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German Pages 180 Year 1997
Europäische Wirtschaftsstatistik Geschichte, Daten, Hintergründe
Von
Dr. Bernd Leiner Professor für Statistik an der Universität Heidelberg
3., erweiterte Auflage
R. Oldenbourg Verlag München Wien
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Leiner, Bernd: Europäische Wirtschaftsstatistik : Geschichte, Daten, Hintergründe / von Bernd Leiner. - 3., erw. Aufl. - München ; Wien : Oldenbourg, 1997 ISBN 3-486-24333-0
© 1997 R. Oldenbourg Verlag Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0, Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: WB-Druck, Rieden ISBN 3-486-24333-0
Vorwort zur ersten Auflage
Die Vorlesung Europäische Wirtschaftsstatistik gehört seit dem Sonunersemester 1988 zum Ausbildungsprogramm für Diplom-Volkswirte an der Universität Heidelberg im Fach wirtschafts- und Sozialstatistik.
Die positive Resonanz, die sie alsbald unter den Studierenden gefunden hat, mag darauf zurückzuführen sein, daß neben einem Einblick in das Vorgehen der amtlichen Statistik aktuelle Daten und ihre Quellen genauso vermittelt werden wie die Anwendung ökonomischer Konzepte auf internationaler Ebene. Von daher dürfte dieser Themenkreis auch für Praktiker von Bedeutung sein, die sich für internationale Wirtschaftsbeziehungen interessieren. Aufgrund der historischen Interessen des Autors bot die Oberarbeitung der Vorlesung zu einem Buchmanuskript zudem die Möglichkeit, sich gerade im internationalen Bereich stärker auf die gemeinsamen historischen Wurzeln der europäischen Statistik zu besinnen und dies zu dokumentieren. Mit der Betrachtung von Organisationsproblemen vollzieht sich der Ubergang zur gegenwärtigen Praxis, die in der Tradition der Vorgänger des Autors am Institut für international vergleichende Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität Heidelberg, der Professoren Wagenführ und Menges, durchaus mit kritischer Distanz präsentiert wird. Die Reihenfolge der einzelnen Kapitel ergab sich zwingend aus der Perspektive der klassischen Wirtschafts- und Sozialstatistik. Gleichwohl wurden benachbarte Themenbereiche zusammengefaßt, so z.B. der neue Bereich Umwelt mit dem traditionellen Bereich Verkehr und dem Bereich Energie.
VI
Vorwort
Alle Tabellen wurden mit eigenen BASIC-Computerprogrammen verarbeitet, die eine schnelle Aktualisierung gestatten. In der Präsentation der Daten wurde auf Pseudo-Genauigkeiten verzichtet und durch geeignete Rundungen stärker die Größenordnungen hervorgehoben, die sich besser einprägen sollen. Alle ECU-Angaben der Originaltabellen wurden in diesem Sinne in DM-Beträge umgerechnet. Nach Möglichkeit wurde mit Prozentangaben gearbeitet, um z.B. die schwer nachzuvollziehenden Dimensionen ausländischer Währungen zu vermeiden. Wie man sich leicht vorstellen kann, hätte es zu weit geführt, die Statistik aller europäischer Nationen zu untersuchen. So wurden die Statistiken der 12 Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unter die Lupe genommen, da deren amtliche Statistik im Vergleich zu denen anderer europäischer Nationen schon weitgehend harmonisiert ist. Um es schärfer zu formulieren: Osteuropäische Daten lassen sich allenfalls für bevölkerungsstatistische Zwecke verwenden. Wie das Beispiel der DDR deutlich vor Augen führt, waren erwerbs- und wirtschaftsstatistische Daten des Ostblocks nicht vertrauenswürdig, selbst wenn man Unterschiede der Erfassungssysteme in Rechnung stellt. Mit der DM-Eröffnungsbilanz und dem Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 besteht erstmals die Möglichkeit, für die ostdeutschen Länder eine zuverlässige Bestandsaufnahme durchzuführen, die über das Datensystem des Statistischen Bundesamtes Eingang in die europäische Statistik findet. Die hierzu erforderliche statistische Aufbereitung wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Bernd Leiner
Vorwort zur dritten Auflage
Mit der Zeit entwickelt sich die "Europäische Wirtschaftsstatistik" zu einem wirtschaftshistorischen Dokoment. Die erste Auflage beschrieb die Zwölfergemeinschaft vor der deutschen Wiedervereinigung, die zweite Auflage konnte schon mit Informationen nach dieser Zäsur dienen. Mittlerweile ist die Europäische Union eine Fünfzehnergemeinschaft und weitere Erweiterungen sind zu erwarten. In dieser dritten Auflage wird angesichts des gewaltigen Arbeitsaufwands, den dieses Buch allein an den Autor auch in Zukunft stellen würde, darauf verzichtet, die neuesten Tabellen in den Text einzuarbeiten. Die in EXCEL programmierten neuesten Tabellen findet man daher im Anhang, der auch in kommenden Auflagen die Möglichkeit bietet, sich einen Uberblick über den neusten Stand der Europäischen Union zu verschaffen. Von besonderem Interesse sind die neuesten Zahlen von Österreich, Schweden und Finnland, da sie jetzt im harmonisierten System der Europäischen Union erscheinen. Auf eine Aktualisierung der Tabellen 11 und 12 wurde verzichtet, alle anderen Tabellen haben sich auch in der Vorlesung bewährt, die den Hintergrund für diese gleichnamige Publikation bildet. Meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich viel Spaß mit dieser neuen Form der Lektüre, die als Ermunterung zu eigenen Interpretationen dieser Tabellen verstanden werden sollte.
Bernd Leiner
Inhaltsverzeichnis
Seite Vorwort
VII
1. Kapitel: Geschichte 1 . 1 . Altertum
1 1
1.2. Mittelalter
2
1 . 3 . Neuzeit
4
1.3.1. Universitätsstatistik 1 . 3 . 2 . P o l i t i s c h e Arithmetik 1 . 3 . 3 . Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 . 3 . 4 . Amtliche S t a t i s t i k 1 . 3 . 4 . 1 . Nationale S t a t i s t i k
4 8 14 15 15
1 . 3 . 4 . 2 . Internationale S t a t i s t i k
18
2. Kapitel: Organisation der amtlichen S t a t i s t i k
20
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
25
3 . 1 . Abgrenzung
25
3 . 2 . Bevölkerung, Fläche, Dichte
27
3 . 3 . Erwerbstatigkeit
37
3 . 4 . Arbeitslosigkeit
41
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen 4 . 1 . Strukturbetrachtungen
50 50
4 . 2 . Agrarstatistik
55
4.3. Industriestatistik
65
4 . 4 . Dienstleistungsstatistik
69
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Unwslt 5 . 1 . Verkehr
76 76
5 . 1 . 1 . Eisenbahnverkehr
76
5 . 1 . 2 . Straßenverkehr
80
5 . 1 . 3 . Binnenschiffahrt
83
5 . 1 . 4 . Luftverkehr
85
5 . 2 . Energie
86
X
Inhaltsverzeichnis
5.3. Itawelt 5.3.1. Luft 5.3.2. Wasser 5.3.3. Abfall 5.3.4. Boden 5.3.5. Wald 6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz 6.1. Außenhandel 6.2. Zahlungsbilanz 7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren 7.1. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 7.2. Preisentwicklung 7.3. Staatsverschuldung 7.4. Weitere Indikatoren
Seite 92 92 93 97 99 100 102 102 115 119 119 121 123 126
8. Kapitel: Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 9. Kapitel: Ausblick
127 132
Literaturverzeichnis
134
Tabellenverzeichnis
141
Namensverzeichnis
143
Sachverzeichnis
145
1. Kapitel Geschichte 1.1 Altertum Die Wiege der europäischen Wirtschaftsstatistik stand im antiken Griechenland. Die Herausbildung selbständiger Kleinstaaten weckte alsbald das Interesse der griechischen Philosophen, Staatsmänner und Geschichtsschreiber an einem Gegenstand, dessen ökonomische Seite mehr oder weniger ausgeprägt beschrieben wurde. So berichtete bereits der weitgereiste Historiker Herodot (im 5. Jahrhundert vor Christus) über die fortgesetzten Erfassungen von Land und Volk durch die Achämeniden1. Herausragend waren die Politien von Aristoteles (384-322 v. Chr.), die eine Beschreibung von 157 Stadtstaaten enthielten, in der neben geographischen und historischen Fakten unter anderem auch Details der Finanzverwaltung aufgezeigt wurden. Ein Staatswesen von beachtlicher Ausdehnung auf europäischem Boden schufen erstmals die Römer, denen intensive statistische Aktivitäten zuzuschreiben sind. Agrippa (63-12 v. Chr.), Freund und Schwiegersohn von Kaiser Augustus (63 ν. Chr. - 14 η. Chr.), führte als Konsul eine Kartierung des gesamten römischen Imperiums durch. Diese, die in der Bibel (Lukas 2,1) erwähnte Volkszählung sowie das Breviarium Augusti sind als entscheidende Stationen einer europäischen Wirtschafts- und Sozialstatistik anzusehen. Das Breviarium Augusti war eine Sammlung staatsmännischer Informationen über das römische Reich, seine Militärmachtundseine Finanzkraft, die nach Aussage von Tacitus (55-116 η. Chr.) zu den Entscheidungen nachfolgender römischer Herrscher ebenfalls herangezogen wurde. 1
Vgl. hierzu John [1884], S. 18-21.
1. Kapitel: Geschichte
2
1.2 Mittelalter In Europa lassen sich auch im Mittelalter Spuren wirtschaftsstatistischer Aktivitäten verfolgen. Zwar entsteht erst mit dem fränkischen Reich nach der Völkerwanderung ein beständiges Staatswesen. Dies ist dann zugleich ein Staat von europäischer Dimension, dessen Verwaltung bereits recht ausgereift erscheint. Bereits unter Pipin dem Kurzen (frz. Ράρίη le Bref, 714-768), der durch die nach ihm benannte Schenkung aus erobertem langobardischen Gebiet an den Papst zur Entstehung des Kirchenstaats beitrug, existierten Verzeichnisse des Landes in Kirchenbesitz. Diese Landverzeichnisse wurden auf mehrfach gefaltetem Pergament aufgezeichnet und werden wegen ihrer Form daher Polyptiques genannt. Im süddeutschen Raum kann der Lorscher Kodex (Codex Laureshamensis, um 766. Das Kloster Lorsch wurde im Jahre 764 durch den fränkischen Gaugrafen Kankor gegründet und an Chrodegang, den Erzbischof von Metz, zur Besiedlung mit Benediktinermönchen übergeben) als ein Beispiel eines solchen Verzeichnisses angesehen werden. Dieses Verzeichnis des klerikalen Grundbesitzes dient übrigens, da es zahlreiche private Schenkungen von Liegenschaften mit großer geographischer Streuung nachweist, vielen Gemeinden als Nachweis ihrer zuerst erwähnten urkundlichen Existenz. Unter Karl dem Großen (frz. Charlemagne, 768-814), dem Sohn Pipins, wurde das Breviarium fiscalium1 angelegt. Dieses enthielt detaillierte Inventarien seiner Kammergüter (von den Gebäuden, über den Viehbestand und die Getreidevorräte bis hin zur Tischwäsche) sowie ein Verzeichnis der wehrfähigen Männer. Auf französischem Boden stellen das Polyptique des Abtes Irminon von Saint Germain-des-Pr6s aus dem Jahre 806, das Cartulaire der Abtei Reims und die Description des Serfs der Kirche von Marseille wichtige historische Zeugnisse des Wirtschaftslebens im 9. Jahrhundert dar. 1
Vgl. hierzu Faure [1918], S. 217-329 und John [1884], S. 1823.
1. Kapitel: Geschichte
3
Die Invasion Englands durch die Normannenherzöge unter Wilhelm dem Eroberer (1027-1087) im Jahre 1066 ist ein herausragendes Ereignis des Mittelalters mit weitreichenden politischen, ökonomischen und kulturellen Folgen. Nachdem der englische König Harold in der Schlacht bei Hastings getötet worden war, galt es, sein Reich (das übrigens schon von seinem Vorgänger Wilhelm zugedacht war) unter die als beutegierig bezeichneten Normannen aufzuteilen. Nur zu diesem Zweck - und nicht wie der Name doomesday (= Jüngstes Gericht) vermuten läßt, daß nämlich der Herrscher selbst damit rechnen sollte, dereinst Rechenschaft ablegen zu müssen - wurde das Domesday Book angefertigt. Nur die unterworfenen Sachsen nannten es so, die neuen Herren aus der Normandie nannten es einfach le grand role. Das Domesday Book ist von seiner Funktion her nicht nur ein Reichskataster des Landbesitzes. Es enthält zudem eine Beschreibung der damaligen Verfassung Englands, ein Verzeichnis der Einkünfte von König und seßhafter Bevölkerung, fiskalische ebenso wie demographische Angaben bis hin zur Zahl der Leibeigenen. Die detaillierte Darstellung der Besitzverhältnisse in 34 Grafschaften gibt Einblick in das mittelalterliche Lehnswesen und den damaligen Rechtszustand. Die Arbeit am Domesday Book wurde im Jahre 1086 mit der Huldigungsakte und Musterung der Lehensmilizen während des Hoflagers zu Salisbury abgeschlossen. Das in lateinischer Sprache geschriebene Domesday Book besteht aus einem großen Folioband mit 283 Doppelseiten für 31 Grafschaften und einem Quartband mit 450 Doppelseiten für die Grafschaften Essex, Norfolk und Suffolk. Ähnliche Aufzeichnungen aus der Zeit des Mittelalters1 findet man außer in England unter Eduard i. (1272-1307) in Dänemark unter Waldemar II. (das "Erdbuch", 1231), in Spanien unter Herzog Karl von Kalabrien (das "Catasto", 1327), in Böhmen unter Ottokar Ii. (1253-1278), in Österreich unter Kaiser Rudolph I. (1218-1291, das"Rationarium Austriacum" des Habsburgers), in Sizilien unter Kaiser Friedrich II. (1212-1250, Sizilien war Erbstaat des Staufers) sowie in Schlesien und Brandenburg unter Kaiser Karl IV. (1316-1378, ein Luxemburger, der diese für seine Hausmacht erworben hatte). 1
Vgl. hierzu Menges [1972], S. 3 und John [1884], S. 32.
1. Kapitel: Geschichte
4
In England1 wurden erstmals unter Eduard III. (1312-1377), mit dessen Erbansprüchen nach dem Aussterben der Kapetinger in Frankreich der Hundertjährige Krieg begann, die Zollabgaben des Londoner Hafens aufgezeichnet. In Frankreich2 wurde unter Karl VII. (1422-1461) im Jahre 1438 für den Markt von Paris die Ermittlung des Weizenpreises angeordnet. Unter Franz I. (1515-1547) mußten in jeder Stadt wöchentliche Verzeichnisse angelegt werden über die Versorgung mit Weizen, Wein, Heu und sonstigen Handelswaren.
1.3 Neuzeit In der Neuzeit entwickeln sich vier Schwerpunkte statistischer Aktivitäten unabhängig voneinander, die aus moderner Sicht zu einem zentralen Statistikbegriff führen. Es sind dies einmal die Universitätsstatistik, die Politische Arithmetik und die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die - von wenigen Vorläufern abgesehen - nahezu zeitgleich im 17. Jahrhundert starke Impulse erfahren. Mit Ausgang des 18. Jahrhundert entfaltet sich zum anderen die amtliche Statistik. Sie beendet ein Zeitalter, in dem die Statistik ausschließlich angesehen werden konnte als ein elitäres Vergnügen von Privatleuten aus den verschiedensten Bereichen (Staatsmänner, Juristen, Theologen, Philosophen, Mathematiker und Mediziner ebenso wie Glücksritter und Kaufleute) .
1.5.1.
UNIVERSITÄTSSTATISTIK
Der Name Statistik läßt sich zurückführen auf den italienischen Ausdruck ragione di stato (Staatsräson), aus dem das italienische Wort statista (Staatsmann) abgeleitet wurde. Die erste Statistikvorlesung in diesem Sinne3 wurde am 20. November 1660 von dem deutschen Universitätsprofessor Hermann Conring an der 1
Vgl. Baines [1918], S. 365-389.
2
Vgl. Faure [1918], S. 217-329.
3
Vgl. hierzu John [1884], S. 7 und S. 37-42, Westergaard [1932], S. 4-13 sowie Pearson [1978], S. 2-4.
1 Kapitel: Geschichte
5
Universität Helmstädt (Braunschweig) angekündigt. Unter der Bezeichnung "notitia rerum politicarum nostri aevi celeberrimarum" entwickelte Conring eine Staatenkunde, die ihr Vorbild in Aristoteles hatte. Conring und seine Nachfolger, die deutschen Universitätsstatistiker, konnten in ihren Staatsbeschreibungen insbesondere auf italienische Publikationen zurückgreifen. So gab es bereits 1420 in Venedig einen Bericht des Dogen Mocenigo, der als prominentes Beispiel einer statistischen Beschreibung anzusehen ist, die ihre Informationen bezog aus Reisebeschreibungen und dem Report der Gesandten und Diplomaten der venezianischen Republik. Der Venezianer Francesco Sansovino (1521-1586) beschrieb in seinem Buch "Del governo e amministrazione di diversi regni e republiche cosi antiche come moderne", das 1562 in Venedig erschien, die 22 Staaten Deutschland, Frankreich, Spanien, England, Polen, Portugal, Neapel, Schweiz, den Kirchenstaat, die Türkei, Persien, Tunis, Fez, das alte Rom, Athen, Sparta, Venedig, Genua, Lucca, Nürnberg, Ragusa und schließlich Utopia. Sein Vorgehen war eher heuristisch, eine Gliederung des Stoffes fehlte noch. Methodisch strenger ging der Jesuit Giovanni Botero (1540-1617) vor, der als Sekretär im Dienst des Erzbischofs von Mailand Carlo Borromäus (1538-1584, wurde 1610 heiliggesprochen) stand. Botero gliederte in seinem Buch "Relazioni universal! divisi in quattro parti", das 1589 in Mailand erschien, die Staaten seiner Epoche streng nach Territorium, Verfassung und Religion. Dieses Buch erschien 1670 in lateinischer Ubersetzung in Helmstädt. Eine weitere Quelle, die die deutschen Universitätsstatistiker seit Conring nutzten, war die Buchsammlung "Respublicae Elzevirianae", benannt nach ihren Herausgebern, den Niederländern Abraham und Bonaventura Elzevir. In 36 Bänden, deren bedeutendste Beiträge von dem Direktor der Westindischen Handelsgesellschaft Jan de Laet (1590-1649) stammten, wurden für verschiedene Länder deren klimatische Besonderheiten, ihre Bodenbeschaffenheit, aber auch Sitten und Gebräuche, die Thronfolge und ähnliches beschrieben.
6
1. Kapitel:
Geschichte
W e i t e r e E i n f l ü s s e g i n g e n aus von den i n D e u t s c h l a n d e r s c h i e n e n e n Kosmographien, deren h e r a u s r a g e n d s t e d i e "Cosmographia u n i v e r s a lis"
von
Sebastian
Münster
(1489-1552)
ist,
die
1544
in
sechs
Bänden e r s c h i e n und 471 H o l z s c h n i t t e sowie 26 K a r t e n e n t h i e l t . E i n b l i c k e i n den A u f b a u , d i e V e r f a s s u n g und V e r w a l t u n g e i n e s a l s V o r b i l d g e d a c h t e n d e u t s c h e n S t a a t s w e s e n s g a b d a s Buch "Teutscher
Fürstenstaat"
von
Veit
Ludwig
von
Seckendorff
(1626-
1 6 9 2 ) , d a s 1656 e r s c h i e n . Sein Autor s c h r i e b a u s e i g e n e r p r a k t i s c h e r Anschauung a l s K a n z l e r d e s Herzogs E r n s t von G o t h a . Der e r s t e Vertreter der U n i v e r s i t ä t s s t a t i s t i k war ein Universaltalent. Hermann Conring wurde 1606 a l s neuntes Kind eines Predigers in Norden (Ostfriesland) geboren. 1 Der Großvater war seines Glaubens wegen aus Cönring in Holland geflohen. Conring überstand in seiner Kindheit eine Erkrankung an der Pest. Er studierte in Helmstädt, sodann in Leyden und e r h i e l t 1632 eine Professur für Philosophie an der Universität Helmstädt. Seiner Braut zu Gefallen erwarb er 1634 den Doktor der Medizin, 1636 auch den Doktor der Philosophie. Als Professor der Medizin war er zunächst Leibarzt der Königin Christine von Schweden. Zudem übte er mit der Lehrkanzel f ü r P o l i t i k an der Universität Helmstädt noch eine d r i t t e Professur aus. Als Leibarzt von König Karl Gustav von Schweden wurde er von diesem 1658 zum S t a a t s r a t ernannt. In der Jurisprudenz g i l t Conring a l s bedeutender Staatsrechtler und Rechtsgeschichtler. Seine f ü r die Univers i t ä t s s t a t i s t i k grundlegende "notitia rerum publicarum" konnte nach s e i nem Tod im Jahre 1681 von seinen Schülern e r s t 1730 aufgrund von Mitschriften zu einem Buch zusammengestellt und herausgegeben werden, denn Conring hatte s t e t s f r e i vorgetragen. Conring u n t e r g l i e d e r t e 2 s e i n e S t a a t e n k u n d e e n t s p r e c h e n d dem V o r b i l d der S c h o l a s t i k e r 1. nach G e b i e t und B e v ö l k e r u n g , 2. nach V e r f a s s u n g und V e r w a l t u n g , 3. nach den Z i e l e n d e s S t a a t e s und 4. nach F i n a n z e n , Heer und S e e s t r e i t k r ä f t e n . In s e i n e n S t a a t s b e s c h r e i b u n g e n v e r w e n d e t e er k e i n Z a h l e n m a t e r i a l . Die K r i t i k d e s e n g l i s c h e n M a t h e m a t i k e r s und S t a t i s t i k e r s K a r l P e a r s o n , d e r mit F e s t s t e l l u n g e n d e r A r t " . . . t h e o n l y f i g u r e s t o a p p e a r a r e t h e p a g e n u m b e r s . " 3 d i e s zum Anlaß nimmt, n i c h t 1
V g l . h i e r z u John
2
V g l . W e s t e r g a a r d [ 1 9 3 2 ] , S. Pearson [1978], S. 2.
3
[ 1 8 8 4 ] , S.
52. 7.
1. Kapitel: Geschichte
7
nur die Bedeutung Conrings sondern auch die der gesaraten deutschen Schule der Universitätsstatistik für die moderne Statistik in Frage zu stellen, ist aus der Perspektive der Wirtschaftsstatistik im Grunde ein Anachronismus. Erst um die Jahrhundertwende führte der Methodenstreit der Nationalökonomie in Deutschland, in dem sich Gustav von Schmoller (1838-1917) für einen Historismus und Carl Menger (1840-1921) für eine stärkere mathematische Durchdringung dieser Disziplin einsetzten, zu einer Entwicklung in der Richtung, für die sich Menger und seine Schüler stark machten. An deutschen Universitäten fand die Abspaltung wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten von den juristischen zum Teil erst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg statt. Es erscheint daher - auch unter Berücksichtigung starker nationaler Interessen am Erstgeburtsrecht der Statistik - nicht als fair, Vertreter früherer Jahrhunderte an der augenblicklichen Situation zu messen. Aber vielleicht gehen in England die Uhren anders. In der Blütezeit der Universitätsstatistik wurden an allen deutschen Universitäten Vorlesungen zur Staatenkunde im Stile Hermann Conrings gelesen.1 Die Vorlesungen, die Martin Schmeitzel (16791747) von 1723 bis 1731 in Jena und von 1731 bis zu seinem Tode in Halle hielt, benannte er bereits "Collegium politico-statisticum", so daß ihn mein Lehrer Günter Menges zutreffend als Namensgeber der Statistik bezeichnete.2 Die erste Statistikvorlesung in deutscher Sprache hielt dann Schmeitzels Schüler Gottfried Achenwall (1719-1772) an der Universität Göttingen. Sein Buch "Abriss der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten europäischen Reiche" erschien im Jahre 1749. Während Conring den klassischen Philosophen näher stand, berief sich Achenwall in der Betrachtung der "Staatsmerkwürdigkeiten" mehr auf die Historiker des Altertums und ihre mehr geographischen Beschreibungen. Weitere bedeutende Repräsentanten der Universitätsstatistik waren Schlözer (1735-1809) und Crome (1753-1833). Die "Theorie der Statistik" des Historikers August Ludwig von Schlözer er1 2
Vgl. John [1884], S. 7. Vgl. Menges [1972], S. 5.
8
1- Kapitel:
Geschichte
schien 1804 in Göttingen.1 Crome, Professor der Nationalökonomie und Statistik an der Universität Gießen, schrieb 1785 ein Buch "Über die Größe und Bevölkerung der sämtlichen europäischen Staaten", das bevölkerungsstatistische Daten und Maßzahlen enthielt. Er war ein Vertreter der sogenannten Tabellenstatistik, die beeinflußt wurde durch das Buch des dänischen Historikers und Philologen Anchersen (1700-1765) mit dem Titel "Descriptio statum cultiorium in tabulis", das 1741 erschien. Die Universitätsstatistik fand ihren Abschluß mit der Schrift des Heidelberger Professors Carl Knies aus dem Jahre 1850, in der dieser den Namen Statistik auf die Politische Arithmetik übertrug.
1.3.2.
POLITISCHE
ARITHMETIK
Im 17. Jahrhundert führte die wachsende Bedeutung der Weltmacht England zu einem raschen Anstieg der Bevölkerungszahl Londons. Die starke Zuwanderung in die Metropole, die beengte Wohnsituation innerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung, verbunden mit katastrophalen sanitären Verhältnissen und einer wahren Rattenplage, führten bald zu einer Serie von Epidemien. Seit 1592 wurden Sterbelisten (Bills of Mortality) der Stadt London geführt. Die folgende Tabelle enthält die Londoner Zahlen für die Pestjähre des Zeitraums von 1592 bis 1665: Jahr
Sterbefälle insgesamt
1592 1 593 1603
26 490 1 7 844 42 042
1625 1636 1665
An Pest Verstorbene in % aller absolut Sterbefälle
54 265
1 1 503 . 10. 662 36 .269 35. 417
43 60 86 65
23 359 97 306
10. 400 68. 596
45 70
Quelle: David [1962], S. 105. Diese Zahlen studierte ein Londoner Kaufmann mittels seiner im Beruf erworbenen Rechenfertigkeit eingehend.
1. Kapitel:
John Graunt1,
9
Geschichte
1620 i n London geboren, stanmte aus k l e i n b ü r g e r l i c h e n Ver-
h ä l t n i s s e n , erwarb s i c h a l s Kurzwarenhändler i n London e i n k l e i n e s Vermögen und e r r a n g i n d e r Londoner Bürgermiliz s c h l i e ß l i c h den Rang e i n e s Hauptmanns. 1661 p u b l i z i e r t e e r s e i n Buch "Natural and P o l i t i c a l Observ a t i o n s on t h e B i l l s of M o r t a l i t y " , d a s e r am 5. Februar 1662 i n 50 Kop i e n d e r neugegründeten Royal S o c i e t y e i n r e i c h t e . König Karl I I .
(1660-
1685) g e f i e l Graunts Studie und e r empfahl s e i n e Aufnahme a l s M i t g l i e d der Royal Society m i t der Bemerkung, wenn s i e mehr s o l c h e r K a u f l e u t e f ä n d e n , so s o l l t e n s i e d i e s e ohne Getue i n s e i n e S o c i e t y aufnehmen. Der Konmission d e r Royal S o c i e t y , d i e d i e Aufnahme Graunts ü b e r p r ü f e n und s e i n Buch b e u r t e i l e n s o l l t e und dem Wunsch des Königs e n t s p r a c h , g e h ö r t e S i r William P e t t y an. In seinem Buch b e f a ß t e s i c h Graunt überwiegend mit s t a t i s t i s c h e n V e r h ä l t n i s z a h l e n , aus denen e r w e i t r e i c h e n d e Schlußfolgerungen zog. So b e z e i c h n e t e e r das Jahr 1603 a l s b i s dahin s c h l i m n s t e s P e s t j ä h r , weil d e r A n t e i l d e r an Pest Verstorbenen an der Gesamtzahl der S t e r b e f ä l l e mit 86% am g r ö ß t e n in a l l e n P e s t j ä h r e n war. Das J a h r 1665 mit 68.596 an P e s t Verstorbenen s o l l t e jedoch das a b s o l u t schliimiste und l e t z t e P e s t j a h r Londons werden. In dem Großbrand von London im J a h r e 1666, i n dem 13.200 Häuser n i e d e r b r a n n t e n , v e r l o r auch Graunt mehrere Häuser und seinen gesamten B e s i t z . Graunt s t a r b verarmt im J a h r e 1674. Graunt erkannte, die
daß i n f o l g e d e r
starken
Zuwanderung i n
London
Zahl der T o d e s f ä l l e w e i t über der Anzahl der Taufen
Dies lag e i n e r s e i t s viele
Familien keine
daran,
daß s i c h b e i d e r v e r b r e i t e t e n
Taufen l e i s t e n
konnten.
den nur d i e T a u f e n d e r a n g l i k a n i s c h e n der Getauften aufgrund seiner
als
Mädchen g e b o r e n w e r d e n .
von
14:13.
kerungszahl
der Geborenen
Daten),
Er r e g i s t r i e r t e
ü b e r d i e Anzahl der Taufen auf
wonach mehr ein
400.000
(eigentKnaben
Taufverhältnis
E r kam m i t e i n e r
rd.
wur-
registriert.
Beachtung f a n d auch d e r Versuch G r a u n t s , L o n d o n s zu s c h ä t z e n .
Armut
Andererseits
Kirche
Graunt bemerkte auch d i e S e x u a l p r o p o r t i o n lich
lag.
die
Bevöl-
Hochrechnung
Personen.
G r a u n t s d e m o g r a p h i s c h e S t u d i e n b i l d e n den S t a r t p u n k t e i n e r wicklung s t a t i s t i s c h e r Arithmetik zialer
Methoden,
den A n s p r u c h v e r t r a t ,
und w i r t s c h a f t l i c h e r
d i e u n t e r dem Namen
aufgrund der Beobachtung
P h ä n o m e n e und m i t t e l s
tung der Daten E n t s c h e i d u n g s h i l f e n Politik 1
zu
für die
der
Ent-
Politische so-
Auswer-
praktizierende
liefern.
V g l . John [1884], S. 161-174, W e s t e r g a a r d [1932], S. 1 6 - 3 1 , D a v i d [ 1 9 6 2 ] , S. 100-108 und P e a r s o n [ 1 9 7 8 ] , S. 1 0 - 4 9 .
1. Kapitel:
10
Geschichte
E i n e r der prominentesten V e r t r e t e r der P o l i t i s c h e n war S i r W i l l i a m P e t t y . Royal S o c i e t y b e i , stätigung
Er t r u g im J a h r e
Arithmetik
1660 zur Gründung d e r
d i e zwei J a h r e s p ä t e r i h r e k ö n i g l i c h e
Be-
erhielt.
William Petty (1623-1687) 1 , Seta eines einfachen Kleiderhändlers, war überaus sprachbegabt und begab sich a l s fünfzehnjähriger Matrose mit Lateinund Griechischkenntnissen nach Frankreich, wo er sich mit der Navigation vertraut machte. Von 1643 b i s 1648 studierte er in Holland und später in P a r i s Anatomie, erwarb 1649 in Oxford den Doktorgrad und verursachte bet r ä c h t l i c h e s Aufsehen a l s praktizierender Anatom, a l s es ihm im Jahre 1650 gelang, eine Kindsmörderin namens Anne Green, deren Exekution in Oxford mißglückte, wiederzubeleben. Daraufhin e r h i e l t er im folgenden Jahr eine Professur der Anatomie und auf Betreiben Graunts zugleich eine Professur für Musik. Petty zog es jedoch vor, a l s Generalarzt der Armee in Irland sein Glück zu machen. Als Sekretär des Sohnes von Oliver Cromwell gelang e s ihm, den Regierungsauftrag zur Vermessung Irlands zu erhalten. Es s o l l t e n nämlich die eingezogenen Güter der Rebellen gegen die englische Herrschaft zur Entlohnung der Besatzimgssoldaten verwandet Verden. Da er a l s Vermessungshonorar einen Penny pro Acre e r h i e l t , konnte e r alsbald aufgrund seines Anspruchs in Höhe von rd. 18.000 Pfund riesigen Landbes i t z in Irland erwerben. Allein die j ä h r l i c h e Rendite entsprach dabei dem Doppelten des Kaufpreises. Seinen neuervorbenen Reichtum verwandte er in London zum Erwsrb eines Adelssitzes. Petty gelang es sogar, nach der Rückkehr von Karl I I . nicht nur mit diesem seinen Frieden zu machen, sondern zudem im Jahre 1661 von Karl I I . in den Adelsstand erheben zu werden. Der Enkel Pettys wurde sogar Earl of Kerry. Pettys Hauptwerk " P o l i t i c a l Arithmetic" wurde e r s t 1689 posthum p u b l i z i e r t . In s e i n e r
"Political
Arithmetic"
versucht Petty,
Glanz und
Größe d e r Weltmacht E n g l a n d mit Z a h l e n a n g a b e n zu b e l e g e n . Man kann s e i n Werk a l s d a s e i n e s f r ü h e n Nationalökonomen m i t trächtlichen Graunt,
p o l i t i s c h e n Ambitionen würdigen im V e r g l e i c h
der eher a l s e n g a g i e r t e r
einzuordnen i s t . man d e u t l i c h
zu
Bevölkerungswissenschaftler
An d e r E i n s t e l l u n g
den U n t e r s c h i e d :
be-
zur Größe Londons
Während Graunt a u s d e r
erkennt Perspek-
t i v e d e r G e s u n d h e i t d e r B e v ö l k e r u n g i n einem zu g r o ß e n London e i n e Gefahr sah, aus m i l i t ä r i s c h e r 1
b e f ü r w o r t e t e P e t t y das Wachstum d e r und a d m i n i s t r a t i v e r
Großstadt
Sicht.
V g l . John [ 1 8 8 4 ] , S . 178-191, Westergaard und P e a r s o n [ 1 9 7 8 ] , S . 4 9 - 5 9 .
[1932],
S.
28-31
1. Kapitel:
Schon Graunt e n t w i c k e l t e Berechnungen,
die als Vorstufe
A u f s t e l l u n g von S t e r b e t a f e l n angesehen werden können. Berechnungen war k e i n E r f o l g b e s c h i e d e n , Londoner T o t e n s c h e i n e hielten, tafel
das A l t e r
zum anderen e r f o r d e r t e
Berechnungen,
zum e i n e n ,
Sterbe-
das V e r d i e n s t
zweier
einer
Kenntnisse
gen S t e r b e t a f e l
Halley
die
ent-
Die Entwicklung der e r s t e n
lieferte
weil
der V e r s t o r b e n e n n i c h t
d i e Graunts a r i t h m e t i s c h e
Kaspar Neumann, d e r e r s t e
zur
Graunts
die Realisierung
weitem ü b e r s t i e g e n . ist
11
Geschichte
bei
leistungsfähi-
Wissenschaftler:
deutsche P o l i t i s c h e
Arithmetiker,
d i e Daten und d e r Astronom und M a t h e m a t i k e r Edmund
f ü h r t e d i e Berechnungen
durch.
Kaspar Neumann (1648-1715)1 studierte Theologie, Mathematik und Philosophie, e r h i e l t 1670 den Grad eines Magisters der Philosophie, wurde 1678 Diakon und 1689 Pastor der Gemeinde Maria Magdalena in Breslau. 1697 wurde er Inspektor der Breslauer Kirchen. Er komponierte z a h l r e i che Kirchenlieder und gab 1703 ein Schlesisches Kirchengesangbuch mit 513 Liedern heraus. Seine Predigten, die gut besucht waren, wurden in einem Sammelband herausgegeben. Im G e g e n s a t z
zu den a u f s t r e b e n d e n G r o ß s t ä d t e n m i t
t e n d e n Zuzug w i e s B r e s l a u e i n e dem wurden i n B r e s l a u b e r e i t s Geschlecht
der V e r s t o r b e n e n ,
stationäre seit
dem Jahre
1585 A l t e r
Jahr und Monat d e s Todes
Neumann e r k a n n t e d i e Bedeutung d e r B r e s l a u e r
d i e Daten f ü r d i e
d e r Londoner R o y a l S o c i e t y
fünf
anhal-
Jahre von 1687 b i s
Zu-
und
erfaßt.
Daten und s a n d t e
auf A n r a t e n von G o t t f r i e d W i l h e l m von L e i b n i z m i t den M i t g l i e d e r n
ihrem
Bevölkerung auf.
(1646-1716),
der
korrespondierte,
1691 an d i e
Royal
Society. Edmund H a l l e y , hielt,
M i t g l i e d der Royal S o c i e t y ,
machte s i c h u n v e r z ü g l i c h
Edmund Halley
an d e r e n
d e r d i e s e Daten
er-
Auswertung.
(1656-1742) studierte in Oxford, wo er zum Freundeskreis um
Isaac Newton (1643-1727) gehörte und astronomische Unter suchungen durchführte. Ohne Studienabschluß r e i s t e er nach St. Helena, um eine Katalogisierung des südlichen Sternenhimmels vorzunehmen. Dies geschah nach dem Vorbild Tycho Brahes (1546-1601), des Lehrers von Johannes Kepler (15711630), der b e r e i t s die Daten des nördlichen Sternenhimmels gesammelt hatte. 1
Vgl.
John
[1884],
S.
193-209 und P e a r s o n
[1978],
S.
74-99.
12
l- Kapitel: Geschichte
In Würdigung seiner Verdienste veranlaßte König Karl I I . a l s Förderer der Wissenschaften, daß Halley nach seiner Rückkehr den Grad des Masters of Art der Universität Oxford e r h i e l t . Halley wurde dort 1703 Geometrieprofessor und 1713 avancierte e r zum Sekretär der Royal Society. Zu seinen Verdiensten zählt, daß er zuerst erkannte, daß einige Kaneten um die Erde e i n e Umlaufbahn beschreiben. Für den nach ihm benannten Kometen, den vor kurzem die Raumfähre Giotto besuchte, prognostizierte e r zutreffend die Wiederkehr im Jahre 1757, die er nicht mehr e r l e b t e . Bereits lizierte
im J a h r e
1691,
a l s e r d i e B r e s l a u e r Daten e r h i e l t ,
Halley e i n e Stellungnahme
Daten a u s w e r t e t e .
zur M o r t a l i t ä t ,
Seine Publikation
"Estimate of the
o f m o r t a l i t y o f mankind" aus dem J a h r e ihm e n t w i c k e l t e
Sterbetafel,
die
pub-
diese
degrees
1696 e n t h ä l t d i e von
die Vorbild zahlreicher
Nachah-
mungen wurde. D i e L i s t e von H a l l e y z e i g t d i e V e r t e i l u n g e i n e r P o p u l a t i o n von 3 4 . 0 0 0 Lebenden a u f d i e A l t e r s k l a s s e n von 1 b i s 1.
Jahr
2.
Jahr
855 Lebende
3.
Jahr
798 Lebende
82.
Jahr
28 Lebende
83.
Jahr
23 Lebende
84.
Jahr
20 Lebende
insgesamt Daraus l ä ß t keit
1.000
34.000
s i c h berechnen z . B .
Lebende
Lebende
die
Uberlebenswahrscheinlich-
f ü r e i n Kind im 1. L e b e n s j a h r a l s 8 5 5 / 1 . 0 0 0
d i e komplementäre S t e r b e w a h r s c h e i n l i c h k e i t usw. b i s 3/23
84:
zur S t e r b e w a h r s c h e i n l i c h k e i t
als
= 85,5%,
145/1.000
eines 83-jährigen
= 14,5% als
^ 13%.
D i e s e Berechnungen waren von e n t s c h e i d e n d e r Bedeutung f ü r Versicherungswesen. 1
bzw.
In den N i e d e r l a n d e n
1
waren A n l e i h e n
das
ver-
V g l . S t u a r t [ 1 9 1 8 ] , S . 4 2 9 - 4 4 4 , Pearson [ 1 9 7 8 ] , S. 100, Cantor [ 1 8 9 8 ] , S . 4 2 , W e s t e r g a a r d [1 9 3 2 ] , S . 63 und John [ 1 8 8 4 ] , S . 2 2 9 .
1. Kapitel:
Geschichte
13
breitet, mit denen jährliche Auszahlungen (Annuitäten) verbunden waren, die mit dem Tod des Geldgebers ihr Ende fanden. Schon Christian Huyghens (1629-1695) befaßte sich 1669 mit der Berechnung von Lebenserwartungen, desgleichen Jan de Witt (1625-1672) im Jahre 1671 in seiner Schrift"Waerdye van lyfrenten nar proportie van los-renten" (Wert von Leibrenten im Verhältnis zu gewöhnlichen Renten). Willem Kersseboom (1691-1771) erarbeitete die erste niederländische Sterbetafel aus der Liste der verstorbenen Geldgeber, die schon Witts Berechnungen zugrundelag. In Frankreich wurde im Jahre 1746 die erste Sterbetafel von Deparcieux, der 9320 Sterbefälle auswertete, der Academie des Sciences eingereicht.1 Die nächste Sterbetafel stammt von Dupre de Saint Maur aus dem Jahre 1749 und galt als zuverlässiger. Eine dritte geht auf Montoyon und das Jahr 1778 zurück und entsprach einer Auswertung von 50.567 Sterbefällen. Eine vierte von Duvillard aus dem Jahre 1805 berücksichtigte bereits 101.542 Sterbefälle. In Deutschland erwarb sich im 18. Jahrhundert ein weiterer Theologe Ansehen als Politischer Arithmetiker. Johann Peter Süßmilch (1707-1767)' studierte Jura, Theologie, Medizin und Mathematik in Berlin und Jena. 1736 wurde er Kaplan des Regiments von Feldmarschall von Kalkstein. Sein Buch "Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen" erschien 1741 in Berlin. Im Jahr darauf wird er Konsistorialrat in Berlin, 1745 wird er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Als Oberkonsistorialrat (seit 1750) überwacht er die Registrierung von Geburten, Heiraten und Todesfällen in der Mark Brandenburg. Süßmilch ermittelte, daß die Anzahl der Geburten die der Sterbefälle übertraf (und zwar um ein 1,35-faches in der Mark Brandenburg) . Er beschäftigte sich eingehend mit der Nettoreproduktion der Bevölkerung im Sinne des Bibelwortes "Seid fruchtbar und vermehrt euch" und führte demographische Studien im Stile Graunts durch. 1
Vgl. Faure [1918], S. 217-329.
2
Vgl. John [1884], S. 241-273 und Pearson [1978], S. 304.
1. Kapitel: Geschichte
14
1.5.3.
WAHRSCHEINLICHKEITSRECHNUNG
Die Geschichte der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist vergleichsweise gut dokumentiert, 1 so daß hier nur einige entscheidende Stationen der Entwicklung erwähnt werden sollen. Im Jahre 1654 wurde der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) von dem Glücksritter Chevalier de Mer£ gebeten, die gerechte Verteilung des Spieleinsatzes in einem Glücksspiel mit dem Namen balla zu bestimmen. Pascal korrespondierte daraufhin mit einem Freund seines Vaters, dem Mathematiker Pierre de Fermat (1601-1665), der ihm die Lösung des Problems mitteilte. Der hiermit beginnende Schriftwechsel der beiden war ein bedeutender Impuls für die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Von der Betrachtung einzelner Probleme ging der zuvor erwähnte Physiker und Mathematiker christian Huyghens zum Aufbau eines universellen Konzepts der Wahrscheinlichkeitsrechnung über, nachdem er im Jahre 1655 während eines Frankreichaufenthalts Kontakt zu französischen Mathematikern aufgenommen hatte. Sein Lehrer Francis van Schooten veröffentlichte 1657 den Beitrag von Huyghens "De Ratiociniis in Alea Ludo" als fünften Band seiner "Exercitationes mathematicae". Die Betrachtungen von Huyghens fanden expliziten Eingang als Wiederabdruck in die "Ars conjectandi" von Jakob Bernoulli
(1654-1705), die 1713
posthum von dessen Neffen Nikolaus Bernoulli
(1687-1759) ver-
öffentlicht wurde. Bereits Nikolaus Bernoulli stellte Überlegungen an, wie die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die sich zuvor ausschließlich auf Glücksspielsituationen bezog, auf praktische und ökonomische Probleme angewendet werden könnte. Abraham De Moivre
( 1 667-1 754) 2 , dessen "Doctrine of Chances"
aus dem Jahre 1718, von Huyghens stark beeinflußt, als Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrechnung weite Verbreitung fand, beschäftigte sich intensiv mit der Berechnung von Lebensver1
Vgl. Cantor [1898], Cantor [1907], David [1962], King und Read [1963] und Pearson [1978].
2
Vgl. Pearson [1978], S. 141-146, David [1962], S. 161-178.
1. Kapitel:
Sicherungen.
Seine
"Annuities
upon l i v e s "
15
Geschichte
erschienen
im J a h r e
1725. Als ausgewanderter Hugenotte und Freund Newtons l e b t e De Moivre im e n g l i schen E x i l davon, daß e r i n s e i n e r Londoner Stammkneipe Glücksspielern i h r e Chancen e r r e c h n e t e und den an Lebensversicherungen
interessierten
P a r t e i e n den Wert d i e s e r Versicherungen e r m i t t e l t e . Von Newton wird b e r i c h t e t , daß e r , wenn ihn jemand mit einem mathematischen Problem b e l ä s t i g t e , zu sagen p f l e g t e :
"Go t o Mr De Moivre. He knows t h e s e things
b e t t e r than I d o . " Zu den b e d e u t e n d s t e n nung z ä h l e n die
der e n g l i s c h e
Franzosen
Rond
d'Al
und
Pierre
Vertretern de
(1 7 1 7 - 1 7 8 3 ) ,
Simon
Mathematiker
Reverend
Pierre-Remond
embert
de
Carl
der
WahrscheinlichkeitsrechThomas de
Aus d e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g gangen werden k a n n .
hen.
ausgingen,
Die Impulse,
S i e haben
prägt,
nicht
entwickelte
eingeBetrach-
schwer
stärkeren
für
den
Sta-
nachvollzie-
Akzeptanz
ge-
statisti-
naturwissenschaftlichen
STATISTIK
der europäischen
nationalen
[1763],
allmählich
auf die p r a k t i s c h e
im Grunde n u r
i n Form e i n e r
B e h ö r d e wurde im J a h r e
Bayes
deutsche
wurden.
kommission g e g r ü n d e t .
1
sich
d i e von t h e o r e t i s c h e n
amtlichen
s i c h m i t dem A u f b a u d e r N a t i o n a l s t a a t e n .
gründeten
der
STATISTIK
1.5.4.1. NATIONALE Die G e s c h i c h t e
sich
die ursprünglich
entwickelt
1.5.4. AMTLICHE
wie
j e d o c h auch d e r e n D e n k k a t e g o r i e n maßgebend
zuletzt
s c h e r Methoden, Bereich
lassen
ebenso
auf die h i e r n i c h t weiter
tungen der W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g tistik
le
(1777-1855).
Gauß
Statistik,
Jean
(1743-1794)
Condorcet
(1749-1827)
Laplace
Friedrich
die mathematische
(1678-1719),
Montmort
Antoine
(1702-1761)1,
Bayes
s.a.
1796
in
entfaltet statistische
Schweden d i e K ö n i g l i c h e
Vorrangige
Aufgaben d e r
statistischen Menges
Statistik Als e r s t e
[1982],
Behörden S.
11.
Tabell-
in der F o l g e
i n E u r o p a war
gedie
16
1. Kapitel: Geschichte
Durchführung von Volkszählungen.1 Unter den Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaften kann Dänemark für sich beanspruchen, mit dem Dänisch-Norwegischen Tabulating Office aus dem Jahre 1797 das älteste statistische Amt aufweisen zu können. Es hatte in einer Tabulating Commission (1834), in einem Statistical Bureau (1850) und im Statistical Department (1913) seine legitimen Nachfolger. In Frankreich ordnete Lucien Bonaparte (Bruder Napoleons) als Innenminister am 16.3.1800 eine Volkszählung an und begründete im gleichen Jahr das Bureau de Statistique. Er befahl zugleich, ihm die Ergebnisse der Volkszählung binnen zweier Monate auf den Tisch zu legen. Als nach zwei Jahren feststand, daß Frankreich rund 27 Millionen Einwohner aufwies, war er schon nicht mehr im Amt. Laplace (in seiner "Th£orie Analytique des Probabilit^s" aus dem Jahre 1812) schätzte dagegen die französische Bevölkerung auf 28.352.845 Personen und bezifferte den Schätzfehler mit weniger als einer halben Million, ohne sich überhaupt auf ein bestimmtes Jahr festzulegen. In Belgien wurde auf Anregung des Statistikers Lambert Adolphe Jacob Quetelet (1796-1874), der durch sein Buch "Physique sociale" großen Einfluß auf das Denken seiner Zeitgenossen ausüben sollte, am 1.1.1830 ein Zensus durchgeführt. Nach der Septemberrevolution von 1830 wurde Belgien am 4.10.1830 unabhängig, Prinz Leopold von Sachsen-Coburg wurde 1831 zum belgischen König gewählt und im gleichen Jahr wurde ein Allgemeines Statistisches Bureau begründet, das dem Innenministerium zugeorddet wurde. Von 1841 bis 1874 war Quetelet Präsident der Statistischen Zentralkommission. Heute ist das Institut National de la Statistique in Brüssel dem Ministöre des Affaires Economiques angegliedert. Das erste statistische Amt auf deutschem Boden wurde 1805 in Preußen gegründet. Die anderen Territorialstaaten folgten diesem Beispiel (so z.B. Bayern 1808 und Württemberg 1820). Mit der Gründung des Deutschen Zollvereins im Jahre 1833 entstand die Notwendigkeit gemeinsamer statistischer Untersuchungen 1
Vgl. hierzu Koren [1918] und Menges [1972], S. 3.
1. Kapitel: Geschichte
17
der deutschen Territorien, die dem Deutschen Bund bis 1866 angehörten. Im Jahre 1834 wurde das Zentralbureau des Deutschen Zollvereins gegründet. Neben Verwaltungsaufgaben und der Erfassung der Zolleinnahmen waren Volkszählungen erforderlich, um die gemeinsamen Einnahmen entsprechend der Bevölkerungszahlen der deutschen Territorien aufzuteilen. So fanden von 1834 bis 1867 alle drei Jahre Volkszählungen statt. 1846 und 1861 wurden zusätzlich die Beschäftigten
ermittelt.
1866 wurde der Deutsche Bund aufgelöst und auf Betreiben Preussens der Norddeutsche Bund begründet, in dem das Zentralbureau des Zollvereins fortgeführt wurde. Mit dem 31. März 1871 stellte das Zentralbureau des Zollvereins seine Tätigkeit ein. Eine bereits am 20. Dezember 1869 beauftragte Kommission, der der Statistiker Georg
von Mayr
(1841-1925) angehörte, prüfte
die Möglichkeiten gemeinsamer statistischer Aktivitäten und empfahl die Bildung eines Kaiserlichen Statistischen Reichsamts, das am 21. Juli 1872 seine Arbeit aufnahm. Das Amt, das anfangs aus einem Direktor, zwei hauptberuflichen
statistischen
Assistenten und acht Büroangestellten bestand, wies bei Aus-
"
bruch des 1. Weltkriegs bereits rd. 800 Beschäftigte auf. Nach dem Ende der Monarchie wurde es im Jahre 1919 in Statistisches Reichsamt umbenannt und beendete 1945 seine Aktivitäten. Einer seiner bedeutendsten Präsidenten war der Nationalökonom Professor Dr. Ernst
Wagemann,
der 1924 sein Amt antrat. Bis zum
Jahre 1932 war der Mitarbeiterbestand auf rd. 1900 Personen angewachsen . Nach dem 2. Weltkrieg entstanden in den vier Besatzungszonen der Siegermächte Statistische Ämter. Rolf Wagenführ leitete das Statistische Amt der britischen Zone in Minden. Mit dem Zusammenschluß der britischen mit der amerikanischen Zone zur Bizone im Dezember 1946 wurde ein gemeinsames
Statistisches
Amt gebildet. Daraus entwickelte sich das Statistische Amt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes unter Einschluß der französischen Zone, dessen Leiter Gerhard 1
Vgl. hierzu Fürst
[1972],
Fürst1
wurde. Mit der Verab-
1. Kapitel: Geschichte
18
schiedung des Grundgesetzes im Jahre 1949 entstand das Statistische Bundesamt, dessen Präsident Gerhard Fürst wurde, der das Amt bis 1964 leitete. In den Niederlanden wurde nach verschiedenen Vorläufern(es wurde ein Statistisches Büro im Innenministerium errichtet im Jahre 1826) das Central Bureau of Statistics (CBS) im Jahre 1899 gegründet . Statistische Ämter besitzen seit 1870 Spanien, seit 1879 die Türkei und seit 1900 Luxemburg. Italien besitzt seit 1926 das Istituto Centrale die Statistica (ICS), dessen Vorläufer ein zentraler statistischer Dienst war, der 1861 begründet wurde. In England wurde erst im Jahre 1941 das Central Statistical Office (CSO) gegründet. Ein im Jahre 1832 am Board of Trade eingerichtetes Statistical Department gilt als die erste Institution, die sich in England von Amts wegen überhaupt mit Statistik befaßte. 1946 wurde in Frankreich das Institut national de la statistique et des Stüdes ^conomiques (insee) geschaffen als Generaldirektion des Wirtschafts- und Finanzministeriums.
1.3.4.2·
INTERNATIONALE
STATISTIK
Bereits im 19. Jahrhundert erkannten Statistiker aus verschiedenen europäischen Ländern, die mit dem Auf- und Ausbau der nationalen Statistiken betraut waren, daß durch einen Gedankenaustausch über die Grenzen hinweg Anregungen zur Lösung eigener und gemeinsamer Probleme gefunden werden könnten. Gewissermaßen auf privater Basis trafen sich amtliche Statistiker und Universitätsstatistiker auf neun Internationalen Kongressen, die von 1853 bis 1876 stattfanden, nämlich in1 Brüssel Paris Wien London Berlin 1
1853 1855 1857 1860
1863
Vgl. Koren [1918], S. 47.
Florenz Den Haag St. Petersburg Budapest
1867 1869 1872 1876 .
19
1. Kapitel: Geschichte
Auf Anregung von Professor Neuman-Spallart ge Internationale Statistische Institut
wurde das unabhängi-
(ISI) im Jahre 1885 mit
Sitz in Den Haag gegründet. Neben der Organisation von Tagungen alle zwei Jahre war seine Hauptaufgabe, die nationalen statistischen Aktivitäten zu koordinieren. Seine einzige Tagung auf deutschem Boden fand 1893 in Berlin im Reichstagsgebäude statt. Einer seiner Präsidenten war der deutsche Statistiker
Friedrich
Zahn .
Nach dem 1. Weltkrieg gingen internationale statistische Impulse vom Völkerbund aus. Er regte Volkszählungen im Abstand von fünf Jahren an. An seine Stelle traten nach dem 2. Weltkrieg die Vereinten Nationen (UN)1 mit Sitz in New York seit 1945. Die Organization for Economic Cooperation and Development
(OECD) ist seit 1961
die Nachfolgeorganisation der 1948 gegründeten OEEC mit Sitz in Paris. Zahlreiche internationale statistische Untersuchungen über die ökonomische und soziale Situation in den Mitgliedsländern wurden seither von der OECD durchgeführt. Im Jahre 1953 wurde für die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) die Hilfsabteilung Statistik gegründet, deren Leiter Rolf Wagenführ wurde. Aus ihr entstand im Jahre 1958 das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften
(SAEG), des-
sen erster Direktor Wagenführ wurde, mit Direktionen für Allgemeine Statistik, Energiestatistik, Handels- und Verkehrsstatistik und Spezialabteilungen für Industrie- und Handelsstatistik, Sozialstatistik und Agrarstatistik. Professor Dr. Rolf
Wagenführ
(1905-1975) war zugleich der Begründer des Instituts für international vergleichende Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität Heidelberg, das nach seinem Tod von Professor Dr. Günter Menges
(1929-1983) fortgeführt wurde. Das Zusammenarbeiten
dieser hochrangigen Wirtschaftsstatistiker führte zur Herausbildung einer "Heidelberger Schule", die das Gedankengut der "Frankfurter Schule" fortentwickelte unter stärkerer Einbeziehung ökonometrischer Erkenntnisse und unter Einsatz von Methoden der angewandten Informatik. 1
Vgl. Wagenführ
[1959], S. 15.
2. Kapitel Organisation der amtlichen Statistik Schon in der historischen Betrachtung der amtlichen Statistik im 1. Kapitel waren Unterschiede in der Organisation festzustellen. Wir wollen in diesem Kapitel einige organisatorische Probleme genauer betrachten. Die Organisationsstruktur der amtlichen Statistik basiert im Grunde auf zwei Prinzipien, der fachlichen und der regionalen Zentralisation
(bzw. Dezentralisation). Die fachliche Zentra-
lisation bedeutet, daß gemeinsame statistische Aufgaben aus dem Zuständigkeitsbereich von Ministerien und Verwaltungen herausgelöste werden (Auslösung). Der Vorteil einer ausgelösten Statistik ist einmal darin zu sehen, daß Mehrfacharbeit in verschiedenen Ministerien bzw. Behörden vermieden wird. So wäre es wenig sinnvoll, wenn beispielsweise unabhängig voneinander Arbeitsstättenzählungen durchgeführt würden von Agrar-, Wirtschafts-, Familien-, Arbeits-, Sozial- und anderen Ministerien. Zum anderen wäre es für den Datenkonsumenten recht unbequem, wenn er auf der Suche nach publizierten Daten sich an alle diese Stellen wenden müßte. Die amtliche Statistik in der Bundesrepublik Deutschland ist Beispiel einer ausgelösten Statistik, während in anderen Ländern
(z.B. Frankreich, England
und USA) statistische Arbeiten der amtlichen Statistik zum Teil noch einzelnen Fachministerien vorbehalten sind. Das Prinzip der regionalen Dezentralisation kommt dem föderativen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland entgegen. Das Statistische Bundesamt mit Sitz in Wiesbaden wird von den Statistischen Landesämtern der elf Bundesländer bei der Durchführung von Bundesstatistiken unterstützt, d.h. für die meisten Statistiken übernehmen die Statistischen Landesämter die Erhebung und Aufbereitung und leiten die Ergebnisse an das Statistische Bundesamt weiter. Es gibt jedoch einige zentrale Sta-
2. Kapitel: Organisation der amtlichen Statistik
21
tistiken, für die das Statistische Bundesamt auch für Erhebung und Aufbereitung zuständig ist, zum Teil in Tradition des Statistischen Reichsamts, zum Teil aufgrund größerer Fachkompetenz (z.B. für die methodisch anspruchsvolle Repräsentativstatistik). Zu nennen sind hier die Außenhandelsstatistik, die Kostenstrukturstatistik, die Einkommens- und Verbrauchsstichproben, die Großhandelsstatistik u.a.m.1 Neben dem Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern sind die kommunalstatistischen Ämter Träger der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland. Berücksichtigt man, daß in der Bundesrepublik Deutschland einige Statistiken nicht zur Kompetenz des Statistischen Bundesamts gehören (so z.B. die der Deutschen Bundesbank, der Arbeitsverwaltungen sowie einige Verkehrs- und Landwirtschaftsstatistiken), so ist klar, daß beide Prinzipien in der Bundesrepublik nicht in Reinform realisiert werden. Trotzdem kann die bundesrepublikanische amtliche Statistik als ein Paradebeispiel einer zugleich ausgelösten und regional dezentralisierten Statistik angesehen werden. Das Statistische Bundesamt ist als selbständige Bundesoberbehörde nur der Dienstaufsieht des Bundesministers des Inneren unterstellt, unterstützt jedoch in der fachlichen statistischen Arbeit die zuständigen Ministerien, wobei es in der Auswahl der wissenschaftlichen Methoden weisungsfrei ist. Die Hauptaufgabe des Statistischen Bundesamtes ist die Erstellung eines leistungsfähigen statistischen Programms, das alle Sachgebiete umfaßt, sowie dessen Durchführung. Die Beratung dieses Programms obliegt dem Statistischen Beirat, der über 23 Fachausschüsse und Arbeitskreise verfügt.2 Im Statistischen Beirat findet man Vertreter der gewerblichen Wirtschaft, der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, der Landwirtschaftsverbände ebenso wie der wirtschaftswissenschaftlichen Institute und Hochschulen. Es sind also gewissermaßen die Repräsentanten der Datenkonsumenten, die auf diese Weise Einfluß auf die Datenproduktion nehmen können. 1
Vgl. Statistisches Bundesamt [1988A],S. 16.
2
Vgl. Litz und Lipowatz [1986], S. 90-92.
22
2. Kapitel: Organisation der amtlichen Statistik
Über die Erstellung von Statistiken für Bundeszwecke hinaus gehört es zu den erklärten Aufgaben des Statistischen Bundesamtes, in Zusammenarbeit mit anderen Staaten, den Europäischen Gemeinschaften und internationalen Organisationen internationale Statistiken zu erstellen bzw. diese für bundesrepublikanische Datenkonsumenten auszuwerten. Das Statistische Bundesamt wies im Jahre 19801 einen Mitarbeiterbestand von 2.658 Personen auf, wobei der höhere Dienst (Akademiker) einen Anteil von 11% aufwies. Im Vergleich dazu verfügten die Statistischen Landesämter insgesamt über einen Mitarbeiterbestand von rd. 6.000 Personen. Auch in den einzelnen Landesämtern ist ungefähr jeder 10. Beschäftigte ein Akademiker . Dem Statistischen Beirat ist in Frankreich2 vergleichbar der Conseil national de la statistique (CNS), der 1972 gegründet wurde. Er erstellt das statistische Arbeitsprogramm für das insee, das im Jahre 1979 rd. 7.000 Mitarbeiter hatte, von denen rd. 1 .000 als Führungskräfte klassifiziert wurden (Absolventen der Elite-Hochschulen bzw. Universitäten). In Frankreich finden wir ein System regionaler Zentralisation vor, das von dem Verwaltungsschwerpunkt Paris beherrscht wird, dem 22 Regionaldirektionen unterstellt sind. In den Niederlanden übt die im Jahre 1892 gegründete Central Commission for Statistics (CCS) eine Funktion aus, die ebenfalls unserem Statistischen Beirat entspricht, d.h. sie kontrolliert das Central Bureau of Statistics (CBS) und übt beratende Funktion für die Regierung aus. Das CBS hatte im Jahr 19813 einen Mitarbeiterbestand von rd. 3.300 Beschäftigten, wobei der Anteil der Beschäftigten mit dem höchsten Ausbildungsstand bei 8% lag. Das CBS untersteht verwaltungsmäßig dem Wirtschaftsministerium. Die niederländische amtliche Statistik kann gleichwohl als ausgelöste Statistik angesehen werden. Darüberhinaus spielen in den Niederlanden Planungsämter eine entscheidende Rolle, z.B. seit 1949 das Central Plan Bureau (CPB) zur 1 2 3
Vgl. Litz und Lipowatz [1986], S. 107. Vgl. Litz und Lipowatz [1986], S. 183-194. Vgl. Litz und Lipowatz [1986], S. 164.
2. Kapitel: Organisation der amtlichen Statistik
23
Wirtschaftslenkung, dessen erster Direktor der ökonometriker Jan
Tinbergen
war.
In der Bundesrepublik Deutschland erhält man einen Einblick in die Arbeit des Statistischen Bundesamts durch die Fachserien, die nach 19 großen Sachgebieten gegliedert sind: 1. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 2. Unternehmen und Arbeitsstätten 3. Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 4. Produzierendes Gewerbe 5. Bautätigkeit und Wohnen 6. Handel, Gastgewerbe, Reiseverkehr 7. Außenhandel 8. Verkehr 9. Geld und Kredit 10. Rechtspflege 11. Bildung und Kultur 12. Gesundheitswesen 13. Sozialleistungen 14. Finanzen und Steuern 15. Wirtschaftsrechnungen 16. Löhne und Gehälter 17. Preise 18. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 19. Umwe11 schut ζ. Jede dieser Fachserien enthält Veröffentlichungsreihen mit den Ergebnissen laufender Statistiken. Mit den Fachserien erhält man Informationen in größerer fachlicher und regionaler Detaillierung, als dies mit dem Jahrbuch möglich ist. Im übrigen weist die statistische Arbeit anderer Nationen eine vergleichbare Aufteilung der Sachgebiete auf. Dem Statistischen Jahrbuch für die Bundesrepublik
Deutschland
als einem umfassenden Nachschlagewerk mit aktuellen Daten der Statistik entsprechen in anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft folgende Publikationen(Jahrbuch mit Herausgeber): Frankreich: Annuaire Statistique de la France. Hrsg.: insee. Paris.
24
2. Kapitel: Organisation der amtlichen
Statistik
Großbritannien: Annual Abstract of Statistics. Hrsg.: CSO. London. Italien: Annuario Statistico Italiano. Hrsg.: ICS. Rom. Belgien: Annuaire Statistique de la Beigigue. Hrsg.: Institut National de Statistique. Brüssel. Niederlande: Statistical Yearbook of the Nethderlands. Hrsg.: CBS. Voorburg/ Heerlen. Luxemburg: Annuaire statistique. Hrsg.: STATEC. Luxemburg. Dänemark: Statistical Yearbook. Hrsg.: Statistiske Department. Kopenhagen. Spanien: Anuario Estadistico de Espana. Hrsg.: Instituto National de Estadistica. Madrid.
Fig. 1: Die EG-Staaten im Jahre 1990.
3. Kapitel Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 3.1 Abgrenzung Mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge am 25. März 1957 wurde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gebildet, der die Länder Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg angehörten. Aus der Sechsergemeinschaft entstand durch den Beitritt Großbritanniens, Dänemarks und Irlands am 1.1.1973 die Neunergemeinschaft. Eine eingehende Beschreibung dieser Neunergemeinschaft enthält die "Europäische Wirtschaftskunde" von Menges und Sangmeister.1 Mit dem 1.1.1981 wurde die Gemeinschaft ergänzt durch Griechenland und seit dem 1.1.1986 durch Spanien und Portugal als Süderweiterung . Mit dem Vollzug der deutschen Einheit am 3.10.1990 haben sich zugleich die Chancen für ein geeintes Europa vermehrt. Aus dem Zusammenbruch der UdSSR ist die GUS hervorgegangen. Die Versuche, den Kommunismus in den alten Territorien durch eine stärkere Orientierung an der Marktwirtschaft zu überwinden, sind für die Länder der Gemeinschaft unabhängiger Staaten bisher noch nicht von Erfolg gekrönt. Infolgedessen suchen die osteuropäischen Länder im nationalen Alleingang eine stärkere Anbindung an die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Mit dem Vertrag von Maastricht, der die Realisierung einer Europäischen Währungsunion bis zum Jahre 1999 im Rahmen einer gemeinsamen Wirtschaftsunion vorsieht, ergeben sich neue Perspektiven. Die dänische Volksabstimmung als Votum gegen Maastricht, 1
Menges und Sangmeister [1977].
26
3. Kapitel: Bevölkerung und
Erwerbstätigkeit
die knappe Befürwortung durch die Franzosen, die britische Verzögerungstaktik und die negative schweizer Volksabstimmung verdeutlichen, daß die Einführung einer gemeinsamen Währung und die Schaffung einer gemeinsamen Europäischen Zentralbank als kontrovers angesehen werden. Mit der Aufgabe einer nationalen Währungspolitik ohne Absicherung regionaler Besonderheiten (bisher ist Subsidiarität nur als ein Schlagwort zu werten, das noch keine operationale Präzision erfahren hat) bestehen gerade in Deutschland begründete Befürchtungen, daß die bislang harte D-Mark durch eine weiche Euro-Währung ersetzt wird. Berücksichtigt man schließlich den Beitrittswillen der verbliebenen EFTA-Länder, so ist folgendes "Zwiebel"-Modell denkbar: Den Kern einer zukünftigen Europäischen Staatengemeinschaft mit gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen werden die Länder der derzeitigen Zwölfergemeinschaft bilden, die sich auch weiterhin zu einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik (und gegebenenfalls auch Währungspolitik, aus heutiger Sicht mit Nachbesserungen) zusammenfinden, wobei zu hoffen ist, daß von dem 1993 zu realisierenden gemeinsamen Binnenmarkt positive Einflüsse ausgehen werden. Die sie umgebende Schale wird von den noch beitrittswilligen EFTA-Ländern gebildet. Eine weitere Schale enthält die baltischen Staaten, Polen, Ungarn, die tschechischen und slowakischen Teilstaaten und andere osteuropäische Staaten. Ob und wie die sich derzeit noch in einem Separationskrieg mit schon über 100.000 Toten befindlichen Teile des ehemaligen Jugoslawiens integriert werden können, läßt sich noch nicht absehen. Die Wirkungen der neuen amerikanischen Politik auf den Prozeß der europäischen Vereinigung lassen sich gegenwärtig allenfalls erahnen. Zwar ist mit den soeben erzielten GATT-Vereinbarungen vorerst die Gefahr eines Handelskriegs gebannt. Der Druck auf die europäische Subventionspolitik hat jedoch nicht nur bei den französischen Bauern für Unruhe gesorgt. Er belastet nun auch die deutsch-französische Partnerschaft, ein Kernstück dieser Wirtschaftsgemeinschaft. Das vordem gutnachbarliche Verhältnis zu Großbritannien ist durch die Währungskrise stark belastet, wobei schon zuvor die deutsche Einigung von der Insel aus recht kritisch in ihren Auswirkungen beobachtet wurde. Ein politisch geeintes Europa ist gegenwärtig nur schwer vorstellbar.
3. Kapitel: Bevölkerung
und Erwerbstätigkeit
27
3.2 Bevölkerung, Fläche, Dichte Im Jahre 1990 (vgl. Tabelle 1) lebten in der Europäischen Gemeinschaft rd. 34 0 Millionen Einwohner auf rd. 2,4 Millionen km2 Fläche. Dies entsprach einer Bevölkerungsdichte von 146 Personen auf einem Quadratkilometer. Die Weltbevölkerung belief sich im Jahre 1990 auf rd. 5,3 Milliarden Menschen (dies entsprach bei einer Fläche von rd. 136 Millionen km2 einer Bevölkerungsdichte von 39 Personen auf einem Quadratkilometer). Man kann also in der Gemeinschaft von einer vergleichsweise dichten Besiedelung reden. 1. Die Bundesrepublik Deutschland, die schon im Jahre 1989 mit rd. 62 Millionen Einwohnern der volkreichste Staat der EG war, vergrößerte im Jahre 1990 diesen Abstand zu den anderen Staaten der EG durch die deutsche Vereinigung zu einem Volk von rd. 80 Millionen Menschen. Das Staatsgebiet des wiedervereinigten Deutschlands umfaßt jetzt rd. 357.000 km 2 , so daß die Bevölkerungsdichte mit 223 Personen je km2 im Jahre 1990 deutlich unter dem Vorjahreswert von 250 Personen je km2 liegt ( die ostdeutschen Gebiete waren vergleichsweise dünn besiedelt). Der Anteil der Stadtbevölkerung belief sich im Jahre 1985 auf 86%. Bayern ist mit rd. 71.000 km2 immer noch das flächengrößte Bundesland, dessen Anteil an der Gesamtfläche nun auf 20% gesunken ist (zuvor 28%). Nordrhein-Westfalen blieb mit rd. 17 Millionen Einwohnern im Jahre 1989 (soviel wie zuvor die ostdeutschen Länder zusammen) natürlich das volkreichste Bundesland der Bundesrepublik. Es hat somit einen Anteil von 21% an der Gesamtbevölkerung (zuvor 27%). In den neuen Bundesländern wurden für das Jahr 1990 folgende Bevölkerungszahlen ermittelt:1 Brandenburg 2,6 Millionen
1
Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt
1,9 Millionen 4,8 Millionen 2,9 Millionen
Thüringen
2,6 Millionen
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1992, S. 51.
28
3. Kapitel: Bevölkerung
und
Erwerbstätigkeit
T A B E L L E 1: B e v o e l k e r u n g u n d F l a e c h e
Land
Jahr
Bevoelkerung Millionen
Flaeche
Dichte
lOOOqkm
Einw/qkm
BRD
1990
79.5
356.9
223
FRA
1990
56.6
544.0
104
ITA
1990
57 .1
301.3
190
NIE
1990
15.0
41.9
358
BEL
1990
9.9
30.5
325
LUX
1990
0.4
2.6
144
GRB
1990
57.2
244.1
234
DAN
1990
5.1
43.1
118
IRL
1990
3.7
68.9
54
SPA
1990
39.2
504.8
78
POR
1990
10.3
92.0
112
GRI
1990
10.0
132.0
76
EG
1990
344 . 0
2362.1
146
Zum Vergleich:
USA
1990
248.7
9372.6
27
GUS
1990
289.4
22403.0
13
JAP
1990
123.5
377.8
327
TUE
1990
56.9
779.5
73
OES
1990
7.6
83.9
91
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d ,
S.203ff.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
29
Rd. 14,8 Millionen Einwohner lebten somit im Jahre 1990 in den neuen Bundesländern. Am Jahresende 1989 lebten noch 15,2 Millionen Einwohner in diesen Gebieten. Es hat somit eine starke Abwanderung stattgefunden: Seit dem Wegfall der Mauer haben innerhalb eines Jahres rd. 400.000 Menschen diese Gebiete verlassen . 2. Italien wies mit rd. 57,7 Millionen Einwohnern1 im Jahre 1991 die zweitgrößte Bevölkerungszahl in der EG auf. Das Land nimmt, von der Fläche her gesehen (mit rd. 300.000 km 2 ), den dritten Rang in der EG ein, was einer Bevölkerungsdichte von 192 Personen je km2 entspricht. 3. Großbritannien (mit Nordirland) folgte im Jahre 1991 Italien dicht mit einer Bevölkerungszahl von rd. 57,5 Millionen1 auf dem dritten Platz in der EG. Aus den Gebieten des Commonwealth erfolgt eine beachtliche Einwanderung britischer Staatsbürger. Mit rd. 244.000 km2 belegte Großbritannien den fünften Rang bezüglich der Fläche bei einer Bevölkerungsdichte von 236 Personen je km 2 . 92% der Bevölkerung lebten im Jahre 1985 in den Städten. 4. Frankreich verzeichnete in der Nachkriegszeit einen absolut starken Zuwachs der Bevölkerung (sie nahm z.B. von 1960 bis 1986 um rd. 10 Millionen zu), was unter anderem auch auf die Zuwanderung aus den ehemaligen Kolonialgebieten und eine aktive Familienpolitik zurückzuführen ist. Mit rd. 56,9 Millionen Einwohnern folgte es im Jahre 1991 dicht hinter Großbritannien auf dem vierten Platz. Frankreich verfügt mit rd. 550.000 km2 über das größte Staatsgebiet in der EG, wodurch sich eine ziemlich niedrige Bevölkerungsdichte von 104 Personen je km2 ergibt. 5. Spanien erreicht mit rd. 39 Millionen Menschen und der zweitgrößten Staatsfläche in der EG (rd. 500.000 km 2 ) eine noch geringere Bevölkerungsdichte (78 Personen je km 2 ) als Frankreich. Das gebirgige Landesinnere mit seiner wüstenartigen Vegetation ist besiedlungsfeindlich. An der Küste und entlang den größeren Flüssen der iberischen Halbinsel liegt somit größere Besiedlung vor. So lebten im Jahre 1985 immerhin 77% der Bevölkerung in den Städten. 1
Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft 1992, S. 107.
30
3. Kapitel: Bevölkerung
und
Erwerbstätigkeit
6. In den Niederlanden verfügt eine Bevölkerung von rd. 15 Millionen Personen nur über eine Fläche von rd. 41.900 km 2 , was zur höchsten Bevölkerungsdichte der EG führt (358 Personen je km 2 ). Der geringe Anteil der Stadtbevölkerung im Jahre 1985 von 51% zeigt jedoch die relativ gleichmäßige Verteilung der Bevölkerung über das gesamte Land. 7. In Portugal leben rd. 10,3 Millionen Menschen auf rd. 92.000 km 2 , was einer Bevölkerungsdichte von 112 Personen je km2 entspricht. Nur 31% der Bevölkerung lebten im Jahre 1985 in den Städten, d.h. der Urbanisierungsgrad ist in Portugal mit Abstand der niedrigste der EG-Länder. Zugleich ist allerdings das durchschnittliche jährliche Wachstum der Stadtbevölkerung mit 3,3% in Portugal das stärkste in der EG für die Periode von 1980 bis 1985. 1 Gleichwohl wird man in diesem Jahrzehnt die Bevölkerung Portugals als überwiegend ländlich charakterisieren können. 8. In Griechenland ergibt sich aufgrund einer Bevölkerungszahl von ebenfalls rd. 10 Millionen und einer Fläche von 13 2.000 km2 (mit rd. 2900 unbewohnten Inseln) eine Bevölkerungsdichte von 76 Personen je km 2 . 9. Belgien erzielt in der EG die zweithöchste Bevölkerungsdichte mit 325 Personen je km 2 . Einer Bevölkerung von rd. 9,9 Millionen Personen steht eine Fläche von 31.000 km2 zur Verfügung. Der Urbanisierungsgrad erreichte im Jahre 198 5 mit 96% den höchsten Wert in der EG, d.h. nur 4% der Bevölkerung lebte nicht in Städten. 10. Dänemark mit rd. 43.000 km2 Staatsfläche besteht neben der Halbinsel Jütland aus rd. 400 Inseln. Einer Bevölkerung von rd. 5,1 Millionen Personen entspricht eine Bevölkerungsdichte von 118 Einwohnern je km 2 . 11. In Irland leben auf rd. 70.000 km2 Fläche rd. 3,5 Millionen Menschen. Damit ist Irland innerhalb der EG das am dünnsten besiedelte Gebiet mit 50 Einwohnern je km 2 . 12. Luxemburg mit rd. 379.000 Menschen und 2.600 km2 Fläche ist die kleinste EG-Nation (143 Einwohner je km 2 ). 1
Vgl. Statistisches Bundesamt [1988], S. 35.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
31
In der EG existieren zahlreiche Ballungsräume 1 , so die Großräume von Paris (10 Millionen) und London (7 Millionen). Hinzu kommen mit je 3 Millionen Menschen Athen, Madrid, Manchester und Rom, mit je 2 Millionen Menschen Barcelona, Berlin, Hamburg, Lissabon und Mailand und mit je einer Million Menschen Amsterdam, Birmingham, Brüssel, Dortmund, Dublin, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Frankfurt, Köln, Kopenhagen, Liverpool, Lyon, Marseille, München, Neapel, Palermo, Rotterdam, Stuttgart und Turin. Vergleicht man die EG mit den USA, so liegt die Bevölkerungszahl der EG mit rd. 340 Millionen Einwohnern für das Jahr 1990 weit über der der USA (rd. 250 Millionen Menschen). Aufgrund der wesentlich kleineren Gesamtfläche der EG km 2
(rd. 2,3 Millionen
im Vergleich zu 9,4 Millionen km 2 für die USA) ist die Be-
völkerungsdichte der EG mit 146 Personen je km 2 erheblich grösser als die der USA (27 Personen je km 2 ). Der Wirtschaftsriese Japan hatte im Jahre 1990 eine Bevölkerung von rd. 124 Millionen Einwohnern auf einer Staatsfläche von rd. 378.000 km 2 . Da jedoch die vier Hauptinseln sehr gebirgig sind, gibt die berechnete Bevölkerungsdichte von immerhin 327 Einwohnern je km 2 keine zuverlässige Angabe über die tatsächlich sehr beengten Wohnverhältnisse in Japan. In deutlichem Kontrast dazu steht der Agrarstaat Türkei mit einer Staatsfläche von 780.000 km 2 , einer schnell wachsenden Bevölkerung von rd. 57 Millionen im Jahre 1990 und einer Bevölkerungsdichte von 73 Personen je km 2 .
Teilt man die Bevölkerung in drei Altersklassen
auf (siehe hierzu
Tabelle 2), so kann man im Ländervergleich der Quoten dieser Altersklassen Unterschiede herausarbeiten: Der EG-Proportion von 18 : 67 : 15 (Anteile in % der Altersklassen "unter 15 Jahren", "15 bis 64 Jahre" und "65 Jahre und älter") im Jahre 1990 entsprach genau die Proportion, die in Belgien zu beobachten war. 1
Vgl. Statistisches Jahrbuch 1989 für die BRD, S. 664.
32
3. Kapitel
Bevölkerung
und
Erwerbstätigkeit
T A B E L L E 2: A l t e r s g l i e d e r u n g d e r B e v o e l k e r u n g
Land
U n t e r 15 Jahren
1 5 b i s 64 Jahre
1990
65 u n d m e h r Jahre
Summe
(in %) BRD
16
69
15
100
FRA
20
66
14
100
ITA
17
69
14
100
NIE
19
65
16
100
BEL
18
67
15
100
LUX
17
69
14
100
GRB
19
65
16
100
DAN
19
68
13
100
IRL
27
62
11
100
SPA
20
67
13
100
POR
21
66
13
100
GRI
20
66
14
100
EG
18
67
15
100
Zum Vergleich:
USA
(1990)
22
65
13
100
GUS
(1990)
25
65
10
100
JAP
(1990)
19
69
12
100
TUE
(1990)
34
62
4
100
OES
(1990)
17
68
15
100
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d , S . 2 1 2 . S t a t i s t i s c h e G r u n d z a h l e n d e r G e m e i n s c h a f t 1992, S . 1 2 0 - 1 2 1 .
3. Kapitel: Bevölkerung und
Erwerbstätigkeit
33
Sieht man Abweichungen um nicht mehr als zwei Prozentpunkte als gering an, so entsprachen auch die Proportionen der Bundesrepublik Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Luxemburgs, Großbritanniens, Dänemarks, Spaniens und Griechenlands in etwa der EG-Proportion. Mit 27% ist die jüngste Altersgruppe unter allen EG-Ländern am stärksten vertreten in Irland. Auch in Portugal ist diese Altersgruppe stärker vertreten mit 21%. Die jüngste Altersgruppe ist in der Bundesrepublik Deutschland, wo sie zuvor nur mit 15% vertreten war, nach der deutschen Vereinigung mit 16% repräsentiert in den amtlichen Daten (in den neuen Bundesländern lag ihr Anteil mit 20% deutlich höher). Die älteste Altersgruppe ist in Irland mit 11% nur schwach repräsentiert. Auch in der mittleren Altersgruppe liegt Irland mit 62% deutlich unter dem EG-Durchschnitt von 67%, eine Konsequenz der starken Auswanderung. Im Vergleich der EG mit den USA fällt auf, daß dort die jüngste Altersgruppe mit 22% (EG: 18%) stärker vertreten ist. Die Türkei weist einen sehr hohen Anteil von 34% der jüngeren Altersgruppe und einen Anteil der ältesten Altersgruppe von nur 4% auf. Dies ist noch extremer als in Irland, das als Kontrast zu den anderen EG-Nationen angesehen werden kann. So kann man aus der Sicht der in einer starken demographischen Entwicklung stehenden Staaten wie etwa der Türkei oder Irlands die meisten Staaten der EG als überaltert ansehen, da dort die mittlere und die älteste Altersgruppe stärker besetzt sind. In der Tat wird in den meisten europäischen Staaten in den nächsten Jahren das Problem der Uberalterung der Bevölkerung im Vergleich zur Situation zu Anfang des Jahrhunderts wirtschaftspolitische Konsequenzen nach sich ziehen. Es kann daher durchaus die Frage gestellt werden, ob es nicht eine Aufgabe auch der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sein wird, im Rahmen einer ausgewogenen Familienpolitik dafür zu sorgen, daß in ihren Mitgliedsstaaten keine demographischen Engpässe auftreten werden.
3. Kapitel: Bevölkerung
34
und
Erwerbstätigkeit
Betrachtet man die Kurve der Bevölkerungsentwicklung eines Landes, so erkennt man oft schon auf den ersten Blick den sich in ihr abzeichnenden Trend. Extrapoliert man diesen Trend, so gelangt man zwangsläufig zu Bevölkerungsprognosen. Geht man von einem linearen Trend aus, so kann man auf die Regressionstechnik zurückgreifen,1 wobei Computerprogramme mit Vorteil eingesetzt werden können.2 Für Bevölkerungsdaten ist von Interesse, daß nach einer Empfehlung der UN (nach amerikanischem Vorbild) alle 10 Jahre Volkszählungen durchgeführt werden sollen. In der Zwischenzeit behilft sich die amtliche Statistik mit Fortschreibungen. Der neue Bevölkerungsbestand errechnet sich also aus dem alten Bevölkerungsbestand durch Addition der Anzahlen von Geburten und Zuwanderungen in das Staatsgebiet und durch Subtraktion der Anzahlen der Sterbefälle und der Abwanderungen aus dem Staatsgebiet im dazwischenliegenden Zeitraum. In dem Maße, in dem die verwendeten Einzelstatistiken ungenau sind, ist die Zuverlässigkeit derartiger Bevölkerungsangaben zu beurteilen. Eine auch für den Laien nachvollziehbare Form der Bevölkerungsprognose soll hier kurz vorgestellt werden. Sie erfordert lediglich (möglichst genaue) Bevölkerungsangaben für zwei Beobachtungsperioden (am besten Volkszählungsjähre) und geht von der Annahme aus, daß das so ermittelte diskrete Wachstum sich auch in der Zukunft fortsetzt. Folgende Notation wird verwendet: BQ = Bevölkerungsbestand in Periode 0 B n = Bevölkerungsbestand in Periode η η i 1 2
= zeitlicher Abstand der beiden Perioden = Nettozuwachsrate in einer Periode.
Vgl. Leiner [1986], 2. Kapitel. Siehe Leiner [1988],
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
B e i d i s k r e t e m Wachstum zinsrechnung) (1)
gilt
Bn = Bq
(vergleichbar
folgende ·
i
(1 + i ) n
-
Zinses-
Bezeihung
a u s d e r man i b e r e c h n e n k a n n
(2)
mit der Formel der
35
,
(durch Auflösen)
mit
1 .
0 Mit d i e s e m Wert von i ,
d e n man a u s d e n D a t e n Β u n d B„ b e r e c h 0 n (unter Berücksichtigung i h r e s z e i t l i c h e n Abstands η ) ,
nen kann ermittelt bestand
man d a n n d e n P r o g n o s e w e r t
in der Prognoseperiode
(3)
Beispiel:
B p = Bq
·
(1 +
B^ f ü r d e n
ρ analog
Bevölkerungs-
zu G l e i c h u n g
(1)
mit
i)P.
Frankreich h a t t e im J a h r e 1961 e i n e Bevölkerung von 45,7 M i l l i o n e n , im J a h r e 1986 e i n e Bevölkerung von 55,4 M i l l i o n e n , was in n=25 Jahren einem V e r h ä l t n i s B 25 55 4 -±sL = ±iJJL Bq 45,7 entspricht.
s
ι 21225
Nun z i e h t nan d i e 25. Wurzel aus 1,21225. Hierzu d i v i d i e r t man den Logarithmus n a t u r a l i s von 1,21225 durch 25 und verwendet das Ergebnis a l s Exponent d e r e - F u n k t i o n . Hierzu kann man e i n e n Schultaschenrechner mit l n - T a s t e und der dazugehörigen (inversen) e x - T a s t e e i n s e t z e n : 1,21225 eingeben i n den Taschenrechner, l n - T a s t e drücken, Ergebnis durch 25 d i v i d i e r e n und s c h l i e ß l i c h d i e e x - T a s t e drücken. J e t z t muß nur noch der gefundene Wert nach Formel (2) um 1 vermindert werden und man e r h ä l t a l s Wert d e r Nettozuwachsrate f ü r e i n e Periode r d . 0,00773. S e i das J a h r 2000 das P r o g n o s e j a h r , so i s t a l s o ρ = 39 (im Verg l e i c h zum S t a r t j ä h r 1961). Nach Formel (3) e r h a l t e n wir a l s o den Prognosewert f ü r das J a h r 2000 mit 45,7 · ( 1 , 0 0 7 7 3 ) 3 9 s s
45,7 · 1,35028 llil
'
d . h . daß wir f ü r Frankreich f ü r das J a h r 2000 e i n e Bevölkerung von r d . 62 Millionen p r o g n o s t i z i e r e n . x Zur Berechnung d e r Prognose kann d i e y - T a s t e des Taschenrechn e r s verwandet Verden.
36
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
Für Großbritannien mit einer Bevölkerung von 52,7 (in Millionen) im Jahre 1961 und 56,8 im Jahre 1986 überprüfe der Leser selbst mit der gezeigten Methode, daß die Prognose für das Jahr 2000 den Wert 59,2 ergibt. Daraus folgt, daß Großbritannien im Jahr 2000 mit rd. 59 Millionen Personen eine geringere Bevölkerung als Frankreich haben wird, wenn die durchschnittliche jährliche Nettozuwachsrate von i = 0,00300, die sich aus den Daten für Großbritannien errechnet, sich nicht im Vergleich zu der Frankreichs drastisch erhöhen sollte. Wie gerade das deutsche Beispiel zeigt, können gravierende politische und ökonomische Änderungen auch von rechnergestützten Prognosemethoden nicht berücksichtigt werden. Ökonometriker reden in diesem Zusammenhang von Strukturbrüchen, nach denen die ansonsten stabilen Parameter von Modellgleichungen neue Werte annehmen. Diese Strukturbrüche treffen komplizierte Modelle zumeist genauso unvorbereitet wie einfache Methoden. Prognosen, die wie im Beispiel einen Prognosesprung über ein Jahrzehnt machen, sind als gewagt zu bezeichnen, auch wenn fortgeschrittene Rechentechnik eingesetzt wird. Die prognostizierte Entwicklung, daß Frankreich, von der Bevölkerungszahl her gesehen, bis zum Jahr 2000 Großbritannien überholt, entspricht auch der Prognose für das Jahr 2000, die man in den Statistischen Grundzahlen der Gemeinschaft1 findet. Dort wird leider nicht über die verwendete Prognosemethode berichtet. Jedenfalls sollte es uns nicht überraschen, wenn wir in den nächsten Jahren eine derartige Pressemitteilung des "Oberholens" erhalten. Ob dies in einem geeinten Europa noch von Bedeutung sein wird, wird sich zeigen. 1
Siehe Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft [1988], S. 99.
3. Kapitel: Bevölkerung
und Erwerbstätigkeit
37
3.3 Erwerbstätigkeit Erwerbspersonen sind nach einer Definition des International Labor Office (ILO, Sitz in Genf) Personen, die gegen Entgelt eine Tätigkeit für die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen ausüben bzw. ausüben wollen. Die Dauer der Tätigkeit bzw. ihre Bedeutung als Unterhaltsquelle sind für diese Definition unerheblich. Die Erwerbspersonen werden aufgeteilt in die Erwerbstätigen und die Erwerbslosen. Zu den Erwerbstätigen zählen die Selbständigen und die mithelfenden Familienangehörigen einerseits und die Unselbständigen andererseits, die sich zusammensetzen aus Arbeitern, Angestellten, Beamten und Soldaten. Sollen Soldaten nicht mitgerechnet werden, so geht die Erwerbstätigkeitsstatistik aus vom Konzept der zivilen Erwerbspersonen. Mit den Erwerbslosen werden wir uns in 3.4. eingehender befassen . Die allgemeine
Erwerbsquote
ist definiert als das Verhältnis
Anzahl der Erwerbspersonen
^
^j
Bevölkerung Nach dem Geschlecht lassen sich besondere
Erwerbsquoten1
bil-
den. So ist die männliche Erwerbsquote definiert als das Verhältnis Anzahl der männlichen Erwerbspersonen
^
männliche Bevölkerung bzw. die weibliche Erwerbsquote als das Verhältnis Anzahl der weiblichen Erwerbspersonen weibliche Bevölkerung 1
Vgl. Leiner
[1990], S. 41.
^
38
3. Kapitel: Bevölkerung und Enverbstätigkeit
Besondere Erwerbsquoten lassen sich auch für Altersklassen bilden, z.B. die Erwerbsquote der Dreißigjährigen als Verhältnis Anzahl der dreißigjährigen Erwerbspersonen
^
^
Bevölkerung im Alter von 3 0 Jahren Die kombinierten Merkmale Geschlecht und Alter liefern ebenfalls besondere Verhältniszahlen, so z.B. die Erwerbsquote der Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren als Verhältnis Anzahl der weiblichen Ervrerbspersonen im Alter von 20 bis 29 Jahren j-j^] weibliche Bevölkerung im Alter von 20 bis 29 Jahren In allen diesen Fällen geht die besondere Erwerbsquote aus der allgemeinen Erwerbsquote hervor, indem man in Zähler und Nenner nach dem gleichen Kriterium Teilmassen herauslöst. Hiervon zu unterscheiden ist die spezifische
Erwerbsquote,
die
definiert ist als das Verhältnis Anzahl der Erwerbspersonen
^i n
%
^
Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 6 5 Jahren Die spezifische Erwerbsquote geht aus der allgemeinen Erwerbsquote hervor, indem man unbeteiligte Teilmassen
(Kinder und
Rentner) aus der Nennermasse ausscheidet. Je nach der Dauer der allgemeinen Schulpflicht und dem gesetzlichen Rentenalter können in den einzelnen europäischen Ländern andere Altersgrenzen verwendet werden. Die Bevölkerungszahl wird in der Bundesrepublik Deutschland und in den meisten EG-Ländern mit dem Konzept der Wohnbevölkerung ermittelt. Dieses unterscheidet sich vom Konzept der ortsanwesenden Bevölkerung durch die Einbeziehung der vorübergehend Abwesenden und den Ausschluß der vorübergehend Anwesenden. Da in der Ferienzeit die beiden Konzepte starke Abweichungen aufzeigen können, ist die Einhaltung der Empfehlung, Volkszählungen außerhalb der Ferienmonate durchzuführen, auch aus diesem Grunde sinnvoll.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
TABELLE
3: E r w e r b s q u o t e n
199 0
Erwerbspersonen
Land
Millionen
Bevoelkerung Millionen
Erwerbsquote %
BRD(alt)
31. 3
63.0
50
FRA
24. 5
56.4
43
ITA
24. 3
57.6
42
14.8
45
NIE
6.. 6
BEL
4 .,1
9.9
41
LUX
0 . ,2
0.4
44
GRB
28.,4
57.4
49
DAN
2. 9
5.1
57
IRL
1 ..
3
3.5
37
SPA
15.. 3
39.0
39
POR
4..6
10.3
45
GRI
4 ..0
10. 0
40
147..5
327.4
45
EG
Zum
Vergleich:
USA
(1990)
126,. 4
251.4
50
GUS
(1987)
130..9
284 . 6
46
JAP
(1990)
63 -.8
123.5
52
TUE
(1988)
18 .4
52.4
35
OES
(1990)
3 .5
7.7
45
Quelle:
39
S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 fuer d a s A u s l a n d , S.237f. S t a t i s t i s c h e G r u n d z a h l e n d e r G e m e i n s c h a f t 1 9 9 2 , S . 12 6.
40
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
Tabelle 3 enthält die Anzahl der Erwerbspersonen und die allgemeinen Erwerbsquoten für die Länder der Gemeinschaft, für die die übliche Erfassung von Personen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren als Erwerbspersonen zugrundegelegt wurde. Die Zahlen für die Türkei enthalten hingegen Personen im Alter von 12 bis unter 65 Jahren aufgrund der kürzeren türkischen Schulpflicht. Absolut hat die Bundesrepublik Deutschland (mit rd. 31 Millionen im Jahre 1990 allein in den alten Bundesländern) die größte Anzahl von Erwerbspersonen in der EG. Relativ lag die Bundesrepublik Deutschland mit einer Erwerbsbeteiligung von 50% im Jahre 1990 (nur alte Bundesländer) hinter Dänemark, das mit 57% den höchsten Wert in der EG aufweisen konnte. Die geringste Erwerbsbeteiligung wiesen Irland (37%), Spanien (39%) und Griechenland (40%) auf. Im gleichen Jahr lag die Erwerbsquote der F r a u e n in den alten Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland bei 39%. Zum Vergleich:1 Dänemark 52%, Großbritannien 41%, Portugal 40%, Frankreich 37%, Italien 30%, Griechenland 28%, Spanien 27%. Die türkischen Zahlen sind nicht vertrauenserweckend, da in den neueren Zahlen die allgemeine Erwerbsquote in den offiziellen Daten von Jahr zu Jahr Sprünge um fast 10% macht: Für 1989 wird nun eine Erwerbsquote der Frauen von 25% benannt bei einer allgemeinen Erwerbsquote von nunmehr 39%. Welche Zahlen sind nun getürkt? Die Erwerbsquote der USA (50%)1aus dem Jahre 1989 lag deutlich über der Erwerbsquote der EG (44%) aus dem Jahre 1990. Die Erwerbsquote der Frauen (44% im Jahre 1989) hatte in den USA auch in der Vergangenheit ein relativ hohes Niveau im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern. Absolut gesehen hat die EG mit 148 Millionen im Jahre 1990 ein Arbeitskräftepotential, das das der USA (126 Millionen im gleichen Jahr) bzw. das der GUS deutlich übertrifft. In Japan gab es im Jahre 1990 doppelt soviele Erwerbspersonen wie in den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland. 1
Statistisches Jahrbuch 1992 für das Ausland, S. 240-241.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
41
3.4 Arbeitslosigkeit In der Bundesrepublik Deutschland versteht man unter Erwerbslosen die vom Arbeitsamt registrierten Personen, die eine Beschäftigung suchen. Arbeitslos im Sinne des Arbeitsförderungsgesetzes sind Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen oder nur einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen (nicht mehr als 20 Stunden pro Woche) und für die Aufnahme einer Tätigkeit sofort zur Verfügung stehen. Analoge Definitionen gelten für die anderen EG-Länder (In Frankreich wird nur als Arbeitsloser erfaßt, wer eine Beschäftigung von 30 oder mehr Wochenstunden sucht.1). Die von der Bundesanstalt für Arbeit allmonatlich publikumswirksam präsentierten Zahlen enthalten daher nur die registrierten Arbeitslosen. Ein Arbeitsloser wird sich in aller Regel nur um eine Registrierung bemühen, wenn er sich davon persönliche Vorteile verspricht. Insbesondere sind ein existierender Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung durch das Arbeitsamt oder die Erwartung, durch das Arbeitsamt in seiner Funktion als staatlicher Arbeitsvermittler zu einer neuen Position zu gelangen, die beiden wichtigsten Motive für eine derartige Registrierung. Diese Ausgangssituation gilt mehr oder weniger auch für die anderen EG-Länder und ihre Arbeitsorganisationen (In Irland z.B. basiert die Registrierung nur auf der Leistung der Unterstützung, nicht der Vermittlung.2) Es ist offenkundig, daß z.B. Arbeitslose, die als Berufsanfänger (oft unqualifiziert) noch keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben und sich von einer Vermittlung nichts versprechen, in diesen Statistiken nicht erscheinen. Langzeitar1 2
Vgl. Werner [1987], S. 4. Vgl. Hitz [1986], S. 87.
42
Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
beitslose, die von den Arbeitsbehörden ausgeseteuert wurden und nur noch Anspruch auf Sozialhilfe haben (die in der Bundesrepublik Deutschland von den Kommunen ausgezahlt wird) und in einer derartigen Vermittlung keine Chance sehen, erweitern diesen Personenkreis. Hausfrauen, die aufgrund der familiären Belastung nur an einer Halbtagsbeschäftigung interessiert sind, eine Vermittlung in ihrer Region bzw. angesichts der konjunkturellen Situation jedoch für wenig aussichtsreich halten, sind eine dritte Gruppe, die der versteckten Arbeitslosigkeit zuzurechnen ist. In der Bundesrepublik Deutschland werden arbeitslose Personen nicht als erwerbslos registriert,1 wenn sie an Umschulungsmaßnahmen (Vollzeitunterricht) oder an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Arbeitsbehörden teilnehmen. Ob diesen Maßnahmen im Einzelfall vergönnt ist, die Arbeitslosigkeit auf längere Frist wirksam zu reduzieren, ist eine weitere Frage. Personen, die die Programme des vorgezogenen Ruhestands in Anspruch nehmen, werden nicht als erwerbslos registriert. Teilzeitarbeitssuchende werden in der Bundesrepublik Deutschland erst als Erwerbslose registriert, wenn sie bereit sind, mindestens 19 Wochenstunden zu arbeiten (bzw. 20 Stunden in den Niderlanden, Luxemburg und Spanien. In Dänemark müssen es mindestens 15 Stunden sein. In Frankreich und in Irland sind Teilzeitarbeitssuchende überhaupt nicht in den Arbeitslosenzahlen enthalten.). Schüler und Studenten, die Ferienjobs suchen, werden ebenfalls nicht registriert. In den meisten Nationen werden erkrankte Arbeitslose nicht als registrierte Erwerbslose ausgewiesen. Um den Status eines registrierten Erwerbslosen zu halten, ist in einigen Ländern tägliches Erscheinen bei den Arbeitsbehörden erforderlich. Nur zum Teil wird darauf Rücksicht genommen, wie weit der Weg des Arbeitslosen von seinem Wohnort zur nächsten Niederlassung der Arbeitsbehörde ist. Auch die Unterbrechung bzw. Beendigung der 1
Vgl. Werner [1987], S. 37-46.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
Registrierung
aufgrund
ner
bestimmten
für
den A r b e i t s l o s e n
Stelle
ablehnenden durch
in
die
Verhaltens
beim Angebot
Arbeitsbehörden
den e i n z e l n e n
43
Nationen
vollzieht recht
eisich
unterschied-
lich. Wenn a u c h d a s A r b e i t s a m t
ein
vermittlung
es
Anteil
der
besitzt,
ist
freiwerdenden
setzt
wird.
re
verantwortlichen
in
Viele
Stellensuche Management Stellen
Positionen)
bereits
am
denn auch b e h a u p t e t , der
Hälfte
Zahl
zutreffenden
So w i r d
men h a b e ,
die
die
Ein Wechsel
zur K o n s u l t a t i o n
die
be-
(insbesonde-
der
im
vcn
vermittelten
Einblick
in
die
Fluk-
Arbeitsmarkt.
keit
in
großer
vorbei
Arbeitssuchende,
routinemäßig
Arbeits-
daß e i n
sogar
übernehmen.
Angaben ü b e r
geben daher k e i n e n
der
am A r b e i t s a m t
favorisieren
eigenverantwortlich
führt
Monopol
doch u n b e s t r i t t e n ,
Positionen
Arbeitgeber
Unternehmensberatern. tuationen
staatliches
Bundesrepublik
der
je
nach
der amtlichen
daß
Schätzung Zahl
die
versteckte
Deutschland der
einen
Arbeitslosig-
Umfang
von e i n e m V i e r t e l
registrierten
angenom-
bis
zur
Erwerbslosen
reicht. Für
die
Trotz
anderen
der
EG-Nationen
gelegentlich
Statistik
weise
beitslose
registriert
hen, losen
daß die
in
zu h o h e
allen
Zahl
der
ergibt
geäußerten Zahlen
würden,
EG-Ländern
sich
aus, ist
die
registrierten
kein
Behauptung,
besseres die
da D r ü c k e b e r g e r
in Zahl
Wahrheit der
als
davon
tatsächlich
Erwerbslosen
Bild.
amtliche Ar-
auszugeArbeits-
erheblich
über-
trifft. Nach Werner ( [ 1 9 8 7 ] , S . 1 2 3 ) " i s t e i n e gewisse Tendenz zu erkennen, d i e A r b e i t s l o s e n d e f i n i t o r i s c h auf e i n e n ' K e r n ' zu k o n z e n t r i e r e n , z . B . nur d i e Leistungsempfänger auszuweisen wie im B e i s p i e l G r o ß b r i t a n n i e n s o d e r b e s t i n m t e Gruppen herauszunehmen, z . B . Personen, d i e nur T e i l z e i t oder b e f r i s t e t e T ä t i g k e i t e n suchen, S c h ü l e r oder Studenten auf A r b e i t s s u c h e , kranke oder ä l t e r e A r b e i t s l o s e , d i e b i s zum E r r e i c h e n der A l t e r s g r e n z e n i c h t mehr v e r m i t t e l t werden, a b e r w e i t e r h i n Unterstützung b e z i e h e n . "
44
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
In den südeuropäischen Ländern können die amtlichen Zahlen nicht glaubhaft das Phänomen Arbeitslosigkeit widerspiegeln. So ist etwa eine Arbeitslosenquote von 4% für Griechenland im Jahre 1990 angesichts einer krisengeschüttelten Wirtschaft eine unglaubwürdig geschönte Zahl, die weder zu einer nationalen Betrachtung noch zu einem internationalen Vergleich taugt. Für die Türkei ist festzuhalten, daß es dort eine Arbeitslosenversicherung nach unseren Vorstellung überhaupt nicht gibt. Anstelle einer kollektiven Pflichtversicherung gibt es dort allenfalls für betuchte Selbständige die Möglichkeit, sich in Form einer Versicherung gegen vergleichbare Risiken zu schützen. Wären die Zahlen in diesen Ländern korrekt, müßte eigentlich ein Zustrom von Arbeitskräften in diese Länder die natürliche Folge sein und nicht die zu beobachtende Auswanderung in grossem Stil. Eine Interpretation socher Zahlen im internationalen Vergleich ist daher nur eingeschränkt möglich. Tabelle 4 zeigt, daß es im Jahre 1990 in der EG rd. 13 Millionen registrierte Arbeitslose gab. Die dort errechnete Arbeitslosenquote ist das Verhältnis registrierte Arbeitslose zivile Erwerbspersonen
ji n
%
j
Für das Jahr 1990 ergab sich also für alle EG-Länder zusammen eine Arbeitslosenquote von 9%. zum vergleich1kann man nur bedingt die Arbeitslosenquoten der USA mit 5% und Japans mit 2% für das gleiche Jahr heranziehen, da dort die Arbeitslosenquote im Verhältnis zu den Erwerbspersonen insgesamt (und nicht im Verhältnis zu den zivilen Erwerbspersonen) gemessen wird. Da dann die Nennergröße einen höheren Wert hat, ergeben sich in diesen Ländern kleinere Quoten. Für die Türkei liegen keine verläßlichen Daten zur Arbeitsmarktsituation vor. Die letzte Angabe zur Arbeitslosigkeit stammt aus dem Jahre 1984. Die damals benannte Quote von 16% lag noch unter 1
Statistisches Jahrbuch 1992 für das Ausland, S. 244.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
45
TABELLE 4: Arbeitslosenquoten 1990
Land
Registrierte Arbeitslose Millionen
Zivile Erwerbspersonen
Arbeitslosenquote
Millionen
%
BRD(alt)
1.7
29.8
6
FRA
2.5
23.9
10
ITA
2.6
23.7
11
NIE
0.3
6.8
5
BEL
0.4
4. 1
LUX
0.0
0.2
1
GRB
1.7
28.1
6
DAN
0.3
2.9
9
IRL
0.2
1.3
18
SPA
2.4
15.0
16
POR
0.2
4.7
5
GRI
0.1
4.0
4
EG
12.5
144.5
10
9
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1992 fuer das Ausland,S.244u.237f. Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft 1992,S.126u.134.
46
3- Kapitel: Bevölkerung
und
Erwerbstätigkeit
der offiziellen Quote Spaniens und steht im Kontrast zur tatsächlichen Lage. Neben anderen Erfassungsproblemen spielt eine Rolle, daß die Landwirtschaft in der Türkei von großer Bedeutung ist und gerade dort die Erfassung der Arbeitskräfte
(Sai-
sonarbeiter, Mitarbeit von Frauen und Kindern sowie anderen Teilen der Verwandtschaft) nur sehr unzulänglich ist. Für die Bundesrepublik Deutschland wurde für den November 1992 eine offizielle Arbeitslosenzahl von mehr als 3 Millionen
(für
Gesamtdeutschland) benannt, von Kurzarbeit waren ungefähr rd. 750.000 Menschen betroffen. Mit Umschülern und an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen teilnehmenden Personen sowie den der Treuhand unterstellten Beschäftigungsgesellschaften und weiteren nicht registrierten Arbeitssuchenden kommt man im vereinigten Deutschland über eine Grenze von 5 Millionen Menschen, die vom Phänomen Arbeitslosigkeit betroffen sind und sich Existenzängsten ausgesetzt sehen. In den Medien ist zu verfolgen, daß in Großbritannien derzeit weit mehr als 3 Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Von dieser Größenordnung sind auch die Zahlen in Frankreich und Italien. Weiter ist zu berücksichtigen, daß die saisonale Arbeitslosigkeit in den Herbst- und Wintermonaten weit höher ist, als in den im internationalen Vergleich präsentierten Jahreswerten zum Ausdruck kommt. Der Durchschnittsstand an Arbeitslosen eines Jahres in einem Land ist naturgemäß kleiner als die Anzahl der von Arbeitslosigkeit in diesem Jahr betroffenen Personen. Zudem ist bei Repräsentativbefragungen wie dem Mikrozensus zu befürchten, daß eine einmal im Jahr befragte Person auf die kritische Frage, ob sie im letzten Jahr von Arbeitslosigkeit betroffen war, dieses verdrängt und einem Interviewer gegenüber verneint, wenn sie inzwischen wieder eine Beschäftigung gefunden hat. Erhöht man für die EG die amtliche Zahl der registrierten Arbeitslosen von rd. 13 Millionen um eine Schätzung der versteckten Arbeitslosigkeit, wenn man die Anzahl der vom Phänomen Arbeitslosigkeit
(unter Einschluß der Kurzarbeiter usw.) betroffenen
Menschen auch nur angenähert abschätzen soll für eine etwaige Diskussion und wenn wir gerade in den südeuropäischen Ländern von
47
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
e i n e r höheren D u n k e l z i f f e r ausgehen, l i o n e n noch zu n i e d r i g
wird eine
Zahl von 24 M i l -
erscheinen.
Aus der Perspektive amerikanischer Daten zur Arbeitslosigkeit schrieb der bekannte Nationalökonom Oskar Morgenstern ([1965], S. 7 ) : " A r b e i t s l o s i g keitszahlen von mehreren Millionen werden b i s zu den l e t z t e n Tausenders t e l l e n (das i s t eine 'Genauigkeit' von einem Hundertstel Prozent.') angegeben, wenn mit Sicherheit die Hunderttausend oder in manchen Fällen sogar die Millionen zu bezweifeln sind." Diese F e s t s t e l l u n g
läßt
s i c h ohne Mühe auf
die
Zahlen
für
die
EG ü b e r t r a g e n . In d e r B u n d e s r e p u b l i k
versucht die
Phänomen A r b e i t s l o s i g k e i t
über d i e
amtliche
f ü r A r b e i t h i n a u s m i t anderen K o n z e p t e n So b e s t e h t m i t dem M i k r o z e n s u s a l s
Statistik,
Zahlen d e r
das
Bundesanstalt
zu e r f a s s e n .
repräsentativer
Befragung
des B e v ö l k e r u n g s - und E r w e r b s l e b e n s m i t einem A u s w a h l s a t z 1% d i e M ö g l i c h k e i t , gen.
d i e B e t r o f f e n e n zum T e i l
Anschließend f i n d e t eine
Bevölkerungsfortschreibung Mikrozensus tätig
Personen,
Stundenzahl
statt.
Als erwerbslos gelten
in der Berichtswoche n i c h t
so z ä h l t
sie nicht
D a f ü r werden P e r s o n e n g e z ä h l t , (z.B.
Schüler,
geringer
zu den
Erwerbs-
d i e vom A r b e i t s a m t
registriert
werden
R e n t n e r auf
Jobsuche).
schiedlich,
daß auch d i e Hochrechnungen des M i k r o z e n s u s
Studenten,
Da g e r i n g f ü g i g
Beschäftigte
z ä h l t werden und r e g i s t r i e r t e (vielleicht
aus f a l s c h e r
s i n d so
als arbeitslos
ausgeben,
sich
1
Vgl.
Egle,
2
Vgl.
Statistisches
ge-
im M i k r o z e n s u s nicht
ist
wenn
d i e Daten d e r B u n d e s a n s t a l t probenerhebung von r d .
nicht
Scham v o r dem I n t e r v i e w e r 1 ) es n i c h t verwunderlich,
Daten d e s M i k r o z e n s u s g e r i n g e r e E r w e r b s l o s e n z a h l e n der Daten d e s M i k r o z e n s u s
unter-
geeignet
nicht a l s Erwerbslose
Arbeitslose
nicht
H a u s f r a u e n und
Die beiden D e f i n i t i o n e n
zur A b s c h ä t z u n g d e r O b e r g r e n z e n d e r A r b e i t s l o s i g k e i t sind.
im
erwerbs-
bemühten. War d i e
Woche und wenn auch nur m i t
erwerbstätig,
von
zu b e f r a -
Hochrechnung m i t den Daten d e r
waren und s i c h um e i n e A r b e i t s s t e l l e
P e r s o n nur i n d i e s e r losen.
die
selbst
für Arbeit.
ist
230.000
E r n s t und Schnur Bundesamt
darauf
Bei der
zu a c h t e n ,
Haushalten2
[1976], [1981],
S. S.
nicht
14. 97.
ergeben
die als
Interpretation daß d i e s e das
Stich-
vorrangige
48
i. Kapitel: Bevölkerung
und
Erwerbstätigkeit
Ziel der Untersuchung der Arbeitslosigkeit oder gar ihrer Auswirkungen hat. Im allgemeinen gilt für Stichprobenbefragungen, daß die nonresponse-Quote1 höher ausfällt als bei Vollerhebungen, insbesondere dann, wenn durch eine Erhöhung des notwendigen Stichprobenumfangs von vornherein antizipiert wird, daß befragungsunwillige Einheiten durch kooperative Einheiten substituiert werden. Dies kann für derartige Stichproben zur Untersuchung der Arbeitslosigkeit bedeuten, daß Arbeitslose, die keinen Einblick in ihre persönlichen Verhältnisse geben wollen, einfach durch antwortwillige Beschäftigte ersetzt werden. Diese Zusammenhänge haben noch gravierendere Wirkungen für den harten Kern der Arbeitslosen, die Obdachlosen, die von einer Untersuchung wie dem Mikrozensus nicht zu erfassen sind, da sie über keinen festen Wohnsitz verfügen. Für den Mikrozensus gilt also einerseits, daß für jeden substituierten Arbeitslosen die Hochrechnung der Zahl der Arbeitslosen um genau 100 Personen zu niedrig ist (Inverse des Auswahlsatzes) und andererseits, daß eine Problemgruppe, die Hunderttausende von Personen umfaßt (exakte Zahlen liegen nicht vor), überhaupt nicht repräsentiert wird. Wie eine von privater Seite in den Vereinigten Staaten gestartete Initiative zeigt, sind primärstatistische Untersuchungen erforderlich, um die Problematik der Obdachlosen (beginnend mit einer Schätzung der Anzahl der Obdachlosen auf zuverlässiger Basis) adäquat erfassen zu können. Es sollten also spezielle Untersuchungen der amtlichen Statistik durchgeführt werden, die sich ausschließlich mit diesen Menschen befassen. Der oberflächliche Gegeneinwand, daß viele dieser Personen nicht mehr als Arbeitskraftreserve im Sinne des labour-force-Konzepts anzusehen seien, belegt eigentlich nur, wie gering auch in zivilisierten Gesellschaften das Interesse am Schicksal der Langzeitarbeitslosen ist, für die - wenn nicht rechtzeitig geholfen wird - der Weg in die Obdachlosigkeit vorprogrammiert ist. Eine derartige Untersuchung sollte flankiert werden durch primärstatistische Untersuchungen der Arbeitslosigkeit im allgemeinen, wobei anfangs zu empfehlen wäre, mehrere Meßkonzepte 1
Vgl. Leiner [1989], S. 135.
3. Kapitel: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
49
zeitgleich auf ihre Brauchbarkeit hin zu untersuchen und auch zeitliche Alternativen zur Berichtswoche zuzulassen (Berichtsmonat, Berichtsjahr, Dauer der Arbeitslosigkeit sowie die zeitliche Verteilung der Arbeitslosigkeit bei zwischenzeitlicher Beschäftigung). Wie das Beispiel der DDR zeigte, besteht nicht nur in kapitalistischen Staaten die Neigung, das Problem einer Massenarbeitslosigkeit im Bewußtsein einer in relativem Wohlstand lebenden Bevölkerung zu verdrängen. Mit dem Wegdefinieren von Arbeitslosigkeit und einem Messen von Arbeitslosigkeit an realen Sachverhalten vorbei werden einfach falsche Vorstellungen erzeugt, die einer verantwortlichen wirtschaftspolitischen Lösung dieser Probleme im Wege stehen. Gerade im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften sollten daher vorrangig statistische Untersuchungen dieser Problematik gefördert werden. Wie für die Erwerbsquote lassen sich im übrigen auch für die Arbeitslosenquote besondere Verhältniszahlen bilden. Aus einer Meldung des Statistischen Amtes des Saarlandes aus dem Jahre 1989 konnte man ersehen, daß sich hierbei besondere Probleme ergeben können. So wurde die Arbeitslosenquote der 20 bis 29jährigen Frauen als Verhältnis registrierte weibliche Arbeitslose im Alter von 20-29 Jahren weibliche Erwarbspersonen im Alter von 20-29 Jahren
^
in einigen strukturschwachen Regionen jahrelang fehlerhaft ausgewiesen. Die Auswertung der Volkszählung des Jahres 1987 zeigte, daß in diesen Regionen eine starke Wanderungsbewegung der weiblichen Erwerbspersonen dieser Altersgruppe stattfand. Die zuvor verwendeten Daten der Volkszählung aus dem Jahre 1971 zur Bestimmung der Nennergröße waren veraltet, konnten jedoch in dieser Detaillierung regionaler Art nicht durch statistische Ermittlungen anderer Art aktualisiert werden. Auch dieses ist ein klassisches Argument für die Durchführung von Vollerhebungen.1 1
Vgl. Leiner [1989], S. 2.
4. Kapitel Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen 4.1 Strukturbetrachtungen Zum internationalen Vergleich von Volkswirtschaften dient insbesondere die Strukturierung in die drei Bereiche Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen. Der Bereich Landwirtschaft, dem auch Forstwirtschaft und Fischerei zugeordnet werden, wird auch als primärer Sektor
(Agrarbereich) bezeichnet.
Historisch sind alle Volkswirtschaften ursprünglich aus landwirtschaftlich geprägten Gemeinschaf ten entstanden . Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war etwa Deutschland ein Territorium von Agrarstaaten, in denen Agrarkrisen
(Miß-
ernten) große Teile der Bevölkerung zur Auswanderung veranlaßten. Mit der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entwickelten sich die europäischen Industriestaaten. Die von der dominierenden
Industriestruktur
geprägte Volkswirtschaft bewirkte eine starke Urbanisierung. Der ständige Zuzug der Landbevölkerung in die Industriegebiete führte zu erheblichen sozialen Konflikten aufgrund der mangelhaften Unterbringung, konjunkturbedingter Arbeitslosigkeit und niedriger Entlohnung der überwiegend ungelernten Fabrikarbeiter. In unserem Jahrhundert hat der Agrarbereich in den meisten europäischen Staaten ständig an Bedeutung verloren. Aus vielen Industrienationen entstanden im Lauf der Zeit Volkswirtschaften mit starkem Dienstleistungssektor. So gilt heute ein hoher Anteil des tertiären Sektors als Kriterium für eine entwickelte Volkswirtschaft. 1 1
Fourastii
[1954], S. 286.
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
T A B E L L E 5: E r w e r b s t a e t i g e n a c h W i r t s c h a f t s b e r e i c h e n
Land
Landwirtschaft Forstwirtschaft Fischerei
Dienstleistungsbereich
Industrie
51
Dienstleistungen
1990
Summe
(in %) BRD
3
40
57
100
FRA
6
30
64
100
ITA
9
32
59
100
NIE
5
26
69
100
BEL
3
29
68
100
LUX
3
31
66
100
GRB
2
30
68
100
DAN
6
25
69
100
IRL
15
29
56
100
SPA
12
33
55
100
POR
18
35
47
100
GRI
25
28
47
100
7
32
61
100
EG
Zum
Vergleich:
USA
(1990)
3
26
71
100
GUS
(1986)
19
39
42
100
JAP
(1990)
7
34
59
100
TUE
(1990)
50
21
29
100
OES
(1990)
8
37
55
100
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.129.
52
4 Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
Tabelle 5 zeigt für die zwölf Länder der Gemeinschaft im Jahre 1990 die prozentuale Verteilung der Erwerbstätigen auf die Wirtschaf tsbereiche Land-, Forstwirtschaft und Fischerei, die Industrie sowie auf den tertiären Sektor. Der primäre Sektor (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei) wies im Jahre 1990 die prozentuale Verteilung der Erwerbstätigen auf diesen Sektor mit 25% als größten derartigen Anteil in der EG auf, gefolgt von Portugal mit 18%. Deutlich über dem EG-Anteil von 7% lagen auch Irland (15%) und Spanien (12%) sowie Italien (9%) . Der sekundäre Sektor (Industrie) ist innerhalb der EG mit einem Anteil der Erwerbstätigen von 4 0% am stärksten vertreten in der Bundesrepublik Deutschland. Mit großem Abstand folgen Portugal (35%) und Spanien (33%). Der tertiäre Sektor (Dienstleistungen) bot im Jahre 1990 Arbeitsplätze für 69% der niederländischen und dänischen Erwerbstätigen, 68% der belgischen und britischen Erwerbstätigen, 66% der luxemburgischen und 64% der französischen Erwerbstätigen. Der Anteil von 57% der Bundesrepublik Deutschland lag deutlich unter dem EG-Durchschnitt von 61% für diesen Sektor. Griechenland und Portugal mit je 47% können aus der Perspektive anderer moderner Volkswirtschaften mit hohem Dienstleistungsanteil als Schlußlichter der Gemeinschaft angesehen werden. Im internationalen Vergleich lag die Türkei im Jahre 1990 mit einer Proportion von 50 : 21 : 29 als typischer Agrarstaat sehr weit hinter der EG-Entwicklung zurück. In Brüssel scheint dies, neben Mobilitätsproblemen, die sich auf dem gemeinsamen Arbeitsmarkt hätten stellen können, einer der Hauptgründe zu sein, warum dem Beitrittsantrag der Türkei nicht entsprochen wurde. Insbesondere ist für die Mittelmeerländer der EG eine geringe Bereitschaft festzustellen, andere Länder an den Agrarsubventionen teilhaben zu lassen. Auch wird als Vorbedingung für die Aufnahme weiterer Länder von diesen Ländern stets eine Ausdehnung regionaler Stützungsmaßnahmen zu ihren Gunsten gefordert. Japan hatte im Jahr 1990 eine Struktur (7 : 34 : 59), die sich kaum von der des EG-Durchschnitts (7 : 32 : 61) unterschied.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und
Dienstleistungen
T A B E L L E 6: B r u t t o w e r t s c h o e p f u n g n a c h W i r t s c h a f t s b e r e i c h e n
Land
Landwirtschaft Forstwirtschaft Fischerei
Industrie
Dienstleistungsbereich
Summe
53
1989
(in %) BRD
2
39
59
100
FRA
4
30
66
100
ITA
4
34
62
100
NIE
5
32
63
100
BEL
2
31
67
100
LUX
2
36
62
100
GRB
1
34
65
100
DAN
5
27
68
100
IRL
10
37
53
100
SPA
5
35
60
100
POR
6
38
56
100
GRI
17
27
56
100
3
34
63
100
EG
Zum
Vergleich:
USA
(1989)
2
27
71
100
JAP
(1989)
3
40
57
100
TUE
(1989)
16
37
47
100
OES
(1989)
3
39
58
100
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.43.
54
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
In Österreich lag der Industrieanteil, wie in Deutschland, deutlich über dem EG-Durchschnitt, der Agraranteil lag höher als in Deutschland und entsprach in etwa dem EG-Durchschnitt. Für die GUS kann man wie zuvor in der UdSSR (1986: 19%) von einem hohen Anteil der Landwirtschaft ausgehen, der Dienstleistungsanteil (in der UdSSR im Jahre 1986 mit 42% angegeben) ist entsprechend kommunistischer Tradition unterentwickelt im Vergleich zu westlichen Volkswirtschaften, da der Industrieproduktion im Rahmen der zentralen staatlichen Planwirtschaft stets Vorrang erteilt wurde. In den USA arbeiteten im Jahre 1990 nur 3% der Erwerbstätigen im primären Sektor, dagegen 71% im tertiären Sektor.
Tabelle 6 zeigt die Anteile der drei Sektoren an der Bruttowertschöpfung im Jahre 1989 für die zwölf EG-Staaten. Der primäre Sektor (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei) trägt im Vergleich zu anderen EG-Ländern am meisten bei zur Wertschöpfung in Griechenland (17%), Irland (10%) und Portugal (6%). Im sekundären Sektor (Industrie) weisen die Bundesrepublik Deutschland (39%), Portugal (38%) und Irland (37%) die höchsten Beitragsanteile an der Wertschöpfung in der EG auf. Der tertiäre Sektor (Dienstleistungen) ist hierbei am stärksten entwickelt in Dänemark (68%), Belgien (67%), Frankreich (66%) und Großbritannien (65%).
Vergleicht man Tabelle 5 mit Tabelle 6, so erkennt man im primären Sektor (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei) folgende Beziehung der Quoten (Erwerbstätigkeit und Beitrag zum BIP): Deutschland: 3% der Erwerbstätigen erwirtschaften 2% des BIP. Frankreich: 6% der Erwerbstätigen erwirtschaften 4% des BIP. Italien: 9% der Erwerbstätigen erwirtschaften 4% des BIP. Niederlande: 5% der Erwerbstätigen erwirtschaften 5% des BIP.
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
3% der Erwerbstätigen erwirtschaften 2% des BIP.
Belgien: Luxemburg:
3% der Erwerbstätigen erwirtschaften 2% des BIP.
Großbritannien:
2% der Erwerbstätigen erwirtschaften 1% des BIP.
Dänemark:
6% der Erwerbstätigen erwirtschaften 5% des BIP.
Irland:
15% der Erwerbstätigen erwirtschaften 10% des BIP.
Spanien:
12% der Erwerbstätigen erwirtschaften
5% des BIP.
Portugal:
18% der Erwerbstätigen erwirtschaften
6% des BIP.
Griechenland:
25% der Erwerbstätigen erwirtschaften 17% des BIP.
In unserem V e r g l e i c h
ist
höher a l s d e r A n t e i l
am B r u t t o i n l a n d s p r o d u k t
Griechenland, deutet,
Portugal,
der E r w e r b s t ä t i g e n a n t e i l Spanien,
daß d e r p r i m ä r e S e k t o r
mäßig v i e l e
wesentlich
i n den Ländern
I r l a n d und I t a l i e n .
in diesen
Ländern
Das b e -
unverhältnis-
A r b e i t s k r ä f t e b i n d e t aus d e r S i c h t d e s d a m i t
wirtschafteten Anteils dern i s t
55
Dienstleistungen
am B r u t t o i n l a n d s p r o d u k t .
somit der primäre
Sektor
er-
In d i e s e n
immer noch s e h r
Län-
arbeitsinten-
siv . I n den anderen Ländern d e r G e m e i n s c h a f t Diskrepanz auf
d e r Quoten n i c h t
zurückzuführen
ist,
so s t a r k ,
ist
die
beobachtete
was im w e s e n t l i c h e n
daß d o r t b e r e i t s
eine
d e r L a n d w i r t s c h a f t h i n zu G r o ß b e t r i e b e n m i t s t a r k e r rung und A u t o m a t i s i e r u n g
stattgefunden
dar-
Umstrukturierung Mechanisie-
hat.
Unter dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) versteht man die Suntne der im Inland e r z i e l t e n Erwerbs- und Vernögenseinkcnmen. Subtrahiert man von BIP die Abschreibungen, so erhält man das Nettoinlandsprodukt.Das Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen wird auch als Bruttowertschöpfung
bezeichnet.
4.2 Agrarstatistik Einen e r s t e n U b e r b l i c k
über d i e M ö g l i c h k e i t e n
im S e k t o r Land- und F o r s t w i r t s c h a f t trachtung der Ausstattung
der
Betätigung
e r h ä l t man durch d i e
d e r e i n z e l n e n Länder m i t
chend g e n u t z t e n
Flächen.
Tabelle
d i e A u f t e i l u n g der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n
7 zeigt
f l ä c h e der schließlich
zwölf
EG-Staaten
Hausgärten),
und Dauergrünland
im Jahre
1990 i n A c k e r l a n d
Dauerkulturen
(Flächen,
auf
( O b s t - und
Be-
entspre-
Nutz(ein-
Rebanlagen)
denen m i n d e s t e n s f ü n f
Jahre
56
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
TABELLE
7: L a n d w i r t s c h a f t l i c h e N u t z f l a e c h e
Land
Ackerland
Dauerkulturen
1990
Dauergruenland
Summe
(in %) BRD
61., 5
1,,6
36..9
100
FRA
58., 5
4..0
37.. 5
100
ITA
52 ., 6
19.,2
28..2
100
NIE
44., 8
1..8
53.. 3
100
BEL
53 ., 7
1..2
45.. 1
100
LUX
44., 1
1..6
54 ,. 3
100
GRB
35., 7
0., 3
63..9
100
DAN
91., 9
0..4
7 ..8
100
IRL
18 ., 5
0..0
81.. 5
100
SPA
57 ..4
18.. 1
24 ..5
100
POR
64..1
19..1
16..8
100
GRI
50..9
17..9
31.. 2
100
EG
53 .. 0
9,. 1
37..8
100
Zum
Vergleich:
USA(1990)
43.. 6
0,.5
56.. 0
100
GUS(1990)
37 .. 6
0 .8
61,.7
100
JAP(1990)
78.. 6
9 .2
12 ..2
100
TUE(1990)
68.. 2
8,.3
2 3 ,. 6
100
OES(1990)
41.. 1
2 .1
56..8
100
Quelle:
Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1991,S.213. 1992,S.225.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
57
Futterpflanzen wild wachsen oder angebaut werden, d.h. Grasland) . In Tabelle 8 sind zum Vergleich die absoluten Größenordnungen von landwirtschaftlicher Nutzfläche, Forstfläche und Gesamtfläche dargestellt. Innerhalb der EG wurde im Jahre 1990 die landwirtschaftliche Nutzfläche als Ackerland am intensivsten genutzt in Dänemark (92%) , gefolgt von Portugal (64%) und der Bundesrepublik (62%) . Auch in Frankreich (59%) und Spanien (57%) sowie in Belgien (54%) und Italien (53%) überwiegt diese Nutzungsart. Die Nutzung als Dauergrünland für die Viehzucht überwiegt in Irland (82%), Großbritannien (64%) , den Niederlanden (53%) und Luxemburg (54%). Einen hohen Anteil haben Dauerkulturen (Obst- und Weinbau) in Italien (19%), Portugal (19%), Spanien (18%) und Griechenland (18%) .
In der Türkei dominiert der Ackerbau mit 68%. In Japan werden 79% der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Ackerland genutzt. In den USA (56%) und der GUS (62%) überwiegt die Nutzung als Dauergrünland. Betrachtet man die Hauptarten der Bodennutzung, so gewinnt man den Eindruck, daß auch in den Industrienationen noch ein großer Teil der verfügbaren Fläche land- und forstwirtschaftlich genutzt wird. Wie man aus Tabelle 8 entnehmen kann, werden in der Bundesrepublik Deutschland 48% der Gesamtfläche landwirtschaftlich und weitere 30% forstwirtschaftlich genutzt. Weitere 6% der Gesamtfläche entfallen auf Gebäude- und Freiflächen, 0,5% auf Betriebsflächen, 0,6% auf Erholungsflächen, 5% auf Verkehrsflächen und 2% auf Wasserflächen. Der Rest verteilt sich auf Flächen anderer Nutzung (z.B. Moor, Heide und Gebirge). Moor und Heide zählen übrigens wie weitere Flächen zur Landwirtschaf tsfläche , nicht zur landwirtschaftlichen Nutzfläche.1 1
Vgl. Statistisches Jahrbuch 1989 für die BRD, S. 14 und 141.
58
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
T A B E L L E 8: F l a e c h e n v e r g l e i c h
Land
Landwirtschaftliche Nutzflaeche (1000 ha)
Dienstleistungen
1990
Forstflaeche
Flaeche insgesamt
(1000 ha)
(1000 ha)
BRD(alt)
11900
7400
24900
FRA
30600
14800
54400
ITA
17400
6400
30100
NIE
2000
300
4100
BEL
1400
600
3100
LUX
130
90
260
GRB
18500
2300
24400
DAN
2800
500
4300
IRL
5700
300
6900
SPA
27100
12500
50500
POR
4500
3000
9200
GRI
5700
5800
13200
128700
54000
225300
EG
Zum Vergleich:
USA(1989)
431400
293900
937300
GUS(1989)
602000
946000
2240200
JAP(1989)
5300
21100
37200
TUE(1989)
36500
20200
78000
OES(1989)
3500
3200
8400
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.225.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
59
Die landwirtschaftliche Produktion wird unterteilt in die der tierischen Erzeugnisse und die der pflanzlichen Erzeugnisse. Für einzelne Produkte werden in der EG Versorgungsbilanzen aufgestellt. Sie umfassen die Positionen: Verwendbare Erzeugung
(ohne Eigenverbrauch)
+ Einfuhr = Verwendung insgesamt Verwendung insgesamt
(Aufkommen)
(Aufkommen)
- Ausfuhr ί Bestandsveränderung = Inlandsverwendung Der Selbstversorgungsgrad
ist definiert als das Verhältnis
Verwendbare Erzeugung
^
InlandsVerwendung Ein Selbstversorgungsgrad von mehr als 100% für ein Produkt besagt also, daß das betrachtete Land davon mehr erzeugt, als es verbraucht. Tabelle 9 zeigt den Selbstversorgungsgrad pflanzlicher Erzeugnisse der EG-Länder für das Wirtschaftsjahr 1989/90 für einige ausgewählte Produkte. Wir können Tabelle 9 entnehmen, daß im Wirtschaftsjahr
1989/90
die EG einen Selbstversorgungsgrad für Weizen von 136% erzielt hatte, d.h. 36% mehr Weizen erzeugte, als ihre Länder verbrauchten. Frankreich hatte mit 214% den höchsten Selbstversctgungsgrad für Weizen unter allen EG-Ländern. Die Bundesrepublik sicherte die Selbstversorgung mit 109%. Die Selbstversorgung mit Mais
(94%) war nicht vollständig ge-
sichert, obschon Frankreich einen Selbstversorgungsgrad von 191% aufwies. Für Reis reichte die Produktion der EG nicht zur Selbstversorgung bei einem Selbstversorgungsgrad von 75%, wenn auch Italien einen beachtlich hohen Selbstversorgungsgrad für Reis von 229% erzielte.
60
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und
TABELLE 9:
Land
Dienstleistungen
Selbstversorgungsgrad Pflanzliche Erzeugnisse
1989/90
Weizen Mais Reis Kar- Zucker Gemue- Frisch- Wein tofse obst feln (in %)
BRD
109
59
0
92
141
38
22
88
FRA
271
191
23
89
217
89
86
115
ITA
72
93
229
93
119
119
113
135
NIE
57
0
0
154
179
191
62
0
BEL
87
4
0
144
222
130
69
0
GRB
123
0
0
89
57
88
19
0
DAN
153
0
0
97
265
69
34
0
IRL
67
0
0
79
187
85
15
0
SPA
100
72
78
93
90
105
110
136
POR
63
49
64
86
1
145
95
136
GRI
135
104
115
98
109
139
121
124
EG
136
94
75
100
128
106
84
112
0: K e i n e
Quelle:
Angaben
Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.244-245.
4. Kapitel
Landwirtschaft,
Industrie und
Die Selbstversorgung der EG mit Kartoffeln
Dienstleistungen
(100%) war gesichert.
Die Bundesrepublik Deutschland erreichte nur 92%. Der Selbstversorgungsgrad für Zucker lag für die EG bei 128%. Dänemark
(265%), Belgien (222%) und Frankreich
(217%) hatten
hierbei die höchsten Selbstversorgungsgrade. Auch die Selbstversorgung mit Gemüse war für die EG (106%) gesichert, wobei die Niederlande mit 191% den höchsten, die Bundesrepublik Deutschland jedoch mit 38% den niedrigsten Selbstversorgungsgrad erreichten. Frischobst
mußte die EG im betrachteten Wirtschaftsjahr bei ei-
nem Selbstversorgungsgrad von 84% importieren. Hier erreichte die Bundesrepublik nur einen Selbstversorgungsgrad von 22%. Die Versorgung mit Wein war für die EG bei einem Selbstversorgungsgrad von 112% gesichert. Deutschland erreichte hierbei einen Selbstversorgungsgrad von 88%. Tabelle 10 zeigt den Selbstversorgungsgrad einiger Erzeugnisse
tierischer
für das Jahr 1989.
An dem Selbstversorgungsgrad von 102% für Käse waren maßgeblich beteiligt Irland
(493%), Dänemark
(380%) und die Niederlande
(255% Selbstversorungsgrad). Der Selbstversorgungsgrad von 115% für Butter war ebenfalls auf die drei Länder Irland mark
(780%), die Niederlande
(177% Selbstversorgungsgrad)
Die Erzeugung von Rindfleisch
(453%) und Däne-
zurückzuführen.
(Selbstversorgungsgrad für die EG:
100%) war am stärksten in Irland
(716%) und Dänemark
(209% Selbst-
versorgungsgrad) . Der Selbstversorgungsgrad für Kalbfleisch wurde stark durch Großbritannien
von 115% im Jahre 1989
(871%) und die Niederlande
(Selbstversorgungsgrad 417%) beeinflußt. Die Erzeugung von Schweinefleisch
(EG: Selbstversorgungsgrad von
103%) wies die höchsten Selbstversorgungsgrade in Dänemark
(351%)
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
62
TABELLE 10:
Land
Selbstversorgungsgrad Tierische Erzeugnisse 1989
Kaese Butter Rind- Kalb- Schweine- Geflue- Fleisch fl. fl. fleisch gelfl. ges. (in %)
BRD
94
87
115
82
85
60
89
FRA
115
110
109
103
85
132
99
ITA
80
67
51
89
68
97
72
NIE
255
453
117
417
271
195
229
BEL
50
105
150
152
172
104
140
GRB
67
62
87
871
68
96
83
DAN
380
177
209
100
351
213
289
IRL
493
780
716
0
117
100
275
SPA
89
104
109
100
96
95
96
POR
100
109
83
86
92
98
92
GRI
87
39
26
61
65
96
66
102
115
100
115
103
104
101
EG
0
: Keine Angaben
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.244-245.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und
und den Niederlanden
Dienstleistungen
(271% Selbstversorgungsgrad) auf. Anhand
dieser Zahlen kann man ermessen, wie stark sich einige Länder der EG auf bestimmte Formen der Viehzucht und Tierhaltung konzentriert haben. Auch für Geflügelfleisch
(der Selbstversorgungsgrad der EG
liegt bei 104%) zeigten Dänemark
(213%) und die Niederlande
(195%) die höchsten Selbstversorgungsgrade auf. Für die gesamte
Fleischerzeugung,
die in der EG mit einem Selbst-
versorgungsgrad von 101% gesichert war, wiesen Dänemark Irland
(275%) und die Niederlande
(289%)
(229%) auffallend hohe Selbst-
versorgungsgrade auf. Betrachtet man die Landwirtschaft!iche GeSamtrechnung 1 für die zwölf EG-Staaten für das Jahr 1990, so ergibt sich folgendes Bild
(in Milliarden ECU 2 - Die europäische Währungseinheit 1 ECU
entsprach im Jahre 1990 rd. 2,05 DM): Pflanzliche Endproduktion
102 Mrd ECU
+ Tierische Endproduktion
101 Mrd ECU
Endproduktion der Landwirtschaft
203 Mrd ECU
- Vorleistungen
88 Mrd ECU
Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen
115 Mrd ECU
+ Saldo aus Subventionen minus Produktionssteuern Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten
8 Mrd ECU 123 Mrd ECU
- Abschreibungen
26 Mrd ECU
Nettowertschöpfung zu Faktorkosten
97 Mrd ECU
Die meisten Agrarsubventionen empfingen im Jahre 1 990 Italien (3,3 Mrd. ECU), die Bundesrpublik Deutschland Frankreich
(2,0 Mrd. ECU) und Großbritannien
(3,0 Mrd . ECU) , (0,9 Mrd. ECU) .
Umgekehrt zahlte Frankreich im Jahre 1990 mit 1,9 Mrd. ECU den höchsten Betrag an Produktionssteuern in der Landwirtschaft, die Bundesrepublik Deutschland zahlte mit 0,6 Mrd. ECU den zweithöchsten Betrag in der Gemeinschaft. 1
Vgl. hierzu Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft S. 258-259.
2
Vgl. Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
[1992],
[1992], S. 78.
64
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
Eine Interpretation der Agrarstatistik ist nicht möglich, ohne die politischen Vorgaben der Gemeinschaft zu berücksichtigen. Die bisherige Agrarpolitik lief im wesentlichen darauf hinaus, für Grundnahrungsmittel Festpreise vorzusehen, die dem Verbraucher (insbesondere einkommensschwachen Konsumentenschichten) zugute kommen. Um zugleich den betroffenen Landwirten die aus dieser Politik entstehenden Einkommensverluste auszugleichen, war eine Politik der Subventionierung unumgänglich. Gegenwärtig sind z.B. zu erwähnen die Subventionierungen und Reglementierungen mit dem Ziel, die Milchproduktion zu drosseln (Milchquotenregelung) und auch ökologische Maßnahmen durchzuführen (Prämien für das Brachliegen landwirtschaftlicher Flächen bzw. den Anbau bestimmter Fruchtarten). Die in den Medien kritisierte Lagerung landwirtschaftlicher Produkte ("Butterberge", "Weinseen" und dergleichen) ist im Prinzip in Form einer nationalen Vorratshaltung unumgänglich. Man kann für alle Kulturen und alle Zeiten feststellen, daß Formen der Vorratshaltung nicht nur in den einzelnen Familienverbänden existierten. Die ältere Generation hat die Situation bei Kriegsende und insbesondere 1947/48 noch nicht vergessen. Auch für die Katastrophenhilfe in der Dritten Welt ist eine Vorratshaltung von Grundnahrungsmitteln geboten. Einzelne Auswüchse einer fehlgesteuerten Oberproduktion können das Prinzip grundsätzlich nicht in Frage stellen. Partielle UberSchußproduktion in der Landwirtschaft wird sich immer wieder ergeben. Sicher ist die Vernichtung von Ernten zur Stützung von Preisen und Gewinnen in der Tat bedenklich. Für große Mengen würde auch eine Aushändigung zum Nulltarif an Ort und Stelle keine Lösung sein. Transportkosten vereiteln oft eine andere Lösung. Mithin sind dies auch Konsequenzen einer agrarischen Spezialisierung, die zu Monokulturen großen Ausmaßes führt. Die agrarische Produktion läßt sich nicht leicht planen, ist wetterabhängig, die Produkte sind nur beschränkt lagerfähig. Diese Eigenheiten bleiben auch in der Großproduktion erhalten, selbst wenn industrielle Produktionsmethoden übernommen werden. Die Agrarpolitik wird daher ungeachtet des Verschwindens zahlreicher Betriebe wesentliches Element der Gemeinschaftspolitik bleiben.
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
65
4.3 Industriestatistik Wie wir in Tabelle 6 gesehen haben, wurden im Jahre 1986 innerhalb der EG rund 37% der Bruttowertschöpfung von der Industrie erwirtschaftet. Vom Statistischen Amt der EG wird die Industrie weiter unterteilt in die Bereiche I.
Bergbau,
II.
Energiewirtschaft und Wasserversorgung,
III. Verarbeitendes Gewerbe und IV.
Baugewerbe.
Industrie und Produzierendes Handwerk werden gemeinsam als Produzierendes Gewerbe bezeichnet. Das Verarbeitende Gewerbe, dem in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1984 rd. 78% des Beitrags zur Bruttowertschöpfung der Industrie zuzurechnen war, 1 läßt sich weiter unterteilen in 111.1. Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie, 111.2. InvestitionsgüterIndustrie, 111.3. Verbrauchsgüterindustrie und III. 4. Nahrungs- und Genußmittelindustrie. In Tabelle 11 wird eine feinere Unterteilung des Verarbeitenden Gewerbes durch das Statistische Amt der EG verwendet für 10 Länder der EG (ohne Irland und Griechenland). In der Industriestatistik kann zur Ermittlung der Wertschöpfung institutionell auf folgende alternative Erhebungseinheiten zurückgegriffen werden:2 a. die Unternehmen, b. die örtlichen Einheiten, c. die fachlichen Unternehmensteile und d. die fachlichen Betriebsteile. 1 2
Vgl. Statistisches Jahrbuch 1987 für die BRD, S. 550. Vgl. Zwer [1981], S. 217.
66
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
T A B E L L E 11: Industriestruktur nach dem Beitrag der Produktionsbereiche zur Bruttowertschoepfung zu Marktpreisen des Verarbeitenden Gewerbes 1986
D
F
I
NL
Β
L
GB
SP
Ρ
DK
E i s e n - u n d NE-Erze
4
5
4
5
8
46
3
6
3
1
Mineral. Erzeugn.
4
5
7
4
5
6
5
7
9
6
Chemische Erzeugn.
9
10
8
12
13
2
9
9
6
8
Meta11er ζ eugn i sse
9
9
10
8
6
5
6
8
7
7
Masch, f. Ldw/Ind.
13
7
9
7
8
8
10
5
3
14
feinmech/opt. Erz.
4
4
3
1
1
0
3
0
0
3
Elektrogeraete
12
10
7
14
8
3
10
6
4
6
Fahrzeuge
14
12
8
6
9
0
10
12
9
6
Nahr.-/Genussmittel
11
14
11
20
18
9
20
22
20
22
Textil/Leder/Bekl.
5
8
17
4
8
2
6
11
23
6
Papier/Druckereierz.
7
7
5
11
6
3
10
5
6
11
Gummi-/Kunstst.erz.
4
4
4
3
4
15
4
4
3
3
sonst, gew. Erzeugn.
4
5
7
5
6
1
4
5
7
7
Branche
Land
BWS der Industrie
100 100 100
100 100 100
100 100
100 100
Quelle: National Accounts ESA. Detailed tables by branch 1988 u n d eigene Berechnungen.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
Das Unternehmen1
67
als rechtlich selbständige Wirtschaftseinheit
eignet sich infolge der Zugriffsmöglichkeiten auf die Unterlagen zur Bilanzierung für die statistische Erfassung. Die örtlichen
Einheiten
(Betriebe) lassen sich als Unternehmens-
teile geographisch getrennt abgrenzen durch ihren Standort in bestimmten Gemeinden bzw. Gemeindeteilen. Fachliche
Unternehmensteile
ergeben sich, wenn sich im Unter-
nehmen homogene Produktionsbereiche bilden lassen (z.B. in einem Textilunternehmen die Abteilungen Spinnerei oder Weberei). Unter fachlichen
Betriebsteilen
(establishments) versteht man
schließlich homogene Produktionsbereiche, die sich geographisch genau abgrenzen lassen
(z.B. die Abteilung Weberei in einer be-
stimmten Gemeinde). Eine Disaggregierung von Unternehmen bis in die fachlichen Betriebsteile erscheint aus statistischer Sicht nur erfolgversprechend, wenn für diese separate Unterlagen zur Verfügung stehen. Gleichwohl wäre für viele Untersuchungen die Verwendung fachlicher Betriebsteile wünschenswert, um detailliert und problemgerecht erfassen zu können. In der amtlichen Statistik der EG2 verwenden die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien das Unternehmen als Erhebungseinheit, Dänemark und die Niederlande den fachlichen Unternehmensteil, während das establishment in Großbritannien und Irland, zusätzlich auch in Frankreich Verwendung findet. In der amtlichen Statistik der EG ist auch sonst das Vorgehen auf dem Gebiet der Industriestatistik aus mehreren Gründen uneinheitlich. Neben den nationalen Unterschieden ist der zeitliche Horizont statistischer Untersuchungen von Bedeutung. Während Industriezensen und Arbeitsstättenzählungen in größerem zeitlichen Abstand Auskunft über die Struktur des Industrie1
Vgl. hierzu Zwer [1985], S. 110-119.
2
Vgl. Mai und Sangha [1987], S. 905.
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
68
sektors geben sollen, dient die kurzfristige Industrieberichterstattung in ihrer Aktualität der Erstellung von Indikatoren (z.B. Nettoproduktionsindex, Indices für Auftragseingang und Auftragsbestand, Maße der Arbeitsproduktivität) für die Konjunkturforschung. Die Gewinnung von Monatszahlen greift z.B. in der Bundesrepublik Deutschland wie in den USA auf das tionsprinzip
Konzentra-
(Abschneideverfahren, cut-off method) 1 zurück, d.h.
nur wenige Großbetriebe werden über aktuelle Tendenzen befragt. Klein- und Mittelbetriebe ignoriert, gleichwohl auf die Gesamtheit der Betriebe zurückgeschlossen. In neuerer Zeit ist zu bemerken, daß auch in den Großzählungen
(Zensen) von der amtlichen
Statistik die früher üblichen Totalerhebungen aufgegeben werden und durch repräsentative Teilerhebungen
(Stichproben) ersetzt
werden. In den vierteljährlichen und monatlichen Produktionserhebungen werden in der Bundesrepublik Deutschland höchstens 52.000
2
Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Berg-
baus mit 20 und mehr Beschäftigten befragt. Traditionell wird in der Industriestatistik das prinzip Merkmals
Schwerpunkt-
verwendet, d.h. ein Unternehmen wird bezüglich eines (z.B. Wertschöpfung) dem Wirtschaftsbereich zugeord-
net, in dem der Schwerpunkt seiner wirtschaftlichen Tätigkeit liegt. Dies kann im Einzelfall bedeuten, daß ein Unternehmen mit breiter Produktionspalette einer Branche zugeordnet wird, die nur einen kleinen Anteil dieses Merkmals auf sich zieht (allerdings immer den größten im Vergleich zu den anderen Anteilen dieses Merkmals). Die Zuordnung erfolgt nach der Systematik der Wirtschaftszweige in der Fassung für die Statistik im Produzierenden Gewerbe
(SYPRO).
Informativ sind Angaben über die Kostenstruktur, d.h. die Anteile ausgewählter Kostenarten am Bruttoproduktionswert. In der Bundesrepublik Deutschland werden die Kostenstrukturerhebungen, die früher alle vier Jahre stattfanden, seit 1975 jährlieh auf repräsentativer Basis durchgeführt 1
Vgl. Leiner
2
Vgl. Kraßnig
(höchstens 15.000
3
[1989], S. 10. [1985], S. 640 und Statistisches Bundesamt
[1981], S. 163-170. 3
Vgl. Stock S. 168-169.
[1983], S. 678 und Statistisches Bundesamt
[1981],
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
69
Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus). Darüberhinaus dienen seit 1979 die Daten der Kostenstrukturerhebung und separate Schätzungen für die von diesen nicht erfaßten Unternehmen zur Bestimmung des Nettoproduktionswerts im Verarbeitenden Gewerbe. 1 Für die ausgewählten Unternehmen
(Aus-
wahlsatz: rd. 40%) besteht Auskunftspflicht. Das Verarbeitende Handwerk wurde erstmals 1976 miterfaßt. Um die Zahl der auszuwählenden Unternehmen von 15.000 nicht zu überschreiten, wurden in gleichem Maße Industriebetriebe von der Auskunftpflicht befreit. Es ist in diesem Buch nicht Platz, alle Feinheiten der Industriestatistik auszubreiten. Diese Beispiele sollen nur belegen, daß bei der Interpretation statistischer Daten der Industriestatistik - die für Sozialproduktberechnungen eine eminente Rolle spielen - im internationalen Vergleich einige Vorsicht geboten ist. Auch hier teile ich die Skepsis Oskar Morgensterns2, daß bei manchen ökonomischen Daten, wie z.B. Produktionsindizes, die auf Promille genau publiziert werden, eine Veränderung der letzten Stelle aufgrund der inhärenten Ungenauigkeit irrelevant erscheint.
4.4 Dienstleistungsstatistik Dem tertiären Sektor werden definitorisch die Bereiche zugeordnet, die sich nicht dem Agrarsektor bzw. der Industrie zurechnen lassen. Die Produktion von Dienstleistungen läßt sich von der Produktion materieller Güter
(Waren) abgrenzen als eine
Produktion immaterieller Güter, zu deren Kennzeichnung beiträgt, daß sie nicht lagerfähig sind. Erschwerend ist für eine exakte Abgrenzung, daß auch im Agrarsektor und in der Industrie Dienstleistungen erbracht werden. In der amtlichen Statistik ist zur Bestimmung der Dienstleistungsbereiche ein enumeratives Vorgehen üblich. Nach der Systematik der Wirtschaftszweige enthält 1
Vgl. Veldhues
2
Vgl. Morgenstern
[1988], S. 761 und Baus [1987], S. 628. [1965], S. 63.
70
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen
der Sektor Dienstleistungen die Bereiche 1 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kreditinstitute und Versicherungsgewerbe, Dienstleistungen von Unternehmen und Freien Berufen, Organisationen ohne Erwerbszweck und Private Haushalte, Gebietskörperschaften und Sozialversicherung. Analog zur Industriestatistik kann auch die Dienstleistungsstatistik
institutionell auf Unternehmen, örtliche Einheiten,
fachliche Unternehmensteile und fachliche Betriebsteile zurückgreifen . 2 Sofern Dienstleistungen für den Markt produziert werden, ist die Bestimmung ihres Wertes (z.B. über die Handelsspanne als Differenz zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis einer Ware) im allgemeinen nicht mit großen Schwierigkeiten verbunden. Der Wert nichtmarktbestimmter Dienstleistungen kann nach der Outputmethode bestimmt werden, wenn es gelingt, vergleichbare marktbestimmte Dienstleistungen aufzufinden, deren Marktwert bekannt ist. Nach der inputmethode
basiert der Wert einer Dienstleistung
auf den durch sie verursachten Kosten. Durch Schätzungen kann dieser Wert auf Outputniveau angehoben werden. So kann man die Wertschöpfung des staatlichen Bildungswesens abschätzen mittels der Löhne und Gehälter, die an die im Bildungswesen Beschäftigten von der öffentlichen Hand gezahlt werden. Wie schon in 4.1. ausgeführt, läßt sich im historischen Vergleich eine Expansion des tertiären Sektors feststellen, die einerseits auf den Ausbau traditioneller Dienstleistungsbereiche
(z.B. Handel, Banken, Versicherungen, Transportgewerbe,
Tourismus), andererseits auf die Entstehung neuer Dienstleistungsbereiche
(z.B. Leasing in allen möglichen Bereichen,
Fernsehen mit Verkabelung und Satellitentechnik, neue Kommunikationssysteme wie etwa Bildschirmtext und das Faxen) zurückgeführt werden kann. Durch die verbesserten Möglichkeiten der 1
Vgl. Reim [1988], S. 842.
2
Vgl. Lützel
[1987], S. 27.
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
71
elektronischen Datenverarbeitung (erhöhte Speicherkapazität und Beschleunigung der Rechengeschwindigkeit von Großcomputern, Einsatz von Personal Computern und Verbesserung der software) wird dieser Fortschritt praktisch überall vorangetrieben. Aus dieser Sicht kann auch eine enumerative Bestimmung des Dienstleistungssektors über die an ihm beteiligten Bereiche nicht auf zeitlichen Bestand hoffen. Daten aus dem Dienstleistungssektor, die schon traditionell nicht als sehr zuverlässig galten, werden wohl auch in der nächsten Zukunft problembehaftet sein. Neben der großen Vielfalt der Dienstleistungsbereiche wird der statistische Zugriff auch erschwert durch die Existenz einer Schattenwirtschaft1, so daß ein nicht zu unterschätzender Teil der erbrachten Dienstleistungen überhaupt nicht registriert wird (Schwarzarbeit, Nichtausstellen von Rechnungen, Freundschaftsdienste auf Gegenseitigkeit). Auch die aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen bekannte Nichterfaasung der durch Hausfrauen erbrachten Dienstleistungen führt hier zu einer systematischen Unterschätzung der Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich. Angesichts eines ausgewiesenen Anteils von 60% an der Bruttowertschöpfung innerhalb der EG (siehe Tabelle 6) seitens des Dienstleistungssektors, eines Anteils mit steigender Tendenz, dürfte auch das Unbehagen der amtlichen Statistik zunehmen, wenn die Genauigkeit hoch aggregierter Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen hinterfragt wird. Die amtliche Statistik der Bundesrepublik Deutschland verwendet auch zur Zuordnung der Wertschöpfung eines Unternehmens zu bestimmten Dienstleistungsbereichen das Schwerpunktprinzip.2 So kann ein Unternehmen des Produzierenden Gewerbes, das Waren und Dienstleistungen erstellt, einem Dienstleistungsbereich zugeordnet werden, wenn sich dort der Schwerpunkt seiner wirtschaftlichen Tätigkeit befindet (anteilsmäßig bezüglich des klassifikationsrelevanten Merkmals). Die entgegengesetzte Zuordnung zum Produzierenden Gewerbe kann für Dienstleistungsunternehmen erfolgen, die unter anderem auch Waren produzieren, wenn in dieser Warenproduktion (anteilsmäßig) der Schwerpunkt der wirt1
Vgl. Zweifel [1987], S. 4.
2
Vgl. Hermann [1988], S. 8-9.
72
4. Kapitel: Landwirtschaft, Industrie und
Dienstleistungen
schaftlichen Tätigkeit zu finden ist. In der Tat ergab eine Testerhebung des Statistischen Bundesamtes,1 daß 44% der befragten Unternehmen des Produzierenden Gewerbes Dienstleistungen für Dritte erbrachten. Produktionsbezogene Dienstleistungen, die explizit in Rechnung gestellt werden und sich damit statistisch erfassen ließen, sind z.B. technische Planung, Schulung von Kundenpersonal, Wartung und Inspektionen, Dienstleistungen der Datenverarbeitung und Verkauf von Dokumentationen. Für andere Dienstleistungen, die Dritten erbracht werden, ist es nicht üblich, eine gesonderte Rechnung zu erstellen (z.B. Beratung und Service). Umgekehrt führt die zunehmende Spezialisierung von Unternehmen zur Auslagerung von Dienstleistungen, wobei auch eine Senkung der Kosten und eine Reduzierung des gebundenen Kapitals angestrebt wird. Ansonsten finden firmeninterne Dienstleistungen, die in ein Produkt eingehen, derzeit noch keine explizite statistische Berücksichtigung. Wird also in der Automobilproduktion das Lackieren von einer firmenfremden Lackierwerkstatt ausgeführt, so liegt eine Dienstleistung vor. Wird firmenintern durch eine Lackierabteilung die Lackierarbeit übernommen, erscheint keine Dienstleistung. Neben der Nichterfassung der nichtmarktbestimmten Dienste der privaten Haushalte (die schon erwähnte Hausfrauenarbeit) fehlt in der Dienstleistungsstatistik der Bundesrepublik Deutschland eine adäquate Erfassung der von den privaten Organisationen ohne Erwerbszweck erbrachten Dienstleistungen (z.B. die Leistungen der karitativen Organisationen, der Vereine und Verbände ) .2 Nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG)3 gibt es im Bankwesen zwei Möglichkeiten zur Be1
Vgl. Mai [1989], S. 44.
2
Vgl. Hermann [1988], S. 11. Vgl. Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften [1984], S. 45.
3
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und Dienstleistungen
73
Wertung von Bankdienstleistungen. Werden Leistungen von Kreditinstituten gegen Zahlung von Gebühren erbracht (z.B. Anbieten von Schließfächern gegen Gebühren), so dienen diese als Preise für die zugehörigen Dienstleistungen. Es überwiegen jedoch die Leistungen der Kreditinstitute, für die kein direkter Preis existiert. Hier ist eine Zuordnung auf die sie verbrauchenden Einheiten nicht möglich. Für die Gesamtwirtschaft wird daher ein Produktionswert unterstellter Bankdienstleistungen ermittelt. Dieser mißt den Überschuß der Vermögenseinkommen der Kreditinstitute über den Zinsbetrag, der an ihre Gläubiger gezahlt wird, wobei die Vermögenseinkommen aus der Anlage firmeneigener Mittel herausgerechnet werden. Die Hauptfunktion von Unternehmen des Versicherungsgewerbes ist die Umwandlung von Einzelrisiken in Sammelrisiken (Beispiel Kraftfahrzeugversicherung). Nach dem ESVG 1 wird der Produktionswert von Versicherungsunternehmen gemessen als Oberschuß der Vermögenserträge und Prämieneinnahmen über die Versicherungsleistungen, auf die die Versicherten im jeweilein Zeitraum Anspruch haben. Im Beherbergungsgewerbe dient der Bettenbestand als Maß für die touristische Kapazität. Durch die Zahl der Übernachtungen läßt sich hieraus die Kapazitätsauslastung ermitteln. Die Freien Berufe werden allenfalls durch Spezialstatistiken erfaßt, so in der Bundesrepublik Deutschland durch die Kostenstrukturstatistik mit einem Auswahlsatz von durchschnittlich 5% bei freiwilliger Auskunfterteilung. Handel und Gastgewerbe2 werden in der Bundesrepublik Deutschland durch Handels- und Gaststättenzählungen (im Abstand von 10 Jahren) statistisch erfaßt. Diese bilden die Auswahlgrundlage für Stichprobenerhebungen. In den jährlichen Repräsentativerhebungen des Großhandels und der Handelsvermittlung werden 10.000 Unternehmen, im Einzelhandel 25.000 Unternehmen ausge1
Vgl. Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften [1984], S. 48.
2
Vgl. Statistisches Bundesamt [1981], S. 201-208 und Statistisches Bundesamt [1988A], S. 220-221.
74
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
wählt. Im Groß- und Einzelhandel werden zusätzlich monatliche Befragungen auf repräsentativer Basis durchgeführt. Im Gastgewerbe werden 8.000 Unternehmen monatlich und jährlich befragt. Auch in dieser Statistik findet das Konzentrationsprinzip Anwendung. So werden im Großhandel nur Unternehmen befragt, die einen jährlichen Mindestumsatz von einer Million DM aufweisen.
Tabelle 12 enthält die Beiträge des Dienstleistungsbereichs zur Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen für zehn Länder der Gemeinschaft im Jahre 1986. Der Dienstleistungsbereich ist hierbei unterteilt in die Bereiche Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Beherbergungsgewerbe, inländisches Transportgewerbe, See- und Luftschiffahrt, Nachrichtenübermittlung, Kreditgewerbe und Versicherungsunternehmen, Sonstige nichtmarktbestimmte Dienstleistungen und Staatliche Dienstleistungen. Die Finanzzentren Großbritannien und Luxemburg weisen einen sehr hohen Beitrag des Kreditgewerbes aus, der durch die Zusammenfassung mit den Versicherungsunternehmen in die Größenordnung von einem Drittel der Dienstleistungsbeiträge gelangt. Für die anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften der Gemeinschaft umfassen die sonstigen nichtmarktbestimmten Dienstleistungen und die Staatlichen Dienstleistungen gut die Hälfte der Dienstleistungsbeiträge. Diese erreichen in Portugal nur die Größenordnung von einem Drittel, dort bindet der Groß- und Einzelhandel noch ein weiteres Drittel der Dienstleistungsbeiträge. Für Spanien ist ein Anteil des Gaststätten und Beherbergungsgewerbes von einem Zehntel auffällig. Weitere Interpretationen erscheinen angesichts der in dem Datenmaterial enthaltenen Ungenauigkeiten als nicht empfehlenswert. Gleichwohl läßt sich diese Statistik als informativ bezeichnen. Für Irland und Griechenland erreicht die Dienstleistungsstatistik derzeit noch nicht die ansonsten in der Gemeinschaft üblichen Anforderungen.
4. Kapitel: Landwirtschaft,
Industrie und
Dienstleistungen
TABELLE 12: Beitraege des Dienstleistungsbereichs zur Bruttowertschoepfung zu Marktpreisen 1986
Branche
Land
D
F
I
NL
Β
L
GB
SP
Ρ
DK
(%) Gross-/Einzelhandel
19
20
26
21
24
20
21
24
35
22
Gastst./Beherberg.
3
4
6
3
5
3
3
10
6
2
inld. Transp.gew.
4
4
4
4
3
2
3
4
5
5
See/Luftschiffahrt
1
2
3
4
6
2
3
3
4
4
Nachr.uebermittl.
4
4
2
3
3
2
4
3
4
3
Kred./Vers.untern.
10
8
9
9
9
34
30
11
12
5
Sonst nichtmarkt.Di.
35
30
29
36
28
20
9
27
12
27
Staatl. Dienstl.
24
28
21
20
22
17
27
18
22
32
BWS des Dienstl.ber. 100 100 100
100 100 100
100 100
100 100
Quelle: National Accounts ESA. Detailed tables by branch 1988 u n d eigene Berechnungen.
5. Kapitel Verkehr, Energie und Umwelt 5.1 Verkehr Aufgrund seiner dichten Besiedelung und seiner frühzeitigen technischen Erschließung weist Europa ein vergleichsweise leistungsfähiges Verkehrswesen auf, in dem gleichwohl zwischen den europäischen Nationen gravierende Unterschiede festzustellen sind. In England fuhr 1817 die erste Eisenbahn, in Deutschland das erste Automobil (Frau Benz wagte 1888 die erste grössere Reise mit einem derartigen Gefährt von Mannheim nach Pforzheim) . Kanäle gibt es schon seit Karl dem Großen. Bedeutende Pioniere der Luftfahrt (die Gebrüder Wright, Bl£riot, Zeppelin, Saint Exupery) waren Europäer. Die Verkehrsstatistik ist vorwiegend funktional ausgerichtet, will heißen: Neben der Größe des Verkehrsnetzes und dem Bestand an Verkehrsmitteln gibt sie Auskunft über das Ausmaß der technischen Betriebsleistung. Erst in neuerer Zeit wird sie durch institutionelle Angaben ergänzt (über Unternehmen mit Beschäftigten und Umsätzen).
5.1.1.
EISENBAHNVERKEHR
1835 fuhr der erste deutsche Zug von Nürnberg nach Fürth mit der von Stevenson erbauten Lokomotive "der Adler". Der Nationalökonom Friedrich List setzte sich zeitlebens für die Idee eines umfassenden deutschen Schienennetzes ein. Angesichts der Territorialstaaten mit ihren Zollbarrieren wurde er von vielen als Utopist angesehen. Heutzutage ist Deutschland mit dem zweitgrößten Schienennetz in der EG vergleichsweise gut mit Eisenbahnlinien ausgestattet.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
TABELLE
13: E i s e n b a h n v e r k e h r
Land
1990
Schienen- Befoerderte Personen- Tarifnetz Personen kilometer tonnenkm 1000km
Millionen
Mrd
Mrd
BRD(alt)
27
1043
44
61
Frankreich
34
834
64
51
Italien
16
429
46
19
Niederlande
3
256
11
3
Belgien
3
142
7
8
Luxemburg
0
10
0
1
17
762
33
16
Daenemark
2
146
5
2
Irland
2
25
1
1
13
274
15
11
Portugal
3
226
6
1
Griechenland
2
12
2
1
122
4159
234
175
Grossbritannien
Spanien
EG
Quelle:
77
Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft 1992,S.301. S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d , S . 1 1 5 f .
78
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
Die Anlage neuer S c h n e l l b a h n s t r e c k e n rigkeiten. große
Die hohe G e s c h w i n d i g k e i t
Kurvenradien
und e i n e n
neue T r a s s e n a n g e l e g t siedelung
belästigung
werden m ü s s e n . die
der Bevölkerung
i n modernen V o l k s w i r t s c h a f t e n Individualverkehr eines
teuren
tisch
betrachtet
Innerhalb geht.
obwohl
Platz
Eisenbahnnetz Ihm f o l g t
tanniens
und e i n
erstarktes
das d i e
Zerschnei-
mehr t o l e r i e r t .
Die
Entwicklung
i n dem d i e
größter
das
zweitgrößter
zum
Erhaltung
Ausbau
kri-
Flächenstaat
sternförmig
Flächenstaat
was d i e A n l a g e von
belegt.
Italien,
obschon
seine
aus-
ist
im
EisenbahnstrekSchienennetzes
h a t das
d e r EG m i t g r o ß e m A b s t a n d
zu-
von P a r i s d e r EG,
der Größe des
Großbritannien
h a t d i e EG, w i e T a b e l l e
120.000
zur
Fläche
dritt-
Bundesre-
die
Großbri-
die meisten
doch wies F r a n k r e i c h fernungen
eine
13 z e i g t ,
ein
Schienennetz
Kilometern.
Zwar wurden im E G - V e r g l e i c h Deutschland
im J a h r e
1990
in der
Bundesrepublik
Personen mit der Eisenbahn
aufgrund der größeren
befördert,
zurückgelegten
g r ö ß e r e A n z a h l von P e r s o n e n k i l o m e t e r n
Frachtaufkommen, republik
Lärm-
übertrifft.
Insgesamt von r d .
Be-
höhere
Klima,
als
s o daß e s b e z ü g l i c h
n u r den f ü n f t e n
daß
zu e r w a r t e n d e
dessen w e i t e r e r
Schienennetz,
sehr g e b i r g i g ,
ken e r s c h w e r t ,
so
werden.
längste
Landesinnern
publik.
bzw.
erfordert dichte
nicht
zudem e i n
Schienennetzes
Spanien,
größte
schafft
Schwie-
die
zu b e o b a c h t e n d e
d e r EG h a t F r a n k r e i c h
das
Dem s t e h t
entgegen,
dung von L a n d s c h a f t s s c h u t z g e b i e t e n
Züge
Streckenverlauf,
durch H o c h g e s c h w i n d i g k e i t s z ü g e
Umweltbewußtsein
gleich
zunehmend a u f
moderner
flachen
i n den B a l l u n g s r ä u m e n ,
stößt
gemessen
Deutschland
in T a r i f t o n n e n k i l o m e t e r n ,
übertraf
das
auf. der
EntDas
Bundes-
Frankreichs.
Mißt man d i e Dichte des Schienennetzes a l s km Schiene pro km2 F l ä c h e , so h a t B e l g i e n das d i c h t e s t e Schienennetz der EG, g e f o l g t von der Bundesrepublik Deutschland. Spanien, Portugal und Griechenland b i l d e n b e i einem d e r a r t i g e n EG-Vergleich d i e S c h l u ß l i c h t e r . D o r t e r s e t z t d i e K ü s t e n s c h i f f f a h r t weitgehend das Verkehrsmittel Eisenbahn. Insgesamt l ä ß t s i c h f e s t s t e l l e n , daß d i e Eisenbahn, obwohl s i e im Gütertransport
in der EG höhere
Leistungen e r b r i n g t a l s Straßenverkehr oder B i n n e n s c h i f f a h r t , an Bedeutung v e r l i e r t im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern.
allmählich
5. Kapitel:
T A B E L L E 14: S t r a s s e n v e r k e h r
Land
Verkehr, Energie und
1000km
79
1990
Strassennetz Autobahn
Umweh
PKW
National- insges. strassen 1000km
1000km
abs. Mio
LKW rel.
rel.
j e 1 0 0 0 E W je 1000EW
BRD
9
31
499
27
432
76
Frankreich
7
28
808
24
416
83
Italien
6
46
303
25
439
56
Niederlande
2
2
97
6
367
36
Belgien
2
13
130
4
385
39
Luxemburg
0
1
5
0
484
30
Grossbritannien
3
13
380
20
353
49
Daenemark
1
4
71
2
323
46
Irland
0
5
92
1
228
41
Spanien
2
19
156
12
301
59
Portugal
0
2
10
2
161
58
Griechenland
0
10
40
2
163
70
32
174
2591
125
EG
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaftl992,S.308-309. S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d , S . 2 9 3 .
80
.5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5.1.2
STRASSENVERKEHR
Betrachtet man das Straßennetz der EG (Tabelle 14), so wies schon die frühere Bundesrepublik Deutschland das größte Autobahnnetz auf, gefolgt von Frankreich und Italien. Die französischen Autobahnen verbinden Paris sternförmig mit den Provinzen . Italien weist die größten Streckenlängen an Nationalstraßen auf, gefolgt von der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich. Insgesamt hatte Frankreich das größte Straßennetz vor der Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien und Italien. Den größten Bestand an Personenkraftwagen (PKW) in der EG hat die Bundesrepublik Deutschland. Die PKW-Dichte, gemessen als Anzahl der PKW je Einwohner, ist in Luxemburg am höchsten, in der Bundesrepublik Deutschland am zweithöchsten in der EG. Frankreich, Deutschland und Greichenland weisen die größte LKWDichte auf, gemessen als Anzahl der Lastkraftwagen je 1000 Einwohner . Zum Vergleich: In den USA1 175 LKW. In PKW und 129 te und eine
kamen im Jahre 1989 auf 1000 Einwohner 576 PKW und Kanada kamen im Jahre 1989 auf 1000 Einwohner 486 LKW. Beide Länder wiesen damit eine höhere PKW-Dichhöhere LKW-Dichte auf als jeder EG-Staat.
In der ehemaligen DDR und Berlin (Ost) kamen im Jahre 1990 auf 1000 Einwohner 296 PKW und 16 LKW. In der Türkei wurden für das Jahr 1990 auf 1000 Einwohner 33 PKW und 15 LKW ermittelt. Ein internationaler Vergleich der Statistik der Straßenverkehrsunfälle wird dadurch behindert, daß in der EG mit verschiedenen Meßkonzepten gearbeitet wird. In den meisten EG-Ländern zählen zu den Verkehrstoten Personen, die innerhalb von 30 Tagen nach 1
Vgl. hierzu Statistisches Jahrbuch 1992 für das Ausland, S. 293.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
81
dem Unfall verstorben sind. Davon abweichend gilt eine Frist von 7 Tagen in Italien, von 6 Tagen in Frankreich und gar von 3 Tagen in Griechenland. Wer weiß, wie unterschiedlich die Geborenen in den einzelnen EG-Ländern definiert sind, wird sich daher nicht verwundern, daß die Unfalltoten anders gezählt werden in verschiedenen Ländern. Für die Bundesrepublik Deutschland1 nach dem Gebietsstand ab dem 3.10.1990 wurden für das Jahr 1990 11.046 Verkehrstote gemeldet, die Anzahl der Verletzten belief sich auf rd. 511.000 Personen. Für Frankreich ergaben sich im Jahre 1990 10.289 Verkehrstote und rd. 224.000 Verletzte. In Italien gab es im Jahre 1990 6.621 Verkehrstote und rd. 221.000 Verletzte. In Großbritannien und Nordirland wurden im Jahre 1990 5.402 Verkehrstote und rd. 348.000 Verletzte gezählt. In den USA wurden in Straßenverkehr als Blutzoll (death toll) im Jahre 1989 45.555 Verkehrstote ermittelt. Die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr wurde mit rd. 3,6 Millionen Menschen angegeben. Schlußfolgerungen können im Zeitvergleich auf nationaler Basis gezogen werden. Für die Bundesrepublik Deutschland hält der Abwärtstrend der Anzahl der Verkehrstoten an. Er wird jedoch nach der deutschen Vereinigung von einem deutlichen Anstieg der Anzahl der Verkehrsunfälle sowie der Anzahl der Verletzten begleitet. Die Anzahl der Verletzten ist schon im internationalen Vergleich als hoch anzusehen relativ zur Bevölkerungsgröße. Auch im nationalen Rahmen fällt es nicht leicht, Ursachenforschung zu betreiben. So sind in den alten Ländern der Bundesrepublik beträchtliche finanzielle Anstrengungen unternommen worden, um das Unfallrisiko auf den Straßen und in den Kraftfahrzeugen zu reduzieren. Mit gesetzgeberischen Maßnahmen und moralischen Aufrufen wurde Einfluß auf das Verantwortungsbewußtsein der Verkehrsteilnehmer gewonnen. Die Verkehrslawine rollt weiter. 1
Vgl. hierzu Statistisches Jahrbuch 1992 für das Ausland, S.293.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
82
TABELLE
15: B i n n e n s c h i f f a h r t
Land
Wasserstrassennetz km
1990
Frachtschiffe
Tonnenkilometer
Anzahl
Millionen
4600
2700
54800
Frankreich
8500
4600
7600
Italien
2200
0
120
Niederlande
4800
10100
35700
Belgien
2000
1800
5400
37
24
336
1600
690
0
23737
19914
BRD
1989
Luxemburg
Grossbritannien
7
EG-Laender
0: k e i n e
103956
Angaben
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e G r u n d z a h l e n d e r G e m e i n s c h a f t 1 9 9 2 , S.
304.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
83
5,1,3 BINNENSCHIFFAHRT
Wie Tabelle 15 zeigt, hat Frankreich das größte Wasserstraßennetz in der EG aufgrund seiner schiffbaren Flüsse und der zahlreichen Kanäle, die zum Teil schon unter Napoleon angelegt wurden. Auf Platz 2 folgen die Niederlande und erst auf Platz 3 die Bundesrepublik Deutschland. Kanalisierungen können nur mit großem technischen Aufwand durchgeführt werden, die mit gewaltigen Kosten verbunden sind und viel Zeit in Anspruch nehmen (z.B. Rhein-Main-Donau-Kanalverbindung sowie die Kanalisierung der Saar, die noch nicht abgeschlossen ist). So ist für die nächste Zeit - auch angesichts des Widerstands von Naturschützern in den europäischen Ländern nur mit marginalen Veränderungen des Wasserstraßennetzes zu rechnen. Gegenwärtig1 ist ein Drittel des deutschen Wasserstraßennetzes kanalisiert. Das französische Kanalsystem ist so groß wie das gesamte deutsche Wasserstraßennetz. Drei Viertel des niederländischen und 'etwas mehr als die Hälfte des belgischen Wasserstraßennetzes sind kanalisiert. Zwar nimmt die Bundesrepublik Deutschland bezüglich des Anzahl der Frachtschiffe in der EG nur den 3. Rang ein nach den Niederlanden und Frankreich, sie hat jedoch eine größere Anzahl von Schiffen mit einer Tragfähigkeit von über 1000 Tonnen als etwa Frankreich. Mit rd. 230 Millionen beförderten Tonnen lag die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1987 knapp hinter den Niederlanden (rd. 290 Millionen Tonnen) auf dem 2. Platz, erreichte jedoch infolge der großen bewältigten Strecken- den Spitzenplatz der in Tonnenkilometern gemessenen Verkehrsleistung. Ökologisch wäre eine stärkere Inanspruchnahme der Binnenschiffahrt für den Schwergutverkehr wünschenswert. Noch sind die Geschwindigkeiten im LKW-Verkehr bedeutend höher, aber auch alle Formen der Belastung (Lärm, Umwelt, Straßen). 1
Vgl. eurostat [1989V], S. 94.
84
5. Kapitel:
Verkehr, Energie und Umwelt
T A B E L L E 16: L u f t v e r k e h r
Land
1990
Personenkilometer
Fracht
Post
Milliarden
1000
1000
t
t
BRD
42
1400
240
Frankreich
53
1000
110
Italien
24
300
60
Niederlande
29
600
30
8
200
10
105
1000
100
Daenemark
5
100
30
Irland
5
40
4
24
300
50
Portugal
7
90
10
Griechenland
8
90
9
310
5120
653
Belgien Grossbritannien
Spanien
EG Leistungen
auf den
wichtigsten Flughaefen,
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d , S . 2 9 7 . Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft 1992,S.305.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5.1.4
85
LUFTVERKEHR
Tabelle 16 enthält die Daten über den Luftverkehr von nationalen Luftverkehrsgesellschaften der Gemeinschaft für das Jahr 1990. Der Vergleich der Daten der Tabelle 16 wird durch die Uneinheitlichkeit der Behandlung der nichtzahlenden Fluggäste, des Freigepäcks und der Post erschwert. Im Jahre 1990 führte innerhalb der EG im Passagieraufkommen Großbritannien vor Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Das Frachtaufkommen im Luftverkehr der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1990 war höher als das Frankreichs bzw. Großbritanniens. Auch im Luftpostverkehr des Jahres 1990 führte die Bundesrepublik Deutschland vor Frankreich und Großbritannien. Zum Vergleich:1 Während in der EG im Jahre 1990 310 Milliarden Personenkilometer als Leistungsgröße im Luftverkehr erbracht wurden, waren es im gleichen Jahr in der USA 735 Milliarden Personenkilometer. Das Frachtauftommen in den USA im Jahre 1990 belief sich auf 14,5 Milliarden Effektivtonnenkilometer (Bundesrepublik Deutschland im gleichen Jahr: 4 Milliarden Effektivtonnenkilometer) In Japan lag die Anzahl der Personenkilometer für das Jahr 1990 bei 101 Milliarden, dem 2,4-fachen des Wertes für die Bundesrepublik Deutschland, während die Anzahl der Flugkilometer mit rd. 500 Millionen nur das 1,25-fache des Wertes für die Bundesrepublik Deutschland war. Der Luftverkehr wird von diesem großen Volk eben stärker in Anspruch genommen als in Deutschland. 1
Vgl. hierzu Statistisches Jahrbuch 1992 für das Ausland, S. 297.
86
S. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5.2 Energie Verkehr und Energie sind eng miteinander verbunden. So beanspruchte in der EG im Jahre 1986 der Sektor Verkehr rd. 28% des Energieverbrauchs.1 Für die vier größten Länder ergaben sich folgende Anteile: Großbritannien 29%,Frankreich 29%, BRD 25% , Italien 31%. Den niedrigsten Anteil von 21% wiesen die Niederlande und Luxemburg auf. In Griechenland wurden sogar 42% der Energie vom Sektor Verkehr verbraucht. Seit der Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt im Jahre 1769, die zur "Industriellen Revolution" führte, gewann die Energie eine zunehmende Bedeutung für die gesamte Menschheit. Man kann geradezu von einem Energiezeitalter sprechen, das dazu geführt hat, daß die Energievorräte der Erde bedrohlich vermindert worden sind. Wir werden daher separat die Energieerzeugung und den Energieverbrauch betrachten müssen. Bei der Energieerzeugung unterscheidet man Primär- und Sekundärenergie. Die in den natürlichen Energieträgern enthaltene Energie nennt man Primärenergie. Werden aus Primärenergie durch Umwandlungsprozesse neue Energieträger hergestellt, so spricht man von Sekundärenergie (Gewinnung von Strom, Koks und Kokereigas, Briketts, Heizöl und Benzin). Zur Primärenergie zählen die fossilen Brennstoffe Erdöl, Erdgas, Stein- und Braunkohle sowie Torf. Regenerative Energiequellen wie Wasser- und Gezeitenkraft, Sonnen- und Windenergie sowie geothermische Energie haben nach den beiden Energiekrisen von 1973/74 und 1979/80 größere Aufmerksamkeit gefunden. Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 hat das Vertrauen in die Sicherheit der Atomenergie erheblichen Schaden genommen. Energieverluste, die bei der Umwandlung, dem Transport und der Nutzung der Energie durch die Endverbraucher entstehen, müssen weiter gedrosselt werden. Ein verantwortliches Energiebewußtsein breiter Bevölkerungsschichten, verbunden mit der eingetretenen Steigerung der Energiepreise, hat dazu geführt, daß der Energieverbrauch nicht so stark gestiegen ist, wie das noch vor 1
Vgl. eurostat [1989E], S. 3.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
T A B E L L E 17: P r i m a e r e n e r g i e e r z e u g u n g
Land
BRD(alt)
1990
Stein- Roh- Natur- Kern- Primaerund oel gas ener- elektriBraungie zitaet kohle (Millionen T o n n e n
Primaer- Inlands energie- vererzeug. brauch insges. Energie
Rohoeleinheiten) 124.,8
272 ..8
4..7
96.,7
212 ..6
0.. 0
2. .7
21.,7
151..2
54.. 6
0..9
0.. 0
59., 5
66..4
0., 0
0.. 0
10..7
0.. 0
11., 3
47 ..6
0.. 0
0.. 0
0.. 0
0.. 0
71., 9
3 ..6
Frankreich
7..4
3. 1
2. .4
Italien
0.. 3
4 ., 7
14 ..0
Niederlande
0.. 0
4 ., 0
Belgien
0.. 6
Luxemburg
0.. 0
G r o s s b r i t a n n i e n 52.. 3
87
11..7
36., 2
1.. 4
79..1
0.. 0
90..8
40..9
16.. 6
0,.4
201.. 0
3.5 211..6
Daenemark
0.. 0
6..1
2. .7
0.. 0
0.. 0
8..8
17.. 1
Irland
1..4
0.. 0
1..9
0.. 0
0.. 0
3 .3 .
10.. 0
11.. 7
0..8
1,.3
2.. 2
29..7
85,.8
Spanien
13..7
Portugal
0,. 1
0.. 0
0.. 0
0.. 0
0..8
0..9
15,.2
Griechenland
7 .2 ,
0..8
0,. 1
0.. 0
0..2
8..3
21,.4
129 ,.8 157.. 2
12 ,.5
EG
152 ,. 9 113 ..9
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
566,. 3
1115,. 3
1992,S.189u.196
88
5. Kapitel:
Verkehr, Energie und Umwelt
einer Dekade prognostiziert wurde. Um die verschiedenen Energieformen miteinander vergleichen zu können, wird die elektrische Primärenergie in
Rohöleinheiten
(RÖE) umgerechnet auf der Grundlage ihres tatsächlichen Energiegehalts
(z.B. entsprechen 86g RÖE einer Kilowattstunde,
700g RÖE einem kg Steinkohle oder 960g RÖE einem Kubikmeter Erdgas). Im Jahre 1986 entsprach die Primärenergieerzeugung der Gemeinschaft einem Anteil von 8% der Weltenergieerzeugung. 1 Dem stand ein Anteil der Gemeinschaft von 16% am Weltenergieverbrauch gegenüber, 2 da die Gemeinschaft nur 57% ihres Energieverbrauchs selbst erzeugte, also 43% ihres Energieverbrauchs durch Importe decken mußte. Neben den verschiedenen Arten der Primärenergieerzeugung enthält Tabelle 17 in der letzten Spalte noch zum Vergleich den gesamten Inlandsverbrauch an Energie. Bildet man in Tabelle 17 das Verhältnis Primärenergieerzeugung Inlandsverbrauch an Energie aus den Angaben der beiden letzten Spalten, so erkennt man folgendes: Im Jahre 1990 erzeugte die Bundesrepublik Deutschland nur 46% ihres Energiebedarfs. Dagegen ermöglichten die Erdöl- und Erdgasvorkommen Großbritanniens in der Nordsee eine Quote von 95%, d.h. Großbritannien konnte seinen Energiebedarf nahezu mit seiner eigenen Produktion decken. Die Niederlande konnten aufgrund des reichen Erdgasvorkommens ihren Energiebedarf zu 90% durch eigene Erzeugung decken. Die anderen EG-Staaten waren viel stärker auf die ausländische Energieerzeugung angewiesen. 1
Vgl. Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
[1988], S. 177.
2
Vgl. Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
[1988], S. 184.
89
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
T A B E L L E 18: A n t e i l d e r P r i m a e r e n e r g i e t r a e g e r a m Bruttoinlandsenergieverbrauch 1990
Land
Stein- Braun- Roh- Natur- Kern- Primaerkohle kohle oel gas ener- elektrigie zitaet
Energie insgesamt
in % 20
8
40
18
13
1
100
9
0
42
12
37
0
100
Italien
10
1
59
26
0
4
100
Niederlande
14
0
37
47
1
1
100
Belgien
21
0
39
17
23
0
100
Luxemburg
32
0
46
12
0
10
100
Grossbritannien
30
0
39
22
8
1
100
Daenemark
36
0
49
11
0
4
100
Irland
21
14
46
19
0
0
100
Spanien
19
3
54
6
16
2
100
Portugal
18
0
77
0
0
5
100
5
34
59
1
0
1
100
18
3
45
19
14
1
100
BRD(alt) Frankreich
Griechenland
EG
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.197.
90
5. Kapitel:
Verkehr, Energie und Umwelt
Während im Jahre 1990 im EG-Durchschnitt 27% der Primärenergieerzeugung auf die Kernenergie entfielen, lag dieser Anteil mit 81% für Frankreich und 92% für Belgien außergewöhnlich hoch. Im Jahre 1990 stammte die Hälfte des in der EG erzeugten Atomstroms aus Frankreich, eine Folge der gezielten Förderung der Kernenergie in diesem Land. Für die Bundesrepublik Deutschland war die Kernenergie im Jahre 1990 mit 29% an der Primärenergieerzeugung beteiligt. Der Anteil Jahre 1990 hohen Wert Braunkohle
der Kohle an der Primärenergieerzeugung erreichte im mit 57% in der Bundesrepublik Deutschland einen recht (es wurden 72 Millionen Tonnen RÖE an Stein- und gefördert).
Immerhin stammen 27% der Primärenergieerzeugung der EG des Jahres 1990 aus eigenen Kohlevorkommen. Die britische Förderung von 52 Millionen Tonnen RÖE an Steinkohle entspricht einem Anteil an der Kohleförderung der EG von rd. einem Drittel. Zum Vergleich: Die USA erzeugten im Jahre 1990 rd. 82% ihres Energieverbrauchs selbst, die UdSSR konnte 1986 noch mit einer Quote von 126% devisenbringend Energie (im wesentlichen Erdgas) exportieren. Tabelle 18 enthält die prozentuale Aufschlüsselung des Energieverbrauchs nach den verschiedenen Energieträgern für die zwölf Länder der Gemeinschaft im Jahre 1990. Man bemerkt hierbei die unterschiedlichen "Konsumgewohnheiten" dieser Länder auf dem Energiemarkt. Der Verbrauch an Rohöl dominierte in Portugal (77%), Griechenland (59%), Italien (59%) und Spanien (54%). In den restlichen Ländern der Gemeinschaft - mit Ausnahme der Niederlande - hatte Rohöl zumindest den größten Anteil am Gesamtverbrauch von Energie unter allen Primärenergieträgern. Nur in den Niederlanden war im Jahre 1990 der Anteil für Naturgas der stärkste Anteil aller Energieträger am Energieverbrauch.
5. Kapitel:
Einen hohen Anteil von Steinkohle Dänemark
(36%), Luxemburg
Verkehr, Energie und
am Energieverbrauch hatten
(32%), Großbritannien
(21%), die alten Länder der Bundesrepublik und Portugal Braunkohle
91
Umwelt
(30%), Irland
(20%), Spanien
(19%)
(18%) .
war im Jahre 1990 in Griechenland
(34%) und Irland
(14%) von großer Bedeutung für den Energieverbrauch. In den alten Ländern der Bundesrepublik lag der Verbrauchsanteil bei 8%. Eine Vorstellung vom hohen Verbrauch in den neuen Ländern vermittelt indirekt folgende Angabe: In den neuen Ländern der Bundesrepublik belief sich im Jahre 1990 die Braunkohleförderung auf fast das Dreifache der Braunkohleförderung in den alten Ländern der Bundesrepublik. Diese Angabe findet man im Statistischen Jahrbuch 1992 für das Ausland auf S. 97, leider sind dort noch keine Angaben über den Verbrauch direkt zur Verfügung. So muß auch an dieser Stelle angemerkt werden, daß man allenfalls dort Daten zur neueren deutschen Situation findet, in den Statistischen Grundzahlen der Gemeinschaft des Jahres 1992 hat offensichtlich die deutsche Vereinigung noch nicht ihren Niederschlag gefunden, d.h. der Publikations-Lag
internationa-
ler Zahlen ist zum Teil unangenehm groß, wenn man aktuelle Zahlen sucht. Die Kernenergie
ist in Frankreich
(37%), Belgien
(23%), Spa-
nien (16%), den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland (13%) und Großbritannien
(8%) bereits deutlich meßbar Teil
des Energieverbrauchs. Der Anteil der Primärelektirzität in Luxemburg
am Energieverbrauch ist außer
(10%), Italien (4%), Portugal
(5%) und Dänemark
(4%) bisher vernachlässigbar. Für das Jahr 1987 ergab sich für die Haushalte ein Anteil am Gesamtenergieverbrauch der EG von 38%. Der Anteil der Industrie lag bei 29%, auf den Verkehr entfielen noch 26% und 7% wurden bei der Energieerzeugung durch Umwandlungsprozesse selbst verbraucht. 1 Die Haushalte sind somit die größten Verbraucher an Energie vor Industrie und Verkehr. 1
Vgl. eurostat
[1989E], S. 3.
92
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5.3 Umwelt 5.5.1.
LUFT
Im letzten Abschnitt haben wir gesehen, wie stark der anteilige Energieverbrauch von Haushalten, Industrie und Verkehr ist. Es ist unmittelbar einsichtig, daß jeder dieser Sektoren über Energiegewinnung und Energieverbrauch direkt oder indirekt an der hierdurch entstehenden Luftverschmutzung beteiligt ist. Als Indikator der Luftverschmutzung wird zumeist der Anteil von Schwefeldioxyd (S02) in der Luft verwendet. Da es noch lange dauern wird, bis ein ausreichendes System von flächendeckenden Meßstationen vorliegt, hat man sich schon von Anfang an mit Surrogaten behelfen müssen. So wurden in der Bundesrepublik Deutschland in den Siebziger Jahren Verflechtungsmodelle im Stile der Input-Output-Analyse erstellt, in denen die Emission von S02 als Kuppelprodukt1 mit Emissionskoeffizienten nach amerikanischem Vorbild betrachtet wurde. Mittlerweile werden mathematische Ausbreitungsmodelle verwendet, die örtliche und technische Besonderheiten der Emittenten als Parameter berücksichtigen können. Im Statistischen Jahrbuch 1989 für die Bundesrepublik Deutschland findet man auf Seite 686 eine Tabelle über die "mittlere jährliche Schwefeldeposition ausgewählter europäischer Länder und Beiträge der Verursacher-Länder 1987". Die Berechnung basiert auf einem Rechengitter, das Europa in quadratische Raster mit einem Abstand von 150 km einteilt. Von einer Gesamtdeposition an S02 von 823.000 Tonnen, die von der Bundesrepublik Deutschland aus emittiert werden, verbleiben 330.000 Tonnen in der Bundesrepublik Deutschland; es empfangen z.B. die Deutsche Demokratische Republik 61.000 Tonnen, Polen 47.000 Tonnen, Frankreich 40.000 Tonnen, der westliche Teil der Sowjetunion 36.000 Tonnen, die Niederlande 35.000 Tonnen, die Tschechoslowakei 28.000 Tonnen, Österreich 18.000 Tonnen, Belgien/Luxemburg 16.000 Tonnen, Großbritannien und Schweden je 12.000 Tonnen. 1
Vgl. Statistisches Bundesamt [1987], S. 10.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
93
Umgekehrt stammen von einer empfangenen Gesamtdeposition von 821.000 Tonnen S02 die oben erwähnten 330.000 Tonnen aus der Bundesrepublik selbst; es kommen z.B. aus der Deutschen Demokratischen Republik 163.000 Tonnen, aus Frankreich 69.000 Tonnen, aus der Tschechoslowakei 47.000 Tonnen, aus Großbritannien 45.000 Tonnen, aus Belgien/Luxemburg 30.000 Tonnen, aus Polen 23.000 Tonnen und aus Italien 13.000 Tonnen. Es wird im übrigen angemerkt, daß die effektiven Emissionswerte halb so groß bis doppelt so groß sein können wie die angegebenen Rechenwerte. Es ist sicher berechtigt zu fragen, ob die Messung des S02 Gehalts der Luft repräsentativ ist für alle Luftschadstoffe. Jedoch gibt es selbst in der Bundesrepublik Deutschland, deren Bürger von manchen europäischen Nachbarn als übertrieben umweltbewußt eingestuft werden, keine langen Zeitreihen über den Säuregehalt des Regens; die längsten Zeitreihen des Meßnetzes des Umweltamtes sind allenfalls 20 Jahre alt.1
5.5.2. WASSER
Ein elementares Bedürfnis der Menschheit ist die Versorgung mit Trinkwasser. Vergleicht man die heutige Situation mit der der ersten Nachkriegsjähre, so dürfte es heute in Industrieregionen wohl nur eine Minderheit von Personen geben, die unbefangen unbehandeltes Leitungswasser trinkt. Die Bestimmung der Wassergüte weckt daher heutzutage nicht nur das Interesse von Experten. Zunächst einmal sind zu unterscheiden Niederschlagswasser, Grundwasserreserven, fließendes und stehendes Oberflächenwasser und Abwasser. Trinkwasser wird überwiegend aus Oberflächensüßwasser gewonnen. Die EG-Richtlinie des Rates vom 16. Juni 1975 legt für 46 Parameter Grenzwerte fest.2 Dabei lassen sich physikalische, che1 2
Vgl. von Lersner [1988], S. 5. Vgl. Hebbel und Heiler [1988], S. 25.
94
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
mische und bakteriologische Parametergruppen bilden. Zu den physikalischen Parametern zählen der pH-Wert, Temperatur und Leitfähigkeit. Die chemischen Parameter befassen sich mit folgenden Substanzen: Chloride, Sulfate, Nitrate, Nitrite, Fluoride, Natrium, Kalium, Ammonium, Kalzium, Magnesium und den Schwermetallen Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Kadmium, Blei und Quecksilber. An bestimmten Meßstationen in der Bundesrepublik Deutschland werden einige Messungen (Pegel, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit) laufend vorgenommen, Wasserproben oftmals nur in großem zeitlichen Abstand entnommen. So erfolgt die Bestimmung des Gehalts von Schwermetallen aus Kostengründen nur einmal im Jahr. Zudem lassen sich aufgrund regionaler Besonderheiten die Wassergütedaten verschiedener Bundesländer nicht ohne weiteres vergleichen. Bevor es in der Praxis eine einheitliche europäische Bestimmung der Wassergüte des Trinkwassers mit verantwortbaren Grenzwerten gibt, wird noch einige Zeit vergehen. Seit 1975 wird alle vier Jahre vom Statistischen Bundesamt1 eine Statistik der öffentlichen Wasserversorgung und der öffentlichen Abwasserbeseitigung erstellt. Befragt werden öffentlichrechtliche Einrichtungen und Unternehmen (Zweckverbände), die Anlagen der öffentlichen Wasserversorgung und der öffentlichen Abwasserbeseitigung betreiben. Die für die Wasserversorgung erfragten Tatbestände umfassen die Gewinnung, den Bezug und die Beschaffenheit von Grund-, Quellund Oberflächenwasser. Ermittelt werden die Abgabe von Wasser nach Menge und Beschaffenheit sowie die Anzahl der mit Wasser versorgten Einwohner. Für die Abwasserbeseitigung werden folgende Merkmale erfragt: Menge und Herkunft des Abwassers, die Art und der Wirkungsgrad der Abwasserbehandlung, die Anzahl der an die öffentliche Kanalisation angeschlossenen bzw. nicht angeschlossenen Einwohner. Es erfolgt eine Feststellung der Schädlichkeit des an die öffentliche Kanalisation angeschlossenen Abwassers. Ermittelt werden weiterhin Angaben über die Sammlung und Ableitung des Abwassers, über Menge, Behandlung, Verwendung und Beseitigung 1
Vgl. Statistisches Bundesamt [1981], S. 380-381 und Statistisches Bundesamt [1988A], S. 138-139.
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
95
des Klärschlamms und schließlich die Einnahmen/Ausgaben für die Ableitung und Behandlung des Abwassers. Für einige Länder der Gemeinschaft mag diese Statistik beim Aufbau eigener Statistiken dieser Art Anregungen vermitteln. Andererseits entsprechen Periodizität und Fragestellung nicht unbedingt allen Wünschen problembewußter Bundesbürger. Einblick in die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau gibt eine weitere Statistik 1 des Statistischen Bundesamtes, die 1975 erstmals und seit 1979 alle zwei Jahre rd. 70.000 Betriebe von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus befragt, welche im Jahr mehr als 10.000 Kubikmeter Wasser beziehen bzw. gewinnen. Ermittelt werden Angaben zu Gewinnung, Bezug, Abgabe, Gebrauch und Verbrauch von Wasser, seine merhfache Nutzung bzw. seine Nutzung als Kreislaufwasser, Menge und Schädlichkeit des Abwassers, Art und Wirkungsgrad der Abwasserbehandlung sowie Verwendung und Beseitigung des Klärschlammes. Zum amtlichen Erhebungsprogramm 2
gehören außerdem eine Statistik
der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung bei Wärmekraftwerken für die öffentliche Versorgung sowie eine Statistik der Abwasserbeseitigung von Großbetrieben der Viehhaltung.
Uber Quantität und Qualität der Grundwasserreserven gibt es keine zuverlässigen Statistiken. Amerikanische Farmer haben die Erfahrung machen müssen, daß eine agressive Bewässerungstechnik die eiszeitlichen Grundwasserreserven schnell reduziert hat. Auch in den Dürregebieten Afrikas hat der Einsatz von Motorpumpen, der zunächst beeindruckend war, stellenweise zum Versiegen traditioneller Brunnen geführt. In der Rheinebene bewirkte die Begradigung des Flußverlaufs zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aufgrund des schnelleren Abflusses eine andauernde Senkung des Grundwasserspiegels. Übermäßige künstliche und natürliche Düngung sind als Ursachen dafür anzusehen, daß zahlreiche Brunnen einen Nitratgehalt oberhalb des empfohlenen 1
Vgl. Statistisches Bundesamt
[1981], S. 381-382.
2
Vgl. Statistisches Bundesamt
[1981], S. 382-383.
96
S. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
Grenzwerts aufweisen. Daß in der Bundesrepublik Deutschland 50% des Grundwassers für industrielle Zwecke genutzt wird, ist selbst im Kontrast zu den EG-Mitgliedsländern bedenklich, wo die Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser eindeutig überwiegt.1 Wolfgang Gröbl, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesumweltminister, hat darauf hingewiesen,2 daß bis zu 20% der rd. 285.000 km öffentlicher Abwasserleitungen in der Bundesrepublik Deutschland sanierungsbedürftig sind, die Sanierung Kosten in Höhe von rd. 50 Milliarden DM entstehen ließe. Die Vorstellung, daß belastete Industrie-Abwässer die Kläranlagen ψ
nicht erreichen und zuvor durch Versickern in das Grundwasser gelangen, ist beunruhigend. In der Gemeinschaft kommt hinzu, daß viele Länder nur unzureichend mit Kläranlagen versorgt sind. Dies gilt insbesondere für Griechenland, Spanien und Portugal. 3 Das ümweltbewußtsein der europäischen Nationen unterscheidet sich nicht zuletzt deswegen, weil das Ausmaß der Umweltschäden national recht unterschiedlich ist. In dem Maße, in dem Umweltschäden nicht mehr ignoriert werden können, wächst das Ümweltbewußtsein. Leider ist dann oft schon der Zeitpunkt verpaßt, zu dem man noch rechtzeitig etwas gegen eine drohende Umweltgefahr hätte unternehmen können. Da düstere Prognosen von Experten oft als absurd empfunden werden und von den Verantwortlichen als Panikmache abqualifiziert werden, weist die statistische Aufbereitung von Umweltschädigungen in der Regel einen beachtlichen time lag auf. Statistische Abgrenzungen und die Suche nach adäquaten Meßkonzepten und Meßvorsehriften bereiten gerade bei neuartigen Phänomenen einige Mühe. Gesetzliche und administrative Maßnahmen, die auf das statistische Datenmaterial als Entscheidungsgrundlage angewiesen sind, können ihrerseits erst mit einer weiteren Verzögerung in Kraft treten. Soweit hierdurch technische und ökonomische Anpassungsprozesse induziert werden, ist schließlich eine Zeitspanne von mehreren Jahren verstrichen, 1
Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften [1987], S. 83.
2
Vgl. Gröbl [1990], S. 21. Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften [1987], S. 89.
3
5. Kapitel
Verkehr, Energie und
97
Umwelt
bis notwendige Gegenmaßnahmen greifen können. Die derzeit in der Deutschen Demokratischen Republik
aufgedeck-
ten Umweltschädigungen, die bis vor kurzem noch den Status von Staatsgeheimnissen hatten und daher in ihrem ganzen Umfang weder dem eigenen Staatsvolk noch im Ausland annähernd bekannt waren, lassen sich teilweise nicht mehr beseitigen. Milliardenbeträge werden erforderlich sein, um eine Sanierung auch nur partiell
durchführen zu können. Die Alternative für zukünf-
tige Generationen wird heißen: Entweder in einer
zunehmend
unbewohnbaren Welt leben oder mehr in den Umweltschutz stieren. Ein Festhalten an hergebrachten deren umweltschädigende
inve-
Verhaltensmustern,
Implikationen früheren Generationen
nichts ausmachten oder in ihrer gesamten Tragweite nicht bewußt war, führt zusehends zur Kritik aus Teilen eines bewußt lebenden Bürgertums.
5.5.5.
ABFALL
Abfälle definiert der Gesetzgeber als "bewegliche Sachen, deren sich der Besitzer entledigen will oder deren geordnete Beseitigung zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit geboten ist"
(§1
Abs. 1 Abf G). Das Statistische Bundesamt 1 erstellt seit 1975 und neuerdings im Abstand von drei Jahren Statistiken der Abfallbeseitigung einerseits im öffentlichen Bereich, andererseits für das Produzierende Gewerbe
(rd. 80.000 Betriebe werden erfaßt) und in
Krankenhäusern. Die erstgenannte Statistik gibt Auskunft über die an öffentlichen Abfallbeseitigungsanlagen
abgelieferten
Abfallmengen und Abfallarten, die Anzahl der von der öffentlichen Abfallbeseitigung erfaßten Einwohner, die Art und Ausstattung dieser Abfallbeseitigungsanlagen. Die zweite Statistik berichtet über die im Produzierenden Gewerbe und in Krankenhäusern anfallenden Abfallmengen und Abfallarten sowie über die betrieblichen Abfallbehandlungs- und
Abfallbeseitigungsanlagen.
Auf dieser Grundlage wurden Abfallbilanzen 1 2
2
der Abfallentste-
Vgl. Jäger [1987], S. 56-58 und Statistisches Bundesamt S. 379-380. Vgl. Spies [1985], S. 27-34.
[1981],
98
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
hung und der Abfallbeseitigung erstellt für die Bundesrepublik Deutschland, aus denen man die Gefährdung durch Industrieabfall ersehen kann. Ergänzt werden diese Angaben durch eine Statistik der Abfallbeseitigung in der Viehhaltung, die seit 1975 alle zwei Jahre Art, Menge und Beseitigung von Abfällen (Mist und Jauche) von Großbetrieben der Viehhaltung erfaßt. Wünschenswert wären Untersuchungen über die Altstoffauslese, die Behandlung von Sickerwasser der Deponien sowie die Verwertung und Lagerung von Reststoffen. Die an Anlagen der öffentlichen Abfallentsorgung angelieferten Abfallmengen1 sind von rd. 83 Millionen Tonnen im Jahre 1980 in der Bundesrepublik Deutschland auf rd. 100 Millionen Tonnen im Jahre 1987 angestiegen. Von diesen 100 Millionen Tonnen entfielen 31 Millionen Tonnen auf Hausmüll, 26 Millionen Tonnen auf Bauschutt, 32 Millionen Tonnen auf Bodenaushub, 1 Million Tonnen auf Verbrennungsrückstände von Abfallverbrennungsanlagen, 3 Millionen Tonnen auf Schlämme kommunaler Kläranlagen, 5 Millionen Tonnen auf Industrieschlämme und 2 Millionen Tonnen auf sonstige Abfälle. Im Jahre 1987 gab es in der Bundesrepublik Deutschland 3.082 Anlagen der öffentlichen Abfallentsorgung, davon 2.714 Bauschuttdeponien, 332 Hausmülldeponien und 36 sonstige Deponien. Von den 332 Hausmülldeponien hatten 282 eine Abdichtung gegen Grundwasser, 281 führten Sickerwasserbehandlungen durch, 204 sorgten durch besondere Einrichtungen für Entgasung, 294 führten abschnittsweise Rekultivierungen durch, 116 führten eine Auslese von Altmetallen, 66 eine Auslese von Altpapier, 68 eine Auslese von Glas und 66 eine Auslese anderer Abfallstoffe durch. Diese Angaben der amtlichen Statistik vermitteln einen ersten Eindruck dieser Aktivitäten. Detailliertere quantitative Angaben sind gleichwohl erforderlich. An die Stelle von Einzelerhebungen sollten zunehmend kontinuierliche Erfassungen treten. Verantwortungslose Behandlung und Beseitigung von Abfällen führt zu gesundheitlichen Schädigungen des Menschen und zu einer fortwirkenden Belastung seiner Umwelt durch Sickerwasser, Geruchs- und Staubentwicklung und die Kontamination des Bodens. 1
Vgl. Kesten [1989], S. 812.
99
5. Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5.3.4.
BODEN
Über den Natur- und Landschaftsschutz1 stehen in der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland keine umweltstatistischen Informationen zur Verfügung. Generell fehlt es an flächendeckenden Belastungsindikatoren für den Boden. Nur von Zeit zu Zeit sorgen Umweltskandale wie die dioxinhaltigen Sickerwasser der Hamburger Deponie Georgswerder oder die auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei erbaute Wohnsiedlung im Bielefelder Stadtteil Brake, wo giftige Schlämme Gase entstehen lassen, für alarmierende Berichte in den Medien. Altlasten sind in großem Ausmaß entstanden durch wilde Deponien, Auffüllungen mit gefährlichen Rückständen aus Produktion und Verbrennungen, verseuchte Gelände ehemaliger Industriebetriebe, Industrieabwässer und Schadstoffemissionen. Für die Bundesrepublik ergeben sich insgesamt2
35.000 Verdachtsstandorte
(30.000
Altablagerungen und 5.000 ehemalige Betriebsgelände), deren Sanierung bzw. Überwachung in den nächsten zehn Jahren schätzungsweise insgesamt 17 Milliarden DM kosten wird. In dieser Betrachtung kontaminierter Böden sind überdüngte Böden der Landwirtschaft nicht enthalten. Für die Zukunft ergeben sich keine erfreulichen Perspektiven angesichts ungelöster Probleme der Abfallbeseitigung. Der Autor erlebt beispielhaft an seinem Wohnort Leimen, daß ein stillgelegter Steinbruch (mittlerweile ein Refugium für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten) mit einer Entfernung von 300 Metern zum Stadtkern zu einer Deponie für 4 Millionen Tonnen Bauschutt (unter Einschluß von Verbrennungsrückständen) umfunktioniert werden soll. Eine zentimeterdicke Plane soll hier über dem durchlässigen Muschelkalkboden voraussichtlich für die nächsten 20 Jahre ein Eindringen belasteter Sickerwasser in das Grundwasser verhindern. Es bleibt abzuwarten, ob das Vorhaben nach abgeschlossenem Planfeststellungsverfahren gegen den ausdrücklichen Widerspruch von rd. 3.000 besorgten Bürgern und Naturschützern seinen Fortgang nimmt. 1
Vgl. Jäger [1987] , S. 7.
2
Vgl. Franzius [1986], S. 298-301.
100
Kapitel: Verkehr, Energie und Umwelt
5,5.5. WALD Der Bewaldungsanteil ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich hoch. 1 Er reichte im Jahre 1988 von 2% in Bremen, 9% in Schleswig-Holstein, 16% in Westberlin, 25% in NordrheinWestfalen, 33% im Saarland, 34% in Bayern, 37% in Baden-Württemberg bis zu 39% in Rheinland-Pfalz. Im Jahre 1985 waren 44% der Waldfläche in Privatbesitz, 31% war Staatswald, 25% gehörten Städten und Gemeinden. Im Jahre 1961 belief sich der Anteil von Fichte, Tanne und Douglasie auf 42%, Kiefer und Lärche auf 27%, Buche und andere Laubbäume auf 23% und Eiche auf 8%. Im ökologischen System übt der Wald bedeutende Funktionen aus: Er sorgt für ein ausgeglichenes Klima, mildert Temperaturgegensätze, speichert Wasservorräte, reinigt Wasser und Luft, bildet einen natürlichen Lärmschutz, verhindert Erdrutsch und Lawinen. Darüberhinaus hat der Wald hohen touristischen und - last not least - ökonomischen Wert. In der Bundesrepublik Deutschland wird seit 1983 durch die Waldschadenserhebung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten jährlich der Stand der Schädigung des deutschen Walds ermittelt. Da die Meßvorschriften geändert wurden, sind zeitliche Vergleiche problematisch. Im Jahre 1988
2
war der Wald insgesamt zu 52% geschädigt. Nach
Schadstufen gegliedert waren 37% der Baumbestände schwach (Schadstufe 1), 14% mittelstark
(Schadstufe 2) und 1% stark
geschädigt bzw. abgestorben (Schadstufe 3). Nach Baumarten ergab sich folgendes Bild (In Klammern die Schadensquote für über 60jährige Bestände): Fichten waren zu 49% (82%), Kiefern zu 53% (67%), Tannen zu 73% (95%), Buchen zu 63% (76%) und Eichen zu 70% (79%) geschädigt. 1
Der Autor dankt Herrn Diplom-Volkswirt Norbert Gürtler für einige interessante Hinweise zur Waldschadensproblematik.
2
Vgl. Statistisches Jahrbuch 1989 für die BRD, S. 592.
5. Kapitel:
Verkehr, Energie und
Umwelt
101
Uber dem Bundesdurchschnitt von 52% lag die Schadensquote in Westberlin (71%), Bremen (60%), Baden-Württemberg (59%), Bayern (57%) und Hessen (55%). Der Gesundheitszustand der Bäume wurde beurteilt mittels des Umfangs des Nadel- bzw. Blattverlusts, wobei das Ausmaß der Vergilbung von Nadeln bzw. Blättern berücksichtigt wurde. Ein Baum gilt als schwach geschädigt (Schadstufe 1), wenn er 11 bis 25% seiner Nadeln bzw. Blätter verloren hat. Er gilt als mittelstark geschädigt (Schadstufe 2), wenn er 26 bis 60% seiner Nadeln bzw. Blätter verloren hat. Ab 61% Nadel- bzw. Blattverlust gilt er als stark geschädigt (Schadstufe 3). Hat also ein Baum bis zu 10% seiner Nadeln bzw. Blätter verloren, so galt er bisher als nicht geschädigt. Die schon in der Tagespolitik geäußerte Absicht, Bäume erst als schwach geschädigt einzustufen, wenn ihr Nadel- bzw. Blattverlust 25% überschreitet, würde z.B. für das Jahr 1988 bedeuten, wie der Leser überprüfen kann, daß dann rechnerisch nur 15% des Waldbestands überhaupt als geschädigt anzusehen wären. Daß solche Zahlenmanipulationen und das rasche Fällen geschädigter Bäume im Grunde allenfalls zu optischen Täuschungen führen können, braucht eigentlich nicht hervorgehoben zu werden. Die Frühjahrsstürme des Jahres 1990 hätten vielleicht trotz der Windgeschwindigkeiten um 150 km/h (Orkan "Wiebke") geringere Schäden verursacht, wenn der Wald in einem besseren Zustand gewesen wäre. Tatsache ist, daß der Schaden die Größenordnung von 200% des Normaleinschlags eines Jahres angenommen hat, während zuvor der Anteil geschädigter Bäume am Normaleinschlag zwischen 5% und 15% lag.1 1
Vgl. Voss [1987], S. 182.
6. Kapitel Außenhandel und Zahlungsbilanz 6.1 Außenhandel Von Anfang an war es Ziel der Gemeinschaft, die Handelsbeziehungen zwischen den Ländern der Gemeinschaft zu intensivieren und ihre gemeinsame Position auf dem Weltmarkt zu verbessern. Die Realisierung des gemeinsamen Binnenhandels ab 1993 ist ein entscheidender Schritt auf diesem Wege. Die statistische Erfassung des Außenhandels unterscheidet den Generalhandel vom Spezialhandel. Von Bedeutung ist hierbei der Unterschied zwischen Landesgrenze und Zollgrenze. Für die Bundesrepublik Deutschland gehören zolltechnisch zum Erhebungsgebiet die Zollanschlüsse (Enklaven) Jungholz und Mittelberg, die als österreichische Gemeinden verkehrsmäßig über die Bundesrepublik zu erreichen sind. Umgekehrt ist die deutsche Gemeinde Büsingen an der Grenze zur Schweiz ein Zollausschluß (Exklave). Von größerer Bedeutung ist der Unterschied für die Zoll-Lager und Freihafen-Lager, in denen unter Zollaufsicht die gelagerten Waren auch be- und verarbeitet (veredelt) werden können. Sie sollen für die folgenden Definitionen kurz als Lager bezeichnet werden. So bezeichnet man als aktive Veredelung1 die Veredelung von ausländischen Waren im Zollgebiet und in den Zollfreigebieten. Erfolgt die Veredelung im Auftrag ausländischer Staatsangehöriger bzw. Unternehmen, so spricht man von Lohnveredelung. Geschieht sie im Auftrag eines Inländers bzw. inländischen Unter1
Vgl. Statistisches Jahrbuch 1989 für die BRD, S. 240-241.
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
103
nehmens, so spricht man von Eigenveredelung. Werden Waren des freien Verkehrs im Ausland veredelt, so handelt es sich um eine passive Veredelung. Wir unterscheiden nun aus erhebungstechnischen Gründen:1 Im.| = Einfuhren aus dem Ausland in das Erhebungsgebiet in den freien Verkehr, zur aktiven Veredelung oder nach passiver Veredelung [Zoll- und Landesgrenze werden überschritten] Im2 = Einfuhren in das Zollgebiet aus Lager [Zollgrenze wird überschritten] Im3 = Einfuhren auf Lager [Landesgrenze wird überschritten]
Ex1 = Ausfuhren aus dem Erhebungsgebiet in das Ausland aus dem freien Verkehr, nach aktiver Veredelung oder zur passiven Veredelung [Zoll- und Landesgrenze werden überschritten] Ex 2 = Ausfuhren aus Lager [Landesgrenze wird überschritten]
Da der Generalhandel nur das Uberschreiten der Landesgrenze registriert, gilt für den General-Import (GIm): GIm = Im^ + Im^ und für den General-Export (GEx): GEx = Ex. + Ex_ .
1 Vgl. hierzu auch Menges und Sangmeister [1977], S. 90-91, Zwer [1981], S. 317-321 und Zwer [1985], S. 206-209.
104
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
Fig. 2: Vereinfachtes Schema des Außenhandels nach Maizel.
In Fig. 2 werden diese Zusammenhänge nochmals veranschaulicht. In der unterschiedlichen Behandlung des Lagerverkehrs unterscheidet sich der Spezialhandel vom Generalhandel.
Da der Spezialhandel nur das überschreiten der Zollgrenze registriert, gilt für den Spezial-Import (SIm): SIm = Im^ + ΙΠΙ2 und für den Spezial-Export (SEx): SEX = Ex1 . Vom Generalhandel werden also alle Einfuhren auf Lager sowie die Wiederausfuhr gelagerter ausländischer Waren erfaßt. Der Spezialhandel erfaßt dagegen nur solche Einfuhren im Lagerverkehr, die nicht wiederausgeführt werden. Weder General- noch Spezialhandel enthalten die Durchfuhr (Transithandel).
6. Kapitel: Außenhandel
T A B E L L E 19: G r o e s s e n o r d n u n g v o n E i n - u n d A u s f u h r
Land
Einfuhr Mrd DM
105
und Zahlungsbilanz
1990
Ausfuhr
in % d e s BIP
M r d DM
in % d e s
BRD
554
23
650
27
Frankreich
394
21
344
19
Italien
293
17
275
16
Niederlande
219
49
219
49
Belgien/Lux
203
65
191
61
Grossbritannien
361
23
295
19
Daenemark
51
25
57
27
Irland
33
49
39
56
135
17
94
12
Portugal
41
42
27
27
Griechenland
33
30
12
12
2317
24
2204
23
Spanien
EG
Statistische
Grundzahlen der
G e m e i n s c h a f t 1992,, S . 2 7 1
U.
BIP
S.78
106
6. Kapitel. Außenhandel und Zahlungsbilanz
Tabelle 19 veranschaulicht die Größenordnung von Einfuhr und Ausfuhr der Länder der Zwölfergemeinschaft im Jahre 1990. Aus den in ECU angegebenen absoluten Angaben der Originaltabelle aus den Statistischen Grundzahlen der Gemeinschaft 1992 wurden mit dem Umrechnungskurs der Jahres 1990 (1 ECU entsprach 2,05 DM) die DM-Beträge errechnet. Betragsmäßig ist die Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland fast doppelt so groß wie die Frankreichs, das vor Großbritannien den 2. Platz in der Rangliste der größten Ausfuhrländer der EG besetzt. Auch in der Rangliste der Länder mit der größten Einfuhr liegt die Bundesrepublik Deutschland vor Frankreich und Großbritannien. Allerdings übersteigen in Frankreich ebenso wie in Großbritannien die Einfuhren die Ausfuhren. Mißt man Ein- und Ausfuhr in % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), so zeigt sich für die Zollunion Belgien/Luxemburg die größte Außenhandelsabhängigkeit aller EG-Länder mit einer Quote von fast 2/3. Für die Niederlande und Irland bewegen sich diese Quoten um 50%. Die geringste Außenhandelsabhängigkeit nach diesem Maßstab ist in der EG für Spanien und Italien feststellbar. Im Gegensatz etwa zu Belgien/Luxemburg sind diese Länder wesentlich größer und damit autarker. Zudem macht sich hier die europäische Randlage bemerkbar, zumal die Wirtschaftskraft nordeuropäischer Staaten größer ist als die der Mittelmeerregion . Für die Bundesrepublik Deutschland markiert die Quote von 27% als Anteil der Ausfuhr am BIP für das Jahr 1990 unter Berücksichtigung der beachtlichen Größenordnung beider Aggregate die nicht zu unterschätzende Bedeutung unserer Außenhandelsbeziehungen. Derartige Beziehungen sind hochempfindlich gegenüber Veränderungen auf dem Weltmarkt. Die Zeiten, als deutsche Produkte auf den Auslandsmärkten boykottiert wurden, sind noch nicht vergessen. Sollte im Ausland der Eindruck entstehen, daß die deutsche Vereinigung nur zu einer nationalen Überheblichkeit geführt habe und das Interesse an den europäischen Nachbarn dadurch nachgelassen habe, ganz zu schweigen von Aggressionen Einzelner, die dem deutschen Ansehen nur schaden können, so wird man uns die Rechnung präsentieren. Konjunkturell ist mit schärferem Gegenwind auf dem Weltmarkt zu rechnen.
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 20: E n t w i c k l u n g d e r H a n d e l s b i l a n z
Land
1985
1986
107
1985-1990
1987
1988
1989
1990
( M i l l i a r d e n DM)
BRD
68
109
117
125
131
96
Frankreich
-27
-18
-27
-25
-31
-35
Italien
-33
-6
-14
-16
-23
-18
8
10
2
2
6
0
-8
0
-2
-6
-4
-12
-25
-41
-43
-86
-84
-66
-2
-4
0
2
2
4
0
2
4
6
6
4
-12
-12
-12
-25
-39
-41
-6
-4
-8
-12
-12
-14
Griechenland
-14
-12
-12
-12
-16
-18
EG
-51
23
2
-49
-62
-98
Niederlande Belgien/Lux. Grossbritannien Daenemark Irland Spanien Portugal
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1 9 9 2 , S . 2 7 6-277.
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
Tabelle 20 zeigt die Entwicklung der Handelbilanz der Länder der Zwölfergemeinschaft für die Jahre von 1985 bis 1990. Man erkennt die kräftige Entwicklung des Handelsbilanzüberschusses für die Bundesrepublik Deutschland in den späten achtziger Jahren, die 1990 einen Rückgang aufwies. Die Niederlande und Irland wiesen in dieser Zeit neben Deutschland ebenfalls Handelsbilanzüberschüsse auf. Für alle anderen EG-Nationen waren im betrachteten Zeitraum mehr oder weniger große Handelbilanzdefizite zu verzeichnen. Die Entwicklung, so wie sie sich für Großbritannien darbietet, kann in der Tat Besorgnisse auslösen. Der Thatcherismus ist diesem Land - nach einem anfänglichen Euphorismus des Mittelstandes - überhaupt nicht gut bekommen. Im Außenhandel und in den Währungsrelationen werden jetzt Rechnungen präsentiert. So kann es der "Lokomotive" Deutschland zugerechnet werden, daß die EG wenigstens in den Jahren 1986 und 1987 einen Handelsbilanzüberschuß erwirtschaftet hatte. Seither nimmt das Handelsbilanzdefizit der EG zu, trotz des in dieser Tabelle festzustellenden deutschen Handelsbilanzüberschusses. Die neuesten Daten vermitteln den Eindruck, daß auch die "Lokomotive" nicht mehr mit Volldampf zieht. Durch die deutsche Einigung wurden Warenströme in zuvor ungeahntem Ausmaß nach Ostdeutschland umgeleitet. Während in den Nachbarländern schon ein Konjunkturabschwung zu beobachten war, hielt sich in Westdeutschland die Konjunktur noch zwei weitere Jahre aufgrund eines ostdeutschen Konsumnachholbedarfs. Dieser wurde im wesentlichen durch staatliche Transfers finanziert, die gegenwärtig sich in der Größenordnung von einer halben Milliarde DM pro Tag bewegen. Die private Investitionstätigkeit in den Ostgebieten hält sich in Grenzen. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse und der zusammengebrochene Ostmarkt sind als Gründe zu benennen. Großunternehmen reduzieren ihr Engagement in den neuen Bundesländern, wenn schon in den alten Bundesländern in ihren Betrieben aufgrund der verschlechterten Auftragslage Entlassungen unvermeidlich sind. Für die kommenden Jahre dürfte daher die Handelsbilanz der EG-Länder sich eher weiter verschlechtern trotz der Vorteile des Binnenmarktes.
109
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 21: Einfuhr nach Partnerlaendern
Land
EG
USA
Japan
1990
Uebrige Welt
Gesamt einfuhr
(%) BRD
54
6
6
34
100
Frankreich
65
7
3
25
100
Italien
58
5
2
35
100
Niederlande
60
8
4
28
100
Belgien/Lux.
71
6
3
20
100
Grossbritannien
51
13
5
31
100
Daenemark
54
6
3
37
100
Irland
71
14
4
11
100
Spanien
59
8
4
29
100
Portugal
69
4
3
24
100
Griechenland
64
4
6
26
100
EG(extra)
0
18
10
72
100
EG(intra)
59
Quelle:
Statistische Grundzahlen
der Gemeinschaft
1992
110
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
Tabelle 21 veranschaulicht für die EG-Nationen im Jahre 1990 die Anteile der Partnerländer an den jeweiligen Einfuhren. Das Ziel einer starken Handelsverknüpfung in der EG wurde offenkundig erreicht, da der Anteil der Einfuhren aus EG-Ländern deutlich über der Hälfte des Werts der Einfuhr des jeweils zu betrachtenden EG-Landes lag. Für Belgien/Luxemburg und Irland tendiert der Anteil der EG-Einfuhren gegen einen Wert von drei Vierteln ihrer jeweiligen Einfuhren, in Frankreich, Portugal und den Niederlanden gegen einen Wert von zwei Dritteln ihrer jeweiligen Einfuhr. Auffällig ist die starke traditionelle Handelsbeziehung Großbritanniens und Irlands mit den USA. Die japanischen Importe ebenso wie die Importe aus den USA erreichten im Jahre 1990 in der Bundesrepublik Deutschland einen Anteil von 6%. Tabelle 22 zeigt für die EG-Nationen im Jahre 1990 die Anteile der Partnerländer an den jeweiligen Ausfuhren. Auch hier bestätigt sich eine überaus starke Handelsbeziehung zwischen den EG-Ländem, die Anteilswerte zwischen 52% (für Großbritannien) und 76% (für die Niederlande) annimmt. Der Anteilswert von 54% für die Bundesrepublik Deutschland wird nur noch von Großbritannien und Dänemark (je 52%) unterschritten. Die Ausfuhr in die USA weist in Großbritannien (13%), Irland (8%) und Italien (8%) noch größere Anteile auf als in der Bundesrepublik Deutschland (7%). Die Ausfuhr nach Japan ist in allen EG-Ländern von nur geringer Bedeutung. Für die Gesamtheit aller EG-Länder bestimmt der Intra-EG-Handel, d.h. der Handel zwischen den EG-Ländern, 61% der Ausfuhren. Der restliche Teil der Ausfuhren ist im Verhältnis 18 : 5 : 77 auf die Länder USA, Japan und die Länder der übrigen Welt aufzuteilen .
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 22: A u s f u h r n a c h P a r t n e r l a e n d e r n
Land
EG
USA
Japan
111
1990
Uebrige Welt
Gesamt ausfuhr
(%) BRD
54
7
3
36
100
Frankreich
63
6
2
29
100
Italien
58
8
2
32
100
Niederlande
76
4
1
19
100
Belgien/Lux.
75
5
1
19
100
Grossbritannien52
13
3
32
100
Daenemark
52
5
4
39
100
Irland
75
8
2
15
100
Spanien
65
5
1
29
100
Portugal
73
5
1
21
100
Griechenland
64
6
1
29
100
EG(extra)
0
18
5
77
100
EG(intra)
61
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.283.
112
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 23: Intra-EG-Handel
1990
( M i l l i a r d e n DM) an
B/L
DK
D
B/L
2
DK
SP
F
44
4
41
0
11
1
3
12
0
22
81
GR
0
3
0
SP
0
13
3
65
0
5
2
51
4
46
31 IRL
NL
GB
SUMME
36
16
143
I
NL
Ρ
G B SUMMI
15
28
2
16
154
2
0
6
30
52
6
56
347
1
0
0
1
10
0
18
3
6
8
60
20
0
17
5
33
219
1
4
2
0
13
28
14
46
0
8
4
19
158
68
6
26
17
0
2
28
189
1
5
3
5
1
0
3
20
4
36
9
29
16
15
17
3
0
147
80 255
24
169
131
28
184
1361
28 299
GR
7
3
5
21
IRL
1
3
1
2
62
42
Quelle: Statistische Grundzahlen d e r G e m e i n s c h a f t 1992,
S.284-285
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
113
Tabelle 23 gibt Aufschluß über das Ausmaß des Intra-EG-Handels im Jahre 1990. So hatte die Bundesrepublik Deutschland starke Handelsbeziehungen mit Frankreich, Italien, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien/Luxemburg. Hierbei wurde die Ausfuhr deutscher Waren in die EG-Nachbarländer mit 347 Milliarden DM beziffert, wobei die Originaldaten
(in ECU) in DM umgerechnet
wurden. Demgegenüber war der Wert des Warenstroms aus den EGNachbarländern in die Bundesrepublik Deutschland im gleichen Jahr mit 299 Milliarden DM zu beziffern. Die HauptdiagonalElemente dieser Matrix enthalten natürlich Nullen, da die intranationalen Warenströme von der Außenhandelsstatistik nicht erfaßt werden. Abgesehen von den traditionellen Handelsbeziehungen Großbritanniens mit Irland bzw. Spaniens mit Frankreich fällt auf, daß die Bundesrepublik Deutschland sowohl bei der Ausfuhr wie auch bei der Einfuhr zu den stärksten Handelspartnern aus der Sicht der elf anderen EG-Länder zählt. Mit der Einführung des Binnenmarktes werden die Grenzkontrollen fortfallen. Derartige Berechnungen werden dann mit den Ausfuhrerklärungen der Spediteure fortgeführt. Diese werden dann nicht mehr an der Grenze gesammelt, es sollen z.B. in der Bundesrepublik in Grenznähe neue Unterbehörden der Oberfinanzdirektionen zu diesem Zweck geschaffen werden. Tabelle 24 zeigt für eine Auswahl von Nationen, wie stark diese in ihrem Außenhandel mit der EG verbunden sind. So sehen wir für das Jahr 1990, daß 19% der US-amerikanischen Einfuhren aus den EG-Ländern stammten, während 25% der US-amerikanischen Ausfuhren in EG-Länder gingen. 15% der japanischen Einfuhren kamen aus der EG, während 19% der japanischen Ausfuhren in die EG gingen. In dieser Liste ist durchaus beeindruckend, wie hoch der Anteil der EG an Ein- und Ausfuhr der betrachteten Länder ist. Vergleicht man mit früheren Zahlen, so stellt man fest, daß vom Markt des Wirtschaftsriesen EG eine von Jahr zu Jahr stärkere Sogwirkung auf die Ströme des Welthandels ausgeht.
114
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 24: A n t e i l d e r E G am H a n d e l m i t P a r t n e r i n d e r n 1990
Land
Island Norwegen Schweden Finnland Schweiz Oesterreich Jugoslawien Tuerkei GUS Polen Tschechos1owake i Ungarn Rumaenien Bulgarien Marokko Algerien Tunesien Libyen Aegypten Sudan Elfenbeinkueste Ghana Kamerun Angola Kenia Nigeria Zaire Suedafrika USA Kanada Mexiko Brasilien Argentinien Irak Iran Israel Saudi-Arabien Kuwait Pakistan Indien China Suedkorea Japan Australien
A n t e i l an d e r Gesamteinfuhr des Landes
Anteil an der Gesamtausfuhr des Landes
(%)
(%)
50 47 55 46 72 68 47 43 25 45 24 31 15 40 61 65 66 60 41 38 47 43 66 68 39 55 67 43 19 11 13 21 27 40 48 49 34 34 22 29 16 11 15 23
68 63 54 47 58 65 47 51 27 36 27 32 14 30 67 63 73 84 49 33 53 59 69 35 46 39 77 26 25 8 14 31 31 24 45 36 18 24 32 27 9 12 19 13
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.290-291.
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
115
6.2 Zahlungsbilanz Daten aus der Zahlungsbilanz lassen sich statistisch nur schwer vergleichen mit den Größen der Außenhandelsstatistik, da Umrechnungen von cif-Werten (cost, insurance, freight) auf fobWerte (free on board) erforderlich sind, Berichtigungen und Ergänzungen vorzunehmen sind und unterschiedliche Rechnungseinheiten verwendet werden. Die Zahlungsbilanz besteht aus folgenden Teilbilanzen: 1. 2. 3. 4. 5.
Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz, t)bertragungsbilanz, Kapitalbilanz, Devisenbilanz sowie
6. Restposten. Für die Salden einzelner Teilbilanzen gelten folgende Definitionen : Die Summe der Salden von Handels-, Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz ergeben den Saldo der Leistungsbilanz (Bilanz der
laufenden
Posten).
Die Summe der Salden von Leistungsbilanz und Bilanz der langfristigen Kapitalleistungen ergeben den Saldo der Grundbilanz. Die Zahlungsbilanz selbst ist definitorisch als Summe der Salden ihrer sechs Teilbilanzen stets ausgeglichen. Die Leistungsbilanz wird theoretisch ausgeglichen (gewissermassen finanziert) durch die Kapitalbilanz und die Devisenbilanz (letztere enthält die Veränderung der Währungsreserven) . Die statistischen Erfassungsfehler werden hierbei im Restposten als
ungeklärte
Beträge
aufgefangen.
Wir wollen uns die wichtigsten Teilbilanzen etwas näher betrachten:
116
6. Kapitel: Α ußenhandel
und
Zahlungsbilanz
In der Handelbilanz werden Warenimport (in der Bundesrepublik Deutschland bewertet mit cif-Werten) und Warenexport (in der Bundesrepublik Deutschland bewertet mit fob-Werten) einander gegenübergestellt. Ein positiver Handelsbilanzsaldo ist zu verzeichnen, wenn der Wert des Warenexports größer ist als der Wert des Warenimports. Die Dienstleistungsbilanz enthält als Positionen den Import und Export der verschiedenen Arten von Dienstleistungen. So liegt beispielsweise ein Dienstleistungs-Import vor, wenn durch einen ausländischen Spediteur eine Lieferung erfolgt oder wenn diese Lieferung bei einem ausländischen Versicherungsunternehmen gegen Transportschäden versichert wird. Auch die Übernachtung eines Inländers in einem ausländischen Hotel (Tourismus genauso wie Geschäftsreisen im Ausland) ist Beispiel eines Dienstleistungs-Imports. Umgekehrt sind die Ubernachtungen von Ausländern in inländischen Hotels als Dienstleistungs-Exporte anzusehen. Gerade bei der Erfassung von Dienstleistungen des touristischen Bereichs ist man sehr stark auf Schätzungen angewiesen. Im übrigen leidet auch die Erfassung international erbrachter Dienstleistungen unter den Schwierigkeiten der statistischen Erfassung dieses Sektors, die man bereits im nationalen Bereich vorfindet, wobei für die internationalen Untersuchungen noch nationale Unterschiede der Konzepte zu berücksichtigen sind. Die Übertragungsbilanz (Bilanz der unentgeltlichen Leistungen) enthält die T r a n s f e r s . Das sind formal die Gegenbuchungen zu Warenbewegungen und Geldüberweisungen, denen keine "ökonomische Gegenleistungen"1 entsprechen. Prominente Beispiele hierfür sind die von Gastarbeitern getätigten Geldüberweisungen an Angehörige in ihrer Heimat oder die Entwicklungshilfe in Form unentgeltlicher Sachleistungen sowie Spendenaktionen (Katastrophenhilfe im Ausland). Da eine direkte Bestimmung der Höhe der Geldüberweisungen der Gastarbeiter unmöglich ist, werden Schätzungen aufgrund der Ergebnisse von Stichprobenbefragungen verwendet. Somit können auch die Daten der Ubertragungsbilanz nur mit einiger Skepsis betrachtet werden. 1
Stobbe [1984] , S. 198.
6. Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
117
In der Kapitalbilanz versteht man unter Kapitalverkehr die Entstehung, Veränderung und Tilgung von Krediten aufgrund internationaler Beziehungen. Von kurzfristiger Natur sind Forderungen und Verbindlichkeiten mit einer vereinbarten Laufzeit von weniger als einem Jahr. Alle Forderungen und Verbindlichkeiten mit längerer Laufzeit gelten als langfristig mit folgender Ausnahme: Geldmarktpapiere, Zahlungsziele im Warenhandel und Anzahlungen gelten als kurzfristig, selbst wenn ihre Dauer ein Jahr überschreitet. Andererseits wird der Aktienhandel grundsätzlich als langfristiger Kapitalverkehr behandelt. Die Devisenbilanz, die die Veränderung der Währungsreserven aufzeigt, bezeichnet man in der Bundesrepublik Deutschland als Veränderung der Netto-Auslandsposition der Bundesbank. Die Bundesbanküberschüsse, die mittlerweile zur Finanzierung des Staatshaushaltes herangezogen werden, weisen starke Schwankungen in Milliardenhöhe auf und sind daher alljährlich nur schwer zu prognostizieren. In der Bundesrepublik Deutschland erfaßt das Statistische Bundesamt den Warenhandel, wobei im grenzüberschreitenden Warenverkehr eigentlich nur der Durchschnittswert einer Warenlieferung erfaßt wird, so daß keine eigentlichen Preisangaben vorliegen. Die Bundesbank registriert den Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Die hierbei verwendeten Einzelstatistiken dieser Aggregatstatistik sind recht unterschiedlich. Ermittlungsfehler entstehen zudem dadurch, daß die meisten Transaktionen unvollständig erfaßt werden. So machen z.B. Exporteure keine Angaben über die Finanzierung. Der Restposten sorgt formal für einen Ausgleich im Sinne einer doppelten Buchführung. Tabelle 25 zeigt die Zahlungsbilanzen der EG-Länder für das Jahr 1990. Die Bundesrepublik Deutschland wies einen positiven Leistungsbilanzsaldo in Höhe von rd. 77 Milliarden DM auf, wobei der positive Saldo der Handelsbilanz in Höhe von rd. 114 Milliarden DM die Defizite der Dienstleistungs und vor allem der Ubertragungsbilanz bei weitem überkompensierte. Auch für die Niederlande, Belgien/Luxemburg und Dänemark war die Leistungsbilanz nicht defizitär. Für die Zwölfergemeinschaft wies insgesamt die Leistungsbilanz einen positiven Saldo auf.
118
ό- Kapitel: Außenhandel und Zahlungsbilanz
T A B E L L E 25: Zahlungsbilanz
Land
1990
Waren- Dienst- Ueber- Leistungs- Kapitalleist. Waehr. ungetra- bilanzhandel leist. res. klaerte gung. saldo lang- kurzfr. Betr. ( M i l l i a r d e n DM)
BRD
114
-1
-36
77
-69
-26
-11
29
Frankreich
-22
22
-22
-22
21
-1
14
-12
9
1
-20
-10
-5
38
26
-49
-21
17
5
1
-20
3
1
15
-6
0
9
3
-3
1
-14
13
Grossbrit.
8
-53
27
-18
-34
12
24
16
Daenemark
7
7
-5
9
5
6
-3
-17
Irland
-4
5
-7
-6
4
0
2
0
Spanien
-3
-48
14
-37
30
7
15
-15
Portugal
-7
-11
1
-17
13
0
-1
5
Griechenland
3
-16
3
-10
10
3
1
-4
EG
0
-6
48
42
-63
41
40
-60
Italien Niederlande Belgien/Lux.
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992, S.92-93 u.
S.78.
7. Kapitel Ländervergleich mit Indikatoren
7.1 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Als Indikator der Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften verwendet man häufig das Bruttoinlandsprodukt. Dividiert man dieses durch die Bevölkerungszahl, so erhält man eine ProKopf-Größe, die den Vergleich bevölkerungsreicher mit bevölkerungsarmen Ländern ermöglicht. Tabelle 26 zeigt für das Jahr 1988 einen Vergleich der verschiedenen Werte des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen für die EG-Länder. Ein zeitlicher Vergleich war nicht möglich. Es zeigt sich, daß Luxemburg den höchsten Wert erreichte. Die nächsten Plätze belegt die aus den Ländern Deutschland, Dänemark und Frankreich gebildete Gruppe mit großem Abstand zu Luxemburg. Portugal und Griechenland erzielten das schlechteste Ergebnis in der Gemeinschaft. Dort erreichte diese Größe im Jahre 1988 nur die Hälfte des für die Spitzengruppe errechneten Wertes. Auch Irland und Spanien lagen weit unter dem EG-Durchschnitt, der in etwa dem Wert von Belgien entsprach. Die relative Ungenauigkeit, mit der diese Aggregate in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der einzelnen Länder ermittelt werden, macht einen Vergleich unglaubwürdig, der vorgibt, bis auf die letzte DM genau zu sein, wenn es um das ganze Prestige einer Nation geht. Eigentlich sollten im Zeitvergleich nur preisbereinigte Daten verglichen werden. Hier liefern die Statistischen Grundzahlen der Gemeinschaft 1 992 auf Ξ. 39 nur Werte des BIP zur Marktpreisen in jeweiligen Preisen und Wechselkursen, so daß ein zeitlicher Vergleich mit diesen Daten wenig sinnvoll ist.
7
120
· Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
T A B E L L E 26: B r u t t o i n l a n d s p r o d u k t z u M a r k t p r e i s e n pro Kopf
Land
1988 DM
BRD
1989
34090
Frankreich
32970
Italien
31520
Niederlande
31220
Belgien
30620
Luxemburg
36740
Grossbritannien
32630
Daenemark
32990
Irland
19780
Spanien
22708
Portugal
16420
Griechenland
1654 0
EG
30380
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1991 fuer d a s
Ausland,S.145
7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
121
7.2 Preisentwicklung Als Indikator für die Preisentwicklung nimmt man den Preisindex für die Lebenshaltung. Dieser wird in der Bundesrepublik Deutschland für einen sogenannten Indexhaushalt (er bestand im Jahre 1980 aus 2,4 Personen, Tendenz fallend) und drei weitere Haushaltstypen sowie für die einfache Lebenshaltung eines Kindes berechnet. In anderen Ländern der Gemeinschaft ergibt sich ein davon abweichendes Vorgehen (Frankreich und Irland führen z.B. die Berechnungen nur für einen Haushaltstyp durch). Aufgrund der Vielfalt der Preise und der über die Haushaltsrechnungen zu ermittelnden Mengenstrukturen lassen sich nur Teilerhebungen durchführen, die in den meisten Ländern nicht beanspruchen können, repräsentativ im Sinne von Zufallsstichproben zu sein. Die Auswertung von Tabelle 27 beschränkt sich daher auf die Feststellung folgender Tendenzen: In den Jahren von 1983 bis 1991 stiegen die Preise am stärksten in Griechenland und Portugal. Die dort anzutreffende Preisentwicklung verdeutlicht die Krisensituation, in der sich diese beiden Länder der Gemeinschaft befinden. Zwar ist die Preisentwicklung in Spanien, Italien und Großbritannien weniger auffällig; gleichwohl liegt sie noch deutlich über dem EG-Durchschnitt. Gerade Großbritannien weist seit 1989 eine beunruhigende Entwicklung der Preise auf. Aus der Sicht ihrer Nachbarländern können die Bundesrepublik Deutschland, die Niederlande und Luxemburg aufgrund der Preisentwicklung geradezu als Inseln der Stabilität bezeichnet werden. Zu den Ländern mit einer gemäßigten Preisentwicklung können auch Belgien, Frankreich (aber erst seit Mitte der 80er Jahre), Irland und Dänemark gerechnet werden. Im Abkommen von Maastricht kommt der Preisentwicklung eine entscheidende Bedeutung in der Beurteilung der EG-Länder zu, insbesondere bei der Neuaufnahme eines Landes.
7. Kapitel: Ländervergleich
122
mit
Indikatoren
TABELLE 27: Preisindex fuer die Lebenshaltung
Land
1983-1991
1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 (Basis: 1985)
BRD
96
98
100
100
100
101
104
107
111
Frankreich
88
95
100
103
106
109
113
117
120
Italien
83
92
100
106
111
117
124
132
140
Niederlande
95
98
100
100
100
101
102
104
109
Belgien
90
95
100
101
103
104
107
111
115
Luxemburg
91
96
100
100
100
102
105
109
112
Grossbritannien
90
94
100
103
108
113
122
133
141
Daenemark
90
96
100
104
108
113
118
121
124
Irland
87
95
100
104
107
109
114
118
121
Spanien
83
93
100
109
115
120
128
137
145
Portugal
65
84
100
112
122
134
151
171
190
Griechenland
71
84
100
123
143
163
185
223
265
EG
88
94
100
104
107
111
116
123
0
0: keine Angabe. Quelle: Statistisches Jahrbuch 1992 fuer das Ausland,S.332-333.
7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
123
7.3 Staatsverschuldung Die Staatsverschuldung ist ein Indiz für die finanzielle Belastung eines Landes. Ober den Schuldendienst
(Zinsen und Tilgung) werden
zumeist beachtliche Teile des Staatshaushalts gebunden. Tabelle 28 enthält für die Jahre 1984, 1986, 1989 und 1990 für die Länder der Gemeinschaft die Höhe der Staatsverschuldung pro Kopf
(und für das Jahr 1984 zum Vergleich die absoluten Werte).
Die Zahlen sind vorsichtig zu interpretieren, da die offiziellen Zahlen nicht die Zahlen aus Schattenhaushalten, Teilprivatisierungen
(Post, Transportwesen und sonstige Unternehmen)
und ähnlichen nationalen Besonderheiten enthalten. Aus den veröffentlichten Zahlen für das Jahr 1984 ersehen wir, daß die absolute Staatsschuld in Italien am größten war. Der hohe Pro-Kopf-Wert Italiens wurde allerdings durch den Belgiens übertroffen. Der vergleichsweise kleinen Nation der Belgier erwachsen durch die übernommenen großen Aufgaben
(Europazentrum
von Institutionen und Verwaltungsbehörden, Wahlgeschenke für Flamen und Wallonen nach dem Proporzgedanken, generöse Arbeitsmarktpolitik u.a.) große Belastungen. Für die Bundesrepublik Deutschland bedeutet die deutsche Vereinigung eine starke ökonomische Belastung, die mit der Aufnahme weiterer Schulden in bisher unvorhersehbarer Weise verbunden ist. Nur ein Teil dieser Schulden erscheint im offiziellen Staatshaushalt
(die Verbindlichkeiten der Treuhand, des
Fonds Deutsche Einheit, des Kreditabwicklungsfonds und anderer Institutionen haben jetzt schon die Größenordnung einer halben Billion DM erreicht). Luxemburg als kleinstes Land der EG kann sicherlich auch als das solideste Land der EG bezeichnet werden. Im Gegensatz zu anderen EG-Ländern, in denen die Staatsschuld zum Teil beängstigend zunimmt, ist es hier gelungen, die Pro-Kopf-Verschuldung kontinuierlich im Lauf der Jahre zu reduzieren. Auch die Kleinen können leuchtende Vorbilder sein.
7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
124
TABELLE 28: Staatsverschuldung
Land
1984 MRD DM DM/Kopf
1986
1990
1989
DM/Kopf
DM/Kopf
DM/Kopf
BRD
609
10000
11600
13300
10300
Frankreich
300
5500
6700
8600
9300
Italien
757
13300
24900
28400
Niederlande
181
12400
15000
17900
19000
Belgien
213
21500
26900
33200
35400
2
5500
2800
1700
1300
Grossbritannien
535
9600
10100
9700
9700
Daenemark
119
23300
23500
24900
52
14900
20100
19900
157
4000
6800
7600
5600
6600
Luxemburg
Irland Spanien Portugal Griechenland
200
0: Keine Angaben Quelle: Statistische Statistische Statistische Statistische
Grundzahlen Grundzahlen Grundzahlen Grundzahlen
der der der der
Gemeinschaft Gemeinschaft Gemeinschaft Gemeinschaft
1987,S.72 1988,S.72 1989,S.70 1992,S.80
7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
125
T A B E L L E 29: F e r n s e h g e r a e t e , T e l e f o n e , K r a n k e n v e r s o r g u n g
Land
Fernseh- Telefone Krankenhausgeraete *) Betten j e 1000 E i n w o h n e r j e 10 000
*)
1989
Aerzte
Einwohner
BRD(alt)
388
474
107
31
Frankreich
333
473
103
25
Italien
260
370
77
43
Niederlande
323
451
83
24
Belgien
333
375
95
32
Luxemburg
252
464
125
19
Grossbritannien
347
446
68
15
Daenemark
382
555
59
27
Irland
258
259
73
13
Spanien
389
304
47
37
Portugal
164
201
47
26
Griechenland
180
378
52
32
1990
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft 1992,S.295. S t a t i s t i s c h e s J a h r b u c h 1992 f u e r d a s A u s l a n d , S . 1 3 5 u . 3 1 6 .
126
7. Kapitel: Ländervergleich mit Indikatoren
7.4 Weitere Indikatoren Tabelle 29 enthält einige weitere Indikatoren. Die Ausstattung mit Fernsehgeräten und die Versorgung mit Telefonanschlüssen werden oft als einfache Kriterien zur indirekten Messung des Wohlstandes bzw. der Bedürfnisbefriedigung herangezogen. Die Anzahl der Krankenhausbetten bzw. die Anzahl der Ärzte sind Indikatoren der medizinischen Versorgung eines Landes. In der Ausstattung mit Fernsehgeräten je 1.000 Einwohner besetzten im Jahre 1989 Spanien, die Bundesrepublik und Dänemark die Spitzenplätze, Portugal und Griechenland bildeten die Nachhut in der Gemeinschaft. In der Versorgung mit Telefonanschlüssen je 1.000 Einwohner wurden die führenden Plätze in der Gemeinschaft im Jahre 1990 von Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Luxemburg eingenommen. Die Versorgung von je 10.000 Einwohnern mit Krankenhausbetten erreichte im Jahre 1989 in Luxemburg (125) den höchsten Wert, gefolgt von den alten Ländern der Bundesrepublik und von Frankreich. Natürlich wird damit über die Art der stationären Versorgung keine Aussage getroffen. Gleichwohl ist zu bemerken, daß die relative Bettenzahl in Großbritannien noch unter der Italiens und Irlands liegt. Die Schlußlichter der EG bilden Spanien, Portugal und Griechenland. Die Versorgung von je 10.000 Einwohnern mit Ärzten erzielte im Jahre 1989 in Italien den höchsten Wert (43), gefolgt von Spanien, Belgien, Griechenland sowie der Bundesrepublik (31). Diese Dichteziffer sagt nichts aus über den Ausbildungsstand der Ärzte und deren technische Ausstattung. Angesichts des Wertes für Großbritannien (15) und Irland (13) mögen jedoch berechtigte Zweifel aufkommen an dem Wert des dortigen staatlichen Gesundheitsdienstes . Diese und ähnliche Indikatoren sind eigentlich Notbehelfe, da für interessierende Phänomene zumeist die erforderlichen Datenreihen nicht verfügbar sind bzw. auf nationaler Basis nach unterschiedlichen Konzepten erarbeitet werden.
8. Kapitel Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) Im Jahre 1970 wurde für die Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaften das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen
(ESVG) entwickelt, das 1984 überarbeitet
wurde. Gegenwärtig erfolgt eine weitere Überarbeitung, unter anderem mit der Absicht, Umweltaspekte in das ESVG einzubeziehen. 1 Erklärtes Ziel des ESVG aus dem Jahre 1970 war es, mit einer "nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliederten Gesamtheit von Konten und Tabellen ... einen systematischen, vergleichbaren und möglichst vollständigen Überblick über die Tätigkeit der Volkswirtschaft der einzelnen Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaften zu geben." 2 Das Kontensystem des ESVG setzt sich zusammen aus folgenden Konten
(mit den in Klammern angegebenen Salden): 3
I. Konten der inländischen Sektoren CO Waren- und Dienstleistungskonto C1 Produktionskonto
(definitorisch ausgeglichen)
(Wertschöpfung zu Marktpreisen)
C2 Einkommensentstehungskonto
(Betriebsüberschuß)
C3 Einkommensverteilungskonto
(Verfügbares Einkommen)
C4 Einkommensverwendungskonto
(Ersparnis)
C5 Vermögensänderungskonto C6 Finanzierungskonto
(Finanzierungsüberschuß bzw. -defizit)
(Nettoveränderung von Forderungen und Verbindlichkeiten)
1
Vgl. Reich und Stahmer
2
Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften
3
eurostat
[1984], S. 11.
[1988], S. 10. [1970], S. 9.
128
8. Kapitel: Das Europäische System Volkswirtschaftlicher
Gesamtrechnungen
(ESVG)
II. Konten der übrigen Welt C7 Konto der laufenden Transaktionen
(Saldo der laufenden Transaktionen mit der übrigen Welt)
C5 Vermögensänderungskonto
(Finanzierungsüberschuß bzw. -defizit der Volkswirtschaft)
C6 Finanzierungskonto
(Nettoveränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber der übrigen Welt}
Das ESVG verwendet für die Darstellung des Produktionsprozesses Produktionsbereiche, in denen homogene Produktionseinheiten zusammengefaßt sind. Für die Einkommensberechnungen und die Verwendungsrechnung wird dagegen die Volkswirtschaft institutionell in Sektoren aufgeteilt. Das ESVG unterscheidet folgende Sektoren:
1
S10 Nichtfinanzielle Kapital- und Quasi-Kapitalgesellschaften S40 Kreditinstitute S50 Versicherungsunternehmen S60 Staat S70 Private Organisationen S80 Private Haushalte S90 Übrige Welt Eine Zuordnung der institutionellen Einheiten zu den Sektoren erfolgt nach ihrer Hauptfunktion. So wird die Hauptfunktion des Sektors S10 im Produzieren von Waren und von marktbestimmten nichtfinanziellen Dienstleistungen gesehen. Typische für Kreditinstitute ist das Finanzieren, also die Ansammlung, Umwandlung und Verteilung von finanziellen Mitteln. Die Hauptfunktion der Versicherungsunternehmen ist das Versichern, also das Umwandeln von Einzelrisiken in Sammelrisiken. Die Hauptfunktion des Staates wird definiert als das Produzieren von nichtmarktbestimmten Dienstleistungen für die Allgemeinheit sowie die Vornahme von Umverteilungstransaktionen von Volks1
eurostat
[1984], S. 26.
8. Kapitel: Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVGj
129
einkommen und Volksvermögen. Die Hauptfunktion der Privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter besteht im Produzieren von nichtmarktbestimmten Dienstleistungen für bestimmte Gruppen der Privaten Haushalte. Zur Hauptfunktion der Privaten Haushalte wird das Verbrauchen erklärt und zudem das Produzieren von Waren und marktbestimmten nichtfinanziellen
Dienstleistungen.
Nur für die übrige Welt läßt sich keine kennzeichnende Hauptfunktion bestimmen; sie erfaßt diejenigen gebietsfremden Einheiten, für die sich Transaktionen mit inländischen Einheiten feststellen lassen. Die Tabellen 30 und 31 vermitteln Ergebnisse des ESVG für die Länder der Gemeinschaft im Jahre 1990. Tabelle 30 enthält die Kostenstruktur des Bruttoinlandsprodukts der EG-Staaten. Der Anteil etwa des Einkommens aus unselbständiger Arbeit war im Jahre 1990 in Luxemburg mit 65% am höchsten, gefolgt von der Bundesrepublik Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich und Belgien. Tabelle 31 enthält die Verwendung des Bruttoinlandsprodukts der EG-Staaten. Der Anteil des Privaten am höchsten in Griechenland (63%) , Portugal
Verbrauchs
war im Jahr 1990
(72%), gefolgt von Großbritannien
(63%) , Italien (62%) , Spanien
(62%) und Belgien
(62%). In der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich belief sich dieser Anteil auf 60%. Der Anteil des Staatsverbrauchs
erreichte in Dänemark mit 25%
seinen höchsten Wert, gefolgt von Griechenland britannien
(21%) und Groß-
(20%). Er lag in der Bundesrepublik Deutschland mit
12% deutlich unter dem EG-Durchschnitt
(16%).
Der Anteil der Bruttoanlageninvestitionen entsprech in der Bundesrepublik Deutschland mit 21% dem EG-Durchschnitt. Insbesondere die griechischen Zahlen zeigen starke Abweichungen. Liegt es an der Wirtschaft oder an der Datenproduktion?
8. Kapitel: Das Europäische System Volkswirtschaftlicher
130
Gesamtrechnungen
(ESVG)
TABELLE 30:Kostenstruktur des Bruttoinlandsprodukts z u M a r k t p r e i s e n 1990 (in %)
Land
Einkommen Produktions- Abschrei- Netto-Be- Bruttobungen triebsue- inlands unselbst. steuern berschuss produkt - Subvent. Arbeit (in %)
BRD
55
11
12
22
100
Frankreich
52
13
13
22
100
Italien
45
9
12
34
100
Niederlande
51
10
11
28
100
Belgien
52
9
10
29
100
Luxemburg
65
14
11
10
100
Grossbritannien
58
13
11
18
100
Daenemark
53
14
9
24
100
Irland
51
10
10
29
100
Spanien
46
8
11
35
100
Portugal
45
14
4
37
100
Griechenland
41
12
9
38
100
EG
51
11
12
26
100
Quelle: Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.44.
8. Kapitel: Das Europäische System Volkswirtsciiaftlicher
Gesamtrechnungen
131
(ESVG)
TABELLE 31: Verwendung des Bruttoinlandsprodukts z u M a r k t p r e i s e n 1990 (in %)
Land
Privater Staats- BruttoVorrats- AussenBrutto Verbr. verbr. anlagen- veraend. h a n d e l s - inland invest. saldo produk (in %)
BRD
60
12
21
1
6
100
Frankreich
60
18
21
1
0
100
Italien
62
17
20
1
0
100
Niederlande
59
15
21
0
5
100
Belgien
62
14
21
0
3
100
Luxemburg
57
16
25
2
0
100
Grossbritannien
63
20
19
0
-2
100
Daenemark
52
25
18
0
5
100
Irland
55
16
19
2
8
100
Spanien
62
15
25
1
-3
100
Portugal
63
17
26
3
-9
100
Griechenland
72
21
19
0
-12
100
EG
61
16
21
1
1
100
Quelle:
Statistische Grundzahlen der Gemeinschaft
1992,S.45.
9. Kapitel Ausblick
Im Rückblick läßt sich feststellen, daß in der heutigen Zeit ein "Universitätsstatistiker" zuverlässigere Möglichkeiten hat, andere Staaten zu beschreiben, als dies in früheren Jahrhunderten der Fall war. Damals mußte man sich noch mit Aussagen der Art begnügen: Land X ist besonders reich, seine Einwohner gelten als fleißig und sparsam. Heute ist das Datenmaterial ziemlich umfangreich, wie allein schon die Außenhandelsstatistik vor Augen führen kann. Unabhängig von der Quantität stellt sich die Frage nach der Qualität der Daten und der ihnen zugrundeliegenden Erhebungsmethoden. Das vorliegende Buch kann weder aus der Sicht der Daten noch hinsichtlich der Beschreibung der Erhebungsmethoden den Anspruch der Vollständigkeit erheben. Dafür ist das betrachtete Gebiet einfach zu umfangreich. Auch ist für den Fachmann der Zugang zu Publikationen und persönlichen Informationen aus einzelnen statistischen Ämtern europäischer Nationen unabhängig von Sprachbarrieren recht schwer. Somit erhält man auch in erstklassig sortierten Bibliotheken notwendige Informationen nicht oder allenfalls aus zweiter Hand. Aus der Not eine Tugend machend, wurde eine komprimierte Darstellung gewählt, die durch eine gewissenhafte Zitation Interessierten Gelegenheit gibt, sich Detailkenntnisse anzueignen, soweit sie in amtlichen Publikationen vermittelt werden. Nach Ansicht des Autors kann eine Besserung der statistischen Situation nur erfolgen im Zuge einer stärkeren politischen Zusammenarbeit europäischer Nationen mit gemeinsamen Wirtschaftsinteressen, einer überzeugenden Sozialpolitik und einer länderübergreifenden Umweltpolitik, die von den völkerrechtlichen Defiziten der Vergangenheit wegkommt.
9. Kapitel: Ausblick
133
Die ökonomischen Probleme der deutschen Einigung mögen anderen Nationen als Veranschaulichung dienen, wie schwer es den osteuropäischen Völkern fällt, sich nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs den westlichen marktwirtschaftlichen Systemen anzupassen, selbst wenn großzügig Transferzahlungen geleistet werden. Die zum Teil bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Teilen der GUS zeigen deren bislang geringe Stabilität auch der politischen Führung. Inflation und hohe Verschuldung, gekoppelt mit hoher Arbeitslosigkeit
(die zuvor einfach wegdefiniert wurde) lassen
in einer Art Schockwirkung Zweifel an den Segnungen der Marktwirtschaft aufkommen. Die entstehende politische Unzufriedenheit, die sich neuerdings artikulieren darf, ist in ihren Wirkungen nicht absehbar. So ist zu befürchten, daß das letzte Jahrzehnt dieses Jahrtausends, das mit so vielen Hoffnungen begann, noch mit einigen Enttäuschungen aufwarten wird. Bis zur Realisierung einer politischen Union Europas sollten zumindest die ärgsten ökonomischen Schranken fallen. Mit dem gemeinsamen Binnenmarkt ab 1993 sollte das gesamteuropäische Verständnis wachsen, ohne daß gewachsene regionale Eigenständigkeiten ohne Not einer zentralen Bürokratie geopfert werden. Gegenwärtig werden wieder negative Ressentiments gegen die Deutschen geweckt, so daß das Deutschlandbild im Ausland häßliche Flecken bekommt. Dort sollte man nüchtern bedenken, daß 20.000 Extremisten in einem Volk von 80 Millionen Menschen nur einem Anteil von 1/4 Promille entsprechen. So hoch ist der Anteil dieser Extremisten in diesen Ländern vermutlich auch. Es ist jetzt Aufgabe der deutschen Justiz, derartige Straftaten ihrer gerechten Bestrafung
zuzuführen.
In Gesprächen mit Ausländern gewinnt man jedoch auch einen positiven Eindruck: Wenn ein Volk eine so schwierige Aufgabe wie die des wirtschaftlichen Aufbaus Ostdeutschlands zu lösen in der Lage ist, dann dieses. Sollte es bei dieser Gelegenheit zugleich gelingen, ein geschärftes ökologisches Bewußtsein in die Tat umzusetzen, so wird die notwendigerweise anfallende finanzielle Hypothek für die nächste Generation leichter zu tragen sein.
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Tabellenverzeichnis Seite Tabelle
1: Bevölkerung und Fläche
27
Tabelle
2: Altersgliederung der Bevölkerung 1986
31
Tabelle
3: Erwerbsquoten 1987
38
Tabelle
4: Arbeitslosenquoten 1987
44
Tabelle
5: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 1987
49
Tabelle
6: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen 1986
51
Tabelle
7: Landwirtschaftliche Nutzfläche 1987
54
Tabelle
8: Flächenvergleich 1987
56
Tabelle
9: Selbstversorgungsgrad Pflanzliche Erzeugnisse 1986/87... 58
Tabelle 10: Selbstversorgungsgrad Tierische Erzeugnisse 1986
60
Tabelle 11: Industriestruktur nach dem Beitrag der Produktionsbereiche zur Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen des Verarbeitenden Gewerbes 1986
64
Tabelle 12: Beiträge des Dienstleistungsbereichs zur Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen 1986 Tabelle 13: Eisenbahnverkehr 1986
73 75
Tabelle 14: Straßenverkehr 1987
77
Tabelle 15: Binnenschiffahrt 1986
80
Tabelle 16: Luftverkehr 1987
82
Tabelle 17: Primärenergieerzeugung 1987
84
Tabelle 18: Anteil der Primärenergieträger am Bruttoinlandsenergieverbrauch 1987
87
Tabelle 19: Größenordnung von Ein- und Ausfuhr 1987
102
Tabelle 20: Entwicklung der Handelsbilanz 1980-1987
104
Tabelle 21: Einfuhr nach Partnerländern 1987
105
Tabelle 22: Ausfuhr nach Partnerländern 1987
107
Tabelle 23: Intra-EG-Handel 1987
108
Tabelle 24: Anteil der EG am Handel mit Partnerländern 1987
110
Tabelle 25: Zahlungsbilanz 1987
114
142
Tabellenverzeichnis
Seite Tabelle 26: Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen pro Kopf in Preisen von 1980
116
Tabelle 27: Preisindex für die Lebenshaltung 1980-1987
118
Tabelle 28: Staatsverschuldung Tabelle 29: Fernsehgeräte, Telefone, Krankenversorgung 1986 Tabelle 30: Kostenstruktur des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen 1987 (in %)
120 122 126
Tabelle 31: Vervendung des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen 1987 (in %)
127
Namensverzeichnis Achenwall 7 Agrippa 1 Anchersen 8 Augustus 1 Baus 67 Baines 4 Bayes 15 Bernoulli, J. Bernoulli, Ν. Bonaparte, L. Botero 5 Cantor 12, 14 Condorcet 15 Conring 4, 6f Crome Ii David 9, 14 Deparcieux 13 Egle Ernst
45 45
Faure 2, 4, 13 Fourasti£ 48 Franzius 96 Fürst 17 Gauß 15 Graunt 9ff Gröbl 93 Gürtler 97
Halley 11f Hebbel 90 Heiler 90 Hermann 70 Herodot 1 Hitz 40 Huyghens 13f 14 14 16
Jäger John
94, 96 1ff
Karl der Große 14 King Koren 16, 18 Kraßnig 66 de Laet 5 de Laplace
2
15f
von Leibniz 11 Leiner 33, 36, 46f, 66 von Lersner 90 Lipowatz 21f Litz 21f Mai 65, 70 von Mayr 17 Menger 7 Menges 3, 7, 15f, 19, 25, 100 De Moivre 14f de Montmort 15 Montoyon 13 Morgenstern 45, 67 Münster
6
144
Namensverzeichnis
Neumann
11
Schnur
Neuman-Spallart Newton
15
Pascal
14
19
45
von S e c k e n d o r f f Spies Stobbe
Pearson
10f
Pipin
2
Quetelet Read
112
Stock
4, 6,
Petty
9ff
16
14
66
Stuart
12
Süßmilch
13
Veldhues
67
Voss
98
Wagemann
17
Wagenführ Sangha
65
Werner 25,
Sangmeister Sansovino
5
Schmeitzel
17, 19 40ff
Westergaard Wilhelm
von Schlözer von Schmoller
100
6
94
4, 6, 9ff
der Eroberer
7f 7 7
Zahn
19
Zwer
63, 65,
100
3
Sachverzeichnis
Abfall
97
Abfallbilanzen
97
Abwasserbeseitigung Agrarstatistik
94f
Ärzte
37
15ff
17
Devisenbilanz
115ff 20
Dienstleistungsbilanz Domesday Book
3
102ff
EG-Beitrittstermine Eisenbahnverkehr
Ballungsräume
30
Bankdienstleistungen
73
Besondere Erwerbsquote
37
Energie
86ff
Enklave
102
Binnenschiffahrt
34f
81ff
ESVG
Breslauer Sterbedaten Breviarium Augusti
37ff
Erwerbstätigekti
37ff
Establishments
99 11
54
42
Erwerbsquoten
25ff
Bevölkerungsprognose
25 76ff
Entstehungsrechnung Erwerbslose
67
Bevölkerung
Boden
69ff
20
Außenhandel
Betrieb
115f
Dienstleistungsstatistik
41ff
125f
Auslösung
98
Dezentralisation
32
Arbeitslosigkeit
55
Deutscher Bund
55ff
Amtliche Statistik
55
Dauerkulturen Deponien
Allgemeine Erwerbsquote Altersgliederung
Dauergrünland
67
72f, 127ff
Exklave
102
1
Breviarium fiscalium
2
Fachliche Betriebsteile
Bruttoinlandsprodukt
54
Fachliche Unternehmensteile 67
- pro Kopf
Fachserien
119f
Bruttowertschöpfung
54
23
Fernsehgeräte
125f
Fortschreibung CCS
Freie Berufe
22
33 73
CBS
18
CPB
22
Generalhandel
CNS
22
Grundbilanz
115
CSO
18
Grundwasser
95f
cut-off method
68
103f
67
Sachverzeichnis
146
Handel und Gastgewerbe Handelsbilanz
106ff
Hauptfunktion
128
73
Maizelsches Schema Mikrozensus
104
47
Nationale Statistische Ämter 15f Indikatoren
119ff
Netto-Inlandsprodukt
Industriestatistik
65ff
54
Norddeutscher Bund
17
industriestatistische Erhebungseinheiten Inputmethode insee
65ff
Obdachlose
70
OECD
18
48
19
Organisation
Internationales Statistisches Institut
19
internationale Statistik
Outputmethode
18
Passagieraufkommen
112f
Politische Arithmetik Polyptiques
81f
Kapitalbilanz
83
Pflanzliche Produktion
Intra-EG-Handel Kanalsystem
67 70
18ff
Internationale Statistische Kongresse
20ff
Örtliche Einheit
2
Preisentwicklung
115ff
Primärenergie
kontaminierter Boden
99
121f 86
primärer Sektor
Kontensystem des ESVG
127
Konzentrationsprinzip
68
60 8ff
50ff
Produzierendes Gewerbe
65 3
Kostenstruktur des BIP
130
Rationarium Austriacum
Kostenstrukturerhebung
68f
Respublicae Elzeviriannae
Krankenhausbetten
125f
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung
63 55ff
Leistungsbilanz
115
Londoner Pestjahre Lorscher Kodex Luft
8
2
100f
Schattenwirtschaft
71
Schwerpunktprinzip
68ff
128
Sekundärenergie
92
sekundärer Sektor
50ff
Selbstversorgungsgrad 84f
Luftverschnutzung
Spezialhandel 92f
5
88
19
Sektoren
92f
Luftverkehr
SAEG
Schadstufen
Landwirtschaftliche Nutzfläche
Rohöleinheit
59ff
104
spezifische Erwerbsquote
38
147
Sackverzeichnis
Staatsverschuldung
123ff
Statistischer Beirat
17ff
12f
Straßenverkehr
SYPRO
79ff 80f
68
Verwendung des BIP
Telefonanschlüsse
42
125f 50ff
Tierische Produktion
Wahrscheinlichkeitsrechnung Wald
100
Waldschadenserhebung 62
Wasser
93ff
96
Übertragungsbilanz 19
130
19
8
Teilzeitarbeitssuchende
UN
59
v e r s t e c k t e A r b e i t s l o s i g k e i t 44
Tabellenstatistik
Umwelt
73
Versorgungsbilanzen
Völkerbund
time lag
92ff
65
76ff
Versicherungsgewerbe
63f
tertiärer Sektor
4ff
67
Verarbeitendes Gewerbe Verkehr
Straßenverkehrsunfälle Subventionen
Unternehmen
21
Statistisches Bundesamt Sterbetafeln
Universitätsstatistik 23f
Statistische Jahrbücher
115f
Zahlungsbilanz
115ff
Zentralisation
20
Zollverein
16
100
14
Tabellenanhang
Tabellenanhang
T A B E L L E 1:Bevölkerung und Fläche (1995) Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Einwohner Fläche Dichte Millionen 1000 qkm Einw/qkm 81 357 227 544 57 105 57 301 189 15 41 366 10 30,5 328 0,4 2.6 154 58 244 238 5 43 116 3,5 68,9 51 39 505 77 10 92 109 10 132 76 8 84 95 411 9 22 5 338 15 367,9 3194 115
Zum Vergleich: 263 125
USA Japan
9364 378
28 331
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 34-36. T A B E L L E 2: Altersgliederung der Bevölkerung (1993) Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU
Unter 15 J. 15 bis 64 J. 65J. u. mehr Summe 16 69 15 20 65 15 15 69 16 69 13 18 18 67 15 18 68 14 19 65 16 17 67 16 26 63 11 14 18 68 19 67 14 18 67 15 18 67 15 18 64 18 19 67 14 18 67 15
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
Zum Vergleich: USA Japan
23 18
66 71
11 11
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 38.
100 100
151
152
Tabellenanhang
TABELLE 3: Erwerbsquoten (1994) Erwerbspers. Erw.quote Millionen insges. in 39 25 23 7 4 0,2 28 3 1 15 5 4 4 4 3 166
Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Erw.quote Erw.quote % männl. in % weibl in % 69 48 49 48 64 44 34 62 40 48 48 70 40 41 61 38 68 43 53 50 72 58 54 71 40 69 40 35 40 63 50 49 69 35 41 65 48 48 70 49 55 49 67 45 46 67
Zum Vergleich: USA Japan
131 66
51 54
75 78
58 50
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 45. TABELLE 4: Arbeitslosenquote (1995) Land
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Arbeitslose Arbeitslose Arbeitslose Arb.los.quote Arb.los.quote Arb.los.quote männlich weiblich insgesamt weiblich unter 25 J. insgesamt (%) (Millionen) (Millionen) (Millionen) (%) (%) 3,228 1,615 1,613 8,3 9,7 8,1 2,85 1,291 1,559 11,5 13,8 27 1,284 1,382 16,3 2,666 11,8 33,2 0,535 0,256 0,278 7,3 12,5 9,1 0,225 0,416 0,191 9,9 12,9 24,4 0,005 0,002 0,003 2,9 4,4 7,1 2,508 1,627 0,881 8,8 7 15,9 0,185 0,087 0,098 6,8 7,8 8,3 0,123 0,08 14,4 0,203 15,1 21,8 1,751 1,823 22,9 30,5 3,573 42,4 0,341 0,172 0,169 7,2 7,9 16,6 0,219 0,38 0,162 13,8 27,9 9,1 0,104 0,204 6,2 7,4 0,1 0,173 0,404 0,231 9,2 8,2 19,4 0,198 0,43 0,231 17,2 16,7 29,9 8,77 17,878 9,108 10,8 12,5 21
Zum Vergleich: USA Japan
7,404 2,099
3,983 1,23
3,421 0,869
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 50.
5,6 3,1
5,6 3,2
12,1 6,1
Tabellenanhang
TABELLE 5: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen (1993) Land
Landwirtsch. Industrie
(%)
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU
Summe
Dienstleist.
(%)
(%)
(%)
4 5 7 4 3 3 2 5 14 10 12 21 7 4 9 6
38 28 32 24 29 26 29 26 28 31 33 24 35 25 27 31
58 67 61 72 68 71 69 69 58 59 55 55 58 71 64 63
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
3 6
24 34
73 60
100 100
Zum Vergleich: USA Japan
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 147. TABELLE 6: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen (1992) Land
Landwirtsch. Industrie
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU
(%)
1 3 3 4 2 2 2 4 8 4 6 17 3 3 7 3
(%)
Dienstleist. 40 31 34 31 31 36 34 27 38 34 39 27 44 40 38 34
(%)
Summe
(%)
59 66 63 65 67 62 64 69 54 62 55 56 53 57 55 63
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
65 54
100 100
Zum Vergleich: USA Japan
2 2
33 44
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 45
153
154
Tabellenanhang
T A B E L L E 7: Landwirtschaftliche Nutzfläche 1993 absolut Forstfläche Ackerland Dauerkultur Dauergrünld. Summe (1000 ha) (1000 ha) (1000 ha) (1000 ha) (1000 ha) 17135 10433 BRD 11676 208 5251 29994 14931 FRA 18026 1204 10764 6434 16800 ITA 9000 3300 4500 330 40 1030 1992 NIE 922 617 1359 BEL 820 14 525 89 2 68 127 LUX 57 2430 GRB 6076 53 11048 17177 2751 445 DAN 2536 11 204 4450 327 IRL 750 0 3700 26398 15915 SPA 15201 4724 6473 3829 2968 POR 2212 779 838 5785 5755 GRI 2925 1070 1790 3482 3241 ÖST 1422 75 1985 22323 0 3359 SWE 2780 579 23222 FIN 2504 0 106 2610 137248 109460 EU 76907 11480 48861 Zum Vergleich: 2034 426948 286800 USA 185742 239172 460 652 5204 25105 Japan 4092 Land
T A B E L L E 8: Landwirtschaftliche Nutzfläche 1993 prozentual Land
Ackerland
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU Zum Vergleich: USA Japan
Dauerkultur
Dauergrünld. Summe
68% 60% 54% 46% 60% 45% 35% 92% 17% 58% 58% 51% 41% 83% 96% 56%
1% 4% 20% 2% 1% 2% 0% 0% 0% 18% 20% 18% 2% 0% 0% 8%
31% 36% 27% 52% 39% 54% 64% 7% 83% 25% 22% 31% 57% 17% 4% 36%
100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100%
44% 79%
0% 9%
56% 13%
100% 100%
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 243. I I I I I
Tabellenanhang
TABELLE 9: Selbstversorgungsgrad pflanzlicher Erzeugnisse 199271993 (in %) Frischobst Wein Zucker Gemüse Land Weizen Kartoffeln 25 BRD 135 144 39 98 86 FRA(89/90) 271 217 89 89 106 ITA 91 122 117 84 62 NIE(89/90) 57 179 191 154 69 87 222 130 BEL(89/90) 144 LUX 19 GRB(89/90) 123 88 89 57 69 34 DAN(89/90) 153 97 265 15 IRL(89/90) 67 79 187 85 105 110 SPA(89/90) 100 93 90 123 78 POR 21 1 90 122 109 158 GRI 132 99 106 84 EU(89/90) 136 128 100
155
72 115 127 0 -
0 0 0 136 117 127 112
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 272-273.
TABELLE 10: Selbstversorgungsgrad tierischer Erzeugnisse (1992/1993) (in %) Käse Butter Rindfleisch Kalbfleisch Schweinefl. Geflügelfl. Land 87 90 123 88 80 60 BRD 117 127 100 149 FRA 92 91 ITA 85 76 88 65 98 65 266 510 567 185 NIE 138 278 40 101 196 125 178 103 BEL 74 GRB 54 83 916 75 90 DAN 365 194 205 100 414 229 IRL 404 1233 992 100 126 110 89 180 96 98 SPA 102 94 POR 99 131 70 75 88 105 80 29 25 97 65 GRI 93 106 107 117 103 106 EU 112 Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 272-273.
156
Tabellenanhang
T A B E L L E 13: Eisenbahnverkehr (1993) Land
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU Quelle:
Schienennetz (1000 km) 41 33 16 6 3 0,3 17 2 2 13 3 2 6 10 6 156
TariftonnenLokomotiven Beförderte PersonenBeförderte kilometer Güter kilometer Personen (in 1000) (Millionen) (Milliarden) (Mio Tonnen) (Milliarden) 64 11 1432 57 311 45 5 811 58 120 18 3 438 47 59 0,5 334 15 17 3 7 58 8 0,9 145 16 1 11 0,3 0,1 30 122 16 2 713 5 9 2 0,3 140 1 3 1 26 0,1 8 15 19 354 1,2 5 7 2 0,3 209 3 1 0,2 12 2 11 181 9 57 1,2 18 0,9 93 6 50 38 9 0,7 44 3 889 207 28 4943 262
Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S . 111-113.
T A B E L L E 14: Straßenverkehr (1994) Land
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU Quelle:
I PKW LKW Straßennetz PKW relativ relativ Nationalstr. insgesamt absolut Autobahn je 1000 Einw je 1000 Einw 1000 km 1000 km Millionen 1000 km 118 34 423 11 639 42 88 25 431 9 29 813 41 28 472 7 45 304 383 42 6 2 2 109 417 43 4 2 13 71 566 63 0,2 1 5 0 355 52 364 20 3 12 43 320 71 2 1 4 253 38 1 0 5 92 14 343 63 341 8 23 244 84 1 9 66 2 81 2 199 0 9 116 434 86 3 2 10 129 35 410 1 4 15 136 49 367 0 78 2 12 147 400 47 3334 231 Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S . 114-116. Statistische Grundzahlen der Europäischen Union, 1995, S . 342.
Tabellenanhang
TABELLE 15: Binnenschiffahrt (1993) Land
WasserFrachtBeförderte TonnenTonnen straßennetz schiffe kilometer km Millionen Milliarden 7467 3282 230 75 5817 2663 71 9 1366 9555 5046 261 34 1513 1604 89 5 37 28 11 0,3 1192 690 124 358 226 7 1 439 6245 157 2 29604 18205
BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB POR ÖST SWE FIN EU Quelle:
Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 118. Statistische Grundzahlen der Europäischen Union, 1995, S. 338.
TABELLE 16: Luftverkehr (1993) Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Flugzeuge 8069 9110 1880 848 968 96 6693 1007 501 1686 542 263 555 1414 701 34333
Fracht 1000 t
Post 1000 t 1495 1138 412 806 306 175 2415 146 70 338 100 91 71 109 60 7732
310 187 56 33 14 1 143 30 4 47 11 9 7 28 9 889
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1996 für das Ausland, S. 120-121.
157
158
Tabellenanhang
TABELLE 17: Primärenergieerzeugung (1993) Land
BRD FRA ITA NIE BEL GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Stein- und Braunkohle 88,4 6 0,2 -
0 39,5 -
1,2 11 0.1 6,7 0,4 0 -
153,5
Rohöl
Naturgas
Kernenergie PrimärPrimärenerelektrizität gieerzeug. Millionen Tonnen Rohöleinheiten 37,4 144,1 13,6 1,6 3,1 2,8 87,6 5,9 105,1 2,8 3,6 24,8 4,6 16,4 62,7 1 0 67 3,3 10,3 0 10,3 0 0 0,4 96,6 54,3 19,9 210,7 8,4 3,6 12,1 0,1 2,2 3,5 0,1 28,6 0,9 0,6 14 2,1 0,8 0,7 0,6 0,2 7,6 0,1 3,3 6,2 1,2 1,3 15,3 6,4 21,7 0 4,7 6 1,3 157,6 190,2 25,7 648,5 121,5
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 214. I I I I I TABELLE 17a: Anteil der Primärenergieerzeugung am Primärenegieverbrauch (1993) Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU
Primärener- Primärener- Anteil Erz. gieerzeug. gieverbrauch am Verbr. (Mio. Tonnen Rohöleinh.) (%) 145,2 44% 330,6 105,7 48% 218,7 27,3 154,6 18% 67,3 69,1 97% 10,7 48,5 22% 0,026 3,782 1% 215,3 212,3 101% 12,2 18,5 66% 3,4 34% 10,1 28,6 86,6 33% 5% 0,9 16,6 7,5 20,7 36% 38% 10,5 27,3 28,9 47,8 60% 39% 11,3 29 52% 674,826 1294,2
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 215 u. 217.
Tabellenanhang
159
T A B E L L E 18: Anteil der Primärenergieträger am Inlandsenergieverbrauch (1993) Land BRD FRA ITA NIE BEL LUX GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU(12)
Braunkohle
Steinkohle
(%)
(%)
15 7 7 12 16 27 24 39 19 19 20 4 0 5 14 15
14 0 0 0 0 0 0 0 12 3 0 32 9 0 0 5
Rohöl
Naturgas
(%)
Kernenergie
(%)
40 40 58 36 42 50 39 47 47 52 75 62 41 33 35 44
(%)
18 13 29 49 20 13 27 12 21 7 0 1 21 2 9 21
11 40 0 1 21 0 9 0 0 16 0 0 0 32 16 14
Primärelekt.
(%)
Die Differenz zu 100% bilden sonstige Brennstoffe, z.B. FIN 22%. I I I I Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 219.
T A B E L L E 19: Größenordnung von Ein- und Ausfuhr (1993) Land BRD FRA ITA NIE B/L GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU(12)
Einfuhr Ausfuhr Mrd. E C U Mrd. D M in % des BIP Mrd. E C U Mrd. DM in % des BIP 293 564 18 325 625 20 184 354 17 185 356 17 15 126 242 144 277 17 110 42 229 212 119 45 100 56 204 59 192 106 179 344 22 154 296 19 26 23 50 31 60 27 18 43 35 24 46 60 65 125 16 54 104 13 21 40 29 13 25 18 19 37 25 7 13 9 43 83 28 34 65 22 40 25 77 46 88 29 15 22 29 20 38 28 486 9 935 483 929 9
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 307.
1 0 5 1 0 9 1 2 1 3 4 1 12 13 4 1
160
Tabellenanhang
TABELLE 20: Entwicklung der Handelsbilanz Land BRD FRA ITA NIE B/L GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU(12)
1989 64 -15 -11 3 -3 -41 1 3 -20 -6 -8 -6 2 -1 -34
(Milliarden ECU)
1990 44 -17 -9 0 -6 -32 2 2 -21 -7 -9 -6 2 0 -46
1991 9 -15 -11 -3 -8 -22 3 3 -22 -8 -10 -6 4 1 -71
1992 15 -6 -8 -6 -7 -27
1993 32 0 18 9 6 -25 6 7 -11 -8 -12 -9 7 5 -3
-22 -9 -11 -7 5 2 -52
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 310.
TABELLE 21: Einfuhr nach Partnerländern (1993) Land BRD FRA ITA NIE B/L GRB DAN IRL SPA POR GRI OST SWE FIN EU(12)
EU(12)
(%)
Japan
USA 51 64 56 56 71 49 54 71 61 72 60 67 55 46 -
(%)
6 9 5 9 5 12 5 14 7 3 4 4 8 7 18
(%)
Übrige Welt 5 3 3 5 3 6 3 4 3 3 7 4 5 6 10
(%)
Gesamteinfuhr
38 24 36 30 21 33 38 11 29 22 29 25 32 41 72
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 317.
(%)
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
Tabellenanhang
T A B E L L E 22: Ausfuhr nach Partnerländern (1993) Land BRD FRA ITA NIE B/L GRB DAN IRL SPA POR GRI ÖST SWE FIN EU(12)
EU(12)
Japan
USA
(%)
(%)
50 61 53 74 74 53 54 69 62 75 56 60 53 45 -
7 7 8 4 5 13 5 9 5 4 4 3 7 8 17
(%)
Übrige Welt
(%)
3 2 2 1 1 2 4 4 1 1 1 1 2 2 5
Gesamtausfuhr
40 30 37 21 20 32 37 18 32 20 39 36 38 45 78
Quelle: Statistische Grundzahlen der Europäischen Union 1995, S. 319.
(%)
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