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German Pages 279 [292] Year 1967
KURT LINDNER
EIN ANSBACHER BEIZBÜCHLEIN AUS D E R M I T T E D E S 18. J A H R H U N D E R T S
WALTER D E G R U Y T E R &c CO. B E R L I N 1967
QUELLEN UND STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER JAGD II E R A U S G I·. G R Β ΗΝ V O N
KURT L I N D N E R
XI
Jjo
A R C H I V - N R . 8437 67/1
INHALT
EIN ANSBACHSR BEIZBÜCHLEIN
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EINFÜHRUNG I ΑΙ/Π·.
D E U T S C H E J A G D L I T E R ATUR ( 9 )
II D I E
FALKNEREI
AM H O F
DES
M A R K G R A F E N C A R L W I L H E L M F R I E D R I C H VON B R A N D E N B U R G - A N S B A C H ( 1 1 ) III
GOTTLIEB
V JOHANN
PAUL
ERHARD
CHRIST
(54)
PACIUS ( 7 9 )
ANSBACHER B E I X B Ü C I I L E I N S ( 8 6 ) TEXT
IV J O H A N N
SALOMON
VI E N T S T E H U N G
UND
SCHÜLIN
(68)
HERKUNFT
DES
VII I N H A L T U N D B E D E U T U N G ( 9 6 )
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GLOSSAR
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NAMENREGISTER
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I Innerhalb der kurzen Frist zweier Jahrzehnte wird sich das herkömmliche Bild von der älteren deutschen Jagdliteratur entscheidend geändert haben. Die traditionelle, aus europäischer Schau geprägte Auffassung von ihrer Bedeutungslosigkeit bis zu den achtunggebietenden Leistungen des 18. Jahrhunderts war auf Grund des allein bekannten Quellenmaterials viel zu fest begründet, als daß eine tiefgreifende Wandlung hätte erhofft oder erwartet werden können. Die Urteile, die über das deutsche jagdliche Fachschrifttum des späten Mittelalters und der ersten Jahrhunderte der Neuzeit im In- und Ausland gefällt wurden, waren zwangsläufig von entsprechender Skepsis, wenn nicht gar von negativer Kritik erfüllt. Dies konnte auch kaum anders sein, nachdem die großen frühen Leistungen der romanischen Völker zum Maßstab erhoben waren. Die Geschichte der europäischen Jagdliteratur ist einer Wellenbewegung vergleichbar, die im 12. Jahrhundert von den intensivsten Berührungsflächen mit dem Islam, Sizilien und Spanien, ihren Ausgang nahm, zu einer ersten Blüte im süditalienischen, provenzalischen und spanischen Raum führte und im Frankreich des 14. und 15. Jahrhunderts den ersten großen Höhepunkt erreichte. Von dieser Zeit an gilt Frankreich mit Recht als die Heimat der besten und vollkommensten Werke auf dem Gebiet der Jagdliteratur bis ins 18. Jahrhundert; es erwarb sich damit für die Gesamtentwicklung eine sowohl politisch wie soziologisch begründete Spitzenstellung. An Frankreichs Leistung wird auch in Zukunft das jagdliche Schrifttum aller anderen europäischen Völker nur mit Abstand zu messen sein. Aber das Ausmaß dieser Distanz ist keineswegs endgültig bestimmt und hinsichtlich des deutschen Beitrages in letzter Zeit entscheidend vermindert worden. Die hier angedeutete Wellenbewegung erreichte zuerst Oberdeutschland einschließlich des sächsischen und rheinischen Rau-
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mes, wo wir die Anfänge der deutschen Jagdliteratur zu suchen haben. Sie führen, teils auf Übersetzungen beruhend, teils, wie die deutsche Habichtslehre und die mannigfach fortgebildete Lehre von den Zeichen des Hirsches originell und ausschließlich der heimischen Gedankenwelt entstammend, bis ins 14. und 15. Jahrhundert zurück. Überraschenderweise kennen wir aus dem niederdeutschen Sprachgebiet keine vergleichbaren Leistungen vor dem 17. Jahrhundert. Eine Ergänzung unseres Wissens dürfen wir durch die bislang noch nicht systematisch untersuchte englische Jagdliteratur erwarten, in der sich mannigfache Parallelen zur deutschen Entwicklung abzuzeichnen scheinen. England dürfte ungefähr gleichzeitig und unter ähnlichen Voraussetzungen wie der deutsche Sprachbereich von den Einwirkungen des südeuropäisch-romanischen Kräftezentrums erfaßt worden sein. Die zu vermutenden Ausstrahlungen nach Osten in den slawischen Raum hinein wurden noch nicht geprüft. Am spätesten entfaltete sich eine bodenständige Jagdliteratur im Norden. Bei den skandinavischen Völkern ist von ihr nicht vor dem 18. Jahrhundert zu sprechen. Wenn hier auf die sich immer stärker abzeichnende Abstandsverminderung der älteren deutschen Jagdliteratur im Vergleich zur Parallelentwicklung der romanischen Völker hingewiesen werden konnte, so ist dies in erster Linie durch die in den letzten Jahren erfolgte Entdeckung bisher unbekannter Quellen begründet. Maßgebend für dieses Urteil ist weniger das Zurückführen ihrer Anfänge bis ins 14. Jahrhundert als das Auffinden einer stattlichen Reihe von zuvor nicht gedruckten Arbeiten, die wir, soweit sie nicht anonym sind, mit Namen wie Latomus, Retz, Firdenheim u.a. verbinden. Werke von hohem kulturhistorischen und sprachlichen Wert harren noch der Veröffentlichung, so das „Kunst- Weydny- oder Vogelbuch" des trunkfesten Thalwiler Pfarrherrn Jodocus Oesenbrey aus dem Jahre 1575, mit dem uns das früheste selbständige Werk in einer europäischen Sprache über
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den Vogelfang geschenkt wurde, und das aus dem Jahre 1624 stammende, vom Salzburgischen Jägermeister Martin Strasser von Kollnitz verfaßte „Buch von allerlei Jägerei und Weidmannschaften", mit dem die durch den Dreißigjährigen Krieg bedingte schmerzliche Lücke in der deutschen Jagdliteratur des frühen 17. Jahrhunderts in einer alle Erwartungen übertreffenden Vollständigkeit und Originalität geschlossen wird. In die Reihe dieser beachtlichen Neuentdeckungen gehört auch das hier erstmalig vorgelegte Beizbüchlein eines im Dienste des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach stehenden anonymen Falkners aus dem fünften Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich — sehen wir von der nahezu vier Jahrhunderte älteren Deutschen Habichtslehre ab — um die beste und selbständigste Abhandlung über die Beizjagd, die in deutscher Sprache geschrieben wurde. Deutschlands Beitrag zur europäischen Literatur auf dem Gebiet der Falknerei wird an diesen zwei von allen fremden Einflüssen freien Werken, der ganz am Anfang stehenden Habichtslehre und dem wie ein Schlußakkord anmutenden Ansbacher Beizbüchlein, gemessen werden. II Das Ansbacher Beizbüchlein führt uns zurück in die Welt des deutschen Spätbarock, in der die Falknerei an zahlreichen deutschen Fürstenhöfen im Rahmen eines einmaligen, an Prachtentfaltung und Farbenfreudigkeit alles Herkömmliche überbietenden Schauspieles ihre letzte große Blüte entfaltete. Maß und Bescheidenheit waren nicht eben die Kriterien der absolutistischen Hofhaltung. Aber wir können an diese Zeit nur ihre eigenen Maßstäbe anlegen. Wir würden ihr nicht gerecht, wollten wir die von ihr nicht zu trennende standesgebundene Moralauffassung an unserer heutigen objektivierten und für gemeingültig erachteten Form messen. Licht und Schatten stehen in dieser Epoche größter sozialer Gegensätze mit scharfen, unvermittelten Konturen dicht neben11
einander. Verschwendungssucht und Geringachtung aller Persönlichkeitswerte sind eng gepaart mit einem von Sentimentalität erfüllten Lebensstil, der in ungewöhnlichen geistigen und künstlerischen Leistungen von bleibendem Wert seinen Ausdruck fand. Damit sind zugleich charakteristische Merkmale der deutschen Falknerei während ihres letzten spektakulären Auftretens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts festgehalten: nie wurde diese Jagdart zuvor ohne Rücksicht auf die Last der mit ihr verbundenen hohen Kosten so fürstlich, so lebensfroh, so hemmungslos und so farbenfreudig betrieben, nie hatte man ihr zuvor die Form eines so faszinierenden Feuerwerkes gegeben, aber auch nie zuvor wurde sie in so vielen künstlerischen Werken dauerhaft festgehalten. Hätte sie nicht in unserem Jahrhundert in neuem Gewand Auferstehung feiern können, wäre sie schon durch das Grabmal, das ihr in der Kunst des 18. Jahrhunderts gesetzt wurde, unauslöschlich in unserem Bewußtsein geblieben. Die Geschichte der deutschen Falknerei im 18. Jahrhundert wurde noch nicht geschrieben. Sie verspricht, eines der brillantesten Kapitel in einer Darstellung der großartigen Vergangenheit der Beizjagd zu werden. Dabei werden Höhepunkte eine Anzahl von Persönlichkeiten sein, die ihr in ganz besonderem Maße zugetan waren, wie die Kaiser Josef I. (geb. 1678, 1705—1711) und Karl VI. (geb. 1685, 1711-1740), die mit ihren Schaujagden für alle Zeiten den Namen des Schlosses Laxenburg vor den Toren Wiens verbanden, Kurfürst Clemens August Erzbischof von Köln (geb. 1700, 1723-1761), in dessen Jagden um Schloß Brühl die angestammte Liebe der Wittelsbacher für die Falknerei ihren stärksten Ausdruck fand, und in Sonderheit Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, dessen ganzes Leben von einer nicht zu übertreffenden Leidenschaft für die Falknerei bestimmt wurde. In die Welt um Carl Wilhelm Friedrich gehört unser Beizbüchlein. Wir können ihm den rechten Standort nicht besser zuweisen 12
als durch eine Darstellung der ungewöhnlichen Wertschätzung, deren sich die Falknerei materiell und geistig am Ansbacher Hof in jenen Tagen erfreute. Das Bild des „wilden Markgrafen" schwankt allzusehr in der Geschichte, als daß es möglich wäre, das Wesen dieses brandenburgischen Fürsten mit wenigen Worten eindeutig zu bestimmen. Unzweifelhaft sah ihn Paulus 1 ), der all die großen charakterlichen Schwächen seines Helden nicht erkennen wollte oder zu entschuldigen wußte, als Mensch und Politiker überhöht und jenseits aller angemessenen Dimensionen. Seine biographische Darstellung ist Ausdruck einer Geschichtsauffassung, der das Fundament eines eigenen festen Wertgefüges fehlt. Andererseits sind sicher auch die Worte des Ministers Karl Friedrich Reinhard von Gemmingen zu hart, der ein Vierteljahrhundert lang dem nachfolgenden Markgrafen Alexander ein treuer Diener war und in der Lebensbeschreibung seines Herrn trotz seines engen persönlichen Verhältnisses zum Hofe unerbittlich über Carl Wilhelm Friedrich urteilte 2 ): „Zu jung, zu unerfahren, sich selbst beherrschen zu können, überließ er sich bald seinen Lieblingsneigungen, der Fauconerie und dem schädlichen Soldatenspiel. Den ganzen Tag sah man ihn mit dem Falken auf der Hand; bald zerfiel er mit seiner geistreichen Gemahlin, nahm Maitressen an, liebte den Trunk und beging in diesem Zustand manche Ausschweifungen". Wenn auch alles, was von Gemmingen zu tadeln hatte, zutraf, so war dies doch nur eine Seite dieses unbändig vitalen, politisch begabten Mannes, in dessen zwiespältigem Wesen sich Jähzorn, Unbeherrschtheit, F,goismus und autokratische Neigungen mit künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen, Großmut und Mäzenatentum aufs seltsamste mischten. Wilhelm Paulus, Markgraf Carl Wilhelm Friedrich v o n Ansbach ( 1 7 1 2 - 1 7 5 7 ) . Ein Zeitbild des fränkischen Absolutismus. Diss. Erlangen 1932 2 ) K a r l Friedrich Reinhard v o n Gemmingen, Beiträge zur Lebensgeschichte des letzten Regenten der brandenburgischen Markgraftümer in l-'ranken. 1820. Staatsarchiv Nürnberg, Nachlaß v o n Gemmingen Nr. 4 0 ; freundl. Mitteilung von Oberregierungsarchivrat Dr. Günther Schuhmann, Nürnberg
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Markgraf Carl Wilhelm Friedrich wurde am 12. Mai 1712 als Sohn des Markgrafen Wilhelm Friedrich (1712-1723) und seiner Gemahlin Christiane Charlotte, Herzogin von Württemberg, geboren. Der Knabe erwies sich als schwer erziehbar. Er entwickelte sich, dem Bücherstudium wenig zugetan, in Bruckberg in ländlicher Abgeschiedenheit und fern dem Ansbacher Hof zu einem rechten Naturkind. Seit frühester Jugend zeichnete ihn eine außerordentliche Körpergewandtheit aus. Siebenjährig schlug er seinem Fechtmeister das Rapier aus der Hand und im Alter von elf Jahren erbeizte er seinen ersten Reiher. Noch heute steht die zum Andenken hieran errichtete Erinnerungssäule, der sogenannte „Weiße Stein" an der Straße nach Stinzendorf zwischen Langenzenn und Cadolzburg (Abb. 1). Im gleichen Jahr verlor er seinen Vater. Die Mutter, Christiane Charlotte (1723-1729), führte als Vormund die Regentschaft. Bei ihrem allzufrühen Tod hatte Carl Wilhelm Friedrich noch nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet. Fehler in seiner Erziehung hatten dazu beigetragen, seine ungünstigen Eigenschaften verstärkt zur Entwicklung kommen zu lassen und gewisse Neigungen wie seine Jagdliebe ins Übermaß zu steigern. 1729 vermählte er sich mit Friederike Louise von Preußen, einer Schwester Friedrichs des Großen. Die Ehe verlief fast von Anfang an unglücklich und war, durch die Wesensverschiedenheit der Ehegatten bedingt, auch nach der Geburt eines Erbprinzen nicht mehr zu heilen. Der Markgraf ging 1734 unter dem Namen eines Unteroffiziers Falk eine zweite Ehe mit Elisabeth Wünsch, einem durch Schönheit ausgezeichneten Mädchen aus dem Volk ein, das charakterlich gut zu ihm paßte, ausgleichend und beruhigend auf ihn wirkte und ihm die Häuslichkeit gab, die er am Hof in Ansbach vermißte. Er wies ihr das Waldschlößchen Georgental inmitten eines seiner Lieblingsjagdreviere als Wohnsitz an. Seine aus der Ehe mit Elisabeth hervorgegangenen Söhne wurden zu Freiherren von Falkenhausen erhoben. Nichts liebte der Markgraf so sehr wie die Beizjagd. Seine 14
Abb. 1 Denkmal zur Erinnerung an den vom Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach 1723 im Alter von elf Jahren erbeizten ersten Reiher, der sogenanntc „Weiße Stein" an der Straße nach Stinzendorf zwischen Langenzenn und Cadolzburg.
verschwenderischen Ausgaben für diesen Sport belasteten den Etat des ohnedies während seiner ganzen Regierungszeit am Rande des Staatsbankrotts dahintaumelnden Fürstentums aufs schwerste. Nirgends weilte er so gern zur Jagd wie in Haundorf im Norden Gunzenhausens und in Triesdorf. Aber er hatte auch viel Sinn für die schönen Künste, zog namhafte Maler an seinen Hof und sorgte für einen großartigen Ausbau der Schloßbibliothek, deren Bestände später in den Besitz der Universitätsbibliothek in Erlangen übergingen. Er war ein Förderer geschichtlicher und naturwissenschaftlicher Studien, sorgte für eine vorbildliche Neuordnung der Archive und veranlaßte eine vorzügliche Vermessung und kartographische Aufnahme seiner Landesherrschaft. Ihm war ein ausgesprochener Sinn für eine zuverlässige Dokumentation eigen. Wo immer die Kunst zu Worte kam, ob bei der Ausgestaltung des Ansbacher Schlosses oder im Schmuck der Erzeugnisse der Ansbacher Fayencefabrik, kehrt in den Motiven sein Lieblingsthema, die Verherrlichung der Falknerei, wieder. Kulturell hatte das Fürstentum unter seiner Regierung um 1750 ihren Höhepunkt erreicht. Die letzten Regierungsjahre des Markgrafen waren erfüllt von schweren Sorgen, hervorgerufen durch verfehlte politische Entscheidungen in der großen Auseinandersetzung zwischen Preußen und dem Reich, einen wachsenden Gegensatz zum eigenen Schwager in Berlin, Intrigen am Hof, raschen Wechsel der zur Staatsführung berufenen Männer, Mißtrauen und Enttäuschungen. Der durch Unmäßigkeit, Ausschweifungen und Trunksucht geschwächte Körper vermochte diesen Belastungen nicht auf die Dauer standzuhalten. Am 3. August 1757, wenige Wochen nach Vollendung seines 45. Lebensjahres, schied Carl Wilhelm Friedrich nach kurzer Krankheit aus dem Leben. Eine der größten Schwächen dieses begabten, aber unbeherrschten Mannes war seine Maßlosigkeit bei der Pflege seiner Liebhabereien. Der Apparat, den sich Carl Wilhelm Friedrich schuf, 15
um seiner Passion für die Falknerei nach Lust und Laune huldigen zu können, die Kosten, die er hierfür aufwand, und die Strecken, die er mit dem von ihm geschaffenen Instrument erzielte, haben nicht ihresgleichen. Keiner der deutschen Reichsfürsten einschließlich des Kaisers in Wien gab trotz der Wertschätzung, deren sich die Beizjagd in Deutschland in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an vielen Fürstenhöfen erfreute, noch einmal so große Summen für die Falknerei aus wie der Ansbacher Markgraf. Keiner huldigte dieser Leidenschaft so verschwenderisch und keiner war von ihr so besessen wie dieser. Uns fehlen genaue Angaben über das Falknerkorps, das unter seinem Vater Wilhelm Friedrich (1703-1723) und während der Regentschaft seiner Mutter Christiane Charlotte (1723-1729) gehalten wurde, aber ohne Zweifel fand Carl Wilhelm Friedrich bei Übernahme der
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Regierung keinen Stab geeigneter Hilfskräfte vor. Wahrscheinlich wandte er sich sogleich mit jugendlicher Unbefangenheit der Aufgabe zu, einen seinen Wünschen entsprechenden Kreis von Fachleuten um sich zu versammeln, aber auch hier sind wir auf Vermutungen angewiesen, da Nachrichten über den Bestand des zur Falknerei gehörigen Personals aus den ersten sieben Jahren seiner Regierung nicht erhalten sind. Lediglich aus der Ausgabenentwicklung läßt sich schließen, daß das Falknerkorps im ersten Jahr nach seinem Regierungsantritt aus etwa 9 Personen bestanden haben muß. Dieser Unsicherheit sind wir erfreulicherweise für die nachfolgende Zeit enthoben. Vom Jahre 1737 an erschien jährlich wiederkehrend ein „Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender", der später den Titel 1
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Die Entwicklung des Ansbacher Falknerkorps unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich in der Zeit von 1737-1757 (links) und unter Markgraf Alexander von 1760 bis zur Auflösung im Jahre 1791 (rechts).
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1 ; 1 I 1 J μί1 ) Der Charakter der Abschrift ergibt sich aus den Flüchtigkeitsfehlern, beispielsweise dem Fehlen einer Zahl 10 r 1 0 oder den zahlreichen Lücken, die durch in [ ] gesetzte Ergänzungen ausgebessert wurden. Die Handschrift ist, wie die Zeilenzählung erkennen läßt, gegen Ende weitläufiger und offensichtlich rascher geschrieben als am Anfang.
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zu schreiben waren, große Anfangsbuchstaben verwendete und umgekehrt, sondern mehr noch seine Neigung, in dieser Hinsicht keine Regel zu befolgen und häufig selbst Silbenanfänge mit Majuskeln zu versehen, also das Wort klein zu beginnen, aber bei der zweiten Silbe mit einem großen Buchstaben fortzufahren 16 ), wirkte verwirrend. Eine diplomatische Edition hätte die Lesbarkeit des Textes erheblich beeinträchtigen müssen. Es wurde deshalb ausgleichend Groß- und Kleinschreibung nach den Grundsätzen des heutigen Sprachgebrauches durchgeführt. Nicht minder erschwerend war die Tatsache, daß die Abschrift zwar eine Einteilung in die in unserer Ausgabe erstmalig durchnumerierten 55 Kapitel aufweist, im übrigen aber keine Gliederung in Abschnitte und - was noch schmerzlicher ist - kein anderes Satzzeichen als das Komma kennt, so daß es in das Ermessen des Lesers gestellt ist, Satzanfänge selbst zu bestimmen. Hier ordnend einzugreifen, d.h. Satzzeichen zu setzen und Abschnitte innerhalb der Kapitel zu bilden, war um der Übersicht willen gleichfalls unerläßlich. Darüber hinaus galt es, eine dritte Schwäche der Handschrift zu berichtigen. Es gehörte zu den vielleicht mundartlich zu erklärenden Eigenheiten des Abschreibers, η bzw. m in Dativ oder Akkusativ von Artikel und Pronomen, gelegentlich sogar beim Adjektiv zu verwechseln. Er schrieb häufig dem oder ihm, wenn es den oder ihn hätte heißen sollen, aber mitunter auch einen statt einem, seinen statt seinem, von statt vom, an statt am oder in statt im. Hier wurde stets berichtigt, zumal Fälle korrekter und fehlerhafter Orthographie in der Handschrift häufig unmittelbar nebeneinander stehen 17 ) und das Gesamtbild durch diese Besserung nicht getrübt wird. Besonders vor i scheint mitunter das c in der Verbindung ch, z.B. in Wörtern wie Habicht oder sich, zu fehlen. Da es aber in der Mehrzahl der Fälle vorhanden ist und offensichtlich nur durch nachlässige Schreibung, nicht 1B )
z.B. untcrSchicd
17 )
z . B . : So lest man ihn ein bar Beck abassen und stelt ihn -wider hin (55 v , s ) und lest ihm So vill als einen gutten Borst abassen und stehlt ihm nieder (55v 1 B )
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durch bewußte Auslassung im Sinne eines spirantischen h entfiel, wurde es in Zweifelsfällen (Habiht - Habicht, sih - sich) ergänzt. Im übrigen galt es, das Schriftbild unverändert zu erhalten. Deshalb wurde die für unseren Text charakteristische Doppelung von Konsonanten 18 ) belassen, zumal durch sie das Verständnis der Handschrift keine Beeinträchtigung erfuhr. Auch die Eigenheit des Schreibers, ein t hinter tz entfallen zu lassen, bedurfte keiner Korrektur 19 ). Leider sind durch Flüchtigkeit beim Abschreiben der Vorlage eine größere Anzahl Auslassungen entstanden. Sie wurden sinngemäß ergänzt, aber durch [ ] gekennzeichnet. VII Wir dürfen uns eine besondere Inhaltsangabe des leicht lesbaren Ansbacher Beizbüchleins im Rahmen dieser Einführung ersparen, da die übersichtliche Gliederung eine rasche Orientierung ermöglicht und das Glossar darauf ausgerichtet wurde, nicht nur Herkommen und Inhalt des reichen Bestandes von Wörtern der beizjagdlichen Fach- und Standessprache zu bestimmen, sondern auch Sachfragen, sofern nötig, zu klären. Hier mag es genügen, darauf hinzuweisen, daß sich das kleine Werk im wesentlichen in drei Teile gliedert, die dem Falkenfang, dem Abspinnen des Falken und der Abrichtung des Habichts gewidmet sind. Nach einer kurzen ornithologischen Einleitung (§ 1), in der neben dem Wanderfalken (Falco peregrinus) der große Grönländische Gerfalke {Falco rusticolus candicans), der kleinere Norwegische Gerfalke (Falco rusticolus rusticolus') und der Blaufuß oder Lannerfalke (Falco biarmicus feldeggii) vorgestellt werden, wendet sich der Verfasser sogleich dem ersten Hauptthema seiner Abhandlung, dem Falkenfang in der klassischen Form des Falkenlagers zu (§ § 2-7). Was hier gesagt wird, 1B)
z . B . : Fettern 2 v 7 , Flügell l v 1 0 , gehörren 6 v 8 , hcrrum 6 v 2 2 , K n o p f f 8 r 1 0 , K o p f f l v 1 7 , mann 2 r 2 , Schatten (Schaden) 1 4 v n , s c h ö n n 3 r e , schwärre 2 r u , U n n i v e r s s i t e t 2 r 6 , vill l l r 3 , Wessen 1 v 1 5 usw lB ) z.B. auf die Letz, außgebutz, eingesetz, gesetz, jetz, letze, niedersetz, setz
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kann nur von einem Mann stammen, dem diese Technik aus eigener Anschauung geläufig war. Seine Ausführungen, angefangen bei der Beschaffung des als Melder notwendigen Raubwürgers (Lantus excubitor) über die technische Ausgestaltung der Anlage bis zum erfolgreichen Fang, sind einschließlich der am Schluß dieses Teiles gebrachten Angaben über die Hauben, das Geschüh, den Langfessel, den Handschuh, den Prell und den Reck Ausdruck so minutiöser Sachkenntnis, daß hinter ihnen nur ein Praktiker mit langjähriger Erfahrung zu suchen ist. Der zweite Teil, der das Abspinnen oder Abrichten eines Falken behandelt (§ § 8-28), ist das eigentliche Lehrbuch und damit das Herzstück der Arbeit. In ihm wird mit unübertrefflicher Genauigkeit gesagt, was täglich zu geschehen hatte, wenn ein Wildfang fachgerecht innerhalb einer Frist von 36 Tagen für die Revierarbeit bereitet werden sollte. Dabei werden alle Hilfsmittel und sämtliches Zubehör wie die Kammer oder die Trage sorgsam und umsichtig erklärt. Sollte der Falke vorzugsweise auf Krähen und Elstern geflogen werden, ließ man ihm vom 23. bis zum 36. Tag eine Spezialausbildung angedeihen (§§ 29-36). Den Schluß dieses Teiles bilden Verhaltensregeln beim Wiederergreifen eines verstoßenen Beizvogels (§ 37), Kuriervorschriften für einige Falkenkrankheiten (§ 38) und eine Sammlung wichtiger Ausdrücke der falknerischen Standessprache (§ 39). Der dritte Teil ist eine Habichtslehre. Sie könnte, da inhaltlich durchaus neu und unabhängig, neben den beiden vorhergehenden Teilen selbständig fortgeschrieben worden sein, verhilft aber im Zusammenhang mit der vorangestellten Falkenlehre der ganzen Abhandlung zu jener Universalität, die - einschließlich der Fachliteratur aus den Bereichen jenseits der deutschen Landes- und Sprachgrenzen - nur wenigen beizjagdlichen Lehrbüchern eigen ist. Wieder beschäftigt sich der Verfasser zunächst mit der Technik der Beschaffung der Habichte, sei es der Nestlinge, sei es der Wildfänge, mit Hilfe geeigneter Fangeinrichtungen (§ 40). Daran schließt sich eine lebensnahe und aus97
drucksvolle Anweisung, was bei der Abrichtung eines Habichts zu beachten war ( § § 4 1 - 5 5 ) . Sie erforderte mit 20 Tagen nicht viel mehr als die Hälfte der Zeit, die zum Abspinnen eines Falken gebraucht wurde. Das Ansbacher Beizbüchlein ist gewiß kein Meisterwerk der Sprache. Nur allzu deutlich verrät es die einfache Herkunft seines Verfassers. Er war ein Mann, der sich wahrscheinlich nicht hatte träumen lassen, eines Tages sein schriftstellerisches Können unter Beweis stellen zu müssen. Es erscheint beim Studium des Textes mitunter sogar fraglich, ob der unbekannte Autor überhaupt des Schreibens kundig war. Vielleicht entstand die ganze Abhandlung nach Diktat. Oft gewinnt man den Eindruck, es handele sich mehr um ein gesprochenes als um ein geschriebenes Wort. Auffällig ist der häufige rasche Wechsel zwischen einer sachlichen Feststellung oder Empfehlung und einer im Befehlston ausgesprochenen persönlichen Aufforderung. Könnte nicht das Fehlen eines geeigneten Lehrbuches mit einer komprimierten Darstellung des erforderlichen Wissens als Arbeitsunterlage für den Nachwuchs, die Falkonierjungen, zu dem Befehl des Markgrafen an einen der besten aus dem Kreis seiner Spezialisten geführt haben, für Abhilfe zu sorgen, auch wenn dieser Mann nicht gewohnt war, mit der Feder umzugehen? Wir werden das Rätsel der Entstehung der so ertragreichen kleinen Schrift nicht lösen. Sie verdient unsere Wertschätzung nicht nur wegen der unerwarteten Bereicherung des mit der beizjagdlichen Sondersprache verbundenen Wortschatzes - beispielsweise durch Wörter wie Borst oder Bölfft - oder durch die ihr zu verdankende Aufklärung von Irrtümern - so wenn z.B. Zieget zweihundert Jahre lang mit falschem Inhalt gebraucht wurde - , sondern in erster Linie wegen ihrer Originalität. Nichts in diesem Buch ist abgeschrieben, nichts ist fremden Quellen entlehnt. In ihm spiegelt sich deutsches beizjagdliches Wissen und Können um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in seiner reinsten und unmittelbarsten Form wieder.
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Ein Ansbacher Beizbüchlein
Thüringische Landesbibliothek Weimar, Ms. Fol. 346, 15
(1.) V o n S c h l ä g t f a l c k e n , w i e s i e z u f a n g e n u n d a b z u s p i n n e n sein. Von denen Schlägtfalcken giebt es treyerley: Die ersten sein ein wenig kleiner und haben gelbe Bäck und um die Augen gelb und gelbe Füß. Ihr Gefärt oder Färb ist dunckell schwartzbraun. Diese horsten meistens ins l^orgebürg, in der Schweitz oder Tyroll. Diese werden von denen Falconier nicht vill estomierth, wann man sie nicht nothwendig braucht. Sie werden unliefFerbahr genent. Die zweiden sein ein wenig krösser, haben auch einen gelben Bäck und Gelbe um die Augen und gelbe Füß, aber ein schönes Gefärt und dunckellbraun. Diesse sein gut zum refüren, vor Elster und Raben zu fangen, sein aber auch unliefferbahr. Die dritten sein wider ein wenig krösser, die haben blau um die Augen, blauen Bäck und blaue Füß und ein schönes Gefärt. Diesse werden lieferbahr genent, weil sie gekaufft worden sind. Diese sein gut zum Rabenfangen und Reiger und Millanen, aber refüren thun sie nicht görn, denn sie gehen auß und halten den Mann nicht, dann sie sugen gleich in der Lufft, und waß sie sehen, so flügen sie nach. Hat ein schönes Gefärt, auf dem Rucken hellbraun und die Fettern weißgelb eingefast, und manicher auf den Ruckenfettern am Flügelen kleine Tupffen. Die währen nach ihren Gefärt Derpler genent. Wann er aber ein recht schönes Gefärt hat, so wierd er ein Blum genent. Daß erste Jahr, das sich ein Falck noch nicht vermaust hat, so wierd er ein rotter Falck genent, dem Unterschied zu erkenen von einen rotten Falcken und von einen, der sich daß erste Mahl vermaust hat den man jj 1 ) einen Hager von einer Mauß l
) Hs. hat überflüssiges ihn
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nent. Dann wann sich ein rotter Falck daß erste Mahl vermaust hat, so hat er einen gelben Bäck, um die Augen gelb und gelbe Füß. Wann er gleich eine Blum gewessen ist, da er rot wahr, so bekomt er allemahl daß gelbe Zeigen. Und wann er sich vermaust hat, so ist er auf dem Rucken schön blaulicht und am Halß bis an die Brust weiß und die Brust mit schwartz besprengten Fettern. Daß erste Mahl maussen sie sich niemahl gantz auß, sondern behalten hin und her noch von ihren rotten Fettern, die kantz aschgrau außsehen. Daran sein sie zu erkennen, daß [es] die erste Mauß ist. Die sein recht gut zum refüren, vorauß vor wilde Enden. Die sein auch liefferbahr. Die alten Hager sein auf dem Rucken gantz dunckellblau, die halbe Brust weiß, und untennaus schwartz getüpffeit. Die werden nicht abgespunen, weil es ein alter Vogell ist, und bleibt immer dückisch und verlest sein wildes Wessen nicht. Sie rosten görn auß. Den Schlägtfalcken an seiner Gestalt zu erkennen, wann einer kein Falconier ist: Er hat ein schönen runden Kopff, ein kurtzen Bäck, ein schwartzes Aug, ein kurtzen Halß, der Leib ist kurtz und dick, lang spietzige Flügell, der Schwantz ist kurtz, unten kanz spietzig zusam, die Füß sein kurtz, so, wann er steht, so gehen die Flügell bis unten des Schwantz nauß. Überhaupt ist das Aug das beste Könnzeigen von Falcken, dann es hat kein Raubvogel! ein kantz schwartz Aug als wie der Falck. Wann einer einen Vogell fängt, und hat ein schwartz Aug, so ist es ein Falck. Es haben alle Falcken grose schwarze Augen. Der Eißländer, der im Grünland gefangen wierd: Diesen kann man niergents bekommen als am königlich tänischen Hoff oder von denen Falconier, und ist in seinen Leben keiner im Teuschland gefangen // worden. Der Göhrfalck: Disser wierd im schwädisch Norwegen, im Labland, gefangen. Mann kann auch im Schwädisch^«, über der Ostsee, fangen; im Schöna aber wenig, dann sie flügen nur herrauß, wann es im Norwägen vill Schnä giebt. Und ist im Ans102
pachischen in seinem Leben einer geschossen worden, und in Erlang bey der königlich preußischen Unniverssitet Natur-Cawinet aufgestellt worden 1 ). Es wahr ein rotter, welches kein Falconier schür glauben kann. Der Blaufuß, der in der Türckey gefangen wierd, haben alle schwarze Augen. Und disse 3 Falcken Wöhren v o n einen Falconier schwärre Vögell genant, sonst ist er kein rechter Falconier. Disses komt daher, weil sie kantz anders abgespunen Wöhren als wie ein Schlegtfalck. Der Eißländer ist der beste zum Hassenfangen. Er fängt aber nicht, sondern alle Eißländer schlagen mit ihren Fäng, daß schier nicht mehr lauffen oder flügen kann. Darnach föngt er erst. Daher sein sie am besten zum Hassenfangen. Es giebt schnöweisse und graue, und [ist] ein grosser starcker Vogell. D e r Göhrfalck ist der geschwinste zum Flügen, und fangen alles, zu waß man sie abricht. Der Blaufuß ist der fängiste und [hat] ein schnellen Flug gögen den Schlägtfalcken. D e m Unterschied von Mändlein, welches man Derz heist: ist allezeit noch um die Helfft kleiner als wie das Waiblein, welches man allezeit ein Falckstuck heist. Die sein sonst zu nichts anders zu gebrauchen, als vor Elstern und Feldhüner, zum refüren, und werden aber nicht vill estomiehrt, wann man sie nicht nothwendig braugt von Schlechtfalcken. Aber die Dertz von denen schweren Vögell sein recht gut, dann sie sein im Flug vill schneller als wie die Falcken. j]
(2.) Z u m F a l c k e n f a n g e n m u ß m a n D o r e n t h r ä e r h a b e n . Derrer giebt es treyerley: Der rechte zum Falckenfangen ist der gröste, als wie ein Stahr. E r föngt kleine Vögell und Mäuß. Helsen insgemein Neundeter, und ist [grau?] in der Färb, der KopfF und Rucken ist recht schön lichtfarb, schwarze Augen, auf beitten Seiden dem Augen ein schwartzen Streiff. A m 2 ) Flügell I is. hat überflüssiges ist
Hs. die
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sein die grossen Fettern schwartz und in der Mitte des Flügeln weiß. [Hat] einen langen Schwantz. Auf beitten Seiden des Schwantz sein die Fettern schwartz und unten weiß und in der Mitte kantz weiß, auf der Brust völlig weiß. Wann er sich aber noch nicht vermaust hat, so ist er auf der Brust graulich gesprenckt, und [hat] schwartze Füß. Und stehen allezeit zuoberst auf dem Bäumen. Sie bruden meistens auf hohen Bürnbäum oder im Wald, wo starcke junge Schläg sein. Zum Falckenfangen muß man allezeit alte fangen, dann die jungen Aufgezogenen haben zu vill Forcht und förchten sich vor alles und sein zum Falckenfangen nichts nütz. (3.) W i e d i e D o r r e n t h r ä e r zu f a n g e n s e i n . Mit einen Käuzlein sein sie am besten zu fangen. Daß Käutzlein wierd angeschut und auf ein Scheiben, [die] so groß als wie ein Deller ist, gestelt, auf ein Stecken gemacht und 2 Schu hoch von Boden vest eingestöckt. 5 biß 6 Schried vom Käutzlein, den einen rechts, den andern lincks, 8 biß 9 Schrid voneinander, [mit] zwey Stöcken, // 5 Schu hoch von der Erden vestgestöckt, und oben 2 mahl ein wenig gespalten. Darnach schneid man sich 4 Rüden von Bürckenreissig. Daß unterer Theil von der Rüden mus in der Dückung als ein gleiner Finger sein, 5 Zohl lang. Die obere muß gleich hinten anfangen, und so lang, daß sie 5 bis 6 Zohl über die unter naußgeht, aber recht schön dünn und gleich und recht schön außgebutz, daß sie bey der Spietz nauß recht schönn dünn ist, und hinten an der Spietz im breiden weg spützig zugeschnieten, daß sie leicht eingestöckt werden können. Darnach werden die dünnen Rüden mit guten Vogellleim geschmiert und oben gögen das Käutzlein in den Spalt gestockt, daß die unterer dücke Rüden ein wenig schrög in die Höhe steht, aber nicht zu vest, nur daß die Rüden helt, aber allezeit gögen daß Käutzlein. Wann man einen Dorenthräer andrifft, so macht man seine Stöcken zurecht, aber 104
nicht zu nahe, daß man ihn nicht wegjagt. Darnach stelt man daß Käutzlein hin. Sobald der Dorenthräer das Käutzlein erblieckt, so komt er geflogen und stügt etliche Mahl über daß Käutzlein hin, und darnach will er sich auf die Rutten aufstellen und das Käutzlein bedrachten. Und mit dem Aufstellen fält er herrunder und schlägt sich die obere Leimruden auf den Buckell und ist gefangen. Darnach niemt man Fett und Aschen und butz ihm den Leim sauber herraus und thut ihn in ein kleines Vogellhauß, das um und um mit Tug zugemacht ist und vorna offengelassen, daß man ihm sein Aß hindrucken kann // und durchassen. Ihr Aß ist von Dauben oder kleinen Vögell, die recht klein zusamwengehauen, mitsamt den Beinen und Fettern drunter, denn 1 ) sie schleimen görn. Von Riendfleisch verderben sie. Und wan« sie karnicht anfangen wollen zum assen, so muß man ihnen einen kleinen Vogell oder eine Mauß hinneingeben, das sie anfangen zu assen.
(4.) W a n n m a n n a b e r k e i n K ä u t z l e i n h a t , so niemt man eine lebendige Mauß und biend sie an denen zwev hindern Füssen an einen glarren Bindfatten, mit Schusterbeg starck geschmiert und an ein Stöckelein gebunden. Und des Stöckelein schreg in die Erde gestockt, so, das sie mit den vordem Füssen auf den Botten kann. Darnach stockt man 4 Leimruden über die Mauß herrum, von glarren Bürckenreisig, als wie eine Gabeil, ein jede 8 Zohl lang, recht schön dünn außgebutz und die Schelflfen weg und mit guten Vogellleim angeschmiert, und hernach herrumgestöckt, daß die Rutten eine über die andere herüberlangt. Und diesses wierd dahin gemacht, wo sich der Dorenthräer am meisten aufhelt. Sobalt daß er die Mauß erblieckt, so will er die Mauß fangen und schlägt sich in die Ruten. Daß Käutzlein wierd auch auf die 2 ) nehmliche Art gefangen. Die halten sich meistens im ») Hs. das
2
) I Is. der
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alten Gebäu auf, oder wo Felsen sein, auch inn Steinbrüch oder hollen Bäum. // (5.) E i n F a l c k e n l a g e r z u e r r i c h t e n , u n d w i e ein S c h l ö g t f a l c k im H e r b s t zu f a n g e n ist. Ein Falckenlager muß allezeit angelögt werden, wo ein grosser Grund ist und ein Fluß vorbeyfliest, oder ein grosser Weyer oder Deig sein, und wo sich ville Wasservögell aufhalten. Und niehmahl in einen dieffen Grund, sonder wie grösser und weider die Gögent ist, wie besser ist es. Da muß man sich einen schönen Blatz außsehen, mitten im Grund, aber auch nicht in eine Tieffung, daß es mir im nassen Herbst nicht von Regen übersch[w]ämt wierd, daß auch keine Strassen oder Weg vorbeygeht. Überhaupt es muß alles ruhig sein, wie ruhiger, wie besser, und einen rechten Schönnen gleichen Blatz. Darnach lest man sich ein Rad machen wie ein Wagenrad, 6 Schu weid. Es müssen aber die Speigen in die Bückssen ein Schu schrög eingebohrt werden. Darnach werden 8 Stückell vest und von guten Holtz riengs herrum einen halben Schu schrög in die Erde geschlagen, so, daß ein jeder in einer gleichen Höhe 3 Schu hoch steht 1 ). 2 kommen zur Dühr, die andere werden schön riengsherrum geschlagen, so, daß das Rad grat drauf bast und recht schön gleich liegt. Darnach gräbt man inna 2 ) die Stückell 5V2 Schu [breit] und 3 Schu dieff ein Loch herrauß, so, daß die Stückell riengs herrum ein 1/2 Schu Land in/za noch behalten. Darnach macht man das Rad drauf und macht es recht gut vest, daß keines von andern // weigen kann. Darnach wierd das Rad oben mit leichten Breder bedöckt und mit Rassen gedockt. Darnach niemt man einen starcken runden Reiff und nagelt den Reiff eine Handbreid oben vom Rad an dem einen 3 ) Stückell der Thüer und föhrt ringsherrum, und an jedem Stückell angenagelt, und so bis wieder an dem andern Thürstückell. Darnach wierd es auch mit Breder Hs. stehen
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2
) Ms. in
;!
) Iis. eine
oder mit Wüll vermacht von Rad bis zum 1 ) Reiff, aber nicht breider als eine Handbreid. Disses ist die Außsiecht von der Hütten. Und auch riengsherrum mit schönen Rassen gemacht, daß es von aussen einem ordentlichen Hügell gleichsieht. Aber oben muß der Rassen ein wenig vorstecken, damit es nicht in die Hütten dropfft. Unten wierd die Hütten mit Breder belögt, daß einem 2 ) die Feuchtigkeit nichts schatt. Darnach macht man sich gögen dem Rucken eine Banck, daß einer nach seiner Groß kann im Sitzen schön hinnaußschauen. Und vor der Banck unten macht man sich ein Gitter, daß man kann 2 biß 3 Dauben vorrethig hinneinsperren. Die Thüer wierd dorthin gemacht, wo man 3 ) am wenigsten Außsiecht hat. Man kann es einrichten, daß man es 4 ) zu Nacht ein klein wenig versperren [kann]. Die Hütten muß allezeit gögen Morgen gericht werden, dann im Herbst kommen alle Vögell von Morgen. Und daß Falckenlager muß allezeit gleich nach Bardolmähi vördig sein, und alles im richtigen Stand, und [daß] nichts mehr fehlen thut, damit daß derjenige nichts mehr an dem Zeug darff machen. Darnach mach man 3 Hügell // von Rassen, 7 bis 8 Schried von der Hütten gögen Morgen, den einen 5 ) rechts, den andern liencks und den einen 8 ) in der Mitte, in einer Gleichung, l 1 ,^ Schu hoch, oben ein wenig flag, ein jeden 5 bis 6 Schried voneinander. Darnach schneid man oben auf dem Hügell ein füreckigt Loch heraus, [das] von einem Eck zum andern A 1 ^ Zohl lang ist, und [niemt] die Erde herraus, so daß das L o g 4 Zohl dieff ist. Darnach legt man den außgeschniedenen Rassen wieder in das L o g . Darnach niemt man kleine Wiedlein, einen gleinen Finger dick, so daß man sie bügen kann. Darnach werden sie von einen Eck zum andern gestockt, so daß ein jedes 3 Finger hoch im Bogen ist. Darnach niemt man 9 Stuck lange Roßhaar, und die werden 3schäfftig geflochten und topeld zusamwengemacht. Und biend es an ein Pfählein, und schlägt das Pfählein miten in daß L o g , daß die Schleiffen ') Hs .am
2
) Ms. ein
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) I Is. hat überflüssiges sich
4
) Hs. es man
5
) 6 ) Us. eine
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so lang ist, daß sie so zwey Fingers breid über die Wütlein gehen. Darnach zehle von der Hütten grat naus gögen Morgen 45 Schried. Da muß man 3 Stangen haben, so groß wie die gröste Rüststangen. Die dritte darff kleiner sein. Grad von der Mitte der Hütten grabe ein Log einen 1 / 2 Schu schrög gegen der Hütten, und 15 Schried rechts von der mitlern Stangen auch ein guttes Log und 15 Schried liencks von der mitler auch eins, ein jedes einen 1 / 2 Schu schrög, so, daß die 3 Löger eins wie das antere in einer Gleichung stehen. Die Stangen müssen obennauß dünn sein j j doch aber nicht so dünn, daß sie oben nicht absprüngen. Hauptsäglich gute Stangen müssens sein. Ehe man aber die Stangen einsetz, niemt man gute Schnür, ein wenig störcker als Sackschnür, die müssen abard darzu gemacht werden, daß sie nicht vill einlauffen. Die werden oben vest angebunden, das sie nicht herrunderfahren können. Nach dem werden sie eingesetz und unten vest eingedamt und mit Stückell vestgemacht, das sie von dem Wiend oder Sturm [nicht] können umgeweht werden. Darnach macht man sich von guden vesten Holtz einen Vogell, so leicht das man ihn machen kann, aber auch nicht zu dünn, daß er nicht zerbriecht vom Auffallen. Diesser wierd gemacht als wie ein Falck: der Leib von Kopff bis zum Schwantz 18 Zohl lang, 4lf2 Zohl breid 1 ), der Hals 4 χ / 2 lang mit dem Kopff, der Schwantz 4 ! / 2 Zohl lang und 3 1 / 2 Zohl breid. Darnach werden die Flügell im gantzen gemacht 2 Schu lang und wie Falckenflügell recht schön auf die Seitten nauß spietzig und schön gebogen. Darnach wierd der Leib grad auf der Mitte des Flügel gelögt und vest zusanwengemacht, daß er daß Gleichgewigt hat. Darnach wierd er mit einer guten Eöllfarb recht schön schwartzbraun, aber nicht gläntzet, angestrügen. Oben am Kopff bohrt man ein Log, und biend den Vogell elenlang an eine gute Schnur, und ein Werbellen dran, das sich der Vogell besser schwingt. Damach wierd der Vogell zur 2 ) rechten Hand an die grosse Stangen an die Schnur
!) Hs. breid zobl 108
) Hs. zu
2
elenlang angebunden, so weit hinden hin, daß er grat hinden auf dem Botten aufligen kann. Darnach macht man sich einen Fetterbusch von weissen und schwartzen // Fettern zusammengebunden, in der Groß, das er von weiden außsieht als wie eine Dauben. Diesser Busch wierd 2 Elen vom höltzernen Vogell gögen der Hütten auch elenlang mit einem Werbala an die Schnur angebunden als wie der Vogell. An der mitlern Stangenschnur komt ein lebendiger Weißback oder Baumfalck, inßgemein der Lörchernfanger, gut angeschült oder angeschut, auf die 1 ) nehmliche Art angemacht als wie der höltzerne Vogell. Und auch auf diesse Art ein Fetterbusch drangemacht als wie an der ersten Stangen, 2 Elen vom Weißback. Die 3te Stangen darff nicht so hoch sein. Darnach macht man sich, wo die Schnur auf den Boden komt, einen Hügell gögen der Hütten gleich. Darnach niemt man 4 oder 5 gutte Wied und bügt sie in Bogen vest in die Erde, ohngefähr einen Schu hoch, 16 Zohl breid und 16 Zohl lang. D a stügt man ein Schönnen Rassen in ein Stück und legt es über die Bögen und zweckt es hinden und auf beiden Seiden vest an. Aber die Öffnung von vorna muß grad gögen der Hütten zu kommen. Hinden am Rassen wierd ein L o g herrausgeschniden, eine gute Hand breid und hoch. D a schlägt man Pfählein davor, so daß die Dauben mit dem Kopff kann herraußlangen zum Fressen. Diesses komt hinden hin und das Schauffen. Darnach niemt man eine weisse Dauben. Die wierd gut angeschut oder angesült, daß sie sich nicht so leicht loßmacht, eine 1 j 2 Elen lang an die Schnur gebunden. Diesses muß accrat eingericht werden, daß, wenn man die Dauben in die Höhe ziegt 2 ), sie gleich im Herrunderflügen under den Hügell kann. Darnach strückt man // 3 Garn zum Reiften. D a niemt man einen guden glarren Bindfatten und fängt an mit 3 Maschen, so daß der Stock oder Lohr zum Strücken 2 1 / 2 Zohl breit ist. Und so offt, daß man nauß komt, allemahl aufgenomen, bis das Garn ') Hs.
der
2
) I [s. hat ü b e r f l ü s s i g e s
ilaß 109
40 Maschen in der Breidung ist. Darnach strückt man 4 mahl herrum gleichvord. Darnach fängt man an, so offt man nauß komt, allemahl eine Maschen abgenomen, biß wider auf 3 Maschen. Darnach niemt man gesottenes Leinöhl oder Fieschthran und dunckt die Garn und die Schnür, waß zum Reiff gehörren, mit ein. Diesses ist daswegen, weil sie müssen T a g und Nacht lügen bleiben, und niemt so leicht kein Wasser an, und die Mäuß greiffens auch so leicht nicht an. Darnach schneid man sich die Reiff. Die werden von schönen gleichen jungen Eigen oder Bürcken [geschnieden], oder rechte schöne grosse fichtene Näst. Die müssen recht schön und gleich und auf beitten Seiden eine Dückung sein; in der Dückung als wie 2 Finger starck dück, ein jeder 8 Schu lang. In der Mitte müssen sie störcker sein als wie auf beiden Seiden, damit, weil sie sich bösser spannen und einen guden Halt haben. Darnach schübt man das Garn durch die Maschen am Reiff, so, das der halbe Theil von Garn am Reiff ist und die andere Helffte hinden vonn Reiff. Darnach schneid man am Reiff auf beiden Seiden einen Rand herrum, aber nicht so dieff, das er nicht absprüngt, aber auch nicht so seigt, daß sich die Schnur nicht abzieht, dann dieses mus dem Reiff den kantzen Halt geben. Darnach werden gute Schnür an den // Reiff vest angebunden auf beiden Seiden. Darnach macht man sich zwey gute Stückeil, ohngefähr ein Schu oder 16 Zohl lang, darnach der Botten, und schneid einen Rand herrum oben an Kopff. Darnach werden die Schnür vom Reiff zusammengenommen und 3 Finger breid vom Reiff ein vester 1 ) Knopff dran gemacht und auf jeder 2 ) Seiden dem Stückell vest angebunden. Darnach zeit man von der Hütten auß zwischen der mitlern und der rechten Topstangn rechts nauß 140 bis 145 Schriet. D a schaut man sich nach einem schönen gleichenBlatz. Darnach legt man den Reiff auf dem Boden hin und bedracht den Reif recht, daß er schnurgleich zu schlagen komt gögen der Hütten. Wann man die ' ) H s . Pesten
110
2
) H s . jeden
rechte Gleichung hat, so schlegt man den einen 1 ) Stückeil so weit nein, daß er ein wenig helt. Darnach bügt man den Reif zusammen in Form eines 2 ) halben Mond, daß er so 5 Schu weid ist und im Bogen von der Mitte 3 Schu. Und schlage den andern Stückeil auch ein, das er auch ein wenig vest wierd. Darnach bedrachte man den Reif recht, daß er gleich liegt, dann es darff kein Stückeil zu weid rechts oder lincks sein. Wann also der Reiff gleich liegt, so schlegt man die zwey Stückeil vest hinnein, das man karnichts von ihnen sieht. Aber man muß sich in acht nehmen, das mit dem Neinschlagen oben die Stückell [nicht] verschlagen werden. Darnach mache den Zug an auf die lincke Seitten, das Drietell vom Reiff vom Stückell an. Darzu wierd genomen Eissendrat in der Störck als eine starcke Striecknadell, aber er muß außgeklüet [werden] in einem 3 ) guden Feuer, aber doch // nicht zu vill, daß er nicht verbrend. Darnach zieht man ihn recht gleich auß gögen der Hütten, bis auf 5 oder 6 Schried von der Hütten, und zieht den Reiff vest an gögen der Hütten und macht den zu [erst?] vest. Darnach schneid man hinder dem Reif den Rassen herrum. Darnach schlegt man den Reiff herüber gögen der Hütten und schneid gögen der Hütten 3 Finger breid den Rassen herrum und thue die Erden herraus und mache ein Gräbelein, 3 Finger breid dieff in die Erde und recht schön rein gemacht, daß das Garn auf keinen Fall kan höngenbleiben. Darnach schlügt man seinen Reif zurück und bedracht ihn, daß er schönn grat in dem Rand liegt und auf keine Seiden, wann er angezogen ist, das Erdreich berührt und kantz frey inn dem Rand liegt. Darnach macht man sich einen Pfahl, 3 Finger breid und ein Schu lang — oben in der Mitte, ein Daumen breid, wird ein Log durchgebohrt — und schlägt ihn 2 Schu weit vom Rand gögen der Hütten mitten im Reif hinnein, daß er völlig hinneinkomt. Darnach schneid man hinden und vorna vom Log den Rassen weg, das die Schnur kann gut hin und her gezogen werden. Hs. eine
2)
Iis .ein
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IIs.fi/?
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Darnach zehlt man vom Reif auß grat nauß 2 Schried. Da macht man sich wieder so einen Hügell als wie bey der Topstangen. Aber dieser wird vorna auch zugemacht, und wird auf beiden Seiden der Rassen von oben herrunder geschnieden. Aber oben muß er vest bleiben, und der Rassen leicht gemacht, daß man die Dauben kann leicht herraußzihen. Darnach niemt man eine lichtblaue Dauben. Die wierd gut angeschut // und eine gute Schnur dran, und die Dauben unter den Hügell, und die Schnur durch den Pfahl des Reif. Gleich über dem Reif komt an die 1 ) Daubenschnur auch ein Drat, bis 15 Schried von der Hütten. Darnach wierd am Ende des Drats [eine] gute starcke Zugleine angemacht, und unten auf dem Botten durch in die Hütten hinneingemacht. Darnach macht man sich zwey Stückeil, einen guten Schu hoch, und macht oben einen Spalt hinnein und stockt waß hinnein, das sich der Spalt nicht mehr zusam gibt. Darnach schlegt man seinen Reiff zurück und spand den Drat recht gut an und schlägt die Stückell vest hinnein und thut den Knopff von Drat und Zugleine in das Spalt hinnein, daß der Knopff gögen der Hütten ist, daß der Drat imwer angespant ist. Damach zihe etliche Mahl, ob der Reif recht springt. Wann der Reif recht ist, so macht man sich 5 bis 6 gute Pfählein, oben ein wenig einen Rand herrum geschnieden. Diese Pfählein schlögt man hinden in dem Rand eingetheilt herrum bis an den Rand. Darnach niemt man eine gute Schnur und biend sie vest an einer Seitten des grossen Pfahl und vest 2 ) die Maschen vom Garn auf und wückelt die Schnur um das 3 ) Pfählein. Und allemahl angespant, so daß die Schnur vest auf dem Botten liegt und so herrum. Und die Schnur auf der andere Seitten des Pfahl auch vest angebunden. Darnach schlägt man die Pfählein kantz hinnein, daß man das geringste nichts davon sieht, und den Rand recht schönn außgebutz und ordentlich vestgedamt, das auf keine Fall ein Garn mögte höngenbleiben. Darnach // schlegt 4 ) man den Reif zurück und thuet das ])
Hs. der
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vest - fälk
3)
11s. des
4)
Hs. sehe legi
Garn in den Rand alles schön hinneinlögen, das der Reiff obenher liegt. Darnach spant man den Reif an und niemt dürres Graß und döckt den Reif schön mit zu, das man karnichts d a v o n w a h r n i e m t . Darnach schlügt man neben dem 2 ) Rcif-Dauben-Hügell ein gutes vestes Pfählein nein und macht oben ein Spalt darrein und lest der Dauben so vill Schnur unter ihrem Hügell, das sie ordentlich Platz hat. Darnach niemt man die Schnur Fingers lang dopelt zusamen und thut es in den Spalt hinnein, doch aber nicht zu vest, daß man es mit einem guten Zug auß dem Spalt zihen [kann]. Dieses ist deswegen, weil die Dauben Tag und Nacht unter dem Hügell bleibt, daß, wann die Schnur einlaufft, zu nachts oder bey nassem Wetter 3 ), die Dauben kann nicht herrausgezogen werden. Mann kann manigmahl 4 ) um die Daubenhügell Pulver streien und anzünden, damit 5 ) zu nachts ein Fuchs oder andere lauffende Thier nicht meine Dauben angreiffen. Darnach schlögt man zwischen der lincke und mitlere Topstangen grat nauß auf die 6 ) nehmlich Art einen Reif, und auf dem Rucken gögen den Abwend auch einen Reif, wie die zwey nehmliche, einer wie der andere, und macht seine Zugleine, ein wie die andere, in die Hütten. Darnach zieht man seine Topschnür oben, wo die Außsiecht ist, herrein. Aber auf dem Reif kommen [····?] von Schofsrohren vest angemacht, damit die Schnür nicht so leicht Schatten nehmen. Und darnach alles rein und sauber von seiner Hütten weggebutz, daß die Hütten einem ordentlichen Hügell gleichsieht und auf keine Art nichts feld. Alsdann ist das Falckenlager vördig. // (6.) W a ß e i n F a l c o n i e r a u f s e i n F a l c k e n l a g e r zu t h u n o d e r zu b e o b a c h t e n hat. Die Dorrenthräer werden angeschült als wie ein Vogell auf dem Vogellherd. Ehe man sie anschleifft, so schneid man ihnen von einem Flügell die Fettern ab, damit, wann sich einer loßsield oder 1) a)
2 ) I Is. der ;l ) I Is. hat überflüssiges daß Hs. davun (!) I Is. der Ms. hat überflüssiges wann
4)
Ms.
maebnigmahl
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loßpeist, das man nicht um seinen Dorrenthräer komt. Dann auf seine Dorenthräer muß macht acht haben, dann diesser ist der Hauptvogell zum Falckenfangen. Und muß sich allezeit auf seine Dorenthräer verlassen und ihnen keine Noth leiden lassen und gut Aß geben, sonst wollen sie vor Hunger vort. Ein Falconier muß sich mit seinem Dorenthräer seine meiste Zeit auf der Hütten verdreiben und sie den kantzen Tag im Geschigt haben, das er sie genau könnenlernt, was sie vor Zeigen machen, wann ein Falck komt. Ein rechter Falconier muß sich bey seinem Falcklager so einrichten: wann er zu morgens auf seine Hütten komt, so muß er allezeit seine Reiffdauben gut füttern und nach seiner Dauben und Schnür sehen, das nichts feit, und nach seinem Reif. Und wann es Tag ist, muß er vördig sein. Er muß zu morgens 1 ) allezeit seine Lebensmittell mitnehmen, das er den gantzen Tag nicht einen Augenblieck von seiner Hütten komt, und die Geschälschafft meiden, und lieber allein [sein], dann mit Zusprug darff sich kein Falconier groß einlassen, sonst ist bald ein Falck übersehen, dann sein Zuspruch ist der Dorenthräer. Mit denen muß er seine Zeit verdreiben und niehemahl auß den Augen lassen. Und darff sich niehmahl eine Ungedult ankommen // lassen, sonder ein 2 ) Falconier muß sich allezeit keine Müh reuen lassen und auf seinem Falckenlager mit gröstem Vergnügen zubringen, und nicht ehr von seiner Hütten gekannen, bis es abwends ist. Die Dorenthräer muß man mit nach Hauß nehmen, damit das er nicht auf der Hütten drum komt. Und zwey Dauben muß er immer vorrädig haben, wann man eine braugt, daß man nicht von seiner Hütten darff. Die Dauben an der Topstangen muß ordentlich abgericht werden. Sobald daß man sie aufzieht und lest sie nunterflügen, so muß sie gleich auf ihren Hügell zuflügen. Daher muß man ihr den Hügell darnach einrichten, daß sie geschwind hinnunder kann. Wenn sie in der erst nicht nunder will, so darff" man sie mit ainer dünnen Rüden nunderhauen, bis sie gleich selber nunderflügt. ') I Is. hat überflüssiges muß man
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2
) I Is. von einen statt ein
Wann alles auf disscr Art cingericht ist, so kann man anfangen zu topen und sich recht befleissigen, das man rein toppen lernd. Ann Bardolmähy wierd angefangen zum Falckenfangen, und [man] is kann auf dem Falckenlager 1 ) bleiben biß Martiny, wann man Vögell braucht. //
(7.) J e t z k a n n m a n n a n f a n g e n z u t o p p e n .
ior
Wann ein Falconier in seiner Hütten komt, so muß er allemahl die Thür zumachen. Alsdann niemt er seinen toden Topvogell in die Hand und zieht ihn in die Höhe. Darnach thut man einen rechten starcken Zug zurück, daß der Vogell allemahl über die Topstangen geht mit einem rechten Schneller, und lest ihn so geschwind hinnunderfallen als wie man ihn aufgezogen hat. Aber die Schnur darff man nicht auß der Hand lassen. So geschwind das mans hat nunderfallen lassen, so geschwind muß man sie in die Hohe zügen, und diesses 4- bis . . . 2 ) mahl hindereinander. Wan einer recht rein toppen will, so muß er sich, so vill es möglich ist, recht befleissigen. So, wann er auftopt, so fährt der Vogel im Aufzihen grat in die Höhe. Ehe man ihn fallen lest, muß man in schnellen, daß sich der Vogell stürtz und mit dem Kopff grat nach dem Busch herrunderfährt. Und disses muß man sich befleissigen, das man rein toppen lärnd. Und so topd man den kanzen Tag vord, so, wann die Top 1 oder 2 Minuden liegt, so muß man gleich wieder auftoppen, dann das Toppen bringt keinen Schatten, dann wie fleissiger man topt, wie besser ist es. Wan einer fleissig topt, so flügt einem s ) nicht leicht 4 ) ein Falck von meiner Gögent vorbey. Aber wann er nachlässig ist, so kann ein Falck leicht vorbeyflügen, dann disses ist die Hauptsag. //
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Sobald ein Falck von weiden die Top wahrniemt, so komt er 10 v auf die Top zu. Sobald ihn der Dorrenthräer von weiden erblieckt, so fängt er an, zu schnellen und zu Sprüngen, als wann er über ') Hs.
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Zahlcnangabe fehlt in der Hs.
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Iis.
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Hs.
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den Hügell nunder will, und schauen dorthin, wo der Falck herkomt. Sobald daß man waß merckt, so lest man die tode Top lügen und ergreifft die lebendige Top, den Weißback, und topt 3- bis 4mahl hindereinander auf. So wierd man es gleich an seinem Dorrenthräer wahrnehmen, das der Falck komt. Man lest den Weißback nicht lang auf dem Botten ligen, und gleich wider aufgetopt. Sobald das sich die Dorrenthräer zusamwenspitzen, so lest man den Weißback ligen und greifft nach der Topdauben, und topt 2- bis 3mahl so 3 Klaffter hoch in die Höhe. Da niemt man gleich die Leine von der Reifdauben, — wo die Dorrenthräer hinschauen, da komt er her —, und lest seine Dorrenthräer nicht mehr auß den Augen. Die Topdauben lest man nicht lang unter ihren Hügell und topt ein- oder 2mahl nur 2 Klaffter hoch in die Höhe, so wierd es man geleich sehen, das er komt, dann die Dorrenthräer thun sich auf die Letz zusanwenspitzen, als wans von Holtz währen. Sobald die Dorrenthräer ins Log fallen, mit dem Neinfallen muß die Reifdauben gezogen werden, so wierd der Vogell gleich an die Dauben kommen. Zieht man aber die Reifdauben zu spat, so komt der Falck einem 1 ) vor die Hütten hin // und komt nicht an die Reifdauben. Mit dem Herraußzihen der Dauben muß man gleich auf 3 oder 4 Schried die Dauben herreinzihen, daß sie nicht so vill Platz hat. Darnach lest man den Falcken gehen, und nichts mehr gezogen, bis der Falck Fettern von der Dauben geschlagen hat. Darnach kann man sehen, so man die Schnur auf etliche Schried herreinbringt. Aber man muß sich in acht nehmen, das die Schnur dem Falcken nicht ins Geschiegt gezogen wierd, sondern allezeit wann er über die Dauben wegflügt und reckt den Schwantz gögen der Dauben. Sobalt der Falck eine Schnur zihen siecht, so kann er leicht wieder wegflügen; lieber so fangen lassen. Wann er die Dauben ausser dem Reif gefangen hat, so zieht man ihn sagte vor den Pfahl, so das er es schür nicht merckt. Wann er vor dem Pfahl Hs. ein
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ist, so macht man seine Daubenleine in der Hütten vest an, das der Falck nicht mehr zurück kann, und niemt [den] Zug vom Reiff in die Hand und thut einen rechten starcken Zug; so ist er gefangen. Darnach stockt man ihn unter dem Garn die Stöckhauben an und thut ihn herraus und bind ihn ein und macht gleich wider seinen Reif zusammen und geht in seiner Hütten und fängt wider an zu topen. Ein Falconier muß fläussig sein und sich keine Mühe dauren lassen und // seine Dorrenthräer im//?er im Geschiegt haben, dann wann einer noch so fleissig topt und lest seine Dorrenthräer auß den Augen, so ist doch nichts, wann er gleich den kantzen Tag vorttopt. Dieses ist die Ursach: Sobald ein Falck von weidem ist und sieht die Top, so komt er auf meine Top zu und glaubt, es ist ein Falck, und will ihm helffen fangen. Sobalt ich aber vorttop und laß meine Dorrenthräer auß den Augen, so wierd es der Falck gewahr, daß einer 1 ) todes Werck ist, und geht von meiner Top ab und komt nicht auf meine Hütten zu. Wann ein Falconier seine Schultigkeit will thun, so muß er alles genau beobachten. Daher ist der ville Zuspruch nichts Nütz, weil dadurch offt waß übersehen ist. So ist es am besten, wann er allein ist, dann ein rechter Falconier muß Gedult haben und auf keinen Fall ungedultig Wöhren, dann es erfordert grosse Mühe und Gedult beym Fangen und beym Abrichten, den so vill lOOmahl, als man des Tags auftopt, so vill lOOmahl wierd er beym Abspünen ab- und aufgehaupt. Und darff sich keine Mühe, weder Tag noch nachts reuen lassen und die Gedult niehemahl überdrüssig Wöhren, sonst wierd einer niehmahl imstande sein, einen rechten Vogell abzurichten oder vördig zu machen. Darnach niemt man eine Pientz oder gute // Schere, und pintz dem Vogell seine scharffe Glaue ab. Man mus sich aber in acht nehmen, daß man nicht zu vill abpüntz, sonst komt man dem Vogell aufs Leben, und blud starck. Mit der Schere muß man die Glauen völlig hintenhin thun und mit abzwicken. Wan man sie von forna niemt, so gibt sich die Scheer *) Ms. eier
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voneinander und spalt dem Vogell die Glauen. Das ist ein Hauptfehler. Solte man aber wieder Vermuthen zu weit abschneiden, das es blud, so niemt man Jünschlicht oder Scheiffen und thuts 1 ) an die Glauen, so steht es bald. Der Bäck wierd auch abgebüntz. io Darnach setz man ihn die Rauschhauben auf, und wierd ihm niemahl herrundergezogen, bis man ihn abspünt. Mann kam ihn Jahr und Tag unter der Rauschhauben stehen lassen, wann sie recht nach der Art gemacht ist. Da wierd dem Vogell der Kopff in die Rauschhauben durchgeschoben, das der Bäck vorna herraußkomt. 15 Darnach thut man die Fetter von Knieck und auf beiden Seiden recht über die Rümlein herrauf und zieht das Rümlein mit dem Knopff durch daß Log. Aber nicht zu vest, aber auch nicht zu weid, daß er sie nur nicht herrunderbringen kann und daß er durchassen kann. Wann sie zu vest ist, so rud er nicht, aber wan 20 sie ihm recht ist, so macht er sich nichts drauß und steht görne. Darnach wierd er angeschut. Da ist daß Hundsletter am besten.// 12ν Da lest man sich eine rechte grose Hundshaut, wie gröser, wie besser, arweiden und mit Allaun und Saltz kar machen, so, das die Haud irawer feucht bleibt, nur nicht zu drucken, sonst briechts das Letter. Darnach schneid man Schu und Langfessell draus und 5 waß man braugt zu seinem Hüttenzeug. Die Schu werden auf folgende Art geschniden:
Iis. thust
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Auf disse Art müssen die Schu um die Fäng gethan werden, so, daß das Runde allezeit unten ist, sonst ist es vcrgehrt. Und niehmahl cndwetter den rechten Schu am lincken angemacht, da [ s o n s t ] e i n e r seinen Vogell nicht recht anschut. Und es sieht ein Falconier nur die Schu, so erkent er ihn gleich, das er kein rechter Falconier ist. Da niemt man den Schu und thut ihn um den Fang und niemt die Spitz a und fährt durch das Log b und strupfft gantz an dem Fang. Darnach niemt man ein spitzigs Stöckelein und macht sich eine runde Öffnung durch die zwey Löger b und c und niemt die Spietz d und föhrt mit durch die zwey Löger und strupfft es kantz genau an dem // Fang, das der Schu nicht kar zu vest an Fang komt, daß man den Schu herrumthräen kann. Darnach niemt man das Trais. Dis wird auf volgende Art gemacht: Von gudem Mössing wierd der eine Theil, wo sich drin dräen muß, vestgemacht und auf dem andern Theil hinneingethann, endweder gut vernüth oder ein gutes Blädlein draufgemacht, daß sich daß eine Theil gut herrumdrät. Aber das Trais muß gut und vest zusam/2?engemacht werden, daß [es], wann ein Vogell springt, nicht voneinander geht, und nicht grösser als wie es hier aufgezeignet ist.
oo
Disse zwey Schniede muß einer im Schu sein als wie der andere, in einer Läng, so [daß], wann das Trais angemacht ist, von Fang an der Schu 41/2 Zohl lang ist. Da niemt man die zwey Schu zusamen und fohrt durch den Ring von Trais. Darnach schübt man das Trais unter durch die zwey Schnied und zieht die untere Spitzen kantz ober des Trais hinnauf und das vest zusamengezogen, das die Schu kantz vest an das Trais komen. Darnach macht man sich [einen Rümen] von der Hundshaut, ist am besten vom Rucken das störckste, so lang das man ihn schneiden kann, 1)
i Is. dann statt da [sonst)
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20
25 13 ν
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ίο
is
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daß er oben so einen Finger breid ist und unten kantz verlohren spietzig wierd, in der Läng 2 Elen lang. Darnach lögt man oben auf dem breiden Theil, ein kleinen Finger breid, ein wenig starck Letter und wickelt es 2- oder 3mahl herrum und stiegt mitendurcb ein Log und stockt die Spietz durch und zieht es kantz durch, das es einen vesten Knopff giebt. Der Knopff darff nicht grösser sein, als das man versügert ist, daß er nicht durch daß Trais kann. Darnach schneid man 3/4 Elen oben von Knopff herrein einen // Schnied in der Mitte, fingerslang. Darnach föhrt man mit der Spitz durch den 1 ) untern Ring von Trais, biß der Schnied durch ist. Darnach föhrt man mit dem Knopff durch den Schnid und ziht es bis an das Trais vest hin. Disses heist man daß Langfessell. Ehe man aber anschut, so muß daß Letter mit Jünschliegt oder Fett geschmierd werden, und kann ihn jetz auf die Hand nehmen. Da lest man sich einen guden langen Handschu machen, von gutem Wildletter, aber doch nicht zu starck vom Letter. Sonst, wan er naß wierd oder von dem villen Aß schmutzig, so wierd er so steiff, das man keine Finger mehr zusamenb ringen [kann]. Hinden am Stülp bekomt der Handschu allemahl einen langen Schnied unten, mit einem Knopf, so daß man die Hand kann durchbringen und seinen Vogell dran anbünden. Dann ein Falconier hat seinen Handschu allezeit an der lincken Hand höngen, weil er zu uncomot ist zum Einschüben. Darnach schlögt man sich einen Pfahl, 8 bis 10 Schried von der Hütten, und bind seinen Vogell dran. Darnach macht man sich einen Rümen von dem dünsten Letter, eine Elen lang und einen gleinen Fingers breid. Und nicht kar in der Mitte schneid man einen Schnid hinein, das er so weit ist, das man die 3 ersten Finger bis an die Knirbell kann bringen. Das heist man den Prell, dan es darff kein Falck ohnaufgeprelt auf der Hand oder auf dem Boden stehen. Sobald sie ungeprelt stehen und sie spühren ein wenig Lufft, so wollen sie nichts als flügen und >) Hs. des
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bleiben nicht still // stehen und springen. So wierd er auf diese Art geprelt, wann man allein ist: Mann kniet sich mit dem rechten Fuß hinder dem Vogell nieder und [stelt sich] mit dem lincken aufrecht neben dem Vogell hin und stelt den lincken Fuß genau an die lincke Seiten des Vogell, das er nicht auf die Seitten weg kann. Darnach föhrt man sagte mit dem Schnid oben am rechten Flügell nein und föhrt mit dem undern Theil, so geschwind man kann, unter dem Flügell durch und oben auf dem Rucken herraus. Darnach schlüngt man die zwey Theil zusamen und mit dem untern Theil obenherüber gefahren und unten rum, und die SchleifFen obenherrauf gemacht, so, das die Schleiften allezeit oben ist und die zwey Theil unten. Es darff aber der Prell nicht vester zusammengebunden Wöhren, als daß man zwey Finger kann hinnunderlögen. Wann er vester oder weider geprelt wierd, so kann er gleich steiff währen, welchs ein Hauptfehler ist. Wann man den Vogell allein will auf der Hand abprellen, so vest 1 ) man mit dem Mund die Aufzugschleiffen an, und mit der lincke Hand helt man oben am Flügell und zügt ihn auf. Wann man den Vogell auf der Hand hat und er ist aufgeprelt und sprüngt von der Hand, so helt man die Hand genau am Leib und fährt mit der rechte Hand gleich unter dem Vogell nunder und hielfft ihm herrauf, dann er kann sich nicht helffen. Springt er aber ohne Prell, so föhrt man mit der Hand grat nauß, // daß er ein nicht mit seinen Flügellen auf den Leib komt.
Ur
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Zu Hauß macht man sich zuvor eine Reck, wo der Vogell drauf komt. Da niemt man eine Stange, so starck als ein Klaffterstückell, und nagelt ihn vest an, . . , 2 ) in die Höhe, das man kann den Vogell grad hinstellen. Darnach niemt man ein gutes leines Tug 5 und macht es um die Stangen herrum vest an, das es eine gute Elen lang herrunterhongt, und auf beiden Seiden vest angemacht. Dieses ist deswegen, wann ein Vogell auf der Reck steht und er sprüngt herrunder, daß er sich nicht um die Stangen schlüngen ' ) vest ----- fäßt
2
) hier fehlt offenbar die M a ß a n g a b e über die R c c k h ö h e
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kann und wieder nauf kann. Dann es darff niehemahl ein Vogel ohne Tug aufgestelt werden, weil man allezeit einen Schatten zu beförchten hat. Aber auch nicht aufgeprelt, sondern allezeit abgeprclt auf der Reck. Den andern Tag muß man sehen, daß man seinen Vogell zu assen bringt. Da niemt man einen guden Borst und helt ihn mit der rechten Hand den Borst vor die Füß, und mit der lincke Hand hebt man den Vogell unten beym rechten Fuß und thut mit dem Mund mäusseln oder schnalzen, daß der Vogell sich g ö m nach dem Aß bückt. Will er sich aber nicht bücken, so thut mann ihm ein wenig in den Fuß zwicken oder vesthalten, daß er sich ehr bückt. Seinen Vogell darff man unter der Hauben keine Noth leiden lassen, sondern gut Aß geben und bey guttem Leib erhalden. // Mann kann auch daß Frühjahr toppen auf dem Falckenlager als wie im Herbst, wann man nothwendig ein bar Vögell braucht. Disse heist man nach Ard Ländner, weil sie wieder zurückom«?en. Die sehen im Frühjahr kantz blaß auß. Da fängt man an zu toppen im halben Merz und kann fangen bis in halben Mey, aber mann kann nicht vill fangen. Erstlich komen sie nicht görn auf die Top ein, und wann sie hinkommen, so fussen sie nicht görn, das ist nach Art fangen, und halten sich nicht görn auf. Daher werden im Frühjahr keine gefangen, wenn man nicht einen nothwendig braugt. Biß er abgespunen ist, so kann man ihn nicht lang braugen, dann gleich nach Johanny fangen die Falcken an zu maussen. Darnach kan man keinen Falcken mehr flügen. Und mann muß beym Abspünnen gantz sagte mit ihnen umgehen, dann sie sind einem Hager von einer Mauß gleich. Beym Falcken heist [es] abgespunen und nicht abgericht. Wann einer spricht, ich habe einen Falcken abgericht, so weiß man schonn, das er kein rechter Falconier ist. Ehe man aber anfängt mit dem Vogell, so werden jedem Vogell an jeden Fang oben über die Schu eine rechte gute Rollen, die man nach Art Bellen heist, die einen rechten guten lauden Glang haben,
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angemacht als wie die Schu. Und waß zu lang ist an denen Schu und an denen Böllen wierd abgeschniten, aber nur nicht zu kurtz, daß es nicht aufgeht. // Ehe mann einen Falcken abspünt, muß er hauptsäglich einen guden Leib haben. Daher muß man ihm unter der Rauschhauben gut Aß geben, daß er einen guten Leib behclt, und ja nicht von Leib kom®cn lasen. Solang ein Vogell unter der Rauschhauben ist, so bekomt er lauder reines Aß, wo keine Fettern oder Knochen oder Pein drunter sein, dann sie könen nicht recht schleimten unter [der] Rauschhauben. Und das Aß [in] recht schön düne lange Bäck geschnieden, daß sie gut assen können. Daß muß hauptsäglich drauf gesehen werden, das die Vögell allezeit gutes frisches Aß bekomen. Und niehemahl ihnen ein Aß geben, wo nur ein wenig anfängt, zu rüchen oder von der Wärm angelauffen ist, dann wann ein Falck nur ein wenig solches Aß bekomt oder [solches] unter ein frisches komt, so thut es dem Vogell im Kröpf gleich versauren, und [er] schmeist daß Aß gleich und ist so vill als hin. Daher ervordert ein jeder auf seine Vögell genau acht zu haben, daß alles auf daß allerreinste muß gehalten wehren. Seinen Aßtiesch und Schüsseln und Hackstock müssen allezeit auf daß reinste erhalten werden, und nichts andorren lassen. Und einen guten kühlen Keller gehalten, der ebenfals rein mus erhalten werden, damit ihm Sonwer das Aß nichts an sich zieht. Und bei warmer Sommerzeit, sobalt wann man nach Hauß komt und man hat tode Dauben, die gleich aufgebrochen und // den Brug herrauß, und auch den Kropff herraußgerissen, daß es nicht über Nacht versauert und [man es] den andern Tag wegschmeisen muß, [und] in seinen Keller gebracht. Und niehemahl dem Vogell ein unrein Aß gegeben, ehr halb Hunger leiden lassen als ein rigents Aß, dann ein Falck kann überhaubt nichts Unreins leiden. Dann [lieber] erleid er in seiner Wildnieß Hunger, ehe er waß von Boden aufniemt, wo er nicht gefangen hat, und zwar den andern Tag ast er nichts mehr davon, wann er gleich den Tag zuvor hat 123
erst lügen lassen. Es muß auch hauptsäglich alle Tag die Aßstuben 10 und die Kammer, wo die Vögell stehen, die Schmelzeil rein und sauber außgebutz werden, damit niehemahl ein übler Gerug ist, und alles rein gehalten.
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Wann mann den Vogell auf die Hand niemt, so komt er allezeit auf die lincke Hand. So muß die Hand recht gleich gehalten werden, und die Schu durch die hole Hand genomen und durch die zwey mitlern Finger durchgezogen, daß das Trais aussen vor denen Finger ist, und daß Langfessell weitläuffig untenherrum [um] die zwey mitlern Finger rum gewickelt, und eine gute Faust gemacht, daß einem 1 ) der Vogell niehmahl, wann er springt, durch die Faust fahren kann. Und dem Vogell gut dragen gelörnt, so daß der Vogell allezeit auf dem Taumen zu stehen komt. Und die Hand recht schon gleich, so daß der Elenbogen grat an der // Seiden hinkomt. Aber nicht vest an Leib angelögt, so daß man mit der Hand hin und her bewegen [kann], so daß der Vogell allezeit auf dem Daumen steht. Der Ellenbogen und die Hand müssen wünckellrecht sein, sonst kann man keinen Vogel ordentlich dragen. Wann ein Falck auf die Hand genomen wierd, so muß er allezeit aufgeprelt werden. Jetz fängt mann an, seinen Falcken abzuspünen (8.) D e n l t e n T a g
giebt man seinem Vogell zu morgens so vill als einen halben Borst i« Aß und lest ihn eine Stunde stehen und prelt ihn auf und geht an einen kleinen Wasser, an einer Gögent, wo daß Wasser schön hell und seigt ist, so daß [es] dem Vogell Langfessell lang biß über den halben Leib geht. Da schlegt man einen guten Pfahl ans Wasser und bind seinen Vogell langfesselllang dran und ziht im die 15 Hauben ab und geht von dem Vogell weg, daß einen 2 ) der Vogell karnicht wahrniemt. So wierd sich der Vogell baden oder schauffen, ]
) Hs. ein
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-) Iis. ein
welches nach Art heist: der Vogell hat geschöpfft. Sobald der Vogell herraußspringt, so geht man hin und macht ihn über und über recht naß. Darnach niemt mann ihn auf die Hand und stockt ihm die Hauben an und stelt ihn ins Wasser und macht ihn // durchein naß, so daß man glaubt, er kann nicht mehr stehen. Wann man ihn recht naß machen will, so niemt man ein Wisch Stroh und wickelt ihn zusamen und dunckt ihn ins Wasser und haud ihn von weiden mit auf den Rucken, so daß die Tropffen recht ausfallen. Das macht ihn bis auf die Haud nein durchauß naß. Darnach niemt man ihn auf die Hand und zieht ihm die Hauben ab und niemt Wasser im Mund und spritz ihm an, daß er an Kopff auch gantz naß ist. Darnach niemt man einen Daubenflügell, die schon vorredig müssen davor sein. Die lincken sein besser. Darnach niemt man die Hauben in die holle Hand, daß das Troß oder der Busch zwischen dem Daumen und dem Finger oben herraußkomt, so daß das Tros gantz hinden anliegt. Und der Daumen muß grat nauß, da das gantze Theil, wo der Bäck herraußkomt kantz offen ist und föllig in die Hauben sehen kann. Der erste Finger wierd grad hingelögt an die lincke Seitten der Hauben, wo der Zug ist, grat auf den Zug, und mit diessem Finger wierd die Hauben darbey gehalten, so daß der Daumen und der Finger die kantze Halt von der Hauben ist. Die andern 3 Finger werden grat naußgeströckt.
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Darnach niemt man den Daubenflügell. Der wierd bey dem ersten Gelänck abgeschniden. Darnach schübt // man den Dauben- 17 ν flügell zwischen dem ersten und zweiten Finger durch, grat wo die Knirbell zusamengehen hinneingestöckt, so das er auf der Seitten hinder der Hauben anliegt. Diesses mus alles vohrher gelärnd werden, ehe man den Vogell auf die Hand niemt zum Abspünen. Mit dem Daubenflügell wierd der Vogell beständig 5 gestrigen, unter der Hauben und wann er die Hauben drunt hat. Und diesser Daubenflügell komt nicht aus der Hand, solang man den Vogell auf der Hand hat und bis er völlig abgespunen ist, sondern im^ervort gestrigen, dann mann haubt und streigt ihm 125
ίο nicht zu vill, dann dieses ist eine Hauptsag. Wann ein Vogell 1 ) recht durchgestrigen ist, so kann man es sehen, wann er schon lang abgespunen ist, denn dadurch verlührt der Vogell den Kützell und lest sich überall anrühren und gut aufprellen. Wann er aber nicht recht durchgestrügen ist, sobald man ihn anfast, so 15 fängt er an, zu keugen oder kar zu springen, und lassen sie sich nicht gut prellen. So ist es eine Hauptsag, und muß sich ein rechter Falconier keine Mühe noch Fleiß dauren lassen. i8r
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Wann also der Vogell recht naß ist, so fängt man an zu arweiden und stelt sich mit // seinem Vogell etliche Mahl gantz allein und haupt seinen Vogell ab und streigt ihn auf beitten Seitten des Flügeln recht herrunder am Leib und überzwerg der Fängen. Und auf solche Art wierd er im^ervort gestrigen. Darnach föhrt man kantz sagte mit der Hauben von unten herrauf, daß der Vogell-) kann ordentlich in die Hauben hinneinfahrn. Oben am Kopff dret man die Hand mit der Hauben herrum und helt es ihm vor den Bäck, als wann der Vogell den Kopff selbsten hinneinstöcken [wollte]. Darnach föhrt man sagte mit der Hauben in den Kopff und hielffts sich mit der Hand, daß der Bäck vorna ein wenig herraußkomt. Darnach langt man mit den 3 außgesträckten Finger dem Vogel ins Knieck und stockt ihm dem Kopff kantz durch die Hauben. Aber die Falcken zihen von Anfangs das Knieck ein und wollen sich damit helffen. Aber so offt man ihnen aufhaupt, so helt man mit denen Finger dem Vogell im Knieck und zieht ihm den Kopff solang herrauß, bis sie daß Knieck nicht mehr einzihen. Man lest aber niehemahl den Vogell lang unter der Hauben, sondern sobalt das er aufgehaubt ist, gleich wieder abgezogen. Aber mit dem Streigen muß im^/ervort angehalten werden, dann wie mehr ein Vogell gehaubt und gestrigen wierd, wie besser ist es. Darnach stelt man sich mit seinem Vogell auf die Kassen, wo Leud hin und wieder gehen, dann wie mehr Menschen // daß ein Vogell sieht, wie besser ist es. Aber mann muß sich recht in acht I i s . hat an dieser Stelle irrtümlich nicht
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) Iis.
\/ögell
nehmen, daß einem 1 ) niehmand von hinden oder auf der Scitten starck vorbeyläufft, sondern allezeit an eine Gögent hingestelt, wo mir niemand von hinden oder auf der Seitten kann vorbevlauffen, sondern dem Vogell allezeit vors Geschiegt vorbeygehen muß. Den Rucken allemahl frey gehalten 2 ). Mann kann sich auch frey stellen, aber da muß man sich hauptsäglich in acht nehmen. Sobald ich mein Vogell sähender stehen habe und es komt mir jemand von hinden oder auf der Seitten her, so dret man sich allezeit, daß einem 3 ) derjenige auf den Vogell grat zukomt, daß der Vogell den Menschen im/z?er im Geschiegt hat. Und auf keinen Fall gedräut, einen Menschen oder Hund von hinden oder auf der Seitten vorbeylauffen lassen. Wann man nicht imstande ist, sich mit seinem Vogell zu drehen oder [den Menschen] nicht zuzuruffen, das sie sagte gehen, so muß man seinen Vogell so geschwind aufhauben, als 4 ) man kann, daß einem 5 ) sein Vogell nicht von der Hand nuntergeschröckt wierd. Das ist der gröste Hauptfehler von einem Falconier und kann ihm nicht vergeben werden, wann er sich seinen Vogell von der Hand lest nunderschröcken. Das heist nach Art, er ist mir nundergeschröckt worden und hat hassalierth. Dann wann einem 6 ) sein Vogell abgeschräckt wierd, // und er hat ihn schonn die Helffte abgespunen, so darff man ihn wieder von frischem anfangen. Und bleibt ihm doch waß an, und kann man sich niehemahl auf einen solchen Vogell verlassen. Wann einer einen Falcken abspünt, und er wierd ihm von der Hand abgeschröckt, und er sagt nichts davon, auß einem solchen Vogell wierd in seinem Leben nichts, sondern er muß ihn auf die Letz todschlagen. j
Sobalt der Vogell nur ein wenig drocken ist, so geht man gleich zu einem Wasser und macht ihn wieder naß. Denn durch das Naßmachen bleibt er stehen. Sonst springt er alle Augenblieck ab. Dann die ersten 5 oder 6 Tag muß er im///er naß gehalten werden. Beym Tag muß man sich i n w e r auf der Gassen aufhalten, wo 7 ) 2 ) Iis. gebalt ') Iis. ein ') Iis. hat überflüssiges sieb
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ville Menschen hin und her gehen und i m ^ e r fleissig gehaubt und gestrigen, dann das Hauben und Streigen darff keiner 1 ) überdrüssig werden. W a n n es abwends ist, so geht man hin, w o ville 15 Menschen sein, stelt oder setz sich hin, w o ihm niemand v o n hinden vorbeygehen kann. Und ist es am besten, w o
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Zimwer sein und ville Lichter brennen. Diese muß man sich mit seinem Vogell zum Nutzen machen. W a n n mann sich mit seinem Vogell niedersetz, es mag Tag oder Nacht sein, allezeit an einem 20 Eck, w o niemand auf dem Rucken kann vorbeygehen. Zu abwends kann man seinen Vogell beym Licht 5 bis 6 Minuden ι·; ν sehender // stehen lassen, nur recht fleisig gestrügen. A b e r dieses ist zu mercken: Sobald ein Falck sehender auf der Hand steht, so darff man keinen Drit gehen, sonder [muß] stehenbleiben, bis er aufgehaubt ist. W a n n man sähender mit ihm gehen will, so sprüngt er gleich ab. 5
Zu abwends arweid man seinen Vogell vort, bis er durchauß drocken ist. Längstens bis 1 0 oder 11 Uhr muß er allezeit durchauß drocken sein; da muß man sich mit dem Naßmachen darnach richten. Darnach niemt man ein gudes Zügen und lest den Vogell unter der Hauben abzihen und giebt ihm 10 bis 12 Bäck A ß und
ίο zieht die Hauben vest zu und prelt ihn ab und setz ihn auf die Reck. Da f ö h r t man mit dem Langfessel 2 ) das K n o p f über die Reck. Unter der Stangen wierd ein Log hinneingeschnieden, da fährt man mit dem K n o p f herraus und macht v o n vorna mit dem andern Theil eine Schleiffe. A b e r das Trais muß allezeit oben I.S stehen. Diesses ist zu mercken: W a n n man seinen Vogell beym Licht arweid, und es brend nur ein Liecht 3 ) im Zimmer, so muß mann sich nicht so genau an die W a n d hinstellen, w o der Schatten hinfäld, sondern wann ein Mensch vorbeygeht, und der Vogell merckt den Schatten, so bedracht der Vogell den Schatten und 2or kann leicht her- // rundergeschreckt werden. Daher ist am besten: Wann mehr Vögell abspünen, so muß man ein Licht auf dem Ms. kein
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Tiesch haben und eins an der Wand, so daß keins 1 ) Schatten wierfft, sondern es muß recht schön hell sein. Wann man dem Vogell die Hauben will aufzihen, so niemt man vom 2 ) obern Zug den eine Knopf in den Mund, und der andere Knopf mit der Hand und zügt es auf. Und zugezogen werden die untere Zug auch so angefast, aber mit dem Auf- und Zuzügen muß man sich recht in acht nehmen. Sobald ich den Zug anfaß und will zihen, so thun sich die Vögell göhrn nunder begeben. Sowie sich 3 ) der Vogell mit dem Kopflf oder Leib ruckwerths giebt, gleich mit dem KopfF und Leib nachbegeben und die Hand dabey schüncken lassen, das [man] im Aufzihen die Hauben nicht runderzieh, und im Zuziehen die Hauben dem Vogell nicht im halben Kopff hinbring. Auf diesse Art kann der Vogell leicht böß gemacht werden und anfangen, zu hassaliren. Dann ein Falconier muß sich auf alle Fäll mit seinem Vogell in acht nehmen. Die Kamer, wo der Vogell zu stehen komt, muß hauptsäglich drocken sein und gut vermacht, das [sie] bey nachts stockvinster ist. Auf die Seitten herrum werden // 3 Schu von der Wand gleichstarcke Stangen herrumgemacht zu Reck, so 5 Schu hoch, ringsherrum mit gutem Leinentug vest angemacht. Und unten auf dem Boden 4 Schu breid, ein 1/2 Schu hoch roden Sand gemacht. Diesser Sand wierd naß gemacht und vestgeschlagen, daß er recht schön gleich ist, daß man die Lossung sehen kann, welches nach Ard die Schmelzen heist. Wann der Vogell nicht recht schmeltz, wenn er ungeschunt ist, die ist daran zu erkennen. Seine ordentliche Schmelzen ist weiß und dück schwartz dabey. Wann er aber nicht recht geschund ist, so schmeltzen sie rotzig und wässerich dabey. Wann er aber anfängt und schmeltz grün, so feld es ihm recht im Leib. Daher muß alle Tag die Schmelzell recht sauber weggebutz werden, und der Sand aufgescheiflet und recht schön gleichgemacht werden und nicht drocken werden lassen, damit er im/?/er vest bleibt und [man] alles genau sehen kann. ') i Is. kein
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Noch ist hauptsäg lieh darrauf seinen Vögeln in acht zu nehmen, das keine Fettern verderbt oder kar abgebrochen werden, und sich in allen Fällen genau in acht zu nehmen, daß denen Vögell einen Schatten an seinem Flügell [geschieht] oder [eine] Startfettern verderbt wierd. Sobalt man sieht, das einem 1 ) Vogell eine Fettern nur ein wenig // einen Brug bekomt, so niemt man gleich siedent Wasser und stockt den Flügell oder den Start, wo die knieckte Fettern ist, in den Sud, und ein bar Minuden drin lassen. Aber nur nicht zu weid nein, das [er] dem Vogell nicht bis an die Kiell geht, wo das Leben von denen Fettern anfängt. Ist die Fettern weid oben gebogen, das man es nicht biß über den Bogen kann ins siedent Wasser stocken, so niemt man gleine Ruben, die mann Meeren oder Gelberuben heist. Die thut man auf einem Kohlfeuer duchauß braden. Darnach schneid man sie all zu heiß mitten inn zwey und schübt sie durch die Fettern mitten auf den Bruch und drückt sie recht zusammen. So geht der Bruch herrauß. Wann aber die Fettern kantz entzwey ist, so schneid man sie nach der Art ab. Man muß aber Achtung geben, das [man] keine Nebenfetter, die neben herrausgehen, mit abschneit. Da schneid man die Fetter schlemß herrunder. Da muß man aber vorredige Nadell haben von aller Gattung, groß und kleine, nach denen Fettern. Die Nadell Wöhren auf einer Nadellfaberrick gemacht, von gudem Stahl, treyeckigt oben, und unten recht spietzig. Darnach wierd die Nadell in Salzwasser gedunckt // und die eine Spietz von der Nadell die Helffte in die Fettern gestockt. Darnach lest man den Vogell an einem Zügen assen, daß der Vogell helt. Darnach schübt man die Fettern mit der Nadell auch die Helffte hinnein. Wann es recht gleich abgeschnieden ist, so muß es man karnicht sehen, ob es abgebrochen wahr. Aber die Nadell müssen allemahl nach der Fettern genomen werden, nicht zu starck, auch nicht zu dünn, das nur die Nadell gut treyeckiegt sein, damit [sie] sich nicht dräen können. Und wann sie zu starck oder zu dück Hs.
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sein, so springen oder spalden sich die Fettern, und helt keine Nadeil. Ist aber die Fettern schonn am Leib gespalden, so muß man 10 von der 1 ) nehmlichen Vogellsart eine Fettern nehmen und des Vogell seine schönn gleich abschneiden, schlems weg, so das keine Nehwenfettern abfallen. Darnach schneit man die andere Fetter darnach ab und schüfft sie an auf der nehmliche Art. Wann ein Vogell zuschanden geht, so muß man [von] ihm allezeit die Flügell und Start aufheben, daß, wann ich Fettern braug zum Anschüfften, daß man ein Vorrath hat, dann das Anschüfften ist eine Hauptsag. Wann einem 2 ) Vogell die Flügell kantz abgeschnieden sein, und er wierd recht nach Art angeschüfft, so kann er allezeit gut flügen. Auf diesse Art darff man keine Fettern wegschmeissen; 20 und genau aufheben. // 221
(9.) D e n 2 t e n T a g
wierd der Vogell auf die Hand genomen zu morgens um 3 oder 4 Uhr. Und prelt ihn auf und macht ihn gleich naß und arweid ihn bevm Licht, biß es Tag ist. Darnach macht man ihn gleich wieder recht naß und haupt und streigt ihm fleisig vort, daß er so 5 bis 10 oder 11 Uhr drocken ist. Darnach lest man ihn ein gutes Zügen abzihen und gibt ihm 10 bis 12 Bäck Riendfleisch zu assen und stelt ihn auf die Kaschy. Die wierd auf folgente Art gemacht: Von leichtem Holtz, so leicht, das man sie machen kann, weil sie offt gedragen muß 10 Wöhren mitsamt denn Vögellen, wie ein ordentliches R a m « δ1/^ Schu lang, 2 gute Schu breid, und das Holtz 2 Zohl breid und 1 Zohl starck. Darnach macht man 20 Zohl von forna und 20 Zohl hinden rein ein gut leines Tug, doppelt zusammengenäht, gut 3 Finger breit, mit gutem langen Stroh außgefült, und nagelt 15 es auf die 6 Seitten herrum, 3 forna und 3 hinden, auf; so das andere in der Mitte bleibt lehr. Unten kommen 4 Füß, aber nicht ') I is. dem
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kantz an die Eck nauß, sondern 9 Zohl herrein, 1 Schu hoch. Darnach wierd, so lang das T u g angenagelt ist, grat rüber eine Handbreid voneinander leichte dünne Sprüssell gemacht. Dieß ist deswegen : Wenn ein Vogell herreinspringt, daß er nicht durch kann, u n d kan ff ihn mit der H a n d gleich wieder hinbringen. Darnach macht man sich 2 Tragbänder, dopelt, ein gute Hand breid, von gutem Leinentug, einen starken D a u m e n dück, mit langem Stroh gefült und 2mahl durchgenäht, vest, das sich daß Stroh nicht z u s a n w e n schübt. Darnach wierd an jedem E n d mit einer guten Sackschnur angemacht und angebunden. W o die Sprüssell anfangen an beitten Seitten, werden die Schnür angebunden, nach dem, der sie tragen muß. D a ß mitlere Theil des Holtz, w o man mit der Hand anfast, macht man runt, daß man es schön in der Hand 1 ) dragen kann. Auf diesse Caschy kann man 12 Stuk Falcken draufstellen. U n d wann mann sie dragen will, so stelt man sich in die Mitte und hebt es auf beitten Seitten auf. Und daß Dragband auf der rechten Seitten thut man über den Kopff auf die linck Achsell und das lincke auf die rechte Achsell, und auf diesse Art kann man sie weit dragen und recht comod über Stock und Stein. Wann man sich nur mit denn Händen darbey hielfft, so kann man es leicht dragen. Diesse Caschy wierd an einem Strieck, und unden ein Stück Holtz dran, daß man es2) durch die Dragläder anhöngen kann, an einen Baum, wo Schatten ist, hingemacht, oder an ein Stangen. Und die Vögell aufgeprelt auf die Caschy gestelt und hin und her geträht oder ge- // wend, daß sie imer in der Beweg u n g sint, und fleissig dabey angestrügen. Aber da m u ß allezeit ein Mensch bey denen Vögell bleiben, wann sie auf der Caschi stehen. Und die Vögell niehemahl allein lassen, sonst wann einer herrunderspringt, so kann er sich den grösten Schatten zufügen. Nach Mittag, wann der Vogell durch hat und nichts mehr im Kropff hat, welches man gleich füllen kann — mann darff nur mit 1
) Hs. / I a n
132
2
) I Is. es man statt man es
einem 1 ) Finger 2 ) unten am Halß hinneinlangen, so kann man es gleich spürren, wann er noch waß oben hat — macht ihn gleich wieder naß und arweid ihn vort biß 10 Uhr. Darnach lest man ihn 10 ein gutes Zügen abzihen und giebt ihm 10 bis 12 Bäck Riendaß und prelt ihn ab und setz ihn nieder und ziegt ihm die Hauben vest zu. Aber allezeit muß der Vogell recht drocken sein. Daß darff aber keiner nicht vergessen, daß er seinen Vogell aufgeprelt zu nachts niedersetz. 15 (10.) D e n 3 t e n u n d 4 t e n T a g wierd der Vogell gearweit als wie den 2ten. Nur recht fleissig gehaubt und gestrigen und imwer naß gehalten und sich keine Mühe dauren lassen, ausser den 4ten Tag zu nachts um 10 Uhr. Wann mann seinen Vogell will // niedersetzen, und es arweiden 23 ν mehr Vögell, so stellen sie sich rieng herrum, daß einer nur ein Schried vom andern steht. Aber es muß recht hell sein. Darnach niemt ein jeder einen Borst und lest seinen Vogell ein bar Bäck unter der Hauben assen. Darnach zieht man ihnen die Hauben ab, und fängt einer um den andern [an] laud zu ruffen hillo, hillo, hillo, 5 hillo! Und diesses so 10 bis 12mahl hindereinander, bis der Vogell so vill als einen halben Borst aufgeast hat. Darnach haubt man ihn auf und setz ihn auf sein Reck. Diesses ist zu mercken: Wann ein Vogell unter der Hauben ast, so thut man mit der rechten Hand an dem untern Zug mit denen Fingern anfassen und drückt die 10 Hauben mit dem ersten Finger zu, daß sie nicht unter dem Assen herrunderfallen kann. Daß heist die Hauben gestockt. (11.) D e n 5 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen als wie alle Tag. Wann er nicht görn beym Licht stehen will, gleich naß gemacht und fleissig gehaubt 15 und gestrügen biß um 10 Uhr. Darnach lest man // seinen Vogell 24r I is. ein
2)
Hinter Finger ein nicht eindeutig zu entzifferndes Wort wie nor oder vor
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wieder einen halben Borst sähender abassen, auf der nehmlich Art recht laud hillo, hillo, hillo geruffen und allemahl auf die Caschy gestelt. Und nach Mittag allezeit aufgenommen, wann er durch hat, und vortgearweid bis 10 Uhr, und wieder mit einem halben 5 Borst aufgeast als wie den Tag zuvor. Aber zu abwends, wann man mit seinem Vogell beym Licht sietz, so kann man ihn ein barmahl etliche Bäck 1 ) von einem Borst assen lassen. Sie werden frommer dabey und fangen an, leudsälliger zu werden. (12.) D e n 6 t e n T a g 10
15
24 ν
5
io
wierd der Vogell aufgenommen wie alle Tag. Sobalt es Tag ist, muß man mit seinem Vogell auf die Kassen gehen, dann in der Stuben darff man sich nicht vill aufhalten. Um 10 Uhr macht man sich einen Stock zurecht, der ohngefähr 3 Schu hoch ist, in einer Kammer in ein Eck oder auf eine Seiden, wo niemand hinneinlauffen kann. Darnach niemt man einen guden Borst und macht daß Langfessel lang und bind es an den Handschuknopff. Und stehlt sich vor den Stock und lest den Vogell ein barr Beck unter der Hauben assen und zügt ihm die Hauben ab und lest ihn auch ein bar Beck abassen und helt die Hand genau am Stock und stehlt ihn sagte auf den Stock. // Will er aber nicht von der Hand runder, so helt man ihn den Borst vor den Stock, daß er nach dem Borst langt und auf den Stock komt. Darnach thut man die lincke Hand so vill als ein Schu hoch und ein Schu weit vom Vogell halten; und mit der rechten Hand helt man den Borst über die lincke Hand, grat auf dem Taumen, und pfeifft dem Vogell, daß er auf die Hand springt. Sobald er auf die Hand springt, allezeit die Schu ordentlich in die Faust genomen und den Vogell allezeit ein baar Bäck abassen lassen. Und wieder auf den Stock gestelt und die Hand höher und weider gehalten, so daß er daß 3te Mahl langfessellang auf die Hand springt. Darnach gibt man ihm so vill als Iis. hat überflüssiges ihm
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ein geringer Borst außweist zu asscn und haupt ihn gleich auf, und geprelt und auf die Caschy gesteh. Nach Mittag, sobald er durch hat, gleich wieder auf die Hand genommen, naß gemacht und fleissig gearweid. Zu abwends bey Licht kann man sie länger sähender stehen lassen als wie sonstens, dann sie fangen an und wohlen sich butzen. Daß ist ein gutes ,7 Anzeigen, daß ihnen daß Wilde vergeht. Wann sich der Vogell anfängt zu butzen, so lest man ihn gehen und streigt ihn nicht und lest ihn außbutzen. Um 10 Uhr, wann man ihn niedersetzen will, so lest man seinen Vogell ein Zügen abzihen und lockt dabey, biß er es abgezogen hat. Darnach setz man ihn die Hauben auf und ziht ihm allezeit gleich auf der Stell die Hauben zu. Darnach macht mann die Kammer stockfinster und stehlt in die Mitte auf ein 6 Schu hoch Leuchterstock ein Licht. Diß muß stehen bleiben. Und nicht mit dem Licht herrumgekantfen! Darnach geht man zu dem Vogell und zieht ihm die Hauben auf und klopfft ihm auf die Füß, daß er nach Aß bückt. Und vest 1 ) mit dem Rundcrbucken daß Troß an und ziht ihm sagte die Hauben ab und pfeifft dabey. Darnach nicmt man die Spietz von Langfessell und föhrt mit der Spitz durch den Bäck von der Hauben und föhrt durch die Schleiffen, daß dem Vogell seine Hauben dran höngen bleibt und niehemahl verweckselt wierd. Und geht sagte in der Kamwer auf und ab und pfeifft dabey und gibt dem Vogell 3 bis 4mahl // etliche Bäck Hackaß zu assen, daß der Vogell recht räckfrom ist. Daß ist eine Hauptsag und ist besser, als wann er auf der Hand wehr. Mann muß zum Anfang, biß der Vogell abgespunen ist, allezeit eine Stund oder zum allerwenigsten eine gute halbe Stund mit dem Licht beym Vogell bleiben. Die Kammer, wo die Vögll zu stehen komwcn, muß ein wenig groß sein, damit man auf und ab gehen kann, dann die kleinen Kammern daugen nichts, wann man auf ein Eck muß stehen bleiben und nicht kann ordentlich auf und ab gehen. Der Letzte, l)
vest ^ fäßt
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is 25 r
5
10
15 25 v
5
ίο der auß der Kammer geht, niemt daß Licht mit und verwahrt seine Kammer, daß niemand anders darzukomen kann. (13.) D e n 7 t e n u n d 8 t e n T a g .
15 26r
5
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is 26ν
5
Zu Morgen um 3 oder 4 Uhr niemt man einen Borst in die Hand und geht finster zu seinem Vogell und pfeifft dabey und helt ihm den Borst vor die Füß und laß ihn ein Bäck so assen. Darnach halt die lincke Hand mit dem Borst hin, // daß er auf die Hand driet, und mach ihn loß. Und haube ihn vinster auf. Und aufgebreit und fleissig gearweid biß um 10 Uhr. Darnach wierd es grat mit auf den Stock die 2 Tag gemacht als wie den 6ten, aber nur, daß er allezeit höher und weider auf die Hand springt. Und [man] kann ihn ein wenig länger auf dem Stock stehen lassen als wie den ersten Tag. Aber zu morgens bey Aufnehmen muß man acht haben, daß er nicht vill von Borst abgriecht, sonst hat er zu vill und thut seine Schuldigkeit nicht, dann daß ist eine Hauptsag. Ein jeder muß seinen Vogell könnenlernen, wie er ist. Und niehemahl zu vill Leib geben, sonst, wan 1 ) sie frey sein, so thun sie ihre Schuldigkeit nicht. Und allezeit dem Vogell nicht mehr Leib geben als ein ordentlichen Flügleib. Den Flüg[leib] zu erkenen muß man genau beobachten lernen, wann ein wilder Vogell gefangen wierd. Und mann fült ihm seinen Leib, so darff er nur den halben Leib behalten; daß ist der ordentliche Flügleib, und der Vogell kann damit seine Schuldigkeit thun und aber niehemahl weniger. // Jetz macht man sich zuvor in einem Garden, wo keine Bäum nahe sein und der Vogell frey naußsehen kann, da macht man sich Juli von Rassen, ein jeder ein guten Schu hoch, in einer Gleichung an einer Mauer oder Blancken, 3 Schried davon, und ein jeden 5 Schried voneinander. So vill Vögell daß man hat, so vill Juli müsen gemacht werden. Diessen 2 ) Karden muß man sich in allen Fällen sücher machen, daß niemand einem 3 ) beylauffen kann. Auch 1)
Hs. man
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2)
Hs. diesser
3
]Is. ein
dicß muß man sich recht in Obacht nehmen, daß einem 1 ) kein Hund beykom///en kann, dann diesses ist ein grosser Hauptfehler. Wann Falckcn in Höffen sein, so muß man sich recht vor Hunden 10 in Obacht nehmen, dann die Schlechtfalcken haben erstaunlich Forcht 2 ) vor die Hund. Vorna an die Juli wierd, ein Schu davon, ein guter Stückell, oben mit einem Log durch, neingeschlagen, daß man allezeit das Langfessell kan dranbinden. Die Juli werden oben kantz rund gemacht, damit der Vogell kann recht schön 15 drauf stehen, j j
(14.) D e n 9 t e n T a g
27
wierd der Vogell aufgenomen wie allemahl. Vor dem Borst niemt man ein gutes Zigen, damit der Vogell nicht zu vill abast. Aber aufdretten auf die Hand muß man den Vogell allezeit lassen, und niehemahl, solang daß man ein Vogell hat, so von der Reck weg- 5 genomen, sondern dis ist auf keine Art erlaubt. Sobald es Tag ist, so macht man ihn naß und arweid ihn vort biß 10 Uhr. Darnach geht man mit seinem Vogell zur Juli und bind ihn gut an und knied sich mit dem rechten Fuß vor die Juli hin und zieht dem Vogell die Hauben auf und niemt den Borst und 10 lest den Vogell ein bar Beck unter der Hauben assen. Darnach zieht [man] ihm die Hauben ab und lest ihn wieder ein bar Beck assen und stehlt ihn auf der nehmliche Art auf den Juli als wie den ersten Tag auf den Stock, lest ihn aber nicht lang allein stehen, sondern lest ihn gleich auf die Hand springen, und diß 3 oder 15 4mahl hindereinander. Darnach ast man ihn auf und giebt ihm so vill, als ein 3 ) Borst außweist. // Wann er durch hat, ihn aufge- 27 n o m ^ e n und naß gemacht und recht fleissig vortgehaubt und gestrigen und sich keine Mühe niemahl dauren lassen. Zu Nacht 4 ) um 10 Uhr lest man ihn ein Zügen abzihen. Und dabev gelockt und auf der Reck ein barmahl ein bar Beck Hackaß geben und H s . ein
2
) I i s . foreb
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) I i s . einen
4
) I i s .nach
137
5 fleissig bey Licht in der Kammer herrumgekannen. Und niehmahl an seinem Vogell 1 ) was versäumt.
10
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15 2Hv
5
Das Hackaß wierd von denen Tauben, was überich bleibt, gemacht, wann es noch gut ist. Und ist [es] endweder zu alt oder von der W ä r m angelauffen, so wierd es mit einem Hackmesser zusam/^engeschlagen, H a u d und Bein, aber sauber gerupfft und darnach recht glar gehaut. Und mürbes Riendfleisch drunter und untereinander glar gehaut, und so vill als 6 Vögell oder 8 assen. So werden 2 Eyer drangeschlagen und untereinandergehaut, daß es kräfftig ist. Wann man aber früsche Dauben m u ß todmachen zum Hackaß, so schlögt man die Eyer zuerst in eine Schüssell // und schlögts glar. U n d lest die Dauben in die Eyer bluden und rührt es gleich untereinander, daß das Blud nicht zusatiwenlaufft. D a ß macht 2 ) daß A ß kräfftig. Die Dauben werden auf folgende Art am besten umgebracht: Mann niemt die zwey Flügell hinden zusamwen in die lincke H a n d und greifft mit der rechten Hand auf der lincke Seitten und reist die Haud über die Brust herrum, daß man grat ins Hertz kann sehen und stüegt mit dem Finger das Hertz ab und threts u m und lest daß Blud in die Eyer lauffcn. Wann also die Dauben tod ist, so heist man [sie] ein Bölfft. Will man ein Borst machen, so vest man den Bölfft an beiden Flügellen an und reist mit denen zwey Händen. Da lest sich der eine Borst ab. Darnach heist 3 ) man das andere Theil einen halben Bölfft. Wann man den andern Borst auch haben will, so vest man den Halß und den Flügell an und reist ihn vonander. So lest sich auch der Borst gut ab. Das 4 ) Ruckgrat von der Dauben wierd ein Rümbes genant, // wann mann die zwey F ü ß v o n dem Rümbes kantz wegreist. Die F ü ß werden Dien genent, und daß Rümbes heist darnach ein kall Rümbes. Die Borst werden sauber gerupfft bis an die langen Fettern anß letze Klenck. Wann also der Borst abgeast ist, w o der erste 5 ) Knochen angeht, und bleibt noch ein wenig v o n Borst dran, daß heist man ein gutes Zigen. Wann es aber abgeast ist biß ') H s .vögell
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2
) H s . möcht
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) H s . bist
4
) I Is. dem
s
) I i s .Ersten
auf den ersten Knochen am Gelönck, so heist man es ein kall Zügen. Und waß von diesem überich bleibt, macht man das Hackaß davon. Aber in Obacht muß man alles nehmen, daß alles rein ist und niehemahl angelauften, sondern nicht allein daß Aß, 10 sondern der Haustock und Tiesch und Schüssellen muß alles aufs reinste gehalten werden. Und niehemahl waß andorren lassen, dann es ist denen Vögell sehr schätlich, und werffen recht leicht 1 ) daß Aß, wann es nur ein wenig versauret ist. (15.) D e n lOten T a g
15
wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag und fleissig gehaubt und gestrigen. Und den Vogell beym Tag nur so /./ vill naß gemacht, das er nur braucht. Mann kann ihn nur mit dem Mund ansprietzen. Daß kann einer selber beobachten, wie starck er naß gemacht werden muß. Um 10 Uhr bind man seinen Vogell am Juli und lest ihn unter der Hauben ein bar Beck assen. Darnach zieht ihm die Hauben ab und laß ihn ein bar Beek assen. Darnach stehlt ihn auf die Juli und lest ihn auf die Hand springen und pfeifft man allezeit dabey. Und lest ihnn ein bar Beck assen und stehlt ihn auf die Juli und steht auf und lest den Vogell ein wenig allein stehen. Und helt ihm die lincke Hand mit dem Borst vor und lest ihn auf die Hand springen. Aber daß muß man allemahl beobachten, daß man die Hand nicht zu weid weghelt, damit der Vogell nicht vill 2 ) springt. Springt aber der Vogell von sich selber von der Juli, so helt man den Borst auf die Juli, so wierd der Vogell gleich nach dem Borst auf die Juli springen. Und las ihm ein bar Beck abassen vom Borst. // Und so lest man ihn 3 bis 4mahl auf die Hand springen und gibt ihm so vill als einen Borst zu assen und haupt ihn auf und stehlt ihn auf die Caschi, bis er durch hat. Und gleich wieder aufgenomen und vortgearweit bis 10 Uhr und ein Zügen abzihen lassen. Und auf die Reck gesteh und allezeit etliche Beck Hackaß auf der Reck gegeben. I Is. leich 2) vill r- . fehl 139
29 r
5
10
29 ν
5
(16.) D e n I l t e n b i ß z u m 1 5 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle T a g und fleisig gehaubt und gestrigen. Und ein T a g wie den andern den Vogell handiert, biß er recht höfffrom ist, dann es darff niehmahl ein V o g e l l eine Dau10 ben zu erst bekomen, biß er recht ju.ll- oder höfffrom ist. Um 10 Uhr bind man seinen Vogell an die Juli und stelt ihn mitsamt der Hauben auf die Juli und zieht ihm die Hauben auf und klopfft ihm auf die F ü ß , daß er nach A ß bückt. Und ziht 1 ) 30 r
ihm die Hauben ab und lest ihn stehen und geht auf // 8 Schried forna dem Vogell auf und ab und lest ihn so biß zwey oder 3 Minuden stehen und lest ihn auf die Hand springen. Und daß so allemahl 3- bis 4mahl auf die Hand springen lassen und dabey auf und ab gekannen und darbey gepfieffen, daß der V o g e l l recht jull-
5 from wierd, und beym Aufassen allezeit so vill [geben] als ein Borst außweist 2 ). Und zu abwends allemahl ein Zügen abzihen lassen und auf der R e c k etliche B e c k Hackaß gegeben. Und so wierd er ein T a g wie der andere handiert; und nichts versäumt an seinen Vögellen. io
Wann also der V o g e l l recht jullfrom ist, so kann man ihn den löten T a g anfangen, Dauben zu geben. E r muß aber recht jullfrom sein und kar kein scharffs Geschiegt machen, und, sobald man die Hand hinhelt, daß er gleich auf die Hand springt. Thuts der Vogell in diessen T a g e n 3 ) nicht, so helt ihn man mit dem A ß ,
15 daß er nicht so vill bekommt, oder er ist nicht fleisig gespunnen worden. //
>ov
(17.) D e n n l ö t e n T a g wierd der V o g e l l aufgenomen wie alle T a g und fleissig gearweid. U m 10 U h r macht man sich eine Dauben zurecht und bind sie an eine gute Schnur und geht mit seinem Vogell ins Frey, daß der Hs. zibe
140
2)
I Is. hat vor außweist ein überflüssiges ist
3)
Hs. tagen
Vogell ins Feld sehen kann, und steck in den Botten einen Bügeil, s daß er 3 Finger hoch steht. Und die Daubenschnur durch den Bügell gefahren. Und der mit der Tauben stehlt sich zur rechten H a n d und niemt die Dauben in die rechte Hand und die Schnur in die lincke Hand. Und der mit dem Vogell zur lincken Hand, 4 Schried von dem mit der Dauben in einer Gleigung, und denn 10 Vogell an eine Schnur. Und helt die Schnur vest in die rechte Hand, daß die Schnur 9 Klaffter lang Blatz hat. Wann alles vördig ist, so klopfft man dem Vogell auf die Füß. Sobald das er sich bückt, so haubt man ihn ab, und der schmeist die Dauben über den Bügell // 3 Schried nauß. Und mit dem Naußschmeissen, sobald die Dauben auf dem Botten ist, gleich mit der Schnur die Dauben 1 1 / 2 Schried oder 2 Schriet an sich gezogen, damit die Dauben nicht so vill Blatz hat. D e r mit dem Vogell und [der] mit der Tauben muß 1 ) sich auch 3 Schried vom Bügell stellen, daß der Bügell in der Mitte ist. Sobald der Vogell die Dauben gefangen hat, so geht man sagte um den Vogell herrum und pfeifFt darzu und lest den Vogell rechtschaffen würgen. Und fleissig um den Vogell herrumgekannen, aber nicht so nahe, sonder 3 Schried v o m Vogell, damit das der Vogell eine Außsiecht hat. Wann man so nahe um den Vogell geht, so ist grat, als wann der Vogell in einer Karrwer auf dem Botten steht. Wann der Vogell eingebrochen hat und ein wenig geäst hat, so knied man sich sagte einen Schrid v o m Vogell nieder und macht ihm an an einem Borstblatz von der Dauben, daß er recht assen kann, und reist der Dauben riengs um den Halß die Haud ab und zieht [sie] über den Kopff herrunder, so daß die Haud ausen und die Fettern innwendig sein, und machts so in der Läng als ein Finger lang. Darnach schmürt mans ein // wenig an dem Daubenschweiß, wo der Vogell ast, und giebt 2 ) das oberre Theil, wo dünn ist, dem Vogell hin, daß er es mit neinast. Das heist nach Art Schleimssell, dann die Falcken assen [es] recht görn. ' ) H s . hat überflüssiges man
2
) Hs. hat überflüssiges es
141
3ir
s
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15
31%
Sobald der Vogell so vill als einen halben Borst auf dem Botten 5 aufgeast hat, so niemt man einen Borst in die Hand oder reist selbigen von der Dauben a b ; und niemt [ihn] in die lincke Hand und helt [ihn] dem V o g e l l vor die F ü ß hin und lest ihn aufdretten und steht sagte mit ihm auf. Aber ehe man mit ihm aufsteht, muß sich einer neben hinknüen. Und sobald der Vogell aufdriet, muß 10 man gleich die Hand draufdöcken und mit dem Aufstehen unvermerckt wegzihen, daß der Vogell nichts davon sieht, sonst spriengt er von der Hand ab und will nach seiner Dauben fahren; und ast ihn auf, daß er so vill als einen gutten Borst bekomt. Und allezeit den Vogell auf der Stell aufgehaubt und niehemahl mit dem is Vogell einen Schried sehender gekannen. Nach Mittag um 2 Uhr niemt mann seinen V o g e l l auf die Hand und streigt ihn fleissig, biß er durch hat. Sobalt daß er durch hat, so haupt man ihn wieder, aber nicht mehr so offt. Man lest ihn 32 r auch /Ι nicht mehr lang sähender stehen, denn sie wollen vort. D a ß macht, weil er daß Lebendige bekomen hat. Und wierd auch den 16ten T a g nicht mehr naß gemacht, außer bey Licht kann man ihn fleissig hauben und lang sähender stehen lassen. Und kann ihn eine Stunde länger auf der Hand behalten als wie sonsten, 5 weil man ihn bey T a g nicht vill mehr haupt. J e t z bekomt der Vogell zu abwends kein Zügen mehr, sonder wierd niedergesätz. A u f der Reck kann man ihm ein bar B ä c k Hackaß geben, aber nicht vill, weil er ein Schleimsell hat. Bey Licht bleibt man bey ihm wie gewönlich. ίο
Diesses ist zu mercken: Wann man einem Falcken eine Dauben giebt, oder man flügt ihn vor Wild, so bekomt er allezeit ein Schleimseil, dann diß ist ihre Geschuntheit. Mann muß auch genau Achtung geben, ehe man den Vogell will zu morgens aufnehmen und die Hauben anstöcken, ehe er geschleimt hat. Und niehemahl
15 aufgenomen, biß er geschleimt hat. Wann einer auß Unversicht einen Vogell flügen lest, ehe er geschleimt hat, so thut er nichts und stelt sich auf einen Baum und geht nicht ehr herrunder, biß
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er gcschlcimt hat. Soltc aber ein Vogell anfangen // zu arweiden, daß er schleimten will, und hat die Hauben auf, so macht man geschwint und breit ihn ab und setz ihn auf die Reck und macht 1 ) die Kammer finster und haubt ihn ab und lest ihn so lang stehen, biß er geschleimt hat. Daher muß man genau acht haben, wann der Vogell geschleimt hat oder nicht, dann sobalt ein Vogell nicht schleimt so ist es ein süchers Zeigen, daß er nicht geschunt ist. Und muß ihn stehenlassen, biß er wieder schleimt. Und niehmahl mit ihm flügen, biß er wieder imstand ist, daß er ordcntlich schleimt. (18.) D e n 17ten Tag zünt man zu morgens um 4 Uhr ein Licht an und geht sagte zu seinen Vögell in die Kammer und bedracht, ob die Vogell geschläumt haben, welches man gleich wahrniemt. Diesses sein die Fettern und Knochen, die er den vorigen Tag hat mit neingeast, dann die Knochen wückellen sie in die Fettern. Wann der Vogell alles durchgedaut hat, so fom///ierd der Vogell die Fettern auß dem Magen in den Kropflf, und von da schleimt er es gleich durch den Bäck herrauß. Und liegt gleich unter dem Vogell, in Form als wie eine Nutell, wo man die Gänß mit pfröckts. Wann also der Vogell geschleümt [hat], // so niemt mann ein Zigen und lest ihn recht schönn aufdretten und haubt ihn Reissig, bis Tag ist. Darnach haubt man ihn nicht so offt mehr. Um 10 Uhr gibt man ihm die Dauben als wie den löten Tag. Nur allezeit recht fleissig herrumgekannen, das er recht auf dem Botten from ist, und aufgeast als wie zuvor, so vill als ein guter Borst auf der Hand außweist. Und nach Mittag witter bald auf die Hand genomen; wann er durch hat, angefangen zu hauben. Aber nicht lang sähender stehen lassen, ausser bev Licht. Der Vogell bekomt zu abwends kein Zügen mehr, weil er die Dauben bekomt. Daß heist nach Art: daß Leben. Hs. mach
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10
(19.) D e n 18ten u n d 19ten T a g
wierd der Vogell gearweit als wie den 17ten Tag. Nur mit der Dauben stehlt [man] sich 5 Schried vom Bügell, und schmeist mit dem Abhauben die Dauben 4 bis 5 Schried über den Bügell. Sobalt der Vogell nach der Dauben föhrt, die Dauben gleich ein bar 15 Schried an den Bügell gezogen, das die Dauben nicht so vill Blatz hat. Und auf die nehmliche Art aufgeast und fleissig bey ihm herrumgekannen und darbey gepfieffen. // Bv
5
ίο
15 34 r
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(20.) D e n 2 0 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag, wann er geschleimt hat, und beym Licht fleissig gehaubt. Auf der Gassen nur dann und wann, aber nicht lang, sähender stehen lassen, sonder sie wollen gleich abflügen. Um 10 Uhr geht man mit seinem Vogell aufs frey Feld oder in einen Karden, wo Freiung ist, und bind seinen Vogell allezeit an einer gutten Schnur. Und der mit der Dauben stelt sich vom Vogell 18 bis 20 Schried. Wann alles vördig ist, so zieht man dem Vogell die Hauben auf und reckt die lincke Hand grat auf der Seitten nauß. Und der mit der Dauben hat die Dauben an der Schnur und lest ihr so vill als eine Klaffter lang die Schnur und lest die Dauben so klaffterlang flügen. Und sogleich wieder in die Höhe geschmiessen, daß die Dauben im#/er im Flug ist. Daß heist getopt. Sobalt der mit der Dauben anfängt zu topen, so haupt der [andere] gleich seinen Vogell ab. Aber [wenn] der mit der Dauben anfängt, zu toppen, so fängt er auch zugleich an, zu locken, recht laut hillo, hillo, und dieß so lang, biß der Vogell die // Dauben gefangen hat. Der Dauben aber nicht länger Blatz gelassen als klaffterlang. Und fleissig bey ihm herrumgekannen und seinen Vogell genau beobacht, wie er auf dem Botten ist, ob er ein scharffs Geschiegt macht oder nicht. Und bey seinem Vogell niehemahl waß versehen und allezeit seine Schultigkeit gethan, wann man waß auß seinen Vögell bringen will. Und seinen Vogell nach 144
Art aufgeast, so daß er allezeit einen gutten Borst Aß bekomt. Und nach Mittag allemahl aufgenomen, ehe er schür durch hat, und zu abwends beym Licht gehaubt bis um 10 oder 11 Uhr, dann ein Falckstuck darff in der kantz Abspünnung als 1 ) 5 oder io 6 Stund Ruh haben. (21.) D e n 21. T a g b i ß z u m 2 4 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag und gearweid als wie den 20ten Tag, ausser aufs frey Feld, wo kein Baum oder Dauben genau beym 2 ) Vogell sein, dann der Vogell darff niehemahl waß anders ins Geschiegt grügen, sondern bloß die Dauben, wo er mit angetopt wierd. Und die Dauben auch nicht mehr Blatz gelassen, als [dass sie] bis 5 oder 6 Schried // naußflügen kann. Den 21. Tag stehlt man sich mit der Dauben vom Vogell 36 Schried. Den 22. Tag 50 Schried, den 23. Tag 80 Schried, den 24. Tag 110 Schried. Und diesses allezeit in Obacht genomen: Sobalt der den Vogell abgehaubt hat, muß allemahl die Dauben in der Höhe flügen. Und allemahl recht laud gelockt, bis der Vogell die Dauben gefangen hat, dann daß muß eins sein: anfangen zu locken und die Dauben flügen zu lassen und den Vogell abhauben, damit allemahl der Vogell seine Dauben ins Geschiegt bekomt. Und nur fleissig gedragen und gestrigen und bey Licht gehaubt. Den 25ten Tag wierd der Vogell beym Tag auf der Gassen karnicht mehr gehaubt. Und allezeit den Vogell nach seiner Art behandelt, wie es sichs gehört, und auf keinen Fall waß versäumt an seinen Vögelln.
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34v
5
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(22.) D e n 2 5 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag. Um 10 Uhr geht man 15 mit seinen Vögelln aufs freye Feld und zieht im das Langfessell herrauß vom Trais und vest 3 ) das Theil vom rechten // Schu oben 35r ') als — nur
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fäßt
145
beym Trais über daß Trais herrunter, und gantz durch, so, daß das Trais an dem lincken Schu vest bleibt und die zwey Schu völlig voneinander [sind]. Auf diesse Art wierd ein Falck loßgemacht. Darnach stelt sich der mit der Dauben 120 Schried vom Vogell. 5 Der mit der Dauben muß *) aber allezeit so stehen, daß der Vogell gögen den Wind flügt. Mit dem Abhauben fängt der mit der Dauben an zu locken, biß der Vogell komt, lest aber der Dauben nicht mehr Blatz als 5 bis 6 Schried vom Mann. Und den Vogell allezeit recht würgen lassen und recht um ihn herrumgekannen, daß er io nur recht auf dem Botten from wierd. Diesses ist eine Haubtsag. Und nach seiner Art aufgeast und nach Mittag bald wieder auf die Hand genomen bis 10 oder 11 Uhr und bey Licht 2 ) gehaubt. (23.) D e n 2 6 t e n u n d 2 7 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag und handiert als wie is den 25ten Tag, außer die 2 Täg kann sich der mit der Dauben 3 ) den 26. Tag 130 Schried vom Vogell und den 27. Tag 150 Schriet// 5ν vom Vogell [stellen]. Der Dauben niehemahl mehr Blatz gelassen als 5 oder 6 Schried weit. Und seinen Vogell nach der Art aufgeast und fleissig gedragen. Der Vogell wierd jetz alle Tag loßgeflogen, und an keiner Schnur mehr. 5
10
(24.) D e n 28 b i s 3 0 t e n T a g wierd der Vogell aufgenomen wie alle Tag. Und ein Tag wie den andern handiert. Den 28ten Tag stehlt man sich auf 150 oder 160 Schried allemahl vom Vogell. Und mit dem Abhauben gleich anfangen zu topen und zu locken und der Dauben nur eine KlafFter lang Blatz gelassen. Sobald der Vogell bis auf 30 oder 40 Schriet hinkomt, gleich die Dauben an sich am Leib gezogen, daß der Vogell nichts von der Dauben sieht. Und wie der Vogell 2 ) Hs. lieb 3 ) Die Worte der mit der Dauben Hs. hat überflüssiges sich der Hs. irrtümlich umgestellt und finden sich am Anfang von fol. 35 ν
146
sind in
hinfahren will, daß er noch 8 biß 10 Schried von einem 1 ) ist, mit der Hand hinnaufgefahren und den Vogell in die Höhe gejagt, mit einem lauden Geschrey huhaha, huhahaha, huhahaha. Aber dem Vogell imwer im Geschiegt behalten, so flügt der Vogell oben über dem Kopff herrum. Und etliche Mahl da- // bey gelockt. Will aber der Vogell außgehen und keinen Rieng hollen und den Mann nicht halten, so lest man die Dauben ein wenig flattern und lockt den Vogell recht laut an. So wierd er sich gleich wenden und nach der Dauben fahren. Aber gleich wieder eingezogen und mit huhahaha, huhahaha in die Höhe gejagt, damit daß der Vogell lernd, den Mann zu halten. Den ersten Tag lest man ihn nicht öffter als 4mahl oben herrumrefüren und lest die Dauben auf 6 oder 7 Schried naufflügen. Sobalt man aber die Dauben flügen lest, so rufft man so geschwient als man kann 4- bis 5mahl hillo. Mit dem geschwinden hillo-Ruffen merckts 2 ) der Vogell. Wann man recht geschwind hillo rufft, so wend er sich gleich nach dem Ruff zu. Den 29ten Tag kann man ihn 6 bis 7mahl oben herrumrefüren lassen. Und den 30ten Tag kann man ihn 9 bis 10 mahl oben herrum refüren lassen. Und so wierd er die trey Tag handiert und allemahl nach seiner Art aufgeast. Und dem Vogell seine Schultigkeit getahn und fleissig getragen und gestrügen. Gehaubt wierd er jez nicht mehr, nur getragen und fleisig gestrügen. //
(25.) D e n 3 1 t e n u n d 3 2 t e n T a g kann mann seinen Vogell aufnehmen zu morgens um 6 Uhr. Und nicht mehr gehaubt, sondern nur fleissig gestrigen. Um 10 Uhr geht man mit ihm aufs Feld und macht ihn loß und zieht ihm die Hauben ab und lest ihnn frey so flügen. Mann greifft aber gleich nach seiner Dauben an der Schnur und fängt an zu locken, ohne daß man die Dauben flügen lest. Und wann der Vogell über einem 1 ) daherkomt, so jagt man ihn mit lauden Geschrey huhahaha I Is. ein
2)
I is. mercksl
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ίο huhahaha in die Lufft. Mann lest die Dauben etliche Mahl nur ein wenig flattern, daß der Vogell [sich] recht gewohnt, den Mann zu halten. Und sobald man am Vogell merckt, daß er zu weit naußflügen will, gleich angefangen zu locken und mit der Dauben zu topen, daß der Vogell wieder auf einen 1 ) zukomt. Und lest 15 ihnn so 8 oder lOmahl herrumrefüren. Die Dauben aber nicht mehr als 5 bis 6 Schried Blatz gelassen zum Fangen. Und nach seiner Art aufgeast. Nach Mittag kann man ihn wieder 4 bis // r 5 Stund auf die Hand nehmen. Aber bey Licht, wann er abgehaubt auf der Reck steht, kann man eine Stunde bey ihnen bleiben. Wann sie aber auf der Chaschy stehen, so muß man sie auch anstreigen, 5 und die Chaschy hin und wieder schocken, wann sie aufgehöngt ist. Und so werden sie die 2 Tag gearweid und handiert.
(26.) D e n 3 3 t e n u n d 3 4 t e n T a g
ίο
is 7v
5
werden die Vögell aufgenomen und gedragen als wie denn 32ten Tag und auch so handiert, ausser, man haubt zwey Vögell miteinander zugleich ab. Und lest sie 10 biß 12mahl oben herrumrefüren, läfft oder reit so bis 150 Schried nauß und lockt dabey, damit sie denn nachflügen, und lest die Dauben ein glein wenig dabey flattern. Wann sie 9 oder lOmahl herrumrefürt haben, so reit man wieder so auf 30 Schriet nauß und lest seine Dauben ein glein wenig flattern und lockt sie zu, sobalt sie komen. Und sein [sie] auf 12 oder 15 Schriet noch von einem 2 ), so hat man eine früsche Dauben bey sich, die vorher // schonn zurechtgemacht wierd. Der Dauben reist man auf beiden Flügell 2 Fettern von denen langen Schwingen auß. Sobalt die Vögell angelockt 3 ) werden und sie komwen auf einen 4 ) zu, so zieht man die Dauben mit der Schnur an sich und würfft die losse Dauben nauß mit einem rechten geschwinden Hillogeschrey. Sobald die Vögell die Dauben gefangen haben, so mach man, daß man gleich hinkomt, und giebt dem einen Vogell *) Hs. ein
2
148
) Hs. ein
3
) Hs. angelock
4
) Hs. ein
in die Füß ein Dauben oder einen Pölfft und laß sie auf dem Botten beyeinanderstehen; und rechtschaffen würgen lassen. Wann mann zwey Vögell bey einer Dauben lest, so können sie einander selber bey Kopff bekommen und einander würgen, welches dem Vogell 10 Schatten thut und macht ihn forchtsamw. Und nach Art aufgeast. (27.) D e n 3 5 t e n u n d 3 6 t e n T a g werden die Vögell handiert als wie den 34ten Tag, außer mann kann 3 oder 4 Vögell miteinander flügen lassen, dann zu einem Refürflug gehören 3 oder 4 Vögell. Und // [man] kann sie recht untereinander herrumrefüren lassen. Und Achtung auf sie geben, daß sie schön beyeinander bleiben und den Mann halten, daß ist ein Hauptwerck. Die Dauben kann man ihnen frey flügen lassen. Und keine Fettern außreissen. Aber die Dauben nur nicht so weit von denen flüegen lassen, sondern die Vögell recht schön zusamwengelockt, daß sie beyeinander sein. Sobald sie gefangen haben, gleich einem 1 ) jeden allein auf dem Botten eine Dauben oder Pölfft gegeben, und nach Art aufgeast. Jetz ist der Vogell vördig und darff nicht mehr gedragen werden, sondern nur auf der Chaschy angestrigen. Und zu nachts auf der Reck abgehaubt, sobalt es finster ist, und mit dem Licht bey ihnen geblieben, bis sie anfangen wollen zu springen. Dann 2 ) alle abwends, so offt das sie abgehaubt 5 ) werden, muß man zum wenigsten eine halbe Stund bey ihnen bleiben. Und auf und ab gekannen, das sie imwer from bleiben, jj Jetz ist der Vogell abgespunnen und vollkomen vördig und [man] kann ihn vor Wild flügen. Aber ein Falck muß zum allerwenigsten alle Tag handiert werden und niehemahl keine zwey Tag hindereinander auf der Hand aufgeast werden. Flügt man ihn nicht vor Wild, so lest man sie so refüren oder stell sie im Hoff und lest [sie] im Hoff außspringen auf der Juli und etliche Mahl ') Hs. ein
2)
Hs. hat überflüssige Worte es wierd
3)
Hs. abgehaub
149
38 r
s
to
β 38v
5
auf die Hand, dann ein Schlcchtfalck hofft görn. Und werden oflft gehofft. Daß heist: der Falck hofft, wann er auf der Juli steht und es ist ein glein wenig warm, so thut er seine Flügell kantz außein10 ander und den Start völlig voneinander und bleibt kantz still stehen. Auf diese Art hofft der Falck. Und in Sommerszeit thun sie sich görn batten. Daher muß man im Sommer die Schlechtfalcken 1 ) zum wenigsten alle Mohnet zweymahl batten, sonst, wann ich mit denen Vögell flügen thu, 15 und sie sehen ein blanckes Wasser, so sein sie imstand und gehen 39 r ab und batten sich wie eine Ganß. Und wann er auß- // gebad hat, so flügt er auf einen Hügell und fängt an zu hoffen, biß er drocken ist, und [man] kann nichts mit ihm machen, biß er drocken ist. Dann daß Baden ist ihnen eins vom Liebsten. Wann man Gelögenheit hat, sich ein Bad herzurichten, so kann es recht leicht gemacht 5 werden in einem Garden, wo ein Bronnen ist. Diß wierd gemacht im Rassen und in Form von Holz als wie ein Mulda, 8 biß 10 Schried lang und 4 Schried breid. Und flag herrum gemacht, so daß in der Mitte nur ein Schu tieff ist. Und nebenherrum mit schmallen Leisten beschlagen, damit, wann der Vogel! ins Bad geht, daß er ίο schön hinneinlauffen kann. Und thut ein wenig Sand und gleine Wasserstein darzu hinneinschmeißen. Aber daß Wasser muß allezeit recht schön hell sein. Und nebenherrum ans Bad werden Juli gemacht, jeden 4 Schried voneinander, damit die Vögll nicht zusammn kommen können. Kann man sich aber kein Bad machen, 15 so muß man sich einen Fluß außgehen, der nicht so starck laufft, sondern gemach, und schön seigt und hell, daß sie sich görn wν baden. Selbigen Tag, wann mann // seine Vögell baden will, so thut man sie zu Morgen, so um 9 Uhr, aufassen und lest sie 2 Stund stehen. Darnach setz man seine Vögell ans Bad und haupt sie ab und geht weg von ihnen, das sie einen 2 ) nicht sehen, und bind sie recht langfesselllang an. So werden sie 3 ) sich recht 5 baden. Wann sie sich außgebad haben, so geht man zu ihnen hin 1
) 1 ls. Schlechfakk.cn
150
2
) 1 Is. ein
3
) Hs. sich
und niemt sie auf die Hand und stöckt ihnen die Hauben an. Den andern Tag muß man sie aber drauff hoffen. Will mann sie aber den andern Tag vor Wild flügen, so giebt man ihnen zu morgens das halbe A ß ; und in einer Stund anß Bad. Und nach Mittag 10 werden sie in 1 ) [den] Hoff gesetz, und die andere Helfft Aß aufgeast. (28.) J e t z k a n n m a n n v o r W i l d f l ü g e n . Die Vögell werden allezeit auf der Chaschy nachgedragen, dann der Vogell steht besser auf der Chaschy als auf der Hand. Er 15 wierd nicht so mütht als wie auf der Hand. Wann man mit Refür- / / vögell vor Wild flügen will, so muß man allezeit sehen, daß der 40 r Rabe oder [die] Elster in einem Baum stehen, auch nicht zu groß und auch nicht zu genau aneinander, sonst briengt man sie nicht herrauß. Sobald das es man weiß, daß ein Wild im Baum steht, so haubt man seine Vögell auf 3 bis 400 Schriet vom Baum ab und 5 lest die Vögell oben herrumrefüren. So bleibt daß Wild im Baum stehen auß Forcht. Darnach lest man seine Vögell auf den Baum zu reführen. Und niemt einer die Dauben in die 1 ) Hand und lest [sie] ein wenig flattern und lockt seine Vögell an und reit auf den Baum zu, waß das Pferd lauffen kann, und die andern alle gleich 10 nach; so flügt das Wild herrauß. Mit dem Raußflügen recht geschwient die Vögell angelockt. Wann des Wild wieder in 2 ) [einen] Baum flügt, so helt man mit dem Herraußjagen an, bis das Wild gefangen ist; und giebt eine schönne Jagt. Mann niemt einen Schuhu mit, wann eim-we Raben im Holtz stehen, oder wo vill 15 Bäum sein. So lest man den Schuhu an die Gögent hin- // flügen, 40 * wo ein Baum ist. So wierd der Rabe oder die Elster gleich komwen und sich in 3 ) [den] Baum stellen. Auf diese Ard flügt man vor wilde Enden, wann sie an einem kleinen Teig oder Fluß lügen. Diesse wollen karnicht auß dem Wasser, wann sie Falcken sehen. Daher kann man sie nicht gut 5 *) H s .
der
2
i Is.
im
3)
I Is.
im
151
10
is 4i r
5
herraußbringen, wann man nicht recht beykomen kann, dann sie verstöcken sich auf die Letz als wie Feldhüner. Die Hager von einer Mauß, die sein am besten vor wilde Enden. Wann sie gefangen haben, so werden sie nach der Art aufgeast und gleich wieder auf die Chaschy gestelt. Der Schuhu, den mann hat, muß from gedragen werden, so offt daß man ihn flügen lest, daß er sich wieder aufnehmen lest. Er wierd angeschut als wie die Hawicht, und ein längs Langfessell dran. An die Spietz von Langfessell komt ein Fuchßschwantz drann. Es stallen das Wild lieber, wann sie was dran sehen, und ist auch zum Aufnehmen sehr gut. Wann man den Schuhu vom Botten aufnehmen will, so reit man ein barmahl um in rum, j j und an dem Sadell vorna hat man ein gutten dünnen Stecken mit einem Hacken oben in einer SchleifFen stocken. Mit diessem Hacken langt man vom Pferd in das Langfessellen, das man den Fuchßschwantz bekomt, und zieht den Schuhu herrauf auf die Hand. Auf diesse Art wierd der Schuhu allemahl auf die Hand genomen. (29.) E i n e n S c h l e g t f a l c k e n a b z u r i c h t e n v o r R a b e n , die v o r n a w e g f l ü g e n .
Da muß man allemahl schonn vorräthigi Raben haben, damit ίο man mit dem Handiren nicht aufgehalten wird. Die Raben sein im Herbst am besten zu fangen. Mann schneid sich bürckene Rüden, wo oben 3 lange dürnen Nebenzweig naußgehen, wenigsten jede Spietz elenlang. Da werden die trey Theil schönn außgebutz und an dem dücken Theil, wo die dünnen Rüden an15 fangen, ein gute Spannen drüber abgeschnieden. Und daß obere dücke Theill herrumgeträht als wie eine Wüll und einen Hacken 4i ν drangemacht // und das untere dücke Theill auch elenlang gelassen und sauber außgenäst. Darnach sucht man sich einen Baum auß, der allein auf dem Feld steht, und schneid oben die Spietzen oder 152
die dünnen Zweig herrauß. Den andern Tag zu morgens, ehe die Raben vom Holtz außflügen, schmirt man die dünna Theil mite guttem Vogellleim und höngts in [den] Baum, daß die Spietz s oben naußsehen. Wann die Raben außflügen, so lest man seinen Schuhu an diesser Gögent ein barmahl flügen, bis Raben komwen. Wann also Raben an dieser Gögent sein, so niemt man den Schuhu und lest ihn an den Leimbaum zuflügen, das er ohngefähr auf 20 Schried vom Baum komt, und geht zurück. So werden die 10 Raben gleich kommen und auf den Schuhu stallen und sich auf den Baum wollen stellen, ihn zu bedrachten, und sich fangen, dann auf diese Art fangen sie sich görn. Wann einmahl eine runderfält, so flügen die andern noch ehr hinnein. Nur muß man sich einen Tag dar- //zu nehmen, daß keine Sonne scheind, oder recht früh, 42 r dann wann die Sonne auf den Leim scheind, so stehlt sich keine auf den Baum, sondern alle auf den Botten, und [man] bekomt keine und ist alles umsonst. (30.) E i n S c h l e c h t f a l c k v o r R a b e n w i e r d v o r d g e a r w c i d biß zu dem 23ten Tag, 5 aber er bekomt lauder schwartze Dauben vor dem Bügell und auch beym 1 ) Abtopen. Den 24ten Tag gibt man ihm einen 2 ) Raben vor dem Bügell, als wie im 3ten Tag zum Dauben geben. Aber denen Raben wierd allemahl, so offt ein Vogell gedrent wierd, der Bäck vest zugemacht. Da niemt man eine Nadell mit Zwiern 10 und stügt ihr durch daß Nassenlog durch und bind es vest zusamen. Auch die A u g e n : Da niemt man die Nadell und fährt 3 ) mit der Nadell unter dem Augenlied durch und mit dem Fatten oben über dem KopfF herrüber und stügt unter das andere Augenlied durch und thrät die zwev Theil des Zwiern oben über dem 15 Kopff zusammen. Da zihen sich die Augen- // lieder zu. Daß heist 42ν aufgnäht. Darnach niemt man eine gleine dünne Schnur und biend dem 4 ) Raben die hindere Glauen an das Pein nauf vest an, damit v)
Hs. bey
2)
Iis. eine
3)
I Is. fähr
4)
Iis. der
153
sie nicht kreiffen können und den Vogell forchtsam machen. Das heist geschränckt. Den Tag zuvor thut man seinen Vogell ein wenig halten, daß er sie nur zum ersten Mahl gleich fängt. Den Vogell lest man ein glein wenig würgen in dem Raben und schreid darzu, als wie Raben schreien, den Vogell begürhiger zu machen. Den Raben zu salviren niemt man einen schwartzen Bölfft und schübt den Bölfft dem Vogell unvermerckt unter den Raben und lest den Vogell recht würgen. Und sein halb Aß dabey aufgrähen lassen. Wann der Vogell auf dem Botten ast an einen Bölfft, so heist aufgräht. Ehe aber der Vogell vor dem Raben wird abgehaubt, so glopfft man dem Vogell auf die Füß, daß er sich nach Aß bückt und nicht zu weit naußschaut oder gleich von der Hand wegflugt. /./ (31.) D e n 2 4 t e n T a g stelt man sich mit dem Raben 4 biß 5 Schrid auf der rechten Seitten vom Vogell und glopfft dem Vogell auf die Füß und haubt ihn ab. Und mit dem Abhauben weist man dem Vogell den Raben — sehen lassen — und lest ihn so 3 biß 4 Schu hoch vom Botten flügen, daß der Rabe 10 biß 12 Schrit naußflügen kann. Wann man genug Raben hat, so kann man sie recht würgen lassen. Aber wann man es nothwendig braugt, so salviert man sie gleich. Aber der Rabe muß vor dem Vogell unter denen Füß bleiben biß man ihn auf die Hand genomen hat. (32.) D e n 2 5 t e n T a g kann man seinen Vogell loßthun. Und der mit dem Raben stehlt sich grat vom Vogell 18 bis 20 Schried. Und sobald der Vogell abgehaubt ist, den Raben naußgeschockt, daß er zwey Mann hoch vom Botten flügt und auf 25 biß 30 Schried naußflügen kann. Und allezeit nach seiner Art handiert und aufgeast wie bey dem Refürvogell. //
154
(33.) D e n 2 6 t e n , 2 7 t e n , 2 8 t c n , 29ten.
43,
Den 26tcn Tag stelt sich der mit dem Raben vom Vogell 30 Schriet. Und mit dem Abhauben in die Höhe geschockt, daß er 1 ) allezeit naußwartz flügt, und niehmahl gögen den Vogell. Den 27ten 45 Schrid vom Vogell. Alle Tag den Raben höhr geschockt, und auch, daß er weider naußflügen kann, eh ihn der Vogell fängt. Und dem Raben eine leichte Schnur angehöngt, daß er in der Hohe bleiben kann. Den 28ten thut man dem Raben daß Aug ein wenig loßmachen, daß er ein Schein bekomt und flügt störcker. Und stehlt sich mit dem Raben 60 Schriet vom Vogell. Den 29ten macht man dem Raben mehr die Augen loß, daß von forna die Augen kantz offen sein; und eine gleiner Schnur 2 ) an den Raben. Und stclt sich mit dem Raben vom Vogell 60 biß 70 Schriet, und alle Tag den Raben höher geschockt. Da muß man seinen Vogell erkennen, wie er flügt; darnach kann man ihm auch den Raben 3 ) flügen lassen. // Und allezeit seinen Vogell nach Ard aufgeast und getragen, und nichts versäumt und seine Schuldigkeit gethann als wie beym Refürvogell.
5
10
15 44r
(34.) D e n 3 0 t e n T a g . Wann der Vogell gut flügt und mann kann sich auf ihn verlassen, so macht man den Raben auch loß und stelt sich 80 Schriet 5 vom Vogell und schockt den Raben so hoch daß man kann. Aber allezeit mit dem Aufschocken muß man den Vogell abhauben. (35.) D e n 31 ten T a g , 3 2 t e n T a g wierd der Vogell handiert als wie den 30ten, ausser mit dem Raben stelt man sich 100 Schried vom Vogell. Man muß ihnen aber alle 10 Tag einen guten Raben flügen lassen, der nicht mat ist und nicht, wann er 10 Schried weit flügt, gleich auf den Botten herrunder') I i s .
Sie
2
) I i s . hat
an einer gleiner Schnur dem raben
:))
I i s . hnt überzähliges
155
darnach
komt, sondern früsch flügen kann und nicht mat. Den 32ten kann man vom Vogell stehen 115 Schried, und ihn nach Art behandelt, 15 wie sichs gehört. // 44ν
(36.) Den 33ten bis 36ten T a g .
Jetz kann mann zwey Vögell miteinander abhauben. Aber der Rabe muß frisch sein. Und [man] macht ihm die Augen kantz loß, außer dem Bäck, und [die] Füß werden allezeit geschränckt, so 5 offt man die Vögell drent. Aber mit dem Raben stehlt sich der nur 60 Schried von [den] Vögell und schockt es 1 ) gut in die Höhe, daß sich die Vögell recht einflügen müssen. Ein Falckonier, so offt daß er mit seinen Vögellen auf die Beitz geht, so muß er allezeit in seiner Falcktaschen zwey Dauben haben, eine an einer lange Schnur, die andere loß in einer ander Taschen. Wann die Falckentaschen recht gemacht ist, so muß sie 4 Unterschied haben, daß die Dauben an der Schnur abard, und die losse Dauben abard. Und einen Bölfft und eine Pücksen mit Hackaß und eine Falckenhauben muß er allezeit in seiner Taschen haben. Wann man auß is Unvorsichtigkeit im Reiden des Vogell seine Hauben verliehrt, und man hat keine bey sich, daß ist ein Hauptfehler. Da derzu niemt man die alten. Aber eine Hauben muß ein jeder Falconier haben zu Reserva. // 45r
(37.) J e t z k a n n m a n n v o r W i l d f l ü g e n .
Zu einen Rabenflug gehörren 3 oder 4 Vögell. Sobalt man aufs Feld komt, und mann kann auf 100 Schried an 2 ) [einen] Raben komen, und er steht auf dem Botten, so reid man auf ihn zu. Und 5 sobald er vom Botten aufflügt, alle Vögell zugleich abgehaubt. Sobald sie gefangen haben, so muß man machen, daß man darzu komt, das die Vögell nicht einander bey Kopff bekommen. Und ein jeden voneinander gethann mit einem Bölfft. es = ihn
156
2)
Hs. am
Dar derzu gehörren gutte Pferd, wo man sich auf ein Außbröller gut verlassen kann. Der Mittellschlag ist am besten vor einen Falconier. Der Falconier steigt rechts auf und liencks ab. Wann der Falconier mit dem Vogell aufsteigt, so legt er die lincke Hand hinder den Sattell genau an über daß Pferd, und [steht] mit dem rechten Fuß im Bügell. Und so über daß Pferd geschwungen. Und im Absteigen legt er die lincke Hand auf den Sadell vorna und schwiengt sich liencks 1 ) herrunder. Die Pferd müssen zuerst alle abgericht sein, daß sie vor alles from sein und vor kar keinen // Vogell einen Scheu haben, sondern haubtsäglich recht from sein, daß man sich allezeit auf sein Pferd verlassen kann. Wann mann Pferd abrichten muß, so ist am besten, man macht ihnen oben am Reiff ein Schnur herrüber und höngt drey oder 4 Fletterwiesch und 3 biß 4 Rollen [daran], daß des Pferd i n w e r durchlangen muß. Und wann man zu Pferd ist, [handiere] mit einer Dauben an der Schnur. Und so vort, biß [es] recht from ist. Kann man daß Pferd gewehnen, daß, wann man absteigt und schmeist den Zaum über den Kopff runter, so ist es recht gut, dann man muß offt sehr geschwind absteigen, daß man zu seinen Vögellen komt. Lernd es aber daß Pferd nicht, so macht man auf die lincke Seitten an der Stangen einen Umhöngzügell. Da macht man in die Mitte des Zügell einen Hacken, und hinden am Sadell einen Ring dran, das [man], sobald man vom Pferd steigt, gleich den Hacken in den Rieng höngen 2 ) [kann], daß der Kopff vom Pferd völlig ruckwährst auf der Seitten steht. Auf diese Art kann kein Pferd davonlauffen, sondern muß [sich] riengsherrum dräen und kann nicht weider 3 ). Die Pferd müssen überhaubt recht from sein vor alles, damit mann sich allezeit auf sein Pferd verlassen kann. //
10
15
45 v
5
10
15
Flügt aber ein Falck vill oder kar vort, so muß man machen, 46r so daß man dem Vogell nachkomt. Einen Falcken kann man weither locken. Mann darff nur rechtschaffen 4 ) locken und die 2 *) Hs. Lienck ) I is. gehängt dräen maß und nicht Weider kann
;l
4
) Die Hs. hat den Text umgestellt Sondern riengsherrum ) Hs. rechtschaffenen
157
5
10
is
46ν
5
ίο
is 47 r
Dauben dabey flattern lassen. Und rechtschaffen gelockt, so komt der Vogell gewiß. Sobald der Vogell komt, so last man die Dauben flügen; daß heist die Dauben außgeben. Und [man] lest den Vogell würgen und ast ihn auf, wie sichs gehört. Denn einen Falcken darff man nicht öffter als des Tags einmahl flügen; und allezeit aufassen. Flügt aber der Vogell kar vort, so reit man ihm nach und sugt ihn mit dem Wind ab, dann sie flügen allezeit mit dem Wiend. Wann ein Falconier seinen Vogell sugt, so muß er fleissig locken und bey jederman genaue Gundschafft fragen, ob mann keinen Vogell gesehen und gehört hat, der Rollen oder Glüngen anhat. Mann muß sich auch genau umsehen, wann in einem Dorff, wo Dauben sein, die Dauben oben in der Lufft geschwind herrumfahren. Da kann mann allemahl Muthmassung haben, das um der selbige Gögent der Vogell ist. Wann ein Falck lang an einer Gögent ist schonn geflogen worden, // so sugt er offt sein Feld wider und komt zurück, sobald man ihn andriefft. So gibt man die Dauben auß und niemt ihn ordentlich auf und ast in auf, wie sichs gehört. Solte aber ein Falck etliche Tag herrumflügen, [so daß] 1 ) man nicht mehr imstande ist, in ordentlich aufzunehmen, und er mir nicht mehr helt, sobald er die Dauben gefangen hat, so geht man sagte um ihn 2 ) herrum und muß sehen, daß man mit Mannier an ihn komt. Helt er aber auf diese Art nicht auß, so geht man von weiden um ihn herrum und macht sich ein wenig mit ihm bekand. Und wann man die Schnur hat, so legt mann sich gestreckter Läng auf dem Botten hin; und den lincken Arm vorauß, nur den Kopff vorna in die Höhe gehalten, und den Vogell mit der Dauben gemag hergezogen und dabey gepfiefen, bis man ihn mit Man/zier bey Schu bekomt. Und ihn schönn behandelt, daß er nicht wild wierd. Darnach muß man ihn etliche Tage tragen und wieder hofffrom machen und ein barmahl abtopen. So ist er wieder vördig. Ein rechter // Falconier muß sich allezeit in Obacht nehmen, seine Vögell ordentlich behandeilen, ') H s . hat f ü r |so daß]
158
und
2
) I Is.
bin
und sich in alle Fällen in Obacht 1 ) nehmen, und keinen Vogell muthwillig 1 ) verliehren. Da ist hauptsäglich in acht zu nehmen, daß er keinen Falcken flügen lest, wann ein starcker Wiend geht. Da ist er recht leicht verlohren. Wann ein Falck in der Lufft ist 5 und es geht ein starcker Wiend, so ist er imstand und flügt mit dem Wind 5 bis 6 Stund ab und ist recht leicht darnach verlohren. (38.) W a ß d e n e n F a l c k e n i h r e K r a n c k h e i t s e i n u n d w i e es i h n e n zu h e l f f e n ist. Wann ein Falck kranck ist, so ist mit Arzeney nichts zu machen, wanngleich ville schon in Bücher geiessen haben, daß dieses und jenes beschriben ist vor Kranckheiden. Es ist aber alles nichts, dann ein Vogell muß sich selber wieder helffen, und eine gutte Nadur ist am besten, und [man] muß ihm mit gutem Aß helffen. Hat ein Vogell das Aß geworffen, welches der Anfang zur Kranckheit ist, oder mann merckts an ihm, das er sein Aß nicht ordentlich verdaut und [es] bleibt ihm länger // im Kropff, so ist es ein Anzeigen, das der Vogell nicht recht geschunt ist. So lest man ihn stehen und muß sehen, das man jungs Aß bekomt, endweder junge Dauben oder junge Vogell; die gibt man ihnen zu assen. Aber man muß alle Pein herrausschneiden und ein Eyerdotter dranschlagen und von einer alten Dauben daß warma Blud dranlauffen lassen. Und so dem Vogell zu assen geben, biß er wieder ordentlich verdaut. Ist es aber ein Zeit, daß man nichts Jungs haben kann, so niemt mann gutte alte Dauben und lests im Wasser versauffen; und 24 Stund lügen lassen. Und die Borst darnach zusanwengeschniden und ein Ey drangeschlagen und warms Daubenblud drangethann, ist auch recht gut. Und damit vordgeast, biß der Vogell durchstöckt wieder ordentlich. Und darnach etliche Tag mit guten Schleimssellen angehalten, biß er wieder ordentlich schleimd. Hs. hat jeweils überflüssiges zu
159
io
15 47 %·
5
10
is
Es bekomen auch die Falcken Gewächßer im Maull, auf der Seitten der Zungen an der Haud. Die kann mann zur Noth herraußdrücken und mit einem Schwammen mit warmen Orin auß- jj
4« r waschen. Es bekomen auch die Falcken kantz im Halß hinnein als wann Hierschkörner anligen. Dieses heist man die nasse Frontz. Da macht man von Flachß [einen Bausch], einen Daumen dick und halb fingers 5 lang 1 ), oben einen Bäck Fleisch drangewickelt, und vest zusamen, und mit Blud angefeucht, und dem Vogell zu assen geben als wie ein Schleimsell. Daß heist nach Art eine Quellen. Die schleimt der Vogell zu morgens aus 2 ), und niemt die Frontz mit ab. Diesses komt meistens daher, wann die Vögell in einer feuchten Kammer, ίο oder im Winder, wann die Käld groß ist, in kalden Kammern stehen müssen. Daher ist es höchst nöthtig, im kalden Winder eine Kammer zu haben, w o es man bey T a g kann überlauffen lassen und zu nachts die Thür kann ein wenig offen lassen, daß die Kammer nur von Wärm überläfft. Aber auch nicht zu warm, daß is ist ihnen höchst schädlich. Im Sommer muß mann sie im Kühlen halden, daher, wann es recht warm ist, so muß mann den Sand unten recht naß erhalten, daß die Kammer kühl bleibd. // 48 ν
Es bekommen offt die Falcken Ungezieffer an sich, die sich auf die Haud setzen und blagen die Vögell. Daher fangen sie an 3 ), sich am Leib zu peissen, daß sie die Fettern abpeissen. Daß heist: er blückt. Daher wierd alle Frühejahrsanfang die Vögell davor ge-
5 reinget. Da niemt mann Rauchdoback und kocht ihn in gutten Fruchtbrandwein eine gutte halbe Stund, so, daß sich die Helffte einkocht. Dieses heist man Streigsell. Mit diessen Streigsellen werden die Vögell mit einem kleinen Schwammen angestrigen unter denen Flügelen und oben am Dach, am Hals, über dem Stardt ίο und oben an beitten Fäng. Darnach stehlt man sie in die Kammer auf der Reck und vermacht die Kammer gut, das kein Lufft oder Z u g hinnaußgeht, auch die Thür nicht vill auf und zu gemacht Iis.fingeslang
160
2)
Iis.
auch
3)
Hs. sieb an statr an, sich
wierd, daß der Dampff beyeinander bleibt. Da niemt man köllische Pfeiffen und wückelt den Kopflf mit glarem Werck oder Flachß und raucht die Pfeifen an. Und darnach niemt man den Kopff in [den] Mund und helt daß Rohr dem Vogell an 1 ) [den] Leib und bläst den Rauch kantz genau dem Vogell a n [ d e n ] Leib. Und es bekomt ein jeder // Vogell 3 Pfeifen voll. Und [man] lest die Vögell im Tampff stehen, bis der Rauch vergangen ist. Daß heist die Vögell werden geblassen. Daher ist am besten, wann man seine Kammern reinhelt, und sauber alle Tag außgebutz wierd, so kann man auch seine Vögell reinhalten. Und im Herbst, wann die Vögell auß der Mauß komwen, so werden sie auch geblassen. Der Schlechtfalck föngt gleich nach Johanny an zu maussen. Da kann mann 6 oder 8 Stuck in einer Kamwer frey flügen lassen und darrienen lassen biß Octoper. Darnach fängt man sie wieder rauß und trägt sie und streigt sie auch fleisig und macht sie wieder hofffrom und topt sie wieder nach und nach ab und gibt ihnen den Flügleib wieder. In der Maußzeit bekomen die Vögll genug Aß, damit sie gut maussen und nicht stecken bleiben. Wann aber ein Vogell zu vill Leib hat und ich nicht imstande bin, [diesen] mit guttem Aß bald wegzubringen, so niemt man ein Kalbshertz und giebts dem Vogell, ein rechten Kropff voll. Daß geht ihm recht durch den Leib. Kann mann kein Hertz haben, so niemt man Riendfleisch und wäscht es auß und drückt es recht auß; ist grat als wie das Hertz. //
15
49r
5
10
15
(39.) W a ß m a n n an die F a l c k e n v o r Z e i g e n o d e r N a - 49v men sein. Der Schnabell heist Der Buckell heist Der Schwantz heist Die Füß heist
der Bäck daß Dach der Stard die Fäng
Hs. am
161
10
is
Den rechten Fuß heist man Den lincken Fuß heist man Daß rechte Aug heist man Daß lincke Aug heist man Die mitlere lange Glaue heist Die jnna gögen den Vogel ist, heist . Die neben auf der Seitten ist, heist . . Die hinder Glauen heist Das obere dücke Bein am Fuß heist . Der rechte Flügell heist Der lincke Flügell heist Die erste lange Fettern am Flügell . .
den Fang beym Mann den Fang vom Mann daß Aug beym Mann daß Feldaug die Fangglauen die Aßglauen die Nebenglauen die Haldglauen das dücke Dünn der Flügell beym Mann der Flügell vom Mann heist die Seell
Dieses komt daher, weill sie die hard maussen und bleiben offt 20 stecken. Die 5 andere lange Fetter werden die erste bis 5te genant. Darnach komen wieder 5 Fettern; die werden Wannen genant. Und die andern heist man die flache Fettern. Und am Start heist 1 ) die rechte Seitten beym Mann, die lincke Seitten vom Mann, und die 2wey mitlern Fettern heist man die Döckfettern. // sor
(40.) V o m H a w i c h t , w i e er zu f a n g e n u n d a b z u r i c h t e n ist vor F e l d h ü n e r , vor Fasanen und j u n g e Hassen, w i e auch vor Reyer.
Ein Hawicht ist ein sehr nützlicher Vogell und [man] kann [ihn] 5 mit geringen 2 ) Kosten erhalten, und [hat] doch eine vergnügte Jagt. Die Hawichten kann mann in allen Gögenden haben. Sie horsten meistens in grossen Wälder, wo grosse Dannen oder Fichten oder Püchen sein, und horsten niehemahl weid im Holtz, sondern gleich einige 100 Schrid, wo Rangen sein und starck ίο Holtz dort ist. Wann sie einmahl ihren Blatz haben, da bleiben sie ville Jahr, allemahl keine 100 Schrid weider. Sie haben offt 6 bis 8 Jahr hindereinander auf einem Baum vort gehörst. An diese Hs. beit
162
2)
Iis. geringer
Gögent, wo ein bar Hawicht horsten, da sein in einer Stunde weit gewiß keine mehr anzudräffen, dann sie leiden einander nicht und jagen einander auß diesser Gögent, dann er liebt niehemahl seinesgleichen. Einen Hawicht am besten außzugehen // ist im Mohnat Mey, wann sie kleine Jungen haben. Da steht daß Hawichtstuck, welches nach Art das Weiblein genant wierd, den kantzen Tag bey Horst. Und sobald man an die Gögent komt zum Horst, so fängt daß Hawichtstuck an zu schreien deck deck, und so offt 10 bis 12 [mal] hindereinander, biß man wieder abgeht. Und um Johanny flügen sie vom Horst ab. Da hört man es eine halbe Verdellstund weit pfeiffen. Sie haben unterschütlich Junge. Mannigens Jahr nur 2, auch 3, auch 4. Mann hat auch 5 Junge von ihnen bekomen. Aber 3 Junge habens am meistens. Die junge Hawicht muß man meistens flügen lassen biß den 12. July, daß sie recht außgewachsen sein und vollkommen drocken, daß keine Fetter mehr Silber oder Schüffern hat. Aber im anfangs July setz man ihnen Dauben an die Gögent, wo sie sich aufhalten beym Horst, an einer elenlange Schnur. Da fangen sie die Dauben 1 ) und assens allezeit auf. Sonst sein sie so böß [zu] fangen und flügen weid weg und flügen den halben // Wald herrum und sein böß [zu] fangen und [es] braucht zu lang, weil mann sie muß zu lang flügen lassen. Dieses komt daher, wann man sie zu bald fängt und [sie] sein nicht recht außgewachsen und haben noch Geblüd in denen langen Fettern stocken, da ist man in denen ersten 4 bis 5 Tagen die Gefahr unterworffen, wenn mann sie anfängt abzutragen, wann sie einem 2 ) von der Hand springen, und er thut ein wenig einen ungetlichen Sprung, so verderben sie ein Flügell, und diesen meistens beym Mann. Dieses heist nach Art: er hat den Flügell verschwungen; und ist darnach völlig hin. Da föhrt dem Vogell daß Geblüd in dem vordem Gelönck und [er] lest gleich den Flügell höngen und kann nicht mehr auf die Hand springen, und I is. sie die Dauben fangen statt fangen sie die Dauben
2)
I Is. ein
163
15 so ν
5
10
1= sir
5
10
is
si ν
5
ίο
15
52r
grad, als wann ihm der Flügell abgeschossen worden währ. Diesses komt daher, wann sie zu bald gefangen werden und noch nicht drocken siend. Sobald man einem 1 ) den Flügell verschwungen hat, so stockt man ihm gleich die Raußhauben an, wann man ihn nothwendig braucht, und lest ihn stehenn und wöscht ihn mit warmen Wein. Manchigmahl Wöhrens wieder, aber es bleibt ihnen doch was ann. // Daher muß man sie lang flügen lassen, dann wie longer wie bisser. Sie streigen nicht ehr von die Alten kantz weg als biß Jacoby. Auß dem Horst darff man keine junge Ha wicht nehmen, dann sie werden zu dum und müssen 2 ) nichts vom Rauben und verlihren ihre Nadur vom Rauben. Wann ein wenig waß starck ihnen flügt, so gehren sie gleich um und wollen wieder auf den Mann loßflügen und wollen oflFt von einem 3 ) karnicht weg. Also ist am besten, mann lest sie flügen bis den 12. oder 15. July, da sein sie vollkommen außgewachsen und wie ein alter, Die werden am besten mit die Rena — oder Hawichtstöß genand 4 ) — gefangen. Aber mann muß zu wenigsten 3 bis 4 Rena haben, daß man sie auf die beste Platz hinstelt, wo sie sich am meistens aufhalten, sonst braucht mann zu lang mit dem Fangen. Um die Rehna thut man herrum auf 5 ) dem Botten Pulver anzünden, damit mir zu nachts kein Fuchß oder Eidell an meine Dauben komt und mir die Rehna zerreist und kar mit vortniemt und die Dauben wegfriest. Mann muß fleissig seine Rehna nachsehen, ob sich ein Vogell gefangen hat. Dann wann ein Hawicht lang in der Rehna liegt, durch daß starcke Reisen schneiden sich die Flügell kantz durch die Haud und // sein nichts mehr nutz. Daher, wann einer einen gutten Vogell will haben, so muß er zu morgens in aller Früh im Wald sein und [dort] 6 ) den gantzen Tag verbleiben und seine Rehna zum wenigstens alle Stund nachsehen. *) Hs. ein statt [dort]
164
2)
wissen?
3)
Hs. ein
4)
Hs. genad
ä)
Iis. aub
6)
Hs. sich
Man kann sich auch einen Schierm/z? bauen und einen Reift schlagen, als wie bey dem Falckenlager, aber nur 60 bis 80 Schrit vom Schiermw. Und schlägt auch im Reiff einen Pfahl. Da lest man die Daubenschnur 15 biß 18 Schried über den Reiff naußgehen und bind die Schnur an einen Zweig vorna an die Spietz vest an. Und die Dauben schut man an. Und bind sie mitten in die Schnur über dem Reiff nauß, sobald der Hawicht an die Gögent hinkomt, wo mann sie gleich hört, dann sie 1 ) pfeiffen imwer laud. Sobald man merckt, daß der Hawicht an der Gögent ist, so zihe die Dauben in die Höhe ein barmahl, daß der Vogell [sie] von weittem sieht. So wierd er gleich auf die Dauben zukommen. Sobald man mörckt, daß der Vogell komwt, so ziht man die Dauben noch einmahl auf, und mit dem Aufzihen reist man die Schnur loß von dem Zweiglein und zieht die Dauben geschwint gögen den Reiff, so daß die Dauben // nur zwey Elen über dem Reiff ist. Und lest ihr so vill Platz, biß sie der Vogell gefangen hat. Mann kann sie 2 ) auch nach und nach vor den Pfahl bringen, denn sie sein nicht so schlau als wie ein Falckstuck. Nur der Schürmw muß gut vermacht sein, daß sie von einem 3 ) nichts wahrnehmen, dann ihr Augen sein scharff. Auf diesse Art sein sie vor ein Falconier am besten zu fangen und thun sich keinen Schatten.
s
10
15
52v
5
Denn Unterscheit von die alten Hawicht ist, daß die alten sehen auf dem Dach kantz dunckellblau [aus] und auf der Brust [haben sie] schwartze Hertzlein und weiß dabey. Die Augen sein kantz feuerroth. Aber ein junger Hawicht ist auf dem Dach braun und 10 auf der Brust hat 4 ) er dunckellbraune Strieffe, und neben den Strießen sein die Fettern hellbraun. Die Augen sein blaßgelb; wie elter daß sie Wöhren, wie gelber wehren sie. Aber wann er in der Wildnieß einmahl vermaust hat, so werden die Augen roth. Die Hawicht, die beym Horst werden gefangen, die werden nach Art 15 Döcklinn genant. Aber wann er einmahl weggestrigen ist und [man] nicht weiß, wo er gehörst worden ist, so heists ein BaßaHs. sich
2)
Hs. es statt sie -= die I Iabichtc
3)
Hs. eiη
4)
Hs. ist statt bat
165
schier. Wann sich einer gefangen hat in der Rehna, // so muß man ihn 1 ) schönn herraußwöhren und sehen, auf waß vor ein Seitten er sich2) gefangen hat. Und so muß er auch wieder zurück rauß. Daß Mändlein heist man Derz, daß Weiblein wierd nach Art ein Hawichtstuck genant. Die Derz sein weitter zu nichts als zu Feldhüner zu gebraugen. Wann es aber einmahl eingeflogen ist und ist gut abgedragen, so kann mann in einem Tag zwölff biß 15 Hüner mit fangen. Es haben die Hüner so vill Forcht vor dem Ha wicht, daß sie offt karnicht mehr aufstehen wollen und der Hund sie fängt. Aber ein Hawichtstuck ist gut vor Fassanen und junge Hassen, wie auch vor Reiger zu gebrauchen. Auch Rohrdonwell und Kranich sein mit ihnen gefangen worden. Sobald 3 ) sich ein Hawicht gefangen hat, so stockt man ihm gleich die Raußhauben an und schut ihn an als wie bey Falcken. Ausserdem an die Schu 4 ) unten, wo die Löger kommen zum Trais, da macht man einen Knopff dorthin. Dieser wierd zweymahl geschlungen 5 ) und vest zusammengezogen als mann kann und gut fingersbreid unter dem Knopff abgeschniden. Und einen fingersbreiden und spannenlangen 6 ) gutten // Rüm#?en geschniden und an jedem theil des End einen Schnied hinneingeschniden, als wie beym 7 ) Falcken-Anschuen. Und diesen Rümen doppelt zusanwengelögt und oben durchs Trais geschoben und von unten rauf und vest hingezogen. Und daß Langfessell unden am Trais dranngemacht als wie beym 8 ) Falck. Und mit dem doppelten Rümen eine Schleiffe gemacht und die zwey Knöpff durchgeschoben und vest angeschleifft. Das heist nach Art daß Kurtzfessell. Diesses ist daßwegen, weill der Hawicht longer auf der Reck stehen muß, weil er im^?er sehender steht, daß er longer springen kann, sonst verdorben sie sich den Star dt gleich, wann sie kurtz angeschut sein. Wann ein Hawicht gefangen ist, so kann man 9 ) gleich in ein bar *) Hs. hin
wierd 9)
2)
b)
Hs. ist statt sich
Hs. geschungen
Hs. hat überflüssiges ihn
166
3)
6)
Hs. hat überflüssiges es
Hs. Spannenlang einen
4)
7)
Hs. hat überflüssiges
Hs. bey
8)
Hs. bey
Tagen anfangen, ihn abzutragen. Mann muß 1 ) auch gleich sehen, das man sie zum Assen bringt, und ihnen gut Aß geben, daß sie nicht vom Leib komwen. Mann gibt ihnen unter der Hauben daß mürbste Riendfleisch, aber es darff kein Fett oder Haud dran sein, 15 sondern lauder reins Aß. jj
(41.) D e m l t e n T a g
54r
gibt man dem Hawicht zu morgens so vill als einen halben Borst außweist zu assen. Nach Mittag um 2 Uhr niemt man ihn auf die Hand und stelt sich mit dem Vogell allein, wo nicht vill Menschen hin und witter lauffen, und zieht ihm die Rauschhauben ab. Sobald 5 der Hawicht von der Hand abspringt, so sträckt man die Hand grad nauß, und vorna an der Faust lest man die Hand ein wenig sincken. Und dieses so ofFt daß der Vogell von der Hand abspringt. Wann der Vogell von der Hand höngenn bleibt und nicht selber auf die Hand springt, so greifft man ihn allemahl hinden 10 bey Stard bey Creutz mit der rechten Hand an und thut ihn ruckwährst über die Hand herrauf, biß er selber herraufspringt. Dem Vogell aber zu helffen, daß er bösser auf die Hand springen kann: sobald ein Vogell absprüngt, gleich mit der Hand naußgefahren, das die Faust ein wenig nunderwöhrst komt. Wie der Vogell nauß- 15 währst föhr, so zieht man die Faust wieder ruckwährst ein wenig in die Höhe, daß [man] den Vogell selbst in die Höhe bringt und ehr lernd, auf die Hand zu springen. Und dieses so offt, als der Vogell abspringt. Ehe mann aber die Hawicht auf die Hand niemt, // so macht 54ν man sich die Reck, wo man sie hinstelt, wann sie von der Hand kommen. Die wierd hingemacht, wo ville Menschen vorbeygehen. Und daß auch die Mittagsonnen nicht hinscheinen kann, sondern es ist am besten, wo es Schatten ist, und daß die Menschen 4 Schried davon vorbeygehen müssen, und niehemahl nahe, son- 5 Hs. hat überflüssiges sie
167
dem daß sie nicht mit Gewald von der Reck gejagt werden. Da behelt man den Vogell auf der Hand bis 6 oder 7 Uhr und niemt einen Borst und geht mit dem Vogell kantz allein, wo mir niemand beykomt. Und muß man sehen, daß der Vogell ast. Ast er, so lest 10 man ihn einen gutten halben Borst abassen. Und sobald daß er geäst hat, so stelt man ihn auf die Kassenreck und lest ihn stehen, bis [es] anfängt, abwends zu werden. Daß Langfessell, die Schleiffen und daß Stück, wo der Knopff dran ist, wierd zusanwengenomen, und das spietzige Theill genomen, und das andere ura15 wückelt und unten eine Schleipfen drangemacht. Diesses ist, wann man daß Langfessell nicht zusammen wückelt und ein Hawicht 55 r springt von der Reck, so kann er leicht mit dem Kopff oder //mit den Füssen in die Schleiften kommen und höngenbleiben. Daher muß allemahl, wann man einen Hawichtstuck niedersetz, die Schleiffen zusamgebunden werden, weit man sich dadurch vor Schaden hütten kann, dann mann muß sich mit allen in acht 5 nehmen, daß einem1) nichts basiren kann mit seinen Vögeln.
(42.) D e n 2 t e n T a g wird der Vogell aufgenommen zu morgens um 5 Uhr und getragen biß um 9 Uhr. Und immer mit seinem Vogell hingekannen, wo ville Leud hin und her gehen. Bey Hawichtabdragen dörff man ίο mit seinem Vogell nicht vill stehen, sondern [muß] beständig mit ihm 2 ) gehen. Hat der Vogell den Tag zuvor noch nicht geäst, so muß man sehen, daß man ihn zu Früh zum Assen bringt und lest ihn ein guden halben Borst abassen. Hat er aber geäst, so lest man ihn ein Zügen abassen und [gibt ihm] ein bar Bäck Riendfleisch 15 zu assen und stelt ihn auf die Kassenreck und lest ihn stehen bis um 2 oder 3 Uhr, darnach der Tag heiß ist. Ist es sehr warm, so lest man ihn eine Stund länger stehen, dann die junge Vögell darff man nicht so vill schlepen, dann mit dem heissen Sonnenschein Hs. ein
168
2
) Hs. ihnen
macht man sie kar mad. Und drägt ihn biß um // 7 Uhr und steh 55 ν ihn nieder bis Abwend. Aber sobald es Abwend ist, muß man sie in die Kammer auf der Reck stellen. Da bleiben sie 1 ) nicht stehen, sondern springen i n w e r und wollen sich aufstellen. (43.) D e n 3 t e n T a g niemt man ihn zu morgens um 5 Uhr auf die Hand und trägt ihn 5 biß 9 Uhr. Darnach gibt man ihm ein Zügen und ein bar Beck guttes Riendfleisch zu assen und stelt ihn nieder. Nach Mittag wirt er auf die Hand genomen, um 2 Uhr, und getragen bis 7 Uhr. Da wierd der Vogell mit dem Langfessell an den Handschu lang gebunden. Und [man] niemt ein Borst und geht mit dem Vogell 10 allein an einen Stock, aber aufs Freye, und lest den Vogell ein bar Beck auf der Hand assen und stelt ihn auf den Stock und helt die Hand einen Schu weid vom Vogell und pfeifft darzu und lest den Vogell auf die Hand springen. Wann er auf die Hand gesprungen ist, so lest man ihn ein bar Beck abassen und stelt ihn wider hin. is Und daß 3mahl hindereinander. Und lest ihn so vill als einen gutten Borst abassen und stehlt ihn nieder. Wie mehr als er unterden Leuden getragen [wird] und steht, wie besser ists vor die Vogell. // (44.) D e n 4 t e n T a g
5ür
wierd der Vogell getragen und handiert als wie den 3ten, ausser, wann man ihn zu abwends lockt auf den Stock, so lest man ihn gantz langfesselllang auf die Hand springen. Ausser diß ist zu beobachten: Wann man ein Hawichtstuck hat, so bekommt er 5 zum Uffassen so vill als l 1 ^ Borst, weil er vill grösser und störcker ist. Aber ein Derz bekomt einen Borst, dann vom Hawicht und vom Falcken ist das Weiblein der Haubtvogell und wierd allezeit ein Stuck genant. Darnach macht man sich einen Stückell, gut 4 Schu hoch, wann er in der Erden stockt, unten recht spietzieg, 10 1)
Hs. da ( = abends) sie bleiben
169
daß er gut Stöcken bleibt, oben über die Quer 2 Schu lang, in der Störck als ein dünner Klaffterstückell, oben draufgenagelt. Dieser wierd in die Erden gestockt. Und allezeit den Vogell draufgestelt, wann er zu abwends gelockt wierd, damit er recht frey steht und is an nichts höngenbleibt. Wann man sie sonsten wo hinstelt und haben vill Blatz, so springen sie bald rechts oder lincks, eh sie auf die Hand flügen wollen, und höngen sie mit der Schnur leicht an, und kann der Vogell leicht um ein bar Tag verdorben werden.//
56ν
(45.) D e n 5 t e n T a g
wierd der Vogell aufgenomen und getragen wie alle Tag. Zu morgen um 9 Uhr, wann man ihn niedersetz, muß man seinen Vogell allezeit ein guts Zügen abzihen lassen, und ein bar Beck 5 Riendfleisch gegeben. Daß heist nach Falconierart: den Vogell bekürt. Nach Mittag um 2 Uhr wieder auf die Hand genomen und einen Hünerhund mit einer Schnur angebunden und den Hund beständig an der rechten Seitten gefürth. Und wann die Vögell auf die Kassenreck kommen, wird der Hund an die Reck gebun10 den. Und den Vogell muß man vor allen recht hunsfrom machen, daß sie sich auf keinen Fall karnichts auß dem Hund machen. Zu abwends allezeit so um halb 7 Uhr kann mann seinen Vogell locken oder handieren. Wann mann sie zu spätt lockt, so hat der Vogell keine Lust mehr. Da stockt man den Pfahl im Botten vest, 15 daß, wann der Vogell draufgestelt wierd, nicht umfallen kann. Aber im Freven, wo kein Baum oder Hocken sein,' da biend man j '
den Vogell an eine Schnur und niemt ein guten Borst und lest den 57r Vogell ein bar Beck davon assen und stehlt jj ihn auf den Pfahl und stehlt sich zum ersten Mahl nur zwey Schried vom Vogell. Und stehlt sich grat, daß man dem Vogell den Rucken zuwend. Und die Hand grad nauß vom Leib, und dem Vogell recht gepfieffen 1 ), als wann man einen Hund herlocken will. Und mit dem ') H s . gepieffen
170
Pfeiffen angehalten, biß der Vogell auf die Hand gesprungen ist. s Und etliche Bäck abassen lassen und auf den Stock gestelt und 4 Schrid vom Vogell gestehlt. Und zum 3ten Mahl 5 bis 6 Schried vom Vogell. Alle Abwend 1 ) lockt man den Vogell 3mahl auf die Hand, und allemahl weider. Und nach seiner Art aufgeast. (46.) D e n 6 t e n T a g b i s z u m lOten T a g
10
wierd der Vogell aufgenomen und gedragen und handiert als wie den 5ten Tag. Und [man] geht mit seinem Vogell fleissig aufs Feld mit ihm spatziren, wo Leud hin und her gehen, daß er vor die Leud feldfrom wierd, und mit dem Hünerhund allezeit dabey. Man lockt den Hund an sich, daß er einem 2 ) sagte an den Leib in die Höhe komt, dann der Vogell muß recht hundfrom gemacht werden. Mann geht auch mit ihm inß Holtz spatziren, daß ihnen daß Wilde recht vergeht, und [er] vor alles .// from ist. Zu abwends beym 3 ) Locken stelt man sich zum ersten Mahl vom Vogell 4 Schrid, zum 2ten 8 Schrid, zum 3ten 12 Schrid vom Vogell. Und allezeit recht darzu gepfieffen 4 ), biß der Vogell auf der Hand ist. Den 7ten Tag zum 1. Mahl 10. Schrid, zum 2ten 15 Schried, zum 3ten 20 Schried vom Vogell. Den 8ten Tag zum 1. Mahl 18 Schrid, zum 2ten Mahl 30 Schrid, zum 3ten 45 Schried vom Vogell. Den 8ten Tag zum 1. Mahl 30 Schried, zum 2ten 50 Schried, zum 3ten 70 Schried vom Vogell. Den 9ten Tag zum ersten Mahl 50 Schrid, zum 2ten 70 Schried, zum 3ten 90 Schried vom Vogell. Den lOten Tag zum 1. Mahl 70 Schried, zum 2ten 90 Schried, zum 3ten 120 Schried vom Vogell. Und an diessen Tagen nichts an seinem Vogell versäumt und fleissig getragen und allezeit nach seiner Art aufgeast. Will aber der Vogell seine Schuldigkeit nicht thun, so muß man ihn zu abwends bey Uffassen und zu morgens beym beküren vom Aß abbrechen und nicht so vill geben, damit er seine Schuldigkeit thun muß. // Hs. abwends
2
) Hs. ein
Ά)
Hs. bey
4
) Hs. gepieffen
171
is
37
5
10
15
58r
5
ίο
is
58ν
5
(47.) D e n I l t e n T a g wierd der Vogell aufgenommen wie alle Tag. Zu abwends, wann man ihn lockt, so stehlt man sich zum 1. Mahl vom Vogell 110 Schried, zum 2ten 120 Schried, zum 3ten 140 Schried. Man muß aber acht haben, daß der Vogell nicht vill abast vom Borst, so daß er die trey Mahl den halben Borst abast. Darnach trägt man den Vogell noch eine halbe Stund und macht sich eine Dauben zurecht an einer Schnur und [ebenso] den Vogell an einer Schnur, und gibt ihm die Dauben. Und 1 ) der mit der Dauben stehlt sich trey Schried neben den mit dem Vogell und lest die Dauben kurtz naußflügen, nur das sie 4 bis 5 Schried naußflügt. Und wann er die Dauben gefangen hat, recht um den Vogell herrumgekannen und den Hund auch darzu. Und wann der Vogell einbriecht, so lest man den Hund kantz kurtz vor dem Vogell küssen, daß er 2 ) bey dem Vogell lügenbleibt. Und reist der Dauben den Hals runter und gibt ihm ein Schleimssell zu assen. Wann er ein wenig geäst hat, so reist man der Dauben den Kopff ab und bricht daß Hürnschallen inzwey und döckt die Dauben mit der lincken Hand zu. If Und mit der rechten Hand gibt man dem Vogell den Kopff hin, daß er ihn in [den] Beck niemt, so lässt der Vogell gleich mit dem Kopff auß der Dauben. Und lest den Vogell den Kopff auf dem Botten aufgrähen. Sobald der Vogell mit dem Kopff vördig ist, so helt man den Vogell, wie man steht, die Hncke Hand vor und lest ihn mit dem Borst auf die Hand herraufspringen. Und aufgeast, wie sichs gehört. (48.) Den 12ten T a g
wierd der Vogell nicht ehr auf die Hand genomen, biß er geschleimt hat. Sobald er geschleimd hat, so wird er gleich auf die ίο Hand genomen und Reissig getragen. Und zu morgens bey Niedersetzen gibt man ihm ein Zigen zu assen. Und nach Mittag, wie Hs. daß statt und
172
2)
Hs. und statt daß er
sichs gehört, auf die Hand genomen und mit seinem Vogell aufs Feld gekannen und den Hund irmver kurtz vor dem Vogell herrumrefüren lassen, damit der Vogell recht hundfrom wird. Wann der Hund naußrefürt, den Hund hergeruffen biß an 1 ) [den] Vogell, 15 damit 2 ) der Vogell sich auf 3 ) keinen Fall nichts auß dem Hund macht. Zu abwends wird dem Vogell eine leichte Schnur angemacht, daß er gut flügen kann. // Bey Locken kann man ihn zum 50r letzen Mahl auf 200 Schrid weid locken. Und in einer 1 / 2 Stund die Dauben geben, daß die Dauben 12 bis 15 Schried auf dem Botten nieder naußflügen kann. Der Dauben wierd allezeit der Schwantz außgerissen, so offt man einem Hawicht eine Dauben giebt, daß die Dauben keine Wendung machen kann. Wann der Vogell die =.> Dauben gefangen hat, so geht man recht um in herrum und hebt den Fuß auf und kann es über dem Vogell herrumschwencken und geht vom Vogell auf 12 bis 15 Schried weg und geht starck auf seinen Vogell zu und an ihm vorbey, dann ein Hawichtstuck muß sich auß dem Menschen karnichts machen. Und wann er ein 10 wenig geäst hat, so gibt man ihm den Kopff hin und lest ihn darnach auf die Hand springen und gibt ihm allezeit ein Schleimsell und ast ihn auf, wie sichs gehört.
(49.) D e n 1 3 t e n T a g wierd der Vogell gedragen und handiert als wie den 12ten, ausser 15 der mit der Dauben stehlt 4 ) sich grad nauß auf der rechten Seitten vom Vogell 5 bis 6 Schried, und lest die Dauben nauß- // flügen 59 v biß der Vogell fängt auf 30 Schried. Und aufgeast, wie sich gehörd, aber auf dem Botten bey der Dauben recht fleisig herrumgekannen. Und [man] darff auf 30 Schried weggehen und starck auf den Vogell hinlauffen. Und den Borst in die Hand genommen und, sobald man hinkomt, den Vogell auf der Dauben ein bar Bäck 5 vom Borst assen lassen. I ls. am
2
) I Is. hat überflüssiges es
:i
) I Is. auß
4
) I Is. siebt
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(50.) D e n 1 4 t e n T a g wird der Vogell gedragen und handiert als wie den 13ten. Zu abwends beym 1 ) Locken wird der Vogell vom Kurtzfessell loß10 gemacht. Und [man] geht mit seinem Vogell hin, wo ein niederrer Baum ist, und stehlt den Vogell auf ein Nast im Baum und laufft vom Vogell zum ersten Mahl 50 Schried und lockt ihn auß dem Baum. Darnach kann man allemahl 20 Schried weidergehen. Und der mit der Dauben stehlt sich vom Vogell 12 biß 15 Schried, so 15 daß die Dauben auf 70 bis 80 Schried naußflügt, bis der Vogell fängt. Und auf dem Botten recht herrumgekannen und vom V o gell weggekannen, daß einen 2 ) der Vogell nicht sieht, und den 60 r Vogell ein wenig allein auf der Dauben // stehen lassen und darnach starck auf seinen Vogell zugeloffen. Mann kann auch über den Vogell nübergehen und über ihm auch stehenbleiben. Auch den Hud vor ihm hingeworffen, kurtz, man muß seinen Vogell recht bottenfrom machen. Dann dieß ist ein Haubtwerck, wann 5 er recht from gemacht ist auf dem Botten. Dann daß Fangen darff man ihnen nicht lernen, daß stockt ihnen in der Nadur, dann wann ein Vogell noch so gut fängt, und er ist nicht bottenfrom, so ist nichts mit ihm zu machen. D e r 3 ) Hünerhund muß allezeit dabey sein, daß er recht from vor dem Hund auch ist und ίο sich auf keinen Fall nichts mehr auß dem Hund macht.
(51.) D e n 1 5 t e n T a g wierd der Vogell handiert als wie den 14ten. Auß dem Baum kann man ihn auf 100 Schrid raußlocken. Und nur keine Mühe mit ihm 4 ) gespard. Wann mann sie nach Mittag auf der Hand hat 5 ), 15 so geht man mit seinem Vogell i n 6 ) [den] Wald eine bar Stund mit ihm, daß er holtzfrom wierd. Mann kann ihn auch ein barmahl auf einen Nast stellen, legt aber dem Vogell eine Schnur an und lest sie nicht auß der Hand und lockt seinen Vogell auf 30 oder J
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40 Schrid weid auf die // Hand und lest ihn ein bar Bäck abassen. r>ov Der mit der Dauben stelt sich vom Vogell 15 Schried, daß die Dauben so auf 120 Schrid naußkomt, und so offt man die Dauben flügen lest, muß man allemahl kirro ruffen. Und aufgeast, wie sichs gehört. (52.) D e n l ö t e n u n d 17ten T a g
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wierd der Vogell gedragen als wie den 15ten, ausser zu abwends bekomt der Vogell jetz losse Dauben. Wann man einen Vogell abträgt vor Feldhüner, so sein die rotten gut, daß sie Feldhüner gleichsehen. D a reist man der Dauben auf einem 1 ) Flügell 3 lange Fettern und auf dem andern 2 lange Schwingen auß, und denn 10 Schwantz. Und den Vogell ein barmahl auß dem Baum gelockt, aber nicht alle T a g auß einem 2 ) Baum, sondern man muß alle T a g an eine andere Gögent den Vogell locken. Und der mit der losse Dauben stehlt sich vom Vogell 6 bis 8 Schried und lest sie gut naußflügen. Sobald daß der Vogell gefangen hat, auf den Vogell is zugeloffen, waß man kann, und dieß etliche Mahl, daß er nur recht from wierd auf dem Botten und sich vor karnichts scheud. // (53.) D e n 18ten T a g
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wierd der Vogell aufgenommen und gedragen wie alle Tag. Ausserdem zu abwends geht man mit seinem Vogell in 3 ) [den] Wald und bind ihn an einer Schnur und lockt ihn ein barmahl. Darnach geht man mit dem Vogell auf einen Schlag oder Plenung, 5 und die Dauben an einer Schnur, und gibt dem Vogell die Dauben recht vornaweg, so daß die Dauben ins Holtz komt, biß der Vogell fängt. Aber dem Vogell eine leichte Schnur angebunden, daß [sie] ihn im Flügen nicht hindert, und bev dem Vogell recht auf und ab gekannen, daß er recht from wierd. Und nach seiner Ard aufgeast 10 und allezeit ordentlich behandelt, wie sichs gehört. 1
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(54.) Den 19ten T a g
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wierd der Vogell aufgenomen und gedragen wie alle Tag. Nach Mittag reit man mit seinem Vogell aufs Feld und kann mit dem Vogell eine Stund zu Pferd 1 ) sein. Darnach stehlt man den Vogell auf einen // Stock oder Landern und reit auf 50 oder 60 Schried vom Vogell und lockt ihn auf die Hand. Man kann ihnn auch in ein Baum stellen und herraußlocken. Darnach gibt man ihm eine losse Dauben, wie sichs gehörd, und nach seiner Ard aufgeast. Jetz ist der Vogell vördig und [man] kann ihn vor Wild flügen. Ist es aber ein Hawichtstuck, so gibt man ihm nur einmahl einen jungen Hassen zum Fangen oder ein Kannichen, nur daß er zuerst einen Hassen würgt, das er nur weiß, waß ist; und auf dem Hassen aufgeast. Das Dertz ist zu nichts anders zu gebrauchen als zu Feldhüner und Wachteln, aber mit dem Hawichtstuck kann man Feldhüner zur Noth [flügen], aber vor Fassanen und jungen Hassen sein sie recht gut. Er ist auch recht gut vor Reiger in Weyern oder Deig. Es sein schonn Grannich mit ihnen gefangen worden, und wierd von einem Falconier vor ein Haubtvogell gehalten, wann er vor Fassanen oder Reiger recht gut abgericht ist. Wann // mann ihn lang vor Fassanen geflogen hat, so kann man ihnn mit ein bar Reiger abrichten. Aber wann ein Hawicht vor Reiger abgericht ist, so darff man ihn des Tags nur einmahl flügen. Und wann man mit ihm außreit, so wierd er gehaubt als wie ein Falck und darff nicht mehr nach was anders gelassen werden, sondern bloß [nach] einem Reiger, und ist eine herrliche Jagt. Mann kann 2 ) auch zu Fuß mit ihnen Reiger fangen, aber vor Fassanen kann ich 3 ) des Tag 12 biß 15mahl mit ihnen flügen. Und allemahl fangen, wann der Vogell freies Feld hat, wo er daß Wild nicht einsetzen kann. Hs. hat überflüssiges mit ihm flüssiges ihm
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(55.) D e n 2 0 t e n T a g kann mann seinen Vogell zu morgens ein bar Stund dragen; und mit einem Zigen bekiert. Und nach Mittag, ehe man mit ihm außreit, kann man ihn eine 1/2 Stund auf die Hand nehmen. Sobald man aufs Feld komt, so macht man seinen Vogell loß. Mann muß aber beständig eine veste Vaust haben, damit, wann der Vogell springt, daß er einem 1 ) nicht auß // der Faust föhrt. Und [man] lest seinen Hund refüren, aber einen gutten Hund muß man haben, der recht vorstehend ist und nicht jagt oder kar ein Würger ist, wann der Vogell gefangen hat, nicht auf den Vogell neinfährt und ihn kar todwürgen kann. Daher erfordert es einen gutten Hund, daß ich mich auf ihn verlassen kann. Sobald der Hund steht, so reid man hinder den Hund hin und sprich ihm zu: Pill drein! Wann also die Hüner aufstehen, so stehen allezeit die alten zuerst auf. Da verhelt man den Vogell und niemt sich in acht, daß der Vogell nicht zuerst an die alten komt. Sobalt die junge Hüner aufthun, lest man gleich seinen Vogell von der Hand ab, und muß haubtsäglich sehen, daß der Vogell die ersten 2mahl fängt. Sobald der Vogell gefangen hat, so reist man dem Hunn den Kopff ab und bricht die Hürnschallen auf und gibts dem Vogell hin und lest ihn daß Hürn assen. Wann er also mit dem Hürn vördig ist, so niemt man ihm daß andere weg und niemt den Borst und lest ihn auf die Hand springen und gibt ihm ein bar Beck zu assen vom Borst. // Darnach sugt man mit seinem Hund vort, wo die andern Hüner hingefallen sein. Sobald der Hund steht, gleich wieder geflogen. Und wann der Vogell zum 2ten Mahl gefangen hat, den Vogell ein wenig würgen lassen ihm Hunn; und nach seiner Ard aufgeast, wie sichs gehörd. Den andern Tag kann man mit seinem Vogell 4mahl flügen. Und wann der Vogell daß Hunn hat eingesetz, gleich den Vogell auf der Hand gelockt und mit dem Hund außgemacht. Darnach sein sie recht gut fangen, dann 1)
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sie können vor Forcht schier karnicht flügen. Sie thun auch offt karnicht mehr auf, sondern der Hund fängt offt, und [sie] bleiben lügen, daß man sie mit der Hand kann fangen. Den 3ten Tag kann ich mit meinem Vogell 6 bis 7mahl flügen und fangen. Und so flügt man den Vogell nach und nach ein, so daß ich in einem T a g kann 12 biß 15 Stuck fangen. Mann muß auch haubtsäglich seinen Vogell behandeln und sich nach die Hünner richten, wie die Hünner wachßen und stärcker wehren. Und alle Tag weider flügen. So muß man // auch seinem Vogell ein gutten Leib geben, damit er seine Schuldigkeit kann thun, dann auf ein Hawichtstuck kann man sich allezeit verlassen, daß [sie] einem 1 ) nicht davonflügen, wann sie einem 2 ) nicht weggeiagt werden. Dann so offt ein Hawicht veil flügt, so stehlt er sich gleich in einen Baum oder gleich auf den Botten und flügt3) karnicht weit weg. Wann ein Hawicht recht abgedragen ist und ist recht from gemacht worden auf dem Botten, so kann man ihnen nach und nach so einen gutten Leib geben, als wann sie in der Wildnieß wehren, dann ein Hawicht fängt die Hünner nicht auß Hunger, sondern meistens auß Lieb. Daher kann mann sehen: wann ich mit einem Hawicht schonn offt geflogen habe 4 ) und er hat einen gutten Leib und hat schonn einen ordentlichen Kropff Aß, so fängt er mir doch noch ein Hunn. Wann ein Hawicht eingeflogen ist, und er hat seinen rechten gutten Leib, so verlassen sie daß Locken kantz, und wann sie auf einem Baum stehen und man lest ihnen gleich die Dauben flügen, so gehen [sie] // doch nicht gleich herrunder. Aber wann sie von weiden ein Feldhunn sehen, da flügen sie gleich nach, weil sie mehr Lieb haben vor die Hünner. Mann darff ihnen nur so unvermerckt ein dotes Veldhunn recht naußwerffen, so flügt er gleich herrunder. Diesses ist zu beobachten, wann einer mit seinem Vogell auf der Beitz ist und hat seinen Vogell offt flügen lassen und der Vogell ist recht müth geworden und [es ist] noch darbev recht warm gewessen, so muß man i h m 5 ) nicht zu vill Aß v
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geben, sonst, bis man mit i h m 1 ) nach Hauß k o m t , der V o g e l l n o c h m ü t t e r w i e r d u n d auf der Reck zu nachts daß A ß verschläfft und nicht durchstöckt, daß er es zu m o r g e n s w ü r f f t , weil es ihm im 10 K r ö p f v e r s a u t e t ist. D a h e r , w a n n einer glaubt, der V o g e l l hat zu vill A ß b e k o m e n o d e r er ist m ü t g e w o r d e n , so m u ß man zu nachts ein barmahl ein Stück W a s c h s c h w a m ^ e n im Wasser einduncken und ein barmahl dem V o g e l l oben am Bäck hingedruckt, so daß daß Wasser in die z w e y Nassenlöger neinlaufft. U n d steckenn 15 gleich drauf d u r c h // u n d w e r f f e n daß A ß g e w i ß nicht. D a n n w a n n r.4v ein Hawicht einmahl daß A ß w ü r f f t , so ist er so vill alß hin und schmeist g e w i ß den andern Tag wieder u n d [man] k a n n ihm auf diesse A r t leicht zu Schanden richten. Mitt einem Hawichtderz v o r Hüner kann man nicht länger flügen als biß E n d e des Octopermohnet. Diesses k o m t daher, weill daß Feld gantz lehr ist und die 5 Hüner nicht m e h r halten und zu weit aufstehen, auch sehr schnell flügen, w a n n ein V o g e l l darhinder ist und [der F l u g ] zu w e i t geht, und sich daß H u n n nicht m e h r v o m V o g e l l fangen lest. Sobald daß H u n n sieht, daß der V o g e l l h i n d e n d r e i n k o m t , so feld daß H u n n auf den Botten f r e y hin, w a n n es keine Hocken o d e r Busch
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erlangen kann, u n d f ä n g t gleich an zu lauffen. W a n n es gleich der V o g e l l recht genau marckgierd hat, so ist [es] d o c h w e i t w e g geloffen, und biß man h i n k o m t und seinen V o g e l l auf die Hand niemt, so ist man nicht imstand, daß H u n n außzumachen. W a n n also die Hünnerbeitz k a r 2 ) ist, so lest man seine H ü n e r v ö g e l l flügen, 15 dann ü b e r w i n d e r n 3 ) kann /j man keins auf das andere J a h r , weil sie 65r grat um dieselbige Zeit anfangen zu maussen und [man sie] nicht braugen kann u n d w i e d e r junge H a w i c h t haben kann. A b e r ein guts Hawichtstuck kann m a n n daß kantze J a h r flügen u n d w e r d e n gemaust. A b e r sobald es kald w i e r d , so m u ß man ein Hawicht in eine K a n w e r flügen lassen, aber alle Tag m u ß er auf der Hand 5 geäst w e r d e n , daß ich ihn bey seinem ordentlichen Leib kann erhalten. M a n n kann sie lang erhalten, aber g u t A ß müssen sie haben. *) Hs. ihnen
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Und wann sie gemaust Wöhren, muß man ihnen 1 ) alle Tag eine Dauben geben, daß sie nicht von Leib komen und gut maussen. Die Kammer muß schönn hell sein, und daß die Morgensonnen neinscheint, dann es steld sich ein jeder Vogell görn hin, wo [ihn] die Morgensonnen anscheinen kann. Aber die Kammer muß abard sein, wo man einen krancken Vogell hinstelt, und niehemahl ein geschunten Vogell hinneinflügen lassen, oder zum wenigsten recht rein und sauber außgebutz, ehe man einen Vogell hinneinthut. Dann es muß überhaubt // ein Falconier alles rein halten, daß nichts verborgen in Ecken ligenbleibt. Daher entsteht daß Ungezieffer oder Gestanck, daß denen Vögelen von der Natur alles zuwieder ist, dann ein Hawicht und ein Falck ist daß Reinste schonn gewend in seiner Wildnieß von Jugent auf. Man darff nur zu einem Hawichthorst komen, wo 3 oder 4 Junge sein. Da wierd man nichts Unreins im Horst finden, dann der Hawicht bleibt bey Horst bey seinen Jungen stehen, biß sie vom Horst abgeflogen sein. Da muß daß Dertz vor die Jungen und vor den Alten rauben. Und bringt alles dem Weiblein hin und flügt gleich wider vort, und daß Hawichtstuck gibts denen Jungen hin; und waß sie überich lassen, daß ast daß Weiblein. Und die Grieben schlebts ein Stück weg und lest fallen. Und [man] find nicht vill beym Horst. Wann aber die Jungen vom Horst abgeflogen sein, darnach raubt daß Stuck auch vor die Jungen. // Die Hawicht baden auch görn im Sommer. Daher, wann es recht warm ist, so ast man 2 ) den Hawicht auf und lest ihn ein bar Stund stehen. Und so in der Mittagstund, — aber es muß die Sonnen recht scheinen und schön warm sein, — da geht man mit seinem Vogell an einen kleinen Fluß und macht daß Langfessell lang und stelt seinen Vogell ins Wasser, so daß es ihm biß an 3 ) [den] Leib geht und helt ihn bey Langfessell und bleibt still stehen. So wierd der Vogell anfangen zu baden als wie eine Ganß. Und wann er selber auß dem Wasser springt, so niemt man ihn auf die Hand 1)
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und trägt ihn nach Hauß und stehlt ihn auf seine Reck, w o ein 10 wenig die Sonnen hinscheind. Aber auf der Reck darff man die Hawicht nicht zu nahe zusammenstellen, dann sie können einander nicht leiden und springen i n w e r gögeneinander und verderben sich den Stardt. Sie müssen wenigsten // 5 Schu weid ein von 66 ν andern gebunden werden. Auch kein zwey in einer Kamwer, dann sie bringen einander um, dann der Hawicht liebt keinen K a n w e r r a d e n , und leiden einander in der Wildnieß nicht und jägt einer den andern auß dem Feld, wann sie zusammenkommen. Mann muß sich auch in acht nehmen, wann mann auf der Beitz 5 ist, daß mann niehemahl zwey Vögell nach eins lest, dann sie fangen gleich einander und würgt einer den andern.
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GLOSSAR
abard5 ν 3 besonders, speziell; 44v 12 , 65r 12 für sich, abgesondert abtuen, abassen 24t1'19, 24v 8 , 27r 3 , 28v 4 - 6 57r 6 , 58r 5 ·" abfressen, auffressen, s.a. aufasen abbrechen (vom Aß) 57 v 15 von der Atzung nehmen, Atzung entziehen abgeflogen 65 v 13 (den Horst) verlassen abgericht abgerichtet; in der Standessprache für den Falken verpönt: „Beym Falcken heist [es] abgespunen und nicht abgericht. Wann einer spricht, ich habe einen Falcken abgericht, so weiß man schonn, das er kein rechter Falconier ist" 15r14~17. Trotzdem unterlief dieses Versehen dem Verfasser unseres Traktats mehrmals, so 11 v 18 und in der Überschrift zu Kapitel 29 (41 r'). Für den Habicht 50T1, 61 ν 1 5 , 62Γ1·2 war abgericht dagegen nicht nur zulässig, sondern allein korrekt. W i r finden in unserem Traktat nirgends das Wort abspinnen im Zusammenhang mit dem Habicht. Auch beim Pferd 45 r 17 , 45 v 3 wurde von abgericht gesprochen. abgeschräckl s. nimderschröcken abhauben, abhaupen 18T1, 32v 3 , 33V 15 , 34v 8 , 39v 2 , 40r 3 , abgehaupt 11 v 15 , 34v 4 ; das Abhauben 33r 13 , 35 r 6 die Haube abnehmen. S. a. aufhauben, gehaubt, vorthaupen abpintzen 12T1, abpüntz 12r 2 , abgebüntz 12r e mit einem Stichel oder Meißel (die Klauen oder den Schnabel) beschneiden oder kürzen abprellen 14r 15 , 19v 1 0 , 23r 1 2 , abgeprelt 14v 12 , breit ab 32v 2 , den Prell (s.d.) abnehmen, nach Abnahme des Prelis. S. a. aufprellen abspinnen, abspürten, abspiinnen l r 1 , l v 1 3 , l l v l ä , 15r 13 , 16v 7 , 17v 5 , 20T1, abspiint 12r 11 , 19 r 4 , abgespunen 2r 1 2 , 15r 10 ' 15 , 17v 8 - 12 , 19r\ 25v 3 , 3 8 v \ gespunnen 30 r 13 . Zur Worterklärung s. abgericht. abspinnen geht auf mhd. spennen zurück, das wir im Sinn von „mäßig füttern", „durch wenig Atzung und Abmagern in die rechte Form bring e n " kennen. (S. Kurt Lindner, Die deutsche Habichtslehre 2 , Berlin 1964, 257, N. 40.) spennen scheint jedoch im Laufe der Zeit die erweiterte Bedeutung von abrichten, zumindest der mit der Abrichtung verknüpften anfänglichen Arbeit, dem Zahm-, Gefügig- oder Lockemachen erhalten zu haben. Damit erklärt sich auch, daß schon in einer der Handschriften (B) des Beizbüchleins spennen durchweg durch tvenen ersetzt ist. Daß aber
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wetten gleichbedeutend mit „abrichten", „dressieren", „an die Hand gewöhnen" war, wurde an anderer Stelle (Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden, 11, Berlin 1962, 208) gezeigt. Im niederländischen Raum blieb das Wort Spermen im Gebrauch. Während es in Mittel- und Oberdeutschland mit dem Beizbüchlein um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert verloren ging, wurde es im 18. Jahrhundert durch niederländische Falkner nach Deutschland zurückgebracht und zu neuem Leben erweckt. Damit folgten die Holländer der Tradition ihres Landes, wo es im Sinne von „zähmen" oder „lockemachen" noch heute existiert. Α. Ε. H. Swaen (Beknopte Woordcnlijst der Valkenierstaal, Deventer, o . J . , 13) erklärte spenen, spinnen mit den Worten „Het zeeg maken, het eerste gedeelte der africhtung" und knüpfte damit an Α. H. Verster van Wulverhorst an (S. a. Α. Ε. H. Swaen, Spenen, spinnen in Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde, 55, Leiden 1936, 96). Demnach betraf das Spennen vorzugsweise die erste Phase der Abrichtung. Im deutschen Fachschrifttum stoßen wir im Kreis der Ansbacher wieder auf dieses Wort. Pacius (Friedcrich des Zwcyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756), der sich mehrfach seiner bediente, definierte es in den Erklärungen: ,,Spinnen, abspinnen, den Falcken mit einer Feder streichen, damit er lock werde". Was im einzelnen darunter zu verstehen war, wird an anderer Stelle (406/407) gesagt: „(Die Falcken) , . . die den Bec aufmachen, höigen, und sich rauh machen, soll man zuvor abspinnen, damit sie gewohnen, sich angreiffen zu lassen, und den Bec nicht mehr aufmachen, zu höigen, und sich rauh zu machen aufhören, und die Hauben gewohnen: hernach soll man sie offt auf- und abhauben, und spinnen". Die Worte abspinnen und spinnen in der Übersetzung des Pacius entsprechen bei Friedrich II. (De arte venandi cum avibus, Ausg. Willemsen, Leipzig 1942, I, 24115 "· 20 ) einerseits dem tractare manu vel penna vel virgula circa fauces, collum et pectus, andererseits einem tangere circa collum, rostrum et pectus. Auch an einer anderen Stelle (402), an der sich Pacius des Wortes abspinnen bedient, ist bei Friedrich II. (a. a. Ο., I, 2382C) von falco iangendus et tractandus die Rede. Als abspinnen oder abliebeln lebt es in der Falknersprache unserer Zeit fort. (S. I I. Schöpffer, Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, Berlin 1896, 196 „Abspinnen - den Falken mit einer Feder streicheln, vorzüglich um ihn zu beruhigen, wenn er erschreckt ist". Fritz Engelmann, Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 811 ,,Abspinnen, Abliebeln, den Beizvogel mit einer Feder (Spinnfeder) streicheln (abspinnen) . . .". Ausführlicher, aber inhaltsgleich Renz Waller, Der
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wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1927, 324/325). Die Spinnfeder erwähnt Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, III, Gotha 1821, 402): „Dabey wird dem Vogel liebreich zugesprochen mit: Ο ho, Männchen! usw. und derselbe auch mit einem Tauben-Flederwisch, welcher die Spimifeder heißt, gestreichelt oder gesponnen, damit er sieht, daß man freundlich mit ihm umgehen und ihm nichts zu Leide thun will". In unserem Traktat hat das Wort abspinnen teils den Sinn von Abrichten schlechthin, teils weist der Text speziell auf das Streicheln mit einem Taubenflügel hin (17 v5 8), abspringen 19r 9 , 19v 4 , 54r14·18 von der Hand abspringen, s. springen Abspannung 34 r10 Zeit der Abrichtung abtopen 42r 7 , 46v 13 , 49r 10 einen Falken durch toppen (s.d.) abrichten abtragen 51 r5, 53r fi , 53v 12 , 63v ß abtragen, abrichten (nur beim Habicht gebraucht); Hawichtabdragen 55 r9 Abwend 8v 17 Abend, Westen; abwends 32r fi , 33r 8 abends abziben 19 v 5 ,22r 7 , 23 r 11 ,25 r 4 , 27 v 3 ,29 v4, 30 rG, 56 v4 das Wort abziehen kommt häufig in Verbindung mit dem Zügen (s.d.) vor. Man ließ den Vogel „das Zügen abziehen", d.h. am Zügen reißen, nagen oder beißen. S. a. unter voc. Haube „die Hauben abziehen" accrat 6r 2a akkurat, sorgfältig angelockt 37 v 2 , 40r 12 durch Rufen herbeigelockt angeschült 6r 5 , 9r 3 , angesiilt 6r 21 angeseilt, an einer Lockschnur befestigt, jedoch nach Ernst von Dombrowski, Deutsche Waidmannssprache, Neudamm 1892, 22 „nur dann, wenn die Anfesselung des Lockvogels in Dreieckform geschieht, d.h. wenn die Leine die beiden Ständer verbindet und von beiden ausgehend rückwärts unter spitzem Winkel zusammentrifft". Ansillen leitet sich von ahd. silo, mhd. s/7 Seil, Riemenzeug, bes. für das Zugvieh, her. Vergl. a. loßsield anschleiffen 9r 4 (an einer Schnur) befestigen; angescbleifft 53v 7 wurde das Geschüh eines Habichts am Kurzfessel durch Einbinden der Geschühknöpfe. anschafften 21 v14-16·17-18 anschäften, eine fremde Feder im Stumpf der verletzten Feder mit Hilfe einer Stahlnadel befestigen anschuhen bedeutete das Geschah oder die Langfessel anlegen. Dieses Wort wurde nicht nur für die Beiz-, sondern auch für die Lockvögel gebraucht. Das Käuzlein wurde angeschut 2v 20 , ebenso der auf dem Falkenlager gebrauchte Baumfalke 6r 5 und die dort benötigte Taube 6r 20 , 7ν 2δ , 52r 10 . Auch der Uhu 40 v13 wurde wie ein Habicht angeschut. Das gleiche galt für den frisch gefangenen Falken 12r21, wobei nur vorschriftsmäßig angeschuht war, wenn der rechte Schuh tatsächlich am rechten Fuß, der
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linke am linken und nicht versehentlich umgekehrt befestigt war 12 v9. Vor dem Anschuhen wurde das Leder des Geschühs mit Talg eingerieben 13 ν 5 . Den Habicht schut man an wie den Falken 53 r 13 , doch sollte er kurz angescbut sein 53 v 10 . Im übrigen galt für ihn das gleiche wie beim FalckenAnscbuen 53 v2. anstreigen 37 r 3 , 38 r 10 , angestriigen 23 r 1 muß einen etwas anderen Sinn als streigen streichen gehabt haben. Dieses Wort bedeutete offenbar soviel wie „(um einer gewollten Beunruhigung willen) anrühren". Seltsamerweise kommt es nur zusammen mit der Cage vor: „Wann sie . . . auf der Chaschy stehen, . . . muß man sie . . . anstreigen" (37 r 2 ); „Jetz ist der Vogell vördig und darff nicht mehr getragen werden, sondern nur auf der Chaschy angestrigen" (38 r 8 ); „Und die Vögell . . . auf die Caschy gestelt . . . und fleißig dabey angestrügen". (22v 19 ). S. a. gestrigen antopen 34r 17 durch toppen (s.d.) beim Abrichten anlocken, im wesentlichen gleichbedeutend mit abtopen Ard, nach-, nach Art 15r 3 · 8 · 20 , 16v 1 7 , 18v 20 , 20v 6 , 31 v2, 33r fl , 37 v 11 , 38r 8 , 43v 1 6 , 44 r 14 , 50 v2, 51r 8 , 52 v 1 5 ; nach der Art 12r 13 , 35 v2, 40 v 9 ; nach seiner Art 36 r 15 , 36 v 17 , 63 r 4 ; nach Falconierart 56 v 5 vorschriftsmäßig, fachmännisch nach Falknerart, inhaltsgleich mit den Worten wie sichs gehört 46 r 7 , 46 v 3 assen 14v 15 , 15v B u. oft., asen 16r 8 atzen, Atzung aufnehmen Aß 14 v 1 9 · 2 2 ,15 v 3 · 7 u. oft. Atzung; reines Aß 15 v 5 schieres Fleisch ohne Federn oder Knochen; unrein Aß 16r 4 unsaubere, schmutzige Atzung; rigents Aß 16r 4 alte, schon riechende oder stinkende Atzung; Hackaß 28v® klein gehackte Atzung Aßglauen 49 v 12 die Innenzehe an jedem Fuß des Falken Aßstuben 16r e Stube, in der die Atzung der Beizvögel aufbewahrt und zubereitet wird Aßtiesch 15v 1 7 Tisch zum Zubereiten der Atzung auf asen, auf geäst 23 v 7 , 24 r5, 27 r 16 , 30 r5, 31v 5 ' 12 33r 4 . 1G , 34 r 7 , 35r",35v 2 , 36 r 15 , 36 v 1 7 ,37 v», 38 r8, 38 v 4 , 39 V1·1 \ 40 v 9 ,44 r 1 ,46 r 7 · 9 ,46 v 2 ,61 v 8 ,63 r4 u f f assen 56r 6 , 57v 1 4 atzen, „auffüllen"; s. a. abasen, neinast, vordgeast aufgrüben 42v u > 12 , 58v 3 „Wenn der (Beiz-)Vogel auf dem Boden an einem Bölfft - einer als Lockspeise dienenden toten Taube - (sich) atzt, so heißt das aufgräbt". 42 v 1 1 - 1 2 . Beim Aufgraben wurde der Beizvogel zunächst durch Unterschieben einer Lockspeise von der von ihm geschlagenen Beute abgelenkt, anschließend durfte er die Lockspeise ganz oder teilweise kröpfen. Dieser Vorgang vollzog sich stets am Boden. aufbauben 18r 1 3 ,18v 1 6 ,23v 7 , 24v 1 1 ,26r 1 ,29v 2 u. öit.,aufgebaupt\\v™, 18r 1 7 ,19v 3 die Haube aufsetzen. S. a. abhauben, gehaubt, vorthaupen
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aufnähen 42V1 das Verschließen der Augenlider einer als Hilfsmittel bei der Abrichtung benutzten Krähe unter Verwendung eines über dem Kopf zusammengebundenen Zwirnsfadens aufnehmen 23v 14 , 24r 3 · 10 , 27r 2 · 17 , 28ν 1,5 , 29ν 3 · 7 u. oft., bey Aufnehmen 26r 6 auf die Hand nehmen; 40v12>lfi>17 einen Uhu vom Boden aufnehmen anfprelen, aufprellen 16v 10 , 17 v 13 , 22r 3 ,23r 1 4 , aufgeprelt 14r 1 8 ,14v 1 2 , 16 v\ 22v 19 , 23r 14 , 26r 1 den Prell (s. d.) anlegen, mit dem Prell versehen aufstellen, sich 55 v 3 „Sobald es Abend ist, muß man sie (die Habichte) in die Kammer auf den Reck stellen. Da bleiben sie nicht stehen, sondern springen immer und wollen sich aufstellen". 55 ν 1 - 3 aufthun 63 r 8 aufstehen, auffliegen anftopen 10r 1 2 - 1 8 ,10v 6 · 9 ,11 v14 den an der Toppschnur befestigten lebenden oder toten Lockvogel zum Auffliegen veranlassen. „. . . wann er (der Falconier) auftopt, so fährt der Vogel im Aufzihen grat in die Höhe" 10 r 12 . S. a. topen Aug beym Mann 49 v 9 das rechte Auge des Falken Außbröller 45 r 9 der Sinn dieses Wortes ist vorläufig unklar aufgeben, die Dauben 46 r 6 , 46 v2 Um einen entflogenen Falken vor dem Verstoßen zu bewahren, wurde er durch eine flatternde Taube von weither herbeigeholt. „Sobald der (Beiz-)Vogel kommt, läßt man die Taube fliegen: Das heißt ,die Taube ausgeben'." 46 r 5 - 6 außgehen 36r 1 abstreichen außgenäst 41 v 1 von Ästen befreit; s. a. Nast außhalten 46 v 7 nicht entfliegen, nicht abreiten (vom Falken) außmachen 63 r 7 , 64 v14 wieder auffinden, mit Sicherheit feststellen außspringen 38 v 6 sich Bewegung machen Bäck, Beck kommt in drei Bedeutungen vor: 1) Bäck = Schnabel lr 4 - 10 · 14 , lv 2 · 1 8 , 12r 9 · 14 , 17r 13 , 18r 7 · 9 , 32v 18 , 44v 4 , 49 v3, 58 V1, 64 r 14 . Stets wird Bäck gebraucht, wenn vom Schnabel des Beizvogels die Rede ist. Das gleiche Wort kommt auch für den Schnabel des als Vorlaß dienenden „Raben", d.h. der Rabenkrähe (42r 10 ) zur Anwendung. Hergeleitet ist es von fr. bec. Nach Deutschland, wo es seit dem 18. Jahrhundert als Bestandteil der Standessprache nachzuweisen ist, kam es durch die niederländischen Falkner, die Bek für jede Art von Schnabel haben, gleichgültig ob sie von einer Ente, einem Rebhuhn, einer Schnepfe oder einem Greifvogel sprechen. Die lebende deutsche Falknersprache hat Beck gleichbedeutend neben Schnabel. Die anerkannte Koexistenz beider Worte drückt ein gewisses Unbehagen gegenüber dem nicht als herkömmlich empfundenen, spät eingedrungenen Terminus aus.
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2) Bäck — Bissen, eine bestimmte Menge Atzung, die ,,einem Schnabel voll" entspricht. 15v 8 , 19vfl, 22r 7 , 2 3 r n , 23v 3 , 24r 7 · 19 , 24v 8 , 25r 17 , 25v 15 27r 11 ' 13 , 27v 4 , 29r4>7·15, 29v 5 , 30r 7 , 32r 7 , 48r 5 , 55r 14 , 55v e - 12 . 15 , 56v 4 · 18 , 57 r 6 , 59 v5, 60 r19, 62 v16. Die Atzung sollte in recht schöne, dünne lange Bäck (15 ve) geschnitten sein. Bäck war somit gleichbedeutend mit einem schnabelfüllenden Fleischstreifen. Es ist in unserem Traktat die Rede von „10 bis 12 Bäck Rindfleisch" (22r 7 ), „Rindaß" (23r 11 ) oder „Hackaß" (25r 17 ), von „ein paar Beck abassen" (24r 19 ) oder schlechthin von „einem Bäck assen" (25v lä ). Diese zweite Bedeutung ist der lebenden Falknersprache verloren gegangen. 3) Bäck von der Hauben 25 r13 = Schnabel- oder Becloch in Form eines eiförmigen Ausschnittes an der Steck- oder Rauschhaube. S. a. beküren. Barclolmähi 4v 21 , 9v 15 24. August Baßaschier 52 v17 Passagier, Bezeichnung für den jungen Habicht oder Falken im ersten Lebensjahr in der Zeit von September bis Dezember. „Wenn (der junge Habicht) einmal (vom elterlichen Horst) weggestrichen ist und man weiß nicht, wo er gehorstet worden ist, so heißt er ein Baßaschier" 52v 10-18 . Charles d'Arcussia (La Fauconnerie, Rouen 1644, 7) gab eine übereinstimmende Erklärung: „Vous donnerez au Faucon cinq noms differens en la premiere annee. Premierement . . . au mois de May, vous le nommerez Niais, s'il prins en juin, Juillet et Aoust, vous le nommerez Gentil; si en Septembre, Octobre, Nouembre et Decembre, vous le nommerez Pellerin ou Passager . . . " Die deutsche Übersetzung dieses Satzes (Falconaria, Frankfurt/M. 1617, 8) - „ . . . wenn er im September/October/ November vnd December gefangen wirdt / so nenne jhn Pellerin, oder Passagier . . . " - findet sich in zahlreichen deutschen Jagdbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts wieder. Baumfalck 6 r4 Falco subbuteo Baum stehen, im 40r2>4>° in einem Baum eingefallen sein (Krähe oder Elster); im Holtz stehen 40r 15 eingefallen sein, „wo viele Bäume sind"; auf einem Baum stehen 63 v15 Akt des Ungehorsams bei einem Habicht Baum stellen, auf oder in einen vom Beizvogel: (sich) 32 r17, 63 v4 Akt des Ungehorsams; 61 v2 absetzen; von einer Krähe oder Elster: 40v 2 , 41 v12 in einen Baum einfallen Beitz 44 v8, 64 r5, 66vr> Beize, Beizjagd beküren 57 v13, bekürt 56 v c , bekiert 62r 13 einige Bäck-Bissen geben, atzen, füttern, stets für die bescheidene Morgenmahlzeit gebraucht. „Morgens um 9 Uhr, wenn man ihn (den Habicht) niedersetzt, muß man seinen Vogel
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allzeit ein gutes Ziegen abziehen lassen und ein paar Bec Rindfleisch geben. Das heißt nach Falknerart: den Vogel becierf" 56 ν 2 Λ Bellen, Böllen 15r20>22 Schelle. Das Wort Bell für die meist am Geschüh des Beizvogels angebrachte kleine runde Metallglocke wurde durch niederländische Falkner, bei denen Bei noch heute lebendig ist, nach Deutschland gebracht. Es erscheint in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Kreis der Ansbacher und läßt sich zuvor anderweitig nicht nachweisen, war aber sicher überall zuhause, wo Falkner holländischer Herkunft im Dienst deutscher Landesfürsten standen. Pacius (Friederich des Zwevten . . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 249/250 benutzte es häufig bei der Ubersetzung für lat. campanella (ed. Willemsen 1, 153). Dieses geschichtlich keineswegs bei uns beheimatete Wort wurde im Anschluß an Pacius auf dem üblichen Weg über Schöpffer, Engelmann und R. Waller der lebenden Falknersprache zugeführt und hat heute den seit dem Mittelalter gebräuchlichen, dem deutschen Sprachgebrauch allein angemessenen Ausdruck Schelle fast ganz verdrängt. Blaitfuß 2r ,J - 20 Lanner- oder Feldeggsfalke (Falco biarmicus jeldeggii Schleg.) Im Hinblick auf die an anderer Stelle zum Blaufußproblem gemachten Ausführungen (Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden II, Berlin 1962, 155—175) ist es erfreulich, feststellen zu können, daß die deutschen Berufsfalkner in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch immer die gleiche Falkenart als Blaitfuß bezeichneten, die Jahrhunderte hindurch allein diesen Namen trug. Sie blieben von der zu ihrer Zeit einsetzenden Sprachverwirrung zunächst verschont. Wir hören vom Blaufuß, der um die Wende des 17. zum 18. Jahrhundert in Mitteleuropa verschwand, nur, daß er in der Türkei gefangen wurde. Das osmanische Reich Schloß in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch Griechenland und den ganzen Balkan einschließlich Albaniens, Bosniens und der Dalmatinischen Küste bis zur Sawe ein, deckte also das ganze rezente Verbreitungsgebiet des Lannerfalken, sofern wir von dessen Vorkommen in Süditalien und auf Sardinien absehen. Das I lerkunftsland Türkei paßt dagegen nicht für den nordöstlich vom Lanner- oder Feldeggsfalken lebenden Würg- oder Sakerfalken (Falco cberritg cherrug Gray), wenngleich die zwischen beiden Arten stehenden Übergangsformen in den Grenzgebieten leicht zu Verwechselungen Anlaß geben konnten. Auch der Hinweis „Der Blaufuß ist der fängischste und hat einen schnellen Flug im Vergleich zum Wanderfalken" (2r 20 ) spricht für Falco biarmicus jeldeggii, da dieser nach Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 413) bei den Falkonieren für schneller als der Saker und die nordafrikanischcn Lanner gehalten wurde.
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bliickl 48 ν 4 „Die Falken bekommen oft Ungeziefer an sich, die sich auf die Haut setzen und die Vögel plagen. Daher fangen sie an, sich am Leib zu beißen, so daß sie die Federn abbeißen. Das heißt, der Falke blückt" 48 v 1 - 4 . Blum 1 r 23 , 1 v 3 von frz. plumage, Gefieder, hatte die Bedeutung ,,der schön Gezeichnete". Pacius (Glossar) kennt das Wort Blum für die Einfassung, d.h. den Saum an den Federn. Entscheidend war der farbliche Unterschied. ,,Blume hieß der Rand der Federn, wenn er andersfarbig war als die eigent liche Feder" (Hermann Schmidt, Die Terminologie der deutschen Falk nerei, Freiburg i. Br. 1909, 38). Wo immer das Wort Blume seit dem 17. Jahrhundert in der deutschen Weidmannssprache auftritt - dies gilt auch für Rot- und Damwild, Hase, Fuchs und Wolf - hat es die Anders farbigkeit des so bezeichneten Teiles, vornehmlich des Schwanzes oder der Schwanzspitze zum Inhalt. (S. voc. Blümchen, Blume in Allgemeine Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften II, Wien und Leipzig 1887, 91) Bölfft m. 28r 9 ' 1 0 , 42v 12 , 44v 13 , 45r 8 Pöljft 37v 7 , 38r B , halber Bölfft 28r 12 , schwärtzer Bölfft 42 v 9 als Lockspeise dienende tote Taube. Der nach Abreißen eines Borsts (s. d.) verbleibende Teil hieß halber Bölfft. Eine schwarze Taube, deren Aussehen durch die Farbe des Gefieders einer Krähe ähnelte, nannte man schwarzer Bölfft. Borst m. 14ν 1β , 23 v 3 , 24r 7 , 24v 1 · 4 , 25v 13 . 15 · 16 , 26r 7 , 27r 2 · 10 , 29r 9 · 13 · 14 - 15 , 31 v s , 54v 8 , 55v 10 , 56r 7 , 58r 5 , 58v 5 , 59v 4 - 6 , 62v 15 · 17 Flügel und halbe Brust einer als Atzung dienenden Taube. Was zum Borst gehörte und wie er entstand, sagt unser Traktat (28r 8 - 1 5 ): „Wenn die Taube tot ist, so heißt man sie einen Bölfft (s. d.). Will man einen Borst machen, so fäßt man den Bölfft an beiden Flügeln an und reißt mit den zwei Händen. Da löst sich der eine Borst ab. Darnach heißt man das andere Teil einen halben Bölfft. Wenn man den anderen Borst auch haben will, so fäßt man den Hals und den Flügel an und reißt ihn voneinander. So löst sich auch der [andere] Borst gut ab". Und wenig später (28v 3 ~ 4 ) wird hinzugefügt: „Die Borst werden sauber gerupft bis an die langen Federn am letzten Gelenk", also bis an den Handwurzelknochen. Die Handschwingen - die Pennen in der Sprache der Ansbacher - blieben daran. Dieser bis auf die „langen Federn" gerupfte Taubenflügel mit anhängender Brust entsprach einer Malzeit und war deshalb zugleich eine Maßeinheit. Man gab „so vill, als einen Borst außweist" (27 r16>17,29 v 1 , 30 r 6 ) und vermehrte oder verminderte die Menge der damit gereichten Atzung wie es jeweils notwendig war. Als solche variierten Mengen begegnen uns deshalb ein halber Borst (16v 9 , 23v 7 , 24Γ 1 · 5 , 31 v 4 , 54r 2 , 54v 10 , 58r 6 ), ein guder halber Borst (55r 13 ), ein geringer
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Borst 2 4 v n , ein guder Borst (14v 15 , 24r 15 , 31 v13, 34r 7 , 55V·17; und selbst 1'/., Borst (56 r 6 ). Das von nl. borst - Brust hergeleitete Wort ist anderweitig in der deutschen Fachsprache nicht nachweisbar. Es kam durch die holländischen Berufsfalkner in den Ansbacher Wortschatz. Da Pacius es nicht verwendete, gelangte es auch nicht auf dem üblichen Weg über Schöpffer, Engelmann und R. Waller in die lebende Falknersprache. Der Borst ist identisch mit dem tiratorium carnosum Friedrichs II. S. a. Zügen Borst f. 47 v9 Brust Borstblatz 31 r14 Ort, an dem der Borst (s.d.) von einer als Atzung dienenden Taube während der Abrichtung dem Falken gereicht wird bottenfrom 60r 4 · 7 ; auf dem Botten from 33 r 4 , 60 r5 ohne Scheu während des Stehens auf dem Boden Brng 15v22 Aufbruch, Gescheide, Eingeweide Busch 17 r 11 Federbusch auf der Steckhaube, s. Troß Caschy 22ν 9 - 16 - 19 , 24r 2 , 24v 12 , Caschi 23r 3 , 29v 2 , Chaschy 37 r 3 · 4 , 38r 10 , 39v14·15, 40v 10 , Kaschy 22 r 8 Cage oder l'rage. Die Beschreibung, die von diesem Hilfsmittel der Beizjagd in unserem 1 raktat (22 r9—23 r·') gegeben wird, ist die ausführlichste, die wir im deutschen Fachschrifttum besitzen. Ergänzend wird auf Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen II, Gotha 1820, 359) verwiesen.
Abb. 23 Trage mit Tragriemen und Spreißeln nach Joh. Matth. Bechstein comod 22v 14 bequem; s. a. uncomot Dach 48v 9 , 49v 4 , 52v8-1(l Rücken des Beizvogels. „Der Buckel heißt das Dach" 49 v 4 . S. a. Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden, II, Berlin 1962, 205, voc. tacb
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Daubenschweiß 31 r 1 8 Taubenblut, s. a. Daubenblnd 47 v 10 daurcn l l r 2 1 , 17 v 17 , 23r 19 , 27 v2 reuen, verdrießen davonflügen 63 v2 fortfliegen, verstoßen Derpler 1 r 21 ist anderweitig bisher nicht nachgewiesen. Es bedeutete soviel wie „ D e r Getropfte" oder „ D e r durch Tropfen Gekennzeichnete". Der vorhergehende Satz weist darauf hin: „ H a t . . . . auf den Ruckenfettern am Flügelen kleine Tupffen". Das eng verwandte Wort Tröpeln kommt mehrfach (210,211) bei Pacius vor und wird von ihm in den „Erklärungen der Redens-Arten" mit Tüpeln oder Flecken übersetzt. Platen Tröpeln waren große weiße, ordinaire Tröpeln kleine Flccken. Derz, Dertz n. 2r22>20, 53r 3 · 4 , 56r 7 , 61 v 8 , 65 v 8 das Terzel, das kleinere Männchen des Beizvogels, daß Mändlein heist man Derz (53r 3 ), s. a. Hawicbtderz Dien n. 28v 2 , Dünn 49 v 15 der Oberschenkel sowohl bei der zur Atzung dienenden Taube als auch beim Falken. In der Standessprache der Falkner bezeichnete man „das obere dicke Bein am F u ß " eines Beizvogels als „das dicke D ü n n " (49v 15 ). Pacius übersetzte lat. crus mit Diehn (f.), das von mhd. diecb (n.) herzuleiten ist. Döckjeitern 49 v24 die beiden Mittelfedern des Stoßes Döcklinn 52v 16 Deckling, Ästling. Dem oberdeutschen Wort Ästling steht im Niederdeutschen Deckling gegenüber. Es lebt noch heute im nl. takkeling fort, worunter man einen jungen jagdvogel versteht, der auf den Zweigen (takken) rund um den Horst herum zu fliegen beginnt. (Α. Ε. H. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventcr o. J., 13). Das aus takkeling gebildete Wort Deckling begegnet uns in der deutschen Falknersprache nur im Kreis der Ansbacher Falkner, die es aus ihrer holländischen Heimat mitgebracht hatten. Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 220) übersetzte das Wort ramagius in seiner lateinischen Vorlage stets mit Deckling. Von ihm übernahmen es H. Schöpffer (197), Fritz Engelmann (814) und Renz Waller (329). Dorenthräer, Z)orra^//JrώVr2v1.1^3r13.I^3v1^9r3.f^7.^1I.£^9v^l0v^-8-lü.13.14.17.1^ 11 r 21 , 11 ν 1 ·" Raubwürger (iMnius exeubitor) drauf stellen 56 r 13 , 56v 15 · 18 einen Habicht während der Abrichtung auf einen Pfahl stellen dreischäfftig 5 r u dreifach drent 44v 5 trainiert, übt; gedrent 42r® getraint, trainiert, geübt Dückmg 3 r 3 Dicke, Stärke durebassen 12r 19 durch das eirunde Schnabel- oder Becloch der Rauschhaube Atzung nehmen
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durchgestrigen s. gestrigen durchhaben 23 r", 24r 3 , 24 ν 13 , 27 r 17 , 29 ν 2 , 31 ν 17 , 33 t«, 34r a die gereichte Atmung durch den Kröpf gebracht haben clurchsteckenn 64 r 15 , durchstächt 47 v 12 , 64r 1(l verdauen 1-idell 51 v 15 Iltis Eigen 6 v12 Eichen einbinden 11 r 18 gleichbedeutend mit prellen (s.d.) einbrechen, eingebrochen 31 r 12 , einbriecht 58r 13 den Körper des erbeuteten Wildes durch Abreißen eines Teiles verletzen, versehren einflitgen 53r 5 , 63r 12 , 63 v 13 an das „Fliegen" (s. fingen), d.h. an das Arbeiten auf Wild gewöhnen eingezogen 36 r 4 die an einer Schnur befestigte Locktaube zurückziehen, bevor sie der Falke schlagen kann einsetzen 62 rB, 63 r 6 in ein Versteck jagen (und auf diese Weise durch Deckungnehmen verlieren) Hißländer 1 v 20 , 2r14>15 Großer Gerfalke, Grönländischer Jagdfalke (I'alco rusticohts candicans Cm.) Bister lr 1 2 , 2r 24 , 40r 2 , 40 v l Elster (Pica pica) Enden, wilde l v 1 1 , 40 v3·8 Wildenten estomierth l r 7 , 2r 25 geschätzt Fäng 2r 15 , 12v 7 - 13 . 18 , 13r", 15r 19 , 48v1H, 49v e „Die Füße heißen Fänge" (49v«) fahren (nach etwas) 31 v 12 , 36 r 4 , hinfahren 35 v 13 , neinfahren 62v 3 auf etwas sich stürzen und schlagen wollen Falckenhaitbe 44 v 13 Falkenhaube, s. a. Haube, Rauschhaiibe, Stöckhaube Falckenlager 4Γ1-3, 4v 20 , 8v 25 , 9r J . 1 4 , 9v 8 . , e , 15t 1 , 52r« Falkenfanganlage Die im Ansbacher Beizbüchlein gegebene Beschreibung der klassischen Art eines Falkenfangs ist die weitläufigste und zugleich detaillierteste Behandlung dieses Themas im deutschen Jagdschrifttum. Sie hat den Vorzug, aus der Feder eines Praktikers zu stammen, der gewohnt war, selbst ein solches Falkenlager anzulegen und mit dessen differenzierter Apparatur umzugehen. Die Einrichtung einer Falkenfanganlage ist hier mit solcher Gewissenhaftigkeit beschrieben, daß wir uns auf eine Darstellung der Funktionen ihrer wichtigsten Elemente beschränken können. Seinem Wesen nach war ein Falkenlager eine Fangeinrichtung mit einem oder mehreren handbetätigten Netzen. Als solche dienten teils flächige Schlagnetze, sogenannte Wände, teils bogenförmige Klappnetze, die in der vorliegenden Abhandlung unter der Bezeichnung Reiff (s.d.)
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erscheinen. Das die ganze Anlage charakterisierende Netz war zwar ein entscheidender, aber doch nur recht kleiner Bestandteil der weitläufigen Vorrichtung, deren erfolgreiches Arbeiten von einer großen Anzahl zusätzlicher Hilfsmittel abhängig war. Der Vogelfang setzte zu allen Zeiten ein hohes Maß fachlichen Könnens voraus. Das galt vor allem für den Falkenfang, nicht nur weil die intelligenten und scheuen Greifvögel besonders schwer zu überlisten waren, sondern mehr noch, weil nur unbeschädigt erbeutete Vögel für den Fänger Wert hatten. Da der Bestand der Falknerei vom jährlichen Ertrag der Fangeinrichtungen abhing, maß man ihrem sachgemäßen Betrieb hohe Bedeutung bei. Dabei überrascht das konservative Festhalten an alten, offensichtlich bewährten technischen Formen. Ein Falkenlager (4r 1 ~8v 25 ) sollte in einer weiten Ebene angelegt werden, möglichst in der Nähe eines Flusses oder Weihers, wo Wasserwild anzuAbb. 24 Schema des im Ansbacher Bcizbüchlein beschriebenen Falkenlagers Η Hütte des Falkners A', A " , M " Rasenhügel für die Raub würger Β', Β", B ' " Toppstangen für die hölzerne Falkenattrappe, den Baumfalken und die Topptaube C', C", C " Reifen (Bogennetze) für den Falkenfang
treffen war. Je ruhiger und ungestörter der Platz war, desto besser waren die Erfolgsaussichten. Das benötigte Gelände hatte die Form eines langen schmalen Streifens von ungefähr 300 Schritt Länge, aber kaum mehr als 50 Schritt Breite (Abb. 24). Den natürlichen Mittelpunkt der Anlage bildete die Hütte (I I), in der sich der Falkenfänger von morgens bis abends aufhielt. Sie war kreisrund und maß ungefähr 2 Meter im Durchmesser. Circa einen Meter griff sie in die Erde ein. Als Decke diente ein zunächst mit Brettern und anschließend mit Rasenstücken bedecktes Rad. Ein handbreiter Sehschlitz erlaubte ein Beobachten nach allen Richtungen. Äußerlich wurde die Hütte ebenfalls mit Rasen getarnt, ,,daß es von aussen einem ordentlichen Hügell gleichsieht" (4v 9 ). Im Inneren befand sich nur eine Bank, ,,daß einer nach seiner Groß kann im Sitzen schön hinnaußschauen" (4v 13 ). Außerdem verwahrte man hier in einem Käfig zwei bis drei Ersatztauben. Die Tür sollte dorthin gerichtet sein, wo man am wenigsten Aussicht hatte und sie nachts zuzusperren war. Sieben bis acht Schritt vor der Hütte wurden in östlicher Richtung im Abstand von fünf bis sechs Schritten drei gleichgroße, oben abgeflachte Rasenhügel (Λ', A", A"') angelegt. Jeder hatte eine sorgsam ausgestochene Höhlung, die als Zufluchtsstätte für den als Melder benutzten Raubwürger (Lantus exeubitor) diente. Seinen lateinischen Namen verdankt dieser übrigens seiner Funktion auf dem Falkenlager: exeubitor bedeutet „Wächter" oder „Wachtposten". Die Abbildungen 25 u. 26 zeigen die bis in unser Jahrhundert unverändert gebliebene Anordnung dieses Unterschlupfs für den Würger. Sie stimmt in allen Einzelheiten bis zu den gebogenen Weidenruten und dem Holzpflock zur Befestigung der Roßhaarschleifen mit unserer Darstellung im Ansbacher Beizbüchlcin überein. 45 Schritte entfernt von der Hütte, gleichfalls nach Osten gerichtet, standen im Abstand von 15 Schritten die drei Toppstangen (Β', Β", B'"), an denen fahnenstangengleich eine gute, wetterfeste Schnur entlanglief. An der ersten der drei Stangen wurde eine aus Holz gefertigte Attrappe in Gestalt eines kleineren Falken, an der mittleren ein lebender Baumfalke, an der dritten, etwas niedrigeren, die weithin sichtbare weiße Topptaube befestigt. Am widerstandsfähigsten mußte die Attrappe sein, denn sie wurde den ganzen Tag über pausenlos vom Falkenfänger betätigt. Durch sie wurde ein in weiter Entfernung vorbeistreichender Falke auf ein ihn interessierendes Geschehen aufmerksam gemacht und herbeigelockt, zumal an der gleichen Toppschnur in zwei Ellen Entfernung ein aus weißen und schwärzen Federn zusammengebundener Busch befestigt war, durch den beim Toppen eine vom Attrappenfalken verfolgte Taube vorgetäuscht
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wurde. An der zweiten Stange war ein lebender Baumfalke befestigt. Auch bei ihm wirkte ein Federbusch wie ein verfolgtes Wild. Der Baumfalke wurde erst getoppt, d.h. zum Auffliegen vcranlaßt, wenn sich ein Wild-
Abb. 25 Als Melder benutzter Raubwürger auf seinem Rascnhügel nach Daaldcr-Vogt fang näherte, da dieser sich von einer Attrappe nicht mehr täuschcn ließ, einem schwächeren Verwandten aber die Beute abnehmen zu können glaubte. Den ganzen Tag über hätte man mit einem lebenden Falken nicht toppen können. Er wäre sehr schnell durch Erschöpfung eingegangen. Aber ständiges Toppen war die einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit eines vorüberfliegenden Falken zu erregen. So blieb für den ständigen
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Gebrauch nur die hölzerne Attrappe, deren Aussehen im Ansbacher Beizbüchlein sorgsam beschrieben ist (5vIO~21). An die dritte Toppstange war die Topptaube gefesselt. Sie wurde an eine kleine unterirdische Höhle gewöhnt, die einen handbreiten Ausgang hatte und ihr als Zuflucht diente, denn sie sollte wohl zum Locken dienen, aber nicht geschlagen werden,
Abb. 26 Raubwürger auf seinem Beobachtungsposten nach Pichot
mußte sich also rechtzeitig in Sicherheit bringen können, wenn der Falke herbeischoß. Diese drei Angebinde der Toppstangen waren gleichsam die Tastatur des Instruments, auf dem der Falkenfänger spielte. Durch ständiges monotones Toppen der hölzernen Falkenattrappe suchte er zunächst mit irgendeinem Falken aus freier Wildbahn Kontakt zu bekommen. War dieser erste entscheidende Schritt geglückt, trat an die Stelle des künstlichen Vogels der lebende Baumfalke, der durch Flugbild und Verhalten verstärktes Vertrauen wecken mußte, aber nur zur Mitarbeit herangezogen werden konnte, wenn Aussicht auf Erfolg bestand. Und
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nun war der rcchte Augenblick gekommen, durch das Erscheinen einer lebenden Taube beim Wildfang Hoffnung auf rasche Beute hervorzurufen. So bestand bei rechter Bedienung dieser drei Hilfsmittel eine echte Chance, den fremden Falken bis in die Nähe des Falkenlagers zu bringen. Die eigentlichen Fangeinrichtungen aber waren die drei Bogennetze, die sogenannten Reifen. Die dazu benötigten Netze wurden von den Falkenfängern selbst gestrickt und durch Tauchen in Leinöl oder Fischtran gegen die Unbilden der Witterung und gegen Mäusefraß geschützt. Die aus Eichen-, Birken- oder Fichtenästen geschnittenen Stangen waren ungefähr acht Schuh lang, zwei Finger stark und wurden zu einem Halboval gebogen, so daß ihre Enden im gebrauchsfähigen Zustand fünf Schuh auseinanderstanden, während die mittlere Höhe ungefähr drei Schuh betrug. Leider ist die Beschreibung des Mechanismus, der die Torsionsbewegung des sorgfältig im Rasen eingebetteten Klappbügels bewirkte, nicht sehr klar. Zwei Reifen ( C , C") wurden in östlicher, der dritte (C'") im Rücken des Falkners in westlicher Richtung in einer Entfernung von je 140 bis 145 Schritten von der Hütte ausgelegt, wobei man zwei der Betätigungszüge zwischen der mittleren und der rechten bzw. der mittleren und der linken Toppstange hindurchführte. Als Zug diente geglühter, weicher Eisendraht von der Stärke einer Stricknadel. In einer Entfernung von zwei Schritten wurde bei jedem Reifen ein kleiner Rasenhügel von der gleichen Art wie an der Toppstange mit einem Versteck für eine lichtblaue Taube angelegt. Diese hier angeschirrte Reiftaube war über einen in der Mitte des Reifs stehenden Pflock ebenso wie das Bogennetz durch einen Draht mit der Hütte des Falkners verbunden. Sie war die eigentliche Lockspeise. Sobald der anfliegende Falke sie gegriffen hatte, wurde sie vorsichtig bis zum Reif gezogen und dieser über ihr und dem auf ihr stehenden Greifvögel zugeschlagen. Die Reiftaube wurde von der Hütte aus im gleichen Moment geregt, in dem sich die Topptaube wieder in Sicherheit gebracht und der Würger durch Verschwinden in seinem Versteck dem Falkenfänger das unmittelbare Nahen des Falken angezeigt hatte. Dabei konnte es natürlich passieren, daß die Reiftaube zu spät erschien und von ihm nicht mehr erblickt wurde. Der Falke schoß dann über die Hütte hinweg, seine Aufmerksamkeit konnte aber durch das Rühren der Locktaube an dem in entgegengesetzer Richtung ausgelegten Reif im letzten Augenblick nochmals gefesselt werden. Der Fang vollzog sich dann mit Hilfe dieses dritten Reifs (C"'). Den Verlauf eines Fangtages auf dem Falkenlager, das rechte Verhalten des Falkners, die Anzeichen des Würgers, die Hantierungen beim Toppen
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und das Schlagen des Reifs hat uns der Verfasser des Ansbacher Beizbüchleins so einprägsam geschildert (9r1—11 r1(i), daß sich eine Wiederholung seiner Ausführungen an dieser Stelle erübrigt. Habichte wurden in etwas einfacherer Art als Falken gefangen (52r 5 -52 v e ). Sie galten als weniger schlau, also leichter zu überlisten. Statt der Hütte genügte ein gut vermachter Schirm, in dem der I labichtsfänger saß. Auf das Melden der Würger und auf das Toppen wurde verzichtet. Der Fang vollzog sich mittels eines Reifs, der in einer Entfernung von 60 bis 80 Schritten vom Schirm geschlagen war. Die Reiftaube wurde 15 bis 18 Schritt über das Klappnetz hinaus angeseilt. Die Schnur, durch die sie auch zum AufHiegen veranlaßt werden konnte, lief einerseits durch einen im Reif gesetzten Pflock zum Schirm, andererseits zu einem kleinen Zweig, von dem sie durch einen kräftigen Ruck losgerissen werden konnte, sobald der Habicht sich ihr näherte. Der Fänger zog sie in diesem Augenblick geschwind bis auf zwei Ellen in die Nähe des Netzes. Hier konnte der Habicht sie greifen. Behutsam wurden nun beide bis vor den Pflock gezogen und der Reif über ihnen zusammengeschlagen. Wir müssen die Frage, wann und wo die als Falkenlager bezeichnete Fangmethode entstand, vorläufig unbeantwortet lassen, da die beiden zur Zeit bekannten ältesten Zeugnisse okzidentalischer und orientalischer Herkunft übereinstimmend aus der Alitte des dreizehnten Jahrhunderts stammen und keinem der beiden Berichte eine zeitliche Priorität zugebilligt werden kann. Den einen sehr präzisen Hinweis finden wir im Traktat De falconibus des Albertus Magnus (ed. Stadler, Münster 1920,1462 5 " 11 ), dessen Entstehung wir als einen frühen Bestandteil seines Werkes De animalibus l i b r i X X V I in die zwanziger oder dreißiger Jahre des 13. Jahrhunderts, jedenfalls in die Zeit vor 1250, verlegen möchten. (S. hierzu Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden, I, Berlin 1962,18/19): ,,L'no namque communi modo fere in omnibus terris capiuntur ita quod rete disponitur patulum ita quod faciliter cum corda convcrtitur super id quod intenderit aueeps et ante illud extenditur corda cui alligatur rubeus lanarius quem vulgo sweimer vocant, et ad cordam dependentem ad cam extensa corda alligatur avis vel laneum aut pilosum aliquid simile avi ita quod quando corda extensa trahitur et concutitur, ab aueupe, νidetur sweimerius avem insequi ad praedandum: et haec corda saepe sie concutitur, quod videns falco qui forte perinde peregrinatur, in impetu descendit intendens praedam lanario praeriperc et sie deeeptus cadit in rethe". Diese Textstelle bezieht sich eindeutig auf ein Falkenlager, bei dem mit einer kleinen Fal-
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kenart - unter dem rubeus lanarius quem vulgo sweimer vocant ist vermutlich der Turmfalke (Falco tinnnncuhis) zu verstehen - gelockt wurde. An der gleichen Schnur wie dieser war der aus Wolle oder Haaren gefertigte Vogel befestigt, den der kleine Falke zu verfolgen schien, - nichts anderes als der Federbusch im Ansbacher Beizbüchlein. Eine Falkenattrappe war anscheinend zu Zeiten des Albertus Magnus noch nicht bekannt. So rührte man fleißig den lebenden Falken und fing den herbeigelockten Greifvogel in einem rasch beweglichen Netz, von dem nicht mit Sicherheit zu sagen ist, ob es sich um eine Wand oder um einen Reif gehandelt hat. Keiner der Albertusübersetzer (Heinrich Münsinger, s. Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden, II, Berlin 1962,35, fol. 11 v 4 " 11 ; Walther Ryff, Thierbuch, Frankfurt 1545, LIVr 2 4 - 3 0 ; J. E. Pacius, Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 448/449) hat diese Textstelle mit der nötigen Sorgfalt übertragen und zu deuten verstanden. Wichtig für unsere Überlegungen ist jedoch die Bemerkung, daß Falken auf diese Weise fere in omnibus terris capiuntur. Albertus brachte also diese Fangtechnik nicht mit einem bestimmten geographischen Bereich in Zusammenhang, sondern schien ihre weltweite Verbreitung betonen zu wollen. Ungefähr zu gleicher Zeit, zwischen 1237 und 1242, gab al-AsadT in seinem „Sammlung über die Falknerei" betitelten Werk (vergl. hierzu Detlef Möller, Studien zur mittelalterlichen arabischen Falknereiliteratur, Berlin 1965, 79ff., 131 ff.) die Beschreibung einer Falkenfanganlage, die hinsichtlich Umsichtigkeit, Umfang und Genauigkeit nur mit den minutiösen Angaben im Ansbacher Beizbüchlein verglichen werden kann. (Sie findet sich in der 1273 entstandenen, in Istanbul befindlichen Handschrift Ayasofya 3813, fol. 4 v - 7 v ) . Ihre vollständige Wiedergabe würde nicht weniger Seiten als der entsprechende Text im Ansbacher Beizbüchlein erfordern, so daß wir uns hier darauf beschränken müssen, auf die wichtigsten identischen Konstruktionsmerkmale, Bauelemente und Hilfsmittel zu verweisen. al-Asadi, dessen Text aas kulturhistorischem Interesse eine ungekürzte Übersetzung verdiente, behandelte den Aufbau eines Falkenlagers bei den Bewohnern Syriens, des Euphratgebietes, der Umgebung von Aleppo, Baalbeks und Ägyptens, die in der Regel nur ein Netz auslegten, und stellte es einer Fanganlage der Leute um Bagdad gegenüber, die mit einer Mehrzahl von Netzen arbeiteten. Er betonte mit Recht, daß die von allen geübte Fangmethode unbeschadet der Zahl der Netze die gleiche sei und faßte die Abweichungen nur als Ausdruck eines unterschiedlichen Entwicklungsstadiums auf.
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Die vollkommenste Technik beherrschten die Fänger aus der Umgebung von Bagdad, deren Falkenlager mit vier nach den Himmelsrichtungen orientierten Netzen ausgestattet waren. Eigentlich spricht al-Asadl noch von einem fünften, in ungefähr 300 Meter Entfernung aufgestellten Fallnetz, das von vier Stöcken gehalten wurde und vermutlich eine Rinne (s. voc. Rena) war, so daß sich die hochgezüchtete Bagdader Fanganlage als eine Kombination von Falkenlager und Habichtsstoß erweist. Wir müssen uns hier auf den Vergleich des ersteren mit den verwandten europäischen Einrichtungen beschränken. Bei der Bagdader Anlage bildete genau wie bei ihren europäischen Entsprechungen die Hütte, von der aus der Fänger sein Instrumentarium bediente, den natürlichen Mittelpunkt. Sie war zum größten Teil unter dem Erdboden angelegt und ragte aus diesem nur um Kopfesmaß, d.h. eine Handspanne und vier Finger, heraus. Durch sechs Sehschlitze konnten Boden und Himmel gleicherweise überwacht werden. Während die Netze nach der Darstellung des Ansbacher Bcizbüchleins in der Ost-West-Achse angeordnet werden sollten, bevorzugten die Bagdader Fänger (wohl in Anpassung an eine Hauptzugrichtung der Raubvögel) für ihre zwei wichtigsten Netze die NordSüd-Achsj. Die Entfernung von der Hütte betrug in beiden Fällen fast das gleiche Maß: für Bagdad werden 58 Klafter angegeben, was ungefähr 100 Metern entspricht, für Ansbach 140-145 Schritte, was ca. 110 Metern gleichzusetzen ist. In beiden Fällen kamen bogenförmige Klappnetze zur Anwendung, deren Bogenweite im Orient 6 bis 7 I landspannen, bei uns 5 Schuh, also übereinstimmend ungefähr 1,50 Meter betrug. Mit gleicher Sorgfalt wie der Verfasser des Ansbacher Beizbüchleins behandelt alAsadT ihre Versenkung im Boden, so daß sie dem Auge verborgen, aber doch so gelagert waren, daß sie sich bei Betätigung nicht festhaken konnten. Viel Aufmerksamkeit wird im arabischen Text der Führung der Leinen bis zur Hütte geschenkt. Genau wie unsere Falkenfänger kannten die Orientalen als Hilfsmittel den kleinen Raubvogel und die Taube, dagegen fehlte ihnen die hölzerne Raub vogelattrappe, die, da sie auch von AlbertusMagnus nicht erörtert wird, eine Erfindung aus späterer Zeit sein muß. Auch ist sowohl hier wie bei Albertus die Existenz von Toppstangen nicht nachzuweisen. Bei den Orientalen - und so wird es im 13. Jahrhundert auch bei uns gewesen sein saßen die Lockvögel noch auf einem Gerege, auf dem sie von der Mitte aus gerührt werden konnten. Es handelte sich somit um die Verwendung von Ruhr- oder Flickfalken bzw. Ruhr- oder Flicktauben, nicht um Toppvögel (s. hierzu Kurt Lindner, Deutsche Jagdtraktate des 15. und 16. Jahr-
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hunderte, 11, Berlin 1959,205/207). Welche Raubvogelarten sich als Lockvögel eigneten, wird bei al-Asadl genau gesagt. Selbst Sakerfalkenterzel fanden Verwendung, vorzugsweise am unteren Euphrat und Tigris. „Aber Wanderfalken und alle Gelbäugigen ( - - Habichte) erscheinen bei einem Sakerfalken nicht", bemerkt er (Ayasofya 3813, fol. 6 v), ,,es sei denn aus Versehen. Vielleicht läßt er sich nicht in die Flucht schlagen, wenn er angegriffen wird, und dann erreicht der Fänger nicht sein Ziel. Auch unter den Sakerfalken gibt es welche, die sich vor einem Artgenossen fürchten und deshalb nicht in seiner Nähe auftauchen. Wer am gierigsten auf ihn stößt, das sind Adler, I labichtsadler und dergleichen große Vögel, mit deren Fang man allerdings nicht viel Staat machen kann". Zweckentsprechender waren die kleineren Falkenarten. Sie trugen ein ledernes Geschüh, an dem in drei Handspannen Entfernung ein leichtes Stück Vogelhaut mit Federn befestigt war, d.h. genau die gleiche Attrappe, der wir bei Albertus begegnen. Die Fänger am unteren Euphrat und Tigris hängten ihrem Lockfalken am Fuß einen Bund rotgefärbter Federn an, um den Eindruck zu erwecken, er führe eine frisch geschlagene Beute fort. Vorüberziehende Saker- oder Wanderfalken suchten sie ihm zu entreißen und wurden wie mit einer Locktaube bis vors Klappnetz gezogen. Die starke Inanspruchnahme eines lebenden Lockfalken mußte zwangsläufig zu Ermüdungserscheinungen und Schwächezuständen desselben führen. Diesen Nachtcil beseitigte man später durch die zusätzliche Verwendung eines ständig einsatzfähigen hölzernen Falken. Auf den Lockfalken reagierten nach al-Asadl ohnedies nur Saker- und Wanderfalken. Die kleineren Beizvogelarten, wie Merlin und Sperber, interessierten sich mehr für die Locktaube. Sie saß - wie die Reiftaubc im Ansbacher Beizbüchlein - in einem „Häuschen", das im Orient durch ein Filztürchen verschlossen war. Das dritte Netz der orientalischen Fanganlage ist in Europa nicht belegt. Es war ein nur 20 bis 25 Meter von der Hütte entfernt angeordnetes flächiges Schlagnetz, neben dem eine an einer beweglichen, ellenlangen Sitzstange befestigte Taube, ein Star oder ein ähnlicher Vogel gehalten wurden. Z o g man eine Leine von der Hütte aus an, richteten sich der Sitzstock und der auf ihm mit zwei Riemchen angebundene Vogel auf. Der Kleinvogel zeigte sich sofort ängstlich, erweckte dadurch die Aufmerksamkeit des Raubvogels und veranlaßte diesen, zuzustoßen. Kurz vor dem Greifen wurde das Netz gezogen und ihm senkrecht entgegengestellt, so daß er sich, da er seinen rasanten Flug nicht mehr abbremsen konnte, in ihm verwickeln mußte.
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Das vierte Netz glich den beiden erstgenannten, war aber wesentlich entfernter als diese ausgelegt. al-AsadT empfahl eine I Entfernung von 200 Metern. Bei ihm verzichtete man auf den Lockfalken und beschränkte sich auf eine Locktaube als i Iilfsmittel. Sie befand sich an einer 300 Meter langen Schnur, so daß sie vor dem zustoßenden Falken bis zur Reichweite ihrer Fessel Hüchten konnte. Die Leine wurde locker gelassen, so daß der Falke mit seiner Beute niedergehen konnte, wo er wollte. „Fliegt er", heißt es bei al-AsadT (Ayasofya3813, f o l . 6 v ) , ,,läßt du ihm die Leine locker bis zu ihrem Ende . . . , kämpfe nicht mit ihm, bis er zur Erde kommt. Laß ihn dann die Taube zerreißen und packen. . . Sobald du siehst, daß er mit Kröpfen beschäftigt ist, werde tätig und ziehe ihn am Boden entlang". „ M a n zieht Stück für Stück, so daß er glaubt, daß es die Taube ist, die sich in seinem Fang bewegt. So fährt man fort, bis er vor das Netz gelangt. Sobald man sieht, daß er dort angelangt ist, wird es über ihn gezogen" (ebenda, fol. 6r). , , Α η der Leine, die du zu dir in die Hütte ziehst, ist eine Marke, an der du erkennst, daß der Falke vor dem Netz angekommen ist. Er könnte sich mit einem Fang am Boden festhalten oder an irgend etwas festhängen und du denkst, er sei bereits am Netz und schlägst irrtümlich z u " (ebenda, fol. 6v). Gab der Falke die bereits gebundene Taube wieder frei, um abzustreichen, weil er mißtrauisch geworden war oder selbst von einem stärkeren Raubvogel angegriffen wurde, hoffte man seiner mit 1 lilfe der Taube in den Fallnetzen der noch weiter entfernt aufgestellten Rinne habhaft zu werden. Füchtete er sich wegen der Nähe des Platzes, den er geräumt hatte, auch vor dieser, versuchte der Fänger sein Glück durch Rühren der zum entfernt liegendsten Netz gehörigen Taube. Zwei bis drei Tauben sollte jeder Fänger ständig als Reserve zur Verfügung haben. al-AsadT beschrieb (ebenda, fol. 7 r ) auch das Geschirr, mit dem die Locktauben gefesselt wurden. Wanderfalken vernähte man gleich nach dem Fang. Sic behielten die Ciliatur, bis sie sich furchtsam und nachgiebig zeigten. Sakerfalken und Habichten ersparte man das Vernähen, bis sie Atzung annahmen, um sie vor Angst und Mutlosigkeit zu schützen. Dieser orientalische Bericht ist wegen seiner Ausführlichkeit nicht hoch genug zu schätzen. Er zeigt in Verbindung mit der durch Albertus Magnus überlieferten Beschreibung, daß die im Falkenlager offenbarte Fangtechnik bereits im 13. Jahrhundert weltweite Verbreitung hatte. Sie war den Völkern des Nahen Ostens bis nach Ägypten ebenso bekannt wie den europäischen Nationen. W o w i r ihren Ursprung zu suchen haben, bleibt vorläufig unentschieden. Im Aufbau der Anlage sind keine wesentlichen
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Unterschiede erkennbar: der Gebrauch von Klappbogennetzen, eines lebenden Lockfalken, der mit ihm verbundenen Attrappe eines Beutetieres und einer lebenden Locktaube, die sämtlich durch ein System von Zugleinen von einer Hütte bedient werden können, sind für sie charakteristisch. Nicht nachweisbar in den mittelalterlichen Quellen sind die Verwendung von Toppstangen, die Entlastung des lebenden Lockfalken durch eine hölzerne Attrappe und der Einsatz eines Raubwürgers als Melder. Ihr Erscheinen in der nachfolgenden Zeit macht den technischen Fortschritt auf diesem Gebiet deutlich. In systematischer Hinsicht sind bei dieser Art dts Falkenfangs drei eng verwandte, technisch jedoch erheblich voneinander abweichende Fangeinrichtungen zu unterscheiden. Allen war die Hütte, zu der die Zugleinen führten, das Netz und der Lockvogel, meist eine vernähte Locktaube, gemeinsam. Sie differenzierten in der Art des Netzes. Im ersten Fall bediente man sich eines Hängenetzes, der Rinne, im zweiten eines flächigen Schlagnetzes, der Wand, im dritten eines Klappbogennetzes, mit dem eine Torsionsbewegung ausgeführt wurde. Vier Jahrhunderte vergingen seit der Zeit, in der Albertus Magnus und al-AsadT lebten, ehe es wieder zu detaillierten Beschreibungen kam. Zwar erwähnte auch der zu Beginn des 14. Jahrhunderts wirkende Petrus de Crescentiis in seinem Opus ruralium commodorum libri XII (Lib. X, cap. 21; Kurt Lindner, Das Jagdbuch des Petrus de Crescentiis, Berlin 1957, 139/140) den Raubvogelfang dieser Art, aber er spricht nur von zwei von der Hütte zu bedienenden Wänden und „blinden tuben" als Lockvögeln, die ,,in die obern 1yd eder augbronen gebunden syn mit einem faden, das sie nit sehen mögen". Eine zuverlässigere Unterrichtung erfahren wir erst durch Johann Conrad Aitinger (Kurtzer Vnd Einfeitiger bericht Von Dem Vogelstellen, 1626, Teil I, Kap. 1; s.a. Kurt Lindner, Deutsche Jagdschriftsteller, I, Berlin 1964,15-58). Bis zu seiner Zeit hatte die Fangtechnik erhebliche Fortschritte gemacht. Die Fanganlagen der „Falconierer" wurden, genau wie im Ansbacher Beizbüchlein ausgeführt ist, in der Ost-West-Achse angelegt. Aitinger erwähnt außerdem die Toppstangen, den lebenden Lockfalken (wozu Baumfalken, Sperber oder Sprinzen genommen werden sollten), den drei oder vier Klafter von diesem entfernt an der Toppleine befestigten dicken Federbusch und die Locktauben. Erstmalig stoßen wir bei ihm auf den Würger als Melder (Ausg. 1653, 6): „Damit auch desto ehe die Wildfangen Raubvögel ersehen/ werden darauffeine kleine Art der Neuntöder oder Dorndräher / zu Latein Lanii minores genant / ausserhalb der Fenster der Hütten gehalten / so
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den Raubvogel eine gantz vnglaubigc weite vernehmen /vnd mit jhrem Geschrey verrahten". Die hölzerne Falkenattrappe kannte Aitinger noch nicht. Sie scheint entwicklungsgeschichtlich die letzte Zutat gewesen zu sein. Auch spricht er, obgleich sein Sinn für technische Feinheiten besonders geschärft war, nicht von Bogennetzen, sondern von kleinen Wänden. Wörter wie Falkenlager oder Toppen waren dem von flämischem Einfluß gänzlich freien Aitinger fremd. Sie begegnen uns dagegen in einem der ältesten niederländischen Jagdbücher, dem zwischen 1636 und 1639 entstandenen Jacht Bedryff, unter dem wir als Verfasser Cornells Jacobsz van Ileenvliet vermuten (nach der Handschrift der königl. Bibliothek in Den Haag herausgegeben von Α. E . H. Swaen, Leiden 1948, 87). In ihm wird erzählt, daß die flämischen Falkner, die Beizvögel aus Norwegen und Dänemark holten, dort Leggen hatten, auf denen sie mit Rennen (d.h. mit Fallnetzen) arbeiteten. ,,Een Legh is een viercante plaets oft wat rondachtigh in 't V l a c k " . Die Hütte war nach dem Wind drehbar. Die um sie herum gestellten mannshohen Rennen wurden an vier Stäben so lose aufgehängt, daß sie schon bei geringfügigem Anstoßen niederfielen. Vor der Hütte stand der clavier, der Raubwürger, auf Posten, der zu kreischen begann, sobald er eines Falken in der Luft gewahr wurde. Der Falkner fing sogleich an, mit einem Turmfalkenterzel oder einem Sprinz (Sperbermännchen), bei dem der oft erwähnte Federbusch hing, zu toppen und seine Locktaube zu rühren. Der Falke, der die Taube schlug, wurde mit ihr zusammen bis an die Renne oder an ein vom Falkenfänger bedientes Netz gezogen und gefangen. Der Text im Jacht Bedryff läßt zweierlei erkennen: erstens wird deutlich, daß diese Renne zwar ein echtes Fallnetz war, daß der Falke es aber nicht beim Anflug, sondern erst beim I lindurchziehen zusammen mit der von ihm gebundenen Taube herabriß, und daß zweitens diese in Skandinavien ihrem Handwerk nachgehenden Flamen außerdem mit handbetätigten Zugnetzen arbeiteten, die vom Klappbogentyp gewesen sein müssen. Denn C. J . van Heenvliet warnt ausdrücklich vor den unter der Bezeichnung langenetten erwähnten Wänden, weil die gefangenen Raubvögel durch sie leicht gequetscht wurden. Welch große Zahl von Falkenlagern besonders vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Norwegen betrieben wurde, wissen wir durch Olav Bö's Untersuchung (Falcon Catching in Norway, Oslo 1962). Kein zweiter Bericht des achtzehnten Jahrhunderts läßt sich hinsichtlich Umfang und Gewissenhaftigkeit mit dem des Ansbacher Beizbüchleins vergleichen. Neu für diese Zeit ist der zuvor nicht nachweisbare hölzerne Lockfalke. E r wird nicht nur in unserer Vorlage, sondern auch in der
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Beschreibung zweier Falkenlager erwähnt, die Carl von Linne nach persönlicher Inaugenscheinnahme in seinem Tagebuch einer Reise durch Dalarna im Jahre 1734 gab und mit technisch aufschlußreichen Handzeichnungen versah (C. von Linne, Linnes Dalaresa, Iter Dalecarlicum, Stockholm 1953, 78-83). Die von ihm besichtigten Falkenfanganlagen (Abb. 27) glichen den aus älteren Quellen bekannten Einrichtungen, doch
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Abb. 27 Skizze eines in Dalarna von Niederländern oder Franzosen betriebenen Falkenlagers nach Carl von Linne scheint man bei ihnen bereits auf den lebenden Lockfalken verzichtet zu haben. Linne spricht nur von einer Hütte herkömmlicher Bauart, von der Attrappe eines Falken, vom Fcderbusch, der verfolgt zu werden schien, von den Toppstangen, einem als Melder eingesetzten kleinen grauen Vogel, dessen Art er nicht genau angeben konnte, da er sich nicht bemüht hatte, sie festzustellen, also einem Raubwürger, und der Locktaube, mit deren Hilfe der Wildfang bis zum Klappbogennetz gezogen werden konnte. Interessant sind einige ergänzende Bemerkungen, die wir an anderer Stelle nicht finden. Linne erzählt, daß die Falkenfänger stets Niederländer oder Franzosen waren, die alljährlich den weiten Weg nach Skandinavien nicht scheuten, weil der Fang genügend Geld einbrachte. Sie trafen um jakobi (25. Juli) an den Fangplätzen ein, blieben dort drei
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bis vier Wochen und traten um Bartholomäi (24. August) die Heimreise an. Während dieses Aufenthaltes verließen sie nicht ihre Hütte. Sie schliefen auch darin, obgleich es keine Feuerungsgelegenheit gab. Viele Tage hielten sie dort ohne Heizung oder warme Speisen aus, während draußen Kälte, Wind und Regen herrschten. Was sie an Bier und Lebensmitteln für ihren Unterhalt benötigten, wurde ihnen vom nächstliegenden Gehöft gebracht. Linne bedauerte, daß kein Schwede im ganzen Land je diese Art des Falkenfangs gelernt habe, um selbst auf diese Weise etwas Geld zu verdienen. Nicht überall scheint die einheimische Bevölkerung den ausländischen Fängern so wenig abgeschaut zu haben wie hier, denn Nie. Horrebow (The Natural History o f Iceland, London 1758, 58 ff), dem wir den ausführlichsten Bericht aus jener Zeit über den Gerfalkenfang auf Island verdanken, erzählt, daß die Falkenfänger ausschließlich
eingeborene
Isländer waren. D i e dort alljährlich im Auftrag des Königs von Dänemark durchgeführten und von der dänischen Verwaltung überwachten Fänge hatten geradezu politische Bedeutung, da die eingebrachten Vögel regelmäßig anderen europäischen Fürsten als Ausdruck des Wohlwollens und der Wertschätzung zum Geschenk gemacht wurden. D i e Technik, die hier beim Fang von Gerfalken zur Anwendung kam, war ein einfaches Falkenlager. Horrebow erwähnt nicht den Lockfalken oder die als Ersatz für ihn entwickelte Attrappe, auch nicht die Toppstangen, aber die Locktaube, die in Island mitunter durch ein Rebhuhn ersetzt wurde, und das Klappbogennetz, das hier einen Durchmesser von sechs Fuß hatte. Der Falkenfänger hantierte nur mit zwei Stricken: mit dem einen zog er die Locktaube bis zum Netz, mit dem anderen schlug er dieses zu. Der isländische Falkenfänger verzichtete auf die Hütte, er lag im allgemeinen ungefähr 100 Yards, also etwas mehr als 90 Meter entfernt hinter Steinen oder Büschen flach auf der Erde. Diese einfache Form des Falkenlagers genügte aber offensichtlich nur, weil man mit ihr in unmittelbarer Nähe des Horstes arbeitete und vorzugsweise die sorglosen Ästlinge auf ihren ersten Streifzügen fing. Deshalb ist es auch verständlich, daß die Jungvögel selbst dann noch nichts argwöhnten, wenn sie des ungeschützt hantierenden Fängers in der erwähnten Entfernung gewahr wurden. Sie rüttelten im allgemeinen einen Augenblick über der flatternden Taube, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, hielten Ausschau, ob ihnen Gefahr drohte, und stießen in der Regel mit solcher Heftigkeit zu, daß der K o p f der Taube so sauber wie mit einem Messer abgetrennt zu sein schien. Auch wenn sie noch so hungrig waren, pflegten sie sogleich von ihrer
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Beute abzulassen, sich erneut zu erheben und wiederum Ausschau zu halten, ob Gefahr drohte oder irgendjemand ihr Vergnügen stören wollte. Noch während des Steigens zog der Falkenfänger die Taube in die Nähe des Klappnetzes. Der unerfahrene Jungfalke stand unter dem Eindruck, seine Beute könne ihm doch noch entkommen, stieß erneut zu und wurde im gleichen Augenblick zusammen mit dem geschlagen Lockvogel vom Klappbogennetz überdeckt. Horrebows Bericht ist in mehrfacher Hinsicht kulturgeschichtlich aufschlußreich. Durch ihn erfahren wir, daß der einheimischen Bevölkerung jeder Horst bekannt war, daß die Falkner des Königs von Dänemark am Fang nicht teilnahmen, sondern die Vögel nur aufkauften, daß in jedem Bezirk eine gewisse Anzahl von Einwohnern durch Lizenz das Recht erhalten hatte, am Falkenfang teilzunehmen, daß die Fänger zu Mittsommer ihre Falken beim königlichen Falkenhaus in Bessested ablieferten und dabei - hoch zu Roß ankommend - oft zehn bis zwölf mit Hauben versehene Vögel mitbrachten. Diese Falken wurden von den Isländern auf einem Reck transportiert, das aus einem Ständer und einem Querbalken bestand. Der Ständer ruhte während des Ritts mit seinem unteren Ende im Steigbügel. Die Falkner wiesen die untauglichen Falken zurück und übernahmen die guten auf ihr Schiff. Die Preise waren festgelegt: ein weißer Jagdfalke kostete fünfzehn, ein halbweißer zehn, ein grauer anfangs fünf, später sieben Reichstaler. Dazu kam eine Entschädigung von zwei bis vier Reichstalern als Ausgleich für die mit dem Fang verbundene Mühsal. Das Transportschiff war für seine wertvolle Ladung besonders hergerichtet und führte lebende Rinder und Schafe mit sich, um die Versorgung der Vögel mit Frischfleisch während der bei ungünstigem Wetter bis zu sieben Wochen dauernden Rückreise sicherzustellen. Über den Falkenfang auf Island und den Transport der gefangenen Vögel hatte sich schon der gelehrte Hamburger Bürgermeister Johann Anderson (Nachrichten von Island, Grönland und der Straße Davis, Hamburg 1746, 41-43) einige Jahre vor Horrebow auf Grund eines ihm zugänglich gemachten Berichtes geäußert. Seine Nachrichten lassen vermuten, daß sich die Isländer wie ihre flämischen Kollegen des Grauen Würgers als Melder bedienten. L. Loyds, dem wir viele wertvolle Angaben über den Raubvogelfang in Skandinavien verdanken (The Game Birds and Wild Fowl of Sweden and Norway 2 , London 1867, 266/268), erwähnt das hier beschriebene Falkenlager als eine in Norwegen und Island viel praktizierte Technik, jedoch mit dem Unterschied, daß anstelle des Klappbogennetzes teilweise ein mit
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Steinen beschwertes, im Durchmesser sechs Fuß messendes Tellernetz (Abb. 28) Verwendung fand. Es wurde von einer aus losen Steinen errichteten Hütte aus bedient (Abb. 29 a und b). Dieser Unterschlupf für den Fänger führte im Norwegischen die Bezeichnung Tobbehytte, d.h. Topphütte, nicht Taubenhütte, wie Lloyd irrtümlich annahm. Zu bedienen waren nur zwei Leinen, eine, an der die Locktaube befestigt war, und eine zweite, mit der das fängisch gestellte Netz ausgelöst wurde. Die Tobbe-
Abb. 28 Gerfalkcnfang mit einem steinbeschwerten Tellernetz nach L. Lloyd hytte befand sich hundert bis zweihundert Schritt vom eigentlichen Fangplatz entfernt. Lloyds Darstellung vom Verhalten anfliegender Gerfalken ähnelt Horrebows Worten zum gleichen Thema so sehr, daß man eine Abhängigkeit vermuten könnte. Die deutsche Jagdliteratur des 18. Jahrhunderts ist hinsichtlich der als Falkenlager bezeichneten Fangeinrichtung wenig ergiebig. Florinus (Francisci Philippi Florini, Oeconomus prudens et legalis continuatus. Oder Grosser Herren Stands Und Adelicher I Iaus-Vatter, Nürnberg 1719, Viertes Buch, fol. 289r) erwähnte sie und wies auf die Melderfunktion des Würgers hin. Christian Wilhelm von lleppe (Einheimisch- und ausländischer Wohlredender Jäger, Nürnberg 1763, 113/114) wohnte selbst einem solchen Falkenfang am Schwansee bei Erfurt bei. Auch bei ihm treffen wir die i lütte, den zum Anlocken bewegten Federbusch, die Locktaube, ihr „Häuschen" (von Heppe Ί aubenböble genannt) und das Klapp-
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netz. Sehr sorgfältige Beschreibungen schenkte uns dagegen das 19. Jahrhundert. Bis zur Veröffentlichung des Ansbacher Beizbüchleins galt Johann Matthäus Bechsteins Darstellung (Die Jagdwissenschaft nach allen
Abb. 29 a u. b Noch erhaltene Steinhütte eines norwegischen Falkenlagers nahe Gulbrandsdal von vorn (a) und von der Seite (b) nach Bö
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ihren Thcilen für Jäger und Jagdfreunde, III, Wildzucht und Wildjagd, Gotha 1821, 394/398) als die gewissenhafteste und sorgfältigste in deutscher Sprache. Es ist nicht erkennbar, ob ßechstcin jemals selbst ein Falkenlager kennengelernt hat, aber er muß sehr gründliche Erkundigungen eingezogen haben, ehe er sich imstande sah, so detaillierte Angaben zu machen, wie er es tat. Die von ihm geschilderte Anlage ist technisch in allem mit der Ansbacher Einrichtung identisch, sofern wir davon absehen, daß Bechsteins Maß von 18 bis 20 Schritten für die Entfernung der Toppoder Ruhrstangen von der Hütte auf einem Irrtum beruhte, In einer Kleinigkeit deutete sich bei ihm eine wreitere technische Entwicklung an. In seiner Darstellung ist der uralte Federbusch, der aus weiter Entfernung die Beute für den hölzernen Lockfalken vortäuschen sollte, durch einen kleinen, etwa sechs Zoll langen und zwei Zoll starken hölzernen Block ersetzt, der die Größe einer Taube hatte und mit Federn oder Flügeln von Tauben umbunden war. Alan hatte also diese Attrappe weiter vervollkommnet und noch naturgetreuer gestaltet. Alle übrigen Elemente, der hölzerne und der lebende Lockfalke, die Locktaubc und der Melder, die Toppstangen und die I lütte, sind die gleichen wie im Ansbacher Bericht. Als Fanggeräte dienten drei Bügel- oder Bömschgarne von fünf Fuß Durchmesser, also Klappbogennetze der bekannten Konstruktion. Die Fangsaison begann in Deutschland am 1. September, d.h. zu einer Zeit, in der die flämischen Berufsfalkner gerade aus Skandinavien zurückgekehrt waren. Nach Bechstein wurden auf diese Weise „mitten in Deutschland", also in dem ihm besonders vertrauten Mitteldeutschland, im allgemeinen nur Wanderfalken gefangen. „Um einen Habicht allein verlohnt es sich nicht der Mühe, eine solche künstliche Anstalt zu treffen" (398). Ebenbürtig steht neben Bechsteins Beschreibung die von Oskar von Riesenthal gegebene Darstellung (Die Raubvögel Deutschlands und des angrenzenden Mitteleuropas, Cassel 1876, 175-180), die durch eine Bildtafel (Abb. 30) erläutert wurde. Seine Anlage unterscheidet sich nicht von der des Ansbacher Beizbüchleins. In beiden Fällen wurde mit drei nach verschiedenen Richtungen ausgelegten Klappbügelnetzen gearbeitet. Bei Riesenthal stoßen wir wieder auf den einen Beutevogel vortäuschenden uralten Federbusch. Wie konservativ sich letzte Kleinigkeiten einer solchen Fanganlage über lange Zeiten hinweg erhalten konnten, zeigt die Sitz- und Schutzanordnung für den Melder. Riesenthal beschrieb den 1,5 m hohen für den Würger aufgerichteten Rasenhügel, der an seiner Kuppe zur Hälfte eine aus Rasenstücken gebildete kleine Höhle aufwies, deren Eingang der Hütte des Falkenfängers zugekehrt war. „Um diese
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Öffnung befestigt man", heißt es (176), ,,3 Weidengerten halbkreisförmig mit den spitzen Enden in den Rasen und über den ganzen Rasenhügel eine größere. Auf solchem Hügel wird ein Würger dergestalt mir einem Lederriemen um die Brust angefesselt, daß er auf einer dieser 3 Gerten sitzen, bei Gefahr aber unter die Rasenwölbung retiriren kann; die große Gerte schützt ihn vor etwaigen Angriffen der Sperber". Genau
Abb. 30 Falkenlager mit der Hütte, drei Toppstangen und drei fängisch gestellten Klappbogennetzen nach O. von Riesenthal die gleiche Anordnung sehen wir auf dem Bild (Abb. 25), das 1911 bei holländischen Falkenfängern aufgenommen wurde ( J . Daalder Dz., Iioe men vogels vangt, Valken vangst, Buiten, Geillustreerd Weekblad, 5. Jahrgang, Amsterdam 1911, 568/571). Es zeigt den Rasenhügel, den Würger, dessen Unterschlupf unter einer Rasenscholle, die drei kleinen, im Halbkreis angeordneten Ruten und die quergestellte große Gerte, wie wir sie durch Riesenthals Beschreibung kennen gelernt haben. Wahrscheinlich blieb diese Einrichtung Jahrhunderte hindurch unverändert. In der jüngeren deutschen Literatur verdient Fritz Engelmanns Übersetzung (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 596/598) der klassischen Beschreibung eines holländischen Falkenlagers durch Schlegel (I I. Schlegel und Α. I I. Verster van Wulverhorst, Traite de Fauconnerie,
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Leiden und Düsseldorf, 1844 53) hervorgehoben zu werden. An ihr orientierten sich auch Α. Ε. I I. Swaen (De Valkerij in de Nederlanden, Zutphcn 1937, 70-72) und R. Luff Meredith (Methods, ancient, medieval, and modern, for the capturc of falcons and other birds of prey, in Casey
Abb. 31 Topphütte eines Falkenlagers nach Daalder-Vogt A. Wood u. F. Marjorie Fyfe, The Art of Falconry being the De arte venandi cum avibus of Fredrick Π of Hohenstaufen, Stanford University, Cal., 1943, 439-441). Einer der letzten großen holländischen Fänger war der wegen seiner Sachkenntnis viel gerühmte Karel Mollen. Eine lebendige, wenn auch in den Einzelheiten nicht immer fehlerfreie Darstellung, gab J . Daalder 1911 in der Zeitschrift ßuiten (Hoe men vogels vangt, Buiten, 5. Jahrgang, Amsterdam 1911, 568 571). Ein Teil seines vorzüglichen, von Aug. F. W. Vogt stammenden Bildmaterials wurde hier wiedergegeben, um der Vergessenheit entrissen zu werden (Abb. 31-34).
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Mit Hilfe dieser Fangmethode wurden in Nordbrabant bis 1925 Falken gefangen (Renz Waller, Der wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1937, 290). Eine dankenswerte Sammlung älterer englischer Quellen und Belege zur Falkenfangtechnik findet sich in Delabere P. Blaine's Encyclopaedia of
Abb. 32 Aufnehmen eines Wanderfalken aus dem Bogennetz. Im Vordergrund links Falkcnsäckchen. Nach Daaldcr-Vogt Rural Sports (London 1840, Ziffer 2281-2285, Abb. 35). Die Berichte von M. J. D. Hov (Magazine of Natural History, IV, London 1831, 341/344) und George Shaw (General Zoology, VII, 1, London 1809, 139/140) bestätigen unser Wissen. Ein von den englischen Falkenfängern erzielter technischer Fortschritt scheint in der Verwendung eines eisernen statt des
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Abb. 33
Wanderfalke mit Lockhaube im zugeschlagenen Klappbogennetz. Nach Daalder-Vogt
herkömmlichen hölzernen Rahmens beim Klappbogennetz bestanden zu haben. Dieser Wechsel des Werkstoffes ist auch aus der Abbildung 36
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Abb. 35
Abb. 36
Klappbogennetz mit hölzernem Rahmen nach Blaine
Klappbogennctz mit eisernem Rahmen nach Salvin und Brodrick
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ersichtlich, die Salvia und Brodrick (Falconry in the British lsles, London 1873, 73-75) ihrer Beschreibung eines Falkenlagers beisteuerten. Die lebendigste Darstellung des vorwiegend in der Umgebung von Valkenswaard in Nordbrabant professionell betriebenen Falkenfangs verdanken
Abb. 37
Wanderfalke mit Klappbogennetz nach Cox und Lascellcs
wir Gerald Lascelles (Cox und Lascelles, Coursing and Falconry, London 1892, 241-242, 262-268, Abb. 37). Sie enthält wertvolle historische Hinweise, gibt Fangresultate und macht die Stellung der führenden Falkenfängerfamilie Mollen deutlich. Als Ergänzung hierzu verdienen Η. A. Macphersons Ausführungen Beachtung (A History of Fowling, Edinburgh 1897, 189/190, Abb. 38). Einige Photographien aus unserem Jahrhundert, die die Hütte des Falkenfängers und die herkömmliche Sitzanordnung des Raubwürgers zeigen, finden sich bei Arnold Fleming (Falconry and Falcons, London 1934, 46). Der Raubvogelfang mit Klapp-
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bogennetz wird gelegentlich auch heute noch betrieben (Τ. 11. White, The Goshawk, New York 1951,117, Abb. 39; Humphrey Ap Evans, Falconry
Abb. 38
Falkenlager nach Macpherson
Abb. 39
Klappbogennetx nach White
for you, London 1960, 96; Abb. 40; Michael Woodford, Α Manual of Falconry, London 1960, 154, Abb. 41). In Frankreich haben Pierre-Amcdee Pichot (La faueonnerie d'autrefois et la faueonnerie d'aujourd'hui, Revue des Sciences naturelles appliquees,
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1891, Abb. 42) und Abel Boyer (Abel Boyer u n d Maurice Planiol, Traite de faueonnerie et autourserie, Paris 1948, 62) über die klassische F o r m des Falkenlagers geschrieben. F ü r die Systematik der Fallentechnik ist festzuhalten, daß neben dem als Fangeinrichtung aufzufassenden handbetätigten Bogennetz (engl, bow-
net, fr. tombereau, filet ä arceau) eine als Falle wirkende automatische Ausf ü h r u n g existierte. Es w u r d e hier darauf verzichtet, ihrer Entwicklung nachzugehen, da sie in keinem Zusammenhang mit dem Falkenlager steht. Verfolgen wir nach diesen auf die Technik ausgerichteten Darlegungen noch das W o r t Falkenlager selbst. M h d . läge war der Platz, an dem eine Fangeinrichtung existierte oder ein Fänger stationiert war. Das W o r t ist in dieser Bedeutung seit dem 12. Jahrhundert belegt. 1 Ieinrich der Glichesaere benutzt es in seinem Reinhart Fuchs, Eilhart v o m Oberge
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in Tristrant und Isalde. Im 13. Jahrhundert findet es sich bei Gottfried von Straßburg und dem llardegger (David Dalby, Lexicon of the Mediaeval German Hunt, Berlin 1965, 130). Im sachlichen Zusammenhang mit der Falknerci erscheint es zuerst in niederdeutschen Rechnungsbüchern. In den Rechnungen des Hauses Hennegau stoßen wir im Jahr 1343 auf folgenden Vermerk: „Item bi Dieric van Valkenburch den lecghers ghegheven, die an den houte lagben om valke, Gheraert Donevoit van enen valke 4 lb; Item Dieric van Valkenburch van sine wedden, an
ε
c
Abb. 42
Falkcnlager nach Harting und Pichot
den houte te lecghen van sente Bartelmeis daghe (24. Aug.) tot sente Katherine daghe (25. Nov.) toe, dat sijn 92 daghen, sdaghes 16 d(eniers)". (Α. E. Ii. Swaen, De Valkerij in de Nederlanden, Zutphen 1937, 69; ebenda weitere Belege für laegben, lecghen aus dem 15. Jahrhundert). Ferner kennen wir aus der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert mhd. lege, auch in den Formen legeck und löge, im Sinne von valken-lege. Lege kommt zwischen 1399 und 1409 mehrfach im Marienburger Treßlerbuch des Deutschen Ritterordens vor, weil gewisse Ausgaben für „die falken von den legen zu tragen" angefallen waren (Dalby, a. a. O., 132). Es handelte sich um Kosten für den Abtransport der auf der valken-lege gefangenen Beizvögel. Mhd. läge und lege gehen gleicherweise auf Ilgen, legen zurück. In dem persönlichen Merkbuch Kaiser Maximilians I. findet sich in dem kurzen, der Falknerei gewidmeten Teil (Osterreichische Nationalbibliothek Wien Cod. 10808, abgedruckt in Josef von Ilammer-Purgstall, Falknerklee, Wien 1840, 94/96) mehrfach das Wort Leger für Falkenfanganlage.
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Gleich „auf den Legern" sollten die Wander- und Gerfalken gekauft werden, die die aus Brahant stammenden Falkner in Norwegen und Dänemark fingen. Sorgfältig sind auch die Orte vermerkt, an denen der Herzog von Österreich „ I 'alkhner Leger" unterhielt. Die mit Leger zusammenhängenden Wortverbindungen wurden durch flämische Falkenfänger vermittelt, die in ganz Europa ihrem Handwerk nachgingen (z.B. dän. Fatkeleje). Noch heute ist im nl. leg oder valkenleg ein Platz, an dem Falken gefangen werden; nl. leggen bedeutet, durch Legen von Netzen den Falkenfang auf einem feg ausüben, ein nl. legger ist ein auf einem kg tätiger Falkenfänger. Daneben steht nl. legplaats mit der gleichen Bedeutung wie leg (Α. Ε. II. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventer, o. J., 9; A. C. J. Hermans, Jagers Woordenboek, Schiedam 1947, 219/220, 362). Falckstuck 2r 2 3 ,34r 1 0 ,52 v3, 56r 9 „vom Hawicht und vom Falcken ist das Weiblein der Haubtvogell und wierd allezeit ein Stuck genant" 56 r 7 9 . Es wird nur wenig beachtct, daß das Wort Stück oder Stuck in der älteren deutschen Jagdliteratur stets ein weibliches Tier bezeichnete. Drei Stück Rotwild waren drei Tiere oder Hinden, keinesfalls -- wie es dem heutigen Sprachgebrauch entspricht - drei nach Geschlecht und Alter nicht angesprochene Hirsche, Tiere oder Kälber. Aus diesem Sprachgefühl heraus haben wir l'alckstnck für den weiblichen Falken und Hamcbtsstuck (s.d.) für den weiblichen Habicht zu sehen. J'alcktascbe 44v 9 , I-'alckentascbe 44v 10 , Tasche 44v 14 Die Beschreibung, die der Verfasser unseres Traktats vom Aussehen einer Falkentasche gibt, stimmt vorzüglich mit Johann Matthäus Bechsteins Angaben (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, II, Gotha 1820, 357/358) überein: „Die Falkeniertasche ist fast wie eine Husarensäbeltasche gestaltet, l l j 2 Fuß lang und V-j^ Fuß breit, von rothgahrem Leder und mit 4 Fächern. In dem Längsfach der einen Seite, welches oben einen Riemen zum Verschließen und einen runden Deckel mit einem Knopf und Knopfloch hat, steckt man eine oder ein Paar lebendige Tauben. Auf der andern Seite läuft von unten bis zur Mitte ein eiserner mit Leder umflochtener Ring, der die ganze Tasche befestigt. Hinter demselben ist auf einer Seite ein Fach, um eine todte Taube oder einen andern Fraß hineinzustecken, und neben demselben ist vorwärts wieder ein Fach, das oben breit mit Leder ausgeht, den Ring umgiebt und mit einem Riemen zugezogen wird, in welches man eine blecherne Büchse mit gehacktem Fleisch zur Aetzung der Falken thut. Auf der andern Seite geht quer hinein mit einer handbreiten Oeffnung das vierte Fach, welches auswendig vernäht ist, damit sich der Riß nicht
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weiter aufschlitzet, und in welchcm sich Hauben, Schuhe und andere zur Beize nöthige kleine Gerätschaften befinden. Oben in der Mitte hat der zuvor erwähnte Ring eine Oeffnung mit zwey Oehren, in welchen sich ein Stäbchen befindet, in dessen Mitte sich ein Wirbel mit einem gedruckten Ringe bewegt, damit der Falkenier dadurch, wenn er das Bandelier eingehängt hat, die Tasche nach allen Seiten drehen und jedes Fach nach Belieben vorne öffnen kann. Dieß Bandelier ist entweder ein Koppelriemen, den man um den Leib schnallt, oder ein breiter Riemen, der wie ein Hirschfängerbandelier über die Schulter geworfen wird". Die I:alkentasche sollte auch nach dem Ansbacher Beizbüchlein vier als,Unterschiede" bezeichnete Fächer haben, eines für die mit einer Schnur versehene Taube, eines für eine ungefesselte Taube, eines für den Bölft (eine als Lockspeise dienende tote Taube) und eine mit Hackaß gefüllte Büchse und eines für eine Reservehaube. Falconier l v 7 u. oft., Falckonier 44 v7 verdrängte seit dem 16. Jahrhundert das deutsche Wort Falkner. fangen, vom Falken: 2r 14 - 16 , 38r fi , 40r 14 , 40v 8 , 45r«, vom Habicht: 5 9 V 1 - 1 8 , 60r 5 · 7 , (Kraniche) 61 v 13 , (Reiher) 62r 7 , 62r 8 , 62v 3 s. schlagen·, vom Hund: 63 r 9 ; raußjangen 49 r 8 (in der Mauserkammer wieder) einfangen Fangglauen 49 v 11 die Mittelzehe am Fuß des Falken Fang bej'm Mann 49 v7 der rechte Fuß des Falken Fang vom Mann 49 v 8 der linke Fuß des Falken Faust, Vanst Das Wort Faust hat keine große Bedeutung in unserem Traktat. Wir hören, daß das Geschüh „ordentlich in die Faust genommen" (24v 7 ) werden sollte, daß man die Faust etwas sinken lassen sollte (54r 7 - 15 ), um das Abspringen des Habichts von der Hand zu verhindern, und daß während des Springens eine feste Faust nötig war, um zu vermeiden, daß der Beizvogel „aus der Faust fuhr" 16r 20 , 62r 1(i · 17 . Weit mehr als Faust wurde Hand (s.d.) gebraucht. Faust fahren, durch die 16 r 20 , 62 r17 „daß der Vogel, wenn er springt, nicht durch die (oder auch aus der) Faust fahren kann". Die Faust sollte fest geschlossen sein, so daß der unruhige Vogel beim Springen nicht das Geschüh durch die Faust ziehen und abstreichen konnte. Fasanen, Fassanen 50 r2, 53 r 8 , 61 v10>14·15, 62 r 7 Fasanen werden im Ansbachcr Beizbüchlein stets im Zusammenhang mit dem Habichtsweibchen oder Habichtsstuck erwähnt. /'V/r/46 V1 gewohntes Jagdrevier helclang 49 ν 1 0 das linke Auge des Falken feldfrom 57 r14 ohne Scheu (vor Menschen) auf dem Feld
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Feldhüner 40 ν 7 , 50r 2 u. oft., auch Hüner 53r6>7 u. oft., Veldbmn 64r 3 Rebhühner (Perdix perdix), vornehmlich im Zusammenhang mit der Habichtsbeize genannt Fetter 49 v20 Als erste bis fünfte Feder wurden die zweite bis sechste Handschwinge bezeichnet, die der längsten, als Seele bezeichneten Flügelfeder folgten. Das seit dem 17. Jahrhundert in Deutschland gebrauchte W o r t Pennen fehlt in unserer Abhandlung. Fettem, flache 49 v22 offenbar Bezeichnung für die kleineren Armschwingen Fletterwiescb 45 v 4 Flederwisch, Tauben- oder Gänseflügel, mit denen das Pferd ständig in Berührung kam Flügell beym Mann 49 v 16 der rechte Flügel des Falken Fliigell vom Mann 49 v17 der linke Flügel des Falken flügen (vor Wild) 3 2 r " , 38 v 2 · 14 , 39 v 8 - 13 , 40 r \ 45 t 1 , 46 r 8 · 18 , 61 v 4 , 63 r 2 · 5 auf Wild arbeiten, Wild beizen; fliigt man vor wilde linden 40v 3 beizt man wilde E n t e n ; vor Fassanen geflogen 61 v 15 Fasanen gebeizt, vor Fassanen . . . flügen 62 r 8 Fasanen beizen; die Dauben flügen lassen 60 v 3 ; s . a . abgeflogen, davonfliigen, einflügen, loßgeflogen, naußflügen (lassen), veil flügen Flügleib 26 r 12 - 15 , 49 r 11 magererer Körperzustand des Wildfangs als zum Zeitpunkt des Einfangens. Das anderweitig bislang nicht nachgewiesene Wort Flügleib gehörte vermutlich zum allgemeinen Wortschatz der Falkner im 18. Jahrhundert. Was darunter zu verstehen war, ist in unserem Traktat gesagt: Man sollte einem Falken nicht „mehr Leib" geben als einen ordentlichen Flügleib. Um diesen bestimmen zu können, bedurfte es einer guten Beobachtungsgabe beim frisch gefangenen Wildling. Man fühlte dessen Leib ab und gab ihm dann nur soviel Atzung, daß er „den halben Leib" behielt. „Das ist der ordentliche F/w^M»" (26r 15 ). In diesem Zustand konnte der Vogel „seine Schuldigkeit tun", doch sollte man ihn niemals darüber hinaus abmagern. Der als „halber Leib" bezeichnete Körperzustand wurde nicht näher bestimmt. Frontz, nasse 48 r 3 - 8 Trichomoniasis, Gelber Knopf, Geißeltierchenseuche, hervorgerufen durch das Protozoon Trichomonas gallinae. Symptome: Mattigkeit, plustriges Gefieder, Durchfall, gelbkäsige Belege (Gelber Knopf) in Schnabelhöhle, Speiseröhre, Luftsäcken, Leibeshöhle und Lebernekrosen. Über die Nasenhöhlen kann die Infektion in das Gehirn dringen und Gleichgewichtsstörungen hervorrufen. Am Nabel oft erbsen- bis taubeneigroßer Entzündungsherd, gelegentlich Kropfentzündung (The Merck Veterinary Manual, 1961, 1312-1314, w o frounse als eine den Falknern seit vielen Jahrhunderten bekannte Raubvogelkrankheit erwähnt wird, und Paul Hilbrich, Krankheiten des Geflügels, 1963, 83). Sowohl
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Wild- als auch Haustauben werden, bevorzugt von Trichomoniasis befallen. Greifvögel infizieren sich vorzugsweise durch den Genuß des Fleisches erkrankter Tauben. Die Bezeichnung nasse Frons erscheint im deutschen Jagdschrifttum zuerst bei Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 477) „Hat er (der Falck) aber die nasse Frons, so ist es ein Zeichen, daß er allzuviel Feuchtigkeit im Gehirn hat". E r übersetzte mit diesen Worten eine Textstelle aus dem Liber de animalibus des Albertus Magnus (ed. Stadler, II, 1920, 1475 3-4 ) ,,Quando autem sternutat et proicit aquam de naribus, signum est humefactionis cerebri immoderatae", die auf das dritte Kapitel im Dankustraktat (Gunnar Tilander, Dancus Rex, Cynegctica IX, Lund 1963, 64) zurückgeht. Sternutare wieder und wieder niesen wurde durch Pacius mit nasse Frons übersetzt. In seinen „Erklärungen der Redens-Arten" erläuterte Pacius nasse Frons als Sträuchen, d.h. als Katarrh oder Schnupfen. Über Herkunft, Art und Behandlung dieser in der englischen Fachliteratur als frounce häufig erwähnten Krankheit schrieben ausführlich Francis Henry Salvin und William Brodrick (Falconry in the British Isles 2 , London 1873, 142/143), J. Ε. M. Mellor (Notes on Falconry, Cambridge 1949, 50) und J. G. Mavrogordato (A Hawk for the Bush, Newton Mass. 1961,117/118), die beiden Letzteren mit weiteren Hinweisen auf das einschlägige veterinärmedizinische Schrifttum aus neuester Zeit. In den „Zwey bucher des konigs Dagus", einer aus der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert stammenden Falkenhcilkunde der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. Germ. 496, ed. Antje Gerdessen, Beitrag zur Entwicklung der Falknerei und der Falkenheilkunde, Diss. Hannover 1956, 147) wird eine als fronsil bezeichnete Krankheit der Beizvögel erwähnt. Sie mag mit Frons bzw. frounce identisch gewesen sein. front 35r 10 , 38r 14 , 4 0 v n , 45r 17 ,45v 1 > 7 · 18 , 57r 18 , 60v 17 , 61r 10 , 63v 6 ohne Scheu; s. a. bottenfrom, feldfrom, böfffrom, holtzfrom, hunsfrom, jullfrom, räckfrom Fuchfischwantζ 40 ν 14 , 41 r 4 An der Langfessel des Uhus wurde die Lunte eines Fuchses angebunden, so daß der Lockvogel den Eindruck erweckte, er trage eine Beute mit sich, die ihm abzujagen die Neigung seiner ihn verfolgenden Feinde zum Stoßen und Hassen verstärkte. Der Uhu war ein wichtiges Hilfsmittel bei der Beize auf Milane, Krähen und Elstern. „Ein Falkenier mit einem Uhu, der einen Riemen an sich hat, an welchen ein Fuchsschwanz angebunden ist, reitet dahin, wo man die Milanen am gewissesten über oder neben sich hinziehen sieht. Sobald er einen Milan in der Höhe gewahr wird, läßt er den Uhu streichen. Dieser fliegt eine
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kleine Strecke, und der Milan, welcher durch die Schleppe noch eifriger auf seinen Feind geworden ist, wird dadurch herab gelockt." (Johann Matthäus Bechstein, Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, III, Gotha 1821, 440) Füß lr 5 · 1 0 · 1 4 , lv 3 · 2 0 , 14v 16 , 25 v 15 , 30 v 13 , 31 v 7 , 37v 7 , 42v 13 , 43r 9 , 55r\ Unser Traktat kennt - abgesehen von der Erwähnung des rechten Fuß 14v 17 nur diese pl. Form von Fuß, die häufig vorkommt, obgleich ihre Anwendung einen Verstoß gegen die Standessprache darstellte, denn in dem kleinen beigegebenen Wörterbuch der Falknersprache heißt es (49v 6 ff) ausdrücklich „Die Fiiß hcist (heißen) die Fang", „ D e n rechten Fuß heist man den Fang beym Mann" und „ D e n lincken Fuß heist man den Fang vom Mann". Der Verfasser unseres Traktats hätte also nach seinen eigenen Richtlinien von Fängen statt von Füßen sprechen sollen. Daß er es nicht tat, beweist, welche Lebenskraft das viel ältere und bis zum Ausgang des Mittelalters allein gebrauchte Wort Fuß hatte. Die Bezeichnung Fänge für die Füße der Greifvögel erscheint erst im 17. Jahrhundert, setzte sich allerdings rasch und nachhaltig durch und blieb bis in die Gegenwart erhalten. Die lebende deutsche Falknersprache kennt das alte Wort Füße nach wie vor: „Füße nennt man die Fänge des Habichts, Sperbers und Adlers im Gegensatz zu den Händen des Falken" (Fritz Engelmann, Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 817). Diese Unterscheidung in Füße bei den Faustvögeln und Hände bei den Ludervögeln stammt nicht aus dem deutschen Sprachbereich. Sie geht auf eine Anmerkung bei Charles d'Arcussia (La Fauconnerie, Paris 1615, Troisieme partie, Epistre X X X I I , p. 177) zurück: „Car aux Faucons nous disons la main, et aux Autours le pied\ et pource on doit dire lier ä ceux-lä, et empieter ä ceux-cy" Diese Worte wurden in der Übersetzung der Fauconnerie des Charles d'Arcussia, die der Buchhändler Lucas Jennis 1617 in Frankfurt/Main unter dem Titel „Falconaria, Das ist / Eigentlicher Bericht vnd Anleytung wie man mit Falcken vnd andern Weydtvögeln beitzen soll" herausbrachte, ins Deutsche übertragen (160): ,, . . . es haben die Falcken keine Füß j sondern Hände j die Habich aber haben Füß j darumb man sie anfesselt / vnd den Falcken bindet man die Hände". Den deutschen Beizjägern war diese Unterscheidung bis zum Jahre 1617 vollkommen fremd. Hätte die Übersetzung des Lucas Jennis einem deutschen Falkner vor dem Druck vorgelegen, wäre dieser französischem Brauch entsprechende Hinweis wahrscheinlich unterdrückt worden. Jennis mußte sich ohnedies in seinem an den Leser gerichteten Vorwort entschuldigen, daß er keinen erfahrenen „Teutschen Falckonierer" habe gewinnen können „welcher dem Trans-
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latori in Behaltung der Weydtwörter were behiilfflich gewesen". So konnte es durch wortgetreue Ubersetzung zu der dem deutschen Sprachgebrauch fremden Aufteilung in Hände und Füße kommen. Da nun diese Übersetzung der Fauconnerie des Charles d'Arcussia die deutsche Jagdliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts entscheidend beeinflußte, fand die Bezeichnung Hände besonders bei den von Arcussia abhängigen Schriftstellern Eingang. ,,Hände nennen einige die Griffe derer Falken" heißt es bei Christian Wilhelm von Heppe (Einheimisch- und ausländischer Wohlredender Jäger, Regensburg 1763, 157). Es ist auch von den Füß der Taube (28 V1·2) und des „Raben", d. h. der Krähe (44v4), die Rede. fassen 15r 7 heißt üblicherweise soviel wie „sich setzen", „mit dem Fuß den Boden berühren", bedeutet hier aber soviel wie „mit den Füßen greifen" und war der Fachausdruck der Falkner für denVersuch des herbeigelockten Wildfangs, die Reiftaube zu fangen. geblassen 49 r 2 - 5 Die Beizvögel wurden zur Ungezieferbekämpfung geblasen, d. h. durch ein Pfeifenrohr mit Rauch angeblasen. S. 48v 13 -49r 2 Gefärt 1 r5-11·14·19'21·22 Gefieder, Federn. Außerhalb des Sprachbereichs der Ansbachischen Falkner im 18. Jahrhundert bisher im Hochdeutschen nicht nachgewiesen. Wir finden das gleiche Wort in der Schreibweise Gefürt nur bei Pacius (33, 121, 123, 459), der es für lat. plumagio setzte. gehaubt 19r12, 23r 17 , 23v l s , 28v 16 , 35 r12, 62r 4 die Haube aufgesetzt; das Hauben 19r 13 das Aufsetzen der Haube. Seit dem 14. Jahrhundert als Terminus der Falknersprache nachgewiesen. Kommt in unserem Traktat vornehmlich in der Verbindung gehaubt und gestrigen vor, d. h. durch Auf- und Absetzen der Haube und durch Streichen mit einer Spinnfeder locke machen. Gelberuben 21 r 7 gelbe Rüben gemaust 65 r 4 · 9 während der Mauserzeit durchgehalten geprelt Mr 1 · 13 , 24v 12 mit dem Prell (s. d.) versehen geschöpfft 16v17 getrunken, sich getränkt; „So wird . . . der Vogel . . . saufen, welches nach [Falkoniers-]Art heißt: der Vogel hat geschöpft". (16v16·17) geschränckt 42 v 4 ,44 v4 Eine als Hilfsmittel bei der Abrichtung dienende Krähe wurde geschränkt, indem man ihre zurückgebogene Hinterzehe am Mittelfußknochen festband, so daß sie am Zugreifen gehindert war. gestrigen, gestrügen 17v 6 - e , 18r3-19, 19r13·22, 23r 18 , 23v 16 , 27v 2 , 28v 17 u. ö. (mit dem Taubenflügel oder der Spinnfeder) gestrichen; ebenso streigt 17v 9 , 22r 5 , 25r 2 u. ö. streicht, Streigen 18r18, 19r 13 das Streichen; durchgestrigen, durchgestrügen 17 v11·14 an das Streichen gewöhnt. S. a. anstreigen
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glar 27 V 1 1 · 1 2 schön, klein gehauen, 28 T 1 ZU Eiweiß geschlagen glarren 3v 9 · 1 3 , 6 v 1 glatt(er), sauberer Bindfaden, glatt(es) reines, entlaubtes Birkenreisig, lat. clarus Glane 1 2 Γ 1 · * , « . · Kralle, Nagel; Clauen 4 9 V 1 W 4 Klaue, Zeh Gleichung, Gleigung 5r 2 · 22 , 7r 1 1 , 26v 3 , 30v 1 0 Reihe; schnurgleicb 7r 1 0 in schnurgerader Reihe Glüngen 46r 1 4 Klang, gleichbedeutend mit Schelle, Rolle (s. d.) oder Bell (s. d.) Göhrfalck 2T1·18 Kleiner oder Norwegischer Gerfalke (Falco rusiieolus rusticolus L.J Grieben 65 v 1 1 Rückstände Hager lr 2 6 , 1 v 1 1 , 1 5 r 1 4 , 4 0 v 7 Bezeichnung für den vermauserten Falken. Es ist nicht zutreffend, unter einem Hager ausschließlich einen Wildfang im Alterskleid zu verstehen (Fritz Engelmann, Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 818). Man sprach ebenso von einem Hager von einer Mauß (1 r26) - diese „behalten hin und her noch von ihren rotten Fettern, die kantz aschgrau außsehen" (1 v 8 ) - wie von einem mehrfach vermauserten alten Hager (lv 1 1 ), „dunkelblau auf dem Rücken, die halbe Brust weiß und unten schwarz getüpfelt". Schöpffer bezeichnete zutreffend als Hagard bereits einen Falken, „der zum erstenmal gemausert hat". (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, übers, von H. Schöpffer, Berlin 1896, 199) Es wird wenig beachtet, daß das im französischen Fachschrifttum viel gebrauchte Wort bagard eine germanische Wurzel hat und soviel wie „der im Hag Vermauserte" bedeutet. Es steht, wie Gunnar Tilander (Glanures lexicographiques, Lund 1932,142/143) gezeigt hat, im engen Zusammenhang mit mue de baye — im Hag oder Gehege vermausert. In der französischen Jagdliteratur des Mittelalters findet sich häufig der inhaltsgleiche Ausdruck mue de bois (Les Livres du Roy Modus et de la Royne Ratio, Ausg. Gunnar Tilander, I, Paris 1932, Kap. 90 24 , Kap. 92». 176 , Kap. 97 2 · 10 ), aber wir kennen auch Handschriften, in denen dieses mue de bois durch mue de haye ersetzt ist (ebenda Kap. 97 2s ). Das fr. baye entspricht der normannischen Dialektform hague. Ein Hager oder bagard war ein im Hag vermauserter Beizvogel. Dabei drückte das Wort Hag aus, daß die Mauser im wilden, also noch nicht gezähmten Zustand, d. h. während seines Lebens im „Gehege" vor sich gegangen war. In die deutsche Falknersprache wurde das Wort Hagard erst im 17. Jahrhundert unter dem Einfluß der Übersetzungen französischer Beizjagdlehrbücher übernommen.
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Haldglauen 49 ν14 die Hinterzehe am Fuß des Falken Hand In unserem Traktat ist immer von der Hand des Falkners die Rede, aber der Verfasser verstand darunter den ganzen Unterarm. Dies ergibt sich aus seiner Bemerkung (54r e ): ,, so sträckt man die Hand grad nauß, und vorna an der Faust lest man die Hand ein wenig sincken". Den gleichen Sinn haben die Worte 54r14>15. Die Hand kommt in zahlreichen Verbindungen vor: von der Hand ablassen 62 v 10 werfen auf der Hand behalten 54 v7 tragen auf die Hand fliegen 56 r17 beireiten von der Hand kommen 54v x abgesetzt werden auf die Hand nehmen 16v16, 17v 4 , 24v 13 , 33r 6 , 3 7 r \ 39v 6 , 43r 10 , 54r3-20, 55 v5-8, 56v°, 58 v10-12, 62r 4 , 66r 9 tragen. Auch der Uhu wurde auf die Hand genomen 41 r5. auf die Hand springen 24v«-10, 26r 4 , 27 r15, 29 r 6 · 10 , 29V1, 30r 2 - 3 . 13 , 38v 7 , 51 r 11 ,54r 10 . 13 . 20 , 55 v14, 57r 5 ,59r 12 (vornehmlich während der Abrichtung) aus kurzer Entfernung herbeikommen auf die Hand heraufspringen 54r12, 58v 5 von der Hand (ab-) springen 31V11, 51 r 6 , 54rß>8 auf der Hand stehen 39 v15 auf die Hand treten, aufdretten 25 v16, 27 r 4 , 31 v7-9, 33r 1 freiwillig aus kürzester Entfernung auf die Hand springen auf die Hand ziehen 41 r 4 Der Uhu wurde „auf die Hand gezogen", indem man mit dem an einem Stecken befestigten Haken in die Langfessel des auf dem Erdboden stehenden Uhus faßte, den daran befestigten Fuchsschwanz ergriff und den Vogel vom Sattel aus heraufzog. hatidieren 56 v13, 57 r11, 59r 15 , 59 v8, 60 r12 behandeln, umgehen mit Handschu 1 3 V 7 · 1 1 - 1 4 , 55v 9 Zum Beizjäger gehörte ein weiter linker Fingerhandschuh aus gutem Wild-, vorzugsweise weichem Hirschleder, der außer Gebrauch hinter der linken Hand am Arm hing. Handschuknopff 24 r16, a. 13 v12 Knoten am Handschuh hassaliren 20 r15, hassalierth 18v20 sich unruhig zeigen. Das Wort kommt nur bei den Ansbacher Falknern vor. Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 411) bringt es nur einmal: „Denn wenn er solche (— Hand und Gesicht des Mannes) sähe, würde er den Kopff hin und her drehen . . d e n Bec aufmachen und sonst hasselirenEs steht hier für se inquietare bei Friedrich II. (Ausg. Willemsen I, 24423) und kommt von fr. harceler beunruhigen. Es fand durch Vermittelung niederländischer Falkner Eingang in die deutsche
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Standcssprachc. Da es von Schöpffer nicht übernommen wurde, fehlt es in der Terminologie der heutigen Beizjäger. Hassen 50r 2 , 53 r10, 61 v6·7·11 Hasen; junge Hasen werden in unserem Traktat vornehmlich als Beizwild des liabichtsweibchens erwähnt. Hassenfangen 2r 14 · 17 Ilasenbeize Haube 16v 15 , 17r 10 , 18r 5 · 6 , 44v 17 u. ö. Haube; s. Rauschhaube, Stöckhaube die Hauben abziehen 17r 6 , 23 v 4 , 24 r18, 25 r12, 27 r12, 29 r s , 29 v14, 36 v* die Ilaube absetzen, s. a. abhauben die Hauben anstächen 16 v20, 32 r 14 ,39 v 6 ,51 r 14 ,53r 12 die I Iaube fest aufsetzen, d.h. den Schlitz an der Hinterseite der Haube durch Betätigung des dafür vorgesehenen Riemchens zusammenziehen, so daß die Haube nicht abfallen kann die Hauben aufsetzen 25 r 5 offensichtlich selten und unüblich, an der nachgewiesenen Stelle anscheinend nur aus stilistischen Gründen gebraucht die Hauben aufziehen 20r 4 , 25r 10 , 27r 10 , 29v 12 , 33v 9 die Ilaube aufsetzen, s. a. aufhauben in die Hauben hineinfahm 18rr> in die Haube hineinschlüpfen die Hauben stocken 23 v12 gleichbedeutend mit anstücken. „Darnach haubt man ihn auf und setz ihn auf sein Reck. Diesses ist zu mercken: Wann ein Vogell unter der Hauben ast, so thut man mit der rechten Hand an dem untern Zug mit denen Fingern anfassen und drückt die Hauben mit dem ersten Finger zu, daß sie nicht unter dem Assen herrunderfallen kann. Daß heist die Hauben gestockt". (23 v7 ff) die Hauben zuziehen 23 r12, 25 r° die Haube mit Hilfe des Kehlriemens zuziehen hauben s. gehaubt, a. abhauben, aufhauben, vorthaupen Haubtvogell 61 v14 Bezeichnung für einen Beizvogel mit Spitzenleistung, beispielsweise für ein auf Fasanen und Fischreiher abgetragenes Habichtsweibchen; 9r 8 auch für den Raubwürger als wichtigstem Hilfsmittel beim Falkenfang gebraucht Hawicht 40v 13 , 50r 1 · 4 · 6 u. oft. Habicht (Accipitergentilis) 9 Hawichtabdragen 55 r Zeit, in der der Habicht abgetragen wird Hawichtderz 64 v 3 Habichtsterzel, das kleinere Männchen des Habichts Hawichtsstöß 51 v10 Habichtsstoß, Einrichtung zum Habichtsfang, gleichbedeutend mit Rinne, s. Rena Hawichtsstuck 50 V1-4, 53r 4 · 9 , 55 r2, 56 r5, 59 r 9 , 61 v s · 9 , 63 v1, 65r 3 ,65v 10 „welches nach der Art das Weiblein genant wierd" (50 V1), das größere Habichtsweibchen; s. a. Falckstuck, Stuck
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herlocken 57 r 4 einen Hund durch Pfeifen herbeilocken herraußwöhren 53r 1 entwirren herrumflügen 46 v3 herumirren, entflogen sein herumrefüren s. refüren Hertzlein 52 v9 „Auf der Brust haben (die alten Habichte) schwarze Herzlein 52 v8_fl Bezeichnung für die schwarze Schaftstrichelung an der Unterseite eines Habichts im Alterskleid Hierschkörner 48 r3 Hirsekörner hillo, hillo 23 v s , 24 r 2 ,33 v 17 ,36 r9·11 mehrfach rasch hintereinander ausgestoßener, ermunternder und Zutrauen erweckender Lockruf des Falkners besonders in der Zeit des Lockemachens und der Abrichtung; hillo-Ruffen 36 r 10 , Hillogeschrey 37 v5 hinstellen 54 V1, 55 v15, 56 r15 abstellen, auf das Reck hinstellen hoffen 39 r 1 , 39 v7, hofft 38 V 7 · 1 1 , gehofft 38 v8 Spreizen des Gefieders aus Wohlbehagen. „Der Falke hofftt wenn er auf der Jule-einer schuhhohen Rasenscholle - steht und es ein klein wenig warm ist. So tut er seine Flügel ganz auseinander und den Start (Stoß) völlig voneinander und bleibt ganz still stehen. Auf diese Art hofft der Falk (38 v 8 - 1 1 )". höffen ist von nl. hoven herzuleiten und gehört zu jenem Wortschatz, der den Ansbachern durch holländische Falkner vermittelt wurde. Α. Ε. H. Swaen (Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, De venter, ο. J . , 7) erklärt hoven als gleichbedeutend mit ,,an die frische Luft setzen" und gibt ihm denselben Inhalt wie nhd. lüften, engl, to weather, fr. jardinier. Die in unserem Traktat gegebene Erklärung zeigt jedoch, daß diese Definition nicht das Wesentliche trifft. Das Höffen setzte zwar das An-die-frische-Luft-Setzen voraus, bezog sich aber auf ein dort gezeigtes spezifisches Verhalten des Beizvogels. Daß daneben höffen auch den Sinn von lüften haben konnte, ergibt sich aus 39 v7. höfffrom, hofffrom 29 v9-10, 46 v15, 49r 10 ohne Scheu auf (lebhaften) Höfen höngenn bleiben 54 r9 an der Hand hängen bleiben 54 r 9 ; in einer vom Langfessel gebildeten Schleife hängen bleiben 55 r 1 ; mit der Lockschnur hängen bleiben 56r15»17 Holt ζ stehen, im 40r l s s. Baum stehen holtzfrom 60 r16 ohne Scheu im Wald oder Holz Horst 50v 3 - 6 ' 13 , 51 v3, 52v 15 , 65ve>7·13 Nest der Greifvögel, auch der Reiher, Kraniche, Rabenvögel und Tauben. Dieses erst spät erscheinende Wort ist ebenso wie das davon abgeleitete Verbum horsten nicht vor dem 18. Jahrhundert im Jagdschrifttum nachgewiesen, setzte sich aber rasch durch und ist seitdem ausschließlich im Gebrauch. Havichhorst 65 v5
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horsten l r 6 , 50r7·8·12-13, 52y 17 einen Horst bauen, brüten, s. Horst Hünerhmd 56 v 7 , 57 r14, 60 r8 In unserem Traktat ist mehrfach von Hühnerhund, weit öfter aber im gleichen Sinn von Hund die Rede, ohne daß zuverlässige Rassemerkmale gegeben werden. Nichts deutet auf einen der klassischen Beizhunde, die wir im Kreis der Wind- oder der kleinen stöbernden Vogelhunde wie Spaniel und Wachtel zu suchen haben, hin. Die Ansbacher Falkner arbeiteten mit Vorstehhunden: „Einen guten Hund muß man haben, der recht vorstehend ist . . 62 v 1 - 2 Hünervögell 64 v15 auf Rebhühner abgetragene Habichte Hiinnerbeitz 64 v15 Beizjagd auf Rebhühner Hürn assen lassen 62 v14 Das Hirn eines geschlagenen Beutevogels, beispielsweise eines Rebhuhnes, atzen zu dürfen, war das Weidrecht des Habichts. Hümscballe 62 v13 Hirnschale, Schädeldecke huhahaha, huhahaha 35 v15, 36 r 5 , 36 v8 anfeuernder Ruf, den zur Hand zurückkehrenden Falken erneut zum Steigen zu veranlassen; „wenn der Vogel über einem daherkommt, jagt man ihn mit lautem Geschrei huhahaha, huhahaha in die Luft" (36 v 7 ^). Wie so viele Worte im Ansbacher Beizbüchlein ist dieser Schrei Ausdruck des flämischen Einflusses. Der kenntnisreiche James Edmund Harting (Bibliotheca Accipitraria, London 1891, 224) widmete ihm unter dem Stichwort Hoo-ha-ha eine interessante historische Notiz. In Michael Draytons 1622 in London herausgekommenem Polyolbion begegnet er uns als Wo-ba-ha. hunsfrom, hundfrom 56 v10, 57 r16, 58 v 14 ; from vor dem Hund 60 r9 ohne Scheu vor dem Hund Jacoby 51 v 3 25. Juli Jagt 50 r6, 62 r 6 erscheint in der Zusammensetzung „vergnügte Jagd" bzw. „herrliche Jagd" nur zweimal in unserem Traktat und hat den gleichen Sinn wie Beize. Johanny 15r n , 49 r 6 , 50 v 5 24. Juni Janschlicht, Jiinschliegt 12r 8 , 13 v5 Unschlitt, Talg Juli 26ν 3 - 5 - 12 - 14 , 27r8-9-13, 29r4.6-8·13·14, 29v11·12, 38v 6 - 8 , 39r 12 Sitzgelegenheit für Beizvögel. Nur wenige Worte aus der Terminologie der deutschen Falknerei haben so viele Verwirrung gestiftet wie der Ausdruck Jule, den unser Traktat endgültig zu klären erlaubt. Die mask. Form der Juli 26 v 3 , 27 r 13 ,29 r 4 steht neben der häufigeren fem. Form die Juli 27 r 8 - 9 ,29 r6-8·13-14, 29 v11·12, 38 ν 6 - 8 . Das Ansbacher Beizbüchlein sagt, daß die Falkner unter einer Jule eine schuhhohe Rasenscholle 26 v3 verstanden, oben ganz rund gemacht, damit der Vogel recht schön daraufstehen konnte 26 v14. Sie war
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die gleiche Sitzgelegenheit, die seit mittelalterlicher Zeit in zahlreichen Jagdtraktaten als wase erscheint (s. Kurt Lindner, Die deutsche Habichtslehre2, Berlin 1964, 248, voc. wäßen- ders., Deutsche Jagdtraktate des 15. u. 16. Jahrhunderts, I, Berlin 1959, 45, voc. hassen). Damit wird die von Stephan Behlen (Real- und Verbal-Lcxicon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hülfswissenschaften, IV, Frankfurt/M 1842, 85) gegebene, leider unbeachtet gebliebene Definition bestätigt: „Jule heißt bei Krähenhütten nach Wildungen der Ort für den Uhu, und ist von der Falkeniersprache hergenommen, nach welcher ein kegelförmiger Rasenhügel so benannt wird, wo Baizvögel angefesselt werden". In der Allgemeinen Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften (V, Wien und Leipzig 1890, 372) bezeichnete Ernst von Dombrowski als Jule ,,die Bänke, auf die man den Uhu vor der Hütte hinsetzt", also gleichfalls kegelförmige Rasenhügel. Die Verwirrung entstand durch die unzutreffende Anwendung des Wortes Jule in der von Pacius durchgeführten Übersetzung von De arte venandi cum avibus. Friedrich II. beschrieb in dem Abschnitt De sede facienda (Ausg. C. A. Willemsen, Leipzig 1942, 1, 174ff) drei Sedilien, das hohe Reck, das niedere Reck und den Hamel. Da aber Pacius das Wort Hamel nicht geläufig war, holte er sich Rat bei den Ansbacher Falknern, die ihm ohne Kenntnis des lateinischen Textes - als ihre übliche niedrige Sitzgelegenheit für Falken die Jule bezeichneten und damit Pacius ein Wort lieferten, das von nun an in neuer und leider abwegiger Bedeutung Eingang in die Fachsprache der Falkner fand. Überall da, wo Hamel hätte stehen sollen, findet sich bei Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke . . . Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 284, 287 f, 289 ff) Jule. Er definierte das Wort in seinen Erklärungen der Redens-Arten als „ein niedrig Gestell vor die Falcken". H. Schöpffer (Des HohenstaufenKaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, Berlin 1896, 200) Schloß sich ihm an. Fritz Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 818) folgte diesen Vorbildern, aber Renz Waller (Der wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1937, 334) trug schon Bedenken und nannte die Jule lediglich als eine Sitzgelegenheit der Beizvögel. Obgleich wir das Wort Jule vorläufig, soweit es mit der Beizjagd, also nicht mit dem Vogelfang, in Verbindung steht, nur im Wortschatz der Ansbacher Falkner nachweisen können, ist kein Zusammenhang mit der niederländischen Sprache feststellbar. Den holländischen Falknern ist das Wort Jule unbekannt. Von dort kann es nicht entlehnt worden sein. A. G. J . Hermans (Jagers Woordenboek, Schiedam 1947, 180) wies auf
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seine deutsche Herkunft hin und gab eine Übersetzung der gleichen Erklärung, die Ernst von Dombrowski (Deutsche Waidmannssprache, Neudamm 1892, 70) geliefert hatte. Dieser bezeichnete unter Aufgabe seiner kurz zuvor in der Allgemeinen Encyklopädie gegebenen Definition als Jule eine „Krücke, welche vor der Krähenhütte angebracht wird, damit der Uhu auf ihr aufhocke". Durch diese Beschränkung auf ,,Krücke" wird ein Bedeutungswandel unterstellt, der nicht zutrifft. Es handelt sich vielmehr um eine Ausweitung des Sinngehalts des von mhd. iuwel, ink Eule hergeleiteten Wortes. Ursprünglich setzte man den Lockkauz nur auf eine angemessen geformte Rasenscholle - wase - vor der Hütte des Vogelfängers. Die darauf hockende Eule - iule - wurde zur Bezeichnung für den Ort selbst. Diese Bedeutung hatte das Wort Jule noch bei den Ansbacher Falknern, die darunter einen Rasenhügel als Sitzgelegenheit für ihre Beizvögel verstanden. Später wurde bei der Krähenhüttenjagd die Krücke, auf der der Uhu abgesetzt wurde, durch Bedeutungserweiterung in den Begriff Jule einbezogen. Wir haben aber keinen Hinweis, daß die Jule der Falkner jemals die Form eines T-Kreuz-Recks hatte, wie Friedrich Jungklaus (Die Jule, Ztschr. „Die Beizjagd", N. F. Nr. 1, 1925, 7) vermutete. jullfrom 29 v10, 30 r 4 · 10 ·» ohne Scheu auf der Jule Kammer 16r 10 , 20r 17 , 32v3·12, 48r 9 . 10 - 12 , 48V10·11, 49r 3 · 7 , 65r ; . 10 . 12 , 66v\ u. ö. Kammer, Falkenkammer „wo der Vogell zu stehen komt" (20r 17 ). An sie wurden zahlreiche Anforderungen gestellt. Sie mußte sauber, trocken, zugfrei und gut zu verschließen sein. Im Sommer wurde die Raumtemperatur durch nassen Sand kühl gehalten, im Winter durch etwas Wärme, die von einem beheizten Nachbarraum einströmte, temperiert. Man legte Wert darauf, daß sie tagsüber schön hell war und Morgensonne hatte, nachts dagegen stockfinster gemacht werden konnte. Kranke Beizvögel wurden von ihren gesunden Kameraden getrennt gehalten. Kassenreck f. 54v 11 , 55 r15, 56 v9 gleichbedeutend mit Cage. Dieses bisher nur im Ansbacher Beizbüchlein nachweisbare Wort begegnet uns hier als eine Reckform, auf der der geatzte Habicht tagsüber abgestellt wurde und an der der begleitende Hühnerhund angebunden werden konnte. Vermutlich haben wir in ihm ein Wort holländischen Ursprungs zu sehen, das aus nl. kazie und nl. rek gebildet ist. Kazic ist der holländische Ausdruck für Trage oder Cage, die an anderen Stellen unseres Traktats als Cascby (s. d.) vorkommt. Die Cage war ihrem Wesen nach ein transportables Reck. Im Falkenteil ist nur von Cascby, im Habichtsteil allein vom Kassenreck die Rede.
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Das damit zusammenhängende Wort Khasentrager für den Träger der Cage erscheint schon in einem Brief des Herzogs Maximilian von Bayern im Jahre 1594 an den Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach - „weil ich diese Tag von einem Khasentrager, welcher etliche Geer-Vögl allhie durchgetragen, vernommen" - und in dessen wenige Tage später datierten Antwort - „daruon E. L. ein Kasentreger gesagt" - (Gottlieb Paul Christ, Historische Anmerckungen von der edlen Falcknerey,Wöchentliche Onolzbachische Nachrichten, 1741, 398 u. 401). kirro 60 v 3 Lockruf für den Habicht während der Abrichtung Klafft er f. 33 v 11 , 35 v 10 Klafter, Längenmaß von 6 bis 10 F u ß ; klaffterlang 33 v 12 , 34 r 2 Klenck 28 v 4 , Gelönck 28v 7 Gelenk (am Handwurzelknochen) Knieck 12r 15 , 18t 1 1 . 1 2 .». 1 5 Genick Knirbell 13v 21 , 17v 2 Knöchel Knopff 12r 17 Knoten am Kehlriemen der Rauschhaube; Knopff 13r 24 · 26 , 13v 3 , 19 V 11 ' 13 ,54v 13 Knoten am Langfessel; Knopf 20r5·6 Knoten am oberen und unteren Zug der Steckhaube. Zur Erläuterung der in unserem Traktat 20r 4 ff beschriebenen Technik des Haubenaufziehens dient ein Hinweis bei Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen für Jäger und Jagdfreunde, II, Gotha 1820, 354): „Vorne (an der Steckhaube) ist das Schnabel- oder Becloch und hinten ein offener Schlitz, durch welchen sich die Haube enge oder weit machen, zu- und aufziehen läßt, und unten sind zwey Riemen mit Knöpf eben an den Enden so eingebunden, daß wechselweise mit dem einen die Haube auf- und mit dem anderen zugezogen werden kann". Knopff 53r 15 · 17 , 53v 6 Knoten am Habichtsgeschüh; Knopf 13v 12 am Handschuh Kopff bekommen, bey 45 r 7 einander zu raufen beginnen Kranich, Grannich 53 r 11 , 61 v 12 Kranich (Grus grus), in unserem Traktat als seltenes Beizwild des Habichtsweibchens oder Habichtsstuck erwähnt Kurtzfesseil n. 53 v 7 , 59 v 9 Unser Traktat kennt nur die Form das Kurzfessel. In der lebenden Falknersprache ist die Kurzfessel vorherrschend. Im älteren deutschen Schrifttum dominiert die Ausdrucksweise der Kurzfessel, der wir uns anschließen. Der Kurzfessel war nur bei Habicht und Sperber Bestandteil der Fesselung. Man verstand darunter ein kurzes ledernes Zwischenstück zwischen Geschüh und Langfessel, das mitunter die Bezeichnung Habichtsriemen führte. Auch im Ansbacher Beizbüchlein wird der Kurzfessel nur im Zusammenhang mit dem Habicht erwähnt. E r bestand aus einem fingerbreiten, spannenlangen guten Riemen, der an jedem Ende mit einem Schlitz versehen war. Dieser Riemen wurde seiner
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Länge nach „doppelt zusammen gelegt", gleichsam einmal gefaltet, so daß die Schlitze auf die Bruchkante zu liegen kamen. In dieser gefalteten Form wurde ein Ende des Riemens durch eine Ilälfte der Drahle, dem als Verbindungsglied zum Langfessel dienenenden Doppelwirbel, geschoben, das andere Ende durch den Schlitz in diesen hindurchgeführten Riementeil gezogen und auf diese Weise fest mit der Drahle verbunden. An der zweiten Hälfte der Drahle befestigte man den Langfessel. Aus dem freien Ende des gedoppelten Kurzfessel-Riemens bildete man eine Schleife, durch die die zwei dem Habichtsgeschüh eigenen Knöpfe hindurchgesteckt wurden. Durch Festziehen der Schleife wurde das Geschüh am Kurzfessel „angeschleift". Die Verbindung Geschüh - Kurzfessel - Langfessel war nur möglich, weil die Riemen des typischen Habichtsgeschühs in Knöpfen endeten, die in den Kurzfessel eingebunden werden konnten, während das Falkengeschüh (s. voc. Sehn) lediglich Einschnitte im Geschühriemen aufwies, die ein unmittelbares Befestigen an der Drahle erlaubten. kussen 58r 14 kuschen, sich niederlegen läfft 37 r 10 läuft Ländner 15 r 3 auf dem Rückzug in den ersten Monaten des Jahres gefangener Beizvogel. Die von Hermann Schmidt (Die Terminologie der deutschen Falknerei, Freiburg/Br. 1909, 124) gegebene Erklärung: „Ländner, ein Falke, der schon von Land zu Lande streicht" ist abwegig und irreführend. Ländner geht zurück auf fr. Pantenere, kommt von antenarius und bedeutet vorjährig, aus dem vorhergehenden Jahre stammend. Die beste Erklärung für dieses Wort gab der immer originelle und um eine zutreffende Deutung bemühte Charles d'Arcussia in seiner erstmalig 1598 in Aix erschienenen Fauconnerie (ed. Rouen 1644, 1. Buch, Kap. V, 8): „S'il (le faueon) est prins en Januier, Feurier et Mars, il sera nomme Anfeuere ou Antannaire, pource que lors il repasse pour aller airer la premiere fois, n'ayant point encores fait de petits: parquoy l'Italien le nomme Antenido, le deriuant de Antenidar. II y en a qui le nomment Anteuere comme prins auant le Printemps. Toutefois l'Etymologie la plus vray semblable est de le deriuer d'Antan, vieil mot Francois, qui signifie l'annee passee: de Sorte qu'vn oyseau Antannaire est celuy qui tient son pennage d'Antan ou la plus part d'iceluy". Bei den französischen Falknern stand der Antenere zwischen dem in der Zeit von September bis Dezember gefangenen Pellerin oder Passager und dem mindestens einmal vermauserten Hagart. Da man die Eigenschaften eines im Frühjahr auf dem Rückzug gefangenen Beiz-
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vogels anders einschätzte als die eines 1 Ierbstwildfangs, widmete ihm Charles d'Arcussia ein besonderes Kapitel (1, Buch, Kap. X X , Rouen 1644, 33/34). In der deutschen Terminologie der Falknerei finden wir bis zum 17. Jahrhundert keinen besonderen, zwischen Rot- und Mauserfalke stehenden Ausdruck für den Frühjahrswildfang. Eine gewisse Änderung trat mit dem wachsenden französischen Einfluß auf die deutsche Fachsprache ein. Im Jahre 1617 wurde die Fauconnerie des Charles d'Arcussia ins Deutsche übersetzt (Falconaria, Das ist / Eigentlicher Bericht vnd Anleytung wie man mit Falcken vnd andern Weydtvögeln beitzen soll. Frankfurt/M. 1617, 8/9), so daß die gleichen Worte, die nach dem französischen Original zitiert wurden, zur Kenntnis der deutschen Beizjäger kamen: „Wirdt er (der Falck) aber im Januario /Februario vnd Martio gefangen / so nenne jhn Antenere oder Antannaire, dieweil er alsdenn widerumb zurück fleugt / vnnd vermeinet das erste mal zu nisten / denn er noch keine Jungen gehabt / daher jn die Italianer Antenido von dem Antenidar nennen. Etliche nennen jhn Anfeuere, dieweil er vor dem Frühling gefangen worden. Die beste vnnd gewisseste Deduction dieses Nahmens aber ist meines Erachtens von dem alten Frantzösischen Wort Antan, welches heist das vergangene Jahr / vnd ist also eine Antenerer j ein Vogel so noch nicht vermaust / oder zum wenigsten die Federn vom vorigen Jahr noch meisten theils hat". Von nun an machte das Wort Antenere die Runde im deutschen Fachschrifttum des 17. und 18. Jahrhunderts. Wir treffen es bei Hohberg (Georgica Cursiosa oder . . . AdeJichen Land- und Feld-Lebens Anderer Theil, Nürnberg 1687, 12. Buch, Kap. 94, 765) und bei Böckler (Der Nützlichen Hauß- und Feld-Schule Zweyter Theil, Frankfurt u. Leipzig 1699, 79), im „Geöfneten JägerHauß" (Hamburg 1700, 31/32) und in dem kompendiösen Werk ,,Fürst Adliche neu ersonnene Jagd-Lust" (Nürnberg 1711, Anderer Theil, 26), bei dem skrupellosen Plagiator Schröder (Neue Lustige und Vollständige Jagd-Kunst, Frankfurt/M und Leipzig 1717, 358) und bei Fleming (Der Vollkommene Teutsche Jäger, 1, Leipzig 1719, 319). Aber keiner dieser Schriftsteller kannte es aus der Praxis. Was sie wiedergaben, war erborgtes Wissen. Sie alle stützten sich auf das Zitat in der 1617 bei Lucas Jennis in Frankfurt erschienenen Falconaria des Charles d'Arcussia. Wir haben keinen Beweis, daß je ein deutscher Falkner in der Praxis von einem Antenere sprach. Anders lagen die Dinge in den Niederlanden, wo sich wohl über das Flämische das noch heute bei den holländischen Falknern gebräuchliche, von l'antenaire hergeleitete und durch Agglutination entstandene Wort
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Lentenier (Α. Ε. Η. Swaen, Bcknoptc Woordenlijst der Valkenierstaal, Dcvcntcr o. J., 9) Lebenskraft gewann. Es ist nur schwcr verständlich, daß Swaen die Herkunft dieses Wortes für ungewiß hielt und einen Zusammenhang mit engl, lent --- Fastenzeit annahm. Auch das engl, lentiner leitet sich vom nicdcrl. lentenier her. Zwischen engl, lentiner und der Lenten season, der Fastenzeit, besteht nicht die geringste Verbindung. Diese irrige Vermutung (a. bei Casey A. Wood u. F. Marjorie Fyfe, The Art of Falconry being the De arte venandi cum avibus of Frederick II, Stanford University, California, 1943, 621) entstand, weil der lentiner zur Fastenzeit aus dem Süden zurückkehrte und gefangen wurde. Man kann nicht genug darauf hinweisen, daß Holland im 17. und 18. Jahrhundert das Zentrum der europäischen Falknerei war, weil hier die meisten Berufsfalkner ausgebildet wurden, der Falkenfang in hoher Blüte stand und sich der gewerbliche Falkenhandel konzentrierte. Holländische Falkner, die in fremde Dienste traten, brachten ihren heimischen Wortschatz mit und vermittelten ihn den Engländern wie den Deutschen. Dies gilt für breil - brail (s. voc. Prell) ebenso wie für lentiner und Ländner. In Deutschland stoßen wir auf das Wort Ländner nur im Kreis der Ansbacher, in dem sich niederländischer Einfluß am stärksten geltend machte. Es findet sich nicht nur in unserem Traktat, sondern auch bei Pacius (Friedcrich des Zweyten . . . übrige Stückc der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756), der es nicht nur in den beigegebenen „Erklärungen der Redens-Arten" definierte (Ländner, der über Winters zuruck geblichen, oder auf dem Ruckstrich gefangen wird), sondern auch in der Übersetzung von De arte venandi cum avibus gebrauchte. „Diejenige aber", schreibt er (51), „so wegen einiger Schwachheit nicht haben wegziehen können, und doch von der Art der Strich-Vögel sind, nennet man LändnerIn diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort, das für lat. patriane (Ausg. C. A. Willcmsen, Leipzig 1942, I, 33 17 ) steht, allerdings nicht auf Falken, sondern auf Wasservögel. Da es der für den Wortschatz der lebenden deutschen Falknersprache maßgebliche H, Schöpffer (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, Berlin 1896) nicht mit in sein Glossar aufnahm und patriane durch Landsmänner übersetzte, verschwand der Ausdruck Ländner mit dem Ausgang jener Zeit, in der der Einfluß holländischer Falkner zu Ende ging. Landern 61 r 16 Laterne, Stock, Pfahl, Sitzgelegenheit Langfessel, Langfessell 12v 4 , 13 v 4 , 1 6 r 1 7 , 1 9 v n , 24r 16 , 25r 13 , 26v 14 , 34v 16 , 53v 4 , 54 v i2,i6 j r5»7 Während in der lebenden Falknersprachc der fem. Form
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die Langfcsscl der Vorzug gegeben wird, kennt unser Traktat nur die n. Form das Langfcsscl. Dieses alte Wort geht zurück auf mhd. lanc-vczzel, das uns vom 13. Jahrhundert an stets als masc. begegnet. Diese Tradition läßt sich bis ins 18. Jahrhundert verfolgen. Auch Pacius (Fricderich des Zweyten... übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzcn, Ansbach 1756, 246) überschreibt das 39. Kapitel des zweiten Buchcs „Wie der Langfessei geschnitten werde, und wozu er diene". In unserem Traktat wird der vorzugsweise aus Hundeledcr hergestellte Langfcsscl so anschaulich beschrieben (13r 16 -13 v 4 ), daß wir uns eine ergänzende Erläuterung ersparen können. Das gleiche gilt für das Halten des Langfesseis in der Faust (16 r 17_ 20 ) und das gelegentliche Befestigen der Haube an ihm (25 r12~16). Der Langfcsscl des Uhus (40v13>14, 41 r3) war erheblich länger als der eines Falken oder Habichts. langfesseillang 16 v 12 · 14 , 24 v 9 , 39 v 4 , 56 r 4 Der Verfasser unseres Traktats bediente sich des Langfessels auch als Maß. Da ein Langfcsscl zwei Ellen messen sollte, entsprach dies einer Länge von 1,10 bis 1,30 m. Leben 33 r® Was in der Sprache der Bcrufsfalkncr als das Leben bezeichnet wurde, ist aus unserem Traktat nicht eindeutig zu ersehen. Scheinbar verstand man darunter die Behandlung eines Falken während seiner Ablichtung, wie sie für den 17. Tag (32v 10 -33r 9 ) beschrieben wird. Leib 1 4 V 2 2 , 15ν 2 - 3 - 4 , 26r 10 · 11 , 49r 1 3 , 53v 14 , 63r 16 , 63 v « . » , " 65 r 6 · 9 der durch richtige oder falsche Ernährung bestimmte Körperzustand des Beizvogels. Der Falke oder Habicht sollte einen „rechten, guten Leib haben" oder „bei ordentlichem guten Leib erhalten werden". Man dürfte ihm „nicht zu viel Leib geben", aber auch nicht „von Leib kommen lassen ". Hatte der Vogel „zu viel Leib", so war er träge; sollte er kräftiger werden, so wurde ihm „ein guter Leib gegeben". S. a. Fiügleib Leimbaum 41 v 9 fester Baum im Gelände, in dessen aufgelichteter Krone Leimruten aufgehängt sind Lieb 63 v 10 , 64 r2 Leidenschaft, Jagdlust lieferbahr 1 r 1 5 ,1 v 11 geschätzt und deshalb zum Ankauf (zur Lieferung) geeignet, s. a unliefferbahr locken 33 v 17 , 34 v 5 - 7 , 35 r 7 , 35 v 9 · 17 , 36r 3 , 36 v6-13, 37 r 10 · 14 , 46 r 3 · 4 - 12 , 56r 14 , 56 v13, 57r 8 , 57V1, 58r 3 , 58v 18 , 5 9 r \ 59v 9 - 12 , 60v u - 1 3 , 61 ν 1 , 63r 6 , 63v 14 durch Rufen locken, während der Abrichtung meist bei gleichzeitigem Toppen (s. d.) einer Taube. Als Locken bezeichnete man stets einen mit einem Geräusch verbundenen, niemals einen stummen Vorgang. Lohr 6 v 2 Holz oder Brett zum Maschenstricken. Wir finden das seltene Wort bei Christian Wilhelm von Heppe, Einheimisch- und ausländischer Wohl-
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redender Jäger, Regensburg 1763, 290: „Strickbret, auch Strickholz oder Leer benennt. Dieses sind die Hölzer, mit welchen man die Maschen zu Netz u n d Garnen richtet, damit sie alle gleich groß u n d klein werden". Vermutlich hergeleitet von nl. dialckt. leer = Leiter. Im Wordenbock der Ncdcrlandsche Taal VIII, 1, Sp. 1305, 2 b wird auf den Gebrauch des Wortes leer in der Weberei verwiesen. Das als leer bezeichnete Strickbrett war mit Löchern versehen, die ihm den Charakter einer Leiter gaben. In ein oberes oder unteres Loch wurde ein Zapfen gesteckt, auf dem der Ziehstock ruhte. Auf diese Weise ließ sich die Maschengröße bestimmen. Lörchenjanger 6 r 5 Baumfalke (Falco subbuteo) loßgeflogen 35 v 3 gleichbedeutend mit geflogen, gearbeitet loßmachen (1) 35 r 3 , 36 v 4 , 6 2 r l s die Langfcssel abnehmen und die beiden Schuhc voneinander lösen; s.a. loßthun (2) 43 v 9 · 11 , 44 v 3 die Ziliatur des als Vorlaß dienenden geblendeten Raben lösen loßsilld 9 r 5 (Der Dorndreher, der) sich von seinem sil, seiner Schnur oder seinem Riemenzeug, löst oder befreit. S. a. angescbiilt loßthun 43 r 12 gleichbedeutend mit loßmachen (1) Lossung 20v 5 Kot, Exkremente; der Ausdruck Losung ist in Verbindung mit Greifvögeln weder üblich noch anderweitig nachgewiesen. mäusseln 14 v 18 den pfeifenden T o n von Mäusen nachahmen Mann (nicht) halten, den lr 1 7 , 36 r 2 ' 6 , 36 V11, 38 r2 den Anweisungen des Falkners (nicht) Folge leisten (mit) Mamiier 46v 7 · 1 3 sittsam, vorsichtig marckgierd 64 v 12 markiert, die Stelle angezeigt Martiny 9v 1 0 11. November Maull 47 v 15 Mundhöhle Mauß 1 v 10 Mauser Mauß, Hager von einer lr 2 6 , 15r 14 , 40v 8 Falke nach der ersten Mauser Maußzeit 49 r 11 Zeit der Mauser, des Federwechsels maussen 1 v 7 , 1 5 r u , 49 r 6 · 1 2 ,49 v 19 , 65 r 1 · 9 vermausern, sich mausern, in die Mauser treten; s. a. gemaust Meeren 21 r 7 Möhren Millanen l r 1 6 Gabelweihe oder roter Milan (Milvus milvas) Morgen 4v 19 - 20 , Sr 1 · 1 5 Osten Nadeil21 r 15 - 16 - 18 ,21 v 1 « 3 - a ·''- 10 Die zum Schäften gebrochener Federn benötigten Nadeln, die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits aus einer Nadelfabrik bezo-
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gen werden konnten, waren aus gutem Stahl, oben dreikantig, unten spitz. Runde Nadeln hätten sich verdrehen können. Die beschriebene Tcchnik ist sehr alt. (S. Kurt Lindner, Die deutsche Habichtslehre2, Berlin 1964, 128/129; Paul Kraenner, Falkenheilkunde, Diss. Berlin 1925, 45/46) Nast 59 ν11, 60r 17 Ast, Näst 6v 13 Äste; s. a. außgenäst mußflügen (lassen) 58 r11, 59 r3-17, 59 v15, 60 v15 in entgegengesetzter Richtung zum Beizvogel fliegen (lassen), (stets für die bei der Abrichtung gebrauchte Taube benutzt) naußrefüren s. refüren naußwerjfen 64 r3 zum Anlocken sichtbar vorwerfen Nebenglauen 49 v13 die Außenzehe an jedem Fuß des Falken neinast 31 v2 (in sich) hineinfrißt, verschlingt; neingeast 32 v14 geatzt, verschlungen Neundeter 2v 4 Ncuntötcr; diese Bezeichnung wird hier für den Raubwürger (Lantus exeubitor) gebraucht, während heute vorzugsweise der hier nicht gemeinte rotrückigc Würger (Lantus collurio) Neuntöter genannt wird; s. a. Dorenthräer niedersetzen 55 r2, 56 v3, 58 ν10 (auf dem Reck oder auf der Jule) absetzen niederstellen 55r 20 , 55v7>17 (auf das Reck) stellen nunderschröcken 18v 19 , nutidergeschröckt 18v 20 , nuntergeschröckt 18 v17, rundergeschreckt 19 v20, abgeschräckt 18 v21, abgeschreckt 19 r4 einen erschreckten Bcizvogel von der Hand verlieren oben haben 23r 9 Gegensatz zu durchhaben (s. d.), die Atzung noch oben im Kröpf haben ohnaufgeprelt 13v22 ohne Prell (s. d.); gleichbedeutend mit ungeprelt Orin 47 v17 Urin Pein 47 v4 Knochen Pfeiffen, köllische 48ν13>1δ kölnische Rauchtabakpfeifen Pientz l l v 1 9 Stichel, Meißel. S.a. abpintzen Pill drein 62 v6 Zuruf an den Vorstehhund, vor ihm liegende Rebhühner herauszustoßen Plenung 61 r5 ebenes, freies Gelände Prell 13 v22, 14ru>21 schmaler Lederriemen, mit dem vorzugsweise der rechte Flügel des Wildfangs oder des noch nicht vollkommen abgerichteten Falkens gebunden wurde, so daß der Vogel zur Ruhe gezwungen und am Springen gehindert war. Eine gute Beschreibung bietet unser Text selbst: „Danach macht man sich einen Riemen von dünnstem Lcder, eine Elle lang und einen kleinen Finger breit. Nicht ganz in der Mitte schneidet
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man einen Schnitt hinein, der so weit ist, daß man die drei ersten Finger bis an die Knöchel hineinbringen kann. Das heißt man den Prell". (13 ν 1 8 - * 2 ) Das Preten war, wie es scheint, nicht nur dem Wort, sondern auch der Sache nach der deutschen Falknerei bis ins 18. Jahrhundert fremd. Wir finden es in der deutschen jagdliteratur vor dieser Zeit kaum erwähnt. Wann und wo es in Europa aufkam, bedarf noch der Klärung. In der vom Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts stammenden Phisica avium der Bibliothek des Escorial (Ms. V. II. 19, fol. 168) findet sich die Bemerkung „Ut non perdas avem, liga pennam hasturti, id est hahema, ita quod non parcet cam", Sic ist wohl so zu übersetzen: „Daß du den Vogel nicht verlierst, binde ihm den Flügel mit einem „Hasturtis", das ist einer „Hahema", so, daß er ihn nicht schont". Gunnar Tilander stieß auf diese Tcxtstclle bei der Suche nach den Quellen 'zu dem im 15. Jahrhundert entstandenen portugiesischen Livro que fez Enrrique emperador d'Alemanha, der uns nur in einer Abschrift des 16. Jahrhunderts (British Museum Sloane 821) erhalten ist. Leider fehlt der portugiesischen Fassung die Übersetzung dieser Stelle. Die rätselhaften Worte hasturtis und hahema lassen keinen arabischen, eher hebräischen Einfluß vermuten. Sic können, solange sie ungeklärt sind, kaum als Beweis für die Kenntnis des Prelens in mittelalterlicher Zeit herangezogen werden. Im deutschen Fachschrifttum stoßen wir auf das Einbinden des Flügels eines frisch gefangenen Greifvogels bei Franciscus Philippus Florinus (Oeconomus prudens et legalis continuatus. Oder Grosser Herren Stands und Adclicher Haus Vatter, Nürnberg 1719, Fünfftes Buch, 289r): „So bald sich ein Raub-Vogel gefangen / den man zum Baitzen behalten will / muß man ihm / weil er noch im Netz ist / die Flügel mit einem Spaget (--= Bindfaden) wohl binden / damit er ihm mit dem Umfladdern keine Federn zerstosse oder abbreche". Das Wort Prelen begegnet uns aber erst bei Pacius (Fricderich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756), der in den seiner Übersetzung beigegebenen „Erklärungen der Redens-Arten" folgenden Hinweis aufnahm: „Aufbreelen, eine Schnur um die Flügel binden, das springen zu wehren". Die am Ansbachischen Hof beschäftigten niederländischen Falkner brachten diesen Ausdruck aus ihrer Heimat mit. Er ist dort noch heute als Brei/lebendig. Α. Ε, H. Swaen (Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Devcnter o. J., 4) erklärt „Brei/: het smalle riempje, waarmee men den vogel het bovendecl van den rechtervleugel bindt, om hem Stil te doen zitten". Die gleiche Erklärung gibt A. G. J . Herman (Jagers Woordenboek, Schiedam 1947, 64) mit dem Hinweis auf die Herkunft aus
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dem zusammengezogenen breidel — Zaum, Zügel. Der stark unter dem Einfluß der Ansbachcr Tradition stehende Johann Matthäus Bcchstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilcn II, Gotha 1820, 356) gab in einer Zeit, in der die praktische Falkncrei in Deutschland bereits erloschen war, die ausführlichste Beschreibung dieses jagdlichcn Hilfsmittels: „Der Prell oder Prellriemen ist von weichem Hundsleder, 1 Fuß lang und 1 j i Zoll breit, auf beyden Seiten zugespitzt und in der Mitte mit einem Schlitz nach der Größe des Vogels 2 1 / 4 bis 2 x / 2 Zoll lang. Mit diesem Riemen wird der eine Flügel des Vogels so gebunden, daß er nicht flattern kann. Man steckt nämlich die Ecke des Flügels durch den Ritzen, zieht beyde Enden hinter dem Flügel herum, und bindet sie oben fest zu. Auf diese Art wird jeder gefangene Falke aufgeprellt, und auch auf der Trage zur Beize getragen. Soll er nun fliegen, so wird ihm der Prell abgebunden und an die Trage gehängt". An anderer Stelle (ebenda III, Gotha 1821,398) spricht Bechstein nochmals vom Brell, verwendet hierfür aber auch das sonst nicht nachgewiesene Wort Koller. Der von ihm beschriebene Vorgang des Aufbrekkns erläutert die ohne weitere Hinweise nicht ganz leicht verständliche Darstellung in unserem Traktat (14r* bis 14 V1). In ihr fehlt insbesondere ein Hinweis für den Laien, daß der Schlitz im Prellriemen nach Hindurchschieben des Flügels am Handwurzelknochen einerseits Elle und Spciche, andererseits den Mittelhandknochen klammerartig umspannte, so daß ein Aufspreizen des Flügels nicht mehr möglich war. Was H. Schöpffer (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falkncrei, Berlin 1896, 196) zum Stichwort Aufbreblen zu sagen wußte, geht auf Pacius und Bechstein zurück. Fritz Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 636), der für Brehle in Anlehnung an fr. bride auch die nicht ganz treffende Bezeichnung Zügel verwendete und neben aufbreblen den erst von ihm geprägten Ausdruck auf zügeln stellte, meinte: „Heute ist die Benutzung dieses Hilfsmittels wohl kaum noch üblich". Der durch langjährige Praxis erfahrene Renz Waller (Der wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1937, 327) fügte hinzu: „Der Brebl wird heute nur noch wenig gebraucht. Die meisten Falken tragen ihn ungern, und man schadet leicht mehr durch Anwendung des Brehls, als dieser nützt". Da die von Engelmann gebrachte Abbildung (Nr. 302, S. 637) schlecht und mißverständlich ist, gute Bilder aufgebrehlter Beizvögel aber in der Fachliteratur selten sind, werden hier zwei englische Darstellungen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts (Delabere P. Blaine, An Encyclopaedia of Rural Sports, London 1840, 698, Abb. 341, und 707, Abb. 346) wiedergegeben (Abb. 43 und 44).
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Der Prell wird in unserer Abhandlung übrigens nur im Zusammenhang mit dem Falken, nicht mit dem Habicht erwähnt. Das Wort Prell als terminus technicus der Falknersprache ist vermutlich englischer Herkunft und wurde uns durch holländische Berufsfalkner vermittelt. Es geht auf lat. bracale zurück, begegnet uns afr. als brail, braiel und hatte bei seinem ersten Erscheinen in der englischen Jagdliteratur noch viel von seinem ursprünglichen Sinn, einem Hosengürtel, bewahrt. Man bezeichnete als brayles kleine Federn am Rumpf, d. h. in der Gürtel-
Abb. 43
Falke mit Prell nach Blaine
gegend des Stoßes. Wir finden das Wort in der aus der Mitte oder dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts stammenden Handschrift des „Booke of Hawkyng after Prince Edwarde Kyng of Englande" (Harleian Ms. 2346 fol. 6v, cd. Α. Ε. H. Swaen, The booke of Hawkyng . . . and its relation to the Book of St. Albans, Studia Ncophilologica, XVI, Uppsala 1943/44, 9): „This hauke is engowtcd (-- marked with spots) into braell ende". In dem 1486 erstmalig gedruckten „Boke of Saint Albans" (ed. William Blades, London 1881, fol. a VIII ν) ist ein ganzes Kapitel den Brayles or Braylfederys gewidmet. Von ihnen heißt es „an hawke hath long smale white federis, hangyng vnder the tayll: from hir bowell downewarde. and the same federis ye shall call the brayles or the brayle federis". Das Vorhandensein (Ermyned) oder das Fehlen (Degouted) der Zeichnung auf den brayles spielte eine wichtige Rolle. Mit gleicher Bedeutung finden wird das Wort noch in George Turberviles erstmalig 1575 erschienenem „Booke of Falconrie or Hawking" (278) : „ . . . all the brailes and small feathers of the trainc that grow about the hawkes tewel!, both aboue and
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beneath . . Aber in diesem Sinn wurde brail weder ins Niederländische noch ins Deutsche übernommen. Es bleibt zu prüfen, wann und aus wel-
chem Grund dieser primäre Gehalt des Wortes brail der englischen Falknersprache verloren ging. Er begegnet uns heute weder in England noch anderswo. Unabhängig hiervon entwickelte sich die Gewohnheit, einen Wildfang mit einem Lederriemcn zu binden, um ihn zur Ruhe zu zwingen. Sie wird
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zuerst im englischen Fachschrifttum erwähnt und hat in der Literatur der anderen europäischen Völker keine Parallele, scheint also britischer Herkunft zu sein. Aber dort bezeichnete man diesen Vorgang zunächst als trussing. Wir finden ihn bei Gervase Markham (Hungers Preuention: or, The whole Arte of Fowling by water and land, London 1621, 145/146) genau beschrieben: „There is another manner of Mayling of Hawkes, and that is to take a soft flatte string of leather. . . and this string you shal put down between the pinion of the wing and the hawkes body as low as you can . . .; so carry home your hawks and then gently vnmaile or vntrusse them . . . , and the longer she lies maylde or trust up, the more apter shee is to recciue disease". Zur gleichen Zeit, d.h. zu Beginn des 17. Jahrhunderts, muß sich das Wort brailing anstelle von Markhams trussing durchgesetzt haben, denn wir finden es 1643 und 1653 schon metaphorisch angewandt (Oxford English Dictionary, voc. Brail). Richard Blome (The Gentlemans Recreation, London 1686, II, 48) gab jene Definition, die dem Gehalt dieses Wortes seit dem 17. Jahrhundert entspricht: „ T o Brayle the Hawks Wing is to put a piece of Leather over the Pinion of one of her Wings, to keep it close". In diesem heute allein lebendigen Sinne finden wir brayl in The Sportsman's Dictionary (I, Londona 1735) und zahlreichen englischen Glossarien bis in die Gegenwart erwähnt. Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: brail wurde zuerst in England (spätestens im 15. Jahrhundert) in die Fachsprache der Falkner übernommen, war ursprünglich die Bezeichnung für kleine Federn am Rumpf des Beizvogels, verlor diese Bedeutung u m die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert und kam seit dem frühen 17. Jahrhundert für die in England zuerst nachweisbare Methode, einen Wildfang mit einem schmalen Lederriemen zu binden, zur Anwendung. Durch Vermittlung niederländischer Berufsfalkner fand das Wort im 18. Jahrhundert Eingang in die deutsche Terminologie. prellen 17 v 16 s. Prell Puchen 50 r 8 Buchen Quellen 48 r7 „Man macht von Flachs (einen Bausch), einen Daumen dick und einen halben Finger lang, oben einen Bissen Fleisch daran, alles fest zusammen gewickelt und mit Blut angefeuchtet. Das gibt man dem Vogel zu atzen wie ein Gewölle. Das heißt in der Sprache der Falkner eine Quellen". 48 r 3 - 7 Rabe 1 r 12 , 40 r2 u. ö., bes. bis 45 r 3 Unter Rabe wird in unserem Traktat stets eine Krähe, in erster Linie die Rabenkrähe (Corvus corone) verstanden.
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Rabenfangen 1 r 1 6 Krähenbeize Rabenflug 45 r 2 Krähenbeize räckfrom 25 ν 1 ohne Scheu vor dem Reck Rangen 50r 9 Berghänge, abschüssige Bergwände (fränk.) Rauschhaube 12r 1 0 · 1 2 . 1 4 , 15v 2 - 4 · 7 , Raußhaube 51r 1 5 , 53r 1 3 D i e ursprüngliche niederl. F o r m reushuif klingt noch in Raußhaube nach. A u s gleichem Stamm entwickelten sich fr. chaperon de rust, engl, rujter hood. D a s Wort Rauschhaube finden wir im deutschen Schrifttum zuerst 1538 bei J o h a n n Hellas Meichßner (Handbüchlin gruntlichs berichts / recht vnd w o l s c h r y b e n s . . . Tübingen 1538, X X X V v ) : „ W a n n sie (die valckcn) gefangen / werde« sie gehewbt mit reusch hüben. V n d wan« man sie anfacht zutragen / werden sie erst recht ( = richtig, üblich) g e h e w b t " . Diese Worte übernahm Eberhard T a p p e unverändert in sein 1542 in Straßburg verlegtes Buch „Waidwerck vnd Federspicl". Aber der Ausdruck Rauschhaube war wohl u m die Mitte des 16. Jahrhunderts schon allgemein gebräuchlich. In R u d o l f Hcußleins erstmalig 1557 erschienener Übersetzung von Conrad Gesners Vogelbuch finden wir - ohne Entsprechung in der lateinischen Vorlage - die Worte „ M a n sol jhn anfangs mit einer reuschhauben h e u b e n " (Frankfurt/M. 1600, 313). D i e Rauschhaube war eine weiche, nicht drückende Haube, die der Beizvogcl unmittelbar nach dem Einfangen aufgesetzt bekam und während der ersten Zeit des Lockemachens tragen mußte. Sie wurde nach E i n g e w ö h n u n g gegen die festere Stock-, Steck- oder Troschhaube ausgetauscht. D i e ausführlichste Beschreibung einer Rauschhaube g a b in der deutschen Jagdliteratur J o h a n n Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Thcilen für J ä g e r und Jagdfreunde, II, G o t h a 1820, 354): „ D i e Rauschhaube . . . welche dem Falken oder Habicht sogleich aufgesetzt wird, wenn man ihn gefangen hat, und die er nur s o lange aufbehält, bis man ihn nach Hause bringt oder abtragen will. Sie ist ganz einfach, und wird aus steifem Juchten- oder Kalbleder über einen Leisten, welchcs ein wie ein Falken- oder Habichtskopf gestaltetes und vorzüglich in der A u g e n g e g e n d erhaben ausgeschnittenes Stück H o l z ist, verfertigt, ist über 2 Zoll breit und hoch und besteht aus drey Theilen. Der obere Thcil ist fast gleich und grade, nur in der Mitte etwas breiter, die beyden Seitenthcile aber werden unten grade u n d oben hinauf rund, wie ein halber M o n d , geschnitten, und über dem Leisten mit einer feinen Stoßnath zusammengenäht. V o r n e hin, w o der Schnabel steht, wird ein eyrunder A u s schnitt gemacht, der aber nicht ganz durchgeht. Unten an der Haube wird durch einige Ritzen der Kehlriemen durchgestochen, und nach dem Zuziehen hinten im Genick entweder unter die Federn geschoben, oder
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vermittelst eines Schlitzes an einem Theile und eines Knotens am andern geschlossen und befestigt". Die Formen Rauscbbaube, Reuscbbaube sind sicherlich verderbt. Das Wort geht wohl auf mhd. rüsten, rüsten zurück, das u.a. soviel wie zurecht machen, bereiten, zurüsten bedeutete und an ahd. brüst Schmuck, Ausrüstung, Behang anknüpft. Es wäre richtig, von einer Rüstbaube zu sprechen, durch die der Beizvogcl zuerst bereitet, also jagdtauglich gemacht wird. raußlocken 60 r 13 , 61 v2 aus einem Baum durch Rufen herauslocken Reck 14v 2 · 8 · 13 , 19V11·12, 20V 1 , 23v 8 , 27r 5 , 27v*, 29v 4 · 5 , 30r 7 , 32r 7 , 32v 2 , 38r 10 , 48v 1 1 , 53ν 8 , 54ν 1 · β - 17 , 55v 2 , 56 v 9 , 64r 9 , 6 6 r 1 0 . n armstarke Stange als Sitzgelegenheit des Bcizvogels. Die anschauliche Beschreibung eines Recks in unserem Traktat (14 v 2 - 1 3 ) stimmt überraschend mit Bechsteins Darstellung (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilcn, III, Gotha 1821, 401) überein. Die auf niederländischen Einfluß zurückführende fem. Form die Reck tritt in der deutschen Jagdliteratur erst im Ansbacher Kreis in der Mitte des 18, Jahrhunderts auf und verdrängte mit Pacius, Bechstein, Schöpfer, Engelmann und den davon abhängigen Schriftstellern die mhd. masc. Form. (Vergl. hierzu Kurt Lindner, Die deutsche Habichtslehre 2 , Berlin 1964, 256, N. 39; ders., Das Jagdbuch d;s Petrus de Crescentiis, Berlin 1957, 166, N. 38; ders., Von Falken, Hunden und Pferden, I, Berlin 1962, 220) refiiren lr 11 - 1 «, lv 1 0 , 2r 25 , 38 v s , 40r 8 ; berrumrefüren 36r 7 · 12 · 14 , 37 r 9 · 12 , 38r J , 40r 6 auf niedrig fliegendes Wasserwild (bes. Enten) beizen. In diesem Sinn ist 1 r16 zu lesen: „zum Fangen von Raben, Reihern und Milanen (hochfliegendem Beizwild) sind sie gut, aber refüren (niedrig fliegendes Beizwild wie Enten schlagen) tun sie nicht gern, denn sie . . . suchen gleich in der Luft (steigen rasch auf)". Oder l r 1 1 : „Diese sind gut zur Entenbeize (refüren) und zum Fangen von Elstern und Raben (Krähen)". Oder (1 v 1 0 ): „Sic sind recht gut zum Beizen niedrig fliegenden Wasserwildes (refüren), vornehmlich auf wilde Enten". Der Lannerterzel (Falco biarmicus tf) war nicht sehr geschätzt, genügte aber zur Beize von Elstern und Rebhühnern sowie zum refüren, d.h. zur Beize auf Enten (2r 2S ). Das Wort ist franz. Ursprungs und geht auf riviere zurück, das nicht nur Fluß, Flußufer, sondern im übertragenen Sinn ein wasserreiches, waldloses und deshalb zur Beizjagd besonders geeignetes Jagdgebiet bedeutete. Beim Flug ä la riviere wurden die Beizvögel in derartigem Gelände vornehmlich auf niedrig fliegendes Wasserwild abgetragen. Revieren bekam damit die Bedeutung von: auf Wasserwild, vornehmlich auf Wildenten, beizen. Im weiteren
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Verlauf deckte dieses Wort weniger die Beize auf bestimmte Wildarten, sondern jene spezifische Technik, die der Beize auf niedrig fliegendes Wasserwild entsprach, aber auch auf andere Vogclartcn zur Anwendung kam. Das in unserem Traktat häufig erscheinende Wort herrumrefüren hatte deshalb schon die fortentwickelte Bedeutung von „über dem Falkner in der Luft kreisen" oder „anwarten". Wir finden es folgerichtig nur im Zusammenhang mit dem Wanderfalken, nicht für den Habicht gebraucht. In nächster Stufe ging das Wort revieren im Sinn von „auf Wild warten", „Wild suchen", „stöbern" auf den (begleitenden) H u n d über. Wir lesen (58 v 13 ): „ . . . den Hund immer kurz vor dem Vogel herrumrefüren lassen" oder (62v ] ): „ . . . man läßt seinen Hund refürenwobei es vorkommen 15 kann, daß (58v ) „der Hund naußrefürt", d.h. über das zum Suchen bestimmte Gelände hinausgeht, zu weit sucht. Refürflug 37 v 15 Flug mit anwartenden Falken Refürvogell 39 v 16 , 43 r 1 7 ,44 r2 Dieses Wort bewahrte lange Zeit seinen ursprünglichen Sinn, nämlich zur Beize auf niedrig fliegendes Wasser wild, wie Wildenten, abgetragener Falke. Als Landgraf Philipp von Hessen im Jahre 1536 einen Falkner bestellte, wurde dieser verpflichtet, sich „zu Reigern Voigel" (d. h. zu Beizvögeln, die auf hoch fliegendes Wasserwild wie Reiher abgetragen waren) und „zu Rofyr Vögeln" (also zu Falken, die auf niedrig fliegendes Wasserwild zu arbeiten gewohnt waren,) gebrauchen zu lassen. Landgraf Georg I. kaufte 5 Falken, nämlich 2 Refiervögel (für die Wildentenbeize) und 3 Atzclvögel (für die Atzel- = Elstcrnbeize). (G. Landau, Die Geschichte der Jagd und der Falknerei in beiden Hessen, Kassel 1849, 333) Das Wort Reviervogel machte im Laufe der Zeit den gleichen Bedeutungswandel wie das korrespondierende Verb revieren durch. Es wurde auf jeden die Technik des Anwartcns beherrschenden Beizvogel bei der Arbeit auf alle nicht hoch fliegende Wildarten angewandt. In diesem Sinn begegnet es uns im vorliegenden Traktat. Reif Reiff 6r 25 6v11·19-20·21-24»25, 7r 3 ' 4 > 9 · 12 · 16 ' 17 · 22 , 7v 3 · 4 ' 5 · 9 ' 1 0 · 1 9 , Sr 1 · 2 · 8 · 12 · 13 · 24 , δν 1 · 2 - 3 - 17 - 18 ' 21 ,11 r 12 ' 15 ,52r 5 - 7 -MM 9 bogenförmiges Klappnetz zum Falkenöder Habichtsfang (s. Falckenlager) Rena 51 v 10 · 11 , Rahna 51 v 1 4 · 1 6 · 1 7 · 1 9 ,52r 3 ,52v 1 8 Rinne, auch Rönne oder Habichtsstoß, vorzugsweise für Habichte, aber auch für einige Falkenartcn vielgebrauchte Fangeinrichtung mit Hilfe eines oder mehrerer lose aufgehängter Fallnetzc. Der Verfasser des Beizbüchleins setzte die Konstruktion dieser in Deutschland weit verbreiteten Falle als bekannt voraus und verzichtete - im
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Gegensatz zum Falkcnlager auf eine Darstellung ihrer Konstruktion und ihrer Wirkungsweise. Die älteste technische Beschreibung einer Rinne im deutschen Jagdschrifttum verdanken wir dem salzburgischen Jägermeister Martin Strasser von Kolnitz, der 1624 „Ain Puech von allerlai Jägerei vnd Waidmanschafften" schrieb und mit dieser Arbeit das bedeutendste deutsche jagdliche Werk des 17. Jahrhunderts schuf. Es ist uns nur in einer einzigen Handschrift (Kärntner Landesarchiv, Geschichtsverein HS 10/63) erhalten und bislang ungedruckt. Strasser von Kolnitz bediente sich nicht des vielleicht vorzugsweise mitteldeutschen Wortes Rinne, sondern sprach im Zusammenhang mit dem Raubvogelfang nur vom Stoß. Bei ihm heißt es 372 r: „Zu solichcn Fang ist vonnetten der Stoß mit seinen vüer Stänglcin von geringen, geschmeidigen, dürn Holz, damits der Vogl nit scheüche. Der Stoß muß von mittermesßigen, kolschwarzen Zwürn (so für all andere Formb, alß ichs erfarn, an vnsichtigsti« ist) mit Mäschen, in der Weiten etwas enger alß ain engs Hasengarn, in der Hoche alß ain Mann mit der Handt yber sich stchcnt raichen khann, und in die Leng bei 3 oder 4 gueter // 372 v// Claffter lang aufgericht gestrikht sein, also daß die Zall der Mäsch in der Hoch wie ain Hasengarn jm Anfang all gestörkht werden. Sodann mueß ain Schnuer von ainem groben Spaget, in die 5 Claffter lang, alle Leng durch die Mäschen gefädnet werden, damit man den Stoß an die Stänglein, so in die Vierung gestökht, aufrichten khün. Nemblich also: In iedwöders Stängl mueß inwendig zu obrist, so hoch alß ain Man raichen mag, ain dieffer Schnit schrämbs yber sich in iedes Stängl geschniten sein, also daß der Stoß mit der Schnuer dopclt zusamengenumen alß wie ain Schläuffl, aber kain Mäschen deß Jngädens, darmit hineingekhlembt werde, vnd also der Stoß auf der jndern Seithen der Stängl, die 3 oder bißweillen die 4 Seiten also in die Vierung 4 gueter Claffter oder noch etwas wenigs weiter in vorangedeüter Hoch, nemblich so hoch ain Man raichen mag, aufgericht werde. Doch daß die Schnit die zweifach hingestökhte Schnuer oder Ärchl nit zu starkh halten, damit, wan ain Vogl dareinstost, der Stoß zugleich fallen mige, wie dan derowegen die Schnit inwendig vnd der Stoß auch inwendig der Stänglein mueß gericht werden, damit sich daß Ingäden im Fallen minderst anhengen oder verhindert khüne werden, dan der Vogl maistestails nur von ausßen hineinstost. Allain es begöbe sich, daß er bißweillen von der Hoch oben hinein, od er // 373 r // wan nur die drei Seithen gericht vnd die ain Seiten gegen der Hütten offen ist, der Vogl vber die Hüten hinein auf die Spenn stost. Darauf dan der Waidman vleisßig Achtung geben
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solle, daß er den Vogl in den (auf disen Fall) Hineinstosscn schrökhc; so wiert er strakhs wider hinaußbegehrn vnnd sich dennacht fangen. Er kan auch mit Außcrwöllung der Richtstatt dergleichen Zucstendt vill verhindern vnd fürkhomen. Nemblich, dz er in Obacht nenwie, w o daß Gstöll der Vogl ist, wie sie hin vnd wüder in dem Holz refüern, wo sy daß Gesicht am pösten zu der Spenn haben und wohero jnnen der Zichter daß Ä ß vnnd den Fang zuefiehrt und zuetrögt. Sol sich auch der Waidman befleisßen, zu morgets früe, ehe jnnen, den Vögln, der Zichter waß bringt, den Stoß vnnd die Hütten, darunter er sich verhalten mueß, an ainem Orth, bei aincr dikhen Stauden, Pichl oder dikhen Paimb, damits etwas vnsichtig seye vnd die Vögl nit vber die Hütten zurugg hereinstosßcn, sonderlich, wan er nur drei Seiten gcricht hat. So mueß auch ain solcher Waidman zu diße« Fang ain Spenn haben, die er an ainer Ruerschnuer mitten in den Stoß anhöfften mueß, also daß die Spenn hin und her gehen vnnd hupfen, auch flottem müge. Es soll auch die Spenn nach Gelegenheit jhrer Orth zu trünkhen und zu esßen haben, damit dicsclb Vrsach habe, // 373 ν // sich bißweillcn zu bewögen, damits die Vögl esto eheer erscchen und Lust gewinen, darnach zu stosßen. Wan sich aber die Spenn aintwöder auß Forcht der Vögl oder Faulkhait, wan nun die Vögl herbei sein, nit rüern oder bewögen will, so mueß der Waidman vnter seiner Hütten (wölliche hieuor angedeüttermasßen zunegst an den aufgerichtcn Stoß gestölt vnnd sauber mit grücnen Laub oder Graß, daß ist Thanncnoder Fcichtenöstcn verdökht oder verwaret sein soll) ain doppelte an die Spenn angemachte Schnuer haben, daß er darmit die Spenn hinter sich vnd für sich ziechen mag, damit [sie] sich in Gegenwiert der Vogl bewögen vnd flodern mueß. So lass?« es die Vögl (wöliche doch nit verpaint sein) selten, sonder stosßen auf die Spenn und werden gefangen". Die in dieser Darstellung häufig erwähnte Spenn war der in die Rinne eingesetzte Lockvogel. Eine weitere frühe und zugleich ausführliche Beschreibung der Rinne verdanken wir Johann Conrad Aitinger (Kurtzer vnd einfältiger Bericht Vom Vogelstellen 2 , Cassel 1653, 2/3). Sie ähnelt inhaltlich derjenigen des Martin Strasser von Kolnitz. Aus ihr ist wiederum ersichtlich, daß man darunter leichte, weite Netze verstand, die über einen Hasengarnstock gcstrickt waren und 55 bis 56 Maschen in der Länge und 17 bis 18 Maschen in der Höhe maßen. Sie wurden aus sehr feinem, aber festem Zwirn hergestellt und erdfarben getönt, so daß sie aus größerer Entfernung nicht wahrgenommen werden konnten. Zwei oder vier derartige Netze hing man an vier im Geviert aufgestellten dünnen Stäben, wie sie als „Schwenck-
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gerten" für Fischangcln gebraucht wurden, derart auf, daß sie bereits bei leichter Berührung, d.h. geringfügigem „Stoß" durch den Habicht aus den zum Halten in die Stäbe eingeschnittenen, nach unten gerichteten Kimmen herausfielen. Manche Fänger bedienten sich, statt dieser oberflächlichen Einkerbungen zur Halterung, kleiner Vorsprünge an den Stäben. Entscheidend für den Erfolg war das leichte Herabfallen der Netze über dem anstoßenden Körper. In der Mitte des von den Rinnen umspannten Quadrats wurden eine Taube oder ein weißes Huhn angepflockt. Sobald der Habicht auf den Lockvogel zu stoßen sich anschickte, verwickelte er sich so sehr in dem auf ihn herabfallenden Netz, „daß vielmahl ohne grosse Mühe der Raubvogel nicht hcrauß genommen / vnd diß Garn wiederumb zu recht gebracht werden kan". Jedenfalls vermochte er sich aus eigener Kraft aus ihm nicht zu befreien. Angeblich wurden mit der Rinne vorzugsweise junge, aber nur selten alte Habichte gefangen. Als Hilfsmittel waren zu Aitingers Zeit schon die Hütte, von der aus der Fänger die Vorgänge beobachten konnte, eine Rege oder Flattcrschnur, mit der der Lockvogel im rechten Augenblick angeregt und zum Flattern veranlaßt wurde, und ein Pfeifchen, mit dem man den Lockruf der alten Vögel nachahmte und die unvorsichtigen Junghabichtc heranholte, gebräuchlich. Alle drei sind jedoch keine entscheidenden Bestandteile der Rinne. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es kaum einen deutschen Jagdschriftsteller, der bei Behandlung der Raubvogclfangmethoden der Rinne nicht gedachte. Andreas Böckler (Der Nützlichen Hauß- und Feld-Schule / Zweyter Theil, Frankfurt und Leipzig 1699, 83/84) lehnte sich mit seiner Darstellung eng an Aitinger an, gab ihr aber eine aufschlußreiche Bildtafel (Abb. 45) bei, auf der sowohl eine Rinne als auch ein Falkenlager (s.d.) neben anderen Fallen und Fangeinrichtungen gezeigt wurden. Franciscus Philippus Florinus (Oeconomus prudens et legalis, Nürnberg 1719, Lib. V, fol. 288 v/289 r) empfahl sie vornehmlich zum Sperber- und Baumfalkenfang und wollte sie zu diesem Zweck mit einem schreienden und flatternden Jungvogel als Lockspeise ausgestattet sehen. Bei größeren Raubvögeln bediente man sich einer weißen Henne oder einer weißen Taube. Bei ihm begegnen uns zwei unterschiedliche Formen der Rinne, die eine oben offen, die andere mit einem zusätzlichen Netz gleicher Feinheit und Farbe abgedeckt. Hans Friedrich von Fleming (Des Vollkommenen Teutschen Jägers Anderer Haupt-Theil, Leipzig 1724, 324) sprach von Habichts-Iiinnen, kam aber mit seinen wenigen Angaben kaum über Aitinger hinaus. Nach Heinrich Wilhelm Döbel (Eröffnete Jäger-Practica,
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Leipzig 1746, II. Teil, 162-163, Kap. 125 ff), dem wir die zuverlässigsten Angaben zu unserem Thema verdanken, wurde das für den Stoß oder die Rinne benötigte Garn aus grobem Zwirn gestrickt. Die Maschenweitc von Knoten zu Knoten sollte vier Zoll betragen und jedes Netz bei einer Breite von 20 Maschen (also ca. 2 Matern) vier Klafter (d.h. annähernd 7 Meter) in der Länge messen. Manchc Fänger strickten ihr Netz ringförmig, indem sie die Säume von Anfang und Ende miteinander verbanden. „Mir will es nicht gefallen" fügte Döbel hinzu. „Es stellet sich besser, wenn es nicht zusammen gestrickt wird, welches ich gar vielmals selbst probiret" (162). Bei Schnee sollte die Farbe der in der Mitte angepflockten Locktaube schwarz oder blau, in der übrigen Jahreszeit weiß oder bunt sein. Mäusebussarde stießen nicht selten senkrecht von oben auf die Taube, kröpften sie und verschwanden wieder. Um dies zu verhindern, empfahl Döbel anstelle des von Florinus erwähnten Deckgarns zwischen den vier Reifen kreuzweise einen als Reißleine wirkenden Bindfaden derart zu spannen, daß sich durch dessen Berührung die Netze über dem Raubvogel zusammenzogen und ihn im Herabfallen bedeckten. Döbel kannte aber nicht nur die ebenerdig, sondern auch die auf Säulen angeordnete Rinne. Beide Formen wirkten nach dem gleichen Prinzip. Der Vorteil der Hochrinne bestand in dem stärkeren Schutz der Locktaube gegenüber Katzen, Iltissen und Wieseln, denen man ein Erklettern auch durch einen Blechschutz um die Säulen bis zur Höhe von drei Fuß erschwerte. Wenn statt eines rundherumlaufenden, zusammenhängenden Netzes nur Teilnetze für die Seitenfronten Verwendung fanden, konnte die Rinne größer angelegt werden. Diese Bauart hatte den Vorteil, daß beim Zustoßen in der Regel nur ein Netz fiel und die übrigen fängisch gestellt blieben. Döbel erzählt (163), er habe mehrfach zwei Raubvögel mit einer solchen Rinne zugleich gefangen. Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen für Jäger und Jagdfreunde, II, Jagd-Technologie, Gotha 1820, 46), der sich mit seinen technischen Angaben auf Döbel stützte, bezeichnete die Rinne mit dem rundumlaufenden Netz als die gebräuchlichere Ausführung. In Thüringen und Franken zog man als Netzhalter den runden oder eckigen Säulchen Ruten oder Schwinggerten, wie sie Aitinger für Hessen bezeugt hatte, vor (Johann Matthäus Bechstein, a.a.O., IV, Wildjagd und Wildbenutzung, Gotha 1822, 197).
Abb. 45 Bodennahe rektanguläre, oben offene Rinne (links) und Falkcnlager mit sechs Wänden (im Hintergrund) neben anderen Methoden des Habichtsfangs nach Georg Andreas Böckler
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Die Locktaubc wurde längere Zeit vor ihrer Verwendung daran gewöhnt, einen ledernen, zwischen den Flügeln angeschirrten Sillen oder Koller oder eine ledernes Geschüh an den Füßen zu dulden. Durch dieses Geschirr war sie mit Hilfe eines Bindfadens an einen Ring gefesselt, der am Befcstigungspflock angehängt war. Sie sollte an ihre beschränkte Bewegungsfreiheit gewöhnt sein, viel still sitzen oder ohne zu flattern herumspazieren. Ihr wurde hinlänglich Weizen in die Rinne gestreut und Wasser in einem tönernen Gefäß gereicht. Bechstein (a.a.O., Gotha 1822, 199) bezeichnete den Fang während der Zugzeiten der Raubvögel, also während der Monate März/April und Scptembcr/Oktobcr, als am aussichtsreichsten. In Fasanerien betrieb man Fanganlagen dieser Art das ganze Jahr über. Bei nebligem Wetter, bei dem die Greifvögel tief zu streichen pflegten, boten sich den ganzen Tag über Chancen für den Fang. Bei heiterem Wetter war die Arbeit im wesentlichen auf die Morgen- und Abendstunden beschränkt. Ein Habichtsstoß wurde in der Regel jeweils am Abend abgebaut und am nächsten Morgen neu errichtet. Zumindest war es nötig, die Locktaubc herauszunehmen. Statt der Taube konnte zum Anlocken auch ein Raubvogeljunges Verwendung finden. Man entnahm den Jungvogel dem Horst, setzte ihn auf die Erde und errichtete um ihn herum den Stoß. Die vorsichtigen Alten mieden nach Bechstein zunächst das Garn und warfen anfangs mehrere Male die Atzung über ihm ab. Allein das Geschrei des Jungvogels verführte sie bald, ihre Scheu aufzugeben. Sie versuchten, sich ihm zu nähern und verfingen sich dabei. Recht mühselig war meist das unbeschädigte Herausnehmen des gefangenen Habichts, der sich in das feine Netz verstrickt hatte. Der Fänger trug bei dieser Arbeit lederne Handschuhe und setzte dem gefangenen Vogel so rasch wie möglich eine Rauschhaube (s.d.) auf, um sich vor Schnabel und Krallen seines Opfers zu schützen. Der erfahrene Hans Caspar Rohrdorf (Der Schweizer-Jäger, II, Liestal 1836, 24/25) baute die Rinne bei einer Grundfläche von 2 7 2 F u ß verhältnismäßig klein, bediente sich hierzu eines gewöhnlichen 10 Fuß langen, aber mit ausgepreßtem Kräutersaft grün gefärbten Fischernetzes und betonte, daß die nach innen gekrümmten Schwenkruten oben nicht mehr als einen Fuß auseinander stehen sollten. „Mit dieser Art Falle habe ich schon sehr viele Raubvögel aller Arten gefangen. Man kann sie aufrichten, wo man will, wenn nur kein Wind geht". In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Rinne als Fangvorrichtung in Deutschland an Bedeutung. Sie wurde durch den bequemeren Habichtskorb abgelöst. Julius Theodor Grunert (Jagdlehrc II, Jagdbetriebskunde, Trier 1880, 150)
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beschrieb noch sowohl die bodennahe als die Hochform (Abb. 46), aber Oskar von Riesenthal (Die Raubvögel Deutschlands, Cassel 1876, 54), dem wir eine gute Abbildung (Abb. 47) verdanken, bemerkte bereits ,,Dcr Habichtsstoß soll ein sehr wirksames Mittel sein, ist dem Verfasser in der Praxis jedoch unbekannt". Auch Fritz Rngelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 642) sprach von der Sicherheit dieser Fangmethode, mußte aber bekennen, sie niemals selbst versucht zu haben. Gelegentlich wird die Rinne auch heute noch angewandt. Renz Waller (Der "•fill
Abb. 46
Bodenferne rektanguläre Rinne mit Reißleine nach J . Th. Grunert
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Abb. 47
Bodenferne rektanguläre, oben offene Rinne nach Ο. von Riesenthal
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wilde Falk ist mein Gesell 2 , Melsungen 1962, 224/225) erzählt, wie er sich, allerdings vergeblich, ihrer zum Wiedereinfangen eines verstoßenen Wanderfalkenterzels bediente. Unbeantwortet ist bislang die Frage, wann und wo die Rinne erfunden wurde. Die Verwendung von Fallnetzen für den Raubvogelfang ist so vielfältig bezeugt, daß sich hieraus die Heimat des Habichts- oder Falkenstoßes nicht ohne weiteres ablesen läßt. Der in historischer Zeit vornehmlich in Mitteleuropa nachweisbare Fallentyp stellt seinem Wesen nach nur die Entwicklungsform einer uralten Fangtechnik dar. Eine der frühesten Erwähnungen könnte das fünfte Netz in der Beschreibung eines Falkenlagers (s.d., S. 203) sein, die wir dem in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Bagdad schreibenden al-Asadl verdanken. Von ihm heißt es allerdings nur, daß es auf vier Stangen von der Höhe eines Klafters und einer Elle (also etwas mehr als 2 m) aufgehängt sein sollte. Empfohlen wurde ein weitmaschiges, blau oder grün gefärbtes Netz aus weichem Garn. Als Lockvogel diente eine Taube mit vernähten Augen, die mit Hilfe einer Lockschnur vom Fänger angeregt werden konnte. Uns begegnen hier genau die gleichen Elemente, die das Wesen der Rinne bestimmen, nur fehlt es an einem eindeutigen Hinweis, daß die vier zur Halterung dienenden Stangen quadratisch und nicht - was ebenso denkbar wäre - in einer Reihe angeordnet waren. Einem Habichtsstoß sehr ähnlich war die Fangeinrichtung für Sperber, die Pierre Belon du Mans am Schwarzen Meer besichtigte und in seinen „Observations de plusieurs singularitez et choses memorables, trouuecs en Grece, Asie, Judee, Egypte, Arabie et autres pays estranges" (Anvers 1555, fol. 373 r) beschrieb. Mit ihr fing man in der Zugzeit mitunter ein Dutzend Sperber in der Stunde, ja dreißig in zwei Stunden und nahezu hundert an einem Tag. Belons Darstellung paßt in allen Stücken auf die Rinne, allerdings wurde bei ihm das Netz nicht nur an vier, sondern an sechs mannshohen Stäben aufgehängt. Was Conrad Gesner (Historiae Animalium Liber III, qui est de Avium natura, Zürich 1555, 10 β1 ") unter Berufung auf Stumpf berichtet, bezieht sich wohl auf ein Fallnetz, läßt aber die typische trioder rektanguläre Anordnung der Rinne nicht deutlich erkennen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte - wie schon an Strasser von Kolnitz und Aitinger erwiesen - die Rinne ihre klassische Form. Der passionierte Antonio Valli da Todi (II canto de gl'augelli, Rom 1601, Neudruck durch Giulio Brighenti, 24, Kap. LI) besprach die Ragna nicht nur, sondern ließ sie auch durch Antonio Tempesta im Bild (Abb. 48) festhalten. Gio. Pietro Olina übernahm die Darstellung in seine Uccelliera (Rom 1622,
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Abb. 48
Bodennahe rektanguläre Rinne (Ragna) mit Decknetz von Antonio Tempesta nach A. Valli da Todi und G. P. Olina
Abb. 49
Bodennahe trianguläre, oben offene Rinne (Ereigne) nach P. und F. de Gommer
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51 ν). Im Kreis der französischen Jagdschriftsteller erwähnen die Brüder P. und F. de Gommer (L'autoursserie, Chaalons 1594, ed. Henri Chevreul, Paris 1878, 17) die Rinne (Abb. 49). Sie beschrieben in ihrer sehr lebhaften und lebensnahen Darstellung die trianguläre Form, die neben einer transversalen bis zur Gegenwart in Frankreich erhalten blieb (s. Abel Boyer u. Maurice Planiol, Traitc de Fauconnerie et Autourserie, Paris 1948, 64/65, bzw. Francesco Pestcllini, Falconeria moderna, 1941, 88/89, beide mit Abbildungen). Bei den Engländern scheint die Rinne wenig im Gebrauch gewesen zu sein. Wir finden sie nur kurz und uninteressiert beschrieben (z.B. bei Delabere P. Blaine, An Encyclopaedia of Rural Sports, London 1840, 694, Nr. 2284, oder bei Francis Henry Salvin und William Brodrick, Falconry in the British Isles, London 1873, 75) und vermissen eine besondere Bezeichnung für diesen Fallentyp. Habichte mit der Rinne zu fangen, war auch in Skandinavien bekannt (Joh. Ludv. von Greiff, Anteckningar angäende Jagt och Djurfängst i Swcrige, Stockholm 1821, 50/51; G . Swederus, Skandinaviens J a g t , Djurfängc och Vildafvel. jemte Jagtlexicon, Stockholm 1832, 178). Man nannte den Habichtsstoß ein Nät ställde i fyrkant. Über die Verwendung der Rinne im slawischen Raum fehlt es an zuverlässigen Mitteilungen. Ihr Nachweis in Bosnien durch Laska (Hans Heinrich Vögele, Die Falknerei, Neudamm 1931,43) könnte als Ausstrahlung aus jenem mitteleuropäischen Zentrum aufgefaßt werden, das durch die reiche Überlieferung erkennbar wird. Die junge amerikanische Literatur stützt sich auf die europäische Tradition. Meredith gab ihr den Namen Box-cage trap (Abb. 50) (R. Luff Meredith, Methods, ancient, medieval and modern for the capture of falcons and other birds of prey, in Casey A. Wood und F. Marjorie Fyfc, The Art of Falconry, Stanford University, California, 1943, 442/447). E s ist gewiß kein Zufall, daß noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts der Raubvogelfang mit der Rinne als vorwiegend in Deutschland betrieben bezeichnet wurde (F. C. Seyffarth, Die Falkenbeize, in O . von CorvinWiersbitzki, Taschenbuch für Jäger und Naturfreunde, Leipzig 1845, 227). Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir sie auch aus dem Iran und Turkestan, wo man sie Kusch-tur oder Tur nennt (G. P. Dcmentiew, Der Gerfalke, Wittenberg 1960, 80; Η. H. Vögele, a . a . O . , 1931, 33), und aus Japan und Korea kennen ( E . W . J a m e s o n , The Hawking of Japan, Davis Calif. 1962, 43). Ihr Ursprung bedarf deshalb noch immer der Klärung. Johann Conrad Aitinger (a.a.O., Cassel 1653, 3) wollte das Wort Rinne volksetymologisch erklären: „ D i ß Garn . . . werden Rinnen genennet / weil der Habicht in vollem Flug hinein rennet vnd
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fället". Rena steht in Zusammenhang mit lat. aränea (von gr. άοάχνη), der Bezeichnung für das Spinnengewebe. Darin kam die Feinheit des Garns zum Ausdruck. Hieraus entwickelten sich ital. ragna (A. Valli da Todi und G. P. Olina), fr. ereigne (P. u. F. de Gommer).
Abb. 50
Bodennahe rektanguläre, oben offene Rinne (Box-cage trap) nach Meredith
Reiffdauben 9r 1 6 , 10v13>20·21, 11 r 1 die im Gegensatz zur Topdaube (s.d.) auf dem Falkcnlagcr in der Nähe des Reiffs angeschirrte, zum Schlagen durch den herbeigelockten Falken bestimmte Locktaube Reiger, Reyger lr 1 6 , 50r 3 , 53 r 10 , 61 v 12 - 14 , 6 2 r M A ' Grauer oder Fischreiher; die Angaben des Ansbachcr Beizbüchleins beziehen sich vornehmlich auf die Reiherbeize mit einem Habichtsweibchen. rieng 23 v 1 rings, im Kreis Rieng bollen 36 r 1 auf kreisen; in Form einer Spirale, eines Kreises oder Ringes hochfliegcn Rohrdommel 53 r 10 Große Rohrdommel (Botaurus stellaris) als Beizwild des Habichtsweibchcns oder Habichtsstuck
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Rollen 15 r 19 , 46 r 13 gleichbedeutend mit dem weit älteren W o r t Schelle, im vorliegenden Traktat synonym mit Bellen (s.d.) und Glüngen (s.d.), auch f ü r Schellen beim Pferd 45 v 5 gebraucht. Wir kennen den Ausdruck Rollen vornehmlich aus dem Kreis der Ansbacher Falkner. Er kehrt bei Pacius (Friederich des Zwcyten . . . übrige Stücke der Bücher V o n der K u n s t zu Beitzen, Ansbach 1756, 249) wieder und steht hier für lat, tiola (cd. Willemsen I, 153 2 ). rosten . . . αιιβ 1 vir> reißen . . . aus rotter I'alck lr 2 4 · 2 5 , 1 v 1 Falke im rötlich getönten Jugendkleid vor der ersten Mauser Riimbes n. 28 r1"', 28 V 1 · 2 , kall Rümbes 28 v 3 „ D a s Rückgrat der (als Lockspeise dienenden toten) Taube wird ein Riimbes genannt, w e n n man die zwei F ü ß e v o n dem Rümbes ganz wegreißt". (28r 1 3 f ). Die T a u b e selbst führte die Bezeichnung Bölfft (s.d.). Von ihm w u r d e n die zwei Borst (s.d.) abgerissen. D e r verbleibende Rest, der aus dem Rückgrat und den beiden Schenkeln bestand, war das Riimbes. W u r d e n auch die Schenkel oder Dien (s. d.) noch abgetrennt, blieb als fleischloser Rest das kalte Rümbes. Das anderweitig nicht nachgewiesene W o r t leitet sich vermutlich von gr. ρόμβος her. Rümen, Riimmen 13r 17 Riemen des Langfessels, 53 r 18 , 53 v 2 · 5 Riemen des Kurzfessels Rümlein 12 r1® Riemchen. Über diesen Kehlriemen s. Bechsteins Beschreibung voc. Rauscbbaube S. 248 Riiststangen 5 r 17 Stange zum Einrüsten, zum Gerüstmachen Ruben, gleine 21 r" kleine Rüben, Möhren sähender, sehender 18 v 8 , 1 9 r22, 19 v 1 - 3 , 24 r 1 , 24 ν1Λ, 31 ν 15 - 1S , 32 r 3 , 33 r 7 , 33 v \ 53 v» sehend, unbehaubt, mit unbedeckten A u g e n ; vornehmlich in der Wend u n g „sehender stehen lassen" gebraucht salviren 42 v 8 , 43 r 8 vor Schaden bewahren schauffen 6r 1 9 , 16v 1 6 saufen, Trinkwasser Schelffen 3v 1 4 Rinde, Schale. Auf der in Bd. 11 des Deutschen Wortatlas, hrsg. von Walthcr Mitzka und Ludwig Erich Schmitt, Gießen 1961, veröffentlichten Karte f ü r die Bezeichnungen des Nadel- und des Laubbaumes erscheint SchelfnjSehölfn als Leitform f ü r das Ansbacher Gebiet. Sehetffen12r 8 Seife Scblägtfalcken, Sehlegtfalck, Schleebtfalcken, Schlögtfalck lr1·3, 1 ν1β, 2r13.21-2e, 1 11 7 13 7 4 4 T , 26 v , 38 v ' , 41 r , 42 r , 49 r, Schlechtfalke, niederländische Bezeichnung f ü r den Wanderfalken (Falco peregrimts). Das W o r t Schlecht-
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falke war in Mittel- und Oberdcutschland nicht im Gebrauch. Dorthin wurde es erst durch niederländische Falkner im 17. und 18. Jahrhundert gebracht, ohne jedoch wirklich heimisch zu werden. Hugo Suolahti (Die deutschen Vogclnamen, Straßburg 1909) kennt es überhaupt nicht. Gelegentlich, aber auch nur selten, kommt im hochdeutschen Sprachbereich das sinngleiche Wort gemeiner Falck vor. (C. Schwenckfeld, Theriotropheum Silesiae, Liegnitz 1603, 258). Slechtvalk bedeutete so viel wie der gemeine, gewöhnliche Falke, der Falco communis. (S. a. Α. Ε. H. Swaen, Slechtvalk, Neophilologus, 1929, 42/43). Auch in den Niederlanden scheint das Wort Slechtvalk nicht vor dem 17. Jahrhundert nachweisbar zu sein. Wir finden es in dem um 1635 entstandenen, Cornelius Jacobsz van Heenvliet zugeschriebenen Werk „Jacht-Bedryff" (Ausg. Α. Ε. H. Swaen, Leiden 1948, 86 u. 88) mehrfach als Bezeichnung für den hier in Gegensatz zum Gerfalken gestellten Wanderfalken. Die ornithologische Bestimmung der als Schlechtfalke bezeichneten Greifvogelart ist eindeutig und unbestritten. (S. a. H. Schlegel, Over de inlandsche Dag-roofvogelen, Nederlandsch Tydschrift voor Jagtkundc 1, Arnhem 1852, 9-11). Die gelegentliche Gleichsetzung des Schlechtfalken mit dem Lanner- oder Feldeggsfalken (Falco biarmiens) (z.B. bei Heinrich Wilhelm Döbel, Eröffnete Jäger-Practica, Leipzig 1746, I, 74) bzw. mit dem Würg- oder Sakerfalken (Falco cherrug) (ζ. B. bei Ernst von Dombrowski, voc. Würgfalke, in Raoul Ritter von Dombrowski, Allgemeine Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften, VIII, Wien und Leipzig 1894, 488) beruht auf Irrtum. Auch im vorliegenden Traktat bedeutet Schlägtfalcke stets Wanderfalke. Schlag 2 v 14 , 61 r 5 abgeholztes Waldstück schlagen 2r 1 5 „Die Isländer (Polarfalken) fangen nicht, sondern schlagen mit ihren Fängen, so daß das Wild nicht mehr laufen oder fliegen kann. Danach fangen sie erst" (2r 1 4 - 1 6 ). Der in den Worten schlagen und fangen (2r 14 · 16 ) zum Ausdruck kommende Gegensatz in der Angriffstechnik vornehmlich der Falken einerseits und der Faustvögel Habicht und Sperber andererseits geht bis auf Friedrich II. von Hohenstaufen zurück und zieht sich durch das ganze deutsche Fachschrifttum hindurch. (S. hierzu Hermann Schmidt, Die Terminologie der deutschen Falknerei, Freiburg i. Br., 1909, 88/89). Das Schlagen war ein Niederschlagen oder Niederwerfen des gebeizten Tieres, das Fangen ein Greifen und Halten, d. h. mit dem Binden in der lebenden Falknersprache identisch. schleimmen 3v 2 , 15v«, 32r 14 · 15 · 16 - 18 , 32V 1 - 4 . 5 . 7 . 13 . 17 - 20 , 33v 2 , 47v 14 , 48r 7 , 58V» das Gewöll auswerfen
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Scbleimsell 31 ν'2, 32 r 8 · 12 , 47 ν13, 48 r 7 , 58r 1(i , 59r 12 Gewölle „Diesses sein die Fettern und Knochen, die er den vorigen Tag hat mit neingeast, dann die Knochen wückellen sie in die Fettern. Wann der Vogell alles durchgcdaut hat, so fomwierd der Vogell die Fettern auß dem Magen in dem Kropff, und von da schleimt er es gleich durch den Back herrauß. Und liegt gleich unter dem Vogell, in Form als wie ein Nutell, wo man die Gänß mit pfröckts" (32v l s - 1 9 ). Um das Zustandekommen des reinigenden Gewölles sicherzustellen „reist [man] der Dauben riengs um den Halß die Haud ab und zieht [sie] über den Kopff herrunder, so daß die Haud ausen und die Fettern innwendig sein, und machts so in der Läng als ein Finger lang. Darnach schmürt mans ein // wenig an dem Daubenschweiß, wo der Vogell ast, und giebt das oberre Theil, wo dünn ist, dem Vogell hin, daß er es mit ncinast. Das heist nach Art Schkimssell, dann die Falcken assen [esj recht görn." (31 r 15 —31 v 3 ). Die Worte schleimen und Schleimsel sind nur bei den Ansbacher Falknern nachzuweisen. Sie erscheinen allein in unserem Traktat und bei Pacius (Fricderich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 273), gehören zum holländischen Lehngut, scheinen aber selbst in den Niederlanden nur bedingt zur Anwendung gekommen zu sein (s. Α. Ε. H. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventer o. J., 12, Slijmsel). Über Schöpffer, Engelmann und R. Waller wurden sie der lebenden deutschen Falknersprache wieder zugeführt, ohne sich neben Gewölle recht behaupten zu können. scblemß 21 r14, 21 v12 mhd. s/imbes schräg, schief scblepen 55 r 18 herumschleppen, herumtragen schmeisen 64 v2 die Atzung wieder auswerfen, erbrechen. In der lebenden Falknersprache bedeutet sebmeissen soviel wie den Kot in weitem Bogen auswerfen. Die Ansbacher benutzten hierfür das Wort scbmeltzen (s. d.). scbmeltzen 20v 6 · 9 · 1 0 Kot auswerfen. Die Worte scbmeltzen und Schmelzeil brachten erst holländische Falkner im 18. Jahrhundert nach Deutschland. Sie sind außerhalb des Kreises der Ansbacher Falkner nicht nachzuweisen. Da Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 233) sich ihrer bediente, hatten sie das übliche Schicksal des niederländischen 1-ehnguts aus jener Zeit, durch Schöpffer, Engelmann und R. Waller der lebenden deutschen Falknersprache bekannt zu werden. Sie haben ihren Ursprung in nl. smelten, smeltsehn und smelt sei (Α. Ε. H. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventer o. J., 13; ders. mute, to mute, mutings, muetir, Neophilologus, 3. Jahrg., 1918, 204—207)
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Scbmelzell 16r 10 , 20ν 1 1 , Schmelzen 20νβ>8 Exkremente der Beizvögel schnellen 10r 14 , 10v 3 sich überschlagen; einem Lockvogel beim Auffliegen während des Toppens (s. d.) auf der Höhe sich überschlagen lassen. Schneller 10 r° das Überschlagen eines über die Höhe der Toppstange (s. d.) hinaus aufgeflatterten Lockvogels schocken 1.) 37 r 1 (von der Trage) in schwingende Bewegung setzen, zum Schaukeln bringen 2.) geschockt 43v 3 . 3 · 1 4 , schockt 44r 6 , 44v e , naußgeschockt 43r 14 , Aufschocken 44 r 7 (vom „Raben") das Werfen der bei der Abrichtung des Falken verwendeten Krähe. Dies geschah namentlich in die Höhe oder in einer dem Beizvogel abgewandten Richtung. Schqfsröhren 8v21 ? Schöna 2r 3 Schonen, schwed. Skäne, südlichster Teil Schwedens Sehn 12v 4 ' s ' 7 > 9 ' H · 1 3 · 1 8 , 13r1-10·12·1«', 15r 19 · 21 , 16r«, 34v 17 , 35r 2 , 46v 13 , 53r 14 Schuhe, das Geschüh Die Form eines rechten bzw. eines linken Schuhes ist durch die unserem Traktat beigegebenen primitiven Zeichnungen eindeutig bestimmt. Der Vorgang des Anschuhens wird in den nachfolgenden Skizzen nochmals dargestellt. Abbildung 51 zeigt den offenen rechten Schuh nach dem gegebenen Schnittmuster :
Zunächst wurde der Schuh derart um den Fang gelegt, daß die abgerundete Schürze den Zehen des Falken zugewandt war. Dann zog man die Spitze α soweit durch den Schlitz b, daß die Schlitze b und c sich schnitten oder - mit anderen Worten - der Schlitz c bis zur Hälfte seiner Länge in b steckte (Abbildung 52).
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U m das nun notwendige Durchschleifcn des spitzen Rndes d zu erleichtern, w u r d e zunächst durch die sich überschneidenden Schlitze b und c ein kleines Stöckchen gesteckt (Abb. 53).
D e m durch das Stöckchen gebahnten W e g folgte der Falkner beim Durchstecken des spitzen Endes d, das durch die beiden Schlitzc b und c hindurchgezogen wurde (Abb. 54).
D u r c h vollständiges Hindurchziehen bildete sich der vorschriftsmäßige Geschühknoten (Abbildung 55) .
Der Schlitz r w u r d e zum Befestigen der Drahle benötigt. Der Schuh sollte zwischen F a n g und Drahle 4 χ / 2 Zoll, also ca. 12 cm messen. Bechstein
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(Die jagdwisscnschaft nach allen ihren Theilen für Jäger und Jagdfreunde, II, Gotha 1820, 356) empfahl eine Länge „von der Spitze des Zeigefingers bis hinter den Ballen". Scbiiffcm 50 v 12 gleichbedeutend mit Silber, s. d. schüncken 20 r12 sinken Scbubn 40 r 15 ' 16 , 40 v11-1", 41v 7 ' 8 > n (zum Anlocken von Krähen und Elstern benutzter) Uhu (Bubo bubo) Schusterbeg 3 ν 9 Schusterpech schwärre Vögell 2 r u · 2 7 Schwere Vögel nannte man um die Mitte des 18. Jahrhunderts, als an den deutschen Fürstenhöfen fast nur noch mit dem Wanderfalken gebeizt wurde, den weißen grönländischen Polarfalken, den nordnorwegischen Gerfalken und den von der dalmatinischen Küste stammenden Lanner oder Feldeggsfalken. Das Wort schwere Vögel bezog sich nicht auf deren Körpergewicht. Es „kommt daher, daß sie ganz anders ,abgespunen' (d.h. gearbeitet) werden als ein Wanderfalke" ( 2 r u ) . Die Schwierigkeit des Abtragens führte demnach zum Sammelbegriff schwere Vögel. Die Terzel der drei genannten Falkenarten waren viel schneller als ein Wanderfalkenterz. (2r 26 ) Schwantz lv 1 9 ' 2 1 Das Wort Schwanz hätte im Zusammenhang mit einem Beizvogel nirgends erscheinen sollen, denn für die Standessprache der Ansbacher Falkner galt der Grundsatz (49 v 5 ) Der Schwantz heist der Stard. Wenn es trotzdem zweimal am Anfang unseres Traktats vorkommt, so erklärt sich dies aus dem Gebrauch des Wortes im Rahmen einer ornithologischen Betrachtung „wann einer kein Falconier ist". Bei einer Taube sprach man vom Schwanz. (59 r3, 60 ν n ) Seell49 v 18 Seele, die erste lange Handschwinge, d. h. die erste lange Feder in der Reihe der „Pennen". Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 134) hat dafür das Wort Senk, aus dem H. Schöpffer (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falkncrei, Berlin 1896, 65) zu Unrecht Säule — columna machte. Fritz Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 821) und Renz Waller (Der wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1937, 337) übernahmen den Fehler. Die richtige Bezeichnung ist Seele. Der Verfasser unseres Traktats erklärt das Wort mit der Dauerhaftigkeit der ersten Handschwinge. Sie fiel bei der Mauser nur schwcr aus, blieb also nach der Sprache der Falkner leicht stecken. Die Bezeichnung Seele findet sich nur im Kreis der Ansbacher. Sie ersetzten damit das ältere Wort saebs. (Vergl. Kurt Lindner, Von Falken, Hunden und Pferden, II, Berlin 1962, 195)
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Silber 50v 1 2 D i e der Spitze der K o n t u r f e d e r aufsitzende D u n e , die nach Freiw e r d e n der K o n t u r f e d e r a b g e s t o ß e n w i r d . S. a. Schiffern springen 13r 8 , 13v 2 5 , 38r 1 2 , 53v 9 , 54v 1 7 , 55v 3 , 56r 1(i , 62r 1 7 Abflattern oder A b gleiten eines Beizvogels v o n der H a n d o d e r v o n seiner Sitzgelegenheit (Reck, H a m e l , Jule usw.). D e r A u s d r u c k springen erscheint in diesem Sinne in der deutschen Falkenjagdliteratur erst bei Pacius (Friederich des Z w e y ten . . . übrige Stücke der Bücher V o n der K u n s t zu Beitzen, Ansbach 1756, 320 ff) in der Mitte des 18. J a h r h u n d e r t s , der damit lat. diverberare b z w . diverberatio (Friedrich 11., D e arte venandi c u m avibus, A u s g . Willemsen, Leipzig 1942, I, 195 ff) übersetzte, auß dem Wasser springen 66 r u , gegeneinander springen 66r 1 3 . S. a. abspringen, außspringen Spriissel 22r 2 0 Spreißel, d ü n n e , parallel zu Stirn- u n d Rückseite des R a h m e n s einer Falkentrage verlaufende Holzstäbe (s. A b b . 23 unter voc. Caschy) Stahr 2 v 3 Star (Sturmis vulgaris) stallen 40 v 15 , 41 v 1 1 (auf einen U h u ) stoßen, angreifen, hassen, stallen bedeutete so viel wie an eine stal •· Stelle b r i n g e n . In i h m d r ü c k t sich die v o n einem L o c k v o g e l ausgehende anziehende W i r k u n g aus. Im holländischen J a g d w e s e n ist das W o r t stallen im Z u s a m m e n h a n g mit den L o c k e n t e n staleenden - beim E n t e n f a n g n o c h am Leben. (A. G . J . H e r m a n s , Jagers W o o r d e n b o e k , Schiedam 1947, 329) Stard, Stardt,
Start
21T 1 , 21V 16 , 38V 10 , 48V 9 , 49V 5 · 2 2 , 5 3 v l u , 5 4 r n , 66r 1 4 Das
n d d . W o r t Staart war in der u n t e r d e m E i n f l u ß der Niederländer stehenden Standessprache der Falkner das allein fachgerechte W o r t f ü r den Schwanz o d e r Stoß des Beizvogels. Der Schwantζ heist der Stard (49 v 5 ). D i e rechte Seite war der Start beim Mann, die linke der Start vom Mann (49 ν 22 - 23 ). W i r kennen das v o n Pacius häufig gebrauchte, auch in seinem Glossar erscheinende W o r t vorläufig n u r aus der A n s b a c h e r Beizjagdliteratur. E s bedarf noch des Nachweises, daß es überall a n g e w a n d t w u r d e , w o im 17. o d e r 18. J a h r h u n d e r t niederländische Falkner in den Diensten mittel- o d e r oberdeutscher F ü r s t e n h ö f e standen. Ü b e r Schöpffer u n d Engelm a n n k a m das f r e m d w i r k e n d e W o r t in die lebende Falknersprache. Start beym Mann 49 v 22 rechte Seite des Schwanzes o d e r Stoßes eines Beizvogels Start vom Mann 49v 2 3 linke Seite des Schwanzes o d e r Stoßes eines Beizvogels Startfettern 20 v 1 8 Schwanzfedern stecken bleiben 49 r 12 , 49 v 2 0 den Federwechsel nicht vollenden stellen 55 v 2 , 59 v 1 1 u. ö. (den H a b i c h t auf das Reck o d e r auf einen Ast) stellen; s. a. aufstellen, (in einen) Baum stellen, drauf stellen, hinstellen, niederstellen Stock 55 v 11 · 12 , 56 r 3 , 57r , ! , 61 r™ in der Zeit der A b r i c h t u n g behelfsmäßig benutzte Sitzgelegenheit, die auch als Landern (s. d.) erscheint
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Stöckbaube 11 r17 Stcckhaube. Pacius (Erklärungen der Redens-Arten voc. Hauben) hat hierfür zutreffend Steck-Haube; Schöpffer (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, Berlin 1896, 202), Fritz Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 822), Hans-Heinrich Vögele (Die Falknerei, Neudamm 1931, 106) und Renz Waller (Der wilde Falk ist mein Gesell, Neudamm 1937, 339) sprechen dagegen gleichlautend (da voneinander abhängig) von Stockhaube. Engelmann (1. c.) suchte als einziger das Wort zu erklären: „Stockhaube heißt im Gegensatz zur Lasch- oder Rauschhaube die kunstvoller gearbeitete Kappe, welche oben einen Stock trägt, an dem der Trosch, der zierende Federbusch, befestigt ist. Es gab auch Stockhauben ohne Trosch". Schon diese letzte Feststellung hätte bei Engelmann selbst Zweifel an seiner Deutung hervorrufen sollen. Das Wort hat nichts mit dem einem Stock keineswegs ähnelndem Trosch zu tun. Es ist nicht vor dem 18. Jahrhundert in der deutschen Jägersprache nachweisbar und gehört zum Lehngut der niederländischen Falknerei. Es handelt sich um die Übernahme von nl. sieekbuif (S. a. Α. Ε. H. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventer, o.J., 13). Eine gute Beschreibung gab Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, II, Gotha 1820, 354): „Die Stcckhaube wird dem Falken oder Habicht aufgesetzt, so bald er abgetragen wird, und er behält sie beständig auf, wenn er nicht frißt, sich sonnet oder badet. Sic ist schöner, als die vorhergehende [Rauschhaube], und besteht ebenfalls aus drey Theilen. Man nimmt darzu gebranntes Kalbleder, und verziert die Seiten oder Backen mit Tuch oder Sammet von der Farbe der Falkenieruniform. Vorne ist das Schnabel- oder Becloch und hinten ein offener Schlitz, durch welchen sich die Haube enge oder weit machen, zu- und aufziehen läßt, und unten sind zwey Riemen mit Knöpfchen an den Enden so angebunden, daß wechselweise mit dem einen die Haube auf- und mit dem andern zugezogen werden kann". Streigsell 4 8 v7 Streich- und Einreibemittel: „Da nimmt man Rauchtabak und kocht ihn in gutem Fruchtbranntwein eine gute halbe Stunde, so, daß sich die Hälfte einkocht. Dieses heißt man Streigsell48 v 5 7 Strieffe 52v n > 12 Als Strießen wurde die dunkelbraune streifen- bis langtropfenförmige Schaftzeichnung an der Unterseite eines Habichts im Jugendkleid bezeichnet. „Auf der Brust hat (der junge Habicht) dunkelbraune Strieffe, und neben den Striejfen sind die Federn hellbraun". 52 v 11 " 12 strupfft 12v 14 ' 17 streift, schiebt Stuck 56 r 8 , 65 v 14 gleichbedeutend mit Fa/ckstuck (s. d.) bzw. llawichtsstuck (s. d.), Falken- bzw. Habichtsweibchen
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Stütkell 4r 14 · 19 · 21 , 4v 3 · 4 , 7 r i,s.ii,u,ie.ie,ao,a gr«-9, 26v 1 3 , 56r 9 Stöcklein, Stöckchcn, Stock; Stöckelein 12v 1 5 ; Thiirstückell 4vr> Türstock, Klaffterstiickell 14 v3, 56r 1 2 Stock von der Länge eines Klafters (6 bis 10 Fuß, ca. 1,75 bis 3 m); der hier interessierende handelsübliche Durchmesser eines solchen Klafterstockes ist ungewiß. Das Wort Klaffterstiickell ist uns aus der gleichen Zeit, aus der unser Traktat stammt, durch eine Ansbacher Verordnung vom Jahre 1746 belegt. (DWb V, 905) Top, f. 10r 1 7 , 10v 1 · 2 · 5 · 6 , 11 ν 4 · 7 , 15r 6 der beim Toppen gebrauchte Lockvogel; eine Taube oder ein Baumfalke wurden als lebendige Top 10 vfi, eine Attrappe als tode Top 10 v 5 bezeichnet. S. a. tOppen Topdaube lOv 11 · 15 beim Toppen (s. d.) gebrauchte Locktaube toppen, topen 9v 1 4 , lOr 1 · 1 1 · 1 6 · 1 9 , lOv 12 · 1 «, l l r 2 ü , l l v 1 , 15t 1 . 4 , 33v 14 - Ift , Toppen 10r 1 8 durch Ziehen an einer Schnur einen daran befestigten lebenden Lockvogel zum Auffliegen oder eine ihm gleichende Attrappe zu einer entsprechenden Bewegung veranlassen, um einen sich nähernden Raubvogel anzulocken. Das Wort entstammt der niederländischen Falknersprache. Α. Ε. H. Swaen, Beknopte Woordenlijst der Valkenierstaal, Deventer, o. J., 13, und ihm folgend, A. G. J. Hermans, Jagers Woordenboek, Schiedam 1947, 345, definieren: „Tobben: Aan de lijnen, waaraan de lokvogels zitten, trekken"; aber das Ziehen allein scheint den Sinngehalt des Wortes nicht voll zu erfassen. Mit dem Ziehen mußte das Auffliegen oder Heraufschnellen des gefesselten Lockvogels oder seiner Attrappe verbunden sein, so daß durch die flatternde Bewegung die verstärkte Aufmerksamkeit des sich nähernden Greifvogels geweckt wurde. Auch die beim Abrichten des Falken gebrauchte lebende Locktaube war an eine klafterlange, also 3 bis 3 1 / 2 m messende Schnur gefesselt, mit der sie in die Höhe geworfen wurde. Daß heist get opt. (33 ν 14 ) Anregen eines gefesselten Lockvogels mit Hilfe der Schnur und eine weithin sichtbare Aufwärtsbewegung desselben waren die Merkmale des als toppen oder abtoppen bezeichneten Vorganges während der Abrichtung. S. a. abtopen, antopen, auftopen, vorttopen, Top, Topdaube, Topscbniir, Topstangen, Topvogell 2 0 Topscbniir 8v die beim Toppen (s. d.) gebrauchte, zum angeschirrten Lockvogel laufende Schnur Topstangen 1t1, 7v 2 0 , 8v 1G , 9v 7 , 10 r6 Um auf einem T'alkenlager (s. d.) erfolgreich toppen (s. d.) zu können, waren drei Topstangen, die rechte, die mittlere und die linke, notwendig, über die die Schnuren zu den angefesselten Lockvögeln, der Taube und dem Baumfalken, führten. Durch Ziehen der Schnur wurden die Lockvögel oder entsprechende Attrappen
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bis zur Höhe der Toppstange zum Aufflattern veranlaßt, so daß sie die Aufmerksamkeit des herumstreichenden Falken auf sich zogen. Topvogell, toder 10 r 3 beim Toppen (s. d.) verwendete Attrappe eines Lockvogels Trais I3 r a.e.u,« > i4,i5,ie,i5 ) 1 3 ^ 16 r1«, 19 v 14 , 34v 17 , 35 r1·*, 53r» 53 v 3 · 4 Drahle, Doppelwirbel als Verbindungsglied zwischen Geschüh und Langfessel (beim Falken) oder zwischen Kurz- und Langfessel (beim Habicht). Der Verfasser bedient sich stets der n. Form das Trais, während Pacius (Friederich des Zweyten . . . übrige Stücke Von der Kunst zu Beitzen. Ansbach 1756, 248) für lat. tornettum stets die Drahle setzt. Trais oder Drahle ist niederländischer Herkunft und nur im Ansbachcr Bereich nachgewiesen, wohin holländische Falkner diesen Ausdruck mitbrachten. O b er auch an anderen deutschen Höfen, an denen niederländische Falkner Dienst taten, im Gebrauch war, bedarf weiterer Prüfung. Das für den Wirbel oder Würfel noch heute bei den niederländischen Falknern übliche Wort Draal (vergl. hierzu Α. Ε. H. Swaen, Beknopte woordenüjst der Valkenierstaal, Deventer, o. J., 5 „koperen wartel aan het eind der schoenen, waardoor de veter gestoken w o r d t " ; ebenso A. G, j . Hermans, jagers Woordenboek, Schiedam 1947, 89) erfuhr, nachdem es im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert in Deutschland ohne jede Resonanz geblieben war — selbst der sorgsam sammelnde Johann Matthäus Bechstein bediente sich seiner niemals - durch H. Schöpffcr (Des HohenstaufenKaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei, Berlin 1896, 197) eine unverdiente Wiederbelebung, gelangte auf diesem Weg in die Glossarien von F. Engelmann (1928, 814) und R. Waller (1937, 329) und ist heute ein wenig schöner, aber kaum wegzudenkender Fremdkörper der lebenden deutschen Falknersprache. Troß, Tros n. 17 r 10 · 12 , 25 r 11 Busch aus Garnfäden oder Federn auf der Steckhaube des Beizvogels, in unserem Traktat stets das Trosch. Johann Matthäus Bechstein (Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, II, Gotha 1820, 354) sagt darüber: „Oben in die Mitte [der SteckhaubeJ kömmt der 2 Zoll hohe Busch oder Trosch, der nicht bloß zur Zierde, sondern vorzüglich zum Auf- und Abhauben des Beizvogels dient. Zwischen zwey knopflochähnlichen Ritzen ist nämlich ein Riemen eingezogen, und dieser, so wie ein Büschel feiner Pflaumfedern, wird V-jt Zoll hoch mit weissem Drath fest umwickelt, so daß der Busch wie eine Nelke mit dem Stiel aussieht". Weder Trosch noch Busch lassen sich vorläufig im deutschen Jagdschrifttum vor der Zeit der Ansbachcr nachweisen, aber es ist zu vermuten, daß sie - oder auch nur eines von beiden - nicht auf den Ein-
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fluß holländischer Falkner zurückgehen, da beide Worte ohne Parallelen im Nl. (pluimpje, topken), Fr. (panache, cornette) oder Engl, (plume) sind. Die mittelalterlichen Hauben haben den Trosch nicht. Er ist seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bekannt und bestand ursprünglich aus einem Bündel knopfartig zusammengefaßter Garnfäden, die als Griff dienten. (Eine vorzügliche farbige Abbildung von Falken- und Habichtshauben aus der Zeit Kaiser Maximilians 1. und seiner Gemahlin Bianca Maria Sforza, die diese frühe Troschform zeigen, findet sich bei Thomas - Gamb e r - Schcdelmann, Die schönsten Waffen und Rüstungen aus europäischen und amerikanischen Sammlungen, Heidelberg und München 1963, Tafel 17). Später trat an die Stelle des Garnbündels der dem gleichen Zweck dienende und zugleich schmückende Federbusch. Wo der Trosch zuerst aufkam, bedarf noch der Prüfung. überlaufen 48r 12 · 14 (hinsichtlich der Raumtemperatur) überschlagen machen überzmrg 18r 2 quer über Umhöngzügell 45 v12 „Man macht in die Mitte des Zügels einen Haken und hinten am Sattel einen Ring, so daß man, sobald man vom Pferd steigt, sogleich den Haken in den Ring hängen kann, so daß der Kopf des Pferdes völlig rückwärts auf einer Seite steht. Auf diese Art kann kein Pferd davonlaufen, sondern muß sich rings herum drehen und kann nicht weiter". 45 v 12 " 17 uncomot 13ν 1δ unbequem; s. a. comod ungeprelt 13v 23 ohne Prell (s. d.); s. a. ohnaufgeprelt ungetlichen 51 r7 ungefügen, ungeschickten unliefferbahr lr 8 > 12 wenig geschätzt und deshalb zum Ankauf (zur Lieferung) nicht geeignet, s. a. lieferbahr Unterschied 44 V11 Fächer in der Falkcntasche. S. Falcktasche veil flügen 63 v4 einen Fehlflug tun, die Beute nicht schlagen vermausen 52v 14 eine Mauser durchmachen; vermaust lr 2 3 · 2 6 , 1 v 1 · 4 gemausert vernüth 13r 5 vernietet verschlaffen, das Aß 64r 9 während des Schlafs die eingenommene Atzung nicht verdauen verschwingen, den Flügel 51r 9 - 14 Ausrenken des Flügels eines jungen, zu früh abgetragenen Habichts durch ungeschicktes Von-der-Hand-Springen. Meist wurde der rcchte Flügel, der sogenannte Flügel beim Mann, verschlungen. „Da fährt dem Vogel das Geblüt in das vordere Gelenk und er läßt gleich den Flügel hängen und kann nicht mehr auf die Hand springen, gerade als ob ihm der Flügel abgeschossen worden wäre".
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51 r 9 - 1 2 . Bcizvögcl mit verscbwungenem Flügel wurden ruhig gestellt und mit warmem Wein gewaschen. Mitunter erholten sie sich wieder, meist blieb jedoch eine Schwächc zurück. vestgsdamt 8r23 ? Vogell 1 v i 3 u. ö., im ganzen Traktat wiederkehrende Kurzform für Beizvogel vordgeast 47 v 11 weiter geatzt vorstehend 62 v 2 s. Hünerhund vorthaiipen 22 r 5 , vortgebaubt 27 V1 im Auf- und Abhaubcn fortfahren. S. a. abhauben, aufhauben, gehaubt vorltopen 11 v3>5 mit dem toppen (s. d.) fortsetzen Warnten 49 v 21 Armschwingen. Wannen leitet sich von fr. vannaux her. Charles d'Arcussia stellte in seiner Fauconnerie (Ausg. Rouen 1644, 177/178) vier Sorten von Federn nebeneinander und sagte von der dritten: „Les vannaux, ce sont les plumes plus grandes des aisles, commengans ä la premiere iointure, proche du corps, iusques a la seconde iointure de l'aisle". Diese Textstelle finden wir in der von Lucas Jennis 1617 verlegten Übersetzung (Falconaria, Das ist / Eigentlicher Bericht . . . Von Carolo d'Arcusia de Capre . . . , 161) wieder: „Die Wannen seynd die grosse Federn am Flügel am hindersten Gliedt desselbigen so am nähesten am Leib / biß an das zweyt gleich (Gelenk)". Da von der Falconaria des Charles d'Arcussia ein starker Einfluß auf die deutsche Jagdliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts ausging, kehrt das W o r t Wannen häufig wieder. Daß es nicht nur der Literatur-, sondern auch der Umgangssprache angehörte, ergibt sich aus seiner A n w e n d u n g bei Pacius (132, Vanneri) u n d in unserem Traktat. Sowohl Arcussia als auch Pacius verstanden darunter die zwölf Armschwingen, der Verfasser des Ansbacher Beizbüchleins dagegen irrtümlicherweise jene fünf Federn, die sich an die ersten sechs Handschwingen (s. voc. Seell u. Fetter) anschlössen. Dies wären eigentlich die vier letzten, kleineren Handschwingen und die erste Armschwinge gewesen. wegstreigen 51 v 2 , 52v 16 (vom Habicht) die Eltern und den elterlichen Horst verlassen Weiblein 50 v 2 , 53r 3 , 65 v 9 - 11 das größere Habichtsweibchen, gleichbedeutend mit Hawichtsstuck weist 43 r 4 zeigt Weißback 6r 4 - 8 , ΙΟν 6 - 9 - 11 Baumfalke (Falco subbuteo) Werbellen 5v 20 , Werbala 6 r 3 Wirbel, gleichbedeutend mit Trais (s. d.) Drahle. Es ist nicht ersichtlich, warum für zwei technisch gleiche Hilfsmittel unterschiedliche Bezeichnungen zur A n w e n d u n g kommen. Die erste hat
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aus dem französischen, die zweite aus dem niederländischen Sprachgebrauch Eingang in die deutsche Terminologie gefunden. Geschüh und Langfesscl wurden durch die Drahle, einen kleinen, sich leicht drehenden Wirbel miteinander verbunden. In unserem Traktat ist von diesem Wirbel nur im Zusammenhang mit Attrappen von Lockvögeln die Rede. Sofern es sich um das gleichc metallische Verbindungsstück zwischen Schuh und Fessel bei einem Beizvogel handelt, spricht der Verfasser von Trais, Werbellen, Werbala leitet sich von mit. vertibella, fr. verteile her. Die englischen Falkner übernahmen es in der Form varvel in ihre Fachsprache. Im Wortschatz der deutschen Bcizjägcr erscheint es zu Anfang des 17. Jahrhunderts. In der von Lucas Jennis 1617 herausgebrachten Übersetzung der Fauconncrie des Charles d'Arcussia finden wir die Worte (1. Teil, Kap. VII, Ausg. 1644, 10): „Vous leur deuez mettre du comencement des sonnettes et veruelles" durch: „ D u solt jhnen auch gleich im Anfang Schellen vnnd Vervelen anhengen" wiedergegeben (Falconaria, Das ist Eigentlicher Bericht . . . von Carolo d'Arcusia de Capre, Frankfurt/M. 1617, 10) mrffen 47 r 15 , 64r 10 · 10 , 64 v 1 werfen wird in unserem Traktat nur in der Wendung das Aß werfen, d.h. die eingenommene Atzung wieder ausgeben, erbrechen, gebraucht. Wied 6 r n , Wiedlein 5r 8 , Wütlein 5r 14 Weidenruten, Weidenrütlein Wind, Wiend 46r 10 · 11 , 47r 7 (mit dem) Wind; „(Beizvögel) flügen allezeit mit dem Wiend". 46 r 10 " 11 Wüll 4v 6 , 41r i e Welle, als Welle verarbeiteter Holzstamm würgen 31 r 7 , 35r 9 , 37v 8 , 42v 6 - 10 , 43r 7 , 46r 7 , 61 v 7 , 63r 3 die Beute abwürgen; rechtschaffen würgen 31 r 7 , 37v 8 eine hinlängliche Zeit abwürgen; einander würgen 37v 10 , 66v 7 einander verletzen; todwürgen 62v 4 abwürgen (durch einen Vorstehhund) Würger 62v 2 Bezeichnung für einen nicht fest vorstehenden Hund, der Rebhühner packt und abwürgt Zügen 21 v 2 , 25r 4 , 27v 3 , 29v 4 , 30r 6 , 55r 14 , 55v e , Zigen 32v 20 , 5 8 v n , 62r 13 zur Atzung oder zur Beruhigung gereichter fleischarmer Tauben- oder HühnerFlügel. Zu unterscheiden waren ein gudes Zügen 19v 8 , 22r 7 , 23T11, 56v 4 , gutes Zigen 27 r 3 , 28 v 6 und ein kall Zügen 28 ν 8 , auch kalter Flügel genannt. In unserem Traktat heißt es: „Wann also der Borst (s. d.) abgeast ist, wo der erste Knochen (d. i. der Oberarm, humerus) angeht, und bleibt noch ein wenig von Borst dran, daß heist man ein gutes Zigen. Wann es aber abgeast ist biß auf den ersten Knochen am Gelönck (d.h. bis zur
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Elle, ulna), so heist man es ein kall Zügen" (28 v 4 ~ 8 ). Der gleichc Unterschied findet sich schon in De arte venandi cum avibus Friedrichs II. (Ausg. Willemsen I, 19228fT)> wo von zwei Arten von tiratorium gesprochen wird: „ E t est duplex tiratorium, U n u m camosum, quod debet esse recens et de bonis carnibus, ut de coxa, ala, collo vel alio membro quocumquc galline aut alterius avis aut de carnibus alieuius quadrupedis convenientis . . . Aliud est non camosum, quod debet esse ossuosum et nervosum et munitum plumis aut pennis . . ." Z u v o r (ebenda, I, 1922C) hatte der Kaiser definiert: „Est igitur tiratorium quodeumque membrum avis aut alterius animalis dandum falconi ad mordicandum in co . . . " Pacius (Fricderich des Zweytcn . . . übrige Stücke der Bücher V o n der Kunst zu Beitzen, Ansbach 1756, 316/317) machte bei Übersetzung dieser Textstelle keinen Unterschied zwischen tiratorium u n d tiratorium carnosum. E r gebrauchte f ü r beide das Wort Zieget, während er das tiratorium non camosum Zieget oder Kalter-Flügel nannte. Diese Unstimmigkeit wurde durch die Definition der Worte „Kalter Flügel" u n d „ Z i e g e t " in den „Erklärungen der Redens-Arten" noch vermehrt. Man möchte zunächst meinen, Pacius hätte von Ziegen, von gutem Ziegen u n d von kaltem Ziegen oder Zieget sprechen sollen. Hier erhebt sich allerdings sogleich die Frage, o b unter dem, was die Ansbacher als Ziegen bezeichneten, jemals das fleischige Stück verstanden wurde, das Friedrich II. als tiratorium camosum beschrieb. Das war keineswegs der Fall. Durch unser Beizbüchlein wird die rcchtc Erklärung möglich. Das tiratorium camosum bezeichneten die Falkner des Ansbacher Kreises als Borst (s. d.), das tiratorium non camosum als Zügen oder Zieget. Beim Letzteren machten sie wieder feine Unterschiede: hing noch ein wenig vom Brustfleisch am Flügel, so sprach man von einem guten Zügen, bestand es nur aus Knochen, Sehnen u n d Federn, galt es als ein kaltes Zügen oder als ein kalter Flügel. Der Unterschied von Borst und Zügen ist Pacius entgangen. Dieses Mißverständnis erklärt das Fehlen des Wortes Borst in seiner Übersetzung. Nachdem der Fehler sich einmal eingeschlichen hatte, war er nicht mehr zu beseitigen. H . Schöpffer (Des Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II Bücher von der Natur der Vögel u n d der Falknerci, Berlin 1896, 203) bezeichnete, seinen Spuren folgend, das Zieget als „ein fettes, fleischiges Stück von einem H u h n oder einem andern dem Falken wohlschmeckenden Vogel". Fritz Engelmann (Die Raubvögel Europas, Neudamm 1928, 824), der darüber hinaus noch einen unbegründeten Unterschied zwischen Zieget und Zieher machen zu dürfen glaubte, folgte ihm mit seiner Definition. Das gleiche tat Renz Waller (Der wilde Falk ist mein Gesell,
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Neudamm 1937, 342). So erhielt das Wort Zieget durch ein Mißvcrständnis den verfälschten Sinn, den es in der lebenden Falknersprache hat. In der 1617 bei Lucas Jennis in Frankfurt/M. unter dem Titel „Falconaria" erschienenen Übersetzung der Fauconncric des Charles d'Arcussia finden sich schon die Worte Zieher für tiroir (I, Kap. 8, S. 12) und truckener Ziger für tiroir sec. (V, Kap. 5, S. 278) zusammengelockt 38 r5 mehrere Beizvögel durch Rufen zusammengelockt zuschanden gehen 21 v 15 sterben, umkommen, krepieren
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Namenregister Adelung, Johann Christoph 54, 80 Aelian 61, 75 Alberti, Leander 61 Albertus Magnus 73, 84 Albrecht Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen 66 Alexander Markgraf von Brandenburg-Ansbach 13, 17, 18, 19, 26, 29, 39, 91 Appollinaris Sidonius 63 Arucussia, Charles d' 73, 76, 77 Aristoteles 61, 75 Beaulieu Marconnay, Carl Freiherr von 93 Beckmann, Johann 67 Biarelle, Johann Adolf 48 Blome, Richard 90 Blondus, Flavius 61 Bochart, Samuel 62 Bö, Olav 45 Boogers 28 Braun, Heinz, 38, 39 Brod, Walter M. 32 Broms 28 Bude, Guillaumc 76 Büttner, H. Chr. 54, 58 Camerarius, Joachim 76, 82 Carl Wilhelm Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach 11—51, 55, 68, 72, 79, 80, 86, 88, 90, 91, 92 Chamm, Johann Georg 20 Christ, Anne Euphrosine 54 Christ, Georg Julius 54 Christ, Gottlieb Paul 32, 48, 54—67, 68, 70, 72, 73, 75, 79, 81 Christ, Johann Friedrich 55, 58 Christ, Johann Sebastian 54 Christiane Charlotte Markgräfin von Brandenburg-Ansbach, Herzogin von Württemberg 14, 16 Clemens August Erzbischof von Köln 12, 37, 48 Coler, Johann 73, 76 Collenutius, Pandulphus 61 Daams 28 Daucus 75
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Dillens 28 Ditterich, O. von 40 Dombrowski, Ernst von 40 Dombrowski, Raoul von 37 Drechsel, Johann Adam 54 Elisabeth I., Königin von England 67 Ermoldus Nigellus 63 Ernst August Herzog von SachsenWeimar-Eisenach 92, 93 Falk 14 Falkenhausen, Freiherr von 14 Ferdinand Herzog in Bayern 66 Firdenheim, Hans Peter von 10 Firmicus, Julius F. Maternus 62, 75 Florinus, Franciscus Philippus 73, 76 Freudenberg, Georg Wilhelm von 19 Friederike Louise Markgräfin von Brandenburg-Ansbach, Prinzessin von Preußen 14 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 61, 64, 75 Friedrich I., König von Preußen 76 Friedrich II. von Hohenstaufen, Kaiser 64, 79, 80, 81, 82, 84, 85 Friedrich 11., König von Preußen 14 Friedrich II. Landgraf von HessenKassel 48 Friedrich IV. Markgraf von Brandenburg-Ansbach 65 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 25 Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg 76 Gemmingen, Karl Friedrich Reinhard von 13 Genthe, Franz 25 Georg Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach 66, 67 Georg Markgraf von BrandcnburgAnsbach 65, 66 Gesner, Conrad 73 Göbel, Johann Michael 20 Götzinger, Johann Samuel 32, 34 Graf, Johann Martin 21, 31, 32 Gregor von Tours 63, 75 Gruythuisen 28 Haam, van 28
Harmont ditMercure, Pierre 73,74,77 Heckel 70 Hertroys 28 Hcydenab, Ernst Wilhelm Anton von 19 Hcydenreich, Johann Bernhard 54 Hincmar von Reims 63 Hirsch, Christoph Anton 21, 31 Hirsching, F. K . G . 54 Hopffner, Christoph August 20 Horaz 58 Hübner, Johann 73 Josef 1., Kaiser 12, 37 Karl VI., Kaiser 12 Kasimir Markgraf von BrandenburgAnsbach 65 Keppner, Johann Georg 20 Kersmackers 28 Keyssner, Johann Gabriel 91, 92 Kobell, Franz von 40 K o p p 28 Kornuttus 28 Kreysig, George Christoph 60 Krieger, Martin 21, 24 Ktesias 75 Latomus, Cornelius 10 Lessing, Gotthold Ephraim 58 Liebhard, Johann Wilhelm Conrad 21, 39 Lotter, Balthasar 20 Ludwig X L , König von Frankreich 64 Maccabaeus 75 Machwart, Fritz 31, 35, 40, 45, 67 Manfred, König 64, 81, 82 Manilius, Marcus 63 Maria Theresia, Kaiserin 37 Martial 62 Maximilian Herzog in Bayern 66 Maximilian I., Kaiser 65 Meurer, Noe 73, 74, 76 Meusel, Johann Georg 54 Meyer, Andreas 54 Meyer, Julius 54, 57 Oesenbrey, Jodocus 10 Oppian 62, 75 Pacius, Georg Friedrich 81 Pacius, Johann Erhard 28, 48, 79—86, 88
Pacius, Johann Peter 80 Pacius, Regina Sophie geb. Ulmer 81 Pancirolli, Guido 61 Pauls 28 Paulus, Wilhelm 13 Peßinger (Pößinger), Nicolaus 21 Petitville 28 Petrarca 58 Petrus de Crescentiis 75, 76 Plinius 61, 63, 75 Pölnitz, Christoph Ehrenfried von 19 Preller, Ludwig 92 Renard, E. 37 Retz, Albrecht 10 Roeder, Fritz 62 Rühlmann, Gottfried 65 Ryff, Walther 84 Salzburg, Baron Veit von 56 Seckendorff, Christoph Friedrich Freiherr von 55, 56 Simon, Matthias 70, 80 Schmidt, Hermann 88 Schreibmüller, Hermann 54, 56 Schröder, Caspar 73, 74, 76, 77, 78 Schülin, Anna Regina geb. Hoffmann 70 Schülin, Johann Nikolaus 70 Schülin, Johann Salomon 48, 68—79, 81 Schülin, Susanna Catharina 70 Schuhmann, Günther 13, 54, 56 Stisser, Friedrich Ulrich 59 Strasser von Kollnitz, Martin 11 Strebel, J . S. 55, 56, 64 Tischbein d. Α., Johann Heinrich 48 Ulysses 75 Uz, Johann Peter 58 Verhaagen 28 Vocke, Johann August 54, 58, 71, 80 Wardenberg, van den 28 Weiss, Wisso 91 Welser, Marcus 82 Wilhelm Herzog in Bayern 66 Wilhelm Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach 14, 16, 43 Wolzogen, Freiherr von 55 Wünsch, Elisabeth 14 Zocha, Karl Friedrich von 39
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Q U E L L E N U N D S T U D I E N ZUR G E S C H I C H T E DER JAGD HERAUSGEGEBEN VON KURT LINDNER
KURT LINDNER I. D E ARTE BERSANDI Ein Traktat des 13. Jahrhunderts über die Jagd auf Rotwild und NEPTALYM CERVUS EMISSUS Eine Jagdpredigt des 14. Jahrhunderts Zweite erweiterte Ausgabe. 1966
KURT LINDNER
II. Die deutsche Habichtsichre Das Beizbüchlcin und seine Quellen. Zweite erweiterte Ausgabe. 1964
KURT LINDNER
III. Die Lehre von den Zeichen des Hirsches 1956 KURT LINDNER
IV. Das Jagdbuch des Petrus de Crescentiis in deutschen Ubersetzungen des 14. und 15. Jahrhunderts 1957
KURT LINDNER
V. und VI. Deutsche Jagdtraktatc des 15. und 16. Jahrhunderts 2 Teile. 1959
KURT LINDNER
VII. und VIII. Von Falken, Hunden und Pferden Deutsche Albertus-Magnus-Ubersetzungen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 2 Teile. 1962
KURT LINDNER
IX. Deutsche Jagdschriftsteller Biographische und bibliographische Studien. Teil 1. 1964
DETLEF MÖLLER
X. Studien zur mittelalterlichen arabischen Falkncrei-Literatur 1965