Feldzüge des Prinzen Ludwig von Baden in Ungarn und am Rhein, mit Anmerkungen


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Vorbericht
Feldzüge des Prinzen Ludwig von Baden-Baden
Abschnitt
1674
1675
1678
1683
1684
1685
1686
1687
1688
1689
1690
1691
1692
1693
1694
1695
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Feldzüge des Prinzen Ludwig von Baden in Ungarn und am Rhein, mit Anmerkungen

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des

Prinzen Ludwig von Baden in Ungarn und am Rhein, mit Anmerkungen.

aus dem Französischen deS

Prinzen de Ligne.

Dresden, lnderWaltberischen Hofbuchhandlung. 1799.

/

Vorbericht, I Manche Leser möchten gern von allem UN4

terrichtet seyn. Die Kirche, wo der Taufacms vor sich gieng, der Name unserer Amme u. d. m., sind ihnen nichts weniger als gleich-

gültige Dinge; kurz, sie möchten, wie man zrr

sagen pflegt, den Helden im Nachtkleide be-. schauen. Der Meinige führte ei» so unruhiges Leben, daß ich ihn nie anders als in der Uniform zu Gesichte bekaim Damals putzte man sich noch nicht sonderlich, und hatte auch keine Zeit darzu»

Der, den ich hier schildere, hakte es nicht einmal

gemocht, glaub' ich, denn in dem, was Mir von seinem Privatleben bekannt wordett ist, sehe ich

immer den strengen Mann, der mir wenig angenehme oder witzige Anekdoten an die Hand geben

konnte, die mir beym Niederschreiben und andern

Ar

bepm

beym Lesen einiges Vergnügen gemacht hätten.

Alles was ich in jenem Betracht von ihm weiß, bestehet darinnen, daß er von Person groß und wohlgewachsen war, und ein heidenmäßiges An«

sehen besaß. Ich nehme zu viel Antheil an dem, was ihn angehet, als daß ich nicht zugleich wün-

schen sollte, er möge eben die moralische Güre, eben dtn liebenswürdigen föllden Charakter und

alle die zu einem guten Regenten erforderlichen

Kenntnisse und Talente gehabt haben, hie dm jetzt regierenden Marggrafen auszeichnen.

Feldzüge des Prinzen Ludwig von Badem Baden.

M

rggraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden wurde im Jahre 1655 in Paris ge-

boren. Bekannter ist derselbe unter dem Namen des Prinzen Ludwig, denn diesen erhielt er von Ludwig XlV. welcher ihn aus der Taufe hob. Der Prinz war undankbar gegen seinen Pathen, denn

er schlug zuweilen seine Truppen. Sehr merk-

würdig ist's ohne Zweifel, daß die Prinzen Eugen und Ludwig beide geborne Franzosen gewesen sind:

daß der Herzog von Marlborough als Fahndrkch unter der französischen Garde diente, und alle drei

Generale zusammen Ludwig XIV. den meisten Schaden zufügten. Dieser König hatte die Hey. rach des Marggrafen Ferdinand Maximilian mit einer Prinzeßin von Savoyen-Carignan gestiftet.

Letztere war für Frankreich leidenschaftlich eingenommen, und man konnte sie nicht bewegen, nach Deutschland zu gehen. Sie wollte den neugebor« nen Prinzen Ludwig bey sich behalten, und es war

A z auch

auch in der Thak kein Vorurthei'l, wenn sie dafür

hielt, ihr Sohn würde in Paris besser, als in

Schwaben erzogen werden. Die beiden Marg«

grafen, der Gemahl nehmlich und der Schwieger.

Vater, dachten nicht so; der junge Prinz wurde

mit List unversehendö seiner Mutter entführt, und in einem Alter von drei Monaten eben so eilfertig

nach Baden geschickt. Es war eigentlich La Sol. laye, ein Savoyarde, der unter dem Vorwand, seinen Bruder, den Kammerjunker der Marggra-

fin zu besuchen, den lächerlichen Auftrag vollzog,

«nd den Prinzen entführte. Ein gewisser teut.

scher Schriftsteller, welcher, wie es scheint, diese Handlung sehr billig fand, behauptet, der. Prinz habe seine Zeit gar nicht unnütz zugebrachk, denn

der Marggraf, sein Vater, habe ihm in der Ge.

riealogie und Heraldik selbstUnterricht ertheilt. In Paris hakte man sich nun freylich nicht einfallen Fassen, ihn hierinnen zu unterweisen — Warum «ber gab man ihm denn nicht lieber die drei grasen Bände von dem Werke zu lesen, welches der Marggraf George Friedrich eigenhändig geschrie-

ben, und darinnen nicht nur sehr gute Auszüge

Lius siebenzehn alten militairischen Schriftstellern «ufgeführek, sondern auch die treflichsten Bemerkungen für unser Zeitalter eingeschaltet, sich bey Len kleinsten Umständen verweilt, und auf diese Art alle Thekle der Kriegskunst unverbesserlich ent, wickelt, hatte? Die großen Talente dieses Helden, seine verlernen Schlachten selbst nicht ausgenommen,

7 men, nebst den muthvollen Thaten der Prinzen aus diesem Hause, verdienten gewiß eher, daß

man sie mit einigem Fleiß studierte, als ihre Wappen» Ich meines Orts halte dafür, der Prinz Ludwig habe sich selbst gebildet; und was

hätte man auch zu solch einer Zeit und in einem so

unruhigen Lande, wohin Geschmack und Unters richt noch nicht hatten dringen können, bessers

wünschen können? Indessen haben gewisse Ucber« bleibsel der alten Ritterschaft, und selbst vielleicht

die Kreuzzüge, noch jenen Geschmack an Sinnbildern erhalten, der zu einer Art von Erhabenheit führen kann. Von den Kriegsschildern kamen sie auf die Wappenschilder, und von da auf Denkmünzen, welche Key irgend einer wichtigen Veranlassung geprägt wurden. Vorzüglich hak mir eine dieser Münzen gefallen, welche bey Ge. legenheit des Unterrichts, den der Prinz von sei-

nem Vater erhielt, zum Vorschein kam. Auf der einen Seite ist dessen Bildniß und Name:

Ludwig, Ferdinands Sohn, und der Revers

zeigt einen gegen die Sonne fliegenden Adler mit

einem Anker in den Klauen; ein junger Adler folgt demselben, mit der Umschrift:

Non äoteriora sieguenäo.

Die Gattungs'zu der ich gehöre, mein wenig zusammenhängender Styl, müssen mich von jedem Anspruch auf den Titul eines Historiographen auf immer entfernen, denn die dazu gehörige Anstren«

A 4 gung

8 gung fehlt mir. Nichts bleibt mir übrig, als treue Darstellung, wozu ich durch die in Carlsruhe und Wien gefundenen Manuskripte des Prinzen, die nicht nur dessen eigne Befehle, sondern auch die übrigen Verhältnisse, enthalten, in Stand gesetzt worden bin. Vermuthlich wollte sein Großvater, nach Ab-

sterben seines Vaters im Jahr 1669, nur die

Zeit abwarten, da die Franzosen sich als Feinde des Reichs zu erkennen geben würden, denn

1674

machte der Prinz Ludwig seinen ersten Feldzug unter

Montecuculi. Ich muß sagen, daß ich in den

Manuskripten des Prinzen die Züge eines großen Generals sogleich entdeckte. Äusser den Kennt,

nisten, welche der Prinz, allem Ansehen nach,

schon in diesem Feldzuge durch eignes Nachdenken

erlangt hatte, wurden dieselben durch das eifrige Studium der lichtvollen und genau berechneten

Dispositionen und Bewegungen seines großen Feldherrn vermehrt. Unter der Leitung dieses berühmten Generals, dem er empfohlen worden war, begab er sich zur Kayserlichen Armee an den Oberrhein und beobachtete nun selbst die sinnrei. chen Manoeuvres beider feindlichen Armeen an den

Ufern der Renchen.

1677.

Schon seit vorigem Jahre hatte man so ma.

riöuvrirt und wollte nun etwas Entscheidendes wagen.

gen. Montecuculi suchte eine günstige Gelegen« heit und glaubte sie bey Goldscheuer gesunden zu haben. Türenne hoffte ein gleiches, als den gro-

ßen Mann eine Canonenkugel traf. Jeder von

beiden Feldherren hatte das Terrain aus Büchern und Charten, und die übrigen Verhältnisse gründlich erwogen, und so begreife ich nicht, wie beide ihrer Sache so gewiß zu seyn glauben konnten. Alles was davon bekannt ist, bestehet darinnen:

Man hatte sich des andern Tages geschlagen.

Türenne nahm aber sein Geheimniß mit ins Grab. Montecuculi hatte uns das seinige entdecken können, nahm aber statt dessen seinen Abschied, wovon ich aber auch keine Ursache einsehe. An seiner Stelle würde ich Türennen beweint, mich aber akodenn gefreut haben, ihn nicht mehr auf meinem Wege zu finden, und hatte so den Krieg mit meh. rerm Vergnügen fortgesetzt. Eben so dunkel ist

mir endlich drittens: warum Montecuculi nicht augenblicklich die Neffen des Türenne und ihre Armee über den Haufen warf, welche die Schecke*)

vermuthlich schlecht angeführt haben würde. Man marschitte zwar gegen den Feind, aber zu

spat.

A 5 Man Cs ist bekannt, baß llle franMfchen Soldaten,

als sie die Unentschlossenheit ihrer Anführer sa. hen, ausriefcn: laßt doch die Schecke laufen, sie wird uns schon den Weg weisen. So nannten sie rühmlich das Pferd des Herrn von Türenne.

ro

Man verzeihe mir, wenn ich hier Gegenstände aus einander setze, die meiner Absicht nicht aller« dings fremde sind: denn eben damals lernte der

Prinz, was er nachgehends ausführte. Er war

Augenzeuge von allem was mir noch zu jagen übrig

ist, und würde — lebte er noch — mir selbst dis

Worte in den Mund legen. „Alles in der Welt wollte ich darum geben," sagte der große Conde',

„wäre eS mir nur verstattet, eine Viertelstunde mit dem Herrn von Türenne nach seinem Tode

von diesem Vorfall zu sprechen." Hier folge meine

Erzählung, oder vielmehr dis Ausdrücke des Herrn von Montecuculi selbst, deren er sich in

einem Berichte KN unfern Hof, freylich nicht im blühenden Styl einer Sevigne' — bediente, und überseht also lauten:

„Der Marschalk von Türenne wurde am „r? July bey Saßbach durch eine Canonkugel „getödtet. Die Folgen davon waren, daß dec „Feind, der am 28. und 2g. von beyden Seiten

„vorgefallenen Canonadcn ungeachtet, Anstalten zum Rückzüge machte, und unter dem Schein, „Batterien und Posten zu verändern, die schwere

„Artillerie und den Troß zurückgehen ließ. Vorgestern zur Nacht folgte die übrige Armee nach,

„und zwar ohne von unö bemerkt zu werden, wor„ an vielleicht das eingefallne starke Regenwetter

„ Ursache war. Die Netraite geschah in großer „Unordnung; viele Kranke, Verwundete, und „ein großer Theil der Munition blieben zurück.

„Sobald der feindliche Rückzug wahrgenommen „wurde, verfolgte ich denselben auf der Stelle, „allein er erreichte sein vortheilhaftsS Lager, wo „ man nicht geschwind genug mit einem formirten ,, Corps hinkommen konnte, welches stark genug

„gewesen wäre, um en front zu attakiren. In-»

„ dessen wurde die Arriergarde desselben bey Lams-

„Haus beunruhiget und an 150 Mann von dersel-

„den niedcrgemacht. Vorgestern Nachmittags „wurde dieser Angriff durch Croaten und Drago„ner irn Walde wiederholt, wegen des dichten „Gehölzes aber nichts entschieden, obgleich die „ feindliche Infanterie zwey bis dreymal aus ih„rer Position geworfen wurde. Gestern bin ich

„in Willstadt angelangt. Ich fand es stark

„vom Feind besetzt, und mußte mit Nachdruck „angreifcn; sobald aber der Feind nur die Stadt „geräumt hatte, wurde er auch bald aus dem „ Schlosse vertrieben. Er verlor viel an Todten, „ und wie ließen ihm nicht Zeit, die Brücke abzu„brechen, die uns nun von großem Nutzen ist. „Im Schlosse fanden wir viele, aber durchaus „unbrauchbare Munition. Der Weg nach Straß„bürg ist uns durch diese Vorgänge nun völlig „ offen. Noch bin ich im Verfolgen des Feindes „begriffen und bemüht, ihm, so viel wie möglich, „ auf seinem Rückzüge zu schaden. In allen bey „dieser Gelegenheit vorgefallenen Gefechten haben

„stets die Waffen E. K. Majest. den Sieg da-

„von getragen. Geblieben oder verwundet sind „ vor-

lS ' „vornehmlich: Türenne, Montgeorge, Lassan, „Harcourr, Vaubrün, Tracy, Hoquincourt, St. „Hilaire und verschiedene andere Offiziers. Es „folgt von selbst, daß der Verlust der übrigen

„Mannschaft sehr beträchtlich gewesen seyn müss-

est. rc. Als Monarch wäre ich mit dieser Meldung nicht sonderlich zufrieden gewesen, denn ich hatte

Verlangen getragen zu wissen, warum denn die Spione und Vorposten, die bey solchen Gelegenheiten den feindlichen nicht nahe genug seyn kön-

nen, den Abzug des Feindes, da er doch zu erwarten war, nicht anzeigten? warum der Regen

in diesem Zeitpunkte zur Entschuldigung dienen

sollte? kurz, warum ein einziger im Kriege ost

so kostbarer Augenblick verlohren gieng?

Sonderbar bleibt eS immer, daß, wenn Türenne seiner Sache so gewiß war, er den Zeitpunkt so sehr verfehlte, er, der vormals

nach erfochtenem Siege an seine Frau schrieb: „Der Feind hat uns angegriffen und ist geschla«

„gen worden. Ich bin ein wenig müde. Gute

„Nacht!" So wie Monkecuculi hier stand,

würde ihn Türenne wohl nicht geschlagen haben: denn der Kayserliche linke Flügel dominirte seinen rechten, und konnte nicht umgangen werden. Am

Fuß der Anhöhe, wo er stand, wird das Thal

von einem kleinen Bach durchschnitten; jeder Angriff wäre hier mit großem Verlust abgeschlagen worden, Die Saßbach und ein sehr steiler Grund trennte

iz trennte beyde Heere; wer am ersten darüber gieng,

verlor allem Ansehen nach die Schlacht. Mon--

tecuculi hielt das Dors besetzt, und sein Geschütz hakte die Vorposten aus dem Michaeliskirchhof, der von allen Seiten bestrichen werden konnte, so wie alle PiketS Türennens, wenn sie dort herum

stehen geblieben waren, vertrieben. Wagte er

es, das Gehölze oder den Morast auf dem rechten Flügel der Kayserlichen zu passircn, um ihnen in die Flanke zu fallen, fo nökhigte ihn das Terrain,

die seinige blos Zu stellen. Angenommen auch, Montecuculi wäre geschlagen worden, welcher Loch, wie wir gesehen haben, unmöglich war, so blieb ihm noch eine treffliche Stellung zwischen dec

Otter und der Bühl, wo er eine große Colonne auf der Hauptstraße anrücken lassen konnte, übrig.

Eben so konnte er sich hinter Lauffen setzen. Alls die kleinen Bache, die ihre Namen jederzeit von dem vornehmsten Dorfe entlehnen, durch welche sie fließen, waren, wie vom Prinzen Ludwig in der Folge, vermittelst der Schleusen, zu Ueberschwem. mungen gebraucht worden, die den rechten Flügel seiner Linien bey Stollhofen gedeckt hatten; Linien, die man sehen muß, um sie begreiflich zu flndem Und gesetzt auch, diese hatten noch zu schwach geschienen, ihn beym Rückzug zu vertheidigen; durf-

te sich Herr von TÜrenne wohl schmeicheln, ihn bis in die Gebirge des Schwarzwaldes zu treiben.

Zwar hakte Montecuculi seine ganze Artillerie daselbst gewiß verloren, sich aber, da er einen Marsch

14 Marsch voraus hakte, ruhig durch Ettlingen und Pforzheim ins Würtembergische zurückgezogen, wohin derselbe, der Sage nach, bereits das Ge-» packe hakte abgehen lassen. Freylich hätte es als« dann beym Vicomte gestanden, durch einen Marsch

die Kayserlichen von Straßburg,, seinem HauptDepot, abzuschneiden, und sie zu. nökhigen, ihre Subsistenz rückwärts zu suchen. Aber Türen-, rien fehlte es.selbst an Lebensmitteln — er hatte sich am folgenden Tage vielleicht auch zurück ziehen müssen. -7- Kurz ich weiß nicht, worauf er sich insgeheim verließ. Mußte er nicht wenigstens seine Maasregeln irgend einem andern General vertrauen, da der Augenblick gekommen war, wo sie auSgeführt werden sollten? Daß er,

der Schüler seiner Vettern in Holland, seinen

Neffen in Frankreich nichts gelernt hatte, ist zwar bekannt; doch würden sie sich bey aller ihrer Unwissenheit nicht zurückgezogen haben, wenn ihrs Sachen besser gestanden hätten. Ich, ohne Ken.

ner zu seyn, hätte mich auf Monkeeuculi's Sei-

te geschlagen, und eben darum ist mirs unbegreiflich, warum er dis Bestürzung dieser Neffen nicht benutzt hat, deren Schuldigkeit gewesen wäre, mit

noch nassen Augen die Soldaten zu ermuntern, den Tod ihres Vettern zu rachen; und hier hätte die Verzweiflung vielleicht mehr gethan, als sein vorgebliches Geheimniß. Konnte denn hier der würdige Nebenbuhler des Türemie nickt einige Bataillons über die Gaßbach gehen lassen, den Feind

Feind schlagen, ober wenigstens feine Arriergarde beunruhigen, die Armee dadurch aufhalten, und dann in Geschwindigkeit mit einer starken Colonns

über den Rhein durch Rind, Schwarzach, Bi-

chen und Hohenstein vorrücken? Die feindliche Ärmee wäre dann über Hals über Kopf nach dem Rhein geflohen, und hatte doch ihre beyden Brükken nicht mehr gefunden. Auch nahm der Feind, Um es feinen Verfolgern noch leichter zu machen, statt dreyer Wege, um nach Altenheim zu kommen, nur einen, und gieng, unter Verwünschung

feiner Chefs und des unglücklichen Kanonschuffes, in der größten Unordnung durch Acheren, Renchen,

Orlov, Vilots und Eckartsweiher zurück.

Wenn ick) militairische Pedantereyen zu ent-

schuldigen suche, so heißt dieses vielleicht mir selbst

das Wort reden. Meines Erachtens aber kann man nicht Mühe genug anwenden, den Gegen-

stand einer allgemeinen Untersuchung besser ins Licht zu setzet), und dadurch angenommene Vor. urtheile zu zerstören. Noch einmal! ist es in der That wahr, daß Türenne jene zwecklosen Worte üusfprach: „Heute fallt er mir m die Hande,"*) so geschähe es blos, um sein Vorhaben zu verbergen, und er dachte, unter dem Schein, als wolle er ün-

greifen, schon in der That auf seinen Rückzug. Einwohner der dortigen Gegend sagen: er habe,

als ihn die Kugel traf, ein Papier in der Hand

gehabt; geschah dies vielleicht, um die Ordre zum

*) xonr aujourä'llui je Is tiens.

Rück,

Rückmarsch bereits zu entwerfen, und sollte es

vielleicht nur den Schein haben, als ob er die

Stellung des Feindes aufzuzeichnen und den vorgeblichen Angriff anzuordnen bedacht wäre?

Der Ork, wo dieser große Mann den Tod der Ehre starb, erfüllte mich mit heiliger Ehr. furcht. Jenes sauste Gefühl, das nur der Iü. gend eigen ist, worinn die Seele noch unbeschrankt

sich den Eindrücken des Schmerzes und der Be-

wunderung snehr öfnet, gab mit die folgenden Ge.

danken ein, die ich auf eben den Stein schrieb, worauf bereits der Tag seines Todes, der 27. Iuly, ausgezeichnet stand:*)

Hier, großer Held, wo du dein Leben einst verlohrst,

Beweint dich ein Soldat, und wünscht dir gleich zu werden.

O! du, der in Elysium an Cäsars Seite thront,

Den dort, Bellona, Mars, in ihrer Mitte haben,

Laß'

*) 0 Trtt-Ers, rscois,' 011 tu xeräis la vis, l^LS trsns^orts ä'uu koläat gui ts xleure et t'snvis. Dans l'LIite's allis pres clu Lkek.cles 6elgrs

Ou clsns Is Liel xeut-etrs eutrs Lellons et

. lVlsrs, k'sis-ruol te luivrs en tout, exaucs rus xrierS,

kuills-jö sinlr rernxlir et 6nir ina csrrisLS.

17 Laß mich, ich bitte dich, mit gleichem Muth beseelt.

So handeln stets wie du, und eben so erkalten.

Der Prinz Ludwig, der Caprara'n über-

gebenwar, verfolgte die Franzosen bis ins Elsaß.

Er schlug sich zu Verschiedenenmalen mit ihrer Ar-

riergarde, Ich brauche nicht erst zu sagen, daß

er sich bey der oder jener Gelegenheit hervor thak,

sondern nur: er war dabey, welches eben so viel bedeutet.

Die beyden Markgrafen, Friedrich von Baden-Durlach und Herrmann von Baden-Baden, belagerten Philippsburg. Zu geschwinderer Erreichung ihres Endzwecks beschlossen sie, den Platz

durch Freywillige zu stürmen. Des Verbots un-

geachtet war doch der Prinz dabey, und zwar auf eine Art, die eben so in die Augen fiel, als Nutzen

brachte. Deshalb gab ihm auch der Kayser das Regiment des an seiner Seite gefallenen Prinzen Friedrich von Würtemberg. Eine solche in der Zeit und am Ort so gut angebrachte Belohnung

machte dem Prinzen viel Vergnügen, ihm, der sie nur verdienen, aber nie darum bitten wollte.

1677.

wurde Freyburg von den Franzosen belagert. Warum der Marschall von Schömberg diese Belagerung anfieng, der Marschall voll Crequi aber sie zu Ende brachte, weiß ich nicht zu sagen.

B Die-

i8 Diesem letztem ergab sich, der Vorstellung aller Kaysirlichcn Generale ungeachtet, der alteSchulz,

der, selbst krank am Verstände, allem Vermuthen nach an dem Grafen Portia einen eben so elenden Gehülfer, hatte. Warum aber entsetzte

man nicht bryde augenblicklich ihrer Stellen? ein Unternehmen, welches dem Prinzen Ludwig Eh.

re gemacht hätte. Jugend und Kühnheit konn-

ten diese raschen Maasregeln eimgermasen entschuldigen, welche ausserdem allgemein einzuführen

gefährlich ftyn würden.

Gedachter unwürdige Commandant hatte 2;OQ Mälin Besatzung und soooo Säcke Getraide in deriFestung, Der Prinz, welcher, der lebhaftesten Ausfalls und der Vertreibung der

Franzosen aus der schon eroberten Neuburger Vor.

siadt ohnqcachtet, die Unhaltbarkeit des Ortes gar wohl kannte, hakte ihm den Rath gegeben,

sich ins Schloß zurück zu ziehen. Schulz weigerte sich, und fragte, als die Rede von seinem über ihn zu haltenden KriegSrecht war, warum

inan ihm die gebetene Entlassung nicht langst be-

williget hatte? Solch ein Zug, ich muß es geste-

hen, der entweder Verraihercy oder Narrheit zum Grunde hak, entschuldiget gewissirmasin die Wi. Lersetzlichkeit seines Untergebenen, sollte ihm sein Ungehorsam auch das Leben kosten, denn bey der doppelten Verlegenheit, in die man ihn sitzt, ein-

mal in Ansehung des Feindes und dann seines

reignen Herrn, fühlt er lebhaft, daß Ehre und, Vaterland ihm über alles sind.

1678.

Der Herzog Carl von Lothringen schrieb diesem Schulz: „daß ihm der Kayser, seiyek

Meynung nach, den Strang zuerkennen müßte."

Der Keift dieses Prinzen war so kräftig und so stolz als sein Vortrag; das schließe ich daraus,

weil er schon nach dem Gefecht bey Rheinfelden an einen gewissen vornehmen Herrn etwas ähnli-

ches geschrieben hatte. „Hätte ich die Erlaubnisi vom Wiener Hofe," heißt es in seinem Briefe : „so ließ ich Ihnen den Kopf vor die Füsse legen." Auch war dem Herzog in solchen Fällen

nicht zu trauen, weil er den erhaltenen Befehlen nicht immer aufs genaueste nachkam. Man sagte ihm einst, daß der Friede in Nimwegen geschlossen würde, und er seine Operationen einstellsn

könnte. „Der Friede," versetzte er, „soll mich

mitten unter den Feinden finden."

Von eben diesem Fürsten, der seine Leuts kannte, erhielt der Prinz Ludwig den Befehl, yin Corps Franzosen bey Stauffen im Breisgau

anzugreifcn. Er benahm sich hier auf seine eigne

Art, die nicht jedermanns Werk war. Seine

Mannschaft verließ ihn, als er schon die feindliche Linie durchbrochen hatte; er mußte sich also zum zweytenmal Lust machen, tödtete hierbei) den feindlichen Commandirenden des DekaschementS

B 2 selbst,

20 selbst, und kam, seiner eigenen und seines Pferdes Wunden ungeachtet, wieder zu denen zurück, die

ihn nicht hatten begleiten wollen. Diesmal ge-

hörte gewiß viel Muth und Geistesgegenwart da-

zu, der Gefangenschaft zu entgehen. Etwas zu scharf sprach hier der Prinz mit Herrn Arnolet, einem sonst braven Offizier; dieser starb darüber

aus Verdruß, sagt man. Er hatte nämlich dem

Prinzen auf die andere Seite der Brücke, die derselbe nur mit vier Compagnien leichter Meuterer) und achthundert Pferden passirk war, folgen sollen,

war aber mit der übrigen Mannschaft zurück geblieben, um, wie er sagte, den Rückzug des Prin-

zen zu decken, der ausserdem gar nicht möglich ge-

wesen wäre. Wer hier Recht hatte, bin ich zu

entscheiden nicht im Stande. Indessen war der Herzog mit dem Prinzen ausnehmend zufrieden, umarmte denselben bey seiner Zurückkunft, und

prophezeite ihm in voraus den Ruhm, den er einst erlangen würde.

Bey Hofe war man damals nicht sonderlich geschickt, in der Zukunft zu lesen, denn der Kay. ser wollte dem Prinzen die Stelle seines Großvaters', als Kayserlicher Ober. Kammer-Richter in

Reqenspurg übertragen. In der That ein son. derbarer Antrag! Er war auf dem Wege, ein

großer Feldherr zu werden, und nichts ließ vermuthen, daß er auch zu jener Stelle Talente besihe, die eigentlich für Leute bestimmt zu styn scheint, die gar wenige haben. Seine Antwort war

2l war daher: Es sey ihm unmöglich, sein Hand«

werk niedcrzulegen. EZ geschah dieses zu eben der Zeit, da er demHause Oesterreich einen großen Beweiß seiner Ergebenheit abgelegt hakte; denn die

Franzosen verwüsteten seine Lander. In seinem drey und zwanzigsten Jahre wurde er für mündig erklärt, und begab sich 1679 nach dem Nimwe« ger Frieden in sein Land. Ich könnte hier Gele« genheit nehmen, aus den vor mir liegenden Schrif-

ten der Vorkehrungen zu gedenken, die er zum Ersaß des gehabten Verlustes, zur Arrondirung und zum ruhigen Besitz seiner Staaten anwende, ke, stünden nicht meine Kenntnisse der Geschäfte

tief unter den seinigen. Drey Jahre vergiengen

darüber. Im Jahr 1682 machte er eine Reise nach den Niederlanden, und wurde zum General

ernannt. Im darauf folgenden Jahre brachten die Ungläubigen den großen Helden in ihm zur Vollkommenheit, und fein großes Talent wirkte auf den Prinzen Eugen, seinen Vetter, welchen

Weiberlist und das thörigte Benehmen eines Ministers gerade in diesem wichtigen Zeitpunkte an den Wiener Hof geführt hatten,

I68Z. Immer hofften die Spanier auf eine Art

Wunder von Seiten der Oesterreicher, die diese nie

anders verrichten konnten, als wenn sich große Manner an die Spitze ihrer Armeen stellten. Der Kayser erhielt von seinen Ministern den Rath,

B ; nach

22

nach Mariazell zu wallfarkhen. Ein spanischer Geschichtschreiber sagt unter andern: er habe in

folgenden Ausdrücken gebetet: „Gieb mir, lie-

„ber Gott, einen glücklichen Krieg und ein frucht-

„bares Weib! Wenn du sprichst: Wo sind der. „ne Verdienste? so werde ich antworten, daß dei„ne Gnade mehr vermag als sie."

So schrieb man zu damaliger Zeit die Ge-

schichte, und ließ die Fürsten sprechen. Gut war

es, daß tapfere Generale dieser Schwache der Minister zu Hülfe kamen, welche jezt eben so, wie

im Jahr 1529 die Hauptstadt Oesterreichs der Gefahr auöseßten.

Die Türken nämlich, die alles, was sich ih-

nen widersetzte, bis vor die Thore von Wien über den Haufen warfen, wollten jezt die Stadt selbst

belagern. Einige Corps der Kaiserlichen bey

Petronilla und am Tabor konnten nur einen geringen Aufschub bewirken, besonders wurden sie

von den Tartarn sehr gedrängt. Ein Theil der

Truppen war zu tapfer, der andere zu muthlos, und beyde geriethen in Gefahr, in der Donau um-

zukommen. Der Prinz Ludwig hatte dies vor-

aus gesehen, und trug mit einigen frischen Trup. pen, die er eben so vortheilhaft zu postieen als anzuführen verstand, mitten unter einer gänzlichen Niederlage einen kleinen Sieg davon; denn nun war er erst im Stande, den Uebergang über die vielen Brücken, oder die Hauptstrafe nach den

2Z Inseln, von da nach der Leopoldstabt, und endlich nach Wien selbst zu unternehmen.

Die berühmte Schlacht, wodurch die Stadt

besreyet wurde, die Kalkenberger Messe, die der König in Pohlen mit kreuzweis über einander geschlagenen Aermen bediente, der geschwinde 2lns griff der tapfern Sarmaten, die von allen Hügeln herab auf das Lager der Türken hereinstürmten, alles dieses ist bereits so oft beschrieben worden, daß eine abermalige Erzählung dieser Geschichte unnütz seyn würde.

Prinz Ludwig hatte bey dieser Gelegenheit noch eine andere Absicht, welche er auch zum Theil

auSsührte. Er wollte nämlich mit Hülfe der Garnison die Türken in ihren Laufgraben überfallen. Der Commandank erhielt Nachricht von seiner Ankunft mit den Regimentern Hallweil, Heister

und Würtemberg. Kaum war er in den Tran,

cheen, und rettete daselbst dem Prinzen Eugen das Leben, als schon Sobiesky, sich auf gut tür-

kisch schlagend, nebst dem Herzog von Lothringen

und dem Churfürsten von Bayern die Feinde angriffen; auch war es eigentlich der Prinz Ludwig,

der die Türken, die ihn mit klingendem Spiel

auf ihre Flanke anrücken sahen, zur gänzlichen Flucht brachte, und ihre Niederlage entschied. So, wie immer, wär sein Betragen auch an diesem berühmten Tage.

B 4 Nun

24 Nun war's nöthig, Ungarn, dessen sich die Türkische Armee völlig bemeistert hakte, ihr zu entreißen. Man beschloß also, Gran zu deren«

nen. Ein Fluß, der sich hier in die Donau ergießt, giebt der Festung den Namen. Ihr ge-

gen über liegt Parkan, und die Communication wird durch eine Schiffbrücke unterhalten; Parkan mußte also zuerst weggenommen werden.

Vier Baschas mit 9020 Spahis und 22022

Ianitscharen wollten dieses hindern. Es war da, mülö der Kern der türkischen Infanterie. WaS nicht Ianitschar war, bestand, so wie ihre ganze Armee noch heutiges Tages, aus Leuten, die man ohne Unterschied, selbst auf den Strafen in Con-, stantinopel und überall zusammen raffte; das Ja« riitscharen-Corps hingegen wurde vom Sultan

Amurat im Jahr izs8 bey seiner Thronbesteigung errichtet, und bis auf 42220 Mann gebracht. Anfänglich nahm man blos gefangene

Christen dazu, um sie aber so stark zu machen, mußten endlich auch Muselmänner dazu genommen werden. Nach Auges und Busbeck waren sie zuweilen berittten im Treffen. Vcrmukhlich geschähe aber dieses nur alsdann, wenn es an Spahis fehlte; vielleicht ließ man auch auS eben der Urfache den Ianitscharen auf allen Fall einige hundert Pferde nachführen.

Leute, die sich an Gemeinsprüchen und leerem

Gefchwah begnügen, und deren es überall die

Men-

-5 Mengs giebt, rufen uns beständig zu : Ihr habt von einer Nation, die keiner DiSciplin fähig ist, durchaus nichts zu fürchten. Sie können sich

aber von mir versichern lassen, daß die Janitscha« ren zu jenen Zeiten in besserer Verfassung waren,

als selbst ihre Gegner. Nur Manner von grossen Talenten, die damals bcy der Kayserlichen

Armee in ziemlicher Anzahl sich befanden, waren

im Stande, Truppen in die Flucht zu schlagen,

^welche durch Tapferkeit, Opium und Fanatismus zugleich angefeuert wurden.

Die Ungeduld der Baschas kam den langsamen Bewegungen der Christen und ihrem Angriff zuvor; denn am roten Septemb. erfolgte derselbe von türkischer Seite mit einer Wuth und Hitze, die ohne gleichen war.

Prinz Ludwig kommandlrte die Cavalerie

und war der einzige, der zu manöuvriren verstand; zu einer Zeit, wo die wenigsten diese Fähigkeit be-

saßen: auch schrieb man ihm völlig den Gewinn

der Schlacht zu. Die von ihm in die Flucht ge. schlagenen Türken wollten sich in Parkan werfen.

Die Brücke brach unter der Last der fliehenden Menge. Es wurden 4000 derselben, die in Mo. raste gerakhen waren, niederqemacht; dieses jooS

traf unter ihnen auch zwey Baschas, die andern

zwey und fast die ganze übrige Armee wurden ge-

fangen. Der Prinz hatte in dieser Schlacht das Glück, dem König von Pohlen und seinen Trup-

B 5 pen

pen Luft zu machen, die sich vermukhlich durch

ihre Tapferkeit zu weit hakten führen lassen. Kaum

war das Treffen vorbey, so marschicke er selbst nach Parkan, forcirte mit seinem Regiment ein Thor, und drang mitten durch die sich wehrenden

Feinde hinein. Die aufgebrachten Pohlen ließen

hier nicht einen Türken am Leben.

Gran konnte nun eingeschlossen werden. Man beschoß die Stadt heftig, und nahm sie in einigen

Tagen mit Sturm ein. Das Schloß hingegen

kapitulirte. Aufgebracht über diese von den Christen erhaltenen Vortheile, ließ der Großherr sei-

nen Unwillen an dem Kara Mustapha aus, und gab dem Bafcha von Adrianopel den Befehl mit einiger Reuterey zur Armee zu gehen und den Ka-

ra Mustapha zu erdrosseln. Man widersetzte

sich, aber vergebens. Seinen Kopf brachte man dem Sultan nach Adrianopel, von da nach Belgrad , und endlich nach -^Eroberung dieser Stadt nach Wien, wo er noch im Zeughaufs zu sehen ist.

Noch war Ofen und zwar seit 1529 in den Händen der Ungläubigen. Es kam also vom Kaiser der Befehl, sich dieser Hauptstadt zu be-

mächtigen.

1684. Ehe dieses geschehen konnte, war vorher noch manches zu besorgen. Was im Anfänge

dieses Feldzuges sich ereignete, war nicht von Be. lang,

27

lang, und ist überall zu lesen. Im Monüt August hingegen nahm Prinz Ludwig das Schloß und die Stadt Viceqrad an der Donau den Türken hinweg. Die Kaiserliche Armee war in dee

Gegend von Gran angekommen, um von da weiter vorzurücken. Die Türken schmeichelten sich, vermittelst ihrer Vortheilhasten Position, diese Armee mit 2sOOO Mann auszuhalten, und schien ihnen dies nm so leichter, je schwieriger es war, auf der Chaussee gegen Wai'ßen fortzukommen. Der Graf von Stahrembcrg thak,als bemerkte ec diese Schwierigkeiten nicht, und der Prinz Ludwig, dem sie deswegen willkommen waren, weil sie zu seinem Ruhm beytrugen, griff den linken Flügel der Türken mit seinem rechten an: Moräste und Gebüsche deckten die Feinde von dieser Seite; er mußte also, ehe er sie bezwingen konnte, rin sehr lebhaft anhaltendes Feuer aus dem groben und kleinen Geschütz der Janitscharen aushalten.

So bald man sie aber erreichen konnte, so that schon die Furcht das ihrige und ließ ihnen nicht erst abwarten, wie es auf ihrem rechten Flügel, dem Kaiserlichen linken gegen über, ablaufen wür-

de, sondern sie ergriffen mit Hinterlassung von ZOOS Todten, eines großen Theils ihrer Artillerie und des ganzen Gepäckes die Flucht.

Die Einnahme von Waitzen und Pest war die

Frucht dieses Sieges und der Herzog Car! von Lothringen gierig nun im Monat Iuly gerade auf Ofen loö. Diese schon ehedem durch die Christen wohl

28 wohl befestigte Stadt, war es durch bis Türken noch mehr geworden. Ohnweit derselben stand ihr

Serail und die große Armee. Diese mußte ge«

schlagen werden, ehe man Ofen belagern konnte.

Das Treffen fiel am 22. July vor. Der

Herzog von Lothringen befehligte die Armee. Unter ihm kommandirten der Churfürst von Bayern,

die Prinzen Ludwig und Eugen, alles Manner,

denen nichts zu widerstehen vermochte,*) denn bey ihnen vereinigte sich der schönste Wettstreit nach

Ruhm, mit dem größten Nüßen für die Kaiserlichen

*) Sonderbar bleibt es immer, daß Talente sowohl

als Mangel an Genie fiel) auf gleiche Art fortpflanzen. In jedem Staate stand zuweilen ein Haufe verdienstvoller Manner an der Spitze der

Armeen oder am Staatsruder» zuweilen auch eben soviel Schwachköpfe. Nie konnte man dies

besser wahrnehmen, als unter Ludwig XIV.

Er schuf große Manner, setzte ste auch eben sobald herab. Alle waren bey ihm in Ungnade ge-

fallen, nur der einzige Villars gieng seinen

Weg noch fort, und das war ein Glück für sei-

nen bejahrten Monarchen.

Der Kaiser Leopold hingegen begünstigte dasTalcnt ebensowenig, als er es unterdrückte, und doch besaß er einst so viele geschickte Leute,

daß ec darüber in Verlegenheit gericth. Er ließ es zu, baß sie oft unter sich uneins wurden und dadurch dem Dienst schadeten; hierauf stieß er einen nach dem andern vor den Kops, und dec

Schade wurde noch größer. Der einzige Eugen war die Stütze dreyer Regierungen.

29 chen Waffen. Die Türken verloren hier ivOO Ianilscharen und zoooSpahiö, der Soldat wur-

de durch die in ihrem Lager gefundene Beute, so wie dies schon im vorigen Jahre bey Wien geschehen mar, reichlich belohnt.

Dem Prinzen Ludwig ertheilte der Herzog in seinem Berichte die größten Lobsprüche, er war aber nie mit einem erhaltenen Vortheil zufrieden, sondern er suchte stets neue zu erlangen. Mit den beiden Regimentern Savoyen und Geroch derfolgte er die Türken über zwey Stunden weit und nahm ihnen viel Geschüh, nebst ivoo beladenen

Cameelen und Mauleseln weg. Es war nur zu bedauern, daß der Prinz, der mit so viel Muth

und Glück die Ausfälle der Türken während einer dreimonatlichen Belagerung abgeschlagen hatte,

dies alles umsonst that, denn am i. November

sähe man sich genökhiget, die Belagerung aufzu-

heben. Uebleö Wetter, Krankheiten und noch

verschiedene nähere Umstande waren die Ursachen

davon. Man hatte hier über 4200 Mann ver-

loren. Dem Prinzen wurde bey dieser Gelegen-

heit, nach seiner Vereinigung ohnweit Agnata mit

seinem Onkel, dem Markgrafen Herrmann, der statt des kranken Herzogs von Lothringen das Commando führte, die Arriergarde übertragen, um diesen unglücklichen Rückzug der Armee zu

decken.

»685.

Z0 1685» Das Ende des vorigen Feldzuges war unglücklich gewesen, und man mußte also darauf

denken, diesen Verlust zu ersetzen. Caprara gieng mit 20000 Mann vor Neuhäusel, und dis Türken vor Grau.' Diese letzter» hofften einen

Hauptstreich auözuführen. Die Christen kamen der Festung zu Hülfe, voll Verlangen mit dem

Feind anzubinden, welcher vortheilhaft postirt war.

Der Herzog Car! hoffte eine eben so aute Stellung zu erlangen, wenn er den einen Flügel an die Berge, den andern aber an die Donau anlehnte. Er gieng also nur vorwärts, um wieder zurück zu weichen, und die besagte treflicbe Posi.

tion einzunehmen. Dem Seraskier gefiel dieser Rückzug ungemein, und bewog ihn, die seinigs augenblicklich zu verlassen, nicht nur, weil er dafür hielt, man fürchte sich, sondern weil er auch glaubte, die Kaiserlichen wären ihrer eignen Aussage nach nicht stärker als 20000 Mann, ob sie gleich noch einmal so viel zählten. Ein Glück ist'S

immer, Leute zu finden, die man durch eine solche List berücken kann. Der Angriff der Ungläubigen erfolgte auf der Stelle, sie fielen den rechten Flü-

gel, wo der Herzog Carl sich befand, mit wüthendem Geschrei) an, mußten aber, ob sie gleich

alle ihre Kräfte dahin gewendet hakten, wieder zurück weichen. Ein gleiches geschähe auf dem linken Flügel, wo sie der Churfürst von Bayern ebenfalls zurück trieb, und zwar so, daß sie den

c An-

nWL ZL Angriff nicht wieder zu erneuern vermochten. Auch

der Prinz Ludwig, der das Centrum formirte,

und den Prinzen Eugen mic seinen Dragonern zu Fuß bey sich hatte, bekam seinen Ankheil an dec

Schlacht, ja er hakte sogar das meiste zu thun; denn der Herzog Carl, auf dessen rechtem Flügel Vorwärts ein ganzes Peloton junge Prinzen und

französische Volontairs sich befand, war nebst dem Chursürstcn nicht sobald mit den Türken fertig ge-

worden, als diese sich auf das Centrum warfen.

Das Treffen dauerte achthalb Stunden. Dec

Prinz verfolgte noch den Feind gegen die Donau und machte ihm vollends den Garaus. Siebend tausend Türken blieben auf dem Platz, man ero-

berte zo Kanonen, 40 Fahnen, r6 Mörser,

i 52 beladene Munitionskarren, sehr reiche Beute und endlich auch Neuhäusel. Dies waren die Folgen dieses glücklichen Tages. Nach der Schlacht setzte sich der Prinz noch größern Gefahren aus, «ls in derselben, denn er löschte das türkische La-

ger, wo die Türken viele Zentner Pulver, ver-

grabene Granaten und viele angezündete Lunte zu» rückgelassen hatten, um nicht nur die Zelter, son-

dern auch wo möglich die zu verbrennen, die die zurückgelassene Beute der Ueberwundenen abholen

wollten.

Von der goos Mann starken Garnison in

Neuhäusel fand man key der Einnahme den 19.

August nicht mehr als zweyhundert.

Bey

Z2 Bey aste dem war Ofen noch immer kn türkischen Händen; man mußte aber dieses Stück Arbeit bis auf den künftigen Feldzug anstehen lassen.

Beym Schluß des jetzigen führte der Prinz Ludwig den Prinzen Eugen nach Wien, nahm ihn, der sich unter seinen Augen beständig hervorgethan

hatte, bey der Hand, stellete ihn dem Kaiser vor, und sagte: Hier sehen Ew. Majestät einen jungen Savoyarden, dem ich zutraue, daß er einst einer der größten Feldherrn seiner Zeit werden wird.

Auf gleiche Art hakte der Herzog vor acht Jahren vom Prinz Ludwig gesprochen, und eben so erriethjeinstTürenne des jungen Churchil'ö künf.

tige Bestimmung. Große Manner haben ein sehr feines Gefühl, wenn es darauf ankömmt,

ihres gleichen zu finden; auch lieben sie einander und lassen einander stets Gerechtigkeit widerfahren.

1686. Zu Anfänge desIuny zog sich die kaiserliche Armee bey Parkan zusammen und marschirte nach

Pest, welches die Türken in Geschwindigkeit

räumten und sich nach Ofen zurückzogen. Der Prinz Ludwig besetzte Pest, gieng ohnweic AlkOfen über die Donau und machte Anstalten zur Belagerung, welche den 21. Iuny ihren Anfang nahm und sich am 2. September mit einem Sturm endigte. Der brave Bascha blieb auf der Bresche.

Kaum war die Stadt erobert, so ward es auch

schon

3Z

schon bas Schloß durch den Prinz Ludwig. Er that Wunder Key dieser Gelegenheit. Seine Sol«

dacen konnten die häufigen Beschwerden zuweilen

kaum mehr ertragen, und waren de6 immerwährenden Kugelregens überdrüßig. Aber er war'S ja selbst, der sie anführte, sie ermunterte, selbst zweymal verwundet wurde, und dessen Kleider manche Flintenkugel durchlöcherte. — Noch hatte er sich durch alles dieses nicht einen Tag demCom-

mando entzogen. Nach der Belagerung mar«

scherte er mit 6 Cüraßier- 2 Dragoner- und 4 In« fanterieregimentern nach Fünfkirchen, nahm unterweges Palanka, Simon.Torna am Flusse Sar«

witz weg, machte Zoo Gefangene, gieng nach Kapervivar, bemächtigte sich der Raißenstadt, ohne diesmal das Schloß anzugreifen, weil er kein schwer Geschütz bey sich hakte. Von da nahm er seinen Weg nach Dimira, Md nachdem er den General Scharfenberg an sich gezogen

hatte, kam er den 5. October vor Fünfkirchen an. Die Türken, welche glaubten, die ganze kaiserli-

che Armee fty im Anmarsch, flohen ins Schloß und zündeten die Stadt an. Dreyhundert Eü«

raßiers, die der Prinz absitzen ließ^ löschten das Feuer; Hoffnung zu reicher Beute beseelte sie. Die Besatzung, die nun gewahr wurde, sie werde nur von einem Theil der noch weit entfernten Armee angegriffen, that einen Ausfall, der aber sehr

übel gelang. Es fiel ihr ein, sich bis auf den

letzten Mann zu vertheidigen, und sie steckte^ des

C eriik« r

34 erlittenen Verlusts sich schämend, dis röche und schwarze Fahne auf dem Schloßthurme aus, zum

Zeichen, daß sie sich bis auf den letzten Blutstropfen wehren wolle. Diese Fahne wehete aber

nicht lange, denn sobald Bresche geschossen war,

wollten die Türken kapitnliren uird mit miilcairi,

fchen Ehren das Schloß verlosten. Der Prinz

schlug es ab, -und sie mußten sich auf Diskretion,

ergeben. Tausend Gefangene, nebst vielen iw

dem Ort gefundenen Mund- und Kriegövorräthen

wurden am io. Oktober nach Graß geschickt.

Der Prinz besetzte die Festung, gieng Nach Dar-

da, und schickte den General Scharfenberg nach Szikloö.

'''

So glanzmds Unternehmungen waren nicht Jedermanns Sache. Dieser Befehlshaber verlor

Zocr Mann, als er den Platz bestürmte, und

wurde zurückgetrieben. Doch ergaben sich bald

darauf die Türken auf Diskretion, und derGe.

neral vereinigte sich mit dem Prinzen bey Darda. Von hieraus konnte der Feind die Essecker Brücke M beßten verkheidigen und doch verließ er bey Annäherung des Prinzen diesen Posten, welcher

24 Kanonen darinnen fand, richtete aber nach dem Uebepgange über die zwey Stunden lange Brücke einen großen Theil derselben zu Grunde, »m nicht verfolgt zu werden. Was davon übrig war, ließ der Prinz vollends verbrennen, und so

wurde dieses herrliche Werk durchaus zerstört, so

; - wie

wie auch die Donaubrücke. Die Generale legtet» selbst Hand an, um beyde zu vernichten.

Gedachtermafen hatte der Prinz Kapervivae im Rücken gelassen; jezt hielt er dafür, baß eS nicht wohl gethan wäre. Er kehrte also wiederum.

Sein Pferd wurde ihm unterm Leibe getödtek, eben da er Befehl gab, das Schloß zu stürmen. Die Furcht, die sich überall verbreitete, wo ee Hinkam - bewog die Türken zu kapituliren. Ich kann hier nicht umhin, zweier höchstwichkiger Vorthcile zu gedenken, die der Prinz befaß und

welche seine übrigen Vorzüge ungemein erhöheten»'

Er hatte nämlich viel Glück und einen allgemeine»»

Ruf. Dieses Zsugr.iß gaben ihm nicht nur die Kaiserlichen, sondern auch die Türken selbst, so wie auch in der Folge die Franzosen. >

Dieser gute Ruf ist der schönste Lohn unsers erhabenen Standes. Vielleicht erlangt ihn nicht jeder, der ihn verdient, denn die gute Meinung,

die man von uns hegt, — diese Regentin dev Welt — um die man sich nicht gnug Mühe ge-

ben kann, ist doch von gar kurzer Dauer, wenn sie

nicht erworben ist. Der Pnnz erwarb sie , weil er alle Mittel darzu in seiner Person vereinigte.^)

C 2 Man

*) Alles vollkommen wahr. Aber immer war'L nöthig, daß ich Geschmack am Hcldenthum fand, um den meinigen wieder ins Leben zurück zu führen; denn ohne mich, ich wage es zu behaupten, wußte

Man' fragte den Türkischen Commandanten, als er Kapervivar verließ, warum er sich ergebe,, habe, da doch seine starke Besatzung mit Lebens«

Mitteln und Pulver reichlich versehen, sich den ganzen Winter hindurch hätte halten können?

Seine Antwort war: wenn die alte Henne —

Ofen nämlich — davon geflogen ist, kann man die jungen unmöglich erhalten. Eine morgenländische Art zu reden, die ich nicht ganz verstehe.

Sel«

wurde er nicht so bekannt. Nur im Allgemeinen

wußte man, daß er Verdienste gehabt habe.

Ich erhielt vom Kaiser Joseph die dreimonakh« liche Lrlaubniß, das Kriegsarchiv durchzublat,

lern. Entzückt fand ich da Montecucüli, Caprara, die Herzoge von Lothringen, die Prinzen von Savoyen und von Baden. Der.letztere hat mich am meisten angezogen.

' Kriegsnachrichten sind freilich an und für sich

schön etwas trocken, das weiß ich, allein matt , muß suchen Nutzen zu schaffen, sollte man auch nicht gefallen. Bloße Betrachtungen würden ebenfalls, nur am eignen. Nachdenken hinderlich

seyn. Pur eine sey mir erlaubt: Es wäre näm-

lich zu wünschen, daß die Hofe sich mehr damit abgeben möchten, diejenigen, so in ihren Diensten ßrhen, kennbar zu machen. Desto scblim.

Nier ist's hingegen, wenn man nicht einmal

« weiß, welche Generale in vergangenen Zeiten an der Spitze der Armeen gestanden haben, oder Uoch jezt stehen? Jedes Treffen müßte bekannt stylt, wöbey die Armee gewirkt hat; die Stusse auf welcher sie gestanden; was es für ein Krieg war, und was die Armee in demselben leistete,

r' um

zSekten hatte ein Feldzug in dieser Gegend so lange

gedauert, als der diesjährige. Man war schon im November als er zu Ende gieng, und der Prinz begab sich nach Wien, wo ihn der Kaiser

bereits im z i. Jahre zum Feldmarschall ernannte.

Welch ein schönes Alter, um Armeen anzu-

führen! Mahomet IV. war des Krieges müde. Durch seinen ersten Dolmetscher, den Mauro

C z Cor-

um dadurch diejenigen, so der Gefahr entgegen giengcn, von denen, die solche bloß erwarteten, diejenigen die sich sogar mit Vergnügen darein begaben, von denen, die sie mit mehrerer Gleichgültigkeit aufsnchten, diejenigen endlich, welche viel erfahren haben, von denen, welchen einOhn-

gefahr, oder weil sie sich nicht einlassen wollten, das Ende eines Kriegs hcrbeyführt, ohne daß sie einmal im Feuer stunden, gehörig zu un« terscheiden. Ich wünschte» jeder General bekä-

me für jede Schlacht und Belagerung, wobey

er sich befand, eine kleine Denkmünze, die den Namen derselben enthielte. Hätte ein General mehrere, desto besser für ihn, und desto lächerlicher würden die werden, die nicht einmal den

Gegenstand derselben kenncten. Ein bloßes

Dand hielte sie in einem oder zwey Knopflöchern. Dann würde die Gunst sich schämen, diejenigen

mit Stern und Orden zu zieren, die keine Me-

daille besäßen, oder nicht verdient hätten. Auch würden diese Münzen vielleicht jene Calender und

Ancienneke'Listen der mehrcrn Dienstjahre und des Alters verdrängen, die oft mehr in der Anti-

chambre als im Felde bekannt sind. Mit solch einem r

Zs Cordako, ließ er dem Kaiser Friedensvorschlage

khun. Allein wegen der Allianz mit Pohlen, Rußland und Venedig verwarf man sie mit Ver^ achkung»

-687» Der Herzog Carl, der Churfürst und der Prinz Ludwig eröffneten diesen.Feldzug mit 7OOOO

einem ehrenvollen Kennzeichen auf dem Kleide, würde man, so bescheiden man auch immer wäre,

feine Thaten vor aller Welt ausposaunen, ein

Ausdruck dessen man sich sonst nur bedient, wenn man einen Prahler bezeichnen will.

Was ist denn aber eigentlich der Rühm? wovon hängt er ab, und verlohnt sich's denn auch der Mühe', daß man so sehr darnach ringt? Ferne sey von mir jede zerstörende philosophi-

sche Vorstellung. Man setze bas schlimmste: keinen Ruhm und Ansehen bey Hofe, so laitt

ge man lebt, und nach dem Tode keinen Mann, der es der Nachwelt sagt, wer wir waren; denn vielleicht giebt's nur dieses letzte Mittel, ihr bekannt zu werden, so unzuverläßig es auch ist. Allein immer wird doch eignes Bewußtscyn der Verdienste eine große Belohnung ble-ben. Es Ist auch unmöglich, daß ein General am Tage der Schlacht nicht von einigen Offizieren und Soldaten beobachtet werden sollte. Diese können nun wohl nicht anders als den Tag darauf feinen Muth, seine Kaltblütigkeit, seine Dispositionen unb Hülfsmittel laut erheben, und dies sey abermals sein Lohn. Will ihn die Geschichte nachher nennen, so mag sie es thun.

«M2 SS 7vOOO Mann, schlugen auch am 12. August dm

Großvezier Suleymann, der dem Kara Mu«

ftapha gefolgt, war aufs Haupt und zwar bei) Mo-

Hasch, wo im Jahr i s26 den go. dieses Monats, Soll'mann der Zweyte den König Ludwig von Ilngarn mit 22000 Mann der Seinigen erschlagen hatte.

Das Treffen begann auf dem linken Flügel der Christen, auf welcher sich der Churfürst und der Prinz Ludwig befanden. Die Ungläubigen griffen ihn mit solchem Ungestüm an, daß ihr

Kriegsgeschrei sich schon in Viktoriarufcn verwan-

deln wollte. Der Herzog schickte Piccolomini'» dem Prinzen Zu Hülfe, der dadurch in Stand ge-

setzt wurde, ein vortheilhaftes Terrain zu okkupiren. Mit der äussersten Geschwindigkeit eiste er dahin, gab der ganzen Sache eine andere Wendung , aber zugleich Gelegenheit zu einem zweiten

Treffen. Die Türken verdoppelten ihre Wuth,

allein-so wie sie anrückten, wurden sie von dem Geschütz, das hier freyes Spiel hatte, niederge, streckt. Man verfolgte sie eine Stunde weit, gerieth aber in Erstaunen, noch ein drittes Treffen liefern zu müssen. Dies war vor dem türkischen jager, welches, von Redouten umgeben, einer Festung gleich. Das Geschütz mußte auch hier den Eingang verschaffen. Der Großvezier nahm

mit weniger Mannschaft die Flucht. Man weiß nicht, wie er den Ueberwindern entkommen konnte,

die ihn umringt hakten. Es gab unermeßliche

C 4 Beute.

4» Beute. Man denke sich alle Schaße Asiens, di« von jenen wollüstigen und unklugen Barbaren, in

Pavillons von Gold, Seide und Pmpur, die

sich bis an den Himmel erheben, bey allen ihren Kriegen umhergeführet werden; so hat man das Gemälde eines solchen Lagers, in einiger Entfernung betrachtet, und so haben mir es einige Offiziers von unserer Armee, die noch unter Eugen gegen sie diente, geschildert. Jene Pracht, aber auch jene Tapferkeit bey ihnen hat sich vermindert,

wie ich im letztem Kriege selbst sah. *) Das er-

oberte

*) Dieses gehet jene gestrengen Herren an, welche dafür halten, ln einem Lager müsse weder Luxus, noch selbst Bequemlichkeit oder Zeitvertreib statt finden, wenn man sich gut zu schlagen gedachte.

Im Feldzuge des Jahrs >757 war man noch so aufgeweckt und glanzend wie ehemals. Das Hauptquartier des Herzogs von Lothringen, unter dem ich diente, und des ofr von mir an-

geführten Herzogs Carl, bestand aus einer

Straße von lauter Ergötzunqszeltern, so schön als immer in Wien. Ueberall trefliche Musik und Tanz, bodenloses Spiel und herrliche Speisen. Zehn Generals und eben so viel Volontairs an offener Tafel, Balle und noch etwas. — Demohngeachtct schlug man sich alle Tage brav herum, und äusser vier großen Schlachten gab es in diesem Feldzuge noch ein nicht unbedeutendes

Treffen, worinyen der Feind tüchtig geschlagen wurde. Das schlechte und armselige Ansehen der im Jahr 1788 von den Russen, und darauf 1789 von uns gefangenen Türken, läßt mich glauben, daß

4l oberte lager des Grosveziers allein, war einer Stadt ähnlich. In seinem Zelte ließ der Churfürst am 14. August das Tedcum singen, man

trug den Roßschweif, nebst so Fahnen und Stan-

darten vor ihm her. Die Türken, welche in

Constantinopel noch schlimmer waren, als in Un-

garn, nökhigken ihren Sultan, seinem Großve-

zier den Kopf abfchneiden zu lassen und seines eig-

nen dergestalt zu vergessen, daß man ihn in ein Zimmer seines Serails einsperren, das Reich hingegen seinem Bruder tL>oIimann lll. übergeben konnte, einem Manne, der die Kunst zu regieren in seiner vierzigjährigen Gefangenschaft nicht hatte erlernen können.

Es ereignete sich zu eben der Zeit, daß dis

Ungarischen Stande daö Haus Oesterreich zu ihren

erblichen Königen erwählten. Auch ließ Leopold

seinen Sohn, den Erzherzog Joseph, noch in diesem Jahre zu Preßburg krönen, wobei) dec Prinz Ludwig ein prächtiges Turnier gab- Es käme jczt nur auf mich an, alles, sogar die Farbe und Decke des Pferdes zu beschreiben, welches dev

Prinz bey dieser Gelegenheit ritt. Er fiel hier eben so in die Augen, als im Felde, nur Schade

daß ich im letztem Falle so manche Nachricht vers

C 5 misse,

baß ihre Verfassung ln diesem Kriege nicht mehr

so gut war, als ehemals, da sie so brav waren, und so prächtig zu Felde giengcn.

misse, da hingegen Schilderungen von dieser Feier«

lichkeit bis zum Ueberdruß vor mir liegen. Stallmeister, Pagen, des Prinzen fünfmaliges Lanzenbrechen mit fünf verschiedenen Rittern, alles ist

mir bekannt, sogar der Preis so lächerlich als sein Beschreib» — den er im Pfeilwerfen davon trug, und in einem großen silbernen Rauchfaß, 7OO Reichsthaler am Werth, bestand.

E8So stürmisch, wie wir gesehen, der Winter

Zn Constantinopel war, eben so war er es auch in

Wien. Den Prinzen beleidigte man durch die Ungnade seines Vettern, des Markgrafen Herr-

mann, welchen der Hof hinterlistigerweise seiner, Stelle als Kriegs-Präsidenten entsetzte. Der dem

Prinzen mit Leib und Seele ergebene Eugen

nahm Antheil an seiner Unzufriedenheit. Herr-

mann war eigentlich das Opfer des Herzogs Carl, der ihn beschuldigte: er habe ihm, durch die Unterstützung des Churfürsten von Bayern, welches demselben im Commando beygesetzt worden war, Verdruß verursacht. Letzterer erhielt eine besondere Armee, und blieb doch unzufrieden, so daß es Mühe kostete, ihn zu bewegen, den Oberbefehl über beyde Heere zu übernehmen, als der Her»

zog krank wurde: Ein CorpS von 4000 Mann

unter Eugen wu^de an den Prinzen Ludwig zur

Verstärkung geschickt, der überdem das Eomman.

do

4Z bo über die sammtliche Sklavom'sche Infanterie

erhielt. Die Eroberung von Stuhlweisenburg am 8ten Mai bahnte den Weg zu der von Bel«

grad. Im Monat Iuny gieng der Prinz bey

Fölkowar über die Drau, blieb einige Tage bey Bußin, und in der Absicht, von hieraus gegen Belgrad vorzurücken, marschirte er nach Posega, und zog den Grafen Hofkirch an sich.

Wagner, ein höchst inconsequenter und elender Geschichtschreiber, crwehnt hier eines Zwistes, welcher zwischen dem Prinzen und dem General

Dünewald entstanden fty. Ich habe nirgends etwas davon aulfinden können. — Der Prinz

nahm alles grobe und kleine Geschütz, das aufzutreiben war, und setzte seinen Marsch durch das

Gebirge fort. Nach erhaltener Verstärkung von

«trugen teukschen Regimentern und den Kroaten, wagte er'S, im Angesicht eines seiner Absicht sich ihm cntgegenstellenden türkischen Corps über die

Unna zu gehen. An den Feind kommen, ihn an-

greifen, schlagen, verfolgen und des heftigen Feuers

aus Kazanowitz ohnerachtet, diesen Ort wegneh-

meu, war eine und dieselbe Sache. Es wurde

ihm abermals ein Pferd unterm Leibe todt geschos-

sen. Am i s. Aug. besetzte er den Ort mit Kroaten, nahm darauf Dubisza mit Kapitulation ein,

und gieng vor Gradiska. Der Feind hatte es angezündet und verlassen; aber man fand Mittel, das Feuer zu dampfen und den großen Vorrakh an

44 an Krkegsbedürfni'ssen, den man darinnen antraf, zu erhalten.

Die Türken hatten sich in die Gebirge gewor-

fen, um von da nach Bosnien zu marschiren. Der Prinz, welcher erfuhr, daß ein Haufen derselben von zooo Mann zwey Stunden von ihm

im Lager siehe, schickte ein Detaschement dahin, das seine Schuldigkeit so kresiich thak, daß das kleine Corps der Ungläubigen gänzlich aufgerie-

ben wurde. Man schlug ohnweit Brod eins

Brücke über die Sau, und befestigte sie, um, so. bald als man eö für gut fände, in Bosnien ein«

dringen zu können. Diese Arbeit hielt die Armee einige Tage an diesem Orte auf.

Ehe dieselbe aber noch geendiget werden

konnte, brachte ein alter gutgesinnter Bosnischer

Bauer dem Prinzen die Nachricht, daß der Bascha Tvpvl sich einige Stunden von da mit 5000

Mann gelagert habe. In der Besorgniß nun,

die Absicht des Bascha könnte wohl seyn, die bey weitem noch nicht in VertheidigungSsiand gesetzte Brückenschanze zu zerstören, beschloß er, denselben

selbst anzugreifen. Dieserhalb ließ er den Gene-

ra! Tsiungen mit Infanterie bey der Arbeit zurück, schickte am 4ten Sept, das Gepäcke hinter

sich nach Sklavonien, und marschirte mit vier kleinenCanonen und zovoMann Cavallerie, mit seinem Führer, dem alten Bauer, nach dem hohen Gebirge, und zwar in möglichster Eil, um

45 Key der ersten Morgendämmerung in Tirmemtz

anzukommen, *)

Von hier aus war's nicht mehr weit bis zum Feind; cs sey jedoch, daß derselbe Verstärkung er.

*) In dem aus so mannichfalklgen Meldungen an den Kriegsprasidentcn gezogenen eigenhändigen

Bericht des Prinzen von diesem Vorfall, hat der. selbe wahrscheinlich der Infanterie vergessen- Es ist fast nicht zu glauben, daß er nicht einige Bataillons mit sich genommen haben sollte, und

wozu er in dieser Gebirgsgegend zovo Mann Cavalerie brauchte, weiß ich eben so wenig.

Warum denn immer nur so eine geringe Anzahl Kanonen? Zwar ist es mir nicht unbekannt, daß man, vermöge der damaligen guten Einrichtun. gen, sich fürchtete, die Zeughäuser zu entblößen; denn schon zu jener Zeit war das Geschütz bey allen Europäischen Armeen vermehrt worden. Aber auch unser zuleyt kommandirender Herzog Carl hatte nicht mehrere bey sich , als damals

Mode gewesen war. Bey der Czasiauer Bataille 1742 führte er nicht mehr denn 16 Kano»

neu. Allein in Wien und Prag war man damit

reichlich versehen, wenn wegen eines von ohnge» sehr erhaltenen Sieges Victoria geschossen wer-

den sollte. Halte hier der Prinz mehr als die vier kleinen Stücke gehabt, gewiß würde dann die Schlacht nicht so lange gedauert haben, und

der Sieg so streitig gemacht worden ftyn. In diesem ganzen Kriege und in dem, wo der Prinz

Eugen allein kommandirte, war der Mangel

an Artillerie die einzige denkbare Ursache des hef-

tigen Widerstandes der Türken- Unmöglich laßt

46 erhalttn, o.der- man übel berichtet worden war,' , gnug der Feind war bey der Ankunft des erstaun.

ken Prinzen rzooo Mann stark. Die Türken

besetzten eine Anhöhe, die ausdrücklich für sie von

der Natur befestiget zu seyn schien; aber das al. les machte einem Feldherrn nicht bange, der sich, so wie der Prinz, auf die .Tapferkeit und Hiebe sei.

ner Soldaten verließ. Durch Graben und Hek.

ken marschirte man unter einem schrecklichen Feuer

der Türken bis an ihre Hirnen, allein sie waren

unerschütterlich, und wurden aus Angegriffenen

nun selbst Angreifende. Sie fielen auf Pjccolo-mini'n, der den rechten, und Castsl, der den linken Flügel der Kayserlichen kommandiere, mit

gleicher Wuth. Die wachsende Kühnheit des Feindes hatte den Christeu den Muth benehmen

können; allein sie blieben unbeweglich. Ganze Glieder waren zur Erde gestreckt. Da ihnen der Angriff nicht gelungen war, wurden sie zu steiner. nen

laßt sich ausserdem ihr dermaliger so veränderter

Zustand erklären; auch sieht man eben so oeutsich ein, daß bei) den großen dichten Hauken, mit denen sie damals agirten — thörigter noch, als

die von etwa go Mann, welche ich im letzten Kriege bey ihnen sah — eine zahlreichere gut bediente Artillerie große Wirkung gtthan hätte. Wie angenehm ist es mir übrigens, diese Wunder von Tapferkeit, von einer sowohl als der an«

dern Seite, hier zu erzählen. Wie schön finde ich die Tarnowitzer Schlacht und wie liebenswürdig meinen heldenmüthigen Prinzen von Baden.

47 zien Mauern kn der Verkheidr'gung; denn bieTürken, welche dreimal ansetzten, wurden eben so

vielmal zurückgeworfen und endlich selbst getrennt.

Nun griffen die Kaiserlichen von neuem an, und trieben sie bis in ihr lager, wo sich ein neues Gefecht erhob, das eben so ungewöhnlich als heftig Ivar. Die Türken hatten sich hier wiÄ>eb gesetzt, und zwar so dicht, daß es abermals Mühe kostete, sie aus einander zu bringen. Von beyden Seiten Hatte man sich verschossen. Die Sabel der MahomedaNer waren kheilS zerbrochen, khe'ils verlo-

ren gegangen, und man konnte sagen, daß der

Ausdruck: Handgemenge werden, hier im eigentlichen Sinne statt fand. Die Türken bemü-

Heten sich, die Kayferlichen Reuter von den Pferden zu werfen, und saßen selbst ab, um mit der

Zaust zu fechten. Das Gemetzel war unerhört,

denn ;OOO todte Türken lagen auf beyden

Schlachtfeldern umher zerstreut. Sechse derselben ködkete der Prinz mit eigner Hand, und wen. dete alles an, um den Bafcha in seine Hände zu bekommen. Dieser wollte sich durchaus nicht er-

geben. Bereits war ihm der Sabel entfallen, und noch wehrte er sich mit seinem Messer, wel. icheö er einem Christen in den Leib stieß, und noch

mehrer« gethan haben würde, die ihn hatten er,

greifen wollen. Man war also mit einigem Bedauern genöthiget, den braven Ungläubigen zu er. schießen.

Wenn

48 Wen» ich die Gefahren in Erwegung ziehe,

denen sich im Ungarischen Kriege vier große Hel.

den aus Fürstlichen Stamme *) bey Anführung der Armeen Leopolds ausfetzten, und dagegen höre,

*) Sollte es etwa scheinen, als wäre ich zu freyger big mit diesem Tstel, wenn ich ihn dem Ehurfürsten beylege, so sehe man, was er in diesem

Feldzüge gethan hak. Er wäre vielleicht ein

schlechter Obrister gewesen; sein Rang hingegen,

welcher ihn zu einem der Chefs der Armee bei stimmte, seine Jugend, Tapferkeit, und sogar

fein Mangel an Erfahrung machten ihn geschickt

und unüberwindlich. Ihm war bekannt, daß der Türke ein sehr verächtlicher Feind ist, wenn ihm Muth entgegen gesetzt wird; aber auch der

gefährlichste Femd, sobald man sich vor ihm

fürchtet. Zu jener Zeit hielt es in der That

schwerer als jezk, sich nicht vor ihm zu fürchten;

dfnn damals verloren die türkischen Trlrpvel» nicht so bald ihren Muth, daß sie beym ersten Anfall sogleich die Flucht genommen haften.; eben so wenig wurde das Schicksal von iZdooH Mann einer Anzahl von 5 bis 6ooo tollkühnen Menschen anvertraüet, die, wenn sie m der groA

ten Gle Reißaus nahmen, die übrigen mit sich fortrissen. Co murhig die Türken damals wa,

ren, so fürchterlich sind sie noch bis diese Stun« de in den Festungen; gewiß aber hatten sie ist den Schlachten der bcyden letzten Kriege keine

Kiupralis und Kara Mustaphas an ihrer Spitze. Gesetzt auch, es wäre wahr, daß ein große? General gegen die Muselmänner vielleicht ein sehr mittelmäßiger Anführer gegen die Christen seyn könnte, so muß ich doch behaupten, daß der

Chur-

-MN- , 49 höre, wie sehe gewöhnlich die Flügel-Adjudanken

und VolontairS ihre Feldherren vor dergleichen

Gefahren warnen; so zweifle ich fast, daß einsrMer

damals in ihrer ehrenvollen Mitte war, sich mit diesen Maximen sehr beliebt gemacht hatte. Bey ihren kleinen Armeen, die man aus einem Punkt in Bewegung setzen konnte, und weder großen

Staub noch Rauch zu fürchten hatte, wären sisehee zu entschuldigen gewesen', als unsere jetzigen Generale, die, wo sie nicht selbst zugegen sind- güch nichts sehen können. Erstere hielten vielleicht ihr

muthiges Betragen für ein höchst nöthiges Beyspiel, das sie ihren Armeen geben müßten , wenn diese sonst nicht von dem Geheule, der Geschwindigkeit und den schnellen Wend ungen der Türken in

Furcht gesetzt werden sollte. So war der Prinz Ludwig in der Schlacht bey Tirmanitz vom Anfang bis zu Ende allemal da, wo der Haufen am dicksten und das Feuer am heftigsten war. Was - von Chnrfürst die beste Hoffnung von sich gab,.auch gegen letztere ein trefflicher Feldherr zu Werden, so wie er es gegen erstere in der Thqt wM-Hatte das Haus Oesterreich im Kriege von 1737 nur

einen Mann seinesgleichen aufweisen Wnen,

statt eines Hildburgshausen, Seckendorf, GOmek-

tau, K-enigseck, Khevenhüller,, Philipps Neip-

perg rc. welche immer mehr durch sich selbst, als durch die Türken, aufgerieben wurden — gewiß hätte es dann keinen so schimpflichenFrieden, als der Belgrader es war, eingehen dürfen.

D

wön Än-Türkm- am-besim beritten war, entkany

die übrige 2020 Mann wurden gefangen. Fast ali< waren mehr als einmal verwundet. ZelterBagage, Mlrndvor.rqth und endlich Bünjalucka

feW mit seinen.ttesflichxn Eisenbergwerken sielen

Dem Sieger in dieHände, der auch in dem vom

Heinde verlassenen Brosch nsch. eine große Mengs

Mumrisn.und Lebensmittel fand,. Belgrad ergab sich- am folgendm .Tage, nämlich den zten

September. *) --- s

ich rch:.u:i? n-a - 4 '? 7 Der

»qvL. ssdisirb.- i, 'n -- - . .

--. ^ ,DgWm gfeng denn Belgrad über? -.-Damals

... ..glaubte mambey.Tüsken und Christen, es.-fty ei-

^sie.Fplge/vM'dk,-n^ xakuFch-geschlagen wurde.- Meines-Erachtens

t.-o. —'...auch schrieb ichs einst an Joseph II. —

wär.es piögsich, daß Belgrad, sobald Boßnien

erobert wat, sich von selbst ergab, wenn bieRusfische Armee sich, meinen Wünschen und aller

Möglichkeit nach, bey Nikopolis im Monat In« lly-dir^dtr-WsekitzM^Zreimtzet -hättet Wir wa« - - ' rett Herren im Felde gewesen, hatten Eervicn

-hilirer uns und Kcßttien in unserer Gewalt ge-

WM,nustV sv zweifle, ich nicht, daß WiLdin selbst.

Mit Nizza und Belgrad zusammen- uns ihre Thore ohne förmliche Belagerung geöfnet hat-

-u - '^e«Ma-tziültze"BoWea- -häkttn^ wir höchstens hin.

ein geworfen, bis Vie Paschas ihre Schlüssel ge. fundctt-hätten, um uns dieselben zu überreichen. Waren die Asiatischen Türken ehemais besser als die, .mit denen, es dk -Chrlsien ftik r77» Zu thun

, ' b bat-

5-' Der Kayser .verlangte nun die Charte vor» Bosnien, und wollte die weitern Absichten des .Prinzen vernehmen.- Piccolomini mußte beydcS nach Wien überbringen, wohin sich der Prinz, nachdem er diesem General bey seiner Zur ückkunft

die nöthigen Befehle wegen der Winterquartiere

gegeben hatte, selbst begab.

Es hätte ihm. vermittelst dieser mächtigen Fortschritte gelingen können, Europa und Asien den Frieden zu verschaffen. Allein Ludwig X!V.

hetzte die Türken auf. Sein Gesandter Cha-

reauueuf versprach eine mächtige Diversion, die um so leichter war, da alles und sogar die Reichstruppen nach Ungarn marschirten, oder sich schort

ha befanden.. Schon nahmen hie Franzosen eine Stadt nach der andern am Rhein weg, und breiteten sich in Franken und Schwaben nachGefallen

aus. Prinz Ludwig war zu allem zu brauchen.

Leopold schlug ihm vor, nach München zu reisen,

und den Churfürsten, bey dem bereits Villars alles anwendete, ihn auf französische Seite za

bringen, zum Gegenkheil zu bewegen. Der Churfürst liebte ihn zärtlich, und that, was er wollte. Zch gestehe Ihnen, sagte der Prinz einömalen zu

D 2 Vit-

Hatten, so sind, wie mir scheint, auch die heutigen Bosniacken bessere Soldaten als sonst. Wie viel besser haben sie nicht diesmal ihre Rittersitze

vertheidigt. Ueberhaupt ein Land, wie Bosnien, das voller Berge, Gehölze und kleiner Vesturr--

gen ist, vertheidigt sich selbst.

52-

«Villars, dm er noch aus dem Feldzuge von

1687 her kannte, und dessen aufgeräumtes Wesest

und Tapferkeit er schaßte, „ich gestehe Ihnen, daß ich hier bin, um ihnen das Spiel zu verderben, und daß ich alle Hoffnung habe, Sie bald abreisen zu sehen;" welches auch erfolgte. Villars erzählte dies oft selbst und scherzte darüber.

Der Churfürst blieb auch in der That bis 1702

ein, jedoch schwacher und zweydeutiger Marter vom Oesterreichischen Hause, dann aber erklärte er sich offenbar gegen dasselbe, und zwar zu eben

so ungelegener Zeit, als er bisher alles gethcm

hatte.

1689. Man sähe sich nunmehr genöthr'gek, Frankreich den Krieg zu erklären, den diese Macht be-

reits angefangen hatte. Der Churfürst und der Herzog Carl führten einen großen Theil der

Armee an den Rhein. Der Prinz erhielt das

Commando in Ungarn. Die hier folgenden Punkte eines Unterrichts, die er in der Armee bekannt machen ließ, habe ich eines Schülers Montecuculi's würdig gefunden, dessen Dispositionen zur Schlacht von St. Gotthard ein Meisterstück sind,

das studiert zu werden verdient. Es ist ange.

nehm, dem Entstehen großer Männer nachzuspü-

,ren. Wer Monkecuculi bildete, weiß ich nicht, wohl aber, daß er der Lehrer des Prinzen Ludwig

war; daß dieser wiederum den Prinzen Eugen

zum

5Z zum Heerführer bildete, der aber zum Unglück keinen seines Gleichen nach sich ließ. Man wird in dem folgenden Befehl des Prinzen keinen Ar« tickel, keine Zeile, ja selbst kein Wort finden, das nicht erwogen, Bewunderung, und auswendig gelernt zu werden verdiente; kurz man kann diese

Vorschriften als ein vollständiges Kriegs. Regle-

ment betrachten.

Vor, während und nach einer Schlacht. r.) Die Generale müssen den Offiziers, und diese wieder den Gemeinen in der Stille, aber

deutlich und gelosten ihre Befehle erkheilen, und darauf sehen, daß alles aufs geschwindeste auSge« führt werde, doch ohne alle Uebereilung, als woraus Unordnung entspringt, vor welcher man sich immer am meisten zu hüten hat.

2.) Niemand soll unter keinerley Vorwand feinen Posten verlassen. Keine Schwadron oder

Bataillon darf anrücken, oder sich zurück ziehen, wenn es sich nicht an andere dicht anschließt, damit ja keine Lücke entstehe. Sollte xdiieuluch la mors eintreten, und eine dringende und anerkannte Nothdurft hinderte die Generalität, eine etwanige Bewegung zu rechter Zeit anzuordnen, so muß sie auf der Stelle davon Notih erhalten.

g.) Ohne große Noch soll die Cavalerie nicht feuern, die Bataillons hingegen, die sich zwischen

Dz ihnen

54 Ahnen befinden, müssen ihr Feuer so eintheilen, dass

solches beständig unterhalten werde: Wäre auch dieses Feuer von keiner sonderlichen Wirkung und Lebhaftigkeit, so kommt es doch hier vorzüglich darauf an, daß es in der ganzen Fronte nie auf« höre.

4 und 5 habe ich nicht finden können.

6. ) In Betracht der Verschiedenheit der

Waffen und des wechfeitig einander zu leistenden

Beystandeö, um sich so zu formiren, wie ich er. ivehnt habe, müssen insonderheit die Generale dec

Cavalerie darauf sehen, daß sie zur Deckung dec

Fronte ihrs Truppen so langsam marschiren lassen,

daß die Infanterie nachkommen könne. Diese

.letztere muß überhaupt wohl in Acht genommen, And weder äusser Äthem gesetzt, noch von beyden Seiten gedrängt werden, da sie zum Gebrauch ihrer Waffen sreye Arme nöthig hat. 7. ) Erfordern es die Umstande, einige Schwa-

dronen oder Batäillone aus der Urne rücken zu lassen, so müssen die übrigen alsbald die Intervallen zumachen, und sich, wie es befohlen werden wird, entweder nach dem rechten oder linken Flügel, oder dem Centrum gut anschließen.

8>) Wenn zehen bis Zwölf Schwadronen aus dem ersten Treffen genommen werden, entweder zur Formirung einer Flanke, oder um vorwärts 2» gehen, so müssen die, so ihren Platz einnehmen,

' sich

55 sich anschicken, sie zu unterstützen, wenn sie den,

Feind zurück treiben, im Gegentheil aber und

wenn sie selbst zurück getrieben würden, ihnen Platz zu machen, um sich hinter ihnen wieder formiren zu können. Diesen leßtern muß auch angewiesen werden, sich bey der Retraite nicht auf

ihren Soukien zu werfen; sie erhalten ihre Instruktionen hierüber von den Generalen, auf.wel--

che Ark es am leichtesten und sichersten geschehen! könne.

9. ) Erhalt das erste Treffen nebst fernen bey^

den Flanken Ordre, den Feind anZugreifen, und

sich in Doublierschritt zu setzen, so muß das zweyte Treffen so geschwind als möglich dessen Stelle

einnehmen, um dasselbe zu souteniren. . , 10. ) Man muß es jedem einzelnen Soldaten Zu erklären suchen, daß wenn der angreifende Theil zurück getrieben wird, er dann unausbleiblich ver-

loren ist, sobald er seinen Soutien mit sich fort

ins Verderben reißt; daß hingegen derselbe, wenn er seine Fassung nicht verliert, und seine l^nter-

stützung nicht über den Haufen wirft,, von dem

Feind alsdann nicht weiter als bis ans .zweyte Treffen verfolgt werden kann, denn dieser Sou-

tien wird, da er noch in guter Ordnung ist, nicht l.'ur die zurückgetriebenen retten, sondern auch, nach Beschaffenheit, den Feind selbst zurückschla-

gen. Jeder Soldat muß angewiesen werden/ daß es seine Schuldigkeit ist, die flüchtigen aufzu-

D 4 Hal-

56 r^hatten und der Unordnung abzuhelfen, und das wird er um so leichter zu thun im Stande seyn, je aufmerksamerer ist, zu hören, was sein Offizier, der das Ganze am besten zu dirigiren vermag, kommandirt, auch um so leichter bewirken, da der

Feind selbst in Unordnung gerathen ist, und nur denjenigen schaden kann, dis in Zerstreuung um« her laufen, r i.) Um diese wichtige Absicht zu erreichen, sollen sich die Soutienö nicht in gerader Linie hinter die Anrückenden stellen, um bey deren Retraite nicht über den Haufen geworfen zu werden, son-

dern vielmehr en ecbiguier, damit jene Platz gewinnen, sich beym Rückzüge wieder aufs neue zu formiren.

ir.) Die Erfahrung hat gelehrt, daß der

Feind, noch ehe das Treffen angehet, sich oft vor

Flintenschüssen fürchtet, die von weitem und selbst

nur einzeln auf ihn gekhan werden; man kann also von jedem Bataillon zu dieser Art von Scharmützel einige Soldaten etwas voraus marschiren lassen, nur muß ihnen ihre Stelle im Glieds auf« behalten, und der Soldat gut angewiesen werden,

Lamit er, ohne Unruhe oder Verwirrung anzurichten, wieder eintreten könne, wenn die Sache

ernstlich zu werden anfängt.

i z.) Das erste Glied feuert nicht, und damit

Las Feuer der drey übrigen sich aus allen Punkten gehörig fortpflanzen möge, so geschiehst eö Divisionö« oder Pelotonsweise.

14.) Nur

57 14. ) Nur durch gute Ordnung werden dis

Deutschen allezeit ihre Feinde besiegen; aber sie müssen sich'6 gar nicht einfallen lassen, sich auf Ungarisch schlagen zu wollen; denn diese Art zu

fechten kann bloö für diese Völkerschaften von Ny« Hen seyn; vielmehr muß alles gut geschlossen bleiben, ihre Unternehmungen oder Begegnisse seyen auch welche sie wollen.

15. ) Dos Geschrey des Feindes, b as alle-

mal zu erworten ist, muß niemanden außer Fassung bringen, und ist deshalb keinesweges zu er. wiedern, weil es sowohl den Gehorsam als die nöthigr. Aufmerksamkeit auf das, was besohlen

wird, unterbricht, den Feind auch seiner SeitS nicht bestürzt machen kann. Ganz still umd ruhig kann der Soldat im Vertrauen auf seine Generale und Offiziere einen glücklichen AuSgang des Treffens zuversichtlich erwarten.

16. ) Eben so muß den Soldaten erklärt wer«

de», daß Türken und Tarkarn, und wa0 über.

Haupt s lil cisbauciacls herumstreift und sich einzeln

gegen mehrere schlagt, gar nicht zu fürchten ist, woferne nur nicht die geringste Öffnung Massen

wird. Sollten sie auch, da sie überall herum

schwärmen, sogar von hinten zu eindringen wollen, so ist schon dafür gesorgt, wenn nur der Sos. dat sich nicht vom Platze rührt, und gut geschlössen bleibt; denn in diesem Falle kann ohnedem kein Einbruch von keiner Seite erfolgen. In die.

D 5 ser

sei Absicht bestimmt man dis Distanz von einerSchMrtzron zur andern im ersten Treffen auf io

Schriee, damit man zu innern Bewegungen Raum erhalt; im Zweyten Treffen können die

Distanzen großer seyn, um, wenn es nicht gut geht, nicht auf einander geworfen zu werden. Denn

es ist wohl zu merken , daß jede Bewegung vorwärts, gegen welchen Feind es auch sey, allemal leichter ist, als rückwärts.

17. ) Jeder Soldat, der entweder ausFurch^ oder aus Plünderungösucht, sein Glied verlaßt, wird auf der Stells mit dem Tode bestraft.

18. ) Dis Regiments-Commandanten sind auf Ehre gehalten, keinen waffenfähigen Mann

bcy den- Bagage zu lassen, sondern nur Leute, die ihre Pferde verloren haben, oder Bediente; aber auch diese werden, wenn sie, um Beute zu machen, hinweg gehen, mit dem Tode bestraft; denn diese Beute gehöret denjenigen braven Leuten als eine Belohnung zu, die während dem Treffen ihreGlie« der nicht verließen, um Beute zu machen.

19. ) Sowohl die Generale als übrigen Offi-

ziers sind wegen jeder, auch der geringsten Nach,

laßigkeit, vor, wahrend und nach der Schlacht

verantwortlich.

20. ) Bey den ersten drey Allarmschüssen muß

alles, was auf Fouragirung, oder sonst äusser dem Lager sich befindet, in Geschwindigkeit dahin

zu-

59 zurück kommen, und - memand'-fich- öhtze Erlaub-

mß entfernen. i- sn-

2r.) Jeder General muß bey seiner Brigade kampiren, und von da aus,-nicht übed- üuö dem Hauptquartiere, seine Befehle ertheilSn. l -

22.) ZurLagerwachk wird jederzeit cinObrist, lieutenant mit Zoo Pferden kommandlrt, der nicht nur das Fouragire» deckt, sondern auch von alle dem Rechenschaft geben muß, was binnen 24 Stunden und bis zu seiner Ablösung sich da zugctragen hat.

2z.) Diejenigen Mannschaften, welche bestimmt sind, am ersten auszmückcn, oder die 800 Pferde der Lagerwacht zu unterstützen , müssen jede Nacht mit ihrem Gewehr zum Aufbruch vor die Fronte bereit seyn.

24. ) Die Inspektion dieser Lagerwacht und der erwehnten Svutiens, führt ein Generalmajor 24 Stunden hindurch: er muß dieselbe immer

wachsam erholten und oft visitiren»

25. ) Hinter dem zweyten Treffen fahrt das

Gepäcke auf, und formirt nach Beschaffenheit eineWagenburg an demjenigen Orte, wo man sich zu barrikadiren für nöthig erachten wird.

2§.) Es wird nochmals bey Lebsnöstrafs un-

tersagt, daß kein Soldat nach gewonnener Schlacht,

so wenig der Verfolgung des Feindes als anderer Ursacken halber, feine Fahne oder Standarte verlassen soll.

27.) Je-

6c>

27.) Jeder General, der sein Leben verliert,

wird alsbald durch einen andern, und zwar wahr,

fcheinlich durch den ihm zunächst kommandirenden

ersetzt, dem, wenn er nun das nothwmdige anordnet, jeder ohne Ausnahme, ohne hierbey weder auf einen höhern Rang, den aufzusuchen die Zeit nicht erlaubt, noch auf Anciennete^ zu sehen, gehorchen muß, als wäre es noch derjenige, welchen der Tod oder eine sehr gefährliche Wunde auftr Stand gesetzt hat, auf seinem Posten zu bleiben.

Hierauf folgte die Art und Weise der Ausfer-

tigung des Befehls. Die Generale waren hier

mit Namen genannt, und erhielten denselben, wie noch jezt gewöhnlich: nämlich der Prinz gab ihn

den Kommandanten der Flügel, ihrer Flanken und der Mitte. Die Generals von der Infante-

ris und Cavalerie ertheilten ihn hinwiederum den Generallieutenanks, und von diesen erhielten ihn die Generalmajors.

Die Artillerie wurdx. zum Treffen oder zum

Marsch eingetheilt und jedem Infanterieregiment seine Feldstücken angewiesen.

Ich glaube bemerkt zu haben, daß die beyden

Flanken eines Treffens, die aus Infanterie und Kavalerie bestanden, am Tage der Aktion zwar an einen einzigen General angewiesen waren, ihre

besondern Befehle aber, jedes nach seiner Verschiedenheit, von dem Flügelkommandanten, je nach-

nachdem sie vov der Cavalerke oder Infanterie

waren, besonders erhielten. .7

Der Generalbefehl, den wir hier gelesen ha«

ben, wurde vom Prinzen seinen 24000 Mann,

(denn starker war die Armee nicht) bekannt gemacht. Das Unterkommando bekam der Herzog von Croy. Der türkische Kaiser glaubte, es müsse auf diese Armee und ihre Chefs, so wie auch auf

die seinige keinen geringen Eindruck machen, wenn

er erklärte, er wolle sich'sclbst an ihre Spitze fiellen; allein der Prinz marschirte nichts desto wemger nach Servien und detaschirte sogleich einige

Korps. Es war als wenn er den Befehlshabern

derselben, als er ihnen das Kommando über diese Truppen ertheilte, auch seinen Geist eingehaucht hätte. Ich will hier den lateinischen Bericht eines derselben in der Uebersetzung bcysügen, und zu. gleich gedenken, daß die lateinische Sprache unsern aus so vielen Völkerschaften bestehenden Armeen, welche vom Ocean bis an daS Adriatische und fast bis an. das schwarze Meer hinauf wohnen, nicht selten nützlich ist; besonders hilft diese Sprache denen, die weder teutsch noch illynsch verstehen,

und sehr zahlreich sind. Draskowitz war unter

den erstem. Es war mir, als läse ich die Meldüng eines Lieutenants des Casar, als ich seinen

Brief zum erstenmal durchgieng, Hier ist derselbe ;

Schrei-

6r S ckrelb crr d es G r aft n Johann D ras-

kowitz an den Prinzen von Badens Novi, dm i. Iuly 7689.

Nachdcmdsr Lieutenant des.Bascha von BoZLi«M, der. eine Armee von,6Oc>y.Mann auö den Schlössern dieses Königreichs an,sich gezogen harte,

seit einigen Tagen den Entschluß verrieth., die im vorigen Jahrs von unftrn. Kroaten emgenomme.

«en Städte , Novi und Irin wieder zu erobern,

wie auchreinmMest der.WallaKen, der zwischen beioen^estungen. inne iiegt, zu verheeren; so haben auf Äe. davon erhaltene NachrichttSe. Excel, !^nz der,-Herr, Ban. von Kroatien, welcher durch eine Krankheit genöthiget worden ist, in AnkroWick zri hl,eiben, mir die Truppen des Königreichs

riebst seinen eignen anvertrauct und mich, zu Ver-

treibung der Türken, eine Meile weit vom Lager Dekaschirk. Bey meiner Ankunft in der Gegenh

Don Zein, rvareil die Türken schon in verschiedene

Dörfer, eingebrochen, und zum Theil in Bereitschaft sich der Stadt Novi zu bemächtigen, dro» heten auch alles mit Feuer und Schwerdt zu ver-

wüsten. AuS dieser Ursache .beschloß ich sogleich Len Angriff derselben, die aus zwanzig ihrer aus. erlesensten Compagnien bestanden, warf auch mit göttlicher Hülfe die ersten von ihnen dergestalt auf ehre Reserve zurück, daß sie dieselbe mit sich fort, rissen und ein großer Haufen, welcher die Brücke

über die Unna paßiren wollte, theils von unfern

Füsiliers> theils in der Verwirrung durch ihrs

eigne» Leute, umkamen. Andere ersoffen, da.,sie Lurch den Fluß zu schwimmen versuchten, und rwch ein anderer Theil von ihoen, .der in die WalDer und kenaMarten wüsten Gegenden gefioheu

war, ist in unsere Gefangenschaft gerathen» Wir haben schon zÖo'Mann Gefangene, und

ihre Anzahl mehret sich mit jedem Äligcsiblick, dar. rmker befindet-sich der Li'eutenank des Büscha vöst Bosnien selbst- 'welstier die Unternehmung attÄ fuhren sollte, nebst mchrern vornehinen Ofsiztetö, Zlgas und dergleichen. Die Kommandanken Äon Bihar sind Kostaniza sind unter den GebliebenMj

deren Anzahl mit Jnnbegriff der Ertrunkenen näh-

an ! soo seyn muß. Das ganze Korps bestand, nach der Aussage der Gefangenen selbst, aus

6OOO Mann der schönsten jungen Leute, die eie gentlich zur Vertheidigung ihrer Seeküsten be» stinmit .waren- welche der Kommandant von Carsstadt beunruhigte. Man hat diesen Unglücklichen aber schlecht, gerochen, als, man sie gegen uns schickte, denn, ihr Schicksal' ist so) wie ich es E. Hoheit beschrieben habe. Die Türken können sich von diesem Unfall unmöglich sobald wieder erholen. Gegenwärtiger Bericht dieses angenehme» Vorfalles giebr mir und den hiesigen Unterthari m Gelegenheit, uns den Schuh Ew» Hoheit zu

empfehlen.*) ' Cor-

») Zuweilen war cs gut) wckin man ehemals Vas Ita.'ianische verstand, weil diese Sprache sowohl KN

Cotbekli stiebt von der Action bey Großwar» dem am io. Iuly folgenden Bericht:

Befchveibung des Treffens bey War-

dein unter dem Grafen Cordelli,

Den lo.Iusy 1689.

Ew. Hoheit ist unterm 7. dieses bereits gemeldet worden, daß ich Fellekaff verließ, um ^as Getraide um Wardein herum zu verderben und

ohnweit Viszeck Posto zu faßen. Bey meiner

glücklichen Ankunft am folgenden Tage, sand ich die Türken , die einige Ianitscharen bey sich hat-

ten, im Hauptgraben. Sobald wir aber näher kamen, nahmen sie nach geringer Gegenwehr die

Flucht, verließen den Graben und zogen sich in

die Stadt zurück. Es wurden, von beiden Sei-

rsM einige verwundet, aber nur einTürke gefangen. Me ganze Nacht hindurch bin ich bemüht gewesen, in

' an stnserm Hofe als bey den Armeen gebrauch«, cher war als sezt. Das Latein hingegen behaup. teke immer noch den Vorzug, da es die emzige

. Sprache war, welche die Ungarn neben ihrer Muttersprache verstanden. Meine Ucbersctzung

des Ztalianischen Briefs des Corbelli beweißt

zugleich, daß der Prinz seinen Generalen die Ga.

r He der Deutlichkeit beyzubringen-wußte; denn ss wahrend ich diesen Brief sowohl als den vorher» gehenden lateinischen durchgieng, fand ich die Geschichte ihrer Unternehmungen so lebhaft dargestellk, daß ich dabey zu seyn glaubte.

-Mr 6f in der Entfernung eines Büchsenschußes von dem

Graben, eine Linie von den Schartacken bis auf die Berge zu ziehe». Fünfzig Heyducken schickte ich nach der Stadt, um die Mühle anzuzünden, jedoch vergebens; nur einige Hauser ausserhalb

der Stadt konnte man in Brand stecken. Am

Morgen besichtigte ich alle Inseln, um einen Lagerplaß auöfündig zu machen, allein es schien mir der unvermeidlichen Überschwemmungen und Mo»

raste halber unmöglich. Unterdessen marschirke der Feind zu Pferd und zu Fuß nebst seinem Ge-

schütz in guter Ordnung aus der Stadt. Ein Theil desselben wendete sich gegen die Scharkacken

und der andere näherte sich den Linien, meines geringen Dafürhaltens nach, um erstere wieder wegzunehmen, und uns aus ihren Garten zu beschiessen. Wir machten einen Contremarsch um sein Vorha-

ben zu vereiteln, und den Berg zu gewinnen, der

die Stadt kommandirt. Der feindlichen Kano,

nade ungeachtet erreichten wir die Anhöhe von OloSki. Die Ianitfcharen, welche dieses sahen,

retirirten sich von selbst, weil sie ihre Wagen, Rinder und Geschütz bereits nach der Stadt geschickt hatten. Hierauf befehligte ich den Obristen Tunoghi mit seinen und den Iobcrschen Heyduk.

ken auf die andere Anhöhe bey Oloöki. Auch diese Anhöhe wollten die Ianitfcharen anfangs vertheidigen, nahmen aber, als die Heiducken an-

rückten , alsbald die Flucht. Der Obriste Tu-

noghi, ohngeachtet der erhaltenen Warnung so«

E wohl

66. , wohl, als der inständigsten Bitte des Capital'» Sutters selbst, um Gottes willen den Feind nicht zu verfolgen, sondern die Anhöhe besetzt zu halten,

handelte doch meinem Befehl entgegen, und als rr sähe, daß die Janktscharen das Geschütz stehen liessen , und die Flucht ergriffen, warf er sich auf sie, tödtete einige, und verfolgte die übrigen bis

ans Stadtthor» Der Feind retiriere nun durchs gängig, ließ ober einen Theil der Ianitscharm nebst der Reuterey ausserhalb der Stadt, denen

die große Eile den Eingang nicht verstattet hatte. Der Hauptmann Haiden mußte auf meinen Befehl mit 200 Teukschen zu Fuß bey dem Geschütz auf dem Berge stehen bleiben, um den Feind zrr beschiessen. - Seine Cavalen'e wurde von der un.

srigen angegriffen, Iurcki, Soll undsParoski

wurden vorausgeschickt und was bereits in Unord-

nung war, vollends zur Flucht gebracht. Der Feind schloß das Thor, bey welchem sich Tus noghi mit drei Compagnien feiner und der Joberschen Heyducken zerstreut hatte. Der fliehende

Feind griff sie aus Verzweiflung an, und obgleich Tunoghi die seiniqen nach Möglichkeit zu ihrer Schuldigkeit ermunterte, so glaubten doch die Heyducken nicht, daß der Feind flüchtig sey, so«,

dern sie bkos angreifen wolle. Sie flohen also selbst, warfen 6 Fahnen hinweg und Tunoghl

wurde gefangen und verwundet in die Stadt gebracht, wo er nach zwen Stunden feinen Geist ausgab. Fünf Haldamacken und mehr als fünf.

zig Heiducken gienqen dabey verloren. Bey diesem plöhlichen Rückzüge des Feindes in die Stadt»

begab ich mich sogleich nach Bihar, nm uns die bequeme Zufuhre der Lebensmittel zu sicherm Ware Tunoghi, meinem Befehle nach,, auf seinem Posten stehen geblieben, so hatten wir nicht nur daö schon in unserer Gewalt befindliche Geschütz behalten, und die außer der Stadt gebliebenen Reuter und Ianitschmen wären in unsere Hände gefallen, sondern dis Wardeiner hätten sich bey dieser Verwirrung selbst ergeben müssen.

Die Anzahl der Tobten von feindlicher S^ire iss auch unbekannt; indessen sagen Offiziers, Sol« baten und Spione, daß ihre Anzahl, sowohl als die der Verwundeten, sehr beträchtlich sey.

Fecket-Ko anbelangend, war ich Willens»

den Hauptmann Porto zu befehligen, diesen Ort zu verschanzen, er hat jedoch seine Unpäßlichkeit vor. gestellt, und es wird dagegen noch heute ein Cor-

poral, der die Fortifikation versteht, mit Instruktion versehen, dahin abgehen. Auch habe ich gei, hört, daß ein Haufen Ungarn, welcher im Walde zerstreut sich befand, jezt an der Zahl 4OO wie-

der beysammen ist. Morgen werde ich Biszech

besehen, und von da aus daö Gekraide in der Ge«

gend um und bey Wardein zu Grunde richten, zugleich aber auch von Ew. Hoheit den Besthl erwarten, ob ich mich bey Diszeck verschanzen oder nach Fellekaff umkehren soll. Vom Feinde

Er Habs

68 habe ich jezt hier nichts zu befürchten; er hat keine

Spione. Unterdessen will ich, dem Befehl Sr.

Majestät gemäß, die hiesige Erndte vernichten.

N. S. Diesen Augenblick erhalte ich Nach-

richt, daßKonloski den Graben bey Fecket-Ko so eingerichtet hat, daß derselbe mit Wasser anqelassen werden kann; wer demnach hinüber will, muß das Schwimmen versuchen. Zur Zugbrücke

will ich Eisen dahin schicken. Es ist übrigens der kleine FlußKörös, welcher den Graben füllt.

Im Monat August kam der Prinz in Bel-

grad an, ließ den unter seinem Befehl verbliebe, «en Piccolomini nachkommen, gierig vorwärts nach Sabatsch, und den i. August über die Mo. rawa. Bey seiner Annäherung retirirten sich die Türken.

Der Prinz folgte ihnen, Um sein Vorhaben

auf Nissa auszuführen. Der Weg dahin war

eben so beschwerlich als gefahrvoll; aber eine Brücke über die Morawa zu schlagen, war es noch mehr, und dennoch führt er es aus, geht den i. September mit der Avantgarde seiner Armee bey Jakotina über den Fluß, greift ohne Bedenken gooo Tartarn und 9002 Muselmänner an, haut die ersten nieder, Und zerstreut die andern ; der übrige Theil seiner Infanterie geht unterdessen vollends über die Morawa. Ein Nebel, s»

69 fo dicht als er nur in dortigen Gegenden ist, be« deckte und erfüllte die ganze Atmosphäre. Als endlich die Sonne denselben zerstreut hatte, erblickte man die ganze türkische Armee, auf einen Flintenschuß weit von der christlichen, die noch nicht einmal ganz beysammen war, in Schlacht-

ordnung. Kaum war noch so viel Zeit übrig,

sich durch spanische Reuter, die man eiligst herbei) schaffte, zu decken.

Wer es für so leicht halt, über die Türken zu siegen, der weiß noch nicht, wie ohnmöglich eS oft fällt, Partheyen auf Kundschaft abzuschicken, oder sich der Spione zu bedienen, wie auch, daß Husaren in diesem Fall bey einem sich heran wälzenden Strome schlechterdings nicht zu brauchen sind.

Man beschoß einander eine Zeit lang; endlich aber griff der Feind mit asiatischem Ungestüm die

Christen an. Der Prinz ließ sie austoben, und

zog sich anfangs in der größten Ordnung zurück,

denn diesen Vorkheil verstand er meisterhaft.

Sobald aber die Türken, dadurch aufgemunkerk, sich noch mehr als gewöhnlich zerstreuet, schlug er

sie bis an ihre Verschanzungen, und von da bis in ihr Lager, anderthalb Stunden weit zurück, eroberte da ! ovo Zelter, 105 metallene Kanonen, looo Kamcele nebst 100 Mauleseln, die großen Hecrpauken des Reichs und den Roßschweif, und folgte einige Tage darauf den Türken nach Nissa.

E z Des

^6 Des Punzen Armee war 7 6000 Mann, bis

Türken aber unter ihrem Seraökier 50000 Mann stark. Die letztem stunden in einem verschanzten Hager lvy Niffa, welcher Ort einen ihrer Flügel Deckte ; der andere hingegen lehnte sich an den Flnß

gleiches Namens, und wurde durch denselben so wie auch durch einen hohen Berg gedeckt. Der

Prinz wollte nichts destoweniger, und zwar am 24. September, ein Treffen wagen.

Man hielt Kriegsrakh. Der Prinz verheelte

nicht eins von den Schwierigkeiten, die hier jedermann in die Augen fielen, erklärte sich, wie man rs halten sollte, wenn er selbst im Treffen umka»

me, und befahl den Angriff. Aus den Vorkeh,

rungen zu dieser Schlacht sieht man deutlich, daß er Gehorsam verlangte, auch selbst nach seinem

Tode. Wenn ich zuweilen gezwungen bin, ihn

«us Mangel der Nachrichten blos als den bravsten Grenadier seiner Armre aufzustellen, so fty es mir

Diesmal erlaubt, seine Talente im Manöuvrircn ins Licht Zu ftßen.

Am vorigen Tage war er langst der Niffa

oder Nissaws, einem kleinen Gehölze angekommen, welches nicht weiter als eine Viertelmeils vom Türkischen Lager entfernt lag, und das er bereits reiognoszirt hatte; auch hakte ihn ein Deserttru benachrichtigst, es fty von hinten zu nicht Ä'/rall verschanzt. Einige Piankelepcn der Vorposten ausgenommen, gieng die Nacht ruhig vor-

über. Der Prinz sähe die Tartarn auf der an» der» Seite des Wassers in der Nahe, und ließ

den Anfang zu einer Brücke machen, die er abee nicht vollenden, sondern nur seine Absicht, am folgenden Tage ein Treffen zu liefern, besser verbergen wollte. Der Fluß war durch den starken Regen sthr angeschwollen und so konnte bey den Türken kein Verdacht entstehen. Nach ertheiltem Befehl, man solle durchaus und unter keinerley Vorwand, irgend eine Oeffnung der Linie verstatten, gieng er mit vier Co»

lonnen vorwärts. Piccolomini und Stahrem»

berg mußten mit dem linken Flügel den Berg um» gehen, um dem Feind in den Rücken zu kommen; mit dem rechten hingegen wurde unter dem Her-

zog von Croy, Vetercmi und Heister der Berg

von vorne angegriffen. Der hartnäckigsten Vertheidigung ohngeachket wurde der Kern der Janik«

scharen, durch die ersten von unfern Truppen vom Berge vertrieben. Die folgenden besetzten

den Posten mit Geschütz, welches die herabeilen,

den Janitscharen vollends zu Boden warf. So

wurde dieser Berg mit Muth erstiegen und der

Prinz bediente sich, bey seinen wohl berechneten und geschwind ausgeführten Evolutionen der vorgefundenen Schanzen, die er theilö umgangen, theils durchbrochen und besetzt hatte, wider diejenigen selbst, die sie aufgeworfen Hatten. Diese waren dadurch gleichsam belagert, weil die kaiserliche Kavalerie sie durch Besetzung der Eic'ne von

E 4 Nissr

72 Nissa abgeschnitken hatte. Nur dreyerley blieb ihnen zu wählen noch übrig: Vertheidigung bis auf den letzten Blutstropfen, Ergebung an die

Christen, oder Rettung durch den Fluß. Sie

wählten das letztere. Ein großer Theil der Armee versuchte sein Heil im Schwimmen und ertrank im

reissenden Strome. Man wollte sich zwar der Brücke bedienen, allein umsonst, daö Gepäcks

und die Verwirrung liessen es nicht zu.

Hier hat man das Gemälde der Schlacht,'m Allgemeinen, aber ich komme nun zu den einzel.

nen Umständen, welche die Verlegenheit schildern,

worinnen der Prinz sich oft befand. Kurz vorher, ehe er seine Absicht erreichte, dem Feind in den Rücken zu kommen, wurde Veterani unvermu. thet von gooo Tartarn angefallm und genöthiget,

sich mir den beiden Regimentern Hannover undSt. Croi'r zurück zu ziehen. Diese Mannschaften formitten da6 zweite Treffen des rechten Flügels und escortuten dos Gepäcks, welches im Kriege wider die Barbaren, ihrer ausnehmenden Geschwindig.

keit halber, den Regimentern auch beym Angriff

folgen mußte. Hier wurden die Anqreifenden

durch dasselbe am Fusse des Berges aufgehalten.

Es war schon Abends um s Uhr.

Der Prinz besorgte, der Feind möchte seinen Rücken vollends verschanzen, und wollte daher die wenigen Augenblicke des Tages noch nutzen. Bey seinen Schlachtordnungen wurden allezeit

'' Trup.

Truppen abgetheilt, welche hinter den Flügeln zu

Deckung der Flanken eu Lolcmns marschiren mußten. Für diesmal formirte der Prinz nur eine Flanke auf seinem linken Flügel, die beym Angriff nothwendig bloögestellt war. So wie

dies geschehen war, marschirte der Prinz aus aller Macht, um sich in der Ebene bis Nissa auös breiten und rechts an die Höhe des Gebirges, wel-

ches der andere Flügel angriff, anschliessen zu kön-

nen^ Die türkische Reuterei stürzte nun von der Höhe aus diesen linken Flügel, wurde aber durch die kaltblütige Tapferkeit Guido StahrembergS und sein Artilleriefeuer so zurückgewiesen, daß die

Flanke nicht einmal zum Angriff gelangte. Die

SpahiS hofften diese letztere noch in ihrer Flucht zu zersprengen, brachten auch wirklich die Crackischen Husaren in Unordnung; Piccolomini hin-

gegen, der Herzog von Holstein und das Regiment Noirmegen, stellten durch ihren Muth die Ordnung auf dieser Seite augenblicklich wieder her.

Eben diese Kavalerie, der die Husaren folg-

ten, wäre durch's Wasser gegangen , hätten nicht die auf der andern Seite stehenden Tartam, deren ich oben erwehnte, auf sie gefeuert. Unterdessen führte Heister 6 Bataillons aus der Mitte herbey.

Die Türken wurden nun ihrer SeitS angegriffen und von einer Anhöhe auf die andere getrieben, bis endlich auch der rechte Flügel nach hartem Kampfe den höchsten Posten erobert hatte, und sich

Es nun

74 nun bas Centrum mit dem linken Flügel und zwar ganz im Rücken des Feindes vereinigen konnte. Der Herzog von Croy sicherte dadurch nicht nur den erhaltenen Sieg, sondern er war nun auch im

Stande ^Leterani'n zu befreyen, der durch das

Gepäcke so lange ausgehalten und ohne Unterlaß Don den Türken beunruhige worden war; kurzer

war derjenige, welcher alles entschied, dadurch Daß er die braven Ianitscharen vom Gipfel deS Berges vertrieben hakte.

Diese Ianitscharen hakten ihre Unerschrok. ksnhsit nicht nur für sich selbst, sondern auch

für anders auch an den Tag gelegt. Als sie uamlrch auf die Spahis, welche beym zweyten Angriff die Flucht genommen hatten , Feuer gaLen, wurden letztere zu einem dritten Angriff ge-

nöthigek, der unfern Husaren übel bekommen seyn

würde, hatte nicht der Prinz das Regiment Cai xrara in Gallopp herbey geführt, und die Spahis in die Flanke genommen. Sie wollten sich zwar nunmehro auf dis Regimenter des Centrums,

Guido Stahremberg und dis Heyducken von Palfy werfen; aber diese chaten Wunder der Tapferkeit und empfiengen sie nach Würden.

Mit unglaublicher Hiße wurden hier die Tür-

ken von den Ungarn verfolgt. Der Eifer riß sogar die beyden Prinzen von Hannover so weit fort, daß sie mit ihren Regimentern den Flucht!» gen, die bereits den Tod im Waffer fanden, da-

75 hin unvermerkt nachfolgten. Veteran! hielt sis

zurück. Es ward Nacht. Der Feind, so will-

kommen ihm dieselbe war, verlor nichts destowe«

Niger lOvOO Mann. Auf dem Wahlplatz fand man Zo Kanonen, einen ganzen Wald von Fahnen und Standarten, unter andern diejenige,

welche der Großherr noch vor einigen Tagen dem SeraSkier zu übersenden geruhet hatte, nebst der

Fahne des Bascha Amant. In der Meldung des Prinzen an den Kayser sagt derselbe: „Noch am Tage der Schlacht glaubte ich, der Feind sey

nicht starker gewesen als 4OO00 wehrhafte Mann; die wenigen Gefangenen ober (denn man gab kein Quartier) bestimmen die Starke desselben auf 60

bis 7O2oor Alle Augenblicke zieht man noch Kostbarkeiten aus dem Flusse, und die Menge der mit kostbaren Decken und Edelgesteinen ausgeschmückten Pferde, die unter einigen taufend andern uns in die Hände steten, lassen vcrmuthen, daß eine große Anzahl der vornehmsten türkischen

Offiziers in dieser Schlacht geblieben ist» Der Feind hat 10000 Todte auf dem Platz gelassen. Generals, Offiziers und Gemeine, kurz alles hat sich ausgezeichnet." Der Prinz gedenkt seiner selbst so wenig, als wäre er nicht dabey gewesen.

Nissa wurde nun eingenommen, und man kam der Einäscherung zuvor. Am 26. verkündigte der Donner des ganzen Kayserlichen Geschü-

tzes allen Nachbarn den erhaltenen Sieg, wodurch

76

Lurch die Christen zum völligen Besitz des Königreichs Servien gelangten.

Sehr sonderbarerweise erhielt der Prinz noch während'der Schlacht die Nachricht: sein Pallast sey durch die Franzosen im Feuer aufgegangen, und sein jand werde durch sie verwüstet; allein es machte keinen Eindruck auf ihn, welches mir da-

durch begreiflich wird, weil die Wichtigkeit der

gegenwärtigen Unternehmung und der keimende

Sieg ihn auf der Stelle wegen seines Verlustes

trösten konnten; denn sein Ruhm blieb ihm alle-

zeit, und war stets die vornehmste seiner Dos mainen«

Ohne also weiter an dasjenige zu gedenken, was ihm das Feuer geraubt hatte, bestieg er eine Anhöhe, von wo aus er die Landschaft übersthen konnte, durch welche er zum reichen und vortreffli-

chen Sophia, welches am Flusse Jfcha liegt, gefangen konnte, und deren Eroberung ihm ganz Bulgarien zugesichert haben würde. Daß der

unter ihren Mauern sich gelagerte Großvezier vorher geschlagen werden mußte, kümmerte ihn nicht; allein weiser und überlegter dünkte ihm der Entschluß, lieber längst der Donau etwas wieder zu-

rück zu gehen, und bis Nikopolis alle kleine Fe-

stungen, die noch in türkischen Händen waren, zu

erobern. Er ließ also Piccoloml'm'n mit 6 bis ?c>oo Mann in Nissa, um diesen Ort mehr zu befestigen, und marschirte am 6. Oct. mit der übri.

77 übrigen Armee nach Widdin. Zwey BaschaS

nebst 2OQo Türken und den Rebellen waren so eben daselbst angekommen, um ihre Magazine in Sicherheit zu bringen.

Sobald der Prinz dieses letzte erfuhr, beschleunigte er feinen Marsch, und kam den 14.

Oct. schon auf der Ebene an, gieng auch sogleich aus die Verschanzungen los, welche die Türken sogleich bey ihrer Ankur st zu machen pflegen, und worinncn sie den Römern nachahmen, ohne doch jemals das mindeste von ihnen gehört zu haben. Man bemächtigte sich derselben mit dem Degen

in der Faust und mit aufgepflanztem Bajonett, welches man damals einzuführen anfieng. Man bestürmte ihre CircumvallationS-Linie, und trieb

die zur Hülfe herbey eilenden Ianitfcharen zurück.

Der Prinz verfolgte sie am folgenden Morgen; seine Infanterie rückte an, wurde im Gesträuch von den Ungläubigen angegriffen, trieb sie aber bis an ihre Armee zurück, die sich in der vergan-

genen Nacht wieder einigermasen gesammelt Hüt-

te; der Kayserliche Soldat hingegen lief umher und plünderte. Es gab also auch hier manchen kritischen Augenblick, und es ereignete sich gewissermasen ein zweyreS Treffen, obwohl von kürzerer

Dauer als das erste. Der Prinz ließ die Cava»

lerie des linken Flügels anrücken, und trieb an ih-

rer Spitze die den Ianitscharen zur Hülfe heran gekommenen Spahis zurück.

Veto-

73 Weksmni Hat mit dem rechten Flügel ein

gleiches; aber jener Augenblick von Zuchtlosigkeit, Dessen ich erwehnt habe, hakte so viel Unordnung Zuwege gebracht, daß Lücken in der Linie enkstanDen, und man sich in der Zwischenzeit der bcyden

Attaken zuweilen trennte. Die türkische Reute« rry, die eben sobald verschwindet als wieder zurück kömmt, benutzte diesen Fehler. Der Bascha von Silistria sähe seine Schanzen nebst dem Lager ein für allemal verloren, und beschloß, sich und

seiner ganzen Cavalerie mit dem Säbel in der

Faust einen Weg mitten durch die Sieger zu bahrien, welche letztere einen Augenblick auf diesen

Timl Verzicht khun mußten, weil ein Thcil der

Schwadronen diesem Choc nicht zu widerstehen vermochte, und sich dermassen zerstreutte, daß kaum zweye beysammen blieben.

Weteram war, so wie TraMmamisdorf,

in gleicher Verlegenheit. Sie schlugen sich einzeln, wie ein paar brave Cuirassiers, die, nachdem ihre Leute geschlagen waren, nicht mehr als

Generals fechten konnten. Veteran! insonderheit hielt sich für verloren. Sein Pferd fiel unLer ihm, und nur Traulmannsdorf, der einige Reuter zusammen raffte, nebst Herkules Monte-

tticuli, der mit dem Regiment Caprara herbei) eilte, verhinderten, daß er dem Feinde nicht in die Hände siel, welches ohnfehlbar geschehen wäre, wenn er nicht in demselben Augenblick ein Deuker-

lofts Cürassier-Pftrb erhalten hätte. Iezt kam der

72 der Prinz mit feinen beyden Schwadronen und

warf die Epahis zurück. Kaum war VMranl

wieder zu Pferde, so verfolgte er die Türken bis in die Vorstädte, freilich in nicht minderer bln. ordnung, als die Feinde selbst, wurde aber durch

eine Flintsnkugel so gefährlich verwundet, daß er, so leid eö ihm auch that, zurück mußte, um sich verbinden zu lassen. Vorher aber schrie er noch, so sehr er vermochte, seinen Offizieren zu: sie soll«

ten ja den Sieg verfolgen. Der Prinz that dies

mit dem linken Flügel, der alles niederhieb, was

nicht ins Schloß kommen konnte. In dieser

Veste vertheidigten sich die Türke» sehr gut, bis sie vernahmen, daß das schwere Geschütz von Semendria her im Anzuge wäre; denn einige Tage darauf ergaben sie sich, und man erlaubte ihneii den Abzug nach Nikopolis, wohin «in Theil dec türkischen Reutercy geflohen war. Ein anderer Theil derselben nahm seinen Weg nach Sophia,

und ohne zu wissen wie, mitten durch das Kaiserliche

Gepäcks, geriech nachher in Moräste, und ver« lor viele Leute. Es wird nicht übel gethan seyn, Len eiligen Bericht des Prinzen an den Kayser hier abzuschreiben; denn es kommt mir vor, —-

vielleicht aus Vorurcheil von mir — daß man

einen Feldherrn oft in seinen Briefen schon er« kennt, und daß der Styl großer Männer überhaupt zwar prunklos ist, aber immer den Stem, pel des Muchs an sich trägt.

Schrei-

8--

Schreiben des Markgrafen von Baden an Se. Majest. den Kayser. Widdin, am 17. Oct. 1689.

„ Es wäre meine Schuldigkeit, Ew. Majest.

öfterer von dem Zustande Nachricht zu geben, in welchem sich Allerhöchstdero Armee besindek; theils

aber ist es nicht allezeit rathsam, einen Brief abgehen zu lassen, und theils fehlt mir es oftmals

an Zeit. Mein letztes Schreiben wird Ew. Ma.

fest, unterrichtet haben, daß ich mit der mir gnä. digst anvertrauken Armee zu Widdin angelangt

bin. Meine Ankunft erfolgte am i4ten. Unvermuthet fand ich hier 8 bis 9000 Türken, wel-

che ich nach dem Uebergange meiner schweren und

leichten Reuterey über eine sehr lange Brücke an. griff, zur Flucht brachte, und ihr Lager nebst zwey Kanonen, so wie die Stadt Widdin selbst erober.

te. Zwar wird das Schloß noch immer, und wie man versichert, von mehr als 7000 Mann vcr. theidigk, welche aber nächstens kapituliren wer. den, auch es bereits gethan hatten, wenn ich ihnen so viel Fahrzeuge verschaffen könnte, als sie verlangen. Die nähern Umstande dieser kleinen Belagerung sowohl, als des Treffens, werden Ew.

Maj. durch den Herrn Grafen Jörger erfahren, und da ich im voraus weiß, daß es Allerhöchst, denenselben nicht unangenehm seyn wird, so schicke

ich ausdrücklich nur ihn, der bey dem ganzen Vorfall gegenwärtig tpar, und sich mit dem groß.

ten

ten Muth und Standhaftigkeit betrug, auch eben deshalb Ew. Majest. hierinnen am besten zufrie«

den stellen kann. Schlüßlich thut es mir leid,

daß die Action nicht ohne Verlust für uns abgegangen ist, sondern uns einige Offiziers gekostet

hat. Der Graf Veteran! ist gefährlich am Ko-

pfe verwundet worden. Der Graf Trauk-

mannsdorf hat ebenfalls eine Wunde am Kopfe, jedoch keine gefährliche. Der Graf Guido Stahremberg bekam eine an der Brust von der Festung aus. Der Obristlieukenant Orli von Kißel, nebst, dem Capitain-Lieutenant von Seram, sind geblieben, und der Graf Marliani ist ebenfalls verwundet. Unter den Todten befinden sich übrigens noch einige Hauptleute und Lieutenants, deren Namen mir entfallen sind, und ich

mir anzeigen lassen werde. Der Verlust an

Mannschaft ist nicht beträchtlich, aber wahrhaft zu wünschen, daß Ew. Maj. an dem Grafen von Veterani nicht einen braven und tapfer« Mann einbüssen mögen, dessen Verlust nicht leicht zu er-

setzen seyn dürfte. Was den Schluß des Feldzu-

ges und die Erhaltung unserer Eroberungen anbe-

trift, so bitte Ew. Maj. meine Dispositionen desfalls aus dem Munde mehrgedachten braven Offiziers zu vernehmen, und übrigens mir Allerhöchst Dero Gewogenheit noch ferner zu schenken, rc."

F

Der

82 Der Prinz muß sehr eilig keym Schreiben

gewesen seyn, weil er den Herzog von Croy mit Stillschweigen übergeht; denn in einem gleichzeitigen Briefe habe ich gefunden, daß er sich damals mit einem Mukhe auszeichnete, der seinen

Verdiensten angemessen war.

Wem etwa in seiner Jugend von Leuten, die gar nicht gedient hatten, gesagt worden ist, daß im Kriege wohl jedermann Herz haben müsse, der mag mir'6 vergeben, wenn ich ihn ersuche, dieses Lob nicht schlechterdings auf seine Rechnung

zu schreiben. Nein, in der That, nicht alle Sol-

daten sind unerschrocken, und wenn ein General das nicht an Leib und Seele im höchsten Grade ist, so verdient er diesen Namen nicht.

Erstens muß er sich deswegen wie der gemeinste Soldat blos stellen, damit er sieht, was vorgehk, und dem gemäß seine Befehle erkheilen

könne, und dann, wenn sein feuriger Geist ihn

§r ordentlichen Hiße wegen, als weil er dem Kiuprali nicht Anlaß geben wollte, zu glauben, man fürchte ihn. Den l6. rückten die Kaiserlichen wieder eins Stunde weiter. Einige leichte Scharmützel aus» genommen, hinderte oder beunruhigte nichts diese

Bewegung.

Den 17. kam Kiuprali bey guter Zeit mit

seiner ganzen Macht zum Vorschein. Der Prinz wollte sich weder von seinen Magazinen, noch von

seinen armirten Schiffen entfernen, und da er

fürchtete, die Türken möchten ihm zuvor kommen, er auch überhaupt mit seiner sehr nachtheiligeu Lage sehr unzufrieden war, so marschirte er mit drei

Colonncn in Schlachtordnung und im Angesicht

des Feindes längst der Donau hin. Seine Ar-

riergarde wurde zwar von 1000 Spahis lebhaft «»gegriffen, aber Styrum und Hofkirch machten

ein so lebhaftes Artillerie, und Pelotonfeuer, daß

die Armes ruhig ins Lager rücken konnte. Dee

17. August wäre übrigens ruhig vergangen, wenn nicht einige von dem Piquet der türkischen Avant-

garde entlaufene Pferde, die zur Mitternacht in das kaiserliche Lager kamen, Allarm verursacht hätten. Man glaubte, es wäre ein allgemeiner Angriff a la ciebsnäaäe, wie solches oftmals bey

solchen undisziplinictsn und wilden Horden zu geschehen pflegt.

Den r 8. erwarteten die Christen zuversichtlich

«inen Angriff, sie wünschten es sogar, denn sie hak-

4 92 hatten die rückwärts an die Donau stossende Anhöhe stark besetzt. Ihr rechter Flügel erstreckte

sich gegen Salankemen, und der linke stieß an

Abgründe.

Hier nun zeigte Kmprali feine ganze Geschicklichkeit. Er umgieng nämlich und marschirte der

Kaiserlichen Armee an der Seite, um derselben wo möglich den Rückzug oder wenigstens allen Succurs abzuschneiden. Einige den Tag vorher

desertirte Franzosen hakten ihm ein kleines dekaschirtes Korps verrathen, auf welches er nun war-

tete , und das ihm auch in die Hände fiel. DaS Dragonerregiment Buquoi hatte nämlich durch

eine unzeitige Sorgfalt für sein Gepäcks und einen starken Rekrutentransport für die Regimenter Ca-

prara und Hofkirch den Marsch aufgehalten. Sie waren nur noch eine gute Stunde weit von der Hauptarmes entfernt, und doch konnte ihnen der Prinz, ohne die übrigen Truppen der Gefahr

auszuseßen, nicht zu Hülfe kommen. Allein

warum hakte er sie denn nicht durch einen forcir«

ten Marsch bereits an sich gezogen? So löwen«

mäsig also sich diese Leute auch wehrten, so wurden

sie doch bis auf den letzten Mann niedergemacht,

und 250 Wagen, die zu ihnen gestossen waren,

um desto sicherer fortzukommen, fielen den Siegern

in die Hände. Iezk glaubten die Türken, die ganze Christen«

heit überwunden zu haben. Durch eine Kleinigkeit

SZ keit nämlich wird der Musulmann niedergeschlagen

und ein Nichts erfüllt ihn wieder mit dem blindesten Zutrauen auf seine Stärke. Ohne diesen klei-

nen Unfall hatte der Prinz vielleicht nicht den

glänzendesten Sieg erfochten, der ihm am folgenden Tage zu Theil wurde.

Mit sichtbarer Verachtung gegen die Kaiserlichen nahm der Feind jezt seine Stellung zwischen ihnen und Peterwardein, verschanzte das Centrum seines Lagers, welches sich auf einem Berge befand, und sähe mit Vergnügen, daß der Prinz, der die trefiiche Stellung des vorigen Tages zu

verlaßen genöthiget war, sich nun so enge postirte,

daß er kaum seine Schlachtordnung zu formirerr im Stande war, und dem Ansehen nach an diesem Orte ohnfehlbar geschlagen werden mußte.

Der Prinz bemerkte dies noch eher als der Feind, und dachte auf ein Mikkel diesem Unfall zuvorzukommen. Wirklich ergriff er das einzige, welches ihn aus der Verlegenheit zu ziehen im Stande war. Den 19. nämlich verließ er bey Sonnenaufgang seine mit 20 Bataillons, vielem Geschütz und den Kavalerieregimenkern von Neuburg und Hollstein besetzte Anhöhe, ohnweit der Donau, setzte sich auf dem linken Flügel, ließ den rechter, nachfolgen und rückte auf das Signal einer Bom-

be bis auf 2oo Schritt vor das türkische Lager.

Ein fürchterlicher Kanonendonner rollte von beiden

Sei-

Setten einige Augenblicke hindurch. Indessen

marschirte dieser linke Flügel zu langsam, und da über dieses das Cenkrum durch die Anhöhe und

das häufige Gras etwas zurückgehalten wurde,

so kam es endlich, daß der rechte Flügel, welche»» nichts aufhielt, ohne geschwinder zu marschiren

als befohlen war, zur Tete des Angriffs wurde, und denselben vielleicht mit zu großer Begierde

unternahm. Der Muth führte diese Truppen gleich anfangs bis an den Graben der türkischen

Verschanzung; allein die Ianitscharen, die hin.

ter ihrer Brustwehr wie einer Mauer stunden, liessen sich dadurch nicht irre machen, sondern em» pfienqen die Angreifenden mit Todt und Verderben.

Iezt erst befahl der Prinz, daß der linke Flügel den rechten blos unterstützen und dasjenige khun

sollte, wozu dieser, ehe er sich der Obliegenheit des linken unterzog, bestimmt gewesen war. Und Lies that dieser linke Flügel meisterhaft, besonders

La der rechte zurückgedrängt wurde. Der Gene-

ral Souches und der größte Theil der Staabs., Offiziers, waren bereits äusser Thätigkeit gesetzt. Äusser den Regimentern Neuburg und Hollstein

ritten auch die Regimenter St. Croy und Darm« stadt unter den Herzogen von Hollstein und Ah« remberg herbey, und stellten auf einige Augenblicke die Sache wieder auf den vorigen Fuß. Die Dispositionen, an einem solchen Tage, sind dergestalt der Veränderung unterworfen, daß ein Feldherr, der sich nicht darein zu schicken wüßte, leicht

95

leicht alles aufs Spiel sehen könnte. Als der

Prinz die seinige «bänderte, so hinderte er auch zu gleicher Zeit die bei) der Infanterie auf dem Berge stehenden 8O Kanonen, eine, der Kaiser-

lichen Kavaletie gegenüber, in der Ebene sich

formirende türkische Reuterey zu vertreiben. Erskere sollte nämlich, überall wo die Türken nicht Zeit gehabt hatten, ihre Verschanzungen zu vollenden, in das Lager derselben eindringen. Dieses geschähe auch unrer den Herzogen von Holstein und Ahremberg. Der erstere verlor hier sein Leben.

Guido Stahremberg war der einzige unter den Generals, der es erhielt, so wie der Prinz vorr Vaudemout unter den Obrisien, indessen wurden doch beide bey diesem zweyten Angriff verwundet. Ersterer brachte seiner Wunden öhngeachtet den rechten Flügel, der, wie schon erwähnt, zurück geschlagen war, wieder zum Stehen.

Dieser Flügel wurde zum zweytenmale und endlich zum driktsnmale zurückgetrieben, und dieses alles geschah von drey Uhr Nachmittags bis Abend, mit gleicher Tapferkeit von beiden Armeen.

Man kann überhaupt sagen, daß sowohl Türken als Christen an diesem Tage mit gleicher Erbitterung fochten. Die Brigaden von Castelli und Hofkirch erhielten endlich einige Vorkheile auf dem

linken Flügel. Aber die Türken, die mit Ver. zweifiung sahen, daß ihnen ein Sieg, der von Seiten des Kaiserlichen rechten Flügels beynahe schon

Ze-

4 96 gewiß war, tmd den sie auch auf den linken Flügel fottzupfianzcn hofften, entrissen ward, verdoppelte ihre Wuth. Nie hatten sie sich auf so eine Art ge. schlagen, nie des Flinten- und Kanonenfeuerö so wenig geachtet. Iezt fielen sie über den rechten Flügel

der Brigade des Generals SaUMU; sie fanden

denselben in einiger Unordnung u. hieben alles nieder. Ergab zweyerley Ursachen zu dieser Unordnung.

Zuerst war es ein Fehler, daß man diese Brigade den Türken blos gestellt hatte, und der zweyte bestand darinnen, daß zwischen den Bataillons hiev und da einige Schwadronen, vermuthlich ohne

Befehl des Prinzen, untermengt stunden. Zu gutem Glück war derselbe immer zugegen, wo es nöthig war, um entweder seine eignen, oder die Fehler anderer wieder gut zu machen.

Der Brandenburgische General-Lieutenant

Barfus und General Zanth ritten mit ihren

Korps der Brigade des Saurau, deren rechter Flügel nur geschlagen war, zu Hülfe; man hielt sich nun vermöge dieser Verstärkung so gut, und

so lange, bis Castelll's und Hofkirchs Briga-

den, nebst dem Rest des linken Flügels vollends heran kommen konnten und ins Türkische Lager eindrangen, wo alsdenn mit unbeschreiblicher

Wuth, bald die Waffen der Ungläubigen, bald die der Christen, das Uebergewicht behaupteten, jezk der Sieger auf einen Augenblick Zum Besiegten herab sank, aber eben sobald sich wieder zum

Sieger erhob. Endlich aber wurden die Türken

rLM 97 thells elngefchlossen und gefangen genommen,

theils niedergemacht. Sehr wahrscheinlich wi-

derfuhr dieses leßtere hier dem Großvezier selbst, denn nur seiner Geschicklichkeit war es zuzuschreiben, daß dieser Sieg so lange unentschieden geblieben war. Die Türkische Reukere» flüchtete sich durch eine Oeffnung des Lagers, als eben die Sieger in eine Unordnung gerarhen waren, und dieses ist unvermeidlich der Fall bey diesen sowohl als bey den Ueberwundenen, wenn das Treffen kaum eine

Stunde, geschweige denn, wenn es sechs Vtunden gedauert hak. Noch vertheidigte sich ein Theil der Türkischen Infanterie, wahrend alles

um sie her zu Boden stürzte. Das Lager war

nämlich erobert, ein kleiner Theil der Schanzen

aber nicht, und es kostete noch manchem Christen sein Leben, ehe man solches diesen braven Musulmännern nehmen konnte, denn eben da geschähe

ls auf dis Brücke, ingleichen ins Schloß zu Lauffcn, west

cheö auf einer Insel des Neckers liegt, ist der Ma-

jor Ersfa mit 200 Infanteristen und 152 Mann böm Regiment Prinz Wilhelm, nebst 2 Kanonen dekaschirt worden. Das Geschüh wurde im

Schlosse aufgepflanzt, - und der Major erhielt Befehl, sich allda dergestalt zu verschanzen, daß er den lebhaftesten Widerstand zu thun im Stande wäre. Hundert Bauern kamen im lager an; sie waren bestimmt, Lauffen oberhalb zu verschanzen, um einen Furth des Neckers zu decken. Die vom Regiment Wallenfels nach Gartach

detaschirten roo Mann bekamen Ordre, nach

Heilbronn zu marschiren. - Die neuen Werke daselbst wurden durch 2 Bataillons von Prinz Wilhelm von SachftnGokha, die Stadt selbst aber,,

von 1 Bataillon Wallenfels und zoo Mann unser dem Kommando des Generalmajors von Erster

vercheidigt. Ein Lieutenant mit zo Pferden po.

flirte sich auf den Anhöhen von Großgartach und erhielt Befehl, die Armee vom Anrücken des Feindes aufs schnelleste zu benachrichtigen.

Den 4. Iuny erhielt der Obriste Carlin den Befehl, 100 Reuter mit sich zu nehmen und

längst dem Necker bis Carlstadt alle Brücken ab-

tragen zu lassen.

Verschiedene Spione wurden eingefangen.

I g Metz-

Mehrere Divisionen des Feindes liessen sich Huf den Anhöhen sehen, die auf der andern Seite Von Heilbronn besindlich sind. Der Prinz begab sich aus Heilbronn nach dem

Jager bey Sontheim.

Die neuen Werke bey Heilbronn werben durch

ivoo Marm vertheidigt und die übrigen Batail«

Ions bey den Bürgern einquartirk.

Den 5. Iuny kam der General Forgatsch

über Lauffen zurück, und meldete, der Feind stehe noch im Lager bey Eppingen,

Die ganze Französische Armee kam auf deu Höhen von Großgartach zwischen dem Nccker, Gardach und dem Frankenbach zuM Vorschein, hatte den letzter» im Rücken, und ihr rechter Flügel erstreckte sich disseits des Layenbachs und langst

Dem Dorfe Großgartach bis auf eine halbe Meile Dom Wartthurm.

Nachmittags um z Uhr fieng der Feind an, rnik zc> schweren Kanonen, die in verschiedene Bakterien eingetheilt waren, von der Klingender» -ger Anhöhe unser Hauptquartier zu beschiessen,

lind warf einige Bomben darein. Hierauf stellte sich unsere Arme in Schlachtordnung, machte aber

dabey eine Bewegung auf einige hundert Schritt rückwärts, mit der Fronte gegen den Necker. Die Franzosen hielten dieses für einen Rückzug und liessen 5 Bataillons bis auf die Neckerwiese vorrücken, in der Hoffnung diesen Fluß bey Klingenberg unter dem Feuer ihres Geschützes pas-

rZ5 paßiren Zu könne«; allein man schickte ihnen eins Compagnie Grenadiers, ein Bataillon von Schwa«

rienfeld, eines von Bibra und endlich eins von

Prinz Heinrich mit z Kanonen unter dem General«

tngjor Bibra entgegen. Der Angriff war lebhaft und anhaltend» Die Franzosen mußten sich rett«

riren, und liessen mehr als 600 Mann, theilS rodt,' theils verwundet , auf dem Platze.

Nach der Aussage verschiedener Überläufer, Ivar die Absicht des Feindes, über den Nccrer zu gehen, es koste was es wolle, hierauf zu gleicher Zeit die ArMee und Heilbronn anzugreiftn, in wel-

chem letztem Orte bereits 5 unserer Bataillons auö Vorsicht detaschirt worden waren.

Den 6. Iuny. Nach dem gestrigen Vorfall,

hat der Feind einige Bataillons nebst 2 Kanonen bcym Klingenberger Schlosse stehen lassen, wir hingegen 4 Bataillons nebst 200 Pferden be>> Horchheim, auch wurden von den seit gestern bey Heilbronn postirten 5 Bataillons, z zurück beordert.

Der Obriste Wangenheim, der bis in die

Gegend von Wimpfen vorgerückt ist, meldete, daß sich zehn feindliche Schwadronen auf dieser

Seite hatten sehen lassen, daß viere davon in

NrckerSulm stehen geblieben, die sechs übrigen aber mit zwey Kanonen nach Wimpfen gegangen wären. Das feindliche Lager hatte seine Stellung noch nicht verändert, und immerfort schickte man

noch auf beiden Seiten langst dem Necker Pa«

I 4 trouil«

rzS trsuillen. Die vier Bataillons, welche bey Hoch-

heim stehen geblieben waren , wurden durch 6002

Mann unter Kommando des ObristlieutenantS vonDurlaä), so wie loocrMann beyHeilbronn,

durch die in der Stadt liegenden Bataillons abge-

löset und kamen ins Lager zurück.

Eine Parthey Freywilliger zu Fuß begegnete

einem feindlichen Detaschement bey Brackenheim,

machte zo von ihnen nieder und nahm zo gefangen. Auch schrieb der General von der Artillerie,

Graf von Oettinger», aus dem Schwarzwalde, daß er mit 2OO0 Mann den Rhein paßirt und

einen T heil von Elsaß verheert habe.

Der Feind näherte sich mit einem kleine» Korps der Stade Wimpfen, zog sich aber bald wieder zurück.

Den 8- Juny kamen die Heßische aus 5 Re-

gimentern bestehende Kavalerie und die Leibgarde

nach Neckarsulm. -

Man hörte, der Feind lasse seine kupfernen

Pontons von Philippsburg kommen und habe sich

fest entschlossen, über den Necker zu gehen.

Den 9. Heute erhielt man die Nachricht,

die auch durch einen von der Französischen Armee anhero geschickten Trompeter bestätigt wurde: daß

der Feind im Anmarsch sry und 6oo Mann sich der Stadt Besigheim nähern. Den IO. des Morgens hakte sich der Frind

wirklich in Marsch gesetzt; man ließ die beiden zur Reserve bey Heilbronn stehen gebliebenen Batail-

lons

«WS IZ7 Ions ins Lager zurückkommen, und detaschikte nur

i Hauptmann mit zoMann über den Necker. Die in großer Menge zu uns übergehenden Deserteurs bestimmen die Stärke der Französi-

schen Armee auf izo Schwadronen und 47Ba-

taillons. Man meldete: der General Melak. stehe mit 4002 Mann seitwärts Nahingen, habe 800 Mann

darein gelegt, und diesen Platz sperren lassen.

Der Obristlieutenayt Bibra, welcher nach Stamheim, zwei) Meilen von Stuttgard, abge-

gangen war, Zäßk melden, dgß der Feind gegen Bretten anrücke, und sein ganzes Gepäcks voraus

geschickt habe. / ' Den i i. Iuny bestätigt em Lieutenant, welcher mit IQ Pferden von seinem Kommando wieder eintrifft, die letztere Nachricht, ijpd hak den Feind bey Pr'ettty.im Lager stehen sehai,

Der Obrjste, Graf von Lsrningen, wurde

mit 1220 Pferden nach Marbach detaschlrt und erhielt Befehl, einen Hauptmann mit 200 Pferden nach Carlstadt zur Deckung des Passes über

den Necker abzusenden; im Nothfall die 500 Würtenberger in Stuttgard zu verstärken, und sich mit dem Obristlieutenant Bibra zu vereinigen.

Die 222 Pferde und 500 Mann Infanterie, Welche zu Horchheim, und.50 Pferde, die M Sontheim posint gewesen, kamen wieder zurück.

In den Hochheimer Schanzen bleiben nur tzo Mann nebst i Hauptmann stehen, welcher

I 5 io

io Mann davon in das Kkingeriberger Schloß deraschirk,

Einige Gefangene von der Eskorte eines Pro-

viankwagenö sagten ans, der Feind wolle bey

Bretten ein'Magazin anlegen und sich allda ver-

schanzen. Der feindliche General Melak, wel-

cher mit 6OOO Mann beordert ist, alles Gstreyds und Fütterung im Würtenbergischen zu verderben, hat bey EnzNahingen damit den Anfang gemacht; dieses wurde durch die Meldung des Obrisilieuke» uanks Bibra bestätigt.

Den 12. Iuny. IN Horchheim bleibt ledig-

lich ein Lieutenant mit s-> Mann, wovon ein Cor-

pora! mit io Mann das Klingenberger Schloß

besitzt.

.. Das Infankerieregimsnt' Prinz Darmstadt

'i'ZO ManssMkk', /fam 'in)! Lager an.

Die Bauern brachten einen Brief, den man

öhnweit Ravensburg gefunden hatte, und der an einen Privatmann in Paris gerichtet war, worinuen sich die Franzosen ruhme^ mehr als gooo Kanonenschüsse gethan, und auf dem Punkt gewesen zu seyn, den Uebergang mit 14 Regimentern zu forciren. Den r z. Iuny kamen die nach Heilbronn de-

taschirten z Bataillons ins Lager zurück. Man

warf «ne Redoute auf und besetzte dieselbe durch

50 Mann und g Kanonen aus Heilbronn. Den r 5. Der Feind ist mit der Demolkrung Heidelbergs beschäftigt und kampirt bey Bretten. Nichts

Nichts desto weniger verließ unsere Armee ihr La« ger be» Softtheiin und bezog ein anderes zwischen

Germersheim und Ottmarsheim.

Dm rk. marschirt der Feind auf Bruchsal

und lagert sich allda, schickt auch sein Gepäcke jen-

seit des Rheins; zu gleicher Zeit erhielten wir

auch Nachricht, daß derselbe Enznahingen und

sein dasigeö Proviantmagazin verlassen hahe.

Den 17. kam ein Kourier vom König von

England an den Prinzen, durch welchen derselbe benachrichtiget wurde, daß derDauphin mit einem

Korps von 20000 Mann aus den Niederlanden

abmarschire und zum Marschall von Lorges stossen wolle, wie auch daß die FkanzofmMine machten, Lüttich und Mastricht wegzunehmen.'

Den 20. Die über den Necker ohnweit

Kirchheim geschlagene Brücke, wird durch einen Lieutenant und 50 Mann gedeckt; die Hessen kamxiren ohnweit Heppenheim.

Den 2 r. Iiiny steckte der Feind das neue Gebäude bey Heidelberg in Brand.

Den 28. Von unserer Armee ist folgende Manfchaft auf Postirung detaschirt: 1 Lieutenant mit zö Mann in Dielberg.

r - .zs . in Zwingenberg. . - zo , in Horneck. I - - ioQ - ,'n Lauffen. r Major - Zoo . in Besigheim»

Es'

L4» Es geht die Nachricht ein, der Feind stehe seitwärts Wrsloch, rind habe zwei) Brücken bey

Mannheim geschlagen, um seine Cavalerie über-

gehen zu lassen. Die Infanterie hingegen solle ohnweit Maynz in Schiffen übergesetzt werden;

auch habe derselbe zum Uebergang des Dauphins

und seines CorpS zwey Brücken über die Mosel

schlagen lassen.

Den 2. July. Unsere Armee brach diesen

Morgen gegen Heilbronn auf, um auf beyden Sekten des Neckars ein Lager zu beziehen. Auch erhielt heute die Cavalerie, welche zwischen Sontheim und Heilbronn kampirte, den Befehl, ihr Gepäcks voraus zu schicken, bey anbrechendem Tage aber durch Heilbronn ins Lager jenseit des Neckars zu rücken. Gegen Abend steckte man eins dergleichen bey Neckargartach für die

Infanterie ab, damit solche am fotzenden Tage

der Cavalerie Platz machen könne.

Zu gleicher Zeit erfuhren wir auch, daß der

Feind ohnweit Neuen heim im Lager stehe, und in

diesem Orte sein Hauptquartier habe, wie auch

daß er eine Garnison in Heidelberg gelegt.

Die Franzosen sind bey Heidelberg, Lauter-

burg und Mannheim über den Neckar gegangen.

. Den z. July. Nach Ausbesserung aller We-

ge, welche die Colonnen nehmen sollen, haben wir

uns diesen Morgen nach Wimpfen in Marsch gefitzt.

7 Um

-LWL I4r Um 9 Uhr kam die Armee km neuen Lager an;

man detaschirte go Mann in die Sinzhiimer Ne. boute, damit die Lagerwachk, welche durch zo Pferde verstärkt worden war, sich beym Angriff

in dieselbe retiriren könne»

Nahe bcy Iaxtftld schlug man eine Brücke über den Neckar, welche durch ein Fort, mit dreyfachem Zangenwerk versehen und ioc>Mann

fassen konnte, vercheidigt wurde» Von jedem

HusarenrRegiment werden 100 Mann, ingleichen alle unberitteoe Mannschaft von der Cavalerie,

nebst 20 Freywilligev, in den Odenwald deka, schirt, well man gehört hat, daß der Feind bis

nach Michelbach und Hirschhorn streift, und so? gar letzteres auögeplündert hak.

Der Feind kampkrt zwischen Veitöhorchheim rind Ladenburg mitten in Getreydefeldern, hat den Neckar im Rücken und ist willens, alles was zwischeu dem Mayn und Neckar liegt, zu verwüsten.

Man versichert, der Dauphin sey über die Mosel gegangen, und seine Cavalerie sey sehr schön.

Den 9. Iuly. Der Obriste, Graf von Lel-

MNgen, erhi?lk Befehl, mit seinem Regiment,

ingleichen mikPalfy Husaren in den Odenwald Zu marschiren, und von da aus durch viele Decasche, rnentö rekognosziren zu lassen«

Den 1 r. Iuly. Der Feind belagert das

Schloß zu Starkenberg, aber die Garnison v«. theidigt sich mit vielem Muth.

Man

-42 Man behauptet, die Armee bes Dauphins fty 12000 Mann stark, und bereits seit 6 Lagen

über die Nahe gegangen.

In Maynz entdeckte man, daß ein Offizier

von der Garnison insgeheim mit dem Feinde kor« respoydire.

Den i rten. Die Stabt Zwingenberg in der

Bergstraße wurde von den Franzosen angegriffen, -aber von den Sachsen und Hessen von Abends 9

Uhr bis Morgens um 5 tapfer vertheidigt, und

alle Stürme abgeschlagen. Der Feind mußte sich zurück ziehen. Von unserer Seite blieben zwey

Majors, verschiedene Offiziers und Gemeine. Gegen Mittag verließ die Besatzung das Schloß

in guter Ordnung und kehrte ins Lager bey Langen zurück, wo dermalen das Hauptquartier des Kurfürsten von Sachsen sich befindet.

Den rz. Das schöne Regiment von Wür-

temberg, bestehend aus 4 Bataillons und 2 Kanonen, traf heute aus dem Kinzinger Tßale im Lager ein. Die Franzosen stehen bey Lorch in der Berg-

straße. Von ihrer Infanterie haben sich 400

Mann und von der Cavalerie tos Pferde bey La» denburg verpalissadirk.

Der Feind läßt alle seine Brücken über den Neckar übtragen; auch hieß es, er wolle bey Mann» heim eine über den Rhein schlagen.

Dem Vernehmen nach ist Spielberg von den

Franzosen üngezändeL und Sevenheim geplündert

wor-

-4Z worden» Die Sachsen waren daher key her 1!eberlegenhsit des Feindes genökhl'gk, ihr Gepäcks nach Frankfurt zu schicken, und sich auf Spielberg zurück zu ziehen. Aus den Niederlanden wird ein Detaschemenk

von Zoos Pfalzern, 6220 Brandenburgern und

4002 Münsterschen Truppen zur Verstärkung der Sachse« und Hesse« bey der Arnie« ankommen. Schon ist dieses Corpö bey Zahnstein über die Lahn gegangen.

Die Murten stehen deshalb noch im Lager Ley Wimpfen, um im Stande zu, seyn, den Ue, Lergang des Feindes über den Neckar zu verhindern, sowohl als Heilbronn, nebst den Würtrm« bergischen Landen zu decken.

Man fängt an einzusehen, baß es den Feinden gar nicht darum zu thun ist, Maynz zu bela-

gern, sondern vielmehr ins Würtembergische einzudringen.

Den rg. July. Dem Vernehmen nach soll

der Dauphin bey Mannheim über den Rhein gehen, und dann sich mit dem Marschall von Lorges vereinigen.

Den r s. Es werden zwey Brücken über den Neckar geschlagen, die eine bey Kochendorf, die andere weiter unken, wo der Kocher in diesen Fluß

fallt.

Der Feind rekirirke von Wenkheim und gieng ins alte Lager zurück. Er hat die Belagerung des Starkenberger Schlosses aufheben müssen, dsßm Cem«

.144 Commanbank ihm Zeit gelassen hat, seine Ver»

wundeten mit sich nehmen zu können.

Den i6. July sehe frühe wurde berichtet, der Feind sey vermittelst 8 Brücken über den Neckar gegangen, habe bey Rohrbach Halt gemacht, und «ndlich das Lager bey Wisloch bezogen. Hierauf verließ der Prinz das seinige bey Wimpfen, gieng Lber den Neckar und Kocher, nahm sein Hauptquartier zu Kochendorf, und stellte die Armee so, daß solche sich von hier bis nach Neckarsulm im Wiesenthal ausdthnk, und die Fronte gegen den Neckar kehrt. *)

Die

*) Studieren Sie dieses, meine jungen Leser, und geben Sie auf fünferlei) Erfordernisse acht, wcl. che der Prinz Ludwig von Baden besaß, wenn ste anders durch dic KenNtniß eines großen Man-

nes selbst groß zu werden wünschen, r.) Ceiüe bewundernswürdige Unerschrockenheit. 2.) Sei»

ne Hülfsmittel. Z.) Seine Dispositionen zur

Schlacht. 4.) Seine Geschicklichkeit im Lager-

schlagen, und endlich 5.) seine Art, im Angesicht

Les Feindes zu marschiren. Dieser Feldherr scheint mir der einzige seiner Zeit zu seyn, brr alles Lurch sich selbst sah und ausführte.

Die mchreftcn Chefs der Armeen, sowohl Ley uns als anderwärts, spielten die großen Herrn im Kriege. DieFeldmarschalleLacy und

Laudon waren wieder die ersten, die cs 24

Stunden lang, vom ersten Pistolenschuß einer HusaremVedme an, vielleicht noch am Tage vor dem Tressen, bis auf den letzten Kanonenschuß ihrer nnter sich habenden Corps, zu Pferde aus. ha!»

Die Armee defilirte in folgender Ordnung: Vor-

aus gieng das Gepäcke. Ihm folgten Artillerie und Munition; der linke Flügel von der Infante-

rie des zweyken Treffens, und dann eben derselbe

des ersten Treffens. Hierauf kam der linke Flü* gel von der Cavalerie des zweyren Treffens, ferner der vom ersten Treffen; die Brigade de la Tour und die von Hohenzollern.

Die Heyden Bataillons von Schwaneofeld, zwey von Fürstcnberg nebst z Kanonen und die

Cavalerie des rechten Flügels machten die Arriergarde; der Prinz verkheilke sie auf folgende Art: die beyden Bataillons von Schwanenfeld mit ihren Kanonen befeßken die Höhe rechter Hand bey

Wimpfen; die Bataillons Fürstenberg diejenige

links bey Wimpfen und den Grund zwischen beyden; die Cavalerie blieb rechts stehen. Nachdem alles vorbey marschirt war, fo defilirte nun auch bas zweyke Treffen der Cavalerie des rechten Flügels und das zurückgebliebene Cavalerie Regiment Freudenberg zwischen besagten vier Bataillons hindurch, welchen die Darmstädter und Zandtsche Brigade und zuletzt die Dragoner von Soyer folg, ken. Nachdem die ganze Cavalerie vorbey war, folghalten konnten; auch hatte ersterer zu allein, was

er khat, niemanden nöthig, als fick selbst- Im. wer war er sein eigner Kosack, sein Flügel-Adju-

tant, Commiffair, General Quartiermcister, Obrister, und endlich sein eigener General.

K

146 folgte ihr der General Fürstenberg mit seinen vier

Bataillons ins Lager bey Kochendorf nach. Der

Major, welcher an demselben Tage die Lagerwacht kommandirte, führte dieselben zusammen, nebst

allem, was noch zurück war, über die Neckarbrücke, und formirte so die Queue der Armee. Der

Qbrlst-Lieutenant Bibra meldete: der Feind würde diesen Abend ohne Zweifel bey Wisloch eintref-

fen, er wolle Heilbronn angreifen, und sey auf z Brücken über den Neckar gegangen; diese Nachricht wurde auch durch drei Ueberläufer bestätigt,

welche aussagten, der Marschall von Borges sty

nicht mehr bey der Armee, sondern über den Rhein

gegangen, um das,Commando über ein anderes CorpS, welches zwischen dem Niederrhein und dec Mosel stehe, zu übernehmen. Der Dauphin kommandire also nun selbst die große Armee.

Der Prinz gab von allem diesen dem Churfürsten von Sachsen Nachricht, rind schlug ihm vor, sich mit ihm zu vereinigen. Abends kam der General Warrensleben, der mit diesem Austra, ge zum Churfürsten geschickt worden war, ^nit der Nachricht zurück: man habe den Vorschlag angenommen.

Den 17. July. Zur Vertheidigung des

Postens bey Lausten wurde ein Major mit goa Mann sowohl, als zu Abhaltung der Marodeurs 20 Mann nach Neckarsulm abgeschickt.

Der Daüphin ist bey Philippsburg über den Rhein gegangen, und die Armee wird bis zu seiner

uMr r4V «er Ankunft von dem Herzoge von Choiseuil koM mandirk.

Das Corps des Dauphins steht ohnweit Graben, und die französische Armee bey Wisloch und

Obstadt.

Den i8. Jul. Auf Befehl des Prinzen müssen sich 2oc?o Bayern unter Commando des

Obristlieutenants von Möllendorf in den Gaiß-

lingerstaig postiren, um sich, wenn eö nöthig seyn sollte, in Ulm zu werfen.

Des wenigen Anscheins bisher ungeachtet, wird doch behauptet, der Feind wolle Heilbronn

angreiftn.

Der Dauphin steht noch bey Graben; man

sagt jedoch, er werde heute noch sich mit der Armee bey Langenbrück vereinigen.

Den 19. Jul. Der in den Odenwald mit

seinem Regiment und Palfy dekaschirt gewesene

Obriste, Graf von Leiningen, kam heute ins La. ger zurück.

Die Pontons werden nach Heilbronn trans-

portirk.

Der General-Adjutant von Hauben kam aus dem Lager des Churfürsten von Sachsen mit der Nachricht an, daß sammkliche Sächsische, Bran. denburgische, Pfälzische und Hessische Truppen auf

dem Marsch waren, um sich mit uns zu vereinigen: ihre Avantgarde stünde bereits bey Morsbach, so daß sie binnen 6 oder 7 Tagen hier seyn könnten.

K 2 Dm

148 Den 20. Jul. Die große französische Armee ist 60000 Mann stark, und wird durch den Dau-

phin mit izooo Mann verstärkt. Große Mu.

nitionötranöporte werden derselben zugeführt.

Den 2r. Jul. Das Corps des Dauphins

marschirt von Graben gegen Gretzingen und Pforzheim.

Den 2z. Der Churfürst von Sachsin ist

heute mit seiner ganzen Cavalerie in Neidenau, drey Meilen von hier angekommen. Die Infanterie folgt unmittelbar. Der Landgraf von Hes.

senkassel steht noch eine Meile von da.

Alle Quartiermeister und Fouriers sind nebst dem General. Quartiermeister beyder Kreysi zu Absteckung eines Lagers zwischen Thal und Heil,

bronn abgeschickt worden. Der General Sty-

tum bezieht solches bereits diesen Nachmittag mit

der Cavalerie des linken Flügels und vier Ba.

taillonö.

Gestern haben unsere Husaren ohnweit Brek. ten einen französischen Courier aufgefangen, und nebst seinen Briefen und Papieren ins Lager ge. führt.

Der Marschall von Lorges ist wieder bey fei. ner Armee angekommen, und das Corps des Dau.

phins durch vier Brigaden Cavalerie verstärkt

worden.

Ein Theil des Feindes steht immer noch bey Pforzheim; dieses, und dessen unaufhörliche Mar. sche

-49 fche und Contramarsche verursachen, daß es schwer

wird, seine Absichten zu errakhen. Uebermorgen langt die Sächsische Infanterie bey Neidenau an, wo ihre Cavalerie bereits steht. Die Hessen sind in Meckmühl und werden übermorgen im Lager erwartet.

Der Prinz ist dem Churfürsten von Sachsen

entgegen gegangen. Der General Palfy, wel. cher rekognoöziren geritten war, hat den Feind in der Gegend von Vaihingen und Horn marschiren

sehen.

Den 25. Jul. Diesen Nachmittag meldete

der General Styrum, daß der Feind sich auf den

Anhöhen von Besigheim habe sehen lassen, und er

deswegen eine Verstärkung von izo Mann auf diesen Posten geschickt habe.

Der Feind versucht Besigheim zu überfallen, die Garnison hingegen, welche von den Einwohnern unterstüht wird, that guten Widerstand, und warf ihn zurück.

Der Prinz verlaßt in Eil das Kochenburger

Lager mit dem rechten Flügel der Cavalerie, und lagert sich bey Heilbronn,

Wahrend dessen marschirt er selbst mit den Regimentern Wartenöleben und Aufseß Drago, ner, nebst z Kanonen, auf die Besigheimer Anhöhe, hört unterweges, daß der Feind Besigheim schon beschießt, läßt eilig Bauern zusammen trei-

den, und thut, als wolle er eine Schanze oder

K 3 Bat.

I§s Batterie aufwerfen. Alle Tambours werden hin,

ter den Bergen auf gewisse Distanzen angestellk> und müssen ohne Unterlaß Dragoner-Marsch schka. gen; der Feind wird dadurch Hinkergangen, glaubt, unsere ganze Armee nähere sich, verläßt den Ort, und der Prinz kehrt wieder ins Lager zurück.

Ein feindliches Detaschement von ohngefehc 70 Mann bemächtigte sich in Neckar. Baihingen eines Fahrzeugs, und gieng damit über den Ne.

ckar; aber der Obriste Cariin erhielt Nachricht davon, überfiel sic mit ;o Pferden, und machte den größten Thei! davon nieder; die übrigen ertranken, fünfe ausgenommen, welche über das Wasser schwammen.

Heute kam der Churfürst von Sachsen mit seiner Cavalerie bcy Neckarsulm an, und wird morgen in unser Lager rücken. Die Hessen, Pfälzer und Brandenburger kommen morgen nach

Kochenburg.

Den 26. Jul. rückte der Churfürst von Sachsen mit seiner Cavalerie ins Lager, und zwar auf unfern rechten Flügel. Sein Hauptquartier ist in Sontheim. Der Hauptmann vom Regiment Carlin Dragoner, welcher ohnweit Neckar-Vaihingen deka-

schirt ist, meldete, daß 2000 Franzosen mber den Fluß gegangen wären: sie hatten in größter Geschwindigkeit eine Brücke geschlagen, und auf der

andern Seite 40 Kanonen aufgefahren, um die Arbci-

izr Arbeiter zu decken; sobald die Brücke fertig gewe» sen, wären ihre Husaren zuerst herüber gekommen, von den unserigen aber zurück geschlagen, dreye davon niedergehauen, zweye hingegen nebst einem Volontair gefangen worden.

Das Regiment Carlin Dragoner und der

Obristlieutenant Bibra stehen in der Gegend von Niedenstein, um den Feind bey Heilbronn zu beobachten. Man seht sich mit der möglichsten Thä« Ligkeit in Vertheidigungsstand. Durch einen gefangenen Volontair haben wir erfahren, daß drey Brücken des Feindes auf dem Neckar liegen, und der Dauphin beschloßen habe, uns anzugreifen, weil er überredet worden, daß

wir nicht starker als 2sooo Mann waren, und es wenigstens 8 Tage Zeit brauchte, ehe der Churfürst von Sachsen und die andern Alliirten uns zu

Hülfe kommen könnten; daß bey der französischen

Armee sich 120 Kanons, worunter i r Dreysig. Pfänder, befanden; der Herzog von Choifeuil ma-

re zuerst über den Neckar mit Zoooo Mann gegangen; er und der Herr von Boufsters hatten

die ganze Disposition entworfen; alle kleine

Städte, die zwischen und langst der Ens lagen, habe der Feind beseht; man zahlte mehr als r ZOOS mit Proviant beladene Wagen bey der Armee, die

auf z Monate hinreichend wären; er habe verschiedene Flecken und Städte in der Bergstraße in die Asche gelegt, und sein Gepäcke befände sich

K 4 noch

IsL noch jenseits des Neckars in den kleinen Städten, die er besitzt hätte; die ganze Armee bestehe aus soooo Mann, denen unsere Husaren bereits vielen Schaden zugefügt häten. Der Landgraf von Hessenkassel langte mit der

Cavalerie an, und nahm die Stellung zwischen

Neckarsulm und Heilbronn. Die Infanterie

wird morgen erwartet.

Alle Generale des rechten Flügels werden auf die Befehle und Parole des Churfürsten von Sachsen angewiesen, eben so wie die des linken Flügels dem Landgrafen von Hessenkassel untergeordnet

sind.

Den 28-Jul. fieng man an,das Lager zu ver-

schanzen.

Die ganze Infanterie kampirt auf der Anhöhe; der linke Flügel ist dem Schellenhof gegenüber; das dorr befindliche Gehölze ward niedergeschlagen. Die Verschanzungen erstrecken sich von

dem Berge links der Weinberge vom Thal, Hcssenburq, dem Schloß Spcrbersberg, von Rauen-

stich bis Sontheim. Die ganze Cavalerie la-

gert in vier Treffen auf dem rechten Flügel. Die französische Armee, welche über den Neckar gegangen ist, steht bey Heppenheim und Ottmarsheim, und hat Marbach, Murr und zwey andere Dörfer in die Asche gelegt.

Den 29. Jul. war die Stellung des Feindes

noch unverändert.

Unse-

Unsere Verschanzungen haben ihren Fortgang.

Das Dorf Flachingen, so wie der Kreuhberg, ei«

ne Viertelineile von da, werden in dieselben einge« schlossen.

Den zo. Jul. schickte der Prinz einen Cou-

rier an den Churfürsten von Sachsen, um ihn zu bitten, sich in einem so kritischen Zeitpunkte mit seinem Corpö nicht von der Alliirten Armee abzusondern.

Der Obriste Carlin marschirt mst seinem Regiments nach Schorndorf, allwo bereits ein Ca.

pitain mit 100 Mann von der Infanterie sieht. Diesen Morgen um 7 Uhr ließ sich der Feind in verschiedenen Colonnen auf den Kaltcnwestenee Anhöhen sehen.

Der Prinz rekognoszirt selbst die Gegend von Kruppenbach und detaschirt 200 Mann ins Stet» tenfelser Schloß.

Gegen io Uhr des Morgens trist die ganze französische Armee bey Kaltenwesten ein, und

schlagt daselbst ein Lager, welches sich überSchottsaßbach, von der Höhe nahe am Neckar und dem

Dorfe Kaltenwesten langst Jhfeld bis gegen Kruppenbach hinziehet. Bey den Vorposten sielen ver.

schiedene kleine Scharmühel vor. Der Dauphin ließ Lauffen auffordern.

Die beyden Bataillons von Sachsen-Gotha werden aus Heilbronn zurück beordert, und treffen im Lager ein.

K s Die

Dis feindlichen leichten Truppen streifen bis

in die Gegend von Wimpfen, deshalb wird ein Major mit 2voMann nebst z o unberittenen Dra-

gonern nach Löwenburg detaschirt.

Der Qbrisie Cariiu greift ein feindliches Dekaschement bey Schorndorf an, macht zo Mann

davon nieder, 6 gefangen, so wie der Hauptmann

Engelmann L Feinde tödtet und 22 gefangen

nimmt.

Den r. Aug. Vergangene Nacht haben die

Franzosen unsere Vorposten angegriffen, find aber bald zurück gewiesen worden.

An Schanzen und Verhauen wird unaufhör-

lich gearbeitet.

Auf die Meldung, baß der Feind 12 Schwadronen in das Weifenberger Thal geschickt hak,

mm uns den Proviant abzuschneiden, wurde ihm

der General Soyer ebenfalls mit 12 Schwadronen entgegen geschickt. Alle Husaren nebst der Bereitschaft werden unter Commando des General Palsy auf die Anhöhen postirt, um den Feind am Rekognosziren zu hindern.

Den 2. Aug. Lauffen wird stark bedrohet,

halt sich aber noch.

Sehr früh schon stand die ganze französische

Armee unter den Waffen. Jhre Avantgarde, be-

stehend aus 6 Schwadronen, rückte gegen unsere Vorposten an, die aus 6r> Pferden bestehen und

von i Capitam und roo Infanteristen unterstützt

werden.

Ähre

>55 Ihre ganze Cavalerie zog sich gegen Krup-

psnbach; von da detaschirre dieselbe verschiedene Schwadronen zu Besitzung- der Anhöhe ohnweit

dieses QrtS und des Weiffenberger Thals; ihre

ganze Infanterie rückte in z Treffen blö auf eir-iu Kanonenschuß auf unfern linken Flügel an. Von da aus wurden eine große Menge Faschinen auf den Berg bey Scheliendorf geschafft, und man

sieng an links im Walde zwey Bakterien zu 50

schweren Kanonen zu errichten. Man behauptet. Der Dauphin habe selbst die Gegend rekognoszier, -um zu sehen, ob er uns nicht irgendwo mit Vor-

Heil angreiftn könne. Wir thaten einige 40

Schuß zuerst auf den Feind , der sich aber zurückzog, ohne eö zu erwicdern. Gegen Abend befanden sich beide Armeen, so wie die Vorposten, noch einmal in der nämlichen

Stellung. Gestern ließ man die Regimenter,

welche die Verschanzungen besitzt hatten, bis auf einige in gewisser Entfernung von einander stehende Pelotons ins Lager zurück kommen. Auch postirte man 20 Grenadiers vom Regiment Durlach

bey Schellendorf, wo der Feind seine Batterie angefangen hatte.

In derselben Nacht wurde ein Husarenoistziec von den Vorposten mit rc> Tambours gegen das feindliche Lager abcpschickt, welche den Dragonermarsch schlagen mußk'-n, um dem Feind glauben zu machen, unsere ganze Armee rücke gegen ihn an.

Ein

-56 Ein Obristlieukenant, ein Capktakn und drey bis vier Dragoner wurden uns in einem Renkon. tre vom Feinde getödtet.

Ailes Scharmuziren wird bey Spihruthen«

strafe verbokhen. Eine Schwadrone Pfälzer und eine von Grabenberg werden auf den Kreuzberg postirt, mit dem Befehl, bis auf weitere Ordre

da stehen zu bleiben.

Die Franzosen geben eine dreyfache Salve, wegen der Einnahme von Huy.

Den z. August. In das kleine Schloß, was

auf dem von Kruppenbach nach Weinfperg gehen« den Wege liegt, werden zo Mann abgeschickt.

Heute unternahm der Feind nichts, äusser daß

derselbe t2oo Mann bey Besigheim über den

Neckar gehen ließ, welche nach Billigheim mar«

schirten.

Den 4. August. Ein Trupp von zoPferden,

welche der Chui fürst von Sachsen vorigen TageS aut Kundschaft geschickt hatte, kam mit 2 Gefan^ genen zurück und hatte 25 von den Feinden nie«

bergehauen. Der Obriste Cariin machte 25 Gefangene, 55 Feinde wurden getödtet.

Gegen Mittag kam ein feindliches Detasche«

ment mit 2 Kanonen bey Landrhurm an, und

hatte zur AbMk, Lausten anzugreifen; nach einigen Kanonenschüssen aber von unserer Seite gicng es ivieder zurück.

Den

'57 Den 5. August erfuhr man, daß der Feind

sein Gepäcks unter einiger Cavalerie. und Infanterie-Eskorte über den Nccker gehen läßt.

Beym Schellenberg und Klingenberg hat

man feindliche Cavalerie und vier Schwadronen derselben bey Kruppenbach wahrgenommen.

Abends wurde von uns, wegen eines in Flan-

dern erhaltenen Sieges aus 104 Kanonen eine dreifache Salve gegeben.

Den 6. August Nachmittags rekin'rte der Feind bis Ottmarsheim; alle seine Grenadiers rind seine beßten Bataillons formirken die Ar.

riergarde. Man sagt, daß eine Anzahl Würtenbergifchee

Bauern Skuktgard mit Skurn> eingenommen, daß alle Franzosen, die Salvegarde ausqenom-

men, dabey ums Leben gekommen seyn, und von ihnen die Stadt mir 200 Mann beseht worden.

Den 7. August. Der Marggraf von Bay-

reuth rekognoözirte heute das feindliche Lager, fand aber keinen Feind bis Liebenstein.

Unsere Husaren haben 2 s Mann vom Feinde rn'edergehauen, einen Offizier, ingleichen einen Kourier mit feinen Depeschen gefangen eingebracht.

Den 8- August. Das Hauptquartier des

Feindes ist in Mingolzheim. Der General Soyer traf mit seinen 12 Schwadronen aus dem Weis, senberqer Thale wieder ein. Der Prinz ist einige Tage unpäßlich gewesen, bessert fick aber wieder. Der Feind steht noch im alten Lager.

Den

»53 Den r o. Auf die Nachricht, Haß die Stabt

Schorndorf mit einem Ueberfall bedrohet wird,

werden dem Obristen CarÜn zoo Pferde und

Zoo Mann Infanterie zur Verstärkung geschickt.

Die bisher im Odenwald dstaschirt gewesenen viev Bataillons kamen diesen Abend ins Lager zurück.

Den IZ. schickt der Obrist Carlin IVO Ge-

fangene, die er bey Schorndorf gemacht hat. Der Feind gieng wieder über den Neckar und

lagerte sich bey Ingelheim, Asperg, Billigheim und Bißingen. Den 22. Es wird versichert, daß die Fran-

zosen vom HerzogkhumWürtemberg zovaooTha-' ler Conkribution gefordert und im Weigerungsfall

gedrohet haben,'das ganze Land zu verheeren.

Den 2Z. marschirte ein Corps von 2 bis ZOo Franzosen auf Eppinqen, unter dem Comman.

do des Generals Tallard; seitwärts Benningen soll man Zoo Mann feindlicher Cavalerie

wahrgenommen haben, die unser Lager rekognoözirten.

Der General der Artillerie von Steinau, ge«. het mit den Regimentern Soyer und Latour nach Schorndorf und zieht den Obristen Carlin mit seinem Korps an sich, um das Land nach Ober-

Eppingen zu, zu decken.

Den 24. August ist der General Mallard mit Z2 Schwadronen in Eppingen gewesen, hat alles, was sich an Vorrathen und Lebensmitteln da befindet,

-59 tzek> aufzeichnen lasten, und ist gegen Abend wie« der in sein Lager bey Blechingen zurückgekommen. Die Hufarenregimenter Kollonitsch und Palfy werden, ersteres dem Feind nachzufolgen, daö andere aber nach Pforzheim befehligt

Den 25. erfahrt man, daß die feindliche

Avantgarde in Pforzheim angelangk ist; dreyhundert Wagen sind durch die Stadt gegangen, um Nach FortlouiS tranSportirt zu werden.

Der Prinz läßt dem Feinde, durch seinen,

wegen Auswechselung der Gefangenen, an ihn geschickten Trompeter anzeigen, daß wenn daö Sen-

gen und Brennen wie bisher forkgeseßt werden würde, er sich gezwungen sähe, das Cartel auf» zuhcben, und den Krieg auf gut türkisch zu führen.'

Den 26. ist der General der Artillerie von Steinau in Schorndorf angekommen, und Tailard steht in Biohingen und Eppingen. Da der Feind Besigheim verlassen hat, so wurde ein Major mit 2OO Mann dahin detaschirt.

Den 27. August erhält der General der Artillerie von Steinau Ordre, sich näher an die Armee heran zu ziehen, und 10O Mann Infanterie nebst ZOO Pferden nach Tübingen abzuschicken.

Den 28. schickte der Obrist Carlin 64 Gefan-

gene ein.

Den 29. erhalt die Armee Befehl, sich zum

Marsch nach Heppenheim fertig zu machen.

Der

r6o Der Marsch nach Heppenheim erfolgt, der linke Flügel nimmt seine Stellung, wo die Murr in den Neckar fällt. Die Armee steht längst Bleiteröheim, Mingolzheim bis an die Anhöhe des

fallenden Brunnen, wo der rechte Flügel

anstößt.

Das Hauptquartier des Churfürsten von Sachfen ist in Mingolzheim; der Landgraf von Hessen-Kassel hak das seinige im Dorfe Murr und

der Prinz in Heppenheim. Dem Vernehmen

nach hat der Feind fein Lager bey Leerberg bis auf seine Vorposten verlassen. Um letztere zu beob.

achten, sind ic-o Mann in den Gaißlingerstaig, nach Kirchheim am Teck, loo Mann nach Blochingen und so nach Altenstadt dekaschilt worden.

Den zo. verließ der Feind in größter Eil Stuttgard, Eslingen, Carlstadl u. s. w. und schickte 600 Mann seiner Garnison entgegen. Heute hak sich unsere Armee in Marsch gesetzt, um bey Lampertheim ein Lager zu schlagen.

Die beiden vom Feinde unter dem Schlosse von Maihingen angelegten Minen sind ohne Wirkung aufgkflogen, allein die ganze Stadt ist dadurch in die Äsche gelegt worden.

Der Feind nimmt seinen Weg nach Bretten;

das Gepacke ist schon voraus; die Infanterie

folgt; Morgen wird auch die Reukerey folgen und die Dragoner werden die Arriergarde formiren. Der General von Steinau detaschirt den Obristlieu«

lör lieutenant Latour mit 100 Pferden nach Carlstadk, und seßte sich darauf ebenfalls in Marsch um zur Armee zu stoßen. Die beiden Husarenrcgimenker Kollonitzsch und Polfy kommen ebenfalls zurück. Den 21. August seht der Feind seinen Marsch

fort, um'sich bey Pforzheim zu lagern und zieht

seine Garnison aus Bretten. Der General Steinau steht zu Necket'Rems. Man wird für die Infanterie bey Necker-Vaihingen eine Brücke schlagen.

Den i. September kömmt Nachricht, daß

der Feind Pforzheim verlassen hat, um nachDurlach zu marschiren, und da sein Hauptquartier zu nehmen.

Den r. kam unsere Armee Nachmittags im Lager bey Bietigheim an; der rechte Flügel steht allda, der linke bey Marggröningen.

Den z. ist Bouffiers mit einem Korps von Lsooa Mann bey Philippsburg über den Rhein gegangen, und ma'schick nach Flandern. Die

Gendarmerie geht nach Piemont, und wird nur

aller ivTage einmal Rasttag halten. In Italien

soll es mißlich mit ihnen ausshrn. Den 5. September kamen die vier Bayerischen

Bataillons im Lager an. Ein auf Kundschaft ge-

wesener Lieutenant bringt die Nachricht: daß dec

Feind bey Rastadt im Lager steh? und sich bis Kuppenheim auödehne; eö seren 200 Mann vou demselben nach Ettingen detaschirt, sogleich aber

L wie-

i6r wieder zurück gezogen worden: endlich wäre auch

der Dauphin mit den Königlichen Haustruppen bcy FortlouiS über den Rhein gegangen.

Morgen marschiren wir ins Ebersbacher La-

ger: dieses zieht sich langst der Zaber durch einen Grund, und hat die Fronte gegen diesen Fluß.

Den 8- September vernimmt man, der Feind

werde über den Rhein gehen.

Den 9. Morgen marschiren wir. Den io. kömmt unser rechter Flügel bey Ettlingen zu stehen, und zwar auf die Anhöhe diesseits

der Elsbach, das Cent, um bey Rieden laßt Steinbach und das wüste Streitberger Schloß rechts liegen; der linke Flügel geht bis Eppingen.

Den i r. Seokember erfährt man, daß der

Feind noch in seinen» alten Lager bey Malsch stehet.

ÄuS Mainz wird geschrieben, daß das Boufflerfche KocpS heute bey Lampertöheim lagere, mor-

gen aber das Leininger Thal passircn wird, um

nach den Niederlanden zu gehen.

Die vier Bataillons Pfälzer werden ins Kinzmger Thal zur Verstärkung des Generalmajor Würz abgesendet. In diesem Augenblick erfah-

ren wir, daß die Französische Armee noch bey Rasiadt im Lager stehe, heute aber nach dem Schwarzwald sich in Bewegung setzen werde.

Der Feind schickt 1200a Mann nach Pie. mont, und der Dauphin geht mit 4000 nach

Strasburg. Bouffiers ist Neustadt an der

Hart

r6z Hark mit 15000 Mann vorbey paßirk, und Hat

die Husaren nebst 800 Mann voraus gehen lassen.

Man will versichern, daß Bouffiers nur an

die Mosel marschiren werde.

Auch wird gesagt, daß der Feind auf der an»

dem Seite des Rheins eben so Hause, als dies-

seits: daß seine Kavalerie in sehr schlechtem Zustande sich befinde und bey der Infanterie viele Krankheiten herrschen.

Den i2. September. Heute trennt sich der

Landgraf von Heffenkassel mit seinen Truppewund den Brandenburgischen von der Armee und mar-' schirk nach Hofen.

Der Generalmajor Aufseß wird mit z Regi-

mentern detaschirt, und hat Ordre sich mit dem

Generalmajor von Würtz im Kinzinger Thal M vereinigen und diese Gegend zu decken.

Den 14. endlich erlangt cs der Prinz dennoch vom Churfürsten von Sachsen, daß derselbe 6020

Mann seines Korps bey Heilbronn stehet, laßt,

auch bleiben die Pfälzer in der Gegend von Moß-

bach am Necker. Der Rest dieses Korps stehet bis Ausgang dieses Monats zwischen dem Maytt und Necker. Die Equipage wird nach Schwäbischhall geschickt.

Morgen brechen wir ins Sulzer Lager auf.

Den 16. September ins Lager bey Hundös heim.

Den 17. September ins Monsheimer Lager.

L 2 Den

Den 18« September hött man, daß der

Marschall von Lorges seine Beckerey zurück beordert habe, welche schon vorausgangen war, und es ist hieraus abzunehmen, daß er nicht nach dem Schwarzwald marschiren wolle. Nocd steht derselbe im Lager bey Steinbach. Die Gendarmerie ist schon in Basel. Den 2l. marschirk unsere Armee nach Schaf-

hausen.

Den 22. nach Altingen.

Den 2Z. kömmt die Nachricht, daß die

Bauern im Cappeller Thale sich dem Durchzuge

der Franzosen durch dieses Thal so muchig widersetzt, daß 200 von letztem auf dem Platze geblie. ben sind; endlich aber seyen die Franzosen ihrer mächtig geworden, hatten die ganze Gegend aus«

geplündert und über 2ov Bauern gefangen mit sich fortgeführt.

Man sagt, der Feind stehe bey Urlof im Lager, und habe mehr als 2500O Kranke bey der Armee. Den 25. steht derselbe noch bey Ui soff.

Den 29. hak derselbe Dekaschemmts nach

Oberkirchen und Kahleneck abgeschickk, um unsere leichten Truppen abzuhülten.

Den z. Oktober hat der Feind 600.7» Mann

über den Rhein dekaschirt; zwey dieser Regimenter sind bey Straßburg übergegangen, und haben ihre Bestimmung zur Niederländischen Armee, Den 5. October laßt uns die Marggräfin von Baden. Durlach benachrichtigen: der Feind habe sein

-6; fein Lager bey Urloff verlassen und beziehe eins bey

Harkenburg; seine ganze Armee sey nicht starker

als ro220 Mann.

Den 7. schlagt der Feind sein Lager bey Lahr.

Die 4020 Mann Infanterie und 2200 Pferde des Sächsischen Korpö stehen noch bey Heilbronn.

Den iz. marschirce der Feind wieder von

Lahr weg. Den 18- marschiren fünfhundert Bauern un. termKommando des ObristlieutenantMöllöNdorf nach dem Piemontefischen.

Den 2 r. lagert der Feind im Sendnicherfeld

und wird spätestens den 25. über den Rhein gehen. Den 2 s. steht der Feind dem Vernehmen nach

noch im alten Lager, gehet aber noch vor Ende des Monats über den Rhein. Wir beziehen in den beiden Oberrheinischen Kreisen, in Franken und Schwaben die Winter, quartiere.*) Der Winter verstrich unter häufigen Jntri.

guen, Unterhandlungen, Spanischen Erbfol-

L Z gen

*) Gab es auch keine großen Kriegsvorfalle, so trat doch eine glückliche List an ihre Stelle. Kleine Treffen in Menge, aber immer jum Nachtheil der Franzosen. Man widerstand ihnen und war

doch weit schwacher als sie; durch alle mögliche Hindernisse endlich, die man dem Feind in den Weg legte, ersetzte man immer die politischen Fehden, welche dem Haufe Oesterreich von allen Seiten Feinde erweckten.

266 gen u. b. m. Wilhelm III. verlangte schon seit

vier Jahren, Spanien sollte nebst den Niederlan-

den an das Haus Oesterreich fallen. Man befürchtete, eo möchte vielleicht anders Sinnes wer-

den; deswegen schickte der Kaiser den Prinzen Ludwig an ihn, der unter dem Vorwande, den

künftigen Feldzug zu verabreden, seine Ges,nnungen genau erforschen sollte. In Brüssel nahm der

Prinz sein Quartier bey dem Churfürsten von Bayern, dem damaligen Gouverneur der Nielande.

1694»

Am i. Jänner kam von Seiten der Generalfloaten eine Pacht zu Abholung des Prinzen an;

er besprach sich vier Tage hindurch mit Ihrs Hoch, mögenden und schiffte sich sodann nach England

«in. Nach verschiedenen mit dem König in Ken. sigkon gehabten Conferenzen, reißte er den 2g. wieder nach Wien ab, um Rechenschaft von sei«em Auftrage zu geben. Wilhelm HI. war stolz darauf, daß man einen berühmten Feldherrn an ihn absendste, und das Parlament war es ebenfalls, einen großen Reichsfürsten vor sich zu sehen. Nach diesem Maasstabe waren auch die Geschenke beschaffen, die man dem Prinzen überreichte.

Vom König erhielt er zwölf herrliche Pferde, und vom Parlament eine ansehnliche Summe Geld. Der Prinz eilte zu seiner Armee, bejahe die Festungs.

,6? fiungswerke von Heilbronn und dem Würtenber-

gischen Schlosse Asperg, welches die Franzosen ge-

schleift hatten, und lies bis Heilbronn Linien errichten, um sein schönes Vmheidigungösystem noch ferner zu behaupten.

Der Marschall von Lorges gieng am i r.Iu-

Ny bcy Philippsburg über den Rhein, lagerte sich

zwischen Bruchsal und Graben, gieng von da

nach Wisloch, legte Garnison in Ladenburg und pkßirte den Neckar, in der Absicht die Bergstraße zu besuchen.

Der Prinz, der immer die Bewegungen dieses Generals nach seinem Willen zu lenken wüßte,

marschirte mit zoooo Mann, die er bey Sontheim ganz in der Stille versammelt hatte, den

Franzosen entgegen, die aber seine durch 6000 Sachsen noch wahrendem Marsch verstärkte Armee nicht erwarteten, sondern wieder über den

Rhein giengen, wobey ihre Arriergarde man.

chen kleinen Stoß erhielt. Nun lagerten sich bei. de THeile einander gegen über, aber der Rhein schied die Armeen.

In der Absicht, in Elsaß einzudringen, marschirt der Prinz von Lanqenbrück weg, lagert zwischeu Gröhingen und Durlach, schlagt oberhalb

Schröck eine Brücke, läßt den Marggrafen von Durlach mit zriOO Mann zu Fuß und 800 Pfer-

den über den Rhein gehen, folgt selbst in einigen Tagen darauf nach, kommt nach Hagenbach, wo.

L 4 selbst.

i6Z selbst, so wie in Weissenburg, die Franzosen be. trächtliche Magazine hatten, verbrennt einige der.

selben, und nimmt 400 Wagen mit Getraide, nebst rzooo Ochsen und Schaafen weg, und

läßt sich unermeßliche Contribution bezahlen.

Dies war ein schöner Anfang, aber das Ende war schlecht. Um das, was er erobert hatte, zu

behaupten, mußte er die Sächsische Cavalerie wie-

der über den Rhein schicken. Dieser Fluß wächst oft so unversehens, daß der Prinz sich in Gefahr geseßk haben würde, länger auf dem linken Ufer desselben zu verweilen. Er gieng demnach am

22. Sept, und zwar grade an dem Tage, da die Franzosen feikwärtö Lauterburg anmarschirten,

um die Kaiserlichen anzugreifen, wieder überden Rhein zurück. Einige Tage blieb er noch zwischen Flachöland und Mückensturm stehen, und zog sich durch Grö. Hingen und Eßlingen nach Heilbronn zurück. Die

eingefallene heftige Kälte nöthigte ihn, die Winterquartiere zu beziehen.

Man hat diesen Feldzug des Prinzen irgendwo rühmen wollen; allein ich kann diesen Lob. sprächen nicht beitreten. Hätten die Franzosen

alles gethan, was in ihrer Macht stand; so

dünkt mich, müßte ihnen bey dem doppelten Ue. berqange der Kaiserlichen, mancher Flintenschuß

gelungen seyn. Auch giebt der Prinz in seinem

Tagebuche selbst keine sonderliche Zufriedenheit

mit

mit seinen Unternehmungen zu erkennen. Indessen wurde er doch nicht geschlagen. Frankreich

siegte in diesem Jahre überall, nur in Deutsch, land nicht. Luxemburg und Catinat gewannen Schlachten, jener in Flandern und dieser in Italien. Dem Prinzen glückte e6 weder eine zu liefern, noch zu gewinnen. Hier ist sein Journal.

Den 6. May. Eröffnung des Feldzugs un-

ter dem Marggrafen von Baden. Den 25. May kömmt die Armee zusammen.

Den 6. Iuny kömmt der Prinz mit der Post

nach Ebersbach,

Den 7. nach Stuttgard und Abends nach

Nehringen.

Den io. Morgens um ; Uhr ins Hauptquar-

tier in Sontheim bey Heilbronn.

An eben diesem Tage vernimmt man auch den

Ucbergang des Feindes über den Rhein bey Philippsburg.

Den ii. soll der Feind das Lager bey Graben verlassen haben, wo er nur g 2 Kanonen bey sich

hatte. Er nimmt seinen Weg über Bruchsal,

Abstadt, nach Eissisheim. Deswegen beziehen

wir ein Lager bey Steinbach. Den 12. erhält der Generalmajor Aufseß Befehl, alle Brücken über die Elsbach von hier bis Sinzheim abzubrechen und die Passe zu besitzen.

Den 24. hat der Feind das Tilsberger Schloß

auffordern lassen; es wird dadurch wahrscheinlich,

daß er die Absicht hak, in die Bergstraße vorz».

L s drin-

172

dringen. Der Prinz läßt dieserhalb 400 Mann

nach Sinzheim marschiren.

Zwey Trupps, jeder von go Pferden, reiten

wie gewöhnlich auf Entdeckung aus.

Der Feind steht noch in seinem alten Lager, und hat Bretten und Wißloch beseht. Den 15. marschirt dem Vernehmen nach der General Melak mit einem Korps von 6022 Mann nach Malsch und Rothenberg. Den r 6. verlaßt der Feind sein Lager und zieht

sich nach Langenbrück zurück.

Den 17. marschirt unsere Armee in zwey Ko.

können nach Sinzheim. Bey der Ankunft ins

Lager bemerkt der Prinz, daß es leicht sey, die höchste Anhöhe hinter der Dünewalder Schanze

zu besehen; er formirt also eine ansehnliche Flanke

daselbst, und laßt die alten daselbst befindlichen

Werke ausbessern und vermehren.

Den 18. beschließt man eine'Verlängerung der Retranchements auf dem linken Flügel längst dem Ravin bis Ehrenstadt. Der Feind soll fein Lager verlassen haben, um nach Günzberg zu marschiren. Den 22. stand das feindliche Lager bey Weib, lingen ohnweit Heidelberg. Ein Corps desselben

von 70O22 Mann geht über den Neckar, um die Bergstraße bis Darmstadt zu verheeren, im Fall die Einwohner sich zu Bezahlung der geforderten Contribution nicht verstehen wollten. Dieserhalb werden zwey Pfälzische Obristen, Jungheim und

Sam

I?l Sandrasky, beordert, sich mit ihren Regimen«

tcrn in den Odenwald zu postircn, und den Feind von seinem Vorsatz abzuhalten. Dem Commandanken von Heidelberg wird snbesohlen, sich bis auf den letzten Mann zu verr theidigen, und keine Capitulation einzugehen. Man laßt dem Landgrafen von Hessen-Cassel durch einen Courier die Bewegungen des Feindes melden.

Den 2r. Ein Corpora! und 9 Mann brin-

gen 2c> Gefangene nebst 6 Deserteurs aus Heidel-

berg ins Lager. Ersterer meldet, baß das feindliche Lager bey der Niedermühle anhebt, und sich langst Weidlingen bis Neckaröhausen erstreckt.

Zwey Redouten bey Ladenburg, jede mit ioc>

Mann besetzt, wären vom Feinde mit Sturm weggenommen worden, und ein Theil der Mannschaft habe über die Klinge springen müssen. Die Sächsischen Truppen stehen eine Meile von hier bey Rappenheim diesseits Wimpfen.

Den 22. Jun. wird dem die Hessen kommandirenden General von der Artillerie, Grafen von der kippe, durch einen Courier der Antrag ge-

macht, mit seinem Corps gegen den Odenwald zu

marfchiren, um dem Eindringen des Feindes zu widerstehen.

Zugleich erhält auch der Obriste Junghsim eine Verstärkung durch das Bataillon von Cour-

be und den Befehl, dem Feinde alle mögliche Hin-

dernisse in den Weg legen, auch den Kanton

>' ' - da«

»72 dahin zu bringen, daß derselbe sein Contkngent zu seiner eigenen Vertheidigung sobald als möglich stellen möge, und denselben von Seiten deS Prinzen aller möglichen Hülfe und BeystandeS zu ver-

sichern.

Den 24. Jun. bezog die Armee das Lager bey Alt-Wisloch. Wahrend dem Marsch stießen die Sachseu zu uns.

Dreyhundert Grenadiers werden ins Schloß

von Alt-Wisloch und 200 nach Wiöloch deka,

schirk.

Der Feind hat den Waldstetter Kirchhof be^

seht, und seine Armee steht bey Heidelberg.

Den 25. nahm das Gcpäcke des Feindes sek« nen Weg nach Philippsburg, und dessen Armee folgte gegen Mitternacht nach. Der Prinz schickte den Obristlieutenant von

Kallonitsch ab, mit dem Befehl, die feindliche Arricrgarde anzugreifen. Der Feind hingegen

postirke, zu Deckung seines Marsches, seine ganze Gendarmerie und seine Carabiniers, ingleichen die Dragoner von Lanian und du Chatclet, bey Walddorf, so daß unsere Husaren mit ihren Vorposten

handgemein wurden. Der Prinz, auf die Nach-

richt davon, schickt sogleich seinen General Adju-

tant von Brück mit einem Theil der Bereit,

schaft in gestrecktem Galopp an die am Walddor. fer Wege befindliche steinerne Brücks, und befiehlt ihm, daselbst Posto zu fassen und den Feind auf«

zuhalten. Der Obristlieutenrmt von der Bereit.

schäft,

-rWL »7-. schäft, welcher von Nauendorf ankam, als er

sieht, daß unsere Husaren zurückgetrieben werden,

vertheilt er seine Truppen in z Theile diesseits der

Brücke zum Soutien. Als der Feind dies gewahr wird, ließ er seine Gendarmerie und Carabinicrs in starkem Trabe herbey kommen; unsere Truppen hingegen faßten

Posto bey der andern steinernen Brücke, welche sich auf dem Wege von Bruchsal nach Heidelberg befindet, und erwarteten ihn stehenden Fußes.

Hier erfolgte nun der Angriff Schwadronenweise. Die feindlichen CarabinierS gierigen bey der Dornmühle durch den Bach, um den unser!, gen in die Flanke zu fallen; aber eine Schwadron geht ihnen entgegen. Der Angriff geschieht von

jener Seite auf 62 Schritt weit, von der unseri-

gen auf Zv. Indessen fangen unsere Leute an, in Unordnung zu gerathen, und da der Feind selbst über das Wasser wieder herüber gewichen ist, so

nimmt der Major Mercy den Zeitpunkt wahr, und geht an der Spiße einer Schwadron über die

Brücke, in der Meynung, sich nach der andern

Drücke zu den andern beyden noch da befindlichen

Schwadionen zurück zu ziehen; er wird ober von dem Feinde daran verhindert, und der Herr von Mercy sieht sich genöthigt, abzusißen, und sich an einem Zaune, so gut es angeht, zu Fuß Zu vertheidigen. Er wurde unglücklicher Weise, nebst seinem Hauptmann und Lieutenant verwundet und

gefangen. Der Feind, der dadurch neuen Muth er-

174 erhält, versucht auch den Angriff bey der andern Brücke, wird aber nicht nur durch die große Mengs todter Pferde, sondern auch durch das Feuer unserer zu Fuß sich tapfer wehrenden Dragoner

zurück gehalten. Dem ohngeachket siht eine Schwadron des Feindes ebenfalls ab, und dec Estandartjunker psianzt seine Standarte zo Schritte von der Brücke auf. Unterdessen aber kam der Herzog Friedrich von Würtemberg mit

der übrigen Bcreitschaft heran, und wir blieben im Besitz des Postens.

Wahrend dies vorgieng, wollten 4000 Mann von der feindlichen Reuterey vor Walddorf, langst dem Gehölze,Posto fassen. Sobald es der Prinz

gewahr wurde, schickte er ihnen z Bataillons nebst 2 Kanonen, ingleichen 2 Dragoner-Regimenter entgegen, und sie zogen sich zurück. Von

unserer Sekte sind 50 Mann theils todk, theils

verwundet; feindlicher SeitS ist der Verlust noch unbekannt.

Den 26. Jun. Nachmittags ist der Prinz

mit ZOQ Pferden von der Bereitschaft reko-

gnosziren geritten. Das feindliche Hauptquartier ist im Dorfe Roth, eine halbe Meile von hier. '

Der feindliche rechte Flügel gehet beym Dorfe Roth vorbey, und hat vor seiner ganzen Fronte

morastige Wiesen. Das Dorf Walddorf, der

Hettwald und verschiedene kleine Anhöhen decken

seinen rechten Flügel. Im Rücken hat er die von Bruch-

175 Bruchsal herkommende Kraich; dem zufolge können wir weder unsere vortheilhaste Stellung verlassen, noch den Feind, dessen Lager noch weit vortheilhafter ist, angreifen. Den 27. soll das feindliche Gepacke bey Philippsburg über den Rhein gegangen seyn, und die Armee in wenig Tagen nachfolgen. Diesen Morgen hat sich der Feind abermals Mik etwa 7.o Schwadronen in der Gegend der stck. »rornen Brücke sehen lassen, wo sich die vorgestrige

Affaire ereignete; e6 geschähe vermuthlich, um seine Fouragirer zu decken.

Den 28. Das Lager bey Roth ist vom Feinde verlassen worden, und er hat eins zwischen

Waghäusel und Philippsburg bezogen. Zehntausend Mann nebst 1 s Kanonen formtren seine Arriergarde. Den 29. marschirt unsere Armee nach dem Eünzberge. Der rechte Flüge! lehnt sich an die Roth, und

der linke erstreckt sich bis zwischen die Dörfer Mahlberg und Rauenberg. Der Obristlieutenant von Bibra, welcher ge-

gen Philippsburg aufKundschaft auSgerikten war, bringt die Nachricht, daß der Feind über denRhcin gegangen sey.

Den zo. Nach Aussage der Gefangenen,

steht der Feind bey Speyer. Von uns wurde ein

Hauptmann mit roo Mann in das Schloß von Schwetzingen dekaschirk.

Den

Den i. Juch bringt man in Erfahrung, daß die feindliche Reuterey zwischen Speyer und

Worms, und die Infanterie bey Philippsburg im Lager stehet.

Den 2. geht unsere Backerey von Heilbronn

nach Heidelberg.

Den g. Die Hessische Armee ist in der Berg,

straße und marschirt auf Heidelberg.

Den 4. Die feindliche Infanterie steht bey

Oggersheim, und die Cavalerie ein wenig weitre hart am Rhein.

Den 5. Eö geht die Nachricht ein, daß das

Corps des Landgrafen von Hessen bey Bensheim in der Bergstraße stehet, und die Lüneburgischen,

Wolfenbüttelfchen und Müasterschen Truppen noch zwey Meilen von da sich befinden.

Den 6. Der Feind soll in der (Hegend von

Frankenthal und Osthofen im Lager stehen. Den 7. marschirt unsere Armee nach Hackern.

Das Regiment Iunghelm Dragoner mit 6

Feldstücken kömmt im Lager an.

Den g. Man erhalt Nachricht, daß die französische Cavalerie sich gegen Alzheim am alten Rhein hingezgen hak.

Den 19. Der General von der Artillerie von Thüngen schreibt aus Manm, daß unsere Husa-

ren dem Feinde eine Anzahl Pferde w^ggenommen haben, und Deserteurs in Menge ankommen.

Den go. Ein vom andern Ufer des Rheins

herüber kommender Bauer bringt Nachricht, daß die

^77 die französische Armee bey Landau stehe, und von Philippsburg mehrere hundert mit Proviant bela« dene Wagen dahin abgegangen seyen.

Den i. Aug. Unsere Armee rückt inö Lager

bey Langenbrücken und Seefeld.

Die feindliche Cavalerie soll ihr Lager verlassen haben, die Infanterie aber noch bey Speyer und Philippsburg stehen. Den z. Marsch nach Bruchsal. Den 5. Das feindliche Lager soll bey Creußnach styn. Die Sächsischen Truppen kommen in der Gegend von Wimpfen und Heilbronn an.

Den n. Sie bestehen m 4 Bataillons und

r Regimentern Cavalerie nebst i s Kanonen. Heute sind sie in Eppingen. Den 17. marschirte unsere Armee in die Gegend von Durlach. Den 2 8. Wir erhalten Nachricht, daß der Feind

drey Meilen von Creuznach disseitö der Nohe stehet.

Den n. Sept. Dem Obristen von der Ar-

tillerie, der mit den Pontons in Pforzheim angekommen ist, wird vom Prinzen der Befehl zugeschickt, alles wieder abzuandern, nnd die Pontons

ins Lager zu bringen, weil die Sachsen sich von unserer Armee getrennt haben.

Der General Tbüngen schreibt aus Maynz,

daß sämmtliche Hessen, das Regiment Garde aus. genommen, in Nheinfelß stünden, weil sie wegen dieser Festung etwas befürchteten.

M Den

Den 12. Sept. Der Feind sokk über der Ro-

he siehe».

Den i s. Zwischen Grötzingen und GotkeSau, gegen Daxlanden zu, werden die Wege in Stand gesetzt. - Der Prinz läßt die Pontons auf den Rhein bringen. Sie werden von drey Qbri-

sten, drey Obristlieutenants und sOOPferden, unter dem Befehl der General-Majors, Markgrafen vonDurlach und Grafen von Fürstenberg eökortirt. Ein Lieutenant mit ZQ Mann wird nach KnielingenamRhein,und!deiObristeWanZenheimjvor die Thore von Philippsburg zur Sperrung geschickt.

Den 14. Die ohnweit Daxlanden befindli-

che Insel schien dem Prinzen sehr gut gelegen, um eine Brücke daselbst zu schlagen und die Pontons

zu decken. Es wurden demnach um n Uhr Vormittags ZOQO Grenadiers und eben so viel Füse-

liers da ausgesetzt.

Jetzt erblickte man auf dem andern Ufer einige feindliche Dragoner, die auf uns feuerten, wir

beantwortete» es, doch wurde von uns nur ein

einziger am Beine verwundet.

Der Prinz besetzt mit g Cavalerie-Regimentern, unter Commando des Fürsten von HohenZvlkexn, nebst der ganzen Infanterie, das Rheiii-

ufer, und befiehlt, dis Insel mit einer starken

Brustwehr zu versehen.

; Man schickt eine Patrouille über den Rhein,

die, ohne etwas anzutreffen, wieder zurück

kommt.

Ge-

Gegen Abend gehet die übrige Infanterie vol«

ilendö auf die Insel über. Die Brustwehre wird fertig, einige Kanonen aufgefahren und auf der rechten und linken Seite einige Schanzen errichtet, um den Uebergang besser decken zu können.

Hierauf wird zwischen dem Rhein und Dax«

landen ein Lager abgesteckt, vorher aber einigemal

auf die feindlichen Redouten am andern Ufer gefeuert, welche der Feind verließ, und sich gegen Hagenbach retirirke.

Die beyden Cavalerie. Regimenter, die sich noch in Grötzingen befanden, wurden nach Gotkeöau beordert.

Es wird mit der größten Thatigkeit an Schlagring der Brücke gearbeitet. Auf die Nachricht des erfolgten UebergangS unserer Armee, soll die ganze feindliche Cavalerie Philippsburg verlassen, uNd sich nach Hagenbach gezogen haben.

Den i s. Sept. Es kömmt Nachricht, daß

der Feind alle seine Redouten am Rheinufer, und

sogar Hagenbach verlassen habe; die darinnen stehenden 7 Compagnien haben sich nach Forklouis

und die z Compagnien Dragoner nach Hagenau retirirt.

Von uns werden so Mann in die erste vom

Feinde verlassene Redoute dctaschirt und Hagenbach mit Dragonern besetzt, auch werden zwey neue Brücken bey Altwasser geschlagen.

M s Aus

i8o Aus Lauterburg wird ebenfalls berichtet, daß der Feind auch diesen Posten nebst allen am Rheinufer befindlichen Redouken verlassen, vor seinem Abmarsch alles ausgeplündert, in Hagenbach hin. gegen den größten Theil seines Getraides und ein mctallneö Kanon zurückgelassen habe.

Der Prinz laßt dem Landgrafen von Hessen und dem Churfürstcn von Sachsen die glückliche

Ausführung seines Unternehmens durch Couriers anzeigen, um erster« zu vermögen, nun auch sei.

ner Seits über den Rhein zu gehen, den andern aber zur Vereinigung seines Corps mit der grossen Armee einzuladen. Bey Hagenbach wird ein Lager abgesteckt, und

die Infanterie bezieht das bey Daxlanden.

Die Brücke ist fertig , und um 3 Uhr fangt

her Uebergang an.

Den 16. Sept, Diesen Nachmittag rückt

unsere ganze Infanterie ins Lager bey Hagenbach,

wo das Hauptquartier ist. Alles Vorgeqangene wurde dem Landgrafen

von Hessen gemeldet, und ihm vorgeschlagen, eben,

falls über den Rhein zu gehen, und dem Feind in

den Rücken zu kommen.

Den 2r. Sept. Die Sachsen kommen nach

Mchelöberg; der getroffenen Uebereinkunft aber ohngeachkek, vermöge der sie noch an demselben Tage über den Rhein gehen, und hinter dem gros. sen Altwasser sich lagern sollten, geschieht doch von alle

r8r alle dem nichts, sondern sie plünderten unterdessen

ein Paar Dörfer aus, die dem Prinzen gehören. Die französische Armee marschirt aus ihrem Lager an der Nohe in einer Zeit von drey Tagen nach Landau.

Dieser forcirte Marsch und ihre vielen Kranken schwachen sie dergestalt, daß sie aus nicht mehr als ZOOvo wehrhaften Leuten besteht; auch hat sie wenig Geschütz bey sich.

Den 22. Der Feind steht bey Langenkandel. Es wird KriegSrath gehalten, und darinnen

beschlossen, daß, nachdem die unternommene Diversion zu Gunsten Rheinfelß und Flanderns wirk, lich ins Werk gestellet worden, nichts weiter übrig

wäre, als den Feind abzuhalten, daß er bey Fortlouis nicht wieder über den Rhein gienge. Man

müsse ihm daher durch einige Marsche zuvorkom-

men, und selbst wieder über den Rhein gehen. Noch in der Nacht wurden einige Truppen hinüber geschickt, aber Cavalerie und Infanterie bekamen Ordre, sich marschfertig zu halten.

Den rz. Gegen Mitternacht visitirte der Prinz die Lagerwachken. Um z Uhr des Mor-

gens begab sich derselbe in Begleitung des Grafen von Fürstenberg, mit vier Bataillons und so vielen Zimmerleuten, als man zu dieser Zeit zusammen bringen konnte, nach dem Bienenwald, zwischen Hagenbach und Langenkandel, wo auch bey anbrechendem Tage der Markgraf von Durlach mit den beyden Brigaden von Erffa und Bi-

M z bra

r82 tz^MAL

bra und dm sämtlichen Grenadiers der Armee ein-

traf, um dem Feinde den Paß zu sperren. Mau

machte Verhaue auf den beyden Wegen, die nach Langemantel und Hagenbach führen, und überall, wo es nöthig war. Unterdessen gieng die Sächsische Cavalerie, dis

am 22sten über den Rhein gekommen war, nebst allen Quartiermeistern und Fouriers wieder über diesen Fluß zurück, und cs wurde, dem gestrigen

Befehle nach, ein Lager abgesteckt. Gegen Mit-

tag marschirte der rechts Flügel der Cavaleris, un-

ter Commando des Prinzen Friedrich von Würtemberg, an die Rheinbrücke, und nachdem das Gepäcks auf der Insel angekommsn war, defiliere dis Mannschaft hinüber.

Hinter den im Bienenwald befindlichen Verhau wurden, auser der da schon befindlichen Artil-

lerie, noch 12 Stück unter der Anführung eines Lbristen von der Artillerie posiirk.

Um z Uhr kam der Prinz von Hagenbach,

wo er Mittags gespeist hatte, an die Rheinbrücke zurück, um seine weitern Anstalten zu treffen, und zu gleicher Zeit hörte man auch eine Kanonade

vom Bienenwalde her. Der Prinz begab sich dahin und fand, daß unsere Bataillons vom Fein-

de, der beynahe 1502 Mann stark war, angegriffen worden; nachdem ihn aber unsere Grena-

diers sowohl, als das Bataillon des Erbprinzen

von Bayorn verschiedenemal zurückgewiesen hat»

ten,

ten, und er überdies die ganze Infanterie anrürken sah, retirirte er sich gänzlich.

Kurz vor diesem Angriff kam auch der Major Mercy, welcher auf dem Wege von Langenkan-

del nachsauterburg postirt gewesen, und dem Feinde schon seit Mitternacht die Spitze geboten hatte,

mit seinen 4vO Pferden zurück und retirirte sich hinter den Verhau. -

Styrum hatte z Regimenter Kavalerie hin-

ter die Infanterie gestellt.

Da der Feind nichts mehr zu unternehmen wagte, siengen wir in der Dämmerung an, uns nach der Brücke zurück zu ziehen. Ein Bataillon Infanterie nach dem andern desilirte zwischen drey

auf beiden Seiten sich formirten Kavalerieregimentern hindurch, und die Kavalerie folgte. Unten bey der Brücke wurde alles wieder for« wirk. Unsere Grenadiers unter dem Obristlieutsnant von Reischach wurden auf den rechten Flügel postirt; die Sächsischen Grenadiers auf den linken und die z Kavalerieregimenter kamen in die Mitte. Hinter dem Verhaue ließ man noch in einiger Entfernung verschiedene Pelotons Grenadiers stehen, welche einzelne Posten vor ihrer Fronte aus-

stellen mußten. Der Uebergang der Kavalerie

und Grenadiers über die Brücke geschähe vermittelst einer Bewegung rückwärts beider Flügel.

Die Artillerie, mit Ausnahme dreyer Kanonen, welche bey der letzten Infanterie noch verblieben, trat mm auch ihren Marsch an.

M 4 So-

,84 Sobald die übrige Kavalerie und Grenadiers von Hagenbach angekommen waren, erhielten die

im Walde postirten Pelotons Befehl sich anzu»

schliessen.

Das nach Hagenbach detaschirte Bataillon

von Spielberg wurde zurück beordert. Ebendasselbe, nebst den Pelotons welchen der General Aufseß mit zoo Pferden vonderBrückenwacht nachfolgte, postirten sich diesseits der Brücke, und die Kavalerie marschirte hinterj ihnen auf.

Der Generaladjutant des Prinzen bekam Ordre, die in den bey den Redouten von dem Altwasser stehenden 150 Mann zurück zu ziehen, die drey dort stehenden Brücken abtragen zu lassen,

und bey Tagesanbruch wieder an der großen Brücke

Zu siyn.

Der Generalmajor Aufseß ließ langst dem

Altwasser ohnaufhörlich pakrouilliren, und stellte einen Quartiermeister dahiu, welcher beobachten

mußte, ob und wie der Feind anrückte. In der

Nacht entdeckte man aufdem Rheine eine große Ger.

berkuffe, mit Bomben, Granaden, alten Flinten-

röhren, Pechtonnen und anderm brennbaren Zeuge

angefüllt, welche der Feind in Fortlouis ins Wasser gelassen hatte, um unsere Brücke in Brand zu

stecken, aber man hielt die Maschine noch zur rech-

ten Zeit auf. I" die, der großen französischen

Redoute gegenüber stehende Batterie führte man

vier groß? Kanonen auf, um den Feind, wenn ec heran kommen sollte, zu begrüßen.

Auf

Auf diese Art vollendeten wir mit Anbruch des Tages, so zu sagen im Angesicht des Feindes, unfern Rückzug, ohne nur einen Mann zu

verlieren.

Der Rhein schwoll in dieser Nacht fünf Fuß

hoch an; unsere Brücke litt dadurch einigermaßen,

und mußte um vieles länger gemacht werden. Dadurch wurden wir einige Stunden auf der kleinen Insel aufgehalkcn; sobald sie hingegen herge-

stellt war, gieng man über. Zuerst marschirke die Cavalerie, dann die Infanterie, welcher die Artillerie und das Gepacke folgten. Die Arrieregarbe bestand aus 6 Bataillons nebst 7 großen Kanonen.

Wahrend unserm Uebergange zeigte sich der

Feind am andern Ufer, aber man ließ die dec Redoute gegen über stehende Bakterie, ingleichen das in den Verschanzungen der Insel stehende Ge-

schütz auf ihn spielen, und er zog sich zurück. Vierhundert und achtzig Mann von der Arrier-

garde wurden befehligt, unsere über den kleinen Arm des Rheins geschlagene Brücke abzubrechen.

Wahrend dessen schwoll der Rhein immer mehr an, und zwar dergestalt, daß die letzte Mannschaft der Arriergarde bis an dis Knie im Wasser zu gehen genöthiget war.

Dem wenigen noch auf der Insel zurück gebliebenen Gepacke folgten endlich die 6 Kanonen und die 48V Mann.

/ M 5 Hier-

-86 Hierauf wurde die Brücke abgebrochen, die Pontons nach dem Altwasser bet) Daxlanden ge.

bracht, und auf ihre Wagen geladen. Die Ar.

rnee bezog bey Daxlanden und Morschen das Lager.

Zur Batterie, die der großen Redoute gegen,

über lag, wurde ein Major mit Zoo Mann ab-

geschickt.

Den 24. September soll sich der Feind, so. bald er unfern Uebergang über den Rhein vernommen, zum Marsch nach Rheinfels angefchickt

haben, und es belagern wollen; auch hatte das aus 12000, oder wie andere wollen, 22000 Mann

starke und in die Niederlande bestimmte Detaschernenk Gegenbefehl erhalten.

Äusser den 1502 Mann, welche gestern das Bayerische Bataillon und unsere Grenadiers angriffen, waren noch 6222 andere im Hinterhalte

vor dem Gehölze, weil ihnen einer unserer Neber« laufer die Meinung beygebracht hatte: unser Rückzug geschähe in der größten Unordnung.

Den 25. Der Landgraf von Hessenkassel ent. schließt sich, in der Gegend von Neustadt an der Hart über den Rhein zu gehen, der Prinz hingegen stellte ihm vor, daß dieser Uebergang viel leichter statt haben könnte, wenn er am Rhein Hinauf marschiren wollte, und daß, im Fall die Sachsen noch Zur rechten Zeit ankamen, er bis

an den Speyerbach zu gelangen krachten, und ihm beysiehen'würde.

Den

*8? Den 2. Octoöer marschirt unsere Armee aus

dem Lager bey Daxlanden nach Mückensturm.

Das erste Treffen hat die Fronte gegen den

Pfedderbach. Das zwepke gegen Philippsburg und Ektingcn.

Den 8. Oct. Es bestätigt sich, daß der Feind

fcineArmee in dreyKorps abgetheilt hat und Z Regimenter sich in Renchen befinden»

Den 9. bringt der Partheyganger Laforet die Nachricht: die feindliche Armee agire in z Korps. Das erste sey unter dem Marschall von Jopeuss auf den Hundsrück marschirt; das zweyke aber nach Homburg; das dritte endlich> wobcy sich die ganze Gendarmerie befände, stehe noch unter dem Befehl des Marschalls von Lorges nahe am Rhein»

Der Marschall habe auch in Begleitm-g des Kommandanten von Hagenbach die Gegend persönlich rekognoszirt.

Den i2. bezieht unsere Armee das Lager beK Größingen.

Deniz. Lager bey Gundelsheim»

Den 14. Bey Eppingen.

Den 16. Die Armee geht auseinander unk nimmt ihre Winterquartiere in Franken und Schwaben.

1695, Noch unangenehmer, womöglich, wird mir die Beschreibung dieses Feldzuges. Nur wenig Bewegungen und durchaus nichts entscheidendes.

Was

Was sollte man auch mit einer Reichsarmee anfangen, wo, nach dcmAusdruck des Herrn vonVillars, vier Träumer an der Spitze standen. Ihre Nachfolger, der Marggraf von Bayreuth und der Landgraf von Hessen übertrieben wiederum die Sache. Beide wollten nämlich den rechten Flügel kommandireN. Zum

erstenmal gab es keinen lmken Flügel mehr bey einer Armee; denn was man sonst für denselben annahm, mußte das Hessische, der rechte Flügel hingegen das Bayrische Korps heissen. Die Franzosen plünderten und broheten mit Sengen und Brennen- Dergleichen Abscheulichkeiten waren schon zweymal zu verschiedenen Zeiten von Ludwig

XIV. in der Pfalz angeordnet worden, und so hielt man sie auch diesmal darzu fähig. Der Schrecken

gieng demnach vor ihnen her, aber ihren Feinden thaten sie kein Lew. Kurz im ganzen Feldzuge sähe man nichts als Ungeschicklichkeit, Ohnmacht, Widerwillen und einen Defensivkrieg bey beiden Armeen.

Die ewigen Konferenzen des Prinzen mit den Standen und Kreisen blieben immer fruchtlos. Ec

liest Stuttgard und Heilb'vnn befestigen, was er immer that, wenn nichts weiter zu khun war.

Der Marschall von Lorges that ebenfalls, was er immer zu tbun pflegte; er gieng den Juni) über

den Rhein und nahm seine Stellung zwischen Bruchsal

und Bretten. Der Pr nz Ludwig war krank. Oec

Marggraf von Bayreuth hatte das Kommando übernommen, und führte die Armee bey Heilbronn nach Linzheim.

Den io. kam der Prinz, der noch nicht einmal völlig w eder hergestellt war, dah.n, und gieng beyNek-

karsulm über den Neckar. Er war 50000 Mann

stark, denn die Heßsschen und Braunschweigischen

Truppen waren zu ihm gestoßen. Man beschloß einen Angriff.

Der

. 189 Der Marschall von Frankreich, Herr vonIoye u se

oder Choiseuil, wenn ich nicht irre (der Herzog

von Lorges hatte Krankheitshalber die Armee verlassen müssen) retirlrte sich etwas zu hastig nach Hei. dclberg. Bey diesem Rückzüge geschähe es nun, daß

der Prinz Ludwig und Herr von Villars einander

zum erstenmal mit dem Degen in der Hand gegenüber sianden. Beide hatten mit einander gegen die Türken gefochten, und in München zu gleicher Zeit ihre lieber, redungskünste versucht; darauf wurden sie wiederum

Freunde in Wien und Feinde in Deutschland. Bey dem folgenden an sich geringen Vorfall suchte jedoch

Villars in der That die Achtung des Prinzen zu gewinnen, und gab sich mehr Mühe darum, als er, Ware ein anderer zugegen gewesen, gethan haben würde.

Der Prinz war nämlich sehr geneigt, die französischen Vorposten zu beunruhigen. Die Menge und die Beschaffenheit unserer leichten Truppen muß uns bey dergleichen Gelegenheiten stets ein Uebergewicht verschaffen. Der Marschall hatte die seinigen zwei) Mel-

len von uns. Einsmalcn neckte sie der Prinz etwas

ernstlicher wie gewöhnlich. Villars ritt sogleich

mit2vOOPferden unfern Husaren entgegen. Cr schien es gerne zu sehen, daß beide Armeen ihn zu Gesicht bekamen. Doch hier sind seine eignen Worte:

„Knntcr mir, schreibt er, war ein leicht durchzureitendes Wässerchen, dann eine Ebene einer halben Meile lang, an deren Ende abermals ein Wasser, wel-

ches jedoch schwerer zu paßiren war, nebst einem Ge-

hölze sich befand. Nur auf dieser Ebene war die Retirade möglich, und es war zu glauben; daß im Augenblick, wo ich mich darzu entschlösse, der Feind,

dessen ganze Armee im Anzuge war, sich mit verhäng,

lem Zügel auf mich herein gestürzt und mich eingeschloffen hatte, wenn ihm nicht etwas in die Augen fiel, das ihn stutzig machte und aufhiclt. Um dieses zu bewirken, ließ ich in größter Geschwindigkeit drcy

19^ THeile meines Detaschements dl'eEbsne durchlaufen und befahl ihnen, sich an das äusserste Ende derselben hin-

ter das Wasser am Eingänge des Waldes zu postiren. Ich selbst behielt zwei) kleine Corps bcy mir, vertheidigte einen Augenblick das erste Wasser, gieng sodann in guter Ordnung über, und unterstützte meine beiden Korps wechsclsweise durch sich selbst, gegen die Husaren, welche die Ebene überschwemmten."

Der Prinz vonBaden kömmt endlich mit seinem ersten Treffen heran, wird aber am Ende der Ebene Rcuterey und Infanterie gewahr, welche Stand halten; er fürchtet daher, es möchte vielleicht die Tete der französischen Armee selbst scyn, und beschließt weis-

lich, das zwcyte Treffen erst heran kommen zu lassen,

ehe er angriffe. Unterdessen gewinnt Villars Zeit

und Terrain, macht sich durch einige lebhafte Attaquen von den ihn ohne Unterlast beunruhigenden Husaren

los, erreicht das zweytc Wasser, vcktheidigt dasselbe

bis in die Nacht, und führt sodavn seinen ganzen Trupp,

,den mau für verloren hielt, ins Lager zurück.

Das Lager des Marschalls von Choiseuil bey

Böhenstein, wurde auf der Flanke durch Moraste gedeckt. Oer Prinz hingegen stand bcy Langenbrück. Man sähe einander eine Zeit lang an. Plötzlich gieng der Marschall bey Mannheim über den Rhein und de.

taschirte einen großen Theil seiner Armee nach Flandern.

Warum hier der der Prinz nicht den Bewegungen desselben Hindernisse in den Weg legte, und die übrigen 8000 Mann angriff, weist ich nicht zu sagen- Kurz er ließ nun ebenfalls einen Theil seiner Armee zur Belagerung von Namur abgehen, und endigte so den Feldzug, Lessen Tagebuch ich auch noch beyfügen will, ob es

gleich durchaus nichts wichtiger!? enthalt, als was man so eben gelesen hat.

Den Z. Iuny kömmt die Nachricht, daß die feind-

liche Armee bey Landau sich zusammen ziehe.

Die

«9L Die rmsrige, weiche bisher disseits des Neckars im Lager gestanden, bezieht ein anderes jenseits dieses Flusses in den Stadtwiesen.

Den 4. zieht sich der Feind auf Worms zurück, und der Herr vonVoufflers steht mitlooooMann

Hey Kaiserslautern.

Den 6. Heute Morgen versichert man, der Feind stehe in der Gegend vonPhilchpsburguud Waghause', deshalb bricht unsere Armee das Lager ab, und mar«

schirt gegen Eppingen.

Man halt es für gewiß, daß der Feind zwischen

Abstadt und Bruchsal im Lager stehe.

Den 9. Juny. Die Französische Armee bestehet, dem Vernehmen nach, aus izo Schwadronen, 16 Compagnien Ecnsdarmes und 40 Bataillons. Den 4. July. Die Armee geht diese Nacht in das

Zazcnhaufener Lager, und der Feind in eben derselben

Nacht nach Wisloch. Den 6, Heute Nachmittags um 2 Uhr marschirts unsere Armee ins Lager bey Seefeld, und kam um 6 Ahr Abends daselbst an. Den y. Von derMahlbergcr Anhöhe konnten wir die ganze Stellung der Französischen Armee übersehen.

Ihr Anfang ist hinter dem Dorfe Roth und dehnt sich

Lis Walldorf aus. Indessen werden wir durch die

vielen Dache und Gehölze verhindert, sie mit Vortheil anzugreifen. Die Hessen stehen bei) Sinzheim.

Den 20. Man erfahrt, daß der Feind bey frü-

hem Morgen den Marsch nach Ketsch angetreren.

Unsere Armee setzt sich ebenfalls in Bewegung, lehne den rechten Flügel an den großen bey Et. Lena befind-

lichen Morast. Wahrend dem Marsch fallen einige unbedeutende Scharmützel vor.

Der Prinz halt nicht für gut, den Feind weiter zu verfolgen, dessen Stellung hinter dem Hirschgraben sehr vortheiihast ist.

Den

192 Den 22. Der Feind, der bishero noch kein bestimm« tes Lager hatte, nimmt seine Stellung mit dem rechten Flügel am Rhein, und mit dem linken am Neckar.

Den 2g. Marsch unserer Armee nach Bruckhau-

sen am Neckar.

Den 25. Das feindliche Hauptquartier ist in MiM

golzheim, und sein Lager geht bis Mutterstadt.

Den zo. Die Hessen, Lüneburger und Hanoveraner gehen unter der Anführung des Grafen von dec Lippe ins Lager vor Namur und vereinigen sich mit den Engländern. Den Z. August. Noch steht der Feind im Mingolz« Heimer Lager.

Den 7. Es geht Nachricht ein, daß der Feind

zwey Bataillons und vier Regimenter Dragoner nach den Niederlanden schickt.

Den 16. Der Feind ist noch in derselben Stellung. Den »7- Wir beziehen das Lager bey Wisloch. Den 18- Die Münsterscheu Truppen trennen stch von der Armee und marschiren nach Mainz, um den Engländern, in deren Gold sie stehen, naher zu seyn. Den 19. Der Feind schickt noch 6 Regimenter in

die Niederlande. Den 4. September. Man erhalt Nachricht, daß dec Feind vonLammersheim nachOppenheim marfchirt.

Den 8- Wir rücken ins Lager bey Bruchsal.

Den i8- Lager bey Durlach. Den -8. Ende des Feldzugs von 1695 im Lager

ZU Pforzheim.

Die Armee bezieht die Winterquartiere auf dem

Schwarzwald, am Oberrhein, in Franken und itt Schwaben.

Ende des ersten Theils.

—oxo-