Elsässische Sagen: Teil 2 [Reprint 2021 ed.]
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Elsaß-Lothringische Hausbücherei

Band 2: Fritz Bouchholtz

Elsässische Sagen, Teil II

Vereinigung wissenschaftlicher Verleger

Walter de Gruyter «- Co. »ermatt G. I. Göschrn'schr Derlagshandlung / I. Guttcntag, Verlags­ buchhandlung / Georg Reimer / Karl I. Trübner / Veit * Somp. Berlin und Leipzig 1922

Elsässische Sagen AuSgewählt und bearbeitet von

Fritz Bouchholtz

Teil II

Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. vormal- G. 3» Göschen'sche Verlag-Handlung / I. Guttentag, Verlags­ buchhandlung / Georg Reimer / Karl Z. Trübner / Veit * Comp.

Berlin und Leipzig 1922

Inhalts-Verzeichnis. Unter-Elsaß. Odilienberg:

Die blinde Ottilia

Girbaden:

§ette

Die heilige Odilia, Patronin de- Elsasse-

.

....

Die Belagerung von Girbaden

Die Gericht-nacht auf Girbaden

.

.

.

Ro-Heim:

Die Ro-Heimer Glocke....................................

Breuschtal:

Der Feengarten und die Feenbrücken.

Hohe Tonne:

Der Teufel-geiger.

.

.

Nideck:

Da- Riesenspielzeug .

.

Ober-Ha-lach:

Sankt Florentius ....

.

.

Wolrheim:

Petrus und die Bergknappen

Dalbronn:

Der feurige Mann

Straßburg:

Warum die Straßburger Meisenlocker heißen

Spruch..................................................................

Da- Wellenmännel im Mond........................ Kaiser

Sigi-mund

und

die

9 13 14 14 16 16 17 19 20 22 24 25 25 25

Straßburger

Edelfrauen......................................................

Die Erfindung der Buchdruckerkunst

.

.

.

.

.

Die Sttaßburger Stadtgespenster

.

Der Hirsedreitopf zu Sttaßburg

....

26 29 30 32

Die Legende de- heiligen Matemu-, Apostel-

de- Elsasses .

...

St. Gangolf

St. Arbogast

...

........................

Straßburger Münstersagen: Münstersage.............................. Vom Bau de- Sttaßbmger Münster- .

.

Da- Gewölbe und der See unter dem Münster

Dom Roraffen...................................................... Da-

Männlein

oder

Bäuerlein auf

Geländer bei der Engelflule

33 35 36 38 39 40 44

dem

....

45

Seite Die steinernen Reiter am Münster Da» Uhrwerk im Münster

.

.

.

......

Da» Grüselhorn und der Judenblo- . Der fremde Kavalier und sein Hund

....

Die Johannisnacht in Münster Wangen:

DaS Wembrünnlein..........................................

Marlenheim:

Da» Marienbild in der Kapelle zu Mar­ lenheim

...................................................................

Hoh-Darr:

Die Panduren auf Hoh-Barr ....

Groß-Gervld»ek

grellem kauten der Sturmglocke.

Die Rosheimer Glocke Die Rosheimer haben eine sehr alte Glocke, welche Susanne heißt und einmal fortgebracht werde sollte.

Man lud sie auf

einen mit mehreren starken Pferden bespannten Wagen. Je näher man aber der Bannscheide kam, um so schwerer wurde

die Last der Glocke, und al» zuletzt der Wagen am Mark­ stein

anlangte, brachten ihn die Tiere trotz der mühseligsten

Anstrengung keinen Schritt weiter. Endlich spannte man sie

au«. Und da man bereits eine hemmende Wundermacht ver­ mutete, ersetzte man die Pferde durch Ochsen, welche, als ver-

schnittene Tiere, als reiner angesehen werden. Jedoch auch

diese machten vergebliche Versuche.

Da ließ sich mit einem Male die Glocke in folgenden Worten vernehmen:

„Ich heiß Susann' Und geh' nit us 'm Rosemer Bann."

Und alsobald schwebte {je vom Wagen empor und kehrte nach Ro-Heim an ihre frühere Stelle zurück, wo sie sich noch fetzt befindet.

Der Feengatten und die Feenbrücken Auf der südlichsten Spitze des Langenbergs »der Katzenbergs, der sich im Dreuschtale, oberhalb der Dörfer Lützelhausen und Wisch hinzieht, befindet sich ein sogenannter cromkefr1) ober

*) froumm, bogenförmig; leae'h, Ort {keltisch)

jede

Nacht unter

fürchterlichem Geschrei

der Geister

in>k

grellem kauten der Sturmglocke.

Die Rosheimer Glocke Die Rosheimer haben eine sehr alte Glocke, welche Susanne heißt und einmal fortgebracht werde sollte.

Man lud sie auf

einen mit mehreren starken Pferden bespannten Wagen. Je näher man aber der Bannscheide kam, um so schwerer wurde

die Last der Glocke, und al» zuletzt der Wagen am Mark­ stein

anlangte, brachten ihn die Tiere trotz der mühseligsten

Anstrengung keinen Schritt weiter. Endlich spannte man sie

au«. Und da man bereits eine hemmende Wundermacht ver­ mutete, ersetzte man die Pferde durch Ochsen, welche, als ver-

schnittene Tiere, als reiner angesehen werden. Jedoch auch

diese machten vergebliche Versuche.

Da ließ sich mit einem Male die Glocke in folgenden Worten vernehmen:

„Ich heiß Susann' Und geh' nit us 'm Rosemer Bann."

Und alsobald schwebte {je vom Wagen empor und kehrte nach Ro-Heim an ihre frühere Stelle zurück, wo sie sich noch fetzt befindet.

Der Feengatten und die Feenbrücken Auf der südlichsten Spitze des Langenbergs »der Katzenbergs, der sich im Dreuschtale, oberhalb der Dörfer Lützelhausen und Wisch hinzieht, befindet sich ein sogenannter cromkefr1) ober

*) froumm, bogenförmig; leae'h, Ort {keltisch)

jede

Nacht unter

fürchterlichem Geschrei

der Geister

in>k

grellem kauten der Sturmglocke.

Die Rosheimer Glocke Die Rosheimer haben eine sehr alte Glocke, welche Susanne heißt und einmal fortgebracht werde sollte.

Man lud sie auf

einen mit mehreren starken Pferden bespannten Wagen. Je näher man aber der Bannscheide kam, um so schwerer wurde

die Last der Glocke, und al» zuletzt der Wagen am Mark­ stein

anlangte, brachten ihn die Tiere trotz der mühseligsten

Anstrengung keinen Schritt weiter. Endlich spannte man sie

au«. Und da man bereits eine hemmende Wundermacht ver­ mutete, ersetzte man die Pferde durch Ochsen, welche, als ver-

schnittene Tiere, als reiner angesehen werden. Jedoch auch

diese machten vergebliche Versuche.

Da ließ sich mit einem Male die Glocke in folgenden Worten vernehmen:

„Ich heiß Susann' Und geh' nit us 'm Rosemer Bann."

Und alsobald schwebte {je vom Wagen empor und kehrte nach Ro-Heim an ihre frühere Stelle zurück, wo sie sich noch fetzt befindet.

Der Feengatten und die Feenbrücken Auf der südlichsten Spitze des Langenbergs »der Katzenbergs, der sich im Dreuschtale, oberhalb der Dörfer Lützelhausen und Wisch hinzieht, befindet sich ein sogenannter cromkefr1) ober

*) froumm, bogenförmig; leae'h, Ort {keltisch)

Druidenkreis, «im jener Steinbegreiqung«, di« bei den Kel­

ten die den Göttin» geweihten Orte nrngaben. Er beträgt etwa

hundert Schritte im Durchmesser; auf der eine» Seit« wird er durch Platt« und abgeflacht« Felsstücke, auf der ander«

durch «in« Steinmauer gebildet. Darin lieg« unbehauene

Ftlsstücke; einige von länglicher Form scheinen einst aufgerichtet gewesen zu sein. Die Umwohner nenne» diesen Ort den

Ft«gaNen, und er ist der Mittelpunkt vieler Sag«.

Oberhalb des Feengartens auf dem Bergkamme, welcher d«

Langenberg mit andern westlich gelegenen Bergen verbindet,

ragt «in riesenmäßiger, au» FelSpfeilern von der Natur ge­ bildeter Dreifuß empor, der vom Tal aus als einzeln dastehen­

des Tor oder als Überbleibsel eines Triumphbogens erscheint und in den benachbarten Dörfern das Türgestell heißt. Vom Feengart« aus sowie vom Türgestell wollten vor ur­

alt« Zeit« die Feen mehrere Brück« über da» Dreuschtal hinbauen, wovon die vielen zerstreut daliegenden Stein« noch die Überreste find; allein ihre Macht hat aufgehört, bevor fie

mit dem Werk fertig geworden. Die Leute im Tal streit« fich sogar noch jetzt über die Frage, ob die Feen wirklich ver­

schwunden, oder ob fie nur «ingeschlafen find, um eines Tages

wiederzukounmn.

Der Teufelsgeiger Bei der hohen Tonn« (Donon) liegt der Weiher von Lamaix. An dieser Stelle lag vor vielen Jahren eine Wiese, in deren Mitt« fich auf einer kleinen Erhöhung «in einzelner Baum befand, wo die jungen Leute des nahe gelegenen Dorfes fich

am Sonntag zu versammeln pflegten.

2

«klsSss. «Eugen.

»b. 2, r. II.

17

Druidenkreis, «im jener Steinbegreiqung«, di« bei den Kel­

ten die den Göttin» geweihten Orte nrngaben. Er beträgt etwa

hundert Schritte im Durchmesser; auf der eine» Seit« wird er durch Platt« und abgeflacht« Felsstücke, auf der ander«

durch «in« Steinmauer gebildet. Darin lieg« unbehauene

Ftlsstücke; einige von länglicher Form scheinen einst aufgerichtet gewesen zu sein. Die Umwohner nenne» diesen Ort den

Ft«gaNen, und er ist der Mittelpunkt vieler Sag«.

Oberhalb des Feengartens auf dem Bergkamme, welcher d«

Langenberg mit andern westlich gelegenen Bergen verbindet,

ragt «in riesenmäßiger, au» FelSpfeilern von der Natur ge­ bildeter Dreifuß empor, der vom Tal aus als einzeln dastehen­

des Tor oder als Überbleibsel eines Triumphbogens erscheint und in den benachbarten Dörfern das Türgestell heißt. Vom Feengart« aus sowie vom Türgestell wollten vor ur­

alt« Zeit« die Feen mehrere Brück« über da» Dreuschtal hinbauen, wovon die vielen zerstreut daliegenden Stein« noch die Überreste find; allein ihre Macht hat aufgehört, bevor fie

mit dem Werk fertig geworden. Die Leute im Tal streit« fich sogar noch jetzt über die Frage, ob die Feen wirklich ver­

schwunden, oder ob fie nur «ingeschlafen find, um eines Tages

wiederzukounmn.

Der Teufelsgeiger Bei der hohen Tonn« (Donon) liegt der Weiher von Lamaix. An dieser Stelle lag vor vielen Jahren eine Wiese, in deren Mitt« fich auf einer kleinen Erhöhung «in einzelner Baum befand, wo die jungen Leute des nahe gelegenen Dorfes fich

am Sonntag zu versammeln pflegten.

2

«klsSss. «Eugen.

»b. 2, r. II.

17

Eines Tages erschien ein fremder Spielman» beim Ausgang der Messe, der spielt« auf seiner Geige so seltsam« Weisen, so lustige Tanz« auf, Laß ihn die Burschen und MLchen Haien,

ihnen r«r Wiese zu folgen.

Er weigerte sich nicht, und Paar

an Paar zogen sie hinaus und tanzten unermüdlich nach dem immer lockender tönenden Spiele des Fremden.

Al» di« Glocke zur Vesper lautete, hielten sie wohl eine Weil« an, als wollten sie der Einladung zum Dienste Gotte» folgen. Allein da hegava der Geiger mit noch schöneren Taazstücklri».

Die Glocke war verhallt und rascher flog die Runde um den Baum auf der Wiese.

Der Geistliche, dem das Ausbleiben der sämtlichen erwach­

senen Jugend de» Dorfes »uffiel, ließ nochmals die Glock« an­ ziehen; allein in ihre« immer leidenschaftlicheren Tänzen hör­ ten ft« die Mahnstimm« de» Himmels nicht und fuhren fort in

ihrem sündigen Tun, ohne darauf zu achten, daß der Boden unter ihren Füßen zu finken begann.

Plötzlich schwieg das Geläute. Der Geiger hörte auf zu fpitlen und mit einem Male versank die Wiese mit allen in den

Grund, aus dem unterirdisch« Wasser hervorströmten, die den Weiher von Lamaix bildeten. Der Geiger war in die Lust geflogen, nachdem er sein Instru­

ment an einem Felsen zerschmettert; die Stücke der Geige fuh­ ren flammend weithin.

Im Grund des Wassers hörte man noch das ängstliche Rufen und Jammern der betörten Jugend, das jedoch durch das höl-

lisch« Gelächter de» Spielmanns übertönt wurde. Es war der Teufel gewesen.

18

Das Riesenspielzeug Von Adalbert von Chamiffo. Burg Nidel ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höh«, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist mm zerfallen, die Stätte wüst und leer;

Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

Einst kam das Riesenfräulein au» jener Burg hervor, Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor

Und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein, Neugierig zu erkunden, wie'» unten möchte sein.

Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzt« sie den Wald

Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, Und Städte dort und Dörfer und da» bestellte Feld Erschienen ihren Augen gar «ine fremde Welt.

Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, Bemerkt sie «inen Bauer, der seinen Acker baut;

Cs kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,

Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar. „Ei, artig Spielding", ruft sie, „bas nehm' ich mit nach Haus". Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus Und feget mit den Händen, was sich da alle» regt, Zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenfchlägt.

Und «ilt mit freud'gen Sprüngen - man weiß, wie Krnder

sind, Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:

„Ci, Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön,

So Allerliebste» sah ich noch nie auf unsern Höh'n!"

2'

19

Der Alle saß am Tische und trank den kühle» Wein,

Er schaut sie an behaglich, er fragt da« Töchterlein: „Was Zappelige« dringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was t« sei!"

Sie spreitet au- da- Tüchlein, und fängt behutsam an, Den Bauer aufzustellen, den Pflug und da- Gespann;

Wie alle« auf dem Tisch« fi« zierlich aufgebaut, So klatscht fie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: „Was hast du angerichtet? Da- ist kein Spielzeug nicht;

Wo du e« hergenommen, da trag es wieder hin! Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn?

Sollst gleich und ohn« Murren erfüllen mein Gebot; Denn wär« nicht der Bauer, so hättest du kein Brot. Es sprießt der Stamm der Riesen au- Bauernmark hervor;

Der Bauer ist kein Spielzeug; da sei un« Gott davor!"

Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist nun verfallen, di« Stätte wüst und leer, Und fragst du nach den Rieft», du findest fi« nicht mehr.

Sankt Florentius Sankt Florentius fing jung an Gott zu dienen. Er verließ Schottland, fein« Heimat, mit vier Geftllen: Arbogast, Fide­ lis, Theodatus und HidolfuS.

Als fie nun in» Elsaß gekommen waren und in das schöne Tal, welches dir Brrusch durchströmt, gefiel der Ort dem heil. Flo-

Der Alle saß am Tische und trank den kühle» Wein,

Er schaut sie an behaglich, er fragt da« Töchterlein: „Was Zappelige« dringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was t« sei!"

Sie spreitet au- da- Tüchlein, und fängt behutsam an, Den Bauer aufzustellen, den Pflug und da- Gespann;

Wie alle« auf dem Tisch« fi« zierlich aufgebaut, So klatscht fie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: „Was hast du angerichtet? Da- ist kein Spielzeug nicht;

Wo du e« hergenommen, da trag es wieder hin! Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn?

Sollst gleich und ohn« Murren erfüllen mein Gebot; Denn wär« nicht der Bauer, so hättest du kein Brot. Es sprießt der Stamm der Riesen au- Bauernmark hervor;

Der Bauer ist kein Spielzeug; da sei un« Gott davor!"

Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist nun verfallen, di« Stätte wüst und leer, Und fragst du nach den Rieft», du findest fi« nicht mehr.

Sankt Florentius Sankt Florentius fing jung an Gott zu dienen. Er verließ Schottland, fein« Heimat, mit vier Geftllen: Arbogast, Fide­ lis, Theodatus und HidolfuS.

Als fie nun in» Elsaß gekommen waren und in das schöne Tal, welches dir Brrusch durchströmt, gefiel der Ort dem heil. Flo-

renfiu« so wohl, daß tr zu feinen Gesellen sagte, da wolle er bleiben. Sie schieden also von ihm.

Florentius aber nahm seinen Stab und schritt durch den Wald

am Haselbach hinauf. Da, wo später das Dorf Oberhaslach gebaut wurde, machte er sich eine Hütte, grub die Bäume aus und pflanzte Korn und Kraut zu seiner Notdurft. Allein die wilden Tiere, so damals in der Gegend herum hausten, Rößlein, Eber, Bären und Elentiere, fraßen ihm sein Korn und

sein Kraut ab. Da steckte er vier Gerten um sein Feldstück

und gebot dem Gewilde, nicht über das Ziel hinau-zugehen, und sie ließen davon ab. War er von der Arbeit erhitzt, so zog

er seinen Linnenmantel

aus

und

hängte

ihn

an

einem

Sonnenstrahl auf. Zu diesen Zeiten hatte der fränkische König Dagobert II.

(gest. 716) eine Tochter, die war blind geboren und auch stumm. Da nun der König von Florentius hörte und von

seiner Heiligkeit und seinen Wundertaten, sandte er ehrbare Boten zu ihm und ein Roß mit vergütetem Gedecke, daß er zu ihm käme.

Aber St. Florentius war demütig und wollte das Roß nicht nehmen, säumte sein Eselein und ritt zu dem Könige.

Und da er noch ferne von der Burg war, tat die Königstochter die Augen auf und begann zu reden, und ihre ersten Worte

waren: „Seht alle, wie St.FlorentiuS dort herkommt; seiner

Heiligkeit, wegen hat mich Gott sehend gemacht." Da erschraken der König und die Königin über das Wunder

und vor Freuden, und alles Volk lief dem heiligen Mann entgegen und empfing ihn gar ehrwürdig und fiel ihm zu

Fuße», von dtS Zeichen» wegen, da« Gott durch ihn gewirket

hatte.

Und Dagobert schenkt« dem Heiligen das Gelände und die Stätte, wo Florentius wohnt« und nun Haslach gebauet ist,

und gab ihm noch sein Besitztum »u Kirchheim.

St. Florentius bat aber den König, er möge ihm sein Eigen­

tum begrenze», damit er teilst, wie weit und breit es ibm

gehör«. Da sprach der König: „Was du mit deinem Eselein magst um-

reiten, bi« ich au« dem Bad komm« und meine Kleider anleg«, da« soll alle« zu dir und deiner Wohnung gehören."

Nun wußt« Florentin« wohl, wie lang« der König Gewöhnheit hatt«, im Bad« zu fitzen und eilte hinweg mit seinem Ese-

lein und ritt über Berg und Tal, viel mehr und weiter, als

einer mit einem Pferde in zweimal so langer Zeit getan hätte. Und kam nun wieder zum König in der Zeit, al« e« abgeredet

«ar. Und al« nach dieser Zeit St. Arbogast, der Bischof zu Straß­

burg, gestorben war, da wurde St. Florentiu« einhellig von allem Volk, Laien und Pfaffen, zum Bischof erwählt, und vollbrachte viel guter Werke und richtete sei» Volk zu aller

Tugend. Und starb zuletzt in Straßburg im Jahr« 676.

Petrus und die Bergknappen Al« eben in den Rebgegenden de« Elsaffe» der neue Wein ausgeschenkt wurde und überall alle« voller Jubel war, gingen

der Herr Jesu« und der Apostel Petru« einem Dörfchen zu, und schon von weitem hörten sie da« Jauchzen und Singen, da« au« der Schenke erschallte. Da juckt« es Petrus ge-

Fuße», von dtS Zeichen» wegen, da« Gott durch ihn gewirket

hatte.

Und Dagobert schenkt« dem Heiligen das Gelände und die Stätte, wo Florentius wohnt« und nun Haslach gebauet ist,

und gab ihm noch sein Besitztum »u Kirchheim.

St. Florentius bat aber den König, er möge ihm sein Eigen­

tum begrenze», damit er teilst, wie weit und breit es ibm

gehör«. Da sprach der König: „Was du mit deinem Eselein magst um-

reiten, bi« ich au« dem Bad komm« und meine Kleider anleg«, da« soll alle« zu dir und deiner Wohnung gehören."

Nun wußt« Florentin« wohl, wie lang« der König Gewöhnheit hatt«, im Bad« zu fitzen und eilte hinweg mit seinem Ese-

lein und ritt über Berg und Tal, viel mehr und weiter, als

einer mit einem Pferde in zweimal so langer Zeit getan hätte. Und kam nun wieder zum König in der Zeit, al« e« abgeredet

«ar. Und al« nach dieser Zeit St. Arbogast, der Bischof zu Straß­

burg, gestorben war, da wurde St. Florentiu« einhellig von allem Volk, Laien und Pfaffen, zum Bischof erwählt, und vollbrachte viel guter Werke und richtete sei» Volk zu aller

Tugend. Und starb zuletzt in Straßburg im Jahr« 676.

Petrus und die Bergknappen Al« eben in den Rebgegenden de« Elsaffe» der neue Wein ausgeschenkt wurde und überall alle« voller Jubel war, gingen

der Herr Jesu« und der Apostel Petru« einem Dörfchen zu, und schon von weitem hörten sie da« Jauchzen und Singen, da« au« der Schenke erschallte. Da juckt« es Petrus ge-

waltig, von dem neue» Tranke zu kosten und die frohe» Gefichler der Leute zu sehen, und er sprach zu Jes«: „Meister, so du es vergönnest, so trete ich hier ein, um mich an einem Gläschen Neuen zu letzen, er soll Heuer besonders wohl ge­ raten sein."

Der Herr lächelte und gewährt« ihm die Bitte; im Fort­ gehen drehte er sich aber noch einmal gegen den Jünger und sagte, indem er den Zeigefinger in die Höhe hielt: „Siehe dich vor, zu wem du dich gesellest." Petrus hörte jedoch nur halber auf die Wort« des Meisters unb eilte der Schenke zu. An allen Tischen saßen Bergknappen, denn in der Umgebung des Dörfchens waren reiche Erzgrube». Sie zechten tüchtig, schwatzte» und sangen laut durcheinander und waren guter Dinge. Als der Apostel Petrus auch gemütlich hinter seinem Schöpp­ chen saß, trat einer der Gäste zu ihm hin und sagte: „Du, mit deinem langen Barte, mach' uns doch eines auf, damit wir tanzen können!" Petrus, der eben gut gelaunt war, sagte: „Wartet, ich will euch eins aufmachen" und - machte ihnen die Tür auf. Di« Bergknappen verstanden sich aber schlecht auf den Witz, griffen nach ihren Stöcken und schlugen auf de» arme» Petrus los, daß er sein Heil in der Flucht suche» mußte. Keuchend und jammernd kam er bei dem Herr» an, der ihn vor dem Dorf erwartete. Nachdem er ihm nun sein Ungemach erzählt hatte, hob Jesus den Zeigefinger wieder auf und sagte: „Hab' ich dich nicht grwarnt: Sieh dich vor, zu wem du dich gesellest!"

„Allerdings", erwidert« der Jünger, „hätte ich deinen weise» Rat befolgen sollen. Ich bi« tüchtig gestraft worden, daß ich

«S nicht getan. Allein gestehe, Herr, diese grobe» Gesellt», die

meinen unschuldigen Spaß nicht verstehen wollten, verdienten

wohl auch ihre Strafe." „Nun", sagte der Herr Jesus, „ich weiß sie nicht ärger zu

strafen, als daß fi« hinfüro de» Sonntag« vertrinke» müsse», was sie die Woche hindurch mit sauerm Schweiße verdient

haben, und da« soll so lang« fortdauern, bi« fi« wieder höf­ licher werde» gegen fremde Leute."

Die elsäsfischen Bergknappen find aber nun schon lange höf­

licher geworden gegen die ftemden Leute, und damit hat auch ihre Strafe aufgehört. Sie lassen'« jetzt am Sonntage bei

einem oder zwei Schöpplein bewenden «ad sparen das übrige

verdiente Geld für Weib und Kind und für ihre alten Tage auf.

Der feurige Mann In Ballbronn saßen Bursche und Mädchen beisammen in der

Kunkelstube und spielten Pfänder. Da wurde einem Knaben rur Auslösung seiner Pfande« aufgegebrn, er solle «inen feu­ rigen Mann auffordern, ihn zu küssen. Der Knabe ließ fich

nicht lange necken, riß das Fenster auf und rief mit lauter Stimme hinaus: „Feuriger Mann, küss« mich!" Da hört«

man'« plötzlich mit schwerem Tritte di« Treppe heraufkommen und einen heftigen Schlag an die Tür tun. Und als man fich nach einiger Zeit vorn Schrecken erholt hatt« und hinausging,

um zu sehen, was vorgefallen war, bemerkte man di« Spuren

zweier Hände, welche in die Türe gebrannt waren.

„Allerdings", erwidert« der Jünger, „hätte ich deinen weise» Rat befolgen sollen. Ich bi« tüchtig gestraft worden, daß ich

«S nicht getan. Allein gestehe, Herr, diese grobe» Gesellt», die

meinen unschuldigen Spaß nicht verstehen wollten, verdienten

wohl auch ihre Strafe." „Nun", sagte der Herr Jesus, „ich weiß sie nicht ärger zu

strafen, als daß fi« hinfüro de» Sonntag« vertrinke» müsse», was sie die Woche hindurch mit sauerm Schweiße verdient

haben, und da« soll so lang« fortdauern, bi« fi« wieder höf­ licher werde» gegen fremde Leute."

Die elsäsfischen Bergknappen find aber nun schon lange höf­

licher geworden gegen die ftemden Leute, und damit hat auch ihre Strafe aufgehört. Sie lassen'« jetzt am Sonntage bei

einem oder zwei Schöpplein bewenden «ad sparen das übrige

verdiente Geld für Weib und Kind und für ihre alten Tage auf.

Der feurige Mann In Ballbronn saßen Bursche und Mädchen beisammen in der

Kunkelstube und spielten Pfänder. Da wurde einem Knaben rur Auslösung seiner Pfande« aufgegebrn, er solle «inen feu­ rigen Mann auffordern, ihn zu küssen. Der Knabe ließ fich

nicht lange necken, riß das Fenster auf und rief mit lauter Stimme hinaus: „Feuriger Mann, küss« mich!" Da hört«

man'« plötzlich mit schwerem Tritte di« Treppe heraufkommen und einen heftigen Schlag an die Tür tun. Und als man fich nach einiger Zeit vorn Schrecken erholt hatt« und hinausging,

um zu sehen, was vorgefallen war, bemerkte man di« Spuren

zweier Hände, welche in die Türe gebrannt waren.

Spruch 0 Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt!

Warum die Straßburger Meisenlocker heißen Im Oktober M Jahre» 1551 hatte Straßburg, vom Kaiser hart bedroht, eia« Gesandtschaft an Heinrich II., König von

Frankreich, abgehe» lasse», um denselben zu einem Bündnisse

mit der Stadt zu vermögen. Heinrich fand sich dazu gleich bereit und rückte mit einem gewaltigen Heer« im folgende»

Jahr« in» Elsaß.

Da aber di« Straßburger de» König» Pläne, sich ihrer Stadt

unter dem Vorwand de» Schutze« zu bemeistera, wohl kann­ ten, so verwehrten sie ihm den Einzug in dieselbe und ließen ihn nur auf Schußweite nahen.

Heinrich hatte sein Lager bei Niederhausberg«» aufgeschla­ gen; sein Zelt stand bei dem sogenannten Hausberger Brönnlein. Um dem König« nun zu zeigen, daß man ihn nicht fürchte,

schossen die Straßburger vom Walle au» einem Geschützt, die Meis« genannt, eine wohlberechnete Kugel in de» König« Zelt, die zwar niemanden beschädigte, allein doch einen gewal­

tigen Aufruhr verursacht« und den König zu einem eiligen Aufbruch ttieb.

Das Wellenmännel im Mond In Straßburg und auch sonst im Elsass« nennt man da« Bild im Vollmond« da» Wellenmännel. Man sagt von ihm, e« sei

bei seinen Lebzeiten «in böser Holzdieb gewesen und müsse nun bi» in alle Ewigkeit fort im Monde Wellen oder Reisigbündel

machen.

Dem Wellenmännel gilt folgendes Straßburger Kinderliedchen:

Wellemännele im Mond, Guck « bissel «runter!

Gück in alli Stuewwe 'nien,

Gell es nimmt di Wunder? Wirf dien Leiterle-'n-ra,

Grattel driwwer 'nunter, Vorne 'ra, Hinte 'ra,

Jwwer alli Stange,

Wen» de mit Spiele will,

Muefch merr's Lissele fange.

Kaiser Sigismund und die Straßburger Edelfrauen Sigismund, König von Ungarn und Böhmen, welcher am

21. Juli 1411 zu Frankfurt von den Kurfürsten auf den

deutschen Kaiserthron erhoben worden war, hatte sich 1413 und 1414 die Gunst Straßburgs dadurch erworben, daß er

ihr nicht nur das Recht, jährlich «ine große Messe zu halten,

bestätigte, sondern dieselbe auch, nach ihrem Wunsche, vierzehn Tage vor und ebensoviele nach Johannis verlegte. Zudem er­ höhte er auf ihr Begehre» den Rheinzoll, was ebenfalls für fie von bedeutendem Gewinn war. Dafür empfing ihn auch die

Stadt auf da- Glänzendste, als er, aus Italien zurückkehrend,

aus der Schweiz kam und durch den Rherngießen in ihr«

Mauern einfuhr.

Der Bischof, der Magistrat, die Bürgerschaft und der Adel

stritten fich um di« Ehr«, dem Kaiser seinen Aufenthalt so an« genehm als möglich zu machen. Zu jener Zeit dauerten die Zwistigkeiten, welche schon lang« zwischen den beiden angesehenen adeligen Familie» Zorn und M ü l n h e i m herrschten, noch immer fort und ließe» unruhige Auftritte befürchten. Die« alles machte, daß der Magistrat an den Toren und auf den Türmen strenge Wacht zu halten befahl. Auch ließ er durch zwei Scharen Kriegeleute, bei jeder 60 Mann zu Pferd und 100 zu Fuß, mit brennenden Schwefelringrn vor und hinter dem Zuge, jede Nacht die Straßen bewachen. Allein ungeachtet dieser Spaltungen, die in der Stadt herrschten, und der Aufregung, welche dieselben mit fich brach­ ten, war Sigismund heiteren, manchmal sogar ausgelassenen Sinne«. Di« schönen Frauen und Jungfrauen besonders hatten fich seiner Huld und Liebenswürdigkeit zu erfreuen.

Schon hatte fich der Kaiser auf dem Mühlstein, der Trinkstube derer von Mülnheim, bei Gelag und Tanz weidlich vergnügt, als ein« Deputation von Frauen der Zornischen Familie ihn für den folgenden Tag auf ihre Stube zum Hohensteg ein« lud. Gerne, gab er ihnen scherzend zur Antwort, wolle er kommen, allein er wisse den Weg nicht. Sie müßten ihn wohl abholen und dahin geleiten. Diese Worte ließen fich die Edelfrauen nicht umsonst gesagt sein. Des folgenden Morgens, „zu Primen zeitt" (um fech« Uhr), pochte es plötzlich an des Kaisers Schlafzimmer in des Lohnherrn Hof«. Sigismund erwacht« davon, sprang auf und stand bald, nachdem er schnell einen Mantel um fich geworfen

halte, barfuß vor einer festlich geschmückten Schar von bei hundert der schönsten Frauen und Jungfrauen, di« ihn, an sein

gestern gegebene» Versprechen mahnend, einluden, ihnen zum

Hohenstegezu folgen.

Der galante Kaiser empfing di« Damen mit freundlichem Lächeln und, um sie nicht warten zu laste», eilte er mit ihnen in dem Auftug«, in welchem er sie eben empfangen, barfuß und

mit dem leichten Mantel bedeckt, die Treppe hinab.

Beim Klangt der Pfeife» und Trommeln bewegte sich der lustige Zug, der Kaiser voraus, umgeben von seine» lieblichen Begleiterinnen, singend und tan-end durch die Brandgaff« und die Münstergaff« zmn Münster. In der benachbarte» Korber­ gaste kauften die Frauen dem Kaiser ein Paar Schuhe „umb

7 Creutzer", zogen sie ihm an, hörten sodann mit ihm die

Frühmrffe und brachten ihn endlich auf die Stube zum Hohensteg, wo er sich erst völlig ankleide» konnte.

Beim Abschied schenkte der Kaiser den Frauen, welche ihn so

gastlich empfangen hatten, zum Andenken 150 goldene Finger­ ringe; so viel nämlich, al» er damals in der Stadt aufkaufen lasten konnte. Da aber diese Zahl nicht hinreichte, um sie alle

damit zu beglücke», so versprach er, di« fehlenden nachzu­ schicken, wa» er auch getreulich hielt. Die adeligen Frauen hatte«, wie es scheint, so große» Wohl­

gefallen an dem galanten Kaiser gefunden, daß sie stet» um ihn waren, wenn er nicht gerade in Geschäften war. Sie hatten ihn noch zu Schiff, «ine Meile weit unterhalb Straßburg

begleitet m»d mit ihm auf einer grünen Aue, wo man hielt, «in Abschiedemahl genossen.

Die Erfindung der Buchdruckerkunst Im Jahre 1440, -em Jahre, nach-em der Münsterturm voll« endet worden war, wurde zu Straßburg die Kunst der Buch­ drucker« erfunden durch Johann Mentelin am Fronhof rum

Tiergarten. Sein Schwager Peter Schäffer und Martin Flach verlegten seine Werke. Aber MentelinS Diener, Johann GenSfleisch, entfloh nach

Main;, seiner Heimat, nachdem er seinem Herrn die neu« Kunst genugsam abgestohlen hatte. Dort brachte er sodann durch Gutenberg, der sehr reich war, alle- noch bester in

Ordnung. Wege» dieser schändlichen Untreu« seine« Dieners bekümmert«

sich Mentelin so sehr, daß er starb vor Leid. Zu Ehren seiner Kunst wurd« er im Münster begraben und ein« Druckpresse

auf seinem Grabstein« ausgehauen. Hernach aber „strief" Gott de« Mentelin Diener GenSfleisch für di« an seinem Herrn begangene Treulosigkeit, baß er de«

Lichte« b«aubt und blind ward bi« an sein End«. Lang« Zeit bewahrte man noch zu Straßburg die erste Druck-

presse de« Erfinder«, samt den ersten Buchstab«», der«« «r sich bedient hatte. Daniel Specklin, der berühmte Baumeister

und Geschichtsschreiber, erzählt, daß er beide« noch mit eigenen Augen gesehen. „Ich habe", sagt er, „die erste Breß, auch die

Buchstaben gesehen, wahren von Holtz geschnitten, auch gantze Wörter und Sylaba, hatten Löchlen, und fast man ahn «in

Schnur nach einander mit einer Nadel, zöge sie dann, nach den Zeillen, in die Leng«. Es ist Schad, da« man solche« Merck

(welche« da« allererste in aller Welt gewesten ist), hatt lasten verloren werden."

Die Straßburger Stadtgespenster (Aus Arnold» „Pfingstmontag" IV. 5.)

Christin«!: Henn Si denn um de Slot So spoot noch well« gehn in Irrem Lychderok? An d' Kädderyne-Bruk ward jo jer Wäj z'erst gang«. Lizenziat: D«rt isch'» n i t g h y'r?) Waist nit? Gläsler: Was zäü duet aadelange, Diß gloib i nit.2) Christin«!: Dernoh zuem Kardinals^rbäu, Grad durch d'Madlenrgaß. Lizenziat: Drrt geh i nie verbei z'Nachtr. Dert gehn z w a y «rum in lang«, wyß« Mäntle. Christin«!: Dnoh i»f de GartnrrSmärk. Lizenziat: By zell« Kryttlersständle2) Am Umgeld/) lauft jo z'Nacht» «fyr'jer Mann «rum. Christin«!: Dernoh durch d' Schloffergaß an d' Münz, un dert« ’num Uf d' MarderSdruk. Nicht geheuer. — *) GlSkler spricht im vberelsässischen, dir andern im Siraßbmger Dialekt. — •) Äräuterläden. — 4) Dar Haus, ip welchem früher die Weinabgaben entrichtet wurden.

Liz«n»iat: Der« st«hn alSwyßiKlost«rfrau« Di« gewa-n-aim < PryS Duwak un krazze b* Au« Aim uS, wtaunerr mgglych°) ne von n« nttmm will.

Christi»«!: Uf’8 Pl«n«l") g«ht's dernoh, un by der Dins«mü«l Jn's Pflanzbad nyn.

Lizenziat: Daß ich al»') z«ll«°) Waj z'NachtS trimmi*) Wurr g«hn! D«rt h«t mi jo « G« i st «mol so grimmi Gedäscht/") «r hrt uögfthn aß wi« « M ü «l h u r st") wyß, SchloSkrydewyß?')

Glä - l« r: Gill'» >vi«l so Gfpänst«r hi«? Lizenziat: Gewiß. Diß tummt von Kliestrr") her un Ritterhyfre-n-ald«;") 'S het gar vi«l hi« so ghet. Do isch's nit uSzehald«, Wenn st« ier Zyt als Henn; am Faßnacht fr»,ie) do isch Ken Blywes") in der Stadt; do fahrt < ganzer Wisch") Von h. 2, X. II.

49

fiert, sich aufrecht und frei auf das Geländer zu stellen und

ringsherum zu spazieren auf der schmale» Brüstung. Dann scharten sich drunten zahlreiche Zuschauer zusammen, die sich ob seiner Kühnheit und Vermessenheit verwunderte».

Diese- Stücklein — e» soll zu Anfang drt 18. Jahrhunderts gewesen sein — gefiel einem vornehmen, fremden Kavalier,

und es reizte ihn, Herrn Zimpria» noch zu übertreffe». Er

machte keck die Weitung, daß er dreimal, ohne alle» Schwin­

del und ohne die mindeste Angst, oben auf dem Geländer ring«m da- Münster herum gehen würde.

Gesagt, getan!

Ei» Satz — und droben stand der Verwe­

gene auf der Brustwehr, besah ganz ruhig da- schöne Rhein­

tal und die Stadt zu seinen Füßen. Dann schritt er leicht

und sicher auf der schmalen Brüstung am schwindliche», furcht­ bare» Abgrunde dahin, zum Grausen und Schrecken aller An­ wesenden. Zum zweite» Male schon war ihm das gefahrvolle, frevelhafte

Wagestück geglückt. Zum letzten Male glitt er abermals da­ hin - stet« von fernem unzertrennlichen Hunde begleitet -

und näherte sich schon mit Siegesfreude in den Augen dem Punkte, von dem er ausgegangen war. Da packte ihn plötzlich

ein jäher Schwindel, und er stürzte in den schauderhaft gäh­ nenden Abgrund. Und siehe!

Ihm nach schwang sich mit ge­

waltigem Sprunge sein treue« Tier.

Die Zohannisnacht im Münster I» der JohanniSnacht, wenn es Mitternacht hallet hernieder vom Turme, da regen sich in den Gräbern die alten Meister, welche das Münster erbaut, und alle Künstler, welche an dem

50

Dombai» »der en dessen Ausschmückung trilgenommr» haben.

Rings nm das Münster und inwendig den ganzen Dom «ni-

lang wogt dann «in buntes, vielbewegies, verworrene» Schwe­ ben und Schwirren.

De» Meisterstab und de» Zirkel in den Hände», entsteigen die

alten Werkmeister aus ihren Grüften. Dicht um fit her scha­ ren fich ihre getreue» Steinmetzen, mit dem Richtscheite in der

Hand. Auch di« Bildhauer und Maler fehlen nicht in der

Reihe. Und all« begrüßt» fich mit innigem Blicke und trau­ lichem Handdruck, und all« freuen fich des «inniglichen Wie­ dersehens.

Und darauf woget und wehet und schwebet und kreiset und schwirret und sauset «S hi» und her und auf und nieder im

Dome, alle Gänge hindurch, «in unendliche» Geisterwogenl Hernach tieht der Zug hinaus zum Portale und abermals wogt «S auf und nieder ring» um da» Münster, bi» hinunter zum Chore. Um die Portale, um Giebel, Fenster, Gänge, Strebe»

und Dogen, überall, lei» und geheimnisvoll, tönen und flüster» Geisterklänge durch die stille Nacht.

Und immer höher steigt der Mond auf feiner nächtlichen Bahn. Immer mehr neigt di« Stunde fich zu Ende.

Da schwirrt «» empor, sanft, aber rasch, vom Portal« drun­ ten auf de» Gräten, da» Schiff entlang, hinauf an ErwinVorderbau, bi» hinauf zu de» hohen Turme» luftiger Spitze.

Und ein« Jungfrau, rein, im weißen Gewand«, den Meißel in

der Linken und den Hammer in der Rechten, schwebt auf und

nieder und umkreist di« Spitze verklärt im silbernen Licht de» Monde».

Und immer höher noch steigt der Mond empor. Nur kurze Augenblicke noch und die Stunde ist zu Ende.

Da schwebet die weiße Jungfrau allmählich hernieder vom Turme, dem Chore zu wogend mit leisem Geisterbeben.

Horch! Jetzt schallt e« Ein« droben vom Turme durch die

Nacht.

Und husch! Wie e» woget und wehet! Nur ein Gesäuse, nur ein Gebrause! Und entschwunden ist all da- Wogen und Schwirren der Geister.

Drunten im kühlen Grabe find alle wieder, stille schlummernd

und friedlich, bi- über- Jahr die hallende Glocke fie auf­ neue wecket und rufet, wenn e- wieder Zwölf schlägt her­ nieder vom Turme, in der Johannisnacht.

Das Weinbrünnlein I» einem Keller in Wangen ist eine Quelle, die jedesmal fließt, wenn der Wein da« nächste Jahr geraten soll.

Sie

heißt deswegen das Weinbrünnlein.

Das Marienbild in der Kapelle zu Marlenheim Ein frecher Dieb war nachts in die Kapelle gedrungen, welche

auf dem Rebhügel oberhalb Marlenheim steht, um da- kost­ bare Halsband zu stehlen, welches die heilige Maria schmückt. Als er aber den Arm danach ausstreckte, um e- z« ergreifen,

blieb ihm dieser in der gehobenen Richtung stehen, bis des ander» Morgen» Leute kamen, den Übeltäter festnahmen und

dem Gericht überlieferten. 52

Und immer höher noch steigt der Mond empor. Nur kurze Augenblicke noch und die Stunde ist zu Ende.

Da schwebet die weiße Jungfrau allmählich hernieder vom Turme, dem Chore zu wogend mit leisem Geisterbeben.

Horch! Jetzt schallt e« Ein« droben vom Turme durch die

Nacht.

Und husch! Wie e» woget und wehet! Nur ein Gesäuse, nur ein Gebrause! Und entschwunden ist all da- Wogen und Schwirren der Geister.

Drunten im kühlen Grabe find alle wieder, stille schlummernd

und friedlich, bi- über- Jahr die hallende Glocke fie auf­ neue wecket und rufet, wenn e- wieder Zwölf schlägt her­ nieder vom Turme, in der Johannisnacht.

Das Weinbrünnlein I» einem Keller in Wangen ist eine Quelle, die jedesmal fließt, wenn der Wein da« nächste Jahr geraten soll.

Sie

heißt deswegen das Weinbrünnlein.

Das Marienbild in der Kapelle zu Marlenheim Ein frecher Dieb war nachts in die Kapelle gedrungen, welche

auf dem Rebhügel oberhalb Marlenheim steht, um da- kost­ bare Halsband zu stehlen, welches die heilige Maria schmückt. Als er aber den Arm danach ausstreckte, um e- z« ergreifen,

blieb ihm dieser in der gehobenen Richtung stehen, bis des ander» Morgen» Leute kamen, den Übeltäter festnahmen und

dem Gericht überlieferten. 52

Und immer höher noch steigt der Mond empor. Nur kurze Augenblicke noch und die Stunde ist zu Ende.

Da schwebet die weiße Jungfrau allmählich hernieder vom Turme, dem Chore zu wogend mit leisem Geisterbeben.

Horch! Jetzt schallt e« Ein« droben vom Turme durch die

Nacht.

Und husch! Wie e» woget und wehet! Nur ein Gesäuse, nur ein Gebrause! Und entschwunden ist all da- Wogen und Schwirren der Geister.

Drunten im kühlen Grabe find alle wieder, stille schlummernd

und friedlich, bi- über- Jahr die hallende Glocke fie auf­ neue wecket und rufet, wenn e- wieder Zwölf schlägt her­ nieder vom Turme, in der Johannisnacht.

Das Weinbrünnlein I» einem Keller in Wangen ist eine Quelle, die jedesmal fließt, wenn der Wein da« nächste Jahr geraten soll.

Sie

heißt deswegen das Weinbrünnlein.

Das Marienbild in der Kapelle zu Marlenheim Ein frecher Dieb war nachts in die Kapelle gedrungen, welche

auf dem Rebhügel oberhalb Marlenheim steht, um da- kost­ bare Halsband zu stehlen, welches die heilige Maria schmückt. Als er aber den Arm danach ausstreckte, um e- z« ergreifen,

blieb ihm dieser in der gehobenen Richtung stehen, bis des ander» Morgen» Leute kamen, den Übeltäter festnahmen und

dem Gericht überlieferten. 52

Die Panduren auf Loh-Barr Der Tod Kaiser Karls VI. (20. Oktober 1740) verursacht«

«men Nachfolgtkrieg, an dem mehrer« europäische Staate» beteiligt waren.

E» handelte sich darum, ob Maria Thrrrfia,

Karls Tochter, oder Karl Albrecht, Churfürst von Bayern,

den Thron von Österreich besteigen sollten. Frankreich ge­ währt« dem letzteren Hilfe an Geld und Truppen und wurde

somit in den Krieg verwickelt. Das Elsaß wurde nun mit Kriegsscharen besetzt. Marschall

Coigny zog sich im Jahr 1744 mit seinem Heere nach Ha­ genau und von da nach Straßburg.

In demselben Jahre kamen der berüchtigte Panduren-Obrist, Baron von Trenck, und General Nadasti, welche Zabern ein­ nahmen.

Di« Panduren besetzten den Hoh-Barr, welchen die Franzosen hatten verlaffen muffen. Alles war bei ihrem Erscheinen ent­

flohen; nur der Sohn des Pächters, «in junger, beherzter Mann, blieb zurück. Er hatte den höchsten Felsen vermittels einer Leiter erstiegen und dieselbe nachher hinaufgezogen. Eine

Ziege, welch« er mitgenommen, nährt« ihn mit ihrer Milch.

Er war auf seiner Höhe vor den Geschossen der Feinde ge­ schützt und konnte doch mit Steinwürfen mehrrre von ihnen

verwunden. Nach einigen Tagen hielten es die Panduren für unnötig, den

kecken Jüngling länger zu bekämpfen Schloß.

und

verließen

das

Die Gebrüder Geroldseck Auf den drei Schlöffen» bei Zubern hausten vor alten Zeiten drei Brüder: der älteste saß auf Hoh-Barr, der »weite auf

Groß-GeroldSeck, der jüngste auf Kleiu-GeroldSeck.

Der

älteste war ein wilder, habgieriger Geselle, der nach dem Gut seiner Brüder trachtete, und was er nicht durch böse List

au sich bringen konnte, durch Gewalt »u erringen strebte.

Er beschloß, damit zu beginne«, seinen »weiten Bruder au» dem Wege »u räume», doch also, daß er jeden Verdacht von

sich entfernte. Daher ließ er ihn auf einer Jagd überfalle»,

etliche Tag« mit verbundene» Auge» im Wald hin und wider führen und nacht» in verborgene Höhlen legen.

Der Ge-

fangen« glaubte, weit außer Lande» geführt »u werde», wurde aber nur auf Hoh-Barr gebracht. Hier ließ ihn der grau­ same Bruder vermittel» «ine» Haspel- in einen tiefen, waffer-

leeren Brunnen versenken. Der Koch de« Schlosse» hatte den

Auftrag, ihm da jeden Tag ein Stück verschimmelte» Brot und «ine» Trunk stinkenden Waffer» »u bringen.

Al» nun der ältere Bruder in da» kaiserlich« Heerlager be­ rufen wurde, um wider die Ungläubigen »u kämpfen, wurde

der Koch während der Abwesenheit seine» Herrn von Gewiffensbiffen gequält und fühlt« eia tiefe» Erbarmen mit dem

arme« Gefangene». Er reichte ihm bessere Kost und frische» Wasser, auch ließ er ihm einen mit Laub gefüllte» Korb in

den Brunne» hinab, damit er sich «in weichere» Lager bereiten

könn«. So fristete «r ihm sein elendes Leben wLhrend dreier Jahre.

Als nun die Nachricht einlief, daß da» Heer, in dem sein Herr diente, bald »urückkehren werde, beschloß der Koch, den

Gefangenen zu befreien. In einer finsteren Nacht keß er «inen starken Korb in de» Brunnen und rief dem Ge­

fangene» zu, sich in denselben zu fetzen. Glücklich bracht« er ihn an die so lang entbehrte freie Lust und sagt« ihm, wo er sich

befände. Noch in selbiger Nacht eilte der Gerettete zu stiner Gattin. Doch fk erkannte ihn nicht, da er im Brunnen fo gar ungestalt und verändert worden war. Di» er ihr viel«

heimlich« Wahrzeichen -»geflüstert hatte. Da fiel fie ihm um

den Hal» mit großen Freuden, denn fie hatte ihn längst tot

geglaubt. Al» nun der älteste Bruder zurückgekehrt war, ließ er gleich

de» folgenden Tag» «in große» Mahl veranstalten, wozu er

Nachbarn und Freunde, sowie auch seinen jüngsten Bruder «inlud. Viel wurde von dem glücklich bestandenen Kriege ge­

sprochen. Da brachte ein Ritter, der um de» Herr» von HohBarr bös« Tat wußte, di« Rede auf de» Brudermord und fragt« den Heimgekehrten, welche Sttafe er einem Bruder­ mörder zuerkennen würde. „Ich würd« ihn auf der Stell«

durchbohren," sagte dieser.

-

„Ihr habt euch selbst ge­

richtet," rief der Ritter, zog sein Schwert, ein Gleiche» taten auch die andern Gäste, und der Unglückliche fiel von allen Seiten verwundrt, tot zur Erde niedrr.

Die gebannten «elden im Schloß Groß-

Geroldseck „In dem wir nun überzwerch» zuruck durch den Wald, «uff die Matte» kommen, erkante ich mich also bald, daß wir

nicht weit, und nechst bey Geroltz Eck, einem alten Schloß auf

dem Waßga«, wären, von dem man vor Jahren hero viel

55

Abenthewer erzehlen hören: daß nemblich di« uralt« Trutsch« Helden, di« König« AriovistuS, Arminiu », W i« tichindu», derHürninSiegfried und vi«l ander«,

in demselben Schloß zu g«wiff«r Z«it d«ß Jahrs g«s«h«n wer« d«n; welch«, wan di« Teutsch« in den höchsten Nöthen und am undergang sein werden, wider da herauß, und mit etlichen

alte» Teutschen Völckern denselben zu hülff erscheinen selten."

(S. Moscherosch, Gesicht« PhilanderS von Sittewald, 1665.)

Ein Müllerknecht wird in einen Esel verwandelt I» der Näh« von Zaber« steht ein« Mühle, die «iner Witwe gehört«. Ein junger Bursche, der darin als Müllerknecht

diente, fand Gefallen an der Meisterin einziger Tochter und glaubt«, daß

das Mädchen auch

ihm zugetan

fei,

da «s

manchmal in di« Mühle kam und ihm bei der Arbeit zusah, oder von ferne seinen Liedern lauscht«.

Nun hatte der Müllerknecht schon seit einiger Zeit bemerkt,

daß Mutter und Tochter oftmals während der Nacht ab» wesend waren und sich erst in der Morgenfrühe wieder in der Mühle einfanden, ohne daß er wußte, wie sie hinaus« und

wieder hereingrkommen. Von Neugierde und Eifersucht getrieben, versteckt« er sich

eine» Nachts unter das Bett der Müllerin und gewahrte

bald, daß die Meisterin einen Wandschrank öffnet«, einen kleinen Topf daraus nahm, mit drffen Inhalt sie da» Mäd­ chen und sich selbst bestrich und dazu einige Wort« murmelt«.

Hierauf ginge» beide in di« Küche und er hörte nicht» Mehr von ihnen.

Eiligst schlich er au» seinem Versteck« hervor,

untersuchte den Topf und fand eine grau« Salbe d»ri», wo«

Abenthewer erzehlen hören: daß nemblich di« uralt« Trutsch« Helden, di« König« AriovistuS, Arminiu », W i« tichindu», derHürninSiegfried und vi«l ander«,

in demselben Schloß zu g«wiff«r Z«it d«ß Jahrs g«s«h«n wer« d«n; welch«, wan di« Teutsch« in den höchsten Nöthen und am undergang sein werden, wider da herauß, und mit etlichen

alte» Teutschen Völckern denselben zu hülff erscheinen selten."

(S. Moscherosch, Gesicht« PhilanderS von Sittewald, 1665.)

Ein Müllerknecht wird in einen Esel verwandelt I» der Näh« von Zaber« steht ein« Mühle, die «iner Witwe gehört«. Ein junger Bursche, der darin als Müllerknecht

diente, fand Gefallen an der Meisterin einziger Tochter und glaubt«, daß

das Mädchen auch

ihm zugetan

fei,

da «s

manchmal in di« Mühle kam und ihm bei der Arbeit zusah, oder von ferne seinen Liedern lauscht«.

Nun hatte der Müllerknecht schon seit einiger Zeit bemerkt,

daß Mutter und Tochter oftmals während der Nacht ab» wesend waren und sich erst in der Morgenfrühe wieder in der Mühle einfanden, ohne daß er wußte, wie sie hinaus« und

wieder hereingrkommen. Von Neugierde und Eifersucht getrieben, versteckt« er sich

eine» Nachts unter das Bett der Müllerin und gewahrte

bald, daß die Meisterin einen Wandschrank öffnet«, einen kleinen Topf daraus nahm, mit drffen Inhalt sie da» Mäd­ chen und sich selbst bestrich und dazu einige Wort« murmelt«.

Hierauf ginge» beide in di« Küche und er hörte nicht» Mehr von ihnen.

Eiligst schlich er au» seinem Versteck« hervor,

untersuchte den Topf und fand eine grau« Salbe d»ri», wo«

mit er sich die Hände rieb und dazu sprach: „Obenan und nir­

gend» wieder", die einzigen Worte, die er verstanden hatte. Er begab sich nun ebenfalls in die Küche und wurde plötzlich mit Gewalt zum Schornstein hinausgezogen, fort durch die

Lüfte, in Sturmesflug, daß ihm Hören und Sehen verging.

Al» er wieder zu sich kam, befand er sich auf dem Gipfel des ihm wohlbekannten, oberhalb Buchsweiler sich erhebenden Bastberges, der als Versammlungsort der Hexen im ganzen Land berüchtigt ist.

Unter der Menge derer, die in dieser

Nacht ihre» Sabbat begingen, bemerkte er auch seine Mei­

sterin und seine Geliebte. Wild fuhren die teuflischen Weiber über de» zitternde« Burschen her, um ihn auf der Stelle zu

töten, damit er ihr Geheimnis nicht »erriete. Nur mit Mühe gelang es der Müllerstochter, Gnade für ihn

zu erhalten; er wurde jedoch zur Strafe in einen Esel ver­

wandelt.

Bevor die Versammlung sich trennte, flüsterte ihm

das mitleidige Mädchen zu, daß er die Verwünschung auf­ heben könne, wenn es ihm gelänge, Weihwaffer zu trinke».

Des ander» Morgens fand ein Bauer den Esel und führte ihn nach Haus. - Er mußte nun Mist ttagen oder Reb-

pfähle und Gras. Oftmals wollte er seinem Herrn und andern Leuten seinen Jammer klagen,

allein, obgleich

ihm feine

menschlichen Gedanken geblieben waren, so schrie er doch eben wie ein rechter Esel und bekam dafür tüchtige Schläge. Beinahe ein Jahr verblieb er unter dem Zauber der Hexen;

da gelang es ihm endlich, nach manchem vergeblichen Ver­

suche, zur offenstehende» Tür einer Kirche hinein nach dem Weihkeffel zu kommen, woraus er auch sogleich einen tüchtigen Schluck nahm und wieder zum Menschen ward.

Die redenden Bilder Christi und Mariä I« der Kapelle zu St. Johann, nördlich von Zaber«, unweit dem Dorfe Eckart-weiler, befand sich vor Zeile» eia hölzernes

Christusbild, auf dem Schoße der Jungfrau Mari» ruhend. Nu« geschah es im September de« Jahres 1626, daß man

mehrere Nächte nacheinander in der Kirch«, die doch leer und verschlossen war, rede» hörte. Endlich faßte man den Ent­

schluß, di« Tür zu öffnen, und nun hörte alle- Volk mit Er­ staunen, wie di« heiligen Bilder Christi und Mariä «in Ge­

spräch miteinander führten, wobei der Erlöser sagte, daß er die sich immer mehr »»häufenden Sünden der Welt mit

Krankheiten und anderen Plagen strafe» müsse. Darauf fing

das Bild an, Blut zu schwitzen. Da- Volk, so in di« Kirch«

getreten war, fiel aber auf di« Kni« nieder und betete. Di« folgende» Tage bekehrten fich all«, zogen in die Kirche, bet«,

len und beichtete» ihr« Sünden, um da- angedrohte Unheil von sich abzuwenden.

Störe die Ruhe der Toten nicht! In Mommenheim war ein« Jungfrau begrab«», und di« Bur­ schen und Mädchen, die ihr da- Grabgeleite gegeben hatten, saßen derselbe» Abend- beisammen in der Spinnstube. Da

kam da- Gespräch auf da» Fürchten, und vor allen tat sich ein Mädchen hervor, da« behauptete, fich vor nicht- zu fürch­

ten, es sei, war «s wolle. Die andern fragte» e«, ob e« sich wohl zu dieser Zeit getraue, allem auf de» Kirchhof zu

gehen. Warum nicht, sagte e-, und ich will euch, zum Zeichen, daß ich dort gewesen, da- Kreuz mit den Kränzen bringen,

da- wir heute der Fränzel auf- Grab gesteckt habe». Die

Die redenden Bilder Christi und Mariä I« der Kapelle zu St. Johann, nördlich von Zaber«, unweit dem Dorfe Eckart-weiler, befand sich vor Zeile» eia hölzernes

Christusbild, auf dem Schoße der Jungfrau Mari» ruhend. Nu« geschah es im September de« Jahres 1626, daß man

mehrere Nächte nacheinander in der Kirch«, die doch leer und verschlossen war, rede» hörte. Endlich faßte man den Ent­

schluß, di« Tür zu öffnen, und nun hörte alle- Volk mit Er­ staunen, wie di« heiligen Bilder Christi und Mariä «in Ge­

spräch miteinander führten, wobei der Erlöser sagte, daß er die sich immer mehr »»häufenden Sünden der Welt mit

Krankheiten und anderen Plagen strafe» müsse. Darauf fing

das Bild an, Blut zu schwitzen. Da- Volk, so in di« Kirch«

getreten war, fiel aber auf di« Kni« nieder und betete. Di« folgende» Tage bekehrten fich all«, zogen in die Kirche, bet«,

len und beichtete» ihr« Sünden, um da- angedrohte Unheil von sich abzuwenden.

Störe die Ruhe der Toten nicht! In Mommenheim war ein« Jungfrau begrab«», und di« Bur­ schen und Mädchen, die ihr da- Grabgeleite gegeben hatten, saßen derselbe» Abend- beisammen in der Spinnstube. Da

kam da- Gespräch auf da» Fürchten, und vor allen tat sich ein Mädchen hervor, da« behauptete, fich vor nicht- zu fürch­

ten, es sei, war «s wolle. Die andern fragte» e«, ob e« sich wohl zu dieser Zeit getraue, allem auf de» Kirchhof zu

gehen. Warum nicht, sagte e-, und ich will euch, zum Zeichen, daß ich dort gewesen, da- Kreuz mit den Kränzen bringen,

da- wir heute der Fränzel auf- Grab gesteckt habe». Die

andern waren über diese Keckheit erstaunt, und da» Mädchen ging auch in der Tat ohne Licht und ohne Begleitung fort

Allein, da e» immer und immer nicht wiederkam, wurde man

unruhig. Einige Burschen nahmen eine Laterne und begaben sich auf den Kirchhof. Da fanden sie nun da» Mädchen auf

dem Grabe fitzend, eine Hand am Kreuze; e» war tot, und der Kopf war ihm nach dem Nacken gedreht.

Das Schellenmännlein von Ettendorf Zur Zeit der Rebenblüte hört man oft, in der warmen

Sommernacht, auf de» Ettendorfer Hügeln ein Klingen, bald leiser, bald lauter. E» rührt vom Schellenmännlein her, da­

mit hellen Silberglöcklein durch die Rebgelände wandelt und guten Wein verheißt. Man hat e» wohl auch schon gesehen, wie es, an eine Weinlaube gelehnt, eine Traube in der Hand

hielt und fie in eine Schale preßte. Gerät der Wein nicht, so hört man nur ein seltene», leise» Klingen, und ta» Schellen«

männlein fitzt mit leerer Hand und trauriger Miene auf dem Raine und blickt die Vorübergehenden schüchtern an.

Das Gänsbrückel Zwischen Boffelshausen und Kirrweiler führt ein Fußweg über ein Brückchen, welche» von den Umwohnern da» GänSbrückel genannt wird; weil man daselbst eine große weiße

Gan», «ach einigen eine Schneegan», sehen will, welche den

Leuten nachgehl und fie zur Nachtzeit irre führt. Manche find hier schon irre gegangen, selbst ohne daß die Gan» ihnen er­

schienen wäre. Ein Mann von Kirrweiler hatte eine kranke Frau in BoffelS-

andern waren über diese Keckheit erstaunt, und da» Mädchen ging auch in der Tat ohne Licht und ohne Begleitung fort

Allein, da e» immer und immer nicht wiederkam, wurde man

unruhig. Einige Burschen nahmen eine Laterne und begaben sich auf den Kirchhof. Da fanden sie nun da» Mädchen auf

dem Grabe fitzend, eine Hand am Kreuze; e» war tot, und der Kopf war ihm nach dem Nacken gedreht.

Das Schellenmännlein von Ettendorf Zur Zeit der Rebenblüte hört man oft, in der warmen

Sommernacht, auf de» Ettendorfer Hügeln ein Klingen, bald leiser, bald lauter. E» rührt vom Schellenmännlein her, da­

mit hellen Silberglöcklein durch die Rebgelände wandelt und guten Wein verheißt. Man hat e» wohl auch schon gesehen, wie es, an eine Weinlaube gelehnt, eine Traube in der Hand

hielt und fie in eine Schale preßte. Gerät der Wein nicht, so hört man nur ein seltene», leise» Klingen, und ta» Schellen«

männlein fitzt mit leerer Hand und trauriger Miene auf dem Raine und blickt die Vorübergehenden schüchtern an.

Das Gänsbrückel Zwischen Boffelshausen und Kirrweiler führt ein Fußweg über ein Brückchen, welche» von den Umwohnern da» GänSbrückel genannt wird; weil man daselbst eine große weiße

Gan», «ach einigen eine Schneegan», sehen will, welche den

Leuten nachgehl und fie zur Nachtzeit irre führt. Manche find hier schon irre gegangen, selbst ohne daß die Gan» ihnen er­

schienen wäre. Ein Mann von Kirrweiler hatte eine kranke Frau in BoffelS-

andern waren über diese Keckheit erstaunt, und da» Mädchen ging auch in der Tat ohne Licht und ohne Begleitung fort

Allein, da e» immer und immer nicht wiederkam, wurde man

unruhig. Einige Burschen nahmen eine Laterne und begaben sich auf den Kirchhof. Da fanden sie nun da» Mädchen auf

dem Grabe fitzend, eine Hand am Kreuze; e» war tot, und der Kopf war ihm nach dem Nacken gedreht.

Das Schellenmännlein von Ettendorf Zur Zeit der Rebenblüte hört man oft, in der warmen

Sommernacht, auf de» Ettendorfer Hügeln ein Klingen, bald leiser, bald lauter. E» rührt vom Schellenmännlein her, da­

mit hellen Silberglöcklein durch die Rebgelände wandelt und guten Wein verheißt. Man hat e» wohl auch schon gesehen, wie es, an eine Weinlaube gelehnt, eine Traube in der Hand

hielt und fie in eine Schale preßte. Gerät der Wein nicht, so hört man nur ein seltene», leise» Klingen, und ta» Schellen«

männlein fitzt mit leerer Hand und trauriger Miene auf dem Raine und blickt die Vorübergehenden schüchtern an.

Das Gänsbrückel Zwischen Boffelshausen und Kirrweiler führt ein Fußweg über ein Brückchen, welche» von den Umwohnern da» GänSbrückel genannt wird; weil man daselbst eine große weiße

Gan», «ach einigen eine Schneegan», sehen will, welche den

Leuten nachgehl und fie zur Nachtzeit irre führt. Manche find hier schon irre gegangen, selbst ohne daß die Gan» ihnen er­

schienen wäre. Ein Mann von Kirrweiler hatte eine kranke Frau in BoffelS-

harrst» besucht und wollte gegen Abend wieder zurückkehren.

Es war im Winter und gerade frischer Schnee gefallen.

Er

war zu Pferde gekommen; al« man e« vorführtr, begann die Kranke «nruhig ;u werden in ihrem Bette und fragte ihn

endlich beim Abschied, welche» Weg er denn

einschlagen

wolle. „Ei, de» nächsten," entgegnete er, „über« Gän»brückel, denn «S ist schon spät!" - „Ach," sagt« die Frau,

„tut mir doch den Gefallen und reitet der Straße nach, ihr

wißt ja, daß «S dort nicht geheuer ist und di« Leute oft di« ganj« Nacht irregeführt werden." Sie bat so inständig und

sn lange, bi« der Freund e« ihr versprach und davon ritt.

Als er an eine Stelle kam, wo «s sich zu entscheiden hatte, welchen Weg er nehme» wollte, dachte er, ich habe mich nun

länger aufgehalten, als ich wollte, meine Leute daheim find

vielleicht in Angst über mein Ausbleiben. Er gab dem Pferd die Spore» und ritt unangefochten über das GänSbruckel.

Obgleich die Nacht finster war, so geleitete ihn doch das

Schneelicht «in« Strecke weit auf dem wohlbekannten Pfad. Plötzlich aber kam er an «inen Graben, den er noch nie wahr­

genommen hatte. Er fetzt« hinüber; es kam ein jweiter Gra­

ben; er sprengte auch über diesen. Es kam ein dritter, ein vierter, und noch mehrere, so daß der Reiter stutzte und sein

Pferd über und über mit Schweiß bedeckt war. Es kam ihm vor,

al»

ritte

er immer

im Kreise

herum,

von

einem

Grabe» zum andere». Endlich trieb er das Pferd stärker an,

so daß es geradeaus lief. Cr sah bald Häuser vor fich liegen; alle» war aber bereit» stille und kein Licht brannte mehr. Er klopfte ans Fenster des ersten Hauses und auf fein« Frage,

wo er fei, antwortete man ihm - in Boffelrhaufen. Er war

so

aber oben von Prinzheim oder vom Riegerischen Garten, also

in ganz entgegengesetzter Richtung, hergekommea.

Er ließ sich nun von einem Mann mit einer Laterne auf die rechte Straße vorleuchten. Als er gegen Kirrweiler kam, schlug es auf der Kirche Zwei, und e« kamen ihm, ebenfalls

mit Laterne» versehen, Leute entgegen, die seine Fra« aus­ geschickt hatte, um ihn ju suchen.

Warum es gewöhnlich am Buchsweller Jahrmarkts regnet Vor vielen Jahren verschwand in einem Dürgerhause zu Buchsweiler ein silberner Löffel. Alle Nachsuchungen waren vergebens; der Löffel kam nicht wieder zum Vorschein. Die Dienstmagd de» Hause» wurde sofort verdächtigt und zuletzt

al» die Diebin angeklagt. Ungeachtet ihrer Tränen und Un­

schuldsbezeugungen wurde sie vom Gerichte zum Tode am Galgen verurteilt.

Der Galgen stand damals auf dem Bastberg, und um den Bewohner» der Stadt und der ganzen Umgegend ein ab­ schreckendes Beispiel zu geben, wählte man zur Vollziehung

de» Urteilsspruchs einen Jahrmarktstag. Es war heiteres Wetter, ein wolkenloser Himmel glänzte über der Erde. Die arme Magd fügte sich unter vielen Tränen in

ihr trauriges Schicksal. Allein, als sie an der Richtstätte an­ gelangt war und der Henker sein grausame« Amt vollziehen

wollte, hob sie die rechte Hand empor und rief mit lauter, feierlicher Stimme

den Himmel zum Zeugen ihrer Un­

schuld an.

Kaum war sie verschieden, so sielen aus der klaren Himmels-

aber oben von Prinzheim oder vom Riegerischen Garten, also

in ganz entgegengesetzter Richtung, hergekommea.

Er ließ sich nun von einem Mann mit einer Laterne auf die rechte Straße vorleuchten. Als er gegen Kirrweiler kam, schlug es auf der Kirche Zwei, und e« kamen ihm, ebenfalls

mit Laterne» versehen, Leute entgegen, die seine Fra« aus­ geschickt hatte, um ihn ju suchen.

Warum es gewöhnlich am Buchsweller Jahrmarkts regnet Vor vielen Jahren verschwand in einem Dürgerhause zu Buchsweiler ein silberner Löffel. Alle Nachsuchungen waren vergebens; der Löffel kam nicht wieder zum Vorschein. Die Dienstmagd de» Hause» wurde sofort verdächtigt und zuletzt

al» die Diebin angeklagt. Ungeachtet ihrer Tränen und Un­

schuldsbezeugungen wurde sie vom Gerichte zum Tode am Galgen verurteilt.

Der Galgen stand damals auf dem Bastberg, und um den Bewohner» der Stadt und der ganzen Umgegend ein ab­ schreckendes Beispiel zu geben, wählte man zur Vollziehung

de» Urteilsspruchs einen Jahrmarktstag. Es war heiteres Wetter, ein wolkenloser Himmel glänzte über der Erde. Die arme Magd fügte sich unter vielen Tränen in

ihr trauriges Schicksal. Allein, als sie an der Richtstätte an­ gelangt war und der Henker sein grausame« Amt vollziehen

wollte, hob sie die rechte Hand empor und rief mit lauter, feierlicher Stimme

den Himmel zum Zeugen ihrer Un­

schuld an.

Kaum war sie verschieden, so sielen aus der klaren Himmels-

höhe zahlreiche Regentropfen herab. Die Menge de- Volke» fing an, wider di« Richter zu murren und verlief fich langsam,

in schweren Gedanken. Einig« Jahre später erst fand man de» verlorenen Löffel

«nter einem Dachziegel, wohin ihn eine Elster getragen hatte. Mer «och bi» auf den heutigen Tag bezeugt der Himmel an jedem Jahrmarktetag«, wenn auch nur mit wenige» Regen­

tropfen oder einem schwarze» Wolkenschleier, der fich um die

Sonne hängt, die Unschuld der armen Dieastmagd.

Die böse Bärbel Der Graf Jakob von Lichtenberg, zubenannt mit dem Bart,

hatte »ach dem Tode seiner Gemahlin, einer Gräfin von Saarweiden, ei» Dauermädchen au» Ottenheim im Badi­

sche», die schöne oder auch die böse Bärbel genannt, al» Kebsweib auf sein Schloß zu DuchSweiler gezogen. Mit dem Er­

scheinen dieser Dirne, welche de» von Natur gutherzigen, aber äußerst schwache» Mann betörte, schwand bald da­

freundschaftliche Einverständnis, da» bi» jetzt zwischen dem Oberherrn und seinen Untertanen gewaltet hatt«. Sie wurde

ftech und übermütig und zwang die armen Leute, ihr jede Woche, ohne den geringsten Lohn, und ohne daß ihnen nur «in Stück Brot dafür gereicht wurde, zwei bi» drei Tage

in der Fron zu arbeite». Sie mußte» ihr Lein säe», jäte»,

Lichter machen und spinnen. Zudem befahl fie jeder Hau», ftau, ihr jährlich ein Pfund Garn z« liefern und ließ fich jeden Tag die Sahne der Milch von sämtlichen Kühen de» Städtchen» in» Schloß bringen. I» ihrer tollen Vermessenheil schickt« fie sogar Söldling« zu de« säugenden Müttern

imb ließ fich von ihrer Milch geben, um sie $u ihren Zau­ bereien |u gebrauchen. Wer fich weigerte oder nur über di«

tyrannische» Forderungen murrt«, würd« ergriffen und mußt« dafür im Turme büße».

Neu« Erpressungen und Zumutungen hatte« «men Aufstand zufolge, an dem fich besonders die Weiber beteiligten, wes­ wegen er in der Geschichte «ad noch jetzt in der Erinnerung des Volkes unter dem Namen des Buchsweiler Weiberkrieges

bekannt ist.

Jakob, von alle» Seite» gedrängt und in seinem Schlosse be­

lagert, mußte die Dirne von fich Mn. Sie begab fich »ach Ha­ genau, wo fi« bald nach dem Tod« ihres gräflichen Sklaven,

als Hexe gefangen und öffentlich verbrannt wurde.

Vom Bastberg Von so manchen Sagen umwoben ist der hinter Duchsweiler gelegen«

St.

Sebastiansberg

oder

Bastberg

mit

seinem

öden Gipfel. Hier versammeln fich die Hexen um di« Mitter­ nacht und feiern frohe Feste.

Bei Tage meiden die Tiere manche Stellen des Berges, di« Hunde bellen laut und laufen ängstlich hin und her. Zu gewiffen Zeilen wandeln Feuer auf dem Berg« oder es steigen

feurige Kugeln gen Himmel.

Ein

Schulmeisterlein

war

einmal

zu

einem

Kindtaufs-

schmaus tingeladen worden, wo es hoch herging und er eifrig

zugriff. In ziemlich fröhlicher Stimmung schlug er den Weg über den Bastberg nach Griesbach ein. In der Mitte des Berges angekommen, vernahm er auf der Spitz« rin« wunder­

schöne, lustige Mufik. Als er den Klängen verwundert und

neugierig folgte, da sah er einen reichlich gedeckten Tisch, worauf goldene Becher blinkten.

Feine Herren und Damen tankten im Kreise.

Da reichte ihm ein Herr einen Becher und trank mit ihm auf fein Wohl. Hierauf gab ihm ein anderer eine Geige und wie» ihm einen Platz hei der Musik an.

Die gen|e Nacht bi» zum Hahnenkrähen geigte der arme Schulmeister wie besessen drauf los, daß die Paare immer toller tanzten. Auf einmal war alles still und leer.

Die Hähne krähten au« der Nähe. Der Schulmeister wachte

auf und bemerkte zu feinem Schrecken, daß er mit zerrissenen Kleidern auf einem Steinhaufen lag. An Stelle der Geige aber hielt er in der Rechten eine große Katze, die ihn kratzte

und biß und hierauf in den Reben verschwand.

Ähnlich wie unserm Schulmeister erging e» einem Musikanten aus Gumbrechtshofen, welcher auf dem Mietersheimer Meßti

gespielt hatte und in später Stunde, natürlich mit einem

tüchtigen Rausch, nach Hause ging.

Da begegnete ihm ein prächtiger Zweispänner. Gern folgte der Musiker der Einladung de» Kutscher», im Wagen Platz zu nehmen. Nach geraumer Zeit hielt dieser vor einem präch­

tigen Schlosse. Die Diener geleiteten den Musikanten in einen großen Saal, wo eben Hochzeit gefeiert wurde. Mit Freuden wurde er

empfangen und gebeten, der Gesellschaft ein» zum Tanz aufzuspielen. Unser Spielmann folgte willig und bald wogte e»

im Saale auf und nieder.

Nach beendigtem Ball wurde die Tafel gedeckt. Man trank

den Wein au» goldenen und silbernen Pokalen und war fröh-

licher Dinge. Der Musikant aber wurde recht müde. Die Lider wollten ihm zufallen vor Schlaf. Als man die» be­

merkte, wie» man ihm «in prachtvolles Lager an und überließ ihn seinem Schicksal.

Am Morgen war er sehr erstaunt, unterm Galgen auf dem Bastberg zu liegen.

Nun griff er in die Tasche, um nach dem goldenen Pokal, bey er heimlich eingesteckt, zu greifen. Aber wie groß war

sein Schrecken, als er statt desselben einen Pferdehuf her-

auszog!

Die Lexe als Pferd Ein Mann wurde nachts aus dem Schlaft geweckt durch eia

ungewöhnliches Geräusch, das aus dem Stall« zu kommen schien. Er machte sich sogleich auf die Beine und gewahrte

zwischen seinen beiden Pferden, welche sich unruhig hin- und herbewegten, ein dritte», kohlschwarzes, mit struppiger Mähn«. Er wollte es am Kopfe hinausziehen, allein es schlug wider ihn au- und er mußte unverrichteter Sache umkehren. Des

andern Tags aber war das fremde Pferd verschwunden.

Einig« Zeit darauf hörte er denselben Lärm im Stalle und er fand das schwarze Pferd wieder bei den seinigen. Als er aber bemerkt«, daß es keine Hufeisen hatte, weckte er schnell

den Schmied, der neben ihm wohnte und es sogleich beschlug. Den andern Morgen hörte man in einem Nachbarhaus« ein

jämmerliche- Geschrei von einer Weiberstimm«. Als man

hinzukam, fand man die Nachbarin im Bette liegen. Sie

hatt« Hrrfrisen an Händen und Füßen. (Hfäff. Lagen.

Ad 2, I. IJ.

65

Wie man die Lexen erkennen kann Wer di« Hexe» erkennen will, der nimmt «in Ei, welches in

der KarfreitagSnacht gelegt worden ist. Wenn er sich nun in der Kirch« durch dieses Ei unter den Gemeindeglieder» um­ steht, so erkennt er die Hexen daran, daß sie statt der Ge­ sangbücher Stücke Speck in den Händen halten und Melk­

kübel auf de» Köpfen tragen. Er muß aber trachten, noch

»er dem Vaterunser-Lauten aus der Kirche zu gehen und dar Ei zerschlagen oder zerwcrfe», sonst können ihm di« Hexen

etwas anttrn.

Die sieben Hündischen Auf dem Herrenstein bei Neuweiler wohnte einst «in Raub­ ritter, der mußte eines Tages in den Krieg ziehen. Während

seiner Abwesenheit gebar seine Frau sieben Söhnlein auf einmal. Die ließ sie durch die Hebamme in einem Korb einer Magd geben mit dem Befehl, die Kinder zu ertränken. Sir

ließ aber der Magd sagen, e» seien sieben junge Hündlein in dem Korb und sie dürfe den Korb beileibe nicht aufmachen.

Die Magd machte sich auf den Weg und begegnete dem Ritter, der eben zurückkam und fragte, was sie im Korb«

trag«. „Junge Hündlein, die ich in den Bach werfen soll," antwortete das Mädchen. Der Ritter aber wollte di« Hünd­

lein sehen und deckte den Korb auf. Da fand er die sieben

Knäblein darin. Dir nahm er nun und verteilt« sie in sieben Häuser des Ortes Neuweiler. Und als di« Knaben im Alter waren, daß sie aus der Schule kamen, da richtete der Ritter ein großes Gastmahl her, zu dem die sieben Knaben geladen

wurden. Wie sie beisammen saßen, fragte der Ritter seine

Wie man die Lexen erkennen kann Wer di« Hexe» erkennen will, der nimmt «in Ei, welches in

der KarfreitagSnacht gelegt worden ist. Wenn er sich nun in der Kirch« durch dieses Ei unter den Gemeindeglieder» um­ steht, so erkennt er die Hexen daran, daß sie statt der Ge­ sangbücher Stücke Speck in den Händen halten und Melk­

kübel auf de» Köpfen tragen. Er muß aber trachten, noch

»er dem Vaterunser-Lauten aus der Kirche zu gehen und dar Ei zerschlagen oder zerwcrfe», sonst können ihm di« Hexen

etwas anttrn.

Die sieben Hündischen Auf dem Herrenstein bei Neuweiler wohnte einst «in Raub­ ritter, der mußte eines Tages in den Krieg ziehen. Während

seiner Abwesenheit gebar seine Frau sieben Söhnlein auf einmal. Die ließ sie durch die Hebamme in einem Korb einer Magd geben mit dem Befehl, die Kinder zu ertränken. Sir

ließ aber der Magd sagen, e» seien sieben junge Hündlein in dem Korb und sie dürfe den Korb beileibe nicht aufmachen.

Die Magd machte sich auf den Weg und begegnete dem Ritter, der eben zurückkam und fragte, was sie im Korb«

trag«. „Junge Hündlein, die ich in den Bach werfen soll," antwortete das Mädchen. Der Ritter aber wollte di« Hünd­

lein sehen und deckte den Korb auf. Da fand er die sieben

Knäblein darin. Dir nahm er nun und verteilt« sie in sieben Häuser des Ortes Neuweiler. Und als di« Knaben im Alter waren, daß sie aus der Schule kamen, da richtete der Ritter ein großes Gastmahl her, zu dem die sieben Knaben geladen

wurden. Wie sie beisammen saßen, fragte der Ritter seine

Frau, indem er auf di« stattlichen Knaben wie», war einer Mutter gebührt, die solche Buben «rtränken ließe. „Der ge­ hört«, daß man sie in öl sied«," meint« di« Gräfin. „Du hast dein Urteil gesprochen," erwiderte darauf der Ritter und ließ ihr also tun. Die Knaben aber nahm er zu sich. In den Häusern, wo sie geweilt hatten und erzogen waren, ließ er zur Erinnerung ihre Bilder in Stein ««»hauen. Im Reisenbach'schen Hause ist noch einer von diesen „Hündi­ schen", wie man sie nannte, zu sehen.

Das Adelphusbrünnlein bei Neuweiler Unter den ersten Metzer Bischöfen wird auch Adelphu» ge« genannt. Cr hatt« noch kurz vor seinem Tode Bestimmungen getroffen über sein Begräbnis. Ma» sollte, wenn er gestor­ ben wäre, seine Leiche auf den Rücke» eines Esel» laden und dann da» Tier gchen lassen, wohin e» wolle. Da wo der Esel Halt mache, da solle sein Leib beerdigt werden. Der Bischof starb. Man belud einen Esel mit seinem Leich­ nam und überließ «e ihm, wohin er mit der Leiche de« Bischofs ziehen wolle. Viele Leute aus Metz folgten dem Tier, um zu sehen, wo das Grab seine Stelle haben werde. Der Esel trabte unermüdlich dem Gebirge zu, die Menge mit Kranz und Fahne zog hinter ihm her. So kam der Esel mit seiner heiligen Last bis in dir Nähe von Neuweiler im Elsaß. Dort war Adelphu» Pfarrer ge­ wesen, ehe er Bischof von Metz geworden war. Auf einer Wies«, nicht weit vom Dorfe, blieb der Esel stehen und scharrte mit dem Fuß den Boden auf. Im Nu sprudelt« eine frische Quelle empor und überrieselte da» grün« Gra».

In Neuweiler aber fingen die Glocken von selbst an zu läuten. Da wunderten sich alle im Orte, und als sie erfuhren, warum die Glocken läuteten, liefen sie zum Dorfe hinaus und kamen dem merkwürdigen Zug entgegen. Dem Esel wurde der Leichnam abgenommen und gleich dar­ auf in der Kirche begraben. Don da ab hieß das Gottes­ haus in Neuweiler AdelphuSkirche. Die Quelle auf der Wiese wurde in Stein gefaßt. Sie heißt heute noch das Adelphusbrünnlein. Wenn im Sommer alle Quellen ver­ trocknen, hat das Adelphüsbrünnlein immer noch Wasser.

Die Lenne mit den goldenen Eiern Ein stattliche» Kloster stand vor vielen Jahren im RiedHeimer Bann, da» wegen feines Reichtums weit berühmt war. Infolge des gottlosen Lebenswandels der Nonnen wurde es aber vom Erdboden vertilgt bi» auf die noch heute vor­ handene Kapelle. Seinen Reichtum hatte das Kloster vor­ nehmlich einer Henne zu verdanken, welche goldene Eier legte. Diese merkwürdige kostbare Henne läuft noch manchmal mit weithin hörbarem „Gluck! Gluck!" durch die Kapelle und legt ihre Eier. Wer so glücklich ist, in der Nähe zu sein, der soll durch das offene Fenster mutig hineindringen, aber ja nicht vergessen, drei Vaterunser zu beim. Dann kommt e>* in den Besitz der goldenen Eier, die ihn mit einem Schlag zum reichen Mann machen. Auch die Nonne, welche dort ihr Wesen treibt und ihn immer zu stören sucht, soll ihn nicht abhalten, keck sein Ziel zu verfolgen. Denn der Preis ist aller Muhe wert.

In Neuweiler aber fingen die Glocken von selbst an zu läuten. Da wunderten sich alle im Orte, und als sie erfuhren, warum die Glocken läuteten, liefen sie zum Dorfe hinaus und kamen dem merkwürdigen Zug entgegen. Dem Esel wurde der Leichnam abgenommen und gleich dar­ auf in der Kirche begraben. Don da ab hieß das Gottes­ haus in Neuweiler AdelphuSkirche. Die Quelle auf der Wiese wurde in Stein gefaßt. Sie heißt heute noch das Adelphusbrünnlein. Wenn im Sommer alle Quellen ver­ trocknen, hat das Adelphüsbrünnlein immer noch Wasser.

Die Lenne mit den goldenen Eiern Ein stattliche» Kloster stand vor vielen Jahren im RiedHeimer Bann, da» wegen feines Reichtums weit berühmt war. Infolge des gottlosen Lebenswandels der Nonnen wurde es aber vom Erdboden vertilgt bi» auf die noch heute vor­ handene Kapelle. Seinen Reichtum hatte das Kloster vor­ nehmlich einer Henne zu verdanken, welche goldene Eier legte. Diese merkwürdige kostbare Henne läuft noch manchmal mit weithin hörbarem „Gluck! Gluck!" durch die Kapelle und legt ihre Eier. Wer so glücklich ist, in der Nähe zu sein, der soll durch das offene Fenster mutig hineindringen, aber ja nicht vergessen, drei Vaterunser zu beim. Dann kommt e>* in den Besitz der goldenen Eier, die ihn mit einem Schlag zum reichen Mann machen. Auch die Nonne, welche dort ihr Wesen treibt und ihn immer zu stören sucht, soll ihn nicht abhalten, keck sein Ziel zu verfolgen. Denn der Preis ist aller Muhe wert.

Wenig Glück hatte freilich ein Bäuerlein, das, von einem Gewitter überrascht, in der Kapelle Schutz suchte. Just um Mitternacht sah er die Henne beim grelle» Blitzschem auf einem Korb mit goldenen Eiern fitzen und aus voller Kehle ihr triumphierendes „Gluck! Gluck!" schmettern. Sie Hin» zelte ihn vergnügt an und machte ihm Mut zuzugreifen. Aber schon hatte das Bäuerlein eine schreckliche Ohrfeige auf der linken Wange fitzen. Zugleich löste ihm jemand di« Schuhe, und nach wenigen Minuten stand er barfuß auf dem Wege nach Rixheim. Es lief so schnell «S laufen konnt« seinem HäuSche» zu. Was war schuld, daß «S nicht zu den Eiern kam? Es hatte vergeffen, die vorgefchriebenen Vaterunser zu beten. Unbeschreibliche Reue erfaßte das Bäuerlein und trieb e» am andern Morgen, als die Sonne das Gewölk durchbrochen hatte und froh auf die Landschaft herabglänzte, nach der Ka­ pelle, um nach den Eiern zu sehen. Aber diese waren samt der Henne verschwunden. Sein« Schuhe standen, ganz mit Wasser gefüllt, in einer Ecke.

Das Ingweiler Stadlkalb Das gespenstige Stadtkalb wird zur Dämmerzeit manchmal zwischen den letzte» Häusern von Ingweiler und der Anhöhe, auf welcher di« mit Akazien umgebene Steinbank steht, Buchs­ weiler zu, gesehen, oder läßt fich durch schwere» Getrampel und Geschnaufe hören. Verspätete Wanderer, besonder» wenn fie ein Glas über den Durst getrunken, müssen e» bi» zu dieser Stelle auf dem Rücken schleppen.

Wenig Glück hatte freilich ein Bäuerlein, das, von einem Gewitter überrascht, in der Kapelle Schutz suchte. Just um Mitternacht sah er die Henne beim grelle» Blitzschem auf einem Korb mit goldenen Eiern fitzen und aus voller Kehle ihr triumphierendes „Gluck! Gluck!" schmettern. Sie Hin» zelte ihn vergnügt an und machte ihm Mut zuzugreifen. Aber schon hatte das Bäuerlein eine schreckliche Ohrfeige auf der linken Wange fitzen. Zugleich löste ihm jemand di« Schuhe, und nach wenigen Minuten stand er barfuß auf dem Wege nach Rixheim. Es lief so schnell «S laufen konnt« seinem HäuSche» zu. Was war schuld, daß «S nicht zu den Eiern kam? Es hatte vergeffen, die vorgefchriebenen Vaterunser zu beten. Unbeschreibliche Reue erfaßte das Bäuerlein und trieb e» am andern Morgen, als die Sonne das Gewölk durchbrochen hatte und froh auf die Landschaft herabglänzte, nach der Ka­ pelle, um nach den Eiern zu sehen. Aber diese waren samt der Henne verschwunden. Sein« Schuhe standen, ganz mit Wasser gefüllt, in einer Ecke.

Das Ingweiler Stadlkalb Das gespenstige Stadtkalb wird zur Dämmerzeit manchmal zwischen den letzte» Häusern von Ingweiler und der Anhöhe, auf welcher di« mit Akazien umgebene Steinbank steht, Buchs­ weiler zu, gesehen, oder läßt fich durch schwere» Getrampel und Geschnaufe hören. Verspätete Wanderer, besonder» wenn fie ein Glas über den Durst getrunken, müssen e» bi» zu dieser Stelle auf dem Rücken schleppen.

Zur Nachtzeit liegt er mitten auf ter Straß« oder unter der Laub« de« Rathauses, in einen Klumpen zusammengeballt,

den di« Leut«, di« es nicht wissen, für einen Sack nehmen und

aufheben wollen.

Vor noch nicht vielen Jahren soll sich dar Stadtkalb zur AdventSzeit jedesmal dem Schulmeister auf die Schultern gesetzt haben, nachdem er die Neunerglocke geläutet, und nicht

eher von ihm gewichen sein, bis er an seinem Hause ange­ langt war. Da der Spuk gewöhnlich erst nach der neunten

Stund« begann, so erwirkt« einer der letzten Schullehrer die

Erlaubnis,

zur

Advent-zeit di« Glocke künftighin früher

läuten zu dürfen.

Der feurige Mann bei Reipertsweiler Früher haben die Leute von Reipertsweiler am Dühl ost

einen feurigen Mann auf dem Felde gesehen. Dann haben sie gerufen:

Finger Mann, Hawerstroh! Komm doher un zing (zünde) mer do! Wenn aber der feurige Mann kam und ihnen zünden wollte,

haben sie di« Tür vor ihm zugeschlagr». Dann hat «r an dir Tür geklopft. Und man hat dir Spuren seiner feurigen

Hand noch lange an der Tür gesehen.

Die Blume beim Tierkirchlein Einmal waren Holzhauer aus Lichtenberg in der Nähe de«

Tierkirchleins beschäftigt. Zur Mittagszeit brieten sie sich

Kartoffeln in der Asche eines Kohlenfeuers. Ein vierzehn-

jähriger Junge ging mit einem steinernen Krug hinab ins

„Brüdertal" und holte am „Glockenbrunnen" frisches Was­ ser. Gemütlich den Weg wieder heranschlendernd, gewahrte

er

am Wegrand ein schönes Himmelsschlüsselchen.

Gleich

pflückte er es ab und steckte es in de» Mund. Nach einige» Schritten nahm er den Krug zur Abwechslung aus der rech­ ten in die link« Hand.

Dabei geschah es, daß er unwillkür­

lich stark auf den Stiel des Blümleins biß. Und der Stengel

brach. In diesem Augenblick stand eine weiß« Dam« vor ihm und sprach: „0, jetzt hast du den Schlüssel gebrochen, mit dem du zu großen Schätzen gekommen wärest!" Und die Dame und

Blume waren verschwunden.

Das Laberkreuz bei Neuenburg Zwischen dem Dorf Uhlweiler und dem jetzt in Trümmern liegenden Kloster Neuenburg, am Waldsaum« beim Weiher,

liegen die Stücke eines steinernen Kreuzes, welches in der

Umgegend unter dem Namen Haberkreuz bekannt ist. Das Volk in den Dörfern der Umgebung erzählt den Ur­

sprung dieses Kreuzes und seiner Benennung auf folgend«

Weise: Ein geiziger und herrschsüchtiger Abt hatte nach und nach

mehrere an die Güter de» Kloster» grenzende Grundstücke,

welche den Gemeinden Uhlweiler und Nieder-Altdorf gehör­ ten, durch allerlei List und Ränke an das Kloster zu bringen gewußt. Vergebens klagten die armen Dörfner und forderten ihr Eigentum zurück. Der mächtig« Abt spottet« ihrer und wies ihre gerechten Forderungen ab. Endlich schickten die Gemeinde», ein letztes Mittel versuchend,

jähriger Junge ging mit einem steinernen Krug hinab ins

„Brüdertal" und holte am „Glockenbrunnen" frisches Was­ ser. Gemütlich den Weg wieder heranschlendernd, gewahrte

er

am Wegrand ein schönes Himmelsschlüsselchen.

Gleich

pflückte er es ab und steckte es in de» Mund. Nach einige» Schritten nahm er den Krug zur Abwechslung aus der rech­ ten in die link« Hand.

Dabei geschah es, daß er unwillkür­

lich stark auf den Stiel des Blümleins biß. Und der Stengel

brach. In diesem Augenblick stand eine weiß« Dam« vor ihm und sprach: „0, jetzt hast du den Schlüssel gebrochen, mit dem du zu großen Schätzen gekommen wärest!" Und die Dame und

Blume waren verschwunden.

Das Laberkreuz bei Neuenburg Zwischen dem Dorf Uhlweiler und dem jetzt in Trümmern liegenden Kloster Neuenburg, am Waldsaum« beim Weiher,

liegen die Stücke eines steinernen Kreuzes, welches in der

Umgegend unter dem Namen Haberkreuz bekannt ist. Das Volk in den Dörfern der Umgebung erzählt den Ur­

sprung dieses Kreuzes und seiner Benennung auf folgend«

Weise: Ein geiziger und herrschsüchtiger Abt hatte nach und nach

mehrere an die Güter de» Kloster» grenzende Grundstücke,

welche den Gemeinden Uhlweiler und Nieder-Altdorf gehör­ ten, durch allerlei List und Ränke an das Kloster zu bringen gewußt. Vergebens klagten die armen Dörfner und forderten ihr Eigentum zurück. Der mächtig« Abt spottet« ihrer und wies ihre gerechten Forderungen ab. Endlich schickten die Gemeinde», ein letztes Mittel versuchend,

Abgeordnete an den Abt, mit dem Begehren, er möge in Gegenwart der Klosterbrüder und der Bewohner der beiden Dörfer auf den streitigen Grundstücken selbst einen Eid vor Gott, seinem und ihrem Schöpfer ablegen, daß ihm dieselben mit Recht zugehören. Sie wollten, wen» er dies könne, jeder Klage ein Ende machen und das Kloster solle fortan im Befitze der Grundstücke verbleiben. Der Abt nahm de» Vorschlag an. Und am anberaumten Tag« trat er an der Spitze seiner Mönche, mit Kreuz und Fahnen, auf die Grenzen der geraubten Felder, wohin sich auch ihrerseits die Bewohner der beiden Dorfschaften be­ gaben.

Nochmals ward er von denselben aufgefordert, entweder die Felder gutwillig abzugeben oder den Eid zu tun. Da trat er hervor, hob die rechte Hand empor und schwur: „So wahr der Schöpfer über mir ist, stehe ich aufdesKlosterStigenemGrundundBodr n." Entsetzen ergriff di« Baurrn umher. Allein plötzlich drängte sich «in Klosterknecht durch die Menge, riß dem Abt die Mütze weg, warf ihn zu Bodrn und zog ihm die Schuhe aus. „Seht, bei welchem Schöpfer der falsche Pfaffe schwur!" rief der Knecht, idem er den unter der Mütze verborgenen Suppenschöpfer (Löffel) hervornahm: „Und seht, wie er auf seinem eigenen Grund und Boden stand! Er hatt« seine Schuhe mit Gartenerde d«s Klosters bestreut!"

Kaum waren di« Worte gesprochen, als die betrogenen Bauern mit rasender Wut auf den Abt hrrfielen und ihn totschlugen, während die Mönch« mit Angstgeschrei davon liefen.

Später wurde der Mord an dem geweihten Manne dadurch

gesühnt, daß brrde Gemeinden auf der Stell« ein Kreuz er­ richte» und alljährlich an demselben dem Kloster «ine be­ trächtliche Bußabgabe

an Haber

und

andrrem Getreide

niederlegen mußten..

Die Gründung der Burg und der Stadt Lagenau Einst zog ei» Herr in den heiligen Forst auf di« Jagd mit viele» Diener». Dies« führten mehrere Koppeln Hunde mit

sich, große und kleine. Bald kamen die Hunde auf eine Spur und verfolgten da« Gewild: Hirsch«, Hindinnen, Rehe und ander« Tiere. Aber der Ton de» Gebell« der Hunde klang

durch die Bäume so eigen, daß Herr und Diener sich darüber

wunderten. Sie ritten

nach und fanden ihre Rüden an der Motter

(Moder) stehen. Sie bellte», aber durch da« Wasser konnten sie nicht kommen. Jenseit« de« Wasser« zeigte sich «in großer

Hag auf einem Eiland. Hier hatte sich da« Gewild gelagert, und e« war derselben eine große Meng« vorhanden. Nun aber kamen dem Herrn ganz andere Gedanken ein al«

die, die Jagd fortzusetzen. An diesem Orte, dachte er bei sich selbst, würde sich «in« kaiserliche Veste und Burg nicht übel

auenehmen. Und bald wurde eine königliche und zierlich« Burg daselbst erbaut.

E« war ei» König am Rhein, der auf der Burg seßhaft

war und er errichtet« einen Gerichtshof in der Burg, da« hohe Gericht genannt. Diesem mußt« Herren und Edelleute gehorsam sein. Dann wurde im Laufe der Zeit ei» Stadt-

Später wurde der Mord an dem geweihten Manne dadurch

gesühnt, daß brrde Gemeinden auf der Stell« ein Kreuz er­ richte» und alljährlich an demselben dem Kloster «ine be­ trächtliche Bußabgabe

an Haber

und

andrrem Getreide

niederlegen mußten..

Die Gründung der Burg und der Stadt Lagenau Einst zog ei» Herr in den heiligen Forst auf di« Jagd mit viele» Diener». Dies« führten mehrere Koppeln Hunde mit

sich, große und kleine. Bald kamen die Hunde auf eine Spur und verfolgten da« Gewild: Hirsch«, Hindinnen, Rehe und ander« Tiere. Aber der Ton de» Gebell« der Hunde klang

durch die Bäume so eigen, daß Herr und Diener sich darüber

wunderten. Sie ritten

nach und fanden ihre Rüden an der Motter

(Moder) stehen. Sie bellte», aber durch da« Wasser konnten sie nicht kommen. Jenseit« de« Wasser« zeigte sich «in großer

Hag auf einem Eiland. Hier hatte sich da« Gewild gelagert, und e« war derselben eine große Meng« vorhanden. Nun aber kamen dem Herrn ganz andere Gedanken ein al«

die, die Jagd fortzusetzen. An diesem Orte, dachte er bei sich selbst, würde sich «in« kaiserliche Veste und Burg nicht übel

auenehmen. Und bald wurde eine königliche und zierlich« Burg daselbst erbaut.

E« war ei» König am Rhein, der auf der Burg seßhaft

war und er errichtet« einen Gerichtshof in der Burg, da« hohe Gericht genannt. Diesem mußt« Herren und Edelleute gehorsam sein. Dann wurde im Laufe der Zeit ei» Stadt-

lei» um die Burg her erbaut, Hagenowe genannt, nach dem Hage, wohin dar Wild entronnen war, wie odgemeldet.

Kaiser Barbarossa in der Burg zu Lagenau „Der gemein Mann ist beredt worden, man mufft alle nacht

fciftm Kehser Friderieo ju Triefeid, auch zu KeyserSlautern ein Bett machen, darinnen er ruhe, dann er sey zu Hagenaw in der Burg lebendig verzucket worden, da» ist aber Fabel-

werck, dann wie e» mit bisem fromme» Keyser (welcher nit allerdings des Bapsts unnd der geystliche» Liedlin singen

wolle») ei» ende genommen, bezeuge» die Ehronickin und

Historie», so von ihme gefchriben seindt."

Die deutschen Riesen Von Lichtenberg Herr Jakob - im Elsaß blüht sein Haue Lag einst mit drei Franzosen in einem heft'gen Strauß.

Es fordern ihn die Herren zu einem Rennen scharf, Wozu jedoch Herr Jakob zwei Helfer küren darf. Da kürt er sich zwei Helfer: von Salm der eine war,

Ei» Fleckenstein der andre, ein ganz gewaltig Paar; Von Lichtenberg Herr Jakob war selbst ein Enakssohn -

So zieh« di« drei Gefährten getrosten Muts davon. Als sie dem Kampfplatz nahen im Waffenschmuck - parbleu, Wie recken di« Franzose» die Köpflein in die Höh:

„Mo» Die», das seind die Deutschen? Das keine Menschen

srind, Das seind drei Goliath«, das seind drei böse Feind!" Wie klopfte den Franzosen, das arme bange Herz:

„Mit Riesen sich zu schlagen, das ist ein schlimmer Scherz!

lei» um die Burg her erbaut, Hagenowe genannt, nach dem Hage, wohin dar Wild entronnen war, wie odgemeldet.

Kaiser Barbarossa in der Burg zu Lagenau „Der gemein Mann ist beredt worden, man mufft alle nacht

fciftm Kehser Friderieo ju Triefeid, auch zu KeyserSlautern ein Bett machen, darinnen er ruhe, dann er sey zu Hagenaw in der Burg lebendig verzucket worden, da» ist aber Fabel-

werck, dann wie e» mit bisem fromme» Keyser (welcher nit allerdings des Bapsts unnd der geystliche» Liedlin singen

wolle») ei» ende genommen, bezeuge» die Ehronickin und

Historie», so von ihme gefchriben seindt."

Die deutschen Riesen Von Lichtenberg Herr Jakob - im Elsaß blüht sein Haue Lag einst mit drei Franzosen in einem heft'gen Strauß.

Es fordern ihn die Herren zu einem Rennen scharf, Wozu jedoch Herr Jakob zwei Helfer küren darf. Da kürt er sich zwei Helfer: von Salm der eine war,

Ei» Fleckenstein der andre, ein ganz gewaltig Paar; Von Lichtenberg Herr Jakob war selbst ein Enakssohn -

So zieh« di« drei Gefährten getrosten Muts davon. Als sie dem Kampfplatz nahen im Waffenschmuck - parbleu, Wie recken di« Franzose» die Köpflein in die Höh:

„Mo» Die», das seind die Deutschen? Das keine Menschen

srind, Das seind drei Goliath«, das seind drei böse Feind!" Wie klopfte den Franzosen, das arme bange Herz:

„Mit Riesen sich zu schlagen, das ist ein schlimmer Scherz!

Wir fordern, daß zur Stelle sich bild' ein Kampfgericht, Endgültig zu entscheiden, ob solch «in Kampf uns Pflicht. Wir dachten un- mit Menschen zu schlagen - Element, Da kommen aus dem Elsaß die Heunen angerennt!" Die deutschen Goliathe hell lachend stimmen rin, Und warten der Entscheidung bei gutem Frankenwein. Drei Tönnchen find vertrunken, als so der Spruch ergeht: „Dieweil und sintemalen es klar erwiesen steht, Daß Menschen sie gefordert, doch solche Riesen nicht, So ist in diesem Falle zu kämpfen keine Pflicht." Die deutschen Helden lachen: „Uns ist die Sach« gleich, Doch kommen wohl noch Zeiten, da spürt ihr unsern Streich." ♦ ♦ * Es kamen solche Zeiten, doch währt es freilich lang: Jüngst, als man bei Reichshofen sich traf im Waffengang, Da haben die drei Riesen im Grabe sich gerührt, Und raffelnd draus erstanden, manch wucht'gen Streich ge­ führt. Gleich düstern Wolkensäulen durchtobten sie di« Schlacht; Doch als der Sieg errungen und niedersank die Nacht, Da sind sie still gekehret zum grauen Sarkophag, Doch hört' man, wie der eine zum andern freudig sprach: „Wie vor vierhundert Jahren, so ist's noch heut bestellt: Noch find die Deutschen Riesen, Trotz bietend aller Welt." Alerander Kaufmann.

Wie Weitersweiler zu feinem Namen kam In alten Zeiten, niemand weiß mehr wann, war in Lützel­ stein ein Missionar, der wollte wandern und fich anderwärts

Wir fordern, daß zur Stelle sich bild' ein Kampfgericht, Endgültig zu entscheiden, ob solch «in Kampf uns Pflicht. Wir dachten un- mit Menschen zu schlagen - Element, Da kommen aus dem Elsaß die Heunen angerennt!" Die deutschen Goliathe hell lachend stimmen rin, Und warten der Entscheidung bei gutem Frankenwein. Drei Tönnchen find vertrunken, als so der Spruch ergeht: „Dieweil und sintemalen es klar erwiesen steht, Daß Menschen sie gefordert, doch solche Riesen nicht, So ist in diesem Falle zu kämpfen keine Pflicht." Die deutschen Helden lachen: „Uns ist die Sach« gleich, Doch kommen wohl noch Zeiten, da spürt ihr unsern Streich." ♦ ♦ * Es kamen solche Zeiten, doch währt es freilich lang: Jüngst, als man bei Reichshofen sich traf im Waffengang, Da haben die drei Riesen im Grabe sich gerührt, Und raffelnd draus erstanden, manch wucht'gen Streich ge­ führt. Gleich düstern Wolkensäulen durchtobten sie di« Schlacht; Doch als der Sieg errungen und niedersank die Nacht, Da sind sie still gekehret zum grauen Sarkophag, Doch hört' man, wie der eine zum andern freudig sprach: „Wie vor vierhundert Jahren, so ist's noch heut bestellt: Noch find die Deutschen Riesen, Trotz bietend aller Welt." Alerander Kaufmann.

Wie Weitersweiler zu feinem Namen kam In alten Zeiten, niemand weiß mehr wann, war in Lützel­ stein ein Missionar, der wollte wandern und fich anderwärts

nirderlaffen. Wenn ibn nun dir Leute fragten, wo er hin wolle, so antwortete er: Wittersch will ich! Al» er fort war

und di« gleiche Frage nach dem Ziele de» Missionars laut wurde, so war stet» die Antwort derer, di« zuerst gefragt

hatten: „Wittersch will er, het er gsaat". So kam der Ort,

an dem sich der Missionar niedergelassen hatte, $u seinem Namen.

Der Ziegelknecht und sein Lelfer I» der Ziegelhütte in Weitersweiler lebt« einmal rin Ziegel­ knecht, der nichts schaffte und doch die vorgeschriebene Zahl von Ziegeln immer gemacht vorweisen konnte. Eines Tages

paßt« der alte Meister dem Knecht auf und hörte, wie der Knecht zu einem anderen, den der Aufpasser aber nicht sah,

sagte: „Warum schaffst du nicht?" Di« Stimme antwortete: „E< find zwei Lichter (Augen) zu viel da." Plötzlich erhielt

der Meister «ine Ohrfeige, daß er

zusammenstürzte.

Am

nächsten Tag hatte der Knecht seinen Lohn und mußte davon.

Der unehrliche Wirt In Durste! wohnte einmal ein Wirt, der immer eine weiße Zipfelmütze trug.

Wenn er jemand Wein verkaufte, so goß

er zuerst «ine Portio» Wasser ins Glas. Er war daher als

Weinpantscher überall bekannt. Als er gestorben war, legten sie ihn in einen Sarg und setzten ihm seine weiße Mütze auf. Am DegräbniStage, als der Sarg vor dem Hause stand und sich viele Leut« dort versammelt hatten, öffnete der Wirt oben

«in Fenster und rief herab: „Zwei Schoppen Wasser und

zwei Schoppen Wein gibt auch ein Maß." Noch lange soll er in diesem Hause gehört worden sein.

nirderlaffen. Wenn ibn nun dir Leute fragten, wo er hin wolle, so antwortete er: Wittersch will ich! Al» er fort war

und di« gleiche Frage nach dem Ziele de» Missionars laut wurde, so war stet» die Antwort derer, di« zuerst gefragt

hatten: „Wittersch will er, het er gsaat". So kam der Ort,

an dem sich der Missionar niedergelassen hatte, $u seinem Namen.

Der Ziegelknecht und sein Lelfer I» der Ziegelhütte in Weitersweiler lebt« einmal rin Ziegel­ knecht, der nichts schaffte und doch die vorgeschriebene Zahl von Ziegeln immer gemacht vorweisen konnte. Eines Tages

paßt« der alte Meister dem Knecht auf und hörte, wie der Knecht zu einem anderen, den der Aufpasser aber nicht sah,

sagte: „Warum schaffst du nicht?" Di« Stimme antwortete: „E< find zwei Lichter (Augen) zu viel da." Plötzlich erhielt

der Meister «ine Ohrfeige, daß er

zusammenstürzte.

Am

nächsten Tag hatte der Knecht seinen Lohn und mußte davon.

Der unehrliche Wirt In Durste! wohnte einmal ein Wirt, der immer eine weiße Zipfelmütze trug.

Wenn er jemand Wein verkaufte, so goß

er zuerst «ine Portio» Wasser ins Glas. Er war daher als

Weinpantscher überall bekannt. Als er gestorben war, legten sie ihn in einen Sarg und setzten ihm seine weiße Mütze auf. Am DegräbniStage, als der Sarg vor dem Hause stand und sich viele Leut« dort versammelt hatten, öffnete der Wirt oben

«in Fenster und rief herab: „Zwei Schoppen Wasser und

zwei Schoppen Wein gibt auch ein Maß." Noch lange soll er in diesem Hause gehört worden sein.

Der verschobene Grenzstein in Aßweiler Im Aßweiler Bann ruZt« ein Maa» eine» Grenzstein auf seinem Feld«, um dieses zu vergrößern. Er tat es in der

Nacht. Als er am andern Abend wieder hinkam, lag am Markstein« ein Hündchen.

Es rief:

„Wau, wau, wau, Ich dich zerhau!" Am andern Abend war es wieder da. Als er am dritte» Abend

hinkam, lag ein großer Mehgerhund dort, der zerriß ihn.

Wer später in der Nacht dort vorüberkam, verirrt« sich. Man hörte oft einen Mann rufen: „Wo setz ich ihn hin,

Zu meinem Gewinn?" Da ging «inst ein Betrunkener dort vorbei. Auf jene Frage

gab er die Antwort:

„Seh ihn dahin, Wo du geholt ihn." Seit jener Zeit ist es ruhig an diesem Orte.

Der Mann ohne Kopf Eine Frau aus Eyweiler ging

„Stüwwe" (Kunkelstube *)

spät

in

der

Nacht

vom

heim. Al» sie au» dem Hau»

*) Die Kunkelstube, auch Maistube (meien = sich besuchen) fand

vor dem Kriege in Obersulzbach noch in folgender Weise statt.

Eine

Anzahl Familien verabredete sich untereinander und nun kam «an

abwechselnd in den Häusern der Reihe nach zusammen, wobei jedesmal das Hauk, das an der Reihe war, das Licht zu stellen hatte. Kam man immer im gleichen Hause zusammen, so brachten die Teil-

Der verschobene Grenzstein in Aßweiler Im Aßweiler Bann ruZt« ein Maa» eine» Grenzstein auf seinem Feld«, um dieses zu vergrößern. Er tat es in der

Nacht. Als er am andern Abend wieder hinkam, lag am Markstein« ein Hündchen.

Es rief:

„Wau, wau, wau, Ich dich zerhau!" Am andern Abend war es wieder da. Als er am dritte» Abend

hinkam, lag ein großer Mehgerhund dort, der zerriß ihn.

Wer später in der Nacht dort vorüberkam, verirrt« sich. Man hörte oft einen Mann rufen: „Wo setz ich ihn hin,

Zu meinem Gewinn?" Da ging «inst ein Betrunkener dort vorbei. Auf jene Frage

gab er die Antwort:

„Seh ihn dahin, Wo du geholt ihn." Seit jener Zeit ist es ruhig an diesem Orte.

Der Mann ohne Kopf Eine Frau aus Eyweiler ging

„Stüwwe" (Kunkelstube *)

spät

in

der

Nacht

vom

heim. Al» sie au» dem Hau»

*) Die Kunkelstube, auch Maistube (meien = sich besuchen) fand

vor dem Kriege in Obersulzbach noch in folgender Weise statt.

Eine

Anzahl Familien verabredete sich untereinander und nun kam «an

abwechselnd in den Häusern der Reihe nach zusammen, wobei jedesmal das Hauk, das an der Reihe war, das Licht zu stellen hatte. Kam man immer im gleichen Hause zusammen, so brachten die Teil-

herauStrat, sah fit auf der Straße «inen kohlschwarzen Mann auf. und abgehen. Sie meinte, es wäre der Büttel, welcher Zwölf blasen wollte, und fragte: „Bekumm ich e Kamrad?" Sie erhielt aber keine Antwort. Der Mann ging nun der Frau voraus, blieb aber bald stehen. Als sie wieder zu ihm kam, fragte sie zum zweiten Male: „Bekumm ich « Kam­ rad?" Jetzt erst sah sie, daß «s ein Mann ohne Kopf war. Da wurde er auf einmal ganz feurig und „spützte" Feuer. Dann war er verschwunden.

Berg und Thal Das Dörfchen Berg, im Bezirk Zabern, Kanton Drulingrn, liegt tiefer al» fein Nachbardörfchen Thal. Einst war es, wie auch natLrlich, umgekehrt. Allein die Bewohner beider Orte waren mit ihrer Lage nicht zufrieden. Die von Berg seufzten und klagte», daß sie so hoch hinaufsteigrn müßten und dem Wind und Sturm im Win« ter, der Dürre im Sommer ausgesetzt wären. Di« von Thal murrten und jammerten dagegen, daß sie so tief hinabzugehen hätten, unten im Gebüsche versteckt lägen und von Wassers« not heimgesucht würden. nehm« abwechselnd ihr „Schändlich»" (chandelle — Kerze) mit. Man

rückte den Lisch in di« Mitte de» Zimmert und setzt« sich auf die an

der Zimmerwaud umlaufend« Bank. dem Bret auf dem Tisch.

Apfel und Nitff« lagen neben

Während di« Frauen spannen, erzählt«

man sich und sang dazwischen «in Lied.

Wurde in einem Hause,

dat teilnahm, gebacken, so bekam jeder andere teilnehmende Haut «inen Kuchen; ebenso, wenn geschlachtet wurde, seinen Anteil an der

Metzelsuppe.

herauStrat, sah fit auf der Straße «inen kohlschwarzen Mann auf. und abgehen. Sie meinte, es wäre der Büttel, welcher Zwölf blasen wollte, und fragte: „Bekumm ich e Kamrad?" Sie erhielt aber keine Antwort. Der Mann ging nun der Frau voraus, blieb aber bald stehen. Als sie wieder zu ihm kam, fragte sie zum zweiten Male: „Bekumm ich « Kam­ rad?" Jetzt erst sah sie, daß «s ein Mann ohne Kopf war. Da wurde er auf einmal ganz feurig und „spützte" Feuer. Dann war er verschwunden.

Berg und Thal Das Dörfchen Berg, im Bezirk Zabern, Kanton Drulingrn, liegt tiefer al» fein Nachbardörfchen Thal. Einst war es, wie auch natLrlich, umgekehrt. Allein die Bewohner beider Orte waren mit ihrer Lage nicht zufrieden. Die von Berg seufzten und klagte», daß sie so hoch hinaufsteigrn müßten und dem Wind und Sturm im Win« ter, der Dürre im Sommer ausgesetzt wären. Di« von Thal murrten und jammerten dagegen, daß sie so tief hinabzugehen hätten, unten im Gebüsche versteckt lägen und von Wassers« not heimgesucht würden. nehm« abwechselnd ihr „Schändlich»" (chandelle — Kerze) mit. Man

rückte den Lisch in di« Mitte de» Zimmert und setzt« sich auf die an

der Zimmerwaud umlaufend« Bank. dem Bret auf dem Tisch.

Apfel und Nitff« lagen neben

Während di« Frauen spannen, erzählt«

man sich und sang dazwischen «in Lied.

Wurde in einem Hause,

dat teilnahm, gebacken, so bekam jeder andere teilnehmende Haut «inen Kuchen; ebenso, wenn geschlachtet wurde, seinen Anteil an der

Metzelsuppe.

„0 Herr« Gott, o Herr« Gott! Du weißest wohl, was ihnen Not -

Ein'» Tag'» find sie erwacht:

Die Berger stehen auf im Thal, Die Thaler auf dem Berg zumal."

Diese Sage erinnert an da» gleichfalls in feiner Art klastische, elsäffische Volksliedchen:

Der Hans im Schnokeloch Helt alles, was er will!

Unn was er will, diß hell er nitt, Unn was er hett, diß will er nitt,

Der Hans im Schnokeloch Hett alles, was er will.

joelf Dir Gott! Ein Mann von Gumbrechtshofen hatte oft darüber gespottet, daß man „Helf Dir Gott" sage, nachdem jemand „genossen"

hat. Nach seinem Tode wurde er unter «in Brücklri» gebannt,

zwischen Gumbrechtshofen und Zinsweiler. Wer nacht« darüber oder auf der andern Seite längs der Straße hinging,

der hörte ihn niesen. Allein niemand wollte ihn durch «in „Helf dir Gott" erlösen. Endlich ging einmal «in fremdes Mädchen an dem Orte vorüber, welches nicht um die Sache wußte. Und da es auf einmal niesen hörte, rief es, seiner

frommen Gewohnheit folgend: „Helf Dir Gott!" Darauf wurde die arme Seel« «rlöst.

Die weiße Frau an der Waschbach „Dir Waschbach" in Obrrbronn ist «in writläufigrr, zum

Wasch«» eingerichteter Behälter am untern Absatz« des Ber-

„0 Herr« Gott, o Herr« Gott! Du weißest wohl, was ihnen Not -

Ein'» Tag'» find sie erwacht:

Die Berger stehen auf im Thal, Die Thaler auf dem Berg zumal."

Diese Sage erinnert an da» gleichfalls in feiner Art klastische, elsäffische Volksliedchen:

Der Hans im Schnokeloch Helt alles, was er will!

Unn was er will, diß hell er nitt, Unn was er hett, diß will er nitt,

Der Hans im Schnokeloch Hett alles, was er will.

joelf Dir Gott! Ein Mann von Gumbrechtshofen hatte oft darüber gespottet, daß man „Helf Dir Gott" sage, nachdem jemand „genossen"

hat. Nach seinem Tode wurde er unter «in Brücklri» gebannt,

zwischen Gumbrechtshofen und Zinsweiler. Wer nacht« darüber oder auf der andern Seite längs der Straße hinging,

der hörte ihn niesen. Allein niemand wollte ihn durch «in „Helf dir Gott" erlösen. Endlich ging einmal «in fremdes Mädchen an dem Orte vorüber, welches nicht um die Sache wußte. Und da es auf einmal niesen hörte, rief es, seiner

frommen Gewohnheit folgend: „Helf Dir Gott!" Darauf wurde die arme Seel« «rlöst.

Die weiße Frau an der Waschbach „Dir Waschbach" in Obrrbronn ist «in writläufigrr, zum

Wasch«» eingerichteter Behälter am untern Absatz« des Ber-

„0 Herr« Gott, o Herr« Gott! Du weißest wohl, was ihnen Not -

Ein'» Tag'» find sie erwacht:

Die Berger stehen auf im Thal, Die Thaler auf dem Berg zumal."

Diese Sage erinnert an da» gleichfalls in feiner Art klastische, elsäffische Volksliedchen:

Der Hans im Schnokeloch Helt alles, was er will!

Unn was er will, diß hell er nitt, Unn was er hett, diß will er nitt,

Der Hans im Schnokeloch Hett alles, was er will.

joelf Dir Gott! Ein Mann von Gumbrechtshofen hatte oft darüber gespottet, daß man „Helf Dir Gott" sage, nachdem jemand „genossen"

hat. Nach seinem Tode wurde er unter «in Brücklri» gebannt,

zwischen Gumbrechtshofen und Zinsweiler. Wer nacht« darüber oder auf der andern Seite längs der Straße hinging,

der hörte ihn niesen. Allein niemand wollte ihn durch «in „Helf dir Gott" erlösen. Endlich ging einmal «in fremdes Mädchen an dem Orte vorüber, welches nicht um die Sache wußte. Und da es auf einmal niesen hörte, rief es, seiner

frommen Gewohnheit folgend: „Helf Dir Gott!" Darauf wurde die arme Seel« «rlöst.

Die weiße Frau an der Waschbach „Dir Waschbach" in Obrrbronn ist «in writläufigrr, zum

Wasch«» eingerichteter Behälter am untern Absatz« des Ber-

ges. Dieses Becken wird von einer unmittelbar au- dem

Felsen sprudelnde» Quelle genährt. Darüber ist ein Häuschen

gebaut, das fast das Ansehen einer Kapelle hat. Hier bringen alle Bewohner de« Fleckens ihr« Wäsche hin

und «S ist «in lustiges Rauschen und Schlägelgeklopfe und

Schwatzt». Da soll fich nun schon seit undenklichen Zeiten manchmal eine

fremde, weißgekleidet« Frau zu ihnen gesellen, di« niemanden

anblickte noch anredrt« und sich still an einer entfernten Stelle mederläßt und Hemden wäscht. Und es ist der Glaube ver­

breitet, daß es Totenhemdchen find und» jedesmal ein Glied aus der Familie der anwesenden Wäscherinnen sterben muffe.

Der Name des Dorfes Wimmenau Vor vielen hundert Jahren ritt einmal ein Krieger da-

Modrrtal hinauf. Manche sagen, es sei der Teufel gewesen.

Der Reiter hatte Mühe, sein Pferd vorwärts zu bringen. Denn der Weg war tief sandig, und ein heftiger Wind trieb

groß« Staubwolken in die Höhe. Da, wo jetzt Wimmenau steht, wehte der Wirbelwind dem ReitrrSmann eine solche

Menge Sand in da» Gesicht, -aß ihm Hören und Sehen

verging. Ein Auge konnte er vor Schmerz gar nicht mehr ösfnen. Er rieb e» sich mit der Hand, indem er immer wieder

rief: „Weh, mm Au! Weh, mm Au!"

Daher hat der

Ort den Namen Wimmenau erhalten.

Die Bärenmühle In der Umgegend von GunderShofen

stand

einmal

eine

Mühle. Dem Müller, dem sie angrhörte, war es unmöglich,

ges. Dieses Becken wird von einer unmittelbar au- dem

Felsen sprudelnde» Quelle genährt. Darüber ist ein Häuschen

gebaut, das fast das Ansehen einer Kapelle hat. Hier bringen alle Bewohner de« Fleckens ihr« Wäsche hin

und «S ist «in lustiges Rauschen und Schlägelgeklopfe und

Schwatzt». Da soll fich nun schon seit undenklichen Zeiten manchmal eine

fremde, weißgekleidet« Frau zu ihnen gesellen, di« niemanden

anblickte noch anredrt« und sich still an einer entfernten Stelle mederläßt und Hemden wäscht. Und es ist der Glaube ver­

breitet, daß es Totenhemdchen find und» jedesmal ein Glied aus der Familie der anwesenden Wäscherinnen sterben muffe.

Der Name des Dorfes Wimmenau Vor vielen hundert Jahren ritt einmal ein Krieger da-

Modrrtal hinauf. Manche sagen, es sei der Teufel gewesen.

Der Reiter hatte Mühe, sein Pferd vorwärts zu bringen. Denn der Weg war tief sandig, und ein heftiger Wind trieb

groß« Staubwolken in die Höhe. Da, wo jetzt Wimmenau steht, wehte der Wirbelwind dem ReitrrSmann eine solche

Menge Sand in da» Gesicht, -aß ihm Hören und Sehen

verging. Ein Auge konnte er vor Schmerz gar nicht mehr ösfnen. Er rieb e» sich mit der Hand, indem er immer wieder

rief: „Weh, mm Au! Weh, mm Au!"

Daher hat der

Ort den Namen Wimmenau erhalten.

Die Bärenmühle In der Umgegend von GunderShofen

stand

einmal

eine

Mühle. Dem Müller, dem sie angrhörte, war es unmöglich,

ges. Dieses Becken wird von einer unmittelbar au- dem

Felsen sprudelnde» Quelle genährt. Darüber ist ein Häuschen

gebaut, das fast das Ansehen einer Kapelle hat. Hier bringen alle Bewohner de« Fleckens ihr« Wäsche hin

und «S ist «in lustiges Rauschen und Schlägelgeklopfe und

Schwatzt». Da soll fich nun schon seit undenklichen Zeiten manchmal eine

fremde, weißgekleidet« Frau zu ihnen gesellen, di« niemanden

anblickte noch anredrt« und sich still an einer entfernten Stelle mederläßt und Hemden wäscht. Und es ist der Glaube ver­

breitet, daß es Totenhemdchen find und» jedesmal ein Glied aus der Familie der anwesenden Wäscherinnen sterben muffe.

Der Name des Dorfes Wimmenau Vor vielen hundert Jahren ritt einmal ein Krieger da-

Modrrtal hinauf. Manche sagen, es sei der Teufel gewesen.

Der Reiter hatte Mühe, sein Pferd vorwärts zu bringen. Denn der Weg war tief sandig, und ein heftiger Wind trieb

groß« Staubwolken in die Höhe. Da, wo jetzt Wimmenau steht, wehte der Wirbelwind dem ReitrrSmann eine solche

Menge Sand in da» Gesicht, -aß ihm Hören und Sehen

verging. Ein Auge konnte er vor Schmerz gar nicht mehr ösfnen. Er rieb e» sich mit der Hand, indem er immer wieder

rief: „Weh, mm Au! Weh, mm Au!"

Daher hat der

Ort den Namen Wimmenau erhalten.

Die Bärenmühle In der Umgegend von GunderShofen

stand

einmal

eine

Mühle. Dem Müller, dem sie angrhörte, war es unmöglich,

seine Mühlärzte (Gesellen) länger al- zwei Tage zu behal­

ten. Denn ein Bär besuchte ft« jede Nacht in der Mühle und jagte ihnen Schrecken ein. Da kam einmal ein starker und beherzter Bursche, der auch von dem Bärenspuk gehört hatte,

und bot, um guten Lohn und Kost, dem Müller seine Dienst«

an. Er trat auch alsbald bei ihm «in und sollte schon in der nächsten Nacht mahlen. Nachdem er, auf de- Glöcklrin- Ruf,

gegen Mitternacht wieder frisch aufgeschüttet und «inen guten

Schluck von seinem Nachttrank zu sich genommen hatte, legt« er sich auf ein paar Mehlsäckr, um auSzuruhen. Er war noch

zwischen Wachen und Träumen, als di« Tür der Mehlstube aufging und ein großer zottiger Bär daraus hergeschritten

kam. Er machte sich zuerst am Beutelkasten zu tun, ging so­ dann am Scheidkasten hin und her, die Trepp« hinauf an di« Trommel, und nahte sich endlich dem Mühlärzte, der, auf

den Ellbogen gestützt, dem Treiben des Ungetüm- kaltblütig

zugesehen hatte. Kaum reckte dasselbe seine Tatze gegen ihn aus, als der Bursche das Mühlbeil ergriff und sie ihm ab­

schlug; worauf der Bär sich mit furchtbarem Heulen davon­

machte. Des andern Morgens, als man sich zur Suppe setzte, fehlte di« Müllerin. Sie lag wimmernd im Bette und Haiti den

rechten Vorderarm verloren. Als der Mühlarzt denselben verzeigte, erkannte man, daß die Müllerin eine Hexe sei.

Die Perlenjungfer am Diemeringer Salz­ brunnen In der Heidenzeit stand auf dem anmutigen Hügel, da, wo jetzt die sogenannten Salzgärten sind, rin prächtiges Schloß, 6

SIsSlI tagen.

»6. 2, T 11.

81

seine Mühlärzte (Gesellen) länger al- zwei Tage zu behal­

ten. Denn ein Bär besuchte ft« jede Nacht in der Mühle und jagte ihnen Schrecken ein. Da kam einmal ein starker und beherzter Bursche, der auch von dem Bärenspuk gehört hatte,

und bot, um guten Lohn und Kost, dem Müller seine Dienst«

an. Er trat auch alsbald bei ihm «in und sollte schon in der nächsten Nacht mahlen. Nachdem er, auf de- Glöcklrin- Ruf,

gegen Mitternacht wieder frisch aufgeschüttet und «inen guten

Schluck von seinem Nachttrank zu sich genommen hatte, legt« er sich auf ein paar Mehlsäckr, um auSzuruhen. Er war noch

zwischen Wachen und Träumen, als di« Tür der Mehlstube aufging und ein großer zottiger Bär daraus hergeschritten

kam. Er machte sich zuerst am Beutelkasten zu tun, ging so­ dann am Scheidkasten hin und her, die Trepp« hinauf an di« Trommel, und nahte sich endlich dem Mühlärzte, der, auf

den Ellbogen gestützt, dem Treiben des Ungetüm- kaltblütig

zugesehen hatte. Kaum reckte dasselbe seine Tatze gegen ihn aus, als der Bursche das Mühlbeil ergriff und sie ihm ab­

schlug; worauf der Bär sich mit furchtbarem Heulen davon­

machte. Des andern Morgens, als man sich zur Suppe setzte, fehlte di« Müllerin. Sie lag wimmernd im Bette und Haiti den

rechten Vorderarm verloren. Als der Mühlarzt denselben verzeigte, erkannte man, daß die Müllerin eine Hexe sei.

Die Perlenjungfer am Diemeringer Salz­ brunnen In der Heidenzeit stand auf dem anmutigen Hügel, da, wo jetzt die sogenannten Salzgärten sind, rin prächtiges Schloß, 6

SIsSlI tagen.

»6. 2, T 11.

81

dessen Mauern aus purem Satz und dessen Zinnen aus Kristall aufgeführl waren. Ja der dunkelsten Nacht glänzlen sie wie frischgrfallener Schnee. Auf diesem Schlosse wohnte di« Perlenjungfer, und au- der Nähe und Ferne kamen edle Ritter und schöne Frauen, um Huldigungen und Geschenke darzubringen. Da» Volk strömte ihr ebenfalls in großen Schare» zu, um ihr zu dan­ ken für die Heilung von bösartigem Seuchen, di« Menschen und Tiere befallen hatten, und um Heilwaffer mitzunehmen für die in der Heimat schmachtenden Kranken. Denn rings­ umher flössen reichgesegnete Heilquellen. Sobald das Wasser der Hauptquell« aufschäumend über die Dächer des Schlosses prasselt«, zogen die Pilger mit Gesang vom Hügel herab und in di« Nähe der Salzquellen. Die Perlenjungfer und die Priesterinnen, welch« sie allein zur Quelle begleiten durften, schritten voraus, über der Quelle erhob sich ein Tempel und rin Hain, die ebenfalls aus Salz und Kristallen bestanden. Zu jenen Zeiten war der Sohn eines mächtigen Fürsten von Liebe zur Perlenjungfer entbrannt und wollt« sie sich, durch Güte oder Gewalt, zueigen machen. Deshalb hüllte er sich eine«. Tages in das Gewand einer Priesterin und stieg mit der Perlenjungfer und den Priesterinnen zur Quell« hinab. Als sich nun die Perlenjungfer zur Flut hinunterneigt«, um daraus zu schöpfen, umfaßte sie der Jüngling. Allein sogleich versank er mit ihr in die Tief«. Einig« hundert Schritte da­ von drang er wieder zur Erd« heraus, heulend und der Jungfrau fluchend. An jener Stell« ist noch j«ht «in starker Salz­ brunn, dem aber der Fürstensohn einen stinkenden Geruch mit»

geteilt hat. Die Perl«njmtgf«r wandelt „glitzern- und zwitzernd"

fort und fort, manchem sichtbar, zur nächtlichen Stund« an den Salzquellen und segnet Menschen und Tier«, di« an denselben trinken. Und di« Quelle», reich und voll, fließen in tausend

und abertausend Perlen hinab ins Eicheltal.

Lerr von Bokisch und sein Schwan Im adeligen Eck, so heißt «in Teil der Vorstadt von Dieme­

ringen, lebt« vor langen Zeiten Herr von Bokisch, «in ebenso reicher al- tapferer und wohltätiger Ritter, der auch in aller­

lei geheimen Künsten wohl erfahren war. Er wußte aus den Lineamenten der Hand jedem sein Horoskop zu stellen, und

vor seinen Augen lag die Zukunft unverhüllt da. Den Armen

reicht« er den nötigen Pfennig und den Kranken spendete er heilende Mittel, so daß sein gastfreie- Schloß stets mit Not­

leidenden aus der Nähe und Ferne erfüllt war.

Eines Tages kündigte er seiner gleich ihm edel» und wohl­ tätigen Gemahlin seinen nahe bevorstehenden Tod an. Da

begann dieselbe zu weinen und zu klagen: Was wird den»

au» mir und allen Hilfsbedürftigen werden? Er tröstete st« aufs beste und sagte: „Drei Tage »ach meinem

Tode wird fich ein weißer Schwan im Schlöffe einstellen; den pflege und halte wohl, so wird e- euch an nicht- fehlen." Herr von Bokisch starb. Wie er vorausgesagt, erschien drei

Tage nach seinem Tode ein schöner weißer Schwan mit glän­ zendem Gefieder, der einen wehmütigen Gesang ertönen ließ und von Stund an bei der ttauernden Witwe verblieb.

Später wurde sie aber de- Tiere- überdrüssig und gab «S

einer Magd mit der Weisung, den Schwan nach Aßweiler

6*

83

|u beit herrlichen Schwänen t« bringen. Der Schwan ließ es geschehen, wandle nochmals eine» wehmütigen Blick nach der undankbaren Gebieterin und noch lange hörte män seine Klagetöne au» der Ferne herüberdringen.

In Aßweiler verschwand er jedoch gleich den ersten Abend und ward nie wieder gesehen, obgleich man seinen Gesang noch manchmal hörte. Frau von Bokisch aber verfiel in Schwermut und verarmte nach und nach so sehr, daß sie bis an ihr Lebensende von den milden Gaben der benachbarten Edelleute erhalten werden mußte. Watther und Lildegund auf dem Wasigenstein

Die Kunde, daß der grimme Hunnenkönig Etzel sich mit einem zahlreichen Heere vom Donaustrande aufgemacht habe, um -egen den Rhein zu ziehen, erfüllte die Lande mit Schrecken. Um die Gräuel der Verwüstung, welche überall dem Zuge des Sieger» folgte», von ihren Völkern abzuwenden, beschlossen die Könige, denen die Lande untertänig waren, Etzel» Schätze und Geiseln entgegenzuschicken. So schickte der Frankenkönig Gibich von Worms als Geisel Hagen von Tronjr.*) König Herrich von Burgund, der zu Chnlon» seinen Sih hatte, sandte seine Tochter Hildegund. *) Tronje ober Tronia ist da» bei Marlenheim gelegene Kirchheim.

Hier hatte König Dagobert der Große eine schöne Burg er­

baut, die er Neu-Troja nannte. Denn sie sollte so fest und gewaltig

werden, alt vordem Troja war.

|u beit herrlichen Schwänen t« bringen. Der Schwan ließ es geschehen, wandle nochmals eine» wehmütigen Blick nach der undankbaren Gebieterin und noch lange hörte män seine Klagetöne au» der Ferne herüberdringen.

In Aßweiler verschwand er jedoch gleich den ersten Abend und ward nie wieder gesehen, obgleich man seinen Gesang noch manchmal hörte. Frau von Bokisch aber verfiel in Schwermut und verarmte nach und nach so sehr, daß sie bis an ihr Lebensende von den milden Gaben der benachbarten Edelleute erhalten werden mußte. Watther und Lildegund auf dem Wasigenstein

Die Kunde, daß der grimme Hunnenkönig Etzel sich mit einem zahlreichen Heere vom Donaustrande aufgemacht habe, um -egen den Rhein zu ziehen, erfüllte die Lande mit Schrecken. Um die Gräuel der Verwüstung, welche überall dem Zuge des Sieger» folgte», von ihren Völkern abzuwenden, beschlossen die Könige, denen die Lande untertänig waren, Etzel» Schätze und Geiseln entgegenzuschicken. So schickte der Frankenkönig Gibich von Worms als Geisel Hagen von Tronjr.*) König Herrich von Burgund, der zu Chnlon» seinen Sih hatte, sandte seine Tochter Hildegund. *) Tronje ober Tronia ist da» bei Marlenheim gelegene Kirchheim.

Hier hatte König Dagobert der Große eine schöne Burg er­

baut, die er Neu-Troja nannte. Denn sie sollte so fest und gewaltig

werden, alt vordem Troja war.

Alpker, der über die Goten im Waegenlande gebot, gab seinen Sohn Walther als Geisel dahin. Walther und Hagen hielten sich an Etzel» Hofe so wohl, daß

sie der Hunnenkönig wert bekam und sie zu Scharmeistern in

seinem Heere machte. Auch wußte die schön« Hildegund die

Gunst der Königin Helke zu gewinne». Sie wurde von ihr mit dem Amte einer Kämmrerin betraut und war al» solche

im Besitze der Schlüssel zu allen Gemächern und Schreine». Hildegund aber war so schön und aller Anmut voll, daß sie

der jung« Walther in sein Herz schloß. Er gestand ihr einmal seine Zuneigung und erfuhr, daß auch sie von Lieb« zu ihm entbrannt war.

Eine» Tage» entfloh Hagen heimlich von Etzel» Hof«, von

unwiderstehlichem Heimweh ergriffe». E« wäre auch Walther

ein leichte» gewrsen, seine Heimat wiederzugewinnrn, aber ohne Hildegund wollte er nie und nimmer vom Hof« ziehe».

In seiner Brust aber nährte er die Hoffnung, bald gemeinsam mit der Geliebten in die Heimat fliehen zu können. Sie sollte nicht lang« nachher in Erfüllung gehen. Walther «ar vom Hunnenkönig mit einem Heer« gegen ein

Grenzvolk ausgesandt worden und hatte «inen glänzenden

Sieg über dasselbe errungen. Der hocherfreute König be­ schloß, den Sieg Walther» gebührend zu feiern. Die Hunnen tranken beim Mahle so viel, daß sie

„vom Übermaß«

be­

rauscht, im Saale schnarchend lagen."

Nun schlich sich Walther davon, bewaffnete sich auf» beste und belud sei» herrliche» Streitroß mit zwei Schreine», gefüllt mit Gold und Edelsteinen. Dann ritt er mit Hildegund un-

bemerkt davon.

Sie suchten die einsamsten, wildesten Gegenden auf und fristete» sich das Leben mit wilden Vögeln und Fischen.

Nach zwei Wochen standen fie am Rheine, Worme gegen­ über. Dem Fergen, der fie übergeseht, gaben fie «ine» Fisch, den Walther noch in der Donau gefangen hatte.

Dieser Fisch kam des folgenden Tages auf den Tisch des Königs Gunther, der seinem verstorbenen Vater Gibich auf dem Throne gefolgt und zu dem Hagen geflohen war. Der Fisch erregte das Erstaunen des Königs, da dies« Art Fische nicht im Rhein gefunden werden. Der Fischer wurde gerufen und erzählte, wie er den Fisch gestern von einem stattlichen Helden, de» er nebst einer wunderschönen Maid über den Fluß gesetzt, erhalte» habe. Beide hätten ei» mit zwei schweren Reiseschreinen beladenes Streitroß mit fich geführt, und in diesen Schreinen hätte «S geklungen, wie eitel Gold und Edelstein. Hagen erkannte alsbald in den Reisenden seinen Freund Walther und dessen Braut Hildegund.

Kaum hatte der habsüchtige Gunther diesen Bericht ver­ nommen, al- er fich, vergebens von Hagen gewarnt, an di« Spitz« von zwölfen seiner besten Helden fetzt«, um den Flücht­ lingen nachzueiltn und ihnen ihre Schätze zu entteißen.

Hagen, der unter der Zahl der Zwölfe fich befand, folgte ihnen mit dem Vorsatz«, nicht gegen den Genossen seiner Jugend zu kämpfen, sondern den König vom Kampf abzumahnen. Der kühn« Held «ar unterdessen mit seiner holden Jungfrau landeinwärts geflohen.

Da sand