstehung von St, žd aus ursl. phonologischen Mitteln erklären (noch erhaltene Gemination an der ursl. Sprachperipherie — Trubetzkoj, bzw. Reaktion gegen die Assibilierung von * /', * d', die die Opposition von * f : t zerstört hätte — Havränek). Etwas Ähnliches nehmen auch vanWijk, Lehr-Splawinski, F.Slawski, W.Porzeziriski, wohl auch F.Kopeüny an. Der holländische Slavist denkt sogar an die nicht gleichzeitige Einwanderung der verschiedenen Südslaven, welche von der älteren Slavistik angenommen und später allmählich auf gegeben wurde (vgl. Kap. VI, § 76). Eine Entscheidung zu fällen ist schwer, weil feste Angaben fehlen. Ich selbst glaubte früher, daß man von einer alten Gliederung auf Grund der al. Lehnwörter und ONN im Magyarischen sprechen kann, da in sl. Ent lehnungen in dieser Sprache schon ausgebildete skr. bzw. bulg. Züge auf treten (vgl. Kap. VI, § 86). Das Bild ist jedoch trügerisch, weil in ONN Ungarns, wenigstens innerhalb der heutigen Grenzen, keine sicheren Bei spiele für bulg. St, žd für * f, * d' vorkommen, Pest (Buda-pest u. a.) ausge nommen, das aber auch auf magyarische Namengebung zurückgeführt werden kann, da auch ein magy. Appellativ pest 'Ofen’ aus peStb besteht; und was magy. Lehnwörter betrifft, die wirklich St, žd für sl. * t', * d' ent halten, so konnten sie erst später entlehnt werden, als der bulg. Staat einen Teil Pannoniens umfaßte (s. Kap. VI, § 86). Und auch sonst sind die Vorfahren der Bulgaren in ungarischen Ländern nicht denkbar, da sogar in Westrumänien Urserben saßen und ihre Nachkommen noch heute dort leben (s. Kap.III, §44). Auch rumänische Wörter sl. Ur sprungs mit bulg. Vertretung St, žd für * t' , * d' konnten später, im Zu sammenhang mit bulg.-rumän. politischen Beziehungen, entlehnt werden (s. Kap. VI, § 87). So besitzen wir in der Tat keinen festen Anhaltspunkt für diese Chronologie. V.Jagić,Ein Kapitel aus der Geschichte der südslavischen Sprachen, ASPh XVII, 47ff.; dere., Einige Streitfragen— 2. Verwandtschaftsverhältnisse inner halb der etaviechen Sprachen, ASPh XX, 34ff.; N. van Wijk, Taalkundige en historiese gegevens betreffende de oudste betrekkingen tussen Serven en Bulgaren, Mededeelingen der Koninklijke akademie van wetenachappen, Amsterdam, afd. letterkunde, deel 55, ser. A, No. 3, S. 56—61; dere.. Les langues slaves du Sud, MS XIV/4, S.76ff.; ders., Les langues slaves — De l'uniti d la pluraliti , * a-Cravenhage 1956, S.lOSff.; A.Margulibs,Historische Grundlagen der südstatischen Sprachgliederung, ASPh XL, bea. 198—201; T.Lehr-Splawinski, Boczqtki Stowian, Krakdw 1946, S.56ff.; I.Lekov,Ssrboxervatskijat i bslgarekijat ezik, Južni alavjani, Sofija, IV, 18ff.; N. Durnovo,Mysli i predpoloienija 0 proisxoldenii staroslayfanskogo jazyka i slavjanskix atfatitov, Byz. Sl. I, 55—58; Fürst N. Trubetzkoy, Die altkirchenslatische Vertretung des ursl. *lj, *dj, ZSPhXIJI, 88ff.; ders., Über die Entstehung der gemeinwestslavischen Eigentümlichkeiten auf dem Gebiete des Konsonantismus, ZSPh
§§ 9—10
Serbokroatisch und Bulgarisch
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VII, 389—390; B.Havränek,Ein phonologischer Beitrag zur Entwick lung der elaviechen Palatalreihen, TCLP VIII, 332; F.Slavski.Vzatmooinokenijata meidu juinoelayjanslcite ezici, BE VI, 101—102; W.Porzezinski, 0 stosunkach wzajemnych jfzyk&w zachodnioslowianekich, SO III—IV, 231; F.KopcCny, K otdzce klasifikace slovanekych jazykü, Slavia XIX, 1—5; C,J. Jirećek,£h'e Heerstraße von Belgrad nach Constantinopel, Prag 1877,8.70—71.
10. Die Frage nach der Chronologie der südsl. Spracheinheit ist aber mit der Feststellung, daß die zeitliche Bestimmung des bulg. Wandele von ♦f, * d' zu St, žd unmöglich ist, — noch nicht erschöpft, da das Bulgarische, trotz seiner so eigenartigen Entwicklung in der Vergangenheit, auch wichtige Züge, und zwar Neuerungen, im Zusammenhang mit dem ihm geographisch am nächsten stehenden Serbokroatischen, vor allem mit dem skr. štokavischen Dialekt (zum Štokavischen vgl. Kap. X, XI) entwickelt hat. Zuerst ist der Übergang von ursl. Sl, z$ zu St, žd sowohl im skr. Stokavi
schen als auch im Bulgarischen zu nennen, der jedenfalls sehr charakte ristisch ist, da er sonst in anderen Slavinen nicht vorkommt und sogar im Westskr. (Kap. X, §§ 100ff.) nicht stattgefunden hat. Vgl. skr. štok. Stuka, bulg. Stuka 'Hecht’ gegenüber skr. šćakavisch Sćuka, sin. Sćuka, r. Sćuka, apol. szezuka (pol. szezupak), ukr. Sčupa, č. Stika-, skr. štok. mda. dažd, mazed. dožd, aksl. dižds, bulg. dvžd (diž) 'Regen’ gegenüber skr. čakav. daž — gen. dažja (aus * dažd' — * dažd'a), skr. šćakav. dažđeva f. 'Regen-’, sin. dež— dežja bzw. deždža, r. doS— daćća (geschr., deshalb auch ge sprochen, dožd' — dažd'a), r. mda. dem. dožik 'kleiner Regen’, nordruss. doSt' — dožd'a, ukr. mda. dožj (Zylko, 142), apol. gen. didia [jja], ač. diSć, č. deSl', slk. d&žd', sorb. dejSi u.a. (zur serbokroatischen Geographie St: Sie. Kap. X, §§ 100ff.). Es ist schwer anzunehmen, daß dieser Wandel einerseits im Skr., andererseits im Bidg. unabhängig eingetreten ist; viel mehr handelt es sich um eine gemeinsame Isophone. Wieder entsteht die Frage: wann ist der Übergang eingetreten? Allerdings finden wir schon in sl. Elementen des Magy. und Alb. das Endergebnis St, žd: vgl. etwa in Ungarn ONN wie Kosthan, Kostan, Kustan (XHI.Jh.) aus koStany (< koSiant)-, Szelests (XIV. Jh. Zeleste) aus seliSte (< seliSce)11, Lehn wörter wie palast 'Mantel’ = plaSts (< plaSćb) u. dgl.; dann in sl. Lehnw. des Alb. voshtine 'Wabe’ aus voStina (: r. voSeina), torrishte 'Schafstall’ aus toriSte (< -Sie), oishteje 'Wagendeichsel’ aus ojiSte (< -Sie) u. a. und nach dem rumän. Slavisten E.Petrovici soll auch der mm. Wandel von lat. sce, sei zu fte, fti (Typus piscem > peste) dem Südsl. zugeschrieben werden, was ebenfalls auf das Alter des Wandels hinweist. Wäre die
” Wenn in Österreich ebenfalls Beispiele wie ON Strasieta (XI. Jh.) aus straiiiie vorkommen, so geht es auf Kosten des Germanischen, J.Stanislav,Sloveneky juh v etredoveku I, Turdiansky Sv. Martin 1948, S.38.
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
Entwicklung erst balkanisch, dann würde man übrigens nicht verstehen, warum die skr. šća- und öa-Sprecher denselben Übergang nicht keimen, ob wohl sie eben auf dem Balkan in die gemeinsame Entwicklung mit dem Štokavischen einbezogen wurden (Kap. X, § 107), während die Bulgaren, die in der neuen Heimat keine politische Einheit mit den Serben bildeten, diesen Lautwandel gut kennen. Es wird sich also um einen Zug handeln, den die Vorfahren der östlicheren Serbokroaten und die der Mazedonier und Bulgaren früh zusammen entwickelt haben, wohl schon in der Urheimat; zu dieser Zeit dürften die Verhältnisse geographisch so ausgesehen haben:
sS = Sc
Sč>St’
Sln. Westskr.
Ostskr. Maz.-Bulg.
Als der Zusammenhang Štokavisch-Bulgarisch später geschwächt wurde, wirkte der Wandel nicht mehr. Wenn also Trubeckoj im Mazedoni schen auch für ältere Epochen ein Sč, voraussetzt, so wird es sich wohl um eine nicht zutreffende Interpretation handeln; höchstens war es ein noch leicht palatalisiertes St', žd'l>, wie man es auch für das Sl. in Rumänien vielleicht voraussetzen kann”. Unter den grammatikalischen Elementen sind mir weitere Zusammen hänge solcher Art nicht bekannt; es sind aber von bulgarischen Gelehrten lexikalische Gemeinsamkeiten des Bulg. und des Skr. hervorgehoben worden. Diese letzteren sind sogar so zahlreich und so auffallend, daß I.Lekov folgendermaßen diesen Tatbestand formulieren konnte: „Beim Vergleich mit den anderen slavischen Sprachen finden «’ir, daß die Wörter des bulgarischen Grundwortbestandes ihre Parallele am häufigsten in der serbokroatischen Sprache finden; ein Beweis dafür, daß die Ansicht von einem Dualismus in der Entwicklung der südslavischen Sprachen, nach der die serbokroatische Sprache der slovenischen näher steht als der bulgarischen, zwar richtig ist, aber nur in bezug auf die grammatische Struktur und nicht auf den Grundwortbestand.“ Diese Betrachtung deckt sich mit der Feststellung F.Kopečn^s, daß die skr. und die sln. Sprache, trotz ihrer engsten Verwandtschaft (vgl.Kap. VII, §91), in bezug auf den Wortschatz kaum eine Einheit bilden. Und nach einer Statistik 11 Der Aussprache kvkfa, leifa in Ostbulgarien für kvita, lekta begegnet man nur bei den Einwanderern aus Mazedonien, St.Stoj ko v ,Strandianskijal govor, BE VII, 209. ” Bum. ftiueä, im Westen OK CofUflea aus kokut-ja, G.Reichenkron,Wungaro-Valachica, Ural-Altaischo Jahrbücher XXV, 84; E.Petrovici, Adjective poueive slavt in -j- ca toponimice pe teritoriul R.P.R., Studii $i cercetäri lingvistice, Bucuresti, IV, 71.
§ 10
Serbokroatisch und Bulgarisch (Wortschatz)
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V. Georgievs besitzt das Skr. (es handelt sich um die Schriftsprache) 80—85% Wörter, die mit den entsprechenden bulgarischen identisch oder fast identisch sind, 5—10% solcher, die einem Bulgaren mehr oder weniger verständlich sind und nur 5—10% die unverständlich sind; der Wortschatz anderer Slavinen ist den Bulgaren weniger verständlich (Russisch: 60 ... % identische bzw. fast identische Wörter, Cechisch 40—45%, Polnisch 35—40%). Wir können also eine lange Wortliste anführen, in der dieser Zusammen hang zwischen dem Skr. und dem Bulg. sichtbar wird; nach meinen eigenen Beobachtungen handelt es sich (wie bei dem Wandel von ic zu St) sehr oft um Elemente, die nur dem štok. Dialekt des Skr. eigen sind, während schon weiter im Westen, vor allem im Cakav., andere Typen vor kommen ; aber in mehreren Fällen nimmt daran auch das Cakavische teil. Ich führe eine Auswahl solcher skr.-bulg. gemeinsamen Erbwörter an:
skr. grkfan, bulg. gnklan, gnkl'an 'Kehle’; anderswo andere Typen; ein. grtanec, r. gortan', t.hrian\ sln. galt, skr. čak. gut11; skr., bulg. guja 'Schlange’ zu lit. gaujä 'Haufe, Rudel, Schar, Schwarm’, FN Gauja ('gewundener Fluß’)11;
skr. plaziti se, pleziti se 'die Zunge zeigen’, bulg. plez'a (ee) 'ds.’ zu gr. Sx-nklaao/iai 'den Mund öffnen’ (Grundform?)”; skr. momak, bulg. momtk, momče 'Jüngling, Knabe’; bulg. moma 'Mäd chen’, auch skr. moma-, ein Lallwort, das aber sonst nicht vorkommt;
Skr. ubao, aserb. ublb 'Grube, in der sich Wasser ansammelt wie im Brunnen’, bulg. vbbel; aus dem SI. Ombla im Dalm.-rom., Bopmixavr) in Griechenland. Grundform * gbh (weitere Zusammenhänge?)”;
skr. kun, skr. mda. kfn, bulg. kbln 'die Pflanze Acer pseudoplatanos’, also k[nt ; sonst im SI. klčn-b bzw. Mi!l; skr. dubok, mda. dlbok, bulg. dslbok 'tief’; schon im Cakav. der alte sl. Typ glubok und g[bok-, auch aksl. glgbokb-,
skr. nemoj! 'tu es nicht’, bulg. mda. nemoj, schrift-bulg. nedej; sonst unbekannt”; 11 E.Berneker, SEW, 372; M.Tentor.Lrita. st., 74. 11 J.Schütz, Noch ein Tabuwort für 'Schlange’ im Statischen, Ezikovedski izeledvanija v čest na akad. St.Mladenov, Sofija 1957, S. 333—334. •> V.Georgiov.Fzprosi na belgarskata etimologija, Sofija 1958, S.21. 11 J.Schütz,Die geographische Terminologie des Serbokroatischen, Berlin 1957, S. 68. •> P.J.Öernyx,Oferk russkoj istorileskoj leksikologii, Moskva 1956, S.52 u. Anm. 1; St.Mladenov, EPRBKE, s.v. •I F.Liewehr.Slr., bg. nemoj und Verwandtes, ZfS 1/2, S.89ff.;
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
skr., bulg. eto! 'da!’; skr., bulg. mda. e(e, eve, ene 'da?; anderswo andere Formen: r. vot, r. mda. evot, evon; pol. otöz11; skr., bulg. majka 'Mutter’, daraus rum. maicä; sln. schon nur mati, wie anderswo im Sl.; skr. zaboraviti 'vergessen’, bulg. zabrav'am 'ds. * ”; schon čakav. das alta zabyti: zabit 'vergessen’”, so auch in der archaischen serb. Mda. in Ru mänien41; im Ostsl. wird die alte Form bewahrt; im Westsl. auch neue Bildungen; skr. zabio, aserb. zabflb 'ein durch Abrinden bezeichneter Baum’”, serb. mda. auch zäbe (-la), zabel (Elezović 1,184), zabil ', * aksl. zaWZs'ds.’, mittelbulg. zabšh, bulg. ON Zadel”; daraus alb. zaöeZ”; zu bšliti 'weiß machen’; sonst unbekannt; skr. stoka, aserb. stoka 'Vieh', bulg. stoki pl. 'Ware’, bulg. mda. stoka 'Vieh’ zu sb-tek-Ist-tok- 'sammeln, verdienen’;
skr. prozor, bulg. prozorec 'Fenster’’1, zu zsröi; anderswo gewöhnlich okbno 'Fenster’ oder andere Ausdrücke: vgl. ukr. mda. oblak, vygl'ad 'ds.’ (Žj’lko, 145, 304); skr., bulg. košnica, акв1. košbnica 'Bienenstock’; sonst im Sl. dafür kokb, ulijb und andere Ausdrücke; aus dem Südsl. rum. cognitäm;
skr., bulg. šteta 'Schade’, zu tbsk- (* tbsketa
'Vakuum’)1,1;
skr. mečka 'Weibchen des Bären; Bär’, bulg. mečka 'Bär’, akel. meäkb 'Bär’; sonst (auch im Skr.) erhaltenes medvšdb; es gibt ein wruss. meka 11 S t. Mlađ eno v, Zu den slavischennd-Sätzen, Streitberg-Festgabe, Leipzig 1924, S.277; L.P.Jakubinskij,Istorya drevnerusskogo jazyka, Moskva 1953, S.189ff.; P.J.Cernyx,Istoričeskaja grammatika russkogo jazyka*, Moskva 1954, S.211. 11 O.N.Trubačev,Slavische Etymologien, Serbokroal. zabbravili, bg. zabrdvjam 'vergessen' und Verwandle, ZfS Ш, 609—670. •> St.M.Kuljbakin.O rečniikoj strani staroslavenskog jezika, Glas CXXXVHI, 118; M.Tentor.Lei«. sl., 88. •> E.Petrovici,Graiul Caragovenilor, Bucuresti 1935, S.212. »> J.Schütz, op.cit., 60. •• E.Petrovici, op.cit., 97. ’• V.Mikovi»,Pr•> V.Jagić,Entst., 289; St.M.Kuljbakin, op.cit., 121; A.M.Seliädev, op. eit-, 203, 223, 247; E.Moör.Die slawischen Ortsnamen der Theissebene, ZONF VI, __ 16, 113; I.K.Bunina, op.cit., 68; A.RoBetti,Influenfa limbilor slave meridionale asupra limbii romđne (вес. VI—XII), Bucuresti 1954, S. 41. i» B.Conevi, Koi novobtlgarski govori stojate naj-blizu do starobslgarski w leksifalno otnoienie, SpBAN XI, 28.
§ 10
Serbokroatisch und Bulgarisch (Wortschatz)
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'Bär’; aruss. PN Meöixvostb, r. ON Krasivaja Meča (?)”; die Bildung auf ■bk- ist allerdings nur im Skr., Akel., Bulg. erwiesen; skr. stok. nemam (neben neimam) 'ich habe nicht’, bulg. n'amam 'ds. , * also * nčmamb; sonst sind die Bildungen anders: schon čakav. und ein. niman, nimam * 1, also * n(e)-imamb und auch anderswo ist unbekannt (mit Ausnahme von r. net aus ni-tb, slk. niet);
skr. täj 'der, dieser’, bulg. toj 'er’, tbj 'so’; sonst andere Bildungen; schon čakav. ti, ein. tišti, westsl. ti-ni, r. tot, čtot, ač. tet usw.”; skr. jabuka f., bulg. jabblka f. 'Apfel’41 gegenüber ein. jabolko n. wie in den anderen Slavinen;
skr., bulg. vojnik 'Soldat’; viele ONN in Bulgarien: Vojnik, Vojnikmaxle u.a.41; aus dem Südsl. rum. voinic“, ONN in Albanien Vojnik, in Griechenland rov Boin'xov71; sonst im Sl. vojinb, vojakb und andere Ausdr.; skr., bulg. brakno, aksl.hroJwio 'Mehl’; manchmal auch in nordr. Mdaa. borofno 'Roggenmehl’, brašno 'Art Speise aus Brot, Salz und Fischfleisch’; sonst diese Bed. unbekannt; schon skr. čak. muka (Sušak, 168), sin. moka 'Mehl’; im skr. Štok. erhalten mučiiak, bulg. mda. mzcritk 'Kasten in der Mühle, in welchen das gemahlene Mehl fällt’41; skr. štok. skup 'teuer’, bulg. skbp 'teuer’ (aber auch 'lieb’); daraus auch rum. scump 'teuer’; sonst gemeinst, dorgb 'teuer’, skgpb 'lieb’; schon im skr. Cak. drag 'teuer’, dragina 'hohe Preise’, sin. drag 'teuer’41;
skr. moliti 'bitten , * bulg. mol’a 'ich bitte’; dagegen ursl. * modliti 'beten * : prositi 'bitten’; im Sin. schon prositi 'bitten’, moliti 'beten’; skr., bulg. prositi 'betteln’; skr. Stok., bulg. godina 'Jahr’; im Osts), andere Bildungen (r. god 'Jahr’), im Westsl. andere Bedeutung (pol. godzina, Č. hodina, auch ukr. hodyna 'Stunde’); im Cak. schon entweder andere Bed.: godina 'Stunde; Wetter;* 11 » P.J.Cernyx,Olerk ruse. istor. leks., 39—40; B.Conevi, op.cit., 18; V.Mikovl,Proiexodb, 232. ” M.Ten tor,Leks. sl., 79. »> K.Horälek.Üvod, 203. 11 N.Mirkovii, Bugarsko-srpskohrvalski diferencijalni refnik, Beograd 1937, S. 168. « V.Mikovi, Proüxodt, 115. 11 A.Rosetti, op.cit., 41. ’> A.M.Seliädev, op.cit., 251. •> V.Jagić,Entst., 327; L.P.Jakubinskij, op.cit., 113, 274; St.Stojkov, Ihlgarska dijaleklologija [hektogr.], Sofija 1955, S. 157. 41 M.Tontor,Leks, sl., 73; S.Pu;cariu,Z)>e rumdniMA« Sprache, Leipzig 1943, S. 315, 357.
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
Altersgenosse’ oder andere Bildungen: godište 'Jähr’; im Sin. heißt 'Jahr’ nur letou; skr. štok. brati 'pflücken’, bulg. ben 'ich pflücke’; schon čak., sin. brati 'sammeln’ (verwandt mit ursl. btrati 'nehmen’); čak. 'pflücken’ nur taryat u.a. Ausdrücke (Susak, 168); skr. štok., bulg. kosa 'Haar, Haupthaar’; sonst anderswo kosa 'Zopf’ gegenüber *volst> 'Haar’; auch Cakav. schon vlasi 'Haar’, sln. ebenso; dagegen čak. kosa 'Zopf’ (Susak, 164, 168); skr. hraniti 'nähren’, bulg. xrana 'ich nähre’; skr. hrana, bulg. xrana 'Nahrung’; sonst im Sl. die ältere Bedeutung: * xomiti 'hüten, bewahren, pflegen’ : pitati 'nähren’; schon čak. und sin. hraniti 'aufbewahren, hüten, verbergen’ (sin. hraniti 'nähren’ wird gelehrte Entlehnung aus dem Skr. sein); aus dem Südsl. rum. hranä (in allen Mundarten) 'Nahrung’; doch auch polab. chorna 'Nahrung’, chornet 'ernähren, futtern’21 usw. Man kann freilich nicht für alle solche Beispiele a priori annehmen, daß sie alte Neuerungen darstellen, und für manche Wörter läßt sich sogar erweisen, daß sie erst spät entstanden sind bzw. ihre Bedeutung geändert haben: so z.B. skr. kuća, bulg. kušta 'Haus’, während im Aksl. kgšla nur 'Hütte’ bedeutete (vgl. Kap. X, § 107); doch ist immerhin die Anzahl von Bedeutung, und es wird sich wohl — wie bei der Entwicklung von ursl. Šć, žj — auch oft um schon in der Urheimat entstandene Elemente handeln. Beim heutigen Stand der Forschung läßt sich nicht genauer auf Einzelheiten eingehen.
11. Ich neige also zur Annahme eines alten Zusammenhangs der heuti gen südsl. Sprachen bereits in der Urheimat; die Beziehungen des künfti gen Bulg. müssen natürlich enger zum skr. Štokavischen als zum skr. Ćakavischen und zum Slovenischen sein; und es gab offenbar eine Zeit, als die östlichen Serbokroaten (što-Sprecher) den Bulgaren näher standen als den westlichen Serbokroaten (ča-Sprecher) und Slovenen. Erst nachher ist das Bulg. seinen eigenen Weg gegangen l* t' zu Št)- dann kommt es allmählich zur Bildung eines westlichen südsl. Kerns, dem das Bulg. nicht mehr zugehörte, weil es weiter gegen Südosten lag. I.Popović,tatarski štokavski dijalekat, RR V, 89; N.Durnovo.Ze traitcment de * sk dans les langues slaves, RES VI, 216 ff.; F. RamovS, Drobnosti iz slovenske gramatike — 2. Refleksi za prvotni skupini [sic] zdf in zgj., Slavia I,
” RJA III, 235—237, 238—239; St.v.Smal - Stockyj-Th.Gärtner,Orammalik der ruthenischen (ukrainischen) Sprache, Wien 1913, S.491; Susak, 159; P.J.Cernyx,(Merk russ. ist. dial., 136ff. 21 M.Tentor.Leh». sl., 74; Pleteršnik I, 27; S.Puijcariu, Die rum. Spr., 358; P.Rost,Die Sprachreale der Drawäno-Polaben im Hannöverschen, Leipzig 1907, S.387.
§§11—12
Stufenartigkeit der Spaltung
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236ff.; Stj.Ivšić,Današ»lt poeavsši poror I, Rad CXCVI, 135—136, 197, 202; M.Rešetar,Die Cakavitina und deren eineiige und jetzige Grenzen, ASPh XIII, 196; F.V.Mareä, Vznik slovanskiho /onologickiho eyetimu a jeho vyvoj do konce obdobl slovanski jazykovi jednoly, Slavia XXV, 473—474; J.Stani * alav ,Sloveneky juh v elredoveku I, Turfiansky Sv. Martin 1948, S.44—45, 58, 62, 66—67; A.M.Selišiev ,Slayjanskoe naselenie v Albanit, Sofija 1931, S. 156, 167; E.Petrovič, ...[r.], SOVJ, 229; Fürst N.Trubetzkoy,Die allkirchenslavische Vertretung der urel. * tj, * dj, ZSPh XIII, 88ff.; I.Lekov, Besonderheiten des Grundwortbestandes der bulgarischen Sprache, VBST, 82—83; V.Georgiev, Ezikovo sbliienie na slavjanskite narodi, Kap. Blizostta na slavjanskite ezici, Ezik i literatura, Sofija, III, 245—246; I. Popovi i, Serbskoxorvatsko-bolgarskie leksiüeskie etjudy I, Slavjanskoe jazykoznanie, Moskva 1959, S. 35ff.; II (im Druck); St. Mladenovt, Belezki za imenata na nlkoi zemnovodni i vlečugi vs jugosl. ezici. Učilištem pregledi, Sofija, XXVII, 1133ff.; F.Kopečny, Kotdzce klasifikace slovanskych jazykü, Slavia XIX, 10.
12. Wie sah nun die ursprüngliche Abgrenzung des Südsl. gegen das Nordsl., d.h. gegen die übrige Masse der sl. Sprachen und Mundarten, aus? Von einer scharfen Grenze, die gewöhnlich in Handbüchern schema tisch angenommen wird, kann in der Tat keine Rede sein. Im Gegenteil, alle Übergänge von Mundart zu Mundart waren im Ursi, immer nur stufenartig, so daß sogar heute, tausend Jahre nach der endgültigen mechanischen Trennung, die durch den Einschub fremdsprachlicher Elemente ins Zentrum des sl. Sprachbodens erfolgte, die allgemeine slavische sprachgeographische Karte noch immer ein fein nuanciertes, stufenartiges Bild bietet, wobei eine Slavine in der Regel immer stärkere Beziehungen zu einer anderen ihr zunächst liegenden aufweist als zu den entfernteren. So ist z.B. die Palatalitätskorrelation (nach der Terminologie von Mareš mikkostni korelace), d. h. das Verhältnis der nicht-palatalisierenden Hinter- und der palatalisierenden Vordervokale (vgl. r. dom, mit d : d'en', mit d') am stärksten im Norden und Nordosten ausgeprägt (Pol. und Russ.), im Nordwesten (Sorbisch) etwas weniger stark (Entpalatalisierung in einigen Stellungen), dann kommt sie in der Mitte des slavischen Sprach gebietes schon stark beschränkt vor (einerseits Cech., andererseits Ukr.), wobei verschiedene Ubergangsstufen in dem zwischen dem Cech. und dem Poln. gelegenen Slk. zu beobachten sind, während sie endlich im Südwesten fast gar nicht besteht (Sin. und beinahe vollkommen Skr. und Maz., mit einigen Überbleibseln im nördl. Skr., vgl. § 15), und im Südosten (Bulg.) wieder in einem gewissen Grad auftaucht, so daß sich auch hier eine Art Übergang des östl. Südsl. zum Ostsl. feststellen läßt.
Dasselbe beobachtet man bei den Verhältnissen im Bereiche des Akzentes: im Südwesten (Sin. und fast vollkommen Skr.) wird im Prinzip sowohl die alte Qualität als auch die Quantität beibehalten ; in der Mitte steht das Cecho-slovakische (einst auch das Altpolnische), das die Quali-
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I. Das Ursüdslavieche in der alten Heimat
t&t aufgegeben, aber die Quantität bewahrt hat; weiter östlich folgt das Ostslavische, wo auch diese letzte verschwunden ist, und an das Ostsl. schließen sich im Süden das Bulgarische und das Mazedonische an (auch einige skr. Mdaa.), wo sowohl die Qualität als auch die Quantität auf gegeben worden sind. Ähnlich steht es mit den fort, tolt-Gruppen (vgl. § 6): an die südsl.čecho-slk. Metathese zu trat, tlat (wobei die Verlängerung von o" zu ä zu beobachten ist) schließt sich die nördl. westsl. Vertretung trat, tlot an (also wieder mit Metathese, doch ohne Verlängerung), und weiter dann die ostsl. Entwicklung zum Vollaut, wo wir es ebenfalls mit erhaltenem б zu tun haben, aber diesmal ohne eigtl. Metathese; dazu werden an den Peripherien sowohl im Norden als auch im Südosten Beispiele ohne Meta these erhalten (pol. Fälle wie karw 'Stier’ zu krowa 'Kuh’; abulg. Fälle wie maldičie 'Jüngling’ usw.). Solche Stufenartigkeit und Konsequenz ist auch sonst in so zahlreichen Fällen ausgeprägt, daß folgende schöne alte Formulierung von Jagić auch heutzutage noch als vollkommen richtig angenommen werden kann: „Die(se) Ableugnung eines ursächlichen Zusammenhanges zwischen den Siedlungsverhältnissen in der Urheimat und den späteren halte ich für imbegründet. Nach dem eigentümlichen herdenartigen Charakter der slavischen Völkerwanderung scheint mir das spätere erweiterte Bild der slawischen Verbreitung über Zentral- und Südeuropa den vorgeschicht lichen Mikrokosmos ziemlich genau widerzuspiegeln, und insofern halte ich wirklich die spätere geschichtliche Gruppierung ... für eine erweiterte Fortsetzung der vorgeschichtlichen.“ Diese Auffassung wurde auch von vanWijk aufgenommen, und der italienische Indogermanist V.Pisani ist sogar soweit gegangen, zu behaupten, daß die urel. Sprache eigentlich noch heute besteht: sie sei in der Tat seit dem IV. Jh. n. Chr. nur „quanti tativ“, nicht aber überhaupt „qualitativ“ zerfallen. Da überall von stufenartigen Übergängen zwischen sl. Mdaa. zu sprechen ist, so konnte auch die Abgrenzung des Südsl. gegen das übrige Sl. nur stufenartig sein; überall mußten Berührungen zwischen den künftigen südsl. und den künftigen nordsl. Mdaa. bestehen. Davon zeugen auch verschiedene sprachliche Tatsachen, die jedoch in der Fachliteratur auf verschiedene Weise gedeutet werden: wenn solche Übereinstimmun gen festgestellt werden können, so dienen sie nach einigen Slavisten wirk lich ah Zeugen des einstigen Zusammenhanges; nach anderen handelt es sich um unabhängige Parallelentwicklungen. Nach allem Gesagten betrachte ich diese letzte Auffassung (besondere F. Ramovä, F.Travniček und andere č. Slavisten, I.Lekov, St.Mladenov) als vollkommen falsch; die erstere dagegen ah prinzipiell richtig (besondere Z.Stieber.I.Kniezea.St.M. Kul'bakin, V. Oblak, auch J. Stanislav, W. Porzezineki u.a.).
§§ 12—13
Slovenisch und Čechiech
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V.Jagi 6, Einige Streitfragen — 2. Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der slawischen Sprachen, ASPh XX, 22; N. van Wijk.iw langues slaves — De l'uniti d la pluraliti , * ’a-Gravonhage 1956, Kap. II; ders., Durle du slave commun, III MKS, Bd. I, 15; ders., Est-il possible de diterminer les dialectes du slave commun non seulement d'apris les doubles ou triples traits phoniliques mais aussi d'apres le paralUlisme des formes dans toutes les parties de la grammaire slave?, III MKS, Bd. I, 72—73; V.Pisani,Durie du slave commun, III MKS, Bd.1,13—14; I. Popović,Zur südslawischen Sprachgeographie I. Die Be rührungen des Südslawischen mit dem Nordslavischen (im Druck); N. Durnovo, K voprosu o vremeni raspadenija obifeslavjanskogo jazyka, SPSSF I, 514ff.; F.Ramovfi, . . [sin.], III MKS, Bd.I, 15ff.; A.Majer, Kako bi se mogla epoha praslovenskog jezika vremenski odrediti, III MKS, Bd. I, 18—19; M.Đartoli,Le innovazioni preetniche nello slavo, III MKS, Bd. II, 7—8; I.Lekovi, Karakteristika na obitiie čerti vt bilgarski i iztoČnoslavjanski, SbBAN XXXVII, 25; ders., Značenie na gramatičeskile, slovoobrazovaielni i leksikalni danni za klasifikacijata na slavjanskite ezici ot nvremeno gledište, SF II, 64ff.; J.Czekanowski ,R6žnicowanie si$ dialektöw praslowianskich w iwietle kryterjum iloćciowego, SPSSF I, 485ff.; F. Коребпу.К otdzce klasifikace slovanskych jazyku, Slavia XIX, lff.; A.V.Isaöenko, . . .[dt.], III MKS, Bd. I, S.76ff.; ders., Versuch einer Typologie der slawischen Sprachen, Linguistica Slovaca, Brati slava, I, 64ff.; N. van Wijk,£a genese de la mouiUure des consonnes dans les langues slaves, Slavia XV, 24ff.; ders., L'itude comparative des eystimes phonologiques des langues slaves, III MKS, Bd. IV, S.35; ders., Ya-t-il des rapports entre les systimes consonantiques et vocaliques des langues slaves . .., III MKS, Bd. I, S.74—75; F. V.Mares, Vznik slovanskiho fonologickiho systemu a jeho vyvoj do konce obdobi slovanskijazykovijednoty, Slavia XXV, 443ff.; E.Koschmieder.Dte Palatalitätskorrelaiion im Slawischen, Heidelberg 1958; T.LehrSplawinski.O dialektach praslowianskich, SPSSF II, 583—584; N. van Wijk,Zur Aussprache des urslawischen l, Slavia П, 593ff.; Z.Stieber, Naglosowe o w dialektach zachodnioslowianskich, SO XIV, 235ff.; M. Dolobko, Der sekundäre v-Vorschlag im Russischen, ZSPhlll, 87ff.; L.Tesnidre,£es diphones tl, dl en slave: Essai de giolinguistique, RES ХП1, 51ff.; R. Nahti gal, Instrum. sing. fern, -oip : -op : -p, ČSJKZ III, Iff., 71—72; N. van Wijk, Po povodu slavjanskin formt, tvoritelbnago padeža ed. t. na -ou, -ow, Slavia II, 5ff.; I. Duridanov, Toponimünite Č - sufiksi v južnoslavjanskite ezici, BE VIII, 343ff.
13. Wie berührten sich nun die Südslaven mit den Nordslaven? Wie ich in meiner Studie Zur Sprachgeographie des Südslawischen gezeigt habe, wurde in das ganze Problem eine Konfusion gebracht durch die Annahme, daß im westl. Abschnitt die Slovenen mit den Slovaken in Berührung standen (was durch den Namen Slovenec : Slovak hervorgerufen wurde, obwohl dieser Zusammenhang für diese Frage belanglos ist). Im Sin. erscheint westsl. erhaltenes tl, dl, seltener auch ro-, lo- für * ort-, * o!t-\ im Slk. geht teilweise tl, dl in l über und es sind viele Fälle mit südsl. ra-, lafür * ort-, * olt- zu beobachten (vgl. § 14). Darauf baute man eine Theorie von einem einstigen sln.-slk. Zusammenhang. Das ist methodisch falsch: wenn im Sin. tl, dl = tl, dl vorkommt und im Slk. tl, dl > l, so unter scheiden sich in diesem Punkte die beiden Slavinen; und dasselbe gilt
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I. Das Ursüdelavische in der alten Heimat
auch für die Entwicklung von * oit-, * olt-; dieser Weg führt demnach nicht weiter. Man muß also methodisch anders verfahren. Wir betrachten die betreffenden Sprachzüge im Zusammenhang mit der heutigen Geographie des Slavischen im allgemeinen. Zuerst der Westabschnitt: im Südsl. das Slovenische, im Nordsl. das Cechische; geographisch ist ein solches Verhältnis am wahrscheinlich sten. Und tatsächlich finden sich Züge im Sin., die auf Cech. (nicht Slk.) hinweisen. Die wichtigsten sind:
1. Die erhaltenen tl, dl-Gruppen in nordsln. Mdaa., also wie im Westsl. (vgl. § 3): radio 'Pflug’ ~ č. rddlo gegenüber sehr. sln. ralo ~ skr., bulg, ralo; modliti 'beten’ ~ 6. modliti gegenüber sehr. sin. molili ~ skr. moliti, bulg. mol'a; šidlo 'Pfriem’ ~ č. šidlo gegenüber sehr. sin. šilo ~ skr., bulg. šilo.
2. Der Instrumental sg. der ä-St. auf ♦-₽; daraus ač. -ti, i. -ou; sin. -o auf dem ganzen Gebiet; kajk. -o, -g, -u. Dem Sln. u. Kajk. schließt sich auch ein Teil des skr. Cak. an, mit seinem -u (und -u-n); und sogar im äußersten skr. Süden, in einigen archaischen mont. Mdaa. im Küstenl. er scheint -u aus * -p. Beispiele: ač. rybü, ženii, č. rybou, ženou, sln. rybo, ženo, kroat. kajk. ribo, ženo || ribo, čeno|| ribu, ženu ; čak. ribu, ženu (und ribun, ženun), aus dem mont. Küstenland werden Belege * se mnu 'mit mir’,«lobu 'mit dir’ (gegenüber aksl. sz mtnojg, sz tobojg, sehr. skr. sa mnom, s tobom) angeführt. In den übrigen südsl. Sprachen erscheint -ojg bzw. dessen Fortsetzungen (aksl. ženojg, aserb. ženovt aus ženou < ženoiu; in einigen čak. Mdaa. ebenso ženov; stok. ženom aus ženov durch Analogie). 3. Das Präfix ei/-'aus’ in nördl. sln. Mdaa. (~ Č., pol., r. vy-), so auch in nördl. čak. Mdaa. des Kroat. Vgl. sln. mda. vilize 'geht hinaus’, vipustet 'auslassen’, venašat 'ausführen’ usw., čak. vilezlo 'ausgegangen’, vikopat 'ausgraben’, dann sln. vilaz 'Frühling’ u.a. Sonst steht im Südsl. dafür nur iz- 'aus’ (skr. izidem 'ich gehe hinaus’ u.a.). 4. Die Kontraktion -e- aus -aie- in zusammengesetzten Adjekt. Vgl. ein. dobrega, dobremu (auch tega, temu) seit den ältesten Denkmälern ~ Č. dobreho, dobremu, pol., nsorb. dobrego, dobremu, osorb. dobreho, dobremu gegenüber skr. dobroga, dobromu, mittelbulg. svetoga, nrnomu (aksl. dobrajego, dobrujemu), auch r. ddbrovo, dobromu, ukr. dobroho, dobromu. 5. Das Futur wird seit den ältesten Quellen mit bgdg = sln. bodem, bom gebildet. Vgl. asln. bode zastopil 'er wird ersetzen’, bode vejdel 'er wird wissen’, ti boš počela 'du wirst schwanger werden’ usw., was sonst im Südsl. nicht vorkommt (§ 8) und im Cech. seit den ältesten Quellen bekannt ist: vgl. ač. schon bude užila 'sie wird genießen’ u.a. Varianten. Man könnte auch andere Sprachzüge anführen, die das Sln. mit dem C. verbinden, wie die Erhärtung von I' (bzw. () zu l (sln. polje, gesprochen
§ 13
Slovenisch und Cechisch (Wortschatz)
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pole; č. pole u.a.); den ein. mdartl. Übergang von g zu y, h, wie in der čecho-sl. Gruppe u.a.; wir haben jedoch keinen Beweis dafür, daß diese Erscheinungen nicht erst verhältnismäßig spät entstanden sind. Freilich könnte man für das erhaltene ll, dl, für vy- 'aus-’, wohl auch für instr. sg. ä-St. -₽ behaupten, es seien bloß erhaltene Archaismen; nichts destoweniger besitzen sie volle Beweiskraft, da sie sonst im Südsl. nicht vorkommen und im Westsl. ganz normal sind. Bei den oben umrissenen sprachgeographischen Verhältnissen (§ 12) gelten diese Züge ohne weiteres als Cechismen (nicht etwa „Cecho-slovakismen“ im allgemeinen) im Slovenischen, d.h. als westsl. Infiltrate in einer sonst südsl. Sprache. Dazu kann man auch Elemente im Wortschatz des Sin. anführen, die ebenfalls auf einen Zusammenhang zwischen dem Sin. u. Westsl. (vor allem Cech.) hin weisen; auch hier schließen sich oft kroat. ба-Sprecher an, während sonst im Südsl. andere Typen in Gebrauch sind. Vgl.:
sln. teden, tjeden 'Woche’ (daraus auch schr.-kroat. tjedan) ~ б. tjden, pol. tydzien, sorb. lyzerijnach V.Machek „nur bei katholischen Slaven“11; sonst herrscht im Sl. der Typ nedlla 'Woche’; sin. cesta, auch westl. skr. cesta 'Landstraße’ ~ čecho-slk. cesta 'ds.’ (zu čistiti 'säubern, den Weg frei machen’); sonst nach Z.Stieber im Sl. unbekannt21;
sln. vas 'Dorf’ ~ 6. ves, pol. wiel usw. gegenüber selo im Skr., Bulg., Ostsl. (§3); ein. nalke (neben naive) 'Backtrog’ ~ б. necky, pol. niecka, sorb. nacku, osorb. miecku, also eine Bildung auf -k- gegenüber skr. naive, bulg. noltvi, aksl. nvltvy, r. ukr. noivy, also die Bildung auf
sln. pleso 'Teich’, kroat. kajk. ON Pleso ~ б., slk. pleso 'Tiefe im Wasser’, ukr. pleso, r. pl'os, pl'oso * 1; sln. golec 'Jüngling’, golica 'Mädchen’, auch бак. golcina 'Bursche’, golica, golicina 'Mädchen’ ~ б. holec, holka usw.; sonst unbekannt21; sln. ljubiti se 'gefallen’, auch бак. jubi se 'es gefällt’ ~ б. libiti se, polibiti se 'ds.’; sonst im Südsl. unbekannt * 1; usw. » F.Ramovi.Slw. t^dm „hebdomas“, Č'SJKZ III, 55ff. und 153; V.Machek, ESJÖS, S. 545. 11 Z.StiebdT,Zarysdialektologiij^zyköuizachodnio.sloitiaiiskich, Warszawa 1956, S.20. »> N.P.Grinkova, Nekotorye voprosy izufenija slovamogo sastava stav, jazykov, UZLGPI XCII, 50—51. •> R. Nahtigal, Antikes ,Pelso * für Plattensee ist nicht statisch .pleso“, WSJIV, 15ff. 81 M.Tentor.Lcts. aZ.,73; Susak, 159; N.Jokl......... Ungarische Jahrbücher, Bcrlin/Loipzig, VII, 921Г. •> M.Tentor,£efcs sl., 75. 3
Popovlć, Serbokroatische Sprache
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I. Das Ursüdelavische in der alten Heimat
Bei Punkt 1 (tl, dZ-Fälle) läßt sich der geographische Zusammenhang zwischen dem Sin. u. C. auch an sl. ONN in Österreich verfolgen; in Österreich kommen häufig sl. ONN mit dl vor : Edla (alt Edlach aus *njedlaxb 'im Tannenwald’) ~ t.jedla 'Tanne’ (sonst sin. jela usw., § 4); Jedlmig = * jedlovbnih> (dieselbe Etym.); Matschiedel aus močidlo 'feuch ter Ort’ zu močiti, mit -dZ-Suffix; und wenn auch in Österreich Fälle mit dt. ZZ, Z für dl vorkommen, so geht dies auf Kosten der deutschen Laut lehre (Pirchegger). In dieser Perspektive könnten auch österr. ONNBelege für roz- (neben raz-) auf č. roz- zurückgehen: vgl. Rostall, Rossthal im XIV. Jh., später Raßtahl, Rasthal, Raschlhaller-graben u.a. Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß diese Umstände dadurch erklärbar sind, daß der nördl. Teil des heutigen sln. Sprachgebiets in der Vergangenheit čechisch war und später südslavisiert wurde. „Wer sich nicht zu den gläubigen Bekennern eines. . . blinden Zufalls zählen will", äußert Oblak, „wird sich zu der Annahme bequemen müssen, daß zwischen der Einwanderung der Slovenen und der übrigen südslavischen Stämme in die Alpen-... länder und der Occupation der von den Böhmen und Slovaken bewohnten Gebiete ein Zusammenhang besteht.“ 14. Nun der Mittelabschnitt. Während das Sln., wie gezeigt, teilweise eine südslavisierte westslavische Sprache darstellt, steht es mit dem Slk. umgekehrt. Im Falle des Slk. handelt es sich ohne jeden Zweifel um eine sl. Sprache, die in ihrem Kem ohne weiteres südsl. war und dann čechisiert, d.h. westslavisiert wurde. Zu diesem Schluß zwingt uns, trotz des Widerstandes einiger Č. Slavisten (mit Travniček an der Spitze) und auch Maleckis, Lekovs und Mladenovs, eine lange Reihe von Sprachzügen, die im Slk., vor allem im sog. Mittelslovakischen (vgl. Karte Nr. 1) vorkommen und nur mit südsl. Sprachmitteln erklärbar sind, wie es überzeugend Z.Stieber, I.Kniezsa und der Ceche J.Zubaty bewiesen haben und wie es schon längst — wenn auch halbdilettantisch — der Slovake S.Czambel hervorgehoben hat. Auch der hervorragende slk. Slavist J.Stanislav beseitigt diese Erklärung nicht vollkommen, und ebensowenig, kürzlich, E.Pauliny. Auch hier störte die alte Annahme eines slovenisch-slovakischen Zusammenhangs die richtige Lösung des Problems und dazu noch die grundfalsche Theorie von A.Belić, nach welcher angeblich keine Serbokroaten im Mittelalter in Pannonien gewohnt haben sollen (s. Kap. III, § 43). Lehnen wrir diese zwei unlogischen Auffassungen ab, so steht einem Vergleich des Slk. mit dem Serbokroatischen, der ja geographisch auch am wahrscheinlichsten ist, nichts mehr entgegen. Wie schon erwähnt, handelt es sich hier um eine Reihe von Südslavismen vor allem im Mittelelk. ; in anderen slk. Mdaa., die im Grunde nicht
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
südsl. sind, sondern seit jeher mit dem Cech., d.h. mit dem Westslavisehen, am nächsten verwandt waren, kommen diese Südslavismen nur dann vor, wenn sie vom Mittelslk. aus eingedrungen sind. Und unter diesen Südslavismen sind — neben solchen, die keine nähere Bestimmung erlauben — auch solche Fälle vorhanden, die eindeutig auf das Serbo kroatische (nicht Sin.) hinweisen; manchmal läßt sich auch eine skr. Dialektfärbung erkennen.
Bei folgenden mittelslk. (seltener auch weiter im Slk. verbreiteten) Sprachzügen ist die südsl. Herkunft im allgemeinen als gesichert zu betrachten:
1. Vertretung des * ort-, * olt- durch ra-, la-, Im Mittelslk. findet sich dieses ra-, la- häufig in ONN und in volkstümlichen Wörtern, während es in Ausdrücken für abstraktere Begriffe und in gelehrten Wörtern mehr oder weniger durch das čechische ro-, lo- ersetzt wurde. Vgl.: rakyta 'Art Weide’ ~ südsl. rakita (§ 5) gegenüber č. rokyta; ral’a 'Acker’ (neben rol'a) ~ skr. ON Raja gegenüber č. role (§ 5); rast' 'wachsen’ ~ skr., sln. rasti gegenüber č. r&sli, ač. rosti, r. rost'i; rastlina 'Pflanze’ : č. rostlina (vgl. skr. iz-raslina 'Auswuchs’); rdzpulie, auch rdzcestie nach dem č. rozcesti 'Wegkreuzung’ (vgl. skr. raspuće); lani 'voriges Jahr’, lanskij, lanajSi ~ skr. lani, lane 'ds.’ gegenüber č. Ioni, r. mda. lonis'; laket' 'Ell bogen’ ~ skr. lakat gegenüber č. loket, pol. lokieć, r. lokot'; dann ONN Ravence, Raven (gegenüber rovny 'flach’) ~ skr. Ravno usw. gegenüber pol. Röwno; Razdiel ~ skr. razdelak 'Scheide, Wirbel’ gegenüber č. rozdtli und einer Reihe weiterer Beispiele. Aus dem C. entlehnt sind abstr. Termini mit ro-, lo- wie rozum 'Vernunft’ gegenüber skr. razum; rozpad 'Zerfall’ gegenüber skr. raspad; rozdiel 'Teilung’ (vgl. in konkret. Bed. rdzdelie 'Grenzsteine’), dann lod’ 'Schiff’ als Kulturwort (slk. volkstüml. ist nur c[nok 'Kahn’). Aus dem Mittelslk. haben sich einige Beispiele weiter nach W. verbreitet: vor allem nach der Westslovakei (wie räzvora gegenüber t. rozvora), weniger nach Mähren (wie rastoka gegenüber č. roztoka; ON Räztoka und noch andere), ausnahmsweise auch nach Böhmen selbst (vgl. razsocha gegenüber sonstig. 6. rozsocha), so daß mit stufenartigen Ausstrahlungen zu rechnen ist, wie es die meisterhaften metho dischen Ausführungen Z.Stiebers gezeigt haben. 2. Wandel von tl, dl zu l. Nach den Untersuchungen Stiebers und L.Tesnieres ist dieses -l- geographisch nicht in allen Wörtern gleich mäßig verteilt; es handelt sich auch lüer grosso modo um eine Verbrei tung, die sich mit derjenigen der ra-, Za-Fälle deckt; aus der 6. Kirchen sprache ist modliti 'beten’ für das einheimische moliti (~ skr., sln., aksl. moliti) eingedrungen und hat die Variante molit’ fast vollkommen ver drängt; ebenfalls das wichtige Kulturwoit mydlo 'Seife’ (~ ö. mydlo, pol.
§14
Slovakischee Problem
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mydio, г. mylo; im Südsl. heißt milo 'Lauge’), wobei das einheim. lautgesetzliche mylo auf ein ganz kleines Gebiet allmählich beschränkt worden ist usw. Doch sonst spricht man noch heutzutage mittelslk. omelo 'Name’ ~ skr. (volksetym. veränd.) odmila 'Hypokoristikum ’ gegenüber i. ometlo; filo 'Pfriem’ ~ skr., sln., bulg. Silo gegenüber Č. Sidlo\salo ~ skr., sin., bulg. salo (§3) gegenüber č. sädlo-, zrkalo 'Spiegel’ ~ kroat. zrcalo (vgl. auch r. zerkalo) gegenüber Č. zrkadlo-, sogar schriftslk. krielo 'Flügel’ ~ skr., sin., bulg. krilo (vgl. skr. mda. krelo) gegenüber Č. kfidlo u.a. Dabei sind die Z-Fälle im Slk. alt. 3. Wandel des ursl. (aus x vor S, i aus ot) zu s (nichtš wie im C. und sonst im Westsl.): im loc. sg. der ä-St. : muss 'von der Fliege’ ~ skr. musi, aksl. musl gegenüber ač. mdšš, č. mouše (schr.-slk. muche); macose 'von der Stiefmutter’ ~ skr. macesi; b[se 'von dem Floh’ ~ skr. busi; im nom. pl. der б-St. : Cesi ~ skr. Česi gegenüber č. Češi, ebenso mnisi 'Mönche’, Valasi 'Walachen’, lenosi 'Faulenzer’ (Č. ZenaSi); aus dem C. entlehnt sind einige Fälle mit Š, wie Sedy gegenüber skr. sed, sijed', Sen) gegenüber skr. sijer (doch fery als „vox bohemica“ nach Bemoläk empfunden) u. a. Daß hier eine Analogie nach dem Muster Slovak: Slovaci u.ähnl.'vorliege, ist weniger wahrscheinlich, wie es B. Havränek gezeigt hat (vgl. folgenden Punkt).
4. Übergang von * 5' (aus g nach der II und III Palatalisation) nicht zu 5 (dz), sondern zu z, wie im Südsl. (und Ostsl.), d.h. knaz 'Fürst’ (ursl. *Hn{5b), loc. sg. noze u.a. (gegenüber nudza aus * ngdä), was also, zu sammen mit s aus x, von südsl. Lautgesetzen im Slk. zur Zeit der II und III Palatalisation zeugt. Aus dem Slk. hat sich diese Erscheinung übrigens auch nach Mähren verbreitet. 5. Wandel von jb- zu t- (nicht je, j- wie im C.; vgl. § 4): ihla 'Nadel’ ~ skr., sin., bulg. igla gegenüber č. jehla; idem, ideš 'ich gehe, du gehst’ ~ skr. idem, aksl. idp gegenüber č. jdu, jdeš', aslk. imä 'Name’ (gen. imena) ~ skr., sln., bulg. ime gegenüber б. jmeno (heute slk. jmeno aus dem C.); imäm 'ich habe’ ~ skr., sln. imam, aksl. img gegenüber ač. jmäm, Č. mam usw.
6. Entwicklung eines sekundären Vokals in (-Partizipien: mittelslk. padol m. 'gefallen’, nesol 'getragen’, viezol 'gefahren’, auch westslk. padel, nisel ~ sln. padel, nesel (skr. mda. do-nesao), skr. do-vezao usw. gegenüber б. padl, nesl, vezl (gespr. pal, nes, ves), r. >ios, ros usw. 7. Kürzung der akutierten langen Vokale: slk. bläto, vräna, zäba,jäma usw. ~ skr. bläto, vräna, zäba,jäma gegenüber č. bläto, vräna, zäba,jäma (auch in č. Mdaa. kommt es zu dieser Kürzung).
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat
8. Verlängerung des Vokals im gen. pl. in Fällen wie rlp 'der Fische’, iin, per (bzw. mda. diphthongiert žien, pier) ~ skr. ribä, zinä, pirä (čak. rib, zčn u.a.) gegenüber č. ryb, žen usw. 9. Gebrauch der Suffixe -ovbce, wogegen sonst im Westsl. nur -ovice festzustellen ist (mit langem -i-; vgl. § 4), und -inbce in ONN. Vgl. slk. Afoforce, Orechovce, Jakubovce, Banovce, Pavlovce ~ skr. Banovci, Mikanovci, Čajkovci, Pavlovci (so auch in einigen pol. Mdaa., die dem Slk. bzw. dem Russ. geographisch nahe stehen) gegenüber č. Budijovice, pol. Katowice usw. Vgl. auch slk. Špačince und skr. Gospodince, Vodinci u.a. Weniger sicher ist slk. instr. sg. der ö-St. auf -om (chlapom) ~ südsl. -amt (§ 5) gegenüber č. -em (chlapem), weil die Herkunft des -o- in slk. -om nicht ganz klar ist; dann der teilweise vorkommende Ekavismus (i > e), der an die Entwicklung von i in Mundarten des nördl. Jugoslavien erinnert (slk. pena, mesto, behat' u.a., aslk. auch b'ily, vira u.a., so auch heute mundartlich ~ nordskr. pena, mesto, begati || bežaii, sln. pena, mesto gegenüber Č. pina, misto), weil die Bedingungen nicht die selben sind wie im Südsl. Sicher südsl. doch nicht tiefgreifend sind einige Einzelheiten, wie: ž > r in neboräk :č. neboždk (vgl. § 8); dann mittelslk. -e- in sebe ~ skr., sin. sebe, sebi, aksl. sebe, sebi gegenüber č. sobi, pol. sobie, r. mda. sobi; dann einige Erscheinungen in der Deklination der Zahlwörter und wohl noch anderes. Der slk. Wortschatz ist bisher sprachvergleichend unerforscht; deshalb können wir darauf nicht eingehen ; doch wenigstens čin sicherer Fall läßt sich schon heute erweisen, wo im Slk. ein südsl. Wort noch fortlebt: nämlich toplb 'warm’ gegenüber westsl., ostsl. tepli (vgl. § 8); slk. lautet das Wort heute teph) (~ Č. teply); doch in ONN wird die Variante toph bestätigt: vgl. aslk. Toplica (geschr. Doplicze u.a.), das erst später zu Teplica verändert wurde, ferner Toplucha, heute Teplička u.a.11. Trotz Pastrnek’1 hat russ. toplyj damit nichts zu tun, weil es nur 'feucht’, nicht aber 'warm’ bedeutet. Als sicherer Zusammenhang des Slk. mit dem Skr. bzw. Sln. kann folgende Erscheinung gelten: Die -mo Endung in 1. sg. praes.: damo, idemo, robimo, volamo usw. ~ skr. damo, idemo usw., sln. gremo, delamo usw. (vgl. §3, u. Kap. VII, §91); obwohl dieselbe Endung auch im Ukr. u. Wruss. vorkommt, kann sie hier als Südslavismus betrachtet werden, weil sie einst wahrscheinlich auch im heutigen Ungarn in Gebrauch war. Im C. dagegen -me, alt -m (so auch Schriftslk.).
11 V.Machek, ESJČS, 8.526; E.Mo6r,Die slawischen Ortsnamen der Theissebene, ZONF VI, 111; S.Czambel,Slovaci a ich reč, Budapest’ 1903, S.70. w F.Pastrnek,iStottfci jeoudi Jihoelovanć?, Vöetnik Ceskö akademio..., XIII, 20.
§14
Slovakischee Problem
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Auch die Formen ruke, ribe, nahe im nom.-acc. pl. der ä-St. (in einigen mittelslk. Mdaa.) decken sich genau mit skr. ruke, ribe, noge, sin. roke, ribe, noge; diese letzten Formen sind dazu Neuerungen, nicht alte ursl. Bildungen (Kap. VII, §91). An südsl. Herkunft des Mittclslovakischen kann m.E. gar nicht ge zweifelt werden; auch die Annahme eines „Übergangstypes“ zwischen dem Südsl. und Cechischen ist falsch: das Mittelslk. muß einfach als ein südsl. Idiom bezeichnet werden, das natürlich nachher, dank der historischen Ereignisse, in die westsl. Orbite eingegangen und stark čechisiert worden ist; doch alle wichtigen alten Sprachzüge im Slk. sind entschieden südslavisch, nicht westslavisch. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung J.Stanislavs, daß das Slk. in beiden großen Teilungen des Ursi. (vgl. §§ 3, 4) unhomogen war, d.h. es teilt einerseits mit dem Westsl., andererseits aber mit dem Südsl. und Ostsl. die Ergebnisse dieser wichtigen Prozesse (£», gv wie C., dagegen tl, dl wie Südsl., Ostsl. usw.). Dieses südsl. Idiom war jedoch keinesfalls slovenisch, wie man gewöhn lich annimmt (vgl. oben, § 13), sondern es weist ohne jeden Zweifel eine östlichere südsl. Prägung auf. Und da bulgarische Herkunft nicht annehmbar ist (erstens, weil die Bulgaren beträchtlich östlicher zu lokalisieren sind, s. Kap. VI, §§ 86, 87; zweitens, weil es in der 1. pl. praes. -mo und im nom.-acc. pl. subst. -e besitzt; vgl. Kap. VII, § 91), so bleibt nur noch die Möglichkeit, es auf das Skr. zurückzu führen. Davon zeugt eindeutig eine Erscheinung im Bereiche der Formen lehre : Die Endung * -ojg im instr. sg. der ö-Stämme, wie ich es hervorgehoben habe. Im Slk. sind die diesbezüglichen Verhältnisse folgende: Mittelslk. sowie die Schriftsprache besitzen ein -ov (gespr. -ou): ženov, rybov usw., das unmittelbar auf * -qjg (über -ou) zurückgeht; mundartlich lautet die Endung auch -of, -yof (ženof, ženuof); im Gebiet von Gemer ist -ö (ženo), das wieder auf -оџ zurückzuführen ist; dagegen westslk. und ebenfalls ostslk. nur -tl, das sich mit aö. -ü (nč. -ou) deckt und nicht auf * -ojg, sondern auf * -p zurückgeht. Also mittelslk. -ov = * -ojg (was, trotz T ravniček, alt sein muß, da es im Westsl. sonst nicht wiederkehrt). Nun ist * -ojg heute für die štokavischen Mdaa. des Skr. charakteristisch, sowie für östlichere öakavische Mdaa.: vgl. aserb. (seit den ersten Quellen) ■ovb : včrovb, glavovb, batinovb usw., so auch heute in einigen čak. Mdaa. in Dalmatien: ženov, eestrov; daraus ist später (auf analog. Wege) skr. štok. -öm, auch ostčak. -ön entstanden: vgl. ženom, glavom, čak. ženon, glavon usw. (dazu auch slk. mda. ženom, sestrom usw.). Wenn wir an die geographische Regelmäßigkeit im 81. denken, so ergibt sich das fol gende Bild (vgl. § 13):
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I. Das Ursüdslavische in der alten Heimat *-₽
*- gab, d. h. daß diese Barbaren ebenfalls griechisch konnten. Und bei einigen ONN aus den damals barbarischen Ländern des Balkans kann festgestellt werden, daß 11 „bei allen Pannoniem gab es nicht nur eine Kenntnis der römischen Kriegs* zücht, sondern auch der römischen Sprache. Sehr viele benutzten auch die Schrift und waren mit den Waffen gut vertraut." ” barbarische zweisprachige Menge
§ 10
Griechisch auf dem Balkan
51
sie durch griech. Vermittlung später ins Südslavische eingedrungen sind, so daß also das Griechische auch im Binnenlande wirklich im Volksgebrauch gewesen sein muß: vgl. etwa maz. Skopje über Xxontov für Scupi (alb. Shkup); maz. Veles über Bekead, Bekcaadg aus thr. (?) Bvkdlj-oioa, mit ngr. Übergang von ß zu v; bulg. Kermenli (in türk. Gestalt) aus dem antik. Aytgpm, also ohne die südsl. Metathese -ger- zu -gre-, was auf Kosten des dauernden gr. Einflusses gesetzt werden muß u.a., dann in Mazedonien der ON Glavice (zu glavica 'kleiner Kopf’, wohl übersetzt aus dem belegten antiken Ad Cephakm, in einem Itinerar)11 u.a. In dem als griechisch sprechend bezeichneten Gebiet war der Gebrauch des Lateinischen sehr dürftig (nur spärliche lat. ONN sind dort fest zustellen); dagegen wurde in der lateinischen Zone an mehreren Orten Griechisch gesprochen, weil in dieser Zone griech. Kaufleute tätig waren und ihre Kolonien hatten, vor allem in Dalmatien und auf den dalm. Inseln, wo auch griech. Namen auf Inschriften vorkommen, wie деобеодод, Aapdrgtog, Avdgeag u.a. (und die benachbarten illyrischen Herren ließen ebenfalls ihre Münzen mit gr. Inschriften prägen, vgl. etwa: ßaaikeoig Xxoiptvtöv 'König der Skutariner’; ßaatkeaig Гегдеоо u. a.), ebenso in Nord albanien ; auch im eigentlichen Serbien sind Münzfunde mit gr. Inschriften keine Seltenheit. Dieser griechische Spracheinfluß, bes. in Dalmatien, scheint wirksam geblieben zu sein bis in die christl. Zeit hinein, wo es dann wieder zur byzantinischen Herrschaft in diesen Ländern kam, die nicht ohne linguistische Spuren blieb. Wir können nämlich feststellen, daß auch solche gr. Lehnwörter im Skr. Dalmatiens fortleben, die ohne lat.rom. Vermittlung ins Südsl. kamen (Kap. XVIII, § 168) und auch die wich tigsten christl. Namen der Kroaten tragen oft ein griechisches, nicht roma nisches Gepräge, wie ich es in meinem Aufsatz Haićanska grčka onomastika u Hrvata gezeigt habe: vgl. Josip aus (nicht aus lat. losephus), Ivan aus 1шапг]с (wie bulg., russ. Ivan; nicht aus lat. loannes), Jakov aus laxwß (nicht aus lat. lacobus) u. a. C. Jireček, Die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters I, Denkschr. der Wiener Akad., Ph.-h. CI. XLVIII/3. bes. 13—14; M.Sufflay, Städte und Burgen Albaniens hauptsächlich während des Mittelalters, Denksehr, der Wiener Akad. LXIII/1; P.Skok.Zum Balkanlatein IV. Zur äußeren Ge schichte, ZRPh LIV, 175ff.; H.Zilliacus,Zum Kampf der Weltsprachen im Oströmischen Reich, Helsingfors 1935; V.Gerov.Latinsko-gncki leksikalni vzaimootnoienija vnadpisite ot balkanskite zemi, GSU XLII. 1 ff.; V.Georgiev, Nadpisst vtrzu keremidaia ot s.Glavinica i negovoto značenie za istorijata na narodnija latinski ezik, Izvestija na Narodnija arxeologideski muzej v Sofija, Sofija 1950, S. 133; A.Bajec, Romanizacija in jezik rimskih provinc Norika ter obeh Panonij, Razprave IV, 43fif., R.Marie,Grčki jezik antičkih stanovnika Južne Srbije, Gl.Sk. ND XV—XVI, 297ff.; P.Skok, Pojave vulgarnolatin11 W. Tomaschek,Zur Kunde der Hämus-Halbinsel, SB der Wiener Akad., Ph.-h. CI. XCIX, S.442.
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II. Vorslavische Substrate ikoga jezika na natpisima rimske provincije Dalmacije, Djela Jugoslavenske akademije, Zagreb, XXV; dere-, De l'importance des lisica toponomastiguea de Procope pom la eonnaissance de la latinitč balkanique, RIEB III, 47ff.; V.Beševliev.Zafinal'de mestni imena v Mizija i Trakija, Izvest-ija na Arxeologi. češki institut, Sofija, XIX, 279ff., bes. 302; V. Mikovi,, Proizxods i značenie na imenata na noćite gradove, sela, riki, planini i mlata, Sofija 1943, bes. 98, 99; P.Skok,Dolazal- Slavena na Mediteran, Split 1934, S. 18; W.Tomaschok, Die alten Thraker I, SB der Wiener Akad., Ph.-h. CI. CXXVIII/4, S.58-59, 76—77, 104ff.; P.Skok, Beiträge zur thrakisch-illyrischen Ortsnamenforschung, ZONF VII, 34ff., 41 Anm. 1 und passim; A. Abrami ć,Grčki natpisi iz Solina, Vjesnik za arheologiju i historiju dalmatinsku, Split, XLVII—XLVIII; P.Diels,Zur Kenntnis des Griechischen im (sic] Kroatien, BZ LI, 41—42; C.Jireček,Die Heerstraße von Belgrad nach Constantinopel, Prag 1877, S.2; P.Skok,Sur rillment grec de l'ancien doimate, Revue do linguistique romane, Lyon, XIX, 227ff.; I.Popović,Zum Spracheinfluß der orthodoxen Griechen auf jugoslavische Katholiken, Probleme der neugriechischen Literatur П, Berlin 1960 (im Druck); dere., Hričćanska grčka onomastika u Hrvata, Zbornik radova SAN, Beograd, LIX, 77ff.; J.Schütz, Die geographische Terminologie des Serbokroatischen, Berlin 1957, S.104; M.Deanovi ć,Voci slave neU’islrioto, Ric. SI. III, 55; N.Jokl,Zur Ortsnamenkunde Albaniens, ZONF X, 200ff.
20. Die griechische Sprache erfreute sich keiner großen geographischen Verbreitung in nachantiker Zeit; die lateinische dagegen hinterließ auf dem Balkan und wahrscheinlich auch in Mitteleuropa nach dem Zerfall des römischen Reiches verschiedene Mundarten bzw. Sprachen, die aßgemein als romanisch bezeichnet werden. Die romanischen Sprachen dieses Raumes wurden bisher verhältnismäßig eingehend untersucht, besonders dank der hohen Entwicklungsstufe, auf welcher die Romanistik steht; vgl. die Arbeiten der Italiener M.G.Bartoli, C.Tagliavini, G.Maver, G. Vidossi; der Deutschen W.Meyer-Lübke, G. Weigand, E.Gamillscheg, N.Jokl, W. von Wartburg, G. Reichenkron, E.Kranzmayer, M.Friedwagner, der Rumänen O. Densugianu, Th.Capidan, S.Pu^cariu, A.Rosetti, der Bulgaren St.Romanski, V.Georgiev, der Jugoslaven P.Skok, H.Barić, M.Deanović, V.Vinja, Ž.Muljačić, des Cechen C.Jireček u.a. Im äußersten Nordwesten des besprochenen Raumes, nämlich in der Umgebung von Triest und in west licheren Teilen Noricums (heutiges Öster reich) wurden roman. Mundarten gesprochen, die zum westromanischen Typus gehören; im übrigen Gebiete, d.h. auf dem Balkan, in Pan nonien und in Dacien, herrschte der ostromanische Typus, wie es E.Kranzmayer auf Grund der sl. und dt. ONN romanischen Ursprungs in diesen Ländern nachgewiesen hat. Im NW haben wir es also mit einem geograplüsch sich nicht weit erstreckenden westrom. (dem sog. alpisch-pyrenäischen) Typus zu tun, der dem Venezianischen nahe steht und besonders durch die frühe Lenition (Übergang der zwischenvokalischen und -sonantischen Tenues
§ 20
Romanisch im Biidelaviachen Raum
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zu Mediae) gekennzeichnet wird. Vgl. im ein. Bereich auf dem italien. Territorium ONN Cedad (ital. Cividale) aus civitate-m; Oglaj (über *Ogblbjb) aus Aquileia; Viden (ital. Udine) aus Utinum; Kobarid (rom. Qhavored) aus capretum; ebenso in Österreich: Morzg (ahd. Marzago) aus Marliacum, Vigaun (ahd. Vigün) aus Vicöne; Olang aus Aulaca u.a. Auf dem ganzen weiten übrigen Gebiet kommt der ostromanische konservative Typus vor, der, u.a., keine Lenition kennt und auch sonst gewisse Archaismen bietet. Vgl. die ONN ohne Lenition: in Slovenien Ptuj (über * Pbtujb) aus Poetovium; Logatec aus Longaticum-, in Istrien Pićan—Pićna (aus * Pitna, * Pitbna) aus Pelena-, in Dalmatien Split aus Spalatum, Spaletum; M]et aus MMvrp, Sipan aus Ivnavov (ital. Schrei bung Giuppana ist gelehrt); Susak (über * Sgsbkb) aus Sansacus (zu gr. aapyrn^ov); Cavtat aus civitate-m (vgl. oben im NW Cedad mit ders. Etym.); Sumet aus luncetum; in Bosnien Kopila aus capella-, in Mazedonien Skopje aus Scupi (gr. Sxöniov); in Bulgarien Vit (über * Vytb) aus Ütus-, Srldec (über * SerdbCb) aus * Serdicae zu Serdica usw. Wenn sich auch weiter im Osten (also auf dem im Prinzip oštrom. Gebiet), in Istrien und Dalmatien, zahlreiche Beispiele mit lenierten Konsonanten finden (wie etwa in Istrien ONN Dignano aus Atinianum, Viiinada zu vicinus, also mit -d- für -f-, in Dalmatien ital. Meleda gegenüber skr. M]et aus Мемд [vgl. ~ Malta], kebra 'Ziege’ aus capra, mit -b- für -p-), so handelt es sich um eine sekun däre, spätere Überschichtung, die vom Nordwesten ausgegangen ist,
keinesfalls um alte Verhältnisse. Auf dem besprochenen roman. Gebiet können wir die folgenden roma nischen Sprachen unterscheiden:
1. Friaulisch. Von westrom. Typus; auch an friaul. Lehnwörtern des Skr., Sin. läßt sich die westrom. Herkunft erkennen (s. Kap. XVIII, § 167). Die Mda. wird heute im NO Italiens gesprochen; in südsl. (ein.) Ländern ist sie mehr oder weniger verschwunden.
2. Istroromanisch. Obwohl stark westromanisiert, ist diese Sprache ursprünglich ein oštrom. Idiom gewesen (ohne Lenition: vgl. ONN sln. Köper, Kopr aus Capris-, ital. Röupa aus Riipes, Luretu aus Lauretum; dann in Appellativen: pakea 'stilles Wetter am * Meer aus pace-; ndta 'Geburt’; sdbita 'Sonnabend’ aus sabbatum usw.), offenbar mit dem öst licher liegenden Dalmatischen nahe verwandt; zwischen dem Istrorom. und dem Dalmatischen sind nach Skok auch Zwischenglieder festzu stellen. Heute wird Istroromanisch noch in den istrischen Städtchen Rovin (Rovigno), šišan (Sissana), Galežana (Galesano), Vodaan (Dignano) und Bale (Valle) gesprochen, früher aber, etwa noch im XVII. Jh., auch wohl im ganzen Istrien; für Ostistrien bestätigt es der damalige sln. Schriftsteller Valvazor.
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II. Vorslavische Substrate
3. Dalmatisch. Diese westbalkanische Sprache wurde an der ganzen Adriakiiste von der Kvamer-Bucht (Quarnero) bis zur lat.-griech. Sprach grenze gesprochen: im XI.—XII. Jh. wird sie für diese dalmatinischen und albanischen Küstenstädte ausdrücklich bestätigt: Osor (Ossero), Hab (Arbe), Zadar (Zara), Trogir (Trail), Split (Spalato), Kotor (Cattaro), Budra (Budua), Bar (Antivari), Ulcin (Dulcigno); Lesh (Alessio), Dürres (Durazzo); für Dubroimik (Ragusa) bis XV. Jh.11; auf der Insel Krk (Veglia) sprach man dalmatisch sogar bis zum Ende des XlX.Jh.s: der letzte dalmatisch sprechende Mensch Antonio Udaina ist am 10. Juni 1898 gestorben. Aber nicht nur in Städten, sondern auch in Dörfern, und sogar teilweise auch im Hinterlande wird Dalmatisch im Gebrauch gewesen sein, da es dem Skr. ein ziemlich umfangreiches Wort material geliefert und zahlreiche ONN hinterlassen hat (s. Kap. III, §§ 50ff. und XVIII, § 167). Auch das Dalmatische war eine Sprache ostromanischen Typus, wie es Bei spiele ohne Lenition wie kesa 'Haus’ (vgl. skr. kosal 'Hütte’), dann auch andere Archaismen zeigen (s. Kap. XVIII, § 167). Obwohl in einem großen Gebiet gesprochen, war das Dalmatische — soweit wir es beurteilen können — eine ziemlich einheitliche Sprache, was durch die unifizierende Tätigkeit der Verwaltungszentren erklärbar ist; trotzdem konnte Bartoli auch mundartliche Unterschiede zwischen dem Nordwesten (z.B. Insel Krk) und dem Südosten (z.B. Dubrovnik) feststellen: so z.B. a > u im Norden (pun 'Brot’ aus pane-) gegenüber a > e im Süden (pen 'Brot’), und Skok und Rosenkranz haben eine weitere Untergliederung gewagt. 4. Rumänisch. Obwohl heute das Rumänische in vier Hauptdialekte gegliedert ist, die auch geographisch nicht Zusammenhängen — Dakorumänisch in Rumänien und den benachbarten serbischen und bul garischen Gebieten; Istrorumänisch in Istrien (Kroatien); Aromunisch in Mazedonien und Griechenland; Meglenorumänisch in Maze donien —, kann man ohne weiteres annehmen, daß diese rom. Sprache einmal einheitlich war, da alle rum. Mdaa. eine Reihe gemeinsamer Neue rungen aufweisen; so muß das Rumänische in der Vergangenheit, und zwar noch nach der sl. Einwanderung (в. Kap. V, § 69) eine Art Urrumänisch gebildet haben. Wir können jedenfalls feststellen, daß das Rumänische dem oštrom. Typus angehört (vgl. roatd 'Rad’ aus rota ohne
Davon zeugt die berühmte Auskunft des gelehrten Italieners Philippus de Diversis aus Lucca, der Schulrektor in Dubrovnik gewesen ist: „In praescriptie Omnibus consiliis et ofHciis civilium et criminalium oratores seu arengatoree, advocati, iudices et consules legis statuto latino loquuntur, non autem sclave, nec tarnen nostro idiomate italico, in quo nobiscum fantur ot conveniunt, sod quodam alio vulgari idiomate eis speciali, quod a nobis Latinis intelligi nequit, nisi aliqualis, imo magna, eiusmodi loquendi habeatur (saltemaudiendo) consuetudo; panem vocant pen, patrem dicunt teta, domus dicitur chexa, facero fachir et sic de ceteris, quae nobis ignotum idioma parturiunt.“
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Romanisch im südslaviachen Raum
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t > * d, ripä 'Ufer’ aus ripa, ohne p > *b usw.), und weiter unten werden wir zeigen, daß es auch nur ostbalkanischer, keinesfalls westbalkanischer, Herkunft sein kann. Die heutige Ausbreitung des Rumäni schen, wobei dessen Spuren in ONN ganz Jugoslaviens zu finden sind (s. Kap. XVIII, § 167), ist das Ergebnis einer späten Entwicklung, die erst nach der sl. Einwanderung stattgefunden hat. Zur Frage der sog. Urheimat der Rumänen s. unten (§ 22). 5. Pannonischromanisch (nach der Terminologie E.Kranzmayers, der als erster diesen Typus entdeckt hat, „Nordostromanisch“) ist eine ausgestorbene rom. Sprache, die in Pannonien und Ostnoricum (etwa heutiges Nordjugoslavien, Ungarn, Südostösterreich) gesprochen und durch den charakteristischen Lautwandel von k zu / gekennzeichnet wurde. Vgl. in ONN: Slovenien Hajdina (dt. Haidin) aus * Candidena, in Österreich dt. mda. Khamtn, ahd. Charantana aus Carant-; ahd. Chumbenza (heute Kobenz!) aus Cambantius; auch in einem Lehnw.: ein., kroat. hlače aus calceae (gegenüber klaSne in Ostserbien). 6. Hämusromanisch (?). Nach einigen Vermutungen V.Georgievs wurde in heutigen bulg. Ländern, also in Thrakien, ein rom. Dialekt ge sprochen, den wir nur aus lat. Inschriften in Bulgarien kennen und der vielleicht dem Dalmatischen näher stand als dem Rumänischen: so z.B. teto 'Dach’ aus tectum (vgl. dalm. rom. lat 'gelesen’ aus lectum, über * laty-) gegenüber rum. pt für c/; auch hyperkorrektes Laectitia für Laetitia; wohl auch einige beibehaltene Archaismen wie im Dalmatischen; doch bedarf diese Frage noch näherer Untersuchungen.
Inwieweit wir noch mit anderen, später slavisierten oštrom. Mundarten auf dem Balkan und in Mitteleuropa rechnen müssen, läßt sich wegen des Mangels an Material nicht entscheiden; es ist sogar nicht leicht, zu sagen, in welchem Maße überhaupt verschiedene Gegenden des Balkans und Mitteleuropas romanisiert waren (vgl. oben. § 19). Vom äußersten nordwestl. Westrom. abgesehen, wurde also überall Ostromanisch gesprochen, sowohl auf dem Balkan als auch im größten Teil Mitteleuropas. E.Kranzmayer,Friihromanische Mundarten zu *ischen Donau und Adria in deutschen und slawischen Ortsnamen, ZONF XV, 193ff.; O.N.Trubačev, Lingvističeskaja geografija i etimologičeskie issledovanija, VJ Vili, 26; G.Vidossi .Stralificazioni linguistiehe in Istria, Alle porte orientali dTtalia. Torino 1945, S. 65ff.; F. RamovS.O рп *о/п»Л juisl. substitucijah za balk.-lat. k, g pred e, i, JF VI, 162fl.; P.Skok, Dolazak Slocena na Mediteran, Split 1934, S. 138; ders., Škedenj i ostala tricanska toponomastika sloe. podrijetla, Istoriski glasnik SAN, Beograd. III, 26—27 des SA; F.št urm,Romanska lenizaeija medmkali?nih konzonantov in njen pornen za presojo romanskega elementa v slovenččini, ČSJKZ VII, 21ff.; dere., Refleksi romanskih palataliziranih konzonantov v
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II. Vorslavische Substrate slovenskih izposojenkah. ČSJKZ VI. 45ff.; I.Pudić.Ztrei wortgeschichtliche Beiträge II. Krst-krii »Kreuzt in den Balkansprachen, GBl I, 182ff.;
P.Skok.C rum. creier gegenüber ccrebellttm 'ds.’ > dalm. karvyal; consocer 'Schwieger vater' > rum. cuscru gegenüber consocer 'ds.’ > dalm. konsegro; amventus'Rede > rum. cuvtnf gegenüber parabola 'ds.’ > dalm. paldura usw. Es lassen sich also keine gemeinsamen Neuerungen des ostbaik. und des westbaik. Romanischen nachweisen. Wo Über einstimmungen bestehen, handelt es sich tim erhaltene Archaismen, die aber einer früheren Epoche angehören, in der nämlich der rom. Balkan noch nicht von der übrigen Romania getrennt war, wie es der Zusammen hang mit Süditalien zeigt. Seitdem bleibt der Ausdruck „Balkanroma nisch“ ein bequemer Arbeitsterminus, doch ohne inneren Inhalt. Eine „balkanromanische“ Sprache hat tatsächlich nie bestanden, da der romanische Balkan — wie es Z.Muljačić annimmt —, bereits von den ersten slawischen Einwanderungswellen in zwei Zonen gespalten worden war, ohne daß es vorher (nach der Trennung der Beziehungen zu Italien) zu einer „balkanromanischen" Kristallisierung gekommen war. Dazu muß man noch an die schon erwähnten Ausführungen Kranzmayers und Georgievs erinnern, die eine pannonische bzw. eine südostbalkani sche rom. Sprache vermuten; die Entstehung dieser beiden kann auch sehr früh gewesen sein. So kann in den besprochenen Gegenden von einem gemeinsamen „Balkanromanischen“ keine Rede sein; nur die Archaismen verbinden dieses ganze Gebiet; die Neuerungen teilen es dagegen in verschiedene kleinere Einheiten. M.G.Bartoli.Bas Dalmatische I, Wien 190«, Sp.28O, 290—292, 373—374; dere.. Sardo, dalmatieo. albano romanico, Atti del IV Congr. nazionale di arti e tradizioni popolari, Roma 1942, S.525ff.; W.Meyer-Lübke.Butnönwcä, Romanisch, Albanesisch, Mitteilungen des rumänischen Institute an der Univ. Wien I, Iff.; S.Pu?cariu,Locul limbii romäne intre limbile romanice, Bucu resti 1920; P. Skok, Zur Chronologie der Palatalisierung von c g g“ gu vor eiyi im Balkanlatein. ZRPh XLVI, 385ff.; dere., De l'importance des listes loporwmastiques de Procope pour la connaissance de la latinitč balkanique, RIEB III, 47ff.; N.Jokl, Balkanlaleinische Studien, BA IV, 195ff.; H.Barić,O uza jamnim odnosima balkanskih jezika l, llirsko-romanska jezička grupa, Beogad 1937; dere-, Poreklo Arbanasa u svedu jezika, in seinem Buch Lingvističke studije, Sarajevo 1954, S.27—28; ders., Albanisch, Romanisch und Rumänisch, GBl I, Iff.; G. Reichenkron, [Jas Ostromanische, Völker und Kulturen SüdOsteuropas, München 1958, S. 153ff.; E.Kranzmayer.F’rüfcrotnaniäcäe Mund arten zwischen Donau und Adria in deutschen und slawischen Ortsnamen, ZONF XV, 193ff.; W. von Wartburg, Die Ausgliederung der romanischen Sprach räume, ZRPh LVI, Iff.; C.Tagliavini,Origini delle lingue neolaline1, Bo logna 1952; Ž.Muljačić.O nekim zadacima nače romanistike. Filozofski fakultet u Zadru 195«./1957., Zadar 1958, S. 112ff.
§22
Rumänische Urheimat
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22. Im Westen des betreffenden Raumes bietet die geographische Lokalisierung der rom. Sprachen keine besonderen Schwierigkeiten. Im Osten dagegen haben wir es mit der recht schwierigen rumänischen Frage zu tun. Es ist das sog. Problem der rumän. Urheimat, d.h. des Gebietes, auf welchem aus dem Vulgärlateinischen, das auf dem Balkan gesprochen wurde, das Rumänische entstanden ist. Die Frage nach der rum. Urheimat zerfällt in der Tat in zwei Fragen: 1. Ist das Rum. im Osten des Balkans (also wo es heute gesprochen wird) oder im Westen dieser Halbinsel ausgebildet worden? 2. Ist das Rum. nördlich der Donau (also dort, wo es heute hauptsächlich gesprochen wird), d.h. nicht auf dem eigentlichen Balkan, oder südlich der Donau, dort, wo römische Ansiedlungen am dichtesten vorkamen, entstanden? Die erste Frage ist beim heutigen Stand der Forschung nicht mehr schwer zu beantworten. Da ein einheitliches „Balkanlatein“ nie auf dem Balkan und in den benachbarten Gegenden bestanden hat und seit jeher wenigstens zwei balkanische romanische Typen bestanden haben, und da das Rumänische die Merkmale des östlichen Typus aufweist (ct zu pl usw., § 21), so ist die Urheimat der Rumänen im Osten, nicht im Westen, zu suchen. Dieser Schluß wird auch durch die Tatsache gestützt, daß die rumänischen Albanismen, die in der Tat vorrömische Relikte sind (§ 26), für thrakische, also ostbalkanische, nicht für illyrische Überbleibsel gehalten werden müssen (§ 26). Es bleibt also nur die Frage übrig, ob das Rumänische in Dacien, nörd lich der Donau, oder in Mösien (heutiges Serbien und Bulgarien), südlich der Donau, entstanden ist. Nach den meisten nichtrumänischen Gelehrten, schon seit Rösler, besonders nach den Ungarn J.Melich und I.Kniezsa, dann auch nach G. Weigand, H.Barić u.a., soll die rumänische Urheimat südlich der Donau gesucht werden. Die Hauptargumente dieser These sind folgende: 1. Die antiken ONN Rumäniens, die bis heute erhalten sind, wurden nicht nach romanischen Lautgesetzen entwickelt, sondern sie tragen ein slavisches Gepräge (wie z.B. Bersovia zu Birzava über sl. Bbrzava\ Diema zu Cerna über sl. Cbrna — nicht rum. * Zerna, wie man im Fall einer direkten roman. Entwicklung erwarten müßte; Ampeium zu
Ampeiu über sl. * Qpejb — nicht rum. * /mpiu, * l rmpiu, mit » wie in inger aus angelns, Marissus zu Moref, Mure? über sl. Moriib — nicht rum. * Mari$, bzw. etwa * Mar, * Mär, das bei direkter Tradition zu erwarten wäre; Utotru, Gura Motrului aus Apovrgior, Amutria1* über sl. * ifotra — nicht rum. * Mutru, mit erhaltenem Л wie in lat. Bestand-11 11 W.Tomasehok. Die alten Thraker II. 2. Hälfte, SB der Wiener Akad Ph -h CI. CXXXI/I, S.54.
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II. Vorslavische Substrate
teilen: vgl. gurä aus güla; Jagi aus iran. Äe über sl. Jasu, vgl. ar. Jasbskyi fbrgb — nicht * /ls, das man bei direkter Entlehnung zu er warten hätte) bzw. die antiken Benennungen wurden überhaupt auf gegeben und durch andere Namen ersetzt (wie z.B. Apulum zu Bälgrad aus sl. Btttgradb; Ampeium zu Zlacna aus sl. Zlatbna-, Napoca zu Cluj u.a.), was für eine Caesur zwischen dem Latein und dem heutigen Rumänischen in Rumänien sprechen würde.
2. Das ganze heutige Rumänien wurde im frühen Mittelalter von den Byzantinern Sx/.aßijvia, d. h. „Slavia“, genannt, was durch die große Fülle der sl. ONN in Rumänien voll gerechtfertigt wird (s. Kap. III, §39). 3. Die Rumänen und die Albaner haben, nach dem Zeugnis der Spracheigentümlichkeiten beider Sprachen, einst in einer Art Sym biose gelebt (§ 26), was nur südl. der Donau geschehen konnte, da so wohl das Rumänische als auch das Albanische typische „Balkansprachen" sind (vgl. Kap. VI, §§ 77, 7S).
4. Das Rumänische enthält sehr altertümliche Lehnwörter sowohl aus dem Serbischen als auch aus dem Bulgarischen (z. B. un = skr. u: in = bulg. ђ für p, s. Kap. VI, § 87), die also nur südlich der Donau ent lehnt werden konnten, da das Serbische im Mittelalter nicht nördl. der Donau gesprochen wurde (eine falsche Annahme, s. Kap. I, § 16; III, §43, auch §§42,44). 5. Das starke Auseinandergehen in der Entwicklung des Skr. einer seits, des Bulg. andererseits erklärt sich nach der bekannten Hypothese N. vanWijks durch geographische Trennung dieser südsl. Sprachen in ihren balk. Sitzen, die durch eine breite romanische Zone in Ostserbien, Westbulgarien und Mazedonien hervorgerufen worden ist (vgl. Kap. VI, §76).
Die Gegenargumente der meisten rumänischen Gelehrten, vor allem S.Pugcarius, aber auch einiger dt. Romanisten, die eine rum. Urheimat in Dacien (also im heutigen Rumänien) sichern wollten, sind hauptsäch lich die folgenden: 1. Wenn die antiken ONN Rumäniens ein sl. Gepräge tragen, so be deutet das nur, daß die Slaven Herren in dieser Gegend waren, nicht aber, daß die rom. Bevölkerung aus Dacien vollkommen verschwunden war; etwas ähnliches ist auch in Spanien geschehen, wo heute antike ONN oft ein arabisches Gepräge aufweisen (wie Saetabis zu Jätiba oder Pax zu Beja); hinzuzufügen wäre auch die Tatsache, daß im N. Jugoslaviens altertümliche ungarische ONN bestehen, obwohl diese Länder eigentlich slavisch waren, und nur die herrschende Schicht ungarisch (Kap. III, §§ 42, 43; VI, 62).
§ 22
Rumänische Urheimat
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2. Oft erscheint neben einem si. ON in Rumänien auch ein gleich bedeutender rumänischer, ohne daß man entscheiden kann, ob der sl. Name das Vorbild für den rumänischen gewesen ist oder umgekehrt (z. B. Cemica aus itpi- 'schwarz’: Negräita aus niger 'ds.’; C'rama 'die Schöne’: Frumwfica aus frumoaeä 'ds.’; Slatina zu aolb 'Salz’: Säräteni zu lat. aal 'ds.’ u.a.). 3. Manchmal erklärt sich ein antiker ON doch mit rurnän., nicht mit sl. Sprachmitteln (z. B. Olt, auch magy. Olt aus Alutum, wofür eine ältere rum.-magy. Form All, also ohne sl.o >a vorkommt; Twda aus Turidava, mit typ. thrak. -dava und mit rumän. Schwund des zwischenvok. -v- wie in cal 'Pferd’ aus caballua, cavallua; hinzuzufügen wäre der ON Uda aus Ovriöava, nach einer Etym. von St.Mladenov*11, also wieder mit rum. v-Schwund).
4. In den eigentlichen balkanischen Ländern lassen sich keine alter tümlichen ONN nachweisen, die aus dem Rumän. erklärbar sind (so am rechten Donauufer Almua zu Lorn mit sl. Liquidametathese; caaetellum zu Kostol, Kostolac, mit sl. a zu o; Timacua zu Timok, wieder mit a zu o usw.). 5. In Siebenbürgen, also im N., erscheinen einige sehr altertümliche vulgärlateinische Dialekteigentümlichkeiten (wie z.B. der Wandel von al zu akl: alab zu aklab usw. wie etwa inaula, isla zu iekla, ital. ZscÄia); es lassen sich auch sonst Neuerungen feststellen, die nicht importiert zu sein scheinen (z.B. rinichiü aus reniculus gegenüber dem sonstigen rum. rärunchiu aus renuncultis u.a.). Zu diesen Hauptargumenten haben übrigens einige Gelehrte noch andere vereinzelte Beweise hinzugefügt, die aber viel weniger Beweiskraft besitzen”. 11 St.Mladenovi,/menota no desete belgaraki riki, SpBAN X, 42ff. 11 So könnten die bewahrten Latinismen im NW Rumäniens wie nea 'Schnee’ aus nive- gegenüber dem sonstigen nordrum. zäpada, oindl (sl. Herkunft); pdcurar 'Hirt’ aus pecorarius gegenüber cioban (türk. Herkunft); orbu 'blind’ aus orbua gegenüber chior (türk. Herkunft) u.a. (Pu^cariu) doch aus dem Balkan importiert sein, da sie auch im Südrumän. im Gebrauch sind (Gamillscheg). So muß eben falls das erhaltene aur 'Gold* aus aurum nicht unbedingt auf Dacien hinweisen (wie es Pugcariu wollte), da eben in Dacien ONN sl. Herkunft vorkommen, die ein sl. zlato 'Gold* enthalten (Zlata. Zlatna, Zlacna. magy. Zalatna), und außerdem das Gold auch südl. der Donau ausgegraben wurde (vgl. bei Plinius aurum Dardanium, ferner die thrakischen Bessen, die als auri leguli bekannt waren. W.Tomaschek, Die alten Thraker I, SB der Wiener Akad., Ph.-h. CI. CXXVILI/4. S.24, 76). Wenn Pugcariu das Wort (drin 'Ufer* aus lat. ’lermen (lerminus) 'Grenze*, das nur im Nordrum. bekannt ist, als Beweis dafür anführt, daß die Donau, d.h. die Donauufer, die Grenze zwischen dem röm. Reich (nach der Räumung Daciena) und einem romanisierten Dacien waren, so versteht man nicht, warum form nicht auch eine Grenze zwischen dem röm. Reich und einem nichtromanisierten
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II. Vorelavische Substrate
Endlich ist- aus diesen zwei Theorien auch eine Kompromißthese er wachsen, wonach die rum. Urheimat sowohl nördlich als auch südlich der Donau zu suchen wäre, da bekanntlich die großen Flüsse „nicht trennen, sondern verbinden“; es ist die beliebte Annahme der heutigen rurnän. Sprachwissenschaft, die aber auch im Ausland einen gewiesen Bei fall gefunden hat (so Gamillscheg, Friedwagner u.a.). Wenn wir zu diesen Theorien Stellung nehmen sollen, so müssen wir folgendes feststellen: Daß die Rumänen südl. der Donau gesessen haben, läßt sich kaum bestreiten. Hier waren die römischen Siedlungen sehr zahlreich (vgl. z.B. in der Gegend von Aquae: Castello novo, Florentiana, Romuliana, Sepiecasas, Argentares, Aureliana usw., in der Umgebung von Naissus Mediana, Cassia, Primiana, Spelunca, Radices, Latina usw., in Dardanien Vidortas, Celeriana, Mariana, Castelona, Primoniana usw. usw.), und lüer ist von den alten Chronisten der Gebrauch des Vulgärlateins in breiten Volks schichten ausdrücklich bestätigt worden: in die Verwaltung konnte z.B. im VI.Jh. n.Chr. kein Griechisch eingeführt werden, „diä то tov; rij; Evgomjf [d.h. Balkans] olxifroQag rij ттг ЈгаАтг [d.h. roman.] tpöiyysoiai fanij.“" und im byzantinischen Heer waren die Befehle ebenfalls nicht griechisch, sondern lateinisch: sta!, movel, torna.', largiter ambida! u.ähnl. Wenn also alte rumän. ONN südl. der Donau in der Fachliteratur ge wöhnlich fehlen, so erklärt sich das vor allem dadurch, daß wir kein gutes diesbezügliches Material besitzen, da noch keine systematischen Unter suchungen in dieser Richtung vorliegen; alte rumän. ONN z.B. in der Umgebung von Beograd sind trotzdem ohne weiteres nachweisbar, wie ich in der ZSPh gezeigt habe: vgl. z.B. den DorfN Vrtin aus * Orcinum, *Ürcinum (zu Orcea, eine Göttin), mit sl. m>r- aus * ur- und mit der Pala talisierung von ki (geschr. ci) zu ći, die nicht slavisch sein kann (südsl. ergibt ein fremdes ki nur ci, d.h. tri), sondern sicher rumänisch ist. Wenn eine rumän.-alban. Symbiose stattgefunden hat, so ist dieses Argument schon weniger sicher, da die Uralbaner auch nördl. der Donau wohnen konnten (Georgiev; vgl. §26). Andererseits ist es aber a priori nicht wahrscheinlich, daß Dacien — das einmal schon romanisiert (bzw. halbromanisiert) war — das Vulgärlatein aufgegeben und sich wieder eine barbarische Sprache angeeignet hätte;
Dacien sein könnte, Auch nordrum. lund in der Bedeutung 'Monat* (neben 'Mond') muß nicht auf das in dacischen Inschriften belegte luna 'Monat' zurückgehen, da im Skr. und Bulg. (ebenso im Ostel.) mls^cb ebenfalls gleichzeitig 'Mond* und 'Monat* bedeutet, s. M.Bartoli.Le innovazioni preelniche netto slavo, III MKS, Bd. II, S.7—8; M.Vasmer, REW II, 125, so daß hier eine Lehnübersetzung aus dem Sl. vorliegen kann. Usw. ” W.Tomaschek,.Die allen Thraker I, 78—79 [„weil die Bewohner Europas die Sprache der Italer sprechen“].
§22
Rumänische Urheimat
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wenn auch die röm. Verwaltung Dacien verlassen hatte, so bedeutet das keineswegs, daß auch die breiten lat. Volksschichten das Land verließen: solche vollständigen Auswanderungen bestehen nur in der Phantasie der durch vereinzelte militärisch-politische Katastrophen erschreckten mittel alterlichen Chronisten (vgl. darüber Kap. III, § 43): es ist also a priori anzunehmen, daß Dacien, also das linke Donauufer, genau wie das rechte, ununterbrochen romanisch, d.h. „urrumänisch“, blieb. Gleich zeitig muß aber hervorgehoben werden, daß die bisher dafür erbrachten sprachlichen Argumente wenig überzeugend sind: wenn z.B. Turda einem antiken Turidava lautlich auch gut entspricht, so ist doch bisher nicht eindeutig erwiesen, daß beide Namen den gleichen Ort bezeichnen und in dem siebenbürg. ON Deva, falls aus thrak. dava, devau, bleibt im Gegenteil das zwischenvok. -»- erhalten, was auf sl. Vermittlung hin weisen würde; wenn ferner z.B. der FN Oli in Quellen als Alt belegt ist, so kann das auch die ungarische Schreibung sein, und im Magy. erscheint a auch für sl. o (vgl. akna 'Fenster’ aus ok(s)no], so daß Alt auch für *Ol(t)t(i) aus Alütum stehen könnte. Usw. Und wenn ganz Rumänien im frühen Mittelalter eine Dxkaßrjvla war (Pu^cariu selbst macht darauf aufmerksam, daß die zahlreichen ONN wie tfcheia, §cheana, $cheiul, §cheutul u.a. aus Sclavi 'Slaven’ zeigen, daß es in Dacien auch Gegenden gab, wo die Slaven mit den Romanen unvermischt lebten), so kann auch diese Tatsache nicht übersehen werden. Wenn wir im Endresultat die heute herrschende Annahme einer rumän. Urheimat sowohl nördl. als auch südl. der Donau vertreten, so beruht das eher auf einer allgemeinen Überzeugung als auf sicheren sprachlichen Tatsachen. Feste Sprach argumente müssen erst von der künftigen Forschung erbracht werden, da uns die bisherigen nicht genügen können. Bemerkenswert erscheint trotz dem die Feststellung N.Jokls, daß die Rumänen, die später nach Albanien einwanderten, in diesem Land auch einen ON Ungrej aus *Ungureni, d.h. 'Rumänen aus Ungarn’, 'siebenbürgische Rumänen’ hinterlassen haben und die Bemerkung Jirečeks, daß im XIV.Jh. in serbischen Urkunden Vlasi ЗгИтјапе, d.h. 'Rumänen aus Srem, Sirmien’, erwähnt werden; allerdings können wir leider nicht sagen, ob es sich liier nicht um spätere Epochen handelt.
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23. Wenn wir nun zu den Sprachen der vor-römisch-griech. Zeit über gehen, so werden wir mit dem Illyrischen beginnen, das in heutigen jugoslavischen Ländern gesprochen wurde, also auf derzeit skr. Sprach boden in vorslav. Zeit zu Hause war. Die Illyrier haben uns keine schriftlichen Quellen hinterlassen (nur eine einzige Inschrift ist auf dem Balkan gefunden worden; doch auch diese ist nichtillyr. Herkunft verdächtig); so müssen wir uns mit den An gaben begnügen, die uns ONN und PNN bieten, und außerdem mit einer geringen Anzahl illyrischer Glossen (d.h. Wörter, die in verschiedenen Wörterverzeichnissen vorkommen); leider ist auch dieses dürftige Mate rial nur von den Griechen und Römern aufgezeichnet, so daß man ver hältnismäßig schwer die tatsächliche Gestalt dieser illyr. Wörter und Formen gewinnen kann. Dieser Tatbestand ist die Ursache dafür gewesen, daß das Hlyrische zu einem Problem in der europäischen Wissenschaft geworden ist und daß man vielfach widersprechende Theorien über die Stellung des Illyr. im
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Illyriseh
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Kreise der anderen europ. Sprachen und über seine geogr. Verbreitung ausgesprochen hat. Die Zahl der Sprachforscher, die sich mit der illyr. Frage befaßt haben und noch immer befassen, ist ziemlich groß. Die größte Autorität auf diesem Gebiet hat zweifellos der Deutsche H. Krähe, der sein ganzes Leben diesem schwierigen Problem gewidmet hat; von dt. Geleimten sind dann auch H.Hirt, P.Kretschmer, J.Pokorny, N.Jokl, G.Meyer, M.Vasmer u.a. zu nennen; von den Italienern F.Ribezzo, V.Pisani u.a.; auf der jugoslavischen Seite zeichnen sich als Illyrologen die Serben H.Barić und M.Budimir und die Kroaten A.Mayer und P.Skok aus. Daß das Illyrische eine idg. Sprache ist, kann man nicht bezweifeln. Vgl. z.B. den illyr. Frauennamen Veselia, der mit lat. 'Felicitas’ (d.h. 'Freude’, 'Glück’) übersetzt wird und mit si. veseh 'froh’, lett. vesele 'gesund; froh’ gut vergleichbar ist; illyr. (?) vißa 'Schnee’ aus idg. h* *snig ~ lat. nix — nivis usw.; illyr. giroj'Finsternis, Nebel’ ~ aalb. ren, alb. re, re 'Wolke’; illyr. (?) ßvgiov 'Haus’ ~ ahd. bür 'Wohnung’, aisl. byr 'Dorf’ u.a. Auch ONN in illyr. Ländern lassen sich aus idg. Sprachmitteln deuten, z. B. Metu-barris 'ein Sumpfgebiet im Stromgebiet der unteren Save’ zum skr. FlurN Medbara, also wörtl. 'zwischen- sumpf-’; (IXo;) Aovyeov 'ein Sumpf bei Triest’ zu si. luža, ka-luga 'Pfütze’, alb. legate 'Kot’, lat. lu-tum, gr. Avdoov usw.; FN Arsia (heute kroat. HaSa) zu ai. ärsati 'er strömt, schießt dahin’; doch finden sich auch ONN, die einer älteren idg. Schicht entstammen können (vgl. § 33). Eine nähere Bestimmung des Illyr. im Kreise der idg. Sprachen ist nicht leicht. Die ältere Literatur hielt es für eine satom-Sprache; so noch in der letzten Zeit der kürzlich verstorbene Zagreber Indogermanist A.Mayer, der Wiener Albanologe N.Jokl und V.Pisani. Das Haupt argument für den satam-Charakter des Hlyr. war aber eher der Glaube an illyrische Herkunft des Albanischen, das eine satam-Sprache ist, als die etym. Analyse des eigentlichen Illyrischen. Nun ist aber das Albanische, trotz des Widerspruchs einiger Fachleute, kein Nachfolger des Illyrischen (s. § 26); so muß das Schicksal des Illyr. von dem des Alb. absolut ge trennt werden und die Deutung des Illyr. auf Grund des Illyrischen selbst versucht werden. Besonders Kretschmer, Jokl, Ribezzo, A.Mayer und Pisani haben versucht, den satam-C'harakter des Illyrischen nachzuweisen. Wie aber bereits Hirt und dann weiter Krähe, Pokorny, Barić u.a. gezeigt haben, sind diese Beweise in keinem einzigen Fall einwandfrei gewesen. Ohne auf das ganze Problem eingehen zu können, müssen wir eüüge dies bezügliche Bemerkungen bringen: so z. B., wenn der Name eines Volkes in Pannonien Vaegiave; war, so darf er nicht unbedingt als * Ozer- zu russ. ozero 'See’, südsl., westsl. jezero und als 'Bewohner der Plattenseeufer’ & Popović, Serbokroatische Sprache
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II. Vorelaviecbe Substrate
gedeutet werden (d.h. aus * a$her-, mit * z für *