169 90 10MB
German Pages 285 [292] Year 1983
Einführung in die Kommunikationswissenschaft
Ein Kurs im Medienverbund Dritte, verbesserte Auflage Erarbeitet von einer Projektgruppe am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München KGSaur München · New York · London · Paris 1983
Das vorliegende Studienmaterial wurde erarbeitet von der Projektgruppe F I M - K o m m u n i kationswissenschaft am Institut für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Leitung
des Projekts:
Redaktionsgruppe:
Horst Decker, Walter Homberg, Wolfgang R. Langenbucher Horst Decker, Petra Dorsch, Elisabeth Gallenkamp, Walter Homberg,
Gisela Hundertmark, Ludwig Maaßen, Norbert Schreiber Didaktik:
Frank Giesen, Hermann Eggert
Curriculum-Konzeption: Evaluationsansatz: Erstellung
Ingrid Busack
Frank Giesen
der Treatments:
Schlußredaktion:
Georg Feil
Walter Homberg, Elisabeth Gallenkamp
Das Projekt wurde finanziert aus M i t t e l n der Stiftung Volkswagenwerk, die vom Deutschen Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen verwaltet wurden (Projektbetreuung: Ursula Schwarz). Die audio visuellen Teile des Lehrsystems wurden als Fernsehfilme produziert vom Südwestfunk Baden-Baden, Hauptabteilung Ausbildungs- und Familienprogramm (Leitung: Werner O. Feißt; Redaktion: Ursula Goetzl und Josef Becker). Video-Kopien (VCR- und U-matic-Kassetten) werden über das Institut für den Wissenschaftlichen Film, Nonnenstieg 72, D-3400 Göttingen, verliehen. Eine bearbeitete und stark verkürzte Fassung des vorliegenden Studienmaterials ist als Begleitbuch zur Fernsehserie 1976 unter dem Titel „Politische Kommunikation. Eine Einführung" im Verlag Volker Spiess, Berlin, erschienen. Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Bernhard Badura (Universität Oldenburg), Prof. Dr. Hans Heinz Fabris (Universität Salzburg), Prof. Dr. Rainer Geißler (Universität Siegen), Prof. Dr. Ferdinand Graf (Pädagogische Hochschule Freiburg), Prof. Dr. Manfred Hättich (Politische Akademie Tutzing), Prof. Dr. Jürgen HUther (Hochschule der Bundeswehr München), Prof. Dr. Werner Kaltefleiter (Universität Kiel), Prof. Dr. Elisabeth Noelle-Neumann (Universität Mainz), Prof. Dr. Harry Pross (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Manfred Rühl (Universität Hohenheim), Prof. Dr. Ulrich Saxer (Universität Zürich), Prof. Dr. Hans Schiefele (Universität München) Redaktion der zweiten, aktualisierten Rudolf Huber Redaktion
der dritten,
und erweiterten
verbesserten Auflage:
Auflage (19821: Walter Homberg,
Walter Homberg
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Einführung in die Kommunikationswissen schaft: d. Prozess d. polit. Meinungs- u. Willensbildung ; e. Kurs im Medienverbund / erarb. von e. Projektgruppe am Inst, für Kommunikationswiss. d. Univ. München. [Leitung d. Projekts: Horst Decker ...]. — München ; New York ; London ; Paris : Saur Teilw. im Verl. Dokumentation, München (früherer Named. Saur-Verl.) ISBN 3-598-10519-3 ISBN 3-598-10410-3 (gültig für d. 2. Aufl.) ISBN 3-7940-3235-7 (gültig f ü r d . 1. Aufl.) NE: Decker, Horst [Hrsg.]; Projektgruppe FIMKommunikationswissenschaft ^ M ü n c h e n > Teil 2. - 3., verb. A u f l . -
1983.
ISBN 3-598-10521-5
© 1 9 8 3 K. G. Saur Verlag KG, München Printed and bound in the Federal Republic of Germany by Druckerei Friedrich Pustet, Regensburg ISBN 3-598-10519-3 (gesamt) ISBN 3-598-10520-7 (Teil 1) ISBN 3-598-10521-5 (Teil 2)
Studieneinheit 7: Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
225
V o n Gisela Hundertmark Studieneinheit 8: Die politische Rolle der Journalisten
259
V o n Walter Homberg und Hans Heinz Fabris Studieneinheit 9: Informationsinput aus dem politischen System und Informationsoutput des Massenkommunikationssystems
289
V o n Elisabeth Gallenkamp Studieneinheit 10: Instanzen der politischen Sozialisation
323
V o n Rainer Geißler Studieneinheit 11: Politisches Verhalten und Mediennutzung
359
V o n Petra Dorsch Studieneinheit 12: Persuasive Kommunikation und Wirkungsforschung
381
V o n Petra Dorsch Studieneinheit 13: Demokratische Kommunikationspolitik
417
V o n Norbert Schreiber Register
459
V o n Elisabeth Gallenkamp
Anhang: Teil I:
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
473
V o n Annette Grube, Rudolf Huber, Wolfgang R. Langenbucher, Werner Löcher, Herthö Sturm und Heinz R. Uekermann Teil II:
Reaktionen, Rezensionen, Resonanz — Erfahrungen mit dem Lehrsystem
Von Walter Homberg
503
Inhaltsübersicht zu Teil 1 Vorwort zur ersten Auflage Von Otto B. Roegele
5
Vorwort zur dritten Auflage Von Walter Homberg und Wolfgang R. Langenbucher
7
Einleitung: Konzeption und Entwicklung des Lehrsystems
9
Von Ingrid Busack, Elisabeth Gallenkamp, Frank Giesen, Walter Homberg und Wolfgang R. Langenbucher Studieneinheit 1: Kommunikation und Kommunikationswissenschaft
27
Von Hans Peter Bleuel und Wolfgang R. Langenbucher Studieneinheit 2: Normative Konzeptionen von politischer Öffentlichkeit — Demokratietheoretische Aspekte
51
Von Ludwig Maaßen und Horst Decker Studieneinheit 3: Das politische System als Kommunikationssystem — Das Parlament im Prozeß der politischen Kommunikation
89
Von Walter Homberg und Norbert Schreiber Studieneinheit 4: Parteien und Wahlen als Institutionen und Kanäle der politischen Kommunikation
127
Von Ludwig Maaßen Studieneinheit 5: Wege der Interessenartikulation
161
Von Elisabeth Gallenkamp Studieneinheit 6: Politisches System und Massenkommunikationssystem Von Gisela Hundertmark
193
Studieneinheit 7 Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem Die Studieneinheit 7 analysiert am Beispiel der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, welche organisatorischen Vorkehrungen das politische Funktionieren aktuell-universeller Forumsmedien sicherstellen können. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der privatwirtschaftlichen Presse, dem Weimarer
1 Vorinformation ]
Rundfunk und der Rolle dieses Mediums in der Zeit zwischen 1933 und 1945 entstand nach dem Zweiten Weltkrieg — in kontroversen Diskussionen und komplizierten Entscheidungsprozessen — das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem der Bundesrepublik Deutschland. Wie die Forschungen zur Nachkriegsgeschichte des Rundfunks heute erkennen lassen, verdanken wir diese Organisationsform einer Reihe historischer Zufälle und politisch-verfassungsrechtlicher Entscheidungen, die bis heute umstritten sind. Im Laufe der Zeit hat sich aus diesem Für und Wider jedoch ein organisatorisches Prinzip entwickelt, das mehr ist als nur zufälliges Resultat einer bestimmten politischen, zeitgeschichtlichen und technischen Situation. Die folgende Darstellung legt daher den Schwerpunkt nicht auf Einzelheiten der Struktur und des Aufbaus der bundesdeutschen Rundfunkanstalten, sondern auf die Grundgedanken des öffentlich-rechtlichen Modells, wie es sich nach 1945 in der Bundesrepublik entwickelt hat, und auf die Überprüfung seiner Wirksamkeit jenseits der technischen und wirtschaftlichen Tatsachen, die zur Gründung der Rundfunksender geführt haben. Der Sinn des öffentlich-rechtlichen Organisationsprinzips ist unter demokratie- und kommunikationstheoretischer Perspektive darin zu sehen, daß das Funktionieren des Rundfunks als eines universell-aktuellen Kommunikationsmediums garantiert wird. Dafür sind in den Rundfunkgesetzen der Länder und des Bundes zahlreiche rechtliche Vorkehrungen getroffen: •
Programmauftrag und Programmrichtlinien
•
innere Organisation nach dem Intendantenprinzip
•
Einrichtungen der gesellschaftlichen Kontrolle
•
Finanzierung durch Gebühren
Zu den wichtigsten Programmrichtlinien der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gehören Objektivität, Ausgewogenheit und Neutralität. Ihr Stellenwert als Prinzipien politisch-journalistischen Handelns wird in der Studieneinheit dargestellt und in Beziehung gesetzt zu den vielfältigen Problemen und Gefährdungen des öffentlich-rechtlichen Systems. Das Funktionieren des Rundfunks — politisch also als eines Forums der Kommunikation — ist von außen und von innen bedroht. Die Gefährdung von innen ist in der Rollenselbstdeutung mancher Journalisten zu suchen, die sich keineswegs an den Prinzipien eines öffentlich-rechtlichen Journalismus orientiert, sondern eher an einem historisch überholten Berufsverständnis. (Diese Aspekte werden in der Studieneinheit 8 ausführlicher behandelt.) Die Gefährdung von außen resultiert heute aus dem unangemessen großen Einfluß der politischen Parteien auf die Rundfunkkontrolle. Einige Beispiele dazu aus der jüngsten Zeit unterstreichen diese Problematik, über deren Bewertung und Lösung immer noch Uneinigkeit herrscht.
225
„Prinzip Dunkelsonne" „Rundfunk Rundfunk ist Sache der Allgemeinheit, überparteilich und von jeder Beeinflussung frei. Die unglaubliche Handlung dieses märchenhaften Spielfilms ist ι kunftsmusik, von der mancher allenfalls zu träumen wagt." Der Film treibt das Gerangel um Ausgewogenheit im öffentlich-rechtlichen öffent Rundfunk satirisch auf die Spitze: Drei Nachrichtenredakteure, schwarz-, rot-, gelbgewandet, kämpfen um Sendeanteile und erleben manche Überraschungen.
Inhalt 1.
Zur Entwicklung des Rundfunks in der Bundesrepublik
227
1.1
Modelle der Rundfunkorganisation
227
1.2
Die Entwicklung des Rundfunks nach 1945
228
1.3
Die Gründung öffentlich-rechtlicher Anstalten
230
1.4
Pläne für eine neue Rundfunkordnung
231
1.5
Rundfunkanstalten des Bundesrechts
232
1.6
Die „Deutschland-Fernsehen-GmbH" und die verfassungsrechtlichen Konsequenzen
232
1.7
Das Zweite Deutsche Fernsehen
232
2.
Der Rundfunk aus verfassungsrechtlicher Sicht
233
2.1
Das öffentlich-rechtliche Modell als Garant der Rundfunkfreiheit
234
2.2
Organe des öffentlich-rechtlichen Modells
234
2.3
Programmauftrag und Programmrichtlinien
234
2.4
Die Verpflichtung zu Neutralität, Ausgewogenheit und Objektivität
236
3.
Die Rundfunkstruktur in der Bundesrepublik
237
3.1
Die technische und wirtschaftliche Ordnung
237
3.2
Aufbau und Organisation der Rundfunkanstalten
239
4.
Das Prinzip der gesellschaftlichen Kontrolle
241
4.1
Das ständische und das parlamentarische Berufungsverfahren
241
4.2
Die gesellschaftlich relevanten Gruppen und ihre Repräsentanz in den Rundfunkanstalten
243
4.3
Rundfunkräte und gesellschaftliche Relevanz
243
5.
Der Einfluß der politischen Parteien auf den Rundfunk
246
5.1
Machtkämpfe und Machtdemonstrationen
248
5.2
Hat das öffentlich-rechtliche System versagt?
250
Aufgaben
250
Literaturverzeichnis
254
Literaturhinweise zum weiteren Studium Lösungen
255 '.
256
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
1.
Zur Entwicklung des Rundfunks in der Bundesrepublik
Hörfunk und Fernsehen in der Bundesrepublik sind öffentlich-rechtlich organisiert. Zu dieser Organisationsform gehören als konstituierende Prinzipien: • die Freiheit vom Staat, • die Freiheit vom Kapitaleinfluß des Marktes, • die demokratische Rückkopplung durch die Institutionen gesellschaftlicher Kontrolle. Diese Elemente wurden als wichtig erkannt, um den freien Ablauf demokratischer Kommunikationsprozesse durch Medien zu sichern, die keiner einseitigen Interessenbeeinflussung unterliegen. Mit anderen Worten: Der Rundfunk ist ein Medium, in dessen Darstellungsraum potentiell sämtliche gesellschaftlichen Gruppen oder einzelne — so mächtig oder machtlos sie auch sein mögen — zu Wort kommen sollen. Der Rundfunk dient also der Artikulation und Integration der unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen. Durch die öffentlich-rechtliche Organisationsform erweist er sich „als eine spezifische, ja in ihrer Art einzigartige Institution der Gewaltenbalancierung nicht nur zwischen Staat und Gesellschaft, sondern auch zwischen den einzelnen Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft, als ein Faktor der Neutralisierung der in dieses Massenmedium einmündenden divergierenden Richtungen und der Instituierung von Unabhängigkeiten" (Michel, S. 186).
Mit der Rechtsform von öffentlich-rechtlichen Anstalten wurden gleichzeitig die Funktionen des Rundfunks in der Gesellschaft umrissen. Die Organisation von Rundfunk setzt aufgrund des Spannungsverhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft, in dem er angesiedelt ist, grundsätzlich eine bewußte Ordnungspolitik voraus, die seine Funktionsbereiche abgrenzt und gleichzeitig gewährleistet, daß der Rundfunk die ihm zukommenden Aufgaben auch erfüllen kann. Um so erstaunlicher erscheinen unter diesem Aspekt die Forschungsergebnisse zur Nachkriegsgeschichte des Rundfunks. Sie zeigen nämlich, daß „bei der Gründung der gegenwärtigen Rundfunkanstalten die Rechtsform der öffentlich-rechtlichen Anstalt wohl mehr zufällig denn bewußt als Idealtypus gewählt" wurde (Michel, S. 187).
Medienpolitik ist generell nur in einem direkten Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und politischen Strukturen eines Landes zu beurteilen. Insofern kann auch die Rundfunkpolitik, die zur Konstituierung des öffentlich-rechtlichen Modells führte, nicht losgelöst von der historischen Situation nach 1945 gesehen werden. Die wenigen wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der Neuordnung des Rundfunks beschäftigen, kommen zu dem Ergebnis, daß die Rundfunkorganisation mehr oder weniger als Kompromiß aus den unterschiedlichen Interessen hervorgegangen ist. Für die These, daß die Rundfunkorganisation in der Bundesrepublik als ein politisches „Zufallsprodukt" entstanden ist, spricht vor allem die Tatsache, daß eine verfassungsrechtliche Fixierung des öffentlich-rechtlichen Modells erst im Jahre 1961 erfolgte, im sogenannten Fernseh-Urteil; es dauerte also 15 Jahre, bis der Rundfunk eine verfassungsrechtliche Grundlage besaß. Bevor jedoch die Frage erörtert werden soll, wie es zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik kam, wollen wir kurz die verschiedenen möglichen Organisationsformen für die audiovisuellen Medien Hörfunk und Fernsehen aufzeigen.
1.1 Modelleder Rundfunkorganisation Der Mangel an Sendefrequenzen läßt beim derzeitigen Stand der Technik eine willkürliche Vermehrung von Rundfunkträgern (Veranstaltern von Rundfunk) nicht zu. Die auf internationaler Ebene ausgehandelten Frequenzbereiche bedürfen daher auf nationaler Ebene der Lizenzierung durch den Staat bzw. durch eine staatliche Behörde. „Diese Beherrschung des technischen Mittels durch die staatliche Exekutive unterscheidet den Rundfunk von anderen Massenmedien, die eines staatlich verwalteten Verbreitungsmittels nicht bedürfen und die deshalb dem Einfluß des Staates weniger leicht zugänglich sind" (Brack [1] , S . 1). Beim Rundfunk und seinen einzelnen Organisationsmodellen stellt sich also die Frage des Verhältnisses zum Staat viel stärker als bei anderen Medien. Die wesentlichen Organisationsformen sind: • staatliche bzw. regierungsnahe Rundfunkorganisationen, • kommerzielle private Rundfunksysteme, • vom Staat unabhängige öffentlich-rechtliche Anstalten.
227
Studieneinheit 7
Tendenziell gelten bei diesen Modellen folgende Cha-
„ B e i der Betrachtung einer Rundfunkorganisation ist zu bedenken, daß die Rechtsform der Rundfunkorganisation kein sicheres Indiz für ihr Verhältnis zum Staat, zu den politischen Parteien und anderen (z.B. kommerziellen) Gruppen und für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung sowie für ihren freien Zugang zu allen Nachrichtenquellen darstellt. Zu beobachten sind z.B. Rundfunkgesellschaften in Formen des Privatrechts, die durch Beteiligung des Staates am Stammkapital mehr oder weniger staatliche Unternehmen sind; auf der anderen Seite ist z.B. die öffentlich-rechtlich organisierte .British Broadcasting Corporation' ( B B C ) in der Praxis von der Regierung unabhängig, obwohl gewisse Eingriffe rechtlich möglich wären" (Brack [1], S. 2).
rakteristika, wobei Überschneidungen und Mischformen die Regel sind:
Staats- oder Regierungsfunk Der Staats- oder Regierungsfunk ist als staatliche Einrichtung in das politische System integriert. Die direkte Unterstellung des Rundfunks unter die Regierung verhindert den freien Zugang einzelner und gesellschaftlicher Gruppen zum Medium und damit das „die öffentliche Meinungsbildung belebende Spannungsverhältnis zwischen den politischen Gewalten, insbesondere der Regierung, und dem Medium Rundfunk" (Scholl, S. 31).
Die Situation des Rundfunks und damit auch die Organisation von Rundfunkträgern ist beim heutigen Entwicklungsstand der Technik weitgehend durch den Mangel an Sendefrequenzen bestimmt. Diese Ausgangslage
Kommerzielle Rundfunksysteme Der Rundfunk wird nach dem Modell
wird sich in absehbarer Zukunft verändern (vgl. Studienwirtschaftlichen
einheit 13); und damit dürfte sich die Diskussion um die
Wettbewerbs organisiert (analog zur Presse; vgl. Stu-
Organisationsform wieder verstärken. Eine zukunftswei-
dieneinheit 6). Der Staat verleiht Sendelizenzen an pri-
sende Medienpolitik kann aber „ohne die genaue Kennt-
vate Rundfunkträger, die sich durch den Verkauf von
nis dessen, was in dieser Beziehung in der Vergangen-
Sendezeiten bzw. ausschließlich durch Werbung finan-
heit geschehen ist, schlechterdings nicht auskommen.
zieren. In diesem Modell der freien Konkurrenz kann
Sie leitet geradezu ihre Legitimation daraus her" (Stei-
der Staat als eine Gruppe unter anderen ebenfalls Rund-
ninger, S. 388).
funk betreiben. Bei der privatwirtschaftlichen Organisationsform ist die Abhängigkeit des Rundfunks von den auftraggebenden Wirtschaftsgruppen offensichtlich, wenn auch prinzipiell bei diesem Modell ähnliche Kontrollorgane wie im öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem denkbar sind.
Im Mittelpunkt dieser Studieneinheit steht das öffentlich-rechtliche Modell, nach dem der Rundfunk in der Bundesrepublik organisiert ist. Um die Bedeutung dieses Prinzips für die Organisation von Massenkommunikation zu veranschaulichen, ist es notwendig, zunächst die politischen Intentionen zu untersuchen, aus denen die gegenwärtige Konstruktion hervorgegangen ist.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk Der Grundgedanke dieser Organisationsform ist die weitgehende Unabhängigkeit des Rundfunksystems sowohl vom politischen Machtsystem als auch von einzelnen gesellschaftlichen Interessen, z.B. Einflüssen der Wirtschaft oder mächtiger Verbände. Der Rundfunk als Organ der Öffentlichkeit untersteht einer gesamtgesellschaftlichen Kontrolle, die noch näher zu erläutern sein wird.
1.2
Die Entwicklung des Rundfunks nach 1945
Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für den Rundfunk in Deutschland in technischer wie in organisatorischer Hinsicht einen Neuanfang. Die Verfügung über die wenigen noch vorhandenen Überreste der alten Rundfunkeinrichtungen lag nicht mehr bei den Deutschen, sondern in den Händen der alliierten Besatzungs-
Klare Abgrenzungen dieser Organisationsmodelle sind
mächte. Diese errichteten in den Jahren 1945/46 in den
aufgrund der vielen Mischformen, die sich in den ein-
von ihnen besetzten Zonen zunächst einmal sendefähi-
zelnen Ländern herausgebildet haben, fast nicht mög-
ge Anstalten, die sich in ihrem Besitz und damit unter
lich.
der Kontrolle der Militärregierung befanden. Zudem
228
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
verhängten sie im Mai 1945 ein generelles Publikations-
Erfahrungen des Dritten Reiches schien ihnen mit die-
verbot für Deutsche, das jede eventuelle publizistische
ser Organisationsform die angestrebte Unabhängigkeit
Betätigung genehmigungspflichtig machte. Die Besat-
des Rundfunks von Staat und Regierung am besten ge-
zungsmächte sahen die wichtigste Aufgabe des Rund-
währleistet. Sie wollten sogar ihre Pläne ohne die Mit-
funks in der „Umerziehung des deutschen Volkes", in
wirkung von deutscher Seite verwirklichen und dann
der Erziehung zur Demokratie.
die neu gebildeten Länderregierungen vor vollendete
Auch wenn im Laufe der Zeit die Sendungen in zuneh-
Tatsachen stellen.
mendem Maße von deutschen Mitarbeitern gestaltet
Als die amerikanischen Absichten bekanntwurden, reg-
wurden, lag die Leitung des Rundfunks weiter im Macht-
te sich auf deutscher Seite heftiger Widerstand. Die Re-
bereich der Amerikaner, Engländer und Franzosen. Die-
aktionen gipfelten in den Versuchen der Länder Hessen
sen Anspruch dokumentierten die Alliierten vor allem
und Bayern, in eigener Regie eine Rundfunkanstalt ins
mit der Übergabe der gesamten, früher der Post unter-
Leben zu rufen. Diesen Bestrebungen wiederum woll-
stellten Sendetechnik an die einzelnen Rundfunkanstal-
ten und konnten die Amerikaner in keinem Fall zustim-
ten. Sie schufen damit eine völlig neue Situation. Denn
men. Denn, so formulierte der Militärgouverneur Ge-
seit den Anfängen des Rundfunks in Deutschland im
neral Clay, es sei „die grundsätzliche Politik der US-Mi-
Jahre 1923 standen der Reichspost alle Entscheidungen
litärregierung", „daß die Kontrolle der öffentlichen Mei-
über seine technischen und auch finanziellen Belange
nungsbildung, wie Presse und Rundfunk, verteilt wer-
zu. Die einmütig ablehnende Haltung der Besatzungs-
den soll und von jedem herrschenden Regierungseinfluß
mächte gegenüber den Postansprüchen war ausschließ-
freigehalten werden muß" (nach Flottau, S. 23).
lich auf die negativen Erfahrungen der jüngsten Geschichte zurückzuführen: In der mächtigen Stellung der Post lag nämlich ein wesentlicher Faktor für die staatliche Abhängigkeit des Rundfunks während der Weimarer Zeit und damit auch für den Mißbrauch als staatli-
A n der Diskussion um eine Neuordnung und die Übergabe des Rundfunks in deutsche Hände war maßgeblich Hans Bredow beteiligt, dem bereits eine entscheidende Rolle bei der Gründung und Organisation des Rund-
ches Propagandamittel im Dritten Reich.
funks nach dem Ersten Weltkrieg zugekommen war. Bre-
Außer in der Frage dieser strukturellen Veränderung,
funkkommissar die weitreichenden Interessen der Post
dow hatte während der Weimarer Zeit als Reichsrund-
der Zusammenlegung von Programm, Verwaltung und
vertreten, bis er 1933 sein A m t aufgeben mußte. Von
Technik in die Hände der Rundfunkanstalten selbst,
daher galt er — insbesondere auch für die Alliierten —
waren sich die Alliierten über die zukünftige Rundfunk-
als eine bedeutende Persönlichkeit in rundfunkpoliti-
ordnung wenig einig. Jede der Besatzungsmächte hatte
schen Fragen. Seine fachliche Kompetenz sollte für die
sich nämlich beim Wiederaufbau der Rundfunkanstalten
Neuordnung nach 1945 wiederum von entscheidender
an den Organisationsmodellen ihres Heimatlandes orien-
Bedeutung sein.
tiert, und diese gedachten sie auch bei einer künftigen Neuordnung in Deutschland zu verankern.
Bredows Vorstellungen waren von den negativen Erfahrungen der Weimarer Zeit geprägt. Von daher sind auch
Die Briten planten mit ihrem Sender in Hamburg einen
seine rundfunkpolitischen
zentralen Rundfunk für das gesamte von ihnen besetzte
•
Gebiet, der — wie die British Broadcasting Corporation (BBC) - öffentlich-rechtlich organisiert sein sollte. Die Franzosen hatten in Baden-Baden eine Rundfunkanstalt nach dem Muster der staatlich-zentralistischen Organisation ihrer Heimat geschaffen. Und die Amerikaner, im Besitz von Radio München, Frankfurt und Stuttgart, wollten ein System mehrerer unabhängig voneinander bestehender privater Anstalten aufbauen. Bereits im Sommer 1946 leiteten sie erste Aktivitäten hinsichtlich einer Privatisierung des Rundfunks ein. Aufgrund der
Grundsätze zu verstehen:
keine Postkontrolle mehr über die technischen Rundfunkeinrichtungen;
•
keine staatliche Programmkontrolle wie in der Weimarer Zeit und später im Dritten Reich;
•
aber auch keine Einflußnahme durch private Gesellschaften.
Woran Bredow allerdings auch nach 1945 festhielt, das war die föderalistische Struktur des Rundfunks — jedoch ohne eine übergeordnete Instanz, wie sie die Reichsrundfunkgesellschaft während der Weimarer Zeit dargestellt hatte.
229
Studieneinheit 7
Die Reichsrundfunkgesellschaft (RRG) war 1926 gegründet worden und hatte alle übergeordneten Aufgaben der neun regionalen Sendeanstalten übernommen (vgl. Lerg, S. 236 f f ) . Die Bezirksge-
gang aus der Besatzungsherrschaft in eine deutsche Zuständigkeit herzustellen" (Roegele, S. 110). Die Post allerdings hatte sich diesem Vorschlag gemäß mit dem Verzicht auf die gesamte Technik abzufinden.
sellschaften mußten damals 51 Prozent ihrer Antei
Mit diesem Konzept Bredows war ein entscheidender
le an die Reichspost übertragen, die damit fak-
Schritt in Richtung einer öffentlich-rechtlichen Rund-
tisch die wirtschaftliche Aufsicht ausüben konnte.
funkstruktur und gleichzeitig für eine Übergabe der
Hinzu kam, daß der Staat entscheidenden Einfluß
Rundfunkverantwortung in deutsche Hände getan.
auf die Nachrichtengebung nahm, indem die regionalen Anstalten nur Nachrichten der RRG-eigenen Nachrichtenstelle D R A D A G verbreiten durften, deren Anteile wiederum zu 51 Prozent beim
1.3 Die Gründung öffentlich-rechtlicher Anstalten
Reich lagen. Somit war t r o t z der neun verschiedenen Rundfunksender „eine starke zentralisti-
In den Jahren 1948 und 1949 wurden die ersten deut-
sche Kontrolle technischer, wirtschaftlicher und
schen Rundfunkanstalten nach dem Kriege gegründet.
politischer Ansichten das Charakteristikum des
Es waren dies in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Ent-
Rundfunks der Weimarer Z e i t " (F lottau, S. 17).
stehung: ^
der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) für
Im Oktober 1947 fand eine Konferenz statt, an der die
das Gebiet der britischen Besatzungszone (Ham-
alliierten Vertreter Bayerns, Hessens, Nordrhein-West-
burg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
falens und Württemberg-Badens wie auch Vertreter der
Schleswig-Holstein), der Bayerische Rundfunk
Postverwaltung teilnahmen. A u f diesem „Frankfurter
(BR), der Hessische Rundfunk (HR), Radio Bre-
Treffen" legte Bredow sein Konzept zur
men (RB) und der Süddeutsche Rundfunk (SDR)
des Rundfunks
Neuordnung
vor, dessen Merkmale er selbst folgen-
dermaßen zusammengefaßt hat:
in der amerikanischen Zone sowie der Südwest\ funk (SWF) im französisch besetzten Teil für die Länder Rheinland-Pfalz, Baden und Württem-
„ 1 . Bildung unabhängiger Rundfunkanstalten des öffentlichen Rechts. 2. Unabhängigkeit der Intendanten in der Programmgestaltung und Bindung nur an allgemeine gesetzliche Richtlinien. 3. Einsetzung unabhängiger Rundfunkräte als Vertreter der Öffentlichkeit zur Beratung der Intendanten und Verwaltungsräte sowie zur Überwachung der Finanzgebarung. 4. Ausübung des technischen Betriebes durch die Rundfunkanstalten und nicht mehr durch die Post" (zitiert nach Flottau, S. 25). Dieses Konzept kann als ein Kompromißvorschlag angesehen werden, bei dem alle Beteiligten Zugeständnisse machen mußten. Die Amerikaner z.B., die einen privatwirtschaftlich organisierten Rundfunk planten, sahen zumindest die Staatsunabhängigkeit des Rundfunks gewahrt. Den Intentionen der einzelnen Landesregierungen entsprach die Anerkennung der Gesetzgebungs-
berg-Hohenzollern. Die Bundesrepublik hatte damit zwar ein öffentlichrechtliches Rundfunksystem, jedoch ohne eine verfassungsrechtliche Verankerung der neuen Ordnung. Die Gründungen waren nämlich nicht auf der Basis verfassungsrechtlicher Normen erfolgt, sondern in zeitlicher Parallelität zu den Beratungen des Grundgesetzes. Damit war von vornherein ein K o n f l i k t angelegt, der die Diskussion um die Ordnung des Rundfunks in den fünfziger Jahren wieder entfachen sollte. Wesensmerkmal des neu gegründeten öffentlich-rechtlichen Rundfunks war das föderalistische Dezentralisation.
Prinzip, die
Es war — den politischen Forderun-
gen der Alliierten entsprechend — in den Ländergesetzen bzw. Staatsverträgen der gegründeten Anstalten verankert. Die legislative Kompetenz in Rundfunkfragen lag damit bei den Länderparlamenten — ohne Beteiligung des Bundes.
kompetenz für die Rundfunkorganisation. Auch die
Auch für die Zeit nach I nkrafttreten des Grundge-
Anstalten
setzes hatten sich die Alliierten die entscheidende Kom-
„empfanden Bredows Vorschlag als die gün-
stigste denkbare Möglichkeit, einen schmerzlosen Über-
230
petenz in bezug auf den Rundfunk in der Bundesrepu-
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
blik vorbehalten. Der Artikel 3 des Gesetzes Nr. 5 der Alliierten Hohen Kommission bestimmte nämlich, „daß ohne ihre Genehmigung neue Rundfunk-, Fernseh- oder Drahtfunksender nicht eingerichtet, noch Anlagen dieset Art einer anderen Verfügungsgewalt unterstellt werden durften . . . Rundfunkpolitisch war die Bundesregierung damit vollkommen neutralisiert" (Steininger, S. 391).
1.4 Pläne für eine neue Rundfunkordnung Gegen diesen Zustand meldete die damalige Regierung Adenauer bereits sehr früh Bedenken an. Gestützt auf den Artikel 73 des Grundgesetzes, der dem Bund die „ausschließliche Gesetzgebung über das Post- und Fernmeldewesen" zuschreibt, setzten bereits in der ersten Legislaturperiode deutliche Bemühungen für eine spätere Rundfunk-Neuordnung ein. Nach Meinung Adenauers sollte der Rundfunk nämlich „politisches Führungsmittel der jeweiligen Bundesregierung" sein (nach Steininger, S. 391). Zu diesem Zweck wurde ein Bundesrundfunkgesetz geplant, das, wäre es verwirklicht worden, eine Situation ähnlich der des Weimarer Rundfunks geschaffen hätte. Entsprechende Initiativen der Adenauer· Regierung bzw. der CDU als Regierungspartei scheiterten an dem energischen Widerstand der Länder und ihrer Rundfunkanstalten, die ihre neugewonnene Eigenständigkeit verteidigten. Dennoch kam es 1953 zum Entwurf eines Bundesgesetzes „über die Wahrnehmung gemeinsamer Aufgaben auf dem Gebiet des Rundfunks". Der Entwurf sah die Gründung einer Anstalt des öffentlichen Rechts „Der Deutsche Rundfunk" vor. Diese sollte für das Fernsehen, das der NWDR bereits begonnen hatte, ausschließlich zuständig werden. „Weiterhin sollte sie als Gemeinschaftssender der Landesrundfunkanstalten eine .Deutsche Welle'... und in gleicher Weise den .Deutschen Kurzwellendienst' für das Ausland betreiben. Außer diesen Rundfunkdiensten sollte die Anstalt .sonstige gemeinsame Aufgaben auf dem Gebiet des Rundfunks' wahrnehmen" (Brack [2], S. 17). Das Auslaufen der ersten Legislaturperiode verhinderte, daß der Gesetzentwurf eingebracht wurde; dem nächsten Bundestag wurde er nicht mehr vorgelegt. Die Diskussion lebte erst wieder auf, als mit der Erschließung neuer Frequenzen ein weiteres Fernsehprogramm in Aussicht stand. I η der Zwischenzeit hatten nämlich auch einzelne politische und gesellschaftliche
Gruppen — vor allem die Wirtschaft — ihr Interesse am Rundfunk bekundet. Als sich nunmehr eine reale Möglichkeit zur Ausstrahlung eines weiteren Programms eröffnete, kam eine rege Auseinandersetzung in Gang. Zunächst waren es die Landesrundfunkanstalten, die sich Gedanken über die Nutzung der neuen Frequenzen machten. Ende 1957 beantragten sie bei der Bundespost die Freihaltung dieser Wellenbereiche. Die Post hatte sich aber offensichtlich bereits „bestimmte Vorstellungen" über deren Verwendung gemacht. Die in der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten bekamen eine ausweichende Antwort. Meldungen über Verhandlungen der Bundespost mit privaten Gruppen führten daraufhin zur „Großen Anfrage der SPD im Bundestag betr. Privatwirtschaftliches Fernsehen". Die Bundesregierung, so erklärte der Bundespostminister, sei nicht der Meinung, daß „nur die Rundfunkanstalten der Bundesländer berechtigt seien, Rundfunkprogramme in diesen Bereichen zu verbreiten" (Flottau, S. 52). Damit war offenkundig, daß ein zweites Fernsehprogramm von verschiedenen Seiten vorbereitet wurde. 1958 wurde von privater Hand die Gesellschaft „Freies Fernsehen GmbH" gegründet. Diese Gesellschaft erhielt am 30. Dezember 1959 vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung den Auftrag zur Erstellung eines zweiten Fernsehprogramms. Von nun an gingen die Verhandlungen auf verschiedenen Ebenen weiter. Die Ministerpräsidenten der Länder wandten sich gegen den Plan der Bundesregierung, ein Bundesrundfunkgesetz herauszubringen, das diese zur Errichtung eines Langwellen-, eines Kurzwellenund eines Fernsehsenders vorbereitete. Sie wollten vielmehr die Interessen des Bundes und der Länder durch einen Staatsvertrag koordinieren. Zum Abschluß eines derartigen Vertrages kam es jedoch nicht. Dafür legte die Regierung Adenauer im September 1959 den Entwurf eines Gesetzes über den Rundfunk vor. Kernstück dieser Gesetzesvorlage war, „daß der Bund zur Veranstaltung von Fernsehsendungen für Deutschland eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit dem Namen .Deutschland-Fernsehen' errichtete. Entscheidend für die Gestaltung des zweiten Fernsehprogramms war, daß die Anstalt die Durchführung der Fernsehsendungen privatrechtlichen Gesellschaften übertragen sollte" (Hillig, S. 98). Der Entwurf passierte den Bundestag nicht. Er wurde nach eingehender Debatte zur Überprüfung an verschiedene Ausschüsse überwiesen. Dabei 231
Studieneinheit 7
kam der Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik im Frühjahr 1960 zu dem Beschluß, „die Beratung des das .Deutschland-Fernsehen' betreffenden Teils des Entwurfs zunächst zurückzustellen, bis zu übersehen sei, zu welchen Ergebnissen die inzwischen angeregten Verhandlungen zwischen Bund und Ländern geführt hätten" (Hillig, S. 99).
1.5 Rundfunkanstalten des Bundesrechts Nachdem der Problembereich Fernsehen aus dem Entwurf entfernt war, wurde 1960 das „Gesetz über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts" verkündet und somit der Weg für die Einrichtung der beiden Bundessender Deutsche Welle und Deutschlandfunk freigemacht. Zur Errichtung dieser Anstalten hatten sich die Länder bereit erklärt, „da sie vornehmlich der Repräsentation der Bundesrepublik im europäischen Ausland und in Übersee dienten. Da dies aber von einem Fernsehprogramm mit seiner geringen Reichweite in keiner Weife behauptet werden konnte, war das ein Grund für die Länder, dem Bund auf dem Fernsehsektor einen Sender des Bundesrechts zu verweigern" (Flottau, S. 54). Die Fronten verhärteten sich weiter, da sich die Regierung Adenauer nicht bereit zeigte, mit den Ländern zu verhandeln. Diese hatten eine Vierer-Kommission gebildet, die versuchen sollte, mit der Bundesregierung ins Benehmen über ein gemeinsames Vorgehen zu kommen. Nachdem nun dieser Versuch mißlang, unternahm Adenauer einen Vorstoß in den eigenen Reihen. Er verhandelte zunächst mit den der CDU/CSU nahestehenden Ministerpräsidenten in der Hoffnung, die gemeinsame „Länderfront" zu sprengen, und unterbreitete ihnen den Vorschlag, eine GmbH von Bund und Ländern zu gründen. Mit diesem Rückgriff auf Organisationsformen der frühen Weimarer Zeit fand er allerdings nur geteilte Zustimmung, denn nachdem man die übrigen Ministerpräsidenten unterrichtet hatte, erhoben sich etliche Einwände gegen die Pläne der Regierung.
1.6 Die „Deutschland-Fernsehen-GmbH" und die verfassungsrechtlichen Konsequenzen Wohl in der Hoffnung, die Ministerpräsidenten würden dennoch zustimmen, veranlaßte Adenauer die Gründung der Deutschland-Fernsehen-GmbH, für die zunächst der Bundeskanzler als Vertreter der Bundesregierung und Justizminister Schäffer als Treuhänder für die Bundesländer fungierten. Dieser Schritt „war nicht nur eine
232
Überrumpelung der Länder in einer der wichtigsten innenpolitischen Angelegenheiten seit Bestehen der Bundesrepublik, er war nicht nur der Versuch, ein privates Fernsehen unter Oberaufsicht der Bundesregierung zu einem Zeitpunkt einzurichten, da der Bundestagswahlkampf 1961 bevorstand" (Flottau,S. 55 f.). Gleichzeitig aktualisierte dieser Schritt den im Grundgesetz angelegten Bund-Länder-Konflikt über die Zuständigkeit in Rundfunkfragen und machte somit eine verfassungsrechtliche Klarstellung notwendig. Denn keines der Länder, auch nicht ein CDU-regiertes, trat der privatrechtlichen Gesellschaft bei. Statt dessen riefen Hamburg und Hessen, später auch Niedersachsen und Bremen, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe an. Bis zur endgültigen Urteilsverkündung erließ das Bundesverfassungsgericht eine „Einstweilige Verfügung" gegen den für den 1. Januar 1961 geplanten Programmbeginn der „Deutschland-Fernsehen-GmbH" und stoppte damit Adenauers Vorhaben. Das am 28. Februar 1961 verkündete Urteil beendete den Bund-LänderStreit einstweilen durch die Klarstellung: „Der Bund hat durch die Gründung der Deutschland-Fernsehen-GmbH gegen Art.-30 in Verbindung mit dem VIII. Abschnitt des Grundgesetzes sowie gegen den Grundsatz bundesfreundlichen Verhaltens und gegen Art. 5 des Grundgesetzes verstoßen" (Lehr/Berg, S. 222 f.).
1.7 Das Zweite Deutsche Fernsehen Bereits kurze Zeit nach dem Urteilsspruch des Verfassungsgerichts, im März 1961, gab die A R D erneut den Plan zur Ausstrahlung eines zweiten Programms durch die Landesrundfunkanstalten bekannt. Dieser Plan wurde jedoch drei Tage später von einem Beschluß der Ministerpräsidenten durchkreuzt: Gestärkt durch die im Fernsehurteil fixierte Gesetzgebungskompetenz, wollten diese die Gründung eines zweiten Fernsehprogramms nicht den bestehenden Anstalten überlassen, sondern sie selbst übernehmen. Die Ministerpräsidenten beschlossen in Form eines Staatsvertrages, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) als zentrale Anstalt des öffentlichen Rechts zu gründen. Dieser Vertrag trat nach seiner Ratifizierung durch die einzelnen Länderparlamente zum 1. Dezember 1961 in Kraft. Vom 1. April 1964 an wurden zwei Fernsehprogramme in der Bundesrepublik ausgestrahlt. Hinzu kamen seit 1964/65 die regional produzierten Dritten Programme der einzelnen Landesrundfunkanstalten, deren Schwerpunkte in den Bereichen Bildung, Ausbildung und Regionales liegen sollten.
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
2.
Der Rundfunk aus verfassungsrechtlicher Sicht
Mit dem Fernsehurteil wurde neben dem konkreten Streit um das „Adenauer-Fernsehen" vor allem die Rundfunkordnung der Bundesrepublik in ausführlicher Form verfassungsrechtlich geklärt und festgelegt. Der Ausgangspunkt, die Kompetenzstreitigkeiten zwischen Bund und Ländern, rührte noch aus der Zeit der alliierten Machtbefugnisse her. Denn solange allein die Besatzungsmächte die allgemeine Funkhoheit ausübten, stand ihrem rundfunkpolitischen Ziel der Machtentflechtung, das sie mit der Institutionalisierung des föderalistischen Prinzips verfolgten, kein übergeordnetes staatliches Interesse entgegen. Erst nach Inkrafttreten des Grundgesetzes entbrannte der Konflikt um die Zuständigkeit, die Diskussion um eine Neuordnung des Rundfunks.
Die Fernmeldehoheit des Bundes In seinem Urteil interpretiert das Bundesverfassungsgericht die „Post- und Fernmeldebefugnis" des Bundes nach Artikel 73 des Grundgesetzes folgendermaßen: Zum Fernmeldewesen gehören „nur die technischen Vorgänge des Sendens der Rundfunkdarbietungen. Fernmeldewesen ist ein technischer, am Vorgang der Übermittlung von Signalen orientierter Begriff." Der Rundfunk gilt nicht als „Teil", sondern als „Benutzer" dieser Einrichtungen. Demnach erstreckt sich die Fernmeldekompetenz auf die allgemeine Regelung „für einen geordneten Ablauf des Betriebs der Rundfunksender", wobei „die sogenannte Studiotechnik nicht zum Fernmeldewesen gehört" (vgl. Lehr/Berg, S. 234 f.). Aus seiner Post- und Fernmeldebefugnis kann der Bund also keine Legitimation für einen eigenen Rundfunkbetrieb ableiten. Legislative Kompetenzregelung Ebensowenig stehen dem Bund im Rahmen der allgemeinen Gesetzgebungsbefugnisse legislative Kompetenzen in Rundfunkfragen zu. ^ ^ „ E i n e Gesetzgebungsbefugnis des Bundes ist ausdrücklich nur für die allgemeinen Rechtsverhältnisse der Presse und des Films vorgesehen. . . . Eine den Zusammenhang des Grundgeset-
zes beachtende Auslegung kann nicht annehmen, daß dem Bund für den Rundfunk als Ganzes ausschließliche Gesetzgebungsbefugnisse zustehen, während er über die allgemeinen Rechtsverhältnisse der Presse und des Films nur Rahmenvorschriften erlassen darf .. . Das Grundgesetz geht bei der Ordnung der Gesetzgebungskompetenzen von Bund und Ländern vom Grundsatz der Länderkompetenz aus.. . Es kommt hinzu, daß der Rundfunk jedenfalls auch ein kulturelles Phänomen ist. Soweit kulturelle Angelegenheiten überhaupt staatlich verwaltet und geregelt werden können . .., fallen sie aber nach der Grundentscheidung des Grundgesetzes . . . in den Bereich der Länder" (Lehr/ Berg, S. 235 f.). Das föderalistische Prinzip Mit dieser mehrfachen Begründung ist der Föderalismus auch auf dem Gebiet des Rundfunks verfassungsrechtlich fixiert, wenn auch in der Realität die bestehende föderalistische Rundfunkstruktur — ihrer Einteilung nach — mehr an die Politik der Alliierten erinnert und weniger an die kulturelle Vielfalt in der Bundesrepublik. Verfassungsmäßige Rundfunkorganisation Das Bundesverfassungsgericht hat sich zwar deutlich gegen die Bestrebungen gewandt, den Rundfunk zu zentralisieren, was aber die Rechtsform betrifft, so heißt es im Fernsehurteil: ^ ^ „ A r t . 5 GG fordert zur Sicherung der Freiheit auf dem Gebiet des Rundfunks allerdings nicht die in den Landesrundfunkgesetzen gefundene und für die Rundfunkanstalten des Bundesrechts übernommene Form... Auch eine rechtsfähige Gesellschaft des privaten Rechts könnte Träger von Veranstaltungen dieser Art sein, wenn sie nach ihrer Organisationsform hinreichende Gewähr bietet, daß in ihr in ähnlicher Weise wie in der öffentlich-rechtlichen Anstalt alle gesellschaftlich relevanten Kräfte zu Wort kommen und die Freiheit der Berichterstattung unangetastet bleibt" (Lehr/Berg, S. 255). Damit sind private Rundfunkträger zwar grundsätzlich erlaubt; in der Urteilsbegründung zeigt sich aber deutlich, daß die öffentlich-rechtliche Form und die damit verbundenen institutionalisierten Kontrollorgane „Model Icharakter" gewonnen haben. 233
Studieneinheit 7
Es gilt nun, die öffentlich-rechtliche Konstruktion unter dem Aspekt der institutionellen Sicherung der Rundfunkfreiheit näher zu diskutieren. Denn dem Bundesverfassungsgericht zufolge ist für den Rundfunk „als einem neben der Presse stehenden, mindestens gleich bedeutsamen, unentbehrlichen modernen Massenkommunikationsmittel und Faktor der öffentlichen Meinungsbildung die institutionelle Freiheit nicht weniger wichtig . . . als für die Presse" (Lehr/Berg, S. 254).
2.1 Das öffentlich-rechtliche Modell als Garant der Rundfunkfreiheit Was bedeutet Rundfunkfreiheit? Das Bundesverfassungsgericht hat die im Grundgesetz fixierte Berichterstattungsfreiheit durch den Rundfunk zur „allgemeinen Rundfunkfreiheit" ausgeformt. Diese „allgemeine" Bedeutung wird folgendermaßen begründet: | ^ „ D i e in Art. 5 Abs. 1 enthaltene Garantie der Freiheit des Rundfunks ist für das gesamte öffentliche, politische und verfassungsrechtliche Leben in den Ländern von fundamentaler Bedeutung; sie ist ein Teil der in die Landesverfassungen hineinwirkenden Bundesverfassung." Der Rundfunk gilt als „Sache der Allgemeinheit". „Er muß in voller Unabhängigkeit überparteilich betrieben und von jeder Beeinflussung freigehalten werden" (nach Stein, S. 165). Zur Sicherung der verfassungsrechtlich verbürgten Rundfunkfreiheit wird das öffentlich-rechtliche Modell als beispielhaft angeführt: „Eines der diesem Zweck dienlichen Mittel ist das Prinzip, nach dem die bestehenden Rundfunkanstalten aufgebaut sind: Für die Veranstaltung von Rundfunksendungen wird durch Gesetz eine juristische Person des öffentlichen Rechts geschaffen, die dem staatlichen Einfluß entzogen oder höchstens einer beschränkten staatlichen Rechtsauf sieht unterworfen ist; ihre kollegialen Organe sind faktisch in angemessenem Verhältnis aus Repräsentanten aller bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Gruppen zusammengesetzt; sie haben die Macht, die für die Programmgestaltung maßgeblich oder mitentscheidenden Kräfte darauf zu kontrollieren und dahin zu korrigieren, daß den im Gesetz genannten Grundsätzen für eine angemessen anteilige Heranziehung aller am Rundfunk Interessierten Genüge getan wird" (Lehr/Berg, S. 254 f.). 234
2.2 Organe des öffentlich-rechtlichen Modells Sämtliche Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik sind nach einem relativ einheitlichen Schema aufgebaut. Grundsätzlich haben sie drei Organe: • Der Rundfunkrat, das zahlenmäßig stärkste Aufsichtsgremium, vertritt die Interessen der Allgemeinheit gegenüber dem Rundfunk. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört die Beratung des Intendanten, besonders in Fragen des Programms. Er überwacht die Einhaltung der Programmgrundsätze und -richtlinien. Der Rundfunkrat besitzt das Haushaltsrecht, d.h. er hat den Haushaltsvoranschlag und den Jahresabschluß zu genehmigen. Bei den meisten Anstalten wählt der Rundfunkrat den Intendanten und — zumindest — einen Teil der Verwaltungsratsmitglieder. • Der Verwaltungsrat, das zahlenmäßig kleinere Gremium, unterstützt und überwacht den Intendanten besonders hinsichtlich der laufenden Geschäfte (Verwaltung, Finanzen). • Der Intendant hat die Verantwortung für den gesamten Betrieb der Anstalt — sowohl für das Programm als auch für die Verwaltung und die Technik. Er leitet die Anstalt und vertritt ihre Interessen gegenüber der Öffentlichkeit und vor Gericht.
2.3 Programmauftrag und Programmrichtlinien Neben den organisatorischen Vorkehrungen zur Sicherung der Rundfunkfreiheit fordert das Bundesverfassungsgericht auch „sachliche Grundsätze", die „ein Mindestmaß von inhaltlicher Ausgewogenheit, Sachlichkeit und gegenseitiger Achtung" gewährleisten (vgl. Lehr/Berg, S. 255). Derartige für das Gesamtprogramm verbindliche Leitgrundsätze finden sich ebenfalls in den Rundfunkgesetzen: Der Programmauftrag beschreibt in allgemeinster Form die Aufgaben der Sendeanstalten. Er wird ergänzt durch die Normierung enger gefaßter Programmrichtlinien.
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
Der Programmauftrag der Rundfunkanstalten
Zum Vergleich einige Beispiele aus den Programmrichtlinien verschiedener Anstalten (zi-
Westdeutscher Rundfunk. „Aufgabe der Anstalt
tiert nach der Quellensammlung von Lehr/Berg):
tung von Nachrichten und Darbietungen in Wort,
Demokratietheoretische Normen
ist die für die Allgemeinheit bestimmte Verbrei-
Ton und Bild. Sie betreibt und errichtet zu die-
— „der freiheitlich-demokratischen Grundord-
degebiet) die hierfür erforderlichen Anlagen des
— „eine unabhängige Meinungsbildung ermög-
sorgt die Anlagen des Drahtfunks" (§ 3,1).
— „im Rahmen der verfassungsmäßigen Ord-
sem Zweck im Lande Nordrhein-Westfalen (SenHörrundfunks und des Fernsehfunks; sie ver-
Hessischer Rundfunk: „Aufgabe des Hessischen Rundfunks ist die Verbreitung von Nachrichten und Darbietungen bildender, unterrichtender und unterhaltender Art. Er erwirbt und betreibt zu diesem Zweck Rundfunksendeanlagen" (§2). Bayerischer Rundfunk: „Aufgabe des Bayerischen Rundfunks ist die Veranstaltung von
Sendungen in Wort, Ton und Bild über die von ihm betriebenen Anlagen" (Art. 2).
nung entsprechen" (ZDF) lichen" (ZDF)
nung" (WDR)
— „demokratische Freiheiten verteidigen" (WDR)
— „demokratische Gesinnung" — „die in der Verfassung festgelegten Grundrechte und
Grundpflichten müssen Leitlinien der Programmgestaltung sein" (BR)
— „die Programme des Südwestfunks müssen
vom Geiste demokratischer Freiheit (sein)" (SWF)
Allgemeine ethische Grundhaltungen
Saarländischer Rundfunk: „Aufgabe der Anstalt
— „die sittlichen und religiösen Überzeugungen
men des Hör- und Fernsehrundfunks" (§ 9, 2).
— „nur der Wahrheit verpflichtet sein" (WDR)
ist die Gestaltung und Verbreitung von Program(Lehr/Berg, S. 147, S. 57, S. 45, S. 91.)
der Bevölkerung sind zu achten" (WDR)
— „kulturelles Verantwortungsbewußtsein" (BR)
— „Menschlichkeit" (BR)
— „insbesondere sind Sendungen verboten, die
Vorurteile gegen Einzelne oder Gruppen, we-
Der Programmauftrag, auf eine Formel gebracht, könn-
te lauten:
^ ^ A u f g a b e ist die Gestaltung und Verbreitung von Sendungen in Wort, Ton und Bild für die Allgemeinheit. Hörfunk und Fernsehsendungen die-
nen der Information, Bildung und Unterhaltung. Ein normativer Rahmen für die Gestaltung der Sendun-
gen wird durch die enger gefaßten Programmrichtlinien abgesteckt. Sie stellen einen Kriterienkatalog dar, der den Programmauftrag in verschiedenen Richtungen
präzisiert. Dabei sind sie auf der einen Seite Grundsät-
ze für die Arbeit der an den Sendungen beteiligten
Journalisten. Auf der anderen Seite bieten sie den Aufsichtsgremien den Bezugsrahmen ihrer Kontrolle.
gen ihrer Rasse, ihres Volkstums, ihrer Reli-
gion oder Weltanschauung verursachen oder
zu deren Herabsetzung Anlaß geben können,
ferner solche Sendungen, die das sittliche oder religiöse Gefühl verletzen" (BR)
Politische Werte und politische Programmatik — „internationale Verständigung fördern" (WDR)
— „zum Frieden und sozialer Gerechtigkeit mahnen" (WDR)
— „Verständigung unter den Völkern" (SWF)
— „Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit" (ZDF)
Föderalismus — „der landsmannschaftlichen Gliederung des Sendegebietes soll Rechnung getragen werden" (WDR)
— „der Eigenart Bayerns gerecht werden" (BR) 235
Studieneinheit 7
2.4 Die Verpflichtung zu Neutralität, Ausgewogenheit und Objektivität
wortlichen, an ihrer Spitze der Intendant. Die den Rundfunk tragenden gesellschaftlichen Kräfte — repräsentiert durch die Aufsichtsgremien — dürfen nicht
Durch ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag sind die
aktiv ins Programm eingreifen. Dies käme einer Vor-
Rundfunkanstalten darüber hinaus zu Neutralität,
zensur gleich, welche vom Grundgesetz ausdrücklich
Ausgewogenheit und Objektivität verpflichtet. Bei-
verboten ist. Sie haben lediglich beratende Funktion.
spielsweise heißt es in den WDR-Sendegrundsätzen:
Eine Kontrolle steht ihnen nur für das bereits gesendete Programm zu.
.Die Nachrichtengebung muß allgemein, unabhängig und objektiv sein." Der WDR „darf
Neutralität
nicht einseitig einer politischen Partei oder
rische Aufgabe des Ausgleichs zwischen den Meinun-
Gruppe, einer Interessengemeinschaft, einem
gen" (Krause-Ablaß, S. 241). Es gibt also keine Mei-
Bekenntnis oder einer Weltanschauung die-
nung des Rundfunks, sondern nur Meinungen im
nen" (nach Lehr/Berg, S. 146).
auf der Programmebene „ist die gestalte-
Rundfunk. Die ausgewogene Präsentation dieser Meinungen ist Sache der Programmacher. Sie sind zu
Und für den Bayerischen Rundfunk gilt:
Sachlichkeit und gegenseitiger Achtung gegenüber al-
„ D i e Angestellten des Bayerischen Rundfunks
len Teilen der Gesellschaft verpflichtet, d.h. zur Ob-
dürfen bei der Programmgestaltung weder ein-
jektivität
seitig einer politischen Partei oder Gruppe
heit 6).
noch Sonderinteressen, seien sie wirtschaftli-
in ihrer Berichterstattung (vgl. Studienein-
Der in diesem Zusammenhang häufig gehörte V o r w u r f ,
cher oder persönlicher A r t , dienen. Sie kön-
die Verwirklichung von Neutralität, Ausgewogenheit
nen jedoch in eigenen Kommentaren und in
und Objektivität müsse unweigerlich zur totalen jour-
Sendungen, die kritisch Stellung nehmen, ihre
nalistischen Meinungsabstinenz in den Programmen
persönliche Meinung äußern."
der Rundfunkanstalten führen, beruht auf dem Miß-
„ A l l e Nachrichten und Berichte sind wahr-
verständnis, daß jede einzelne Sendung in sich ausge-
heitsgetreu und sachlich zu halten. Die Re-
wogen und objektiv sein solle. „Ausgewogenheit zum
dakteure sind bei der Auswahl und Sendung
Beispiel verurteilt eine Gattung wie das Fernsehkaba-
der Nachrichten zu Objektivität und Überpar-
rett alsogleich zum Tode, und nur Banausen können
teilichkeit verpflichtet" (Lehr/Berg, & 46).
etwa politisches Credo und künstlerische Qualität in der Programmgestaltung gegeneinander aufrechnen.
Ähnliche Passagen finden sich auch in anderen Rund-
Aus solchen und ähnlichen Beispielen erhellt sich un-
funkgesetzen; „soweit eine ausdrückliche gesetzliche
mißverständlich, daß das Objektivitätserfordernis bloß
Vorschrift fehlt, ergibt sich die Neutralitätspflicht aus
Teilnorm der Publizierpflicht des Journalisten ist.. .
der rechtlichen Natur des Integrationssystems in Ver-
Die politischen Leistungen der publizistischen Me-
bindung mit dem Gleichheitsgrundsatz ( A r t . 3 G G ) "
dien in der Demokratie müssen, ja dürfen durchaus
(Krause-Ablaß, S. 238).
nicht nur objektive sein, sondern der parteiische Pres-
Was bedeuten nun aber diese Grundsätze? A u f der organisatorischen Ebene haben wir diese Frage bereits beantwortet: Durch die repräsentative Beteiligung gesellschaftlicher Kräfte an der RundfunkkontroHe soll institutionell gewährleistet sein, daß einseitige Tendenzen in der Gesamtausrichtung einer Anstalt vermieden werden. Die konkurrierende Pluralität der unterschiedlichen Interessen gilt dabei als ausgleichendes Korrektiv, die demokratische Kontrolle als institutionelle Garantie für die Neutralität und Ausgewogenheit.
sekommentar zum Beispiel ist durchaus legitime demokratische Propaganda" (Saxer, S. 217). Die Unabhängigkeit des Rundfunks wird nicht zuletzt dadurch gewährleistet, daß er seine Programme in eigener Verantwortung herstellt. Die aus der allgemeinen Rundfunkfreiheit abgeleiteten Postulate bedeuten dabei eine notwendige Normierung für die Programmgestaltung. Neutralität und Ausgewogenheit dürfen jedoch nicht zur Meinungslosigkeit, zu politischer Abstinenz führen. Im Gegenteil. Es muß den
Wie sieht es nun mit den Postulaten auf der Programm-
Programmachern, den journalistischen Mitarbeitern
ebene aus? Über die inhaltliche Ausgewogenheit
ein Freiraum für engagierte subjektive Meinungsäuße-
des
Gesendeten entscheiden zunächst die Programmverant236
rungen gesichert werden.
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
Das erscheint zwar widersprüchlich. Da aber in den Postulaten gleichzeitig angelegt ist, daß in den Programmen möglichst alle in der Gesellschaft vorhandenen Meinungspositionen vertreten werden sollen, ist es geradezu die Aufgabe der Rundfunkmitarbeiter, dort ausgleichend einzugreifen, wo Defizite in der Interessenartikulation vorhanden sind. Dieser Zusammenhang macht deutlich, daß die Ausgewogenheit bzw. Neutralitätsverpflichtung nur vom Gesamtprogramm her zu beurteilen ist. Organisatorische Vorkehrungen zur institutionellen Sicherung der Rundfunkfreiheit sind ebenso wichtig wie die Normierung durch Programmrichtlinien. Das reicht jedoch nicht aus, um die Rundfunkfreiheit sicherzustellen. Die Unabhängigkeit der Rundfunkanstalten, die Postulate der Neutralität, Objektivität und Ausgewogenheit sind „Sollvorschriften", berufsethische Richtlinien, die erst in der Konfrontation mit der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit ihre Tauglichkeit als Grundlagen zur Erfüllung der „öffentlichen Aufgabe Rundfunk" erweisen können. „Der Rundfunk kann in seiner Struktur alle Merkmale politischer Gewaltenteilung auf sich vereinen. Er hat in unserer Verfassungswirklichkeit, auf Landesrecht gegründet, also dezentralisiert, als Gemeineigentum, also sozial und durch den demokratischen Proporz beaufsichtigt, eine besondere Chance" (Scholl, S. 14 f.). Bevor nun aktuelle rundfunkpolitische Probleme aufgegriffen werden, die sich aus der Konfrontation von Verfassungsnorm und -Wirklichkeit ergeben, soll ein zusammenfassender Überblick die Struktur von Hörfunk und Fernsehen in der Bundesrepublik erläutern.
3.
Die Rundfunkstruktur in der Bundesrepublik
3.1 Die technische und wirtschaftliche Ordnung Das öffentlich-rechtliche Modell scheint bei Berücksichtigung aller Aspekte von den möglichen Organisationsformen die geeignetste Rechtsform zu sein, um die Unabhängigkeit des Rundfunks zu schützen. Für die Beurteilung der Unabhängigkeit gegenüber
staatlichen, parteipolitischen oder sonstigen machtpolitischen Einflüssen müssen neben der Rechtsform aber auch die verschiedenen anderen Gesichtspunkte beachtet werden, unter denen das komplexe Phänomen Rundfunk betrachtet werden kann — wie etwa die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen. Der Rundfunk ist ein äußerst kompliziertes technisches Instrument, das wiederum nur mit enormen finanziellen Aufwendungen betrieben werden kann. Die beiden Bereiche - Technik und Wirtschaft - bilden die notwendige Basis für den zentralen Aufgabenbereich des Rundfunks, die Ausstrahlung des Programms.
Die Technik Die Verteilung der auf internationaler Ebene ausgehandelten Sendefrequenzen ist Sache der Bundespost. Dabei ist die Post jedoch verpflichtet, „ausschließlich sendetechnische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. . . .Auflagen', die diesen Bereich verlassen, wären unzulässig" (Lehr/Berg, S. 241). Mit dieser ausdrücklichen Eingrenzung der Befugnisse bezieht sich das Bundesverfassungsgericht auf die Zustände während der Weimarer Zeit, wo die mit der Genehmigung durch die Post verbundenen Auflagen ganz offensichtlich die Freiheit des Rundfunks untergruben. „Die Möglichkeit der Reichspost, die Erteilung von .Genehmigungen von Funksendeanlagen der Reichsfjost' mit Bedingungen zu verbinden, Richtlinien für den .Nachrichten- und Vortragsdienst', Bestimmungen über Überwachungsausschüsse und Beiräte, eröffnete den staatlichen Gewalten alle Wege der Einflußnahme" (Scholl, S. 59). Die negativen historischen Erfahrungen können auch als Grund dafür angesehen werden, daß die Alliierten bei der Neuordnung des Rundfunkwesens in der Bundesrepublik den gesamten Besitz an Studio- und Sendeanlagen den Anstalten übereigneten. „Wenn der Bund die technischen Einrichtungen des Rundfunks in seiner Hand hielte, könnte es ernstlich keine Rundfunkfreiheit geben, ebensowenig wie es eine Pressefreiheit geben könnte, wenn der Staat etwa Eigentümer aller Druckereien des Staatsgebietes wäre . . . Eine Freiheit des Rundfunks gegenüber Einflüssen des Staates ist letztlich nur möglich, wenn Programmgestaltung und Verfügung über die Sendeanlagen in der gleichen Hand und zwar keine in der Hand des Staates liegen" (Maunz, S. 278).
237
Studieneinheit 7
Die wirtschaftlichen Grundlagen
Für die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten sind die Einnahmen aus der
Die finanzielle Basis der neun Landesrundfunkanstalten sowie des Z D F bilden die
Hörfunk- bzw. Fernsehwerbung heute bereits unver-
Rundfunkgebühren.
Hinzu kommen Werbeeinnahmen.
zichtbar geworden. Die Möglichkeiten der Programm-
Ausnahmen bilden
die zwei Rundfunkanstalten des Bundes, die ausschließlich {Deutsche Welle) bzw. überwiegend (Deutschland-
men sind vielfach nachgewiesen, vor allem am Beispiel Amerikas. Bilden nämlich die Werbeeinnahmen die
funk) aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Die-
einzige finanzielle Grundlage, so müssen die Verant-
se drei Finanzierungsarten sind in bezug auf mögliche
wortlichen bei der Programmgestaltung bemüht sein,
Abhängigkeiten unterschiedlich zu bewerten. Grund-
eine möglichst große Hörer- bzw. Seherzahl anzuspre-
sätzlich ist eine Finanzierung durch den Staats- oder
chen, um den Interessen der werbetreibenden Wirt-
Bundeshaushalt nicht geeignet, die geforderte Unab-
schaft, die sie finanziert, gerecht zu werden. Dieser
hängigkeit des Rundfunks sicherzustellen. Bei den
Zwang führt zumeist zu einer Nivellierung des Pro-
zwei Bundesrundfunkanstalten ist die staatliche Finan-
gramms, zur Senkung des Niveaus in den einzelnen
zierung denn auch offensichtlich auf ihre besondere
Sendungen. „Werbung paßt nur in ein bestimmtes
Aufgabenstellung zurückzuführen. Beide Anstalten
.Rahmen'-Programm. Werbung und das sie umgeben-
sind schwerpunktmäßig für Sendungen ins Ausland
de Programm nehmen ähnliche Charakteristika an,
bestimmt, wobei der Programmauftrag der Deutschen
pendeln sich auf ähnlichem Niveau ein, vermitteln
Welle ganz klar auf die Regierungsnähe dieser Anstalt
ähnliche Klischees, Verhaltensweisen" (Flottau, S.
hinweist:
232).
„ D i e Sendungen sollen den Rundfunkteilnehmern im Ausland ein umfassendes Bild des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland vermitteln und ihnen die deutsche Auffassung zu wichtigen Fragen darstellen und erläutern" (Lehr/Berg, S. 178).
Im Hinblick auf diese Gefahren des kommerziellen Systems, die sich nicht mit dem Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vereinbaren lassen, sind in der Bundesrepublik die Werbezeiten in Hörfunk- und Fernsehprogrammen begrenzt:
Erträge aus Teilnehmergebühren
der Landesrundfunkanstalten
1979 *
Hörfunkgebühren
Insgesamt
DM
DM
BR HR NDR RB SR SFB SDR SWF WDR
164 669 681 89 648 044 182 502 314 12 870 065 17 283 346 41 286 343 95 789 278 117 148 814 253 129 019
358 232 968 107 469 862 194 051 023 58 215 208 402 790 472 120 837 205 28 082 842 8 424 721 11 422 145 38 073 677 27 241 461 90 804 956 194 464 775 58 339 370 242 524 075 72 757 294 566 288 380 169 886 514
250 763 106 135 835 815 281 953 267 19 658 121 26 651 532 63 563 495 136 125 405 169 766 781 396 401 866
415 432 787 225 483 859 464 455 581 32 528 186 43 934 878 104 849 838 231 914 683 286 915 595 649 530 885
16,92 9,18 18,92 1,32 1,79 4,27 9,45 11,69 26,46
Gesamt
974 326 904 2 115 313 168 634 593 780 1 480 719 388
2 455 046 292
100,00
Rundfunkanstalten
•ARD-Jahrbuch 1980, S. 254
238
beeinflussung bei rein kommerziellen Rundfunksyste-
Fernsehgebühren RundfunkAnteil Anteil der Landes- gebühren des ZDF rundfunkanstalten insgesamt DM DM DM
Anteil in %
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
beim Fernsehen auf einen Durchschnitt v o n 2 0 M i n u -
D a v o n entfielen auf die H ö r f u n k w e r b u n g 1 5 5 Millio-
ten täglich. Die F u n k w e r b u n g wird v o n d e n einzelnen
nen u n d auf die Fernsehwerbung 3 7 8 Millionen D M .
Anstalten unterschiedlich behandelt.
Beim Z D F , das im gleichen Jahr ein Gebührenaufk o m m e n von 6 3 5 Millionen D M zu verzeichnen hatte,
Der R u n d f u n k in der Bundesrepublik, begriffen als
lagen die Werbeeinnahmen bei 4 0 3 Millionen D M .
„öffentliche A u f g a b e " , w i r d deshalb in erster Linie aus d e m G e b ü h r e n a u f k o m m e n finanziert. Die R u n d funkgebühr wird dabei als Entgelt für die Teilnahme
3.2 Aufbau und Organisation der Rundfunkanstalten
a m Programm verstanden — als Anstaltsnutzungsgebühr -
u n d nicht, wie in der Weimarer Zeit, als Ent-
gelt für die G e n e h m i g u n g z u m Betrieb eines R u n d -
Sämtliche Landesrundfunkanstalten strahlen s o w o h l
funkgerätes. Die Festsetzung der Gebühren fällt in
H ö r f u n k - als auch Fernsehprogramme aus. A n d e r s das
die Zuständigkeit der Länder. Die einzelnen Anstal-
Z D F u n d die beiden Bundesrundfunkanstalten, die
ten haben A n s p r u c h auf die in ihrem Sendegebiet an-
ausschließlich
fallenden Gebühren. Diese werden seit 1 9 7 6 durch die Gebühreneinzugszentrale in K ö l n erhoben. ALIS
Fernsehen bzw. H ö r f u n k produzieren.
Wie die beiden Programmbereiche H ö r f u n k u n d Fernsehen in den A u f b a u einer öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt integriert sind, zeigt das folgende
Werbesendungen erzielten die A R D - A n s t a l t e n
S c h e m a a m Beispiel des Bayerischen R u n d f u n k s :
1 9 7 9 insgesamt einen Erlös v o n 5 3 3 Millionen D M .
Organisationsplan
des Bayerischen
Rundfunks Interne Revision
Rundfunkrat
Personalreferat
Intendant
Juristische Direktion
Programmdirektion Hörfunk
Fernsehdirektion
Rechtsabteilung Allgemeine Rechtsangelegenheiten Versicherungen Rundtunkgebührenstelle
HA Nadi richten
Politik und Wirtschaft
Bayern
Service
Sport
HA Erziehung und Gesellschaft HA Kultur
Programmgruppe Politik und Wirtschaft
Programmgruppe Erziehung u. Ausbildung
Programmbereiche Politik u. Tagesgesch. Politik und Zeitgeach. Kultur und Zeitgeseh. Sonderprogramm Kulturgeschichte
Programmbereiche Familie und Schule Außerschulische Ausbildungsprogramme Erziehung und Erwachsenenbildung Kunst und Erziehung
Programmgruppe Regional programm Programmbereich Regional Programm Programmgruppe Spiel und Unterhaltung
Unterhaltung
Studio Nürnberg
Programmbereiche Musik und Unterhaltung Spiel Teieclub Dokumentation. Prog rammen twicklungen und Sonderprogramme
Produktionsbetrieb Fernsehen Betriebsgruppen Herstellung Filmproduktion Ausstattung F'roduktionswirtschaft
Zentralabteilung Öffentlichkeit
Verwaltungsdirektion HA Finanzen
Verwaltungsrat
Technische Direktion
Planung u. Beschaffung
Personal
HA Technischer Betrieb F S
Honorare und Lizenzen
HA Senderbetrieb
Bau·und Liegenschaftswesen
Technischer Zentral bereich
Einkauf
Allgemeine Verwaltung Allgemeiner Betrieb Fernsehen Datenverarbeitung
HA Sendeleitung HA Produktion Hörfunk
239
Studieneinheit 7
In der Regel werden von den einzelnen Landesrundfunk-
Die Rundfunkanstalten verpflichten sich vertraglich,
anstalten drei Hörfunkprogramme, Teile des ersten
einen bestimmten A n t e i l am Gemeinschaftsprogramm
Fernsehprogramms sowie für die jeweiligen Sendege-
der A R D zu übernehmen.
biete die sogenannten Dritten Fernsehprogramme produziert. Die Ausstrahlung des gemeinsamen ersten
Die Beteiligung
Fernsehprogramms liegt in den Händen der A R D , der
ten am ARD-Programm
der einzelnen
Landesrundfunkanstal-
(= 1. Programm) seit 1979
„Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland". Dieser Zusammenschluß wurde 1950 zur „Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen der Rundfunkanstalten" und zur „Bearbeitung gemeinsamer Fragen des Programms sowie gemeinsamer Fragen rechtlicher, technischer und betriebswirtschaftlicher A r t " gegründet (Lehr/Berg, S. 261). Denn bei allen Bestrebungen nach Unabhängigkeit der einzelnen Anstalten gab es „so viele gemeinsame Probleme . . ., daß eine Zusammenarbeit, die auch institutionell zumindest locker geregelt war, als unvermeidlich erschien" (Flottau, S. 39). Zunächst jedoch begann der NWDR als erste deutsche Rundfunkanstalt im Dezember 1952 in Hamburg mit der Ausstrahlung eines regelmäßigen Fernsehprogramms. A u f g r u n d der enormen finanziellen Aufwendungen er-
Der Vertrag sieht vor, daß jede der beteiligten Rund-
schien es sehr bald als unmöglich, daß jede der Lan-
funkanstalten berechtigt ist, „ a u f die Ausstrahlung
desrundfunkanstalten neben dem H ö r f u n k noch ein
von Teilen des Fernsehgemeinschaftsprogramms zu
eigenes volles Fernsehprogramm bestreiten konnte. Aus
verzichten und es insoweit durch einen eigenen Bei-
diesem Grund wurde 1953 der „Fernsehvertrag der
trag zu ersetzen" (Lehr/Berg, S. 285). Dieser Vorbe-
westdeutschen Rundfunkanstalten" für das „Deutsche
halt bezieht sich auf die föderalistische Rundfunk-
Fernsehen" abgeschlossen und damit der Grundstein
struktur, die in ihrem Grundgedanken t r o t z gemein-
für die gemeinsame Ausstrahlung des ersten Programms
samer Sendungen unangetastet bleiben soll.
gelegt.
Finanzausgleich Der Fernsehvertrag
in der Fassung vom 2.7.1964
besagt unter anderem: „ F ü r das Fernsehgemeinschaftsprogramm werden die Rundfunkanstalten wie folgt zusammenarbeiten: a) Eine Ständige Programmkonferenz w i r d ge-
War zunächst vorgesehen, daß jede Anstalt die Kosten ihres Pflichtanteils am Gemeinschaftsprogramm selbst tragen sollte, so wurde dieser Passus im Finanzausgleichsvertrag
aus dem Jahre 1969 zugunsten der fi-
nanzschwachen Sender geändert. Die Anstalten in bevölkerungsstarken Gebieten mit einem höheren Gebührenaufkommen — wie beispielsweise der WDR — führten
bildet. Mitglieder der Ständigen Programm-
einen bestimmten Anteil ihrer Erlöse ab. Diese Beträ-
konferenz sind die Intendanten der Rund-
ge wurden wiederum nach einem bestimmten Schlüs-
funkanstalten oder ihre Beauftragten und
sel an die finanzschwachen Anstalten verteilt.
der Vorsitzende (Koordinator). b) Zur Beratung der Ständigen Programmkon-
Die Gesamtsumme, die die Landesrundfunkanstalten
ferenz w i r d ein Fernsehbeirat gebildet. Er
im Jahr 1974 in die „gemeinsame Kasse" einzahlten,
setzt sich aus je einem Vertreter der Rund-
betrug 116 550 000 DM. Davon brachten der WDR 46,76
funkanstalten zusammen . . . " (Lehr/Berg,
Prozent (54 500 000 DM), der N D R 20,83 Prozent
S. 284).
(24 280 000 DM) und der Bayerische Rundfunk 13,93 Prozent (16 240 000 DM) auf, während die Sender be-
240
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
völkerungsschwacher Länder sowie die beiden Bundessender Deutsche Welle und Deutschlandfunk nur geringe Anteile zu zahlen hatten. Diese Regelungen wurden durch die ARD-Verwaltungsvereinbarungen von 1978 und 1980 abgelöst. So sieht die Übergangsregelung für 1981 u.a. eine Finanzausgleichsmasse von 131,32 Millionen DM vor. 41,7 Millionen werden davon für die Finanzierung des Deutschlandfunks aufgewendet; Zuwendungen erhalten Radio Bremen (23,02 Mio.), der Saarländische Rundfunk (27,62 Mio.) und der Sender Freies Berlin (38,98 Mio.). Die Hauptanteile an der Finanzausgleichsmasse bestreiten der WDR mit 72,93 Millionen, der N D R mit 19,31 Millionen und der B R mit 16,73 Millionen DM (vgl. ARD-Jahrbuch 1980, S. 322).
4.
Das Prinzip der gesellschaftlichen Kontrolle
„Weil der Rundfunk .Sache der Allgemeinheit' ist, muß ihn diese Allgemeinheit auch kontrollieren können, ob er seine öffentliche Aufgabe richtig wahrnimmt" (Sontheimer, S. 64). Die Frage der Kontrolle ist mit der Institutionalisierung von Rundfunkräten, in denen Abgeordnete gesellschaftlich relevanter Gruppen die Allgemeinheit vertreten, gelöst worden. Wer bestimmt diese repräsentativen Gruppen, und wie werden ihre Vertreter im Rundfunkrat benannt?
4.1
Das ständische und das parlamentarische Beruf ungsverfahren
Bei der Konstituierung der Aufsichtsgremien sind grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten zu unterscheiden: •
Durch Gesetz werden gesellschaftliche Gruppen und Institutionen benannt, die ihre Vertreter nach eigenem Ermessen in die Gremien entsenden (ständisches
Prinzip).
•
Die Mitglieder der Rundfunkgremien werden allein durch die Länderparlamente bestimmt (parlamentarisches
Prinzip).
Für beide Arten der Gremienbesetzung gilt, daß die Anzahl der gleichzeitig dem Parlament angehörenden Vertreter durch Gesetz begrenzt ist. Als Befürworter des parlamentarischen Berufungsprinzips treten vor allem die Parteien auf. Sie verweisen auf ihre besondere demokratische Legitimation als gewählte Repräsentanten des Volkes. In bezug auf diesen Status betonen sie auch ihre integrierende Funktion innerhalb der Gesellschaft, die in ihren Augen eine einseitige Interessenvertretung ausschließt. „Im Zeitalter der Volkssouveränität muß das Volk und also seine Parlamente das Recht haben, diese Rundfunkgremien zusammenzusetzen. . ." „Die Parteien und ihre Fraktionen in den Landtagen sind viel weniger Interessenvertretungen als die Gruppen, deren Vertreter beim ständischen Aufbau in ein Kontrollgremium entsandt wurden" (Eichler, S. 385 f.). Gerade aber diese Berufung auf die demokratische Legitimität birgt einige Probleme in sich: Wären die Kontrollgremien allein nach den Mehrheitsverhältnissen in den Parlamenten besetzt, so würde ihnen ein eindeutiges Privileg im politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß zugestanden. „Das hieße den Sinn der Norm (Art. 21. I GG) verkehren. Diese schreibt den Parteien die benannte Funktion zu, privilegiert sie aber nicht in der Vorstufe der politischen Willensbildung gegenüber den — nicht auf die Eroberung der Staatsgewalt gerichteten — Meinungsträgern" (Lenz, S. 181). Das hieße ferner, daß dieselben politischen Kräfte, die in der Legislative ausschlaggebend sind, auch in der Exekutive die Gewalt innehaben. Gemeint ist mit dem „Staat", dem der Rundfunk nicht ausgeliefert werden darf, aber nicht nur die Regierung, sondern der „gesamte staatsorganschaftliche Bereich, zu dem auch das Parlament gehört" (Starck [1], S. 277). Die Gefahren für eine unabhängige gesellschaftliche Kontrolle des Rundfunks sind beim parlamentarischen Berufungsprinzip offensichtlich. Aber auch bei den ständisch zusammengesetzten Gremien ist eine indirekte Beeinflussung durch die legislative Kompetenz der Parlamente nicht von der Hand zu weisen. Eine nach parteipolitischen Gesichtspunkten getroffene Auswahl der entsendungsberechtigten Gruppen
241
Studieneinheit 7
* Aus: Der Journalist, Heft 1/1975, S. 29
242
—
—
— —
I Südwestfunk -
—
—
—
—
—
—
—
-
—
—
—
—
—
—
—
-
—
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
-
-
—
-
-
—
—
—
—
—
-
—
—
—
-
-
-
-
—
—
—
—
-
-
—
-
—
—
—
—
-
—
—
—
—
—
-
-
-
—
-
—
—
-
-
—
—
—
—
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
-
—
-
-
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
1 1 1
—
—
—
—
—
—
1
1
1
—
— —
1
-
—
—
—
—
—
—
—
1
1 1
—
1
-
-
—
—
-
—
-
-
—
—
—
—
1
—
1 1
—
-
—
5 4 1
1
5
—
1 —
—
1 1 1 —
— —
—
1 1
—
—
-
—
-
-
-
-
—
—
—
—
—
—
-
—
—
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
_
_
_
—
—
—
—
1 2
1 1 1
_
1 1 1 ί
_ — — — —
-
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
-
-
—
—
—
—
—
—
1 5
—
—
1
1 2
—
1 —
1 1 1 —
2
-
1 12 3
-
—
1
—
—
—
1
—
—
—
—
—
—
—
—
1 4
2
—
1
3
—
-
1 1
—
—
—
2 1 1 1 1 1 1 2
2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
3 3 4
—
—
1
1 1 1
—
—
—
1 1 3 3
—
1 3 1
—
—
1 1 3 1 1 1
Süddeutscher Rundfunk
1 1 1 1 1 1 1 1
1 1 2
Saarländischer Rundfunk
1 1 1 1
Radio Bremen
1 1
Sender Freies Berlin
Katholische Kirche Evangelische Kirche Gewerkschaften Arbeitgeber Kath. Frauenorganisation Ev. Frauenorganisation Heimatvertriebene Bay. Schauspielbühne Bay. Staatsoper Bay. Zeitungsverlegerverband Bund Naturschutz Volkshochschulverband Hinzugewählte weibl. Mitglieder Freies Dt. Hochstift Stadt Bremerhaven Volksbildungswesen Kulturkartell Deputation für Kunst und Wissenschaft Konservatorium Bühnengenossenschaft Wittheit Frauenausschuß Landwirtschaftskammer Städte und Gemeindetag Beamtenbund Kunst Bühnenverein Kammern Presse Jüdische Kultusgemeinde Gemeinde und Gemeindeverb. Bauernverband Verb, der Freien Berufe Journalistenverband Schriftsteller-Org. Komponisten-Org. Musiker-Org. Industrie- und Handelskammern Handwerkskammer Elternvereinigung Familienverbände Erwachsenenbildung Bay. Heimattag Städteverband Landkreis Gemeindetag Jugendring Sportverbände Lehrerverbände Universität und Hochschulen Erziehungswesen Erzieherverbände Journalisten und Verleger Freikirchen Regierung Parlament Senat
Hessischer Rundfunk
Organisation
Bayerischer Rundfunk
Die gesellschaftlich relevanten Gruppen und ihre Repräsentanz bei den Rundfunkanstalten*
—
6 -
—
—
_ —
4 3 —
1
3 1
—
1 1 1
— — —
3 8
-
5 —
-
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
scheint sich in einigen Rundfunkgesetzen widerzuspiegeln (vgl. die Novellierung des Bayerischen Rundfunkgesetzes von 1972, dargestellt in Studieneinheit 5). „Der Vorwurf, die Auswahl der entsendungsberechtigten Verbände und Institutionen sei willkürlich vorgenommen worden, erscheint zwar ein wenig zu hart, . . . ist aber im Kern berechtigt" (Meyn [2], S. 259). Das ständische Prinzip tendiert außerdem zu einer Stabilisierung bestehender Kräfteverhältnisse. Diese Tendenz äußert sich am deutlichsten in der Tatsache, daß in den Kreis der von Anfang an am pluralistischen Machtverteilungsprozeß Beteiligten kaum neue Gruppen hinzugekommen sind. „Hier zeigt sich, daß der Pluralismus, als Struktur- und Organisationsprinzip der industriellen Gesellschaft unverzichtbar geworden, ein konservatives Instrument ist, das sich Veränderungen in der Gesellschaft äußerst schwerfällig anpaßt" (Meyn, [2], S. 259). Kommunikationspolitische Überlegungen zur Sicherung der Rundfunkfreiheit drängen immer wieder auf Abschaffung der parlamentarisch zusammengesetzten Rundfunkräte. Und auch das ständische Verfahren ist insofern überprüfungsbedürftig, als es gesellschaftlichen Veränderungen angepaßt werden muß.
4.2 Die gesellschaftlich relevanten Gruppen und ihre Repräsentanz in den Rundfunkanstalten Die Aufstellung auf der nebenstehenden Seite zeigt die Zusammensetzung einiger Rundfunkräte in der Bundesrepublik. Auf den ersten Blick fällt auf, daß die Tabelle über die Zusammensetzung der Kontrollgremien in den Rundfunkanstalten eine Vielzahl verschiedener sogenannter gesellschaftlich relevanter Gruppen aufweist. Die dort aufgeführten Gruppen sind aber — mit Ausnahme der beiden großen Kirchen und der Gewerkschaften — nicht in allen Rundfunkräten vertreten. Ein Vergleich der einzelnen Rundfunkräte untereinander zeigt eine deutlich unterschiedliche Gremienbesetzung in den Funkhäusern. Diese Verteilung erweckt den Anschein von Willkür, so als ob die Kriterien der Relevanz gesellschaftlicher Gruppierungen in der Bundesrepublik von Bundesland zu Bundesland verschieden seien.
Das Bundesverfassungsgericht spricht von „allen in Betracht kommenden Kräften", die den Rundfunk kontrollieren sollen, ohne diesen Begriff näher zu modifizieren (Lehr/Berg, S. 255). Damit ist die konkrete Bestimmung der entsendungsberechtigten Gruppen, die die Allgemeinheit auf dem Gebiet des Rundfunks vertreten sollen, in den Bereich landespolitischer Entscheidungen gerückt worden, und dieser Umstand führt zu einer sehr unterschiedlichen Zusammensetzung der einzelnen Rundfunkräte. Trotz der Vielzahl der vertretenen Einzelinteressen sind jedoch einige strukturelle Gemeinsamkeiten festzustellen. So sind grundsätzlich in allen Rundfunkräten die Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur, Erziehung/Bildung/Wissenschaft, Religion und Sport vertreten. Es stellt sich nun allerdings die Frage, ob der bestehende Repräsentationsschlüssel ausreicht, um das breite und differenzierte Spektrum der Interessen in der Gesamtgesellschaft angemessen wiederzugeben.
4.3 Rundfunkräte und gesellschaftliche Relevanz Unter die gesellschaftlichen Kräfte, die in den Rundfunkgremien vertreten sind, fallen allein auf Dauer organisierte Gruppen; nur diesen wird vom Gesetzgeber die „gesellschaftliche Relevanz" zugesprochen. Was heißt dieser undifferenzierte Begriff, und wie wird er auf die bestehende Interessenrepräsentation in der Bundesrepublik angewandt? Die bisherigen Auffassungen von „gesellschaftlicher Relevanz" orientieren sich in erster Linie an den Prinzipien • Organisiertheit, • Quantität, • Funktion. Organisiertheit bedeutet, daß nur auf Dauer organisierte politische oder gesellschaftliche Interessen in den Gremien vertreten sind. Quantität meint, daß nur Gruppen, die die Interessen eines großen Teils der Bevölkerung vertreten, einen Anspruch auf einen Sitz im Rundfunkrat haben. Funktion heißt, daß nur Gruppen, die eine erkennbare „öffentliche Bedeutung" haben, indem sie bestimmte politische, wirtschaftliche, kulturelle und andere gesellschaftliche Aufgaben wahrnehmen, Gremienvertreter entsenden können.
243
Studieneinheit 7
„Diesem Kriterienkatalog liegt die These der klassischen Pluralismus'philosophie' zugrunde, daß alle wichtigen gesellschaftlichen Interessen und Bedürfnisse sich letztlich partei- und verbandsmäßig durchsetzen können. Mit der Kritik am .klassischen' Pluralismus und seiner Weiterentwicklung aber hat die Entwicklung der Gremien nicht Schritt gehalten" (Langenbucher, S. 90). Mit der Frage der Gremienbesetzung und ihren Auswahlkriterien haben sich in letzter Zeit insbesondere die Kirchen befaßt und mehrere Gutachten zur Rundfunkkontrolle bei Wissenschaftlern in Auftrag gege-
Kommunikationswissenschaftliche Relevanzkriterien Der theoretische Ansatz der Pluralismuskritik
führt,
übertragen auf das Problem der gesellschaftlichen Kontrolle in den Rundfunkgremien, zu folgender These: Wenn das Relevanzproblem wie bisher nach den Prinzipien Organisiertheit, Quantität und Qualität gelöst bleibt, wird ein Kommunikationsprivileg an diejenigen verteilt, die im Prozeß der politischen Kommunikation ohnehin schon privilegiert sind. ^ ^ „ D e r Bezug der Pluralismuskritik auf Kommu-
ben. In Band 5 der Reihe „Medium Dokumentation",
nikationsprobleme legt nahe, zur inhaltlichen
die vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publi-
Präzisierung eines Kriterienkataloges noch den
zistik herausgegeben wird, sind ein juristisches (Starck),
Begriff der .kommunikativen' Relevanz einzu-
ein politologisches (Sontheimer) und ein kommunika-
führen, um zu erfassen, daß Kommunikation
tionswissenschaftliches Gutachten (Langenbucher) zur
keineswegs immer ein — im üblichen Sinne des
Freiheit des Rundfunks und zu Problemen gesellschaft-
Verbändepluralismus — organisiertes soziales
licher Relevanz abgedruckt.
Substrat hat. Vielmehr muß im Vorraum der
Die Kritik stützt sich in erster Linie auf das Statusquo-Denken, das durch die derzeitigen Auswahlkriterien offenbar wird, denn die Zusammensetzung orientiert sich deutlich an der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Machtverteilung. Eine Änderung erscheint aber nur schwer denkbar. Denn „was relevant ist, hängt vom Konsensus der Gemeinschaft und von
politischen Entscheidungen, im Prozeß der politischen Kommunikation, sehr viel mehr .möglich' sein als das, was die Kräfteverhältnisse im Entscheidungssystem einer Gesellschaft ausmachen. Nur diese Offenheit und relative Autonomie garantieren die Möglichkeit sozialen und politischen Wandels" (Langenbucher, S. 90).
der Einschätzung derer ab, die im konkreten Fall
Das Mißverhältnis der Interessenartikulation, das ent-
nach Gesichtspunkten der Relevanz entscheiden müs-
steht, wenn der Zugang einer Gruppe zum politischen
sen. Es hat keinen Sinn, nach stringenten Kriterien
Meinungs- und Willensbildungsprozeß gefährdet oder
zu suchen" (Sontheimer, S. 68).
verhindert ist, sollte durch eine angemessene Gremien-
Die Frage nach der Relevanz bei der Gremienbesetzung muß darüber hinaus den besonderen Auftrag des Rundfunks als demokratisches Massenkommunikationsmittel mit einbeziehen. Denn das „Jedermannsrecht" der Kommunikationsfreiheit und die „allgemeine
besetzung kompensiert werden. Aus diesem Zusammenhang leitet sich kommunikationswissenschaftlich die These vom Umkehrproporz
her;
J ^ t . D i e Zugangschance einer Gruppe zum Rundfunkrat sollte umgekehrt proportional ihrer
Rundfunkfreiheit" fordern, daß das Feld politischer
Zugangschance zur öffentlichen Kommunika-
und gesellschaftlicher Interessenrepräsentation so
tion sein" (Langenbucher/Mahle, S. 328).
breit wie möglich sein muß. Der Rundfunk bedarf also einer Binnenstruktur, die die Repräsentation der universellen Gesellschaft sicherstellt. V o n daher sollte die Auswahl der gesellschaftlichen Gruppen „nicht oder nicht ausschließlich nach ihrer Bedeutung (Macht Größe usw.) in der Gesellschaft erfolgen, sondern
Mit dieser Forderung wird eine Korrektur der Machtverteilung angestrebt durch eine kompensierende Privilegierung jener Gruppen, die im politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß benachteiligt sind. Bedenken hinsichtlich der Operationalisierung dieser
nach dem Kriterium, wieweit die jeweilige Gruppe in
Konzeption sind nicht nur von den Autoren selbst
ihren Zugangschancen zur öffentlichen Kommunika-
angemeldet worden. Der Politologe Kurt Sontheimer
tion gefährdet ist" (Langenbucher, S. 91). Denn die
teilt zwar die Skepsis gegenüber den bestehenden Re-
Wirklichkeit des politischen Willensbildungsprozesses
präsentationsstrukturen, vor allem auch hinsichtlich
zeigt, „ w i e
immer wieder Interessen in die Entschei-
der zunehmenden parteipolitischen Polarisierung und
dungsinstanzen vermittelt werden, die nicht aus dem
damit einer immer engeren Verknüpfung von Macht-
Verbändesystem kommen" (Langenbucher, S. 90).
und Kommunikationssystem. Er hält jedoch die „vor-
244
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
geschlagene Privilegierung von Gruppen, die im Kommunikationsprozeß notorisch unterprivilegiert sind, aus praktischen und sachlichen Gesichtspunkten für undurchführbar. Eine gesellschaftliche Kontrolle, die den relevanten Gruppen übertragen werden soll, kann immer nur von den organisierten Interessen ausgehen" (Sontheimer, S. 72). Vorschläge zur Sicherung der Rundfunkfreiheit Die in den Gutachten angestellten Überlegungen zur äußeren Rundfunkfreiheit haben ihren gemeinsamen Ansatzpunkt in dem offenbaren Mißverhältnis von Gesetzesnorm und -Wirklichkeit. Die darin postulierte Unabhängigkeit des Rundfunks scheint in der Realität durch eine starke parteipolitische Überlagerung in der Gremienbesetzung gefährdet. Wo liegen die Gründe für dieses Mißverhältnis? Die politischen Parteien in der Bundesrepublik sind durch die Verfassung ausdrücklich aufgerufen, an der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken. Als parlamentarische Vertreter legitimiert durch den Wählerwillen, wird ihnen zur Erschließung und Fixierung politischer Entscheidungskriterien auch eine Mitwirkung an der Meinungs- und Willensbildung im außerparlamentarischen Bereich zugestanden. „Die Gewinnung der politischen Entscheidungskriterien, die im Parlament zum Tragen kommen, vollzieht sich im Rahmen einer weitgehenden Vorklärung im vorparlamentarischen Bereich. Weite Teile der Öffentlichkeit sind an der Auseinandersetzung um die politischen Alternativen beteiligt, maßgeblich auch Presse und Rundfunk. In diesem Vorfeld, in dem die Meinungsbildung formiert und gelenkt wird, beanspruchen die Parteien maßgebenden Anteil" (Scholl, S. 19 f.). Der Grund dafür liegt in der Zielsetzung politischer Parteien: Im parlamentarischen System kämpfen Parteien konkurrierend um regierungsfähige Mehrheiten und damit um die Führung im Staat. Zu diesem Zweck müssen sie für ihre politischen Programme, ihre Ziele und ihre aufgestellten Kandidaten werben. Nicht nur vor Wahlen, sondern zu allen Zeiten versuchen die Parteien den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß positiv für sich zu beeinflussen. Auf dem Rundfunksektor führt dieses Einflußstreben zu einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen dem Parteienanspruch und der von der Verfassung geforderten Unabhängigkeit des Rundfunks. Der starke Einfluß
der Parteien in den Funkhäusern hat sich nach Auffassung mancher Kritiker bereits zuungunsten der „Rundfunkfreiheit" ausgewirkt. „Als Folge der historischen Entwicklung nach 1945 ist der Rundfunkrat heute tendenziell ein verlängerter Arm des Machtsystems, mit dem dieses in das Kommunikationssystem mehr oder weniger direkt hineinwirkt" (Langenbucher, S. 91). Der Streit um die Gefährdung der Rundfunkfreiheit durch übergroßen Parteieneinfluß berührt kein nur aktuelles, sondern ein grundsätzliches Problem, das im Wesen der Parteien begründet ist. „Als politische Körperschaften, die auf Macht orientiert sind, gehen die Parteien bei ihrer Beurteilung aller Fragen der Organisation des Rundfunks naturgemäß davon aus, daß im Rundfunk ein enormes Machtpotential steckt, das sie nicht ungenutzt lassen dürfen. . . Es liegt somit im Wesen der politischen Partei begründet, daß sie die Organisation des Rundfunks nicht stillschweigend einem freien Spiel der Kräfte oder anderen gesellschaftlichen Gruppen überläßt, sondern jeweils bemüht ist, sich ein Höchstmaß an Einfluß zu sichern und sich unter den gesellschaftlichen Kräften, die auf den Rundfunk einwirken, als die maßgebliche und bestimmende zu erweisen, wie dies ja auch für den gesamten Bereich der politischen Willensbildung des Volkes faktisch der Fall ist" (Sontheimer, S. 53). Wie kann aber das Verhältnis der Parteien zum Rundfunk institutionell so abgesichert werden, daß die starke Beeinflussung nicht zu einer Monopolisierung des Rundfunks wird und damit den gesamtgesellschaftlichen Interessen zuwiderläuft? Die Parteien in der Bundesrepublik konkurrieren in ihrem Einflußstreben auf das Medium Rundfunk ja auch untereinander. Dieser Wettbewerb bewirkt eine faktische Mäßigung einseitigen Parteieneinflusses. „Die Durchsetzungsmöglichkeiten einer Partei samt ihrer zu mobilisierenden Gruppenanhänger finden eine gewisse Grenze an den Oppositionschancen anderer Parteigruppen" (Sontheimer, S. 61). Ein zweites Korrektiv steckt in der numerischen Überlegenheit der Vertreter gesellschaftlicher Verbände und Organisationen gegenüber den reinen Parteipolitikern in den Gremien. Dieser Umstand hat sich in der Praxis nur sehr bedingt als wirksam erwiesen. Denn die Gruppen außerhalb der Parteien sind viel zu heterogen, „um durch eine kompensatorische Blockbildung die sich fast zwangsläufig ergebende Herrschaft der poli245
Studieneinheit 7
tischen Parteien k o n t e r k a r i e r e n zu können. Versuche, die parteipolitisch weniger festgelegten Gruppenver-
5.
treter zu mobilisieren u n d zu organisieren, wie sie hie
Der Einfluß der politischen Parteien auf den Rundfunk
und da insbesondere von Seiten der kirchlichen Repräsentanten u n t e r n o m m e n w o r d e n sind, k ö n n e n bei der gegenwärtigen Organisationsstruktur der Kontrollgremien höchstens ausnahmsweise Erfolg h a b e n " (Sontheimer, S. 58).
Bisher w u r d e geklärt, unter welchen Voraussetzungen die politischen Parteien A n s p r u c h darauf erheben, in die Rundfunkanstalten h i n e i n z u w i r k e n und ihren Einfluß geltend machen zu können. Im folgenden soll nun anhand einiger Beispiele verdeutlicht werden, in
Organisatorische Vorkehrungen
welchen Bereichen sich parteipolitischer E i n f l u ß in Die i m folgenden zusammengefaßten Vorschläge Sicherung
der äußeren
Rundfunkfreiheit
zur
der R u n d f u n k p r a x i s zeigt und wie er sich auswirkt.
sind das Er-
gebnis langjähriger r u n d f u n k p o l i t i s c h e r Diskussionen.
Die zentrale F u n k t i o n einer R u n d f u n k a n s t a l t ist die
Die systematischen Betrachtungen unter politologi-
Ausstrahlung des Programms. Dieser Bereich ist es
schem und kommunikationswissenschaftlichem As-
auch, auf den letztlich jegliches Einflußstreben ge-
pekt k o m m e n dabei zu folgenden „essentials":
richtet ist. O b w o h l sich die wissenschaftliche Diskus· sion nur auf die wenigen A r b e i t e n zur Rundfunkge-
1. Herstellung • • •
von „Staatsferne"
durch
schichte (vgl. Literaturverzeichnis) sowie auf einige
U m w a n d l u n g der parlamentarisch b e s t i m m t e n
empirische Fallstudien stützt, hat die r u n d f u n k p o l i -
Gremien in ständische K o n t r o l l o r g a n e ;
tische Erfahrung der letzten Jahre deutlich bestätigt,
Begrenzung der Parteienvertreter auf m a x i m a l
daß sich das Einflußstreben
ein D r i t t e l der Sitze;
genden drei Bereiche k o n z e n t r i e r t :
weitreichende I n k o m p a t i b i l i t ä t s v o r s c h r i f t e n , ^ die dafür sorgen sollen, daß die G r e m i e n m i t glieder nicht u n m i t t e l b a r und nicht, wie in der Praxis häufig a n z u t r e f f e n , gleich d u r c h mehrere
Personalpolitik
•
Programmpolitik
F u n k t i o n e n in das staatliche Machtsystem inte-
Innerhalb der R u n d f u n k - und Verwaltungsräte haben die Parteien vielerlei Möglichkeiten, auf Programme
„nicht-organisierter
Interessen"
durch
Ergänzung der Gremien m i t einer Gruppe unabhängiger Persönlichkeiten, die nicht d u r c h die Landtage, sondern d u r c h K o o p t a t i o n von den R u n d f u n k r ä t e n selbst b e s t i m m t werden;
•
Gremienpolitik
•
griert sind. 2. Vertretung •
•
der Parteien auf die fol-
Einbeziehung von Wissenschaftlern, die nicht qua Interessenvertretung der Hochschulen, sondern a u f g r u n d ihrer fachlichen Q u a l i f i k a t i o n und ihrer zunehmenden Bedeutung für alle Bereiche moderner Industriegesellschaften die O f f e n h e i t der Gremien für gesellschaftliche I n n o v a t i o n e n sichern sollen.
Die Sicherung eines unabhängigen R u n d f u n k s d u r c h
und Stellenbesetzung der Anstalten E i n f l u ß zu nehmen. Und sie nutzen diese Möglichkeiten, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Die N D R - I n t e n d a n t e n w a h l 1 9 7 3 / 7 4 beispielsweise hat drastisch gezeigt, wie parteipolitisch polarisierte R u n d f u n k g r e m i e n p o l i t i k aussieht. Der Verwaltungsrat des N D R , der aus vier C D U - und vier SPD-Vert r e t e r n bestand, k o n n t e sich über lange Zeit hin nicht auf Kandidaten für das A m t des Intendanten und seines Stellvertreters einigen. Die SPD hielt am alten Intendanten Gerhard Schröder fest, die C D U präsentierte einen eigenen Kandidaten. Erst nach monatelangem Gerangel gelang es den Parteien, sich auf einen Komp r o m i ß zu einigen: Intendant w u r d e das Verwaltungs-
die institutionelle Beteiligung der Gesellschaft an sei-
rats- und SPD-Mitglied M a r t i n Neuffer, sein Stellver-
ner K o n t r o l l e erscheint zwar organisatorisch als o p t i -
treter der Journalist Dietrich S c h w a r z k o p f ( C D U ) .
male Lösung; letztlich darf man sich aber nicht dar-
Der R u n d f u n k r a t des N D R , der die Wahl des Verwal-
über hinwegtäuschen, daß „ a u c h die ausgeklügeltsten
tungsrats bestätigen mußte, war ebenfalls parteipoli-
organisatorischen V o r k e h r u n g e n S t ü c k w e r k bleiben
tisch polarisiert. O b w o h l nach Paragraph 8 des Staats-
müssen, w e n n das Bewußtsein u n t e r e n t w i c k e l t ist, daß
vertrags n i c h t mehr als 8 Mitglieder gleichzeitig Parla-
die Meinungsfreiheit das Lebenselement der freiheit-
mentarier sein d u r f t e n , gehörten von 24 Rundfunkrats-
lich-demokratischen O r d n u n g i s t " (Sontheimer, S. 73).
mitgliedern 15 einem Landtag bzw. einer Bürgerschaft
246
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
an. Die restlichen 9 waren von den Parteien vorgeschla-
Vorschlag der Verbände und Organisationen durch
gen. Anfang 1 9 7 6 teilte die Evangelisch-Lutherische
die Ministerpräsidenten berufen. Damit sind 61 von
Landeskirche Schleswig-Holstein mit, sie werde vor
6 6 Fernsehratsmitgliedern parteipolitisch festgelegt.
dem Verwaltungsgericht in Schleswig Klage erheben, weil ihrer Ansicht nach der N D R - R u n d f u n k r a t ver-
Da obendrein der Fernsehrat aufgrund seiner Größe
fassungswidrig zusammengesetzt sei (vgl. Anhang).
kein arbeitsfähiges Gremium darstellt, fallen die Entscheidungen nicht auf dieser Gremienebene, sondern
Ähnlich hohen Einfluß haben Politiker beim Z D F . I m ZDF-Staatsvertrag (vgl. Lehr/Berg, S. 161 f f . )
in den sogenannten „Freundeskreisen" der Parteien, die entsprechende Kompromisse aushandeln.
sind die Bundesländer nicht nach dem „ständischen Modell" vorgegangen. V o n 6 6 Fernsehratsmitgliedern
Wie weit parteitaktische Überlegungen gehen können,
sind nur fünf unmittelbar durch die Gruppe, die sie
zeigt das folgende Beispiel aus der „ F r a n k f u r t e r Allge-
vertreten, entsandt. Die übrigen Vertreter werden auf
meinen Zeitung" vom 15. Januar 1 9 7 6 :
Ein Favorit für Appels Nachfolge Rasche Entscheidung beim Deutschlandfunk angestrebt F.A.Z. FRANKFURT, 14. Januar. Die Bonner Koalition strebt eine rasche Entscheidung über die Nachfolge des zum Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens berufenen Intendanten des Deutschlandfunks, Appel, an. In diesen Tagen wollen sich die Führungsgremien der SPD über ihre Personalvorstellungen klarwerden. Bereits am Donnerstag nächster Woche soll der Verwaltungsrat des Deutschlandfunks den gesetzlich vorgeschriebenen Dreiervorschlag f ü r die Wahl des Intendanten beschließen; nach den jetzigen Zeitplänen der Koalition soll der Rundfunkrat am 30. J a n u a r versuchen, einen der Vorgeschlagenen zu wählen. Nach den Mehrheitsverhältnissen in den Gremien hat die SPD/FDP-Koalition die Möglichkeit, den Intendanten des Deutschlandfunks zu bestimmen. Von den sieben Mitgliedern des Verwaltungsrats gehören zwei der Union und fünf der SPD oder der FDP an. Im Rundfunkrat verfügt die Bonner Koalition direkt über zwölf Stimmen. Der Vertreter der Gewerkschaften sowie der der jüdischen Gemeinde werden der Koalitionsseite zugerechnet; von Fall zu Fall stimmt der Vertreter der evangelischen Kirche mit der Koalition. Damit hätte die Koalition sogar die Zweidrittelmehrheit, die f ü r die Wahl des Intendanten in den ersten beiden Wahlgängen vorgeschrieben ist; die absolute Mehrheit (mindestens zwölf der insgesamt 22 Stimmen), welche im dritten Wahlgang genügt, hat die Koalition auf jeden Fall. Die Union besetzt direkt fünf Sitze im Rundfunkrat und kommt auch mit Unterstützung des Arbeitgebervertreters und des Repräsentanten der katholischen Kirche bei weitem nicht an eine Sperrminorität heran. Derzeit wird angenommen, daß die SPD den Intendantenposten mit einem
Mann aus ihren Reihen besetzen wird. Genannt wird neben dem Bundestagsabgeordneten und früheren Regierungssprecher Ahlers vor allem und seit den letzten Tagen mit wachsendem Nachdruck der Bürochef des DGBVorsitzenden Vetter, Richard Becker, der als Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung „Welt der Arbeit" journalistische Erfahrungen gesammelt hat und derzeit dem Rundfunkrat angehört. Die Berufung eines SPD-Mannes wäre freilich ein Abweichen von dem bisherigen Kräfteverhältnis und vor allem von der früheren Kräfteverteilung. Nach der Gründung des Deutschlandfunks als Rundfunkanstalt des Bundesrechts im Jahre 1960 hat die CDU — die dank einer Konstruktion der Gremien, welche der jeweiligen Regierungspartei eine Prämie gibt, von der die jetzigen Regierungsparteien profitieren, damals über die Mehrheiten verfügte — zwar den Intendantenposten besetzt. Der wichtige Posten des Direktors des aktuellen Programms, also des politischen Chefredakteurs, wurde aber der SPD überlassen. Seit 1968 nahm Stephan Thomas diesen Posten ein, vor ihm der vormalige Sprecher der SPD, Franz Barsig. Für den letzten CDU-Intendanten, Thedieck, wurde 1973, und zwar von Deutschlandfunk-Gremien, in denen die Union noch eine starke Position hatte, der Journalist Reinhard Appel gewählt, der zwar Sympathien f ü r die SPD/FDP-Koalition besitzt und dem SPD-Vorsitzenden Brandt freundschaftlich verbunden ist, aber keiner Partei angehört. Zum Nachfolger des Chefredakteurs Thomas, der wegen E r reichens der Altersgrenze ausschied, wurde im vorigen J a h r der Rundfunkjournalist Wördehoff berufen, der vor einiger Zeit aus der SPD ausgetreten war, aber nach wie vor als den politischen Zielen der Partei verbunden gilt. Würde jetzt ein SPD-Mann zum Inten-
danten berufen, würde sich eine eindeutige Entwicklungslinie zeichnen lassen: von dem Proporz aus CDU-Zeiten, mit einem gewissen Ubergewicht der CDU an der Spitze, über die Zwischenphase der nicht Parteigebundenen zur Vorherrschaft der SPD; unter einem SPD-Intendanten würde sich auch die Bindung Wördehoffs an seine einstige P a r tei verstärken. Schon unter Appel hat die SPD in der Personalpolitik des Senders ihre Position beträchtlich verbessern können. Die Vergrößerung des redaktionellen Stabs, die mit einer von Appel eingeleiteten, aber nun nicht mehr von ihm vollendeten Programmreform (eine kritische P r ü f u n g der Neuerungen steht aus) einherging, an bestimmten Schwerpunkten ist überwiegend zugunsten der SPD ausgegangen. Sie hat unter den kommentierenden Mitgliedern der Bonner und der Berliner Redaktionen des Senders ein starkes Übergewicht gewonnen. Angesichts dieser Lage erwägt die CDU/CSU, ob sie einen eigenen Kandidaten f ü r die Wahl des Intendanten des Deutschlandfunks präsentieren soll. Die Union würde das wahrscheinlich tun, falls die SPD dem parteilosen Appel ein Parteimitglied folgen lassen will. Zwar könnte die Union den Vorschlag und die Wahl eines solchen Intendanten nicht verhindern. Sie würde aber durch einen Gegenkandidaten nicht nur ihren Protest deutlich machen, sondern auch einen Maßstab setzen können, der es der SPD schwermachen würde, auf einem Parteikandidaten zu beharren. Freilich könnte die SPD schon im Verwaltungsrat einen eventuellen Vorschlag der Union verhindern. Die SPD könnte es durchsetzen, daß dem von ihr gemeinten Kandidaten zwei Zählkandidaten aus den eigenen Reihen oder der eigenen Wahl an die Seite gestellt würden.
247
Studieneinheit 7
5.1
Machtkämpfe und Machtdemonstrationen
Teilverantwortung der Rundfunkräte zu legen und die Anstellungsverträge auf jeweils fünf Jahre zu begrenzen. Hierdurch bekommt das Problem der partei-
Zum Beispiel: Personalpolitik Die Besetzung der wichtigsten Positionen in den Rund-
politischen Beeinflussung eine weitere „innere", auf
funkanstalten bedarf der Zustimmung durch die Rund-
das Programm bezogene Dimension. Aus dem Stre-
funkräte. Von daher ist Personalpolitik bis zu einem
ben, die eigenen Arbeitsplätze zu sichern, resultiert
gewissen Grad über die Gremienpolitik steuerbar. Daß
nicht selten eine Selbstbeschränkung der redaktionel-
hierbei der Trend zu einer immer größeren Abhängig-
len Meinungsfreiheit, die unliebsamen Parteiprotesten
keit geht, zeigt das Beispiel des Bayerischen Rundfunks
von vornherein ausweicht.
bei der letzten Novellierung des Rundfunkgesetzes. Zwar kam die CSU mit ihren Plänen, die Anzahl der
Zum Beispiel: Programmpolitik
Parteienvertreter im Rundfunkrat zu erhöhen, nicht
In Wahlzeiten beobachten die Parteien die Programm-
durch (vgl. Studieneinheit 5), im Zuge ihrer Reform-
gestaltung besonders aufmerksam und reagieren häu-
pläne ist es ihr aber gelungen, die Personalpolitik bis
fig sehr nervös. Sie „wittern eine Bevorzugung des
hin zu der Besetzung der Hauptabteilungsleiter in die
Gegners" im Programm und wehren sich heftig.
Süddeutsche Zeitung,
14. November
1972:
Tauziehen um den Platzvorteil Alle Parteien wittern eine Bevorzugung des Gegners im TV-Programm Von u n s e r e m R e d a k t i o n s m i t g l i e d Heiko F l o t t a u Das Fernsehen hat in der Bundesrepublik u. a. den Auftrag, „ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit zu vermitteln", verlangt der ZDF-Staats vertrag; es hat die Verpflichtung, sich nicht „den Wünschen oder dem Verlangen irgendeiner Partei unterzuordnen; es ist aufgefordert, „demokratisch gesinnten Kommentatoren das Recht zur Kritik an Ungerechtigkeiten" zu geben, steht in der Satzung des Süddeutschen Rundfunks. In Wahlkampfzeiten ist das alles anders — wenn man den Parteien glaubt. Dokumentationen erscheinen als einseitig, Kommentare werden mit parteipolitischen Stellungnahmen gleichgesetzt, und beim geringsten Anlaß wird das Verlangen nach zusätzlicher Berichterstattung über die eigene Partei vorgetragen. Und während die Zuschauer kaum jemand fragt, ob sie dpn Serien „Deutschland vor der Wahl" (ARD) und „Wahl 72" (ZDF) nützliche Informationen entnehmen können, fühlen sich Parteifunktionäre allabendlich zur Prüfung der Frage berufen, ob das im Fernsehen vermittelte Bild der politischen Landkarte dieses Landes nicht irgendwo zu viele schwarze oder rote Tupfer aufweist. „In Wahlkampfzeiten", so formulierte der Pressesprecher des Bayerischen Rundfunks, Arthur Bader, die Situation, „ist die Nervosität der Parteien ungeheuer." Während SPD-Sprecher Lothar Schwartz überzeugt ist, daß zumindest die Nachrichtensendungen „von gelegentlicher Kopflastigkeit abgesehen" ausgewogen sind, fühlt sich die CDU/CSU rundherum düpiert. „Wer nicht gerade mit Blindheit geschlagen ist", so CDUSprecher Willi Weiskirch, „der erlebt zur Stunde die publizistische Generaloffensive der Linken gegen die Unionsparteien. In allen Medien." In einer Situation, in der sich die großen Parteien die ihnen im Programm gewidmeten Sendezeiten gegenseitig vorrechnen, hat es die kleine 248
FDP leicht, der journalistischen Vernunft das Wort zu reden. Nordrhein-Westfalens Innenminister Willi Weyer jedenfalls sprang den bedrängten Anstalten zur Seite: „Wenn unbequemen Fernsehsendungen vorgeworfen wird, sie seien nicht objektiv, da sie der einen Partei mehr Sendezeit einräumen als der anderen, dann degradiert man die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu bloßen Sendezeitverteilungsmaschinen.". . . Das Ende des Kapitels „Fernsehen und Wahlkampf" indessen wird erst in einigen Wochen geschrieben werden, wenn nämlich die Parteien nach den Ursachen für den Wahlausgang forschen. Denn, so resümierte Südfunk-Intendant Hans Bausch in einem Artikel des ARD-Jahrbuches 1972, „wer Wahlen gewinnt, hat sie trotz des Fernsehens gewonnen; wer sie verliert, hat sie wegen des Fernsehens verloren". . .
30 Minuten für Parteitage Diese Sensibilität ist im Laufe der letzten Wochen immer wieder zutage getreten. So protestierten SPD und FDP gegen die ARD- und ZDF-Berichterstattung vom CSU-Parteitag am ersten Novemberwochenende. Einer Absprache gemäß wird von SPD- und CDU-Parteitagen im Jahr jeweils 30 Minuten auf jedem Kanal berichtet, über CSU- und FDP-Parteitage jeweils 15 Minuten. Die CSU hatte dieses Kontingent für 1972 bereits im Mai erschöpft, die anderen Parteitage fanden dagegen erst kurz vor den Wahlen statt. Die CSU forderte daher eine Ausnahmeregelung, SPD und FDP verwiesen auf die bereits ausgeschöpfte Sendezeit. Als sich erst das ZDF und dann auch die ARD den CSU-Wünschen beugten, sagte SPD-Sprecher Lothar Schwartz einen „überdimensionalen Wahlspot der CSU" voraus. Schwartz auf Anfrage: „Das ist eine eklatante Verletzung der Chancengleichheit "
Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem
Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 1975:
Ausverkauf der Rundfunkfreiheit a
VON ERNST M Ü L L E R - M E I N I N G E N J a
Schlechte Zeiten für die Rundfunkfreiheit: Es erweist sich zunehmend, daß für maßgebliche Politiker der etablierten Parteien die Rundfunkanstalten nichts anderes mehr sind als eine Art publizistischer Ableger von Regierungen und Parlamenten. Von der notwendigen „Staatsferne", von der das Bundesverfassungsgericht seinerzeit gesprochen hat, kann kaum noch die Rede sein. „Ausgewogenheit" aber — allmählich abgegriffenes Schlagwort in den öffentlichen Debatten — ist für das Vorstellungsvermögen einflußteicher Politiker nichts anderes als die Übertragung der Regierungs- und Parlamentsmehrheit im jeweiligen Einzugsgebiet auf die immer mehr parteipolitisch getrimmte Zusammensetzung der Rundfunkkontrollgremien, des Rundfunkpersonals und mithin, wie sich zwanglos daraus folgern läßt, auch des Programms; die jeweilige Opposition wird dann vielleicht, wenn sie Glück haben sollte, den kleineren Teil des Programmkuchens zugeteilt bekommen. Es wird zwar von Interessierten jeweils mehr oder minder scheinheilig betont, daß die personelle Ausgewogenheit etwas gänzlich anderes sei als die Programmausgewogenheit, aber man muß sich dann doch fragen, wieso in steigendem Maße erbitterte, parteipolitisch organisierte Kampfabstimmungen in den Kontrollgremien der Rundfunkanstalten um publizistisch einflußreiche Posten, beginnend mit dem Intendanten, über die Bühne gehen. Der leichtfertige parteipolitische Kuhhandel um Posten, die nicht mehr nach Qualität, sondern nach vermuteter Gefügigkeit besetzt werden, greift immer weiter um sich. Daß Politik dann von solchermaßen auf den Parteischild Erhobenen meist nicht plump, sondern unter der Hand betrieben wird, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Da wird etwa eine nicht genehme Sendereihe unter finanziellen Vorwänden eingestellt und was ähnliche Kunstgriffe mehr sind. Was folgerichtig droht, das ist die' perfekte Parteipolitisierung der Rundfunkanstalten, der allmächtige Proporz, die Entmutigung der auf Unabhängigkeit bedachten Mitarbeiter durch ständigen Druck. Die unselige Polarisierung dringt immer weiter in die Rundfunkhäuser ein, Befehl- und Einschüchterungsmethoden sind an der Tagesordnung, und viele Mitarbeiter suchen, teils opportunistisch, teils resignierend selbst Unterschlupf und Rückhalt bei einer Partei, für die sie dann erwartungsgemäß spuren. Die bayerische Regierung hat unlängst die Aufkündigung des Länderabkommens über die ARD unverblümt angedroht, die baden-württembergische Staatskanzlei hat sich, entsprechend Äußerungen des Ministerpräsidenten Filbinger, ein Papier einfallen lassen, womit der „mangelnden Ausgewogenheit, der unzureichenden Kontrolle und den zentralistischen Tendenzen in Teilen des ARD-Programms entgegengewirkt" werden soll. Dabei versteht unter
e
Ausgewogenheit ein jeder etwas anderes. Das reicht von der unsinnigen Forderung nach Ausgewogenheit jeder einzelnen Sendung bis zur richtigen Interpretation, daß das Gesamtprogramm, frei von Pedanterie, ausgewogen sein müsse. Im Grunde muß man dies der treuhänderischen Verantwortung der Intendanten überlassen, für ihre eigene Anstalt wie für das Ganze. Dabei soll nicht in Abrede gestellt werden, daß manches verbesserungsbedürftig ist, insbesondere die gegenseitige Information und Koordination innerhalb der ARD, und daß relevanten Ereignissen in den einzelnen Bundesländern auch zusätzlich im ersten Programm mehr Raum gegeben werden mag. Von entscheidender Bedeutung erscheint jedoch folgende Überlegung: Jährlich gehen, zusammengerechnet, viele Hunderttausende von Sendungen über Funk und Fernsehen in den Äther. Wenn davon ein paar Hundert irgendwelche Empfindlichkeiten verletzen, sei es nun „rechts" oder „links" oder in anderer Hinsicht, und davon wiederum ein geringer Prozentsatz wirklich Anlaß zu emster Mißbilligung sein kann, so ist doch jegliche Proportion verletzt, wenn daraus im buchstäblichen Sinne Staatsaffären gemacht werden. Ihre Tendenz läuft unverkennbar darauf hinaus, die Selbstverwaltungsverantwortung der Intendanten und Kontrollgremien vollends auszuhöhlen, in denen ohnehin schon Regierungen, Parlamente und Parteien meist, sei es direkt oder indirekt, überproportional vertreten sind. (Im übrigen bedarf es wohl kaum der Erwähnung, daß die hier aufgezeigten Gefahren wie für'die ARD auch für das ZDF gelten.) Ein sich abzeichnender süddeutscher Rundfunkseparatismus innerhalb der ARD wäre eine verheerende Entwicklung. Bayern allein, auch im Verelh etwa mit Baden-Württemberg, wäre schon aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, ein eigenes erstes Fernsehprogramm zu betreiben. Aber wenn es einreißen sollte, daß in beträchtlichem Maße etwa der Bayerische Rundfunk, der 17 Prozent des ARD-Programms bestreitet, sich aus den Programmen der übrigen Anstalten mit insgesamt 83 Prozent Programmanteil ausschalten würde, so sind schlimme Folgen vorauszusehen: nämlich ein für das föderative Prinzip zerstörerischer „Ausschaltkrieg" verschiedenster Anstalten untereinan• Rundfunk Aufklärung/Aufklärungsaktion
66, 118, 153, 182, 280, 283, 393, 394, 402, 425 Ausbildung/Fortbildung/Lernen/Schule
164, 276, 341, 397,
168, 326, 343, 433,
232, 327, 348, 444,
235, 239, 242, 243, 262, 263, 271, 329, 331, 332-335, 336, 337, 338, 359, 364, 370, 373, 375, 385, 395, 445
Ausdrucksfähigkeit - • Kompetenz Ausgewogenheit
137, 164, 184, 203, 225, 226, 234, 236 f., 248, 249, 297,311,423 Ausschuß
109, 110, 111, 113, 115, 134, 147, 174, 176, 178,
459
Register
180, 184, 195, 196, 197, 231, 232, 237, 272, 418, 431, 432, 437 Außenkommunikation
292-294
56, 65, 100, 102, 117, 146, 149, 15K 152, 153, 161-185, 280, 359, 361, 362, 370, 394 Bürgertum/Bourgeoisie
66, 67, 69, 70, 71, 106, 336, 393, 424
Austausch
201, 205, 211, 215, 216, 262, 292, 383, 389, 392, 424, 425, 427, 446 Auswahl Selektion A u t o n o m ie/autonome Persönl ichkeit
66, 244, 262, 268, 277, 327, 328, 329, 338, 339, 340, 425, 428, 432 Autorität/Autoritarismus/autoritäre Persönlichkeit
73, 105, 106, 108, 213, 327, 328 f., 330, 332, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 347, 391, 392, 402
Bürokratie/Verwaltung/Behörde/Amt
33,69,70,72, 101, 102, 103, 116,132, 133, 134,145,166, 201, 227, 229, 234, 239, 269, 283, 291, 292, 293, 296, 310, 421,424, 429,438, 446
112, 174, 272, 333,
113, 114, 176,183, 274, 280, 339, 362,
115, 196, 281, 393,
Bundespost -•Post Bundespressekonferenz
289, 294-297, 298-303, 310 Bundesregierung/Bundeskanzler
111, 116, 132, 138, 151, 176, 177, 195, 197, 208, 231, 232, 292, 293, 296, 298-303, 325, 339, 429, 430, 434, 439, 448
Bauernverband
161, 162, 163, 167-177, 242
Bundestag/Landtag
Bedeutung - * Relevanz Bedürfnis
37, 46, 54, 62, 102, 116, 127, 204, 244, 259, 342, 345, 359, 382, 385, 390, 442, 447-449
Bürgerinitiative
64, 66, 67, 70, 130, 133, 141, 277, 279, 283, 361, 362, 371, 392, 393, 396,
71, 72, 75, 100, 101, 147, 161-185, 203, 289, 311, 323, 329, 373, 375, 376, 381, 397, 401, 421, 425,
Begabung/Berufung
28, 89, 109,110, 111, 112, 116, 118, 129, 130, 132, 138, 139, 142, 145, 146-153, 175, 196, 197,212, 231, 232, 299, 304, 362, 363, 402, 408, 429, 430, 433, 434, 436 Bundesverfassungsgericht/Verfassungsgericht
54, 57, 118, 130, 132, 133, 141, 195, 232, 233, 234, 237, 243, 249, 270, 271, 420, 423, 434 Bundeswehr/Wehrpflicht
70, 92, 138
266,267, 271 Behörde -*• Bürokratie Beruf -•Arbeitsplatz Berufsethik/Ethik
237, 263, 267, 276, 311, 393 Berufsfeld
260,271 Berufsrealität/Berufsalltag
CDU/CSU
117, 118, 129, 135, 137, 144, 145, 146-153, 163, 175, 176, 178-185, 195, 196, 197, 198,201,231, 232, 246, 247, 248, 363, 407, 408, 435-439 Chancengleichheit/Gleichheit
46, 53, 60, 62, 64, 66, 139, 140, 141, 217,248, 276, 337, 340, 343, 348 f., 364, 392, 394, 417, 427, 449 Curriculum
271,390,394
259, 266, 267, 268 f. Berufsrolle/Berufsbild
203, 205, 206, 225, 259-283, 308, 406 Berufung -•Begabung Bewußtsein/Bewußtseinsinhalt
34, 35,36, 37,44,71,76, 77, 113, 139,148, 152, 165, 182, 211, 246, 273, 279, 281, 328, 329, 330, 332, 339, 340, 344, 403, 405, 407, 423, 424, 427 Bildung/politische Bildung
66,109, 131, 140, 147, 148, 165, 232, 235,304, 326, 331, 332, 333, 334, 348, 364, 373, 395 Binnenkommunikation/interne K o m m u n i k a t i o n
127,134-137, 162, 172, 197, 198, 201,292-294 Biologie
41 Botschaft -•Nachricht Bourgeoisie -•Bürgertum Breitbandkommunikation
440, 444, 445, 446, 447, 448 Brief/Leserbrief
39, 170, 205, 399 Buch
36, 210, 283, 330, 342, 365, 366, 393, 402 460
Debatte
108, 109, 110, 111, 115, 185, 195, 196, 197, 201, 231, 249, 420, 427, 430, 435, 436 Definition
42, 95, 96, 266, 299, 304, 384, 400, 405, 409, 418, 419, 422 Defizit/Strukturdefekt
51, 164, 165, 177, 237, 271, 276, 277, 327, 417, 427-429, 436, 447 Delegierter -•Abgeordneter Demokratietheorie
51, 59, 67, 116, 139, 165, 225, 235, 263, 421 Demonstration/Kundgebung
56, 75,118,163,166, 168, 170, 172, 176, 180, 280, 325, 334, 361, 362, 363, 448, 449 Demoskopie/Umfrage
129, 143, 144, 145, 148, 149, 151, 181,283, 296, 336, 342, 345, 361, 363, 364-376, 382, 385,393, 403, 406, 407, 409, 425 Dialog/Gespräch
33, 35, 114, 141, 142,311,364, 376, 384, 407,408, 409, 440, 444 Dienst - • Nachrichtenagentur
Register
Diktatur/Total itarismus 34, 70, 202, 214, 329, 392, 421, 426 Dimension/Dimensionale Analyse 42, 1 0 7 , 2 4 8 , 3 2 6 , 3 9 5 , 428 Direkte Demokratie 29, 74 DKP 195 Drittes Reich -*• Nationalsozialisten
Effizienz/Effektivität 97, 100, 113, 114, 137, 151, 215, 272, 385 Einstellung/Attitüde 32, 43, 143, 148, 308, 326, 327, 328, 3 3 0 - 3 3 5 , 336, 337, 338, 339, 340, 343, 346, 348, 359, 381, 382, 386, 388, 390, 392, 394, 395, 397 Elite 71, 75, 106, 216, 263, 267, 312, 330, 334 Emanzipation 70, 71, 74, 116, 345, 346, 348, 349, 424, 425, 447 Empfänger Rezipient Empirie/empirische Forschung/1 nhaltsanalyse 41, 4 2 , 4 3 , 44, 46, 6 1 , 6 2 , 74, 97, 102, 116, 132, 163, 167, 205, 246, 268, 289, 291, 296, 2 9 7 - 3 0 3 , 310, 311, 327, 328, 331, 332, 336, 337, 338, 339, 340, 342, 343, 344, 347, 348, 364, 376, 381, 386, 388, 395, 396, 397, 400, 404, 406, 425 Engagement 7 1 , 7 3 , 7 5 , 7 6 , 118, 146, 153, 183, 2 7 7 , 2 9 6 , 329, 330, 334, 336, 339, 347, 362, 373, 427 Entfremdung/Anomie 327, 340 Entscheidungsträger/Amtsträger 57, 58, 65, 68, 69, 75, 89, 100, 103, 127, 134, 162, 173, 177, 263, 2 7 2 , 2 9 4 , 4 2 0 Erfahrung 32, 37, 70, 92, 97, 134, 164, 166, 229, 247, 262, 271, 280, 325, 335, 339, 375, 395, 420, 425, 426 Ergänzungsfunktion ->· Komplementarität Erziehung/Erzieher 70, 216, 229, 239, 242, 243, 266, 310, 312, 326, 328, 329, 331, 338, 359, 391 Erziehungswissenschaft Pädagogik Ethik - • Berufsethik Ethnologie 33, 41 Europäische (Wirtschafts-) Gemeinschaft 163, 168, 171, 172, 173, 177 Exekutive 116, 165, 174, 1 7 6 , 2 2 7 , 2 4 1 Experte 112, 139, 1 4 8 , 2 6 2 , 2 7 3 , 311, 362, 384, 387, 390, 401,425,434, 439,441,442 Familie 70, 239, 242, 324, 327, 3 2 8 - 3 3 1 , 332, 337, 338, 339, 340, 341, 343,-346, 348, 369, 375, 397, 448 Faschismus 328, 337, 338
FDP 1 1 7 , 1 2 9 , 135, 1 4 5 , 1 4 6 - 1 5 3 , 175, 176, 178, 179, 181,184, 185, 247, 248, 363, 4 3 5 - 4 3 9 Feedback/Rückkopplung 32, 94 f., 96, 136, 171, 204, 227, 401, 424, 428, 429 Fernsehen -•Rundfunk Fernseh-Urteil 2 2 7 , 2 3 2 , 233, 434 Film 30, 36, 55, 118, 127, 194, 210, 226, 233, 250, 268, 269, 270, 297, 298, 324, 342, 346, 365, 373, 375, 4 1 7 , 4 1 9 , 4 3 5 , 4 4 4 , 4 4 5 , 448 Filter -•Selektion Flugblatt/Flugschrift 39, 118, 166, 175, 180, 201, 362, 449 Föderalismus 229, 230, 233, 235, 240, 249 Forschung -•Wissenschaft Fortbildung -•Ausbildung Forum/Podium 56, 66, 108, 109, 111, 115, 1 4 3 , 2 0 2 , 2 0 5 , 2 1 1 , 2 1 5 , 216, 217, 225, 250, 259, 279, 280, 281, 303, 311 Fraktion 108, 111, 113, 114, 115, 117, 118, 138, 175, 176, 182, 184, 195, 197 Fraktionszwang 115, 118 Freiheit 36, 53, 54, 56, 62, 66, 108, 147, 150, 163, 182, 195, 204, 205, 207, 214, 215, 217, 227, 233, 235, 267, 270, 273, 331, 342, 347, 348, 399, 409, 421, 429 Fremd bestimmung 74, 149, 392 Funktionaler Nutzenansatz/Nutzen- und Gratifikationsansatz 376, 383, 397, 400, 401 Gatekeeper 268, 291, 310 f. Gebärde/nicht-sprachliche (nonverbale) Kommunikation/ Mimik/Gestik 27, 30, 31, 32, 34, 35, 38, 41, 398 Gemeinwohl 59, 6 1 , 9 2 , 106, 114, 140, 161, 216, 271, 334 Geographie 41,443 Geschichte/Historie 41, 60, 106, 115, 116, 146, 167, 168, 2 2 5 , 2 2 7 , 229, 237, 239, 259, 260, 270, 327, 383, 402, 428, 449 Gesellschaftswissenschaft Soz ia I w issenschaf t Gesetzgebung - • Legislative Gespräch -•Dialog Gestik -•Gebärde Gewalt 96, 105, 150, 382, 392, 393 Gewerkschaft 147, 151, 153, 163, 170, 176, 180, 181, 182, 184,
461
Register
203, 206, 242, 247, 250, 325, 327, 339, 363 f., 425, 430, 435, 445 Gleichheit -*• Chancengleichheit Gremium - * Rundfunkgremien 133, 169, 172, 176, 178, 274, 361 Große Koalition 116, 142, 146, 345 Grundrechte/Grundordnung -*• Verfassung Gruppe 37, 42, 44, 51, 55, 56, 57, 58, 59, 61, 62, 63, 64, 67, 93,94, 95, 106, 114, 117,118,138, 140, 153, 161, 163, 165,166, 168, 178, 180, 182, 183,184, 193, 197, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 206, 212, 213, 217, 227, 228, 231, 233, 234, 235, 236, 239, 242, 245, 246, 247, 261, 262, 268, 270, 273, 276, 280, 281, 309, 323, 327, 330, 331, 335, 336, 339, 347, 348, 349, 363, 364, 370, 373, 384, 385, 388, 389, 390, 392, 394, 395, 396, 397, 398, 401, 403, 404, 417, 418, 419, 421, 422, 424, 426, 427, 428, 431, 432, 435, 445, 447, 449
Hearing 112, 174, 178, 362 Herrschaft 34, 53, 59, 63, 65, 66, 67, 68, 70, 71, 74, 75, 92, 105,115, 116, 127, 131, 138, 139, 141,204, 245, 262, 270, 272, 296, 327, 337, 346, 393, 421, 422, 425, 427 Hierarchie 135, 171, 172, 267, 280,310,311,334, 336,346 Hintergrundinformation 134, 273, 296, 304, 344, 371 Historie Geschichte Hörer -*• Rezipient Hörfunk -*• Rundfunk Hypothese -»•These
Ideologie 106, 146, 167, 172, 173, 176, 207, 268, 327, 328, 329, 330, 331, 334, 342, 346, 347, 391, 393 Illustrierte -*• Presse Industriegesellschaft/Industrialisierung 65, 67,69, 72, 76, 106, 113, 147, 166, 167, 173, 205, 246, 267, 270, 341, 392, 421 Informationsbedürfnis 289, 294 Informationsfluß/Kommunikationsfluß 95, 96, 100, 102, 133, 137, 164,171, 289, 291-303, 389 I nformationsfreiheit 51, 55 f., 58, 112, 267, 422,426, 427, 429, 433, 436, 438 I nformationspfl icht 289, 292, 294, 437
462
Informationsquelle Quelle Inhaltsanalyse - • Empirie Innere Pressefreiheit 45, 212, 427, 428, 429, 430, 431-434, 436 f. Innerparteiliche Demokratie -•Organisationsinterne Demokratie Innovation 135, 204, 246, 277, 429 Input/ Intake 96, 97,100, 134, 135, 181, 268, 289-312 Integration 44,45, 92,101,102, 105, 107,111, 114, 130,134, 135,137,140, 141,168,172, 193, 202, 227, 241, 310, 326, 370, 393, 398, 401, 402, 424, 445 Intendant 178, 204, 225, 230, 234, 236, 240, 246, 247, 249 Interaktion/interpersonale Kommunikation 32-37, 97, 102,107, 112, 133,140, 263, 376, 398400, 423, 424, 426, 440, 444, 446 Interdisziplinarität 44, 45 Interesse 46, 51, 54, 57, 59, 60, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 71, 112, 114, 115, 128,130,134, 139, 140,147, 150, 161-185,193, 202, 205, 206, 209, 216, 227, 228, 233, 234, 236, 238, 240, 243, 244, 245, 246, 250, 260, 267, 270, 279, 280, 281, 308, 311, 323, 325, 328, 330, 331, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 345, 348, 349, 359, 361 f., 363, 367, 370, 371, 373, 374, 375, 376, 388, 394, 395, 400, 401, 409, 418, 424, 425, 433, 437,438, 442, 447, 448, 449 Interessenartikulation -•Artikulation I nteresse ngruppe/-verband/Verband/Verein 36, 46, 54, 57, 60, 61, 62, 63, 64, 69, 70, 72, 73, 74, 75, 77,92, 100, 101, 102, 103, 106, 112, 114, 115, 117,118, 127, 133,134,135, 138, 145, 146, 150, 161-185, 198, 199, 200, 203, 206, 228, 236, 243, 244, 245, 261, 268, 269, 271, 272, 273, 276, 280, 281, 289, 292, 296, 309, 323, 327, 359,363, 376, 384, 392, 419, 422,425, 430, 431, 433, 434, 435, 445 Interne Kommunikation Β innenkommun ikation Interpersonale Kommunikation -•Interaktion Interview 112, 199, 202, 294, 309, 365, 406, 409
Journalismus/Journalist/Publizist 45, 75,102, 113, 134, 144, 145, 150, 167,178, 179, 180, 181, 182, 199, 200, 202,203, 205, 206,211,214, 215, 216, 217, 225, 229, 235, 236, 242, 246, 247, 248, 259-283, 289-312, 400, 406, 409, 421, 425,427, 428, 430,431-434, 435, 437, 443 Jugendorganisation/-verband 135, 169, 172, 179, 180, 182, 425, 430, 436 Jugendschutz 55 Jungsozialisten/Jungdemokraten/Junge Union -•Jugendorganisation
Register
Justiz/Jurist/Rechtswissenschaft 6 2 , 101, 1 0 2 , 1 3 2 , 1 6 7 , 1 7 4 , 1 8 2 , 195, 1 9 6 , 1 9 7 , 2 3 3 , 234, 239, 240, 244, 247, 283, 309, 332, 334, 3 9 4 Kabeikommunikation/Kabelfernsehen 38, 2 7 9 , 4 3 6 , 4 3 8 , 4 3 9 f. Kabinett Regierung Kampagne 144, 1 5 0 , 1 5 3 , 3 8 3 , 3 8 5 , 3 8 6 , 3 9 4 , 4 3 0 , 4 3 5 Kanal Kommunikationskanal Kandidat Abgeordneter Kapitalismus/Spätkapitalismus 6 9 , 7 0 , 1 0 6 , 115, 1 1 6 , 118, 2 1 2 , 4 2 3 , 4 2 5 Kirche 70, 117, 1 1 8 , 1 3 8 , 1 7 8 , 2 0 3 , 2 4 2 , 2 4 4 , 2 4 6 , 2 4 7 , 2 5 0 , 268, 281, 306, 419, 431, 435, 445 Klasse Schicht Klassisches Modell 59 f . , 6 1 , 6 7 , 1 1 6 Kode/Kodifikation 30, 33, 34, 35, 394 Kognitive Dissonanz 383, 387, 390, 3 9 4 - 3 9 7 , 401 Kollektive Grundrechte -*• Versammlungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit Kommentar/Kommentator 1 1 8 , 145, 1 8 0 , 1 8 4 , 1 9 9 , 2 0 0 , 2 1 6 , 2 1 7 , 2 3 6 , 2 4 8 , 269, 273, 277, 294, 303, 325, 344, 346, 372, 375 Kommunalpolitik/Regionalpolitik 28, 4 1 , 6 5 , 7 4 , 7 6 , 1 1 2 , 145, 166, 2 0 1 , 2 6 1 , 2 7 7 , 2 7 9 , 362, 363, 372, 374, 438, 439, 441, 444, 4 4 9 Kommunikationsbarriere Sprachbarriere Kommunikationsfluß -•Informationsfluß Kommunikationsforschung -*• Kommunikationswissenschaft Kommunikationsgrundrechte -*• Informationsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Vereinigungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Petitionsrecht 3 6 , 5 1 , 5 4 , 5 5 - 5 8 , 1 4 9 , 163, 193, 1 9 5 , 2 0 4 , 2 0 5 , 2 0 6 , 211, 212, 213, 214, 216, 217, 228, 234, 244, 246, 248, 250, 259, 267, 270, 272, 276, 277, 292, 312, 323, 336, 394, 417, 421, 422, 426, 427, 428, 429, 435 Kommunikationskanal/Kanal 7 6 , 8 9 , 9 2 , 9 6 , 1 0 0 , 1 0 1 , 1 0 3 , 127, 1 3 3 , 1 3 4 , 171, 185, 250, 280, 289, 293, 2 9 4 - 2 9 7 , 323, 3 9 1 , 426, 4 4 4 f. Kommunikationspolitik/kommunikative Ordnungspolitik/Medienpolitik 4 5 , 185, 2 1 1 , 2 1 3 , 2 1 5 , 2 1 7 , 2 2 7 , 2 2 8 , 2 4 3 , 2 5 0 , 2 7 1 , 277,298, 4 1 7 - 4 4 9 Kommunikationswissenschaft/Kommunikationsforschung/Publizistikwissenschaft/Zeitungswissenschaft 27, 3 8 - 4 6 , 95, 97, 205, 209, 225, 232, 244, 246, 262, 266, 268, 291, 340, 346, 364, 382, 385, 391, 394, 425, 429 Kommunikator/Kommunikatorsystem 1 9 7 , 2 0 0 , 2 6 1 , 2 6 2 f., 2 6 8 , 2 7 1 , 2 7 3 , 2 7 6 , 2 8 9 , 2 9 1 ,
2 9 2 - 2 9 8 , 3 0 8 - 3 1 3 , 381, 383, 384, 387, 390, 391, 395, 398, 400, 427, 4 2 8 Kommunismus Marxismus Kompensation 102, 2 0 6 , 2 4 4 , 2 4 5 , 2 7 4 , 2 7 7 K o m p e t e n z / k o m m u n i k a t i v e und sachliche K o m p e t e n z / Ausdruck sfä h igke it 29, 33, 37, 71, 75, 102, 110, 178, 229, 230, 233, 2 4 1 , 263, 276, 323, 339, 420, 4 3 1 - 4 3 4 , 436, 437, 4 4 9 Komplementarität/Ergänzungsfunktion 209, 375, 442, 4 4 9 Komplexität/Vielfalt 3 7 , 4 1 , 5 9 , 6 1 , 6 7 , 6 9 , 7 1 , 7 3 , 76, 9 2 , 1 0 0 , 112, 113, 134, 1 4 0 , 1 4 3 , 2 0 1 , 2 0 4 , 2 0 5 , 2 0 9 , 2 1 1 , 2 1 2 , 2 1 3 , 216, 217, 233, 237, 267, 272, 294, 304, 305, 309, 310, 311, 312, 327, 329, 338, 339, 391, 392, 420, 421, 422, 423, 425, 426, 428, 430, 431, 434, 437, 439, 449 Kompromiß 60, 64, 74, 108, 114, 115, 165, 184, 227, 230, 247, '392, 405 Konflikt 6 0 , 6 1 , 6 4 , 6 6 , 9 2 , 9 5 , 1 0 1 , 105, 1 0 6 , 1 1 8 , 1 3 6 , 137, 145, 146, 166, 172, 2 0 2 , 230, 232, 233, 2 6 3 , 276, 326, 329, 330, 332, 334, 338, 339, 340, 345, 346, 437, 448 Konfliktfähigkeit/Streik 102,165, 3 6 1 , 3 6 3 , 372 Konfliktmodell 105,106 Konku rrenz/Wettbewerb 5 9 , 6 0 , 6 1 , 6 6 , 7 3 , 1 3 6 , 1 3 7 , 139, 1 4 0 , 1 4 1 , 1 4 5 , 1 6 4 , 168, 2 0 4 , 2 0 7 , 2 0 8 , 2 0 9 , 2 1 1 , 2 1 5 , 2 1 7 , 2 2 8 , 2 3 6 , 245, 268, 296, 305, 337, 348, 359, 374, 389, 394, 420, 429, 430, 435, 441, 442, 447 Konsens 36, 6 0 , 6 6 , 6 9 , 9 2 , 1 0 5 , 1 0 8 , 118, 2 4 4 , 2 5 9 , 3 4 5 , 3 9 2 Konservatismus/Reaktion 6 2 f., 6 4 , 106, 1 1 4 f., 129, 146, 147, 1 5 0 , 166, 1 6 9 , 243, 327, 334, 335, 337, 346, 349 Konsum/Konsument/Verbraucher 6 3 , 7 4 , 1 4 1 , 142, 1 4 4 , 1 4 5 , 1 4 9 , 150, 1 5 1 , 1 6 3 , 175, 201, 215, 263, 283, 305, 309, 339, 385, 397, 424, 425 Kontrolle/Kontrollfunktion 58, 6 5 , 6 6 , 6 9 , 7 1 , 7 2 , 7 3 , 7 6 , 7 7 , 9 6 , 108,· 1 0 9 , 1 1 1 , 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 6 , 1 2 7 , 1 3 1 , 136, 137, 1 4 7 , 169, 178, 2 0 4 , 2 0 6 , 2 1 1 , 2 1 3 , 2 1 4 , 2 1 7 , 2 2 5 , 2 2 7 , 2 2 8 , 229, 230, 234, 235, 236, 2 4 1 - 2 4 6 , 249, 261, 263, 266, 268, 270, 272, 274, 293, 309, 310, 311, 329, 362, 392, 393, 394, 399, 403, 406, 419, 424, 425, 426, 4 3 1 , 4 3 7 Kontroverse 8 9 , 179, 195, 1 9 7 , 2 2 5 , 2 5 9 , 2 9 3 , 3 3 4 , 3 9 2 , 4 0 5 , 4 0 7 , 420 Konzept/Konzeption 9 5 , 105, 1 3 6 , 144, 1 4 5 , 1 4 6 , 1 4 9 , 1 5 0 , 2 1 1 , 2 1 4 , 2 3 0 , 244, 337, 348, 381, 383, 384, 389, 399, 401, 405, 406, 419, 420, 422, 423, 425, 426, 427, 428, 429, 436 Kooperation/Koordinierung 9 5 , 170, 1 7 2 , 1 7 3 , 2 0 9 , 2 4 0 Kooptation 138, 246, 262
463
Register
Kreiskausalität - • Regelkreis Krise
68, 114, 152, 161, 166, 263, 279, 301, 327 Kritikerrolle
259, 267, 270, 272-274, 277 Kundgebung -•Demonstration Ku nst/ Ku nstwissenschaf t
40, 55, 239, 242, 269, 273 Kybernetik
38, 44, 89, 93-97 Landtag -•Bundestag Latente Öffentlichkeit
75, 185 Lebensqualität/Lebenschancen
146, 147, 148, 150, 151, 153, 281, 327, 335, 447 Legislative/Gesetzgebung/Legislaturperiode
108, 111, 116, 138, 140, 151, 153, 165, 179, 180, 230, 231, 233, 241, 292, 345, 362, 417, 420, 433, 434 Legitimation/Legitimität
53, 59, 65, 66, 67, 68, 69, 72, 101, 108,113,114, 116,127,131, 132, 133, 138, 139, 140,141,169, 202, 228, 233, 241, 245, 336, 338, 345, 392, 426, 428,447 Lernen -•Ausbildung Lernfähigkeit/Lernen
95, 97,145, 385,387 Leser -•Rezipient Leserbrief -*• Brief Liberalismus
36, 54, 60,61,65, 66, 106, 108, 109, 115 f., 118, 204, 213, 214, 215, 216, 267, 327, 331, 336, 337, 348, 426, 437 Linguistik/Sprachwissenschaft/Psycholinguistik
33, 40, 42, 44, 391 Literaturwissenschaft
40 Lobby
174,176 Lokalmonopol
45, 209, 212,437 f. Macht/Machtstruktur
45, 46, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 69, 74, 92, 95, 96, 97, 101,105,106, 108, 115, 130,131, 137,139,140, 141,146, 168, 177, 178,181, 185, 202,206, 209, 210, 211, 213, 214, 216, 217, 228, 229, 233, 234, 237, 243, 244, 245, 246, 248, 262, 263, 266, 267, 273, 274, 279, 291, 292, 310, 327,328, 329, 333, 336, 337, 338, 340, 362, 392, 394, 422,424, 430, 437 Mandat - • Abgeordneter Manipulation
37, 63, 71, 74, 105, 141, 144, 211, 263, 291, 292, 302, 308, 311, 391, 393, 405, 409
464
Marxismus/Neomarxismus/Kommunismus
63, 64, 67,70 f., 106, 118, 146, 148,215, 336, 423, 424 Masse/Massengesellschaft
36, 63,96, 106, 150, 151, 176,216, 343, 359, 363, 385, 388, 389, 393, 403, 424 Mathematik
31,38, 44 Mechanismus/mechanisches Modell
93 Mediale Kommunikationsfreiheit -*• Pressefreiheit Mediator/Mediatorsystem
200, 259, 261-263, 270 f., 272, 277, 289, 292, 303, 304-312, 427 Mediennutzung -•Nutzung Medienpolitik -*• Kommunikationspolitik Medizin
94, 393, 400 Meinung/Meinungsäußerung
29, 43, 55, 56, 58, 60, 65, 68, 71, 73, 108, 109, 111, 117, 132, 134, 135, 136, 139, 143, 145, 172, 179, 195, 196, 197, 200, 201, 202, 204, 205, 206, 209, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 236, 237, 241, 259, 261, 262, 263, 267, 270, 271, 272, 274, 292, 301,311,312, 323, 325, 327, 328, 331, 333, 337, 361, 364, 381-409, 419, 420, 431, 433, 437 Meinungsbildner/Publizist
145, 259, 271, 273, 310, 312, 343 Meinungsfreiheit/Meinungsäußerungsfreiheit
51, 54, 55 f., 56, 58, 149, 163, 193, 195, 204, 205, 206, 211, 212, 213, 214,216, 217, 228, 234, 244, 246, 248, 250, 259, 267, 270, 272, 276, 277, 292, 312, 323, 336, 393, 419, 421, 422, 426, 429, 437 Meinungsführer - • O p i n i o n leader Meldung -•Nachricht Menschenrechte
54, 55, 236, 270 Mentalität
33, 73, 74 Methode
164, 173, 176, 178, 180, 249, 262, 268, 289, 293, 297 f., 299, 329, 342, 347, 362, 365, 381, 386, 392, 393, 394, 399, 449 Mimik -•Gebärde Minderheit/Minderheiteninteressen/Minorität
113, 114, 140, 168, 173, 213, 215, 247, 276, 328, 329, 332, 336, 340, 390, 393, 406, 439 Mitbestimmung/M itsprache
65, 72, 116, 135, 142, 147, 148, 149, 150, 153, 245, 339,431-434, 437 Mitteilung -•Vermittlung Mittelalter
93,419 Mitwirkung -•Partizipation Mobilität
41, 106, 326, 427,442
Register
Modell 42, 43, 59, 61, 105,106,117, 229, 233, 234, 397, 399, 400, Monopol 130,136, 141, 213, 215, 245, Motivation/Motiv 100,136, 165, 363, 381, 387,
64, 67, 69, 70, 147, 199, 204, 250, 262, 266, 405, 406, 409,
73, 74, 92, 93, 9 7 , 1 0 0 , 214, 225, 227, 228, 271, 277, 336, 385, 429
168, 171, 173, 181,209, 2 1 1 , 2 1 2 , 263, 328, 331, 449 1 8 2 , 1 9 6 , 280, 309, 325, 328, 361, 394, 395, 396, 401, 406
Nachricht/Botschaft/Meldung 31, 32, 34, 36, 37, 44, 92, 94, 95, 144, 145, 1 8 3 , 1 8 4 , 1 9 4 , 1 9 5 , 1 9 8 , 199, 200, 202, 203, 215, 216, 226, 228, 230, 235, 236, 237, 239, 248, 261, 262, 268, 269, 277, 291, 296, 298, 300, 302, 303, 304, 305, 308, 310, 312, 340, 344 f., 348, 362, 372, 374, 375, 376, 381, 382, 383, 384, 385, 387, 388, 389, 394, 395, 397, 399, 421, 430, 438, 440, 441 Nachrichtenagentur/Dienst 199, 212, 230, 268, 269, 291, 294, 298, 303, 3 0 4 308, 310, 445, 448 Nachrichtentechnik -•Technik Nationalsozialisten/Drittes Reich/Zweiter Weltkrieg 59, 118, 1 2 9 , 1 3 2 , 1 6 7 , 225, 228, 229, 266, 276, 331,332 Naturwissenschaft 31,93 Neomarxismus -*· Marxismus Neue wissenschaftliche Rhetorik -*• Rhetorik Neutralität 181,184, 203, 225, 236 f., 277, 446 Neuzeit 29, 93 Nicht-sprachliche (nonverbale) Kommunikation -*· Gebärde Norm/Wert 35, 42, 45, 51, 53, 54, 60, 61, 65, 70, 72, 73, 74, 75, 89, 9 2 , 1 0 2 , 117, 1 1 8 , 1 3 8 , 139, 141, 146, 163, 168, 193, 200, 201, 203, 204, 205, 206, 214, 230, 235, 236, 237, 241, 245, 259, 266, 268, 271, 276, 308, 3 1 0 , 3 2 3 - 3 4 8 , 388, 389, 390, 393, 395, 396, 397, 398, 417, 420, 422, 423, 425, 426, 427, 429 Nutzen- und Gratifikationsansatz -•Funktionaler Nutzenansatz Nutzung/Mediennutzung 324, 336, 342, 343, 344, 348, 349, 3 5 9 - 3 7 6 , 381, 382, 384, 395, 396, 397, 446, 447, 448 Objektivität 55, 152, 201, 203, 204, 206, 225, 236 f., 248, 277, 297,311,325,427 Öffentliche Aufgabe 130, 205, 206, 207 f., 216, 237, 239, 241, 266, 269, 270, 283, 427, 433 öffentliche Erregung 73 Öffentliche Neugier 73 Öffentlichkeit/öffentlicheMeinung 41, 43, 45, 51, 53, 56, 59, 6 5 - 7 7 , 89, 90, 103, 107,
1 0 8 - 1 1 2 , 113, 114, 115, 116, 117, 127, 128, 131, 133, 134, 135, 136, 139, 140, 142, 143, 144, 148, 164, 173, 174, 175, 178, 198, 199, 201, 202, 205, 206, 214, 215, 228, 229, 234, 235, 239, 245, 262, 263, 268, 270, 271, 274, 276, 279, 289, 292, 296, 298, 323, 326, 332, 359, 361, 362, 364, 370, 392, 400, 401, 4 0 2 - 4 0 9 , 419, 422, 424, 425, 426, 431, 438, 445, 449 Öffentlichkeit -•Publizität Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations 144, 153, 203, 269, 281, 292, 305, 391, 392, 425 Öffentlich-rechtliches Rundfunksystem 180, 182, 184, 193, 204, 211, 2 2 5 - 2 5 0 , 268, 277, 279, 294, 311, 423, 429, 434, 435, 438, 445 Oligarchie 63, 113, 116, 135, 137, 169, 172, 173 Ombudsmann 259, 2 8 1 - 2 8 3 Oper -•Theater Opinion leader/Meinungsführer 388 f., 390, 3 9 1 , 4 0 9 Opposition 1 0 3 , 1 0 7 , 112, 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 116, 131, 137, 140, 146, 148, 149, 150, 151, 152, 163, 178, 181, 183, 184, 195, 197, 206, 245, 249, 266, 273, 274, 345, 418 Organisationsfähigkeit 1 0 2 , 1 6 5 , 1 7 7 , 2 6 3 , 323 Organisationsinterne, innerparteiliche, verbandsinterne Demokratie 72, 73, 101, 110, 127, 130, 133, 1 3 4 - 1 3 7 , 138, 1 6 8 - 1 7 3 , 202 Organismus/organisches Modell 93 Output 96, 97, 100, 1 8 1 , 2 8 9 - 3 1 2 Pädagogik/Erziehungswissenschaft 40, 94, 266 f., 326, 332, 393, 417 Paragraph 218/Abtreibungsparagraph 8 9 , 1 1 7 f., 166, 195, 362 Parlament/Volksvertretung/Parlamentarismus 34, 36, 57, 58, 59, 61, 63, 65, 70, 89, 92, 93, 101, 1 0 2 , 1 0 7 - 1 1 8 , 127, 130, 131, 140, 147, 163, 164, 174, 175, 178, 185, 196, 197, 230, 232, 241, 242, 245, 246, 249, 262, 263, 266, 270, 272, 283, 292, 296, 304, 323, 332, 343, 359, 361, 389, 391, 392, 394, 418, 422, 423, 425, 426, 434 Partei 46, 54, 57, 59, 60, 61, 62, 64, 68, 69, 70, 72, 73, 74, 75, 7 7 , 9 2 , 100, 101, 102, 103, 107, 108, 110, 114, 115, 117, 118, 1 2 7 - 1 5 3 , 161, 162, 163, 165, 166, 167, 169, 172, 174, 175, 178, 181, 182, 183, 185, 196,197, 198, 199, 200, 201, 203, 212, 225, 228, 231, 234, 236, 241, 244, 245, 2 4 6 - 2 5 0 , 260, 261, 266, 268, 269, 272, 273, 289, 292, 301, 309, 311, 323, 326, 327, 330, 333, 336, 345, 359, 361, 3 6 2 , 363, 383, 385, 388, 389, 392, 393, 407, 408, 4 1 7 439, 445 Parteiengesetz 130 f., 132, 394 Parteienstaat 130-133
465
Register
Parteiprogramm -»•Programm Partizipation/Teilnahme/Mitwirkung
35, 51, 54, 58, 59, 62, 63, 64, 65, 67, 69, 71, 72, 74, 75,97, 100, 101, 108, 113, 114, 129, 131, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 150, 161, 165, 166, 168, 169, 180, 185, 201, 203, 204, 205, 206, 236, 239, 272, 276, 323, 325, 328, 330, 331, 333, 334, 336, 337, 343, 348, 359, 361, 362-375, 388, 393, 398, 399, 417, 421, 447, 449 Passive Öffentlichkeit
74, 7 5 - 7 7 , 185 Pathologie
95, 97, 328, 399 Periodizität
43 Persönlichkeit/Persönlichkeitsstruktur
42, 55, 94, 203, 229, 246, 259, 266, 268, 269, 309, 325, 327, 328 f., 331, 333, 336, 384, 393 Persönlichkeitsschutz
55, 292, 309 Personalunion
168, 293 Persuasion/Persuasive K o m m u n i k a t i o n / Ü b e r r e d e n
141, 143, 381,388, 3 8 9 - 3 9 4 Petitionsrecht
51, 57 f. Phänomen
33, 38, 41, 44, 62, 97, 233, 237, 327, 394, 395, 402, 405 Philosophie
38, 44, 244, 332, 402 Physik
93 Plakat Anzeige Planung
58, 65, 71, 166, 276, 279-281, 292, 383, 389, 392, 426,427,429,441,449 Plebiszit
59,60,107, 137 Plenum/Plenarversammlung
110, 111, 118, 176, 184 Pluralismus/Pluralität
51,53, 56, 5 9 , 6 0 - 6 5 , 89, 93, 106, 114, 137, 139, 140, 141, 164, 165, 199, 200, 201, 202, 204, 206, 211, 243, 244, 326, 337, 342, 392, 393, 394, 421 Podium -*· F o r u m Polemik
152,182 Politikwissenschaft/Politologie/politischer Unterricht
41, 45, 60, 89, 95, 96,100, 127, 130, 182, 244, 246, 272, 332 f., 362, 417 Politische Bildung -»•Bildung Post/Bundespost
229, 230, 231, 233, 237, 239, 417, 419, 420, 430, 442, 447, 448 Pragmatismus/pragmatische Position
6 7 - 6 9 , 116, 439 Presse/Zeitung/Zeitschrift/Illustrierte
28, 36, 37, 38, 42, 43, 56, 66, 117, 118, 134, 135, 143, 144, 145, 150, 151, 153, 166, 170, 173, 174, 177,179, 180, 181, 183, 185, 193-217, 225, 229, 466
233, 234, 242, 245, 250, 260, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 273, 274, 280, 281, 289-312, 325, 330, 341-349, 359, 360, 362, 364-376, 381-409, 419, 427-449 Pressefreiheit/Rundfunkfreiheit/mediale Kommunikationsfreiheit
36, 51, 55, 56, 204-206, 207, 209, 211, 213, 214, 215, 217, 234, 236, 237, 244, 245, 249, 267, 270, 271, 334, 428, 429, 430, 434, 436 Pressekonferenz
112, 145, 294, 295, 296, 298-303 Pressekonzentration
193, 207, 208-217, 266, 419, 427, 429-431, 434, 436, 437 f., 439, 441 Presserechtsrahmengesetz
432, 433 f. Pressestelle/Presseamt/Pressesprecher
103, 115, 151, 153, 195, 197, 198, 203, 231,247, 248, 269, 289-312, 419, 420 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
293-295, 420, 431,433 Pressure-group/Pressure
164, 172, 177 Privatfunk/privater Rundfunk
178-185, 211, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 238, 250, 429, 434 f., 436, 438 Privatwirtschaftliche Organisation der Presse
193, 204, 206, 207 f., 211, 225, 250, 262, 268, 294, 309, 423, 427, 430, 433 f., 438 Privileg
66, 115, 132, 205, 206, 241, 244, 245, 270, 271, 276, 329, 347, 348, 349, 362, 364 Problemlösung
45, 60, 61, 64, 65, 89, 100, 130, 280, 361, 400, 422 Professionalisierung/Verberuflichung
45, 259, 273, 277, 323, 398, 429 Prognose
106, 144, 146, 209, 386, 405, 408, 439, 441, 442, 445, 446, 447 Programm/Parteiprogramm
131, 133, 134, 136, 139, 140, 141, 142, 143, 145, 146, 147, 148, 150, 151,245 Programmrichtlinien usw. -»•Rundfunkgesetz Proletariat Arbeiter Propaganda/Werbung
41, 127, 134, 140, 141, 142, 144, 145, 1 4 6 , 1 5 1 153, 172, 180, 182, 199, 207, 210, 228, 229, 236, 238, 239, 261, 269, 277, 281, 292, 309, 328, 342, 346, 348, 361, 383, 390, 391, 392, 393, 394, 396 Proporz
237, 244, 247, 249 Psychiatrie/Psychoanalyse
40, 44, 331 Psycholinguistik -»•Linguistik Psychologie/Sozialpsychologie
40, 41, 42, 44, 95, 144, 168, 173, 271, 302, 303, 325, 329, 334, 338, 340, 383, 385, 387, 391, 393, 394, 395, 396, 402, 403, 404, 405 Public Relations -*• Ö f f entl ichkeitsarbeit Publikum -»•Rezipient
Register
Publizist -»•Journalismus, Meinungsbildner Publizistikwissenschaft -»· Kommunikationswissenschaft Publizistische Einheit
208,212,307, 427,429 Publizität/Öffentlichkeit
43, 65, 69, 73, 74, 76, 109, 112, 139, 143, 144, 193, 195, 199, 201-203, 206, 279, 280, 281, 292, 296, 345, 426
420, 428, 431,435, 449 Religion/Religionswissenschaft -»•Theologie Repräsentation/Repräsentant
36, 59, 60 f., 63, 65, 68, 69, 72, 73, 74, 107, 108, 114, 116, 130, 133, 134, 137, 138-153, 164, 173, 174, 177, 201, 205, 206, 232, 234, 236, 241, 242, 243, 244, 246, 247, 262, 270, 292, 302, 311, 330, 347, 365, 385, 403, 406, 421 Restriktion/Repression
34, 72, 207, 267, 329, 424 Revolution
38, 67, 73, 92, 405
Qualifikation
271
Rezipient/Empfänger/Publikum/Leser/Hörer
Quelle/Informationsquelle
196, 197, 203, 204, 205, 212, 228, 235, 262, 263, 290, 295, 296, 298, 303, 306, 310, 345, 370, 373, 387,391,397,400, 439
31, 32, 37, 65, 199, 200, 203, 267, 268, 283, 308, 309, 310, 409,424, 425,
74, 77, 109, 144, 171, 196, 197, 198, 207, 211, 213, 238, 250, 259, 262, 289, 291, 292, 294, 298, 302, 303, 311 f., 323-349, 359, 364-376, 381427, 428, 430, 440-449
Reziprozität
383, 384, 397, 400, 425, 429
Radikalismus/radikale Einstellung
59, 64, 149, 334, 336, 338, 339, 402, 423
38, 309, 388, 390, 393
Reaktion -»•Konservatismus Recherche
Ritualisierung
31, 35
274, 304
Rolle
270, 272, 324, 325, 326, 328, 384, 389, 392, 397, 398, 399, 400, 401, 422, 427
Rechtsstaatlichkeit
53, 116
Rückkopplung Feedback Rundfunk/Hörfunk/Fernsehen/audiovisuelle Medien
Rechtswissenschaft -»•Justiz Redaktion/Redakteur
194, 195, 212, 236, 290, 291, 417,419,
R h e t o r i k / N e u e wissenschaftliche Rhetorik
196, 247, 298, 423,
197, 198, 199, 204, 206, 207, 208, 248, 260, 267, 268, 269, 274, 281, 299, 300, 303, 305, 307, 308, 310, 425, 431-434, 436, 438, 441, 448
Redaktionsstatut
212, 419, 427, 432 f., 434, 436 Redefreiheit
115, 336
28, 34, 36, 38, 55, 56, 92, 110, 118, 134, 141, 144, 145, 151, 152, 153, 173,178-185, 193, 194, 199, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 209, 210, 211, 212, 225-250, 259, 263, 266, 268, 269, 270, 273, 277, 279, 294, 295, 297, 298, 303, 309, 324, 325, 330, 340-349, 359, 360, 362, 364-376, 381-409, 417, 419,427-449 Rundfunkanstalt/Sender
Reduktion/Reduzierung
97, 134, 136, 140, 164, 304, 305,308, 311, 312, 385, 392, 427 Redundanz
171 Referendum/Volksbegehren/Volksentscheid
163,179-185, 435
31, 32, 44, 225-250, 269, 304, 307, 308, 311, 419, 423, 433, 434, 435, 442, 444, 445, 448 Rundfunkfreiheit - * Pressefreiheit Rundfunkgesetz/-recht/Programmrichtlinien usw.
163,178-185, 203, 225, 231, 234-237, 243, 248, 419, 420, 434 R u ndf u nkgrem ien/Rundfu nkrat/V/erwa Itu ngsrat
Reform
71,89,92, 111, 115, 117, 118, 143, 148, 149, 150, 153, 247, 248, 331, 434, 436 Regelkreis/Regelung/Kreiskausalität
94 f., 96,214,216
134,178,181, 182, 184, 204, 230-250, 419, 425, 428 Rundfunkkontrolle
45, 204, 225-250,419, 428
Regierung/Kabinett
36, 53, 54, 59,61,90,92, 96, 108, 109, 110, 112, 113,114, 131, 133, 139, 140, 148, 149, 175, 176, 178, 179, 182, 183, 206, 212, 213, 228, 229, 230, 247, 249, 263, 266, 270, 272, 292, 293, 295, 296, 301, 325, 403, 418, 421, 422, 426, 434,
97, 101, 102, 103, 107, 115, 116, 129, 130, 150, 151, 164, 174, 199, 200, 201, 202, 231, 232, 241, 242, 273, 274, 281, 289, 334, 345, 361, 363, 435
Regionalpolitik Kommunalpolitik Relevanz/Bedeutung
32, 37, 97, 102, 165, 202, 204, 233, 241-246, 249, 270, 271, 298, 311, 312, 331, 342, 388, 389, 397,
Sanktion
165, 268, 329, 338, 342, 385, 389, 395, 404, 406, 408 Schallplatte
210, 367 Schicht/Klasse
63, 66, 70,106, 115, 129, 166, 283, 324, 326, 327, 331, 333, 335-340, 343, 344, 348, 349, 359, 364, 373, 384, 388, 395, 424 Schule -•Ausbildung Science Fiction -»•Utopie
467
Register
Selbstbestimmung/Selbstverwirklichung
Staatsgeheimnis
Selbstbild/Selbstverständnis
Stand/ständisches Prinzip
35, 69. 72, 113, 150, 205, 339, 392
225, 259, 263, 264, 266 f., 268, 271, 272, 276, 280, 310, 312, 324, 325, 326, 328, 429, 432 Selbsthilfe
163, 165, 430 Selektion/Auswahl/Filter
37,43, 67,68, 69, 72, 101, 117, 130, 143, 164, 173, 198,199, 200, 203, 216, 263, 268, 269, 289-312, 343, 344, 348, 349, 373, 387, 391, 395, 396, 397, 401, 429, 433, 442 Selektive Wahrnehmung -•Wahrnehmung Sender -*• Rundfunkanstalt Signal
30, 31, 32, 233, 409, 440, 443
Sol idarität/Sol idarisierung
114, 150, 172, 279, 280, 337, 434 Souverän/Souveränität/Volkssouveränität
53, 59, 60, 138, 139, 204, 206, 216, 217, 241 Soziale Marktwirtschaft
149, 152, 421
Sozialer Wandel
34, 44, 65, 71, 75, 93, 106, 244, 326, 364, 393, 398, 404, 405, 406 Sozialisation
32, 70, 323-349, 359, 364, 369, 375, 382, 396 Sozialismus
106, 118, 146, 147, 148, 149, 152, 153,409, 424 Sozial Psychologie -»•Psychologie Sozialstaatlichkeit
53, 54, 60 Sozialstatus -»•Status Sozialwissenschaft/Gesellschaftswissenschaft
41, 67, 76, 92, 93, 94, 326, 334, 342, 362, 364, 365, 386, 391, 396, 420, 422 Soziologie
40, 41 f., 42, 44, 45, 96, 151, 202, 203, 283, 333, 334, 339, 383, 385, 388, 391, 393, 395, 396, 399, 403 Spätkapitalismus Kapitalismus SPD
117, 118, 129, 135, 142, 143, 144, 145,146-153, 175, 178, 179, 181, 184, 195, 196, 231,246, 247, 248, 363, 385, 407, 408, 434, 435-439
Speicherung/Archivierung
96, 97, 133, 164, 304, 305, 441, 448 Spezialisierung/Spezialist
71, 97, 203, 205, 214, 262, 269, 424, 442 Sprachbarriere/Kommunikationsbarriere
33, 267, 395 Sprache/Wortschatz/Vokabular/Wort/Terminologie
29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 38, 42, 55, 71, 72, 132, 143, 144, 146, 201, 211, 212, 235, 269, 271, 272, 297, 298, 299, 301, 302, 312, 328, 362, 390 f., 392, 398, 402 Sprachrohr
108, 193, 199,201,202,213, 301 Sprachwissenschaft -*• Linguistik
468
292, 309 241-243, 246, 247 Statistik
144, 364,408 Status/Sozialstatus
100, 165, 168, 169, 171, 241, 268, 329, 331, 334, 335, 337, 338, 343, 364, 388 Status quo
311,337,346 Stimmrecht -•Wahl Stimulus
381-409 Stimulus-Reaktions-Theorie
381, 383, 385-394, 396, 397, 401 Streik -*• Konfliktfähigkeit Strukturdefekt -•Defizit Subkultur
334, 335-340, 342, 348, 349 Symbol/Zeichen
27, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 38, 72, 272, 325, 330, 337, 392, 397, 399
Symbolischer Interaktionismus
383, 399 f., 401 Systemtheorie
45, 89, 92, 93 f., 100, 130, 402, 422 f. Technik/Technologie/Nachrichtentechnik
28, 31, 33, 38, 74, 93, 113, 116, 145, 146,152, 153, 194, 203, 207, 210, 212, 225, 227, 228, 229, 230, 233, 234, 237, 239, 240, 262, 267, 268, 294, 304, 308, 310, 339, 348, 370, 372, 373, 374, 375, 393, 428, 429, 439-448 Teilnahme -•Partizipation Teilnahmslosigkeit -•Apathie Telefon
36, 145, 419, 420, 440, 447, 448 Telekommunikation/Telekommunikationsformen
439-449
Terminologie -•Sprache Theater/Oper usw.
36, 242, 373, 374, 375, 424 Thema
32, 44, 117, 140, 143, 144, 145, 148, 149, 150, 198, 202, 207, 263, 271, 276, 277, 281, 296, 299, 300, 301, 304, 308, 311, 323, 345, 361, 362, 365, 372, 375, 376, 384, 386, 388, 393, 406, 407, 409, 420, 429, 431,436, 437,438
Theologie/Religion/Religionswissenschaft
38, 41, 93, 235, 236, 243, 301, 329, 388 Theorie/Theoriebildung
38, 40, 41, 42, 43, 46, 58, 59, 61, 62, 64, 65, 67, 89, 97, 100, 105, 106, 113, 115, 127, 132, 135, 139, 141, 164, 195, 200, 212, 213, 244, 276, 327, 329, 330, 335, 336, 337, 364, 383, 385, 388, 392, 394, 396, 402, 404, 405, 406, 417, 418-425, 428 These/Hypothese
42, 43, 63, 64, 113, 133,137, 145, 149,152, 171,
Register
200, 336, 374, 397,
213, 338, 381, 399,
216, 343, 384, 400,
244, 344, 387, 401,
296, 345, 389, 404,
297, 346, 390, 405,
298, 310, 327, 329, 347, 348, 364, 365, 391, 394, 395, 396, 435
Total itarismus -*• Diktatur Tradition
117, 142, 153, 175, 204, 263, 271, 272, 276, 277, 283, 332, 346, 363, 381, 388, 393 Transaktion
400, 401 Transformation
116,133, 198, 199, 2 8 9 - 3 1 2 Transmissionsriemenfunktion
134 Transparenz
62,90, 108, 113, 114, 136, 137, 138, 201,215, 311, 421,447 Two-Step-Flow
388 f. Überreden "•Persuasion Umfrage -*• Demoskopie Umweltschutz/Umweltprobleme
64, 148, 150, 166, 276, 279, 281, 283, 362, 386 Universalität
43, 66, 193, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 225, 373, 428, 442 Unterhaltung
144, 170, 235, 239, 264, 295, 324, 334, 342, 343, 344, 346 f., 349, 371, 372, 373, 374, 375, 390, 396, 397, 398,399,401,424 Unterschriftenaktion
118, 166, 183, 281,362 Utopie/Science Fiction
34, 69, 73,312,393 Variable
42, 45, 383, 384, 385, 386, 387, 388, 390, 391, 394 Verband - • I nteressengruppe Verbandsinterne Demokratie -•Organisationsinterne Demokratie Verberuflichung -•Professionalisierung Verbraucher -•Konsum Verein -•Interessengruppe Vereinigungsfreiheit/kollektive Grundrechte
51,56, 57, 426 Verfassung/Grundrechte/Grundordnung
45, 5 3 - 5 8 , 59, 60, 66, 67, 89, 100, 102,113, 118, 127, 130, 131, 132, 133, 139, 147, 149, 161, 163, 182, 184, 185, 193, 201, 204, 205, 206, 225, 227, 230, 231, 232, 233-237, 245, 247, 266, 270, 271, 292, 309, 312, 333, 336, 392, 393, 420, 421, 422, 423, 428, 434, 435, 449 Verfassungsgericht Β u ndesverfassu ngsger icht Verhalten/Verhaltensweise
33, 35, 60, 63, 74, 76, 95, 96, 105, 113, 129, 133, 143, 144, 165, 167, 203, 205, 238, 263, 268, 276, 323-349, 359-376, 381, 382, 384, 386, 390, 391,
393, 394, 395, 396, 397, 398, 399, 401, 402, 404, 405, 422, 423, 430 Verhaltensforschung
29, 41 Verlag/Verleger
150, 214, 280, 437,
204, 205, 206, 207, 208, 209, 210,211,212, 215, 216, 217, 243, 250, 267, 269, 271, 272, 290, 307, 309, 311, 389, 427, 429, 430, 4 3 1 441,443,448
Vermittlung/Mitteilung
28, 29, 32, 35, 133, 152, 196, 213, 217, 259, 295, 298, 308, 420, 421,427,
36, 37, 43, 55, 198, 199, 202, 262, 263, 271, 309, 310, 311, 430, 439,444
56, 77, 95, 100, 106, 203, 204, 206, 212, 289, 290, 291, 294, 312, 374, 383, 392,
Versammlung/Volksversammlung
35, 36, 51, 56, 57, 68, 115, 168, 169, 170, 171, 214, 267,393,402, 419 Versammlungsfreiheit/kollektive Grundrechte
51,56, 57, 426 Verstärker-These/Verstärkereffekt
43, 333, 386 f., 396 f. Verwaltung -•Bürokratie Verwaltungsrat - • Rundfunkgremien Vielfalt -•Komplexität Vokabular -•Sprache Volksbegehren/Volksentscheid - • Referendum Volkssouveränität -•Souverän Volksversammlung -•Versammlung Volksvertretung -•Parlament V o l o n t e generale
59, 60 Wahl/Wähler/Stimmrecht/Votum
53, 54, 59, 61, 109, 113, 114, 171, 175, 177, 248, 274, 281, 348, 359, 361, 388, 402, 408,
65, 67, 68, 92, 115, 116, 118, 178, 180, 183, 296, 323, 325, 362, 363, 376, 409, 422, 427,
100, 102, 107, 108, 127-153, 162, 169, 201, 203, 245, 247, 326, 336, 342, 343, 383, 384, 385, 386, 430, 437
Wählerinitiative
142 f., 144, 152, 153, 165, 359, 361, 362 f., 393 Wahlkampf
127, 133, 139, 140, 141, 142, 143-145, 146-153, 232, 248, 326, 361, 362, 363, 407 Wahrnehmung/selektive Wahrnehmung
30, 37, 44, 292, 302, 303, 308, 381, 386, 392, 394-397, 403 Wehrpflicht -•Bundeswehr Weimarer Republik
110, 129, 132, 142, 225, 229, 230, 231, 232, 237, 239, 261 Werbung -•Propaganda Wert -•Norm
469
Register
429, 430, 439, 446, 447, 448
Wettbewerb -•Konkurrenz Widerstand
Wort/Wortschatz -•Sprache
53, 129, 179, 196, 229, 231, 392, 435 Wirkung/Wirkungsforschung
38, 43, 44, 180, 205, 274, 283, 302, 310, 327, 331, 332, 335, 337, 340, 342, 343, 345, 347, 348, 349, 376, 381-409, 421 Wirtschaftswissenschaft
41,60, 240, 297, 448 Wissenschaft/Wissenschaftsdisziplinen/Forschung
33, 38, 55, 75, 142, 150, 167, 243, 244, 246, 297, 298, 327, 376, 381, 382,
470
92, 93, 94, 97, 174, 175, 176, 250, 262, 266, 336, 339, 342, 385, 386, 397,
100, 105, 106, 180, 225, 227, 269, 271, 272, 372, 373, 374, 402, 417, 419,
112, 242, 291, 375, 420,
Zeichen -»Symbol Zeitung/Zeitschrift -*• Presse Zeitungswissenschaft - • Kommunikationswissenschaft Zensur
39, 55, 204, 236, 267, 270, 419 Zielgruppe -•Adressat Zweiter Weltkrieg -•Nationalsozialisten
Anhang Inhalt Teil I: Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik 1. Zur Konstitutionsproblematik und Theorieentwicklung des Faches Von Annette
473
Grube
1.1 Von der Geistes- zur Sozialwissenschaft
473
1.2 Zum Gegenstandsbereich der Kommunikationswissenschaft
474
1.3 Interdisziplinarität und Integration
476
1.4 Aufgaben für die Zukunft
477
2. Politisches System und Mediensystem
478
Von Wolfgang R. Langenbucher und Werner Löcher 2.1 Politik und Kommunikation
478
2.2 Problemfeld Pressekonzentration
480
3. Kommunikationspolitische Entwicklungen im Rundfunkbereich Von Rudolf
482
Huber
3.1 Privatfunk durch Kabelfernsehen?
482
3.2 Die Auseinandersetzungen um den Norddeutschen Rundfunk
482
3.3 Rundfunkpolitische Initiativen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg . . .
483
3.4 Gegenreaktionen und Alternativentwürfe
484
3.5 Das dritte Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts
486
4. Journalistische Berufsforschung Von Rudolf
488
Huber
4.1 Empirische Erhebungen 4.2 Problembereich Aus- und Fortbildung
488 488
4.3 Defizite und Desiderate
489
5. Mediennutzung und Medienwirkung Von Hertha Sturm und Heinz R.
493
Uekermann
5.1 Kommunikationswissenschaft und empirische Sozialforschung
493
5.2 Forschungsstrategien und -Perspektiven
493
5.3 Medienzentrierte Forschungsansätze
495
5.4 Der rezipientenorientierte Ansatz
498
Teill II: Reaktionen, Rezensionen, Resonanz — Erfahrungen mit dem Lehrsystem Von Walter
Homberg
1. Ausstrahlung im Fernsehprogramm
503
2. Einsatz im Hochschulbereich
504
2.1 Reaktionen der Studenten
504
2.2 Reaktionen der Seminarleiter
505
3. Einsatz in sonstigen Bildungsinstitutionen
506
4. Resonanz auf das schriftliche Studienmaterial
507
5. Resümee
508
Teil I Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
In den fünf Jahren seit Erscheinen dieses Lehrsystems sind eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu den hier
Kommunikations-
zuzuordnende
abgehandelten kommunikationswissenschaftlichen
wissenschaft
(SE -
Themenbereichen erschienen. Trotzdem konnten wir
ihre
nach eingehender Prüfung des sich in diesen Büchern und Aufsätzen dokumentierenden Erkenntnisfortschritts darauf verzichten, eine völlige Neubearbeitung der dreizehn Lektionen vorzunehmen. Intention, Aufbau, thematische Schwerpunktbildung und wissenschaftliche Akzentuierung dieser Mitte der siebziger Jahre erarbeiteten Einführung in das Fach wurden
und
Teilgebiete
Theorie
Inhalte
Studieneinheit;
A = Kapitel des Anhangs) SE 1, ( 3 - 5 ) , ( 1 0 - 1 2 ) / A 1,1; (l,5)
Methoden
SE 9, ( 1 0 - 1 2 ) / A (1,1); 1,5
Medienlehre
SE 6, 7, 9 / A 1,2
Geschichte
SE 7 , 8 , 1 3 / A 1,3
Politik
SE 2, 6, 1 3 / A (1,2); 1,3
Praxis
SE 8, 9, (11, 12) / A l,4; (1,5)
durch die Forschungen und Diskussionen der letzten Jahre ausdrücklich bestätigt. Und sogar die üblicherweise sehr starken aktuellen Wandlungen unterliegenden Bereiche — wie etwa die Kommunikationspolit i k — haben sich in ihren grundsätzlichen Tendenzen wenig verändert, so daß die damals behandelten Gegenstände weiter exemplarisch für kommunikationswissenschaftliche Problemanalysen dienen können.
1.
Zur Konstitutionsproblematik und Theorieentwicklung des Faches
Vor diesem Hintergrund weisen die folgenden Abschnitte für größere, zusammenhängende Themenkreise (und nicht für jede einzelne Studieneinheit) auf neuere Entwicklungen in Kommunikationsforschung
1.1 Von der Geistes- zur Sozialwissenschaft
und Kommunikationspolitik hin, u m damit den Benutzer exemplarisch an den jetzigen Stand heranzu-
Die ältere deutsche Zeitungswissenschaft
führen.
seit ihrer Etablierung als universitäre Disziplin (1916
verstand sich
wurde das erste zeitungswissenschaftliche Institut Die durch die Forschungsarbeit der letzten Jahre
für Karl Bücher in Leipzig gegründet) nahezu aus-
sich abzeichnende Ausdifferenzierung des Faches in
schließlich als hermeneutische Geisteswissenschaft. Die
verschiedenen Teildisziplinen w i r d übrigens trotz
Zeitungswissenschaft bzw. — seit Hinzukommen des
der thematisch andersartigen Anlage durch unser
Hörfunks etwa 1930 — Poblizistikwissenschaft
Lehrsystem weitgehend abgedeckt:
in die 50er Jahre vorwiegend historisch orientiert. Ihr
war bis
473
Anhang
Interesse galt primär dem Leben und Einfluß herausra-
die nach dem genuin eigenen Gegenstandsbereich der
gender Persönlichkeiten (Journalisten, Herausgeber)
Kommunikationswissenschaft als Sozialwissenschaft.
und der geschichtlichen Entwicklung der Medien, vor allem der Presse. Die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen diese Individuen agierten und Zeitungen und Zeitschriften erschienen, wurden nur am Rande miteinbezogen (vgl. Ronneberger, S. 11).
1.2 Zum Gegenstandsbereich der Kommunikationswissenschaft
Diese historische Ausrichtung bestimmte zunächst auch
Es soll hier nicht ein weiterer Versuch unternommen
die Entwicklung des Faches in den USA. Während sich
werden, den Begriff „ K o m m u n i k a t i o n " zu definieren
die geisteswissenschaftlich-historische Tradition in der
(vgl. dazu Merten), vielmehr soll aus wissenschafts-
Bundesrepublik jedoch bis zu Beginn der 60er Jahre
wissenschaftlicher Perspektive das Konstitutionspro-
fortsetzte, erfolgte in den USA um 1930 eine radikale
blem der Kommunikationswissenschaft als universitä-
Umorientierung des Faches zu einer empirisch-analy-
re Disziplin angegangen werden.
tisch verfahrenden Sozialwissenschaft, die sich auch in der Namensgebung niederschlägt:
Communication
Research. Das amerikanische Forschungsinteresse konzentrierte sich, verstärkt durch historische Ereignisse (2. Weltkrieg), unter politologischer, soziologischer, psychologischer und sozialpsychologischer Perspektive auf Medienwirkung. Entscheidend geprägt wurde die amerikanische Entwicklung durch den Politikwissenschaftler Harold D. Lasswell, den Soziologen Paul F. Lazarsfeld sowie die Psychologen Kurt Lewin und Carl I. Hovland (vgl. Weaver/Gray, S. 125 f., und Pürer, S. 9-15). Die empirisch-analytische Orientierung des amerikanischen Journalism and Communication Research wurde von der Publizistikwissenschaft in der Bundes-
"Jedes wissenschaftliche Arbeiten beginnt mit einer selektiven Konstitution des wissenschaftlichen Gegenstandes. Selektiv ist diese Konstitution notgedrungen deshalb, weil das Objekt nicht als isoliertes Phänomen schon da ist, sondern weil es nur in der Totalität der Realität existiert und in ihr integriert ist. Wenn man es aus dieser,Kette des Lebenden' herauslöst, ist dies nicht mehr ein quasi natürlicher Vorgang, sondern das Resultat eines Interesses, das den Wissenschaftler entscheiden läßt, w o er die Schnitte ansetzen will, die das Objekt aus der Realität herauslösen und es zum Objekt machen. Dieses Interesse wiederum ist von der Zielsetzung bestimmt, die sich der Wissenschaftler g i b t " (Burger/Imhasly, S. 27).
republik seit Beginn der 60er Jahre aufgegriffen. Nicht nur die Methoden empirischer Sozialforschung und die
Geht man von der Forderung aus, eine Wissenschaft
mit ihrer Hilfe erarbeiteten Ergebnisse wurden dabei
müsse, um als eigenständige Disziplin anerkannt zu
rezipiert und übernommen, sondern auch der Begriff
werden, einen eigenen Gegenstand und eigene Metho-
der Kommunikationswissenschaft.
den aufweisen, so scheint es um die Kommunikations-
Die oft diskutierte
und kritisierte Umbenennung der Zeitungs- und Publi-
wissenschaft als selbständige Disziplin schlecht bestellt.
zistik- zur Kommunikationswissenschaft wird heute
Der Begriff und Gegenstand „ K o m m u n i k a t i o n " ist so
auch durch den umgangssprachlichen Gebrauch ge-
weit, daß man alles und jedes darunter subsumieren
rechtfertigt. So hätten „die Versuche zur 'Rettung' des
kann und sich von der Anthropologie bis zur Zoologie
Namens 'Zeitungswissenschaft' für die Beschäftigung
viele Wissenschaften finden werden, die beanspruchen,
auch mit den anderen Medien bestenfalls zu einem
Kommunikationsphänomene zu beschreiben und zu er-
esoterischen Wissenschaftsverständnis, aber nicht zum
klären. Auch die angewandten Methoden teilt die Kom-
Anschluß an die Alltagssprache geführt" (Ronneberger,
munikationswissenschaft mit den übrigen Sozial- und
S. 14).
Geisteswissenschaften.
Heute hat sich die Kommunikationswissenschaft inner-
Nach Gerhard Maletzke sind die Versuche, einen ge-
halb der Sozialwissenschaften etabliert: Die empirisch-
nuin kommunikationswissenschaftlichen Gegenstand
analytische Ausrichtung hat sich durchgesetzt, wird
zu bestimmen, bisher nicht gelungen. Das veranlaßt
allerdings mittlerweile auch teilweise schon wieder in
ihn dazu, die Frage nach ihm als solche für irrelevant
Zweifel gezogen (vgl. Maletzke, S. 33—38). Eine Frage,
und die Versuche, sie zu beantworten, für obsolet zu
die bis heute nicht befriedigend beantwortet ist, ist
halten:
474
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
„Bei der Frage danach, unter welchen Gesichtspunkten sich eine Wissenschaft als selbständige Disziplin konstituiert und etabliert, geht es — so meinen wir — gar nicht primär darum, ob es einen eigenen Gegenstand gibt oder ob sich der Gegenstand ohne Rest auflösen läßt. Die entscheidenden Kriterien liegen woanders: Entscheidend für die Etablierung einer neuen Wissenschaft als eigene Disziplin sind zwei Aspekte: erstens die Relevanz des Gegenstandes, und zweitens die Frage, ob dieser Relevanz durch die bestehenden Wissenschaften hinreichend Rechnung getragen wird. Niemand spricht heute der Kommunikation (oder etwas enger gefaßt: der öffentlichen Kommunikation) ihre hohe gesellschaftliche Relevanz ab. Vielmehr hat sich überall die Einsicht durchgesetzt, daß Kommunikationsprobleme wichtige Probleme unserer Zeit darstellen. An der Bedeutsamkeit einer wissenschaftlichen Erforschung von Kommunikationsphänomenen gibt es also nicht den geringsten Zweifel" (Maletzke, S. 24). Die Ambiguität dieser Argumentation ist offensichtlich: Wie läßt sich die Relevanz eines Gegenstandes feststellen, wenn es primär gar nicht darum geht, einen Gegenstand überhaupt zu bestimmen. Maletzke scheint sich dieses Dilemmas bewußt zu sein, denn im weiteren führt er die öffentliche Kommunikation als Gegenstand der Kommunikationswissenschaft ein, weil dieser Bereich auf der „ganzen Linie von den 'traditionellen' Wissenschaften vernachlässigt" wurde (Maletzke, S. 24). Er befindet sich damit in Übereinstimmung mit Elisabeth Noelle-Neumann, die meint: „Kommunikation im weitesten Sinne als Verständigung zwischen Lebewesen umschrieben, liegt, soweit es sich um nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Kommunikationsprozesse handelt, außerhalb ihres [= der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft] Kerngebietes" (Noelle-Neumann, S. 745). Was Maletzke und Noelle-Neumann definitiv als Gegenstandsbereich der Kommunikationswissenschaft erkennen, ist für Ronneberger eine bisher nicht realisierte Wunschvorstellung. Er diagnostiziert die gegenwärtige Lage des Faches folgendermaßen: „Kommunikationswissenschaft ist nichts anderes als ein Ausdruck für interdisziplinäre Beschäftigung mit 'Kommunikation', was immer dies im einzelnen meint" (Ronneberger, S. 17). Er beklagt die Inflation des Kommunikationsbegriffs, der sowohl Kommunikation zwischen Maschinen als auch zwischen interstellaren Systemen umfaßt, und schreibt Vertretern anderer Disziplinen
mehr Kompetenz und damit Berechtigung zu, diese Phänomene zu erforschen, als den Kommunikationswissenschaftlern. Dieser faktischen „Sammelsuriumsoder bestenfalls Dachwissenschaft für ein ziemlich grosses Gebäude, in dem sich die Mieter untereinander nicht kennen", gibt er folgende positive Funktionsbestimmung: „Die Aufgabe der Kommunikationswissenschaft als Erbe der Publizistikwissenschaft müßte es . . . sein, die öffentliche Kommunikation wieder entschieden in den Mittelpunkt ihres Interesses zu stellen, und das bedeutet im großen und ganzen die Entscheidung für eine makrokommunikative Betrachtungsweise und Analyse: Es sind die Massenmedien als Großorganisationen, das System dieser immer deutlicher in öffentliche Verantwortung und Verpflichtung hineinwachsenden Gebilde mit ihren Umwelten, den Publica, den anderen gesellschaftlichen Systemen; es sind die Organisationsstrukturen im inneren wie nach außen, die sozialen wie personalen Bedingungen, unter denen publizistische Aussagen zustande kommen, es ist überhaupt der funktionale Beitrag, den die Massenkommunikation für die Gesellschaft leistet und zu leisten hat" (Ronneberger, S. 18). In seinem Sinne wäre Kommunikationswissenschaft nicht die Wissenschaft der öffentlichen Kommunikation schlechthin, sondern die Wissenschaft der aktuell-universellen Medien, was sie laut Ulrich Saxer entsprechend den in Lehre und Forschung am meisten bearbeiteten Bereichen auch tatsächlich ist. Die medienzentrierte Gegenstandsbestimmung spiegelt sich seiner Meinung nach in der herrschenden Forschungspraxis wider, deren Schwerpunkte bei Kommunikator- und Wirkungsstudien liegen: „Nach ihrer tatsächlichen Forschungspraxis läßt sich somit diese angebliche Kommunikationswissenschaft als eine spezialisierte Publizistikwissenschaft charakterisieren, ein Subsystem einer möglichen Publizistikwissenschaft nämlich, das sich auf publizistische Kommunikation im Sinne der (politischen) Berichterstattung von aktuell-universellen Massenmedien konzentriert. Von dieser Forschungsrealität her gemahnt nun allerdings die terminologische Entgrenzung dieser Disziplin zur,Kommunikationswissenschaft' an Etikettenschwindel oder ist zumindest höchst unpräzis und formuliert bestenfalls eine illusionäre Wissenschaftsprogrammatik" (Saxer, S. 533). 475
Anhang
Die verschiedenen Positionen lassen sich folgenderma-
hen, gelangt man zu Problemen, die sich schlagwortar-
ßen zusammenfassen: Das Formalobjekt, d.h. der Ge-
tig mit den am häufigsten genannten Begriffen der der-
genstand der Kommunikationswissenschaft soll über-
zeitigen Diskussion charakterisieren lassen: Entgren-
einstimmend die öffentliche
zung, Integration und Interdisziplinarität (vgl. Wester-
Kommunikation
sein. Da-
bei wird weniger wissenschaftstheoretisch als wissenschaftspraktisch argumentiert. Zu diesem Abgrenzungsversuch in Konkurrenz steht die Gegenstandsbestimmung m i t Hilfe des Begriffes „Zeit",
deren Trennschär-
fe allerdings erst kürzlich wieder grundsätzlich infrage gestellt wurde (vgl. Schreiber). Es ist unschwer vorauszusagen, daß die Konstitutionsproblematik des Faches auch weiterhin ein kontroverser Gegenstand bleiben wird.
1.3
Interdisziplinarität und Integration
Entscheidet sich die Kommunikationswissenschaft für die von Ronneberger geforderte makro-analytische Ausrichtung, ergibt sich folgende auch von ihm anerkannte Problematik: Öffentliche K o m m u n i k a t i o n und als Teilbereich Massenkommunikation kann ohne die Kenntnis mikro-kommunikativer Prozesse nicht erforscht werden. Das bedeutet, daß die wissenschaftliche Kenntnis interpersonaler Kommunikationsprozesse eine unabdingbare Voraussetzung für die Erforschung öffentlicher K o m m u n i k a t i o n darstellt. „ D i e Vis-a-vis-Situation ist der Prototyp aller gesellschaftlichen Interaktion. Jede andere Interaktionsform ist von ihr abgeleitet" (Berger/Luckmann, S. 31). S t i m m t man dieser Annahme zu, müßte dies zu einer systematischen Rezeption psychologischer und sozial-
barkey, S. 13 f.). Indem sich die Kommunikationswissenschaft entgrenzt, d.h. zu anderen Disziplinen hin ö f f n e t , deren Theorien und Methoden verarbeitet, soll sie zur Integrationswissenschaft
werden. Wie dieser Forderung der-
zeit real nachgekommen w i r d , beschreibt Saxer: „Genau genommen f o r m u l i e r t dieser Begriff [der Integrationswissenschaft] in erster Linie ein Versprechen von und einen Anspruch auf interdisziplinäre Aspektvielfalt. Der letztere stellt aber unweigerlich die Frage nach der realen Stärke der wissenschaftlichen Strukturen bzw. nach der tatsächlichen Kompetenz derjenigen, die solches zustande bringen wollen und sollen. In Wirklichkeit k o m m t es regelmäßig z.B. zu demoskopischen — wie in Mainz — oder soziologisch-politologischen — wie in Nürnberg — Schwerpunktbildungen, sind doch kaum irgendwo systematisch Strukturen entwickelt worden, die Standards und Verfahren für eine umfassende Integrationsarbeit, also wie Ansätze aus verschiedenen Disziplinen korrekt aufeinander bezogen werden können, bereitstellten. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, daß hier f i k t i v weite Grenzen postuliert werden, die der tatsächliche Wissenschaftsbetrieb gar nicht auszufüllen vermag. Hieraus können ständig neue Glaubwürdigkeitsdefizite resultieren, m i t entsprechenden negativen Sanktionen für die Disziplin aus anderen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Systemen" (Saxer, S. 528 f.).
psychologischer Kenntnisse in der Kommunikations-
Somit schließt sich der Kreis: Interdisziplinarität
wissenschaft führen. Daß hier Defizite liegen, stellt
die Gefahr einer willkürlichen und beliebigen Übernah-
birgt
der amerikanische Kommunikationswissenschaftler
me von Theorien und Methoden, die eklektizistisch,
Gordon C. Whiting als Resümee nach einem achtmo-
d.h. ohne systematische Strukturierung auf Phänome-
natigen Aufenthalt in der Bundesrepublik fest:
ne öffentlicher K o m m u n i k a t i o n angewandt werden,
„Die in Deutschland produzierte Literatur scheint
solange der genuine Gegenstand der Kommunikations-
stark in der Inhaltsanalyse, der Analyse von Umfrage-
wissenschaft nicht eindeutig abgegrenzt wird. Anderer-
ergebnissen, in kritischen, theoretischen und histo-
seits ist der Gegenstand öffentliche Kommunikation
risch/rechtlichen Themen, aber schwach, wenn es u m
ohne Interdisziplinarität nicht zu erfassen. Eine Ent-
psychologische und sozial-psychologische Ansätze
grenzung scheint sinnvoll erst dann möglich, wenn
geht" (Whiting, S. 553).
eine Eingrenzung stattgefunden hat.
Über die stärkere Zuwendung zu Psychologie und So-
Die gezielte Aufarbeitung theoretischen und empiri-
zialpsychologie besteht weitgehend Einigkeit. Daran
schen Wissens der Psychologie und Sozialpsychologie
anschließend stellt sich jedoch die Frage, ob die Ge-
(z.B. Theorien der Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, In-
genstandsbestimmung „ ö f f e n t l i c h e K o m m u n i k a t i o n "
formationsverarbeitung, der Entwicklung von Interak-
als solche aufrechterhalten werden kann und soll. Will
tionsstrategien, der Sprache, der nonverbalen Kommu-
man die von Whiting konstatierten Schwächen ange-
nikation etc.) ist für die Kommunikationswissenschaft
476
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
ebenso ein Desiderat wie die Erforschung makro-kommunikativer Zusammenhänge (vgl. dazu Sturm). Eine neuere Gegenstandsbestimmung müßte der in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften in den letzten Jahren erfolgten kognitiven und handlungstheoretischen Umorientierung Rechnung tragen sowie den Streit um und die artifizielle Unterscheidung von quantitativen und qualitativen Methoden aus der Welt räumen bzw. als irrelevant erkennbar machen (vgl. Maletzke, S. 33—38). Sowohl die bisher hauptsächlich praktizierte empirisch-analytische als auch eine hermeneutisch-interpretative Herangehensweise an den Gegenstand soziale Kommunikation haben Berechtigung.
1.4
A u f g a b e n für die Z u k u n f t
Die wesentliche Aufgabe einer Universitätsdisziplin ist die Erarbeitung einer umfassenden Theorie im Sinne eines empirisch fundierten, kohärenten Systems von Allgemeinaussagen über ihren Gegenstand (vgl. Saxer, S. 533; Maletzke, S. 65; Ronneberger, S. 16). Der Kommunikationswissenschaft fehlt es nicht an theoretischen Konzepten, die jedoch unverbunden und zum Teil empirisch völlig unabgesichert (wie z.B. das Konsistenztheorem) von anderen Disziplinen übernommen werden. Anstelle solcher reflektionslosen Übernahmen wäre „die Internalisierung der Theoriediskussionen und Theorieverständnisse in den letzten Jahrzehnten" (Ronneberger, S. 16) zu fordern. Grundsätzliche Anstrengungen in der Theoriebildung sind unabdingbar, will die Kommunikationswissenschaft in Zukunft ernster genommen werden als bisher. Dadurch würde es ihr auch leichter fallen, sich wissenschaftsintern als Universitätsdisziplin zu legitimieren, und sie hätte es nicht mehr nötig, sich auf wissenschaftsexterne Legitimationsinstanzen zu berufen. Gerade durch die technologische Entwicklung im Bereich der neuen Medien wird deutlich, daß das Fach „für wirkliche — oder scheinbare — gesellschaftliche Kardinalprobleme... in erster Linie anderswo erarbeitete Theorien zu publizistikwissenschaftlichen Lösungsvorschlägen integriert. Auf diese Weise büßt allerdings die Disziplin, bei den gegenwärtigen Normdefiziten und der Verfahrensbeliebigkeit dieses,Integrierens', allmählich die eigene Forschungsstruktur und die Autorität der Lehre und weiteren Wissensvermittlung ein" (Saxer, S. 534).
Hier stellt sich die Frage, ob die Kommunikationswissenschaft bisher überhaupt eine eigene Forschungsstruktur besessen hat. Ihrem historisch begründeten Verwertungsinteresse entsprechend wurde die empirisch-analytische Kommunikationsforschung (meist Medienwirkungsforschung) als Verhaltensforschung konzipiert und durch „Drittmittel" finanziert. Nach Maletzke bestimmen drei Kriterien maßgeblich die Forschungsinteressen: Praxisrelevanz, verfügbare Methoden, Interessen von Auftraggebern (vgl. Maletzke, S. 72). Entsprechend diesen Auswahlkriterien charakterisiert er die derzeitige Kommunikationsforschung als strategielos: „Ein Vorgehen im strengen Sinn des Wortes .Strategie' entfällt schon deshalb, weil sich diese Wissenschaft bislang kaum explizite langoder mittelfristige Ziele oder gar Zielsysteme gesetzt hat. Insgesamt bietet die Kommunikationswissenschaft heute, auf ihre Forschungsstrategie hin befragt, ein Bild punktuell angelegter, weithin zusammenhangloser und oft zufallsbedingter Einzelarbeiten. Von einer Gesamtkonzeption ist schwerlich etwas zu erkennen" (Maletzke, S. 71). Es gibt demnach einen generellen Mangel an Grundlagenforschung zu konstatieren, denn die Erkenntnisinteressen außeruniversitärer Auftraggeber sind für gewöhnlich an der instrumenteilen Verwertung der Ergebnisse orientiert. Die inhaltliche Bestimmung der Forschung durch verfügbare Methoden läßt gesellschaftlich und wissenschaftlich relevante Kommunikationsphänomene unberücksichtigt. Solange aber nicht wesentlich verstärkt Grundlagenforschung betrieben wird, und dazu gehört auch die Entwicklung und Erprobung neuer Methoden, bleibt notwendigerweise die Theoriebildung schwach — und somit auch eine binnenwissenschaftliche Legitimation der Disziplin. Wohin es führen kann, wenn eine Universitätsdisziplin Legitimation von außen bezieht, zeigt Saxer am Beispiel der Kommunikationspolitik, deren Funktion er in der rationalen Planung des Mediengesamtsystems ortet. Da es keine Theorie gibt, die das Mediensystem zum Gegenstand hat, und die Kommunikationswissenschaft sich bis heute auf keinen theoriefähigen Medienbegriff geeinigt hat, sind kommunikationspolitische Entscheidungshilfen und Steuerungsversuche wissenschaftlich zumindest fragwürdig, wenn nicht gar unvertretbar. Es besteht die Gefahr, daß Kommunikationspolitik als Teildisziplin der Kommu477
Anhang
nikationswissenschaft entsprechend außerwissenschaftlichen, nämlich politischen Loyalitäten betrieben wird und somit ihren Anspruch auf Wissenschaftlichkeit preisgibt. Ein rein pragmatisch orientiertes Herangehen an Probleme wie Pressekonzentration, Rundfunkordnung oder Organisation der „neuen Medien" könnte, wenn es zu einer (partei-) politischen Polarisierung kommt, den wissenschaftlichen Charakter aufs Spiel setzen und zu einem endgültigen Identitätsverlust des Faches führen (vgl. Saxer, S. 535 f.). Die Schuld für die hier angesprochenen Probleme — Mangel an Grundlagenforschung, Schwächen der Theoriebildung und der wissenschaftstheoretischen Strukturen — liegt nicht allein bei der Kommunikationswissenschaft. Wissenschaft ist immer Teil eines gesellschaftlichen Gesamtsystems. Ob die Gesellschaft einer Disziplin die für optimale Kreativität notwendige maximale Autonomie (vgl. Saxer, S. 527) einräumt, erscheint gerade bei den konfliktträchtigen Sozialwissenschaften fraglich. Hier müssen Bedingungen gefordert werden, die die Lösung der angesprochenen Probleme ermöglichen und somit zur Beendigung eines Zustandes beitragen, den Ronneberger folgendermaßen charakterisiert: „Die Kommunikationswissenschaft als Nachfolgerin der Publizistikwissenschaft befindet sich gegenwärtig im Zustand einer verzögerten Detonation" (Ronneberger, S. 16).
Noelle-Neumann, Elisabeth: Publizistik-und Kommunikationswissenschaft: ein Wissenschaftsbereich oder ein Themenkatalog? In: Publizistik, Heft 3/ 1975, S. 7 4 3 - 7 4 8 Pürer, Heinz: Einführung in die Publizistikwissenschaft. Fragestellungen, Theorieansätze, Forschungstechniken. 2. Aufl. München 1981 Ronneberger, Franz: Zur Lage der Publizistikwissenschaft. Ein Essay. In: Gertraude Steindl (Hrsg.): Publizistik aus Profession. Festschrift für Johannes Binkowski. Düsseldorf 1978, S. 1 1 - 1 9 Saxer, Ulrich: Grenzen der Publizistikwissenschaft. Wissenschaftswissenschaftliche Reflexionen zur Zeitungs-/Publizistik-/Kommunikationswissenschaft seit 1945. In: Publizistik, Heft 4/1980, S. 5 2 5 - 5 4 3 Schreiber, Erhard: Münchner Scholastik. Rekonstitutionsprobleme der Zeitungswissenschaft. In: Publizistik, Heft 2 - 3 / 1 9 8 0 , S. 2 0 7 - 2 2 9 Sturm, Hertha: Medienwirkungsforschung - ein Faß ohne Boden? Oder: Plädoyer für eine konstruktive Alternative. In: Fernsehen und Bildung, Heft 3/1976, S. 161-168 Weaver, David H./Gray, Richard G.: Journalism and Mass Communication Research in the United States. Past, Present and Future. In: Cleveland C. Wilhoit / Harold de Bock (Hrsg.): Mass Communication. Review Yearbook. Band 1, Beverly Hills, London 1980, S. 1 2 4 - 1 5 2 Westerbarkey, Joachim (Hrsg.): Studienführer Publizistik/Journalistik/Kommunikation. München 1981 Whiting, Gordon C.: Kommunikationsforschung in Deutschland: Eindrücke eines Amerikaners. In: Publizistik, Heft 4/1980, S. 5 4 7 - 5 5 4
Literaturverzeichnis 2.
Politisches System und Mediensystem
Berger, Peter L./Luckmann, Thomas: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt am Main 1980 Burger, Harald/Imhasly, Bernard: Formen sprachlicher Kommunikation. Eine Einführung. München 1978 Kröll, Friedhelm: Kommunikationswissenschaft. Auswertung einer Umfrage zur Entwicklung und Situation des Faches im deutschsprachigen Raum. In: Publizistik, Heft 4/1980, S. 4 9 2 - 5 1 4 Maletzke, Gerhard: Kommunikationsforschung als empirische Sozialwissenschaft. Anmerkungen zur Situation und Problematik. Berlin 1980 Merten, Klaus: Kommunikation. Eine Begriffs-und Prozeßanalyse. Opladen 1977 478
2.1 Politik und Kommunikation Die in den Studieneinheiten 3 , 4 und 5 vorgeschlagene Perspektive hat in den letzten Jahren sowohl in der Politikwissenschaft wie in der Kommunikationswissenschaft zunehmend Interesse gefunden. Eine systematische Dimensionierung des politikwissenschaftlichen Interesse im Bereich der Massenkommunikation legte Heribert Schatz vor (siehe Kasten).
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und K o m m u n i k a t i o n s p o l i t i k
Gegenstände politikwissenschaftlichen Interesses im Bereich der M a s s e n k o m m u nikation „Unter Verwendung der Terminologie der funktionell-strukturellen Systemtheorie können wir ... die Wirkungszusammenhänge zwischen politisch-administrativem System und Massenkommunikationssystem zunächst nach zwei Dimensionen aufgliedern: 1. der Zeit, 2. der Bestandswahrscheinlichkeit. Bezüglich der ersten Dimension können wir damit zwischen historiografischen, aktuellen und zukunftsbezogenen Fragestellungen unterscheiden, die zweite Dimension liefert uns die Möglichkeit, zwischen Struktur (als Summe aller relativ beständigen Entscheidungsprämissen eines Systems) und Funktion (als den Wirkungen bewirkenden Prozessen in einem System) zu unterscheiden. Mit Hilfe dieses Begriffsapparates läßt sich nun einigermaßen systematisch auflisten, was ich unter politikwissenschaftlich interessanten Gegenständen aus dem Bereich Massenkommunikation/politisch-administratives System verstehe. Dieses sind: 1. im politisch-administrativen System 1.1 Strukturen des politisch-administrativen Systems, soweit sie Handlungsprämissen für die Outputs des Systems gegenüber dem Massenkommunikationssystem oder dessen Umwelt darstellen 1.2 Outputs des politisch-administrativen Systems gegenüber dem Massenkommunikationssystem (strukturbezogene .Medienpolitik' als Ordnungs-, Personal-, Finanz- und Programmstrukturpolitik, ferner die eigene Öffentlichkeitsarbeit und Nachrichtenpolitik)
3. im
Massenkommunikationssystem
3.1 Strukturen des Massenkommunikationssystems, soweit sie Handlungsprämissen für die Outputs des Systems gegenüber dem politisch-administrativen System oder dessen Umwelt darstellen (Struktur des gesamten Massenkommunikationssystems, Produktionsbedingungen einzelner Anstalten oder Unternehmen usw.) 3.2 Output des Massenkommunikationssystems gegenüber dem politisch-administrativen System (.politische Funktionen') 3.3 Einwirkungen auf die Umweltbedingungen des politisch-administrativen Systems (politische Sozialisation, Diffusion neuer Bedürfnisse, Forderungen, Werthaltungen usw.) 4. in der Umwelt dieser Systeme (ökonomisches, sozio-kulturelles, Wissenschafts-System usw.) 4.1 Umweltstrukturen, insbesondere Strukturen des sozio-kulturellen Systems als Wirksamkeitsbedingungen für Massenkommunikation 4.2 Outputs gegenüber politisch-administrativem System und Massenkommunikationssystem (Anforderungen/Probleme, Stimulusproduktion usw.)
Das Ganze im Bild:
1.3 Einwirkungen auf die Umweltbedingungen des Massenkommunikationssystems (z.B. massenkommunikations-bezogene Technologiepolitik, Forschungsförderung, Infrastrukturpolitik und nicht zuletzt [De-]Legitimationspolitik) 2. im politischen System im weiteren Sinne (politisch wirksame Interessengruppen, Verbände usw.) 2.1 bis 2.3 analog zu 1.
479
Anhang
Schon in dieser schlichten Form liefert das Schema einen Ordnungsrahmen für eine Sortierung der politikwissenschaftlich relevanten Massenkommunika-
die Vermutung aufkommen, daß hier in erster Linie die Erkenntnis- und Verwendungsinteressen des
tionsforschung, der m.E. differenziertere Zuord-
politisch-administrativen Systems auf einen Nenner
nungsmöglichkeiten bietet als das übliche, an der
gebracht wurden, sonst dürfte die funktionalisti-
alten Lasswellformel orientierte Schema .Kommuni-
sche .Gretchenfrage', das an der Autonomie des
kator-, Aussagen-, Medien-, Rezipienten- und Wirkungsforschung'. Vor allem ist das Schema weniger ideologieverdächtig: die Lasswellformel läßtja wegen der deutlichen Vernachlässigung alier Aspekte,
Neuere empirische und theoretische Arbeiten, die in dem Reader „Politik und Kommunikation" gesammelt sind, weisen nach, daß am Ende der siebziger Jahre keines der in den sechziger Jahren unter partizipativen Demokratievorstellungen so dringlich erscheinenden Ziele erreicht worden ist, sondern gerade umgekehrt gegenläufige Tendenzen sich weiter verstärkt haben (vgl. Langenbucher [1]).
Einflüsse des politischen Systems auf das Mediensystem liefern vor allem inhaltsanalytische Studien über die Nachrichtensendungen des Fernsehens. Sie bestätigen deren schon früher beobachtete „gouvernementale" Ausrichtung, die den Handlungsträgern des politisch-administrativen Systems die fast monopolartige Chance gibt, im selbstinszenierten Handlungsrahmen durch die Medien öffentlich aufzutreten (vgl. Funke und Schatz [2]). Zur kommunikationstheoretischen
Massenkommunikationssystems zweifelnde ,Why', nicht fehlen" (Schatz [1], S. 89 f.; die Abkürzungen des Originals sind im vorstehenden Zitat aufgelöst).
2.2 Problemfeld Pressekonzentration Wie schon in der Studieneinheit 6 dargestellt, ist man sich in der Beurteilung der ökonomischen Pressekonzentration und in der Abschätzung ihrer Auswirkungen, aber auch hinsichtlich der zu ergreifenden kommunikationspolitischen Strategien zur Bewahrung der in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerten Pressefrei-
Eindrucksvolles Belegmaterial für die dominierenden
heit noch uneins, was u.a. daran liegt, daß das Verhältnis von ökonomischem und publizistischem Konzentrationsprozeß nicht eindeutig bestimmbar ist. Eine Aufdeckung klarer Kausalbeziehungen ist hier nicht möglich, denn die jeweilige Situation und die sie bestimmenden Rahmenbedingungen können nie vollkommen identisch sein. So läßt sich auch nicht von einem „Pressemarkt Bundesrepublik" sprechen, „sondern wir haben eben rund 480 lokale Pressemärkte, davon rund 250 Lokalmonopole bzw. Quasimonopole" (Kühne in Klaue u.a., S. 82).
Analyse dieser
Phänomene haben beispielsweise Winfried Schulz („Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien") und Barbara Baerns („Öffentlichkeitsarbeit als Determinante journalistischer Informationsleistung") beigetragen. Ihre kommunikationspraktische Bedeutung läßt sich in zwei Veröffentlichungen zur Planung und Durchführung von Wahlkämpfen nachlesen (Radunski und Wolf). Ein neueres, noch nicht abgeschlossenes Forschungsprojekt untersucht die Rolle der Medien für die außenpolitische Entscheidungsbildung (Bellers/Wehmeier). Die aus all diesen Ansätzen und Forschungen ableitbare empirische Funktionslehre der Medien (im Gegensatz zu eher normativen Ansätzen wie in der Studieneinheit 2) wird möglicherweise auch Einfluß auf das Berufsbild des Journalisten nehmen.
480
die in der Themenliste unter 1.2 und 4.2 stehen,
Die Erforschung der Pressekonzentration und die Erarbeitung kommunikationspolitischer Therapien zur Behandlung der seit der Gründung der Bundesrepublik chronischen Pressemalaise erweisen sich also in mehrfacher Hinsicht als problematisch. Mißt man den Konzentrationsprozeß nur an der Zahl der Publizistischen Einheiten, so wäre die fortschreitende Gefahr für die Meinungsfreiheit seit einigen Jahren gebannt. Orientiert man sich jedoch an der Zahl der Ein-Zeitungs-Kreise oder der Zahl der Verlage als Herausgeber, zeigen sich fortschreitende Monopolisierungstendenzen. Der Kommunikationswissenschaftler muß sich also vor einem zu engen Blickwinkel hüten. „ E s genügt nicht mehr, lediglich von Publizistischer Einheit zu sprechen oder von redaktioneller Ausgabe, sondern man muß sich den Inhalt der Zeitung anschauen, muß in den Lokalteil
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
hineingehen und muß prüfen: was wird denn nun tatsächlich angeboten? Um ein Beispiel aus einem anderen Konzentrationsbereich zu nennen: Wenn ich ein Riesen kauf haus habe, das 10 oder 20 Einzelhandelsgeschäfte ersetzt hat, dann muß das Angebot dieses Kaufhauses nicht zwangsläufig kleiner sein, sondern ganz im Gegenteil: es kann sehr viel umfangreicher sein. Was die Presse anbetrifft: Durch die Pressekonzentration könnte ja auch das publizistische Angebot größer sein und nicht, wie immer angenommen wird, kleiner" (Dorsch in Klaue u.a., S. 74).
Konzentration stellt sich nicht nur als ein Problem der Lokalpresse dar, sondern sie kann auch auf regionaler oder nationaler Ebene greifen; auf jeden Fall dürfen sich die Untersuchungen nicht auf eine Mediengattung — z.B. nur die Tagespresse — beschränken. Alle Medien, die ähnliche publizistische Funktionen erfüllen, müssen im Kontext gesehen werden. In diesem Sinne spricht man u.a. ja auch von der publizistischen Gewaltenteilung zwischen privatwirtschaftlich organisierter Presse und öffentlich-rechtlich organisiertem Rundfunk.
Die Forderung nach Zeitungsvielfalt sollte gewiß nicht als Selbstzweck verfolgt werden; jedoch bietet ein Mono-
Für die Z u k u n f t birgt die Entwicklung neuer Medien
pol stets die Möglichkeit zu einer verzerrenden Einfluß-
vor allem im lokalen Bereich Möglichkeiten zur Auf-
nahme, auch wenn das Angebot — die publizistische
lockerung etablierter Monopole. Sicher muß man aber
Leistung — zeitweise sogar erhöhten Ansprüchen genü-
auch diese Möglichkeit auf dem Hintergrund ihrer
gen mag.
zeitlichen und finanziellen Verwirklichbarkeit skeptisch beurteilen. Hoffnungsvoll stimmen da schon eher
Schließlich: Was soll unter publizistischer Leistung
Versuche, „alternative" Medien zu entwickeln, ohne
verstanden werden? Eine pauschale Forderung nach
auf komplizierte technische Kanäle angewiesen zu
Informationsvielfalt oder Meinungsvielfalt ist nicht
sein; so sind bereits vielerorts Stadtteilzeitungen oder
ausreichend, übergeht sie doch vollkommen die Frage
Initiativblätter entstanden, die publizistische Funk-
nach dem „Woher" der Informationen und Meinungen.
tionen im „sublokalen" Bereich übernehmen und da-
Im institutionalisierten Informationsfluß von oben
m i t Defizite in der bestehenden Medienstruktur auszu-
nach unten könnte sich eine solche Vielfalt bei nähe-
gleichen suchen.
rer Betrachtung als eine Vielfalt der Mächtigen herausstellen. Auch in anderer Hinsicht muß Vielfalt nach mehreren Aspekten unterschieden werden: ,,a) wirtschaftliche Vielfalt bzw. Konzentration (gemessen an der Zahl der Verlagsunternehmen), b) redaktionelle Vielfalt bzw. Konzentration (gemessen an der Zahl selbständiger Redaktionen) und ... c) publizistische Vielfalt bzw. Konzentration (gemessen an der Vielfalt unterschiedlicher inhaltlicher Angebote der Zeitungen). Für diese letztgenannte A r t der publizistischen Vielfalt als eigentlicher /n/u/tevielfalt wird zusätzlich eine Unterscheidung verschiedener Formen publizistischer Vielfalt relevant, die eine wichtige Voraussetzung für ihre Meßbarkeit ist: 1. intermediale Vielfalt (inhaltlich unterschiedliche publizistische Angebote verschiedener Medienbereiche, z.B. Fernsehen und Presse), 2. intramediale Vielfalt (publizistische Vielfalt innerhalb eines Medienbereiches, z.B. der Tagespresse, d.h. unterschiedliche publizistische Angebote verschiedener Zeitungen), 3. Binnenvielfalt (Vielfalt in einem Medium, z.B. in einer Zeitung), und schließlich sogar 4. Binnenvielfalt (in einzelnen Beiträgen eines Mediums, z.B. in einem Artikel in einer Zeitung)" (Knoche [2], S. 131).
Literaturverzeichnis
Baerns, Barbara: Öffentlichkeitsarbeit als Determinante journalistischer Informationsleistung. In:Publizistik, Heft 3/1979, S. 3 0 1 - 3 1 6 Bellers, Jürgen/Wehmeier, Klaus: Medienberichterstattung als Faktor im außenpolitischen Entscheidungsprozeß. In: Politische Vierteljahresschrift, Heft 4 / 1980, S. 3 2 1 - 3 4 5 Benzinger, Josef-Paul: Lokalpresse und Macht in der Gemeinde. Publizistische Alleinstellung von Tageszeitungen in lokalen Räumen. Nürnberg 1980 Böckelmann, Frank/Nahr, Günter: Staatliche Öffentlichkeitsarbeit im Wandel der politischen Kommunikation. Berlin 1979 Funke, Hans J.: Die Haupt- und Spätausgabe der „Tagesschau". Ein inhaltsanalytischer Vergleich ihrer Inlandsberichterstattung. 2. A u f l . Berlin 1979 Jarren, Otfried (Hrsg.): Stadtteilzeitung und lokale Kommunikation. München 1980 Klaue, Siegfried/Knoche, Manfred/Zerdick, Axel (Hrsg.): Probleme der Pressekonzentrationsforschung. Ein Experten-Colloquium an der Freien Universität Berlin. Baden-Baden 1980 481
Anhang
Knoche, Manfred (1): Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische und empirische Grundlagen — Kommunikationspolitische Voraussetzungen. Berlin 1978 Knoche, Manfred (2): Die Meßbarkeit publizistischer Vielfalt. In: Siegfried Klaue/Manfred Knoche/Axel Zerdick (Hrsg.): Probleme der Pressekonzentrationsforschung. Baden-Baden 1980, S. 1 2 7 - 1 3 8 Kübler, Hans-Dieter: Die Aura des Wahren oder die Wirklichkeit der Fernsehnachrichten. In: Helmut Kreuzer/Karl Priimm (Hrsg.): Fernsehsendungen und ihre Formen. Typologie, Geschichte und Kritik des Programms in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart 1979, S. 2 4 9 - 2 8 9
3.
Kommunikationspolitische Entwicklungen im Rundfunkbereich
3.1
Privatfunk durch Kabelfernsehen?
Seit den Empfehlungen der Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK) im Jahre 1976 konzentrierten sich die kommunikationspolitischen Diskussionen in der Bundesrepublik auf die technische Entwicklung und organisatorische sowie inhaltliche Ausgestaltung neuer Kommunika-
Langenbucher, Wolfgang R. (Hrsg.) (1): Politik und Kommunikation. Über die öffentliche Meinungsbildung. München 1979
tionssysteme und die damit verbundenen Auswirkun-
Langenbucher, Wolfgang R. (Hrsg.) (2): Journalismus & Journalismus. Plädoyers für Recherche und Zivilcourage. München 1980
Angesichts der neuen technischen Gegebenheiten (erhöhte Übertragungs-, Verarbeitungs- und Speicherkapazitäten) belebten sich teilweise sehr schnell wieder die Technikträume von der vollelektronischen Individual- und Geschäftskommunikation, aber auch jahrzehntealte Pläne mancher Gruppen vom eigenen Rundfunksender oder auch ganzen Privatfunk-Sendeketten (vgl. dazu Montag).
Langenbucher, Wolfang R. (Hrsg.) (3): Lokalkommunikation. Analysen, Beispiele, Alternativen. München 1980 Launer, Ekkehard: Produktionsbedingungen und Qualität von Fernsehnachrichten. In: Jörg Aufermann/ Wilfred Scharf/Otto Schlie (Hrsg.): Fernsehen und Hörfunk in der Demokratie. Opladen 1979, S. 287 bis 300 Radunski, Peter: Wahlkämpfe. Moderne Wahlkampfführung als politische Kommunikation. München, Wien 1980 Rühl, Manfred: Kommunikationspolitik in der Entwicklung zu einem wissenschaftlichen Spezialgebiet. In: Erhard Schreiber/Wolfgang R. Langenbucher/Walter Homberg (Hrsg.): Kommunikation im Wandel der Gesellschaft. Otto B. Roegele zum 60. Geburtstag. Düsseldorf 1980, S. 3 0 3 - 3 1 2 Ruhland, Walter: Fernsehmagazine und Parteien. Berlin 1979 Renckstorf, Karsten: Nachrichtensendungen im Fernsehen. 2 Bände, Berlin 1980 Schatz, Heribert (1): Ein theoretischer Bezugsrahmen für das Verhältnis von Politik und Massenkommunikation. In: Wolfgang R. Langenbucher (Hrsg.): Politik und Kommunikation. München 1979, S. 81—92
gen auf Staat, Medien und Gesellschaft.
Die Weiterentwicklung der Technik, vor allem eine Minderung des Frequenzmangels durch neue Kabelsysteme, wurde insbesondere von der CDU/CSU, von Verbänden der Wirtschaft und der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger als Möglichkeit begriffen, die durch das Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichtes von 1961 gegebene Legitimation des Sendemonopols der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Frage zu stellen. Zusätzliche Kanäle sollten nach ihren Vorstellungen auch Programmen privater Betreiber Raum schaffen. Die — auch politische — Unzufriedenheit mit den Leistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems dokumentieren eine Fülle von Medienpapieren, Medienstudien und Medienkongressen, aber auch Program mbeschwerden und sogar Austrittsdrohungen aus
Schatz, Heribert u.a. (2): Fernsehen und Demokratie. Eine Inhaltsanalyse der Fernsehnachrichtensendungen von ARD und ZDF vom Frühjahr 1977. Duisburg 1980
der ARD.
Schulz, Winfried: Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Analyse der aktuellen Berichterstattung. Freiburg, München 1976
3.2
Thomas, Michael Wolf (Hrsg.): Die lokale Betäubung oder der Bürger und seine Medien. Berlin, Bonn 1981
Eine der größten Attacken auf das öffentlich-rechtliche
Wolf, Werner: Der Wahlkampf. Theorie und Praxis. Gütersloh 1980
Die Auseinandersetzungen um den Norddeutschen Rundfunk
Rundfunkmonopol leitete am 8. Juni 1978 die Kieler Landesregierung unter Ministerpräsident Stoltenberg (CDU) durch die Kündigung des NDR-Staatsvertrags ein. Als Hauptbeweggründe wurden dafür benannt: mangelnde Programmausgewogenheit (Linkslastigkeit),
482
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
MißWirtschaft, eine Vernachlässigung regionaler Belange der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen und schließlich eine durch die angebliche Behebung des Frequenzmangels mögliche Aufhebung des NDR-Sendemonopols. Vorangegangen waren aber auch Dauerkonflikte um die Magazinsendung „Panorama" und ihren Leiter Peter Merseburger, um die Intendantennachfolge 1973 sowie Klagen über die Brokdorf-Berichterstattung und die Fernsehserie „Der Betriebsrat", wo man in Kiel in beiden Fällen das Gebot der Programmausgewogenheit verletzt sah (vgl. das Themenheft „ N D R " der Zeitschrift „Medien"). Kurz nach der Vertragskündigung legte die Kieler Landesregierung der Öffentlichkeit einen Entwurf für einen neuen NDR-Staatsvertrag vor, der faktisch auf eine größere Staatsabhängigkeit des Rundfunks, auf eine Beschneidung der inneren Rundfunkfreiheit, auf eine Sicherung der eigenen Stimmenmehrheit und auf die Einführung von Privatfunk in Norddeutschland abzielte. Der Hamburger Senat (SPD) reagierte darauf am 1. November 1978 mit einem Gegenentwurf. Er betonte die Staatsfreiheit des Rundfunks, die Verringerung des Parteieneinflusses in den Aufsichtsgremien und die Sicherung der inneren Rundfunkfreiheit. Die Zulassung privater Programmveranstalter im Sendegebiet des NDR sollte in Form eines zusätzlichen Drei-LänderStaatsvertrags geregelt werden. Im Juli 1979 — nach der Wiederwahl Stoltenbergs — Schloß sich schließlich auch die niedersächsische Landesregierung unter Ministerpräsident Ernst Albrecht(CDU) der NDR-Staatsvertragskündigung an. Nach den Vorstellungen Albrechts sollte der NDR sein Sendemonopol verlieren und einzelne Gebührenanteile, Programme und Frequenzen abgeben. Gleichzeitig sollte Niedersachsen eine eigene öffentlich-rechtliche Sendeanstalt einrichten und Kabelfernsehsysteme und Hörfunksender privaten Programmveranstaltern überlassen. Die Verwirklichung dieser Pläne hätte einen grundlegenden Wandel der bundesdeutschen Medienlandschaft zur Folge gehabt. Am 28. Mai 1980 befand das Berliner Bundesverwaltungsgericht auf eine Klage der Hansestadt Hamburg und des NDR hin, daß - trotz der Austrittskündigung Schleswig-Holsteins — der NDR-Staatsvertrag zwischen Hamburg und Niedersachsen bis Ende 1985 fortbestehen würde. Aufgrund dieses Gerichtsentscheids einigten sich die drei Bundesländer am 17. Juli 1980 schließlich doch noch auf einen neuen NDR-Staatsvertrag mit einer Mindestlaufzeit von zehn Jahren.
Danach müssen von den bestehenden Funkhäusern in den drei Landeshauptstädten jeweils Länderprogramme in Hörfunk und Fernsehen eingerichtet werden. Bis zum 1. Januar 1983 wird dem NDR„das ausschließliche Recht und die Pflicht zur Veranstaltung von Rundfunksendungen in seinem Sendegebiet" übertragen. Ferner verändert sich mit dem neuen Staatsvertrag auch der Wahlmodus und die Zusammensetzung des Rundfunkrates. Der direkte Einfluß der Parteien in den Aufsichtsgremien wurde zugunsten gesellschaftlicher Gruppen zurückgeschraubt, das ehemals ausschließlich parlamentarische Auswahlverfahren der Gremienmitglieder abgelöst. Von 30 Mitgliedern kommen zukünftig nur noch fünf aus den Landtagsparteien. Des weiteren wird dem Norddeutschen Rundfunk die Veranstaltung von Bildschirmtext, eine über die Program mbegleitung hinausgehende Nutzung von Videotext und die Inanspruchnahme neuer UKW-Frequenzen untersagt. Durch diese Regelungen des Drei-Länder-Staatsvertrages wird die Zulassung privater Programmveranstalter ab 1983 möglich.
3.3 Rundfunkpolitische Initiativen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Neben diesen Versuchen Stoltenbergs und Albrechts, eine Neuordnung des Rundfunkwesens über einen modifizierten NDR-Staatsvertrag vorzubereiten, gab es auch direktere Vorstöße der Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (Rheinland-Pfalz) und Lothar Späth (Baden-Württemberg) für den Bereich der Kabelkommunikation.
Das Kabelpilotprojekt Ludwigshafen Die Mainzer Staatskanzlei legte für das ursprünglich gemeinsam mit Baden-Württemberg geplante Kabelfernseh-Pilotprojekt (Mannheim-)Ludwigshafen Anfang Mai 1980 einen neuen Entwurf für ein „Landesgesetz über einen Versuch mit Breitbandkabel" vor, der im Evangelischen Pressedienst „Kirche und Rundfunk" (vom 10.5.1980) als „subventionierte Einführung des kommerziellen Rundfunks" und als „verfassungsrechtlich zweifelhaft" gewertet wurde. Am 4. Dezember 1980 beschloß der Landtag von Rheinland-Pfalz mit den Stimmen der CDU und der oppo483
Anhang
sitionellen FDP gegen das Votum der SPD dieses Gesetz. Es sieht die Erprobung von Breitbanddiensten, von Videotext, Kabel- und Bildschirmtext sowie von Rückkanaldiensten und Satellitenrundfunk vor. Um privaten Programmbetreibern erstmalig einen eigenverantwortlichen Zugang zum geplanten Kabelsystem zu eröffnen, soll durch das Land eine spezielle „rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts" in Ludwigshafen errichtet werden. Lokaler Rundfunk sowie lokale und regionale Werbung sind den öffentlich-rechtlichen Anstalten untersagt. Der Versuch wird voraussichtlich Anfang 1984 beginnen. Er ist auf drei Jahre befristet — mit der Möglichkeit der Verlängerung um zwei Jahre.
Das Drei-Phasen-Modell der Expertenkommission Neue Medien Der medienpolitische Alleingang in Ludwigshafen schien aus der Sicht der Mainzer Landesregierung notwendig, da Lothar Späth, der Ministerpräsident BadenWürttembergs, immer weniger Interesse an einem gemeinsamen Kabelfernsehversuch zeigte und seinerseits eine eigenständige, übergreifende Medienstrategie zu entwickeln begann. So setzte Späth (CDU) bereits im Februar 1980 für Baden-Württemberg eine „Expertenkommission Neue Medien" ein, die — in der Arbeitsweise der KtK ähnlich — die politischen Entscheidungsfelder für die Einführung neuer Medien vorklären sollte. Ein Jahr später legte die Kommission 99 Leitsätze ihres Schlußberichtes vor, in denen u.a. empfohlen wurde, in BadenWürttemberg Kabelfernsehversuche in einem eigenen Drei-Phasen-Modell zu realisieren — also unabhängig von den vier im Mai 1977 durch die Ministerpräsidenten der Länder beschlossenen Pilotprojekten in der Bundesrepublik.
richtende Breitband-Lichtleiterverbindungen könnten von einer Verteilzentrale den einzelnen Inselnetzen zusätzliche Fernseh- und Hörfunkprogramme zugeführt werden. Außerdem sollten werbefreie Lokalprogramme und .offene Kanäle' erprobt werden. In einer zweiten Phase (realisierbar etwa zwei Jahre nach Beginn der ersten) könnte die Programmpalette erweitert werden, z.B. durch die Einspeisung etwaiger Satellitenprogramme oder durch Einzelentgelt- oder Abonnement-Fernsehen bzw. Hörfunk. In dieser Phase würden auch kommunale oder private Informations-, Verteil- und Abrufdienste einzuführen sein. In der dritten Phase (realisierbar nach 1986) sollte ein Breitbandnetz in Lichtleitertechnik für 500 bis 1000 Teilnehmer errichtet werden, in welchem dann verschiedene Arten der Individual- und der Massenkommunikation erprobt werden" (zitiert nach: Media Perspektiven, Heft 2/1981, S. 138). Als mögliche Organisationsformen der Programmträgerschaft stellte die „Expertenkommission Neue Medien" drei Modelle vor: In der Einstiegsphase — so Modell III — sollen die bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit der Durchführung des Versuchs beauftragt und dabei verpflichtet werden, „auch Privaten zu ermöglichen, weitgehend eigenverantwortlich Programmbeiträge beizusteuern". Die beiden anderen Varianten sehen die Gründung einer Kabel-GmbH vor. In Modell / dienen noch die öffentlichrechtlichen Anstalten als Studioträger, während in Modell II die GmbH als rechtlich selbständiger Studioträger agiert. Eine unabhängige Kommission soll dabei — wohl ähnlich wie in Großbritannien — die privaten Programmträger zulassen, koordinieren und beaufsichtigen.
In der Projektempfehlung Nr. 96 wird dieses Modell beschrieben: „Unter Verwendung bereits vorhandener oder sogleich ausbaufähiger örtlicher Breitbandnetze sollten in einer geeigneten Region Baden-Württembergs phasenweise zusätzliche und neue Formen der Nachrichtenübermittlung getestet werden. In einer ersten Phase sollten bestehende benachbarte Breitband-Inselnetze zu einem regionalen Verteilnetz verbunden werden. Über neueinzu484
3.4 Gegenreaktionen und Alternativentwürfe Die hier skizzierten Pläne und Entwürfe für eine Umwandlung des bestehenden Rundfunksystems, aber auch die Absicht des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, sich an einem Fernsehsatellitenprojekt von Radio Luxemburg zu beteiligen, führten zu massi-
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
Kabel-Pilotprojekte Antrag Nr. 3 vom Verbandstag des DJV 1981 „Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die Regierungen der Bundesländer auf, bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Kabel-Pilotprojekten im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland folgende Grundsätze einzuhalten: 1. Die Kabel-Pilotprojekte haben Versuchscharakter. Sie müssen so angelegt sein, daß sie riickholbar sind. 2. Die Veranstalter müssen sicherstellen, daß durch eine unabhängige Begleitforschung die Auswirkungen des vermehrten Programmangebotes auf Zuschauer und Zuhörer untersucht werden. 3. Die Kabel-Pilotprojekte müssen öffentlichrechtlich verfaßt sein. Sie können unter dem Dach der bestehenden Rundfunkanstalten organisiert werden, aber es ist auch eine andere öffentlich-rechtliche Organisationsform möglich. 4. Die Kabel-Pilotprojekte sollen durch Gremien kontrolliert werden, die sich aus Vertretern der gesellschaftlich-relevanten Gruppen zusammensetzen. In diesen Gremien dürfen Regierungen und die politischen Parteien zusammen höchstens ein Viertel der Sitze einnehmen. 5. Diese öffentlich-rechtlichen Anstalten können Kooperationsverträge mit gesellschaftlichen Gruppen, Institutionen und Organisationen abschließen, die eigene Programme herstellen. Außerdem können die entsprechenden Hör-
ven Erwiderungen vor allem auf Seiten der Journalistenverbände, einzelner Kirchen, Gewerkschaften, der SPD und teilweise der FDP (vgl. z.B. den obenstehenden Beschluß des Verbandstages 1981 des Deutschen Journalisten-Verbandes zum Thema „Kabel-Pilotprojekte"). Auf zahlreichen Medientagungen und in speziellen Aktionsprogrammen zum Thema „Neue Medien" wurden starke Bedenken gegenüber der Einführung
funk- und Fernsehkanäle zeitweise den Bürgern im Versuchsgebiet für eigene Produktionen offenstehen („offener Kanal"). Die Verantwortung für die Ausstrahlung aller Programme liegt bei den öffentlich-rechtlichen Trägern der Kabel-Pilotprojekte. 6. Kabel-Pilotprojekte sind durch Gebühren zu finanzieren. Sie dürfen keine Rundfunk- und Fernsehwerbung enthalten. 7. Die Mitwirkung der Journalisten an den Kabel-Pilotprojekten ist sicherzustellen durch: a) die Entsendung journalistischer Vertreter in die Aufsichtsgremien; b) die qualifizierte Mitbestimmung der Journalisten sowohl bei der Programmgestaltung als auch bei der Besetzung der Arbeitsplätze im redaktionellen Bereich; c) die Beteiligung der Journalisten an der Begleitforschung. 8. Für Journalisten, die in Kabel-Pilotprojekten arbeiten, sind Tarifverträge für folgende Bereiche abzuschließen: — allgemeine Arbeitsbedingungen (Mantel-/ Rahmen-Tarif) — Mindestgehälter/Mindesthonorare — Altersversorgung — Aus- und Weiterbildung. Für die Mitarbeit der Kabel-Pilotprojekte sollen bis zum Abschluß eigener Tarifverträge die Tarifverträge analog angewendet werden, die für die ARD-Anstalt des Sitzlandes gelten" (aus: Journalist, Heft 7/1981, S. 38 f.). Der vorstehende Antrag wurde auf dem Frankfurter Verbandstag des DJV im Mai 1981 angenommen.
eines kommerziellen Rundfunksystems artikuliert und schwerwiegende negative Folgen für Staat, Medien und Gesellschaft befürchtet. Von Seiten der Wissenschaft wurden für die geplanten Pilotprojekte Projektdesigns (so z.B. für den Berliner Versuch) und Programme für eine umfassende sozialwissenschaftliche Begleitforschung entwickelt (vgl. u.a. Eurich, Langenbucher, Paetzold). 485
Anhang
Ende April 1981 setzte der Deutsche Bundestag schließlich eine Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken"ein. Sie soll bis zum September 1982 rechtliche, gesellschaftspolitische, wirtschaftliche, finanzielle, technische und organisatorische Probleme der neuen Medien erörtern.
Der Gesetzgeber hat insbesondere Vorkehrungen zu treffen, die sicherstellen, daß der Rundfunk nicht einer oder einzelnen gesellschaftlichen Gruppen ausgeliefert wird, daß die in Betracht kommenden gesellschaftlichen Kräfte im Gesamtprogramm zu Wort kommen und daß die Freiheit der Berichterstattung unangetastet bleibt..." (zitiert nach: Media Perspektiven, Heft 6/1981, S. 436). Aufgrund der neuen Rechtslage sind — gerade auch im
3.5
Das dritte Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts
Hinblick auf die geplanten Kabelfernseh-Pilotprojekte — neue Entwürfe entsprechender Landesrundfunkgesetze zu erwarten, die insbesondere dem im Urteil
Für eine vorläufige, sicher nur kurzfristige Orientie-
festgelegten Pluralismus-Gebot und anderen Organi-
rungspause in der Auseinandersetzung um die Einfüh-
sationserfordernissen Rechnung tragen. (Siehe dazu
rung privaten Rundfunks sorgte das Bundesverfassungs-
den nebenstehend abgedruckten Kommentar von Karl-
gericht durch sein Urteil vom 16. Juni 1981 aufgrund
Otto Saur aus der Süddeutschen Zeitung vom 19.6.
einer Klage der Freien Rundfunk A G des Saarlandes.
1981). Die Attraktivität eines möglichen Privatfunk-
Es erklärte die Privatfunkklauseln des Saarländischen
betriebes in der Bundesrepublik dürfte dadurch aller-
Rundfunkgesetzes von 1967 für verfassungswidrig und
dings für manche politischen und wirtschaftlichen In-
infolgedessen nichtig. Damit steht auch dieses Urteil
teressenten erheblich gesunken sein.
in zeitlicher und inhaltlicher Kontinuität der einschlägigen Entscheide des Bundesverfassungsgerichts von 1961 (Deutschland-Fernsehen) und 1971 (Umsatz-
Literaturverzeichnis
steuer) zur Rundfunkordnung in der Bundesrepublik. Die Zulassung von Privatfunk durch den Landesgesetzgeber wird im Urteil von 1981 nicht grundsätzlich verworfen; die Möglichkeiten der Einrichtung und des Betriebes von privaten Rundfunksendern sind indes zur nachdrücklichen Sicherung der Rundfunkfreiheit eingeschränkt. In der Urteilsbegründung heißt es dazu u.a.: „Freie individuelle und öffentliche Meinungsbildung durch den Rundfunk verlangt zunächst die Freiheit des Rundfunks von staatlicher Beherrschung und Einflußnahme. Insoweit hat die Rundfunkfreiheit, wie die klassischen Freiheitsrechte, abwehrende Bedeutung. Doch ist damit das, was zu gewährleisten ist, noch nicht sichergestellt. Denn bloße Staatsfreiheit bedeutet noch nicht, daß freie und umfassende Meinungsbildung durch den Rundfunk möglich wird; dieser Aufgabe läßt sich durch eine lediglich negatorische Gestaltung nicht gerecht werden. Es bedarf dazu vielmehr einer positiven Ordnung, welche sicherstellt, daß die Vielfalt der bestehenden Meinungen im Rundfunk in möglichster Breite und Vollständigkeit Ausdruck findet und daß auf diese Weise umfassende Information geboten wird. Um dies zu erreichen, sind materielle, organisatorische und Verfahrensregelungen erforderlich, die an der Aufgabe der Rundfunkfreiheit orientiert und deshalb geeignet sind zu bewirken, was Art. 5 Abs.1 G G gewährleisten will.... 486
Aufermann, Jörg/Scharf, Wilfried/Schlie, Otto (Hrsg.): Fernsehen und Hörfunk für die Demokratie. Ein Handbuch über den Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 1979 Bausch, Hans: Rundfunkanstalten und Zeitungsverleger. Eine medienpolitische Chronik. In: Media Perspektiven, Heft 9/1979, S. 5 9 3 - 6 0 0 Bullinger, Martin/Kübler, Friedrich (Hrsg.): Rundfunkorganisation und Kommunikationsfreiheit. BadenBaden 1979 Eurich, Claus (1): Kommunikative Partizipation und partizipative Kommunikationsforschung. Frankfurt am Main 1980 Eurich, Claus (Hrsg.) (2): Lokales Bürgerfernsehen und die Erforschung seiner Wirkungen. München 1980 Geiger, Willi/Mai, Franz/Burghart, Heinz: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Zwischen Staat, Parteien und Interessen. Zürich 1978 Glotz, Peter: Die Sicherung der Kommunikationsfreiheit unter dem Druck technischer Innovation. Alternative Organisationsformen der Telekommunikation in der Bundesrepublik Deutschland. In: Erhard Schreiber/Wolfgang R. Langenbucher/Walter Homberg (Hrsg.): Kommunikation im Wandel der Gesellschaft. Otto B. Roegele zum 60. Geburtstag. Düsseldorf 1980, S. 2 5 5 - 2 6 7 Kleinsteuber, Hans J.: Rundfunkpolitik. Medienpolitische Aspekte von Hörfunk und Fernsehen. Hamburg 1980 (Veröffentlichung der Landeszentrale für politische Bildung)
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
Kommentar der „Süddeutschen Zeitung" vom 19. Juni 1981:
Absage an den Kommerz-Rundfunk Bsssssasasa
VON K A R L - O T T O
Es 1st wie nach mancher Wahl: Nur Sieger •ind auf der Bühne auszumachen, Verlierer scheint es keine gegeben zu haben. Ob CDU, SPD oder FDP, ob Bundesverband Deutscher Zeltungsverleger, Deutscher Journalistenverband oder die Rundfunk-, Fernseh-, Film-Union, ob Kläger oder Beklagte, die Freie Rundfunk AG Saar und die saarländische Regierung, alle sehen sich durch den Spruch aus Karlsruhe über Möglichkeiten und Grenzen privatrechtlichen Rundfunks in der Bundesrepublik Deutschland bestätigt. Selten wurde das Prinzip der selektiven Wahrnehmung, der Auswahl und Interpretation einer Nachricht nach persönlichen Bedürfnissen, deutlicher praktiziert. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts läßt sich auf zwei Kernsätze reduzieren. Es gibt keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, daß deT Gesetzgeber Voraussetzungen dafür schafft, neben dem bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch privatrechtliche Anstalten zuzulassen. Das hohe Gut der Meinungs- und Informationsfreiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes erfordert es aber, daß dafür enge Grenzen gesetzt und strenge MaBstäbe angelegt werden. Die vom Gericht genannten Voraussetzungen laufen darauf hinaus, daß nur Organisationsiormen, die den heute bestehenden öffentlichrechtlichen Anstalten entsprechen, für Neugründungen gewählt werden können. Durch die Zeilen des Urteils schimmert hindurch, daß das Gericht bei der Presse die Pluralität gerade noch gewährleistet sieht, das Prinzip der marktwirtschaftlichen Konkurrenz auf den Rundfunk aber In keinem Fall angewendet sehen will. Das Bundesverfassungsgericht hat sich in seinem Spruch einerseits deutlich auf die Klage der Freien Rundfunk AG Saar bezogen und auch immer wieder auf die Rechtslage in diesem Einzelfall hingewiesen. Damit sehen sich die Beobachter bestätigt, daB die Richter kein „großes" Fernsehurteil fällen wollten, so wie die Entscheidung aus dem Jahr 1961 gegen Adenauers „Deutschland-Fernsehen GmbH" als medienpolitischer Grundstein angesehen und auch das Steuer-Urteil aus dem Jahr 1971 als Bestätigung der früheren medienpolitischen Linie aufgefaßt wurde. Dennoch geht das Urteil über den Einzelfall einer medienpolitischen Kuriosität des saarländischen Landtags weit hinaus. 1961 und 1971 haben die Richter lakonisch festgestellt, daß öffentlich-rechtlicher Rundfunk nicht nur wegen Artikel 5 des Grundgesetzes bindend ist, sondern sie haben daneben die Einschränkung durch Technik und Finanzierung gesehen, die die Monopolstellung der öffentlich-rechtlichen Anstalten rechtfertige. Gerade dieser Punkt war von den Kritikern des öffentlich-rechtlichen Systems immer wieder hervorgehoben worden. Die
SAUR
neuen Übertragungstechniken und die Verbilligung der Sende- und Produktionstechnik — zumindest im Nahbereich — erschien ihnen zwingend, nun die Öffnung f ü r jedermann vorzuschreiben. Und dies haben die Richter getan. Sie haben dem saarländischen Landtag zwar sein Gesetz über Privatfunk mit dem Vermerk „verfassungswidrig" zurückgereicht, ihm aber gleichzeitig mitgeteilt, wie er und die anderen Landtage gesetzlich den privaten Zugang zu den elektronischen Medien regeln können. Freilich haben sie den Freiraum f ü r ein solches Gesetz stark eingeengt. Die Richter sind überhaupt nicht mehr auf die technischen und finanziellen Seiten eingegangen, sondern haben sich allein mit den inhaltlichen Fragen auseinandergesetzt. Sie wiederholen das 1961 aufgestellte Postulat nach einem Mindestmaß an Ausgewogenheit, verlangen noch deutlicher die Sicherstellung der Pluralität Im einzelnen Programm. Entschieden wird einer Ideologie des marktwirtschaftlichen Spiels der freien Kräfte auch im Bereich des Rundfunks widersprochen. Statt dessen wird der integrierende Charakter von Hörfunk und Fernsehen hervorgehoben. Wäre es also möglich, auf diesem Urteil aufbauend, den,medienpolitischen Konsens zu finden, den erst kürzlich ZDF-Intendant KarlGünther von Hase so beschwörend von allen Beteiligten gefordert hat? In der nächsten Woche wird sich das Bundeskabinett mit der Medienpolitik befassen. Nach dem Spruch aus Karlsruhe wird es Bundesinnenminister Baum leichter haben, seine — von der FDP-Mehrheit getragene — Linie durchzusetzen, mit der er eine behutsame Öffnung des öffentlich-rechtlichen Systems vorantreiben will. Aber die Kompetenz f ü r die Medienpolitik bleibt trotzdem bei den Bundesländern. Solange jedoch Ministerpräsidenten wie Ernst Albrecht in Niedersachsen und Lothar Späth in Baden-Württemberg in Alleingängen versuchen, das Mediensystem grundlegend zu ändern, wird es schwer sein, diesen Konsens herzustellen. Allerdings hat auch hier das Gericht Hilfestellung gewährt. Wegen der Wichtigkeit der Medienpolitik hat es ausdrücklich darauf verwiesen, daß die Parlamente ihre gesetzgeberischen Befugnisse ausnützen müssen und auch nicht in Teilen an ihre Landesregierungen abtreten dürfen. Ein Urteil also, das einem reinen Kommerzfunk eine eindeutige Absage erteilt und doch Raum bietet für eine Weiterentwicklung. Wenn es nun auch noch die bestehenden öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten dazu veranlassen könnte, ihre eigene fortschreitende Kommerzialisierung einzudämmen, dann wäre es doch ein „großes" Fernsehurteil. 487
Anhang
Kötterheinrich, Manfred/Neveling, Ulrich/Paetzold, Ulrich/Schmidt, Hendrik (Hrsg.): Rundfunkpolitische Kontroversen. Zum 80. Geburtstag von Fritz Eberhard. Frankfurt am Main, Köln 1976 Langenbucher, Wolfgang R. u.a.: Projektdesign Kabelkommunikation Berlin. Designbericht. Berlin 1981 Montag, Helga: Privater oder öffentlich-rechtlicher Rundfunk? Berlin 1978 NDR. Themenheft der Zeitschrift Medien, Heft 4/1978 Paetzold, Ulrich (Hrsg.): Kabelkommunikation. Organisation und Programme. München 1978 Reichardt, Hartmut (Hrsg.): Neue Medien - Alte Politik. München 1981 Roegele, Otto B./Lerch-Stumpf, Monika (Hrsg.): Neue Medien — neues Recht. München 1981 Thomas, Michael Wolf (Hrsg.): Die Verteidigung der Rundfunkfreiheit. Reinbek bei Hamburg 1979 Thomas, Michael Wolf (Hrsg.): Ein anderer Rundfunk — eine andere Republik oder die Enteignung des Bürgers. Berlin, Bonn 1980 Die Zukunft des Rundfunks. Doppelheft der Zeitschrift Rundfunk und Fernsehen, Heft 2-3/1979
4.
Journalistische Berufsforschung
Die Kommunikatorforschung in der Bundesrepublik hat im letzten Jahrzehnt eine Fülle von empirischem Material über unterschiedliche journalistische Berufsgruppen und Arbeitsfelder erheben können. Insbesondere von seiten des Bundes wurden zahlreiche Untersuchungen finanziert, die erstmals Aufschluß über Strukturbedingungen und -Veränderungen einzelner journalistischer Tätigkeitsbereiche geben sollten, um ggf. notwendig werdende medienpolitische Maßnahmen vorzubereiten (vgl. dazu die Berichte des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung über „Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung" für die Zeiträume 1971 - 1 9 7 4 und 1974-1978; Bonn 1974 und 1978).
4.1
Empirische Erhebungen
Vor dem Hintergrund sich verstärkender und anbahnender Strukturwandlungen im Medienbereich (Pressekonzentration, Lokalmonopole, Einführung neuer Techniken in den Verlagen, Neue Medien etc.) wurden für den Bereich journalistischer Berufsforschung u.a. Untersuchungen zu folgenden Themen vergeben: 488
— Zur Entwicklung der Beschäftigung von Journalisten — Der journalistische Nachwuchs in der Bundesrepublik — Journalismus und kommunale Öffentlichkeit — Die Position des Herausgebers in der Publizistik — Der Chefredakteur — Rolle, Selbstverständnis, Berufsweg und das Problem personeller Mitbestimmung — Mitbestimmung in der Presse — Repräsentative Journalistenenquete — Repräsentativstudie Lokaljournalisten — Verleger von Tageszeitungen und politischen Wochenblättern — Beschäftigungssituation und Arbeitsmarktlage von Journalisten — Mobilität und beruflich-soziale Lage der Journalisten in ihrer Bedeutung für die „Publizistische Vielfalt" Die Ergebnisse vieler dieser umfangreichen Einzelstudien sind — soweit es sich um empirische Erhebungen handelt — zusammengefaßt in der voluminösen Forschungssynopse „Journalismus als Beruf" der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung. Die Verfasser konstatieren darin u.a. einen Umbruch im journalistischen Berufsfeld, „was sich insbesondere im beruflichen Selbstverständnis der Journalisten und ihren Einstellungen zur Ausbildungsproblematik manifestiert. Es ist zu erwarten, daß die zunehmende Rationalisierung und Technisierung der journalistischen Berufstätigkeit die heute zum Teil immer noch aufrechterhaltene Fiktion vom Journalismus als freiem, unabhängigem Begabungsberuf für Idealisten vollends zerstören wird. Die Frage ist, ob man das Resultat dieses Umbruchs dem quasi-naturwüchsigen Generationswechsel anvertrauen oder darauf gestalterisch Einfluß nehmen will. Dabei dürfte neben kommunikationspolitischen Regelungen vor allem der derzeitigen Ausbildung von Journalisten eine entscheidende Bedeutung zukommen" (Weiß, S. 138 f.).
4.2 Problembereich Aus- und Fortbildung Von den empirischen Bestandsaufnahmen der journalistischen Arbeitssituation und den Einstellungsmessungen bei Journalisten sind wesentliche Impulse auf die Um- und Neugestaltung der Journalistenausbildung ausgegangen. Mehrere Universitäten haben im vergangenen Jahrzehnt praxisnahe Modellversuche geplant und ein-
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
gerichtet, die sich inzwischen zu regulären Studiengän-
stark benachteiligte — Berufsgruppe
gen entwickelt haben. Zu nennen sind hier die Diplom-
Einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und
studiengänge Journalistik in München und Dortmund
die Anlage des Forschungsprogramms „Journalismus
sowie die Aufbaustudiengänge in Hohenheim und
und kommunale Öffentlichkeit" der Bundeszentrale
Mainz. A n der Freien Universität Berlin laufen Modell-
für politische Bildung bietet das gleichnamige Buch des
versuche zur Journalistenweiterbildung und für das Be-
Projektteams Lokaljournalisten.
rufsfeld Öffentlichkeitsarbeit (Ergänzungsstudium).
Lokaljournalisten.
Aufgrund dieser Aktivitäten und verschiedener Gemein-
Einen Eindruck von den forschungsbedingten, aber
de- und Arbeitsplatzstudien (vgl. z.B. Rücket und Wolz)
auch kommunikations- und gesellschaftspolitisch be-
ist die Situation der Lokaljournalisten in der Bundesre-
einflußten Überlegungen zur Reform der Aus- und
publik im Unterschied zu anderen journalistischen Be-
Fortbildung vermittelt der Reader „Journalistenaus-
rufsfeldern verhältnismäßig gut erforscht.
bildung", der auch die wichtigsten Beiträge zur Arbeitstagung „Studieninhalte, Curricula, Studienordnungen" der Deutschen Gesellschaft für Publizistik-
4.3 Defizite und Desiderate
und Kommunikationswissenschaft vom November 1976 enthält (vgl. Homberg; siehe auch den Kasten auf
In den anderen Berufsbereichen beginnen sich die For-
den beiden folgenden Seiten).
schungslücken erst allmählich zu füllen — so z.B. beim
Anregungen des Deutschen Presserats und kommunika-
Thema Journalistinnen,
tions- und gesellschaftspolitische Argumente waren vor
dien veröffentlicht wurden (vgl. u.a. Freise/Drath, Baur
wo in jüngerer Zeit einige Stu-
allem ausschlaggebend für ein umfangreiches For-
und Becker) oder inzwischen abgeschlossen sind, wie
schungsprogramm zur Entwicklung eines Lernzielka-
beispielsweise das Münchner Projekt „ D i e Lage der
taloges und Fortbildungsprogramms für die — bis dahin
Frau im Journalismus" (vgl. Kanzleiter/Neverla).
Tendenzen und Orientierungen
Technologische Tendenzen
Aus: Weischenberg (2), S . 1 6 6
»Rationalisierung (Programmierung der T e x t b e - und -Verarbeitung; neue Organisationsformen in B ü r o und Verwaltung! technologische Arbeitslosigkeit)
Redaktionelle Computcrisierung (Terminal als Arbeits- und Organisationsmittel des Journalisten; neue Produktions- und Obermittlungstechniken)
Journalismus*
ι Journalismus C
C
Organisatiomaspekte
-•Informatisierung« (Ausbau des technischen K o m m u nikationssystems mit Breitbandkabel, Satelliten und Kombination vorhandener Technologien)
Elektronisierung
im
(Produktionsperspektive) Hierarchisierung vs. Dezentralisierung Taylorisierung vs. Individualisierung Integrierung vs. Differenzierung Amalgamierung vs. Spezialisierung Technologische Orientierung
Leistmgsaspekte
(Produktionsperspektive) Uniformisierung vs. Individualisierung Trivialisierung vs. Intellektualisierung Feudalisierung vs. Partizipierung Objektivierung vs. Subjektivierung
I Berufsstrukturelle Tendenzen Demokratisierende Orientierung (Kommunikationspolitik)
Gewerkschaftliche Orientierung (Bewußtsein der Journalisten)
Soziale Orientierung (Rollenselbstverständnis)
Professionelle Orientierung (Journalistenausbildung)
489
Anhang
Journalistische Berufsforschung und Joumalistenausbildung „Auf der Landkarte der journalistischen Berufsforschung sind in den letzten Jahren viele weiße Flecke ausgefüllt worden. Sowohl über die .objektive' Dimension — sozialstatistische und berufstypologische Merkmale — als auch über die .subjektive' Dimension — allgemein berufsbezogene sowie medien- und ressortspezifische Einstellungen — des Journalistenberufs liegt inzwischen eine so große Zahl von Untersuchungen vor, daß man die Identität von Massenkommunikationsmit Rezeptions- und Wirkungsforschung nicht länger behaupten kann. Redaktionelle Arbeitsabläufe, Selektionsprozesse in den Medienorganisationen, journalistische Berufsrollen und Berufsnormen haben das Forschungsinteresse bisher am meisten stimuliert. Gegenstand der Untersuchung sind dabei vorwiegend jene Gruppen geworden, die bei Tages- und Wochenzeitungen, bei Publikumszeitschriften und Nachrichtenagenturen, bei Hörfunk und Fernsehen arbeiten und damit im Zentrum des Medienjournalismus angesiedelt sind. Bei einem Großteil der einschlägigen Studien handelt es sich um Befragungen, die von politischen Institutionen in Auftrag gegeben waren und primär praktisch-politische Fragestellungen verfolgten. Jene Kommunikationsberufe, die an der Peripherie des .klassischen' Journalismus liegen, etwa in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, Werbung, Medienpädagogik, Kommunikationsmanagement etc., sind bisher erst in Ansätzen systematisch analysiert. Neben einer Ausweitung des Untersuchungsfeldes sind vor allem Vergleichsstudien zu anderen Berufs-
Zu den bisherigen Erscheinungsformen und vielfältigen Ergebnissen journalistischer Berufsforschung allgemein merkt Siegfried Weischenberg kritisch an: „Die Zusammenstellung der Einzelprojekte zeigt statistisch-methodische Unvereinbarkeiten, die sich nachträglich nur schwer aufheben lassen. Empirische Datenbestände sind kein Selbstbedienungsladen für alle Lebenslagen (im Journalismus).
490
gruppen wünschenswert. Dabei scheint es besonders wichtig, die Resultate der allgemeinen Arbeitsmarkt- und Berufsforschung einzubeziehen.... Neben der Deskription des Vorhandenen sollte sich die Kommunikationsforschung jedoch verstärkt auch mit den Voraussetzungen und Chancen neuer Berufsfelder, etwa im Bildungs- und Freizeitbereich oder im Zusammenhang mit den .neuen Medien', befassen. Der Problemkreis der Vor-, Aus- und Fortbildung ist einmal im Rahmen repräsentativer Umfragen zur Arbeitsweise und zum Selbstverständnis von Journalisten bestimmter Medien und/oder Ressorts behandelt worden, andererseits in Spezialuntersuchungen, die sich auf bestimmte Institutionen beziehen. Was die betriebliche Ausbildung betrifft, so hat sich das traditionelle Volontariat — vor allem bei Zeitungen mit niedriger Auflage — als völlig ungenügend erwiesen; selbst die in den Richtlinien von 1969 formulierten Minimalbedingungen werden nur selten eingehalten. Diese Ergebnisse der Bestandsaufnahme von Günter Kieslich bestätigte eine Nürnberger Langzeitstudie zum Sozialisationsverlauf während des Volontariats [vgl. Gruber]. Daß die Journalistenverbände trotz dieser Defizite bisher gegenüber dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger noch keine Neufassung der Ausbildungsrichtlinien durchsetzen konnten, legt eine Lösung auf der Ebene des Berufsrechts nahe. Mit der Reflexion über die gesellschaftliche Rolle der Hochschulen wurde auch verstärkt der Zusammenhang zwischen universitärer Vor- bzw. Ausbildung und späterer Berufslaufbahn thematisiert. Dieser Frage sind die Absolventenstudien nachgegangen, die an ei-
Nebenbei findet auch der Verdacht methodischer Phantasielosigkeit seine Bestätigung. Noch deutlicher wird aber die Problematik aufgrund von unzusammenhängenden theoretischen Ansatzpunkten. Beim Studium der Einzelstudien wird erkennbar, daß der (vor allem von der Bundesregierung ausgelöste) Auftragsboom die Kommunikatorforschung hierzulande recht unvorbereitet traf. Die Folgen betreffen wiederum sowohl Theorie als auch Methodologie:
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
nigen Instituten für Publizistik und Zeitungs-
diengänge m i t jeweils präzisem Berufsfeldbezug
wissenschaft entstanden sind. Dabei zeigten
anzubieten. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand
sich tendenziell übereinstimmende Ergebnisse:
über die entsprechenden Tätigkeitsfelder und
In den Medien des tagesaktuellen Journalismus
beim Fehlen konkreter Bedarfsprognosen wäre
arbeitet nur etwa jeder dritte Absolvent dieser
dies jedoch mit beträchtlichen Risiken behaftet.
Fächer. Zur Gegenwart hin gewinnen neue Berufsfelder immer größere Bedeutung: Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations und Werbung, Tätigkeiten in Verwaltung und Management, in Forschung und Lehre. Neben der Unterschiedlichkeit der Berufseinmündungen ist auffällig, daß die Zeitungs- und Publizistikwissenschaft in bestimmten Berufsbereichen andere — vor allem geistes- und sozialwissenschaftliche — Disziplinen als Rekrutierungsfeld substituieren kann. Und wie bei der Soziologie und Politologie ist auch hier zu beobachten, daß neue Studienfächer sich neue Berufspositionen schaffen (etwa die Position des ,Medienreferenten').
Ein erheblicher Teil der Forschung hat sich in den letzten Jahren mit dem der Berufssoziologie entwickelten Konzept der
Professionalisierung
auseinandergesetzt. Dabei erwies sich, daß die entsprechenden Kriterienkataloge für journalistische Berufe ein Prokrustesbett sind. Zwar wird weithin eingeräumt, daß sich der Journalismus in einer fortgeschrittenen Phase der Professionalisierung befindet, die Wünschbarkeit einer vollständigen strukturellen Assimilation an professionalisierte Tätigkeiten ist jedoch umstritten. In jüngster Zeit zeigen sich auch praktische Gegenpositionen in den sogenannten Alternativzeitungen, die — als Forum von Betroffenen — die arbeitsteilige Medienproduktion einschließ-
Diese Ergebnisse machen deutlich, daß die klas-
lich der Differenzierung der Berufsrollen ableh-
sischen' Studienangebote der Publizistik- und
nen. Aber gerade wegen der unterschiedlichen
Kommunikationswissenschaft durch die berufs-
Bewertung verschiedener Professionskomponen-
bezogenen Journalistik-Studiengänge keineswegs
ten fällt auf, daß in einem Punkt ein sehr weit-
ihre Existenzberechtigung verlieren. Als Reak-
gehender Konsens besteht: in der positiven Ein-
tion auf die neu geschaffenen Diplom-Studien-
schätzung des Professionskriteriums einer ge-
gänge, die auf das relativ schmale Feld des aktu-
regelten und wissenschaftlich angeleiteten Aus-
ellen Medienjournalismus hin ausbilden, sollten
bildung.
sich die einschlägigen Institute in ihren .traditionellen' Studienangeboten stärker mit den
Neben verstärkten Bemühungen um eine Theorie
.neuen' Kommunikationsberufen befassen — im
journalistischen Handelns und einer Auswei-
übrigen aber gerade durch die Offenheit gegen-
tung der empirischen Untersuchungsfelder ist
über der Breite des gesamten Berufsfeldes .Kom-
die Entwicklung neuer didaktischer Formen zur
munikation' individuelle Schwerpunktsetzungen
Integration von ,Theorie' und .Praxis' vordring-
ermöglichen. Als andere Konsequenz der ge-
liches Desiderat für die nächsten Jahre. Vor
nannten Untersuchungen wäre denkbar, mittel-
allem müssen adäquate Lehrmaterialien bereit-
oder langfristig mehrere parallellaufende Stu-
gestellt werden" (Homberg, S. 1 9 - 2 1 ) .
— Sozialwissenschaftliche Ansätze (insbesondere das Professionalisierungskonzept) wurden trotz ungenauer Begriffsbildung und unzureichend entwickelter Kategorien als Theoriegebilde überstrapaziert.
Diese Kombination von Kompromissen determiniert die Dimensionen unserer Kenntnisse über den Journalismus in der Bundesrepublik: Eindeutig im Vordergrund steht die subjektive Komponente journalistischer Arbeit. Gefragt wurde, was die Journalisten wollen, und unterstellt wurde, daß sie das, was sie wollen, auch können und dürfen. V o n Orientierungen sollte auf faktische Kom munikationsprozesse geschlossen werden" (Weischenberg, S. 152).
— Der Charakter großvolumiger Unternehmungen begünstigte Befragungsstudien, bei denen große Fallzahlen gegenüber der inhaltlichen Validität dominieren.
491
Anhang
Als Alternative schlägt Weischenberg für die zukünftige Berufsforschung u.a. die stärkere Beschäftigung mit „objektiven" medientechnologischen und berufsstrukturellen Fragen des Journalismus vor, insbesondere auch die Auseinandersetzung mit den Problemen neuer Produktionstechniken in den Medien und der Ausbildung professioneller Orientierungen (siehe das Schaubild auf S. 489).
Jacobi, Ursula/Nahr, Günter/Langenbucher, Wolfgang R./Roegele, Otto B./Schönhals-Abrahamson, Marta: Manager der Kommunikation. Teil A: Die Rolle des Chefredakteurs im Spannungsfeld von Verlag, Redaktion und Leser; Teil B: Der Zeitungsverleger im Strukturwandel der Presse. Berlin 1977 Kanzleiter, Gerda/Neverla, Irene: Frauen in einem Männerberuf. Überlegungen und Ergebnisse aus einer empirischen Untersuchung über Journalistinnen in der B R D . In: Fernsehen und Bildung, Heft 1-2/1980, S. 1 4 8 - 1 7 3 Kepplinger, Hans Mathias (Hrsg.): Angepaßte Außenseiter. Was Journalisten denken und wie sie arbeiten. Freiburg, München 1979
Literaturverzeichnis
Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung: Synopse Journalismus als Beruf. München 1977 (masch. vervielf.) Baur, Elke: ...und Frauen kommen vor. Eine Untersuchung über Anzahl und Positionen der Frauen in der privaten Film- und Fernsehproduktion. BadenBaden 1980 Becker, Barbara v.: Berufssituation der Journalistin. Eine Untersuchung der Arbeitsbedingungen und Handlungsorientierungen von Redakteurinnen bei einer Tageszeitung. München 1980
Kieslich, Günter: Der journalistische Nachwuchs in der Bundesrepublik Deutschland. Daten zur Volontärsausbildung in der Tagespresse. Köln 1975 Langenbucher, Wolfgang R./Roegele, Otto B./Schumacher, Frank: Pressekonzentration und Journalistenfreiheit. Zur Entwicklung der Arbeits- und Beschäftigungssituation von Journalisten der Tageszeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1976 Neverla, Irene: Arbeitszufriedenheit von Journalisten. München 1979 Projektteam Lokaljournalisten (Hrsg.): Journalismus und kommunale Öffentlichkeit. München 1979 Prott, Jürgen: Technischer Wandel und journalistisches Berufsbild. In: Publizistik, Heft 1/1979, S. 5 4 - 6 4 Prott, Jürgen/Simoleit, Jürgen: Die Elektronik im beruflichen Alltag von Nachrichtenredakteuren. In: Publizistik, Heft 4/1979, S. 5 2 2 - 5 4 1
Donsbach, Wolfgang: Journalisten zwischen Publikum und Kollegen. Forschungsergebnisse zum Publikumsbild und zum in-group-Verhalten. In: Rundfunk und Fernsehen, Heft 2-3/1981, S. 1 6 8 - 1 8 4
Rückel, Roland R.: Lokalredakteure. Eine vergleichende Rollenanalyse. Opladen 1975
Fabris, Hans Heinz: Journalismus und bürgernahe Medienarbeit. Formen und Bedingungen der Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation. Salzburg 1979
Weischenberg, Siegfried (1): Die elektronische Redaktion. Publizistische Folgen der neuen Technik. München 1978
Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Chefredakteure — Publizisten oder Administratoren? Status, Kompetenz und kommunikative Funktion von Redaktionsleitern bei Tages- und Wochenzeitungen. Düsseldorf 1980 Freise, Heinrich/Drath, Jochen: Die Rundfunkjournalistin. Das Bild der Journalistin in der Kommunikationsorganistion Rundfunkanstalt. Motivation und Berufswirklichkeit. Berlin 1977 Gottschlich, Maximilian: Journalismus und Orientierungsverlust. Grundprobleme öffentlich-kommunikativen Handelns. Wien, Köln, Graz 1980 Gruber, Thomas: Die Übernahme der journalistischen Berufsrolle. Eine sozialwissenschaftliche Analyse. Nürnberg 1975 Homberg, Walter (Hrsg.): Journalistenausbildung. Modelle, Erfahrungen, Analysen. München 1978
492
Rühl, Manfred: Journalismus und Gesellschaft. Bestandsaufnahme und Theorieentwurf. Mainz 1980
Weischenberg, Siegfried (2): Zwischen Taylorisierung und professioneller Orientierung. Perspektiven künftigen Kommunikatorhandelns. In: Rundfunk und Fernsehen, Heft 2-3/1981, S. 151-167 Weiß, Hans-Jürgen: Journalismus als Beruf. Forschungssynopse. In: Presse-und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974—1978). Eine Übersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn 1978, S. 109-139 Wiesand, Andreas Johannes: Journalisten-Bericht. Berufssituation — Mobilität — Publizistische „Vielfalt". Berlin 1977 Wolz, Dieter: Die Presse und die lokalen Mächte. Eine empirische sozialwissenschaftliche Untersuchung über Pressekonkurrenz und Herrschaft in der Gemeinde. Düsseldorf 1979
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
5. Mediennutzung und Medienwirkung
Das Feld der empirischen Medienwirkungsforschung ist zu komplex und zu weitläufig, um in einem kurzen Beitrag einen auch nur halbwegs vollständigen Überblick bieten zu können. Im folgenden können wir daher nur einige Hinweise und weiterführende Literaturempfehlungen geben. Dabei beschränken wir uns auf jene Konzepte, die den heutigen Stand der Forschung repräsentieren und von denen zu erwarten steht, daß sie weiterführen und Differenzierungen erfahren.
5.1 Kommunikationswissenschaft und empirische Sozialforschung Die empirische Massenkommunikationsforschung — gemeint ist hier das bevorzugte Feld wissenschaftlicher Bemühungen: die Erforschung der Auswirkungen massenmedial vermittelter Kommunikation auf Einstellungen und Verhalten des einzelnen Mediennutzers — hat sich seit ihren Anfängen als Propagandaforschung (vor allem zwischen den beiden Weltkriegen in den Vereinigten Staaten) entscheidend weiterentwickelt. Die wachsende Bedeutung dieser Forschungsperspektive zeigt sich im rapiden Anstieg von empirischen Untersuchungen und an der stetig zunehmenden Zahl von einschlägigen Fachzeitschriften und Jahrbüchern zur Dokumentation der Forschungserträge. Verantwortlich für diese geradezu inflationäre Entwicklung ist, wie Gerhard Maletzke richtig für die Bundesrepublik Deutschland ausführt, die Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin: von der Zeitungs-/ Publizistikwissenschaft als einer historisch-hermeneutischen Geisteswissenschaft zur Kommunikationsforschung/Kommunikationswissenschaft als empirischer Sozialwissenschaft (vgl. Maletzke [1], S. 9). Mit dieser Ausrichtung hat die Kommunikationswissenschaft einen Weg eingeschlagen, dessen Ziel in der Behauptung als empirisch ausgerichteter Sozialwissenschaft neben und in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie liegt — eine Entwicklung, derer es etwa in den U S A nicht bedurfte, da hier von Beginn an Wirkungsforschung interdisziplinär und empirisch-sozialwissenschaftlich orientiert war.
Die Bedeutung der Massenkommunikationsforschung steigt mit der Notwendigkeit medienvermittelter Kommunikation zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit moderner komplexer Gesellschaften. Zu den Pressemedien sind in den letzten Jahrzehnten die Rundfunkmedien und der Film hinzugekommen; eine weitere Differenzierung des gesamten Mediensystems durch neue Bereitstellungstechniken steht bevor. Ihnen allen kommt die Aufgabe zu, soziale Umwelt, die nur noch partiell unmittelbar erfahrbar ist, dem einzelnen in der Gesellschaft zu vermitteln (vgl. McQuail, S. 7ff.). Bemühungen um die Beantwortung der Frage, inwieweit die Massenmedien diese Aufgabe realisieren bzw. in welcher Weise sie zu optimieren ist, wurden in der Vergangenheit allzuoft reduziert auf die Persuasionsund Wirkungsfrage politischer Kommunikation. In der einschlägigen Literatur werden z.B. empirische Wahlforschung oder Diffusionsforschung häufig nicht nur als Bezeichnung für Teilaspekte, sondern auch als Synonyme für (Medien-)Wirkungsforschung benutzt. Wir kennen heute eine Vielzahl von Variablen, die Medienzuwendung und ihre Folgen für den einzelnen bedingen. Maletzke hat den Versuch einer „Grobsystematisierung" unternommen (siehe das Schaubild auf S. 494). Es wäre jedoch falsch, würde man bestimmte Folgen der Mediennutzung monokausal als Medienwirkung ansehen. Der Zusammenhang von Medienangeboten und möglichen Folgen beim Nutzer ist vielmehr das Produkt einer Vielzahl von Einzelvariablen, die untereinander in den verschiedensten Beziehungen stehen. Der Wirkungsprozeß läßt sich verstehen als ein multifaktorielles Beziehungsgeflecht. Damit ist es die Aufgabe der Mediennutzungs- und Medienwirkungsforschung, in einem ersten Schritt die einzelnen Prozeßvariablen in ihrer Richtung und Stärke zu analysieren und sie zu systematisieren. In einem weiteren Schritt muß sie die gegenseitigen Abhängigkeiten dieser Variablen erklären.
5.2 Forschungsstrategien und -Perspektiven Es ist heute noch eine weitverbreitete Vorstellung unter denjenigen, die sich mit der Erforschung von Mediennutzung und Medienwirkung beschäftigen, daß einzelne Medieninhalte direkten und unmittelbaren Einfluß auf das Publikum haben. Diese Vorstellung von der „Allmacht" der Medien läßt sich bis in die Anfänge der Kommunikationsforschung zurückverfolgen
493
Anhang
Wirkfaktoren beim Rezipienten * Angebot
Aussagen Inhalt
I. Voraussetzungen Prädispositionen (a) Personal Persönlichkeit Beeinflufibarkeit Intelligenz Sprache Einstellungen
Form (b) Bedürfnisse Antriebe
II. Situation des Rezipienten
Subjektiv Definition der Situation Vorstellung vom Kommunikator
Vorstellungen vom Medium usw.
III. Psychische Prozesse
IV. Soziale Faktoren
Erfassen der Aussage Erreichen
Beziehungen zum Kommunikator
Aufmerksamkeit
Persönliche Kommunikation
Wirkungen
Wissen
Attitüden
Wahrnehmungen Verstehen
Gruppenzugehörigkeit Verhalten
Akzeptieren (c) Beziehungen zum Gegenstand Wissen Interesse Einstellungen Erwartungen Werte Geschmack
Objektiv Mediensituation
(d) Gewohnheiten
Motivieren
Meinungsführer Mehrstufige Kommunikation
Emotionen
Tiefenpsychologische Reaktionen
• Aus: Maletzke ( 2 ) , S . 31
und ist mit einer Modellvorstellung aus der frühen Behaviourismustheorie verknüpft. Unterstellt wird damit, daß Medieninhalte hinreichende und notwendige Bedingung für Medienwirkungen sind. Oer Ertrag ganzer Forschungstraditionen — eine Vielzahl sich widersprechender Einzelergebnisse — hat gezeigt, daß die Vorstellung von solchen einfachen Kausalmodellen sich nur selten auf sozialwissenschaftliche Phänomene übertragen läßt. Konsequenterweise ist man — allerdings erst in der jüngsten Vergangenheit — dazu übergegangen, die Folgen der Medienzuwendung in einem multivariaten Bedingungszusammenhang zu verstehen. Wenn empirische Daten im Rahmen von Experimenten gewonnen werden, wird das Individuum zum Ausgangspunkt der Fragestellung. Dieses Vorgehen ist häufig kritisiert worden, wegen der nicht-realen Untersuchungsanlage, weniger jedoch in seiner Perspektive, Daten auf einer Mikro-Ebene zu analysieren. Demgegenüber stehen in der Forschungsliteratur die sogenannten nicht-experimentellen Feldstudien. Ganze Forschergenerationen bevorzugten Umfragemethoden zur Datenerhebung. Sie nehmen dabei für sich in Anspruch, 494
sie würden Medienwirkungen auf einer Makro-Ebene analysieren. Diese Untersuchungen basieren jedoch größtenteils auf demoskopischen Umfragen, d.h. Daten werden auf der Grundlage von individuellen Aussagen erhoben. Was hier als Makro-Ebene verstanden wird, ist die datenanalytische Vorgehensweise, gleiche individuelle Aussagen zu kumulieren und sie als Gruppenphänomene, gesellschaftliche Veränderungen etc. zu interpretieren. Forschungspraktisch ist damit gemeint, daß der einzelne als abhängige Variable aufgefaßt wird und nur durch die Aufsummierung von gleichen Merkmalen makrosoziologische Schlüsse gezogen werden. Eine Ausnahme bilden solche Studien, die aufgrund ihrer Fragestellung soziodemographische Gruppen oder Schichten als abhängige Variablen thematisieren (vgl. hierzu die weiter unten angeführte Literatur zur Knowledge-Gap-Forschung). Betrachtet man die empirischen Forschungserträge, dann fällt auch auf, daß es zwei Perspektiven sind, in denen man in praxi versucht, den Zusammenhang von Mediennutzung und Medienwirkung zu explorieren. Die erste Perspektive ist von Steven H. Chaffee mit
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
„media-centric approach" bezeichnet worden (vgl.
schen Fundierung (vgl. Chaffee, Roberts/Bachem,
Chaffee, S. 81). Gemeint sind damit die Untersuchun-
McLeod/Reeves). Gegenseitiges Befruchten der Akti-
gen, in denen mit dem Verfahren der quantitativen
vitäten, d.h. eine forschungspraktisch aufeinander-
InhaltsanalYse die Struktur (= formale Angebote)
bezogene, aus den Fragen der älteren Untersuchun-
sowie Themen und Tendenzen (als inhaltliche Ange-
gen abgeleitete Hypothesenbildung für neue Untersu-
bote) einzelner Medienprodukte analysiert worden
chungen im Sinne einer systematischen Überprüfung,
sind. Bei einem solchen Vorgehen kann jedoch nur
fand kaum statt; allzuoft wurden nur — unter Hin-
in eingeschränktem Maß ein Beitrag zur Beantwor-
weis auf Einzelergebnisse oder mit einigen oberfläch-
tung der Wirkungsfrage geleistet werden: Inhaltsana-
lichen Zitaten zu einer vorformulierten Forschungs-
lytische Beschreibungen des formalen und/oder in-
perspektive — immer neue Fragen überprüft. Dabei
haltlichen Medienangebots erfassen nur einen mögli-
traten häufig in solchen Studien zu methodischen
chen Faktor für Medienwirkung; um Aussagekraft zu
Mängeln fehlerhafte Interpretationen der erhobenen
bekommen, müssen sie in Beziehung gesetzt werden
Ergebnisse. So läßt sich denn auch ein Großteil der
mit Individuen- bzw. personenbezogenen Daten.
Kritik an dieser Vorgehensweise in der Forderung zusammenfassen, „taktischen Empirismus", d.h. die
Die zweite Perspektive wird mit „effects-centric approach"umschrieben.
Hierunter lassen sich alle die-
punktuelle unkoordinierte Überprüfung von Variablen mittels eines Standardsets sozialwissenschaftlicher Me-
jenigen Untersuchungen subsumieren, die personenbe-
thoden, durch stärkere theoretische Durchdringung
zogene Faktoren als unabhängige Variablen und Me-
der Forschungshypothesen sowie Entwicklung neuerer
diennutzung als abhängige Variable operationalisieren.
Methoden für die Datenerhebung und Datenanalyse
Es gibt in der Literatur nur wenige Studien, wo über
(„empirische Taktik") zu ersetzen (vgl. Chaffee und
dieses einfache Schema hinausgehende Faktoren —
Mc Leod/Reeves, S. 247ff.).
wie beispielsweise der soziale Lebensraum, historische Bedingungen etc. — einbezogen sind.
Teilweise als Reaktion auf eine solche Kritik sind im
Untersuchungen der Vielseher- und Gewaltforschung
entwickelt worden, die sich inzwischen schon auf eine
(vgl. dazu Fernsehen und Bildung 1981, Heft 1—3) so-
gewisse Tradition empirischer Überprüfung berufen
letzten Jahrzehnt eine Reihe von neuen Konzepten
wie der Agenda-Setting-Forschung haben auf die Bedeu-
können. Zumindest was die Zahl der Studien betrifft,
tung der Kombination von inhaltsanalytischen Daten
die sich auf diesen Ansatz berufen, gehört der „uses
und personenbezogenen Daten hingewiesen. Die Not-
and gratifications approach" zu den wichtigsten Neu-
wendigkeit solcher Methodenkombinationen
orientierungen in der Medienwirkungsforschung. Im
für zu-
künftige Forschungsdesigns ist in jüngerer Zeit mehr-
Unterschied zur „klassischen" Forschung, die von der
fach mit Nachdruck gefordert worden (vgl. u.a. Noelle-
Frage ausging: „Was machen die Medien mit den Men-
Neumann).
schen?", ist es grundlegende Idee des Nutzen- und Belohnungsansatzes, daß der Rezipient als aktiv Handelnder bestimmte Medien(-inhalte) auswählt („Was ma-
5.3 Medienzentrierte Forschungsansätze
chen die Menschen mit den Medien?").
Theoretisch
eingebettet in den Funktionalismus geht es diesem Die ernüchternde Bilanzierung des Forschungsertrages
Ansatz forschungspraktisch darum zu erfragen, welche
von Joseph T. Klapper zu Beginn der sechziger Jahre
Motive (Bedürfnisse, Interessen) zur Nutzung be-
(vgl. Klapper sowie Kraus/Davis) und sein Resümee
stimmter Medien und Medieninhalte führen und
der minimalen Wirkungen führten dazu, daß in der Fol-
welcher Nutzen bzw. welche Gratifikation die Medien-
ge eine Reihe von neuen Fragestellungen und For-
zuwendung für den einzelnen hat (vgl. vor allem
schungskonzepten empirisch geprüft wurden. Einige
Blumler/Katz).
davon wurden vorschnell mit dem Etikett „alternativ" versehen (vgl. Clarke).
Das bislang wohl differenzierteste Modell stammt von Karl
Von einzelnen Forschern und Forschergruppen wur-
gungen sind diePrädispositionen des einzelnen (individual
Erik Rosengren (s.S.496). Ausgangspunktseiner Überleden immer neue als wichtige abhängige Variablen
characteristics), die Grundbedürfnisse und die Struktur
für Medienwirkung erklärte Zusammenhänge über-
der jeweiligen Gesellschaft unter Einschluß der Medien.
prüft, sehr oft unter Vernachlässigung einer theoreti-
Diese drei Faktoren erklären den ursächlichen Zusam495
Anhang
Die Knowledge-Gap-Forschung
menhang für die individuellen Bedürfnisse (motives), deren Befriedigung durch Medienzuwendung, aber auch durch andere Verhaltensweisen erreicht werden kann.
Drei Forscher der Universität Minnesota: Phillipp
J. Tichenor, George A. Donohue und Clarice N. Olien,
Nach der anfänglichen Begeisterung für diesen Ansatz
haben die Hypothese vom „increasing knowledge gap",
ist inzwischen zunehmend auch Skepsis zu beobachten.
von der wachsenden Wissenskluft, erstmals 1970 in
Wurde in den frühen Untersuchungen ein mehr oder
einem Aufsatz der Fachzeitschrift „Public Opinion
weniger unsystematischer Katalog von Zuwendungs-
Quarterly" entwickelt. Sie gehen dabei von folgender
motiven abgefragt, so wird heute gerade dieses Vorge-
Grundannahme aus:
hen kritisiert (vgl. die Zusammenfassung der kritischen Einwände bei Swanson). Die Tendenz der kritischen
„Wenn der Informationszufluß in ein Sozialsystem wächst, tendieren die Bevölkerungssegmente mit höherem sozioökonomischem Status oder höherer formaler Bildung zu einer rascheren Aneignung diser Information als die status- und bildungsniedrigen Segmente, so daß die Wissenskluft zwischen diesen Segmenten tendenziell zu- statt abnimmt. Neben dieser allgemeinen Hypothese findet man . . . noch eine etwas speziellere: Das Anwachsen des Nachrichtenflusses über ein Thema führt zu stärkerer Wissensvermehrung über dieses bei den gebildeteren Bevölkerungssegmenten.
Anmerkungen verweist auf konzeptionelle Mängel bei
der Erfassung der Motive und Bedürfnisse. Wichtigstes
Desiderat des „uses and gratifications approach" bleibt
ein theoretisch abgesichertes, valides und reliables For-
schungsinstrument zur Erfassung kommunikationsrele-
vanter Interessen und Bedürfnisse.
Die Wirkung der Massenmedien im Bereich der politi-
schen Wissensvermittlung wurde in den letzten Jahren
vor allem aus zwei Perspektiven untersucht: ausgehend v o n der Hypothese des „increasing u n d v o m K o n z e p t des ,agenda
knowledge setting".
Der Ansatz
2 (1α|
* Aus: Rosengren, S. 271
496
Das der Wissenskluft-Hypothese zugrunde liegende kommunikative Paradigma betrachtet also die Leistungen der Medien in der Gesellschaft, indem die
gap"
der
Uses-and-Gratifications-Forschung*
J_J
ί ί 1
Individual Characteristics Including Psychological Set-up, Social Position, and Life History
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
Informationsverteilung durch die verschiedenen Kommunikationskanäle in die einzelnen sozialen Segmente der Gesellschaft analysiert wird. Im Vordergrund steht dabei die Annahme, daß diese Informations- und Wissensverteilung, obwohl die Medien identische Botschaften in außerordentlich hoher Zahl multiplikativ an ihre Rezipienten verteilen, sehr ungleichmäßig erfolgt, so daß auch bei einem voll entwickelten Mediensystem mit hoher Absättigung, wie dies heute vor allem für die elektronischen, aber auch für die Druckmedien gilt, große Wissensunterschiede zwischen den verschiedenen Segmenten der Gesellschaft zu beobachten sind. Darüber hinaus postuliert die Hypothese, daß sich im zeitlichen Ablauf der Berichterstattung über ein bestimmtes Thema die Wissensunterschiede nicht verringern, sondern durch den Einfluß der Berichterstattung erst recht verstärken. Die Wissenskluft-Hypothese thematisiert also kommunikative Privilegierungszusammenhänge, indem sie die traditionellen Diffusionstheorien ausweitet: Es geht nicht mehr nur um die zeitliche Ausbreitungskurve von Informationen in der Gesellschaft, sondern um die Analyse sozialstruktureller Faktoren, die den Zugang zu gesellschaftlich relevanter Information für bestimmte soziale Gruppen einschränken. Das Informationsangebot der Medien stabilisiert so die Elitepositionen von Gebildeten" (Bonfadelli, S. 177).
seits hinaus die Thematisierungsfunktion und Themenstrukturierungsfunktion der Massenmedien für ihr Publikum. In bewußter Abkehr vom .klassischen' Einstellungs- und Verhaltenskonzept ist die Prämisse dieser Forschungsrichtung, daß der weitaus größte Teil journalistischer Produkte in Presse, Hörfunk und Fernsehen zumindest von der Absicht der journalistischen Darstellungsform her nicht Persuasion, sondern Information zum Ziel h a t " (Uekermann/Weiß, S. 11).
Das Konzept geht von einer positiven Beziehung aus zwischen dem, was im massenmedialen Angebot herausgestellt wird, und dem, was Segmente des Publikums davon für wichtig halten. Mit anderen Worten: Die Bedeutung eines politischen Sachthemas in den Massenmedien beeinflußt die Einschätzung dieses Themas beim Publikum. Agenda Setting unterstellt damit, daß das Publikum die Bedeutung politischer Sachthemen durch die Massenmedien lernt. Die Agenda-Setting-Hypothese führt zurück zu den kognitiven Aspekten der Massenkommunikation: Aufmerksamkeit, Zuwendung und Information. Unter „ k o g n i t i v " wird dabei das Wissen über und die Einschätzung von politischen Sachthemen verstanden.
Mehrere Studien in verschiedenen Ländern haben in-
Generelle Hypothese dieses Ansatzes ist, daß in kom-
zwischen die Ausgangshypothese differenziert. Man
plexen Industriegesellschaften der einzelne einen gro-
kann jedoch nicht davon sprechen, daß sie global fal-
ßen Teil der Themen der öffentlichen Kommunikation
sifiziert worden sei (vgl. Saxer, S. 56). Die kommuni-
überhaupt erst durch die Massenmedien erfährt. Vor-
kat\onspolitische
Dimension der einschlägigen For-
aussetzung für die Perzeption politischer Sachthemen,
schungsergebnisse liegt gerade angesichts der bevor-
vor allem dann, wenn sie nicht den persönlichen Erfah-
stehenden Einführung neuer Medien auf der Hand.
rungsraum betreffen, ist ihre Vermittlung durch die Massenmedien. Massenmedien haben also eine Thematisierungsfunktion
Das Agenda-Setting-Konzept
für das (politische) Publikum.
Aus der Fülle täglicher politischer Ereignisse werden von den „Gatekeepern" der Massenmedien für diesen
Das Agenda-Setting-Konzept ist in bewußter Abkehr
Vermittlungsprozeß einzelne politische Sachthemen
von der Suche nach unmittelbaren Auswirkungen und
ausgewählt. Durch die Selektion und durch die Pro-
Konsequenzen der Massenkommunikation formuliert
noncierung einzelner Sachthemen — einige werden
worden. Dieser Forschungsansatz thematisiert lang-
als „Schlagzeilen der Berichterstattung" herausgestellt,
fristige, mittelbare kognitive Wirkungen. Das Konzept
andere nur als „Kurzmeldungen" vermittelt — be-
wurde erstmals 1968 während des Präsidentenwahl-
k o m m t die faktische Realität eine neue Qualität. Der
kampfs in den USA von Maxwell E. McCombs und
faktischen Realität des Ereignisraumes und der Wahr-
Donald L. Shaw empirisch überprüft (vgl. McCombs/
nehmung dieser Ereignisse durch den einzelnen ist eine
Shaw).
Medienrealität zwischengeschaltet. Mit anderen Worten: Massenmedien konstruieren die politische Reali-
„Agenda-Setting meint über den bloßen Prozeß der Wissensvermittlung zwischen Massenmedien einerseits und dem (politischen) Publikum anderer-
tät in der Gesellschaft (vgl. Schulz). Oder eben: Massenmedien haben eine
Themenstrukturierungsfunktion
für das (politische) Publikum. 497
Anhang
Das Agenda-Setting-Konzept * Messung
Themenstrukturierung
Inhalts-
Zeitpunkt
Konzeption
1
Zeitpunkt
Themenselektion
analyse
2
Themenselektion
in den Medien
in den Medien
Medien
einzeln insgesamt
Offene
Befragung
a
Paarvergleich
Denkmuster
(Cognitions)
Denkmuster
—
• (Cognitions)
der Rezipienten
der Rezipienten
Rangordnung
Publikum Intrapersonale Perspektive
Thematisierung
„Wahrgenommenes
Themenstruktu-
Interpersonale Perspektive
(Awareness)
soziales U m f e l d "
rierung
Community)
Priorities)
(Perceived
(Salience/
* Uekermann/Weiß, S. 142
Pauschales Forschungsinteresse dieser Hypothese ist es, diese beiden Funktionen der Themenvermittlung durch Massenmedien für das „maping" (Lernen) des Publikums zu klären, wobei die Themenstrukturierung einen kumulativen Effekt der Thematisierung darstellt. Demzugrunde liegen drei unterschiedliche analytische Vorstellungen: Die einfachste Annahme wird mit dem Begriff der Thematisierung umschrieben (awareness modell); hierbei geht es darum, ob die Medien die Aufmerksamkeit des Publikums überhaupt auf bestimmte Themen lenken. Eine differenziertere Vorstellung liegt dem sogenannten „priorities modell" zugrunde, das von der Annahme ausgeht, die Themenstruktur des Mediums lasse sich quasi spiegelbildlich auf diejenige des Publikums übertragen. Zwischen beiden Vorstellungen liegt das sogenannte „salience modell", das nicht von einem kongruenten Obertragungseffekt ausgeht (vgl. Shaw/McCombs).
gebnissen bereit, die sich anbieten, nunmehr unter Medienbedingungen überprüft zu werden. Zu denken ist insbesondere an Ergebnisse der Wahrnehmungspsychologie, der Entwicklungs- und Lernpsychologie, der Emotionsforschung. Dabei geht es vorab um Vergleichsmaße zwischen Untersuchungen ohne Medienbezug (medienunabhängige) und solchen unter Medienbeeinflussung (medienabhängige); denn aus der Differenz — oder Nichtdifferenz — von solcherart Ergebnissen lassen sich Medienwirkungen erkennen (vgl. Sturm [1] und [5]). Die Bezeichnung „rezipientenorientierter Ansatz" hat gelegentlich zu dem Mißverständnis geführt, ihn unter den „Nutzen- und Belohnungsansatz" zu subsumieren. Damit wurde er dem Konzept vom „aktiven Publikum" zugeordnet und der „Wirkungsansatz" zugleich beiseite geschoben. Schon nach dieser Beschreibung mag klar geworden sein, daß der rezipientenorientierte Ansatz zu keiner dieser beiden Positionen gehört. Er versucht vielmehr, den Anpassungs- wie Abwehrleistungen des Rezipienten auf der Grundlage von
5.4 Der rezipientenorientierte Ansatz
psychologischen Konzepten wie Persönlichkeitsvaria-
Der rezipientenorientierte Ansatz, wie ihn Hertha
gruppenspezifische Verarbeitungsstrategien ebenso ein
Sturm entwickelt hat, geht aus von folgender Überlegung: Die psychologisch-sozialwissenschaftliche Forschung hält eine Reihe von wiederholt bestätigten Er-
498
blen nachzugehen. Er schließt somit personale und wie damit verbundene medienabhängige Reaktionen. Insofern übernimmt er eher eine Vermittlerstellung zwischen dem sogenannten Wirkungsansatz und dem
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
Ansatz vom aktiven Publikum — auch dadurch, daß er die Frage stellt nach dem jeweiligen Wirksamwerden von persönlichkeitsspezifischen und sozialen Variablen im Hinblick auf Mediendarbietungen. Der rezipientenorientierte Ansatz könnte demnach formuliert werden als ein Versuch, Medienwirkungen als Veränderungen von personalen Befindlichkeiten zu verstehen (wozu auch soziale Befindlichkeiten gehören mit ihren vorgeschalteten kognitiven und emotionalen Komponenten), wie umgekehrt personale und soziale Befindlichkeiten als Steuerungsgrößen zu begreifen im Hinblick auf den Umgang mit Medienangeboten.
Der erste Schritt: die Erarbeitung von „Abschätzmodellen" Ein Umgehen mit dem rezipientenorientierten Ansatz verlangt die exakte Kenntnis von psychologisch-sozialwissenschaftlichen Befunden wie deren Übertragung auf inhaltliche und formale Darbietungsweisen der Medien. Zunächst wird es sich um Abschätzmodelle dieser zweiseitigen Beziehung handeln (vgl. Sturm [2]), die so beschrieben werden können: Es ist auszugehen von bislang gesicherten Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Forschung, die in definierte Beziehungen zu setzen sind mit Inhalten und Darbietungsweisen von Medienangeboten sowie deren Kommunikationsertrag. Aus den so gewonnenen Kriterien wären dann forschungsbezogene Hypothesen abzuleiten, die letztlich zu einer empirischen Überprüfung führen sollten.
Zunächst wird es sich um experimentelle Untersuchungen handeln, bei denen der Experimentator alle für die jeweilige Fragestellung bedeutsamen Variablen kontrolliert. Das bedeutet zugleich: Großartige Verallgemeinerungen lassen sich aus den Ergebnissen nicht ziehen, sie sind vielmehr allein anwendbar auf Personengruppen, die sich nach bestimmten Merkmalen zusammensetzen. Hat man etwa achtjährige Landkinder überprüft, dann läßt sich das Vergleichsergebnis nicht auf Kinder schlechthin generalisieren. Oder: Ist eine Erwachsenengruppe zusammengestellt nach Intelligenz im mittleren Bereich, dann ist keineswegs ausgemacht, daß die erbrachten Ergebnisse auch für untere und hohe Intelligenzen zutreffen. Diese Einschränkung, bedingt durch die Untersuchungsanlage, bietet jedoch manch gewichtigen Vorteil — zumindest den, daß der Gefahr vorgebeugt wird, vorab Persönlichkeitsvariablen zu erfassen, diese aber dann als Medienwirkungen zu interpretieren (Beispiele dazu bei Sturm [4]).
Die empirische Überprüfung
Bei der ersten Forschungsstufe des rezipientenorientierten Ansatzes geht es also um die Erhebung von sozialen und personalen Merkmalen wie Alter, Intelligenz, soziales Herkommen, Interessen und Motivationen, Extraversion und Introversion, emotionale Befindlichkeiten etc., und zwar im Zusammenhang mit medienspezifischen wie medienunspezifischen Situationen. Doch sollte auf diesen ersten Schritt ein zweiter folgen: Hat man unter Laborbedingungen signifikante Medieneffekte dingfest gemacht, dann sollte man nicht zögern, diesen in Felduntersuchungen nachzugehen. Zeigen sich diese Effekte „im Feld", also unter weitgehend natürlichen Bedingungen, wieder, dann wäre die Medienund Kommunikationsforschung wohl ein Stück Wegs vorangekommen (vgl. Sturm [6]).
Das Vorgehen nach dem rezipientenorientierten Ansatz verlangt also eine eindeutige Vergleichbarkeit der medienunabhängigen mit den medienabhängigen Ergebnissen; so hinsichtlich der Darbietungsinhalte und der Darbietungsweisen, der Versuchspersonen und der verwendeten Methoden. Dazu kommt ein Weiteres: Liegen medienunabhängige Untersuchungen längere Zeit zurück, dann ist es unumgänglich, auch diese zu wiederholen. Es ist z.B. denkbar, daß die Wahrnehmungsgeschwindigkeit bestimmter Personengruppen — auch unter dem Einfluß des Fernsehens — sich verändert hat, und zwar keineswegs nur im Hinblick auf Mediendarbietungen.
Dieses Vorgehen wurde in mehreren Untersuchungen praktiziert, so in „Medienspezifische Lerneffekte. Eine empirische Studie zu Wirkungen von Fernsehen und Rundfunk" (Sturm/Haebler/Helmreich, 1972). Sie erbrachte den Befund, daß medienvermitteltes Wissen abnimmt nach den in der Gedächtnisforschung längst bekannten Vergessenskurven, d.h. man vergißt erst schneller, dann langsamer, wohingegen hörfunk- und fernsehvermittelte Emotionen, über den Untersuchungszeitraum von drei Wochen hinweg, unverändert stabil blieben — ein Befund, der übereinstimmt mit andernorts gewonnenen psychologischen Ergebnissen. Eine Nachprüfung dieser Ergebnisse mit anderem Dar499
Anhang
bietungsmaterial, anderen Versuchspersonen und unter Feldbedingungen fand einige Jahre später statt (Sturm/Holzheuer/Helmreich, 1978). Zur Verständnisproblematik von Mediendarbietungen sei auf die Untersuchung „Informationsverarbeitung durch Kinder. Piagets Entwicklungstheorie auf Hörf u n k und Fernsehen angewandt" verwiesen (Sturm/ Jörg, 1980). Ihr Ausgangspunkt sind die Befunde Piagets, nach denen das Verständnis bestimmt ist von A r t und Zahl der kognitiven Bezüge, mit denen
Bildnachricht oder ein Wortkommentar); vor allem aber im Bereich seiner formalen medienspezifischen Angebotsweisen (als Beispiele seien genannt: Schnitte, Kamerawechsel, Montagen, Zooms, die Umsprünge von Bild auf Wort und von Wort auf B i l d ) " (Sturm [3], S. 42). In diesen Zusammenhängen wurde von einem „dreiwinkligen Bezug" gesprochen, der vom Rezipienten besondere Anpassungs- und Abwehrhaltungen verlangt.
der Mensch umzugehen vermag. Die medienspezifi-
In einer späteren Ausarbeitung wurden Wirkungen
sche Nachprüfung dieser Befunde geschah in der Wei-
formaler fernsehspezifischer Angebotsweisen beschrie-
se, daß Verständnisaufgaben, wie sie Piaget medienun-
ben als Folgen von Schnelligkeit, Kurzfristigkeit, un-
abhängig gestellt hatte, eingebettet in eine Geschichte,
vollständigen Handlungsabläufen und von medien-
Kindern nunmehr über Hörfunk und Fernsehen ange-
spezifischen Umsprüngen (vgl. Sturm/Grewe-Partsch,
boten wurden. Nach der Darbietung spielten Schwei-
S. 3 7 - 4 0 ) .
zer Kinder die Geschichte auf Spielbrettern nach. Die „Fernseh-Kinder" lösten die Aufgaben überzu-
1980 schließlich findet sich diese Zusammenfassung:
fällig gut. Damit ist eine gewisse Verallgemeinerung erlaubt, und zwar deswegen, weil sich eine vieldiskutierte wie andernorts überprüfte kognitive Entwicklungstheorie als zutreffend erwiesen hat auch für das Verständnis von Medienangeboten. Im Sinne des rezipientenorientierten Ansatzes ist jedoch zugleich zu vermerken, daß die medienabhängigen Untersuchungen einige Differenzierungen erbracht haben: so die Bedeutung von Hinweisreizen für fernsehvermittelte Angebote wie eine altersabhängige Verfrühung im Hinblick auf Medienverständnis. Es bietet sich jetzt an, solchen Differenzierungen weiter nachzugehen.
Die Bedeutung der formalen medienspezifischen Angebotsweisen Eine erste Problembeschreibung findet sich in dem Aufsatz „Die kurzzeitigen Angebotsmuster des Fernsehens" (Sturm [3]). In diesem Beitrag ging es zunächst um vergleichende wahrnehmungspsychologische Betrachtungen im Hinblick auf fernsehabhängige wie fernsehunabhängige Darbietungen. Ein Ergebnis dieser Vergleiche wurde so formuliert: „Es ist davon auszugehen, daß das Fernsehen in vielfältiger Gleichzeitigkeit mehrere Kurzfristreize setzt: im Bereich der Thematik (dies betrifft die Themenwechsel, besonders deutlich bei allen Arten von Magazinsendungen); im Bereich der Inhalte (was jeweils zu einem Thema mitgeteilt wird, sei es eine Meinung oder ein Ergebnis, eine 500
„Man hat, so scheint mir, sich bisher vorwiegend um die Inhalte von Medienangeboten bekümmert. Diese Inhalte aber wechseln — wenigstens innerhalb bestimmter gesellschaftsabhängiger Grenzen — von Angebot zu Angebot. Was aber weithin gleichbleibt, das sind die formalen medienspezifischen Angebotsweisen. Um von dem Beispiel des Fernsehens auszugehen: Ich spreche von Kamerawechseln, Schnitten, Zooms, Montagen, von Umsprüngen von Bild auf Wort und von Wort auf Bild. Verglichen zum realen Leben sind diese .Umsprünge' durchgängig zu kurz; es ist so ein Anpassungs- und Abwehrverhalten verlangt, das mit den realen Erfahrungen des Rezipienten nicht übereinstimmt. Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist, daß diese schnellen Umsprünge immer wieder erscheinen: Mag es sich um politische Sendungen, um einen Krimi oder um ein Wissenschaftsmagazin handeln. Dies könnte andeuten: Durch die massenmedialen Angebote ist der Rezipient darauf angesetzt, sich immer wieder an Kurzfristigkeiten anzupassen, an rasche Darstellungsweisen und Fragestellungen ebenso wie an schnelle Lösungen. Hierzu wäre an Ergebnisse aus der Sozialisationsforschung zu erinnern: Es kommt zum Aufbau bestimmter Verhaltensweisen vor allem dann, wenn die vorgegebenen Beispiele wiederholt und in ähnlicher Weise erscheinen" (Sturm [7], S. 103f.). Von der Grundlegung des rezipientenorientierten Ansatzes her dürfte einsichtig sein, daß die formalen medienspezifischen Angebotsweisen besondere Verhaltensstrategien des Rezipienten erfordern. Damit eröffnen sich neue Problemlagen. Direkt angesprochen
Neuere Entwicklungen in Kommunikationswissenschaft und Kommunikationspolitik
ist zumindest zweierlei: die Herausforderung zur Erarbeitung von validen und reliablen Instrumentarien zur Erfassung medienspezifischer formaler Angebots-
weisen sowie Vergleichsuntersuchungen zum Verhaltensrepertoire von Viel- und Wenigsehern (für Beispiele und Weiterführungen siehe Sturm [8]).
Literaturverzeichnis
Berg, Klaus/Kiefer, Marie-Luise (Hrsg.): Massenkommunikation. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung. Mainz 1978 Blumler, Jay G./Katz, Elihu (Hrsg.): The Use of Mass Communications. Current Perspectives on Gratifications Research. Beverly Hills, London 1974 Bonfadelli, Heinz: Neue Fragestellungen in der Wirkungsforschung: Zur Hypothese der wachsenden Wissenskluft. In: Rundfunk und Fernsehen, Heft 2/1980, S. 173-193 Chaffee, Steven H.: Mass-Media Effects: New Research Perspectives. In: G. Cleveland Wilhoit/Harold de Bock (Hrsg.): Mass Communication Review Yearbook. Band 1, Beverly Hills, London 1980, S. 7 7 108 Clarke, Peter (Hrsg.): News Models for Communication Research. Beverly Hills, London 1973 Kinder — Medien — Werbung. Ein Literatur- und Forschungsbericht, Frankfurt am Main 1981 (= Schriftenreihe Media Perspektiven 1) Klapper, Joseph T.: The Effects of Mass Communication. New York 1960 Kraus, Sidney/Davis, Dennis: The Effects of Mass Communication on Political Behavior. 2. Aufl. University Park, London 1978 Maletzke, Gerhard (1): Kommunikationsforschung als empirische Sozialwissenschaft. Anmerkungen zur Situation und Problematik. Berlin 1980 Maletzke, Gerhard (2): Medienwirkungsforschung. Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen. Tübingen 1981 McCombs, Maxwell E./Shaw, Donald L.: The AgendaSetting Function of Mass Media. In: Public Opinion Quarterly, Heft 2/1972, S. 176-187 McLeod, Jack M./Reeves, Byron: On the Nature of Mass Media Effects. In: G. Cleveland Wilhoit/Harold de Bock (Hrsg.): Mass Communication Review Yearbook. Band 2, Beverly Hills, London 1981, S. 2 4 5 282 McQuail, Denis: Soziologie der Massenkommunikation. Berlin 1973 Noelle-Neumann, Elisabeth: Massenmedien und sozialer Wandel — Methodenkombination in der Wirkungsforschung. In: Zeitschrift für Soziologie, Heft 2/1979, S. 164-182 Renckstorf, Karsten: Neue Perspektiven in der Massenkommunikationsforschung. Beiträge zur Begründung eines alternativen Forschungsansatzes. Berlin 1977 Roberts, Donald F./Bachem, Christine M.: Mass Com-
munication Effects. In: Annual Review of Psychology, Band 32/1981, S. 307-356 Rosengren, Karl Erik: Uses and Gratifications: A Paradigm Outlined. In: Jay G. Blumler/Elihu Katz (Hrsg.): The Uses of Mass Communications. Beverly Hills, London 1974, S. 269-286 Saxer, Ulrich: Medienverhalten und Wissensstand — zur Hypothese der wachsenden Wissenskluft. In: Deutsche Lesegesellschaft (Hrsg.): Buch und Lesen. Bonn 1978, S. 3 5 - 7 0 Schenk, Michael: Publikums-und Wirkungsforschung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde der Massenkommunikationsforschung. Tübingen 1978 Schulz, Winfried: Die Konstruktion von Realität in den Massenmedien. Analyse der aktuellen Berichterstattung. Freiburg, München 1976 Shaw, Donald L./McCombs, Maxwell E.: The Emergence of American Political Issues. The AgendaSetting Function of the Press. St. Paul, Minnesota 1977 Sturm, Hertha (1): Fernsehen und Entwicklung der Intelligenz. Kritische Überlegungen zu medienspezifischen Sozialisationswirkungen. In: Franz Ronneberger (Hrsg.): Sozialisation durch Massenkommunikation. Stuttgart 1971, S. 290-304 Sturm, Hertha (2): Vorschläge zur Abschätzung von Fernseh Wirkungen auf Kinder. In: Anna-Luise Heygster/Dieter Stolte (Hrsg.): Fernseh-Kritik: Kinder vor dem Bildschirm. Mainz 1974, S. 2 9 - 4 7 Sturm, Hertha (3): Die kurzzeitigen Angebotsmuster des Fernsehens. In: Fernsehen und Bildung, Heft 1/1975, S. 3 9 - 5 0 Sturm, Hertha (Hrsg.) (4): Methoden der Medienwirkungsforschung. Einführung für Medienpraktiker. München 1976 Sturm, Hertha (5): Medienwirkungsforschung — ein Faß ohne Boden? Oder: Plädoyer für eine konstruktive Alternative. In: Fernsehen und Bildung, Heft 3/ 1976, S. 161-168 Sturm, Hertha (6): Emotionale Wirkungen — das Medienspezifische von Hörfunk und Fernsehen. Ergebnisse aus zwei Untersuchungen und Weiterführungen. In: Fernsehen und Bildung, Heft 3/1978, S. 158-168 Sturm, Hertha (7): Statement in Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung (Hrsg.): Mediennutzung/Medienwirkung. Ergebnisse der Forschung. Berlin 1980, S. 103-107 Sturm, Hertha (8): Der Vielseher im Sozialisationspro501
Anhang
zeß. Rezipientenorientierter Ansatz und der Ansatz der formalen medienspezifischen Angebotsweisen. In: Fernsehen und Bildung, Heft 1 - 3 / 1 9 8 1 Sturm, Hertha/Grewe-Partsch, Marianne: Prinzipien und Determinanten einer Medienpädagogik. In: Audiovisuelle Zentralstelle am Pestalozzianeum Zürich (Hrsg.): Grundlagen einer Medienpädagogik. Zug 1979, S. 2 3 - 5 9 Sturm, Hertha/von Haebler, Ruth/Helmreich, Reinhard: Medienspezifische Lerneffekte. Eine empirische Studie zu Wirkungen von Fernsehen und Rundfunk. München 1972 Sturm, Hertha/Holzheuer, Katharina/Helmreich, Reinhard : Emotionale Wirkungen des Fernsehens — Jugendliche als Rezipienten. München 1978 Sturm, Hertha/Jörg, Sabine: Informationsverarbeitung durch Kinder. Piagets Entwicklungstheorie auf Hörfunk und Fernsehen angewandt. München 1980 Swanson, David L.: Political Communication Research and the Uses and Gratifications Model: a Critique. In: Communication Research, Heft 1/1979, S. 37— 53
502
Tichenor, Phillipp J./Donohue, George A./Olien, Clarice N.: Mass Media Flow and Differential Growth in Knowledge. In: Public Opinion Quarterly, Heft 2/1970, S. 1 5 9 - 1 7 0 Uekermann, Heinz R./Weiß, Hans-Jürgen: Die Themenstrukturierungsfunktion der Massenmedien. Systematische Analyse der angelsächsischen Agenda-Setting-Forschung. München, Göttingen 1980 (masch. vervielf.)
Ein umfangreicher
„Literaturbaukasten
kationswissenschaft"
mit thematisch
Lektüreempfehlungen beziehen
für das Studium
über das Sekretariat
munikationswissenschaft der Universität D—8000
München,
München
2.
Kommunigegliederten ist zu
des Instituts
für
Kom-
(Zeitungswissenschaft) Karolinenplatz
3,
Teil II Reaktionen, Rezensionen, Resonanz Erfahrungen mit dem Lehrsystem
Feedback — die Karriere, die dieser der Kybernetik entstammende Begriff in den letzten drei Jahrzehnten
1.
Ausstrahlung im Fernsehprogramm
innerhalb kommunikationswissenschaftlicher Theorieentwürfe und Modellkonstruktionen gemacht hat, steht in merkwürdiger Diskrepanz zur faktischen und konkreten Rückmeldung vom Rezipienten zum Produzenten massenmedial vermittelter Aussagen. Plausible Gründe sprechen'für den Verdacht, daß es sich dabei primär um eine professionelle Legitimationsvokabel handeln mag, die die tatsächlich vorfindbare Feedback-Phobie (1) verschleiern helfen soll.
Die Projektgruppe, die die vorliegenden Studienmaterialien erarbeitet hat, wollte dieser Gefahr bewußt gegensteuern und hat deshalb versucht, auf möglichst vielen Wegen Rückmeldungen, Erfahrungsberichte, kritische Resonanz zu bekommen. Die Ergebnisse dieser Feedback-Philie, ja vielleicht auch -Manie, jedenfalls -Euphorie sollen im folgenden mitgeteilt und im Hinblick auf die Arbeit mit dem Lehrsystem ausgewertet werden.
Die 13 Fernsehfilme wurden in der Zeit vom 7. Januar bis zum 31. März 1976 mit wöchentlichem Abstand in S 3, dem Programmverbund von Saarländischem Rundfunk, Süddeutschem Rundfunk und Südwestfunk, ausgestrahlt. Sendezeit war jeweils mittwochs von 19.15 bis 19.45 Uhr. Laut Teleskopie schwankten die Einschaltquoten zwischen 20 000 (Filme 12 und 13) und 100 000 Geräten (Film 5); sie lag durchschnittlich bei 50 000 Geräten (2). Bei der Würdigung dieser Zahlen ist zu beachten, daß bei einer regionalen Auswertung der Einschaltungen aufgrund geringer Fallzahlen zum Teil beträchtliche Fehlertoleranzen einzukalkulieren sind (3). Die Konstanz des Zuschauerinteresses ist nicht eigens untersucht worden. Die große Schwankungsbreite der Einschaltziffern zwischen den einzelnen Filmen legt jedoch die Vermutung nahe, daß nur ein kleiner Teil der Zuschauer die Mehrzahl der Sendungen oder gar
Unsere „Einführung in die Kommunikationswissenschaft" ist als offenes Medienverbundsystem geplant
1j
und realisiert worden. Die einzelnen Medienbausteine — Filme, Lehrbuch, Studienmaterial in LoseblattForm — sollten dabei sowohl separat als auch kombiniert verwendbar sein. Entsprechend differenziert ist die Nutzung darzustellen.
2) 3)
Vgl. dazu Wolfgang R. Langenbucher: Kritik an der Feedback-Phobie der Fernsehmacher. In: Dieter Prokop (Hrsg.): Massenkommunikationsforschung 2: Konsumtion. Frankfurt am Main 1973, S. 434 f. Teleskopie: telequote teledrei, Januar—März 1976 (verv. Ms.). Vgl. Hansjörg Bessler: Hörer-und Zuschauerforschung. München 1980 (= Rundfunk in Deutschland 5 ) , S. 3 3 5 .
503
Anhang
die gesamte Folge gesehen hat. Diese Annahme wird
2.1
Reaktionen der Studenten
unterstützt durch die Ergebnisse einschlägiger SpezialStudien, die bei Serienprogrammen generell hohe Zu-
Im Rahmen einer Dissertation hat Frank Giesen 1975/
schauerfluktuationen zeigen (4).
76 den Einsatz des Lehrsystems in vier Seminaren mit
Inzwischen wurde die Serie in der Bundesrepublik sowohl national als auch regional erneut ausgestrahlt: •
Zweites Deutsches Fernsehen·. 19. Juli bis 6. September 1979 (8 Folgen), jeweils am Donnerstag,
insgesamt 80 Studenten untersucht (6). Die Studie kombiniert verschiedene Methoden, basiert jedoch vor allem auf den Ergebnissen mehrerer schriftlicher Befragungen.
16.30 bis 17.00 Uhr; Wiederholung montags zur
Der größte Lerneffekt wird von den Studenten erwar-
gleichen Sendezeit.
tungsgemäß der Loseblattsammlung
•
S3 (Saarländischer Rundfunk, Rundfunk.
Südwestfunk):
Süddeutscher
27. Juli bis 14. Septem-
zugeschrieben.
Als Gründe dafür nennen sie den klaren, logischen Aufbau, die zusammenhängende und übersichtliche Dar-
ber 1979 (8 Folgen), jeweils am Freitag, ca. 22.15
stellung, die Informationsfülle und medienspezifische
bis 22.45 Uhr.
Vorzüge wie die intensive Beschäftigungsmöglichkeit
Qualitative Rückmeldungen aufgrund der Ausstrahlung haben die Projektgruppe kaum erreicht — was beim Zustand der Fernsehkritik hierzulande nicht überrascht. Eine Pressekonferenz, auf der das Projekt am 9. Januar 1976 in München vorgestellt wurde, fand indes ein reges Echo. Die zuständige Redakteurin resümierte lapidar: „Die Aufnahme bei den Zuschauern von Südwest 3 war g u t " (5).
m i t dem Material, die Möglichkeit des Nachschlagens sowie die Möglichkeit der Weiterorientierung anhand der Literaturhinweise (7). Die Mehrzahl klassifiziert das schriftliche Studienmaterial als interessant, verständlich, anschaulich, übersichtlich gegliedert und informativ, während sie die Praxis- und Lebensnähe neutral bis ablehnend beurteilt. Auf die Frage nach dem subjektiven Lernerfolg („Bei welchen Studieneinheiten hatten Sie das Gefühl, am meisten gelernt zu haben . . . ?") zeigen sich unterschiedliche Präferenzen (siehe Grafik S. 505 [8]). Auffällig ist, daß die schwerpunktmäßig der Medienkommunikation gewidmeten Themenblöcke hier eindeutig dominieren. Eine Ausnahme bildet lediglich die
2.
Einsatz im Hochschulbereich
Studieneinheit 6, mit der die Studenten die meisten Probleme hatten. Als Gründe für die Bevorzugung einzelner Einheiten nennen sie (in der Reihenfolge der Häufigkeit) die Realitätsnähe der Themen, die kompri-
Nach einem Vorlauf im Sommer 1975, der eher Test-
mierte, verständliche Darstellung, das individuelle the-
charakter hatte, wurde das Lehrsystem seit dem Win-
matische Interesse und den Wissenszuwachs aufgrund
tersemester 1975/76 regelmäßig als Einführungskurs
geringen Vorwissens. Im übrigen wünschen die Befrag-
am Institut für Kommunikationswissenschaft (Zei-
ten mehr Steuerungshilfen für den Lernprozeß und —
tungswissenschaft) der Universität München angeboten.
was die Aufgaben betrifft — mehr die einzelnen Inhalts-
Während zunächst ausschließlich Mitarbeiter des Pro-
komplexe verbindende Transfer- und mehr anwen-
jekts als Seminarleiter fungierten, arbeiten seit dem
dungsbezogene Umsetzungsaufgaben (9).
Wintersemester 1979/80 zunehmend auch andere Lehrbeauftragte des Instituts mit dem Studienmaterial. Die Erfahrungen von bisher mehr als 30 Seminaren allein an der Münchner Universität zeigen, daß der Kurs
4) 5)
auch von wissenschaftlichen Mitarbeitern ohne oder mit geringer Lehrerfahrung mit Erfolg eingesetzt wer-
6)
den kann. Die Einschätzung des Lehrsystems durch Studenten wurde erfaßt in einer umfangreichen empirischen Evaluationsstudie. 504
7) 8) 9)
Vgl. Bessler, S. 344 f. Ursula Goetzl: Lernen durch Spiel-Szenen. S 3 in Zusammenarbeit mit der Uni München. In: Südwestfunk intern, Heft 2/1976, S. 36 f., hier S. 37. Frank Giesen: Hochschulunterricht im Medienverbund. Evaluation des Reformprojekts „Einführung in die Kommunikationswissenschaft". München 1978. Vgl. Giesen, S. 27f. Giesen, S. 30. Vgl. Giesen, S. 2 9 - 3 3 .
Reaktionen, Rezensionen, Resonanz — Erfahrungen mit dem Lehrsystem
24 —
22— 20
—
18 16 —
14 — 12—
c φ
10
—
r β i β—ι