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German Pages 280 [285] Year 2022
DRESDNER HEIDE
-
PILLNITZ
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RADEBERGER
LAND
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR G E O G R A P H I S C H E S INSTITUT ARBEITSGRUPPE HEIMATFORSCHUNG
WERTE UNSERER HEIMAT Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik
Band 27
DRESDNER HEIDE PILLNITZ RADEBERGER LAND Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Radeberg und Dresden-Pillnitz
Mit 34 Abbildungen, 16 Kunstdrucktafeln, 1 Übersichtskarte
1976
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der DDR: Prof. Dr. Dr. eh. Edgar Lehmann, Leipzig (Geographie, Vorsitzender), Prof. Dr. Heinz Lüdemann, Leipzig (Geographie, Direktor des Instituts), Prof. Dr. Ludwig Bauer, Halle (Geographie, Naturschutz), Dr. habil. Karlheinz Blaschke, Dresden (Geschichte), Dr. sc. Werner Coblenz, Dresden (Ur- und Frühgeschichte), Prof. Dr. Ernst Ehwald, Eberswalde (Bodenkunde), Prof. Dr. Gerhard Heitz, Rostock (Geschichte), Prof. Dr. Edgar Lehmann, Berlin (Kunstgeschichte), Prof. Dr. Hermann Meusel, Halle (Botanik), Prof. Dr. Günter Möbus, Greifswald (Geologie), Prof. Dr. Hans Nadler, Dresden (Denkmalpflege), Prof. Dr. Ernst Neef, Dresden (Geographie), Prof. Dr. Werner Radig, Berlin (Hausforschung), Dr. sc. Rudolf Weinhold, Dresden (Volkskunde), Dr. Dietrich Zühlke, Dresden (Geographie) Manuskript zu diesem Band abgeschlossen am 31. 5.1974
Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 © Akademie-Verlag, Berlin • 1976 Lizenznummer: 202 • 100/148/76 Gesamtherstellung: V E B Druckhaus „Maxim Gorki", 74 Altenburg Bestellnummer: 752 692 3 (2084/27) • L S V 5235 • P 55/75 Printed in GDR E V P 12,50
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort
VII
Mitarbeiterverzeichnis
IX
Verzeichnis der Suchpunkte
XI
Überschau Einzeldarstellung Anhang
1 24 213
A. Tabelle der Einwohnerzahlen vom 16. bis 20. Jahrhundert
213
B. Literaturverzeichnis
216
C. Abbildungsverzeichnis
22g
D. Namenverzeichnis
231
E. Sachverzeichnis
239
VORWORT Der vorliegende Band erfaßt einen weiteren Teil des Dresdner Raumes und schließt die Lücke zwischen Pirna und seiner Umgebung (Band 9) sowie der Lößnitz und der Moritzburger Teichlandschaft (Band 22). Dieser Veröffentlichung — wiederum eine der bisher in bewährter Form durchgeführten Gemeinschaftsarbeiten — dienten als Grundlagen die heimatkundlichen Bestandsaufnahmen von Prof. Theodor Arldt (f i960), Radeberg (Meßtischblatt Radeberg) und Ernst Hahn (f 1973), Dresden (Dresdner Vororte). Deren Ausführungen wurden von Vertretern natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Fachdisziplinen auf den neuesten Wissensstand gebracht und ergänzt. Der überwiegende Teil der Suchpunkte aus dem Bereich des Meßtischblattes Pillnitz mußte neu erarbeitet werden. Alle Mitarbeiter haben sich dankenswerterweise uneigennützig in den Dienst des Ganzen gestellt. Bei den örtlichen Erhebungen unterstützten uns zahlreiche staatliche Dienststellen sowie Industriebetriebe und landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, wofür ebenso herzlich gedankt sei wie für wertvolle Hinweise seitens besonderer Sach- und Ortskenner. Für die Beschreibungen der Bau- und Kunstdenkmale im Kreis Dresden stand das 1970 fertiggestellte Inventar des Instituts für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden, zur Verfügung. D e m Leiter der Dienststelle, Herrn Prof. Dr. Hans Nadler, verdanken wir es, daß er die Auswertung ermöglichte. Der Mühe einer kritischen Enddurchsicht des Manuskriptes unterzogen sich Herr Prof. Dr. sc. Günter Möbus von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald sowie Herr Prof. Dr. phil. habil. Ernst Neef von der Technischen Universität Dresden. Beiden Herren gebührt aufrichtiger Dank für viele wertvolle Hinweise sowohl im Hinblick auf die Abbildungsinhalte als auch die Textfassung. Wesentlichen Nutzen brachten für diese Veröffentlichung spezielle bisher unveröffentlichte Arbeitsergebnisse zur Landschaftsgliederung der von Herrn Prof. Dr. Neef geleiteten Arbeitsgruppe Naturhaushalt und Gebietscharakter der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, was dankbar vermerkt sei. Prof. Dr. H. Lüdemann Direktor des Geographischen Instituts
Prof. Dr. Dr. eh. E. Lehmann Vorsitzender des wissensch. Beirats für Heimatforschung
Dr. D. Zühlke Leiter der Arbeitsgruppe Heimatforschung VII
MITARBEITERVERZEICHNIS Prof. Dr. Theodor Arldt Radeberg (Historische Ortsbeschreibungen Mbl. Radeberg) Dr. Dieter Beeger und Dr. Hans Prescher, Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie Dresden (Geologie) Kurt Burger, Dresden (Ortsbeschreibungen Mbl. Pillnitz ohne Dresdner Vororte) Dr. sc. Werner Coblenz, Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden (Ur- und Frühgeschichte) Dr. Gerhard Creutz, Institut für Forstwissenschaften Eberswalde-Finow, Arbeitsgruppe Wildforschung, Stützpunkt Neschwitz (Zoologie: Einzeldarstellung) Manfred Drobny und Rudolf Limpach, Fachgruppe Heimatforschung Radeberg im Kulturbund der D D R (Beiträge zu den Ortsbeschreibungen Mbl. Radeberg) Alfred H a h n f , Dresden (Historische Beschreibungen der Dresdner Vororte) Dr. Jochen Heibig, Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden (Volksbauweise der Kreise Dresden-Land und Bischofswerda) Dr. Werner Hempel, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R , Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz, Zweigstelle Dresden (Botanik) Dipl.-Forstingenieur Karl Jahn, Oberförsterei Dresdner Heide (Dresdner Heide) Dr. Bernhard Klausnitzer, Technische Universität Dresden, Sektion Forstwissenschaften (Zoologie: Überschau; Forstschädlinge Dresdner Heide) Arno Meinel, Arbeitsgruppe Heimatforschung (Kunstgeschichte und Volksbauweise der Kreise Pirna und Sebnitz) Dr. Karl-Heinz Noack, Pädagogische Hochschule Dresden, Sektion Mathematik/ Geographie (Physische Geographie) Dr. Werner Schmidt, Arbeitsgruppe Heimatforschung (Beiträge zu den Ortsbeschreibungen Mbl. Radeberg; historische Angaben zu den Natursuchpunkten) Dr. Hans Walther, Leipziger Namenkundliche Arbeitsgruppe der Karl-MarxUniversität (Ortsnamen) Dr. Dietrich Zühlke, Arbeitsgruppe Heimatforschung (Stadt Radeberg, Beiträge zu den Dresdner Vororten)
Fachliche Begutachtungen: Dr. Gerhard Schmidt, Staatsarchiv Dresden (Geschichte) Dr. Brunhild Werner, Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden (Kunstgeschichte) IX
örtliche und sachliche Gewährsleute: Dr. Paul Arnold (Münzfunde), Dr. Manfred Bonitz (Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf), Gerhard Ebeling (Dresdner "Vororte), Hanns Franke (Radeberg und Umgebung), Dr. Bernd Schöne (Bandweberei)
Redaktion: Dr. Werner Schmidt unter Mitarbeit von Dipl.-Geograph Margot Schmidt, Arbeitsgruppe Heimatforschung des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der D D R , 801 Dresden, Augustusstraße 2.
X
VERZEICHNIS DER SUCHPUNKTE Die Nummern entsprechen denen am Rande des Textes sowie denen auf der Übersichtskarte A
B
C
D
E
F
i Otténdorf-Okrilla . . . . 2 Eichelberg 3 Autobahn Dresden—Bautzen 4 Fünf-Hufen-Teich . . . . 5 Orla 6 Kleine Röder
24 28
1 2 3 4
Lomnitz Kleindittmannsdorf Timmelsberg Nixberg
31 34 35 35
1 2 3 4
Mittelbach Eichberg Lichtenberg Eierberg
36 36 37 39
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Diensdorf Grünberg Große Röder Seifersdorfer Tal Steinberg Seifersdorf Schönborn Alte Salzstraße Burgberg
40 40 41 44 48 49 52 53 54
. . .
28 28 29 29
1 Wachau 2 Heil- und Pflegeanstalt Kleinwachau 3 Augustusbad 4 Liegau 5 Silberberg 6 Spitzberg 7 Landwehr
60 60 61 63 63 64
1 Leppersdorf
65
F
2 Langer Flügel 3 Wasserwiesen
67 68
G
1 Langebrück 2 Lange Folgen 3 Dresdner Heide 3.1 Grenzen und Größe . . 3.2 Relief und Boden . . 3.3 K l i m a und Hydrologie 3.4 Tierwelt 3.5 Ur- und frühgeschichtliche Funde 3.6 Forstgeschichte . . . 3.7 Forstschäden . . . . 3.8 Forstwirtschaft und Landeskultur . . . . 4 Hofewiese
68 71 72 72 72 74 74
H
54
J
1 2 3 4 5
77 80 85 86 89
Lotzdorf Friedrichsthal Heinrichsthal Hüttertal Radeberg 5.1 Urgeschichtliche Funde 5.2 Die alte Stadt und ihre Wirtschaft 5.3 Baudenkmale in AltRadeberg 5.4 Burg und A m t Radeberg 5.5 Die Industriestadt Radeberg . . 5.6 Bauliche Entwicklung 6 Schwarze Röder
89 91 92 92 93
102 107 110
1 Kleinröhrsdorf
110
94 94 98 100
XI
J
2 Hutberg 3 Wallroda 4 Strankholz
112 113
K
l Heidemühle 2 Prießnitz 3 Todmühle
114 115 117
L
l 2 3 4
Tanzzipfelwiese Ullersdorf Großerkmannsdorf . . . . Kleinerkmannsdorf . . .
11
l 2 3 4
Kleinwolmsdorf Arnsdorf Carswald Fernverkehrsstraße 6
l 2 3 4 5 6 7 8 9
Bühlau Weißig . Rochwitz Gönnsdorf Cunnersdorf Wachwitz Pappritz Helfenberg Eichbusch
l 2 3 4 5 6 7 8
Hutberg Napoleonstein Rossendorfer Teich Rossendorf Gickelsberg Eschdorf Schullwitz Schönfeld . .'
M
N
O
P
XII
l Harthe 2 Dittersbach
7
118
120 12
3
128
,^j . . 132 139 j^q 141
P
3 Dittersbacher Ziegelei 4 Rosinendörfchen
Q
Laubegast Kleinzschachwitz . Großzschachwitz . Niederpoyritz Hosterwitz Pillnitz Pillnitzer Elbinsel . Rockau Malschendorf Krieschendorf Keppgrund Friedrichsgrund Pillnitzer Weinberge Schirrberg Reitzendorf Trie benberg Zaschendorf Borsberg Borsberg (Dorf) Rysselkuppe Sauteichgrund Hohe Brücken Oberpoyritz Graupa
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 R 1 2 3
4 5 6 7 8 9 10 11
142
147 1 ^ . . . 150 150 151 ^
1S7 g . 161 162
S
1 2 3 4 •5 6 7 8 9
Schöne Höhe Teufelskanzel Kleinelbersdorf Elbersdorf Wünschendorf Doberberg Bonnewitz Bonnewitzer Grund Kiemnitz
.
.164 165
165 . . .168 . . . 171 172 173 175 . . . 180 184 " 186 187 188 189 . . . 191 192 193 194 194 195 196 197 198 199 200 201
. .
204 205 206 206 207 209 209 .211 211
Überschau Wie sich nahezu überall der Dresdner Raum (s. Bd. 21, Freital, und 22, Lößnitz) durch außerordentlich starke landschaftliche Reize auszeichnet, so auch in der nordöstlichen, östlichen und südöstlichen Umgebung der Stadt. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dicht bevölkerten Vororten und mit Nahverkehrsmitteln gut erreichbar, bilden seit langem die Dresdner Heide (s. G 3), das Elbtal mit Pillnitz (s. Q 6), seinem sonnenbeschienenen Steilrand (s. Q 13, R 7) und den schattigen Gründen (s. Q 1 1 , Q 12) sowie der Borsberg (s. R 5) beliebte Ziele von Einheimischen und Fremden. Auch als Wohngebiete waren die nahen Heiderand- und Elbtalorte frühzeitig begehrt, während mit zunehmend besserer Verkehrserschließung sich Dresdner auch in entfernteren landschaftlich günstig gelegenen Orten ansiedelten, so in Langebrück (s. G l ) und Graupa (s. R 11). Mit Ausnahme weniger kleiner und abseits der Hauptstraßen gelegener Wohnplätze sind alle Siedlungen durch Omnibuslinien über Radeberg oder direkt mit Dresden bzw. Pirna verbunden, einige auch durch Eisenbahnlinien. Kleinere Zentren vermögen ihren Einfluß auf die ländliche Umgebung auszuüben. So fahren täglich viele Werktätige nach Radeberg (s. H 5.5) sowie nach den benachbarten Orten Pulsnitz, Ottendorf-Okrilla (s. A 1) und Großröhrsdorf in die Fabriken, aber auch in die Handels- und Versorgungseinrichtungen. Die Mehrzahl der Dörfer hat sich im Laufe der Zeit zu ausgesprochenen Arbeiterwohngemeinden entwickelt. Ihre Einwohnerzahl blieb konstant oder erhöhte sich geringfügig. Ausnahmen bilden einige Orte südlich und südwestlich von Schönfeld, wo sich die Bevölkerungszahl verringert hat. Neben der Wohnfunktion der Gemeinden bleibt auch weiterhin ihre früher fast ausschließliche landwirtschaftliche Bedeutung durch das Vorhandensein genossenschaftlicher Großbetriebe erhalten. Diese entstanden meist an den Rändern der Dörfer (s. L 3) oder auf halbem Wege zwischen den Orten (s. A 1). Um einen Überblick insbesondere vom südöstlichen Teil Dresdens und seiner Umgebung erhalten zu können, empfiehlt sich ein Ausflug nach dem hohen Rand des Elbtales bei Oberwachwitz. Hier strebt seit 1969 als ein neues Wahrzeichen der Stadt der Fernsehturm (s. N 6) in den Himmel. Von seiner Plattform aus erblicken wir außerdem einige markante Erhebungen entfernterer Landschaften, wie die des Lausitzer Berglandes, des Elbsandsteingebirges und des Osterzgebirges. Im Gebiet zwischen der Dresdner Heide und Pillnitz sowie um Radeberg 1
lassen sich einzelne Landschaftsteile und topographische Punkte genauer erkennen. A m Fuße des Turmes zieht sich der bewaldete Steilhang des Elbtales von Südosten nach Nordwesten hin, an dessen Unterkante in einem mehr oder weniger breiten Abstand die Elbe, ihre Terrassen und ihre Insel bei Pillnitz folgen. Eindrucksvoll zeichnen sich linkselbisch die großen Dresdner Wohnvororte Klein- und Großzschachwitz ab, nördlich davon Laubegast mit seinen Häuservierteln aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Oberhalb des Elbtalhanges breitet sich eine Hochfläche mit dem Zentrum um Schönfeld aus. A n ihren nordwestlichen Rand schließt sich das Dresdner Stadtrandgebiet um Rochwitz und Bühlau mit seinen dichten alten Dorfkernen und den jüngeren, aufgelockert angeordneten Wohnhäusern inmitten von Obstgärten an. Es wird im Norden begrenzt durch die Dresdner Heide (s. G 3), die sich über eine Entfernung von fast 7 k m bis nach Langebrück hinzieht. Die Schornsteine am östlichen Rand dieses Waldgebietes gehören bereits zu Fabrikanlagen der Stadt Radeberg. Einige von ihnen liegen in der tiefen Aue der Großen Röder, die nördlich von Radeberg ein enges Tal zwischen Grundund Kunathmühle durchfließt. Dieses kulturgeschichtlich interessante Seifersdorfer Tal (s. D 4), das den Südrand des Okrillaer Beckens flankiert, deutet sich von hier aus durch einen schmalen bewaldeten Streifen an. Unweit östlich davon hat sich ein zusammenhängendes Waldgebiet erhalten: die Landwehr (s. E 7) zwischen Leppersdorf, Augustusbad und Friedrichsthal. Dahinter und schon fast 20 km vom Fernsehturm entfernt, zieht sich Lichtenberg im Tal eines Quellbaches der Kleinen Röder aufwärts bis zum Eichberg, der zusammen mit Stein- und Eierberg eine vorwiegend ackerbaulich genutzte Wasserscheide zwischen dem Röder- und dem Pulsnitzeinzugsgebiet bildet und zum Nordwestlausitzer Berg- und Hügelland gerechnet wird. Blickt man entlang den Erhebungen bei Weißig nach Nordosten, so erkennt man den Carswald (s. M 3) und die unmittelbar anschließende Harthe (s. P 1). Der dort herausragende Schornstein und ein hohes Gebäude gehören zu dem 1955 gegründeten Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf der Akademie der Wissenschaften der D D R (s. O 4). Angedeutet ist das breite Muldental des Schullwitzbaches, dessen Wasser zur Wesenitz bei Dittersbach abfließt. Die Schöne Höhe (s. S 1) und der Kohlberg fallen durch ihr Waldkleid auf und schließen den Rundblick nach Osten ab. Als Folge tektonischer Bewegungen an der Lausitzer Störung (s. Seite 10) bauen sie sich aus gekippten Sandsteinschichten auf, so daß man jenen Bereich bereits zum Elbsandsteingebirge zählen kann. Die Verbreitung des Sandsteins hängt auch von anderen Verwerfungslinien ab. Südlich der Bonnewitzer Störung liegt Oberkreide in tonig-mergeligen Ausbildungen vor, die später jedoch teilweise ausgeräumt worden sind. Landschaftlich gehören unserem Gebiet Abschnitte der Elbtalweitung und des Elbtalhanges an. Der größte Teil ist der Lausitzer Platte zuzurechnen, die sich aus einem Mosaik recht unterschiedlicher kleiner Landschaftseinheiten zusammensetzt (Abb. 4).
2
Elbtalweitung Von der Dresdner Elbtalweitung beschäftigt uns der R a u m zwischen Wachwitz, Pillnitz und Großzschachwitz. Rechtseibisch sind von Oberpoyritz bis Hosterwitz Reste einer alten Elbablagerung erhalten, die als saalekaltzeitliche Mittelterrasse oder Heidesandterrasse (s. G 3.2) bezeichnet wird (Abb. 1). Sie verliert vom Pillnitzer Tännicht bis nach Oberpoyritz an Breite und dacht sich gleichzeitig von 140 m auf 125 m ü. N N ab. Durch seine Höhenlage und seine schwache Hangneigung vermittelt von Oberpoyritz bis östlich Kleingraupa ein Geländeabschnitt, der im Süden bis zur Talaue des Graupaer Baches reicht, bereits zum Elbtalhang. Man zählt ihn von den klimatischen Bedingungen und seinem Materialaufbau her zur Elbtalweitung. Dieser lößbedeckte Bereich wird nördlich von Kleingraupa von zahlreichen Tilken zerschnitten. E r und die angrenzenden Heidesande eignen sich vorzüglich für Garten- und Obstbau, der sich schon in historischer Zeit entwickelte. Bei Oberpoyritz bildet eine etwa 5 m hohe, steile Geländestufe den Übergang von der Heidesandterrasse zur weichselkaltzeitlichen Niederterrasse (117 m ü. NN), die sich linkselbisch großflächig zwischen Laubegast und Großzschachwitz ausbreitet. In die Niederterrasse ist die holozäne Flußaue (111,6 m) eingeschnitten, die dann durch die Elbe überflutet wird, wenn im März und April die Schneeschmelze plötzlich einsetzt. Aber auch sommerliche Stark- und Dauerregen verursachen Hochwasser, auf die Marken am Wasserpalais des Schlosses Pillnitz hinweisen. Den bisher höchsten Wasserstand erreichte die Elbe am 31. März 1845. Damals war auch die Pillnitzer Elbinsel (s. Q 7) völlig überschwemmt. Andererseits enthalten die elbnahen Bereiche Grundwasservorräte, die mit für die Wasserversorgung der Großstadt Dresden genutzt und im Wässerwerk Hosterwitz (s. Q 5) aufbereitet werden. Der Botaniker rechnet die Elbtalweitung zum Elbhügelland. Seine nördliche Grenze an der Oberkante des Talhanges bildet eine pflanzengeographische Trennlinie. Die eigentliche Elbaue zeigt auf Grund der künstlichen Veränderungen kaum noch naturnahe Vegetationseinheiten. Reste des Pappel- und UlmenHartholzauwaldes mit wärmeliebenden Arten und mit subkontinentalen Stromtalpflanzen blieben auf der Pillnitzer Elbinsel erhalten, das elbnahe Grünland ist den Talglatthaferwiesen zuzuordnen (s. Q 7). Auch Schwemmlandvegetation kann man nur noch auf der Pillnitzer Insel beobachten. Lediglich das Steinpflaster am Ufer der Elbe beherbergt eine Flora, deren Elemente sich aus denen der Schwemmlandvegetation zusammensetzen. So erscheinen hin und wieder der atlantisch-mediterrane Strandling (Corrigiola litoralis), in großen Mengen der Wilde Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und einige Kressearten, wie die pontisch-pannonische österreichische Kresse (Rorippa austriaca). Sofern noch Röhricht am Ufer vorhanden ist, wird dieses überwiegend von der Schlanksegge (Carex gracilis), seltener vom Rohr-Glanzgras (Typhoides arundinacea) gebildet. Auf den Elbterrassen, vor allem auf den sandigen Flächen um Oberpoyritz
3
O
4
.
1
2 km
und Graupa, gedeihen von der ehemals weit verbreiteten Sandsteppenvegetation hin und wieder die kontinentalen Arten Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) und Feldmannstreu (Eryngium campestre). Diese Sandstellen beherbergen auch letzte Reste der Trockenrasen. Für den Zoologen gilt die Elbtalweitung als Bereich, in den südliche und südöstliche Arten verschiedenster Tiergruppen einwandern. Sie können durch Hochwasser aus dem klimatisch warmen Prager Becken oder dem Böhmischen Mittelgebirge hierher gelangen. Allerdings konnten sich nicht viele Tierarten ansiedeln, manche fanden jedoch geeignete Lebensbedingungen. Beispielsweise ist eine in Ost- und Südeuropa heimische Schnirkelschneckenart, Cepaea vindobonensis, aus Oberpoyritz, Pillnitz und Wachwitz, aber auch aus Loschwitz, Hoflößnitz, Kötzschenbroda und der Umgebung von Meißen bekannt geworden. Ihre Vorkommen scheinen zurückzugehen, denn in den letzten Jahren konnte sie nur noch bei Meißen gefunden werden. Die Glanzschnecke Oxychilus glaber, im Böhmischen Mittelgebirge weit verbreitet, ist an vielen Stellen zu finden, jedoch auch in der südlichen Oberlausitz und im Vogtland. J O R D A N (1963) nennt 14 südliche bzw. südöstliche Wanzenarten, die sich von Pirna bis Riesa angesiedelt haben, sonst aber nirgends in Sachsen vorkommen. Auch unter den Käfern lassen sich Beispiele für die Benutzung des Elbtals alä Einwanderungsstraße finden. So kommt der Marienkäfer Scymnus subvillosus in der D D R nur im Elbtal bis Meißen vor. Bereits 1856 wurde er in Dresden gefunden, später konnte niemand mehr diese Angabe bestätigen. Erst im Jahre 1965 gelang es, ihn in größerer Anzahl an verschiedenen Stellen des Elbtales nachzuweisen. Die wärmeliebenden Tierarten finden wir vor allem auf den südexponierten Hängen, nur selten, auf der Sohle des Elbtals, wo eine ganz anders geartete Fauna lebt. Sie läßt sich am besten an solchen Stellen studieren, an denen der Einfluß des Menschen verhältnismäßig gering blieb, so auf der Pillnitzer Elbinsel (s. Q 7). Sie zeigt die typischen Züge einer Auwaldfauna. Älteren Faunenverzeichnissen zufolge war die vorüberfließende Elbe früher sehr reich an verschiedenen Tierarten.
Abb. 1. Geologische Ubersicht 1 Auelehm, Sand, Kies 2 Dünen u. Flugsand 3 Löß, Lößlehm 4 Sand, Kies, Lehm — Niederterrasse 5 Sand, Kies — Mittelterrasse 6 Sand, Kies — Schmelzwasserbildungen 7 Geschiebelehm 8 Sandiger Ton bis Ton — Beckenbildungen g Sand, Kies — Höhere Terrassen 10 Plänermergel, Quadersandstein — Turon 11 Pläner, Sandstein — Cenoman
2
Dresdner Heide
12 Konglomerat, Sandstein — Unteres Rotliegendes 13 Porphyrit 14 Grauwackehornfels 15 Granitisierte Grauwacke 16 Lausitzer Zweiglimmergranodiorit 17 Lausitzer Granodiorit 18 Tektonische Linie 19 Gangquarz O.-O. Ottendorf-Okrilla R. Radeberg P. Pillnitz
5
Für die ur- und friihgeschichtliche Besiedlung zwischen Wachwitz, Kleinzschachwitz und Pillnitz bildete die natürliche Ausstattung des Gebietes mit leicht zu bearbeitenden Böden und relativ lichter Bewachsung eine außerordentlich günstige Voraussetzung. Die Elbtalweitung und die Oberkante ihrer Ränder gelten als Hauptsiedelgebiet in allen frühen Epochen seit Beginn des Seßhaftwerdens. Trotzdem fehlen bisher jegliche Siedlungs- und Gräberreste aus der Kultur der ältesten Ackerbauern und Viehzüchter von vor mehr als 6000 Jahren zwischen Bonnewitz und Wachwitz, im Unterschied zu dem linkselbischen Lößlehmstreifen zwischen dem Unterlauf der Müglitz und DresdenCotta. Relativ wenige schnurkeramische Funde weisen auf kleinere Siedlungen vom Ende der Jungsteinzeit (etwa 2000 v. u. Z.) bei Bonnewitz (s. S 8), bei Wachwitz und am Südrand der Dresdner Heide hin. Der Beginn der Bronzezeit ist ebenfalls nur durch wenige Hinterlassenschaften belegt. Dagegen wurden kurz nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. die hochwasserfreien Bereiche an der Elbe von Menschen der Lausitzer Kultur außerordentlich stark genutzt, wie Siedlungen und unterschiedlich große Flachgräberfelder beweisen. Dazugehörende befestigte Anlagen, sogenannte Burgen, befinden sich an der Oberkante des Elbtalrandes. Nach dem Abklingen der Lausitzer Kultur im 4. und 3. Jahrhundert v. u. Z. nahmen Germanen von der Elbtalweitung Besitz. Nach ihrem teilweisen Abzug während der Völkerwanderungszeit ist mit slawischen Sorben vom Ende des 6. Jahrhunderts an zu rechnen, und der Gau Nisan, der von Pirna bis Gauernitz reichte, gehörte zu den bevorzugten damaligen Siedlungsgebieten. Ihre Befestigungen lagen, wie die zur Zeit der Lausitzer Kultur, an den Rändern (s. Q 12), besonders am südwestlichen Saum der Elbtalweitung. Wie andere Gebiete wurde im 10. Jahrhundert auch der Gau Nisan in das von Deutschen militärisch beherrschte und besetzte Gebiet einbezogen. Von der Besiedlung in frühgeschichtlicher Zeit zeugen ebenfalls nur Bodendenkmale. In erster Linie handelt es sich dabei um Befestigungen am Rande des Elbtales, wie die Hilfenburg (s. N 8), außerdem weitere Abschnittsbefestigungen über dem Keppgrund und auf dem Stallberg (s. Q 8) bei Rockau sowie wahrscheinlich auch auf dem Schloßberg über dem Friedrichsgr u nd.
Abb. 2. Historische Orts- und Flurformen 1 2 3 4 5 6 7 8 9
2*
Weiler Gassendorf Platzdorf Straßen-, Zeilendorf Reihen-, Waldhufendorf Gutssiedlung Häuslerreihe Streusiedlung Rittergut
10 11 12 13 14 15 16 17
Stadt Block- (Gutsblock-)flur Block- u. Streifenflur Gelänge- u. whä Streifenflur Hufenflur Parzellenflur waldhufenähnlich Elbtalhang
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Die Dörfer im Bereich der überschwemmungsfreien Elbterrassen sind viel älter als ihre verhältnismäßig späten ersten schriftlichen Erwähnungen, die aus dem 14. Jahrhundert stammen. Auf ihre ursprünglich slawische Besiedlung weisen ihre Orts- und Flurformen (Abb. 2) sowie ihre Namen: Kleinzschachwitz 1 3 1 0 , Pillnitz 1335, Großzschachwitz, Hosterwitz und Graupa, alle 1350. Entsprechend den räumlich beengten Verhältnissen zwischen dem Talhang und der Überschwemmungsaue legten die Siedler enge Platz- bzw. Gassen- und kurze Straßendörfer an. Ihre Nahrung bezogen die Bewohner aus dem Feldbau und dem bereits früh nachgewiesenen Weinbau, und die Elbe bot Fischern, später Treidlern und Flößern Verdienstmöglichkeiten. Einzelne Orte, wie Kleinzschachwitz (s. Q 2), lagen im 14./15. Jahrhundert nach häufigen Pestepidemien wüst. Im 16. und 17. Jahrhundert gelang es den in der Regel adligen Grundbesitzern auf den Rittergütern und Vorwerken, ihren Besitz zu vergrößern sowie die Bauern und übrigen Dorfbewohner in verstärktem Maße abhängig zu machen. Vor allem im 17. Jahrhundert setzten sie die Dienste, Abgaben und Fronen willkürlich hinauf. Die zunehmende Unterdrückung führte dazu, daß besonders die Bauern Beschwerdebriefe an den Kurfürsten richteten. Aber auch zu Auflehnungen und Erhebungen kam es, so im 17. Jahrhundert in Hosterwitz (s. Q 5) wie auch in Orten auf der Hochfläche (s. N 7). Die günstige geographische Lage und die Nähe der Residenzstadt ließen Besitz in der nordöstlichen. Hälfte der Elbtalweitung zwischen der Lößnitz und Pillnitz — sowie darüber hinaus in den angrenzenden Landschaften — besonders begehrenswert erscheinen. Wir nennen als Beispiele dafür die Rittergüter in Wachwitz (s. N 6), im 12 km von Dresden entfernten Pillnitz (s. Q 6) sowie in dem gar 16 km entlegenen Graupa (s. R 11). E s nimmt nicht wunder, daß auch der kurfürstliche Hof hier seine Interessen geltend machte und es Ende des 17. Jahrhunderts verstand, sich Pillnitz anzueignen. Ein reichliches halbes Jahrhundert später ließ er in Graupa ein Jagdschloß bauen (s. R 11), zur gleichen Zeit also, als das Pillnitzer Schloß zur ständigen Sommerresidenz bestimmt wurde. Auf diese Weise dehnte sich der Einfluß Dresdens als Wirtschafts- und Kulturzentrum immer mehr aus. Als sich die Stadt Dresden in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach Südosten erweiterte, gliederte sie sich Laubegast und Kleinzschachwitz an. 1950 kamen noch Niederpoyritz, Großzschachwitz, Hosterwitz, Pillnitz und Oberpoyritz hinzu. Im Unterschied zu den industriereichen Vororten längs der Eisenbahnlinie Dresden—Pirna dienen die neu eingemeindeten vorwiegend der Funktion des Wohnens. Nur im Anschluß an Niedersedlitz bestehen wenige größere Industrieanlagen, wie der V E B Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau sowie der V E B Mühlenbau (s. Q 3; Abb. 3). Sandige Lehme und lehmige Sande bilden das Ausgangsmaterial für verschiedene Braunerden auf der Niederterrasse. Diese leichten Böden eignen sich für den Anbau von Gemüse, Zierpflanzen und Obstbäumen. Seit i960 gibt es gärtnerische Produktionsgenossenschaften, so in Graupa (s. R 1 1 ) und Oberpoyritz (s. R 10), während linkselbisch weite Flächen vom V E G Saatzucht—
8
Industrie,
Gewerbe
Wohnbebauung Größere öffentliche Einrichtungen wie Institute. Hoch und fach schulen, Kranken höuser u. a. Sportonlagen Friedhöfe Grünflächen Kleingärten o
u
O
Landwirtschaft, Gartenbau, Obstbau, Elb wiesen
\ o\
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Pappritz
^
V ¿^y
^
Helfenberg
Forst, Stadtwälder Ortslagen außerhalb der Stadt - Stadtgrenze
Abb. 3. Flächennutzungskarte des südöstlichen Stadtrandgebietes von Dresden (nach Generalbebauungsplan und Generalverkehrsplan der Stadt Dresden. Dresden 1967)
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Zierpflanzen bearbeitet werden (s. Q 1). Praktische und Forschungsaufgaben obliegen dem Institut für Obstbau Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R , das zugleich als Produktionsbetrieb umfangreiche Obstplantagen sowie auch kleine Rebflächen an den Elbtalhärigen betreut (s. Q 13). Im gleichen Sinne wirken die Arbeiter und Wissenschaftler des 1952 bis 1958 errichteten Instituts für Forstpflanzenzüchtung, der heutigen Versuchsstation Graupa (s. R 11). Die Vielfalt landschaftlicher Werte in ihrer Verbindung mit kultur- und kunstgeschichtlich bedeutsamen, oft einmaligen Werten führte dazu, die Elbtalweitung und ihren rechtsseitigen Steilhang in das Dresdner Naherholungsgebiet einzubeziehen. Die beliebten Dresdner Vororte von Wachwitz bis Pillnitz, selbst Oberpoyritz und Graupa, sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln günstig zu erreichen. Seit Jahrzehnten gehört das Pillnitzer Schloß (s. Q 6) zu den am meisten besuchten Punkten der Dresdner Umgebung. Sein besonderer Reiz liegt in der einzigartigen Verbindung von Architektur und Landschaft. Ein sinnfälliges Bindeglied zwischen beiden ist die geschwungene Freitreppe vom Wasserpalais zur Elbe hinunter. Die ganze Schönheit der Synthese von Schloß und Landschaft offenbart sich dem Besucher, der sich mit einem Schiff der Weißen Flotte von Dresden oder Pirna her nähert.
Elbtalhang Im Nordosten und Osten wird die Elbtalweitung durch den bewaldeten Steilhang längs der Lausitzer Störung begrenzt (s. R 9 ; Abb. 1), die als Leitlinie für Bewegungen der Erdkruste gilt. Diese setzten während der Oberkreide ein; ihre Hauptphasen lagen in der obersten Kreidezeit und im Tertiär. Im Pleistozän erfolgte eine Wiederbelebung der Bewegungen, bei der der Nordflügel herausgehoben wurde. Schließlich führten diese Vorgänge zum Einbruch des Elbtalgrabens und zur Herausbildung der Bruchstufe. An verschiedenen Stellen, so an der Schönen Höhe (s. S 1), halten diese Bewegungen noch an. Die Schwächelinie macht sich gelegentlich in geringen Erschütterungen bemerkbar, die von entfernten Beben ausgelöst werden, von sogenannten Relaisbeben. Das letzte Mal spürte man sie im April 1972. Der Steilhang von Loschwitz über Wachwitz, Hosterwitz, Pillnitz bis Bonnewitz ist eine ins Auge fallende Landschaftseinheit, die von Kerbtälern der in das Elbtal einmündenden Bäche tief zerschnitten wird (s. Q 11, Q 12). Im Wechsel mit den dazwischen herausmodellierten Hangrippen, wo Zweiglimmergranodiorit bis an die Oberfläche tritt (s. R 7), entstehen vielfältige Geländeformen. Bodenmaterial und Bodenwasser wandeln diese Gliederung zu einem kleinräumigen natürlichen Standortmosaik ab ( H A R T S C H 1961; Abb. 31). Der Elbtalhang zeichnet sich durch verschiedene Laubwaldgesellschaften aus (s. R 7). Auf nährstoffreichen sonnseitigen Standorten kommen Eichen-Hainbuchen-Winterlindenwälder vor, die zahlreiche wärmeliebende Arten enthalten, 10
so Roten Hartriegel (Cornus sanguinea) und Trauben-Wucherblume (Chrysanthemum corymbosum). Auf dem Pillnitzer Weinberggelände erhielten sich thermophile Gebüschformationen (s. Q 13). In den Schattlagen der tiefen Seitentäler sind Traubeneichen-Buchenwälder verbreitet mit submontan-montanen Elementen, die hier im Elbhügelland an lokal kühlfeuchten Stellen ihre Existenzbedingungen finden (s. Q 12). Auf lichtdurchfluteten Felsstandorten dagegen begegnet man krüppeligen Kiefern sowie einer Bodenflora, bei der säureliebende Arten vorherrschen, aber gleichzeitig zahlreiche wärmeliebende Pflanzen anzutreffen sind (s. R 7). In Bachgründen und Kerbtälchen kommt es örtlich zur kleinflächigen Ausbildung von Ahorn-Eschen-Schluchtwäldern (s. Q 12). Quellhorizonte enthalten an manchen Stellen die subatlantisch-montanen Arten Gegenblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) und Hainfeiberich (Lysimachia nemorum). Dagegen fehlen an Bächen montane Elemente; die wichtigsten Begleiter der Wasserläufe sind Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) und SumpfStorchschnabel (Geranium palustre). In ur- und frühgeschichtlicher Zeit hatte vom Elbtalhang nur die Oberkante eine Bedeutung, vor allem für den "Bau von befestigten Anlagen (s. Seite 7). Ein gewisses gesellschaftliches Interesse erweckte der Elbtalhang erst wieder, als ihn der Landesherr für seine Jagdbelustigungen zu nutzen begann (s. R 9). Von Untertanen ließ er ein Wegenetz zwischen Graupa und Pillnitz anlegen, das heute noch Wanderer und Ausflügler benutzen. Die Wege bieten im Frühjahr die schönsten Aussichten, wenn die Obstbäume in Blüte stehen. Aber auch zur Laubfärbung im Herbst übt der Mischwald seinen Zauber aus. Einwohner der Elbtalorte nutzten kleine Parzellen oft über Jahrhunderte hinweg als Rebland. Als dann die landschaftlichen Reize von Angehörigen der vermögenden Klassen erkannt worden waren, kauften sie Weinberge und ließen sich Häuser zunächst für die Benutzung im Sommer und zur Weinlese bauen. Bald vergrößerte man sie zu festen Wohnsitzen mit oft protzigen Außenfassaden. Durch den Zuzug von Beamten, Wissenschaftlern und Künstlern — so den Malern Ludwig V O N H O F M A N N oder Erich B U C H W A L D - Z I N N W A L D — veränderte sich die sozialökonomische Struktur der Altgemeinden erheblich. Auch heute arbeiten Künstler noch hier in ihren Ateliers, so der Maler und Graphiker Hans JÜCHSER, von dem 6 seiner besten Arbeiten von den Faschisten in der Aktion ,,Entartete K u n s t " vernichtet wurden. In einigen Gebäuden wurden nach dem zweiten Weltkrieg gemeinnützige Einrichtungen untergebracht (s. N 6, Q 4, Q 5 ) .
Lausitzer
Platte
An den Elbtalhang schließt sich nach Norden die Lausitzer Platte mit ihren verschieden ausgestatteten Landschaftseinheiten an (Abb. 4). Ihr Südrand erreicht Höhen von 200 bis 245 m, nordwärts dacht sie sich allmählich bis auf 11
Landschaftsgrenze
niederer
Ordnung
180 m ab. Auf ihr herrschen flachwellige Hochflächen, Dellen, Muldentälchen sowie flache Kuppen und Rücken vor, die nur von den Tälern der Röder (s. D 3) und der Wesenitz (s. S 2) sowie der Prießnitz (s. K 2) unterhalb der Heidemühle unterbrochen werden. Vereinzelt ragen Erhebungen höher als 300 m ü. N N empor: am Rande des Elbtalgrabens Borsberg (356 m, s. R 5) und Triebenberg (383 m, s. R 3 ) , östlich von Weißig Hutberg (311 m, s. O 1) und Napoleonstein (344 m, s. O 2). Die voreiszeitlichen Oberflächenformen auf der Lausitzer Platte sind nur schwer zu rekonstruieren. Pleistozäne Sedimente verbergen Granodiorite und eingeschlossene metamorphe Schollen aus Grauwackehornfeis. Die Lausitzer Grauwacken entstanden durch Verfestigung von mindestens 1500 m mächtigen Sanden, die während des jüngsten Präkambriums abgelagert und noch vor Beginn des Kambriums großräumig gefaltet wurden. Druck und Temperatur nahmen in den unteren Bereichen dieser Schichten zu und bewirkten bereits zu jener Zeit sowie im frühen Paläozoikum eine Veränderung durch teilweise Aufschmelzung. Bei diesem Prozeß bildeten sich Zweiglimmergranodiorite von granitähnlicher Beschaffenheit. In die aus Grauwacken bestehende Dachregion drangen im Anschluß an die Hauptbewegungen der varistischen Gebirgsbildungszeit die Schmelzen des Lausitzer Granodiorits auf. Sie glaubt man aus einer vollständigen Aufschmelzung granitisierter Gesteine der Lausitzer Grauwackeneinheit herleiten zu können. Später als die ausgedehnte granodioritische Intrusion entstanden die meist lamprophyrischen Ganggesteine, die ebenfalls als Schmelzen in Spalten emporstiegen. Durch die Abtragung während und vor allem nach der varistischen Gebirgsbildung wurden die granodioritischen Gesteinskörper weitgehend freigelegt. Ein Teil der Abtragungsprodukte sammelte sich während der Unterrotliegendzeit in einer muldenförmigen Eintiefung am Südrand des Lausitzer Granodioritgebirges an. Bei vulkanischen Eruptionen wurden dort auch Aschen, Lapilli und Bomben gefördert, die als Porphyrtuffe vorliegen. Ein Deckenerguß von Porphyrit bildet das jüngste Glied dieser Rotliegendschichtenfolge. Ein Rest der ursprünglich ausgedehnteren Rotliegendscholle von Weißig (s. O 1) blieb bis heute erhalten, weil er sich an einer nahezu von Ost nach W e s t verlaufenden Verwerfung in Verlängerung der Lausitzer Störung absenkte. Dieser tektonischen Störung verdanken auch die sonst für das Elbtalgebiet typischen kreidezeitlichen Ablagerungen des Cenomans bei Weißig ihre Erhaltung (Abb. 33). Diesem unterschiedlichen Gestein lagert eine mehr oder weniger mächtige pleistozäne Schicht auf, die die Geländeformen vor der Elsterkaltzeit weitgehend verwischt haben. Der Verlauf der vorpleistozänen Elbe, der infolge des damals noch fehlenden Elbtalgrabens (s. Seite 10) von Dresden über Abb. 4. Landschaftseinheiten der Lausitzer Platte (Entwurf K . M A N N S F E L D , nach Unterlagen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsgruppe Naturhaushalt und Gebietscharakter; Erläuterung siehe Seite 15/16)
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Klotzsche nach Norden führte, gibt uni einen Hinweis darauf, daß die Lausitzer Platte den nördlichsten Teil einer Abdachungsfläche bildete, die sich vom Osterzgebirge nordwärts senkte ( N E E F i960). Noch bevor das Inlandeis zur Elsterkaltzeit das Gebiet erreichte, hatte unter dem Einfluß tektonischer Bewegungen eine Zerschneidung begönnen, die schließlich zu tiefen. rinnenartigen Hohlformen führte. In diesen wurden elsterkaltzeitliche Grundmoränen und Schmelzwassersedimente abgelagert. Solche Hohlformen bestehen auch in der angrenzenden Oberlausitz ( P R Ä G E R 1966) und im Elbsandsteingebirge ( A N D R E A S 1964). Die Auswertung zahlreicher geologischer Bohrungen in letzter Zeit ergab, daß die elsterkaltzeitlichen Grundmoränen auf der Lausitzer Platte an manchen Stellen zwei Eigvorstößen zuzuordnen sind. Im Raum Rossendorf— Dittersbach werden nämlich die unteren 6 — 7 m mächtigen Geschiebemergel durch mehrere Meter mächtige Bändertone, Sande und Kiese von den oberen Geschiebemergeln getrennt (s. P 3 ) . Nimmt man an, daß der oberste Geschiebemergel „der in diesem Raum jeweils letzten Eisbedeckung entspricht" ( H E C K 1961), dann muß der untere Geschiebemergel im Rossendorfer Gebiet dem ersten, älteren Vorstoß zugeordnet werden (NOACK 1970). Die bis zu '30 m mächtigen Sande und Kiese im Hangenden der oberen Moräne, also die Schmelzwasserablagerungen des zweiten Elstereis-Vorstoßes, bilden bei Rossendorf und Wallroda kleine Kuppen, die aber erst durch nachelsterkaltzeitliche Abtragungsvorgänge entstanden sind (s. E 6, J 2). Flächenhaft ausgebreitete Schmelzwassersedimente kommen in der Dresdner Heide und im Carswald vor. Von ihnen weiß man seit langem, daß sie ausgezeichnete Wasserleiter darstellen. Aus entsprechenden Brunnen im Carswald (s. H 5.5) führt man Wasser dem V E B Radeberger Exportbierbrauerei zu, dem weithin bekanntesten Betrieb der nahen Industriestadt. Bei der Ausbildung des neuen hydrographischen Netzes nach dem Zurückweichen des Inlandeises entstanden durch die Röder und die Wesenitz sowie ihre Nebenbäche Engtalstrecken, wie sie auch aus der benachbarten Oberlausitz bekannt sind (s. Bd. 17, Stolpen, B 7). So durchbricht die Große Röder (s. D 3) in einem als Seifersdorfer Tal (s. D 4) bezeichneten Kerbsohlental den Grauwackehornfels zwischen Radeberg und Grünberg; kürzere ähnliche Abschnitte sind von ihrem Oberlauf sowie von der Wesenitz bekannt. Auf den anstehenden Gesteinen Grauwackehornfels, Zweiglimmergranodiorit, Granodiorit und Porphyrit sowie auf altpleistozänen Grundmoränen, Tonen, Schmelzwasserkiesen und -sanden wurde im Jungpleistozän eine mehr oder weniger mächtige Decke äolischen Materials sedimentiert, das als gemeinsames Merkmal der Lausitzer Platte gilt. E s ist je nach der Entfernung von den Auswehungsgebieten als Treibsand, schluffiger Treibsand, Sandlöß oder Löß(lehm) ausgebildet. Bei geringer Mächtigkeit der Decke wirkt sich allerdings noch der Untergrund auf den Bodenwasser- und Nährstoffhaushalt aus. Auf diese Weise ergibt sich ein vielfältiges und kleinräumig angeordnetes Muster der Landschaftseinheiten zwischen Lomnitz, Radeberg und Dittersbach. Insgesamt kann man
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auf Grund von Höhenlage (a), Reliefform (b), Gestein (c), Bodentyp (d) und Nutzung (e) 16 Einheiten ausgliedern (Abb. 4). 1. Sandbedeckte Granitrücken um Lomnitz: a 210 —240 m; b Rücken und Flachrücken mit breiten Mulden; c sandige und sandig-kiesige Auflagen (4 bis 8 dm mächtig) über Granodiorit; d Braunerden, Gleye, Staugleye; e überwiegend Acker, etwa 20% Wald und 30% Grünland. 2. Leppersdorfer Lößlehmhügelland: a 250 — 300 m; b 300 — 500 m breite Riedel mit weit eingreifenden Mulden und Bachtälchen; c Lößlehm, im Nordosten Sandlöß (6—10 dm) über Granodiorit und Schmelzwasserbildungen; d Parabraunerden, Braunerden, Staugleye; e überwiegend Acker, etwa 1 0 — 1 5 % Wald und 20 — 25% Grünland. 3. Seifersdorfer Tal: a 170 — 2 1 0 m ; b 40 —50m tief eingesenktes Sohlental; c lehmig-schluffige und sandige Auensedimente, Granodiorit und Grauwackehornfels an den Hängen; d Gleye, an den Hängen skelettreiche Ranker und Braunerden; e Wald an den Talhängen, Grünland in der Aue. 4. Langebrücker Granithügelland: a 200 —250m; b Rücken und Flachrücken, im Nordwestteil mit zahlreichen Kuppen; c Granodioritverwitterungsmaterial mit örtlicher Sand/Kiesdecke; d Braunerden, Staugleye in den Tälchen und Mulden; e im Südteil 50% Wald (Dresdner Heide), im Nordteil überwiegend Acker. 5. Sand- bzw. kiesüberlagertes Granitgebiet am Dachsenberg: a 240 —280 m; b Rücken und Flachrücken mit breiten Mulden und Bachtälchen; c sandige und sandig/kiesige Auflagen mit Granodioritdurchragungen; d Podsol-Braunerden, Staugleye; e etwa 45 — 50% Wald, 25% Grünland. 6. Wallrodaer Kieskuppengebiet: a 270 — 295 m; b Flachkuppen, Kuppen, Trockentälchen; c Schmelzwasserkiese und -sande, teilweise mit Lößlehm bedeckt; d Podsol-Braunerden, Parabraunerden; e etwa 40% Waldanteil und etwa 40% Acker. 7. Kleinröhrsdorfer Wald: a 250 — 270 m; b Quellmulden und Bachtälchen, vereinzelt Rücken; c Lößlehm (8 —12 dm); d Staugleye, Braunstaugleye; e etwa 40% Wald und 35 — 40% Acker. 8. Radeberger Granithügelland: a 250—290 m; b Rücken und Flachrücken mit breiten Quellmulden; c Granodioritverwitterungsmaterial, örtlich weniger als 4 dm mächtige Lößdecke; d Braunerden, Staugleye; e etwa 60 — 70% Acker, 1 0 % Wald. 9. Fischbacher Lößlehmhügelland: a 260 — 285 m; b Rücken;, c Lößlehm (8 bis 12 dm) über Grauwackehornfels und Granodiorit; d Parabraunerden, Braunerden ; e nahezu ausschließlich Acker. 10. Arnsdorfer Becken: a 245 —265 m; b breite Talmulden mit Flachhängen und Hangmulden; c Aulehm sowie Schmelzwasserbildungen, stellenweise mit Löß- bzw. Sandlößdecke; d Gleye, Staugleye; e etwa 50% Grünland. 1 1 . Kleinkuppendünenrelief Dresdner Heide: a 230—250 m; b Rücken sowie 15
breite Talmulden und Mulden mit kuppigen Dünenzügen; c zu Dünen aufgewehte pleistozäne Sande ^owie Anmoorbildungen in flachen Mulden; Granodioritdurchragungen im Ostteil; d Braunerde-Podsole, Braunerden, Staugleye, anmoorige Gleye; e Wald. 12. Schönfelder Hochfläche: a 280 — 350 m; b Rücken, Flachrücken und Flachhänge; c Lößlehm (6 —12 dm) über Granodioritverwitterungsmaterial, Grundmoräne; vereinzelt Kiese und Sande; d Parabraunerden, Braunerden, Staugleye; e etwa 60% Acker, 25 — 30% Grünland. 13. Weißiger Berge: a 300 —330 m; b Rücken und Flachrücken, vereinzelt Kuppen; c Porphyrite, Porphyrittuffe, Sandstein; örtlich lößlehmbeeinflußt; d Ranker-Braunerden, skelettreiche Braunerden, Podsol-Braunerden, Staugleye; e überwiegend Acker und Grünland, etwa 1 0 % Wald. 14. Carswald: a 260 — 280 m; b Flachhänge und Mulden mit einzelnen Rücken und Kuppen; c Schmelzwasserkiese und -sande, örtlich von Lößlehm beeinflußt, Granodioritdurchragungen; d Podsol-Braunerden, Braunerden, Staugleye ; e etwa 90% Wald. 15. Rossendorfer Kieskuppengebiet: a 280 —300 m; b Kuppen und Kleinkuppen; c Schmelzwasserschotter und -sande, örtlich von Löß bzw. Sandlöß beeinflußt; d Podsol-Braunerden; e etwa 75% Wald. 16. Dittersbacher Sandlößgebiet: a 250 —270 m; b durch zahlreiche Quellmulden und Bachtälchen gegliederte Rücken und Flachrücken; c Lößlehm- und Sandlößauflagen (4 —8 dm) über Granodiorit, Grundmoräne und vereinzelt altpleistozänen Schottern; d Parabraunerden, Braunerden, Staugleye; e etwa 50% Acker und 25 — 30% Grünland. Klimatisch unterscheiden sich die Lausitzer Platte und die Elbtalweitung sowohl in den langjährigen Mittelwerten als auch im jahreszeitlichen Witterungsablauf. So erreichen die mittleren Jahresniederschläge im Elbtal nur Summen von 560 mm, auf der Platte dagegen mehr als 750 mm, wobei die Ausläufer des Nordwestlausitzer Berglandes bei Lichtenberg einen Staueffekt hervorrufen. Dieser Unterschied wirkt sich verstärkt dadurch aus, daß im Elbtal wasserdurchlässige Sandböden sowie leicht austrocknende, nach Süden und Südwesten gerichtete Hänge überwiegen. Dagegen neigen die lehmigen Ablagerungen und Verwitterungsdecken auf der Granodioritplatte stellenweise stark zur Yernässung. Die Jahres- wie die Januar- und Julimittel der Temperatur liegen im Elbtal bei 9°C, o°C und i8,5°C und somit um 1 Grad höher als auf der Platte. Demgegenüber aber hat man die Tatsache anzumerken, daß während der Vegetationsperiode morgens und abends in der Elbaue Dunst und Nebel vorherrschen. Auch die von Industrie- und Siedlungsballungen hervorgerufene Dunsthaube setzt die Zahl der Sonnenscheinstünden des Elbtales gegenüber der Platte bedeutend herab. Klima und Boden führten vor allem dazu, daß sich Unterschiede zwischen Flora
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und Vegetation des Elbhügellandes und der Lausitzer Platte einstellten. Zwar finden auf isolierten Kuppen wärmeliebende Arten des Elbhügellandes mit weiter ökologischer Amplitude zusagende Lebensbedingungen, wie Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), Grind-Flockenblume (Centaurea scabiosa) und Dornige Hauhechel (Ononis spinosa), doch treten sie östlich des Rödertales nur noch selten auf. Eine lokale Häufung dieser Pflanzen besitzen auch Kuppen bei Lichtenberg und Lomnitz sowie Feldraine um Lomnitz, auf denen recht zahlreich Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum) vorkommt. Kassubenwicke (Vicia cassubica) und Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), zwei osteuropäische Eichenwaldbegleiter, wurden ebenfalls aus der Umgebung von Lomnitz bekannt. Bei Seifersdorf findet man Feldmannstreu (Eryngium campestre). Neben den zusammenhängenden Waldgebieten Dresdner Heide, Harthe, Carswald und Landwehr gibt es noch zahlreiche Restwälder und mit Buschwerk bewachsene Kuppen in der sonst landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft. Die Restgehölze auf den Kuppen um Ullersdorf, Weißig, Schönfeld und Eschdorf bestehen aus Eichen-Buchen-Hainbuchenwäldern, die man als Niederoder Mittelwald bewirtschaftete. In ihrer Nähe und auf Schafhutungen kommt es vielfach zur Ausbildung von Magerräsen, in denen vor allem Bodensäure liebende Arten vorherrschen, wie Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Kleiner Ampfer (Rumex acetosella), Katzenpfötchen (Antennana dioica) und Tüpfel-Hartheu (Hypericum perforatum). Naturnahe Vegetationseinheiten sind in größeren Waldungen k a u m vorhanden. Auf weiten Teilen der Schönfelder Hochfläche und des Prießnitz- und Wesenitzeinzugsgebietes wuchs ursprünglich Eichen-Birkenwald (s. P 1), der fast überall in Fichten- und Kiefernforste umgewandelt worden ist; andere Laubwaldpartien sind in starkem Maße mit Nadelhölzern durchsetzt. Der ursprüngliche Artenbestand der Dresdnr Heide und der südlich und östlich von ihr liegenden Wälder wechselt je nach Nährstoffgehalt, Hanglage, Lokalklima und Bodenwasserhaushalt. Ganz deutlich weist die Dresdner Heide (s. G 3.6) auf Grund ihrer Geschlossenheit ozeanischere Züge als die angrenzenden offenen Landschaften auf. A m weitesten verbreitet waren TraubeneichenBuchen- und Eichen-Birkenwälder mit unterschiedlichem Kiefernanteil. Diesen pflanzensoziologischen Einheiten können die einzelnen Heidebereiche heute nur schwer zugeordnet werden, da forstliche Maßnahmen das Bild völlig verändert haben. Als Leitpflanze der Traubeneichen-Buchenwälder kann die Silberhainsimse (Luzula luzuloides) dienen; der Rohhumusbesiedler Rippenfarn (Blechnum spicant) als subatlantische A r t und Siebenstern (Trientalis europaea), ein boreal-subozeanisches Element, treten in beiden Waldtypen selten auf. Als Ersatzgesellschaften der Eichen-Birkenwälder haben sich zunächst wechselfeuchte Pfeifengraswiesen entwickelt, deren Artengarnitur bereits in den entsprechenden Waldgesellschaften vorhanden ist. Solche Wiesen gibt es noch in Resten im oberen Prießnitzgebiet, um Dittersbach und Eschdorf. Als wichtigste Kennarten erscheinen Sumpfgarbe (Achillea ptarmica), Pfeifengras (Molinia
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coerulea) und Silge (Selinum carvifolia); gegenwärtig verschollen ist das ost europäische Preußische Laserkraut (Laserpitiumprutenicum). Die Wiesen wurden später größtenteils in leistungsfähiges Wirtschaftsgrünland umgewandelt. Heute befindet sich an ihrer Stelle artenarmes Weideland, das kaum noch Hinweise auf die ehemalige Grünlandvegetation vermittelt. Auch die zahlreichen Flachmoore (s. A 6) und Borstgrasrasen mit Arnika (Arnica montana) und Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) verschwanden fast gänzlich. Eine etwas veränderte Vegetation zeigt das Gebiet westlich der Linie Radeberg — Leppersdorf. Die dortigen Waldreste, so Landwehr (s. E 7), Timmelsberg" Oberer und Niederer Bocksberg, zeichnen sich durch mehr oder weniger mit Laubholzarten durchsetzte Kiefernforsten aus. Im K o n t a k t zu den EichenKiefernwäldern bzw. Kiefernforsten stehen häufig bodensaure Magerrasen. Diese enthalten teilweise wärmeliebende Arten leichter Böden, wie Golddistel (Carlina vulgaris) und Rheinische Flockenblume (Centaurea rhenana). Die Wälder in den Flußniederungen gehören teils zu den Stieleichen-Hainbuchenwäldern auf grundwassernahen Böden, teils zu den Erlen-EschenBachwäldern mit hohem Anteil an Bergahorn. Beide T y p e n sind durch ausgeprägte Frühjahrsaspekte gekennzeichnet (s. A 6). Im stark gegliederten Seifersdorfer Tal (s. D 4) kommen auf engstem Raum verschiedene expositionsbedingte Waldgesellschaften vor. Floristisch weist die Lausitzer Platte einige Besonderheiten auf. So erreichen in den Einzugsgebieten von Prießnitz und Röder manche montanen Arten ihre nördlichen Verbreitungsgrenzen gegenüber dem Tiefland, jedoch treten diese kaum in geschlossenen Beständen auf. Ihre Vorkommen stellen ausnahmslos Sonderstandorte dar. Als recht seltene Uferpflanze erscheint hin und wieder an der Großen und Kleinen Röder die windblütige Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium). Von den subatlantisch-montanen Bergwiesenpflanzen besaßen Bärwurz (Meum athamanticum) und Wald-Läusekraut (Pedicularis silvático) auf der Hochfläche nordöstlich von Dresden ehemals zahlreiche Standorte. Die im Erzgebirge häufige stattliche Alantdistel (Cirsium heterophyllum), eine östliche Berglandpflanze, tritt noch mehrfach in der Dresdner Heide, auf der Schönfelder Hochfläche und bei Seifersdorf auf. Der ebenfalls östlich-montane Wald-Storchschnabel (Geranium silvaticum) wurde um 1935 aus dem oberen Prießnitzgebiet bekannt, der mitteleuropäisch-montane Behaarte Kälberkropf (Chaerophylium hirsutum) kommt — allerdings selten — an den Ufern der Prießnitz sowie an der Wesenitz und bei Leppersdorf vor. Neuerdings erreicht das mitteleuropäisch-submontane Berg-Täschelkraut (Thlaspi alpestre) als Wiesenpflanze an der Großen Röder eine stärkere Verbreitung, es wurde auch an der Kleinen Röder festgestellt ( T H O M A S C H K E 1969). Hinsichtlich der Ackerunkrautflora differiert die Lausitzer Platte vom Elbhügelland wenig; sie setzt sich fast ausschließlich aus säureliebenden Arten zusammen. Äcker mit sandig-lehmigem Bodenmaterial zeichnen sich durch SinauGesellschaften aus, deren Borstenhirse-Ausbildungsform Grüne Borstenhirse
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(Setaria viridis), Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli), Reiherschnabel (Erodium cicutarium) und Ackerschöterich (Erysimum cheiranthoides) enthält ( M I L I T Z E R 1970). Relativ häufig treten auch Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Windenknöterich (Polygonum convolvulus) und Hederich (Raphanus raphanistrum) auf. Im Norden des Gebietes kommen vereinzelt Pflanzen sandiger Äcker vor, wie die subatlantischen Arten Sandrahle (Teesdalia nudicaulis), Niederliegendes Hartheu (Hypericum humifusum) und Lämmersalat (Arnoseris minima). M I L I T Z E R (1970) beschreibt als wichtigste Gesellschaft der Lausitzer Platte die Ackerstiefmütterchen-Rasse der Lämmersalat-Unkrautgesellschaften mit Ackerstiefmütterchen (Viola tricolor ssp. vulgaris) und Ackerhohlzahn (Galeopsis ladanum). Die Lausitzer Platte mit dem Seifersdorfer (s. D 4) und dem Hüttertal (s. H 4) bietet vielfältige Möglichkeiten der Erholung. Urlauber verbringen in Liegau (s. E 4) und Langebrück (s. G 1) durch den FDGB-Feriendienst erholsame Tage. Eines der am meisten besuchten Naherholungsgebiete aber ist zweifellos die Dresdner Heide (s. G 3) mit beliebten Wanderzielen wie Hofewiese (s. G 4) und Heidemühle (s. K 1) sowie Ausflugsgaststätten und Bädern in Randorten. Sie steht seit 1969 unter Landschaftsschutz, damit man ihren Charakter als Erholungswald auch für künftige Generationen besser erhalten kann. Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung der Lausitzer Platte begann später als die der Elbtalweitung. Aus der Steinzeit, auch aus der ersten Phase der Bronzezeit fehlen — von Einzelfunden abgesehen — Hinweise auf die Nutzung der Platte. Erst nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. beherrschte die Lausitzer Kultur, ein Zweig der ostmitteleuropäischen Urnenfelderbevölkerung, das gesamte Gebiet. Zahlreiche Belege lassen auf größere Siedlungen und Friedhöfe mit vielen Urnenflachgräbern schließen. Daneben treten Hügelgräber auf, besonders in der Dresdner Heide (s. G3.5). Ihre heutigen "Vorkommen lassen nicht auf die ursprüngliche Verbreitung schließen, da auf den Äckern während der Jahrhunderte vielerorts eine völlige Einebnung erfolgte, in den Wäldern zum Teil durch den Forstpflug. Eine Ausweitung der Siedlungsflächen hing wohl vor allem mit dem besonders in der Bronzezeit günstigen Klima und der daraus mit resultierenden Wirtschaftsweise zusammen. Trotzdem ist aus einem Nachweis einer relativ dichten Besiedlung nicht eine unerwartet große Bevölkerungszunahme abzuleiten. Wir müssen bedenken, daß die Lausitzer Kultur einschließlich der ältesten Eisenzeit etwa 1000 Jahre andauerte und sich damit die vielen und großen Friedhöfe und Niederlassungen auf diese lange Zeitspanne verteilten. Aus dieser Periode stammen auch die ältesten befestigten Siedlungen, die sogenannten Burgen der Lausitzer Kultur, wie sie für den Elbtalrand bei Pillnitz am Kanapee (s.- Q 12) und bei Krieschendorf (s. Q 10) sowie als Verbindung zur Oberlausitz bei Seifersdorf (s. D 9) bekannt sind. Diese Gemeinwesen stellten nicht nur Zufluchtsstätten in unruhigen Zeiten dar, sondern dienten in erster Linie zum ständigen Aufenthalt für die Bewohner, ferner als organisatorische und gesellschaftliche Zentren, als Sitz wichtiger Handwerke, wie der Metall-
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Verarbeitung, als Handelsplätze und sicher auch als Kultstätten. Im 4. bis 3. Jahrhundert v. u. Z. klang die Lausitzer Kultur aus. In der folgenden Zeit kann man dem heutigen Forschungsstand zufolge von einer germanischen Bevölkerung sprechen, deren Anwesenheit auch in den ersten Jahrhunderten u. Z. für Grünberg (s. D 2) und das Gebiet der späteren mittelalterlichen Wüstung Reinhardswalde durch Reste materieller Kultur belegt ist. In die anschließende Völkerwanderungszeit gehört eine Siedlung von Lotzdorf (s. H 1). In frühgeschichtlicher Zeit gründeten Feudalherren Wasserburgen, so in Seifersdorf (s. D 6), Wachau (s. E 1), Schönfeld (s. O 8) und Dittersbach (s. P 2), sowie eine Wehranlage im heutigen Bereich des Schlosses Klippenstein (s. H 5.4) in Radeberg gegenüber einer verschliffenen Befestigung auf dem Schloßberg. Wie die geborgenen Reste zum Beispiel in der Wüstung Reinhardswalde (s. M 3) beweisen, blieben im Mittelalter einzelne Dörfer und ihre Fluren aus ganz unterschiedlichen Gründen wüst liegen. Besiedlungsgang, Verteilung und Form der Ortschaften der Lausitzer Platte ergeben zum Unterschied vom Elbtal ein eigenständiges Bild. Lange Reihendörfer (Abb. 2) mit beiderseits anschließenden Waldhufen ziehen sich an den Bächen zwischen der Dresdner Heide, dem Carswald und der Schönen Höhe hin. Ihre ersten bäuerlichen Siedler wurden von Lokatoren im 12./13. Jahrhundert hierhergeführt, deren Namen oft noch in den heutigen Bezeichnungen zu erkennen sind, wie in Ottendorf (s. A 1), Seifersdorf (s. D 6), Lotzdorf (s. H 1), Kleinröhrsdorf (s. J 1), Arnsdorf (s. M 2) und Dittersbach (s. P 2). Von einigen dieser Orte liegen frühe urkundliche Erwähnungen vor, die meist in Verbindung mit Angaben über grundherrschaftliche Verhältnisse erfolgten, so 1 2 1 8 von Wachau und 1288 von Langebrück. In weit stärkerem Maße als im Elbtal bildeten sich hier Rittergüter und Vorwerke aus (s. O 8). Im 16. und 17. Jahrhundert gründeten die Rittergutsbesitzer in einigen Dörfern neue Vorwerke auf Kosten von Bauerngütern, so in Reitzendorf (s. R 2), bzw. sie ersuchten den Landesherrn, ihre bestehenden Vorwerke in den Rang von Rittergütern zu erheben, wie in Elbersdorf (s. S 4). Bei dieser Gelegenheit vergrößerten sie gleichzeitig die Nutzflächen. In vielen Orten empörten sich die Bauern im 17. Jahrhundert .über die zunehmende Ausbeutung. Unter verwüsteten Feldern litten die Dörfer an der Dresdner Heide durch den hohen Wildbesatz, den der Kurfürst für seine Jagdvergnügen forderte. Deshalb beteiligten sich 1790 die Bewohner an den sogenannten Jagdunruhen (s. L 2). Immer mehr führte die soziale Differenzierung auf dem Dorf dazu, daß sich außer Bauern und Rittergutsbesitzern auch Besitzarme (Gärtner) und Besitzlose (Inwohner, Hausgenossen) ansiedelten. Ihre wichtigsten Einnahmequellen lagen in der Arbeit auf dem Rittergut oder in einer gewerblichen Tätigkeit. In Ottendorf (s. A 1) wurden Köhler, Pechsieder und andere mit dem Wald verbundene Berufe genannt. Am verbreitetsten dürften aber das Spinnen von Flachs sowie das Weben von Leinwand (s. E i ) und von Bändern (s. J 1) gewesen sein. Die Produktion erhöhte sich, als nach 1765 die Verwendung von
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Mühlenstühleu, Bandmühlen und Schnurmühlen auch in Sachsen gestattet wurde. Händler kauften rohe und gebleichte Leinwand auf und unterhielten Verbindungen sogar mit dem Ausland. Weit verbreitet war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in der Umgebung von Radeberg die Nutzung von Teichen für die Aufzucht von Karpfen und anderen Speisefischen (s. F 1). An grundherrlichen oder landesherrlichen Anlagen mußten die notwendigen Arbeiten von Untertanen der Rittergüter oder denen des Amtes Radeberg verrichtet werden. Zur Stärkung des ländlichen Gewerbes trug in erheblichem Maße das Wasser bei. E s wurde früher als alleiniges Antriebsmittel von Mühlen genutzt, die an den Bächen fast aller Dörfer standen. Bis zum heutigen Tag haben sich in der Lomnitzer Buschmühle (s. B 1) und der Wallrodaer Mühle (s. J 3) die intakten Wasserräder erhalten, die anderenorts von Turbinen (s. D 4) bzw. von elektrischen Stromaggregaten (s. D 2) abgelöst wurden. Gehörte ursprünglich zu jeder bäuerlichen Hufe auch ein bestimmter Anteil an Waldland, so blieben im Laufe der Zeit nur einige wenige zusammenhängende, mit Bäumen bestandene Flächen übrig. Sie befanden sich in gutsherrlichem Besitz, wie die Landwehr (s. E 7), oder der Kurfürst verfügte über ihre Nutzung, so in der Dresdner Heide (s. G 3.6) und in Teilen des Carswaldes (s. M 3). Abgesehen davon, daß der Kurfürst reiche Einnahmen durch Verkauf von Brennholz hatte, diente der Wald bis in das 19., teilweise sogar 20. Jahrhundert in erster Linie zur Abhaltung von höfischen Jagden, für die eine große Anzahl von Jägern und Hilfspersonal sowie Hunden aufgeboten werden mußte. Die Untertanen aus den Heiderandorten mußten Treiber stellen. In den Saugärten (s. G 3.6) hielt man Wildschweine; auf den sogenannten Hofewiesen (s. G 4) gewann man Futter für die kurfürstliche Tierhaltung. Von einer geordneten Holznutzung konnte lange Zeit keine Rede sein. Vielmehr schlug man das benötigte Holz je nach Bedarf. Die Heideanwohner durften als geringen Ausgleich für ihre Jagdfronen im Wald Vieh hüten, Heu und Leseholz holen sowie die Waldbienenzucht betreiben (s. G 3.6). Diese Rechte verloren erst nach ihrer Ablösung im 19. Jahrhundert ihre Gültigkeit, denn der Wald wurde nun als Staatsforst bewirtschaftet. Obwohl auch in früheren Jahrhunderten kleine Siedlungen von Grundherren zur Erhöhung der Zahl ihrer Untertanen angelegt worden waren, so Neubühlau und Niederrochwitz (16. Jahrhundert), setzte doch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in manchen Gemeinden eine umfängliche Auf Siedlung ein. Dort parzellierten einzelne Bauern ihren Besitz und verkauften ihre Flur vor allem an Dresdner Bürger. In dieser Zeit kamen nach Langebrück (s. G 1) zunächst Sommerfrischler, und bald siedelten sich auch Ruheständler an, in geringerer Zahl auch in Bühlau (s. N 1). Sie ließen sich hier Landhäuser und Villen mit oft protzigen Architekturformen erbauen. Als Kurbad gegründet wurde Augustusbad bereits im 18. Jahrhundert (s. E 3). Einige seiner früheren Gebäude dienen heute der Stadt Radeberg als Feierabendheim. Mit dem Zusammenbruch des Faschismus und dem Ende des zweiten Welt3
Dresdner Heide
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krieges begann auf allen Gebieten der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens eine völlig neue Entwicklung, die schließlich seit 1952 zum Aufbau des Sozialismus auf dem Lande führte. Zunächst hatten durch die demokratische Bodenreform 1945/46 Neubauern, landarme Bauern und Kleinsiedler den Grund und Boden der früheren Rittergüter erhalten. Es waren in vielen Orten Neubauernsiedlungen entstanden, so in Friedrichsthal (s. H 2), Kleinwolmsdorf (s. M 1), Gönnsdorf (s. N 4), Rossendorf (s. O 4) und Schönfeld (s. O 8). Die ehemaligen Schlösser und Herrenhäuser führte man gemeinnützigen Zwecken zu. So dient das Schönfelder Schloß heute als Schule, das Seifersdorfer als Kindergarten und dem R a t der Gemeinde (s. D 6). Die Neubauern gehörten zu den ersten, die sich zu landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammenschlössen und somit Vorbild für die weitere Entwicklung auf dem Lande waren. In Schönfeld gründeten sie 1952 die L P G Vorwärts (s. O 8), in Friedrichsthal 1953 die L P G Junge Garde (s. H 2), in Eschdorf 1953 die L P G Otto Buchwitz (s. O 6). Um das Vieh gemeinsam halten zu können, bauten sich diese Genossenschaften neue Ställe zunächst für 60 bis 100 Tiere und modernisierten vorhandene alte. Als sich i960 alle Einzelbauern zu Genossenschaften vom T y p I oder I I I zusammenschlössen, waren die Voraussetzungen für Flurstückzusammenlegungen und eine gemeinsame Feldbewirtschaftung geschaffen, die vor allem nach 1968 große Fortschritte machte. Seit dieser Zeit gewann die Form kooperativer Zusammenarbeit zwischen den Genossenschaften an Bedeutung, die schließlich zur Bildung von kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion ( K A P ) führte. Der wesentlichen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit dienen Meliorationsvorhaben, wie das der L P G 20. Jahrestag der D D R Weißig an der oberen Prießnitz (s. N 2). Für die Viehwirtschaft schufen sich die Bauern jetzt Ställe für 400 Milchkühe (s. E 1), für 2000 Kühe in Lichtenberg (s. C 3) und Großerkmannsdorf (s. L 3) sowie Anlagen für Schweinezucht und -mast in Langebrück (s. G 1) und Schönfeld. In Ottendorf-Okrilla wurde ein Trockenwerk (s. A 1) für mehrere Genossenschaften errichtet. Diese Einrichtungen können als Beginn der Anwendung industriemäßiger Methoden in der Landwirtschaft angesehen werden. Das V E G Dittersbach (seit 1949) beschäftigt sich neben seinen Produktionsaufgaben mit der Heranbildung von Facharbeitern in der sozialistischen Landwirtschaft (s. P 2 ) . Die günstige Lage in der Mitte des westlichen Teils der Lausitzer Platte sowie Privilegien und Rechte verhalfen der Stadt Radeberg (s. H 5) früh zu einer wirtschaftlichen Bedeutung. Dazu trug auch der Zusammenschluß der Handwerker zu Zünften im 15./16. Jahrhundert bei. U m die Wende v o m 17. zum 18. Jahrhundert entstanden die ersten Textilmanufakturen (s. H 5.2). Nachdem der Ort 1845 an das Eisenbahnnetz angeschlossen worden war, vollzog sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der Wandel zur Industriestadt (s. H 5.5). A n Einwohnern überflügelte Radeberg bald seine Nachbarstädte Kamenz und Bischofswerda. Alle Betriebe von Radeberg sowie den Industriedörfern Ottendorf-Okrilla und 22
Arnsdorf erlebten nach 1945, besonders in den letzten Jahrzehnten, einen großen Aufschwung. Unter ihnen gebührt das Augenmerk vor allem dem V E B Kombinat Robotron, dessen Werktätige bis 1967 Fernsehapparate herstellten. Dann erhielt das Werk durch die Fertigung elektronischer Datenverarbeitungsmaschinen ein sehr modernes Produktionsprofil. Ohne an dieser Stelle Einzelheiten nennen zu wollen, beeindruckt in Radeberg, einer Stadt von nur 18000 Einwohnern, die Konzentration vielfältiger, für unsere Volkswirtschaft bedeutsamer Produktionsstätten. Das Bild der Stadt wird aber auch durch die ausgedehnten neuen Wohnviertel für die Werktätigen dieser Betriebe geprägt.
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Einzeldarstellung
1 Ottendorf-Okrilla, Kreis Dresden, besteht aus den 5 Ortsteilen Cunnersdorf und Kleinokrilla (s. B d . 22, Lößnitz, F 4 u. 5) sowie Großokrilla, Ottendorf und Moritzdorf. Wahrscheinlich ist nur Ottendorf eine Gründung aus der bäuerlichen Kolonisationszeit nach 1200. Die erste bekannte Nennung von 1378 bringt bereits die heutige Schreibweise und deutet auf einen L o k a t o r O t t o hin. Dieser südöstliche und bei weitem größte Ortsteil ist ein parallel der Orla lang hingestrecktes Reihendorf mit breit angelegter ehemaliger Waldhufenflur, mit lose aneinandergereihten Gehöftanlagen entlang der das Dorf durchziehenden A l t e n Salzstraße (s. D 8). Auf seinen W a l d h u f e n führten 20 Feldwege gleichgerichtet nach Süden, 17 nach Norden. Zwischen beiden Gehöftreihen breitete sich bis in das 18. Jahrhundert an der Orla eine gemeindeeigene unbebaute Rasenfläche aus. O b w o h l die Gemeinde von 1759 bis 1837 insgesamt 20 Baustellen in der A u e verkaufte, dienten 1890 noch 3 große Grasplätze in der D o r f m i t t e der gemeinsamen Viehweide. Hutungsund Gräsereirechte der Bauern wurden 1691 v o m Seifersdorfer Grundherrn bestimmt, denn Ottendorf unterstand nicht dem A m t Radeberg, sondern jenem R i t t e r g u t , zeitweise auch dem in Grünberg. Wegen der zu leistenden Frondienste, die 1624 festgelegt worden waren, k a m es 1747 zu Auseinandersetzungen mit der Grundherrschaft. A u c h über starke Wildschäden beklagten sich die Bauern mehrmals, so 1782 sogar beim Kurfürsten. Die Kirche v o n Ottendorf diente zugleich allen 4 Nachbargemeinden. Deshalb steht sie fast a m unteren E n d e des Ortes. Dieser grenzt hier an Großokrilla, den mittelsten Teil der Gesamtsiedlung, v o n dem aus sich Moritzdorf nach Norden, Kleinokrilla nach W e s t e n und Cunnersdorf nach Südwesten erstrekken. 1776 bis 1777 erfolgte ein tiefgreifender U m b a u der Kirche, bei dem unter anderem der T u r m neu hergestellt und die K a n z e l über den A l t a r verlegt wurde. A m 12. Juli 1873 zündete ein Blitzschlag gleichzeitig im T u r m , a m A l t a r und an der Kanzel. 1874 bis 1875 entstand die Kirche neu in nachklassizistischen Formen. A n der Kleinen Röder liegt Großokrilla. Der Ortsname begegnet uns in der alten F o r m Okryll (1453) und h ä n g t mit der sorbischen Entsprechung des deutschen Flurnamens Scheibe, altsorbisch okrugly = rund zusammen. Die platzdorfartig angelegte Siedlung gehört w o h l zu der Reihe sorbischer Wphnplätze, die sich v o n K l o t z s c h e über L a u s a und Gomlitz, über Okrilla und L o m n i t z und über L a u ß n i t z nach den Orten an der Schwarzen Elster und ihren Nebenflüssen hinzieht. 24
Im Unterschied zu Ottendorf waren Groß- und Kleinokrilla grundherrlich A l Amtsdörfer. Wie die meisten ehemals sorbischen Orte besaßen beide nur geringe Größe. Selbst Großokrilla zählte 1820 erst 31 Häuser und 170 Einwohner. Außerdem hatte hier ein königlicher Revierförster seinen Sitz. Später wurde in Großokrilla ein Forstamt eingerichtet, dessen^ Revier den südlichen Teil der Laußnitzer Heide umfaßte. Moritzdorf, der nördlichste Teil der Gesamtsiedlung, zieht sich an der Fernverkehrsstraße 97 von Ottendorf nach Laußnitz entlang und mag als Waldarbeiter- und Köhlersiedlung erst später entstanden sein. Sein Name geht auf den Seifersdorfer Grundherrn Moritz von B R Ü H L zurück. Bis 1824 führte die Siedlung den Namen Neuer Anbau bei Ottendorf. Sie stand wie Ottendorf unter der Herrschaft des Rittergutes Seifersdorf und vereinigte sich 1911 mit dem Haüptort. Als 1921 Großokrilla zu Ottendorf-Moritzdorf gekommen war, nahm die Gesamtgemeinde den Namen Ottendorf-Okrilla an. Die frühere Wildmeisterei, auch als Becks Gut bekannt, steht Bergstraße 14. Sie ist von einer zum Teil noch erhaltenen Mauer aus Granitbruchsteinen umgeben und als Baudenkmal bemerkenswert. Neben der zurückgesetzten Toreinfahrt steht eine alte Kastanie. Bei der Modernisierung des 6 Achsen langen, zweigeschossigen Wohnhauses wurde das Obergeschoßfachwerk überputzt, die Fenster bekamen dabei schmalere Faschen. Erhalten blieben das kräftige Holzgesims unter dem Walmdach sowie im Inneren ein einfacher Kamin mit Gesimsabschluß und an den Zimmerdecken zum Teil auch Stuckleisten. Vor der Industrialisierung gab es in Ottendorf und seinen Ortsteilen Handwerker sowie kleine Gewerbebetriebe. Für 1700 bis 1740 nennt D R E S Z L E R (1890) folgende: 20 Leinweber, 19 Kohlenbrenner, 13 Schneider, 12 Schuhmacher, 8 Wagner, 5 Böttcher, 6 Maurer, 4 Zimmerleute, außerdem Bäcker, Fleischer, Tischler, Pechbrenner. In Ottendorf und Großokrilla nutzte je eine Mühle das Wasser der Kiemen Röder. Eine Mahl- und Schneidemühle in Großokrilla, später kurfürstliche Erbpachtmühle mit 4 Gängen, ist bereits 1560 erwähnt. Zum Teil weit entfernte Orte, wie Reichenberg bei Dresden, waren hierher gewiesen. An das frühere Besitzverhältnis erinnert an der KühnMühle, dem heutigen Sägewerk Mühlstraße 14 (Abb. 5), ein Stein mit Kurschwertern und der Jahreszahl 1728. Oberhalb eines hohen Wehres steht im Bachbett ein Wasserstein mit Daten seiner Baugeschichte. An dem Stein kann durch verschiebbare Bretter der Wasserstand reguliert werden. Schon vor dem Anschluß Ottendorfs an das Eisenbahnnetz ließen sich an der Nordsüdachse der Gesamtsiedlung Industriebetriebe nieder. So gründete der Gasthofsbesitzer K a r l Gottlieb W A L T H E R 1865 die erste Glashütte in Moritzdorf. Bald folgten weitere Hütten, die ausnahmslos Hohlglas produzierten. Seit 1865 verarbeitet eine Dampfschneidemühle in Großokrilla Holz vor allem aus der angrenzenden Laußnitzer Heide. Den Zweig der Glasherstellung vertritt seit 1945 der V E B Sachsenglas, der sich auf Preßglas spezialisiert hat und auch für den Export arbeitet. A m Rand vom Ortsteil Cunnersdorf be-
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KLEINE RÖDER WASSERSTEIN —
STAUHÖHE = 0/4Z m — WEHR-STEG — TURBINENEINLASS RECHEN
—
TURBINENBEHÄLTER—
HIER. SANDSTEINTAFEL 1723
100cm
Abb. 5. Ottendorf-Okrilla, Mühlstraße 14. Lageplan der Mühle (rechts) sowie Wasserstein (Ansicht vom Wehr aus und Grundriß) in der Kleinen Röder
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finden sich (s. Bd. 22, Lößnitz, F 5) die volkseigenen Betriebe Preßwerk und A 1 Betonwerk. 1884 erhielt Ottendorf-Okrilla durch die Bahnlinie von Klotzsche nach Königsbrück (s. Bd. 22, Lößnitz, F 11) Eisenbahnanschluß nach Norden und Süden. Schließlich wurde die West — Ost-Verbindung gefördert durch den Bau der Autobahnstrecke Dresden —Bautzen, die in nächster Nachbarschaft des Ortes bei ihrer Kreuzung mit der Straße Ottendorf—Seifersdorf eine Auffahrt besitzt. Einen selten gewordenen Erwerbszweig stellen die Köhlereien dar, von denen noch drei arbeiten, jede mit mehreren Meilerplätzen. Die gewonnene Holzkohle aus Kiefern- oder Buchenholz bildet einen begehrten Artikel für Industrie, Gewerbe und Haushalt. Infolge hoher Brandgefahr und lästiger Rauchentwicklung beim Verkohlungsprozeß stehen die Anlagen immer am Ortsrand (Bilder 4 und 5). Die starke Industrialisierung führte zu einer Zunahme von Arbeitern und Angestellten, die sich in der baulichen Vergrößerung der Gemeinde widerspiegelt. So entstanden ein- und zweistöckige Wohnhäuser A m Sand, An der Vier, an der Königsbrücker Straße, ferner die Glashüttensiedlung und Hempelsdorf. Eine Bebauungslücke an der Förstereistraße wurde in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts geschlossen. ' Vor 1933 hatte sich bereits eine kommunistische Ortsgruppe in OttendorfOkrilla organisiert. Der Verantwortliche für ihr Publikationsorgan, Josef H A N N E M A N N , erlitt bei einer vorsätzlich von der SA provozierten Schlägerei auf dem Platz vor dem Schwarzen Roß am 10. März 1933 Verletzungen, denen er im gleichen Jahr erlag. Während des zweiten Weltkrieges, als Kriegsgefangene und Zwangsverschleppte auch in Ottendorfer Betrieben arbeiten mußten, erschossen Exekutionskommandos der Wehrmacht 3 Franzosen und eine Sowjetbürgerin. Die Bauern erzeugten noch bis zum ersten Weltkrieg neben Kartoffeln und Roggen auch Heidekorn oder Buchweizen. Diese für die Grützeherstellung wichtige Kulturpflanze mit bucheckerähnlichen Früchten ist auf den Sandböden des Heidegebietes bald danach durch andere, ertragreichere Arten ersetzt worden. Die genossenschaftliche Entwicklung begann in der Landwirtschaft, als am 1. April 1958 die L P G T y p III Neues Deutschland gegründet wurde. Ihr schloß sich 1972 die i960 ins Leben gerufene L P G T y p I An der Orla an. Ihre 80 Mitglieder bewirtschafteten 1972 insgesamt 615 ha Äcker und Wiesen. U m die Milchkühe in den 2 neuen Ställen sowie die Schweine besser mit Futter versorgen zu können, entstand 1972/73 in der Nähe der Autobahnauffahrt Ottendorf-Okrilla ein Trocken werk als zwischengenossenschaftliche Einrichtung. An ihrem Aufbau sind außer der hiesigen Genossenschaft die von Grünberg, Schönborn, Weißig und Langebrück finanziell beteiligt gewesen.
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A 2 Eichelberg
(195,3
M
)
E t w a 15 m erhebt sich der Berg über seine acker- und wiesenbaulich genutzte Umgebung. Auf der Karte von OBERREIT (1841 — 1843) ist an seinem südöstlichen Hangfuß der Eichelteich eingetragen, die Flur im.Süden heißt Im See. Auf diese früher vorhandene Wasserfläche weist auch der heutige Name Seewiesen hin. Hier und an den östlich anschließenden Erlichtwiesen beobachtet man hohe Bodenfeuchtigkeit. Wie den Steinberg (s. D 5) bei Seifersdorf, so quert den Lausitzer Zweiglimmergranodiorit im Bereich des Eichelberges ein Quarzitgang, der früher in einem Bruch abgebaut wurde. Diesen Teil der Erhebung bedeckt Kiefernforst mit dichtem Unterwuchs. Dagegen ziehen Ackerterrassen der früheren Hufen von Ottendorf über den westlichen Teil der Kuppe.
A 3 Autobahn Dresden—Bautzen Fast genau von Westen nach Osten quert die Autobahn das hüglige Gelände. Sie erhielt am 1. April 1939 Anschluß an die bereits bestehende Strecke von Dresden nach dem heutigen Karl-Marx-Stadt. Durch die gleichzeitige Inbetriebnahme des Hellerauer Autobahnabzweiges war eine Verbindung in Richtung Berlin möglich. Zwei Auffahrten, eine zwischen Ottendorf-Okrilla und Seifersdorf sowie eine zwischen Leppersdorf und Pulsnitz, schließen die Dörfer um Pulsnitz, Ottendorf-Okrilla und Wachau besser an das Dresden — Radebeuler Industriegebiet an. Täglich benutzen viele Werktätige die Autobahn, um zu ihren Arbeitsstätten zu gelangen.
A 4 Fünf-Hufen-Teich, Sand- und Wäldchenteich liegen zwischen dem Niederen und Oberen Bocksberg in einem Nebental der Orla. Der Name des etwa 5 ha großen Fünf-HufenTeiches ist vermutlich auf seine Lage an der Grenze von 5 bäuerlichen Besitzstreifen zurückzuführen. OBERREIT (1841 — 1843) hat für das angrenzende Waldstück den Namen die 5 Hufen eingetragen. Wie früher dienen die Teiche auch heute noch der Karpfenhaltung. Kaum 200 m nördlich vom Fünf-Hufen-Teich und bereits in dem fast ebenen Tal des Lomnitzer Dorfbaches breiten sich auf etwa 2 km Länge die Hainwiesen aus, bei OBERREIT der Hayn genannt. Mehrere Yorflutgräben durchziehen das zur Vernässung neigende Gelände. Unter dem stark humosen Bodenhorizont lagern die sogenannten Okrillaer Beckensande, die im angrenzenden Hainbusch zutage treten. Dort überwiegt schlecht gewachsener Kiefernforst, dessen Krautschicht infolge intensiver Streunutzung fast völlig fehlt. 28
A 5
Orla, bei O B E R R E I T Orlen-Graben sowie volkstümlich im Oberlauf auch Wachauer Dorfbach oder Saugraben genannt, heißt der 10 km lange Bach, der auf der Flur Wachau in etwa 255 m Höhe entspringt und im Unterdorf von Ottendorf in 175 m Ü..NN die Kleine Röder (s. A 6) erreicht. Sein Wasser ist an mehreren Stellen, vor allem innerhalb von Wachau, zu Teichen aufgestaut. Der Bach erhielt nach 1868 einen begradigten Verlauf. Die vorher verbreiteten Aale, Hechte, Barsche und Karpfen verloren ihre Lebensräume, da die Ufer . durch die Regulierung ihre Bewachsung verloren. Das saubere Wasser des im Unterlauf kaum 1,5 m breiten Baches diente früher auch der Leinwandbleicherei. Der Name Orla, als Orlberg auch in einer 217,7 m hohen Erhebung aus Zweiglimmergranodiorit vertreten, ist vermutlich vorslawisch-germanisch oder vorgermanisch. Er wurde später slawisiert und angelehnt an das Wort, das Adler bedeutet. Bis zu seiner Trockenlegung etwa 1820 erstreckte sich vom oberen Ottendorfer Ortsrand talaufwärts der ungefähr 15 ha umfassende Große Teich. Er gehörte zum Seifersdorfer Rittergut, dessen Besitzer später im dazugehörenden Teichhaus ein Vorwerk einrichten ließen. Reste des hohen Dammes, zum Teil mit mächtigen Stieleichen bestanden, blieben bis heute erhalten. Der alte Teichboden dient seit seiner Entwässerung der Wiesennutzung. An seinem südlichen Rand legte die Gemeinde Ottendorf-Okrilla 1932 das Teichwiesenbad an, das seit 1964 zum Naherholungsgebiet ausgebaut wurde.
Kleine Röder
A 6
oder Wilde Röder heißt der etwa 20 km lange Wasserlauf, der am Südwesthang des Eierberges bei Lichtenberg in 320 m Höhe entspringt. Unterhalb von Leppersdorf ändert der Bach seine südwestliche Abflußrichtung nach Norden und folgt damit der allgemeinen Geländeabdachung. Am Rand der mächtigen Okrillaer Beckensande schwenkt der Lauf in eine westliche Richtung um und mündet in Cunnersdorf in die Große Röder. Seine längsten Nebenbäche sind von Süden die Orla und von Norden das Großnaundorfer Wasser. Wie an der Großen Röder (s. Bd. 22, Lößnitz, F 1) können an der Kleinen Röder insgesamt zwei, allerdings niedrigere Terrassen beobachtet werden. Obwohl die Kleine Röder ein nur relativ geringes Gefälle besitzt, trieb ihr Wasser immer Mühlen an, früher bedeutend mehr als heute (s. A 1, B 1, B 2). Der Talabschnitt bei Kleindittmannsdorf, dessen Eintiefung etwa 10 m erreicht, ist als Naherholungsgebiet ausgestaltet, Das ziemlich saubere Wasser ermöglicht verschiedenen Fischarten gute Lebensbedingungen. 1891 nennt E N D L E R in einer Veröffentlichung neben Forelle, Döbel, Hecht und Rotauge sogar den A a l ; sie alle kommen auch heute vor.
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A 6 Botanisch zeichnet sich das Tal der Kleinen Röder zwischen Lomnitz und Kleindittmannsdorf durch artenreiche Laubmischwälder aus, wie sie in dieser Zusammensetzung als beispielhaft für die Wasserläufe der westlichen Oberlausitz gelten können. Im unmittelbaren Uferbereich stocken Erlen-EschenBachwälder mit beigemischter Stieleiche, mit Winterlinde und Bergahorn, seltener tritt die Sommerlinde auf. Die artenreiche Bodenflora setzt sich aus submontanen Bachuferpflanzen zusammen, zu denen Hainmiere (Stellaria nemorum), Sumpfpippau (Crepis paludosa), Arzneilicher Baldrian (Valeriana officinalis) und auf Schwemmland die Süße Wolfsmilch (Euphorbia dulcis) zu zählen sind. Das Ufer selbst wird von Beständen des Rohr-Glanzgrases (Typhoides arundinacea) gesäumt. In der Strauchschicht herrschen stellenweise Hasel (Corylus avellana) und Robinie vor, hauptsächlich aber der Jungwuchs der Bäume. Die Bodenflora enthält im flußnahen Bereich noch alle Elemente des Bachwaldes. Große Flächen bedeckt die in der westlichen Oberlausitz häufige zentraleuropäische Zittersegge (Carex brizoides) in Gesellschaft von Riesenschwingel (Festuca gigantea) und Gold-Felberich (Lysimachia vulgaris). Die grundwassernahen Stieleichen-Hainbuchenwälder enthalten als charakteristische Frühjahrsblüher die Arten Mittlerer Lerchensporn (Corydalis fabacea), Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Scharbockskraut (Ficaria verna); im Frühsommer blühen Sternmiere (Stellaria holostea), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Goldnessel (Galeobdolon luteum) und Nickendes Perlgras (Melica nutans). Einige Arten der Flach- und Zwischenmoorvegetation kommen gehäuft in den Flachmooren und ¿Sumpfwiesen an der Kleinen Röder östlich von OttendorfOkrilla und an der Orla vor. Zu ihnen gehören hauptsächlich Seggenarten, wie Wiesen-, Grau-, Stern-, Hirse- und Gelbsegge (Carex nigra, C. canescens, C.echinata, C.panicea, C.lepidocarpa), und Binsen, wie Flatter-, Knäuel-, Fadenbinse, Spitzblütige Binse (Juncus effusus, J . conglomeratus, J. filiformis, J . acutiflorus). Ihnen beigemischt sind Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre), Sumpfhornklee (Lotus uliginosus), Sumpfveilchen (Viola palustris), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium). An Wiesengräben gedeiht der Fieberklee (Menyanthes trifoliata). Auf den Talwiesen wechseln Glatthafer- und Naßwiesen ab. Die Naßwiesen zeichnen sich vor allem durch die gelb blühende Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und das Rot der Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) aus v häufig begleitet von Kohldistel (Cirsium oleraceum), Waldsimse (Scirpus silvaticus) als Anzeiger von Wasserzügen, Kleinem Baldrian (Valeriana dioica) und Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis). Als Seltenheit erscheint hin und wieder das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorchis latifolia), eine Orchidee, die in den letzten 30 Jahren mehr und mehr zurückgegangen ist. Kleinflächige Zwischenmoore in der Orla- und Röderaue außerhalb der näheren Uferzonen geben sich durch das Auftreten des Wassernabels (Hydrocotyle vulgaris) und des dunkelrot blühenden Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) zu erkennen. Sie stehen meist in engem Kontakt zu heute nur noch spärlich vor30
handenen Borstgrasrasen und Torfwiesen. Hier herrschen v o r : T o r f m o o s e A 6 (Sphagnum palustre, Sph. recurvum, Sph. subbicolor), B o r s t g r a s (Nardus stricto), B l u t w u r z (Potentilla erecta) sowie die subatlantischen A r t e n W a l d - L ä u s e k r a u t {Pedicularis silvatica) und Spaxrige Binse (Juncus squarrosus).
Lomnitz, K r e i s Dresden
B 1
A u f der Flur v o n L o m n i t z befinden sich zahlreiche R e s t e urgeschichtlicher B e siedlung. Südlich v o m O r t w u r d e beiderseits der O r l a und übergreifend auf die W a c h a u e r F l u r eine großflächige bronzezeitliche Siedlung festgestellt. A u f d e m südlichen Ufer der K l e i n e n Röder, e t w a 300 m südwestlich der B u s c h m ü h l e , liegt ein ausgedehntes Gräberfeld der jüngeren Bronzezeit, dessen A n f ä n g e in Einzelfällen bis in die mittlere Bronzezeit (etwa 1200 v. u. Z.) z u r ü c k g e h e n . Teile eines ähnlich großen Gräberfeldes sind an der S t r a ß e v o n L o m n i t z n a c h Großnaundorf a u f g e f u n d e n und bereits v o r über 100 J a h r e n geborgen w o r den. E t w a 1 k m südöstlich des Ortsausganges gibt es zerstörte bronzezeitliche B r a n d g r ä b e r auf d e m 243 m h o h e n S c h m a l z b e r g ; in u n m i t t e l b a r e r N ä h e v o n ihnen sind einige H ü g e l g r ä b e r zu erkennen. Eine weitere bronzezeitliche Siedlung ist westlich der K l e i n e n Röder, und z w a r k n a p p 2 k m ostsüdöstlich v o m O r t , b e k a n n t geworden. Die altsorbische B e z e i c h n u n g Lorhnica b e d e u t e t B r u c h w a l d b a c h oder aber Steinbruchbach, w a s auf eine A u s n u t z u n g des anstehenden Gesteins hinweisen könnte, wie es bei d e m Steinbrecherdorf L o h m e n in der Sächsischen S c h w e i z (s. B d . 1, Königstein, A 1) der F a l l ist. L o m n i t z b e s a ß früher einen S t e i n b r u c h in granitisiertem Hornfelsen auf der westlichen K u p p e des d o p p e l g i p f l i g e n Müblberges. -Der O r t s n a m e begegnet uns erstmalig 1313 in der F o r m Lomenitz. L o m n i t z liegt zwischen den T ä l e r n der Kleinen R ö d e r und der O r l a und zeigt eine deutsche D o r f f o r m . D e r e t w a 1 k m lange bäuerliche O r t , der sich s p ä t e r v o n seinem W e s t e n d e durch A u s b a u t e n nach N o r d e n und besonders n a c h W e s t e n zu seinen Mühlen hin erweiterte, weist eine ausgeprägte W a l d h u f e n f l u r v o n 9 3 4 h a auf. Ihren U n t e r g r u n d , der v o n einer unterschiedlich m ä c h t i g e n S a n d schicht b e d e c k t wird, bilden V e r w i t t e r u n g s m a t e r i a l v o n Z w e i g l i m m e r g r a n o d i o r i t und granitisierten Hornfelsen sowie altpleistozäne Schotter. Die Z u n a h m e der Mächtigkeit der D e c k s c h i c h t v o n den K u p p e n zum U n t e r h a n g b z w . die A b n a h m e des Anteils v o n g r o b e m V e r w i t t e r u n g s s c h u t t rufen A b f o l g e n v o n B o d e n f o r m e n m i t unterschiedlichen M e r k m a l e n und E i g e n s c h a f t e n hervor. Sie reichen v o n B r a u n e r d e n bis zu S t a u g l e y e n . L o m n i t z bietet o b e r h a l b der S t r a ß e Seifersdorf — G r o ß n a u n d o r f das B i l d eines ausgesprochenen Bauerndorfes, u n t e r h a l b aber in der Ortserweiterung d a s einer Häuslersiedlung. Schon 1764 g a b es neben 31 B a u e r n g ü t e r n und 15 G a r t e n nahrungen a u c h 41 Häusleranwesen. D a m a l s w a r bereits die gewerbliche T ä t i g -
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B 1 keit in Form der Hausweberei vorhanden. Viele Einwohner verdienten sich durch Verkauf gesammelter Pilze und Beeren ein paar Groschen dazu. Ein Teil der heutigen Arbeiterbevölkerung fährt in Betriebe nach Ottendorf-Okrilla, Radeberg oder Dresden-Klotzsche. Zu Lomnitz gehören seit alters drei Mühlen an der Kleinen Röder. Zwei befinden sich nördlich vom Ort nahe der Straßenbrücke über die Kleine Röder. E t w a 100 m oberhalb der Brücke liegt die Obermühle, bis zur Stillegung I960 Dampfmühle, Säge- und Hobelwerk. Auch die bachabwärts gelegene Mittelmühle war zuletzt nur noch Schneidemühle. Dieses Gewerbe erklärt sich aus dem Waldreichtum der Umgebung. Die dritte, die Nieder- oder Buschmühle, findet man 2 km abwärts der Lomnitzer Kirche im Wiesental der Kleinen Röder zwischen dem Hainbusch im Süden, der Mittelheide und dem Bachbusch im Norden. Bis zum Bau des neuen Silogebäudes-1937 u n d dem gleichzeitigen Abriß des Sägegatters diente auch sie als Schneidemühle. Die heute betriebene Mahlmühle nutzt neben elektrischem Strom die Wasserkraft der Kleinen Röder über ein Mühlrad aus. Angeschlossen ist eine Bäckerei, während die Wirtschaftsgebäude der örtlichen L P G als Ställe dienen. In der Nähe der Mühle stehen die Buschschenke mit Fachwerkobergeschoß und daneben ein Kinderferienlager. Das Ortsbild wird von der Kirche im Friedhof bestimmt. In ihrer heutigen Gestalt stellt diese einen klassizistischen Saalbau aus den Jahren 1840 bis 1841 dar, der im Osten gerade geschlossen ist und einen barocken Westturm mit Haube und Laterne besitzt. Das Schiff trägt eine leichtgewölbte Decke und wird auf 3 Seiten von doppelten Emporen umzogen. Ein geschnitzter spätgotischer Flügelaltar aus der Zeit um 1510 kam, als er 1841 durch einen neuen ersetzt wurde, in die Sammlung des Sächsischen Altertümsvereins in Dresden und fiel im Februar 1945 zusammen mit weiteren Kunstwerken den Bomben zum Opfer. An seiner Vorderseite befanden sich im 155 cm hohen und 105 cm breiten Mittelschrein und in den beiden Flügeln zusammen 11 aus Holz geschnitzte und stark vergoldete Heiligenfiguren. Der neue Altar bildet mit der Kanzel einen Aufbau. Das 1842 entstandene Altarbild „Christus inmitten von 1 1 Jüngern" stammt von dem Sohn des Lomnitzer Ortspfarrers, Heinrich Gottlob ARNOLD (geb. am 4. März 1785 in Lomnitz, gest. am 3. Mai 1854 in Dresden). Als Porträt- und Genremaler wirkte er an der Dresdner Kunstakademie? An der Orgelempore hängt ein kulturgeschichtlich beachtenswertes Ölbild „Christus vor seinen ungerechten Richtern" aus dem Jahre 1677, das 1877 der Kirche geschenkt wurde. Unmittelbar neben der Kirche befindet sich Kirchweg 8 der ummauerte und mit zwei geschweiften Bogentoren ausgestattete Pfarrhof (Abb. 6). In seiner Mitte umstehen 3 Linden ein kleines Brunnenhaus. Das Entstehungsjahr des Hauptgebäudes ist an der Giebelseite im R ä h m über dem Erdgeschoß mit 1780 angegeben. Pfarrhof und Kirche stehen unter Denkmalschutz. Neben den überwiegend massiv aufgeführten bäuerlichen Wohnhäusern fallen einige wenige stattliche Wohnstallhäuser mit Fachwerkwänden in den Ober32
geschossen auf, die zweirieglig und mit Eck- und Mittelstreben abgezimmert B l sind. Ihre Giebeldreiecke hat man meist mit Brettern beschlagen. Während das letzte strohgedeckte Wohnhaus im Ort 1972 abgerissen worden ist, hat sich im Hof Hauptstraße 13 noch eine über 200 Jahre alte verbreiterte Fachwerkscheune mit einem Strohdach erhalten. In der Dorfaue gibt es einige sogenannte Brunnenstuben von bescheidenem Ausmaß. Wenige Stufen führen zu einem mit einer schrägen Steinüberdachung abgedeckten Grundwasserloch. Das erste Lomnitzer Schulhaus stand nahe der Dorfschenke und Kirche. 1650 wurde an seiner Stelle ein zweites gegenüber dem Pfarrhaus gebaut. Erst 1855 erfolgte ein Neubau, der 1888, 1929 und 1972 erweitert wurde. Der frühere Schulleiter Konrad P E C H (F 1946) war ein verdienstvoller Heimatforscher, der auch eine Chronik von Lomnitz verfaßt hat. Die Schüler der 9. und 10. Klasse besuchen heute die Schule in Ottendorf-Okrilla. Das Rittergut Lomnitz umfaßte 1901 insgesamt 106 ha Äcker, Wiesen und Wälder, die sich nach der Kleinen Röder hin erstreckten. Seiner ertragreichen Felder und besonders seiner guten Wiesen wegen galt es unter den kleinen Rittergütern als eines der besten. Auch war es altschriftsässig, d. h., es unterstand nicht dem Gericht des Amtes Radeberg, sondern besaß bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eigene Gerichtsbarkeit. Selbständiges Rittergut war es erst 1602 geworden, vorher hatte es den Rang eines Vorwerkes von Wachau. Seit 1706 wechselte das Gut wiederholt den Besitzer und war dabei meist in bürgerlichen Händen.
Abb. 6. Pfarrhof in Lomnitz
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B 1 N a c h d e m E n d e des zweiten Weltkrieges erhielten N e u b a u e r n und l a n d a r m e B a u e r n L a n d der aufgeteilten R i t t e r g u t s f l u r . In den G u t s g e b ä u d e n richtete m a n W o h n u n g e n und einen K i n d e r g a r t e n ein. 1957 schlössen sich einige B a u e r n zur L P G T y p I I I A m Heiderand z u s a m m e n . Seit 1969 gehört diese zur i960 gegründeten L P G T y p I I I Neue Zeit, die insgesamt 532 h a b e w i r t s c h a f t e t und v o r allem Getreide a n b a u t . I m A n s c h l u ß an ihren V e r w a l t u n g s s i t z H a u p t straße 23 reihen sich neue W i r t s c h a f t s - und Stallgebäude aneinander. 1972 b e g a n n der B a u eines Stalles für 300 Milchkühe, i960 e n t s t a n d a u c h eine L P G T y p I G u t e H o f f n u n g m i t 93 h a N u t z f l ä c h e . K u l t u r e l l e s Z e n t r u m v o n L o m n i t z ist das V o l k s h e i m , eine 1928 bis 1929 v o n K o m m u n i s t e n und Sozialdemokraten gemeinsam errichtete V e r s a m m l u n g s und S p o r t s t ä t t e der Arbeiter. A u ß e r einem Betriebsteil des V E B IngenieurH o c h - und T i e f b a u , hervorgegangen 1972 aus einem B e t r i e b m i t staatlicher Beteiligung, g i b t es keine industriellen Unternehmen.
B 2
Kleindittmannsdorf, Ortsteil v o n L i c h t e n b e r g seit 1969, weist auf seiner F l u r Spuren vorgeschichtlicher Besiedlung auf. Östlich der K l e i n e n R ö d e r liegt 700 m südlich der Obermühle ein Gräberfeld aus der jüngeren Bronzezeit, das sich g u t in das Bild der nachweisbar ziemlich intensiven G e s a m t b e s i e d l u n g der U m g e b u n g e i n p a ß t (s. B 1). D e r O r t s n a m e erscheint erstmalig 1350 in der F o r m Dytwinsdorf b z w . sorbisch Dzetmarkecy, 1515 a u c h als Diettemanßdorff. Zweifellos legte ein L o k a t o r Dietw i n w ä h r e n d der Zeit der bäuerlichen L a n d n a h m e den O r t als W a l d h u f e n d o r f an. E s unterstand früher i m m e r dem A m t R a d e b e r g und besaß ein Erblehngericht. N a c h PRASZER (1869) w o h n t e n außer B a u e r n und G a r t e n n a h r u n g s besitzern a u c h 22 Häusler im O r t . Sie verdienten ihren U n t e r h a l t als B a n d m a c h e r und Leinweber, im S o m m e r h a l b j a h r a u c h als B a u h a n d w e r k e r . K i r c h lich ist K l e i n d i t t m a n n s d o r f zu L i c h t e n b e r g eingepfarrt, m i t d e m es deshalb ein K i r c h s t e i g und ein L e i c h e n w e g verbinden. Schulunterricht wird mindestens seit 1634 in K l e i n d i t t m a n n s d o r f abgehalten, aber z u n ä c h s t nicht in einem eigenen Gebäude, sondern wochenweise abwechselnd in den W o h n s t u b e n der einzelnen B a u e r n g ü t e r . A u f den H ö f e n b e k a m der L e h r e r a u c h K o s t und W o h n u n g . E r s t v o n 1790 an w u r d e das W o h n z i m m e r der Schmiede als ständiger Schulraum g e n u t z t . 1828 b a u t e sich der L e h r e r ein eigenes H a u s und unterrichtete a u c h in ihm. Die Gemeinde entschloß sich erst 6 Jahre später z u m B a u eines Schulgebäudes, das 1837 bezogen wurde. Zu K l e i n d i t t m a n n s d o r f gehören 4 Mühlen an der Kleinen R ö d e r auf einer S t r e c k e v o n e t w a 1000 m. O b e r h a l b des D o r f e s liegt die Ober- oder Richtersmühle, die entweder n a c h einem B e s i t z e r n a m e n oder dem Erblehnrichter b e n a n n t worden ist. Sie arbeitete bis zur Stillegung u m 1948 nur noch als Sägewerk. W o h n h a u s und A n b a u weisen im Obergeschoß F a c h w e r k k o n s t r u k t i o n auf. Die Mittel- oder Henselmühle a m unteren D o r f e n d e ist w o h l die älteste. N a c h d e m sie i960 ihren
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Mahl- und Backbetrieb eingestellt hat, dienen ihre Anlagen zum Schroten für B 2 die Lichtenberger Genossenschaften. Als einzige im Ort nutzt die Niedermühle zum Schroten außer elektrischem Strom noch die Wasserkraft der Röder. Bis 1958 bestand dort neben dem Mahlbetrieb ein Holzsägegatter, bis 1968 auch eine Bäckerei. Unterhalb der Niedermühlg haben sich von der früheren Liebschermühle, die bis zu ihrer Stillegung vor 1945 noch als Knochenstampfe arbeitete, nur das Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude erhalten. Im Ort überwiegt auch heute die landwirtschaftliche Produktion, die von den beiden Genossenschaften in Lichtenberg (s. C 3) betrieben wird. In Kleindittmannsdorf entstanden ein neuer Stall für 170 Milchkühe und 1966 ein Mischfutterwerk. Der frühere Dorfgasthof beherbergt seit vielen Jahren ein Kinderferienlager eines Dresdner volkseigenen Betriebes. Timmelsberg (259,1 m)
B 3
Die bewaldete Kuppe auf Wachauer Flur erhebt sich etwa 30 m über der Talsohle der im Osten vorbeifließenden Kleinen Röder. Ihr Name kann mit einem früheren bäuerlichen Besitzer in Zusammenhang gebracht werden. Der Timmelsberg gehört zu einer Reihe weiterer Erhebungen, wie Türbigtund Röderberg, deren flachwellige Oberflächenformen für das Granodioritgebiet der westlichen Lausitz charakteristisch sind. Flache Mulden wechseln hier mit niedrigen Kuppen ab. In einem kleinen, stark verwachsenen Steinbruch des Timmelsberges ist der Lausitzer Zweiglimmergranodiorit der Beobachtung zugänglich. Das bläulich-graue, kleinkörnige Gestein besteht aus den Mineralien Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Biotit und Muskovit als Hauptgemengteilen. Seine oft flasrige und schlierige Ausbildung, wie sie gerade in der Umgebung von Kleindittmannsdorf weit verbreitet ist, gibt Hinweise auf die Entstehung. Es gilt heute als sicher, daß der Lausitzer Zweiglimmergranodiorit das Endglied einer teilweisen Wiederaufschmelzung eines Teiles der präkambrischen Lausitzer Grauwacken darstellt. Fast in jedem Aufschluß lassen sich in den Anatexiten (s. R 3) Einschlüsse bzw. Reste der metamorphisierten Grauwacken finden.
Nixberg
B 4
ist die volkstümliche Bezeichnung für eine Erhebung inmitten der Talaue der Kleinen Röder, etwa 250 m südlich der früheren Kleindittmannsdorfer Obermühle. Seine relative Höhe beträgt etwa 5 m, der Durchmesser seiner Grundfläche 50 — 80-m. Die mit Kiefern und Stieleichen bewachsene Kuppe besteht aus Grauwackehornfels, der auch eine Stromschnelle im unmittelbar angrenzenden Bachbett bedingt. Offenbar handelt es sich bei diesem Laufstück um einen künstlichen, etwa 60 m langen Durchstich. An die westliche Seite des
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B 4 Nixberges grenzt eine feuchte Wiesenniederung, an deren Rand sich das heute trockene Bett eines früheren Mühlgrabens hinzieht. Der Name der Erhebung und des unweit gelegenen Nixteiches könnte mit einer Sage in Verbindung gebracht werden, nach welcher hier Wassernixen wohnten, die in den Dorfgasthof zum Tanz gingen.
C 1 Mittelbach, Ortsteil von Großnaundorf, ifet ein kurzes Straßenangerdorf mit ziemlich ungleichmäßig angeordneten Bauerngütern. Es besaß eine Gelängeflur von 200 ha Größe mit nur wenigen Feldwegen. Der Name kann als Ort am mittleren Bach erklärt werden. Kirchlich ist Mittelbach in das benachbarte Lichtenberg eingepfarrt. Bis zum Bau eines gemeindeeigenen Schulhauses nach 1835 herrschte in Mittelbach die Reihumschule wie in Kleindittmannsdorf (s. B 2). Heute besuchen die Jungen und Mädchen die 1972 eingeweihte polytechnische Oberschule zu Großnaundorf, wohin Mittelbach 1971 eingemeindet wurde. Wenn in Mittelbach auch die Landwirtschaft heute überwiegt, so waren eine Zeitlang Gewerbe vertreten. Es isi - die Rede davon, daß vorwiegend starkes Linnenband auf sogenannten Mühlenstühlen oder Bandmühlen und Schnüre auf Schnurmühlen angefertigt wurden. Um 1870 gab es noch 15 Bandmacher und 4 Leinweber, alle Häusler und Gärtner. Ostwärts des Heideberges gehört zur Mittelbacher Flur ein Waldstück, das den Namen Markholz trägt. Auch die östlich anschließenden Markwiesen gehen zweifellos auf die früher übliche Bezeichnung für eine Grenzlage zurück; es ist vor allem an die Lage zwischen der Oberlausitz und der Mark Meißen zu denken, weniger an die zwischen zwei benachbarten Ortschaften. Die Bewirtschaftung der Felder und Wiesen erfolgt seit 1969 gemeinsam mit der L P G Otto Buchwitz in Lichtenberg (s. C 3). Zuvor hatten im Ort eine L P G Typ I I I (gegründet 1959) und eine vom Typ I (gegründet i960) bestanden, die sich 1966 eine Maschinenhalle errichteten.
C 2 Eichberg (353,1 m) oder Eggersberg heißt die Erhebung nördlich von Lichtenberg mit einer dreiseitig gepflanzten Hecke und Bänken auf der höchsten Stelle dieser Kuppe. Von hier reicht der Blick (Bild 6) zu den nahe gelegenen Bergkuppen des Nordwestlausitzer Berg- und Hügellandes, zur Laußnitzer Heide mit den hohen Gebäuden des Kieswerkes Ottendorf-Okrilla sowie zum Schornstein des Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf im Waldgebiet der Harthe. Im Nordosten erkennt man das Eichertsgründel, das zur Pulsnitz entwässert. Als Fernpunkte können die Tafelberge der Sächsischen Schweiz, der Elbtalrand bei Pillnitz sowie das Schloß Moritzburg genannt werden.
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E i n größerer Steinbruch im L a u s i t z e r Zweiglimmergranodiorit dient h e u t e der A b l a g e r u n g v o n S c h u t t . I m A u f s c h l u ß waren Ü b e r g ä n g e des Z w e i g l i m m e r granodiorits zu granitisierten Hornfelsen sowie zu reliktischen G r a u w a c k e h o r n felsen g u t zu erkennen.
C
Lichtenberg, K r e i s Bischofswerda
C
D e r O r t ist ein 2,5 k m langes W a l d h u f e n d o r f . Ä l t e r e K a r t e n lassen d e u t l i c h d a s F e l d w e g e n e t z erkennen: V o m Nieder- und Mitteldorf aus v e r l a u f e n zahlreiche parallele W e g e geradlinig n a c h N o r d w e s t e n b z w . Südosten. V o n der W e s t s e i t e des Oberdorfes dagegen gehen sie nur ein kurzes S t ü c k n a c h W e s t e n und biegen d a n n scharf n a c h N o r d w e s t e n u m . A n der Ostseite f ü h r t e n die H u f e n in f l a c h e m B o g e n a m Steinberghang entlang und hielten so in A n p a s s u n g a n die H a n g n e i g u n g n a h e z u gleiches N i v e a u . I m nördlichen Zipfel der L i c h t e n b e r g e r F l u r fehlte den n a c h N o r d o s t e n verlaufenden H u f e n die u n m i t t e l b a r e B i n d u n g a n die einzelnen G ü t e r m i t A u s n a h m e der an das E r b l e h n g e r i c h t anschließenden. M a n k ö n n t e v e r m u t e n , d a ß dieser e t w a 150 h a messende T e i l — die G e s a m t größe der F l u r b e t r ä g t 1 1 2 9 h a — erst nachträglich zu der alten G e m a r k u n g h i n z u g e k o m m e n ist. D e n O r t s n a m e n schrieb m a n 1350 schon wie heute. U r s p r ü n g l i c h g a l t als Siedlung a m lichten (gerodeten) B e r g w o h l nur das Oberdorf m i t d e m D o r f k e r n u m K i r c h e , Erblehngericht und G a s t h o f . Lichtenberg gehörte als landesherrliches D o r f unter das A m t R a d e b e r g und unterstand a u c h dessen G e r i c h t s b a r k e i t . E i n e s t a r k e u n d bereits f r ü h einsetzende gewerbliche T ä t i g k e i t ist h e u t e wieder erloschen. Sie erfolgte, »nachdem zwischen 1551 u n d 1764 die Z a h l der H ä u s l e r v o n 47 auf 69 und bis zur M i t t e des 19. Jahrhunderts auf e t w a 100 stieg. Zeitgenossen berichten v o n einer beachtlichen Leinenherstellung, so u m 1805 v o n jährlich über 400 S c h o c k grober sowie v o n über ,,120 S c h o c k und gegen 140 L ä n gen f l ä c h s e n e r " L e i n w a n d . N a c h PRASZER (1869) arbeiteten i m O r t 120 L e i n weber und 20 B a n d m a c h e r , die sommers über ein B a u h a n d w e r k als z w e i t e n B e r u f a u s ü b t e n . Die W e b e r e i w a r in der U m g e b u n g ihrer Z e n t r e n P u l s n i t z u n d G r o ß röhrsdorf w e i t v e r b r e i t e t ; sie geht auf das 16. b z w . 17. J a h r h u n d e r t z u r ü c k . A u ß e r d e m betrieben in der ersten H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s n e b e n Mehlhändlern a u c h Branntweinbrenner, Drechsler, P f e i f e n m a c h e r u n d andere ihr Gewerbe. H e u t e arbeiten zahlreiche E i n w o h n e r i n P u l s n i t z , R a d e b e r g u n d G r o ß röhrsdorf. I m O r t selbst stellt eine seit 1972 volkseigene K e l t e r e i m i t 40 B e s c h ä f t i g t e n v o r allem O b s t w e i n her. D u r c h L i c h t e n b e r g f ü h r t die alte V e r b i n d u n g s s t r a ß e zwischen R a d e b e r g u n d Pulsnitz, die über Leppersdorf k o m m t , das Nieder- und Mitteldorf d u r c h z i e h t und d a n n über den S a t t e l zwischen d e m Eier- u n d d e m Steinberg P u l s n i t z erreicht. N a c h der A n l e g u n g der geradlinigen P o s t s t r a ß e R a d e b e r g — K a m e n z w u r d e n die D ö r f e r v o m D u r c h g a n g s v e r k e h r frei. I n K r i e g s z e i t e n erwies sich 4
Dresdner Heide
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die Lage des Dorfes an der Hauptstraße sehr nachteilig. Während des Dreißigjährigen Krieges erschossen Kroaten am 28. Juli 1632 insgesamt 8 Einwohner; 1633 raffte die eingeschleppte Pest 133 Menschen hinweg. In Lichtenberg gab es eines der 5 Erblehngerichte des Amtes Radeberg, das schon 1517 als Freigut mit 3 Hufen erwähnt wird. Es besaß wie die anderen Erblehngerichte auch volle Braugerechtigkeit. Der Ausschank erfolgte im Obergasthof, der unmittelbar südlich an einer Straßenabzweigung steht. Das Gut selbst liegt am Südhang des Höhenzuges, der vom Eichberg über den Steinberg nach dem Schafberg verläuft. Die Kirche von Lichtenberg gehört zu den weithin sichtbaren Landmarken der Gegend. Sie liegt inmitten des Oberdorfes am Südhang des Eichberges. Der Überlieferung nach soll sie Bischof BENNO der Heilige 1106 gleichzeitig mit den Kirchen von Bischofswerda, Pohla und Göda haben errichten lassen. Die große, mit etwa 1000 Sitzplätzen ausgestattete Kirche stellt einen achteckigen Zentralbau mit umlaufenden doppelten Holzemporen dar, der auch in der Anordnung von Turm und Sakristei ein Vorbild in der Lohmener Kirche (s. Bd. 1, Königstein, A 2) besitzt. Die Pläne für die Lichtenberger Kirche stammen von Ernst Hermann ARNDT in Dresden, ausgeführt wurde das Werk 1840 bis 1841 unter Mitwirkung des Maurermeisters SCHRÖTER in Pulsnitz und des Zimmermeisters ZILLER in der Hoflößnitz. Die Ausmalung von 1907 bis 1908 erfolgte nach Skizzen von Max HELAS in Dresden. Als beachtliche Zimmermannsleistung gilt die von den 8 Pfeilern getragene flachelliptische Kuppel. An der südlichen Friedhofsmauer ragt unmittelbar neben dem Pfarrhaus als einziges erhaltenes älteres Denkmal die sandsteinerne Grabplatte des 1697 verstorbenen Pastors Balthasar ROSE nur zu zwei Dritteln heraus. Das Pfarrhaus, Mittelbacher Straße 7, stammt von 1756 und wurde 1892 erneuert. Über dem massiven Erdgeschoß folgt das verbreiterte Fachwerkobergeschoß. Unter dem ziegelgedeckten Satteldach sitzt ein kräftiges Holzgesims. Auch im Dorfe sind die Fachwerkobergeschosse vielfach verbreitert, über die Stöße sind Deckleisten genagelt, um die Fenster Umrahmungen. Das letzte erhaltene Umgebindehaus befindet sich Hauptstraße 80. Das Wohnhaus des kleinen Anwesens steht mit dem Giebel zur Straße und hat im Giebel 3, in der Hofseite 2 Umgebindejoche. Sie sind wie das Fachwerkobergeschoß und das Giebeldreieck verbreitert. Im rechten Winkel dazu folgt der Scheunenanbau, der Wohnungen erhielt. Ein erster Lehrer ist in Lichtenberg 1683 erwähnt. Das erste Schulgebäude stammt von 1828. Heute besuchen die Schüler der Klassen 1 bis 8 die polytechnische Oberschule im Ort, während die der Klassen 9 und 10 nach Pulsnitz fahren. Nachdem sich zwei Quellrinnsale zum Lichtenberger Bach vereinigt haben, besitzt dieser eine ausreichende Wasserführung zum Mühlradantrieb. Unmittelbar an dieser Vereinigung und am unteren Dorfende liegt die Ober- oder Körnermühle, ein Stück bachabwärts die Niedermühle. Beide, bis nach 1900 in
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Betrieb, verbindet der Kärrnerweg mit Kleindittmannsdorf. Den Wohnhaus- C 3 giebel der Obermühle ziert ein Müllerwappen mit einer Krone darüber. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges entstanden in Lichtenberg mehrere gemeinnützige Einrichtungen, so für die medizinische Betreuung, sportliche Betätigung und für die Unterbringung der Kleinst- und Kleinkinder. Für die Bevölkerung wurden 4 Häuser mit insgesamt 38 Wohnungen erbaut, weitere 24 Wohnungen entstehen in der Nähe der Milchviehanlage. Der genossenschaftliche Zusammenschluß der Bauern begann bereits 1953, als die L P G T y p I I I Otto Buchwitz gegründet wurde. An diesen Arbeiterführer erinnert ein Gedenkstein am Wohnheim für Lehrlinge der sozialistischen Landwirtschaft. Die Mitglieder der L P G bewirtschaften 678 ha, von denen ein Teil auf Mittelbacher und Kleindittmannsdorfer Flur liegt. Die i960 gegründete L P G T y p I An der Röder vereint seit 1968 weitere Bauern der umliegenden Orte und nutzt 920 ha Land. Außer einer Tankstelle und außer Lagerhallen stehen den Genossenschaften Ställe für 2 000 Milchkühe zur Verfügung. Diese am 1. Juli 1972 eingeweihten Anlagen wurden von den örtlichen Betrieben und von den Genossenschaften in Pulsnitz, Ohorn, Bretnig und Großröhrsdorf finanziert. Außerdem hat in Lichtenberg eine zwischengenossenschaftliche Bauorganisation ihren Sitz.
Eierberg (353,5 m)
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Die drei Erhebungen Eier-, Stein- und Eichberg, die sich alle auf Lichtenberger Flur befinden, trennen die Einzugsgebiete von Pulsnitz im Osten und Kleiner Röder im Westen. Da den Eierberg ein zusammenhängender Fichten-KiefernForst bedeckt, beherrscht er die nähere Umgebung mit der 80 m tiefer im Tal liegenden Stadt Pulsnitz und den übrigen angrenzenden Bergen in besonders auffälliger Weise. Den günstigsten Ausblick bietet der Ostrand des Waldes, wo seit 1910 die Gaststätte Waldhaus steht, heute Internat der Betriebsakademie des sozialistischen Konsumgüterhandels des Kreises Bischofswerda. Der Eierberg baut sich aus Zweiglimmergranodiorit auf, der in einem früheren Steinbruch unmittelbar nordwestlich vom Waldhaus zu sehen ist. In der Nähe eines weiteren Aufschlusses steht etwa 1 km südwestlich vom Waldhaus ein Stein, dessen Inschrift an einen 1905 verunglückten Lichtenberger Arbeiter erinnert. Am Nordfuß der Erhebung befindet sich südlich der Straße Lichtenberg—Pulsnitz das volkseigene Ziegel werk Pulsnitz. Aus dem dort anstehenden pleistozänen Geschiebelehm werden jährlich etwa 1,5 Millionen Ziegel gefertigt. Dieser sandig ausgebildete Lehm enthält feinsandige Streifen und Schmitzen sowie zahlreiche, oft große Geschiebe. Diese zeigen bisweilen Spuren des Inlandeises in Form von Gletscherschrammen. Die Geschiebe setzen sich hauptsächlich aus scharfkantigen Grauwacken und Granodioriten aus der Oberlausitz zusammen, daneben treten gerundete nordische Granite, Gneise, Quarzite, Feuersteine, Diabase und Kieselschiefer auf. Auch die sehr charakteristischen 4*
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C 4 Rapakiwi-Granite fand man. Der Lehm stellt die Grundmoräne des ersten Vorstoßes des Inlandeises während der Elsterkaltzeit dar. Er ist weitestgehend abgeräumt und nur in Resten erhalten geblieben. D 1 Diensdorf, Ortsteil von Grünberg, rechts der Großen Röder gelegen, besaß noch nicht 50 Einwohner und nur 9 Gebäude, als es 1867 eingemeindet wurcje. Bis zu den Hussitenkriegen um 1427 soll es weiter östlich am Diensdorfer Berg gestanden haben. Die Wiesen dort zwischen der Großen Röder und der Straße nach Ottendorf-Okrilla heißen Diensdorfer Wiesen. Sicher ist, daß die 1350 Dybesdorf und 1551 Diebsdorff genannte Siedlung 1604 als wüstes Dorf bezeichnet wurde. Ihr Name gibt eine abschätzige Meinung über die Bewohner wieder. Vielleicht hängt mit dem alten Ort noch die waldhufenartige Streifenflur zusammen, während das neue Dorf in Streulage entstand. Wahrscheinlich wohnten darin Tagelöhner des Grünberger Rittergutes, zumal in Diensdorf die Herrschaft eine Schäferei unterhielt; daran erinnert der Gasthof Zur Schafschenke. Von den früheren 7 Bauernstellen (1551) wurde bis 1764 nur eine wieder besetzt. D 2 Grünberg, Kreis Dresden, erstreckt sich am Unterlauf des Roten Grabens bis zu dessen Einmündung in die Große Röder. E t w a 1 km nordöstlich vom Ort befindet sich über dem rechten Ufer der Großen Röder der Standort einer kaiserzeitlichen Siedlung. Durch Grabungsbefunde kam am westlichen Dorfausgang im Silogelände der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft ein jungbronzezeitlicher Wohnplatz zum Vorschein. In historischer Zeit wird Grunenberg erstmals 1350 erwähnt, was soviel wie Ort am begrünten (gerodeten) Berg bedeutet. Das kaum 500 m lange Waldhufendorf besitzt mit 488 ha eine Flur mittlerer Größe. Sie war wiederholt Ziel von Bergbauversuchen. Im 16. Jahrhundert wurden 4 Gruben mit 3 Erbstollen geteuft. Ein 1550 angelegtes Bergwerk gab man als .Glückseelig Kampfortt am Kirchberg in der Mühle' an. Ihm folgte 1576 ein zweites ,Grüne Waide am Kirchberg'. Auch die beiden anderen dürften im unteren Teil des Dorfes gelegen haben. Von Bergsegen aus diesen Stollen und Schächten ist aber nichts bekannt. Die Grünberger Mühle an der Mündung des Roten Grabens wird wegen ihrer früheren Zugehörigkeit zum Rittergut Hof- oder Hofemühle genannt, nach späteren Besitzern auch Dietrich- oder Schirmermühle.'Bis 1971 nutzte sie die Wasserkraft, seit 1972 mahlt sie mit elektrisch betriebenem Werk das Getreide. Das ehemalige Grünberger Rittergut liegt auf der linken Seite des Roten Grabens auf der Höhe des Kirchberges. Seine Flur betrug einschließlich des Bir-
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kigts bei Cunnersdorf (s. Bd. 22, Lößnitz, F 2) 186 ha. Die Besitzer des Ritter- D 2 gutes haben sehr oft gewechselt; vielfach gehörten ihnen auch die Nachbargüter, so in Seifersdorf, Wachau oder Hermsdorf. 1844 ging das Gut in bürgerliche Hände über. 1866 brannten die Wirtschaftsgebäude, 1884 zerstörte Feuer das Herrenhaus. Später pachtete die Dresdner Düngerhandelsaktiengesellschaft das Gut und ließ es durch einen Inspektor bewirtschaften. Eine „Industrieschule" bestand seit 1804 im Grünberger Herrenhaus für etwa 40 Bauernkinder aus Grünberg, Cunnersdorf, Hermsdorf und Lausa. Für den Gutsbesitzer fertigten die Knaben darin Körbe aller Art, Backschüsseln und Wäscheklammern, die Mädchen strickten und spannen Wolle und Flachs, der Pfarrer erteilte den eigentlichen Unterricht. Grünberg hatte 1550 ein erstes Schulhaus erhalten. Das zweite wurde 1768 erbaut, das dritte 1937. Heute besuchen die schulpflichtigen Kinder die Hermsdorf er Schule. Die Kirche des Ortes steht neben dem ehemaligen Rittergut am Südhang zwischen der Großen Röder und der Straße. Sie wurde 1780 an Stelle einer älteren errichtet, von der nur noch die Sakristei erhalten ist. E s handelt sich um einen flachgedeckten, polygon geschlossenen Saal mit in die westliche Giebelfront eingefügtem Turm, dem eine barocke Haube und eine Laterne aufsitzen. Die Wetterfahne auf der Turmspitze trägt die Initialen der Patronatsherrschaft, der Gräfin Charlotte Sophie von HOYM und des Burggrafen Heinrich Ludwig zu D O H N A (1780—1821). Im Innern sind nur die Nord- und die Südempore zweigeschossig angelegt, die westliche Orgelempore ist eingeschossig. An der Nordseite fügen sich die Sakristei und die Gutsloge in die Empore ein, in den Ostteil der Kirche der Kanzelaltar von 1764. Seitlich der Kanzeltür befindet sich eine vierfache Sanduhr. Als Taufschale wird eine zinnerne Schüssel aus dem Jahre 1607 verwendet. Ein Opferstock aus Sandstein mit der Jahreszahl 1654 wird in der Sakristei aufbewahrt. Das an die Friedhofsmauer anschließende Pfarrhaus entstammt der spätklassizistischen Zeit um 1850. In Grünberg überwiegt die Landwirtschaft, gewerbliche Beschäftigung tritt zurück. Verkehrsmäßig liegt das Dorf an der Kreuzung, der beiden Verbindungen Langebrück—Ottendorf-Okrilla und Schönborn —Hermsdorf, also an unbedeutenden Straßen. Die 40 Mitglieder der L P G T y p III Frohes Schaffen, die aus dem Zusammenschluß mehrerer Genossenschaften vom T y p I hervorging, bewirtschaften insgesamt 320 ha Nutzfläche. Der Feldbau wird gemeinsam mit den Weixdorfer, Schönborner, Langebrücker und Ottendorfer Bauern betrieben. Auch in der Viehhaltung arbeiten die Grünberger -Bauern mit den Genossenschaften von Langebrück (s. G l ) und Ottendorf-Okrilla (s. A 1) zusammen. Große Röder
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Der insgesamt 108 km lange Wasserlauf entspringt nahe bei Röderbrunn, einem Ortsteil von Rammenau. Von unterhalb Großröhrsdorf fließt die Große Röder 8 km bis Radeberg, wo sie als wichtigsten Nebenfluß im Oberlauf die
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S c h w a r z e R ö d e r (s. H 6) a u f n i m m t . Die E n g t a l s t r e c k e v o n L i e g a u bis zur K u n a t h m ü h l e heißt Seifersdorfer T a l (s. D 4). U r k u n d l i c h erscheint der F l u ß n a m e e r s t m a l s 1140 als Redera fluvius, w a s soviel wie v e r s u m p f t e r , m i t Schilf bewachsener B a c h bedeutet, abzuleiten v o n mittelniederdeutsch ret, Plural reder = h o c h d e u t s c h Ried. Die T a l f o r m , die sich die Große R ö d e r zwischen Kleinröhrsdorf und Grünberg g e s c h a f f e n h a t , wechselt mehrmals entsprechend der geologischen B e s c h a f f e n h e i t des Untergrundes. Ü b e r w i e g t v o n Kleinröhrsdorf bis z u m B e g i n n des H ü t t e r tales (s. H 4) im Zweiglimmergranodiorit das Sohlental m i t niedrigen Hängen, meist m i t Terrassen ausgebildet, so bedingen G r a u w a c k e h o r n f e l s e die kerbsohlenartige A u s b i l d u n g des H ü t t e r t a l e s und des Seifersdorfer Tales. H i e r erreichen die H ä n g e an vielen Stellen eine so s t a r k e Neigung, d a ß das anstehende Gestein in F o r m v o n W ä n d e n und K l i p p e n h e r v o r t r i t t . A n anderen Stellen überzieht ein Schleier aus L ö ß l e h m und k a n t i g e m V e r w i t t e r u n g s s c h u t t die Oberfläche. V o n G r ü n b s r g a b w ä r t s hinterließ die R ö d e r ausgeprägte Terrassen in den Okrillaer Beckensanden. D a s beherrschende Gestein des R ö d e r t a l e s u n t e r h a l b R a d e b e r g s bis Seifersdorf, der Grauwackehornfels, ist in einem schon seit l a n g e m auflässigen Steinb r u c h nahe bei der T o b i a s m ü h l e aufgeschlossen. E s gehört zu einer größeren Scholle i m Bereich der granitischen Gesteine der Oberlausitz. Diese Scholle n i m m t die F l ä c h e zwischen den O r t e n Schönborn, W a c h a u und L o t z d o r f ein und e r s t r e c k t sich 5,5 k m v o n Norden n a c h Süden und 4 k m v o n Osten nach W e s t e n . B e r e i t s im Jahre- 1845 v e r m u t e t e der Geologe B e r n h a r d v o n COTTA, d a ß der G r a u w a c k e h o r n f e l s — v o n ihm Quarzglimmerfels g e n a n n t — in einem Z u s a m m e n h a n g zu den G r a u w a c k e n der nördlichen Oberlausitz steht. Diese G r a u w a c k e n , die w ä h r e n d des jüngsten P r ä k a m b r i u m s als sandige b z w . sandigtonige L o c k e r m a s s e n zur A b l a g e r u n g k a m e n , erfuhren n a c h ihrer V e r f e s t i g u n g durch R e g i o n a l m e t a m o r p h o s e b z w . a u c h durch K o n t a k t m e t a m o r p h o s e seitens der Schmelzen des Lausitzer Granodiorits eine U m w a n d l u n g . I m Z u g e dieser V e r ä n d e r u n g bildeten sich aus den G r a u w a c k e n G r a u w a c k e h o r n f e l s e und granitisierte Hornfelse, die ohne scharfe Grenzen miteinander v e r b u n d e n auftreten. Die d u n k l e n Gesteine setzen sich in der H a u p t s a c h e aus Q u a r z und Glimmer z u s a m m e n , untergeordnet a u c h unter anderem aus F e l d s p a t , M u s k o v i t und Cordierit. W ä h r e n d die Grauwackehornfelse v o n massiger B e s c h a f f e n h e i t sind, weisen die granitisierten Hornfelse bei größerem G l i m m e r g e h a l t ein schiefriges G e f ü g e auf. y Die im G e b i e t v o n R a d e b e r g erhalten gebliebenen Schollen der ursprünglichen G r a u w a c k e g e s t e i n e d ü r f t e n R e s t e des ehemaligen D a c h e s über den granodioritischen Schmelzkörpern darstellen. D a f ü r spricht a u c h das A u f t r e t e n v o n geringmächtigen d u n k l e n Ganggesteinen, die im Steinbruch nordöstlich gegenüber der T o b i a s m ü h l e a u f t r e t e n und später als die granodioritischen S c h m e l z e n in S p a l t e n aufgedrungen sind. B e i der ersten geologischen K a r t i e r u n g a m E n d e des 19. J a h r h u n d e r t s wurden diese G ä n g e als hornblendereiche D i a b a s e bezeichnet. Sie bestehen aus Plagioklas, A u g i t , H o r n b l e n d e und O l i v i n und wer42
den heute allgemein als Lamprophyr angesprochen. Dieser ist in der Nähe der randlichen Begrenzung zum Grauwackehornfels verhältnismäßig reich an Eisenerz. Bei der Verwitterung des Lamprophyrs kann es zu kugeligen Absonderungen kommen. Die wasserwirtschaftliche Bedeutung der Großen Röder wird von mehreren Faktoren bestimmt, die eine im allgemeinen schlechte Beschaffenheit der Wasserqualität im Oberlauf hervorrufen. Einer Meßreihe zufolge, die die Wasserwirtschaftsdirektion Obere Elbe—Mulde in Dresden aus den hydrologischen Jahren (Beginn l . N o v . ) von 1966 bis 1970 an ausgewählten Entnahmestellen ableitete, betrug die mittlere Wasserführung oberhalb von Radeberg weniger als 1 m3/s, zwischen Radeberg und Medingen von 1,2 bis 3,4 m3/s. Diese verhältnismäßig geringe Wassermenge gewährleistet nur in bescheidenem Umfang den Abbau von organischen Schmutzstoffen; anorganische Belastungen spielen keine Rolle. Seit dem verstärkten Ausbau der Textilindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beklagen sich Fischereifachleute über die Auswirkungen der eingeleiteten Abwässer. E N D L E R zählte 1 8 9 1 allein in Bretnig und Großröhrsdorf insgesamt 47 Bleichereien, Färbereien, Bandfabriken sowie Mühlen, deren Schmutzstoffe sich bis unterhalb von Kleinröhrsdorf bemerkbar machten. Weitere Abwässer kamen damals von den Färbereien und Brauereien Radebergs und der Papierfabrik bei Seifersdorf. Dieser Zustand hat sich im Laufe der Zeit noch verschlimmert, da die industriellen und häuslichen Schmutzstoffe bedeutend zugenommen haben, aber nur eine mechanische Klärung erfahren. Einen besonders starken Abwasserzufluß erhält die Röder in Radeberg, wodurch sich der Sauerstoffgehalt bis auf weniger als 1 mg/1 senken kann. Besonders im Sommer bei gleichzeitig geringer Wasserführung verschlechtert sich der sogenannte saprobiologische Zustand beträchtlich. Unter dem Saprobiensystem versteht man die Einteilung der Süßwasserorganismen nach ihrer unterschiedlichen Widerstandsfähigkeit gegen Verunreinigungen ihres Wohngewässers. Tritt eine hohe Konzentration von Giften der Fäulnisstoffe und damit ein Sauerstoffmangel ein, so sterben viele Arten ab, gleichzeitig nehmen einige resistente Abwasserbakterien zu. Erst bei Medingen rechnet der Hydrologe das Röderwasser durch Selbstreinigung und saubere Zuflüsse wieder zu einer besseren Güteklasse. Abhilfe von dem schlechten Zustand kann nur eine Kläranlage schaffen, mit deren Bau bei Lotzdorf 1970 begonnen wurde. Seit Jahren wird ein Teil mechanisch geklärter Abwässer auf der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzfläche verregnet. Trotz der bereits damals erheblichen Verschmutzung lebten noch am Ende des 19. Jahrhunderts folgende Standfische im Oberlauf: Döbel, Rotauge, Rotfeder, Weißfisch, Hecht, Barsch, Gründling, Schmerle, Elritze, Karpfen und Schleie sowie Forelle bis unterhalb von Kleinröhrsdorf. Aale waren als Wanderfische bis oberhalb von Wallroda anzutreffen. Die Wasserkraft der Großen Röder trieb früher zahlreiche Mühlen. Die meisten
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D 3 von ihnen haben ihren Betrieb eingestellt und wurden zu Gewerbebetrieben oder Fabriken umgebaut, andere dienen als Gaststätten; Einzelheiten sind den Beschreibungen Grünberg (s. D 2), Seifersdorfer Tal (s. D 4), Wachau (s. E 1), Liegau (s. E 4), Lotzdorf (s. H 1), Radeberg (s. H 5.2), Kleinröhrsdorf (s. J 1) und Wallroda (s. J 3) zu entnehmen.
D 4 Seifersdorfer Tal Unter dem Namen Seifersdorfer Tal (Bilder 1 und 2) ist der Abschnitt der Großen Röder bekannt geworden, der sich auf eine Länge von etwa je 1,5 km ober- und unterhalb der Marienmühle erstreckt. Die bis zu 100 m breite Talsohle wird überwiegend als Wiese, die etwa 20 bis 40 m hohen steilen Hänge werden ausschließlich forstwirtschaftlich genutzt. Die Besonderheit des Seifersdorfer Tales besteht in seinen zum Teil gut erhaltenen, zum Teil nur noch in Resten vorhandenen Denkmälern, Aussichtspunkten, Quellfassungen und ähnlichen baulichen Anlagen (Abb. 7). Sie gehören zu einer Landschaftsgestaltung, bei der man die natürliche Umgebung in den Bebauungsplan einbezog, ohne sie wesentlich zu verändern. Es wurden lediglich Wege und Brücken erbaut sowie Bäume zusätzlich angepflanzt. 1781 ließ Jeanne Marguerite Christina von BRÜHL, kurz Tina genannt, als Geburtstagsüberraschung für ihren Mann, den Seifersdorfer Gutsherrn, im Tal den ersten Inschriftstein setzen. In den Jahren bis 1791 kam ei&e Reihe weiterer hinzu, ergänzt durch Tempel, Hütten, Altäre und künstliche Ruinen. So kann man in einem Buch von ENGELHARDT 1806 lesen, daß das Tal „gleichsam ein Wallfahrtsort für Freunde der Natur" sei, der „im Sommer, besonders von Dresden aus, häufig besucht wird und selbst im Auslande bekannt ist". Die Sinnsprüche und Widmungen, die noch heute an mehreren Denkmalen zu entziffern sind, verdeutlichen die sentimental-schwärmerische Naturverehrung sowie die gefühlsbetonte Zeit der Romantik. So gibt es eine Quelle mit dem Namen „Vergessenheit und Sorgen", ein Denkmal „Dem Sänger des Tales" (Bild 2); nicht mehr vorhanden sind der „Sessel der Freundschaft", die „Ruine der Vergänglichkeit", der „Wohltätigkeitstempel". Außerdem ließ die Seifersdorfer Grundherrschaft Denksteine zur Erinnerung an Familienmitglieder aufstellen. Die letzten Anlagen stammen von 1830 und 1 8 3 1 . Durch Aquarelle, Zeichnungen und Stiche ist üns das frühere Aussehen des Tales überliefert. Eine Reihe solcher Ansichten (Bild 1) von Johann Adolph DARNSTEDT wird in der Grundmühle aufbewahrt. Im folgenden soll der Werdegang der Marien- und der Niedermühle bei Seifersdorf sowie der Kunathmühle bei Schönborn verfolgt werden. Zur Marienmühle, in einem Kessel des Seifersdorfer Tales gelegen, führt die Straße von Seifersdorf nach Schönborn. Das Anwesen muß 1532 schon bestanden haben, da in diesem Jahr von ihr als Obermühle im Unterschied zu einer Niedermühle die Rede ist. 1555 werden beide Mühlen im Kirchenvisitationsbericht bestätigt. 44
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A b b . 7. L a g e p l a n der S e i f e r s d o r f e r T a l (nach ergänzt von M. DROBNY
A n l a g e n im KOCH 1924, 1972)
Seifersdf.
1 Tugendstein. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Tempel zum Andenken guter Menschen + Aussichtspunkte Urne mit dem Schmetterling -f Linde der Ruhe Sessel der Freundschaft + Ruine der Vergänglichkeit 4Altar der Wahrheit Lorenzos Grab Betstuhl des Einsiedlers + Lorenzos Hütte + Pilz mit Strohdach + Vergessenheit und Sorgen Musentempel + Hermannseiche Lauras Denkmal Petrarca-Hütte + Prinz Leopold von Braunschweig Denkmal der Herzogin Amalie von Weimar Schlußstein Obelisk Denkmal des Vaters der Gräfin Denkmal der „Altdeutschen Freundschaft" Tanzsaal + Denkstein Gastfreundschaft Denkmal des jungen Grafen Denkstein für Naumann, Säpger des Tales Jägerhaus -fWohltätigkeitstempel -jPythagoras-Hütte +
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Bergquell Schlucht Herder-Denkmal (früherer Standort) Denkmal des Premierministers von Brühl Denkmal der Pflegerin des Tales Aussichtspunkt Aussichtspunkt Amor-Denkmal Dorestan-Denkmal (jetzt Herder-Denkmal) Hütte der Hirtin der Alpen + Bad Ach wie schon Jan-Büste -f-
+
1972 nicht mehr vorhanden
500 m
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D 4 Der heutige Bau stammt von 1852. Die Abkürzung M. v. B. ( = Moritz von B R Ü H L ) weist auf die Seifersdorfer Grundherrschaft, der die Mühle bis 1945 unterstand. 1972 diente das Hauptgebäude als Gaststätte, Schrotmühle und zu Wohnzwecken. Den notwendigen elektrischen Strom für die gesamte Anlage erzeugt eine von der Röder getriebene Turbine. Die Niedermühle liegt dort, wo der vom mittleren Seifersdorf herunterkommende Brückweg die Röder überschreitet, um nach Schönborn weiterzuführen. Bis 1532 war die Mühle Zubehör des Rittergutes Seifersdorf, dann wurde sie an einen Müller verkauft. Um 1800 richtete man eine Papiermühle, nach 1909 ein Elektrizitätswerk ein, das mit der Weißen Mühle in Liegau (s. E 4) verbunden war. Eine später aufgenommene Maschinenfabrik stellte 1932 ihren Betrieb ein. Seit 1945 dienen die Gebäude Wohnzwecken sowie als Turnhalle. An der Kunathmühle, erst Mahl-, später Schneidemühle, erinnert ein Zunftzeichen an die ursprüngliche Nutzung; außerdem sind die Jahreszahl 1842 und die Initialen E. W. K . zu erkennen. Ein 1910 eingerichtetes Korkwerk, seit 1918 Industriewerke Schönborn Kork-, Holz- und Strohbearbeitung, stellte in den letzten Jahren vor der Stillegung 1970 vorwiegend Holzwolle für die Meißner Porzellanmanufaktur her. Das Seifersdorfer Tal wurde 1961 auf Grund seiner reichhaltigen Pflanzenwelt zum Naturschutzgebiet erklärt. Botanisch besitzt der Talabschnitt zwischen Liegau und Grünberg naturnahe Laubwaldbestände, deren Artenzusammensetzung je nach Exposition und Hangneigung stark wechselt. Die Schattlagen der linksseitigen Hänge werden von einem Traubeneichen-Buchenwald eingenommen, der an steilen Nord- und Osthängen artenärmer ausgebildet ist. In der Bodenflora herrschen zahlreiche säureliebende Arten vor, wie Silberhainsimse (Luzula luzuloid.es), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Schattenblümchen (Majanthemum bifolium). A m Hangfuß, in Mulden und in weniger steilen Runsen auf frischeren Böden setzt sich die Bodenflora dagegen aus zahlreichen Kräutern zusammen, wie Goldnessel (Galeobdolon luteum), Mauerlattich (Mycelis muralis), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Vielblütiger Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und Bingelkraut (Mercurialis perennis). In diesen reichen Ausbildungsformen wird die Baumartenkombination durch Bergahorn, Winterlinde, Esche und Spitzahorn verstärkt. An felsigen Unterhangpartien in Nord- und Ost-Exposition tritt auf wasserzügigen Böden ein Ahorn-Eschen-Hangwald auf, in dem Winterlinde und Bergulme eine Rolle spielen. Die gut entwickelte Bodenflora enthält Hochstauden, wie Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Geißbart (Aruncus dioicus), Waldziest (Stachys silvatica) und Bunten Hohlzahn (Galeopsis speciosa), die schattige Wuchsorte bevorzugen. Auf den Böden der Talaue, die alljährlich im Frühjahr überschwemmt werden, zieht sich ein schmaler Saum des Eschen-Erlen-Bachwaldes hin. Seine Bodenflora stellt hohe Ansprüche in bezug auf Nährstoffe und Wasserbedarf. Dazu 46
gehören die Arten Hainmiere (Stellaria nemorum) und Süße Wolfsmilch -D 4 (Euphorbia dulcis) zusammen mit flußbegleitenden Hochstauden, wie Mädesüß {Filipendula ulmaria), Sumpfpippau (Crepis paludosa) und dem aus Nordamerika stammenden und seit 1820 eingebürgerten Sonnenhut (Rudbeckia laciniata).. Der Bachwald zeigt mit Moschusblümchen (Adoxa moschatellina), Scharbockskraut (Ficaria verna) und Wald-Goldstern (Gagea lutea) einen ausgeprägten Frühjahrsaspekt. Der unmittelbare Uferrand wird von einem Schwarzerlen-Bestand eingenommen, in dem zahlreiche Arten der Verlandungsvegetation auftreten, wie Rohr-Glanzgras (Typhoides arundinacea), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) und Wolfstrapp (Lycopus europaeus). Gänzlich andere Waldbilder bieten die sonnseitigen Hänge. In Süd- und Südwestlagen herrscht ein Traubeneichen-Hainbuchenwald vor mit Winterlinde, manchmal auch mit Kiefer, Robinie und der nordamerikanischen Weymouthskiefer. Die Feldschicht wird von Hain-Rispengras (Poa nemoralis), RohrReitgras (Calamagrostis arundinacea) und Silberhainsimse (Luzula luzuloides) bestimmt. An felsigen Südhängen geht dieser T y p in einen wärmeliebenden Steilhangwald aus Traubeneiche und Birke über, dessen Bodenflora Pechnelke (Viscaria vulgaris), Heidekraut (Calluna vulgaris) sowie die submediterranzentraleuropäisch-sarmatischen Arten Busch-Goldregen (Cytisus nigricans) und Schwalbenwurz (Cynanchum vincetoxicum) enthält. Demgegenüber zeichnen sich schwächer geneigte Hänge und Plateaulagen durch forstlich stark umgestaltete Eichen-Birken-Kiefernwälder aus. Ihre meist lückigen Bestände weisen einen hohen Sträucheranteil aus Faulbaum, Aspe und Salweide auf. In solchen Wäldern bildet der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) oft mannshohe und ausgedehnte Trupps. Die vegetationskundliche und morphologische Gliederung des Tales spiegelt sich auch in der pflanzengeographischen Situation wider. So enthält das Seifersdorfer Tal die nördlichsten Fundorte mitteleuropäisch-montaner Arten, wie Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum), Geißbart (Aruncus dioicus), Hirschholunder (Sambucus racemosa) und Weiße Pestwurz (Petasites albus). Vorpostenstandorte besitzen die subatlan'tisch-montanen Quellflurarten Gegenblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) und Hainfeiberich (Lysimachia nemorum). Auch die Vogelwelt ist im Seifersdorfer Tal reich vertreten. Besonders charakteristisch sind ausgesprochene Waldvögel, wie Grün- und Buntspecht, Singdrossel, Amsel, Rotkehlchen, Finken und Laubsänger. Leider hat das verschmutzte Wasser der Röder Wasseramsel und Eisvogel zur Aufgabe ihrer Brutplätze gezwungen. Nur die zierliche Gebirgsstelze huscht noch über die Ufersteine.
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D 5 Steinberg (264,4
m)
400 m nördlich vom Schloß Seifersdorf ragt der Steinberg über seine Umgebung heraus. Sein schmaler Rücken, der von Südosten nach Nordwesten streicht, bietet eine gute Aussicht. Die flachen Hänge im Osten und Nordosten sind mit Lößlehm bedeckt und werden zwischen Wachau, Leppersdorf und Lichtenberg vorwiegend ackerbaulich genutzt. Der Abdachung nach Nordwesten folgen der Saugraben bei Wachau sowie die Kleine Röder. Ihre Täler sind nur wenige Meter tief eingeschnitten. Weiter entfernt erblickt man die Ausläufer des Nordwestlausitzer Berglandes mit dem Keulenberg bei Oberlichtenau. Hinter dem Becken von Okrilla im Nordwesten ist ein bewaldeter, flacher Rücken zu erkennen, der sich nach Norden erstreckt und aus Zweiglimmergranodiorit bzw. Grauwackehornfels besteht. Seine morphologisch herausragende Stellung verdankt der Steinberg einem 100 m mächtigen Quarzgang, der in Westnordwest-Richtung über eine Länge von etwa 5 km zu verfolgen und durch quartäre Lockergesteine oft verdeckt ist. Sowohl am Eichelberg (s. A 2) nördlich von Grünberg als auch am Steinberg überragt dieses widerstandsfähige Ganggestein den leichter verwitternden Zweiglimmergranodiorit. Die Granodiorite zwischen den Orten Schönborn, Grünberg, Ottendorf-Okrilla und Seifersdorf zeigen verhältnismäßig starke Druck- und Zertrümmerungserscheinungen, die auf Krustenbewegungen hindeuten. So stehen in Nachbarschaft des Eichel- und Steinberges völlig zerquetschte Granodiorite an. Es ist anzunehmen, daß im Zuge von Bewegungen im Granodiorit auf einer Zertrümmerungszone eine von Nordwesten nach Südosten gerichtete Spalte aufriß, in der Quarz zur Abscheidung gelangte. Diese Gangfüllung selbst gestattet Hinweise auf mögliche Bewegungen. Druck führte nämlich zu einer Beanspruchung der Quarzfüllung, deren Bruchstücke jedoch wieder verkittet wurden. Auf Spalten und Klüften haben durch Verwitterungsvorgänge Absätze von Brauneisen für eine Verfärbung des gewöhnlich weißen und derben Quarzes gesorgt. In geringem Umfang können Serizit, Chlorit und Pyrit vertreten sein. Aus der Oberlausitz sind mehrere solche in der gleichen Richtung verlaufende Quarzgänge bekannt. Ein Teil der Kuppe des Stein- oder Kapellenberges ist mit einer Baumgruppe überwiegend aus Robinien bestanden, an deren Rand sich seit 1883 ein hölzernes Lutherkreuz erhebt. Unweit dieser Stelle hat sich an der Glasstraße ein granitenes Steinkreuz erhalten. Es weist eine Größe von 1 1 4 x 7 5 x 2 1 cm auf und enthält die Inschrift Anno 1678 Den 22. Martii. Nach einer Eintragung im Seifersdorfer Kirchenbuch wurde hier der Vorreiter Georg H I L L E von Wolf von T H Ü M M E L erstochen. Ein weiteres Steinkreuz steht am Abzweig der Glasstraße von der heutigen Landstraße nordwestlich von Seifersdorf. Es mißt 85 x 52 x 26 cm und besteht aus Sandstein.
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Seifersdorf, Kreis Dresden, besitzt wie die meisten benachbarten Dörfer eine Art Waldhufenanlage, jedoch mit zusätzlichen Beistücken als Besitz der einzelnen Bauerngüter an vom Hof entfernten Stellen der Dorfflur. Sie reicht — 839 ha groß — yon der Großen Röder zwischen der Grundmühle und Grünberg im Süden bis zur Orla im Norden. In früherer Zeit zog sich eine wichtige Fernhandelsstraße durch den Ort, die Glas- oder Salzstraße (s. D 8). An ihre Stelle ist jetzt die Fernverkehrsstraße 177 von Radeberg nach Ottendorf-Okrilla getreten, die aber nur durch das Mitteldorf hindurchführt. Die Achse des Oberdorfes bildet die Straße nach Wachau, die des nördlichen Niederdorfes die Straße nach Lomnitz. An der Wachauer Straße haben sich noch einige Bauernhäuser und Gebäude ehemaliger Gartennahrungsbesitzer in ihren alten Formen erhalten. Die Fachwerkwände im Obergeschoß sind zweiriegelig ausgebildet und besitzen Eckund Mittelstreben. Verbretterungen schützen meist Giebeldreiecke und Wetterseite. Den am besten erhaltenen Fachwerkgiebel besitzt das Haus Wachauer Straße 2 (Abb. 8), dessen Erdgeschoß 1972 erneuert worden ist. Durch Brände hat Seifersdorf viele alte Bauten verloren. So vernichteten die Flammen 1668 den Schafstall des Rittergutes, zwei weitere Ställe und eine Scheune. 1832 brach im Haus eines Zwillichwebers ein großer Dorfbrand aus, der 24 Wohnhäuser mit Scheunen und Stallungen in Flammen setzte. Insgesamt wurden 48 Gebäude des oberen Dorfes in wenigen Stunden vernichtet, 36 Familien mit 189 Personen obdachlos. Erwähnt wird der Ort zuerst 1335 als Syffridisdorf, dann 1454 als Seifersdorff. Die Bezeichnung geht damit auf einen Lokator Siegfried zurück. Von einer Schule im Ort ist 1594' die Rede, in welchem Jahr man das erste Schulhaus an Stelle der weggerissenen alten Pfarre erbaute. 1621 erhielt es Ersatz durch ein zweites, das zuletzt unter kaum erträglichen Verhältnissen Unterrichtszwecken diente. An seiner Stelle entstand 1839 ein neues Gebäude. Heute besuchen die schulpflichtigen Kinder die Schule in Wachau. Seifersdorf unterlag der Verwaltung und Gerichtsbarkeit seines Rittergutes, dem 1427 auch Diensdorf, Liegau, Schönborn und Buschkunnersdorf, später Ottendorf und zeitweise Grünberg zugehörten. Diese Ortschaften bildeten das größte Gebiet herrschaftlicher Dörfer im Bereich des Radeberger Amtes. Die Mühlen und Gasthäuser befanden sich ebenfalls in der Hand der Rittergutsbesitzer, die sie meist verpachteten. Vor der Reformation soll eine Kapell^ auf dem Steinberg gestanden haben, der deshalb auch Kapellenberg genannt wurde (s. D 5). In diesem Zusammenhang interessiert, daß als ältester Besitzer von Seifersdorf 1335 Bischof WITHEGO I I . von Meißen genannt wird. 1460 kam das Dorf an die Familie von Haugwitz, die auch Ottendorf und Grünberg erwarb. 1584 kaufte Dietrich von GRÜNROD Seifersdorf. Fünf Generationen dieser Familie saßen hier als Grundherren. Auf sie gehen die Schloßumbauten 1625, 1690 und 1698 zurück. Wolf Dietrich d. Ältere von GRÜNROD ließ 1604 bis 1605 die kleine spätgotische
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Dorfkirche zu einem kreuzgratgewölbten Saal mit ausgeputztem Rippenwerk und dreiseitigem Chorabschluß umbauen. Der Turm wurde auf die Südseite verlegt und erhielt seine heutige Gestalt mit achteckigem Glockengeschoß, welscher Haube und geschweifter Laterne. Das Untergeschoß nahm die Sakristei auf, darüber befindet sich die herrschaftliche Betstube, die durch einen an den Turm Im Osten angelehnten Wendelstein einen Zugang von außen erhielt. Unter dem Altar legte man die herrschaftliche Familiengruft an. Ein für den 1603 gestorbenen Dietrich von G R Ü N R O D bestimmtes Sandsteinepitaph wurde durch ein Sandsteinrelief des Abendmahles als Predella erweitert und durch holzgemalte Seitenflügel mit den Porträtdarstellungen männlicher und weiblicher Mitglieder der Familie von Grünrod sowie einem Attikagemälde mit der Grablegung Christi 'zu einem Sippenaltar zusammengefügt. E r ersetzte 1605 den holzgeschnitzten, spätgotischen, von dem heute nur noch Reste vorhanden sind. Weitere künstlerisch bedeutsame Grabmäler aus dem 17. Jahrhundert, auf denen die Verstorbenen meist vollplastisch, in natürlicher Größe und in Haltung, Ausdruck und Kleidung sehr realistisch wiedergegeben wurden, fanden im Chorraum und an den Längswänden Aufstellung und verstärken den Eindruck einer feudalherrschaftlichen Begräbniskapelle. Auch an der Außenseite der Kirche stehen aufwendige Grabmäler aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Kirchenrechnungsbücher mit wertvollen ortsgeschichtlichen Angaben sind seit 1590 erhalten. Abb. 8. Giebelansichten der Häuser in Seifersdorf, Wachauer Straße 2 (vor dem Umbau, oben), Kleinwolmsdorf Nr. 9 (Mitte) und Leppersdorf, Ernst-Thälmann-Straße 3 (unten)
1747 ging Seifersdorf aus der H a n d der Familie Grünrod durch Kauf in die des D 6 berüchtigten sächsischen und polnischen Premierministers Reichsgraf Heinrich von BRÜHL über, in dessen Familie der Besitz bis 1945 verblieb. Diese s t a t t e t e das Schloß mit reichen Schätzen aus. Als wertvollste Schöpfung dieser Zeit ist die Anlage des N a t u r p a r k e s im Seifersdorfer Tal zu nennen (s. D 4). H a t sich an der Stelle des Schlosses bereits in frühgeschichtlicher Zeit eine Wasserburg befunden, so war auch das alte Schloß noch im 16. J a h r h u n d e r t ringsum von einem breiten Wassergraben umgeben und stand auf einer q u a d r a tischen Insel. Auf den 1 5 3 1 durchgeführten Haugwitzschen Bau weisen W a p p e n an der Schauseite des Schlosses zwischen zwei Pilastern u n t e r einer Verdachung in Formen der Frührenaissance sowie drei gotische Rundbogentüren im Hausflur und die kurze, stämmige Säule im Pferdestall hin. Das W a p p e n zeigt auf rotem Feld einen schwarzen Widderkopf mit goldenen Hörnern und goldener Krone. Das viergeschossige Schloß war ursprünglich in 5 Flügeln u m einen engen Hof angelegt, den nach der einen Seite hin ein niedrigeres Küchengebäude n u r unvollkommen abschloß. Uber den Graben f ü h r t e n zwei Zugbrücken. Der vordere Graben wurde später bei einem Umbau zugeschüttet u n d eine Zugbrücke durch einen erkerartigen Anbau ersetzt. Die äußere Form des Schlosses m i t den spitzbogigen Fenstern und dem auffallenden Zinnenkranz zeugt mit wesentlichen Teilen von den kulturellen Interessen des Grafen K a r l von BRÜHL. E r bekleidete das A m t eines königlich preußischen Generalintendanten und ließ sich die n o t wendigen Pläne von Karl Friedrich SCHINKEL entwerfen, nach denen 1822 eine der frühesten neugotischen Anlagen vollendet wurde. Rings um das ehemalige Schloß breitet sich der rechteckige P a r k von e t w a 4 h a Größe aus, ursprünglich nach englischem Muster angelegt und mit verschiedenen Plastiken ausgestattet. Außer zwei Teichen sowie Rasenflächen mit einem Kinderspielplatz weist der P a r k Gebüschgruppen und stattliche B a u m b e s t ä n d e auf, unter denen Ahorne überwiegen, wie Spitz-, Berg-, Feld-, Schwarz- u n d Silberahorn. Ein beschilderter botanischer Lehrpfad verweist auf die Vielfalt der Arten. Im P a r k befindet sich ein Denkstein mit dem Reliefbild E r n s t THÄLMANNS.
Das ehemalige Seifersdorfer Rittergut, das die Geschichte des benachbarten Schlosses geteilt h a t , liegt in der Mitte des Ortes. Der H a u p t t e i l seiner 203 h a großen Flur erstreckte sich als ein etwa 350 m breiter und fast 3 k m langer Streifen unmittelbar anschließend nordwärts bis an die Orla. Ein etwa ebensobreiter, aber nicht ganz 1 k m langer Streifen zwischen Dorfstraße, Burgberg u n d der Großen Röder verband das Gut mit dem Seifersdorfer Tal. Wie aus einem Jagdbrief von 1552 hervorgeht, behielt sich der K u r f ü r s t selbst die hohe Jagd auf Hirsche, Rehe und Wildschweine in Seifersdorf vor. Die niedere Jagd, so auf Marder, Dachse, Füchse, Wildkatzen, Eichhörnchen, blieb den Rittergutsbesitzern. Der erste Grünrod erhielt das Jagdrecht auf R e h e und Wildschweine. E r s t seit 1747 stand d a n n dem Grundherrn das volle J a g d privileg zu, dazu das Recht, Fasanen auszusetzen, zu fangen oder zu schießen.
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D 6 Die Jagd wurde jedoch völlig planlos ausgeübt. Deshalb war der Wildschaden für die Bauern früher oft sehr hoch. Sie versuchten zunächst mit Eingaben, zu ihrem Recht zu kommen, so 1768 zusammen mit 20 anderen Gemeinden der Gegend. Schließlich griffen sie trotz der dafür angedrohten schweren Strafen zur Selbsthilfe, indem sie das Wild vertrieben oder ihm auflauerten. Das Schloß in Seifersdorf wurde nach dem zweiten Weltkrieg von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands mehrere Jahre als Schule genutzt. Gegenwärtig befinden sich in seinen Räumen der R a t der Gemeinde, ein Kindergarten und weitere gemeinnützige Einrichtungen. Das heutige Volksgut widmet sich besonders der Schweinehaltung. Es besitzt kooperative Verbindungen zu den örtlichen Genossenschaften. Die Einzelbauern des Ortes schlössen sich i960 zu mehreren Genossenschaften vom T y p I zusammen. Mehrere Jahre arbeitete im Oberdorf die L P G Am Steinberg, im Niederdorf die L P G Zur Hoffnung. Zwischen beiden bestanden 1972 enge Verbindungen, beispielsweise auch durch eine gemeinsame Leitung. 4 alte Ställe dienen nach ihrem Ausbau der Viehhaltung. An Gewerbebetrieben sind die seit 1972 volkseigenen Mechanischen Werkstätten zu nennen, ein Teilbetrieb des V E B Pentacon Dresden. Der Gasthof Drei Linden an der Lomnitzer Straße wird als Kinderferienlager genutzt.
D 7 Schimborn, Kreis Dresden, besitzt eine knapp 500 ha große Waldhufenflur,- die sich in über 2 km Breite zwischen dem Roten-Graben-Weg und der Großen Röder sowie zwischen der Grundmühle und der Kunathmühle (s. D 4) ausdehnt. Das Dorf selbst wird erstmals 1350 als Schonenburn erwähnt. Sein Name ist als Ort am schönen, lichten Bach bzw. Quell zu deuten. Schönborn war herrschaftliches Dorf, dessen Einwohner zumeist den Besitzern des Rittergutes Seifersdorf (s. D 6) unterstanden und ihnen Frondienste zu leisten hatten. Als Anrainer an die Dresdner Heide durften die Bewohner im Wald Holz sammeln und Vieh dorthin auf die Hutung treiben, sogar bis zum 5 km entfernten Dachsenberg. Dafür mußten sie noch im 17. Jahrhundert bei Hofejagden als Treiber helfen. Die Kirche von Schönborn steht seit 1607 an der Stelle einer älteren Kapelle. Sie fiel 1652 einem durch Blitzschlag entfachten Brand zum Opfer. Beim Neubau von 1653 bis 1664 schloß man dem kleinen rechteckigen Schiff nach Osten hin einen quadratischen Altarraum an. Im Schiff ruht die flache Decke auf einem kräftigen Unterzug. Die im Nordosten angebaute Sakristei blieb bei der Feuersbrunst offenbar unversehrt, wie ihr rippenloses Kreuzgratgewölbe in der Art Arnolds von W E S T F A L E N aus der Mitte des 15. Jahrhunderts beweist. 1653 kamen die Emporen und die Kanzel in die Kirche. 1664 erhielt der Altar seinen säulentragenden Aufbau mit der Abendmahlsdarstellung in der Predella, der Kreuzigungsszene im Mittelfeld und der Auferstehung im verkröpften Gebälk
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der Attika. Die Orgel auf der Westempore wurde 1860 mit einem spätklassi- D 7 zistischen Prospekt versehen. Wie das Innere weist auch das Äußere schlichte Formen auf. Die Wände aus dickem Bruchsteinmauerwerk sind wohl schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden, mit nur kleinen tieflaibigen Rundbogenfenstern, die am Chor noch aus der romanischen Bauzeit stammen. Weiterhin ragen nach Osten und Westen spitze Giebel auf, und auf der Mitte des Firstes sitzt ein achteckiger, schiefergedeckter Dachreiter mit geschweifter Haube. Das Dorf zeichnet sich durch relativ große Bauerngehöfte aus. Bei einzelnen Häusern hat sich im Obergeschoß noch sichtbares Fachwerk erhalten. Im ehemaligen gemeindeeigenen Armenhaus, Langebrücker Straße 4, einem 2 Achsen breiten und 5 Achsen langen eingeschossigen Bau, ist jetzt der Kindergarten, untergebracht. Ein Schulhaus wurde 1840 erbaut und 1908 durch ein neues ersetzt. Seit 1968 werden die Schüler mit einem Omnibus täglich zum Unterricht nach Langebrück gefahren. Die genossenschaftliche Entwicklung setzte in Schönborn bereits 1953 ein, als 8 Bauern die L P G T y p III Lachendes Land mit 41 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche gründeten. Diese schloß sich 1968 mit der L P G T y p I A m Schönen Born zur L P G Vereinte K r a f t zusammen, deren 70 Mitglieder 1972 etwa 420 ha Felder und Wiesen bewirtschafteten. Neben dem Feldbau spielt die Viehhaltung eine bedeutende Rolle, für die 1971 bis 1972 insgesamt 4 Ställe für zusammen 900 Schweine entstanden. Der Gartenbau ist im Ort durch einen Betriebsteil der G P G Rödertalblume mit Sitz in Radeberg vertreten. Seine Produktionsstätten liegen am Rand des Oberdorfes. Im früheren Gasthof Schönborn richtete man 1953 ein Pflegeheim mit 100 Betten ein. Der ehemalige Saal wurde 1957 bis 1958 für kulturelle Veranstaltungen so ausgebaut, daß 250 Menschen Platz finden können.
Alte Salzstraße
D 8
oder Böhmische Glasstraße heißt die bereits früh benutzte Verbindung, die aus dem Gebiet um Halle —Leipzig kam, die Elbe bei Strehla bzw. Merschwitz querte und bei Ottendorf-Okrilla den Rand des Hügellandes erreichte. Von hier aus verlief sie nördlich von Seifersdorf am Steinberg vorbei nach Radeberg und dann weiter über Stolpen (s. Bd. 17, Stolpen, A 8) und Neustadt nach Schluckenau in Böhmen. Ihren Namen trägt sie nach den Gütern, die Fuhrwerke von Böhmen (Glas) bzw. nach Böhmen (Salz) transportierten. Bereits 1412 übereignete Markgraf FRIEDRICH von Meißen im Rechtsbrief der Stadt Radeberg das Monopol für den Salzhandel innerhalb der städtischen Bannmeile. 1483 wurde Radeberg neben Röderau und Dresden Zollstation für ,,Salz, das ins Budissinsche Land ging". Den Zoll errechnete man nach der Anzahl der Fuhrwerkspferde. Zwischen 1840 und 1850 erhielt die Straße zwischen Ottendorf-Okrilla und Rade5
Dresdner Heide
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D 8 berg ihren heutigen Verlauf. B e i den B a u a r b e i t e n m u ß t e beispielsweise jeder Seifersdorf er B a u e r (Hüfner) 96 K u b i k e l l e n , jeder H a l b h ü f n e r 48 K u b i k e l l e n Steine fahren. Gegen diese zusätzlichen B e l a s t u n g e n setzten sich die B a u e r n zur W e h r , allerdings erfolglos. D 9 Burgberg (250,8 m) D e r l a n d w i r t s c h a f t l i c h g e n u t z t e B u r g b e r g bei Seifersdorf reicht m i t seinem südlichen A u s l ä u f e r bis a n die obere bewaldete T a l k a n t e der G r o ß e n R ö d e r . Hier e r h e b t sich der abgestorbene R e s t der sogenannten Hermannseiche m i t einem U m f a n g v o n e t w a 4,50 m. Ihr A l t e r wird auf 800 Jahre geschätzt. D e r .Steinaltar d i c h t daneben m i t einer Inschrift s t a m m t v o m E n d e des 18; Jahrh u n d e r t s und gehört zu den A n l a g e n im Seifersdorf er T a l (s. D 4). B e k a n n t geworden ist der B u r g b e r g durch einen A b s c h n i t t s w a l l , der nur noch in R e s t e n erhalten ist. Die L ä n g e des durch ihn geschützten Sporns b e t r ä g t m e h r als 150 m, die g r ö ß t e B r e i t e reichlich 80 m. V o n d e m sichelförmigen W a l l , dessen H ö h e bis 5 m reicht, ist durch ständigen L e h m a b b a u lediglich n o c h ein S t ü c k v o n reichlich 30 m L ä n g e erhalten. A u s g r a b u n g e n ergaben im Jahre 1965 a n seiner Innenfront größere Steinplattenlager, in deren Bereich u n d besonders d a r u n t e r v e r b r a n n t e B a l k e n und u n t e r der W a l l k r o n e eine unregelmäßige Steina b d e c k u n g . D i e B e f e s t i g u n g selbst g e h ö r t in den Ü b e r g a n g v o n der B r o n z e z e i t zur f r ü h e s t e n Eisenzeit und ist s o m i t e t w a 2600 Jahre alt.
E 1 Wachau, K r e i s Dresden Teile der W a c h a u e r Flur, insbesondere a n der Orla u n d v o n L o m n i t z herüberreichende (s. B 1), waren bereits in urgeschichtlicher Zeit besiedelt. So k o n n t e n neben R e s t e n größerer bronzezeitlicher Niederlassungen a u c h ältere j u n g steinzeitliche Siedlungsspuren gesichert werden. A b b . 9. F l u r p l a n v o n W a c h a u (nach BLOCHMANN 1845 und F l u r k r o k i 1835) 1 Mühlwiese 2 Harthe 3 Thal Villa 4 Schöne Höhe 5 Schafborn 6 Dürrer Teich 7 Haselberg 8 Vogelberg 9 Großer Teich 10 Jägerwiese 11 Mooswinkel 12 Mittleres Räumigt 13 Großes Räumigt 14 Kleines Räumigt 15 Auf Schenkens Streulecke
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16 Hilgerwiese 17 Klauswieschen 18 Fürbigberg 19 Storchwiese 20 Pappelwiese 21 Neugraben 22 Lamperteich 23 Frühmesse 24 Wurzelwiese 25 Schindelsteig 26 Dornigtwiese 27 Schafwiese 28 Schafteich 29 Röhrichtwiese 30 Teichwiesen
31 32 33 34 35 36 37 •38 39 40
41 42
43 44
Torfgrube Zumpenteich Auf den oberen Leithen Obere F u r t h Aus dem Bade Walzwiesen Schenkenteichwiese Saugrabenwiese Orlberg Auf dem Boxe Orlwiese Saugraben Lomnitzer Wiese Timmelsberg
E 1 D e r N a m e des Ortes (1218 Wachowe) l ä ß t sich als Dorf des V a c h ableiten, seine altsorbische E n t s p r e c h u n g l a u t e t V a c h o v . Die heutige A n l a g e v o n W a c h a u zeigt allerdings ein ausgesprochenes Reihendorf m i t besonders g u t ausgeprägter W a l d h u f e n f l u r (Abb. 9), di& sich v o n der G r o ß e n bis zur K l e i n e n R ö d e r e t w a 3 k m w e i t erstreckt und m i t 1404 h a die g r ö ß t e G e m a r k u n g der U m g e b u n g bildet. D i e südlichen Flurteile, w o z u a u c h die südlich der L a n d w e h r gelegenen F l u r s t ü c k e im Wiesen- und Teichgelände u m die Jägerwiesen zu rechnen sind, w a r e n nicht m i t in die W a l d h u f e n g l i e d e r u n g einbezogen. B e r g b a u v e r s u c h e erfolgten auf W a c h a u e r F l u r im 16. J a h r h u n d e r t i m T a n n e n g r u n d (s. E 3). Die L ä n g s a c h s e v o n W a c h a u bildet die Orla, die im O r t zu mehreren Teichen a u f g e s t a u t ist. D ä n e b e n v e r l ä u f t die S t r a ß e v o n R a d e b e r g n a c h L o m n i t z . Parallel zur V e r b i n d u n g n a c h L i e g a u - A u g u s t u s b a d f ü h r t ein a l t e r H u f e n w e g d u r c h die H a r t h e zur 2 k m v o m Dorf entfernten W a c h a u e r G r u n d m ü h l e i m T a l der Großen R ö d e r . F ü r sie sind a u c h die N a m e n Joachims- oder A r n o l d t s m ü h l e b e k a n n t . I m ältesten Teil, links v o n ihrem früheren Mühlgraben, b e f a n d sich eine Ölmühle. S p ä t e r besaß die Mühle weiterhin zwei G ä n g e und ein Schneidewerk. E i n B e s i t z e r ließ 1802 das B ä c k e r e i g e b ä u d e bauen, 1803 die steinerne M ü h l g r a b e n b r ü c k e und 1806 die R ö d e r b r ü c k e . 1820 w u r d e das G a s t h a u s errichtet, 1837 n a c h der Jahreszahl auf d e m T ü r s t e i n der hintersten Stallt ü r das langgestreckte Stallgebäude, 1838 die Schneidemühle, die 1902 bei einer E r n e u e r u n g ihr heutiges Aussehen erhalten h a t . I m M a u e r w e r k ist eine S a n d s t e i n p l a t t e m i t dem Müllerzunftzeichen b e m e r k e n s w e r t . N a c h vorübergehender Zugehörigkeit z u m R i t t e r g u t (1889 bis 1933) wurde die M a h l s t u b e eine zweite G a s t s t u b e , und in die Stallgebäude b a u t e m a n S o m m e r w o h n u n g e n ein. N e b e n bäuerlicher B e v ö l k e r u n g g a b es in W a c h a u schon längere Zeit H a n d w e r k e r u n d Gewerbetreibende. Diese w o h n t e n in den nördlichen und südlichen A u s b a u t e n des D o r f e s und in dem e t w a 1 k m südlich gelegenen Ortsteil u m das Feldschlößchen. Z u den H a n d w e r k e r n (1845 allein 34) zählten Schmiede, Schlosser, Zimmerleute, Schuhmacher, B a u a r b e i t e r . . A u c h Flachsspinnerei und Leinweberei ernährten viele B e w o h n e r des Ortes. SCHUMANN schreibt darüber 1825: „ M a n w i r k t besonders derbe, wohlfeilere L e i n w a n d , a u c h w o h l mittelfeine so wie e t w a s Zwillich und L i n n e n b a n d . " E b e n s o g a b es A n f a n g des 19. J a h r h u n d e r t s große Bleichen, auf denen sowohl G a r n als a u c h L e i n w a n d v e r e d e l t w u r d e n , b e v o r sie ein hiesiger Grossohändler ¿n Handelshäuser bis n a c h H a m b u r g v e r k a u f t e . A u c h auf den 2 J a h r m ä r k t e n , die W a c h a u die B e zeichnung M a r k t f l e c k e n eingebracht h a t t e n , b o t m a n W a r e n feil. B a u e r n , Gartennahrungsbesitzer und Häusler litten unter den Frondiensten, d e n N a t u r a l - und Geldzinsen für die R i t t e r g u t s h e r r s c h a f t sowie deren Schafhutungsbefugnissen bis zu ihrer A b l ö s u n g 1836. Die rigorose H a n d h a b u n g der grundherrlichen R e c h t e v e r a n l a ß t e einen E i n w o h n e r 1527, also wenige Jahre n a c h d e m G r o ß e n Bauernkrieg, das Schloß anzuzünden. V o n den d r ü c k e n d e n J a g d d i e n s t e n in der Dresdner H e i d e w u r d e n die W a c h a u e r 1630 befreit. A n der Stelle des ehemals rings v o n einem B u r g g r a b e n umgebenen Schlosses
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Wachau lag vermutlich auch schon der für 1218 erstmals erwähnte Herren- E 1 sitz, eine befestigte Anlage. Mehrfache Veränderungen — darunter auch die Umgestaltung des Wassergrabens zu einem rechteckigen Verlauf — führten zu dem gegenwärtigen Aussehen. In unmittelbarer Nähe des befestigten Zentrums errichtete man sowohl den dazugehörenden Wirtschaftshof, das spätere Gut, als auch die Kirche. Im 13. Jahrhundert spielte eine Familie von Wachau eine Rolle, ohne daß sich ein sicherer Zusammenhang zwischen ihr und diesem Ort beweisen läßt. 1378 gehörten Dorf, Herrensitz und Vorwerk Wachau einer Familie von Schönfeldt (aus Schönfeld bei Großenhain), die den Besitz erst 1802 veräußerte. Das heute noch von einem breiten Wassergraben umgebene Schloß wurde 1730 bis 1754 als hufeisenförmige Anlage mit Seitenflügeln errichtet, die nach der Rückseite ausgebildet sind. Den zweieinhalbgeschossigen Bau schließ^ ein hohes Mansarddach ab. Der Haupteingang liegt auf der Gartenseite in einem dreiachsigen Mittelteil mit stark geschwungenem Balkon und breitem, reliefgeschmücktem Dreieckgiebel (Bild 3). Eine zweiläufige Rampe mit axialer Freitreppe führt über ein Barockportal zum Vestibül des Treppenhauses. Heute sind im Schloß außer Wohnungen auch 2 Konsumverkaufsstellen, ein Kinderhort und eine Schwesternstation untergebracht. Der an die Gartenseite anschließende 4 ha große Park ist nach englischem Muster angelegt und weist eine Reihe alter Bäume auf, wie Rotbuchen, Echte K a s t a nien, Eichen, Ulmen, Linden, außerdem verschiedene Koniferen. Im Park steht ein Gartenhaus mit einer Grundrißfläche von 4 x 6 m . Auf einem Blockbau aus Rundhölzern sitzt ein schindelgedecktes Walmdach, das in einen spitzen Dachreiter übergeht. Das Gebäude erinnert an eine nordische kleine Kirche. Im Park haben sich noch zwei weibliche Gewandfiguren, bei der R a m p e zwei Komödiantengestalten und die Darstellungen der vier Jahreszeiten, ferner eine lebensgroße Saturnplastik hinter dem Schloß erhalten. A m Torhaus zum Gutshof befindet sich ein kunstvolles schmiedeeisernes Barockgitter. Das ehemalige Rittergut schließt mit seinen aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gebäuden unmittelbar an den Schloßpark an. An der Außenseite des östlichen Wirtschaftsgebäudes sind zwei Wappen aus dem 16. Jahrhundert eingemauert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts baute man auf den Gutsfeldern neben den üblichen Früchten auch Heide- und Staudenkorn an, zwei Getreidearten, die der Grützegewinnung dienten. Damals zählten außer dem Wirtschaftshof noch zum Rittergutsbesitz: Malzhaus, Mühle, Schafmeisterhaus, Schenke, Ziegelei, Bierbrauerei und Spiritusbrennerei, Schmiede sowie Gefängnis ( B L O C H M A N N 1845). In 8 Teichen zog man Karpfen und Hechte auf. Die Kirche von Wachau im unteren Teil des ummauerten Friedhofs wurde 1823 an der Stelle einer frühbarocken von 1689 errichtet. Der quadratische Westturm setzt sich über dem Dach in der Glockenstube achteckig fort und endet in einer Barockhaube mit Laterne. E r stammt noch aus der Zeit von 1689. Das Schiff besteht aus einem flachgedeckten Saal mit verbrochenen E c k e n im
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E 1 Osten, wo sich die Sakristei anfügt. Den durch große Fenster erhellten Innenraum umziehen auf drei Seiten doppelte Emporen. E r Wird beherrscht von einem hohen klassizistischen Kanzelaltar. Den Mittelpunkt für sakrale Feiern bildet ein sonst in der Sakristei aufbewahrtes Kruzifix aus Meißner Porzellan, eine künstlerisch wertvolle Plastik aus dem 18. Jahrhundert. In dieselbe Zeit gehören einige Sandsteingrabmäler auf dem Kirchhof. Hier befindet sich auch eine Grabstätte für 5 sowjetische Soldaten, die 1945 gefallen sind. Die stattlichste Gebäudeanlage des Dorfes wird vom Pfarrhof neben der Kirche, Hauptstraße 66, gebildet. Bei der geschweiften abgedeckten Toreinfahrt befindet sich links eine Fußgängerpforte mit eiserner Handhabe und Türklopfer, die rechte, nachträglich zugemauerte, ist jetzt eine Nische. Rechts neben dem 7 Achsen langen zweigeschossigen Wohnhaus, einem Putzbau mit Sandsteingewänden und Mansarddach mit Krüppelwalmen, steht in gleicher Firstrichtung die Fachwerkscheune. Beiden Gebäuden gegenüber erhebt sich das Seitengebäude, ein langes Wohnstallhaus, das über der Tür des massiven Erdgeschosses mit 1741 bezeichnet ist. Das Obergeschoßfachwerk besitzt Eckund Mittelstreben, an den Schauseiten sind zwei, feldseitig ist nur ein Riegel angeordnet. Der Hof wird nach hinten durch einen niedrigen Schuppen abgeschlossen. In der Nähe des Pfarrhofes wächst an der Hauptstraße eine Linde, die als Naturdenkmal eingetragen ist. Bei den Bauernhäusern unterscheiden sich die im 19. Jahrhundert errichteten massiven Putzbauten mit flacherer Dachneigung von den älteren, im Erdgeschoß massiven, deren Obergeschoß aus Fachwerk besteht und ein steileres Satteldach aufweist. Besonders gepflegt sind die Häuser An der Orla 39 und 41. Am letztgenannten Gebäude hat sich eine Inschrifttafel vom Beginn des 19. Jahrhunderts mit Angilben zur Hausgeschichte erhalten. Vor dem Haus Hauptstraße 104 sitzt zwischen Granitsäulen eine Gartentür, die als Kupfertreibearbeit einen Flötenbläser sowie links und rechts je eine stilisierte Blume zeigt. Hier wohnt Werner J U Z A (geb. 1924), ein bildender Künstler, der sich neben seiner eigenen schöpferischen Arbeit auch denkmalpflegerischen Restaurierungsaufgaben widmet (s. H 5.3). Unweit der früheren Schloßgärtnerei steht die alte Schule, An der Orla 49. Der zweigeschossige Putzbau mit einem Satteldach besitzt am Giebel 2 und an der Hauptfront 9 Fensterachsen mit Sandsteingewänden, von denen je 3 zusammengefaßt sind. 3 Fenster im Obergeschoß betonen durch bescheidene Verdachungen und hervorgezogene Sohlbänke die Mitte. Uber dem gestalterisch hervorgehobenen Eingang steht: „Wohl dem der Freude hat an seinen Kindern. Um- und Vergrößerungsbau 1 8 7 1 . " Hier unterrichtete in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer insgesamt 145 Kinder, die auf 2 Klassen aufgeteilt waren. 1907 baute die Gemeinde ein Schulhaus an der Schulstraße 1, das 1970 einen Anbau erhielt. In ihm lernen heute auch die Seifersdorfer Kinder, seitdem beide Orte zu einem Schulkombinat zusammengeschlossen worden sind. Durch die Bodenreform erhielten von dem 304 ha großen Rittergutsbesitz 1946 etwa 20 Neubauern Grund und Boden. Sie erbauten sich neue Wohn-
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stallhäuser. Die 1958 gegründete L P G T y p III Einigkeit umfaßt seit 1972 E 1 auch die Nutzflächen der Genossenschaften T y p I Gute Hoffnung und A m Rö- • derberg, so daß die 165 Mitglieder insgesamt 730 ha bewirtschaften. Neben dem Anbau von Feldfrüchten hat sich vor allem die Viehhaltung entwickelt. In den Jahren 1966 bis 1969 entstanden 2 Ställe für je 200 Rinder (Milchkühe) und die dazugehörenden Gebäude zur Futteraufbewahrung. In ehemalige Scheunen baute man 6 neue Wohnungen ein. Seit 1973 befindet sich in Wachau der Sitz einer Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion, die insgesamt 3 399 ha landwirtschaftliche Nutzfläche der örtlichen L P G , der L P G Neue Zeit in Lomnitz (s. B 1), L P G Zur Hoffnung und des V E G Seifersdorf (s. D 6) sowie der L P G Einigkeit in Radeberg (s. H 5.5) bewirtschaftet. Die erhaltenen Baulichkeiten des ehemaligen Rittergutes dienen teils Wohnzwecken, teils der Viehhaltung. Neu erbaut wurden ein Getreidesilo um 1965, eine Tankstelle im Jahre 1971 und eine Reparaturhalle 1973. A m Rand des Gutes, bereits im Park, steht ein Haus, das heute als Kindergarten genutzt wird. In einem kleinen Seitental der Orla vergrößerten die Einwohner das seit 1930 bestehende Freibad bedeutend. Südlich von Wachau sind, nur wenige 100 m von der Straße Radeberg —Seifersdorf entfernt, pleistozäne Sedimente in einer Grube aufgeschlossen. In der näheren Umgebung bilden sie eine ebene Oberfläche, auf der zahlreiche Gerölle verstreut liegen. An . der nach Nordwesten exponierten Grubenwand stehen folgende Schichten von oben nach unten an, die schwach nach Nordosten einfallen : 180 cm hangende Mittel- und Grobsande, rötlichbraun gefärbt, mit hellen Sandlagen, die maximal 5 cm mächtig sind 50 cm Grobkies und Grobsand, hellgrau 50 cm Mittel- und Grobsand, rötlichbraun 12 cm Mittel- und Feinsand 50 cm Kies und Grobsand 50 cm Mittel- und Grobsand 30 cm Grobkies 35 cm Grobsand 30 cm liegender Grobkies. Die petrographische Analyse der Kieshorizonte ergab für die Fraktionen mit 10 — 50 mm Durchmesser ein Vorherrschen der Quarze mit 30 — 5 6 % . Heimische Granite folgen mit 19 — 2 5 % . Der Anteil an Nordischem Kristallin und Feuerstein bleibt gering; eine Ausnahme bildet der zweite Horizont von unten, wo auffällig viele Feuersteine (15%) gefunden wurden. E i n großer Teil der zahlreichen Quarze, wie sie auch in Aufschlüssen am Nordrand der Dresdner Heide zu beobachten sind, stammt von Schotterfeldern der in der Nähe gelegenen präelsterzeitlichen Vorkommen. Es handelt sich um Material des Senftenberger Elblaufes, das bei Ottendorf-Okrilla große Ausdehnung besitzt ( G E N I E S E R U. D I E N E R 1956/57).
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E 2 Heil- und Pflegeanstalt Kleinwachau Etwa 500 m südlich der ehemaligen Ziegelei bei Wachau erheben sich an der Flurgrenze zu Liegau die Gebäude der evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für Epilepsie Kleinwachau. Die Anstalt war 1889 zunächst zur Behandlung von Mädchen eröffnet worden und arbeitete nach dem Prinzip der wirtschaftlichen Selbstversorgung, wie es Friedrich von B O D E L S C H W I N G H (F 1910) vertrat. Die Größe des Grundstücks umfaßte anfangs 20 Scheffel, von dem ein Viertel Wald trug; das übrige Land diente dem Feldbau. Nachdem 1891 auch ein Knabenhaus, 1910 das Brunnenhaus fertiggestellt waren, konnten mehrere hundert Kinder betreut werden. Im Jahre 1971 wurde ein neues mehrgeschossiges Krankenhaus, das Bodelschwingh-Haus, seiner Bestimmung übergeben (Bild 8), so daß gegenwärtig 70 Mitarbeiter insgesamt 210 Patienten betreuen können. Der Anstalt sind eine Gärtnerei und ein landwirtschaftlicher Betrieb von 18 ha Größe sowie eine Sonderschule für bildungsfähige Kinder angeschlossen. Nördlich und nordöstlich von Radeberg gab es früher 4 Ziegeleien: je eine beim Vorwerk Heinrichsthal, südlich von Leppersdorf, nördlich von Lotzdorf und südlich von Wachau. Als Z. S. ( = Ziegelscheune) hat die von Wachau bereits O B E R R E I T in seinen Atlas eingetragen. Sie gehörte ursprünglich zum Gut der heutigen Knorpelschenke, neben der seit 1974 ein neues Kinderferienlager eines Dresdner Betriebes besteht. Das Werk lieferte Dach- und Mauerziegel, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts „einen raschen Absatz" fanden ( B L O C H M A N N 1845). Heute werden die ehemaligen Lehmgruben landwirtschaftlich genutzt, oder sie sind mit Buschwerk bedeckt.
E 3
Augustusbad bildet seit 1922 mit Liegau die Gemeinde Liegau-Augustusbad. Sein Grund und Boden mit den meisten darauf stehenden Gebäuden gehörte früher teils zur Radeberger, teils zur Wachauer Flur. Nachdem im 16. Jahrhundert im Tannengrund und auf dem Silberberg (s. E 5) in mehreren Bergwerken nach Erz geschürft worden war, suchte 1717 der Radeberger Bürgermeister Christoph SEYDEL (F 1747) in einem solchen Stollen des Tannengrundes, dem ..Sonnenglanzstollen', nach Kalkstein für den Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Stadtbrand von 1714. Er entdeckte dabei den schwach kohlensäurehaltigen Brunnen, der sich gegen rheumatische Erkrankungen als wirksam erwies und den er 1724 nach A U G U S T dem Starken Augustusbrunnen benannte. Dieser gehört zu einem Quellgebiet, dessen Wasser später untersucht wurde und eine Temperatur von 7,2 bis 10 °C aufweist. Ein Radiumgehalt von 1,9 bis 9,1 MacheEinheiten ist offenbar auf die schwach erzhaltigen Quarzgänge zurückzuführen. Das für Bäder zu kalte Wasser wurde unterirdisch erwärmt, was bald als Besonderheit des neuen Badehauses galt, das SEYDEL 1721 bauen ließ. Später 60
fand er weitere Quellen. 1739 weilten e t w a 200 K u r g ä s t e hier, die a u c h aus E 3 B r a n d e n b u r g und der Niederlausitz k a m e n . 1896 k a u f t e der Leipziger A p o t h e ker und U n t e r n e h m e r W i l l m a r SCHWABE (f 1917) das B a d und schuf daraus 1906 eine S t i f t u n g f ü r Leipziger Krankenkassenmitglieder. 1904 weilten über 2000 Personen zur K u r , die u n t e r anderem Kohlensäure-, Sol-, Schwefel- und Moorbäder verabreicht b e k a m e n . In einer ausführlichen A r b e i t beschrieb E l k e RÖBEL 1969 geschichtliche E n t w i c k l u n g und balneologische B e s o n d e r h e i t e n von Augustusbad. H e u t e r u h t der K u r b e t r i e b . Die S t a d t R a d e b e r g n u t z t einen K o m p l e x v o n 4 G e b ä u d e n a u ß e r h a l b des früheren Bades, v o n denen 3 im sogenannten Schweizerhausstil u m 1850 errichtet w u r d e n , als Feierabendheim f ü r e t w a 70 ältere Bürger. B l u m e n r a b a t t e n sowie F u ß w e g e wurden im angrenzenden T a n n e n g r u n d angelegt und B ä n k e anfgestellt. Fischteiche und eine W a s s e r k l ä r a n l a g e füllen den unteren Teil des T a n n e n g r u n d e s aus.
E 4
Liegau, K r e i s Dresden W e s t l i c h v o m O r t befindet sich südlich a m V e r b i n d u n g s w e g v o n L i e g a u zur S t r a ß e L o t z d o r f — L a n g e b r ü c k ein größeres F l a c h g r ä b e r f e l d der B r o n z e z e i t , das teilweise recht u m f a n g r e i c h e Metallbeigaben, wie N a d e l n u n d Sicheln, enthielt. Die F u n d e setzen in der jüngeren B r o n z e z e i t ein. Die erste b e k a n n t e geschichtliche E r w ä h n u n g des Ortes erfolgte 1350 in der F o r m Lygau. A n d e r e B e z e i c h n u n g e n sind Legow (1378) oder Liegenn (1479). V e r m u t l i c h b e d e u t e t der N a m e O r t an der W a l d g r e n z e , an den gelachten B ä u m e n , w a s v o n altsorbisch ligovati = markieren, liga = L a c h e a m B a u m , Grenzzeichen abzuleiten ist. D a sich der steile rechte T a l h a n g der Großen R ö d e r aus h a r t e m G r a u w a c k e hornfels nicht als A c k e r f l ä c h e eignete, k o n n t e sich das D o r f nur einreihig und m i t einer einseitigen W a l d h u f e n f l u r entwickeln. A l l e G ü t e r liegen a u s n a h m s l o s w e s t w ä r t s der Dorfstraße. F r ü h e r verlief diese v o n der Mühle a b w ä r t s u n m i t t e l bar a m linken R ö d e r u f e r entlang, w o j e t z t Spritzenhaus, Gasthof u n d ein E i n k a u f s h a u s stehen. V o n der nur 217 h a großen F l u r entfielen 88 h a (1901) auf das ehemalige R i t t e r g u t . •Dieses R i t t e r g u t a m E n d e des D o r f e s an einer Schleife der G r o ß e n R ö d e r begegnet uns zuerst im B e s i t z der F a m i l i e v o n H a u g w i t z . U m 1650 ließ ein damaliger G u t s i n h a b e r das Sitznischenportal m i t reich profiliertem R u n d b o g e n v o r dem heutigen H a u s H a u p t s t r a ß e 69 erbauen. E s b e f i n d e t sich in einer S t ü t z m a u e r und f ü h r t zu einem Keller. U n t e r h a l b des G u t e s w u r d e 1807 die R ö d e r b r ü c k e errichtet. 1836 erhielt das G u t e r s t m a l i g einen bürgerlichen B e s i t z e r ; 1857 w u r d e d a s S t a h l b a d eröffnet, das n a c h 1878 zu großer B l ü t e gelangte. Die L i e g a u e r K u r anstalt, das n a c h seinem G r ü n d e r b e n a n n t e H e r r m a n n s b a d , v e r d a n k t seine E n t s t e h u n g eigentlich den Eisemsteinfunden v o n 1841 in einer im T a l g r u n d
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vor der späteren Forellenschenke gelegenen Moorwiese, wo man auch die eisenhaltige Herrmannsquelle entdeckte. Diese Eisenquelle enthielt kohlensaures Eisenoxydul, Natron, Kali und Magnesia, Schwefelsaures Kali, Chlornatrium, Kieselsäure und freie Kohlensäure und erwies sich bei verschiedenen Krankheiten als heilsam'. Daneben verabreichte man auch Moor-, Fichtennadelund Duschbäder. 1917 schlössen sich die Pforten des Bades für immer. Die Rittergutsflur war in der Zwischenzeit durch Verkäufe stark geschrumpft. 1921 kamen davon die gutseigene Forellenschenke, 1928 das Herrenhaus mit den beiden angrenzenden Gebäuden und der damaligen Gaststätte Kurhaus Liegau, der späteren Rödertalschenke, an die Gemeinde Liegau und 1929 das gesamte Rittergut mit Grund und Boden an die Landparzellierungsgesellschaft A G Berlin, Lapag genannt. Auf dem Gelände entstand nun besonders südlich vom Wieslochberg eine umfangreiche Siedlung, die ursprünglich als Wochenendsiedlung mit Sommerwohnungen in leicht gebauten Häusern gedacht war, sich aber zu einem Dauerwohnplatz entwickelte. Sogar kleine Gewerbebetriebe ließen sich nieder, wie der heutige V E B Lampenschirme in der Waldstraße. Ein eigenes Schulgebäude für zunächst 107 Kinder wurde 1896 zwischen Mühle und Rittergut errichtet. Vorher hatten alle Kinder die Lotzdorfer Schule besuchen müssen, wo gegenwärtig die Klassen 6 bis 10 ihren Unterricht erhalten. Von den Dorfbauten fallen zwei besonders auf, weil sie ihr altes Äußeres sehr gut bewahrt haben. Das Häusleranwesen Hauptstraße 43 ist ein kleines, 5 Achsen langes Gebäude mit Fachwerkobergeschoß, vorgehängten Doppelfenstern mit kleinen Schiebefenstern und einem 1884 in schönem Muster verschieferten Giebeldreieck. Die kleine Wirtschaft Hauptstraße 29 mit 3 Achsen im Giebel besitzt ebenfalls ein Satteldach und Fachwerk im Obergeschoß sowie einen verbreiterten Giebel. Im Schlußstein über der Tür steht die Jahreszahl 1796. Die Weiße Mühle entspricht der alten Niedermühle von Liegau unterhalb des Rittergutes, mit dem sie bis 1880 besitzmäßig verbunden war. 1904 brannte die Mahlmühle bis auf die Grundmauern nieder. 1905 kaufte ein Ingenieur die Brandstelle und errichtete hier eine Fabrik. Eine mit Wasser betriebene Turbine erzeugte elektrischen Strom und versorgte damit den Ort und seine Umgebung. Die Fabrik fertigte unter anderem Kleinmotoren, nach dem ersten Weltkrieg Gummiwaren. Als volkseigener Betrieb produziert das Gummiwerk gegenwärtig verschiedene Artikel, wie Dichtungsgummis für Waschmaschinen und Kühlschränke. Nach 1945 wurde das Werk durch Neubauten erweitert. Die Liegauer Dorfmühle, Hauptstraße 52, war um 1900 in der Hauptsache ein großes Sägewerk. Ein späterer Besitzer gab das Werk auf und baute die Mahlmühle zur Bäckerei aus, die bis in die fünfziger Jahre de? 20. Jahrhunderts arbeitete. Mühlgraben und Wasserrad zeugen noch von der früheren Bestimmung der Gebäude. Liegaus Lage am Eingang zum Seifersdorfer T a l (s. D 4) begünstigte die Einrichtung des FDGB-Ferienheims Pechhütte sowie privater Unterkünfte für Urlauber. So finden jährlich etwa 1600 Werktätige im Ort Erholung und Entspannung. 62
Ein seltenes Handwerk vertrat Herbert KNÖFEL (f 1974) in Liegau, der zu den E 4 drei in der D D R arbeitenden Zinngießern gehörte. Seinen Rohstoff bezog er vom V E B Zinnerz Altenberg sowie aus der Demokratischen Republik Vietnam und der Volksrepublik China. Die kleine landwirtschaftliche Nutzfläche des Ortes wird von einem Betriebsteil der G P G Rödertalblume sowie von der L P G Einigkeit in Radeberg (s. H 5.5) bewirtschaftet. Dieser Genossenschaft hatte sich 1971 die örtliche L P G T y p I Am Heiderand mit 84 ha angeschlossen.
Silberberg (271,5 m)
E 5
Von Lotzdorf führt der Sommerweg über den landwirtschaftlich genutzten Silberberg nach Augustusbad. Von ihm ergeben: sich Ausblicke zu vielen Nahund Fernpunkten. Am Südwest-, West- und Nordwestfuß des Berges zieht sich das Tal der Großen Röder mit seinen bewaldeten Hängen hin. Im Nordosten grenzt die Wasserscheide bei Lichtenberg, die von Eich-, Stein- und Eierberg gebildet wird, das Nordwestlausitzer Bergland nach Westen ab. Hinter dem Schornstein des Kombinats Robotron in Radeberg schließt sich ein Teil der Dresdner Heide an. Den Elbtalrand markiert der Fernsehturm in DresdenWachwitz. Geising und Wilisch können bei klarem Wetter im Süden erkannt werden. Der Berg erhielt seinen Namen vom Bergbau, der im 16. Jahrhundert hier nachzuweisen ist. Die geringfügige Erzführung der Quarzgänge, nach alten Angaben gold- und silberhaltiges Kupfer, Vitriol und Schwefelkies, ließ an verschiedenen Stellen beiderseits der Großen Röder Stollen und Schächte entstehen. Zu ihnen gehörten .Gottesgabe' (1552), ,Gnade Gottes' (1656), .Neue Gottes Gabe' (1548), .Peter Zeche' (1548), .Sonnenglanz' (1548), .Seegen Gottes' (1582) und .Unsere Lieben Frau Empfängnis' (1556), alle im Tannengrund bei Augustusbad gelegen, ferner .Wunderlich Glück Gottes' (1580) und .Heilige drey Könige' (1546) auf dem Silberberg sowie .Das neue Glück am Schloßberg' (1656) in Radeberg.
Spitzberg (297,4 m )
E 6
Nordöstlich von Radeberg breitet sich zwischen Wallroda und Leppersdorf ein Kleinkuppengebiet aus, dessen Vollformen ihre Umgebung um 30- bis 40 m überragen. Seine höchsten Erhebungen, die in einem weiten nach Norden geöffneten Bogen von der Röder umflossen werden, sind Taubenberg (305,2 m), Spitzberg und Hutberg (s. J 2). Das Relief des Kuppengebietes erinnert in manchen Abschnitten wie das bei Rossendorf (s. O 5) an die Formen im norddeutschen Jungmoränengebiet. Die heutigen Oberflächenformen sind erst nach der Elsterkaltzeit entstanden und noch sehr jung. Ihre Auflösung in Wälle, Rücken und Kuppen erfolgte besonders kräftig in Rödernähe.
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E 6 Der breite, nur wenig gegliederte Rücken des Spitzberges wird durch eine flache Mulde vom weiter östlich liegenden Kirchberg abgetrennt. Er bildet den Wasserscheidenbereich zwischen der Großen und der Kleinen Röder. Wie Hutund Taubenberg wird der Spitzberg von mächtigen Sanden und Kiesen aufgebaut. Die Basis dieser Sedimente ist in der Aue des 500 m entfernten Hofegrundbaches bei 237 m ü. NN erbohrt worden. Im Spitzberg erreichen sie eine Gesamtmächtigkeit von fast 60 m. Wie im Rossendorfer Raum zeugen die Ablagerungen zwischen Spitzberg und Hutberg von einem längeren Eisstillstand während des zweiten Vorstoßes der Elsterkaltzeit. Bohrungen südlich vom Spitzberg ließen eine Rinne erkennen, die von Schmelzwassersanden verschüttet worden ist und einen von Nordost nach Südwest gerichteten Abfluß vermuten läßt. Mächtige Feinsand- und Tonhorizonte in der Grube am Hutberg (s. J 2) belegen örtliche Abflußverzögerungen und Stauungen in Eisrandnähe. In dem Aufschluß am Spitzberg werden die Schmelzwassersedimente in einer Mächtigkeit von 8 —10 m abgebaut. Es ist eine deutliche Zweiteilung der Ablagerungen zu erkennen. Im Hangenden lagern Gerolle und Blöcke mit einem Durchmesser bis zu 35 cm. Dieser Horizont nimmt etwa ein Drittel des Aufschlusses ein und fällt mit 35 — 40 Grad steil nach Südosten, Süden und Südwesten ein. Deutlich begrenzt folgen im Liegenden Sande, die zum Teil von schwachen Feinkieslagen untergliedert werden. Sie sind an wenigen Stellen gut geschichtet; Grob- und Feinsandhorizonte wechseln miteinander in der Lagerung ab. In den Sandgruben am Spitz- und Hutberg überwiegen unter den Gerollen die heimischen Granodiorite, in der Mehrzahl stark verwittert und vergrust. Der Gehalt an Feuersteinen und Nordischem Kristallin bleibt gering. Auffällig viel Quarz kommt in der Grube am Spitzberg vor. Die Bestockung der Hänge weist erhebliche Unterschiede auf, die auf die Exposition und die Bodenfeuchte zurückzuführen sind. So bestimmen Kiefern-, Kiefern-Birken- und Birkenbestände die südwärts gerichteten, Fichten und Rotbuchen die nach Norden geneigten Lagen. Südöstlich vom Spitzberg bauten früher Ziegeleien Ton und Tonsand ab, die im Pleistozän in einem kleinen Becken zwischen Augustusbad, Radeberg, Kleinröhrsdorf und Leppersdorf abgelagert worden waren. Über diesem etwa 1,3 m mächtigen Sediment folgt Geschiebesand, unter dem Ton eine geringmächtige Grundmoräne. Eine Ziegelei und mehrere Lehmgruben hat bereits O B E R R E I T 1821/22 auf seiner Karte eingezeichnet.
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Landwehr, Lampers Wald ( O B E R R E I T 1821/22) oder kurz Lampert heißt ein Waldstück an den Flurgrenzen zwischen Wachau, Leppersdorf und Radeberg. Ihm zugerechnet werden auch die nördlich anschließenden Bauernbüsche, die söge-
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nannten Oberen Leiten. Der Name Lampertswald soll auf einen sagenhaften E 7 Einsiedler Lampert zurückgehen, wie man auch von zwei Wüstungen Lampertswalde und Hilgersdorf spricht (STÖRZNER 1904). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte der Wald zum Rittergut Wachau. Damals bestimmten Tannen, Fichten und Kiefern seine Zusammensetzung, untermischt von Lärchen, Buchen, Eichen, Birken und Erlen (BLOCHMANN 1845). Auch heute überwiegen auf den wasserstauenden Lehmböden Fichtenund Fichten-Kiefernforste. An den gut ausgebauten Wegen, die bereits vor 1845 angelegt worden waren, findet man einzelne stattliche Exemplare von Rotbuche, Eiche und Ahorn. Die Kiefernforste sind mehr oder weniger stark mit Stieleiche, Birke, Eberesche, Faulbaum und Zitterpappel durchsetzt, und ihre Bodenflora deutet mit Säurezeigern (s. Seite 18), wie der kiefernbegleitenden Preiselbeere {Vaccinium vitisidaea) und der osteuropäischen Eichenwaldpflanze Kassubenwicke (Vicia cassubica), auf ehemalige Eichen-Kiefernwälder hin. An kühlfeuchten Stellen, wie auch im Wald auf dem Niederen Bocksberg zwischen Lomnitz und Seifersdorf, gedeihen noch mehrfach montane Arten. Der hohe Grundwasserstand erleichterte den oberflächennahen Wasserstau, so im Ziegel- und Lampertsteich. Auch auf den angrenzenden Fluren von Wachau und Friedrichsthal (s. H 2) gab es in früherer Zeit mehrere Teiche.
Leppersdorf, Kreis Dresden,
F 1
wird erstmals 1337 als Luperandtsdorf genannt, dem der Lokatorname Liutbrand zugrunde liegt. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammt ein Fund, der 30 ganze sowie 11 Bruchstücke Meißner Groschen enthielt. Der Ort, ein beinahe 2 km langes Waldhufendorf mit einer Flurgröße von 713 ha, war früher Amtsdorf von Radeberg mit eigenem Erbgericht. Dieses Anwesen steht als größtes Bauerngut des Ortes in der Mitte des Niederdorfes, etwas abwärts von einem großen Teich. Zweimal, 1682 und 1785, brannte das Erbgericht durch Blitzschlag nieder. Auch die Pest wütete im Dreißigjährigen Krieg im Dorf; in allen alten Gärten sollen sich Pestgräber befinden. Am Weg nach Großröhrsdorf wird ein Waldstück noch heute als Pestfriedhof bezeichnet. Die Verkehrslage von Leppersdorf ist günstig, zumal die Straße Dresden — ' Radeberg —Kamenz seit etwa 1825 das Oberdorf berührt. Die Alte Poststraße zwischen diesen Städten bildete die Achse des ganzen Dorfes. Um 1540 gab es in Leppersdorf einen eigenen Lehrer. Die heutige Schule wurde 1908 unweit der Kirche und des Mittelgasthofs errichtet, die alte zum Wohnhaus umgebaut. Seit 1969 werden nur noch die Klassen 1 bis 6 im Ort, die übrigen in Radeberg unterrichtet. Die Kirche diente anfangs lediglich als Begräbniskapelle. Sie steht in der Mitte des Ortes und war immer Filial von Kleinröhrsdorf. An den schlichten Saalbau mit eingezogenem Chor und östlich angefügter Sakristei aus der Zeit um 1680
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F 1 schließt sich der etwas jüngere Altarraum an. Über der Mitte des Satteldaches erhebt sich ein achtseitiger, spitzer Dachreiter. Den Innenraum begrenzt nach oben eine flache, bemalte Felderdecke, die im Chor etwas höher liegt als im Schiff. An der Nord-, West- und Südseite angeordnete Emporen weisen auf ihren Brüstungsfeldern ländliche Malereien auf, ebenso das frühbarocke Kirchengestühl. Der Altar zeigt als Mittelbild eine Kreuzigungsszene; den Korb der Kanzel schmücken die Bilder der Evangelisten. Der in gebranntem Ton geformte Taufstein mit dem zinnernen Becken stammt von 1794. In Gebrauch sind noch die alten Glocken: die mittlere aus der Zeit um 1500, die kleine von 1538 sowie die von 2 breiten Ornamentstreifen, Marken mit Weinranken und Wappen am Halse geschmückte große Glocke aus dem Jahre 1670. In die Friedhofsmauer ist ein granitenes Steinkreuz eingefügt. Es mißt 122 X 75 cm und soll der Sage nach an die Hussitenzeit erinnern. In Leppersdorf gibt es eine ganze Reihe stattlicher Gehöfte mit großen Wirtschaftsgebäuden. Die typischen Bauernhäuser des 19. Jahrhunderts sind verputzte Massivbauten mit flachen geneigten Satteldächern, 3 und auch 4 Achsen breit. Zwei- bzw. dreifach gekoppelte Rundbogenfenstergruppen lockern die Giebeldreiecke auf, die, wie auch die Dächer, vielfach verschiefert sind. Ein besonders großes Wohngebäude dieser Art steht Erich-Weinert-Straße 16, das noch mit einem Dachreiter ausgezeichnet ist, auf dem Kugel und Wetterfahne sitzen. Als einziger Rest eines Bauernhofes hat sich Erich-Weinert-Straße 20 eine mächtige Toreinfahrt aus Hau- und Bruchsteinen erhalten. Links befindet sich eine Rundbogenpforte, rechts das gleichfalls durch einen Rundbogen abgeschlossene Tor, in dessen Schlußstein die Initialen IGW und die Jahreszahl 1831 zu lesen sind. Ältere, einander ähnelnde Wohnstallhäuser sind die Gebäude Erich-WeinertStraße 14 und 22. Über massivem Erdgeschoß erheben sich die Fachwerkwände des Obergeschosses, zweirieglig und mit Eckstreben. Die dreiachsigen Giebelseiten sind verbreitert, die Satteldächer mit Ziegeln eingedeckt. Baugeschichtlich besonderes Interesse verdient das Hauptgebäude des Gehöftes Ernst-Thälmann-Straße 3 in der Nähe der Kirche. Das große Wohnstallhaus besitzt vor der Stube giebel- und hofseitig je 2 Umgebindejoche. Das Fachwerk des Obergeschosses ist mit Eckstreben zweirieglig abgezimmert, aber auffallend weitständrig. Das straßenseitige Giebeldreieck (Abb. 8) wird von einem Schieferbehang geschützt, die Decke des dreischiffigen Stalles ist gewölbt. Uber der Haustür steht die Bezeichnung 18 I G F 08. Neben der Landwirtschaft hat es schon früh in Leppersdorf gewerbliche Betätigung gegeben, zu einer Industrialisierung kam es im weiteren Verlauf jedoch nicht. Insbesondere die Häusler, deren Anzahl am Anfang des 19. Jahrhunderts 53 betrug, stellten Leinwand her, so im Jahre 1808 insgesamt 2400 Schock grobe und 850 flachsene. Den Vertrieb der Ware übernahmen Faktoren, manche von ihnen lieferten auch die dazu notwendigen Rohmaterialien. Noch vor 1850 verdienten verschiedene Bewohner ihren Unterhalt in der Karpfenteichwirt-
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schaft. Auf Leppersdorfer Flur gab es damals auch kurfürstliche Teiche, über F die ein Fischmeister die Aufsicht führte, so südlich der Kirche. Außer Karpfen hielt man in den Teichen noch Hechte, Schleien, Barsche und Karauschen, die meist in Dresden zum Verkauf gelangten. A n dörflichem Gewerbe gab es früher 2 Mühlen, die zusammen über 3 Gänge verfügten. Heute arbeitet lediglich noch die im Niederdorf, Erich-Weinert-Straße 21, allerdings nur als Schrotmühle. Der bedeutendste Betrieb im Ort mit 50 Beschäftigten, der V E B Lederwaren, stellt Aktentaschen sowie Rucksäcke und Campingbeutel her. Die genossenschaftliche Entwicklung in Leppersdorf begann am 7. Mai 1953, als sich 3 Betriebe zur L P G T y p I Erich Weinert zusammenschlössen. Bereits 3 Jahre später nahm die L P G das Statut vom T y p I I I an, und im gleichen Jahr riefen 6 Betriebe die L P G T y p I Neues Röderland ins Leben. Hinter dem Gehöft Erich-Weinert-Straße 16 zeugen neue Ställe und Bergeräume von der genossenschaftlichen Viehhaltung. Seit sich 1969 die Leppersdorf er Genossenschaften der L P G T y p I I I Einigkeit in Radeberg (s. H 5.5) angeschlossen haben, kann vor allem eine gemeinsame Feldbewirtschaftung durchgeführt werden. Der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit dienen die seit 1971 erfolgten umfangreichen Entwässerungsarbeiten und Vorflutbegradigungen beiderseits der Radeberg—Pulsnitzer Straße.
Langer Flügel
F
oder Flügel L heißt auf topographischen Karten ein 8 km langer Forstweg im Revier Kleinröhrsdorf. E r beginnt an den früheren Kiesgruben des Leppersdorfer Kirchberges und endet in der Nähe der Ohorner Waldhäuser. Der Karte von O B E R R E I T (1821/22) zufolge verband der Flügel über den Pfarrbusch hinweg das Waldgebiet mit der Landwehr (s. E 7). In seiner Umgebung baut sich der Boden im wesentlichen aus Löß- und Geschiebelehm auf, dessen obere und in stärkerem Maße untere Partien Anzeichen von Vergleyung zeigen. Im Untergrund vermischt sich der L e h m in zunehmendem Maße mit Verwitterungsmaterial des Granodiorits. Einzelne kantengerundete Gesteinsblöcke' ragen sogar aus dem Boden heraus. Als Baumart bestimmt die Fichte in Reinbeständen das Bild, stellenweise mit stark astigen Kiefern sowie Birken vermischt. Besonders in neu mit Fichten und Kiefern bepflanzten Flächen wuchern das Pfeifengras sowie Brombeer- und Himbeersträucher. U m die schnellwüchsigen Birken in den Fichten- und Kiefernschonungen zu vernichten, setzte man 1972 erstmals in der Oberförsterei Dresdner Heide, zu der auch das Kleinröhrsdorfer Revier zählt, WuchsstoffHerbizide ein, die von einem Hubschrauber aus auf die Flächen gesprüht wurden. Diese Arbeitskräfte sparende Maßnahme zur Pflege der Schonungen, die auf gute Erfahrungen im Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Niesky zurückgeht, ruft ein krankhaft übersteigertes Wachstum hervor, was zum Absterben der Birken führt.
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F 2
E t w a zwischen dem Langen Flügel im Osten und der Straße von Leppersdorf nach Pulsnitz im Westen markieren ungefähr 1 m hohe Steine den Verlauf der heutigen Grenze zwischen dem bewaldeten Flurteil von Lichtenberg und dem Forstrevier Kleinröhrsdorf. Mehrere von ihnen tragen die kursächsischen Schwerter und die Jahreszahl 1735.
F 3
Wasserwiesen heißen die Flächen beiderseits der Großen Röder, die sich von der Kleinröhrsdorfer Ober- oder Brettmühle (s. J 1) bis fast an die Großröhrsdorfer Ortsgrenze auf etwa 1,5 km Länge hinziehen. Den Abschnitt bei der Obermühle nennt man in Anlehnung an die Brettmühle auch Brettwiesen. An der Mühle staute ein 6 m hoher Damm, von dem noch kleine Reste vorhanden sind, einen Teich. Als kurfürstlicher Besitz wurde er von einem Fischmeister beaufsichtigt, dessen Haus sich in der Nähe des Teichständers (s. A 1) befand. Zwischen 1551 und 1589 wurde der Teich trockengelegt, parzelliert und als Wiese genutzt, denn im Kleinröhrsdorfer Erbbuch von 1589 heißt es unter anderem:. „Die Gemeinden von Brethteichwiesen, so in 20 Theilen begriffen, als Großrürsdorff 8, die zu Leippersdorff 2 und die Gemeinde zu Klein Rürßdorff 10 Theile inne haben" ( S T Ö R Z N E R 1904). Den D a m m jedoch ebnete man erst 1823 ein. Heute zieht sich ein System von Entwässerungsgräben durch das Auengelände, das von einer 3 bis 6 m hohen Terrasse begrenzt wird. A n deren Oberkante führt der Obermühlgraben noch Wasser.
G 1
Langebrück, Kreis Dresden Auf der Langebrücker Flur kamen an mehreren Stellen Reste urgeschichtlicher Besiedlung zum Vorschein. A m westlichen Ostrand befindet sich, besonders am Südhang der Höhe 232,3 m, eine größere bronzezeitliche Siedlung, deren untersuchte Gruben reichliche Funde enthielten, vor allem Keramik, Holzkohle, aber auch Webstuhlgewichte. Weitere bronzezeitliche Keramikreste sind etwa 1,5 km östlich des Ortskernes geborgen worden. Trotz ihrer reichlichen Streuung ist infolge der Beackerung der Kulturschichten noch nicht restlos geklärt, ob es sich ebenfalls um Reste einer Siedlung oder um gestörte Gräber handelt. Der Ortsname wird 1288 erstmals genannt. Ob das damalige Langenbrühe tatsächlich einen Übergang über den schmalen Dorfbach, den Roten Graben, bezeichnen sollte, ist ungewiß. Wahrscheinlicher mutet an die Deutung des Namens als Ort am langen Knüppeldamm, Bohlenweg, zumal in der Umgebung viele Stellen versumpft waren. D a ß Langebrück seine Gründung der mittelalterlichen bäuerlichen Landnahme verdankt, geht aus seiner Anlage hervor. In der 729 ha umfassenden Flur des sich am Roten Graben lang hinziehenden Reihendorfes hat sich das Wegenetz
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der Waldhufengliederung teilweise bis heute erhalten. In den jüngeren Sied- G 1 lungsteilen beiderseits der Bahnlinie ist es infolge der Bebauung unkennbar geworden, wenn auch einzelne Straßen den Verlauf alter Wege nachzeichnen. Zu den hofanschließenden Hufen kamen in späterer Zeit noch Beistücke in frisch gerodetem Wald, die sogenannten Folgen (s. G 2). In einem Kiefernforst auf der nördlichen Flur von Langebrück steht in der Nähe der Flurgrenze zu Grünberg und Schönborn ein würfelförmiges Granitdenkmal, der Duellstein. Seine Inschrift weist auf einen Zweikampf im Jahre 1834 hin. Verkehrsmäßig liegt Langebrück etwas abseits von großen Durchgangsstraßen. Mit Dresden ist es durch eine Straße {über Klotzsche verbunden. Der alte Verkehrsweg nach Dresden führte durch die Heide, es war der frühere Kolmische Weg, jetzt Kannenhenkel genannt (Abb. 13). A m 17. November 1845 wurde die Eisenbahnlinie Dresden-Neustadt—Radeberg eingeweiht, an der Langebrück eine Haltestelle erhielt. 1698 gab es im Ort unter anderem 41 Bauerngüter, deren Besitzer in der angrenzenden Dresdner Heide gegen Zahlung eines Laßzinses Streu rechen, Holz lesen sowie Vieh hüten durften. Dafür mußten sie an insgesamt 90 Tagen im Jahr Sichelarbeiten auf dem Vorwerk Ostra verrichten. Für die Ablösung dieser Dienste 1839 hatte jeder Fröner für jeden T a g 4 Groschen Entgelt zu zahlen. Von den Häuslern im Ort, 1817 insgesamt 49, verdiente sich eine Anzahl den Unterhalt als Bandmacher, Leinweber, Posamentierer und Seiler. Das alte Erblehngericht befand sich in der Mitte des Dorfes in Höhe der Kirche und links vom Roten Graben an der Hauptstraße. Erstmalig wird es 1444 mit seiner Brauschenke an der Schenkenbrücke erwähnt. Zu ihm gehörten noch drei weitere Grundstücke, das angrenzende, 1755 angekaufte, das Kellerhaus an der Kirchstraße seit der Mitte des 17. Jahrhunderts und seit 1738 die Oberschenke an der Kreuzung Hauptstraße/Liegauer Straße an der Stelle des jetzigen Lichtspieltheaters. S C H U M A N N (1830) führt für 1817 eine Brauerei, Brennerei und Bäckerei sowie Fischerei an. Mitten im Ort steht unterhalb des Mühlteiches die Teichmühle. Ihre Nennung erfolgte erstmalig 1524. 1731 bis 1732 richtete man den Teich durch ein neues Gerinne und durch den Einbau von Rechen zur Karpfenzucht ein. Das heutige Gebäude, Hauptstraße 50, weist im Schlußstein der Haustür die Jahreszahl 1804 auf und wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts für Wohnzwecke ausgebaut. Von alten Bauten blieben im Ort nur wenige übrig, da Brände das Dorf o f t heimsuchten. So fielen 1857 allein 16 Bauernhäuser und 23 Häuslerwohnungen den Flammen zum Opfer. Lediglich an den Wohngebäuden der Gehöfte Hauptstraße 19 und 21 hat sich bis heute im Obergeschoß Fachwerk erhalten. A m Weg zum ummauerten Friedhof steht das langgestreckte, zweigeschossige Pfarrhaus mit massivem Sockelgeschoß und an der Straßenseite verbreitertem Fachwerkobergeschoß. In dem dazugehörigen Garten sind Teile eines Sakramentshäuschens aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts aufgestellt worden. Die Kirche steht im unteren Teil des Friedhofs. Sie ist ein rechteckiger Saal6
Dresdner Heide
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l bau, der mehrfach verändert wurde. An ein älteres Schiff fügte man 1682 den Chor, an dessen Nordseite die Sakristei mit der herrschaftlichen Betstube; eine westliche Vorhalle entstand 1846. Dem Dachfirst sitzt westlich der Mitte der schlanke spätgotische Dachreiter auf; ein Glockenturm im Osten stammt von 1929. Emporen aus dem Jahre 1772 umziehen die Ost-, Nord-, West- und teilweise auch die Südseite. Der heutige Altaraufbau mit einem Auferstehungsbild entstand erst 1883. Zu den Ausstattungsstücken aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts gehören ein kleiner Altar mit der Geburtsdarstellung im Mittelfeld und einer Abendmahlsszene in der Predella, ferner der Taufstein, ein auf einem kannelierten, quadratischen Fuß sitzendes Sandsteinbecken, und die Kanzel. An der Nordmauer des Friedhofs werden 4 Sandsteingrabdenkmäler aus dem 18. Jahrhundert aufbewahrt, darunter das in Rokokoformen gehaltene des Oberförsters Johann George B R U H M (F 1755). Das der Kirche gegenüberliegende Forstgut aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bildet einen ummauerten Dreiseithof mit dem Forsthaus und 2 rechtwinklig anschließenden Wirtschaftsgebäuden. Das zweigeschossige, siebenachsige Forsthaus mit Bruchsteinsockelgeschoß besitzt verbreitertes Fachwerkobergeschoß sowie Krüppelwalmdach und Fledermausluken. Das Korbbogenportal in der •Mitte der Traufseite trägt einen verzierten Scheitelstein. Bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts kann in Langebrück ein Förster nachgewiesen werden. Das erste kurfürstliche Forsthaus stand am sogenannten alten Ascherofen (Bahnberg). Die Familie Bruhm besaß von 1700 bis 1708 zusätzlich ein eigenes Forsthaus, das 1883 dem Abbruch verfiel. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten in Langebrück nur Bauern und Häusler. Als sich im Sommer 1862 ein königlicher Hofschauspieler hier aufgehalten und sich lobend ausgesprochen hatte, erfolgte bald der Baubeginn für neue Ortsteile beiderseits des Eisenbahndammes, die dem Ort einen völlig anderen Charakter verliehen. Ein oberes Villenviertel entstand auf dem umfangreichen Grund und Boden, der seit dem Ende des 17. Jahrhunderts zu den beiden Gütern der Familie Bruhm gehört hatte. Es erstreckt sich von der Dresdner Straße bis zum Heiderand. Gleichzeitig parzellierte'die Bauernfamilie Stiehler Landbesitz nördlich vom Eisenbahndamm und ließ die ersten Häuser des niederen Villenviertels errichten. An dessen Rand wurde 1912 ein Freibad eingeweiht. Bis zum heutigen Tag ist dieses Naherholungsgebiet mehrfach erweitert und mit Sommerhäuschen besetzt worden. Zu den Sommergästen aus der nahen Großstadt Dresden, um 1900 jährlich bis zu 1200 ( S T Ö R Z N E R 1902), zählten vorwiegend Künstler, Schriftsteller, Ärzte und Wissenschaftler. Von ihnen nahmen manche als Ruheständler ihren Wohnsitz für dauernd in Langebrück. An einen von ihnen, der als Dirigent und Komponist in Dresden wirkte, an Jean Louis N I C O D E , erinnert ein Straßenname. Am 5. Oktober 1919 starb er in Langebrück. Fabrikbesitzer ließen sich besonders aufwendige Villen erbauen. Auch der Name des Arztes und Dichters Friedrich W O L F , nach dem eine Straße heißt, ist mit Langebrück verbunden. An seinen Aufenthalt in den Jahren 1918 7.0
bis 1919 erinnert am Hans Ernst-Thälmann-Straße 21 eine Gedenktafel, und G .1 die örtliche Pionierfreundschaft trägt seinen Namen. Die Erholungsfunktion des Ortes unterstreicht ein 1875 eröffnetes Kurbad, später Kurhaus und dann Gaststätte Lindenhof genannt. Das Haus dient gleichzeitig dem V E B Starkstromanlagenbau Karl-Marx-Stadt als Ferien- und Schulungsheim und erhielt 1972 bis 1973 einen Erweiterungsbau. Vor dem Lindenhof sowie bei der Post an der Abzweigung der Bruhmstraße stehen mehrere stattliche Linden. Sie gehören zu einer langen Allee, die ein Oberförster zwischen 1740 und 1750 pflanzen ließ. Im oberen Villenviertel nutzt die Innere Mission mehrere Gebäude als Feierabendheim Albert Schweitzer. Außerdem verleben in- und ausländische Urlauber erholsame Tage in einem FDGB-Ferienheim. Eine Fläche von 585 ha wird von der L P G T y p III An der Heide bewirtschaftet, der sich die 1953 gegründete L P G T y p I I I Florian Geyer anschloß. Sie errichtete 1970 bis 1971 eine Schweinezuchtanlage am unteren Ortsrand mit acht langen Stallgebäuden. Im Anschluß an das Gehöft Hauptstraße 49, dem Sitz der L P G , befinden sich Rinderställe. Die Vergrößerung des Ortes seit dem 18. Jahrhundert läßt sich auch an den Schulbauten ablesen. Eine Schule bestand 1735, ein Neubau wurde 1755 bezogen. Nach Erweiterungen erfolgte 1862 ein völliger Umbau. Die nun folgenden Maßnahmen hängen eng mit der Erweiterung des Ortes zusammen. Die 1875 bis 1876 errichtete neue Schule mußte schon 1897 durch ein zweites Gebäude daneben vergrößert werden, das abermals 1902 erweitert worden ist. 1972 wurde ein neues Schulgebäude an der Bruhmstraße eingeweiht, das ein polytechnisches Kabinett für Metallbearbeitung enthält. Zu den wenigen Gewerbe- und Industriebetrieben gehören ein Betrieb des V E B Seilwerk Dresden, die Möbel produzierende P G H Holz mit einem 1972 bis 1973 neu errichteten Gebäude an der Liegauer Straße sowie eine Meliorationsgenossenschaft, die die Gebäude eines früheren Gaswerkes am Bahnhof nutzt und neue Hallen erbaute.
Lange Folgen
G 2
heißen Wiesen- und Ackerstücke auf der östlichen Flur von Langebrück, die als sogenannte Beistücke erst in späterer Zeit zur ursprünglichen Waldhufenflur hinzukamen. Ein Teil der Fläche wird von einer großen Kiesgrube eingenommen, die mit dichtem Brombeer-Himbeergestrüpp sowie angepflanzten Lärchen und Kiefern bewachsen ist. Das östlich an die Langen Folgen anschließende Waldstück reicht bis zur Liegauer Siedlung, wo eine Straße A n den Folgen heißt. Das mit Kiefern und einzelnen Stieleichen bestandene Areal selbst heißt Kurze Folgen. Ihren Untergrund bilden ziemlich nährstoffarme pleistozäne Sande und Kiese, auf denen sich als Bodentyp nur podsolige Braunerden entwickeln. 6*
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3 Dresdner Heide 3.1 G r e n z e n u n d G r ö ß e Die Dresdner Heide (Abb. 1 1 ) wird im Westen von der Königsbrücker Landstraße, im Norden von der Weixdorfer und Langebrücker Flur, im Osten von der Radeberger und Ullersdorfer Flur, im Süden von den Stadtteilen Weißer Hirsch und Bühlau begrenzt. Das Waldgebiet erstreckte sich in früherer Zeit bis zu den Waldungen des nordwestlich gelegenen Moritzburger Friedewaldes, der nördlich anschließenden Laußnitzer Heide, dem östlich angrenzenden Carswald und den Restwaldflächen nördlich von Pirna. Im 12. und 13. Jahrhundert erfolgten umfangreiche Rodungen. Damals erhielt der Heidewald im wesentlichen seinen heutigen Umfang. Nur im Südwesten reichte er noch tiefer in die heutige Neustadt Dresdens hinein. Der Ausbau von Klotzsche seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, die Gründung der Gartenstadt Hellerau, der Bau der Eisenbahnlinie Dresden —Leipzig (1845), die Abholzung des Hellers für militärische Übungsplätze und schließlich der Bau der Autobahn Berlin—Dresden verringerten die Fläche der Dresdner Heide und führten zur Abtrennung der Jungen Heide (s. Bd. 22, Lößnitz, Q 7), die man als Rest des zusammenhängenden Waldareals zwischen Dresdner Heide und Friedewald ansehen kann. Das Waldgebiet gehört zur Oberförsterei Dresdner Heide mit Sitz in DresdenKlotzsche des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Dresden. Sie ist in 5 Forstreviere eingeteilt, von denen die Reviere Bühlau, Ullersdorf und Langebrück das Waldmassiv der Dresdner Heide umfassen; die anderen befinden sich in Fischbach (Carswald, Harthe) und Kleinröhrsdorf (Landwehr, Seifersdorfer Tal, Langer Flügel). Die Oberförsterei umfaßt 8462 ha, und zwar 6 6 3 1 h a Volkswald und 1 8 3 1 h a Genossenschafts- und Privatwald, auch Betreuungswald genannt. Von der Volkswaldfläche gehören etwa 4800 ha zum Stadtgebiet Dresden. Somit bildet die Heide den Hauptteil der 5 883 ha umfassenden Gesamtwaldflächen der Bezirkshauptstadt (ohne innerstädtische Parkanlägen), die 26% des insgesamt 2257g ha großen Stadtareals einnehmen. Der Rest von rund 1000 ha Waldfläche verteilt sich auf die etwa 400 ha große Junge Heide, die zur Oberförsterei Moritzburg gehört, sowie auf kleinere Waldungen. Damit entfallen etwa 1 1 , 8 ha Waldfläche auf 1000 Einwohner, ein Verhältnis, nach dem Dresden im Vergleich zu anderen Großstädten der D D R bei weitem an der Spitze steht. 3.2 R e l i e f u n d B o d e n Die Dresdner Heide liegt mit 90% ihres Areals auf der Lausitzer Platte, deren Begrenzung vom Weißen Hirsch aus in nordwestlicher Richtung über den Wolfshügel zum Spitzberg bei Klotzsche verläuft und damit dem Streichen der Lausitzer Störung folgt. Südwestlich dieser Linie ist die breite Mittelterrasse der
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Elbe ausgebildet, die bis nach Hellerau in ihren vorwiegend forstwirtschaftlich G 3.2 genutzten Teilen ebenfalls zur Dresdner Heide zu zählen ist. Während 60 bis 70 m mächtige saalekaltzeitliche Heidesande die Mittelterrasse aufbauein, sind auf der Lausitzer Platte elsterkaltzeitliche Schmelzwassersedimente weit verbreitet, aber nur an wenigen Stellen gut aufgeschlossen. Die höchste Erhebung in der Heide bildet der durch seinen Feuerwachturm weithin sichtbare Dachsenberg im nordöstlichen Abschnitt. Hier erreichen die elsterkaltzeitlichen Sande und Kiese mit 280,5 m ü. NN ihre größte absolute Höhenlage. Die Schichtung und Kornverteilung sowie das Fehlen von glazialen Störungen geben Hinweise, daß diese Sedimente erst beim endgültigen Abschmelzen des Elsterinlandeises abgesetzt worden sind. Aus der Analyse der Lagerungsverhältnisse läßt sich ein vorwiegend nach Norden gerichteter Abfluß der Schmelzwässer rekonstruieren. Diese Richtung entspricht der allgemeinen Nordabdachung der Lausitzer Platte, die sich über Langebrück und Wachau weiter fortsetzt. Im Waldgebiet der Heide hat sich eine Fülle geomorphologischer Besonderheiten erhalten. Am Südrand zur Elbtalweitung sind kurze gefällereiche Täler eingeschnitten, wie Eisenborngrund, Schotengrund und Stechgrund, an deren steilen Hängen anstehender Granodiorit in Klippen zutage tritt. Statt solcher tiefer Talformen haben sich am Nordrand zwischen Weixdorf, Langebrück und Radeberg zahlreiche wannenartige Hohlformen erhalten, die mit geringmächtigen Sanden ausgekleidet sind, zur Vernässung neigen und sich durch anmoorige Bodenbildungen auszeichnen. Das flache Muldental des Roten Grabens bei Langebrück setzt in solchen Hohlformen an und erstreckt sich mit sehr geringem Gefälle nach Norden. Die holozänen, 5 bis 10 m hohen Flugsanddünen, die man im Südwesten der Heide im Ullersdorfer Revier kilometerweit verfolgen kann, fehlen den nördlichen Teilen. Dafür breiten sich schon westlich und südlich vom Dachsenberg deckenförmig Feinsande aus, die auch westlich von Radeberg weit verbreitet sind. Die Sandböden, die zur Austrocknung und Podsolierung neigen, besitzen einen niedrigen Gehalt an Pflanzennährstoffen. Wegen ihrer Wasserdurchlässigkeit können oft nur anspruchslose Holzarten wachsen, wie Kiefer, Birke, allenfalls noch die tiefwurzelnde Eiche. Die Verwitterungsböden der Granodiorite setzen sich aus einem mittelschweren sandigen Lehm oder lehmigen Sand mit oft beträchtlichem Stein- und Grusgehalt zusammen. Wasserwirtschaftlich sind sie infolge ihres Gehaltes an tonigen Bestandteilen den Sandböden wesentlich überlegen und besitzen auch einen größeren Gehalt an Pflanzennährstoffen. Auf den Verwitterungsböden gedeihen fast alle einheimischen Nadel- und Laubholzarten mittelmäßig bis gut. Hinzuweisen wäre auf die zahlreichen grundwassernahen Bachtälchenstandorte, die Bestände mit guten Wuchsleistungen hervorbringen und landschaftlich besonders viel Abwechslung bieten.
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G 3.3 K l i m a u n d
Hydrologie
Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur beträgt für die Dresdner Heide 7,0 °C bis 7,9 °C, steigt jedoch am Randgebiet in der Elbtalzone bis auf 9,0 °C bis 9,9 °C. Die drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar besitzen eine Durchschnittstemperatur um o°C, die drei Frühjahrsmonate eine solche um 7,o°C bis 8,o°C, die drei Sommermonate um i6,o°C bis i7,o°C und die drei Herbstmonate eine solche um 8,0 °C bis 9,0 °C. Jährlich auftretende Spätfröste vom April bis Juni beeinträchtigen das Wachstum der Laubhölzer (Eiche, Buche) und der Fichte erheblich. Nach den mittleren Jahresniederschlägen läßt sich das Gebiet der Dresdner Heide in eine Zone (Weißer Hirsch) mit 500 — 600 mm, in eine Zone (Hauptteil der Heide) mit 600 — 700 mm und in eine Zone (Langebrück) mit 700 — 800 mm einteilen. Die Niederschlagshöhen sind für die Waldbestockung noch wichtiger als die Temperaturverhältnisse. Der überwiegend sandige Boden vermag nur wenig Feuchtigkeit aufzuspeichern. Holzarten aber wie die flach wurzelnde Fichte stellen ziemlich hohe Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit vor allem der oberen Schichten. Da die jährlichen Niederschlagsmengen im westlichen und südwestlichen Teil der Heide sogar oft noch unter dem Jahresdurchschnitt liegen und der Boden gerade im Klotzscher Revier vorwiegend aus wasserdurchlässigen Sanden besteht, wird dort die Fichte durch die genügsamere Kiefer ersetzt. Den Anbau der Fichte nimmt man in der Dresdner Heide erst nach einer gründlichen Überprüfung des Wasserhaushaltes vor. Einen großen Teil ihres landschaftlichen Reizes verdankt die Heide der Prießnitz und ihren zahlreichen Nebenbächen (s. K 2). Auch Quellen trifft man relativ häufig an. Das Oberflächenwasser sickert durch die Sandablagerungen, sammelt sich auf der Granodioritplatte und tritt an Abhängen wieder hervor, so in der Melzerquelle im Prießnitzgrund sowie der Schwestern- und der Degelquelle im Stechgrund. Die wenigen und hydrologisch unwesentlichen Teiche besitzen als Wanderziele eine Bedeutung. Sie dienten früher als Wirtschaftsteiche zum Antrieb der Heidemühle (s. K 1) und der Todmühle. Darüber hinaus gibt es in der Abteilung 22 noch einen kleinen See (Bild 9), der in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts angestaut wurde, Forellenteiche im Revier Langebrück und den Silbersee, eine frühere Sandgrube an der Langebrücker Straße. G 3.4 T i e r w e l t Die ursprüngliche Tierwelt der Dresdner Heide vermag man im Ullersdorfer Revier noch am besten zu erkennen. Rudolf Z I M M E R M A N N ( K O E P E R T / P U S C H 1932) führte für das gesamte Waldgebiet 15 Säugetier-, 56 Vogel-, 6 Kriechtierund 5 Lurcharten an. Dabei ist beispielsweise das Vorkommen der Kleinsäuger bisher nur ungenügend erforscht. In den mit Kiefern bestandenen Waldabschnitten sind Schwarz- und Buntspecht, Misteldrossel, Goldhähnchen,
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Tannen- und Haubenmeise charakteristisch, in der Nähe von Schlagflächen G 3.4 auch Nächtschwalbe, Baumpieper und Heidelerche. Dagegen leben Sperber, Heckenbraunelle, Singdrossel und Rotkehlchen vor allem im Fichtenwald, Kleiber und Waldlaubsänger in Buchenbeständen und Kohl- und Blaumeise, Laubsänger und Gimpel im Mischwald. An der Prießnitz sind Wasseramsel und Gebirgsstelze zu Hause, außerdem — auch an Waldtümpeln und dem kleinen Ullersdorfer Stausee — noch die Stockente. Im Wasser der Prießnitz haben sich Forellen halten können. Andere Fische spielen bei der Wasserarmut der Heide eine unbedeutende Rolle. Während die Glattnatter und die Zauneidechse — beim Wolfshügel soll sie in einer seltenen Form mit rotbraunem Rücken vorkommen ( O B S T i960) — trockenere Stellen bevorzugen, sind an feuchteren die häufige Ringelnatter, Waldeidechse und Blindschleiche anzutreffen. Über die Insekten der Heide liegen mehrere eingehendere Spezialuntersuchungen vor, so daß wir über Libellen ( S C H I E M E N Z 1954; 2 2 Arten), Heuschrecken ( S C H I E M E N Z 1966), Wanzen ( J O R D A N 1963), Bockkäfer ( N Ü S S L E R 1964; 15 Arten) und Laufkäfer ( N Ü S S L E R und G R Ä M E R 1966; 12 Arten) gut unterrichtet sind. Für alle diese Tiergruppen wurden wegen ihrer Seltenheit bemerkenswerte Formen nachgewiesen. Die Kiefernforsten der Dresdner Heide (s. G 3.6) sind durch eine Fülle spezifischer Tierarten gekennzeichnet, die untereinander meist in recht enger Beziehung stehen und eine verhältnismäßig stabile Biozönose (Lebensgemeinschaft) bilden. Zunächst seien die Tiere genannt, die die Kiefer selbst als Nahrungspflanze bewohnen und deshalb durch ihren Fraß zerstören. Zu ihnen gehören vor allem verschiedene Schmetterlingsarten (Abb. 10), die die Nadeln schädigen und teilweise große wirtschaftliche Verluste hervorrufen können. Genannt seien Nonne (Lymantria monacha), die zuletzt 1923 bis 1925 in großen Massen auftrat, ferner Kiefernspinner (Dendrolimus pini), Kiefernspanner (Bupalus piniarius), Forleule (Panolis piniperda) sowie Kieferntriebwickler (Evetria buoliana), Kiefernharzgallenwickler (Evetria resinella), Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri), außerdem der Große Braune Rüsselkäfer (Hylobius abietes) und die KiefernBuschhornblattwespe (Diprion pini). Neben diesen Nadelschädlingen treten Insekten auf, insbesondere verschiedene Holz fressende Borkenkäferarten (Ipidae). Charakteristische Insekten leben auch in den Baumstubben. Ihre Besiedlung erfolgt in einer durch die Natur festgelegten Reihenfolge, wobei die eine Art Wegbereiter der anderen ist. In den Kiefernstubben kommen beispielsweise die Larven des Mulmbocks (Ergaies faber), des Kiefernprachtkäfers (Chalcophora mariana) und der Feuerkäfer (Pyrochroidae) vor. Besonders auffällige Insekten der Kiefer sind die an Nadeln und Trieben saugenden Blattläuse, deren Ausscheidungen als Honigtau von Ameisen und Bienen aufgenommen werden und deshalb für die Imkerei positive Bedeutung besitzen. Als Räuber auf diese Blattläuse wurden in der Dresdner Heide bisher 31 Marienkäferarten nachgewiesen, von denen einige typisch für Kiefernwälder sind, wie Myrrha octodecimguttata, Scymnus nigrinus, Scymnus suturalis. Die einzelnen
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Arten besiedeln entweder die Stamm- oder die Wipfelschicht des Baumes. G Die Tierwelt der Wipfel und jungen Pflanzungen zeigt manche gemeinsame Züge, andererseits unterscheidet sie sich jedoch deutlich im Artenspektrum. Die Tierwelt der verschiedenen Heidepflanzen steht in teilweise recht enger Beziehung zu den Baumen. Die Parasiten (Raupenfliegen, Schlupfwespen) der Kiefernschädlinge besitzen Ausweichwirte in den Schmetterlingsarten der Pflanzen des Unterwuchses. Folgende Schmetterlinge leben an Heidegräsern: Kleiner Waldportier (Satyrus alcyone), Rostbinde (Satyrus semele), Rostbraunes Ochsenauge (Epinephele tithonus), Großes Ochsenauge (Epinephele jurtina), Kleiner Heufalter (Coenonympha pamphilus), Grasglucke (Cosmotriche potatoria), Marbeleule (Hyperiod.es turca), Komma-Eule (Sideridis comma) und Weißadereule (Sideridis pallens)', an Heidekraut: Bläuling (Lycaena argus), Purpurbär (Rhyparia purpurata), Kleines Nachtpfauenauge (Eudia pavonia), Heidekrauteulchen (Anaria myrtiUi); folgende an der Heidelbeere: Weißer Grasbär (Coscinia cribraria), Bürstenbinder (Orgyia antiqua), Quittenvogel (Lasiocampa quercus), Moderholzeule (Chloantha solidaginis). Auf unbewachsenen Flächen mit zutage tretendem Sand halten sich bevorzugt wärmeliebende Sandlaufkäfer (Cicindela spec.), Sandwespen (Ammophila spec.) • und der Dreihornmistkäfer (Typhoeus typhoeus) auf, der seine Brutstollen bis 1,5 m tief in den Boden treibt. Recht häufig kommt der Ameisenlöwe (Myrmeleon formicarius) vor, die Larve der libellenähnlichen Ameisenjungfer. Im Grunde kleiner Sandtrichter verborgen, lauert sie auf Ameisen, die sie mit Sand bewirft, um sie schließlich zu fangen und auszusaugen. Ur- und f r ü h g e s c h i c h t l i c h e F u n d e
G
In der gesamten Heide, besonders im Revier Langebrück, konnte eine dichte Besiedlung während der Bronzezeit anhand von Flachgräberfeldern und Hügelgräbern nachgewiesen werden (Abb. 11). So befinden sich vermutliche Hügelgräber in Abt. 29 östlich der Schneise 8 und westlich vom Gänsefuß, ebensp In A b t . 2. Ein einzelnes Hügelgrab liegt am Südwesthang des Dachsenberges in A b t . 6. Ein größeres Flachgräberfeld der Lausitzer Kultur aus der Bronzezeit wurde östlich am Leichenweg (Abt. 54) entdeckt, während reichliche Keramikfunde südlich von Langebrück und nördlich des Saugartens (Abt. 26) vielleicht auch auf eine Siedlung hinweisen könnten. Dazu kommen zerstörte Gräber. Im südlichen Randgebiet des Langebrücker Reviers haben wir zahlreiche Siedlungsreste aus der Bronzezeit und aus dem Mittelalter in A b t . 10 nordwestlich der Heidemühle, westlich daneben (Abt. 11) Hügelgräber zu verzeichnen. Abb. 10. Kiefernschädlinge ($ = Weibchen) 1 Kiefernschwärmer wickler
2 Nonne
3 Kiefernspinner
7 Kiefernharzgallenwickler
4 Kiefernspanner
8 Kiefern-Buschhomblattwespe
5 Forleule
6 Kiefernknospentrieb-
9 Großer Brauner Rüsselkäfer
77
Denkmale
(1) Maler Guido Hammer/1321-1896) Q.) Maler Albert Richter (1828-1838) (3) Kraftdroschken fahrer Heinrich Richter ftS. 10.1923) W Forstdenkmal(7927errichtet) (51 Saugarten (1326errichtet) (6) £hrenhain der Förster (DMeschtvitz -Ruhe (8) Pilz (Erinnerung an Parforce (9) Saugarten Jagd1827)
G3-5
Heidehof
I-ff Wege Säulen (Auswahl)
KLOTZSCHE;
. \Hofe\ ¿("iese
Fischhous , 69
A b b . 11. Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung (nach Unterlagen des Heide (nach KOEPERT/PUSCH 1932, 78
Ur-und frühgeschichtliche Besiedlung: G 3-5
-O- Hügelgrab erfeider O Flachgräberfelder /(y Siedlungen
Ullersdorfer
Landesmuseums für Vorgeschichte) sowie Denkmale der Dresdner e r g ä n z t v o n M . DROBNY
1972)
79
G 3.5 A u c h im Forstrevier B ü h l a u ist eine auffällige K o n z e n t r a t i o n v o n F u n d e n festzustellen. A m südlichen Heiderand w u r d e n in A b t . 26 Siedlungsreste der jungsteinzeitlichen S c h n u r k e r a m i k aufgefunden, ebenfalls deutliche mittelalterliche Siedlungsrückstände. Bronzezeitliche G r ä b e r f u n d e sind aus folgenden Bereichen b e k a n n t : A b t . 58 nördlich der Prießnitz und südwestlich der Schneise 8 (Hügelgräber?), A b t . 57 nördlich v o m F a r b e n g r u b e n w e g (dabei wahrscheinlich a u c h Siedlungsrückstände), A b t . 58 nördlich der Schneise 9 südöstlich v o m H G - W e g (vermutete Hügelgräber), südlich anschließend aus A b t . 60 auf F l ü g e l C im Bereich der A l t e n E i n s (eventuell a u c h Siedlung), A b t . 42 nördlich der A l t e n E i n s (eventuell auch Siedlungsreste), desgleichen aus A b t . 21 im W i n k e l zwischen Schneise B und A l t e r Eins. Sichere Hügelgräber t r e t e n in A b t . 36 auf, und z w a r nördlich des Teiches und östlich v o m Rennsteig, vermutliche H ü g e l g r ä b e r und weitere G r a b f u n d e in A b t . 29 nordöstlich v o n Schneise 15 und nordwestlich v o n F l ü g e l A . H i n z u k o m m e n bronzezeitliche K e r a m i k f u n d e in A b t . 8, e t w a 200 m nördlich der T o d m ü h l e . '
G 3.6
Forstgeschichte Die A n f ä n g e einer F o r s t v e r w a l t u n g e n t w i c k e l t e n sich f ü r die Dresdner Heide bereits i m 15. Jahrhundert. Schon 1447 spricht m a n v o n einem Oberförster als A u f s i c h t s b e a m t e n über die H o l z e n t n a h m e und 1484 v o n einem F o r s t a m t in Dresden. D e n Förstern waren als H i l f s k r ä f t e sogenannte F o r s t k n e c h t e unterstellt. Die L e i t u n g des F o r s t w e s e n s lag allein in den H ä n d e n der obersten J a g d b e a m t e n , die ausnahmslos d e m F e u d a l a d e l angehörten. Seit dieser Zeit f a n d eine geregelte A b g a b e v o n B r e n n - und B a u h o l z sowie v o n H o l z k o h l e aus einer K ö h l e r e i s t a t t . Neben der überaus schädigenden N u t z u n g der H e i d e als W a l d weide f ü r G r o ß v i e h und S c h a f h e r d e n sowie zur Schweinemast, zur G e w i n n u n g v o n W a l d s t r e u und als Zeidelweide (Waldbienenzucht durch Aushöhlen v o n alten K i e f e r n s t ä m m e n ) erlangte sie im 16. und 17. Jahrhundert insbesondere als J a g d g e b i e t der sächsischen K u r f ü r s t e n große B e d e u t u n g (Parforcejagden, S c h a f f u n g v o n Saugärten). A u s der V e r f l e c h t u n g v o n J a g d - und F o r s t d i e n s t ergab sich, d a ß das Personal beide A r b e i t e n verrichten m u ß t e . I n den Kriegsjahren 1756 und 1757 w u r d e n in der Dresdner Heide und im angrenzenden Moritzburger W a l d a u ß e r d e m rund 2 000 S t ü c k R o t w i l d durch preußische Soldaten zur Strecke gebracht. A u f den W i l d r e i c h t u m der Heide — 1612 wurde der letzte B ä r gefangen — in früheren Zeiten weisen noch heute zahlreiche F l u r n a m e n hin. So beherbergt der D a c h s e n b e r g tatsächlich einerf sehr alten mehrgeschossigen D a c h s b a u . Der Dresdner (Abb. 12), L a n g e b r ü c k e r (Bild 10), Liegauer u n d L a u s a e r Saugarten erinnern an frühere Sauhatzen. Solche E i n z ä u n u n g e n dienten z u m H a l t e n v o n Wildschweinen. Zeitweise n a h m der S c h w a r z w i l d b e s t a n d so s t a r k zu, d a ß beispielsweise 1825 bis 1830, 1864 und 1920 durch v e r s t ä r k t e n A b s c h u ß eingegriffen werden m u ß t e . D a s nach 1870 eingebürgerte D a m w i l d ist wieder nahe80
zu vollständig verschwunden. U m Wildschäden möglichst gering zu halten, umgab bis 1945 ein Zaun die Dresdner Heide. Nach dem Siebenjährigen Krieg begann mit dem Aufschwung der Forstwirtschaft in ganz Deutschland seit der zweiten H ä l f t e des 18. Jahrhunderts auch in der Dresdner Heide die fachgerechte Verjüngung der Waldbestände durch Saat und Pflanzung von hauptsächlich Nadelhölzern. 1765 gab es schon 3 Pflanzgärten; die heutigen Reviere Langebrück, Bühlau und Ullersdorf waren mit Förstern besetzt. Als Ausdruck einer sich entwickelnden geregelten Forstwirtschaft nahm Heinrich C O T T A 1815 bis 1816 eine Vermessung, T a x a t i o n der Holzvorräte und Kartierung der Heide vor. E r führte 1832 das noch neute bestehende System der Schneisen und Flügel ein, teilte den W a l d in humerierte Abteilungen ein und gab neue Forstkarten heraus. Die erste K a r t e der Dresdner Heide, in Ölfarbe gemalt und mehrere Quadratmeter F l ä c h e u m fassend, wurde 1589 im Maßstab 1 : 2 7 3 0 von Matthias O E D E R als Teilarbeit der ihm v o m Kurfürsten A U G U S T übertragenen Vermessung des sächsischen Kurstaates angefertigt. Alte Waldwege, ihre Namen und Zeichen an B ä u m e n erhielten sich bis auf den heutigen T a g (Abb. 13). Einige Verbindungen gelten
81
Zündungen durch Funkenflug
G3.6
E M I Zündungen durch Ausflügler (jedes Viereck bedeutetje einen 1 X 1 früherer Saugarien
Abb. 13. Wegezeichen (Erläuterung siehe Seite 84) sowie nach Unterlagen der 82
G3.6
Jjeidehäuser
c/uc-r .
-v
miihle \ 58, /60 iC
iliersdorf
Ullersdorfer
ÜHLAU;
flächen (1951 — 1959) in der Dresdner Heide (Entwurf W . SCHMIDT, Oberförsterei Dresdner Heide)
83
j (j Erläuterung der Wegezeichen zu Abb. 13 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Alte Acht Alte Drei Alte Eins Alte Fünf Alte Hetsche Alte Sechs Alte Sieben Alte Vier Alte Zwei Anker Bischofsweg Blümpen weg Brille Das Türmchen
II
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Diebssteig Poppel-E Fensterchen Gabel Gänsefuß (Weißiger G.) Gänsefuß Hämmerchen Hakenweg Halbmond IG-Weg Hirschstängelweg Holzbrückenweg Jagdflügel Kannenbenkel
III
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Kellersteig Kreuz-Fünf Kreuz-R Kreuz-Sechs Kreuz-Sieben Kreuzstern Krumme Neun Kuhschwanz Mühlweg Mühlwfeg Nachtflügel Neuer Flügel Neuer o. Farbgrundweg 14 Oberringel
IV
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Ochsenkopf Ochsensteig Reichsapfel Rennsteig Runde Vier Schere o. S-Weg Schwarzes Bild, Sandbrückenweg Sthwesternsteig Todweg 0. Augeweg Topf weg Unterringel Vogelzipfel Weißiger Weg Zirkel
als markierte Wanderwege, so der Kannenhenkelweg, an dem ein Denkstein (Abb. 11) an den im Jahre 1898 in Langebrück verstorbenen Maler Albert R I C H T E R erinnert. Auf der Grundlage der Karten von 1832 wurden seit Jahren bei jeder der sogenannten Hauptrevisionen unter anderem Höhe der Holzeinschläge und Aufforstungen festgehalten und gewonnene Erfahrungen in der forstlichen Wirtschaftsführung ausgewertet, um neue Pläne leichter erarbeiten zu können. Auch den Wildbestand (Stückzahl pro ha) regelte man planmäßig, um die bisher übermäßigen Schäden zu verringern. Von einschneidender Bedeutung war die Maßnahme im Jahr 1836, als die bis dahin königlichen Waldungen mit anderen landesherrlichen Forsten in den Besitz des Staates übergeführt und die Servituten der bestehenden Streunutzungs- und Waldweiderechte abgelöst wurden. Pollenanalytische Untersuchungen, so in dem unter Naturschutz stehenden Moor nördlich vom Dresdner Saugarten, sowie historische Aufzeichnungen über die ursprüngliche Bestockung lassen erkennen, daß schon in früher Zeit auf den ärmeren Sandböden der westlichen Heide Kiefer und Traubeneiche, auf den Granodioritverwitterungsböden der östlichen und südöstlichen Abschnitte die Fichte und in den nördlichen Teilen — hauptsächlich zwischen der Prießnitz und dem Ort Langebrück — die Rotbuche vorherrschten. Daraus vermag man die natürlichen Waldgesellschaften der Kiefern-Traubeneichenwälder der nährstoffarmen Sande, die Buchen-Traubeneichenwälder der besseren Standorte, die reinen Fichtenwälder der Granodioritverwitterungsböden und die Stieleichen-Hainbuchenwälder der frischen, grundwassernahen Standorte abzuleiten. Dieselben Holzarten gehören bis auf den heutigen T a g zum Baumbestand der Dresdner Heide. Für die seit den letzten Jahrzehnten aussterbende Tanne bildet die Europäische Lärche einen Ersatz, die das Waldbild reizvoll gestaltet. Botanisch interessant sind die Vorkommen der subatlaptischen Arten Rippenfarn {Blechnum spicant), Bergfarn (Lastrea limbosperma) und Harz-Labkraut (Galium hercynicum) in der Krautschicht. 84
Die Wahl der Holzarten für die Aufforstung unterlag im 19. Jahrhundert G 3.6 Richtlinien, die auch heute noch Gültigkeit besitzen. Der Forstmann sollte auf den trockenen Stellen nur Kiefer, auf den entschieden frischen und guten nur Fichte anpflanzen und auf eine angemessene Beimischung von Laubholz auf guten Standorten acftten. Heute sind sich die Fachleute darüber einig, nicht wieder den früheren Buchen- und Eichenreichtum anzustreben; denn das Holz der im Heidegebiet wachsenden Buchen und Eichen besitzt in der Regel nur eine geringe bis mittlere Qualität. Deshalb wird die jetzige Wirtschaftsführung die Laubhölzer dem Nadelholz nur soweit beimischen, wie es zur Verbesserung des Bodenzustandes dient und wirtschaftlich vertreten werden kann. Für die Erholungsfunktion der Dresdner Heide ist eine standortgemäße Laubholzbeimischung für die Erhaltung und Pflege der landschaftlichen Schönheit erstrebenswert. Im Stech-, Mord- und Schotengrund gibt es noch alte Rotbuchenbestände. 1972 setzte sich die Heide aus folgenden Holzarten zusammen: Rotbuche 2,7% Kiefer 58,4% Stieleiche 2,6% Fichte 32,3% sonstige Hartlaubhölzer 0,8% Lärche o, 1 % sonstige Weichlaubhölzer 3 , 1 % Nadelholz
90,8%
Laubholz
9,2%
Forstschäden
G 3.7
Windbruch, Insektenschäden, Brände und andere hemmende und schädigende Faktoren haben in der Dresdner Heide eine bedeutende Rolle gespielt. Während der Kriege schlug man zahlreiche Stämme ein, so im Siebenjährigen Krieg. Zum Bau von Befestigungswerken entnahmen die preußischen Truppen sehr viel Holz, man nennt die Zahl von 130000 fm.in einem Jahr. Im zweiten Weltkrieg erfolgte eine 100%ige Übernutzung. Über Jahre hinweg wurde in den hiebreifen Beständen ohne Rücksicht auf Zuwachsstörungen oder Landschaftscharakter abgeholzt. Die Jagd ausschließlich durch Angehörige privilegierter Schichten hat vor 1945 dazu geführt, daß zu hohe Wildbestände in Wald und Flur oft einen unverantwortlichen, volkswirtschaftlich nicht vertretbaren Umfang an Schaden anrichteten. In der Deutschen Demokratischen Republik wird die Jagd von Jagdgesellschaften ausgeübt, die den Wildbestand auf gesetzlicher Grundlage zahlenmäßig so regulieren, daß die Schäden so niedrig wie möglich gehalten werden. In der Dresdner Heide gab es 1972 etwa 350 Stück Rehwild, 35 Stück Rotwild und ebensoviel Schwarzwild. Das Niederwild, wie Hasen, ist gering vertreten. Die forstlichen Schadinsekten (s. G 3.4), zu denen auch der Engerling des Maikäfers gehört, haben im letzten Jahrhundert über 500 ha Waldfläche in der • Dresdner Heide so stark beeinträchtigt, daß sie vorzeitig abgetrieben und diese 7
Dresdner Heide
85
G 3.7 Kahlschlagflächen mit hohen Kosten wieder aufgeforstet werden mußten. Ein Feind der jungen Kiefernkulturen, ein Pilz, ist die Kiefernnadelschütte, die in früheren Jahren bei starkem Auftreten ganze Kiefernschonungen zum Absterben gebracht hat. Auch starke Winde aus westlichen und südöstlichen Richtungen können erhebliche Schäden verursachen. Beispielsweise vernichteten Stürme im Ullersdorfer Revier Ende des 19. Jahrhunderts 48 ha Waldbestände. 1967 belief sich der Schaden auf 4000 fm, am 13. November 1972 auf etwa 3000 fm Holz. Eine erheblich größere Wirkung zeigte der starke Schneefall am 10. April 1973: Vor allem in den 20- bis 35jährigen Kiefernbeständen gingen 7000 bis 8000 fm zu Bruch. Waldbrände richten immer wieder große Schäden an. E s sei nur an den im April 1964 im Bühlauer Revier erinnert, bei dem 75 ha Brandfläche, davon 50 ha mit Totalschaden, zu verzeichnen waren. Der Schaden belief sich auf 75000 Mark. Eine in der Oberförsterei Dresdner Heide angefertigte Karte (Abb. 13) enthält sämtliche Waldbrände seit 1950. Von ihnen sind etwa 70% auf Fahrlässigkeit durch Besucher und nur 20% auf Funkenflug an den Eisenbahnstrecken zurückzuführen. ' Bezeichnenderweise häufen sich die durch Ausflügler verursachten Brände in den stark besuchten Gebieten, wie in der Nähe von Bühlau, Klotzsche und in der Weixdorfer Gegend. Besonders sei darauf hingewiesen, welch großer Waldbrandgefahr zusammenhängende Nadelholzjungbestände in solchen stark besuchten Gegenden unterliegen. Als Schutz sollte man an den Hauptwanderwegen Laubholzgürtel sowie in reinen Nadelholzflächen Waldbrandriegel mit Laubholz anlegen.
G 3.8 F o r s t w i r t s c h a f t u n d L a n d e s k u l t u r Die Dresdner Heide hat für die Volkswirtschaft insofern eine große Bedeutung, als sie kontinuierlich und planmäßig mehreren Industriezweigen die so wichtigen Rohstoffe Holz sowie seit 1965 Rohbalsam (Harz) zur Gewinnung von Kollophonium und Terpentin liefert. Durch umfangreiche Aufforstungs- und Pflegevorhaben bemühen sich die Mitarbeiter um stetige Verbesserung des Waldzustandes und vor allem um die Erhaltung des Gesamtwaldbestandes. Sämtliche forstlichen Arbeiten beruhen auf einer langfristigen Bewirtschaftungsplanung, die durch die Forstprojektierung erfolgt. Gleichzeitig werden alle vorhandenen Wirtschafts- und Standortskarten der Dresdner Heide auf den neuesten Stand gebracht. Die Forstwirtschaft nutzt heute modernste technische Neuerungen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse aus. Dazu gehören die Konzentration der forstlichen Produktion (Holzeinschlag, Aufforstung), erhöhter Einsatz der Technik im Walde (Motorsägen, Holzrückeschlepper und Kettenfahrzeuge sowie Waldpflüge für die Bodenbearbeitung) und die Anlage von industriemäßigen Einrichtungen, so die 16 ha große Forstbaumschule in Bühlau seit 1958 zwischen
86
HG-Weg und Alter Zwei und der Holzausformungsplatz in Klotzsche an der G Langebrücker Straße. Besondere Bemühungen der Oberförsterei Dresdner Heide gelten auch der ständigen Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der im Walde Beschäftigten. A m unmittelbaren Rand der Dresdner Heide wurden beispielsweise seit 1957 insgesamt 6 forsteigene Wohnhäuser in Klotzsche, Bühlau und auf dem Weißen Hirsch mit je 4 Wohnungseinheiten gebaut, ferner der Arbeitertransport mit forsteigenen Fahrzeugen eingerichtet und Waschstützpunkte geschaffen. A m intensivsten aber ist man bemüht, durch Einführung neuester technischer Mittel die schwere körperliche Arbeit unserer Forstarbeiterinnen und -arbeiter zu verringern. Ebenso wie der volkswirtschaftliche ist auch der landeskulturelle W e r t des Waldes vor allem als Erholungsgebiet für die Großstadt Dresden anzusehen. Ein abwechslungsreiches Gelände und die mannigfaltigen Vegetationsverhältnisse, wobei die Holzarten oftmals in Mischwaldbeständen anzutreffen sind, verleihen dem Wald einen landschaftlich und forstästhetisch reizvollen Charakter. Innerhalb der Dresdner Heide gibt es von Spaziergängern bevorzugte Waldorte und räumlich engbegrenzte Landschaftspartien, wie Wasserfall der Prießnitz bei Klotzsche, Rieseneichen im Sauerbusch bei Weixdorf, Tanzzipfelwiese bei Ullersdorf, sowie Hauptwanderwege, darunter H G - W e g vom Weißen Hirsch zur Heidemühle, A-Flügel, Ochsenkopfweg, so daß dort eine Konzentration der Erholungsuchenden entsteht. Bereits 1945 — unmittelbar nach der Zerschlagung des Faschismus — beschloß die damalige Sächsische Landesregierung die ersten gesetzlichen Grundlagen zur Erhaltung der Dresdner Heide als Erholungsgebiet. Sie ermöglichten, alle Wälder im Umkreis von 15 km um die Stadt Dresden in eine pfleglich zu bewirtschaftende Grünzone der Stadt einzugliedern. Die gesetzliche Handhabe für die Erklärung der Dresdner Heide zum Naherholungsgebiet erschien am 8. Oktober 1965 mit der Anordnung des Landwirtschaftsrates der D D R über die Bewirtschaftung solcher für die Erholung der Werktätigen bedeutender Wälder. Als Folge davon wurde 1967 der Wald im Bereich der Stadt Dresden zu einem Sonderforst erklärt, in den Generalbebauungsplan als Naherholungsgebiet aufgenommen und 1969 zum Landschaftsschutzgebiet erhoben. Wichtig für die Erhaltung der Dresdner Heide und Wahrung als Erholungswald ist auch ein Beschluß des Bezirkstages Dresden, demzufolge in der Heide keine Bungalows errichtet werden dürfen und der Kraftfahrzeugverkehr auf die wenigen öffentlichen Straßen beschränkt bleibt. Die Tatsache, daß die Dresdner Heide in den letzten 100 Jahren um etwa 1000 ha Waldfläche durch Bebauung und andere Einrichtungen verringert worden ist, beweist, wie notwendig ein gesetzlicher Schutz für ihre weitere Erhaltung ist. Die hohen Besucherzahlen von Ausflüglern ergeben sich aus der überaus günstigen Lage zur Stadt. Während sich die äußere Begrenzung der Heide 13 k m vom Altmarkt entfernt befindet, beginnen ihre stadtnächsten Gebiete bereits in einer Entfernung von nur 4 km. Diese Vorteile werden noch dadurch begünstigt, 7*
87
G 3.8 daß Heideausläufer Anschluß an innerstädtische Grünanlagen und Parks finden. Zum Einzugsgebiet der Dresdner Heide als Ausflugsgebiet gehören nicht nur die Orte im Elbtal selbst, sondern auch die angrenzenden Städte und Gemeinden Weixdorf, Langebrück und Radeberg, so daß die jährliche Besucherzahl mit 250000 bis 300000 geschätzt werden kann. Eine von Angehörigen der Oberförsterei im Jahre 1965 durchgeführte Zählung an einem schönen Sommertag ergab eine Anzahl von 20000. Einen Erholungswald kann man nicht mit einem Park gleichsetzen oder nur im Park das Ideal für alle Erholungswaldflächen sehen, wenn auch — wie beispielsweise auf dem Weißen Hirsch oder in Klotzsche — einige geeignete, den städtischen Randgebieten nahe liegende Waldteile als sogenannte Waldparks eingerichtet wurden (s. Bd. 22, Lößnitz, S 4). Auch für die Bewirtschaftung der Dresdner Heide besteht vielmehr die Forderung, unter Berücksichtigung der am meisten besuchten Teile und viel begangenen Wanderwege einen mit standortgemäßen Holzarten bestockten Wald mit höchster Zuwachsleistung heranzuziehen, zu pflegen und zu erhalten. Der Umfang der Holznutzung in Entnahmestärke und Flächengröße wird dabei der Bedeutung des jeweiligen Waldteiles als speziellen Erholungsgebietes angepaßt. Auch ein solcher Wirtschaftswald vermag der Erholung zu dienen, wenn er sinnvoll aufgeschlossen und mit Bänken, Schutzhütten, Sportplätzen und Waldbädern ausgestattet ist. Selbst Kahlschläge in einer Größe von 5 bis 6 ha können mit unmittelbar folgenden gelungenen Aufforstungen das Landschaftsbild beispielsweise durch Schaffung von reizvollen Waldausblicken oft geradezu verschönern. Um forstliche Bewirtschaftung und Naherholung miteinander verbinden zu können, besteht seit 1967 eine langfristige Vereinbarung zwischen dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Dresden und dem Rat der Stadt Dresden. Dem Forstwirtschaftsbetrieb kommen sowohl die Aufgabe als auch das Recht zu, die Holzbodenflächen forstwirtschaftlich zu nutzen und waldbauliche Maßnahmen durchzuführen, die dem Charakter des Erholungswaldgebietes gerecht werden. Darüber hinaus ist der Forstwirtschaftsbetrieb für den Bau und die Unterhaltung von Wirtschaftswegen und Brücken sowie für die Durchführung aller dem Forstschutz dienenden Maßnahmen verantwortlich. . Zu den Aufgaben des Rates der Stadt Dresden gehören die Errichtung von Versorgungseinrichtungen, Parkplätzen für Kraftfahrzeuge und Rastplätzen, die Anlage von Wanderwegen einschließlich der Wegemarkierung, die Aufstellung von Bänken und die Anlage von Schutzhütten. Ein Architektenkollektiv des Entwurfsbüros für Städtebau in Dresden hat 1969 in Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft eine „Entwicklungsstudie über die Dresdner Heide als Naherholungsgebiet der Stadt Dresden" ausgearbeitet, die auf Jahre hinaus Unterlagen für die Ausgestaltung dieses Erholungswaldes zur Verfügung stellt. Alle diese Überlegungen führten zu dem Ziel, die forstliche Bewirtschaftung und die Einrichtung und Ausstattung al^s Naherholungsgebiet nach einheitlichen Richtlinien und in gegenseitiger Abstimmung zwischen staatlichen und wirt-
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schaftlichen Organen sowie den gesellschaftlichen Institutionen und der ge- G 3.8 samten Bevölkerung auf der Grundlage einer vorhandenen Perspektivplanung vorzunehmen. An der Verschönerung des Naherholungsgebietes arbeiten aktiv sowohl Werktätige als Vertreter von gesellschaftlichen Einrichtungen mit als auch einzelne Bürger, meist Rentner aus Handwerkerberufen. Hofewiese
G 4
Mit .46,6 ha bei etwa 2 km Länge ist die Langebrücker Hofewiese die größte landwirtschaftlich genutzte Fläche inmitten der Dresdner Heide. Sie liegt auf halbem Wege von Langebrück nach der Heidemühle und wird vom Gänsefußweg geteilt (Abb. 13). Die Fläche dient heute der L P G An der Heide in Langebrück teils als Weide und Wiese (21 ha), teils als Acker. 1547 ist die Wiese urkundlich erstmals, und zwar als Langebrücker Wiese, belegt. Damals waren die Einwohner von Klotzsche verpflichtet, die Hälfte des Heus von hier nach dem Vorwerk Ostra in Dresden, also zum Hof, zu fahren. Später hatten die Langebrücker Bewohner allein das Gras zu mähen und das Heu zu wenden. Den größten Teil der Wiese nutzte bis 1804 der Langebrücker Förster. Danach wurden die Grünflächen vergrößert, ferner wurden Geländeunebenheiten beseitigt und nasse Stellen entwässert. In früherer Zeit galt sie als beliebter Äsungs- und Brunftplatz des Rotwildes. Um Wildschäden einzudämmen, umgab man später die Wiese mit einem Zaun. Nachdem 1828 der Besitz von den Erben des Kabinettsministers Graf Camillo M A R C O L I N I an den sächsischen König übergegangen war, erhielt ein sogenannter Wiesenvogt die Aufsicht übertragen. Seinen Wohnsitz hatte er in neu errichteten Gebäuden; Schankrecht erhielt das Anwesen erst 1877. Heute zieht diese Gaststätte Ausflügler und Wanderer an. Aber auch Motorisierte können auf dem 1973 zur Straße ausgebauten Gänsefußweg hierhergelangen. Lotzdorf, Stadtteil von Radeberg,
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nimmt eine um 40 m ansteigende Hangmulde zwischen der Großen Röder und der östlich angrenzenden Hochfläche ein. Seine 483 ha große Flur erstreckt sich vom Rand der Dresdner Heide im Westen bis zur Straße Radeberg —Ottendorf-Okrilla im Osten. Bereits aus urgeschichtlicher Zeit liegen Nachweise einer Besiedlung von der Lotzdorfer Flur vor. Westlich des Ortes wurden am Rödertalhang, und zwar westlich der Talmühle, Reste einer bronzezeitlichen Siedlung festgestellt, ebenso am Rande eines Rinnsals etwa 300 m westlich der Tobiasmühle. Da auch im dazwischenliegenden Gelände weitere Bergungen erfolgten, ist mit bronzezeitlichen Wohnstätten am gesamten linken Röderufer im Bereich der Gemarkung Lotzdorf zu rechnen. In der Siedlung bei der Tobiasmühle konnte ein großer Hortfund in einer wan-
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nenförmigen Steinsetzung sichergestellt werden. E r gehört bereits in die V ö l k e r w a n d e r u n g s z e i t und enthielt unter anderem einen halben Blasebalg, 4 große a n k e r f ö r m i g e ( „ H a k e n " - ) S c h l ü s s e l , K e l l e n und Backeisen, K e s s e l h a k e n m i t a n h ä n g e n d e n R i n g e n sowie Lanzenspitzen, L ö f f e l b o h r e r und einen Tüllenmeißel, ferner einen P f l u g s c h a r und ein Sech (Pflugmesser). F ü r das Gebiet um R a d e b e r g neu ist v o r allem das B a c k - und B r a t g e r ä t . G a n z in der N ä h e des H o r t f u n d e s k a m a u c h der U n t e r s t e i n einer D r e h m ü h l e z u m Vorschein. Die Siedlung u m f a ß t e also neben den üblichen R e s t e n a u c h B a c k o f e n , E i s e n d e p o t und Mühle. Teile eines bronzezeitlichen Gräberfeldes m i t reichlich K e r a m i k und e t w a s B r o n z e kennen wir aus d e m B e r e i c h der Blockstelle an der Eisenbahnlinie zwischen R a d e b e r g und L a n g e b r ü c k , e t w a 1,5 k m südwestlich v o n L o t z d o r f . D e r O r t wird 1341 erstmalig e r w ä h n t (Locensdorf), d a n n 1378 als Luczenstorf. D a s deutsche W a l d h u f e n d o r f erhielt seinen N a m e n nach einem L o k a t o r Lotz(e), eine K o s e f o r m zu L u d w i g , und der Ort gehörte v e r w a l t u n g s m ä ß i g u n d gerichtlich unter d a s A m t R a d e b e r g . A u c h kirchlich ist es i m m e r n a c h R a d e b e r g gepfarrt g e w e s e n ; der K i r c h s t e i g f ü h r t e durch die Felder zwischen d e m S a n d b e r g und d e m Häselsberg hindurch u n d weiter a n den alten Friedhöfen v o n 1861 und 1881 e n t l a n g bis hinauf zur R a d e b e r g e r K i r c h e . V o n d e m W e g blieb nur ein kurzes S t ü c k nahe der vorderen E r n s t - T h ä l m a n n - S t r a ß e übrig. D e n K i r c h s t e i g ben u t z t e n a u c h die Schulkinder L o t z d o r f s , solange sie nach R a d e b e r g zur Schule gehen m u ß t e n . 182g wurde bei d e m H a u s e L o t z d o r f e r S t r a ß e 27, in d e m 1808 a u c h die F a m i l i e K ü g e l g e n (s. B d . 22, L ö ß n i t z , M 3 . 1 ) w ä h r e n d ihres B a d e besuches in A u g u s t u s b a d bei d e m Maurer G r o ß m a n n g e w o h n t hatte, ein neues massives Schulgebäude errichtet, das bis 1884 seinem Z w e c k diente. D a n n erbaute m a n das Schulhaus L o t z d o r f e r S t r a ß e 51, die 1965 bis 1967 erweiterte heutige Ludwig-Richter-Schule. G a b es 1764 insgesamt 21 besessene M a n n und 16 Häusler in L o t z d o r f , so setzte sich die E i n w o h n e r z a h l in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus 15 B a u e r n , 3 Viertelhüfnern, 5 Gartennahrungsbesitzern und 31 Häuslern z u s a m m e n . A u ß e r d e m gehörten z u m O r t 3 Mühlen sowie eine Ziegelscheune, ein A r m e n h a u s und ein F r e i g u t (PRASZER 1869). S p ä t e r w u c h s L o t z d o r f mehr und m e h r m i t R a d e b e r g z u s a m m e n . A l s es 1920 dorthin eingemeindet wurde, w a r es aus einem reinen B a u e r n d o r f z u m F a b r i k a r b e i t e r - W o h n o r t der Industriestadt geworden. Eigene Industrie h a t L o t z d o r f nur in geringem M a ß aufzuweisen: die inzwischen stillgelegte P a t e n t f e i l e n f a b r i k und die b e n a c h b a r t e S c h i f f c h e n f a b r i k in der T a l mühle, , den heutigen V E B Maschinenteile R a d e b e r g , beide a n der Großen R ö der. A n einigen H ä u s e r n im O r t fallen v o r allem die sandsteinernen T ü r g e w ä n d e m i t K o r b b o g e n und Inschriften auf, die die alte H a u s n u m m e r , Initialen und das jeweilige B a u j a h r nennen, beispielsweise L o t z d o r f e r S t r a ß e 26 (1836), 34 (1846) und 35 (1800). Die R a s e n - oder W i e s e n m ü h l e a m westlichen D o r f a u s g a n g v o n L o t z d o r f liegt in einer T a l w e i t u n g der G r o ß e n Röder. D a der F l u ß hier nur geringes Gefälle besitzt, b r a u c h t e sie einen 500 m langen Mühlgraben. N a c h d e m N e u b a u v o n
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1828 wurde die Mahlmühle 1877 zur Schneidemühle erweitert. Bis zum Ein- H 1 stellen des Mahlbetriebes 1970 trieb eine Wasserturbine die Mahl- und Schrotanlagen. Seitdem dient das Silo der L P G Einigkeit Radeberg zur Einlagerung von Getreide. Die mit der Mühle verbundene Bäckerei arbeitet noch. Die frühere Richter- oder Klemmsmühle liegt am Ausgang eines Engtalabschnittes, den die Röder von der Talmühle her durch den schwer verwitterbaren Grauwackehornfels durchfließt. Das Gefälle des Flusses ist groß genug, so daß sich das Mühlenwehr kurz oberhalb der Mühle befindet. Ihrer Lage nach dürfte sie jünger als die Rasenmühle sein. 1893 wurde sie von der Inneren Mission gekauft und als Frauenheim unter dem neuen Namen Tobiasmühle eingerichtet. Heute befindet sich darin ein Alterspflegeheim für Frauen. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird von der L P G T y p I I I Einigkeit Radeberg genutzt, der auch Lotzdorfer Bauern angehören. A m oberen Talrand der Großen Röder steht neben einem älteren ein neuer Rinderstall. Auch die Gebäude der bis 1962 betriebenen Lotzdorfer Ziegelei, die abseits vom Ort an der Straße Radeberg —Ottendorf-Okrilla stehen, dienen der Genossenschaft. Hier befindet sich der Technikstützpunkt. Von der alten Anlage sind der hohe Schornstein, das Brennhaus und ein Windrad vorhanden. Friedrichsthal
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liegt mit seinen Gebäuden etwa 1,5 km nordöstlich vom Radeberger Zentrum, umgeben von Feldern und Wiesen. Zu ihm führt eine Allee aus hohen Pappeln und Eschen. In den nahen Wiesen waren früher der Vogelteich, der Große Teich und weitere 4 kleinere Weiher angestaut. Wahrscheinlich handelt es sich um eines der 1350 erwähnten 3 Vorwerke (s. H 3, H 5.5), bei OBERREIT in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das rothe Vorwerg genannt. Die Bemühungen einer späteren Besitzerin, die Schankgerechtigkeit für das Vorwerk zu erhalten, machte die Radeberger Braukommune zunichte. Vermutlich trägt das Gut seinen Namen nach Friedrich von FRÖDEN, dem es Ende des 18. Jahrhunderts gehörte. Sein Familienwappen ist noch heute am ehemaligen Herrenhaus zu sehen. Vor 1900 legte ein anderer Besitzer, der Arzt Dr. med. LAHMANN, der in Dresden-Weißer Hirsch ein Sanatorium unterhielt, beispielsweise eine große Plantage an, um seine Kurgäste mit Frischobst versorgen zu können. Als nach dem ersten Weltkrieg der Generalkonsul Hans Heinrich LAHMANN in das Herrenhaus einzog, ließ er alle Wege, die durch seine>Wiesen und Felder führten, absperren, teilweise mit Drahtzäunen. Im September 1945 wurde Friedrichsthal enteignet und die Flur an Neubauern aufgeteilt. Der 1953 gegründeten L P G T y p III Junge Garde schlössen sich auch die Neubauern an. Die Äcker und Grünflächen wiesen eine hohe Bodenfeuchtigkeit auf, so daß sie 1970 bis 1971 entwässert wurden. Das Herrenhaus dient seit 1950 als Feierabendheim. Zunächst fanden 36 Arbeiterveteranen eine Heimstatt. 1970 lebten hier 60 Rentner.
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H 3 Heinrichsthal an der alten Poststraße von Radeberg nach Großröhrsdorf ist auch unter dem Namen Graues Vorwerk zur Unterscheidung vom Roten Vorwerk (s. H 2) bekannt. Der Name Heinrichsthal begegnet uns 1636 erstmalig unter den der Stadt gehörenden Vorwerken. Einer der Herren auf Schloß Radeberg, ein Heinrich Truchseß von B U R N E , hat „das Haus Radeberg mit dem Städtgen, Zöllen, Strasen und Jahrgülde" von dem Landesherrn gekauft. Zum „Hause" gehörte nach der Urkunde von 1650 ein Vorwerk, wohl das Graue. 1697 besaß der Steuereinnehmer zu Radeberg Johann Christoph K L E T T E das Vorwerk, nach dem es bis in das 19. Jahrhundert Klettevorwerk hieß. 1880 erfolgte die Einrichtung einer Lehrmeierei. Hier betrieb man die Züchtung von Pilzsporen für die Käsezubereitung und die Herstellung von Camembert nach französischer Art. Dem damaligen Besitzer gehörten auch eine Ziegelei unmittelbar daneben sowie ein Landwirtschaftsbetrieb von etwa 57 ha Fläche. Nach 1945 wurde Heinrichsthal ein Betrieb der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. Von 1970 bis 1972 erfolgten umfangreiche Um- und Neubauten des Milchkombinats. H 4 Hüttertal (Bild 11) wird der Abschnitt an der Großen Röder genannt, der sich von der Radeberger Schloßmühle auf eine Länge von etwa 2 km bis kurz vor Wallroda hinzieht. Hier hat sich der Fluß ein Kerbsohlental geschaffen, dessen Aue bis 80 m Breite erreicht. An mehreren Hängversteilungen kann Grauwackehornfels bzw. Zweiglimmergranodiorit beobachtet werden. Während die Ufer der Röder und die Talhänge mit Bäumen bestanden sind, nutzt die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft von Wallroda die Aue als Wiese. Ein Lehrpfad im Tal weist auf botanische, ornithologische und historische Besonderheiten hin. Neben der Hüttermühle sind auf 2 Tafeln nicht weniger als 40 Vogelarten aufgezählt und farbig dargestellt. Am zahlreichsten kommen Meisen-, Grasmücken- und Laubsängerarten vor. Eine besondere Erwähnung verdienen Mäusebussard, Bunt-, Zwerg- und Grünspecht, Wendehals, Pirol, Waldbaumläufer und Gimpel. Zweifellos ist die Liste noch nicht vollständig und beispielsweise durch Waldkauz, Ringel- und Türkentaube zu ergänzen. Wegen der Vielfalt der Arten ist das Hüttertal zum Vogelschutzgebiet erklärt worden. E t w a in der Mitte des Tales steht neben einem Teich die Hüttermühle (s. H 5.2). Ihr zweiter Name, Arnoldsmühle, weist auf den früheren Besitzer Gottfried A R N O L D hin, dem sein Nachbar, der Inhaber von Friedrichsthal, 1790 einen Denkstein setzen ließ. 1828 ( M A R T I U S ) verfügte die Mühle über 2 Mahlgänge sowie über ein Sägegatter und eine Lohstampfe. 1877 zahlte der Besitzer erstmals Schanksteuer an die Stadt Radeberg. An der Stelle der alten Gebäude entstand bis 1973 eine Gaststätte, Mittelpunkt des Naherholungsgebietes Hüttertal. Der ehemalige Mühlteich wurde für den Ruderbetrieb völlig neu hergerichtet. 92
Radeberg, K r e i s Dresden, h a t sich a m Z u s a m m e n f l u ß v o n Großer R ö d e r und S c h w a r z e r R ö d e r und a m K r e u z u n g s p u n k t wichtiger S t r a ß e n entwickelt. Die erste b e k a n n t e N e n n u n g als Radeberch s t a m m t aus d e m J a h r 1233. D a m a l s w u r d e ein n a c h d e m O r t benanntes ritterliches Geschlecht a n g e f ü h r t , dessen A n g e h ö r i g e u m 1300 ver-
A b b . 14. U r - uno. irühgeschichtliche F u n d e v o n R a d e b e r g a) G e f ä ß e aus d e m R a d e b e r g e r Gräberfeld. B r o n z e z e i t und f r ü h e s t e E i s e n z e i t . Yerkleinerungsverhältnis 1 : 6 b) D e c k e l einer B r a k t e a t e n d o s e : A u f s i c h t , R ü c k a n s i c h t und S c h n i t t (oben). B r o n z e n v o m R a d e b e r g e r Gräberfeld. Verkleinerungsverhältnis 1 : 2 (nach U n t e r l a g e n des L a n d e s m u s e u m s f ü r Vorgeschichte)
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schiedene Amtspositionen der Oberlausitz einnahmen. Offenbar bestand also schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Burg Radeberg auf leichter Anhöhe über der Röder. In ihrem Schutz entwickelte sich das Burglehn, und der Versorgung mit Nahrungsmitteln dienten mehrere Votwerke, Mühlen sowie das dörfliche, 1350 erwähnte Aldenradeberg. Der Name ist als Siedlung 4m Rodeberg zu deuten, wobei das niederrheinische Wort räde für rode steht. Ein 1344 bezeugtes „Stetchin" ist wohl schon im 13. Jahrhundert angelegt worden (BLASCHKE 1965). Aus dieser Zeit stammt auch die Radeberger Brakteatendose (Abb. 1 4 b). Den Stadtkern als ältesten Siedlungsteil finden wir ausschließlich auf dem rechten Ufer der Großen Röder, Der Ausbau des Stadtbezirkes zwischen Fluß und Eisenbahn häjigt mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert auf das engste zusammen. Seit 1920 ist Lotzdorf nach Radeberg eingemeindet. 1931 entstand die sogenannte Stadtrandsiedlung, die sich Arbeitslose erbauten. Die Südvorstadt ist ein Zeuge unserer sozialistischen Zeit.
H 5.1 U r g e s c h i c h t l i c h e
Funde
Ende des 19. Jahrhunderts wurde am Ostufer der Schwarzen Röder südlich des Stadtkerns ein großes Urnengräberfeld der Bronze- und frühen Eisenzeit (Abb. 14a) ausgegraben. Seine Bestattungen sind mit Bruchsteinen umstellt. Die älteren Gräber liegen mehr nach der Höhe zu, während die eisenzeitlichen Urnenbeisetzungen sich zum Fuße des Hanges hinziehen. Von dieser Stelle stammen neben umfangreichen Keramikbeständen auch viele Bronzen, so Nadeln, eine Pfeilspitze, und flache durchbohrte Steinanhänger. Die wahrscheinlich zum Gräberfeld gehörige Siedlung hatte ihren Standort östlich der Bergmühle und nördlich der Straße Radeberg—Wallroda. Gegenüber vom großen Urnengräberfeld befindet sich innerhalb der Stadt bei der Einmündung der Schwarzen in die Große Röder eine andere Beisetzungsstätte. Weitere Altsiedlungen auf Radeberger Flur kommen zu beiden Seiten der Schwarzen Röder in Richtung Kleinwolmsdorf vor, und zwar rechts des Tales. H 5.2 D i e a l t e S t a d t u n d i h r e
Wirtschaft
Die ersten Nachrichten über die Stadt aus dem 14. Jahrhundert erbringen meist nur besitzrechtliche Angaben, so Verlehnungen an verschiedene Adlige aus der Hand des Markgrafen. 1389 erhielten "dann die Radeberger Schuhmacher das Alleinverkaufsrecht in der Stadt zugesprochen. Erst 1398 lesen wir von einem Richter, gar erst 1 4 1 2 erfolgten Verleihungen von Bürgerrecht und Weichbild. Damit waren städtische Privilegien erlangt, die vor allem handelswirtschaftliche Vorteile brachten gegenüber den Weichbild-Dörfern im Umkreis der Bannmeile. 1429 sind Bürgermeister und R a t bezeugt. Für die Entwicklung Radebergs in den ersten Jahrhunderten war die Tatsache
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bedeutsam, daß die Stadt an der Halleschen Salz- oder Böhmischen Glasstraße H 5.2 (s. D 8) lag, die Halle mit Schluckenau verband. Durch das Obertor und die Obergasse erreichte diese den Markt, wo seit der Stadtrechtsverleihung der R a t den Salzmarkt abhielt und 1472 der Ratskellerpächter den Salzschank ausübte. Hier kreuzte sie die Heidestraße von Dresden, die als Poststraße sowohl nach Großröhrsdorf und Bischofswerda als auch nach Pulsnitz und K a m e n z weiterführte. Vom Markt verliefen 5 Gassen zu den Stadttoren, die Schloßgasse zum Schloßtor, die Stolpische Gasse (Niederstraße) zum Stolpener Tor, die Pirnaische Gasse zum Pirnaer Tor, die Dresdner Gasse (Hauptstraße) zum Dresdner T o r sowie die Obergasse zum Obertor. Innerstädtische Bereiche erschlossen Marktgäßchen, Quergasse (Mittelstraße), Töpfergasse oder Bergmühlengäßchen, Kirchgasse und Berggasse. Alle Radeberger Stadttore haben sich als Hindernisse f ü r den sich im 19. J a h r hundert entwickelnden stärkeren Verkehr erwiesen und verfielen daher dem Abriß, so 1 8 5 1 das Dresdner Tor, das erst 1 8 3 1 erneuert worden war. Die Häuser Hauptstraße Nr. 20 und 2 1 lagen noch in der Innenstadt, zwischen Nr. 22 und 23 befand sich das Stadttor. Das Schloßtor an der Schloßgasse vor dem Abzweig der Badergasse (zwischen Nr. 2 und Nr. 1 1 ) war sogar schon 1779 teilweise und 1820 völlig abgetragen worden. Das Stolpener Tor befand sich zwischen den Grundstücken Niederstraße 8 und 9; das Pirnaische Tor zwischen Pirnaer Straße 23 und Berggasse 7 und 8 war ebenfalls 1779 weggerissen und lediglich durch einen Bogen ersetzt worden, der 1825 auch noch weichen mußte. Die Stelle des Obertores haben wir zwischen Oberstraße 4 und 3 1 zu suchen. Demgegenüber blieben an vereinzelten Stellen wenigstens einige Stadtmauerreste erhalten. Zwischen den Häusern der inneren Pulsnitzer Straße und dem Kirchberg begrenzen sie die Gärten der oberen Hauptstraße (Nr. 2) ebenso wie Gärten der linken Seite zwischen Pirnaer und Wasserstraße, sowie seitwärts der Schloßstraße bei Nr. 2. Wenn für das J a h r 1 5 7 7 ein Röhrmeister bestellt wurde, ist das ein Zeichen f ü r die Sorge um das tägliche Wasser. Vier J a h r e vorher war eine R ö h r f a h r t aus dem Carswald in die S t a d t gelegt worden, die bis in hölzerne, später steinerne Wasserentnahme-Bottiche in der S t a d t führte. E r s t E n d e des 19. Jahrhunderts stieg der Wasserbedarf so an, daß neue Quellen erschlossen werden mußten. Die älteste, 1894 in Betrieb genommene Anlage (Eierberg und Kleinröhrsdorfer Forst) leitet das Wasser durch eigenes Gefälle über den Hochbehälter am Spitzberg noch heute in das Stadtrohrnetz und versorgt die Innenstadt. 1902 erfolgte die Erschließung der Gebiete Heinrichsthal und Hüttertal, deren Wasser über das 1 9 1 3 errichtete Pumpwerk Ludwig-Jahn-Straße in die südlichen und westlichen Stadtteile und in den 1 9 1 7 errichteten Hochbehälter am B i schofsweg bei Ullersdorf gelangt. 1930 wurde eine zusätzliche Versorgung der Stadt Radeberg durch die Errichtung eines Brunnens mit Pumpwerk und A u f bereitungsanlage auf Kleinröhrsdorfer Flur geschaffen. B e t r u g der Wasserbedarf 1930 rund 400000 m 3 im J a h r , so stieg er bis 1942 auf 925000 m 3 an.
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H 5.2 In den Jahren 1951 bis 1954 erfolgte dann der Ausbau des Werkes Carswald mit 2 Tiefbrunnen und einer offenen Aufbereitungsanlage. Hier umfaßt die Kapazität i2om 3 /h; sein Wasser gelangt über den Hochbehälter Ullersdorf nach Radeberg und versorgt obendrein noch die Gemeinde Arnsdorf. Bereits i960 war der Wasserbedarf auf 1550000 m 3 jährlich angestiegen, so daß weitere Brunnen niedergebracht werden mußten. Die durchschnittliche Tagesförderung beträgt aus ihnen über 6000 m 3 . Im Sommer kann der Verbrauch jedoch bis auf 8000 m 8 ansteigen. Aus der Geschichte Radebergs sind einige Rückschläge anzumerken, die aber immer wieder überwunden wurden. 1430 erlitt die Stadt während der Hussitenzüge Zerstörungen. 1632/33 sollen 1000 Personen der Pest und Kriegshandlungen zum Opfer gefallen sein. Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges waren noch lange zu spüren, 1638 zählte man 102 wüste Häuser und 1697 noch 87 unbewohnte Gebäude. Schließlich zerstörte der durch Blitzschlag ausgelöste große Stadtbrand vom 13. Juli 1714 insgesamt 108 Wohnhäuser, 5 Malz- und Brauhäuser, 15 Scheunen sowie Schule, Rathaus und Kirche. Ein erneuter Brand im Jahre 1741 legte innerhalb der Mauer 107 Häuser, darunter wieder das Rathaus, und in der Vorstadt 76 Häuser, 25 Scheunen sowie 7 Anwesen im Burglehn in Schutt und Asche. Der Rathausneubau von 1767 bis 1769 erhielt einen so großen Dachboden, daß er während des Jahrmarktes die Stände der Tuchmacher aufnehmen konnte. Nachdem Radeberg 1771 Garnisonstadt geworden war, diente er mitunter auch zum Exerzieren. Für die wirtschaftliche Struktur der Stadt bieten Angaben aus dem Jahr 1700 wohl keine umfassenden, aber doch aufschlußreiche Informationen. Unter 996 Einwohnern befanden sich 2 Handelsleute, 4 Bäcker, 11 Fleischer, 5 Wollweber, 38 Leinweber, 17 Schuhmacher, 14 Schneider, 105 „Handwerker und Künstler"; sie besaßen 8 Pferde, 18 Ochsen, 214 Kühe, 44 Ziegen, 550 Schafe nebst 924 Scheffel Sommer- und Wintersaat. Neben den nicht besonders erwähnten Bauern trugen also auch die genannten Stadtbürger durch landwirtschaftliche Tätigkeit zur Eigenversorgung bei. Dem Handwerk als städtischem Stand galt damals noch das Hauptaugenmerk, und wir können eine stattliche Reihe verschiedener Zünfte mit ihrem erstmaligen Auftreten anführen: Schuhmacher (1389), Schneider (1429), Fleischer (1445), Sensenschmiede (1483), Bader und Schleifer (1517), Büttner (1545), Bergleute (1546), Töpfer (1551), Tischler (1569), Leinweber (1573), Tuch- und Gewandmacher, Gerber (1578). Aus der anschließenden Zeit (1590) stammt ein städtisches Siegel (Abb. 15). Darüber hinaus gelangte naturgemäß an der Stadt und Flur durchfließenden Großen Röder das Mühlengewerbe zu besonderer Bedeutung. Die heutige Hüttermühle war 1590 an die Stelle eines Schleifwerkes des Amtes getreten. Die folgende Schloßmühle, 1349 erwähnt, hieß auch Haus- oder Hofmühle. 400 m unterhalb folgt die Bergmühle, von O E D E R 1572 Bergmannsmühl genannt. Die Mitte'lmühle, 1586 überliefert, vor dem Pirnaischen Tor an der Mündung der Schwarzen Röder besaß keinen Mühlgraben. Die Herrenmühle — 1445 erstmals genannt — vor dem Dresdner Tor ging 1684
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aus der Hand des Rates an den Stadtrichter über. Seit 1874 diente sie als Papier- H fabrik, seit 1929 als Wellpappen- und Kartonagenfabrik. Den etwa 1 ha großen zugehörigen Garten erwarb die Stadt 1926 und machte ihn als Park der Öffentlichkeit /zugänglich. Das Verwaltungsgebäude nutzte die Handelsschule, später der städtische Kindergarten. Die unterste Radeberger Mühle war zu OEDERS Zeit Brettmühle, die 1655 eine Walke und 1662 ein Mahlwerk erhielt. Ein Stein an ihrem Wehr weist die Bezeichnung A. S. B. 1696 auf. Ihr Besitzer, der Förster A. S. B R U H M , trug ihr den Namen Oberförstermühle ein. Nach einem späteren Inhaber hieß sie auch Probstmühle. An ihrem Wehr erfolgte bis ins 17. Jahrhundert freitags vor Fronleichnam (zweiter Donnerstag nach Pfingsten) das Fischen der Radeberger Handwerksmeister. Die Tal- oder Ulbrichtsmühle gehört bereits zu Lotzdorf (s. H 1).
Abb. 15. Radeberger Stadtsiegel von 1590 (nach einer Abbildung im Radeberger Kulturleben 1971) In der Nähe der Mittelmühle gab es seit 1645 eine Salpetersiederei. 1713/14 entstand wiederum eine solche auf dem Freudenberg. Wegen der drohenden Feuersgefahr verlangten die Bürger wiederholt eine Verlegung nach außerhalb. Da sich der Besitzer dieser Forderung immer wieder entzog, stürmten sie wenige Tage nach dem Stadtbrand des Jahres 1714 die Siederei und zerstörten sie. 1715 erfolgte durch einen Vergleich auch die längst fällige Verlegung. Späterhin befanden sich auf dem Freudenberg hauptsächlich Scheunen und seit 1830 Reithallen der Radeberger Garnison, vom Jahre 1879 an für Turnzwecke genutzt. 1912 entstand am Ort der alten Anlage die Realschule, die heutige Humboldt-Oberschule (EOS). Von den früheren Gewerben der Stadt ist der sogenannte Radeberger Bergbau im 16. Jahrhundert vor allem im Rödertal und am Silberberg betrieben worden
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H 5.2 (s. E 5). Ebenfalls ins 16. Jahrhundert, in das Jahr 1577, fällt die Bewilligung von 2 Viehmärkten, die zu denselben Terminen wie die beiden Jahrmärkte stattfanden. 1668 kam ein dritter Jahrmarkt hinzu. 1679 erteilte Kurfürst J O H A N N G E O R G II. das Privileg zur Eröffnung einer Weberei für Florettseide, Woll- und Leinenband. E s dauerte noch bis 1683, ehe in Radeberg die erste „ B a n d Fabrique" des Hans Caspar zur S C H E U E R , und bis 1717, ehe die ,,Seiden-Band-Fabric" von George Heinrich M Ü L L E R entstand. Das war der Beginn der heute noch, zwar nicht in Radeberg, aber um und in Pulsnitz und Großröhrsdorf bestehenden Bandfabrikation. D a ß die damalige Erzeugung vor allem in der Form der Manufaktur durch Heimarbeit erfolgte, geht aus der Angabe hervor, daß zwischen 1720 und 1800 etwa 100 Webermeister mit 300 Stühlen für die Seidenbandherstellung tätig waren. Im Jahre 1800 fertigte man in Radeberg 12000 Stück Seidenbänder, aber auch wollene Posamenten, 200 Schock Leinwand, 100 Dutzend Strümpfe, 400 Stück K a t t u n und Zitz (kattunartiges Baumwollgewebe) sowie 250 Stück Hüte. A n Lohund Weißgerberleder kamen 2400 Stück aus Radeberg. 1820 arbeiteten nur noch 80 und 1841 lediglich 54 Handweber. 1830 waren 3 Bandfabriken und 1 Färberei tätig, und bald ging die Produktion ganz zurück, weil französische und Schweizer Firmen diese Waren massenhaft und mit besserer Appretur und zu billigeren Preisen auf den Markt brachten. Gewerbliche Neugründungen erfolgten mit einer Seifenfabrik 1825 und mit einer Indigofärberei und -druckerei um 1835 in der ehemaligen Stadtmühle.
H 5.3 B a u d e n k m a l e in
Alt-Radeberg
Das Stadtbild wird beherrscht von der Burg, der Stadtkirche und dem Rathaus. Die ältesten Nachrichten über die Stadtkirche stammen von der Mitte des 14. Jahrhunderts. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie, nachdem sie 1714 völlig ausgebrannt war, einem 1730 abgeschlossenen Ausbau und einem im Jahre 1889 durchgeführten Umbau. Das seit 1730 unveränderte Schiff bildet eine langgezogene rechteckige Halle mit flacher Decke und zweigeschossiger, hölzerner Empore, die sich über einem Triumphbogen zu dem eingezogenen, außen durch Strebepfeiler abgestützten Chor mit einem Drei-Achtel-Schluß öffnet. Der 1889 an die Südwestseite angelehnte, 61 m hohe Turm mit Haube und Laterne als Abschluß barg in seinem quadratischen Untergeschoß die Sakristei. Sie ist durch eine leicht profilierte Spitzbogenpforte aus dem Jahre 1498, die von der Nordseite hierher verlegt wurde, von außen her zugänglich und dient heute als Haupteingang. 1971 bis 1972 erfolgte eine völlige Neugestaltung des Kircheninneren, dabei erhielt der Chor 5 neue Fenster nach Entwürfen von Werner J U Z A (s. E 1 ) . Die Kanzel von 1730, eine künstlerisch wertvolle barocke Bildhauerarbeit von Johann Christian F E I G E d.Ä. aus Dresden, zeigt im dreiseitigen Kanzelkorb auf wappenartigen Kartuschen christliche Symbole, dazwischen die Statuen der Evangelisten. Die gleichalte achtseitige Sandsteintaufe in Vasenform besitzt fein 98
durchgebildete Barockformen. An der Nordmauer der Kirche hat sich das H 5.3 Grabdenkmal des Bürgermeisters Christoph S E Y D E L (F 1747) erhalten, ein Sandsteinsarkophag in derben Barockformen mit 2 Inschriftenschildern. Von der Bürgerstadt blieb aus dem 16. und 17. Jahrhundert nach den mehrfachen Bränden baulich kaum etwas bewahrt. Im heutigen Straßenbild der Altstadt fallen einige barocke und klassizistische Häuser aus der Zeit nach 1741 auf. Darunter ist vor allem das Rathaus zu nennen, das die Nordostecke des Marktes einnimmt. Dieser dreigeschossige Bau mit 7 Achsen Front — die mittleren 3 Fenster leicht risalitartig vorgezogen und durch ein flaches, dreieckiges Giebelfeld gegen das Dach abgesetzt — besitzt auf der Mitte des Dachfirstes einen Dachreiter mit geschweifter Laterne und Wetterfahne. Als zweigeschossiger Bau mit der Schauseite zum Markt entstand das Rathaus in den Jahren 1767 bis 1769. Ein drittes Geschoß wurde 1822 aufgesetzt. Der Anbau für den Stadtverordnetensaal erfolgte 1863. Das anschließende zweigeschossige Wohnhaus mit Mansarddach (Markt 18) und einer Fassadengliederung von 8 Achsen Front ist eines der frühesten Barockhäuser in Radeberg (1741). Nur das Portal wurde im 19. Jahrhundert verändert und mit geradem Türsturz und Spruchplatte versehen. Ein dreigeschossiges Wohnhaus (Markt 2) von 9 Achsen Front — die äußeren durch Lisenen getrennt und die 3 Mittelfenster des ersten Obergeschosses durch Verdachung betont — bildet als ansehnlicher klassizistischer Bau aus dem Jahre 1830 ein Gegengewicht zur Fassade des Rathauses. Einige Häuser in der Hauptstraße zeigen Übergänge von barocker zu klassizistischer Bauweise. Als Beispiel galt bis zu seinem Umbau 1973 das zweigeschossige, fünfachsige Wohnhaus Nr. 2 mit reizvollen Ausbauten barocker Art im Mansarddach und einem seitlich angeordneten, leicht. vorgezogenen Portal mit Schlußstein und Inschrift (Parva, sed mea = klein, aber mein). Das Stichbogenportal des im 19. Jahrhundert völlig umgebauten Hauses Nr. 10 hat noch die barocke, zweiflügelige Haustür mit Füllungen und mit Oberlichtfenster und trägt im Schlußstein die Jahreszahl 1760. In der Pirnaer Straße stehen 2 schlichte klassizistische Wohnhäuser. Das eine (Nr. 25) ist ein zweigeschossiges Eckhaus mit Krüppelwalmdach, ungleichmäßigen Achsenabständen und einer klassizistischen Haustür im Korbbogengewände. Das andere (Nr. 27), ein zweigeschossiges Reihenhaus von 7 Achsen Front, weist eine sehr harmonisch gegliederte Fassade auf mit einem Korbbogenportal in der Mitte. Auf dem Weg zum Schloß begegnet man noch einigen bemerkenswerten Bürgerhäusern aus der Zeit nach 1740. Das jüngste (Schloßstraße 2), ein zweigeschossiges Wohnhaus von 5 Achsen Front, ist wohl ein klassizistischer Neubau, der erst um 1840 entstand. Die Fassadengliederung und Fensterbildung entsprechen dieser Zeit. Die Fenster des Obergeschosses sind durch ein kräftiges Horizontalgesims vom Erdgeschoß gesondert. Großzügiger wirkt das um 1780 entstandene Wohnhaus Nr. 4. Aus den niedrigen Häusern der Umgebung hebt sich der durch ein Mansarddach geschlossene, geräumige, zweigeschossige Bau heraus.
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H 5.3 Die Mitte der streng symmetrisch gegliederten, fünfachsigen Fassade ist betont durch ein Korbbogenportal. A m siebenachsigen Haus Nr. 10 (ehemalige Drahtnagelfabrik) sind die mittleren Fenster des Obergeschosses durch einen Balkon zusammengefaßt, der im Satteldach durch einen etwas schwerfälligen Ausbau weitergeführt ist. Die Bauzeit liegt zwischen 1840 und 1850. Im Langbeinschen Garten (Schloßstraße) gegenüber vom Schloß Klippenstein erhielt sich ein hübsches Gartenhaus mit einem Pilastergiebel über der Mitte des Obergeschosses und einem Balkon davor. H 5.4 B u r g u n d A m t
Radeberg
Die frühesten Radeberger befestigten Anlagen werden durch Zeugnisse belegt, die der Boden birgt. Der Geländesporn über der Schloßmühle nordöstlich des Schlosses Klippenstein heißt der Schloßberg. Seine strategisch günstige Situation wurde in frühdeutscher Zeit durch die Anlage von Gräben und Wällen genutzt. Nur spärliche Oberflächenfunde weisen Hoch darauf hin; denn das gesamte Gelände ist überackert. Unter dem Schloß Klippenstein befand sich auf dem Felsen über der Talaue eine frühdeutsche Wehranlage, die ein Graben vom Hinterland abschnitt. Einzelheiten sind durch die spätere Umwandlung zum Schloß nicht mehr erkennbar. Zwischen den ersten Nachrichten über einen Werner von R A D E B E R G (1219), den eine Urkunde als Zeugen bei der Einweihung der Kapelle in Schweta bei Mügeln nennt, und solchen über die Burg (1289) liegt immerhin mehr als ein halbes Jahrhundert. Markgraf F R I E D R I C H von Dresden ist 1292 als Lehnsherr überliefert. Aus dem 14. Jahrhundert wissen wir, daß die Burg als Sitz eines markgräflichen Vogtes diente. Der erste, Friczold von der N A S O W E , amtierte seit 1335 als Verwalter eines Distriktes, der 1445 als •Pflege und 1551 als A m t bezeichnet wurde und bis ins 19. Jahrhundert bestand (Abb. 16). Wie die Stadt erlitt auch die Burg 1430 solche schweren Verwüstungen, daß man für die Amtsleute ein besonderes Verwaltungshaus am F u ß des Schloßberges errichtete. Zwischen 1543 und 1546 ließ M O R I T Z von Sachsen durch Hans von D E H N - R O T H F E L S E R das Schloß umbauen. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Jagdschloß Klippenstein. Unter Verwendung der erhaltenen mittelalterlichen Teile entstand eine Dreiflügelanlage, die sich um einen bescheidenen dreieckigen Hof — ehemals mit einem 40 m hohen, 1715 abgetragenen Rundturm in der Mitte — gruppiert. Eine im Südwesten halbkreisförmig am F u ß von Felsklippen erbaute Vorburg diente ursprünglich in den unteren Räumen als Pferdestall, Wohnung, Torwärter- und Badestube, oben und in den Dachböden für die Lagerung des Zinsgetreides und die Erträge des Hofegutes. Das eigentliche Schloß erhebt sich 8 m über dem Hof der Vorburg. Im Südwesten liegt ein unregelmäßig viereckiger alter Wohnturm mit Tonnengewölbe. Noch ins 14. Jahrhundert gehört ein kreuzgratgewölbter Raum mit rechteckiger, abgefaster Säule. Wie eng der Neubau des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Dresdner Bauten zu sehen ist, zeigt der der Großen Röder zugekehrte Südtrakt des Schlosses. Eine breite, 100
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) 1445 z u r P f l e g e Radeberg
Abb. 16. A m t Radeberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts (nach einer unveröffentlichten Karte von K . B L A S C H K E , ergänzt von G . M Ü L L E R ) A GN GR KD KE KR KW Le Li Lo 8
Arnsdorf Großnaundorf Großröhrsdorf Kleindittmannsdorf Kleinerkmannsdorf Kleinröhrsdorf Kleinwolmsdorf Leppersdorf Lichtenberg Lotzdorf Dresdner Heide
M NM OLM OM PM R REM RM TM
Mittelbach Niederlichtenau Oberlichtenau Ohorn Pulsnitz Radeberg Reichenau Reichenbach Thiemendorf
W
s
Meißner Seite
Meißner Seite
Wallroda Staatswald Amt Radeberg Amt Laußnitz Amt Großenhain Amt Dresden Amt Lohmen Amt Stolpen Markgraftum Oberlausitz
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H 5.4 an der Südseite ansteigende Rampe führt zum Eingang. Das rundbogige Eingangstor, das von beiderseitigen Pilastern mit tragendem Gebälk umrahmt wird, besitzt die für die Dresdner Frührenaissance charakteristischen Formen. Das vordere Tor wurde 1786 verändert, das hintere in dieser Zeit an seine heutige Stelle verlegt. Dafür entstand in der Mauerlücke das etwas in den Fahrweg hineinreichende Stallgebäude. Im Erdgeschoß erhielt sich die alte Raumaufteilung. Die Zimmer waren mit Spitzbogenkreuzgewölbe gedeckt, die Türen sind rundbogig geschlossen. Regelmäßig verteilte Fenster mit Stichbogenabschluß durchbrechen die starken Mauern des Erdgeschosses. Im aufgesetzten Obergeschoß sind die ebenfalls gekuppelten Fenster mit Zahnschnittgewände und geradem Sturz versehen. Im Nordflügel stellt heute eine offene Diele die Verbindung zum Ostbau her. Ihr Kamin aus Sandstein stammt aus dem Jahr 1850 ebenso wie eine Treppe zu dem früher im Ostflügel liegenden Festsaal. An das Dresdner Schloß erinnern auch das Portal und der Arkadengang mit Galerie im Innenhof. Gewisse Veränderungen erfuhr dieses Renaissanceschloß schon 1628 durch Ezechiel E C K H A R D T . Eine 1639 von Wilhelm D I L I C H gezeichnete Stadtansicht zeigt das Schloß in seiner damaligen Gestalt. Durch den großen Umbau von 1772, bei dem das oberste Geschoß mit allen Ausbauten abgetragen und unter anderem der Schwibbogen im unteren Hof und die Stützmauer aufgeführt wurden, erhielt das Schloß sein heutiges Aussehen. Mitte des 19. Jahrhunderts überdachte man die heutige Eingangshalle und legte die vorderste Steintreppe zum Obergeschoß an. Das Schloß birgt seit 1953 das Heimatmuseum. Es besitzt eine reiche Sammlung guter Handwerkskunst und wertvolle Zunftaltertümer. Auch sind eine Sammlung aus der geologischen Geschichte des Radeberger Gebietes und Dokumente der Geschichte der Arbeiterbewegung zu sehen. Außerdem befinden sich im Schloß Klippenstein das Jugendklubhaus der Radeberger jungen Generation sowie seit 1969 ein Kindergarten mit 40 Plätzen. Die dem Schloß benachbarten Grundstücke, wohl das alte suburbium, lagen vor dem Schloß (Schloß- und Wasserstraße) und dem Obertor (Oberstraße, Ostseite der Pulsnitzer Straße) und hießen Burglehn. Erst am 20. August 1840 wurde diese selbständige politische Gemeinde einschließlich des Schlosses nebst allen Radeberger Mühlen bis auf die Stadtmühle, die dem A m t nicht unterstand, mit der Stadt vereinigt. H 5.5 D i e I n d u s t r i e s t a d t
Radeberg
E s unterliegt keinem Zweifel, daß die Inbetriebnahme der Bahnverbindung von Dresden her am 17. November 1845 und die Aufnahme des durchgängigen Verkehrs bis Löbau im Jahr 1846 die Industrialisierung in Radeberg sehr begünstigt haben. Seit 1871 führte eine Zweigbahn von Radeberg über Pulsnitz nach Kamenz. 1858/59 nahm die Drahtnagelfabrik C. A. Häntzsche am Schloßteich ihren Betrieb auf. Die weitere Industrialisierung vollzog sich zunächst auf
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dem Gelände des dritten Radeberger Vorwerkes (s. H 2, H 5), Rödershausen. H Es lag an der Mündung des Goldbaches in die Große Röder, trat 1831 Land für Zwecke der Garnison ab und wurde von H. Wilhelm RÖNSCH völlig aufgekauft, damit er auf dem Gelände 1858 eine Hohl- und Tafelglasfabrik anlegen konnte. 1872 folgte die spätere Sächsische Glasfabrik AG, das heutige volkseigene Beleuchtungsglaswerk. Weitere Glasfabriken entstanden 1874 (Rathenaustraße) und 1879 (Pillnitzer Straße). Die Wilhelm Hirsch A G pachtete 1898 die Weitersglashütte bei Carlsfeld (s. Bd. 11, Schneeberg, S 1) und kaufte die Tafelglashütte Schmölln bei Bischofswerda. Mit 320 Arbeitern war sie die größte derartige Fabrik in Deutschland und stellte 1906 monatlich 100000 m 2 Tafelglas her. Das 1924 in Belgien und Frankreich entwickelte Ziehglasverfahren führte zum Niedergang der Radeberger Glashütten. 1928 kam die gesamte Radeberger Glasindustrie zum Erliegen, nachdem um die Jahrhundertwende etwa zwischen 1400 und 1600 Beschäftigte tätig gewesen waren. Eng mit der Glasindustrie verbunden, arbeiteten Glasformen- und Glasveredlungsbetriebe. Die älteste Radeberger Glasformenfabrik und Eisengießerei wurde 1860 von A . G E I S S L E R eröffnet, weitere folgten bis 1911. 3 dieser Betriebe verfügen über zum Teil ausgedehnte Produktionsstätten an der Straße des Friedens. In 2 von ihnen stellen Gießereiarbeiter Formen aus Grauguß her. Die meisten Gußstücke erhalten durch Graveure und andere Facharbeiter Verzierungen (Bild 13) und werden als Gußformen bei der Glasherstellung verwendet. Der dritte, ein dem V E B Eisenhammerwerk Dresden-Dölzschen angegliederter Betrieb, hat nach Einstellung der Gießerei 1972 die mechanische Bearbeitung von P K W - F e l g e n und von Schwungscheiben übernommen. Eine 1870 gegründete mechanische Weberei, die vorübergehend seit 1878 Spielwaren fertigte, wurde 1896 in eine Kokosteppichfabrik umgewandelt. 1869 eröffnete die Nähmaschinenschiffchenfabrik ihren Betrieb. Neben den genannten, die zunächst das Produktionsprofil bestimmt hatten, bestanden weitere Fabrikationsstätten, so daß 1891 insgesamt 28 Fabriken mit 2399 Arbeitskräften gezählt wurden. Dazu gehörten auch 2 Werke, die im folgenden näher beschrieben werden sollen, weil deren Erzeugnisse den Namen Radebergs noch heute in alle Welt tragen. Ein 1862 in Betrieb genommenes Stabeisen-Walz- und Hammerwerk mit Maschinenbauanstalt, Eisengießerei und Kesselschmiede befaßte sich seit 1870 als Saxonia A G mit dem Bau von Eisenbahnwagen. 1869 waren gegen 200 Arbeiter beschäftigt, 5 Dampfmaschinen liefen. Nach dem Konkurs von 1886 entstand daraus ein Tischlereibetrieb, seit 1891 die Vereinigten Eschebachschen Werke, die 1895 schon 612 Beschäftigte zählten, 385 im Emaillierwerk, 227 in der Eisschrankfabrik. 1912 arbeiteten dort 1136 Menschen. Sie produzierten bis zum zweiten Weltkrieg Reformküchen, emaillierte Badewannen sowie Haushaltartikel aller Art, schließlich statt dieser Erzeugnisse Panzerfäuste. Nach der Demontage im Jahre 1946 begann die Produktion zunächst mit Metallwaren und Herden. 1957 nahm der V E B Eschebach die Produktion von Anbau8*
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H 5.5 küchen auf. Schon im Jahre 1964 erzeugte er 13700 Küchen im Werte von 19 Millionen Mark, davon 6400 Küchen mit eingebauten Kühlschränken. Nachdem 1872 auf dem Galgsberg der Grundstein zur Aktienbrauerei Zum Bergkeller gelegt worden war, besteht hier seit 1885 die Radeberger Exportbierbrauerei. Von dem nun ausschließlich nach Pilsner Art gebrauten Bier wurden 1888 bereits 24000 hl, 1912 sogar 230000 hl hergestellt. Niederlagen bestanden in vielen Städten zwischen Hamburg und Frankfurt (Main), Export erfolgte in die USA. 1901 baute die Brauerei eine 7,5 km lange Wasserleitung vom Carswald her. Bis 1957 erfolgte wieder die Lieferung von Bier aller Sorten, seit 1958 nur noch von Radeberger Pilsner. Mit 375 Arbeitskräften wurden 1964 insgesamt 246795 hl dieses Bieres von Weltruf produziert. Der Export stieg von 1600 hl im Jahre 1954 auf 1 1 1 9 0 0 hl im Jahre 1961. Die Produktion ist nunmehr nahezu vollständig auf Flaschenbier umgestellt (Bilder 14 und 15); nur Gaststätten werden noch durch Tankfahrzeuge versorgt. Die weiterhin zu erwähnenden wichtigen Betriebe sind jüngerer Entstehung. Am südlichen Rand der Stadt bestand seit 1922 die Zahnfabrik Saxonia, zu deren wichtigsten Aktionären das Dresdner Bankhaus Arnhold gehörte. Die künstlichen Porzellanzähne fanden so guten Absatz, daß 1927 etwa 100 Arbeitskräfte, überwiegend Frauen, an der Produktion beteiligt waren. Während des zweiten Weltkrieges, in dem viele aus Polen und der Sowjetunion verschleppte Frauen hier arbeiten mußten, wurde der erste Kunststoffzahn entwickelt. Seit dem Übergang in Volkseigentum im Jahre 1946 haben sich die Erzeugnisse des V E B Keradenta-Werk Radeberg, zuletzt 17 Millionen Zähne pro Jahr, einen guten Ruf erworben und werden in 19 Ländern der Erde verwendet. Im heutigen V E B I F A Karosseriewerk erfolgte früher der Bau von Gläserkarosserien als Sonderausführungen. Mühsam war der Anfang nach 1945 mit Sparherden, Handwagen und Pferdewagen für die Neubauern. Seit der Aufnahme der Herstellung des Personenkraftwagens P 70 wurden die Produktionsanlagen technisch vervollkommnet. Der Radeberger Betrieb führte Entwicklungsarbeiten für die serienmäßige Fertigung von Kunststoffkarosserien durch. Auf Grund der in Radeberg erworbenen Erfahrungen konnte schließlich in Zwickau die Produktion des Kleinwagens „Trabant" beginnen. Der heute größte Radeberger Betrieb, der V E B Kombinat Robotron, steht auf dem Gelände des ehemaligen Artillerieexerzierplatzes. Hier wurde 1 9 1 5 bis 1917 auf 1 1 4 ha Fläche ein Rüstungsbetrieb aufgebaut, der den Namen Feuerwerkslaboratorium trug. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges gingen die Anlagen für 1,5 Millionen Mark in die Hände des Sachsenwerkes über, das daraus eine •Fabrik für Schalttafeln, Hoch- und Niederspannungsapparate und Installationsmaterial aller Art einrichtete. Dieses Werk erlitt 1932 Konkurs; nach der Wiedereröffnung im Jahr 1935 wurde es erneut Rüstungsbetrieb, anfangs für Granaten und Zünder, später für - Nachrichtengeräte und Steuereinrichtungen für ferngelenkte Waffen. Der durch den totalen Krieg eingetretene Arbeitskräftemangel führte seit 1942 zur Einstellung ausländischer Zwangsarbeiter. Im November 1943 mußten 52 männliche und 535 weibliche Sowjetbürger, 70 Franzosen
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sowie 41 Tschechen an der Herstellung der Waffen arbeiten, mit denen ihre H eigenen Brüder vernichtet werden sollten. 1944 wurde mit der Gestapo in Dresden ein Vertrag über den Einsatz von Häftlingen geschlossen. Unter unmenschlichen Bedingungen mußten die Gefangenen täglich 10 bis 12 Stunden arbeiten. Den Lohn, 42 Pfennige pro Stunde, behielt die Gestapo ein und verdiente in 5 Monaten allein daran 282 000 Mark. 422 Menschen fanden im „ ArbeitsErziehungslager" Radeberg den Tod, der überwiegende Teil durch Genickschuß. Der Rüstungsbetrieb gelangte, da er zu den Reparationsleistungen zählte, in den Besitz der UdSSR. Nach einer Demontage im Jahr 1946 erwarb die S A G Pripor das Werkgelände für den Bau zuerst von Motoren, später von Nachrichtengeräten. 1948 wurde das Betriebskulturhaus Maxim Gorki eingerichtet. Seit 1951 erfolgte die Montage von Fernsehgeräten, zunächst des T y p s Leningrad (Bild 12). A m 1. Mai 1952 übergab die Sowjetunion den Betrieb in die Hände der D D R , der unter dem Namen Rafena-Werke bekannt war. Bis zum 29. Dezember 1967 verließen 2651 700 Fernsehgeräte das Werk. Neuerer, wie die Helden der Arbeit Walter PIDUCH und Frieda HOFFMANN, sind aus diesem Werk hervorgegangen, ebenso der Nationalpreisträger des Jahres 1950, Erich WIRTH, auf den die Bewegung des Schnellzerspanens zurückgeht. Sie breitete sich rasch in der gesamten Republik aus und trug durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität mit dazu bei, den ersten Zweijahrplan zu erfüllen. Seit 1968 trägt dieser Betrieb den Namen „ R o b o t r o n " , der ein Begriff für die Fertigung elektronischer Datenverarbeitungsanlagen geworden ist. Die Entwicklung Radebergs zur Industriestadt hatte ein starkes Anwachsen der Arbeiterklasse zur Folge. Für den vierten Reichstagswahlkreis erhielt der Kandidat Wilhelm LIEBKNECHT 1877 in Radeberg 80 Stimmen, 1878 bereits 137 und 1881 sogar 304 Stimmen. A m 6. Januar 1880, also während der Zeit des Sozialistengesetzes, besuchte Wilhelm LIEBKNECHT eine „Geburtstagsfeier" seiner Genossen in der Eckelmannschen Restauration in der Fabrikvorstadt. In dem Versammlungslokal der Radeberger Arbeiter, dem Deutschen Haus, sprach er am 26. November 1883 zu Fragen der Sozialreform und der Reichskrankenversicherung, ein Jahr später war August BEBEL hier Redner einer Wahlversammlung. Die Verschärfung der Ausbeutung veranlaßte die Arbeiter zu einer Reihe von Streiks, so 1901 zum erfolgreichen Brauerstreik und 1908 zu einem dreizehnwöchigen Streik der Arbeiter des Eschebach-Werkes. 1905 zog Ernst BRAUNE als erster sozialdemokratischer Abgeordneter in das Stadtparlament ein. Als sich die Novemberrevolution über ganz Deutschland ausbreitete, bildete sich in Radeberg am 9. November 1918 ein Arbeiterrat, der sich am 11. November mit dem Soldatenrat zusammenschloß. Aus einer Gruppe des Spartakusbundes, am 21. Februar 1919 in der damaligen Gaststätte Helzel (Markt 11) gegründet, ging eine Ortsgruppe der K P D hervor. Dem Wahlsieg im Jahre 1919 folgte 1920 die W a h l des ersten sozialdemokratischen Bürgermeisters, Otto UHLIG. Ein Erfolg der einheitlich handelnden Arbeiter-
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H 5-5 klasse war die Befreiung des Vorsitzenden des Radeberger Erwerbslosenrates aus dem Radeberger Amtsgerichtsgefängnis im Jahre 1923. In den Betrieben entstanden R o t e Hundertschaften, und 1924 wurden die R o t e Hilfe mit über 1000 Mitgliedern sowie der Rotfrontkämpferbund gegründet. Auch auf sportlichem Gebiet organisierten sich Arbeiter. Am 9. Februar 1920 trafen in der Gaststätte Pillnitzer Hof (Rathenaustraße) Vertreter der Vereine Turn- und Sportverein Vorwärts, Athletik-Vereinigung Radeberg, Arbeiter-RadfahrerVerein Solidarität und Touristenverein Die Naturfreunde zusammen und gründeten das Arbeiter-Sportkartell Radeberg. Am 25. August 1928 fand die Einweihung des von Arbeitern geschaffenen Vorwärts-Stadions statt. Diese an der Schillerstraße befindliche Sportstätte hat in den letzten Jahren Erweiterungen erfahren. Eine von den Nationalsozialisten provozierte Saalschlacht (24. J a n u a r 1931) im Schützenhaus, heute Poliklinik, bei der 8 Genossen verletzt wurden, gab den Anlaß zu einem politischen Streik gegen den Faschismus am 26. Januar 1931. Da die K P D durch die Wahlen 1932 einen starken Stimmenzuwachs gewonnen hatte, wurde Radeberg Sitz einer Unterbezirksleitung mit dem Sekretariat unter der Leitung des ersten Sekretärs Wenzel V E R N E R . Auch in der Illegalität kämpften die Radeberger Arbeiter aktiv gegen den Faschismus. E s bestand eine Gruppe von etwa 150 Genossen vom März 1933 bis zum J a n u a r 1934. Bis 1935/36 war in Radeberg und Umgebung eine zweite Widerstandsgruppe tätig, deren Verbindungen nach Radebeul, Dresden, Weixdorf, Kamenz,' Großröhrsdorf, Seeligstadt und Sohland reichten. 1 1 4 Radeberger wurden seit 1933 in Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager geworfen. In Radeberg selbst erinnert am Robert-Blum-Weg ein Gedenkstein an das sogenannte Arbeits-Erziehungslager des ehemaligen Sachsenwerkes (s. Seite 104). Zu Ehren toter Antifaschisten aus 12 Nationen entstand 1946 die Gedenkstätte der Opfer des Faschismus an der Pulsnitzer Straße. Ein weiterer Gedenkstein befindet sich auf dem Gelände des Kombinats Robotron. Bereits wenige Stunden nach der Befreiung am 8. Mai 1945 nahm die antifaschistische Verwaltung der Stadt ihre Arbeit auf. Zu ihr zählten Gretel K U T Z N E R , Helene E D E L M A N N , Reinhold H E N T S C H E L , Georg W E H N E R , Albert Z U M P E , Hans W Ä C H T L E R und Paul B R Ü C K N E R . Anfang 1946 betrug die Mitgliederstärke der K P D in Radeberg mehr als 1200. In der S E D waren zu diesem Zeitpunkt etwa 800 Genossen vertreten. Auf einer gemeinsamen Großkundgebung der beiden Arbeiterparteien im Lindengarten wurden die Delegierten für den Vereinigungsparteitag am 7. April 1946 in Dresden-Bühlau gewählt (s. N 1). Gegenüber den städtischen und gewerblichen Funktionen blieb in Radeberg die Landwirtschaft von untergeordneter Bedeutung. Am Beginn der Stadtentwicklung fehlte sie offenbar völlig; denn 1474 schrieb man, daß es „besundere Hufen vnd hufener noch forberge" in Radeberg nicht gäbe. E r s t 1558 kaufte die Stadt die Hofeflur des Schlosses und Schloßvorwerks, insgesamt 480 Scheffel
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Land (etwa 135 ha) für 6600 Meißener Gulden, die die Grundlage für die nun H 5.5 einsetzende landwirtschaftliche Erzeugung bildete. Das Adreßbuch von 1910 verzeichnet 22 Bauern. 1945 konnten aus Bodenreformland des Vorwerkes Friedrichsthal (s. H 2) und des Sachsenwerkes 20 Neubauernstellen geschaffen werden. Im ehemaligen Glashüttengelände an der Mühlstraße wurde 1949 eine Maschinenausleihstation eingerichtet, heute V E B Landtechnischer Anlagenbau. 1953 fanden sich die ersten Bauern zur Gründung der L P G T y p I I I Junge Garde mit 63 ha Fläche zusammen. Seit dem Hinzutreten der Genossenschaftsbauern aus Leppersdorf und Liegau beträgt die landwirtschaftliche Nutzfläche der jetzigen L P G T y p I I I Einigkeit 1187 ha. 1969 konnte ein Neubau mit 450 Kuhplätzen in Betrieb genommen werden. Die G P G Rödertalblume mit Betriebsteilen in Schönborn (s. D 7) und Liegau (s. E 4) hat ihren Sitz ebenfalls in Radeberg.
Bauliche Entwicklung
H 5.6
Die Stadtgeschichte läßt sich in Radeberg auch an Hand der baulichen Entwicklung verfolgen (Abb. 17). Neben dem Schloß bildet die Radeberger Altstadt um den Markt den historischen Kern, an den sich seit dem 16. Jahrhundert außerhalb der Stadttore die Vorstädte angliederten. Die Blaudruckfabrik und die Glasfabrik Rönsch an der äußeren Dresdner Straße entstanden dann als Neuer Anbau, der später als Fabrikvorstadt bezeichnet wurde und als Keimzelle der Radeberger Neustadt gelten kann. Südwärts der Eisenbahn entwickelten sich in Nachbarschaft zu den Glasfabriken Arbeitersiedlungen an der Pillnitzer und Güterbahnhofstraße sowie am Glaswerk, desgleichen am Wasserturm an der Mühlstraße. Veränderungen im Bahngelände in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wie Verlegung des Güterbahnhofs, Umbau des Personenbahnhofs und der Bau der Hohen Brücke als Verbindung zu neuen Stadtteilen, trugen zum Siedlungsbild um die Jahrhundertwende bei. Im Westen der Stadt, zwischen den Eselstrappen und der Eisenbahn, erhebt sich eine Wohnsiedlung, im Volksmund Braune-Insel genannt. Sie geht auf das Wirken von Ernst B R A U N E zurück, Mitbegründer der 1913 ins Leben gerufenen Arbeiter-Baugenossenschaft, der späteren Gemeinnützigen Baugenossenschaft. Insgesamt schuf diese Vereinigung 207 Häuser mit 458 Wohnungen. Das erste Haus der Siedlung, Steinstraße 5, war noch 1914 erbaut worden, und nach dem ersten Weltkrieg entstand dann die ganze Siedlung. Auch die Berufsschule, ein Nachfolgebau der alten Stadtschule von 1840 neben der Kirche, erhielt den Namen Ernst BRAUNES. An der Schillerstraße waren 1914 erst 2 Grundstücke bebaut, die Nr. 3 und 7. Für den Rüstungsbetrieb Feuerwerkslaboratorium entstanden an der heutigen Ferdinand-Freiligrath-Straße Offiziershäuser und eine erste Häuserzeile am Goldbachgrund für das Personal. Von hier aus wuchs seit 1916 die sogenannte Kohlrabi-Insel vom Goldbachgrund über den Hügelweg zur Marktgruppe.
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OTZDORF-
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Stadtzentrum
|||||j|j|||fl Gesellsch. TUin lllllll p w i 1XX/3
Einrichtung
Wohngebiet Mischgebiet Landwirtschaftliche Produktionsanlagen
11 11 Friedhof j; ; 1 Sportfläche I.".' ,1 Gartent'lache, Klein ^-^-*-igärten, Park, Grünanl. lö ^Forstwirtschaftliche ~zzi~ Nutzflächen 1".. **| Grünland f=~= s\Acker/ Erwerbs' — 1 gartenland | | Industriegebiet
0
400 ^
A b b . 17. Flächennutzung der Stadt Radeberg (nach Bestandskarte der Flächennutzung von Radeberg mit freundlicher Unterstützung des Büros des Bezirksarchitekten beim R a t des Bezirkes Dresden)
a b 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Ernst-Braune-Siedlung Kohlrabi-Insel Dresdner Straße Pimaer Straße Oberstraße Pulsnitzer Straße Hauptstraße Ludwig-Jahn-Straße Markt Wasserstraße Schloßstraße
lo n 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Röderstraße Rathenaustraße Schillerstraße Robert-Blum-Weg Piltnitzer Straße Güterbahnhofstraße Oststraße Richard-Wagner-Straße Glashüttenweg Stolpener Straße Ferdinand-Freiligrath-Straße
21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
H
Elsa-Fenske-Straße Forststraße Otto-Grotewohl-Straße Wilhelm-Pieck-Straße Straße des Friedens Juri-Gagarin-Straße Bahnhofstraße Ernst-Thälmann-Straße Theodor-Körner-Straße Erich-Mäder-Straße Dr.-Friedrich-Wolf-Straße
Von 1919/20 stammt die weitere Bebauung der Schillerstraße ab Richard-Wagner-Straße. Verlassen wir Radeberg in nordöstlicher Richtung, an Poliklinik und Krankenhaus vorbei, so gelangen wir nach 20 Minuten Fußweg zum Milchkombinat (s. H 3) und nach weiteren 10 Minuten zur Stadtrandsiedlung an der Kleinröhrsdorfer Straße. Hier begann im Frühjahr 1931 der Bau einer Anzahl von Eigenheimen für Arbeiter. Die Siedlung reichte damals bis zum Wallrodaer Busch, wo der Bauernbusch begann. Die Zahl der spitzgiebeligen Doppelhäuser wuchs auf 35. Seit 1964 verkehrt der Stadtbus von Radeberg dorthin. Radebergs jüngste Erweiterungen nehmen beträchtliche Flächen ein. 1951 erfolgte der erste Wohnungsbau durch Einbau von 4 Wohnungen im Grundstück Oststraße 1. 1953 wurde die Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) gegründet, die im selben J a h r 60 Wohnungen an der Theodor-Körner-Straße schuf, 1954 konnten weitere 72 Wohnungen mit erheblichen Eigenleistungen der Bürger an der Zeppelin- und Dr.-Albert-Dietze-Straße errichtet werden. Im Jahre 1954 erhielt die Südvorstadt die ersten neuen Wohnhäuser an der Ferdinand-Freiligrath-Straße. Nach - Wohnungsbauten an der Schillerstraße und an der Erich-Weinert-Straße im Jahr i960 und wieder 1963 konnten ebenfalls 1963 die Häuser an der Elsa-Fenske-Straße und Forststraße bezogen werden. 1964 begann die Montage des Wohnkomplexes an der Otto-GrotewohlStraße. 1967 wurden Wohnblocks an der Juri-Gagarin-Straße und der Dr.Friedrich-Wolf-Straße fertiggestellt. Seit 1968 erfolgte die Erweiterung des Neubauviertels an der Forststraße. Einschließlich der Häuser aus dem J a h r 1970 an der Wilhelm-Pieck-Straße wurden in Radeberg bis zu diesem Zeitpunkt 2070 Wohnungen geschaffen, dazu neben vielen Versorgungseinrichtungen 2 neue Schulgebäude. In der Altstadt bestehen weitere 2 polytechnische und eine erweiterte Oberschule. Die Radeberger Stadtteile erstrecken sich zwischen den Straßen nach Seifersdorf, Leppersdorf, Großröhrsdorf, Großerkmannsdorf und der Dresdner Heide in alle 4 Himmelsrichtungen bis zu einer Länge von 5 km. Dazwischen liegt noch Raum für künftige Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung. Seit 1975 werden die Eisenbahnanlagen unweit des Bahnhofs von einer neuen Brücke überspannt, die die nördlichen und südlichen Stadtteile verbindet.
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6 Schwarze Röder, bereits in der Oberlausitzer Grenzurkunde v o n 1223 e r w ä h n t , oder K l e i n e R ö d e r h e i ß t der wasserreichste N e b e n f l u ß der Großen Röder. E r entspringt in der F l u r F r a n k e n t h a l und m ü n d e t n a c h 20 k m in R a d e b e r g (Bild 16). W i e im A b s c h n i t t v o n Seeligstadt bis Arnsdorf (s. B d . 17, Stolpen, A 2) fehlen a u c h im anschließenden Bereich bis K l e i n w o l m s d o r f m a r k a n t e T a l k a n t e n . A u f d e m breiten, f a s t ebenen T a l b o d e n s t a u t e bis 1814 der e t w a 50 h a große L a n g e T e i c h (s. M i ) das W a s s e r der R ö d e r auf. W e i t e r e Teiche (Abb. 19) befanden sich in den nördlichen und südlichen Seitentälern, die seit 1970 melioriert werden, w o d u r c h m a n zusammenhängende F l ä c h e n an A c k e r - und Grünland gewinnt. U n t e r h a l b des erhaltenen D a m m e s v o m L a n g e n Teich t i e f t sich die R ö d e r z u n ä c h s t in Grauwackehornfels ein, der a m ehemaligen K l e i n w o l m s d o r f e r R i t t e r g u t angeschnitten zutage tritt. D a die bis 20 m hohen T a l h ä n g e eine s t a r k e N e i g u n g aufweisen, k o m m t in v e r s t ä r k t e m U m f a n g Mischwald vor, w ä h r e n d die A u e als Mähwiese g e n u t z t wird. Die V o g e l w e l t dieser abwechslungsreichen A b s c h n i t t e entspricht der des H ü t t e r t a l e s (s. H 4). 1891 n e n n t ENDLER n o c h A a l , R o t a u g e , R o t f e d e r , Döbel, H e c h t u n d Forelle als F i s c h a r t e n in der Schwarzen Röder. Seither verschlechterte sich die Q u a l i t ä t des F l u ß w a s s e r s im Bereich v o n Arnsdorf, w o nur ungenügend gereinigte häusliche sowie industrielle A b w ä s s e r eingeleitet werden. Infolge der V e r s c h m u t z u n g ging die Z a h l der Fische zurück. T r o t z des v e r h ä l t n i s m ä ß i g geringen Gefälles n u t z t e n früher mehrere Mühlen in K l e i n w o l m s d o r f das W a s s e r z u m Antrieb. N o c h heute wird die W a s s e r k r a f t in der O b e r m ü h l e v e r w e n d e t (s. M 1).
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Kleinröhrsdorf, K r e i s Bischofswerda, hieß 1350 Rudigeysdorf (Lokator Rüdiger) und erst 1445 zur Unterscheidung v o n Großröhrsdorf Cleinen bzw. Wenigen Rudigerstorf f. D a s kurze W a l d h u f e n dorf besitzt eine F l u r v o n nur 438 ha. E s unterstand d e m A m t R a d e b e r g , und im O r t b e f a n d sich nahe der K i r c h e ein E r b g e r i c h t m i t Schankgerechtigkeit. D a vorwiegend K l e i n b a u e r n und Häusler (1869: 39) in Kleinröhrsdorf w o h n t e n , ist anzunehmen, d a ß die B a n d w e b e r e i a u c h hier b e h e i m a t e t w a r . PRASZER (1869) e r w ä h n t allerdings nur 5 W e b e r f a m i l i e n und 5 B a n d m a c h e r sowie einen Zwirnfabrikanten. Die meisten E i n w o h n e r verdienten sich ihren Unterh a l t als W a l d a r b e i t e r , m a n c h e handelten a u c h m i t Fischen, die sie in den T e i c h e n westlich v o m O r t hielten. Bereits 1619 löste das Dorf seine drückenden Jagddienste ab. E s m u ß t e 68 Gulden, 2 Groschen und 2 P f e n n i g e d a f ü r bezahlen. I m O r t b e f i n d e t sich eine in bescheidenen A b m e s s u n g e n gehaltene K i r c h e . Ihre U m f a s s u n g s m a u e r n s t a m m e n noch aus dem 14. Jahrhundert. Die F e n s t e r w u r d e n bei durchgreifenden U m b a u t e n im 18. J a h r h u n d e r t eingebrochen.!
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Der achteckige, verschieferte Dachreiter auf dem ziegelgedeckten Satteldach J ist mit einer glockenförmigen Haube bekrönt, darüber sitzen Kugel und Wetterfahne. Der rechteckige Saal trägt eine durch Stuckleisten in Felder gegliederte Decke und hölzerne Einbauten. 1960 wurde die Ausmalung aus dem späten 18. Jahrhundert wiederhergestellt. Die ringsumlaufenden, eingeschossigen und grau marmorierten Emporen haben grüne Felder mit goldgelben Girlanden und hellgrüner Umrahmung. Der Kanzelaltar ist ockerbraun, weiß und grau gefaßt. Unter der Kanzel befindet sich ein im 16. Jahrhundert angefertigtes Holzrelief der Dreieinigkeit. Die steinerne T a u f e stammt ebenfalls aus dem 16. J a h r hundert. In der Vorhalle stehen 2 sandsteinerne Epitaphe, eins f ü r den Pfarrer Johann Gottfried K R E T Z S C H M A R (f 1795) und seine E h e f r a u (f 1785), das andere f ü r den Bauern Johann Gottlieb K R E T Z S C H M A R (f 1795). Die an der Westseite angebaute Leichenhalle hat 1965 ein Rundfenster mit farbiger Verglasung von Werner JUZA (S. E 1) erhalten, den auferstehenden Christus darstellend. Unmittelbar neben der Kirche steht das 9 Achsen lange und 3 Achsen breite Pfarrhaus mit seinem hohen Walmdach. Das Fachwerk des Obergeschosses ist an den Außenfronten überputzt, hofseitig verbrettert. In der Rückseite sitzt eine abgefaste Rundbogentür. Von weiteren Fachwerkbauten im Dorf sind 3 in der Rödertalstraße beachtenswert. Die ehemalige Schmiede (Nr. 33) trägt ein Krüppelwalmdach, im Giebeltrapez ist die Konstruktion des doppelt liegenden Dachstuhles sichtbar. Das Obergeschoß besitzt ein zweiriegliges Fachwerk mit Eckstreben. Der sandsteinerne Türsturz enthält eine Inschrift aus Hausnummer, Initialen und E r bauungsjahr (1830), verziert mit 2 stilisierten Bäumen. Als sehr großes Wohnstallhaus mit Obergeschoß und schönem Giebel aus Fachwerk mit doppelt liegendem Stuhl und lyraförmiger Auszier in der Spitze hebt sich das ehemalige Erbgericht (Nr. 27) heraus. Der Schlußstein über seiner Haustür weist die Jahreszahl 1794 auf, über den Stalltüren sind im Relief Pferd und K u h zu sehen. Die Seitengebäude und Scheune wurden nach einem B r a n d von 1 9 1 1 neu errichtet. F ü r die Entwicklung des Hausbaues ist das gegenüberliegende Haus Nr. 28 von Interesse. Dieses kleine zweigeschossige Gebäude zeigt im Obergeschoß die etwas ältere Fachwerkkonstruktion: auch schon zweirieglig, aber statt der längeren Streben an den Ecksäulen und an der mittleren Bundsäule nur kürzere Kopfbänder. Da Kleinröhrsdorf in seiner ganzen Länge von der Großen Röder durchflössen wird, liegen die beiden Mühlen inmitten des Ortes. 1828 wurden sie mit 4 Mahlgängen erwähnt. Die im Oberdorf unweit des Forsthauses wird ständig als Schneidemühle bezeichnet. Heute sind noch das beschädigte Wasserrad sowie der Mühlgraben vorhanden. Die andere, eine Mahlmühle im Niederdorf, Wallrodaer Straße 5, ist nur noch an der farbig gefaßten Sandsteintafel über der Haustür erkennbar. Sie zeigt das Müllerwappen: unter einer Krone ein halbes R a d , darunter Zirkel, Winkel und Hammer, die von 2 Löwen gehalten werden, und 2 gekreuzte Blattzweige. Eine Inschrift und die Jahreszahl 1793 ergänzen 111
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1 diesen Schmuck. Auffallend sind die große L ä n g e des Hauses u n d d a s K r ü p p e l w a l m d a c h . D a s F a c h w e r k im Obergeschoß weist wie üblich 2 Riegel auf, die S t ä n d e r s t e h e n aber sehr unregelmäßig; a n den Hausecken e r k e n n t m a n Streben. L i n k s von der H a u s t ü r lagert ein monolithener B r u n n e n t r o g aus Sandstein. Auf eine k u r f ü r s t l i c h e P f e r d e h a l t u n g verweist der S t u t e n - oder S t u t w e g . E r f ü h r t e von R a d e b e r g über W a l l r o d a n a c h d e m Küchenmeister, einem W a l d s t ü c k bei Kleinröhrsdorf. Hier s t a n d bis e t w a 1680 die s o g e n a n n t e Stuterei, ein großes G e h ö f t . E i n e r s t e r Lehrer, der gleichzeitig das A m t des Kirchners verwaltete, wird bereits 1571 e r w ä h n t . 1847 e r b a u t e m a n die alte, 1903 die neue Schule. Seit 1970 besuchen die Schüler die Großröhrsdorfer Schule. I m O r t b e f i n d e t sich eine G a s t s t ä t t e , die n a c h einem U m b a u 1971 gleichzeitig als Ferienheim des V E B K o m b i n a t Schaltelektronik Oppach, Betrieb Auerbach/ Vogtland, wiedereröffnet wurde. D e m Gebäude gegenüber s t e h t eine stattliche Eiche, ein N a t u r d e n k m a l . Von den E i n w o h n e r n arbeiten viele in Radeberger u n d Großröhrsdorfer Betrieben. I n Kleinröhrsdorf v e r t r i t t der seit 1972 volkseigene B e t r i e b Technische G u r t e die Textilbranche. Bereits 1952 g r ü n d e t e n B a u e r n die L P G T y p I I I E r n s t P u t z , die sich 1966 der Großröhrsdorfer Genossenschaft anschloß. I h r gehört h e u t e auch die örtliche L P G T y p I an.
2 Hutberg (296,5 m), T a u b e n b e r g (305,2 m) u n d Kirchberg (288,5 m) bilden die h ö c h s t e n E r h e b u n g e n eines breiten, v o n Süden n a c h Norden verlaufenden Rückens. Zahlreiche überwiegend bachbettlose H o h l f o r m e n zergliedern den R ü c k e n z u m T a l der Schwarzen R ö d e r hin. Zwischen ihnen sind schmale G r a t e u n d kleine K u p p e n erhalten geblieben. I n einer Grube a m H u t b e r g lassen sich die verschiedenen Schichten der pleistozänen Ablagerungen erkennen. U n t e r d e m obersten Geröllhorizont folgen 6 bis 8 m m ä c h t i g e Sande, die im m i t t l e r e n A b s c h n i t t g u t geschichtet sind. W ä h r e n d die d u n k e l b r a u n e n Feinsande zu bis 40 cm dicken B ä n d e r n verfestigt sind, weisen die dazwischengelagerten grauen Mittelsande n u r geringe Festigkeit auf. Als Besonderheit gelten 2 bis 4 m m s t a r k e Tonstreifen u n m i t t e l b a r u n t e r d e n Feinsanden. Die Schichten fallen m i t n u r geringen W i n k e l n n a c h N o r d n o r d o s t e n ein. D a s K u p p e n g e l ä n d e (Bild 7) weist eine unterschiedliche B a u m b e d e c k u n g auf. W ä h r e n d auf den sonnseitigen H ä n g e n t r o c k e n e Kiefernforste m i t einer wechselnd dichten K r a u t s c h i c h t überwiegen, herrschen in den H o h l f o r m e n L a u b b ä u m e v o r ; breitere Talsohlen dienen a u c h als Wiese. Schonungen e n t h a l t e n a u ß e r Kiefern auch P a p p e l a r t e n . Auf d e m Schafberg^ u n g e f ä h r 300 m westlich des H u t b e r g e s , ließ der Rittergutsbesitzer aus Kleinwolmsdorf seinem Sohn Felix 1824 einen 17 m h o h e n T u r m bauen, der als O b s e r v a t o r i u m diente. D a der F e l i x t u r m als A u s s i c h t s p u n k t gern von Ausflüglern a u f g e s u c h t wurde, 112
erhielt sein späterer Besitzer 1876 die Konzession z u m Bier-, W e i n - u n d B r a n n t weinverkauf. 1888 e n t s t a n d ein U n t e r k u n f t s h a u s . O b w o h l 1918 ein B l i t z den T u r m zerstörte, blieb die A u s f l u g s g a s t s t ä t t e bis n a c h 1945 in Betrieb. H e u t e k ü n d e n nur noch Mauerreste v o n der einstigen Anlage. Die N a m e n H u t - u n d S c h a f b e r g verweisen auf die frühere B e d e u t u n g des Gebietes als Weideland. A m S c h a f b e r g unterhielt das R i t t e r g u t K l e i n w o l m s d o r f lange Zeit einen Schafstall.
Wallroda, K r e i s Dresden, e r s t r e c k t sich auf 1 k m L ä n g e beiderseits der G r o ß e n R ö d e r . W ä h r e n d die B a u e r n g e h ö f t e an den oberen Terrassenkanten liegen, d r ä n g e n sich a n den unteren die früheren G a r t e n n a h r u n g e n u n d Häusleranwesen. I n U r k u n d e n begegnet uns die alte N a m e n s f o r m Waldenrode (1350), die d e u t l i c h auf den R o d u n g s v o r g a n g verweist. D a s ziemlich eng angelegte W a l d h u f e n d o r f b e s a ß schon zu dieser Zeit seine K i r c h e ; seit d a m a l s gehört Arnsdorf als Filial zu ihr. Die K i r c h e liegt a m südlichen T a l h a n g i m u m m a u e r t e n Friedhof. I h r S a a l m i t hölzerner K a s s e t t e n d e c k e und einfachen E m p o r e n b e s i t z t eine schlichte r e c h t eckige F o r m . D a s über d e m Schiff aufsteigende Schiefersatteldach t r ä g t einen spitzen Dachreiter. E i n spätgotischer S c h n i t z a l t a r aus d e m A n f a n g des 16. J a h r hunderts zeigt i m Schrein Maria und 2 Heilige, auf den F l ü g e l n und auf der P r e della einfache biblische Malereien. D e r A l t a r w u r d e 1962 neu g e f a ß t . T a u f s t e i n und H o l z k a n z e l e n t s t a n d e n u m 1650. Die Sandsteintaufe e n t s t a m m t einer Pirnaer W e r k s t a t t . A u f d e m Friedhof errichtete m a n ein D e n k m a l für 3 K Z - H ä f t l i n g e , die i m A p r i l 1945 z u s a m m e n m i t anderen durch den O r t getrieben u n d erschlagen w u r d e n . I n 2 G r a b s t ä t t e n ruhen u n b e k a n n t e Soldaten der R o t e n A r m e e . U n t e r h a l b der K i r c h e steht das P f a r r h a u s v o n 1794, ein f ü r den F r ü h k l a s s i z i s m u s t y p i s c h e s B a u w e r k m i t regelmäßig aufgegliederter F a s s a d e und K r ü p p e l w a l m d a c h . V o n einem Schullehrer ist bereits 1587 zu hören, das erste Schulhaus e n t s t a n d 1805. G e g e n w ä r t i g w e r d e n in der 1900 erbauten Schule nur noch die K l a s s e n 1 bis 4 unterrichtet, die älteren Schüler besuchen die Schulen in K l e i n w o l m s d o r f b z w . Arnsdorf. D e r A n t e i l der Häusler an der D o r f b e v ö l k e r u n g w a r schon im 19. J a h r h u n d e r t g r o ß (1869: 40). Viele v e r d i e n t e n sich ihren U n t e r h a l t als B a u l e u t e , W a l d a r b e i t e r und Tagelöhner, einige a u c h als L e i n w e b e r u n d B a n d m a c h e r . Die h e u t e im O r t w o h n e n d e n Industriearbeiter sind in R a d e b e r g , Großröhrsdorf oder A r n s dorf b e s c h ä f t i g t . V o n den V e r k e h r s w e g e n gehen zwei auf alte V e r b i n d u n g e n zurück, auf die A l t e Salz- oder G l a s s t r a ß e (s. D 8) sowie auf den W e n d e s t e i g (s. M l) v o n K l e i n w o l m s d o r f über W a l l r o d a nach Leppersdorf. D i e D o r f m ü h l e (Nr. 11) s t e h t i n m i t t e n des Unterdorfes. Sie ist seit der M i t t e des 16. J a h r h u n d e r t s n a c h w e i s b a r und b e s a ß 1828 zwei M a h l g ä n g e u n d ein Sägeg a t t e r . N a c h d e m 1969 die zuletzt dazugehörende B ä c k e r e i ihren B e t r i e b ein-
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J 3 gestellt hat, schrotet die Mühle heute nur noch. Ihr Mahlwerk wird von einem unterschlächtigen Wasserrad angetrieben. Zur Inneneinrichtung zählen unter anderem Mahlsteine aus Frankreich. Nach dem zweiten Weltkrieg schufen sich die Einwohner einen Kindergarten mit 31 Plätzen, ferner durch Umbau eines Gebäudes ein Konsumgeschäft. Um die Hochwassergefahr zu mindern, regulierten sie 1947 bis 1949 die Große Röder. Unter den 20 Bauerngehöften von 'Wallroda machten vor 1945 die Großgüter nahezu die Hälfte aus. Schon 1972 arbeiteten in der Landwirtschaft die beiden Genossenschaften Rödertal (Typ III, 1957 gegründet) und Frieden (Typ I, i960 gegründet) in der Form zusammen, daß sie die 520 ha große Nutzfläche gemeinsam bewirtschafteten, bis der völlige Zusammenschluß erfolgte. An der Straße nach Arnsdorf baute sich die L P G Frieden 1966 eine Maschinenhalle.
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Strankholz Strang-Holz heißt auf der Karte von O B E R R E I T (1821/22) das Waldgebiet zwischen der alten Straße von Radeberg nach Kleinröhrsdorf im Süden sowie dem Leppersdorfer Kirchberg im Norden. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts rodete man den überwiegenden Teil der Fläche und wandelte ihn in Äcker um. Als Lesesteine sind hier einheimische und nordische Gerölle zu finden, die, wie am Spitzberg (s. E 6) und am Hutberg (s. J 2), während der Elsterkaltzeit abgelagert wurden. Da im Boden ein — wenn auch geringer — Anteil von Staubsand das Wasserhaltevermögen verbessert, eignet sich die Fläche für landwirtschaftliche Nutzung.
K 1 Heidemühle Die Heidemühle trägt ihren Namen nach einer älteren Mühle, die seit mindestens der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zu ihrem Abbruch 1842 unweit der Todbrücke (s. K 3) stand. Sie nutzte das Prießnitzwasser als Antriebskraft und befand sich etwa an der Stelle, wo der Weißiger Weg den Nachtflügel kreuzt (Abb. 13). Das alte Anwesen gehörte zum 5 km entfernten Weißig, dem auch die neue Heidemühle eingemeindet ist. Anstelle der heutigen Heidemühle stand an der Hengstbrücke vorher eine Sägemühle. 1843 wurde dann in einer neu erbauten Schankstätte Heidemühle der Betrieb eröffnet. Das heute noch vorhandene Gebäude stammt von 1881 und weist den damals häufig für solche Gaststätten verwendeten Schweizerhausstil auf. Gleichzeitig mit dem Bau des Gasthofes errichtete man eine Mahl-, Schneide- und Ölmühle sowie ein Wehr in der Prießnitz und einen Mühlgraben. Da die Wassermengen besonders im Sommer zum Antrieb nicht ausreichten, ließ der Besitzer 1874 eine Dampfmaschine setzen. 114
Bei der Heidemühle überschreitet die 1840 ausgebaute, schon im 16. Jahrhun- K dert nachweisbare Radeberger Straße den Fluß auf einer Bogenbrücke. D a hier mehrere Linien des Kraftomnibusverkehrs ihre Haltestelle haben, dient sie als Ausgangspunkt vieler Heidewanderungen. Auch Kutschfahrten zur Gaststätte Hofewiese sind von hier aus möglich. Seit vielen Jahren nutzt d^r V E B Braunkohlenkombinat Senftenberg die Gebäude als Betriebsferienheim und Kinderferienlager. Den Gästen steht ein neues Freibad zur Verfügung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Dresden einen Holzausformungsplatz eingerichtet.
Prießnitz
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Eine ausführliche Beschreibung der Prießnitz und ihres Tales unterhalb des Klotzscher Wasserfalles ist im Band 22, Lößnitz, unter dem dortigen Suchpunkt S 3 enthalten. Der 24 km lange Wasserlauf, dessen Quellgebiet im Rossendorfer Teich (s. O 3) liegt, fließt in einem breiten, muldenförmigen Tal bis kurz vor die Heidemühle. Von hier an nehmen die Hangneigungen und die Taltiefe zu; bis zum Klotzscher Wasserfall hat sich ein Kerbsohlental ausgebildet. Wenige 100 m oberhalb des Wasserfalles verengt sich der Talquerschnitt, hier steht an den steilen Hangpartien der Granodiorit an. Unterhalb des Wasserfalles ist wieder eine, wenn auch schmale Sohle ausgebildet. Nachdem die Prießnitz von der Quelle an in nordwestlicher Richtung geflossen ist, biegt sie am Waldbad Klotzsche fast rechtwinklig nach Südwesten um und mündet in Dresden-Neustadt in die Elbe. Diese markante Richtungsänderung hängt vermutlich mit einem alten, nach Nordwesten führenden Flußlauf zusammen. Verlängert man nämlich die heutige Prießnitz von der Umbiegestelle nach Nordwesten, so trifft man zwischen Klotzsche und Weixdorf auf eine breite Talung, in der nördlich vom Bahnhof Klotzsche die Talwasserscheide zwischen der Prießnitz und dem nach Norden fließenden Lausabach in 190 m ü. N N ausgebildet ist. Unter Beibehaltung des gegenwärtigen Gefälles würde die Prießnitz nördlich vom Bahnhof Klotzsche in etwa 160 m ü. N N anzutreffen sein, also 30 m unter der heutigen Oberfläche. Eine Bohrung im Jahre 1935 beim Wasserwerk Klotzsche erreichte unter mächtigen Sanden und Kiesen in 55 m Tiefe aber noch nicht das anstehende Gestein. Durch die Bohrung ist zunächst nur eine tiefe, rinnenartige Hohlform nachgewiesen, die in der Fortsetzung des nach Nordwesten verlängerten Prießnitzlaufes liegt. Nimmt man ein nach Norden gerichtetes Gefälle dieser Rinne an, dann reichte vermutlich eine alte Prießnitz als Nebenfluß der präelsterzeitlichen Elbe bis nach Klotzsche. P R Ä G E R hat 1966 durch ein dichtes Bohrnetz zwischen Klotzsche, Ottendorf-Okrilla und Laußnitz weitere Rinnen mit gleicher Neigungsrichtung gefunden. Bisher fehlen Angaben über die petrographische Beschaffenheit der Sedimente, so daß über Herkunft und Einzugsbereich keine Aussagen möglich sind.
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K 2 Als vom Osten her mächtige elsterkaltzeitliche Schmelzwassersedimente in das Tal gelangten, wurde der Abfluß nach Nordwesten und Norden versperrt. Diese Verschüttung führte zur Verlegung der Prießnitz in Richtung Südsüdwesten. Ob bei diesem morphologischen Prozeß eine Anzapfung durch rückschreitende Erosion von der Elbe her eine Rolle mitgespielt hat, ist schwer zu entscheiden. Die Laufänderung muß zu Beginn der Saalekaltzeit beendet gewesen sein, da die saalekaltzeitliche Mittelterrasse von der Elbtalweitung bis zum Klotzscher Wasserfall eine geschlossene Oberfläche bildet'und talaufwärts bis zur Heidemühle zu verfolgen ist. Systematische hydrographische Beobachtungen an der Prießnitz werden erst seit Ende 1967 am Pegel Dresden-Klotzsche durchgeführt, der sich wenige 100 m unterhalb vom Wasserfall befindet. Am Beispiel der Jahre 1968, 1969 und 1970 sollen Besonderheiten im Abflußverhalten erläutert werden. In Abhängigkeit von den Großwetterlagen und der vorherrschenden Witterung traten 1969 und 1970 die höchsten Wasserstände im Sommerhalbjahr auf. Die Abflußspitzen sind auf Stark- und Dauerregen im Einzugsgebiet zurückzuführen. Folgende Werte liegen vor: Juni 1968: größte Abflußmenge 4,74 m 3 /s; höchster Wasserstand 84,00 cm; Mai 1970: größte Abflußmenge 1,80 m 3 /s; höchster Wasserstand 60,00 cm. Hohe Abflußmengen können aber auch im Winter auftreten, wenn der Schnee bei Warmluftzufuhr rasch schmilzt und gleichzeitig weitere Niederschläge fallen. So wurden im Januar 1968 gemessen: größte Abflußmenge 6,39 m 3 /s; höchster Wasserstand 93,00 cm. Durch die Hochwasser können erhebliche Schäden entstehen, wovon die zahlreichen frischen Abbruchstellen an den aus Lockersedimenten aufgebauten Prallufern und die zerstörten Uferbefestigungen längs der Talstraße zeugen. Auf hohe Transportleistungen des Flusses bei Hochwasser weist der Sandschwemmkegel an der Einmündung in die Elbe hin, der wiederholt zu Störungen der Schiffahrt geführt hat. Zwei östlich der Heidemühle im Prießnitztal gelegene und schon vor längerer Zeit aufgelassene Steinbrüche erlauben Einblicke in den geologischen Aufbau der Umgebung. Der anstehende Lausitzer Granodiorit drang wahrscheinlich in varistischer Zeit auf und erstarrte unter einer mächtigen Decke von Grauwacken. In der Berührungszone beider Gesteine sind damals zahlreiche Schollen und Bruchstücke aus dem Dach in die granodioritische Schmelze eingebrochen; sie treten uns heute als Schollen aus Grauwackehornfels entgegen. Die Grenzfläche zwischen den Gesteinen ist durch Aufschmelzungserscheinungen recht unscharf. Mitunter ist die Granodioritschmelze auch gangförmig in das benachbarte Gestein eingedrungen. Der mittelkörnige Granodiorit setzt sich aus den Minerahen Biotit, Quarz, Kalknatronfeldspat und Kalifeldspat zusammen. Im Gegensatz zum Granit ist beim Granodiorit ein mengenmäßiges Überwiegen des Kalknatronfeldspats über den Kalifeldspat festzustellen. In den beiden Steinbrüchen liegt als Scholle im Granodiorit dunkler und zäher Grauwackehornfels. Dieses kontaktmetamorphe Gestein besteht aus Quarz, Feldspat und Glimmer (Biotit). Sowohl der Grano-
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diorit als auch der Grauwackehornfels werden von zahlreichen Kluftflächen K 2 durchsetzt. In der Zeit des Abbaues des Gesteins für Straßeinbauzwecke fand man auf Klüften im Grauwackehornfels die Mineralien Turmalin, Prehnit, Laumontit, Adular und Kalkspat.
Todmühle
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Unweit der Stelle, wo die Straße Dresden-Bühlau—Ullersdorf die Prießnitz quert, befindet sich die Gaststätte Tod- oder Totenmühle, auch Ullersdorfer Mühle genannt. Sie leitet ihren Namen von der bereits 1568 erstmals erwähnten nahen Todbrücke ab (1600 an der Todbruken). Die eigentliche alte Mühle gleichen Namens, später mit Sägegatter ausgestattet, steht in unmittelbarer Nähe. Heute bilden die Gaststätte sowie die im 20. Jahrhundert erbauten Wohnhäuser den amtlichen Ortsteil Ullersdorfer Mühle. Eine Inschrift am Gasthof gibt über einen früheren Frühlingsbrauch Aufschluß, mit dem die abgeleiteten Namen Todmühle, Todbrücke und Todberg in Verbindung zu bringen sind. Sie verweisen auf das Todaustreiben, das sich vor allem in der Radeberger Umgebung lange Zeit gehalten hatte. Ein erster Beleg dieses Brauches in Mitteleuropa stammt von 1366, als die Prager Synode seine Ausübung als verwerflich bezeichnete ( S I E B E R und K U B E 1968). A m Sonntag Lätare, der dem dritten Sonntag vor Ostern entspricht, putzte die Dorfjugend ein männliches oder weibliches „Phantom von Stroh" als Sinnbild des Todes an, um es nach einem Umzug auf den Todwiesen zu verbrennen und die Asche in das Wasser zu streuen. Damit glaubte man, den Winter auszutreiben. Nach einem tragischen Zwischenfall 1745 verboten die Radeberger „Geistlichkeit und der Magistrate von nun an für ewige Zeiten" die Ausübung des Brauches ( M A R T I U S 1828).
Tanzzipfelwiese
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Eine der Hofewiesen, die Ullersdorfer, ragte mit 3 spitz zulaufenden Enden früher in die Dresdner Heide hinein. Wahrscheinlich bekam bereits 1605 der erste Ullersdorfer Förster einen Teil der Wiese zur Nutzung zugewiesen. Heute sind nur noch 2 Zipfel erhalten, die Tanzzipfelwiese und die ehemalige Grüne Zipfelwiese; der Döhnertszipfel ist wieder mit Wald bestanden. Die 12 Acker große Tanzzipfelwiese war 1932 an 7 verschiedene Besitzer aufgeteilt. Heute nutzt die örtliche landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft die Fläche. Über die Entstehung des Namens Tanzzipfelwiese erzählt man sich die von M E S C H W I T Z (1911) überlieferte Sage, daß A U G U S T der Starke nach einer Jagd in der Heide demjenigen die Wiese als Eigentum zusicherte, der sie ohne Unter9
Dresdner Heide
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brechung u m t a n z t e . Dieses V o r h a b e n soll einem Jägerburschen gelungen sein. A l s S y n o n y m t a u c h t für die Grünfläche allerdings a u c h T a n n e n z i p f e l auf. T a n z born — bereits 1560 in einer K a r t e eingetragen — sowie T a n z z i p f e l g r a b e n und -teich sind weitere Bezeichnungen für Örtlichkeiten in diesem Gebiet.
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Ullersdorf, K r e i s Dresden, liegt a m östlichen W a l d r a n d der Dresdner Heide beiderseits des s c h w a c h geneigten Tales, das v o m Ullersdorfer W a s s e r durchflössen wird. A u f den K u p p e n und R ü c k e n der F l u r sind V e r w i t t e r u n g s d e c k e n aus Zweiglimmetgranodiorit m i t sandig-lehmigen B ö d e n anzutreffen, die westlich der S t r a ß e Ullersdorf — Großerkmannsdorf m i t größeren F l ä c h e n aus holozänen A b l a g e r u n g e n w e c h seln. Bischofsweg, Hempelsberg, Prießnitz sowie der Heiderand m i t der Ullersdorfer Hofewiese bilden die Grenze der 299 h a großen Flur, die in einzelne Gelänge und B e i s t ü c k e aufgegliedert w a r . D e r älteste Teil des Doppelzeilendorfes ist a m D o r f t e i c h zu suchen, an d e m bis ins 19. J a h r h u n d e r t a u c h das R i c h t e r und S c h e n k g u t lag. D e r neuere Teil des D o r f e s e n t s t a n d in der N ä h e des u m 1830 errichteten Ullersdorfer Gasthofes, und z w a r auf d e m B o d e n eines ehemaligen Teiches, über dessen D a m m die S t r a ß e n a c h Großerkmannsdorf f ü h r t . Der O r t ist als G r ü n d u n g eines L o k a t o r s Ulrich zu erklären. 1378 zinste Ulrichstorf d e m M a r k g r a f e n FRIEDRICH d e m Strengen v o m Forste und u n t e r s t a n d d e m Castrum Dresden. 1535 erschien Vllerßdorff m i t der oberen und niederen Gerichtsbarkeit in einem Lehnbrief als Pertinenz z u m R i t t e r g u t Schönfeld. Lediglich die Oberförsterei, ein B a u e r n g u t sowie mehrere Häuser gehörten z u m königlichen A m t . D a r a u f beruhte a u c h die kirchliche T r e n n u n g der Ullersdorfer Einwohner. D e r sogenannte Schönfelder A n t e i l u m den D o r f t e i c h h e r u m p f a r r t e n a c h W e i ßig, die e r w ä h n t e A m t s g e m e i n d e dagegen — dazu gehörten die neuen A u s b a u t e n auf dem trockengelegten Teich, die dem Radeberger A m t unterstanden — nach Großerkmannsdorf. D a s z u m B i s c h o f s w e g führende K i r c h g ä s s e l in R i c h t u n g Großerkmannsdorf sowie der n a c h W e i ß i g verlaufende B r a u t - oder K i r c h w e g , a u c h Leichenweg genannt, erinnern noch an dieses Unterstellungsverhältnis. Die Ullersdorfer Schmiede, die schon 1762 urkundlich belegt ist und seit 1871 S c h a n k r e c h t besaß, brannte 1895 durch B l i t z s c h l a g ab. Sie besteht als wiedera u f g e b a u t e Schmiedeschenke bis auf den heutigen T a g . A m rechten Prießnitzufer befindet sich die Ullersdorfer oder T o d m ü h l e (s. K 3). Ullersdorf ist im Gegensatz zu W e i ß i g d u r c h seine abseitige L a g e v o n unmittelbaren Kriegshandlungen weitgehend v e r s c h o n t geblieben. A l s sehr drückend erwiesen sich dagegen die Wildschäden, d a sich auf den Feldern und W i e s e n zeitweilig große R u d e l v o n Schwarz- oder R o t w i l d aus der Heide einstellten. E b e n s o unerträglich empfanden die fronpflichtigen B a u e r n den in den E r b -
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registern niedergelegten Zwang zur Teilnahme an Treibjagden, die oft in kurzen L 2 Abständen hintereinander auf Hirsche, Sauen und Wölfe stattfanden, sowie zu Wildbretfuhren. Eine Vorstellung von dem Ausmaß dieser Belastungen vermitteln die Abschußzahlen des Kurfürsten JOHANN GEORGS I. E r erlegte 1611 auf der Ullersdorfer Hofewiese 111 Stück Wild, darunter 66 Wildschweine. Mandate von 1715, 1723, 1763 verboten bei schweren Strafen den Bauern, das Wild zu vertreiben. Die harte Bedrückung durch das fürstliche Jagdregal führte 1790 auch in Ullersdorf zu den in der Gegend weitverbreiteten Jagdunruhen (s. Bd. 17, Stolpen, N 4). Als geringe Gegenleistung erhielten die Bauern die Erlaubnis, in der Heide Hutung, Trift und Bienenzucht betreiben zu dürfen sowie Streu zu entnehmen. Nach der Neueinteilung der Dresdner Heide im Jahre 1602 wurde in Ullersdorf eine Revierförsterei eingerichtet und dem ersten Förster, Urban T R E T Z S C H , ein eigenes Haus gebaut. 1778 kam auch das Erkmannsdorfer Revier zu ihr, deren Bereich als Oberförsterei bis 1922 erhalten blieb. Seitdem befindet sich hier eine Revierförsterei, die der Oberförsterei Dresdner Heide in Klotzsche untersteht. Im ehemaligen Forsthof sind heute das Gemeindeamt und Wohnungen untergebracht. Die Gesamtanlage steht wegen ihres kultur- und baugeschichtlichen Wertes unter Denkmalschutz. Das zweigeschossige Wohnhaus setzt sich aus einem massiven Erdgeschoß und einem Obergeschoß mit verbreitertem Fachwerk zusammen. Ursprünglich besaß das 6 Achsen lange Gebäude wohl nur 5 Achsen und war somit symmetrisch ausgebildet. Das ziegelgedeckte Krüppelwalmdach ist durch unproportionierte Dachaufbauten entstellt worden. Links vor dem Haus ist die Scheune in ausgemauertem Fachwerk und mit sichtbarem Fachwerkgiebel erbaut, rechts ein massiver, rechteckiger Schuppen, ebenfalls mit steilem Satteldach und Fachwerkgiebel. Zwischen Schuppengiebel und Wohnhaus steht eine alte Eibe. Von der ursprünglichen Mauer, die das Ganze umgeben hat, erhielten sich nur noch spärliche Reste. Im Wald hinter der früheren Ullersdorfer Oberförsterei sind 5 Grabdenkmäler von Forstbeamten aus dem 18. und 19. Jahrhundert aufgestellt, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Friedhof in Großerkmannsdorf gestanden hatten. Eine große Anzahl von Einwohnern war in der Forstwirtschaft als Waldarbeiter tätig oder ging in der Heide als Wildwärter, Zeichenschläger, Pechbrenner oder Vogelsteller einer Beschäftigung nach. Auf der Verarbeitung von Holz beruht auch heute noch die örtliche Industrie. Im V E B Vereinigte Holzindustrie Dresden, Werk II Ullersdorf, arbeiten 33 und in einem privaten Sägewerk 7 Beschäftigte; 90% der*werktätigen Einwohner fahren täglich nach Dresden oder Radeberg. 1956 gründeten Bauern die L P G T y p I Frohe Zukunft mit 273 ha Nutzfläche. 1972 erfolgte der Zusammenschluß mit der Großerkmannsdorfer L P G Einheit vom T y p III (s. L 3).
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G r o ß e r k m a n n s d o r f , Kreis Dresden W o sich die Straße v o n Eschdorf nach R a d e b e r g im G o l d b a c h t a l v o n 274 m auf 252 m senkt, erstreckt sich das einstige W a l d h u f e n d o r f G r o ß e r k m a n n s dorf auf 1,5 k m L ä n g e . N a c h d e m im 14. J a h r h u n d e r t Teile der W ü s t u n g s fluren R o t t e n d o r f und Reinhardswalde (s. M 3) z u m O r t g e k o m m e n waren, reichten die H u f e n im Oberdorf in großen geschwungenen B ö g e n bis z u m Carswald. Die H u f e n des Unterdorfes verliefen geradlinig z u m Bischofsweg, einem alten W e g der Meißner Bischöfe n a c h Stolpen. Ü b e r d e m L a u s i t z e r Zweiglimmergranodiorit e n t w i c k e l t e n sich aus d e m m i t L ö ß l e h m v e r m i s c h t e n Grus podsolierte Braunerden, deren hoher Steingehalt die ackerbauliche N u t z u n g erschwert. W i e aus einem Steuerverzeichnis v o n 1799 zu e n t n e h m e n ist, galten die B ö d e n als „kiesicht, a u c h z u m Teil n a ß " , doch w u c h s „ e i n sehr gutes G e t r e i d e " (LÖSCHER u m 1940). U n t e r der F ü h r u n g eines L o k a t o r s E r k e n b r e c h t rodeten bäuerliche K o l o n i s t e n e t w a i m 12. J a h r h u n d e r t den W a l d und entwässerten die S ü m p f e . I n das J a h r 1355 f ä l l t die erste b e k a n n t e urkundliche E r w ä h n u n g Erkenbrechtesdorfs oder Erkinbirchtesdorffs, als einem R i t t e r N i c k e l KÜCHENMEISTER alle Zinsen und A b g a b e n zustanden. 1522 g a b es auf der W ü s t u n g R o t t e n d o r f „ e i n v o r w e r c k oben ausserhalb Eckmerßdorff", das z u s a m m e n m i t einer halben H u f e L a n d zu Großerkmannsdorf gehörte. E r s t 1560 erscheint zur U n t e r s c h e i d u n g v o n K l e i n e r k m a n n s d o r f der Z u s a t z Groß-. L ä n g e r e Zeit h a t t e n die B e w o h n e r ihren E r b z i n s a n klerikale Feudalherren zu zahlen. So k a m der O r t 1404 als Geschenk an den Dresdner Marienaltar, 1539 zur Dresdner K r e u z k i r c h e . D a s älteste, 1629 begonnene K i r c h e n b u c h berichtet v o n einer P l ü n d e r u n g des Dorfes w ä h r e n d des Dreißigjährigen Krieges 1633 durch „ C r a b a t e n " und v o n d e m Treiben der Schweden, die 1637 das Oberdorf abbrannten. A m nördlichen Ortsausgang, östlich der S t r a ß e n a c h R a d e b e r g , s t e h t ein Steink r e u z aus s t a r k v e r w i t t e r t e m Sandstein, das 90 X 58 x 27 c m groß ist. D e r Überlieferung n a c h soll an dieser Stelle 1634 der Großerkmannsdorf er E r b richter Michael MERKEL, als er m i t B a u e r n einen aus R a d e b e r g k o m m e n d e n kaiserlichen S a l z w a g e n z u g a u f z u h a l t e n versuchte, v o n einem österreichischen R e i t e r f ä h n r i c h angeschossen worden und später seinen V e r l e t z u n g e n erlegen sein. A l s Ausgleich f ü r aufgetretene W i l d s c h ä d e n b a t 1736 die Gemeinde u m das R e c h t , in der H e i d e L a u b rechen und V i e h h ü t e n zu dürfen „ b i ß a n den C r e u t z W e g n a c h d e m schwarzen T e i c h z u " . D e n B i s t u m s m a t r i k e l n v o n 1495 zufolge soll die G r o ß e r k m a n n s d o r f e r K i r c h e u m 1355 im R a d e b e r g e r E r z p r i e s t e r t u m gelegen haben. Z u r K i r c h f a h r t zählten K l e i n e r k m a n n s d o r f und die Ullersdorfer A m t s g e m e i n d e (s. L 2). D i e heutige K i r c h e e r h e b t sich a m H a n g des G o l d b a c h t a l e s i n m i t t e n des Friedhofs. Sie-wurde 1701 bis 1702 auf d e m G r u n d r i ß ihres V o r g ä n g e r b a u s aus d e m 16. J a h r h u n d e r t errichtet und s e t z t sich aus einem f l a c h g e d e c k t e n S a a l und q u a d r a t i s c h e m W e s t 120 ,
türm zusammen. Die gesamte Innenausstattung entstammt der Barockzeit. Die Brüstungsfelder der teilweise zweigeschossig angeordneten Emporen sind mit einfachen Malereien aus dem Neuen Testament geschmückt. Das Brüstungsgeländer der Orgelempore besteht aus reich profilierten, schlanken Balustern. Besondere Beachtung verdient das Gestühl mit seinem grünen . Rankenwerk und seinen farbigen Blumengirlanden aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Der Altar von 1706 zeigt einen prunkhaften Säulenaufbau mit gesprengtem Giebel, im Mittelbild eine Kreuzigungsszene, in der Attika eine aufgeschlagene Bibel, rechts und links von Engelgestalten flankiert. Vom Altarmeister stammen auch der nahezu menschengroße Taufengel sowie die Kanzel und der Orgelprospekt. Unweit der Kirche stehen die Gebäude vom Pfarrhof, Hauptstraße 29. Die sandsteinernen Torsäulen der Einfahrt tragen pyramidale Zierspitzen. Links befindet sich eine überdeckte Fußgängerpforte, zwischen ihr und dem Tor straßenseitig eine alte Linde. Gegenüber von dem schlichten zweigeschossigen Wohnhaus mit verbreitertem Obergeschoß, mit Satteldach und verschiefertem Giebeldreieck stehen 2 eingeschossige Wirtschaftsgebäude mit einem schmalen Durchgang dazwischen, deren überdachte Pforte zum Seitenweg nach der Kirche führt. Das hintere Seitengebäude ist mit Fachwerk, das vordere massiv errichtet. Im nahen Schulgebäude werden seit der Gründung des Schulkombinats Ullersdorf/Großerkmannsdorf im Jahre 1963 nur noch die Klassen 5 bis 10 unterrichtet. Der Ort verfügt über eine 1927 bis 1929 von Arbeitersportlern erbaute Turnhalle sowie seit 1967 über ein Freibad. Das älteste bewahrte Fachwerkhaus des Dorfes, dessen Entstehungszeit wohl bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückreicht, findet man in dem kleinen Anwesen Blumenweg 7 (Abb. 18). Zu den Baulichkeiten gehörten ein Wohnstallhaus und eine im rechten Winkel dazu angeordnete Scheune.mit einer dazwischengeschalteten überdachten Durchfahrt. Nur hofseitig zeigt sich die erhaltene Schauseite des Hauptgebäudes mit dem sehr schönen Fachwerk im Obergeschoß. In den Endfeldern sind — wie auch die übrigen Kopfbänder — alle Hölzer miteinander verblattet, während sonst Zapfen die Andreaskreuze im Untergurt mit Schwelle und Riegel zusammenhalten. Die eigentümlichen Zimmermannszeichen bestehen hier aus rund eingestochenen Löchern. Die Stube im Erdgeschoß besitzt noch die alte Holzdecke. In der Dorfmitte befindet sich das frühere Erbrichtergut mit der Schenke. Erst 1895 trennte man davon den Gasthof Zum Erbgericht ab. Zeitweilig war im Ort ein Unterförster (Fußknecht) stationiert, der die Aufsicht über die zum Ullersdorfer Revier gehörenden Waldungen der Harthe, von Reinhardswalde und des Frauenholzes führte. Zeitweise unterstand das selbständige Großerkmannsdorfer Revier einem Hegereiter, so 1746. An der Radeberger und Ullersdorfer Straße entstand in der Zeit von 1925 bis 1942 eine etwa 30 Zweifamilienhäuser umfassende Siedlung, in der vor allem diejenigen Arbeiter wohnen, die in Radeberger oder Dresdner Betrieben beschäftigt sind.
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Abb. 18. Fachwerkhäuser in Großerkmannsdorf, Blumenweg 7 und Elbersdorf Nr. 19 (unten) 122
Die Schänkhübelhäuser, eine Gruppe von spät entstandenen Wohngebäuden L 3 an der Fernverkehrsstraße 6 in der Nähe des Rossendorfer Teiches, gehören mit zur Gemeinde Großerkmannsdorf und befinden sich auf Teilen der Wüstung Rottendorf. 1764 erhielt der Großerkmannsdorfer Hegereiter die Erlaubnis, ,,14 Tage vor und 14 Tage nach Johannis" einen Ausschank an dieser Stelle einzurichten ( K O E P E R T / P U S C H 1932). 1802 suchte der Forstbedienstete J. C. P O M M R I C H um die Genehmigung zum Bau eines neuen Forsthauses nach. E t w a zur gleichen Zeit errichtete man eine Sommerschenke. Die Gaststätte Rossendorfer Schänkhübel steht erst seit 1912 an der jetzigen Stelle, wo sich die F 6 und die F 177 kreuzen. Die genossenschaftliche Arbeit in der Landwirtschaft begann 1956, als sich werktätige Bauern in der L P G Thomas Müntzer vereinigten. 1972 erfolgte der Zusammenschluß mit der Ullersdorfer L P G Frohe Zukunft zur L P G T y p I I I Einheit, die nunmehr 593 ha Acker- und Wiesenland bewirtschaftet. Die 140 Mitglieder gehören seit 1972 zur Kooperationsgemeinschaft Freundschaft am Tanneberg in Arnsdorf (s. M 2). Von den 882 gehaltenen Rindern sind 520 Milchkühe, für 160 gibt es 2 größere Ställe. Die Schweinezucht und -mast (etwa 600 Stück) wird in einer größeren Anzahl von Altställen betrieben. A m 1. September 1972 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau eines Kombinats für 2000 Milchkühe. Die Anlage befindet sich zwischen dem Oberdorf und Kleinerkmannsdorf. Für ihren Bau stellen die Genossenschaften in Kleinwolmsdorf, Arnsdorf, Weißig, Eschdorf und Dresden-Bühlau finanzielle Mittel zur Verfügung. Die notwendigen Grünfuttersilos bestehen in Arnsdorf (s. M 2) und Schullwitz (s. O 7). Kleinerkmannsdorf, Ortsteil von Großerkmannsdorf,
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unterscheidet sich als Platzdorf und mit seiner nur 68 ha umfassenden Flur, deren Felder in einzelne Blöcke eingeteilt waren, von den übrigen Waldhufendörfern der Radeberger Umgegend. Nach den bisherigen Forschungen bestand Kleinerkmannsdorf vor 1551 aus einem Vorwerk, das zu Großerkmannsdorf gehörte. Seine Flur umfaßte in breiten Streifen den ganzen Nordwestsaum der Wüstung Rottendorf ( M E R K E R 1926). Nach dem Zinsregister der Kreuzkirche von Dresden lagen 1404 auf dem Kleinerkmannsdorfer Vorwerk 16 Groschen Zins. 1521 kam das Vorwerk an das St.-Afra-Kloster in Meißen, das durch die Reformation seinen Besitz „einem Bauersmann" übergab. Für 1540 und 1551 sind 9 besessene Mann nachgewiesen, außerdem gab es ein Erb- oder Obergericht. Das A m t Radeberg setzte den Richter ein, aber vom Dingstuhl hieß es 1551, daß die Einwohner „gegen Erckensdorff dingpflichtigk" seien und daselbst, „wenn es ihnen uffererlegt, erscheinen, ire rügen und anders gerichtsachen daselbst vorbringen und ausüben" mußten. In jenem Jahr ist wahrscheinlich zur Unterscheidung gegenüber der benachbarten Gemeinde von einem Clein Erckmisdorf die Rede, aber auch die Bezeichnung das neue Dorf wurde verwendet, im 17. Jahrhundert die Sorge. •. 123
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L 4. D i e wenigen B a u e r n des Ortes schlössen sich 1960 zur L P G T y p I A m Prießn i t z t a l z u s a m m e n . Seit 1968 b e w i r t s c h a f t e n sie m i t der G r o ß e r k m a n n s d o r f e r Genossenschaft gemeinsam die Felder (s. L 3). A m Bischofsweg, e t w a zwischen Groß- und Kleinerkmannsdorf sowie Ullersdorf, erhebt sich die 6 m hohe R u i n e einer Holländermühle, n a c h einer Besitzerfamilie des 19./20. Jahrhunderts a u c h als Pohlesche W i n d m ü h l e bezeichnet. Eine erste A n l a g e soll bereits im 17. J a h r h u n d e r t gestanden haben. Sie arbeit e t e bis z u m ersten W e l t k r i e g ; ein B a u e r n b a c k o f e n im dazugehörigen, heute noch erhaltenen W o h n h a u s stand bis 1933.
M 1 Kleinwolmsdorf, Kreis Dresden, setzt sich aus zwei getrennten Siedlungsteilen zusammen. In dem kurzen, flachgeneigten T a l eines Rinnsals, das zur S c h w a r z e n R ö d e r entwässert, erstreckt sich die ehemalige Amtsgemeinde, ein 1 k m langes W a l d h u f e n d o r f m i t Erblehngericht, K i r c h e und Schule als M i t t e l p u n k t , das einer der 18 zum A m t R a d e b e r g (s. H ¿.4) gehörenden O r t e war. A m gegenüberliegenden U f e r der S c h w a r z e n R ö d e r gruppierte sich u m das schriftsässige R i t t e r g u t oder Schloß die Hofgemeinde. Zu ihr gehörten Schäferei, Schmiede und J ä g e r w o h n u n g sowie 15 Häuslernahrungen. B e i d e selbständige Gemeinden schlössen sich 1839 zu Kleinwolmsdorf zusammen. D e n U n t e r g r u n d der F l u r bilden Zweiglimmergranodiorit und biotitführender Grauwackehornfels, der unterhalb v o m früheren Herrenhaus des R i t t e r g u t e s , und z w a r an der Röder, z u t a g e t r i t t . Ihr V e r w i t t e r u n g s m a t e r i a l r a g t nur auf den höhergelegenen Flurteilen bis an die O b e r f l ä c h e . Sonst überzieht ein Schleier aus D e c k s a n d oder Sandlöß das Gelände, und es bildeten sich podsolierte B r a u n e r d e n aus. I m G e g e n s a t z dazu k o m m e n in den tieferen L a g e n beiderseits der Röder, w o holozänes M a t e r i a l liegt, s t a r k wasserbeeinflußte B o d e n t y p e n vor. Diese v e r g l e y t e n B ö d e n n u t z t e m a n bis e t w a 1820 v o r allem teichw i r t s c h a f t l i c h (Abb. 19), n a c h der E n t w ä s s e r u n g als W i e s e n sowie als A c k e r land. A l s älteste b e k a n n t e Schreibweisen des O r t s n a m e n s sind Wolueramsdorf (1317) u n d Wulfframssdorff (1414) b e k a n n t . E i n L o k a t o r n a m e n s W o l f r a m ließ also den W a l d roden und teilte die F l u r in H u f e n ein, die sich s ü d w ä r t s über 2 k m und n o r d w ä r t s über 1,5 k m erstrecken. Zu einem u n b e k a n n t e n Z e i t p u n k t k a m e n zur G e m a r k u n g große Teile der des w ü s t e n Dorfes R e i n h a r d s w a l d e (s. M 3) hinzu, so d a ß die F l u r bis zur heutigen F e r n v e r k e h r s s t r a ß e 6 reicht. A u s alten kirchlichen Begehungsbüchern g e h t hervor, d a ß der D e z e m — der z e h n t e Teil des landwirtschaftlichen E r t r a g e s — an den K l e i n w o l m s d o r f e r P f a r r e r „ f ü r ein R e i t p f e r d n a c h R e i n h a r d t s w a l d e " abzuliefern w a r (STÖRZNER 1929), also b e s t a n d in diesem O r t eine Filialkirche. In der A m t s g e m e i n d e v e r f ü g t e das E r b l e h n g e r i c h t m i t Schäferei und Brauerei über das g r ö ß t e A n w e s e n . E s bes a ß 2 H u f e n m i t bedeutenden W a l d f l ä c h e n in der alten W ü s t u n g .
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In Kleinwolmsdorf wird schon 1350 ein allodium genannt, also ein mit verfas- M 1 sungsmäßigen und wirtschaftlichen Vorrechten ausgestatteter Herrensitz. In den Rechnungslegungen der Radeberger Vögte von 1414 ebenso wie von 1517 findet man es als Vorwerk verzeichnet. Es soll aus dem großen, später
Mühl-T. L öu ® y\ Feidteiche Richters Arnsdorf ¿LTeiche Kleinwolmsdf. ^ i i i l M
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mit Wasser gefüllte
Teiche
ehern. Teiche, die als Wiese, biw. als Acker genutzt
waren
Abb. 19. Verbreitung der Teiche zwischen Kleinwolmsdorf, Arnsdorf und dem Carswald (nach OBERREIT 1821/22) 125
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aber aufgeteilten kurfürstlichen Radeberger Kammergut entstanden sein, und noch 162g ließ es der Landesherr durch seine Vorwerks- und Schäfermeisterverwaltung beaufsichtigen. Als selbständiges Rittergut gehörte der Besitz im 17./18. Jahrhundert der Familie von Döhlau. Der Minister Christian Gotthelf von G U T S C H M I D erwarb nach 1776 erbpachtweise die angrenzenden kurfürstlichen Teiche. Ein erhaltener Grenzstein nahe beim Teichhaus zeigt neben den kurfürstlichen Schwertern die Jahreszahl 1748, ein Hinweis darauf, daß zu diesem Zeitpunkt der Lange Teich noch kurfürstlicher Besitz war. Der Lange Teich (Abb. 19), auch Wolmsdorfer See genannt, reichte vom Teichhaus (Bild 17) bis fast zur Arnsdorfer Mühle. Durch regelmäßig betriebene Teichbewirtschaftung erzielte man hohe Fischerträge. So wurden in der Mitte des 17. Jahrhunderts 200 Schock ( = 12000) Fische, vor allem Karpfen, Schleien, Barsche, im Teich eingesetzt. Alle zwei Jahre fand im Herbst das weithin bekannte Teichfischen statt ( S T Ö R Z N E R 1929). Hierfür hatten die Bewohner die Arbeiten am ersten Tag, die Wallroder am zweiten, die Arnsdorfer am dritten zu verrichten, während die geladenen Adligen sich ausschließlich dem Karpfenessen widmeten. Mit großen Kosten wurde der Teich 1814 nach dem letzten Fischen trockengelegt und in Wiesenland umgewandelt. Das frühere Rittergut erreicht man von der Straße aus über eine Treppe, die hinter einer hohen Stützmauer liegt. Der zweigeschossige, siebenachsige schlichte Putzbau wird von einem Satteldach bedeckt. Die Fenster seiner beiden Seitenflügel sind mit breiten Gewänden und Schlußsteinen versehen. Über den Obergeschossen mit genuteten Eckrisaliten sitzen Mansarddächer. In den Räumen haben sich Teile von Kaminen sowie an den Decken Stuckleisten erhalten. Heute befinden sich hier Wohnungen, die Gemeindebibliothek und der Kindergarten. Von den Fachwerkbauten in Kleinwolmsdorf verdienen einige, besonders genannt zu werden. Ein beachtlich langes Gebäude mit zweiriegligem Fachwerk und Langstreben, verschiefertem Giebeldreieck und Satteldach ist das Haus Nr. 27, die frühere Schmiede. Ähnliches Fachwerk besitzt das Hauptgebäude des benachbarten Bauernhofes Nr. 26, der außerdem wegen seiner geländebedingten unregelmäßigen Anlage mit der Scheune auf dem rückwärtigen Hang interessiert. In der Nähe der Kirche fällt das kleine, zweigeschossige Haus Nr. 9 (Abb. 8) auf. Sein Obergeschoßfachwerk zeigt eine sehr weite Ständerstellung, einen hohen Untergurt und nur kleine Fenster zwischen Brust- und Kopfriegel. An der rechten Giebelseite läßt sich das ganze Fachwerk rekonstruieren. Hier hat sich die ursprüngliche Form aus dem 17. Jahrhundert unverändert erhalten: Andreaskreuze im Untergurt mit durchgehenden aufgeblatteten Streben an den Ecksäulen. Blattsassen in der Schwelle lassen eine frühere Umgebindekonstruktion im Erdgeschoß vermuten. Andreaskreuze (jetzt überputzt), Kopfbänder und Streben als weitere, für die zeitliche Abfolge der Fachwerkkonstruktion wichtige Ausbildungen besitzen die großen Wohnstallhäuser Nr. 3 und 4. Neben dem Ackerbau, der Teichwirtschaft, der Viehzucht und der Waldarbeit
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spielte im Winter noch die Heimarbeit bis Ende des 19. Jahrhunderts eine M 1 Rolle; es wurde von dem „rüstigen Theile der Einwohner fleißig leinenes Garn gesponnen und etwas rohe Leinwand gewebt" (Alte Sächsische Kirchengalerie um 1840). Vor allem verdienten sich damit die Häusler ihren Unterhalt. Um 1832 gab es im Ort 27 Häusler neben 24 Bauerngütern und 6 Gartennahrungen. Zu Kleinwolmsdorf gehörten früher 3 Mühlen. Die Dorfmühle (Nr. 28) mit je einem Schneide- und Mahlgang liegt wenig unterhalb des ehemaligen Rittergutes am Graben, der sein Wasser von der Schwarzen Röder erhält. 1972 arbeitete sie als Schrotmühle teils elektrisch, teils mit Wasserkraft. E t w a 900 m vom Ort flußabwärts befindet sich die Wend(t)mühle, die 1 7 1 7 einem Mühlenbauer Wend oder Wendt gehört haben soll. Nach dem Brand von 1922 kam aller Mahl- und Backbetrieb zum Erliegen, und nur die Gaststätte blieb noch eine Zeitlang erhalten. Die dritte und älteste Mühle war die zwischen 1570 und 1600 errichtete Walkmühle, etwa 800 m flußabwärts von der Wendmühle gelegen. Sie stand früher mit der Radeberger Tuchmacherei in Verbindung. Später wurde sie als Ausflugslokal unter dem Namen Waldmühle bekannt. Seit 1900 übernahm sie verschiedene gewerbliche Produktionen. Ein Steinkreuz in Malteserform erhebt sich am Zugang zur Kirche. Es besteht aus Sandstein und mißt 83 x 71 X 43 cm. Auf seiner Rückseite ist ein senkrecht stehendes Richtschwert mit starkem Griff eingemeißelt. Ein kleines Kreuz ist in der Außenwand des Chorraumes der Kirche eingelassen. Die Kirche geht im Kern auf die spätgotische Zeit zurück, wurde aber 1689 bis 1691 und 1 7 1 2 barock verändert und mit einem achtseitigen Dachreiter mit gebrochenem Helm versehen. Erst 1902 erhielt das Dach anstelle der Holzschindeln eine Ziegeldeckung. Der älteste Teil, der Chorraum, ist durch ein halbes Achteck geschlossen' und durch Parallelnetzrippengewölbe abgedeckt. An ihn schließt sich die durch eine Spitzbogentür mit dem Schiff verbundene, tonnengewölbte Sakristei an. Darüber liegt die herrschaftliche, über einen fachwerkumkleideten Treppenaufgang von außen her zugängliche Betstube. Die Verbindung zum Schiff stellt ein leicht gedrückter Triumphbogen her. Das Schiff trägt eine flache Holzdecke, die durch Profilleisten in länglich rechteckige Felder geteilt ist. Den Innenraum umziehen an der Süd- und Westseite zum Teil doppelte Emporen. Altar und Kanzel stammen von 1691. Den Altaraufbau bestimmen auf Postamenten stehende dorische Säulen, die als Hauptbild die Himmelfahrt Christi umrahmen. Die Predella darunter enthält eine Gethsemaneszene. Die Kanzel steht auf einer gedrehten Säule und ist an die Südseite des Triumphbogens angelehnt. Ihr Korb zeigt noch Renaissancenischen, in denen früher die Evangelistenfiguren aufgestellt waren. Die Besitzungen des ehemaligen Erblehnrichter- und späteren Freigutes sowie des Rittergutes (265 ha) gelangten 1945 durch die demokratische Bodenreform an 22 Neubauern, 16 landarme Bauern und 10 Kleinstsiedler. Die Neubauerngehöfte wurden unmittelbar zwischen ehemaligem Rittergut und Eisenbahnlinie errichtet, einige weitere zwischen Kleinwolmsdorf und Arnsdorf.
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Die erste landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in Kleinwolmsdorf (Erich Wirth, T y p I) vereinigte sich später mit der Fischbacher zur L P G T y p I I I Pionier. Der Kleinwolmsdorfer Betriebsteil zählte 1971 insgesamt 23 Mitglieder, die 160 ha Nutzfläche bewirtschafteten. 270 Schweine sind in neuen Ställen am ehemaligen Rittergut und an der Straße nach Wallroda untergebracht. Der Milchviehhaltung dienen 2 Ställe mit 74 Rindern, während die Jungrinder in Fischbach stehen. Eine L P G Typ I Am Gründel wurde i960 gegründet. Ihre 74 Mitglieder bewirtschafteten 1971 eine 398 ha große landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 278 ha Ackerland. I m Vordergrund ihrer tierischen Produktion steht ebenfalls die Milchviehhaltung. Neben den 300 Milchkühen sind 130 Kälber vorhanden, die, wie die etwa 600 Schweine, noch in Altställen untergebracht sind.
M 2 Arnsdorf, Kreis Dresden, nimmt den Raum zwischen der Talaue der Schwarzen Röder und dem Tanneberg ein. In seiner Flur wird Zweiglimmergranodiorit, in dem kleinere Schollen biotitführenden Grauwackehornfelses eingeschlossen sind, von streckenweise mächtigem Geschiebelehm überdeckt. Auf ihm bildeten sich staunasse Bodentypen. In den Niederungen herrschen sandige, vom Grundwasser beeinflußte Aulehme vor. Die besten Böden, auf denen vor allem Weizen- und Hackfruchtanbau getrieben wird, weisen durchschnittliche Ackerwertzahlen von 49 bis 50 auf. Unter der Führung eines Lokators Arnold wurde an der Stelle, wo die Alte Salzstraße (s. D 8) das Tal der Schwarzen Röder quert, das Waldhufendorf angelegt. Ins J a h r 1250 reichen die allerdings unbestimmten Angaben über einen Kapellenbau zurück, der gleichzeitig mit der Ansiedlung entstanden sein soll. Dem Zinsregister von 1350 zufolge lag Arnoldisdorf im Distrikt Radeberg. Für 1474 ist ein Müller nachzuweisen, während das Erbgericht 1507 erstmals Erwähnung fand. E s brannte 1631 mit der Kirche und anderen Anwesen des Mitteldorfes ab und lag bis 1640 wüst. Die Kirche inmitten des ummauerten Friedhofs besteht aus einem rechteckigen Saalbau aus dem J a h r e 1638 und einem spätgotischen, an der Nordseite eingezogenen Chor mit Drei-Achtel-Schluß, den außen 3 Strebepfeiler stützen. Das Schiff trägt eine verputzte Balkendecke und ist mit dem Chor durch einen gedrückten Triumphbogen verbunden. Einfache Emporen umziehen die Nord-, West- und Südseite. B e i einer Renovierung 1934 erhielt die Kirche einen um 1680 entstandenen Spätrenaissancealtar aus der Kunigundenkirche zu Borna bei Leipzig. Aus derselben Zeit stammt die hölzerne Kanzel mit barockisierenden Evangelistenfiguren. Ein vor 1750 entstandenes Kruzifix aus'der Kirche in Rammenau, Kreis Bischofswerda, hängt seit 1934 a n der südlichen Chorwand. Neu ausgemalt wurde die Kirche im J a h r e 1964.
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Am rechten Eingang zum Friedhof befindet sich ein eingemauertes Steinkreuz M 2 aus Granodiorit in Malteserform, das sogenannte Schwedenkreuz. E s mißt 125 mal 64 cm und wird mit dem Treiben der Schweden und der 1631/32 in Arnsdorf ausgebrochenen Pest in Verbindung gebracht. Die alte Schule, Radeberger Straße 4, besteht seit 1838; sie wurde 1904 von einem Neubau an der Stolpener Straße abgelöst. Darin erhalten heute auch die 9. und 10. Klassen aus Kleinwolmsdorf und Wallroda sowie die 5. bis 10. Klassen aus Fischbach Unterricht. Die bäuerliche Bauweise aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt sich in Arnsdorf am Wohnstallhaus des Gehöftes Hauptstraße 15. Auf massivem Sockelgeschoß ruht das Fachwerkobergeschoß mit bretterverschaltem Giebel und schiefergedecktem Satteldach. Anwesen von früheren Kleinbauern und Gartennahrungsbesitzern kommen im gesamten Ort verstreut vor. Bei ihnen sind Wohnteil, Stall und angebauter Bergeraum unter einem Dach untergebracht. Nur wenige Gebäude weisen noch an der zum Hofraum gerichteten Seite Fachwerkobergeschosse auf; giebel- und traufseitige Obergeschosse tragen meist Schieferbehang. Oft hat man weiße und graue Schiefer zu verschiedenen Ornamenten zusammengesetzt, so Bahnhofstraße 2, Käthe-Kollwitz-Straße 1, Teichstraße 1 (hier auch die Jahreszahl 1904) und 4. Eine in den Orten der Umgebung kaum noch anzutreffende bauliche Besonderheit blieb an dem Haus Niederstraße 14 erhalten. Unterhalb des holzverschalten Giebels und an den Traufseiten kann man vor dem Wohnstubenteil des Erdgeschosses das Ständerwerk früheren Umgebindes beobachten. Als 1845 die Eisenbahnlinie von Dresden nach Bischofswerda und 1846 bis Bautzen entstanden war, hatte Arnsdorf zunächst keine Bahnstation erhalten. Die Gemeinde stellte 1871 dafür ausreichend Grund und Boden zur Verfügung, während Radeberg einen ursprünglich dort geplanten Knotenpunkt ablehnte. Damals erfolgte die Herstellung einer Verbindung mit Kameriz somit von Arnsdorf aus. Der anschließende Bau der Strecke nach Pirna verhalf Arnsdorf zu seiner verkehrsgeographisch bedeutsamen Stellung, die die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde wesentlich beeinflußte und bewirkte, daß sich das bäuerliche Waldhufendorf seit der Jahrhundertwende zu einer Arbeiterwohngemeinde wandelte. Die von Nordwesten nach Südosten angeordneten Bahnhofsanlagen sind bei extremen Witterungsverhältnissen oft gefährdet. So hatte 1886 ein Schneesturm den gesamten Verkehr für mehrere Tage zum Erliegen gebracht. Der Bahnhof dient seit einigen Jahren als Endpunkt des Personennahverkehrs von Pirna über Dresden. Die verkehrsmäßig günstigen Bedingungen führten zur Errichtung einiger Industriebetriebe. Vor allem zwischen dem Bahnhofsgelände und der Kleinwolmsdorfer Straße entstand eine Reihe von Fabriken. Zu ihnen gehören der heutige V E B Kombinat Leuchtenbau Leipzig, Werk Arnsdorf, in dem 1971 etwa 4^0 Beschäftigte Beleuchtungskörper für Wohnbauten und Schienenfahrzeuge herstellten. Daneben gibt es noch eine Anzahl kleinere Produktionsstätten, wie den V E B Profilierwerk Arnsdorf und den V E B Draht- und Metall-
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M 2 warenfabrik, wo etwa 25 Beschäftigte arbeiten, den V E B Blitzschutzanlagenbau, den V E B Parkettfabrik und eine Obstkelterei. Fast alle Werke wurden zwischen 1965 und 1970 durch neue Gebäude vergrößert. Dem Bedarf an Arbeitskräften entsprach der vorhandene Wohnraum zunächst nicht. Deshalb ließ die Gemeinde die sogenannte Randsiedlung in den Jahren 1922 bis 1933 zwischen dem Bahnhofsgelände und der Kleinwolmsdorfer Straße errichten. Ebenso erweiterte sich der Ort, als mit der Stationierung einer Gendarmerieabteilung nach dem ersten Weltkrieg der Bau von etwa 30 neuen Wohngebäuden an der Stolpener Straße erfolgte. Nach Abzug dieser Abteilung standen der Gemeinde über 80 Wohnungen zur Verfügung. 1937 baute man das Carswaldbad. Weitere Wohnhäuser vergrößerten den Ort im Westen, heute Ernst-Thälmann-Straße, Rudolf-Breitscheid-Straße. Am Rand dieses Viertels entstanden um 1965 Mehrfamilienwohnhäuser an der Gerhart-HauptmannStraße. In Arnsdorf befindet sich an der Stolpener Straße das Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie. Es ist aus der Landesanstalt hervorgegangen, deren Bau der sächsische Landtag 1907 beschloß. Die Gemeinde stellte das Grundstück der 1908 abgebrannten letzten Mühle im Werte von 40000,— Mark und weitere 35000,— Mark Bargeld zur Verfügung. 1909 begannen die Bauarbeiten, die sich bis 1912 hinzogen. Zu den Einzelhäusern für 1700 Patienten inmitten einer parkähnlich gehaltenen Anlage kamen noch eine Kirche im Jugendstil, ein Festsaal, eine Gärtnerei sowie ein Gutsbetrieb hinzu. Während der beiden Weltkriege waren fast alle Räume als Lazarett eingerichtet. 1958 standen auf dem 58 ha großen Gelände der Krankenanstalten Arnsdorf je 18 Kranken- und Wirtschaftsgebäude, außerdem 54 Wohn- und Nebengebäude. Seitdem verfügt das Bezirkskrankenhaus über 2 1 6 7 Plätze. Der ersten, 1952 gegründeten landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in Arnsdorf, T y p I Freundschaft, traten damals auch Neubauern bei, deren Gehöfte nahe der Wallrodaer Straße stehen. Sie arbeitet seit 1953 als T y p I I I , besaß 1972 insgesamt 76 Mitglieder und 318 ha Ackerfläche sowie 147 ha Wiesenund Weideland. Die über 600 Rinder (davon 270 Milchkühe) sind in 8 Altställen untergebracht, für die Jungrinder stehen im Winterhalbjahr 4 Ställe zur Verfügung. Die Schweinezucht und -mast wird ebenfalls in kleineren Stallanlagen betrieben. Eine genossenschaftseigene Reparaturwerkstatt an der Teichstraße führt die anfallenden Arbeiten an Maschinen und Geräten aus. Der Sitz einer weiteren, i960 gegründeten L P G , T y p I Am Tanneberg, die 1969 als T y p I I I 84 Mitglieder zählte, dient heute der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion Freundschaft am Tanneberg Arnsdorf. Sie besteht seit dem 1. Januar 1972. Ihr schlössen sich auch die L P G Freundschaft, die L P G Am Gründel Kleinwolmsdorf, der Betriebsteil Kleinwolmsdorf der L P G Pionier Fischbach und die L P G Einheit Großerkmannsdorf an. Im Jahre 1972 waren 2 940 ha landwirtschaftliche Nutzfläche zu bearbeiten, davon etwa 2 000 ha Ackerland. Die mittlere Schlaggröße schwankt zwischen 10 und 20 ha. In Arnsdorf und Großerkmannsdorf gibt es Schläge mit je 25 ha.
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Die Viehhaltung ist im Kooperationsbereich auf mehrere Betriebe verteilt. M Rinder- und Schweinezucht wird vorwiegend in modernisierten Altställen betrieben. Am l . September 1972 begann der B a u einer Milchviehanlage bei Großerkmannsdorf (s. L 3).
Carswald
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oder Karswald heißt das von Wiesen und sumpfigen Flächen durchsetzte Waldgebiet zwischen Arnsdorf im Norden, Fischbach im Osten und dem Rossendorfer Schänkhübel im Westen. Zusammen mit der südwestlich anschließenden Harthe nimmt er eine Gesamtfläche von 547 ha ein, von denen etwa 100 ha im Bereich des Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf liegen. Die forstwirtschaftliche Betreuung obliegt dem Revierförster in Fischbach. Der Name Carswald geht auf die Familie Karaz zurück, die bereits im 13. J a h r hundert erwähnt und in der weiteren Umgebung von Dresden sehr begütert gewesen ist. Weitere Einzelheiten zur Besitzgeschichte sowie zu Forstortnamen enthält die ausführliche Beschreibung im Band 1 7 , Stolpen, unter dem Suchpunkt A 7. Die Oberfläche des etwa 260 m hohen Geländes im Carswald und in der Harthe weist fast ebene Formen mit nur sehr schwach geneigten Kuppen und Rücken auf, ganz im Unterschied zu den unvermittelt ansteigenden Kuppen zwischen dem Rossendorfer Teich und dem Gickelsberg (s. O 5). Sie bauen sich aus pleistozänen Schmelzwassersanden und -kiesen auf und werden nur an wenigen Stellen vom Zweiglimmergranodiorit und von seinem Verwitterungsmaterial durchragt. Die geringe erosive Einschneidung der Schwarzen Röder und ihrer Nebenbäche hat zu Tälern bis zu 2 m Tiefe geführt. Überschüssiges, besonders bei Starkregen anfallendes Oberflächenwasser wird in einem großzügig angelegten System von Gräben gesammelt. Entwässerungsstränge durchziehen vor allem auch die Böden früherer Teiche. Ihre bis zu 2 m hohen Dämme trifft man an mehreren Stellen an, so am H-Weg in den Abt. 58 und 59 sowie in der Abt. 60. Die pleistozänen Sande und Kiese bilden im Carswald auf dem größten Teil der Fläche das Ausgangsmaterial, auf dem sich flachgründige, mehr oder weniger podsolierte,. trockene Bodentypen entwickeln. Nur wo Grund- oder Stauwasser fast bis zur Oberfläche reicht, entstehen unterschiedlich ausgebildete Gleye. In Abt. 62 erhielt sich sogar eine hochmoorähnliche, mindestens 50 cm starke Torfschicht mit Resten von Baumwurzeln. Auf Kuppen aus Zweiglimmergranodiorit, so am Bischofsweg in Abt. 122, kann man den groben Verwitterungsschutt an der Oberfläche beobachten. Als geomorphologische Besonderheit sind große kantengerundete GranodioritblÖcke anzusehen, die in der Abt. 68, und zwar 250 m östlich der Eisenbahnlinie Arnsdorf—Dürrröhrsdorf, aus dem Boden ragen. Das gegenwärtige Waldbild unterscheidet sich in den einzelnen Revierteilen erheblich. Überwiegen im eigentlichen Carswald die Fichtenreinbestände, so 131
M 3 bestimmen Kiefern mit unterschiedlich ausgeprägter Krautschicht die ehemals bäuerlichen Forstanteile und die Harthe. Je nach dem Grad der früher häufig durchgeführten Streunutzung gedeihen auf den Sand-Schotterböden Bäume mit schlechten bis mittleren Bonitäten. In der Krautschicht kann eine Qualitätsabstufung der Bodengüte abgelesen werden, die vom unterholzreichen Heidelbeer-Preiselbeertyp bis zum Heidekrauttyp reicht. In Schonungen überwiegen Kiefern; Birken werden hier wie im Kleinröhrsdorfer Revier (s. F 2) mit chemischen Mitteln von Flugzeugen aus bekämpft. E t w a 2,5 km südlich von Kleinwolmsdorf sind in der Aue eines linken Nebenbaches der Schwarzen Röder deutlich die Reste der Wüstung Reinhardswalde erkennbar (s. M 1). Topographische Karten enthalten an dieser Stelle die Bezeichnung Wüstes Dorf, auch ist der Name Kirchberg für eine kleine Erhebung in diesem Bereich bekannt. Siedlungsfunde weisen darauf hin, daß bereits in der Bronzezeit Menschen im Bereich der späteren Wüstung gewohnt haben. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war das Gebiet erneut besiedelt, wie eine Anzahl von Scherben aus der jüngeren römischen Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit beweist. Allerdings ist für die Zeit der slawischen Besiedlung nach 600 eine Nutzung des Gebietes nicht anzunehmen, da die gesamte Landschaft offenbar zu den besiedlungsfreien Waldzonen zwischen den Slawengauen Nisan im Elbtal und Milska im Osten gehörte. Ausgrabungen in den Wüsten Dorfwiesen (OBERREIT 1821/22) erbrachten neben reichem mittelalterlichem Fundmaterial den Nachweis mehrerer Backöfen. Sie bestanden aus waagerechten Backflächen und kuppeiförmigen Lehmdächern, die oberflächlich als Hügel erkennbar waren. Bisher sind 4 derartige Hügel festgestellt worden. Von der wüst gewordenen Siedlung ist im Gelände außerdem noch der sogenannte Mühldamm wahrzunehmen, weiterhin gibt es einen kleinen Damm östlich des Baches, und 2 Dämme liegen südlich davon. Sie stauten offenbar Oberflächenwasser in Teichen, wie sie im Carswald bis auf den heutigen Tag anzutreffen sind. Ehemalige Hohlwege zeugen noch jetzt von der verkehrsmäßigen Erschließung und stellen Verbindungen mit dem unmittelbar vorbeiführenden Bischofsweg her. Nach den geborgenen Funden und der historischen Überlieferung muß mit dem Bestehen von Reinhardswalde (1435 Reinherswalde) vom 13. Jahrhundert an gerechnet werden. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wird die Dorf stelle nachweisbar wüst. E t w a 1 km südwestlich von ihr bestand früher eine Dynamitfabrik, von der nur Ruinenreste noch zu sehen sind. In der Nähe erinnert ein Stein an einen in Schullwitz ansässigen Arbeiter, der 1883 beim nahen Schänkhübel ermordet aufgefunden worden war.
M 4 Fernverkehrsstraße 6 oder Alte Budissinsche Land- und Poststraße (s. Bd. 17, Stolpen, A 5) heißt die Verbindung zwischen Dresden-Bühlau und dem Abzweig Wilschdorf, die fast geradlinig von Westen nach Osten über die Lausitzer Platte führt. Ihr
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heutiger Verlauf g e h t auf den A u s b a u nach 1815 zurück, als der S t a a t z u m Z w e c k M 4 der S t r a ß e n u n t e r h a l t u n g Chausseegelder einnahm. E i n solches Chausseehaus s t a n d in W e i ß i g , das n ä c h s t e a m F i s c h b a c h e r K r e u z . V o r h e r verlief die S t r a ß e e t w a 400 bis 1000 m weiter südlich und u m g i n g die Höhen bei W e i ß i g auf der Südseite. B e z e i c h n u n g e n wie A l t e B a u t z n e r Straße in der H a r t h e d e u t e n auf sie hin. H e u t e gilt die F 6 als w i c h t i g s t e O s t - W e s t - V e r b i n d u n g im Süden der D D R . D u r c h sie wird das Oberlausitzer Industriegebiet erschlossen, auf ihr v e r k e h r e n F a h r z e u g e im T r a n s i t v e r k e h r n a c h der V o l k s r e p u b l i k Polen. A u c h erreichen polnische Touristen und U r l a u b e r auf dieser Straße D r e s d e n sowie die sächsischen Mittelgebirgslandschaften. Mehrere Linienomnibusse v e r m i t t e l n den Personenv e r k e h r zwischen Dresden und der Oberlausitz b z w . d e m N e u s t a d t — S e b n i t z e r Raum.
Bühlau, S t a d t t e i l v o n Dresden,
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k a n n in mehrere, in historisch unterschiedlicher Zeit entstandene T e i l e gegliedert werden. A l t b ü h l a u oder das Oberdorf liegt an der Quohrener S t r a ß e in einer T a l m u l d e . A n dieses Straßendorf m i t w a l d h u f e n a r t i g e r G e l ä n g e f l u r schloß sich u n m i t t e l b a r als Zeilendorf und ebenso als B a u e r n d o r f Q u o h r e n a n (1365 Quorne). D e r N a m e Bele (1349) bedeutet soviel wie O r t a m hellen, w e i ß e n F l e c k oder B a c h , w a s v o n altsorbisch bely abzuleiten ist. Quohren ist e n t w e d e r auf altsorbisch dvor = der Hof oder kovaf = S c h m i e d z u r ü c k z u f ü h r e n . In beiden Ortsteilen lassen sich zahlreiche G ü t e r in den A k t e n bis 1595 z u r ü c k verfolgen, so Quohrener S t r a ß e 21, 24, 25, 26, 28, 31, 33, 35. D i e kleinen H ä u s e r Nr. 26 und 28 fallen d u r c h F a c h w e r k i m Obergeschoß, S a t t e l d ä c h e r u n d Giebelstellung auf. A n der Stelle des K u r h a u s e s , S i e g f r i e d - R ä d e l - P l a t z 1, s t a n d s c h o n 1642 eine Schenke. Ihre heutige G e s t a l t erhielt die G a s t s t ä t t e 1899. N a c h der Zerstörung der Dresdner T h e a t e r e r k l a n g im großen Saal a m 16. Juli 1945 d a s erste Sinfoniekonzert der S t a a t s k a p e l l e u n t e r der L e i t u n g v o n G e n e r a l m u s i k direkter Joseph KEILBERT. B i s zur E r ö f f n u n g des G r o ß e n H a u s e s i m J a h r 1948 fanden weitere A u f f ü h r u n g e n s t a t t , v o n A u g u s t 1946 an a u c h solche v o n O p e r n und Schauspielen. V o r d e m G e b ä u d e erinnert ein Obelisk des B i l d h a u e r s V i n cenz WANITSCHKE an die V e r e i n i g u n g v o n S P D u n d K P D zur S E D , die hier a m 7. A p r i l 1946 für das L a n d Sachsen vollzogen wurde. Seit 1961 dient der g r o ß e Saal des K u r h a u s e s als K u l t u r r a u m f ü r den S t a d t b e z i r k Dresden-Ost. W i e A l t b ü h l a u und Quohren u n t e r s t a n d der westliche T e i l v o n N e u b ü h l a u , das Niederdorf längs der B a u t z n e r L a n d s t r a ß e , z u s a m m e n m i t A d e l i g - B ü h l a u , v o n der B a u t z n e r L a n d s t r a ß e bis in die G r u n d s t r a ß e hinab, der H e l f e n b e r g e r Grundherrschaft. Hier w u r d e n 1651 3 Mühlen i m B ü h l a u e r G r u n d g e n a n n t : a u ß e r der B ä r m ü h l e die v o n L u d w i g RICHTER in d e m B i l d ,,In einem k ü h l e n G r u n d e " dargestellte Zeibigmühle (Nr. 145, 1937 abgebrochen) sowie N r . 1 7 1 als L o h m ü h l e . D i e östliche A m t s g e m e i n d e v o n N e u b ü h l a u n a h e d e m W a l d w a r 10
Dresdner Heide
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N l Mitte des 16. Jahrhunderts als Förster- und Waldarbeitersiedlung an der Straße nach Ullersdorf auf Forstboden entstanden und hieß auch Dürr-Bühlau. Das Forsthaus, Ullersdorfer Straße 1, schon um 1596 als Gütlein einer Försterswitwe erwähnt, ging 1621 an die Forstverwaltüng über. Auch heute wohnen hier Waldarbeiter. Die Hegereiterstraße erinnert daran, daß Bühlau schon im 16. Jahrhundert Sitz eines berittenen Försters war. Alle Bewohner von Bühlau und Quohren hatten das Recht der Hutung, der Gräserei, des Laubrechens und der Streunutzung in der Heide und durften alle Vierteljahre an einem Tag Holz schlagen. Dafür mußten sie Abgaben in Geld zahlen, 12 Ostra-Sicheltage leisten, Wege und Brücken unterhalten, 20 Mann für Jagddienste stellen, Wildfutter holen oder Wildbret fahren. Nach dem Erlaß der Landgemeindeordnung in Sachsen im Jahre 1838 wurden 1839 die Bühlauer Gemeinden und Quohren unter dem Namen „Bühlau mit Quohren" vereinigt. In dem Jahrzehnt vor 1900 erlangte Bühlau als Sommerfrische Beliebheit. So kam es 1904 zur Gründung eines Sanatoriums. Nach der Eingemeindung Bühlaus nach Dresden im Jahre 1921 entstanden auf seinem Gelände 1929 ein Altersheim, Bautzner Landstraße 108, und 1930 das Bühlauer Bad. Der Teil Neubühlaus nordwestlich der Bautzner Landstraße besteht erst seit 1894 als ein Villenvorort der nahen Großstadt. Die Straßenbahn Waldschlößchen—Bühlau wurde 1908 bis Weißig verlängert, um Anschluß an die 1906 eröffnete, 1951 aber wieder eingestellte Eisenbahn Weißig —Dürrröhrsdorf zu gewinnen (s. N 2). Heute verbindet der Omnibus mit Weißig, eine andere Linie führt zum Fernsehturm. Am 1. Januar 1897 wurde in Bühlau eine selbständige Kirchgemeinde gegründet, die den Bau einer Kirche im frühneugotischen Stil durchführte und diese am 19. Oktober 1899 einweihte. Vorher hatte der Ort kirchlich zu Schönfeld gehört. Der Friedhof besteht seit 1898; 1903 brachte man einen Denkstein für den Lehrer und. Ortschronisten Johann Christoph B E N K E (1794 — 1859) von Schönfeld hierher. Ein Grab enthält die Gebeine von 10 russischen und 4 französischen Soldaten, die am 1 1 . Mai 1 8 1 3 gefallen waren. Eine Reiheschule, deren Unterricht abwechselnd in den Elternwohnungen stattfand, bestand in Bühlau 1655. Von 1806 stammt das erste Schulhaus, Quohrener Straße 15, das noch steht und Wohnzwecken dient. 1861 wurde Quohrener Straße 12 ein neues Schulgebäude und 1889 ein weiteres daneben errichtet, die heutige 60. Oberschule. Als in Dresden-Bühlau die genossenschaftliche Arbeit in der Landwirtschaft begann, bestand zunächst seit 1958 die L P G T y p I I I Neues Leben, zu der sich seit i960 die L P G T y p I Am Taubenberg gesellte. Bis 1971 haben sich auch die Genossenschaftsbauern aus Gönnsdorf (LPG Pionier), Helfenberg und Rockau (LPG Freie Scholle), Pappritz (LPG Berghöhe), Cunnersdorf (LPG Keppbachquelle) und den Dresdner Stadtteilen Pillnitz, Oberpoyritz (LPG 13. August) sowie Rochwitz (LPG Rochwitzhöhe, s. N 3) der vereinigten Bühlau er Genossenschaft angeschlossen. 1971 bearbeitete sie 960 ha landwirtschaftliche Nutz134
fläche, wovon 328 ha mit Getreide, 96 ha mit Hackfrüchten und 170 ha mit Feld- N 1 futter bestellt wurden. Zu den 174 ha Dauergrünland gehören auch die Elbwiesen unterhalb Blasewitz und zwischen Loschwitz und Oberpoyritz. Für die zur Rindermast ausgewählten 180 Tiere bestehen Altställe in Bühlau, Pappritz und Helfenberg. Milchviehhaltung erfolgt dagegen in neuen, mechanisierten Ställen in Bühlau (180 Tiere), Pillnitz (140) und Helfenberg (200). Jährlich werden etwa 100 zur Zucht geeignete Kälber an die mit Gebirgsweiden gut ausgestattete L P G A m Trebnitzgrund in Börnchen verkauft und nach 2 J a h ren als Färsen wieder zurückerworben. Die Schweinemast hat man in der umgebauten Schäferei in Eichbusch konzentriert (s. N 9). Der Ackerbau erfolgt auf Böden sehr unterschiedlicher Wertigkeit. Die sandigen Bereiche am Rand der Dresdner Heide weisen die niedrigsten Bodenwertzahlen (18) auf und tragen Kartoffeln, Hafer oder Roggen. Lößlehmbedeckung bei Helfenberg ergibt die besten Standorte (70) für Weizen und Zuckerrüben. Außerdem muß der Feldbau die verhältnismäßig ungünstigen Oberflächenformen berücksichtigen. Ausgedehnte Bereiche werden von den zum Bühlauer Grund (Neurochwitzer Grundbach) und zum Elbtal (Wachwitzgrund, Helfenberger Grund, Keppgrund) abfließenden und überwiegend scharf eingetieften Wasserläufen sowie deren Quellzuflüssen zerschnitten. Im Stadtrandbereich verhindern Gartenkolonien, lockere Bauweise und viele Wege und Straßen zwischen den verstreuten Siedlungsteilen die Bildung großer Feldschläge und erfordern viele Überlegungen für den unkomplizierten Einsatz landwirtschaftlicher Technik. Die kleinsten Ackerflächen messen etwa 1 ha, die beiden größten 30 und 32 ha, die durchschnittlichen Schlaggrößen 3 bis 4 ha.
Weißig, Kreis Dresden
N 2
Der Weißiger Bach vereinigt alle Rinnsale, die zwischen der Gönnsdorfer Höhe (318,7 m) und den Weißiger Bergen entspringen und in Richtung zur Ullersdorfer Mühlaabfließen. E r bildet die 1,3 km lange Achse, an der zu beiden Seiten die Gehöfte des Waldhufendorfes Weißig einen hochwassersicheren Platz erhielten. Gartennahrungs- und Häusleranwesen füllen die schmale Talaue und setzen die randlich gelegenen Dorfausbauten zusammen. D a die Hufen unterschiedliche Länge aufweisen, besaßen die Bauerngüter auf der Süd- und Ostseite des Ortes Beistücke in der nordöstlichen Flur (Abb. 20 oben). Unterschiedliche Gesteine und ihre Verwitterungsprodukte bauen die Weißiger Gemarkung auf. Die ertragreichsten Felder liegen im südöstlichen Bereich, wo sich über dem Zweiglimmergranodiorit eine mit Lößlehm vermischte Decke aus Granodioritgrus entwickelte. Die Flurteile entlang der Prießnitz, so die Hainwiesen, bestehen aus Aulehmflächen, auf denen sich Grundwassergleye ausbildeten. Die Beschaffenheit dieser Böden ließ früher nur eine Grünlandnutzung zu. Die vom Hutberg ( 3 1 1 , 1 m) zum Napoleonstein (343,9 m) ziehende Hügelkette wird vorwiegend aus Porphyrit, -tuff und Konglomerat des R o t 10*
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N 2
Abb. 20. Flur von Weißig (oben: um 1900; unten: nach 1968)
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liegenden sowie kreidezeitlichem Sandstein aufgebaut, deren wenig ertragreiche N 2 Böden ehemals der Gemeindeviehweide vorbehalten blieben. In das Jahr 1235 soll die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes fallen, als der Burggraf von Dohna mehrere Hufen Land dem Kloster Zelle schenkte. Jedoch erst für 1357 ist ein sicherer Nachweis für den Ort zu erbringen, als die Markgrafen die „Landbete an gelde und getreyde in Wysock" verpfändeten (Festschrift 1955). Der Ortsname kann von altsorbisch vysok = hoch gelegen abgeleitet werden. 1378 gehörte Weißig zum markgräflichen A m t . Von 1421 bis 1543 bezog das Augustinerkloster von Alt-Dresden in Wiessag Zinsen und Abgaben der fronpflichtigen Bauern. Seitdem unterstand der Ort dem Rittergut Schönfeld. Von 1606 bis 1803 wurde in Weißig lediglich formell ein Rittergut geführt, obwohl die zuständige Grundherrschaft im Dorf weder eigene. Wirtschaftsgebäude noch Nutzfläche besaß. Deshalb mußten die Bewohner sogenannte trockene Zinsen entrichten. Von Z e i ß i g ist ein Fund bekannt geworäen, der sich aus Münzen (1593 bis 1811) sowie 2 Gefäßresten zusammensetzt. E t w a in der Mitte des Dorfes steht in dem ummauerten Friedhof die Kirche. Sie ging auf die Jahre 1632 bis 1633 zurück, erfuhr aber 1901 durch Woldemar KANDLER, Dresden, eine völlige Umgestaltung. Unverändert blieb nur der von dickem Mauerwerk umschlossene quadratische Westturm, dem ein Fachwerkobergeschoß mit Satteldach und spitzem Dachreiter aufgesetzt ist. Daran fügt sich die neue, kreuzförmige Anlage des Schiffes. Die einheitliche Ausstattung des Innenraumes ist bereits von Elementen des Jugendstils bestimmt. Orgelprospekt und Kanzelkorb weisen reiches vegetabiles Schnitzwerk auf. Den Mittelpunkt des barockisierenden Altaraufsatzes bildet das 1901 von Alfred DIETHE geschaffene Gemälde „ D e r Gang nach E m m a u s " . 1963 erfolgten unter der Leitung von Fritz STEUDTNER, Dresden, eine Neufassung des Altars und eine Umgestaltung des Innenraumes. Das 1728 errichtete, 1742 umgebaute Pfarrhaus weist 2 massive Geschosse mit Mansarddach auf, die ihre siebenachsige Vorderfront der Straße zuwenden. Das auf dem Kirchhof gefundene Steinkreuz aus Sandstein, in das eine Armbrust eingeritzt ist, wurde gegenüber vom früheren Bahnhof auf der Wiese unter Eichen neu aufgestellt. Zur Parochie Weißig zählten längere Zeit Pappritz, Gönnsdorf und Teile von Ullersdorf. Eine Schule soll schon 1555 bestanden haben. 1832 kamen zwischen 160 und 170 Kinder zum Unterricht. Die heutige polytechnische Oberschule steht an der Hauptstraße. Zu Weißig gehörten 2 Mühlen. Die 1529 erstmalig genannte Heidemühle lag außerhalb des Dorfes (s. K 1). Die andere stand an einem in der Ortsmitte aufgestauten Teich und läßt sich für 1546 nachweisen. In einem später an dieser Stelle errichteten Gebäude befindet sich heute der R a t der Gemeinde. Die Nähe zur Landeshauptstadt Dresden und vor allem die Lage an der strategisch wichtigen Bautzner Straße (s. M 4) brachten den Ort wiederholt in Kriegsgefahren und -nöte. So brannten Kroaten im Dreißigjährigen Krieg die 137
N 2 Kirche und weitere Gebäude des Dorfes nieder. Auch der Nordische Krieg brachte ebenso wie der Siebenjährige Krieg, als Dresden Hauptkriegsschauplatz war, Truppen nach Weißig. Besondere Belastungen zog das große Heerlager F R I E D R I C H S II. 1758 auf dem Hut- ünd Triebenberg nach sich. Auch N A P O L E O N S Armee marschierte 1812 auf der Fernstraße nach Rußland, eine der Erhebungen heißt seither Napoleonstein (s. O 2). Beim Rückzug der geschlagenen französischen Armee wurden zur Abwehr der nachrückenden Preußen und Russen auf Befehl N A P O L E O N S die Dreihäuser niedergerissen, eine Gruppe von Gebäuden an der Bautzner Straße. Seit der Jahrhundertwende dehnt sich die Dresdner Stadtgrenze bis an die Weißiger Flur aus. Damals, 1904, erhielt der Ort Anschluß an das Dresdner Gasnetz. Die 1908 von Bühlau aus gebaute Straßenbahn ersetzte man später durch Omnibusse. Diese Einrichtungen führten zu einem raschen Anwachsen der Einwohnerzahl, da sich vor allem in der Industrie Beschäftigte hier niederließen. Weißiger Werktätige gründeten 1911 den Arbeiter-Sportverein, aus dem 1928 das Arbeiter-Sportkartell hervorging. 8 fortschrittliche Arbeiter wurden während der faschistischen Zeit in Zuchthäuser und Konzentrationslager verschleppt. Altweißig, das Wohngebiet beiderseits der heutigen Haupt- und der Südstraße, erfuhr nach der Trockenlegung des Teiches zwischen der Pillnitzer und der Talstraße und dem Bau der Häuser am Teich eine östliche Erweiterung. Neuweißig entwickelte sich aus einer Gruppe von Kleinstsiedlerstellen im Gebiet der Dreihäuser, auf Karten auch Vierhäuser genannt, und liegt nördlich der Bautzner Straße. Außerdem gehören zum Dorf noch einzelne Grundstücke am Heiderand und die Sommerhäuschen am Marienbad. In Altweißig fallen an zahlreichen Bauernhäusern Sandsteingiebel auf. So wird die Fassade des Hauses Hauptstraße 23 mit Gesimsen und Ecklisenen gegliedert. Während die Wandflächen der Giebel aus Sandstein bestehen, sind die der Langseiten aus Granitbruchsteinen aufgebaut. Kniestock, flacher geneigtes Satteldach und die Giebelaufsätze sind hier Merkmale für die Architektur der Mitte des 19. Jahrhunderts. In einem zweigeschossigen, 9 Achsen langen und mit einem Satteldach versehenen Wohngebäude befindet sich die Schmiede, Südstraße 1. Auf einer Inschriftentafel aus Sandstein berichtet der frühere Besitzer von Brand und Neubau im Jahre 1858. Die 1905 bis 1906 schmalspurig erbaute Eisenbahn von Weißig nach Dürrröhrsdorf wurde 1951 aus Rentabilitätsgründen stillgelegt. Teile der alten Bahnhofsanlage werden für verschiedene Zwecke genutzt. Im ehemaligen Bahnhofsgebäude befindet sich das Sportkasino der B S G Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf. In früheren Schuppen lagert Material der Zwischengenossenschaftlichen Baugenossenschaft Grundstein. Seit dem Abbau der Gleisanlagen wird der Bahnkörper als Weg von Fußgängern sowie von Fahrzeugen aus der Landwirtschaft benutzt. Die genossenschaftliche Entwicklung setzte in Weißig 1953 ein, als sich mehrere Bauern zur L P G Glückauf zusammenschlössen. Sie vereinigte sich 1958 mit der
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L P G T y p I I I Vereinte K r a f t Schullwitz u n d n a h m deren N a m e n an. Seit 1969 N 2 b e s t e h t die L P G T y p I I I 20. J a h r e s t a g der D D R m i t Sitz in Weißig. Sie f a ß t die Mitglieder folgender ehemals selbständig w i r t s c h a f t e n d e r Genossenschaften aus den O r t e n der Schönfelder H o c h f l ä c h e z u s a m m e n : Weißig (Vereinte K r a f t , H u t b e r g , Neuer Weg), Schönfeld (Vorwärts, Drei Eichen, U n t e r d o r f ) , Schullwitz (Karl Marx, Vereinte K r a f t , A m Schullwitzbach), Zaschendorf (Am W a l d rand), Borsberg (8. April) u n d Reitzendorf m i t insgesamt 1 3 7 5 h a l a n d w i r t schaftlicher Nutzfläche, d a v o n 1007 h a Ackerland. I h r e W e r t z a h l e n liegen im Bereich der V e r w i t t e r u n g s b ö d e n des Zweiglimmergranodiorits u n d des Rotliegenden entlang der Weißiger Berge m i t 30 v e r h ä l t n i s m ä ß i g niedrig. Die m i t L ö ß l e h m bedeckte Schönfelder H o c h f l ä c h e weist B o d e n w e r t z a h l e n bis 60 auf. Hier betreibt die Genossenschaft Weizen- u n d H a c k f r u c h t a n b a u , w ä h r e n d auf d e n übrigen S t a n d o r t e n anspruchslosere Getreide- u n d F e l d f u t t e r a r t e n sowie G r ü n l a n d vorherrschen. Von d e m Meliorationsvorhaben „Einzugsgebiet obere P r i e ß n i t z " w a r e n bis 1972 Arbeiten f ü r 1 Million M a r k a u s g e f ü h r t . Dabei e n t w ä s s e r t e m a n auf d e n Hainwiesen allein 200 h a stauvergleytes Ackerland u n d w a n d e l t e 80 h a G r ü n land in Äcker u m . Diese bodenverbessernden M a ß n a h m e n sowie die Beseitigung v o n insgesamt 20 h a Feldwegen u n d -rainen bildeten die Voraussetzungen f ü r große z u s a m m e n h ä n g e n d e Schlagkomplexe m i t d u r c h s c h n i t t l i c h e n Größen von 55 h a . D e r S c h l a g k o m p l e x 1 1 (Abb. 20 unten) beispielsweise, der seit d e r Melioration überwiegend d e m Ackerbau dient-, b e s t a n d vorher aus insgesamt 40 einzelnen F l u r s t ü c k e n m i t den dazugehörenden Feldwegen. F ü r die tierische P r o d u k t i o n s t e h e n der Genossenschaft große Stallanlagen zur Verfügung. In Weißig (170 Kühe), Schönfeld (150), Reitzendorf (80) u n d Borsberg (70) wird Milchwirtschaft betrieben. Mastrinder sind in Weißig (190) u n d Schönfeld (110) k o n z e n t r i e r t sowie in einzelnen a l t e n Ställen u n t e r g e b r a c h t . In Weißig u n d Schönfeld (s. O 8) wurden 1972 insgesamt 3000 Schweine gehalten. Zwischengenossenschaftliche Kooperationsvereinbarungen f ü r P f l a n z e n p r o d u k tion bestehen seit 1. J a n u a r 1973 zwischen der L P G Vereinte K r a f t in Weißig, der L P G Neues Leben in B ü h l a u (s. N 1) u n d der L P G O t t o B u c h w i t z in E s c h dorf (s. O 6). I h r e Mitglieder b e w i r t s c h a f t e n insgesamt 2600 h a Acker- u n d G r ü n land.
Rochwitz, S t a d t t e i l von Dresden,
N 3
auf der H o c h f l ä c h e zwischen Loschwitzgrund u n d W a c h w i t z g r u n d , steigt v o n 170 m auf f a s t 280 m ü. N N an. Der O r t s n a m e — 1378 Rochewitz — ist als Dorf eines R o c h zu erklären. Wie bei vielen Gemeinden der U m g e b u n g liegt a u c h hier ein slawischer P e r s o n e n n a m e zugrunde. I n Oberrochwitz, einem Angerdorf m i t Block-Streifenflur in einer W i e s e n m u l d e m i t Quelle u n d Teich, b r a n n t e 1869 d a s den Nordwesten abschließende G u t a b u n d w u r d e e t w a 100 m v o m D o r f 139
N 3 p l a t z entfernt als Gasthof neu gebaut, 8 bäuerliche Anwesen blieben erhalten. A l t r o c h w i t z 9 besitzt ein H o f t o r mit großer Rundbogendurchfahrt und dem Monogramm I G P 1807 im Schlußstein. Niederrochwitz besteht seit der Mitte des 16. Jahrhunderts als Häuslersiedlung im Losch'witz—Bühlauer Grund an der Tännichtstraße. A n ihrem unteren E n d e findet m a n in der Grundstraße die Gaststätte Zur Eule- mit originellen Haussprüchen zwischen dem Fachwerk des Obergeschosses. Die Zahl 1827 im Türsturz rührt wohl von einem U m b a u her. A u c h das benachbarte H a u s Nr. 102 ist ein Fachwerkgebäude. L a n g e Zeit gehörte Oberrochwitz zum R i t t e r g u t Helfenberg, 1832 wurde das gutseigene Rochwitzer Tännicht Staatsforst. 1882 baute R o c h w i t z eine eigene Schule, die jetzige 61. Oberschule. 1884 legten die Maurermeister Gebrüder Pietzsch, an die der Zwei-Brüder-Weg erinnert, im „ B u s c h " den Grund zu Neurochwitz, im Volksmund K a m e r u n genannt. Seit 1893 f ü h r t die heutige Krügerstraße von Loschwitz zur Ortsmitte v o n Rochwitz. 1925 wurde die Mittelstraße als Karpathenstraße ausgebaut, und 1937 entstand an der Hutbergstraße, dem Kirch- oder Leichenweg, eine Kleinhaussiedlung mit 100 W o h nungen. In erster Linie für die Versorgung der Bevölkerung der Großstadt Dresden bestehen in R o c h w i t z 2 Betriebsteile der L P G Neues Leben (s. N 1). Die A b teilung Gärtnerei betrieb 1971 Feldgemüsebau auf 30 h a und besaß außerdem 20 a unter Glas zur Treibgemüseerzeugung. Durch die Geflügelintensivhaltung wurden 1971 an die Verbraucher 35000 Broiler abgegeben; um diese A u f g a b e erfüllen zu können, müssen sich ständig e t w a 9000 Tiere in den A n l a g e n befinden. Weitere 6000 Legehennen sorgen dafür, d a ß Frischeier direkt an den Einzelhandel, an Betriebsküchen und Krankenhäuser in Dresden geliefert werden. A n der K a r p a t h e n Straße befindet sich das Projektierungsbüro des V E B K o m binat Impulsa. Hier werden die Unterlagen zu neuen Milchvieh- und Rinderstallanlagen entworfen.
N 4 Gönnsdorf, Kreis Dresden, liegt an der Straßenkreuzung B ü h l a u — S c h ö n f e l d und W e i ß i g — P a p p r i t z in einer durchschnittlichen Höhenlage v o n 300 m ü. N N auf einem schwach geneigten Hang. Sein Granodioritgrus, der auch die in der Flur auftretenden flachen K u p p e n aufbaut, wird von L ö ß l e h m überlagert. Gönnsdorf gehörte wie Helfenberg und Schönfeld zu den frühen Rittersitzen am R a n d e des Altsiedelgebietes. A u s dem Herrensitz entwickelte sich ein Gutsweiler, in dem die früheren Häusler- und Gartennahrungen regellos etwas abseits v o m Herrenhaus stehen. Die 115 ha große Flur w a r in Gutsblöcke eingeteilt. Der O f t , der als Gadelstorf einem Verzeichnis von 1378 zufolge z u m Castrum Dresden gehörte, mußte dem Markgrafen v o m Forsthafer zinsen (s. N 5). Sein
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N a m e ist auf einen L o k a t o r G o d w i n oder einen Slawen Goden z u r ü c k z u f ü h r e n . N 4 1540 h a t t e n die Grundherren neben anderen D ö r f e r n a u c h Godensdorff zu Lehen. Später g a b es im O r t 6 W o h n h ä u s e r und eine W i n d m ü h l e . E r s t 1764 erhielt das R i t t e r g u t die A l t s c h r i f t s ä s s i g k e i t . B i s zu diesem Z e i t p u n k t unterstand Gönnsdorf der Schönfelder oder Helfenberger G e r i c h t s b a r k e i t , p f a r r t e und schulte dagegen n a c h W e i ß i g . H e u t e besuchen die K i n d e r die B ü h l a u e r Schule. Gönnsdorf erhielt schon u m 1920 Siedlungshäuser, w o d u r c h sich der O r t zu einer t y p i s c h e n A r b e i t e r w o h n g e m e i n d e entwickelte. N u r 1 6 % v o n den insgesamt 143 B e r u f s t ä t i g e n w a r e n 1966 in der L a n d w i r t s c h a f t t ä t i g , w ä h r e n d der überwiegende Teil in d e m nahen Dresdner Industrieraum einer A r b e i t n a c h ging. B e k a n n t w e g e n seiner u m f a s s e n d e n A u s s i c h t w a r der 25 m hohe A u s s i c h t s t u r m auf einer A n h ö h e (318,7 m ü. N N ) nordöstlich v o n Gönnsdorf. S c h o n u m 1600 soll hier eine W i n d m ü h l e g e s t a n d e n haben. B e i den K ä m p f e n u m D r e s d e n b r a n n ten österreichische Soldaten 1813 die damalige W i n d m ü h l e ab, u m ihre A n wesenheit den jenseits der E l b e stehenden eigenen T r u p p e n v e r b ä n d e n anzuzeigen. Die wieder a u f g e b a u t e H o l l ä n d e r w i n d m ü h l e arbeitete bis 1896, als sie d u r c h einem A u s s i c h t s t u r m m i t G a s t s t ä t t e ersetzt wurde. Diesen s p r e n g t e n 1945 faschistische T r u p p e n . D u r c h die B o d e n r e f o r m v o n 1945 k a m e n die über 110 h a großen F l ä c h e n des R i t t e r g u t e s und die W i r t s c h a f t s g e b ä u d e a n 6 N e u b a u e r n und 3 l a n d a r m e A l t bauern. In der N ä h e des G u t e s e n t s t a n d e n mehrere neue G e h ö f t e . D a s frühere Herreilhaus, eine einflügelige A n l a g e m i t einer neunachsigen S t r a ß e n f r o n t und m i t einer achtachsigen H o f f r o n t , w a r ursprünglich auf drei Seiten v o n W a s s e r umgeben. E s h a t sich m i t seiner zweigeschossigen, durch einen Mittelrisalit gegliederten Fassade, m i t d e m M a n s a r d w a l m d a c h , das v o n r e g e l m ä ß i g verteilten D a c h h ä u s c h e n und G a u p e n belebt ist, u n v e r ä n d e r t erhalten. D a s H a u s s t e h t unter D e n k m a l s c h u t z und wird als G e m e i n d e a m t und zu W o h n z w e c k e n g e n u t z t . A u f seiner R ü c k s e i t e b e f i n d e t sich der W i r t s c h a f t s h o f , an den sich der P a r k anschließt. Sein M i t t e l w e g leitet zu einem aus 2 S a n d s t e i n b e c k e n gebildeten Wasserspiel hin.
Cunnersdorf, K r e i s Dresden
,
N 5
Zwischen Gönnsdorf und Schönfeld h a t der westliche Q u e l l f l u ß des K e p p b a c h e s eine flache, s ü d w ä r t s nur w e n i g geneigte T a l m u l d e ausgeräumt. Beiderseits des D o r f b a c h e s ziehen sich die kleinen früheren G e h ö f t e entlang. Wahrscheinlich wurde Cunnersdorf später als die N a c h b a r o r t e gegründet. D i e A n l a g e des kleinen Zeilendorfes m i t w a l d h u f e n - und g e w a n n ä h n l i c h e n S c h m a l streifen erfolgte auf Schönfelder und Helfenberger R i t t e r g u t s f l u r . B e i der ersten b e k a n n t e n urkundlichen E r w ä h n u n g 1350 schrieb m a n Kunratsdorf — D o r f des K o n r a d . 1378 gehörte Kunstorf z u m Castrum Dresden. E s m u ß t e d e m M a r k -
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N 5 grafen v o m F o r s t h a f e r zinsen, der als F u t t e r f ü r die J a g d h u n d e diente. Zu Helfenberg gehörte 1477 Kommerßdorff m i t den Ober- und Niedergerichten. A u c h im 17. und 18. J a h r h u n d e r t übte das Helfenberger R i t t e r g u t grundherrliche R e c h t e aus. 1530 hören wir v o n d e m „ d o r f f e Kunerßdorff s a m s t funff Teichlein, eynen w y s s a m ment zu zwelff großmeddern v n d e y n e n w y s s e g a r t e n " . 1539 waren die B e w o h n e r der K i r c h f a h r t und dem Schulbezirk v o n Schönfeld angeschlossen. D u r c h den Nordteil der F l u r f ü h r t e die Eisenbahnlinie v o n W e i ß i g n a c h Dürrröhrsdorf (s. N 2), an der beim D o r f t e i c h eine Haltestelle für Cunnersdorf lag. B e i der A u f teilung des R i t t e r g ü t e s Helfenberg im Zuge der Bodenr e f o r m 1945 erhielt die Gemeinde das früher zu ihrer F l u r gehörende L a n d zurück. Mit diesem G r u n d und B o d e n s t a t t e t e m a n 2 N e u b a u e r n und 6 landarme B a u e r n aus. Die Mitglieder der i960 gegründeten L P G T y p I K e p p b a c h q u e l l e gehören heute zur L P G Neues L e b e n in B ü h l a u (s. N 1). D u r c h den B a u neuer Ställe werden, wie in den anderen Dörfern, viele bäuerliche W i r t s c h a f t s g e b ä u d e funktionslos. D e r R a t der Gemeinde u n t e r s t ü t z t die B e m ü h u n g e n der B e w o h n e r , leerstehende Ställe und Scheunen u m z u b a u e n und neuen V e r w e n d u n g s z w e c k e n z u z u f ü h r e n . So h a t sich das Dorf, a u c h in anderen Orts c h a f t e n an d e m W e s t - u n d Südrand der Schönfelder H o c h f l ä c h e ist gleiches zu beobachten, v o n einer B a u e r n - zu einer A r b e i t e r w o h n g e m e i n d e entwickelt. D e r überwiegende Teil der E r w e r b s t ä t i g e n geht täglich einer A r b e i t in Dresden nach.
N 6 Wachwitz, S t a d t t e i l v o n Dresden, besitzt m i t seiner v o n 240 m ü. N N auf 110 m abfallenden F l u r A n t e i l a m B r u c h r a n d der Lausitzer Störung, an der vorgelagerten Heidesandterrasse und der E l b a u e . D e n elbseitigen H a n g der Granodiorithochfläche h a t m i t einem tief eingeschnittenen G r u n d der W a c h w i t z b a c h zerkerbt, dessen W a s s e r einen S c h u t t k e g e l bis in den S t r o m vorschob. D a r a u f e n t s t a n d als R u n d l i n g das älteste W a c h w i t z (1350: Wachwicz). D e r N a m e ist v o n einem slawischen Personennamen abzuleiten und bed e u t e t Dorf des V a c h . A m D o r f p l a t z A l t w a c h w i t z m i t s o w o h l traufseitiger A n o r d n u n g (Nr. 9 und 10) als a u c h
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252 m
Giebelstellung der Häuser zeigt Nr. 3 im Giebeldreieck schöne Ausbildung des N 6 Fachwerks, Nr. 5 an der Giebelseite Umgebinde und im Fachwerkobergeschoß Andreaskreuze. Zwischen beiden Gebäuden erinnert ein Gedenkstein an ein Ünwetter vom 12. Mai 1844. Dorfausbauten erfolgten sowohl im Wachwitzgrund als auch an den von der Pillnitzer Landstraße bergwärts ziehenden Wegen. Oberwachwitzer Weg 2 und 5, beide mit Fachwerkobergeschoß, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Das Fachwerkhaus Am Steinberg 18 entstand dagegen Schon an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert und zeigt einen hakenförmigen Grundriß. Das zweistöckige Haus Wachwitzgrund 1 3 mit Andreaskreuzen im Fachwerk des Obergeschosses und mit Umgebinde vor der Stube ist noch älter und über der Tür mit 1623 bezeichnet. Fehlende Ackerflächen ließen die Bewohner Fischfang und später an den Hängen Wein- und Obstbau treiben. An den Wächwitzer Weinbau erinnert noch das alte Dorfsiegel mit einem Weinbergwächter und zwei Rebstöcken. Auf ehemaligen Weinbergparzellen errichteten vor allem Fabrikanten und hohe Staatsbeamte Landhäuser. Die. Schönheit der Landschaft zog auch Maler und
Abb. 21. Ansicht (links) und Rundblick (rechts) vom Wächwitzer Fernsehturm (nach einem Prospekt) 143
6
Dichter nach Wachwitz. Am Steinberg 1 wohnte Wolf Heinrich Graf B A U D I S der Theaterstücke von M O L I E R E und zusammen mit Dorothea T I E C K solche von S H A K E S P E A R E übersetzte. Die Wachwitzer hatten nicht nur ihre „gesetzten" Frondienste zu leisten. Der Gutsherr hatte das Recht, die Untertanen täglich zum Hof zu rufen und „ungemessene" Dienste zu fordern. Das führte seit 1623 unter Joachim von Loss zu den schwersten Bedrückungen (s. N 7, O 8). Das vom 15. bis 17. Jahrhundert mit Pillnitz verbundene und später selbständige Wachwitzer Rittergut, dessen Sitz die alte Weinpresse und der spätere Gasthof Zum Weinberg mit der Preßgasse daneben war, bezog Einkünfte aus den Weinbergen, aus der Brauerei, aus Zinsen, der niederen Jagd und der Fischgerechtigkeit in der Elbe. Seit 1645 war ihm auch Niederpoyritz untergeordnet. Seit 1824 hatte Prinz F R I E D R I C H A U G U S T , der spätere König F R I E D R I C H A U G U S T II., Rebland erworben, das er bis zu seinem Tode 1854 zu einem großen, zusammenhängenden Gelände von 38 ha erweiterte, vom Kotzschweg in Loschwitz bis zum Wachwitzer Höhenpark und zur Ohlsche. 1827 kaufte er das Rittergut. AM Preßhaus befindet sich über der Tür ein Relief von 1799. Die Kapelle erbaute 1839 Carl Moritz H A E N E L . 1893 wurde eine Sommervilla (Bild 18) — ihre Nebengebäude ausgenommen — durch das untere Schloß ersetzt, heute ein Studentenwohnheim der Pädagogischen Hochschule (Am Steinberg 14). 1934 bis 1936 entstand das obere Schloß, das jetzt der Zentralrat der Freien Deutschen Jugend als Sonderschule nutzt. Inmitten des umfangreichen Parkgeländes zwischen beiden Schlössern befindet sich das Bezirkskabinett für Weiterbildung der Lehrer und Erzieher. 1895 gab es in Wachwitz Dr. Klenkes „Kurberg", eine Wasserkuranstalt, aus der später die „Ziegenalm", eine Ziegenmilchwirtschaft, hervorging. Seit 1903 besitzt Wachwitz Straßenbahnverbindung, 1930 wurde es Dresdner Stadtteil, nachdem 1928 der Bau von Eigenheimen auch auf dem Hochplateau begonnen hatte (Waldmüller- und Hottenrothstraße). Das Hanggelände unterhalb der Siedlung Oberwachwitz wurde als Standort für ein neues Wahrzeichen von Dresden, den Fernsehturm (Abb. 2 1 a ) , ausgewählt, der am 6. Oktober 1969, dem Vorabend des 20. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik, seiner Bestimmung übeigeben werden konnte. Die Landoberfläche liegt hier 231 m ü. NN und 1 2 1 m über dem Elbspiegel. Der Turm mißt bis zur Spitze 252 m. Auf der Aussichtsplattform über dem zweigeschossigen Café befindet man sich 379 m ü. NN und 269 m über dem Strom. Die Plattform vermittelt einen umfassenden Rundblick (Abb. 21b). Zwei Schnellaufzüge mit einer Fahrgeschwindigkeit von 6 m/s bringen die Besucher — 1971 insgesamt 302300 Personen — in 25 Sekunden dort hinauf. Die obersten 85 m des stählernen Antennenträgers haben Sendeantennen aufgenommen, die U K W - und Fernsehprogramme ausstrahlen. Ein in einem Ölbad gelagertes Tilgerpendel dämpft (tilgt) bei Windeinwirkungen die Schwingungen des Stahlschaftes, der sich hinter dem sichtbaren Betonmantel verbirgt. Die elegante Silhouette wird durch die geringen Durchmesser des Bauwerkes herSIN,
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vorgerufen: 9,40 m beim Turmfuß, 16 m beim Kelchrand, 15,50 m beim Café N 6 und 3,00 m bis 1,80 m beim Antennenträger. Das Gesamtgewicht von 7300 t ruht auf einem Ringfundament aus Stahlbeton mit 2 1 m Durchmesser, das im Lausitzer Granodiorit gegründet wurde.
Pappritz, Kreis Dresden,
N 7
liegt am westlichen Eckpunkt der Schönfelder Hochfläche in einer Höhe von 240 bis 260 m ü. NN. An den Rändern über dem mehr als 100 m tief eingeschnittenen Elbtalgraben, dem Helfenberger und Wachwitzer Grund sind die pleistozänen Deckschichten durch Abtragung entfernt worden. So hat sich auf dem anstehenden Lausitzer Granodiorit lediglich eine geringmächtige Grusdecke erhalten, die sich nur bedingt für die landwirtschaftliche Nutzung eignet. Der Ortskern ist als Platzdorf noch deutlich erkennbar. Um die Dorfmitte mit einer in das Erdreich eingetieften Brunnenstube gruppieren sich Zwei- und Dreiseithöfe. In unmittelbarer Nachbarschaft steht in der Straße des Friedens 34 ein gut gepflegtes Gehöft mit Scheune und Wohnstallhaus mit schlichtem Fachwerkobergeschoß aus der Zeit um 1800. Am unteren Ende des Dorfplatzes weist das zweigeschossige Wohnstallhaus Am Dorfteich 4 eine bemerkenswerte Giebelgestaltung auf. Während die Längsseiten im Obergeschoß Fachwerkwände besitzen, ist die Giebelmauer massiv aufgeführt. Die Maßverhältnisse und die klassizistischen Details sowie das Krüppelwalmdach heben das nach 1800 erbaute Haus aus der Reihe der übrigen Bauernhäuser heraus. Die Flur des Dorfes war, wie der Plan von 1843 zeigt, in Blöcke und Streifen eingeteilt. Nach einer Urkunde von 1278 soll in Papirzcan ein Herrensitz bestanden haben. Der Ortsname läßt sich als die im Farn Sitzenden (altsorbisch) erklären. Aus einem Lehnbrief von 1420 geht die Abhängigkeit Pappritz' von Helfenberg hervor. Von 1572 bis in das 19. Jahrhundert hatte es die Erbzinsen an die Rittergutsbesitzer in Pillnitz zu entrichten. Aus dem Jahre 1616 liegt eine Beschwerde der Bauern an den Kurfürsten über ihren damaligen Grundherrn Joachim von Loss (f 1633) vor, der die in den Erbregistern festgelegten Frondienste und Abgaben noch zusätzlich erhöhte. Er forderte von den Untertanen die unentgeltliche Obsternte und Weinlese mit eigenen Geräten von Sonnenaufgang bis -Untergang sowie das Laufen von Botschaft und die Stellung von Knechten und Mägden für die Erntearbeit. In ihrer Schrift legten die Bauern unter anderem dar, daß die „armen elenden Leute neben unsern armen elenden Weib und Kjnder ein unser liebe Brot fast an den Bettelstab suchen müssen". Über den Erfolg wissen die Chroniken nichts zu berichten. Pappritz pfarrte und schulte nach dem 3 km entfernten Weißig. Die rasche Entwicklung der Gemeinde vom Bauerndorf zur Arbeiterwohngemeinde wurde durch den Bau der heutigen Staffelsteinstraße 1914 begünstigt.
145
N 7
V o r h e r m u ß t e n alle L a s t e n ü b e r d e n U m w e g d u r c h d e n H e l f e n b e r g e r G r u n d t r a n s p o r t i e r t w e r d e n . D a n n e r m ö g l i c h t e die n e u e V e r b i n d u n g d u r c h d e n d i r e k t e n A n s c h l u ß n a c h N i e d e r p o y r i t z i m E l b t a l eine bessere V e r s o r g u n g d u r c h F a h r z e u g e . B e i d e r s e i t s des S t r a ß e n z u g e s e n t s t a n d e n auf p a r z e l l i e r t e m B a u e r n land zahlreiche Siedlungshäuser. V o n d e n 376 E r w e r b s t ä t i g e n ' w a r e n 1966 i n s g e s a m t 8 2 % in d e r s t ä d t i s c h e n I n d u s t r i e u n d V e r w a l t u n g b e s c h ä f t i g t . D i e a n d e r e n B e w o h n e r sind in d e r 1960 g e g r ü n d e t e n L P G T y p I B e r g h ö h e t ä t i g , d i e sich d e r L P G N e u e s L e b e n in B ü h l a u a n s c h l o ß (s. N 1). D e r D o r f g a s t h o f n i m m t a u c h U r l a u b e r a u s d e m V E B K a l i k o m b i n a t Volkenroda/Thüringen auf.
N 8 Helfenberg, O r t s t e i l v o n R o c k a u I m o b e r e n T e i l d e s H e l f e n b e r g e r G r u n d e s , u n d z w a r auf e i n e m S p o r n g e g e n ü b e r v o m R i t t e r g u t , v e r m e r k t d a s M e i l e n b l a t t v o n 1800 d i e R u i n e n r e s t e d e r Hilfenburg. Sie g e h ö r e n zu einer f r ü h d e u t s c h e n W a r t e , die aus e i n e m t u r m h ü g e l a r t i g e n B e f e s t i g u n g s b a u m i t z w e i n o r d ö s t l i c h gelegenen V o r g r ä b e n u n d W ä l l e n b e s t e h t , die g e g e n d a s H i n t e r l a n d a b s i c h e r t e n . I m B e r e i c h e d e r M a u e r r e s t e wurdenm i t t e l a l t e r l i c h e S c h e r b e n g e b o r g e n . E i n e B e f e s t i g u n g (castrum) H e l f e n b e r g i s t e r s t m a l s f ü r 1350 b e l e g t . D e r H e r r e n s i t z w a r E i g e n t u m d e r F a m i l i e v o n Ziegler, bis i h n d e r K u r f ü r s t FRIEDRICH d e r S t r e i t b a r e u m 1400 e r w a r b . U m 1568 soll die B u r g n o c h b e w o h n t w o r d e n sein, u n d i m D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g v e r m o c h t e sie d e n w i e d e r h o l t e n A n g r i f f e n d e r K r o a t e n s t a n d z u h a l t e n . N i c h t b e n u t z u n g f ü h r t e d a n n z u m t e i l w e i s e n A b r i ß d e r B u r g , so d a ß v o n d e m H a u p t g e b ä u d e in d e r M i t t e des 19. J a h r h u n d e r t s k e i n e S p u r m e h r z u f i n d e n w a r (LEUPOLD u m 1860). I n Ü b e r l i e f e r u n g e n a u s d e r Z e i t u m 1460 i s t v o n ,,slos u n d f o r w e r g k Helfenberg" z u lesen. Z u s a m m e n m i t d e m R i t t e r g u t S c h ö n f e l d v e r k a u f t e K u r f ü r s t MORITZ d e n B e s i t z 1555 seinem F e s t u n g s b a u - , O b e r r ü s t - u n d O b e r f o r s t m e i s t e r H a n s v o n DEHN-ROTHFELSER, in dessen F a m i l i e n b e s i t z die H e r r s c h a f t bis 1 7 6 0 b l i e b . W i e a u s e i n e m L e h n b r i e f h e r v o r g e h t , e r r i c h t e t e m a n u m 1535 ein n e u e s H e r r e n h a u s in d e r N ä h e d e s V o r w e r k e s . Ü b e r die G r ö ß e des V o r w e r k e s l i e g e n f ü r 1627 g e n a u e A n g a b e n v o r . Z u i h m g e h ö r t e n n e b e n d e m H e r r e n h a u s u n d „ V i e h e h a u ß " a u c h S c h e u n e n , Ställe, G ä r t e n u n d Ziegelei, B r a u h a u s , S c h ä f e r e i f ü r 660 S c h a f e , eine M a h l m ü h l e , 13 F i s c h t e i c h e s o w i e 13 z i n s p f l i c h t i g e D ö r f e r , d e r e n U n t e r t a n e n auf d e n F e l d e r n u n d W i e s e n d e r in G u t s b l ö c k e g e t e i l t e n F l u r ( A b b . 29) ihre F r o n d i e n s t e l e i s t e n m u ß t e n . D a s H e r r e n h a u s des f r ü h e r e n R i t t e r g u t e s w u r d e u m 1 7 7 5 z w e i g e s c h o s s i g u n d s i e b e n a c h s i g v o n J o h a n n G o t t f r i e d KUNTSCH errichtet, u n d m i t e i n e m K r ü p p e l w a l m d a c h v e r s e h e n . U m 1800 e r f o l g t e ein U m b a u v i e l l e i c h t d u r c h G o t t l o b F r i e d r i c h THQRMEYER (F 1842). D i e H a u p t f r o n t w u r d e i m O s t e n u m 2 A c h s e n v e r l ä n g e r t , d a s D a c h als S a t t e l d a c h d u r c h g e z o g e n , d e r E i n g a n g in d i e ö s t l i c h e G i e b e l s e i t e v e r l e g t . D i e n e u e S t i r n s e i t e e r f u h r eine k l a s s i z i s t i s c h e G l i e d e r u n g .
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Die 3 Giebelfenster faßte man durch eine kreisförmige Blende zusammen; in N 8 Hauptgesimshöhe ordnete man einen aus 3 Stuckreliefs von Franz P E T T R I C H (| 1844) bestehenden Fries mit mythologischen Szenen an. Die Pfeiler des Hoftores wurden mit Urnen aus Sandstein geschmückt. Helfenberg besaß auch ein Winzer- oder Kelterhaus, das die Trauben von dem Weinberg in der Kucksche und vom Alten Weinberg bezog, der 1645 allein für 15 Weinbergbesitzer aus Rockau parzelliert war. Als technisches Denkmal hat sich 1,5 km südwestlich von Helfenberg das alte Preßhaus von 1673 erhalten. Es besteht aus 2 rechtwinklig einander zugeordneten, eingeschossigen Bauten. Das talseitige Hauptgebäude wurde um 1860 von einem auf kräftigen Konsolen ruhenden Zeltdach abgeschlossen. Große Rundbogenfenster gliedern die dreiachsige Talfront, Segmentbogenfenster die Rückfront. Die Brautèiche dienten der Wasserversorgung der Brauerei und sollten vor allem die gefürchteten Trockenzeiten überbrücken. Alle Ortschaften am Rande der Schönfelder Hochfläche hatten früher besonders unter Wassermangel zu leiden. Im Helfenberger Grund standen 2 Mühlen. Die 1764 verkaufte Hofemühle kam 1895 wieder an das Rittergut und wurde abgerissen. Die andere, 1621 erstmals angeführt, erwarb 1869 der Fabrikant Eugen D I E T R I C H , der sie zu einer Papier- und chemischen Fabrik für die Herstellung pharmazeutischer Präparate umgestalten ließ. Heute produziert ein Betriebsteil des V E B Pentacon Dresden mit etwa 90 Arbeitskräften Kleinbildkameras in diesen Gebäuden. Die Helfenberger Neubauern, die durch die Bodenreform 1945 Boden erhielten, bewirtschafteten im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in Rockau (s. Q 8) die Felder und Wiesen. 1971 schloß sich die L P G der L P G Neues Leben in Bühlau (s. N 1) an. In den alten Wirtschaftsgebäuden des Rittergutes ist eine Reparaturabteilung untergebracht. Eichbusch.. Ortsteil von Rockau
N 9
Die landwirtschaftliche Nutzfläche (Abb. 29) des Rittergutes Helfenberg breitete sich im 17. Jahrhundert zwischen dem Helfenberger und dem Keppgrund aus. Um die Felder besser bewirtschaften zu können, errichtete man um 1618 ein Vorwerk, dem sich Häusleranwesen am westlichen Wiesenhang des Keppgrundes, zwischen der Bock- und der Felgnermühle anschließen. 1652 hieß diese Siedlung Schäffereyen in Eichbüschen, was auf ihre damalige Bedeutung hinweist. In den Vorwerksgebäuden wird heute nach umfangreichen Umbauten Schweinemast (s. N 1) getrieben. Hutberg (311,1 m)
Ol
Vom westlichen Rand der Kuppe des Hutberges, auf der um 1590 ( O E D E R ) ein Kreuz stand, überblickt man das breite Muldental der Prießnitz, das nach Westnordwest zur Dresdner Heide verläuft und im Norden von flachen Grano-
147
O l
dioritkuppen, wie dem Hempelsberg (285,2 m), begrenzt wird. Auf kleinem Raum treten hier deutliche Unterschiede im Relief, im Bau der Lockermaterialdecke, im Feuchteverhalten des Bodens und in der Bodentypenverteilung auf, die sich besonders vor den umfassenden Meliorationen (s. N 2) in unterschiedlichen Nutzungsverhältnissen äußerten (Abb. 22).
NW
SO Dresdner
Heide
Hut-Berg
Prieftniti
311 m
(m)
J/A ^S.
245 ™
x '
; ;_ _ X 3
1.
2. 3.
X
X
X
X
x
x
*
Kleinkuppiges Dünenrelief
trocken-frisch Podsoie
5.
Kiefernforsl"
1. Retief und Neigung
X
X
flaches Muldental
Flugsand über Zweiglimmerg ronodiorif
4.
X
Auelehm über Zwergi.
*X
x
X
*
X
*
gestreckter Granodiörit- j grus über Zw. j
X x
A
A
^
A
* * X -
2
Hang
Kuppe
Porphyrschutt über Zweigl.-
Porphyritfels
Hang
2,5 Km
L ö ß l e h m über Zw. frisch
grundnaß
frisch
trocken-frisch
Grundgleye
Braunerden
Ranker
Braunerden
Ackerland
Laubmischwald
Ackerland
Dauergrünland 2. Geologischer Untergrund
3. Soden wosser Verhältnisse
4. Sodenformen
5. Nutzung
A b b . 22. Landschaftsökologisches Profil vom Hutberg bei Weißig zur Dresdner Heide (Entwurf: K.-H. N O A C K ) Der Hutberg selbst wird von einem Ergußgestein aufgebaut, welches die hangende Partie einer unterrotliegenden Schichtenfolge darstellt, die sich hier auf der Lausitzer Granodioritplatte erhalten hat. Bei dem vulkanischen Gestein handelt es sich um Porphyrit, der in einem auflässigen Steinbruch am westlichen Oberhang der Beobachtung zugänglich ist. E r weist im frischen Zustand eine hellblaue oder grünlichgraue Farbe und in seiner feinen Grundmasse millimetergrQße Feldspäte auf. Diese fleischroten oder auch farblosen Mineralien sind meist verwittert. An manchen Stellen tritt Pyrit in Erscheinung. In der Zeit des Steinabbaus wurden in Blasenräumen die sekundär gebildeten Minerale Chalzedon, Quarz, Kalzit, Orthoklas, Prehnit und Eisenglanz gefunden. Im Steinbruch fallen eine dichte Klüftungund plattige Absonderung des Porphyrits auf. Unter der porphyritischen Ergußgesteinsdecke stehen Tuffe, Arkosen, Sandsteine, Konglomerate und Brandschiefer des Unterrotliegenden an, die in der Umgebung des Hutberges heute kaum aufgeschlossen sind. Die Brandschiefer wurden in den Jahren 1872 bis 1874 bei Weißig näher untersucht, als man in einem Versuchsschacht nach Steinkohle schürfte. In dem von Bitumen imprägnierten schwarzen Schieferton, dessen Mächtigkeit im Schacht 63 m betrug, 148
fand man sowohl eine große Anzahl von Pflanzenresten als auch tierischen-Ver- O l steinerungen, so Fischen und Schalenkrebsen. Bei den Pflanzenfossilien handelte es sich meist um Vertreter der Schachtelhalme, Farne und Nacktsamer (Cor- daiten, Coniferen). Die Fossilfunde ermöglichten die Einstufung der Schichtenfolge in die Rotliegendzeit. Unter dem Brandschiefer lagern Granodiorite der Lausitzer Platte. Die sehr flachgründigen Böden der früheren Steinbrüche werden nach und nach von Pionierpflanzen besiedelt, so Schuppenmiere (Spergularia rubra), Einjährigem Knäuel (Scleranthus annuus), Mildem und Scharfem Mauerpfeffer (Sedum boloniense, S. mite). In den Folgestadien treten Silberfingerkraut (Potentilla argentea) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) hinzu.
Napoleonstein (343,9 m),
O 2
auf alten topographischen Karten Buschberg genannt, heißt die höchste Erhebung eines Hügelzuges auf Weißiger Flur, dem sich nach Nordwesten Hutberg (s. O 1), Lindenberg und Hermsberg anschließen. Der Name geht auf N A P O L E O N I. zurück (s. N 2 ) . Am geologischen Aufbau des Höhenzuges beteiligen sich Brandschiefer, Konglomerate, Sandsteine, Arkosen, Tuffe und eine porphyritische Ergußgesteinsdecke, die zu dem ursprünglich ausgedehnteren Rotliegendvorkommen von Weißig gehören. Am Lindenberg und Napoleonstein treten hauptsächlich Konglomerate, Arkosen und Sandsteine sowie Porphyrittuffe auf. Die wichtigsten Gerölle in den Konglomeraten, die beispielsweise auf dem Südwesthang des Napoleonsteines als Lesesteine zu finden sind, entstammen den granodioritischen Gesteinen der Lausitz. Über den Konglomeraten schließen sich die kleinkörnigen, meist braunen Arkosen (feldspathaltige Sandsteine) und Sandsteine an. Nach oben enthalten die Sandsteine mehr und mehr vulkanisches Gesteinsmaterial verschiedenster Korngrößen, welches aus Aschen, Lapillis und Bomben gefördert wurde, und gehen somit allmählich in die Porphyrittuffe über. Diese stehen in einem kleinen Steinbruch unterhalb des Gipfels des Napoleonsteins an. Ihre Farbskala reicht im frischen Zustand von gelbgrün über braungrün bis grünblau, bei stärkerer Verwitterung in Oberflächennähe überwiegen braune Nuancen. Bei den Zersetzungsvorgängen verfestigten sich die Tuffe durch starke Verkieselung, die eine Unterscheidung zu den Porphyriten zusätzlich erschwert. Die Tuffe treten sowohl dicht und tonsteinartig als auch brekzienartig mit Bruchstücken von Porphyrit, Tuff und Sandstein auf. In einem alten Steinbruch am Südosthang des Napoleonsteines in 310 m Höhe wurde früher auch Glastuff abgebaut, der meist eine deutliche Schichtung erkennen läßt. Zwischen Napoleonstein und Lindenberg blieb auch ein Rest des ehemals ausgedehnteren Porphyritdeckenergusses erhalten.
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Dresdner Heide
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O 3 Rossendorfer Teich (Bild 22), a u c h Nixenteich, heißt die W a s s e r f l ä c h e nahe dem Rossendorfer S c h ä n k h ü b e l an der Fernverkehrsstraße 6. In i h m entspringt die Prießnitz (s. K 2). A u f der Insel im Teich, der sogenannten Nixeninsel, h a t der Sage n a c h eine K a p e l l e gestanden. A u c h sollen N i x e n n a c h t s d e m Gewässer entstiegen sein. Der T e i c h dient dem V E B Binnenfischerei Dresden seit vielen Jahren a u ß e r zur K a r p f e n h a l t u n g auch zur E n t e n a u f z u c h t . H i e r erhalten E n t e n k ü c k e n , die aus der B r ü t e r e i in Bärnsdorf bei Moritzburg (s. B d . 22, L ö ß n i t z , D 1) s t a m m e n , einige W o c h e n Fertigfutter, b e v o r sie zur eigentlichen M a s t abgegeben werden. Die E n t e n haben das südliche Wiesenufer des Teiches und den einstmals ausgedehnteren Schilfgürtel s t a r k in Mitleidenschaft gezogen. D a s verbliebene Schilf suchen die Stare aus den umliegenden D ö r f e r n abends in großen Schwärm e n z u m Ü b e r n a c h t e n auf, und Bleßralle und Stockente, gelegentlich a u c h die G r ü n f ü ß i g e Teichralle und der Zwergtaucher, b r ü t e n hier. U n t e r h a l b des hohen D a m m e s befinden sich mehrere kleine Teiche, in denen K a r p f e n im W i n t e r a u f b e w a h r t werden, b e v o r sie in den G e s c h ä f t e n z u m V e r k a u f gelangen. A u c h Fische für den E x p o r t h ä l t m a n in diesen G e w ä s s e r n bereit.
O 4
R o s s e n d o r f , Ortsteil von Eschdorf D i e v o n Eschdorf nach Großerkmannsdorf verlaufende S t r a ß e k r e u z t in der N ä h e des Rosssendorfer Teiches e t w a 1 k m südlich der F e r n v e r k e h r s s t r a ß e 6 die A l t e B a u t z n e r Straße. Hier liegt Rossendorf, ein ehemaliger Gutsweiler, dessen F l u r in Gutsblöcke eingeteilt war. Ihre B ö d e n galten im ig. J a h r h u n d e r t als „ s a n d i g und überall a b h ä n g i g " (POENICKE 1862), ein Hinweis auf die pleistozänen A b l a g e r u n g e n in der U m g e b u n g (s. O 5). Die erste b e k a n n t e urkundliche E r w ä h n u n g 1350 spricht v o n einem w ü s t e n O r t Rosiendorf, dessen N a m e als Dorf des Ros(ti)slav zu deuten ist. Die 1836 als Rottendorfer Fluren bezeichneten ehemaligen W a l d h u f e n w a r e n auf Groß- und K l e i n e r k m a n n s d o r f sowie Rossendorf aufgeteilt worden. 1429 m u ß der O r t wieder bestanden haben, denn d a m a l s v e r k a u f t e Siegmund v o n WARTENBERG f ü r 2000 S c h o c k Groschen „ d a s forberg und den K r e z e m ( K r e t s c h a m ) " . Sächsische Soldaten b r a n n t e n 1634 das alte V o r w e r k nieder, doch erstand es schon ein J a h r später a m L o c k e n b o r n neu. D a 1840 die G e b ä u d e baufällig waren, ließ der G u t s h e r r Johann G o t t l o b v o n QUANDT auf einem 320 m hohen H ü g e l , dem sogenannten Freitag, das R i t t e r g u t m i t neuem Herrenhaus errichten. D e r Rittergutsbesitzer h a t t e das P a t r o n a t über die E s c h d o r f e r K i r c h e inne, w o h i n Rossendorf a u c h gepfarrt war. D u r c h die demokratische B o d e n r e f o r m v o n 1945 k a m das 1 1 7 h a umfassende G u t s l a n d zur A u f t e i l u n g an 10 Neubauern, 5 l a n d a r m e B a u e r n und 6 Siedler. 150
I m A n s c h l u ß a n die a l t e H ä u s l e r r e i h e sowie a m Q u e r w e g e r r i c h t e t e n s i c h N e u - O 4 b a u e r n i n s g e s a m t 5 W o h n s t a l l h ä u s e r . Sie b e w i r t s c h a f t e n h e u t e ihre F e l d e r gem e i n s a m m i t d e n E s c h d o r f e r G e n o s s e n s c h a f t s b a u e r n (s. O 6). B e k a n n t wurde Rossendorf weithin durch das Zentralinstitut für Kernforschung d e r A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n d e r D D R . Seine G e b ä u d e b e f i n d e n sich in d e m W a l d g e b i e t d e r H a r t h e , z w i s c h e n d e r F 6 u n d den H a r t h - T e i c h e n . M i t d e m B a u b e g a n n m a n 1955. D i e S o w j e t u n i o n s t e l l t e d e m I n s t i t u t d e n F o r s c h u n g s r e a k t o r W W R - S u n d d a s Z y k l o t r o n U 120 (Bild 21) sowie S p e z i a l i s t e n z u m A u f b a u z u r V e r f ü g u n g ; g l e i c h z e i t i g e r h i e l t e n F a c h l e u t e aus d e r D D R in d e r S o w j e t u n i o n ihre A u s b i l d u n g . 1969 bis 1 9 7 2 e r f o l g t e eine E r w e i t e r u n g , u m e i n e n s o w j e t i s c h e n Protonenbeschleuniger (Tandem-Generator) aufnehmen zu können. D u r c h eigene E n t w i c k l u n g k o n n t e 1962 ein z w e i t e r F o r s c h u n g s - u n d E x p e r i mentaireaktor, der sogenannte Rossendorfer Ringzonenreaktor, aufgestellt w e r d e n . D e n r u n d 350 W i s s e n s c h a f t l e r n u n d I n g e n i e u r e n s t e h e n f ü r i h r e F o r s c h u n g s a u f g a b e n m o d e r n e L a b o r a t o r i e n (Bild 20) m i t e n t s p r e c h e n d e n s t r a h l e n schutztechnischen Anlagen sowie zentrale mechanische und Elektronik-Werks t ä t t e n , f e r n e r V e r w a l t u n g s e i n r i c h t u n g e n , eine F a c h b i b l i o t h e k u n d m o d e r n e Rechentechnik zur Verfügung. I m I n s t i t u t w e r d e n P r o b l e m e d e r G r u n d l a g e n f o r s c h u n g auf d e m G e b i e t d e r n i e d e r e n e r g e t i s c h e n K e r n p h y s i k gelöst. Z a h l r e i c h e s o z i a l i s t i s c h e K o l l e k t i v e b e s c h ä f t i g e n sich a u c h m i t a n g e w a n d t e r F o r s c h u n g , w i e m i t d e r F e s t k ö r p e r physik, der W e r k s t o f f o r s c h u n g und der Radiochemie. A u f d e m G e b i e t der Kernenergetik dient die wissenschaftliche Forschung der friedlichen A t o m e n e r g i e n u t z u n g in d e r D D R . I s o t o p e a u s R o s s e n d o r f w e r d e n in v i e l e L ä n d e r d e r W e l t exportiert. D a s Institut unterhält internationale V e r b i n d u n g e n zu den Kernforschungszentren der sozialistischen Länder, beispielsweise z u m V e r e i n i g t e n I n s t i t u t f ü r K e r n f o r s c h u n g in D u b n a / U d S S R . D e n F o r s c h u n g s g e b ä u d e n a n g e g l i e d e r t i s t eine B e r e i t s c h a f t s s i e d l u n g m i t 4 Mehrfamilienwohnhäuser sowie dazugehörenden Versorgungseinrichtungen. In d e r u n m i t t e l b a r e n N ä h e b e f i n d e t sich eine m a s s i v e B a r a c k e , in d e r die Z e n t r a l stelle f ü r K o r r o s i o n s s c h u t z u n t e r g e b r a c h t ist.
Gickelsberg (299,7
m
)
.
0
V o m G i c k e l s b e r g b e i E s c h d o r f bis z u m R o s s e n d o r f e r T e i c h u n d b i s z u d e n H a r t h T e i c h e n z i e h e n sich p l e i s t o z ä n e K u p p e n u n d R ü c k e n ( A b b . 2 3 ; B i l d 23). S i e lassen sich in e i n e m w e i t n a c h N o r d e n g e ö f f n e t e n B o g e n e t w a 3 k m o s t w ä r t s in R i c h t u n g W i l s c h d o r f h i n g u t v e r f o l g e n u n d b e s i t z e n D u r c h m e s s e r v o n 30 bis 70 m ; die B r e i t e d e r R ü c k e n liegt z w i s c h e n 50 u n d 100 m . U n g e s t ö r t e H a n g p r o f i l e sind f ü r alle diese 15 — 2 0 m h o h e n V o l l f o r m e n t y p i s c h . D i e k o n v e x e n O b e r h ä n g e erreichen einen N e i g u n g s w i n k e l bis zu 20 G r a d , die k o n k a v e n U n t e r h ä n g e v o n 4 bis 9 G r a d . 11*
151
5
O 5 Seit den Untersuchungen von E T Z O L D (190g) sind die Rossendorfer Kuppen bisher als „Endmoränen" bezeichnet worden. Ihr Relief erinnert an Formen norddeutscher Jungmoränengebiete. Aber es besteht ein Widerspruch zwischen ihrem guten Erhaltungszustand und der Materialbeschaffenheit, denn es handelt sich um Schmelzwasserbildungen, die sich aus bis zu über 30 m mächtigen Sanden und Kiesen zusammensetzen. Die Lage der Kuppen, Rücken und Wälle zu den
/
Rossendorfer -—(Teirtp290/
Abzweig" Wilschdorf
Schüttungsrichtung Schmelzwasser^ bahn (Elster 1) \ Eisrandlage (Elster I ) 'Heutige Wasser\ scheide o Aufschluß in altpleistozänen Sedimenten Z
vermutete Eisrandlage 300 Höhe in m ü.NN 1 Km
Abb. 23. Pleistozäne Eisrandlagen und Abflußbahnen bei Rossendorf (nach NOACK
1970)
fluviatilen Abtragungslinien weist auf eine starke postelsterzeitliche Erosion hin. Sie kann besonders in den Einzugsgebieten des Kalten Baches und des Rossendorfer Wassers beobachtet werden, die beide zur Wesenitz entwässern. Im Bereich der Schwarzen Röder fand die erosive Aufgliederung in diesem Umfang dagegen.nicht statt (s. M 3). In der früheren Grube (in Tabelle Seite 153, Grube 1) an der Gabelung von
152
Rossendorfer und Querweg sind 3 bis 6 m mächtige Mittelsande aufgeschlossen. Die zum Teil kräftig gelblich braun verfärbten Sande werden von geringmächtigen Kieshorizonten durchzogen. Das gut geschichtete Material fällt ungestört schwach nach Nordosten ein. An der Grubenoberkante treten im Hangenden der Mittelsande 0,5 —1,00 m mächtige Kieslagen auf, die zahlreiche Gerolle führen. E t w a 1 km südlich vom Großen Harth-Teich ist am Querweg in einer isolierten 15 —20 m hohen Kuppe eine Sandgrube (in Tabelle Seite 153, Grube 2) angelegt worden. Aufgeschlossen sind 5 —6 m mächtige Grob- und Mittelsande, die von einigen nur geringmächtigen Kieshorizonten durchzogen werden. Die in bogiger Schrägschichtung lagernden Sedimente fallen nach Nordosten ein (Abb. 24). In der Grube am Abzweig Wilschdorf (in Tabelle Seite 153, Grube 3) sind 10 bis 1 2 m mächtige Grobsande aufgeschlossen, die mit geröllführenden Kieshorizonten wechsellagern. Die kaum gestörten Schichten fallen schwach nach Westen hin ein. Den Körnungsanalysen zufolge überwiegen in deii Rossendorfer Aufschlüssen Grob- und Mittelsande. Der geringe Gehalt an Feinsand, Schluff und Ton ist auf die kräftige Durchspülung der Sedimente zurückzuführen. Die Schmelzwasserbildungen wurden während eines längeren Stillstandes der zweiten Elsterkaltzeit aufgeschüttet (NOACK 1970). Die Verteilung der Körnungsgruppen und die in den Aufschlüssen beobachteten Schichtungstypen machen deutlich, daß es sich um eisrandnahe Bildungen handelt. Schüttungsmessungen zufolge flössen die Schmelzwässer nach Südosten in Richtung auf die jetzige Wesenitz ab.
Tabelle: Petrographische Zusammensetzung der Kiese (Fraktion 10 — 50 mm) 1. Einheimische Granodiorite (Lausitzer Zweiglimmergranodiorit; Lausitzer Granodiorit) 2. Sedimente (Grauwacken, Sandsteine; Quarzite) 3. Quarze 4. Nordisches Kristallin 5. Flint (Feuerstein) 6. Lydite (Kieselschiefer) 7. Basalte 8. Sonstige
Grube 1
Grube 2
Grube 3
43%
57%
• 45%
18%
16%
20%
29% 3% 1% 4% 2%
10% 5% 3% 1% 1% 7%
20% 4% 2% 4% 2% 3%
153
Boden büdung
A b b . 24. Profil und Materialanalyse von der Grube a m Querweg bei Dittersbach ( n a c h NOACK
Y -
1. Petrographische Zusammensetzung der Gerolle ( i n % ) 10-50mm-300St.
3. Rundungsgrad der Gerolle (n. Reichelt i n % ) 10-50 mmJ00 Gerolle
rT 2. Verwitterungsgrad der heimischen Granodiorite ( i n % ) 1 vgr
50 D T
Ijstv
61 37 Kt Kg g sg
VW
'1. Petrographische Zusammensetzung: Heimische Granodiorite lo° | = t Sedimente 2. Verwitterungsgrad: vgr stv vw fuv
= = = =
Quarze
£ i 5 ] Nord. Kristalline
vergrast stark verwittert verwittert fast unverwittert
Flint ¡¡SEI
Basalt
Lydit l-'-l-l Sonstige
3. Rundungsgrad: kt = kantig kg = kantengerundef g = gerundet sg = stark gerundet
1970)
Eschdorf, K r e i s Dresden, k a m 1952 m i t den Ortsteilen Rossendorf und Rosinendörfchen v o m K r e i s P i r n a z u m K r e i s Dresden. A u f einer L ä n g e v o n f a s t 2 k m begleitet der O r t beiderseits den Schullwitzbach v o n 275 bis 240 m ü. N N . Die B a u e r n g ü t e r des Reihendorfes v e r f ü g t e n über direkten A n s c h l u ß a n ihre Hufen, die s ü d w ä r t s bis über den Triebenberg z u m Zaschendorfer Hofeloch zogen. A u f der Nordseite begrenzt der Q u e r w e g v o n Rossendorf n a c h D i t t e r s b a c h die Flur. V e r w i t t e r u n g s m a t e r i a l des Zweiglimmergranodiorits sowie pleistozäne Schmelzwasserablagerungen und L ö ß l e h m bedecken die E s c h d o r f e r F l u r . A u f ihnen e n t w i c k e l t e n sich B o d e n t y p e n , die v o n der P a r a b r a u n e r d e ü b e r F a h l e r d e bis zu P s e u d o g l e y und G l e y reichen. Die hohe B o d e n f e u c h t e m a c h t e es notwendig, beispielsweise das breite Muldental des Rossendorfer W a s s e r s zwischen 1971 und 1973 zu meliorieren. A u s der M i t t e des 19. J a h r h u n d e r t s wird berichtet, d a ß die B ö d e n n a ß und k a l t seien und viele S u m p f w i e s e n enthielten. D e r N a m e des L o k a t o r s E s c h w i n oder A s c h w i n k l i n g t in der ersten b e k a n n t e n E r w ä h n u n g des Ortes 1317 (Eschwinsdorf) an. 1350 gehörte der O r t z u m D i s t r i k t Dresden, der G r u n d h e r r bezog v o n hier 7 Mark Zinsen. 1664 f ü h r t e n die r ü c k sichtslosen Forderungen des H a n n s Heinrich v o n KIESEWETTER, zusätzlich H o l z und Mühlfuhren d u r c h z u f ü h r e n , zu einem A u f s t a n d der E s c h d o r f e r B a u e r n . Die Folge war, d a ß seit d e m 24. Mai 27 B a u e r n „ i n d e m S c h l o ß H o h n s t e i n gefänglich innegehalten worden, und darin 48 W o c h e n gesessen, v o n w e l c h e n sechse . . . auf d e m B a u zu D r e ß d e n geführet und daselbst arbeiten m ü ß t e n , bis sie endlich alle n a c h D r e ß d e n k o m m e n und den 23. A u g u s t 1665 losgelassen w o r d e n " (STÖRZNER 1929). Die B a u e r n verloren den v o n ihnen a n g e s t r e n g t e n Vergleich. Als 1685 ein neuer Grundherr E s c h d o r f erworben h a t t e , v e r l e g t e e r seinen W o h n s i t z v o n Rossendorf nach E s c h d o r f . D a d u r c h erhielt d a s F r e i g u t erstmalig ein Herrenhaus. 1767 w u r d e ein neues „ h e r r s c h a f t l i c h e s W o h n h a u s m i t Gerichtsstube, W i r t s c h a f t s g e b ä u d e , Brauerei, Gesindehaus u n d K u h s t a l l " errichtet. D a s W o h n h a u s m i t W e n d e l t r e p p e ist bis heute erhalten geblieben. D a s G u t verlor j e d o c h n a c h 1840 seine B e d e u t u n g , als der B e s i t z e r einen neuen Herrenhof in Rossendorf erbauen ließ (s. O 4). In Eschdorf g a b es ein E r b r i c h t e r g u t v o n 1 1 / 2 H u f e n . Sein K r e t s c h m a r w u r d e 1442 in einem Lehnbrief e r w ä h n t . In der N ä h e des G a s t h o f e s h a t sich ein Steinkreuz in Malteserform erhalten. V o n dem S c h ä n k - und R i c h t e r g u t erwarben die Ober- und U n t e r m ü h l e die B a c k gerechtigkeit. N a c h einem N e u b a u der Obermühle erhielt der Müller T r a u g o t t BIENERT, der spätere B e s i t z e r der H o f e m ü h l e i m P l a u e n s c h e n G r u n d in Dresden, 1840 die Erlaubnis, B r o t auf d e m Dresdner M a r k t zu v e r k a u f e n . I n der O b e r mühle l ä ß t die L P G n o c h heute Getreide zu S c h r o t verarbeiten, w ä h r e n d der B a c k b e t r i e b e t w a 1958 eingestellt wurde. Sie b e s t e h t aus einem langgestreckten, zweigeschossigen W o h n h a u s m i t 7 A c h s e n Front, an d a s sich im rechten W i n k e l der m i t K r ü p p e l w a l m d a c h gedeckte W i r t s c h a f t s f l ü g e l anschließt. D i e U n t e r mühle besaß zum Z e i t p u n k t ihrer Stillegung nach 1918 nur noch ein Sägegatter.
155
O 6 Die Eschdorfer Pfarrkirche, zu deren Parochie Wünschendorf, Rossendorf und Rosinendörfchen gehören, soll um 1225 gegründet worden sein. Für 1348 ist urkundlich belegt, daß der Grundherr gemeinsam mit dem Pfarrer von Jockgrim, dem späteren Ort Altstadt bei Stolpen (s. Bd. 17, Stolpen, H 6), einen Barbara-Altar gestiftet hat. Die Kirche steht etwa in der Mitte des Dorfes am südlichen Talhang, umgeben vöm Friedhof. Sie entstand 1886 in neuromanischen Formen auf den Grundmauern einer älteren Anlage, von der nur noch der wohl 1524 erbaute, eingezogene spätgotische Chor vorhanden ist. Diesen verbindet ein Triumphbogen mit dem an drei Seiten von Emporen besetzten, gerade geschlossenen neuen Saal. Ältester Teil der Kirche ist das Untergeschoß des zwischen Chor und Schiff an der Nordseite eingefügten Turmes, das man im 14. Jahrhundert als Sakristei ergänzte. Daneben befindet sich ein Sakramentshäuschen mit spätgotischem Stabwerk aus dem Jahre 1524. Von der früheren Ausstattung blieb die Sandsteintaufe in Kelchform aus dem Jahre 1591 erhalten. Das neben der Kirche stehende zweigeschossige Pfarrhaus entstammt der klassizistischen Zeit von 1820 und weist ein massives Erdgeschoß, mit Brettern verschaltes Fachwerkobergeschoß und Krüppelwalmdach auf. In einer Straßenkurve bemerkt man in Eschdorf die alte Schmiede Nr. 73. Sie ist auf drei Seiten umbaut und erinnert an ein Gehöft. Das Wohnhaus des Schmiedemeisters steht im Hintergrund, während Seitengebäude und Beschlagschuppen sich vorn an der Straße befinden. Das Wohnhaus, das älteste der Gebäude, weist ein zweiriegliges Obergeschoßfachwerk auf, das weitständrig und mit .Kopfstreben ausgebildet ist. Den Schlußstein über der Haustür ziert ein Hufeisen. Im Seitengebäude wohnten zugleich der Altenteiler und der Schmiedegeselle. Hier ist das zweirieglige Obergeschoßfachwerk mit Eckstreben abgezimmert. Es wird, wie der gegenüberliegende eingeschossige Beschlagschuppen aus Fachwerk, von einem Krüppelwalmdach abgeschlossen. Über den offenen Teil des Schuppens spannt sich ein Korbbogen, dessen hölzerner Schlußstein bemalt und mit 1825 bezeichnet ist. Abseits von der Straße liegt oberhalb der Talaue das große Vierseitgehöft Nr. 84. Baugeschichtliche Bedeutung besitzt sein kleines, zweigeschossiges Seitengebäude mit Fachwerkwänden auch im Erdgeschoß. E s ist das letzte erhaltene Umgebindehaus des Dorfes, die Stubenwände sind freilich schon massiv ausgemauert und verputzt. Durch die Bodenreform 1945 kam ein Teil des Freigutes, das zuletzt zum Rittergut Rossendorf gehört hatte, an 15 Neubauern und 6 kleinere Siedler. Den größeren Teil der Flur erhielt als Beigut das 1949 gegründete Dittersbacher Volksgut (s. P 2). Der erste genossenschaftliche Zusammenschluß von Eschdorfer Bauern erfolgte 1953 in der L P G T y p I I I Otto Buchwitz. Heute werden 522 ha Nutzfläche, davon 399 ha Ackerland, statt von ehemals 58 bäuerlichen Einzelhöfen aus gemeinsam bewirtschaftet. In der Viehhaltung beschäftigen sich die Genossenschaftsbauern hauptsächlich mit der Milcherzeugung und der Bullenmast. Seit 1973 gehört Eschdorf zur Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion in Weißig. 156
An der Flurgrenze zwischen Eschdorf und Wünschendorf soll sich im Tiefen O 6 Grund eine Wüstung befinden, die in Urkunden unter dem Namen Im Deutschen auftaucht. So hieß es 1472 das Holz und die Wiesen „ y m Deutzschen". Noch 1840 sollen im angrenzenden Wald Ackerbeete sichtbar gewesen sein ( S E I D E MANN 1860).
Schullwitz, Kreis Dresden,
0 7
zieht sich als Waldhufendorf am Schullwitzbach in einer Höhe von 280 bis 300 m ü. NN aufwärts. Beiderseits des Bachgrundes liegen die Gehöfte, von denen die Hufen südwärts zum Landrain, der alten Amtsgrenze zwischen Lohmen und Dresden, und nördlich über den Quer- oder Marktweg zum Ameisenberg gerichtet waren. Die Ablagerungen der Elsterkaltzeit bestimmen die Eigenschaften des Bodens und ihre landwirtschaftliche Nutzung. Als Besonderheit erstreckt sich im nördlichen Teil der Schullwitzer Flur, nahe der Alten Hornstraße, ein kleiner Rest cenomaner Ablagerungen. Er ist für die geologische Geschichte des Gebietes deshalb von großer Bedeutung, weil er als einziges Oberkreidevorkommen nördlich der Lausitzer Störung liegt. Auf den Feldern findet man Stücke aus gelbem bis bräunlichem feinkörnigem Sandstein, nicht selten auch aus grobkörnigen und konglomeratischen Gesteinen. Auffällig ist ihr recht hoher Brauneisengehalt. Die Sandsteine zeigen selten glatte Rutschflächen, die auf tektonische Störungen hinweisen. In Steinbrüchen bei Schullwitz, die heute völlig verfüllt sind, fand man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Versteinerungen. Sie sind teils dem Cenoman, teils der etwas jüngeren PlenusZone der Kreidezeit zuzurechnen. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Schullwitz taucht in einem Zinsregister von 1378 auf. Damals schrieb man Zchalewicz und Schalewicz, 1465 Scheiewitz. Der Name kann vielleicht auf das slawische Wort saliti = täuschen zurückgeführt werden. Auch an Leute des Schulzen = Soltovici ist zu denken. 1717 gehörte „das halbe dorff Schulwitz mit Gedreyte Zinsen, Acker und Hand Tagen" zum Rittergut Helfenberg. Ursprünglich bildete die Alte Hornstraße oder Alte Dresdner Straße einen Abschnitt des wichtigsten Verbindungsweges von Dresden nach der Oberlausitz. Sie kommt von Quohren und führt durch den nördlichen Flurteil von Südwesten nach Nordosten in Richtung Carswald. Die Dorfstraße endete früher ostwärts am Eschdorfer Weg, der über Querweg und Viebigweg den Anschluß zur Alten Hornstraße herstellte. Kirchlich und schulisch gehörte Schullwitz nach Schönfeld (s. O 8). 1837 erbaute die Gemeinde ein massives Schulgebäude in der Mitte des Dorfes. Heute werden hier die Klassen 5 bis 8 unterrichtet, die anderen Schüler in Eschdorf. In der Stützmauer des Hausgartens Nr. 17 ist ein Steinkreuz eingemauert, von dem nur der obere Teil zu sehen ist.
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Zwischen Schullwitz und E s c h d o r f bestand v o n 1906 bis 1951 eine Haltestelle der W e i ß i g — D ü r r r ö h r s d o r f e r Eisenbahnlinie. Die Schuppen a m ehemaligen B a h n h o f dienen heute der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Produktionsgenossenschaft als L a g e r r ä u m e . Insgesamt bildeten sich 3 Genossenschaften durch den Z u s a m m e n schluß v o n Einzelbauern w ä h r e n d des Zeitraumes v o n 1958 bis 1961 ( L P G T y p I I I V e r e i n t e K r a f t , L P G T y p I K a r l M a r x und L P G T y p I A m Schullwitzbach). 1966 z ä h l t e m a n 84 Genossenschaftsbauern bei insgesamt 348 erwerbst ä t i g e n Personen im Dorf. 1972 b e g a n n der A ü f b a u einer Siloanlage nordöstlich v o n Schullwitz. V o n hier aus soll das M i l c h v i e h k o m b i n a t in G r o ß erkmannsdorf (s. L 3) zu einem Teil m i t F u t t e r versorgt werden. Seit 1969 sind die Genossenschaften der L P G 20. J a h r e s t a g der D D R in W e i ß i g angeschlossen (s. N 2).
O 8 Schönfeld, K r e i s Dresden, g a b seinen N a m e n für die umliegende Schönfelder H o c h f l ä c h e , deren flachwelliger C h a r a k t e r v o n einzelnen K u p p e n sowie v o n n a c h W e s t e n absinkenden T ä l c h e n b e s t i m m t wird. U n t e r einer dünnen L ö ß l e h m d e c k e befinden sich G r a nodioritgrus und Geschiebelehm v o n unterschiedlicher M ä c h t i g k e i t , die v o n a n s t e h e n d e m Granodiorit unterlagert werden. N u r an den U n t e r h ä n g e n blieben teilweise R e s t e pleistozäner Schmelzwasserablagerungen erhalten. A u f dem L ö ß l e h m e n t s t a n d e n als F o l g e jahrhundertelanger bäuerlicher B e w i r t s c h a f t u n g B r a u n e r d e n m i t verschieden s t a r k e r Tonverlagerung, so d a ß m a n v o n P a r a b r a u n e r d e n spricht. Ihre A c k e r w e r t z a h l e n s c h w a n k e n zwischen 40 und 48. Diesen B o d e n t y p e n stehen in den Senken und T ä l c h e n stau- und grundwasserv e r g l e y t e N a ß b ö d e n gegenüber. Die V i e l f a l t der S t a n d o r t e f ü h r t e in früherer Zeit zu d e m Urteil, d a ß die Felder „ b a l d zu steinig, bald zu sumpfig, bald zu t r o c k e n , bald zu naß, bald zu abschüssig, bald zu scharf, d. h. zu w e n i g m i t F r u c h t e r d e b e d e c k t " seien (Alte Sächsische Kirchengalerie u m 1840). U m 1200 w a r Schönfeld bischöfliches Ober- und markgräfliches Afterlehen. S c h o n d a m a l s w o h n t e n die B a u e r n a n einem v o n W e s t e n n a c h Osten verlaufenden N e b e n w e g ; rings u m den M a r k t wurden Erbgericht, A m t s h a u s , B r a u e rei und ein G a s t h o f erbaut. Hier hielt m a n früher 2 M ä r k t e im Jahr. 1315 h a t t e ein „ S y f i r t v o n Schoninvelt" die H e r r s c h a f t zu Lehen. In einem Verzeichnis von 1378 waren d e m M a r k g r a f e n in Schonenvelt ( = z u m schönen F e l d b z w . A c k e r land) v o m Forste Zinsen abzuliefern. 1445 b e s t a n d ein V o r w e r k im O r t . A u s einem Lehnbrief v o n 1535 geht hervor, d a ß zur G r u n d h e r r s c h a f t und K i r c h e Schönfeld die D ö r f e r Schullwitz, Reitzend o r f , Zaschendorf, Malschendorf, Cunnersdorf, R o c h w i t z , Gönnsdorf, R o c k a u und Ullersdorf gehörten. U m 1600 u m f a ß t e die Schönfelder K i r c h f a h r t alle umliegenden D ö r f e r m i t insgesamt 2000 Menschen, 1829 waren es über 3100. U n t e r d e m Gelände des ehemaligen Schlosses Schönfeld befinden sich o f f e n b a r R e s t e einer frühdeutschen W a s s e r b u r g , die u n t e r A u s n ü t z u n g der S u m p f l a g e
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hier errichtet worden ist. Sie bestand zumindest aus einem Turmhügel mit um- O 8 laufendem Graben, ihre Anlage dürfte in die Zeit der Ortsgründung zurückgehen. Als Erbauer des heutigen Schlosses (Bild 19) gilt der kurfürstliche Geheime R a t Dr. Georg C R A C O W , der 1568 die Schönfelder Herrschaft erwarb. Das Gebäude entstammt der Zeit nach 1572 und somit der Renaissancezeit; es verbindet den Typus des einflügeligen Schlosses mit dem des freistehenden Wohnhauses. Die beiden Längsseiten des dreistöckigen Gebäudes sind mit je 3 das Dach gliedernden Zwerchhäusern versehen, die der Vorderfront sind mit Volutengiebeln verziert. Vor dem mittleren Giebel fügt sich ein unten sechseckiger, oben runder Treppenturm zur Hälfte in den Bau ein. Durch ein Sitznischenportal, das im Gewände Wappen und Initialen der Familie Cracow sowie die Jahreszahl 1577 trägt, erreicht man die zu den Vorhallen der 3 Geschosse führende Wendeltreppe. In den Vorhallen sowie im Kino- und Büchereiraum haben sich Kamine und mit Wappen und Rankenwerk bemalte Felderdecken aus der Entstehungszeit erhalten. Die Innenräume sind im 18. Jahrhundert teilweise mit Stuckdecken versehen worden. Im Erdgeschoß befindet sich eine gußeiserne Ofenplatte mit dem Relief, das die Silhouette von Dresden darstellt (nach M E R I A N ) . Schmiedeeiserne Gitter schließen die Fenster im Erdgeschoß ab. Für die Willkür der Grundherren sei ein Beispiel aus dem 17. Jahrhundert genannt. 1616 ließ Joachim von Loss die in den Erbregistern enthaltenen Natural- und Geldabgaben, Frondienste und andere Verpflichtungen erhöhen. Ebenso wie die Pappritzer Bauern (s, N 7) erhoben die anderen fronpflichtigen Dörfer beim Landesherrn Klage, doch kam es erst nach dem Tode des Grundherrn 1633 unter seinem Nachfolger zu einem Vergleich. In die Sage ist er wegen seiner Habsucht und Härte als „Bößer L o ß " eingegangen, der zur Strafe in mitternächtlicher Stunde als großer schwarzer Hund durch die Gegend streifen müsse. Kurfürst F R I E D R I C H A U G U S T III. ließ 1787 das Rittergut ankaufen und zu einem Kammer- und Staatsgut umgestalten. Bevor es später in die Hände bürgerlicher Pächter gelangte, wurde es 1837 „zur Bewohnung des Gerichtspersonals und zur Gerichtsstätte und Frohnfeste eingerichtet" (Alte Sächsische Kirchengalerie um 1840). 1945 ging das Schloß in die Hände des Volkes über. Heute sind in den Räumen Kindergarten und -hört sowie ein Film- und Kinosaal, die Gemeindebücherei und Unterrichtsräume der polytechnischen Oberschule untergebracht. Älter als das Schloß sind Teile der auf dem Friedhof stehenden Kirche. Das Schiff, ein schmaler, flachgedeckter Saal von 4 Joch Länge, geht, wie auch die Strebepfeiler an der Nordwand andeuten, auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Es wird auf drei Seiten von doppelten Emporen umzogen. An dieses Schiff fügte man 1676, wie eine Jahreszahl und ein Wappen am Zugang zur Kanzel besagen, einen durch Rippenstrahlgewölbe abgedeckten, unregelmäßig geschlossenen Chor von gleicher Breite, der außen durch Strebepfeiler abgestützt ist. Der nach Norden verschobene Westturm erfuhr in seinen oberen Teilen mehr-
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O 8 fach Veränderungen, zuletzt 1896. 1971 wurde er auf 30 m Höhe reduziert und mit steilem Walmdach versehen. 1972 verkürzte man die obere Empore und beseitigte die Patronatsloge. Die Innenausstattung erfolgte einheitlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Ein Altaraufbau in Spätrenaissanceformen umschließt die auf Holz gemalten Bilder des Pirnaer Malers Jonas E Y W I G K aus dem Jahre 1658. Auch Kanzel und Sandsteintaufe mit ihrem reichen figürlichen und ornamentalen Schmuck sind dem Formenschatz der Spätrenaissance entlehnt. Unter den\ Altar befindet sich die heute vermauerte herrschaftliche Gruft. Schlichte Barockgrabmäler von Pfarrern erhielten sich auf dem Friedhof. In die östliche äußere Friedhofsmauer wurden 2 steinerne Kreuze eingebaut. Das kleinere von beiden könnte ehemals zum Giebel der Kirche gehört haben. Die Verbindung zum Markt stellt das seiner Anlage nach dem 17. Jahrhundert zugehörige Pfarrhaus her. In dem zweigeschossigen Bau ruht das verschalte Fachwerkobergeschoß auf einem massiven Sockelgeschoß. Gegenüber vom Schloß stehen Gebäude des ehemaligen Kammergutes. In dem schlichten, zweigeschossigen Putzbau (Markt 1) von 10 Achsen Front unter einem hohen Walmdach, dem früheren Verwalterhaus, haben heute der R a t der Gemeinde, die Sparkasse und die Deutsche Volkspolizei ihre Diensträume. Zweifellos älter ist das zweigeschossige Haus Markt 4 mit seinem sehr steilen Satteldach und dem abgetreppten Giebel. Seine Gewände weisen ins 17. Jahrhundert. Der eingeschossige Massivbau mit Mansarddach, Markt 2, war früher eine Wassermühle und beherbergt heute die Post. Dahinter befindet sich Mittelstraße 1 ein zweites kleines Gebäude mit Krüppelwalm-Mansarddach und Giebeltrapez in Fachwerk. Gegenüber steht auf der anderen Straßenseite die ehemalige Brauerei, die zum Wohn- und Geschäftshaus um- und ausgebaut wurde. An den bedeutend jüngeren Gasthof Zum Erbgericht schließen sich nach rechts kleinere Häuser an, zum Teil mit Fachwerkobergeschossen, die dem Marktplatz mit dem Schloßteich ein reizvolles Aussehen verleihen. A m Zusammenfluß der zwei Quellarme des Keppbaches steht westlich von Schönfeld eine weitere ehemalige Wassermühle, die Bockmühle, die im Türsturz die Jahreszahl 1799 aufweist. Das Fachwerk im Obergeschoß zeigt Andreaskreuze. Der Schulverband Schönfeld umfaßte die Gemeinden Malschendorf, Krieschendorf, Cunnersdorf, Rockau und Eichbusch, deren 200 Kinder in „Vor- und Nachmittagsschüler" eingeteilt waren und von einem Lehrer unterrichtet wurden. Seit 1837 erhielten Reitzendorf (100 Kinder) und Schullwitz (70 Kinder) eigene Schulen und bildeten mit den Schulverbänden von Groö-Graupa (70 Kinder) und Bühlau (160 Kinder) den Schulbezirk Schönfeld. Seit 1965 sind die Schulen von Schönfeld und Reitzendorf zum Schulkombinat Schönfeld zusammengeschlossen. Der Flurplan aus dem 19. Jahrhundert verzeichnet die Bauernhufen im nördlichen Teil der Flur gegen Weißig zu. Die Gutsblöcke dagegen konzentrierten sich in der südlichen Gemarkung. Die demokratische Bodenreform von 1945 160
teilte das Kammergut auf, dessen über 160 ha große Flächen Neubauern und O 8 landarme Bauern erhielten. Mehrere Einzelbauern vereinigten sich 1952 zur L P G Vorwärts, der ersten vom T y p III im Kreis Dresden. Später kamen noch die L P G T y p I Drei Eichen mit 14 Mitgliedern und Unterdorf mit 14 Mitgliedern hinzu. Sie gehören heute alle zur L P G Vereinte K r a f t in Weißig (s. N 2). Zur technischen Betreuung entstanden an der Straßenkreuzung in der Nähe des Friedhofs ein Reparatur- und Maschinenstützpunkt sowie eine Tankstelle. Die Genossenschaft zieht in großen Ställen, die sich unmittelbar an den ehemaligen Gutspark anschließen, Läufer auf und hält Sauen. Die dazugehörenden hohen Futtersilos aus Aluminium sind weithin sichtbar. Seit 1967 beseitigte man Feldwege, um die alten Hufen und Gutsblöcke zu großen Schlägen zusammenlegen zu können. Von den 928 Beschäftigten des Ortes waren 1966 nur 211 Personen in der Landwirtschaft tätig. Nach Weißig, Pappritz und Gönnsdorf lag Schönfeld mit 6 7 % Auspendlern, die in den Industriebetrieben von Dresden, Heidenau, Pirna oder Radeberg arbeiten, an vorderer Stelle unter den Orten der Schönfelder Hochfläche. Schönfeld besitzt als zentral gelegener Ort für die Ortschaften der Umgebung vielfältige Bedeutung. Es verfügt beispielsweise über eine staatliche Arztpraxis.
Harthe
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Das Waldgebiet zwischen dem Rossendorfer Schänkhübel, den Harth-Teichen und der Fernverkehrsstraße 6 heißt Harthe; im Atlas von O B E R R E I T (1821/22) ist nördlich der F 6 die Bezeichnung die große Harthe eingetragen. Geologischer Untergrund und Relief entsprechen denen des Gickelsberges (s. O 5). Trockenen Standorten auf den Kuppen, die im wesentlichen von Kiefernforsten mit einzelnen Birken und Lärchen bedeckt sind, stehen nasse in dem Quellgebiet des Kalten Baches gegenüber. Laubmischwald aus Winterlinde, Stieleiche und Birke erhielt sich in der Abt. 115. In einer Schonung am Alleeweg pflanzte man Bergahorn, Stieleiche, Roteiche und Rotbuche vermischt mit Lärche, Weymouthskiefer, Kiefer und Fichte. Außerdem bestehen reine Altbestände von Rotbuche und Stieleiche. Auf Kahlschlägen werden fast ausschließlich Kiefern angesät. Auf die natürliche Waldzusammensetzung der Harthe weisen noch die Kennarten des Eichen-Birkenwaldes hin, zu denen viele säureliebende von oberflächlich ausgewaschenen Böden gehören, wie Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), Pillensegge (Carex pilulifera), Feld-Hainsimse (Luzula campestris), Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense), sowie die Wechselfeuchtezeiger Pfeifengras (Molinia coerulea), Sumpfgarbe (Achillea ptarmica) und die osteuropäische Färberscharte (Serratula tinctoria) in Gesellschaft von Faulbaum, Eberesche und Weißbirke. Eine bemerkenswerte Seltenheit ist die mitteleurol6l-
P i päische Buschnelke (Dianthus seguieri) in Aspen-Birken-Gebüschen des oberen Prießnitzgebietes. Eigentliche Erlenbrüche fehlen im Gebiet, lediglich in der Harthe und in der Langebrücker Heide sind mehrere staunasse Senken mit Erlen bestanden. Hier gedeihen sowohl die von den Teichen im Röder- und Orlagebiet bekannten Verlahdungspflanzen Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Sumpfhaarstrang (Peucedanum palustre), Kappen-Helmkraut (Scutellaria galericulata), SumpfReitgras (Calamagrostis canescens) und Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) als auch die seltenen bore'alen Arten Schlangenwurz (Calla palustris) und Straußfeiberich (Lysimachia thyrsiflora). In den unterholzreichen Partien halten sich Rehe auf. Über den Baumwipfeln kreist der Mäusebussard, und weithin erschallt das Klopfen des Buntspechtes oder der Schrei des Eichelhähers. Der Kleine und der Große Harth-Teich liegen auf Dittersbacher Flur inmitten von hoch aufragenden Hügeln aus pleistozänen Sedimenten. Der Große HarthTeich wurde 1973 entschlammt und als Bad eingerichtet. Die andere Wasserfläche ist stellenweise verlandet und weist nur wenige Stockenten, Bleßrallön und Zwergtaucher als Brutvögel auf, gewährt aber zur Zugzeit gelegentlich auch selteneren Arten Rastmöglichkeiten, wie Bekassine, Grünschenkel und Eisvogel. Über den angrenzenden versumpften Wiesen fliegen Schmetterlinge, so Dukatenvögel (Chrysbphanus spec.), Scheckenfalter (Nemeobius spec.), Aurorafalter (Anthocaris cardamines) und Bläulinge (Lycaenidae spec.).
P 2 Dittersbach, Ortsteil von Dürrröhrsdorf-Dittersbach In dem von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Tal des Kalten Baches liegt das 2 km lange Reihendorf Dittersbach, das sich 1965 mit Dürrröhrsdorf vereinigte. Am Zusammenfluß des Kalten Baches mit dem Schullwitzbach steht das ehemalige Schloß in 214 m ü. NN am tiefsten Punkt der nur schwach geneigten Talaue. Der Name des Waldhufendorfes geht auf einen Lokator Dietrich zurück! 1350. schrieb man Diterispach, 1406 Tytrichspach. Bereits 1446 sind ein Sattelhof und Vorwerk nachzuweisen. Einem Lehnbrief vom Jahre 1472 entnahm man, daß. unter anderem zum ,,forwerck Ditterspach mit dem sitz ( = Herrensitz), molen, teichen und fischereyen in die Wesenitz, Colwitzdorffbach, Tiffenbach und in der bach, die durch Wilstorff flewst, ein holtz der Lindesgrunt und ein holtz Kybenleithe gnant" gehörten ( M E I C H E 1927). Durch einen Besitztausch mit dem sächsischen Kurfürsten erhielt Hieronymus K I E S E W E T T E R das Rittergut Dittersbach 1554, mit dem auch Eschdorf, Wünschendorf und Bonnewitz verbunden waren. 1829 erwarb der Goetheverehrer Johann Gottlob Q U A N D T (f 1859) die Herrschaft Dittersbach, die damals „bedeutenden Feldbau, großeSchafzucht und auch noch weitläufige Waldungen" besaß. Dieser Gutsherr rundete seine Wirtschaftsfläche durch Landaustausch ab und ließ das jetzige. 162
Schloßgebäude erbauen. Als ein aufgeklärter Reformer erließ er seinen dienst- P 2 Pflichtigen Bauern alle Fronen, hielt Vorträge über Verbesserungen in der Landwirtschaft, gründete eine Feuerwehr und führte für die Dorfkinder das Schulturnen ein. An der Einmündung des Kalten Baches in die Wesenitz stehen auf einer niedrigen Terrasse Erbgericht, Pfarrhaus, Kirche und Schloß beieinander. In der Mitte des auf drei Seiten von niedrigen Stallgebäuden gesäumten Gutshofes, der noch zur Hälfte von einem Wassergraben umgeben ist, erhebt sich das Herrenhaus, unter dem sich Reste einer Wasserburg verbergen. E s handelt sich um eine nach der Hofseite zu hufeisenförmig angeordnete, dreigeschossige Anlage mit zurückgezogenem, dreiachsigem Mittelteil. Sie ist durch ein Walmdach mit 'aufgesetzten Zwerchhäusern abgedeckt, die durch Volutengiebel aus der Spätrenaissancezeit geschmückt sind. Auf der Mitte des Dachfirstes sitzt ein achtseitiger Uhrturm mit Barockhaube und -laterne. Das im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts entstandene Gebäude ließ der Gutsbesitzer, wie das klassizistische Gewände des in der Mitte der Hoffront angeordneten Hauptportals erkennen läßt, am Anfang des 19. Jahrhunderts verändern. Von der Parkseite her betrachtet, schließen an den dreigeschossigen Haupttrakt rechts und links vorgezogene, zweigeschossige Querflügel an. Eine Freitreppe führt von einer Terrasse hinunter zur Wesenitz und zum Park. In diesem stehen unter ausländischen und einheimischen Zierbäumen auf niedrigen Postamenten griechische Figuren, darunter die Jagdgöttin Diana, und ein kleiner griechischer Tempel. E s handelt sich um Reste einer 1 8 3 0 bis 1 8 3 2 durch Joseph T H Ü R M E R aus Dresden geschaffenen Gartenanlage. Nach einem Brand von 1660 entstand die an den Hang gerückte Kirche. Der quadratische Westturm mit geschweifter Haube und spitzer, viereckiger Laterne stammt von 1725. Das Schiff wird von einer flachen Felderdecke geschlossen. An die Längsseite fügt sich im Osten ein um 3 Stufen erhöhter Chor, der von außen durch Strebepfeiler gestützt wird. Ein schlichter Altar mit klassizistischem Aufbau, davor die spätbarocke Holztaufe, an der Rückwand mehrere Grabplatten aus dem 18. Jahrhundert bestimmen das Bild des Chorraumes. Auf der Südseite des Schiffes schließt an die untere der beiden Emporen die in Formen der Spätrenaissance gestaltete Holzkanzel an. Die westliche Empore birgt eine Silbermannorgel aus dem Jahre 1726. Sie ist von barockem Holzschnitzwerk gerahmt. Hinter hohen Bäumen liegt der ummauerte Friedhof, die Einweihung des neuen auf Dürrröhrsdorfer Flur erfolgte 1864. Unmittelbar vor dem Westeingang zur Kirche befindet sich der alte Pfarrhof, der im Obergeschoß noch Fachwerkmuster aus dem 17. Jahrhundert zeigt. Zur Parochie Dittersbach gehörte 1840 eine Schule mit 173 Kindern, die schon 1539 Erwähnung fand. Neben der Viehzucht und dem Ackerbau erbrachte das Handwerk bereits früh zahlreichen Einwohnern Verdienst. Das Recht, „Schuster, Schneider und Leineweber im Dorfe zu halten", beanspruchte Dittersbach schon 1547. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in der nahen Umgebung Torfstiche, große 163
P 2 Garnbleichen und eine Papiermühle an der Wesenitz (s. Bd. 17, Stolpen, B 7). Ein alljährlich am Sonntag nach Bartholomäus (24. August) abgehaltener Kram- und Schweinemarkt geht auf das Jahr 1668 zurück. Als Volksfest hat sich der Dittersbacher Jahrmarkt bis in die Gegenwart erhalten. Zum örtlichen Handwerk zählen mehrere Tischlereien, die im Auftrag des V E B Deutsche Werkstätten Hellerau arbeiten. Die Mehrzahl der werktätigen Bevölkerung fährt jedoch täglich nach Radeberg, Arnsdorf, Dresden oder Pirna. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird von dem 1949 gegründeten Volksgut Junger Pionier und einer 1960 gegründeten L P G T y p I bewirtschaftet. Das Volksgut mit seinen 107 Werktätigen betreute 1972 insgesamt 445 ha einschließlich des 100 ha großen Eschdorfer Anteils (s. O 6). Davon entfielen 307 ha auf Ackerland, auf dem vor allem Speisekartoffeln, Getreide und Futterpflanzen angebaut werden. Kooperationsbeziehungen bestehen in der Pflanzenproduktion zu der L P G T y p I I I Wesenitztal in Dittersbach/Dürrröhrsdorf und mit den Genossenschaften in Wünschendorf (s. S 5), so daß eine Gesamtfläche von 4100 ha erfaßt wird. Das Volksgut liefert vor allem Schweine und Rinder als Schlachtvieh. Von den 600 Rindern sind allein 120 Milchkühe in den neuen Ställen zwischen Park und Waldgrenze am Unterhang der Schönen Höhe untergebracht, die restlichen Milchkühe stehen in dem ehemaligen Eschdorfer Rittergutsstall. Die Schweinehaltung mit über 1000 Stück wird ebenfalls in Dittersbach betrieben. Die benötigten Läuferschweine werden in Wünschendorf aufgezogen. Mit dem Volksgut ist seit 1951 eine sozialistische Schule der Landwirtschaft verbunden. 1972 erhielten hier 35 Lehrlinge eine Qualifizierung als Zootechniker für die Rinder- und Schweinezucht. Als Wohnheim und Ausbildungsstätte dient das Schloßgebäude, das 1972 eine umfassende Renovierung erfuhr.
P 3 Dittersbacher Ziegelei Im V E B Dachziegelwerk Dittersbach arbeiten 48 Beschäftigte. Sie stellen vor allem Dachziegel her, daneben noch Plattenziegel (Biber) und Mauerziegel (Hartziegel 250). Eine Ziegelei wurde hier im westlichen Flurteil von Dittersbach bereits um 1890 errichtet. 1962 brannten die Gebäude des damaligen Betriebes mit staatlicher Beteiligung bis auf einige Trockenschuppen nieder. Anschließend wurde das Werk neu aufgebaut. Der Vorrat an abbauwürdigem Material wird nach der 1972 durchgeführten Schätzung noch für 30 Jahre reichen. Pleistozäner Geschiebelehm und Bänderton sind nahe der Straße Eschdorf— Dittersbach in einer Grube der Ziegelei aufgeschlossen. Unter einer Schicht von geschiebefreiem Lehm (1,40 m) lagert 2,60 m mächtiger Geschiebelehm, der als Moräne der 2. Elsterkaltzeit anzusehen ist. Darunter folgen 5 m starke Bändertone und 1 m mächtige Feinsande (Aufnahme vom Sommer 1971). Die Bändertone, die an ihrer Oberkante gestaucht und zerrissen sind, setzen
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sich aus sehr gut ausgebildeten Warven zusammen. Die dunklen Warven mit l % P 3 Feinsand, 1 % Staubsand, 8 % Grobschjuff, 42% Feinschluff und 48% Rohton unterscheiden sich von den hellen mit 2 % Feinsand, 5 % Staubsand, 2 1 % Grobschluff, 60% Feinschluff und 1 2 % Rohton. In den dunklen Warven treten vereinzelt 3 — 4 cm lange Kalkkonkretionen auf. Die im Geschiebelehm eingebetteten Blöcke weisen Längsachsen von 50 bis 60 cm auf. Bei ihnen überwiegen Granodiorite, die im Gegensatz zu den nordischen Graniten und Porphyren stark verwittert, zum großen Teil sogar vergrast sind. Der Gehalt an Feuersteinen ist auffällig gering. Die Lehme, Tone und Feinsande wurden vom Inlandeis während der Elsterkaltzeit abgelagert. ETZOLD (1909) hat den Geschiebelehm als „Hangenden Geschiebelehm" bezeichnet, der dem 2. Elstervorstoß zuzuordnen ist (NOACK 1970). E r wird durch die Bändertone und Feinsande vom 6 bis 7 m mächtigen „Basalen Geschiebelehm" getrennt, der auf der Flur Dittersbach durch Bohrungen nachgewiesen werden konnte und dem 1. Elstervorstoß seine Entstehung verdankt.
Rosinendörfchen, Ortsteil von Eschdorf,
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besteht heute aus 5 bebauten Grundstücken. Um 1700 kam es zur Aufteilung der Niedermühle, die nördlich der Straße von Eschdorf nach Dittersbach in einer Wiesenmulde lag. Den Boden erhielten 4 Gärtner, weshalb in dem Kirchenbuch von 1748 der Name Vierhäuser auftaucht, obwohl bereits 1709 eine Häuslernahrung dazugekommen war. Die Brandkataster des 19. Jahrhunderts schreiben Rosinendörfchen, dessen Name wohl auf einen Irrtum in der Schreibweise von Roßindorff auf der Karte von Peter S C H E N K (1753) zurückzuführen ist ( S E I D E M A N N 1860). Auch O B E R R E I T (1821/22) fügt der Bezeichnung die vier Häuser den Namen Rosinen Dörfgen hinzu.
Laubegast, Stadtteil von Dresden
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Von dem früheren Heidewaldstreifen zwischen Zschieren und Johannstadt gehörte das Mitteltännicht zu Laubegast. E s breitete sich an der Südwestecke der Dorfflur auf einer bis 115 m ü. N N ansteigenden Düne aus. Ein kleiner Kiefernwaldrest davon ist auf Dobritzer Flur in dem Gartenbaubetrieb Salzburger Straße 93 erhalten. Bei der alten Siedlung nahe dem Strorp bestand 1408 bei Lubegast ein „ F a c h in der E l b e " , ein den Sorben zugeschriebenes Pfahlwerk zum Fischfang. Laubegast läßt sich als Ort des L'ubogost deuten. Von der alten Bauernsiedlung, in der 1501 der Dürrhof als Vorwerk bezeichnet wurde, bestehen noch einige Höfe und Anwesen, teilweise mit Weinspalieren. Altlaubegast 5, ein verputzter Fachwerkbau mit Sandsteingewänden am Portal und der Jahreszahl 1795 im Schlußstein, war das Gut der „Zwirnwölfe". Die Familie 12
Dresdner Heide
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Q i Wolf kaufte bis 1926 in Laubegast, Leuben, Niedersedlitz, Sporbitz, Tolkewitz und Zschachwitz gesponnenes Garn auf, das sie auf den Elbwiesen unterhalb der Straße Zur Bleiche mit Elbwasser und Holzasche bleichte. Altlaubegast 16 fällt durch sein Schleppdach auf der Straßenseite und das verbreiterte Obergeschoß als Stirnbau des kleinen Platzes auf, der sich zum Strom hin öffnet. Die Fischerzeile des Laubegaster Ufers wird durch einen Steindamm nahe Altlaubegast und starke Stützmauern bei Nr. 17, 18, 36 geschützt. An die Hochwasser erinnert der große Pegel am Häuschen Ecke Klausenburger Straße. E t w a s stromauf wird die Villa eines früheren Fabrikanten (Nr. 33) mit 5 Achsen Front zur Elbe und einer durch Auffahrt, Balkon und Dachausbau betonten Rückseite sowie mit stuckierten, ausgemalten Innenräumen, von denen die Halle im Erdgeschoß und das Treppenhaus besonders hervorzuheben sind, als Schulhort genutzt. A m Platz des Volkshauses (Nr. 22) stand früher das Gut des Bauern Möhle. Nach Abbruch seines Hauses wurde eine Gedenktafel in den Neubau eingemauert (Ostseite, 1. Stock): „ I n diesem Hause starb Caroline Neuberin den 30. November 1760." Ein Denkmal am Ausgang der Fährstraße trägt das Medaillon der Künstlerin und die Inschrift: „Caroline N E U B E R , die Mutter des deutschen Schauspiels, geboren 9. Maerz 1697, gestorben 30. November 1760. Zur Ehrung einer Frau voll männlichen Geistes, der berühmtesten Schauspielerin ihrer Zeit, der Urheberin des guten Geschmacks auf der deutschen Bühne wurde dieser Denkstein errichtet von ihren Freunden und Verehrern im Jahre 1776." Der Entwurf stammt von Friedrich August K R U B S A C I U S , die Ausführung von Johann Friedrich F E I G E . Nachdem das Medaillon 1944 eingeschmolzen worden war, schuf Prof. Rudolf B O R N 1952 nach Fotos eine Nachbildung. Ein Laubegaster Fährmann wird 1501 zum ersten Mal erwähnt. Ihm gehörte auch ein Fährgut (Fährstraße 30, mit Fachwerk im vorspringenden Obergeschoß, Oberlaube auf der Hofseite und Krüppelwalmdach). Während die Fähre früher nur mit Ruder, Staken und Segel bewegt und mit „Schricken" (Baumstämmen) festgehalten wurde, erhielt sie 1856 ein Gierseil aus Draht. 1870 baute die Kettenschiffahrtsgesellschaft sie zur „Fliegenden F ä h r e " um. Das Fährschiff der Wagenfähre (Abb. 25), nach 1945 wiederhergestellt, bestand aus 2 durch Balken verbundenen Kähnen und war 8 m breit und 12 m lang. Ein starkes Drahtseil, 50 m stromaufwärts verankert, wurde von Bojen getragen. Bei schräg gestellter Steuerung drückte die Strömung die Fähre von einem Ufer zum anderen. Starke Bretter, sogenannte Schwerter, am Bug dienten zur Beschleunigung. Eine Vorstellung vom Aussehen einer solchen alten Pendelfähre mit 2 Schiffsgefäßen vermittelt ein 1950 von Werner H Ö F F M A N N mit Studenten der Hochschule für Bildende Kunst geschaffenes Sgraffito. E s befindet sich auf der Hosterwitzer Seite unweit der Landestelle der heutigen Fähre am ehemaligen Gasthaus Zur Schanze, das gegenwärtig als Kindergarten dient. 1721 war hier auf einer Schanze des Dreißigjährigen Krieges eine Schenke entstanden. Neben der Fähre besaß Laubegast von 1613 bis 1765 eine kurfürstliche Schiffsmühle, 1621 bestand sie aus einem Hausschiff, der eigentlichen Mühle, und einem Wellschiff, das die Welle des unterschlächtigen Mühlrades trug. Die Einwohner
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von Blasewitz, Dobritz, Leuben, Loschwitz, Niedersedlitz, Seidnitz, Striesen Q l und Tolkewitz waren gezwungen, in dieser Mühle mahlen zu lassen. 1765 wurde die Schiffsmühle aufgehoben und der Mahlzwang nach Plauen vergeben. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in weiter stadtwärts gelegenen Ortschaften freies oder nur extensiv genutztes Land für Wohn- und Gewerbezwecke benötigt wurde, nahm das noch weit vor den Toren der Stadt gelegene Laubegast seit 1893 ehemalige Striesener Gärtnereien auf. Schon 6 Jahre später bestanden hier 16 große Gartenbaubetriebe. Sie züchten auch heute noch, besonders für den Export, Azaleen, Kamellien, Cyclamen, Eriken, Rhododendren und treiben Veilchen. Wenn auch Gartenland inzwischen bebaut worden ist, so geben noch immer volkseigene und genossenschaftliche wie private Gärtnereien mit ihren Glashäusern und Freilandanlagen, vor allem Betriebsteile des V E G Saatzucht—Zierpflanzen Erfurt, dem Süden des Vorortes ein besonderes Gepräge. Nachdem in dem am Strom gelegenen Ort manche Häusler außer durch Strohflechten auch als Schiffszieher Verdienst gefunden hatten und für das J a h r 1764 ein Schiffbauer Johann George W E C K S C H M I D T bekannt geworden war, verlegte eine 1855 in Blasewitz gegründete Schiffswerft 1899 ihre Produktionsstätte nach Laubegast. Sie repariert als volkseigener Betrieb heute in den großen Werkhallen und auf dem Freigelände Flußfahrzeuge aller Art. Selbst große Schiffe mit ihren flachen Böden werden auf Schienenschlitten, einem sogenannten Slip, auf das Land gezogen und durch Winden auf Stapelklötzer parallel zum Strom gelegt. Laubegast hatte sich durch Zuzug im 19. Jahrhundert vergrößert. Das ursprüngliche Hegereiterhaus, das 1836 als Schule geweihte Gebäude Leubener Straße 1, ist heute Gaststätte Forsthaus. 1863 war die Schule in ein neues Gebäude da-
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neben v e r l e g t worden. Die jetzige 64. Oberschule, Linzer S t r a ß e 1, geht in ihren A n f ä n g e n auf das Jahr 1883 zurück, und eine erste E r w e i t e r u n g m a c h t e sich 1896 nötig, weitere f o l g t e n bis 1935. U m 1900 w a r L a u b e g a s t v o r allem Garten-, Villen- und A u s f l u g s o r t , in dem seit 1873 das Vergnügungsetablissement D o n a t h s N e u e W e l t bestand. Z u m eigentlichen Dresdner W o h n v o r o r t für Arbeiter und A n g e s t e l l t e wurde es erst durch das W i r k e n v o n B a u g e n o s s e n s c h a f t e n e t w a seit 1925. Zahlreiche Straßen, südlich b e n a c h b a r t zur Österreicher Straße, erhielten d a m a l s ihre geschlossenen Häuserfronten. In ihrem M i t t e l p u n k t umzieht den K i r c h p l a t z m i t seinem v o n 8 Pfeilern getragenen R i n g als D e n k m a l f ü r die Gefallenen des ersten Weltkrieges eine kreisförmige A n l a g e dreigeschossiger Reihenhäuser, w ä h r e n d nach L e u b e n zu mehr eine offenere B a u w e i s e vorherrscht. S t r a ß e n b a h n v e r b i n d u n g b e s t e h t seit 1893 in R i c h t u n g B l a s e w i t z und seit 1900 nach Striesen. Dresdner S t a d t t e i l wurde L a u b e g a s t 1921. A u c h h e u t e bildet L a u b e g a s t e t w a die M i t t e eines Naherholungsgebietes, das sich als schmaler Streifen a m linken E l b u f e r zwischen Zschieren u n d B l a s e w i t z erstreckt. E s beginnt in Zschieren m i t d e m L u f t b a d W o s t r a und d e m benachb a r t e n C a m p i n g p l a t z und ist v o n dorther durch einen E l b u f e r w e g über K l e i n z s c h a c h w i t z erschlossen, dessen Beliebtheit sich nicht zuletzt auf seine guten A u s b l i c k e z u m gegenüberliegenden U f e r m i t Schloß Pillnitz und der Hosterw i t z e r K i r c h e „ M a r i a a m W a s s e r " und zu d e m Steilhang dahinter v o m Borsberg bis zu den Elbschlössern unterhalb v o n L o s c h w i t z gründet. K u r z v o r L a u b e g a s t m u ß der Spaziergänger allerdings w e g e n des W e r f t g e l ä n d e s den S t r o m verlassen u n d erreicht ihn wieder bei der Dampfschiffanlegestelle in L a u b e g a s t , die in den M o n a t e n A p r i l bis O k t o b e r allein schon sehr s t a r k durch F a h r g ä s t e des planm ä ß i g e n Linienverkehrs b e n u t z t wird ( 1 9 7 1 : 3 2 1 2 7 a b f a h r e n d e Personen). V o n den nahen südöstlichen Dresdner Stadtteilen, aber a u c h v o m Stadtinneren bestehen g u t e S t r a ß e n b a h n v e r b i n d u n g e n hierher, so d a ß z u d e m zahlreiche Sonderf a h r t e n der W e i ß e n F l o t t e an dieser S t a t i o n beginnen und enden ( 1 9 7 1 : 7952 Personen). I m weiteren Verlauf des W e g e s b e o b a c h t e t m a n zwischen L a u b e g a s t und T o l k e w i t z noch umfangreiche l a n d w i r t s c h a f t l i c h g e n u t z t e F l ä c h e n beiderseits des Niedersedlitzer F l u t g r a b e n s . D a s W e g s t ü c k bis B l a s e w i t z , das zugleich einen Teil der Dresdner R e g a t t a s t r e c k e s ä u m t , f ü h r t an den 1971 bis 1972 durch einen N e u b a u erweiterten B o o t s h ä u s e r n als A u s g a n g s p u n k t e n des R u d e r ü b u n g s betriebes zahlreicher S p o r t g e m e i n s c h a f t e n vorüber. M i t dem jenseitigen U f e r v e r b i n d e n mehrere E l b f ä h r e n , die früher z u m Teil a u c h die B e f ö r d e r u n g v o n P e r s o n e n k r a f t w a g e n übernahmen, und in B l a s e w i t z ü b e r b r ü c k t d a s B l a u e W u n d e r den Strom.
Q 2 Kleinzschachwitz, S t a d t t e i l v o n Dresden A n der L a u b e g a s t e r S t r a ß e wurde 1899 bei der A n l a g e einer S a n d g r u b e und b e i m H a u s b a u ein größeres Urnengräberfeld des jüngeren L a u s i t z e r T y p s entd e c k t . E i n i g e der reichlich a u s g e s t a t t e t e n Gräber sind durch k r ä f t i g e Stein-
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Setzungen und durch Bodenpflaster besonders geschützt. A u f g e d e c k t e kera- Q 2 mische und bronzene Gegenstände (Abb. 26) sichern die zeitliche Einordnung e t w a zwischen 900 und 700 v. u. Z. Kleinzschachwitz unterscheidet sich von allen anderen nach Dresden eingemeindeten Dörfern durch seine lange Wüstungsperiode. 1310 besaß H e y d e n ricus M O N T A N U S das Dorf Schyzewycz, A n f a n g des 15. Jahrhunderts lag es w ü s t . 1438 stritten sich Laubegast, Großzschachwitz, Sporbitz, Meußlitz und Zschieren um die Aufteilung seiner Feldmark, von der sie wahrscheinlich größere Stücke an sich brachten. F a s t 300 Jahre blieb der O r t unbewohnt. Sein ursprünglicher N a m e Zscheisewitz läßt sich als Dorf des Gii, erklären. U m 1700 begannen Handarbeiter, sich in dem Zschachwitzer Teil des T ä n n i c h t s anzusiedeln. 1736 soll der Ort, der jetzt erst Kleinzschachwitz genannt wurde, 4 Gebäude gezählt haben. Einige der ältesten Dorfhäuser stehen an der Meußlitzer Straße (Nr. 94) und an der Putjatinstraße (Nr. 20). Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war der größte Teil der Flur v o n trockenem Kiefernwald bestanden. Nahe der L o c k w i t z m ü n d u n g stockte beim E i c h b e r g etwas Auwald. Außerhalb des heutigen Altkleinzschachwitz und seiner nächsten
A b b . 26. Urgeschichtliche Funde von Kleinzschachwitz: Urnenfeld, G r a b V (Nadel oben rechts aus einem anderen Grab). Verkleinerungsverhältnis: K e r a m i k 1 : 6, Bronzen 1 : 2 (nach Unterlagen des Landesmuseums f ü r Vorgeschichte)
Umgebung gab es nur 3 Gebäude: eine Papiermühle am Löckwitzbach, ein Jagdhaus am Elbufer und das Fährhaus. Als der sächsische Hof in Pillnitz 1765 seinen Sommersitz aufschlug, wurde die seit 1727 bestehende Fähre als „Fliegende F ä h r e " mit Gierseil eingerichtet. Soldaten bedienten sie und setzten bis zur Revolution 1849 nur Angehörige des Hofes über. Bis 1911 besorgten Pioniere den Fährdienst, die eine eigene Kaserne bewohnten, ein Gebäude (Berthold-Haupt-Straße 130) mit Bruchsteingemäuer, Strebepfeilern und Turm mit Zinnen. 1950 ging die Fähre (Motorboot, Dampffähre, Prahm) in die Verwaltung des V E B Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden über. Sie vermittelt heute einen großen Teil des Ausflugsverkehrs zum Schloß Pillnitz. Putjatinstraße 26 steht in einem großen Garten nahe dem Lockwitzbach das Haus des 1749 in Kiew geborenen Fürsten Nikolaus Abramowitsch P U T J A T I N . Dieser russische Offizier nahm seinen Abschied, als er der Anwendung der Prügelstrafe an Soldaten beiwohnen sollte. E r wurde Architekt, kam 1793 nach Dresden und kaufte 1797 das Anwesen eines Bauern Pätzold. E r führte einen seltsamen Schloßbau auf, den die Bauern großes Storchennest nannten: damals mit einem eigenartigen Turm, 16 Balkons, einer Seilrutschbahn am Haus und zahlreichen Schaukeln im Garten, darunter eine für 30 Personen. A m 10. September 1822 stiftete Fürst P U T J A T I N der Jugend ein Schulhaus, um ihr den weiten W e g zum Unterricht in Dohna zu ersparen. E s steht heute noch Meußlitzer Straße 83 und wird.als Wohnbezirks-Klubhaus genutzt. Das auffällige, buntbemalte Gebäude von 5 Achsen Front mit bis zum Boden heruntergezogenem Dach und langen deutschsprachigen Sprüchen auf den beiden äußeren Blindfenstern diente bis 1872 als Schule; die jetzige 65. Oberschule' steht in der Zschierener Straße. Eine von 1872 bis 1901 unterhaltene Schule erwarb die 1897 von Dohna ausgepfarrte Kirchgemeinde und baute die Turnhalle für ihre Zwecke um (Stephanuskirche, Meußlitzer Straße 113). Als Kleinzschachwitz 1886 eine Dampfschiffhaltestelle erhalten hatte und in den Ausflugsverkehr von Dresden her (s. Q 1) einbezogen wurde, begannen auch Dresdner Bürger, darunter mehrere Künstler, auf den Waldparzellen bescheidene Landhäuser oder Villen an der heutigen Berthold-Haupt-Straße und ihren Nebenstraßen im Zeitgeschmack zu bauen. Weitere Bewohner fanden Beschäftigung besonders in der Schiffswerft Laubegast, in Niedersedlitzer Fabriken und in Dobritz. Jüngere weitläufige Eigenheimsiedlungen stellen die Verbindung nach Meußlitz her. 1921 wurde der Ort nach Dresden eingemeindet. 1906 bis 1932 bestand Straßenbahnverbindung nach Niedersedlitz, dann fuhr ein Autobus nach Leuben; seit 1936 verkehrt dorthin und zur Innenstadt die Straßenbahn. Ein Gedenkstein steht an der zur Erinnerung- an einen Arbeiterführer aus Leuben benannten Berthold-Haupt-Straße Ecke Meußlitzer Straße. Berthold HAUPT, geboren am 7. November 1905, wurde am 26. Februar 1933 bei einer Demonstration der Arbeiterklasse gegen Faschismus und Krieg in der Nähe des Dresdner Zwingers erschossen.
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Die Gruben auf Kleinzschachwitzer Flur, in denen Sande und Schotter früherer Q 2 Elbläufe abgebaut wurden, weisen bei günstigen Umw.feltbedmgungen eine interessante Lebensgemeinschaft mannigfaltiger Tierarten auf. Auf vegetationslosen Sandflächen jagen Bachstelze, Steinschmätzer, seltener auch Haubenlerche nach Insekten. Der zierliche Flußregenpfeifer, der seinen natürlichen Lebensraum an Flußufern weitgehend verloren hat, fand bis um i960 in Kiesgruben mit Grundwasseransammlungen einen Ersatz. In den Wassertümpeln kommen neben dem Wasserfrosch auch die Wechselkröte (Bufo viridis) und die auffällig großen Kaulquappen der Knoblauchskröte (Pelobates fuscus) vor, ferner Molche oder sogar Fische, denen die Ringelnatter (Tropidonotus natrix) nachstellt. Oft verwachsen die Wasserstellen mit Sumpfpflanzen und Weidenbüschen. Dann brüten hier Stockente, Grünfüßige Teichralle, gelegentlich sogar Zwergtaucher, Sumpf- und Teichrohrsänger oder in den Sträuchern Dorngrasmücke und Goldammer. Wo die Abraumflächen sich selbst überlassen bleiben, findet sich bald eine Ruderalflora ein, deren Sämereien verschiedene körnerfressende Arten anlocken, so Girlitz, Grünfink, Stieglitz und Bluthänfling, aber auch das Rebhuhn. Nebelkrähe und Elster sind besonders an den mit Abfällen verfüllten Stellen regelmäßige Gäste. Ihre Nester haben sie in den Kiefern, die als Reste der einstigen Waldbedeckung in einigen Gartengrundstücken erhalten geblieben sind. Oft werden diese Horste vom Turmfalken übernommen, der hier Großstadtvogel geworden ist.
Großzschachwitz, Stadtteil von Dresden
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Für die Flur Großzschachwitz bildet im Osten und Südosten die Lockwitz eine natürliche Grenze. Bei der Pirnaer Landstraße erreicht der Bach den alten, von Zschieren unter dem Namen Bruchiggraben kommenden Elbarm. 1350 hatte Conradus de P E S C H E N das ganze Dorf Schachwicz = Ort des Cach als markgräfliches Lehen inne. Später besaßen verschiedene Edelleute und Dresdner Bürger Güter und Zinsen hier. Die Familie von Korbitz, seit 1465 im Besitz des Dorfes, verkaufte es 1513 an die Bünaus auf Weesenstein, die es bis zur Aufhebung der Gutsherrschaften im 19. Jahrhundert behielten. Der 1791 Groß-Zschachwitz genannte Ort, dessen Bewohner neben der Landwirtschaft das Strohflechten und Zwirnen betrieben, blieb bis weit in das 19. Jahrhundert hinein eine kleine Bauern- und Häuslergemeinde. Noch 1890 zählte man darin nur ein Drittel der Einwohnerzahl von Kleinzschachwitz. Dann erst entwickelte es sich zu einem stark bevölkerten Arbeiterwohnort. 1898 entstand die heutige 92. Oberschule. Das alte Bauerndorf an der Bahnhofstraße zwischen der Pirnaer Landstraße und dem Lockwitzbach war ein Straßenangerdorf und besaß eine gewannähnliche Streifenflur. Durch das Dorf führt ein Mühlgraben der Lockwitz, der sich unterhalb des Bahnhofs Niedersedlitz abzweigt. An ihm lag die Mühle (Bahnhof171
Q 3 straße 70). Als 1906 wegen des Straßenbahnbaus nach Niedersedlitz die Bahnhofstraße verbreitert wurde, brach man die Nebengebäude der Mühle ab. Einige Gutshöfe (Nr. 60, Nr. 87: am Torpfeiler die Jahreszahl 1846) und Häusleranwesen erinnern noch an die dörfliche Zeit. Nach dem ersten Weltkrieg entfaltete sich in Großzschachwitz ein sehr reger genossenschaftlicher und gemeindeeigener Wohnungsbau (Am Sand, Bahnhof straße, Schweizstraße usw.). Die ungefähr 1 km südlich von Großzschachwitz vorbeiführende Eisenbahnstrecke von Dresden nach Pirna bewirkte, wie an vielen anderen Stellen des Elbtals, auch hier die Bildung von Industrieanlagen. Dicht jenseits der alten Flurgrenze stehen die Werkhallen des V E B Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau auf ehemals Großlugaer und Niedersedlitzer Gemarkung. In südöstlicher R i c h t u n g liegt der V E B Mühlenbau Dresden nahe dem Stadtteil Sporbitz. Dieser Ort w a r 1921 — ein Jahr früher als Meußlitz — nach Großzschachwitz eingemeindet worden, bis der gemeinsame Anschluß an Dresden 1950 erfolgte. Deshalb führt der benachbarte, ebenfalls 1950 in erster Linie für den Arbeiterberufsverkehr eingerichtete H a l t e p u n k t die Bezeichnung Dresden-Zschachwitz. Q 4 Niederpoyritz, Stadtteil von Dresden Die in W a c h w i t z schmale Niederterrasse verbreitert sich stromaufwärts v o m Erbgericht Niederpoyritz an. D a sie aber wegen Hochwassergefahr nicht besiedelt werden konnte, blieb das ursprüngliche Straßendorf, in dem sich einige bäuerliche Anwesen erhalten haben, auf beide Seiten der heutigen Pillnitzer Landstraße beschränkt. Sein frühest bekannter N a m e PodegHczch (1414) bedeutet altsorbisch Podgrodici = die L e u t e unter der Burg. Durch das ehemalige Beigut von W a c h w i t z f ü h r t bergwärts die Eugen-Dietrich-Straße (s. N 8). Rechter Hand steht seit 1735 das heute durch Wohnungen genutzte Herrenhaus. Gegenüber (Nr. 28) finden wir a m R u n d t o r den mit 1832 datierten Schlußstein, an der rechten T ü r des Hauptflügels das sächsische W a p p e n und die Initialen F A (FRIEDRICH AUGUST) sowie die Jahreszahl 1835. Der oberhalb anschließende Industriebau von 1839 diente als Brauerei und gehört heute wie das Nachbargebäude zu einer chemischen Fabrik. V o r der Rittergutsgründung hatte Niederpoyritz den Grundherren von Pillnitz (bis 1645) und von W a c h w i t z unterstanden. Der alte Flurname A n der Schiffsmühle bei Niederpoyritz verweist auf eine Anlage in der Elbe, die OBERREIT in seiner K a r t e eingetragen hat. Auf der Heidesandterrasse lagen Weinberge. Eine Presse stand in dem Haus mit der Jahreszahl 1674, Pillnitzer Landstraße 221. Das Feierabendheim in Nr. 273 wurde 1887 gegründet und nach dem schwedischen Prinzen G u s t a v WASA benannt. Die jüngsten und bevorzugtesten Wohngebiete findet man am Elbtalsteilhang im Bereich der Staffelsteinstraße. Kirchlich gehört der Ort seit 1539 zu Hosterwitz; die Kinder besuchten dort auch die Schule, bis die Gemeinde 1894 ihr eigenes Schulhaus baute, die heutige 87. Oberschule. 1903 fuhr die Straßenbahn bis Niederpoyritz, Dresdner Stadtteil wurde der Ort erst 1950.
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Hosterwitz, S t a d t t e i l v o n D r e s d e n , h i e ß 1406 Hostembricz, w a s als D o r f d e s G o s t i m e r zu d e u t e n ist. W i e b e i d e n m e i s t e n Or.ten in d e r U m g e b u n g ist in d e m W o r t ein s l a w i s c h e r P e r s o n e n n a m e e n t h a l t e n . D a s a l t e H o s t e r w i t z b i l d e t e eine S a c k g a s s e a n d e r E l b e , n e b e n d e r i m O s t e n auf d e m P f a r r l e h n 1618 n o c h 9 H ä u s l e r a m K e p p b a c h a n g e s e t z t wurdet?, a n d e m 1 7 2 1 i n s g e s a m t 4 M ü h l e n in B e t r i e b w a r e n . D i e F l u r b e s t a n d a u s B l ö k (1414) k e n u n d g e w a n n ä h n l i c h e n S c h m a l s t r e i f e n . E i n V o r w e r k z u Hosterbricz w u r d e a m A u s g a n g d e s M i t t e l a l t e r s a u f g e l ö s t . A l s seit 1623 J o a c h i m v o n L o s s auf P i l l n i t z G r u n d h e r r w a r , e r h ö h t e er die u n g e m e s s e n e n D i e n s t e d e r a r t , d a ß die U n t e r t a n e n a u c h h i e r (s. O 8) g e g e n i h n a u f s t a n d e n . D a r a u f h i n l i e ß e r 1624 das Dorf plündern. D i e H o s t e r w i t z e r S c h i f f e r k i r c h e „ M a r i a a m W a s s e r " (Bild 28) w i r d s c h o n 1406 u n d 1476 e r w ä h n t . S e i t 1638 w a r d e r H o s t e r w i t z e r P f a r r e r z u g l e i c h P r e d i g e r der seit 1596 b e s t e h e n d e n P i l l n i t z e r S c h l o ß k a p e l l e . E i n U m b a u e r f o l g t e 1704, eine E r n e u e r u n g 1774. D i e s c h l i c h t e , e i n s c h i f f i g e A n l a g e t r ä g t ü b e r d e m W e s t giebel einen kleinen, a c h t e c k i g e n D a c h r e i t e r m i t a u s l a d e n d e r Z w i e b e l k u p p e l . > Innen besitzt der Saal m i t gekehlter Flachdecke 2 hölzerne E m p o r e n und L o g e n über der Sakristei. D e r alte Kirchhof mit schönem B e s t a n d an E s c h e n , L e b e n s b ä u m e n und Weiden sowie mehreren künstlerisch wertvollen G r a b m ä l e r n gehört zu den stimmungsvollsten der Dresdner Gegend. A u f d e m neuen Friedhof a n d e r D r e s d n e r S t r a ß e k o n n t e n R e s t e eines G r ä b e r f e l d e s d e r L a u s i t z e r K u l t u r g e s i c h e r t w e r d e n , die in S t e i n p a c k u n g e n e i n g e s c h l o s s e n w a r e n . D i e g e b o r g e n e n U r n e n g r ä b e r s t a m m e n a u s d e r Z e i t u m 1200 v . u. Z. u n d a u s d e r ä l t e r e n E i s e n z e i t z w i s c h e n 800 u n d 400 v . u. Z. N o c h i m J a h r e 1680 h a t t e sich H o s t e r w i t z v o n d e n A u s w i r k u n g e n d e s D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g e s n i c h t e r h o l t . D i e G r u n d h e r r s c h a f t b e m ü h t e sich u m K ä u f e r f ü r die w ü s t e n G ü t e r . D a s g r ö ß t e A n w e s e n , ein F ü n f - V i e r t e l - H u f e n g u t , k a m s c h l i e ß l i c h 1689 in d e n B e s i t z d e r E h e f r a u des H o f f o u r i e r s A u g u s t ZENKER. A l s es 1690 a b b r a n n t e , b l i e b d e r T o r b o g e n m i t den v e r s c h l u n g e n e n I n i t i a l e n A J E Z 1689 ( A u g u s t u n d J o h a n n a E l i s a b e t h ZENKER) L a u b e g a s t e r S t r a ß e 2 e r h a l t e n . 1695 u m f a ß t e d e r B e s i t z n a c h Z u k a u f 4,5 H u f e n L a n d , 1 7 4 5 g e l a n g t e e r a n d e n i t a l i e n i s c h e n H o f b i l d h a u e r L o r e n z o MATIELLI. D i e s e r r i c h t e t e i m G u t eine W e r k h ü t t e ein u n d s c h u f d a r i n die g r o ß e n H e i l i g e n s t a t u e n f ü r d i e K a t h o lische H o f k i r c h e , die er v o n h i e r auf d e r E l b e leicht n a c h D r e s d e n t r a n s p o r t i e r e n k o n n t e . 1749 k a u f t e G r a f H e i n r i c h v o n BRÜHL d a s G u t u n d ließ eine „ F a b r i k " f ü r S c h n u p f - u n d R a u c h t a b a k a n l e g e n , die er 1752 a n die k u r f ü r s t l i c h e K a m m e r v e r ä u ß e r t e . D i e L a n d e s c o m m e r z i e n - D e p u t a t i o n b e t r i e b 1 7 5 5 bis 1800 a u f d e m n u n P l a n t a g e n g u t g e n a n n t e n A n w e s e n eine S e i d e n m a n u f a k t u r m i t e i g e n e r S e i d e n r a u p e n z u c h t auf 2500 M a u l b e e r b ä u m e n . N a c h d e m 1 7 7 4 C a m i l l o G r a f MARCOLINI einen W e i n b e r g , 1 7 8 6 d i e H o s t e r w i t z e r M ü h l e u n d 1800 die L e h d e n ( = L e i t e n , H a n g ) a m Z u c k e r h u t e r w o r b e n h a t t e , ließ er a m E i n g a n g z u m K e p p g r u n d d a s e h e m a l s B r ü h i s c h e K e p p s c h l o ß u m b a u e n , u n d z w a r als E i n f l ü g e l b a u ( D r e s d n e r S t r a ß e 99) m i t h e u t e n i c h t m e h r
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Q 5 vorhandener künstlicher Ruine und der zur Elbe führenden Allee. Schon 1792 hatte er einen Teil der Gebäude des Plantagengutes gemietet, und 1801 erhielt MARCOLINI den gesamten Besitz in Erbpacht. Nach seinem Tod 1814 teilten Erben ihr Hosterwitzer Eigentum, das vorübergehend nochmals in der Hand des Bankiers Robert THODE vereinigt war, ehe wieder verschiedene Besitzer folgten. Ein weiterer Umbau erfolgte nach 1860 im Tudorstil. Das nach 1945 wiederhergestellte Gebäude diente mehreren gesellschaftlichen Einrichtungen. Ein beträchtlicher Teil des noch heute unbebauten Geländes beiderseits der Pillnitzer Landstraße gehörte zum ehemaligen Plantagengut. Seit 1901 führte die Stadt Dresden Verhandlungen mit dem Ziel des Kaufs von schließlich 82 ha Land, und schon 1905 bis 1908 erfolgte auf dem westlichen Teil der Flur die Anlage des Wasserwerkes Hosterwitz. Hier besitzt die weichseleiszeitliche Niederterrasse, von GRAHMANN (1933) U-Terrasse genannt, eine Mächtigkeit von 4 bis 6 m, der Abstand ihrer Oberfläche von der heutigen Flußaue beträgt etwa 8 m. Über dem Kies im Untergrund folgt eine Sandschicht, der an manchen Stellen eine bis über 2 m mächtige Decke aus Aulehm auflagert. Um das Grundwasser vor Verunreinigung zu bewahren, erhielt das Freiland eine große Edelobstplantage mit 12000 Bäumen. Das Hosterwitzer Werk zeichnet sich durch seine „Grundwasser-Anreicherungs-Anlage" aus. Wasser wird der Elbe entnommen, nach der Vorreinigung in 4 Absitzbecken geklärt, in Druckfiltern gefiltert und dann in Rohren zu 9 Versickerungsbecken (je 30 m breit und 100 m lang) geleitet. Die Rohre enden hier in Düsen, durch die Wasser herausgepreßt und zu einem feinen Sprühregen verstäubt wird. Sauerstoff ersetzt die dabei ausgeschiedene Kohlensäure. Im Sand der Becken versickert das Wasser und erhöht damit den Grundwasserspiegel. In 111 Rohrbrunnen wird es dann wieder zutage gefördert. Der ganze Kreislauf nimmt etwa einen Monat in Anspruch. Das in Hosterwitz aufbereitete Wasser fließt in einem 8oo-mm-Rohr über die Saloppe zum Hochbehälter Fischhaus. Die Hochbauten des Wasserwerkes sind eine Schöpfung des Stadtbaumeisters Hans ERLWEIN. Dresdner Stadtteil wurde Hosterwitz zusammen mit Pillnitz erst 1950. Dorfausbauten erfolgten vorwiegend an der Dresdner Straße. In lockerer Bauweise entstanden hier zwischen Pillnitz und Oberpoyritz Wohngrundstücke inmitten ausgedehnter Flächen, von denen heute einige durch Erwerbsgartenbau (GPG Leuchtfeuer) genutzt werden. Auch Carl Maria von WEBER bewohnte in diesem Teil von Hosterwitz mit seiner jungen Frau Caroline seit 18. Juni 1818 als Sommergast das Haus des Winzers Felsner, heute Dresdner Straße 44. 6 Jahre lang war das Giebelzimmer des ersten Stockes das „Sommernestchen". WEBER arbeitete in diesem Haus an Euryanthe, Freischütz und Oberon und schuf die Aufforderung zum Tanz und andere kleine Werke. Das Gebäude ist als Carl-Maria-von-Weber-Gedächtnisstätte eingerichtet worden. A m Abend wandelte der Künstler oft von hier aus den Weg durch den Grund zur Keppmühle (s. Q 11). Noch auf Hosterwitzer Flur und wenig östlich der Keppgrundbachmündung
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gelegen, hat der Verband Deutscher Konsumgenossenschaften in einer stattlichen, zweigeschossigen Villa von etwa 1870, Maillebahn 8, die Internationale Genossenschaftsschule eingerichtet. Ein dreiachsiger Mittelrisalit und auf der Hofseite ein zweieinhalbgeschossiger Vorbau mit Flachgiebel und Satteldach sowie Ornamentik im Altan gliedern die Fassaden. Das Gebäude daneben (Nr. 6) dient als Wochenkinderheim.
Pillnitz, Stadtteil von Dresden, war in seiner Frühzeit Lehen der Burggrafen von Dohna. Die älteste bekannte Schreibweise Belenewitz stammt von 1335, so daß der Name als Dorf eines Belan gedeutet werden kann. 1403 bestand ein altes Schloß mit angeschlossenem oberem und niederem Hof, im 16. Jahrhundert Besitz der Familie von Ziegler, 1569 bis 1640 der Familie von Loss. Als einziger Rest blieb von einem dazugehörigen Lusthaus gegenüber der Elbinsel eine kleine Bastei mit dem Löwenkopf im Gemäuer nach dem Strom zu erhalten. 1694 kam Pillnitz durch Tausch gegen Lichtenwalde an den Kurfürsten J O H A N N G E O R G I V . Sein Bruder und Nachfolger, F R I E D R I C H A U G U S T I . (der Starke), übergab es 1707 seiner Mätresse, der Gräfin C O S E L , übernahm es nach ihrem Sturz 1716 wieder selbst. Seit 1765 diente Pillnitz als ständige Sommerresidenz. Bis 1918 blieben das Schloß und das damit verbundene Kammergut im Besitz der Wettiner. Nach dem zweiten Weltkrieg eröffneten die Staatlichen Kunstsammlungen am 6. Juli 1946 im Schloß ihre Ausstellungen. Nach Wiederherstellung der Gemäldegalerie und des Albertinums verblieb hier das Museum für Kunsthandwerk. Pillnitz ist anfangs eine Ansiedlung von Fischern und Bauern an der Mündung des Friedrichsgrundes in das Elbtal gewesen, doch dehnte sich nach und nach der Besitz der Gutsherrschaft auf Kosten des Bauernlandes über den größten Teil der Ortsflur aus. Die Siedlung wurde deshalb im 18. Jahrhundert auch nur noch von Gärtnern und Häuslern bewohnt, meist Schloß- und Gutsarbeitern. Die Bewirtschaftung des seit 1718 als Kammergut geführten Rittergutes beruhte bis zur Ablösung im Jahr 1846 in hohem Maße auf den Leistungen der Einwohner der Untertanen Dörfer Hosterwitz, Krieschendorf, Oberpoyritz, Pappritz, Pillnitz, Söbrigen. Schloß Pillnitz (Abb. 27) bildet mit seinen Blumenbeeten, mit den mächtigen Bäumen des Parks und mit den grünen Berghängen im Hintergrund eine landschaftliche Einheit. Die A n m u t dieses Bildes empfinden wir besonders eindringlich, wenn wir uns ihm auf der Maillebahn nähern, einer 40 m breiten und 750 m langen, wiederholt mit Kastanien bepflanzten Allee zwischen Hosterwitz und Pillnitz. An ihrer Stelle stand von 1725 bis 1743 am Westausgang des Schloßparks das „Französische D o r f " für die Komödianten, Musiker und Sänger des Hofes. 1766 legte man hier eine anfänglich mit hohen Bretterwänden umgebene Bahn für das Maillespiel an, ein Kugelspiel mit hölzernen Hämmern. 175
Schloß
Pillnitz
1 Neues Schlo6 2 Wasserpalais 3 Bergpalais ¿tPalnwnhaus 5 Orangerie 6 Chines.Tempel
|
7 Engl. Pavillon 8 Kameilœnhaus 9 Lustgarten 10 Fliederbof 11 Heckengarten 12 Engl. Garten
^ . ^ , ¡ ¡ ¡ 1 garten V^/^t''': 14 Nadelholz anl. (KoniFerenhain) rfPffi///. 15 Löwenkopf 'MMtyft pltLNI'Zi 16 Florastatue 17 Gärtnerei
7/
OEsèM } . fMailbahn f!
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Abb. 27. Schloß und Schloßgarten Pillnitz (aus: Brockhaus-Reisehandbuch Sächsische Schweiz — Osterzgebirge. Leipzig 1972, mit freundlicher Unterstützung des V E B F. A. Brockhaus Verlag Leipzig)
Die Maillebahn führt in den hinter einem Wassergraben beginnenden Heckengarten mit den hohen grünen Wänden der Charmillen, beschnittenen Hainbuchen, die heute beiderseits je 4 Rechteckräume einschließen. Sie wurden 1712 bis 1713 durch die Gräfin C O S E L als Spielplätze angelegt und 1910 erneuert. Innerhalb der Heckenräume der Bergseite finden wir seit 1956 Stauden, Rosenund Nadelgehölze sowie eine rote Prachtgondel, wie sie der Königsfamilie für ihre Fahrt von der Terrasse in Dresden bis an die Ufertreppe des Pillnitzer Wasserpalais diente. Das Wasserpalais (Bild 26), 1720 bis 1721 von M. D. P Ö P P E L M A N N erbaut, verdeutlicht das Interesse für die fernöstliche Heimat des Porzellans, das durch die Erfindung Johann Friedrich B Ö T T G E R S 1709 geweckt worden war. So ließ F R I E D R I C H A U G U S T I. (der Starke) das Schloß als „indianisches" ( = ostindisches) Lustgebäude errichten, 1720 zwei fünfachsige Pavillons und 1721 einen siebenachsigen Mittelbau zur Gartenseite mit viersäuligem Portikus. Diese drei Gebäude wurden 1721 bis 1722 durch erdgeschossige Zwischenstücke zum Wasserpalais zusammengeschlossen. Das mit Chinoiserien bemalte Gesims und die hohlgeschweiften großen Dächer mit phantastischen Schornsteinen rufen einen exotischen Eindruck hervor (DEHIO 1965). Rechts und links kamen einfacher gehaltene Seitenflügel erst 1788 bis 1791 hinzu, wobei Christian Traugott
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sich eng einem Erweiterungsentwurf von Zacharias L O N G U E L U N E aus dem Jahr 1725 anschloß. Auf der Wasserseite führen Stufen zwischen drei Arkadenöffnungen zu der prachtvollen, weitgeschwungenen Freitreppe mit den beiden Sphinxen (Bild 24) aus der Werkstatt Johann Christian K I R C H N E R S . Das Bergpalais (Bild 27) entstand als Wiederholung des Wasserpalais 1723 bis 1724. In den Jahren 1964 bis 1967 wurde die originale Bemalung an der Lustgartenseite des Wasserpalais freigelegt, die Wandflächen wurden mit Wachsfarbe neu bemalt, die sichtbar gewordenen figürlichen Malereien teils konserviert, teils restauriert. 1968 begann die Wiederherstellung der Fassaden an der Lustgartenseite des Bergpalais und in dessen Nordwestflügel 1967 bis 1971 die der WeinligZimmer. An der Stelle des 1818 abgebrannten alten Schlosses führte Christian Friedrich S C H U R I C H T 1818 bis 1826 das Neue Palais auf. Der Neubau besteht aus dem Kapellenflügel auf der Bergseite, einem Mittel- und einem Elbflügel. Die Fassade am Lustgarten ist dem Wasser- und dem Bergpalais angeglichen und mit korinthischen Säulen geschmückt, zwischen denen 39 m breite Stufen in den Festsaal führen. Diese Gebäude umschließen den 55 m x 60 m großen Fliederhof, der erstmals 1866 mit Hochstämmen des Chinesischen Flieders (Syringa chinensis) bepflanzt wurde. Der Lustgarten zwischen den Schloßgebäuden diente im 18. Jahrhundert höfischen Spielen. Dieser älteste Teil des Schloßparks erhielt seine heutige Gestaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben Blumenbeeten gliedern 4 Gehölzbeete den gesamten Raum. Eine Fontäne in der Mitte des Platzes wird von einem Staubecken im Friedrichsgrund gespeist. Vor dem Wasserpalais finden an Sommerabenden Serenaden der Dresdner Philharmonie statt. A m Bergpalais stehen sommers über in großen Kübeln Orangenbäume, oft mit Früchten behangen, sowie die berühmte Gartenhortensie. Sie wurde 1807 v o n dem späteren Hofgärtner Karl Adolf T E R S C H E C K als Steckling aus Paris nach Dresden gebracht. Der Englische Garten (Abb. 27) als Fortsetzung des barocken Lustgartens wurde 1778 mit geschwungenen Wegen, verstreuten Baumgruppen auf Rasenflächen und einem umbuschten Weiher als Neupflanzung angelegt. W i r finden darin in prächtigen, fast 200 Jahre alten Stämmen unsere heimischen Laubbäume, auch eingebürgerte, wie Platane und Edelkastanie, und zahlreiche Straucharten. Eine mächtige Platane am Teichufer aus der Frühzeit der Anlage ist mit 2,1 m Stammdurchmesser der stärkste B a u m des Schloßparks. Die zahlreichen dendrologischen Besonderheiten von hier und von den übrigen Gartenteilen hat F. K A M M E Y E R in seinem Führer durch den Schloßgarten verzeichnet. Der zweigeschossige Pavillon nahe der Gartenmauer wurde 1780 nach Plänen von W E I N L I G mit zurückgesetztem Oberbau errichtet. Das Monogramm F A über der Tür weist auf Kurfürst F R I E D R I C H A U G U S T I I I . hin. Nach der Orangerie zu steht die berühmte Pillnitzer Kamellie (Höhe 8 m, Kronenumfang 35 m), die Ende April, Anfang Mai rosa blüht. Sie zählt zu den vier Pflanzen, die 1770 WEINLIG
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aus J a p a n n a c h E u r o p a gelangten und an die bedeutendsten G ä r t e n jener Z e i t in L o n d o n , H a n n o v e r , W i e n und Pillnitz verteilt wurden. 1790 k a m sie ins Freiland, 1801 a n ihren jetzigen S t ä n d o r t . D a s neue W i n t e r h a u s m i t einer E i s e n k o n s t r u k t i o n ermöglicht die B e h e i z u n g in der k a l t e n Jahreszeit. Die Orangerie beherbergt im W i n t e r die K a l t k ü b e l p f l a n z e n und dient v o m F r ü h j a h r an f ü r vielbesuchte Sonderschauen. D a s M i t t e l s t ü c k w a r u m 1730 v o n LONGUELUNE g e b a u t worden. Ü b e r d e m H a u p t t o r f i n d e t m a n das Spiegelm o n o g r a m m A R , W a p p e n und Spielgeräte. H i e r b e s t a n d ein Spielgarten, 1725 k a m er als vierter G a r t e n r a u m z u m Schloßbereich, später n u t z t e m a n das Geb ä u d e d a n n als Orangerie und p f l a n z t e d a v o r seit 1874 gegen 200 seltene Nadelgehölze an, die heute bis zu 30 m h o c h sind. E i n e besondere Seltenheit bildet der U r w e l t m a m m u t b a u m (Metasequoia), 1944 i m südlichen China e n t d e c k t . Sehr schnell w u r d e dieser lichtgrüne B a u m durch S a m e n über die ganze E r d e v e r b r e i t e t und ein E x e m p l a r 1953 in Pillnitz als 20 c m kleiner B a u m a n g e p f l a n z t . D i e den Nadelgehölz-Garten säumenden L a u b b ä u m e bilden einen w i r k s a m e n S c h u t z gegen eindringende K a l t l u f t . A n den N a d e l b a u m h a i n schließt sich auf der R ü c k s e i t e des B e r g p a l a i s der G r o ß e S c h l o ß g a r t e n an, der seit 1723 nahezu u n v e r ä n d e r t besteht. R o ß k a s t a n i e n und Winterlinden durchziehen in R e i h e n w e i t e R a s e n f l ä c h e n . D e r n o r d w ä r t s angrenzende R a u m k a m seit 1785 z u m Schloßbereich, d o c h v o r h e r m u ß t e n Häusler hier ihren B e s i t z aufgeben, d a m i t die P l ä n e des H o f e s v e r w i r k l i c h t w e r den k o n n t e n . FRIEDRICH AUGUST I I I . ließ diesen Holländischen G a r t e n { A b b . 27) m i t P f l a n z e n aus d e m d a m a l s niederländischen S ü d a f r i k a anlegen. D a r a u s e n t w i c k e l t e sich die „ B o t a n i s c h e S c h u l e " , eine A n z u c h t s t ä t t e f ü r P f l a n z e n m i t mehreren Gewächshäusern (z. B . das P a l m e n h a u s v o n 1859). W e n i g östlich s t e h t seit 1870 die F l o r a s t a t u e v o n W o l f v o n HOYER. D e r ä u ß e r s t e G a r t e n im Osten, 1790 bis a n die D o r f s t r a ß e eingerichtet, h e i ß t Chinesischer G a r t e n n a c h d e m 1804 w o h l v o n Christian Friedrich SCHURICHT e r b a u t e n Chinesischen P a v i l l o n a n der N o r d o s t e c k e des Großen Teiches. In den J a h r e n n a c h 1822 t a g t e hier das D a n t e - K o m i t e e m i t d e m D i c h t e r und D r a m a turgen L u d w i g TIECK, d e m A r z t , Maler und Philosophen Carl G u s t a v CARUS und d e m Ü b e r s e t z e r der „ G ö t t l i c h e n K o m ö d i e " , Prinz JOHANN. In den B e s t ä n d e n alter, höhlenreicher B ä u m e , in den dichten H e c k e n und Sträuchern sowie auf den R a s e n f l ä c h e n konnten, gefördert durch mancherlei V o g e l s c h u t z m a ß n a h m e n , 51 V o g e l a r t e n brütend und weitere 30 als G a s t v ö g e l nachgewiesen werden. In den hohlen L i n d e n und K a s t a n i e n b r ü t e n W a l d k a u z und H o h l t a u b e , in den v o n Grün- und B u n t s p e c h t gezimmerten H ö h l e n und in N i s t k ä s t e n die kleineren Höhlenbrüter, wie Meisen, Gartenrotschwanz, T r a u e r schnäpper und W e n d e h a l s . Finkenartige, G r a s m ü c k e n , Drosseln u n d Z a u n k ö n i g b a u e n ihre N e s t e r in die dichten W e i ß b u c h e n h e c k e n . A l s sonst w e n i g häufige B r u t v ö g e l sind Pirol, Nachtigall, Gimpel, W a l d b a u m l ä u f e r , Heckenbraunelle, G a r t e n s p ö t t e r und K e r n b e i ß e r erwähnenswert, a m B a c h l a u f a u ß e r d e m Gebirgsstelze und Stockente. Die zahlreichen Mistelbüsche verlocken durchziehende F l ü g e v o n Seidenschwänzen, W a c h o l d e r - und Misteldrosseln o f t zu wochen-
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langem Verweilen. Fledermäuse, • Rötel-, Gelbhals- und Waldmaus bewohnen Q 6 den Park. Im Mulm der alten Bäume leben die Larven des Nashornkäfers (Oryctes nasicornis), des Eremiten (Osmoderma eremita) und von Bockkäfern. Im Juni lassen sich Unmengen von Johanniskäfern (Phausis splendidulä) in den Gebüschen durch ihre Leuchtorgane erkennen. Pflaster- oder Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) finden wir im Rasen und am Fuße der Lindenstämme große Ansammlungen der Feuerwanze (Pyrrhocoris spec.). Im Röhrteich, im oberen Parkteil einst zur Speisung der Springbrunnen angelegt, tummeln sich Karpfen und Schleien. Hier findet man auch die ungewöhnlich großen Kaulquappen der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) sowie Krebse und Teichmuscheln. Die Wohnsiedlung Pillnitz hat seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem von den bevorzugten südexponierten Hanglagen und der davorgelagerten Heidesandterrasse Besitz ergriffen. Inmitten großer Gartengrundstücke entstanden Villen und zuletzt seit 1927 die Landhaussiedlung auf dem ehemaligen Rebgelände des Hausbergs, der auch das gleichnamige Ausflugscaf6 trägt. 1846 baute Pillnitz ein eigenes Schulhaus, das 1901 erneuert und erweitert wurde, Schulweg 3, heute 88. Oberschule. An ihr befindet sich ein Denkmal für den Dichter Julius H A M M E R , Bruder des Malers Guido H A M M E R . Ein zweites Schulhaus — ein Neubau in schönster Lage — steht an der Dresdner Straße bereits auf Hosterwitzer Flur unweit der katholischen Kapelle „Maria am W e g e " . Pillnitz ist seit 1913 durch die Straßenbahn mit Dresden verbunden und seit 1950 Teil der Großstadt. 1948 wurde das Kammergut Volkseigentum. Als V E G Tierzucht bestand es bis 1971. Sein Tierbestand wurde der L P G Neues Leben (s. N 1) übergeben, sein Land dem Institut für Obstbau in der ehemaligen, 1913 bis 1915 angelegten Hofgärtnerei. Diese Einrichtung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R erhielt seit 1950 umfangreiche Neubauten; Versuchskulturen befinden sich auch im früheren Weinbergsgelände (s. Q 13). Unmittelbar benachbart zu dieser Forschungsstelle liegt das Institut für Landwirtschaft beim Zentralkomitee der S E D . Wie am linken Elbufer zieht sich ebenso rechts des Stromes zwischen Söbrigen und Loschwitz ein Naherholungsgebiet hin, das auch von Fremden aufgesucht wird. Schiffsanlegestellen in Söbrigen, Pillnitz und Wachwitz erschließen es, ein Uferweg führt in ganzer Länge hindurch. Einige besondere Anziehungspunkte lenken einen verstärkten Besucherstrom auf sich. Dazu gehören in allererster Linie Park und Schloß Pillnitz. A n weiteren Baudenkmälern bietet Pillnitz 2 Fischerhäuser (August-Böckstiegel-Straße 7 und 8, die 1962 bis 1964 denkmalpflegerisch instand gesetzt und saniert wurden) in Nachbarschaft zu einem Schifferkinderheim bei der Dampfschiffanlegestelle (Söbrigener Straße 2), den Gasthofsbau Goldener Löwe, das Fachwerkhaus Lohmener Straße 5 und die Weinpresse Bergweg 1. Das internationale Touristenziel Pillnitz erfährt nach und nach Ausbauten,
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Q 6 die dem ständig steigenden Besucherstrom gerecht werden. Eine Bebauungsplankonzeption, die im Entwurfsbüro für Städtebau des Rates der Stadt Dresden erarbeitet worden ist, sieht neben Parkflächen, Tankstelle, Restaurants, Schloßparkerweiterung sowie Veränderungen der Zufahrten Maßnahmen für verbesserte Lebensbedingungen der Wohnbevölkerung dieses Vorortes vor. Die Abrundung des Wohngebietes soll unter Berücksichtigung der vorherrschenden ein- und zweigeschossigen Bausubstanz erfolgen, wie es bereits die Neubauten der van-Gogh-Straße erkennen lassen. Pillnitz bildet auch den Ausgangspunkt für Ausflüge ins Borsberggebiet (s. R 5), das durch Wanderwege gut erschlossen ist und Aussichtspunkte mit Blicken auf Dresden, das Elbsandsteingebirge und Osterzgebirge besitzt. Dieser Teil des Elbtalsteilhanges erfährt eine auffällige Gliederung durch tiefe Gründe. Friedrichs- oder Meixgrund (s. Q 12), weiter stadtwärts Keppgrund (s. Q 11), Helfenberger Grund und Wachwitzgrund werden besonders an heißen Sommertagen wegen der dichten, schattenspendenden Belaubung gern aufgesucht. Weiterhin zählen zu dem rechtselbischen Naherholungsgebiet der Stadtteil Hosterwitz (s. Q 5) und vor allem der Fernsehturm in Oberwachwitz (s. N 6). Zwischen Wachwitz und Loschwitz schließlich findet man in der stark durchgrünten Hangbebauung zahlreiche denkmalgeschützte und historisch interessante Gebäude.
Q 7 Pillnitzer Elbinsel (Bild 25) Von den 18 Inseln im sächsischen Elblauf, die noch 1831 bestanden, ist außer der bei Gauernitz (s. Bd. 22, Lößnitz, O 6) die 900 m lange und etwa 10 ha große Pillnitzer Elbinsel bei der Stromregulierung Ende des ig. Jahrhunderts übriggeblieben. Am 2. Januar 1924 wurde sie zum Naturschutzgebiet erklärt, weil sie mit dem Auwaldsaum, der Wiese auf der Inselmitte, der Schwemm- und Schotterzone geeignete Lebensräume für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt besitzt. Geologisch wird die Insel im Untergrund von groben Kiesen aufgebaut, wie sie unmittelbar am Elbufer bei Tolkewitz und im Strombett selbst auftreten. Darauf lagert eine Decke von Flußsanden und Aulehm, beide in dünnschichtiger Wechsellagerung. Der Auwald zeigt auf Grund seiner isolierten und schwer zugänglichen Lage einen naturnahen Charakter. Seine Baumartenkombination setzt sich aus Stieleiche, Feldulme, Flatterulme, Schwarzpappel, Esche und Bergahorn zusammen; mit geringerer Häufigkeit erscheinen Bergulme, Traubenkirsche, Hainbuche und Spitzahorn. Der Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus) gefährdet die reichen Ulmenbestände. Um 1862 wurden Roß- und Edelkastanie sowie Sumpfeiche erstmals angepflanzt. Die üppige Strauchvegetation setzt sich aus Schwarzem Hqlunder (Sambucus nigra), Hasel (Corylus avellana), Rotem Hartriegel (Cornus sanguinea) und Schneeball (Viburnum opulus) zusammen. Hier ranken auch 180
mehrere Lianen und Spreizklimmer, wie Hopfen (Humulus lupulus), Zaunwinde Q 7 (Convolvulus sepium), Waldrebe (Clematis vitalba) und die kontinentale Stromtalpflanze Hühnerbiß (Cucubalus baccifer), die in Sachsen auf die Elbaue beschränkt bleibt. Die Bodenflora ist infolge der dichten Beschattung durch die Gehölze nur lückenhaft entwickelt. Im Sommer herrschen Giersch (Aegopodium podagraria), Brennessel (Urtica dioica), Schöllkraut (Chelidonium majus) und TaumelKälberkropf (Chaerophyllum temulum) vor. Wesentlich blütenreicher zeigt sich der Wald im Frühjahr; unter den unbelaubten Baumkronen entfalten sich Busch- und Gelbes Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Moschusblümchen (A doxa moschatellina), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava) und Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Als Besonderheit erscheint der gelbblütige südosteuropäische Knollige Beinwell (Symphytum tuberosum), dessen Vorkommen im Elbhügelland als Ausstrahlung seiner weiten Verbreitung im Böhmischen Mittelgebirge aufgefaßt werden muß. Der Auwald in der heutigen Form ist das Ergebnis einer jahrhundertealten Vegetationsentwicklung (Sukzession, Abb. 28), die von Frühstadien der Anlandung über Weiden- und Pappel-Weiden-Gebüsche reicht. Diese Stadien sind heute nur noch in Anklängen erkennbar. Die südliche Inselspitze besteht aus Kies- und Schotterflächen mit darüberliegenden Sinkstoffen. Früher landete hier ständig neues Material an, das immer wieder besiedelt werden mußte. Dieser Prozeß vollzieht sich heute nicht mehr, da größere Frühjahrshochwasser bereits am Oberlauf der Elbe in der CSSR abgefangen werden. Noch vor 50 Jahren bot die Südspitze das Bild einer offenen Fläche mit zahlreichen Pionierpflanzen. Von ihnen treten heute fast alle Arten auf, jedoch nur noch als seltene Bestand-
Pappet-und Weidenaue mit Pionierpflanzen
\ Wiesenstodium 1
\
Pappel-Auwald
Ulmen
-Auwald
]
¡
Abb. 28. Pflanzensukzessionsreihe an der Südspitze der Pillnitzer
Elbinsel
( n a c h IMMLER 1956) 13
Dresdner Heide
l8l
Q 7 teile der bereits gefestigten Folgegesellschaften. Zu ihnen zählen die Schotterpflanzen Seifenkraut (Saponaria officinalis), Eselswolfsmilch (Euphorbia esula), Taubenkropf (Silene cucubalus) sowie Loesels R a u k e (Sisymbrium loeselii) und Bunte Kronwicke (Coronilla varia). Dazu gesellen sich zahlreiche Wiesenpflanzen. An diese recht ungleichartig zusammengesetzten Bestände schließt sich landwärts ein Schwarzpappel-Salweiden-Gebüsch an, das vor allem an der Ostseite gut ausgeprägt ist und die Weidenarten Purpur-, Bruch-, Korb-, Silber- und Salweide enthält. In der Bodenflora herrscht im Einflußbereich des Sommerhochwassers das Rohrglanzgras (Typhoides arundinacea) vor. Mit dem echten Pappelauwald und dem landeinwärts folgenden Ulmen-Hartholzauwald schließt die Sukzessionsreihe ab. Der Auwald umgrenzt eine Wiesenfläche, eine Talglatthaferwiese, auf der hochwüchsige Gräser und Doldenblütler bestimmend sind. Als häufigste Arten treten Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesenrispengras (Poa pratensis), Bärenklau (Heracleum sphondylium), Waldkerbel (Anthriscus silvestris), Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) und Zweijährige Feste (Crepis biennis) auf. Wie alle Glatthaferwiesen ist auch diese von Menschen auf ehemaligem Waldstandort angelegt worden. Die alten, oftmals Höhlen bergenden Laubbäume und das dichte Unterholz mit seinen Beeren tragenden Sträuchern, die Brennesseldickichte, das verfilzte Schwemmgut und der freie Ufersaum bieten günstige Verstecke, Brutund Nahrungsmöglichkeiten. Aus diesen Gegebenheiten ziehen besonders die Vögel Vorteile. Deshalb eignet sich die Insel für tierökologische und -geographische Studien. Bisher wurden mehr als 50 Vogelarten brütend und ebensoviele als Gäste festgestellt. Als Brutvögel sind erwähnenswert Turm- und Baumfalke, Ringel- und Hohltaube, Pirol, Grünspecht, Waldkauz, in manchen J a h r e n auch Flußregenpfeifer und -uferläufer, während Fluß- und Zwergseeschwalbe bereits um 1890 letztmalig auf den Schotterflächen nisteten. F a s t erloschen ist auch der Fasanenbestand, für den eigens 1 8 7 1 eine Fichtenremise angepflanzt wurde. 1893 brachte man hier noch 1 1 0 Fasanen zur Strecke. Die beiden Formen der Aaskrähe, die schwarze Rabenkrähe und die schwarzgraue Nebelkrähe, treffen auf der Insel am Rande ihrer Verbreitungsareale zusammen, so daß es auch zur Bastardierung kommt. Der Beobachter kann Krähen mit den verschiedensten Farbübergängen feststellen. Als Gastvögel verweilen auf ihrem Durchzug vor allem Schnepfenartige, wie Rotschenkel, Flußuferläufer, Kiebitz, und Arten, die durch ihre Ernährungsweise stark an das Wasser gebunden sind, so Graureiher, Lachmöwe, Schwarzmilan, Eisvogel. In extrem kalten Wintern suchen viele Wasservögel die offene E l b e im Schutz der Insel auf. E s sind vorwiegend Stockenten, aber auch vereinzelt Enten 8 weiterer Arten, gelegentlich Höckerschwäne, Grau- und Saatgänse, schwarze Bleßrallen mit weißer Stirnplatte, Gänsesäger, Zwergtaucher und von der K ü s t e verschlagene Großmöwen. Als besonderes Schauspiel kann zwischen Herbst und Frühling der abendliche E i n f a l l der Krähen beobachtet werden, die aus weitem Umkreis zum gemein-
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samen Schlafen zusammenkommen. E s sind überwiegend Saatkrähen und Dohlen, an manchem Tage wohl mehr als 10000. E s handelt sich vor allem um Zuzügler aus Osteuropa, die gegen Mitte März in ihre Brutheimat zurückfliegen, also nicht hier brüten. Saatkrähen sind überwiegend nützlich, wie die Unmengen von Speiballen aus unverdaubaren Nahrungsresten — Knochen von Mäusen und Schlachtabfällen, Haaren, Stroh und Gummiteilen — erkennen lassen. Die tot herabfallenden Krähen bilden die Hauptnahrung von Füchsen, die trotz gelegentlich völliger Überschwemmung der Insel zwei Baue befahren. Ehedem waren auch — vermutlich durch Inzucht überwiegend schwärzliche — Wildkaninchen recht zahlreich, während Reh und Dachs nur zeitweise Besucher sind. Als weitere Säugetiere finden sich außerdem Maulwurf, Igel, Hase, Eichhörnchen, verschiedene Mäusearten und als Durchwanderer gelegentlich Bisamratte und Fischotter ein. Ungleich artenreicher sind die niederen Tiergruppen vertreten, über die wir durch mehrere Untersuchungen näher unterrichtet sind. H I E B S C H (1956, i960) fand insgesamt 522 Tierarten, darunter 374 Käferarten (besonders Staphyliniden, Carabiden, Curculioniden, Chrysomeliden), ferner Schmetterlingsarten sowie Syrphiden, Wanzen-, Spinnen-, Tausendfüßler- und Urinsektenarten. Die hohe Luftfeuchtigkeit kommt zahlreichen Schnirkel-, Nackt- und Wegschnecken zugute. Carl Gustav C A R U S fand bei einem seiner häufigen Besuche hier im Fühler der Bernsteinschnecke (Succinea putris) den W u r m Leucochloridium paradoxum. Erwähnt sei außerdem die Weinbergschnecke [Helix pomatia). Die Anzahl der Eintagsfliegen [Ephemera vulgata) ist auffällig zurückgegangen. Noch vor wenigen Jahrzehnten entstiegen sie an Juliabenden der Elbe in derartigen Massen zum Hochzeitsflug, daß die Anwohner die weißen Wolken mit Blendlampen zum Ufer lockten. Dort sanken die kurzlebigen Insekten taumelnd auf ausgebreitete Tücher nieder und wurden dann als begehrtes Zierfischfutter für den Verkauf getrocknet. Bei den Flußmuscheln, so bei Musculium lacustre, und der Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis), die nach ihrer Einschleppung an der Unterelbe auch hier auftrat, hat die Verschmutzung der Elbe ebenfalls zu einem auffälligen Rückgang geführt. Als weiteres Beispiel kann uns die Flußdeckelschnecke Viviparus viviparus dienen, von der E H R M A N N 1937 schreibt, daß sie in der Elbe bis in den Oberlauf vorkommt. Dort lebt sie auch heute noch, ist aber zwischen dem Elbsandsteingebirge und Dresden, auch weiter flußabwärts, längst ausgestorben. Ähnliches ist von den bekannten Flußmuscheln Unio crassus und Unio tumidus zu berichten. Von ihnen findet man ältere Belegstücke aus dem Elbabschnitt bei Dresden nur noch in Sammlungen. Gelegentlich mag es vorkommen, daß sich leere Schalen im Ufergenist des Flusses befinden, lebende Flußmuscheln wird man jedoch kaum entdecken. Eine für das Elbtal, aber auch andere Flußtalauen charakteristische Käferart ist der Ampferblattkäfer (Gastrophysa viridula), der auf den großblättrigen Ampferarten, vor allem im Frühjahr und Sommer, häufig zu beobachten ist. Die Weibchen fallen durch ihren von einer großen Zahl Eier stark aufgetriebe13*
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Q 7 nen Hinterleib auf. Bemerkenswert ist das Fraßbild, weil von den Blättern im wesentlichen nur die Rippen stehenbleiben und wenige Blatteile, auf deren Unterseite die gelben Eigelege zu finden sind. Für weitere Tiergruppen konnten bemerkenswerte Seltenheiten nachgewiesen werden, so das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellatus), der Pappelschwärmer {Laothoe populi), der Postillion {Colins croceus) und die Gelbe Acht (Colias hyale), die Weichwanze Calocoris schmidti oder die Spinnen Xysticus viduus und Erigone promiscua. Diese oder andere Arten sind auch deshalb interessant, weil ihre Hauptverbreitungsgebiete im Westen, Süden oder Südosten Europas liegen. Bei der Ausbreitung mancher Arten kommt auch dem Elbtal als Wanderweg eine besondere Rolle zu. Q 8 Rockau, Kreis Dresden, liegt mit seinen Ortsteilen Helfenberg und Eichbusch im südwestlichen, 270 m hohen Teil der Schönfelder Hochfläche zwischen dem steilhängigen Helfenberger und dem Keppgrund. An ihren Oberkanten gibt es Zeugen früher Besiedlung. Auf einem Flurstück an der Gemarkungsgrenze zu Pappritz nordwestlich über dem Helfenberger Grund, das die Bezeichnung Stallberg führt, befindet sich auf einem Geländesporn eine turmhügelartige Befestigung mit Resten von Mauerteilen und mittelalterlicher Keramik. Wahrscheinlich trug ein Felsvorsprung über dem Keppgrund mit dem Namen Kuhberg südlich von Rockau ebenfalls eine frühgeschichtliche Wehranlage. Auf diese könnte ein verflachter Abschnittsgraben hinweisen, der die Felsnase vom Hinterland abgrenzt. Der alte Ortskern von Rockau bildet ein lockeres Rundplatzdorf. Seine 305 ha (1900) große Gemarkung (Abb. 29) war in Blöcke eingeteilt, teilweise in Gutsblöcke eines Vorwerks. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes stammt von 1350, als „Johannes de Ketschbrode habet curiam ( = Rittersitz), allodium ( = Vorwerk), 3 marcas . . . in Rakowe". Der Name ist von einem slawischen Personennamen abzuleiten und als Dorf eines R a k zu deuten. 1357 besaßen die Burggrafen von Dohna Rockau als markgräfliches Lehen, 1378 unterstand der Ort dem Castrum Dresden. Seit mindestens 1606 bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1855 übte die Grundherrschaft Helfenberg Rechte aus, die in Rockau ein Vorwerk unterhielt. Kirchlich und schulisch gehörte der Ort von alters her nach dem 2 km entfernten Schönfeld. Zur Gemeinde zählen einige Häuser im unteren Keppgrund, dem sogenannten Rockauer Grund. Ihre Bewohner mußten zur Zeit des regen Weinanbaus in früherer Zeit die hier befindlichen Weinberge der Grundherrschaft betreuen. Von den 42 Feuerstätten der Gemeinde lagen 1717 nur 4 im Rockauer Grund, darunter die Keppmühle (s. Q 1 1 ) . An den bäuerlichen Ortskern schließen sich in nordwestlicher und nordöstlicher Richtung Siedlungshäuser aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts an. 1945 wuchs das Dorf weiter, als mehrere Eindachgehöfte entstanden. Ins-
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gesamt erhielten d a m a l s 20 Neubauern, 7 landarme B a u e r n und 60 K l e i n s t - Q 8 Siedler parzelliertes Gutsland des ehemaligen V o r w e r k s . Sie gründeten später die L P G T y p I I I Freie Scholle, die 1966 insgesamt 35 Mitglieder zählte. H e u t e gehört sie zur L P G Neues L e b e n in Dresden-Bühlau (s. N 1). Die genossenschaftliche Milch Viehhaltung wird in 2 neuen Ställen mit je
Presse
^bergen
Grund
^zsch grund Helfenberg
.Rockau
Abb. 29. F l u r p l a n v o n R o c k a u mit Helfenberg und E i c h b u s c h v o n 1 8 3 5 1 2 3 4 5 6 7 8 g 10 11 12
Preßstücke Kucksche Lomtsche Rockauer Grund Kuhberg Sorge An der Keppleithe Kepprain Grasstücke Rockauer Linde Zeilenfeld Zeilen busch
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
Bretteichwiese Schäferfeld und Schäferwiese Born teile Eichbusch Obere Grundwiese Lindengarten Quiehre Säuft Pappritzwiese Drei Linden Hemteich
24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
Alter Lustgarten Brautelle Niederer Hemhübel Brauteiche Oberer Hemhübel Ziegeltelle Neue Wiese Halbe Hufe Am Neuen Teich Neuer Teich Kunnersdorfer Wiese
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Q 8 100 K ü h e n betrieben. Sie erhielten ihren S t a n d o r t nach Sicherung der W a s s e r v e r s o r g u n g a n der S t r a ß e H e l f e n b e r g — R o c k a u . E i n K i n d e r g a r t e n b e s t e h t nahe bei einer W e g g a b e l u n g , w o sich a u c h die R o c k a u e r Linde, eine weithin sichtbare L a n d m a r k e , in 282 m ü. N N erhebt. ß 9 M a l s c h e n d o r f , K r e i s Dresden Z w i s c h e n K e p p - und V o g e l g r u n d zieht sich v o n d e m Schirrberg ein spornartiger H ö h e n z u g z u m Südrand der Schönfelder H o c h f l ä c h e hin. Hier b e f i n d e t sich in einer H ö h e n l a g e v o n 300 m ü. N N Malschendorf, an das sich n a c h S ü d o s t e n u n m i t t e l b a r der Ortsteil Krieschendorf anschließt. Die G r ü n d u n g v o n Malschendorf als P l a t z d o r f erfolgte zu B e g i n n der m i t t e l alterlichen bäuerlichen L a n d n a h m e . Seine gewann- und gelängeähnliche Streifenflur e n t s p r a c h der f r ü h d e u t s c h e n Siedlungsperiode u m 1200. A u s der F l u r k a r t e v o n 1843 sind verschieden große S t ü c k e ersichtlich. L a n g e F e l d s c h l ä g e lagen im Breitstrich, s c h m a l e und kurze in der Quiere, quadratische in der Scheibe. Malschendorf gehörte 1378 z u m Castrum Dresden. Die v o n 1414 b e k a n n t e N e n n u n g Marchschendorff l ä ß t sich als O r t eines Mares erklären. D i e F a m i l i e v o n K a r r a s v e r f ü g t e 1494 über die grundherrschaftlichen R e c h t e v o n Malsendorff und ü b t e die Gerichtsbarkeit aus. Später unterstand das Dorf m i t den „ o b e r s t e n und nydersten g e r i c h t e n " der G r u n d h e r r s c h a f t Schönfeld. E s z ä h l t seit der R e f o r m a t i o n zur K i r c h g e m e i n d e und zum S c h u l v e r b a n d dieses Ortes. A u ß e r v o n der L a n d w i r t s c h a f t ernährten sich die B e w o h n e r v o m O b s t a n b a u . E i n a n o n y m e r A u g e n z e u g e k l a g t e über V e r w ü s t u n g e n d u r c h schwedische T r u p p e n i m Jahre 1643: ,,Es wurde nicht nur alles v o n G r u n d auf v e r z e h r t , sondern a u c h die G e b ä u d e meistens ruiniert, die f ü r t r e f f l i c h e n O b s t g a r t e n zu S c h a n d e n g e m a c h t und über dieses viele tausend der schönsten und dieser G e g e n d b e r ü h m t e s t e n O b s t b ä u m e . . . u m g e h a u e n und v e r d e r b e t . " SCHUMANN sprach in der M i t t e des 19. Jahrhunderts v o n einem Beerendorf, eine Bezeichnung, die heute noch bei alten B e w o h n e r n gebräuchlich ist. H e u t e k a n n der O b s t b a u nicht mehr in d e m früheren U m f a n g d u r c h g e f ü h r t w e r d e n ; denn die B a u m r e i h e n w ü r d e n die ackerbauliche G r o ß f l ä c h e n w i r t s c h a f t behindern. Z u r Zeit der K i r s c h b l ü t e b e n u t z t e n v o r allem Dresdner K ü n s t l e r und N a t u r f r e u n d e den 1843 e r w ä h n t e n Poetengang, den jetzigen P r o m e n a d e n w e g . E r f ü h r t v o n R o c k a u vorbei an der K e p p m ü h l e , a m Z u c k e r h u t über die V o r t e i c h e im V o g e l grund, an der M e i x m ü h l e z u m Borsberg. Die N ä h e der Dresdner Industriebetriebe zog frühzeitig einen Teil der Einw o h n e r an sich. V o n den 1 7 1 E r w e r b s t ä t i g e n w a r e n 1966 insgesamt 53 Personen in der i960 gegründeten L P G T y p I A m Z u c k e r h u t t ä t i g , die sich m i t der L P G T y p I A m Pillnitzberg im Ortsteil Krieschendorf der W e i ß i g e r Genossenschaft anschloß (s. N 2). W i e Reitzendorf und R o c k a u weist Malschendorf eine sink e n d e E i n w o h n e r z a h l auf, d a es ungünstige V e r k e h r s v e r b i n d u n g e n und viel überalterte W o h n g e b ä u d e besitzt.
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Krieschendorf, Ortsteil von Malschendorf
Q 10
Die bäuerlichen Anwesen von Krieschendorf grenzen unmittelbar an die von Malschendorf, so daß der Anschein einer geschlossenen Ortschaft entsteht. Bis zur Eingemeindung 1950 verlief die Flurgrenze vom Galgenberg, einer Anhöhe westlich des Schirrbergs (s. R 1), geradewegs auf den Golk zu und weiter zum Kamseiborn am Südrand der Gemarkung. Die nur 89 ha (1900) umfassende Flur (Abb. 30) war in Blöcke eingeteilt. An ihrem südwestlichen R a n d befindet sich eine urgeschichtlich besiedelte Stelle auf dem Flurstück Todhübel. Vorteilhaft für diesen Platz waren sowohl die Nähe zur Elbe als auch die exponierte Lage mit günstigen Beobachtungsmöglichkeiten. An der westlichen Spornspitze nördlich des Vogelgrundes liegt etwa 900 m südwestlich vom Ort (Forstabt. 104) eine Wehranlage aus der spätesten
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Poetengang Am Hausberg Am Kamseiborn Am niederen Felde Viereckiges Stückgen Bei den Kirschbäumen Hausbergweg Mühllehde am Hausberg Am Merzfeld Pillnitzberg An der Pillnitzer Straße Todthübel Weinberg Links der Pillnitzer Straße
15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
Merzfeld Dorfgärten Auf dem Golk Wiesenfeld Am Schneiderloch Rüssels Feld Vogelgrund Forellen- oder Grenzteiche Rechts hinter dem Gehöft Neben dem Saugraben Gemeindefleck Hinterm Gehöft Beim Born An der Kalklehde
29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41
Schönfelder Kämmergutsgrenze Am langen Grunde An der vorderen Lehde Am Rasenwege An der Treibe An der hinteren Lehde Am Busch Busch, genannt links am langen Grunde In der Huthung Galgenberg Am Galgenberg Am Schönfelder Weg Kirchenweg
187
i o Bronzezeit und frühesten Eisenzeit. Aus derselben Epoche stammen Metallfunde und vor allem Keramik der dazugehörigen befestigten Siedlung. 1378 unterstand Krywenstorf dem Castrum Dresden. Der Name läßt sich auf den slawischen Personennamen Krivoä o. ä. zurückführen. 1439 belehnte Herzog FRIEDRICH die Gebrüder Heinrich und Hans von KARRAS auf Pillnitz mit den Äckern, Wiesen und Wäldern des Vorwerkes Krieschendorf. Seit dieser Zeit bestand die grundherrliche Abhängigkeit vom Ritter- und späteren Kammergut Pillnitz bis etwa 1832. Kirchlich und schulisch gehörte der Ort nach Schönfeld. Als Haupterwerbszweige galten ebenso wie in Malschendorf die Landwirtschaft und der Obstbau (s. Q 9). Landesherrliche Verfügungen, so von 1554 und 1700, drangen darauf, „daß die Dörfer nach und nach allerhand fruchttragende Obstbäume in ihren Gärten und Höfen" anzupflanzen hatten. Auch heute sind Hochraine in der Flur des Ortes mit Obstbaumreihen besetzt.
11 Keppgrund Die Quellarme des 5 km langen Keppbaches entspringen auf der Schönfelder Hochfläche. E t w a von Eichbusch an abwärts tieft sich der Wasserlauf stärker in das anstehende Gestein ein und erreicht die Elbtalweitung fast 100 m unter der oberen Talkante. In der Nähe der Hosterwitzer Kirche mündet der Bach in die Elbe. Entstehung und naturräumliche Ausstattung des Tales gleichen denen des Friedrichsgrundes (s. Q 12). Wie in den anderen engen, feuchtkühlen Gründen führt der Bach wenig Wasser. Er versiegt aber trotzdem auch in heißen Sommerwochen nicht. Infolge des starken Gefälles fehlen Fische nahezu völlig, doch leben unter den Steinen versteckt Bachkrebse und in kleinen Kolken die Larven des Feuersalamanders sowie der Köcherfliegen und anderer Wasserinsekten, deren Imagines ( = vollkommen ausgebildete Insekten) die Gebirgsstelze nachstellt. Schwarze Wegschnecken kriechen über die Wege. Vorwiegend Laubwald bedeckt den steilen, nach Norden gerichteten Talhang, wo die 3 Laubsängerarten, ferner Mönchs- und Gartengrasmücke, Pirol, Kleiber und Schwanzmeise, bei reichem Unterholz auch Gimpel, Buchfink und Zaunkönig vorkommen. Dagegen wachsen auf den südwärts gerichteten, trockneren Hängen vorwiegend Kiefern, die von Meisenschwärmen, Ringeltauben, Eichelhähern, Amseln und Rotkehlchen durchzogen werden, wo der Buntspecht klopft und der Sperber jagt. Mitten im Grund liegt die zu Rockau gehörende Keppmühle (Bild 29), die bereits 1595 vorhanden war. Ihre heutigen Gebäude stammen von 1781, wie einer Inschrift zu entnehmen ist. Eine Tafel über der Haustür erinnert an den oftmaligen Aufenthalt von Carl Maria von WEBER (S. Q 5). Die seit Jahrzehnten ausschließlich als Ausflugsgaststätte genutzte Mühle gehört zu den beliebten Zielen von Wanderern und Urlaubern. 188
Friedrichsgrund
Q
Der Meixbach entspringt auf Reitzendorier Flur. Zunächst hat er ein kastenförmiges, 10 — 20 m tiefes Tal mit einer 20 m breiten Sohle ausgebildet, die als Grünland genutzt wird. Unterhalb der Meixmühle schließt sich ein bis zu 80 m tiefes Kerbtal an, der Friedrichsgrund, dessen Hänge Neigungswinkel von 25° bis 30° aufweisen. Sie treten unmittelbar bis an das Bachbett heran und lassen kaum Platz für den Fußweg. Dem Wechsel im Talquerschnitt entsprechen unterschiedliche Gefällsverhältnisse. Das Gefälle im Oberlauf schwankt zwischen 1,75 und 5,25%, das im Unterlauf zwischen 5,26 und 1 4 % . Wie im Kepp-, Helfenberger und Wachwitzgrund trennt im Friedrichsgrund eine steile Stelle das schwach geneigte Sohlental vom stark geneigten Kerbtalabschnitt (Abb. 31). Die Abschnitte mit starker Neigung weisen auf tektonische Bewegungen hin, die in der Elsterkaltzeit und in der Holsteinwarmzeit zu einer kräftigen Absenkung des Elbtalgrabens führten. Die kurzen Bäche haben sich nach der Tieferlegung der lokalen Erosionsbasis durch rückschreitende Erosion bis zu den steilen Gefällspartien eingeschnitten und die engen Kerbtalstrecken geschaffen. Der Friedrichsgrund bildet mit den südwestwärts angrenzenden Elbhängen bis zum Tiefen Grund (s. R 5) bei Graupa wegen seiner natürlichen Waldgesellschaften das Naturschutzgebiet Borsberghänge, das seit 1961 besteht. Die Vegetation des Friedrichsgrundes kann als Beispiel für die der rechtselbischen Täler zwischen Dresden-Klotzsche und Pirna gelten. In den Traubeneichen-Buchenwäldern lassen sich je nach Hangneigung und -exposition verschiedene Ausbildungsformen erkennen. Auf trockenen und ausgehagerten Böden herrschen Drahtschmiele (Deschampsia fiexuosa) und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) vor, die Mittelhänge zeichnen sich durch Bestände der Silberhainsimse (Luzula luzuloides) aus. In Schattenlagen und an nordgerichteten Hängen bilden Farne die Bodenflora, die feinerdereicheren Partien der Unterhänge weisen dagegen einen hohen Anteil von Kräutern auf, wie Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Bingelkraut (Mercurialis perennis) und Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium). In der Nähe der Bäche bereichern Bergulme und Bergahorn die Baumartenkombination, die stellenweise Schluchtwaldcharakter annimmt. Hier gedeihen mehrere montane Arten, die normalerweise im warmen Elbhügelland fehlen, die aber in tiefen Gründen noch- zusagende Standortbedingungen finden, so Fuchs-Kreuzkraut (Senecio fuchsii), Hirschholunder (Sambucus racemosa), Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und Geißbart (Aruncus dioicus). Der Friedrichsgrund, 1403 als Meutzig- oder Meitzgrund erwähnt, birgt mit seiner Umgebung Erinnerungen an die Pillnitzer Sommerresidenz (s. Q 6 ) . In der Zeit der Empfindsamkeit ließ Kurfürst F R I E D R I C H A U G U S T I I I . ihn 1780 bis 1783 mit Zutaten schmücken, die jener Zeit romantisch erschienen. E s gab einen zerbrochenen Opferstein, die Ruine eines Tempels, einen künstlichen Wasserfall und Amaliens Rosenhügel. Über dem Friedrichsgrund entstand 1785 189
f Rotbuche Ei-Bi-KieMischw.
Buchenmischwold
Ahorn-EschenSchluchtw.
Heide•j Heide/beer ] Hainsimse Frauenfarv-' kraut-j typ typ typ :
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Überhöhung 1.66-fach
A b b . 31. Tallängsprofile der Gründe a m E l b t a l r a n d (nach NOACK 1968) und landschaftsökologisches Querprofil durch den Tiefen Grund (unten, nach HARTSCH
1961)
durch Johann Gottfried S C H A D E eine künstliche Ruine im neugotischen Stil, die einen Saal und Nebenräume enthielt. Eine dem Andenken des antiken Greisenpaares Philemon und Baucis gewidmete Hütte,' die Meixmühle, brannte 1895 ab und wurde im Geschmack der Jahrhundertwende erneuert. Während des Sozialistengesetzes hatte August B E B E L 1886 hier eine Landesdelegiertenkonferenz der Sozialdemokratischen Partei geleitet. Mit dem Namen Kanapee bezeichnet der Volksmund einen befestigten Sporn auf einer 220 m hohen Geländezunge zwischen Friedrichs- und Vogelgrund. Das 260 x 65 m große Plateau wird im Südwesten durch einen etwa 45 m, im Nordosten durch einen 80 bis 90 m langen Wall abgesichert. Der Stirnwall weist eine maximale Höhe von 10 m auf. Über den Steilabhängen nach Nordwesten und Südosten sind flache Wallreste erkennbar. Der ehemalige Eingang kann für die Südwestecke angenommen werden. Nach den Fundmaterialien zu urteilen, kommen für die Nutzung die jüngste Bronzezeit und die älteste Eisenzeit in Betracht. Später wurden in der Zeit der slawischen Besiedlung des Elbgaus Nisan die Anlagen noch einmal verwendet. Auf dem Bergsporn südlich des Friedrichsgrundes muß der sogenannte Schloßberg mit der künstlichen Ruine spätestens im hohen Mittelalter befestigt gewesen sein. Die ehemaligen Wälle wurden bei der völligen Umgestaltung des Geländes im 18. Jahrhundert zerstört. Keramikreste von der Bronzezeit, aus der Zeit der slawischen Nutzung und aus dem Hoch- und Spätmittelalter liegen vor.
Q
Pillnitzer Weinberge
Q 13
Die süd- und südwestwärts gerichteten Hänge des Borsbergmassivs gehören zum klimatisch günstigsten Teil Sachsens, weshalb hier schon frühzeitig der Weinbau Eingang fand. Um 1800 lieferten die Trauben einen „vorzüglich guten" roten Wein ( E N G E L H A R D T 1806). Das verheerende Auftreten der Reblaus (Dactylosphaera vitifolii) zwischen 1885 und 1889 führte zum Rückgang der Anbaufläche von 6000 ha auf 300 ha und zum Ersatz durch Obst- und Beerenkulturen. Die Weinbergarbeiter konnten nach 1918 Teile des Reblandes pachten. Man bezeichnete sie als Winzer und übergab ihnen durch die demokratische Bodenreform 1945 diese Flächen als Eigentum. Hier entstanden in den letzten Jahren mehrere Bungalows. Als Rebfläche nutzte das Institut für Obstbau 1972 noch 1,6 ha. Am Fuß der östlich an den Friedrichsgrund anschließenden Weinberge stehen die 1827 in derber klassizistischer Architektur erbauten Preßhäuser. Das königliche Wappen in der Verdachung zeigt ihre damalige Zugehörigkeit zum Kammergut an. 3 alte Wächterhäuser, jeweils von achtseitiger, runder oder quadratischer Grundform, verteilen sich über den ehemaligen Weinberghang zwischen Pillnitz und Oberpoyritz. Inmitten alten Reblandes baute 1723 bis 1727 Matthäus Daniel P Ö P P E L M A N N 191
12
Q 13
die W e i n b e r g s k i r c h e . D a s Ä u ß e r e m i t d e m a b g e w a l m t e n D a c h u n d d e m h ö l z e r n e n G l o c k e n t ü r m c h e n ist e b e n s o e i n f a c h a u s g e b i l d e t w i e d a s r e c h t e c k i g e S c h i f f m i t F l a c h d e c k e und doppelten E m p o r e n an 3 Seiten. Die Innenausstattung w u r d e a u s d e r a b g e t r a g e n e n K a p e l l e des a l t e n S c h l o s s e s ü b e r n o m m e n . D i e K i r c h e b i l d e t m i t ihrer p r ä c h t i g e n L a g e ein b e l i e b t e s M o t i v f ü r M a l e r . A u f G r u n d des w a r m e n K l i m a s h a t sich a n d e n H ä n g e n eine b e s o n d e r e T i e r w e l t e r h a l t e n . W ä h r e n d die h ä u f i g e W e i n b e r g s c h n e c k e ( H e l i x pomatia) a u c h l ä n g e r e W ä r m e p e r i o d e n in i h r e m T u r m h a u s z u ü b e r s t e h e n v e r m a g , m ü s s e n sich e m p f i n d l i c h e r e S c h n e c k e n a r t e n u n t e r d e n S c h u t z v o n S t e i n e n z u r ü c k z i e h e n , so d i e S c h n i r k e l s c h n e c k e n a r t Cepaea vindobonensis, die H o f m a l e r TEITELBACH erstm a l i g h i e r f a n d u n d d e r T h a r a n d t e r P r o f e s s o r E . A . ROSZMÄSZLER 1835 b e schrieb. A l s w ä r m e l i e b e n d e T i e r e sind E i d e c h s e n h ä u f i g . Ü b e r die I n s e k t e n arten fehlen bisher genauere Untersuchungen. Jedoch k o m m e n Erdbienen, W a n z e n u n d S c h m e t t e r l i n g e , w i e Segelf a l t e r ( P a p i l i o podalirius), Schwalbens c h w a n z ( P a p i l i o machaon), S c h i l l e r f a l t e r (Apatura iris) u n d E i s v o g e l ( L i m e n i tis populi) v o r . A u f aufgelassenem Rebgelände stehen im K o n t a k t zu den Eichen-Hainbuchenw ä l d e r n m e i s t t h e r m o p h i l e G e b ü s c h f o r m a t i o n e n . Sie s e t z e n sich i m w e s e n t l i c h e n aus S c h l e h e (Prunus spinosa), R o t e m Hartriegel sowie Zweigriffligem und E i n g r i f f l i g e m W e i ß d o r n (Crataegus oxyacaniha, C. monogyna) z u s a m m e n . V o n d e n e h e m a l s w e i t v e r b r e i t e t e n A r t e n d e r T r o c k e n b u s c h g e s e l l s c h a f t e n g i b t es n u r n o c h s p ä r l i c h e R e s t e ; als S e l t e n h e i t e n e r s c h e i n e n H i r s c h w u r z (Peucedanum cervaria), T r a u b e n - W u c h e r b l u m e (Chrysanthemum corymbosum) und Aufrechte W a l d r e b e (Clematis recta) m i t v o r w i e g e n d s ü d o s t e u r o p ä i s c h e r V e r b r e i t u n g .
R 1
Schirrberg (324,3 m) S ü d l i c h d e r S t r a ß e v o n S c h ö n f e l d n a c h M a l s c h e n d o r f h e b t sich d e r S c h i r r b e r g n u r w e n i g ü b e r die S c h ö n f e l d e r H o c h f l ä c h e h e r a u s (s. O 8). S e i n e n S ü d w e s t h a n g b e d e c k e n K i e f e r n u n d B i r k e n . I n f r ü h e r e n G r u b e n k o n n t e m a n die S c h m e l z w a s s e r s c h o t t e r b e o b a c h t e n . Sie w u r d e n w ä h r e n d d e s z w e i t e n V o r s t o ß e s d e r E l s t e r k a l t z e i t a b g e l a g e r t u n d s e t z e n sich a u s g r o ß e n G e s c h i e b e n , K i e s e n s o w i e Grob- und Feinsanden z u s a m m e n . Die Geschiebe s t a m m e n entweder aus der L a u s i t z ( G r a u w a c k e n u n d g r a n o d i o r i t i s c h e Gesteine) o d e r a u s n ö r d l i c h e n Gebieten (Schwedische Granite, Rapakiwi, Ostseequarzporphyre, DalarneQuarzit, Scolithussandsteine, K a l k e und Feuersteine). Die Schmelzwassera b l a g e r u n g e n w e i s e n eine S c h i c h t u n g a u f , b e i d e r F e i n s a n d e m i t g r o b e n K i e s e n a b w e c h s e l n . M a n c h e B e r e i c h e sind v ö l l i g regellos s e d i m e n t i e r t w o r d e n . D a s I n landeis schob das Material zu gebogenen oder wellenförmigen Schichten zusammen. I n d e n F e l d g e h ö l z e n d e s S c h i r r b e r g e s u n d seiner U m g e b u n g n i s t e n N e b e l k r ä h e u n d E l s t e r , T u r m f a l k e u n d W a l d o h r e u l e , die auf d e n a n g r e n z e n d e n F l u r e n
192
den Feldmäusen nachjagen. Vom nahen Borsbergwald streichen Mäusebussarde, R 1 ehedem von den Schönfelder Türmen auch Schleiereulen und Dohlen, herüber. Beim Gang durch die Fluren treffen wir Hase sowie Rebhuhn und Ringeltaube; Wachtel, Lerche und Grauammer sind zu hören. In einzelnen Sträuchern nisten Goldammer und Dorngrasmücke, in den Apfelbäumen Feldsperling und Gartenammer.
Reitzendorf, Ortsteil von Schönfeld
R 2
Oberhalb des Pfeifer- oder Schwarzteiches entspringt in einer Hangdelle des Triebenberges der Meixbach (s. Q 12), an dessen Oberlauf Reitzendorf in einer Höhe von 290 bis 3 1 0 m liegt. Seine 182 ha (1900) umfassende Flur wird teils von Schmelzwasserablagerungen (s. R 1), teils von Geschiebelehm der Elsterkaltzeit bedeckt. Für 1378 ist Richczendorf erstmals urkundlich belegt, dessen Name auf einen Lokator Richezo deutet. In einem Lehnbrief vom J a h r e i486 erscheint das Waldhufendorf als Zubehör der Schönfelder Grundherrschaft. Bereits 1457 hören wir von einem Schönfelder Vorwerk auf Reitzendorfer Flur. I h m gehörten im südwestlichen Teil der Gemarkung große blockförmige Felder, wie der „obere, mittlere und kleine Maitz", ferner die Gärtnerwiese, der Wall-, Mittel-, Nieder- und Zins- oder Schwemmteich. Die Gebäude selbst dienten als Schäferei. Der Rückgang der bäuerlichen Hufen von 10 (1552) auf 6 (1764) läßt vermuten, daß die Rittergutsbesitzer durch Auskaufen ihre Flächen seit dem 16. Jahrhundert vergrößerten. Der Graupaer Kirchsteig oder Meßweg führte an der Gärtnerwiese vorbei zum Zinsteich, benutzte die Gemeindeviehtreibe und stellte die kürzeste Verbindung zur Schönfelder Kirche her, zu der auch Reitzendorf pfarrte. Aus eigenen Mitteln konnte sich die Gemeinde 1837 eine Schule einrichten, heute bildet sie einen Teil des Schönfelder Schulkombinats. An dem Verbindungsweg von Reitzendorf nach der Meixmühle erbaute man 1873 eine Ziegelei auf einer Bauernhufe. 1966 arbeiteten hier 23 Arbeitskräfte, die in den nahen Gruben pleistozänen Geschiebelehm abbauten. Geologischen Erkundungen zufolge sollen die Rohstoffe noch für 40 J a h r e reichen. Südöstlich von Reitzendorf steht der weithin sichtbare Stumpf einer Holländerwindmühle in 340 m Höhe. 1961 kam Reitzendorf als Ortsteil zu Schönfeld. Seine bäuerliche Bevölkerung hat sich gemeinsam mit der von Schönfeld der L P G 20. Jahrestag der D D R in Weißig angeschlossen (s. N 2). In Reitzendorf befindet sich eine neue Anlage für 80 Milchkühe. Da der Ort auch Anschluß an das Omnibusnetz erhielt, verbesserten sich die Verkehrsverbindungen für die in der Industrie von Dresden und Pirna Tätigen erheblich.
193
R 3 Triebenberg (383,1 m) Der doppelgipflige, überwiegend ackerbaulich genutzte Triebenberg erhebt sich in der südwestlichen Ecke der Eschdorfer Flur. Von ihm überblickt man das granodioritische Hügelland — am Hutberg (s. O 1) und Napoleonstein (s. O 2) durch Porphyrite und Sedimente des Rotliegenden überragt — und den 80 bis 100 m hohen Abbruch zum Elbtalbereich, wo es während der jüngeren Kreidezeit und des Pleistozäns zu Bewegungen an der Lausitzer Störung gekommen ist. Die vom Triebenberg aus zwischen Wünschendorf und Bonnewitz zu verfolgende Geländestufe spiegelt den Verlauf einer Querstörung wider, der sogenannten Bonnewitzer Störung. Geologisch wird der Triebenberg ebenso wie der Borsberg und die angrenzenden Teile der steil zum Elbtal abfallenden Hochfläche vom Lausitzer Zweiglimmergranodiorit aufgebaut. Die Ausgangsmaterialien dieses granodioritischen Gesteins bildeten sandige Ablagerungen, die vor etwa 600 Millionen Jahren im jüngsten Präkambrium in einer Mächtigkeit von mindestens 1500 m zusammengetragen und zu Grauwacken verfestigt wurden. Unter dem Gewicht der überlagernden Schichten gelangten die unteren Partien der Grauwacken in Bereiche größeren Druckes und höherer Temperaturen, in denen bestimmte Mineralien instabil wurden und eine Gesteinsumwandlung (Metamorphose) einsetzte. Schon bei relativ niedrigen Temperaturen von 650 bis 700°C und einem Wasserdruckvon 2000 bis 4000 bar kann es bereits zu einer teilweisen Aufschmelzung (Anatexis) vor allem der hellen Gesteinsbestandteile kommen. Im Verlaufe langer Zeiträume entstanden über Zwischenformen, wie Hornfelse, granitisierte Hornfelse und stark aufgelöste Hornfelse, mit zunehmender Umwandlung Gesteine, die in ihrer Zusammensetzung und ihrem Aufbau mit aus echten Schmelzen hervorgegangenen Graniten weitgehend übereinstimmen. Dieser Prozeß dürfte sich in den frühen Abschnitten der Erdaltzeit, des Paläozoikums, vollzogen haben. Zu diesen sogenannten Anatexiten gehört der Lausitzer Zweiglimmergranodiorit. E r tritt uns heute mit bläulich-grauer Farbe und richtungslos kleinkörniger Beschaffenheit entgegen und setzt sich aus den Mineralien Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Biotit und Muskovit zusammen. A m Triebenberg ist der Zweiglimmergranodiorit lediglich in Form von Lesesteinen zu finden.
R 4 Zaschendorf, Ortsteil von Schönfeld Vom Triebenberg (s. R 3) zieht sich ein flacher Geländerücken zum Borsberg (s. R 5), auf dem die alte Höhenstraße von Schullwitz nach dem Ort Borsberg vom ehemaligen Graupaer Kirchsteig und vom alten Marktweg nach Pirna gekreuzt wird. E t w a 100 m östlich dieser Stelle liegt im oberen Teil des Gemeindegrundes Zaschendorf als lockeres Platzdorf. Seine 149 ha (1900) große Flur war in Waldhufen eingeteilt, die sich nach Norden und Nordwesten hinzogen.
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Die G e m a r k u n g raint nördlich m i t den Doberwiesen und den Hinterbergen an die R 4 Eschdorfer Flur, entlang der Gemeindeviehtreibe m i t S c h u l l w i t z und R e i t z e n dorf und in einem Zipfel auf dem Hahnstein oder a m Zschoben m i t B o r s b e r g . I m Süden grenzt das Pillnitzer W a l d g e b i e t u m den T o d b r u n n e n und a m Schmauschken G r u n d u n m i t t e l b a r an die bäuerlichen H a u s g ä r t e n . U n t e r einer dünnen Grusdecke, die einen sandig-lehmigen und steinigen B o d e n bildet, befinden sich Granodioritblöcke. Diese liegen a u f g e h ä u f t zu W ä l l e n aus Lesesteinen a m R a n d der Felder. N u r vereinzelt und in H a n g l a g e n ist elsterkaltzeitliche G r u n d m o r ä n e anzutreffen. Zaschendorf (1367 Zaschlensdorff, 1387 Zcazlauwendorf) leitet seinen N a m e n v o n einem L o k a t o r Cas(ti)slav ab. B e r e i t s 1387 bestand im O r t ein V o r w e r k m i t einer H a m m e l s c h ä f e r e i des R i t t e r g u t e s Schönfeld. 1494 w a r Zaschendorf ,,mit gerichten über hals und h a n t " im B e s i t z der F a m i l i e v o n K a r r a s . D i e Erbregister v o n 1535 e n t h a l t e n B e s t i m m u n g e n über die F r o n a r b e i t e n v o n 10 besessenen B a u e r n . D e m z u f o l g e k a m e n jährlich für j e d e n B a u e r n in F r a g e ,,9 pflüge, 34 sicheln, 8 sensen, 9 Rechen, 7 T a g e loben adir h o l z h a w e n , 1 t a g k honigk schneiden, die Wiesen daselbst heuen, dürr m a c h e n , s c h o b e r n " sowie andere Feld- und Jagddienste. V o r d e m ersten W e l t k r i e g b a u t e n sich Arbeiter, die in der nahen Pirnaer und Dresdner Industrie b e s c h ä f t i g t waren, Häuser beiderseits der alten H ö h e n s t r a ß e . E b e n s o wie im b e n a c h b a r t e n B o r s b e r g (s. R 6) schlugen u m die J a h r h u n d e r t wende Pläne der G e m e i n d e v e r w a l t u n g fehl, dem Dorf als L u f t k u r o r t B e d e u t u n g zu verschaffen. Zaschendorf k a m 1965 als Ortsteil zu Schönfeld. Die L P G T y p I A m W a l d r a n d schloß sich 1971 der L P G 20. J a h r e s t a g der D D R in W e i ß i g an (s. N 2).
Borsberg (355,8 m ; B i l d 32)
R 5
V o n d e m A u s s i c h t s t u r m auf d e m B o r s b e r g bieten sich d e m B e t r a c h t e r n a c h f a s t allen H i m m e l s r i c h t u n g e n beeindruckende L a n d s c h a f t s b i l d e r . I m S ü d e n und Südwesten b r e i t e t sich die E l b t a l w e i t u n g m i t H e i d e n a u u n d D r e s d e n aus, hinter der allmählich Elbtalschiefer- und Osterzgebirge ansteigen, die v o n Einzelbergen wie Wilisch, Quohrener K i p s e , L u c h b e r g und Geisingberg überr a g t werden. N a c h W e s t e n und N o r d w e s t e n k a n n m a n den S ü d w e s t r a n d der Lausitzer Platte, die zwischen Pillnitz und L o s c h w i t z v o n vielen k u r z e n B ä c h e n tief zerschnitten w o r d e n ist, g u t verfolgen. Der B l i c k nach N o r d e n e r f a ß t die Schönfelder H o c h f l ä c h e m i t dem Schirrberg (s. R 1) und wird a m H o r i z o n t durch die m a r k a n t e n K u p p e n des H u t b e r g e s (s. O 1), Lindenberges und N a p o leonsteines (s. O 2) östlich v o n W e i ß i g begrenzt. D a s Elbsandsteingebirge im Südosten ist durch die B a u m k r o n e n f a s t v e r d e c k t . D e r B o r s b e r g w i r d aus Zweiglimmergranodiorit a u f g e b a u t (s. R 3). D a z u m Borsberg sowohl v o n Pillnitz als a u c h v o n O b e r p o y r i t z und G r a u p a W a n d e r w e g e führen, gehört er seit d e m E n d e des 18. J a h r h u n d e r t s zu den h ä u f i g
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R 5 b e s u c h t e n P u n k t e n der Dresdner U m g e b u n g . D a m a l s e n t s t a n d auf der K u p p e eine künstliche Felsengrotte auf A n r e g u n g v o n Graf Camillo MARCOLINI. D e m A u s f l u g s v e r k e h r dient heute eine G a s t s t ä t t e m i t Terrasse u n m i t t e l b a r neben d e m A u s s i c h t s t u r m . D e n früheren N a m e n G o l k f ü r die E r h e b u n g ersetzte m a n 1780 durch die heutige Bezeichnung. W e s t l i c h v o m A u s s i c h t s t u r m e r h e b t sich eine steinerne Triangulierungssäule 1. Ordnung, die 1865 für die europäische G r a d v e r m e s s u n g errichtet wurde. A m S ü d h a n g des Borsberges n i m m t u n g e f ä h r in 300 m ü. N N der T i e f e G r u n d ( A b b . 31) seinen A n f a n g , das kürzeste, aber gefällereichste K e r b t a l i m B o r s berggebiet. E s beginnt als Delle, w e n i g u n t e r h a l b des J a g d w e g e s v e r ä n d e r n sich j e d o c h der Querschnitt und das L ä n g s p r o f i l des Tales. Einer schmalen Sohle — v o n gering geneigten H ä n g e n b e g r e n z t — folgen im engen, tief eingeschnitt e n e n unteren A b s c h n i t t sehr steile H ä n g e . H ä u f i g r a g t der anstehende Zweiglimmergranodiorit in K l i p p e n bis a n die Oberfläche. Mächtige, v o n ihnen losgelöste Felsblöcke lagern stellenweise sogar i m B a c h b e t t . E t w a 200 m östlich v o m T i e f e n G r u n d und u n g e f ä h r 450 m nördlich v o n K l e i n g r a u p a b e o b a c h t e t m a n an den l ö ß b e d e c k t e n F l a c h h ä n g e n sogenannte Tilken. E s h a n d e l t sich u m Hohlformen, deren 7 — 8 m breite Sohle nur geringes Gefälle b e s i t z t und v o n e t w a 30° geneigten H ä n g e n begrenzt wird. Diese 3 — 5 m tiefen K l e i n f o r m e n werden ausschließlich als D a u e r g r ü n l a n d g e n u t z t . Sie verd a n k e n ihre E n t s t e h u n g wahrscheinlich alten H o h l w e g e n .
R 6 Borsberg, K r e i s Dresden U n m i t t e l b a r oberhalb des Steilabfalls der Lausitzer Störung n i m m t die Gemeinde B o r s b e r g ihren P l a t z zwischen d e m Friedrichsgrund im W e s t e n u n d d e m B o r s b e r g im Osten in einer 300 m h o c h gelegenen Quellmulde ein. Die F o r m als P l a t z d o r f und die alte b l o c k f ö r m i g e Flureinteilung verweisen auf eine sehr frühe Ansiedlung. A l s Zubehör z u m Castrum Dresden zinste Bornsberg 1378 d e m M a r k g r a f e n zu Meißen. D e r N a m e des Ortes g e h t auf einen slawischen P e r s o n e n n a m e n Bores zurück. 1414 schrieb m a n Bursenberge, 1465 Borsperg. In einer B e l e h n u n g s u r k u n d e v o n 1476 ist die R e d e v o n einem „ t e y l a m Sitz und dorff zu B i l n i t z m i t . . . Porsberg". 1702 e r w a r b Heinrich v o n BÜNAU m e h rere bäuerliche Anwesen, auf deren F l u r e n er das Pillnitzer V o r w e r k errichten ließ. Sein W o h n h a u s k a m n a c h A b r i ß alter W i r t s c h a f t s g e b ä u d e 1883 an den S t a a t s f o r s t Pillnitz und diente bis 1918 als königliche J a g d h ü t t e . S e i t d e m ist darin eine Revierförsterei des heutigen S t a a t l i c h e n F o r s t w i r t s c h a f t s b e t r i e b e s K ö n i g s t e i n untergebracht. B o r s b e r g gehörte stets zur Schönfelder Parochie, der K i r c h w e g verlief oberhalb des Ortes zwischen d e m B o r s b e r g und d e m Meixgrund und weiter über Reitzendorf n a c h Schönfeld. E b e n s o ist B o r s b e r g m i t Reitzendorf d e m Schönfelder S c h u l k o m b i n a t angeschlossen. Versuche, das Dorf w e g e n seiner l a n d s c h a f t l i c h reizvollen L a g e als L u f t k u r -
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ort und Sommerirische auszubauen, schlugen um die Jahrhundertwende fehl. R 6 Villenähnliche Wohngebäude entstanden, und angeblich heilkräftige Quellen wurden gefaßt. Auch sollte eine Drahtseilbahn angelegt werden. Im März 1945 zerstörten angloamerikanische Bomber den Ort fast vollständig, wobei 12 Menschen den Tod fanden. Beim Wiederaufbau blieb der alte platzartige Ortsgrundriß erhalten, er wurde lediglich in geringem Maße aufgelockert. Die 12 Mitglieder der L P G 8. April in Borsberg gehören heute der L P G 20. Jahrestag der D D R in Weißig an (s. N 2). Die Jungrinderaufzucht wird vor allem auf dem etwa 360 ha großen Grünland zwischen Borsberg und Zaschendorf durchgeführt. Altställe werden begrenzt für Milchkühe verwendet.
Rysselkuppe
R 7
Die Kuppe erhielt ihren Namen nach einer früheren Weinbauernfamilie. Sie zieht sich zwischen dem Dorf Borsberg und Oberpoyritz als Hangrippe v o n 260 bis etwa 200 m ü. N N zum Elbtal hinab. Auf ihr haben sich nur sehr geringmächtige Braunerderanker (flachgründige Braunerden) erhalten, die infolge ihrer Südexposition zu starker Austrocknung neigen. A n vielen Stellen tritt der Zweiglimmergranodiorit bis an die Oberfläche und bildet steile Felsklippen. A m Unterhang bietet sich von einer dieser Klippen eine umfassende Aussicht auf die Elbtalweitung mit der Niederterrasse (s. R 9) und der Elbaue. Nach Südosten reicht der Blick bis zum Elbsandsteingebirge und dem Deöinsky Snöinik (Hohen Schneeberg) in der ÖSSR. Die Wälder um die Rysselkuppe lieferten seit Jahrhunderten Pfähle für die Weinkulturen, wie alten Holznutzungsverzeichnissen zu entnehmen ist. Außerdem dienten sie zeitweise als Schafweide, im 19. Jahrhundert auch der Streunutzung. Nach 1835 wurden große Teile mit Fichte und Kiefer aufgeforstet, sogar in reine Laubholzbestände wurden Nadelbäume eingebracht. Lediglich auf den elbseitigen Steilhängen zwischen Rysselkuppe und Borsberg erhielt man Waldreste, die 1961 zu einem 107 ha großen Naturschutzgebiet zusammengefaßt wurden. Sie setzen sich aus naturnahen Laubwaldgesellschaften zusammen, wie sie für das Gebiet der Lausitzer Störung zwischen Pirna und Weinböhla typisch sind. Die nach Südwesten exponierten Hänge tragen einen Eichen-Hainbuchenwald, dessen Bodenflora teils Staublehmzeiger, wie Hain-Rispengras {Poa nemoralis), teils Arten nährstoffreicher Standorte, so Goldnessel (Galeobdolon luteum), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana), enthält. Zu den charakteristischen Arten dieses Waldtyps gehören die subatlantisch-zentraleuropäischen Pflanzen Sternmiere (Stellaria holostea), WaldLabkraut (Galium silvaticum), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis ssp. officinalis), die süd- bis mitteleuropäisch-sarmatischen Arten Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum), Schwalbenwurz (Cynanchum vincetoxicum) und Pfirsichblättrige Glocken14
Dresdner Heide
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R 7 blume (Campanula persicifolia) sowie die typischen Gehölze des Elbhügellandes Liguster (Ligustrum vulgare) und Feldahorn. Mehrfach bildet die Schlehe (Prunus spinosa) Gebüschsäume. Auf den flachen Hangtreppen über wechselfeuchten Böden tritt ein adlerfarnreicher Eichen-Birken-Kie'fernwald auf, in dessen Bodenflora entweder allgemein verbreitete Arten trockener Standorte oder Wechselfeuchtezeiger, wie Pfeifengras (Molinia coerulea) und die seltene osteuropäische Färberscharte (Serratula tinctoria), auftreten. Die Felsvorsprünge und -kuppen beherbergen Kiefernbestände mit krüppelhaften Wuchsformen. Unter ihnen konzentrieren sich auf Grund des höheren Lichteinfalls und größerer Bodenwärme die wärmeliebenden Arten submediterran-zentraleuropäischer Verbreitung, wie Astlose Graslilie (Anthericum liliago) und Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), weiterhin di« seltene eurasisch-kontinentale Erdsegge (Carex humilis) und säureliebende Arten und Verhagerungszeiger, so Zartes Straußgras (Agrostis tenuis) und Wald-Habichtskraut (Hieracium lachenalii). Auf den hohen Bäumen im Mischwald haben Habicht, Wespen- und Mäusebussard ihre Horste. In den Höhlen, die Schwarz- und Grauspecht gezimmert haben, brüten Hohltauben. Bunte Meisenschwärme, vor allem aus Haubenund Tannenmeise, durchziehen mit Goldhähnchen, Kleiber und Buntspecht den Wald. Im Unterholz singen das Rotkehlchen, die Singdrossel und die Hekkenbraunelle sowie der Gimpel. Besonders hingewiesen sei auf die hier nicht seltene Haselnatter (Coronella austriaca).
R 8 Sauteichgrund Der etwa 1,5 km lange Grund führt seinen Namen nach einem stehenden Gewässer, in dessen Nähe die Graupaer Bauern ihre Schweine zur Eichel- und Bucheckernmast zusammentrieben. Die beiden Quellmulden des Baches zwängen sich zwischen den Borsberg und Zaschendorf. Auf einen engen kerbartigen Talabschnitt folgt vom Großgraupaer Kirchsteig an ein schmales Sohlental, in dem Grundwassersammler für Graupa angelegt wurden. Während längerer Perioden, besonders im Sommer, kann das Bachbett trocken liegen. Durch den Sauteichgrund führt ein Abschnitt des Naturlehrpfades zum Borsberg, der an den Gebäuden des Bereiches Forstpflanzenzüchtung des Instituts für Forstwissenschaften in Graupa beginnt, südlich am Borsberg vorbeizieht und über die oberen Jagdwege Pillnitz erreicht. Der am 22. Mai 1971 eingeweihte Lehrpfad entstand durch die Arbeit der Pirnaer Kreiskommission der Naturund Heimatfreunde des Kulturbundes der DDR, des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Königstein und des Rates der Gemeinde Graupa. Auf insgesamt 25 Tafeln sind sowohl forstbotanische, geomorphologische und geologische als auch forstwirtschaftliche und historische Besonderheiten verzeichnet. Beispielsweise können standortgerechte Mischwälder mit standortfremden 198
Fichtenreinbeständen verglichen werden, ferner ist auf etwa 200 Jahre alte R 8 Exemplare von Tanne, Kiefer, Fichte und Rotbuche hingewiesen. Auch dem Pflanzgarten an der Bonnewitzer Straße (s. R 11), wo verschiedene Laub- und Nadelbaumarten zu sehen sind, ist eine Tafel gewidmet. Die geologisch-geomorphologisch bemerkenswerten Stellen sind das Granodioritblockfeld auf der Südostseite des Borsberges, ein auflässiger Zweiglimmergranodioritsteinbruch unterhalb der Lerchengartenbrücke sowie ein Aufschluß im Oberkreidesandstein beim Sauteich.
Hohe Brücken
R 9
heißt ein Forstort im Quellgebiet des Bonnewitzer Baches. Das mit Fichten, an süd- und südostexponierten Hängen mit Kiefern bestandene Forstgebiet leitet seinen Namen von Brücken ab, die sowohl die tiefen Kerbtäler als auch Hangdellen überqueren. Einige dieser Bauwerke verzeichnen in ihren Schlußsteinen römische Ziffern sowie.die kurfürstliche Krone, in einem ist die Jahreszahl 1789 erhalten. Die Brücken liegen an alten Jagdwegen, wie sie zwischen Pillnitz und Lohmen an den Steilhängen zu finden sind. Das Gelände gehörte zum kurfürstlichen Pirschgebiet. Heute dienen die Wege der Holzabfuhr und den Wanderern. Über den Nadelbäumen kreist der Mäusebussard, von hier aus streichen Ringeltaube und Eichelhäher in die angrenzenden Fluren. Amsel, Gimpel und Specht haben in den Beständen ihren Brutplatz. Eine 40 bis 80 m hohe Geländestufe zieht sich zunächst ein kurzes Stück nach Nordosten hin, biegt dann im Gebiet der Hohen Brücken nach Südosten um und führt weiter in Richtung zum Vogelberg und nach Liebethal. Sie entstand durch tektonische Bewegungen, wie die zahlreichen Sandsteinstücke mit Harnischen an den Felsen nordwestlich Bonnewitz und im Süden des Doberberges ebenso wie am Vogelberg beweisen. Die Geländestufe tritt am Doberbeirg als steilstehende Verwerfung auf und geht am Vogelberg in eine Verbiegung über. Ihr Alter ist mit dem der Riesenfußflexur (s. Bd. 9, Pirna, C 16) gleichzusetzen. Vermutlich entstand diese sogenannte Bonnewitzer Störung (Abb. 33) nach der Elsterkaltzeit. Nach neueren Forschungen nimmt man an, daß sich im Norden des Doberberges parallel zu der genannten eine weitere Störung hinzieht, die Porschendorfer. Um 1920 wurde von der Forstverwaltung nordwestlich von Bonnewitz ein kleiner Steinbruch im Sandstein angelegt, der aber später wieder eingeebnet wurde und heute völlig verwachsen ist. In ihm stand hellfarbiger, sehr feinkörniger, glimmerhaltiger Sandstein an, der einige wenige Fossilien aus den ältesten Schichten der Oberkreide, dem Cenoman, führte. Da in unmittelbarer Nähe sonst nur gröbere turone Sandsteine vorkommen, kann es sich lediglich um eine durch die Lausitzer Störung emporgeschleppte Cenoman-Scholle handeln. Sie liegt 14*
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R 9 in einem durch den Verlauf der großen Störung entstandenen, nach dem Lausitzer Granodioritmassiv hin einspringenden Winkel und wird nach Osten und Süden von Parallelstörungen begrenzt. R 10 Oberpoyritz, Stadtteil von Dresden Die Ufer am Graupaer Bach bei Oberpoyritz waren bereits in urgeschichtlicher Zeit bewohnt. So konnten im Jahr 1900 Reste einer größeren Siedlung der Bronzezeit mit Herdstellen, viel Keramik, Vorratsgefäßen und mit einer Tonklapper an der Straße von Oberpoyritz nach Graupa festgestellt und geborgen werden. Oberpoyritz ist aus einem Rundweiler hervorgegangen (1378 Padegritz). Die Bewohner trieben neben Acker- und Weinbau auch Zeidlerei. Das Dorf gehörte bis 1409 zu Dohna, 1587 kam es unter der Familie Loss (s. Q 6) als Zubehör nach Pillnitz. Erst 1844 wurden die Lasten, die auf den Bewohnern lagen, abgelöst. Das alte Gemeindesiegel zeigte eine Weintraube. Von jedem gekelterten Faß Wein mußte ein halber Taler an die Pillnitzer Herrschaft gezahlt werden. Schon 1649 nannte man neben 9 Bauern und einem Häusler auch einen Winzer. 1721 kaufte der Kurfürst einen Rysselschen Weinberg, und 1818 befand sich in der Hand von Johann Gottlob R Y S S E L offenbar ein weiterer Weinberg. Von 1 7 6 5 an lag die Pillnitzer Schloßwache zum Teil in Oberpoyritz in Quartier. 1786 wurde die Pillnitzer Kastanienallee bis zum Pillnitzer Tännicht verlängert. Der Reihenschank ging 1854 auf den Gasthof Schmiedeschenke über. Seit 1958 besitzt Oberpoyritz Autobusverbindung nach Pillnitz. Von dem alten Ortskern blieben nur wenige Gehöfte am Dorfplatz erhalten, erste Erweiterungen erfolgten an der Lohmener Straße, spätere sehr verstreut und in einem weiten Bereich: am Graupaer Weg bis an die Ortsgrenze von Graupa und von dort am Weinbergsweg inmitten großer Grundstücke, die durch privaten oder Erwerbsgartenbau (GPG Fortschritt) genutzt werden. In den gemischten Gemüse- und Obstkulturen (Bild 33) fällt an den stark besonnten Ausläufern des Borsberges der Anbau von Erdbeeren und Pfirsichen auf. Hangwärts schließt sich an die jungen Siedlungsteile an der Viehbolsche und in ihren Nebenstraßen (An der Rysselkuppe, An den Jagdwegen) eine Wochenendsiedlung an. In den landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Fluren zwischen Oberpoyritz und Söbrigen sind Hamster und Rebhuhn zu Hause. Wachtel, Turmfalke, Grauammer und Getreiderohrsänger gehören in diese Landschaft ebenso wie- der Wachtelkönig in den Wiesen, in denen Star, Schafstelze und Feldlerche ihre Nahrung suchen oder zur Zugzeit größere Scharen Kiebitze oder Wildgänse verweilen. Auf den Kartoffelfeldern wurde wiederholt die Raupe unseres größten Schmetterlings, des Totenkopfes (Acherontia atropos), gefunden, am sandigen Steilhang zum Pillnitzer Tännicht öfter auch der schwarzweiß marmorierte Walker (Polyphylla fullo). 200
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Graupa, Kreis Pirna Zwischen Lausitzer Störung und Elbaue schiebt sich die mittel- und altpleistpzäne Schotterterrasse. Auf ihr breitet sich etwa unterhalb des 356 m hohen Borsberges in 130 bis 170 m Höhe die Gemeinde Graupa mit den Ortsteilen Groß-, Klein- und Neugraupa (s. Bd. 9, Pirna, B 4) aus. Die Flur des alten Zeilendorfes Großgraupa war in unregelmäßige Streifen und Blöcke eingeteilt, deren Böden von. einer Lößlehmdecke über einer bis 15 m mächtigen Schicht von kiesigen oder sandigen Flußschottern bestimmt werden. Vom ehemaligen Jagdschloß in Richtung Kleingraupa verläuft ein Streifen aus oberturonem Tonmergel, von dem aus sich ein Abschnitt der Heidesandterrasse nach Südwesten anschließt. Die lockeren Sand- und Lehmböden, durch das Borsbergmassiv vor kalten Nordwinden geschützt, eignen sich besonders für den Gemüse- und Obstanbau. Eine große Anzahl Gemüsefelder und Gewächshausanlagen (Bild 32) bestimmen heute das Flurbild. Sie gehören der 1958 gegründeten G P G A m Borsberg. Der Name Crup von 1350, womit sicherlich Großgraupa gemeint ist, kann auf eine Besonderheit der Bodenbeschaffenheit hinweisen, nämlich auf Brocken, Klumpen, Graupen. Damals waren die Zinsen des markgräflichen Lehens dem Caspar de KUDISSCHOWE zugeteilt. 1378 unterstand Krub maior dem Castrum Dresden. Im 15. Jahrhundert teilten sich mehrere Grundherren in die Einnahmen aus den Zinsen des Ortes. Seit 1401 ist in Graupa ein allodium ( = Vorwerk) nachzuweisen. Zu ihm gehörten Schäferei, Fischzucht und ein Weingarten, wie einem Leibgedingebrief von 1542 zu entnehmen ist (MEICHE 1927). Seit mindestens 1547 bestand in Großgraupa ein Rittergut, das 1579 Christoph von Loss mit den Dörfern Groß-, Klein- und Neugraupa erwarb. Neben der 1541 erwähnten Hofemühle, über die keine weiteren Nachrichten vorliegen, besaß der Grundherr von Grauppenn 1571 je eine Schiffsmühle auf Birkwitzer und Söbrigener Flur. Beide Orte unterstanden zu diesem Zeitpunkt der Graupaer Rittergutsherrschaft. Nachdem der Besitz in kurfürstliche Hände übergegangen war, entstand nach 1755 aus dem westlichen Teil ein Jagdschloß, zu den verbliebenen übrigen Anwesen gehörten große Obstpflanzungen. E s trug den Namen Raupenberg. Das heutige Schloß entstammt dem Jahre 1800, und 1839 erhielt es den kleinen quadratischen Uhrturm aufgesetzt. Es steht als langgestreckter, zweigeschossiger Massivbau von 15 Achsen Front mit Walmdach auf einer an der Südwestseite von einem Teich umgebenen Terrasse. Ähnlich wie am Pillnitzer Wasserpalais (s. Q 6) führt eine Freitreppe zum Wasser. Auf der Mitte der Hofseite liegt der Eingang, über dem ein Sandsteinrelief eingelassen ist. Es zeigt einen Keiler, der von 4 Hunden gehetzt wird (Bild 35). Heute nutzen örtliche Verwaltungsstellen das Gebäude. Bis 1829 lag neben dem Jagdschloß ein Tiergarten, in dem sich vor allem Wildschweine befanden. Dieser 2 ha große ummauerte Park dient jetzt zum Teil der Pappelanzucht. An seinem Rand erhebt sich ein Naturdenkmal, eine 201
K 11 Traubeneiche mit etwa 6,5 m Umfang. In alten Rotbuchen und Erlen brüten Pirol und Hohltaube, in manchen Jahren auch der Wiedehopf, der seinen Jungen vorwiegend Maulwurfsgrillen (Gryllotalpa vulgaris) zuträgt. Im Mulm der alten Bäume leben die Larven von Bockkäfern und des Eremiten (Osmoderma eremita), im Sandboden die des Walkers (Polyphylla fullo). E t w a 1 km südwestlich vom Jagdschloß erhielt sich eine Salzlecke (Abb. 32) für das Wild in der Forstabteilung 162. Es ist ein aus 4 gefugten Sandsteinplatten gebildeter Trog, dessen Stirnseite eine Krone, die Jahreszahl 1716 und die Inschrift F A R P E S (Fridericus Augustüs R e x Poloniae et Saxoniae) zeigt. Bis 1539 pfarrten Groß- und Kleingraupa nach Dohna, seitdem nach Schönfeld, bis sich die Orte 1908 eine eigene Kirche mit Friedhof errichteten. 1821 faßte man Groß-, Klein- und Neugraupa zu einer Schulgemeinde zusammen und baute die Schule gemeinsam. Diese erfuhr 1894 einen Umbau. 1971 bezogen die Schüler ein neues Gebäude in der Nähe des Borsbergbades. Im Mai 1846 weilte Richard W A G N E R , damals Dresdner Hofkapellmeister, zur Erholung in Graupa. E r wohnte im Schäferschen Bauerngut, wo er den ersten und dritten A k t seiner Oper „Lohengrin" komponierte. Zur Erinnerung an diesen Aufenthalt richtete Prof. Dr. Georg Max G A X M E Y E R 1907 ein Richard-Wagner-Museum im Wohnhaus dieses Gutes ein, dem späteren Lohengrinhaus (Bild 34). Es steht gegenüber vom ehemaligen Schloß und wurde aus einem älteren Fachwerkhaus umgebaut, worauf Jahreszahl und Besitzerinitialen im Türsturz hinweisen. Heute sind mehrere Räume mit Gemälden, Originalbriefen, Stilmöbeln aus der Wagnerzeit ausgestattet, die der Heimatforscher Emil P F A N N E (f 1966) gesammelt hat. Die übrigen Räume nutzt der örtliche Kindergarten. Neben dem Fritz-Reuter-Haus am Fuße der Wartburg ist das Lohengrinhaus in Graupa die zweite Wagner-Gedächtnisstätte in der D D R . Wie eine kolorierte Zeichnung aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts (im Lohengrinhaus aufbewahrt) erkennen läßt, waren die Obergeschosse der auf Bruchsteinmauerwerk gegründeten Häuser in Graupa aus Lehmfachwerk errichtet. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich der Dorfplatz, der heutige Tschaikowskiplatz, nach und nach verändert. Das Vorwerk, die Schäferei und mehrere Häuser brannten nieder und wurden abgerissen, zuletzt 1970 der stattliche Dorfgasthof Zum Erbgericht aus der Zeit um 1800. Der Platz wurde im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes zu einer Parkanlage umgestaltet, in der sich eine Büste Richard W A G N E R S von Prof. Richard G U H R befindet, die der Künstler 1933 aus eigenen Mitteln herstellen ließ. Gegenüber vom neuen Postamt steht ein Steinkreuz in Malteserform. Die landschaftlich reizvolle Lage (s. R 7, R 8) und das Borsbergbad mit 3 000 m 2 Wasserfläche im Tal des Graupaer Baches haben bewirkt, daß seit 1967 in Graupa FDGB-Urlauber weilen. Bemerkenswert ist an der Straße nach Bonnewitz mitten im Wald das 1951 bis 1958 von der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R errichtete Institut für Forstpflanzenzüchtung. Es besteht aus einem ausgedehnten Gebäudekomplex mit Gewächshäusern und umfangreichen Versuchsflächen, wo Wissenschaftler forstpflanzenphysiologische und züchterische Forschungen 202
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Abb. 32. Salzlecke im Pillnitzer Tännicht (Vorderansicht) betreiben, vor allem an Pappelhölzern. A m 1. Januar 1967 kam das Graupaer Institut zum Institut für Forstwissenschaften Eberswalde. 1973 dienten mehrere Gebäude als Forschungsstelle dem V E B Kombinat Arzneimittelwerk Dresden (Bild 30) sowie dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Königstein. E t w a 1 km nordwestlich von Großgraupa breitet sich am beginnenden Steilhang des Borsbergmassivs das alte Platzdorf Kleingraupa aus. Seine ehemalige Blockflur liegt auf der jungpleistozänen Schotterterrasse in einer Höhe zwischen 140 und 200 m ü. NN. Es ist bisher ungeklärt, ob unter dem 1350 angeführten Dorf Crup Groß- oder Kleingraupa gemeint ist. Cleyne Crauppen — diese erste sichere Nennung stammt von 1417 — war um 1400 längere Zeit neben anderen Orten von der Herrschaft Wehlen verpfändet gewesen. 1445 besaß die Familie von Karras ,,Grossen und Klein Gruppe, die zcwey Dorffer mit gerichte über hals und hand" ( M E I C H E 1927). Die Entwicklung der grundherrlichen Bindungen von Kleingraupa verlief bis in das 19. Jahrhundert wie bei Großgraupa. 1817 gab es 42 Einwohner, 2 Jahrzehnte später schon 85, die in 5 Bauerngütern, 7 Gartennahrungen und einer Häuslerstelle wohnten. 1933 k a m Kleingraupa als Ortsteil zu Graupa. Während des Zeitraumes von 1920 bis 1939 entstanden nördlich des alten Dorfes Ein- und Zweifamilienhäuser, in denen heute vorwiegend Arbeiter wohnen, die in den Industriegebieten des Elbtales beschäftigt sind. Ein Opfer des faschistischen Terrors wurde Willy DÖRNER (geb. 10. August 1887), der seit 1940 in Graupa in der heutigen Willy-Dörner-Straße 33 wohnte. Als parteiloser Arbeiter im damaligen Sachsenwerk in Dresden-Niedersedlitz verschaffte er polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiterinnen Lebensmittel. Nach Verbüßung einer dreijährigen Zuchthausstrafe kam er in das Konzentrationslager nach Radeberg (s. H 5.5), wo er am 3. März 1945 verstarb. In Großgraupa wurde am 13. Oktober 1898 Fritz R I C H T E R geboren. Als Mitglied der K P D arbeitete er nach 1933 illegal weiter, was zur Verhaftung 1934 führte. Zum Kriegsdienst wurde er einem Strafbataillon zugeteilt und ist seit 1945 vermißt. 203
S 1 Schöne Höhe (328,1 m) A u f der Schönen H ö h e ließ der D i t t e r s b a c h e r Rittergutsbesitzer (s. P 2) v o n 1831 bis 1833 v o n Joseph THÜRMER einen t u r m a r t i g e n B a u errichten (Bild 36). D i e W ä n d e des Saales i m E r d g e s c h o ß b e m a l t e Prof. Carl PESCHEL m i t F r e s k e n über GOETHES „ E r l k ö n i g " und „ K ö n i g v o n T h ü l e " . D a s G e b ä u d e dient seit e t w a i960 volkseigenen Betrieben als Kinderferienlager, seit 1972 d e m V E B E l e k t r o k e r a m i k A r t h u r W i n z e r Berlin. V o n d e m T u r m aus erblickt m a n i m W e s t e n den südlichen'Teil der L a u s i t z e r P l a t t e , die sich v o m E l b t a l r a n d s a n f t n a c h N o r d e n a b d a c h t und v o m R ü c k e n des 4 k m entfernten Triebenberges (s. R 3) ü b e r r a g t wird. H i n t e r a c k e r b a u l i c h g e n u t z t e n f l a c h e n H ä n g e n zwischen Eschdorf und D i t t e r s b a c h erheben sich im N o r d w e s t e n die Rossendorfer K u p p e n (s. O 5), a n die sich n a c h Norden der Carswald (s. M 3) anschließt. I m Nordosten fällt der B l i c k auf die A u s l ä u f e r des Nordwestlausitzer Berglandes bei Pulsnitz und auf den Stolpener B u r g b e r g . U m f a s s e n d ist n a c h Südosten die A u s s i c h t auf die T a f e l b e r g e des E l b s a n d s t e i n gebirges. D i e Schöne H ö h e bildet einen A b s c h n i t t des Höhenrückens, der sich v o n N o r d osten n a c h d e m 1,5 k m entfernten und 330 m hohen K o h l b e r g bei W ü n s c h e n dorf i m S ü d w e s t e n hinzieht u n d sich somit parallel zur L a u s i t z e r S t ö r u n g erstreckt. D a die n a c h N o r d w e s t e n abfallende Steilstufe v o n W a l d überzogen wird, r a g t sie m a r k a n t über die landwirtschaftlich g e n u t z t e U m g e b u n g heraus. Ihre E n t s t e h u n g k a n n m i t der eines s t a r k m i t pleistozänem M a t e r i a l vers c h ü t t e t e n Schichtstufenreliefs in V e r b i n d u n g gebracht w e r d e n (ANDREAS 1964). Mittel- bis grobbankige Sandsteine der Oberkreide (Abb.'33), die zur S t u f e b des Mittel-Turons gehören, b a u e n die Schöne H ö h e auf. Z u r untersten S t u f e dieser A b t e i l u n g , zur S t u f e a, sind die folgenden Gesteine zu rechnen (SEIFERT 1932). In dem ehemaligen Steinbruch 300 m nordwestlich der Elbersdorfer Mühle steht ein m i t t e l b a n k i g e r Sandstein an, der bis 100 m S t ä r k e erreicht. D a r a u f lagern ein brauneisenreicher Sandstein und die g a n z geringmächtigen tonigen Schichten v o n Elbersdorf. A m W e s t h a n g des K o h l b e r g e s k o m m t ein konglomeratischer Sandstein m i t Brauneisen- und einzelnen Sandsteingeröllen vor. E s h a n d e l t sich u m den westlichsten K o n g l o m e r a t s a u m a m U f e r des ehemaligen Kreidemeeres. Dieser S a u m w e i s t auf tektonische B e w e g u n g e n in der Zone der L a u s i t z e r Störung bereits w ä h r e n d der A b l a g e r u n g e n der Sandsteine hin. Alle Schichten sind n a c h N o r d e n a u f g e r i c h t e t . Sie liegen a m K o h l b e r g — im H e b u n g s z e n t r u m — a m höchsten. Messungen rezenter K r u s t e n b e w e g u n g e n im E l b t a l g r a b e n ergaben, d a ß die Scholle der Schönen H ö h e seit B e g i n n des Holozäns v o r e t w a 9000 Jahren u m e t w a 1 0 — 1 5 m n a c h Süden g e k i p p t w o f d e n ist, w a s einer durchschnittlichen H e b u n g v o n 1 bis 1,6 m m im J a h r entspricht. B e i diesem P r o z e ß wird der Sandstein gegenüber dem Granodiorit herausgehoben. A u s d e m Elbsandsteingebirge ist b e k a n n t , d a ß die Schichten der S t u f e c i + c2 des T u r o n s (Oberkreide) infolge ihrer geringen W i d e r s t a n d s f ä h i g k e i t leicht ver-
204
Abb. 33. Kreidezeitliche Ablagerungen und tektonische Störungslinien um die Schöne Höhe (nach P R E S C H E R 1957, ergänzt nach P R Ä G E R 1966) 1 Plenuszone 2 Unterquader
5 Unterer Grünsandstein 6 Oberquader
3 Oberer Grünsandstein 4 Mergel bzw. Sandstein
7 Oberer glaukonitischer sandiger Mergel .
8 Plänermergel 9 Zatschker Ton 10 Sandstein mit Ton
wittern. Diese Eigenschaft sowie komplizierte tektonische Prozesse bewirkten, daß sich südöstlich vom Kohlberg, zwischen der Winkelmühle an der Wesenitz und dem Kiemnitzbach, ein so weiträumiges Becken bei Porschendorf bildete (s. Bd. 17, Stolpen, N 4). Den nordwestlichen Hangfuß der Schönen Höhe berührt der etwa 800 m lange Lieblingsgrund, ein Abschnitt des Schullwitzbachtales. Der Grund gehört, wie der steile Westhang und das Wesenitztal mit der Teufelskanzel, zu einem Naturpark aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, wo — dem Geist der Zeit entsprechend — Denkmale und kleine Gebäude, so eine Hubertuskapelle, aufgestellt waren.
S 2
Teufelskanzel heißt ein mächtiger Sandsteinblock in der Wesenitz inmitten des klammartig ausgebildeten Talabschnittes (Bild 31), der sich vom Dittersbacher Park bis zur Elbersdorfer Mühle auf eine Länge von etwa 1 km erstreckt. Die steil ansteigenden Hänge sind mit Mischwald oder Fichtenforsten bestanden, sie lassen kaum Platz für schmale Wege beiderseits des Bachbettes. 205
S 2 In geschützten Kolken des Flußbettes nahe der Teufelskanzel spielen Forellen und Äschen. An der Uferböschung führt die Stockente ihre Jungen. Auf einem herabhängenden Ast lauert der Eisvogel, die Gebirgsstelze trippelt über die Steinbrocken, und gelegentlich sucht sogar die Wasseramsel im Wasser nach Insekten. Außerdem haben Zaunkönig und Rotkehlchen im Buschwerk ihren Aufenthaltsort. Der Verlauf sowie hydrographische, geomorphologische, botanische und weitere zoologische Eigenheiten des Wesenitztales von der Quelle im Hohwald bis zur ehemaligen Dittersbacher Papierfabrik sind ausführlich in den Bänden 12, Bautzen, Suchpunkt K 3, sowie 17, Stolpen, Suchpunkte B 7 und F 6 , beschrieben worden. Die Klammtäler oberhalb und unterhalb vonLohmen erfuhren in den Bänden 1, Königstein, Suchpunkte A 3 und 9, Pirna, Suchpunkte B i o und C 4, eine eingehende Erläuterung. S 3 Kleinelbersdorf, Ortsteil von Porschendorf, schmiegt sich an den südöstlichen Abhang der Schönen Höhe. Die wenigen Grundstücke unterstanden kirchlich und schulisch sowie früher auch grundherrlich und verwaltungsmäßig bis 1970 Dittersbach. Der Ort soll sich auf einer Hufe, die zusammen mit dem sogenannten Elbersdorfer Wäldchen 1504 verlehnt worden war, entwickelt haben. 1586 standen ,,4 Häuslein unter dem Wäldchen" ( M E I C H E 1927). Den Ost- und Südosthang der Schönen Höhe, Teile der Kleinelbersdorfer Flur, parzellierte man nach 1945 als Bau- und Gartenland. Später unterblieb eine weitere Bebauung, weil Aussichtspunkte zum Stolpener Hügelland und zur Sächsischen Schweiz erhalten werden sollen und man das Naherholungsgebiet Schöne Höhe — Wesenitztal — Dittersbacher Park als Einheit bewahren will. Ein Gebäude im Ort ließ sich der V E B Braunkohlenkombinat Lauchhammer als Ferienheim für seine Betriebsangehörigen herrichten. S 4 Elbersdorf, Ortsteil von Porschendorf seit 1969, schließt sich unmittelbar an Kleinelbersdorf (s. S 3) nach Südosten hin an. Der Ort ist als typische Gutssiedlung mit zellenförmigen Häuslerabbauten angelegt worden. Im Gegensatz zur Kohlstadt, worunter die Anwesen mit Mühle — heute Schrotmühle — und Schenke am unmittelbaren Ufer der Wesenitz verstanden wurden, erstreckt sich der Kern des Dorfes mit dem alten Vorwerk auf dem steilen Südosthang der Schönen Höhe. Die Dorfstraße überwindet einen Höhenunterschied von über 50 m in einer Serpentine. Die Flur gliederte sich in Gutsblöcke und schmale Parzellen. Der größte Teil ihrer Ackerflächen baut sich aus elsterkaltzeitlicher Grundmoräne auf, die von einer Lößdecke überlagert wird. Sandige Böden haben sich über dem cenomanen Sandstein entwickelt, sie sind mit Wald bestanden. 206
A l s e r s t e b e k a n n t e N e n n u n g d e s O r t e s liegt die v o n 1 4 1 2 v o r . D a m a l s s c h r i e b S m a n Elbistorf/, w a s als D b r f des E i l b e r t o d e r E i l w a r t z u d e u t e n ist. V o n e i n e m a l l o d i u m ( = V o r w e r k ) in E l b e r s d o r f , ö r t l i c h a u c h G r o ß e l b e r s d o r f g e n a n n t , h ö r t m a n e r s t m a l s 1463. K u r z e Z e i t u n t e r s t a n d der O r t n a c h 1500 d e m C a s t r u m L i e b e t h a l , s p ä t e r d e m b i s c h ö f l i c h e n A m t S t o l p e n . 1564 b z w . 1569 e r h i e l t D r . H i e r o n y m u s KIESEWETTER E l b e r s d o r f v o m K u r f ü r s t e n z u L e h e n , u m d a s V o r w e r k zu e i n e m R i t t e r g u t a u s z u b a u e n . D i e B a u e r n k o n n t e n ihren B e s i t z s t a n d n i c h t h a l t e n . So g a b es 1 5 5 9 i n s g e s a m t 14 besessene M a n n , 1764 l e d i g l i c h n o c h 22 G a r t e n n a h r u n g s b e s i t z e r . T e i l e ihrer F l u r e n k a m e n z u d e n e n d e s R i t t e r g u t e s , so d a ß hier ein B e i s p i e l d e s A u s k a u f e n s v o r l i e g t . D i e v e r b l i e b e n e n G ä r t n e r u n d H ä u s l e r f a n d e n v o r a l l e m in d e n L i e b e t h a l e r S a n d s t e i n b r ü c h e n A r b e i t . Z u d e m R i t t e r g u t g e h ö r t e n F i s c h e r e i r e c h t e , M ü h l e n u n d S c h ä f e r e i s o w i e ein K r e t s c h a m , d e r z w a r d e m P i r n a e r B i e r z w a n g u n t e r w o r f e n w a r , j e d o c h in d e r f o l g e n d e n Zeit selbst braute. E i n e sehr a l t e F a c h w e r k k o n s t r u k t i o n w e i s t d a s H a u s d e r f r ü h e r e n G a r t e n n a h r u n g N r . 19 ( A b b . 18) a u f . D a s F a c h w e r k des O b e r g e s c h o s s e s ü b e r m a s s i v e m E r d g e s c h o ß s t a m m t a u s d e m 17. J a h r h u n d e r t . Z w i s c h e n d e r S c h w e l l e u n d d e m R ä h m o r d n e t sich n u r ein R i e g e l an, u n d w e i t g e s t e l l t e S t ä n d e r b i l d e n 5 G e f a c h e . I m U n t e r g u r t f ü g t e n die Z i m m e r l e u t e S c h r ä g h ö l z e r z u A n d r e a s k r e u z e n so z u s a m m e n , d a ß die g a n z e W a n d w i e ein G i t t e r t r ä g e r e r s c h e i n t , d e r m i t t e l s l ä n g e r e r S t r e b e n a n d e n S t ä n d e r n a u f g e h a n g e n ist. D e r h i n t e r e T e i l w u r d e s p ä ter a n g e b a u t s o w i e d e r D a c h s t u h l u m 1 9 1 1 e r n e u e r t . A m W e g z w i s c h e n E l b e r s d o r f u n d K l e i n e l b e r s d o r f s t e h t ein S t e i n k r e u z , in d e s s e n F u ß eine e l l i p s e n a r t i g e , s p i t z z u g e h e n d e F i g u r e i n g e h a u e n ist. E l b e r s d o r f p f a r r t e a u ß e r d e r Z e i t s p a n n e v o n 1539 bis 1559, a l s es d e r W i l s c h d o r f e r K i r c h e z u g e w i e s e n w a r , n a c h P o r s c h e n d o r f . S c h u l i s c h g e h ö r t e es e b e n f a l l s schon immer zur heutigen Hauptgemeinde. D u r c h die d e m o k r a t i s c h e B o d e n r e f o r m erhielten 1945 i n s g e s a m t 12 N e u b a u e r n , 16 l a n d a r m e B a u e r n u n d 54 K l e i n s t s i e d l e r G r u n d u n d B o d e n v o m e h e m a l i g e n R i t t e r g u t . A u s d e m O s t f l ü g e l des f r ü h e r e n H e r r e n h a u s e s g e w a n n e n d i e N e u s i e d l e r B a u m a t e r i a l i e n . D i e erste l a n d w i r t s c h a f t l i c h e P r o d u k t i o n s g e n o s s e n s c h a f t in d e r G e m e i n d e h i e ß S c h ö n e H ö h e u n d w u r d e 1956/57 g e g r ü n d e t . Sie g i n g b a l d v o m T y p I in d e n T y p I I I über, i 9 6 0 k a m die L P G T y p I A m K r u t s c h b e r g h i n z u . B e i d e G e n o s s e n s c h a f t e n g e h ö r e n seit d e m 1. J a n u a r 1973 z u r L P G W e s e n i t z t a l (s. P 2).
Wünschendorf, K r e i s P i r n a ,
S
z i e h t sich a n b e i d e n T a l h ä n g e n des O b e r l a u f s der K i e m n i t z hin (s. S 9). S e i n e G e h ö f t e u n d a n d e r e n H ä u s e r l i e g e n e t w a 60 m t i e f e r als d e r D o b e r b e r g (s. S 6) i m W e s t e n u n d s o g a r 90 m t i e f e r als d e r b e w a l d e t e K o h l b e r g (s. S 1) i m N o r d osten. In den aufgelassenen Steinbrüchen a m unteren H a n g des K o h l b e r g e s n a h e b e i m D o r f s t e h t S a n d s t e i n an. Sein V e r w i t t e r u n g s m a t e r i a l w i r d a u f d e m
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überwiegenden Teil der Flur von pleistozänen Deckschichten überlagert, wodurch Bodenwasser- und Nährstoffhaushalt bedeutend verbessert werden. Um 1200 legten Bauern ein platzartiges Reihendorf an, dessen Flur in gewannähnliche Hufen sowie in Blöcke und Streifen eingeteilt war. Urkundlich erscheint der Ort erstmals 1350 im Lehnbuch F R I E D R I C H S des Strengen, damals Das Windische ( = wendische) dorf geschrieben. E r brachte seinem Grundherrn 5 Mark an jährlichen Einkünften. 1417 war Winschindorff zusammen mit anderen Dörfern der Herrscjiaft Wehlen verpfändet. Die Bewohner des unmittelbaren Lohmener, später Dresdner Amtsdorfes stellten 1547 einen Mann zum Dittersbacher Heerwagen. 1607 schenkte der Kurfürst die Getreideund iGeldzinsen sowie die Gerichtsbarkeit von Winschendorff und Bonnewitz seinem R a t Christoph von Loss. Seit der Reformation pfarrt Wünschendorf zur Eschdorfer Kirche, die Einwohner nutzten dort seit 1628 eine eigene Empore. Gerichtlich unterstand die Gemeinde von 1661 bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1855 dem 5 km entfernten Schönfelder Rittergut. Erst 1878 baute sich die Gemeinde eine eigene Schule und löste sich damit von der früheren Kirchschule in Eschdorf. Heute werden in Wünschendorf die Klassen 1 bis 4 unterrichtet. Durch Auskauf von 5 Bauerngütern mit insgesamt 4,5 Hufen wurde 1610 ein Vorwerk, das sogenannte Hofgut, gebildet. E s hebt sich im Ortsbild von Wünschendorf auch heute noch heraus. Seine umfänglichen Wohn-, Stall- und Wirtschaftsgebäude entstanden in Sandsteinmauerwerk um 1840 und umsäumen einen quadratischen Hof. Das zweigeschossige, durch ein Krüppelwalmdach abgeschlossene Pächterhaus trägt ein quadratisches Uhrtürmchen auf der Mitte des Dachfirstes. Wohn- und Wirtschaftsräume werden heute von der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft genutzt. Mehrere Höfe am südlichen Ortseingang haben die frühere Bauart der Häuser bewahrt. Die Sockelgeschosse ihrer Wohnstallhäuser sind fast alle aus Bruchsteinen, vereinzelt auch noch aus Lehm aufgeführt. Auf ihnen ruhen die mehr oder minder reichgegliederten Fachwerkobergeschosse. Bezeichnend sind die kleinen Fensteröffnungen, so bei Nr. 9 und Nr. 11. Ein gepflegtes Fachwerkhaus besitzt der Hakenhof Nr. 7 mit einer mächtigen Linde als Hofbaum vor dem Eingang. An der alten Schmiede (Nr. 63), die seit 1659 als Pachtschmiede aktenkundig ist und nach 1945 stillgelegt wurde, erfuhr das Fachwerkobergeschoß mehrfach Veränderungen. Die Wetterfahne trägt als Handwerkszeichen ein springendes Roß. Durch die Bodenreform von 1945 erhielten 9 Neubauern, 4 landarme Bauern und 2 Kleinstsiedler insgesamt 76 ha Land, als der Besitz des Hofgutes sowie einiger Großbauerngüter aufgeteilt wurde. Der genossenschaftliche Zusammenschluß führte in Wünschendorf zur Bildung der L P G T y p I I I Frieden, die sich vor allem zusammen mit dem Bonnewitzer Betriebsteil der Läuferzucht widmet. In den modernen Ställen hält sie bis zu 2 500 Läufer. Außerdem bestehen kooperative Verbindungen der Genossenschaft mit dem Volksgut Dittersbach (s. P 2) bei der Mast von Schlachtschweinen. Ferner gab es im 208
Ort die LPG Typ I Kiemnitz, die hauptsächlich Milchwirtschaft betrieb. Ein S 5 neuer Schuppen am früheren Bahnhof dient vor allem der Tabaktrocknung. In Wünschendorf haben sich 3 Steinkreuze in Malteserform erhalten. 2 von ihnen befinden sich seit den fünfziger Jahren neben der jetzigen Omnibuswartehalle an der Fernverkehrsstraße 177 Pirna—Radeberg. Das andere Kreuz steht an einem Feldrain in der nördlichen Flurhälfte.
Doberberg (294,5 m)
S 6
Der aus Sandstein aufgebaute Doberberg erhebt sich unmittelbar westlich von Wünschendorf. Während sein Nordhang nur allmählich abfällt, weist der südliche Hang an der Geländestufe (s. S 1) ein Gefälle von fast 100 m auf 500 m Länge auf. Von der waldfreien Kuppe erhält man einen ebenso umfassenden Überblick über die Umgebung wie von der Schönen Höhe. Die Kuppe und Hänge des Doberberges dienen heute überwiegend als Weideland für Rinder. Auf die frühere ackerbauliche Nutzung weisen von Osten nach Westen verlaufende Ackerterrassen, die stellenweise mit Kiefern und Stieleichen bewachsen sind-. Auf dem östlich vorgelagerten, etwas tieferen Gipfel bildet eine Gruppe von Kiefern mit einem hohen Holzkreuz und einer Anlage zum Gedenken an die Toten des ersten Weltkrieges eine weithin sichtbare Landmarke.
Bonnewitz, Ortsteil von Graupa,
S 7
liegt in einer breiten Wiesenaue in einer Höhe von 170 m ü. NN. Hier tritt das Bonnewitzer Gründel aus dem Steilhang, um der Kiemnitz zuzufließen. Die nördliche, früher in Blöcke eingeteilte Flurhälfte wird im wesentlichen von bis zu 25 m mächtigem elsterkaltzeitlichem Geschiebelehm bedeckt. Darunter steht Sandstein an, der im Tal des Bonnewitzer Gründels einige kleine Felspartien aufbaut und durch die Lausitzer Störung vom Granodiorit begrenzt wird. Demgegenüber überzieht im südlichen Flurteil eine Lößlehmschicht die altpleistozäne Graupaer Elbterrasse. Die günstigen natürlichen Bedingungen müssen schon frühzeitig für eine dauerhafte Besiedlung genutzt worden sein. Der Rundweiler ist sicherlich vor 1378 vorhanden gewesen. Damals gehörte Ponewicz, zu erklären als Dorf des Pan ( = Feudalherrn), als Zubehör zum markgräflichen Besitz. 1417 unterstand der Ort der Herrschaft Wehlen und war von dieser bis 1464 verpfändet. Ponewicz bei Liebethal kam 1469 für 702 Reichstaler Goldgulden zum Stift Meißen, im selben Jahr erhielt der Meißner Bischof D I E T R I C H von hier jährlich 6 Scheffel Korn und Hafer zugewiesen. 1607 schenkte der Kurfürst an Christoph von Loss
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zu Pillnitz die Zinsen und die Gerichtsbarkeit des Ortes. 1699 kam Bonnewitz zu Schönfeld. 1972 wurde das Dorf nach Graupa eingemeindet. Kirchlich gehörte der Ort wie Graupa 1 5 3 9 und 1540 zu Liebethal, danach bis 1863 zur Kirche in Porschendorf, woran noch heute der Leichenweg zwischen beiden Dörfern erinnert. Nach Zahlung einer Entschädigung von 500 Talern an die Parochie Porschendorf kam der Ort 1863 zur näher gelegenen Parochie Liebethal. In die dortigen 2 Schulen gingen die Bonnewitzer Kinder schon länger. Darüber hatte sich der Porschendorfer Lehrer 1788 beschwert, weil ihm dadurch das Schulgeld entging. In Bonnewitz gruppieren sich um einen annähernd runden Platz die kleinen Dreiseithöfe. Die früher bestimmende Fachwerkkonstruktion verbirgt sich unter Holzverschalung und Schieferbehang, oder die Gefache sind ausgemauert. Nur am Dreiseithof Nr. 18 (Abb. 34) hat sich das Lehmfachwerk am Giebel und Ober-
geschoß unverändert erhalten. Ein gemauertes, überwölbtes Hoftor mit Pforte vermittelt den Zugang zur Hofstatt. Im Schlußstein der Archivolte sind das B a u j a h r 1799 und die frühere Hausnummer 1 5 eingemeißelt. Anläßlich der 700-Jahr-Feier des Ortes hat man an der Tormauer das Ortswappen, darunter die Zahlen 1258 — 1958 angebracht und das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Der aus der Umgebung der Hohen Brücken (s. R 9) kommende B a c h trieb am
Ortseingang eine Mühle, deren Wohngebäude die Jahreszahl 1798 über der S 7 Tür enthält. Mehrere alte Mühlsteine wurden zur Hofbefestigung verwendet. Unweit dieses Grundstückes ist ein Kinderheim des Kreises Pirna in einer früheren Villa inmitten parkartiger Anlagen untergebracht. Seit 1973 nutzt die L P G Frieden in Wünschendorf (s. S 5) einen neuen Stall für 100 Milchkühe; daneben befindet sich eine Maschinenunterstellhalle.
Bonnewitzer Grund
S 8
werden das Tal sowie die Häusergruppe südöstlich von Bonnewitz bezeichnet. A m Eingang zum Grund stehen 2 Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert. Beim Haus Nr. 24 kragt das Obergeschoß aus Lehmfachwerk leicht hervor, vor der Wohnstube erhielt sich das Umgebinde. Das Anwesen Nr. 25 stellt einen Hakenhof dar, dessen Wohngebäude in den Brüstungsfeldern des Obergeschosses Andreaskreuze aufweist. Durch seine Scheune führt eine Durchfahrt. An der Flurgrenze zu Liebethal bauten Industriearbeiter in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Siedlung. 2 kleine Gärtnereien vervollständigen das Bild des Ortsteiles. An der Straße nach Wünschendorf befindet sich im Garten des Grundstückes Nr. 22 b ein umgesetztes Steinkreuz in Form eines Malteserkreuzes. Aus einer alten Kiesgrube etwa 500 m südwestlich vom Ortsteil stammt eine strichverzierte Amphore der schnurkeramischen Kultur aus der Zeit etwa 2000 v. u. Z. In der Grube sind unter der Oberfläche horizontal geschichtete TerrassenSchotter aufgeschlossen. Darin lagern mehrere Kubikmeter große Sandsteine, die in der Grundmoräne der Elsterkaltzeit im Untergrund vorkommen. An Vogelarten sind vom Bonnewitzer Grund unter anderen Drosseln, Grasmücken, Meisen und der Grünspecht bekannt. Unterhalb von Bonnewitz wird das Tal von Sandsteinwänden eingeengt und ist somit kühl und feucht. In einem Tümpel tummeln sich Molche und ihre Larven.
Kiemnitz,
S 9
mundartlich Klimse oder Gümse genannt, heißt ein etwa 5 km langer Wasserlauf, der bei Wünschendorf in 285 m ü. N N entspringt und unterhalb von Liebethal in 140 m ü. N N in die Wesenitz mündet. Bereits 1512 nannte man einen Steinbruch bei Liebethal Kiemnitz ( M E I C H E 1927). Der Bach verläuft ausschließlich im Bereich des Sandsteins, durchbricht am waldbedeckten Vogelberg die etwa 40 m hohe Geländestufe und benutzt ein ausgeprägtes Sohlental. Wo der Mühlweg parallel zur Kiemnitz führt, erreicht ein ungefähr 700 m langes und rund 50 m geneigtes Trockental die Aue. Sein Talboden wird als 211
S g Grünland genutzt, die Hänge, hier mit teilweise flächenhaft anstehendem Sandstein bedeckt, sind mit Gebüsch und Kiefern bestanden. östlich der Kiemnitz beginnt ein fichtenreicher Mischwald, der die Verbindung zu den ausgedehnten Forsten bei Lohmen herstellt. Auch hier (s. R 9) verlaufen ein Niederer und ein Oberer Jagdweg. Zum Gedenken an eine Jagd hatten 1801 die Waidgenossen in das entrindete Holz der „Schwertkiefer" auf einer 100 cm hohen und 60 cm breiten Fläche unter dem Hubertuszeichen einen weitschweifigen T e x t eingeschnitzt. Dieser Baum, schon seit Jahren abgestorben, wurde 1971 durch einen Sturm umgestürzt. Die Tafel mit der Inschrift befindet sich seit 1973 im Museum für Volkskunst in Dresden.
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Fluß 2, 3, 7, 8, n , 13, 14, 17, 24, 28, 29. 30, 31. 32, 33, 35, 36. 38, 40, 4 1 ' 42, 43, 44, 48, 49, 51, 52, 54, 56, 59, 61, 63, 64, 68, 69, 73, 74, 87, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 96, 100, 102, 107, 110, 1 1 1 , 1 1 2 , 1 1 3 , 114, 1 1 5 , 116, 1 1 7 , 118, 120, 124, 128, 132, 135, 141, 142, 144, 152, 153, 155, 157, 160, 161, 162, 163, 164, 166, 168, 169, 170, 1 7 1 , 173, 174, 175, 177, 180, 181, 183, 184, 187, 188, 189, 193, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 209, 2 1 1 Flußbegradigung 29, 35, 180 Forschungsinstitut 2, 10, 36, 1 3 1 , 138, i i 1 , *79, 1 9 1 , J-98, 202 Forsthaus 70, 72, 1 1 1 , 118, 119, 123, 134, 167, 196 Forstortname l, 2, 3, 7, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 25, 28, 32, 36, 40, 56, 59, 63, 64, 65, 67, 69, 70, 72 — 89, 104, 109, 1 1 2 , 1 1 4 , 1 1 7 , 118, 119, 120, 1 2 1 , 1 3 1 , 132, 133, 135, 140, 147, 1 5 1 , 157, 161, 162, 165, 169, 195, 199, 200, 204, 206, 210 Forstpflanzenzüchtung 10, 198, 202 Forstwirtschaft 15, 16, 17, 19, 21, 44, 6 7. 72, 73, 80, 81, 84, 85, 86, 1 3 1 , 197, 198, 199, 201 Fossilien 149, 157, 199 Freie Deutsche Jugend 144 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund 19, 62, 71, 202 Freigut 90, 127, 156 Frühgeschichte 7, 100, 146, 158, 159, 184 Gärtnerische Produktionsgenossenschaft 8, 53, 63, 107, 167, 174, 200, 201 Gartenbau 3, 53, 58, 60, 130, 140, 165, 167, 174, 179, 200, 2 1 1 Gassendorf 8, 173 • Gau 7, 132, 191 Gedenkkreuz 48, 147, 209 Gedenktafel 71, 166, 188, 212 Geflügelhaltung 140, 150 Gemüsebau 8, 200, 201 Germanen 7, 20
Geschiebelehm, -mergel 14, 67, 128, 158, 164, 165, 193, 209 Gesteinsmetamorphose 35, 42, 194 Glasherstellung 25, 103, 107 Gletscherschramme 39 Gley 15, 16, 31, 67, 124, 128, 1 3 1 , 135, 139. 155, 158 Gotik 32, 49, 50, 51, 70, 1 1 3 , 127, 128, 156 Granitisierter Hornfels 31, 37, 42, 194 Granodiorit 13, 14, 15, 16, 42, 64, 67, 6 9, 73, 8 4. » 5 , 116, 1 1 7 , 129, 1 3 1 , 138, 140, 142, 145, 147, 148, 149, 153, 1 5 8 , 165, 192, 1 9 4 , !99. 200, 204, 209 Grauwacke 35, 39, 116, 153, 192, 194 Grauwackehornfels 13, 14, 15, 35, 37, 42, 43, 48, 61, -91, 92, 110, 116, 1 1 7 , 124, 128, 194 Großer Bauernkrieg 56 Grünland, -Wirtschaft 3, 15, 16, 18, 28, 29, 33, 36, 44, 53, 68, 71, 89, 91, 92, 110, 1 1 2 , 1 1 3 , 123, 124, 126, 130, 135, 139, 166, 189, 196, 197, 209, 212 Grundherrschaft 8, 20, 21, 24, 25, 29, 33, 34- 4°, 44, 46, 49, 51, 52, 56, 57. 61, 65, 89, 92, 93, 94, 1 1 8 , 120, 123, 124, 126, 128, 1 3 1 , 133, 140, 1 4 1 , 142, 144, 145, 146, 150, 155, 156, 1 57, 158, 159> 1Ö2, 169, 1 7 1 , 172, 173, 175, 184, 186, 188, 193, 195, 196, 200, 201, 203, 206, 207, 208, 209, 210 Grundmoräne 14, 16, 40, 64, 195, 206, 211 Grundwasser 3, 1 1 , 14, 18, 30, 33, 44, 65, 84, 158, 1 7 1 , 174, 198 Gummiwarenherstellung 62 Gutssiedlung 91, 140, 150, 206 Hammerwerk s. Eisengießerei Handel 20, 21, 37, 53, 56, 66, 67, 94, 95, 96, 98, 104, 110, 140, 155 Handwerk 20, 22, 25, 32, 37, 63, 69, 71, 96, 1 1 9 Heidesandterrasse 3, 72, 73, 116, 142, 172, 179, 201 Heilquelle 60, 61, 62, 197
241
Herrenhaus 22, 41, 62, 91, 124, 140, 1 4 1 , 146, 147, 150, 155, 163, 172, 207 Herrensitz 57, 125, 140, 145, 146, 162, 184 Hochmoor 1 3 1 Hochschule 144, 166 Hochwasser 3, 7, 8, 46, 1 1 3 , 116, 135, 166, 172, 181, 182, 183 Holozän 3, 73, 118, 124, 204 Holsteinwarmzeit 189 Holzindustrie, Sägewerk 25, 32, 33, 34, 35. 4 6 . 5 6 , 6 2 . 68, 71, 91, 92, 97, 103, 104, 1 1 1 , 1 1 3 , 114, 1 1 7 , 119, 127, 130, 155, 164 Hügelgrab 3 1 , 77, 80 Hussitenbewegung 40, 66, 96, 100 Hutung, -srecht 17, 24, 52, 56, 69, 80, 84, 1 1 3 , 119, 120, 134, 197 Industrie s. einzelne Industriezweige Innere Mission 71, 91 Insekten 5, 75, 77, 85, 86, 162, 179, 180, 183, 184, 188, 192, 200, 202 Insektenkalamität 75, 85, 86, 180 Insel 2, 3, 5, 51, 150, 175, 180—184 Jagd 8, 1 1 , 20, 21, 51, 56, 80, 85, 110, 1 1 7 , 119, 134, 144, 195, 196, 198, 199, 212 Jugendstil 130, 137 Kaiserzeit 40, 132 Kammergut 126, 159, 160, 161, 175, 17g, 188, 191 Kapelle 49, 52, 65, 100, 128, 144, 150, , 173. 177. 179, 192, 205 Kernforschung 2, 36, 1 3 1 , 138, 151 Kiefernforst 17, 18, 28, 39, 64, 65, 69, 71, 74, 112, 132, 161, 165, 169, 1 7 1 , 188, 197, 212 Kiefern-Traubeneichenwald 84 Kies- und Sandgrube 59, 64, 67, 71, 1 1 2 , 152, 153, 168, 1 7 1 , 192, 193, 2 1 1 Kinderferienlager 32, 35, 52, 60, 1 1 5 , 204 Kindergarten, -krippe 22, 34, 39, 52, 53. 57. 59, 97, 1 Q 2, 114. 126, 159, 166, 186, 202 Kinderheim 175, 179, 2 1 1 242
Kirche 24, 32, 33, 37, 41, 50, 52, 53, 57, 58, 65, 66, 67, 69, 70, 90, 96, 98, 99, 107, 1 1 0 , 1 1 1 , 1 1 3 , 120, 1 2 1 , 123, 124, 126, 127, 128, 130, 134, 137, 156, 159, 160, 163, 170, 173, 192, 202 Kirchenorganisation 34, 36, 44, 65, 90, 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 8 , 120, 124, 134, 137, 1 4 1 , 142, 145, 150, 156, 157, 158, 170, 172, 173, 184, 186, 188, 193, 196, 202, 206, 207, 208, 2 1 1 Klassizismus 24, 32, 41, 53, 58, 99, 113. 145> !4Ö, 156, 163, 191 Klima 1, 3, 5, 10, 1 1 , 16, 17, 18, 19, 47, 65, 74, 86, 116, 129, 143, 147, 180, 191, 192, 197, 2 1 1 Klippe 42, 73, 100, 196, 197, 198 Kloster 123, 137 Köhlerei 20, 25, 27, 80 Kommunistische Partei Deutschlands 27, 34. 1 0 5 , 106. 133 Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion 22, 59, 67, 123, 130, 139, 156, 164 Krankenhaus 60, 91, 109, 130, 134, 140 Kulturbund der D D R 198 Kulturhaus, Klubhaus 69, 102, 105, 133. 170 Kurfürst 8, 20, 21, 24, 25, 51, 68, 70, 80, 81, 98, 1 1 2 , 1 1 9 , 126, 145, 146, 159, 162, 166, 173, 175, 177, 189, 199, 200, 201, 208, 209 Ländliche Bauweise 25, 32, 33, 38, 49, 53, 58, 62, 66, 69, 90, 1 1 3 , 1 2 1 , 124, 126, 129, 135, 137, 138, 140, 142, 143, 145, 156, 160, 165, 166, 169, 172, 179, 202, 207, 208, 210 Lamprophyr 13, 43 Landesherrschaft 1 1 , 20, 21, 25, 36, 37, 38, 68, 84, 90, 92, 100, 102, 1 1 0 , 118, 125, 126, 137, 155, 157, 158, 159, 184, 186, 188, 196, 201, 207 Landschaftsschutzgebiet 19, 87 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft 1, 22, 27, 34, 35, 36, 39, 4°. 4 1 , 52, 53. 59, 63, 67, 71, 89, 91, 92, 107, 1 1 2 , 114, 1 1 7 , 1 1 9 , 123, 124, 128, 130, 134, 135, 138, 139, 140,
142, 146, 147. *51. !55, 156- !5 8 . Naturdenkmal 58, 112, 201 161, 164, 185, 186, 193, 195, 197, Naturräumliche Gliederung 1, 2, 3, 5, 10, i i , 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 207, 208, 209, 2 1 1 22, 36, 48, 63, 72, 132, 148, 149, 158, Lausitzer Kultur 7, 19, 77, 168, 169, 180, 181, 183, 189, 195, 197, 198, 173 204, 206 Lausitzer Störung 2, 10, 13, 72, 142, 157, 194, 196, 197, 199, 200, 201, Naturschutzgebiet 46, 84, 180, 189, 204, 209 , 197 Lehrpfad 51, 92, 198 Neubauernsiedlung 22, 58, 127, 130, Leinweberei 20, 25, 29, 34, 36, 37, 49, 141, 151, 184 56, 66, 69, 96, 98, 110, 113, 127, 163 Neugotik 51, 134, 191 Löß, Lößlehm 3, 7, 14, 15, 16, 42, 48, Neuromanik 156 67, 120, 124, 135, 139, 140, 155, 158, Niederterrasse 3, 8, 172, 174, 197 197, 201, 206, 209 Nordischer Krieg 1700—1721 138 Lokator 20, 24, 34, 49, 65, 90, 110, Novemberrevolution 1918 105 118, 120, 124, 128, 141, 155, 162, Oberflächenform 1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 1 1 , 193. 195- 207 *3, !4. !5, l 6 . 17. 28, 29, ,35, 37, 38, Magerrasen 17, 18 39, 42, 44. 46, 47. 4 8 . 54. 59, 63, 64, Mahlzwang 25, 167 72, 73, 89, 92, 94, 112, 115, 116, 1 3 1 , Manufaktur 22, 46, 98, 173 133, 135, 139, 140, 142, 144. 145. Markgraf 53, 94, 100, 118, 137, 140, 146, 147, 148, 149, 151, 152, 156, 141, 142, 158, 171, 184, 196, 201, 158, 161, 184, 186, 187, 189, 191, 209 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 203, 204, 205, 206, 209 Markt, Jahrmarkt 56, 95, 96, 98, 99, Oberkreide 2, 10, 13, 137, 157, 194, 107, 155, 158, 160, 164 199, 201, 204, 206 Maschinenausleihstation 107 Observatorium 1 1 2 Maschinenbau 8, 46, 103, 172 Melioration 22, 67, 68, 89, 91, 110, 124, Obstbau 2, 3, 8, 10, 91, 143, 145, 174, 186, 188, 191, 200, 201 126, 1 3 1 , 139, 148, 155 Metallwarenherstellung 90, 100, 102, Obstbauforschung 10, 179, 191 Ortsnamenerklärung 24, 25, 31, 34, 37, 103, 129, 130 4°. 49. 52, 56, 61, 65, 68, 90, 91, 94, Mittelalter 20, 68, 77, 80, 100, 132, 110, 1 1 3 , 123, 124, 128, 133, 137, 146, 173, 184, 186, 191 139, 141, 142, 145, 147, 150, 155, Molkerei 92, 109 1 57> 162, 165, 169, 1 7 1 , 172, Motorenherstellung 62, 105 Mühle s. Schiffsmühle, Wassermühle, 173, 175, 184, 186, 188, 193, 195, Windmühle 196, 201, 207, 208, 209 Mülldeponie 37 Ostkolonisation, -expansion 7, 20, 24, Münzfund 65, 137 34, 68, 120, 186 Museum 102, 175, 202, 212 Paläozoikum 13, 194 Papierherstellung 43, 97, 147, 164, 170, Naherholungsgebiet 10, 19, 29, 70, 206 87, 88, 89, 92, 168, 179, 180, 195, 196, 206 Pappel-Hartholzauwald 3, 182 Nahrungs- und Genußmittelindustrie Parabraunerde s. Braunerde Park 44, 51, 57, 59, 72, 88, 97, 130, 141, 37. 130 161, 163, 164, 175, 176, 177, 178, Naßwiese 30 179, 180, 201, 202, 205, 206, 2 1 1 Nationales Aufbauwerk 202 243
P e g e l 116, 166 Pendler, P e n d e l v e r k e h r 1, 28, 32, 37, 112, 113, 119, 131, 138, 141, 142, 146, 161, 164, 172, 186, 193, 203 Pfeif engraswiese 17, 18 P f e r d e h a l t u n g 112 Pflanzensukzession 181, 182 Platzdorf 8, 24, 123, 145, 184, 186, 194, 196, 203 Pleistozäne A b l a g e r u n g 10, 13, 14, 15, 16, 28, 29, 31, 39, 42, 59, 64, 71, 112, 124, 131, 145, 150, 1 5 1 - 1 5 3 . 155> 158, 162, 164, 165, 1 7 1 , 174, 180, 192, 201, 202, 208, 2 1 1 P o d s o l 15, 16, 131 P o l i k l i n i k 106, 109, 161 P o r p h y r i t 14, 135, 148, 149, 194 P o r p h y r t u f f 13, 16, 135, 148, 149 Porschendorf er S t ö r u n g 199 P r ä k a m b r i u m 13, 35, 42, 194 P r o d u k t i o n s g e n o s s e n s c h a f t des H a n d w e r k s 71 Q u a r t ä r 48 Quarz, Q u a r z i t 28, 48, 60, 63, 153 Q u a r z g l i m m e r f e l s s. G r a u w a c k e h o r n fels Quelle, s. a. Heilquelle, 74, 95, 1 1 5 , 1 1 8 , 139, 150, 195 R a n k e r 15, 16, 197 R a t h a u s 96, 99 R e f o r m a t i o n 49, 123, 186, 208 Reihendorf 20, 24, 56, 68, 155, 162, 208 Renaissance 5 1 , 102, 127, 128, 159, 160, 163 Reparaturwerkstatt, Technikstützp u n k t 91, 130, 147, 161 R i n d e r m a s t , M i l c h v i e h h a l t u n g 22, 27, 34- 35. 39. 59, 71. 91. 107, 123, 128, 130, 131, 135, 139, 156, 158, 164, 185, 186, 193, 197, 209, 2 1 1 R i t t e r g u t 8, 20, 21, 22, 25, 29, 33, 34, 40, 41, 49, 51, 52, 56, 57, 58, 59, 61, 62, 65, H O , 112, 113, l l 8 , 124, 126, 127, 137, 140, I 4 I , 142, I44, 145, 146, I47, 150, 156, 157, I59, 162, 163, 164, I72, I75, l88, I95, 201, 204, 207 244
Röhricht 3 R o k o k o 70 R o m a n i k 53 R o m a n t i k 44, 189 R o t f r o n t k ä m p f e r b u n d 106 Rotliegendes 13, 135, 137, 139, 148, 149, 194 Ruderalf lora 171^ Rüstungsindustrie s. F a s c h i s m u s Rundling, R u n d d o r f 142, 200, 209 Saalekaltzeit 3, 73, 1 1 6 Sage 36, 65, 66, 1 1 7 , 118, 120, 150, 159 Sandstein 2, 16, 48, 50, 56, 58, 70', 90, 99, 102, 1 1 1 , 112, 113, 120, 121, 127, 137. 138 141. 147. H 8 . 149. 153. ! 5 7 , 160, 165, 192, 199, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 2b8, 209, 2 1 1 , 212 Sandsteppenvegetation 5 Saugarten s. W i l d , -schaden Schäferei 40, 49, 113, 124, 135, 146, 162, 195, 201, 202, 207 S c h i f f a h r t 10, 116, 166, 168, 170, 173, 179 Schiffsmühle 166, 167, 172, 201 Schloß 3, 8, 10, 20, 22, 48, 49, 51, 52, 56, 57, 58, 99, 100, 102, 106, 107, 144, 146, 158, 159, 162, 163, 164, 168, 170, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 192, 200, 201, 202 S c h l u c h t w a l d 189 Schmelzwassersedimente 14, 15, 16, 64, 73, 116, 131, 152, 153, 155, 192, 193 Schule 33, 34, 36, 38, 41, 49, 53, 58, 60, 62, 65, 71, 90, 97, 107, 109, 112, 113, 121, 124, 129, 134, 137, 140, 141, 144, 157, 159, 160, 163, 164, ' 167, 168, 170, 172, 174, 179, 193, 202, 208, 210 Schweinemast, - z u c h t 22, 52, 71, 123, 128, 130, 131, 135, 139, 147, 161, 164, 198, 208 Schwemmlandvegetation 3 S e i d e n r a u p e n z u c h t 173 Senftenberger E l b e l a u f 59 Siebenjähriger K r i e g 80, 81, 85, 138 Slawen 7, 8, 24, 25, 132, 141, 165, 191
Sorben s. Slawen Sozialdemokratische Partei Deutschlands 34, 105, 133, 191 Sozialistengesetz 105, 191 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands 52, 106, 133, 179 Sozialistischer Wohnungsbau 23, 39, 87, 94, 109, 130, 1 5 1 , 180 Sozialökonomische Struktur 1, 8, 1 1 , 20, 3 1 , 34, 36, 37, 40, 49, 56, 66, 69, 70, 90, 110, 1 1 3 , 1 1 4 , 124, 127, 129, 133, 140, 147, 165, 167, 1 7 1 , 172, 173, 175, 200, 203, 207 Sporthalle, -platz 34, 46, 88, 97, 106, 1 2 1 , 168, 170 Staatliche Arztpraxis s. Poliklinik Steinbruch 28, 3 1 , 35, 37, 39, 42, 1 1 6 , 1 1 7 , 148, 149, 157, 199, 207, 2 1 1 Steinkreuz 48, 66, 120, 127, 129, 137, *55. l57> !6O, 202, 207, 209, 2 1 1 Steinzeit 7, 19, 54, 80, 2 1 1 Stieleichen-Hainbuchenwald 18, 30, 84 Straßenbahn 134, 138, 144, 168, 170, 172, 179 Straßendorf, Straßenangerdorf 8, 36, 133, 1 7 1 , 172 Streik 105, 106 Stromschnelle 35 Sumpfwiese 30, 120, 155 Tal, -form 2, 3, 5, 7, 8, 10, 1 1 , 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 29, 30, 3 1 , 32, 35, 36, 39, 4 2 , 44. 4 6 . 47. 4 8 . 51, 56, 60, 61, 63, 73, 85, 90, 91, 92, 94, 95, 97, 110, 1 1 2 , 1 1 5 , 116, 118, 120, 124, 128, 1 3 1 , 133, 135, 139, 140, 1 4 1 , 142, 145, 146, 147, 157, 158, 162, 174, 180, 181, 184, 186, 188, 189, 191, 194, 196, 197, 198, 204, 205, 206, 207, 209, 2 1 1 , 212 Talglatthaferwiese 3, 30, 182 Teich 28, 29, 36, 51, 56, 57, 61, 65, 67, 68, 69, 74, 75, 91, 92, 102, 110, 118, 120, 123, 126, 1 3 1 , 132, 137, 138, 139, 142, 146, 147, 150, 1 5 1 , 153, 160, 161, 162, 177, 178, 179, 186, 193, 198, 199, 201 Teichwirtschaft 21, 28, 57, 66, 67, 69, 74, 110, 124, 126, 150
Tektonik 2, 10, 13, 14, 48, 1 1 7 , 148, 157, 189, 194, 199, 204, 205 Terrasse, s. a. Heidesandterrasse, Niederterrasse, 2, 8, 29, 42, 68, 1 1 3 , 163, 201, 202, 209, 2 1 1 Tertiär 10 Textilindustrie 43, 103, 1 1 2 , 127 Textilveredlung 43, 98, 107 Theater 133 Tierwelt, s. a. Insekten, Vogelwelt, 5, 28, 29, 43, 51, 74, 80, 110, 1 7 1 , 179, 182, 183, 188, 192, 193, 198, 200, 206, 2 1 1 Tilke 3, 196 Torfwiese, -stich 3 1 , 163 Traubeneichen-Buchenwald 1 1 , 17, 46, 84, 189 Traubeneichen-Hainbuchenwald 47 Trockenbuschgesellschaft 192 Trockenrasen 5 Trockenwerk, Mischfutterwerk 22, 27, 35 Tudorstil 174 Ulmen-Hartholzauwald 3, 182 Umgebinde 38, 66, 129, 143, 156, 2 1 1 Varistische Gebirgsbildung 13, 1 1 6 Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe 92 Verlandungsvegetation 47 Verwerfung 2 Verwitterung 42, 43, 48, 64, 67, 73, 84, 91, 1 1 8 , 124, 1 3 1 , 135, 139, 145, 148, 149, 155, 165, 204, 205, 207 Völkerwanderungszeit 7, 20, 90, 1 3 2 Vogelschutzgebiet 92 Vogelwelt 47, 74, 75, 92, 110, 150, 162, 1 7 1 , 178, 182, 183, 188, 192, 193, 198, 199, 200, 202, 206, 2 1 1 Volkseigenes Gut 8, 22, 52, 59, 156, 164, 167, 179, 208 Vorort 1, 2, 8, 10, 72, 134, 144, 168, 170, 179 Vorwerk 8, 20, 29, 33, 57, 60, 69, 89, 91, 92, 94, 103, 106, 107, 120, 123, 125, 146, 147, 150, 158, 162, 165, 173, 184, 185, 188, 193, 196, 201, 202, 206, 207, 208 Vulkanismus 13, 148, 149 245
Waldhufendorf 20, 24, 31, 34, 37, 40, 49, 52, 56, 61, 65, 68, 69, 71, 90, 110, 1 1 3 , 120, 124, 128, 129, 135, i s 0 . i s s , isy, l 6 2 . 193, 194 Wanderweg 84, 87, 88, 168, 179, 180, 1S6, 189, 195, 199 Wasserburg 20, 51, 158, 159, 163 Wasserfall 87, 1 1 5 , 1 1 6 Wassermühle 2, 21, 25, 29, 3 1 , 32, 34, 35. 38, 39, 4°. 42, 43. 44- 4&. 49, 56, 57, 61, 62, 67, 68, 69, 74, 77, 80, 89, 90, 91, 94, 96, 98, 102, 110, 1 1 1 , 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 116, 1 1 7 , 126, 127, 128, 130, 132, 133, 135, 137, 146, 147, 155, 160, 162, 165, 1 7 1 , 172, 173, 174, 184, 186, 188, 189, 191, 193, 201, 204, 205, 206, 207, 2 1 1 Wasserscheide 2, 39, 63, 64, 1 1 5 Wasserversorgung 3, 95, 96, 104, 1 1 5 , 147, 174, 186, 198 Weichselkaltzeit 3, 174 Weinbau 8, 10, 1 1 , 143, 144, 145, 147, 172, 179, 184, 191, 192, 200, 201 Weinpresse, Preßhaus 144, 147, 172, 179, 191
246
Wild, -schaden 21, 24, 5 1 , 52, 77, 80, 81, 84, 85, 89, 118, 119, 120, 162, 182, 183, 193, 200, 201, 202 Windmühle 124, 1 4 1 , 193 Wochenendsiedlung 62, 70, 135, 138, 191, 200 Wüstung 20, 40, 65, 120, 123, 124, 132, 1
5°.
1
57>
l 6
9
Zeidlerei 21, 80, 119, 200 Zeilendorf 118, 133, 141, 201 Ziegelei 39, 57, 60, 64, 90, 91, 92, 146, 164, 193 Zunft 22, 96, 102 Zweiglimmergranodiorit 10. 13, 14, 28, 29, 3 1 , 35, 37, 39, 4'2. 4®> 92, 118, 120, 124, 128, 1 3 1 , 135, 139, 153, 155, 194, 195, 196, 197, 199 Zweiter Weltkrieg 1 1 , 21, 22, 27, 32, 34, 39, 52, 85, 103, 104, 114, 130, 14 1 - !75, !97 Zwischengenossenschaftliche Einrichtung 27, 39, 71, 138 Zwischenmoor 30
l Partie im Seifersdorfer Teil. Stich von Johann Adolph Darnstedt (1769—1844)
3
Parkseite des Schlosses Wachau
4 und 5
Ottendorf-Okrilla. Kohlenmeiler an der Straße nach Lomnitz, beim Aufbau (4) und beim Verkohlungsprozeß (5)
6
Blick vom Eichberg über das Lichtenberger Niederdorf zur Landwehr
7
Pleistozäne Kuppenlandschaft bei Wallroda
g
Stausee am Haarweidenbach in der Dresdner Heide
B e o b a c l i t u n g s h a u s a m Langebriicker S a u g a r t e n
Ii
H ü t t e r t a l mit Großer Röder
13
Glasformengraveur im V E B Glasformenbau Radeberg
14 und 15 V E B Radeberger Exportbierbrauerei. Sudhaus mit Maischpfannen (14) und Gärkeller mit Gärbassin (15)
i6
17
Zusammenfluß von Großer (links) und Schwarzer Röder in Radeberg
Teichhaus auf dem Damm des ehemaligen Langen Teiches bei Kleinwolmsdorf
18
A n s i c h t d e s k ö n i g l i c h e n W e i n b e r g e s in W a c h w i t z . F a r b s t i c h v o n August Richter (1770—1848) im Kupferstichkabinett Dresden
ig
Schloß Schönfeld
Carl
20 und 21 Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf. Aufarbeitung von Analysenproben für die Aktivierungsanalyse (20) und Zyklotron U-120 (21)
22
23
Entenmastanlage am Rossendorfer Teich
Pleistozäne Kuppenlandschaft mit den Harth-Teichen bei Rossendorf
25
Elbinsel sowie Schloß und Dorf Pillnitz. Aufnahme um 1930
gl
•HKRPSI
26 und 27
Schloß Pillnitz. W a s s e r p a l a i s (26) und Innenhof m i t B e r g p a l a i s (27)
28
Elbe bei Hosterwitz mit Kirche „Maria am Wasser" und beim Schloß Pillnitz. Aquarell von Gottlob Christian Hammer (1779—1864)
2g
Keppmühle im Keppgrund
30
Betriebsteil Graupa des V E B Kombinat Arzneimittelwerk Dresden
31
Wesenitztal zwischen Dittersbach und Elbersdorf
33
Obstbaumplantagen zwischen Pillnitz und Oberpoyritz
34
35
Lohengrinhaus in Graupa
Relief „ S a u h a t z " am ehemaligen Jagdschloß Graupa
jö
Gebäude auf der Schönen Höhe bei Dittersbach. Ölgemälde von Gottfried Pulian (1809— 1875)